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012 Organisierte Kriminalität Hat Viele Facetten Fahndungserfolg Gegen

012 Organisierte Kriminalität Hat Viele Facetten Fahndungserfolg Gegen

2012

Juni 2013 KRIMINALITÄTSBEKÄMPFUNG BUND

G B UN D UN TÄTSBEKÄMPF I AL I M IN

KR Lage, Massnahmen und Mittel

Organisierte Kriminalität hat viele Facetten

Fahndungserfolg gegen CHT 2012 CHT fedpol 2012 I Menschenhandel

JAHRESBER JAHRESBERICHT

Kriminalitätsbekämpfung Bund

Lage, Massnahmen und Mittel 2012 Jahresbericht

Bundesamt für Polizei fedpol INHALT

Inhalt

• Editorial / Einleitung 4 / 7 TEIL 1 LAGE 1 • Organisierte Kriminalität 12

• Kriminelle Gruppen aus Italien 12

• Kriminelle Gruppen aus der GUS und Georgien 13

• Kriminelle Gruppen aus Südosteuropa 14

• Kriminelle Gruppen aus Westafrika 15

• Kriminelle Gruppen anderer Herkunft 16

2 • Wirtschaftskriminalität und Geldwäscherei 18

• Korruption im Beschaffungswesen 18

• Geldwäscherei im Immobilienhandel 19

• Geldwäscherei via Kompensationszahlungen 20

• Manipulation von Fussballspielen 22

3 • Betäubungsmittel 23

4 • Menschenhandel 25

5 • Menschenschmuggel 28

6 • Falschgeld 30

7 • Illegaler Handel mit Kulturgütern 32

8 • Internetkriminalität 34

• Auf dem Internet basierende Kriminalität 34

• Kinderpornografie 35

9 • Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen 37

10 • Sicherheit Personen und Gebäude 38

11 • Terrorismus und Gewaltextremismus 39

• Islamistischer Terrorismus und Gewaltextremismus 39

• Ethno-nationalistischer Terrorismus und Gewaltextremismus 40

• Weiterer Formen des Gewaltextremismus 42 TEIL 2 MASSNAHMEN UND MITTEL 1 • Kriminalpolizei 46

• Geschäfte 46

• Ermittlungen Organisierte Kriminalität und Wirtschaftskriminalität 48

• Ermittlungen Staatsschutz 49

• Ermittlungen Terrorismus 50

• Ermittlungen IT 52

• Menschenhandel und Menschenschmuggel 53

• Pädokriminalität und illegale Pornografie 55

• Betäubungsmittel 57

• Koordination Falschgeld 59

• Allgemeine Kriminalität und Finanzdelikte 59

• Zielfahndung und Einsatzgruppe 60

• Observationen 60

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol INHALT

• Analyse 61

• Aus- und Weiterbildung 62

2 • Sicherheitspolizei 63

• Sicherheit Personen 63

• Sicherheit Gebäude 64

• Führungsunterstützung 66

3 • Internationale Polizeikooperation 67

• Bilaterale Zusammenarbeit 67

• Polizeiattachés 69

• Polizei- und Zollkooperationszentren CCPD 70

• Schengen-Assoziierung 70

• Europol 71

• INTERPOL 72

• Multilaterale Zusammenarbeit 73

• Internationales Krisenmanagement und Disaster Victim Identification (DVI) 73

• Aus- und Weiterbildung 74 4 • Verwaltungspolizei und Polizeiunterstützung 75 2 • Massnahmen gegen Internetkriminalität 75

• Koordination gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel 77 3

• Meldungen Geldwäscherei 78

• Sprengstoff und Pyrotechnik 79

• Waffen 80

• Massnahmen in Zusammenhang mit Ausländern 81

• Massnahmen gegen Gewaltpropaganda 81

• Massnahmen gegen Gewalt bei Sportveranstaltungen 81

• Einsatzzentrale fedpol 83

• Kindsentführungsalarmsystem 85

• Fahndungen RIPOL 86

• Biometrische Personenidentifikation 86

• Nachforschungen nach vermissten Personen 87

• Ausweisschriften 88

• Koordination Identitäts- und Legitimationsausweise 89

• Rechtsetzung und Datenschutz 91

• Ressourcen 94 TEIL 3 ANHANG • 2012 Annual Report Summary 98

• Glossar 102

• Verzeichnis Themenbereiche 104

• Impressum 105

• Faktenblätter fedpol Beilage

• CD-Statistiken fedpol Beilage

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol EDITORIAL

Editorial

Eine umfassende Beurteilung der Sicherheit der Menschen in der Schweiz gehört zu den Kernaufgaben von fedpol. 2012 hat sich die Bedrohungslage gegenüber den Vorjahren nicht verändert. Die Organisierte Kriminalität bleibt in der Schweiz Realität. So dient die Schweiz beispielsweise italienischen Mafia organisa- tionen zur Geldwäscherei, als Rückzugsgebiet oder zu logistischen Zwecken. Wie vertiefte Analysen von fedpol und unseren Part- nern zeigen, spielen einige italienische Mafiaor ganisationen in der Schweiz aber vermutlich bereits seit mehreren Jahren auch in der Basiskriminalität mit Drogen- und Waffenhandel, Raub oder gewaltsamen Geldeintreibungen eine bedeutende Rolle. Dass diese kriminellen Aktivitäten von der Öffentlichkeit, aber auch von den Behörden lange nicht mit mafiösen kriminellen Organisationen in Ver - bindung gebracht wurden, hängt nicht zuletzt mit deren Abschottungsmass- nahmen zusammen. Mutmassliche Mitglieder verschiedener italienischer Ma- fiaorganisationen halten sich in der Schweiz auf, hauptsächlich in den Grenzregionen zu Italien und Deutschland. Die Schweiz und ihre Bürgerinnen und Bürger stellten 2012 weiter- hin kein primäres Anschlagziel für Jihadisten dar. Trotzdem können Schweizerinnen und Schweizer vorab in Konfliktzonen im islamischen Raum jederzeit zum zufälligen Opfer werden. Dies illustrierten im Berichtsjahr Fälle mehrerer Landsleute, die sich in der Gewalt von jihadistischen Gruppie- rungen be fanden. Zudem ist nach wie vor festzustellen, dass mutmassliche Jihadisten die Schweiz als Basis benutzen, um im Ausland aktive Jihad-Grup- pierungen logistisch, propagandistisch und personell zu unterstützen. fedpol hat darum das Monitoring jihadistischer Aktivitäten im Internet weiter verbessert. Die Monitoring-Spezialisten analysieren regelmässig die mass- geblichen, von jihadistischem Gedankengut geprägten Onlinemedien und ver- schaffen sich so ein umfassendes Bild der Aktivitäten und Hintergründe terroristischer Gruppen, die sich dem globalen Jihadismus verschrieben haben. Kriminelle Gruppierungen sind auch in der Schweiz mit Menschen- handel aktiv. fedpol engagiert sich auf verschiedenen Ebenen, um diesen Straf- taten vorzubeugen und sie zu verfolgen. So koordiniert fedpol mit allen in- ternationalen Partnern kantonale Verfahren, wie jüngst etwa im Falle eines thailändischen Menschenhändlerringes. Weiter verbessert fedpol laufend die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch mit den Partnern in den von Menschenhandel besonders betroffenen Ländern, wie 2012 mit Rumä- nien. Diese intensivierte Zusammenarbeit trägt Früchte, wie die stark wachsen- de Zahl von Anfragen zeigt. Ein Meilenstein zur Eindämmung und Verfolgung von Menschenhan- del stellt der nationale Aktionsplan der Schweiz dar, der vom Steuerungs- organ der bei fedpol angesiedelten Koordinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel verabschiedet und im Oktober 2012 von der Vor-

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steherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartementes der Öffent- lichkeit vorgestellt wurde. Darin wird beschrieben, welche Stellen und Organi- sationen bis 2014 welche Massnahmen ergreifen und umsetzen, um dieser Kriminalitätsform entschieden entgegenzutreten. Ein wichtiges Instrument zur Verfolgung der Schwerstkriminalität ist der ausserprozessuale Zeugenschutz. Zeugenschutz ist überall dort eine zunehmende Herausforderung, wo die Strafverfolgungsbehörden mangels anderer Beweismittel auf Zeugenaussagen angewiesen sind. Erfahrun- gen der Polizei zeigen, dass potentielle Zeugen aus Angst – oder nach massiven Drohungen – oft nicht bereit sind, belastende Aussagen ohne Schutz zu machen. Die Aussagebereitschaft gefährdeter Zeugen kann in solchen Fällen oft nur durch entsprechende Schutzmassnahmen hergestellt und aufrecht- erhalten werden. Mit den am 1. Januar 2013 in Kraft getretenen Rechtsgrundlagen hat die Schweiz die Voraussetzungen geschaffen, dass für bedrohte Zeuginnen und Zeugen in Strafverfahren des Bundes und der Kantone geeignete Massnah- men ergriffen werden können, um die Zeugen zu schützen. Zuständig ist die dafür seit Ende 2012 bei fedpol aufgebaute nationale Zeugenschutzstelle. 4 Mit den Änderungen des Geldwäschereigesetzes will die Schweiz die Geldwäscherei noch stärker verfolgen. So soll die bei fedpol angesiedelte 5 Meldestelle für Geldwäscherei MROS künftig mit ihren Partnerstellen im Ausland auch Finanzinformationen austauschen können und mehr Kom- petenzen gegenüber den Finanzintermediären erhalten. Damit kann die Datenbasis der Meldestelle verbreitert werden, so dass das gesamte Dispositiv der Schweiz gegen Geldwäscherei an Effizienz und Glaubwürdigkeit gewinnt. Ich danke allen, die sich auch 2012 im internationalen Austausch sowie in den Gemeinden und Kantonen mit fedpol eingesetzt haben, um Straf- taten zu verhüten, zu verfolgen und zu klären.

Jean-Luc Vez Direktor Bundesamt für Polizei

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol EDITORIAL

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol EINLEITUNG

Einleitung

Der Jahresbericht des Bundesamtes Ermittlung in Fällen zuständig, bei denen die für Polizei fedpol zeigt der Öffentlichkeit und Bundesstrafgerichtsbarkeit gegeben ist. Aus diesem unseren in- und ausländischen Partnerstellen auf, Grund konzentriert sich die Berichterstattung wie fedpol die Kriminalitätslage in der Schweiz diesbezüglich auf die strafverfolgenden Aspekte. beurteilt, und welche Massnahmen getroffen sowie Für die präventive Analyse dieser staatsschutz- welche Mittel dafür ein gesetzt wurden. relevanten Bedrohungen wird auf die Berichte des Er befasst sich mit der Kriminalitätsbekämp- NDB verwiesen. fung des Bundes und besteht aus zwei Tei len. Im Der zweite Teil des Jahresberichts vermittelt sogenannten Lageteil wird die Kriminalitätslage einen Überblick über die Schwerpunkte der von analysiert und eingeschätzt. Im Teil Massnah- fedpol getroffenen Massnahmen im Jahr 2012 und men und Mittel werden die Tätigkeitsschwerpunkte gibt Aufschluss darüber, wie das Amt die zur von fedpol im Berichtsjahr dargestellt. Verfügung stehenden Mittel (Personal, Finanzen, Der Lageteil des Berichts bietet einen Über- Infrastruktur) eingesetzt hat. blick und eine Einschätzung zu jenen Krimi- Bestandteile sind auch die wesentlichen nalitätsphänomenen, die fedpol im Rahmen der Inhalte der Jahresberichte der Meldestelle für Geld- gesetzlichen Aufträge bearbeitet. wäscherei MROS und der Koordinationsstelle Der Inhalt basiert auf den Informationen, die zur Bekämpfung der Internetkriminalität KOBIK, bei fedpol aufgrund der vielfältigen Tätigkeiten die aus rechtlichen und strukturellen Gründen 6 anfallen. Der Lageteil liefert kein vollständiges Bild separat publiziert werden. der Kriminalität in der Schweiz, sondern ergänzt Adressaten des Jahresberichts sind die politi- 7 beispielsweise die Daten und Aussagen der polizeili- schen Auftraggeber und Kontrollorgane, Poli- chen Kriminalstatistik oder den Bericht des Nach- zeikreise, in- und ausländische Partnerbehörden richtendienstes des Bundes (NDB). sowie die Medien und die Öffentlichkeit. Die Themen sind nach den rechtlichen Gleichstellung Zuständigkeiten gegliedert. Zuerst werden Organi- Wo nicht speziell erwähnt, gilt die männliche sierte Kriminalität, Wirtschaftskriminalität Form für beide Geschlechter. und Geldwäscherei behandelt. In diesen Bereichen kommt dem Bund eine originäre Ermittlungs- kompetenz zu. Sie ist insbesondere dann gegeben, wenn strafbare Handlungen zu einem wesent- lichen Teil im Ausland begangen wurden oder kein eindeutiger Schwerpunkt in einem Kanton besteht. Danach folgen mit Betäubungsmittelhandel, Menschenhandel und -schmuggel, Falschgeld, illegalem Kulturgüterhandel und Internetkrimina- lität jene Kriminalitätsphänomene, für die der Bund als Zentralstelle dient. Zudem wird die Lage in den Bereichen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen, Sicherheit von Personen und Gebäuden sowie Terrorismus und Gewaltextremismus analysiert. In den beiden letzteren Bereichen ist fedpol für die polizeiliche

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol

TEIL1 | LAGE | ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

8 9

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol

TEIL1 | LAGE | ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

Kriminalitätsbekämpfung Bund

TEIL 1 LAGE

10 11

1 Organisierte Kriminalität 12

2 Wirtschaftskriminalität und Geldwäscherei 18

3 Betäubungsmittel 23

4 Menschenhandel 25

5 Menschenschmuggel 28

6 Falschgeld 30

7 Illegaler Handel mit Kulturgütern 32

8 Internetkriminalität 34

9 Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen 37

10 Sicherheit Personen und Gebäude 38

11 Terrorismus und Gewaltextremismus 39

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL1 | LAGE | ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

1 Organisierte Kriminalität

Der Lagebericht konzentriert sich auf die Während die höhere Gesellschaft strategische Ent- wichtigsten Erscheinungsformen der Organisierten scheide fällt und Verbindungen zu den übergeordne- Kriminalität in der Schweiz. Die Auswahl der im Be- ten Strukturen der ’Ndrangheta pflegt, werden der richt erwähnten Gruppierungen richtet sich nach ih- minderen Gesellschaft lediglich die für sie notwen- rer Bedeutung und kann je nach Schwerpunkt der digen Informationen mitgeteilt. Die mindere Gesell- Analysen im Berichtsjahr variieren. schaft ist in der Regel für die basiskriminellen Akti- vitäten zuständig und der höheren Gesellschaft zur Rechenschaft verpflichtet. Kriminelle Gruppen Neben diesen funktionalen Rangordnungen aus Italien innerhalb der Gebietskörperschaften besteht eine weitere Rangordnung, die sich nicht mit den territo- LAGE rial ausgerichteten Strukturen decken muss. Die hö- ABLEGER IN DER SCHWEIZ. Seit der Schaffung der heren Ränge bilden eine Art Elite. Diese ist unter an- Bundeskriminalpolizei (BKP) 2001 bilden Fallkom- derem berechtigt, Kontakte zu pflegen, die unteren plexe mit einem Zusammenhang zu kriminellen Or- Rängen nicht erlaubt sind. Vertretern unterer Ränge ganisationen aus Italien bei der Verfolgung der Or- bleibt diese Rangordnung häufig verborgen. ganisierten Kriminalität einen Schwerpunkt. Die Fäl- Innerhalb der mafiösen Strukturen gelten ei- le weisen häufig einen Bezug zu Geldwäscherei und gene Regeln; kleinere Verfehlungen werden mit Zu- Betäubungsmittelhandel auf, es geht aber beispiels- rechtweisung und Geldbussen, schwerere mit Ge- weise auch um Waffenhandel, Falschgeld und Pro- waltanwendung bestraft. Ein weiteres Kennzeichen duktefälschungen. ist, dass die Mitglieder äusserst diskret und gerade Seit 2010 werden kriminelle Organisationen zentrale Figuren darauf bedacht sind, ausserhalb ih- aus Italien mit Unterstützung nationaler und inter- res kriminellen Umfelds unauffällig und bieder auf- nationaler Partner vertieft analysiert. Die bisherigen zutreten. Zur Abschottung trägt weiter bei, dass die Resultate zeigen, dass sich mutmassliche Mitglieder Mafiaorganisation nach heutigem Kenntnisstand verschiedener italienischer Mafiaorganisationen in auch über Kontakte zu den Behörden in Italien ver- der Schweiz aufhalten. Die Ergebnisse weisen auf fügt. eine Ballung in den Grenzregionen zu Italien und BEURTEILUNG Deutschland hin. IN BASISKRIMINALITÄT AKTIV. Die Schweiz dient italienischen Mafiaorganisationen zur Geldwäsche- KOMPLEXE STRUKTUR. Der Aufbau italienischer rei, als Rückzugsgebiet oder zu logistischen Zwecken. Mafiaorganisationen ist äusserst komplex. Die Einige spielen in der Schweiz aber vermutlich bereits ’Ndrangheta beispielsweise verfügt bereits in ihrer seit über 20 Jahren auch eine bedeutende Rolle in der Herkunftsregion Kalabrien über komplexe Struktu- Basiskriminalität. Dass diese kriminellen Aktivitäten ren, in denen sich familiär und territorial defi nier - von der Öffentlichkeit, aber auch von den Behörden te Verbindungen überlagern. Diese werden immer lange nicht mit mafiösen kriminellen Organisationen wieder an sich verändernde Rahmenbedingungen in Verbindung gebracht wurden, hängt nicht zuletzt an gepasst. In Norditalien und ausserhalb Italiens mit deren Abschottungsmassnahmen zusammen. scheinen ihre Strukturen noch komplexer zu sein, da dort insbesondere die territorialen Strukturen we- BEDROHUNG DURCH ’NDRANGHETA. Die speziel- niger klar abgrenzbar sind als in Kalabrien. le Gefährlichkeit für die Gesellschaft in der Schweiz, Hinzu kommt, dass sich die ’Ndrangheta auch die von der ’Ndrangheta ausgeht, ergibt sich aus durch eine starke interne Abschottung auszeich- mehreren Faktoren: einerseits aus ihrer Organisati- net: In sich geschlossene Gebietskörperschaften, die onsform mit Merkmalen wie der klaren Zuweisung sogenannten «locale», verfügen in der Regel über von Funktionen und Machtbefugnissen, internen eine höhere und eine mindere Gesellschaft, die soge- Regeln, eigenem Sanktionssystem und Abschottung. nannte «società maggiore» und die «società minore». Andererseits verleiht die Anbindung an die krimi -

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL1 | LAGE | ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

nelle Organisation in Italien den Einheiten in der und Anwälte beteiligt, manchmal leisten Bankmitar- Schweiz ein grosses Gewicht im hiesigen kriminellen beiter direkte Hilfe. Milieu und eröffnet ihnen Möglichkeiten für krimi- nelle Aktivitäten. Auffällig sind diese Einheiten der MEHRWERTSTEUERBETRUG – DER FALL MAG- ’Ndrangheta in der Schweiz in den für diese Ma - NITSKY. Einer der grössten Steuerbetrugsfälle in fia organisation typischen Bereichen wie dem Ko - Russland zieht immer weitere Kreise, auch in die ka inhandel, Raubdelikten, Waffenhandel, der Wirt- Schweiz. Seit einigen Jahren ist in Russland eine kri- schaftskriminalität und gewaltsamen Geldeintrei- minelle Gruppierung aktiv, die mutmasslich mit be- bungen. Interne Konflikte, die bei der ’Ndranghe- trügerischer Rückforderung von Mehrwertsteuern ta sehr häufig sind, werden gewaltsam ausgetragen. und anderen Steuerbetrügen mehrere hundert Mil- Entsprechend ist davon auszugehen, dass solche Ge- lionen Dollar erbeutet hat. Neben Figuren der krimi- waltakte auch in der Schweiz vorgekommen sind, nellen Welt stehen Beamte der Steuerbehörden im bislang aber nicht eindeutig der ’Ndrangheta zuge- Zentrum, die für die Bewilligung der betrügerischen rechnet werden konnten. Rückerstattungen zuständig waren. Der russische Um kriminelle Organisationen aus Italien er- Anwalt Sergej Magnitsky, der von einer geschädig- folgreich zu verfolgen, sind die Erkenntnisse über ten britischen Investmentfirma mit der Aufklärung die ’Ndrangheta und auch die anderen italienischen der Vorgänge beauftragt worden war, wurde nach in- Mafiaorganisationen weiter zu vertiefen. tensiver Recherchearbeit selbst mit Steuerbetrugs- vorwürfen konfrontiert und inhaftiert. Er starb nach rund einem Jahr Untersuchungshaft im Gefängnis. Kriminelle Gruppen aus Im Dezember 2012 unterzeichnete der US-Präsident der GUS und Georgien ein Gesetz über Visa-Sanktionen gegen Bürger Russ- lands, die die Menschenrechte verletzt haben (so- 12 LAGE genannter Magnitsky Act), was zu einer erheblichen GELDWÄSCHEREI IM FOKUS. Geldwäscherei bleibt Belastung der russisch-amerikanischen Beziehun- 13 in der Schweiz das zentrale Thema bei der Organisier- gen führte. Ein beträchtlicher Teil der veruntreuten ten Kriminalität aus der GUS. Hohe Summen, nicht Gelder floss mutmasslich in die Schweiz und wurde selten zwei- oder dreistellige Millionenbeträge, wer- danach auf Offshorekonten transferiert oder in Im- den dabei über ein dichtes Netz von Scheinfirmen ge- mobilien investiert. Die Bundesanwaltschaft ermit- schleust, aufgesplittet und danach auf Offshorekon- telt. ten wieder zusammengeführt. Konten auf Schwei - zer Banken sind dabei wichtige Glieder einer langen ERMITTLUNGEN GEGEN USBEKEN. Die Schweiz Kette. Ein aktueller Fall zeigt, dass auch Bargeld- sieht sich auch aus anderen Ländern der GUS mit Ver- transaktionen in Millionenhöhe vorgenommen wer- dachtsfällen von Geldwäscherei in hohem Ausmass den, um die Verbindung zwischen Herkunft und De- konfrontiert. Seit Sommer des Berichtsjahrs wird ge- stination der Gelder zu verschleiern. Als kriminelle gen verschiedene usbekische Staatsbürger ermittelt, Vortaten stehen Korruption und Veruntreuung im die im Verdacht stehen, bei der usbekischen Toch- Vordergrund. Das Geld wird häufig in Immobilien terfirma einer russischen Telekommunikationsge- und in die Hotellerie investiert, auch und zuneh- sellschaft hohe Summen veruntreut und sie in der mend in der Schweiz. Schweiz gewaschen zu haben. Gegenwärtig sind rund 700 Millionen Franken in der Schweiz blockiert. KORRUPTIONSGELDER IN DER SCHWEIZ. Gegen Ende des Berichtsjahres mussten in Russland ver- GEORGISCHE GRUPPIERUNGEN. Nach rund zwei schiedene Minister und andere Staatsangestellte we- Jahren Ermittlungen wurden im Juni 2012 vier Ge- gen Korruption ihre Sessel räumen. Der Gesamt- orgier vom Bundesstrafgericht zu Freiheitsstrafen schaden wird von offenen Quellen auf über eine Mil- zwischen viereinviertel und siebeneinhalb Jahren liar de Dollar geschätzt. Ein beträchtlicher Teil sol - verurteilt wegen Beteiligung an einer kriminellen cher Korruptionsgelder fliesst immer wieder in die Organisation, bandenmässigem Diebstahl und teil- Schweiz, häufig über sogenannte Geschäftskonten weise schwerer Geldwäscherei. Die vier Georgier wirtschaftlich inaktiver Offshorefirmen. An der Ab- hatten als Mitglieder der regionalen Führungsebene wicklung sind nicht selten Schweizer Treuhänder in der Schweiz systematisch Gelder von georgischen

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL1 | LAGE | ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

Diebesbanden eingetrieben und es der kriminellen tes Beziehungsnetz innerhalb der Diaspora ab. Für Organisation «Diebe im Gesetz» weitergeleitet. Ge- Länder mit grossen südosteuropäischen Gemein- orgische Diebesbanden sind weiterhin aktiv, in der schaften wie die Schweiz ist dieser Umstand von ent- Schweiz wie auch in anderen europäischen Län - scheidender Bedeutung. dern. Es bestehen Hinweise, wonach sich ihre Struk- turen nach der grossen Polizeiaktion vom März 2010 KRIMINELLE ETHNISCH-ALBANISCHE GRUPPIE- rasch neu formiert haben. Die Ermittlungen in der RUNGEN. Der Schweizer Heroinmarkt wurde auch Schweiz laufen weiter. im Berichtsjahr von kriminellen ethnisch-albani- schen Gruppierungen dominiert. Die Gruppierun- BEURTEILUNG gen sind opportunistische, clanartige Netzwerke mit VERSUCH DER EINFLUSSNAHME. Die Organisier- starkem Zusammenhalt. Sie erweisen sich als sehr te Kriminalität aus der GUS und Georgien stellt wei- flexibel und umgehen mit ihren kriminellen Aktivi- terhin eine Bedrohung für die Schweiz dar, auch täten und Strategien laufend die Massnahmen der wenn sie das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung Strafverfolgungsbehörden. In der Regel verfügen die vergleichsweise wenig beeinträchtigt. Wie in ande- Gruppierungen über eine relativ starre und dauer- ren Ländern lässt sich in der Schweiz beobachten, hafte Führungsebene, von der aus kriminelle Aktivi- dass Personen aus der GUS reges Lobbying betreiben täten organisiert und gesteuert werden. Auf den hie- und mit ihren umfangreichen finanziellen Mitteln rarchisch tiefer gestellten Stufen sind jedoch die Ver- versuchen, in administrativen, rechtlichen und wei- bindungen schwach strukturiert und die Akteure teren Belangen Einfluss zu nehmen. Die Schweiz leicht austauschbar. Der Rückschluss auf die Füh- wird daher auch in Zukunft alles daran setzen müs- rungsebene wird dadurch stark erschwert. In den sen, die Anlage und Investition krimineller Gelder letzten Jahren haben ethnisch-albanische Krimi - aus der GUS zu verhindern. nelle vermehrt mit Tätern aus der Türkei, aus ande- ren Staaten Südost- und Osteuropas sowie aus Ita- lien und Südamerika zusammengearbeitet. Krimi- Kriminelle Gruppen nelle ethnisch-albanische Gruppen, die vorwiegend aus Südosteuropa aus dem Kosovo, Mazedonien und Albanien stam- men, scheinen auch in anderen Kriminalitätsberei- LAGE chen an Bedeutung zu gewinnen. Sie sind insbeson- AKTIONSRADIUS SUKZESSIVE AUSGEBAUT. Die dere bei der illegalen Migration, unzulässiger Pro- meisten kriminellen Gruppierungen aus Südosteu- stitution, Cannabishandel, bandenmässigem Raub, ropa sind während der Jugoslawienkriege entstan- il legalem Glücksspiel, Schutzgelderpressungen und den. Doch auch seit der Beendigung der kriege - Do kumentenfälschungen verstärkt aktiv. Die delik- ri schen Auseinandersetzungen gelten Teile Südost- tisch erwirtschafteten Gewinne werden in der Regel europas als Krisenregion. Andauernde politische In- in Form von Bargeld in die Herkunftsstaaten der Kri- stabilität, rechtstaatliche und wirtschaftliche Defizite minellen geschafft. Polizeiliche Ermittlungen legen fördern weiterhin in bedeutendem Masse die Kri- indes nahe, dass deliktische Gelder vermehrt auch minalität in und aus dieser Region. Die kriminellen in Westeuropa investiert werden. In der Schweiz Strukturen konnten ihren Aktionsradius in den letz- be nutzen ethnisch-albanische Kriminelle ein brei- ten zwei Jahrzehnten sukzessive über weite Teile Eu- tes Spektrum gewerblicher Strukturen – wie Gastro- ropas und bis nach Nord- und Südamerika ausdeh- nomiebetriebe, Reisebüros und Kleingewerbe – zur nen. Südosteuropa gilt heute als eine der wichtigsten Tarnung ihrer illegalen Aktivitäten. So verurteilte das Herkunfts- und Transitregionen für den Schmuggel Obergericht Zürich im November 2012 einen koso- und Handel von Drogen, Menschen, Waffen, Zigaret- varisch-schweizerischen Doppelbürger und Inhaber ten und anderen Deliktsgütern. Für die Strafermitt- eines Reisebüros wegen Schmuggel und Handel mit lung und -verfolgung stellen besonders die Bezie- Heroin zu zehn Jahren Haft. Im Jahr 2010 hatte der hungen krimineller Akteure zu staatlichen und po- Täter gemäss Urteil 107 Kilogramm Heroin in die litischen Organen in Südosteuropa eine grosse Her- Schweiz geschmuggelt und davon 20 Kilogramm ausforderung dar. Oft stützen sich die kriminellen an mehrere ethnisch-albanische Drogenhändler im südosteuropäischen Gruppierungen bei ihren grenz- Raum Zürich weiterverkauft. Das restliche Heroin überschreitenden Aktivitäten auf ein weit verzweig- wurde sichergestellt.

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL1 | LAGE | ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

FRACHTGUT. Krimi- nelle nutzen vermehrt Schiffs container für den Kokain-Schmuggel von Südamerika nach Westafrika.

KRIMINELLE SLAWISCHE GRUPPIERUNGEN. Die Ausland. Ein beträchtlicher Teil der Täter war noch Bedeutung der kriminellen slawischen Gruppierun- im jugendlichen Alter. Die Täter sind äusserst mobil gen ist nach wie vor gross. Ihr Entwicklungspoten - und werden in der Regel von Erwachsenen aus dem zial scheint noch nicht ausgeschöpft. Die Gruppie- familiären Umfeld gesteuert. rungen sind vorab auf Drogenhandel, Raub, Dieb- stahl und Hehlerei spezialisiert. Darüber hinaus sind BEURTEILUNG vereinzelte Gruppen und Einzeltäter im Menschen- STELLENWERT DER KRIMINALITÄT AUS SÜD- 14 schmuggel aktiv und ziehen Profite aus unzulässiger OSTEUROPA BLEIBT HOCH. Die hohe Relevanz der Prostitution sowie der Vermittlung von Schwarzar- Kriminalität aus Südosteuropa für die Schweiz wur - 15 beit. Die meisten slawischen Gruppen sind aus Ser- de in den letzten Jahren stets aufs Neue bestätigt. Es bien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina sowie gibt keine Anzeichen, dass diesbezüglich eine we- Kroatien. Die Struktur dieser Gruppierungen resul- sentliche Veränderung zu erwarten ist. Wahrschein- tiert oft aus der gemeinsamen Vergangenheit der Mit- lich ist eher, dass es noch zu einer grösseren Ver- glieder in den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien. mischung verschiedener krimineller Aktivitäten im Sie verfügen über ein weitverzweigtes Kontaktnetz südosteuropäischen kriminellen Milieu kommen sowohl in ihren Herkunftsländern als auch in ganz wird. Da die Organisierte Kriminalität eine globa- West- und Mitteleuropa. Immer wieder können Ver- le Dimension aufweist, kann sie nur wirksam be- bindungen zu grösseren kriminellen Clans in der kämpft werden, wenn die Sicherheitsbehörden aller Heimatregion festgestellt werden. betroffenen Länder enger zusammenarbeiten. Die Schweiz ist sich dieser Notwendigkeit bewusst und KRIMINALTOURISMUS. Wie schon in den vergan- macht vom Schengener Informationssystem (SIS) genen Jahren war die Schweiz auch 2012 vom Phä- intensiv Gebrauch. Darüber hinaus wurde die poli - nomen des sogenannten Kriminaltourismus betrof- zeiliche Zusammenarbeit mit den Ländern Südost- fen. Vor allem bandenmässig agierende Tätergrup - europas in den vergangenen Jahren sowohl bilateral pierungen aus Rumänien, Bulgarien sowie aus den als auch multilateral ausgebaut und vertieft. Staaten des ehemaligen Jugoslawiens und der ehe- maligen Sowjetunion sind in Erscheinung getreten. Sie verübten praktisch in der ganzen Schweiz serien- Kriminelle Gruppen mässig Einbrüche in Wohn- und Geschäftsräume, aus Westafrika begingen Fahrzeugdiebstähle, Raubüberfälle auf Ju- weliergeschäfte, manipulierten Geldautomaten oder LAGE transportierten diese gewaltsam ab. Die Täter ope- DOMINANT IM KOKAINHANDEL. Kriminelle Grup- rierten grösstenteils in bis zu fünf Personen umfas- pierungen aus Westafrika beherrschen grosse Tei- senden Gruppen. Ihre Logistikstützpunkte befanden le des Schweizer Kokainmarkts. Die Gruppierungen sich über die ganze Schweiz verteilt oder im nahen sind betreffend ihre Geschäftsbeziehungen und Mo -

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di Operandi sehr anpassungsfähig und flexibel. So lumbien. Das UNODC konstatiert zudem, dass ver- sind sie in der Lage, Schmuggelrouten und -metho- mehrt Kokain über das südliche sowie über das öst- den kurzfristig zu ändern. Indem sie etwa über die liche Afrika geschmuggelt wird, und Ostafrika auch Möglichkeit verfügen, sich bei Landsleuten auf fast zunehmend als Eingangstor für Heroin dient. Seit allen Kontinenten zu versorgen, weisen diese Grup- etwas mehr als zwei Jahren wird eine neue Bedro- pierungen eine in einigen Fällen sogar weltweite hung festgestellt: der Handel mit Amphetamin von Dimension auf. Die polizeilichen Erkenntnisse aus Afrika – hauptsächlich Westafrika – in andere Re- dem Berichtsjahr belegen damit die Feststellungen gionen. Nachdem im Juni 2011 ein erstes Labor zur der Vorjahre. Fabrikation von Metaamphetamin aufgedeckt wur- de, konnte im Berichtsjahr ein zweites lokalisiert ERMITTLUNGEN GEGEN NIGERIANISCHE NETZ- werden. Dies verstärkt die Befürchtung, wonach WERKE. Mehrere Verurteilungen und Ermittlungen Westafrika zunehmend zum Fabrikationsstandort im Berichtsjahr bestätigten, dass es vorwiegend ni- für synthetische Drogen des Typs Amphetamin wer- gerianische kriminelle Gruppierungen sind, die den den könnte. Schweizer Kokainmarkt dominieren. So wurden bei- Trotz Verurteilungen und der 2012 in der spielsweise im September 2012 im Kanton Neuen- Schweiz angestiegenen Sicherstellungen von Koka- burg zwei Nigerianer in erster Instanz zu sechs und in bleiben westafrikanische, insbesondere nigeriani- vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Im Oktober sche Drogennetzwerke in der Schweiz aktiv. Unser 2012 konnte ein zwischen und Land stellt für die Händler unter anderem aufgrund operierendes Schmugglernetzwerk zerschlagen wer- der stabil hohen Nachfrage nach Kokain einen at- den, sechs Personen wurden verhaftet. Gegen ein traktiven und lukrativen Markt dar. weiteres nigerianisches Netzwerk ermitteln die Straf- verfolgungsbehörden des Kantons Wallis. Ende Ok- tober 2012 wurden zudem im Kanton Solothurn Kriminelle Gruppen zwei nigerianische Drogenhändler zu je sechs Jah- anderer Herkunft ren Gefängnis verurteilt, die Mitglieder einer in ganz Europa tätigen Gruppierung waren. LAGE Nebst den vorangehend beschriebenen Gruppierun- BEURTEILUNG gen, die seit einigen Jahren im Bereich der Organi- VERÄNDERTER MODUS OPERANDI. Auch wenn seit sierten Kriminalität Schwerpunkte bilden, ist eine einigen Jahren in Westafrika keine Rekorde bei den Vielzahl weiterer krimineller Gruppen anderer Her- Sicherstellungen erzielt worden sind, ist der Kokain- kunft in unserem Land aktiv oder weist Bezüge zur handel nicht zum Stillstand gekommen. Das United Schweiz auf. Nations Office on Drugs and (UNODC) geht davon aus, dass der Handel in gleichem Masse fort - GRUPPIERUNGEN AUS DER DOMINIKANISCHEN geführt wird wie vor einigen Jahren, die Schmuggler REPUBLIK. Gruppierungen aus der Dominikani- jedoch ihren Modus Operandi geändert haben. In schen Republik sind vorab im Drogenhandel aktiv den letzten Jahren wurde beispielsweise vermehrt und beherrschen Teile des Schweizer Kokainmarkts. Kokain in Schiffscontainern sichergestellt, wobei die Wie in den Vorjahren kam es 2012 in mehreren Mehrheit dieser Kokainladungen von südamerika- Kantonen zu zahlreichen Festnahmen von höher nischen Häfen in Richtung Ghana oder Nigeria un- ge stellten Mitgliedern dominikanisch dominierter terwegs war. Gruppierungen und von Kurieren, die in deren Auftrag versucht haben, Kokain in die Schweiz zu DESTABILISIERENDER FAKTOR. Der Kokainhan- schmuggeln. Die Fälle bestätigen, dass diese Grup- del ist weiterhin ein zentraler Wirtschafts- und zu- pen über gut ausgebaute Vertriebsnetze verfügen gleich ein politisch destabilisierender Faktor in West- und dass nicht selten Frauen Schlüsselpositionen afrika. So stehen beispielsweise die Unruhen der ver- einneh men. gangenen Monate in Guinea-Bissau, wo es zwischen Dezember 2011 und Ende 2012 zu drei versuchten KOLUMBIANER VERURTEILT. Auch kriminelle Grup- Staatsstreichen kam, auch im Zusammenhang mit pierungen aus anderen lateinamerikanischen Staa - dem Import von mehreren Tonnen Kokain aus Ko- ten sind regelmässig in der Schweiz aktiv. So verur-

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teilte 2012 das Bundesstrafgericht in Bellinzona zwei tätig war und verneinte daher den subjektiven Tat- Kolumbianer wegen qualifizierter Widerhandlung- bestand. gegen das Betäubungsmittelgesetz erstinstanzlich zu sieben und 15 Jahren Freiheitsstrafe. In den Jahren KRIMINALTOURISMUS AUS WEITEREN LÄNDERN. 2004 und 2005 hatte die Gruppierung gemäss An- Nebst den genannten kriminellen Gruppen aus Süd- klage der Bundesanwaltschaft 660 Kilogramm Ko- osteuropa, der GUS und Georgien reisen auch Grup- kain von Kolumbien via Belgien in die Schweiz ge- pierungen aus weiteren Staaten in die Schweiz, um schmuggelt. Die Drogen waren vorab für den Schwei- hier kriminell tätig zu sein. So verüben Gruppierun- zer und zu einem kleineren Teil für den italienischen gen aus Nachbarländern in der Schweiz unter ande- Markt bestimmt. Mehrere Mitangeklagte sind be- rem serienmässige Einbrüche und bewaffnete Über- reits vor dem Prozess in Bellinzona von kantona- fälle. Betroffen sind vorab die grenznahen Regionen len Gerichten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und grössere Städte. Gemäss polizeilichen Erkennt- worden. Einige der Urteile sind inzwischen rechts- nissen wird das Diebesgut über ein umfangreiches kräftig. Netzwerk von Hehlern im Ausland aber auch in der Schweiz verkauft. Andere Gruppierungen sind auf TÜRKISCH DOMINIERTE GRUPPIERUNGEN. Tür- Formen des Betrugs spezialisiert. Vorab die Städte kisch dominierte Gruppierungen fallen vor allem , , Zürich und St. Gallen sind seit Jahren wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz re gelmässig von Betrügereien mittels Enkeltrick be- auf. Regelmässig werden Fälle von Handel mit Can- troffen. Opfer sind meist betagte Personen, die Draht- nabis, Kokain, Heroin und synthetischen Drogen zieher stammen meist aus Polen. festgestellt, nicht selten sind mehrere Substanzen gleichzeitig involviert. Die Gruppierungen dominie- BEURTEILUNG ren gemäss polizeilichen Erkenntnissen zwar kei- ATTRAKTIV FÜR GRUPPEN UNTERSCHIEDLICHS- 16 nen der einzelnen Drogenmärkte in der Schweiz, TER PRÄGUNG. Die Schweiz als attraktiver Ar- sind aber seit Jahren etabliert, verfügen über ein gu- beitsstandort und Lebensraum ist auch ein Magnet 17 tes nationales Netzwerk und Kontakte zu krimi - für die Organisierte Kriminalität. Kriminelle Grup- nellen Strukturen in anderen Staaten, namentlich pierungen versuchen, vom hiesigen Wohlstand zu in Deutschland, den Niederlanden und der Türkei. pro fitie ren, beispielsweise durch den lukrativen Weiter sind türkische kriminelle Gruppierungen in Dro gen- oder Menschenhandel, Einbruchserien und den Bereichen Menschenschmuggel und Menschen- Raubzüge oder mit der Schleusung von Migranten, handel aktiv, sie treten aber regelmässig auch mit die in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen Delikten wie Geldwäscherei, Betrug oder Schutzgel- die Dienste von skrupellosen Menschenschmugglern derpressung in Erscheinung. in Anspruch nehmen. Andere Gruppierungen nut- zen nach wie vor den hiesigen Dienstleistungs- und VERBINDUNGEN ZU SPANISCHER GRUPPIERUNG. Industriesektor sowie das lokale Gewerbe für Geld- Andere kriminelle Gruppierungen sind nicht direkt wäscherei und Investitionen oder sie missbrauchen in der Schweiz aktiv, haben aber Verbindungen zu die Schweiz als logistische Basis und Rückzugsort. Personen in der Schweiz oder nutzen die lokale In- Die Schweiz ist entsprechend von Aktivitäten krimi- frastruktur und hiesige Dienstleistungen. So musste neller Gruppierungen unterschiedlichster Herkunft sich 2012 ein Genfer Treuhänder vor dem Bundes- und Prägung betroffen. Die Organisierte Kriminali- strafgericht verantworten, dem die Bundesanwalt- tät beeinträchtigt einerseits unmittelbar die Sicher- schaft zur Last gelegt hatte, dass er spanischen Dro- heit der Bürgerinnen und Bürger im Alltag, anderer- genhändlern geholfen habe, rund zwei Tonnen Ko- seits ist sie eine Bedrohung für den freien Wettbe- kain von Kolumbien nach Spanien zu transportie - werb und die Unabhängigkeit rechtsstaatlicher In- ren, die Identität der Mitglieder des Drogenringes zu stitutionen. Es ist nicht absehbar, dass sich daran mit- verschleiern und die inkriminierten Gelder zu wa- telfristig etwas ändert. • schen. Das Gericht sprach den Mann indes in erster Instanz von den Hauptvorwürfen der Unter stützung einer kriminellen Organisation und der Geldwäsche- Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden rei frei. Es sah es nicht als erwiesen an, dass der An- sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei/ Ermittlungen Organisierte Krimi- geklagte wissentlich für eine kriminelle Organisation nalität und Wirtschaftskriminalität. > Seite 48

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2 Wirtschaftskriminalität und Geldwäscherei

Die Themenwahl für diesen Bericht zu • In der Ausschreibungsphase können einzelnen den Kriminalitätsformen Wirtschaftskriminalität und Anbietern längere Eingabefristen für ihre Offerten Geldwäscherei orientiert sich an der Aktualität, kann gewährt und/oder Informationen über die Inhalte aber auch Ergebnisse längerfristig angelegter Analy- von Konkurrenzofferten gegeben werden. Nach der seprojekte aufgreifen. 2012 haben sich Hinweise auf Ausschreibung besteht zudem die Möglichkeit, dass Korruption im Beschaffungswesen des Bundes ge- wesentliche Kriterien für die Wahl verändert wer- häuft. Weiter werden nachfolgend die Ergebnisse aus den, um einen Anbieter zu bevorzugen. einer Analyse betreffend Geldwäscherei im Immobi- • In der Evaluationsphase können Offerten un- lienhandel und ein konkreter Fall von Geldwäsche- gleich behandelt werden oder einzelnen Anbietern rei via Kompensationszahlungen behandelt. Schliess- wird gestattet, ihre Offerten nach der Eingabefrist lich wird ein Verfahren wegen Manipulationen von nachzubessern. Fussballspielen aufgegriffen, in dem es zum Prozess • Während der Zuschlagsphase kann absichtlich vor dem Bundesstrafgericht kam. ein falscher Zuschlagsentscheid getroffen werden und in der Vertragsphase werden simulierte Verträ- ge abgeschlossen, die der Offerte entsprechen, ob- Korruption im wohl effektiv etwas anderes vereinbart wird. Um ei- Beschaffungswesen ne Grundlage für Rechnungsstellung und Zahlung zu schaffen, werden Verträge mit Scheinfirmen ab- LAGE geschlossen. MEHRERE ERMITTLUNGEN. Im Berichtsjahr häuf- • In der Leistungsphase schliesslich können An- ten sich Meldungen zu Missständen im Beschaf- bieter überhöhte Rechnungen stellen oder nicht alle fungswesen des Bundes. Im Fokus stand hauptsäch- vertraglich vereinbarten Leistungen erbringen. Der lich das Projekt Insieme der Eidgenössischen Steu- Zuschlagsempfänger kann auch weitere Aufträge er- erverwaltung, aber auch in anderen Bundesämtern halten, die zwar im Beschaffungsverfahren vorgese- kamen mutmassliche Unregelmässigkeiten ans Licht. hen wurden, für die jedoch kein wirklicher Bedarf Die Strafverfolgungsbehörden des Bundes ermitteln besteht. in mehreren Fällen wegen ungetreuer Amtsführung und Bestechung. BEURTEILUNG NICHT IMMER KRIMINELLE ABSICHT. Es gibt ver- MANNIGFALTIGE RISIKEN. Eine von der Bundes- schiedene Gründe, warum es gerade im Beschaf- kriminalpolizei 2011 erarbeitete Analyse der seit 2001 fungswesen immer wieder zu regelwidrigem Verhal- in der Schweiz ergangenen Gerichtsurteile wegen ten kommt. Korruption macht deutlich, dass dies keine Einzelfäl- Nicht hinter jedem Regelverstoss steht eine kri- le sind, sondern dass es in diesem Bereich immer wie- minelle Absicht. Ausschreibungen zu grossen Projek- der zu regelwidrigem Verhalten kommt. ten sind unter anderem aufgrund der international vorgegebenen Standards kompliziert und langwie- In jeder Phase eines Beschaffungsprojektes rig. Teilweise müssen gar externe Spezialisten für die bestehen Risiken: Ausschreibung beigezogen werden. Folglich können • In der Planungsphase kann ein Bedarf geschaf- Beschaffer einen komplexen Auftrag aus praktischen fen werden, der gar nicht besteht, oder der Bedarf Gründen direkt an ein Unternehmen ihres Vertrau- kann spezifisch auf ein Produkt oder einen Anbieter ens vergeben. Selbstverständlich rechtfertigen sol- zugeschnitten werden. Weiter lässt sich der Auftrags- che Überlegungen ein regelwidriges Verhalten nicht wert manipulieren – zum Beispiel indem ein Pro- und schützen den Täter auch nicht vor Strafe. jekt aufgesplittet wird –, damit ein Auftrag freihän- Auch fehlten in vielen Beschaffungsstellen bis dig vergeben werden kann. vor kurzem die notwendigen Grundlagen, um Kor-

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ruption zu verhindern. In den analysierten Gerichts- urteilen fiel auf, dass die verurteilten Personen meist die Kontrolle über ein ganzes Projekt hatten und Ma- nipulationen daher kaum auffallen konnten. Heut- zutage wird zumindest in der Bundesverwaltung vermehrt darauf geachtet, dass Planung, Vergabe und Abrechnung organisatorisch voneinander getrennt sind und eine Person nicht zu viele Entscheidungs- kompetenzen auf sich vereinigt.

