Archäologische Objekte in Burgenländischen Gemeindewappen

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Archäologische Objekte in Burgenländischen Gemeindewappen ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Jahr/Year: 2001 Band/Volume: 105 Autor(en)/Author(s): Kaus Karl Artikel/Article: Archäologische Objekte in Burgenländischen Gemeindewappen. 181-194 © Landesmuseum für Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at Wissenschaftliche Arbeiten Forscher - Gestalter - Vermittler Eisenstadt 2001 aus dem Burgenland Festschrift Gerald Schlag Österreich (WAB) Band 105 ISBN 3-85405-142-5 ARCHÄOLOGISCHE OBJEKTE IN BURGENLÄNDISCHEN GEMEINDEWAPPEN Karl KAUS, Eisenstadt Hannersdorf Die Gemeinde Hannersdorf mit den Ortsteilen Burg, Hannersdorf und Woppendorf erhielt 1994 das Recht zur Führung des Gemeindewappens1. Die offizielle Verleihungsfeier, verbun­ den mit der feierlichen Einweihung des neuen Gemeindeamtes, fand am 11. Juni 1995 statt. Das Wappenbild wurde von Dr. Heinrich Purkarthofer entworfen und von Dipl. Graphiker Erwin Morawitz gestaltet (Abb. 1). Abb. 1: Gemeindewappen von Hannersdorf „Zwischen schwarzen, durch goldene Zinnen gespaltenen Flanken ein oben und unten ansto­ ßender Römerstein mit goldenem Bord und rotem Feld, darin golden aus einem Akantheros ein Weinstock mit vier Blättern und vier Trauben wachsend.“ Die Zinnen sollen an die urzeitlichen und mittelalterlichen Befestigungen im Ortsteil Burg erinnern, der Römerstein mit Weinranke, der in der Pfarrkirche Mariae Geburt in Hannersdorf eingemauert ist, symbolisiert die alte Weinkultur des Ortes. 181 In der Wappenbeschreibung© Landesmuseum bereitet für Burgenland,das Austria,sonst download nicht unter www.biologiezentrum.atbekannte Wort „Akantheros“ Schwierigkeiten. Vermutlich sind die Begriffe „Acanthus“ und „Kantharos“ hier irrtümlich zu einem Wort zusammengezogen: Acanthus (lat. acanthus, griech. axavOot;) ist die Stachelähre, bzw. der Stachelbärenklau, eine Mittelmeerpflanze, deren Form laut Vitruv das Vorbild für die Ausbildung des korinthischen Kapitells gewesen ist2. Als Kantharos (lat. cantharus, griech. KavOapoq) wurde in der Antike ein Trinkgefäß mit zwei Henkeln bezeichnet. Das Gefäß am Hannersdorfer Römerstein und im Wappen ist aber besser als doppelhenkeliger Volutenkrater, als großes Mischgefäß mit geschwungenen und an den Enden eingerollten Henkeln, zu bezeichnen3. In der älteren Literatur wird immer wieder angeführt, dass die Römersteine in der Hannersdorfer Kirche „gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Burg gefunden wurden“4. Dies beruht aber auf einem Irrtum und einer daraus entstandenen Fehlinformation aus dem Jahr 1929. Gendarmerieinspektor K. Halaunbrenner berichtete nach Recherchen in Burg und Hannersdorf an das Landesmuseum und Bundesdenkmalamt: „[...] teile ich mit, dass der in Hannersdorf in der Kirchenmauer befindliche Stein, wie ich feststellen konnte, vor 40 Jahren in Burg gefunden wurde“5. Der Gewährsmann, der Halaunbrenner dies erzählte, meinte aber einen römischen Reliefstein, der 1885 in Burg entdeckt worden war und über Vermittlung des damaligen Pfarrers von Hannersdorf, Ferencz Lindenmayer (der Mitglied des Altertums­ vereines in Steinamanger war) ins