KomABC 2006-01-B

Projekt "Nationaler ABC-Schutz" Schlussbericht Beilagenband: Berichte der Arbeitsgruppen

30. Januar 2006

Eidgenössische Kommission für ABC-Schutz in Zusammenarbeit mit

und

Eidgenössische Kommission für ABC-Schutz Datum : 30.01.2006 LABOR SPIEZ AP-Nr : 00083 3700 Spiez Bericht-Nr : KomABC 2006-01-B

TITEL Projekt "Nationaler ABC-Schutz" Schlussbericht Beilagenband: Berichte der Arbeitsgruppen

AUTOREN Dr. René Gälli (BMG Engineering AG), S. Wüthrich (CSD Ingenieure und Geologen AG), Dr. Christian Fokas (KomABC) et. al.

PROJEKTLEITUNG Dr. B. Brunner KomABC (Projektleitung) Dr. M. Brossi NAZ, Dr. C. Fokas KomABC, W. Niederer Altregie- rungsrat AI, Dr. H.-J. Pfeiffer HSK, Dr. P.-A. Raeber BAG, Dr. P. Ro- der LABOR SPIEZ, Dr. U. Vögeli Kant. Laboratorium BS, K. Widmer BABS

BERICHT Nr KomABC 2006-01-B

ZUSAMMENFASSUNG Die Eidg. Kommission für ABC-Schutz (KomABC) wurde am 11.12.2003 von der Departementsleitung VBS (DL VBS) mit der Er- arbeitung eines Konzeptes "Nationaler ABC-Schutz" beauftragt. Ba- sierend auf Anträgen der Armee an die DL VBS sowie des Verban- des der Schweizerischen Kantonschemiker an die Departemente VBS, EDI und UVEK hat die KomABC eine Projektskizze erarbeitet, von welcher die DL VBS zustimmend Kenntnis genommen hat. Weil mehrere Departemente beteiligt sind, hat der Chef des VBS die Mit- glieder des Bundesrats an der Sitzung vom 18.02.2004 über das Projekt informiert. Gemäss Auftrag sollte die KomABC ein konsens- und umsetzungs- fähiges, zukunftsorientiertes Konzept "Nationaler ABC-Schutz" mit Vorschlägen für Massnahmen zur Verbesserung des Nationalen ABC-Schutzes in der Vorbereitung und im Einsatz erarbeiten. Basie- rend auf einer Auslegeordnung wurden Lücken aufgezeigt und ent- sprechende konkrete Lösungen vorgeschlagen. Die Hauptakteure auf Stufe Bund und Kanton, deren Aktivitäten und rechtliche Grund- lagen wurden weitgehend einbezogen. Der vorliegende Bericht stellt den Abschluss des Projektes dar. Über die weitere Verwendung und die Umsetzung der Massnahmen wird die Departementsleitung VBS entscheiden.

DESKRIPTOREN NATIONALER ABC-SCHUTZ, KOMABC, PROJEKT

VERTEILER Departementsleitung VBS (anschliessend an die Projektorganisation und weitere Stellen ge- mäss separatem Verteiler)

DIESER BERICHT UMFASST 185 SEITEN

PROJEKT "NATIONALER ABC-SCHUTZ"

BEILAGENBAND: BERICHTE DER ARBEITSGRUPPEN

Liebefeld, 30. Januar 2006

CSD Ingenieure und Geologen AG BMG Engineering AG Hessstrasse 27d Ifangstrasse 11 CH-3097 Liebefeld CH-8952 Schlieren Tel. +41 31-970 35 35 Tel. +41 44-732 92 92 Fax +41 31-970 35 36 Fax +41 44-730 66 22 www.csd.ch www.bmgeng.ch

INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG...... 7 1.1 Arbeitsgruppen 1 - 6 ...... 7 1.2 Arbeitsgruppen A, B, C ...... 7 2. SZENARIENKATALOG - ARBEITSGRUPPE 1 ...... 8 2.1 Allgemeines: Verfasser, Datum ...... 8 2.2 Einleitung ...... 8 2.2.1 Auftrag an die Arbeitsgruppe / Sinn und Nutzen des Szenarienkatalogs ...... 8 2.3 Definition von Szenarien...... 8 2.3.1 Kriterien und Begründung für die ausgewählten Szenarien...... 8 2.4 Gesamtübersicht aller ausführlich dargestellten Szenarien ...... 10 2.5 A-Szenarien ...... 12 2.5.1 Kernkraftwerk Störfall ...... 12 2.5.2 Dirty bomb ...... 14 2.5.3 Drohungszenario für ein A-Ereignis...... 16 2.5.4 A-Waffen Einsatz / Unfall – Explosion am Boden – in Grenznähe zu CH...... 16 2.5.5 Anschlag auf einen Bahntransport mit hoch radioaktiven Abfällen ...... 18 2.6 B-Szenarien ...... 20 2.6.1 Ricin-Anschlag durch Lebensmittel ...... 20 2.6.2 Terroristischer Anschlag mit Pockenviren ...... 21 2.6.3 Drohungszenario für ein B-Ereignis...... 22 2.6.4 Anthrax ...... 23 2.6.5 SARS ...... 25 2.6.6 Laborunfall mit unbeabsichtigter Freisetzung aus Sicherheitslabor BL-3 ...... 26 2.7 C-Szenarien ...... 28 2.7.1 Anschlag auf Transport der Bahn (Sabotage Verkehrsweg)...... 28 2.7.2 Unfall in stationärer Anlage eines chemischen Betriebs ...... 29 2.7.3 Blausäureanschlag in einem Einkaufszentrum (C-Terror) ...... 31 2.7.4 Sarinanschlag auf Abflughalle eines Flughafens (C-Terror) ...... 32 2.7.5 Drohungsszenario für ein C-Ereignis...... 33 2.7.6 Fernwaffenangriff...... 33 2.8 Handlungsbedarf / Fazit...... 36 3. SCHUTZZIELE – ARBEITSGRUPPE 2...... 37 3.1 Allgemeines: Verfasser, Datum ...... 37 3.2 Einleitung: Veranlassung und Randbemerkungen ...... 37 3.2.1 Veranlassung...... 37 3.2.2 Randbemerkungen ...... 39 3.2.3 Schutzziele und Schutzmassnahmen...... 39 3.3 Gesamtbeurteilung der vorhandenen Schutzziele...... 40 3.3.1 Zu berücksichtigende Szenarien ...... 40

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3.3.2 Gesetzliche Schutzziele: Relevanz und Priorisierung ...... 40 3.3.3 Anwendbarkeit und Abdeckung der Szenarien...... 43 3.3.4 Vergleich der Schutzziele A, B, und C...... 43 3.3.5 Definitionen von generellen Anforderungen für fehlende Schutzziele...... 43 3.3.6 Vergleich mit dem Ausland ...... 44 3.4 Festlegung von Schutzzielen ...... 44 3.4.1 Schutzziele in der Prävention ...... 44 3.4.2 Schutzziele in der Akutphase des Ereignisses ...... 44 3.4.3 Schutzziele für die Ereignisbewältigung ...... 44 4. AUFGABEN – ARBEITSGRUPPE 3 ...... 45 4.1 Allgemeines: Verfasser, Datum...... 45 4.2 Einleitung...... 45 4.3 Akteure auf Stufe Bund ...... 45 4.4 Akteure auf Stufe Kanton ...... 47 4.4.1 Regierungsebene...... 47 4.4.2 Ämter, Fachstellen ...... 47 4.4.3 Einzelne Funktionsträger ...... 47 4.5 Einsatzorganisationen und -elemente...... 48 5. INTERNATIONALE AKTIVITÄTEN – ARBEITSGRUPPE 4 ...... 49 5.1 Allgemeines: Verfasser, Datum...... 49 5.2 Einleitung...... 49 5.2.1 Ausgangslage ...... 49 5.2.2 Auftrag...... 49 5.2.3 Zielsetzung des Dokuments...... 50 5.2.4 Abgrenzung...... 50 5.2.5 Die internationale Zusammenarbeit im ABC-Schutz ...... 50 5.2.6 Arten der internationalen Zusammenarbeit ...... 51 5.2.7 Relevante Politiksektoren ...... 52 5.3 Grundlagen...... 53 5.3.1 Nationale Gesetzgebung und Internationale Verpflichtungen ...... 53 5.3.2 Szenarien ...... 53 5.4 Soll-Zustand ...... 54 5.5 Ist Zustand...... 54 5.5.1 Allgemeines...... 54 5.5.2 Hauptakteure und Netzwerke ...... 54 5.5.3 Internationale Aktivitäten und Schweizer Beteiligung...... 56 5.5.4 Internationale Übungen...... 57 5.5.5 Internationaler Vergleich ...... 57 5.6 Analyse...... 57 5.6.1 Übergeordnete Probleme...... 57 5.6.2 Spezifische Probleme und Handlungsbedarf...... 59 5.7 Schlussfolgerungen...... 63

II

5.7.1 EU Vernetzung ...... 63 5.7.2 Koordination und Nutzen von Synergien...... 63 5.7.3 Optimierung der Abläufe bei der internationalen Zusammenarbeit im Ereignisfall ...... 64 6. EREIGNISMANAGEMENT IN DER INDUSTRIE - ARBEITSGRUPPE 5...... 65 6.1 Allgemeines: Verfasser, Datum ...... 65 6.2 Einleitung ...... 65 6.3 Übersicht Ereignismanagement in der Industrie...... 66 6.4 Gesetzliche Grundlagen ...... 66 6.5 Aktueller Stand im Ereignismanagement der Industrie ...... 66 6.5.1 Ziele ...... 66 6.5.2 Organisation ...... 66 6.5.3 Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten...... 66 6.5.4 Entscheidungswege...... 66 6.5.5 Informationsführung...... 66 6.5.6 Detaillierte Aufgaben ...... 67 6.5.7 Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen, Gemeinden und Partnerfirmen ...... 67 6.5.8 Benötigte Mittel...... 67 6.5.9 Stärken / Schwächen...... 67 6.5.10 Folgerungen aus Ereignissen...... 67 6.5.11 Zukünftige Entwicklung...... 67 6.6 Vergleich mit dem nationalen ABC-Schutz in der Schweiz ...... 68 6.7 Handlungsbedarf für den nationalen ABC-Schutz...... 68 6.7.1 Organisation ...... 68 6.7.2 Verantwortlichkeiten und Pendenzen...... 68 6.8 Aufgaben...... 68 6.9 Transport...... 68 7. LOGISTIK – ARBEITSGRUPPE 6...... 70 7.1 Allgemeines: Verfasser, Datum ...... 70 7.2 Einleitung ...... 70 7.3 ABC-Schutzmaterial...... 70 7.3.1 Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS)...... 70 7.3.2 Armee (V) ...... 71 7.3.3 Koordinierter Sanitätsdienst (KSD)...... 71 7.3.4 Armee Apotheke (AApot) und wirtschaftliche Landesversorgung (WL)...... 72 7.3.5 Feuerwehr (FW)...... 72 7.3.6 Polizei ...... 72 7.3.7 Technische Betriebe...... 73 7.3.8 Verschiedenes ...... 73 7.4 Gesamtübersicht...... 74 7.5 Kontaktpersonen...... 75 7.6 Schlussbemerkungen ...... 76

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8. SZENERIENANALYSEN A – ARBEITSGRUPPE A ...... 77 8.1 Allgemeines: Verfasser, Datum...... 77 8.2 Einleitung...... 77 8.3 Szenarienanalyse A ...... 78 8.3.1 Ablauf ...... 78 8.3.2 Kriterien...... 78 8.4 Allgemeine Bewertung der Szenarien...... 78 8.4.1 Eskalation...... 79 8.4.2 Handlungsfelder...... 79 8.4.3 Bewertung / Plausibilität...... 79 8.4.4 Folgerungen ...... 80 8.4.5 Anträge bezüglich Szenarienkatalog ...... 80 8.5 Detaillierte Analyse des Szenario „Dirty Bomb“ ...... 80 8.5.1 Definition des Szenario ...... 80 8.5.2 Ablauf der Szenarienanalyse ...... 81 8.6 Empfehlungen ...... 81 8.6.1 Erkennung von A-Terrorereignissen, Verfügbarkeit von Messkapazität und Freimessung ...... 81 8.6.2 Vorbereitung zur Minimierung des Schadensausmasses...... 81 8.6.3 Einsatzgrundlagen basierend auf dem Dosis-Massnahmenkonzept...... 81 8.6.4 Kommunikation / Infrastruktur ...... 82 8.6.5 Dekontamination ...... 82 9. SZENERIENANALYSEN B – ARBEITSGRUPPE B ...... 83 9.1 Allgemeines: Verfasser, Datum...... 83 9.2 Einleitung...... 83 9.3 Szenarienanalysen B ...... 84 9.4 Allgemeine Bewertung der Szenarien...... 84 9.4.1 Merkmale ...... 85 9.4.2 Handlungsfelder...... 85 9.4.3 Bewertung ...... 86 9.4.4 Folgerungen ...... 86 9.4.5 Anträge...... 87 9.5 Detailarbeiten an den Szenarien „Anthrax“ und „SARS“...... 88 9.6 Erkenntnisse...... 88 9.6.1 Rolle der Kantone ...... 88 9.6.2 Die Rolle des Bundes...... 89 9.6.3 Regionenbildung ...... 89 9.6.4 Ausserordentliche Umstände...... 89 9.6.5 Massnahmen an der Grenze ...... 90 9.6.6 Zwei Führungssysteme...... 90 9.7 Empfehlungen ...... 91 9.7.1 Kompetenzzuweisung – Grundsatzentscheid erforderlich...... 91

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9.7.2 Schaffung eines Kompetenzzentrums...... 91 9.7.3 Ergänzung Führungsstab und Einsatzorganisation Bund ...... 92 9.7.4 Umfassende Meldepflicht sicherstellen ...... 92 9.7.5 Erarbeitung von schweizweit einheitlichen Einsatzgrundlagen...... 92 9.7.6 Kostentransparenz und Sicherstellung von Dienstleistungen ...... 94 10. SZENERIENANALYSEN C – ARBEITSGRUPPE C ...... 95 10.1 Allgemeines: Verfasser, Datum ...... 95 10.2 Einleitung ...... 95 10.3 Szenarienanalyse C...... 96 10.3.1 Ablauf...... 96 10.3.2 Kriterien ...... 96 10.4 Allgemeine Bewertung der Szenarien ...... 96 10.4.1 Eskalation ...... 97 10.4.2 Handlungsfelder...... 97 10.4.3 Bewertung / Plausibilität ...... 97 10.5 Folgerungen...... 98 10.5.1 Anträge ...... 99 10.6 Detaillierte Analysen der Szenarien C-Terror mit Sarin und Anschlag auf Bahntransport...... 100 10.7 Erkenntnisse ...... 100 10.7.1 C-Terrorereignisse aber auch C-Ereignisse erfordern eine kurze Reaktionszeit...... 100 10.7.2 Rolle der betrieblichen, kommunalen und kantonalen Einsatzkräfte bzw. jener des Bundes...... 100 10.7.3 Ort von C-Terror-Ereignissen ...... 100 10.7.4 Auswirkungen von C-Ereignissen...... 100 10.7.5 Sicherheit von Bahntransporten ...... 101 10.7.6 Ereignismanagement in der Industrie...... 101 10.7.7 Fazit Risikodarstellung ...... 101 10.8 Empfehlungen...... 102 10.8.1 Verhinderung von C-Terror Anschlägen...... 102 10.8.2 Erkennung von C-Ereignissen...... 102 10.8.3 Minimierung des Schadensausmasses...... 102 10.8.4 Sanitätsdienstliche Vorbereitungen...... 103 10.8.5 Dekontamination...... 103 10.8.6 Klärung von Zuständigkeiten ...... 103 10.8.7 Standardisierung von Ausbildung und Material...... 103 10.8.8 Überarbeitung des Konzeptes der Chemiewehr-Stützpunkte ...... 103

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TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 2-1 Basisszenarien, Grundlage für die Auswahl von Beispielszenarien...... 9 Tabelle 2-2 Übersicht über die gewählten Szenarien...... 10 Tabelle 2-3 Einheitliche Darstellung aller Szenarien...... 11 Tabelle 3-1 Szenarienkatalog ...... 40 Tabelle 4-1 Akteure auf Stufe Bund ...... 46 Tabelle 7-1 Gesamtüberblick über Anzahl und Zugehörigkeit der wichtigsten Komponenten des persönlichen und kollektiven ABC-Schutzes ...... 75 Tabelle 7-2 Kontaktpersonen ...... 75 Tabelle 8-1 Vergleich der A-Szenarien ...... 79 Tabelle 9-1 Vergleich der B-Szenarien ...... 85 Tabelle 10-1 Vergleich der C-Szenarien ...... 97 Tabelle 10-2 Risiken C-Ereignisse...... 101

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 3-1 Einfluss Schutzziele auf das Risiko...... 38 Abbildung 3-2 Wege der Einwirkung von Chemikalien auf Mensch und Umwelt ...... 42

ANHANG

ANHANG A Abkürzungen ANHANG B Begriffsbestimmungen ANHANG C ARG 1 Szenarienkatalog: Erläuterungen zu A-Szenarien ANHANG D ARG 2 Schutzziele: Gesetzliche Grundlagen, Bemerkungen ANHANG E ARG 3 Aufgaben: Übersicht: Partner und ihre Aufgaben ANHANG F ARG 4 Direkt beteiligte Personen im Bereich des ABC-Schutzes ANHANG G ARG 6 Logistik: Anhänge 1 bis 11 der ARG 6 ANHANG H ARG A Szenarienanalyse A: Auswertung Szenario „Dirty Bomb“ ANHANG I ARG B Szenarienanalyse B: Handlungsbedarf / mögl. Massnahmen Anthrax und SARS ANHANG J ARG C Szenarienanalyse C: Handlungsbedarf / mögl. Massnahmen Sarinanschlag und Unfall/Anschlag auf Bahntransport ANHANG K "EXECUTIVE SUMMARIES" der Bedrohungsanalyse ABC im Rahmen des Projektes "Technisches ABC-Schutzkonzept" des LABORS SPIEZ

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1. EINLEITUNG

1.1 Arbeitsgruppen 1 - 6

In den Kapiteln 2 bis 7 sind die Ergebnisberichte der Arbeitsgruppen 1 bis 6 inkl. Anhänge wie- dergegeben. Die Resultate wurden unabhängig voneinander erarbeitet und stellen Arbeitspa- piere dar. Ziel der Arbeitsgruppen 1 bis 6 war es, in spezifischen Themenbereichen eine Auslegeordnung als Grundlage für die Erarbeitung des Ist-Zustandes zu erarbeiten. Da für diese Aufgabe nur beschränkt Zeit zur Verfügung stand, konnten nicht alle Aspekte vertieft erarbeitet werden. Je mehr Grundlagen in einem Themenbereich bereits vorhanden waren, umso detaillierter fielen die Ergebnisse der entsprechenden Arbeitsgruppe aus. Themenbereiche Arbeitsgruppen 1 bis 6: • Arbeitsgruppe 1 Szenarienkatalog • Arbeitsgruppe 2: Schutzziele • Arbeitsgruppe 3: Aufgaben • Arbeitsgruppe 4: Internationale Aktivitäten • Arbeitsgruppe 5: Ereignismanagement in der Industrie • Arbeitsgruppe 6: Logistik

Die Resultate der Arbeitsgruppen 1 bis 6 sind den Schlussbericht eingeflossen.

1.2 Arbeitsgruppen A, B, C

In den Kapitel 8 bis 10 sind die Ergebnisberichte der Arbeitsgruppen A, B und C inkl. Anhänge wiedergegeben. Ziel der Arbeit in den Arbeitsgruppen A, B und C war die Durchführung einer Szenarienanalyse basierend auf Szenarien aus dem Szenarienkatalog (Kap. 2, Bericht der Arbeitsgruppe 1). Ar- beitsgruppe A behandelte Szenarien aus dem A-Bereich, Arbeitsgruppe B Szenarien aus dem B-Bereich und Arbeitsgruppe C Szenarien aus dem C-Bereich. Es wurden ausgewählte Szenarien des Szenarien-Katalogs mit folgender Zielsetzung im Detail analysiert: • Detaillierte Verifikation der Szenarien • Aufzeigen des Soll-Zustands bezüglich Ereignisbewältigung und Vorbereitung • Aufzeigen des Handlungsbedarfs durch einen Ist/Soll-Vergleich • Vorschlagen von Massnahmen

Die Resultate der Arbeitsgruppen A bis C sind den Schlussbericht eingeflossen.

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2. SZENARIENKATALOG - ARBEITSGRUPPE 1

2.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: P. Roder (BABS LS), Gruppenleiter, Moderation U. Röthlisberger (Fedpol) E. Berger (BUWAL) T. Binz (BAG) P. Suter (AUSB BABS) Datum: 26.08.2005

2.2 Einleitung

2.2.1 Auftrag an die Arbeitsgruppe / Sinn und Nutzen des Szenarienkatalogs

• Abdecken eines breiten Spektrums der Bedrohungen (Unfall, natürliche und zivilisati- onsbedingte Katastrophe, Kriminalität, Terror, machtpolitisches Ereignis) • Die Auswirkungen auf die betroffenen Organisationen bei Bund, Kanton und Gemeinden lassen sich erarbeiten • Die Auswirkungen für den Bevölkerungsschutz lassen sich erarbeiten.

Grundsätzlich sollen nicht überall in der Verwaltung neue Szenarien erarbeitet werden müssen, sondern ein einheitlicher Katalog an ABC-Szenarien steht zur Verfügung. Basis für die Erarbeitung des Szenarienkatalogs bildete die im Rahmen des Technischen ABC- Schutzkonzepts des LABOR SPIEZ erstellten Dokumente „Bedrohungs- und Gefahrenanaly- sen“ in den Bereichen A, B, und C (siehe Anhang K).

2.3 Definition von Szenarien

2.3.1 Kriterien und Begründung für die ausgewählten Szenarien

Einige grundsätzliche Gedanken zur Szenarienauswahl: • Möglichst viele der verschiedenen betroffenen Stellen sind miteinbezogen • Nicht die "worst case" Szenarien werden dargestellt, aber doch Ereignisse mit grossen Auswirkungen (80 %!); sowohl kantonale wie Bundesstellen betreffend. Dabei bestehen aber wesentliche Unterschiede zwischen den A-, B- und C-Szenarien. • Technisch wahrscheinliche Fälle wurden ausgewählt

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Zusätzliche Randbedingungen: • Primär wird der Schutz der Bevölkerung (und ihrer Lebensgrundlagen) betrachtet; auch die Umwelt wird mit einbezogen. • Jedes Referenzszenario wird anhand eines einheitlichen Rasters auf maximal 2 Seiten beschrieben • technischer Unfall und Sabotage / Anschlag gelten - für die Aufgaben im Projekt "Natio- naler ABC-Schutz" - in ihren Auswirkungen als gleichbedeutend • Anonymisierte Szenarien, mehrheitlich ohne Nennung von Örtlichkeiten oder - wenn möglich - ohne Bezeichnung spezifischer A-, B- oder C-Agenzien.

Die ausgewählten Szenarien sollten einfache Quervergleiche zwischen den Bereichen A, B und C ermöglichen. Als Diskussionsgrundlage diente die nachfolgend aufgelistete Tabelle; dabei wurde versucht, Basisszenarien zu finden, die sich mit wenigen Anpassungen für A, B, und C eignen (wenigstens so weit dies möglich ist).

Ereignistyp A B C a Transportunfall x x b Industrie- oder x (KKW) x x Laborunfall, Werkunfall c Terror x x x d machtpolitisches Szenario x x e natürliche Katastrophe Epidemie / Pandemie

Tabelle 2-1 Basisszenarien, Grundlage für die Auswahl von Beispielszenarien

Bewusst verzichtet wurde auf die nachfolgenden Szenarien: 1. Satellitenabsturz, da dieses Szenario heute wenig repräsentativ ist. Nach Auskunft der ESAC befinden sich keine zivile Satelliten mit Radioaktivität in der Umlaufbahn der Erde (wird vom Bereich A der KomABC mit tiefer Priorität behandelt). Speziell sind eine sehr lange Vorphase und die Tatsache, dass die Satellitenbruchstücke sich wahrscheinlich über ein Gebiet verteilen, das grösser als die Schweiz ist. 2. Laborunfall im Bereich A: wird nach den obgenannten Kriterien als nicht relevant be- urteilt 3. Verwaiste, vermisste oder verlorene (?) radioaktive Quellen → vgl. Szenario "dirty bomb" 4. Transportunfall im B: wird nach den obgenannten Kriterien als nicht relevant beurteilt 5. keine Tierseuchen - wird in der Realität gut abgedeckt durch das BVET. Als Risiko wird - insbesondere von Seite BAG - das Szenario einer Tierseuche mit Übergriff auf den Menschen betrachtet; dieses ist im vorliegenden Bericht nicht abgedeckt. 6. Agroterrorismus gegen Pflanzen, welche anschliessend zu Vergiftungen beim Ver- zehr durch den Menschen führen. 7. Kombiniertes ABC-Szenario - wird als zu extrem / utopisch beurteilt - vorwiegend Unsicherheit bei Erkennung! Weisses unbekanntes Pulver - Ist es radioaktives Cäsi- umchlorid, ein biologisches Agens oder eine chemische Verbindung wie Zucker? 8. Keine reinen Kriegsszenarien - berücksichtigt werden aber einige machtpolitische Fälle.

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9. A-Waffenunfall in der Schweiz - hier werden keine A-Waffen gelagert. 10. A-Waffeneinsatz mit Explosion in sehr grosser Höhe → NEMP; wird nicht weiter ver- folgt, da die Bevölkerung nicht direkt betroffen und dies als rein militärischer Einsatz betrachtet wird. ► Wird im technischen ABC-Schutzkonzept beschrieben!

2.4 Gesamtübersicht aller ausführlich dargestellten Szenarien

14 Fälle wurden als Referenz-Szenarien ausgewählt und sind nachfolgend beschrieben: A • Kernkraftwerk-Störfall - Beispiel mit Freisetzung von Radioaktivität mit Vor- warnphase • "Dirty bomb" - Beispiel für spontane Freisetzung von Radioaktivität mit Kon- tamination*) • A-Waffeneinsatz - Explosion am Boden - in Grenznähe zur CH • Anschlag auf einen Bahntransport mit hoch radioaktiven Abfällen B • Ricin-Anschlag durch Lebensmittel • Terroristischer Anschlag mit Pockenviren *) • Anthrax • SARS • Laborunfall mit unbeabsichtigter Freisetzung aus BL 3 C • Anschlag auf Transport der Bahn • Unfall in stationärer Anlage eines chemischen Betriebs • Blausäureanschlag in einem Einkaufszentrum (C-Terror) • Sarinanschlag auf Abflughalle eines Flughafens (C-Terror) *) • Fernwaffenangriff

Tabelle 2-2 Übersicht über die gewählten Szenarien *) Drohungen mit A-, B- und C-Substanzen: Mit Ausnahme der eigentlichen Unfälle (z.B. Störfall in KKW, Laborunfall, Verkehrsunfall) kann / sollte allen andern A-, B- und C-Szenarien einzeln ein eigenes Drohungsszenario vorangesetzt werden. Der Möglichkeiten gibt es sehr viele. Aus diesem Grunde wird nachfolgend in jedem der drei Bereiche ein Drohungsszenario als Beispiel dargestellt; direkt vermerkt in der oben aufgeführten Tabelle.

Zur Bedeutung der Drohung allgemein Im Unterschied zur allgemeinen Bedrohungslage (hier im A-, B- und C-Bereich) geht eine kon- krete Drohung meist der angedrohten Tat als spezielle Vorphase voraus. Eine Drohung stellt bereits einen Straftatbestand dar (StGB – SR 331.0, Vierter Titel „Verbrechen und Vergehen gegen die Freiheit“, Art. 180 ff). Die Art der Drohung hat Einfluss auf die Frage der gerichtlichen, polizeilichen und politischen (Führungs-)Zuständigkeit bei deren Einschätzung, Verfolgung so- wie der Bewältigung bei einer Umsetzung der angedrohten Tat. So besteht ein elementarer Un- terschied zwischen einer Drohung aus rein kriminellen Motiven (z.B. Lebensmittelvergiftung zur Gelderpressung) oder einer solchen, die terroristischen Hintergrund hat.

Die Bedeutung des Sonderstabes Geiselnahme und Erpressung (SOGE) im Zusammenhang mit A-, B- oder C-Drohungen, bzw. -Ereignissen sowie grundsätzliche Überlegungen zur straf- rechtlichen Relevanz von A-, B-, C-Ereignissen wurde diskutiert, jedoch im Rahmen dieses Pro- jektes nicht dokumentert.

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Die Szenarien werden - soweit dies möglich ist - einheitlich dargestellt: • Ausgangslage • Szenario: kurze Beschreibung • Direkte Auswirkungen - mögliche Schäden • Beteiligte Stellen: Betreiber / Kantone / Bund / Weitere / Ausland • Mittelfristige Auswirkungen: Personen-Soziales / Sachen / Umwelt / Infrastruktur / Wirtschaft / Innere Sicherheit • Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit **) Den Szenarien werden Erläuterungen beigefügt, welche auf ähnlich gelagerte Falle hinweisen.

Tabelle 2-3 Einheitliche Darstellung aller Szenarien **) Während sich bei Szenarien mit technischem Versagen oft ein in der Literatur zitierter Wert angeben lässt, hangen terroristische Anschläge vom politischen Umfeld ab. Hier lautet die Aussage lediglich, ob ein derartiges Szenario bereits jemals eingetreten ist!

Es muss aber deutlich darauf hingewiesen werden, dass es sich hierbei um äusserst grobe Ab- schätzungen handelt und sich verschiedene Szenarien sowohl auf Grund menschlichen oder technischen Versagens als Unfälle wie auch als Terroranschläge ereignen könn(t)en.

Anschläge / Terror treten weltweit auf. Die Brutalität der Anschläge von New York (2001) und Madrid (2004) lassen die Befürchtung wachsen, dass terroristische Gruppierungen für Anschlä- ge auch nicht konventionelle Mittel aus dem ABC-Bereich einsetzen könnten. Die Einsatzdoktrin extremistisch-terroristischer Gruppierungen hat sich entscheidend verändert. Während früher Anschläge auf „weiche Ziele“ meist als ideologisch kontraproduktiv eingeschätzt wurden, wer- den heute solche vermehrt und gezielt anvisiert (Tokio, New York, Madrid). Im Falle einer terro- ristischen Drohung mit nicht konventionellen Mitteln sind neben der Bereitschaft, diese auch anzuwenden, deren tatsächliche Verfügbarkeit und die Fähigkeit, diese auch einzusetzen, ent- scheidende Beurteilungsfaktoren. Da die Herstellung eigentlicher Massenvernichtungswaffen auf absehbare Zeit die Kapazitäten terroristischer Gruppierungen übersteigen dürfte, müsste wohl in diesem Kontext eher mit dem Einsatz von CBR-Substanzen (chemisch, biologisch und radiologisch) gerechnet werden. Bei der Beschreibung möglicher Szenarien mit Bezug auf den Einsatz von CBR-Substanzen durch terroristische Organisationen ist zu berücksichtigen, dass nicht solche gewählt werden, die bezüglich Machbarkeit und Eintretenswahrscheinlichkeit von Fachexperten übereinstim- mend als äusserst gering eingestuft werden. Mit dem Sarinanschlag von Tokio wurde die Gren- ze zum Einsatz von CBR-Substanzen bei terroristischen Anschlägen überschritten. Auch wenn die Schweiz und das benachbarte Ausland von solchen Ereignissen bisher verschont blieben, müssen wir in einer Zeitepoche, in der sogar UNO-Hilfsorganisationen oder das Rote Kreuz gezielt angegriffen werden, damit rechnen, ebenfalls Zielscheibe terroristischer Anschläge – auch mit nicht konventionellen Mitteln – zu werden. Die Schweiz weist besondere geographi- sche, politische, infrastrukturelle, wirtschaftliche und «internationale» Merkmale auf (z.B. UNO- Sitz in Genf), die sie im Falle einer terroristischen CBR-Bedrohung in hohem Masse erpress- bzw. verwundbar machen.

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2.5 A-Szenarien

2.5.1 Kernkraftwerk Störfall

Ausgangslage Für die Notfallschutzplanung in der Umgebung der KKW sind bereits Referenzszenarien festge- legt worden. Diese sind in der entsprechenden Aktennotiz der HSK beschrieben (HSK AN 3744). Für die folgenden Überlegungen wird das „Szenario mit Kernbeschädigung und korrekter Funktion der gefilterten Druckentlastung (Venting)“ verwendet. Die Auswirkungen wurden für eine typische Wetterlage berechnet.

Szenario Die Vorphase, also die Zeitspanne von Beginn des Unfalls bis zu Austritt von Radioaktivität, dauert ca. 6 Stunden. Diese Zeit wird genutzt, um Schutzmassnahmen vorzubereiten und zu vollziehen. Die Freisetzung von Radioaktivität erfolgt vorwiegend über Filtersysteme, in denen Iod und Aerosole grösstenteils zurückgehalten werden. Die Dauer der Freisetzung beträgt ca. 2 Stunden. Erkennung: Dieser Ereignistyp wird von Beginn an als A-Ereignis erkannt. Die Behörden werden schon vor dem Austritt von Radioaktivität gewarnt.

Auswirkungen - mögliche Schäden Vor- und Wolkenphase: Das KKW warnt unverzüglich die HSK und die NAZ. Die NAZ warnt die Behörden der Kantone mit Gebieten in Zone 1 und 2, welche ihrerseits diese Warnung an die Gemeinden weiterleiten. Die Bevölkerung der Zone 1 und des gefährdeten Gebietes der Zone 2 wird alarmiert und auf- gefordert, sich auf für den Aufenthalt im Keller/Schutzraum vorzubereiten. Es wird auch darauf hingewiesen, dass der Aufenthalt im Freien noch für einige Zeit (ca. 2 - 3 Stunden) möglich ist. Vor dem Beginn der Wolkenphase wird die Bevölkerung, angewiesen Schutz im Kel- ler/Schutzraum zu suchen und Iodtabletten einzunehmen. Je nach Windrichtung müssen zwi- schen 25 000 und 500 000 Personen geschützt werden. Die rechtzeitige Alarmierung stellt si- cher, dass sich nur wenige Personen während des Wolkendurchzuges ungeschützt im Freien aufhalten. Es muss jedoch mit Fluchtbewegungen und massiven Verkehrsproblemen gerechnet werden. In der Zone 3 bis zu 50 km Entfernung vom KKW wird die Bevölkerung aufgefordert, Türen und Fenster zu schliessen und im Haus zu bleiben. Die Messorganisation der EOR wird aufgeboten und es werden bereits Daten aus der Nahum- gebung des KKW gesammelt (Vergleichswerte "Vorher - Nachher", Erfassung des Wolken- durchzugsgebietes). Die Nachbarländer und die IAEA werden ebenfalls orientiert.

Bodenphase: Nach Durchzug der radioaktiven Wolke werden die Sofortmassnahmen so rasch wie möglich aufgehoben. Es verbleibt - vor allem in Gebieten, in denen es geregnet hatte - eine Kontamination des Bo- dens, welche zur Vermeidung von Grenzwertüberschreitungen vorsorgliche Massnahmen im Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich in einem Gebiet bis ca. 100 km in Windrichtung erfor- dern. Gleichzeitig wird ein intensives Messprogramm aufgenommen, um das tatsächliche Aus- mass der Kontamination zu bestimmen (Bestimmung der Bodendeposition, Erhebung und Mes- sung von Umweltproben, Messungen von Lebens- und Futtermitteln). Massnahmen werden durch den LAR, gestützt auf die Beurteilung der NAZ, dem Bundesrat empfohlen. Dieser ordnet die Massnahmen an, welche durch die LAR-Ämter umgesetzt werden.

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Die Bevölkerung des betroffenen Gebietes wird in einer vom Kanton betriebenen Kontaktstelle psychologisch-medizinisch betreut und es wird eine Hotline für die Beantwortung telefonischer Anfragen eingerichtet. Zu einem späteren Zeitpunkt werden allfällige Dekontaminationsmassnahmen durchgeführt.

Beteiligte Stellen • Betreiber des KKW • Kantonale Stellen: Kantone und Gemeinden der Zone 1 und 2 (KFS, Kantonsarzt, Kantonschemiker/Labor, Chef ACSD, Blaulichtorganisationen wie Polizei (kantonal), Sanität und Feuerwehr, Zivilschutz, techn. Werke, Spitäler) • Bund: EOR (NAZ, HSK, LAR und Bundesämter, BK, Messorganisation); BR. fedpol, gerichtliche Untersuchung durch Bundesanwaltschaft (Untersuchung menschliches Versagen). Subsidiär die Armee, z.B. zur Sicherung • Weitere: Radio- und Fernsehsender (ICARO), SBB / öffentlicher Verkehr, Anbieter von Fernmeldedienstleistungen, Skyguide • Ausland: Behörden der Nachbarländer, IAEA, EU-Länder (ECURIE)

Das Zusammenspiel zwischen den beteiligten Stellen ist im Dokument „Anforderungen an den Notfallschutz in der Umgebung der KKW“ beschrieben.

Mittelfristige Auswirkungen • Personen / Soziales: Es gibt keine Todesfälle oder Verletzten aufgrund der unmittelbaren Folgen der Radioaktivität. Neben den radiologischen Auswirkungen werden aber die psychischen Auswirkungen der Bevölkerung wesentlich sein, welche - gemäss Erfahrungen aus Three Mile Island und Tschernobyl - auch in weiterer Entfernung sich zeigen werden. • Sachen: Das KKW erleidet einen Totalschaden und muss stillgelegt werden. Die Höhe der Schadenssumme hängt von vielen Parametern ab und kann nicht exakt beziffert werden. • Umwelt: Es verbleibt eine Kontamination des Bodens in einem Gebiet, das sich bis ca. 100 km in Windrichtung ausdehnen kann. Die Ausdehnung des Gebietes und das Ausmass der Kontamination hängen stark von den Wetterverhältnissen und insbesondere von der Niederschlagsmenge ab. • Infrastruktur: Wegen der Oberflächenkontamination sind Dekontaminationsmassnahmen erforderlich (z. B. Häuser, Strassen, Spielplätze, Fahrzeuge) • Wirtschaft: Beeinträchtigungen durch Sofortmassnahmen (z. B. in Betrieben, öffentlicher Verkehr), vorwiegend im Gebiet bis. ca. 50 km in Abwindrichtung. Länger dauernde Schäden in der Landwirtschaft / Lebensmittelbereich. Engpässe in der Stromproduktion. • Innere Sicherheit: Vertrauensverlust, Diskussion um Stilllegung aller KKW.

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Das aufgeführte Szenario hat eine Eintretenswahrscheinlichkeit von etwa 10-6 / Jahr

Obiges Beispiel deckt auch den Störfall in einem nahe gelegenen ausländischen KKW ab.

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2.5.2 Dirty bomb

Ausgangslage Bis heute sind weder in der Schweiz noch aus dem Ausland Fälle bekannt geworden, bei denen radiologische Terroreinsätze durchgeführt oder konkret geplant worden wären. Deshalb wird nicht ein typisches Szenario angegeben, sondern ein denkbarer Fall betrachtet.

Szenario Es wird eine „Dirty Bomb“ angenommen, die aus einer Cs-137- Quelle (ca. 1011 Bq (bis 1012)) sowie aus einigen kg Sprengstoff besteht. Die Explosion findet im Freien, an einem hoch fre- quentierten, öffentlichen Ort statt (z. B. am Hauptbahnhof einer grossen Schweizer Stadt).

Erkennung: Annahme, dass die Radioaktivität nach ein paar Stunden erkannt wird. Dies kann entweder durch eine Messung oder durch ein Bekennerschreiben erfolgen.

Die Angst der Bevölkerung vor der Kontamination macht - neben der eigentlichen Explosion - einen wesentlichen Teil der Wirkung aus. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Täter selbst an der Entdeckung der Radioaktivität interessiert sind.

Auswirkungen - mögliche Schäden Bei der Beschreibung der Auswirkungen muss klar unterschieden werden zwischen den Folgen der (konventionellen) Explosion und der Gefährdung, die sich aus der Freisetzung von Radioak- tivität ergibt. Wirkung der Explosion: In einem Umkreis von bis zu 10 m muss mit Todesfällen gerechnet wer- den. Trümmer gehen in einem Umkreis von 100 - 200 m nieder (Verletzungen möglich!). Radiologische Auswirkungen: Gebiet 1: Im Umkreis von ca. 10 - 20 m (Gebiet mit Todesfällen und schweren Verletzungen in Folge der Explosion) ist mit folgenden Dosen zu rechnen: • Inhalationsdosis bis zu ca. 0.5 mSv (diese Dosis kann nicht durch Massnahmen vermieden oder gemindert werden, weil die Radioaktivität erst nach Ende der Wolkenphase, also nach der Inkorporation, erkannt wird). • Externe Dosis im ersten Jahr ohne Massnahmen: bis zu 1 mSv. • Todesfälle und Verletzungen gibt es nur als Folge der Explosion. Die Opfer sind jedoch kontaminiert. (Die Kontamination ist messbar und beträgt bis zu einigen mikroSv/h).

Gebiet 2: In einem Umkreis von einigen hundert Meter in Windrichtung muss mit Überschreitun- gen des Richtwerts für die Oberflächenkontamination (CS) gerechnet werden.

Massnahmen: Gebiet 1: Dieses Gebiet ist aufgrund der Explosion von den Einsatzkräften sofort gesperrt wor- den. Die Schwerverletzten werden von den Rettungsdiensten rasch geborgen und in umliegende Spitäler gebracht. Dadurch werden auch die Rettungswagen sowie die Notfallaufnahmen kon- taminiert. Leicht Verletzte werden vor Ort betreut. Nach Bekannt werden der Kontamination müssen Personendekontaminationsmassnahmen getroffen werden (Duschen / Waschen, Klei- der wechseln). Die Einsatzkräfte müssen freigemessen bzw. dekontaminiert werden (Duschen / Waschen, Kleider wechseln). Die zu erwartenden Dosen sind im mikroSv - Bereich. Messungen und De- kontaminationsmassnahmen sind auch für die Infrastruktur sowie das eingesetzte Material er- forderlich. Gebiet 2: Nachdem die Radioaktivität erkannt bzw. bekannt wurde, wird ein Gebiet in der Grös- se von einigen 100 m in Windrichtung abgesperrt (abhängig von der Wetterlage).

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In diesem Gebiet wird die Bevölkerung aufgefordert, Türen und Fenster zu schliessen und im Haus zu bleiben. Personen, die sich nach der Explosion im Freien aufhielten werden aufgefor- dert, zu duschen und die Kleider zu wechseln. Verkehrsmittel müssen dekontaminiert (abge- spritzt) werden. Die Messorganisation der EOR wird aufgeboten und es wird ein intensives Messprogramm auf- genommen, um das tatsächliche Ausmass der Kontamination zu bestimmen (Bestimmung der Bodendeposition, Erhebung und Messung von Umweltproben, Freimessungen). Die betroffene Bevölkerung wird in einer vom Kanton betriebenen Kontaktstelle psychologisch- medizinisch betreut und es wird eine Hotline für die Beantwortung telefonischer Anfragen einge- richtet.

Folgende Massnahmen / Tätigkeiten gelten auch ausserhalb der direkt betroffenen Gebiete: • Ausserhalb des gesperrten Gebiets führt die Messorganisation der EOR ebenfalls Messungen durch (Kontrolle, Beweissicherung) • Information der Bevölkerung • Umleitungen / Massnahmen im öffentlichen Verkehr.

Beteiligte Stellen • Betreiber des Objektes, auf das der Anschlag verübt wurde. • Vor Ort: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, ev. städtisches Führungsorgan, technische Werke, Gerichtsmedizin, Bezirksanwaltschaft; ev. Zivilschutz • Kantonale Stellen: KFS, Chef ACSD, Kantonsarzt, Kantonschemiker / Labor, Spitäler • Bund: NAZ, BAG, SUVA, Messorganisation der EOR, BR; fedpol, Bundesanwaltschaft; subsidiär die Armee, z.B. zur Sicherung. • Ausland: --

Mittelfristige Auswirkungen • Personen / Soziales: Todesfälle und Verletzte aufgrund der Explosion. Die radiologischen Auswirkungen sind gering, hingegen können die psychischen Auswirkungen auf die Bevölkerung gross sein. • Sachen: Beschädigungen vor allem durch die Wirkung der Explosion. • Umwelt: Ein Gebiet von ca. 1 km in Windrichtung ist geringfügig kontaminiert. Die Ausdehnung des Gebietes und das Ausmass der Kontamination hängen stark von den Wetterverhältnissen und insbesondere von der Niederschlagsmenge ab, sowie auch von der Konstruktion der Bombe. • Infrastruktur: Wegen der Oberflächenkontamination sind Dekontaminationsmassnahmen erforderlich (z. B. Häuser, Strassen, Spielplätze, Fahrzeuge) • Wirtschaft: Beeinträchtigt durch Sofortmassnahmen (z.B. Betriebe, öffentlicher Verkehr). Zudem indirekte Folgen auf den Tourismus. • Innere Sicherheit: im Wesentlichen die gleichen wie durch konventionellen Terror: Verunsicherung / Vertrauensverlust, Verstärkung des Sicherheitsapparates, Bewachung von kritischen Gebäuden / Einrichtungen.

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit: Es ist kein Beispiel für die Existenz oder den Einsatz einer "dirty bomb" bekannt.

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2.5.3 Drohungszenario für ein A-Ereignis

In einem Krisen- und Kriegsgebiet ist eine international zusammengesetzte Schutztruppe zur Friedenssicherung im Einsatz. Eine am UNO-Sitz in Genf einberufene Konferenz soll u.a. über eine politische und gebietsmässige Neuausrichtung in dieser Region befunden werden. Eine im Krisengebiet überregional vertretene, militante Gruppierung befürchtet dadurch erhebliche Nachteile ihres Einflusses und will deshalb diese Konferenz mit allen Mitteln verhindern. Auf einer Videokassette, die einer ausländischen Fernsehanstalt zugesandt wurde, droht die Grup- pierung konkret mit dem Einsatz einer „Dirty bomb“ am Konferenzort. Aus dem besagten Kri- sengebiet ist bekannt, dass im Zusammenhang mit den Kriegswirren grössere Mengen radioak- tiven Materials verschiedener Art verschwunden sind. Auf Grund aller vorliegenden Erkenntnis- se bezüglich Krisengebiet und Militanz der Gruppierung muss ernsthaft mit einer Umsetzung der Drohung gerechnet werden.

2.5.4 A-Waffen Einsatz / Unfall – Explosion am Boden – in Grenznähe zu CH

Ausgangslage Die Situation in Europa ist schon seit einiger Zeit angespannt. Die Aufmerksamkeit in Hinblick auf eine mögliche Eskalation ist erhöht. Aufgrund der angespannten, konfliktträchtigen allge- meinen Lage sind Vorkehrungen (teilweise) getroffen worden (Bsp: Schutzräume, Versorgung / Lagerbestände etc). Die Armee ist in erhöhter Alarmbereitschaft.

Szenario Eine Atombombe mit einer Sprengkraft von ca. 20 kT ist etwa 50 km von der Schweizer Grenze entfernt (unbeabsichtigt?) detoniert. Die Bombe befand sich auf einem Lastwagen, sodass die Explosion sehr viel radioaktiven Staub aufwirbelte, der nun mit dem Winde verweht wird. Die Wetterverhältnisse sind so, dass die Wolke in Richtung Schweiz verfrachtet wird.

Erkennung: Die Explosion einer A-Waffe lässt sich aus der charakteristischen Koinzidenz verschiedener Signale rasch erkennen. Die ersten Hinweise erhält die NAZ in Form einer automatisch generierten Erdbebenmeldung des SED. Die Verifizierung durch entsprechende Nachrichtenquellen bestätigt den Verdacht einer A-Waffenexplosion oder sie kann ihn zumindest nicht entkräften. Aus den vorliegenden Angaben können der Ort und das ungefähre Kaliber der Explosion geschätzt werden.

Auswirkungen - mögliche Schäden Vor- und Wolkenphase Aufgrund erster Ausbreitungsprognosen muss damit gerechnet werden, dass die Wolke ca. 2-3 Stunden nach der Explosion die Schweiz erreicht. Im grenznahen Gebiet verbleibt also keine Zeit für die Vorbereitung von Schutzmassnahmen mehr. In der ganzen Schweiz werden die Behörden unverzüglich gewarnt. Gleichzeitig wird der „Allgemeine Alarm bei erhöhter Gefahr“ ausgelöst. Prompte Kernwaffeneffekte (Todesfälle, Verbrennungen, akute Strahlenkrankheit, Gebäude- schäden) werden im Umkreis von ca. 4 km erwartet. In der Schweiz werden also keine Schäden durch primäre Effekte auftreten. Die Bevölkerung wird angewiesen, Schutz im vorbereiteten und zugewiesenen Schutzraum zu suchen, wobei mit einem Aufenthalt von ca. 2 Tagen zu rechnen ist. Im grenznahen Gebiet gilt diese Massnahme sofort. Für Gebiete in einer Entfernung von mehr als 100 km von der Grenze bleiben ca. 3-4 Stunden für die Vorbereitung bzw. den Bezug. Durch diese Massnahme kann der grösste Teil der externen Dosis vermieden werden. Durch Fluchtbewegungen aus Gebie- ten, in denen Schutzmassnahmen angeordnet wurden, würden sich die Leute unnötigerweise einer zusätzlichen Strahlendosis aussetzen.

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Die Versorgungslage mit Lebensmitteln ist bis zu einem Zeithorizont von 3-5 Tagen nicht kri- tisch. Die Verunsicherung und die Nachfrage nach behördlicher Information sind sehr gross. Ebenso das Bedürfnis nach Kommunikation zwischen den in den Häusern blockierten Men- schen. Durch das Hochfahren der RVK/UKW77-Anlagen wird die Sendeleistung erhöht, womit der Radioempfang in den meisten Schutzräumen möglich wird. Im öffentlichen Verkehr wird der Betrieb eingestellt. Für das Personal wichtiger technischer Inf- rastruktur-Betriebe (Kommunikation, Kraftwerke, Wasserversorgung) oder Produktionsbetrieben mit gravierenden Sicherheitsproblemen im Falle einer Abstellung (Chemie, Stauanlagen etc) kann zonenweise eine maximal erlaubte Aufenthaltsdauer im Gebäude (Schutzfaktor 10) ange- ordnet werden und gleichzeitig die Protokollierung der jeweiligen Aufenthalte zur Dosisbilanzie- rung angeordnet werden. Eine analoge Regelung gilt für Personal im Gesundheitswesen.

Die Einsatzorganisationen der Gemeinden und Kantonen werden angehalten, nur für lebensret- tenden Einsätze die geschützten Standorte zu verlassen, wobei der Aufenthalt im Freien auf eine minimale Dauer zu beschränken ist und die maximale Dosis von 250 mSv nicht überschrit- ten werden darf.

Bodenphase Es verbleibt - vor allem in Gebieten, in denen es geregnet hatte - eine Kontamination des Bo- dens. Es wird ein intensives Messprogramm aufgenommen, um das tatsächliche Ausmass der Kontamination zu bestimmen (Bestimmung der Ortsdosisleistung und der Bodendeposition, Erhebung und Messung von Umweltproben sowie von Lebens- und Futtermitteln). In einem Gebiet von mehreren 100 km in Windrichtung sind Massnahmen im Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich erforderlich. Die Bevölkerung des betroffenen Gebietes muss psychologisch-medizinisch betreut werden. Es sind auch Dekontaminationsmassnahmen erforderlich (Grobdekontaminierung von Ver- kehrswegen, Siedlungsräumen und Objekten).