UNBEKANNTE PRIVATKORRUPTION. Bislang be- trafen alle Korruptionsurteile das öffentliche Be- schaffungswesen, Urteile zu Korruption unter priva- ten Unternehmen liegen bis dato keine vor. Das liegt auf der einen Seite wohl am ausserordentlich gros- sen Auftragsvolumen der öffentlichen Hand. In der Schweiz werden von Bund, Kantonen und Gemein- den jährlich Güter und Dienstleistungen im Umfang von über 30 Milliarden Franken beschafft. Auf der anderen Seite muss von einer hohen Dunkelziffer bei Korruptionsdelikten unter Privaten ausgegangen werden. Der vergleichsweise schlech- tere Schutz von Whistleblowern in der Privatwirt- 18 schaft und die Tatsache, dass Privatkorruption in der Schweiz ein Antragsdelikt ist, haben vermutlich zur 19 Folge, dass weniger Unregelmässigkeiten aufgedeckt werden. Der Bundesrat hat das EJPD beauftragt, bis im Frühling 2013 einen Vorentwurf zur Verschär- fung des Korruptionsstrafrechts zu erarbeiten. Na- mentlich soll Privatbestechung in Zukunft von Am- tes wegen verfolgt werden. INVESTITIONEN IN IMMOBILIEN. Der Immobilien- handel ist auch für Geldwäscherei attraktiv. Geldwäscherei im Immobilienhandel die Bedrohung des sozialen Friedens eine nicht zu un terschätzende Rolle spielt. LAGE Die Bundeskriminalpolizei hat für eine Ana - REGELMÄSSIG VERDACHTSFÄLLE. Geldwäsche- lyse über Geldwäscherei im Immobilienhandel ei- rei im Immobiliensektor ist ein aktuelles Thema, das ne Reihe von seit 2002 laufenden und abgeschlosse- im Parlament zu mehreren Vorstössen geführt hat. nen Vorermittlungs- und Ermittlungsverfahren un- In den Schweizer Medien wurde die Problematik im tersucht. Die Analyse zeigt, dass es hierzulande im- Berichtsjahr oft aufgegriffen, nicht zuletzt im Zusam- mer wieder zu Verdachtsfällen in diesem Bereich menhang mit Aufsehen erregenden Immobilienkäu- kommt, vorwiegend im Zusammenhang mit dem fen im zweistelligen Millionenbereich in der Schweiz Kauf von Wohnobjekten im oberen Preissegment. durch finanzkräftige Bürger aus der GUS. Es besteht In den analysierten Fällen wurden nicht so die Vermutung, dass die Organisierte Kriminalität komplexe Modi Operandi angewendet, wie sie in der und korrupte Autokraten den Schweizer Immo bi- Fachliteratur beschrieben werden. Die Immobilien lienmarkt zur Geldwäscherei missbrauchen. werden mehrheitlich durch eine Banktransaktion Das Thema hat auch darum eine grosse Bedeu- erworben, wobei eine Teilfinanzierung durch das tung, weil Wohnen ein Grundbedürfnis der Bevöl- Finanzinstitut verbreitet ist. Ziel eines Immobilien- kerung ist und die Thematik daher im Hinblick auf kaufs scheint in den meisten Fällen nicht prioritär,

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die dokumentierte Spur des Geldes zu verschleiern, der Fall, wenn die Vortat im Ausland begangen wur- sondern der eigentliche Konsum der Vermögens- de. Das führt regelmässig zur Einstellung von Ver fah- werte. ren wegen mangelnder Informationen aus Rechts- Aus kantonalen Statistiken geht hervor, dass hilfe ersuchen. allgemein bei Käufen von Immobilien nur ein sehr kleiner Anteil durch Gesellschaften gekauft wird. Bei den analysierten Fällen von Geldwäscherei wurden Geldwäscherei via hingegen sehr oft Gesellschaften eingesetzt. Diese Kompensationszahlungen Diskrepanz lässt den Schluss zu, dass bei Immobi- lienkäufen, bei denen Geld gewaschen werden soll, LAGE deutlich öfter Gesellschaften involviert sind als bei INTERNATIONALER GELDWÄSCHEREIRING. 2012 regu lären Immobilientransaktionen. In einigen Fäl- sind schweizerische und französische Ermittler ge- len wurden die Gesellschaften eigens für den Erwerb meinsam gegen einen international agierenden Dro- einer Liegenschaft gegründet und tätigten keine gen- und Geldwäschereiring vorgegangen. Im Zent- wei teren Geschäfte, was den Verdacht auf Geldwä- rum der Ermittlungen der Genfer Strafverfolgungs- scherei weiter verstärkt. behörden stehen drei aus Marokko stammende Brü- Aus den ausgewerteten Fällen ergeben sich der, die durch ein ausgeklügeltes System Gewinne zurzeit keine Hinweise, dass der Barkauf einer Immo- aus dem Cannabishandel gewaschen haben sollen. bilie zu Zwecken der Geldwäscherei in der Schweiz Beim ersten Bruder in Paris flossen die Gewinne des verbreitet ist. Eine Teilfinanzierung in bar oder die Drogenhandels in bar zusammen. Er liess dieses Geld Barzahlung von Umbauarbeiten ist jedoch keine Sel- in Briefumschlägen und Stoffsäcken an französische tenheit. Anzunehmen ist, dass die Dunkelziffer von Kunden einer Genfer Vermögensverwaltungsgesell- Fällen, in denen Miet- oder Renovationskosten mit schaft verteilen, die in der Schweiz Gelder vor dem Bargeld aus dem Drogenhandel oder aus Betrugsde- französischen Fiskus versteckten. Gleichzeitig hielt likten beglichen wird, relativ hoch ist. der Mann in Paris seinen beim Genfer Vermögens - verwalter tätigen Bruder an, die entsprechenden BEURTEILUNG Summen von den jeweiligen Konti der Kunden ab- GROSSE DUNKELZIFFER. Die untersuchten lau- zubuchen. Das Geld floss anschliessend über Stroh- fenden und abgeschlossenen Verfahren lassen den firmen in Panama und auf den Bahamas zurück an Schluss zu, dass der Immobilienhandel für Geld- die Drogenhändler. Diesen letzten Schritt bewerk- wäscher grundsätzlich attraktiv ist. Die Analyse lässt stelligte der dritte Bruder, der bei der Genfer Nieder- aber auch darauf schliessen, dass der Immobilien- lassung einer britischen Bank arbeitete und seine markt von Geldwäscherei nicht stärker betroffen ist Stellung gezielt für diese Zwecke ausnutzte. als andere Sektoren. Aufgrund der bei Geldwäsche - rei inhärenten grossen Dunkelziffer sind abschlies- ALTBEKANNTER MODUS OPERANDI. Der beschrie- sende Aussagen allerdings nur beschränkt möglich. bene Modus Operandi ist nicht neu, sondern wird Auf Seiten der Strafverfolgungsbehörden kann in vielen Teilen der Welt schon seit langem zur Ab- ein Handlungsbedarf in Bezug auf eine konsequen- wicklung von internationalen Geschäften benutzt. te Vermögensabschöpfung ausgemacht werden. Fäl- Der hierzulande unter dem Begriff «Kompensations- le von Geldwäscherei im Immobilienhandel stellen geschäft» bekannte Mechanismus bezeichnet ein aber a priori keine speziellen Anforderungen an Sys tem, in dem Guthaben und Forderungen aus ei- die Strafverfolgungsbehörden. Wie die Analyse zeigt, nem Land mit denen aus einem anderen Land ver- stellt der Nachweis der Immobilientransaktion in rechnet werden. Im Mittelpunkt stehen zwei in- den seltensten Fällen ein Problem dar – im Gegenteil formelle Finanzintermediäre, einer in jedem Land, führten verdächtige Transaktionen im Zusammen- bei denen Zahlungen von einer Vielzahl von Perso- hang mit Immobilien oft erst zum Geldwäschereiver- nen ein- und ausgehen. Die beiden Finanzintermedi- dacht und zur Eröffnung eines Verfahrens. Die gröss- äre begleichen sporadisch unter sich die Differenzen te Hürde für den erfolgreichen Abschluss eines Ver- der gesamten Leistungen. So können internationale fahrens ist – wie in den meisten Fällen von Geldwä- Handelsabschlüsse oder Überweisungen getätigt wer- scherei – der Nachweis der kriminellen Herkunft der den, ohne dass grenzüberschreitende Finanztrans ak- betroffenen Vermögenswerte. Dies ist insbesondere tionen notwendig sind.

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IMPORTEUR Schulden aus BROKER Geschuldete DROGEN dem Import KOLUMBIEN Summe für BARON von Waren Kokainlieferung IN EN WAR KOKA

Laufende Begleichung der Differenz

20 21 EXPORTEUR Bezahlte BROKER Bargeld DROGEN Rechnung der USA aus dem DEALER kolumbianischen Drogenhandel BLACK-MARKET-PESO-SYSTEM. Importeure Für Geldwäscherei via Kompensationszahlungen Abbildung 1 wird ein seit langem für internationale Geschäfte verwendeter Modus Operandi genutzt.

Es gibt zahlreiche Variationen dieses Modus niert nach dem Prinzip der hierzulande verbreiteten Operandi. Die vielleicht bekannteste Anwendung Geldüberweisungsinstitute, ohne aber als Geldtrans- ist das in den 1990er-Jahren durch die kolumbiani- fersystem registriert zu sein und ohne dass die Trans- schen Drogenkartelle entwickelte Black-Market-Pe- aktionen für Dritte dokumentiert würden. so-System. Vereinfacht funktionierte dieses System In Brasilien wiederum wickeln sogenannte wie folgt: Kolumbianische Drogenbarone schmug- «Do leiros» Kompensationsgeschäfte ab. «Doleiros» gelten Kokain in die USA. Der in US-Dollar erziel- treten als Inhaber von Wechselstuben, Reiseagentu- te Verkaufserlös wurde an einen Broker in den USA ren oder kleinen Geschäften mit ähnlichen Aktivi- übergeben, der mit einem weiteren Broker in Ko - täten auf und operieren auf dem brasilianischen lumbien in Verbindung stand. Der Broker in den Schwarzmarkt. Sie unterhalten ein weitverzweigtes USA bezahlte mit diesen Dollars die Rechnungen von Netzwerk mit Offshorefirmen und Konten in ver- kolumbianischen Importeuren bei den amerikani- schiedenen Ländern und bieten weitestgehend ano- schen Exporteuren. Im Gegenzug beglichen die ko- nyme Finanzdienstleistungen an. lumbianischen Importeure ihre Schulden aus dem Handel in kolumbianischen Pesos beim Broker in BEURTEILUNG Kolumbien. Letzterer rechnete mit seinem Gegen- SPUR DES GELDES UNTERBROCHEN. Kompensa- part in den USA ab und leitete die geschuldete Sum- tionsmechanismen bieten den Vorteil, dass Transak- me in Pesos an die Drogenbarone in Kolumbien wei- tionen schnell, unbürokratisch und auch mit Ländern ter. > Abbildung 1 abgewickelt werden können, in denen Devisenver- Das in islamischen Ländern verbreitete «Ha - kehrsbeschränkungen gelten. Da durch solche Ope- wa la»-System ist ein weiteres Beispiel. Es funktio- rationen die dokumentierte Spur – der sogenannte

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Paper Trail – des Geldes unterbrochen wird, wird die- oder fünfstelligen Bereich entlöhnten. Die Mittels- ser Modus Operandi aber auch für Geldwäscherei, männer befanden sich während den Spielen auch Steuerhinterziehung, Terrorismusfinanzierung und meist im Stadion und informierten die Drahtzieher die Umgehung von Handels- oder Finanzembargos detailliert über den Spielverlauf, damit letztere bei genutzt. Das System kann weiter verkompliziert wer- Wettbüros in Asien ihre Einsätze tätigen konnten. Be- den, indem Strohmänner und Gesellschaften in ver- sonders dreist gingen die Täter bei der Organisation schiedenen Jurisdiktionen zwischengeschaltet wer- von Vorbereitungsspielen zwischen dem bosnischen den. Aufgrund der weiten Verbreitung, der kultu- Klub NK Travnik und mehreren Schweizer Klubs rellen Verankerung und der mannigfachen Anwen- vor: Aus abgehörten Telefongesprächen geht hervor, dungsmöglichkeiten dieses Modus Operandi bleibt dass von den bosnischen Gästen die ganze Mann- dieser Mechanismus auch weiterhin aktuell. schaft, deren Trainer und Präsident bestochen wur- Die Bundeskriminalpolizei stösst bei ihren Er- den, um den Betrügern möglichst hohe Wettgewin- mittlungen zu Geldwäscherei regelmässig auf solche ne zu bescheren. Es muss angenommen werden, dass Kompensationsgeschäfte. So konnten vor eini gen die Spiele in der Schweiz einzig zum Zwecke der Jah ren fünf Schweizer Bankern Kompensations- Wettmanipulation organisiert wurden, aus sportli- zahlungen nachgewiesen werden, die für brasi li ani- chen Gründen wären die Partien wohl nicht zustan- sche Amtsträger Schmiergeldzahlungen gewaschen de gekommen. Da aber zumindest einige der Spiele hatten. Auch eine 2011 wegen Bestechung frem- in den asiatischen Wettbüros nicht angeboten wur- der Amtsträger verurteilte Gesellschaft eines euro- den, blieben Gewinne aus. Die Bundesanwaltschaft päischen Grosskonzerns hatte Korruptionszahlun - ver urteilte fünf involvierte Fussballer per Strafbe- gen über Kompensationsgeschäfte abgewickelt. fehl zu bedingten Geldstrafen, ein Spieler verstarb, als die Untersuchungen noch liefen. Weitere Informationen zum Thema finden sich bei Europol unter: Manipulation von https://www.europol.europa.eu/content/results-largest-football- Fussballspielen match-fixing-investigation-europe

LAGE BEURTEILUNG KRIMINELLES NETZWERK MIT SCHWEIZER ABLE- STRAFTATBESTAND DES BETRUGS NICHT ERFÜLLT. GER. In einem Strafverfahren wegen Manipulation Vor dem Bundesstrafgericht mussten sich die beiden von Fussballspielen kam es 2012 zu Verurteilungen Mittelsmänner und zwei Spieler, die den Strafbefehl mit Strafbefehlen durch die Bundesanwaltschaft und angefochten hatten, verantworten. Sie wurden alle- zum Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellin- samt freigesprochen. Obwohl die Beweislage im vor- zona. Im Fokus der Schweizer Ermittlungen standen liegenden Fall dank Geständnissen und einer guten acht aktive und ehemalige Spieler von Schweizer internationalen Zusammenarbeit optimal war, konn- Challenge-League-Vereinen sowie die beiden Draht- ten vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona keine zieher in der Schweiz. Letztere bildeten das Binde - Schuldsprüche erwirkt werden. Grund dafür ist der glied zu einem international agierenden kri minel- Straftatbestand des Betrugs, der nach bundesgericht- len Netzwerk unter der Kontrolle eines Kroaten, der licher Rechtsprechung verlangt, dass eine Person ge- wegen Wettmanipulationen bereits vorbestraft war. täuscht wird. Da in den angeklagten Fällen aber ein Unter dessen Anleitung wurden Spieler, Schiedsrich- elektronisches System überlistet wurde, sei die Straf- ter und Klubfunktionäre in rund zehn europäischen bestimmung nicht anwendbar, so das Bundesstraf- Ländern bestochen, damit sie absichtlich Treffer kas- gericht in seiner mündlichen Begründung. Die Bun- sierten, unbegründete Elfmeter pfiffen oder das Tor desanwaltschaft wird nach Eingang der schriftlichen verfehlten. Begründung entscheiden, ob und welche Fälle sie al- Für die Manipulationen in der Schweiz war ein lenfalls ans Bundesgericht weiterziehen wird. • in Nürnberg ansässiger Komplize des kroatischen Haupttäters zuständig. Er unterhielt enge Beziehun- gen zu den beiden Mittelsmännern in der Schweiz, Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden die ihrerseits die Spieler rekrutierten, die Anweisun- sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei/ Ermittlungen Organisierte Krimi- nalität und Wirtschaftskriminalität sowie in Kapitel 4 Verwaltungspolizei gen der Haupttäter an sie weitergaben und sie bei er- und Polizeiunterstützung / Meldungen Geldwäscherei. folgreichen Manipulationen mit Beträgen im vier- > Seiten 48 und 78

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3 Betäubungsmittel

LAGE Im revidierten Betäubungsmittelgesetz, das LUKRATIVER MARK T. Der Handel mit illegalen Dro- 2011 in Kraft getreten ist, wurden die gesetzlichen gen ist ein umsatzstarker und lukrativer Schwarz- Bestimmungen über den legalen Anbau von Hanf markt. Dieser reicht oft weit über die Landesgrenzen klarer gestaltet: Als Industriehanf darf nur noch Hanf hinaus. Die Schweiz ist in erster Linie ein Abnahme- angebaut werden, der einen THC-Gehalt von weni- markt, spielt aber auch als Transit- und bei Canna- ger als einem Prozent aufweist. Die neuen Bestim- bisprodukten als Produktionsland eine Rolle. mungen erleichtern die polizeiliche Verfolgung der früher oft als Industriehanfanbauten deklarierten, KOKAIN. Der Kokainkonsum stagniert in der Schweiz aber zur Gewinnung von Betäubungsmitteln betrie- gemäss polizeilichen Erkenntnissen auf hohem Ni- benen Outdoor-Plantagen. Da der Cannabismarkt veau. Kokain ist in urbanen wie auch in ländlichen aufgrund steigender Preise sehr lukrativ ist, ist aller- Regionen ausreichend verfügbar und deckt die Nach- dings davon auszugehen, dass die Produktion noch frage. Im Grosshandel betätigen sich unverändert häufiger als zuvor in schwierig ausfindig zu ma- häufig Händler aus westafrikanischen Staaten, vor chenden Indoor-Anlagen stattfindet. In Handel und allem aus Nigeria und der Dominikanischen Repu - Schmuggel von Cannabisprodukten sind am häufigs- blik. Der Strassenhandel wird in den meisten Städten ten Schweizer Staatsangehörige involviert. von Händlern aus westafrikanischen Staaten domi- niert. Kokain wird über verschiedene Verkehrswe- SYNTHETISCHE DROGEN. Amphetamin und Am- ge in die Schweiz eingeführt, die Schmuggeltak tiken phetaminderivate, hauptsächlich Ecstasy, bleiben die 22 werden dabei ständig geändert. Entsprechend vari- wichtigsten illegalen synthetischen Substanzen. Re- ierte während dem Berichtsjahr die Häufigkeit deut- sultate von Konsumentenbefragungen deuten da- 23 lich, mit der auf Flügen, in Zügen und in Fahrzeugen rauf hin, dass der Amphetamin-Konsum in den ver- Kokain sichergestellt wurde. gangenen Jahren besonders im Nachtleben angestie- gen ist. Es gibt – im Unterschied zu Kokain und He - HEROIN. Händlergruppierungen ethnisch-albani- roin – weniger klare Erkenntnisse, wie Schmuggel scher Herkunft sind seit mehreren Jahren stark in und Handel organisiert sind. den Grosshandel mit Heroin involviert. Im Klein- Chemische Substanzen, die als «Legal highs», und Strassenhandel spielen neben ethnisch-albani- «Forschungschemikalien» oder «Neue Psychoaktive schen und serbischen auch schweizerische Händler Substanzen» bekannt sind – und die zum Teil als eine wichtige Rolle. Der Heroinmarkt scheint sich «Badesalz-Drogen» in den Medien für Aufsehen ge- 2012 nach der Verknappung in den beiden Vorjahren sorgt haben –, wurden in der Schweiz vor allem im weitgehend normalisiert zu haben. Die Wirkstoffge- grenzüberschreitenden Postverkehr festgestellt. Bei halte des verkauften Heroins bewegten sich aber diesen Substanzen handelt es sich oft um chemische weiterhin auf sehr tiefem Niveau. Abänderungen bereits bekannter Betäubungsmittel. Im Berichtsjahr wurde die Schweiz in mehre- Diese Veränderungen sollen in erster Linie dazu die- ren Fällen als Transitland für den Heroinschmuggel nen, rechtliche Bestimmungen zu umgehen. Über zwischen Afrika und Westeuropa genutzt. Das He - Wirkung, Nebenwirkungen und Suchtpotential ist roin wurde meist auf Flügen von ostafrikanischen bei diesen Betäubungsmitteln noch wenig bekannt. Flug häfen in die Schweiz geschmuggelt und dann Aufgrund von Sicherstellungen kann davon ausge- auf dem Luftweg oder per Zug in die Nachbarländer gangen werden, dass ein Grossteil dieser Substanzen gebracht. über das Internet gekauft und von Produktionsstand- orten in Asien beziehungsweise von Zwischenhänd- CANNABIS. Cannabis ist in der Schweiz weiterhin lern in Zentral- und Osteuropa vertrieben wird. die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Im Berichtsjahr wurden 46 neue «Forschungs- psychoaktive Substanz. Gemäss Studien zeichnet sich chemikalien» dem Betäubungsmittelgesetz unter- ein leichter Rückgang im Konsum ab, namentlich bei stellt. Zum Konsum liegen keine Zahlen vor. Vergli- Jugendlichen zwischen 13 bis 15 Jahren. chen mit den etablierten Substanzen Heroin, Kokain,

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In Bezug auf synthetische Drogen fehlen zu- verlässige Preisschätzungen weitgehend. Für Ecstasy beläuft sich die schweizweite Schätzung auf 20 Fran- ken pro Tablette. Da es nicht möglich ist, Drogenpreise repräsen- tativ zu erheben, sind die hier angegebenen Preisin- formationen nur als grober Indikator für die Preisla- ge an den illegalen Märkten zu betrachten. Die an - ge gebenen Preise repräsentieren die ungewichteten Durchschnitte von Schätzungen verschiedener Kan- tonspolizeien. Wie die relativ grossen Preisspannen zeigen, können Drogenpreise je nach Region und KOKAIN. Der Konsum von Kokain stagniert Qualität sehr stark variieren. gemäss polizeilichen Erkenntnissen auf hohem Niveau (gestellte Aufnahme). BEURTEILUNG STETIGE ENTWICKLUNG NEUER SUBSTANZEN. Die Lage bezüglich Kokain, Heroin und Cannabis ist Cannabis, Amphetamin und Ecstasy dürfte sich der in den vergangenen Jahren weitgehend unverändert Konsum aber eher auf einem tiefen Niveau bewe- geblieben. gen. Der Konsum von Methamphetamin in kristal- Der Markt für synthetische Drogen – beson- liner Form («Crystal») oder als sogenannte «Thai- ders jener für «Forschungschemikalien» – ist dyna- pille» ist in der Schweiz weiterhin ein Randphäno- mischer. Die stetige Entwicklung neuer Substanzen men, das sich mehrheitlich auf das Rotlichtmilieu be- und ihr Vertrieb über das Internet fordern Straf- schränkt. Dies im Gegensatz zu Tschechien und eini- verfolgungs-, Gesundheits- und Heilmittelkontroll- gen Re gionen in Deutschland, wo in den vergange - behörden sowie die Zollverwaltung heraus. Mit der nen Jahren besonders kristallines Methamphetamin Revision des Betäubungsmittelgesetzes können neu deutlich mehr konsumiert wird und verbreitet ist. auftauchende Substanzen rasch verboten werden, was bereits erfolgreich genutzt wurde. Das Poten- PREISE. Gemäss den fedpol vorliegenden Informa- tial, neue psychoaktive Substanzen weiter zu ent- tionen aus dem Jahr 2011 haben sich die Preise für wickeln, ist aber noch nicht ausgeschöpft. Auch in Heroin und Kokain in den vergangenen Jahren nicht den kommenden Jahren dürften darum bisher un- grundlegend verändert. Im gesamtschweizerischen bekannte Substanzen zumindest für einen begrenz- Durchschnitt kostete ein Gramm Heroin 59 Fran- ten Zeitraum legal erhältlich sein. ken, wobei sich die Preisspanne zwischen 20 und 120 Über die Gründe, weshalb der Konsum von kris- Franken pro Gramm bewegte. Ein Gramm Kokain tallinem Methamphetamin in der Schweiz bisher ein kostete im Durchschnitt 92 Franken. Die Preisspan- Randphänomen geblieben ist, kann zurzeit nur spe- ne erstreckte sich von 60 bis 150 Franken. Durch- kuliert werden. Möglich ist, dass die hohe Kaufkraft, schnittswerte und Preisspannen haben sich für bei- die gute Verfügbarkeit von Kokain und Ampheta - de Substanzen in den vergangenen Jahren in einem min sowie vergleichsweise tiefe Strassenpreise dazu Bereich von ±10 Prozent der Werte von 2011 be- geführt haben, dass bisher keine starke Nachfrage wegt. nach anderen Stimulanzien entstanden ist. Im Jahr 2011 lag der gesamtschweizerische Schwierig bleibt, den Schmuggel etablierter Durchschnitt für ein Gramm Marihuana bei 11 Fran- synthetischer Drogen zu verfolgen, da Handel und ken. Die Preisspanne reichte von 5 bis 25 Franken. Schmuggel oft weniger organisiert sind als bei He - Während sich der Durchschnittspreis seit 2006 le- ro in, Kokain und Cannabis. Der grösste Teil des diglich um 2 Franken erhöht hat, hat sich die Preis- Kleinhandels für synthetische Substanzen findet im spanne deutlich verändert: ihre Untergrenze lag bis nicht-öffentlichen Raum statt. Dies erschwert den 2008 noch bei 3 Franken, die Obergrenze bei 18 Fran- Straf verfolgungsbehörden, den Handel zu unterbin- ken. Seither sind die Ober- und die Untergrenze der den. • Preisspanne für Marihuana kontinuierlich angestie- Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden gen. sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei/ Betäubungsmittel. > Seite 57

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4 Menschenhandel

LAGE von zehn auf 14 Jahre und bestätigte die von der Vor- HETEROGENES BILD. Die Schweiz ist primär von instanz angeordnete Verwahrung des Täters. Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeu- Als Folge dieser medienwirksamen Fälle zogen tung von Frauen betroffen. Die Opfer stammen seit sich weitere Drahtzieher aus der Schweiz zurück. einigen Jahren hauptsächlich aus Rumänien, Un- Die Kontrolle der Opfer vor Ort wurde höher gestell- garn und Bulgarien, aber auch aus Asien (vorab Thai- ten Prostituierten, sogenannten Capo-Frauen, über- land), Südamerika (Brasilien) und Westafrika (Nige- tragen. Eine ähnliche Vorgehensweise wird auch bei ria). Diese Schlüsse lassen die Meldungen der natio- den stark zunehmenden rumänischen Tätergrup pie- nalen und internationalen Partnerdienste zu, die bei rungen beobachtet, die ihre Opfer in der ganzen der Bundeskriminalpolizei bearbeitet werden. Schweiz in Bordellen platzieren und von Prostitu- Die polizeilichen Erkenntnisse zeigen ein hete- ierten beaufsichtigen lassen. Polizeiliche Erkennt - rogenes Bild der Opfer, der Täterschaft und der Modi nisse lassen den Schluss zu, dass sich unterschiedli- Operandi. Die Opfer stehen meist aufgrund der äus- che Gruppierungen aus verschiedenen rumänischen seren Umstände unter Druck, beispielsweise auf- Regionen in jeweils anderen Städten und Kanto- grund von Armut, zerrütteten familiären Verhältnis- nen in der Schweiz konzentrieren. Die Täter agieren sen oder fehlender beruflicher Perspektive. Sie sind sehr flexibel und sind international ausgerichtet. Da- entsprechend anfällig, ausgebeutet zu werden. Tä- durch können sie auf polizeiliche Massnahmen kurz- ter sind vorwiegend Männer, teils schweizerischer, fristig reagieren und ihre Opfer in einem anderen grösstenteils aber ausländischer und oft gleicher Her- Kanton oder einem anderen Land unterbringen. 24 kunft wie ihre Opfer. Sie handeln selten als Einzel- In einem Nachbarland etablierte bulgarische personen, meist in kleineren Gruppen und in einigen Gruppierungen zogen sich aufgrund verstärkter Kon- 25 Fällen als Mitglied oder im Auftrag von grösseren trollen im Berichtsjahr in die Schweiz zurück und kriminellen Gruppierungen. Die Mittel, mit denen versuchten, ihre Geschäfte von hier aus zu kontrol- sie ihre Opfer in eine Zwangslage bringen und deren lieren und in der Schweiz Fuss zu fassen. Sie be- Selbstbestimmungsrecht beschränken, reichen vom schränken sich jedoch nicht auf die Ausbeutung Ausnutzen einer finanziellen Notlage und subtiler von Landsfrauen sondern rekrutieren beispielswei- psychischer Einflussnahme über massive Drohun- se auch polnische Frauen, die sich zusammen mit gen bis hin zu extrem brutaler physischer Gewalt. Bulgarinnen auf den Strassenstrichen in Bern, Ol- Oft wissen die Frauen, dass sie sich in der Schweiz ten, Luzern oder Chur wiederfinden. Rumänische prostituieren sollen, sie werden aber über die Rah- Drahtzieher beuten auch mit gefälschten Papieren menbedingungen getäuscht. Ausgebeutet werden ausgestattete moldawische Frauen aus. die Opfer unter anderem auf dem Strassenstrich, in Bordellen, Kontaktbars und Cabarets. HANDEL MIT FRAUEN UND TRANSVESTITEN AUS THAILAND. Wiederholt wurden in der Vergangen- HANDEL MIT FRAUEN AUS RUMÄNIEN, UNGARN heit Fälle von Menschenhandel mit Thailänderinnen UND BULGARIEN. Die Zahl der Frauen aus Ungarn, aufgedeckt. Seit Ende 2010 gelang es der Kantonspo- Rumänien und Bulgarien, die sich in der Schweiz lizei Bern in Zusammenarbeit mit anderen Strafver- prostituieren, ist hoch. Meist gehören sie der Ethnie folgungsbehörden, über 50 Frauen und Transvesti- der Roma an. Von diesem Phänomen sind alle Regi- ten als Opfer eines in der Schweiz tätigen Menschen- onen der Schweiz betroffen. Entsprechend gross ist händlerringes zu identifizieren. Nebst der thailändi- die Zahl der Verdachtsfälle auf Menschenhandel bei schen Hauptangeklagten wurden weitere fünf Frau- Prostituierten aus diesen Staaten. en und Männer aus Thailand und eine Person aus 2012 wurden mehrere in der Stadt Zürich zum der Schweiz als mutmassliche Mittäter entlarvt. Zwei Teil äusserst brutal agierende ungarische Täter in ers- von ihnen wurden 2012 unter anderem wegen Men- ter und in einem Fall in zweiter Instanz zu mehrjäh- schenhandel zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe rigen Haftstrafen verurteilt. Im schwersten Fall ver- sowie zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt. Wie schärfte das Zürcher Obergericht die Freiheitsstrafe die Ermittlungen zeigten, fungierten die Täter in der

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Schweiz als Ableger einer kriminellen Gruppierung Eine besondere Problematik stellt die orga- in Thailand, die Opfer rekrutiert, Papiere fälscht, fin- nisierte Bettelei dar. Die französischen Strafverfol- gierte Arbeitsbestätigungen beschafft und über Ver- gungsbehörden verhafteten 2012 mehrere mutmass- bindungen in zahlreiche Staaten auf mehreren Kon- liche Menschenhändler mit rumänischer Staatsbür- tinenten verfügt. Gemäss polizeilichen Erkenntnis- gerschaft, die ihre Opfer zur Bettelei und zum Dieb- sen handelte es sich beim aufgedeckten Menschen- stahl oder Trickbetrug auch in die Schweiz geschickt händlerring nicht um einen Einzelfall. Kriminelle hatten. Erfahrungen in anderen europäischen Län- Gruppierungen in Thailand arbeiten weiterhin mit dern zeigen, dass Gruppierungen ethnischer Roma Ablegern in der Schweiz zusammen. mit erwachsenen und minderjährigen Opfern ihrer Ethnie handeln und sie teilweise auf sehr brutale Art HINWEISE AUF MENSCHENHANDEL MIT CHINE- ausbeuten. Einige Schweizer Städte sind phasenwei - SINNEN. In Europa werden zunehmend chinesi- se stark von Bettelei betroffen. Auch wenn es sich sche Prostituierte und Fälle von Menschenhandel nicht in allen Fällen um Ausbeutung im Sinne des mit Chinesinnen festgestellt. Auch in der Schweiz Strafgesetzbuches handelt, zeigen zahlreiche Hin- mehren sich die Anzeichen, wonach eine wach- weise, dass Menschenhandel zum Zwecke der Aus- sende Zahl Chinesinnen ausgebeutet werden. Die beutung der Arbeitskraft in der organisierten Bet - po li zei lichen Erkenntnisse verweisen auf chinesi- telei auch in Schweizer Städten stattfindet. Ermitt- sche Drahtzieher, die in verschiedenen europäischen lungen in der Westschweiz belegen, dass Opfer bei- Staaten operieren. spielsweise in eine Schuldenfalle und so in die Ab-

HANDEL MIT FRAUEN AUS WESTAFRIKA. Westaf- hängig keit ihrer Ausbeuter geraten, die diese Situa- rika, insbesondere Nigeria, ist ein weiteres, wesentli- tion skrupellos ausnutzen. ches Herkunftsgebiet von Frauen, die unter teilwei- BEURTEILUNG se lebensgefährlichen Bedingungen nach Europa ge- schleust und hier ausgebeutet werden. Nigerianische ERHÖHTER DRUCK AUF OPFER. Die Schweiz ist als Opfer müssen oft zehntausende Franken bei krimi- Transit-, vor allem aber als attraktives Zielland von nellen Netzwerken im Heimatland und der Kontroll- Menschenhandel betroffen. Der Schweizer Markt person vor Ort abbezahlen, meist einer ehemaligen verspricht Menschenhändlern vergleichsweise hohe Prostituierten. In der Schweiz werden Fälle von Men- Gewinne und birgt aufgrund der vergleichsweise li- schenhandel mit Nigerianerinnen selten aufgedeckt. beralen rechtlichen Rahmenbedingungen betreffend Ein Grund dafür ist, dass die Opfer meist mit spiritu- Prostitution sowie wegen der begrenzten Ressourcen ellen Ritualen (die Rede ist von Voodoo oder Juju) bei den Polizeibehörden ein relativ kleines Risiko unter Druck gesetzt werden und sich angesichts des einer Strafverfolgung. Aufgedeckte Menschenhänd- Banns nicht wagen, Aussagen zu machen. Erschwe- lerringe strukturieren sich nach einem Schlag der rend kommt in einigen Fällen hinzu, dass Opfer sich Strafverfolgungsbehörden schnell neu oder werden nicht als Opfer betrachten, sondern die Prostitution durch andere Gruppierungen ersetzt. Dies illustrier- samt den irregulären Rahmenbedingungen als Teil ten in den letzten Jahren beispielsweise Fälle von kri- eines korrekten Tauschhandels ansehen. Das ändert minellen thailändischen Gruppierungen oder auch natürlich nichts am gesetzwidrigen Ausbeutungsver- die anhaltend grosse Zahl mutmasslicher Menschen- hältnis, in dem sich die Frauen in Europa oft wieder- händler aus Ungarn, beispielsweise im Bereich des finden. Im Rahmen einer europaweit koordinierten Zürcher Strassenstrichs am Sihlquai. Grosskontrolle wurden 2012 auch in verschiedenen Die Attraktivität der Schweiz und die Perso- Schweizer Kantonen mehrere mutmassliche Opfer nenfreizügigkeit führen tendenziell zu einem wach- und Täterinnen aus Nigeria identifiziert. senden Angebot auf dem Sexmarkt. Stellenweise ist das Angebot bereits klar grösser als die Nachfrage. AUSBEUTUNG DER ARBEITSKRAFT. Menschen- Dies verschärft den Konkurrenzkampf im Milieu und handel zur Ausbeutung der Arbeitskraft wird in der erhöht den Druck auf Prostituierte und Opfer von Schweiz nach wie vor selten strafrechtlich verfolgt. Es Menschenhandel zusätzlich. Zudem sind die krimi- ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Gemäss nellen Gruppierungen so mobil und flexibel, dass sie polizeilichen Erkenntnissen sind vorab die Bereiche sich verstärkten Kontrollen entziehen, indem sie in Pflege, Haus- und Landwirtschaft sowie das Gast- und einen anderen Kanton oder in ein anderes Land aus- Baugewerbe anfällig für diese Ausbeutungsform. weichen.

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ORGANISIERTE BETTELEI. Auch in Schweizer Städten betteln Menschen, die von Menschenhändlern ausgebeutet werden.

ENGAGEMENT IM AUSLAND. Die Lage macht deut- zeigt beispielsweise eine 2011 initiierte interdiszipli- lich, wie wichtig die interkantonale und interna - näre Arbeitsgruppe Schweiz-Rumänien. Diese lang- tio nale Zusammenarbeit auch in diesem Kriminali- fristig angelegten Projekte können die Situation je- tätsbereich ist. Die Schweiz bleibt für Kriminelle al- doch kurzfristig kaum grundsätzlich verbessern. • lein schon aufgrund des Wohlstandsgefälles gegen- über zahlreichen anderen Staaten attraktiv, solange

sich die Lebensbedingungen potentieller Opfer in ih- Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden ren Heimatländern nicht grundsätzlich ändern. Die sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei / Menschenhandel und Menschen- Schweizer Behörden und verschiedene NGOs un- schmuggel sowie in Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiunterstüt- zung / Koordination gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel. ternehmen sowohl bei der Unterstützung von Her- > Seiten 53 und 77

kunftsländern wie auch in der internationalen Zu- Statistische Angaben zum Themenbereich finden sich auf der CD Statistik sammenarbeit immer grössere Anstrengungen. Dies fedpol.

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5 Menschenschmuggel

LAGE in Mazedonien gelang es den lokalen Strafver- ZUNAHME DER WEITERSCHLEUSUNGEN AB GRIE- folgungsbehörden, grössere Fälschungswerkstätten CHENLAND. Die Schweiz ist sowohl als Transit- wie auszuheben. In diesen konnten nebst amtlichen auch Zielland von Menschenschmuggel betroffen. Reisedokumenten verschiedener Schengen-Staaten Gemäss den Meldungen der nationalen und interna- auch Krankenkassen- und Kreditkarten, Urkunden tionalen Partner, die 2012 bei der Bundeskriminal- von Universitätsabschlüssen, Fahrzeugausweise so- polizei bearbeitet wurden, stammten die tatverdäch- wie gestohlene Originaldokumente und Verarbei- tigen Schlepper vorwiegend aus dem Kosovo, aus tungsmaterial sichergestellt werden. Die verantwort- Serbien, Syrien, Mazedonien und Albanien. Wäh- liche kriminelle Gruppierung fertigte Dokumente in rend im Berichtsjahr die Schleusungen aus Norda - verschiedenen Qualitäts- und Preisklassen an, die für fri ka über die zentrale Mittelmeerroute deutlich zu- die erleichterte Einreise in den Schengenraum, die rückgingen, blieb die Lage in der östlichen Mittel- Erschleichung von Aufenthaltsbewilligungen oder meerregion weiterhin angespannt. Mit dem erneu- die Veschleierung der Identität bei vorbestraften Per- ten Anstieg der illegalen Migration an der türkisch- sonen verwendet wurden. Die ethnisch-albanischen griechischen Grenze haben auch die Weiterschleu- Täter operierten in mehreren Ländern, wo sie jeweils sungen ab Griechenland zugenommen. Migrantinen über ein umfangreiches Vertriebsnetz verfügen. und Migranten werden vor allem über die Balkan- Wie die Auswertungen der beschlagnahmten route oder auf dem Seeweg nach Italien und von dort Datenträger zeigen, ist auch die Schweiz in verschie- weiter in die wirtschaftlich vergleichsweise stabilen dener Hinsicht betroffen. Neben der Tatsache, dass Zielländer im Norden geschleppt. Schweizer Aufenthaltsbewilligungen, Identitätskar- Wichtigstes Eingangstor zur Schweiz ist die ten und Fahrzeugausweise gefälscht wurden und die Südgrenze im Tessin, wobei der rechtswidrige Grenz- Schweiz als Zielland für Schleusungen eine wichtige übertritt primär im Bahnverkehr erfolgt, aber auch Rolle spielte, bestehen auch Verbindungen zu Mit - in Privatfahrzeugen und über die grüne Grenze. telsmännern in der Deutsch- und Westschweiz. Aus- Zugenommen haben 2012 auch Schleusun- serdem war die Gruppierung in weitere Delikte wie gen auf dem Luftweg ab den griechischen Flughä- Fahrzeugdiebstahl und Raubüberfälle verwickelt, die fen Athen und Thessaloniki. So hat die Swiss Inter- unter anderem in der Schweiz begangen wurden. na tional Air Lines im Berichtsjahr rund 1470 Per - sonen aufgrund von gefälschten Dokumenten oder MISSBRAUCH DES FAMILIENNACHZUGS. Im Be- des Profils der Reisenden den Abflug verweigert. Das richtsjahr haben Ermittlungen der Luzerner Straf- ist eine Zunahme um 13 Prozentpunkte. Als häufi- verfolgungsbehörden ergeben, dass unter dem Vor- ger Modus Operandi wurden nebst der missbräuch - wand von bewilligten Familiennachzügen eritreische lichen Verwendung von Kreditkarten Mehrfachbu- Staatsangehörige mit falschen Identitäten in und chungen festgestellt. So wird bei einer Verweigerung durch die Schweiz geschleust wurden. In sechs Fäl- des Abflugs umgehend bei einer anderen Fluggesell- len meldeten Personen eritreischer Herkunft ihre schaft versucht, an Bord einer Maschine zu gelan- vermeintlichen Ehefrauen oder Kinder, die angeb- gen. Per Winterflugplan 2012/2013 hat die Swiss ih- lich zuvor im Rahmen des Familiennachzugs in die re Verbindung ab Thessaloniki eingestellt. Im Ver- Schweiz gereist waren, als vermisst. Die von den An- gleich zum Vorjahr handelte es sich 2012 bei den auf zeigestellern gemachten Aussagen erwiesen sich je- dem Luftweg geschleppten Personen vermehrt um doch als widersprüchlich. Die internationalen Ver- Staatsan gehörige aus Afghanistan, Syrien und Pa- misstenfahndungen blieben erfolglos, einzig eine kistan; in vielen Fällen wurden auch unbegleitete vermisste Minderjährige konnte in Schweden loka- Minderjäh rige oder solche in Begleitung fremder Er- lisiert werden. Im Laufe der Ermittlungen erhärtete wachsener festgestellt. sich der Verdacht, dass der Familiennachzug miss- braucht worden war und die Anzeigesteller nicht ih- AUSHEBUNG VON FÄLSCHUNGSWERKSTÄTTEN. re Frauen oder Kinder, sondern Drittpersonen mit Bei mehreren Hausdurchsuchungen im Kosovo und falscher Identität in die Schweiz beziehungsweise in

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prosperierende europäische Länder wie die Schweiz, nehmen die meisten Migrantinnen und Migranten die Dienste von Schleppern in Anspruch. Um die wei- te Reise in Angriff zu nehmen, braucht es Informati- onen, Transportmittel und die notwendigen Doku- mente, über die die betroffenen Personen meistens nicht verfügen. Diese Notlage wissen die Schleuser- Netzwerke auszunutzen und verhelfen zu reinen Ge- winnzwecken zur rechtswidrigen Einreise oder dem rechtswidrigen Aufenthalt. Dabei ist die Schleusung mit grössten Risiken verbunden, wie im Berichtsjahr erneut zahlreiche Todesfälle bei der Überfahrt auf dem Mittelmeer gezeigt haben. Doch solange die glo- balen Ungleichgewichte bestehen, wird die irregulä - re Migration andauern. Somit ist auch künftig nicht mit einem Rückgang der Schleusungskrimi nalität zu rechnen.

ZUNEHMENDE PROFESSIONALITÄT DER SCHLEU- SER. Die Aushebung der Fälschungswerkstätte im Kosovo hat nicht nur ans Licht gebracht, welche Mengen von gefälschten Dokumenten eine einzelne Gruppierung in Umlauf bringen kann, sondern hat 28 auch aufgezeigt, wie professionell solche Gruppie- rungen über Jahre hinweg vorgehen. Oftmals verfü- 29 gen die Schleusungsgruppierungen über eine kom- plexe Arbeitsteilung und sind international gut ver- netzt. Vor allem sind sie flexibel und mobil, da sie stän- dig ihre Vorgehensweise den neusten Massnahmen der Behörden anpassen müssen. Jede Massnahme zur Eindämmung der irregulären Migration oder der Schleusungskriminalität erfordert von den Schlep- pern eine Gegenreaktion, die eine Verlagerung der FÄLSCHUNGEN. Gefälschte Ausweispapiere, wie Route, eine technische Optimierung bei der Doku- sie 2012 vom Grenzwachtkorps sichergestellt mentenfälschung oder die Spezialisierung der Netz- wurden, sind für den Menschenschmuggel meist werke nach sich ziehen kann. Da die Gruppierungen unerlässlich. über Kantons- und Landesgrenzen hinweg agieren, stellen sie die Strafverfolgungsbehörden zunehmend vor grosse Herausforderungen. Um dieses Phäno - andere europäische Staaten nachreisen liessen. Die men wirksam verfolgen zu können, ist es wichtig, die gezielten Vermisstenmeldungen hätten verhindern polizeiliche Zusammenarbeit zu optimieren und be- sollen, dass die Täuschungen im Rahmen von allfäl- stehende kriminalpolizeiliche Instrumente wie bei- ligen Kontrollen der Ausländerbehörden ans Licht spielsweise die verdeckte Ermittlungen besser zu kommen. nutzen. •

BEURTEILUNG Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden AUSNUTZUNG DER NOTLAGE. Armut, (politische) sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei / Menschenhandel und Menschen- Verfolgung, Naturkatastrophen oder politische Insta- schmuggel sowie in Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiunterstüt- zung / Koordination gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel. bilität veranlassen jährlich Tausende von Personen, > Seiten 53 und 77

ihre Heimat zu verlassen. Angesichts der begrenzten Statistische Angaben zum Themenbereich finden sich auf der CD Statistik Möglichkeiten der legalen Migration in wirtschaftlich fedpol.

