
I M P R E S S U M Wahlen und Parteien in Südafrika von Christian Schmehl © 2015 Christian Schmehl. Alle Rechte vorbehalten. Autor: Christian Schmehl Kontaktdaten Schildstr. 54 08525 Plauen [email protected] Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung des Autors nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden. Hat Ihnen das E-Book gefallen, so empfehlen Sie Ihren Freunden den Download eines persönlichen Exemplars auf XinXii.com. Ein großes Dankeschön, dass Sie die Arbeit des Autors respektieren! Gliederung 1. Einleitung 2 2. Das Wahlsystem in Südafrika 3 3. Wahlen in Südafrika 3.1. Wahl zur Nationalversammlung 1994 5 3.2. Wahl zur Nationalversammlung 1999 6 3.3. Wahl zur Nationalversammlung 2004 7 3.4. Wahl zur Nationalversammlung 2009 8 3.5. Wahl zur Nationalversammlung 2014 9 4. Zusammenfassung und Ausblick 10 5. Parteien Südafrikas 5.1 In der Nationalversammlung 2014 vertretene Parteien 14 5.2 In früheren Nationalversammlungen vertretene Parteien 24 Literaturverzeichnis 29 Internetquellen 29 2 1. Einleitung Der Anfang der 1990er Jahre bedeutete nicht nur in Europa, sondern auch in Südafrika das Ende einer Epoche. Im Jubel um das Ende der Ost-West-Konfrontation trat der hiesige Wandel beinahe in den Hintergrund. Dennoch wurde in diesen wenigen Jahren der Grundstein für die Demokratisierung Südafrikas gelegt. Das System von Rassentrennung und Herrschaft der weißen Minderheit, die Apartheid, hatte jegliche innenpolitische Legitimität verloren und machte einem System der demokratischen Gleichberechtigung und Rassengleichheit Platz. Nach nunmehr zwanzig Jahren nach der ersten freien Wahl wurde 2014 die fünfte Wahl zur Nationalversammlung abgehalten. Dieses Jubiläum gibt Anlass, auf die Entwicklung von Wahl- und Parteiensystem Südafrikas zurückzublicken. Begonnen wird dabei mit der Betrachtung des Wahlsystems. Das überkommene Wahlsystem war für die neue Ära nicht mehr hinnehmbar, so dass eine grundlegende Neugestaltung notwendig wurde. Das Ergebnis soll hier dargestellt werden. An die Untersuchung des Wahlsystems schließt sich eine Untersuchung der bisher stattgefundenen Wahlen zur Nationalversammlung seit 1994 an. Als durchgängiges Merkmal aller fünf Urnengänge steht bereits vor der Untersuchung die Dominanz des ANC fest. Allerdings existieren neben diesem Merkmal noch weitere Kontinuitäten, aber auch neue Entwicklungen. Diese darzustellen bemüht sich Kapitel zwei. Schließlich erfordert jede Untersuchung von Wahlen und Wahlsystemen auch einen Blick auf die Parteien eines Landes. Neben der Entstehung und Geschichte sind auch die geistigen Grundlagen der Parteien von Interesse. Hierbei sind allerdings nur die Parteien, die im Parlament vertreten waren oder sind, von Interesse. 3 2. Das Wahlsystem in Südafrika Ein Wahlsystem besteht aus den Regeln und Institutionen, die eine demokratische Regierung und ihre Herrschaft legitimieren. Aus dem Willen des Wählers, den er bei Wahlen äußern kann, wird die Zusammensetzung des Parlaments, und daraus die Regierung abgeleitet.1 In Südafrika existierte bereits ein Wahlsystem als das Apartheidsystem abgeschafft wurde. Allerdings war das Wahlrecht auf die weiße Bevölkerungsminderheit beschränkt und damit das Wahlsystem für ein demokratisches System untragbar. Durch die Erfahrungen mit diesem System war das Mehrheitswahlsystem in der Bevölkerung unbeliebt. So stand mit dem Ende der Apartheid das Problem an, die Bevölkerungsmehrheit von Schwarzen und Farbigen in ein neu zu schaffendes Wahlsystem zu integrieren, ohne die Weißen in diesem Prozess politischer Emanzipation als Bürger und Wähler zu verlieren. Das bisherige Mehrheitswahlsystem war durch seine Instrumentalisierung zur Herrschaftssicherung der National Party und ihrer Politik der Rassenunterdrückung keine Option für das neue Südafrika.2 Auf nationaler und der Ebene der Provinzen wurde ein „Verhältniswahlrecht mit geschlossenen Parteilisten“3 etabliert; Südafrika wird nicht in Wahlkreise aufgeteilt, sondern als ein einziger Wahlkreis behandelt. Das nationale Wahlergebnis bildet somit direkt die Sitzverteilung im Parlament ab, denn die Stimmenverteilung bei der Wahl bestimmt direkt die Verteilung der Parlamentssitze. In Südafrika wird die Hälfte der Sitze der Nationalversammlung durch dieses Verfahren bestimmt. Bei den so gewählten 200 Parlamentariern reicht rechnerisch ein Stimmenanteil von einem halben Prozent, um einen Sitz zu erlangen. Einen Mindestanteil an Stimmen, um in die Nationalversammlung einziehen zu können, gibt es nicht, so dass jede Partei mit mindestens dem genannten halben Prozent Stimmenanteil vertreten ist. Eine mögliche Zersplitterung des Parteiensystems wird somit in Kauf genommen. Es erschien in der Wandlungsphase der frühen neunziger Jahre wichtiger den Wählerwillen in seiner