Beteiligte Stellen • Kantonale Stellen: Kantone und Gemeinden der ganzen Schweiz (KFS, Kantonsarzt, Kantonschemiker/Labor, Chef ACSD, Blaulichtorganisationen und Gesundheitswesen, Zivilschutz) • Bund: EOR (NAZ, HSK, LAR und Bundesämter wie BAG, BFE, BLW oder BVET, BK, Messorganisation EOR), BR, Armee (alle Truppengattungen) • Weitere: Radio- und Fernsehsender (ICARO), SBB / öffentlicher Verkehr, Anbieter von Fernmeldedienstleistungen, Skyguide • Ausland: EU, IAEA, UNO

Mittelfristige Auswirkungen • Personen / Soziales: Prompte Kernwaffeneffekte (Todesfälle, Verbrennungen, akute Strahlenkrankheit) werden im Umkreis von 4 km erwartet. In der Schweiz werden also keine Schäden durch primäre Effekte auftreten. Neben den radiologischen Auswirkungen werden aber die psychischen Auswirkungen der Bevölkerung enorm sein. • Sachen: Keine Gebäudeschäden • Umwelt: Es verbleibt eine Kontamination des Bodens in einem Gebiet, das sich bis ca. 100 km in Windrichtung ausdehnen kann. Die Ausdehnung des Gebietes und das Ausmass der Kontamination hängen stark von den Wetterverhältnissen und insbesondere von der Niederschlagsmenge ab. • Infrastruktur: Wegen der Oberflächenkontamination sind Dekontaminationsmassnahmen erforderlich (z. B. Häuser, Strassen, Spielplätze, Fahrzeuge) • Wirtschaft: Beeinträchtigungen durch Sofortmassnahmen. Länger dauernde Schäden in der Landwirtschaft / im Lebensmittelbereich. Engpässe in der Versorgung.

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• Innere Sicherheit: Verunsicherung / Vertrauensverlust. Mobilmachung der Armee.

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Äusserst niedrig Das obige Szenario deckt sowohl den militärischen Verteidigungsfall wie auch den Unfall mit einer A-Waffe im Ausland ab. Zum Terrorfall: Es ist kein Beispiel für die Existenz oder den Einsatz einer so genannten "Bast- lerbombe" bekannt (ihre Grössenordnung dürfte wesentlich kleiner sein - ca. 1 kT).

2.5.5 Anschlag auf einen Bahntransport mit hoch radioaktiven Abfällen

Ausgangslage Bei Industrie- und Transportunfällen handelt es sich meistens um Kleinereignisse (Störfälle), deren radiologische Auswirkungen meist nur sehr gering sind. Sie liegen primär im Zuständig- keitsbereich der Aufsichtsbehörden und der kantonalen sowie örtlichen Einsatzdienste. Diese Kleinereignisse sind im Wesentlichen mit den normalen Einsatzmitteln der Behörden zu bewäl- tigen. Als Beispiel für ein Ereignis, das nicht mit den normalen Mitteln bewältigt werden kann, wird hier der Anschlag auf einen Transport von hoch radioaktivem Abfall betrachtet.

Szenario Ein bewachter Bahntransport mit hoch radioaktivem Abfall in Spezialbehältern wird auf seiner nächtlichen Fahrt durch einen überraschend auf die Geleise geworfenen, nicht identifizierbaren Gegenstand gestoppt. Teile der Zugskomposition kommen auf einem Brückenübergang zum Stillstand. Unvermittelt wird einer der Wagen durch eine Hohlladungsgranate getroffen, die aus einem Handabschussgerät abgefeuert wurde (panzerbrechende Waffe!). Darauf folgt eine sehr heftige Detonation eines Sprengsatzes, der im Brückengleis versteckt war. Einzelne Wagen, darunter der zuvor direkt angegriffene, werden durch die Wucht der Explosion aus den Schie- nen geworfen und stürzen über die Brücke. Ein Teil der Wagen fällt in das darunter fliessende Gewässer, ein Teil bleibt am Brückenkonstrukt hängen. Rauch steigt auf und wird vom Wind in Richtung einer sich in der Nähe befindenden Ortschaft (nahe der Landesgrenze) getrieben.

Auswirkungen - mögliche Schäden Die Begleitmannschaft des Transportes ist teilweise verletzt und dürfte kontaminiert sein. Die zuerst ausgerückten Rettungskräfte sind zu wenig geschützt und werden kontaminiert. Unklar ist auch, ob – und wenn ja, in welcher Konzentration – sich radioaktive Partikel in die in Richtung der nahen Ortschaft und der Landesgrenze wegziehende Explosionswolke gemischt haben.

Erste Messungen zeigen in der Umgebung des Ereignisortes eine deutlich erhöhte Radioaktivi- tät an. Eine Alarmierung für die Bevölkerung mit dem Aufruf zum Verbleib in den Häusern sowie Schliessen der Fenster und Türen müsste lokal erfolgen. Im ersten Moment ist unklar, ob der beschossene Wagen im Fliessgewässer liegt oder noch immer an den Trümmern der Brücke hängt. Es herrscht Unklarheit, ob hoch radioaktiver Abfall ins fliessende Gewässer gelangen konnte; daher Aufbieten der Messorganisation, Durchführung eines intensiven Messpro- gramms.

Beteiligte Stellen • Betreiber: Transportunternehmer (SBB) • Vor Ort: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Gerichtsmedizin, Bezirksanwaltschaft

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• Kantonale Stellen: KFS, Kantonsarzt, Kantonschemiker / Labor, Chef ACSD, Spitäler • Bund: fedpol, Bundesanwaltschaft, NAZ, BAG, SUVA, BFE, HSK, Messorganisation der EOR; ev. subsidiär die Armee, z.B. zur Sicherung. • Weitere: KKW (direkt dasjenige, welches hochradioaktiven Abfall geliefert hat) sowie übrige KKW in der CH.

Mittelfristige Auswirkungen • Personen / Soziales: Direkte Folgen der Explosion: Patientenanfall (Begleitmannschaft, Ret- tungskräfte) relativ klein, auf Seiten der Bevölkerung der Umgebung noch ungewiss; vorwie- gend psychologischer Art! • Sachen: Materieller Schaden hoch. • Umwelt: Gewässer und Luft können beeinträchtigt sein • Infrastruktur: Bahn / Brücke (als direkte Folge der Explosion) - Bahnstrecke längere Zeit nicht benutzbar, bedingt Umleitungen • Wirtschaft: - • Innere Sicherheit: Diskussion um Betrieb / Stilllegung der KKW wird erneut geführt! Vertrauensverlust; verstärkte Bewachung kritischer Objekte.

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Vorgehen für eine militant-extremistische Organisation technisch mach- und umsetzbar (Be- schaffung von Sprengmitteln und Waffen durch Einbruchdiebstahl in Militärdepots). Eintretenswahrscheinlichkeit nach Einschätzung von Experten derzeit sehr gering.

Ein derartiges Ereignis ist technisch nicht leicht zu bewerkstelligen!

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2.6 B-Szenarien

2.6.1 Ricin-Anschlag durch Lebensmittel

Ausgangslage Luftverkehr und Fluggesellschaften sind als Soft Target mit geringem Aufwand sehr verletzbar. Es entstehen immense direkte Schäden an Leib und Gut. Hinzu kommen sich global ausbrei- tende, unkontrollierbare, panikartige Verhaltensänderungen auf allen Gesellschaftsebenen mit drastischen Folgen für die Wirtschaft.

Szenario Ein Caterer produziert im Ausland für eine nationale Fluggesellschaft 10'000 Portionen einer Dessert-Creme. Diese werden innerhalb von 18 h interkontinental auf 30 Startflughäfen der Fluggesellschaft verteilt. Durch eine unbekannte Täterschaft werden 500 g Ricin dem ganzen Dessert-Batch homogen beigemischt. Jede Portion Dessert enthält 50 mg Ricin. Innerhalb von 36 Stunden werden auf allen 30 Flügen die tödlichen Desserts an Crew und Passagiere verteilt.

Auswirkungen - mögliche Schäden 80% der Fluggäste essen das Dessert, dabei nehmen sie sehr wahrscheinlich eine tödliche Ricin-Dosis auf. 3 - 6 Stunden nach den Mahlzeiten müssen die Fluggäste in den betroffenen Flugzeugen heftig erbrechen; Durchfälle treten auf. Die betroffenen Fluggäste zeigen bereits Vergiftungs-Symptome bei der Landung; an Bord sind keine wirksamen Massnahmen möglich. Betroffene sind weltweit verteilt. An den Landeflughä- fen müssen je etwa 300 Vergiftete auf Intensivstationen der umliegenden Spitäler verteilt wer- den. Die Angehörigen müssen durch Care-Teams betreut werden - auch die Flughäfen von Genf und Zürich sind betroffen.

Anzahl betroffene Personen: nach Schätzungen der tödlichen Dosis dürfte dies zu schwersten bis tödlichen Vergiftungen führen. Fast 100% der Vergifteten sterben innert 3 Tagen (300 Per- sonen pro Flug), es gibt keine wirksame Therapie.

Beteiligte Stellen - Betreiber: Fluggesellschaft(en), Caterer - Kantone: Ereignisdienste (Notärzte, Polizei, Spital, Diagnostiklabors, Feuerwehr, Ge- sundheitsdepartement), Einheiten für die psychologische Betreuung - Bund: BAG, fedpol, Schweiz. Toxikologisches Informationszentrum, BABS (NAZ, LS), EDA Bundesanwaltschaft (gerichtliche Untersuchung, da Sicherheit im Luftverkehr betrof- fen); KSD. - Ausland: Gesundheitsbehörden und Einsatzkräfte in rund 30 Ländern; WHO, OIE, ECDC, EFSA - Weitere: Flughäfen weltweit, Kirche, Medien, Wirtschaft (WTO).

Mittelfristige Auswirkungen - Personen: Todesfälle, psychische Schäden - Sachschäden, Kosten: Kosten medizinische und psychologische Behandlung, soziale Kosten Todesfälle, Einsatzdienste, Logistik, Dekontamination - Umwelt: kaum Auswirkungen - Infrastruktur: kaum Auswirkungen - Wirtschaft: Luftverkehr bei dieser Gesellschaft ist betroffen, weil u.a. die Flugsicherheit nicht mehr gewährleistet ist. Massive Auswirkungen generell auf den Luftverkehr ⇒ wirt- schaftliche Beeinträchtigung enorm (es wird weniger geflogen) - Innere Sicherheit: primär Kontrolle der Caterer verstärkt, vertrauensbildende Massnahmen allgemein der Nahrungsmittelindustrie und Lebensmittelverteiler

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Internationale Sicherheit: Verstärkung, zusätzliche Sicherheitsapparate

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Terroranschläge mit Lebensmitteln wurden bereits mehrfach angedroht aber auch durchgeführt (z.B. S. typhimurium auf Salat). Dies zeigt, dass Lebensmittel unter geeigneten Bedingungen attraktive Medien für die terroristische und kriminelle Freisetzung biologischer Agenzien sind. Es ist mit relativ geringem Aufwand möglich, eine grosse Anzahl von Opfern zu töten und grosse wirtschaftliche Schäden zu verursachen. Deshalb müssen auch Drohungen sehr ernst genom- men werden. Die Wahrscheinlichkeit eines derartigen Anschlags darf nicht unterschätzt werden. Dieses Beispiel kann auch unter die C-Szenarien eingereiht werden.

2.6.2 Terroristischer Anschlag mit Pockenviren

Ausgangslage Seit dem Anthrax-Anschlag von 2001 in den USA gibt es international immer wieder Gerüchte über das Vorhandensein von biologischen Agenzien in terroristischen Kreisen; ein möglicher Ort für einen solchen Anschlag könnte eine internationale Ausstellung sein.

Szenario Terroranschlag an der Schweizer Ferienmesse mit Pockenviren.

Ein Mann im Arbeitskittel fährt mit einem Handwagen durch die Hallen. Grünpflanzen um die Restaurants, die Palmen bei den Karibik-Ständen, sowie einzelne Trennwände besprüht er ausgiebig mit einer Sprühpistole (Virenaerosol, 10 Expositionsquellen). In den beiden Hallen zirkulieren etwa 1500 Personen.

Auswirkungen - mögliche Schäden 11 Tage nach dem Anschlag: erster Verdachtsfall in der CH; Start der epidemiologischen Abklä- rung durch die kantonalen Gesundheitsbehörden sowie BAG; Information an WHO. Nach 13 Tagen: Pockenviren werden durch Laboranalysen bestätigt; zwei neue Fälle in CH; Einrichten einer Hotline zur Information der Bevölkerung und Fachpersonen sowie eines Pockenspitals; Aufbau Impfstellen, Impfung von Medizinalpersonen, Pflege- und Hilfspersonal, Bewachungs- und Logistikpersonen. Nach 14-16 Tagen: 6 neue Fälle in CH; Aufdecken des Zusammenhan- ges mit Ferienmesse; Start Contact Tracing und Quarantäne-Vorgaben, Impfung von Kontakt- personen (Impfprogramm); schwieriger Umgang mit "worried well" (Impfen von Personen mit Kontakt); Reise-Restriktionen; Suche nach Fällen im Ausland. Tage 17-22 nach Anschlag: vier neue Fälle in CH. Tage 23-27: zwei Fälle bei Reiseveranstaltern in der Karibik; Auftreten von Sekundärfällen. Tag 69 nach Anschlag: seit 28 Tagen keine neuen Fälle mehr (2 x 14 Tage, maximale Inkubationszeit); letzter Fall aus dem Spital entlassen; Aufheben von Reiserestriktio- nen durch WHO.

Einige hundert Personen hatten Kontakt mit dem Aerosol. Es traten 15 Index-Fälle (primär infi- ziert) und 22 Sekundärfälle auf. Die Letalität der Indexfälle lag bei 25%. Kein Todesfall bei Se- kundärfällen, keine Tertiärfälle. (Vereinzelte infizierte Besucher aus dem Ausland möglich!).

Die Hallen und darin befindliche Geräte müssen dekontaminiert werden, z.B. Reinigung mit Ja- vel-Wasser. Ambulanzfahrzeuge sowie ganze Spitaleinheiten müssen ebenfalls dekontaminiert werden. Es muss angenommen werden, dass sich virushaltige Partikel über die Lüftung im an- grenzenden Gebiet verbreitet haben. Ein Monitoring muss organisiert werden ► Ausscheiden pockenfreier Zonen!

Beteiligte Stellen

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Betreiber: Messeveranstalter, Firmen (Tourismusbranche) Kantone: Spitäler, Laboratorien, Gesundheitsdepartement (insbesondere Kantonsarzt), Umweltschutzämter, Polizei, Dekontaminationseinheiten, psychologische Einhei- ten Bund: BAG (Information, Impfprogramm), fedpol, Bundesanwaltschaft, EDA; KSD Ausland: WHO, ECDC Weitere: Medien, Wirtschaft (WTO). Mittelfristige Auswirkungen - Personen: Todesfälle und ev. Krankheitsfolgen, Impfkomplikationen (Folgeschäden für Erkrankte resp. Geimpfte) - Sachschäden und Kosten: Kosten medizinische Behandlung, Kosten Einsatzdienste, soziale Kosten der Todesfälle; Dekontamination der Ausstellungshalle(n) und des Mobiliars. - Umwelt: kaum - Infrastruktur: kaum - Wirtschaft: wirtschaftliche Beeinträchtigung enorm - Innere Sicherheit: Verstärkung von Sicherheitsapparat, zusätzliches Aufgebot von Militär, z.B. für Bewachungs- und Überwachungsaufgaben bei kritischen Gebäuden und Einrichtun- gen. - Internationale Sicherheit: Verstärkung der Präventions- und Bewältigungsmassnahmen.

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Ein Ereignis wie geschildert ist möglich. Ob es in der Schweiz je eintritt, ist sowohl von der (Welt-) Politik wie auch vom Verhalten einzelner Individuen abhängig.

Im obigen Szenario wird eine recht geringe Zahl an Todesfällen aufgeführt; in internationalen Beispielen wird teilweise mit wesentlich mehr Fällen gerechnet! (Höhere Infektionsrate mit leich- terer Übertragung Mensch - Mensch / junge Leute sind heutzutage nicht mehr geimpft!) We- sentlich ist in jedem Fall, wie rasch Pocken erkannt werden. Die Diskussionen zu diesem Pockenszenario warfen auch die Frage auf, ob eine vorsorgliche Impfung von Ärzten + Spitalpersonal notwendig wäre, damit eine Impfkampagne im Ereignisfall überhaupt gestartet werden kann?

2.6.3 Drohungszenario für ein B-Ereignis

In einem Kongresszentrum in der Schweiz findet eine Grossveranstaltung statt, die von interna- tional tätigen Pharma- und Biotechnologie-Konzernen durchgeführt wird. Thematisiert ist haupt- sächlich die Weiterentwicklung der Bio- und Gentechnologie. Kurz vor der Eröffnung wird im Briefkasten des Kongresszentrums ein Schreiben deponiert, in dem sich eine bislang unbe- kannte Gruppierung gegen die Weiterentwicklung und den Einsatz der Gentechnologie wendet und mit dem Einsatz von hochpathogenen Mikroorganismen gegen die Veranstaltungsteilneh- mer droht, um für ein- und allemal ein markantes Zeichen zu setzen. Dem Drohschreiben beige- fügt ist ein hermetisch abgeschlossener Beutel mit krankheitserregenden Bakterien, von denen bekannt ist, dass sie über eine längere Zeit in der Umwelt überlebensfähig sind. Eine Analyse des Materials zeigt, dass dieses hoch humanpathogen ist (Anm.: hier in Frage kämen wohl am ehesten Bakterien von Anthrax, Tularemie, Pest, Cholera, Typhus oder Brucellose). Obwohl die Bekennergruppierung noch nicht bekannt ist und ihr Umsetzungswille nicht eingeschätzt wer- den kann, muss auf Grund der Probe davon ausgegangen werden, dass sie Zugang zu den entsprechenden Bakterien hat.

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2.6.4 Anthrax

Ausgangslage Die Ereignisse rund um die Anthrax-Briefe in den USA im Jahre 2001 haben eindrücklich auf- gezeigt, mit welch geringem Aufwand ein grosser wirtschaftlicher Schaden und massive Aus- wirkungen auf die Gesellschaft hervorgerufen werden können. Insbesondere das Auftreten von Nachahmer-Briefen führt hier zu einer massiven Belastung der Gesellschaftsstrukturen. Das Anthrax-Briefszenario ist seither eines der am meisten diskutierten und thematisierten B- Terrorszenarios, welches einem Grossteil der Bevölkerung bekannt ist. Dieser Umstand könnte dazu führen, mikrobiologisch kundige Personen dazu zu animieren, eine B-Terrordrohung her- vorzurufen, die grosse gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen auszulösen vermag, ohne tatsächlich eine reale Gefährdung für den Verursacher und die Bevölkerung zu beinhalten.

Ablauf des Szenarios Ein mit gelblichem Pulver gefüllter Brief ohne Absender an die Geschäftsstelle einer grossen Schweizer Partei wird auf einer Poststelle auffällig, da aus diesem Teile des Pulvers austreten. Der Postbeamte trägt den Brief zu seinem Vorgesetzten, der die Polizei informiert. Der aufgebo- tene Polizist registriert, dass der Brief mit einigen Nadelstichen perforiert wurde und löst einen Anthrax-Alarm aus. Die daraufhin aufgebotene Feuerwehr stellt den Brief unter Vollschutz si- cher und bringt eine Probe an ein dafür spezialisiertes Diagnostiklabor (Regionallabor). Die Fundstelle des Briefes und der Weg des Postmitarbeiters zu seinem Vorgesetzten werden ab- gesperrt.

Die im Diagnostiklabor mit der Probe angesetzte Primärkultur zeigt nach 12 h Inkubation massi- ves Wachstum und dies obwohl die Probe anfänglich für 5 Min. auf 80°C erhitzt wurde. Das Wachstumsmuster auf Selektivmedien lässt zudem darauf schliessen, dass es B. anthracis sein könnte. Der verantwortliche Diagnostiker teilt diesen Befund der verantwortlichen Behörde mit. Diese aktiviert darauf hin den kantonalen Führungsstab, welche beschliesst, die Poststelle, in der der Brief aufgefallen ist, vorübergehend zu schliessen und sämtliche Mitarbeiter, welche mit dem Brief in Kontakt gekommen sein könnten, prophylaktisch mit Cipro zu behandeln.

Diese Massnahmen werden durch die Medien wahrgenommen, die diese auf Ihren Titelseiten präsentieren. In der Zwischenzeit sind drei weitere Briefe der gleichen Machart bei einer Partei und in anderen Poststellen aufgefunden worden. Diese werden wiederum durch die Feuerwehr sichergestellt und die Fundorte grossräumig gesperrt und unter Quarantäne gestellt.

Ein PCR-Test erhärtet den Befund B. anthracis. Eine Probe der Primärkultur wird umgehend an das NANT (nationales Referenzlabor) geschickt. Diese Informationen gelangen an die Presse, die diese umgehend in Meldungen im Radio, TV und Internet verbreitet. Mittlerweile sind dut- zende von Verdachtsbriefen in der Region aufgetaucht, die dazu führen, dass die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr an ihre Kapazitätsgrenze gelangen. Mehr und mehr Einsatzkräfte melden sich krank, aus Angst mit dem Pulver in Kontakt zu kommen. In der Zwischenzeit mel- den sich sowohl Betroffene des ersten Briefes, wie auch Unbeteiligte aus der Bevölkerung, die über Symptome wie Kopfschmerzen, Atemnot und Fieber klagen. Bald sind es Tausende. Das Gesundheitswesen scheint zu kollabieren. Die regionalen Alarmzentralen der Polizei und Feu- erwehr werden mit Anrufen überflutet, die von verdächtigem Pulver berichten. Es herrscht grösste Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung. Postangestellte bleiben ihrer Arbeitsstätte fern. Gleichzeitig verzichten grosse, international operierende Firmen darauf, ihre Post zu bear- beiten, Meetings fallen aus. Es bricht, ähnlich zu der SARS-Epidemie in Hongkong in 2003, ein Run auf OP- und Filtermasken aus. Die vom NANT durchgeführten weiteren B. anthracis-spezifischen PCRs bestätigen, dass es sich um B. anthracis handelt. Allerdings kommen die Spezialisten des NANT zu dem Schluss, dass es sich bei der analysierten Probe um einen nicht-pathogenen Anthrax-Stamm (Impf- stamm) handelt. Das NANT gibt diesen Befund umgehend an die Verantwortlichen des betrof- fenen Kantons bekannt, welche diese Mitteilung via Pressestelle sofort verbreiten.

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In unmittelbarer Folge wird einer Presseagentur ein Bekennerbrief zugespielt, der verlauten lässt, dass man nun vorgewarnt sei und dass das nächste Mal ein virulenter Anthrax-Stamm verbreitet würde.

Das obige Szenario lässt jeweils mehrere Varianten zu: - Auftreten von Anthrax-Briefen das erste Mal weltweit seit 2001 / oder bereits anderswo - apathogener Impfstamm / klinisches Isolat ohne besondere Aufbereitung / waffenfähiges Material - Anzahl Briefe und deren Verbreitung / Anzahl Nachahmer - Panikbedingtes Auftreten von Symptomen innerhalb der Bevölkerung

Auswirkungen - mögliche Schäden Direkte Schäden an Personen sind im Prinzip nicht zu erwarten. Kapazität der Feuerwehr und Polizei ist bald erschöpft. Panik-Reaktionen in der Bevölkerung sind zu erwarten. Die kurz- bis mittelfristigen Auswirkung auf Wirtschaft und Gesellschaft sind hoch.

Beteiligte Stellen Betreiber: Post, allenfalls Empfänger der Briefe Kantone: Einsatzkräfte der Polizei, Feuerwehr, lokale Gesundheitsbehörden, KFS, Umweltschutzämter Bund: BAG, BABS (NAZ, LS), Bereich Verteidigung des VBS, usw. Diagnostiklaboratorien (Regionallaboratorien, Referenzzentrum NANT, …) Weitere: Medien Ausland: WHO

Mittelfristige Auswirkungen Personen-Soziales: Gering im Falle von avirulentem Anthrax-Stamm, hoch im Falle von virulen- tem Anthrax-Stamm; Wirtschaftliche Auswirkungen durch Nachahmer zu erwarten. Sach- und Folgekosten: Kosten Einsatzdienste, Logistik Infrastruktur: Dekontamination Räumlichkeiten, Gebäude

⇒ Wirtschaftliche Beeinträchtigung enorm! Umwelt: Es sind kaum grössere Auswirkungen zu erwarten.

Auswirkungen auf: Informationspolitik, innere Sicherheit (Verstärkung des Sicherheitsapparates, zusätzliches Aufgebot von Militär für Bewachungs- und Überwachungsaufgaben bei kritischen Gebäuden und Einrichtungen), aussenpolitische Beziehungen beeinträchtigt.

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Mit den Anthrax-Attacken in den USA 2001 gibt es einen Präzedenzfall. Es kann nicht ausge- schlossen werden, dass ein ähnliches Ereignis erneut und möglicherweise auch in der Schweiz eintritt. Nach wie vor gibt es Nachahmer-Briefe ohne Krankheitserreger. Der Einsatz eines Brie- fes mit pathogenem Material ist jedoch durchaus denkbar. Es ist aber zu beachten, dass die Anthrax-Anschläge in den USA nach allen bisher bekannten Einzelheiten keinen terroristischen Hintergrund haben. Varianten bezüglich Quelle: Impfstamm oder Bodenprobe aus anthrax-verseuchtem Gebiet o- der waffenfähiges Anthrax.

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2.6.5 SARS

Ausgangslage Die SARS-Epidemie von 2002 / 2003 zeigte, wie rasch eine neue Infektionskrankheit sich nati- onal und international ausbreiten kann (8096 Erkrankungen und 774 (9.6%) Todesfälle in 29 Ländern auf allen fünf Kontinenten innerhalb weniger Monate). Entscheidend für die Eindäm- mung der Epidemie waren traditionelle Public-Health-Massnahmen wie rigorose Isolation von Fällen, Contact tracing und Infektionskontrolle in Spitälern.

Szenario Der Ausbruch in der Schweiz dauert etwa 16 Wochen, umfasst 251 SARS-Patienten und be- ginnt mit einem Index-Fall.

Ende Februar reist ein Geschäftsmann aus dem Ausland zurück in die Schweiz und klagt 5 - 7 Tage später über Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Husten. In Zürich erkranken zu- nächst fünf Familienmitglieder, die im gleichen Haushalt gelebt haben wie der Index-Patient. Weitere 132 Fälle treten auf. Bei 38 handelt es sich um Haushaltsmitglieder von Patienten, 94 Fälle stecken sich im Gesundheitswesen an (Spitalaufenthalt, Spitalbesucher, Gesundheitsper- sonal). Ende April wurden keine neuen Fälle seit 10 Tage gemeldet. Ausgehend von einem 88- jährigen SARS-Patienten auf einer Orthopädie-Abteilung entsteht Ende April / anfangs Mai ein zweiter Cluster von SARS-Fällen (101 neue Fälle mit ähnlicher Entwicklung und Verteilung). Nach 16 Wochen und 20 Tagen (= doppelte Inkubationszeit) wird das Ende des Ausbruchs be- kannt gegeben.

Auswirkungen - mögliche Schäden Die Case-fatality-rate (CFR) beträgt zwischen 14 und 18%. 43% aller SARS-Infektionen betref- fen das Gesundheitspersonal. Zusätzliche Isolations-Einheiten für SARS-Patienten müssen eingerichtet werden (negative pressure rooms), der Zugang zu den Spitälern und deren Dienst- leistungen müssen eingeschränkt und die Schutzmassnahmen für das Personal zwingend vor- geschrieben und kontrolliert werden. Zwei SARS-Spitäler werden bezeichnet. Zusätzlich zu den 251 SARS-Fällen müssen etwa 2´000 vermutete Fälle abgeklärt und insgesamt knapp 25´000 Personen unter Quarantäne gestellt werden (maximal 10 Tage oder bis SARS-Symptome auf- treten, z.B. Fieber). Gegen Mitte des Ausbruches macht sich ein Mangel an Spitalpersonal be- merkbar.

Befürchtungen, dass sich SARS in der Bevölkerung ausbreiten könnte, verbreiten Unsicherheit (community spread). Insgesamt werden fünf Schulen (vorübergehend) geschlossen. Auf den Schweizer Flughäfen wird ein Ein- und Ausreise-Screening aufgebaut (declarations resp. Ther- mal Scanners). Die WHO verfügt Reisebeschränkungen.

Beteiligte Stellen vor Ort: Hausärzte Kantone: Polizei und Rettungsdienste (Sanität), Spitäler, Gesundheitsdepartement (Kantonsärzte), Umweltschutzämter, Laboratorien, interkantonale Zusammenar- beit, Dekontaminationseinheiten Bund: BAG, ev. Unterstützung durch Sanitätstruppen (KSD), Unterstützung Dekontami- nation durch VBS (LS, Kompetenzzentrum ABC) sowie BVET; EDA; EFD mit dem Grenzwachtkorps (zur Sicherung der Grenzen) und Armee für einen allfälli- gen subsidiären Einsatz zur Unterstützung der Polizei bei Quarantänemassnah- men. Politische Führung durch den Bundesrat! Ausland: WHO, ECDC Weitere: UVEK (Verkehr), Forschung und Produktion (Herstellung von Impfstoff) Mittelfristige Auswirkungen - Personen: Todesfälle

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- Sachschäden und Kosten: Kosten für Screening, Quarantäne, persönliche Schutzmassnah- men, Diagnostik, med. Behandlung und Dekontamination. - Umwelt: kaum - Infrastruktur: kaum - Wirtschaft: Ausfälle im Handels-, Verkehrs- und Tourismus-Sektor, national und international Image-Verlust - Innere Sicherheit: Kontrollmassnahmen (Flughäfen, Verkehr) - Internationale Sicherheit: Massnahmen zur Prävention und Bewältigung

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Szenario basiert auf realem Ereignis (Toronto!).

Der Fall kann auch auf das natürliche Auftreten eines neuen, unbekannten Erregers wie Vogel- grippe (Vogelgrippepandemie - Virus von Mensch zu Mensch übertragbar!) angewendet werden (wie Szenario an SFU 2005). Dabei würde ein derartiges Szenario aber wesentlich dramati- scher ausfallen und grössere Massnahmen verlangen! Die WHO warnt ausdrücklich vor einer derartigen Vogelgrippe-Pandemie! Im Falle des ungekannten Erregers kommt zusätzlich eine Aufklärungsphase (Labor, Epidemio- logie) dazu.

2.6.6 Laborunfall mit unbeabsichtigter Freisetzung aus Sicherheitslabor BL-3

Ausgangslage Gasexplosion mit Brandentwicklung im BL-3 Bereich eines B-Betriebs mit Forschungs- und Diagnostikaktivitäten (u.a. bakterielle Erreger der Gruppen 2 und 3, wie Brucella spp., Coryne- bacterium diphtheriae, Coxiella burnetti, Mycobakterium tuberculosis, Neisseria meningitidis).

Als Brucellosen wird eine Gruppe von ähnlich verlaufenden Infektionskrankheiten bezeichnet, die von Haustieren oder Tierprodukten auf den Menschen übertragen werden.

Szenario Im BL-3 Bereich kommt es zu einer Explosion, in dessen Folge sich alkoholhaltige Desinfekti- onsmittel entzünden und einen rasch um sich greifenden Brand auslösen. Durch die Explosion wird ein Labormitarbeiter verletzt, der regungslos am Boden liegen bleibt. Ebenfalls durch die Explosion werden mehrere Erlenmeyerkolben mit Brucella abortus Kulturen beschädigt. Die restlichen sich im Raume befindenden Labormitarbeiter verlassen fluchtartig den Raum über die Schleuse, die sie per Notschalter entriegeln. Dadurch kommt es zu einem Alarm in der Sicher- heitszentrale des Betriebs, der ein automatisches Aufbieten der Feuerwehr auslöst. Diese ist in kurzer Zeit vor Ort und rückt in Einsatzkleidung mit Atemschutz zum Schadensplatz vor. Der verunfallte Labormitarbeiter wird durch die Feuerwehr geborgen und ohne weitere Be- handlung unverzüglich in ein nahe gelegenes Spital überführt. Die Feuerwehr beginnt im unmit- telbaren Anschluss daran mit dem Löschen des Feuers. Aufgrund starker Rauchentwicklung werden u. a. Hochleistungslüfter eingesetzt. Dadurch kommt es zu einer starken Aerosolisie- rung der ausgelaufenen B. abortus Kulturen. Da anfänglich keine Massnahmen eingeleitet wer- den, die Löschmittel aufzufangen, gelangen signifikante Mengen an B. abortus via Gang und Treppenhaus in den Keller und von dort über einen Bodenablauf in die Kanalisation (die vorge- sehene Barriere war nicht installiert!).

Der durch den Betrieb aufgebotene Biosicherheitsverantwortliche kann keine genauen Angaben darüber machen, mit welchen Erregern und Mengen am Schadensplatz zum Unfallszeitpunkt gearbeitet wurde. Einige Tage nach dem Ereignis klagen mehrere Einsatzkräfte über Fieber, Kopfschmerzen und Schwächegefühl.

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Direkte Auswirkungen - mögliche Schäden Innerhalb des Laborgebäudes kommt es in unmittelbarer Umgebung des Schadensplatzes zu einer Kontamination mit B. abortus. Ebenfalls stark kontaminiert sind Teile der Einsatzkleidung und des Materials der Feuerwehr. Aufgrund der relativ hohen Überlebensfähigkeit von B. abor- tus in der Umwelt und der sehr geringen infektiösen Dosis besteht eine erhöhte Gefährdung für Personen über kontaminierte Gegenstände und Raumluft. Mitarbeiter des B-Betriebes erkran- ken.

Beteiligte Stellen Betreiber: Labor Kantone: Feuerwehr, Polizei, Gesundheitsdepartement, Umweltschutzämter, B-Berater, Laboratorien (Umweltanalyse); örtlich zuständige gerichtspolizeiliche Ermitt- lungsbehörde Bund: BAG, BUWAL (Störfallverordnung), BABS (NAZ) Weitere: Anwohner, Versicherungsfirma des Labors

Mittelfristige Auswirkungen - Personen: Erkrankte, ev. Infektion von Dritten durch Verschleppung durch die Einsatzkräfte - Sachschäden: Laborkosten, Kosten Einsatzkräfte, med. Behandlung, ev. Kosten für Postex- positionsprophylaxe, Kosten Dekontamination - Umwelt: ev. Kontamination der Kanalisation durch Löschwasser - Infrastruktur: Betriebsausfall (je nach Bedeutung des Labors grössere Auswirkungen: z.B. bei einem nationalen Referenzlabor) - Wirtschaft: gering - Innere Sicherheit: Diskussion über Standorte Bio-Industrie in der CH, bis hin zu Demo und Aufruf von Boykott der Firma.

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Durchaus mögliches Szenario, bedingt durch menschliches oder technisches Versagen.

Obwohl in diesem Beispiel verschiedene mögliche Fehler und Falschverhalten kombiniert wur- den, ist ein derartiger Ablauf nicht auszuschliessen. Dieses Szenario kann auch auf die Freisetzung pathogener Mikroorganismen mit möglicherwei- se unbekannten Eigenschaften (rekombinante Viren der Gruppe 3 oder Polioviren in Phase II des Ausrottungsprogramms - wäre kritisch!) aus einem BL-3 Labor angewendet werden.

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2.7 C-Szenarien

2.7.1 Anschlag auf Transport der Bahn (Sabotage Verkehrsweg)

Ausgangslage Auf Bahn und Strasse werden grosse Mengen an Industriechemikalien befördert.

Szenario Unbekannte sabotieren nachts die Schienen der SBB im Vorfeld eines Bahnhofs, so dass der erste Zug entgleisen wird. Der Güterzug entgleist und ein mit Chlor beladener Kesselwagen (4- achsig, Transporteinheit 47 t) wird durch den Sturz von einer Brücke massiv beschädigt. Eine Chlormenge von 20 t wird innerhalb von 10 Min freigesetzt (bevor der Austritt durch Vereisung versiegt). Im Zug mittransportierte Agrochemikalien (10 t Dünger und 10 t Pflanzenschutzmittel) entzünden sich. Es entsteht vorerst ein Schwelbrand, der nach ca. 30 Min als Feuer erkannt wird. Der Brand der Agrochemikalien führt zu einer Giftwolke, bestehend aus toxischen Brand- gasen wie CO, NOx, HCN, SO2, H2S, NH3.

Auswirkungen - mögliche Schäden Es gilt zu beachten, dass die Wirkung des Chlors stark von der Umgebung und den meteorolo- gischen Verhältnissen abhängt. Im betroffenen Gebiet: Innerhalb einer Fläche von 0.12 km2 tritt im Freien eine Chlor-Dosis auf, die mit mehr als 50% Wahrscheinlichkeit zum Tode führt, falls die Leute nicht behandelt werden. Für Personen im Innern von Häusern mit geschlossenen Fenstern reduziert sich die Gefährdungsfläche auf etwa 0.017 km2. Im angrenzenden Gebiet: In Abwindrichtung sind Reizungen bei Personen mit folgenden Abständen vom Unfallort noch möglich - im Freien bis 6.5 km - in geschlossenen Häusern bis 3 km Mit Geruchsbelästigungen ist über 11 km zu rechnen. Durch die hohen Temperaturen steigt die Giftgaswolke auf, so dass die Gefährdung durch die entstehenden Brandgase gegenüber der Wirkung des vorher freigesetzten Chlors vernachläs- sigt werden kann. Die Feuerwehr (mit Atemschutz) bekämpft das Feuer; zudem versucht sie, den Chlorgasnebel mit Sprühwasser niederzuschlagen. Das Gebiet um den Unfallort muss abgesperrt werden, der Verkehr wird während Stunden grossräumig umgeleitet. Über Radio wird die Meldung verbreitet "Türen und Fenster schliessen, Personen sollten sich nicht im Freien aufhalten".

Beteiligte Stellen Betreiber: Transportunternehmung (SBB) inkl. ihren eigenen Einsatzkräften / -mittel (Lösch- und Rettungszug) Kantone: Einsatzkräfte (Feuerwehr, Polizei, Sanität, kant. Einsatzstelle für Störfälle), Spital, Care-Team; kantonal-örtlich zuständiges Untersuchungsrichteramt Bund: NAZ, BUWAL (als Adressat für den Störfallbericht), fedpol Weitere: Bundesanwaltschaft (politisch motivierte Tatbegehung) Radio (SF DRS und Lokalradios) Ausland: ---

Mittelfristige Auswirkungen Während der Chlorfreisetzung besteht eine akute Gefährdung der Bevölkerung. Personen: Tote und Verletzte

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Unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 1'400 Personen/km2 (städtisches Gebiet) und der Annahme, dass sich ca. 10% davon im Freien aufhalten oder bei offenem Fenster schlafen, leitet sich (basierend auf MET3 und Effects4) folgendes Schadens- potential ab: - ca. 100 Todesfälle bei unbehandelten Personen, - gegen 1000 Personen mit teilweise massiven Reizungen, - Die Anzahl der durch das Ereignis psychisch belasteten Personen dürfte hoch sein.

Sachschäden und Kosten: Kosten Einsatzkräfte, med. Behandlung und Betreuung; Kosten Sa- nierung Boden und Wasser.

Umwelt: durch das Ausfliessen der Agrochemikalien und durch das Löschwasser erfolgt eine Verschmutzung des Bodens, des Oberflächenwassers sowie der Luft. Löschwasser gelangt in den nahe am Unfallort vorbei fliessenden Fluss.

Infrastruktur: Schäden an Transportweg und Transportmittel, Sanierung verschmutztes Erdreich der Uferpartie.

Wirtschaft: Ereignis kaum von grosser Bedeutung Innere Sicherheit: Neben der Diskussion über Sabotagemöglichkeiten und Verhütung wird auch die Thematik des Transports gefährlicher Güter aufgegriffen!

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Einerseits sind derartige Sabotageakte an Transporteinrichtungen bereits geschehen, anderer- seits sind solche Störfälle bei Zugsentgleisungen weltweit bekannt. Das obige Beispiel wurde in der Szenarienanalyse durchdiskutiert, wobei hier nur die Chlorfrei- setzung behandelt wurde. Das Szenario ist auch als Unfall (Schienenbruch / Ermüdungsschaden einer älteren Weiche) denkbar, mit analogem Verlauf und mit denselben Auswirkungen.

2.7.2 Unfall in stationärer Anlage eines chemischen Betriebs

Ausgangslage Chemische Industrie in städtischer Umgebung, Produktionsphase

Szenario Ein kritisches Ereignis bildet die Freisetzung von Chemikalien - atmosphärische Ausbreitung brennbarer und toxischer Gasen / Dämpfen / Aerosolen Ablauf: Aus einem Reaktionskessel in einem chemischen Betrieb werden wegen einer Fehlma- nipulation brennbare Dämpfe freigesetzt. Dies führt zu einer Explosion im Fabrikgebäude, zu Folgebränden in der ganzen Anlage. Dabei treibt der Wind toxische Gase und Rauch über die benachbarte Autobahn in eine dicht bewohnte Wohnzone. Löschwasser mit oekotoxischen Chemikalien gelangt in grosser Menge in die Kanalisation.

Sirenenalarm muss für das städtische Gebiet ausgelöst werden (nach wenigen Minuten). Die Bevölkerung wird über Radio aufgefordert, Türen und Fenster zu schliessen und im Innern zu bleiben Eine grosse Anzahl Personen wird exponiert, da das Ereignis zeitlich in die "Rushhour" fällt. Ev. Panik! direkte Auswirkungen - mögliche Schäden wenige Tote und Verletzte beim Betriebspersonal Auswirkungen über einige 100 m - zeitlich wenige Stunden.

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lokal entsteht für die Bevölkerung eine akute Gefährdung - Verätzungen resp. Reizung von Haut und Atemwegen (rund 100 Verletzte), Belästigungen, Auswirkungen auf Asthmatiker.

Löschwasser gelangt in ARA; Notschaltung der ARA wird notwendig. Langzeitschäden mit Kontamination von Boden und Wasser - längerfristig geschädigt.

Sehr grosses Echo in den nationalen und internationalen Medien; Auswirkungen auf Politik.

Beteiligte Stellen Betreiber: Firma Kantone: Einsatzkräfte (Feuerwehr, Polizei, Sanität, kant. Einsatzstelle für Störfälle, Spital, Care-Team. kantonal-örtlich zuständiges Untersuchungsrichteramt (strafrechtli- che Relevanz der Fehlmanipulation) Bund: NAZ, BUWAL (als Adressat für den Störfallbericht) Weitere: Radio (SF DRS und Lokalradios) Ausland: ---

Mittelfristige Auswirkungen Personen / Soziales: - Betriebspersonal: wenige Tote und Verletzte - Bevölkerung: Verletzte (medizinische Betreuung notwendig) Sachen: Schäden an Installationen und Infrastruktur von Gebäuden: > 100 Mio CHF. Betriebsunterbruch über Wochen bis Monate - Diskussion, ob Unternehmen geschlossen wer- den soll(te)! Umwelt: Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft - Sanierung notwendig Infrastruktur Wirtschaft: Betriebsunterbruch, ev. Betriebsschliessung Innere Sicherheit: Diskussion über Standorte chemische Industrie in bewohnten städtischen Gebieten, bis hin zu Demo und Aufruf von Boykott der Firma

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Ein derartiges Szenario ist nach Ansicht von Experten als wahrscheinlich (1:100) einzustufen - human error.

Analoges Ereignis denkbar durch Auslöser wie Erdbeben, Hochwasser oder Terror. Seit dem Inkrafttreten der Störfallverordnung ist in der Schweiz kein "Worst Case" -Szenario vorgekommen; dies hat mehrere Gründe:

Durch die Reduktion der Chemikalienlager und die Produktion von Ausgangsstoffen / Basis- chemie in fernere Länder verlagert sich heute das Risikopotential vom schweizerischen chemi- schen Industriebetrieb vermehrt ins Transportwesen Bahn (Transport über längere Distanzen!) und teilweise auch Strasse.

Da in der Schweiz seit längerer Zeit und auf Grund von sicherheitstechnischen Massnahmen keine grösseren Ereignisse stattgefunden haben, besteht heute aber die Gefahr, dass die An- zahl gut ausgebildeter Einsatzkräfte reduziert wird. Analoges Szenario mit Freisetzung eines penetrant riechenden, aber nicht toxischen Stoff → führt zumindest zu einer Verunsicherung der Bevölkerung und es stellt sich die Frage, wie die Behörden reagieren. Vertraut die Bevölkerung auf die behördlich eingeleiteten Massnahmen?

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2.7.3 Blausäureanschlag in einem Einkaufszentrum (C-Terror)

Lufteintrittsstellen für Lüftungs- und Klimaanlagen sind oft ungeschützt und leicht zugänglich. Ein leichtflüchtiger Schadstoff kann der angesaugten Luft beigemischt werden; er wird sich in- nert kurzer Zeit im ganzen Gebäudekomplex verteilen.

Szenario C-Terroranschlag auf ein Shopping Center während der Haupteinkaufszeit: Ein 20 L Kanister voll flüssiger Blausäure (ca. 13.5 kg) wird in einen der Luftansaugschächte ausgeleert. Direkt betroffen sind jene Gebäudeteile, welche mit einem Frischluftanteil aus dem ausgewählten Luftansaugschacht versorgt werden.

Auswirkungen - mögliche Schäden Die für den Menschen tödliche Dosis wird in einem Gebäudevolumen von rund 8000 m3 er- reicht; die Blausäure breitet sich ideal aus. Alle Personen, die sich im fraglichen Raumvolumen aufhalten, sind direkt betroffen. Orts- bzw. konzentrationsabhängig treten innerhalb von Sekunden bis Minuten Symptome auf: Krämpfe, Erbrechen, Atemnot, Tod.

Beteiligte Stellen Betreiber: Betreiber des Einkaufszentrums resp. einzelne Läden Kantone: Einsatzkräfte (Feuerwehr, Polizei, Sanität, kant. Einsatzstelle für Störfälle, Spital, Care-Team, kantonal-örtlich zuständiges Untersuchungsrichteramt Bund: NAZ, LS + Komp Zen ABC (EEVBS), BAG, fedpol, Weitere: Bundesanwaltschaft (politisch motivierte Tatbegehung) Ausland: ---

Mittelfristige Auswirkungen Personen / Soziales An direkt betroffenen Personen: Tote vor Ort / Intensivpatienten mit schweren Vergiftungen mit wenig Überlebenschancen / leichter Vergiftete, die kurzzeitiger Behandlung im Spital oder am- bulanter Pflege bedürfen An indirekt betroffenen Personen: Die Anzahl der durch das Ereignis psychisch belasteten Per- sonen dürfte relativ hoch sein Sachen Es gibt keine nachhaltige Vergiftung von Gebäudeteilen (Boden, Wände, Decken) und Mobiliar, da über die Lüftung nur gasförmige Blausäure verteilt wird. Die betroffenen Räume können aber nicht mehr benützt werden, bis durch Messungen einwandfrei belegt ist, dass die Konzentration an Blausäure nicht mehr nachweisbar ist.

Sach- und Folgekosten: Soziale Kosten Todesfälle / Kosten medizinische Behandlung / Kosten Einsatzdienste

Umwelt Kaum nachhaltige Schäden für die Umwelt

Infrastruktur: ---

Wirtschaft - Wirtschaftliche Beeinträchtigung: Schliessung des Einkaufszentrums nach dem Ereignis / Verlust an Vertrauen in Sicherheit / Unsicherheit, welche Produkte in den betroffenen Räumen noch im Verkauf bleiben können

Innere Sicherheit Auswirkungen auf innere Sicherheit: Verstärkung von Sicherheitsapparat, zusätzliches Aufgebot von Militär für Bewachungs- und Überwachungsaufgaben bei kritischen Gebäuden und Einrich- tungen.

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Auswirkungen auf aussenpolitische Beziehungen: keine Auswirkung, solange Täterschaft / Auf- traggeber nicht bekannt

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Ein Ereignis wie geschildert ist möglich (vgl. Sarinanschlag 1995 in Tokio). Ob es in der Schweiz je eintritt, ist sehr stark vom politischen Umfeld abhängig.

2.7.4 Sarinanschlag auf Abflughalle eines Flughafens (C-Terror)

Ausgangslage Abflughallen von Flughäfen bieten sich für Anschläge mit toxischen Chemikalien an: geschlos- senes Volumen / viele Personen auf engem Raum / beschränkte Fluchtmöglichkeiten / Durch- einander mit Handgepäck, Kleidungstücken erlaubt getarnten Einsatz.

Szenario Terroranschlag auf Flugplatz mit Nervengift: 1 L flüssiges Sarin wird in einem voll besetzten Warteräumen vor den Terminals ausgeleert.

Auswirkungen - mögliche Schäden Es ist primär der Raum betroffen, wo das flüssige Sarin verdunstet. Durch Türöffnungen und über die Umluftventilation gelangt gasförmiges Sarin auch in andere Räume. Es kommen Leute mit dem flüssigen Sarin in der Pfütze in Kontakt; sie verbreiten flüssiges Sarin, wenn sie selber den Raum verlassen (oder hinaus getragen werden). Im Abwindgebiet, in das die vergiftete Ab- luft ausgeblasen wird, wird kaum eine gefährliche Konzentration erreicht.

Ausbreitung: Gasförmiges Sarin breitet sich mit der Zeit in der ganzen Halle aus; es gibt aber markante Konzentrationsunterschiede (Distanz zur Lache, Luftkonvektion). Die mit flüssigem Sarin vergiftete Bodenfläche ist relativ klein. Da die Flüssigkeit nicht versprüht wird, beschränkt sich die Vergiftung auf Material, Gegenstände oder Körperteile, die direkt mit der Flüssigkeit in Kontakt kommen. Mit Schuhen, Kleidern etc. kann flüssiges Sarin vom Ort des Ereignisses weggetragen werden. Je nach Menge kann dies an weiteren Orten zur Vergiftung von Personen führen.

Anzahl betroffene Personen: Die Zahl der vergifteten Personen ist abhängig davon, wie rasch der betroffene Raum geräumt werden kann. Äusserlich wahrnehmbare Symptome sind: Tränen- fluss, Speichelfluss und Zittern. Ausserdem verspüren die Betroffenen eine Reduktion der Seh- schärfe, eine Verdunkelung des Gesichtsfeldes und Atembeschwerden. Schwere Vergiftungen führen zu Krämpfen, unwillkürlichem Urin- und Stuhlabgang, Atemnot, Kreislaufkollaps, Koma und Tod. Beteiligte Stellen Betreiber: Flughafenbetreiber, Fluggesellschaften und Ladenlokale / Schalter. Kantone: Einsatzkräfte (Feuerwehr, Polizei, Sanität, kant. Einsatzstelle für Störfälle, Spital, Care-Team, kantonal-örtlich zuständiges Untersuchungsrichteramt Bund: NAZ, LS + Komp Zen ABC (EEVBS), BAG, fedpol Weitere: Bundesanwaltschaft (politisch motivierte Tatbegehung) Ausland: ---

Mittelfristige Auswirkungen Personen / Soziales An direkt betroffenen Personen (Anzahl hängt vom Verhalten ab und von den Massnahmen der Einsatzkräfte): Tote / Intensivpatienten mit schweren Vergiftungen, bei denen mit Langzeitfol- gen zu rechnen ist / leichter Vergiftete, die kurzzeitiger Behandlung im Spital oder ambulanter Pflege bedürfen.

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An indirekt betroffenen Personen (Psychose): Die Anzahl der durch das Ereignis psychisch be- lasteten Personen dürfte relativ hoch sein

Sachen Sach- und Folgekosten: Soziale Kosten Todesfälle / Kosten medizinische Behandlung / Kosten Einsatzdienste / Dekontamination Immobilien, Mobiliar. Der betroffene Raum kann nicht mehr benützt werden, bis durch Messungen einwandfrei belegt ist, dass keine toxische Konzentration an Sarin mehr nachweisbar ist. Möglicherweise mit flüs- sigem Sarin vergiftetes Mobiliar (Übertragung durch Kontakt mit vergifteten Gegenständen wie Schuhe, Gepäckstücke, Kleider) ist zu ersetzen.

Umwelt: Kaum nachhaltige Schäden zu erwarten

Infrastruktur: kaum

Wirtschaft: Wirtschaftliche Beeinträchtigung durch den Unterbruch des Flugbetriebs während und nach dem Ereignis / Verlust an Vertrauen in Sicherheit des Flugplatzes / Ausfall von Ar- beitskräften …

Innere Sicherheit: Mögliche Auswirkungen sind: Verstärkung von Sicherheitsapparat, zusätzli- ches Aufgebot von Militär für Bewachungs- und Überwachungsaufgaben bei kritischen Gebäu- den. Auswirkungen auf aussenpolitische Beziehungen: kaum

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Ein Ereignis wie geschildert ist möglich (das Sarin-Attentat in Tokio hat 1995 bereits stattgefun- den!). Ob ein solcher Fall in der Schweiz je eintreten wird, ist stark vom politischen Umfeld ab- hängig. Denkbar wäre ein grösseres Szenario mit dem oben aufgeführten Ablauf, aber zeitgleich auf mehreren (schweizerischen resp. europäischen) Flughäfen.

Ein derartiger Sarinanschlag könnte auch an anderen Orten mit grossen Menschenansamm- lungen (Kongresshalle, Bahnhof oder Einkaufszentrum) erfolgen.

