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Jber. Natf. Ges. Graubünden 119 (2016), Seiten 37–81

GEO-Tag der Artenvielfalt 2014 im Unterengadin

von Angelika Abderhalden-Raba (Herausgeberin)

Adresse: Fundaziun Pro Terra Engiadina [email protected] www.proterrae.ch

Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung

1. Einleitung 38 Am 28. Juni 2014 fand zum ersten Mal ein GEO-Tag 2. Untersuchungsgebiete 38 der Artenvielfalt im Unterengadin statt. Der von der 3. Methoden 41 Zeitschrift GEO 1999 im deutschsprachigen Raum ins 4. Ergebnisse 41 Leben gerufene Anlass hat zum Ziel, einmal im Jahr 4.1 Pilze 43 an einem Tag möglichst viele Arten zu finden und 4.2 Flechten 45 zu bestimmen. Organisiert und durchgeführt wur- 4.3 Gefässpflanzen 47 de der Anlass im Unterengadin von der Stiftung Pro 4.4 Weichtiere (Mollusken) 53 Terra Engiadina (PTE) in Zusammenarbeit mit der 4.5 Spinnen (Araneae) 55 Tourismusorganisation Val 4.6 Ameisen und Bienen Müstair (TESSVM). (Hymenoptera, Aculeata partim) 56 Den Artexpertinnen und Artexperten standen vier 4.7 Schmetterlinge () 61 Gebiete im Unterengadin zur Auswahl: 4.8 Wasserinsekten (Ephemeroptera, – Untersuchungsgebiet 1: –Guarda– Plecoptera, Trichoptera), Strudelwürmer, – Untersuchungsgebiet 2: Krebse und Wasserschnecken 69 – Untersuchungsgebiet 3: (Talboden) 4.9 Reptilien und Amphibien und Ramosch (Runai–Medras–Buorcha) (Reptilia, Amphibia) 71 – Untersuchungsgebiet 4: Vnà–Sent () 4.10 Fische 73 4.11 Vögel (Aves) 74 Die 52 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 4.12 Klein- und Grosssäuger 77 suchten selbst die Gebiete heraus, die bezüglich ihrer 4.13 Fledermäuse (Chiroptera) 77 Artengruppe am interessantesten erschienen. Beson- 4.14 Übrige Artengruppen 79 ders gross war die Gruppe der Orchideenspezialisten, 5. Diskussion 79 die mit 20 Mitarbeitenden am GEO-Tag mitgemacht 5.1 Bedeutung des GEO-Tages der haben. Gesamthaft wurden 1181 Arten gefunden und Artenvielfalt 79 bestimmt. Teilweise wurden die Aufnahmen von ver- 5.2 Artenzahlen 80 schiedenen Experten am Vorabend oder auch am Tag 6. Dank 81 danach gemacht. 7. Quellenverzeichnis und Literatur 81 Für die Bevölkerung und die Gäste fand ein attrak- tives Rahmenprogramm mit diversen Exkursionen statt. Bereits am Abend vor dem GEO-Tag wurden die Expertinnen und Experten mit einem reichhal- tigen Unterengadiner Apéro mit lokalen Produkten, organisiert vom Biohof Zanetti in Sent, begrüsst.

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Am späteren Nachmittag des GEO-Tages wur- Bun , the experts as well as interested locals den die Ergebnisse getrennt nach Artengruppen al- and guests had time to exchange thoughts. len vorgestellt. Anschliessend hielt Jean Claessens einen Vortrag zum Thema: «Kleine Pannenhilfe bei Keywords: Species diversity, , der Orchideensuche». Beim anschliessenden Abend- GEO-Tag essen mit lokalen Spezialitäten, organisiert von Bun Tschlin, konnten die Expertinnen und Experten zu- sammen mit interessierten Einheimischen und Gäs- 1. Einleitung ten die Zeit für einen Austausch nutzen. Im Unterengadin wurde am 28. Juni 2014 zum ers- Schlagworte: Artenvielfalt, Unterengadin, GEO-Tag ten Mal ein GEO-Tag der Artenvielfalt durchgeführt. Ziel war einerseits das Bewusstsein für die Artenviel- falt zu fördern und andererseits eine Aufnahme von Summary Arten innerhalb 24 Stunden als Grundlage für For- schungsprojekte oder für weitere GEO-Tage durchzu- On June 28, 2014, the very first GEO-day for the führen. In der Biosfera Val Müstair wurde 2011 zum diversity of species took place in the Lower Engadi- ersten Mal ein GEO-Tag der Artenvielfalt durchgeführt. ne. The occasion brought into being by the magazi- Zwei Jahre später, 2013, fand der GEO-Tag in der Val ne GEO in 1999 for the German-speaking countries Müstair zum zweiten Mal statt. Seither ist geplant, die has the goal to find and determine once a year on GEO-Tage immer im Wechsel ein Jahr in der Val Müs- one day as many species as possible. The event was tair und das folgende Jahr im Unterengadin durchzu- organized and executed in the Lower Engadine by führen. Die Ergebnisse des GEO-Tages von 2011 sind the foundation Pro Terra Engiadina (PSE) in co-oper­ in Schatz et al. (2012) und die des GEO-Tages von ation with the Tourismusorganisation Engadin Scuol 2013 sind in Steinmann (2014) veröffentlicht. Samnaun Val Müstair (TESSVM). Abb. 1: Das Untersuchungsgebiet 1 schliesst die tieferen dorfnahen Lagen von Lavin, Guarda und Ardez mit ein The species experts had 4 areas to select from in (Quelle: Bundesamt für Landestopografie). the Lower Engadine: 2. Untersuchungsgebiete – Study area 1: Lavin–Guarda–Ardez – Study area 2: Tarasp Die vier Untersuchungsgebiete liegen alle im Un- – Study area 3: Sent–Ramosch (valley floor) and terengadin von Lavin bis Ramosch. Sie befinden sich Ramosch (Runai–Medras–Buorcha) vom Talboden auf ca. 1100 m bis ca. 2000 m ü. M. – Study area 4: Vnà–Sent (Val Sinestra) Im Folgenden werden die Untersuchungsgebiete dargestellt und kurz charakterisiert. The 52 scientists picked personally the areas, Die Untersuchungsgebiete wiesen verschiedene which appeared most interesting to their group of Ausgangslagen aus. Im Untersuchungsgebiet 1 sind species. The group of the orchid specialists was par- tiefere dorfnahe Lagen von Lavin, Guarda und Ar- ticularly large with 20 employees participating in the dez mit Trockenwiesen, die gemäht oder beweidet GEO-day. Altogether, 1181 species were found and werden, vorherrschend. Das Gebiet schliesst jedoch identified. Partially, the photographs were taken by auch den und die rechte Talseite mit ein. different experts on the evening before or even the Das Untersuchungsgebiet 2 weist vor allem bezüg- day after. lich der Feuchtgebiete eine Besonderheit – den Lai For the population and the guests, an attractive Nair – auf. Ebenfalls ist der Burghügel von Tarasp mit framework program with various excursions took seiner Trockenvegetation bedeutsam. Das Untersu­ ­ place. Already on the evening before the GEO-day, chungs­gebiet 3 entspricht dem Perimeter des Sma- the experts travelling from far and wide were welco- ragdgebietes Ramosch und die daran anschliessen- med with a rich Under Engadine Apéro offering local de Hochebene von Vnà Richtung Motata oberhalb products, organized by the bio from Zanetti in Sent. Ramosch. Hier sind vor allem artenreiche Bergwie- In the later afternoon of the GEO-day, the results sen mit Trockenvegetation, aber auch ausgedehnte were presented to everyone separately according Flachmoore vorherrschend. Eines der bekanntesten to the group of species. Afterwards, Jean Claessens ist die Palü Lunga. Oben anschliessend beginnen die held a lecture on the subject: «Small breakdown as- beweideten Gebiete der Alp Ischolas. Die Val Sines- sistance for the search of orchids». During the fol- tra mit der eher wilden Brancla-Schlucht gehört zum Abb. 2: Das Untersuchungsgebiet 2 liegt auf der rechten Talseite auf dem Gemeindegebiet von Tarasp. lowing dinner with local specialities, organized by Untersuchungsgebiet 4. (Quelle: Bundesamt für Landestopografie).

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Klimatisch liegt das Unterengadin im Bereich der 4. Ergebnisse kontinental geprägten inneralpinen Trockenzone. Die Jahresniederschläge liegen im Mittel bei 700 mm Nachfolgend sind die Berichte der Expertinnen mit einem Niederschlagsmaximum in den Sommer- und Experten wiedergegeben. Teilweise sind nur die monaten. Am GEO-Tag herrschten optimale Bedin- Artenlisten aufgeführt. Die Arten sind nicht immer gungen. Es war sonnig und die Temperatur lag bei nach Untersuchungsgebiet getrennt dargestellt. Die über 20 °C. Rohdaten enthalten diese Angaben und teilweise auch die genauen Koordinaten. Falls diese benötigt werden, können sie über die Stiftung Pro Terra En- 3. Methoden giadina nachgefragt werden. Die Funddaten wurden grösstenteils von den Für die Aufnahme der Artenvielfalt am 28. Juni Forscherinnen und Forschern direkt an das CSCF 2014 waren 52 Fachpersonen und Helfende unter- (Centre Suisse de Cartographie de la Faune) zur wegs. Die Auswahl der Experten erfolgte anhand Integration in die schweizweiten Datenbanken zu der Liste, die 2011 für den ersten GEO-Tag der Ar- den entsprechenden Artengruppen weitergegeben. tenvielfalt in der Biosfera Val Müstair zusammenge- Das Amt für Natur und Umwelt Graubünden erhielt stellt wurde, inklusive der Ergänzungen von 2013. ebenfalls alle Artenlisten. Die Expertinnen und Experten, die am GEO-Tag der Es wurden insgesamt 1181 Arten festgestellt. Wie Artenvielfalt 2014 im Unterengadin teilnahmen, sind diese auf die verschiedenen Artengruppen verteilt in Tabelle 1 aufgeführt. sind, ist in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Feldaufnahmen fanden je nach Artengruppe bereits in der Nacht vor dem GEO-Tag statt. Ande- re Experten machten die Nachtaufnahmen nach der Schlusspräsentation am Samstagabend. Abb. 3: Das Untersuchungsgebiet 3 liegt entlang dem Talfluss bis und mit dem Terrassenhang von Ramosch. Die Sammelmethoden sind daher entsprechend Diese Abgrenzung entspricht dem Smaragdgebiet Ramosch (Quelle: Bundesamt für Landestopografie). den verschiedenen Artgruppen unterschiedlich.

Abb. 4: Das Untersuchungsgebiet 4 ist auf Gemeindegebiet von Sent und (Quelle: Bundesamt für Landestopografie).

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Tab. 1: Expertinnen und Experten und deren Fachgebiete mit der gefundenen Artenzahl pro Organismengruppe. 4.1 Pilze

Organismengruppe Expertinnen/Experten Artenzahl Autor: Hans Fluri, wissenschaftliche Kommission Pilze Hans Fluri, Elisabeth Stöckli, Jonas Brännhage 53 VSVP (Verband Schweizerischer Vereine für Pilzkunde) Flechten Jean-Claude Mermillod, Alberto Spinelli, 299 Mitarbeiter: Elisabeth Stöckli, wissenschaftliche Christian Vonarburg, Mathias Vust Kommission VSVP, Jonas Brännhage, Student Blütenpflanzen Conny Thiel-Egenter, Gottfried Grimm, Jean Claessens, 283 Nachgewiesene Arten: 53 Spezies, die Arten wur- Thomas Peer, Ulrike Gartner, Niklaus Kohler, Roland den nur einmal pro Standort erwähnt. Alle Standorte Wüest, Walter Wüest, Edith Merz, Adolf und Monika Moser, Hans Huber, Hermann und Lili Klöti, Rosmarie sind von den Experten abgesucht worden. König, Joe Meier, Herbert Unternährer, Richard Wanner, Martin Baumann Schnecken Jörg Rüetschi 47 Tab. 2: Nachgewiesene Arten von Pilzen in allen Untersuchungsgebieten am GEO-Tag der Artenvielfalt im Unterengadin, Spinnentiere Alexandre Gouskov 18 28. Juni 2014. Ameisen Holger Martz 26 Art deutscher Name Gebiet Substrat Hautflügler (diverse) Holger Martz, Hansueli Tinner (Stechimmen) 84 Lycogala epidendrum Blutmilchpilz B auf Alnus-Strunk Schmetterlinge Daniel Bolt, H.-U. Grunder 212 Trichia varia A unter Picea-Rinde Wasserschnecken Verena Lubini, Remo Wüthrich 1 Aphyllophorales Krebse Verena Lubini, Remo Wüthrich 1 Auriscalpium vulgare Ohrlöffel-Stacheling C auf Pinus-Zapfen Strudelwürmer Verena Lubini, Remo Wüthrich 1 Peniophora incarnata Fleischroter Zystidenrindenpilz B auf Alnus-Ast Köcherfliegen Verena Lubini, Remo Wüthrich 11 Stereum sanguinolentum Blutender Schichtpilz A auf Larix Steinfliegen Verena Lubini, Remo Wüthrich 10 Trichaptum abietinum Gemeiner Violettporling A auf Larix-Ast Eintagsfliegen Verena Lubini, Remo Wüthrich 9 Heterobasidiomycetes Fische Christof Elmiger 4 Tremella encephala Alabaster-Kernling A neben Stereum Vögel Claudia Müller, Mathis Müller, David Jenny 74 Exidia glandulosa Warziger Drüsling B auf Betula-Ast Säugetiere Pia Schütz, Not Pua, Sven Wirthner 7 Gastromycetes Fledermäuse Miriam Lutz Mühlethaler, Erich Mühlethaler, Liselotte Zarn, 5 Remi Zarn, Ladina Thomasin Kühne, Angelika Abderhalden, Cyatus olla Tiegel-Teuerling C bei alter Brandstelle Bigna Abderhalden, Willi Schramm Boletales, Agaricales – Röhrlinge, Blätterpilze Reptilien Hans Schmocker, Monica Kaiser-Benz 3 Polyporus varius Löwengelber Porling B auf Alnus-Ast Amphibien Hans Schmocker, Monica Kaiser-Benz 1 Suillus granulatus Körnchenröhrling C bei Pinus mugo Weitere Arten Holger Martz 32 Strobilurus tenacellus Kiefernzapfen-Nagelschwamm B an Pinus-Zapfen Mycena acicula Orangeroter Helmling C auf feuchtem Boden Mycena flavescens Gelblicher Helmling C nasser Krautabfall Mycena phaeophylla C an Alnus viridis-Ast Mycena viridimarginata Grünschneidiger Helmling A an Lärchen-Strunk Conocybe aporos Frühlings-Glockenschüppling D an Holzabfall Schizophyllum commune Spaltblättling A an Betula-Strunk Ascomycetes Schlauchpilze (Becherlinge etc.) Helvella acetabulum Hochgerippter Becherling C nasse Erde Morchella elata Spitzmorchel C bei nassem Holz Scutellinia kerguelensis Kerguel. Scheibenborstling C nasser Holzabfall Tarzetta cupularis Kerbrandiger Napfbecherling C lehmige Erde Cenangium ferruginosum C Pinus Crocicreras cyathoidea C an Aconitum napellus Piceomphale bulgarioides Fichtenzapfen-Becherling C Zapfen Picea Lachnellula arida Goldgelbes Braunhaarbecherchen C Äste Pinus Lachnellula occidentalis Lärchen-Haarbecherchen A und B Äste Larix Lachnellula suecica Rundsp. Föhrenbecherchen C und D Zapfen/Äste Larix

