Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 5- 63; 2012

Auf den Spuren von Christian v o n St e v e n : Orchideen- und Bestäuberuntersuchungen im Krimgebirge 2011 und 2012

Werner Ha h n

Keywords:

Orchidaceae; Anacamptis morio subsp. caucasica, Anacamptis pyrami- dalis var. orientalis, Epipactis helleborine, Epipactis helleborine subsp. orientalis, Epipactis taurica, Epipactis turcica, Himantoglossum affine, Himantoglossum caprinum, Himantoglossum jankae, Orchis punctulata, Orchis purpurea, Orchis punctulata × Orchis purpurea, Orchis militaris subsp. stevenii, Orchis militaris subsp. stevenii × Orchis simia, Ophrys oestrifera, Ophrys mammosa subsp. taurica, Orchis mascula subsp. wan- jkowii, Platanthera spec., new findings; pollinators of Ophrys oestrifera, Orchis simia and Himantoglossum caprinum; Flora of (Ukraine), conservation.

Zusammenfassung/Summary:

Ha h n , W. (2012): Auf den Spuren von Christian v o n St e v e n : Orchideen- und Bestäuberuntersuchungen im Krimgebirge 2011 und 2012. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 5 - 63. In den beiden letzten Maiwochen 2011 und 2012 unternahm der Autor mit mehreren Begleitern botanische Exkursionen ins südwestliche Krimge- birge. Dabei konnten eine Reihe neuer Erkenntnisse zur Orchideenflora der Krim gewonnen werden. Wiederfinden konnten wir den locus typicus von Comperia comperiana und fraglich auch von Ophrys oestrifera und Himantoglossum caprinum. Als Bestäuber von Ophrys oestrifera konnten

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 5 wir Eucera clypeata nachweisen. Neu nachweisen für die Flora der Krim konnten wir Epipactis helleborine subsp. levantina, Epipactis turcica, Limodorum abortivum var. rubra, Orchis militaris subsp. stevenii, und Orchis militaris subsp. stevenii× Orchis simia. Hingegen kommen Anacamptis laxiflora, Orchis militarisund Himantoglossum affine auf der Krim nicht vor und müssen aus den entsprechenden Florenverzeich- nissen gestrichen werden. Letztlich trugen unsere Untersuchungen mit dazu bei, dass Himantoglossum affine als jüngeres Synonym von Himantoglossum caprinum erkannt und nomenklatorische Konsequenzen gezogen wurden.

During the last two weeks of May 2011 and 2012 the author and several companions undertook botanical excursions into the south-western Crimean mountain region and gained some new insights into the orchid flora of the Crimea. We re-discovered the locus typicus of Comperia comperiana and possibly also of Ophrys oestrifera. We verified Eucera clypeata as the pollinator of Ophrys oestrifera. We established new proof of the Crimean flora with Epipactis helleborine subsp. levantina, Epipactis turcica, Limodorum abortivum var. rubra, Orchis stevenii, Orchis stevenii × Orchis simia and Orchis punctulata × Orchis purpurea. However, Anacamptis laxiflora, Orchis militaris and Himantoglossum affine do not occur on the Crimea and must therefore be deleted from the relevant flora indices. This also applies to Epipactis atrorubens. Ultimately our research also contributed to the fact that Himantoglos- sum affine was identified as a younger synonym of Himantoglossum caprinum and nomenclature conclusions were drawn.

В течение обеих последних майских недель в 2011 и 2012 автор с несколькими провожатыми предпринимал ботанические экскурсии в юго-западные Крымские горы. При этом смогли выясниться ряд новых сведений o флоре орхидей Крыма. Мы смогли найти locus typicus от Comperia comperiana и спорно также от Ophrys oestrifera и Himantoglossum caprinum. Опылителем Ophrys oestrifera являетсяa Eucera clypeata. По-новому для флоры Крыма мы могли наблюдать Epipactis hel- leborine subsp. levantina, Epipactis turcica, Limodorumabortivum var.rubra, Orchis militaris subsp.stevenii u Orchis militaris subsp. stevenii × Orchis simia. Напротив не встречаются в Крыму Anacamptis laxiflora, Orchis militaris u Himantoglossum affine, поэтому их следует удалить из соответствующих каталогов флоры. В конечном счете наши исследования способствовали тому, что Himantoglossum affine был обнаружен как более молодой синоним от Himantoglossum caprinum и сделаны номенклатурные выводы .

6 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Einleitung leider die so attraktiven Hybriden zwi- schen Orchis punctulata und Orchis In den beiden letzten Maiwochen purpurea, Ophrys mammosa subsp. der Jahre 2011 und 2012 unternahm taurica und Steveniella satyroides. der Autor mit einigen Orchideen- Dafür waren nun die sog. „späten“ freunden ausgedehnte Exkursionen Arten schon im Aufblühen. ins Krimgebirge. Primäres Ziel war der Bestäubernachweis für Ophrys Im Folgenden sollen die Ergebnisse oestrifera; darüber hinaus wollten wir unserer beiden Exkursionen beschrie- die Orchideenflora der Krim soweit ben werden. Neben der Feldarbeit wie möglich erforschen. An der ersten untersuchten wir auch die reichhaltige Exkursion (17.05. bis 29.05.2011) Sammlung von Herbarbelegen im Bo- nahmen neben dem Autor auch Ru- tanischen Institut Nikita und führten dolf He t z e l , C.A.J. Kr e u t z , Rainer viele fruchtbare Diskussionen mit We g e n e r und Peter Zs c h u n k e teil. ortskundigen Fachbotanikern. Und Bei der zweiten Exkursion (19.05 bis schließlich lernten wir, bei teils sehr 02.06.2012) waren neben dem Autor anstrengenden Exkursionen, ein reprä- und seiner Frau auch Lev Io f f e , Adel- sentatives Spektrum der reichhaltigen heid & Jürgen Pa ssi n sowie Rainer Flora des Krimgebirges kennen. We g e n e r dabei. Die Krim hat eine bedeutende Rolle Aufgrund der unterschiedlichen in der Geschichte der europäischen Klimaverläufe im Vorfeld der beiden Orchideologie gespielt. Einige der Exkursionen bekamen wir in der Zu- schönsten Taxa der europäischen Or- sammenschau ein sehr differenziertes chideenflora sind von dieser, seit 1954 Spektrum der taurischen Orchideen- zur Ukraine gehörenden Halbinsel am flora zu sehen. Während Winter und Nordrand des Schwarzen Meeres erst- Frühling 2010/2011 einen „ortsüb- mals beschrieben worden. Dennoch lichen“ Verlauf nahmen, folgte auf gibt es nur sehr spärliche aktuelle den Winter 2011/2012 eine sehr lange, Literatur zur Orchideenflora dieser anhaltende Trockenphase, so dass be- Region. Der letzte deutschsprachige reits zu Beginn unserer 2. Exkursion Beitrag datiert von 1995 (Be y e r ) und all jene Taxa schon verblüht waren, beschreibt plastisch und drastisch die die wir bei der ersten Exkursion in Schwierigkeiten, unter denen Orchi- schönster Hochblüte erleben konnten. deenkartierer in der Zeit des Sowjet- Für einige Taxa war ein nahezu To- regimes zu leiden hatten. talausfall zu verzeichnen. Dies betraf

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 7 Tabelle 1: Orchideentaxa, deren Typuslokalisation auf der Krim liegt.

• Comperia comperiana (St e v e n ) As c h e r s o n & Gr a e b n e r

• Dactylorhiza iberica (M.Bi e b . ex Wi l l d e n o w ) So ó

• Epipactis taurica Fa t e r y g a & Kr e u t z

• Himantoglossum caprinum (M.Bi e b .) Sp r e n g e l

• Ophrys oestrifera M.Bi e b .

• Ophrys mammosa subsp. taurica (Agg é e n k o ) So ó

• Orchis mascula subsp. wanjkowii E. Wu l ff

• Steveniella satyrioides (Sp r e n g e l ) Sc h l e c h t e r

Abb. 1: Reliefkarte der Krim. Rechts oben unser Exkursionsgebiet im südwestlichen Krimgebirge in Vergrö- ßerung [Quelle: Wikipedia].

