I M P R E S S U M

Wahlen und Parteien in Südafrika von Christian Schmehl

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Autor: Christian Schmehl

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Gliederung

1. Einleitung 2

2. Das Wahlsystem in Südafrika 3

3. Wahlen in Südafrika

3.1. Wahl zur Nationalversammlung 1994 5

3.2. Wahl zur Nationalversammlung 1999 6

3.3. Wahl zur Nationalversammlung 2004 7

3.4. Wahl zur Nationalversammlung 2009 8

3.5. Wahl zur Nationalversammlung 2014 9

4. Zusammenfassung und Ausblick 10

5. Parteien Südafrikas

5.1 In der Nationalversammlung 2014 vertretene Parteien 14

5.2 In früheren Nationalversammlungen vertretene Parteien 24

Literaturverzeichnis 29

Internetquellen 29

2 1. Einleitung

Der Anfang der 1990er Jahre bedeutete nicht nur in Europa, sondern auch in Südafrika das Ende einer Epoche. Im Jubel um das Ende der Ost-West-Konfrontation trat der hiesige Wandel beinahe in den Hintergrund. Dennoch wurde in diesen wenigen Jahren der Grundstein für die Demokratisierung Südafrikas gelegt. Das System von Rassentrennung und Herrschaft der weißen Minderheit, die , hatte jegliche innenpolitische Legitimität verloren und machte einem System der demokratischen Gleichberechtigung und Rassengleichheit Platz.

Nach nunmehr zwanzig Jahren nach der ersten freien Wahl wurde 2014 die fünfte Wahl zur Nationalversammlung abgehalten. Dieses Jubiläum gibt Anlass, auf die Entwicklung von Wahl- und Parteiensystem Südafrikas zurückzublicken. Begonnen wird dabei mit der Betrachtung des Wahlsystems. Das überkommene Wahlsystem war für die neue Ära nicht mehr hinnehmbar, so dass eine grundlegende Neugestaltung notwendig wurde. Das Ergebnis soll hier dargestellt werden.

An die Untersuchung des Wahlsystems schließt sich eine Untersuchung der bisher stattgefundenen Wahlen zur Nationalversammlung seit 1994 an. Als durchgängiges Merkmal aller fünf Urnengänge steht bereits vor der Untersuchung die Dominanz des ANC fest. Allerdings existieren neben diesem Merkmal noch weitere Kontinuitäten, aber auch neue Entwicklungen. Diese darzustellen bemüht sich Kapitel zwei.

Schließlich erfordert jede Untersuchung von Wahlen und Wahlsystemen auch einen Blick auf die Parteien eines Landes. Neben der Entstehung und Geschichte sind auch die geistigen Grundlagen der Parteien von Interesse. Hierbei sind allerdings nur die Parteien, die im Parlament vertreten waren oder sind, von Interesse.

3 2. Das Wahlsystem in Südafrika

Ein Wahlsystem besteht aus den Regeln und Institutionen, die eine demokratische Regierung und ihre Herrschaft legitimieren. Aus dem Willen des Wählers, den er bei Wahlen äußern kann, wird die Zusammensetzung des Parlaments, und daraus die Regierung abgeleitet.1

In Südafrika existierte bereits ein Wahlsystem als das Apartheidsystem abgeschafft wurde. Allerdings war das Wahlrecht auf die weiße Bevölkerungsminderheit beschränkt und damit das Wahlsystem für ein demokratisches System untragbar. Durch die Erfahrungen mit diesem System war das Mehrheitswahlsystem in der Bevölkerung unbeliebt. So stand mit dem Ende der Apartheid das Problem an, die Bevölkerungsmehrheit von Schwarzen und Farbigen in ein neu zu schaffendes Wahlsystem zu integrieren, ohne die Weißen in diesem Prozess politischer Emanzipation als Bürger und Wähler zu verlieren.

Das bisherige Mehrheitswahlsystem war durch seine Instrumentalisierung zur Herrschaftssicherung der National Party und ihrer Politik der Rassenunterdrückung keine Option für das neue Südafrika.2 Auf nationaler und der Ebene der Provinzen wurde ein „Verhältniswahlrecht mit geschlossenen Parteilisten“3 etabliert; Südafrika wird nicht in Wahlkreise aufgeteilt, sondern als ein einziger Wahlkreis behandelt. Das nationale Wahlergebnis bildet somit direkt die Sitzverteilung im Parlament ab, denn die Stimmenverteilung bei der Wahl bestimmt direkt die Verteilung der Parlamentssitze. In Südafrika wird die Hälfte der Sitze der Nationalversammlung durch dieses Verfahren bestimmt. Bei den so gewählten 200 Parlamentariern reicht rechnerisch ein Stimmenanteil von einem halben Prozent, um einen Sitz zu erlangen. Einen Mindestanteil an Stimmen, um in die Nationalversammlung einziehen zu können, gibt es nicht, so dass jede Partei mit mindestens dem genannten halben Prozent Stimmenanteil vertreten ist.

Eine mögliche Zersplitterung des Parteiensystems wird somit in Kauf genommen. Es erschien in der Wandlungsphase der frühen neunziger Jahre wichtiger den Wählerwillen in seiner Vielfalt im Parlament abzubilden, als dem Argument zu folgen, ein reines Verhältniswahlrecht führe nicht zu stabilen regierungsfähigen Mehrheiten.4 Einem möglichen Vorwurf der Einschränkung der Vielfalt war so die argumentative Spitze genommen. Zudem verhindert ein solches Wahlsystem die Herausbildung eines Einparteienstaates, wie er in Afrika nicht selten vorkommt. Der rege Wechsel der in der Nationalversammlung vertretenen Parteien scheint diesem Argument Recht zu geben.

Die zweite Hälfte der Sitze wird durch Provinzlisten bestimmt. Die zu vergebenden Sitze je Provinz variieren, je nach Bevölkerungsgröße. Das wenig besiedelte Northern Cape hat mit seinen vier Sitzen die wenigsten, mit 46 Sitzen die meisten Sitze zu vergeben.5 So ergibt sich eine Zahl der Abgeordneten von derzeit 400, der verfassungsmäßig festgelegten Obergrenze.

Mit der Vergabe von Sitzen der Nationalversammlung durch Provinzlisten können regionale Besonderheiten im Parlament berücksichtigt werden. Parteien, die nur in einzelnen Provinzen

1 Vgl.: Nohlen, Dieter: Wahlsysteme, in: ders. (Hrsg.): Wörterbuch Staat und Politik, Bonn 1998, S. 860-867, hier 860. 2 Vgl. Heÿn, Hans Maria: Einflussmöglichkeiten von Oppositionsparteien im einparteiendominanten politischen System Südafrikas, Berlin 2009, S. 161. 3 http://www.kas.de/wf/doc/kas_37561-1522-1-30.pdf?140514131847, zuletzt abgerufen am 22.09.2014. 4 Vgl. Nohlen, Dieter: Wahlsysteme (Anm. 1), S. 861. 5 Vgl. Heÿn, Hans Maria (Anm. 2), S. 160. 4 nennenswerten Anhang besitzen, können trotz der national geringen Bedeutung in der Nationalversammlung Sitze gewinnen und ihre Stimme dort erheben. Auch regional gebundenen Parteien, wie der Inkhata Freedom Party, steht so der Weg zu nationaler Bedeutung offen. Damit ist der Weg zur Berücksichtigung regionaler Belange und Interessen auf nationaler Ebene in Maßen geöffnet.

Die Electoral Commission wurde als eine dauerhafte überparteiliche Organisation mit Verfassungsrang6 ins Leben gerufen, die über die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Wahlen auf nationaler, provinzieller und kommunaler Ebene wacht.7 Zur Vorbereitung von Wahlen gehört auch die Führung des Wählerverzeichnisses und Registrierung der Wähler. Mit dem sechzehnten Geburtstag kann sich jeder Südafrikaner für Wahlen registrieren lassen, darf aber erst mit Achtzehn aktiv wählen. Seit 1998 ist für die Registrierung ein Ausweis mit Barcode notwendig. Diese Regelung kommt einem Wahlverbot vor allem für viele Mischlinge und Coloured gleich. Deren Ausweise wurden – als Maßnahme das Apartheidsystem zu stützen – früher ausgegeben als die der Schwarzen. Erst die Ausweise der Schwarzen besaßen einen solchen Barcode. Erst durch Umtausch der alten Ausweise gegen neue können diese ausgeschlossenen Gruppen ihr Wahlrecht wieder wahrnehmen.

Eine Sicherung vor parteipolitischen Zugriffen erschien durch die Erfahrungen der Regierungszeit der National Party notwendig. So begann ihre Regierungszeit mit einem Wahlergebnis, bei dem eigentlich weniger Stimmen auf sie entfielen, als auf die United Party.8 Auch später zeitigte das Mehrheitswahlrecht verzerrende Tendenzen, als der National Party trotz guter Wahlergebnisse der Opposition zeitweise nur eine Abgeordnete im Parlament gegenübersaß.9

6 Constitution of the Republic of , 1996, Chapter 9, Art. 181, abrufbar unter http://www.constitutionalcourt.org.za/site/constitution/english-web/ch9.html, zuletzt abgerufen am 31.12.2014. 7 Vgl. ebd., Art. 190. 8 Vgl.: http://electionresources.org/za/system/, zuletzt abgerufen am 31.12.2014. 9 So saß in der Zeit von 1961 bis 1974 als einzige Abgeordnete im Parlament, die nicht der NP angehörte. 5 3. Wahlen in Südafrika

3.1. Wahl zur Nationalversammlung 1994

Wahlergebnisse:

Stimmenanteil in % Sitze ACDP 0,45 2 ANC 62,65 252 DP 1,73 7 FF 2,17 9 IFP 10,54 43 NNP 20,39 82 PAC 1,25 5 Summe: 99,18 400 Tab. 1, Wahlergebnisse 1994, eigene Zusammenstellung nach http://elections.org.za.

Die erste freie Wahl zur Nationalversammlung, die vom 26. bis 29. April 1994 abgehalten wurde, war ein Moment der Freude und Hoffnung. Wohl nicht nur dürfte diesen Moment voll Freude und Stolz genossen haben.10 Die Wahlbeteiligung war mit 86 Prozent entsprechend hoch.11 Die Aufrufe des IFP-Vorsitzenden Buthelezi, die Wahlen zu boykottieren, konnten diese nicht verhindern. Gleichzeitig errang die Inkhata Freedom Party als drittstärkste Partei im Parlament 43 Sitze.

Der ANC, als populäre Freiheitsbewegung der schwarzen Mehrheit, konnte diese Popularität in Wählerstimmen umsetzen und wurde mit beinahe zwei Dritteln Stimmenanteil dominierende Kraft im Parlament.