2.7.5 Drohungsszenario für ein C-Ereignis

Bei den Flughafenbetreibern von Zürich und Genf gehen zur Hauptferienzeit gleichzeitig identi- sche Erpresserbriefe ein, in denen ultimativ und kurzfristig eine sehr hohe Geldsumme gefordert wird. Gedroht wird mit der Ausbringung von Sarin in den jeweiligen Abflugshallen. Um die Dro- hung wirksam zu unterstreichen, wird im Erpresserbrief auf eine Örtlichkeit verwiesen, an der eine „Kostprobe“ deponiert worden sei. An der beschriebenen Stelle befindet sich tatsächlich ein kleines Glasbehältnis mit Sarin in hoher Konzentration, vermischt mit einem Mittel, das eine schnelle Verdampfung fördert. Die Erpressung scheint ausschliesslich krimineller Art zu sein; ein politischer Zusammenhang ist nicht ersichtlich.

2.7.6 Fernwaffenangriff

Ausgangslage Fernwaffen sind Waffensysteme, die sich zur Bekämpfung von Zielen auf grosse Distanzen eignen; dazu gehören u.a. ballistische Lenkwaffen. Fernwaffen werden ausschliesslich durch staatliche Akteure eingesetzt.

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Szenario Der Anschlag (terroristisch) bzw. Auslösung des Ereignisses: In einem Staat im Mittleren Osten ist eine militärische Intervention mit europäischer Beteiligung im Gange. Ein Treffen wichtiger Exponenten der an der Intervention beteiligten Staaten findet in Genf statt. Der betroffene Staat schiesst innerhalb weniger Minuten fünf ballistische Lenkwaffen mit chemischen Gefechtsköpfen auf Genf. Fünfzig Kampfstoffkanister à 30 kg des chemischen Kampfstoffes „Sarin“ gehen in einem Zielgebiet mit 4 km Durchmesser auf die Agglomeration nieder.

Auswirkungen - mögliche Schäden Betroffene Fläche: Das Zielgebiet wird als kreisförmig mit 4 km Durchmesser angenommen.

Anzahl betroffene Personen: Ein Einsatz mit Abwurf von 50 Kampfstoffkanistern kann kaum unbemerkt durchgeführt werden. Bis hingegen die Art des Angriffs feststeht, dürfte dennoch geraume Zeit vergehen. Erst die deutlichen Symptome bei Betroffenen werden die entspre- chenden Hinweise geben. Bis dann dürften viele Personen, die sich ungeschützt im Freien auf- gehalten haben, eine lebensgefährdende Dosis aufgenommen haben. Es hängt von der Tages- zeit und der Art des betroffenen Stadtteils, aber auch von der Reaktion der Einsatzkräfte ab, wie viele Personen zu Schaden kommen.

Es wird davon ausgegangen, dass nach 15 Minuten ein Alarm die Bevölkerung veranlasst, bei geschlossenen Fenstern in den Wohn- und Büroräumen zu verbleiben. Somit werden im We- sentlichen diejenigen Personen von einer tödlichen Konzentration betroffen, die sich im Laufe der ersten halben Stunde in einem engeren Umkreis im Freien aufhalten ► ergibt ca. 2000 To- desopfer. Zusätzlich erkranken ca. 5000 Personen vorübergehend.

In angrenzenden Gebieten: In Abwindrichtung müssen die Leute innerhalb einer Fläche von ca. 5 km2 alarmiert werden, wodurch auch dort fast sämtliche Aktivitäten bis zur Verflüchtigung des Sarins in der Kernzone lahm gelegt würden (ca. 1 Tag)

Beteiligte Stellen Betreiber: UN-Sitz in Genf. Kantone: Einsatzkräfte (Feuerwehr, Polizei, Sanität, kant. Einsatzstelle für Störfälle, Spital, Care-Team. Bund: NAZ, LS + Komp Zen ABC (EEVBS); Aufwuchs durch ABC Abwehrtruppen, ev. weitere Truppen für Sicherung; BAG, fedpol, EDA Weitere: Bundesanwaltschaft (politisch motivierte Tatbegehung) Ausland: Staat, von dessen Territorium aus die Lenkwaffen gestartet wurden / die an der Sitzung beteiligten Staaten

Mittelfristige Auswirkungen Personen / Soziales - Tote vor Ort - Intensivpatienten mit schweren Vergiftungen mit wenig Überlebenschancen oder bleibender Behinderung, falls nicht sofort mit der gezielten Antidotbehandlung begonnen werden kann. - leichter Vergiftete, die kurzzeitiger Behandlung im Spital oder ambulanter Pflege bedürfen, aber anschliessend langfristig beobachtet werden müssen. - Die Anzahl der durch das Ereignis psychisch belasteten Personen dürfte hoch sein.

Sach - und Folgekosten: Ausser eventuellen Schäden durch die Explosionen sind keine rele- vanten Schäden an Gebäuden und Infrastruktur zu erwarten

Umwelt: Es sind keine nachhaltigen Schäden für die Umwelt zu erwarten.

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Infrastruktur: Schäden an die direkt getroffenen Örtlichkeiten

Wirtschaft: Wirtschaftliche Folgeschäden die durch Nichtzugänglichkeit einzelner Quartiere entstehen. Im Weiteren würde Genf touristisch über mehrere Jahre an Attraktivität verlieren.

Innere Sicherheit: Verunsicherung der Bevölkerung.

Aussenpolitische Beziehungen: Akt des Staatsterrors - ein Geschäft für den UN-Sicherheitsrat.

Hinweis bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit Der geschilderte Einsatz ist technisch möglich. Allerdings gibt es vorläufig keine Staaten oder politische Gruppierungen, denen man eine solche Handlungsweise zutrauen würde, und die über die notwendigen Einsatzmittel verfügen! Folgende präventive Massnahmen können für den oben dargelegten Fall von Bedeutung sein: • Planung der Information der betroffenen Bevölkerung im Ereignisfall • Anlegen dezentraler Depots von Antidota • Vorbereitung auf Massenanfall von Patienten in Spitälern

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2.8 Handlungsbedarf / Fazit

Die Szenarien zeigen deutliche Unterschiede zwischen den A-, B- und C-Ereignissen auf, dies sowohl • in den Eintretenswahrscheinlichkeiten • im Schadenausmass • in den Auswirkungen direkt und längerfristig auf Mensch und Umwelt • in den Arbeiten für die Einsatzkräfte und für die Führung (Bund resp. Kantone oder Ge- meinde) und den eingesetzten Mitteln. Ausgewählte Szenarien dienen im weiteren Verlauf des Projekts "Nationaler ABC-Schutz" als Basis für die ausführlichen Szenarienanalysen. Diese haben das Ziel, den SOLL-Zustandes unter Berücksichtigung aller Aspekte der Ereignisbewältigung auszuarbeiten.

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3. SCHUTZZIELE – ARBEITSGRUPPE 2

3.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: H. Pfeiffer (HSK), Gruppenleiter, Moderation M. Baggenstos (HSK) H. Krebs (IS BABS) T. Meister (LBA) H.-J. Lehmann (BLW) F. Burkhalter (BLW) M. Zimmerli () U. Müller (Kt. BE) H. Reust (BAG) Datum: 16.02.2005

3.2 Einleitung: Veranlassung und Randbemerkungen

3.2.1 Veranlassung

Die Ressourcen zur Bewältigung einer Katastrophe im ABC Bereich sind heute teilweise auf Stufe Kantone/Gemeinden, teilweise auf Stufe Bund vorhanden. Um die Bevölkerung best- möglich schützen zu können, müssen sowohl die Prävention als auch die Sofortmassnahmen beim Ereignis und die eigentliche Ereignisbewältigung koordiniert erfolgen. Da A -, B - oder C - Ereignisse rasch überregionale Auswirkungen haben können, ist hier eine Koordination auf Stu- fe Bund anzustreben. Der Bürger erwartet dass: • Durch gezielte Massnahmen in der Prävention ein ABC Ereignis möglichst verhindert wird (Herabsetzen der Eintretenswahrscheinlichkeit) • Bei einer Katastrophe durch ein Soforteinsatzteam rasch erkannt wird, ob es sich um ein A -, B - oder C - Ereignis oder um eine Kombination davon handelt oder ob „nur“ ein konventionelles Ereignis stattgefunden hat (dies erfordert entsprechende Detektionsmi- tel) • Durch gezielte Massnahmen beim Ereignis und in der Ereignisbewältigung, die Auswir- kungen eines ABC Ereignisses möglichst gering gehalten werden.

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Abbildung 3-1 Einfluss Schutzziele auf das Risiko Die Arbeitsgruppe hatte konkret den Auftrag, zu untersuchen, welche qualitativen und quantita- tiven Schutzziele in der Gesetzgebung verankert sind und ob sie zur Beurteilung von verschie- denen Gefährdungen im ABC-Bereich (Szenarien-Katalog) ausreichen bzw. ob diesbezügliche Lücken bestehen.

Bezüglich Schutzziele wurde folgendes beschlossen: • Die Schutzziele sollen möglichst für die Bereiche A, B und C gelten. • Prinzipiell sollen folgende Grundsätze gelten: • Die Eintrittswahrscheinlichkeit soll möglichst tief sein. • Die Auswirkungen eines Ereignisses sollen möglichst gering sein. • Die Zeit bis zur Wiederherstellung des Ausgangszustandes bzw. der gesetzlich definier- ten Schutzziele (z.B.: Grenzwerte) soll möglichst kurz sein. • Die Schutzziele sollen die Prävention, die Sofortmassnahmen beim Ereignis und die Er- eignisbewältigung beinhalten. • Neben Mensch und Umwelt sollen auch die Schutzziele für die kritische Infrastruktur be- rücksichtigt werden. • Die Schutzziele sollen für grosse und kleine Schadenausmasse gelten,. • Die Schutzziele sollen anhand der im Szenarien-Katalog der Gruppe 1 enthaltenen Er- eignisse auf ihre Vollständigkeit hin überprüft werden.

Aufgrund des engen Zeitrahmens für die Bearbeitung sollen sich die Arbeiten vorerst auf die wesentlichen Schutzziele beschränken.

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3.2.2 Randbemerkungen

Die Umweltbelastung wird hinsichtlich Personenschutz grösstenteils über die Höchstkonzentra- tionen für Trinkwasser und Nahrungsmittel abgedeckt. Deshalb sollen die Schutzziele für die Umwelt nur grob aufgelistet werden (Boden, Luft, Wasser, Störfallverordnung).

3.2.3 Schutzziele und Schutzmassnahmen

Im Rahmen der Arbeiten wurden folgende Definitionen verwendet (in Anlehnung an die Störfall- verordnung): Schutzziele: Schutzziele definieren den angestrebten Schutz für die Schützgüter (z.B.: Mensch, Umwelt und kritische Infrastruktur). Schutzgüter: Schutzgüter sind zu schützende, materiell und vorwiegend versicherbare (wie Personen, Ge- bäude und Anlagen) respektive immaterielle und oft unversicherbare Werte (z.B.: Umwelt). Schutzkriterium: Das Schutzkriterium definiert die Grenze, ab welcher eine Schädigung das Ausmass einer schweren Schädigung (im Sinne der Störfallverordnung) erreicht. Schadenindikatoren (Schadensausmass): Messgrössen, welche die Belastung oder Schädigung eines Schutzgutes quantifizierbar ma- chen (z.B.: Todesfälle als Folge eines C-Ereignisses, verunreinigte Fläche eines oberirdischen Gewässers). Zusammenhang: Schutzziele, Schutzgüter, Schutzkriterium Das Ausmass der Schädigung eines Schutzgutes wird mit dem relevanten Indikator quantifi- ziert. Der Vergleich des Schadenausmasses verbunden mit der Eintretenswahrscheinlichkeit, mit dem zugehörigen Schutzkriterium erlaubt eine Aussage über die Erreichung des Schutzzie- les. Schutzmassnahmen: Schutzmassnahmen sind konkrete Vorgaben für die Prävention und für das Ereignis, welche zur Erreichung des Schutzkriteriums bzw. der Schutzziele dienen.

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3.3 Gesamtbeurteilung der vorhandenen Schutzziele

3.3.1 Zu berücksichtigende Szenarien

Die gesetzlich definierten Schutzziele sollten anhand der im folgenden Szenarien-Katalog ent- haltenen Ereignisse auf ihre Vollständigkeit überprüft werden.

A 1. Kernkraftwerk-Störfall – Beispiel mit Freisetzung von Radioaktivität mit Vorwarn- phase (direkte Auswirkungen in der Schweiz) 2. "Dirty bomb" - Beispiel für spontane Freisetzung von Radioaktivität (ohne Vorpha- se) 3. A-Waffeneinsatz im Ausland - Explosion am Boden (indirekte Auswirkungen in der Schweiz) 4. Transportunfall Anschlag auf einen Bahntransport mit radioaktiven Abfällen B 1. Ricin-Anschlag in lebensmittelverarbeitendem Betrieb 2. Epidemie oder Pandemie (unbekannter Erreger oder Vogelgrippe, ev. Pocken) 3. Laborunfall mit unbeabsichtigter Freisetzung aus BL 3 / BL 4 4. Anthrax (inkl. militärischem Fall ?) C 1. Anschlag auf Transport der Bahn 2. Unfall in stationärer Anlage eines chem. Betriebs 3.a C-Terroranschlag in Einkaufszentrum 3.b Sarinanschlag auf Flughafen (C-Terror) 4. Fernwaffenangriff (militärischer C-Waffeneinsatz) Drohung Vorphase, die in mehrere der obgenannten Anschläge führen

Tabelle 3-1 Szenarienkatalog

3.3.2 Gesetzliche Schutzziele: Relevanz und Priorisierung

Schutzziele Die relevanten gesetzlichen Grundlagen in denen die Schutzziele für den ABC-Bereich enthal- ten sind, wurden zusammengetragen (siehe Anhang D). Es zeigte sich, dass generelle Schutzziele, wie „der Schutz von Mensch und Umwelt vor schäd- lichen und lästigen Einwirkungen“ in vielen Gesetzestexten enthalten sind (z.B.: Strahlen- schutzgesetz, Umweltschutzgesetz, Störfallverordnung, etc.) und aufgrund ihrer breiten Ausrich- tung auf alle Szenarien angewendet werden können. Konkrete Schutzziele sind jedoch nicht vorhanden. Hingegen werden in verschiedenen Gesetzestexten konkrete Schutzmassnahmen erwähnt (z.B.: tolerierbare Strahlendosis, die Belastung mit chemischen Stoffen und Mikroorga- nismen in Lebensmitteln, Mindestanforderungen an Schutzbauten etc.). Bezüglich der Definition von konkreten Schutzzielen besteht ein Handlungsbedarf. Für den Vollzug der Störfallverordnung wurden quantitative Schutzkriterien definiert, welche zwar nur teilweise auf ABC-Ereignisse angewendet werden können, jedoch für die weiteren Arbeiten im Sinne einer Arbeitshilfe genutzt werden können. Zusätzlich sind im internationalen Umfeld in Teilbereichen akzeptierte Schutzziele vorhanden. In der Richtlinie HSK-R-100 (Störfallrichtlinie) sind die Schutzziele für die Auslegung von Kern- kraftwerken wie folgt festgelegt: Störfälle mit einer Häufigkeit p>10-2 pro Jahr dürfen nur Personendosen in der Umgebung von kleiner 0.3 mSv verursachen. Störfälle mit einer Häufigkeit p>10-4 pro Jahr dürfen nur Personendosen in der Umgebung von kleiner 1 mSv verursachen.

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Störfälle mit einer Häufigkeit p>10-6 pro Jahr dürfen nur Personendosen in der Umgebung von kleiner 100 mSv verursachen.

Störfallverordnung Die Störfallverordnung präzisiert den Artikel 10 (Katastrophenschutz) des Umweltschutzgeset- zes. Zweck der Störfallverordnung ist gemäss Artikel 1 der Schutz der Bevölkerung und der Umwelt vor schweren Schädigungen infolge von Störfällen, welche beim Betrieb von Anlagen entstehen können. Erfasst werden Betriebe, in welchen stoffliche oder biologische Gefahrenpo- tentiale vorhanden sein können (inkl. Verkehrswege). Schädigungen, welche das Betriebsge- lände betreffen, werden nicht durch die Störfallverordnung erfasst. Was unter einer schweren Schädigung zu verstehen ist und wann die Wahrscheinlichkeit eines Störfalles als hinreichend klein bewertet werden kann, geht weder aus der Umweltschutzge- setzgebung noch aus der Störfallverordnung hervor. Hingegen enthält das Handbuch III der Störfallverordnung Schutzkriterien für die Abgrenzung einer schweren Schädigung (z.B.: >10 Tote, Trinkwasserfassung nicht nutzbar).

Beurteilung des Szenarien-Katalogs Da keine gesetzlich verankerten konkreten Schutzziele verfügbar waren, wurden die Szenarien bezüglich der verfügbaren konkreten Schutzmassnahmen überprüft. Bei Szenarien, wo die Störfallverordnung angewendet werden kann (teilweise im B- und C-Bereich), wurde darauf hingewiesen.

Bereich A Bezüglich Schutzmassnahmen ist der A-Waffeneinsatz im Ausland mit dem KKW-Unfall im In- land abgedeckt. Da für den KKW-Unfall die entsprechenden Schutzmassnahmen geregelt sind, besteht für diese Szenarien kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Die Priorisierung bei der Festsetzung von Schutzzielen und Schutzmassnahmen liegt beim Szenario „dirty bomb“ in der Prävention. Die Frage ist, mit welchen Mitteln die Eintretenswahr- scheinlichkeit auf das akzeptable Mass gesenkt werden kann. Der Transport von Radionukleiden (Klasse 7) auf der Bahn unterliegt unter anderem der Stör- fallverordnung und der Verordnung über die Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn (RSD). Diese verpflichten den Transporteur hinreichende Massnahmen im Hinblick auf die Ver- hinderung, Begrenzung und Bewältigung von Störfällen bzw. Unfällen zu treffen (quantitative Schutzziele). Der Terroranschlag unterscheidet sich hinsichtlich der Ereignisbewältigung grund- sätzlich nicht vom Unfall - kritisch ist in jedem Falle, dass der Eintretensort des Ereignisses im Vorfeld nicht eingegrenzt werden kann.

Bereich B Dieser Teil muss von einem B-Spezialisten überarbeitet werden.

Für das Szenario B3, welches der Störfallverordnung unterliegt, sind quantitative Schutzziele für schwere Schädigungen vorhanden. Für die übrigen Szenarien (terroristischer Anschlag, Epidemie/Pandemie) sind keine quantitati- ven Schutzziele bekannt.

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Die Arbeitsgruppe Schutzziele der ERFA BIO erarbeitet mithilfe der Szenariotechnik quantitative Schutzziele für Menschen, Tiere, Umwelt (inkl. betriebswirtschaftliche Aspekte).

Bereich C Unten stehende Abbildung veranschaulicht auf welchen Wegen Chemikalien auf Mensch und Umwelt einwirken.

ng ordnu allver Störf VBBo, LRV, Umwelt GSchV

LRV, VBBo

Umgang mit gefährlich. Che- MAK- LMV, FIV, Lebensmittel, mikalien oder Gegenständen Liste Mensch HyV Trinkwasser

Ereignis (a) GebrV Ereignis Gebrauchsgegenstände Ereignis (b) (Kosmetika)

Abbildung 3-2 Wege der Einwirkung von Chemikalien auf Mensch und Umwelt Für alle betrachteten Expositionswege existieren gesetzliche Regelungen oder Richtlinien, die quantitative Schutzmassnahmen (wie z.B. Grenzwerte) beinhalten. Die Bereiche Lebensmittel und Trinkwasser unterliegen sehr restriktiven Regelungen. Im Hinblick auf den Umgang mit ge- fährlichen Chemikalien oder Gegenständen existieren Grenzwerte nur für solche Chemikalien, die aufgrund ihrer Verwendung (unbeabsichtigte Freisetzung bei Stör- oder Unfällen, Prozess- Emissionen, etc.) eine voraussehbare potentielle Gefahr für die Umwelt oder die Gesundheit des Menschen darstellen. Es sind dies vornehmlich Grenzwerte für den "Normalfall". Für Che- mikalien mit hohem Risikopotential bestehen zudem Bezugs- und Verwendungsbeschränkun- gen (vgl. ChemRRV). Die Störfallverordnung verpflichtet Betriebe, die mit gefährlichen Chemi- kalien umgehen (d.h. verwenden, lagern, transportieren etc.) entsprechende Sicherheitsmass- nahmen (Monitoring, Ausbildung von Personal im Hinblick auf die Verhinderung, Begrenzung und Bewältigung von Störfällen, bauliche Massnahmen etc.) zu treffen. Terroranschläge sind weder örtlich noch hinsichtlich der verwendeten Chemikalien vorhersehbar. Für die Mehrzahl potentieller "Terror-Chemikalien" existieren keine vorgeschriebenen Schutzmassnahmen.

Für alle den C-Bereich betreffenden Szenarien sind die qualitativen Schutzziele vorhanden, während hinreichende quantitative Schutzziele nur im Falle von C2 und teilweise C1 existieren (Störfallverordnung).

Szenario C1: Anschlag auf Transport der Bahn Der Transport gefährlicher Chemikalien auf der Bahn unterliegt unter anderem der Störfallver- ordnung und der Verordnung über die Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn (RSD). Diese verpflichten den Transporteur hinreichende Massnahmen im Hinblick auf die Verhinde- rung, Begrenzung und Bewältigung von Störfällen bzw. Unfällen zu treffen (quantitative Schutz- ziele). Der Terroranschlag unterscheidet sich hinsichtlich der Ereignisbewältigung grundsätzlich nicht vom Unfall - kritisch ist in jedem Falle, dass der Eintretensort des Ereignisses im Vorfeld nicht eingegrenzt werden kann.

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Szenario C2: Unfall in stationärer Anlage eines chemischen Betriebes Chemische Betriebe unterliegen unter anderem der Störfallverordnung und sind verpflichtet hinreichende Massnahmen im Hinblick auf die Verhinderung, Begrenzung und Bewältigung von Störfällen zu treffen. Die quantitativen Schutzziele sind, sofern die gesetzlichen Bestimmungen beachtet werden, ausreichend vorhanden. Szenario C3: C-Terroranschlag in Einkaufszentrum oder Flughafen Szenario C4: Fernwaffenangriff (militärischer C-Waffeneinsatz) Es handelt sich hierbei um eine bewusste Freisetzung von gefährlichen Chemikalien mit krimi- nellen Absichten, die weder örtlich noch hinsichtlich der Art der Chemikalien vorhersehbar ist. Gesetzliche Bestimmungen wie die Störfallverordnung, die auf Risikoabklärungen im Vorfeld des Umgangs setzen, greifen hier nicht. Ausser den Bezugs- und Verwendungsbeschränkun- gen für Chemiewaffen oder Chemikalien mit hohem Risikopotential (vgl. ChemRRV, CHKV, WV) existieren keine quantitativen Schutzziele. Nur in Einzelfällen sind für die eingesetzten Chemikalien Grenzwerte (z.B.: MAK-Werte) festgelegt, die bei der Bewältigung des Ereignisses herangezogen werden könnten.

3.3.3 Anwendbarkeit und Abdeckung der Szenarien

Generell ist festzuhalten, dass im Falle eines Ereignisses, bei dem sowohl der Ort als auch die mögliche Gefährdung im Vorfeld bekannt sind wie z. B. bei Industriebetrieben, Laboratorien, Kernkraftwerken, etc.), in der Gesetzgebung ausreichende spezifische Schutzziele (Störfallver- ordnung) bzw. Schutzmassnahmen für den Normalfall, die Prävention und den Fall der Ereig- nisbewältigung existieren (vgl. Gesetzgebung). Bei Ereignissen die örtlich oder hinsichtlich der Art der Gefährdung (Terroranschlag mit beliebi- gen Noxen) nicht einzugrenzen sind, stellt sich die Situation in den Bereichen A, B und C weit- aus kritischer dar. Hier müssen adäquate Schutzziele definiert werden.

3.3.4 Vergleich der Schutzziele A, B, und C

Im A-Bereich schreiben die Schutzmassnahmen eine messbare Grösse (akzeptable Strahlen- dosis) vor, im Gegensatz zum C-Bereich, wo vorsorgliche Höchstkonzentrationen für die Le- bensgrundlagen (wie Trinkwasser und Lebensmittel) definiert sind.

Der B-Bereich dürfte ähnlich wie der C-Bereich sein?

3.3.5 Definitionen von generellen Anforderungen für fehlende Schutzziele

Handlungsbedarf ergibt sich vor allem im Bereich Prävention und schnelles Erkennen im Einsatzfall. Hier besteht Handlungsbedarf bei der Verringerung der Eintretenswahrscheinlichkeit sowie beim raschen Erkennen, ob es sich um einen ABC Einsatz handelt (Aufstellen eines rasch einsatzbereiten Teams zur Abklärung der Situation). Entsprechende Schutzziele fehlen weitgehend. Besonders gross ist der Bedarf für den Fall des Terrorismus. Es wird vorgeschlagen im Sinne einer Arbeitshilfe, die in 3 enthaltenen Schutzziele zu verwen- den.

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3.3.6 Vergleich mit dem Ausland

Dieser Aspekt konnte aus zeitlichen Gründen nicht behandelt werden.

3.4 Festlegung von Schutzzielen

Hinsichtlich der fehlenden Schutzziele zur Beurteilung von ABC-Ereignissen stellen sich ver- schiedene Fragen:

• Müssen/können die Schutzziele für die Bereiche A, B und C identisch sein? • Ist eine Kooperation mit Arbeitsgruppen, welche bereits Schutzziele bearbeiten, möglich und zeitlich sinnvoll (z.B.: ERFABIO)? • Wie müssen quantitative Schutzziele erarbeitet werden (analog Störfallverordnung?)? • Muss/kann für terroristische Szenarien die gleiche Schutzwirkung garantiert werden wie für beispielsweise stationäre Anlagen?

Als Vorschlag für die weiteren Arbeiten wurden folgende quantitativen Schutzziele und Schutz- massnahmen als Arbeitshilfe definiert.

3.4.1 Schutzziele in der Prävention

Es sollen Massnahmen in Betracht gezogen werden, um die Auswirkungen & Eintretenswahr- scheinlichkeit von ABC Ereignissen möglichst klein zu halten. Damit ergeben sich folgende Schutzziele (Vorschlag): • 10 – 100 Todesopfer mit P < 10 -1 pro Jahr • 100 – 1000 Todesopfer mit P < 10 -2 pro Jahr • > 1000 Todesopfer mit P < 10 -4 pro Jahr Damit werden Katastrophen mit grossen Auswirkungen besonders gewichtet. Aus diesen Schutzzielen ergeben sich konkrete Anforderungen an die Prävention. Entsprechende Schutzziele für die Umwelt, die kritische Infrastruktur und eventuell für Sachwer- te müssten vorgeschlagen werden.

3.4.2 Schutzziele in der Akutphase des Ereignisses

Bei Eintritt eines Ereignisses, bei dem ein Einsatz von „ABC- Stoffen“ als wahrscheinlich ange- nommen werden muss, soll eine rasche Verifizierung (z. B. innert 6 h) in der ganzen Schweiz möglich sein.

3.4.3 Schutzziele für die Ereignisbewältigung

Bei einem ABC-Ereignis soll innert einer Woche Klarheit über die Bewältigung des Ereignisses herrschen. Dazu gehört die Beantwortung von Fragen wie: • bleibt ein Gebiet gesperrt, und wenn ja für welche Zeit • muss ein Gebiet dekontaminiert werden, und wenn ja in welchem Zeitrahmen • weitere Kriterien werden situationsgerecht definiert

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4. AUFGABEN – ARBEITSGRUPPE 3

4.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: K. Widmer (BABS), Gruppenleiter, Moderation U. Schneiter (LAR) S. Bankoul (J Med) D. Fischer (AWEL) K. Pignolo (KKJPD) F. Wyss (GDK) F. Amman (RKKF) M. Rickenbacher (GS VBS) A. Schaer (DSP) M. Hächler (Komp Zen ABC) G. Piller (BAG) G. Pfyffer (SGM) P. Krähenmann (BABS) U. Vögeli (Kt. BS) Datum: 31.01.2005

4.2 Einleitung

Die vorliegenden Teilergebnisse der Arbeitsgruppe 3 wurden mit der einerseits personell redu- zierten, andererseits mit bestimmten Experten ergänzten Arbeitsgruppe 3 erarbeitet. Sie wurden von der Arbeitsgruppe 3 formell nicht verabschiedet. Die Arbeitsgruppe benötigte längere Zeit, um sich zum weiteren Vorgehen durchzuringen. Schliesslich kam sie zur Überzeugung, dass bald vorliegende, eher grobe Teilergebnisse für die Fortsetzung des Projektes besser seien als eine noch Wochen in Anspruch nehmende Verfei- nerung. Die jetzt vorliegenden Teilergebnisse sollen im Verlauf der weiteren Projektarbeiten nicht nur kritisch hinterfragt und nötigenfalls angepasst, sondern auch verfeinert und ergänzt werden. Eine tabellarische Übersicht über die Aufgaben findet sich im Anhang E.

4.3 Akteure auf Stufe Bund

Die Haupt- und Nebenakteure auf Stufe Bund sind erkannt und aufgelistet. Die fachlichen Lead- Funktionen sind auf vier Departemente und insgesamt sieben Ämter verteilt. Die Bündelung in einem Departement oder gar Amt ist nicht möglich. Nicht klar ist der Lead bezüglich Strategie, Konzeption und Doktrin des ABC-Schutzes (Ko- mABC?) und bezüglich internationaler Kontakte im ABC-Schutz (Arbeitsgruppe Inter-nationales der KomABC?). Ebenfalls nicht klar ist die Rolle der LBA, San und der DSP im Bereich des ABC-Schutzes.

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Mit der KomABC besteht ein geeignetes Instrument für die Koordination der Vorbereitungen und Massnahmen. Mit der EOR bzw. dem LAR besteht ein Koordinations- und Führungsorgan - allerdings nur für den Bereich der Radioaktivität. Für andere ABC-Ereignisse fehlt auf Stufe Bund ein interdepar- tementales, modular aufbaubares Koordinations- und Führungsorgan. Dasselbe gilbt für ein permanentes Lage- und Einsatzzentrum; die NAZ erfüllt diese Aufgaben - umfassend - auch nur für den Bereich der Radioaktivität.

BK + Dep Hauptakteure Nebenakteure BK - Bereich Information / Kommunikation: Lead Information der Bevölkerung

1) EDA - ZISP: Rüstungskontrolle

2) EDI - BAG: Lead Gesundheitsschutz der - ETH: Forschung Menschen

3) EJPD - fedpol, DAP: Lagewesen

4) VBS - BABS, LS: Lead Wissenschaft und - BABS, LS: Szenarien, Rüstungskon- Technologie trolle

- BABS, NAZ: Lead WAVA (Radioaktivi- - LBA, San: Med Kompetenz tät u.a.m.) ABC-Schutz Armee (u.a.m.?)

- BABS, IS: Lead Schutzbauten - armasuisse: Materialbeschaffung

- Fst A, Komp Zen ABC: Lead Ausbil- - DSP: ? dung

- LBA, A Apot: Lead Impfstoffe und Me- dikamente

5) EFD - OZD: Detektion gefährlicher Güter

6) EFD - BLW: Lead Schutz der Landwirtschaft - BWL: Impfstoffe und Medikamente

- BVET: Lead Schutz der Tiere - SECO: Rüstungskontrolle

7) UVEK - BUWAL: Lead Umweltrechtsetzung - HSK: Aufsicht Kernanlagen (und diesbezügliche Koordination?) - ASTRA: Transport gefährlicher Güter Strassen

- BAV: Transport gefährlicher Güter übrige Verkehrsträger

Tabelle 4-1 Akteure auf Stufe Bund

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4.4 Akteure auf Stufe Kanton

Der ABC-Schutz ist - wie der Bevölkerungsschutz - grösstenteils föderalistisch gelöst. In beiden Bereichen zeigt sich jedoch eine deutliche Tendenz zur Regionalisierung. Die Auflistung zeigt die Vielfalt in den Kantonen. Bezogen auf einen einzelnen Kanton reduziert sich diese markant, da etliche Aufgaben von den gleichen Akteuren wahrgenommen werden. Es ist nicht möglich, generell gültige Aussagen zu den Hauptakteuren auf Stufe Kanton zu ma- chen; die Lösungen sind (zu) unterschiedlich.

4.4.1 Regierungsebene

- Für die Polizei zuständige Direktion - Für das Gesundheitswesen zuständige Direktion - Kantonales Führungsorgan

4.4.2 Ämter, Fachstellen

- Kantonsarzt / Kantonsarztamt - Kantonsapotheker / Kantonsapotheke - Kantonschemiker / Kantonslabor - Kantonstierarzt / Kantonstierartzamt - Für den Bevölkerungsschutz zuständiges Amt - Für den Zivilschutz zuständiges Amt - Für den Umweltschutz zuständiges Amt - Für die Landwirtschaft zuständiges Amt - Vollzugsstelle Störfallvorsorge (B/C) - Fachstelle Biosicherheit (B) - Giftinspektorat (C) - Koordinationsstelle Katastrophenhilfe

4.4.3 Einzelne Funktionsträger

- Strahlenschutzverantwortlicher (A) - AC-Schutz-Verantwortlicher (A/C) - C-Schutz-Verantwortlicher (C) - Kantonaler Delegierter Regionallabor (B) - Delegierter B-Terror (B) - KSD-Verantwortlicher

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4.5 Einsatzorganisationen und -elemente

Die Einsatzorganisationen im Bereich des ABC-Schutzes sind identisch mit den Partnerorgani- sationen im Verbundsystem Bevölkerungsschutz. Ihre tatsächlichen Aufgaben und fachlichen Kompetenzen im ABC-Schutz sind jedoch nicht durchwegs klar. Zudem werden diese Aufgaben nur durch bestimmte - spezialisierte - Formationen oder Teams wahrgenommen. - Polizei1 - Feuerwehr / Chemiewehr / Strahlenwehr1 - Gesundheitswesen (Spitäler) / Sanitätsdienstliches Rettungswesen)1 - Technische Betriebe1 - Zivilschutz1 - Einsatzequipe VBS (B und C)2 - BSE-Einheit des Bundes2 - Mittel der Armee (subsidiär)2

1 Partnerorganisationen im Verbundsystem Bevölkerungsschutz 2 Einsatzelemente der Stufe Bund

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5. INTERNATIONALE AKTIVITÄTEN – ARBEITSGRUPPE 4

5.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: D. Rauber (NAZ), Gruppenleiter, Verfasser S. Häsler (BVET) W. Schöni (KKPKS) H. Rollier (Kt. VD) P.-A. Raeber (BAG) Ch. Fokas (KomABC) F. del Ponte (HH SKH) W. Niederer B. Jeanty (DSP) G. Silberschmidt (BAG) Datum: 31.12.2005

5.2 Einleitung

5.2.1 Ausgangslage

ABC-Ereignisse haben sehr oft eine internationale Komponente, die beim Aufbau eines nationa- len ABC-Schutz mit berücksichtigt werden müssen. Dabei spielen folgende Aspekte eine zent- rale Rolle. Langfristig von grösster Bedeutung ist die Vorbeugung, die ABC-Ereignisse verhin- dern sollen. Da trotz vorbeugender Massnahmen solche Ereignisse nicht mit Sicherheit verhin- dert werden können, müssen Vorbereitungen getroffen werden, um solchen Gefährdungen oder Bedrohungen wirksam begegnen zu können. Solche Vorbereitungen sind auch in der internati- onalen Zusammenarbeit notwendig.

5.2.2 Auftrag

Im Rahmen des Projekts „Nationaler ABC-Schutz“ wurde erkannt, dass neben den nationalen Fragestellungen auch die internationalen Aspekte der Krisen- und Notfallbewältigung bei ABC- Ereignissen angesprochen werden müssen. Die Arbeitsgruppe „Internationale Kooperation im ABC-Schutz (AG IK)“ der Kommmission für ABC-Schutz (KomABC) wurde 2002 gebildet. Das Hauptziel der Arbeitsgruppe ist es, die im ABC-Schutz international tätigen Akteure der Schweiz zu erfassen, sie untereinander bekannt zu machen und den gegenseitigen Kenntnisstand über ihre Aufgaben und laufende Aktivitäten zu verbessern. Damit soll eine bessere Koordination der Tätigkeiten sowie eine bessere Nutzung von Synergien ermöglicht werden. Die Projektleitung „Nationaler ABC-Schutz“ hat deshalb die AG IK beauftragt, die internationalen Aspekte des na- tionalen ABC-Schutzes zu behandeln und in einem Bericht festzuhalten.

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5.2.3 Zielsetzung des Dokuments

Mit dem vorliegenden Dokument soll aufgezeigt werden, wo in der internationalen Zusammen- arbeit der grösste Handlungsbedarf besteht, um das Ziel eines langfristigen, optimalen ABC- Schutz unserer Bevölkerung und ihrer Lebensgrundlage sicherzustellen. In einem ersten Teil wird ein Überblick über die heutige Situation der internationalen Zusam- menarbeit der Schweiz im Bereich des ABC-Schutzes gegeben. Anhand dieses Überblicks und den Anforderungen an einen optimalen ABC-Schutz wird aufgezeigt, wo der grösste bzw. vor- dringlichste Handlungsbedarf besteht. Der Bericht schliesst mit Vorschlägen für die wichtigsten zu ergreifenden Massnahmen, um die internationale Zusammenarbeit in der Vorbereitung und im Ereignisfall zu verbessern. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass diese langfristig stets der gegebenen Gefährdungs- und Bedrohungslage angepasst wird.

5.2.4 Abgrenzung

Das vorliegende Dokument konzentriert sich auf die Fragen der Bewältigung von ABC- Ereignissen und der dazu notwendigen Vorbereitung. Aspekte der Prävention und der Sicher- heitspolitik werden nur soweit berücksichtigt, als sie für die Ereignisbewältigung von Bedeutung sind.

5.2.5 Die internationale Zusammenarbeit im ABC-Schutz

Die globale militärische ABC-Bedrohung in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und einige Schlüsselereignisse wie z.B. die Katastrophe in Tschernobyl dürften wichtige Gründe für die traditionell enge internationale Zusammenarbeit im ABC-Schutz sein. Die militärische Bedrohung durch den Einsatz von ABC-Waffen ist seit dem Ende des Kalten Kriegs zumindest für Europa kleiner geworden, doch sehen wir uns mit neuen Bedrohungen konfrontiert. Nachfolgend sind einige wichtige Gründe aufgeführt, die eine internationale Zusammenarbeit erfordern: o Die neuen Bedrohungen durch ABC-Mittel sind häufig globaler oder zumindest grenzüberschreiten- der Natur, so dass sie eine konzertierte und koordinierte Antwort verlangen. o Durch die Technisierung und den Betrieb von Grossanlagen muss mit grenzüberschreitenden Aus- wirkungen gerechnet werden. o Da für die Bewältigung von ABC-Ereignissen spezifische personelle und materielle Mittel eingesetzt werden müssen, kommt der grenzüberschreitenden Hilfe eine besondere Bedeutung zu. o Da überregionale bzw. grenzüberschreitende ABC-Ereignisse zwar selten sind, besteht gerade des- halb ein grosses Interesse an internationaler Zusammenarbeit hinsichtlich Erfahrungsaustausch („Best Practice“). o Auch wenn ein Staat nicht direkt gefährdet ist, kann er von einem Ereignis doch indirekt betroffen sein. Gründe dafür können Schweizer Staatsangehörige sein, die sich in den gefährdeten Gebieten aufhalten oder Schweizer Interessen (z.B. Handel und Tourismus), welche einen raschen und ver- lässlichen internationalen Austausch von Informationen erfordern. Durch die weltumspannende und rasche Berichterstattung durch die Medien haben sich diese Anforderungen in den letzten Jahren verschärft. o Die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit ist auch durch internationale Verpflichtungen, welche die Schweiz mit der Unterzeichung von entsprechenden Abkommen eingegangen ist, gege- ben. o Nicht zuletzt spielt die humanitäre Tradition der Schweiz bei der internationalen Zusammenarbeit eine wichtige Rolle, indem unser Land internationale Unterstützung in den Bereichen Prävention Vorberei- tung und Ereignisbewältigung anbietet.

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5.2.6 Arten der internationalen Zusammenarbeit

Versucht man einen Überblick über die internationale Zusammenarbeit zu gewinnen, hilft es, die Aktivitäten nach ihrer Art und dem Rahmen, in welchem sie erfolgen, zu unterscheiden. Da- bei spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Eine erste wesentliche Unterscheidung der Aktivitäten wird durch den Rahmen, in welcher diese erfolgen, gegeben: Prävention* Diese Zusammenarbeit dient der Vorbeugung von Gefährdungs- oder Bedro- (Prevention) hungssituationen. Durch frühzeitige Massnahmen soll verhindert werden, dass eine solche Situation überhaupt eintritt. Vorbereitung Für den Fall, dass es trotz präventiver Massnahmen zu einem Ereignis kommt, (Preparedness) müssen Vorkehrungen getroffen werden, um auf diese Situation reagieren zu können. Konzeptionelle Arbeiten, Bereitstellung der Mittel und die Ausbildung von Führungs- und Einsatzkräften stehen im Vordergrund. Bewältigung Darunter fällt der eigentliche Einsatz der vorgesehenen Strukturen, Mittel und (Response) Abläufe für den Schutz der Bevölkerung und ihrer Lebensgrundlagen während eines Ereignisses. *) Bemerkung: Im Projekt „Nationaler ABC-Schutz“ wird unter Prävention die Vorbeugung und die Vorbereitung verstanden. In diesem Bericht werden die international gebräuchlichen De- finitionen verwendet. Gewisse Aktivitäten können nicht ausschliesslich und immer eindeutig einer dieser drei Katego- rien zugeordnet werden. Dies ist vor allem dort der Fall, wo Ereignisse sich über längere Zeit entwickeln und/oder sich von einem Punkt aus über weite Gebiete auswirken. Als Beispiel kann eine Epidemie oder eine Tierseuche angeführt werden, die ihren Ursprung im fernen Ausland haben können und sich langsam ausbreiten. Es können z.B. Massnahmen in Form Importver- bote von gewissen Tieren oder Reiseeinschränkungen ergriffen werden, die die Ausbreitung bis ins eigene Land verhindern sollen. Solche Massnahmen werden im Gesundheitsbereich als präventiv bezeichnet, können aber auch als eine der Massnahmen der Bewältigung gesehen werden. Eine weitere Unterscheidung in der internationalen Zusammenarbeit liegt darin, mit welchen Partnern diese erfolgt. Bilateral Darunter fallen Aktivitäten, die zwischen der Schweiz und einem oder einigen weni- gen Partnern erfolgen. Multilateral Hier handelt es sich um eine Zusammenarbeit mit mehreren Ländern und Organisa- tionen. Anstatt der Anzahl der beteiligten Partner kann auch die geographische Dimension der Aktivitä- ten als Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden. National Die Aktivitäten erfolgen nur innerhalb der Grenzen eines einzelnen Landes. Regional Die Zusammenarbeit erfolgt zwischen mehreren benachbarten Ländern. Global Die Zusammenarbeit ist weltumspannend. Die Zusammenarbeit kann weiter entweder im normativen oder im operativen Bereich erfolgen. Normativ Normative Aktivitäten sollen die Voraussetzungen schaffen, um ein auf gemeinsa- men Grundlagen basierendes Vorgehen bei der Zusammenarbeit im Ereignisfall zu ermöglichen. Im normativen Bereich spielen die internationalen Organisationen eine wichtige Rolle, wenn es sich um allgemein gültige Grundlagen des ABC-Schutzes handelt. Operativ Der operative Bereich umfasst die eigentliche Zusammenarbeit im Ereignisfall, in- klusive Übungen und Tests mit den involvierten Partnern. Ein weiteres Merkmal der Zusammenarbeit sind die fachlichen Bereiche, die angesprochen sind. Neben den oft genannten Bereichen nuklear/radiologisch (A oder N/R), biologisch (B) und chemisch (C) sind auch die Fachbereiche Gesundheit, Bevölkerungsschutz und Militär zu nen- nen.

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5.2.7 Relevante Politiksektoren

Der ABC-Schutz betrifft verschiedene Sektoren der Politik und Verwaltung. Die wesentlichsten betroffenen Akteure können folgendermassen gruppiert werden (jeweils mit Hauptakteuren in der Schweiz): - Bevölkerungsschutz / Ereignisbewältigung Hauptakteure: BABS, Feuerwehren, Sanität, Polizei, Zivilschutz, technische Betriebe und die kantonalen Führungsstäbe - Zivil - fachlich Hauptakteure: BAG, BUWAL, seco, etc. Gesundheitsdirektionen, GDK, Kantonsärzte, Kantons- chemiker - Innere / äussere Sicherheit Hauptakteure: Nachrichtendienste, fedpol, Polizei - Militärisch / sicherheitspolitisch Hauptakteure: Armee, VBS/DSP, Komp Zen ABC, EDA/ZISP - Humanitäre Hilfe Hauptakteur: DEZA/HH - Diplomatie Hauptakteur: EDA (PD) Je nach Land sind die Zuständigkeiten und Verwaltungsorganisation unterschiedlich geregelt. Es besteht allerdings meistens eine Tendenz, dass sich die Akteure eines Sektors zwar interna- tional relativ gut kennen, zwischen den Sektoren aber gewisse Barrieren bestehen, die darin gründen, dass hierarchische bzw. interdepartementale Kommunikationsschranken ein Er- schwernis darstellen oder dass ganz einfach das Vorhandensein eines anderen involvierten Partners unbekannt ist.

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5.3 Grundlagen

5.3.1 Nationale Gesetzgebung und Internationale Verpflichtungen

Grundlage für die Aufgaben der international tätigen Akteure der Schweiz ist die nationale Ge- setzgebung. Eine Zusammenstellung der wichtigsten rechtlichen Grundlagen ist in Anhang A des Schlussberichtes des Projektes „Nationaler ABC-Schutz“ gegeben. Viele dieser Grundlagen behandeln auch internationale Aspekte. Die Schweiz hat eine Reihe von bi- und multilateralen internationalen Verträgen und Absichts- erklärungen abgeschlossen mit welchen sie auch Verpflichtungen eingegangen ist. Diese Ab- kommen haben direkte Auswirkungen auf die nationalen Vorbereitungen und auf die Organisa- tion des nationalen ABC-Schutzes.

5.3.2 Szenarien

Im Rahmen des Projekts „Nationaler ABC-Schutz“ wurde ein Set von Szenarien festgelegt. Die- se Szenarien dienten als Grundlage für die im Rahmen des Projekts durchgeführten Analysen und wurden durch die Arbeitsgruppe "Internationale Kooperation" auch auf ihre internationale Relevanz geprüft. Dabei konnte generell Folgendes festgestellt werden: - Alle Szenarien haben eine mehr oder weniger bedeutende internationale Dimension. Bezüglich Eintretenswahrscheinlichkeit wird für die meisten Szenarien eine Mitbetroffenheit der Schweiz an- lässlich eines derartigen Ereignisses im Ausland wahrscheinlicher sein als das Auftreten in der Schweiz selber. - Bei den meisten Szenarien (am wenigsten bei lokalen C Szenarien) wird in der Bewältigung sehr rasch die internationale Vernetzung ein zentrales Element: Informationsbedürfnis des Auslandes, Hilfestellungen des Auslandes, normative Vorgaben internationaler Organisationen, Reaktionen anderer Länder (Grenzschliessungen, Importsperren, etc.). - Die EU baut ihre Zusammenarbeit im ABC Bereich rasch aus. Im Ereignisfall in der Schweiz wird sie deshalb ausser bei rein militärischen Szenarien rasch zum Hauptansprechpartner. Einige Szenarien werden vertieft kritisch analysiert werden müssen, da die Annahmen einen direkten Einfluss auf die anzustrebende internationale Zusammenarbeit haben.

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5.4 Soll-Zustand

Eine optimale internationale Zusammenarbeit im Ereignisfall ist dann gegeben, wenn folgende Punkte erfüllt sind: • Die Schweiz ist in allen international relevanten Netzwerken für die Frühwarnung, die Alarmie- rung, den Informationsaustausch und für die gegenseitige Hilfe integriert. • Die Zuständigkeiten für die internationalen Kontakte im Ereignisfall sind festgelegt (Lead und Be- teiligte). • Defizite in der Einsatzbereitschaft, die nicht mit eigenen Mitteln korrigiert werden können sind erkannt und entsprechende internationale Abkommen sind abgeschlossen (Mittel und Fachwis- sen). • Die Koordination in der Vorbereitung ist sichergestellt und die Zuständigkeiten zugewiesen. Bei neuen Anforderungen werden alle betroffenen Stellen in die Planung einbezogen. • Das vorhandene Fachwissen und die einsetzbaren Mittel und Ressourcen werden optimal ge- nutzt. • Der Informationsfluss zwischen den Politiksektoren ist gewährleistet. • Die Abläufe sind klar und effizient.

5.5 Ist Zustand

5.5.1 Allgemeines

Aufgrund der vielen internationalen und nationalen Akteuren und Aktivitäten ist es schwierig, eine abschliessende Übersicht zu erstellen. Die Tabelle in Anhang F ist ein Versuch einer sol- chen, möglichst umfassenden Zusammenstellung. Nachfolgend soll versucht werden, diese Informationen soweit darzulegen, dass eine erste Analyse des Ist-Zustandes möglich ist. Die periodische Aktualisierung des Ist-Zustandes ist eine Aufgabe, die derzeit noch von keinem Gremium sektorenübergreifend und systematisch vorgenommen wird. Verschiedene Gründe haben zu dieser komplexen Situation geführt. Internationale Abkommen wurden für die drei Bereiche A, B und C unabhängig voneinander ausgehandelt. Dies hatte zur Folge, dass trotz gemeinsamer Zielsetzungen jeweils eigene Lösungen gewählt wurden. Hinzu kommt, dass mit der sich ändernden Bedrohungs- und Gefährdungssituation neue Initiativen ergriffen wurden, die bereits bestehende Netzwerke nicht oder zu wenig berücksichtigt haben. Für den europäischen Raum bestehen oder sind für die gleichen Aufgaben zusätzliche Netz- werke im Aufbau begriffen. Dies hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass auch auf internati- onaler Ebene sich immer mehr Organisationen mit den gleichen oder ähnlichen Problemen be- fassen und damit vermehrt Doppelspurigkeiten sowohl in der Vorbereitung als auch im Ereignis- fall zu verzeichnen sind. Zu erwähnen ist zudem, dass der Dialog zwischen gewissen internati- onalen Organisationen sehr schwierig ist und damit solche Doppelspurigkeiten schwer zu ver- meiden sind. Dieser Situation wirkt sich auf der nationalen Ebene aus.

5.5.2 Hauptakteure und Netzwerke

Die Hauptakteure auf der multinationalen und globalen Ebene sind hauptsächlich die unter der UNO und im Rahmen von globalen Abkommen entstandenen Gremien und Netzwerke. Für den europäischen Raum spielen zudem die Akteure der EU eine entscheidende Rolle. Zudem hat sich die NATO seit dem Ende des Kalten Krieges ebenfalls mit dem ABC-Schutz der Bevölke- rung auseinander gesetzt. Zu Beginn der Wende und speziell nach den Ereignissen des 11. September 2001 spielte die NATO/PfP eine besondere Rolle, indem in diesen Gremien sehr früh Fragen des ABC-Terrorismus angesprochen wurden.

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Nachfolgend wird ein Überblick über die Akteure und deren Tätigkeiten im Bereich des ABC- Schutzes gegeben.