8 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Geografie Nordteil hingegen flach bis allenfalls sanftwellig. Die Bergketten im Süden Die Krim (russisch Крым/Krym; stellen nicht nur ein geografisches ukrainisch Крим/Krym; krimtatarisch Hindernis dar; sie sind auch eine Wet- Qırım) ist eine Halbinsel im nörd- ter- und Klimascheide. Südlich des lichen Schwarzen Meer und autonome Krimgebirges an der Schwarzmeer- Republik innerhalb der Ukraine mit küste herrscht mediterranes Klima, in einer Fläche von 26.100 km² und dem Südfrüchte und auch Wein sehr rund 1,98 Millionen Einwohnern gut gedeihen. Der berühmte (nach (Stand Dezember 2005). Offiziell unseren Degustationserfahrungen heißt sie Autonome Republik Krim aber vielleicht doch überschätzte) (ukrain. Автономна Республіка Krimsekt hat hier seine Heimat. Frost- Крим/Awtonomna Respublika Krym, und Schneetage sind ausgesprochen krimtatarisch Qırım Muhtar Cumhu- selten. Nördlich des Gebirgsriegels riyeti; siehe Wikipedia). Die Krim ist sind vor allem die Winter deutlich im südlichen Teil sehr gebirgig, im

Abb. 2: Typische Landschaft des südwestlichen Krimgebirges bei Ternivka (Ukraine), 25.05.2011 [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 9 kälter; dort herrschen kontinentale Auf der Krim leben heute knapp zwei Klimabedingungen. Die heutige Millionen Menschen, davon 380 000 Hauptstadt der Krim ist ; in der größten Stadt der Halbinsel, in sie bestand schon in der Antike. Im Sewastopol. Neben der Mehrheitsbe- Norden ist die Krim durch die nur 4 völkerung von Russen (58,5 %) und km schmale Landenge von Perekop Ukrainern (24,4 %) leben auf der mit dem Festland verbunden, im Os- Krim auch zurückgekehrte Krimta- ten grenzt die Krim an die Meerenge taren (12,1 %) und in den Städten je von Kertsch. Im Süden der Halbinsel etwa 1000 Krimtschaken und Karaim, liegt das Krimgebirge, dessen höchste welche jüdischen Glaubens sind. Dazu Erhebungen der Roman Kosch (1545 kommen Weißrussen, Kasan-Tataren, m), der Tschatyrdag (1527 m) und Polen, Moldauer, Aserbaidschaner, der Lapata (1406 m ü.d.M.) sind. Ein Usbeken, Koreaner, Griechen, Itali- Gewässersystem ist nur rudimentär ener und Deutsche (Krimdeutsche). entwickelt. Zwischen den Sprachgruppen gibt es diverse Konflikte, insbesondere Bevölkerung und Geschichte zwischen Russen und Krimtataren. Gemäß einer Umfrage im Rahmen der Die Krim, deren Name sich vermut- Volkszählung im Jahr 2001 bezeich- lich vom mongolisch-tatarischen „ke- nen etwa 10 % aller Bewohner der rim“ (=Festung) oder vom krimtata- Krim die ukrainische Sprache als ihre rischen „qrım“ (=Felsen) ableitet, hat Muttersprache, 77 % die russische, eine bewegte Geschichte. Eine nach und 11 % die krimtatarische. traditionellen Kategorien indigene Bevölkerung gibt es nicht. Stattdessen Geologie des Krimgebirges stand die Krim in geschichtlicher Zeit nacheinander unter kimmerischer, Das Krimgebirge entstand während taurischer, skythischer, griechischer, der alpidischen Gebirgsbildung als römischer, gotischer, sarmatischer, Ergebnis einer Deckenüberschiebung byzantinischer, hunnischer, chasa- und besteht aus triassischen Tonstei- rischer, kyptschakischer, mongolisch- nen und jurassischen Kalk- und Sand- tatarischer, venezianischer, genue- steinen. Gegen Norden hin schließen sischer, osmanischer, russischer und sich im Gebirgsvorland kreidezeit- aktuell ukrainischer Herrschaft. So liche Mergel, Sand- und Kalksteine gehörte die Halbinsel im Schwarzen an. (The autonomous Republic of Meer „jedem und niemandem“ (Neal Crimea Atlas. Kiew – Simferopol). As c h e r s o n 1995).

10 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Dabei staffelt sich das Krimgebirge ist vegetations- und orchideenarm in drei, nach Norden hin von 1500 (siehe Abb. 3). Dies ändert sich dann m über 1000 m bis 500 m ü.d.M. wiederum im großen Umkreis des abfallende, in etwa parallel zur Küste Karadaĝ, einem vulkanischen Massiv ziehende Gebirgszüge. westlich von Feodosija. Dieser Groß- raum gehört, neben dem Laspi-Tal Eine aktuelle geologische Karte des im Westen und dem Berg Boiko im Krimgebirges findet man im Internet süd-westlichen Krimgebirge zu den unter: httpg-to-g.comshowpict...(sie- botanischen „hot spots“ der Halbinsel, he Literaturverzeichnis). Insbesondere was floristische Diversität angeht. die Kalk- und Kreideformationen im Südwesten tragen orchideenreiche Unsere beiden Exkursionen, über die Pflanzenassoziationen. Der in der hier berichtet wird, beschränkten sich östlichen Hälfte der taurischen Süd- auf das südwestliche Krimgebirge. küste vorherrschende Buntsandstein

Abb. 3: Vegetations- und orchideenarmerarmes Rotliegendes östlich Alushta, 26.05.2011 [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 11 Abb. 4: Blick über das orchideenreiche Laspi-Tal nach Osten, 21.05.2011 [W. Ha h n ].

Abb. 5: Federgrasflur bei. Orlynoe, Blick nach Südosten, 26.05.2011 [W. Ha h n ].

12 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Abb. 6: Traunsteinera globosa im Biotop, Dolgorukovskaya yayla., Krimgebirge (Ukraine), 11.06.2012 [C.A.J.. Kr e u t z ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 13 Geobotanik und botanische war, auf die Flora der Krim anwandte. Erforschung der Krim St e v e n hatte übrigens d e Ca n d o l l e 1820 im Rahmen einer Reise durch Die Krim ist in einer einzigartigen die Alpenländer in Genf besucht (v. geografischen Position, nämlich an No r d m a n n 1862). St e v e n zählte sei- der Schnittstelle zwischen der zir- nerzeit 135 „echte“ Endemiten. Damit kumborealen und der mediterranen lag er schon recht nahe an der heute phytogeografischen Region gelegen. weitgehend akzeptierten Zahl von 129 Umgeben ist sie von floristisch rei- Endemiten (Ye n a 2007). chen Arealen: dem Balkan im We- sten, der osteuropäischen Steppe im Dieser besondere botanische Reich- Norden, dem Kaukasus im Osten und tum hat schon früh das Interesse nicht Kleinasien im Süden. Dabei ist der nur der russischen und ukrainischen Küstenstreifen südlich des Krimgebir- Botaniker gefunden. Insbesondere ges gewissermaßen eine mediterrane sind auch die Namen westlicher Wis- Enklave, welche nach Norden durch senschaftler mit der Erforschung der das Krimgebirge, nach Süden und Krim-Flora verknüpft: Westen durch das Schwarze Meer und nach Osten durch das Asowsche Meer wohlisoliert von den genannten Nach- • Christian v o n St e v e n bararealen ist. So verwundert es nicht, dass hier ein reichhaltiges florales • Friedrich August Ma r s c h a l l Inventar und auch eine, der relativen v o n Bi e b e r s t e i n Isolierung geschuldete, hohe Zahl an Endemismen zu finden ist. • Peter Simon Pa l l a s

Für die Krim wird, je nach Quelle, die sind hier besonders zu erwähnen. Zahl der höheren Pflanzen zwischen 1650 und 2700 angegeben (Ye n a Alle drei sind sich mehrfach begeg- 2007). Darunter sind, wiederum je net, haben zeitweise auf der Krim ge- nach Autor, zwischen 10 und 300 wohnt und hatten regen Briefwechsel Endemiten. Es war Christian v o n untereinander. Auch Exsikkate wur- St e v e n (1856), der als erster den Be- den ausgetauscht. Sie alle haben auch griff des Endemismus, über 20 Jahre, Taxa aus der Gattung der Orchidaceae nachdem dieser Terminus durch De von der Krim teils erstmals beschrie- Ca n d o l l e (1820) eingeführt worden ben und sollen daher im Folgenden kurz vorgestellt werden.