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Art deutscher Name Gebiet Substrat 4.2 Flechten Lachnellula willkommi Lärchen-Krebsbecherchen A und B Äste Larix Brunnipila clandestina Verborgenw. Haarbecherchen C Zapfen Larix Experten: Jean-Claude Mermillod, Alberto Spinelli, Capitotrichia bicolor Zweifarbiges Haarbecherchen B Stängel Rubus Christian Vonarburg, Mathias Vust Nachgewiesene Arten: 299 Spezies, die Arten wur- Trichopezizella barbata Bärtiges Haarbecherchen B Zweig Lonicera den nur einmal pro Standort erwähnt. Alle Standorte Trichopezizella nidulus Nestförmiges Haarbecherchen D Stängel Polygonatum sind von den Experten abgesucht worden. Mollisia fusca C Ast Alnus viridis Besonderes: Zu den Flechtenfunden wird ein sepa- Driatrypella favacea C Ast Alnus viridis rater Artikel veröffentlicht. Gnomonia alni-viridis C Blätter Alnus viridis Herpotrichia juniperi C Nadeln Juniperus Tab. 3: Flechtenarten, die im Rahmen des GEO-Tages der Artenvielfalt (aber ausgeweitet auf mehrere Tage) gefunden wurden. Hypoxylon fuscum C Ast Alnus viridis Lophium mytilinum C und D Äste Pinus Flechtenarten in den Untersuchungsgebieten am GEO-Tag 2014, Unterengadin Lophodermium pinastri C Nadeln Pinus Art Art Art Art Lophiostoma curtum C Ast Salix nigricans Acarospora cervina Cladonia coccifera Protoparmelia badia Ramalina farinacea Melanconis alni D Äste Alnus viridis Acarospora fuscata Cladonia coniocraea Protoparmelia atriseda Psilolechia lucida Ostropa barbara Muschel-Lochbecherchen B Ästchen Laubholz Acarospora glaucocarpa Cladonia fimbriata Lepraria gr. neglecta Ramalina pollinaria Phaeocalicium compressulum C Zweig Alnus viridis Acarospora macrospora Cladonia gracilis Lepraria membranacea Ramalina thrausta Rhodographus filicinus B Pteridium aquilinum Acarospora scabra Cladonia macroceras Leptogium gelatinosum Rhizocarpon atroflavescens Tryblidopsis pinastri C und D Picea abies Acarospora sinopica Cladonia phyllophora Leptogium imbricatum Rhizocarpon badioatrum Valsanicola oxystoma C Ast Alnus viridis Alectoria ochroleuca Cladonia pleurota Leptogium lichenoides Rhizocarpon disporum Uredinales – Rostpilze Anaptychia ciliaris Cladonia pocillum Leptogium pulvinatum Rhizocarpon distinctum Melampsoridium betulae Birken-Rostpilz A an Betula Anaptychia crinalis Cladonia pyxidata Leptogium saturninum Rhizocarpon geographicum Puccinia graminis Berberitzen-Rostpilz A an Aspicilia alphoplaca Cladonia rangiferina Letharia vulpina Rhizocarpon grande Puccinia poarum Huflattich-Rostpilz C an Tussilago farfara Aspicilia calcarea Cladonia squamosa Lichinella nigritella Rhizocarpon lecanorinum Puccinia urtica Brennnessel-Rostpilz A an Urtica dioica Aspicilia candida Cladonia symphycarpia Melanelia disjuncta Rhizocarpon macrosporum Pucciniastrum areolata Fichtenzapfen-Rostpilz B an Picea-Zapfen Aspicilia cinerea Collema auriforme Melanelia hepatizon Rhizocarpon petraeum Trachispora alchemillae Frauenmantel-Rostpilz C und D an Alchemilla xanthochlora Aspicilia contorta Collema crispum Melanelia panniformis Rhizocarpon pusillum Aspicilia intermutans Collema cristatum Melanelixia glabra Rhizocarpon reductum Aspicilia radiosa Collema flaccidum Melanelixia glabratula Rhizocarpon umbilicatum Fundort Koordinaten Plan Flurname Höhe m ü. M. Aspicilia somloensis Collema fuscovirens Melanelixia subargentifera Rhizoplaca chrysoleuca A 809.150/183.850 1 Muraraida zw. Guarda und Ardez ca. 1400 Aspicilia supertegens Collema multipartitum Melanohalea elegantula Rinodina castanomelodes B 815.500/185.500 2 unterhalb Baraigla am Inn ca. 1200 Baeomyces rufus Collema polycarpon Melanohalea exasperatula Rinodina lecanorina C 824.650/193.200 3 Palü Lunga oberhalb Ramosch ca. 1840 Bellemerea alpina Collema tenax Montanelia disjuncta Rinodina pyrina D 825.000/192.850 3 Martinatsch oberhalb Ramosch ca. 1730 Bilimbia lobulata Collema undulatum Montanelia panniformis Romjularia lurida Bilimbia sabuletorum Dermatocarpon miniatum Montanelia tominii Rusavskja sorediata Brodoa intestiniformis Dimelaena oreina Mycobilimbia carneoalbida Schaereria fuscocinerea Bryoria implexa Diploschistes gypsaceus Mycobilimbia pilularis Solorina saccata Buellia aethalea Diploschistes muscorum Mycobilimbia tetramera Staurothele areolata Buellia punctata Diploschistes scruposus Nephroma parile Staurothele frustulenta Calicium trabinellum Diplotomma hedinii Ochrolechia alboflavescens Stereocaulon alpinum Caloplaca alnetorum Endocarpon adscendens Ochrolechia androgyna Stereocaulon dactylophyllum Caloplaca arenaria Endocarpon pusillum Ochrolechia arborea Synalissa ramulosa Caloplaca asserigena Ephebe hispidula Ophioparma ventosa Tephromela atra Caloplaca bryochrysion Evernia divaricata Oxneria huculica Tephromela grumosa Caloplaca cerina Evernia mesomorpha Parmelia omphalodes Thamnolia vermicularis Caloplaca cerinella Evernia prunastri Parmelia saxatilis Thelomma ocellatum

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Art Art Art Art 4.3 Gefässpflanzen getrennt aufgeführten Pflanzenlisten können bei der Caloplaca cf cerinelloides Farnoldia jurana Parmelia sulcata Toninia alutacea Stiftung Pro Terra Engiadina angefordert werden. Caloplaca chalybaea Farnoldia micropsis Parmeliella triptophylla Toninia candida Autor: Gottfried Grimm AGEO (Arbeitsgruppe Ein- Für botanische Untersuchungen liess der Perime- Caloplaca cirrochroa Flavocetraria nivalis Parmeliopsis ambigua Toninia cinereorufescens heimische Orchideen Aargau) ter eine grosse Vielfalt erwarten: Mitarbeiter: Mitglieder der AGEO – Geologisch ist das Unterengadin bekannt für eine Caloplaca citrina Flavoparmelia caperata Parmeliopsis hyperopta Toninia cinereovirens Nachgewiesene Arten: 23 Orchideenarten, 264 grosse, oft kleinräumig wechselnde Vielfalt der Bo- Caloplaca coronata Flavopunctelia flaventior Peltigera canina Toninia opuntioides weitere Blütenpflanzen denbeschaffenheit (Engadiner Fenster). Caloplaca crenulatella Fuscopannaria praetermissa Peltigera didactyla Toninia philippea Besonderheiten: siehe Text – Die Untersuchungsgebiete bieten Trocken- und Caloplaca decipiens Gyalecta jenensis Peltigera elisabethae Toninia sedifolia Halbtrockenwiesen (vor allem Guarda–Ardez; Ra- Caloplaca dolomiticola s.l. Hymenelia epulotica Peltigera leucophlebia Toninia taurica Für die Erhebung der Gefässpflanzen waren ver- mosch, Ruine Tschanüff), Feuchtstandorte (Tarasp, Caloplaca flavovirescens Hypocenomyce scalaris Peltigera malacea Trapeliopsis flexuosa schiedene Teams unterwegs. Neben den Mitgliedern Avrona–Lai Nair; Ramosch, Medras) und schattige Caloplaca lactea Hypogymnia austerodes Peltigera polydactylon Trapeliopsis granulosa der AGEO (Arbeitsgruppe Einheimische Orchideen Waldstandorte (Clemgia-Schlucht, Val Sinestra) Aargau) wurde vor allem das Untersuchungsgebiet – Betrachten wir die Verbreitungskarten, hat das Caloplaca oasis Hypogymnia bitteri Peltigera praetextata Tremolecia atrata Val Sinestra zusätzlich von Conny Thiel-Egenter auf- Unterengadin eine Scharnierfunktion: Eine Reihe Caloplaca pusilla Hypogymnia farinacea Peltigera venosa Tuckermanopsis chlorophylla genommen. Sie fand dort 161 Arten, wovon 43 Arten von ostalpinen Pflanzen haben hier ihre west­ Caloplaca saxicola Hypogymnia physodes Pertusaria albescens Umbilicaria cylindrica auch in der Liste der AGEO enthalten waren. Die lichsten Vorkommen, westalpine Pflanzen ihre Caloplaca sinapisperma Hypogymnia tubulosa Pertusaria amara Umbilicaria deusta Gesamtzahl der nachgewiesenen Pflanzenarten am östlichsten. Caloplaca stillicidiorum Icmadophila ericetorum Pertusaria aspergilla Umbilicaria hirsuta GEO-Tag beträgt somit 287 Arten. Auf die Aufnahme Caloplaca teicholyta Imshaugia aleurites Pertusaria aspergillum Umbilicaria hyperborea herkömmlicher Arten wurde weitgehend verzichtet. Eine fast zwanzigköpfige Schar von Botanikerin- Caloplaca variabilis Lecanora argopholis Pertusaria coccodes Umbilicaria polyphylla Die in der Tabelle enthaltenen Angaben sind ohne nen und Botanikern machte sich auf die Pirsch: 16 Doppelnennungen. Die nach Untersuchungsgebiet Mitglieder der Arbeitsgruppe Einheimische Orchi- Candelaria concolor Lecanora campestris Pertusaria coccodes var. Umbilicaria torrefacta petraea Candelariella antennaria Lecanora carpinea Pertusaria corallina Usnea barbata Candelariella aurella Lecanora cenisia Pertusaria lactea Usnea dasypoga Candelariella commutata Lecanora cf. semipallida Pertusaria pseudocorallina Usnea florida Candelariella efflorescens agg. Lecanora chlarotera Phaeophyscia ciliata Usnea hirta Candelariella vitellina Lecanora circumborealis Phaeophyscia orbicularis Usnea lapponica Candelariella xanthostigma Lecanora crenulata Phaeophyscia sciastra Usnea subfloridana Catillaria lenticularis Lecanora dispersa Phlyctis argena Usnea subfloridiana Cetraria aculeata Lecanora frustulosa Physcia adscendens Usnea substerilis Cetraria islandica ssp. islandica Lecanora intricata Physcia aipolia Varicellaria lactea Chaenotheca chrysocephala Lecanora lojkaeana Physcia caesia Verrucaria mortarii Chaenotheca furfuracea Lecanora polytropa Physcia dubia Verrucaria nigrescens Chaenotheca hispidula Lecanora pseudosarcopidoides Physcia phaea Vulpicida pinastri Chaenotheca trabinellum Lecanora rupicola Physcia tenella Xanthoparmelia conspersa Chaenotheca trichialis Lecanora rupicola ssp. rupicola Physconia grisea Xanthoparmelia pulla Chaenothecopsis pusilla Lecanora saxicola Physconia muscigena Xanthoparmelia stenophylla Chrysothrix candelaris Lecanora semipallida Placidium rufescens Xanthoria candelaria Chrysothrix chlorina Lecanora varia Placopyrenium fuscellum Xanthoria elegans Chrysotrix candelaris Lecidea fuscoatra Placynthium nigrum Xanthoria fulva Chrysotrix chlorina Lecidea lapicida Pleopsidium flavum Xanthoria parietina Cladonia amaurocraea Lecidea lithophila Porpidia flavicunda Xanthoria polycarpa Cladonia arbuscula Lecidea tessellata Porpidia macrocarpa Xanthoria sorediata Cladonia bellidiflora Lecidella carpathica Protoblastenia incrustans Xanthoria ucrainica Cladonia cenotea Lecidella elaeochroma Protopannaria pezizoides Xylographa soralifera Cladonia chlorophaea Lecidella stigmatea Pseudevernia furfuracea

Abb. 5: Ophrys insectifera im Untersuchungsgebiet 4, Abb. 6: Am GEO-Tag 2014 wurden insge­samt 287 Blüten­ Martinatsch (Foto: Roland Wüest). pflanzen festgestellt (Foto: Angelika Abderhalden).