5.5.2.1 A-BEREICH

Einige der ereignisbezogenen Aufgaben sind für gewisse Ereignistypen durch Abkommen klar geregelt. Zu erwähnen sind im A-Bereich die beiden Abkommen der IAEA über den internatio- nalen Informationsaustausch sowie über die gegenseitige Hilfeleistung bei nuklearen oder ra- diologischen Ereignissen. Für den Informationsaustausch besteht im europäischen Raum zu- sätzlich das ECURIE-Abkommen, welches praktisch die gleichen Aufgaben wahrnimmt wie je- nes der IAEA. In den letzten Jahren hat sich aber der Dialog zwischen der EU und der IAEA entscheidend verbessert, so dass in naher Zukunft Doppelspurigkeiten vermieden werden kön- nen. Auf globaler Ebene können bei A-Ereignissen weitere internationale Organisationen (z.B. die WHO, WMO, FAO, OCHA) in die internationale Krisenbewältigung involviert sein. Diese Orga- nisationen koordinieren ihre Aufgaben in einem Komitee. Die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarländern in der Vorbereitung und im Ereignisfall ist aufgrund von bilateralen Abkommen geregelt. In der Vorbereitung sind neben den direkt für die Bewältigung zuständige internationale Akteure weitere Organisationen und Gremien aufzuführen. Die „Working Party on Nuclear Emergency Matters“ der NEA/OECD trägt wesentlich zur Lösung von anstehenden Problemen des nuklearen und radiologischen Notfallschutzes bei. Diese Ex- pertengruppe hat eindeutig keine operativen Aufgaben, sondern behandelt mit ausgewiesenen Experten grundlegende Fragen des Notfallschutzes. Im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden EAPC/PfP sind viele zivile und militärische Exper- ten- und Arbeitsgruppen tätig. Die Rolle dieser Gremien während eines Ereignisses, ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Viele vorbereitende Tätigkeiten erfolgen in den Gremien der EU. Gerade im Bereich der terroris- tisch bedingten N/R-Bedrohung hat die Schweiz jedoch keinen Zugang. Hingegen beteiligen sich verschiede Stellen in Projekten des EU-Forschungsprogramms.

5.5.2.2 B-BEREICH

Im B-Bereich spielt für die Ereignisbewältigung die WHO eine zentrale Rolle, wobei die Aufga- ben dieser Organisation erst kürzlich durch die Revision der internationalen Gesundheitsvor- schriften (IGV) geklärt werden konnten. Insbesondere sehen die IGV vor, dass die WHO bei allen internationalen Gefährdungen der Gesundheit, unabhängig von deren Ursache, eine füh- rende Rolle spielt. Das Reglement wurde in der Schweiz aber noch nicht ratifiziert. Im B-Bereich spielt die EU für den europäischen Raum eine besondere Rolle. So wurde 2005 in Stockholm das europäische Zentrum zur Kontrolle und Bekämpfung von Krankheiten ECDC gegründet, welches in enger Zusammenarbeit mit der Kommission und der dort betriebenen Frühwarnsysteme rasch zum Hauptakteur in Europa für alle B Ereignisse wird. Bei allen Ge- fährdungen im Zusammenhang mit Lebensmitteln gilt das gleiche für die europäische Lebens- mittelagentur EFSA in Parma. Für die Schweiz sind diese Netzwerke jedoch zurzeit offiziell nicht zugänglich. Entsprechende Gespräche sind aber im Gange. Im B-Bereich bestehen keine spezifischen bilateralen Staatsverträge zwischen der Schweiz und unseren Nachbarstaaten. Eine weitere wichtige Rolle im B-Bereich spielt das B-Waffenübereinkommen BWÜ. Wie andere Regimes hält dieses Übereinkommen lediglich zur Zusammenarbeit an oder sieht einen Infor- mationsaustausch ohne operationelle Aktivitäten vor. Artikel VII des BWÜ sieht eine nicht näher

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erläuterte Unterstützung vor für den Fall, dass ein Vertragsstaat durch die Nichteinhaltung des Übereinkommens bedroht ist. In Bezug auf die Rolle der NATO/PfP gelten die gleichen Bemerkungen wie im A-Bereich.

5.5.2.3 C-BEREICH

Als einer der Hauptakteure im europäischen Raum für C-Ereignisse ist die "United Nations E- conomic Commission for Europe UNECE", deren Aufgaben im Helsinki-Abkommen festgelegt sind. Dieses Abkommen deckt jedoch nur industrielle Ereignisse ab. Zudem soll 2008 in Helsinki die europäische Chemikalienagentur (European Chemical Agency ECA) gegründet werden. Welche Rolle die ECA in der Vorbereitung und Bewältigung von C Ereignissen haben wird, ist noch schwierig abzuschätzen. Für die Bedrohung mit chemischen Kampfstoffen ist das Chemiewaffenübereinkommen (CWÜ) zu erwähnen, das eine internationale Hilfeleistung und Zusammenarbeit im Fall eines effektiven oder angedrohten Einsatzes von Chemiewaffen vorsieht. Hilfegesuche erfolgen über die „Or- ganisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW)“.

5.5.2.4 DER BEVÖLKERUNGSSCHUTZ ALS VERWANDTE BEREICHE

In den letzten Jahren ist zu den klassischen ABC-Partnern mit dem Bevölkerungsschutz (Civil Protection) ein neuer Bereich hinzugekommen. Dieser Bereich nimmt vermehrt übergeordnete Aufgaben wahr. Speziell zu erwähnen ist der „Civil Protection Mechanism“ der EU. Die Erkennt- nis, dass bei komplexen Situationen nicht nur ein Bereich gefordert ist, sondern andere Netz- werke ebenfalls betroffen sein können, zeigt sich immer mehr. Auch auf der globalen Ebene zeigt sich, dass andere Organisationen in die Vorbereitung und in die Abläufe bei der Bewälti- gung von ABC-Ereignissen vermehrt eingebunden werden müssen.

5.5.3 Internationale Aktivitäten und Schweizer Beteiligung

Noch schwieriger als die Übersicht der Akteure zu gewinnen, ist eine Gesamtsicht der Aktivitä- ten zu erstellen. Die Schweiz kann im Bereich des ABC-Schutzes auf ein langjähriges Engage- ment zurückblicken. Entsprechend umfangreich sind auch die Aktivitäten. Hinzu kommt, dass das Engagement in genannten Bereich stets ein politisches Anliegen war und auch heute noch ist. Für die jeweiligen operationellen Netzwerke und für die internationalen Abkommen bestehen in der Regel offizielle Gremien, die sich periodisch treffen. Da diese Gremien permanente Aufga- ben haben, ist hier ein Überblick möglich. Diese sind in der Tabelle im Anhang F bei den ent- sprechenden Akteuren aufgeführt. Schwieriger ist es, einen umfassenden Überblick über die Aktivitäten in der Vorbereitung zu gewinnen. Beteiligungen an internationalen Projekten werden in der Regel durch die jeweiligen Fachstellen entschieden. Hinzu kommt, dass Grundlagenarbeiten oft durch Stellen wahrge- nommen werden, die im Ereignisfall keine internationalen Aufgaben wahrzunehmen haben. In diesem Bereich wirken auch Stellen aus Forschung und Entwicklung mit. Im Anhang F wird ein Teil dieser Aktivitäten erwähnt. Es darf festgestellt werden, dass das Engagement und die Beiträge der Schweiz in den Gre- mien sehr geschätzt werden und international Beachtung finden. Nachfolgend sind beispielhaft einige typische Aktivitäten angeführt: - Die Schweiz präsidiert eine Arbeitsgruppe der IAEA zur Verbesserung des internationa- len Informationsaustausches während Krisen- oder Notfallsituationen.

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- Sie unterstützt die Umsetzung des Artikels X des CWÜ mit der Durchführung von Aus- bildungskursen und mit materieller Hilfeleistung mit entsprechender Instruktion im Ereig- nisfall. - Mit finanzieller Unterstützung ermöglicht die Schweiz „Secondments” in internationalen Organisationen. Dabei wird eine Person einer internationalen Organisation unterstützt, die ihren Dienst in einer anderen (z.B. OCHA-Vertreter im EADRCC) leistet. So kann die Koordination zwischen diesen Organisationen verbessert werden. - Durch Entsendung von Vertretern in das Team zur Vorbereitung und Durchführung von internationalen Übungen trägt sie die Schweiz zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft der internationalen Mechanismen im Ereignisfall bei. - Schweizer Stellen nehmen an EU-Forschungsprojekten im ABC-Bereich aktiv teil.

5.5.4 Internationale Übungen

Neben den vorbereitenden Massnahmen und der Zusammenarbeit im Ereignisfall spielen inter- nationale Übungen eine wichtige Rolle. Im Rahmen von internationalen Abkommen besteht eine gewisse Verpflichtung, an solchen Übungen teilzunehmen. Eine grosse Zahl von Übungen findet aber auf freiwilliger Basis statt, spricht bestimmte Teilgebiete an und findet leider oft nicht in einem Gesamtrahmen statt. Der gegenseitige Kenntnisstand über bevorstehende Übungen ist oft mangelhaft. Damit lässt sich aus solchen Gelegenheiten nicht der optimale Nutzen zie- hen.

5.5.5 Internationaler Vergleich

Ein Vergleich mit unseren Nachbarstaaten und einigen weiteren ausgewählten Ländern ergibt ein sehr heterogenes Bild. Die gewählten Lösungen für die Bewältigung von ABC-Ereignissen hängen von verschiedenen Faktoren ab. Zu erwähnen sind z.B. das politische System, die Ein- schätzung der Gefahren- und Bedrohungslage, die zur Verfügung stehenden Mittel und auch geschichtliche Faktoren wie z.B. militärisch-zivile Zusammenarbeit oder der Terrorismus im ei- genen Land. Zwei Extreme sollen hier stellvertretend erwähnt werden. Frankreich, als zentralistisch regiertes und verwaltetes Land, zeigt recht klare Strukturen und Lösungen auf. Die Politiksektoren über- greifende Zusammenarbeit scheint hier am weitesten vorangetrieben worden zu sein. Das an- dere Beispiel ist Deutschland mit seinen Bundesländern, das mit der Schweiz und ihren Kanto- nen gewisse Parallelen aufweist. Föderale Strukturen und das Fehlen einer zentralen Führung auf Bundesebene erscheren eine schlanke Einsatzorganisation. In den meisten Ländern sind ähnliche Aktivitäten für Verbesserungen im Bereich des ABC- Schutzes festzustellen, und im Rahmen von Kontakten mit verschiedenen Ländern wurde ein Interesse an einem intensiveren Informationsaustausch signalisiert. Der u.a. mit dem Projekt "Nationaler ABC-Schutz ausgelöste Prozess sollte daher weitergeführt werden. Die Arbeits- gruppe „Internationale Kooperation“ würde sich für die zentrale Auswertung der gewonnen In- formationen anbieten. Die einzelnen Kontakte müssen aber weiterhin möglichst zwischen den von den Aufgaben her korrespondierenden Stellen erfolgen.

5.6 Analyse

5.6.1 Übergeordnete Probleme

Bevor auf die spezifischen Probleme eingegangen wird, sind drei allgemeine Probleme zu er- wähnen.

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5.6.1.1 INSELMENTALITÄT

Bei der internationalen Krisen- und Notfallbewältigung besteht die Gefahr, dass man die Prob- leme nur aus der schweizerischen Sicht behandelt und dabei oft den internationalen Kontext vergisst. Dies kann z.B. oft bei Übungen beobachtet werden, deren Szenarien eine internationa- le Reaktion erwarten lassen. Was in den Übungen der Fall ist, könnte auch in einer realen Situ- ation der Fall werden. Dabei wird sich der internationale Druck bei einer Krise sehr schnell auf die Einsatzorgane auswirken. Unvorbereitet würde diese Situation den zuständigen Stellen ein optimales Vorgehen erschweren. Handlungsbedarf Das Bewusstsein der internationalen Vernetzung muss auf allen Stufen gefördert werden. Die internationalen Aspekte der Krisen- und Notfallbewältigung müssen vermehrt Gegenstand nati- onaler Übungen sein, deren Szenarien internationale Implikationen erwarten lassen. Umgekehrt muss die Schweiz auch weiterhin an relevanten internationalen Übungen teilnehmen. Wichtig dabei ist aber, dass alle Stellen, die von der Fragestellung betroffen sein könnten, involviert werden. Die Vermeidung der Inselmentalität ist auch auf der Führungsebene von grosser Bedeutung. Deshalb ist es wichtig, dass internationale diplomatische und technische Kompetenzen im Ex- pertenpool des Stabes zur Führungsunterstützung vertreten sind und bei jeder Zusammenset- zung des ereignisspezifischen Stabes zwingend Einsitz nehmen (siehe Bericht des Projekts „Nationaler ABC-Schutz“).

5.6.1.2 SILOMENTALITÄT

Auftretende Probleme werden oft nur aus der Sicht des eigenen Politiksektors oder Aufgaben- bereichs betrachtet. Die sektorenübergreifenden Auswirkungen von komplexen Krisen- oder Notfallsituationen und der damit verbundenen Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit bei der Ereignisbewältigung werden oft zu wenig in die Überlegungen einbezogen. Verschiedene Auftraggeber (wie z.B. Bevölkerungsschutz, Gesundheit, Humanitäre Hilfe, Si- cherheitspolitik und Verteidigung) erschweren zusätzlich eine klare Ereignisanalyse bzw. Reak- tion. Wie viele Übungen aufgezeigt haben, können unterschiedlichen Einschätzungen der Ge- fahren- resp. Bedrohungslage und der unterschiedliche Informationsstand bei der Ereignisbe- wältigung zu ernsthaften Schwierigkeiten führen.

Handlungsbedarf Die Informationskanäle und der Informationsfluss zwischen den Politiksektoren und Aufgabenbe- reiche sind zu verbessern. Diese Kanäle müssen definiert und anschliessend auch gelebt werden. Alle Stellen müssen wissen, wo sie eine Bring- und wo sie eine Holschuld haben. Die bei diversen Ereignissen festgestellte Problematik des Silo-Denkens muss durch einen in- terdisziplinären Ansatz für die Ereignisbewältigung ersetzt werden. Dies gilt auch im Bereich der internationalen Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Ereignissen.

5.6.1.3 VIELZAHL VON AKTEUREN UND AKTIVITÄTEN

Durch die die vielen internationalen Akteure wird ein bereichsübergreifender Überblick über die internationalen Aktivitäten der Schweiz im ABC-Bereich erschwert. Zudem haben viele interna- tionale Aktivitäten eine Eigendynamik, die durch z.T. fehlende bereichsübergreifende Zusam- menarbeit in der Schweiz noch verstärkt wird. Für die Schweiz als kleines Land wird es immer schwieriger, die Ressourcen zu finden, um in den vielen Gremien vertreten zu sein und substanzielle Beiträge leisten zu können. Es wird also

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künftig darum gehen, vermehrt die relevanten Gremien zu identifizieren und die Prioritäten ent- sprechend zu setzen. Dazu ist aber eine Gesamtübersicht eine Voraussetzung. Handlungsbedarf Eine Koordination der internationalen Aktivitäten und eine klare Prioritätensetzung setzt voraus, dass die Entscheidungsträger auf eine Gesamtübersicht zurückgreifen können und die Fach- stellen sich gegenseitig informieren. Ein Gremium mit einem offiziellen Mandat, die internationalen Aktivitäten gesamtschweizerisch zu koordinieren, fehlt bislang. Die Arbeitsgruppe „Internationale Kooperation im ABC-Schutz“ hat sich zur Aufgabe gestellt, den Informationsaustausch zwischen den in diesem Bereich täti- gen Stellen zu fördern und damit eine Koordination zu erleichtern. Sie hat aber keinen offiziellen Auftrag dazu. Eine nationale Koordination aller Stellen ist aber nötig. Nur so können die Vorbereitungen und der Einsatz optimiert, die Ressourcen effizient und Synergien genutzt werden. Auch die Ein- flussnahme in internationalen Gremien hat bessere Chancen auf Erfolg, wenn die Positionen der Schweizer Vertreter abgestimmt sind. Mit einer Bereichsübergreifenden Zusammenarbeit lassen sich zudem die Kernkompetenzen der Partner für die Lösung noch anstehender Proble- me im operationellen Bereich der internationalen Zusammenarbeit bessere nutzen.

5.6.2 Spezifische Probleme und Handlungsbedarf

5.6.2.1 GEFÄHRDUNGS- UND BEDROHUNGSANALYSE

Aufgrund konkreter Ereignisse ist die Gefährdungssituation für bestimmte Ereignistypen recht gut bekannt. Dies ist vor allem in den Bereichen der technologischen und natürlichen ABC- Gefahren sowie dem kriegerischen Einsatz von ABC-Waffen der Fall. Anders sieht es bei mög- lichen Szenarien im Bereich der ABC-Bedrohung (z.B. Terror) aus, die heute leider nicht mehr ausgeschlossen werden können. Glücklicherweise sind solche Ereignisse mit wenigen Aus- nahmen bis heute nicht eingetreten. Entsprechend fehlen aber die nötigen Erfahrungswerte. Damit erschwert sich die Festlegung, wie weit Vorbereitungen im Allgemeinen und speziell be- züglich internationaler Zusammenarbeit vorgenommen werden müssen. Die Beurteilung der möglichen Auswirkungen haben einen direkten Einfluss auf den zu erreichenden nationalen und internationalen Vorbereitungsstand und damit auch auf die internationale Zusammenarbeit. Handlungsbedarf Auf nationaler und internationaler Ebene muss eine regelmässige Beurteilung der Gefährdungs- resp. Bedrohungslage stattfinden, die als Grundlage für die Überprüfung der Vorbereitungs- massnahmen dient. Solche Analysen müssen in enger Zusammenarbeit der verschiedenen Politiksektoren erfolgen und den Verantwortlichen für die Vorbereitungsmassnahmen zur Verfü- gung gestellt werden. Das Ausmass der Vorbereitungen für die internationale Zusammenarbeit und die Festlegung der Prioritäten der Aktivitäten müssen auf diesen Analysen basieren.

5.6.2.2 ZUSTÄNDIGKEITEN DER INTERNATIONALEN AKTEURE

Die heute gültigen internationalen Abkommen im ABC-Bereich und deren Umsetzung in opera- tionelle Mechanismen sind vor dem historischen Hintergrund zu sehen. Die meisten der beste- henden internationalen Abkommen im ABC-Bereich entstanden noch in der Zeit des Kalten Krieges und vor den Ereignissen vom 11. September 2001. Entsprechend unterscheiden diese in der Regel immer noch zwischen zivilisationsbedingten/natürlichen Gefahren und kriegeri- schen Bedrohungen. In den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch verändert. Gewisse Bedrohungsformen wie z.B. der ABC-Terrorismus lassen sich nicht mehr eindeutig einer dieser beiden Kategorien zuordnen. Für bestimmte Ereignistypen wird eine klare Zuordnung aufgrund der rechtlichen Grundlagen schwierig.

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Dies führt zu Ungewissheiten, unklaren Aufgabenzuweisungen und Doppelspurigkeiten. Zudem haben sich verschiedene Organisationen aufgrund der sich ändernden Bedrohungslage neu ausgerichtet, und neue Aktivitäten wurden initialisiert, oft ohne dass eine Koordination unter den internationalen und unter den nationalen Akteuren stattgefunden hätte. Leider wird gelegentlich eine Zusammenarbeit auch aus politischen Gründen mit dem Hinweis auf rechtliche Schwierig- keiten erschwert. Die auf internationaler Ebene festgestellte Situation widerspiegelt sich auch in den meisten Ländern auf nationaler Ebene. Zudem ziehen Doppelspurigkeiten auf internationaler Ebene auch solche auf nationaler Ebene nach sich. Handlungsbedarf Damit eine klare und abgestimmte Zuordnung der Zuständigkeiten und Rollen der internationa- len Organisationen erreicht werden kann, müssen die Mitgliedsstaaten sowohl in den politisch- strategischen als auch in den fachlich-operativen Gremien Einfluss nehmen. Dabei sollte dahin gewirkt werden, dass die jeweiligen Organisationen sich auf ihre Kernbereiche konzentrieren und ihre Beiträge im Rahmen eines Gesamtkonzepts der Ereignisbewältigung leisten. Es sollte auch klar definiert werden, welche Rollen die internationalen Organisationen in Krisen- und Not- fallsituation übernehmen und welche Aufgaben sie in der Vorbereitung abdecken sollen. Nur so ist eine optimale internationale Krisen- und Notfallbewältigung möglich, die den besten Gebrauch der vorgehaltenen Ressourcen und des vorhandenen Wissens erlaubt. Dies erfordert einen intensiven Dialog aller beteiligten Akteure auf nationaler Ebene und eine Gesprächsbe- reitschaft der internationalen Organisationen untereinander.

5.6.2.3 POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

Im europäischen Raum ergibt sich für die Schweiz eine spezielle Schwierigkeit, indem sich die EU für die internationale Zusammenarbeit bei Krisen- und Notfallsituationen vermehrt auf eige- ne Mechanismen stützt, die auf neu geschaffenen rechtlichen Grundlagen basieren. Aufgrund der politischen Situation ist der Schweiz ein Zugang zu diesen Mechanismen bis heute mit eini- gen Ausnahmen jedoch verwehrt, obwohl das Interesse der europäischen Fachstellen an einer Zusammenarbeit durchaus besteht. Der fehlende Zugang zu den EU-Mechanismen ist äusserst prekär und könnte sich im Ereignis- fall als äusserst erschwerend auswirken, da sich die internationale Ereignisbewältigung und die dazu notwendigen Vorbereitungen hauptsächlich im EU-Rahmen abspielen werden. Damit er- schwert sich auch die bilaterale Zusammenarbeit mit unseren Nachbarstaaten, die sich für die internationalen Fragen im Bereich des ABC- und des Bevölkerungsschutzes hauptsächlich auf die EU-Mechanismen abstützen. Diese Problematik wirkt sich auch auf das Engagement in anderen Bereichen aus. Insbesonde- re im Rahmen EAPC/PfP im Bereich des „Civil Emergency Planning (CEP)“ dürfte das künftige Engagement unter anderem davon abhängen, ob ein Zugang zu den EU-Mechanismen möglich ist und wie weit sich die EU-Länder in Zukunft noch an den PfP-Aktivitäten beteiligen. Ein allfäl- liger Zugang zu EU-Gremien und Netzwerken wäre mit einer Mehrbelastung der zuständigen, primär zivilen Stellen verbunden. Im militärischen Bereich sieht die Situation etwas anders aus, indem viele Aktivitäten hauptsächlich im NATO/PfP-Rahmen wahrgenommen werden. Handlungsbedarf Eine der wichtigsten und dringendsten Massnahmen ist die Vernetzung der Schweiz mit der EU in den Bereichen des ABC- und des Bevölkerungsschutzes. Insbesondere ist der Zugang zu den ereignisbezogenen Gremien und Netzwerken der EU eine Grundvoraussetzung für eine effiziente grenzüberschreitende Krisen- und Notfallbewältigung. Namentlich zu erwähnen sind der EFSA und das ECDC sowie der „Civil Protection Mechanism”. Diese Aspekte sollten in den weiteren bilateralen Beziehungen der Schweiz mit der EU geregelt werden.

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Wegen der damit verbundenen Mehrbelastung vor allem ziviler Stellen müssen die Prioritäten festgelegt und die NATO/PfP- und EU-Gremien in Zukunft situativ und evolutiv besetzt werden. Dies ist nur mit einer sorgfältigen Analyse der Gesamtsituation möglich. Damit kommt der Koor- dination der Aktivitäten und der Prioritätensetzung eine noch grössere Bedeutung zu.

5.6.2.4 VERMEIDUNG VON DOPPELSPURIGKEITEN UND OPTIMALE NUTZUNG DER RES- SOURCEN

Auffallend ist, wie oft der gegenseitige Kenntnisstand in Gremien internationaler Organisationen mangelhaft ist. Das heisst aber auch, dass nationale Vertreter eines Politiksektors oft nicht über die relevanten Informationen aus anderen Bereichen verfügen. Damit sind Doppelspurigkeiten vorprogrammiert. Zum Beispiel werden für gewisse Problemstellungen neue Projekte initialisiert, die bereits von anderen Gremien aufgenommen und zum Teil vertieft behandelt wurden. Ande- rerseits werden jedoch auch Initiativen ergriffen, die echte Lücken schliessen sollen. Dabei kann es vorkommen, dass ein Teil des benötigten Wissens bereits vorliegt, mangels gegensei- tigen Kenntnisstandes aber nicht genutzt wird. Erschwerend wirkt sich zudem oft aus, dass ge- wisse Organisationseinheiten anstehende Probleme nur aus der Optik ihres Zuständigkeitsbe- reiches betrachten und dabei nicht beachten, dass andere Akteure ebenfalls davon betroffen sein könnten und eventuell einen wesentlichen Beitrag zur Lösung beizutragen hätten. Ein weiterer Grund für Doppelspurigkeiten ist die unter 5.2.2 erwähnte Problematik internationa- ler Abkommen, die zum Teil analoge Aufgaben beinhalten. Schliesslich muss auch die Geheimhaltung in bestimmten Bereichen erwähnt werden, die den notwendigen Informationsfluss behindert oder eine Zusammenarbeit verunmöglicht, wenn nicht entsprechende Voraussetzungen geschaffen wurden. Handlungsbedarf Bei noch nicht gelösten oder neu auftretenden Problemen muss eine ganzheitliche Analyse erfolgen, bevor neue Aktivitäten gestartet werden. Bereits bestehende Lösungen oder entspre- chende Aktivitäten müssen erkannt werden. Voraussetzung dazu ist die Förderung der interdis- ziplinären Zusammenarbeit nicht nur im Bereich des ABC-Schutzes, sondern auch mit anderen Bereichen, die von ABC-Ereignissen betroffen sein können oder die zur Lösung von anstehen- den Problemen beitragen können. Ein gezielter Informationsaustausch ist eine Grundvoraussetzung für eine bessere Koordination und für die Nutzung von möglichen Synergien. Dieser Informationsaustausch muss auf den ein- zelnen und zwischen den verschiedenen Ebenen sichergestellt werden: o Auf fachlicher Ebene muss der gegenseitige Wissensstand zwischen den Politiksektoren verbessert werden. Dies bedingt einen intensiven Dialog zwischen den operationell tätigen Stellen. Ein spezieller Handlungsbedarf besteht dabei bei der Zusammenarbeit zwischen den zivilen (z.B. IAEA, WHO, UNEP, FAO, OIE), den militärischen (z.B. NATO) und sicherheits- politischen (z.B. BWÜ, CWÜ) Akteuren. o Neben diesem horizontalen Informationsaustausch muss auch der Dialog zwischen den poli- tisch-strategischen Steuerungsgremien und den fachlich-operativ tätigen Organisationsein- heiten verbessert werden. Ein solcher Dialog kann wesentlich zu einer besseren Prioritäten- setzung beitragen. Dieser Informationsaustausch muss bereits auf nationaler Ebene zwischen den in der internati- onalen Zusammenarbeit engagierten Vertreter erfolgen und in den jeweiligen internationalen Gremien von diesen Vertretern gefördert werden. Vor allem der Informationsaustausch zwi- schen den Politiksektoren Bevölkerungsschutz, Innere Sicherheit, Sicherheitspolitik, Militär und Fachstellen muss national und international gefördert werden. Dabei muss sichergestellt wer- den, dass auch vertrauliche Informationen ausgetauscht werden können. Für das oft auftretende Problem von vertraulichen Informationen, müssen Lösungen gefunden werden. Durch spezielle Regelungen zwischen den nationalen Akteuren muss sichergestellt

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werden, dass die Informations- und Kommunikationskanäle in der Schweiz gestärkt werden und ein regelmässiger, strukturierter Austausch erfolgt.

5.6.2.5 OPERATIONELLE ASPEKTE DER INTERNATIONALEN ZUSAMMENARBEIT IM EREIG- NISFALL

Für die frühzeitige Benachrichtigung und den raschen Informationsaustausch bei nuklearen und radiologischen sowie bei chemischen Notfällen sind in der Schweiz die offiziellen Kontakt- und Fachstellen bestimmt. Ebenfalls festgelegt sind die Fachstellen für den Informationsaustausch bei Epidemien und Tierseuchen im Rahmen der UN-Organisationen. Da mit der EU bis auf den Bereich Radioaktivität Abkommen noch fehlen, sind für die Schweiz noch keine diesbezügliche Kontakt- und Fachstellen bezeichnet worden. Handlungsbedarf Die Festlegung der Kontakt- und Fachstellen müssen für alle Ereignisse im ABC-Bereich klar festgelegt und kommuniziert werden. Dies muss ebenfalls für jene Netzwerke erfolgen, die zur- zeit noch nicht erschlossen sind. Bei diesen Überlegungen müssen auch jene Netzwerke ein- bezogen werden, die nicht primär für ABC-Ereignisse vorgesehen sind, aber in solchen Situati- onen mit betroffen sein könnten. Im Vordergrund steht dabei das europäische Gemeinschafts- verfahren im Bereich des Bevölkerungsschutzes (Civil Protection Mechanism). Gleichzeitig ist zu prüfen, ob die Aufgabe der internationalen Kommunikation und Hilfeleistung bei Krisen- und Notfallsituationen weiter optimiert werden kann. Dies könnte dadurch erfolgen, dass technische Mittel und bestehende Mechanismen gemeinsam genutzt werden oder die ge- genseitige Unterstützung verbessert wird, wobei die gesetzlich gegebenen Zuständigkeiten be- rücksichtigt werden müssen. Dies kann durch eine Vernetzung der Netzwerke für Krisen- und Notfallsituationen erreicht werden. Damit liesse sich der horizontale und vertikale Informations- austausch auf nationaler und internationaler Ebene als eine der Voraussetzungen für eine ef- fektive Ereignisbewältigung verbessern. Dazu ist eine engere Zusammenarbeit der Akteure der Bundesstellen, die Aufgaben bei der internationalen Krisen- und Notfallbewältigung wahrzu- nehmen haben, notwendig.

5.6.2.6 INTERNATIONALE HILFELEISTUNG IM EREIGNISFALL

Für die gegenseitige Hilfeleistung im ABC-Bereich bestehen verschiedene internationale Ab- kommen. In den letzten Jahren hat sich aber gezeigt, dass noch ungelöste Probleme vorliegen: o Die Bereitschaft zur internationalen Hilfeleistung der einzelnen Staaten ist gegeben, doch fehlt es z. T. an den nötigen Vorbereitungen und in einigen Bereichen auch an den nötigen, zusätzlichen Ressourcen, um eine rasche Hilfeleistung gewährleisten zu können. o Eine detaillierte Analyse, in welchen Situationen und in welcher Weise ein Land auf ausländi- sche Hilfe angewiesen ist, fehlt in der Regel. o Für den Bereich der ABC-Bedrohung fehlen z.T. die nötigen Absprachen für die gegenseitige Hilfeleistung. o Während die Abläufe für die Hilfeleistung der Schweiz zugunsten anderer Staaten grundsätz- lich geregelt ist, fehlen für den Fall, dass die Schweiz auf ausländische Hilfe angewiesen wä- re, die entsprechenden konkreten Vorbereitungen. o Innerhalb der Europäischen Union wird die gegenseitige Hilfeleistung über einen eigenen Mechanismus abgewickelt. Obwohl von EU-Staaten umgeben, hat die Schweiz bisher noch keinen Zugang zu diesem Mechanismus. o Im Rahmen des EAPC/PfP-Programms spielt die gegenseitige Hilfeleistung im zivilen Bereich ebenfalls eine Rolle, insbesondere auch im ABC-Schutz. Die Rolle des EADRCC für die Hil- feleistung im europäischen Raum ist regelmässig Gegenstand von Diskussionen.

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Handlungsbedarf Mit allen betroffenen Schweizer Partnern müssen die Zuständigkeiten und die Abläufe bei ei- nem Ereignis, bei dem die Schweiz auf ausländische Hilfe angewiesen ist, auf Vollständigkeit und Zweckmässigkeit geprüft werden. Für erkannte Schwachstellen und Lücken sind Lösungen zu deren Behebung zu erarbeiten. Zeigt es sich, dass gewisse Probleme nur im internationalen Rahmen gelöst werden können sind entsprechende Schritte einzuleiten. Dabei kommt der bila- teralen Zusammenarbeit eine wichtige Rolle zu, da gewisse operationelle Vorbereitungen kaum im internationalen Rahmen zu bewerkstelligen sind (z.B. wegen Geheimhaltung oder detaillierte und überprüfte Einsatzpläne). Eventuell sind neue Abkommen auszuarbeiten, falls für gewisse Arten der Zusammenarbeit nicht auf bestehende zurückgegriffen werden kann.

5.7 Schlussfolgerungen

Aus dem Ist-Zustand und der Analyse ergeben sich folgende Erkenntnisse und Schwerpunkte bezüglich Handlungsbedarf im Bereich der internationalen Kooperation im ABC-Bereich:

5.7.1 EU Vernetzung

In den letzten Jahren hat die europäische Union verscheiden Initiativen ergriffen, um für Krisen- und Notfallsituationen besser gewappnet zu sein. Insbesondere sind neue operative Netzwerke entstanden oder sind im Entstehen begriffen, um die internationale Reaktionsfähigkeit im Be- reich der ABC-Bedrohung zu verbessern. Die Schweiz hat bislang keinen Zugang zu diesen Gremien und Netzwerken. Diese Situation könnte im Ereignisfall die internationale Zusammen- arbeit wesentlich beeinträchtigen. Vorgeschlagene Massnahme Längerfristig ist die Vernetzung der Schweiz mit der EU in dem angesprochenen Bereich zu ver- stärken. Insbesondere ist eine enge Zusammenarbeit mit den für den Ereignisfall vorgesehenen Netzwerken anzustreben. Dieser Bedarf muss in die Fortsetzung der bilateralen Gespräche ein- fliessen.

5.7.2 Koordination und Nutzen von Synergien

Die begrenzten Ressourcen und die wachsenden Anforderungen an die grenzüberschreitende Zusammenarbeit erfordern eine bessere Koordination der internationalen Tätigkeiten in der Vorbereitung und eine engere Zusammenarbeit bei der Bewältigung von ABC-Ereignissen. Gelingt der Anschluss an die EU-Netzwerke, verschärft sich das Ressourcen Problem zusätz- lich. Eine sorgfältige und regelmässige Analyse der Schwerpunkte (EU, PfP, UN) drängt sich bei dieser neuen Situation auf. Eine Grundvoraussetzung dazu ist, dass sich die Partner kennen und dass sie sich gegenseitig über ihre Aktivitäten auf dem neusten Stand halten. Damit können nicht nur Doppelspurigkeiten vermieden werden, sondern auch die Kernkompetenzen der jeweiligen Stellen besser genutzt werden. Vorgeschlagene Massnahmen Die Aspekte der internationalen Zusammenarbeit im ABC-Schutz durch ein permanentes Gremi- um behandelt werden. In diesem Gremium sollen jene Stellen vertreten sein, die wesentlichen an den internationalen Aktivitäten im Bereich des ABC-Schutzes beteiligt sind. Dieses Gremium soll über die KomABC sicherstellen, dass auch der Dialog zwischen der Fachebene und der politi- schen Ebene erfolgt. Es ist zu prüfen, ob die bereits bestehende Arbeitsgruppe „Internationale Kooperation im ABC-Schutz“ mit dieser Aufgabe betraut werden könnte und wie diese in die Strukturen des neuen nationalen ABC-Schutzes zu integrieren wäre.

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5.7.3 Optimierung der Abläufe bei der internationalen Zusammenarbeit im Ereignisfall

In einer Krisen- oder Notfallsituation werden die zuständigen Bundesstellen und Stäbe durch die nationalen Probleme stark gefordert. Die internationalen Aspekte treten oft in den Hinter- grund oder werden erst wahrgenommen, wenn der Druck aus dem Ausland zunimmt. Hinzu kommt, dass die personellen Ressourcen für diese Aufgaben oft knapp bemessen sind und die Anforderungen an den Informationsaustausch sowohl inhaltlich als auch technisch stark gestie- gen sind. Vorgeschlagene Massnahmen - Es ist sicherzustellen, dass dem Krisenstab auf Stufe Bund Experten der internationalen Zusam- menarbeit im Ereignisfall zur Verfügung stehen und dass diese Experten frühzeitig durch den Kri- senstab in ihre Tätigkeiten eingebunden werden. - Es ist zu prüfen, ob und wie Akteure des Bundes, die in Krisen- und Notfallsituationen internatio- nale Aufgaben wahrzunehmen haben, in der Vorbereitung und im Ereignisfall enger miteinander arbeiten und besser vernetzt werden können. Damit kann sichergestellt werden, dass im Ereig- nisfall die bereichsübergreifende Information stattfindet und damit die internationale Zusammen- arbeit koordiniert erfolgt. Mit einem solchen Verbund könnte auch die gegenseitige Unterstützung sowohl personell als auch in Bezug auf technische Mittel verbessert werden. - Es ist weiter zu prüfen, wie weit gewisse Aufgaben als „National Warning Point“ im Sinne einer Dienstleistung auf eine Stelle konzentriert werden kann, ohne dass die Kompetenzen der einzel- nen Akteure tangiert werden. - Die Schweiz nimmt an relevanten internationalen Übungen teil. Umgekehrt soll bei grösseren na- tionalen Übungen die internationale Zusammenarbeit Bestandteil der Übungsziele sein. Bei einer übenden Stelle könnte vermehrt eine Vertreterin oder einen Vertreter einer anderen international tätigen aber von der Übung nicht betroffenen Stelle als Beobachter eingesetzt werden.

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6. EREIGNISMANAGEMENT IN DER INDUSTRIE - ARBEITSGRUP- PE 5

6.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: M. Brossi (NAZ), Gruppenleiter, Moderation B. Sartory (SFV) B. Righetti (LONZA) H. Künzi (SGCI/Roche) W. Angst (CIBA SC) Datum: 16.12.2004

6.2 Einleitung

Die Arbeitsgruppe ist sich einig, dass es kein generelles Ereignis-Management in der Industrie gibt und sich auch die drei Fachgebiete A, B und C nicht einheitlich betrachten lassen. Die an- wesenden Experten stammen allesamt aus der chemischen Industrie und beleuchten die The- matik deshalb aus dieser Perspektive.

Man ist der Ansicht, die Abläufe im Bereich A seien sehr gut geregelt und auch gut vorbereitet; das Ereignismanagement in diesem sehr speziellen Gebiet lässt sich jedoch nicht ohne weite- res auf andere Gebiete übertragen oder mit anderen E-Managementtypen vergleichen.

Im Bereich B sind prinzipiell die gleichen Einsatz- und Ereignisorgane am Werk, wie im Bereich C; sie werden im Einsatzfall mit B-Fachleuten und B-Spezialisten ergänzt. Vorgehen, Abläufe und Management sind sich gleich, wie im Bereich C; lediglich die Massnahmen bei der Ereig- nisbekämpfung sehen leicht anders aus.

Für den Bereich C lässt sich festhalten, dass die jahrelange Prävention heute wirkt: - weniger Ereignisse - weniger schwere Ereignisse (kleineres Schadenausmass) - geringere Tragweite

Zudem sind nach den grossen Ereignissen in den 80er Jahren die Interventionskräfte besser ausgerüstet und ausgebildet worden. Die anwesenden Experten sind jedoch der Ansicht, die verbesserten Massnahmen zur Prävention und die ungünstigere wirtschaftliche Lage hätten zu spürbaren Mängeln oder Nachteilen auf Seiten der Interventionskräfte zur Folge: - weniger Erfahrung (v.a. auch bei Grossereignissen) - weniger und/oder keine Weiterentwicklungen der Mittel - weniger Leute in den Reihen der Einsatzkräfte

Diesen aufgeführten Nachteilen begegnen heute die Versicherungen mit Forderungen nach mehr lokalen stationären Löschanlagen. Dies verursacht nicht nur hohe Investitions- und Unter- haltskosten, sondern birgt auch den Nachteil von mangelnder Flexibilität bei Umbauten.

Auf Seiten der Chemieproduzenten führen diese Forderungen vermehrt zur Verlagerung von „gefährlicheren“ Produkten oder Herstellprozesse in „Drittweltländer“, bzw. zum Zukauf dieser Chemikalien in „Drittweltländern“ mit entsprechend grossen Transportdistanzen.

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Generell ist auch anzumerken, dass die modernen Produktionsmethoden und die minimierte Lagerhaltung („just in time“–Produktion) einer erhöhten Zahl von Transporten gleich kommt, was wiederum zu einer Verlagerung des Risikos auf die Strasse oder Schiene führt.

Ebenfalls betrachten die anwesenden Experten die Gefahr eines gewollten Anschlages oder einer bewusst herbeigeführten Sabotage heute als wahrscheinlicher, als noch in den 90er- Jahren.

Stationäre Anlagen haben punkto Prävention und Intervention gegenüber dem Transport klare Vorteile, jedoch führen diverse gesetzliche Regelungen, verbunden mit „Animositäten“ gegen- über der Chemie zu unterschiedlichen Sicherheitsniveaus in der Schweiz.

6.3 Übersicht Ereignismanagement in der Industrie

Kein einheitliches System erkennbar, dennoch Systeme und Massnahmen greifen in der Regel.

6.4 Gesetzliche Grundlagen

• Umweltschutzgesetz (insbesondere Art. 10 Katastrophenschutz) • Störfallverordnung (insbesondere Art. 2)

6.5 Aktueller Stand im Ereignismanagement der Industrie

6.5.1 Ziele

Minimierung eines eingetretenen Ereignisses durch rasche professionelle Bekämpfung durch trainierte Einsatzkräfte und vorbereitete Führung durch einen firmeneigenen Ereignisstab.

6.5.2 Organisation

Keine einheitliche Organisation bedingt durch Standorte in verschiedenen Kantonen mit unein- heitlicher gesetzlicher Basis. Unterschiedliche Risiko-Potentiale (Produkte, Mengen) = unter- schiedliche Organisationsformen.

6.5.3 Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten

Die Kantone regeln dies sehr unterschiedlich in Bezug auf die gesetzlichen Vorgaben; umso mehr sind auch die Ereignismanagement-Organisationen der Chemiefirmen unterschiedlich.

6.5.4 Entscheidungswege

Die Wege sind kurz. Klar geregelt und den örtlichen Risiken angepasst

6.5.5 Informationsführung

Die Informationsführung ist so unterschiedlich wie die Werke und deren Standorte.

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6.5.6 Detaillierte Aufgaben

Die Aufgaben und auch die Aufgabenverteilung zwischen Ereignisdiensten und kantonalen In- stanzen ist geregelt, jedoch nicht einheitlich.

6.5.7 Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen, Gemeinden und Partnerfirmen

Mit dem Bund ist kaum eine Zusammenarbeit feststellbar; bei der Mitwirkung zur Ausarbeitung von Gesetzen, Verordnungen und Weisungen noch am ehesten. Mit den Standortkantonen ist eine gewisse Zusammenarbeit erkennbar, jedoch sehr unter- schiedlich in der Intensität. Auch die Zusammenarbeitsweise und Intensität zwischen den ein- zelnen Firmen und Kantonen sind nicht homogen. Der Vollzug von Verordnungen müsste dringend vereinheitlicht werden! (mögl. Rolle für den Bund). Ebenso müsste ein effizientes Ereignismanagement, basierend auf vereinheitlichten, gemeinsam definierten Standardszenarien anhand von Übungen auf dessen Funktionalität ü- berprüft werden können. Zwischen den Firmen sollten Erfahrungsaustauschgruppen operieren, um mehr voneinander zu lernen. Dies würde zu einem einheitlicheren Denken im Ereignismanagement führen. Heute ist ein starkes „Gärtchendenken“ feststellbar. Das Wissen liegt heute sehr oft bei den Firmen und fehlt bei den gesetzgebenden Ämtern, da Staatsstellen oft mit jungen Hochschulabgängern besetzt werden und nicht mit erfahrenen Leu- ten aus der Industrie.

6.5.8 Benötigte Mittel

Ereignisorganisationen bestehen aus drei Säulen: Organisation, Prozesse, Infrastruktur. Um im Ereignisfall bestehen zu können, muss laufend anhand aktueller Szenarien geübt werden!

6.5.9 Stärken / Schwächen

In der heutigen, schnelllebigen Zeit gibt es auch in der Industrie kaum mehr Kontinuität. Zudem wird auch bei den Mitteln, Organisationen und Infrastrukturen des Ereignismanagements ge- spart - solange nichts passiert. Das bei Grossereignissen bezahlte Lehrgeld entspricht meist einem Vielfachen dessen, was man bei konstanter Investition in die erwähnten drei Säulen zu bezahlen hätte. Ein hoher Stand der Ausbildung muss unbedingt gehalten werden. Fremde Mittel können das Wissen und die Erfahrung eigener Mittel nie adäquat ersetzen.

6.5.10 Folgerungen aus Ereignissen

Folgerungen aus den verschiedensten Ereignissen der letzten 20 Jahre sind uneinheitlich. Ge- nerell lässt sich sagen, dass die Kommunikation immer wichtiger wird und immer schneller und professioneller erfolgen muss. Die lokalen Abläufe sind eingespielt, die Partner bekannt und eine Vertrauensbasis existiert in den meisten Fällen. Ob daraus auch die funktionierende Kom- munikation bei einem überregionalen Ereignis abgeleitet werden kann, ist fraglich.

6.5.11 Zukünftige Entwicklung

Es ist keine einheitliche Entwicklung absehbar.

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6.6 Vergleich mit dem nationalen ABC-Schutz in der Schweiz

Es gibt keinen einheitlichen ABC-Schutz in der Schweiz in Bezug auf das Ereignismanagement. Die föderalistischen Strukturen wirken sich gerade in diesem Bereich sehr negativ aus und es wäre dringend notwendig, hier einheitliche, klare Strukturen und Abläufe zu erhalten. Die Rolle des Bundes und insbesondere des Bevölkerungsschutzes wäre hier zwingend gefragt. Ebenso müssten die gesetzlichen Randbedingungen, gemeinsam mit der Industrie, erfahrungsbasiert vereinheitlicht werden.

6.7 Handlungsbedarf für den nationalen ABC-Schutz

6.7.1 Organisation

Das Konzept der Chemiewehr-Stützpunkte sollte schweizweit überarbeitet werden. Kantonale Gegebenheiten müssen einer risikobasierten Betrachtungsweise weichen. Standorte von Che- miefirmen, Umschlag- und Lagerorte sowie die Verkehrsachsen müssen in die Überlegungen einbezogen werden. Den Transportachsen (Schiene, Strasse) ist ein grösseres Gewicht beizumessen, als in der Vergangenheit. Ebenso sind die Verfügbarkeit von Fachkräften und Spezialmaterial sowie die Erfahrung in der Bekämpfung von Chemieereignissen in die Diskus- sionen einzubringen. Führungsstrukturen auf Stufe Bund fehlen weitgehend, um die Kantone in der Bewältigung von Ereignissen wirksam zu unterstützen.

6.7.2 Verantwortlichkeiten und Pendenzen

Hier sind vor allem einheitliche Massstäbe für die Ereignisbekämpfung auf Verkehrsachsen an- zulegen. Definierte Leistungen sollten überall zur gleichen Qualität und zum selben Preis erhält- lich sein. Dieser Ansatz müsste in der "Zurverfügungstellung" von Leistungen viel mehr mit ein- bezogen werden. Als Beispiel möge hier die Vereinbarungen der SBB auf der Neubaustrecke Mattstetten – Roth- rist dienen. Hier mussten mit drei Kantonen unterschiedliche Leistungen zu unterschiedlichen Preisen in verschiedenen Leistungsvereinbarungen erarbeitet werden.

6.8 Aufgaben

Es sind Konzepte zu den skizzierten Ansätzen zu erarbeiten unter Einbezug aller Partner.

6.9 Transport

Hier sind noch weitere Einzelheiten abzuklären. Generell gilt, dass es hier bezüglich des Aus- masses keine Rolle spielt, ob es sich bei einem Ereignis um einen Unfall, oder um einen terro- ristischen Anschlag handelt. Der Analyse der Verkehrswege (incl. Umschlag- und Lagerplätze, Chemie verarbeitende Indust- rie) kommt eine wesentliche Rolle zu. Die belieferten bzw. liefernden Betriebe können via Ge- fahrgut VO identifiziert werden. Es ist Aufgabe des Bundes hier eine Vereinheitlichung zu schaf- fen. Kritische Bereiche und Verkehrswege müssen in Zukunft wegen der latenten Bedrohung (Sabo- tage, Anschlag, Unfall) besser überwacht werden, wobei hier neueste Technologien entschei- dend zum Erfolg beitragen können.

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Im liberalisierten Schienenverkehr muss die Information über den Transport gefährlicher Güter gewährleistet sein (Schnittstellenproblem). Kontrollen im Strassenverkehr müssen verstärkt und vereinheitlicht werden. Allenfalls wäre hier ein Outsourcing an private Unternehmer ins Auge zu fassen.

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7. LOGISTIK – ARBEITSGRUPPE 6

7.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: E. Binggeli (BABS LS), Gruppenleiter, Moderation M. Zimmerli (armasuisse) H. Krebs (BABS IS) Th. Meister (Aapot LBA) F. Burkhalter (BWL) Datum: 26.04.2005

7.2 Einleitung

Die Projekte Nationaler ABC-Schutz und Technisches ABC-Schutzkonzept haben zum Ziel, einerseits den ABC-Schutz in der Schweiz auf der organisatorisch/technischen Ebene zu koor- dinieren bzw. zu optimieren und andererseits die Fragen bezüglich Logistik und Material und damit auch die Interoperabilität unter den Partnerorganisationen vertieft zu untersuchen. Die Abklärungen konzentrieren sich dabei ausschliesslich auf ABC-Schutzmaterial. Miteinbezogen sind hierbei auch die privaten Schutzräume, die öffentlichen Schutzanlagen der Kantone sowie die Führungs-, Kampf-, Übermittlungs- und Logistikanlagen der Armee. Ob und wieweit das vorhandene ABC-Schutzmaterial mit den neuen Bedrohungsformen über- einstimmt, ist nicht Gegenstand dieser Abklärungen. Diese Fragestellungen werden u.a. im Pro- jekt Technisches ABC-Schutzkonzept umfassend bearbeitet. Die aufgeführten Stückzahlen sind angesichts der knappen terminlichen Vorgaben Momentauf- nahmen und demzufolge als Grössenordnungen zu verstehen. Sie vermitteln aber trotzdem einen ungefähren Überblick über das in der Schweiz vorhandene ABC-Schutzmaterial. Die Daten sind, aufgeteilt nach den einzelnen Organisationen, in tabellarischer Form dargestellt und wo erforderlich durch Kommentare ergänzt.

Der Verfasser möchte es nicht unterlassen, den beteiligten Mitarbeitern der Partnerorganisatio- nen für die engagierte Unterstützung bei der Ermittlung der Daten herzlich zu danken.

7.3 ABC-Schutzmaterial

7.3.1 Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS)

Das BABS ist grundsätzlich für den Schutz der Bevölkerung sowie der Zivilschutzangehörigen gegen ABC-Ereignisse zuständig. Hiezu gehören u.a. Beschaffung, Lagerung und Unterhalt von persönlichem ABC-Schutzmaterial wie Masken, Anzüge, etc., aber auch die Erarbeitung der Vorgaben für den Bau von öffentlichen Schutzanlagen und privaten Schutzräumen. Daneben verfügt das BABS über Geräte und Einrichtungen zur Entgiftung und Behandlung von kontami- nierten Personen und Einrichtungen sowie über Nachweisgeräte für die Bereiche A und C. Zur- zeit fehlen Detektionsgeräte für den Bereich B. Das BABS verfügt zurzeit über 7300 veraltete, auf Naturkautschuk basierende Masken vom Typ SM 64. Materialuntersuchungen haben gezeigt, dass sich diese Naturkautschuk-Schutzmasken in einem relativ schlechten Zustand befinden und nicht mehr eingesetzt werden können. Daneben verfügt das BABS jedoch noch über ca. 1.8 Mio SM 67 (so genannte Volksmaske)

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und über 540'000 SM 83 (für ZS-Angehörige). Schutzmasken vom Typ SM 90 sind im BABS nicht vorhanden! Die vorhandenen Mundfilter der Typenreihen SF L 58/64 und SF L 68/83 (insgesamt ca. 2.7 Mio Stück) sind nach wie vor einsetzbar, obwohl sie nicht mehr dem neusten Stand der Technik entsprechen. Zum Schutz gegen industrielle Schadstoffe verfügen allerdings weder die Angehö- rigen des Zivilschutzes noch die Bevölkerung über die hierfür erforderlichen Schutzfilter vom Typ ABEK und AX! Das Material ist vielfach dezentral bei den Kantonen gelagert. Es stellt sich insbesondere bei den Schutzmasken die Frage, wie diese bei asymmetrischen Ereignissen wie B- oder C-Terror, rechtzeitig zu der zu schützenden Bevölkerungsgruppe gelangen. Eine Detaillierte Zusammenstellung über das ABC-Schutzmaterial ist im Anhang G ersichtlich.