Nennenswerte Opposition hätten nur die National Party (NP) und die Inkhata Freedom Party bilden können, wenn sie nicht mit dem ANC eine Regierung der Nationalen Einheit, Government of National Unity (GNU), gebildet hätten. So blieben als echte Opposition nur noch die ACDP, die DP, die FF und der PAC übrig. Eine Zusammenarbeit, sofern es sie gab, hatte, angesichts der Übermacht der GNU, nicht viel mehr als symbolischen Charakter.

Die Zusammenarbeit in der Regierung war den politischen Gegebenheiten geschuldet: einerseits waren die staatlichen Organisationen in der Hand der weißen Minderheit. Die Vereinbarung einer Übergangsfrist zur Übergabe der Macht an die schwarze Mehrheit minderte Zukunftsängste sowohl in der weißen Bevölkerung, als auch in der Wirtschaft. Andererseits wurde mit der Aufnahme der IFP in die Regierung die ethnisch geprägte Gewalt in KwaZulu-Natal schnell beendet.

Die Hauptaufgabe der ersten frei gewählten Nationalversammlung war die Schaffung einer neuen Verfassung. Während der Wahl, am 27. April trat eine Übergangsverfassung in Kraft, die bis zur Annahme der endgültigen Verfassung vom 4. Februar 1997 in Kraft blieb. Mit Ausnahme der ACDP stimmten alle Parteien für die neue Verfassung.

Die Befürchtung dass er ANC der neuen Verfassung allein seine Vorstellung aufprägen könnte, bestätigte sich nicht. Einerseits verfehlte er die Zweidrittelmehrheit, so dass zumindest eine weitere Partei an der Entstehung hätte beteiligt werden müssen. Mit der GNU

10 Vgl. Mandela, Nelson: Der lange Weg zur Freiheit, Frankfurt am Main 1997, S. 826. 11 Vgl. Heÿn, Hans Maria: Einflussmöglichkeiten von Oppositionsparteien im einparteiendominanten politischen System Südafrikas (Anm. 2), S. 274. 6 waren die beiden wichtigsten Parteien nach dem ANC an der Regierung und damit auch an der Entstehung einer neuen Verfassung beteiligt. Andererseits war durch die Zustimmung der anderen Parteien belegt, dass, wenn auch nicht ihre Positionen in der Verfassung verankert wurden, so doch zustimmungsfähige Kompromisse gefunden wurden. Nicht zuletzt durch die Möglichkeit der Bürger, Vorschläge einzubringen, dürfte diesen Zugeständnissen zuträglich gewesen sein.

3.2 Wahl zur Nationalversammlung 1999

Wahlergebnisse:

Stimmenanteil in % Sitze

ACDP 1,43 6

ANC 66,38 266 DP 9,55 38 FF 0,8 3 IFP 8,58 34 NNP 6,87 28 PAC 0,71 3 UDM 3,42 14 UCDP 0,78 3

FA 0,54 2

MF 0,3 1 AEB 0,29 1 AZAPO 0,17 1 Summe: 99,82 400 Tab. 2, Wahlergebnisse 1999, eigene Zusammenstellung nach http://elections.org.za.

Am 27. April 1999 fand die zweite Wahl zur Nationalversammlung Südafrikas statt. Ein Ergebnis stand bereits vorher fest: bei dieser Wahl trat der erste frei gewählte Präsident Nelson Mandela nicht mehr als Kandidat an und zog sich aus der Politik zurück. So fand mit dieser Wahl nicht nur die Neubestimmung der Sitzverteilung in der Nationalversammlung, sondern auch ein personeller Machtwechsel statt. , der Vizepräsident unter Mandela, wurde zum Präsidenten gewählt. Damit wurde der erste demokratische Wechsel an der Spitze des Staates vollzogen.

Das Ergebnis der Wahl wird von zwei Tendenzen geprägt: einerseits konnte der ANC seine Dominanz ausbauen, andererseits konnten mit dreizehn beinahe doppelt so viele Parteien wie 1994 Sitze im Parlament erlangen. Damit fand neben Konzentration der Wählerstimmen auf den ANC die Entstehung einer Opposition, die neben mehreren mittleren Parteien durch viele Kleinstparteien geprägt wurde, statt.

Der ANC als stärkste Partei der Nationalversammlung von 1994 konnte seine Mehrheit um vierzehn Sitze ausbauen und war damit zur uneingeschränkt dominanten Kraft geworden, verfehlte allerdings um einen Sitz die Zweidrittelmehrheit.

Die DA als kleine Fraktion im Parlament vertreten, konnte ihren Anteil an Wählerstimmen massiv von 1,73 auf 9,55 Prozent beziehungsweise von sieben auf 38 Sitze ausbauen und löste damit die NNP als größte Oppositionspartei ab. Diese verlor nahezu zwei Drittel ihrer Wählerstimmen von 1994 und wurde so nur noch drittstärkste Oppositionspartei.

7 Bis auf die ACDP, die ihren Stimmenanteil verdreifachen konnte, was allerdings bei einem Stimmenanteil von 1,43 Prozent verschwindend gering ist, verloren auch die anderen, bisher in der Nationalversammlung vertretenen, Oppositionsparteien an Stimmen. Allenfalls die IFP verzeichnete nur geringe Verluste von zwei Prozentpunkten. Hier dürfte die Verankerung als Vertreter der Zulu, deren Angehörige in der Provinz KwaZulu-Natal leben und der Vorbehalte der Zulu gegenüber des, von den Xhosa dominierten, ANC eine gewichtige Rolle gespielt haben. Dennoch arbeiteten die beiden Parteien in der Regierung zusammen. Ihr Vorsitzender Buthelezi blieb weiterhin Innenminister und setzte so die Koalition mit dem ANC fort.

Mit der UDM konnte eine neu gegründete Partei in die Nationalversammlung einziehen und auf Anhieb fünftstärkste Kraft werden. Angesichts der Tatsache aber, dass der UDM nur 3,42 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen konnte, zeigt sich hier die Schwäche des Parteiensystems in Südafrika: der ANC dominiert mit beinahe zwei Drittel der Wählerstimmen, während die Oppositionsparteien den Rest der Wählerstimmen unter sich aufteilen.

Dieser Wahlerfolg des ANC verliert jedoch an Glanz, wenn die Wahlbeteiligung betrachtet wird. Als mit Parlamentbeschluss nur noch die Personalausweise mit Barcode für die Registrierung im Wahlregister gültig waren, kam das dem Entzug des Wahlrechts vieler Minderheiten gleich.12

3.3 Wahl zur Nationalversammlung 2004

Wahlergebnisse:

Stimmenanteil in % Sitze ACDP 1,6 7 ANC 69,69 279 DA 12,37 50 VF Plus 0,89 4 IFP 6,97 28 NNP 1,65 7 PAC 0,73 3 UDM 2,28 9 UCDP 0,75 3 MF 0,35 2 AZAPO 0,25 1 ID 1,73 7 Summe: 99,26 400 Tab. 3, Wahlergebnisse 2004, eigene Zusammenstellung nach http://elections.org.za

Der Prozess der Konzentration, wie er sich schon 1999 abzeichnete, setzte sich 2004 fort: Am 14. April fand die dritte freie Wahl zur Nationalversammlung Südafrikas statt. Hier gewann der ANC mit beinahe siebzig Prozent der Stimmen souverän die Zweidrittelmehrheit. Damit stand er als unangefochtene Sieger der Wahl fest.

Innerhalb der Opposition kam es zu fundamentalen Veränderungen. Zwei der Splitterparteien, die 1999 den Sprung ins Parlament schafften, schieden wieder aus: die Afrikaner

12 Vgl. Behrens, Gerd: Südafrika: Tyrannei der Mehrheit?, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 7/1999, S. 791-794, hier S. 793. 8 Eenheidsbeweging (AEB) und die Federal Alliance (FA), sie ging in der Democratic Alliance (DA) auf. Diese erreichte als stärkste Oppositionspartei 50 Sitze. Mit den Independent Democrats (ID) erreichte eine neue Partei mit sieben Sitzen, angesichts der Übermacht des ANC, ein respektables Ergebnis.

Die beiden ehemaligen Regierungsparteien, New National Party und Inkhata Freedom Party verloren an Stimmen, die NNP sogar massiv. Sie stürzte von 28 auf sieben Sitze ab. Die unklare Politik, besonders die Haltung gegenüber der Vereinigung mit der DP und FA zur DA und der folgende Bruch der NNP dürfte ihr Glaubwürdigkeit und Zustimmung gekostet haben.

Der anfängliche Erfolg des UDM konnte nicht in vollem Maße wiederholt werden. Von 14 anfänglichen Sitzen blieben nur neun erhalten. Bei den anderen Splitterparteien gab es nur minimale Verschiebungen von wenigen Zehntelprozentpunkten, die bei einigen Parteien zu Sitzverschiebungen führte. Angesichts der Bedeutungslosigkeit folgte daraus aber keine Änderung der Machtverhältnisse im Parlament.

Bedeutsam bei dieser Wahl ist die fortgesetzte Konzentration der Stimmen auf wenige Parteien von Bedeutung, hier ANC, DA und IFP, und die Zersplitterung des restlichen Parteienspektrums auf mehrere bedeutungslose Kleinstparteien. Während der ANC mit 279 mehr als zwei Drittel aller Sitze besetzen kann, und die beiden stärksten Oppositionsparteien immerhin 50 beziehungsweise 28 Sitze erhalten, teilen sich die übrigen neun Parteien 43 Sitze. Letzterer Machtlosigkeit lässt sich durch Gegenüberstellung am besten demonstrieren. Die neun Splitterparteien sind gemeinsam nicht so stark vertreten, wie die zweitstärkste Partei DA, die selbst im Kampf gegen ihre Marginalisierung steht.

3.4 Wahl zur Nationalversammlung 2009

Wahlergebnisse:

Stimmenanteil in % Sitze ACDP 0,81 3 ANC 65,9 264 DA 16,66 67 VF Plus 0,83 4 IFP 4,55 18 PAC 0,27 1 UDM 0,85 4 UCDP 0,37 2 MF 0,25 1 AZAPO 0,22 1 ID 0,92 4 COPE 7,42 30 APC 0,2 1 Summe: 99,25 400 Tab. 4, Wahlergebnisse 2009, eigene Zusammenstellung nach http://elections.org.za

Am 22. April 2009 fand die vierte Wahl zur Nationalversammlung in Südafrika statt. Zum vierten Mal gewann der ANC souverän die absolute Mehrheit, verlor allerdings mit 65,9 Prozent der Stimmen wieder die Zweidrittelmehrheit. konnte so das Präsidentenamt übernehmen, nachdem er unter Mbeki bereits Vizepräsident gewesen war, aber dieses Amt wegen Vergewaltigungs- und Korruptionsvorwürfen verloren hatte. Nach

9 dem Rücktritt Mbekis 2008 folgte ihm in diesem Amt. Zuma durfte, da er zu diesem Zeitpunkt nicht Parlamentarier war, nicht Präsident werden. Diesen Makel konnte er bei dieser Wahl beseitigen. Gleichzeitig ist dieser Wechsel in der Staatsführung ein Beleg für das Ansehen, dass die verfassungsmäßig festgelegten Regeln, im Bezug auf Bildung und Ablösung einer Regierung, besitzen. Dies ist auf dem afrikanischen Kontinent keine Selbstverständlichkeit.