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6 Falschgeld

LAGE BEURTEILUNG FALSCHGELD AUF DEM NIVEAU DER VORJAHRE. HAUPTSÄCHLICH UNPROFESSIONELLE FÄLSCHUN- 2012 bewegten sich die Falschgeldmeldungen in der GEN. Die Schweizer Behörden sind hauptsächlich Schweiz auf dem Niveau der Vorjahre. Dagegen hat mit gefälschten Banknoten konfrontiert, die wenig der Nennwert des sichergestellten Falschgelds zuge- professionell und mit simplen Mitteln produziert nommen. Das ist vor allem auf einen Fall zurückzu- werden. Sie sind relativ einfach als Fälschungen er- führen, in dem falsche US-Dollar-Scheine in grossem kennbar. Hinter diesen Fälschungen stehen in der Umfang sichergestellt wurden. Regel Personen mit einer geringen kriminellen Bei den Falsifikaten waren keine neuen Trends Energie wie beispielsweise unbedachte Minderjäh- erkennbar. Allerdings wurden etwas mehr falsche rige oder Erwachsene, die sich einen Scherz erlau- Schweizer Banknoten festgestellt. Vermehrt wurden ben oder Waren mit geringem Wert kaufen wol- falsche 200- und 1000-Franken-Noten sichergestellt, len. Es existieren jedoch auch andere Fälle, die auf was die Summe gegenüber dem Vorjahr um rund 20 eine ernsthaf tere kriminelle Motivation schliessen Prozent auf knapp 550000 Franken ansteigen liess. lassen. So wurden vermehrt grössere Mengen an Über 90 Prozent der Fälschungen von Schwei- Falschgeld im Drogenmilieu hergestellt und in Um- zer Banknoten werden mittels Tintenstrahldruckern lauf gesetzt. hergestellt. Beim Rest handelt es sich um Ausdrucke mit Farblaserdruckern oder Kopierern. Wegen feh- IN EINZELFÄLLEN SPUREN ZUR ORGANISIERTEN lender Sicherheitsmerkmale sind diese Fälschungen KRIMINALITÄT. In der Schweiz werden auch sehr relativ einfach als solche zu erkennen. Es gab keine professionell und mit teuren Mitteln hergestellte Hinweise, dass Kriminelle qualitativ hochwertige fal- Fälschungen sichergestellt, hauptsächlich von Euro- sche Schweizer Noten im aufwendigen Offsetdruck- Noten. Deren Produzenten können der Organisier- verfahren herstellen würden. ten Kriminalität Südeuropas, zum Teil auch anderer europäischer Staaten zugerechnet werden. Im euro-

GERINGE ZUNAHME FALSCHER EUROS IN DER päischen Vergleich ist die Schweiz davon jedoch nur SCHWEIZ. In der Schweiz wurden etwas mehr fal- wenig betroffen. Grundsätzlich scheint für Krimi - sche Euros vorgefunden als im Vorjahr. Dies im Ge- nelle in der Schweiz das Risiko zu hoch zu sein, Fal- gensatz zu vielen anderen europäischen Staaten, in sifi kate einer Fremdwährung unter die Bevölkerung denen seit einiger Zeit ein Rückgang an sichergestell- zu bringen. An der Grenze werden aber immer wie- tem Falschgeld registriert wird. Laut internationalen der Personen angehalten, die die Schweiz als Durch- Falschgeldexperten haben Sicherstellungen grösse - gangsland für den Schmuggel von Falschgeld von rer Mengen von Fälschungen gleicher Machart und einem EU-Land in ein anderes benutzen wollen. Urheberschaft, abgenommen. Die Aushebung meh- Die professionelle Fälschung von Schweizer Bank- rerer Falschgeldwerkstätten in verschiedenen EU- noten ist für kriminelle Gruppierungen aufgrund des Ländern dürfte wesentlich zu dieser Entwicklung hohen Sicherheitsstandards und des kleinen Wäh- beigetragen haben. rungs raumes des Schweizer Frankens unattraktiv. Euro-Noten werden nach wie vor hauptsäch- Die Falschgeldmenge, die sich in der Schweiz lich im Offsetdruckverfahren gefälscht. Die qualita - mutmasslich im Umlauf befindet, ist gemessen am tiv hochwertigen Produkte sind schwer als Fälschun- gesamten Bargeldumlauf klein, der wirtschaftliche gen erkennbar und entsprechend weit im europäi- Schaden, der durch die Falsifikate entsteht, ist sehr schen Raum verbreitet. gering. Es bestehen keine Anzeichen, dass sich daran 2012 wurden in der Schweiz mehr falsche US- mittelfristig etwas ändert. • Dollar-Noten sichergestellt. Dies ist wie erwähnt auf Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei / Koordination Falschgeld. ein einziges Verfahren zurückzuführen. Verglichen > Seite 59 mit den Zahlen der letzten zehn Jahre liegt die An- Statistische Angaben zum Themenbereich finden sich auf der CD Statistik zahl an falschen US-Dollar-Noten im Durchschnitt. fedpol.

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UNATTRAKTIV. Die professionelle Fälschung von Schweizer Noten ist für Kriminelle unattraktiv.

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL1 | LAGE | I LLEGALE R HANDEL MIT KULTURGÜTERN

7 Illegaler Handel mit Kulturgütern

LAGE Deutschland in den letzten Jahren mehrere Fälle FEHLENDE DATENGRUNDLAGE. Aussagen über in- aufgedeckt werden konnten, ist über diese äusserst ternationale Tendenzen in diesem Kriminalitätsbe- lukrative kriminelle Aktivität noch wenig bekannt. reich sind nur bedingt möglich. Zwar unternehmen Gemäss Einschätzung von Experten sind gefälschte viele Staaten zunehmend mehr gegen den illegalen Werke in privaten Sammlungen und öffentlichen Handel mit Kulturgütern. Aber in den Ländern, die Institutionen verbreitet. am stärksten von illegalem Kulturgüterhandel be - HORN-DIEBSTAHL. Zugenommen hat im Berichts- troffen sind, sind die Datengrundlagen oft mangel- jahr auch die Anzahl Diebstähle von Nashorn-Hör- haft. Diese Staaten sind oft nicht in der Lage, Verluste nern. Diese Entwicklung hängt mit einer verstärk- aus Plünderungen archäologischer Stätten systema- ten Nachfrage im Fernen Osten zusammen. Da die tisch zu dokumentieren. Das Rückverfolgen der ent- Händler sich für sämtliche Gegenstände aus diesem wendeten Objekte stellt die betroffenen Regierun- Material interessieren, egal ob künstlerisch bear- gen entsprechend vor grosse Probleme. beitet oder nicht, sind auch Kulturgüter betroffen. Obwohl eine Gruppierung von Fahrenden in Irland DIEBSTÄHLE IM AUSLAND. 2012 gab es weltweit als Hauptakteure dieses illegalen Geschäfts identi- mehrere grosse Diebstähle: Im Januar wurde in fiziert werden konnten, bleibt das Phänomen ak - Athen ein Gemälde von Pablo Picasso gestohlen, tuell. ebenfalls in Griechenland wurden im Februar meh- rere Dutzend Objekte aus dem archäologischen Mu- STABILE LAGE IN DER SCHWEIZ. Auf nationaler seum in Olympia geraubt; sie konnten noch 2012 Ebene ist die Situation im Berichtsjahr stabil geblie- sichergestellt werden. ben. Während es allgemein deutlich mehr Diebstähle Im Oktober verschwanden in den Niederlan - und Einbrüche gab, blieb die Zahl der Delikte im den sieben Bilder von grossen Meistern aus der Zusammenhang mit Kulturgütern konstant: Bei 275 «Kunsthal Rotterdam» und Ende Jahr wurde ein Ge- Diebstählen (2011: 280) wurden insgesamt 790 Ob- mälde von Eugène Delacroix aus einer Pariser Ga - jekte gestohlen (2011: 800). Seit 2007 wird in der lerie entwendet. Diese Aufsehen erregenden Dieb- Schweiz ein leichter Rückgang der Delikte im Zu- stähle sind jedoch nur die Spitze des Eisberges aller sammenhang mit Kulturgütern beobachtet. Unsere De likte, die die Kunstwelt betreffen. Nachbarländer verzeichneten in der gleichen Zeit Plünderungen von archäologischen Stätten gar eine markante Abnahme; vor allem in Italien ist sind in vielen Ländern nach wie vor verbreitet. In der illegale Handel mit Kulturgütern seit 2010 signi- anderen, bislang weniger betroffenen Staaten hat fikant zurückgegangen. sich die Lage 2012 aufgrund politischer Instabilität Der letzte spektakuläre Fall von Kulturgüter- verschlechtert: Namentlich in den von nationalen diebstahl liegt in der Schweiz vier Jahre zurück. Es Re volutionen und Bürgerkriegen gebeutelten arabi- handelte sich dabei um den bewaffneten Überfall schen Ländern finden Plünderungen im grossen Stil auf die Sammlung E.G. Bührle in Zürich, bei dem statt. Das gleiche gilt für Afghanistan und für einige die Werke «Der Knabe mit der roten Weste» von Paul Staaten Südostasiens sowie West- und Zentralafri- Cézanne und «Ludovic Lepic und seine Töchter» von kas. Wegen der Wirtschaftskrise ist auch das Kultur- Edgar Degas gestohlen wurden. Nach Ermittlungen erbe in europäischen Ländern bedroht: So steigen in der Zürcher Kantonspolizei in Zusammenarbeit mit Griechenland Kulturdiebstähle und Plünderungen ausländischen Partnern konnten die beiden Bilder wieder an. 2012 durch die serbische Polizei in der Nähe von Bel- grad sichergestellt werden. FÄLSCHUNGEN GEWINNEN AN BEDEUTUNG. Seit einigen Jahren gewinnen Fälschungen an Bedeu- HANDEL IM GROSSEN STIL. Im Berichtsjahr wur- tung. Obwohl namentlich in der Schweiz und in den in der Schweiz zwei umfangreiche Fälle von

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KUNSTRAUB. Nach Ermittlungen der Kantonspolizei Zürich 2012 in Belgrad sichergestellt: der «Knabe mit der roten Weste» von Paul Cézanne. 32 Diebstahl und illegalem Handel mit Kulturgütern in gütertransfer 2005 merklich gestärkt. Seit 2009 hat grossem Stil aufgedeckt. sich die Lage durch die neue Zollgesetzgebung wei- 33 Im ersten ging es um den umfangreichen Ver- ter verbessert, insbesondere in Bezug auf die Zwi- kauf von antiken Münzen und anderen archäologi- schenlagerung von Gütern in Zollfreilagern. Im Be- schen Objekten via Internet, die durch einen Schwei- richtsjahr konnte dank diesen beiden Gesetzen der zer aus dem Kanton Basel-Land aus archäologischen Markt besser kontrolliert und der illegale Handel mit Stätten geplündert wurden. Die Objekte wurden mit Kul turgütern effektiver verfolgt werden. Als Konse- grösster Wahrscheinlichkeit mithilfe von Metallde- quenz und auch als Folge der engen Zusammen - tektoren von Fundstellen in der Schweiz und in an- arbeit zwischen kantonalen Strafverfolgungsbehör- deren Ländern auf dem Gebiet des ehemaligen Rö- den, dem Bundesamt für Kultur, dem Grenzwacht- mischen Reichs entwendet. Die Komplexität der Fi- korps und fedpol war die Schweiz von der massiven nanztransaktionen im Zusammenhang mit diesem Ausfuhr von kulturellen Gütern aus aktuellen Kon- Handel via Internet liess zudem den Verdacht auf fliktregionen wie Afghanistan, Mali und Syrien nur Geldwäscherei aufkommen. am Rande betroffen. Im zweiten Fall wurden in Museen zahlreiche Federn von seltenen Vögeln herausgerissen und ge- VERSCHIEBUNG NACH ASIEN. Im Kontrast zur stohlen. Dadurch entstand in Sammlungen von meh- stabilen Lage in der Schweiz sind erste Anzeichen er- reren naturhistorischen Museen in der Schweiz, kennbar, dass sich der illegale Handel verlagert. Na- Deutschland und Österreich ein grosser Schaden. mentlich werden Aktivitäten von schweizerischen Die Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden des Zollfreilagern in asiatische verschoben werden. Diese Kantons Basel-Stadt dauern auf nationaler wie auch Veränderungen gehen einher mit der wachsenden internationaler Ebene an. Nachfrage nach Kulturgütern durch eine neu entste- hende reiche Kundschaft in dieser Region. Es ist in BEURTEILUNG diesen Gebieten von grosser Bedeutung, die Behör- VERBESSERTE POSITION DER SCHWEIZ. Die Po- den für die Problematik des illegalen Kulturgüter- sition der Schweiz bei der Verfolgung des illegalen handels zu sensibilisieren und auszubilden, damit sie Handels mit Kulturgütern wurde mit der Einführung geltende Regelungen umsetzen. • des Bundesgesetzes über den internationalen Kultur-

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8 Internetkriminalität

Unter Internetkriminalität werden einer- Kurz darauf gaben sich die Bekanntschaften als Be- seits Straftaten verstanden, die auf dem Internet ba- trüger zu er kennen, drohten, das Video ins Internet sieren oder direkt mit Technologien des Internets zu stellen, und verlangten von den Geschädigten verübt werden. Beispiele dafür sind Betrug bei In - mehrere Tausend Franken. Aus Angst davor, dass ter netauktionen, das unrechtmässige Beschaffen von das Video an Bekannte, den Arbeitgeber und an Me- Zugangsdaten für Internetdienste («Phishing») oder dien übermittelt werde sowie wegen der beschä- Angriffe auf Server, die mit dem Internet verbunden menden Situation sehen viele Betroffene von einer sind («Hacking» oder «Denial of Service»). Anderer- Anzeige ab. Deshalb ist in diesem Bereich auch von seits umfasst die Internetkriminalität auch Delikte, einer grossen Dunkelziffer auszugehen. bei denen das Internet als Mittel zur Kommunika- tion und Koordination verwendet wird, wie beispiels- ANSTIEG VON MELDUNGEN ZU WIRTSCHAFTS- weise die Verbreitung von Kinderpornografie. DELIKTEN IM INTERNET. Die sich immer weiter entwickelnden Betrugsmaschen im Internet und der Missbrauch von Datenverarbeitungsanlagen im Zu- Auf dem Internet sammenhang mit Wirtschaftsdelikten führte 2012 basierende Kriminalität zu einem Höchststand an Meldungen der Schwei- zer Bevölkerung an die Koordinationsstelle zur Be- LAGE kämpfung der Internetkriminalität (KOBIK). ANGRIFFE AUF DIE PERSÖNLICHKEIT. Im Be- Bei den Delikten handelte es sich einerseits um richtsjahr wurde erneut ein Anstieg von massge- klassische Betrugsformen wie Vorschussbetrug, fal- schneiderten, professionell geplanten und durchge- sche Gewinnversprechen oder Auktionsbetrug. An- führten Angriffen im Internet gegen kleine Gruppen dererseits betrogen die Täter vermehrt mit einer oder gar einzelne Personen festgestellt. Dabei bedie- Schadsoftware: Die Täter sperrten mithilfe eines Tro- nen sich die Täter meistens öffentlich zugänglicher janers zahlreiche Computer von Privatpersonen und Informationen aus sozialen Netzwerken, Blogs oder forderten die Betroffenen zu einer Geldzahlung auf, sonstigen Online-Veröffentlichungen, um sich un- damit der Computer wieder freigeschaltet werden auffällig ein Bild über das soziale und berufliche könne. Als vermeintlicher Absender dieser Nachricht Umfeld des potentiellen Geschädigten zu machen. fungierten fiktive oder reale Behörden und Institu- Dieses Wissen wird dann gezielt eingesetzt, um das tionen, deren Internetauftritt zu diesem Zweck von Vertrauen des Gegenübers zu gewinnen und/oder der Täterschaft nachgeahmt wurde. Die internatio - um Druck auf diese Person auszuüben. Soziale Netz- nal agierende Täterschaft ist gut organisiert, verfügt werke dienen der Täterschaft jedoch nicht nur über ein grosses technisches Wissen und ausreichend zur Informationsbeschaffung, sondern ermöglichen finanzielle Mittel. Dies ermöglicht es den Tätern, wei- auch ei ne einfache und schnelle Kontaktaufnah- testgehend anonym und somit für die Strafverfol- me mit den Zielpersonen, etwa indem die Täter- gungsbehörden nur schwer nachvollziehbar zu agie- schaft eine falsche Identität vortäuscht oder indem ren. Freundschaftsan fragen von der Zielperson aufgrund mangelhaften Sicherheitsbewusstseins unbedacht ZUNAHME VON PHISHING-VORFÄLLEN. In den akzeptiert werden. vergangenen Jahren war die Zahl von Beschwerden Nicht selten versuchen Täter, die betroffene wegen klassischen Spam-E-Mails rückläufig (bei- Person in eine für sie peinliche oder intime Situation spielsweise wegen E-Mails mit Werbeinhalten, die zu manövrieren, um dies anschliessend als Druck- den Empfängern unaufgefordert zugestellt werden). mittel für eine Erpressung einzusetzen. So liessen 2012 wurden aber mehr Vorbereitungshandlungen sich 2012 in mehreren Fällen betroffene Personen in zu Betrugsversuchen durch sogenannte Phishing- der Schweiz in der Annahme, die grosse Liebe gefun- Mails gemeldet, mit denen unrechtmässig Zugangs- den zu ha ben, von ihren Internetbekanntschaften zu daten für Internetdienste beschafft werden sollen. sexuellen Handlungen vor der Webcam überreden. Diese Mails stammten hauptsächlich von vermeint-

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lichen Schweizer Finanzinstitutionen. Die Täter- Meldungen betreffend harter Pornografie die gröss- schaft hat die Qualität der Phishing-Mails im Ver- tenteils Darstellungen von sexuellem Missbrauch gleich zu früher stark verbessert: Sowohl das optische von Kindern betrafen (Bild- und Videomaterial). Die Erscheinungsbild als auch die sprachliche Ausgestal- Tendenz, dass Pädokriminelle zunehmend geschlos- tung der gefälschten E-Mails machen es fast unmög- sene Plattformen und Darknet benutzen, ist weiter- lich, sie als Fälschung zu erkennen. hin ungebrochen. Die Ermittlungen gestalten sich aufgrund dieser Entwicklung immer schwieriger und BEURTEILUNG aufwendiger. DARKNET UND ANONYME TÄTERSCHAFT. Schon seit Jahren wird das Internet auch als Kommunika- ERSTE ANZEIGEN AUFGRUND PRIVATER P2P- tionsmittel von kriminellen Organisationen genutzt. NETZWERKE. Auch heute noch werden grosse Men- Es ermöglicht diesen einen schnellen und sicheren gen von kinderpornografischen Inhalten über Peer- Wissenstransfer und die Koordination von Strafta- to-Peer-Netzwerke (P2P) ausgetauscht. Aufgrund der ten. Bereits die Nutzung von Voice-over-IP-Diensten langjährigen Erfahrung in der Überwachung die- wie zum Beispiel Skype oder der Einsatz von Ano- ser Netzwerke und den entwickelten technischen nymisierungsdiensten wie The Onion Router (TOR) Ermittlungslösungen können pädokriminelle Straf- erschweren die Überwachung und Identifizierung taten in öffentlichen P2P-Netzwerken mittlerwei- der Täterschaft massiv. Durch den Einsatz spezieller le schnell und ohne grossen Aufwand strafrechtlich Techniken lassen sich aber auch ganze Internetsei- verfolgt werden. ten und Dienste in einem öffentlich nicht einsehba- In der Zwischenzeit hat sich jedoch die P2P- ren Netzwerk verbergen. Solche als Darknet bezeich - Technologie so weit entwickelt, dass die Internet- nete Teile des Internets ermöglichen es Kriminel- Benutzer diverse Programme herunterladen kön- len, ohne Preisgabe ihrer Identität gestohlene Daten nen, mit denen sie auf privater Basis, also nicht mehr 34 zu verkaufen und verbotene Pornografie auszutau- im öffentlichen Raum, nach dem gleichen Prinzip schen. Damit mittelfristig weiterhin schwere Verbre- grosse Dateien austauschen. Im privaten P2P genügt 35 chen im Internet aufgeklärt werden können, braucht eine Kontaktanfrage zwischen Unbekannten, damit es den Einsatz von in Darknets eingeschleusten ver- sich diese mit einem Click gegenseitigen Zugriff auf deckten Ermittlern, Weiterentwicklungen der Er- bereits vorhandene Dateien ihrer eigenen Computer mit tlungstechniken, entsprechende rechtliche An- geben und diese austauschen können. Mit dem Ein- passungen und den Ausbau der internationalen Ko- satz dieser Technologie können Pädokriminelle Da- operation. teien mit verbotenem Inhalt weitergeben, ohne da- bei zu riskieren, durch das Monitoring von KOBIK MOBILE VERNETZUNG. Noch vor wenigen Jahren im öffentlichen Raum entdeckt zu werden. nutzten nur wenige Personen das Mobiltelefon zum Als Reaktion auf die technischen Entwicklun- Surfen im Internet. Durch die rasante Verbreitung gen und den Rückzug der Pädokriminellen in ge- von Smartphones, den Ausbau der mobilen Netze schlossene Räume und private P2P-Netzwerke er- und die Vernetzung von immer mehr Geräten und weiterte KOBIK beim Monitoring das Einsatzgebiet Applikationen entstehen neue Möglichkeiten, aber und setzte verdeckte Vorermittler ein. Diese Vorer- auch neue Gefahren für jeden einzelnen Nutzer. In- mittlungen zeigten, dass auch in der Schweiz Pä - fektionen oder Angriffe auf Mobiltelefone, der Miss- do kriminelle diese Technologien systematisch miss- brauch von GPS-Daten oder Datendiebstahl über brauchen. Das in der Folge eingeleitete systemati- mobile Geräte sind bereits heute Realität. Eine steti- sche Monitoring privater P2P-Börsen führte bereits ge Sensibilisierung der Bevölkerung sowie die Aus- zu ersten Ermittlungsverfahren mit Hausdurchsu- und Weiterbildung der Strafverfolgungsbehörden chungen und Anhaltungen in mehreren Kantonen können dieser Entwicklung entgegenwirken. und im Ausland.

Kinderpornografie BEURTEILUNG ERHÖHTE ANFORDERUNGEN AN POLIZEILICHE LAGE ERMITTLUNGEN. Pädokriminelle nutzen bestehen- ANSTIEG DER MELDUNGEN. KOBIK verzeichnete de und neue Technologien, um sich schnell und dis- im Berichtsjahr auch einen deutlichen Anstieg der kret im Internet auszutauschen. Dabei ziehen sich

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die Täter immer mehr in schwer zugängliche und an- onyme Bereiche des Internets zurück. Zugang erhal- ten sowohl Interessierte als auch Ermittler nur auf Empfehlung von Mitgliedern und indem entspre- chende Erzeugnisse zur Verfügung gestellt werden. Zudem werden die Mitglieder auf den Plattformen von anderen Pädokriminellen laufend über die Mög- lichkeiten und Grenzen der polizeilichen Interneter- mittlungen informiert. Der Einsatz von Anonymisie- rungsdiensten wie TOR erschwert die polizeilichen Ermittlungen zusätzlich, weil dadurch eine Identi- fizierung der Täterschaft fast nur noch durch den Einsatz von verdeckten Ermittlern erreicht werden kann. Weiter lagern Pädokriminelle Bilder und Vide- os vermehrt auf externe Infrastrukturen aus (Cloud- Computing). Die Daten können so von verschiede- nen Rechnern und Benutzern abgerufen werden, was deren strafrechtliche Zuordnung zur Täterschaft zusätzlich erschwert.

NUR ZUSAMMENARBEIT ERFOLGSVERSPRECHEND. Sind Bilder einmal im Internet, ist deren Verbreitung nicht mehr zu stoppen, löschen ist nicht mehr mög- lich. Diese unwiderrufliche Verbreitung und der da- mit verbundene «virtuelle Missbrauch» schädigt die Opfer dauerhaft. Pädokriminalität im Internet kann nur global und koordiniert erfolgreich bekämpft werden. Der Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbe- hörden, der Privatwirtschaft – in erster Linie Internet Service Providern – und den Nichtregierungsorgani- sationen kommt deshalb sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene eine immer grössere Be- deutung zu. Der Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern mittels Internet erfordert unterschied- liche Ansatzpunkte und komplementäre Strategien von Behörden, Privatwirtschaft und Nichtregie - rungsorganisationen sowie zeitgemässe gesetzliche Grundlagen. Neben der Prävention braucht es tech- nische Massnahmen und verdachtsunabhängige Po- lizeioperationen im Rahmen der gesetzlichen Grund- lagen. •

SMARTPHONES. Durch die zunehmende Ver- breitung und Vernetzung der Mobiltelefonie Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden enstehen neue Möglichkeiten der Nutzung. Aber sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei/ Pädokriminalität und illegale Por- nografie sowie in Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiunterstützung / auch der Missbrauch durch Kriminelle nimmt zu. Massnahmen gegen Internetkriminalität. > Seiten 55 und 75

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL1 | LAGE | GEWALT ANLÄSSLICH VON SPORTVERANSTALTUNGEN

9 Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen

LAGE Luzern zu massiven Auseinandersetzungen zwi- GEWALT GEGEN POLIZEIKRÄFTE IN ZIVIL. Die schen Anhängern der beiden Teams. grosse Mehrheit der Sportereignisse in der Schweiz verläuft friedlich. Allerdings waren auch im Berichts- BEURTEILUNG jahr zahlreiche Sportveranstaltungen von gewalttä- INTENSIVIERUNG DER GEWALT. Sowohl in der tigen Ausschreitungen betroffen. Wie in den Vorjah- verhältnismässig kleinen klassischen Hooliganszene ren fanden diese Auseinandersetzungen hauptsäch- wie auch im gewaltbereiten Teil der Ultragruppie- lich bei Fussball- und Eishockeyveranstaltungen der rungen stellt fedpol eine zunehmende Gewaltbereit- beiden höchsten Schweizer Ligen statt, wobei Fuss- schaft und eine zunehmende Intensität der Gewalt ballspiele stärker betroffen waren. Die Zahl der Vor- fest. Diese Radikalisierung unter Risikofans führt kommnisse hat sich auf hohem Niveau stabilisiert. zu Gewaltausbrüchen, Fackelwürfen und Angriffen Entsprechend hat sich auch der Bestand der erfassten auf die Polizei oder private Sicherheitskräfte. Zu- Personen im Informationssystem HOOGAN bei rund dem nimmt die Zahl der Auseinandersetzungen auf 1300 eingependelt. An- und Abfahrtswegen, namentlich auf Raststät- Erneut hat im Berichtsjahr die Gewalt gegen- ten, in Bahnhöfen und Extrazügen zu. Nach wie vor über Polizei und privaten Sicherheitskräften zuge- wird registriert, dass sich bei Ausschreitungen ein 36 nommen. So wurden bei Spielen zwischen dem FC Teil der Nichtrisikofans mit gewaltbereiten Fans Lausanne-Sport und dem FC Zürich, dem FC Thun so lidarisiert, beispielsweise gegen die Polizei. Der 37 und dem FC Zürich sowie zwischen dem Servette FC Missbrauch von pyrotechnischen Gegenständen und und dem FC Thun in Zivil arbeitende Polizisten von Knallkörpern in und um die Stadien bleibt ein un- Risikofans angegriffen. Landfriedensbruch, Verstoss gelöstes Problem. • gegen das Sprengstoffgesetz, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte sowie Sachbeschädi- gung sind bei diesen Gewaltanwendungen die häu- figsten Delikte. fedpol geht in der Schweiz gemäss Schätzungen von 300 bis 400 Personen mit hoher Gewaltbereit- schaft aus, die gewalttätige Auseinandersetzungen gezielt provozieren und suchen. Weitere rund 1500 bis 2000 Personen neigen je nach Situation zu Ge- walt und solidarisieren sich mit den Gewalttätern. Risi kofans sind praktisch ausschliesslich männlich und zwischen 15 und 35 Jahre alt, mehr als die Hälf - te davon ist zwischen 19- und 24-jährig.

PROBLEMLOSE LÄNDERSPIELE. Im Gegensatz zu Klubspielen verursachen Partien der Schweizer Na- tionalmannschaften keine Probleme. Hingegen wur- den in der Schweiz am Rande von Fernseh- und Grossleinwandübertragungen von Spielen anderer Nationalteams gewalttätige Auseinandersetzungen registriert. So kam es am 18. Juni 2012 bei einer Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden Übertragung des EURO-Qualifikationsspiels zwi- sich im Teil 2, Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiunterstützung/ schen Spanien und Kroatien auf Grossleinwand in Massnahmen gegen Gewalt bei Sportveranstaltungen. > Seite 81

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d_io_JaBe2012_fedpol_16 6 13.indd 37 18.06.13 11:56 TEIL1 | LAGE | SICHER HEIT PERSONEN UND GEBÄUDE

10 Sicherheit Personen und Gebäude

LAGE DIPLOMATISCHE VERTRETUNGEN IN DER SCHWEIZ KAUM VERÄNDERUNGEN BEI DER GEFÄHRDUNG NUR SELTEN IM VISIER. Auch 2012 waren auslän- VON PERSONEN. Die Gefährdungslage im Bereich dische Vertretungen in der Schweiz von Vorfällen der zu schützenden Personen des Bundes und der betroffen. Landfriedensbruch und Sachbeschädigun- völkerrechtlich geschützten Personen in der Schweiz gen blieben auf dem Niveau von 2011. Sie standen hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich meist im Zusammenhang mit Ereignissen in den je- verändert. Die Zahl verbaler Anfeindungen und Dro- weiligen Ländern, auch 2012 noch mit den politi - hungen, gegenüber Bundesrätinnen und Bundes- schen Auseinandersetzungen im Rahmen und als räten, Mitgliedern des Parlaments und exponierten Folge des arabischen Frühlings. Bundesangestellte blieb 2012 auf dem Vorjahres ni- veau. Angesichts der Häufigkeit, mit der sich ex - BEURTEILUNG po nierte Personen im öffentlichen Raum bewegen, SICHERHEIT GEWÄHRLEISTET. Die Sicherheit der kann nach wie vor von verhältnismässig wenig Vor- zu schützenden Personen und Gebäude des Bundes fällen gesprochen werden. In einigen Situationen, sowie der völkerrechtlich geschützten Personen und wie anlässlich bestimmter Verhandlungen am Bun- Gebäude in der Schweiz ist im Rahmen der erkenn - desstrafgericht in Bellinzona, wurden auch 2012 zu- baren Gefährdung gewährleistet. Die Lage ist gesamt- sätzliche Sicherheitsmassnahmen nötig. haft betrachtet stabil. Am häufigsten ist weiterhin mit Im Rahmen von Besuchen völkerrechtlich ge- Belästigungen und Drohungen sowie mit Sachbe- schützter Personen in der Schweiz gab es im Berichts- schädigungen an Gebäuden im Zusammenhang mit jahr vereinzelt Proteste und andere Störungen. Bei Demonstrationen zu rechnen. Besuchen mit erhöhten Sicherheitsanforderungen, Die Gefährdungslage betreffend Personen und wie beispielsweise beim Arbeitsbesuch des Nato-Ge- Gebäude ist stark abhängig von den politischen, neralsekretärs Anders Fogh Rasmussen, wurden zu- wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in der sätzliche Personenschutzmassnahmen ergriffen. Schweiz und im Ausland. Gerade die Entwicklungen im Ausland sind teilweise kaum vorhersehbar, ent- KAUM GEZIELTER VANDALISMUS. Regelmässig sprechend könnte sich die Gefährdungslage schnell werden Fälle von Vandalismus an Bundesgebäuden ändern. • registriert. Die Gebäude nehmen meist Schaden im Umfeld von Anlässen, die sich nicht oder nur indi- rekt gegen den Bund als Institution richten, aber in der näheren Umgebung von Bundesobjekten statt - finden. 2012 kam es beispielsweise am Rande der Ak- tion «Tanz dich frei» zu zahlreiche Sachbeschädigun- gen am Parlamentsgebäude. Die Zahl der Fälle, in denen gezielt und hauptsächlich politisch motiviert Objekte des Bundes beschädigt werden, blieb 2012 auf tiefem Niveau stabil. Ereignisse vom Ausmass des Brandanschlags gegen das Bundesstrafgericht in Bellinzona im Jahr 2011 bleiben auch in einem Rückblick über mehrere Jahre Einzelfälle. Einbrüche Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden in Gebäude des Bundes gibt es dank umfassender sich im Teil 2, Kapitel 2 Sicherheitspolizei. > Seiten 63 und 64

Si cherheitskonzepte und -massnahmen seit Jahren Statistische Angaben zum Themenbereich finden sich auf der CD Statistik nur vereinzelt. fedpol.

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11 Terrorismus und Gewaltextremismus

Die nachfolgende Darstellung bietet ei - eine mutmassliche Finanzierung von al-Shabab un- nen Überblick über Lageentwicklungen im Terroris- tersucht, einerseits über Spendensammlungen und mus und Gewaltextremismus mit Bezug zur Schweiz. andererseits in Zusammenhang mit einem interna- Sie basiert auf einer Auswahl an lagerelevanten tionalen Drogenhandel. Den Ermittlungen lag unter po lizeilichen Ermittlungen, die fedpol, namentlich anderem der Verdacht auf Unterstützung und/oder die Bundeskriminalpolizei, im Berichtsjahr durch - Beteiligung an einer kriminellen terroristischen Or- ge führt hat. Für eine umfassende Darstellung und ganisation beziehungsweise auf Terrorismusfinan- Beurteilung der Bedrohungslage wird auf den jähr- zierung zugrunde. lichen Bericht «Sicherheit Schweiz» des Nachrich- tendienstes des Bundes verwiesen. JIHADISMUS IM INTERNET. Wie im Vorjahr führ- te fedpol mehrere Ermittlungen gegen jihadistische Internetaktivitäten durch. Nebst den im vorigen Ab- Islamistischer Terrorismus schnitt erwähnten Straftaten bestand unter ande - und Gewaltextremismus rem der Verdacht auf Gewaltdarstellungen, Anlei - tung zur Herstellung von Sprengstoffen, öffentliche LAGE Aufforderung zu Verbrechen oder zur Gewalttätig - SCHWEIZER IN DER GEWALT VON JIHADISTEN keit und Rassendiskriminierung. Ausländische Ji had- 38 IM AUSLAND. 2012 waren Schweizer Staatsange- Gruppierungen wurden auf mehreren Internetsei- hörige erneut Opfer von jihadistischen Entführun- ten in Blogs, Foren, Chats und anderen Internet-For- 39 gen und Geiselnahmen in verschiedenen Weltregio- maten teils in beträchtlichem Umfang unterstützt. nen. fedpol nahm Ermittlungen auf, nachdem im Dies betraf namentlich Propaganda für das Netz- Februar ein Schweizer Tourist auf einem Archipel im werk der al-Qaida im Raum Pakistan/Afgha nistan, Süden der Philippinen und im Monat darauf eine im nördlichen Kaukasus und Irak, am Horn von Afri- Auslandschweizerin in einer Küstenstadt im Jemen ka und auf der arabischen Halbinsel. entführt worden waren. Ende des Berichtsjahres wa- Zu den einschlägigen Internetseiten gehörte ren beide Geiseln nach wie vor in der Gewalt von auch ein umfang- und einflussreiches Jihad-Forum, mutmasslich jihadistischen Gruppierungen. Alle zu- das zeitweise in der Schweiz gehostet wurde. Die ständigen Behörden im In- und Ausland setzten sich mutmassliche Täterschaft stammte nicht nur aus für die Unversehrtheit und Freilassung der Geiseln der arabischen Welt, sondern auch aus Europa und ein. In Pakistan konnten sich zwei im Vorjahr ent- operierte sowohl von der Romandie als auch der führte Schweizer im März 2012 aus der Gewalt von Deutschschweiz aus; Ende 2012 fand am Wohnort Jihadisten befreien. eines Tatverdächtigen in der Ostschweiz eine Haus- durchsuchung statt. UNTERSTÜTZUNG DER AL-QAIDA IN SOMALIA. Zum Teil beschränkten sich die Aktivitäten auch Im Februar 2012 schloss sich die in Somalia ansässige nur auf jihadistische Selbstdarstellung und Sym- jihadistische Organisation al-Shabab («Die Jugend») pathiebekundung in sozialen Medien. Mangels Zu- dem internationalen Netzwerk von al-Qaida an. Al- ständigkeit des Bundes wurde ein einschlägiger Fall Shabab kontrollierte während Jahren weite Teile von dem betroffenen Kanton zur Weiterverfolgung über- Zentral- und Südsomalia und ist trotz Gebietsverlus- geben. ten weiterhin Hauptakteur im Konflikt am Horn von Im Berichtsjahr führte fedpol seine 2011 einge- Afrika. fedpol führte im Berichtsjahr mehrere Ermitt- leitete Ermittlung gegen einen Schweizer Islam-Kon- lungen gegen Personen durch, die den somalischen vertiten zu Ende, der im Internet von einem Spreng- al-Qaida-Ableger von der Schweiz aus unterstütz- stoffanschlag auf eine US-Militärbasis in Deutsch- ten. Es wurden Reisebewegungen von hiesigen Jiha- land fabuliert hatte. Ebenso wurde eine mehrjähri- disten in Richtung Somalia festgestellt. Zudem wurde ge Ermittlung gegen ein in der Schweiz wohnhaftes

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Brüderpaar aus dem Irak abgeschlossen und zur An- im Ausland propagandistisch und logistisch-finanzi- klage gebracht. Dieses hatte sich vor allem übers In- ell, aber auch personell zu unterstützen. Von Aktivi- ternet am Aufbau einer neuen Jihad-Gruppierung in täten in allen drei Bereichen profitierte insbesondere Europa beteiligt, die in das al-Qaida-Netzwerk ein- der neue al-Qaida-Ableger in Somalia. In vielen Fäl- gegliedert war. Gegen die beiden Brüder erhob die len war das Internet zugleich der primäre Tatort und Bundesanwaltschaft im Oktober 2012 vor dem Bun- Modus Operandi, was die Bedeutung des Internet- desstrafgericht Anklage, in erster Linie wegen der Monitorings unterstreicht, das von der Bundeskri- Beteiligung an respektive Unterstützung einer kri - minalpolizei seit 2011 deutlich intensiviert worden mi nellen terroristischen Organisation. ist. Trotz dieser verstärkten Verfolgung des Internet- Ji hadismus bleibt die Strafverfolgung islamistischer MUTMASSLICHE GELDWÄSCHEREI ZWECKS FI- Unterstützungshandlungen insgesamt eine zentrale NANZIERUNG DES TERRORISMUS. Im Bereich Herausforderung. der Terrorismusfinanzierung ermittelte fedpol gegen zwei juristische Personen wegen des Verdachts auf Ethno-nationalistischer Geldwäscherei. Aus einem internationalen Drogen- handel stammende Einnahmen wurden mutmass- Terrorismus und lich in der Schweiz gewaschen und einer gewalt - Gewaltextremismus ex tremistischen Organisation in der arabischen Welt zugeführt. Auch ein mutmassliches Kadermitglied LAGE der Organisation und sein Umfeld in der Schweiz SCHWEIZERISCHER ABLEGER DER LTTE. fedpol waren – wie in den Vorjahren – Gegenstand von Er- setzte 2012 seine Ermittlungen gegen mehrere Ex- mittlungen. ponenten der ehemaligen Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) respektive den Ableger der Organisa- BEURTEILUNG tion in der Schweiz fort. Dabei erhärtete sich unter KONKRETE GEFÄHRDUNG VON SCHWEIZERN IN an derem der Verdacht auf Erpressung, Drohung, Nö- BESTIMMTEN AUSLANDREGIONEN. Die Schweiz tigung, Unterstützung respektive Beteiligung an ei- und ihre Bürgerinnen und Bürger stellten 2012 wei- ner kriminellen Organisation, Terrorismusfinanzie- terhin kein primäres Anschlagsziel für Jihadisten dar. rung, verbotenen Nachrichtendienst sowie auf Geld- Auch gab es aufgrund der von fedpol geführten Er- wäscherei. mittlungen keine konkreten Hinweise, dass ein jiha- Im September 2012 beteiligte sich fedpol am distischer Gewalt- oder Terrorakt in der Schweiz ge- Vollzug eines schweizerischen Rechtshilfeersuchens plant oder vorbereitet wurde. In Konfliktzonen, na- an Sri Lanka, um durch die Einvernahme von LTTE- mentlich im islamischen Raum, können Schweizer Mitgliedern in Colombo zusätzliche Beweismittel zu Bürger jedoch jederzeit zum zufälligen Opfer wer- erlangen. den. Dies veranschaulichten im Berichtsjahr einmal mehr Entführungsfälle beziehungsweise die von fed- ANHALTENDE AKTIVITÄTEN DER PKK. Im Be- pol abgeschlossene Ermittlung zum Sprengstoffan- richtsjahr führte fedpol eine mehrjährige Ermittlung schlag auf ein touristisches Lokal in Marrakesch (Ma- gegen ein Führungsmitglied der Jugendorganisa - rokko) am 28. April 2011. Die Entführungen ereigne- ti on der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu Ende. ten sich in Regionen, vor deren Besuch das Eidge- Die Person wurde unter anderem verdächtigt, in der nössische Departement für auswärtige Angelegen- Schweiz junge Kurden für den bewaffneten Kampf heiten (EDA) explizit abgeraten hatte. Folglich wird der PKK angeworben und damit den Straftatbestand Auslandreisenden dringend empfohlen, die Reise- der Unterstützung und Beteiligung an einer krimi- hinweise des EDA zu konsultieren. nellen Organisation erfüllt zu haben. Um zu prüfen, > www.eda.admin.ch/reisehinweise ob die PKK einer kriminellen Organisation im Sin- ne des Schweizer Rechts entspricht, hat fedpol die INTENSIVERE STRAFVERFOLGUNG VON UNTER- Strukturen und ihre terroristischen Anschläge um- STÜTZUNGSHANDLUNGEN NÖTIG. Das Berichts- fassend analysiert und die bestehenden Verdachts- jahr verdeutlicht erneut, dass islamistische Gewalt- momente erhärten können. extremisten die Schweiz primär als Basis missbrau- 2012 leitete fedpol auch neue Ermittlungen chen, um das Netzwerk und die Ableger der al-Qaida wegen mutmasslicher Unterstützung respektive Be-

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AL-SHABAB-KÄMPFER. Der somalische al-Qaida-Ableger erhielt auch Unterstützung aus der Schweiz.

tei ligung an der PKK ein. Zudem fand ein intensiver vorbereitet wurden. Wie bisher diente die Schweiz Informationsaustausch mit europäischen Partner- als Basis für Propaganda, Logistik und Finanzierung, behörden statt, um Massnahmen gegen die PKK zu wobei die Ermittlungen im Berichtsjahr die zentrale koordinieren und gegebenenfalls auch hierzulande Bedeutung und das Ausmass dieser Unterstützung weitergehende Ermittlungen führen zu können. vor Augen führten. Wie in den Vorjahren richteten sich die Ermittlungen von fedpol grösstenteils gegen BEURTEILUNG Exponenten der LTTE und PKK. ZENTRALE UNTERSTÜTZUNGSBASIS DER LTTE UND PKK. Im Bereich des ethno-nationalistischen SCHWIERIGE STRAFVERFOLGUNG BEI ETHNO-NA- Extremismus waren 2012 in der Schweiz erneut kei- TIONALISTISCHEN STRUKTUREN. Die strafrechtli- ne Terror- oder grösseren Gewaltakte zu verzeich- che Verfolgung von Anhängern ethno-nationalisti- nen. Ebenso wenig wurden im Rahmen der von fed- scher Organisationen wie der LTTE oder PKK stellt pol geführten Ermittlungen konkrete Hinweise fest- bei der Verfolgung terroristischer Unterstützungs- gestellt, dass entsprechende Anschläge geplant oder handlungen eine besondere Herausforderung dar.