7.3.2 Armee (V)

Im Gegensatz zum BABS verfügt die Armee über ein umfassendes Sortiment sowohl an per- sönlichem wie auch an kollektivem ABC-Schutzmaterial. Im Rahmen des Projekts ABC XXI sowie dem Aufbau der ABC Abw Trp wird zudem veraltetes ABC-Schutzmaterial sukzessive liquidiert und neues, auf die modernen Bedrohungsbilder abgestimmtes Material beschafft. Hie- zu gehören u.a. ABEK- und AX-Schutzfilter, welche gegen industrielle Schadstoffe bzw. organi- sche Schadstoffe mit niedrigem Siedepunkt (< 65GradC) eingesetzt werden. Interessant ist die Tatsache, dass den AdA's die Mundfilter nicht mehr abgegeben werden und somit im Mob Fall über keinen ABC-Schutz verfügen. Aus Sicht des Verfassers sind hier, im Hinblick auf die noch auszuarbeitenden Schutzmassnahmen im Rahmen des Projekts Techni- sches ABC-Schutzkonzept, vertiefte Abklärungen über das "Warum" zwingend erforderlich. Eine detaillierte Zusammenstellung über das ABC-Schutzmaterial ist in den Tabellen 3-5 im Anhang G ersichtlich. Zudem sind in Tabelle 10 im Anhang G noch einige fachtechnische In- formationen betreffend der Abgabe von Mundfiltern bei Existenzsicherungs- und Friedensförde- rungsoperationen beigefügt. Die Armee ist diejenige Organisation, welche über das Gros des in der Schweiz vorhandenen ABC-Schutzmaterials verfügt. Im Anhang G sind nur die wichtigsten Komponenten aufgeführt. Auf die Auflistung von Reparatur- und Reservematerial und weiteres Zubehörmaterial wurde an dieser Stelle absichtlich verzichtet.

7.3.3 Koordinierter Sanitätsdienst (KSD)

Der Koordinierte Sanitätsdienst (KSD) befasst sich grundsätzlich nur mit organisatorischen Auf- gaben; er erfügt über kein ABC-Schutzmaterial. Mit dem zurzeit im Aufbau befindlichen Daten- bank-System IES wird er allerdings in der Lage sein, schweizweit nicht nur über das vorhande- ne ABC-Schutzmaterial, sondern auch über Menge und Standort Auskunft zu erteilen. Die Imp- lementierung der hiezu erforderlichen Daten soll im Jahr 2005 erfolgen. Die Inbetriebnahme des Datenbanksystems IES ist für 2006 geplant. Ob dies jedoch eingehalten werden kann, ist in erster Linie von der Bereitschaft der Kantone bzw. Gemeinden abhängig, welche die Daten lie- fern müssen.

Der KSD verfügt über sanitätsdienstliche Schutzanlagen für Personal und Patienten. Die Anzahl Patientenbetten liegt bei ca. 0.75% der gesamten Bevölkerung und entspricht den Vorgaben des Bevölkerungsschutzes (min. 0.6%), d.h. der KSD verfügt über:

- 249 geschützte San Stellen mit insgesamt 27'480 Schutzplätzen 27'480 - 115 geschützte Spitäler mit insgesamt 27'100 Schutzplätzen 27'100 Total 54'580

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7.3.4 Armee Apotheke (AApot) und wirtschaftliche Landesversorgung (WL)

Die AApot und die wirtschaftliche Landesversorgung arbeiten insbesondere im organisatori- schen Bereich eng miteinander zusammen. In den Tabellen 6 bis 8 im Anhang G sind der Vollständigkeit halber u.a. auch die verfügbaren medizinischen Mittel im Bereich ABC-Schutz für Prävention oder Ereignisbewältigung tabella- risch zusammengestellt. Dabei gilt es zu präzisieren, dass es sich bei den im Tabelle 8 im An- hang G (wirtschaftliche Landesversorgung) aufgeführten medizinischen Mitteln nicht um Erst- einsatz-Material, sondern um Güter für den Fall einer Versorgungskrise handelt.

7.3.5 Feuerwehr (FW)

Das ABC-Schutzmaterial bei den schweizerischen Feuerwehren ist grundsätzlich bei den ins- gesamt 60 Chemiewehr- und 37 Strahlenwehr-Stützpunkten stationiert. Neben den Mitteln zum eigenen Schutz (Grundidee), verfügen die Stützpunkte im beschränkten Masse auch über zu- sätzliches Material wie ABC-Schutzmasken, leichte Schutzanzüge, etc. zur Bergung von Ver- letzten bzw. zur Evakuation von gefährdeten Personen. Der Grossteil der Kantone beschaffen die Schutzmasken und Filter (vorwiegend ABEK) bei der Firma Dräger. Einzig die Kantone ZH und SZ setzen die militärischen ABC-Schutzmasken vom Typ SM 90 bzw. den ABC-Schutzfilter SF 90 ein. Die Stützpunkte verfügen zudem über Vollschutzanzüge sowie über verschiedene Gerätschaften wie CNG, Strahlenmessgeräte, Personendosimeter, etc. Die Beschaffung von ABC-Schutzmaterial ist grundsätzlich Sache der Kantone. Durch regel- mässige Treffen der kantonalen Feuerwehrinstruktoren findet diesbezüglich eine gewisse Ab- sprache/Koordination statt. Den Kantonen wurden zudem überzähliges ABC-Schutzmaterial aus der Armeereserve abgegeben. Ob dies jedoch auch an die Stützpunkte weitergeleitet wur- de, konnte nicht abschliessend geklärt werden. Die eingegangenen Materialmeldungen lassen aber doch darauf schliessen, dass einzelne Kantone ihre Stützpunkte bedient haben. Im Sinne eines Ersteinsatzes sind die Chemie- und Strahlenwehr- Stützpunkte mit entspre- chendem ABC-Schutzmaterial ausgerüstet. Je nach Schwere des Ereignisfalles werden diese durch externe Einsatzmittel wie z.B. der EEVBS oder der ABC Abw Trp unterstützt. In Kantonen mit chemischer Industrie wird in einem Schadenereignis primär die betriebseigene Feuerwehr eingesetzt. Diese befinden sich sowohl ausbildungs- wie auch materialmässig auf einem sehr hohen Stand und arbeiten sehr eng mit den freiwilligen Feuerwehren der umliegen- den Gemeinden zusammen. Die Betriebsfeuerwehren sind jedoch nicht Gegenstand der vorlie- genden Abklärungen.

Der Schweizerische Feuerwehrverband (SFV) unterstützt die Kantone bei der Ausbildung ihrer Leute und fördert damit einen gesamtschweizerisch einheitlichen Ausbildungsstand. Übrigens, das Niveau des Ausbildungsstands bei den im ABC-Bereich eingeteilten Feuerwehrleuten ist sehr hoch. Letztere verfügen denn auch über ein ausgezeichnetes Fachwissen!

Die Tabelle 9 im Anhang G vermittelt einen Überblick über das vorhandene ABC-Schutzmaterial bei den Chemie- und Strahlenwehr-Stützpunkten.

7.3.6 Polizei

Bei der Polizei ist grundsätzlich zwischen den kantonalen und den städtischen Korps zu unter- scheiden. Die städtischen Korps sind dabei in erster Linie im Ordnungsdienst eingesetzt, d.h. u.a. bei Demonstrationen. Hierfür stehen ihnen ABC-Schutzmasken mit Mundfilter (SM 74/90 mit SF 74/90) für den Einsatz mit Tränengas zur Verfügung. Da die städtischen Korps jedoch nicht für Einsätze bei A-, B- oder C-Ereignissen vorgesehen sind, wird auf das Erfassen der ABC-Schutzmittel verzichtet. Wegen der kantonalen Hoheit ist es nicht einfach, einen gesamtheitlichen Überblick über das ABC-Schutzmaterial der Kantonspolizeien zu bekommen. Entsprechende Abklärungen sind

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jedoch im Gange und es liegen zurzeit Informationen von den Kantonen Bern und Zürich vor. Es darf davon ausgegangene werden, dass, ähnlich wie bei der Feuerwehr, die Unterschiede bezüglich Ausrüstung zwischen den einzelnen Korps zumindest qualitativ nur marginal sind. Im Kanton Bern sind ca. 600 ABC-Set für den persönlichen Schutz von Angehörigen der Polizei verfügbar. Sie bestehen aus einer ABC-Schutzmaske mit Mundfilter sowie einer Überwurf- Pelerine und Handschuhe. Diese sind auf die patrouillierenden Polizeifahrzeuge aufgeteilt und sind als erste Schutzmassnahmen für die Patrouilleure gedacht. Im Kanton Bern werden diese regelmässig ausgebildet. Eine ähnliche Situation zeigt sich in Zürich, wo die Patrouillenfahrzeu- ge der Stadtpolizei ebenfalls mit ABC-Schutzmasken und ABEK-Filter sowie mit leichten Kom- bis und Handschuhen ausgerüstet sind. Für den Einsatz im Katastrophenfall sind zudem an die 300 schwere Schutzausrüstungen (keine Details bekannt) eingelagert. Nach Aussagen von Herr Stämpfli, Sekretär der Schweizerischen Polizeitechnischen Kommis- sion, haben etliche Korps ihre ABC-Schutzausrüstungen abgeschafft und den Ordnungsdienst mit Helm-Masken ausgerüstet. Begründet wird dies durch die Tatsache, dass sich die Polizei in einem Ereignisfall grundsätzlich auf Absperraufgaben konzentriert und zwar im so genannten zweiten Kreis, d.h. ausserhalb der kontaminierten Zone. Die geführten Gespräche mit diversen kantonalen und städtischen Polizeistellen lassen zum jetzigen Zeitpunkt kaum ein abschliessendes Urteil über ABC-Schutzmaterial, Ausbildung und Einsatz von Polizeitruppen bei ABC-Ereignissen zu. Hier sind noch weitere Abklärungen erfor- derlich. Aufgrund der fehlenden Daten wird im jetzigen Zeitpunkt auf eine tabellarische Zusammenstel- lung verzichtet.

7.3.7 Technische Betriebe

Mit der teilweisen Privatisierung der Elektrizitätswerke, aber auch der Telematiksysteme (Swiss- com), der Transportunternehmen (SBB), etc. gestaltete sich die Kontaktnahme mit den ABC- Verantwortlichen etwas schwierig. Diese Unternehmen verfügen aber grundsätzlich über die erforderlichen Ressourcen (Personal, Mittel, medizinische Prävention/Versorgung), um bei ABC-Ereignissen entsprechend zu reagieren. Situationsbedingt sind sie jedoch auf externe Hilfe angewiesen. Gespräche mit NOK und BKW, aber auch mit der SBB und der Post haben dies grundsätzlich bestätigt. Die Post sieht allerdings einen grossen Handlungsbedarf im Bereich der Anthrax-Briefe. Je nach Kanton werden diese Briefe von Personen in Vollschutzanzügen bzw. ohne jeglichen Schutz der Atemwege abgeholt. Dies führt bei den Postangestellten zu Verunsi- cherungen, da es an klaren Verhaltensanweisungen fehlt. Die verfügbaren Informationen über vorhandenes ABC-Schutzmaterial sind leider ungenügend. Auf eine Zusammenstellung wird deshalb verzichtet.

7.3.8 Verschiedenes

Mit Ausnahme der Armee und des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, wo die Beschaffung von ABC-Schutzmaterial schweizweit durch die armasuisse erfolgt und somit die Interoperabili- tät sicherstellt, sind alle andern Partnerorganisationen diesbezüglich weit davon entfernt. Nicht nur im Sinne der Interoperabilität sondern auch bezüglich Wartung, Kosten und Sicherheit ist deshalb über alle Organisationen hinweg eine gemeinsame Strategie bei der Evaluation und Beschaffung von ABC-Schutzmaterial zumindest zu überdenken. Dies dürfte vordringlich in den Aufgabenbereich der KomABC fallen. Eine intensive und umfassende Abklärung bedarf es auch in Bezug auf die Weiterverwendung der Volksmaske SM 67. Bei den vorliegenden Abklärungen wurden die SBB, Swisscom, Post, etc. nicht berücksichtigt, da diese Organisationen bei Ereignisseintretung über ihre eigenen Einsatz- und Rettungstrupps verfügen. Der Vollständigkeit halber ist in Tabelle 11 im Anhang G eine detaillierte Zusammenstellung des von der Armee an die Kantone abgegebenen ABC-Schutzmaterials ersichtlich.

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7.4 Gesamtübersicht

Die nachfolgende Tabelle vermittelt einen Gesamtüberblick über Anzahl und Zugehörigkeit der wichtigsten Komponenten des persönlichen und kollektiven ABC-Schutzes. Genauere Informa- tionen sind dem Anhang G zu entnehmen.

Mittel Typ Anzahl

BABS Armee AApot WL FW Andere

SM 64 7'300 - - SM 67 1'800'000 - - ABC-Schutzmaske SM 83 540'000 - ca. 600 - SM 74 - 27'000 370 - SM 90 - 500'000 140 600 Dräger - - 3046

SF L 58/64 2'100'000 - - SF L 68/83 650'000 - - ABC-Schutzfilter SF 74 - 480'000 - SF 90 - 550'000 100 ABEK2-P3 - 3725 2750 AX - 2725 -

CSA 90 - 255'000 100 480 C-Schutzanzug komplett CSA 2000 - 25'000 - SA 99 30'000 - 295 Vollschutzanzug mit Pressluftatmer - - 502

Leichte Schutzanzüge (weiss) - - 1'882

Pressluftatmer - 22'000

Kreislaufgeräte - 1'500

Entgiftungspulver (Dosen à 70 g) 1'700'000 1'800'000 2'300

Mittel Typ Anzahl

BABS Armee AApot WL FW Andere

Entgiftungsgerät 85 - 56'000 -

Entgiftungslösung - 75'300 -

Kampfstoffnachweispapier (rot/blau) 3'000'000 - CNG 97 - 5'500 61 110 Kampfstoffnachweisgerät KANAG 13'000 1'200 10 EDOS 99 2'600 285 Dosimeter DOS 04 - 2400 - Stabdosimeter 50'000 liq 140 (303) -

A-Spürgerät RA 73 23'000 liq 40 70

Dosisleistungsmessgerät RA 99 2'000 133

AC-Sortiment 1 - 3 - 2600 -

Combopen-Autoinjektoren 1'060'000 150'000

Diazepam- Autoinjektoren - 215'000

Antibiotika Reserven - - vorhanden

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Pyriodistigmintabletten 30 mg - - 770'000

Kaliumiodidtabletten 65 mg - - 10'000 3'600'000

Pockenimpfstoff - - 3'000'000

Sortimente C-Antidota - - 47

Anthrax-Antibiotika - - vorhanden

Botulinum-Antitoxin - - 196 Fl

Neuraminidasehemmer 2 Mio

Blutspendebeutel für ca. 6 W

Medizinische Masken FFP3/4 120'000

Schutzanlagen 2554 1272 -

Schutzplätze 7'300'000 54'450 230'000

Tabelle 7-1 Gesamtüberblick über Anzahl und Zugehörigkeit der wichtigsten Komponenten des persönli- chen und kollektiven ABC-Schutzes

7.5 Kontaktpersonen

Der Vollständigkeit halber sind nachfolgend die im Rahmen dieser Abklärungen kontaktierten Personen in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.

Name Dienststelle E-mail Adresse Telefon

Burkhalter Fred BWL [email protected] 2 21 97 Frey Yvonne armasuisse [email protected] 4 95 93 Fuchs Roland FW Bern [email protected] 031 321 11 26 Grimm Kurt BABS IS [email protected] 2 50 62 Jöhr Werner LBA [email protected] 4 20 84 Jost Ueli Swissfire [email protected] 031 958 81 21 Junker Rudolf LBA [email protected] 4 28 12 Koskelainen Andrea LBA [email protected] 4 20 14 Krebs Hans BABS IS [email protected] 2 50 20 Meister Thomas AApot [email protected] 4 34 62 Münger Paul BABS Ausb. [email protected] 2 52 48 Schäfer Christian FW Bern [email protected] 031 321 11 22 Schneider Peter FW-Koordination [email protected] 031 320 22 58 Schütz Roland Komp Zen ABC A [email protected] 8 15 22 Stämpfli Roland Sekretär SPTK [email protected] 01 216 79 05 Steiner Peter Komp Zen A [email protected] 8 14 20 Zimmerli Max armasuisse [email protected] 4 57 14

Tabelle 7-2 Kontaktpersonen

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7.6 Schlussbemerkungen

Die vorliegende Zusammenstellung vermittelt einen Gesamtüberblick über das verfügbare ABC- Schutzmaterial im Bevölkerungsschutz, der Armee sowie in der wirtschaftlichen Landesversor- gung. Die Liste dient als Basis für die Beurteilung der aktuellen Schutzmöglichkeiten der Bevöl- kerung gegenüber den neuen Bedrohungen und Gefahren. Sie soll aber auch als Basis für wei- tere Abklärungen dienen wenn es darum geht, den Handlungsbedarf bezüglich Beschaffung, Wartung und Einsatz von ABC-Schutzmaterial zu definieren. Da die Datenerhebung insbesondere bei den Polizeicorps und den Technischen Betrieben we- sentlich mehr Zeit erforderte als ursprünglich geplant, ist die Recherche noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Datenerhebung stellt somit eine Momentaufnahme dar und erhebt dem- nach keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Arbeiten werden jedoch weitergeführt mit dem Ziel, die noch fehlenden Informationen bis Ende 2005 einzuholen.

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8. SZENARIENANALYSEN A – ARBEITSGRUPPE A

8.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: M. Baggenstos (HSK), Leitung Ch. Fokas (KomABC) U. Röthlisberger (fedpol) P. Suter (BABS Ausb) A. Leonardi (BABS NAZ) M. Brotschi (PSI) R. Gälli (BMG Engineering AG) Datum: 09.06.2005

8.2 Einleitung

Im Rahmen des Projektes Nationaler ABC-Schutz wurden Szenarien für A-, B-, und C- Ereignisse definiert. Anhand dieser Szenarien soll aufgezeigt werden, in welchen Bereichen ein Handlungsbedarf besteht und entsprechende Massnahmen zur Verbesserung vorgeschlagen werden. Mithilfe einer detaillierten Szenarienanalyse der einzelnen Szenarien sollte der Ist- Zustand mit einem anzustrebenden Soll-Zustand vergleichen werden und daraus der Hand- lungsbedarf abgeleitet werden. Folgende Ziele wurden verfolgt:

• Detaillierte Verifikation der Szenarien • Aufzeigen des Soll-Zustands bezüglich Ereignisbewältigung und Prävention • Aufzeigen des Handlungsbedarfs • Vorschlagen von Massnahmen

Zusätzlich wurden folgende Punkte bearbeitet:

• Festhalten von Unterschieden bezüglich den anderen Szenarien • Bewertung der übrigen Szenarien bezüglich (Eskalation, Ereignisbewältigung, Plausibili- tät)

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8.3 Szenarienanalyse A

Unter Leitung von M. Baggenstos, HSK, wurden am 22. April 2005 in Aarau die Szenarienana- lyse A durchgeführt. Teilnehmer waren: Experten M. Baggenstos HSK A. Leonardi NAZ M. Brotschi PSI P. Suter BABS Unterstützung Ch. Fokas KomABC R. Gälli BMG Engineering AG

8.3.1 Ablauf

Das Szenario wurde zeitlich in einzelne Phasen der Ereignisbewältigung gegliedert. Für jede Phase wurde ein neuer Ausgangszustand definiert. Für jeden Ausgangszustand wurden der Ist- und der Soll-Zustand für die untenstehenden Kriterien hinterfragt und daraus der Handlungsbe- darf und Massnahmen abgeleitet.

8.3.2 Kriterien

Die folgenden Kriterien wurden verwendet:

Ereignisbewältigung: Erkennen, Alarmieren/Bereitschaft, Führung + Verantwortung, Führungsunterstützung, Lagebe- urteilung, Kommunikation intern und extern, Schadensbegrenzung, Analytik, medizinische Massnahmen, Dekontamination, Wiederherstellung, Recht, Finanzen und Politik

Prävention und Vorbereitung Schutzmaterial + Schutzbauten, medizinischer Schutz, Einsatzgrundlagen, Vollzug und Aufsicht der Gesetzgebung, internationale Kontakte, Lageanalyse und –darstellung mit Informationsaus- tausch und Ausbildung Nachbearbeitung Auswerten/Lehren.

8.4 Allgemeine Bewertung der Szenarien

Bearbeitet wurden die A-Szenarien gemäss „Szenarienkatalog Nationaler ABC-Schutz“, Entwurf 25.2.2005. Die Szenarien wurden bezüglich Eskalation, wichtigen Handlungsfeldern und Glaubwürdigkeit beurteilt bzw. miteinander verglichen.

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Merkmale Störfall Dirty A-Waffen- Anschlag KKW Bomb einsatz Bahn Explosion Boden

Tabelle 8-1 Vergleich der A-Szenarien

8.4.1 Eskalation vom Szenario betroffene Stufen International (mehrere Staaten) X (X) X (X) Schweiz X X X X Kanton X X X X lokal (Gemeinde, Betrieb) X X X X

8.4.2 Handlungsfelder

Erkennung X Analytik (X) DROHUNG Angst, Panik unter Betroffenen X X X (X) bzw. der Bevölkerung Schadensbegrenzung X X UMSET- UMSET- ZUNG DMK ZUNG DMK Kompetenzprobleme (z.B.: X X Bund/Kanton)

8.4.3 Bewertung / Plausibilität

Glaubwürdigkeit Szenario für Schweiz Ja Ja Nein Nein

Schadenausmass radiologisch (über- fordert die Mittel und Abläufe der betrof- ++ + +++ + fenen Stufen)

Schadenausmass psychologisch (überfordert die Mittel und Abläufe der +++ +++ +++ + betroffenen Stufen)

Wahrscheinlichkeit (könnte sich in einem Zeitraum von 5 bis 15 Jahren Nein Ja Nein Ja ereignen) + = relevant, ++ = gross, +++ = sehr gross

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8.4.4 Folgerungen

Störfall KKW Das Ereignismanagement für einen Störfall in einem KKW ist in der Schweiz auf einem guten Stand. Mit der EOR besteht eine etablierte Einsatzorganisation die regelmässig beübt wird und auf einer rechtlichen Grundlage basiert (VEOR). Sie kommt prinzipiell auch bei allen anderen Szenarien mit möglicher Freisetzung von Radioaktivität zum tragen und kann als Beispiel für eine multifunktionale (inkl. ABC) Einsatzorganisation auf Stufe Bund gelten. Dirty Bomb Beim Szenario Dirty Bomb besteht der grösste Handlungsbedarf. Entscheidend ist hier vor al- lem die Erkennung eines solchen Einsatzes resp. die Abklärung der Plausibilität einer Drohung. Danach verläuft die Bewältigung über die EOR und/oder den SOGE. Die Abläufe sollten analog dem KKW-Fall institutionalisiert und in Übungen geprüft werden. Das Thema ist an den Fachkursen mit den ABC-Verantwortlichen der Kantone aufzunehmen. A-Waffeneinsatz Explosion Boden Keine weiteren Folgerungen. Anschlag auf Bahntransport Keine weiteren Folgerungen.

8.4.5 Anträge bezüglich Szenarienkatalog

Keine weiteren Anträge.

8.5 Detaillierte Analyse des Szenario „Dirty Bomb“

8.5.1 Definition des Szenario

Beim Szenario „Dirty Bomb“ wurden folgende Aspekte diskutiert: • Drohung • Eine Drohung ist meist mit einer Forderung verbunden und erfolgt vor dem Anschlag Anschlag Variante 1: Nach erfolgtem Anschlag wird eine Bekennermeldung bekannt. Variante 2: Keine Bekennermeldung nach Anschlag (eher unwahrscheinlich) Ein terroristischer Anschlag mit Radioaktivität ist primär ein psychologisches Problem und weni- ger ein radio-logisches und medizinisches Problem. Deshalb wird davon ausgegangen, dass ein A-Anschlag entsprechend bekannt gegeben werden muss. Andernfalls ist die "Gefahr" gross, dass der Anschlag als A-Anschlag unerkannt bleibt (keine Messungen) und damit auch keine psychologischen Wirkungen auslöst. Ängste und Panik sind für den Fall, dass ein Anschlag stattgefunden hat am grössten. Es wurde als Ausgangslage ein Szenario gewählt, bei welchem erst 90 Minuten nach der Exp- losion bekannt wird, dass es sich um einen Anschlag mit Radioaktivität handelt. Die Ereignis- bewältigung von der Explosion bis zur Meldung, dass Radioaktivität ausgetreten ist, wurde e- benfalls behandelt um die richtigen Voraussetzungen für den weiteren Verlauf des Szenarios zu schaffen.

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8.5.2 Ablauf der Szenarienanalyse

Das Ergebnis der Szenarienanalyse entstand, indem man den Sollzustand mit dem Ist-Zustand verglichen hat und daraus den möglichen Handlungsbedarf abgeleitet hat. In der Tabelle im Anhang H sind der Handlungsbedarf bzw. die vorgeschlagenen Massnahmen zusammenge- fasst.

8.6 Empfehlungen

Aufgrund der Erkenntnisse aus der Tabelle (Anhang H) und der Bewertung der Szenarien kommen wir zu folgenden prioritären Empfehlungen:

8.6.1 Erkennung von A-Terrorereignissen, Verfügbarkeit von Messkapazität und Frei- messung

Folgende Punkte sollten im Rahmen eines Gesamtkonzeptes bearbeitet werden: • Bei Explosionen mit Verdacht auf ein radiologisches Terrorereignis und/oder Verdacht auf Sprengstoff soll routinemässig ein Nachweis von Radioaktivität erfolgen (z.B.: Anfor- dern eines Messfahrzeugs). Dadurch kann eine unnötige Strahlenbelastung von Betrof- fenen und Einsatzkräften vermieden werden. • Bei einem positiven Nachweis von Radioaktivität wird rasch eine grosse Messkapazität vor Ort benötigt (Messung von Personen, Fahrzeugen, Gebäuden, Gelände etc.). Die entsprechenden Ressourcen sind national zu koordinieren (z.B.: durch die NAZ). • Für die Freimessung werden vorbehaltene Richt- und Grenzwerte benötigt, welche in Abhängigkeit der Situation verwendet werden können. • Durch eine Installation von Strahlenmessgeräten an strategischen Punkten, könnte der Austritt von Radioaktivität rasch erkannt werden. Eine entsprechende Bedarfsabklärung wird empfohlen. • Das Konzept für die Dosimetrie von Einsatzkräften wird zurzeit überarbeitet.

8.6.2 Vorbereitung zur Minimierung des Schadensausmasses

Um das Schadenausmass eines möglichen A-Terrorereignisses zu minimieren, soll ein Konzept erarbeitet werden, welches folgende Punkte beinhaltet: • Beurteilung der Bedrohungslage (nachrichtendienstlicher Zyklus) und Information der betroffenen Stellen • Kriterien und Kompetenz zur Anordnung von vorsorglichen Schutzmassnahmen im Fall einer Drohung bzw. je nach Bedrohungslage • Bestandesaufnahme und Einsatz von Material auf Stufe Kanton/Region • Sensibilisierung und Ausbildung der Führungsorgane und Einsatzkräfte • Durchführen von Übungen (Alarmierung, Führung, Information, Kommunikation)

8.6.3 Einsatzgrundlagen basierend auf dem Dosis-Massnahmenkonzept

Basierend auf dem Szenarienkatalog und den Resultaten der detaillierten Szenarienanalyse sind die Einsatzgrundlagen zu überarbeiten (Verhaltensanweisungen, vorbehaltene Entschlüs- se etc.) und in die Akten der Chemie und Strahlenwehr aufzunehmen. Das Dosis-

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Massnahmenkonzept der KomABC soll dabei als Grundlage verwendet werden. Wichtige Punk- te sind: • Erkennung von A-Terrorereignissen (siehe 8.6.1) • Verhaltensanweisungen in Abhängigkeit des Ereignisses (inkl. Beizug von Fachkompe- tenz, Anordnung von vorbereiteten Sofortmassnahmen) • Zusammenarbeit KFO mit EOR (z.B.: Einsitz eines Vertreters der EOR in KFO) • Information (inkl. Informationskonzept EOR) und Kommunikation (inkl. Kontrolle der Be- troffenen) • Betrieb einer Kontaktstelle für Fälle mit Radioaktivität • Bezeichnung und Ausbildung von Spitälern, welche eine grosse Anzahl von kontaminier- ten Personen aufnehmen können (Abstimmung mit IES des KSD und medizinischem Notfallplan der SUVA)

8.6.4 Kommunikation / Infrastruktur

Die Szenarienanalyse hat gezeigt, dass durch den hohen Abstimmungsbedarf bei den Einsatz- organisationen (und Zivilschutz) und durch Verunsicherung und Panik unter den Betroffenen und der Bevölkerung grosse Anforderungen an die Kommunikations-Infrastruktur gestellt wer- den, die mit den herkömmlichen Mitteln nicht bewältigt werden können. Es wird deshalb emp- fohlen, die Einführung von Polycom für alle Einsatzkräfte zu prüfen.

8.6.5 Dekontamination

Je nach Ereignis muss eine Vielzahl von Personen, Fahrzeugen, Gebäuden bzw. Gelände de- kontaminiert werden. Die Dringlichkeit der Dekontamination richtet sich nach der Strahlungslage (Personen und Fahrzeuge sofort, Gelände allenfalls mittelfristig). Die entsprechenden Techno- logien sind nicht zu evaluieren. Die Anforderungen an Dekontamination sollen Im Rahmen ei- nes Konzeptes für verschiedene Szenarien festgelegt und anschliessend die entsprechenden Mittel bereitgestellt werden. Dabei sollen Armee, KSD und die KomABC einbezogen werden.

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9. SZENERIENANALYSEN B – ARBEITSGRUPPE B

9.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: D. Fischer (AWEL ZH), Leitung M. Hardegger (BLW) P. Mathys (BAG) S. Roulin (BAG) M. Schütz (BABS LS) M. Bischoff (Kt. ZH) A. Witschi (Kt. BS) K. Schürpf (Kt. ZH) J. Bühlmann (Fw Winterthur) A. Feichtinger (Uni Zürich) Ch. Ruef (USZ) R. Engler (vorausdenken) A. Brandes (Kt. ZH) A. Hurni (Kt. ZH) R. Gälli (BMG Engineering AG) Datum: 09.06.2005

9.2 Einleitung

Die Ziele des Projekts „Nationaler ABC-Schutz“ sind - dem Bundesrat vorzuschlagen, wie der nationale ABC-Schutz optimiert werden kann - den Kantonen und den betroffenen Organisationen Denkzeuge zur Verfügung zu stellen, um ihre Verantwortung sowie ihren Vorbereitungszustand in den Bereichen ABC zu ü- berprüfen und zu optimieren. Um SOLL und IST abzuklären und daraus den Handlungsbedarf zu erkennen, wurden von Fachstellen für die drei Bereiche Szenarien entwickelt. Ein Team unter Leitung von Daniel Fi- scher, Mitglied der Fachgruppe B, hat sich bereit erklärt, zuhanden der Projektleitung - den SOLL-Zustand im Bereich B-Schutz aufgrund von Referenzszenarien zu beschrei- ben, diesen mit dem IST-Zustand zu vergleichen und daraus den Handlungsbedarf ab- zuleiten - die erarbeiteten B-Szenarien für ihre Tauglichkeit zur Weiterarbeit zu beurteilen. Um diese Ziele zu erreichen, wurde ein „Szenarientag“ durchgeführt. Nachfolgend werden die Erkenntnisse geschildert.

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9.3 Szenarienanalysen B

Unter Leitung von Daniel Fischer, AWEL Zürich, wurde am 16. März 2005 in Zürich ein „Szena- rientag“ (Szenarienanalysen B) durchgeführt. Teilnehmer waren:

Experten Stufe Bund Markus Hardegger, BLW Patrick Mathys, BAG Samuel Roulin, BAG Martin Schütz, BABS LS

Experten Stufe Kanton Markus Bischoff, FBS AWEL Zürich Anne Witschi, Kantonsärztin Basel-Stadt Karl Schürpf, Kantonspolizei Zürich

Experten Ereignisbewältigung Jürg Bühlmann, Berufsfeuerwehr Winterthur Alfred Feichtinger, Uni Zürich, Sicherheitsbeauftragter Dr. Imhof, Uni Spital Zürich, Spitalhygiene

Unterstützung Ruedi Engler, Vorausdenken Andrea Brandes, FBS AWEL Zürich Andreas Hurni, GS AWEL Zürich René Gälli, BMG Engineering AG

Gäste Bernhard Brunner, KomABC Martin Baggenstos, BFE, HSK

Die Ziele entsprachen den in der Einleitung geschilderten. Es zeigte sich, dass in der gegebe- nen Zeit nicht alle Szenarien vertieft bearbeitet werden konnten und man sich auf zwei Beispie- le konzentrieren musste.

Organisatorisch wurden seitens der Leitung an die einzelnen Teilnehmer die Erwartungen definiert: wer deckt was ab? (Feuerwehr, Belange der Spitäler, Labor Spiez, Komp Zen ABC, B- Labor, Abrüstung, Internationale Aspekte, Landwirtschaft, Veterinärbereich, Kantonsärztlicher Dienst, wirtschaftliche Landesversorgung, Epidemiologie (Pandemiepläne), Zivilschutz, Polizei vor Ort, Krisenstäbe (Führungsorganisation Kanton)

Die Kriterien zur Bearbeitung wurden von der Ereignisbewältigung abgeleitet, mit den 15 Akti- vitäten Erkennen, Alarmieren/Bereitschaft, Führung+Verantwortung, Führungsunterstützung, Lagebeurteilung, Kommunikation intern und extern, Schadensbegrenzung, Analytik, medizini- sche Massnahmen, Dekontamination, Wiederherstellung, Recht, Finanzen und Politik. Daraus wurden 8 Präventions-Kriterien gefolgert: Schutzmaterial+Schutzbauten, medizinischer Schutz, Einsatzgrundlagen, Vollzug und Aufsicht der Gesetzgebung, internationale Kontakte, Lageana- lyse und –darstellung mit Informationsaustausch, Ausbildung und Auswerten/Lehrenziehen.

9.4 Allgemeine Bewertung der Szenarien

Bearbeitet wurden die B-Szenarien gemäss „Szenarienkatalog Nationaler ABC-Schutz“, Entwurf 25.2.2005 sowie das Szenario „Anthrax“, welches später im Szenarienkatalog aufgenommen wurde. Die Szenarien wurden im Plenum besprochen, ohne eine detaillierte Phasenanalyse durchzuführen. Zusätzlich wurden schriftliche Kommentare berücksichtigt. Die 5 Szenarien wur- den hinsichtlich der relevanten Merkmale miteinander verglichen.

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9.4.1 Merkmale

Merkmale Ricin Pocken SARS Laborunfall Anthrax vom Szenario betroffene Stufen

International (mehrere Staaten, WHO) § §

Schweiz § § regional (Region der Schweiz oder § § § § mehrere Kantone) kantonal § § § § lokal (Gemeinde, Betrieb) § § § § §

Tabelle 9-1 Vergleich der B-Szenarien

9.4.2 Handlungsfelder

Ursachenerkennung § § § §

Bestimmung (schwer zu lokalisieren- § § § der Ort, unklares Krankheitsbild)

Gerüchte, Angst unter der Bevölkerung § § (§) § und/oder beim Pflegepersonal

Isolation von Verdachtsfällen, Patien- § § § ten und Pflegepersonal

Medikamentenbeschaffung, -verteilung, § § Massen-Impfen unter Zeitdruck

Screening von Bevölkerungsteilen § § ungenügende Rechtsnormen und § Handlungsabläufe

Kompetenzprobleme, insbesondere § § § an der Schnittstelle Bund - Kantone

Massenanfall an Verdachtsfällen § § § und/oder Patienten

Massnahmen an der Grenze § § §

Aufbau und Betrieb einer Absonde- § § rungs-Klinik

Meldewesen von Fällen von übertrag- § § § § baren Krankheiten

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9.4.3 Bewertung

Bewertungs-Kriterien Ricin Pocken SARS Laborunfall Anthrax

Plausibilität für die Schweiz § § § § §

Gefährlichkeit (überfordert die Mittel § § § und Abläufe der betroffenen Stufen)

Wahrscheinlichkeit (Könnte sich in einem Zeitraum von 5 bis 15 Jahren § (§) § § § abspielen)

9.4.4 Folgerungen

Anthrax-Szenario - Bei Anthrax handelt es sich primär um ein kantonales/lokales Szenario (vor allem erste Phase bis 1 Tag) mit Eskalation bis auf Stufe Bund und International. - Das Szenario hat einen realen Hintergrund und kann als Stellvertreter für terroristische Ereignisse dienen. - Es zeigt auf, dass in der Schweiz bezüglich Eskalation immer noch erhebliche Defizite bestehen (Information, Führung, Verantwortlichkeit). Die Dekontamination ist nicht ge- löst. Die Folgen sind nicht klar. - Das Szenario ist aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre gut dokumentiert. - Bei Anthrax handelt es sich um ein Szenario mit offener Ausgangslage: Auslöser ist klar: z.B.: Pulver rieselt aus Brief (in der Regel noch keine Patienten, aber u.U. viele potentiell exponierte Personen). - Das Szenario sollte angepasst werden (Varianten: Unterschiedliche Quellen: Impfstamm oder Bodenprobe aus Anthrax-verseuchtem Gebiet oder waffenfähiges Anthrax). - Das Szenario eignet sich sehr gut, die Einsatzkräfte und das Zusammenspiel verschie- dener Kantone zu trainieren. SARS-Szenario - Das SARS-Szenario wird als relevant betrachtet (Datenverfügbarkeit gegeben), so dass SARS als Stellvertreter für neue, bzw. wiederauftretende natürliche Krankheitsformen dienen kann. Wichtige Aspekte sind Kontakt-Tracing, Isolation/Quarantäne, Mittelver- knappung, Health care management. Das Szenario ist realistisch. Es braucht nur wenige Fälle um unser Gesundheitssystem ins Schleudern zu bringen. - Wichtige Fragen sind: Wer kontrolliert die Quarantäne, wer versorgt die Personen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten? Wer stellt das Kontakt-Tracing sicher? - Wichtige rechtliche Grundlagen zur Import- und Infektionskontrolle wurden im Rahmen der SARS-Ereignisse erarbeitet und in Kraft gesetzt. - Die Einsatzorganisation ist trotz der Erkenntnisse von 2002 nicht geregelt. Das Ereignis eignet sich, um den Ausbildungsstand der Ereignisdienste zu testen. - Aber: Das SARS-Szenario deckt Pflanzenkrankheiten nicht ab (Pflanzenkrankheiten sind in der Zuständigkeit des Bundes und offenbar gut geregelt.)

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Ricin-Szenario - Ricin könnte auch als C-Szenario dienen (Ricin fällt unter die B-Waffenkonvention). - Das Szenario deckt die Verbreitung über Lebensmittel ab. - Die Beschaffung von Ricin ist einfach. Das Szenario führt sehr schnell zu Todesfällen. - Das Flughafenszenario ist nicht relevant für die Einsatzorganisationen der Schweiz. - Alternativ könnte ein Anschlag mit Staphylococcus Enterotoxin EB dienen z.B.: in einer Joghurt-Produktion. Pocken-Szenario - Das Pocken-Szenario weicht im Vergleich zu anderen international verfügbaren Pocken- Szenarien ab (Ansteckungsrate niedriger). Die Übertragung findet über Aerosole statt. - Es ist politisch ein relevantes Szenario (eindeutiges Terrorszenario). Massive internatio- nale Implikationen. - Es deckt die Impfproblematik sehr gut ab. Die Frage Schutz vs. Risiko kommt zum Tra- gen. - Die Dekontamination ist problematisch. - Die Detektion und die Verteilung von Impfstoff (Kühlung) ist schwierig (hat auch eine po- litische Komponente). - Die Klinische Diagnose dürfte aufgrund der fehlenden Erfahrung beim Medizinalpersonal schwierig sein. - Logistik zur und Durchführung von Ring- und Massenimpfungen sind gegenwärtig nicht gelöst. - Laboranalytik momentan in der Schweiz nur bedingt möglich Szenario Laborunfall - In der Realität müsste das Löschwasser zurückgehalten werden und Lüfter dürfen ab 2006 nicht mehr eingesetzt werden. Die Explosion als Ursache ist eher unwahrschein- lich. Hohe Anforderungen an die Einsatzorganisation. Die Massnahmen basieren auf der ESV und StFV. - Es passieren im Szenario zu viele gravierende Fehler. - Das Szenario suggeriert einen schlechten Sicherheitsstand bei den Labors und ist somit eher problematisch. - Das Szenario eignet sich als lokales Ereignis für ein P2/P3 Labor.

9.4.5 Anträge

- In der Zwischenzeit wurde auf Antrag der Arbeitsgruppe „Anthrax“ wieder als Referenz- szenario aufgenommen. Denn mindestens ein Szenario sollte ein offenes, lokalisierba- res Szenario sein, da nur hier die lokalen Einsatzkräfte von Anfang an zum Einsatz kommen. - Das Szenario Anthrax muss überarbeitet werden (nicht nur Impfstamm) - Das Szenario „Ricin“ muss überarbeitet werden, sodass Einsatzorganisationen in der Schweiz betroffen sind. - Das Szenario „Laborunfall“ könnte als Ersatzszenario für die Übung von lokalen Einsatzorganisationen dienen, darf aber in der vorliegenden Fassung nicht verwendet

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werden und muss grundsätzlich überarbeitet werden und sollte in dieser Form nicht mehr als Referenzszenario geführt werden.

9.5 Detailarbeiten an den Szenarien „Anthrax“ und „SARS“

Am Szenarientag wurden die beiden Szenarien „Anthrax“ und „SARS“ vertieft bearbeitet. Die Erkenntnisse sind in der Tabelle im Anhang I zusammengefasst. Dieses Ergebnis entstand, indem man den Sollzustand mit dem wahrscheinlichen Ist-Zustand verglichen hat, wobei der Ist-Zustand nicht dokumentiert wurde. In der Tabelle ist der aus dem Ist-/Soll-Vergleich entstandene Handlungsbedarf aufgeführt. Lücken sind so zu deuten, dass hier die Bedürfnisse mit den vorhandenen Mitteln und Organisationsstrukturen abgedeckt wer- den können (keine Lücken).

9.6 Erkenntnisse

9.6.1 Rolle der Kantone

Ein entscheidendes Problem beim Bewältigen von B-Vorkommnissen ist die Kompetenzzuwei- sung (zusätzlich zu beispielsweise der Ressourcenverfügbarkeit). Grundsätzlich sind in der Schweiz für das Gesundheitswesen die Kantone zuständig:

Art. 3 BV Die Kantone sind souverän, soweit ihre Souveränität nicht durch die Bundesverfassung beschränkt ist; Kantone sie üben alle Rechte aus, die nicht dem Bund übertragen sind. Art. 118 BV 1 Der Bund trifft im Rahmen seiner Zuständigkeiten Massnahmen zum Schutz der Gesundheit. Schutz der 2 Er erlässt Vorschriften über: Gesundheit a. den Umgang mit Lebensmitteln sowie mit Heilmitteln, Betäubungsmitteln, Organismen, Chemikalien und Gegenständen, welche die Gesundheit gefährden können; b. die Bekämpfung übertragbarer, stark verbreiteter oder bösartiger Krankheiten von Menschen und Tieren; c. den Schutz vor ionisierenden Strahlen.

Für die Massnahmen zur Prävention neu auftretender Infektionskrankheiten sind primär die Kantone verantwortlich; ihre Zuständigkeit leitet sich direkt aus Artikel 11 ff. des EpG ab. Die Artikel 3, 7, 9, und 10 des EpG, die Artikel 1, 1a, 2, und 3 der Verordnung über den Grenzsani- tätsdienst vom 17. Juni 1974 sowie die Verordnung des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) zur Verhinderung der Einschleppung von neu auftretenden Infektionskrankheiten vom 15. Dezember 2003 bilden die Rechtsgrundlage für die Aktivitäten des Bundes Die getroffenen Massnahmen müssen sich in allen Fällen auf den jeweiligen Stand der Er- kenntnisse stützen, aufgrund der epidemiologischen Ausgangslage erforderlich sein und dürfen nicht diskriminierend sein. Je nach Situation ist eine kantonsübergreifende Koordination not- wendig. In einem Ereignisfall stellt sich rasch die Frage, welche Rechtsgrundlage gültig ist: Art. 11 EpG: Die Kantone treffen die Massnahmen zur Bekämpfung übertragbarer Krankhei- ten? Art. 7 EpG: Der Bundesrat trifft Massnahmen um zu verhüten, dass übertragbare Krankhei- ten aus dem Ausland eingeschleppt werden? Art. 10 EpG: Wenn ausserordentliche Umstände es erfordern, kann der Bundesrat für das ganze Land oder für einzelne Landesteile die notwendigen Massnahmen anord- nen?

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Eine derart interpretierungsbedürftige Gesetzgebung ist zum zeitgerechten Handlung unter ho- hem Erwartungsdruck nur beschränkt tauglich. Das BAG hat denn auch den Auftrag erhalten, die Revision des Epidemiengesetzes in Angriff zu nehmen.

9.6.2 Die Rolle des Bundes

Bezüglich der Rolle des Bundes legt das neue Bundesgesetz (BZG) in Art. 5, Abs.1 fest, dass „Im Einvernehmen mit den Kantonen der Bund die Koordination und allenfalls die Führung bei Ereignissen übernehmen kann, welche mehrere Kantone, das ganze Land oder das grenznahe Ausland betreffen“. Der Bund ist zuständig, Anordnungen zu treffen für den Fall von erhöhter Radioaktivität, Notfäl- len bei Stauanlagen, Epidemien und Tierseuchen, sowie eines bewaffneten Konflikts. Zum Aufgabenbereich des Bundes gehören ausserdem der strategische Nachrichtendienst, die Früherkennung von Gefährdungen, sowie die damit verbundene Vorwarnung. Gemäss Art. 49.2 BV wacht der Bund über die Einhaltung des Bundesrechts durch die Kantone. Art. 186.4 BV gibt dem Bund den Auftrag, für die Einhaltung des Bundesrechts zu sorgen und die erforderlichen Massnahmen zu treffen. Gemäss Art. 9 EpG übt der Bund die Oberaufsicht über die Durchführung des Gesetzes aus und koordiniert wenn nötig die Massnahmen der Kantone. Die Worte „wenn nötig“ wurden bei- gefügt, um bei den Kantonen nicht den Eindruck zu erwecken, der Bund werde sie als Koordi- nator ständig überwachen und kontrollieren. Fraglich ist demzufolge, unter welchen Vorausset- zungen der Bund koordinierend eingreifen kann und welche Mittel ihm dafür zur Verfügung ste- hen, zumal nie eine Vollziehungsverordnung zum EpG erlassen wurde. Praktisch kann der Bund die Kantone anweisen, bestimmte Massnahmen anzuordnen. Er kann aber die Massnahmen auch selber anordnen und über seine Oberaufsicht sicherstellen, dass sie von den Kantonen richtig und einheitlich vollzogen werden. Der Bund kann aber auch eige- ne Massnahmen durchführen.

9.6.3 Regionenbildung

Mit einer klaren Aufgabenzuordnung an die einzelnen Partnerorganisationen im Verbundsystem Bevölkerungsschutz, soll eine optimale Abstimmung der verschiedenen Interventionsmittel bei der Vorbereitung und im Einsatz erreicht werden. Dabei ist einer verstärkten Regionalisierung (z.B.: für mehrere Kantone) ein effizienter und den nur noch beschränkt verfügbaren finanziel- len, personellen und materiellen Ressourcen Rechnung tragender Einsatz anzustreben. Es macht vor allem bei komplexen und sehr selten auftretenden Ereignissen wenig Sinn, in jedem Kanton die volle personelle und materielle Einsatzbereitschaft gewährleisten zu wollen. Hier ist die Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen im Rahmen des Bevölkerungsschutzes ge- gebenenfalls nochmals kritisch zu prüfen und den heutigen Anforderungen anzupassen.

9.6.4 Ausserordentliche Umstände

Gemäss Art. 10 EpG kann der Bundesrat, wenn ausserordentliche Umstände es erfordern, für das ganze Land oder für einzelne Landesteile die notwendigen Massnahmen anordnen, also im Extremfall die Aufgabenteilung zwischen ihm und den Kantonen ausser Kraft setzen und die Bekämpfung der jeweiligen Krankheit vollständig an sich ziehen. Ausgehend vom bewährten Staatsprinzip der Subsidiarität haben aber die Kantone Priorität in der Vollzugskompetenz, so- weit sie von ihren organisatorischen, personellen und finanziellen Mittel her fähig sind, die not- wendigen Massnahmen zu ergreifen. Dieser Grundsatz kommt auch in Art. 11 EpG klar zum Ausdruck. Damit stellt sich die Frage, wann „ausserordentliche Umstände“ vorliegen.

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Damit hat der Gesetzgeber die Bundeskompetenz bewusst sehr restriktiv gefasst, um zu ver- hindern, dass sich die Kantone bereits bei geringem Anlass auf die Intervention des Bundes verlassen können. Das entscheidende Kriterium zur Annahme von ausserordentlichen Umstän- den dürfte in der besonderen Ansteckungs- und Ausbreitungsgefahr einer Krankheit bestehen, also im Schutz der öffentlichen Gesundheit. Ausserordentliche Umstände im Sinne des EpG sind demnach auf „Notsituationen“ einge- schränkt, können also nur selten angenommen werden, so etwa bei hoher erreger- und/oder resistenzbedingter Seuchengefahr, besonderer Gefährlichkeit für die Gesundheit, einschnei- denden sozialen und/oder wirtschaftlichen Wirkungen oder hoher zeitlicher Dringlichkeit staatli- chen Handelns. Hervorzuheben bleibt, dass Art 10 EpG eine „Kann-Formulierung“ ist. Auch wenn „ausseror- dentliche Umstände“ vorliegen, ist der Bundesrat zur Anordnung von Massnahmen ermächtigt, aber nicht verpflichtet. Solange er nicht aktiv wird, sind also immer die Kantone zuständig.

9.6.5 Massnahmen an der Grenze

Art. 7 EpG bringt zum Ausdruck, dass Massnahmen an der Grenze Sache des Bundes sind. Die Kantone können Massnahmen gegenüber Personen aus dem Ausland nach dem EpG also erst ergreifen, wenn diese in die Schweiz eingereist sind. Massnahmen in internationalen Verkehr kann grundsätzlich nur der Bund anordnen (z.B. Massnahmen bei Transitpassagieren). Art. 7 kann aber nicht bedeuten, dass der Bund bei internationalen Verflechtungen grundsätz- lich die alleinige Verantwortung übernimmt. Er trifft eigene Massnahmen (Abs. 1) und beauftragt die Kantone mit bestimmten Massnahmen (Abs. 2). Daneben bleibt jedoch die Verantwortung von Betroffenen, Veranstaltern und Kantonen intakt. Mit der GSD Vo und der GSD Vo EDI hat der Bund die Kompetenzen und den Umfang der Massnahmen im Normalfall und in dringenden Fällen geordnet. Damit verfügt das BAG über die erforderlichen Kompetenzen für ein zeitgerechtes Handeln.

9.6.6 Zwei Führungssysteme

Aufgrund der heutigen Rechtslage ergeben sich zwei unterschiedliche Führungssysteme. Eines für den Alltag und ein zweites für ausserordentliche Umstände, die grosse Krise, wenn mindes- tens ein Landesteil keine Mittel mehr hat. Wie man die „ausserordentlichen Umstände“ auch immer definiert, es bleibt eine Trennungsli- nie, bei deren Überschreiten die Verantwortung von den Kantonen an den Bund übergeht. In der Praxis – und dafür war SARS ein gutes Beispiel – ist die Trennungslinie eine Grauzone, welche je nach Beurteilung und Beteiligten unscharfe Ränder aufweist. Eine Grauzone bedeutet Handlungsspielraum und damit Unsicherheit. Das Alltagssystem hat 26 gleichberechtigte Verantwortungsträger und das System für ausser- ordentliche Umstände weist die Verantwortung unterschiedlichen Bundesämtern und Departe- menten zu. Diese seit Jahrzehnten gewachsenen Verantwortlichkeiten basieren auf den Ursa- chen von Erkrankungen. Verantwortung tragen können je nach Ursache des Problems - das BAG: beim „natürlichen“ Auftreten von übertragbaren Krankheiten des Menschen, - das BUWAL: z.B. bei der Freisetzung von Organismen, - das BVET: bei Tierseuchen, die aber durchaus Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben können - oder die Armee: wenn es sich um kriegerische Ursachen handelt.