Die DA entwickelte sich zunehmend zur führenden Opposition in Südafrika. Mit gut 16 Prozent Stimmenanteil und entsprechend 67 Sitzen im Parlament war die DA wiederholt stärkste Oppositionskraft geworden.

Eigentlich abgeschlagen mit gut sieben Prozent der Stimmen, wurde COPE drittstärkste Fraktion in der Nationalversammlung. Dennoch ist dieses Ergebnis mehr als ein Achtungserfolg für eine neu gegründete Partei. Gegründet nach dem Machtkampf zwischen Mbeki und Zuma von Anhängern Mbekis, trat sie 2009 zum ersten Mal bei nationalen Wahlen an und erreichte auf Anhieb 30 Sitze im Parlament. Damit übertraf sie sogar die IFP, die ein Drittel der Stimmen von 2004 einbüßte und nur noch mit 18 Sitzen vertreten ist.

Die NNP, Koalitionspartner des ANC in der ersten Regierung von 1994 bis 1999, löste sich in der letzten Legislaturperiode auf, indem die Fraktion geschlossen durch floor-crossing zum ANC übertrat.

Die anderen acht Parteien sind mit einem bis vier Sitzen im Parlament vertreten und vereinigen mit 17 Stimmen weniger als die Inkhata Freedom Party und sind damit wiederholt nur Splittergruppierungen ohne objektive Gestaltungsmacht im politischen System Südafrikas. Die bereits 1999 erkennbare Konzentration der Stimmen auf den ANC und zwei bis drei Oppositionsparteien mit erwähnenswertem Stimmenanteil wurde 2004 fortgesetzt.

3.5 Wahl zur Nationalversammlung 2014

Wahlergebnisse:

Stimmenanteil in % Sitze ACDP 0,57 3 ANC 62,15 249 DA 22,23 89 VF Plus 0,90 4 IFP 2,40 10 PAC 0,21 1 UDM 1,00 4 COPE 0,67 3 APC 0,17 1 EFF 6,35 25 AIC 0,53 3 AGANG SA 0,28 2 NFP 1,57 6 Summe: 99,03 400 Tab. 5, Wahlergebnisse 2014, eigene Zusammenstellung nach http://elections.org.za

Bei der fünften Wahl zur Nationalversammlung am 7. Mai 2014 konnte der ANC seine Vormachtstellung im Parteiensystem Südafrikas erneut souverän behaupten, auch wenn er leichte Verluste in Höhe von vier Prozentpunkten hinnehmen musste. 10

Die Democratic Alliance gewann massiv Stimmen hinzu und wurde wieder stärkste Oppositionspartei. Mit 89 Sitzen im Parlament erreichte sie einen Wert, den eine Oppositionspartei noch nie erreicht hatte. Damit ist sie nicht nur erfolgreicher als alle andern, sondern auch die einzige Partei mit einem dauerhaften Wachstum des Stimmenanteils. Sicherlich spielte bei diesem Ergebnis auch die Bemühung eine Rolle zunehmend auch „schwarze“ Interessen zu vertreten. Die zunehmende Zahl schwarzer Funktionsträger könnte hier als Beleg dienen.13 Alle anderen Parteien hatten bis dato Stimmen verloren oder waren aus dem Parlament ausgeschieden.

Drittstärkste Kraft wurde wiederholt eine neu gegründete Partei, die Economic Freedom Fighters. Auch diese ist wie COPE eine Abspaltung vom ANC. COPE verlor bei dieser Wahl 90 Prozent der Stimmen von 2009 und gehört damit im neuen Parlament zu den Splitterparteien.

Die Economic Freedom Fighters als Abspaltung vom ANC vertreten ihrem Verständnis nach dessen ursprüngliche Ausrichtung als linke revolutionäre Arbeiterbewegung. Die Gründung der EFF im Nachgang der Bergarbeiterproteste von Marikana ist gleichzeitig Ausdruck schwindender Geduld der Menschen, auf wirtschaftliche Verbesserungen in der Zukunft zu hoffen. Sie fordern diese Verbesserungen zunehmend ein.14 Dieser Herausforderung muss sich der ANC zunehmend stellen, auch wenn seine Ablösung als Regierungspartei langfristig noch nicht auf der Agenda steht.15

Auch die IFP verlor, wie bei den vorangegangenen Wahlgängen an Stimmen und steht mit nunmehr zehn Abgeordneten ebenfalls am Rande zur Splitterpartei. Die Konzentration auf Vertretung der Zulu bei Abgrenzung zum von den Xhosa dominierten ANC dürfte mit Amtsübernahme des Zulu Zuma als Parteivorsitzender des ANC und Präsident Südafrikas ihre Bindungskraft verloren haben.

Von den Splitterparteien fielen vier aus dem Parlament, während neben den EFF noch drei andere den Einzug schafften. So blieb die Vielfalt in der Parteienlandschaft zwar erhalten, eine Beschränkung der Übermacht des ANC bedeutet dies aber nicht.

4. Zusammenfassung und Ausblick

Mit dem ANC hat sich eine Befreiungsorganisation zur hegemonialen Partei Südafrikas gewandelt. Durchgängig mehr als 60 Prozent der abgegebenen Stimmen sprechen hier eine deutliche Sprache. Nicht zuletzt Mythos und Stellung als wichtigste Widerstandsbewegung Südafrikas dürfte diese Dominanz geschuldet sein. Gegen diese geistige Vorherrschaft ist es den anderen Parteien nicht möglich erfolgreich anzukämpfen. Zwar ist es der Democratic Party, später Democratic Alliance, gelungen zur stärksten Oppositionspartei zu wachsen, eine realistische Chance den ANC als Regierungspartei abzulösen hat aber auch sie nicht.

13 Vgl. Schott, Hendrik: Südafrika nach den Wahlen. Südafrikas Treck ins Ungewisse, in: Afrikapost 2/2009, abrufbar unter http://www.afrikapost.de/index.php?option=com_content&task=view&id=143&Itemid=28, zuletzt abgerufen am 14.01.2014. 14 Vgl. Ladurner, Ulrich: Frei geboren, früh verbittert, in: Die Zeit, 2014, Nr. 19, abrufbar unter: http://www.zeit.de/2014/19/suedafrika-wahl-praesident-mandela/komplettansicht, zuletzt abgerufen am 02.01.2015. 15 Vgl. Marx, Christoph: Der lange Weg des ANC: Aus dem Widerstand zur Staatspartei, in Aus Politik und Zeitgeschichte, 64. Jg., 27/2014, S. 39-45, hier S. 45. 11 Die DA ist insofern ein Sonderfall in der Parteienlandschaft Südafrikas, da allein sie seit 1994 in der Nationalversammlung vertreten ist und weder durch den ANC aufgesogen wurde, wie mit der NNP geschehen, noch zur Splitterpartei degenerierte, wie es mit der IFP geschah. Dies zeugt von einer überzeugenden Gegenidee zum ANC, auch wenn der Durchbruch zu Regierungsverantwortung auf nationaler Ebene noch nicht geschafft wurde.

Von den ursprünglich sieben Parteien, die in der ersten Nationalversammlung vertretenen waren, sind 2014 noch sechs vertreten. Die Fraktion der New National Party vereinigte sich durch Nutzung der floor crossing-Methode 2005 mit der des ANC und die Partei löste sich auf.

Bereits 1999 hatte sich die Zahl der vertretenen Parteien im Parlament auf dreizehn mehr als verdoppelt. Diese Zahl blieb bisher weitgehend konstant. Bei der Mehrzahl dieser Parteien handelt es sich um Kleinstparteien mit einer zu vernachlässigbar geringen Stärke. Bemerkenswert dabei ist die Tatsache, dass einige dieser Parteien durchaus mit beachtlicher Stärke in die Nationalversammlung einzog, aber nach einer Legislaturperiode nur noch als Splitterpartei vorhanden war. So gewann die UDM 1999 14 Sitze, um 2004 auf neun und später gar vier Sitze abzurutschen.

Gleiches geschah mit COPE, einer ambitionierten Gründung ehemaliger ANC-Mitglieder. Mit der fast unglaublichen Zahl von 30 Abgeordneten 2009 ins Parlament eingezogen, erreichte die Partei 2014 nur noch ernüchternde drei Sitze. Hier dürfte die unklare Politik infolge der umstrittenen Führung der Partei nicht unwesentlich zum schwachen Ergebnis beigetragen haben. Zudem hat COPE mit dem Problem der Abgrenzung zum ANC zu kämpfen. Zwar wird die Politik, besonders die Wirtschaftspolitik, attackiert, aber gleichzeitig kann außerhalb oder gar gegen den ANC kann keine erfolgreiche Karriere im öffentlichen Sektor geführt werden.16 So lassen sich widerspenstige Anhänger entweder durch Patronage und lukrative Ämter auf Linie bringen oder müssen durch Ausgrenzung Marginalisierung erfahren.

Mit den EFF ist 2014 wieder eine Abspaltung des ANC drittstärkste Kraft geworden. Als linker Herausforderer hat diese Partei zwar Potential, den ANC an seinen geistigen Wurzeln zu treffen, doch verfügt sie nicht über die Ressourcen eine Regierungspartei mit dem Nimbus, das Apartheidsystem bezwungen zu haben, ernsthaft herausfordern zu können.

Eine Opposition, die eine Regierung in Wartestellung ist, ist in Südafrika bisher nicht zu erkennen. Der ANC konzentriert seit 1994 eine solide Mehrheit auf sich, während die anderen Parteien, bis auf die DA, mit dem Verfall ihrer Wählerschaft und damit dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit oder gar der Auflösung konfrontiert sind. Diesem Schicksal konnten bisher auch die Neugründungen ehemaliger ANC-Anhänger nicht entgehen. Schon der PAC zeichnet sich von Beginn durch Bedeutungslosigkeit aus. Ihm folgte die Partei Congress of the People und auch die Economic Freedom Fighters dürften nur ein kurzes Debüt in dieser Stärke bieten. Die Möglichkeiten oppositioneller Parteien sind angesichts der geistig- moralischen Bedeutung des ANC als Bezwinger der Apartheid zu gering. Zudem sind staatliche Positionen nach dem Ende der weißen Alleinherrschaft durch Mitglieder des ANC besetzt worden und bieten so ein Potential für Patronage. Trotz aller ungelöster Probleme und nicht erfüllter Versprechungen zeichnet sich die Wählerschaft des ANC zudem durch ein hohes Beharrungsvermögen und große Geduld bei der Umsetzung des Versprechens eines besseren Lebens für alle aus.