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL1 | LAGE | TE RRORISM US UND GEWALTEXTREM ISM US

Trotz zahlreichen terroristischen Anschlägen gegen hatten, wurde das Urteil im November 2012 aus straf- zivile Personen und Objekte auch ausserhalb des prozessualen Gründen aufgehoben und zur Neube- Konfliktgebiets sowie anderen schweren Delikten urteilung an die Vorinstanz zurückgewiesen. gelten sie nicht immer als Terror-, sondern oft als le- Das Bundesgericht hat 2012 die erstinstanzli- gitime Befreiungsorganisationen. chen Urteile des Bundesstrafgerichts gegen Aktivis- In der Schweiz zählten bis 2012 von den ethno- tinnen der linksextremistischen Gruppierung «Re- nationalistischen Organisationen lediglich die in Spa- volutionärer Aufbau Zürich» (RAZ) bestätigt. Somit nien und Frankreich operierende ETA («Baskenland ist die Verurteilung der Anführerin des RAZ wegen und Freiheit») und die Albanian National Army im Sprengstoffdelikten zu einer unbedingten Haftstrafe südosteuropäischen Raum zu den kriminellen ter- von 17 Monaten rechtskräftig. roristischen Organisationen im Sinne von Art. 260ter StGB. Indem das Bundestrafgericht respektive das BEURTEILUNG Bundesgericht 2012 die zentralen bewaffneten und ANSCHLÄGE GEGEN SCHWEIZER ZIELE IM IN- terroristischen Strukturen der PKK – die «Volks - UND AUSLAND JEDERZEIT MÖGLICH. In der verteidigungskräfte» (HPG) und die «Freiheitsfalken Schweiz waren 2012 im Bereich des gewalttätigen Kurdistans» (TAK) – als kriminelle Organisation be- Rechtsextremismus einige Gewaltdelikte mit Schuss- wertet haben, dürfte die Strafverfolgung von Ange- und Stichwaffen zu verzeichnen, aber keine eigent- hörigen oder Unterstützern dieser Unterorganisatio- lichen Anschläge. Den Delikten lagen nicht politisch- nen in Zukunft erleichtert werden. ideologische, sondern persönliche Motive zugrun- de. Anders als in den vorangehenden zwei Jahren wurden auch von linksextremistischen Gewalttätern Weitere Formen keine Aktionen mit Paket-, Brief- oder Brandbom- des Gewaltextremismus ben gegen Schweizer Interessen verübt. Allerdings gab es diverse Sachbeschädigungen durch gewalttä- LAGE tige Anarchisten und Tierrechtextremisten. KEINE GRÖSSEREN ANSCHLÄGE, ABER DROHUN - Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse bleiben GEN. Wie in den Vorjahren betrieb fedpol auch linksextremistische, namentlich anarchistische An- 2012 einen regen internationalen Informationsaus- schläge gegen schweizerische Personen oder Sachen tausch und führte Ermittlungen im Bereich des eu- dennoch jederzeit möglich. Dies weil der Schweiz ropäischen Gewaltextremismus durch (gewalttätiger in der globalisierten Industrie und Spitzentechnolo- Links-, Rechts- und Tierrechtextremismus). gie eine grosse Bedeutung zukommt und das kon - In einem Fall ging es um die anarchistische se quente Vorgehen der Schweizer Bundesbehörden Täterschaft hinter dem terroristischen Briefbomben- gegen einschlägige Aktivisten Anschläge provozie- anschlag auf swissnuclear in Olten am 31. März 2011, ren kann. • zu dem sich die Gruppierung Federazione Anarchi- ca Informale (FAI) öffentlich bekannt hatte. Die FAI zeichnete ebenfalls für den Schusswaffenanschlag auf einen Exponenten der italienischen Nuklearin- dustrie im Mai 2012 in Genua verantwortlich und bezog sich bei der Androhung weiterer Aktionen un- ter anderem auf drei in der Schweiz inhaftierte Anar- chisten. Die drei erwähnten Anarchisten, die Mitte April 2010 unmittelbar davor standen, einen Anschlag auf das im Bau befindliche Nanotechnologiezentrum von IBM in Rüschlikon (ZH) zu verüben, wurden im Be- richtsjahr aus der Haft entlassen. Gegen die zwei Aus- länder unter ihnen, beides italienische Staatsange- hörige, wurde je ein fünfjähriges Einreiseverbot er - Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbereich finden lassen. Nachdem sie gegen ihre erstinstanzliche Ver- sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei/Ermittlungen Staatsschutz und Er- urteilung durch das Bundesstrafgericht rekurriert mittlungen Terrorismus. > Seiten 49 und 50

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL1 | LAGE | ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

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JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | KRIMINALPOLIZEI

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | KRIMINALPOLIZEI

Kriminalitätsbekämpfung Bund

TEIL 2 MASSNAHMEN UND MITTEL

44 45

1 Kriminalpolizei 46

2 Sicherheitspolizei 63

3 Internationale Polizeikooperation 67

4 Verwaltungspolizei und Polizeiunterstützung 75

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | KRIMINALPOLIZEI

1 Kriminalpolizei Die kriminalpolizeilichen Aufgaben von fedpol werden innerhalb der Bundeskriminalpolizei wahrgenommen. Meridien Meridien Geschäfte GESCHÄFTSVOLUMEN NACH AUFTRAGGEBER Meridien 2012 MeridienDie Bundeskriminalpolizei (BKP) unter - scheidet folgende Geschäfte: Meridien 25% Meridien OPERATIVEMeridien GESCHÄFTE. Operative Geschäfte sind sämtliche Meridienvon der BKP bearbeiteten Ermittlungsver- fahren, polizeilichenMeridien Vorermittlungen und Koordina- tionsverfahren.Meridien Meridien ERMITTLUNGSMeridienVERFAHREN. Im Rahmen eines Er- ■ Schweiz (Bund/Kanton) (37%) ■ Bulgarien (3%) ■ Andere (19%) ■ Frankreich (3%) mittlungsverfahrensMeridien werden polizeiliche Ermitlungs- ■ Europol (AWF) (7%) ■ Italien (3%) handlungenMeridien getätigt, die zur Aufklärung von Straf- ■ Deutschland (6%) ■ Kosovo (1%) 75% ■ Ungarn (5%) ■ Brasilien (1%) Meridien taten notwendig sind. Wenn die Ermittlungen zu ei- ■ Rumänien (4%) ■ Mazedonien (1%) nem hinreichendenMeridien Tatverdacht führen, eröf f net die ■ Österreich (4%) ■ Belgien (1%) Meridien ■ Interpol (Hauptsitz) (4%) ■ Tschechien (1%) Bundesanwaltschaft eine Untersuchung. Meridien

ERMITTLUNGSUNTEMeridien RSTÜTZUNG. Der Bereich Er- ■ BA Bundesanwaltschaft (75%) mittlungsunterstützungMeridien umfasst die Observation, den ■ BKP Bundeskriminalpolizei (25%) Einsatz vonMeridien technischen Überwachungsmitteln, den Grafik 1 kriminaltechnischenMeridien Dienst, die IT-Ermittlungen, die operative Kriminalanalyse,Meridien die Führung von Vertrau- GESCHÄFTSVOLUMEN NACH AUFGABENBEREICH enspersonenMeridien und den Einsatz von verdeckten Er- 2012 6% mittlern. Meridien Meridien 10% KOORDINATIMeridienONSVERFAHREN. Koordinationsver- fahren sindMeridien zentral gesteuerte und zeitlich aufei - nan der abgestimmteMeridien Unterstützungshandlungen zu- guns ten interkantonalerMeridien oder internationaler Er mitt- lungen. Meridien 21% Meridien KOORDINATIMeridienONSGESCHÄFTE. Unter Koordina- ■ Schweiz (Bund/Kanton) (37%) ■ Bulgarien (3%) ■ Andere (19%) ■ Frankreich (3%) tions geschäftenMeridien wird der kriminalpolizeiliche Infor - ■ Europol (AWF) (7%) ■ Italien (3%) 63% ma tionsaustauschMeridien im Rahmen von interkantonalen ■ Deutschland (6%) ■ Kosovo (1%) ■ Ungarn (5%) ■ Brasilien (1%) Meridien oder internationalen Strafverfahren sowie Polizei- ■ Rumänien (4%) ■ Mazedonien (1%) operationenMeridien verstanden. ■ Österreich (4%) ■ Belgien (1%) Meridien ■ Interpol (Hauptsitz) (4%) ■ Tschechien (1%)

VORERMITTMeridienLUNGEN. Darunter wird die kriminal- polizeilicheMeridien Tätigkeit verstanden, welche vor einem ■ Verfahren (63%) ■ Koordinationsverfahren (10%) ErmittlungsverfahrenMeridien erfolgt. Es geht dabei um kri- ■ Vorermittlungen ( 21%) ■ Dienstleistungen für Dritte (6%) Meridien minalpolizeiliche Vorfeldarbeit mit dem Ziel, Straf- Grafik 2 taten erst Meridienzu erkennen, insbesondere durch das Zu- sammentragenMeridien und Auswerten von Hinweisen und allgemeinenMeridien Informationen (Milieubeobachtung so- wie Strukturermittlungen).Meridien Meridien Meridien JAHRESBERICHTMeridien 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | KRIMINALPOLIZEI

Meridien Im Gegensatz zur strafprozessualen Ermittlung Meridien GESCHÄFTE NACH DELIKTSBEREICH IN liegen die Vorermittlungen in alleiniger polizeilicher BUNDESKOMPETENZ Meridien 2% 1% Kompetenz. 2012 4% Meridien 4% Meridien DIENSTLEISTUNGEN. Gestützt auf Anfragen von Meridien 5% in- oder ausländischen Polizeibehörden – ausserhalb Meridien von bundeseigenen Ermittlungs- oder Rechtshilfe- Meridien 6% verfahren – erbringt die BKP zugunsten der Partner 40% Meridien verschiedene Dienstleistungen, vor allem technische Meridien oder materielle Unterstützung. 7% Meridien Meridien ■ Schweiz (Bund/Kanton) (37%) ■ Bulgarien (3%) GESCHÄFTSVOLUMEN NACH AUFTRAGGEBER. ■ Andere (19%) ■ Frankreich (3%) Meridien Drei Viertel der Geschäfte wurden im Berichtsjahr ■ Europol (AWF) (7%) ■ Italien (3%) Meridien ■ Deutschland (6%) ■ Kosovo (1%) von der Bundesanwaltschaft (BA) in Auftrag gege- ■ Ungarn (5%) ■ Brasilien (1%) Meridien 12% ben, was einer Zunahme um 3% entspricht (2011: ■ Rumänien (4%) ■ Mazedonien (1%) Meridien ■ Österreich (4%) ■ Belgien (1%) 72%). Um 3% abgenommen haben dagegen die üb- Meridien ■ Interpol (Hauptsitz) (4%) ■ Tschechien (1%) rigen Geschäfte der BKP (2011: 28%). > Grafik 1

Meridien 19% Meridien GESCHÄFTSVOLUMEN NACH AUFGABENBEREICH. ■ Geldwäscherei (40%) ■ Korruption (5%) Meridien ■ Organisierte Kriminalität (19%) ■ Betäubungsmittel (4%) Ermittlungsverfahren sowie Vorermittlungen bilde- ■ Übrige Delikte (12%) ■ Wirtschaftskriminalität (4%) Meridien ten mit 84% (2011: 75%) die Schwerpunkte der Ge- ■ Staatsschutz (7%) ■ Sprengstoff (2%) Meridien ■ Falschgeld (6%) ■ Kriegsmaterial (1%) schäfte. Die Zunahme gegenüber dem Vorjahr ist auf Meridien den Verfahrensbereich zurückzuführen. > Grafik 2 Grafik 3 46 Meridien

Meridien GESCHÄFTE NACH DELIKTSBEREICH IN BUNDES- VOLLZOGENE MASSNAHMEN 47 Meridien KOMPETENZ. Auch im Berichtsjahr entfielen mit 2012 3% Meridien 59% mehr als die Hälfte der Geschäfte auf die De- 11% Meridien liktsbereiche Geldwäscherei und Organisierte Krimi- Meridien nalität/Terrorismus (2011: 53%). Geldwäscherei ist Meridien mit einer Zunahme von 9% gegenüber dem Vorjahr Meridien der Deliktsbereich mit der grössten Zunahme an Ge- Meridien 15% schäften. > Grafik 3 Meridien Meridien VOLLZOGENE MASSNAHMEN. Von 2012 vollzoge- Meridien 54% ■ Schweiz (Bund/Kanton) (37%) ■ Bulgarien (3%) nen Massnahmen entfielen 54% und damit über die ■ Andere (19%) ■ Frankreich (3%) Meridien Hälfte auf Einvernahmen (2011: 52%). 17% betrafen ■ Europol (AWF) (7%) ■ Italien (3%) Meridien ■ Deutschland (6%) ■ Kosovo (1%) Hausdurchsuchungen (2011: 12%) und 11% Kom- ■ Ungarn (5%) ■ Brasilien (1%) Meridien munikationsüberwachungen (2011: 14%). Die Rub- ■ Rumänien (4%) ■ Mazedonien (1%) Meridien 17% ■ Österreich (4%) ■ Belgien (1%) rik «Andere Massnahmen» enthält beispielsweise Meridien ■ Interpol (Hauptsitz) (4%) ■ Tschechien (1%) Edi tionen bei Banken und Firmen. > Grafik 4 Meridien Meridien ZUSAMMENARBEIT BKP–BA. Die anfangs 2011 in ■ Einvernahmen (54%) Meridien ■ Hausdurchsuchungen (17%) Kraft getretene Schweizerische Strafprozessordnung ■ Andere Massnahmen (15%) Meridien stellte das Strafverfahren unter neue Regeln, die ■ Kommunikationsüberwachungen (11%) Meridien ■ Verhaftungen (3%) seit her auch die Zusammenarbeit zwischen BKP Meridien und BA prägen. BKP und BA haben gemeinsam Grafik 4 Meridien im «Handbuch Gerichtspolizei» Grundsätze fest- Meridien geschrieben und polizeiliche sowie rechtliche Aus- Meridien bildungsmo dule geschaffen, welche die Zusammen- Meridien arbeit in der Praxis regeln. Die Zusammenarbeit hat Meridien sich gut eingespielt, wozu auch der regelmässige

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | KRIMINALPOLIZEI

Informa tionsaustausch und Sitzungen auf allen Stu- Art. 260ter StGB wird erst seit 2009 in der Polizeili- fen bei tragen. chen Kriminalstatistik ausgewiesen. Der Ausbau der Parteirechte in der Strafpro- zessordnung brachte es mit sich, dass die Organisa- ITALIENISCHE MAFIAORGANISATIONEN. fedpol tion und Durchführung delegierter Einvernahmen führte 2012 zum zweiten Mal eine Fachtagung zu kri- für die BA mit einem beträchtlichen Mehraufwand minellen Organisationen aus Italien in der Schweiz für die Polizei verbunden ist. Dieser Mehraufwand durch. Der Schwerpunkt wurde dieses Mal auf war 2012 für die BKP in einzelnen Verfahren spürbar die Thematik Vermögensabschöpfung gesetzt. Dabei und erforderte einen zusätzlichen Effort. Der Opera- wurden den Partnern aus dem In- und Ausland die tive Ausschuss des Bundesanwaltes und der von der bislang gewonnenen Erkenntnisse präsentiert. Zu- BA und BKP gemeinsam getragene Steuerungsaus- sammen mit anderen Bundesstellen sowie kan to - schuss Ressourcen (SAR) sorgten auch im Berichts- nalen und städtischen Polizeikorps erstellte eine Ar- jahr 2012 dafür, dass die Effizienz weiter gesteigert, beitsgruppe ein zweites Lagebild zu italienischen Ma- der Ressourceneinsatz optimiert und die Abwick - fiagruppierungen in der Schweiz. lung der Strafverfahren dadurch verbessert werden konnte. OPERATIVE ZUSAMMENARBEIT ITALIEN– SCHWEIZ. 2012 fanden zwei Expertentreffen statt, um die ope- rative Polizeiarbeit mit Italien weiter zu intensivie - Ermittlungen Organisierte ren. Themen waren unter anderen das Aufspüren Kriminalität und und die Herkunft illegaler Vermögen, Möglichkei- ten für gemeinsame Ausbildungen zu eruieren und Wirtschaftskriminalität rechtliche Fragen zu klären. Die Zusammenarbeit Die Ermittlungsabteilungen der Bundes- führte zu einer quantitativen Zunahme von Informa- kriminalpolizei (BKP) führen Vorermitt- tionen aus dem operativen Bereich. Auch im Ana ly- sebereich wurde enger zusammengearbeitet. Zur gu- lungen und polizeiliche Ermittlungen in den ten Zusammenarbeit trägt auch die Arbeit des Ko- Bereichen durch, die in die Kompetenz operationszentrums CCPD in Chiasso bei. des Bundes fallen. Weitere Informationen finden sich im Teil 2 Kapitel 3. > Seiten 67 und 70 Vier Abteilungen bekämpfen in enger Zu- sammenarbeit mit der Bundesanwaltschaft (BA) die WIRTSCHAFTSKRIMINALITÄT. Wirtschaftskrimina li- grenzüberschreitende Organisierte Kriminalität im tät zeigt sich in verschiedenen Erscheinungsformen. Sinne von Art. 260ter des Strafgesetzbuchs (StGB) und fedpol ermittelte 2012 in insgesamt sieben Straftaten ermitteln bei Delikten, die von einer kriminellen gegen das Vermögen (2011: 24). Diese stammen aus Organisation ausgehen. Zudem führen sie Verfahren vier Fallkomplexen (2011: 14), zu welchen die BKP wegen Geldwäscherei- und Wirtschaftsstraftaten, die einen Schlussbericht verfasst hat. Die BKP behandelt zu einem wesentlichen Teil im Ausland begangen nebst Fällen von Veruntreuung, Urkundenfälschung werden oder bei denen kein Schwerpunkt in einem und ungetreuer Geschäftsbesorgung grosse Anlage- Kanton festgestellt wird. Die vier Ermittlungsabtei- betrugsverfahren. Diese Verfahren sind nicht zuletzt lungen decken verschiedene Regionen der Schweiz aufgrund des sehr umfangreichen Materials, welches ab. Je eine befindet sich in Bern, Zürich, Lausanne ausgewertet werden muss, äusserst zeit- und ressour- und Lugano. Delikte in Zusammenhang mit Wirt- cenintensiv. Im Berichtsjahr konnten die polizeili- schaftskriminalität – auch in Konnex mit interna tio- chen Ermittlungen gegen mehrere Beschuldigte in naler Korruption – werden mehrheitlich von der Ab- einem umfangreichen, komplexen Verfahren wegen teilung Ermittlungen Bern geführt. Verdachts des Anlagebetruges mit einer Deliktsum- Die BKP meldete im Berichtsjahr 28 Straftaten me von mehreren hundert Millionen Franken abge- bezüglich der Zugehörigkeit oder der Unterstützung schlossen werden. Die über mehrere Jahre geführten einer kriminellen Organisation (2011: 11). Diese stam- Ermittlungen zeigen auf, dass die Beschuldigten die men aus fünf Fallkomplexen (2011: 6). Erfasst wur- von den Geschädigten investierten Gelder auf raffi- den jene Fallkomplexe, zu welchen die Bundeskri- nierte Weise zur eigenen Bereicherung und zur Auf- minalpolizei 2012 einen Schlussbericht verfasst hat. rechterhaltung eines mutmasslich betrügerischen Der Tatbestand der kriminellen Organisation gemäss Um lageverfahrens verwendet haben.

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VORSCHLÄGE FÜR EINEN STRAFTATBESTAND verbunden. Wenn sich die Strafverfolgungsbehörden SPORTBETRUG. 2012 hat der Bundesrat das Bun- aber auch darum kümmern müssen, die Immobilien desamt für Sport und das Bundesamt für Justiz da- zu verwalten oder sie weiter zu veräussern, ist der mit beauftragt, Vorschläge für die Einführung eines Aufwand ungleich grösser und kann beträchtliche Straf tatbestands des Sportbetrugs zu erarbeiten. Die Ressourcen beanspruchen. Schliessung dieser Rechtslücke ist nötig, denn das Auf internationaler Ebene haben die Aktivitä- Wettgeschäft mit manipulierten Fussballpartien ist ten der BKP im internationalen Netzwerk zur Ver- äusserst lukrativ. Asiatische Wettbüros sind im Ver- mögensabschöpfung CARIN (Camden Asset Reco- gleich zu den europäischen weniger stark reguliert very Inter-Agency Network) markant zugenommen. und erlauben höhere Wetteinsätze. Platziert werden So unterstützten die Spezialisten in- und ausländi- die Einsätze meist durch Agenten, wobei der tatsäch- sche Strafverfolgungsbehörden 2012 in rund 70 Fäl- liche Wetter anonym bleibt. Die angebotenen Wetten len beim Aufspüren kriminell erlangter Vermögen, reichen von den klassischen Spekulationen über Sie- um diese einziehen zu können (2011 rund 40 Fäl- ger und das Endresultat bis zu Annahmen über die le). Die internationale Vernetzung der Strafverfol- Anzahl gelber Karten oder Abseitsentscheide. Erfah- gungsbehörden gewinnt im Bereich der Vermögens- rungsgemäss sind Partien der Top-Ligen nur selten abschöpfung zunehmend über Europa hinaus an von Manipulationen betroffen, da sie zu sehr im Mit- Bedeutung. telpunkt des Medien- und Zuschauerinteresses ste- ERMITTLUNGEN GEGEN CYBERKRIMINALITÄT. hen. Verfälscht werden daher eher Spiele der unte - 2012 befasste sich die Abteilung Ermittlungen Bern ren Ligen, die für den Auf- oder Abstieg einer Mann- mit einer Reihe neuer Verfahren wegen unrecht- schaft nicht relevant sind. Bei der Suche nach kor- mässigem Beschaffen von Zugangsdaten für Inter- rumpierbaren Spielern peilen die Betrüger gezielt netdienste (Phishing). Die vermuteten Tätergruppen Fussballer mit finanziellen Problemen, aussereheli- 48 operierten dabei aus dem Ausland. Diese komple- chen Beziehungen oder einem Hang zum Glücksspiel xen Ermittlungen erforderten eine interdisziplinäre an und schrecken auch vor Erpressung und Gewalt- 49 Zusammenarbeit der involvierten Stellen. Die bis- androhung nicht zurück. herigen Erfahrungen zeigen, dass die kriminalpoli - GELDWÄSCHEREI. Die BKP verfasste im Berichts- zei liche Arbeit ebenso wichtig ist wie das Fachwis- jahr zu 18 Geldwäschereistraftaten einen Schlussbe- sen der IT-Fachleute. Gemischte Ermittlungsgrup- richt (2011: 13). Angesichts der erst kurzen Vergleichs- pen sind gefragt. Diese müssen schnell und weltweit periode lassen die Zahlen keinen Schluss auf die Ge- handeln können. schäftslast zu. Die Schweiz beteiligt sich aktiv an Arbeitsgrup- pen und durch Europol koordinierten internationa- VERMÖGENSABSCHÖPFUNG. Als Gerichtspolizei len Ermittlungen. Das Europäische Cybercrime-Zen- des Bundes ermittelt die BKP nicht nur strafrecht- trum bei Europol, das seinen Betrieb am 1. Januar lich relevante Sachverhalte, sondern spürt auch de- 2013 aufgenommen hat, kann speziell bei komplexen liktisch erlangte Vermögenswerte im Hinblick auf Fällen seine umfassenden analytischen und strategi- eine spätere Einziehung auf und sichert sie. Gerade schen Stärken einsetzen und ermöglicht damit eine im Bereich der Vorermittlungen zeigt sich immer neue Qualität von internationalen Ermittlungen ge- wieder, dass in der Schweiz die Polizei nur beschränk- gen Internetkriminalität. te Möglichkeiten hat, Finanzinformationen zu be- Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden schaffen, was oft ein effektives und effizientes Auf- sich im Teil 1 Kapitel 1 und 2. > Seiten 12 und 18 spüren solcher Vermögen erschwert. Von der Einziehung betroffen sind nicht nur die unmittelbar aus Straftaten erlangten Vermögenswer- Ermittlungen Staatsschutz te selbst, sondern beispielsweise auch Liegenschaften, Die Abteilung Ermittlungen Staats- die mit inkriminierten Geldern erworben wurden. schutz der Bundeskriminalpolizei befasst sich Namentlich bei der konsequenten Beschlagnahme mit den klassischen Delikten gegen den von Immobilien im Hinblick auf eine spätere Einzie- hung besteht auf Seiten der Strafverfolgungsbehör- Staat. den jedoch noch Handlungsbedarf. Eine Grundbuch- Die Ermittlungsabteilung ist zuständig bei Ver- sperre ist grundsätzlich mit einem geringen Aufwand dacht auf wirtschaftliche und politische Spionage-

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tätigkeit, bei Proliferation für Massenvernichtungs- ei gene polizeiliche Ermittler mit Spezialausbildung. mittel und Straftaten gemäss Völkerstrafrecht (Kriegs- Diese führen die polizeilichen Vorermittlungen und verbrechen, Völkermord und Verbrechen ge gen die Ermittlungen, sofern eine Zuständigkeit der Schweiz Menschlichkeit). Zudem wird bei Spreng stoffdelik- gegeben ist. ten, bei Amtsdelikten, bei Geldfälschung so wie bei Im Berichtsjahr war die Bundeskriminalpoli- Cyberangriffen gegen die Infrastruktur des Bundes zei mit drei von der Bundesanwaltschaft eröffneten ermittelt. Ebenso verfolgt die Abteilung Erpressun - Ermittlungsverfahren betraut. Eines der Verfahren gen und Drohungen gegen Magistratsper sonen des wies eine Verbindung mit dem Konflikt in Syrien auf. Bundes oder völkerrechtlich geschützte Personen; Weitere vier Ermittlungen standen in Zusammen- ebenso strafbare Handlungen gegen das Kriegsmate- hang mit verschiedenen internationalen Verfahren rial-, das Güterkontroll- und das Luftfahrtgesetz so - und Rechtshilfeersuchen, die unter anderem aus wie Widerhandlungen bei eidgenössischen Wahlen Schweden, Bosnien und Libyen stammten. Die Er- und Abstimmungen. Dabei führt die Abteilung so- mittlungskräfte waren ausserdem mit zahlreichen wohl polizeiliche Ermittlungsverfahren im Auftrag Vorermittlungen und Anfragen von Interpol befasst. der Bundesanwaltschaft wie auch eigene Vorermitt- Auch die Zusammenarbeit mit internen und ex ter- lungen durch. nen Amtsstellen und Partnern konnte ausgebaut Die Abteilung führt die Ermittlungen in den werden. internationalen Rechtshilfeverfahren, die der Bun- Das Bundesstrafgericht wies 2012 die Be- desanwaltschaft zum Vollzug überwiesen oder vom schwerde und damit den Einwand der Immunität ei- Bundesamt für Justiz geleitet werden. Im Berichts- nes ehemaligen algerischen Verteidigungsministers jahr wurden 25 Rechtshilfeersuche ausländischer und Generals ab, der wegen Kriegsverbrechen ange- Staaten vollzogen. Ersuchende Staaten waren unter klagt worden war. anderen Deutschland, Lettland, Italien, Peru, Gua- Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden temala, die USA, Österreich, Frankreich, Norwegen sich im Teil 1 Kapitel 2, 6, 8 und 10. > Seiten 18, 30, 34 und 38 und Russland.

KORRUPTIONSBEKÄMPFUNG UND AMTSDELIKTE. Die Abteilung Ermittlungen Staatsschutz ist auch für Ermittlungen Terrorismus die Ermittlungen bei jenen Korruptions- und Amts- Die Abteilung Ermittlungen Terrorismus delikten zuständig, die durch Angehörige der Bun- führt polizeiliche Vorermittlungen und desverwaltung begangen werden. Ermittlungsverfahren betreffend Terrorismus Gestützt auf eine Strafanzeige der Eidgenös- und dessen Finanzierung durch und unter- sischen Finanzkontrolle führt die BKP unter der stützt die von der Schweizerischen Bundesan- Leitung der Bundesanwaltschaft eine Strafuntersu- waltschaft geführten Untersuchungen. chung wegen Verdachts der Bestechung und der un- getreuen Amtsführung gegen fünf Beschuldigte. Ge- MONITORING JIHADISTISCHER INTERNETSEITEN. genstand dieses Verfahrens ist ein grosses IT-Projekt Die Abteilung Ermittlungen Terrorismus hat das Mo- des Bundesamtes für Umwelt. Der Fokus der Unter- nitoring jihadistischer Aktivität im Internet konso- suchung richtet sich auf die Vergabe von Aufträgen lidiert und verbessert. Indem im Vorjahr eröffnete unter Umgehung des Beschaffungsrechts des Bun - Verfahren weitergeführt wurden, konnte diese Form des. der Terrorismusunterstützung besser verfolgt und ver fahrenstechnische Herausforderungen gemeistert STRAFTATEN GEMÄSS VÖLKERSTRAFRECHT. Die werden. Straftatbestände Verbrechen gegen die Menschlich- Die Monitoring-Spezialisten analysierten re- keit, Völkermord und Kriegsverbrechen im Strafge- gelmässig die massgeblichen, von jihadistischem Ge- setzbuch gewährleisten eine wirksame Strafverfol- dankengut geprägten Onlinemedien. Sie verschaf- gung von Kriegsverbrechern in der Schweiz. fen sich so ein umfassendes Bild der Aktivitäten und 2012 hat das Kompetenzzentrum Humanitäts- Hintergründe terroristischer Gruppen, die sich dem verbrechen der BKP die Zusammenarbeit mit inter- globalen Jihadismus verschrieben haben. nen und externen Amtsstellen und Partnern aus- Dank der Entwicklung einer technischen Über- gebaut. fedpol verfügt seit mehreren Jahren über wachung jihadistischer Websites entdeckt die Abtei-

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AUFWENDIG. Für ein Strafverfahren gegen Mitglieder des Schweizer Ablegers der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) waren fedpol- Mitarbeitende in Sri Lanka (im Bild der Tempel Sri Dalada Maligawa von Kandy im Zentralen Gebirge von Sri Lanka).

lung sehr schnell jene, die auf Schweizer Servern anwaltschaft führte die Abteilung polizeiliche Inter- eingerichtet wurden. Die über diese Websites ver - ventionen gegen indoktrinierte Personen durch, ge- brei teten Daten werden im Auftrag der Bundesan- gen die ein konkreter Tatverdacht vorlag. waltschaft und in Zusammenarbeit mit den Server- betreibern systematisch beschlagnahmt, analysiert EINVERNAHMEN IM AUSLAND ALS HERAUSFOR- und gelöscht. Die Auswertung der Daten ergibt wert- DERUNG. Das Verfahren für Befragungen im Rah - volle Erkenntnisse über terroristische Gruppen und men der internationalen Rechtshilfe hat sich seit der deren Rückhalt im Internet, die auch den Partner- Einführung der neuen Strafprozessordnung erheb- diensten im Ausland zur Verfügung gestellt werden. lich kompliziert. Wie das folgende Beispiel zeigt, sind Die Monitoring-Ermittler legten ihr Augen- die Anforderungen an die Vorbereitung, an die tech- merk besonders auf in der Schweiz lebende Perso - nischen und logistischen Hilfsmittel und an die für nen, die über die Medien einen gewaltextremisti- die Ausführung aller Massnahmen verantwortlichen schen Jihad befürworten und fördern. Dabei gewan- Personen entsprechend hoch: nen sie wertvolle Einsichten in die Prozesse, die nach Die Schweiz ersuchte Sri Lanka im Rahmen ei- und nach zur Radikalisierung dieser Personen ge- nes in der Schweiz geführten Strafverfahrens ge- führt haben. gen Mitglieder des hiesigen Ablegers der «Liberation In Absprache mit dem Nachrichtendienst des Tigers of Tamil Eelam» (LTTE) um internationale Bundes und in Zusammenarbeit mit der Bundes- Rechtshilfe. Eine Delegation der Bundesanwaltschaft

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und der Bundeskriminalpolizei reiste nach Sri Lanka, rismus und dessen Finanzierung betraut sind. Ziel um sechzehn Auskunftspersonen zu befragen. ist neben der Kontaktpflege, den Teilnehmenden die Die in der schweizerischen Straf prozessord- Lage in der Schweiz und die getroffenen Massnah- nung für eine Befragung in Sri Lanka vorgesehenen men zu schildern, sowie aus Er kenntnissen in- und Massnahmen stellten die Schweizer Ermittlungs- aus ländischer Polizei operationen «best practices» zu behörden vor beachtliche Herausforderungen: Das entwickeln. Recht der gegnerischen Parteien auf Anhörung muss- Vor dem Hintergrund der jüngsten Fälle, in de- te respektiert werden. Ebenso ihr Anspruch, an der nen Schweizer Staatsangehörige als Geiseln genom- Beweiserhebung mitwirken zu können. Allerdings men worden waren, stellte der Leiter des Krisenma- wird das Recht auf Teilnahme bei internationaler nagement-Zentrums des Eidgenössischen Departe- Rechtshilfe differenziert. Werden Beweise im Rah- ments für auswärtige Angelegenheiten seine Dienst- men eines Rechtshilfegesuchs im Ausland erhoben, stelle, deren Organsation und Aufgaben vor. ist dem Recht der gegnerischen Par teien Genüge ge- Eine hochrangige, beim Berufungsgericht in tan, wenn diese zuhanden der ersuchenden auslän- Rabat, Marokko tätige Person und der Leiter der ma- dischen Behörde Fragen formulieren, nach Eingang rokkanischen nationalen kriminalpolizeilichen Bri- des erledigten Rechtshilfegesuchs Einsicht in das gade referierten über die Ermittlungen zum Spreng- Protokoll erhalten und schriftliche Ergänzungsfra- stoffanschlag vom 28. April 2011 auf das Restaurant gen stellen können. Argana in Marrakesch, bei dem 17 Menschen getötet Diesen Konditionen wurde entsprochen, indem und 26 verletzt worden waren. alle Befragungen per Videokonferenz durchgeführt Weiter schilderten Vertreter der Staatsanwalt- und in die Schweiz übertragen wurden, wo die Par- schaft Rotterdam und des nationalen niederländi- teien ihre Teilnahmerechte wahrnehmen konnten. schen Polizeikorps Erkenntisse aus einem gegen die Dies wiederum erforderte gemäss Strafprozessord- Aktivitäten der LTTE in den Niederlanden geführten nung, dass die Einvernahmen in Ton und Bild fest- Verfahren. gehalten werden mussten. Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden sich im Teil 1 Kapitel 11. > Seite 39 EUROPARATS-ÜBEREINKOMMEN. Am 11. Septem- ber 2012 unterzeichnete die Schweiz das Überein- kommen des Europarats vom 16. Mai 2005 zur Ver- Ermittlungen IT hütung des Terrorismus. Es verpflichtet die Vertrags- Die IT-Ermittlungen befassen sich mit staaten, Handlungen unter Strafe zu stellen, die selbst der Sicherstellung, forensischen Siche- keine Terrorakte darstellen, aber zu entsprechenden rung, Aufbereitung und Analyse von elek- Straftaten führen können. Namentlich handelt es sich tronischen Geräten und Datenträgern um die öffentliche Aufforderung zur Begehung einer in Bezug auf vermutete Straftaten sowie terroristischen Straftat sowie das Anwerben (Rekru- mit der Aufzeichnung, Analyse und tieren) und Ausbilden für terroristische Zwecke. Um solche Aktivitäten auch in der Schweiz vertragskon- Interpretation von Kommunikationsdaten. form zu kriminalisieren, werden Anpassungen des 2012 durchsuchten die IT-Ermittler bei 72 Ein- Strafgesetzbuches geprüft. Die rechtliche Umsetzung sätzen total 133 Objekte wie Wohnungen, Häuser des Übereinkommens könnte die künftige Bekämp- oder Firmen (2011: 46 Einsätze, 111 durchsuchte Ob- fung von terroristischen Unterstützungshandlungen jekte). Dabei stellten sie 420 elektronische Geräte wie verbessern. Server, Personal Computer, externe Festplatten und (mobile) Kommunikationsgeräte mit einer Gesamt- JÄHRLICHER INFORMATIONSTAG. Die Bundeskri- kapazität von rund 88 Terabyte sicher (2011: 416 minalpolizei organisierte 2012 zum siebten Mal ei - Geräte/74 Terabyte). Während sich die Anzahl der nen Informationstag, welcher der Bekämpfung von Einsätze deutlich erhöht hat, blieb die Gesamtmenge Terrorismus und dessen Finanzierung gewidmet war. der zu untersuchenden Geräte nahezu gleich. Dies ist Der Informationstag, an dem gegen 200 Personen teil- darauf zurückzuführen, dass im Jahr 2012 vermehrt nahmen, richtet sich an kantonale Po lizeibehörden, kleinere Verfahren geführt wurden – dazu zählen Bundesstellen und ausländische Po lizeidienste, die Einsätze im Zusammenhang mit dem Herstellen so- mit operativen Aufgaben zur Ver folgung von Terro- wie dem In-Umlauf-Setzen von Falschgeld.

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RECHTSHILFE. Die IT-Ermittler der BKP leisteten • in nationalen und internationalen Fachgre- wiederum Rechtshilfe zugunsten kantonaler Poli- mien und Arbeitsgruppen mitwirken, zeikorps und von Bundesstellen, indem sie diese bei • operative Meetings organisieren und daran Einsätzen oder beim Sichern, Aufbereiten und Aus- teilnehmen. werten elektronischer Daten unterstützten. fedpol schafft damit für die Kantone Mehrwert, weil Kom- KOORDINATIONSVERFAHREN. Komplexe und um- petenzen und Ressourcen effizienter genutzt werden fangreiche Verfahren, in die mehrere Länder und können. Dazu dient auch die jährliche, nationale IT- Kantone involviert sind, werden als Koordinations- Ermittler-Tagung, an der 2012 über 120 Spezialisten verfahren geführt. der Kantone und des Bundes teilgenommen haben. Von den Verfahren gegen Menschenschmuggel hatten die meisten auch 2012 einen Bezug zum Koso- VIELFÄLTIGE HERAUSFORDERUNGEN. Im Berichts- vo. Von den Verfahren gegen Menschenhandel sind jahr trugen folgende Faktoren zu neuen Herausfor- schwergewichtig Rumänien, Ungarn und Bulgarien derungen bei: betroffen. • Vielfalt neuer Geräte, insbesondere im mobilen Einsatz ARBEITSGRUPPE SCHWEIZ –RUMÄNIEN. Das Kom- • Verteilte Ablage von Daten im Internet (z.B. missariat war 2012 mit einer – im Auftrag der Depar- «cloud») tementsleitung EJPD gebildeten – Arbeitsgruppe zu • Verschlüsseltes Übertragen und Speichern von den Themen Frauenprostitution und Ausbeutung Informationen von Kindern im Zusammenhang mit rumänischen • Neue Betriebssysteme und Applikationen Staatsangehörigen zu einem Arbeitsbesuch in Buka- • Ermittlungen im Zusammenhang mit Delikten rest. im – beziehungsweise über das – Internet wie Auch an einem Workshop in der Schweiz sowie 52 das unrechtmässige Beschaffen von Zugangs- einem Symposium in Arad/Rumänien über Men- daten für Internetdienste (Phishing) oder das schenhandel wurde die Zusammenarbeit vertieft. 53 (versuchte) Eindringen in Datenverarbeitungs- Wei ter unterstützte das Kommissariat 2012 den Be- systeme. such von zwei rumänischen Stagiaires in der Schweiz und initiierte ein operatives Meeting mit den zustän- digen Strafverfolgungsbehörden in Ru mänien. Da - Menschenhandel bei konnten fallbezogene Informationen vor Ort be- schafft und ausgetauscht werden. Diese Aktivitäten und Menschenschmuggel unterstützten das Hauptziel der Arbeitsgruppe, die Das Kommissariat Menschenhandel/ Zusammenarbeit der Polizei und den Informations- Menschenschmuggel unterstützt als austausch zu verbessern. nationale Zentralstelle die Strafverfolgungs- KRIMINALPOLIZEILICHER INFORMATIONSAUS- behörden im In- und Ausland mit dem TAUSCH. Die fallbezogenen Anfragen und Antwor- Ziel, Menschenhandel und Menschenschmug- ten aus dem In- und Ausland haben 2012 gegenüber gel zu verhindern und zu bekämpfen. dem Vorjahr um rund 30% auf total 5055 deutlich Das Kommissariat koordiniert die Verfahren zugenommen. Neben der oben genannten, intensi- und unterhält ein weit verzweigtes internationales veren Zusammenarbeit mit Rumänien zur Verfol - Verbindungsnetz. Die Aufgaben umfassen im We- gung des Menschenhandels, beruht die Zunahme auf sentlichen: der verstärkten Zusammenarbeit mit Europol und • nationale und internationale Verfahren koordi- der Beteiligung an operationellen Projekten (Target nieren und unterstützen, Groups, Aktionstag von Europol). > Tabelle 1 • internationale kriminalpolizeiliche Informatio- nen austauschen (INTERPOL, Europol), • Informationen und Daten zeitgerecht beschaf- MELDUNGEN MENSCHENHANDEL UND fen und aufbereiten, MENSCHENSCHMUGGEL 2010 – 2012 2012 2011 2010 • Verbindungsnetz mit in- und ausländischen Fachdiensten sicherstellen, • Meldungseingänge 5055 3860 4281 Tabelle 1

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Meridien Meridien ZUSAMMENARBEIT MIT EUROPOL UND SCHEN- FALLDOSSIERS NACH DELIKTSART Meridien GEN. Das Kommissariat hat 2012 total 1419 Euro - 2012 11% Meridien pol-Eingänge bearbeitet. Die Zunahme von 652 Ein- Meridien gängen gebenüber dem Jahr 2011 entspricht beina - Meridien he einer Verdoppelung. Die Europol-Meldungen ent- Meridien sprachen damit im Berichtsjahr rund einem Viertel Meridien sämtlicher Meldungseingänge. > Tabelle 2 Meridien Europol unterstützt Ermittlungsverfahren eu- Meridien ropäischer Staaten und damit auch Verfahren mit 48% Meridien Bezug zur Schweiz. Das Kommissariat ist Mitglied Meridien der sogenannten Focal Points (früher■ Analysis Schweiz (Bund/Kanton) Work (37%) ■ Bulgarien (3%) ■ Andere (19%) ■ Frankreich (3%) Meridien Files) für Menschenhandel und Menschenschmug■ Europol (AWF) (7%)- ■ Italien (3%) Meridien 41% gel (Letzteres seit 2012) und es wirkt aktiv■ Deutschland in den (6%)Tar- ■ Kosovo (1%) ■ Ungarn (5%) ■ Brasilien (1%) Meridien get Groups sowie an den operationellen■ Rumänien Meetings (4%) ■ Mazedonien (1%) Meridien mit. In den Target Groups werden die■ BehördenÖsterreich (4%) der ■ Belgien (1%) Meridien ■ Interpol (Hauptsitz) (4%) ■ Tschechien (1%) involvierten (Tatort-)Länder vereint. Fallbezogene Meridien In formationen – auch mit Bezug zur Schweiz – kön- Meridien ■ Menschenschmuggel (48%) nen dadurch effizient ausgetauscht und ausgewertet Meridien ■ Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung (41%) und das Vorgehen gemeinsam abgestimmt werden. ■ Andere (11%) Meridien Die erwähnte Zunahme der Geschäftseingänge im

Meridien Grafik 5 Kommissariat ist hauptsächlich auf diese Mitwirkung Meridien zurückzuführen. Auch die Meldungen durch die Meridien EUROPOL SIRENE in Zusammenhang mit Fahndungen mit Meridien Eingangsmeldungen 2012 2011 2010 dem Schengener Informationssystem sind in den Meridien • Menschenhandel 756 319 400 letzten drei Jahren deutlich, von 85 auf 206 Eingän- Meridien • Menschenschmuggel 651 448 616 ge, gestiegen. Die Zunahme ist auf die deutlich in- Meridien • Diverse (andere Delikte) 12 tensivierte Zusammenarbeit mit SIRENE und die da- Total 1419 767 1016 raus veranlassten Abklärungen zurückzuführen, die

Tabelle 2 insbesondere des Menschenschmuggels Verdächtige mit Einreisesperren im Schengenraum betrafen. Weitere Informationen finden sich im Teil 2, Kapitel 3 Europol und Kapi- SCHWERPUNKTE UNVERÄNDERT. Die 5055 Mel- tel 4 Einsatzzentrale fedpol, SIRENE-Büro Schweiz. > Seiten 71 und 84 dungen wurden in 840 Falldossiers zusammenge- führt (2011: 626). Schwerpunkte bilden wie im Vor- MENSCHENHANDEL NIGERIA. Menschenhandel jahr Fälle von Menschenschmuggel (48%), die von durch nigerianische Netzwerke ist ein gesamteuro- 274 auf 400 zugenommen haben und Fälle von päisches Phänomen. Am 25. Oktober 2012 haben sich Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Aus- acht Kantonspolizeien, die Stadtpolizei Zürich sowie beutung (41%), die von 222 auf 345 angestiegen sind. das Grenzwachtkorps an einem Aktionstag von Eu- Die übrigen 11% betreffen 95 Dossiers, die anderen ropol zu Menschenhandel aus Nigeria beteiligt. Das Bereichen zuzuordnen sind. > Grafik 5 Kommissariat hat die Operation schweizweit und DOKUMENTENFÄLSCHUNGEN. Dokumentenfäl- mit Europol koordiniert. Die polizeilichen Kontrol- schungen zum Zweck illegaler Migration haben 2012 len zielten darauf ab, Erkenntnisse, Zusammenhän- von 105 auf 128 Fälle zugenommen. Fälle von ge- ge und Verbindungen über die in Europa agierenden fälschten und missbräuchlich verwendeten (EU-) kriminellen Netzwerke aus Nigeria zu gewinnen. In Pässen nahmen auch im Berichtsjahr markant zu. der Schweiz wurden über 130 nigerianische Staats- Personen, die solche Dokumente verwenden, haben angehörige überprüft, wovon rund ein Viertel einer die verschiedensten Nationalitäten. Vorab handelt vertieften Kontrolle unterzogen wurde. Sie waren in es sich um ethnische Albaner aus dem Kosovo, aber der Regel im Besitze eines europäischen Aufenthalts- auch um Staatsangehörige aus Westafrika, Südame- titels und reisten legal als Touristen in die Schweiz rika und dem Nahen Osten (im Besonderen Syrer ein. Die Folgeabklärungen erzeugten über 300 Ein- und Afghanen). und Ausgangsmeldungen im Kommissariat.

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NATIONALE ZEUGENSCHUTZSTELLE. Auf Ende DELIKTE (Zahlen in %)

2012 wurde beim Bundesamt für Polizei eine natio- Jahr 2012 2011 2010 nale Zeugenschutzstelle aufgebaut. Sie ist seit anfangs • Sexuelle Handlungen 31 29 28 2013 in Betrieb und führt Schutzprogramme für ge- mit Kindern fährdete Zeugen durch. Die Massnahmen der Zeu- • Pornografie mit Kindern 40 47 45 genschutzstelle bezwecken insbesondere den Schutz • Pornografie mit Tieren 8 8 8 gefährdeter Zeuginnen und Zeugen ausserhalb ei- • Pornografie mit 9 6 6 gentlicher Verfahrenshandlungen, wenn nötig auch Ausscheidungen nach Abschluss eines Strafverfahrens. Die Palette der • Pornografie mit Gewalt 4 4 4 konkreten Zeugenschutzmassnahmen ist breit: Sie • Pornografie allgemein 8 6 9 reicht von der Unterbringung der zu schützenden Tabelle 3 Person an einem sicheren Ort bis hin zum Aufbau ei- ner neuen, vorübergehenden Identität und der Inte- gration in ein neues Leben. Die Zeugenschutzstelle wird bis Ende 2013 schrittweise bis zum Vollbestand Pädokriminalität und von zehn Personen aufgebaut. illegale Pornografie Zeugenschutz und Zeugenbeeinflussung ist überall dort eine zunehmende Herausforderung, wo Das Kommissariat Pädokriminalität / die Strafverfolgungsbehörden mangels anderer Be- Pornografie koordiniert und unterstützt, als weismittel auf Zeugenaussagen angewiesen sind. Zentralstelle, nationale und internationale Dies ist, neben den Hauptanwendungsbereichen der Verfahren und Polizeiaktionen bei strafbaren Organisierten Kriminalität und der Terrorismusbe- Handlungen gegen die sexuelle Integrität kämpfung, auch im Bereich des Menschenhandels von Kindern sowie wegen illegaler Porno- 54 der Fall. grafie (Kinder-, Gewalt- und Tierpornografie Erfahrungen der Polizei zeigen, dass potenzielle 55 sowie Pornografie mit menschlichen Aus- Zeugen aus Angst – oder nach massiven Drohungen – oft nicht bereit sind, belastende Aussagen ohne scheidungen). Schutz zu machen. Die Aussagebereitschaft gefähr- Die Kernaufgaben beinhalten insbesondere, deter Zeugen kann in solchen Fällen oft nur durch Dossiers und Datensätze vorauszuwerten und auf- entsprechende Schutzmassnahmen hergestellt und zubereiten. Dies umfasst, Bild- und Videomaterial zu aufrecht erhalten werden. sichten sowie die strafrechtliche Relevanz und die AUSBAU DES KONTAKTNETZES. Im Berichtsjahr kantonale Zuständigkeit zu eruieren. Weitere Kerntä- wirkte das Kommissariat an insgesamt 25 internatio- tigkeiten: Koordinationssitzungen organisieren und nalen Fachtagungen und operativen Meetings für die leiten, Informationen beschaffen und den kriminal- Bekämpfung von Menschenhandel und Menschen- polizeilichen Informationsaustausch zwischen den schmuggel im In- und Ausland mit. Strafverfolgungsbehörden im In- und Ausland ge- Das internationale Kontakt- und Verbindungs- währleisten. Das Kommissariat ist in di versen natio- netz wurde, im Rahmen von operativ ausgerichteten nalen und internationalen Arbeitsgruppen aktiv und Meetings bei Europol, in Österreich, Bulgarien, Un- unterhält ein weltweites Kontaktnetz mit Ermittlern garn, Rumänien, im Kosovo sowie bei kantonalen und IT-Spezialisten. Koordinationssitzungen sukzessive ausgebaut. Tref- Das Kommissariat bearbeitete im Jahr 2012 fen im Rahmen der Migrationspartnerschaften er- rund 1500 Anfragen aus dem In- und Ausland. Die möglichten Kontakte mit Vertretern aus dem Koso- Meldungen betrafen die in Tabelle 3 aufgeführten vo und Serbien. Tatbestände. > Tabelle 3 Weitere Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbe- reich finden sich im Teil 2, Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiunter- INTERNATIONALE OPERATIONEN. In Zusammen- stützung /Koordination gegen Menschenhandel und Menschenschmug- arbeit mit Europol und anderen Strafverfolgungsbe- gel. > Seite 77 hörden war das Kommissariat in fünf grössere, inter- Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden sich im Teil 1 Kapitel 4 und 5. > Seiten 25 und 28 nationale Aktionen eingebunden, 15 mögliche Tat- Statistische Angaben zum Themenbereich finden sich auf der CD Statistik verdächtige wohnten in der Schweiz. Umfangreiches fedpol. Beweismaterial und Zugangsdaten wurden ausge-

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wertet, aufbereitet und in Verdachtsdossiers den kan- Im «Focal Point TWINS» von Europol unter- tonalen Strafverfolgungsbehörden zugestellt. stützt das Kommissariat die involvierten Behörden Zu rund 120 weiteren Tatverdächtigen mit bei der Verfolgung des Kindsmissbrauchs. Wohnsitz in der Schweiz erstellte das Kommissari - Alternierend mit KOBIK organisiert das Kom- at Dossiers, welche ebenfalls den zuständigen Poli- missariat eine der zweimal jährlich stattfindenden zeistellen zu weiteren Abklärungen übermittelt wur- Tagungen der nationalen Arbeitsgruppe «Kindsmiss- den. Diese Verdachtsdossiers führten fast ausnahms- brauch». Diese besteht seit zehn Jahren und setzt los zu Gerichtsverfahren, in denen die Tatverdächti- sich aus Vertretern von Strafverfolgungsbehörden gen auch verurteilt wurden. und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Ziel Einigen Ersuchen konnte das Kommissariat ist, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu verstär- auch im Berichtsjahr nicht entsprechen. Entweder ken und den Informationsaustausch zu optimieren. waren die übermittelten IP-Adressen älter als sechs Zudem hat das Kommissariat Ende Novem- Monate und konnten nicht mehr abgeklärt werden ber 2012 die erste nationale Tagung für Ermittler im (für die Provider in der Schweiz gilt eine sechsmo- Bereich Pädokriminalität organisiert und durchge- natige Aufbewahrungsfrist) oder das Bild-/Video ma- führt. terial war in der Schweiz strafrechtlich nicht re le- vant. ZUSAMMENARBEIT MIT KOBIK. Zwischen der Ko- ordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkri- ANALYSE VON BILD-/VIDEOMATERIAL. Im In- minalität KOBIK und dem Kommissariat besteht ternet steigt das Angebot an neuen und benutzer- eine enge Zusammenarbeit. Beide Einheiten bearbei- freundlicheren Verbreitungsmöglichkeiten für Bild- ten auch Fälle gemeinsam. Besonders beim Aufbau und Videodateien stetig an. Davon profitiert auch die der bei KOBIK angesiedelten Nationalen Datei- und Täterschaft, was zur Folge hat, dass verbreitete Da- Hashwertesammlung NDHS war das Kommissariat ten – wie Bilder von Kindsmissbrauch – oft weltweit eingebunden und unterstützt auch weiterhin das verfügbar sind und die Täter- und Opferidentifika - aufwendige Kategorisieren des Bildmaterials. tion zusätzlich erschwert werden. Auf die durch INTERPOL betriebene «Inter- MELDEFORMULAR FÜR VERDACHTSMELDUNGEN national Child Sexual Exploitation-Database» (ICSE- KINDERSEXTOURISMUS. Seit September 2008 ist Datenbank) haben aktuell Experten aus 34 Ländern auf der Homepage von fedpol ein Meldeformular für direkt Zugriff. Sie können online überprüfen, ob kin- Beobachtungen im Zusammenhang mit Kindersex- derpornografische Erzeugnisse in andern Ländern tourismus aufgeschaltet. Seither gingen 29 Meldun- schon bekannt sind und ob allenfalls Opfer und/oder gen ein. Die Schweiz betreibt bis heute als einziges Täter identifiziert sind. Land eine Website mit einem Meldeformular für Alle anderen INTERPOL-Länder haben Zu - solche Verdachtsmeldungen. Zusammen mit der Stif- gang zur Datenbank. Aktuell ist in der Datenbank tung Kinderschutz Schweiz und der Fach stel le «End Bildmaterial von gegen 2900 identifizierten Opfern Child Prostitution in Asian Tourism» (ECPAT) wird (davon 62 durch die Schweiz identifiziert) und knapp angestrebt, das Meldeformular in der Öffentlichkeit 1600 Tätern (davon 28 Schweizer) hinterlegt. Im Be- bekannter zu machen. richtsjahr konnte Bild material von weiteren 26 Op- ECPAT International ist die einzige, interna- fern und neun Tätern mit Bezug zur Schweiz in der tional anerkannte Organisation, die sich ausschliess- Datenbank identifi ziert werden. lich mit der Prävention und Bekämpfung von kom- Alle Mitarbeitenden des Kommissariats haben merzieller sexueller Ausbeutung von Kindern und Zugriff auf die Datenbank. Die kantonalen Strafver- Jugendlichen auseinandersetzt. Sie will in Absprache folgungsbehörden können die von ihnen sicherge- mit allen involvierten Stellen ab 2013 eine interna- stellten Bilder via fedpol abgleichen lassen. tionale Internetseite entwickeln mit Informationen zum Thema und der Möglichkeit, verdächtige Fest- NATIONALER UND INTERNATIONALER INFORMA- stellungen online zu melden. Die Internetseite soll TIONSAUSTAUSCH. INTERPOL führt jährlich die Ta- auch Links enthalten, die auf Möglichkeiten hinwei- gung «INTERPOL specialists group on crime against sen, wie verdächtige Feststellungen an die nationalen children» durch, an der das Kommissariat die Inte- Polizeistellen der teilnehmenden Länder gemeldet ressen der Schweiz vertritt. werden können.