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Bei kriminellen oder terroristischen Ereignissen kommen lokale, kantonale und verschiedene Bundesstellen zum Einsatz. Die Zuständigkeiten sind nicht eindeutig geregelt (z.B.: Kompe- tenzzuteilung bei Bioterrorismus). Es geht in jedem Ereignisfall um das gleiche Gut: Um den Schutz der Gesundheit der Bevölke- rung und ihren Lebensgrundlagen. Die Zeitverhältnisse können vergleichbar sein und die Part- ner sind weitgehend auch die gleichen. Ob eine gesundheitliche Gefährdung des Menschen machtpolitische, terroristische, gen-technologische, tierseuchenbedingte, unfallbedingte oder schicksalhafte Ursachen hat, ist im Ereignisfall für eine rasche, angemessene und wirksame Hilfe nebensächlich. Entscheidend sind der Handlungsbedarf und die beteiligten Partnerorgani- sationen.

9.7 Empfehlungen

• Aufgrund der Resultate aus detaillierten Analysen der Anthrax- und SARS-Szenarien (Tabelle An- hang I) und der allgemeinen Bewertung der Szenarien (Kapitel 9.4) und der daraus resultierenden Erkenntnisse kommen wir zu folgenden Empfehlungen:

9.7.1 Kompetenzzuweisung – Grundsatzentscheid erforderlich

In anderen Bereichen, wie zum Beispiel dem Schutz vor atomaren Gefahren, wurden aus einer vergleichbaren Analyse die Kompetenzen grundsätzlich dem Bund übertragen, bei der Abwehr von chemischen Gefahren hat der Bund die Verantwortung übernommen und die Kantone mit konkreten Umsetzungsaufgaben beauftragt. SARS – aber auch der nur einige Monate frühere Anthrax-Terror – haben gezeigt, dass der Wechsel der Verantwortung auch im B-Bereich ange- zeigt ist. Daraus ergeben sich folgende Optionen: • Man lässt die Kompetenzen wie sie sind. Die Zusammenarbeit wird aufgrund von Sze- narien konkret und präzise definiert. Die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen sowie zwischen Bund und Kantonen wird geplant und geübt. Man ist sich aber bewusst, dass beim Übergang vom Alltag zu besonderen Lagen immer Friktionen auftreten werden. • Man überträgt die Verantwortung für den Schutz vor biologischen Gefahren dem Bund. Es wird ein eidgenössisches B-Schutz-Konzept erstellt. Bundesverfassung, Epidemien- gesetz und weitere Rechtsgrundlagen werden revidiert. Grundsätzlich führen beide Wege zum Ziel.

9.7.2 Schaffung eines Kompetenzzentrums

Die Schweiz soll über ein „unabhängiges“ Kompetenzzentrum verfügen (als Beispiel sei hier die British Health Protection Agency erwähnt), das die zuständigen Bereiche bei biologischen Ge- fahren über den Schutz der der öffentlichen Gesundheit berät, und zwar sowohl im Alltag als auch in besonderen und ausserordentlichen Lagen. Dieses Kompetenzzentrum kann in Form eines Netzwerkes auf bestehenden Strukturen aufgebaut sein. Dieses könnte folgende Anforderungen bei besonderen epidemiologischen Lagen abdecken. - Gesamtsicht und nach Möglichkeit Voraussicht - zeitgerechtes Beschaffen von zusätzlichen Informationen - einheitliche Information von Betroffenen und Öffentlichkeit - frühzeitige und rasche einheitliche Entscheide auf Bundesstufe, zu jeder Tages- und Nachtzeit

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- angemessene Unterstützung der Handelnden - wirksame Kontrollen - Durchführung von Übungen als vorbereitende Massnahmen - Vertrauen fördern

9.7.3 Ergänzung Führungsstab und Einsatzorganisation Bund

Bei eskalierenden B-Ereignissen wird ein Führungsstab zur gesamtschweizerischen Koordinati- on und zur Koordination mit dem Ausland auf Stufe Bund benötigt. Im A-Bereich existiert mit der Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivität (EOR) eine Organisation, die ausgebaut werden kann. Unter Einbezug von entsprechender B-Fachkompetenz, kann das Gefäss auf B- Ereignisse ausgeweitet werden könnte (siehe 6.2). Folgende Aufgaben sollten auf Stufe Bund wahrgenommen werden: - Meldestelle für B-Ereignisse (Meldung von Ereignissen, negativen und positiven Proben) siehe 9.7.4. - Permanente Lagebeurteilung, Information, Alarmierung - Nationale Übersicht, Vernetzung und Koordination der vorhandenen Ressourcen - Koordination von Vorsorge und Massnahmen im Einsatz - Hotline für die Einsatzorganisationen, Fachspezialisten und die Bevölkerung, welche zeitgerecht verbindliche Informationen gewährleistet - Notfalldienst 24 Stunden/7 Tage - Internationale Aspekte Die entsprechenden Leistungen können allenfalls durch externe Spezialisten erbracht werden (Kantone, Hochschulen, Industrie). Es muss sichergestellt werden, dass die eingesetzten Fach- kräfte genügend praktische Erfahrung haben, um in Notlagen professionell agieren zu können.

9.7.4 Umfassende Meldepflicht sicherstellen

Um eine permanente Lagebeurteilung und Lagedarstellung durchführen zu können bzw. zeitge- recht informieren, warnen und alarmieren zu können, müssen sämtliche verfügbaren Informati- onen zentral gemeldet und ausgewertet werden können. Meldungen über Ereignisse, Verdachts- und Krankheitsfälle bzw. Patienten mit unbekannten Symptomen sind umgehend an eine nationale Meldestelle zu übermitteln. Es wird empfohlen ein nationales Konzept zur Meldung, Datenaustausch (inkl. elektronischer Lagedarstellung), Information und Alarmierung zu erarbeiten. Das Konzept sollte der möglichen Eskalation von B-Ereignissen Rechnung tragen.

9.7.5 Erarbeitung von schweizweit einheitlichen Einsatzgrundlagen

Zur Bewältigung von lokalen und nationalen Ereignissen sollten verbindliche Einsatzgrundlagen geschaffen werden. Die Grundlagen sollten Führungsorganisation und Führungswechsel, Ver- antwortlichkeiten, Kompetenzen, Alarmierung, Information und Informationsführung und Mass- nahmen beinhalten. Für die Einsatzorganisationen sind Verhaltensanweisungen in Abhängigkeit der Eskalationsstufe, Entscheidungsbäume, Merkblätter, Checklisten etc. zu erarbeiten und zu schulen. Die Anwendung der Einsatzgrundlagen ist auf allen Stufen zu üben.

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Folgende Punkte sind zu berücksichtigen: Ressourcenbedarf in Abhängigkeit der Eskalationsstufe ist zu klären Insbesondere die Analyse des SARS Szenario hat gezeigt, dass bei der Eskalation eines Er- eignisses mit einer Vielzahl von Betroffenen in der ganzen Schweiz die vorhandenen Ressour- cen nicht ausreichen. Es wir empfohlen, basierend auf dem möglichen Bedarf (anhand einer detaillierten Szenarienanalyse) und der verfügbaren Ressourcen (nationale Erhebung) ein Kon- zept zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung zu erarbeiten. Es sind u.a. folgende Punkte zu berücksichtigen: - Laborkapazität zur Analyse der zu erwartenden Erreger (Regionallabors, Referenzla- bors) - Medizinisches Schutzmaterial - Medikamente und Impfstoffe (Einlagerungs- und Verteilungskonzept) - Medizinisches Personal - Medizinische Infrastruktur (z.B.: Isolationstransporte, Isolationszimmer, Isolationsspitä- ler) - Datenerhebung und –transfer Notfalldienst und rasche Verfügbarkeit von B-Kompetenz sicherstellen Um die Einsatzorganisationen bei der Ereignisbewältigung effizient unterstützen zu können, sollte jeder Kanton einen entsprechenden B-Notfalldienst mit 24 Stunden/7 Tagen Verfügbarkeit einrichten. B-Fachkompetenz sollte innerhalb von weniger als einer Stunde am Ereignisort ver- fügbar sein. Diese Verfügbarkeit kann auch durch eine Zusammenarbeit von Kantonen erreicht werden. Kommunikation sicherstellen Es ist eine abgesicherte Kommunikationsinfrastruktur sicherzustellen. Evaluieren von Schnelltests Die Szenarienanalyse hat gezeigt, dass eine rasche Analyse (B-Ereignis ja/nein) bzw. Identifi- kation des Erregers für die Ereignisbewältigung zentral ist. Es wird empfohlen, die verfügbaren Schnelltests zu evaluieren. Anschliessend sind Empfehlung für deren Anwendung an die ent- sprechenden Fachkräfte (z.B.: B-Labors) und Einsatzorganisationen (u.a. rasche Eingrenzung der Kontaminationszone) zu erarbeiten und zu implementieren. Die Möglichkeiten der Schnell- tests sind in Einsatzgrundlagen (z.B.: Entscheidungsbäume) zu berücksichtigen. Erkennen, Erfassung und Umgang mit Betroffenen sicherstellen Im Ereignisfall müssen Betroffene erkannt, lückenlos erfasst und in Abhängigkeit des Ereignis- ses medizinisch versorgt werden. Es wird vorgeschlagen, dass ein Konzept erarbeitet wir, wel- ches folgende Punkte beinhaltet: - Erkennen und lückenlose Erfassung von betroffenen Personen in Abhängigkeit der Es- kalationsstufe bzw. der Anzahl Betroffener - Abschätzen der Dynamik der Anzahl betroffener Personen (in diesem Zusammenhang sollten auch Ausbreitungsmodelle für B-Erreger zur Verfügung stehen) - Verhinderung dass infektiöse Personen aus der Schweiz ohne entsprechende Vor- sichtsmassnahmen aus- bzw. einreisen (inkl. Kontroll- und Diagnosemöglichkeiten an der Grenze) - Gesamtschweizerische Koordination und Überwachung von Isolations- und Quarantä- nemassnahmen für eine Vielzahl von Betroffenen

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Dekontaminationskapazität schaffen Die Analyse des Szenarios Anthrax hat ergeben, dass bezüglich Dekontamination dringender Handlungsbedarf besteht. Es wird empfohlen, ein Konzept für die Dekontamination zu erarbei- ten, welches folgende Punkte beinhaltet: - Erhebung und Evaluation der verfügbaren Dekontaminationsverfahren (Verfahren, Wir- kung, Anwendungsmöglichkeiten) - Erhebung der verfügbaren Organisationen zur Durchführung von Dekontaminationen - Erarbeitung von Arbeitsanweisungen zur Durchführung von Dekontamination in Abhän- gigkeit des Erregers, der lokalen Situation und der Eskalationsstufe) - Erarbeitung von Methoden der Qualitätssicherung - Umsetzung: Schaffen der notwendigen Dekontaminationskapazität - Berücksichtung der Erkenntnisse in den Einsatzgrundlagen

9.7.6 Kostentransparenz und Sicherstellung von Dienstleistungen

Um die in der Schweiz verfügbaren Ressourcen optimal nutzen zu können, muss eine gemein- same Basis für gegenseitige Dienstleistungen geschaffen werden. Diese Basis basiert auf ga- rantierten Leistungen der Partner und einem transparenten Kostenverrechnungsmodus. Fol- gende Punkte sind zu klären: - Finanzierung von Massnahmen in der Prävention, Vorbereitung und Ereignisbewältigung - Finanzierung der Bereithaltung von Einsatzkräften - Garantien der Kanton für die subsidiäre Unterstützung durch den Bund - Garantien für den Bund für Dienstleistungen seitens der Kantone

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10. SZENERIENANALYSEN C – ARBEITSGRUPPE C

10.1 Allgemeines: Verfasser, Datum

Verfasser: U. Huber (BABS LS), Leitung P. Roder (BABS LS) M. Giger (Komp Zen ABC) T. Wicki (BABS LS) Ch. Schäfer (Fw Bern) B. Righetti (LONZA) W. Ramseier (Johnsons Controls) Ch. Fokas (KomABC) R. Gälli (BMG Engineering AG) Datum: 09.06.2005

10.2 Einleitung

Im Rahmen des Projektes Nationaler ABC-Schutz wurden Szenarien für A-, B-, und C- Ereignisse definiert. Anhand dieser Szenarien sollte aufgezeigt werden, in welchen Bereichen ein Handlungsbedarf besteht und entsprechende Massnahmen zur Verbesserung vorgeschla- gen werden. Mit Hilfe einer detaillierten Analyse der einzelnen Szenarien sollte der Ist-Zustand mit einem anzustrebenden Soll-Zustand verglichen und daraus der Handlungsbedarf abgeleitet werden. Folgende Ziele wurden verfolgt:

- Detaillierte Validierung der Szenarien - Aufzeigen des Soll-Zustands bezüglich Prävention und Ereignisbewältigung - Aufzeigen des Handlungsbedarfs - Vorschlagen von Massnahmen

Zusätzlich wurden folgende Punkte bearbeitet:

- Festhalten von Unterschieden bezüglich der anderen Szenarien - Bewertung der übrigen Szenarien bezüglich (Plausibilität, Ereignisbewältigung, Eskalati- on, etc.)

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10.3 Szenarienanalyse C

Unter Leitung von U. Huber, BABS LS, wurde am 6. April (Sarin Anschlag) und 2. Mai 2005 (Anschlag/Unfall Bahntransport) in Spiez die Szenarienanalyse C durchgeführt. Teilnehmer wa- ren:

Experten Stufe Bund U. Huber (BABS LS) P. Roder (BABS LS) A. Wicki (BABS LS) M. Giger (Komp Zen ABC der Armee)

Experten Stufe Kanton C. Schäfer (Berufsfeuerwehr Bern) M. Flisch, (kant. Labor Bern)

Experten chemischer Betrieb B. Righetti, (Lonza, Sicherheit und Umwelt)

Experten Ereignisbewältigung W. Ramseier, (Johnson Controls, Leiter Notfalldienste)

Unterstützung Ch. Fokas (KomABC) R. Gälli (BMG Engineering AG)

10.3.1 Ablauf

Die Szenarien wurden in ihrem Ablauf zeitlich gegliedert und in einzelne Phasen der Ereignis- bewältigung aufgeteilt. Für jede Phase wurde ein neuer Ausgangszustand definiert. Dieser ent- sprach der für die Expertenrunde plausibelsten Situation und lag irgendwo zwischen der worst case und best case Annahme. Für jeden Ausgangszustand wurden der Ist- und der Soll- Zustand für die untenstehenden Kriterien hinterfragt und daraus der Handlungsbedarf und mög- liche Massnahmen abgeleitet.

10.3.2 Kriterien

Die folgenden Kriterien wurden verwendet:

Ereignisbewältigung: Erkennen, Alarmieren/Bereitschaft, Führung + Verantwortung, Führungsunterstützung, Lagebe- urteilung, Kommunikation intern und extern, Schadensbegrenzung, Analytik, medizinische Massnahmen, Dekontamination, Wiederherstellung, Recht, Finanzen und Politik

Prävention und Vorbereitung Schutzmaterial + Schutzbauten, medizinischer Schutz, Einsatzgrundlagen, Vollzug der Gesetz- gebung, internationale Kontakte, Lageanalyse und -darstellung mit Informationsaustausch und Ausbildung

Nachbearbeitung Auswertung/Lehren.

10.4 Allgemeine Bewertung der Szenarien

Bearbeitet wurden die C-Szenarien gemäss „Szenarienkatalog Nationaler ABC-Schutz“, Entwurf 25.2.2005. Die Szenarien wurden bezüglich Eskalationsstufe, wichtiger Handlungsfelder und Glaubwürdig- keit beurteilt bzw. miteinander verglichen.

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Tabelle 10-1 Vergleich der C-Szenarien

Merkmale Anschlag / Anschlag / Blausäure Sarin Fernwaffen Unfall Unfall C-Terror C-Terror Militär Bahn Chemie

10.4.1 Eskalation

Betroffene Ebenen International (mehrere Staaten) (X)* X Schweiz X X Kanton X X X X X Gemeinde (Orte, Betriebe) X X X X X X = betroffen; (X)* = betroffen falls internationaler Flughafen

10.4.2 Handlungsfelder

Stofferkennung (X) X X X Bestimmung der Ursache (X) (X) X X (X) Angst, Panik unter Betroffenen X (X) X X X bzw. der Bevölkerung Kapazität Gesundheitswesen X X X X X Kompetenzprobleme (z.B.: (X) Bund/Kanton, X X X Kanton/Kanton, X X (X) (X) Kanton/Gemeinde) X X X X Information X X X X X Geringe Fehlertoleranz in Bewälti- X X X gung (zeitkritisch) X = für das Szenario relevant; (X) = für das Szenario möglicherweise relevant

10.4.3 Bewertung / Plausibilität

Glaubwürdigkeit für Schweiz X X X X X

Schadenausmass (überfordert die Mittel und Abläufe der betroffenen Stu- ++ (+) ++ ++ +++ fen)

Wahrscheinlichkeit (könnte sich in einem Zeitraum von 5 bis 15 Jahren +++ ++ + + ereignen) X = könnte sich in der Schweiz ereignen; +++ = sehr gross; ++ = gross; + = mittel; (+) = klein

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10.5 Folgerungen

Anschlag auf Bahn (bzw. Unfall) - Die Sabotage oder der Unfall eines Chemikalientransports auf der Bahn wird - unter Be- trachtung der oben aufgeführten 5 Fälle - als das Szenario mit einer eher grösseren Ein- tretenswahrscheinlichkeit eingestuft. - Mit der in der Schweiz angestrebten Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene werden diese Transporte zunehmen. Technische Massnahmen (verbesserte Infrastruk- tur und Rollmaterial) und die Umsetzung der Störfallverordnung werden andererseits die Risiken vermindern. Angesichts des grossen und weit verzweigten Eisenbahnnetzes bleibt der effiziente Störfallschutz aber eine herausfordernde Aufgabe. Ähnliches gilt auch für den Transport gefährlicher Güter auf der Strasse, hier sind aber meistens klei- nere Mengen an Gefahrstoffen geladen. - Die Vorbereitungen auf die Ereignisbewältigung sind auf einem beachtlichen Stand. - Der Sicherung des Eisenbahnnetzes gegen Sabotageakte sind Grenzen gesetzt. Priori- tär sind dabei jene Strecken zu beachten, die durch (dicht) besiedeltes Gebiet führen. - Der Anfall an Patienten kann das Gesundheitswesen überfordern. Anschlag auf Chemiebetrieb (bzw. Unfall) - Das Szenario soll Anlagen und Betriebe zur Herstellung und Verarbeitung sowie zur La- gerung von Chemikalien repräsentieren. - Im Vergleich zu den Chemikalientransporten ist hier die Störfallvorsorge einfacher zu bewerkstelligen, da die Variable "Ort des Geschehens" wegfällt. Die Art und Mengen der gehandhabten Gefahrstoffe sind bekannt, die chemischen Verfahren können auf ihre Ri- siken und Gefahren hin untersucht und verbessert werden, eine umfassende Schulung der Mitarbeiter ist sichergestellt und Präventionsmassnahmen greifen. Dies zeigt die Statistik der Schweizer Störfälle seit der Brandkatastrophe bei der Firma Sandoz. - Trotz aller technischer Fortschritte wird die Verunsicherung der allein durch Geruchsim- mission betroffenen Bevölkerung gross sein. Wie überall besteht auch hier ein Informati- onsbedürfnis der Bevölkerung. - Durch Domino-Effekte können Folgeereignisse ausgelöst werden. Zudem ist auf eine spezifische Situation in der Schweiz hinzuweisen, wo chemische Betriebe auch in dicht besiedelten Gebieten zu finden sind. C-Terror Blausäure - Das Szenario hat eine extrem kurze Ereignisphase: Aufgrund der Toxizität von Blausäu- re ist die aufgenommene Dosis entscheidend für die Überlebenschance der Betroffenen. Medizinische Massnahmen kommen zu spät. - Das Szenario ist lokal, die Einsatzorganisationen können die Folgen des Ereignisses nur in geringem Umfang beeinflussen - Aufgrund der hohen Flüchtigkeit von Blausäure spielt die Dekontamination keine oder höchstens eine untergeordnete Rolle.

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C- Terror Sarin - Das Szenario ist ein lokales Szenario, das jedoch aufgrund der hohen Anzahl an Betrof- fenen (Toten) rasch eine sehr grosse Dimension annimmt. Die Anordnung von Sofort- massnahmen ist entscheidend für das Überleben der Betroffenen. - Der Flughafen und die Einsatzkräfte sind einer extremen Belastung ausgesetzt. Das Verhalten der EO (inkl. Selbstschutz) ist absolut entscheidend. - Unter den Betroffenen bricht Panik aus, was zu einer nicht zu kontrollierenden Situation führt. - Das Gesundheitswesen ist überfordert, Personal und Medikamente sind in der Anfangs- phase nicht genügend verfügbar - Der Flughafenbetrieb wird stark betroffen (logistische und wirtschaftliche Schäden). - Das Ausland ist involviert (betroffene Personen und internationaler Flugbetrieb) - Die Dekontamination ist problematisch. - Das Szenario spielt sich in einem sehr gut organisierten Betrieb ab. Sollte der Anschlag in einem anderen Umfeld stattfinden (z.B.: Massenveranstaltungen, Sport, Konzerte etc.) könnten die Auswirkungen noch weit gravierender sein, da die Einsatzkräfte nicht so rasch vor Ort sind und auch nicht über die gleich guten Ortskenntnisse verfügen wie die Einsatzkräfte des Flughafens. Fernwaffeneinsatz mit C-Stoffen - Das Szenario ist ein lokales bis regionales Ereignis, indem sich bei stabiler Windrichtung ein ausgeprägtes Abwindgebiet ausbildet. - Es ist mit einer grossen Anzahl von Todesopfern zu rechnen, welche in die Tausende gehen kann. Mehr als die doppelte Anzahl Personen werden an einer mehr oder weni- ger gravierenden Vergiftung (zum Teil mit Langzeitschäden) leiden und eine grosse Herausforderung für das Gesundheitswesen darstellen. - Das Verhalten der Bevölkerung in der betroffenen Fläche hat einen grossen Einfluss auf das Schadenausmass. Der raschen und zuverlässigen Alarmierung und Instruktion der Bevölkerung im Ziel- und im Abwindgebiet kommt deshalb entscheidende Bedeutung zu.

- Es ist schwierig, die Dimensionen des Ereignisses rasch zu erkennen und den weiteren Verlauf abzuschätzen. Es empfiehlt sich deshalb, die Anordnungen grossräumig zu ver- fügen. - Auch bei Anwendung von Sarin, dem flüchtigsten unter den bekannten Nervengiften, dauert es mindestens einen Tag, bis alle Flüssigkeit im Zielgebiet verdunstet ist.

10.5.1 Anträge

Keine Anträge bezüglich Szenarienkatalog. Die Arbeitsgruppe ist der Ansicht, dass die Auswahl betreffend Ablauf der Ereignisse repräsen- tativ ist und die Szenarien worst case Situationen darstellen. Es ist allerdings zu berücksichti- gen, dass die Freisetzung anderer Chemikalien abweichende Anforderungen bezüglich z.B. Erkennen/Nachweis und Therapie von Vergifteten stellen wird.

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10.6 Detaillierte Analysen der Szenarien C-Terror mit Sarin und Anschlag auf Bahntransport

Dieses Ergebnis entstand, indem eine Arbeitsgruppe aus (praxisorientierten) Spezialisten den Sollzustand mit dem Ist-Zustand verglichen und daraus den Handlungsbedarf und mögliche Massnahmen abgeleitet hat. In der Tabelle (Anhang J) sind der Handlungsbedarf bzw. die vor- geschlagenen Massnahmen zusammengefasst.

10.7 Erkenntnisse

10.7.1 C-Terrorereignisse aber auch C-Ereignisse erfordern eine kurze Reaktionszeit

Wegen der Toxizität der eingesetzten Stoffe ist die Einleitung von Massnahmen innert Minuten entscheidend. Als Sofortmassnahmen sind die rasche Inaktivierung der Schadenquelle, der Schutz für die Bevölkerung im gefährdeten Gebiet und nötigenfalls die rasche Evakuation der Betroffenen aus dem Schadenbereich entscheidend. Dies kann nur erfolgen, wenn der Betrieb / die Führungs- und Einsatzkräfte sofort richtig reagieren. Dem Selbstschutz der Einsatzorganisa- tionen kommt eine besondere Bedeutung zu. Medizinische Massnahmen müssen rechtzeitig eingeleitet werden (Verfügbarkeit von Antidota bereits bei Einsatzkräften). Ein wesentlicher Punkt ist zudem das schnelle Erkennen, um welches Gift (Stoff oder Produkt mit seiner Zu- sammensetzung) es sich handelt.

10.7.2 Rolle der betrieblichen, kommunalen und kantonalen Einsatzkräfte bzw. jener des Bundes

C-Ereignisse sind vorwiegend lokale Ereignisse und gehören in den Zuständigkeitsbereich der Kantone. Der Chemiewehr kommt dabei eine spezielle Bedeutung zu, gilt es doch rasch den möglichen Stoff zu erkennen bzw. zu identifizieren, um die richtigen Massnahmen einleiten zu können. Das örtliche Gesundheitswesen ist bei der Therapie einer Vielzahl von Betroffenen rasch überfordert (dies gilt für alle 5 Referenzszenarien!). Die Rolle des Bundes in der Einsatzbewältigung beschränkt sich auf die NAZ (Meldestelle, La- gedarstellung, Aufgebot der EEVBS), der EEVBS bei C-Terror (Beratung, Erkundung, Probe- nahme, Analytik, Dekontamination) und des LABOR SPIEZ (Fachwissen, Analytik). Bei Gross- ereignissen ist eine Koordination auf nationaler Ebene durch den Bund vorzunehmen (Mittel). Zusätzlich hat der Bund die Aufgabe der Kommunikation mit dem Ausland.

10.7.3 Ort von C-Terror-Ereignissen

Das Umfeld (Lokalität, Betrieb) von C-Terrorereignissen spielt eine wichtige Rolle. Das Sarin- Szenario spielt auf einem Flughafen, der bezüglich Infrastruktur und eigenen Ressourcen (Per- sonal, lokale Einsatzkräfte) gut ausgerüstet ist. Ereignisse können geschult und geübt werden. Im Umfeld von Grossanlässen wie Konzerten, Sportanlässen etc. ist die Vorbereitung auf einem deutlich tieferen Stand, so dass den baulichen Gegebenheiten (z.B.: in Stadien, Luftansaugstel- len von Belüftungsanlagen geschützt, rasche Evakuation möglich?) eine entscheidende Bedeu- tung zukommt. Eine Schulung des - oftmals nicht fest angestellten - Betriebspersonals (z.B.: Platzanweiser, Billettverkäufer, Sicherheitskräfte) ist äusserst schwierig und wird nicht als realis- tische Lösung betrachtet.

10.7.4 Auswirkungen von C-Ereignissen

Bei terroristischen Ereignissen kann die Anzahl der Betroffenen trotz der lokalen Begrenzung sehr gross sein. Die direkten materiellen Schäden dürften in der Regel eher gering sein.

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Schwierig abzuschätzen sind die wirtschaftlichen Auswirkungen insbesondere dann, wenn Wirt- schaftszentren oder Verkehrswege betroffen sind. Durch eine Vielzahl von kleinen Ereignissen (bzw. Drohungen) kann der wirtschaftliche Schaden verstärkt werden. Anschläge oder Sabotageakte auf Bahntransporte bzw. Betriebe, die grosse Mengen an chemi- schen Stoffen herstellen, lagern und verarbeiten, sind in den Auswirkungen vergleichbar mit Unfällen, die durch technische Fehler oder menschliches Versagens ausgelöst werden können. Die Risikoanalysen im Rahmen der Störfallverordnung sollten solche Ereignisse berücksichti- gen.

10.7.5 Sicherheit von Bahntransporten

Die modernen Produktionsmethoden und die minimierte Lagerhaltung („just in time“ Produktion) führt zu einer erhöhten Zahl von Transporten, was wiederum einer Verlagerung des Risikos von der Industrie auf die Strasse oder Schiene gleich kommt. Unfälle oder Sabotageakte bei Chemikalientransporten auf der Schiene können weit reichende Folgen haben, falls sie sich auf Strecken durch besiedeltes Gebiet ereignen; sie vermögen aber auch beträchtliche Schäden an der Umwelt anzurichten. Bei der Dichte des Schweizer Bahn- netzes, der Zersiedelung der Landschaft und den nicht vermeidbaren Passagen von Verkehrs- knotenpunkten ist es nicht möglich, Chemikalientransporte nur über unkritische Strecken abzu- wickeln. Die laufend realisierten technischen Verbesserungen an Schienen, Rollmaterial und Chemikalienbehältern, die Beschränkung der transportierten Mengen, die Systeme mit Informa- tionen über die aktuell transportierten Waren tragen aber zur Steigerung der Sicherheit bei. Ge- gen Sabotage von Chemikalientransporten dürfte es allerdings kaum wirkungsvolle Gegen- massnahmen geben.

10.7.6 Ereignismanagement in der Industrie

Nach den grossen Ereignissen in den 80er Jahren sind die Interventionskräfte besser ausgerüs- tet und ausgebildet worden. Die Experten sind heute jedoch der Ansicht, die verbesserten Massnahmen zur Prävention und die ungünstigere wirtschaftliche Lage hätten spürbare Mängel oder Nachteile auf Seiten der Interventionskräfte zur Folge: - weniger Erfahrung (v.a. auch bei Grossereignissen) - weniger und/oder keine Weiterentwicklungen der Mittel - weniger Leute in den Reihen der Einsatzkräfte Ein hoher Stand der Ausbildung muss unbedingt gehalten werden.

10.7.7 Fazit Risikodarstellung

Die Risiken lassen sich mit folgender Tabelle anschaulich darstellen: stationär Transport C-Terror Zeit ? ? ? Ort √ ? ? Stoff √ (?) ? Menge √ (?) ? ? = unbekannt / √= bekannt / (?) Infomöglichkeit in letzter Zeit wesentlich verbessert (CIS der SBB; Unfallmerkblätter auf dem Lastwagen; UN-Nummern / Tabelle 10-2 Risiken C-Ereignisse

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10.8 Empfehlungen

Aufgrund der Erkenntnisse aus der Tabelle im Anhang J und der Bewertung der Szenarien kommen wir zu folgenden Empfehlungen: Darunter sind auch Vorschläge, die erst bei einem höheren Grad der Gefährdung aktuell werden.

10.8.1 Verhinderung von C-Terror Anschlägen

Die schlimmste Form von C-Terror-Anschlägen ist die Verteilung von Giftstoffen über die Venti- lation von Grossgebäuden. Das betrifft Gebäude mit Publikumsverkehr genauso wie private Anlagen. Dagegen sind folgende Massnahmen möglich: - Sicherung von Luftansaugstellen durch bauliche Massnahmen, welche den einfachen Zutritt verhindern. - Einbau von ABC Schutzfiltern für den Dauerbetrieb bei besonders gefährdeten Objek- ten. Damit wird zumindest eine Verzögerung der Ausbreitung erreicht. - Überwachung von Lüftungssystemen und deren Unterhalt vor und während gefährdeten Veranstaltungen (z.B. WEF)

10.8.2 Erkennung von C-Ereignissen

C-Ereignisse haben lokale bis höchstens regionale Auswirkungen. Charakteristisch ist das ra- sche Eintreten der Gefährdung. Das bedeutet, dass Schutzmassnahmen sofort zu treffen sind, wenn sie noch Erfolg haben sollen. Dies setzt das frühe Erkennen des Ereignisses und das rechtzeitige Alarmieren von Personen in gefährdeten Bereichen voraus. - Überprüfung und Optimierung der Alarmorganisationen und der Alarmierungsmittel und - kompetenzen. - Sensibilisierung auf die Gefährdung hin und Ausbildung im Erkennen von Vergiftungs- symptomen für jene Personen, die für die Sicherheit eines bestimmten Publikumsbe- reichs verantwortlich sind. - Bereitstellung von Nachweismitteln abgestimmt auf die wahrscheinlichsten Bedürfnisse und Ausbildung in deren Handhabung (Sabotage eines Chemikalientransportes wird kaum zur Freisetzung von Nervengift führen!).

10.8.3 Minimierung des Schadensausmasses

Durch Verhinderung, Unterbindung oder Verlangsamung der Ausbreitung von Schadstoffen kann direkt auf das Schadenausmass eingewirkt werden. In vielen Fällen schützen bereits rela- tiv einfache Schutzmassnahmen gegen Schadstoffimmissionen. - Bereitstellung von Know-how und Mitteln zur Einwirkung auf die Schadstoffquelle, die in bestimmten Fällen auch von Laien eingesetzt werden können. - Ausrüstung von bestimmten Verantwortungsträgern mit angemessenem Schutzmaterial, damit sie im Ereignisfall handlungsfähig bleiben. - Es ist abzuklären, ob bei C-Ereignissen Evakuationen überhaupt anzuordnen sind (blei- ben heute die Leute überhaupt noch in ihren Häusern?). Die Kompetenzen zur Anord- nung von Evakuationen sind zu klären. - Es ist abzuklären, welches Schutzmaterial der Bevölkerung bei welchem Ereignis zur Verfügung steht und ob zusätzliche bauliche Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung notwendig sind.

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- Weitere Einschränkung der transportierten Mengen an kritischen Gefahrstoffen.

10.8.4 Sanitätsdienstliche Vorbereitungen

Die Zahl der betroffenen Personen erreicht in den meisten der betrachteten Szenarien rasch das Ausmass einer Katastrophe. Es sind deshalb folgende vorsorglichen Massnahmen ange- zeigt: - Planung und drillmässiges Üben von Behandlung und Transport von Vergifteten vom Schadenplatz ins Spital unter Vermeidung der Vergiftung von Sanitätspersonal. - Anlegen von dezentralen Depots von spezifischen Antidota, die rund um die Uhr ver- zugslos greifbar sind. - Ausrüstung der Ersteinsatzkräfte mit C-Antidota für die Soforttherapie von Patienten auf dem Schadenplatz für jene Fälle, wo dies angezeigt ist. - Sicherstellung der Betreuung einer grossen Anzahl betroffener Personen durch Care- Team und Kontaktstellen sicherstellen

10.8.5 Dekontamination

In verschiedenen Szenarien kommt der Dekontamination im Anschluss an die Sofortmassnah- men eine wichtige Bedeutung zu. Hier besteht ein dringender Handlungsbedarf (Konzept, Einsatzkräfte und Dekontaminationsmittel).

10.8.6 Klärung von Zuständigkeiten

Chemieunfälle fallen grundsätzlich in den Zuständigkeitsbereich der Kantone. C- Terroranschläge und Sabotage mit Freisetzung von giftigen Gasen unterliegen der Bundesge- richtsbarkeit; es ist zu erwarten, dass bei diesen Vorfällen auch eine politische Komponente beteiligt ist. Hier gibt es Unklarheiten betreffend der Führung auf den verschiedenen Ebenen. - Die Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und die Informationsführung für die verschiede- nen Kategorien von C-Ereignissen sind zu klären. - Die Kompetenzen zur Auslösung eines Sirenenalarms muss geklärt werden. Die ent- sprechenden Entscheidungswege müssen kurz sein.

10.8.7 Standardisierung von Ausbildung und Material

Eine Harmonisierung und Standardisierung von Ausbildung und Material beziehungsweise der Zusammenarbeit verschiedener Ereignisdienste (z.B. SBB mit lokalen Feuerwehren) ist anzu- streben. Definierte Leistungen sollten überall zur gleichen Qualität und zum selben Preis erhält- lich sein. Neben der Schulung der verschiedenen Ereignisdienste sollen regelmässig praktische Übungen durchgeführt werden. Im Weitern ist eine optimale Nutzung bestehender Informati- onssysteme wie IGS der NAZ, MET, CIS der SBB, Unfallmerkblätter, Sicherheitsdatenblätter aber auch von Risikokatastern sicherzustellen.

10.8.8 Überarbeitung des Konzeptes der Chemiewehr-Stützpunkte

Das Konzept der Chemiewehr-Stützpunkte sollte schweizweit überarbeitet werden. Kantonale Gegebenheiten müssen einer risikobasierten Betrachtungsweise weichen. Standorte von Che- miefirmen, Umschlag- und Lagerorte sowie die Verkehrsachsen müssen in die Überlegungen einbezogen werden. Den Transportachsen (Schiene, Strasse) ist ein grösseres Gewicht beizumessen, als in der Vergangenheit. Ebenso sind die Verfügbarkeit von Fachkräften und

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Spezialmaterial sowie die Erfahrung in der Bekämpfung von Chemieereignissen in die Diskus- sionen einzubringen. Führungsstrukturen auf Stufe Bund fehlen weitgehend, um die Kantone in der Bewältigung von Ereignissen wirksam zu unterstützen.

CSD Ingenieure und Geologen AG BMG Engineering AG

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ANHANG A

ABKÜRZUNGEN

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Abkürzung Definition

A Nuklear und radiologische (atomar) Aapot Armeeapotheke ABC Abw Lab 1 ABC Abwehr Labor 1 ABC Abw Trp ABC Abwehr Truppen ABC-Ereignisse Radiologische und nukleare, biologische sowie chemi- sche Ereignisse ADE Programme for Accidental and Deliberate Epidemics AG IK Arbeitsgruppe „Internationale Kooperation im ABC- Schutz“ armasuisse Beschaffungs- und Technologiezentrum des VBS ASN Alarmstelle NAZ ASTRA Bundesamt für Strassen AUSB Ausbildung (Armee) AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Kanton Zürich B Biologisch, Biologie BABS Bundesamt für Bevölkerungsschutz BAG Bundesamt für Gesundheit BAV Bundesamt für Verkehr BAZL Bundesamt für Zivilluftfahrt BFE Bundesamt für Energie BfS Bundesamt für Strahlenschutz BK Bundeskanzlei BLW Bundesamt für Landwirtschaft BSE Bovine Spongiform Encephalopathy (Rinderwahnsinn) BUPO Bundespolizei BUWAL Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BVET Bundesamt für Veterinärwesen BWL Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWÜ Biologiewaffenübereinkommen BZG Bevölkerungs- und Zivilschutzgesetz C Chemisch, Chemie CEP Civil Emergency Planning (EAPC/PfP) CNG automatisches Kampfstoffnachweisgerät CTBTO Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization CWÜ Chemiewaffenübereinkommen DCNBC Centre de Formation de la Défense NBC Draguignon DAP Dienst für Analyse und Prävention DEZA Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DGP Senior Defence Group on Proliferation DSP Direktion für Sicherheitspolitik EADRCC Euro-Atlantic Disaster Response Coordination Centre EAPC Euro-Atlantic Partnership Council (Euro-Atlantischer Partnerschaftsrat) ECA European Chemical Agency ECDC Electronic Commerce for Developing Countries ECURIE European Community Urgent Radiological Information Exchange

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EDA Eidgenössisches Departement für auswärtige Angele- genheiten EDI Eidgenössisches Departement des Innern EEVBS Einsatzequipe VBS EFBS Eidgenössische Fachkommission für biologische Sicher- heit EFD Eidgenössisches Finanzdepartement EFSA European Food Safety Authority EFSB Eidgenössische Fachkommission für biologische Sicher- heit EJPD Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement EOR Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivität EpG Epidemiegesetz ESV Einschliessungsverordnung ETH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich EU Europäische Union EURDEP European Radiological Data Exchange Platform EVD Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement E-Waffen Elektromagnetische Waffen FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Ver- einten Nationen ) FBSO Ostschweizer Fachstelle für Biologische Sicherheit fedpol Bundesamt für Polizei FrSV Freisetzungsverordnung FST A Führungsstab der Armee GDK Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheits- direktorinnen und –direktoren GKV Güterkontrollverordnung GOARN Global Outbreak Alert and Response Network GS Generalsekretariat HH Humanitäre Hilfe HSK Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen IAEA International Atomic Energy Agency IBV des Stab Stab Chef der Armee, Internationale Beziehungen - Ver- CdA teidigung IHR International Health Regulations IGV Internationale Gesundheitsfürsorge IKMI Institut für Klinische Mikrobiologie St. Gallen ISR (internatio- Intelligence, Surveillance, Reconnaissance / (Luftlage) nal) JMed Bereich Sanität der Armee KK Konzept + Koordination (Abt. BABS) KDK Kantonale Direktorenkonferenzen KFS Kantonaler Führungsstab KK PKS Kommandanten-Konferenz. der Schweizerischen Polizeikommandanten KKJPD Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorin- nen und -direktoren KKW Kernkraftwerk KomABC Eidgenössische Kommission für ABC-Schutz

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KOMAC Eidgenössische Kommission für AC-Schutz; neu: Ko- mABC Komp Zen ABC Kompetenzzentrum ABC der Armee KSA Eidgenössische Kommission für die Sicherheit von Kernanlagen KSD Koordinierter Sanitätsdienst Kt. Labors Kantonale Labors LAABC Leitender Ausschuss ABC (strategisch-politische Füh- rung bei ABC-Ereignissen analog zum LAR) LAR Leitender Ausschuss Radioaktivität LBA Logistikbasis der Armee LGSi Lenkungsgruppe Sicherheit des Bundesrates LS LABOR SPIEZ MADUK Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwa- chung in der Umgebung von Kernanalgen MIC Monitoring and Information Centre der EU MORA Messorganisation Radioaktivität der Armee MZDK Schweizerische Konferenz der Kantonalen Militär- und Zivilschutzdirektorinnen und -direktoren N Nuclear/nuklear

NADAM Automatisches nationales Dosiswarnnetz bestehend aus 58 Stationen NAGRA Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle NATO North Atlantic Treaty Organization NAZ Nationale Alarmzentrale NEA Nuclear Energy Agency NEMP Nuklear-elektromagnetischer Impuls NEOC National Emergency Operations Center OCHA United Nations Office for the Coordination of Humanitar- ian Affairs OECD Organisation for Economic Co-operation and Develop- ment OIE Office International des Epizooties (World Organization for Animal Health) OPCW Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons OZD Oberzolldirektion PD Politische Direktion PfP Partnership for Peace PSI Paul Scherrer Institut PST A Planungsstab der Armee R Radiological/radiologisch REMPAN Radiation Emergency Medical Preparedness and Assis- tance Network of WHO RKKF Regierungskonferenz für die Koordination des Feuer- wehrwesens in der Schweiz SAMV Verordnung über den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Gefährdung durch Mikroorganismen SARS Severe Acute Respiratory Syndrome SBB Schweizerische Bundesbahnen

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SCEPC Senior Civil Emergency Planning Committee seco Staatssekretariat für Wirtschaft SFIK Schweizerische Feuerwehrinstruktorenkonferenz SFV Schweizerischer Feuerwehrsverband SGM Schweizerische Gesellschaft für Mikrobiologie SiA Sicherheitsausschuss des Bundesrates Sipol B 2000 Sicherheit durch Kooperation, Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Sicherheitspolitik der Schweiz vom 7. Juni 1999 SKH Schweizerische Korps für humanitäre Hilfe SND Strategischer Nachrichtendienst SOGE Sonderstab Geiselnahme und Erpressung Stab SiA Führungsunterstützung des Sicherheitsausschusses des Bundesrates StV Störfallverordnung SUER Sektion Überwachung der Radioaktivität SUVA Schweizerische Unfallversicherungsanstalt SWISSREL Schweiz-relevante Lage THW Technisches Hilfswerk UNECE United Nations Economic Commission for Europe UNEP United Nations Environment Programme UNO United Nations Organization (Vereinte Nationen) UVEK Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation VBS Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevöl- kerungsschutz und Sport VEMAC Verordnung vom 14. Dezember 1995 über den Einsatz militärischer Mittel im Rahmen des koordinierten AC- Schutzes und zugunsten der Nationalen Alarmzentrale VEOR Verordnung über die Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivität WAVA Warnung Alarmierung Verhaltensanweisung WHO World Health Organization WMO World Meteorological Organization WPNEM Working Party on Nuclear Emergency Matters W + T Wissenschaft und Technik ZISP Zentrum für internationale Sicherheitspolitik ZOBA Zentrum für Zoonosen, bakterielle Tierkrankheiten und Antibiotikaresistenz ZS Zivilschutz

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ANHANG B

BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

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B B B ABC ABC C ABC A A C ABC A A A ABC A ABC ABC A B B bereich Umweltschutzgesetz Umweltschutzgesetz vom 814.01) (SR 07.10.1993 Umweltschutzgesetz Umweltschutzgesetz vom 814.01) (SR 07.10.1993 Veordnung über die über Veordnung Nationale (SR Alarmzentrale 732.34) Einschliessungsverord nung814.912) (SR 25.08.1999 vom Strahlenschutzverordn vom (SR814.501) ung 22.06.1994 Störfallverordnung (SR vom 814.012) 27.02.1991 Veordnung über die über Veordnung Nationale (SR Alarmzentrale 732.34) Umweltschutzgesetz vom 814.01) (SR 07.10.1993 Strahlenschutzverordn vom (SR814.501) ung 22.06.1994 Strahlenschutzverordn vom (SR814.501) ung 22.06.1994 Strahlenschutzverordn vom (SR814.501) ung 22.06.1994 Strahlenschutzverordn vom (SR814.501) ung 22.06.1994 Störfallverordnung (SR vom 814.012) 27.02.1991 ung (SR814.501) vom vom (SR814.501) ung 22.06.1994 Umweltschutzgesetz Umweltschutzgesetz vom 814.01) (SR 07.10.1993 Störfallverordnung (SR vom 814.012) 27.02.1991 Strahlenschutzverordn vom (SR814.501) ung 22.06.1994 Grundlage Geltungs- –l Laufende Verfolgung der Lage in allen sicherheitsrelevanten Bereichen, in allen sicherheitsrelevanten Lage der Verfolgung Laufende im Entwicklungen möglichen dessen sowie Gewaltspektrums des Beurteilung und Analyse und Risiken Bedrohungsformen, neuen möglichen von Früherkennung der Sicherstellung Erarbeitung von Szenarien, Strategien und Optionen zuhanden des SiA unter Nutzung Orientierung richtet sich an die Stellen des Bundes, der Kantone und des benachbarten Auslandes sowie von von sowie Auslandes benachbarten des und Kantone der Bundes, des an Stellen die sich richtet Orientierung Pathogene Organismen sind Organismen, Organismen Pathogene die Krankheiten verursachen können. Gentechnisch veränderte Organismen sind Organismen, sind Organismen veränderte Gentechnisch Kreuzung durch Bedingungen natürlichen dies unter wie ist, worden so verändert Material genetisches deren vorkommt. nicht Rekombination natürliche oder Zusammenwirken oder gegenseitiges Abstimmen verschiedener Faktoren, Glieder oder Organisationen verwendet Organisationen Glieder oder Faktoren, verschiedener Abstimmen gegenseitiges oder Zusammenwirken Klima, Luft, Boden, Wasser Der LAR beurteilt die Gesamtlage, gestützt auf die von der NAZ laufend bereitgestellten Bewertung. deren und Lage radiologischen zur Unterlagen Er koordiniert und berät die Massnahmen, die Bundesrat dem Entscheid zum beantragt Departementen zuständigen den von werden Anträge Solche sollen. werden vorbereitet. Der LAR stellt die Überwachung des Vollzugs der beschlossenen Massnahmen sicher. LAR sind Im Direktoren der betroffenen Bundesämter und Mitglieder von Kantonsregierungen vertreten. zurückgreifen. Experten weitere auf LAR der kann Bedarf Bei Die LGSi ist das Instrument des Bundesrates zur strategischen Entscheidfindung und Verbund im Bund Stufe auf Vorgehen lagebezogene das SiA dem schlägt Sie Beschlussumsetzung. vor Ereignissen von Bewältigung und Antizipation bei der Partnern anderen oder Kantonen den mit miteinbezogen. Führung sicherheitspolitischen der Controlling in das wird und Tätigkeiten: folgende umfasst LGSi der Aufgabenspektrum Das − − Schweiz, der Umfeld strategischen im und Innern − die Frühwarnung, sowie Gefahren − Verwaltung. der ausserhalb in und Synergien sämtlicher Nationale Alarmzentrale: durch Linie Gefährdung die in erster gehört Dazu Ereignisse. ausserordentliche für Bundes des Fachstelle erhöhte zum Radioaktivität, sei dies Falle im Satellitenabsturz eines infolge Kernkraftwerk-, eines Labor- Gefährdung und oder auch eines Transportunfalles. Chemieunfälle,Staudammbrüche grosse auch aber zählen Weiter Zelluläre oder nicht zelluläre biologische Einheiten, die fähig sind, sich zu vermehren oder genetisches Material Material genetisches oder vermehren zu sich sind, fähig die Einheiten, zelluläre biologische nicht Zelluläre oder und sind Gemische gleichgestellt ihnen Mikroorganismen; und Tiere, Pflanzen insbesondere übertragen, zu enthalten Einheiten solche die Gegenstände, Als Gifte gelten unbelebte Stoffe und daraus hergestellte Erzeugnisse, Erzeugnisse, hergestellte daraus und Stoffe unbelebte gelten Gifte Als Mengen geringen in verhältnismässig schon gebracht, Berührung in ihm mit oder aufgenommen Körper vom die, und Menschen von die Gesundheit oder Wirkung Leben das chemisch-physikalische oder chemische durch verlangt. Vorsicht besondere daher Handhabung deren und können gefährden Tieren Information richtet sich an die Medien, an die Öffentlichkeit. Zustand einerVerunreinigung eines Materials durch radioaktive Stoffe, Organismen oder toxische Stoffe. Massenhaftes, nicht auf eine Gruppebestimmte beschränktes Auftreten einer Krankheit innerhalb einer Gesamtheit der Einwirkungen, die infolge der Mengen und Eigenschaften der Stoffe, Erzeugnisse, können entstehen Güter gefährlichen oder Mikroorganismen Sonderabfälle, B Dauernd besetzte Anlaufstelle für Meldungen aus dem In- und Ausland; sie leitet die eingehenden Meldungen Meldungen eingehenden leitetdie sie Ausland; und In- dem aus Meldungen für Anlaufstelle besetzte Dauernd weiter Pikett das an zeitgerecht Anlagen sind Bauten, Verkehrswege und andere ortsfeste Einrichtungen ortsfeste andere und Verkehrswege Bauten, sind Anlagen Luftfahrzeuge und Schiffe Fahrzeuge, Maschinen, Geräte, sind Anlagen Den Terrainveränderungen. sowie gleichgestellt. Feuerwehr die Einsatzdoktrin und Ausrüstung Ausbildung, ihrer aufgrund die Feuerwehr der Spezialformationen unterstützen. Stoffen chemischen von Freisetzung der mit Ereignissen von Bewältigung der bei Die Dekontamination ist die Beseitigung oder Verringerung des Schadstoffgehaltes in Böden und anderem Materialdurch chemische oder physikalischeVerfahren z.B.durch Abwaschen oderReinigung Chemikalien.mit Mass für die Beurteilung des Strahlung. ionisierende durch Risikos gesundheitlichen Spezialformationen der Feuerwehr die aufgrund ihrer Ausbildung, Ausrüstung und Einsatzdoktrin die Feuerwehr Feuerwehr die Einsatzdoktrin und Ausrüstung Ausbildung, ihrer aufgrund die Feuerwehr der Spezialformationen unterstützen. Radioaktivität von Freisetzung der mit Ereignissen von Bewältigung der bei Einsatz von Bundesmitteln (zB der Armee) auf verlangen der kantonalen Behörden, wenn die Aufgabe im öffentlichen Interesse liegt und es den betroffenen Organgen nicht möglich mehr ist, ihre Aufgaben in bewältigen. zu Hinsicht zeitlicher oder materieller personeller, Auswirkungen. dessen inklusive Ereignisses eines Ablaufes möglichen eines Beschreibung Militärische Kommandostellen, deren Einsatzräume nach kantonalen Grenzen sind bestimmt und die primär befähigt sind, die zivil-militärische Zusammenarbeit sicherzustellen und Existenzsicherungsoperationen zu Apparate und Gegenstände, die radioaktive Stoffe enthalten Stoffe radioaktive die Gegenstände, und Apparate aussenden Strahlen ionisierende die Anlagen, sowie Strahlenquellen), radioaktive offene und (geschlossene können. Ereignis, bei eine welchem Anlage bestimmungsgemässen vom Betrieb abweicht und: Störfall); (technischer wird beeinträchtigt Gegenstandes eines oder Anlage einer Sicherheit die a) nichtberuflich für Dosisgrenzwerts des oder Immissionsgrenzwerts eines Überschreitung einer zu das b) Störfall) (radiologischer kann führen Personen strahlenexponierte (Strahlenunfall). wird ausgesetzt 50 mSv als mehr von Dosis einer jemand dem c)bei Als Störfall gilt ein ausserordentliches auftreten; Einwirkungen erhebliche dem bei Verkehrsweg, einem auf oder Betrieb einem in Ereignis Betriebsareals; des ausserhalb a. b. auf oder ausserhalb desVerkehrswegs Stoffe,die Radionuklide enthalten,deren Aktivitätfestgesetzte Freigrenzen übersteigt. Strahlenschutzverordn Schutzziele sind Ziele die dem Schutz einer bestimmten Sache, einer Person oder einem Lebewesen dienen dienen Lebewesen einem oder Person einer Sache, bestimmten einer Schutz Ziele sind dem die Schutzziele Der SiA ist ein vorberatendes Organ des Bundesrates und setzt sich aus der Vorsteherin des Eidg. des Vorstehern beiden den und (EDA) Angelegenheiten auswärtige für Departementes Eidg. Verteidigung, für Departementes Eidg. des und (EJPD) Polizeidepartementes und Justiz- Bevölkerungsschutz und Sport Der(VBS) zusammen. Vorsteher des VBS hat bis auf weiteres den und Prävention Früherkennung, der neben sich befasst SiA Der inne. SiA des Vorsitz Krisenbewältigung vermehrt auch mit Fragen der Planung und Bewältigung von voraussehbaren betreffen. Schweiz der die Sicherheit die Ereignissen, Verbindungen, und Elemente sind chemische Stoffe und Gemische sind gleichgestellt Ihnen Wirkung biologische hervorrufen. eine indirekt oder direkt die enthalten. Stoffe solche die Gegenstände, Gesetze und Verordnungen und Gesetze Zusammenschluss von mehrerenKantonen RLNMit werden dem regional Diagnostik- und Analysekapazitäten für gefährliche der Etablierung die dabei steht Vordergrund Im geschaffen. Mikroorganismen Umweltdiagnostik. Ereignisfall Im sollen aber auch Aufgaben human- im und veterinärmedizinischen als ist RLN Das können. werden wahrgenommen Bereich lokalen den um Gestaltungsspielraum genügend bietet und konzipiert System offenes soll das Endausbau Im zu werden. gerecht Bedürfnissen regionalen und sechsmaximal RegionenRLN jeweilseinem designierten mit Regionallabor Nebenumfassen. den Regionallaboratorien sind Nationale Referenzzentren in das Netzwerk integriert. Ausmass das durch bestimmt Risiko wird Das der möglichen Schädigungen der Bevölkerung oder der infolge Umwelt von Störfällen oder Gewaltakten und der Wahrscheinlichkeit, der mit diese eintreten füh internationalen Organisationen. eine ist Epidemie zur Gegensatz Im Krankheit. einer Ausbruch weltweiter sogar oder Länderübergreifender örtlich beschränkt. noch zeitlich weder Pandemie Pikettorganisation, die über die dauernd besetzte Alarmstelle der NAZ (ASN) bei der MeteoSchweiz rund um die die um rund MeteoSchweiz bei der (ASN) NAZ der Alarmstelle besetzte dauernd die über die Pikettorganisation, ist. erreichbar Uhr der und eintreten) Ereignisse dass (verhindern, Vorbeugung der aus zusammen sich setzt Die Prävention Einsatzbereitschaft) der (erstellen Vorbereitung Nukliden Zerfall von Spontaner Strahlung. ionisierender Emission unter Umfasst taktisch orientierte Gewalttaten (Terror) zur Erzielung von Angst und Schrecken, meist um um meist Schrecken, und Angst von Erzielung zur (Terror) Gewalttaten orientierte taktisch Umfasst erreichen. Ziele zu motivierte ideologisch oder politisch für Aufmerksamkeit Störfall möglichen mit Auswirkungen auf die Umgebung Anzahl der Zerfälle pro Zeiteinheit. pro Zerfälle der Anzahl 1 s = 1 Bq (Bq); Becquerel das ist Aktivität der Einheit Die Orientierung Organismen, pathogen Organismen, Organismen, gentechnisch gentechnisch Organismen, verändert Koordination Lebensgrundlagen Radioaktivität Ausschuss Leitender (LAR) (LGSi) Sicherheit Lenkungsgruppe Nationale Alarmzentrale Organismen Gifte Information (radioaktive, Kontamination, chemische) biologische, Epidemie Gefahrenpotential Alarmstelle NAZ (ASN) Anlagen Chemiewehr Dekontamination Dosis Strahlenwehr Subsidiarität Szenario Territorialregion Strahlenquellen Störfälle, radioaktive Störfall Stoffe, radioaktive Stoffe, Schutzziel (SiA) Sicherheitsausschuss Stoffe Rechtliche Grundlagen Rechtliche Region (RLN) Regionallabornetzwerk Risiko Pandemie Piket NAZ Prävention Radioaktivität Begriff Definition Terrorismus Unfall Aktivität, radioaktive Aktivität,

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ANHANG C

ARG 1 SZENARIENKATALOG: ERLÄUTERUNGEN ZU

A-SZENARIEN

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Zoneneinteilung in der Umgebung der Schweizer Kernkraftwerke Um jedes Kernkraftwerk sind drei Zonen festgelegt: Zone 1: Die Zone 1 umfasst das Gebiet um eine Kernanlage, in dem bei einem Unfall eine Gefahr für die Bevölkerung entstehen kann, die rasche Schutzmassnahmen erfordert. Sie wurde werkspezifisch festgelegt und umfasst ein Gebiet mit einem Radius von ca. 3 - 5 km. Zone 2: Die Zone 2 schliesst an die Zone 1 an und umfasst ein Gebiet mit einem Radius von etwa 20 Kilometern. Die Zone 2 ist in 6 sich überlappende Gefahrensektoren von je 120° eingeteilt. Sofern es die Windverhältnisse eindeutig zulassen, kann damit eine angepasste Alarmierung durchgeführt werden. Die Zonen- und Sektorengrenzen folgen den Gemeindegrenzen. Zone 3: Das Gebiet der übrigen Schweiz (ausserhalb 20 km) wird hier als Zone 3 bezeichnet. Hier sind Massnahmen zum Schutze der Bevölkerung während des Durchzugs der radioaktiven Wolke (Wolkenphase) aller Voraussicht nach nicht notwendig. Allfällige dennoch zu ergreifende Massnahmen (wie vorübergehender Aufenthalt im Haus, oder Einschränkung des Konsums von Lebensmitteln) werden ohne detaillierte Vorausplanung durch die zuständigen Stellen der Notfallorganisation angeordnet.