16 Vgl. McKinley, Dale T.: Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück: Südafrikas African National Congress und die Dreierallianz seit 1994, in: Ambacher, Jens Erik & Khan, Romin (Hrsg.): Südafrika. Die Grenzen der Befreiung, Berlin, Hamburg 2010, S. 29-40, hier S. 32. 12

Dennoch ist Südafrika nicht auf dem Weg in einen Einparteienstaat. Mit der Democratic Alliance existiert nicht nur eine Partei, die auf regionaler Ebene stark verankert ist und neben dem Bürgermeister Kapstadts den Ministerpräsidenten der Provinz Westkap stellt, sondern auch auf nationaler Ebene relativ stark ist. Einem Durchbruch zur Regierungsbeteiligung der Democratic Alliance steht ihre Verankerung in der weißen Minderheit dar. Auch nach zwanzig Jahren freier Wahlen in Südafrika ist immer noch die Hautfarbe ein wichtiges Wahlargument. Parteien definieren sich über die Hautfarbe ihrer Mitglieder, und die Wähler wählen die Parteien deren Mitglieder die gleiche Hautfarbe haben wie sie selbst.

Eine Parteienlandschaft mit 13, im Parlament vertretenen Parteien kann als Indiz für eine politisch aktive Gesellschaft gelten. Eine relativ große Anzahl von Parteien, die seit 1994 in der Nationalversammlung vertreten sind, steht einer ebenso großen Anzahl von Parteien gegenüber, die später den Sprung ins Hohe Haus schafften. Das parlamentarische Leben ist im Rahmen der Hegemonie des ANC von Vielfalt und Abwechslung geprägt, einer direkten Folge des 1994 eingeführten Verhältniswahlrechts. Jede Partei ist vertreten, sofern sie national ein fünftel Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigen kann. Eine Sperrklausel, wie in Deutschland, die den Kleinstparteien den Zutritt zum Parlament verwehren könnte, gibt es aus historischen Gründen in Südafrika nicht.

Das eigentliche Problem, mit dem der Parlamentarismus in Südafrika konfrontiert wird, ist die geringe Wahlbeteiligung, die bei den offiziellen Wahlergebnissen unbeachtet bleibt, weil sie die Zahl der registrierten Wähler zugrunde gelegt.17 Verstärkt wurde dieses Problem durch den faktischen Wahlausschluss von Minderheiten, als Ausweise mit Barcode zur Registrierung nötig wurden. Der Umtausch der alten Dokumente löste dieses Problem zwischenzeitlich. Dem scheinbaren Desinteresse, dokumentierbar durch die geringe Wahlbeteiligung, steht die rege Beteiligung an regionalen Initiativen gegenüber, die versuchen, auf dieser Ebene eine Form von Widerstand und Selbstorganisation zu leben. Dabei existieren diese Gruppierungen in der ständigen Gefahr der parteipolitischen Instrumentalisierung und damit Marginalisierung als Interessengruppierung auf basisdemokratischer Ebene.18

So kann festgestellt werden, dass mit dem ANC eine Partei die formale Macht im Staat Südafrika durch die dauerhafte, beinahe erdrückende Mehrheit in der Nationalversammlung besitzt. Dies birgt die Gefahr einer Einparteienherrschaft, wie sie in Afrika nicht selten zu finden ist.

Der Parlamentarismus in Südafrika ist nicht die einzige Form der Formulierung staatsbürgerlicher Interessen. Abgesehen von der Verweigerung der Teilnahme an formalen Wahlen, wovon die relativ geringe Wahlregistrierung und Wahlbeteiligung künden, werden Forderungen an den Staat außerparteilich formuliert und geäußert, immer in Gefahr, von Parteien okkupiert zu werden.19

Auch wenn der ANC, was angesichts der bisherigen Entwicklung anzunehmen ist, auf längere Sicht dominierende Kraft im südafrikanischen Parlament bleibt, so ist die südafrikanische Gesellschaft bereits so aktiviert, dass eine Begrenzung der politischen Freiheiten nicht ohne

17 Vgl. ebd., S. 34. 18 Vgl. hierzu am Beispiel des Kampfes um Grundversorgung mit Elektrizität und Wasser: Naidoo, Prishani: Leben oder Überleben? Kämpfe um Grundversorgung im Post-Apartheid-Südafrika, in: Ambacher, Jens Erik & & Khan, Romin (Hrsg.): Südafrika. Die Grenzen der Befreiung, Berlin, Hamburg 2010, S. 143-154. 19 Vgl. ebd., S. 147. 13 Proteste vonstatten gehen könnte. Abseits des ANC und anderer Parteien organisieren sich außerparlamentarische Interessenvertretungen ohne weit reichende politische Ambitionen, um den Alltag betreffende Probleme zu lösen. Diese freien Gruppierungen bilden das staatsbürgerliche Rückgrat der südafrikanischen Demokratie gegen mögliche autokratische Ideen im Staatsapparat.

14 5. Parteien Südafrikas

5.1 In der Nationalversammlung 2014 vertretene Parteien

African National Congress (ANC)

Gründungsdatum 1912

Vorsitzende 1912 bis 1917 1917 bis 1924 Sefako Mapogo Makgatho 1924 bis 1927 Zaccheus Richard Mahabane 1927 bis 1930 1930 bis 1936 1937 bis 1940 Zaccheus Richard Mahabane 1940 bis 1949 1949 bis 1952 1952 bis 1967 1967 bis 1991 1991 bis 1997 Nelson Mandela 1997 bis 2007 Thabo Mbeki 2007 bis heute Jacob Zuma

Der African National Congress war ursprünglich keine politische Partei, sondern eine Widerstandsbewegung, Widerstand gegen weiße Bevormundung und Unterdrückung durch die weiße Minderheit. Nach Schaffung der Südafrikanischen Union 1910 wurden recht schnell Grundlagen für die folgende Apartheidpolitik geschaffen. So begannen zu diesem Zeitpunkt bereits Überlegungen, die 1913 zum Land Act führen sollten. Damit war es Schwarzen unmöglich, außerhalb festgelegter Grenzen Land zu erwerben und zu nutzen.20 Als Reaktion auf diese Diskussionen bildete sich 1912 der African National Congress als South African Native National Congress (SANNC) gegründet. 1923 erhielt er seinen endgültigen Namen African National Congress (ANC).

Mit dem Land Act und anderen Gesetzen wurde die Bewegungsfreiheit der Afrikaner massiv eingeschränkt und damit die Arbeitskräfte für Landwirtschaft und Bergbau auf dem Wege des Zwangs gesichert. Bereits 1919 führte der SANNC eine Antipasskampagne in und unterstütze im Folgejahr einen militanten Bergarbeiterstreik.21 Trotz dieser Beteiligung an gewaltsamen Auseinandersetzungen setzte der ANC auf gewaltlosen Widerstand.

In den 1920er und 1930er Jahren, als die Rassengesetze in Südafrika verschärft wurden, fiel der ANC durch scheinbare Inaktivität auf. Erste Versuche in dieser Zeit mit der Kommunistischen Partei zu kooperieren schlugen fehl. Erst in den 1940er Jahren sollte frisches Leben im ANC erwachen.

Den immer schärferen Rassengesetzen konnte mit der bisherigen Politik der Zurückhaltung des ANC nicht wirksam begegnet werden. Einerseits kam es aufgrund der Rassentrennung zu verstärkter Zusammenarbeit mit Farbigen und Indern, gleichzeitig verstärkte sich die Militanz innerhalb des ANC. Treibend hinter dieser Bewegung waren die Gründer der Youth League, Nelson Mandela, und Oliver Tambo.22

20 Vgl. http://www.anc.org.za/show.php?id=206 am 27.06.2014. 21 Vgl. ebd. 22 Vgl. http://www.britannica.com/EBchecked/topic/8309/African-National-Congress-ANC, am 14.08.2014. 15

Die aktivere Youth League konnte die Massen in den Städten besser und effektiver erreichen als der vorsichtige, konservative und auch elitäre ANC, wie er bis dato agierte. 1949 gab sich die Youth League ein Aktionsprogramm mit der Forderung nach Streiks, Boykotten und Missachtung von Gesetzen – Grundlage für die Missachtungskampagne der 1950er Jahre.

Diese Kampagne zielte auf unmittelbare Missachtung der Apartheidsgesetze: Schwarze ließen ihre Pässe zuhause und indische, farbige und weiße Freiwillige betraten Townships. Der Staat reagierte mit Verboten, Verhaftungen und noch weitergehenden Gesetzen zur Rassentrennung, verstärkte auf diese Weise aber nur den Zusammenhalt zwischen Schwarzen, Indern und Farbigen.

Gemeinsam mit dem South African Indian Congress, der South African Coloured people’s Organisation, dem Congress of Democrats und der South African Congress of Trade Unions erarbeitete der ANC die Freiheitscharta, die 1955 durch einen Volkskongress, nicht zu verwechseln mit der Partei gleichen Namens, angenommen wurde. Bis heute hat dieses Dokument grundlegende Bedeutung für den ANC.23 Es war ein Dokument das die Überwindung der Rassengrenzen und ein demokratisches Südafrika als Ziel formulierte. Gleichwohl wurde es von der Regierung als Machwerk des Kommunismus und Staatsverrats verboten und die führenden Vertreter des Volkskongress wurden des Verrats angeklagt.24

Antirassistische Politik rief aber auch Widerspruch innerhalb des ANC hervor. 1959 verließen panafrikanistisch orientierte Mitglieder den ANC und gründeten den Pan Africanist Congress of Azania.

Bei Antipass-Protesten des PAC und des ANC 1960 kam es in Sharpville zu einem Blutbad, als Polizisten das Feuer auf unbewaffnete Demonstranten eröffneten. Wenige Tage später folgte das Verbot von ANC und auch PAC. Viele führende Mitglieder des ANC wurden verhaftet.

Sharpville bedeutete auch das Ende des gewaltlosen Widerstandes gegen die Apartheid. Ein massiv aufgerüsteter gewaltbereiter Staat ist nicht die Adresse für gewaltfreie Demonstrationen und Missachtungskampagnen. Im Untergrund agierte der ANC weiter und baute eine bewaffnete Organisation, den (MK), Speer der Nation, auf. Anfangs beschränkten sich die Aktionen des MK auf Sabotageakte und vermied menschliche Opfer. Mit der Verhaftung der Führung von MK endete jedoch nicht die Untergrundaktivität des ANC in Südafrika. Die Verhafteten wurden im Rivonia-Prozess zu langjährigen Haftstrafen auf verurteilt. Ein Teil der Führung unter Oliver Tambo setzte die Arbeit des ANC im Ausland fort. Neben militärischer Ausbildung setzten sie dabei auch auf die Suche nach politischer Unterstützung zur Beseitigung des Apartheidsystems.

