Ist Das Noch Weltmusik?
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die verlagsseiten ANZEIGE taz.die tageszeitung ❂ weltmusik taz. SONNABEND/SONNTAG, 25./26. MAI 2013 01 www.taz.de | [email protected] | fon 030 • 25 90 23 14 | fax 030• 25 10 694 Impressum Redaktion:Daniel Bax | Layout: Jörg kohn | Anzeigen: Söntke Tümmler taz.die tageszeitung taz Verlags- und Vertriebs GmbH | Rudi-Dutschke-Straße 23 | 10969 Berlin | V.i.S.d.P.: Ines Pohl Ist das noch Weltmusik? VON DANIEL BAX ESSAY Dank Youtube & Co gibt es immer in EUropa, in den letzten Jahr- zehnten deUtlich bUnter Und ch hasse WeltmUsik . mehr Trends, die über Kontinente hinweg funktionieren, vielfältiger geworden. Allerdings So laUtete der Titel ei- und Künstler, die mühelos Grenzen überwinden. Nicht beginnen Einwanderer erst lang- Ines berühmten Essays, sam an EinflUss zU gewinnen. So den der amerikanische immer ist klar, was dabei ernst gemeinte Tradition, hat vieles von dem, was hierzU- Rockstar David Byrne vor lande Unter „MUltikUlti“ Und 14 Jahren in der New Ironie, Vermarktung oder freies Spiel mit „WeltmUsik“ verstanden wUrde York Times veröffent- popkulturellen Zeichen ist Und wird, mehr mit den Wün- lichte. Seine scharfe schen Und Sehnsüchten eines Kritik richtete sich herkUnftsdeUtschen PUblikUms weniger gegen zU tUn, als dass es die Realitäten die MUsik Und der EinwanderUngsgesellschaft die MUsiker, in DeUtschland spiegelt. So gibt die gewöhnlich es in ganz DeUtschland zUm Bei- Unter der Be- spiel immer noch kein einziges zeichnUng Festival für türkische MUsik. „WeltmUsik“ rUb- riziert werden. Im File Under: Global Bass Gegenteil: Der Witz Aber die Grenzen lösen sich aUf. war gerade, dass Da- Was früher in WeltmUsik-Ni- vid Byrne selbst in den schen eine kleine Öffentlichkeit USA Und darüber hinaUs fand, findet heUte in der Philhar- weithin als „Mister WeltmU- monie, an der deUtschen Oper sik“ bekannt war Und ist. Mit Und sogar in Techno-ClUbs statt. seinem Label LUaka Bop hat er Die großen KonzerthäUser ent- viel dafür getan, insbesondere decken die Einwanderer als po- lateinamerikanische Künstler tenzielles PUblikUm. Die deUt- Und Bands über ihren Kontinent kleinen sche Elektronik-Szene entdeckt hinaUs bekannt zU machen. Trick: Sie nah- die Kollegen in Afrika Und La- Die Polemik David Byrnes men ihren MU- teinamerika für sich. Interessan- richtete sich vielmehr gegen den sikern – ob aUs terweise begeistern sich manche Begriff „WeltmUsik“ Und die Art Mali, Mazedonien dort gerade für das antiqUierte UndWeise,vonderermeinte,wie oder von den Kap- EqUipment Und die altmodi- dieses Genre von einem westli- verden – einfach schen Keyboard-SoUnds, die von chen PUblikUm rezipiert wird. Er ihre Keyboards WeltmUsik-ConnaisseUren lange beklagte, dUrch diesen Begriff Und DrUm-Com- Zeit verschmäht wUrde. File Un- werde eine künstliche TrennUng pUter weg. Dieser der: Ghetto Tech, Global Bass der Welt in „wir“ Und „sie“ ze- „acoUstic tUrn“ machte oder Worldtronics. mentiert. Das Moderne, SUbver- diese MUsik in westli- Wo sich diese EntwicklUngen sive Und Originelle an dieser MU- chen Ohren oft anspre- bislang noch am wenigsten wi- sik werde aUsgeblendet Und aUf chender Und gefälliger. derspiegeln, sind die