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deen AGEO und drei Botaniker von den Universi- rigen Waldvögleins – Cephalanthera longifolia ist als Tab. 4: Orchideen und Pflanzen ohne Mehrfachnennung nach Standort (Mitglieder der AGEO und Conny Thiel-Egenter täten Innsbruck und Leiden NL. Diese erfolgreiche glücklicher Fund zu bezeichnen, wurde diese Art im (FORNAT AG, Zürich). «Personalvermittlung» ist Joe N. Meier, Attelwil AG, Engadin erst im Jahr 2013 gefunden. Abkürzung: TWW= Trockenwiesen und Weiden zu verdanken, der sich als Mitglied der AGEO seit Unter den Nicht-Orchideen ist der bei der Rui- Jahren für die Flora der Grossgemeinden Scuol und ne Tschanüff, Ramosch, vorkommende Kugelginster Orchideen und übrige Pflanzenarten nach Lebensraum Valsot einsetzt. Die Fokussierung auf Orchideen ist – Genista radiata hervorzuheben: In der Schweiz bei diesem Hintergrund wenig verwunderlich. kommt er nur hier und in der Walliser Gemeinde Art Lebensraum Art Lebensraum Wenn wir die Fundlisten genauer ansehen, sind Crans-Montana vor. Selten ist auch das oberhalb Vnà Achillea millefolium Goldhaferwiese Carex davalliana Gebüsch Hang/Bächlein 23 Orchideenarten beobachtet worden, zusätz- beobachtete Kopfige Läusekraut – Pedicularis ro­ Acinos arvensis Bergwiese-Weide Carex ericetorum TWW lich zwei weiss blühende Varianten und vier nicht stratocapitata. Erwähnenswert ist ferner der Fund Aconitum lycoctonum Nasswiese Carex flacca TWW einfach zu bestimmende Hybriden aus der Gattung des Rätischen Enzians – Gentiana germanica subsp. Aconitum vulparia feuchte Hochstaudenflur Carex montana TWW Dactylorhiza-Fingerwurz und zwei der Gattung rhaetica in der gleichen Gegend. mit Kalkfels Carex nigra Gebüsch Hang/Bächlein Gymnadenia-Handwurz. Alchemilla vulgaris Goldhaferwiese Die Botaniker hofften auch, das in den Ostalpen Carex ornithopoda feuchte Hochstaudenflur Alopecurus pratensis Goldhaferwiese mit Kalkfels heimische Rote Männertreu – Nigritella rubra nach- weisen zu können; zwei alte Angaben haben sich Anchusa officinalis Hangmoor Carex panicea Gebüsch Hang/Bächlein leider als Kreuzungen von Gymnadenia conopsea x Antennaria dioica Föhrenwald Carex paniculata Gebüsch Hang/Bächlein Nigritella rhellicani und damit als Fehlbestimmun- Anthericum liliago Hangmoor Carex sempervirens TWW gen erwiesen. Ein einzelnes Exemplar des Langblätt- Anthoxanthum odoratum Hochstaudenflur Carum carvi Fettwiese Anthriscus sylvestris Nasswiese, Hangmoor Centaurea jacea Fettwiese Anthyllis vallesiaca TWW Centaurea scabiosa Bergwiese-Weide Anthyllis vulneraria Nadelmischwald Centaurea scabiosa Nasswiese, Hangmoor ssp. alpestris Aquilegia vulgaris Nadelmischwald Cephalanthera longifolia Föhrenwald Arabis ciliata Goldhaferwiese Cerastium arvense feuchte Hochstaudenflur Arenaria serpyllifolia Goldhaferwiese mit Kalkfels Arrhenaterum elatius Saum Cerastium fontanum Goldhaferwiese Artemisia absinthium Trockenrasen Cerinthe glabra Nasswiese Artemisia campestris Trockenrasen Chaerophyllum aureum Saum Artemisia vulgaris Saum Chenopodium bonus-henricus Trockenrasen Asperula cynanchica Trockenrasen Cirsium acaule Magerwiese Aster alpinus Flachmoor Cirsium eriophorum Trockenrasen, Hecke Astragalus glycyphyllos Trockenrasen, Hecke Cirsium helenoides Nasswiese, Hangmoor Astragalus onobrychis Trockenrasen Clematis alpina Nasswiese Biscutella laevigata Nasswiese Clinopodium vulgare Saum Botrychium lunaria Flachmoor Coeloglossum viride Hangmoor, Briza media Nasswiese Bergwiese-Weide Bromus erectus Trockenrasen Colchium autumnale Nasswiese Buphtalmum salicifolium Bergwiese-Weide Consolida regalis Acker Campanula barbata Hangmoor, Convolvulus arvensis Dorf Bergwiese-Weide Corallorhiza trifida Nadelmischwald Campanula glomerata Bergwiese-Weide Cortusa matthioli Hangmoor, Campanula rapunculoides Goldhaferwiese Bergwiese-Weide Campanula rotundifolia Nasswiese, Hangmoor Cotoneaster integerrimus TWW Campanula scheuchzeri Gesteinsschutt, Cotoneaster tomentosus Trockenrasen Nadelmischwald Crepis aurea Nasswiese Carduus defloratus feuchte Hochstaudenflur Crepis biennis Nasswiese, Hangmoor mit Kalkfels Cuscuta epithymum TWW Carduus nutans Trockenrasen, Hecke Cuscuta europaea Gesteinsschutt/Halb- Carex caryophyllea Trockenrasen Trockenrasen Abb. 7: Artenreiche Wiese im Unterengadin (Foto: Angelika Abderhalden).

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Art Lebensraum Art Lebensraum Art Lebensraum Art Lebensraum Cypripedium calceolus Nadelmischwald Genista radiata Trockenrasen Listera cordata Nadelmischwald Polemonium caeruleum Halb-Trockenrasen Dactylis glomerata Fettwiese Gentiana acaulis Flachmoor Listera ovata Nasswiese Polygala comosa TWW Dactylorhiza cruenta Nasswiese Gentiana asclepiadea Nadelmischwald Lonicera xylosteum Hochstaudenflur Polygonatum verticillatum Rottannenwald, artenreiche Heuwiese Dactylorhiza fuchsii Bergwiese-Weide, Gentiana campestris Bergwiese-Weide, Lotus alpinus Nasswiese Hangmoor Hangmoor Polygonum bistorta Nasswiese, Hangmoor Lotus corniculatus Goldhaferwiese Dactylorhiza incarnata subsp. Flachmoor Gentiana cruciata Bergföhrenwald, Polygonum viviparum Nasswiese Lotus maritimus Gebüsch Hang/Bächlein incarnata Nadelmischwald Potentilla erecta Gebüsch Hang/Bächlein Luzula nivea Föhrenwald Dactylorhiza incarnata subsp. Hangmoor, Bergwiese- Gentiana germanica Hangmoor, Potentilla neumaniana Saum pulchella Weide subsp. rhaetica Bergwiese-Weide Maianthemum bifolium Rottannenwald, artenreiche Heuwiese Potentilla pusilla Trockenrasen Dactylorhiza incarnata Hangmoor, Bergwiese- Gentiana utriculosa Hangmoor, var. haematodes Weide Bergwiese-Weide Medicago falcata Trockenrasen Primula farinosa Flachmoor Dactylorhiza lapponica Hangmoor, Bergwiese- Gentiana verna Hangmoor, Medicago sativa Goldhaferwiese Prunella grandiflora Trockenrasen Weide Bergwiese-Weide Melampyrum pratense Föhrenwald Prunella vulgaris TWW Dactylorhiza majalis Nasswiese Geranium pratense Trockenrasen Melampyrum sylvaticum Hangmoor Prunus padus Hochstaudenflur Dianthus carthusianorum Trockenrasen Geranium pyrenaicum Trockenrasen, Hecke Melica nutans feuchte Hochstaudenflur Prunus spinosa Trockenrasen Dianthus sylvestris Trockenrasen Geranium robertianum Saum mit Kalkfels Pseudolysimachion spicatum Trockenrasen, Hecke Digitalis lutea Gesteinsschutt/Halb- Geranium silvaticum Hangmoor Menyanthes trifoliata Hangmoor Trockenrasen Pseudorchis albida Nasswiese Geum rivale Nasswiese Moneses uniflora Nadelmischwald Draba nemorosa Magerwiese Pulmonaria vulgaris Nasswiese Globularia bisnagrica Flachmoor Myosotis arvensis Goldhaferwiese Draba stylaris feuchte Hochstaudenflur Pulsatilla alpina subsp. apiifolia Halb-Trockenrasen Gymnadenia conopsea Nasswiese Nigritella rhellicani Flachmoor, mit Kalkfels Pyrola rotundifolia Hangmoor Bergwiese-Weide Gymnadenia odoratissima Gesteinsschutt, Echium vulgare Trockenrasen Hecke Ranunculus acris Goldhaferwiese Nadelmischwald Onobrychis viciifolia Nasswiese Epipactis palustris Hangmoor, Helianthemum nummularium Trockenrasen Ranunculus platanifolius Hochstaudenflur Bergwiese-Weide Onobrychis montana Trockenrasen ssp. obscurum Reseda lutea Gebüsch Hang/Bächlein Equisetum arvense Gebüsch Hang/Bächlein Ophrys insectifera Hangmoor Helicotrichon pubescens Goldhaferwiese Rhamnus cathartica Saum, Hecke Equisetum palustris Gebüsch Hang/Bächlein Orchis ustulata subsp. ustulata Bergwiese-Weide Hepatica nobilis feuchte Hochstaudenflur Rhamnus pumila Trockenrasen Eriophorum angustifolium Flachmoor mit Kalkfels Paris quadrifolia Hangmoor Rheum rhabarbarum verfestigtes Konglome- Parnassia palustris Flachmoor Eriophorum latifolium Gebüsch Hang/Bächlein Heracleum sphondylium Goldhaferwiese ratgestein Pedicularis palustris Flachmoor Eryngium alpinum TWW Hieracium murorum feuchte Hochstaudenflur Rhinanthus alectorolophus Bergwiese-Weide mit Kalkfels Pedicularis rostratocapitata Flachmoor Euphorbia cyparissias Nasswiese Rhinanthus minor TWW Hieracium pilosella Magerwiese Petrorhagia saxifraga Trockenrasen Euphorbia helioscopia TWW Rosa caesia Gebüsch Hang/Bächlein Hieracium piloselloides TWW oreoselinon Föhrenwald Euphrasia cf. hirtella TWW Rosa canina Trockenrasen, Hecke Hippocrepis comosa Magerwiese Phyteuma betonicifolium Föhrenwald Festuca ovina Goldhaferwiese Rosa glauca TWW Hymenolobus pauciflorus verfestigtes Konglome- Festuca sulcata (rupicola) Trockenrasen Phyteuma orbiculare Föhrenwald ratgestein Rosa villosa Saum Festuca vallesiaca Goldhaferwiese Picris hieracium Goldhaferwiese Iris x squalens Trockenrasen Rosa vosagiaca TWW Filipendula ulmaria Nasswiese, Hangmoor Pimpinella major Goldhaferwiese Juncus articulatus Gebüsch Hang/Bächlein Rubus idaeus Hochstaudenflur Fragaria vesca feuchte Hochstaudenflur Pinguicula vulgaris Hangmoor Juniperus sabina Trockenrasen, Hecke Rumex acetosa Fettwiese mit Kalkfels Plantago lanceolata Goldhaferwiese Knautia arvensis Goldhaferwiese Sagina apetala Dorf Fumaria schleicheri verfestigtes Konglome- Plantago major feuchte Hochstaudenflur Salix caprea Hochstaudenflur ratgestein Knautia dipsacifolium Hochstaudenflur mit Kalkfels Salvia pratensis Trockenrasen Fumaria vaillantii TWW Koeleria macrantha Trockenrasen Plantago media Nasswiese Sambucus nigra Saum Galium album Trockenrasen Lappula squarrosa Mauer Plantago serpentina Trockenrasen Sanguisorba officinalis Hangmoor Galium anisophyllon feuchte Hochstaudenflur Larix decidua Hochstaudenflur Platanthera bifolia Nadelmischwald mit Kalkfels Saponaria ocymoides Trockenrasen, Hecke Laserpitium latifolium Gesteinsschutt/ Platanthera chlorantha Nadelmischwald Galium boreale feuchte Hochstaudenflur Halb-Trockenrasen Saxifraga aizoides Flachmoor mit Kalkfels Poa annua feuchte Hochstaudenflur Laserpitium siler Trockenrasen mit Kalkfels Saxifraga paniculata feuchte Hochstaudenflur Galium lucidum TWW mit Kalkfels Lathyrus pratensis Goldhaferwiese Poa molinerii TWW Galium verum Trockenrasen Scabiuosa columbaria TWW Leontodon hispidus Goldhaferwiese Poa pratensis Goldhaferwiese Galium verum ssp. wirtgenii Gesteinsschutt/Halb- Lilium martagon Rottannenwald, arten­ Sedum acre Trockenrasen Trockenrasen Poa trivialis Goldhaferwiese reiche Heuwiese

50 51 Jber. Natf. Ges. Graubünden 119 (2016) Jber. Natf. Ges. Graubünden 119 (2016)

Art Lebensraum Art Lebensraum 4.4 Weichtiere (Mollusken) Sempervivum arachnoideu Föhrenwald Verbascum nigrum Gebüsch Hang/Bächlein Sempervivum montanum Halb-Trockenrasen Veronica chamaedrys Goldhaferwiese Autor: Jörg Rüetschi Sempervivum tectorum Föhrenwald Veronica montana feuchte Hochstaudenflur Nachgewiesene Arten: Mindestens 47, eventuell mit Kalkfels mehrere Pisidienarten Senecio rupestris Dorf Veronica officinalis Föhrenwald Besonderheiten: Mit Oxychilus clarus wurde bei Seseli libanotis Saum Veronica teucrium Trockenrasen, Hecke Tschlin eine der am seltensten nachgewiesenen Ar- Silene alba TWW ten der Schweiz gefunden. Von Chondrula tridens Veronica urticifolia Saum Silene dioica Magerwiese gibt es in Graubünden nur noch einen weiteren al- Vicia cracca Bergföhrenwald, Silene flos-jovis Rottannenwald, ten Fundort bei Landquart. Arion vulgaris sowie Ce­ Nadelmischwald artenreiche Heuwiese paea hortensis und C. nemoralis sind im Engadin nur Vicia sepium Goldhaferwiese Silene nutans feuchte Hochstaudenflur wenig nachgewiesene Arten, erstere als invasive Art mit Kalkfels Vincetoxicum hirundinaria Trockenrasen erstmals 2008. Silene pratensis Trockenrasen, Hecke Viola arvensis Nasswiese, Hangmoor Silene rupestris Föhrenwald Viola hirta TWW Im Unterengadin sind insgesamt 113 Weichtierar- Silene viscaria Föhrenwald Viola tricolor Dorf ten nachgewiesen (CSCF, 2015), in der benachbarten Abb. 9: Engadiner Felsenschnecke – Chilostoma adelzona rhaeticum (Foto: Bruno Baur). Silene vulgaris Gesteinsschutt, Val Müstair 77 Arten (Baur et al. 2014). Am GEO-Tag Nadelmischwald 2014 wurde aus Zeitgründen nur zwischen 1200 und Sisymbrium strictissimum Trockenrasen, Hecke 1700 m ü. M. gesammelt und ohne Streueproben. Da- Funde der Engadiner Felsenschnecke (Ch. adelozo­ Stachys alpina Halb-Trockenrasen durch entfallen aus methodischen Gründen diver- na rhaeticum). Sie kommt lokalendemisch primär se (sub-)alpine und kleine Arten, die nicht bestätigt im Engadin vor. Das gesamte Areal der verletzlichen Stachys recta Acker, Trockenrasen werden konnten. Dazu kam, dass der Boden trocken Art umfasst nebst dem Engadin das Puschlav, Teile Stipa pennata Halb-Trockenrasen war, wodurch der Sammelerfolg ebenfalls geschmä- des Veltlins und das Inntal bis Landeck. Sie lebt an Taraxacum officinalis Goldhaferwiese lert wurde. Mit Hilfe der alten Funde wurde versucht, spaltenreichen Felsen und sekundär an alten Mau- Teucrium montanum Trockenrasen möglichst viele seltene Arten (wieder) zu finden. Mit ern, an denen sie Gesteinsflechten abraspelt. Thalictrum minus Bergwiese-Weide der Farblosen Glanzschnecke (O. clarus) und der Die Ausbreitung der invasiven Spanischen Weg- Thalictrum foetidum Halb-Trockenrasen Dreizahn-Vielfrassschnecke (Ch. tridens) gelangen schnecke (A. vulgaris), die erst vor wenigen Jahren Thesium alpinum Flachmoor die spektakulärsten Funde. Von ersterer, die vom ins Unterengadin eingeschleppt wurde, sollte im Aussterben bedroht ist (Rüetschi et al. 2012), gibt Auge behalten werden. Noch vor zwanzig Jahren Thesium pyrenaicum Hangmoor, Halb-Trockenrasen es schweizweit nur wenige Fundorte im Unterenga- nur unterhalb 1000 m ü. M. gefunden, kann sie sich Thymus pulegioides Trockenrasen din sowie zwei in der Landschaft Davos. Letztere, wegen der Klimaerwärmung in andern Gebieten der stark gefährdete Art, wurde 1994 von R. Reinalter Alpen unterdessen bis auf rund 2000 m ü. M. halten. Thymus serpyllum Goldhaferwiese bei Scuol gefunden. An derselben Strassenböschung Trotz der methodischen und zeitlichen Einschrän- Tofieldia calyculata Nadelmischwald kommt diese (Halb-)Trockenrasenart immer noch kung konnten mit mindestens 47 Arten eine stattli- Tragopogon orientalis Goldhaferwiese vor. Der Fundort ist zudem einer der höchst gelege- che Anzahl nachgewiesen werden. Dies spricht für Tragopogon pratensis Nasswiese, Hangmoor nen in der Schweiz. Bemerkenswert sind auch die eine reichhaltige Landschaft, die nach dem Rückzug Traunsteinera globosa Bergwiese-Weide der Gletscher durch die Schnecken schnell wieder Trifolium aureum Halb-Trockenrasen besiedelt werden konnte. Dabei wirkt es förderlich, Trifolium montanum Bergwiese-Weide dass es auch diverse kalkhaltige Gesteine gibt, die Material für den Gehäusebau liefern. Die Funddaten Trifolium pratense Goldhaferwiese wurden an die Datenbank des Faunistischen Daten- Trifolium repens Goldhaferwiese zentrums der Schweiz (CSCF) gemeldet. Trisetum flavescens Goldhaferwiese Trollius europaeus Gesteinsschutt, Nadelmischwald Urtica dioica Saum Vaccinium vitis-idaea Nadelmischwald Valeriana officinalis feuchte Hochstaudenflur mit Kalkfels Valeriana triperis feuchte Hochstaudenflur mit Kalkfels