In den 1970er Jahren gewann der Konflikt mit der südafrikanischen Regierung neue Qualität: die Bewegung des Black Consciousness gewann massiv an Einfluss, besonders bei der gut ausgebildeten Jugend und der Aufstand von 1976 und zahllose Protestaktionen, auch des ANC brachten das Land zunehmend in eine instabile Lage. Jeder Lebensbereich wurde zu einem politischen Kampfgebiet.

In dieser Situation versuchte sich die National Party erstmals an Reformen des Apartheidsystems. Das trikamerale Parlament und lokale Autonomiegebiete in den Townships

23 Vgl. http://www.anc.org.za/show.php?id=10177, am 15.08.2014. 24 Vgl. Anm. 1. 16 wurden geschaffen. Das Ziel, durch Zugeständnisse an die Mehrheitsbevölkerung wieder zu geordneten Zuständen zu kommen, und dennoch die weiße Vorherrschaft nicht zu verlieren, wurde komplett verfehlt. In den 1980er Jahren weiteten sich die Proteste auf ganz Südafrika aus und die Regierung verlor zunehmend die Kontrolle. Auch massiver Einsatz von Gewalt konnte das Land nicht befrieden.

In diesem Umfeld aus innenpolitischer Unruhe und Ausnahmezustand, gefolgt von wirtschaftlichem Niedergang und zunehmender außenpolitischer Isolierung, nicht zuletzt aufgrund der veränderten politischen Großwetterlage und des Tauwetters zwischen den beiden Blöcken des Kalten Krieges, ergab sich die Notwendigkeit, neue Wege zu suchen. Diese bestanden in Verhandlungen mit dem ANC, zunächst geheim, ab 1990, nach seiner Wiederzulassung, auch offiziell. Der ANC trat dabei gemeinsam mit der South African Communist Party (SACP) und dem Congress of South African Trade Unions (COSATU), dem südafrikanischen Gewerkschaftsdachverband, auf.

Die Verhandlungen zwischen Regierung, ANC und weiteren Gruppierungen fanden als Convention for a Democratic South Africa statt. Das Ergebnis war eine provisorische Verfassung und erste freie Wahlen in Südafrika 1994.

Diese ersten Wahlen gewann der ANC mit überragender Mehrheit. Am zehnten Mai 1994 wurde Nelson Mandela als erster frei gewählter und schwarzer Präsident Südafrikas vereidigt. Er führte eine Regierung nationaler Einheit unter Einschluss der IFP und der NP bis 1999. Auf Mandela folgte 1999 Thabo Mbeki, der von Jacob Zuma 2007 als ANC-Vorsitzender und 2008 als Präsident abgelöst wurde, der bis heute die Regierung führt.

Der ANC ist die regierende Partei seit 1994. Zweifellos bezieht er seine Popularität aus seiner Geschichte als wichtigste Widerstandsbewegung gegen das Apartheidsystem. Dennoch machen sich auch kritische Stimmen bemerkbar, die Korruption und Vetternwirtschaft, aber auch die Gründe für die Ablösung Mbekis anprangern. Zu diesen gehören , dem derzeitigen Vorsitzenden der Partei COPE und , dem Gründer und Vorsitzenden der Economic Freedom Fighters, beides Abspaltungen vom ANC, die relativ erfolgreich an Parlamentswahlen teilnahmen und Sitze erringen konnten.

Democratic Party (DP) / Democratic Alliance (DA)

Gründungsdatum 1989, 2000 umbenannt in Democratic Alliance

Vorsitzende 1989 bis 1994 Zacharias Johannes de Beer 1994 bis 2007 Anthony James Leon 2007 bis heute Helen Zille

Durch Vereinigung der Progressive Federal Party, National Democratic Movement und Independent Party entstand 1989 die Democratic Party. Damit steht die Partei in langer Tradition liberaler und gegen Apartheid gerichteter Politik. Helen Suzman gehörte der Progressive Party, der spätern Progressive Federal Party an.

Nach relativ guten Wahlergebnissen bei der Parlamentswahl 1989 stürzte sie bei den ersten freien Wahlen 1994 auf 1,73 Prozent ab. De Beer wurde als Vorsitzender der DP durch Anthony Leon ersetzt.

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Unter seiner Führung begann die Partei einen langen Kampf für Anerkennung einer Opposition im demokratischen Südafrika25. Aber es begann auch ein langsamer aber stetiger Aufstieg der DP. Der Stimmenanteil bei Wahlen konnte kontinuierlich ausgebaut werden. Bereits 1999 wurde die DP stärkste Oppositionspartei und ist es bis heute geblieben.

Mit der Vereinigung von DP, Federal Alliance und New National Party entstand die Democratic Alliance. Leon wurde Vorsitzender. Mit dieser Vereinigung sollte dem dominierenden ANC eine kräftige Opposition gegenübergestellt werden. Eine starke Regierung braucht in einer funktionierenden Demokratie eine starke Opposition.26 Im gleichen Jahr gewann die DA mehrere Bürgermeisterwahlen. In Kapstadt wurde Helen Zille Bürgermeisterin.

Das gespannte Verhältnis zur NNP führte 2001 zum Bruch. Dennoch konnte die DA ihren Stimmenanteil bei Wahlen ausbauen. 2009 wurde Helen Zille sogar Ministerpräsidentin der Provinz Westkap. Westkap ist bis heute die einzige Provinz Südafrikas, die nicht vom ANC regiert wird.

2014 konnte die DA mit über 22 Prozent ihr bestes Ergebnis bei nationalen Wahlen einfahren und ist damit unbestritten die stärkste Oppositionspartei. Auch regional und lokal ist die Partei gut vertreten. Eine realistische Bedrohung der Dominanz des ANC ist sie aber dennoch bisher noch nicht.

Economic Freedom Fighters (EFF)

Gründungsjahr: 2013

Vorsitzende: 2013 Julius Sello Malema

Der Gründer, der aus den Parlamentswahlen von 2014 als drittstärkste Partei hervorgegangenen Economic Freedom Fighters, Julius Sello Malema war bis 2012 selbst hoffnungsvolles Mitglied des ANC und Präsident von dessen Jugendorganisation, der Youth League. Streitigkeiten im Nachgang der wilden Bergarbeiterstreiks und dessen blutiger Niederschlagung durch die Polizei führten zum Ausschluss Malemas aus dem ANC und zur Gründung der EFF.

Die Partei begreift sich selbst linksradikal und beruft sich besonders auf den Marxismus- Leninismus. Zudem sind die EFF dem Panafrikanismus verpflichtet. Eine eigene Interpretation der Freedom Charta vervollständigt dieses Bild: als Anwalt der armen schwarzen Bevölkerung Südafrikas vertritt sie die entschädigungslose Verstaatlichung strategischer Wirtschaftsteile, wie Bergbau und Banken, aber auch die Neuverteilung von Großgrundbesitz.27

Im Streit mit dem ANC spielt dessen Verflechtung mit der Wirtschaft eine besondere Rolle. Der Vorwurf der Korruption steht im Raum.

25 Vgl. http://www.da.org.za/about.htm?action=view-page&category=383, am 07.08.2014. 26 Vgl. ebd. 27 Vgl. http://effighters.org.za/about-us/ am 29.06.2014. 18 Als Hochburgen der Partei können die Provinzen North West, und Gauteng gelten. Hier erzielten die EFF jeweils mehr als zehn Prozent Stimmenanteil bei den Provinzwahlen 2014 und wurde in Limpopo und Northwest sogar offizielle Opposition. Bei den Nationalwahlen wurden sie in der Provinz Limpopo nach dem ANC zweite, und in North West und in Gauteng nach dem ANC und der DA dritte Kraft.

Inkatha Freedom Party (IFP)

Gründungsdatum 1975

Vorsitzende 1975 bis heute Mangosuthu Gatsha Buthelezi

Bereits seit den 1920er Jahren existierte in KwaZulu eine Inkatha-Bewegung, um die kulturelle Identität der Zulu gegen das britische Empire, später die Afrikander zu bewahren.28

Um den damaligen Premierminister der Provinz KwaZulu Buthelezi gründete sich 1975 die mit dem Ziel die Apartheid zu bekämpfen. Anders als der ANC sollte diese durch evolutionären Abbau der Rassentrennung überwunden werden.29 Die wichtigsten afrikanischen Freiheitsbewegungen, der ANC und der PAC waren zu dieser Zeit bereits verboten. Diese Politik, die nicht auf punktuelle Zusammenarbeit mit dem Apartheidsystem verzichten konnte, brachte der IFP den Vorwurf der Kollaboration ein. Dieser gipfelte in den 1980/1990er Jahren in gewaltsame Auseinandersetzungen mit tausenden Toten.

Die IFP versteht sich als antikommunistisch und Garant der Demokratie im Südafrika, dessen Politik durch den ANC dominiert wird. 30 Einer landesweiten Durchdringung des politischen Systems steht dabei allerdings die Konzentration auf das Volk der Zulu im Wege. Hier liegt der Ursprung dafür, dass die Partei zwar in KwaZulu-Natal relativ stark, aber in den anderen Provinzen bedeutungslos ist. Einzig die Mitarbeit in der ersten frei gewählten Regierung als Teil der Government of National Unity bedeutete für die IFP einige nationale Bedeutung. In der Regierung Mbekis bis zu dessen Rücktritt war Buthelezi immerhin noch Innenminister.

Bei der ersten Wahl zur Nationalversammlung 1994 konnte die IFP etwa die Hälfte der Sitze der Provinz KwaZulu-Natal gewinnen, diese Dominanz ist aber spätestens seit der Wahl 2004 gebrochen, als der ANC die Mehrheit der Sitze auch hier erlangen konnte. Weiter geschwächt wurde die IFP durch die Abspaltung der 2011. Diese Schwäche konnte die IFP bei den Wahlen 2014 nicht ausgleichen und verlor sich mit nur noch zehn Sitzen im Parlament an der Grenze zur Bedeutungslosigkeit.