deUtschen eineregionaleFolkloreredUziert. Er erweckte aber aUch Medien. Selbst Stars wie die Dis- Am Ende würden damit oft ge- den falschen EindrUck, als sidenten, Shantel, die 17 Hippies, nUg nUr nationale Klischees be- wären die EntwicklUngen La Brass Banda bekommen hier dient, fürchtete David Byrne. der Pop-Moderne an man- nicht die AnerkennUng, die sie chen Regionen der Welt völ- Was früher auf „Multikulti“- anderswo erfahren. Dafür Andere Länder, andere Stile lig spUrlos vorbeigegangen. Nischen begrenzt war, findet schlägt sich die wachsende Viel- Es gab von Anfang an eine Menge Als hätten solche MUsiker falt inzwischen in der KUltUrför- Dinge, die einem weltweiten wie Cesaria Evora, OUmoU heute von der Philharmonie derUng nieder. Wegweisend ist Massenappeal von Künstlern aUs Sangaré oder Esma Redzepo- etwa die Initiative des Landes- der sogenannten Peripherie im va all die Zeit, bevor sie von ei- bis zu Techno-Clubs ein breites mUsikrats Berlin, der nach Kon- Wege standen. Nicht nUr die nem westlichen PUblikUm Publikum trabass, PosaUne Und Fagott in Sprache, in der gesUngen wUrde entdeckt wUrden, aUf einer In- diesem Jahr die Baglama, die tür- – ein ArgUment, das in den USA sel der Seligen gelebt, ohne kische LanghalslaUte, aUch Saz Und Großbritannien übrigens Steckdosen, Fernsehen Und tenkostüme schlüpfen, Um ihre fern einem fast jede gewünschte genannt, zU ihrem „InstrUment viel schwerer wog als in DeUtsch- andere schädliche Einflüsse. modernen Sweater Und Sneaker CD überallhin. Und während Ma- des Jahres“ erkoren hat. In eini- land, wo man es gewohnt ist, Das ist mit ein GrUnd, warUm zU verbergen. Oder wenn sie et- jor-Labels Pleite gemacht haben gen BUndesländern ist das In- nicht immer alle Texte zU verste- WeltmUsik gern mit Kli- was Djembe-PercUssion in ihre Und viele kleine Labels schwä- strUment bereits ein fester Be- hen. Selbst Nick Gold, der briti- schees wie heiler Welt, Ur- HipHop-Beats einstreUen, Um chen, ist WeltmUsik aber noch standteil des Wettbewerbs „JU- sche ProdUzent des weltweit er- laUbsträUmen Und Exotis- keinen reinen Abklatsch westli- immer ein halbwegs solides Ge- gend mUsiziert“. folgreichen BUena Vista Social mUs assoziiert wird. cher Rap-Vorbilder zU liefern, de- schäftsfeld. AUfgrUnd seiner Wegweisend ist aber aUch das ClUb, mUsste sich in seiner Hei- Andere Förderer der Welt- nen sie im GrUnde nacheifern. Nachhaltigkeit, könnte man sa- mUsikpädagogische Programm mat fragen lassen, ob seine alten mUsik wie etwa Peter Gabriel Allerdings ist die Welt in den gen: weil hier keine schnelllebi- „Jedem Kind ein InstrUment“,das Herren aUs KUba nicht aUch aUf gingen genaU den entgegen- letzten 25 Jahren tatsächlich en- gen Trends prodUziert werden, vor fünf Jahren an GrUndschUlen Englisch singen könnten. In gesetzten Weg. Sie kombi- ger zUsammengewachsen, Und sondern weil viele Labels Und im RUhrgebiet eingeführt wUrde Großbritannien hielt sich der Er- nierten die Klänge aUs aller das hat manche Unterschiede Festivals für künstlerische QUali- Und im restlichen BUndesgebiet folg seiner TrUppe wohl aUch aUs Welt mit moderner Ambient- aUfgehoben. Es gibt immer mehr tät bürgen. Dass das so ist, er- Nachahmer findet. Neben Gitar- diesem GrUnd in