14 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Christian v o n St e v e n sind nach ihm benannt. Ferner ist auch das Artepitheton der Paeonia (russisch Христиан Христианович steveniana Ke m u l a r i a -Na t h a ds e Стевен/ Christian Christianowitsch (Syn. Paeonia wittmanniana var. St e v e n , geboren 1781 in Fred- nudicarpa) nach ihm gewählt. 1822 rikshamn/Finnland, zum Ritter ge- veröffentlichte er seine schlagen ("von" Steven) 1817; gestor- ben 1863 in Simferopol) war ein Bo- Monographia Pedicularis taniker und Entomologe schwedischer Herkunft. Sein offizielles botanisches und zwischen 1856–1857 sein Haupt- Autorenkürzel lautet „Steven“. werk:

Er absolvierte 1799 die medizinisch- Verzeichnis der auf der taurischen chirurgische Fakultät der Petersburger Halbinsel wildwachsenden Pflan- Akademie und arbeitete anschließend, zen auf Vermittlung von Ma r s c h a l l v o n Orchis stevenii wurde im Jahr 1849 Bi e b e r s t e i n , in einem Seidenraupen- von Re i c h e n b a c h fil. beschrieben. zuchtbetrieb im Kaukasus (1806). Aktuell wird Orchis militaris subsp. 1812 war er maßgeblich an der stevenii (Rc hb .f.) B. Ba u m a n n & al.als Gründung des Botanischen Gartens gültige nomenklatorische Version von Nikita auf der Krim beteiligt, dem angesehen. er bis 1824 als Direktor vorstand. Er C. v o n St e v e n war Erstbeschreiber war zeitweise Kanzler der Universität einer Vielzahl von Taxa aus unter- Moskau. Nach seiner Tätigkeit in schiedlichen Gattungen. Der Inter- Nikita war er in Südrussland ( in der national Plant Names Index (IPNI) Gegend um das heutige Sotschi) von führt nicht weniger als 956 Taxa auf 1826 bis 1851 erneut als Leiter einer (http://www.ipni.org etc. (siehe Lite- Seidenraupenzucht tätig. Eine le- raturverzeichnis)). Aus der Gattung senswerte Biografie hat v.N o r d m a n n der Orchideaceae gehen viele Erst- (1862) verfasst. beschreibungen direkt oder indirekt Die PflanzengattungenStevenia aus auf ihn zurück. Eine diesbezügliche der Familie der Kreuzblütengewächse Zusammenstellung findet sich in (Brassicaceae) und Steveniella aus der Tabelle 2. Familie der Orchideen (Orchidaceae)

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 15 Abb. 7: Portrait von Christian vo n St e v e n , in: Ye n a (2012) S. 26.

16 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Tabelle 2: Aufstellung der von v o n St e v e n direkt oder indirekt (via Zitat) beschrie- benen Taxa

• Comperia comperiana ( St e v e n ) As c h . & Gr a e b n . • Ophrys bremifera St e v e n ex M.Bi e b . -- Fl. Taur.-Caucas. 1: 370, in obs.; et in Mem. Soc. Nat. Mosc. 2: 174. 1809. (IK) • Ophrys cornuta St e v e n ex M.Bi e b . -- Fl. Taur.-Caucas. 1: 370. in obs.; et in Mem. Soc. Nat. Mosc. 2: 175. 1809. (IK) • Ophrys cornuta St e v e n ex M.Bi e b . f. crassicornis Re n z -- Repert. Spec. Nov. Regni Veg. 25: 259. 1928 • Ophrys cornuta St e v e n ex M.Bi e b . var. minuscula G.Thi e l e & W.Thi e l e -- J. Eur. Orch. 34(3): 646 (2002). (IK) • Ophrys fuciflora (F.W.Schmidt) Moench subsp. cornuta (St e v e n ) H.Su n d . -- Europ. Medit. Orchid. ed. 3: 39 (1980):. (IK) • Ophrys holoserica (Bu r m .f.) Gr e u t e r psp. cornuta (St e v e n ) H.Su n d . -- in Taxon. 24(5-6): 625 (1975). (IK) • Ophrys oestrifera St e v e n ex M.Bi e b . -- Fl. Taur.-Caucas. 1: 370. in obs.; et in Mem. Soc. Nat. Mosc. 2: 175. 1809. (IK) • Ophrys scolopax Cav. subsp. bremifera (Steven) Bi e l -- Ber. Arbeitskrs. Heim. Orch. 16(1): 54 (1999):. (IK) • Orchis comperiana St e v e n -- Nouv. Mém. Soc. Imp. Naturalistes Mos- cou 1: 259. 1829 (IK)

• Orchis formosa St e v e n -- Mem. Soc. Nat. Mosc. iv. (1812) 106. (IK)

• Orchis mutabilis St e v e n -- Mem. Soc. Nat. Mosc. iii. (1812) 244. (IK) • Orchis punctulata St e v e n ex Li n d l . -- Gen. Sp. Orchid. Pl. 273. 1835 [Sep 1835] (IK) • Orchis punctulata St e v e n ex Li n d l . subsp. schelkownikowii (Wo r o n o w ) Kr e u t z -- Ber. Arbeitskreis. Heimische Orchid. 24(1): 181. 2007 • Orchis punctulata St e v e n ex Li n d l . var. sepulchralis (Bo iss . & He l d r .) Kr e u t z -- Kompend. Eur. Orchid. 130. 2004 [Dec 2004] • Orchis punctulata St e v e n ex Li n d l . subsp. stevenii (Rc hb .f.) H.Su n d . -- Europ. Medit. Orchid. ed. 3: 40 (1980), as ‚steveni‘:. (IK) • Orchis satyrioides St e v e n -- Mem. Soc. Imp. Nat. Mosc. ii. 176, t. 11 (1809). (IK)

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 17 Friedrich August Freiherr Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n

Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n ist der Name eines alten meißnischen Adelsgeschlechts, das im 13. Jahr- hundert das erbliche Marschall- und Kämmereramt der Markgrafen von Meißen besaß.

Friedrich August Freiherr Ma r - s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n (* 30. Juli 1768 in Stuttgart; † 28. Juni 1826 in Marf bei Charkow) war ein deutscher Botaniker und Forschungsreisender. Sein offizielles botanisches Autoren- kürzel lautet „M.Bieb.“.

Seine wissenschaftliche Karriere be- gann 1792, als er seinen Dienst in der Abb. 8: Friedrich August Freiherr Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n , Scherenschnitt aus: Ye n a (2012) S. russischen Armee auf der Krim antrat. 26. Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n wurde und Weiterentwicklung des Parks im später kaiserlich-russischer Staatsrat, Sommerpalast des russischen Zaren Direktor des Seidenbaus und Kurator auf der Krim (Livadia-Palast) mitge- der Flora Taurico-Caucasica. wirkt haben.

Er führte mehrere Forschungsreisen Nach seinem Tod wurde seine etwa im Kaukasus durch und veröffent- 10.000 Arten umfassende Pflanzen- lichte eine geografische Beschreibung sammlung von der Akademie der der Länder im Kaukasus. Sie enthält Wissenschaften in St. Petersburg Angaben über Topografie, Geschichte, erworben; sie befindet sich derzeit Wirtschaft, Bevölkerung sowie über im Besitz des Botanischen Instituts die Pflanzen- und Tierwelt. Einige Komarov. Ihm zu Ehren wurde die endemische Pflanzen wurden von ihm Gattung Biebersteinia St e ph . der entdeckt bzw. erstmals beschrieben Pflanzenfamilie der Storchschnabel- und tragen heute noch seinen Na- gewächse (Geraniaceae) benannt. Er men. Ferner soll er an der Erstellung veröffentlichte folgende Werke:

18 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Flora taurico-caucasica. 1808– lautet „Pall.“. Er war sprachbegabt und 1819 beherrschte Latein, Griechisch, Eng- sowie lisch, Französisch, in späteren Jahren Centuria plantarum rariorum auch Russisch und Tatarisch. Mit 13 Rossiae meridionalis. 1810 (Teil I), Jahren besuchte er Vorlesungen am 1832–1843 (Teil II und III). Collegium medico-chirurgicum, wo Leider ist, abgesehen von dem auf er mit 17 die anatomische Prüfung S. 18 gezeigten Scherenschnitt, auch ablegte. im Fundus der Familie kein Portrait Weitere Studien führten ihn an die von ihm zu finden (schriftl. Mitteilung Universität Halle und die Universität Joachim Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r - Göttingen. Hier nahm er an Vorles- s t e i n ), jedoch findet sich im Internet ungen in Mathematik und Physik unter http://de.inforapid.org (siehe teil. 1760 wurde er an der Universität Literaturverzeichnis) ein sehr schönes Leiden mit der Schrift De infestis Organigramm, das die Beziehung des veventibus intra viventia (Über Freiherrn zu zeitgenössischen Botani- die Eingeweidewürmer) promoviert. kern illustriert. Trotz mehrerer Veröffentlichungen Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n be- in der Zoologie gelang es ihm nicht, schrieb laut IPNI (http://www.ipni. eine Anstellung als Naturforscher zu org etc. (siehe Literaturverzeichnis)) finden. direkt oder indirekt 1593 Taxa! 1767 erhielt er in Berlin die Mitglied- schaft an der Russisch-Kaiserlichen Peter Simon Pa l l a s Akademie der Wissenschaften durch Jacob v o n St a e h l i n . Am 30. April Peter Simon Pa l l a s (* 22. September 1741 in Berlin; † 8. September 1811 1767 wurde ihm die Vorbereitung und ebenda) war ein deutschsprachiger Leitung einer von fünf Akademie- Naturforscher und Geograph. Er wur- Expeditionen anvertraut. Diese fand de 1767 zum ordentlichen Mitglied von 1768 bis 1774 statt, und führte ihn der Akademie der Wissenschaften vom mittleren Ural über Westsibirien in Sankt Petersburg ernannt und un- zur kaspischen Senke. Weitere Teil- ternahm 1768–1774 und 1793/1794, nehmer waren Iwan By k o w , Nikita Petrowitsch Ry t s c hk o w , Nikita Petro- gefördert durch die Zarin Ka t h a r i n a II., Expeditionen durch Sibirien und witsch So k o l o w sowie Johann Peter das südliche Russische Reich. Sein Fa l c k und Johann Gottlieb Ge o r g i . offizielles botanisches Autorenkürzel

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 19 Abb. 9: Peter Simon Pa l l a s mit Grabschaufel, Herbarmappe und offenbar frisch gesammeltem Beleg auf der Krim, möglicherweise der von ihm beschriebenen Paeonia triternata. Kolorierter Stich, angefertigt vom Expeditionszeichner Ch. G. H. Ge iss l e r (1770-1844), der Pa l l a s auf der Krim begleitete (aus: http://www. ullrich-wannhoff.de/peter-simon-pallas.html).

20 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Zarin Ka t h a r i n a II. erhoffte sich Ihm zu Ehren wurde der Mondkra- eine Verbesserung des Ansehens ter Pallas und die Gattung Pallasia Russlands, daher wurden die Reisebe- Kl o t z s c h aus der Pflanzenfamilie der richte schon während der Expedition Rötegewächse (Rubiaceae) benannt. vorbereitet. Die 1. Auflage erschien als Reise durch verschiedene Provin- Neben den genannten westlichen zen des russischen Reiches (1771) Botanikern waren und sind natürlich mit einem Umfang von 2000 Seiten. auch russische und ukrainische Wis- Durch die rasche Verbreitung wurden senschaftler intensiv auf der Krim mehrere Auflagen und Nachdrucke tätig. angefertigt, sie fanden vor allem Zu nennen sind hier insbesondere Verbreitung außerhalb Russlands. Prof. V. N. Ag g é e n k o , Prof. E. V. Pa l l a s wurde so schlagartig in der Wu l f f (1885 - 1941), Prof. N. I. wissenschaftlichen Welt und in den Ru b t s o v (1907 - 1988) und Prof. V. Herrscherhäusern berühmt. N. Go l u b e v (* 1926). Unter ihnen In Leipzig erschien 1799 und 1801 ragt Wu l f f , der erste Verfasser einer ein zweibändiger Reisebericht, der kompletten „Flora der Krim“, erschie- zahlreiche Vorschläge und praktische nen in 3 Bänden mit 11 Ausgaben Anleitungen an die Statthalter in Neu- zwischen 1927 und 1969) heraus. russland und an der Krim enthielt, die Aktuell ist A. Ye n a , Professor am Bo- teilweise umgesetzt wurden. tanischen Institut der Universität Sim- Um die Arbeiten an der Zoographica feropol, der "Referenz-Botaniker"für Rosso-Asiatica zu beenden, und um die Krim. Seit vielen Jahren beschäf- die Fertigstellung der Zeichnungen tigt er sich intensiv mit deren Flora und Druckplatten zu beschleunigen, und hat erst kürzlich eine aktuelle kehrte er 1810 nach Berlin zu seinem Kompilation (2012) publiziert. Ihm Bruder, August Friedrich Pallas, gelang auch der erste Nachweis von zurück. Nur wenige Monate später Himantoglossum affine auf der Krim verstarb er dort nach intensiver Arbeit (Ye n a 2008), ein Fund, der mittler- an der Zoographica Rosso-Asiatica. weile zu erheblichen systematischen Pa l l a s beschrieb laut IPNI (http:// und nomenklatorischen Weiterungen www.ipni.org) direkt oder indirekt geführt hat, über die weiter unten noch 1489 Taxa! berichtet wird.

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 21 Der Botanische Garten Nikita - ein Der Garten untersteht der Ukraini- Juwel mit Tradition schen Akademie für Landwirtschaft Der Botanische Garten in Nikita und beherbergt zwölf Institute. (ukrainisch Нікітський ботанічний Hauptaufgabe ist es, die Fauna und сад Nikitskyj botanitschnyj sad) ist Flora im subtropischen Klima der in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Krim zu erforschen. Dabei liegt der In der botanischen Erforschung der Schwerpunkt auf den landwirtschaft- Krim spielt er eine zentrale Rolle. lich nutzbaren Arten. Er wurde 1812 auf Veranlassung der Daneben werden auf einer Fläche Zarin Ka t h a r i n a II. von Christian von 1100 ha hier rund 50.000 Pflan- v o n St e v e n gegründet und liegt ca. 7,5 km östlich von Jalta in der Ge- zen aus aller Welt gezeigt. meinde Nikita. Seine Vorstellungen von gelungenen Garten- und Park- Berühmt ist die Rosensammlung anlagen verwirklichte Steven nicht mit mehr als 2000 heimischen und nur im Nikitskiy sad: Als Grundstock internationalen Arten, darunter auch für künftige Grünflächen ließ er die berühmte «Rote Krimrose». Aus seinerzeit überall auf der Krim mehr ihren Blättern wird als wichtiges als 100 000 Pflanzensetzlinge an die und teures Exportgut das edle Ro- Bevölkerung verteilen. senöl gewonnen. Ein Gramm dieses

Abb. 10: Botanischer Garten Nikita, 29.05.2012 [W. Ha h n ].

22 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Öls kostet auf dem Weltmarkt noch Kü n k e l e "Die wildwachsenden Or- immer mehr als ein Gramm Gold. chideen Europas“ (1982) publiziert Um ein einziges Gramm zu erhal- hatte. Stolz zeigte uns Vladislav ten, müssen Blütenblätter von 1500 Ko r z h e n e v sk y , der auch seinerzeit Rosen gepflückt und aufwendig in schon Kurator des Herbariums war, mehreren Destillier- und Filtrierstu- ein Exemplar dieses Werkes samt fen verarbeitet werden. handschriftlicher Widmung von H. Ba u m a n n . Neben der Rosensammlung ist der Botanische Garten Nikita auch für Wir wurden ausgesprochen herzlich seine Chrysanthemen-Kollektion aufgenommen und unseren Wün- berühmt. Es gibt darüber hinaus zahl- schen nach Einsicht in die Belege reiche einzigartige Pflanzen, darunter wurde umgehend und mit bemer- seltene Exemplare der Himalaya- kenswerter Geduld nachgekommen. und Libanon-Zeder, Rhododendren, seltene Heilpflanzen und einen „tau- sendjährigen“ Pistazienbaum. Ange- schlossen an den Botanischen Garten sind eine der ältesten botanischen Bibliotheken, ein Museum und eines der weltgrößten Herbarien.

Letzteres erregte naturgemäß un- ser besonderes Interesse. Dank der Vermittlung von Vladimir Iz ik o v erhielten wir am 28.05.2012 Zutritt zu dieser einzigartigen Sammlung. Dabei erfuhren wir zunächst von renommierten Vorbesuchern:

Im Frühjahr 1984 war Loki Sc h m id t Abb. 11: Der Autor (vorne) mit Olga Ku s n e z o v a im Herbarium zu Gast. In ihrer Be- und V. Ko r z h e n e v sk y vom Herbarium Nikita bei Sichtung der Exsikkate, Nikita, Ukraine 29.05.2012 gleitung befand sich H. Ba u m a n n , [R. We g e n e r ]. der 2 Jahre zuvor gemeinsam mit S.