National Freedom Party (NFP)

Gründungsdatum 2011

Vorsitzende 2011 bis heute Zanele kaMagwaza-Msibi

Nach innerparteilichen Auseinandersetzungen in der Inkatha Freedom Party gründete Zanele kaMagwaza-Msibi gemeinsam mit anderen ehemaligen IFP-Mitgliedern 2011 die National

28 Vgl. http://www.ifp.org.za/2014/Who-we-are/OurHistory/ourhistory.html am 21.07.2014. 29 Vgl. http://www.britannica.com/EBchecked/topic/288400/Inkatha-Freedom-Party-IFP am 19.07.2014. 30 Vgl. http://www.ifp.org.za/2014/Who-we-are/OurValues/ourvalues.html am 21.07.2014. 19 Freedom Party. Bei den Kommunalwahlen im gleichen Jahr erhielt sie national 2,4 Prozent der Stimmen, in KwaZulu-Natal 10,61 Prozent der Stimmen.31 Hier zeigt sich die regionale Konzentration der Partei auf KwaZulu, der traditionellen Hochburg der IFP. Auch bei den Parlamentswahlen 2014 zeigte sich diese Konzentration auf diese Provinz. Drei Sitze konnten direkt von der Provinz erlangt werden.

Die NFP ist eine unbedeutende Splitterpartei, deren nationale Ausdehnung noch auf sich warten lässt. Die Konzentration auf die gleiche Wähler- und Volksgruppe, wie sie die IFP bearbeitet, lässt einen nationalen Anstieg der Bedeutung unwahrscheinlich erscheinen.

Auf sozialliberalen Ideen aufbauend soll sich die Gesellschaft Südafrikas nicht nur politisch, sondern auch ökonomisch emanzipieren. Den Südafrikanern soll die Möglichkeit gegeben werden, wirtschaftlich erfolgreich zu sein und verdienen es, auf dieser Grundlage, gefördert zu werden.

Die Grundlage dieser Politik bildet für die NFP die Verfassung Südafrikas, die es zu schützen und demokratisch zu stärken gilt.32 Zusammenarbeit mit anderen Parteien steht NFP aufgeschlossen gegenüber, so wurde eine Kooperation mit dem ANC in KwaZulu auf kommunaler Ebene vereinbart.33

United Democratic Movement (UDM)

Gründungsjahr: 1997

Vorsitzende: seit 1997

Frühere Mitglieder der National Party, wie Roelf Meyer, und des ANC, wie Bantu Holomisa, gründeten 1997 die Partei United Democratic Movement. Holomisa wurde Vorsitzender, Meyer sein Stellvertreter. 1999 zog die Partei mit 14 Sitzen in die Nationalversammlung ein, hatte also einigen Erfolg bei den Wählern. Im darauf folgenden Jahr verließ Meyer die Partei, um sich ins Private zurückzuziehen.

Die Partei tritt als politische Organisation für alle Südafrikaner an. Eine Unterscheidung nach Hautfarbe wird abgelehnt. Das Ziel soziale Ungerechtigkeiten abzubauen und eine erfolgreiche Nation aufzubauen klassifiziert die UDM als eine sozialdemokratische Partei.34

Die Hochburg des UDM ist die Provinz , in der bei den Wahlen seit 1999 überdurchschnittlich viele Sitze im Parlament errungen werden konnten. Die Stabilisation der Stimmenanteile nach 2009 ist zwar erfreulich für die Partei, doch kann sie nicht über die marginale Bedeutung der UDM hinwegtäuschen. Mit unter einem Prozent Stimmenanteil bei der Wahl zur Nationalversammlung 2014 ist der UDM eine größere Bedeutung nicht zuzumessen.

31 Vgl. http://www.elections.org.za/content/LGEPublicReports/197/Detailed%20Results/KN.pdf am 23.07.2014. 32 Vgl. http://www.nfp.org.za/nfp.document/NFP%20CONSTITUTION.pdf, S. 4, am 23.07.2014. 33 Vgl. http://mg.co.za/article/2011-05-30-anc-nfp-team-up-in-kwazulunatal am 24.07.2014. 34 Vgl. http://udm.org.za/vision-mission/, am 30.06.2014. 20 , Vryheidsfront Plus (FF+, VF+)

Gründungsdatum 1994

Vorsitzende 1994 bis 2001 Constand Laubscher Viljoen 2001 bis heute

Die Freedom Front Plus wurde 1994 als Freedom Front (FF) einen Monat vor der ersten Parlamentswahl gegründet und gleich viertstärkste Partei im Parlament. Die Bedeutung marginalisiert sich allerdings, denn der Stimmenanteil betrug nur 2,17 Prozent und neun Abgeordneten der FF zogen in die Nationalversammlung ein.

Aufgestellt hat sich die Partei als konservative Partei der Afrikander. Forderungen nach Gleichheit und Gleichbehandlung der Rassen, Sprachen und Kulturen in Südafrika35, sollen wohl nicht zuletzt die Buren vor einer schwarzen Dominanz schützen. Besonders wird eine Dominanz des ANC befürchtet und abgelehnt. Das Ziel ist eine Regierung ohne Beteiligung des ANC.36 Trotz dieser Ablehnung trat Pieter Mulder 1999 in die Regierung Zuma als Vize- Minister für Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei ein.

Bei den Wahlen 1999 konnte die FF nur noch mit drei Abgeordneten in die Nationalversammlung einziehen. 2003, kurz vor den anstehenden Wahlen, wurde zwischen der FF, der Conservative Party37 und der Afrikaner Eenheidsbeweging eine Zusammenarbeit unter dem Namen Freedom Front Plus (FF+) vereinbart. Seit den Wahlen 2003 ist diese stabil mit vier Abgeordneten im nationalen Parlament vertreten. Dennoch ist diese Partei nahezu bedeutungslos.

Congress of the People (Cope)

Gründungsdatum 2008

Vorsitzende 2008 bis heute Mosiuoa Lekota

Auseinandersetzungen innerhalb des ANC, besonders der Führungsstreit zwischen Thabo Mbeki und seinen Stellvertreter Jacob Zuma, führten zum Sturz Mbekis. Anhänger Mbekis verließen den ANC und gründeten 2008 den Congress of the People, Mosiuoa Lekota, Verteidigungsminister unter Mbeki, wurde Vorsitzender. Interne Streitigkeiten behinderten eine sachbezogene Politik. 2010 musste Lekota seinen Führungsanspruch auf die Partei sogar gerichtlich klären lassen.

Dieser Streit hat Auswirkungen auf die Mitglieder und deren Arbeit. Zwar konnte die Partei bei den Wahlen 2009 drittstärkste im südafrikanischen Parlament werden, doch verließen wiederholt Vertreter von COPE die Fraktion in Richtung ANC.38 So konnte bei den Wahlen 2014 nicht an die Erfolge angeknüpft werden und COPE verlor massiv an Stimmen, so dass nur noch drei statt 37 Vertreter im Parlament einzogen.

35 Vgl. http://vfplus.myonlinepresence.co.za/who-is-the-vf-plus, am 05.08.2014. 36 Vgl. ebd. 37 Die Conservative Party ist eine Abspaltung der National Party, die als zu lax empfunden wurde. 1987 wurde sie stärkste Oppositionspartei. Sie arbeitete gegen die Verhandlungen zum Ende der Apartheid, boykottierte die Wahlen 1994 und verlor daraufhin noch mehr Einfluss. 38Vgl. http://mg.co.za/article/2014-02-20-cope-mps-and-mpls-prepare-to-jump-ship am 29.07.2014. 21

Programmatisch steht COPE dem ANC unversöhnlich gegenüber. Sein Slogan „South Africa deserves a better government”39 verdeutlicht seinen Anspruch, eine grundlegend bessere Politik zu vertreten. So soll unter anderem die Verwaltung verbessert werden und das politische System durch Elemente direkter Beteiligung, auch in Personalfragen, bürgernäher gestaltet werden.40

African Christian Democratic Party (ACDP)

Gründungsdatum 1993

Vorsitzender 1993 bis heute Dr.

Die Partei African Christian Democratic Party ist nach ihrem Selbstverständnis41 den biblischen Werten, aber nicht allein den Christen Südafrikas; verpflichtet. Dennoch ist der christlich-fundamentalistische Tenor nicht zu übersehen: Meshoe ist Pastor und zudem Lehrer am Bethel Christian College of Riverside in Kalifornien.

Mit der ersten freien Wahl 1994 konnte die ACDP in die Nationalversammlung einziehen und ist seitdem hier vertreten. Zuerst mir nur zwei, 1999 mit sechs, 2004 mit sieben und seit 2009 mit je drei Sitzen. Damit hat sich der Stimmenanteil auf niedrigem Niveau stabilisiert.

Besonders hervorgetan hat sich die ACDP mit ihrer Ablehnung der Verfassung 1994. Begründet hat sie dies mit ihrer Ablehnung von Abtreibungen und homosexueller Lebenseinstellungen, die hier nicht explizit untersagt wurden.

African Independent Congress (AIC)

Gründungsdatum 2005

Vorsitzender 2005 bis heute

Die Stadt Matatiele kam 2005 durch Veränderung der Provinzgrenzen von KwaZulu-Natal und Ostkap zur Provinz Ostkap. Der Widerstand der Bevölkerung wurde nicht berücksichtigt. Um das frühere ANC-Mitglied Galo wurde im gleichen Jahr der African Independent Congress gegründet, mit dem Anspruch, den Bürgern in der Politik wieder mehr Gehör zu verschaffen.42 Dies ist besonders gegen den ANC gerichtet, dem Inkompetenz und parteigeleitete Regierungspolitik vorgeworfen wird.43

Nach Erfolgen bei Kommunal- und Provinzwahlen, konnte der AIC 2014 mit drei Sitzen in die Nationalversammlung einziehen.

39 http://www.congressofthepeople.org.za/uploads/files/Final_COPE_MANIFESTO_2014_-1.pdf, S. 1, am 29.07.2014. 40 Vgl. ebd., S. 2. 41 Vgl. http://www.acdp.org.za/our-party/our-history/ am 10.07.2014 42 Vgl. http://www.aic.org.za/mission.html am 26.07.2014. 43 Vgl. http://www.iol.co.za/news/politics/rise-against-incompetent-leaders-aic-1.1341400 am 26.07.2014. 22 Agang South Africa

Gründungsdatum 2013

Vorsitzende 2013 bis 2014 Mamphela Ramphele

„Agang South Africa“, zu deutsch „Wir bauen Südafrika“ wurde 2013 gegründet. Vereint in der Kritik des herrschenden ANC soll mit dieser Partei ein neuer Impuls für die Entwicklung der südafrikanischen Gesellschaft gegeben werden.44

Im Januar 2014 wurden Verhandlungen bekannt, die eine Eingliederung der Agang in die Democratic Alliance vorbereiten sollten. Ramphele sollte nach dieser Vereinbarung Präsidentschaftskandidat der DA werden.45 Am folgenden Tag zog sich Agang und auch Ramphele von diesen Aussagen zurück.46 Bei den Wahlen 2014 konnte Agang zwei der Sitze im Parlament erringen, ist also als unbedeutende Splitterpartei zu sehen.