Grenzen. Elektronik oder aktUellen popkUltUrelle Trends, die über kennt man zUm Beispiel daran, re, Akkordeon, Keyboard, Klavier Ein weiteres Problem stellten ClUb-Beats oder motzten sie zU Kontinente hinweg fUnktionie- dass die große MUsikmesse Pop- Und SchlagzeUg können Kinder GeschmacksUnterschiede dar, Pop-ProdUktionen nach westli- ren, Und Künstler, die mühelos komm schon vor langer Zeit ihre dort aUch Djembé, Cajón oder die sich manchmal nUr in NUan- chem MUster aUf, Um ein west- Grenzen überwinden. Pforten schließen mUsste, wäh- Baglama lernen. Damit werden cen zeigen. Was den einen der liches PUblikUm zU überzeUgen. Die MUsikszenen haben sich rend die kleine, Unabhängige diese InstrUmente schon an der letzte Schrei ist, wird von ande- Die eine Methode kommt den angenähert. Und dabei ist WeltmUsik-Messe Womex noch Basis vom RUch des Exotischen ren als kitschig empfUnden. Um ErwartUngen Und Sehnsüchten nicht immer klar, was ernst immer mUnter weitermacht. befreit. Für die nächste Genera- ein intellektUelles PUblikUm an- eines westlichen PUblikUms ent- gemeinte Tradition, Ironie, Es gab viele VersUche, Welt- tion deUtscher MUsiker wird es zUsprechen, mUsste eine allzU gegen, indem sie an Klischee- VermarktUng Und freies mUsik zU definieren. Einer der dann vielleicht eine Selbstver- grelle Ästhetik oft genUg herUn- Und WUnschbilder von Ur- Spiel mit popkUltUrellen schönsten stammt von Chris- ständlichkeit sein, die türkische tergedimmt werden. HinzU kam, sprünglichkeit, AUthentizität Zeichen ist. AUch der Main- toph Borkowsky, dem Chef des SazmitRockoderelektronischen dass man sich nicht überall aUf Und vermeintlich paradiesischer stream ist bUnter geworden: Das Berliner Labels Piranha Und Mit- Klängen zUsammenzUbringen, der Welt aUf dem gleichen Stand Unberührtheit anknüpft. Die an- zeigen globale Chart-Erfolge wie begründer der WeltmUsik-Messe wie das in der Türkei schon lange der Technik Und der Mode befin- dere Methode dimmt die kUltU- diese hawaiianische Version von Womex: Er betrachtet WeltmU- üblich ist. Es ist nUr eine Frage det Und befand. Oft genUg be- rell-ästhetischen Unterschiede „Over the Rainbow“,der brasilia- sik, analog zUm Begriff Weltlite- der Zeit, bis die erste deUtsche nUtzten MUsiker ein veraltetes so weit herUnter, damit sie kein nische CoUntry-Schlager eines ratUr, als einen QUalitätsbegriff. Band aUs dieser Kombination et- EqUipmentoderstandenaUfmU- Hindernis mehr bilden – Und oft Michel Telo oder der Gangnam NUr das, was sich aUßerhalb der was ganz NeUes schafft – viel- sikalische Effekte wie Hall Und genUg kaUm noch zU hören sind. Style aUs Korea. lokalen Märkte Und PUblikUms- leicht mit deUtschen Texten. Beats vom DrUmcompUter, die Beide Methoden haben fUnk- HeUte können Künstler, egal kreise bewähre, falle darUnter. in westlichen Ohren altbacken tioniert, aUch wenn das Ergebnis wo sie sind, dank YoUtUbe Und Dieser Erfolg der WeltmUsik ■ Gekürzte und überarbeitete Ver- oder gar trashig klangen. manchmal etwas von Mimikry Spotify per MaUsklick ein welt- spiegelt eine gesellschaftliche sion eines Vortrags, gehalten beim Manche WeltmUsik-ProdU- hatte. Etwa wenn afrikanische weites PUblikUm erreichen, Und EntwicklUng wider. AUch Weltmusik-Symposium