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 23 Aus der umfangreichen Sammlung Verfügung stand. Dennoch konnten erbaten wir zunächst lediglich die wir einen guten Eindruck vom Beleg- Mappen mit den Belegen von Ophrys reichtum des Herbariums gewinnen oestrifera und Himantoglossum und etliche Bögen ablichten. Einige caprinum. Diese waren reichlich davon werden weiter unten im Text vorhanden. Für jedes Taxon wurden bei den jeweiligen Taxa präsentiert. uns 4 Mappen mit je ca. 15 Exsik- katen vorgelegt, die teils weit über Etwas östlich des Botanischen Gar- 100 Jahre alt waren. Dennoch war tens liegt das 1973 gegründete Na- der Erhaltungszustand sehr gut. Sehr turschutzgebiet Kap Martjan, in dem schön ließen sich an den Scheden, rund ein Viertel der Gebirgsflora der die im Laufe der Jahrzehnte den Krim vorzufinden ist, darunter mehr ursprünglichen Bögen hinzugefügt als 30 Rote-Liste-Arten. Hier liegt worden waren, die Nomenklaturge- vermutlich auch der locus typicus schichte der Orchideenkunde bzw. von Ophrys oestrifera, den Vladimir die wechselnden systematischen Iz ik o v uns zeigte. Das Taxon kommt Ansätze und ihre nomenklatorischen Konsequenzen studieren. Himanto- glossum caprinum z.B. wurde bis in die 1920er Jahre hinein als Hi- mantoglossum hircinum beschriftet während Belege von Ophrys oestri- fera fallweise als Ophrys aranifera etikettiert wurden. Man könnte Tage hier verbringen und immer wieder Neues finden!

Leider sind die finanziellen Mittel des Herbariums begrenzt, so dass bis dato kein Scanner angeschafft werden konnte. Damit sind die Be- lege auf absehbare Zeit leider auch nicht online verfügbar. Wir behalfen uns mit Digitalaufnahmen der Ex- Abb. 12: Kap Martjan; vermutlicher locus typicus von sikkate, für die allerdings auch kein Ophrys oestrifera; im Hintergrund der mystische Aju- Dag (Bär-Berg), 24.05.2011 [W. Ha h n ]. entsprechendes Lichtmanagement zur

24 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Auto aus entdecktes Vorkommen von Comperia comperiana näher zu untersuchen, traten zwei Polizisten hinter einem Busch hervor, hinter dem sie sich offenbar schon länger ver- steckt hielten. Wir fühlten uns an die Schilderungen von H. Be y e r (1995) erinnert, zumal die Szene sich auch noch unweit des Laspi-Tals abspielte, wo Be y e r `s Reisebegleiter seinerzeit kujoniert worden war.

Aber im Gegensatz zu den So- wjetzeiten konnte nun erklärt und diskutiert werden. Dennoch gab es seitens der Uniformierten einen eska- lierenden Erklärungsbedarf. Letztlich Abb. 13: Vermutlicher locus typicus von Ophrys eröffnete uns erst das Votum des oestrifera, 24.05.2011 [W. Ha h n ]. allerhöchsten örtlichen Polizeichefs auch heute noch dort vor. Der Zu- die Erlaubnis, das völlig unpolitische gang zu diesem Areal ist allerdings Biotop betreten zu dürfen. streng limitiert. Am Eingang wacht ein bewaffneter Posten und lässt sich Zur Ehrenrettung der örtlichen Ord- ausführlich die Legitimation zum nungskräfte sei angemerkt, das just Betreten dieses Gebietes erläutern. am selben Tag unweit dieses Biotops, Ohne ortskundigen und zudem legiti- und zwar in der ehemaligen Datscha mierten Führer hätten wir das Gebiet der Sowjetführer (in der 1991 beim niemals betreten, geschweige denn Zusammenbruch der UdSSR Gor- das Ophrys-oestrifera-Vorkommen batschow festgehalten wurde) eine finden können! Konferenz mit hochrangigen osteu- ropäischen Ministern stattfand. Inso- Auch andernorts ist der Zugang zu fern war das prinzipielle polizeiliche den Biotopen nicht unbedingt frei Misstrauen gegen uns „fototechnisch möglich, wie wir erfahren mussten. hochausgerüstete Ausländer“ durch- Bei dem Versuch, ein vom fahrenden aus nachvollziehbar.

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 25 Anmerkungen zu einzelnen Orchi- deenarten

Anacamptis morio subsp. caucasica (Po i r .) R. M. Ba t e m a n subsp. cau- casica (K.Ko c h ) H.Kr e t z s c hm a r , Ec c a r i u s & H.Di e t r .

Diese, aktuell als Unterart von Anacamptis morio aufgefasste, kau- kasische Variante wurde erstmals von K. Ko c h (1849), wahrscheinlich aus Georgien, im Rang einer Varietät von Orchis morio beschrieben. Das Areal der Unterart umfasst den südlichen Balkan, die Ägäis, die Schwarzmeer- küsten, die Türkei, und den Kaukasus bis in den Nordiran südlich des Kas- pischen Meeres (Kr e t z s c h m a r et al. 2007). Abb. 14: Anacamptis morio subsp. caucasica, Alushta, Krimgebirge, (Ukraine) 18.05.2011 [C.A.J. Kr e u t z ]. Anacamptis morio subsp. caucasica unterscheidet sich von der Nomi- Wir fanden Anacamptis morio natart signifikant durch die Form subsp. caucasica in einer extensiv der Blütenlippe. Deren Mittellappen beweideten Bachaue nordöstlich von ist stärker vorgezogen als bei allen Alushta. Das Taxon besiedelt dort die anderen Spielarten des Taxons, wäh- sonnig exponierten Teile der Wiese rend die Seitenlappen schmaler und und wird randlich, am Übergang kürzer sind. Die Lippe erhält daduch zum Flaumeichenwald, von Orchis in der Aufsicht einen länglich-ovalen purpurea und Orchis simia begleitet. Umriss (Kr e t z s c h m a r et al. 2007). Alle genannten Taxa waren zu Beginn Ausserdem ist die Unterart höher- der 3. Maidekade 2011 hier in Hoch- wüchsiger als die Nominatart mit blüte. Die Unterart war hier typisch meist intensiver gefärbten Blüten. Der ausgebildet und wir konnten die Un- lange Sporn ist nach oben gerichtet terschiede zur Nominatart studieren. und am Ende leicht verbreitert.

26 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Anacamptis palustris subsp. ele- gans (Ja c q .) R.M. Ba t e m a n , Pr i d - g e d o n & M.W. Ch a s e

Wir fanden dieses Taxon in 3 Feucht- gebieten; bei Perivalnoye südlich von Simferopol, am Fuße der Nordabda- chung des Krimgebirges, und zweimal nördlich des Laspi-Tales bei Tylove.

An allen Fundorten war die Art mit Dactylorhiza incarnata vergesell- schaftet. Die Pflanzen waren aufgrund der charakteristischen Morphologie problemlos zu identifizieren (siehe Abb. 15). Wie auch die Pflanzen in Kroatien und der Türkei, die wir in den vergangenen Jahren untersuchen konnten, sind die Lippen ± ganzrandig (im Gegensatzt zur dreilappigen Blüte der Anacamptis palustris s.str.), und Abb. 15: Anacamptis palustris subsp. elegans, Tylove, die kräftigen, gekielten Blätter sind Krimgebirge , Ukraine, 30.05.2012 [W. Ha h n ]. so lang, dass sie den Blütenstand. et al. 2008). Urheber dieses Missver- erreichen. Auch Kr e t z s c h m a r , Ec- ständnises ist wohl E.V. Wu l f f , der c a r i u s und Di e t r i c h (2007) beziehen in seiner Flora Kryma (1930) ältere das südwestliche Krimgebirge auf Literaturstellen falsch interpretiert ihrer Verbreitungskarte (p.104) für hat. Diese Fehlinterpretation hat sich die subsp. elegans in deren lückiges, dann nomenklatorisch verfestigt und von Nordkroatien im Westen bis nach tradiert. Nur so ist auch zu erklä- Turkmenistan im Osten reichendes ren, dass Kr e t z s c h m a r et al. (2007) Gesamtverbreitungsgebiet mit ein. Anacamptis laxiflora für die Krim angeben (p. 91). Anacamptis laxiflo- Eigentümlich ist die Tatsache, dass ra (La m .) R.M.Ba t e m a n , Pr id g e o n dieses Taxon in der Ukraine und in & M.W.Ch a s e ist nach heutigem Russland unter dem Namen Orchis Verständnis auf der Krim bis dato nie (Anacamptis) laxiflora geführt wird nachgewiesen worden. (A. Fa t e r y g a ex verbis; Va kh r a m e e v a