Im Juli 2014 verkündete Ramphele ihren Rückzug von der Politik und Partei.47

Pan Africanist Congress of Azania (PAC)

Gründungsdatum 1959

Vorsitzende 1959 bis 1978 Prof. Robert Mangaliso Sobukwe 1978 bis 1979 Potlako Leballo

1990 bis 1996 Clarence Makwetu 1996 bis 2003 Stanley Moguba 2003 bis 2006 Motsoko Pheko 2006 bis 2013 Letlapa Mphahlele 2013 bis heute Alton Mphethi

Der PAC tritt mit dem Anspruch an, die Interessen der Afrikaner zu vertreten und beharrt auf strikter Trennung von anderen Bevölkerungsgruppen. Zusammenarbeit mit anderen Rassen steht nicht zu Debatte.

Einige Mitglieder des ANC sahen dessen Politik der Rassenintegration und Zusammenarbeit mit nichtafrikanischen Organisationen, wie dem Congress of Democrats und dem Indian Congress, besonders nach Annahme der Freedom Charta 1955 kritisch. Als Leballo 1958 vom ANC ausgeschlossen wurde, wurde als Reaktion 1959 der Pan Africanist Congress of Azania gegründet.48 Leballo wurde Generalsekretär.

44 Vgl. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afrika/agang-neue-partei-in-suedafrika-12084856.html am 25.07.2014. 45 Vgl. http://mg.co.za/article/2014-01-28-agang-sa-da-merge-with-ramphele-as-presidential-candidate, am 25.07.2014 46 Vgl. http://mg.co.za/article/2014-01-29-rumours-of-agang-sa-infighting-nonsensical/, am 25.07.2014. 47 Vgl. http://mg.co.za/article/2014-07-08-ramphele-quits-politics-after-accomplished-aims am 25.07.2014. 48 http://www.pac.org.za/ am 22.07.2014. 23 In Rivalität zum ANC versuchte der PAC immer schneller und besser zu sein, so auch bei den Anti-Pass-Protesten 1960. Der PAC legte das Datum seiner Kampagne bewusst vor das des ANC. Die anfangs gewaltlosen Proteste arteten in Gewalt aus und mündeten in das Massaker von Sharpeville. In dessen Folge wurden sowohl PAC als auch ANC am 8. April 1960 verboten und die Führungspersonen verhaftet oder flohen in den Untergrund und ins Ausland.

Im Ausland konnten Exilbüros errichtet werden, so in , Dar es Salaam, Maseru und anderen Städten. Dennoch konnte der PAC nicht von internationaler Hilfe profitieren, nicht zuletzt wegen der ungeklärten Führungsfrage und dauernden Streitereien um die Ressourcen der Partei.

Mit der Organisation Poqo wurde 1960 ein militärischer Flügel des PAC ins Leben gerufen, konnte aber keine Erfolge erringen. Auch als Azanian People´s Liberation Army war diese Gruppierung erfolglos.

Mit dem Tod Sobukwes 1978 entstand ein Machtvakuum, das nicht aufgefüllt werden konnte und die Organisation noch weiter schwächte.

Mit der Lockerung der Apartheidpolitik in des späten 1980er Jahren war der Weg für einen Neubeginn frei und das Panafricanist Movement konnte 1989 als Vorläufer des 1990 wieder zugelassenen PAC gegründet werden.

Bei den Wahlen 1994 konnte der PAC noch fünf Sitze erringen. Bei den darauf folgenden Wahlen verlor die Partei immer wieder Stimmen, bis sie 2009 nur noch einen Sitz in der Nationalversammlung innehatte. Sie ist damit nie von Bedeutung gewesen, sondern hatte immer den Charakter einer Splitterpartei. 2013 wurde der PAC von internen Streitereien noch weiter auseinander gerissen. Die Wahlkommission erkannte die Gruppe um den Vorsitzenden Mphethi als PAC an und beendete den Streit.49 Dennoch konnte 2014 kein Durchbruch erzielt werden und die Partei verharrt weiter in der Bedeutungslosigkeit.

African People’s Convention (APC)

Gründungsdatum 2007

Vorsitzender 2007 bis heute:

Godi war bis 2007 stellvertretender Vorsitzender des PAC. Unzufrieden mit der Führung Letalapa Mpahleles trat er mit Zingisa Mkabile Mitglied des Regionalparlaments der Provinz Ostkap und Malesela Ledwaba Mitglied des Regionalparlaments Gauteng aus der Partei aus. Das Floor-crossing ermöglichte ihnen auch, ihr Mandat weiter auszuüben.50

Die Partei ist versteht sich nach ihrem Selbstverständnis als afrikanistisch, panafrikanistisch und sozialistisch51.

49 http://www.britannica.com/EBchecked/topic/440552/Pan-Africanist-Congress-of-Azania-PAC am 19.07.2014.

50 Vgl. http://mg.co.za/print/2007-04-09-godi-leaves-pac-for-african-peoples-convention, am 15.07.2014. 51 Vgl. http://www.theapc.org.za/content/broad-ideology-%E2%80%93-identity am 16.07.2014. 24 Bei den Wahlen 2009, wie auch 2014, verteidigte der APC seinen Sitz im Nationalparlament, verlor allerdings die beiden Sitze in den Regionalparlamenten. Als Abspaltung vom nunmehr bedeutungslosen PAC verliert sich die APC ebenso in der Bedeutungslosigkeit.

5.2 In früheren Nationalversammlungen vertretene Parteien

National Party / New National Party (NP / NNP)

Gründungsdatum 1914

Vorsitzende 1914 bis 1934 James Barry Munnik Hertzog 1934 bis 1954 Daniel François Malan 1954 bis 1958 Johannes Gerhardus Strijdom 1958 bis 1966 Hendrik Frensch Verwoerd 1966 bis 1978 Johm Vorster 1978 bis 1989 Pieter Willem Botha 1989 bis 1997 Frederik Willem de Klerk 1997 bis 2005

Nach Gründung der Südafrikanischen Union 1910 übernahm die South African Party (SAP) unter die Regierung. James Hertzog war Minister dieser Regierung, er stand aber dennoch in Opposition zu Botha, besonders der britische Einfluss auf die Union war hier der Grund.

1913 kam es zum Bruch zwischen Botha und Hertzog. Bereits im Januar 1914 gründete er die National Party. Das Hauptziel der Partei war die Unabhängigkeit Südafrikas von Großbritannien, die entlang christlicher Werte und Handlungen erreicht werden sollte52.

Die schwierige ökonomische Lage Südafrikas nach dem ersten Weltkrieg und der Tod Bothas 1919 ließ die Unterstützung der SAP zugunsten der NP zusammenschmelzen. Bereits 1920 kam es Verhandlungen zwischen beiden Parteien über eine Zusammenarbeit in der Regierung. Aber erst 1924, nach dem Sieg der NP in den Parlamentswahlen konnte sie gemeinsam mit der Labour Party Regierungsverantwortung übernehmen und Hertzog wurde Premierminister. In diese erste Regierungsperiode der National Party fallen die ersten Bestimmungen, die das Fundament der Apartheid bilden sollten. Es kam zu Wahlrechtseinschränkungen für Nichtweiße.

1933 verschmolzen die SAP und die NP zur United Party (UP), bis auf die Provinzsektion der Kapprovinz, die unter Daniel Malan nicht folgen wollte und die Partei als Purified National Party weiterführte. Bereits 1939 kam es in der UP wieder zum Bruch über die Haltung zur Kriegsbeteiligung im Zweiten Weltkrieg. Hertzog kehrte 1940 zur NP zurück, die sich in Herenigde Nasionale Party (GNP) / Reunited National Party umbenannte.53

1948 gewann die GNP gemeinsam mit der Afrikaner Party die Wahlen. Kurz darauf nannte sich die GNP wieder in National Party um. Mit diesem Wahlsieg wurde eine lange Phase der

52 Vgl. http://www.sahistory.org.za/topic/national-party-np, am 11.08.2014. 53 Vgl. http://www.sahistory.org.za/dated-event/reunited-national-party-founded-malan-and-hertzog, am 11.08.2014. 25 politischen Dominanz der NP eingeleitet, die bis 1990 anhalten sollte. Bis 1977 konnte sie ihre Dominanz bei Parlamentswahlen ausbauen und mit 64,8 Prozent ihr bestes Ergebnis erzielen.

In diese Zeit gestaltete die NP die Gesellschaft um: 1960 wurde Südafrika Republik und verließ das Commonwealth und die Politik der Rassentrennung gelangte zu neuen Höhen, indem einigen Homelands von der Regierung international nicht anerkannte Unabhängigkeit gewährt wurde.

Mit der Wahl Pieter Willem Bothas zum Premierminister 1978 begann die Aufweichung der Apartheitspolitik. In den frühen 1980er Jahren wurden erste Beschränkungen, wie das Verbot gemischtrassiger Ehen aufgehoben.54 Die neue Verfassung von 1984 schrieb die Rassentrennung aber ungeachtet dieser Entwicklung fort. Die Weißen dominierten weiterhin die Politik, die Schwarzen waren völlig stimmlos. Dies forderte den Widerstand der schwarzen Bevölkerungsmehrheit heraus.

Mitte der 1980er Jahre spitzte sich die politische Instabilität in Südafrika zu. Bewaffnete Aktionen gegen Polizei und andere staatliche Einrichtungen nahmen zu. Ebenso friedliche Proteste, wie die Forderung Bischof Desmond Tutus vor den Vereinten Nationen nach Sanktionen gegen Südafrika.

Politische Unruhe und internationale Isolation wurden noch verstärkt durch wirtschaftliche Probleme. Dies war die Ausgangslage für Frederik Willem de Klerk, als er 1989 Premierminister wurde. Eigentlich ein konservativer Politiker der NP, war er doch pragmatisch genug, einen Ausweg aus dieser Situation zu suchen und begann Geheimverhandlungen mit dem ANC. Diese führten 1990 zur Wiederzulassung verbotener Parteien, wie ANC und PAC.

1991 begannen Allparteien-Verhandlungen zum friedlichen Übergang, einer neuen Verfassung und einer konstituierenden Nationalversammlung. Ein Referendum, beschränkt auf die weißen Wähler, bestätigte die Annäherung zwischen Regierung und Schwarzen.

1994 fanden die ersten freien Wahlen in Südafrika statt. Der ANC wurde stärkste Partei und gewann die absolute Mehrheit. Dennoch wurde die erste Regierung als Koalition zwischen ANC, NP und IFP unter dem Namen Government of National Unity gebildet.

Bis 1995 wurden die Reste des Apartheidsystems beseitigt und 1996 eine neue Verfassung verabschiedet. Nach Verabschiedung der Verfassung verließ die NP 1997 die Regierung. 1998 nannte sie sich in New National Party (NNP) um. 2000 bildeten die NNP, die DP und FA zur Democratic Alliance, wobei die NNP diese bereits 2001 wieder verließ.