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In der Prävention wird die Zusammenarbeit mit kain und Heroin – Vorläufer-, Vor-Vorläufer- und an- den Reiseveranstaltern, den Fluggesellschaften und dere Chemikalien abzweigen. Für beide Projekte ent- den Vertretungen vor Ort intensiviert. wickelt je eine Task Force Mechanismen und initi - Weitere Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbe- iert weltweit Operationen, damit effektiv gegen den reich finden sich im Teil 2, Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiunter- Schmuggel und das Abzweigen von Vorläufersubs- stützung /Massnahmen gegen Internetkriminalität. > Seite 75 tanzen und Chemikalien vorgegangen werden kann. Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden Die Bundeskriminalpolizei hat als Beobachterin Ein- sich im Teil 1 Kapitel 8. > Seite 34 sitz in beiden Task Forces. 2012 haben sich Bundeskriminalpolizei und Swissmedic an der Operation «Ephedrine/Pseudo- Betäubungsmittel ephedrine Intelligence Gaps in Africa» beteiligt, die Das Kommissariat Betäubungsmittel den Informationsaustausch über das Abzweigen von unterstützt Bund, Kantone und das Ephedrin und Pseudoephedrin auf dem afrikani- schen Kontinent zum Thema hatte. Ausland bei der Bekämpfung des illegalen Weiter hat sich die Bundeskriminalpolizei 2012 Betäubungsmittelhandels. an das sogenannte «Precursor Incident Communi- Oberste Priorität hat der zeitgerechte, kriminal- cation System» PICS angeschlossen. Dieses System polizeiliche Informationsaustausch. ermöglicht den nationalen Behörden, verschlüsselt 2012 gingen monatlich rund 500 Meldungen und in Echtzeit Informationen zu Sicherstellun- ein, welche analysiert, ausgewertet und – mit eige - gen, Trends, Erfahrungen und Gutachten auszutau- nen Erkenntnissen ergänzt – an in- und ausländi- schen. sche Dienststellen weitergeleitet wurden. Daraus re- Ende 2012 wurde die Bundeskriminalpolizei sultierten insgesamt 49 Koordinationsfälle, welche eingeladen, um in der «Advisory Expert Group on 56 vertiefter bearbeitet wurden. Weiter wurden 24 Fäl - emerging precursors» Einsitz zu nehmen. Die Grup - le mit Koordinationsbedarf im Rahmen des krimi- pe besteht aus zwölf Experten aus verschiedenen 57 nalpolizeilichen Informationsaustausches intensiver Staaten und hat diverse Empfehlungen verabschie- betreut. Gegenüber dem Vorjahr ist erneut ein An- det, um das Abzweigen von Vorläufersubstanzen zu- stieg der Meldungen über Vorläuferstoffe sowie über künftig effektiver zu verhindern. illegalen Handel mit Medikamenten und Doping zu verzeichnen. In diesem Zusammenhang wurde GROUPE POMPIDOU. Die auf Initiative des dama- der Informationsaustausch verstärkt, insbesondere ligen französischen Präsidenten Pompidou 1971 ge- mit dem Grenzwachtkorps, Swissmedic sowie mit gründete Gruppe wurde 1980 in die Organisation des dem Bundesamt für Gesundheit. Europarates in Strassburg aufgenommen und zählt derzeit 37 Mitgliedsländer. 2012 ist neu Moldawien MISSBRAUCH AMPHETAMINARTIGER SUBSTAN- beigetreten. Die Groupe Pompidou bietet auf eu - ZEN. Synthetische Drogen wie Amphetamine, Meth- ro päischer Ebene ein multidisziplinäres Forum für amphetamine und Ecstasy werden in illegalen Labors Entscheidungsträger, Experten und Wissenschafter aus Vorläuferchemikalien beziehungsweise Vor-Vor- über Drogenmissbrauch und Drogenschmuggel. läuferchemikalien hergestellt. Ohne diese Substan- Die Bundeskriminalpolizei präsidiert seit dem zen können synthetische Drogen nicht produziert 1. Januar 2011 die sogenannte «Airports Group», be- werden. stehend aus Vertretern von Zoll, Grenzwache und Po- Der Internationale Suchtstoffkontrollrat mit lizei aus 37 Ländern. Ziel der Gruppe ist, Kontroll- Sitz in Wien fordert, verstärkt gegen den Missbrauch massnahmen im Drogenbereich auf europäischen von amphetaminartigen Stimulanzien vorzugehen Flughäfen zu harmonisieren und zu verbessern, un - und zu diesem Zweck am «Project Prism» mitzuar- ter Einbezug von 13 Ländern aus der sogenannten beiten. Mit diesem weltweiten Programm soll ver- «medNET Group». Die im Arbeitsprogramm 2011 – hindert werden, dass Vorläufersubstanzen von Dro- 2014 vorgesehenen Aktivitäten und Konferenzen genhändlern zur illegalen Herstellung von ampheta- dienen dem Austausch von Informationen, Trends minartigen Stimulanzien abgezweigt werden. und Entwicklungen zwischen den Polizei-, Zoll- und Das «Project Cohesion» will verhindern, dass Grenzwachtbehörden, internationalen Organisatio- Drogenhändler – zur illegalen Herstellung von Ko - nen und Aufsichtsbehörden.

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GEGEN DROGENHANDEL. Die seit Januar 2011 von fedpol präsidierte sogenannte «Airports Group» will die Kontrollmassnahmen auf europäischen Flughäfen gegen Drogenhandel verbessern (im Bild der Flughafen Zürich).

EUROPEAN DRUG PROFILING SYSTEM. Im Rah- Tagung der «Ständigen Arbeitsgruppe Rauschgift» men der Massnahmen der EU-Kommission im Be- statt. Die von der BKP organisierte Ta gung richte- reich «Justiz und Inneres» wurde mit der Umsetzung te sich an die Leiter von Betäubungsmittelgruppen des europaweiten Projekts «European Drug Profiling und Betäubungsmitteldezernaten sowie Vertreter System» für Sicherstellungen von Amphetaminde- von Strafverfolgungsbehörden aus den Niederlan- rivaten begonnen. den, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Dänemark, Hauptziel des Projekts ist es, ein europaweites Österreich, Polen, der Slowakei, Tschechien und der Profiling von Amphetaminen und dem auch Ecsta- Schweiz. sy genannten MDMA zu schaffen. Das Projekt be- Zentrale Themen waren die Zu sammen ar - zweckt, die europäischen Profilingmethoden zu op- beit zwischen den Polizei- und Strafverfolgungs - timieren und zu harmonisieren. Die Zusammenar - behörden, Cannabis-Indoorplantagen, Designerdro- beit zwischen forensischen Experten und nationa - gen (Le gal Highs), Betäubungsmittelhandel im Inter- len Polizeibehörden wird verbessert, indem die Ab- net, Crystal Meth(amphetamine) und das European läufe stärker koordiniert werden. Drugs Profiling System. Das Projekt, an dem die Schweiz – vertreten durch die BKP – als einziges nicht EU-Mitglied teil- 4 7. NATIONALE BETÄUBUNGSMITTELTAGUNG. nimmt, ist auf drei Jahre be fristet und läuft voraus- 2012 fand die 47. Tagung der gesamtschweizerischen sichtlich 2013 aus. Das Profiling wird von der Nieder- Arbeitsgruppe «Rauschgift» statt. Teilnehmer waren ländischen Nationalen Polizei und dem Niederländi- Leiter von Betäubungsmittelgruppen und Betäu- schen Forensischen Institut koordiniert. Teilnehmer bungsmitteldezernaten kantonaler oder städtischer sind Schweden, Finnland, Grossbritannien, Belgien, Polizeikorps, Vertreter von Strafverfolgungsbehör - Frankreich, die Niederlande, die Schweiz, Australien den sowie Bundesstellen wie Grenzwachtkorps, und Europol. Schweizerisches Heilmittelinstitut Swissmedic und Vertreter der Rechtsmedizin.

111. TAGUNG DER STÄNDIGEN ARBEITSGRUPPE Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden sich RAUSCHGIFT. In Schwarzenburg/BE fand die 111. im Teil 1 Kapitel 3. > Seite 23

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Koordination Falschgeld GESCHÄFTSSTATISTIK Jahr 2012 2011 2010 Das Kommissariat Falschgeld über- • Eingegangene Anzeigen 5 142 5 262 5 252 prüft und registriert falsche oder gefälschte • Eingegangene INTERPOL-/ 94 97 181 Noten und Münzen. Es unterstützt die Europolmeldungen mit Bezug zu Ermittler der kantonalen Polizeikorps sowie sichergestellten Falsifikaten • Überprüfte Währungen 22 27 18 der BKP bei Falschgeldverfahren. Und • Sichergestellte 21 765 14 847 12 311 es koordiniert umfangreiche und komplexe Banknoten/Münzen Fälle unter den betroffenen Kantonen • davon echte 501 219 207 Banknoten/Münzen oder mit ausländischen Strafverfolgungs- behörden. Tabelle 4 Strafverfahren zu Falschgeld werden grund- sätzlich unter der Verfahrensleitung der Bundesan- waltschaft geführt oder an die kantonalen Strafver- EURO. Es gab leicht mehr Fälschungen von Euro im folgungsbehörden abgetreten. Berichtsjahr, nämlich 2084 Noten (2011: 2036) mit Die Prävention ist ein wichtiger Teil einer um- einem Gesamtwert von 141775 Euro. Dagegen blie- fassenden Strategie zur Falschgeldbekämpfung. Im ben in fast allen europäischen Ländern die Fäl- Vordergrund stehen Warnmeldungen an Finanzinsti- schungen von Euro konstant oder gingen sogar leicht tute und Medien sowie der Informationsaustausch, zurück. Falschgeldexperten vermuten, dass es eine vor allem mit der Schweizerischen Nationalbank, den Frage der Zeit ist, bis neue Fälschungen im europäi- Sicherheitsdiensten der Banken, aber auch mit Pri- schen Raum auftauchen werden. vatfirmen, die Produkte oder Teile für den Bankno- 58 tendruck herstellen, mit Herstellern von Bankno - US-DOLLAR. Im Berichtsjahr ist die Menge falscher ten- und Münzenprüfgeräten sowie mit Geldverar- Dollars um 56% gestiegen. Dieser Anstieg ist vor allem 59 beitern. auf ein Verfahren zurückzuführen, bei welchem über 2012 überprüfte das Kommissariat Falschgeld 3900 Dollar-Fälschungen sichergestellt wurden. Die insgesamt 21765 Münzen und Banknoten aus 22 2012 sichergestellten 5254 Dollar-Falschnoten ent- verschiedenen Währungen auf deren Echtheit. Da- sprechen dem Durchschnittswert der letzten zehn von wurden 501 als echt und 17046 als Falsifika- Jahre. te identifiziert. Insgesamt nahm das Kommissari- Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden at 5142 Falschgeldmeldungen entgegen (2011: 5262). sich im Teil 1 Kapitel 6. > Seite 30 Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Abnah- Statistische Angaben zum Themenbereich finden sich auf der CD Statistik fedpol. me von 2,3%. Zusätzlich bearbeitete der Fach be- reich 94 Fälle von im Ausland sichergestellten Falsi- fikaten, die von INTERPOL oder Europol gemeldet wurden. > Tabelle 4 Allgemeine Kriminalität

SCHWEIZER FRANKEN. Die Anzahl falscher Schwei- und Finanzdelikte zer Noten und Münzen belief sich 2012 auf 6860, was Das Kommissariat Allgemeine und im Vergleich zu 2011 (6468) einer Zunahme von 5,7% Organisierte Kriminalität und Finanzdelikte entspricht. Der Durchschnittswert über die letzten unterstützt in- und ausländische Partner- zehn Jahre liegt bei rund 4000 gefälschten Schweizer stellen im Austausch von kriminalpolizeili- Banknoten und Münzen. Im Durchschnitt war in den letzten Jahren chen Informationen. Falschgeld in der Höhe von rund 550000 Franken im Die meisten kriminalpolizeilichen Informatio- Umlauf. Im Vergleich zum Bargeldumlauf von rund nen wurden auch 2012 wiederum zu Skimming, Be- 49 Milliarden Franken fällt diese Summe kaum ins trug sowie Einbruchs- und Diebstahlsdelikten ausge- Gewicht, sodass keine schwerwiegenden Beeinträch- tauscht. Um den illegalen Handel mit Kulturgütern tigungen der Schweizer Wirtschaft zu befürchten zu verfolgen, konnten wichtige Netzwerke aufgebaut waren respektive sind. und gestärkt werden. Auch in Fällen von vermissten

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Personen oder im Ausland entführten Schweizerin- Die Mitarbeitenden des Kommissariats waren nen und Schweizern konnten die Mitarbeitenden als 2012 in 19 (2011:19) kriminalpolizeiliche Operatio- Teil eines nationalen und internationalen Kontakt- nen eingebunden. Die Einsätze erfolgten ausschliess- netzwerks wichtige Impulse geben. lich im Rahmen von bundeseigenen Ermittlungsver- fahren. Im Rahmen von Rückführungen arbeitete das Kommissariat mehrmals direkt mit nationalen Poli- Zielfahndung und zeidienststellen in Frankreich, Holland und Spanien Einsatzgruppe zusammen.

Das Kommissariat Zielfahndung/Ein- SICHERHEITSPOLIZEILICHE AUS- UND WEITER- satzgruppe führt Zielfahndungen im In- und BILDUNG. Im Berichtsjahr wurden 357 Mitarbei- Ausland zugunsten verschiedener Part- tende der fedpol-Hauptabteilungen Bundeskriminal - ner durch. Es steht als Einsatzgruppe für die po lizei, Internationale Polizeikooperation und Bun- Bewältigung von Einsätzen mit erhöhter dessicherheitsdienst bezüglich Zwangsmassnahmen, Eigenschutzmassnahmen, polizeilicher Einsatztak- Gefährdung zur Verfügung und sorgt für die tik und Schusswaffengebrauch instruiert. Die Aus- sicherheitspolizeiliche Aus- und Weiterbil- bildungen fanden hauptsächlich im sicherheitspo - dung der fedpol-Mitarbeitenden. li zeilichen Ausbildungszentrum von fedpol sowie ZIELFAHNDUNGEN. Bei Zielfahndungen geht es an externen Ausbildungsstätten, in der Nähe der darum, flüchtige – national oder international zur Zweigstellen Lugano und Lausanne, statt. Neben Verhaftung ausgeschriebene – Straftäter zu suchen den Grundmodulen wurden für die Spezialeinhei- und zu verhaften. Auftraggeber sind die Bundesan- ten wie «Observation»,«Personenschutz» oder «Ver- waltschaft, das Bundesamt für Justiz sowie nationale deckte Er mittlungen» massgeschneiderte, erweiterte und internationale Strafverfolgungsbehörden. Trainings angeboten. Das Kommissariat eröffnete im Berichtsjahr Für Quereinsteiger wurde ein vierwöchiger sechs neue Zielfahndungsfälle (2011: 15), neun wur- Kurs in Polizeipraxis durchgeführt, zudem wurden 13 den erfolgreich abgeschlossen (2011: sieben). In vier neue Mitarbeitende von fedpol in die Materie einge- Fällen kam es zu Verhaftungen in der Schweiz, wei- führt. tere fünf Zielpersonen konnten aufgrund der inter- Während rund 160 Ausbildungstagen standen nationalen Zusammenarbeit im Ausland festgenom- jeweils mindestens zwei Mitarbeitende des Kommis- men werden. Bei 28 umfangreichen Abklärungen sariats als Instruktoren im Einsatz. Zusätzlich zur Pla- wurden Partnerdienste im In- und Ausland unter- nung und Durchführung der Ausbildung sowie dem stützt. Zudem wurden im Rahmen der Operation Controlling hat das Kommissariat die gesamte Aus- INFRARED, einer weltweiten Fahndungsaktion von bildungsinfrastruktur bewirtschaftet. INTERPOL, 121 weitere Abklärungen getätigt. Im Rahmen der polizeilichen Rechtshilfe un- terstützte das Kommissariat Polizeidienststellen in den Kantonen SG, TG, ZH, BE, AG, LU, FR, NE, JU, Observationen SZ, OW, ZG und GE. Bei internationalen Rechtshil- Die Abteilung Observation ist zustän- feersuchen arbeitete die Zielfahndung unter ande- dig für systematische Beobachtungen im ren mit Deutschland, Tschechien, Frankreich, Por- öffentlichen Raum sowie für den verdeckten tugal, Grossbritannien, Kosovo, Slowenien, Bosnien Einsatz von genehmigungspflichtigen, Her zegowina, Kolumbien, Serbien, Spanien und den technischen Überwachungsmassnahmen im USA zusammen. privaten Bereich.

EINSATZGRUPPE. Das Kommissariat steht der BKP EINSÄTZE OBSERVATION. Die Anzahl der Obser- – bei nicht im Voraus planbaren Einsätzen mit er- vationseinsätze ist im Berichtsjahr gegenüber dem höhter Gefährdung – als Einsatzgruppe mit zusätz- Vorjahr praktisch konstant geblieben (2012: 360/ licher Bewaffnung, speziellem Einsatzmaterial und 2011: 358). Dies im Rahmen von 58 operativen Ge- erweiterter Ausbildung zur Verfügung. schäften. Bei 46 Einsätzen (12,7%) hat das Kommis-

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sariat Observationstechnik gezielt technische Mittel EINSÄTZE UND OPERATIVE GESCHÄFTE zur Unterstützung von Observationen eingesetzt. 75 2012 2011 2010

Einsätze (20,8%) wurden zugunsten Dritter (in-/aus- • Anzahl operative Geschäfte 58 49 34 ländische Behörden, Nachrichtendienst des Bundes) • Total Einsätze 360 358 423 durchgeführt (2011: 41). Dabei handelte es sich in der Regel um operative Geschäfte, die im Rahmen von GEOGRAFISCHE VERTEILUNG Einzeleinsätzen erledigt werden konnten. > Tabelle 5 Gebiet 2012 2011 2010 Gestützt auf die bilateralen Polizeikooperati- • Raum Bern-Mittelland-Basel 75 73 72 onsverträge sowie das Schengener Durchführungs- • Westschweiz, Wallis 85 69 138 übereinkommen führten die Observationskräfte der • Tessin, Graubünden 39 34 31 BKP 2012 vier grenzüberschreitende Einsätze durch, • Zürich-Ostschweiz 161 182 182 drei nach Frankreich und einen nach Italien. In fünf Fällen unterstützte die Observation ausländische Tabelle 5 Observationseinheiten, die mit Bewilligung in der Schweiz operierten. OK, WK, KORRUPTION, GELDWÄSCHEREI. Das EINSÄTZE MOBILE ANLAGEN. Bei den Einsätzen Kommissariat I ist für Berichte in den Bereichen Or- des Kommissariats Mobile Anlagen handelt es sich ganisierte Kriminalität, Wirtschaftskriminalität, Kor- um technisch komplexe, mittel- oder langfristig an- ruption und Geldwäscherei zuständig. Die Berichte ge legte Massnahmen gemäss Schweizerischer Straf- richten sich je nach Auftrag an die Ermittlungen prozessordnung. der BKP, die Strafverfolgungsbehörden oder an das Im Berichtsjahr führte das Kommissariat Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement. Das knapp über 100 technische Überwachungsmassnah- Kommissariat ist ebenso für den Lageteil des Jahres- 60 men durch. Die Anordnung technischer Massnah- berichts von fedpol und den Schweizer Beitrag für men im Zuständigkeitsbereich der Mobilen Anlagen den Bericht zur Organisierten Kriminalität von Eu- 61 bewegte sich im Rahmen des Vorjahres (2011: 115). ropol (Serious Organised Crime Threat Assessment) Gestiegen ist der für die Planung und Durchführung zuständig. der einzelnen Massnahmen benötigte Zeitaufwand. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die TERRORISMUS, WEITERE STAATSSCHUTZKRIMI- Zielpersonen mit Bekanntwerden der zum Einsatz NALITÄT. Das Kommissariat II ist für die kriminalpo- kommenden Mittel ihr Verhalten ändern, so dass al- lizeilichen und sicherheitspolitischen Analysen und ternative Einsatzmöglichkeiten gesucht werden müs- Berichte in den Bereichen Terrorismus, Gewaltextre- sen. Andererseits werden des Öfteren verschie dene mismus und weitere Schwerstkriminalität mit Bezug Technologien parallel eingesetzt, was ebenfalls mit zur arabisch-islamischen Welt zuständig. Zum einen einem Mehraufwand verbunden ist. unterstützt es damit die Bundesanwaltschaft (BA) sowie die Ermittlungsabteilungen Terrorismus und Staatsschutz der BKP und zum anderen erstellt es Analyse auf die Strafverfolgung ausgerichtete Lageberichte Die Abteilung Analyse ist auch das für fedpol und das EJPD. 2012 erstellte es im Auftrag Berichtszentrum von fedpol. Sie führt fall- der BA und für Operationen der BKP insgesamt elf übergreifende Analysen in den Bereichen teils umfangreiche Analyseberichte, darunter eine eingehende Untersuchung der Strukturen und ter- Organisierte Kriminalität, Wirtschaftskrimi- rori stischen Modi operandi einer gewaltextremisti- nalität, Terrorismus und (gewalttätiger) schen Organisation. Extremismus durch. Die Abteilung erarbeitet kriminalpolizeiliche OPERATIVE KRIMINALANALYSE. Das Kommissa- Berichte (Modi operandi, Tätergruppenprofile etc.) riat III ist für die operative Kriminalanalyse zustän- und versorgt die Ermittlungseinheiten der BKP mit dig. Als Schweizer Kompetenzzentrum auf diesem operativen Kriminalanalysen sowie Vorermittlun- Gebiet führt es auch nationale und internationa- gen, die wichtige Erkenntnisse, Empfehlungen und le Ausbildungsveranstaltungen durch. Im Berichts- verfahrenseinleitende Hinweise enthalten. jahr wurde es in 39 Ermittlungsverfahren einbezogen

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(2011: 35). 28% der Verfahren betrafen Geldwäsche- begleitend absolviert und behandelt relevante The- rei, 25% kriminelle Organisationen, 21% Staats- men aus den Bereichen polizeiliche Einsatzführung, schutz- und 15% BM-Delikte. 11% der Verfahren betriebliche Führung und Sozialkompetenz. Der verteilten sich auf die Bereiche Korruption, Falsch- Lehrgang richtet sich an die dritte Führungsebene. Die geld und Internetkriminalität. Ausserdem wurden Durchführung und Organisation des CAS FIP obliegt im Berichtsjahr neun kantonale Verfahren unter- dem Schweizerischen Po li zei-Institut SPI in Zusam- stützt. menarbeit mit der Hochschule Luzern. Im Berichts- jahr absolvierten sechs Mitarbeitende von fedpol mit TÄTERSTRUKTUREN. Das Kommissariat IV bearbei- Erfolg den CAS FIP. tete im Berichtsjahr Informationen in Bezug auf Straftaten und kriminelle Organisationen. Dabei geht HÖHERE FACHPRÜFUNG. Seit der Einführung der es in erster Linie darum, Täterstrukturen zu erken - höheren Fachprüfung für Polizisten und Polizistin - nen, um einen Anfangstatverdacht gegen bestimmte nen im Jahr 2007 wird in der polizeilichen Aus- und Personen oder Gruppierungen zu begründen und Er- Weiterbildung nebst dem Fachausweis auch der eid- mittlungsverfahren einleiten zu können. genössische Abschluss der höheren Berufsausbildung SCHULUNG OPERATIVE KRIMINALANALYSE. Durch angeboten. An der höheren Fachprüfung ha ben die das seit 2009 gemäss Ausbildungs- und Ein satzkon- Kandidaten auszuweisen, dass sie über Kompetenzen zept für die operative Kriminalanalyse um gesetzte in Führung, Ausbildungsmethodik und polizeilichem III-Stufen-Modell verfügt die Schweiz seit 2012 prak- Spezialwissen verfügen und sich in einem dieser Be- tisch flächendeckend über Kriminalanalyse-Spe zia- reiche vertieftes Wissen angeeignet haben. Die erwor- listen der Stufen I und II. Diese beschäftigen sich zwi- benen Kompetenzen befähigen sie, mittlere Kader- schen 10% und 30% ihrer Arbeitszeit mit operativer positionen einzunehmen oder in der Aus- und Wei- Kriminalanalyse. Vom 19. bis 30. November 2012 fand terbildung sowie als Spezialisten für besondere Auf- der SPI-Spezialistenkurs «Ermittler Operative Kri- gaben tätig zu sein. 2012 haben 17 Mitarbeitende von minalanalyse II» statt. 19 Teilnehmende aus 12 ver- fedpol die Prüfung bestanden. schiedenen Polizeikorps eigneten sich vertiefte fall- analytische Kenntnisse an und machten sich mit der CAS IN FINANCIAL INVESTIGATION. Seit 2007 wer- Nutzung verschiedener Software vertraut. In den den Ermittlerinnen und Ermittler der BKP im Be- nächsten Jahren wird es hauptsächlich darum ge- reich Wirtschaftskriminalität am Kompetenzzentrum hen, die Ausgebildeten der Stufen I und II durch re- Forensik und Wirtschaftskriminalistik (CCFW) der gel mässige Einsätze und mit Wiederholungskursen Hochschule Luzern und am Institut de lutte contre auf dem neuesten Stand zu halten. la criminalité économique (ILCE) an der Haute école Die Stufe III umfasst sogenannte «Fachexper- de gestion ARC Neuchâtel aus- und weitergebildet. ten Operative Kriminalanalyse». Sie sind mit einem Dieser Kurs richtet sich an Polizeiangehörige, die Vollpensum als Kriminalanalysten angestellt, neh- umfangreiche Wirtschaftsstraffälle bearbeiten, ins - men die fachliche Führung und Koordination der be sondere Fälle von Vermögens-, Konkurs- und Ur- Stufen I und II wahr, treten als Ausbildner auf und kundenkriminalität. sichern die (inter-)nationalen Kontakte, auch zur Den Kursteilnehmenden werden spezifische Wis senschaft. Anwenderkenntnisse aus den Bereichen Wirtschaft und Recht vermittelt, sodass sie be fähigt werden, ent- sprechende Fälle selbständig zu bearbeiten. Fach- Aus- und Weiterbildung spezialisten der BKP wirken als Referenten an die- fedpol Mitarbeitende besuchen ver- ser Ausbildung mit und präsentieren insbesondere praktische Aspekte der Bekämpfung der Wirtschafts- schiedene Fach- und Führungsausbildungen, kriminalität sowie der Vermögens abschöpfung. Im um ihre kriminalpolizeilichen Aufgaben Be richtsjahr haben fünf Mitarbeiten de von fedpol die erfolgreich zu lösen. Ausbildung zur Erlangung des Certificate of Advan - FÜHRUNGSLEHRGANG FÜR POLIZEIOFFIZIERE. ced Studies Hochschule Luzern in Financial Investi- (Certificate of Advanced Studies/Führung im Polizei- gation abgeschlossen. • einsatz CAS FIP). Dieser modulartig aufgebaute Kurs Statistische Angaben zur Kriminalpolizei finden sich auf der CD-Statistik wird über einen Zeitraum von zwei Jahren berufs- fedpol.

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d_io_JaBe2012_fedpol_16 6 13.indd 62 18.06.13 15:17 TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | SICHER HEITSPOLIZEI

2 Sicherheitspolizei Die sicherheitspolizeilichen Aufgaben von fedpol nimmt die Hauptabteilung Bundessicherheitsdienst wahr.

Meridien Sicherheit Personen VÖLKERRECHTLICH GESCHÜTZTE KONFERENZTEILNEHMER Meridien Die Abteilung Sicherheit Personen 700 Meridienist dafür zuständig, Sicherheitsmassnah-

Meridienmen für Personen des Bundes, für völkerrecht- 600 541 Meridien

lich geschützte Personen und Einrichtungen 500 447 Meridien sowie an Bord von Schweizer Luftfahrzeu - Meridien 400 350 Meridiengen und an ausgewählten Bodenstationen im 300 230 Ausland anzuordnen und zu koordinieren. 228

Meridien 201 MeridienAUSLÄNDISCHE BESUCHER. Das Kommissariat Si- 200 Meridiencherheit ausländische Besucher sorgt für die Sicher- 46 43 100 42 Meridienheit völkerrechtlich geschützter Personen anlässlich Meridienvon Konferenzen, Staatsbesuchen, Arbeitsbesuchen 0 2012 2 011 2010 Meridienund Privataufenthalten in der Schweiz. ■ Anzahl Konferenzen MeridienIm Berichtsjahr fanden zahlreiche Veranstal- ■ Anzahl völkerrechtlich geschützte Besucher 62 ■ Anzahl angeordnete Personenschutzdispositive Meridientungen statt, an welchen Sicherheitsmassnahmen

Meridienzugunsten völkerrechtlich geschützter Personen an- Grafik 6 63 Meridiengeordnet und koordiniert wurden. Hervorzuheben Meridiensind der Staatsbesuch aus Polen, die Menschen- DROHUNGEN 2010 BIS 2012 Meridienrechtssession, die BIT- und die Syrien-Konferenz 240 Meridienin Genf sowie das WEF in Davos. Insgesamt wurden 200 Meridienfür 541 völkerrechtlich geschützte Personen Gefähr- Meridiendungsbeurteilungen erstellt, vor allem für Staats- 160 128 126 Meridienund Regierungschefs, Minister und Mitglieder von 120 105 MeridienKönigshäusern (2011: 447). In 230 Fällen (2011: Meridien201) wurden Personenschutzdispositive veranlasst 80 Meridienund koordiniert. > Grafik 6 40 MeridienNeben den Konferenzteilnehmenden besuch- Meridienten im Berichtsjahr weitere 912 völkerrechtlich ge- 0 2012 2011 2010

Meridienschützte Personen die Schweiz (2011: 1102). Dabei Meridienwurden für 393 Personen Schutzmassnahmen durch- Grafik 7 Meridiengeführt (2011: 327). Meridien ausländischen Vertretungen und deren völkerrecht- MeridienMAGISTRATEN UND AUSLÄNDISCHE VERTRETUN- lich geschützten Personen sowie des Personals inter- MeridienGEN. Das Kommissariat Sicherheit Magistraten und nationaler Organisationen. Meridienausländische Vertretungen ist verantwortlich für den 105 Drohungen gegen Magistraten, Angestell- Schutz der Mitglieder des Bundesrates, der Bundes- te des Bundes und Mitarbeitende der diplomati- kanzlerin und weiterer Magistratspersonen, der eid- schen Vertretungen erforderten Lageanalysen und genössischen Parlamentarierinnen und Parlamen- Risi kobeurteilungen (2011: 128) sowie im Bedarfs- Drohungen gegen Magistraten, Bedienstete des Bundes und tarier in Ausübung ihres Amtes sowie von beson- fall Schutzkonzepte und Sicherheitsmassnahmen Angehörige ausländischer diplomatischer Vertretungen ders gefährdeten Strafverfolgungsbehörden (Staats- (> Grafik 7). In drei Fällen mussten für Mitglieder der anwälten) und von Mitarbeitenden des Bundes. Es Eid genössischen Räte Sicherheitsmassnahmen ver- wacht auch über die Sicherheit der akkreditierten anlasst werden. Auch Prozesse am Bundesstraf ge-

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richt erforderten teils umfangreiche Sicherheits mass- RISIKOANALYSEN UND nahmen. SICHERHEITSBEURTEILUNGEN

Das Kommissariat führte für 658 öffentliche 90 und private Termine von Magistraten Gefährdungs-

Meridien 80 75 analysen durch (2011: 773) und ordnete die damit Meridien 70 verbundenen Sicherheitsmassnahmen bei den zu-

70 64 Meridien ständigen Polizeikorps an. Es bearbeitete zudem 836 Meridien 60 Geschäfte in Zusammenhang mit der Sicherheit aus- Meridien

ländischer diplomatischer Vertretungen (2011: 897), 50 45 Meridien die primär auf Ereignisse in den Herkunftsländern 40 Meridien 40 zurückzuführen waren. Meridien 30 30 Meridien SICHERHEITSBEAUFTRAGTE LUFTVERKEHR. Das Meridien 20 Kommissariat ist für die Rekrutierung, die Ausbil- Meridien dung und den Einsatz von Sicherheitsbeauftragten 10 Meridien an Bord von Schweizer Luftfahrzeugen im inter- Meridien 0 2012 2 011 2010 na tio nalen gewerbsmässigen Luftverkehr (Air Mar- Meridien shals) und an ausgewählten Bodenstationen im Aus- ■ Inland ■ Ausland Meridien land (Ground Marshals) zuständig. Meridien Grafik 8 Im Rahmen eines Projekts wurde das Aufga- Meridien bengebiet überprüft, innerhalb des Bundessicher- Meridien heitsdienstes strategisch neu positioniert und aus- Der Bereich Planung und Einsatz prüft zuhan- Meridien gebaut. Ebenso wurden die Abläufe angepasst. Seit den der Luftwaffe die Gesuche der Polizei für mili- Meridien Januar 2013 nimmt eine eigenständige Abteilung Si- tärische Helikoptereinsätze zu Ausbildungszwecken cherheitsbeauftragte Luftverkehr die Bereiche Ein- und für Realeinsätze. Dabei wurden 112 Flugstunden satz, Ausbildung sowie Risiko- und Bedrohungsana- für die Ausbildung in den einzelnen Polizeikorps be- lyse wahr. Insbesondere die verbesserte Risiko- und willigt und 10 Realeinsätze unterstützt (2011: 9). Bedrohungsanalyse erlaubt es, die Einsätze der Air Marshals künftig gezielter nach der aktuellen Lage OBJEKTSICHERHEIT. Die Sektion Objektsicherheit auszurichten. ist die Fachstelle für die Sicherheit der Immobilien der zivilen Bundesverwaltung, einschliesslich pri- vater Bundesratsdomizile und Objekte gefährdeter Bundesangestellter sowie der schweizerischen Ver- Sicherheit Gebäude tretungen im Ausland (Botschaften und Konsulate). Die Abteilung Sicherheit Gebäude ist Sie erarbeitet die baulichen, technischen und organi- zuständig für die baulich-technische satorischen Sicherheitskonzepte und erstellt Sicher- Sicherheit der Gebäude der zivilen Bundes- heitsbeurteilungen für die Gebäude internationaler verwaltung, für die Zutrittskontrolle Organisationen in der Schweiz. Zudem sorgt sie für die physische Informations- und Informatiksicher- und die Überwachung von besonderen Bun- heit in der Bundesverwaltung. desgebäuden sowie für das Alarmwesen Die Sektion erstellte im Berichtsjahr 110 Risiko- des Bundes. analysen und Sicherheitsbeurteilungen (2011: 120), ALARMZENTRALE. Die Sektion Management Ge- 70 für Gebäude im Inland und 40 für Liegenschaften bäudesicherheit ist verantwortlich für die Ausbil- des Bundes im Ausland (> Grafik 8). Im Vordergrund dung und die Einsatzplanung im Bereich Gebäude- standen auch 2012 das Festlegen von Sicherheitsan- schutz, für das Alarmmanagement und den Betrieb forderungen für die Bundeshäuser und die Objekte der Alarmzentrale des Bundes. des Bundes in Bern sowie Sicherheitsmassnahmen In 327 Fällen rückten Interventionskräfte (Po- aufgrund von Veranstaltungen auf dem Bundes- lizei, Feuerwehr, Rettungsdienste) aus, weil in der platz. Daneben nahm die Sektion Sicherheitskon- Alarmzentrale des Bundes Alarm ausgelöst wurde trollen vor und erarbeitete Verbesserungsvorschläge (2011: 280). (Schutzkonzepte).

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SPRAYEREIEN. Schon 2012 wurden nach der Aktion «Tanz dich frei» unter anderem am Bundeshaus zahlreiche Sachbeschädigungen festgestellt.

Im Berichtsjahr wurden wiederholt Fälle von oder nur indirekt gegen den Bund als Institution ge- Vandalismus festgestellt. Diese Schäden wurden richtet. Gegenüber Bundesobjekten im Ausland wa- meist im Zusammenhang mit Veranstaltungen in ren keine gravierenden Zwischenfälle zu verzeich- der Innenstadt von Bern verursacht und waren nicht nen. Kontinuierlich wurden die Sicherheitskonzep-

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te optimiert, beziehungsweise bauliche, technische Führungsunterstützung und organisatorische Sicherheitsmassnahmen ge- plant und realisiert. Die Führungsunterstützung des Bundes- Weiter wurden die Sicherheits beauftragten der sicherheitsdienstes koordiniert und bear- zivilen Departemente und Bun desämter in baulich- beitet Departements-, Bundesrats- und Parla- technischen und organisatorischen Sicherheitsfragen mentsgeschäfte. Sie handelt mit den Kan- beraten und bei der Durchführung von Evakuations- tonen und Städten die finanzielle Abgeltung übungen unterstützt. Für das Erkennen von spreng- von polizeilichen Leistungen zugunsten stoffverdächtigen Postsendungen wurden rund 500 des Bundes aus und erarbeitet Vereinbarun- Post- und Kurier mit ar bei tende sowie Sicherheitsbe- gen über das Erbringen von Leistungen auftragte ausge bildet. Im Rahmen der Notfallorga- nisationen der zivilen Bundesverwaltung konnten im Sicherheitsbereich. rund 450 Stockwerk ver ant wortliche für die Brand- RECHT. Der Fachbereich Recht bearbeitet die Rechts- bekämpfung mit Kleinlöschgeräten praxisnah ge- fragen aus dem Zuständigkeitsbereich des BSD und schult werden. ist an verschiedenen Rechtsetzungsarbeiten betei- Damit konnten in den letzten 16 Jahren über ligt. 5500 Personen für diese Funktion ausgebildet wer- den. Weiter wurden rund 40 neu ernannte Sicher- STEUERUNG UND ENTWICKLUNG. Der Fachbereich heits beauftragte anlässlich eines eintägigen Ausbil- Steuerung und Entwicklung ist für das Führen, Koor- dungslehrganges auf ihren neuen Aufgabenbereich dinieren und Vernetzen von grossen, komplexen und innerhalb der Sicherheitsorganisation der zivilen bereichsübergreifenden Geschäften und Projekten Bun desverwaltung vorbereitet. zuständig. Er beschäftigte sich insbesondere mit struktu- OBJEKTSCHUTZ. Die Sektion Objektschutz ist zu- rellen Fragen, verschiedenen Projekten und den da- ständig für den Bewachungs-, Überwachungs- und mit verbundenen administrativen, technischen und Sicherheitslogendienst bei Gebäuden der zivilen organisatorischen Aufgaben. Bundesverwaltung und betreibt die Sicherheitsloge des Medienzentrums des Bundes. Sie ist für die Zu- GEFÄHRDUNGSLAGE. Der Fachbereich Gefähr- trittskontrolle und die Sicherheit im Parlamentsge- dungslage legt mit seiner Informations- und Analyse- bäude verantwortlich. Ferner führt sie das Einver- tätigkeit die Basis für Massnahmen und Entscheide nahmezentrum zugunsten der zivilen Strafverfol- des BSD. Er verfolgt sicherheitsrelevante Ereignisse, gungs behörden des Bundes (Bundesanwaltschaft sammelt und beschafft Informationen und erstellt und Bundeskriminalpolizei BKP). Lagebilder und Gefährdungsanalysen. Im Parlamentsgebäude mussten sich 91163 2012 erstellte der Fachbereich insgesamt 427 Besucherinnen und Besucher einer Zutrittskontrolle Gefährdungsbeurteilungen für völkerrechtlich ge- mit Metalldetektor- und Röntgenanlagen unterzie- schützte Personen, für Magistratspersonen und für hen (2011: 94 072). Dabei wurden 8 verbotene Ge- ausländische Vertretungen (2011: 443). Weiter ver- genstände sichergestellt (2011: 22) sowie 14 Perso- fasste er Berichte und Lagebeurteilungen für Bun- nen angehalten und der Polizei übergeben (2011: desobjekte im In- und Ausland. • 20). Im Parlamentsgebäude fanden zudem 352 Son- derführungen mit 7976 Personen statt, die ebenfalls kontrolliert wurden. Die Mitarbeitenden des Nachtdienstes griffen bei 2072 sicherheitsrelevanten Vorfällen ein, wie of- fen gelassenen Fenstern oder nicht abgeschlossenen Türen (2011: 2954). Die Sektion gewährleistete im Einvernahme- zentrum die Sicherheit von insgesamt 655 Ein ver- Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden nahmen, Vorladungen und Vorführungen (2011: sich im Teil 1 Kapitel 10. > Seite 38

652). Den grössten Teil der Einvernahmen führten Statistische Angaben zur Sicherheitspolizei finden sich auf der CD-Statis- die Bundesanwaltschaft und die BKP durch. tik fedpol.

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | I NTER NATIO NALE POLIZEIKOOPERATION

3 Internationale Polizeikooperation Die Aufgaben von fedpol im Bereich der internationalen Polizei- zusammenarbeit werden durch die Hauptabteilung Internationale Polizeikooperation wahrgenommen.

Bilaterale Verstösse gegen das Strassenverkehrsrecht grenz- überschreitend verfolgt und geahndet werden kön- Zusammenarbeit nen. Die Botschaft zur Genehmigung des Vertrags Die bilaterale Polizeikooperation wurde vom Bundesrat am 9. Januar 2013 ans Parla- ment überwiesen. der Schweiz basiert im Wesentlichen auf gemeinsamen Polizeiverträgen. Aktuell hat LIECHTENSTEIN. Seit dem Beitritt Liechtensteins die Schweiz mit 14 Staaten solche Koope- zum Schengenraum wird der grenzüberschreiten de rationsabkommen ratifiziert, darunter mit Verkehr mit Feuerwaffen unter bestimmten Voraus- den fünf Nachbarstaaten. setzungen vereinfacht gehandhabt. Die Zusammen- arbeit basiert auf einem Vertrag, welcher seit dem 19. FRANKREICH. Die Generaldirektion der Police Na- Dezember 2011 vorläufig angewendet wird. 2012 hat tionale und fedpol erörterten im letzten Quartal des die Bundesversammlung den Vertrag defi nitiv ge- 66 vergangenen Jahres Fachfragen im Hinblick darauf, nehmigt. ein Zusatzprotokoll über das Kontrollsystem der 67 Verwendung von Datenbanken zu errichten, die im BULGARIEN. Im Rahmen eines durch die Direk- schweizerisch-französischen Zentrum für Polizei- tion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA fi- und Zollzusammenarbeit CCPD abgefragt werden. nanzierten Projekts hat fedpol 2012 verschiedene Das Zusatzprotokoll stützt sich auf das Abkommen Ak ti vitäten für den geplanten Schengen-Beitritt Bul- vom 9. Oktober 2007 zwischen der Schweiz und gariens durchgeführt. So wurden insbesondere die Frankreich über die grenzüberschreitende Zusam- Mitarbeitenden des SIRENE-Büros in Sofia fachlich menarbeit in Justiz-, Polizei- und Zollsachen. unterstützt und deren Räumlichkeiten mit techni- scher Infrastruktur ausgerüstet. ITALIEN. Im Januar und März 2012 wurden Son- dierungsgespräche über die Erarbeitung eines neu - RUMÄNIEN. Im Hinblick auf den geplanten Schen- en Kooperationsabkommens geführt. Nachdem die gen-Beitritt Rumäniens gestaltete fedpol, zusammen Kantone konsultiert worden waren, erteilte der Bun- mit dem rumänischen Innenministerium, eine Infor- desrat am 31. Oktober 2012 fedpol das Verhandlungs- mationsbroschüre zum Thema Datenschutz. Zudem mandat zur Ausarbeitung eines Entwurfs. Dieser halfen Spezialisten der Hauptabteilung Internatio- wur de am 7. Dezember 2012 dem italienischen In- nale Polizeikooperation mit, die Prozesse im Bereich nenministerium unterbreitet. der Internationalen Polizeikooperation bei der ru- mänischen Polizei zu analysieren und – wo nötig – ÖSTERREICH UND LIECHTENSTEIN. Am 4. Juni 2012 zu optimieren. Mitarbeitende der rumänischen Po- unterzeichnete Bundesrätin Simonetta Sommaruga lizei hatten zudem die Möglichkeit, während einer zusammen mit ihren Amtskollegen aus Österreich Woche die Prozesse bei IPK zu studieren und ihre und Liechtenstein in Vaduz den revidierten Polizei- Kenntnisse zu vertiefen. Das DEZA-Projekt konnte vertrag. Dieser erlaubt es, beim Zeugen- und Opfer- Ende 2012 abgeschlossen werden. schutz verstärkt zu kooperieren und er erleichtert die Bekämpfung der illegalen Migration sowie die MAZEDONIEN. Im September 2012 bewerteten Ma- grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei- zedonien und die Schweiz gemeinsam die Entwick- behörden. Weiter ermöglicht der Polizeivertrag, dass lung der Zusammenarbeit, seit die beiden Länder

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ZUSAMMENARBEIT MIT DEN USA. fedpol-Direktor Jean-Luc Vez hat für die Schweiz Ende 2012 in Washington mit den USA das Abkommen zum Austausch von Fingerabdruck- und DNA-Daten zur Verfolgung schwerer Straftaten und das Memorandum of Understanding über den Austausch von Daten zu mutmasslichen und bekannten Terroristen unterzeichnet (im Bild das Weisse Haus).