Strahlenschutzverordnung CS: Richtwert für die Oberflächenkontamination ausserhalb kontrollierter Zonen.

Literatur: • Festlegung von Referenzszenarien für die Notfallschutzplanung in der Umgebung der schweizerischen KKW. (HSK-AN-3744). • Konzept für den Notfallschutz in der Umgebung der Kernkraftwerke; KOMAC, März 1998

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ANHANG D

ARG 2 SCHUTZZIELE: GESETZLICHE GRUNDLAGEN,

BEMERKUNGEN

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Gesetzliche Grundlagen In der Arbeitsgruppe wurde folgender Aktionsplan festgelegt:

1. Bereitstellung einer Matrix mit Auflistung der relevanten gesetzlichen Grundlagen und Be- schreibung der relevanten Schutzziele bzw. Schutzmassnahmen und 2. Überprüfung der Schutzziele/Schutzmassnahmen anhand des Szenarien-Katalogs. In der folgenden Tabelle sind die gesetzlichen Grundlagen, in denen Schutzziele enthalten sind, zusammengefasst. SR Ver- Bereich antw. Bereich A Strahlenschutzgesetz (StSG) 814.5 BV A Strahlenschutzverordnung (StSV) 814.501 BR A Verordnung über die Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivi- 732.32 BR A tät (VEOR) Fremd- und Inhaltsstoffverordnung (FIV) 817.021.23 EDI A,LT

Bereich B Landesversorgungsgesetz (LVG) 531 B Organisationsverordnung Landesversorgung 531.12 B Verordnung über die Pflichtlagerhaltung von Arzneimitteln 531.215.31 B Verordnung über die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung in 531.32 B Notlagen (VTN) Verordnung über die allgemeinen Grundsätze der Vorratshaltung 531.211 B Verordnung über die Vorbereitungsmassnahmen der wirtschaftli- 531.12 B chen Landesversorgung Verordnung über die Verbürgung von Darlehen zur Finanzierung 531.44 B schweizerischer Hochseeschiffe Epidemiengesetz 818.101 B Verordnung über kostenlose Impfungen 818.138.1 B Melde-Verordnung 818.141.1 B Verordnung des EDI über Arzt- und Labormeldungen 818.141.11 B Verordnung über Desinfektion und Entwesung 818.138.2 B Verordnung über den Grenzsanitätsdienst 818.125.1 B Verordnung über grenzsanitätsdienstliche Massnahmen 818.125.11 B Verordnung zur Verhinderung der Einschleppung von neu auftre- 818.125.12 B tenden Infektionskrankheiten

Bereich C Chemikaliengesetz (ChemG) Mitte 2005 C Chemikalienverordnung (ChemV) Mitte 2005 C Risikoreduktionsverordnung (ChemRRV) Mitte 2005 C Biozidprodukteverordnung (VBP) Mitte 2005 C Pflanzenschutzmittelverordnung (PSM) Mitte 2005 Verordnung über Gebrauchsgegenstände (GebrV) 817.04 C,B Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz (ArGV3) 822.113 C Grenzwerte am Arbeitsplatz (SUVA) SUVA.1903.d C Verordnung über den Schutz vor Störfällen (StFV) 814.012 C Umweltschutzgesetz (USG) 814.01 C,B,(A)

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SR Ver- Bereich antw. Luftreinhalteverordnung (LRV) 814.318.142.1 C Technische Verordnung über Abfälle (TVA) 814.015 C Verordnung über explosionsgefährliche Stoffe (SprStV) 941.411 C Waffenverordnung (WV) 514.541 C Chemikalienkontrollverordnung (CHKV) 946.202.21 C Chemikalienkontrollverordnung-EVD (ChkV-EVD) 946.202.211 C Verordnung über die Beförderung gefährlicher Güter auf der 741.621 C, A Strasse (SDR) Verordnung über die Beförderung gefährlicher Güter mit der Ei- 742.401.6 C, A senbahn (RSD) Gefahrgutbeauftragtenverordnung (GGBV) 741.622 C, A

Lebensmittel, Trinkwasser (LT) Lebensmittelgesetz (LMG) 817.0 LT Lebensmittelverordnung (LMV) 817.02 LT Fremd- und Inhaltsstoffverordnung (FIV) 817.021.23 LT,A Hygieneverordnung (HyV) 817.051 LT

Infrastruktur (I) Bevölkerungs-und Zivilschutzgesetz (BZG) 520.1 I, A Zivilschutzverordnung (ZSV) 520.11 I, A

Landwirtschaft (L) Wurde nicht betrachtet

Die detaillierten Excel-Tabellen mit den pro Fachbereich aufgelisteten Gesetzen, Schutz- ziele und Schutzmassnahmen liegen diesem Kurzbericht nicht bei und können in elekt- ronischer Form bei Herrn Pfeiffer angefordert werden.

Arbeitsgruppe 2 Gemäss der Fachkompetenz der Mitglieder der Arbeitsgruppe 2 ergab sich folgende Aufteilung der Themenbereiche A-Bereich (Mensch und Umwelt): H. Pfeiffer und M. Baggenstos B-Bereich (Mensch): T. Meister und F. Burkhalter C-Bereich (Mensch): S. Wengert Lebensmittel und Trinkwasser (Mensch): U. Müller Infrastruktur: C. Flury, H. Krebs und M. Zimmerli Umwelt: R. Gälli Landwirtschaft: U. Lehmann

Unterstützung bei der Bearbeitung wurde zusätzlich von U. Vögeli, D. Fischer und R. Gälli er- halten.

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ANHANG E

ARG 3 AUFGABEN: ÜBERSICHT: PARTNER UND IH-

RE AUFGABEN

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Nationaler ABC-Schutz Ist-Zustand: Partner und ihre Aufgaben

Hauptakteure Nebenakteure

Bund Bundeskanzlei DB Verbraucherschutz für Gesundheit Bundesamt EDI, Gesundheit DB Öffentliche für Gesundheit Bundesamt EDI, Internationales für Gesundheit Bundesamt EDI, Spiez VBS, BABS, Labor VBS, BABS, Nationale Alarmzentrale VBS, BABS, Infrastruktur ABCder (ABC Abwehr-Mittel A, Kompetenzzentrum VBS, FST Armee) VBS, LBA,San (inklArmeeapotheke) EVD, Bundesamtfür Landwirtschaft für Veterinärwesen EVD; Bundesamt Landschaft und Wald Umwelt, für UVEK, Bundesamt EDA, Staatssekretariat, ZISP SKH und Hilfe EDA, DEZA, Humanitäre EDI, swissmedic EDI, ETH DAP fedpol, EJPD, Sicherheitspolitik für VBS, Direktion Armee der VBS, Planungsstab VBS, armasuisse Oberzolldirektion Zollverwaltung, EDF. Eidg. EFD, seco Heilmittel EFD, BWL, Bereich HSK UVEK, BFE, UVEK, Bundesamt fürVerkehr UVEK, Bundesamt fürStrassen Eidg. Forschungsanstalt für Agrarökologie EDI, Nationale Referenzzentren EVD, Nationale Referenzzentren Referenzzentren Nationale BVET, VBS Einsatzequippe BSE Einheitdes Bundes

1. Strategien und Grundlagen Erarbeitung und Überprüfung von Strategien A/B/C B A C B/C A/B B A A Erarbeitung von Grundlagen A/B/C B A/C A/B B/C A/B A/B A C C B

2. Prävention (Vorbeugung, Vorbereitung) Schutzkonzeption Schutzbauten Schutzmaterial Medizinischer Schutz B BB Erarbeitung Einsatzgrundlagen A/B B A B C A A A C Vollzug und Aufsicht der Gesetzgebung A/B/C B B/C B B B/C B A A/B A C C B B Internationale Kontakte A/B/C B A/B A B B B/C B A B A C B C Permanente Lageanalyse und -darstellung / Info-Austausch A/B/C B B B B/C A A B C B Ausbildung A/B/C A B B BC Information und Beratung A/B/C B A A/B A/B B/C A B A C B C B 3. Einsatz (Bewältigung) Erkennung, Warnung und Alarmierung A/B B C B B AB Führung, Führungsunterstützung und Koordination im Einsatz A/B B A/B B B/C AC Lageübersicht, Schadenprognose A/B B A B B ACB Schadensbegrenzung A/B B A/B B B/C CB Nachweis Detektion / Quellensuche AB AA C Identifikation AB AA BC Diagnostik ABA B BC 4. Nachbearbeitung (Regeneration) Medizinische Massnahmen AB Dekontamination AB C Wiederherstellung und Retablierung A/B A B A AA C Auswertung und Lehren A/B B A/B B A B A A C

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Nationaler ABC-Schutz Ist-Zustand: Partner und ihre Aufgaben

Ämter / Fachstellen / Verbände Einzelne Funktionsträger Lokale Organisationen Private Regierungs- ebene Organ.

Hypothetischer Modellkanton

Die Aufgabenwahrnehmung und -verteilung ist in jedem der 26 Kantone natürlich unterschiedlich.

Speziell zu beachten sind die Konsequenzen bei ganzen oder teilweisen Auslagerungen bzw. Privatisierungen von ursprünglich rein staatlichen Aufgaben, beispielsweise Gebäudeversicherungen. Kantonale Polizeidirektion Kantonale Gesundheitsdirektion Kantonales Führungsorgan Kantonsarzt Kantonsapotheker Kantonschemiker Kantonstierarzt Bezirksanwaltschaft Bevölkerungsschutzamt Umweltschutzamt Landwirtschaftsamt Kantonspolizei / Strahlenwehr / Chemiewehr Feuerwehr Störfallvorsorge Vollzugsstelle Biosicherheit Fachstelle Giftinspektorat Fachstellen spezfische Weitere Pikettdienste Koordinationsstelle Katastrophenhilfe Kantonaler Delegierter Regionallabor Delegierter B-Terror AC-Verantwortlicher C-Verannwortlicher Kantonaler Strahlenverantwortlicher KSD-Verantwortlicher Polizei Feuerwehr Gesundheitswesen Technische Betriebe Zivilschutz Labors Spezialisierte Firmen Spezialisierte

1. Strategien und Grundlagen Erarbeitung und Überprüfung von Strategien Erarbeitung von Grundlagen

2. Prävention (Vorbeugung, Vorbereitung) Schutzkonzeption Schutzbauten Schutzmaterial Medizinischer Schutz Erarbeitung Einsatzgrundlagen Vollzug und Aufsicht der Gesetzgebung Internationale Kontakte Permanente Lageanalyse und -darstellung / Info-Austausch Ausbildung Information und Beratung 3. Einsatz (Bewältigung) Erkennung, Warnung und Alarmierung Führung, Führungsunterstützung und Koordination im Einsatz Lageübersicht, Schadenprognose Schadensbegrenzung Nachweis Detektion / Quellensuche Identifikation Diagnostik 4. Nachbearbeitung (Regeneration) Medizinische Massnahmen Dekontamination Wiederherstellung und Retablierung Auswertung und Lehren

Quelle: Funktionen im Bereich ABC-Schutz eines Modellkantons, basierend auf einer Arbeitsitzung vom 10. Januar 2005 mit den Herren D. Fischer (AWEL/ZH) und R. Gälli (BMG) Legende Aufgabe/Aktivität (z.B. gesetzlicher Auftrag, Mitwirkung in Arbeitsgruppe, Partner im Einsatz, usw.) Keine Aktivität

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ANHANG F

ARG 4 DIREKT BETEILIGTE PERSONEN IM BEREICH

DES ABC-SCHUTZES

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Tabelle 1: Direkt beteiligte Organisationen im Bereich des ABC-Schutzes A = Nuklear und radiologisch; B = biologisch; C = chemisch; NK = Naturkatastrophen; p = Prävention; v = Vorbereitung; b = Bewältigung

Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) United Nations Sicherheitsrat Anwendung von Zwangsmassnah- A, B, C Informeller Input im Rahmen von Konsulta- Prävention men (Kapitel VII) bei Verletzung des p, b tionen und oder offenen Debatten des SC Globale Verbindlichkeit internationalen Friedens und der Sicherheit Generalversammlung Plenum, 1. Ausschuss A, B, C EDA/PA III (mit breiter Konsultation) Resolutionen allgemein politischer Na- p, b tur; keine operationellen Aktivitäten Plenum – Reformprozess Generalsekretär In Larger Freedom (Bericht zuhan- A, B, C EDA/PA III (mit breiter Konsultation) Investigative Möglichkeiten des SG den der UNGV) p, b global UNEP UNEP Chemicals A, B, C BUWAL, DEZA, EDA PA III, Mission Genf, UN Environmental Program UNEP Post-conflict Units p, b EDA-ZISP, VBS/DSP, VBS/LS WHO World Health Organisation Weltgesundheitsversammlung, A, B, C BAG, DEZA, EDA PAIII, Mission Genf, Fragen des ABC Schutzes treten nur Exekutivrat: politische Steuerung p GDK seco, IGE punktuell in einzelnen dann teils aber der internationalen Gesundheitspoli- wesentlichen Resolutionen auf (z.B. tik WHA 55.16 von 2002). Internationales Sanitätsreglement A, B, C BAG, DEZA (inkl HH), Mission Genf, PAIII, Aus Gesundheitssicht sollte das IHR IHR: Verbindliches Reglement, wel- p, v, b seco, ZISP, DSP. zum zentralen Steuerungstool der inter- ches die internationale Zusammen- nationalen Zusammenarbeit (Früher- arbeit im Bereich der Gesundheit kennung, Surveillance, Response) pri- aller „Public Health Emergencies of mär von Gefahr von Infektionskrankhei- International Concern“ regelt. ten (ob natürlichen, akzidentellen oder

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) beabsichtigten Ursprungs) und subsidiär zu anderen Organisationen von A und C Gefahren werden. Intern. Vernetzung mit: FAO, OIE, IAEA, IMO, ICAO GOARN (Global Outbreak, Alert and B BAG Meldesystem offizieller Partner des Aktuell operationelles System, welches Response Network) p, v, b GOARN später in das IHR integriert wird HH/DEZA: offizieller Partner des GOARN ADE: Program for Accidental and B, C IdAG für Programm SCORPIO (Benennung * in interner Abklärung Deliberate Epidemics v, p bis jetzt) Gemeint als Unterstützung der PADE Publikation: Public health response und Verknüpfung zum allgemeineren to biological and chemical weapons Mit EDA (DEZA-HH, PA II; ZISP), EDI Thema Bioterrorismus + Supplements (BAG) und VBS (Oberfeldarzt, LS, DSP) Projekt B-safe* Projekt ALLAID* (siehe GOARN) Influenzakontrollprogramm: Pro- B BAG, BVET Bei der aktuellen Gefahr einer Grippe- gramm zur Vorbeugung und Über- p, v, b pandemie durch Rekombination des wachung der regulärer Grippeepi- Vogelgrippevirus H5N1 mit dem (huma- demien und einer allfälligen Grippe- nen) Grippevirus laufen in diesem Pro- pandemie gramm zur internationale Koordination der Überwachung und Vorbereitung (Impfstoff, Vorratshaltung an antiviralen Medikamente, etc.) wesentliche Aktivitä- ten. Im Fall Vogelgrippe Vernetzung mit OIE und FAO HAC (Health Action in Crisis) B, C EDA/DEZA/HH; b EDI/BAG

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) REMPAN??? UNECE Informationsaustausch bei Ereignis- C NAZ (Kontaktstelle) Operationell Economic Commission for sen im chemischen Bereich v, b BUWAL (Fachstelle) Europe Übereinkommen über die grenzüber- C BUWAL (Fachstelle) Die Schweiz ist in diesem Rahmen sehr schreitenden Auswirkungen von p, v aktiv und unterstützt insbesondere die Industrieunfällen Aktivitäten im Rahmen des „internatio- nally supported assistance programme for Eastern European, Caucasian and Central Asian (EECA) countries and fort the south-east European countries“ IAEA International Atomic Energy Agency Sûreté A HSK Les volets techniques des activités de Sécurité p, v, b BFE l’AIEA sont suivis par les offices et sec- Liens garantis TNP BFE, EDA, VBS tions compétentes. Les éléments politi- Coopération technique BFE ques par le BFE et l’EDA Conseil des gouverneurs et Assem- EDA, BFE, VBS blée générale Diverse ad hoc Gremien zur Erarbei- A BFE, HSK, BAG Keine Aufgabe in der Ereignisbewälti- tung von technischen Unterlagen p, v, b gung (z.B. Empfehlungen) EMERCON A NAZ, HSK, BAG Operationell Informationsaustausch in nuklearen b, v Die NAZ ist die offizielle Kontakt- und Fach- oder radiologischen Notfallsituatio- stelle im Rahmen der IAEA-Abkommen nen EMERCON A NAZ, BAG, DEZA/HH-SKH Operationell Internationale Hilfeleistung bei nuk- v, b Die NAZ ist die offizielle Kontaktstelle und Betreffend zuständige Fachstelle be-

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) learen oder radiologischen Notfallsi- die DEZA die offizielle Fachstelle steht ein Klärungsbedarf. tuationen Illicit Trafficking Database A BFE Operationell IAEA / OECD INES A HSK, BAG Operationell Meldesystem für nukleare oder ra- b diologische Ereignisse

OPCW Umsetzungsorgan des CWÜ. Mit- C "Nationale Behörde": EDA/ZISP, VBS DSP, (a) Prävention: Nationale Angebote im Organization for the Prohibi- glieder der Organisation sind die v, b VBS/IB V, VBS/LS, seco, Botschaft Den Rahmen von Artikel X (Hilfeleistung und tion of Chemical Weapons Vertragsstaaten. Haag Schutz) im Falle eines angedrohten oder erfolgten Ereignisses; Einsatz von (VBS/FST bei Umsetzung von Artikel X) ACAT (Assistance Coordination and Assessment Team) zur Evaluation und möglicherweise Koordination an Ort und Stelle.

(b) Vorsorge: Artikel X Ausbildungskur- se am ABC-Kompetenzzentrum der Schweizer Armee (CITPRO, SEF- TRAD, SEF-LAB) sowie in Zentralasien unter schweizerischer Leitung (c) Bewältigung: Teilnahme an Interna- tionalen Übungen (ASSISTEX 1/2002 und 2/2005) Intern. Vernetzung: UNO CTBTO PrepCom; Informationsaustausch im A EDA/ZISP, VSB/DSP, VBS/LS, EDI/ETHZ Prävention Nuclear Test Ban-Treaty Falle von Nukleartests p Vertragsstaat; Teilnahme am seismischen Der Vertrag ist noch nicht in Kraft. Die Organization Überwachungssystem mit einer Beta- Vorbereitungskommission für die Station (DAVOX) CTBTO ist aber mit dem Gros des Veri-

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) fikationsapparates bereits auf provisori- scher Basis operationell. Intern. Vernetzung: UNO FAO Das BLW: führt das nationale FAO A, B, C BLW BLW führt das nationale FAO- Food and Agriculture Or- Sekretariat als Verbindung zur FAO Das BLW hat im inhaltlichen Bereich bei Sekretariat. Via die schweizerische ganization und Koordination CH-intern. Es be- ABC Themen international nur die Feder- Vertretung bei der FAO in Rom werden treut das Pflanzenschutzüberein- führung beim internationalen Pflanzen- so die offiziellen Aufgaben wahrgenom- kommen. schutzübereinkommen; BLW: men. Technische Bereiche laufen in der http://www.fao.org/ag/agp/agpp/ http://www.blw.admin.ch/rubriken/00164/ind Regel direkt zwischen den Ämtern und ex.html?lang=de der FAO. DEZA Im Komplex Ernährung und Landwirt- schaft ist neben der FAO auch das World Food Programm (WFP / DEZA Humanitäre Hilfe) und der International Fund for agriculture Development ( IFAD /DEZA Entwicklungszusammenarbeit) zu sehen. Die DEZA hat ein weltum- spannendes Netz der Zusammenarbeit => KOBÜ’s. Die FAO hat in den Themenbereichen ABC Zusammenarbeiten mit den ande- ren UN Organisationen. FAO/IAEA http://www.fao.org/ag/magazine/0410sp. htm , FAO/WHO, FAO/OIE, FAO/OECD.

FAO / WHO Codex Alimentarius Kommission A, B, C BAG, seco, BLW, BVET, Industrie, NGO Setzen von globalen Lebensmittelstan- p dards Nahrungsmittelsicherheit, Labeling

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) WMO Regional Specialised Meteorological A MeteoSchweiz, NAZ World Meteorological Or- Centre v, b ganization Europäische Union EU / DG TREN ECURIE European Community Ur- A NAZ Operationelles Netzwerk (Energy and Transport) gent Radiological Information Ex- v, b change Informationsaustausch in nuklearen oder radiologischen Notfallsituatio- nen EURDEP European Radiological A NAZ Operationelles Netzwerk Data Exchange Platform v, b Messdatenaustausch im Bereich Radioaktivität EU/DG SANCO (Santé et Krankheitsspezifische Netz- B BAG Operationell consommateurs) werke in Europa p, v, b Inwieweit diese Netzwerke ins ECDC Influenza (EISS), integriert werden, ist bisher nicht be- Tuberkulose (EuroTB) kannt Legionella (EWGLI) , Gastrointestinale Infektionen (EN- TER-NET) European Serological Network (Ma- sern, Röteln, Mumps, Diphtherie, Pertussis) (ESEN) HIV/Aids (Euro HIV) European Antimicrobial Resistance Surveillance System (Monitoring der Antibiotika-Resistenz (EARSS)

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) European Network for Diagnostic of Imported Viral Diseases (ENIVD) European Programme for Interven- tion Epidemiology Training EPIET) European Union Invasive Bacterial Infections Surveillance (Neisseria meningitidis, Haemophilus influen- zae) (EU-IBIS) Basic Surveillance Network (BSN) etc RASFF (Rapid Alert System on Food B BAG, BVET Informell teils involviert, ein Beitritt sollte and Feed) b angestrebt werden Bilaterales Abkommen (Anhang 11 des Landwirtschaftsabkommens) mit Verpflichtung zur gegenseitigen Information über Ausbrüche von Tierseuchen Health Security Network, RAS- B, C BAG ?? ?? BICHAT (Rapid Alert System on b Biological and Chemical Attacks and Threats EWRS (Early Warning and response B BAG ?? system) b ECDC B BAG, GDK Im Aufbau, ein Beitritt der Schweiz wird Euro Center for Disease p, b, v angestrebt Prevention and Control Europäisches Pendant zum CDC Atlanta EFSA A, B, C BAG, BVET Ein Beitritt der Schweiz wird angestrebt Europäische Agentur der v Nur Risk-Assessment

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) Lebensmittelsicherheit DG ENV (Environment) Aktivitäten im Rahmen der Seveso II C BUWAL Die Schweiz nimmt als Beobachter an Richtlinie der EU p, v den Meetings of Competent Authorities (nationale Vollzugsbehörden) teil, um den Informationsaustausch (Schwer- punkt Prävention) zu pflegen DG Research Directorate E: Biotechnologie, Land- A, B, C EDI/SBF Befasst sich auch mit Bioterrorismus wirtschaft und Ernährung p, v (z.B. Ethische Implikationen") MIC Lage- und Koordinationszentrum A, B, C BABS/NAZ Operationell Monitoring and Information NK Ein Beitritt der Schweiz wird angestrebt Centre v, b NATO/EAPC SCEPC Oberausschuss für die zivile Notfall- A, B, C EDA (HH/DEZA) und VBS (BABS und NAZ) CEP Aktionsplan zum verbesserten Senior Civil Emergency planung (CEP) NK und EVD (BWL) Schutz der Zivilbevölkerung vor Mas- Planning Committee sowie einzelne Planning Boards und p, v, b senvernichtungswaffen (ABC) Committees wie FAPC, CAPC, PBIST und PBOS CPC Bereich CEP: Informationsaustausch A,B,C BABS (KK und NAZ) AHWG on Critical Infrastructure Protec- Civil Protection Committee und Zusammenarbeit im Bereich EDA (DEZA/HH+SKH) tion Zivilschutz, Schutz kritischer Infra- AHWG on Public Information strukturen, Kommunikation und In- AHWG Non binding guidelines and formation von Bevölkerung und Me- Minimum Standards dien in einem Krisenfall, Übungen GOEWDS Untergruppe des CPC; Vorbereitung A, B, C NAZ Keine Aufgaben im Ereignisfall, einzelne Group of Experts on Warn- auf ABC-Ereignisse, insbesondere Mitglieder aber benannt als Experten für ing and Detection Systems terroristisch bedingte ABC- das EADRCC Gefährdungen

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input)

JMC Bereich CEP: Wissenschaftliche und A, B, C EDA (HH/DEZA) und VBS (JMed): offiziel- Obwohl in 9 Jahren Aktivität wenige Joint Medical Committee technische Unterstützung der le CH Vertretung konkrete Resultate zu verzeichnen sind, CEP/NATO in allen operationellen bleibt das JMC eine wichtige Schnittstel- Gebiete die die Thematik Public le im Multilateralem zw. Public Health Health beinhalten oder berühren. und WMD. Dialogplattform, vor allem im Bereich WMD, Bioterrorismus und Crisis Management COMEDS A, B, C VBS/LBA San Committee of the Chiefs of Military Medical Services EADRCC Koordination von zivilen und militäri- A, B, C EDA (HH/DEZA) und VBS (BABS und Operationelles Netzwerk Euro-Atlantic Disaster Re- schen Mitteln zum Zweck Response NK NAZ) sponse and Coordination bei Krisen und Katastrophen, inkl. b Centre ABC Ereignisse; Jährlich eine Übung NBC MED WG Untergruppe der NATO Standardiza- A,B.C VBS/LBA San EDA; EDI (BAG); LABOR SPIEZ sollten NBC Medical Working tion Agency (NSA); daran künftig teilnehmen Group Bearbeiten von NBC-STANAGs und Dokumenten, Jährlich eine Tabletop Übung; Liaison mit JMC und CO- MEDS CNAD/NAAG Untergruppe: Land Group 7 on Joint A,B.C VBS/FST A Conference of National NBC Defence Armaments Directors/NATO Army Armaments Group DGP A,B.C VBS/FST A

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) Senior Defence Group on Proliferation NPSG Untergruppe der DGP VBS/FST A Nuclear Protection Sub Group Weitere Organisationen OIE Empfangen von Seuchenmeldungen B BVET www.oie.int Office International des aus der ganzen Welt und unverzügli- p, v, b Epizooties che Weiterleitung Festlegen von Standards für Seu- chenbekämpfung (Tier – Tier und Tier – Mensch) OECD NEA (nuclear energy agency) A BAG, HSK, NAZ und PSI Keine Aufgaben in der Ereignisbewälti- Organisation Committee on Radiological Protec- v, p gung tion and Public Health p HSK, PSI Comité de sûreté nucléaire OECD OECD Working Group on Chemical C BUWAL Die Schweiz beteiligt sich an den Aktivi- Accidents p, v täten dieser Gruppe, die regelmässig Workshops durchführt und angesehene, wenn auch nicht verbindliche, Guidance Dokumente herausgibt Multilaterale Abkommen und Verträge NPT Vertrag über die Nichtverbreitung A Vertragsstaat Prävention; Recht auf friedliche Nutzung Atomsperrvertrag von Kernwaffen p EDA/ZISP, VBS/DSP, UVEK/BFE, SECO, der Kernenergie Mission Wien Umgesetzt durch IAEA BWÜ Übereinkommen über das Verbot der B, C Vertragsstaat Prävention; keine Implementierungsor- Biologiewaffenübereinkom- Entwicklung, Herstellung und Lage- p, b ZISP, DSP, DDC/HI, HH+SKH, Seco, ganisation (Verhandlungen über ein

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) men rung bakteriologischer (biologischer) Spiez, BAG, Mission Genf, Interpharma, Verifikationsprotokoll gescheitert) Waffen und von Toxinwaffen sowie ETH Intern. Vernetzung: UNO, WHO über die Vernichtung solcher Waffen CWÜ Übereinkommen über das Verbot der C Vertragsstaat Prävention, Vorsorge und Bewältigung Chemiewaffenübereinkom- Entwicklung, Herstellung, Lagerung p, v, b EDA/ZISP, EDA/HH+SKH, VBS/DSP, Umgesetzt durch OPCW men und des Einsatzes chemischer Waf- VBS/IB V, VBS/LS, seco, Botschaft Den Intern. Vernetzung: UNO fen und über die Vernichtung solcher Haag Waffen Genfer Protokoll von 1925 Genfer Protokoll vom 17. Juni 1925 B, C DV, ZISP, DSP, DDC/HI, BAG, Mission Internationale Vernetzung: BWÜ, CWÜ, Über das Verbot der Verwendung p Genf, Botschaft Den Haag UNO-Generalsekretär von erstickenden, giftigen oder ähnli- chen Gasen sowie von bakteriologi- schen Mitteln im Kriege Australien-Gruppe Ziel der mittlerweile 33 Mitgliedstaa- B, C ZISP, Seco, DAP, SND, VBS/DSP, VBS/LS ten ist die Minimierung des Risikos p der Proliferation chemischer und biologischer Waffen. NSG (Nuclear suppliers Es ist ein Exportkontroll-Regime. Ihr A ZISP, Seco, OFE, VBS/DSP, VBS/LS, SND, Internationale Vernetzung: IAEA group) gehören 40 Staaten an, von denen p DAP mehr als die Hälfte Nuklear- Technologie exportiert. Mit dem Ziel, einen zivilen von einem militärischen Technologietransfer zu trennen MTCR (Missile technology Seit 1987 arbeiten mittlerweile 33 A, B, C ZISP, Seco, VBS/DSP control) Staaten daran, die Proliferation von p Technologien zu verhindern, die zur Ausbringung von Massenvernich- tungswaffen über große Distanzen

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) genutzt werden könnte. HCOC Haager Kodex gegen die Verbreitung A, B, C ZISP, DSP, SSO Ereignisbezogenen Abkommen von ballistischer Raketen p Wesentliche Bilaterale Zusammenarbeiten Notfallorganisationen Umsetzung der bilateralen Abkom- A NAZ, DEZA/HH+SKH, BAG Ereignisbezogenen Abkommen men über den Informationsaustausch bei nuklearen Ereignissen A, D, F, I Katastrophenhilfeabkommen A, D, F, allg. DEZA, DEZA/HH+SKH Ereignisbezogene Abkommen I, FL Deutschland Sanitätsakademie München, B- B GDK Schutz-Tagung B GDK Sanitätsdienst der (I. Klinische Medizin / II. Präventivmedi- zin / III. Medizinischer ABC-Schutz, weitere) Indirekt beteiligte Organisationen im Bereich des ABC-Schutzes UN OCHA allg. DEZA/HH-SKH Office of Coordination of Humanitarian Affairs ICAO International Civil Aviation Organization DDA Substanzielle Sekretariatsdienste für A, B Intern. Vernetzung: UNO Department for Disarma- die Vertragsstaatenkonferenzen NPT ment Affairs und BWÜ

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Organisationen Akteure und Aktivitäten Be- Teilnahme Schweiz (Akteure und Beurteilung und Bemerkung reich Input) UNODC UN Office on Drug and Crime UNMOVIC United Nations Monitoring, Verifica- B, C und Personelle und materielle Unterstützung der Verifikationsinstrument auf Grundlage tion and Inspection Commission Raketen UNMOVIC und ihrer Vorgängerin UNSCOM von UNSC Resolution 667/1284 zur (Irak) (seit 1991) Suche, Vernichtung und Überwachung der irkakischen A, B, C-Kapazitäten Intern. Vernetzung: UNO, IAEA ESA European Space Operation Centre A NAZ Operationell European Space Agency ESOC allg. Informationen bei Wiedereintritt von Weltraumobjekten OECD OSZE IKRK Rechtlich CH Verein, jedoch mit multilateraler Beteiligung Europarat Weitere Akteure im Bereich des ABC-Schutzes G 8, PSI, PA III, Pugwash Fachverband für Strahlen- Diverse Arbeitskreise A NAZ, HSK, BAG, SUVA, PSI Keine Aufgaben in der Ereignisbewälti- schutz p, v, b gung IRPA Grundlagen des Strahlenschutzes A ???? International Radiation Pro- p tection Association

140

ANHANG G

ARG 6 LOGISTIK: ANHÄNGE 1 BIS 11 DER ARG 6

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Tabelle 1: Bevölkerung und Angehörige des Zivilschutzes

Mittel Typen Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

ABC-Schutzmaske. SM 64 7300 Kantone, BABS Modifizierte SM 58 (neue Bänder). Befin- Tage den sich in einem relativ schlechten Zu- stand (Gummi). Für ZS-Angehörige.

SM 67 1'800'000 Kantone, BABS Volksmaske. Befinden sich in einem rela- tiv guten Zustand. Die volle Schutzleistung ist jedoch nur über ca. 8 h gegeben. Das BABS beabsichtigt, diese zu liquidieren Für die Bevölkerung vorgesehen.

SM 83 540'000 Kantone, BABS SM 74, jedoch mit Chloroprenkautschuk. Guter Zustand. Für ZS-Angehörige.

SM 90 - - Der ZS verfügt über keine militärischen SM

ABC-Mundfilter SF L 58 2'100'000 Kantone, BABS Der SF LW 64 entspricht im Aufbau dem Tage SF LW 64 SF 74

SF L 68 650'000 Kantone, BABS Der SF 68/83 entspricht im Aufbau dem SF SF 68/83 74

SF 74/90 - - Der ZS verfügt über keine militärischen SF

Combopen-Spritzen 1'060'00 Kantone, dezentral

Schutzanzug inkl. Handschuhe und Überstiefel SA 99 30'000 Kantone Entspricht dem militärischen CSA 2000 Innerhalb von Stunden

C-.Kampfstoffnachweisgerät KANAG 13'000 Dezentral, Kantone Einsatzbereit nach So- fortausbildung nach Ein- Kampfstoffnachweispapier (rot / blau) 3'000'000 rücken (innerhalb Stun- Entgiftungspulver (Dosen à 70 gr) 1'700'000 den)

Elektrische Dosimeter EDOS-99 2'600 Kantone (Pool)

Dosisleistungsmessgeräte RA-99 2'000

Sortiment ABC-Absperrmaterial 1000 Kantone, BABS

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Mittel Typen Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

Stabdosimeter 50'000 Gemeinde veraltet, nur für hohe Dosisleistungen. Armee stellt Antrag auf Liquidation!

A-Spürgeräte 73 RA-73 23'000

Tabelle 2: Bevölkerung und Angehörige des Zivilschutzes

Mittel Typen Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

Schutzanlagen TWO 2554 Für ZS-Angehörige und Einsatzkräfte der Inbetriebnahme innerhalb TWS Partnerorganisationen. Ingesamt stehen an von 24h. Ausnahme: die 230'000 Schutzplätze zur Verfügung Schutzanlagen in RBB (Vorlaufzeit von 1-2 Wo- chen erforderlich)

Schutzplätze TWP 7'300'00 Für Bevölkerung Stufenweise Inbetrieb- nahme. Vollschutz inner- halb von 24h. Alarmie- rung der Bevölkerung und Verhaltensanwei- sungen innerhalb von 60 Minuten.

143

Tabelle 3: Angehörige der Armee

Mittel Typ Anzahl Bemerkungen / Zeitliche Verfügbarkeit

ABC-Schutzmaske SM 90 500'000 160'000 in Zgh eingelagert

SM 74 27'000 10'000 Stück im Zgh Uster für OPCW

ABC-Mundfilter SF 90 550'000 337'000 in Zgh eingelagert. Der SF 90 gehört nicht mehr zur persönlichen Ausrüstung des AdA. Das Zgh Thun wird möglicherweise zum ABC- SF 74 480'000 Vorgesehen für Einsatz bei Botschaftsbewachungen, , etc. und als Übungs- Zgh filter.

ABEK 3725 Beschafft 04

AX 2725 Beschafft 04

Hose zu C-Schutzanzug CSA 90, Div. Grössen 254'000 Abzüglich 60'000 Einheiten für Ausbildung

Jacke zu C-Schutzanzug CSA 90, Div. Grös- 255'000 sen

Überstiefel zu C-Schutzanzug CSA 90 406'000

Schutzhandschuhe zu C-Schutzanzug CSA 90 350'000

C-Schutzanzug 2000 impermeable CSA 2000 25'000 Ausgeliefert Ende 04

C-Schutzanzug schwer "UHU" Antrag zur Liquidation erfolgt im 05

Kampfstoffnachweisgeräte inkl. Reagenzien CNG 97 5'500 600 CNG 97 für Ausbildung

KANAG 1200 2 KANAG pro Kp + 500 KANAG für OPCW (Endbestand)

Kampfstoffnachweispapier Yperit genügend

Nervengift genügend

AC-Sortiment 1 2600 Die AC-Sortimente werden in naher Zukunft neu zusammengestellt. Die 3 Sortimente werden zudem neu auf einem Anhänger ausgeliefert. AC-Sortiment 2 2600

144

Mittel Typ Anzahl Bemerkungen / Zeitliche Verfügbarkeit

AC-Sortiment 3 2600

A-Spürgerät 73 RA-73 Antrag auf Liquidation erfolgt im 05

Stabdosimeter SEQ 5-50 R Antrag auf Liquidation erfolgt im 05

Dosimeter 0-200 R , 0-50 R 25'700 Antrag auf Liquidation erfolgt im 05

Spürausrüstung 04 RA-04 650 In Beschaffung; Abschluss Mai 05

Dosimeter 04 DOS-04 2400 Ausgeliefert; inkl. 32 Lesestationen

Spürausrüstung Luft/Land 4 In Evaluation

145

Tabelle 4: Angehörige der Armee

Mittel Typ Anzahl Bemerkungen / Zeitliche Verfügbarkeit

Laborausrüstungen für regionale AC-Labors 12 Evtl. Reduktion auf 6 Labors. Erweiterung von AC auf ABC.

Gamma-Flinte Nicht operationell; kein Thema für Armee, obschon Interesse vorhanden

B-Labor 8 Können evtl. auch als ABC-Labors eingesetzt werden

Schutzbauten / Schutzanlagen A, K und F 1272 Führungsanlagen / Übermittlungsanlagen / Festungsanlagen / Logistikanlagen / Flug- platzanlagen Insgesamt stehen 54'450 künstlich belüftete Schutzplätze zur Verfügung.

Combopen-Autoinjektoren 150'000 Werden im 05 altershalber ersetzt; Reserve bei AApot

Diazepam- Autoinjektoren 50'000 Werden im 05 altershalber ersetzt

Dekontaminations-Systeme 6 U.a. für Grossgeräte Geplant für Beschaffung mit RP 05

Module zur Dekontamination von Patienten 6 Geplant für Beschaffung mit RP 05

Kollektiver ABC-Schutz der Truppe COLPRO 30 Geplant für Beschaffung mit RP 05

Retablierungsmaterial für ABC Abwehr 174 Für alle Trp. (Teil der AC-Sortimente 1-3) Geplant für Beschaffung mit RP 05

Sortiment Wasserversorgung der ABC- 4 Geplant für Beschaffung mit RP 05 Abwehrsysteme

Entgiftungspulver (Dosen à 70 gr) 1'851'500

Entgiftungsgerät 85 56'000

Entgiftungslösung 75'300 Zu Entgiftungsgerät 85

Meteoset (Handgerät) 400 Beschafft

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Mittel Typ Anzahl Bemerkungen / Zeitliche Verfügbarkeit

AC-Warnmodul 96 In Planung (2006)

B-Detektionskitt 38 In Planung (2006)

C-Schutzanzug schwer 100 In Planung; Typenwahl noch nicht getroffen

ABC-Aufklärungsfahrzeug 12 Geplant im Rahmen ABC XXI

Meteo Stationen 8

ABC Warn- und Meldesystem

Mob B-Labor 2-4

Tabelle 5: Angehörige der Armee

Mittel Typ Anzahl Bemerkungen / Zeitliche Verfügbarkeit

Gruppe Messorganisation (KomABC) Verfügen über entsprechende Ausrüstung und Messsysteme

ABC Abw Labor 1

ABC Abw Bat 10

147

Tabelle 6: Armee Apotheke (AApot)

Mittel Typ Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

Combopen-Autoinjektoren Medikament 150'000 Stk Zentral und dezen- 2.5 Mio beim ZS; 150'000 im freien Be- 10'000 für CWÜ reser- C-Antidot tral in Lagern der stand bei der Armee. Ablösung in den viert, lieferbar innert AApot Jahren 2005-06 geplant: 300'000 für die Stunden. Sonst Vorlauf Armee. Pro Patient sind 3 Spritzen be- von 8 Stunden. rechnet

Diazepam-Autoinjektoren Medikament 215'000 Stk Zentral und dezen- Pro Patient ist 1 Spritze berechnet. ca 20 % innert Stunden, C-Antidot tral in Lagern der für Rest Vorlauf von 8 AApot Stunden.

Pyriodistigmintabletten 30 mg Medikament 10'500 P. Dezentral bei AA- Prophylaktische Einnahme; wird verordnet reserviert für CWÜ, C-Prophy- pot und gehört nicht zur persönlichen Ausrüs- lieferbar innert Std. laktikum tung des AdA. Pro AdA sind 21 Tabletten 12'800 P. Dezentral bei AA- im freien Bestand, lie- in einer Packung vorgesehen pot ferbar innert 8 Std.

750'000 P. Dezentral bei AA- im Sperrbestand, Frei- pot gabe erst nach QS, Verfügbarkeit innert Wochen

Kaliumiodidtabletten 65 mg Medikament 3'600'000 P. in den Haushalten In KKW-Zonen 1 und 2 verteilt Sofort in Zone 1 und 2. A-Prophyl- und Gemeinden aktikum der Zonen 1 und 2

Menge ? in der Zone 3 Solange die alten Tabletten qualitativ innert Stunden aus den noch in Ordnung sind, werden diese in der Lagern der Zone 3 Zone 3 noch weiter gelagert

10'000 P. zentral in der AA- AApot hat kleinen Vorrat von 10'000 Pa- 10'000 P. sofort, Nach- pot ckungen vorrätig. Tabletten sind von AA- bestellung bei Hersteller pot in der CH zugelassen. 1 Packung dauert ca 4 Wochen. enthält 2x6 Tablette (=doppelte Menge, als nötig pro Person)

148

Mittel Typ Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

Pockenimpfstoff Medikament 3'000'000 D. Dezentral AApot, Verdünnte Anwendung ermöglicht Imp- Die Ampullen müssen Impfstoff ui, tiefgekühlt fung der gesamten Bevölkerung. Titer- vorgängig fertigkonfek- bestimmung lassen Verdünnung zu. Ein- tioniert werden (etiket- satz nur aufgrund des Epidemiengesetzes tieren, einschachteln). durch BAG-Anordnung möglich (da kein Aufwand Tage bis Wo- zugelassener Impfstoff mehr). Auf dem chen. Auslieferung Markt aber z.Z. kein zugelassener Impf- innert Std. Kleine Men- stoff erhältlich. gen (ca 1'000 Fälle) können rasch geliefert werden.

Tabelle 7: Armeeapotheke (AApot)

Mittel Typ Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

Sortimente C-Antidota für Hist Medikament 40 Sort. Zentral AApot Sortimente zur Zeit in Revision. Inhalt für innert Stunden C-Antidote diverse C-Vergiftungen, Basis 20 Patien- ten pro Sortiment.

Sortimente C-Antidota für Spital Medikament 7 Sort. Zentral AApot Sortimente zur Zeit in Revision. Inhalt für innert Stunden C-Antidote diverse C-Vergiftungen, Basis 80 Patien- ten pro Sortiment.

Botulinum-Antitoxin Medikamet 196 Fl. Zentral bei AApot Therapie für ca. 20-40 Fälle, je nach Innert Stunden je nach Antiserum Kühlware (2-8°C) Schwergrad der Vergiftung (3-10 Fl. /Pat). Transportart und -weg AApot ist offizielle Abgabestelle.