Vielfalt im Parlament abzubilden, als dem Argument zu folgen, ein reines Verhältniswahlrecht führe nicht zu stabilen regierungsfähigen Mehrheiten.4 Einem möglichen Vorwurf der Einschränkung der Vielfalt war so die argumentative Spitze genommen. Zudem verhindert ein solches Wahlsystem die Herausbildung eines Einparteienstaates, wie er in Afrika nicht selten vorkommt. Der rege Wechsel der in der Nationalversammlung vertretenen Parteien scheint diesem Argument Recht zu geben. Die zweite Hälfte der Sitze wird durch Provinzlisten bestimmt. Die zu vergebenden Sitze je Provinz variieren, je nach Bevölkerungsgröße. Das wenig besiedelte Northern Cape hat mit seinen vier Sitzen die wenigsten, Gauteng mit 46 Sitzen die meisten Sitze zu vergeben.5 So ergibt sich eine Zahl der Abgeordneten von derzeit 400, der verfassungsmäßig festgelegten Obergrenze. Mit der Vergabe von Sitzen der Nationalversammlung durch Provinzlisten können regionale Besonderheiten im Parlament berücksichtigt werden. Parteien, die nur in einzelnen Provinzen 1 Vgl.: Nohlen, Dieter: Wahlsysteme, in: ders. (Hrsg.): Wörterbuch Staat und Politik, Bonn 1998, S. 860-867, hier 860. 2 Vgl. Heÿn, Hans Maria: Einflussmöglichkeiten von Oppositionsparteien im einparteiendominanten politischen System Südafrikas, Berlin 2009, S. 161. 3 http://www.kas.de/wf/doc/kas_37561-1522-1-30.pdf?140514131847, zuletzt abgerufen am 22.09.2014. 4 Vgl. Nohlen, Dieter: Wahlsysteme (Anm. 1), S. 861. 5 Vgl. Heÿn, Hans Maria (Anm. 2), S. 160. 4 nennenswerten Anhang besitzen, können trotz der national geringen Bedeutung in der Nationalversammlung Sitze gewinnen und ihre Stimme dort erheben. Auch regional gebundenen Parteien, wie der Inkhata Freedom Party, steht so der Weg zu nationaler Bedeutung offen. Damit ist der Weg zur Berücksichtigung regionaler Belange und Interessen auf nationaler Ebene in Maßen geöffnet. Die Electoral Commission wurde als eine dauerhafte überparteiliche Organisation mit Verfassungsrang6 ins Leben gerufen, die über die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Wahlen auf nationaler, provinzieller und kommunaler Ebene wacht.7 Zur Vorbereitung von Wahlen gehört auch die Führung des Wählerverzeichnisses und Registrierung der Wähler. Mit dem sechzehnten Geburtstag kann sich jeder Südafrikaner für Wahlen registrieren lassen, darf aber erst mit Achtzehn aktiv wählen. Seit 1998 ist für die Registrierung ein Ausweis mit Barcode notwendig. Diese Regelung kommt einem Wahlverbot vor allem für viele Mischlinge und Coloured gleich. Deren Ausweise wurden – als Maßnahme das Apartheidsystem zu stützen – früher ausgegeben als die der Schwarzen. Erst die Ausweise der Schwarzen besaßen einen solchen Barcode. Erst durch Umtausch der alten Ausweise gegen neue können diese ausgeschlossenen Gruppen ihr Wahlrecht wieder wahrnehmen. Eine Sicherung vor parteipolitischen Zugriffen erschien durch die Erfahrungen der Regierungszeit der National Party notwendig. So begann ihre Regierungszeit mit einem Wahlergebnis, bei dem eigentlich weniger Stimmen auf sie entfielen, als auf die United Party.8 Auch später zeitigte das Mehrheitswahlrecht verzerrende Tendenzen, als der National Party trotz guter Wahlergebnisse der Opposition zeitweise nur eine Abgeordnete im 9 Parlament gegenübersaß. 6 Constitution of the Republic of South Africa, 1996, Chapter 9, Art. 181, abrufbar unter http://www.constitutionalcourt.org.za/site/constitution/english-web/ch9.html, zuletzt abgerufen am 31.12.2014. 7 Vgl. ebd., Art. 190. 8 Vgl.: http://electionresources.org/za/system/, zuletzt abgerufen am 31.12.2014. 9 So saß Helen Suzman in der Zeit von 1961 bis 1974 als einzige Abgeordnete im Parlament, die nicht der NP angehörte. 5 3. Wahlen in Südafrika 3.1. Wahl zur Nationalversammlung 1994 Wahlergebnisse: Stimmenanteil in % Sitze ACDP 0,45 2 ANC 62,65 252 DP 1,73 7 FF 2,17 9 IFP 10,54 43 NNP 20,39 82 PAC 1,25 5 Summe: 99,18 400 Tab. 1, Wahlergebnisse 1994, eigene Zusammenstellung nach http://elections.org.za. Die erste freie Wahl zur Nationalversammlung, die vom 26. bis 29. April 1994 abgehalten wurde, war ein Moment der Freude und Hoffnung. Wohl nicht nur Nelson Mandela dürfte diesen Moment voll Freude und Stolz genossen haben.10 Die Wahlbeteiligung war mit 86 Prozent entsprechend hoch.11 Die Aufrufe des IFP-Vorsitzenden Buthelezi, die Wahlen zu boykottieren, konnten diese nicht verhindern. Gleichzeitig errang die Inkhata Freedom Party als drittstärkste Partei im Parlament 43 Sitze. Der ANC, als populäre Freiheitsbewegung der schwarzen Mehrheit, konnte diese Popularität in Wählerstimmen umsetzen und wurde mit beinahe zwei Dritteln Stimmenanteil dominierende Kraft im Parlament. Nennenswerte Opposition hätten nur die National Party (NP) und die Inkhata Freedom Party
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