Die Wahlen 2004 brachte der NNP erneut große Verluste. Daraufhin löste sich die Partei 2005 auf und die Mehrzahl der Abgeordneten trat dem ANC bei.

54 Vgl. Am. 33. 26 Independent Democrats (ID)

Gründungsdatum 2003

Vorsitzende 2003 bis heute

Die ehemalige PAC-Abgeordnete Patricia de Lille gründete 2003 die Independent Democrats mit dem Anspruch, neue Hoffnung auf die Politik Südafrikas zu wecken.55

Bei den Wahlen 2004 und 2009 konnte die Partei Sitze im Parlament erringen. Das Augenmerk der Oppositionspolitik war die Verurteilung der Korruption und Kampf gegen AIDS in Südafrika.56 Ziel der Politik ist aber auch wirtschaftliche Entwicklung.

2010 verkündete die Partei die Zusammenarbeit mit der Democratic Alliance und gemeinsame Wahllisten. Mit diesem Schritt sollte der Dominanz des ANC eine gestärkte Opposition erwachsen.57 2014 erzielte diese Allianz 89 Sitzplätze und wurde nach dem ANC stärkste Partei im Parlament.

United Christian Democratic Party (UCDP)

Gründungsdatum 1997

Vorsitzende 1997 bis 2011 Kgosi Lucas Manyane Mangope 2011 Mavis Matladi 2012 bis heute Isaac Sipho Mfundisi

Die United Christian Democratic Party ging 1997 aus der Bophuthatswana Democratic Party (BDP) hervor. Diese war die dominierende Partei des Bophuthatswana-Homelands. Aus dieser regionalen Bedeutung erklärt sich auch die regionale Konzentration der UCDP auf die Nordwest-Provinz, in der die Gebiete des ehemaligen Bophuthatswana liegen. Die Zeit der Selbständigkeit Bophuthatswanas von 1977 bis 1994 wird noch heute verherrlicht und gepriesen58.

Nach anfänglichen Widerständen arrangierte sich die Partei mit der Wiedereingliederung nach Südafrika. Um national expandieren zu können, formte sich aus der BDP die United Christian Democratic Party. Der alte Vorsitzende Mangope wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Vorwürfe und Auseinandersetzungen führten 2011 zum Ausschluss Mangopes aus der Partei. Nachfolger wurde Mavis Matladi. Überraschend verstarb er Ende 2011. 2012 wurde dessen Stellvertreter Isaac Sipho Mfundisi Vorsitzender.

Die UCDP ist, wie der Name bereits vermuten lässt, christdemokratisch ausgerichtet. Als politische Partei ist sie aber von geringer Bedeutung. Bei den Wahlen 1999, 2004 und 2009 war sie mit drei, beziehungsweise zwei Sitzen in der Nationalversammlung vertreten, schied aber 2014 aus.

55 Vgl. http://mg.co.za/article/2003-03-26-de-lille-to-start-new-political-party/, am 31.07.2014. 56 Vgl. http://www.id.org.za/about-the-id/the-ids-plan-for-a-better-south-africa.html, am 31.07.2014. 57 Vgl. http://mg.co.za/article/2010-08-15-da-id-merge-to-challenge-anc, am 37.07.2014. 58 Vgl. http://www.ucdp.org.za/default.asp?id=1147, am 05.08.2014. 27

Minority Front (MF)

Gründungsdatum 1993

Vorsitzende 1993 bis 2011 Amichand Rajbansi 2012 bis heute Shameen Thakur-Rajbansi

Die Minority Front gründete sich 1993 aus der National People’s Party (NPP). Die NPP war die dominierende Partei des House of Delegates, einer Kammer des trikameralen Parlaments, das 1983 in Südafrika etabliert wurde. Das House of Delegates sollte den indisch-stämmigen Bewohner Südafrikas im System der Rassentrennung einen Platz zuweisen.

Mit dem Ende der Apartheid kam auch das Ende des Drei-Kammern-Systems und die NPP wandelte sich zur Minority Front. Sie will allen Minderheiten Südafrikas eine Stimme verleihen59, ist aber faktisch Sprachrohr der indischstämmigen Südafrikaner. Die Partei hat ihre Hochburgen in den indisch geprägten Teilen der Provinz KwaZulu-Natal. National ist die Partei eher bedeutungslos. Bei den Wahlen 1999, 2004 und 2009 konnte sie zwar mit einem, zwei und einem Sitz einziehen, bei den Wahlen 2014 musste sie auf nationaler Ebene das Parlament verlassen.

Azanian People’s Organisation (AZAPO)

Gründungsdatum 1978

Vorsitzende 1978 bis 1980 Curtis Nkondo (unter Vorbehalt) 1980 bis 1982 Lybon Mabasa 1982 bis 2010 2010 bis heute Jacob Dikobo

Die Azanian People’s Organisation wurde 1978 durch Zusammenschluss von Black People’s Convention, South African Student’s Organisation und Black Community Programmes, also Teilen des Black Consciousness Movement, gegründet. Die Masse der Mitglieder von AZAPO rekrutierten sich somit aus schwarzen Studenten und Intellektuellen.

Ideologisch basierte die Organisation auf sozialistischen Ideen: das eigentliche Problem Südafrikas ist nicht die Rassentrennung, sondern die materielle Ungleichheit der Menschen.60

1980 wurde im englischen Exil mit dem Black Consciousness Movement of Azania (BCMA) eine Schwesterorganisation im Ausland gegründet, die in vielen Ländern Afrikas, Europas und sogar Amerikas Dependancen unterhielt. Mit Gründung der Azanian National Liberation Army trat die BCMA in eine neue Phase der Auseinandersetzung mit dem System Südafrikas ein: dem bewaffneten Kampf. 1994 vereinigten sich beide Organisationen.

In Südafrika konnte AZAPO mit Jugend- und Studentenorganisationen den Druck auf das Apartheidsystem erhöhen und auch die internationale Isolierung des Landes stärken.

59 Vgl. http://minorityfront.com/history/, am 04.08.2014. 60 Vgl. http://www.sahistory.org.za/topic/azanian-peoples-organization-azapo, am 31.07.2014. 28 Nach dem Ende des Apartheidregimes isolierte sich AZAPO selbst. Bei den Verhandlungen über den Übergang zum demokratischen Südafrika nahm sie nicht teil, ebenso wenig, wie bei den Wahlen 1994. Auch die erste Verfassung wurde abgelehnt, weil den Schwarzen nicht alle Freiheiten garantiert würden.61

1999 trat AZAPO zur Parlamentswahl an und konnte mit einem Sitz einziehen. Bei den Wahlen 2004 konnte dieses Ergebnis wiederholt werden. Beide Male wurde er mit dem Vorsitzenden Mosibudi Mangena besetzt, der 2004 bis 2009 Minister für Wissenschaft und Technologie war. Bei den Wahlen 2014 wurde der Wiedereinzug ins Parlament verpasst.

Federal Alliance (FA)

Gründungsdatum 1998

Vorsitzende 1998 bis 2007 Louis Luyt

Der Industrielle und frühere Rugbyspieler und Präsident der South African Rugby Football Union Louis Luyt gründete 1998 die Federal Alliance. Auch finanziell war er Förderer der Partei.

Bei den Wahlen 1999 konnte die Federal Alliance mit zwei Sitzen in die Nationalversammlung einziehen. Bei späteren Wahlen verlor sie diese wieder. 2007 verschmolz die FA mit der Freedom Front.

Afrikaner Eenheidsbeweging (AEB)

Vorsitzender: 1999 – 2003 Casperus Aucamp

Die Afrikaner Eenheidsbeweging ist 1999 bei den Parlamentswahlen angetreten und konnte hier einen Sitz erlangen, den Aucamp selbst einnahm. Zerwürfnisse mit der Partei um mögliche Aufnahmen von Farbigen in die mögliche Nachfolgepartei National Party62 führten 2003 zum Bruch mit der Partei. Mittels der Floor-Cossing-Methode kehrte Aucamp der Partei den Rücken und verließ sie unter Mitnahme des Mandats, und trat der Partei National Action bei. Versuche Aucapms, die AEB in dieser Partei aufgehen zu lassen scheiterten, ebenso wie ihr erneuter Einzug ins Parlament 2004.

Die übrigen Teile der AEB vereinigten sich vor den Wahlen 2004 mit der Conservative Party und der Freedom Front zur Freedom Front Plus (FF Plus, auch VF Plus).

61 Vgl. http://azapo.org.za/about-azapo/this-is-azapo/, am 29.07.2014. 62 Vgl. http://www.news24.com/xArchive/Archive/Aucamp-still-AEB-leader-20020629 am 15.07.2014. 29 Literaturverzeichnis

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30 http://mg.co.za/article/2014-01-28-agang-sa-da-merge-with-ramphele-as-presidential- candidate. http://mg.co.za/article/2014-01-29-rumours-of-agang-sa-infighting-nonsensical. http://mg.co.za/article/2014-07-08-ramphele-quits-politics-after-accomplished-aims. http://mg.co.za/article/2014-02-20-cope-mps-and-mpls-prepare-to-jump-ship. http://minorityfront.com/history. http://udm.org.za/vision-mission. http://vfplus.myonlinepresence.co.za/who-is-the-vf-plus. www.acdp.org.za/our-party/our-history. www.aic.org.za/mission.html. www.anc.org.za. www.britannica.com/EBchecked/topic/288400/Inkatha-Freedom-Party-IFP. www.britannica.com/EBchecked/topic/440552/Pan-Africanist-Congress-of-Azania-PAC. www.britannica.com/EBchecked/topic/8309/African-National-Congress-ANC. www.congressofthepeople.org.za/uploads/files/Final_COPE_MANIFESTO_2014_-1.pdf. www.constitutionalcourt.org.za/site/constitution/english-web/ch9.html. www.da.org.za/about.htm?action=view-page&category=383. www.elections.org.za/content/LGEPublicReports/197/Detailed%20Results/KN.pdf. www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afrika/agang-neue-partei-in-suedafrika-12084856.html. www.id.org.za/about-the-id/the-ids-plan-for-a-better-south-africa.html. www.ifp.org.za/2014/Who-we-are/OurHistory/ourhistory.html. www.ifp.org.za/2014/Who-we-are/OurValues/ourvalues.html. www.iol.co.za/news/politics/rise-against-incompetent-leaders-aic-1.1341400. www.kas.de/wf/doc/kas_37561-1522-1-30.pdf?140514131847. www.news24.com/xArchive/Archive/Aucamp-still-AEB-leader-20020629. www.nfp.org.za/nfp.document/NFP%20CONSTITUTION.pdf. www.pac.org.za.

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