149

Tabelle 8: Wirtschaftliche Landesversorgung

Mittel Typ Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

Antibiotika Reserven für den Fall eines massiven Medikament mehrere Dezentral bei den Liegt im Verantwortungsbereich der BWL. Einsatz innerhalb ca 1 Versorgungsengpasses im öffentlichen Gesund- Antibiotika Monate Firmen Der Bundesrat entscheidet auf Antrag des Woche möglich heitswesen. basierend Delegierterten für wirtschaftliche Landes- (Æ ordentliches Verfah- auf Normal- versorgung über Freigabe der Reserven. ren zur Pflichtfreigabe) verrauch der CH

Anthrax-Antibiotika (v.a. Ciprofloxacin, Doxycyc- Medikament mehrere Zentral bei Impor- Liegt im Verantwortungsbereich der BWL. Einsatz innerhalb ca. 1 lin) Antibiotika Monate teur und Herstel- Der Bundesrat entscheidet auf Antrag des Woche möglich basierend lern Delegierten für wirtschaftliche Landesver- (Æ ordentliches Verfah- auf Normal- sorgung über Freigabe der Reserven. ren zur Pflichtfreigabe) verrauch der CH

Neuraminidasehemmer Oseltamivir für ca. 2 Dezentral bei den Liegt im Verantwortungsbereich des BWL. Einsatz innerhalb / Tamiflu Mio. Be- Firmen EVD entscheidet auf Antrag des Delegier- ca. 1 Woche möglich handl. terten für wirtschaftliche Landesversor- (→ ordentliches Verfah- gung über Freigabe der Reserven. ren zur Pflichtlagerfrei- gabe)

Blutspendebeutel für ca. Dezentral bei den Liegt im Verantwortungsbereich des BWL. Einsatz innerhalb 6 Wochen Firmen EVD entscheidet auf Antrag des Delegier- ca. 1 Woche möglich Verbrauch terten für wirtschaftliche Landesversor- (→ ordentliches Verfah- gung über Freigabe der Reserven. ren zur Pflichtlagerfrei- gabe)

Medizinische Masken FFP3/FFP4 ca. 120'000 Dezentral bei den Liegt im Verantwortungsbereich des BWL. Einsatz innerhalb Firmen EVD entscheidet auf Antrag des Delegier- ca. 1 Woche möglich terten für wirtschaftliche Landesversor- (→ ordentliches Verfah- gung über Freigabe der Reserven. ren zur Pflichtlagerfrei- gabe)

150

Mittel Typ Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

ABC-Schutzmaske SM 74 370 Das Material ist auf insgesamt 22 Schiffe (Hochsee) verteilt. Davon sind 130 SM 74, ABC-Mundfilter L 68/83 ca. 600 23 RA 73 und 50 Stabdosimeter im Zgh A-Spürgerät 73 RA 73 40 gelagert. Für dieses Material ist das BWL zuständig. Stabdosimeter SEQ 5-50 R 140

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Tabelle 9: Chemie- und Strahlenwehrstützpunkte

Mittel Typen Anzahl Lagerort Bemerkungen Zeitliche Verfügbarkeit

ABC-Schutzmaske Dräger 3000

SM 90 120 Auf Mann bzw. auf Fahrzeug ABC-Mundfilter ABEK2-P3 2500

SF 90 100

Vollschutzanzug Pressluft 480 Teilweise mit externer Luftversorgung über Schlauch Sofort verfügbar Kreislauf 18

CSA 90 100

Fluchthauben Diverse 700

C-Nachweisgerät CNG 97 80 Auf Fahrzeug

Gasdetektions-Kitt Dräger 190 Inkl. Dräger Röhrchen

Strahlenschutzkoffer 70' Sonde für Personenmessungen (Kontamina- tionsmessung)

Personen-Dosimeter 285

Bio Set 6 Neben dem üblichen Material für Proben- nahmen enthält das Set auch weisse Kombi- Anzüge

Schutzplätze in Anlagen genügend Inbetriebnahme innerhalb von 24h. Ausnahme: Schutzanlagen in RBB (Vorlaufzeit von 1-2 Wochen erforderlich)

152

Tabelle 10: Fachtechnische Anordnung für die Abgabe der ABC Schutzfilter 74/ Mehrbereichs-Schutzfilter Typ 89 ABEK2/S bei Existenzsicherunqs- und Friedensförderungsoperationen (Auszug aus dem Reglement)

1 Grundsatz - Bei Existenzsicherungs- und Friedensförderungsoperationen der Armee ist der Einsatz oder die Freisetzung von Tränengas, chemischen Kampfstoffen oder industriellen Schadstoffen nicht aus- zuschliessen. - Der in den FDT abgegebene Ex ABC Schutzfilter 74 garantiert keinen 100%-igen Schutz. - Der ABC Schutzfilter 74 bietet einen sehr guten Schutz gegen Tränengas und chemische Kampfstoffe, jedoch nur zeitlich beschränkten Schutz gegenüber industriellen Schadstoffen (Ammoniak, Schwefeldioxyd, Chlor, Phosgen). Es wurden deshalb zusätzliche ABEK2/S Filter für spezifische Aufträge beschafft und eingeführt. 2 Abgabe von ABC Schutzfilter / ABEK2/S Filter Die Abgabe von ABC Schutzfilter 74 / ABEK2/S Filter durch die Logistikbasis der Armee (LBA) und deren Einsatz in Existenzsicherungs- und Friedensförderungsoperationen (siehe Definition OF XXI) wird wie folgt geregelt:

Existenzsicherungsoperationen Friedensförderungsoperationen

1 Wahrung der Lufthoheit 1 Erhaltung, Kontrolle und Konsolidierung einer be- Abgabe des schlossenen Regelung für eine Konfliktsituation ABC-Schutzfilter 74 ***

2 Unterstützung der Polizei bei Personenschutz 2 Unterstützung humanitärer Hilfeleistungen (assistenz- Abgabe des Abgabe dienst im Ausland) ABC-Schutzfilter 74 *** des 3 Unterstützung des Grenzwachtkorps im Grenzpolizei- ABC- * Der zuständige Logistikbetrieb gibt der Truppe ABC Schutzfilter sowie Mehrbereichs-Schutzfilter ABEK2/S ab. Die dienst Schutzfilter ABC Schutzmaske 90 wird mit dem ABC Schutzfilter 74 einsatzbereit gemacht. Der ABEK2/S Filter wird nur bei ei-

4 Schutz von Konferenzen und internationalen Veranstal- 74 und nem Ereignis mit Freisetzung von industriellen Schadstoffen auf Befehl des verantwortlichen Trp Kdt ausgepackt tungen ABEK2/S und eingesetzt. Filter * 5 Schutz wichtiger Objekte ** CH Vertretungen im Ausland erhalten keine ABEK2/S Filter.

6 Schutz vor Personen und besonders schutzwürdigen *** SWISSCOY Sachen im Ausland ** Der zuständige Logistikbetrieb gibt der Trp ABC Schutzfilter 74 sowie ABEK2/S ab. Der ABEK2/S Filter wird nur auf Grund der Weisungen des 7 Unterstützung im Einsatz für Katastrophenhilfe

Nationalen Befehlshaber der Schweiz im Ausland NCC (national contingent commander) ausgepackt und ein- gesetzt. Besondere Einsätze / Einzelpersonen (zB UNO Mil Beobachter, usw) Die Abgabe des ABEK2/S Filter erfolgt nur nach Absprache mit SWISSINT und dem Komp Zen ABC.

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Tabelle 11: Abgabe Einsatzmaterial «C/B» an die Kantone (Stand September 2004)

Kant. Verantwort- Kanton CNG 97 SM 90 CSA 90 Combopen Diazepam Entgi Pulv KNP Warenempfänger Kontaktperson liche im Bereich Bevölkerungs- schutz, Militär und Zivilschutz NE 4 48 24 50 50 Keine Angaben Keine Angaben Gaberel Claude C Service de la sécurité civ et mil. Rue Clos-Pury 15 2108 Couver NE 032 889 63 31 GE 6 50 50 300 100 200 100 Arsenal cantonal admi- Laudry Jean-Claude, Directeur Wassmer Philippe nistration, 13, rue l’ecole de la division des exploitation et Directeur Securité de M, 1211 Genève 4 de l’intervention, 2, Rue de civile l’Hôtel-de-ville, 1211 Genève 3 Chemin du Stand 4 022 327 23 59 1233 Bernex GE 022 727 02 02 LU 4 300 100 200 20 Eidg. Zeughaus, Verwal- Kaufmann Thomas, C ACSD, Suter Hermann tung, Kanonierstr. 8, Kant. Laboratorium, Vonmattstr. Chef Amt für Zivil- 6210 Sursee 16, 6002 Luzern schutz 041 248 84 05 Baselstrasse 61 a 6002 Luzern 041 249 21 19

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Kant. Verantwort- Kanton CNG 97 SM 90 CSA 90 Combopen Diazepam Entgi Pulv KNP Warenempfänger Kontaktperson liche im Bereich Bevölkerungs- schutz, Militär und Zivilschutz SZ 3 217 37 51 17 84 217 Eidg. Zeughaus, Verwal- Ludäscher Fredy, SC Stv, Amt Hofer Urs tung, Franzosenstr., für Feuer- und Zivilschutz, Vorsteher Amt für 6423 Seewen Postfach 4215, Militär, Feuer und 6431 Schwyz Zivilschutz 041 819 22 20 Schlagstr. 87 6431 Schwyz 041 819 21 08 GL 2 20 150 50 Eidg. Zeughaus, Verwal- Kleiner Adrian, SC KFS, Amt Kleiner Adrian, SC tung, Landstr. 38, 8750 für Bevölkerungsschutz, Kaser- KFS, Amt für Be- Glarus nenstr. 2, völkerungsschutz, 8750 Glarus Kasernenstr. 2, 055 646 63 21 8750 Glarus 055 646 63 21 AG 12 1 Keine Angaben Keine Angaben Widmer Martin C Abt Militär und Bevölkerungs- schutz Rohrerstrasse 7 5001 Aarau 062 835 31 00 BS 5 Keine Angaben Keine Angaben Frauchiger Thomas Chef Militär und Zivilschutz Zeughausstr. 2 4001 Basel 061 316 70 00

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Kant. Verantwort- Kanton CNG 97 SM 90 CSA 90 Combopen Diazepam Entgi Pulv KNP Warenempfänger Kontaktperson liche im Bereich Bevölkerungs- schutz, Militär und Zivilschutz SG 4 39 39 111 41 78 15 Amt für Militär St. Gal- Wächter Hans-Peter, GV Ver- Wächter Hans- len, antwortlicher, Koord Stelle Peter, GV Verant- Burgstr. 50, 9000 St. Katastrophenhilfe, Regierungs- wortlicher, Koordi- Gallen gebäude nationsstelle Ka- 9001 St. Gallen tastrophenhilfe, 071 229 37 19 Regierungsgebäu- de, 9001 St. Gallen 071 274 46 04 AI 2 12 4 8 4 Amt für Militär St. Gal- Reist Andreas, C ACSD KFS, Kantonales Amt für len, Burgstr. 50, 9000 Zidler 13, 9057 Weissbad Zivilschutz St. Gallen 071 788 98 35 Marktgasse 2 9050 Appenzell AI 071 788 95 91 NW 3 3 3 60 30 20 10 Eidg. Zeughaus, Verwal- Stirnimann Xaver, Stabschef Stirnimann Xaver, tung, Militärstrasse, Stv KFS , Amt für Stabschef Stv KFS 6060 Sarnen (OW) Bevölkerungsschutz, Wilstrasse Nidwalden, Vorste- 1, 6370 (NW) her Amt für Bevöl- 041 619 56 50 kerungsschutz, Wilstrasse 1, 6370 Stans (NW) 041 619 56 53 GR 5 4 4 60 20 100 20 Eidg. Zeughaus, Verwal- Fiechter Roland, Stv C ACSD Gasser Hans tung, Kasernenstr. 108, KFS, Chemisches Laboratori- Vorsteher Amt für 7007 Chur 7 um, Planaterrastr. 11, 7000 Militär+Zivilschutz Chur Steinbruchstr. 18 081 257 26 80 7001 Chur 081 257 35 22

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Kant. Verantwort- Kanton CNG 97 SM 90 CSA 90 Combopen Diazepam Entgi Pulv KNP Warenempfänger Kontaktperson liche im Bereich Bevölkerungs- schutz, Militär und Zivilschutz TI 2 50 50 300 100 200 100 Eidg Zeughaus Monte, Ruchti Gianni, Stv C ACSD, Facchini Aldo Via Prinzipale, Centro istruzione PCi, Capo Ufficio della 6802 Rivera 6802 Rivera protezione della 091 814 37 57 populazione 6528 Camorino TI 091 814 80 33 JU 2 2 48 16 25 50 Kant. Zeughaus, Verwal- Ramseier Claude, Cdt Centre Socchi Charles tung, Route de l’Arsenal de Renfort chinique, chemiste C Office de la sécu- 2, cantonale, Centre de Renfort, rité et de la protec- 2013 Colombier R. St-Michel 10, Casa postale tion 2325, 2800 Delémont Rue Ernest Dauc- 078 630 02 00 court 1 2942 Alle JU 032 465 39 22 SO 2 8 8 24 8 16 16 Eidg. Zeughaus Verwal- Glauser Heinz, DC ACSD, Diethelm Fritz tung, Arsenalstr. 1 Werkhofstr. 5 Leiter Amt für Mili- 3380 Wangen a./Aare 4509 Solothurn tär und Bevölke- 032 627 24 92 rungsschutz Baselstrasse 40 4500 Solothurn 032 627 93 20

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Kant. Verantwort- Kanton CNG 97 SM 90 CSA 90 Combopen Diazepam Entgi Pulv KNP Warenempfänger Kontaktperson liche im Bereich Bevölkerungs- schutz, Militär und Zivilschutz FR 12 5 30 10 20 10 Stützunkt 1: Centre de Dr. Noel Francois, Chef SPAC, Chavaillaz Jean renfort de Fribourg, Maj Office de la protection de Denis P. Jordan, Route de l’environnement, Route de C Service des affai- l’Aurore 4, l’Aurore 4, 1700 Fribourg res militaires et de 1700 Fribourg 026 305 37 60 la protection de la population 30 10 20 10 Stützpunkt 2: Centre de Ch. de la Madeleine renfort de Bulle, Maj A. 1 Frossard, Rue de 1763 Granges- l’Etang 2, 1630 Bulle Paccot FR 026 305 38 80 30 10 20 10 Stützpunkt 3: Maj Beat Münger, Bernstrasse, 3280 Murten ZH 8 100 100 24 24 6 12 Eidg. Zeughaus Kloten Vock Remo, Stv Leiter Kt. Feu- Schürpf Karl Verwaltung, Lufingerstr. erwehr, Geb. Versicherung Kt. Chef Abteilung 8302 Kloten ZH, Thurgauerstr. 56, Postfach, Zivilschutz 8050 Zürich Thurgauerstr. 56 01 308 22 29 8090 Zürich 043 259 75 03 BE 14 144 144 312 104 668 344 Eidg. Zeughaus, Verwal- May Peter, Aeschlimann Mar- (+300 tung, Papiermühlestras- Leiter KZWL AMB, Papiermüh- kus Filter 90 se, 3000 Bern 25 lestr. 17, Geschäftsleiter Amt zusätzl) 3000 Bern 22 für Bevölkerungs- 031 634 91 19 schutz, Sport und Mil. Papiermühlestr. 17 3000 Bern 22 031 634 90 00

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Kant. Verantwort- Kanton CNG 97 SM 90 CSA 90 Combopen Diazepam Entgi Pulv KNP Warenempfänger Kontaktperson liche im Bereich Bevölkerungs- schutz, Militär und Zivilschutz ZG 100 200 200 Eidg. Zeughaus, Verwal- Kistler Rainer, C ACSD, Amt für Durrer Adolf tung, Franzosenstr., Umweltschutz, Postfach, Leiter Stabsstelle 6423 Seewen 6301 Zug Notorganisation 041 728 53 71 Postfach 1159 6301 Zug 041 728 35 41 AR Keine Angaben Keine Angaben Saxer Hans C Amt für Militär und Bev Schutz Schützenstr. 1 9101 Herisau 071 353 67 80 BL 7 7 7 21 7 11 7 Kant. Zeughaus BL, Dr. Klaus Rolf, DC ACSD, Müller Marcus Oristalstr., Rheinstr. 28, Chef Amt für Militär 4410 Liestal 4410 Liestal und Bev Schutz 061 925 62 61 Oristalstr. 100 4410 Liestal BL 061 926 71 01

OW 60 30 20 10 Eidg. Zeughaus, Verwal- Stirnimann Xaver, Stabschef Gautschi Peter tung, Militärstrasse, Stv KFS Nidwalden, Leiter Abt. Militär 6060 Sarnen (OW) Amt für Bevölkerungsschutz, und Bev Schutz Wilstrasse 1, 6370 Stans (NW) 6061 Sarnen OW 041 619 56 50 041 666 64 42

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Kant. Verantwort- Kanton CNG 97 SM 90 CSA 90 Combopen Diazepam Entgi Pulv KNP Warenempfänger Kontaktperson liche im Bereich Bevölkerungs- schutz, Militär und Zivilschutz SH 4 12 16 210 70 150 16 Kant. Zeughaus, Ran- Lang Frank, Leiter AC Pikett, Vögeli Martin denstr. 34 Mühlentalstrasse 184, Leiter Amt für Mili- 8204 Schaffhausen 8201 Schaffhausen tär und Zivilschutz 052 632 78 41 Randenstr. 34 8204 Schaffhausen 052 632 72 92

TG Keine Angaben Keine Angaben Stähli Niklaus Amtschef Amt für Bevölkerungs- schutz und Armee Zürcherstr. 221 8510 Frauenfeld TG 052 724 29 35

UR 8 90 30 100 60 Eidg. Zeughaus Kanton Cathomas Norbert, Chemie- Furger Eduard Uri, Platti, wehr Uri, Chef Messwesen, Vorsteher Amt für 6474 Amsteg Amt für Umweltschutz, Klau- Militär und Bevölke- senstr. 4, 6460 Altdorf, rungsschutz 041 875 24 20 Lehnplatz 22 6460 Altdorf UR 041 875 23 51

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Kant. Verantwort- Kanton CNG 97 SM 90 CSA 90 Combopen Diazepam Entgi Pulv KNP Warenempfänger Kontaktperson liche im Bereich Bevölkerungs- schutz, Militär und Zivilschutz VS Keine Angaben Keine Angaben Schnyder David C Service de la sécurité civile et mil. Av. de la Gare 39 1950 Sion VS 027 606 70 55

VD 3 300 100 100 100 Keine Angaben Keine Angaben Baud Raoul C a.i. Service de la sécurité civile Gollion 1305 Penthalaz VD 021 316 51 01

26 110 632 478 2 571 1 005 2 296 1 381 Stand September 04 Kanto- ne

Fehler oder Mutationen bitte melden an: Geschäftsstelle Koordinierter Sanitätsdienst (KSD), Worblentalstrasse 36, 3063 Ittigen, Tel. 031 324 28 42 (info- [email protected]

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ANHANG H

ARG A SZENARIENANALYSE A: AUSWERTUNG SZE-

NARIO „DIRTY BOMB“

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Zusammenfassung des Handlungsbedarfs und von möglichen Massnahmen für das Szenario Dirty Bomb. Dieses Ergebnis entstand, indem man den Sollzustand mit dem wahrscheinlichen Ist-Zustand verglichen hat. In der Tabelle ist nur der Handlungsbedarf aufgeführt, wo er erkannt worden ist. Lücken sind so zu deuten, dass hier die Bedürfnisse mit den vorhandenen Mitteln und Organisationsstrukturen abgedeckt werden können (keine Lücken)

Dirty Bomb Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen L K R N Erkennen Laufende Beurteilung der Gefährdung durch den Nach- x richtenkoordinator und Kommunikation an die betroffe- nen Stellen Bei jeder Explosion im öffentlichen Bereich (dh nicht in xx x der Industrie) und Vermutung von Sprengstoff einen Nachweis auf Radioaktivität durchführen Prävention: Die Eignung der Messmittel für den Fall x einer Drohung werden zur Zeit abgeklärt Alarmierung Drohung: Die Alarmierung von EOR (Kern/Krisenstab x SiA), Kanton oder der ganzen Schweiz durch den SO- GE/fedpol muss sichergestellt werden Führung Drohung: Die Zusammenarbeit SOGE-EOR x (Kern/Krisenstab SiA) mit den Verantwortlichkeiten, Entscheidungskompetenzen und Abläufen für die An- ordnung von Massnahmen muss geregelt werden Die Übergänge der Führung: x x x x Feuerwehr -> Polizei -> KFO -> Stäbe des Bundes -> Kanton muss geregelt werden Führungs- unterstützung Drohung: Die Führungsunterstützung zugunsten der x Stäbe des Bundes sollte über die NAZ laufen Die Entsendung eines Strahlenschutzfachmannes (zB xx x aus dem Bundespikett des PSI oder IRA) vor Ort muss institutionalisiert werden Die Ausbildung von Sachkundigen Strahlenschutz in x x Notfallorganisationen ist in allen Partnerorganisationen zu fördern In den KFO muss eine Verbindungsperson aus der x x EOR (zB aus der NAZ) Einsitz nehmen

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Dirty Bomb Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen L K R N Lagebeurteilung Drohung: Die Zusammenarbeit SOGE-EOR x (Kern/Krisenstab SiA) mit den Verantwortlichkeiten, Entscheidungskompetenzen und Abläufen für die An- ordnung von Massnahmen muss geregelt werden Das Dosis-Massnahmenkonzept (DMK) der KomABC x muss umgesetzt werden Das Thema muss in den Feuerwehrordner aufgenom- x men werden Es sind vorbehaltene Entschlüsse auf allen Stufen zu x x x x erarbeiten Die Szenarienkataloge auf allen Stufen sind anzupas- x x x x sen Kommunikation intern Die Einführung und Umsetzung von POLYCOM ist x x zwingend nötig Die vorgeschlagenen Massnahmen des Kommunikati- x onskonzeptes EOR sind auszuführen Kommunikation extern Die Informationsvereinbarung EOR muss allgemeiner x formuliert werden Schadens- begrenzung Drohung: Vorsorgliche Massnahmen (wie Evakuation, x Verkehrsregelung etc) zur Verhinderung der Exposition in der Wolkenphase müssen geplant und allenfalls ge- übt werden Das Dosis-Massnahmenkonzept (DMK) der KomABC x muss umgesetzt werden Das Thema muss in den Feuerwehrordner aufgenom- x men werden Es sind vorbehaltene Entschlüsse auf allen Stufen zu x x x x erarbeiten Die Szenarienkataloge auf allen Stufen sind anzupas- x x x x sen Analytik Drohung: Die Eignung, Kapazität und Geschwindigkeit x der Messmittel werden zur Zeit abgeklärt Medizinische Massnahmen Drohung: Vorsorgliche Massnahmen müssen geplant x werden Das Konzept Kontaktstelle der KomABC muss für alle x x Kantone und für alle Fälle mit Freisetzung von Radioak- tivität bereitstehen Es muss ein Rahmenkonzept (zB auf Basis von IES x x des KSD) bereitstehen das die Behandlung einer gros- sen Anzahl verstrahlter Patienten regelt Es muss ein Konzept für die Dekontamination im Hospi- x x talisationsraum erstellt werden (Projekt läuft zur Zeit im

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Dirty Bomb Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen L K R N KSD) Dekontamination Drohung: Vorsorgliche Massnahmen müssen geplant x werden Es muss ein Konzept Dekontamination, unter Einbezug x x der Mittel und des Personals der Armee und des Bevöl- kerungsschutzes erstellt werden Es müssen vorbehaltene Entschlüsse für die Freimes- x sung, mit Grenz- und Richtwerten, erarbeitet werden Wiederherstellung Drohung: Vorsorgliche Massnahmen müssen geplant x werden Recht Die rechtlichen Grundlagen, insbesondere die VEOR, x sind zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen resp zu ergänzen Finanzen - Politik Die Führungsorgane sind auszubilden und in Übungen x x vorzubereiten. Schutzmaterial Drohung: Vorsorgliche Massnahmen müssen geplant x werden Das Konzept Dosimetrie der Einsatzkräfte wird zur Zeit x x überprüft Es ist ein Konzept zu erarbeiten für den Einsatz des x Materials auf Stufe Kanton (inkl Material für die Ablö- sungen, Entsorgung)

Medizinischer - Schutz

Legende für die Beurteilung des Handlungsbedarfs auf Stufe: L = Lokal, R=Regional, K=Kantonal, N=National

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ANHANG I

ARG B SZENARIENANALYSE B: HANDLUNGSBE-

DARF / MÖGL. MASSNAHMEN ANTHRAX UND SARS

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Anthrax L K R N SARS L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen Erkennen Erkennung VOR Ort durch Betrieb ob es sich um ein Ereig- x Erkennen und lückenlose Erfassung von Betroffenen (Kontakt- x x x x nis handelt oder nicht Tracing) Sensibilisierung und Ausbildung der Leiter und Mitarbeiter x Konzept zur Verhinderung, dass infektiöse (exponierte?) Perso- x x von gefährdeten Unternehmen: nen aus der Schweiz ausreisen Verhaltensanweisungen entsprechend der allgemeinen Lagebeurteilung, Notfallnummern, Merkblätter, Checklisten erarbeiten Local Emergency Management einführen Ausbildung im Betrieb Schulung der Einsatzorganisationen: Einsatzgrundlagen für x Diagnosekapazität ungenügend, falls das Regionallaborkonzept x x lokale und nationale Ereignisse: nicht wie vorgesehen umgesetzt werden kann. (Bei neu auftre- Führungsorganisation, Verhaltensanweisungen, Entschei- tenden Erregern wird es über eine gewisse Zeit (weltweit) keine dungsbäume, Merkblätter, Checklisten erarbeiten (Führung, Diagnostikmöglichkeiten geben). Verantwortlichkeit, Kompetenzen, Massnahmen, Informati- on, Alarmierung) Bei grundsätzlichem Verdacht ist eine rasche Identifikation x Erkennen der Dynamik der Anzahl betroffener Personen x auf A, B oder C notwendig Analysemöglichkeiten evaluieren und Entscheidungskrite- rien erarbeiten (Konzept LS) Bei Verdacht auf ein B-Ereignis sind Informationen über x Schaffung einer nationalen Einsatzorganisation, welche eine x Identifikationsmöglichkeiten notwendig nationale Lagebeurteilung vornimmt (inkl. Bewertung inter- nationaler Meldungen) und entsprechende Vorbereitungen trifft.

Es sind alle gängigen Schnelltest zu evaluieren und Emp- x fehlungen für deren Anwendung an Fachkräfte und Einsatzorganisation zu geben Herkunft des Erregers abklären xx

Alarmierung Alarmierungskonzept in Abhängigkeit der Eskalationsstufe x x Aufklärung der Bevölkerung über Verhaltens- und Schutzmass- x auf Stufe Bund und Kantone fehlt (wer, wann, wie, womit?): nahmen Notfallnummern mit 24h Betrieb Durchführung von Übungen notwendig

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Anthrax L K R N SARS L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen Ein Informationskonzept für B-Ereignisse mit nationalem x Ein Informationskonzept für B-Ereignisse ist zu erarbeiten Ausmass ist zu erarbeiten (kantonale Konzepte sind in der Regel vorhanden)

Führung Krisenstab Kanton: x Koordination der kantonalen Führungsentscheide (gleiche Mass- x x Übergabe der Führung in Abhängigkeit der Eskalationsstufe nahmen in allen Kantonen) Durchführung von Übungen Regionale Koordination zur Erkennung von gleichzeitig x Führung durch den Bund: x auftretenden Ereignissen in verschiedenen Kantonen Trigger für Anwendung von Art. 10 EpG definieren Führungsstab auf Stufe Bund zur gesamtschweizerischen x Internationale Organisationen beeinflussen Massnahmen in der x Koordination und Koordination mit Ausland fehlt Schweiz: Zusammenarbeit Schweiz mit dem Ausland: Konzept mit Abschätzung der Folgen für die Schweiz Einsatzorganisation auf Stufe Bund für nationale und inter- x Materialeinsatz muss koordiniert werden x x x nationale Eskalationsstufen aufbauen (NAZ, BAG, Ko- mABC) Koordination von medizinischen Massnahmen gesamt- x schweizerisch durch BAG, NAZ oder KSD

Führungs- Regionaler Ressourcenpool (Subsidaritätsprinzip) zur Un- xx unterstützung terstützung bezüglich fachlichen und organisatorischen Massnahmen für Einsatzorganisation und Betroffene not- wendig: Erfassen der Ressourcen, Vernetzung, nationale Koordina- tion

Lagebeurtei- Hilfsmittel zur Lagebeurteilung werden benötigt xx x Schnittstellenprobleme Bund/Kantone x x lung Schnittstellen sind im Rahmen der Einsatzgrundlagen zu klären Nationale Übersicht über vorhandene Ressourcen durch Nationaler Überblick über vorhandene und benötigte Ressourcen Bund durch Bund Ausbreitungsmodelle für B Erreger bereitstellen x x Durchführung von Kontakt-Tracings muss gewährleistet sein x x x x Nationale Datenbank muss geschaffen werden x Kommunikati- Abgesicherte Kommunikationsinfrastruktur fehlt xxx x Informationsführung muss geregelt werden (BAG in der x x

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Anthrax L K R N SARS L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen on intern Schweiz/International, Kantone lokal) Filter für übermässige Information fehlt x x Sicherstellung der internen Kommunikation (Kommunikation xxx x funktioniert nur Dank persönlichen Kontakten!)

Kommunikati- Hotline mit verbindlichen Informationen auf Stufe Bund und x x Nationales Informationskonzept muss verbindlich sein x x on extern Kantone einrichten

Schadens- Fachkompetenz muss so schnell wie möglich (<1h) vor Ort xx Konzept: Verhinderung von Ein- und Ausreisen von infektiösen x x begrenzung sein (eventuell regionale Lösung) Personen Konzept zur Kontrolle der Grenzen (Befragungen, Wärmebilder?)

Zur Unterstützung des Betriebes bezüglich des weiteren x Zur Überbrückung von Engpässen und Mangellagen ist der Ein- x Vorgehens muss eine Einsatzorganisation mit spezifischen satz der Armee zu prüfen Kenntnissen bezüglich Massnahmen (z.B.: Dekontaminati- on) verfügbar sein Die Rechtliche Situation bezüglich Verfügungsrecht auf- x Ein Konzept für die gesamtschweizerische Koordination und die x grund von medizinischen Massnahmen ist zu klären Überprüfung der Einhaltung von Quarantänemassnahmen wird benötigt Schutz der EO vor Gefahren (A,B,C): x x Überprüfung der Einsatzkonzepte, Beschaffung von fehlen- der Ausrüstung, Weisungen erstellen Konzept für die Triage von Betroffenen/Patienten fehlt x

Analytik Fachkompetenz muss rasch vor Ort sein (<1h) für x Verfügbarkeit von Schnelltests Evaluation und Bewertung der x verfügbaren Systeme, (in Einsatzgrundlagen bzw. Entschei- dungsbäumen berücksichtigen) Das Probenahme Know-how und geeignetes Probenahme- x Es muss genügend Laborkapazität für die zu erwartenden Erre- x x Material muss vor Ort sein ger verfügbar sein (Regionallabors, Referenzlabors) Methoden zur raschen Eingrenzung der Kontaminationszo- x nen vor Ort werden benötigt (z.B.: Schnellnachweissyste-

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Anthrax L K R N SARS L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen me): Evaluation und Bewertung der verfügbaren Systeme, (in Einsatzgrundlagen bzw. Entscheidungsbäumen berücksich- tigen) Geeignete Laborkapazität (Identifikation, Kapazität) in der xx Region inkl. permanenter Annahmestelle muss verfügbar sein Meldepflicht bei positiven und negativen Proben an den x x Bund

Medizinische Die psychologische Betreuung der Betroffenen muss in den x Bedarf an Isolationstransporte und –zimmer x Massnahmen Einsatzgrundlagen berücksichtigt werden Triage von Betroffenen Kriterienkatalog für Triage erarbei- x x Bezeichnung spezifischer Spitäler für SARS Patienten x ten für EO Koordination Kantonsärzte xx x Konzept für Quarantänemassnahmen für eine Vielzahl von Be- x troffenen (inkl. Überwachung) Meldung von Verdachts- oder Krankheitsfällen bzw. Fällen x x Versorgung des Medizinal- und Pflegepersonals mit Schutzmate- x x x mit unbekannten Symptomen auf Stufe Bund rialien Ein Konzept zur Meldung, Information, Lagedarstellung und Alarmierung wird benötigt Kontaktstelle für möglicherweise Betroffene ist einzurichten x Mangel an Pflegepersonal Konzept für Personalmanagement x (z.B.: Personen die sich vom Ereignisort entfernt haben) inkl. Schutzmassnahmen Klärung der Ausreisebestimmungen zwischen Bund und Kanton x Verfügbarkeit von Medikamenten: x x x Sicherstellung der Versorgungssicherheit und der raschen Ver- fügbarkeit Verfügbarkeit von Impfstoffen: Entwicklung und Herstellung von x Impfstoffen international koordinieren Medizinische Massnahmen zur Reduktion der Ausbreitung: Kon- x zept erarbeiten (Quarantäne wer wo wie lange, Schutzmasken, etc.)

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Anthrax L K R N SARS L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen Dekontamina- Konzept für die Dekontamination: Erhebung der verfügba- x x Konzept für die Dekontamination: Erhebung der verfügbaren und x x tion ren und Evaluation der benötigten Mittel Evaluation der benötigten Mittel Erheben der verfügbaren Organisation (Personal) zur Erheben der verfügbaren Organisation (Personal) zur Durchfüh- Durchführung von Dekontaminationen (in Abhängigkeit des rung von Dekontaminationen (in Abhängigkeit des Erregers, der Erregers, der lokalen Situation und der Eskalation) lokalen Situation und der Eskalation)

Wiederherstel- Priorisierung nach Schutzzielen x Konzept mit Kriterien für eine Entwarnung (Abstimmung mit Aus- x lung land)

Recht Rechtliche Möglichkeiten zur Anordnung von Massnahmen x Gesetzliche Grundlagen für die Anordnung von Massnahmen x und deren Konsequenzen (Haftungsfragen) sind zu klären (Notrecht) Klärung der gesetzlichen Rahmenbedingungen (inkl. Vollzug- pflicht für privatrechtliche Organisationen) Kompetenzen des Bundes zur Anordnung von gesamt- x schweizerischen Massnahmen sind zu klären

Finanzen Finanzierung von Massnahmen (Grenzfälle Bund/Kantone) x ist zu klären Regelung von Schadenersatzansprüchen ist zu klären x Finanzierung der Bereithaltung von Einsatzkräften ist zu x klären Kostentransparenz ist anzustreben x

Politik Garantien der Kantone für die subsidäre Unterstützung x x Umgang mit Konflikten Bund/Kantone x x durch Bund und Garantien für den Bund, dass Kantone angeordnete Massnahmen umsetzen Bildung von regionalen Einsatzorganisationen xx x

Schutzmateria- Schutzausrüstung für EO x x Verfügbarkeit von geeignetem Schutzmaterial in genügender x x lien Menge Konzept: Übersicht über verfügbare Mittel, Prüfung des Bedarfs, Bereitstel- lung von fehlendem Material

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Anthrax L K R N SARS L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen Konzept: Schutzausrüstung zur Abgabe an die Bevölkerung x

Medizinischer Impfung von EO x x Schutz Bereitstellung, Bevorratung und Verteilung von Medikamen- x ten und Impfstoffen ist zu klären Unterstützung der Forschung und Entwicklung von medizi- x nischen Massnahmen

Legende für die Beurteilung des Handlungsbedarfs auf Stufe: L = Lokal, R=Regional, K=Kantonal, N=National

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ANHANG J

ARG C SZENARIENANALYSE C: HANDLUNGSBE-

DARF / MÖGL. MASSNAHMEN SARINANSCHLAG UND

UNFALL/ANSCHLAG AUF BAHNTRANSPORT

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Zusammenfassung des Handlungsbedarfs und von möglichen Massnahmen für die Szenarien Sarinanschlag und Unfall/Anschlag auf Bahntransport. Die- ses Ergebnis entstand, indem man den Sollzustand mit dem wahrscheinlichen Ist-Zustand verglichen hat. In der Tabelle ist nur der Handlungsbedarf auf- geführt, wo er erkannt worden ist. Lücken sind so zu deuten, dass hier die Bedürfnisse mit den vorhandenen Mitteln und Organisationsstrukturen abge- deckt werden können (keine Lücken) Sarinanschlag L K R N Unfall/Anschlag auf Bahntransport L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen Erkennen Ausbildung und Schulung der Ereignisdienste zum Er- xx Schulung des Bahnpersonals resp. der Ereignisdienste bezüglich x x kennen der Symptome (Nervengifte, Blausäure etc) den Problematiken des Gefahrguttransportes Erarbeitung/Anpassung der Ausbildungskonzepte vor xx Sicherstellung, dass die Ereignisdienste auf die Informationen x x allem auch auf Stufe Führung der Ereignisdienste des CIS (Cargo Information System) zugreifen können und die Notfallnummern der SBB kennen, um Informationen über das mitgeführte Gefahrgut abzurufen Verteilung von Messgeräten (CNG 9/) und Ausbildung xx der Messgruppenleute, der Einsatzleiter und der Che- miefachberater der Feuerwehren und der Chemiewehr- stützpunkte.. Alarmierung Anpassung und Ergänzung der Checklisten für die A- xx Einführung der flächendeckenden Sirenenfernsteuerung x x x larmierung in den Zentralen der Ereignisdienste zur schnelleren Erkennung eines C-Terrorereignisses. Erstellung eines Expertensystems für die Alarmierung. Definition des Bestandes der nötigen Einsatzelemente xx Vorbereitung von Radiokonserven x x Szenarienbezogene Einsatzplanung der Ereignisdiens- xx Erstellung, Überprüfung der Informationskonzepte (technisch und x x x te inhaltlich) Prüfung der Abläufe und Prozesse im Vollzug bei Bund x x und Kantonen. Dies sollte soweit gehen, dass beim Verdacht auf den Einsatz von Gift immer auch die NAZ orientiert wird. Ergänzung aller KFO mit einem ABC-Verantwortlichen x Führung Schulung der Einsatzleiter unter Sensibilisierung auf xx Ausbildung der Gemeindeführungsorgane zur schnelleren Errei- x x Terroranschläge und ABC-Ereignisse mit grosser chung der Operativität Tragweite Festlegung der Schnittstellen zwischen KFO den Stä- x x Erstellung einer Gefahrenanalyse mit Risikokatastern (besteht x x ben des Bundes vielerorts bereits!)

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Sarinanschlag L K R N Unfall/Anschlag auf Bahntransport L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen Führung Ergänzung und Anpassung der Pflichtenhefte und x Sicherstellung der Ausbildung von Ortsfeuerwehren ohne Che- x x Checklisten der KFO und entsprechende Ausbildung miewehrausrüstung für das richtige Verhalten im Ersteinsatz. Checklisten. Aufbau und Schulung der rückwärtigen Dienste x Schulung der Schadenplatzkommandos für derartige Ereignisse. x Führungs- Unterstützung Umsetzung und Einführung POLYCOM primär auf Stu- x x Ausbildung und flächendeckender Einsatz bei allen Chemie- x x fe Führung Fachberatern und Chemiewehren an Ausbreitungsmodellen (z.B. MET - wie im Oel-, Chemiewehr / Strahlenwehrordner der Feu- erwehr.) ELD NAZ: Institutionalisierung, Festlegung der Schreib- x x Ausbildung und erweiterte Ausrüstung der Messtrupps der Che- x und Leserechte und Ausbildung der KFO miewehren überprüfen Schulung der Führungsorgane bezüglich EEVBS und x x Umsetzung und Einführung POLYCOM primär auf Stufe Führung x x fachliche Unterstützung durch LABOR SPIEZ Lagebeurteilung Ausbildung der Einsatzleiter x Erstellung von vorbereiteten Aufträgen und Checklisten für Er- x x kundungstrupps Kommunikation intern Erstellung von Musterlösungen, Konserven in verschie- xx Erstellung von Konserven, Sprechtexten x x denen Sprachen Einsatzkonzepte für die internen Dienste Kompetenz der Sirenenauslösung auf Stufe Einsatzleiter delegie- x ren und Vorgehensabläufe festlegen. Kommunikation extern Erstellung/Überprüfung der Informationskonzepte und x Erstellung/Überprüfung der Informationskonzepte x Ernennung eines Informationschefs Vorbereitung von Räumen für Medienkonferenzen x Medienschulung x Klärung der Zuständigkeiten für fachliche und politische xx x Information: - Lage vor Ort- Lage/Situation national - Lage/Situation international - Betroffene Personen, Identifikation, Datenschutz

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Sarinanschlag L K R N Unfall/Anschlag auf Bahntransport L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen - Hotline für Angehörige - Gerichtspolizeiliche Ermittlungen, Bundesanwaltschaft Schadens- begrenzung Prüfung von technischen Schutzmassnahmen, automa- x Erstellung von Evakuationsplänen (inkl. Kriterien für die Evakua- x tisches Ein-/Ausschalten der Lüftung, Einbau von Fil- tion, Warteräume, Sammelplätze, Richtungen, Transportmittel, tern etc)

Vorhandene Evakuationskonzepte bei unterschiedlichen Ereig- nisarten periodisch überprüfen. Erstellung von Evakuationsplänen und Üben der Eva- x Prüfung der Verfügbarkeit von Schutzmitteln für die Bevölkerung x x x kuation (Schutzmasken, Fluchthauben) Überprüfung der Ausbildung und Bereitschaft der Care x Teams im Bezug auf (ABC)-Terrorereignisse Analytik Sicherstellen der Ausbildung und Ausrüstung der Mess- x Sicherstellung der Ausbildung und Ausrüstung der Messtrupps x trupps der Chemiewehrstützpunkte der Chemiewehren (Kenntnisse über bestehende Informations- mittel wie CIS = Leitsystem SBB / "Drägerröhrchen" zur Analyse des Gefahrstoffes) Beschaffung von transportablen Analysengeräten xx x Medizinische Massnahmen Beschaffung und Verteilung von zusätzlichen Antidota, xx x Informationskonserven für die betroffene Bevölkerung für den x x Klärung der Logistik, Schaffung von dezentralen Lagern Selbstschutzes und die Selbstbehandlung vorbereiten Ausbildung der Ereignisdienste in der Handhabung der xx Konzepte für Care Teams, Hotlines überprüfen und ergänzen x x Antidota Ausrüstung und Ausbildung des Ambulanzpersonals x Konzept für Kontaktstellen für eine Erstversorgung und - x x mit persönlichem Schutzmaterial (Schutzmasken, betreuung der Bevölkerung (analog KKW-Störfall) Handschuhen, Schürzen) Sicherstellung des Einsatzes und Ausbildung am Pati- x x Sicherstellung des Einsatzes und Ausbildung am Patientenleit- x x entenleitsystem IES (KSD) system IES (KSD) Prüfung der Materialverfügbarkeit (zB Beatmungskapa- x x Es muss ein Konzept für die Dekontamination im Hospitalisati- x x zität) und Implementierung eines Materialmanagement- onsraum erstellt werden (Projekt läuft zur Zeit im KSD) systems in IES

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Sarinanschlag L K R N Unfall/Anschlag auf Bahntransport L K R N Kriterium Handlungsbedarf und Massnahmen Handlungsbedarf und Massnahmen Es muss ein Konzept für die Dekontamination im Hospi- x x talisationsraum erstellt werden (Projekt läuft zur Zeit im KSD) Dekontamination Erstellung von dezentralen Vorsorgeeinrichtungen mit xx Konzept für die Dekontamination im Hospitalisationsraum erstellt Dekontaminationsmitteln (Bindemitteln) und umsetzen Ausbildung und Schulung der Einsatzkräfte, vor allem x der Chemiewehrstützpunkte Ausbildung der Chemie Fachberater x Überprüfung der Checklisten und Konzepte (Beschaf- fung von neuem, Nutzung von bestehendem Material, Ausbildung, Übungen) Benachrichtigung der Spitäler über bevorstehenden xx Anfall von vergifteten Patienten in Checklisten aufneh- men Bildung eines Dekontaminationselementes in der x EEVBS Wiederherstellung - - Recht - Es ist klar, dass für den Ereignisfall für die Arbeit der Einsatzkräf- te bezahlt werden muss! Frage: sind die Kantone aber verpflich- tet, die Vorhalteleistung kostenlos zur Verfügung zu stellen? Finanzen - siehe Bemerkungen "Recht" Politik Schutzmaterialien Medizinischer Schutz - - Legende für die Beurteilung des Handlungsbedarfs auf Stufe: L = Lokal, R=Regional, K=Kantonal, N=National

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ANHANG K

"EXECUTIVE SUMMARIES" DER BEDROHUNGSANA-

LYSE ABC IM RAHMEN DES PROJEKTES "TECHNI-

SCHES ABC-SCHUTZKONZEPT" DES LABORS SPIEZ

(Ansprechperson: Eduard Binggeli, LABOR SPIEZ, 3700 Spiez, [email protected])

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Bedrohungs- und Gefahrenanalyse Bereich A

Executive Summary Im Rahmen der Überprüfung und allfälligen Überarbeitung des Schweizerischen ABC- Schutzkonzeptes soll zunächst eine Gefahren- und Bedrohungsanalyse gemacht werden.

Es wurden drei Gefahrenquellen identifiziert: - Radioaktive Quellen, wie sie in der Medizin, in der Industrie oder in der Forschung benutzt werden - Kernkraftwerke und ähnliche Anlagen, wie Forschungsreaktoren, Wiederaufbereitungsan- lagen, Lager für radioaktiven Abfall - Kernwaffen Radioaktive Quellen und Kernkraftwerke sind in der Schweiz vorhanden. Die Schweiz verfügt selber über keine Kernwaffen, solche sind aber in benachbarten Ländern (Frankreich, Deutsch- land und Italien) stationiert. Diese Gefahrenquellen können ein Risiko für die Bevölkerung darstellen durch - Unfälle verursacht durch menschliches Versagen, Naturkatastrophen oder höhere Gewalt - Terroranschläge - Krieg Was Unfälle und Katastrophen betrifft, so hat sich die Lage in den letzten 20 Jahren nicht we- sentlich geändert. Einige Unfälle mit katastrophalen Auswirkungen sind passiert, wie beispiels- weise der Unfall von Tschernobyl. Aus diesen Unfällen wurden Konsequenzen gezogen, um solche Anlagen sicherer zu machen, was das Risiko etwas vermindert hat. Dafür nimmt aber die Zahl der Kernkraftwerke weltweit stetig zu. Im Jahre 2003 wurden 33 neue KKW's in Betrieb genommen. Ebenfalls massiv zugenommen hat in den letzten zehn Jahren die Anzahl Anlagen für die Sterilisation mit Co-60. Die Bedrohung eines absichtlichen Nuklearkrieges hat seit 1991 massiv abgenommen. Hinge- gen ist die Gefahr einer ungewollten Auslösung einer Kernwaffe nach wie vor real, aufgrund des schlechten Wartungszustandes gewisser Systeme möglicherweise sogar höher als während des Kalten Krieges. Die Reaktion auf einen derartigen Unfall mit einem Nuklearkrieg ist ange- sichts der gegenwärtigen politischen Verhältnisse kaum zu erwarten. Neu hinzugekommen ist die Bedrohung durch radiologischen und nuklearen Terrorismus. Vier Bedrohungen werden hier unterschieden. Die Verstreuung von radioaktiven Quellen in der Umwelt durch Terroristen stellt die grösste Bedrohung dar, denn sie setzt keine allzu hohen technischen Anforderungen und erscheint we- gen der Menge vorhandener radioaktiver Quellen als machbar. Ein Anschlag auf ein Kernkraftwerk wird wegen der Sicherungsmassnahmen als schwieriger angesehen. Diebstahl oder sonstige Beschaffung von Spaltmaterial für den Bau einer primitiven A- tombombe erscheint wegen der Sicherungsmassnahmen ebenfalls schwierig. Hinzu kommt, dass der eigentlich Bau einer solchen Waffe hohe technische Anforderungen setzt.

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Der Diebstahl und Einsatz einer Kernwaffe durch Terroristen erscheint einerseits wegen der Sicherung der Anlagen, andererseits wegen der Sicherheitsvorrichtungen, die ein unbefugtes Zünden verhindern sollen, als kaum machbar. Für den Fall eines Nuklearkrieges ging man davon aus, mehrere Wochen Vorwarnzeit zu ha- ben, um entsprechende Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung treffen zu können bevor die Situation eskaliert. Für den Fall eines Unfalls in einem Kernkraftwerk geht man davon aus, meh- rere Stunden Zeit zu haben, um die Bevölkerung zu warnen und Schutzmassnahmen anzuord- nen, bevor die Radioaktivität freigelassen wird. Diese Möglichkeit der Vorwarnung entfällt bei einem Terroranschlag vollständig, wie die Ereignisse des 11. September 2001 oder des 11. März 2004 gezeigt haben. Das Ereignis passiert und trifft eine völlig unvorbereitete Bevölke- rung. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass wahrscheinlich nicht das ganze Land, sondern nur eine Region von einem solchen Ereignis getroffen würde.

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Bedrohungs- und Gefahrenanalyse Bereich B

Executive Summary

Im Zuge der Überarbeitung des Konzeptes zum Schutz vor chemischen und nuklearen Waffen wird nun auch der B-Bereich bearbeitet und soll aufgrund einer aktuellen Bedrohungs- und Gefahrenanalyse in das neue Schutzkonzept integriert werden. Bedrohung und Gefahr im B-Bereich gehen von Krankheitserregern aus, die entweder vorsätzlich und in übler Absicht zu kriegerischen oder terroristischen Zwecken eingesetzt werden, oder natürlicherweise als Epidemie oder Pandemie auftreten. Obwohl der Einsatz von biologischen Waffen zu Kriegszwecken als Bedrohungsform heute nicht mehr im Vordergrund steht, gibt es doch immer noch eine grosse Un- gewissheit über effektiv vorhandene Einsatzmittel und über die Absichten einiger Staaten, trotz der völ- kerrechtlichen Ächtung der B-Waffen, weiterhin solche zu entwickeln und gegebenenfalls diese dann auch in einem Konflikt einzusetzen. Hier spielen vor allem die Fortschritte in der molekularbiologischen Forschung und in der Biotechnologie eine wichtige Rolle: Die Möglichkeiten der Gentechnik und die heutigen Herstellungsverfahren von Biomasse lassen spezielle Mikroorganismen als B-Waffen durchaus als interessante Option von Massenvernichtungsmitteln erscheinen. Hinsichtlich der Bedrohung sind jedoch vielmehr terroristische Einsätze von Krankheitserregern von Bedeutung. Wie das Beispiel der Anthrax-Attacken in den USA und den weltweiten Folgeerscheinungen gezeigt hat, ist der Bioterrorismus keine Fiktion mehr, sondern eine reale, ernst zu nehmende Bedro- hungsform, auf die ein überarbeitetes ABC-Schutzkonzept unter anderem ausgerichtet sein muss. Auf internationaler Ebene sind die Instrumente zur Verhinderung des Einsatzes von Krankheitserregern als Waffen relativ schwach. Zwar existiert seit 1972 die so genannte B-Waffenkonvention (BWC), dieser fehlt aber ein griffiges Kontrollregime und die Mittel, fehlbare Mitgliedstaaten zur Rechenschaft zu zie- hen. National gibt es eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen, die zumindest indirekt die Problema- tik der Bedrohungs- und Gefahrenlage im B-Bereich aufgreifen. Die momentan wohl grösste Gefahr im B-Bereich ist das natürliche Auftreten von Krankheitserregern in Form von Epidemien oder gar einer Pandemie, wie die Beispiele von SARS und der Vogelgrippe in letz- ter Zeit deutlich gemacht haben. Hier müssen in erster Linie medizinische Gegenmassnahmen getroffen werden, um diesem Bedrohungs- und Gefahrenpotential wirksam entgegen treten zu können.

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Bedrohungs- und Gefahrenanalyse Bereich C

Executive summary

Die politische Wende gegen Ende des letzten Jahrhunderts liess die während den Zeiten des Kalten Krieges aufgestellten Konzepte zum Schutz gegen Chemiewaffen veralten. Es drängte sich eine Neu- beurteilung der militärischen C-Bedrohung und der zivilen C-Gefahren sowie der sich daraus ergeben- den Gefährdung auf. Die Möglichkeiten der Gefährdung durch den Einsatz von Chemiewaffen, als Folge der Verwendung von schädlichen Chemikalien im Rahmen von terroristischen Aktivitäten oder verursacht durch Chemieunfäl- le werden nachfolgend beurteilt. Es wird der Stand der Abrüstung und der Rüstungskontrolle auf dem Gebiet der Chemiewaffen darge- stellt. Mit dem Vollzug des Chemiewaffen Übereinkommens hat sich die Situation trotz einiger weniger verbleibender Problemzonen (Naher Osten, Nordkorea) stark entschärft. Die Vernichtung der grossen Potentiale der USA und der ehemaligen Sowjetunion hat begonnen und dürfte nicht vor 2015 - wegen technischen und finanziellen Problemen bedeutend später als erwartet - abgeschlossen sein. Der waf- fentechnische Wert der noch vorhandenen Vorräte ist aber praktisch bedeutungslos. Damit wurde die militärische C-Bedrohung der Schweiz zumindest mittelfristig reduziert. Bei Auslandmissionen, z.B. frie- denserhaltenden Einsätzen von Armeeformationen, ist der Gefährdung durch C-Waffen aber weiterhin Beachtung zu schenken. Terrorismus unter Einsatz von Chemiewaffen, chemischen Kampfstoffen oder anderen toxischen bzw. schädlichen Chemikalien ist eine Bedrohung oder Gefahr, mit der man in Zukunft wird leben müssen. Ereignisse wie das Sarin-Attentat in Tokio sind auch in der Schweiz nicht unmöglich. Eine entsprechen- de Analyse wurde 1996 durch eine Arbeitsgruppe der Eidgenössischen Kommission für ABC-Schutz erstellt. Deren Aussagen und Schlussfolgerungen sind auch heute noch im vollen Umfang gültig. Mit dem Rückgang der militärischen C-Bedrohung erhalten die zivilen C-Gefahren im Hinblick auf den nationalen ABC-Schutz ein erhöhtes Gewicht. Chemieunfälle bei stationären Anlagen sollten nach dem vollständigen Vollzug der Störfallverordnung nicht mehr zu einer Gefährdung von Bevölkerung und Um- welt führen. Als kritischer werden aber weiterhin Unfälle bei Transporten oder Transporteinrichtungen für Chemikalien beurteilt, obwohl diese auch der Störfallverordnung unterliegen. Sie dürften überdies eher Ziele von Sabotageaktionen sein, da sich stationäre Anlagen dagegen besser schützen lassen. Während Ereignisse in stationären Anlagen lokal, evtl. regional begrenzte Auswirkung haben, dürfte der Gefahr von Transportunfällen eher nationale Bedeutung zukommen.

185 Eidgenössische Kommission für ABC-Schutz LABOR SPIEZ CH-3700 Spiez

Tel +41 33 228 16 85 Fax +41 33 228 14 04 [email protected] www.komabc.ch