Veratrum album Nasswiese, Hangmoor Abb. 8: Jörg Rüetschi beim Absuchen nach Landschnecken Verbascum lychnitis Saum (Foto: Angelika Abderhalden).

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Tab. 5: Weichtiere in verschiedenen Untersuchungsgebieten. Datum 27.6. 28.6. Abkürzungen: anat. = anatomische Bestimmung, cf. = confer (lat.), «vergleiche», die Bestimmung der Art stimmt nicht mit Sicher­ Ort Tschlin Scuol Tarasp Scuol Ftan Scuol Scuol Scuol heit, sp., spec. = Species (lat.), wird oft geschrieben, wenn die Gattung, aber nicht die dazugehörende Art bestimmt werden kann. Flurname Puzzins Puzzins Munt Lai Nair Ausgang Glocken- Pit- Cor­ God Rab- Baselgia Clemgia- turm schen gnanca da Rès lönch Schlucht Artenliste Weichtiere, GEO-Tag der Artenvielfalt Unterengadin 2014 Jörg Rüetschi, gesammelt und determiniert: 47 Arten Höhe 1370 1260 1200 1545 1200 1640 1660 1580 1400 1280 m ü. M.

Datum 27.6. 28.6. Delarze LR Nr. 6.6.4 6.6.4 4.2 2.2 4.2 4.2 9.2 1.3.2 6 3.2

Ort Tschlin Scuol Tarasp Scuol Ftan Ftan Scuol Scuol Scuol Gattung Art Lärchen- Lärchen- Trocken- Flach- Trocken- Trocken- Siedlung Kalk- Wald Strassen­ Flurname Puzzins Puzzins Munt Lai Nair Ausgang Glocken- Pit- Cor­ God Rab- wald wald rasen moor rasen rasen Quellflur bord Baselgia Clemgia- turm schen gnanca da Rès lönch Schlucht Fruticicola fruticum x x

Höhe 1370 1260 1200 1545 1200 1640 1660 1580 1400 1280 Candidula unifasciata x m ü. M. Euomphalia strigella x x x x Delarze LR Nr. 6.6.4 6.6.4 4.2 2.2 4.2 4.2 9.2 1.3.2 6 3.2 Petasina unidentata x x Lärchen- Lärchen- Trocken- Flach- Trocken- Trocken- Siedlung Kalk- Wald Strassen­ Gattung Art Trochulus hispida x wald wald rasen moor rasen rasen Quellflur bord Trochulus sericea x Galba truncatula x Xerolenta obvia x x x Anisus septem­ x gyratus Arianta arbustorum x x x x Cochlicopa lubrica x Causa holosericea x Cochlicopa lubricella x Cepaea hortensis x Abida secale x x Cepaea nemoralis x x Pupilla muscorum x Chilostoma adelozona x x Pupilla triplicata x Helix pomatia x x x x Vallonia costata x x Anodonta cygnea x Columella edentula x x Pisidium sp. x Vertigo antivertigo x Chondrula tridens x Ena montana x Jaminia quadridens x x 4.5 Spinnen (Araneae) Merdigera obscura x x Autor: Alexandre Gouskov, FORNAT AG, Zürich Zebrina detrita x x

Laciniaria plicata x Die Artenliste der Spinnen ist mit insgesamt 18 Ar- Macrogastra plicatula x x ten aus Tarasp und Ramosch kurz. Der ausbleibende Succinea putris x x Regen liess feuchte Standorte austrocknen, und da- Succinella oblonga x mit waren die typischen Arten dieser Lebensräume Discus ruderatus x x nicht vorhanden. Euconulus fulvus cf. x So war die morgendliche Suche per Handfang und Kescher in Tarasp weitgehend erfolglos. Erst am Euconulus praticola x x Nachmittag in Ramosch mit schönen Felsensteppen Aegopinella minor cf. x x x war ich erfolgreicher. Zudem wurden keine Nacht- Oxychilus clarus x fänge durchgeführt, was ebenfalls die Artenzahl li- Abb. 10: Aufnahmegebiet in Tarasp, Kescherfang Morlina glabra x mitiert. (Foto: Alexandre Gouskov). Nesovitrea hammonis x Nesovitrea petronella x x Lehmannia marginata x Deroceras agreste x Deroceras laeve x Arion vulgaris x x Arion fuscus x anat. x anat.

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Tab. 6: Am GEO-Tag gefundene Spinnenarten, gefangen und bestimmt von Alexandre Gouskov.

Spinnenarten am GEO-Tag 2014 im Unterengadin Familie Gattung Art Ort Lebensraum Araneidae Aculepeira ceropegia Tarasp Hochstauden See Salticidae Aelurillus v-insignitus Ramosch Felsblock in Wiese/Felsflur Araneidae Araniella cucurbitina Ramosch lockerer Wald Aue Linyphiidae Diplocephalus cristatus Ramosch lockerer Wald Aue Gnaphosidae Drassyllus praeficus Ramosch Felsflur auf Weg davor Theridiidae Enoplognatha ovata Ramosch lockerer Wald Aue Linyphiidae Frontinellina frutetorum Ramosch Felsflur Linyphiidae Neriene emphana Ramosch lockerer Wald Aue Linyphiidae Neriene radiata Ramosch lockerer Wald Aue/Felsblock Lycosidae Pardosa amentata Ramosch, Tarasp Sumpf Feuchtwiese Lycosidae Pardosa bifasciata Ramosch, Tarasp Felsblock in Wiese Felsflur Lycosidae Pardosa blanda Tarasp Felsflur/Ruderalfläche Lycosidae Pardosa lugubris-Gruppe Ramosch Felsflur/lockerer Wald Aue Theridiidae Phylloneta sisyphia Ramosch lockerer Wald Aue Pisauridae Pisaura mirabilis Ramosch Felsflur Salticidae Salticus scenicus Tarasp Wald Tetragnathidae Tetragnatha extensa Ramosch, Tarasp Halbschatten Farne Hochstauden See Lycosidae Xerolycosa nemoralis Ramosch, Tarasp Felsflur

Abb. 11: Waldweide bei Tarasp mit Formica lugubris und Formicoxenus nitudulus als Gastameise (Foto: Holger Martz).

4.6 Ameisen und Bienen lebenden Wespen und Bienen bringt das weibliche sich die Suche nach ihren Nestern. Diese vollzog Den Arten, die nur Baumkronen bewohnen, wur- (Hymenoptera, Aculeata partim) Geschlecht eine Kastendifferenzierung und damit sich für am Boden nistende Arten durch ihre ober- de bei dieser Untersuchung methodisch keine Be- einhergehend eine Arbeitsteilung mit sich. Begat- flächennahe Aufzucht der Brut innerhalb der Vegeta- achtung geschenkt. Erzielt wurde so der Nachweis Autor: Holger Martz, Konstanz, Hansueli Tinner, tete Weibchen gründen selbständig, im Team oder tionsperiode insbesondere durch Untersuchung der von 26 Ameisenarten, wobei die Vertreter der Gat- Landquart sozialparasitisch (in Wirtsnestern) ihre eigene Volks- oberen Bereiche unter Steinen. Aber auch Gras- und tung Tetramorium und ein Lasius der Untergattung Nachgewiesene Arten: Stechimmen: 84 Arten (von gemeinschaft und werden so zu Königinnen, die Moosbulten, Pflanzenstängel, Totholz und Schne- Chthonolasius noch seiner endgültigen Bestimmung allen Standorten der beiden Experten), 18 Arten wur- Genera­tion um Generation nicht reproduktive Arbei- ckengehäuse können Ameisenvölker beherbergen harren. Sehr erfreulich waren wie erwähnt die Nach- den von beiden Experten nachgewiesen terinnen hervorbringen. Letztere sind stets ungeflü- und wurden inspiziert. Ebenso wurde nach Material- weise von Formica picea und Myrmica vandeli am Ameisen: 26 Arten (Holger Martz) gelt und übernehmen Aufgaben wie die Verteidigung hügeln (Solarien) Ausschau gehalten, die vor allem Lai Nair sowie von Formica truncorum. Besonderheiten: Stechimmen (Hansueli Tinner): von Territorien, die Nahrungsbeschaffung und die bei Waldameisen augenfällig sind. Aus meiner Sicht sind die Grabwespe Ammophila Brutfürsorge. Die Königinnen reduzieren ihre Tätig- campestris Lat. und die Goldwespe Hedychrum ger­ keiten auf das Zusammenhalten des Volkes und die stäckeri Che. erwähnenswert, beide habe ich in die- Fortpflanzung. Mit der Zeit und wachsender Volks- ser Region noch nie gefunden. stärke werden neben Arbeiterinnen auch Männchen Ameisen (Holger Martz): Nachweise von Formica und Gynen (Vollweibchen) herangezogen, die sich picea und Myrmica vandeli am Lai Nair sowie von verpaaren. Die Jungköniginnen können ihrerseits Formica truncorum. neue Nester gründen oder – bei polygynen Arten – auch im Mutternest Aufnahme finden, was solche Ameisen (Holger Martz) Nester noch langlebiger macht, als sie durch das ver- Auch wenn man es dem Gros der Individuen nicht gleichsweise hohe Alter, das Königinnen erreichen ansieht, zählen Ameisen zur Gruppe der Wehrstachel können (Jahrzehnte), ohnehin schon sind. Auch auf- tragenden Hautflügler. Bei zwei der vier heimischen grund dieser Staatenbildung stellen Ameisen eine der Unterfamilien ist dieser Stachel reduziert, stattdes- dominanten Gruppen terrestrischer Ökosysteme dar. sen werden Drüsensekrete (z. B. Ameisensäure) zur Da zuweilen zur Artbestimmung mehrere Indivi- Verteidigung eingesetzt. Wie bei anderen eusozial duen eines Volkes benötigt werden, konzentrierte

56 57 Jber. Natf. Ges. Graubünden 119 (2016) Jber. Natf. Ges. Graubünden 119 (2016)

Tab. 7: Nach Fundort aufgelistetet Ameisenarten. Tab. 8: Arten der Stechimmen, gefunden und determiniert von Hansueli Tinner. Die nachfolgende Liste enthält die im Untersuchungsgebiet 1 gefundenen Stechimmenarten. Ameisenarten verschiedener Gebiete am GEO-Tag der Artenvielfalt 2014, Holger Martz

Sammeldaten der Stechimmen (Aculeata) Gattung Art Lavin Guarda Tarasp Ramosch Hansueli Tinner, Rheinstrasse 2, CH-7302 Landquart Camponotus herculeanus x Formica cunicularia x x Gem. Coordx Coordy Höhe Gattung Art G Bemerkungen Formica fusca x x Ardez 809500 184400 1560 Andrena bicolor (Fab.) m Sandbiene. Männchen einer zweiten Generation Formica lugubris x Ardez 809200 184400 1590 Anthidium byssinum (Pan.) m Harzbiene Formica picea x Ardez 810000 184000 1570 Apis mellifera (Li.) w A Arbeiterin der Honigbiene Formica polyctena x Guarda 807200 183600 1430 Bombus hortorum (Li.) w A Arbeiterin der Gartenhummel Formica rufa x Ardez 810200 184300 1570 Bombus pascuorum (Sco.) w A Arbeiterin der Ackerhummel Formica sanguinea x Guarda 807200 183600 1430 Bombus sicheli (Rad.) w A Arbeiterin der Höhenhummel Formica selysi x Ardez 810200 184300 1550 Bombus soroeensis (Fab.) w A Arbeiterin der Distelhummel Formica truncorum x Ardez 810200 184300 1570 Bombus sylvarum (Li.) w A Arbeiterin der Waldhummel Formicoxenus nitidulus x Ardez 808500 184300 1660 Chelostoma florisomne (Li.) w Scherenbiene. Für Pollen auf Lasius flavus x x x Ranunculus spezialisiert Lasius fuliginosus x x Ardez 810200 184300 1560 Chelostoma rapunculi (Lep.) m Scherenbiene. Für Pollen auf Campanula spezialisiert Lasius niger x x Ardez 809200 184300 1600 Eucera longicornis (Li.) w Langhornbiene. Für Pollen auf Lasius paralienus x x Fabaceae spezialisiert Lasius spec. x Ardez 810600 184200 1500 Hylaeus confusus (Nyl.) m Maskenbiene. Wahrscheinlich Leptothorax acervorum x x x polylektisch Manica rubida x Ardez 810200 184300 1550 Lasioglos- albipes (Fab.) w Furchenbiene. Polylektische Art sum Myrmica rubra x x Ardez 809800 184300 1560 Lasioglos- leucozonium w Furchenbiene. Polylektische Art Myrmica ruginodis x sum (Schr.) Myrmica sabuleti x x Ardez 809200 184300 1600 Megachile nigriventris m Blattschneiderbiene. Für Pollen Myrmica scabrinodis x (Sche.) auf Fabaceae spezialisiert Myrmica schencki x Guarda 807100 183700 1500 Megachile pyrenaica (Lep.) w Mörtelbiene. Wahrscheinlich auf Fabaceae spezialisiert Myrmica vandeli x Guarda 807100 183800 1540 Nomada fabriciana (Li.) w Wespenbiene. Schmarotzer bei Temnothorax tuberum x Andrena-Arten Tetramorium spec. x x Guarda 807100 183800 1560 Nomada similis (Mor.) m Wespenbiene. Schmarotzer bei Panurgus banksianus Ardez 810200 184300 1560 Osmia aurulenta (Pan.) w Mauerbiene. Nistet in leeren Schneckenhäusern Ardez 810200 184300 1570 Osmia lepeletieri (Per.) w Mauerbiene. Mörtelt ihre Nester an Mauern und Steinen Guarda 807200 183800 1540 Osmia spinulosa (Kir.) m Mauerbiene. Nistet in leeren Schneckenhäusern Ardez 810200 184300 1570 Panurgus banksianus (Kir.) m Zottelbiene. Sammelt Pollen auf Asteraceae Guarda 807100 183800 1540 Sphecodes ephippius (Li.) w Blutbiene. Schmarotzer bei Furchenbiene Guarda 807200 183800 1550 Stelis phaeoptera (Kir.) m Düsterbiene. Schmarotzer bei Mauerbienen Guarda 807900 184200 1620 Ancistrocerus oviventris (Wes.) w Solitäre Faltenwespe. Mörtelt ihr Nest an Steine Guarda 807200 183700 1480 Gymnomerus laevipes (Shu.) w Solitäre Faltenwespe. Erbeutet Blattkäferlarven Guarda 807900 184200 1620 Odynerus reniformis (Gme.) m Solitäre Faltenwespe. Weibchen erbeuten Rüsselkäferlarven