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 27 Anacamptis pyramidalis var. orien- talis Kr e u t z

Diese Varietät von Anacamptis py- ramidalis wurde von C.A.J. Kr e u t z (2011) beschrieben. Locus typicus ist das Laspi-Tal auf der Krim, wo wir die Pflanzen bei der gemeinsamen Exkursion im Mai 2011 in großer Zahl aufblühend fanden. Anacamptis pyra- midalis var. orientalis unterscheidet sich von der Nominatform durch den deutlich längeren Stiel, die wenigblü- tigere Infloreszenz sowie die etwas längeren Seitenlappen der Blütenlip- pe. 2012 konnten wir sie an vielen Stellen auf der Krim in Hochblüte finden. An allen Fundorten zeigte sie recht uniform ihre charakteristischen Merkmale, so dass die Neubeschrei- bung auf der Rangstufe einer Varietät sicherlich angemessen ist.

Anacamptis pyramidalis var. orienta- lis besiedelt auf der Krim fast alle ge- eigneten Biotope. Wir fanden sie am Rande von Flaumeichennwäldern, in Halbtrockenrasen, wechselfeuchten, trockenen und ruderal geprägten Wiesen, in Straßengräben und auch in aufgelassenem Kulturland, zum Teil in Massenbeständen mit bis zu mehreren hundert Exemplaren. Die se reichhaltigen Bestände sind aktu- ell aus unserer Sicht nicht erkennbar Abb. 16: Anacamptis pyramidalis var. orientalis, gefährdet. Tylove, Krimgebirge , Ukraine, 28.05.2012 [R. We g e n e r ].

28 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Comperia comperiana (St e v e n ) Ihm widmete v o n St e v e n das neue As c h e r s o n & Gr a e b n e r Taxon. Kurz nach dem frühen Tod d e Ko m p e r s wurde dessen unschätzbare Comperia comperiana wurde 1833 Kollektion an Pflanzen- und Insekten- von St e v e n als Orchis comperiana Exsikkaten leider von Kühen aufge- neu beschrieben. Der locus typicus fressen - was auf ein nicht wirklich war bisher nicht bekannt, da auf dem sicheres Verwahrungssystem hinweist Typusexemplar nur eine summarische (v. No r d m a n n 1862). Im Garten des Ortsangabe verzeichnet ist. d e -Ko m p e r -Anwesens (mündl. Mittei- lung V. Iz ik o v ) fand St e v e n erstmals Wie wir recherchieren konnten, diese Pflanzen, die er als neues Taxon fand St e v e n dieses Taxon erstmals erkannte. im Laspi-Tal ( Abb. 4) an der Süd- westecke des Krimgebirges. Dort Comperia comperiana ist eine ins- besaßen die Brüder d e Ko m p e r (bzw. gesamt seltene, regional aber gehäuft nach französischer Schreibweise) d e auftretende Art und wächst auf kalk- Co m p è r e ein Haus mit großem Garten. haltigen Wiesen und an Waldrändern Einer der beiden d e Ko m p e r s war ein auf der Krim, im Irak und im Iran, in Feldbotaniker, der emsig auf der Krim der Türkei, in der Ägäis und im Liba- unterwegs war und eine reiche Samm- non, bis in 2000 Metern Höhe ü.d.M. lung an Exsikkaten zusammentrug. An ihrem locus typicus im Laspi-Tal kommt sie auch heute noch in reich- haltigen Beständen vor.

Comperia comperiana ist in der Türkei mittlerweile durch die Nach- stellung der Salep-Gräber sehr selten geworden. Auf der Krim fanden wir sie an vielen Orten in teils veritablen Beständen. Darunter befand sich auch eine Monstrosität mit drei Lippen.

Eine aktuelle oder mittelfristige Gefährdung für diese reichhaltigen Abb. 17: Comperia comperiana,dreilippige Fehl- Bestände ist - ebenso wie für Ana- bildung, Foros, Krimgebirge , Ukraine, 19.05.2011 camptis pyramidalis var. orientalis, [C.A.J. Kr e u t z ]. aus unserer Sicht nicht erkennbar.

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 29 Abb. 18 - 20: Comperia comperiana im Biotop bei Balaklava (oben), am Straßenrand bei Foros (links) und am locus typicus im Laspi-Tal (rechts), Krimgebirge, Ukraine, 19.05.2011 [W. Ha h n ].

30 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Cypripedium calceolus genen Aspekt angeht, zu reduzieren. Wir hatten das große Glück, durch S. Das Verbreitungsgebiet der Art Sv i r i n 2 der 3 taurischen Fundorte erstreckt sich von Nord- über Mittel- kennen zu lernen. Nach einem anstren- bis Ost-Europa und über Asien hinaus genden Steilaufstieg am Berg Boiko bis Japan. Bevorzugt wächst sie in erwies sich der erste Fundort leider schattigen Laubwäldern (vor allem als Ausfall. Vermutlich aufgrund der Buchenwäldern) oder an buschigen extremen Frühjahrstrockenheit 2012 Berghängen bis in Höhenlagen von war hier keine einzige Cypripedie 2000 m ü.d.M. Dieses attraktive zu finden. Blühende Orchis mascula Taxon besiedelt auf der Krim nur 3 und knospende Epipactis microphylla Fundorte mit je wenigen Individuen. waren nur eine schwache Entschädi- Daher werden die Vorkommen streng gung. Nach Querung einer Steilwand geheimgehalten, um die bekannten fanden wir dann doch noch 12 Cypri- Gefahren für seltene Pflanzen, zumin- pedium calceolus in Hochblüte. dest was den unmittelbar anthropo-

Abb. 21: Cypripedium calceolus am Boiko bei Sokolinoye, Krimgebirge, Ukraine, 26.05.2012 [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 31 Dactylorhiza incarnata male der Art, ohne auch nur geringe morphologische Abweichungen. Teils Feuchtgebiete sind in dem von uns handelt es sich allerdings um sehr besuchten Teil der Krim ausgespro- kräftige Pflanzen, die wir in vergleich- chen selten. Dies hängt zum einen mit barer Größe bisher nur in den Causses dem nur rudimentär entwickelten Ge- bei Canals (Südfrankreich) gefunden wässernetz, zum anderen mit dem sehr haben. Die größte Pflanze erreichte wasserdurchlässigen geologischen eine Höhe von ca. 90 cm (siehe Abb. Untergrund zusammen, der Staunäs- 23 auf der Folgeseite)! sebildung nicht begünstigt. Das Verbreitungsgebiet der hygrophi- Umso mehr waren wir erfreut, Dac- len Dactylorhiza incarnata erstreckt tylorhiza incarnata in mehreren, meist sich nördlich des 43. Breitengrades allerdings kleinräumigen Feucht- nahezu über ganz Europa, nordwärts biotopen zu finden. Ende Mai 2012 fast bis zum Nordkap, südlich bis zur standen die Pflanzen in Hochblüte. Krim und zum pontischen Anatolien. Dactylorhiza incarnata zeigt auf der Östlich ist das Taxon bis etwa zum Krim die charakteristischen Merk- Gebiet um Yakutsk, östlich des Bai- kalsees, nachweisbar.

Abb. 22: Dactylorhiza incarnata im Biotop bei Perivalnoye, 26.05.2012 [W. Ha h n ].

32 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Die Gattung Epipactis Zi n n 1775 auf der Krim

Bis zu unserer Exkursion im Mai 2011 waren von der Krim 6 Taxa aus der Gattung Epipactis gemeldet:

(Epipactis atrorubens) Epipactis condensata (?) Epipachtis helleborine Epipactis microphylla Epipactis palustris Epipactis purpurata (?)