Savaria-Museum kam. Das Relief befindet sich heute noch im Lapidarium dieses Museums6. Die ältesten bisher bekannten Abbildungen der Hannersdorfer Römersteine stammen vom Ödenburger Künstler Franz Storno, der am 23. und 24. September 1870 sowohl den Marmorlöwen, als auch das Weinrankenrelief und andere Details zeichnete (Abb. 2)7. Die römischen Spolien sind so nahtlos in das übrige gotische Mauerwerk eingebunden, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit schon, wie die ebenfalls mitvermauerten romanischen Bauteile, bei der Errichtung der Kirche mit eingebaut worden sind (Abb. 3). Vielleicht waren sie sogar schon in der mittelalterlichen Vorgängerkirche, deren Grundriss 1993 vom Landesmuseum festgestellt werden konnte, sichtbar eingemauert. Weinstock und Löwe sind ja eng mit der christ­ lichen Symbolik der Evangelien verbunden8. Der römische Quader mit dem Volutenkrater und dem Weinrankenrelief, eingemauert im ersten nördlichen Strebepfeiler des gotischen Kirchenschiffes, ist aus Basalt-Tuff9. Dieses Material und andere vulkanische Gesteinsarten sind im römischen Pannonien häufig nachgewiesen. Wegen des Wechsels von harten Einschlüssen in weicheren Gesteinsschichten ist Basalt-Tuff vor allem für Straßenpflaster, Bauquader, Mühlsteine und Mörser verwendet worden. Für Bildhauerarbeiten ist er wegen schwieriger Bearbeitung und unregelmäßiger Verwitterung schlecht geeignet und kommt daher nur sehr selten vor. Der Basalt-Tuff in Savaria und Umgebung stammt überwiegend vom Sagberg, einem Vulkankegel östlich von Särvär10. Der Quader an der Hannersdorfer Kirche ist rundum etwas bestoßen, ca. 79 cm hoch, 33 cm breit und maximal 60 cm dick. Zwei Seiten sind sichtbar, die linke ist unverziert, auf der vor­ deren Schmalseite ist das Relief in einem 56 cm hohen und 17 cm breiten, doppelt gerahmten Feld. Aus dem 17 cm hohen, einfach gestalteten Volutenkrater wächst eine S-förmig geschwun­ gene Weinranke, an der links und rechts noch je eine Traube und ein Weinblatt abwechselnd zu sehen sind. Weitere Blätter oder Trauben nahe der linken oberen Ecke sind durch Beschädigung und Verwitterung verschwunden (Abb. 4). Der Reliefquader stammt von einem Grabbau, entweder von einer Grabkapelle (Aedicula) als flankierender Pfeiler, oder vom Eingangsbereich (Dromos) eines römerzeitlichen Grabhügels mit gemauerter Kammer. Volutenkrater und Weinranke sind unmittelbar mit dem antiken 182 Grabbrauchtum verknüpft. ©Beide Landesmuseum gehören für Burgenland, zur Austria, dionysischen download unter www.biologiezentrum.at Vorstellungswelt, die ein glück­ licheres Jenseits versprach. Das Gefäß enthält das Wasser des Lebens, daraus wächst der Lebensbaum. Das Christentum hat diese antiken Symbole der Unsterblichkeit (Baum, Weinrebe, Efeuranke, Acanthus und Lotos) und der Erlösung (Gefäß mit dem Leben spenden­ den Wasser) übernommen und ausgedeutet: Christus ist der wahre Weinstock, auch die Traube ist Christus, der am Kreuz hängt11. jt r — y + v — - Abb. 2: Franz Storno, Weinrankenrelief von Hannersdorf, Bleistiftzeichnung, datiert 23.9.1870. Abb. 3: Hannersdorf Grundriß der röm.kath. Pfarrkirche Mariae Geburt i -i - gotisches Mauerwerk — romanische Fundamente (1993 festgestellt) Römische und romanische