58 59 Jber. Natf. Ges. Graubünden 119 (2016) Jber. Natf. Ges. Graubünden 119 (2016)

Gem. Coordx Coordy Höhe Gattung Art G Bemerkungen 4.7 Schmetterlinge (Lepidoptera) beste Bedingungen bis zum Morgengrauen. Der Guarda 807900 184200 1620 Stenodyne- picticrus (Tho.) w Solitäre Faltenwespe. Biologie Standort auf 1300 m ü. M. im Smaragdgebiet östlich rus unvollständig bekannt Autor: Hans-Ueli Grunder, Sta. Maria, Daniel Bolt, von Ramosch, inmitten von extensiv bewirtschaf- Guarda 807700 184200 1660 Polistes biglumis (Li.) w A Arbeiterin der Feldwespe Amt für Natur und Umwelt Graubünden teten südorientierten Trockenwiesen, gesäumt von Ardez 808600 184300 1650 Agenioideus cinctellus (Spi.) m Wegwespe. Weibchen erbeuten Nachgewiesene Arten: insgesamt 212, wovon 70 in vielfältigen Heckenreihen, hielt was er versprach. Spinnen beiden untersuchten Gebieten vorkommen Der pausenlose Anflug war so vielfältig und inten- Guarda 807800 184200 1620 Arachnospila spec. w Wegwespe. Weibchen ist nicht Besonderheiten: siv, dass sich der Autor auf die Macrolepidoptera bis zur Art zu bestimmen Lomographa temerata (Schattenbinden-Weissspanner) konzentrieren musste und die Microlepidoptera ver- Guarda 807900 184200 1620 Auplopus carbonarius w Wegwespe. Erbeutet Spinnen cauchiata (Bergwald-Goldruten-Blüten- nachlässigt wurden. Insofern ist das Gesamtergebnis (Sco.) spanner) nicht ganz repräsentativ. Es kamen keine Fallen zum Ardez 809200 184400 1600 Ammophila campestris (Lat.) w Grabwespe. Beutetiere sind Cryphia ereptricula (Felswand-Lappenflechteneulchen) Einsatz und über die Anflugmenge einer Art wurde Blattwespenlarven Deltote deceptoria (Buschrasen-Grasmotteneulchen) nicht Buch geführt. Guarda 807200 183800 1540 Cerceris rybyensis (Li.) m Grabwespe. Weibchen erbeuten kleine Wildbienenarten Actinotia polyodon (Vielzahn-Johanniskrauteule) Das Sammelergebnis war erfreulich und interes- Stauropus fagi (Buchen-Zahnspinner) sant. Knapp dominierend waren erwartungsgemäss Ardez 809200 184400 1600 Ectemnius cavifrons (Tho.) w Grabwepse. Beutetiere sind Schwebfliegen die Geometriden (Spanner) mit 48 Arten gefolgt von Gebiet Ramosch (Hans-Ueli Grunder) den Noctuiden (Eulen) mit 45 Arten. Mit 5 Arten wa- Guarda 807200 183700 1480 Ectemnius continuus (Fab.) m Grabwespe. Weibchen erbeuten verschiedene Fliegen Der Autor konzentrierte sich primär auf die Erfas- ren die Notodontiden (Zahnspinner) vertreten. Die Guarda 807200 183700 1480 Ectemnius dives (Lep., Bru.) m Grabwespe. Weibchen erbeuten sung von nachtaktiven Arten mittels künstlicher Licht- Sphingidae (Schwärmer) flogen in 4 Arten an und Schwebfliegen quellen. Zu diesem Zweck wurde an einem Standort die Glucken in 1 Art. Daneben wurden 15 Arten Guarda 807200 183800 1530 Chrysis obtusidens w Goldwespe. Schmarotzer bei mit je einem Leuchtturm und einem Leuchttuch im Kleinschmetterlinge aus 5 verschiedenen Familien (Duf., Per.) solitären Faltenwepsen Abstand von ca. 80 Meter Lichtfang betrieben. Als registriert; 7 Arten konnten gegenüber der Liste von Guarda 807100 183800 1560 Hedychrum gerstäckeri (Che.) m Goldwespe. Schmarotzer bei Leuchtmittel kamen eine Quecksilberdampflampe J. Schmid von 2007 erstmals bestätigt werden. Davon Grabwespen und eine Kombination aus Leuchtstoffröhren (Super- verdienen 5 Arten eine besondere Erwähnung: Ardez 810000 184000 1570 Vespula rufa (Lin.) w A Arbeiterin der roten Wespe aktinisch und Schwarzlicht) zum Einsatz, welche mit Lomographa temerata (Schattenbinden-Weiss­ einem mobilen Elektrogenerator betrieben wurden. spanner). Die Art ist weit verbreitet, fehlte aber bis- Tab. 9: Stechimmenarten der verschiedenen Untersuchungsgebiete. (Die genauen Fangorte sind beim Autor oder Veran- Die Leuchtnacht mit Neumond, bedecktem Him- her im Engadin. Aus Südbünden existiert 1 Nachweis stalter vorhanden.) mel und relativ milder Temperatur über 10 °C bot aus dem Misox. Gemäss nicht publizierten Daten Stechimmen verschiedener Gebiete am GEO-Tag der Artenvielfalt 2014, Holger Martz

Arten der Stechimmen Arten der Stechimmen Arten der Stechimmen Andrena bicolor Ectemnius continuus Lasioglossum leucozonium Andrena combinata Ectemnius ruficornis Lasioglossum morio Andrena gelriae Entomognathus brevis Lasioglossum nitidulum Andrena proxima Eucera nigrescens Leptothorax acervorum Anthidium byssinum Gymnomerus laevipes Lestica clypeata Anthidium punctatum Halictus confusus Megachile alpicola Anthophora aestivalis Halictus rubicundus Megachile circumcincta Anthophora furcata Halictus simplex agg. Megachile lagopoda Anthophora plagiata Halictus tumulorum Myrmosa atra Arachnospila nuda Hedychrum nobile Nomada alboguttata Bombus mesomelas Heriades truncorum Osmia aurulenta Bombus pascuorum Hylaeus annulatus Osmia lepeletieri Bombus ruderarius Hylaeus confusus Osmia loti Bombus soroeensis Hylaeus duckei Osmia spinulosa Bombus subterraneus Hylaeus gibbus Polistes helveticus Bombus sylvarum Hylaeus hyalinatus Sphecodes crassus Chelostoma campanularum Hylaeus sinuatus Sphecodes gibbus Chelostoma florisomne Hylaeus styriacus Sphecodes reticulatus Chelostoma rapunculi Lasioglossum albipes Stelis nasuta Coelioxys conica Lasioglossum calceatum Trichrysis cyanea Coelioxys rufescens Lasioglossum leucopus Abb. 12: Stauropus fagi – Buchen-Zahnspinner (Foto: Daniel Bolt).

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beim CSCF handelt es sich jedoch um den Zweitfund oder des Beobachters, es wurde nie ein Beleg für Tab. 10: Artenliste der am GEO-Tag gefangenen und determinierten Lepidoptera-Arten (Hans-Ueli Grunder und Daniel Bolt). für das Engadin. das fragliche Vorkommen gefunden. Auch in der Lis- Lepidoptera – Hans-Ueli Grunder und Daniel Bolt * Nachweis in Cryphia ereptricula (Felswand-Lappenflech- te von Schmid (2007) wird die Art erwähnt mit der Ramosch (Leuchtfang an 1 Standort; 118 Arten); Hans-Ueli Grunder: Chants, 1302 m ü. M. Schmid J., 2007 teneulchen). In «Fauna Helvetica – Lepidoptera» von Angabe, dass das Vorkommen zu bestätigen ist. Der Ardez (Lichtfang an 3 Standorten; 163 Arten); Daniel Bolt 2010 steht: «Es ist möglich, dass ereptricula in der vorliegende Fund ist somit als die erste belegte Mel- Schweiz nur im Münstertal vorkommt» (Rezbanyai- dung und Bestätigung des Vorkommens im Engadin K und R Gattung, Art Ardez Ramosch Bemerkungen Jürg Reser). Mit dem genitaldeterminierten Fund im Un- zu betrachten. Schmid* terengadin ist nun eine zweite Region dieser östli- Microlepidoptera – Kleinschmetterlinge chen Art dazugekommen. Gemäss «Fauna Helvetica», Yponomeutidae – Gespinnstmotten Vol. 28, Noctuidae, 2015, handelt es sich um den 1347 Yponomeuta evonymella x Zweitfund für das Engadin. 1348 Yponomeuta padella x Deltote deceptoria (Buschrasen-Grasmotten- Plutellidae – Schleiermotten eulchen). Aus der Südschweiz ist die Art bisher nur 1525 Plutella xylostella x aus dem Tessin bekannt. In Graubünden beschränk- te sich ihr Vorkommen auf das Einzugsgebiet des Yponomeutidae – Gespinnstmotten Rheins. Der Erstnachweis aus dem Unterengadin ist 1655 Ethmia bipunctella x darum bemerkenswert. – Palpenmotten Actinotia polyodon (Vielzahn-Johanniskraut­ 3454 tessella x det. J. Schmid, Ilanz eule). In Graubünden mit Verbreitungsschwerpunkt (Linnaeus 1758) in der inneralpinen Trockenregion des Rheingebie- Tortricidae – Wickler, Blattroller tes. In den übrigen Regionen nur sehr selten oder gar 4213 Phtheochroa vulneratana x nicht gefunden. Gemäss «Fauna Helvetica», Vol. 28, Abb. 13: Eupithecia cauchiata – Bergwald-Goldruten- 4455 Eana derivana (La Harpe 1858) x det. J. Schmid, Ilanz Noctuidae, 2015, handelt es sich um den Zweitfund Blütenspanner (Belegfoto der Erstmeldung von Ardez, Daniel Bolt). 4482 Cnephasia communana x det. J. Schmid, Ilanz für das Engadin. (Herrich-Schäffer 1851) Stauropus fagi (Buchen-Zahnspinner). Letzt- Zusammengefasst konnten insgesamt 212 Arten 4578 Pandemis corylana (Fabricius 1794) x det. J. Schmid, Ilanz mals 1927 von Vorbrodt im Oberengadin bestätigt. bestätigt werden. Etwas überraschend ist der Erst- 4715 Hedya pruniana (Hübner 1799) x det. J. Schmid, Ilanz Beim gefundenen Männchen dürfte es sich um ein nachweis von 11 Macrolepidoptera-Arten für das Un- 4722 Celypha striana x det. J. Schmid, Ilanz verflogenes Tier handeln, da seine Futterpflanze, die terengadin – 7 in Ramosch, 4 in Ardez. Es ist davon (Denis, Schiffermüller 1775) Buche, im Engadin weitgehend fehlt. auszugehen, dass bei einer systematischen Durchfor- 4855 Epinotia thapsiana (Zeller 1847) x det. J. Schmid, Ilanz schung des Gebietes noch zahlreiche weitere Arten 4998 Epiblema foenella (Linnaeus 1758) x det. J. Schmid, Ilanz Gebiet Ardez (Daniel Bolt) zu den bereits bekannten 737 Macrolepidoptera da- Auch der Zweitautor konzentrierte sich primär auf zukommen werden. (Bei den Microlepidoptera exis- Pterophoridae – Federmotten die Erfassung von nachtaktiven Arten mittels künst- tieren noch keine entsprechenden Zahlen!) Gillmeria pallidactyla x licher Lichtquellen. Zu diesem Zweck wurde an drei Der statistische Vergleich bezüglich Artenspek­ 5501 Merrifieldia leucodactyla x det. J. Schmid, Ilanz Standorten auf 1320 m ü. M. (Dnons, Dossa, God da trum der beiden Leuchtstandorte Ramosch (Grunder) (Denis, Schiffermüller 1775) la Rima) mit je einem Leuchtturm (Leuchtstoffröhren, und Ardez (Bolt) zeigt, dass von den 212 total gefun- Pyralidae – Zünsler superaktinisch) Lichtfang betrieben. denen Arten 70 Arten (33 %) an beiden Standorten 5686 Pempeliella ornatella x det. J. Schmid, Ilanz Die drei Standorte wurden im Bereich von drei bestätigt werden konnten. 48 Arten (22,5 %) flogen (Denis, Schiffermüller 1775) unterschiedlichen Vegetationstypen ausgewählt: ausschliesslich in Ramosch an und 95 Arten (44,5 %) 5784 Dioryctria abietella x det. J. Schmid, Ilanz Trockenwiese, Schlehengebüsch und Lärchen-/Fich- ausschliesslich in Ardez. (Denis, Schiffermüller 1775) tenwald. 5811 Hypochalcia ahenella x det. J. Schmid, Ilanz (Denis, Schiffermüller 1775) Das Sammelergebnis war auch hier erfreulich und interessant, so dass nur einzelne Microlepidopteren Crambidae – Zünsler beiläufig erfasst werden konnten. Insgesamt konn- 6163a Scoparia italica x ten im Gebiet Ardez 163 Schmetterlingsarten regis- 6197 Eudonia sudetica (Zeller 1839) x det. J. Schmid, Ilanz triert werden; 3 Arten konnten gegenüber der Liste 6241 Chrysoteuchia culmella x det. J. Schmid, Ilanz von J. Schmid von 2007 erstmals gemeldet werden. (Linnaeus 1758) Davon verdient eine Art eine besondere Erwähnung: 6446 Cynaeda dentalis x Eupithecia cauchiata (Bergwald-Goldruten- 6605 Pyrausta purpuralis (Linnaeus 1758) x det. J. Schmid, Ilanz Blütenspanner). Die Art ist sehr lokal verbreitet und Macrolepidoptera – Grosschmetterlinge schweizweit ziemlich selten. Bereits in Vorbrodt, Lasiocampidae – Glucken Müller-Rutz (1914) wurde die Art für das Oberenga- 6744 Malacosoma castrensis x x √ din gemeldet, jedoch ohne Angabe eines Fundortes (Linnaeus 1758)