Bei Epipactis atrorubens handelt es sich mit Sicherheit um eine Fehl- meldung ( A. Fa t e r y g a ex verbis). Von den übrigen Taxa konnten wir aufgrund der späten Blütezeit weder Epipactis palustris noch Epipactis purpurata während unserer beiden Exkursionen nachweisen. Epipactis helleborine und Epipactis microphylla fanden wir jeweils in Knospe. Die Angabe für Epipactis condensata (Ef i m o v 2008) steht singulär. Weder wird das Taxon in Va kh r a m e e v a et al. (2008) für die Krim angegeben noch hatten die ukrainischen Feldbotaniker, die wir auf der Krim trafen, dieses Taxon dort je zu Gesicht bekommen. Zumindest dürfte es sich um eine ausgeprochene Rarität der taurischen Flora handeln. Dies gilt gleicherma- ßen für Epipactis purpurata (Ef i m o v Abb. 23: Kräftige, 90 cm hohe Dactylorhiza incarnata 2008). bei Tylove, 26.05.2012 [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 33 Im Vorfeld unserer ersten Exkursion 2011 hatte A. Fa t e r y g a im Krimge- birge Pflanzen aus der Gattung Epi- pactis gefunden, die morphologisch keiner der bis dato von der Krim bekannten Epipactis spec. zuzuordnen waren. Weitere Untersuchungen, die er im Anschluss an unserer erste Ex- kursion zusammen mit C.A.J. Kr e u t z anstellte, ergaben, dass es sich tat- sächlich um ein neues Taxon handeln müsse. Es wurde daher als Epipactis taurica Fa t e r y g a & Kr e u t z (2012) neu beschrieben.

Dieses autogame Taxon hat sein Typus-Habitat in xerothemen Pineten an der meerseitigen Abdachung des südwestlichen Krimgebirges nahe Jal- ta. Die Hochblüte liegt in der letzten Juni-Dekade. Auch ein Fund an der Nordabdachung des Krimgebirges bei Perivalnoye wurde 2011 bekannt.

Morphologisch ist Epipactis taurica am nächsten mit Epipactis persica und Epipactis phyllanthes verwandt, unterscheidet sich von diesen jedoch durch insgesamt kräftigere Dimen- sionen in allen vegetativen Maßen, eine reichblütigere (ob immer?) Infloreszenz sowie die differenten Habitatansprüche.

Abb. 24 (oben) und 25 (unten): Epipactis taurica; Region Jalta, Berg Lopata, Krimgebirge (Ukraine); 27.05.2011 [A. Fa t e r y g a ].

34 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Damit war aber das Kapitel Epipac- tis-Nachweise auf der Krim noch nicht abgeschlossen. Am 23.05.2011 zeigte uns V. Iz ik o v den vermutlichen locus typicus von Ophrys oestrifera an Kap Martjan. Auf dem Rückweg fanden wir zu unserer großen Überraschung in einem küstennahen Pinetum austrei- bende Pflanzen vonEpipactis turcica. Alle charakteristischen Merkmale dieser Art im vegetativen Bereich waren typisch ausgebildet. Wenige Tage später konnten wir die Pflanzen auch bei Balaklava nachweisen.

Nach diesen Funden begann eine retrospektive Analyse von Exsik- katen und fotografischem Material

Abb. 26: Epipactis turcica im Austrieb ; Kap Martjan, Abb. 27: Epipactis turcica; Kap Sarysh, Krimgebirge Krimgebirge (Ukraine); 23.05.2011 [W. Ha h n ]. (Ukraine); 10.06.2009 [P.Y. Ye v s e y e n k o v ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 35 aus den vergangenen Jahren. Dabei 2004) zu entsprechen. Auch fehlte stellte es sich heraus, dass Epipac- deren charakteristische, kräftige lila tis turcica schon mehrfach auf der Stilfärbung. Andererseits zeigten die Krim gesichtet (siehe z.B. Abb. 27), Pflanzen im Blütenbereich durchaus aber vermutlich als Epipactis helle- Ähnlichkeit mit letztgenannter Art. borine fehlinterpretiert worden war Nach ausführlicher Untersuchung (Kr e u t z &Fa t e r y g a 2012). und Diskussion kamen wir zu dem Schluss, dass wir Epipactis hellebo- Epipactis turcica besiedelt auf der rine subsp. levantina gefunden hatten. Krim trockene, lückige Garriguen in Nur eine Woche später konnten C.A.J. oder am Rande von lockeren Pineten. Kr e u t z und A. Fa t e r y g a (ex verbis) Mit weiteren Funden ist zu rechnen. weitere Vorkommen der Art nahe Jalta (Baydarskaya-Tal, Baydarskaya- Aber auch das Jahr 2012 hielt noch Bergwiesen und Uch-Kosh Schlucht) eine Überraschung aus der Gattung bestätigen. Epipactis für uns bereit. Am vorletz- ten Tag unserer Exkursion besuchten wir noch einmal die ausgedehnten, ru- deral beeinflussten, orchideenreichen Feuchtwiesen bei Orlynoe. In einem Flaumeichenwald hangaufwärts fan- den wir eine Epipactis-Sippe, deren genaue Diagnose uns zunächst er- hebliche Schwierigkeiten bereitete. Die Pflanzen waren teils bereits auf- geblüht, zum allergrößten Teil jedoch noch knospig. Die im gleichen Biotop wachsenden Epipactis helleborine sowie Epipactis micophylla waren noch tief in Knospe.

Im vegetativen Bereich bestand eine gewisse Ähnlichkeit mit Epipactis Abb. 28: Epipactis helleborine subsp. levantina knos- helleborine; die Blätter waren jedoch pend; Orlynoe, Krimgebirge (Ukraine); 30.05.2012 rundlicher, ohne allerdings denen [W. Ha h n ]. der Epipactis densifolia (Ha h n et al.

36 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Epipactis helleborine subsp. le- vantina ist von Kr e u t z , Óv á r i & A. Shi f m a n (2010) aus der Südtürkei (locus typicus: Ibradi, Provinz Anta- lya) beschrieben worden. Das bislang bekannte Verbreitungsgebiet der Art umfasst in der Türkei die Provinzen Antalya und Hatay und in Israel Ober- und Untergaliläa. Auch im Libanon, in Aserbeidschan und vermutlich auch in Syrien kommt das Taxon vor.

Die Vorkommen auf der Krim reprä- sentieren somit ein disjunktes Areal außerhalb des hinreichend geschlos- senen, ostmediterran-kaukasischen Verbreitungsgebietes von Epipactis helleborine subsp. levantina.

Aber auch damit war das Kapitel Epipactis-Neuendeckungen für die Krim noch nicht abgeschlossen. Bei der Untersuchung einer Population von Epipactis taurica suchten Fa- t e r y g a und Kr e u t z am 11.06.2012 auch die weitere Umgebung ab. Dabei fanden sie Epipactis-Pflanzen, die alle morphologischen Merkmale von Epi- pactis helleborine subsp. orbicularis zeigten. Der Fund wurde, zusammen mit den Angaben zu Epipactis turcica, kürzlich publiziert (Kr e u t z & Fa t e r y - g a 2012). Für die Zukunft sind wei- Abb. 29: Epipactis helleborine subsp. levantina tere Funde aus der Gattung Epipactis aufblühend; Orlynoe, Krimgebirge (Ukraine); auf der Krim zu erwarten. 30.05.2012 [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 37 Himantoglossum caprinum, Hi- 1935) tauchen nunmehr die roten mantoglossum affine und Himan- Papillen auf der Blütenlippe von Hi- toglossum jankae mantoglossum caprinum als charakte- ristisches Merkmal in allen Beschrei- Die Erstbeschreibung vom Himan- bungen der Art auf (z.B.Va kh r a m e e v a toglossum caprinum geht auf Freiherr et al. 2008). Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n zurück. Er fand die Pflanzen im Krimgebirge, Verwickelt wurde die Situation, als vermutlich in der Lisya Bay bei Feodo- A. Ye n a (2008) Himantoglossum affi- siya, und hielt sie zunächst für “Orchis ne als Erstfund für die Krim meldete. hircina” (= Himantoglossum hircinum Himantoglossum affine wurde sehr (L.) Sp r e n g e l 1826). Erst im dritten viel später als Himantoglossum capri- Band seiner Flora Taurico-Caucasica num, nämlich erst 1882, von Bo issi e r beschrieb er sie 1819 als neue Spe- als Aceras affinis Bo issi e r aus der cies: Orchis caprina Ma r s c h a l l v o n Umgebung von Aydin in Kleinasien Bi e b e r s t e i n . Die Umkombination beschrieben, und 1918 von Sc h l e c h - zu Himantoglossum caprinum nahm t e r zu Himantoglossum affine um- Sp r e n g e l vor. Demnach lautet der zur kombiniert. Demnach lautet der zur Zeit laut IPNI gültige Name: Zeit laut IPNI gültige Name: Himantoglossum caprinum (M.Bi e b .) Himantoglossum affine (Bo issi e r ) Sp r e n g e l . Sc h l e c h t e r .