2005 ein entsprechendes Abkommen geschlossen nellen Arbeitsgruppe. Diese Gruppe soll den Aus- hatten. Beide Länder sind sich einig, dass dank der tausch von Informationen zur Kriminalitätssituation guten Zusammenarbeit die bestehenden, über Inter- in der Schweiz und in der Türkei gewährleisten, über polkanäle gewährleisteten, operativen Kontakte in- Kriminalitätstrends und Strategien zur Kriminali- tensiviert werden konnten. Dazu tragen auch die tätsbekämpfung informieren und über Analysen Kontakte des Schweizer Polizeiattachés in Priština sowie kriminelle Vorgehensweisen orientieren. Im (Kosovo) bei, der auch in Mazedonien akkreditiert Zent rum der Arbeit dieser Gruppe wird das grenz- ist. überschreitende Verbrechen stehen, vor allem Or- ganisierte Kriminalität, Drogenhandel, Menschen- KOSOVO. Fachleute der kosovarischen Polizei und handel und -schmuggel, Terrorismus sowie Geldwä- von fedpol führten am 14. November 2012 Sondie- scherei. rungsgespräche über den Entwurf eines bilateralen Abkommens zur Polizeizusammenarbeit. VEREINIGTE STAATEN. Die Schweiz und die USA TÜRKEI. Der Direktor des Bundesamtes für Polizei unterzeichneten am 12. Dezember 2012 zwei Verein- und dessen türkischer Amtskollege unterzeichneten barungen. am 13. Juni 2012 einen Zusammenarbeitsvertrag zur Das Abkommen zum Austausch von Finger- Schaffung einer gemeinsamen, polizeilich-operatio- abdruck- und DNA-Daten zur Bekämpfung von

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Schwerstkriminalität («Preventing and Combating Straftaten gegen Leib und Leben (7%) und Men- Serious Crime», PCSC) ist eine dem Prümer Vertrag schenhandel (5%). Die PAs engagierten sich aber ähnliche Vereinbarung, die dieselbe Art des Daten- auch bei der Verfolgung von Cyberkriminalität, austausches vorsieht. Menschenschmuggel, Gewaltdelikten, Geldwäsche- Die unterzeichnete Absichtserklärung über den rei, Korruption sowie Terrorismus. Austausch von Daten zu mutmasslichen und be- Auch dank dem Einsatz der PAs konnten 2012 kannten Terroristen («Homeland Security Presiden- erneut zahlreiche Ermittlungen und Rechtshilfefäl- tial Directive 6», HSPD-6) stützt sich auf bestehen- le erfolgreich abgeschlossen werden. So wurde im des Schweizer Recht. Zusammenhang mit einem Raubüberfall sowie in ei- Der Abschluss dieser Vereinbarungen ermög- nem Fall von Urkundenfälschung mit hoher Scha- licht der Schweiz den Verbleib im Visa Waiver Pro - denssumme in Osteuropa erwirkt, dass das Rechts- gram der USA, das Schweizerinnen und Schweizern hilfeersuchen beschleunigt eingereicht und somit die visumsfreie Einreise in die USA erlaubt. das Verfahren wieder aufgenommen werden konnte. Ebenfalls in Osteuropa wurde der illegale Adoptions- handel mit zwei Neugeborenen verhindert. Mit Un- terstützung des PAs konnte in Südostasien nach ei- Polizeiattachés ner Kindsentführung das Kind in die Obhut der Kin- Seit 1995 stationiert fedpol Polizeiat- desmutter zurückgebracht sowie der Vater als Täter tachés (PAs) im Ausland. Die zehn ein- der Staatsanwaltschaft zugeführt werden. Ermitt- gesetzten PAs unterstützen die Polizei- und lungsunterstützende Massnahmen der PAs trugen Strafverfolgungsbehörden der Schweiz unter anderem in Nord- und Südamerika sowie in und in 24 Haupt- und Seitenakkreditierungs- Südostasien dazu bei, die Aufenthaltsorte vermisster Schweizer zu lokalisieren. 68 ländern bei der Bekämpfung der grenz- Dank Informationsaustausch mit den PAs in überschreitenden Kriminalität. Südamerika und Südostasien konnten mehrfach 69 Im Berichtsjahr waren PAs in Brasilien, Italien, Dro genkuriere bei ihrer Einreise in die Schweiz ver- Kosovo, Serbien, Thailand, Tschechien, in den USA haftet und grössere Mengen Kokain und syntheti- sowie bei INTERPOL/Frankreich und Europol/Nie- sche Drogen sichergestellt werden. In der Balkanre- derlande stationiert. Der Aktionsradius der PAs wird gion und Osteuropa trugen die PAs in diversen Ope- durch die Seitenakkreditierungen für Malta, Slowe- rationen durch ermittlungsunterstützende Massnah- nien, Albanien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowi- men in Zusammenarbeit mit den Kantonen und aus- na, Kroatien, Montenegro, Indonesien, Kambodscha, ländischen Behörden dazu bei, dass grössere Men- Malaysia, Polen, Slowakei, Ungarn und Kanada er- gen Kokain und Heroin sichergestellt und mehrere weitert. 2012 wurde aus operativen Gründen eine Verdächtige festgenommen werden konnten. zusätzliche Seitenakkreditierung in der Republik Phi- In einem internationalen Fall von Kreditkarten- lippinen realisiert. betrug/Phishing unterstützte der PA in Südostasien 2012 erledigten die PAs 1292 Geschäfte (ohne den Informationsaustausch zwischen den schweize- Berücksichtigung der Europol-Geschäfte), den gröss- rischen und den lokalen Behörden, damit eine Stra- ten Teil davon in Zusammenarbeit mit der Bundes- tegie zur Anhaltung und Auslieferung der Täter an kriminalpolizei (58% des gesamten Geschäftsvolu- die Schweiz erarbeitet werden konnte. mens). 33% der operativen Anfragen stammten aus Durch den Austausch von Informationen mit dem Ausland, 21% von den Kantonen, wobei über den zuständigen Strafverfolgungsbehörden haben zwei Drittel dieser Ersuchen von den drei Kantons- die PAs aus Südostasien, Osteuropa und aus der polizeien Zürich (29%), Bern (15%) und Waadt (9%) Balkanregion auch zur Aufklärung und Verfolgung eingingen. 10% der Geschäfte wurden im Auftrag der von Geldwäscherei und Pädokriminalität/Pornogra- Botschaften erledigt. phie beigetragen. Ein PA aus Südeuropa unterstütz - Wie 2011 lag der Einsatzschwerpunkt der PAs te laufende Ermittlungen bezüglich Staatsschutz und bei der Bekämpfung der Betäubungsmittelkrimina- wirkte als Sicherheitsbeauftragter innerhalb der Bot- lität (27%). Weitere Unterstützung boten die PAs un - schaft. Die PAs aus Südamerika und aus der Balkan- ter anderem bei der Verfolgung von Straftaten gegen region haben ihre Missionschefs laufend über die Si- das Vermögen (13%), Organisierter Kriminalität (9%), cherheitslage im jeweiligen Gastland informiert und

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die Verbesserung des Sicherheitsdispositives der Bot- beging 2012 sein zehnjähriges Bestehen. Im Berichts- schaft pro aktiv unterstützt. jahr wurden 17513 Anfragen bearbeitet: Die Schweiz Statistische Angaben zum Kapitel finden sich auf der CD-Statistik fedpol. behandelte 6062 Anfragen aus Frankreich; Frank- reich 11451 aus der Schweiz. 41% aller Anfragen er- folgten in Zusammenhang mit kriminalpolizeilichen Strafverfahren (+5% gegenüber 2011). Die meisten Polizei- und Zollkoopera- Fälle betrafen Vermögens- Finanz-, Betäubungsmit- tionszentren CCPD tel- und Personendelikte. Das CCPD war unmittelbar oder unterstützend an zahlreichen grossen Ermitt- In Zusammenarbeit mit dem Grenz- lungen beteiligt, beispielsweise zur Klärung des Vier- wachtkorps, dem Bundesamt für Migration fachmordes von Chevaline, einem Ort nahe Annecy und den Kantonen ist fedpol für das sowie zur Aufklärung der Tötung eines französischen schweizerisch-französische und schweize- Polizisten in Chambéry. risch-italienische Polizei- und Zollko- Die operative polizeiliche Zusammenarbeit operationszentrum (CCPD) in Genf-Cointrin zwischen der Schweiz und Frankreich erreichte im beziehungsweise Chiasso zuständig. Die Berichtsjahr in verschiedenen Bereichen auch quan- titative Höchstwerte. So wurden 2012 siebzehn grenz- beiden Zentren erleichtern und beschleuni- überschreitende polizeiliche Verfolgungen (Nachei- gen die grenzüberschreitende Polizei- len) durchgeführt, elf über die Grenze in Richtung und Zollzusammenarbeit. Frankreich und sechs in die Schweiz. Die 60 grenz- Ergänzend zu den EU-Aktivitäten organisierte überschreitenden Observationen (31 schweizerische die Schweiz im Oktober 2012 in Cadro im Rahmen und 29 französische Dossiers) stellen genauso einen der Mitteleuropäischen Polizeiakademie MEPA ein Höchstwert dar, wie die 1947 durchgeführten Tele - spezifisches Seminar zum Thema der Polizeikoope- fon-Teilnehmeridentifikationen. rationszentren. Themen waren unter anderen eine Das CCPD in Genf-Cointrin arbeitete an der intensivere Zusammenarbeit zwischen den verschie- Weiterentwicklung des Polizeifunkverkehrs im ge- denen Zentren sowie deren Einbezug bei Grossereig- samten schweizerisch-französischen Grenzgebiet mit nissen, Katastrophen und schweren Unglücksfällen. und beteiligte sich an der Umsetzung eines Abkom- Das Seminar hat die Kontakte verbessert und Opti- mens über die gegenseitige Ausleihe von Wasserfahr- mierungspotenzial aufgezeigt, obschon die Zustän- zeugen und anderen Ausrüstungsgegenständen für digkeiten und Funktionsweisen der verschiedenen Einsätze zu Wasser. CCPDs aufgrund der unterschiedlichen bilateralen Gesetzesgrundlagen sowie den örtlichen Gegeben- heiten sehr verschieden sind. Schengen-Assoziierung 2012 bearbeitete das CCPD in Chiasso 6452 Die internationale Polizeizusammen- Anfragen: Die Schweiz behandelte 2510 Anfragen arbeit im Rahmen von Schengen hat sich als aus Italien, Italien 3942 aus der Schweiz. Am 5. De- wichtiges und effizientes Instrument der zember 2012 wurde an einem Informationstreffen in Como die sogenannte Grenzüberschreitende Platt- Kriminalitätsbekämpfung etabliert. Seit der form für Kriminalität vorgestellt. Mit dieser Plattform Schweizer Assoziierung 2008 findet der können die regionalen Polizeibehörden das grenz- grenzüberschreitende, polizeiliche Informa- übergreifende Verbrechen besser identifizieren und tionsaustausch mit sämtlichen Schengen- analysieren. Staaten standardisiert statt, was die Abläufe Am Treffen, das dem Informationsaustausch vereinfacht hat. Herzstück von Schengen diente, nahmen rund achtzig Angehörige verschie- ist die europäische Fahndungszusammenar- dener Polizeikorps der drei Kantone und der sechs beit mit dem Schengener Informations- Provinzen teil, die entlang der 750 Kilometer langen Grenze zwischen Italien und der Schweiz im Einsatz system SIS. stehen. SCHENGENER INFORMATIONSSYSTEM (SIS). Das Das französisch-schweizerische Polizei- und SIS erwies sich auch 2012 als effizientes und wirksa- Zoll kooperationszentrum (CCPD) in Genf-Cointrin mes Fahndungsinstrument, das für die Schweizer

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Polizeibehörden einen deutlichen Mehrwert schafft. einem mehrstufigen Evaluationsverfahren unterzie- Bezeichnend ist der massive Anstieg der Fahndungs- hen. Fünf Jahre nach der ersten Evaluation werden treffer gegenüber dem Vorjahr. die Schengen-Mitglieder erneut evaluiert (Re-Evalu- Detaillierte Zahlen siehe Teil 2 Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiun- ation). 2012 nahmen Angehörige von fedpol als Ex- terstützung / Einsatzzentrale fedpol, SIRENE-Büro Schweiz. > Seite 84 perten an vier Re-Evaluationen von Schengen-Staa- ten teil, die hinsichtlich der Umsetzung der Polizei- 2012 stand im Zeichen der Vorbereitungen der zusammenarbeit neu beurteilt wurden (Norwegen/ Migration vom bestehenden SIS auf die zweite Ge- Schweden, Slowakei/Ungarn, Tschechien/Polen, Li- neration des Fahndungssystems (SIS II). Dazu wur- tauen/Lettland/Estland). Auch an der SIS/SIRENE den zahlreiche technische und prozessrelevante Tests Re-Evaluation von Italien war ein Sachverständiger durchgeführt. Die Schweiz hat diese vorbereitenden von fedpol beteiligt. Arbeiten erfolgreich abgeschlossen. Die Migration Die Europäische Polizeiakademie (EPA) veran- wurde am 9. April 2013 erfolgreich durchgeführt. Das staltete 2012 zwei Lehrgänge für Schengen-Sachver- technisch moderne System bildet mit seinen neuen ständige, an denen Angehörige von fedpol teilnah- Funktionen einen Meilenstein in der laufenden Ent- men. Ein Experte von fedpol leitete zudem als Inst- wicklung des europäischen Fahndungssystems. ruktor den Teil SIS/SIRENE. Indem Schweizer Ex- VISA-INFORMATIONSSYSTEM (VIS). Die nationa- perten an diesen Re-Evaluation anderer Staaten be- len Strafverfolgungsbehörden sind zur Bekämpfung teiligt sind, kann die Schweiz wichtige Erfahrungen der Schwerstkriminalität berechtigt, auf das VIS zu- sammeln, die Evaluationen entscheidend mitgestal- zugreifen. Der Zugriff erfolgt via nationale Zentral- ten und die Einsichten in die kommende Re-Eva- stellen, in der Schweiz ist dies die Einsatzzentrale luation der Schweiz einfliessen lassen. fedpol. Das VIS ist seit 11. Oktober 2011 in Betrieb. Aufgrund von Verzögerungen bei einzelnen Schen- SCHENGEN-TAGUNG. Im Rahmen der jährlichen na- 70 gen-Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommis- tionalen Schengen-Tagung trafen sich im Mai 2012 sion konnte der Zugang der Strafverfolgungsbehör- Vertreter der Kantonspolizeien, des Bundesamtes für 71 den zum VIS noch nicht erfolgen. Dieser ist nun für Justiz, des Bundesamtes für Migration, des Grenz- Herbst 2013 geplant. fedpol hat die erforderlichen wachtkorps und der kantonalen Migrationsämter auf technischen und personellen Voraussetzungen ge- Einladung von fedpol zu einer Weiterbildung und zu schaffen. einem Erfahrungs- und Informationsaustausch. Ziel ist, die Zusammenarbeit im Bereich Schengen lau- EUROPÄISCHE IT-AGENTUR. Die IT-Agentur der Eu- fend zu optimieren und die erforderliche Koordina- ropäischen Union nahm am 1. Dezember 2012 ihre tion zwischen den einzelnen Partnern sicherzustel- Arbeit auf. Die Agentur ist zuständig für den Betrieb len. des Visa-Informationssystems (VIS), der EURO DAC- Datenbank, und seit Frühjahr 2013 auch für das Schengener Informationssystem der zweiten Gene- Europol ration SIS II. Die IT-Agentur hat ihren Sitz in Tal- linn und wird vom Bulgaren Krum Garkov geleitet. Das Europäische Polizeiamt Europol Die Verhandlungen zwischen der Europäischen in Den Haag/Niederlande ist die Zentralstelle Kommission und den zu Schengen assoziierten Staa- der Europäischen Union zur Bekämpfung ten um ein Zusatzabkommen, das die Einzelheiten der Organisierten Kriminalität, des Terroris- der Beteiligung dieser Drittstaaten an der IT-Agentur mus sowie weiterer Formen der interna- regelt, dürften 2013 abgeschlossen sein. Anschlies- tionalen Schwerstkriminalität. fedpol tauscht send wird sich das Schweizerische Parlament mit mit Europol polizeiliche Informationen dem Dossier befassen. Die Schweiz hat derzeit ledig- aus und arbeitet mit dem Polizeiamt in der lich Beobachterstatus, konnte dadurch aber an den strategischen und operativen Analyse drei Treffen des Verwaltungsrats der IT-Agentur im Berichtsjahr teilnehmen. zusammen. Die Schweiz und Europol arbeiteten 2012 noch SCHENGEN-EVALUATION. Staaten, die dem Schen- intensiver zusammen. Die Schweiz ersuchte Europol gener Abkommen beitreten möchten, müssen sich und dessen Partner in 1675 Fällen um Zusammenar-

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d_io_JaBe2012_fedpol_16 6 13.indd 71 19.06.13 08:45 TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | I NTER NATIO NALE POLIZEIKOOPERATION

beit; Europol trat mit 3894 Anfragen an die Schweiz pean Multidisciplinary Plattform against Criminal heran. Hinzu kommen Anfragen, die direkt durch Threats) acht Projekte lanciert, die jeweils einem das Schweizer Verbindungsbüro in Den Haag abge- Kriminalitätsbereich gewidmet sind (unter anderen wickelt wurden, so dass laut Europol-Statistik über Menschenhandel, illegale Einwanderung, Cyberkri- 7000 Meldungen zwischen der Schweiz und Europol minalität, Organisierte kriminelle Organisationen aus ausgetauscht wurden. dem Westbalkan und aus Westafrika). Schweizer Strafverfolgungsbehörden beteilig- ten sich an mehreren Operationen von Europol, unter anderem gegen Menschenhandel und bezüglich Si- INTERPOL cherheit auf EU-Flughäfen. Seit 2012 ist auch die Schweiz an das von Euro- INTERPOL ist die grösste internatio- pol betriebene Datenaustauschsystem SIENA (Secu - nale Polizeiorganisation mit 190 Mitglieds- re Information Exchange Network Application) an- staaten. Die Organisation verfolgt das geschlossen. Nicht unerwähnt bleiben soll auch eine Ziel, die Kriminalpolizeibehörden der Mit- neue Experten-Plattform, die Europol den Kantonen gliedsstaaten unter Achtung der natio- und dem Bund anbietet. nalen Gesetze und der internationalen Men- schenrechte zu unterstützen. fedpol übt NEUORGANISATION VON EUROPOL. Die Schweiz im Rahmen von INTERPOL die Funktion des wirkte 2012 an der Neuorganisation von Europol mit. Dank den am 1. Januar 2013 in Kraft getretenen Neu- Nationalen Zentralbüros der Schweiz aus. erungen stehen mehr operative Ressourcen bereit, Damit ist fedpol zuständig für den Datenaus- um Ermittlungen zu unterstützen. Der operative Be- tausch mit den verschiedenen Behörden im eigenen reich von Europol ist zudem durch die Inte gration des Land sowie den Nationalen Zentralbüros der ande- Europäischen Cybercrime-Zentrums verstärkt wor- ren Mitgliedsstaaten und dem INTERPOL-General - den. se kretariat in Lyon (Frankreich). Als zentrale Koordinationsstelle für die Ver- folgung von Cyberkriminalität wird dieses Zentrum INFORMATIONSAUSTAUSCH. 2012 verzeichnete fed- eng mit den EU-Mitgliedsstaaten, den europäischen pol 107709 elektronische Meldungseingänge über Agenturen, den internationalen Organisationen, mit Personen, Sachen und Sachverhalte sowie 32017 ent- der Privatindustrie und mit Universitäten zusam- sprechende Meldungsausgänge. Das entspricht ge- menarbeiten. Das Zentrum unterhält eine an sieben genüber dem Vorjahr einer Zunahme um 7,5% bei Tagen rund um die Uhr besetzte Einsatzzentrale und den Eingängen und um 16,3% bei den Ausgängen. einen Helpdesk, erstellt operationelle Analysen und Strategieberichte, identifiziert von Cyberkriminalität DATENBANKEN. Seit Februar 2010 ist die Schweiz ausgehende Bedrohungen und ist für Forschung und an die INTERPOL-Bilddatenbank zur Bekämpfung Ausbildung zuständig. Die fedpol angegliederte nati- der Pädokriminalität angeschlossen. 2012 konnten onale Koordinationsstelle zur Bekämpfung der In- fedpol-Mitarbeitende dank dieser Datenbank neun ternetkriminalität KOBIK und das Cybercrime-Zent- Täter und 26 Opfer identifizieren. In der INTERPOL- rum wollen künftig eng kooperieren. Datenbank über gestohlene Motorfahrzeuge tätigte Das Cybercrime-Zentrum ergänzt die Zentren die Schweiz im Berichtsjahr 1929 Abfragen und er- zur Bekämpfung der schweren Organisierten Krimi- zielte dabei 44 Treffer. Die Trefferquote stieg damit nalität und des Terrorismus. Die Schweiz ist in allen im Vergleich zum Vorjahr um 29,4%. Die Datenbank drei Kriminalitätsfeldern in mehreren Analysegrup- über gestohlene und verlorene Reisedo kumente pen (Focal Points) vertreten. Unser Land wird sich wurde aus der Schweiz 16 401335-mal abgefragt. Das 2013 voraussichtlich verstärkt in diesen Focal Points entspricht einem Anstieg um 9,1%. Die Zahl der Tref- engagieren. fer sank um 12,2% auf 359. Mit den organisatorischen Neuerungen hat Europol die von der Europäischen Union formulier- WAFFENPROJEKT. Im Berichtsjahr förderte fedpol ten Schwerpunkte bei der Bekämpfung internatio- die schweizweite Verbreitung der von INTERPOL zur naler grenzüberschreitender Kriminalität berück- Verfügung gestellten Instrumente zur Bekämpfung sichtigt. So wurden im Rahmen von EMPACT (Euro- von Verbrechen, bei denen Schusswaffen eingesetzt

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werden. So verfügen neu diverse zusätzliche Organi- und seiner Pro tokolle überprüft werden können. Auf- sationseinheiten bei fedpol, dem Grenzwachtkorps grund diverser Meinungsverschiedenheiten der Mit- und den Kantonen über einen Zugriff auf die IN- gliedstaaten konnte dieses Ziel jedoch nicht erreicht TERPOL Schusswaffen-Referenztabelle. Das System werden. funktioniert ähnlich einer Online-Waffenbibliothek. Ein ähnlicher Überprüfungsmechanismus be- 2012 entwickelte INTERPOL zudem das illicit Arms steht im Rahmen des UN-Übereinkommens gegen Records and Tracing Management System (iARMS), Korruption. Im vergangenen Jahr wurde die Schweiz mit welchem illegale Waffen in einer Datenbank re- als einer der ersten Mitgliedstaaten evaluiert. fedpol gistriert werden sollen. fedpol wird 2013 abklären, ob wirkte aktiv an den Arbeiten der Prüfungskommissi- und wie das System für die Schweiz von Nutzen sein on mit. könnte.

ZWEITER HAUPTSITZ SINGAPUR. Die Arbeiten zum Internationales Aufbau des zweiten INTERPOL-Sitzes in Singapur wurden 2012 weitergeführt. Im September 2012 wur- Krisenmanagement und de das lokale Büro zur Unterstützung des Transfers Disaster Victim eröffnet. Im Dezember 2012 begannen die Bau ar- beiten. 2013 startet die Rekrutierung der Mitarbei- Identification (DVI) tenden, die von Lyon nach Singapur wechseln oder Die Gesamtleitung bei der Bewältigung neu angestellt werden. Geplant ist weiterhin, dass eines Krisenfalls im Ausland mit Schweizer der Sitz in Singapur Anfang 2014 seinen Betrieb auf- Bezug obliegt dem Krisenmanagementzent- nimmt. rum des EDA. fedpol ist zuständig für die PRÄSIDENTSCHAFT. An der jährlich durchgeführ - Leitung und Koordination der polizeilichen 72 ten Generalversammlung wurde 2012 in Rom die Aspekte eines solchen Krisenfalls. Zudem Französin Mireille Ballestrazzi zur neuen Präsiden - ist fedpol verantwortlich für die Opferidenti- 73 tin von INTERPOL gewählt. Sie ist die erste Frau an fizierungen im Ausland von Schweizer der Spitze der Organisation. Die Amtszeit dauert vier Bürgern oder in der Schweiz wohnhaften Jahre. Personen. ENTFÜHRUNGEN. 2012 beschäftigte sich das Krisen- Multilaterale management fedpol mit vier Fällen, in denen Schwei- zer Bürger im Ausland entführt wurden. Zwei Fälle in Zusammenarbeit Mali und Niger konnten nach relativ kurzer Zeit ge- Die multilaterale Polizeikooperation löst werden; die entführten Personen kehrten unver- der Schweiz umfasst die Zusammenarbeit sehrt in die Schweiz zurück. Ein Entführungsfall in Jemen konnte nach intensiven Arbeiten während mit diversen internationalen Organisationen eines Jahres erfolgreich abgeschlossen werden. Die wie der UNO, dem Europarat, der OSZE Arbeiten zur Lösung eines Entführungsfalles auf den sowie mit Netzwerken zur Bekämpfung der Philippinen zusammen mit den zuständigen natio- grenzüberschreitenden Kriminalität wie nalen Stellen und ausländischen Behörden dauern Railpol oder der Mitteleuropäische Polizei- noch an. akademie. OPFERIDENTIFIZIERUNG/ DVI. Das DVI Back Of- UNO. Neben der Teilnahme an der jährlichen Ses- fice koordinierte im März 2012 den Informations- sion der Drogenkommission und der Kommission fluss zwischen der Schweiz, Belgien und Holland im für Verbrechensverhütung und Strafrecht, nahm Zusammenhang mit dem Busunglück bei Siders, bei fedpol im letzten Jahr Einsitz in die Konferenz der dem 28 Menschen, darunter 22 Kinder, ums Leben Vertragsparteien des Übereinkommens über grenz- kamen und 24 Insassen verletzt wurden. überschreitende, Organisierte Kriminalität, welche Anlässlich des Madrider U-Bahn-Unfalls im Au- al le zwei Jahre stattfindet. Ziel der Konferenz war gust 2012, bei dem ein Schweizer Au-pair-Mädchen insbesondere, einen Mechanismus zu verabschie- starb, konnten in kurzer Zeit die Opfer identifiziert den, mit dem die Umsetzung des Übereinkommens werden.

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Im gleichen Monat stürzte ein Flugzeug des die verschiedenen nationalen Polizeisysteme ver- Typs PC12 auf dem Weg von Antwerpen/Belgien in mittelt. Die Teilnehmenden können sich unter an - die Schweiz im französischen Jura ab. Das Back Offi- derem mit den europäischen Kooperationsmecha- ce koordinierte in Bern und am Absturzort in Solé- nismen und -instrumenten vertraut machen. Die mont/Frankreich das Einholen der Vermisstendaten, Schweiz hat Einsitz im Verwaltungsrat und wird ab- die in Frankreich zur Identifizierung der vier Todes- wechselnd von einem Mitglied von fedpol und dem opfer aus dem Kanton Bern führten. Direktor des Schweizerischen Polizei-Instituts (SPI) vertreten. Im November 2012 führte fedpol in Bern DVI-GROSSÜBUNG IN ÖSTERREICH. Im Oktober im Rahmen von CEPOL einen SIRENE-Operator- nahmen DVI-Experten aus der Schweiz und Deutsch- Kurs durch. Dabei wurden während einer Woche land als Beobachter bei einer DVI-Grossübung in 30 SIRENE-Spezialisten aus 20 EU-Staaten aus- und Schladming teil. Der gegenseitige Erfahrungsaus- weitergebildet. tausch fördert die internationale Zusammenarbeit bei operativen Einsätzen im In- und Ausland. Seit FACHSEMINARE. Das Bundesamt für Polizei und das mehr als zehn Jahren besteht eine enge Kooperation Schweizerische Polizei-Institut (SPI) führten zwei zwischen den nationalen DVI-Teams im deutsch- ein wöchige Fachseminare über die internationale sprachigen Raum. Po lizeikooperation durch. Während das Seminar in Deutsch zum zweiten Mal stattfand, wurde 2012 zum ersten Mal ein Seminar in französischer Spra- Aus- und Weiterbildung che abgehalten. Behandelt werden Themen wie fedpol unterstützt mit nationalen und in ternationale Amtshilfe und die Abgrenzung zur internationalen Aktivitäten die Aus- und Rechtshilfe, internationale Polizeikooperation im Weiterbildung von Polizeiangehörigen im Allgemeinen und die Formen bilateraler Polizei zu- sammenarbeit (bilaterale Abkommen, Polizeiatta- Bereich der internationalen Polizeiko- chés, Po lizei- und Zollkooperationszentren). Weite- operation. re Inhalte sind die europäische Polizeikooperation MITTELEUROPÄISCHE POLIZEIAKADEMIE MEPA. (z.B. Schengen, SIRENE, Europol) sowie die globa- Seit ihrer Gründung im Jahr 1992 hat sich die Mit- le, durch Interpol gewährleistete polizeiliche Zusam- teleuropäische Polizeiakademie MEPA zu einer re- menarbeit. 2013 finden wiederum zwei solche Se- nommierten Ausbildungseinrichtung für das mittle - minare statt. • re Kader der Polizei entwickelt. Die Schweiz, als ei- nes der acht Mitgliedsländer, fördert und unterstützt die verschiedenen Bildungsmassnahmen der MEPA konzeptionell, personell und finanziell. 2012 führte fedpol zwei MEPA-Fortbildungsseminare durch, wel- che von zahlreichen in- und ausländischen Kader- leuten besucht wurde. Weiter koordinierte das Amt die Teilnahme von zahlreichen Mitarbeitenden der Strafverfolgungsbehörden des Bundes und der Kan- tone an den fachspezifischen Seminaren und Kur- sen im Ausland. Ferner ist fedpol in den verschiede- nen Gremien der MEPA vertreten und wirkt aktiv an der strategischen und bildungspolitischen Weiterent- wicklung der MEPA mit.

EUROPÄISCHE POLIZEIAKADEMIE CEPOL. Seit Ju- li 2006 besteht zwischen der Schweiz und der Eu- ropäischen Polizeiakademie CEPOL ein Abkommen. CEPOL veranstaltet Ausbildungskurse für leitende

Polizeibeamtinnen und -beamte aus ganz Europa. In Statistische Angaben zur internationalen Polizeikooperation finden sich diesen Kursen werden vertiefende Kenntnisse über auf der CD-Statistik fedpol.

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | VER WALTUNGSPOLIZEI UND POLIZEIUNTERSTÜTZUNG

4 Verwaltungspolizei und Polizeiunterstützung Die verwaltungspolizeilichen und unterstützenden polizeilichen Aufgaben von fedpol werden innerhalb der Hauptabteilungen Internationale Polizeikooperation, Bundeskriminalpolizei und Dienste sowie innerhalb der Abteilungen Stab und Ressourcen wahrgenommen.

Massnahmen PROZENTUALER ANTEIL DER MELDUNGEN NACH STGB-TITEL

gegen 45 39.6 Internetkriminalität 40 33.6

Die nationale Koordinationsstelle 33.3 35 30.1 zur Bekämpfung der Internetkriminalität 29.9 KOBIK wird von Bund und Kantonen gemein- 30

sam geführt. KOBIK ist die zentrale An- 25 22.7

laufstelle für Personen, die verdächtige Inter- 18.5 20 netinhalte melden möchten. 74 15 Die Verdachtsmeldungen werden juris- 11.6 7. 8 tisch geprüft und die Beweise gesichert. Erweist sich 10 7. 3 75 ein Verdacht als ausreichend begründet, wird das 5 entsprechende Dossier den zuständigen Strafverfol- gungsbehörden im In- und Ausland weitergeleitet. 0 2012 2011 2010 2009 2008

■ Strafbare Handlungen gegen das Vermögen KOBIK DURCHSUCHT DAS INTERNET NACH SEI- ■ Strafbare Handlungen gegen sexuelle Integrität TEN MIT STRAFRECHTLICH RELEVANTEM INHALT. Grafik 9 Darunter fallen insbesondere illegale Pornografie, Gewaltdarstellungen, Extremismus, Rassismus, un- befugtes Eindringen in Computersysteme, das Ver- Wirtschaftsdelikten ein als Meldungen über verbo- breiten von Computerviren, Datenbeschädigung, tene Pornografie (33% der Meldungen). Aber auch in Kre ditkartenmissbrauch, Verletzung von Urheber- diesem Bereich stiegen die Meldungen im Vergleich rechten und Waffenschmuggel. zum Vorjahr deutlich an. Unter verbotene Porno- KOBIK analysiert Verbrechen, die mithilfe des grafie fallen sexuelle Darstellungen mit Kindern, Tie- Internets begangen werden und steht der Öf fent- ren, Gewalt oder Exkrementen (vgl. Art. 197 Ziff. 3 lichkeit, den Behörden und Internetanbietern als StGB). > Grafik 9 Kompetenzzentrum zur Verfügung. Die Koordinati- onsstelle arbeitet mit zahlreichen nationalen und in- STRAFVERFAHREN. Basierend auf den von KO- ternationalen Arbeitsgruppen zusammen. BIK durchgeführten, verdachtsunabhängigen Nach- forschungen im Internet wurden den zuständigen MELDUNGEN. 2012 erhielt KOBIK via Online-For- Schweizer Strafverfolgungsbehörden 2012 insgesamt mular 8242 Meldungen, was gegenüber dem Vorjahr 450 Verdachtsdossiers zugestellt. Dies entspricht ei- einer Zunahme von 55% entspricht (2011: 5330). ner Zunahme von 70% gegenüber 2011. Die grosse 39.6% der Meldungen (3110) betrafen Wirtschafts - Mehrheit davon (417) betraf Vergehen in Peer-to- de likte im Internet, das entspricht einem Anstieg von Peer-Netzwerken, bei denen Bild- und Videodateien 193% gegenüber dem Vorjahr. 2012 gingen erstmals des sexuellen Missbrauchs von Kindern ausgetauscht seit Gründung von KOBIK mehr Meldungen zu wurden. Den verbleibenden 33 Verdachtsdossiers

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liegt jeweils eine verdachtsunabhängige verdeckte WEITERGELEITETE DOSSIERS

Vorermittlung von KOBIK zugrunde (siehe nächster 2012 2011 2010

Abschnitt). > Tabelle 6 • Dossiers an die 450 263 299 Strafverfolgungsbehörden VERDECKTE ERMITTLUNGEN IN CHATS UND SO- Tabelle 6 ZI ALEN NETZWERKEN. Der Einsatz von KOBIK-Mit- arbeitenden als verdeckte Ermittler wird durch die Vereinbarung betreffend Zusammenarbeit bei den po- der eindeutig zugeordnet werden kann, quasi ein lizeilichen Vorermittlungen im Internet zur Bekämp- digitaler Fingerabdruck. fung der Pädokriminalität (Monitoring von Chat- Nachdem 2011 zusammen mit den Kantonen Räumen) zwischen KOBIK, dem Kanton Schwyz und das Grundkonzept erstellt und das Arbeitsverfahren dem Bundesamt für Polizei vom 23. Dezember 2010 für die Sammlung festgelegt worden war, beschäf - geregelt. Damit ist gewährleistet, dass das Monitoring tigte sich KOBIK im Berichtsjahr intensiv mit deren auch im Sinne präventiver, verdeckter Fahndungen Umsetzung und der Kategorisierung von Bildmate- vorgenommen werden kann. rial. Sämtliche Testarbeiten und Systemanpassungen Der Einsatz von verdeckten Vorermittlern konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Seit Ok- durch KOBIK führte im Berichtsjahr zu 33 Strafan- tober 2012 ist die NDHS in Betrieb und steht den zeigen zuhanden von kantonalen Strafverfolgungs- kantonalen und städtischen Fachstellen zur Verfü- behörden. Davon basieren 13 Strafanzeigen auf Er- gung. mittlungen in Kinderchats, die in der Schweiz betrie- ben wurden. Bei den übrigen 20 Fällen fanden die NATIONALE ZUSAMMENARBEIT. Auf nationaler verdeckten Vorermittlungen in sogenannten priva - Ebene war KOBIK auch 2012 an zahlreichen Projek- ten «Peer-to-Peer-Tauschbörsen» statt. Das private ten und Arbeitsgruppen beteiligt. Hervorzuheben ist Peer-to-Peer-Umfeld wurde von der Schweizer Straf- insbesondere die Beteiligung an der nationalen Stra- verfolgung bislang wenig abgedeckt. Angesichts der tegie zum Schutz der Schweiz vor Cyber-Risiken, die Tatsache, dass ein Grossteil der Tatverdächtigen be- am 27. Juni 2012 durch den Bundesrat verabschiedet reits als Wiederholungs täter im Bereich der verbote- wurde. nen Pornografie oder gar als Täter von Sexualdelikten Ziel dieser Strategie ist unter anderen, Cyberri- polizeilich bekannt war, sieht sich KOBIK im Ent- siken wirksam zu reduzieren, insbesondere Cyber- scheid bestätigt, die verdeckten Vorermittlungen auf kriminalität, Cyberspionage und Cybersabotage. Im private Peer-to-Peer-Tausch börsen auszuweiten. Rahmen der Umsetzung der Strategie wurde das EJPD beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kan- DNS-BLOCKADE. KOBIK arbeitet seit 2007 mit den tonen und der Wirtschaft bis 2016 ein Konzept für wichtigsten Schweizer Internetprovidern zusam- eine nationale Übersicht über sämtliche cyberrele- men, um Schweizer Internetnutzern den Zugriff auf vanten Straffälle zu erstellen. kinderpornografisches Material zu erschweren. Die Weiter fand im Berichtsjahr das erste «Forum Schweizer Internetprovider erhalten eine Liste mit Cybercrime KOBIK-Staatsanwaltschaften» statt. Ex- einschlägigen Domänen, welche sie gestützt auf ihre perten auch aus der Wissenschaft präsentierten den allgemeinen Geschäftsbedingungen sperren können. Teilnehmenden einen praxisnahen Einblick in die Wird versucht, auf eine solche Domäne zuzugreifen, Bekämpfung der Internetkriminalität. Die Staatsan- wird der Zugriff verweigert und die Anfrage umge- wälte sind im Umgang mit der lnternetkrimina lität leitet. Eine «stop-page»-Meldung erscheint. Im Zuge und den technischen Möglichkeiten wegen fehlen- dieses Projekts arbeitet KOBIK auch mit INTERPOL den Informations- und Ausbildungsangeboten oft zusammen und erhält so eine Liste mit Domänen, die noch unsicher. Dies kann zu Fehlentscheidungen kinderpornografisches Bild- und Videomaterial ent- und vorzeitigen Verfahrenseinstellungen führen. Die hält («worst of list»). Anmeldungen von rund 150 Staatsanwälten für die- ses Forum zeigte das Bedürfnis deutlich. NATIONALE DATEI- UND HASHWERTE-SAMMLUNG (NDHS). KOBIK betreibt zusammen mit den Kanto- INTERNATIONALE KOOPERATION. Seit Inkrafttre- nen eine Sammlung von Hashwerten (auch Hash- ten der Cybercrime Convention des Europarates am Codes genannt), die auf illegales Bildmaterial ver- 1. Januar 2012 wird die Schweiz international ver- weisen. Ein Hashwert ist ein Kennwert eines Bildes, stärkt als aktiver Partner in der Bekämpfung der In-

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ternetkriminalität wahrgenommen. Dies zeigt sich in SCHWEIZERISCH-RUMÄNISCHE ARBEITSGRUPPE. erster Linie in einem markanten Anstieg des inter- Menschenhandel ist ein grenzüberschreitendes Ver- nationalen polizeilichen Schriftverkehrs zu Sachver- brechen und seine Verfolgung erfordert eine gute Zu- halten, die unter die Konvention fallen. sammenarbeit mit den Herkunftsstaaten der Opfer, In den letzten Jahren hat KOBIK in Zusam- von denen viele aus Osteuropa und insbesondere aus menarbeit mit der Nichtregierungsorganisation Ac- Rumänien stammen. Im Verlauf des Berichtsjahres tion Innocence in Genf ein Programm entwickelt, fanden mehrere Treffen einer schweizerisch-rumä- um den Austausch von Darstellungen des sexuel- nischen Arbeitsgruppe gegen Menschenhandel statt, len Missbrauchs von Kindern mit Peer-to-Peer-Netz- deren Bildung 2011 bei einem Arbeitsbesuch der Vor- werken im öffentlichen Raum zu verfolgen. Dieses ste herin EJPD in Rumänien beschlossen wurde. 2012 Programm wird laufend mit Action Innocence, wel- wurde je ein Ausschuss für Verbesserungen in der che die Fi nanzierung übernimmt, weiterentwickelt Strafverfolgung und im Opferschutz eingesetzt. Die und anderen Strafverfolgungsbehörden zur Verfü- bilateralen Treffen dienen dazu, Mängel in der grenz- gung gestellt. überschreitenden Verfolgung zu erkennen, um da- fedpol stellt mit der Mitgliedschaft in der durch nach Projekte und Massnahmen zur Verbesserung in die EU und die USA im Dezember 2012 ins Leben ge- der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit zu erör- rufenen, globalen Allianz gegen Online-Kindsmiss- tern. brauch und der Teilnahme an der Konferenz der Virtual Global Task Force zur Bekämpfung von On- AUSBEUTUNG DER ARBEITSKRAFT. Entgegen einer line-Kindsmissbrauch in Abu Dhabi sicher, dass die weit verbreiteten Annahme findet Menschenhandel Schweiz auch inskünftig ihre Verantwortung wahr- nicht ausschliesslich im Prostitutionsmilieu statt. Der nehmen kann und solidarisch mit ihren Partnern so- Einsatz von Kindern und Erwachsenen in der orga- wohl strategisch wie auch operativ für ein sicheres nisierten Bettelei und dem organisierten Diebstahl 76 Internet sowie gegen Kindsmissbrauch einstehen kann die Kriterien für Menschenhandel zum Zweck wird. der Ausbeutung der Arbeitskraft erfüllen. 77 Weitere Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbe- Oft werden Minderjährige in den Ländern Ost- reich finden sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei / Pädokriminalität und europas rekrutiert, zum Betteln und Stehlen ausge- illegale Pornografie. > Seite 55 bildet und anschliessend in Westeuropa eingesetzt. Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden Sie müssen ihnen vorgegebene Geldbeträge erbetteln sich im Teil 1 Kapitel 8. > Seite 34 oder Wertgegenstände stehlen, um nicht durch die Detaillierte Zahlen siehe Rechenschaftsbericht KOBIK auf: www.fedpol.ch Ausbeuter bestraft zu werden. Das Wirken solcher Gruppen kann auch in Schweizer Städten be obach - Koordination gegen tet werden. Unter der Leitung des Schweizerischen Städte- Menschenhandel verbandes und der Mitwirkung der Geschäftsstelle und Menschenschmuggel KSMM erarbeitete eine Arbeitsgruppe eine Informa- tionsschrift, die sich an städtische und kantonale Be- Die Koordinationsstelle gegen Men- hörden richtet. schenhandel und Menschenschmuggel Sie zeigt auf, dass es sich bei diesem Phäno- (KSMM) vereinigt eine Vielzahl von Behör- men um Menschenhandel handeln kann und wel- den und Stellen bei Bund und Kantonen che Handlungsmöglichkeiten dagegen bestehen. Be- sowie Nichtregierungs- und zwischenstaat- schrieben werden Ansätze für die Strafverfolgung und den Opferschutz. Es wird auch dargestellt, dass lichen Organisationen, die mit der Be- die Kinder vor den Ausbeutern geschützt werden kämpfung von Menschenhandel und Men- müs sen, dass ihnen – unter Berücksichtigung des schenschmuggel betraut sind. Kin deswohles – Opferschutz zu gewähren ist und fedpol führt die Geschäftsstelle KSMM, die mit dass eine Rückkehr in die Heimat geprüft werden soll. den Mitgliedern Strategien und Instrumente gegen Eine Informationsveranstaltung zum Thema und ein Menschenhandel für die Prävention, Strafverfolgung Medienanlass im März 2012 dienten der Sensibili- und den Opferschutz sowie gegen Menschenschmug- sierung interessierter Fachstellen und der Öffentlich- gel erarbeitet. keit.