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K und R Gattung, Art Ardez Ramosch Bemerkungen Jürg K und R Gattung, Art Ardez Ramosch Bemerkungen Jürg Schmid* Schmid* 6763 Dendrolimus pini x √ 8102 Idaea aureolaria x √ Sphingidae – Schwärmer 8136 Idaea dilutaria (Hübner 1799) x x √ 6824 Laothoe populi (Linnaeus 1758) x √ 8140 Idaea humiliata (Hufnagel 1767) x x √ 6834 Sphinx pinastri (Linnaeus 1758) x x √ 8170 Idaea contiguaria x √ 6853 Hyles euphorbiae (Linnaeus 1758) x x √ 8184 Idaea aversata (Linnaeus 1758) x x √ 6858 Hyles vespertilio x nein 8205 Rhodostrophia vibicaria x x √ (Clerck 1759) 6863 Deilephila procellus (Linnaeus 1758) x x √ 8236 Scotopteryx bipunctaria x √ Papilionidae – Tagfalter 8239 Scotopteryx chenopodiata x x √ 6966 Leptidea sinapis x √ (Linnaeus 1758) 7146 Aricia artaxerxes x √ 8255 Xanthorhoe montanata x x √ Drepanidae – Sichelflügler, Eulen- und Wollrückenspinner (Denis, Schiffermüller 1775) 7481 Thyatira batis x √ 8269 Catarhoe cuculata (Hufnagel 1767) x x √ 7490 Ochropacha duplaris x √ 8274 Epirrhoe tristata (Linnaeus 1758) x x √ Geometridae – Spanner 8275 Epirrhoe alternata x √ 7527 Lomaspilis marginata x x √ 8278 Epirrhoe molluginata (Hübner 1813) x x √ (Linnaeus 1758) 8279 Epirrhoe galiata x √ 7540 Macaria alternata x √ 8289 Camptogramma bilineata x x √ 7542 Macaria liturata (Clerk 1759) x x √ (Linnaeus 1758) 7547 Chiasmia clathrata (Linnaeus 1758) x x √ 8302 Entephria caesiata x √ 7606 Plagodis pulveraria x √ 8316 Lampropteryx suffumata x √ 7613 Opisthograptis luteolata x x √ 8319 Cosmorhoe ocellata (Linnaeus 1758) x x √ (Linnaeus 1758) 8321 Nebula salicata x √ 7630 Apeira syringaria x √ 8330 Eulithis prunata (Linnaeus 1758) x x √ 7641 Selenia dentaria x √ 8338 Ecliptopera silaceata x √ 7643 Selenia tetralunaria x √ 8343 Chloroclysta citrata (Linnaeus 1761) x √ 7647 Odontopera bidentata x √ 8348 Chloroclysta truncata x x genitaldet. Grunder √ 7659 Ourapteryx sambucaria x √ (Hufnagel 1767) (Linnaeus 1758) 8350 Cidaria fulvata (Forster 1771) x x √ 7686 Biston betularia (Linnaeus 1758) x x √ 8356 Thera obeliscata (Hübner 1787) x √ 7777 Alcis repandata (Linnaeus 1758) x x √ 8357 Thera variata x x √ 7779 Alcis jubata x √ (Denis, Schiffermüller 1775) 7824 Cabera pusaria x √ 8368 Electrophaes corylata x √ 7826 Cabera exanthemata (Scopoli 1763) x x √ 8370 Colostygia aptata (Hübner 1813) x x √ 7829 Lomographa temerata x bisher nicht aus nein 8379 Colostygia kollariaria x √ (Denis, Schiffermüller 1775) Südbünden, Engadin 8385 Colostygia pectinataria x nein und Münstertal 8392 Hydriomena impluviata x √ 7836 Campaea margaritata x nein (Linnaeus 1761) 8393 Hydriomena ruberata x √ 7839 Hylaea fasciaria prsinaria x √ 8402 Horisme tersata x x genitaldet. Grunder √ (Linnaeus 1758) (Denis, Schiffermüller 1775) 7878 Charissa glaucinaria x √ 8407 Horisme aemulata x √ 7916 Siona lineata (Scopoli 1763) x √ 8408 Horisme calligraphata x √ 8036 Scopula immorata (Linnaeus 1758) x x √ 8414 Pareulype berberata x x √ (Denis, Schiffermüller 1775) 8045 Scopula ornata x √ 8417 Spargania luctuata x √ 8059 Scopula marginepunctata x √ 8421 Rheumaptera cervinalis x √ 8060 Scopula incanata (Linnaeus 1758) x x √ 8456 Perizoma alchemillata x √ 8070 Scopula subpunctaria x √ (Herrich-Schäffer 1847)

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K und R Gattung, Art Ardez Ramosch Bemerkungen Jürg K und R Gattung, Art Ardez Ramosch Bemerkungen Jürg Schmid* Schmid* 8462 Perizoma blandiata x √ 8932 Lygephila pastinum x √ (Denis, Schiffermüller 1775) 8933 Lygephila viciae (Hübner 1819–1822) x x √ 8463 Perizoma albulata x x √ 8934 Lygephila craccae x √ (Denis, Schiffermüller 1775) (Denis, Schiffermüller 1775) 8464 Perizoma flavofasciata x x √ 8975 Laspeyria flexula x √ (Thunberg, Sebaldt 1792) 8994 Hypena proboscidalis x √ 8481 Eupithecia abietaria (Goeze 1781) x x genitaldet. Grunder √ 8996 Hypena obesalis (Treitschke 1828) x x √ 8502 Eupithecia venosata (Fabricius 1787) x x √ 9027 Euchalcia variabilis x √ 8508 Eupithecia extraversaria x genitaldet. Grunder √ (Herrich-Schäffer 1847) 9045 Diachrysia chrysitis (Linnaeus 1758) x x √ 8523 Eupithecia cauchiata x genitaldet. Bolt nein 9056 Autographa gamma x √ 8534 Eupithecia vulgata x genitaldet. Bolt √ 9061 Autographa jota x √ 8537 Eupithecia subfuscata x x genitaldet. Grunder √ 9073 Syngrapha ain x √ (Haworth 1809) 9091 Abrostola tripartita x √ 8541 Eupithecia impurata x genitaldet. Bolt √ 9092 Abrostola asclepiadis x genitaldet. Grunder √ 8556 x genitaldet. Bolt √ (Denis, Schiffermüller 1775) 8567 Eupithecia pimpinellata x genitaldet. Bolt √ 9097 Emmelia trabealis (Scopoli 1763) x √ 8595 Eupithecia lariciata (Freyer 1848) x x genitaldet. Grunder √ 9116 Deltote deceptoria (Scopoli 1763) x bisher nur aus Nord- nein bünden bekannt 8603 Rhinoprora rectangulata x x √ (Linnaeus 1758) 9198 Cucullia lucifuga x genitaldet. Bolt √ 8604 Rhinoprora chloerata x aus Ramosch nein 9199 Cucullia umbratica (Linnaeus 1758) x √ bekannt 9232 Shargacucullia lychnitis (Rambur 1833) x √ 8624 Aplocera praeformata (Hübner 1826) x x √ 9266 Calliergis ramosa (Esper 1786) x x √ 8631 Odezia atrata (Linnaeus 1758) x √ 9372 Pyrrhia umbra (Hufnagel 1766) x x nein 8660 Hydrelia flammeolaria x √ 9449 Hoplodrina octogenaria (Geoze 1781) x x genitaldet. Grunder √ 8663 Minoa murinata (Scopoli 1763) x √ 9450 Hoplodrina blanda x √ 8673 Epilobophora sabinata (Geyer 1831) x √ 9453 Hoplodrina respersa x x √ Notodontidae – Zahnspinner (Denis, Schiffermüller 1775) 8708 Furcula furcula (Clerck 1759) x √ 9483 Rusina ferruginea (Esper 1785) x √ 8716 Notodonta dromedarius x √ 9515 Actinotia polyodon (Clerck 1759) x bisher nicht aus Mit- nein telbünden, Engadin 8718 Notodonta tritophus x √ und Münstertal 8719 Notodonta ziczac (Linnaeus 1758) x √ 9748 Apamea monoglypha x √ 8727 Pheosia tremula (Clerck 1759) x √ 9752 Apamea lithoxylaea x x √ 8738 Ptilodon capucina (Linnaeus 1758) x x √ (Denis, Schiffermüller 1775) 8758 Stauropus fagi (Linnaeus 1758) x bisher nur nein 9753 Apamea sublustris (Esper 1788) x x √ 1x Oberengadin 9755 Apamea crenata (Hufnagel 1766) x x √ Noctuidae – Eulenfalter 9758 Apamea lateritia x √ 8774 Acronicta alni x √ 9759 Apamea furva x √ 8777 Acronicta psi (Linnaeus 1758) x x genitaldet. Grunder √ 9768 Apamea illyria x √ 8779 Acronicta leporina x √ 9780 Oligia strigilis (Linnaeus 1758) x x genitaldet. Grunder √ 8780 Acronicta megacephala x √ 9782 Oligia latruncula x √ 8784 Acronicta euphorbiae x √ 9892 Anarta microdon x √ 8806 Cryphia ereptricula (Treitschke 1825) x eine östliche Art, nein 9912 Lacanobia w-latinum x √ bisher nur im Münstertal (CSCF), 9918 Lacanobia thalassina x x √ genitaldet. Grunder (Hufnagel 1766) 8816 Cryphia domestica (Hufnagel 1766) x √ 9919 Lacanobia contigua x x √ (Denis, Schiffermüller 1775) 8852 Pechipogo strigilata x √

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K und R Gattung, Art Ardez Ramosch Bemerkungen Jürg 4.8 Wasserinsekten (Ephemeroptera, Schmid* Plecoptera, Trichoptera), Strudelwürmer, 9920 Lacanobia suasa x √ Krebse und Wasserschnecken 9925 Hada plebeja x √ 9928 Hecatera bicolorata x √ Autorin: Verena Lubini, Gewässerökologie, Zürich 9940 Hadena confusa (Hufnagel 1766) x x √ Mitarbeiter: Remo Wüthrich, Bern Nachgewiesene Arten: 9944 Hadena albimacula x √ 33 (10 Steinfliegen, 9 Ein- tagsfliegen, 11 Köcherfliegen, 1 Strudelwurm, 1 Krebs, 9947 Hadena caesia x x √ (Denis, Schiffermüller 1775) 1 Wasserschnecke) Besonderheiten: Eintagsfliege Rhithrogana grischu­ 9957 Hadena perplexa x x √ (Denis, Schiffermüller 1775) na. Sie kommt nur im Kanton Graubünden und im 9972 Heliophobus reticulatus x x √ Tessin vor und ist potenziell gefährdet. (Goeze 1781) 9985 Caramica pisi (Linnaeus 1758) x x √ 9989 Papestra biren x √ 9991 Polia bombycina x √ 9993 Polia nebulosa (Hufnagel 1766) x x √ 10000 Mythimna conigera x √ (Denis, Schiffermüller 1775) 10001 Mythimna ferrago x √ 10002 Mythimna albipuncta x √ 10011 Mythimna comma (Linnaeus 1761) x x √ 10079 Lasionycta proxima (Hübner 1809) x x √ 10089 Diarsia mendica (Fabricius 1775) x √ 10096 Noctua pronuba x √ Abb. 14: Rhyacophila torrentium (Larvenstadium), Abb. 15: Untersuchtes Gebiet bei Palü Lunga, 10121 Chersotis multangula x √ eine Vertreterin der räuberischen Köcherfliegen am Inn bei Ramosch (Foto: Verena Lubini). 10199 Xestia c-nigrum x √ Sur En (Foto: Verena Lubini). 10201 Xestia triangulum (Hufnagel 1766) x x √ 10203 Xestia ashworthii x √ In der Schweiz kommen 87 Eintagsfliegen, 113 10232 Anaplectoides prasina x x √ Steinfliegen und mindestens 302 Köcherfliegen vor. (Denis, Schiffermüller 1775) Mit 30 Wasserinsektenarten und 3 weiteren aquati- 10261 Euxoa decora x √ schen Wirbellosen war die Ausbeute im Gebiet ge- (Denis, Schiffermüller 1775) messen an der einmaligen Suche respektabel und 10308 Yigoga signifera x x √ umfasste wegen der unterschiedlichen Gewässer­ (Denis, Schiffermüller 1775) typen ein breites Spektrum verschiedener Ökotypen, 10313 Yigoga nigrescens (Höfner 1888) x x √ angefangen bei Quellarten bis zu den Charakter-Ar- 10346 Agrotis ipsilon x √ ten der Alpenflüsse. Allerdings ist sie nur ein kleiner 10348 Agrotis exclamationis x √ Ausschnitt, weil das ganze Jahr hindurch immer wie- 10350 Agrotis clavis x √ der neue Arten sich entwickeln und das Gewässer 10351 Agrotis segetum x √ verlassen. Unter den nachgewiesenen Arten befin- den sich ein paar wenige mit Einstufung «potenziell 10372 Colocasia coryli x √ gefährdet». 10414 Leucoma salicis (Linnaeus 1758) x x √ Eintags-, Stein- und Köcherfliegen gehören zu 10477 Cybosia mesomella (Linnaeus 1758) x √ den wenigen Insekten, deren Larven sich im Wasser 10483 Atolmis rubricollis (Linnaeus 1758) x √ entwickeln. Man findet sie nur, wenn man Steine Abb. 16: Köcherfliegenlarve im Palü Lunga – Drusus disco- 10489 Eilema lurideola (Zincken 1817) x x √ umdreht, denn sie halten sich am Boden zwischen/ lar, die Ästchen und weiteres Material für den Köcherbau verwendet (Foto: Verena Lubini). 10528 Coscinia cribraria x √ unter Steinen oder im Moos auf als Schutz vor ih- 10567 Spilosoma lubricipeda x √ ren Fressfeinden, den Fischen und der Wasseramsel. (Linnaeus 1758) Eintagsfliegenlarven ernähren sich von Algenbelä- 10583 Diacrisia sannio (Linnaeus 1758) x x √ gen, die sie auf der Oberfläche von Steinen mit ih- 10598 Arctia caja x √ ren Mundwerkzeugen abschaben, die kleinen Stein-