Spolien im gotischen Mauerwerk: 1 - römischer Quader mit Volutenkrater und Weinranke, 2 — romanischer Sandsteinquader, 3 - römische Löwenplastik aus Marmor, 4 - römischer Stampfinörser aus Basalt-Tuff, 5 - romanischer Rundbogen aus Sandstein, 6 - römischer Quader aus Basalt-Tuff. 183 © Landesmuseum für Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at Abb. 4: Hannersdorf, Foto und Umzeichnung des Volutenkrater-Weinrankenreliefs Aus der großen Zahl von Vergleichsstücken zum Hannersdorfer Relief ergibt sich die Datie­ rung vor allem anhand von Funden entlang der Bernsteinstraße von Pannonien nach Italien. Parallelen finden sich in steigender Qualität zum Beispiel in Szombathely12, Sempeter13 und Aquileia14. Danach ist unser Stück ins späte 2. oder in das 3. Jahrhundert zu stellen. Ein aus­ gezeichnetes Beispiel, wie auch das Relief in Hannersdorf in einen Grabbau integriert gewesen sein könnte, ist der Nischengrabstein aus Arnoldstein in Kärnten, jetzt im Landesmuseum in Klagenfurt. Rechts und links der Portraits der Grabinhaber ist je ein Relief mit Krater und Weinranke eingemeißelt15 (Abb. 5). Abb. 5: Grabstein aus Arnoldstein, Kärnten. Doppelportrait, flankiert von Reliefs mit Krater und Weinranke. 184 © Landesmuseum für Burgenland,Schandorf Austria, download unter www.biologiezentrum.at Nach einer Volksbefragung im Jahre 1994 wurde Schandorf am 1.1.1996 wieder selbständige Ortsgemeinde, der am 14. Juli 1998 das Recht zur Führung eines eigenen Gemeindewappens verliehen wurde16. Die festliche Wappenübergabe fand am 4. September 1998 statt. Entwurf und Gestaltung des Wappenbildes stammen von Dipl. Graphiker E. Morawitz (Abb. 6). Abb. 6: Gemeindewappen von Schandorf „In Gold ein roter Dreiberg von ineinandergeschobenen Hügeln, aus dem ein roter Baum wächst, belegt mit drei goldenen Ähren.“ Lebensbaum und Getreideähren sind zum Teil den älteren Gemeindesiegeln entnommen und symbolisieren Land- und Forstwirtschaft und den Arbeitsfleiß der Bevölkerung. Die drei Hügel weisen auf die großen Hügelgräber im Schandorfer Wald und die reiche, oft schwere Vergangenheit des Ortes hin. Im Wald südlich von Schandorf befinden sich 232 Hügelgräber in fünf Gruppen. Die 90 Hügel der Gruppen III und V sind römisch, die 142 größeren Hügel der Gruppen I, II und IV gehö­ ren der Hallstattkultur der älteren Eisenzeit an (Abb. 7, 8). Die Schandorfer Grabhügel sind in der europäischen Urgeschichtsforschung seit dem vorigen Jahrhundert bekannt, als der berühmte ungarische Archäologe Florian Römer beim 8. interna­ tionalen Kongress für Anthropologie und prähistorische Archäologie in Budapest 1876 über die Grabhügel berichtete17. Schon vor 1870 wurden, vermutlich von Graf Stefan Erdödy, die zwei größten, ursprünglich wohl über 20 Meter hohen Hügel II/1 und IV/8 angegraben. Leider sind die Ergebnisse und der Verbleib der Funde heute unbekannt. Wahrscheinlich sind etwaige Grabungsberichte beim Brand des Schlosses Rotenturm 1924 vernichtet worden. 1930 unter­ suchte A. Barb, der Leiter des Burgenländischen Landesmuseums, elf römische Hügel. Anschließend folgte die erste Vermessung der Hügelgräberfelder und 1933 die Ausgrabung des hallstättischen Hügels
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