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ÜBEREINKOMMEN DES EUROPARATES UND AUS- für die Verfolgung von Menschenhandel. Beispiels- SERPROZESSUALER ZEUGENSCHUTZ. Im Berichts- weise, indem sie Runde Tische gegen Menschenhan- jahr wurden die Arbeiten für die Ratifizierung des del bilden, um die Zusammenarbeit ihrer involvier - Übereinkommens des Europarates gegen Menschen- ten Stellen zu regeln. Zudem wurde an der Veranstal- handel abgeschlossen, das 2011 vom Parlament ge- tung der Nutzen des neuen, ausserpro zes sualen Zeu- nehmigt worden war. genschutzes für die Bekämpfung des Menschenhan- Die Ratifikation des Übereinkommens wurde dels erläutert. Die Konferenz trug zur Sensibilisie - am 17. Dezember 2012 vollzogen, für die Schweiz trat rung im Phänomen Menschen handel bei und be- der Vertrag am 1. April 2013 in Kraft. kräftigte den bundesrätlichen Willen, entschieden Die damit verbundene Bundesgesetzgebung gegen dieses Verbrechen vorzugehen. über den ausserprozessualen Zeugenschutz gilt seit Weitere Informationen zu den Massnahmen von fedpol im Themenbe- dem 1. Januar 2013. reich finden sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei/ Menschenhandel und Menschenschmuggel. > Seite 53 Weitere Informationen zum Aufbau einer nationalen Zeugenschutzstelle finden sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei/ Menschenhandel und Men- Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden schenschmuggel. > Seite 55 sich im Teil 1 Kapitel 4 und 5. > Seiten 25 und 28

KURZAUFENTHALTSBEWILLIGUNGEN FÜR OPFER. Mit der neuen Zeugenschutzverordnung wurde die kantonale Zuständigkeit eingehender geregelt, Kurz- Meldungen aufenthaltsbewilligungen für Opfer zu erlassen, die Geldwäscherei ge gen die Täterschaft aussagen. Damit wird einem lang jährigen Anliegen von NGOs entsprochen, Kom- Die Meldestelle für Geldwäscherei petenzdiskussionen zwischen den Kantonen zu ver- MROS im Bundesamt für Polizei ist die zent- meiden, wenn im Rahmen der spezialisierten Opfer- rale Meldestelle für Verdachtsmeldungen, betreuung der Aufenthalt der Opfer nicht in dem die Financial Intelligence Unit der Schweiz. Kanton möglich ist, wo die Tat begangen wurde und Sie erfüllt eine Verbindungs- und Filter- in dem ermittelt wird. funktion zwischen den Finanzintermediären und den Strafverfolgungsbehörden. AKTIONSPLAN. Per 1. Oktober 2012 verabschiede- te das Steuerungsorgan der KSMM den ersten na- Sie ist die nationale Zentralstelle, die nach Mass- tionalen Aktionsplan (NAP) der Schweiz gegen Men- gabe des Geldwäschereigesetzes von Finanzinterme- schenhandel. In 23 Aktionen wird beschrieben, wel- diären Verdachtsmeldungen zu Geldwäscherei und che Massnahmen die Stellen und Organisationen in Terrorismusfinanzierung entgegennimmt, analysiert der Schweiz für die Bekämpfung des Menschenhan- und gegebenenfalls an die Strafverfolgungsbehörden dels von 2012 bis Ende 2014 ergreifen und umset- weiterleitet. zen. Die Aktionen enthalten Massnahmen in allen Als Fachbehörde erstellt MROS jährlich eine vier Säulen der Bekämpfung des Menschenhandels: anonymisierte Statistik über die Entwicklung der Be- Prävention, Strafverfolgung, Opferschutz und Zu- kämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfi- sammenarbeit. Die einzelnen Aktionen werden im nanzierung in der Schweiz. NAP erläutert; zudem wird die Gesamtstrategie der Schweiz für die Bekämpfung des Menschenhandels VERDACHTSMELDUNGEN. Die Zahl der 2012 erstat- dargestellt. teten Verdachtsmeldungen nahm gegenüber dem Die Vorsteherin des EJPD stellte den NAP an Vorjahr leicht ab: Gingen 2011 noch 1625 Meldun- der Konferenz zum Europäischen Tag gegen Men- gen ein, waren es 2012 deren 1585, vierzig Meldun- schenhandel der Öffentlichkeit vor, der am 18. Okto- gen weniger. Dieser arithmetische Unterschied muss ber 2012 stattfand. Die Konferenz, an der rund 250 allerdings relativiert werden. Das Berichtsjahr 2011 Be sucherinnen und Besucher teilnahmen, wurde war geprägt von ausserordentlichen Ereignissen, die vom Eidgenössischen Departements für auswärtige zu mehr Verdachtsmeldungen geführt hatten: In ei- An gelegenheiten und der Internationalen Organisa- ner Reihe von Ländern war es zu politischen Umwäl- tion für Migration unter Beteiligung der Geschäfts- zungen gekommen, ein einzelner Money-Transmit - stelle KSMM organisiert. Wichtiges Thema der Kon- ter hatte ausserordentlich viele Meldungen erstattet, ferenz war das notwendige Engagement der Kantone und einige besonders komplexe Fälle generierten ei-

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ne hohe Zahl an Meldungen. Auch 2012 trafen noch ist auf einen einzigen, besonders komplexen Sach- Verdachtsmeldungen ein, die vom gleichen Money- verhalt zurückzuführen, bei dem es um 7,45 Millio- Transmitter stammten oder die mit den politischen nen Franken ging. Ereignissen des Jahres 2011 in Verbindung standen. Weitere Informationen zur Teilrevision des Geldwäschereigesetzes finden Diese hatten aber keinen massgeblichen Einfluss auf sich im Teil 2, Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiunterstützung / Rechtsetzung und Datenschutz. > Seite 92 die Gesamtzahl. Noch immer ist die Zahl der 2012 Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden eingegange nen Meldungen sehr hoch, auch wenn es sich im Teil 1 Kapitel 2. > Seite 18 weniger besonders komplexe Fälle gab. Auch die Ver- Der vollständige Tätigkeitsbericht der Meldestelle findet sich auf: mögenswerte, um die es bei den Meldungen im Be- www.fedpol.ch richtsjahr geht, sind mit über drei Milliarden Franken nahezu gleich hoch wie im Vorjahr. Sprengstoff und MELDEPFLICHT UND MELDERECHT. Von den im Be- Pyrotechnik richtsjahr eingegangenen 1585 Verdachtsmeldungen ergingen 1043 als Folge der im Geldwäschereigesetz Die Zentralstelle Sprengstoff und festgelegten Meldepflicht und 542 gestützt auf das im Pyrotechnik ist Beratungs- und Fachorgan Strafgesetzbuch geregelte Melderecht. Somit hat sich des Bundes in den Bereichen Sprengstoff das Verhältnis der beiden Meldearten im Vergleich zu und Pyrotechnik. den letzten Berichtsperioden nur gering fügig geän- dert (2012: Meldepflicht 66%/Mel derecht 34%, 2011: Ihre Hauptaufgaben sind: Meldepflicht: 61,5%/Melderecht: 38,5%). • Erteilen von Einfuhr-, Herstellungs- und Aus- Die Banken erstatteten 30 Verdachtsmeldun- nahmebewilligungen im Sinne der Sprengstoff- gen weniger als 2 011. Auch machten die Banken 2012 gesetzgebung, 78 – anders als im Vorjahr, aber wieder wie in den frü - • Überwachen des Marktes von pyrotechnischen he ren Jahren – weniger Gebrauch vom Melderecht Gegenständen und Sprengmitteln, 79 als von der Meldepflicht: Lediglich 41% der Meldun- • Führen einer fachtechnischen Datenbank über gen von Banken wurden aufgrund des ihnen einge- sämtliche Ereignisse in Zusammenhang mit räumten Melderechts erstattet. Sprengmitteln und pyrotechnischen Gegen- ständen, VIELFACH BETRUGSDELIKTE ALS VORTATEN. Mit • Erstellen von Auswertungen und Statistiken, 479 Meldungen stand Betrug auch 2012 bei den die als Grundlage für die Bekämpfung von mutmasslichen Vortaten mit grossem Abstand an er- Sprengstoffdelikten und die Wahrung der öf- ster Stelle (2011: 497). Erwähnenswert sind weiter fentlichen Sicherheit dienen, die höchsten, je ermittelten Werte wegen Verdachts • Verbreiten von Informationen und Erkenntnis- auf Bestechung (169 Meldungen) und Veruntreuung sen für die Vollzugsorgane der Kantone, (155 Meldungen). • Erstellen eines vierteljährlich erscheinenden Bulletins, TERRORISMUSFINANZIERUNG. 2012 wurden 15 • Beraten von Ämtern, Vollzugsorganen, Wirt- Meldungen wegen Verdachts auf Terrorismusfinan- schaftsvertretern und Privatpersonen, zierung erstattet, fünf mehr als im Vorjahr. Bei 14 • Oberaufsicht über den Vollzug der Sprengstoff- dieser Meldungen erwies sich der Verdacht als aus- gesetzgebung. reichend begründet, sodass die Fälle den Strafver- folgungsbehörden übergeben werden konnten. In VERFÜGUNGEN DER ZENTRALSTELLE. Bewilli- einem dieser Fälle erging ein Nichteintretensent- gungen sind ein wichtiges Instrument, um den Ver- scheid; in den verbleibenden 13 Fällen waren Unter- kehr mit Sprengmitteln und pyrotechnischen Gegen- suchungen eingeleitet worden, wobei ein Verfahren ständen schweizweit zu überwachen. So unterliegen mittlerweile sistiert wurde. Die Vermögenswerte im Sprengmittel einer lückenlosen Kontrolle, von der Zusammenhang mit Meldungen wegen Verdachts Herstellung, beziehungsweise der Einfuhr, bis zur auf Terrorismusfinanzierung beliefen sich 2012 auf Verwendung. Im Bereich Pyrotechnik verpflichten 7,47 Millionen Franken und sind somit weit höher sich die Importeure und Hersteller zur regelmässigen als im Vorjahr. Der grösste Teil dieser hohen Summe Qualitätskontrolle der Produkte. Mit der Zulassung,

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beziehungsweise der Deklaration der Konformität, BEWILLIGUNGEN UND ZULASSUNGEN wird die Sicherheit der Handhabung gewährleistet, 2012 2011 2010 wenn die Sprengmittel und pyrotechnischen Gegen- • Einfuhrbewilligungen Pyrotechnik 582 498 516 stände gemäss den Bestimmungen verwendet wer- • Einfuhrbewilligungen Sprengmittel 48 74 64 den. > Tabelle 7 • Herstellungsbewilligungen 10 7 7 Pyrotechnik EREIGNISSE. Die Zentralstelle Sprengstoff und Py- • Herstellungsbewilligungen 6 10 12 rotechnik erfasst und analysiert alle Ereignisse in Zu- Sprengmittel sammenhang mit Sprengstoff und Pyrotechnik wie • Ausnahmebewilligungen Pyrotechnik 1 0 0 Anschläge, Diebstähle und Sachbeschädigungen. • Ausnahmebewilligungen 4 7 3 Sprengmittel > Tabelle 8 • Zulassungen 333 438 223 (inkl. Dekoränderungen)

Total 984 1 034 825 Waffen • Marktüberwachung 4 6 6 Die Zentralstelle Waffen (ZSW) ist GEBÜHREN

Beratungs- und Fachorgan des Bundes im 2012 2011 2010

Bereich Waffen. • Gebühren in CHF 99 980 120 140 81 936

Ihre Hauptaufgaben sind: Tabelle 7 • Beraten und Unterstützen der kantonalen Voll- zugsbehörden, EREIGNISSE • Überprüfen und Erteilen von amtlichen Be- 2012 * 2011 2010 stätigungen sowie Bewilligungen im Sinne der • Personen- oder Sachschäden 20 19 16 (durch selbst konstruierte Waffengesetzgebung, Sprengvorrichtungen)

• Führen von gesetzlich vorgesehenen Daten- • Diebstähle 1 1 2

banken, • Bagatellfälle 286 210 238 • Betreiben des Single Point of Contact Schengen (Sachbeschädigungen mit in Zusammenhang mit Waffen, handelsüblichem Feuerwerk) • Erarbeiten von Unterlagen für die Waffenhan- Total 307 230 256

dels- und Waffentragprüfungen, * Weil die diesbezüglichen Meldungen der Kantone zeitlich • Bereitstellen von gesetzlich vorgesehenen For- verschoben erfolgen, können die Zahlen jeweils erst ein Jahr mularen. später publiziert werden. Tabelle 8 BEWILLIGUNGEN. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Bewilligungen merklich angestiegen. Dies ist BEWILLIGUNGEN UND GEBÜHREN PRO JAHR nicht zuletzt auf den günstigen Eurokurs zurück- 2012 2011 2010 zuführen. Der Zuwachs betrifft zur Hauptsache Jagd- • Gesamtzahl Bewilligungen 2 858 2 557 2 523 waffen, die in vielen Ländern nicht einfach zu erwer- • Gebühren in CHF 162 180 147 370 142 590 ben sind. > Tabelle 9 Die Zentralstelle Waffen ist in einer Arbeitsgrup- BEWILLIGUNGEN UND GEBÜHREN 2012 NACH KATEGORIEN pe aktiv, die das VBS eingesetzt hat, um Verbesserun- Arten Anzahl CHF gen im Zusammenhang mit der Abgabe und Rück- • Begleitscheine 500 25 000 nahme von Armeewaffen zu erreichen. • Gewerbsmässige Einzel- und 233 27 750 Im Berichtsjahr hat die ZSW erneut die Kanto- Generaleinfuhrbewilligungen ne bei diversen Kontrollen der Waffenhändler unter- • Nichtgewerbsmässige 1 810 90 900 stützt. Die Kontrollen zeigten weiterhin Mängel auf, Einfuhrbewilligungen insbesondere in der Buchführung. • Ausnahmebewilligungen 178 11 530 Die Waffeninformationsplattform ARMADA ist • Einträge in europäische 130 6 500 seit Mai 2011 in Betrieb und läuft stabil. Die Informa- Feuerwaffenpässe tionsplattform hat sich bewährt und der Datenaus- • Verfügungen/Ersatzbestätigungen 6 300 tausch mit den Kantonen funktioniert problemlos. • Typenprüfungen 1 200 Tabelle 9

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Ungefähr 3300 Personen haben mittlerweile Zugriffs- Massnahmen gegen rechte auf die Plattform. Das Parlament hat die Gesetzesänderungen in Gewaltpropaganda Zusammenhang mit der Umsetzung des UNO-Feu er- Polizei- und Zollbehörden stellen Mate- waffenprotokolls und des Marking &Tracing-In stru- rial sicher, das Propagandazwecken die- ments verabschiedet. Diese sind per 1. Januar 2013 nen kann und dessen Inhalt konkret und ernst- in Kraft getreten. Bereits am 1. September 2012 wur- haft zur Gewalttätigkeit gegen Menschen de die Bestimmung vorzeitig in Kraft gesetzt, die dem VBS online einen Zugriff auf ARMADA ermöglicht. oder Sachen aufruft. Dieses Material wird zur Weitere Informationen zu den Gesetzesänderungen finden sich im Teil 2, Auswertung dem Nachrichtendienst des Kapitel 4 Verwaltungspolizei und Polizeiunterstützung/Rechtsetzung und Bundes (NDB) übermittelt. Gestützt auf eine Datenschutz. > Seite 91 entsprechende Empfehlung des NDB entscheidet fedpol über eine allfällige Ein- ziehung. Massnahmen in Erfasst werden Schriften, Ton- und Bildmate- Zusammenhang mit rial, Abbildungen oder auch Gegenstände. Abgese- hen von Propagandamaterial mit rassistischem oder Ausländern rechtsextremem Inhalt kann es sich auch um Aufru- fedpol kann – gestützt auf Artikel 67 fe zu anderen Formen von ideologisch motivierter Absatz 4 des Bundesgesetzes über die Gewaltanwendung handeln. Ausländerinnen und Ausländer (AuG) – zur Nicht erfasst sind hingegen Propagandaerzeug- Wahrung der inneren oder der äusseren nisse mit extremen Inhalten, die nicht konkret und 80 ernsthaft zu Gewalt aufrufen. Sicherheit der Schweiz gegenüber Auslän- Liegt der Verdacht auf eine strafbare Handlung derinnen und Ausländern ein Einreise- 81 vor, wird das Material der zuständigen Strafbehör - verbot verfügen. Dazu wird jeweils vorgän- de überwiesen. Bei Propagandamaterial im Internet gig der Nachrichtendienst des Bundes kann fedpol nach Anhörung des NDB entweder die (NDB) angehört. In der Praxis stellt der NDB Löschung der betroffenen Website verfügen, sofern entsprechend begründete Anträge. das Material auf einem Schweizer Rechner liegt, oder Das Bundesamt für Migration verfügt demge- eine Sperrempfehlung an die Schweizer Provider er- genüber – gemäss Artikel 67 Absatz 2 AuG – Einreise- lassen, wenn es auf einem ausländischen Rechner zu verbote gegenüber Ausländerinnen und Ausländern, finden ist. 2012 unterbreitete der NDB dem Bundesamt • die gegen die öffentliche Sicherheit und Ord- für Polizei in zwölf Fällen Sicherstellungen zur Be- nung in der Schweiz oder im Ausland verstos- urteilung (2011: 9). In zwei Fällen verfügte fedpol, sen haben oder diese gefährden, dass das sichergestellte Material, oder Teile davon, ein- • die Sozialhilfekosten verursacht haben, gezogen werden. • die in Vorbereitungs-, Ausschaffungs- oder Durchsetzungshaft genommen worden sind.

EINREISEVERBOTE/ AUSWEISUNGEN. fedpol hat Massnahmen gegen im Berichtszeitraum 103 Einreiseverbote erlassen Gewalt bei (2011: 112 ), 18% davon in Zusammenhang mit Ter- rorismus und verbotenem Nachrichtendienst. 82% Sportveranstaltungen der Einreiseverbote bezogen sich auf Personen aus Die Sektion Hooliganismus unterstützt dem Bereich Gewaltextremismus, darunter Aktivis- mit ihren Dienstleistungen die Kantone ten gegen das WEF und Skinheadbands. und Städte im Kampf gegen Gewalt anlässlich 2012 wurden, gestützt auf die Bundesverfas- sung, keine Ausweisungen verfügt oder andere Fern- von Sportveranstaltungen. haltemassnahmen gegenüber ausländischen Perso- Sie erstellt Analysen und Lagebeurteilungen, nen getroffen. fördert die nationale und internationale Polizeizu-

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sammenarbeit in Zusammenhang mit Sportveran- EINGETRAGENE PERSONEN IN HOOGAN staltungen und vertritt fedpol in nationalen und in- Stand per 31.12. 2012 2011 2010 2009 ternationalen Arbeitsgruppen. Sie führt das elektro- • Total eingetragene 1297 1193 1057 797 nische Informationssystem HOOGAN und ist für den Personen internationalen Informationsaustausch zum Thema • davon weiblich 12 9 7 5 Gewalt im Sport verantwortlich. EINGETRAGENE PERSONEN NACH ALTER HOOGAN. In HOOGAN werden Daten über Perso- Alter 2012 2011 2010 2009 nen aufgenommen, die sich anlässlich von Sportver- • 12 –14 Jahre 0 0 1 0 anstaltungen im In- und Ausland gewalttätig ver- • 15 –18 Jahre 82 91 83 101 halten haben und gegen die Massnahmen wie Sta- • 19 – 24 Jahre 652 629 572 415 dionverbote, Rayonverbote, Meldeauflagen, Polizei- • 25 – 29 Jahre 354 293 238 158 gewahrsam oder Ausreisebeschränkungen verhängt • 30 – 39 Jahre 176 144 131 100 wurden. • 40 – 49 Jahre 29 33 30 22 Per Ende 2012 waren total 1297 Personen ver- • 50 – 69 Jahre 4 3 2 1 zeichnet, 104 mehr als im Vorjahr (2011: 1193). HOOGAN steht den für den Vollzug der Mass- Tabelle 10 nahmen zuständigen Stellen bei fedpol, den Poli- zeibehörden der Kantone, der Schweizerischen Zen- NEUES KONTROLLSYSTEM. Die Sektion Hooliga- tralstelle Hooliganismus sowie den Zollbehörden zur nismus testete zusammen mit dem Schlittschuhclub Verfügung. fedpol kann Daten aus HOOGAN an Or ga- Bern, dem FC Thun und dem EV Zug ein neues Kont- nisatoren von Sportveranstaltungen in der Schweiz rollsystem für den Zutritt in ein Sportstadion. Bei oder an ausländische Polizei- und Sicherheitsorgane den Pilotversuchen wurden amtliche Ausweise mit weitergeben. dem Informationssystem HOOGAN abgeglichen. Mit Im Berichtsjahr gingen 20 Anfragen ein. 2012 der elektronischen Zutrittskontrolle soll konsequent hat fedpol, gestützt auf das Bundesgesetz über Mass- verhindert werden, dass Personen, die in HOOGAN nahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit und verzeichnet sind, Zutritt zum Stadion erhalten. Da- auf Antrag der jeweiligen dezentralen Fachstelle, drei durch soll die Sicherheit bei Sportanlässen erhöht Ausreisebeschränkungen verfügt. werden. Das System steht beim EV Zug seit Beginn Über 35 Personen aus verschiedenen kanto- der Eishockeysaison 2012 im Einsatz. nalen und städtischen Polizeikorps absolvierten im Ein Team unter der Leitung der Sektion Hoo- Berichtsjahr einen Ausbildungskurs über HOOGAN, liganismus prüfte 2012, im Auftrag der Konferenz den die Sektion kantonalen und städtischen Fach- der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und stellen regelmässig anbietet. > Tabelle 10 -direktoren, an fünf Heimspielen von Klubs, ob die KONKORDAT DER KANTONE. Mit dem angepassten lokalen Vereinbarungen eingehalten und die gefor- Konkordat der Kantone gegen Gewalt anlässlich von derten Massnahmen von Stadionbetreibern und Be- Sportveranstaltungen sind auch neue Vorgehenswei- hörden umgesetzt worden sind. Dabei führte die Sek- sen gegen Gewalt möglich. Das Konkordat wurde re- tion erstmals ein Audit in der Romandie beim Eisho- vidiert und am 2. Februar 2012 im Rahmen der Ple- ckeyclub La Chaux-de-Fonds durch. narversammlung von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren zu- NATIONAL FOOTBALL INFORMATION POINT. Je- handen der Kantone verabschiedet. Einige Kantone des europäische Land führt einen «National Football haben das revidierte Konkordat im Berichtsjahr be- Information Point (NFIP)». fedpol nimmt diese Auf- reits verabschiedet. Den Behörden wird mit der Ein- gabe für die Schweiz wahr. Der NFIP unterstützt die führung einer Bewilligungspflicht für Fussball- und nationalen Behörden in Fragen rund um Gewalt bei Eishockeyspiele in der jeweils höchsten Liga ein Inst- Sportveranstaltungen, bereitet aktuelle Risikoana- rument in die Hand gegeben, um den privaten Veran- lysen der Schweizer Vereine sowie der National- staltern von Sportanlässen Auflagen machen zu kön- mannschaften auf und koordiniert den polizeilichen nen. Zudem sind die Massnahmen hinsichtlich der In formationsaustausch bei Sportanlässen mit inter- zeitlichen Dauer und des Umfanges verschärft wor- na tionalen Auswirkungen. Im Berichtsjahr hat der den. NFIP Schweiz bei mehr als 100 internationalen Sport-

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ve r anstaltungen für den Informationsaustausch ge- MELDUNGSEINGÄNGE sorgt. 2012 2011 2010 2009

• INTERPOL-Mail- 107 709 100 177 76 648 73 176 SPOTTER. Die Sektion Hooliganismus rekrutierte ein Eingänge ständiges, polizeiliches Schweizer Szenekenner-Team • Fax 2 518 2 169 3 416 3 883 und entsendete Polizeidelegationen an Län derspiele • Post 4 661 4 076 3 648 4 897 der Schweizer Nationalmannschaft zur Unterstüt- • Vulpus 2 662 2 890 3 684 3 032 zung der lokalen Behörden. Die ausgewählten Poli- • Europol 5 569 3 860 4 021 2 729 zisten sind professionelle Szenekenner – so genann - (Ein- und Ausgänge) te Spotter – und haben in ihrer täglichen Arbeit mit • Mail 16 185 13 640 9 137 2 591 Fussballfans zu tun. • Telefon 3 144 3 515 3 887 5 823 • Diverses 2 248 1 887 1 198 4 835

Total 144 696 132 214 105 639 100 966 STÄNDIGES KOMITEE DES EUROPARATES. fedpol vertritt die Schweiz im Ständigen Komitee des Eu- Tabelle 11 roparates, das 2012 den Leiter der Sektion Hooliga- nismus zum Vizepräsidenten gewählt hat. Beschreibungen und Beurteilungen der Lage im Themenbereich finden MELDUNGSBEWIRTSCHAFTUNG. In ihrer Funkti- sich im Teil 1 Kapitel 9. > Seite 37 on als Triagestelle und Informationsdrehscheibe be- arbeitete die EZ fedpol zusammen mit dem Kom- Einsatzzentrale fedpol missariat Info-Management im Berichtsjahr 144 696 Meldungen (2011: 132 214). Dies bedeutet eine er- Die Einsatzzentrale fedpol (EZ fedpol) ist neute Zunahme um 9%. Seit die Statistik 2002 in die kriminalpolizeiliche Anlaufstelle für alle dieser Form erfasst wird, haben die zu bearbeiten- 82 in- und ausländischen Partnerorganisationen. den Meldungen um über 120% zugenommen. Diese Sie nimmt, rund um die Uhr, sämtliche ein- Entwicklung zeigt die wachsende Bedeutung des in- 83 und ausgehenden Meldungen entgegen, ternationalen polizeilichen Informationsaustauschs bearbeitet diese in eigener Regie oder leitet und die zunehmende Entwicklung der grenzüber- schreitenden Kriminalitätsbekämpfung. > Tabelle 11 sie an die zuständigen Stellen, inner- und ausserhalb des Amtes, weiter. OPERATIVE GESCHÄFTE. 2012 koordinierte die EZ Die EZ fedpol arbeitet eng mit den beiden Kom- fedpol insgesamt 288 operative Einsätze (2011: 292), missariaten Info-Management und Internationale davon waren 167 grenzüberschreitende Observatio- Identifizierungen der Abteilung Operative Polizeiko- nen (2011: 169) und 19 Nacheilen (2011: 0). Insbeson- operation zusammen. Diese drei Bereiche sind im dere die Observationen von und nach Frankreich und Verbund verantwortlich für den Empfang und die Italien wurden in enger Zusammenarbeit mit den Verarbeitung sämtlicher Meldungen (Bearbeitung, beiden Polizei- und Zollkooperationszentren CCDP Triage, Koordination, Kontrolle). durchgeführt. 102 operative Massnahmen beinhalte- Die EZ fedpol koordiniert und leitet operati- ten operative Unterstützungsleistungen wie die Ko- ve Einsätze, wie grenzüberschreitende Observatio- ordination von Notsuchen (Suche nach einem Mo- nen und kontrollierte Lieferungen, stellt den krimi- biltelefon einer vermissten Person). nalpolizeilichen Schriftverkehr auch ausserhalb der Die EZ fedpol fungiert auch bei Luftraumverlet- Bürozeiten sicher und leitet Sofortmassnahmen wie zungen als Single Point of Contact für die Schweizer Fahndungen, Alarmierungen oder Erstabklärungen Luftwaffe. Die Einsatzzentrale der Luftwaffe meldet ein. Die EZ fedpol agiert als Single Point of Contact gravierende Verstösse der EZ fedpol, welche sicher- unter anderem für Europol, INTERPOL, Schengen, stellt, dass am Landeort des Flugzeuges im In- und Cybercrime Konvention und weitere in- und aus - Ausland eine erste Befragung des Piloten durchge- län dische Partnerbehörden. Weiter fungiert die EZ führt wird. 2012 mussten wie im Vorjahr zehn schwe- fedpol als 24/7-Alarmierungsstelle für das nationa- re Luftraumverletzungen bearbeitet werden. le Kindsentführungsalarmsystem und für zahlreiche Organisationen und Stellen innerhalb und ausser- KORRESPONDENZGESCHÄFTE. Die EZ fedpol be- halb der Bundesverwaltung. arbeitete zusammen mit dem Kommissariat Info-Ma-

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nagement 4302 Meldungen (2011: 3888), die zwin- GESCHÄFTE NACH KATEGORIEN gend Schriftverkehr verursachen, was einer Zunah- 2012 2011 2010 2009 me von 11% entspricht. Dabei ging es unter an derem • Verständigung von 360 409 292 234 um Waffen- und Fahrzeugabklärungen sowie einfa- Angehörigen che Diebstähle im Ausland. • Einfache Diebstähle 56 113 124 215 In 360 Fällen mussten Meldungen über verun- im Ausland fallte oder verstorbene Schweizer Bürger im Ausland, • Waffenabklärungen 50 68 87 147 oder in der Schweiz wohnhafte ausländische Perso- • Internationale Rechtshilfe 39 56 110 100 und Auslieferung im nen, via Kantonspolizei an die Angehörigen der Opfer Auftrag des Bundesamtes weitergeleitet werden (2011: 409). Des Weiteren wur- für Justiz den 1926 Abklärungen im Zusammenhang mit Fahr- • Fahrzeugabklärungen 1 926 1 449 1 629 1 602 zeugen durchgeführt. > Tabelle 12 in Zusammenhang mit Straftaten

• Abteilungsexterne 554 559 768 1 001 SIRENE-BÜRO SCHWEIZ. Das der EZ fedpol ange- Geschäfte ausserhalb gliederte SIRENE-Büro tauscht als Schweizer Zent- der Bürozeit ralstelle sämtliche Informationen bei Fahndungen • Rückfragen, 1 317 1 234 1 129 1 075 mit dem Schengener Informationssystem (SIS) aus. Verifizierungen, ASF-Hits- Bearbeitungen etc. Erfasst werden Treffer ausländischer Fahndungen in der Schweiz und Treffer von Schweizer Fahndun- Tabelle 12 gen im Ausland. Ebenso ist das SIRENE-Büro für die technische Verbreitung von Schweizer Personen- FAHNDUNGSTREFFER IM SCHENGENER INFORMATIONSSYSTEM fahndungen zuständig. > Tabelle 13 Informations- 2012 2011 2010 Neben den insgesamt 8260 effektiven Treffern kategorie CH/Ausland CH/Ausland CH/Ausland auf Personen oder Sachen zogen weitere 1381 Tref- Fahndungen fermeldungen Abklärungen und Identifizierungen • Festnahme 270 173 185 107 216 95 nach sich, bei denen es sich jedoch letztlich nicht um zwecks 1 die gesuchte Sache oder Person handelte. Die Diffe- Auslieferung 2 renz lässt sich am Beispiel von Schusswaffen erklä - • Einreisesperre 3 801 2 147 3 690 1 850 2 907 1 960 3 ren: Im SIS wird eine Waffe mit der Nummer aus- • Vermisste 251 59 213 20 235 18 geschrieben. Bei einer Treffermeldung muss darauf- • Von der Justiz 1 133 26 1 082 3 952 5 Gesuchte 4 hin geprüft werden, ob es sich wirklich um das im (z.B. Zeugen)

SIS ausgeschriebene Modell handelt. In vielen Fällen • Verdeckte 1 646 143 1 044 20 766 1 zeigt sich, dass es sich um andere Waffentypen han- Registrierung 5 delt. Solche Verifikationen bringen bei Sach- und • Sachen 6 1 159 787 1 304 273 1 246 286 Personenfahndungen einen grossen Aufwand mit (Fahrzeuge, Ausweise, sich. Bei Personenfahndungen müssen diese Abklä- Waffen) rungen innert wenigen Stunden durchgeführt wer- Total 8 260 3 335 7 518 2 273 6 322 2 365 den, um eine zu Unrecht angehaltene Person mög- > 1 Art. 95 SDÜ, 2Art. 96 SDÜ, 3Art. 97 SDÜ, 4Art. 98 SDÜ, 5Art. 99 SDÜ, lichst schnell wieder aus der Polizeihaft entlassen zu 6Art. 100 SDÜ. können. Das SIRENE-Büro tätigt diese Abklärungen > SDÜ: Schengener Durchführungsübereinkommen. zum Beispiel mithilfe von Fingerabdrücken, die rund Tabelle 13 um die Uhr bei den ausländischen SIRENE-Büros eingeholt werden können. 2012 wurden im Durchschnitt täglich 32 effek- dungstreffer besonders zugenommen. Dies ist unter tive In- und Auslandfahndungstreffer bearbeitet, was anderem darauf zurückzuführen, dass die Schweiz einer Zunahme um 19% entspricht (2011: 27). Im 2012 mehr eigene Fahndungen in das SIS eingestellt Vergleich zum Vorjahr gab es bei den ausländischen hat als im Vorjahr. Fahndungen in der Schweiz 10% mehr Treffer, bei Insgesamt gingen vom Ausland 56538 Infor- den Schweizer Fahndungen im Ausland betrug die mationen mit standardisierten Formularen ein (2011: Zunahme 46%. Bei den Festnahmen zwecks Auslie- 57093), 17194 wurden ins Ausland verschickt (2011: ferung und bei den Sachfahndungen haben die Fahn- 16639).

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che in Zukunft ohne Automatisierung nicht mehr bewältigt werden kann. Die EU ist in diesem Sinne bereits aktiv geworden. Sie hat mit der sogenannten Prümer Kooperation den Spurenabgleich innerhalb der EU teilautomatisiert (Hit/No-Hit Verfahren). Im Berichtsjahr musste fedpol erneut weniger fehlerhafte oder nicht abgleichbare Fingerabdruck- daten des Auslandes zurückweisen, was den Schrift- verkehr immerhin etwas entlastet hat.

Kindsentführungs- alarmsystem Seit 2010 verfügt die Schweizer Polizei über ein Alarmsystem, welches zum Ein- satz gelangt, wenn der konkrete Verdacht oder gar die Gewissheit besteht, dass eine minderjährige Person entführt wurde und an Leib und Leben gefährdet ist. Eine Kantonspolizei kann jederzeit eine Alar- mierung auslösen, indem sie der Einsatzzentrale fed- 84 FINGERABDRUCKBÖGEN. Dass die INTERPOL-Mitglied- pol die für die Öffentlichkeit zu verbreitende Alarm- staaten ihren Fahndungsersuchen immer konsequenter meldung übermittelt. 85 Fingerabdruckbögen beifügen, führt zu deutlich besseren Die EZ fedpol übersetzt die Meldung in alle Fahndungsergebnissen. Landessprachen sowie in Englisch und leitet sie an die Partnerorganisationen weiter. Wird ein Entführungs- INTERNATIONALE IDENTIFIZIERUNGEN. Das Kom- alarm ausgelöst, werden die registrierten Nutzer mit missariat Internationale Identifizierungen ist für den einem SMS bedient, das auf einen Alarm hinweist gesamten Schriftverkehr, die Koordination von Spu- und mit einem Link versehen ist. Per Ende 2012 ha- renauswertungen sowie für Fingerprints- und DNA- ben sich 55 671 Personen als SMS-Nutzer registriert. Abgleiche zuständig. Im Berichtsjahr bearbeitete das Zeitgleich zu einer Alarmierung richtet fedpol Kommissariat 21609 Meldungseingänge und -aus- ein Call-Center ein, in dem Hinweise aus der Bevöl- gänge und damit 8% mehr als im Vorjahr (2011: kerung via Hotline entgegengenommen werden kön- 19945). nen. Die EZ fedpol ist zudem für die Auslösung der Die Zunahme beruht darauf, dass vom Ausland internationalen Polizeifahndung zuständig. wiederum mehr Anfragen eingingen und die Kanto - ne rund 10% mehr Ersuchen für Auslandanfragen Momentan stehen folgende Informationskanäle an fedpol richteten. Fahndungsersuchen mit erken- zur Verfügung: nungsdienstlichem Material aus aller Welt, soge- • Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) nannte Notices, welche via INTERPOL Lyon täglich • Bundesamt für Strassen (ASTRA) versandt werden, haben stark zugenommen, seit die • Schweizerische Bundesbahnen (SBB) INTERPOL-Mitgliedstaaten in den letzen Jahren ih- • Betreibergesellschaften der Flughäfen Zürich, ren Fahndungsersuchen immer konsequenter Fin- Genf, Lugano-Agno, Euroairport Basel Mul- gerabdruckbögen beifügen. Die Fahndung mit dak- house Freiburg und Bern-Belp tyloskopischem Material führt zu deutlich höheren • Schweizerische Depeschenagentur und zuverlässigeren Fahndungsergebnissen und im- • Keystone mer mehr Staaten verfügen über entsprechende Da- • NeoAdvertising tenbanken und Spezialdienste. Diese positive Ent- (betreibt Werbebildschirme u.a. in Einkaufs- wicklung führt zu einer höheren Geschäftslast, wel- zentren und Tankstellenshops)

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• zehn Online-Medien: Newsnetz, Neue Zürcher DATENBESTAND RIPOL (per 31.12.)

Zeitung, 20 Minuten, Neue Luzerner Zeitung, Anzahl User: ca. 25000 2012 2011 2010

Blick, St. Galler Tagblatt, Südostschweiz News- • Personen 274 983 238 099 185 971

media AG, Corriere del Ticino, Le Nouvelliste, • Fahrzeuge 462 259 425 952 386 604 Le Temps (inkl. Fahr-/Motorräder) • Mobilfunkanbieter: Swisscom, Sunrise und • Fahrzeugkennzeichen 488 052 461 856 426 193 Orange • Ungeklärte Straftaten 1 944 809 1 739 222 1 559 866 • Geschädigte 1 390 415 1 268 695 1 161 048 2012 fanden zwei in den rechtlichen Grund- • Sachen 2 886 481 2 668 955 2 454 277 lagen vorgeschriebene Grossübungen statt, am 19. • Signalemente 67 163 61 595 54597 April mit der Kantonspolizei Tessin und am 19. No- • Spuren 49 259 48 282 46 806 vember mit der Kantonspolizei Waadt. Die Übungen, bei welchen je über 200 Personen im Einsatz stan - ERFASSTE DATENMENGEN PERSONENFAHNDUNGEN den, verliefen erfolgreich. Die detaillierten Auswer- 2012* 2011* 2010* tungen erlauben es, das System laufend zu optimie- • Haftbefehle 54 565* 47 985* 37 774* ren, um im Ernstfall schnell und professionell agie- • Aufenthaltsnachforschungen 31 893* 33 805* 38 549* ren zu können. • Fernhaltemassnahmen 6151* 3 974* 2 922* • In Verwahrung nehmen 9 171* 8 501* 7 133*

• In Straf- und 281* 254* 543* Fahndungen RIPOL Massnahmenvollzug • Vermisste 3 629* 3 437* 3 845*

Die RIPOL-Einheiten sind verantwort- • Verhinderung von 31* 18* 13* lich für den Betrieb des automatisierten Kindsentführungen Fahndungssystems RIPOL, das Datenbanken • Ausreisebeschränkungen 3* 3* 8* (HOOGAN) für Personen-, Fahrzeug- und Sachfahn- dungen sowie für ungeklärte Straftaten um- ERFASSTE DATENMENGEN SACHFAHNDUNGEN fasst und rasche, einfache und gesamt- 2012 2011 2010 schweizerisch einheitliche Fahndungen • Fälle 237 808 220 846 200 013 gewährleistet (> Tabelle 14). • Signalemente 5 865 7 430 4 881 • Spuren 1 755 1 965 2 261

• Sachen 219 967 190 353 163 443 Biometrische • Geschädigte 131 452 121 833 115 989 Personenidentifikation ERFASSTE DATENMENGEN FAHRZEUGFAHNDUNGEN 2012 2011 2010 Die AFIS DNA Services sind das nationale • Fahrzeuge 8 111 7 931 7 813 Dienstleistungszentrum des Bundesamtes • Fahrräder, Motorfahrräder 34 042 39 379 37 752 für Polizei für die biometrische Personeniden- und gestohlene VINs tifikation mittels Finger- und Handballen- • Kennzeichen 40 760 36 890 35 590 abdrücken sowie DNA. • Fahrrad-, Motorfahrrad- 15 331 33 310 33 418 kennzeichen Kunden sind die Polizeistellen der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein, das Bundesamt für ERFASSTE DATENMENGEN AKTIVE FAHNDUNGEN

Migration (Asylwesen), das Grenzwachtkorps sowie 2012 2011 2010 das Departement für auswärtige Angelegenheiten • Dringende Meldungen bekannt 12 727 11 931 10 568

(Visumswesen). • Übrige Meldungen 743 800 2 007 Die Kunden erhalten die Ergebnisse der Iden- * Seit 9. Februar 2010 schreibt das Bundesamt für Migration seine tifikationsanfragen in gesicherter, elektronischer nationalen Einreiseverbote im ZEMIS und nicht mehr im RIPOL aus. Diese Form. Diese können sowohl zur Entlastung als auch können aber weiterhin via RIPOL abgefragt werden. Es ist jedoch nicht zur Belastung der betroffenen Person beitragen. Die mehr möglich, die entsprechenden Statistiken aus RIPOL zu erstellen. Die ab 2010 ausgewiesene Zahlen von Fernhaltemassnahmen enthalten somit Dienstleistungen stehen rund um die Uhr zur Verfü- nur noch die Einreiseverbote fedpol, die Aus- und Wegweisungen sowie gung. die Ein- und Ausgrenzungen.

Tabelle 14

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DEUTLICH MEHR IDENTIFIKATIONSANFRAGEN. BEARBEITUNGSAUFTRÄGE Insgesamt verarbeiteten die AFIS DNA Services im 165000 Berichtszeitraum 240 600 Identifikationsanfragen (2011: 193200), davon rund 33000 aufgrund von 150000

DNA-Profilen (2011: 26700) sowie 207600 aufgrund 133 464 135000 von Fingerabdrücken (2011: 166500). Die Anzahl der Identifikationsanfragen ist damit 2012 um 24% ge- 120000 stiegen. Dies ist nur zum kleineren Teil auf die hö - 102 381 105000 he re Zahl an Asylgesuchen zurückzuführen. Grund- sätzlich werden die verfügbaren Überprüfungsgeräte 90000 vermehrt genutzt. 76 908 75000

2012 erhielten die AFIS DNA Services rund 62 337

133 500 Anfragen für Personenüberprüfungen, die 60000 52 362 auf beiden Daumen basieren (sogenannte 2-Finger- 45 490 45000 Anfragen, 2011: 102 400). Nach spätestens 10 Minu-

30000 ten wurden die Resultate der anfragenden Stelle mit- 20 914 18 923 17 238 12 109 11 73 3 11 78 0

geteilt. Hierbei kommen sowohl fest installierte als 10 148 9528 15000 8587 auch mobile Geräte zum Einsatz. > Grafik 10 Mit 8820 sogenannten Personen-Spur-Tref- 0 2012 2 011 2010 fern, davon 5852 auf DNA basierend, stieg die Er- ■ 2-Finger ■ DNA-Profile folgsquote bei den Tatortspuren gegenüber dem Vor- ■ 10-Finger ■ DNA-Spuren ■ Finger / Handflächen-Spuren jahr deutlich (+23%). Zusätzlich wurden in 1452 Fäl- len (47%) Tatortzusammenhänge, sogenannte Spur- Grafik 10 86 Spur-Treffer, über einen positiven DNA-Vergleich er- kannt. HIT-MELDUNGEN 87

2012 2011 2010 2009 MASSNAHMEN ZUR QUALITÄTVERBESSERUNG • 2-Finger 61 722 49 176 38 272 36 463 ZAHLEN SICH AUS. Die deutliche Steigerung der • 10-Finger 25 717 20 665 16 629 15 848 Anfragen und die Zunahme der Treffer gründen da- • Finger-/ 2 968 2 864 2 550 2 323 rauf, dass die biometrische Personenidentifikation Handflächen-Spur vermehrt in Anspruch genommen, die Qualität der • DNA-Spur-Person 5 852 4 318 3 827 3 753

Daten an die internationalen Standards angepasst • DNA-Spur-Spur 1 452 986 965 800 und die Kompetenz der Fachexperten gestärkt wer- den. > Tabelle 15 ZEITINTERVALLE FÜR HIT-MELDUNGEN

Hit alle…

• 2-Finger 9 Minuten Nachforschungen nach • 10-Finger 20 Minuten • Finger-/Handflächen-Spur 3 Stunden

vermissten Personen • DNA-Spur-PersonJAHRESBERICHT 2 011 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI1.5 Stunden fedpol fedpol tätigt im In- und Ausland • DNA-Spur-Spur 6 Stunden

Nachforschungen nach länger vermissten Statistische Angaben zum Themenbereich finden sich auf der CD-Statistik Personen im Auftrag von Familienange- fedpol. hörigen sowie Aufenthaltsnachforschungen Tabelle 15 im Auftrag von Behörden und karitativen Organisationen. 2012 bearbeitete der Dienst insgesamt 196 (2011: 48%). In 12% der Fälle verlief die Suche nicht schriftliche Nachforschungsgesuche (2011: 173). 69% erfolgreich (2011: 16%). 16% der Anfragen wurden der Aufträge betrafen Schweizer, 31% ausländi- zuständigkeitshalber an eine andere Stelle über- sche Staatsangehörige. 59% der gesuchten Perso- wiesen (2011: 15%), 13% waren Ende Jahr noch in nen konnten aufgefunden und informiert werden Be arbeitung oder wurden eingestellt, weil die Er -

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su chenden die für eine Nachforschung notwendi- ANFRAGEN ÜBER ORGANISATIONEN. Gemein- gen Angaben, wie die Personalien der gesuchten nützige Organisationen und Institutionen stellten 16 Person, nicht beibringen konnten, oder weil auf die Suchanträge (2011: 24). Via Rotes Kreuz suchten Rück frage des Dienstes keine Antwort erfolgte (2011: Personen aus verschiedenen Ländern nach Fami- 21%). lienmitgliedern, die sie in der Schweiz vermuteten. Im Vergleich zum Vorjahr gingen deutlich mehr Dazu kamen Anfragen von Familien nach in der Gesuche von Behörden ein, während die Nachfor- Schweiz oder im Ausland lebenden Angehörigen. schungsaufträge von Privatpersonen in etwa gleich Auch im Auftrag der Heilsarmee unternahm blieben und die Suchanfragen seitens karitativer Or- der Dienst Nachforschungen nach vermissten Fami- ganisationen (NGOs) und privatrechtlicher Unter- lienangehörigen. Er unterstützte zudem in mehre - nehmungen rückläufig waren. ren Fällen die Schweizerische Fachstelle für Adop - tion in Zürich mit Recherchen zwecks Zusammen- SUCHE NACH FAMILIENANGEHÖRIGEN. Die 71 pri- führung von adoptierten Kindern mit ihren leiblichen vaten Nachforschungsgesuche (2011: 61) bezweck- Eltern. ten mehrheitlich die Suche nach schon länger ver - missten oder aus den Augen verlorenen Familien - SUCHAUFTRÄGE ZUR AUSZAHLUNG VON VOR- an gehörigen. Dabei ging es häufig darum, den Kon- SORGEGELDERN. Privatrechtliche Unternehmen takt zwischen Angehörigen oder Verwandten in der wie Versicherungen oder Vorsorgestiftungen stellten Schweiz und im Ausland wieder herzustellen. Die 26 Gesuche um Aufenthaltsnachforschungen nach Suchanfragen aus dem Inland betrafen im Ausland Schweizern und ausländischen Personen in Zusam- lebende oder ausgewanderte Schweizer. Anfragen menhang mit der Auszahlung von Vorsorgegeldern aus dem Ausland betrafen in die Schweiz geflüch - (2011: 27). te te, eingewanderte oder sich hier aufhaltende aus- ländische Staatsangehörige. Vermehrt suchten unehelich geborene oder adoptierte Personen ihre leiblichen Eltern und/oder Ausweisschriften Halbgeschwister und Eltern baten um Hilfe, um den fedpol ist verantwortlich für das Aus- abgebrochenen Kontakt zu erwachsenen Kindern stellen und Weiterentwickeln des Schweizer wieder herzustellen. Passes und der Schweizer Identitätskarte

SUCHE FÜR NACHLASSBEHÖRDEN UND KONSU- (IDK). LARISCHEN SCHUTZ. Die 83 Suchaufträge von Be- Die Sektion Ausweisschriften überwacht den hörden (2011: 61) dienten zum einen der Aufent- Vollzug der gesetzlichen Bestimmungen und das ein- haltsnachforschung von Erben in Nachlassangele- heitliche Verfahren der Behörden, die diese Ausweise genheiten, beantragt von kantonalen Erbschaftsäm- ausstellen. Das sind 37 kantonale Passzentren, vier tern, Amtsnotariaten und Gerichten. In zahlreichen Notpassstellen an den Flughäfen und 105 schwei - Fällen unterstützte der Dienst den konsularischen ze rische Auslandsvertretungen (2011: 111). Die Sek- Schutz des EDA bei der Suche nach Familienange- tion betreibt das Informationssystem Ausweisschrif - hörigen von im Ausland erkrankten, verunglückten ten ISA, in dem alle Angaben zu den ausgestellten oder verstorbenen Schweizer Bürgern und bei Nach- Schweizer Pässen und Identitätskarten enthalten forschungen nach sich im Ausland aufhaltenden sind. Sie kontrolliert die Eintragungen der ausstellen- Schweizer Bürgern, von denen die Familien in der den Behörden und nimmt die nötigen Mutationen Schweiz länger keine Nachricht mehr hatten. Weiter vor. ersuchten ausländische Vertretungen und andere Be- 2012 wurden 107461 verlorene oder gestohle - hörden über das EDA um Hilfe bei der Suche nach in ne Ausweise im Fahndungssystem RIPOL, im Schen- der Schweiz vermuteten Staatsangehörigen. Schwei- gener Informationssystem und in der Datenbank zerische Auslandsvertretungen baten um Identitäts- «Automated Search Facility – Stolen/Lost Travel Do- abklärungen in Zusammenhang mit Passausstellun- cuments» (ASF-SLTD) verzeichnet. 4722 davon hat gen oder mit Personen ungeklärter Nationalität. Ein- die Sektion Ausweisschriften ausgeschrieben, die zelne Fälle standen in Zusammenhang mit Verschol- durch die schweizerischen Auslandsvertretungen ge- lenheitsverfahren. meldet worden waren.