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fliegenlarven fressen auch abgestorbene Pflanzen denen die eng gefalteten Flügel verborgen sind. Ist Klasse/Ordnung Deutsch Art Ort determiniert (Detritus). Ohne ihre Tätigkeit wäre dieser «Abfall» die Zeit gekommen, kriechen sie an Land oder las- Trichoptera Köcherfliegen Drusus discolor Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena nicht so schnell «entsorgt»! Die grösseren Steinflie- sen sich auf der Wasseroberfläche treiben, während Ramosch genlarven wie Dictyogenus fontium und Isoperla ri­ die Haut auf dem Rücken platzt und sich das Tier Trichoptera Köcherfliegen Ernodes vicinus Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena vulorum sind Räuber und gehen auf die Jagd nach aus der Hülle zwängt und dabei die Flügel entfal- Ramosch kleineren Organismen, oft ebenfalls Insektenlarven, tet. Köcherfliegenlarven hingegen verpuppen sich Trichoptera Köcherfliegen Lithax niger Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Ramosch sogar der eigenen Art. und befestigen die Puppe an einem grossen Stein, Die Verwandlung zum geflügelten Insekt ge- damit sie nicht fortgeschwemmt wird. Die Verwand- Trichoptera Köcherfliegen Parachiona picicornis Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Ramosch schieht bei den Stein- und Eintagsfliegen ohne Pup- lung zum geflügelten Insekt geschieht dann an Land. Trichoptera Köcherfliegen Philopotamus Bach, Palü Lunga, Lubini Verena penruhe. Die Larve wandelt sich allmählich zum ge- Dazu muss die Puppe sich aus ihrer Hülle befreien ludificatus Ramosch flügelten Geschlechtstier, erkennbar an den auf dem und an Land schwimmen. Trichoptera Köcherfliegen Plectrocnemia Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Rücken immer grösser werdenden Hauttaschen, in conspersa Ramosch Trichoptera Köcherfliegen Rhyacophila Inn, Sur En Lubini Verena torrentium Trichoptera Köcherfliegen Rhyacophila tristis Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Tab. 11: Arten, die bei den Benthos-Aufnahmen am GEO-Tag der Artenvielfalt festgestellt wurden. Ramosch Trichoptera Köcherfliegen Wormaldia occipitalis Bach, Palü Lunga, Lubini Verena Macrozoobenthos-Aufnahmen von Lubini Verena und Wüthrich Remo, GEO-Tag, 28. Juni 2014 Ramosch Crustaea Krebse Gammarus sp. Inn, Sur En Lubini Verena Klasse/Ordnung Deutsch Art Ort determiniert Mollusca Weichtiere: Radix labiata Bach, Palü Lunga, Stucki Pascal Ephemeroptera Eintagsfliegen Alainites muticus Bach, Palü Lunga, Lubini Verena Wasserschnecken Ramosch Ramosch Turbellaria Strudelwürmer Crenobia alpina Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Ephemeroptera Eintagsfliegen Baetis alpinus Bach, Palü Lunga, Lubini Verena Ramosch Ramosch Bach, Palü Lunga, Ephemeroptera Eintagsfliegen Baetis rhodani Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Ramosch Ramosch Ephemeroptera Eintagsfliegen Eicdyonurus venosus Inn, Sur En Lubini Verena Ephemeroptera Eintagsfliegen Epeorus alpicola Bach, Palü Lunga, Lubini Verena Ramosch 4.9 Reptilien und Amphibien zwischen Lavin und der Landesgrenze in Martina erst Ephemeroptera Eintagsfliegen Rhithrogena alpestris Inn, Sur En Lubini Verena (Reptilia, Amphibia) an drei Orten nachgewiesen werden. Sie ist also in vielen Bereichen des Untersuchungsgebietes nicht Ephemeroptera Eintagsfliegen Rhithrogena degrangei Inn, Sur En Wagner André Autor: Hans Schmocker, Koordinationsstelle für oder nur in Kleinstpopulationen vorhanden. Ephemeroptera Eintagsfliegen Rhithrogena grischuna Inn, Sur En Lubini Verena den Amphibien- und Reptilienschutz in der Schwiez Ephemeroptera Eintagsfliegen Rhithrogena puthzi Inn, Sur En Lubini Verena (karch), Chur Plecoptera Steinfliegen Chloroperla Inn, Sur En Lubini Verena Mitarbeiterin: Monica Kaiser-Benz, Büro Oecon- susemicheli formica, Thusis Plecoptera Steinfliegen Dictyogenus alpinum Inn, Sur En Lubini Verena Nachgewiesene Arten: 3 Reptilienarten, 1 Amphi- Plecoptera Steinfliegen Dictyogenus fontium Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena bienart Ramosch Besonderheiten: keine Plecoptera Steinfliegen Isoperla rivulorum Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Ramosch Im insgesamt sehr grossen Untersuchungsgebiet Plecoptera Steinfliegen Leuctra armata Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena haben wir uns auf Ramosch konzentriert. Den Gras- Ramosch frosch (Rana temporaria) konnten wir nachweisen, Plecoptera Steinfliegen Leuctra rosinae Inn, Sur En Lubini Verena nicht aber die im Gebiet sicher auch vorkommen- Plecoptera Steinfliegen Nemoura mortoni Inn, Sur En Quelle, Lubini Verena den zwei Arten Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) Palü Lunga, Ramosch und Erdkröte (Bufo bufo). Für das gesamte Engadin Plecoptera Steinfliegen Nemoura sinuata Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Ramosch gibt es für den Alpensalamander (Salamandra atra) überhaupt keine Nachweise. Plecoptera Steinfliegen Nemurella pictetii Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena Ramosch Die beiden Unterengadiner Schlangenarten konn- Plecoptera Steinfliegen Protonemura lateralis Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena ten nachgewiesen werden, ebenso die Bergeidechse Ramosch (Zootoca vivipara). In unserer Artenliste fehlen die Trichoptera Köcherfliegen Allogamus auricollis Inn, Sur En Lubini Verena Zauneidechse (Lacerta agilis), die vor allem im Tal- Trichoptera Köcherfliegen Beraea pullata Quelle, Palü Lunga, Lubini Verena boden sicher vorkommt. Das Fehlen der Blindschlei- Ramosch che (Anguis fragilis) überrascht nicht: Sie konnte

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4.10 Fische lichst vieler Arten erbracht. Leider war die Sicht im Gletscher-trüben Wasser des Inn stark eingeschränkt Autor: Christof Elmiger, FORNAT AG, Zürich – auf den Kamerabildern sind lediglich Schatten zu Nachgewiesene Arten: 4 erahnen. Auch das Steinekehren am Ufer und Absu- chen von Nebenläufen blieb ohne Erfolg. Vielleicht Weil der Fischbestand unserer Gewässer im All- halten sich Groppen und Kleinfische wegen häufiger gemeinen gut bekannt ist, wurde am Geo-Tag der Pegelschwankungen bevorzugt in tieferen Bereichen Artenvielfalt auf Elektrofanggeräte verzichtet und auf? So beschränken sich die Fisch-Nachweise auf durch einfaches Beobachten den Nachweis mög- den kleinen Weiher Lai da Tarasp (vgl. Tab. 13).

Tab. 13: Beobachtete Fischarten am GEO-Tag der Artenvielfalt (Christof Elmiger).

Fischarten im Untersuchungsgebiet Tarasp Art Artname Deutsch Anzahl Ort Perca fluviatilis Egli/Flussbarsch Hunderte Lai da Tarasp Scardinius erythropthalmus Rotfeder Dutzende Lai da Tarasp Esox lucius Hecht Einzelne Lai da Tarasp Tinca tinca Schleie Einzelne Lai da Tarasp

Abb. 17: Subadulte Kreuzotter (Vipera berus) vor der Häutung, Val Sinestra, Ramosch (Foto: Hans Schmocker).

Tab. 12: Amphibien und Reptilienarten, die am GEO-Tag der Artenvielfalt gefunden und bestimmt wurden.

Amphibien und Reptilien, GEO-Tag, 28. Juni 2014, Hans Schmocker, Monica Kaiser-Benz Artname Deutsch Artname Latein Flurname Ort Bestimmer Grasfrosch Rana temporaria NW Buorcha Valsot Hans Schmocker Abb. 18: Hecht – umschwärmt von Rotfedern (Foto: Christof Elmiger). Bergeidechse Zootoca vivipara Griosch Valsot Hans Schmocker Bergeidechse Zootoca vivipara Griosch Valsot Hans Schmocker Schlingnatter Coronella austriaca Mundaditsch Valsot David Jenny Schlingnatter Coronella austriaca Sot Döss Valsot Monica Kaiser-Benz Schlingnatter Coronella austriaca Rna Serviezel Valsot Monica Kaiser-Benz Kreuzotter Vipera berus Griosch Valsot Hans Schmocker

Abb. 19: Egli-Jungfische (Foto: Christof Elmiger).

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4.11 Vögel (Aves) In der Val Sinestra konnte ein Bartgeierpaar Tab. 14: In 5 verschiedenen Untersuchungsgebieten beobachtete Vögel. (Gypaetus barbatus) mit dem diesjährigen Jung­ Autorin: Claudia Müller, Vogelwarte Sempach vogel beobachtet werden, eines von gegenwärtig Vögel am GEO-Tag der Artenvielfalt in allen Untersuchungsgebieten Claudia Müller, David Jenny, Mathis Müller, alle Vogelwarte Sempach Mitarbeitende: David Jenny, Mathis Müller, beide zehn Brutpaaren in der Schweiz. In den Innauen bei Vogelwarte Sempach Resgia wiesen ein adulter Flussuferläufer (Actitis hy­ Name wissenschaftlich Name Deutsch UG 1 UG 2 UG 3 UG 4 UG 5 Nachgewiesene Arten: 74 poleucos) und zwei ausgewachsene Junge auf eine Anas platyrhynchos Stockente x Besonderheiten: Waldschnepfe – Scolopax rusticola erfolgreiche Brut hin. Graubünden gilt heute als das Gypaetus barbatus Bartgeier x wichtigste Brutgebiet für die Art in der Schweiz. Am Accipiter nisus Sperber x x Das Gebiet zeichnet sich an den Südhängen durch Nordhang bei Tarasp oberhalb des Lai Nair liess sich Buteo buteo Mäusebussard x x heute in der Schweiz selten gewordene, extensiv ge- ein Raufusskauz (Agolius funereus) vernehmen und Aquila chrysaetos Steinadler x nutzte Kulturlandflächen mit bedrohten Arten aus. eine Waldschnepfe (Scolopax rusticola) balzte in der In Ardez und Lavin konnten nachts in den Wiesen Dämmerung, womit die noch unvollständig unter- Falco tinnunculus Turmfalke x revieranzeigende Wachtelkönige (Crex crex) nach- suchte Verbreitung der heimlichen Art in Graubün- Crex crex Wachtelkönig x gewiesen werden. In Ramosch sangen am Dorfrand den erweitert werden konnte. Fulica atra Blässhuhn x x Wiedehopf (Upupa epops) und Wendehals (Jynx tor­ Alle Aussagen zum Status der erwähnten Vögel Scolopax rusticola Waldschnepfe x quilla). Auf den Wiesen oberhalb des Dorfes sangen beziehen sich auf den Schweizer Brutvogelatlas Actitis hypoleucos Flussuferläufer x chmid viele Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und Baum- 1993–1996 (S et al. 1998) und auf die aktu- Columba livia domestica Strassentaube x pieper (Anthus trivialis), welche aus den Niederun- ellen Aufnahmen für den Schweizer Brutvogelatlas Cuculus canorus Kuckuck x x x gen der Schweiz heute verschwunden sind. Beim 2013–2016 (Schweizerische Vogelwarte, Sempach, in felsdurchsetzten Gebiet über dem Dorf liess sich eine Vorber.). Glaucidium passerinum Sperlingskauz x Zippammer-Familie (Emberiza cia) beobachten. Aegolius funereus Raufusskauz x Apus apus Mauersegler x x x Upupa epops Wiedehopf x x Jynx torquilla Wendehals x x Picus viridis Grünspecht x x Dendrocopos major Buntspecht x x x Ptyonoprogne rupestris Felsenschwalbe x x Hirundo rustica Rauchschwalbe x Delichon urbicum Mehlschwalbe x x x Anthus trivialis Baumpieper x x Motacilla cinerea Bergstelze x Motacilla alba Bachstelze x x Cinclus cinclus Wasseramsel x Troglodytes troglodytes Zaunkönig x Prunella modularis Heckenbraunelle x x Erithacus rubecula Rotkehlchen x x x Phoenicurus ochruros Hausrotschwanz x x Phoenicurus phoenicurus Gartenrotschwanz x Saxicola rubetra Braunkehlchen x x Oenanthe oenanthe Steinschmätzer x Turdus merula Amsel x x Turdus pilaris Wacholderdrossel x x Turdus philomelos Singdrossel x x x Turdus viscivorus Misteldrossel x x Sylvia atricapilla Mönchsgrasmücke x x Sylvia borin Gartengrasmücke x Sylvia curruca Klappergrasmücke x x Phylloscopus bonelli Berglaubsänger x x

Abb. 20: Neuntöter, beobachtet im Untersuchungsgebiet 5 (Foto: David Jenny). Phylloscopus collybita Zilpzalp x x

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Name wissenschaftlich Name Deutsch UG 1 UG 2 UG 3 UG 4 UG 5 4.12 Klein- und Grosssäuger 4.13 Fledermäuse (Chiroptera) Regulus regulus Wintergoldhähnchen x x Regulus ignicapilla Sommergoldhähnchen x Autorin: Pia Schütz, FORNAT AG, Zürich Autorinnen: Miriam Lutz Mühlethaler, Fledermaus- Muscicapa striata Grauschnäpper x Mitarbeitende: Not Pua, Wildhüter, Amt für Jagd schutz-Beauftragte des Kantons Graubünden, Rhä- und Fischerei GR, Sven Wirthner, FORNAT AG Zürich züns, Angelika Abderhalden, Ficedula hypoleuca Trauerschnäpper x Nachgewiesene Arten: 7 Mitarbeitende: Erich Mühlethaler, Fledermaus- Parus montanus montanus Alpenmeise x x x Besonderheiten: keine schutz Graubünden, Ladina Thomasin Kühne, Willi Parus cristatus Haubenmeise x x x Schramm, Remi Zarn, Liselotte Zarn, lokale Flederm- Parus ater Tannenmeise x x x Für den Nachweis von Kleinsäugern wurden ins- ausschützende, Bigna Abderhalden Parus major Kohlmeise x x x gesamt auf neun Transekten Fallenreihen gelegt in Nachgewiesene Arten: 5 Sitta europaea Kleiber x x x einem Umkreis von ca. 1 Kilometer Luftlinie um den Certhia familiaris Waldbaumläufer x x Lai Tarasp. Je Fallenreihe kamen zehn Lebendfallen Die Daten zur Fledermausfauna im Perimeter des vom Typ Longworth zum Einsatz, die im Abstand GEO-Tags 2014 wurden durch eine Gruppe von acht Lanius collurio Neuntöter x x von 10 Metern aufgestellt wurden. Die Fallen wur- Personen aus dem Fledermausschutz Graubünden Garrulus glandarius Eichelhäher x den, wie üblich, mit Hackfleisch, Apfelstückchen erhoben. Die bioakustischen Aufnahmen erfolgten Pica pica Elster x x und einer Nussmischung sowie Stroh versehen. Sie in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 2014 (1 Tran- Nucifraga caryocatactes Tannenhäher x waren in den Nächten vom 27. auf den 28. und vom sekt in Lavin) und vom 28. auf den 29. Juni 2014 Pyrrhocorax graculus Alpendohle x 28. auf den 29. Juni 2014 und tagsüber am 28. Juni (3 Transekte von Guarda bis Ramosch). Die Daten Corvus corone corone Rabenkrähe x x x 2014 scharf gestellt. wurden in der ersten Nachthälfte bis ca. 1 Uhr in der Corvus corax Kolkrabe x x Der Vollständigkeit halber haben wir für den Früh gesammelt. In Zweier-Teams wurden die Tran- Nachweis anderer Säugetierarten auch Fotofallen sekt-Abschnitte von ungefähr vergleichbarer Länge Passer domesticus Haussperling x x und Spurentunnel eingesetzt. Bei Avrona und west- mit dem Batlogger abgelaufen. Passer hispaniolensis italiae Italiensperling x lich von Godplan kamen zwei Fotofallen (Typ Reco- Für die Auswertung wurden nur Sequenzen mit Passer domesticus x P. h. italiae Haussperling x Italiensperling x nyx Hyperfire) und fünf Spurentunnel zum Einsatz. mehr als zehn Rufen verwendet. Dies ergab insge- Passer montanus Feldsperling x Der erhoffte Nachweis von Hermelin und Mauswie- samt 234 Sequenzen von Fledermaus-Rufen. Die Zu- Fringilla coelebs Buchfink x x sel durch letztgenannte Methode gelang nicht (Be- ordnung der Rufe zu den Arten ist in nachfolgender Serinus serinus Girlitz x merkung: Spurentunnel standen bis Ende Juli 2014). Tabelle dargestellt. Serinus citrinella Zitronengirlitz x Am GEO-Tag selbst konnten folgende Säugetier- Im Unterengadin wurden bisher ausserhalb des arten nachgewiesen werden: GEO-Tags 2014 folgende Fledermausarten festge- Carduelis chloris Grünfink x – Apodemus sp. (Waldmaus/Gelbhalsmaus) stellt: Bartfledermaus (Myotis mystacinus), Fran- Carduelis carduelis Distelfink x – Sorex araneus (Waldspitzmaus) senfledermaus (Myotis nattereri), Nordfledermaus Carduelis spinus Erlenzeisig x – Microtus agrestis (Erdmaus) (Eptesicus nilssonii), Zwergfledermaus (Pipistrellus Carduelis cannabina Hänfling x – Microtus arvalis (Feldmaus) pipistrellus), Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathu­ Carduelis cabaret Alpenbirkenzeisig x x – Capreolus capreolus (Reh) sii), Braunes Langohr (Plecotus auritus), Alpenlang- Loxia curvirostra Fichtenkreuzschnabel x x – Rupicapra rupicapra (Gemse) ohr (Plecotus macrobullaris), Grosse Hufeisennase Emberiza citrinella Goldammer x x – Lepus europaeus (Feldhase) (Rhinolophus ferrumequinum). Schliesslich sei erwähnt, dass ausserhalb des Pro- Im Rahmen des GEO-Tages 2014 konnten sicher Emberiza cia Zippammer x jektperimeters, in viel höheren Lagen, auch Rothir- zwei Arten und unsicher bzw. nicht auf die Art be- sche und Murmeltiere beobachtet wurden. stimmbar, weitere drei verschiedene Arten bestä- tigt werden. Die Myotis-Arten sind mittels der bio- Untersuchungsgebiet Experte akustischen Methoden nicht sicher zuzuordnen. Es UG 1 Lavin–Guarda–Ardez Mathis Müller konnten jedoch zwei verschiedene Myotis-Gruppen UG 2 Tarasp–Vallatscha–Chaposch– Claudia Müller unterschieden werden. Ebenfalls wurde bei den Pi­ Fontana–Avrona pistrellus-Arten vermutlich Pipistrellus nathusii und UG 3 Sent-Valsot David Jenny, eventuell auch Pipistrellus pygmaeus festgestellt. Die- (Sur En, Val d’Assa, Seraplana) Claudia Müller se Sequenzen sind jedoch nicht sicher ausgewertet UG 4 Sent–Valsot (Ramosch) Claudia Müller und werden daher nicht als Artnachweise verwendet. UG 5 Sent–Valsot (Val Sinistra) David Jenny Plecotus-Arten sind akustisch nicht immer sicher nachweisbar. Auf dem Transekt in Tarasp konnte jedoch ein Langohr bestimmt werden. Die Zuord- nung zu einer der beiden potenziell vorkommenden Abb. 21: Apodemus sp. – eine Vertreterin der Langschwanz­ Langohrarten konnte jedoch anhand der Aufnahmen mäuse (Muridae) (Foto Pia Schütz). nicht vorgenommen werden.

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Tab. 15: Bioakustische Aufnahme von Fledermäusen in den verschiedenen Teilgebieten. 4.14 Übrige Artengruppen Auch wenn viele Artengruppen fehlen, heisst dies nicht, dass entsprechende Arten im Unterengadin Fledermausarten am GEO-Tag 2014 im Unterengadin Von verschiedenen Forschern wurden noch wei- nicht vorkommen. Es fehlten vielmehr die Spezialis- Gattung/Art Artname Deutsch Anzahl Ort Bemerkungen tere 32 Arten, aber nicht systematisch aufgenommen. ten. Diese Lücke soll bei der nächsten Durchführung Sequenzen Diese werden hier in einer Tabelle zusätzlich auf- geschlossen werden. Eptesicus nilssonii Nordfledermaus 11 Lavin geführt und zu der Gesamtartenzahl dazugerechnet. 21 Ardez, Bos-cha, Guarda 36 Tarasp Tab. 16: Zusätzliche Arten verschiedener Artengruppen. 11 Sent, Sur En, Ramosch Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus 10 Lavin Weitere Arten die am GEO-Tag gefunden wurden, aufgelistet von Holger Martz 18 Ardez, Bos-cha, Guarda Käfer – Coleoptera Wanzen – Heteroptera Feldheuschrecken Tarasp Agrypnus murinus Aphanus rolandri Podisma pedestris 68 Sent, Sur En, Ramosch Asaphidium curtum Berytinus spec. Stauroderus scalaris Pipistrellus pipistrellus/ Zwerg-/Mückenfledermaus 5 Lavin nicht als sichere Art- Bembidion quadrimaculatum Carpocoris spec. Pipistrellus pygmaeus nachweise gewertet Bembidion spec. Coreus marginatus Schmetterlinge Ardez, Bos-cha, Guarda Cetonia aurata Dolycoris baccarum Macroclossum stellatum Tarasp Chlorophorus herbsti Graphosoma lineatum Aporia crataegi 2 Sent, Sur En, Ramosch Dinoptera collaris Holcostethus strictus vernalis Pipistrellus pipistrellus/ Zwerg-/Rauhautfledermaus Lavin nicht als sichere Art­ Pipistrellus nathusii nachweise gewertet Gaurotes virginea Lygaeus spec. Ardez, Bos-cha, Guarda Harpalus affinis Rhynocoris iracundus 1 Tarasp Hoplia farinosa Scolopostethus spec. 1 Sent, Sur En, Ramosch Ocypus olens Myotis mystacinus/ Bart-/Wasserfledermaus 5 Lavin Philorhizus notatus Myotis daubentonii Phylloperta horticola Ardez, Bos-cha, Guarda Poecilus lepidus 2 Tarasp Protaetia cuprea 17 Sent, Sur En, Ramosch Stenurella bifasciata Myotis spec. Myotis-Arten 10 Lavin Trichius spec. 1 Ardez, Bos-cha, Guarda Trichodes apiarius 2 Tarasp 4 Sent, Sur En, Ramosch Plecotus spec. Langohr-Arten 1 Lavin Ardez, Bos-cha, Guarda 1 Tarasp 5. Diskussion Neben dem Wert für die Erhebung der Arten ist ein Sent, Sur En, Ramosch GEO-Tag auch ein Anlass des Austausches zwischen unbestimmt nicht zugewiesene Arten 4 Lavin vor allem Nyctalus- 5.1 Bedeutung des GEO-Tages der Artenvielfalt Expertinnen und Experten und der Bevölkerung. Für ähnliche Rufe Durch den GEO-Tag soll die Artenvielfalt eines Interessierte kann ein Rahmenprogramm, wie es im Ardez, Bos-cha, Guarda Gebietes erhoben werden. Dies ist natürlich abhän- Unterengadin durchgeführt wurde, gute Einblicke Tarasp gig von der Anzahl Spezialistinnen und Spezialisten in die Artenvielfalt und deren Wert geben. Ebenfalls 3 Sent, Sur En, Ramosch für die verschiedenen Fachgebiete. Eine vollständige soll die Möglichkeit mit Experten auf die Artensuche Erhebung der vorhandenen Arten ist in dieser kur- zu gehen, das Interesse für eine artenreiche Umwelt zen Zeit von 24 Stunden nicht möglich. Für weitere erhöhen. Erhebungen, z. B. in ein paar Jahren, geben diese Durch die Präsentation und die für Bevölkerung Aufnahmen jedoch trotzdem gute Hinweise. Im Un- und Gäste offene Abschlussveranstaltung mit loka- terengadin ist geplant, diese Regionen in den fol- len Spezialitäten wird eine zusätzliche Wertschät- genden GEO-Tagen detaillierter zu untersuchen und zung erreicht, die hoffentlich nachhaltig wirkt. damit vielleicht bei Wiederholungsaufnahmen einen Überblick über die Verbreitung der Arten im Unter- engadin zu erhalten.

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6. Dank trum für die Kartografie der Fauna, Bern/Neuen- burg. Umwelt-Vollzug Nr. 1216. 148 S. Die Stiftung Pro Terra Engiadina und Tourismus Schatz, H., Haller, R., Wilhalm, T., 2012. Tag der Ar- Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG dankt allen, tenvielfalt 2011 im Münstertal in den Gemeinden die beim GEO-Tag mitgemacht haben. Einen beson- Taufers (I) und Val Müstair (CH). Gredleriana 12, deren Einsatz leisteten die Forscherinnen und For- 285–366. scher, die auch nach dem GEO-Tag noch die Bestim- Schmid, J., 2007. Kritische Liste der Schmetterlinge mungen und das Zusammenstellen der Ergebnisse Graubündens und ihrer geografischen Verbrei- durchführten. Ihnen allen gebührt ganz herzlicher tung. Grossschmetterlinge «Macrolepidoptera». Ei- Dank. genverlag, Ilanz. 95 S. Den Leitern des Rahmenprogramms, Christiane Schmid, H., Luder, R., Naef-Daenzer, B., Graf, R., Stemmer, Rosmarie Walter und Mathis Müller, sowie Zbinden, N., 1998. Schweizer Brutvogelatlas. Ver- Jean Claessens für den Vortrag sei ebenfalls herzlich breitung der Brutvögel in der Schweiz und im gedankt. Fürstentum Liechtenstein 1993–1996. Schweizeri- Bei der Organisation unterstützte der Schweize- sche Vogelwarte, Sempach. rische Nationalpark die Stiftung PTE, insbesondere Aktuelle Aufnahmen für den Schweizer Brutvogel­ Ruedi Haller, der die Schlussmoderation übernahm. atlas 2013–2016 (Schweizerische Vogelwarte, Die Zusammenarbeit mit dem Amt für Natur und Sempach, in Vorber.). Umwelt Graubünden (ANU) bei der Erteilung der Steinmann, U., 2014. GEO-Tag der Artenvielfalt in der Sammelbewilligung war unkompliziert und unbüro­ Biosfera Val Müstair. Jber. Natf. Ges. Graubünden kratisch. Wir danken hier Marco Lanfranchi, dem zu- 118, 173–205. ständigen Mitarbeiter des ANU ganz herzlich. Vorbrodt, K., Müller-Rutz, J., 1914. Die Schmetter- Ebenfalls danken die Autoren allen Gemeinden, linge der Schweiz. K.J.Wyss Verlag, Bern. die an diesem Tag die Fahrbewilligungen kostenfrei Wsl 2013. BatScope Documentation, Release 3.x, abgegeben haben. Der Gemeinde Scuol herzlichen Handbuch von Boesch, R. und Obrist, M.K., WSL Dank für die Nutzung der Räumlichkeiten. Birmensdorf. 49 S. Die lokalen Produkte die: Wymann, H.-P., Rezbanyai-Reser, L., Hächler, M., – in Form von Marenda-Säckchen von Babs und 2015. Die Eulenfalter der Schweiz. Lepidoptera: Thomy Niederhauser (Tarasp), Noctuidae, Pantheidae, Nolidae. Fauna Helvetica – als feiner und sehr schön dekorierter Apéro von 28, CSCF & SEG, Neuchâtel. 960 S. Aita und Jachen Zanetti (Sent), – als sehr gutes Abschlussessen vorbereitet und ser- viert von den Mitarbeitern von Bun Tschlin ange- boten wurden, rundeten den ganzen Tag ab und trugen sicher auch zu einem gelungenen Anlass bei.

7. Quellenverzeichnis und Literatur Abb. 22: Polyommatus coridon – Silbergrüner Bläuling (Foto: Angelika Abderhalden). Baur, B., Meier, T., Schmera, D., Baur, M., Baur, A., 2014. Die Vielfalt der Landschnecken in der Val 5.2 Artenzahlen Die gefunden Arten stellen nur einen Teil der ef- Müstair. Nat.park-Forsch. Schweiz 102, Haupt Ver- Mit den 1181 Arten war der erste GEO-Tag im fektiv vorhandenen Arten dar. Dies liegt einerseits an lag, Bern. 211 S. Unterengadin ein Erfolg. Zu diesen Arten könnten den fehlenden Experten von verschiedenen Arten­ CSCF 2015. www.cscf.ch, accessed on October 31, noch viele bekannte dazugezählt werden, die nicht gruppen, andererseits an der verstärkten Aufnahme 2015. speziell am GEO-Tag notiert wurden. Im Nachhinein spezieller Arten, da das Gebiet relativ gross war. Müller, J.P., Jenny, H., Lutz, M., Mühlethaler, E., Bri- haben wir von verschiedenen Experten noch Fotos Ebenfalls ist für bestimmte Artengruppen aufgrund ner, Th. 2010. Die Säugetiere Graubündens – eine über bisher nicht aufgelistete Arten erhalten (siehe des frühen Durchführungsdatums mit geringeren Ar- Übersicht. Desertina Verlag, Chur. 184 S. Abb. 20). Diese wurden jedoch nicht mehr dazuge- tenzahlen zu rechnen. Bei der nächsten Durchfüh- Rüetschi, J., Stucki, P., Müller, P., Vicentini, H., Clau- zählt. rung wird das Untersuchungsgebiet enger gefasst, de, F., 2012. Rote Liste Weichtiere (Schnecken und und es werden weitere Experten bisher fehlender Muscheln). Gefährdete Arten der Schweiz, Stand Artengruppen gesucht. 2010. Bundesamt für Umwelt und Schweizer Zen-

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