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Bei Anfragen zu ausgeschriebenen Ausweisen WEITERENTWICKLUNGEN. Der Fachbereich Wei- erteilt die Sektion Ausweisschriften Auskunft. terentwicklung Ausweise verfolgt die internationa - Von den 2012 versandten 1248 655 Schweizer len Entwicklungen im Ausweisbereich und ist ver- Ausweisen (Pässe und IDK) gingen auf dem Postweg antwortlich für deren rechtzeitige Umsetzung beim in der Schweiz 36 und im Ausland 27 verloren. Auch Schweizer Pass und der Schweizer Identitätskarte. So diese Ausweise werden in den genannten Informa- zuletzt geschehen mit der Einführung des biometri- tionssystemen ausgeschrieben. schen Passes 10. 2012 erteilte die Sektion der SIRENE 110 Mal Mit der am 1. März 2012 in Kraft getretenen Auskunft in Zusammenhang mit Ausweisverlusten Anpassung des Ausweisgesetzes können Identitäts- im Ausland (2011: 152) und nahm 310 Mal Stellung karten ohne elektronischen Chip auch zukünftig in zu Ausweisgesuchen, die bei Schweizer Auslands- der Wohnsitzgemeinde bezogen werden, sofern ein vertretungen eingereicht wurden (2011: 274). In 23 Kanton dies vorsieht. Gleichzeitig soll bis 2014 für die Fällen wurde die Ausstellung eines Ausweises ab- betroffenen Gemeinden ein elektronisches Antrags- gelehnt (2011: 56), da die antragstellende Person we- verfahren für die Identitätskarte eingeführt werden. gen eines Verbrechens oder Vergehens im nationa- Zudem wurde die Arbeit an den vom Bun - len Fahndungssystem RIPOL zur Verhaftung ausge- desrat in Auftrag gegebenen Projekten zur Erneue- schrieben oder in ihrem Aufenthaltsland in ein Straf- rung von Pass und Identitätskarte aufgenommen. Die verfahren verwickelt war. 62 im Ausland eingereich- notwendigen öffentlichen Ausschreibungen werden te Ausweisgesuche betrafen Neugeborene. 4 Pässe, momentan vorbereitet. deren Inhaber sich in der Schweiz der Strafvollzie- Bei der Identitätskarte sollen Bürgerinnen und hung oder -vollstreckung entzogen und sich ins Aus- Bürger künftig zwischen einem Modell ohne Chip land abgesetzt hatte, mussten entzogen, beziehungs- und Modellen mit Chip wählen können, wovon eines weise ungültig erklärt und im Bundesblatt publiziert mit einer elektronischen Identität für E-Gouverne- 88 werden. ment- und E-Business-Anwendungen versehen sein In 28 Fällen erwiesen sich die Abklärungen für wird. Die Einführung der neuen Ausweise erfolgt 89 die Ausstellung von Ausweisen im Ausland als sehr voraussichtlich 2016. arbeitsintensiv (Leihmutterschaften, Frage der wah- ren Identität des Kindes und der elterlichen Sorge). Die Sektion beschäftigte sich auch mit Fällen Koordination von Ausweismissbräuchen und dem Erschleichen von Ausweisen durch Missbrauch von persönlichen Identitäts- und Daten. 2012 wurden 42 Fälle bearbeitet (2011: 49). Legitimationsausweise Die Sektion überwacht den Einzug von Schwei- Die Koordinationsstelle Identitäts- zer Ausweisen, wenn das Bundesamt für Migration und Legitimationsausweise (KILA) hat sechs das Schweizer Bürgerrecht für nichtig erklärt. 2012 waren es 139 Ausweise, die eingezogen werden muss- Hauptaufgaben: ten (2011: 83). • Beschaffen von Spezimen von Identitäts- und Ausweise, die noch nicht eingezogen werden Legitimationsausweisen aus allen Ländern, konnten, wurden in den Fahndungssystemen RIPOL Analysieren und Beschreiben der Dokumente, und SIS sowie in der Datenbank ASF-SLTD als «un- sowie Erfassen der Beschreibungen und Bilder gültige Ausweise» ausgeschrieben. Die Sektion Aus- in der Ausweisreferenzsammlung (Datenbank weisschriften betreibt eine Gratis-Hotline, die 10 314 ARKILA), Mal angewählt wurde. Über E-Mail wurden insge- • Sammeln von Fälschungsinformationen zur samt 3066 Anfragen beantwortet (2011: 2819). Aufbereitung der Schweizer Fälschungsstati - Der Fachsupport für das Informationssystem stik sowie Betreiben und Auswerten der Da- ISA hat 2242 Anfragen per E-Mail und 4525 Geschäf- tenbank FRAUDE, te per Telefon bearbeitet (2011: 2217 E-Mail-Geschäf- • Internationale Abklärungen über Dokumente, te und 3336 Telefongeschäfte). Ausstellungsmodalitäten, Echtheit der Doku- mente, Echtheit von Personalien in Dokumen- Gratis-Hotline: 0800 820 008 Mailadresse: [email protected] ten, Herstellungsprozesse, Sicherheitsmerkma- Weitere Informationen finden sich auf: www.schweizerpass.ch le und -elemente etc.,

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• Verwalten und Ausgeben von Spezimen von AUSWEISREFERENZ-DATENBANK ARKILA

Schweizer Pässen, Identitätskarten, Führer- 2012 2011 2010

scheinen, Visa etc., • Total verfügbare Dokumente 2 447 2 329 2 141

• Qualitätskontrolle bei der Ausgabe der Schwei- • ARKILA-Zugriffe 15 788 14 509 14 469

zer Ausweise (Pass und Identitätskarte) und un- • Benutzer 9 502 9 491 8 150 terstützen bei Neuentwicklungen (Herstellung, Tabelle 16 Sicherheitselemente, Drucktechniken, interna- tional geltende Normen etc.), AUFGEDECKTE FÄLSCHUNGEN • Austausch von elektronischen Zertifikaten mit 2012 2011 2010 dem Ausland, welche die Verifizierung von • Grenzkontrollen 2 255 2 072 2 111 schweizerischen sowie ausländischen elektro- • Inlandkontrollen 1 424 1 327 1 498 nischen Reisedokumenten ermöglichen. Total 3 679 3 399 3 609

DATENBANK ARKILA. In der viersprachigen Ausweis- Tabelle 17 referenzsammlung ARKILA konnten im Berichtsjahr 118 neue Dokumente beschrieben und abgebildet ABKLÄRUNGEN werden. Die erhöhte Anzahl verfügbarer Dokumente 2012 2011 2010 führt zu mehr Kunden und die verbesserte Informa- • Aufträge ohne Terminüberwachung 614 724 493 tion zu mehr Abfragen. > Tabelle 16 • Aufträge mit Terminüberwachung 189 171 75 Total 803 895 568

DATENBANK FRAUDE. Die Auswertungen der von Tabelle 18 den Kantonspolizeien und der Grenzwacht geliefer- ten Daten zeigen, dass 2012 erstmals seit der Auf- • «intranet False and Authentic Database On - hebung der EU-Schengen-Grenze mehr Fälschun- line» (iFADO): Diese Datenbank für Behörden, gen aufgedeckt wurden. Ein Grossteil davon wurde welche sich mit Dokumenten befassen, läuft bei Dokumenten aus den Schengen-Staaten festge- seit anfangs 2010 über das gesicherte Intranet stellt. > Tabelle 17 des Bundes. Statistische Angaben zum Themenbereich finden sich auf der CD-Statistik • Die wichtigste Datenbank, expert-FADO, der fedpol. Er fassungsteil der «False and Authentic Data- base Online», bietet den gesicherten Informa- INTERNATIONALE ABKLÄRUNGEN. Die Antwor- tionsaustausch mit allen angeschlossenen EU- ten auf Fragen über Dokumente werden in der Spra- Staaten über die FADO-Schnittstelle. Sie ist seit che der Empfänger abgefasst. Trotz dieser für die Kan- Ende 2011 bei der KILA aufgeschaltet. tone hilfreichen Dienstleistung und der Erweiterung des Kundenkreises sind 2012 weniger Anfragen ein- ANLAUFSTELLE FÜR ZERTIFIKATE. KILA ist Sin - gegangen. Dank konsequenter Terminüberwachung gle Point of Contact der Schweiz für den weltweiten und der guten Zusammenarbeit mit dem EDA konn - Austausch von elektronischen Zertifikaten, die bei te die Zahl der sogenannten Langzeitabklärungen in Ausweisen verwendet werden. Mithilfe dieser Zer- Grenzen gehalten werden. > Tabelle 18 tifikate kann geprüft werden, ob die Chipdaten in elektronischen Dokumenten nicht verändert bezie- EU-DATENBANKEN. Die EU bietet mit «False and hungsweise verfälscht wurden. Eingehende Zertifi- Authentic Database Online» (FADO) drei Datenban- kate werden geprüft und anschliessend den Schwei- ken mit unterschiedlichem Zugriffslevel und von un- zer Kontrollstellen (Grenzwacht und Flughafenpoli- terschiedlicher Qualität an. zei Zürich) zur Verfügung gestellt. KILA gibt auch die Zertifikate betreffend Schweizer Pässe an ausländi- • «Public Register of Authentic Identity and Tra- sche Kontaktstellen ab. Zurzeit stehen den Schweizer vel Documents Online» (PRADO): Diese Do- Kontrollstellen 81 Zertifikate aus 46 Ländern zur Ver- kumentendatenbank ist seit 2009 auf dem In - fügung. Seit Mai 2012 hat die Schweiz den Vorsitz ter net für jedermann zugänglich und bietet des Public Key Directory Boards der Internationalen eingeschränkte Abfragemöglichkeiten und ei- Zivilluftfahrtorganisation inne, das für den globalen ne verminderte Datenqualität. Austausch der Zertifikate zuständig ist.

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Rechtsetzung und wurde folglich mit der Verabschiedung des Berichts angewiesen, die Arbeiten am PolAG weiter zu führen. Datenschutz Da der Bericht indes im Sicherheitsbereich eine Rei- Der Rechtsdienst führt die Recht- he von Problemen bei der Kompetenzaufteilung zwi- setzungsprojekte des Amtes und erlässt Ver- schen Bund und Kantonen feststellt, wird der Bun- desrat erst gestützt auf das Ergebnis der parlamen- fügungen zu Gewaltpropagandama- tarischen Beratungen zum Bericht über das weitere terial und Einreisesperren. Weiter beurteilt Vorgehen betreffend PolAG entscheiden. Die parla- die Sektion Amtsgeschäfte und Projekte mentarischen Beratungen über den Bericht zum Pos- aus rechtlicher und datenschützerischer Sicht. tulat Malama werden erst 2013 abgeschlossen. Der Bereich Datenschutz instruiert Aus- MENSCHENHANDEL/ZEUGENSCHUTZ. 2011 hat kunfts- und Löschgesuche und berät die Mit- die Bundesversammlung den Bundesbeschluss über arbeitenden des Amtes. die Genehmigung und die Umsetzung des Über- einkommens des Europarats zur Bekämpfung des POLIZEIGESETZGEBUNG. Da die Vernehmlassung Menschenhandels verabschiedet. Mit dem Bundes- zum bundesrätlichen Vorentwurf des Bundesgeset- beschluss nahm die Bundesversammlung auch das zes über die polizeilichen Aufgaben des Bundes (Po- Bundesgesetz über den ausserprozessualen Zeugen- lizeiaufgabengesetz, PolAG) kontrovers ausgefallen schutz an. Sowohl das Bundesgesetz als auch das war, benötigten das Auswerten und Festlegen des Ausführungsrecht in Form der Verordnung über den weiteren Vorgehens mehr Zeit als geplant. ausserprozessualen Zeugenschutz sind am 1. Januar In der Vernehmlassung haben die Kantone eine 2 013 in Kraft getreten. Das Zeugenschutzgesetz schafft Ausweitung des Geltungsbereiches des PolAG gefor- die rechtlichen Grundlagen und Strukturen für die dert und verlangt, die sicherheitspolizeilichen Auf- 90 Durchführung von Zeugenschutzprogrammen zu- gaben des Grenzwachtkorps und das Zwangsanwen- gunsten bedroh ter Zeuginnen und Zeugen in Straf- dungsgesetz in die Vorlage zu integrieren. Diese For- 91 verfahren des Bundes und der Kantone. Mit der Er- derungen deckten sich mit dem Auftrag, den der Bun- füllung dieser Aufgabe wurde die nationale Zeugen- desrat zwischenzeitlich mit der Entgegennahme des schutzstelle betraut, die organisatorisch dem Bundes- Postulats Malama betreffend «Innere Sicherheit, Klä- amt für Polizei angegliedert ist. rung der Kompetenzen» übernommen hatte. Da die Schweiz mit der gesetzlichen Regelung Mit diesem Postulat wurde der Bundesrat be- des ausserprozessualen Zeugenschutzes alle Voraus- auftragt, einen Bericht über die verfassungsrechtli- setzungen für die Ratifizierung des erwähnten Eu- che Kompetenzaufteilung und die tatsächliche Auf- roparatsübereinkommens erfüllt, hat der Bundesrat gabenverteilung zwischen Bund und Kantonen im am 7. November 2012 mit dem Beschluss zum In- Bereich der inneren Sicherheit zu erstellen. Bei des- krafttreten des Zeugenschutzgesetzes auch die Ra - sen Erarbeitung wurde – gerade auch mit Blick auf ti fizierung des Übereinkommens gutgeheissen, wel- die von den Kantonen geforderte Ausdehnung des che am 17. Dezember 2012 durch das Parlament voll- Geltungsbereiches des PolAG – geprüft, inwieweit zogen wurde. die geltende Kompetenzordnung den heutigen und zukünftigen Herausforderungen genügt. Der Bun- Weitere Informationen zur nationalen Zeugenschutzstelle finden sich im Teil 2, Kapitel 1 Kriminalpolizei / Menschenhandel und Menschenschmug- desrat hatte deshalb nach Kenntnisnahme der Ver- gel. > Seite 55 nehmlassungsergebnisse am 30. März 2011 das EJPD beauftragt, gestützt auf die Ergebnisse des Berichts WAFFENRECHT/ UNO-FEUERWAFFENPROTOKOLL. zum Postulat Malama einen Antrag zum weiteren Das UNO-Feuerwaffenprotokoll und das UNO-Rück- Vorgehen in Sachen PolAG zu stellen. verfolgungsinstrument ermöglichen ein effizientes Am 2. März 2012 verabschiedete der Bundesrat Vorgehen in der Verfolgung der illegalen Waffenher- den umfassenden Bericht zum Postulat Malama «In- stellung und des illegalen Waffenhandels, indem die nere Sicherheit, Klärung der Kompetenzen», zu dem beiden Abkommen Mindeststandards festlegen und fedpol einen substanziellen Beitrag liefern konnte. die einzelstaatlichen Rechtsordnungen harmonisie- Damit wurden sowohl die verfassungsrechtlichen als ren. Das Parlament hat 2011 den dafür notwendigen auch die wesentlichen konzeptionellen Grundlagen Anpassungen im Waffengesetz zugestimmt. Am 21. für die weiteren Arbeiten am PolAG gelegt. Das EJPD November 2012 hat der Bundesrat die Anpassung

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Meldungen der Finanzintermediäre enthaltenen Fi- nanzinformationen untereinander auszutauschen. Zudem stiess die Haltung der Schweiz schon vor Ab- schluss der Revision der GAFI-Standards auf zu- nehmenden Protest in der Egmont-Gruppe, einem weltweiten Verbund von 131 Meldestellen. Dieser mündete 2011 in eine Aufforderung an die Schweiz zur baldigen Gesetzesanpassung, verbunden mit der formellen Androhung, die Mitgliedschaft der MROS in der Egmont-Gruppe zu suspendieren. Demzufolge beauftragte der Bundesrat im Ja- nuar 2012 das EJPD, ein Vernehmlassungsverfahren für eine entsprechende Änderung des GwG durchzu- führen. Gemäss dem Vorentwurf zu einer Teilrevision des GwG sollte die MROS – neben der erwähnten Be- fugnis zum internationalen Austausch von Finanz- informationen – neu Informationen auch bei solchen GELDWÄSCHEREI. Die Meldestelle für Geld- Finanzintermediären einfordern können, die nicht wäscherei MROS soll künftig den ausländi schen selber eine Verdachtsmeldung nach Art. 9 GwG oder Partnerbehörden unter anderem auch Bank- Art. 305ter Abs. 2 des Schweizerischen Strafgesetzbu- kontonummern, Namen von Kontoinhabern oder ches erstattet haben. Damit könnte der Gehalt der Kontosaldi weiterleiten können. Informationen noch mehr erhöht werden, die MROS im Rahmen des internationalen Informationsaus- tausches unter Geldwäscherei-Meldestellen zur Ver- der dazugehörigen Waffenverordnung verabschie- fügung stellt. Zudem sollte der Meldestelle die Zu- det. Am 1. Januar 2013 ist die Revision des Waffen- ständigkeit übertragen werden, selbständig techni- rechtes in Kraft getreten, mit Ausnahme einzelner sche Zusammenarbeitsverträge mit jenen ausländi- Bestimmungen, die am 1. Juli 2013 in Kraft treten schen Meldestellen abzuschliessen, die eine solche werden. Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit ihren auslän- dischen Gegenstellen benötigen. ÄNDERUNG DES GELDWÄSCHEREIGESETZES Mit den revidierten Bestimmungen würde das (GWG). Mit einer Änderung des GwG soll die Mel- GWG gleichzeitig an die revidierten Empfehlungen destelle für Geldwäscherei MROS künftig unter an- der GAFI angepasst. derem berechtigt werden, den ausländischen Part- Die Botschaft zur Änderung des GwG wurde nerbehörden auch Finanzinformationen wie Bank- vom Bundesrat am 27. Juni 2012 zuhanden des Par- kontonummern, Namen von Kontoinhabern oder laments verabschiedet. Kontosaldi zur Verfügung zu stellen. Nach gelten- Der Ständerat stimmte dem Entwurf des Bun- dem Recht ist ihr dies untersagt, fallen diese Infor - desrates mit Beschluss vom 11. Dezember 2012 ohne ma tio nen doch unter den Schutz des Bankkunden- Änderungen und ohne Gegenstimme zu. Am 21. März bzw. Amtsgeheimnisses. 2013 hiess der Nationalrat die Änderungen mit 105 Im Ausland, und insbesondere seitens der in- zu 48 Stimmen bei 2 Enthaltungen gut. Gleichzeitig ternationalen Gremien im Bereich der Bekämpfung sprach er sich für die Verankerung einer Ordre-Pub- von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung, lic-Klausel im Gesetz aus, wonach die Meldestelle auf wird die bisherige restriktive Praxis der Schweiz das Ersuchen einer ausländischen Partnerstelle dann nicht mehr hingenommen. So revidierte die «Groupe nicht einzugehen hätte, wenn die nationalen Interes- d’action financière» (GAFI), ein zwischenstaatliches sen oder die öffentliche Sicherheit und Ordnung der Gremium zur Bekämpfung der Geldwäscherei und Schweiz beeinträchtigt würden. Die Vorlage geht mit Terrorismusfinanzierung, im Februar 2012 ihre Emp- dieser einzigen Differenz an den Ständerat zurück. fehlungen dahingehend, dass es den Meldestellen Im Rahmen einer weiteren Umsetzung der künftig erlaubt sein muss, explizit auch die in den revidierten Empfehlungen der «Groupe d’action fi -

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nan cière», schlägt eine Arbeitsgruppe des Bundes in INFORMATIONSSYSTEME der Vernehmlassungsvorlage vor, Immobilienmakler, Stand 31.12. 2012 Gesuche

No tare und Grundbuchverwalter nicht dem Geldwä- • Schengener Informationssystem SIS 353 schereigesetz zu unterstellen. Gemäss der Arbeits- • System internationale Fahndungen durch INTERPOL 6 gruppe widerspricht es dem schweizerischen Geld- • Nationales Fahndungssystem RIPOL zur Fahndung 14 wäschereiregime grundlegend, Personen dem GwG nach Personen, Fahrzeugen und für ungeklärte zu unterstellen, die keine Finanzintermediation be- Straftaten einschliesslich der Sachfahndung treiben. Zudem würde sich konsequenterweise auch • Informationssystem Hooliganismus HOOGAN 6 die Frage stellen, warum nicht auch andere Branchen, • System Fingerabdrücke (Automated Fingerprint 4 Identification System AFIS) und System in denen Geldwäscherei möglich ist, dem Gesetz zu Genetische Fingerabdrücke / DNA-Profile unterstellen sind. Die Arbeitsgruppe schlägt deshalb (Combined DNA-Index System CODIS) vor, dass künftig bei sämtlichen Kaufverträgen (Im- • Verzeichnis von Geschäften, die bei fedpol 1 mobilien- und Fahrniskäufe) nach Obligationenrecht eingehen, sowie von Daten aus dem Nachrichtenaustausch mit INTERPOL IPAS Bargeldzahlungen nur noch bis zu einem Maximal- • System zur Analyse- und Ermittlungstätigkeit 3 betrag von 100000 Franken zulässig sind. Darüber im Bereich der Strafverfolgungszuständigkeit hinaus gehende Zahlungen sind über einen Finanzin- des Bundes JANUS termediär nach GwG abzuwickeln. Es ist vorgesehen, • System der Meldestelle für Geldwäscherei GEWA 0 dass der Bundesrat dieses Geschäft dem Parlament • Plattform über den Erwerb und Entzug von 2 noch in diesem Jahr zur Behandlung unterbreitet. Waffen ARMADA • Gesuche zu allen Informationssystemen 24

DATENSCHUTZ/ AUSKUNFTSGESUCHE. Personen Total Auskunfts- und Löschgesuche 413 aus dem In- und Ausland stellen zu den von fedpol Tabelle 19 betriebenen Informationssystemen regelmässig Aus- 92 kunftsgesuche, um zu erfahren, ob fedpol Daten über sie bearbeitet hat. Die im Rechtsdienst angesiedel- Ausserdem vertreten die Informationsschutz- 93 ten Daten- und Informationsschutzverantwortlichen beauftragten fedpol in der interdepartementalen Ar- von fedpol haben 2012 insgesamt 413 Auskunfts- beitsgruppe, die eine formell-gesetzliche Grundlage und Löschgesuche zu polizeilichen Informationssys- zur Informationssicherheit erarbeitet. Das unter Fe- te men behandelt. > Tabelle 19 derführung des VBS erarbeitete Gesetz soll voraus- Insbesondere bei den Gesuchen zum Schen- sichtlich 2013 in die Vernehmlassung geschickt wer- gener Informationssystem werden die Abklärungen den. nach wie vor komplexer, was die Dauer von Konsul- Vergangene Fälle von Indiskretionen in der tationsverfahren verlängert. Bundesverwaltung sowie der jüngste Zwischenfall beim Nachrichtendienst des Bundes waren für fed- AUFSICHT UND BERATUNG. Die Verantwortlichen pol Anlass, ein Strategiepapier zur Verbesserung der für den Daten- und Informationsschutz von fedpol Daten- und Informationsschutzsicherheit im Amt zu beaufsichtigen die polizeiliche Bearbeitung von Per- erarbeiten. sonendaten. Insbesondere begleiten sie alle Informa- Die Strategie zeigt mögliche Optimierungen be- tikprojekte des Amtes. Diese Aufsichtsfunktion dient züglich technischer Einschränkungen, Personalfüh- der Rechtssicherheit des Amtes gegenüber der Öf- rung inklusive Sicherheitsüberprüfung und Schu- fentlichkeit und gegenüber der Justiz und fördert lung, Regulierung sowie Kontrolle. Die Aufträge zur überdies die Gleichbehandlung. Umsetzung der Strategie sind erteilt und teilweise be- reits umgesetzt worden. Die Gesamtstrategie betrifft INFORMATIONSSCHUTZ. fedpol trägt der zuneh- in erster Linie fedpol, doch sind gewisse Verbesse- menden Wichtigkeit des Informationsschutzes in der rungsvorschläge teilweise auch an Partnerbehörden Bundesverwaltung Rechnung. Zu den Aufgaben der gerichtet. Um die Verantwortung gegenüber den po- Daten- und Informationsschutzbeauftragten gehö- litisch vorgesetzten Behörden und den Bürgerinnen ren die Ausbildung und Beratung der Mitarbeiten- und Bürgern wahrnehmen zu können, ist für fedpol den, die Teilnahme an amts- und departementsüber- eine enge Zusammenarbeit mit den Partnern unver- greifenden Arbeiten sowie die Zusammenarbeit mit zichtbar, um einen angemessenen Informations- und der Informatiksicherheit des Amtes. Datenschutz zu gewährleisten.

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Ressourcen er die Verfügbarkeit von Leihfahrzeugen und Reprä- sentationstransporten sicher. Insgesamt wurden 581 Die Abteilung Ressourcen erbringt in Reparaturaufträge, 268 saisonbedingte Radwechsel den Bereichen Finanzen, Personal, Betriebs- sowie 43 Schadensfälle, davon 26 Bagatellfälle, bear- wirtschaftliche Analysen und Prozesse beitet. sowie Zentrale Dienste Dienstleistungen «Sicherheit und Technik» übernimmt Aufga- zugunsten aller Einheiten des Amtes. ben des Sicherheitsmanagements für Personen und Gebäude inklusive Zutrittskontrollsystem (Badge). FINANZEN. Die Sektion Finanzen und Controlling Weitere Kompetenzbereiche sind das Liegenschafts- ist für die Finanzplanung, die Budgetierung, das Fi- management, Bauprojektleitungen und die Notfall- nanzcontrolling und -reporting sowie für die Kredit- organisation. Diese Dienstleistungen wurden 2012 mittelüberwachung auf Stufe Amt zuständig. für 17 Gebäude erbracht. Für die Umsetzung des Kernauftrages standen Die «Beschaffung» ist verantwortlich für die fedpol 2012 ein Aufwandbudget von rund 240 Mil- Güterbeschaffung. Sie gewährleistet mittels Planung lionen Franken (2011: 231 Millionen Franken) sowie und gezielter Auftrags- und Kreditbewirtschaftung Investitionen von rund 22 Millionen Franken zur ei nen optimalen Mitteleinsatz. Verfügung (2011: 21 Millionen Franken). Die «Logistik» erbringt Dienstleistungen im Raum- und Umzugsmanagement, in Büromatik und PERSONAL. Per Dezember 2012 verfügte fedpol über Telefonie. Im Berichtsjahr organisierte sie 461 perso- 790 eigenfinanzierte Stellen mit Mitarbeitenden aus nelle Mutationen (Umzüge, Eintritte und Austritte) unterschiedlichsten Berufsgruppen. Nebst Polizis- (2011: 374) und setzte 217 Telefonaufträge (Spezial- ten und Kriminologen sind dies vor allem Juristen, schaltungen etc.) um (2011: 302). Volkswirtschafter, IT-Spezialisten, Finanzfachleute Das Postoffice organisiert mehrmals täglich aber auch Psychologen, Handwerker und kaufmän- den Kurierdienst sowie die Postverteilung innerhalb nische Mitarbeitende. und ausserhalb des Amtes. 2012 tätigte es 5190 Ku- Das Durchschnittsalter lag 2012 bei 43,7 Jah- riergänge (2011: 4869) und bewältigte ungefähr 16 ren. Der Frauenanteil ist seit Längerem stabil und Tonnen Posteingänge sowie rund 5,7 Tonnen Post- liegt im Berichtsjahr bei 33%. Der Anteil Frauen in ausgänge (2011: 19 Tonnen Posteingänge und 5,8 Ton- Kaderpositionen (Lohnklassen 24 –29) lag bei 19,8%. nen Postausgänge). 76,7% der Mitarbeitenden sind deutscher, • 17,3% französischer und 5% italienischer Mutter- sprache. Daneben gibt es auch Mitarbeitende rätoro- manischer und anderer sprachlicher Herkunft.

BETRIEBSWIRTSCHAF TLICHE ANALYSEN UND PROZESSE. Die Sektion ist für betriebswirtschaftli- che Analysen innerhalb von fedpol zuständig und be- rät die Amtsleitung in betriebswirtschaftlichen Auf- gaben. Zu den Standardaufträgen zählt beispielswei- se das Sicherstellen des Risikomanagements von fed- pol. Das Team «Prozesse» unterstützt und berät die Abteilungen des Amtes bei der Dokumentation ihrer Geschäftsprozesse, stellt die Einhaltung der internen Dokumentationsvorgaben sicher und hilft damit, das betriebliche Wissen zu sichern.

ZENTRALE DIENSTE. Die Sektion Zentrale Dienste vereinigt den Fahrzeugdienst, Sicherheit und Tech- nik, Beschaffung, Logistik sowie das Postoffice.

Der Fahrzeugdienst ist für die gesamte Flotte Statistische Angaben zu Verwaltungspolizei und Polizeiunterstützung von 134 Fahrzeugen verantwortlich. Daneben stellt finden sich auf der CD-Statistik fedpol.

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol

d_io_JaBe2012_fedpol_16 6 13.indd 94 18.06.13 12:00 TEIL2 | MASSNAHMEN UND MITTEL | KRIMINALPOLIZEI

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JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol

TEIL1 | LAGE | ORGANISIERTE KRIMINALITÄT

Kriminalitätsbekämpfung Bund

TEIL 3 ANHANG

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• 2012 Annual Report Summary 98

• Glossar 102

• Verzeichnis Themenbereiche 104

• Impressum 105

• Faktenblätter fedpol Beilage

• CD-Statistiken fedpol Beilage

JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL3 | ANHANG | 2012 ANNUAL R EPORT SU MMARY

2012 Annual Report Summary

ORGANISED CRIME. The 2012 situation report fo- vested in real estate and in the hotel industry, both cuses on the most serious forms of organised crime in abroad and increasingly in too. Georgian Switzerland. The organised crime groups with the burglary gangs also remain active in Switzerland: af- greatest relevance to Switzerland are from Italy, the ter approximately two years of investigations, the C.I.S. member states, Georgia, Southeast Europe and Federal Criminal Court sentenced four Georgians in West Africa. 2012 to prison terms of up to 7½ years because, as As part of a special analysis project, the Federal region al cadre members in Switzerland, they had sys- Criminal Police has been conducting a detailed ex- tematically collected money from Georgian burglary amination of criminal groups from Italy since 2010. gangs and transferred it to the criminal organisation Its findings reveal not only that mafia organisations known as Thieves-in-law. use Switzerland to launder money, as a place of re - Criminal groups from Southeast Europe contin- treat and to provide logistical support to its members, ue to have a profound influence on crime in Switzer- but also that these groups have probably played a sig- land. Criminal groups of ethnic Albanians dominate nificant role in street crime in the last 20 years too. the local heroin trade and are becoming more promi- For many years, these criminal activities were not nent in other areas of crime as well, such as human perceived by the public or the authorities as being trafficking, illegal prostitution, cannabis trafficking, linked to criminal mafia organisations, partly be - gang theft, illegal gambling, protection rackets and cause of the secretive nature of the mafia structures document forgery. Criminal Slavic groups specialise in Switzerland. One group that poses a particular mainly in drug trafficking, burglary, theft and dealing threat to Switzerland on account of its organisational in stolen goods. Switzerland was also widely affected and power structure is the ’Ndrangheta: the organi- in 2012 by itinerant criminal groups from Romania sation is characterised by a clear allocation of func- and Bulgaria, as well as from countries of the former tions and of authority to exert power, strict internal Yugoslavia and Soviet Union. These groups were re- rules, its own system of sanctions and its secretive sponsible for serial burglaries on residential houses, nature. The ties between the ’Ndrangheta units oper- business premises, jewellery shops and car dealers. ating in Switzerland and the organisation in Italy They also manipulated or stole ATM machines. lend weight to, and open unique opportunities for West African criminal networks, especially from criminal activities by this group in Switzerland. Nigeria, again played a significant role in traf- Other organised crime groups active in Swi t- ficking: the groups are extremely versatile with re - zerland include organisations from C.I.S. member gard to their business connections and methods of states and Georgia. These groups are mainly involved operation, and are able to change smuggling routes in and organised gang burglary. and methods at short notice. They are international- Their money laundering activities are carried out us- ly and in some cases even globally active, with the ing a dense network of bogus companies that smug- ability to muster support from their fellow country- gle millions of criminally derived Swiss francs into men on nearly every continent. the legal financial system. Swiss bank accounts are Besides the aforementioned groups, which have also an important link in the long money laundering been at the centre of organised crime in Switzerland chain. In order to divert the attention of financial in- for several years, numerous criminal groups from stitutions and the authorities, the money is split up other parts of the world are also active in Switzer- into small quantities and then transferred, step-by- land or have connections to the country. They in- step, to an offshore account. clude groups from Latin America, especially the Do- One current case shows that criminals are even minican Republic, that dominate part of the cocaine prepared to perform cash transactions to the sum of market, and Turkish groups involved in drug traf- millions in order to conceal links between the origin ficking, human trafficking and protection rackets. and destination of dirty money. Frequent predicate Other groups, although not active in Switzerland, offences of money laundering are corruption and have contacts in Switzerland and exploit the local in- embezzlement. The laundered money is often in- frastructure and local services.

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ECONOMIC CRIME AND MONEY LAUNDERING. established federal jurisprudence fraud is only com- The 2012 reporting year saw an increase in reports mit ted if a person has been deceived. The Federal on corruption relating to federal procurement pro- Cri minal Court argued that the four defendants had jects. One high-profile case involved the Federal Tax deceived an electronic system but not a person, and Administration, but irregularities came to light in that the penal provision did therefore not apply. other federal offices too. An analysis by the Federal Once in receipt of the Federal Criminal Court’s writ- Criminal Police of court rulings in Switzerland since ten grounds for the judgments, the OAG will decide 2001 involving cases of corruption has clearly shown whether to take the cases to the Federal Supreme that irregular practices are frequent in public pro- Court. Irrespective of these proceedings, the Fed eral curement and can take place at any stage of the pro- Council has instructed the Federal Office of Sport curement process. The analysis also showed that all and the Federal Office of Justice to draft proposals for judgments on corruption cases to date relate to public a new penal provision on fraud in sport. procurement contracts rather than corruption in- volving the private sector. That is probably because DRUG TRAFFICKING. Drug trafficking is a highsel ling of the extremely large volume of public procurement and lucrative business. Markets often stretch far be- contracts and the high number of unreported or un- yond national borders. Switzerland is predominantly detected corruption cases within the private sector. a customer market, but it is also a transit country and Another major topic in political and media cir- it harbours cannabis production. The market situa- cles in 2012 was money laundering in the real es- tion for cocaine, heroin and cannabis has been more tate sector. An analysis by the Federal Criminal Police or less constant in the last few years: where as co - has shown that real estate trading is an attractive line caine consumption has stabilised at a high level, can- of business for money launderers and that money nabis remains the most widely-used psychoactive laundering is frequently suspected to be involved in drug by far. The market for synthetic substances, es- 98 purchasing luxury real estate. However, the analysis pecially for so-called research chemicals (previously suggests that this sector is not affected by money laun- known as designer drugs), is more dynamic. The con- 99 dering any more than other sectors, such as the fi- stant development of new substances and their dis- nance or car retail sectors. The analysis also suggests tribution over the Internet pose a challenge to law that it is difficult to make detailed statements on the enforcement agencies, public health authorities, su- extent of money laundering in the real estate sector pervisory bodies for therapeutic products and the on account of the large number of cases that go unre- customs administration. ported or undetected. A high-profile case of football match-fixing on HUMAN TRAFFICKING. Switzerland is affected pri- an international scale and involving eight active and marily by human trafficking for the purpose of sexu- former players from Swiss clubs came before the Fed- ally exploiting women. The number of suspected cas- eral Criminal Court in 2012. The proceedings also in- es of trafficking in women from Hungary, Romania cluded the two ringleaders, who had acted as inter- and Bulgaria has remained constantly high in the last mediaries between the players and an internation - few years and affects all regions in Switzerland. The ally active criminal network under the control of a traffickers are usually of the same nationality or eth- Croatian national already convicted of betting mar- nic origin as their victims. Other victims in Switzer- ket manipulation. Under the Croatian’s instructions, land include women from West Africa and Asia, espe- play ers, referees and football club officials in approxi- cially Thailand. In 2012, for example, two members mately ten European countries had been bribed in - of a Thai trafficking ring were sentenced to prison to letting in goals, giving away penalty shots or in- terms by a court of first instance. Several other sus- tentionally missing the goal. The Office of the Attor- pected traffickers, who were working in Switzerland ney General of Switzerland (OAG) issued a summary on behalf of a criminal group in Thailand, are still to penalty order on five of the players involved (one appear in court. of whom died during the investigations). Both ring- Human trafficking for labour exploitation re- leaders and two of the players who appealed against mains a crime seldom prosecuted in Switzerland. It the penalty order were summoned before the Fed - must be assumed that a high number of cases go un- eral Criminal Court, which subsequently acquitted reported or undetected. Police findings indicate that all of them. They were acquitted because under certain sectors, such as care work, domestic help, ag-

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riculture, the catering and hotel sector as well as the primarily by organised crime syndicates from south- construction industry, are particularly susceptible to ern Eu rope, but also by criminal groups from other this form of exploitation. One particularly problem- countries. However, Switzerland is not affected by atic area of labour exploitation is organised begging: counterfeit currency as much as other European some Swiss towns and cities are, at times, widely af- countries. fected by this phenomenon. Although many of the cases do not involve exploitation as defined in the TRAFFICKING OF CULTURAL ARTEFACTS. There Swiss Criminal Code, the Swiss authorities have am- were 275 reported cases of stolen cultural artefacts ple evidence that numerous Swiss cities are indeed involving 790 objects in 2012. The situation thus re- the scene of human trafficking for exploiting the la- mained constant over the previous reporting peri- bour of organised beggars. od. The last spectacular case of stolen artefacts in Swit zerland was four years ago, when armed robbers MIGRANT SMUGGLING. Switzerland is a transit and stole Paul Cézanne’s Boy in a Red Waistcoat and Ed - target country for migrant smugglers. Those suspect- gar Degas’s Count Lepic and his Daughters from the ed of smuggling are usually from Kosovo, Serbia, Syr- E.G. Bührle collection in . Investigations by ia, Macedonia and Albania. In 2012, trafficking flows the cantonal police of Zurich and their foreign part- from North Africa via the central Mediterranean ner agencies led to the recovery of both paintings by route fell noticeably, while trafficking flows in the the Serbian police in 2012 near Belgrade. eastern Mediterranean region remained high. The re- Two cases of large-scale cultural artefact theft newed increase of illegal migration over the Turkish- and trafficking were discovered in 2012. The first Greek border led to a rise in smuggling from Greece; case involved the widespread online sale of artefacts migrants were primarily smuggled to Europe via the – probably found with the help of metal detectors – or by sea to Italy, from where they were looted from Roman archaeological sites in Switzer- smuggled to the economically more stable countries land and other countries. The complexity of the fi- to the north. The canton of Ticino is a major gate- nancial transactions involved in the online trading of way to Switzerland; migrants are smuggled into the these objects also raised suspicions of money laun- country mainly by train, but also by private vehicles dering. The other case involved the theft from vari- or via unguarded sections of the border. The number ous natural history museums of numerous feathers of people smuggled by air from the Greek airports of from rare birds, thus inflicting considerable damage Athens and Thessaloniki also rose in 2012. A popular to bird collections across Switzerland, and modus operandi used by smugglers is mul tiple seat . booking, which enables migrants who are refused embarkation to try and board another air craft. CYBERCRIME. The Swiss Coordination Unit for Cy- bercrime Control (CYCO) received a record num- COUNTERFEIT CURRENCY. The number of coun- ber of online reports in 2012 concerning the ever- terfeit currency incidents in 2012 remained constant in creasing volume of Internet fraud. The type of over the previous reporting periods. However, there crime reported included not only classic forms of was an increase in the denomination of seized cur- fraud, such as advance payment fraud, false prom- rency, due primarily to one case of counterfeit U.S. ises of win nings and a new type of auction fraud, but dollar banknotes. The forgeries seized by the Swiss to an increasing extent fraud involving malware too. authorities were mostly substandard counterfeits, For example, criminals used Trojans to block numer- produced with unsophisticated equipment and eas- ous private computers, demanding a «ransom» to ily recognisable as such. The perpetrators were main- unblock or reactivate the computer. There was a rise ly amateur criminals, such as reckless minors and in the number of specially tailored forms of attack adults playing a practical joke or wishing to pur- against small groups or individuals; these attacks chase cheap goods. Some counterfeit cases did indi- were highly professionally planned and carried out cate serious criminal intent, though. Larger amounts by criminals using open source information, for ex- of counterfeit currency were produced and circulat- ample from social networks, to gain the trust of, and ed in 2012 in the drug scene, for example. The Swiss pressurise their victims. There were also more re- authorities also seized professionally manufactured ports of hardcore , mainly concerning mostly euro counterfeits, thought to have been made picture and video representations of child abuse.

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Paedophile criminals continued to make growing use work and its branches abroad. At present, the new of closed platforms and darknets, making investiga- al-Qaeda branch in Somalia is especially benefiting tions increasingly difficult and laborious. The use of from this support. undercover investigators in darknets, technical pro- Regarding ethnically-motivated (separatist-na- gress in investigation techniques, appropriate legal tionalist) violent extremism, there were no incidents amendments and the expansion of international co- in Switzerland in 2012. Nor did fedpol find any evi- operation are all indispensable elements of fighting dence during its investigations to suggest the plan- cybercrime. Without these elements, prosecuting se- ning or preparation of any attacks. As in previous rious cybercrime would be even more challenging. years, fedpol’s investigations focussed on support- ers of the Kurdistan Workers Party (PKK) and of VIOLENCE AT SPORTING EVENTS. Most sporting the Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), who use events in Switzerland are peaceful. However, there Switzerland as a base for propaganda, logistical sup- were numerous incidents of violence at sporting port and fundraising. The extent of the latter became events in 2012. As in previous years, violence oc - especially evident during fedpol’s investigations in curred mainly at football and ice-hockey matches in 2012. The criminal prosecution of supporters of sepa- the top two Swiss divisions, with football matches ratist-nationalist organisations such as the LTTE or being more affected. The number of incidents has re- PKK as part of the fight against terrorism is particu- mained steady at a high level. There was a renewed larly challenging: despite committing numerous ter- increase in violence directed at the police and pri- rorist attacks against civilians and property (includ- vate security companies. Between 300 and 400 peo- ing attacks outside the theatre of operation) and oth- ple in Switzerland are estimated to have a high pro- er se rious offences, such groups are often considered pensity towards violence, deliberately provoking and legitimate freedom movements and not terrorist or- looking for trouble. Depending on the situation, a ganisations. The only groups considered in Swit- 100 further 1500 to 2000 people tend towards violence zerland until 2012 to be criminal terrorist groups and declare their solidarity with hooligans. as defined under Article 260ter Swiss Criminal Code 101 were the Euskadi Ta Askatasuna (ETA), operating in SECURITY OF PEOPLE AND PROPERTY. The secu - Spain and , and the Albanian National Army, rity of federal officials and property as well as of dig- oper ating in Southeast Europe. The classification by nitaries and property afforded protection under in- the Federal Criminal Court on 23 August and by the ternational law is guaranteed within the scope of Federal Supreme Court on 25 October 2012 of the determinable risks. On the whole, the situation is PKK as a terrorist organisation was a landmark deci- stable. Harassment and threats as well as damage to sion. property during demonstrations continue to pose the Although there were no right-wing extremist greatest threats. Risk to people and property is great- attacks in Switzerland in 2012, several violent ly dependent on political, economic and social de- involving guns and knives were committed in the velopments in Switzerland and abroad. It is precisely right-wing extremist scene. The crimes were com- events abroad that are often unpredictable and can mitted for personal reasons rather than for ideolog - have a rapid impact on the security situation. ical motives. Unlike the last two years, there were no parcel bomb or arson attacks against Swiss targets by TERRORISM AND VIOLENT EXTREMISM. As in left-wing extremists, but violent anarchists and ani- previous years, neither Switzerland nor its citizens mal rights activists did cause damage to property. Our were a priority target of attack by jihadists. Nor was findings suggest that ecologically-motivated violent there any evidence from fedpol’s investigations to extremism and left-wing extremism remain a poten- suggest the planning or preparation of an act of ter - tial threat to people and property in Switzerland. • ror or violence in Switzerland by jihadists. However, Swiss citizens may fall victims to an attack at any time in (Islamic) conflict zones. The 2012 reporting year illustrated once again that violent Islamic extremists use Switzerland primarily as a basis for supporting – logistically, financially, through human resources and by publishing propaganda – the al-Qaeda net-

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Glossar

AFIS Automated Fingerprint Identification System ICSE International Child Sexual Exploitation

ARKILA Ausweisreferenzsammlung IDK Identitätskarte

ARMADA Waffeninformationsplattform IFADO Intranet False and Authentic Database Online

ASF -SLTD Automated Search Facility – Stolen/Lost Travel Documents ILCE Institut de lutte contre la criminalité économique

AuG Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer INTERPOL Internationale kriminalpolizeiliche Organisation

AWF Analysis Work File (Arbeitsdatei zu Analysezwecken IP INTERPOL

von Europol) IPAS Informatisiertes Personennachweis-, Aktennachweis- BA Bundesanwaltschaft und Verwaltungssystem im Bundesamt für Polizei

BKP Bundeskriminalpolizei IPK Internationale Polizeikooperation

BSD Bundessicherheitsdienst ISA Informationssystem Ausweisschriften

CARIN Camden Asset Recovery Inter-Agency Network IT Informationstechnologie

CAS Certificate of Advanced Studies JANUS Informationssystem der Bundeskriminalpolizei

CCFW Kompetenzzentrum Forensik und Wirtschaftskriminalistik KGTG Bundesgesetz über den internationalen der Hochschule Luzern Kulturgütertransfer (Kulturgütertransfergesetz)

CCPD Centre de coopération policière et douanière KILA Koordinationsstelle Identitäts- und Legitimationsausweise

(Polizei- und Zollkooperationszentrum) KOBIK Nationale Koordinationsstelle zur Bekämpfung der CEPOL Europäische Polizeiakademie Internetkriminalität

CODIS Combined DNA Index System KSMM Koordinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel DEZA Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit LTTE Liberation Tigers of Tamil Eelam DNA Desoxyribonucleinacid MDMA Ecstasy DVI Disaster Victim Identification MEPA Mitteleuropäische Polizeiakademie ECPAT End Child Prostitution in Asian Tourism MROS Money Laundering Reporting Office Switzerland EDA Eidgenössisches Departement für auswärtige (Meldestelle für Geldwäscherei) Angelegenheiten NAP Nationaler Aktionsplan EJPD Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement NDB Nachrichtendienst des Bundes EMPACT European Multidisciplinary Plattform against Criminal Threats NDHS Nationale Datei- und Hashwert-Sammlung

ETA Baskische Untergrundorganisation (Baskenland NFIP National Football Information Point

und Freiheit) NGO Nichtregierungsorganisation

EU Europäische Union OK Organisierte Kriminalität

Eurodac Datenbank der Dublin-Staaten OSZE Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa

Europol Europäisches Polizeiamt P2P Peer-to-Peer-Netzwerke

EZ fedpol Einsatzzentrale fedpol PA Polizeiattaché

FADO False and Authentic Database Online PCSC Preventing and combating serious crime

FAI Federazione Anarchica Informale PICS Precursor Incident Communication System

FIP Führung im Polizeieinsatz PKK Arbeiterpartei Kurdistans

FIU Financial Intelligence Unit PKS Polizeiliche Kriminalstatistik

FLG Führungslehrgang für Polizeioffiziere PolAG Polizeiaufgabengesetz

FRAUDE Datenbank über gefälschte Dokumente PRADO Public Register of Authentic Identity and GAFI Groupe d‘action financière Travel Documents Online

GEWA Informationssystem der Meldestelle für Geldwäscherei RAZ Revolutionärer Aufbau Zürich

GUS Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Railpol Netzwerk der europäischen Bahnpolizeien

GwG Geldwäschereigesetz RIPOL Automatisiertes Personen- und Sachfahndungssystem

HOOGAN Elektronisches Informationssystem zur Bekämpfung SDÜ Schengener Durchführungsübereinkommen

von Gewalt bei Sportveranstaltungen SAR Steuerungsausschuss Ressourcen von BA und BKP

HPG Kurdische Volksverteidigungskräfte SIENA Secure Information Exchange Network Application

HSPD-6 Homeland Security Presidental Directive SIRENE Supplementary Information Request at the National Entry

iARMS illicit Arms Records and Tracing Management System SIS Schengener Informationssystem

SPI Schweizerisches Polizei-Institut

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d_io_JaBe2012_fedpol_16 6 13.indd 102 18.06.13 16:53 TEIL3 | ANHANG | G LOSSAR

SPOC Single Point of Contact

StGB Schweizerisches Strafgesetzbuch

StPO Schweizerische Strafprozessordnung

TAK Freiheitsfalken Kurdistans

TOR The Onion Router

UNODC Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung

UNHCR Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge

VBS Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport

VIN Vehicle Identification Number

VIS Visa-Informationssystem

WEF World Economic Forum

WK Wirtschaftskriminalität

ZeugSG Bundesgesetz über den ausserprozessualen Zeugenschutz

ZSW Zentralstelle Waffen

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JAHRESBERICHT 2012 DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI fedpol TEIL3 | ANHANG | VERZEICHNIS THEMENBEREICHE

Verzeichnis Themenbereiche

Themenbereich Teil 1 Lage Teil 2 Massnahmen und Mittel

Organisierte Kriminalität Seite 12 Seite 48

Geldwäscherei Seite 18 Seiten 49/78

Wirtschaftskriminalität Seite 18 Seite 48

Betäubungsmittel Seite 23 Seite 57

Menschenhandel / Menschenschmuggel Seiten 25 / 28 Seiten 53 / 77

Falschgeld Seite 30 Seite 59

Internetkriminalität, Pädokriminalität und Kinderpornografie Seite 34 Seiten 52/55 / 75

Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen Seite 37 Seite 81

Sicherheit Personen und Gebäude Seite 38 Seite 63

Terrorismus und Staatsschutzkriminalität Seite 39 Seiten 49 / 50

Themenbereiche, die punkto Lage analysiert werden und für deren Verfolgung fedpol im Berichtsjahr auch Massnahmen getroffen und Mittel eingesetzt hat.

BILDLEGENDEN Informationen zu den Bildern auf der Titelseite:

Bild 1 Umschlagseite Bild 2 Umschlagseite FRACHTGUT. Kriminelle nutzen vermehrt OPFER VON MENSCHENHANDEL. Viele Frauen, Schiffs container für den Kokain-Schmuggel von die in der Schweiz sexuell ausgebeutet werden, stammen Südamerika nach Westafrika. aus Rumänien.

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d_io_JaBe2012_fedpol_16 6 13.indd 104 18.06.13 13:28 TEIL3 | ANHANG | IMPRESSUM

Impressum

KONZEPT Bundesamt für Polizei fedpol Martin Sommer, Büro für Gestaltung, Basel

REDAKTION Bundesamt für Polizei fedpol Stefan Scherrer, texter.ch, Winterthur

LAYOUT Martin Sommer, Büro für Gestaltung, Basel

FOTOGRAFIE Wo nicht anders vermerkt: Bilder von Keystone

DRUCK W. Gassmann AG, Druck und Verlag, Biel/Bienne

VERTRIEB BBL, Verkauf Bundespublikationen, CH-3003 Bern www.bundespublikationen.admin.ch Art.-Nr. 403.500 D (2000 Ex.)

COPYRIGHT Bundesamt für Polizei 2013 Auszugsweiser Nachdruck der Texte mit Quellenangabe gestattet.

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