Gemäß der Erstbeschreibung un- Gemäß der Erstbeschreibung sowie terscheidet sich Himantoglossum der Folgeliteratur wird Himanto- caprinum von Himantoglossum hir- glossum affine vor allem durch ihre cinum durch längere Seitenlappen ungefleckten Lippen charakterisiert. der Lippe, eine kürzere Einkerbung Auf dieses Merkmal wird in der ge- an der Lippenspitze sowie größere samten Orchideenliteratur bis heute Blüten. Interessanterweise erwähnt als das für die Unterscheidung ge- weder Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n genüber Himantoglossum caprinum noch irgendein anderer Botaniker entscheidende abgehoben (Kr e u t z des 19. Jahrhunderts rote Papillen auf 1997, Ba u m a n n et al. 2006, De l f o r g e der Lippe, bis Sc h m a l h a u s e n (1897) 2006). Allerdings versäumte Bo is - dieses Merkmal sozusagen "hinzuer- si e r im Protolog eine Abgrenzung fand". Spätestens seit der Maßstäbe gegenüber Himantoglossum capri- setzenden Flora der UdSSR (Ne v ski num. Da die "rotgepunktete Lippe"

38 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Abb. 30: Himantoglossum caprinum; Tylove, Krimge- Abb. 31: Himantoglossum caprinum; Balaklava, birge (Ukraine); 27.05.2012 [R. We g e n e r ]. Krimgebirge (Ukraine); 27.05.2012 [R. We g e n e r ]. von Himantoglossum caprinum zum die Synonymie von Himantoglossum Zeitpunkt der Erstbeschreibung von caprinum zu verweisen. Himantoglossum affine noch nicht "hinzuerfunden" war, hätte eine Damit ergab sich spätestens im Mai gründliche Literaturrecherche oder 2012 das Problem, dass die Himanto- entsprechende Feldkenntnis Bo issi e r glossum-Pflanzen mit rotgepunkteten die morphologische Identität von Lippen, die auf dem Balkan und in Himantoglossum caprinum und Hi- der Nordtürkei vorkommen, plötzlich mantoglossum affine offenbaren und "namenlos" dastanden. die überflüssige Neubeschreibung verhindern können. Da ein eindeutiges Typusexemplar dieses, bisher als Himantoglossum Nach allem, was wir heute wissen, ist caprinum fehlinterpretierten Taxons somit Himantoglossum affineein spä- naturgemäß nicht vorliegen kann, teres Synonym von Himantoglossum musste zunächst eine Lectotypisie- caprinum. Nach der Prioritätsregel rung vorgenommen werden. Diese er- ist deshalb Himantoglossum affinein folgte in Mo l n á r et al. (2012) anhand

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 39 von ungarischem, von De g e n am Berg zu dem auch Himantoglossum adri- Kálvária bei Budapest aufgesammel- aticum und Himantoglossum jankae tem Originalmaterial (7. Juli 1918, gehören (G. Sr a m kó , homepage). De g e n s.n. (Holotyp BP 337088). In einem zweiten Schritt wurde dann Eine sehr lesenswerte Untersu- das nomenklatorische Vakuum durch chung zur Ökologie und Choreologie Neubenennung der balkanisch-pon- von Himantoglossum caprinum auf tischen Pflanzen gefüllt: der Krim haben auch Iv a n n o v et al. (2007) publiziert. Hier werden Himantoglossum jankae So m l y a y , z.B. auch alle auf der Krim nach- Kr e u t z & Óv á r i 2012. gewiesenen effektiven Bestäuber von Himantoglossum caprinum auf- Der Mitautor der letztgenannten gelistet und eine instruktive Grafik Publikation, G. Sr a m kó , beschäftig abgedruckt, welche die Position der sich seit etlichen Jahren mit phy- Pollinien auf dem Insektenkopf il- logenetischen Untersuchungen der lustriert. Gattung Himantoglossum. In seinem Forschungsprojekt sollen anhand der Bestimmung molekularer Marker die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb dieser Gattung spezifiziert werden.

Nach vorläufigen Ergebnissen verbreiteten sich die Species dieser Gattung, ausgehend von einem hypo- thetischen ostmediterranen Zentrum, in einer ost-westlichen Migration, die in zwei zeitlich aufeinanderfolgenden Wellen stattfand:

eine frühe Migration zweigte in٭ den mediterranen Arm der Gat- tung und eine phylogenetisch noch٭ Abb. 32: Himantoglossum caprinum im Biotop; junge Welle in den submediterra- Lisya Bay bei Feodosiya, Krimgebirge (Ukraine); nen Arm, 15.06.2011 [A. Fa t e r y g a ].

40 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Limodorum abortivum var. rub- rum

Diese optisch sehr ansprechende Farbvariante von Limodorum abor- tivum wurde von Kr e u t z (1998) erst- mals beschrieben. Mittlerweile liegen Meldungen aus verschiedenen Regi- onen der Türkei vor (Provinzen Hatay und Mugla). Am 20.5.2012 konnten wir die Varietät erstmals auch für die Krim nachweisen. Wir fanden mehr als 20 Pflanzen in einem lockeren Kiefernwald nördlich von Jalta. Der Rot-Ton der Blüten war nicht ganz so ausgeprägt wie in der Türkei, jedoch waren sie eindeutig von den wenigen „normalfarbenen“ Limodoren im Bi- Abb. 34: Limodorum abortivum var. rubrum im Biotop; Jalta, Krimgebirge (Ukraine); 27.05.2012 otop zu unterscheiden. [W. Ha h n ].

Abb. 33: Limodorum abortivum var. rubrum, Blü- Abb. 35: Limodorum abortivum, Laspi-Tal, Krimge- tenstand, Jalta, Krimgebirge (Ukraine); 27.05.2012 birge (Ukraine); 24.05.2011 [C.A.J. Kr e u t z ]. [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 41 Ophrys oestrifera M.Bi e b . Ophrys oestrifera wurde 1808 in Band II der Flora taurica auf p. 369 Das vorrangige Interesse unserer von Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n Krim-Exkursionen galt Ophrys oestri- erstmals beschrieben. Die Nomen- fera. Dabei verfolgten wir 3 Ziele: klaturgeschichte dieses Taxons haben Ba u m a n n &Kü n k e l e (1982) ausführ- ,wir wollten den locus typicus lich dargestellt. Das Typusexemplar ٭ identifizieren welches heute im Herbarium Charkov -den (oder die?) Bestäuber von aufbewahrt wird, trägt den Fundort٭ Ophrys oestrifera nachweisen vermerk: " circum pagem Derekoi", und wir wollten die Variabilität also "in der Umgebung der Ortschaft٭ des Taxons studieren Derekoi". Dies ist ein krimtatarischer Name mit turksprachiger Wurzel und bedeutet soviel wie "Dorf am Fluss".

Abb. 36: Ophrys oestrifera, kolorierte Zeichnung und Exsikkate, S. St a n k o v , 1918, aus dem Herbarium Nikita. [Foto R. We g e n e r ].

42 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Da die alten krimtatarischen Orts- nicht nachweisen. Auch fehlten die namen nach den beiden Russifizie- geeigneten Biotope, bzw. dieselben rungswellen unter Katharina II. und waren großflächig überbaut. Stalin getilgt worden waren, war eine genaue Fundortlokalisation nicht ohne Schliesslich war es V. Iz ik o v , der weiteres möglich. Nun trägt aber auch uns auf die vermutlich richtige Fährte heute noch ein kleines Flüsschen, das führte. Er zeigte uns ein Vorkommen unweit von Jalta ins Schwarze Meer von Ophrys oestrifera in einem mündet, den Namen Derekoi. Hier lichten Pinetum im Naturreservat konnten wir aber Ophrys oestrifera Kap Martjan (siehe Abb. 13 und 14), welches fast unmittelbar an den Bo- tanischen Garten von Nikita angrenzt. V. Iz ik o v meint, dass Ma r s c h a l l v o n Bi e b e r s t e i n das Typusexemplar dort

Abb. 37: Ophrys oestrifera, Tylove, Krimgebirge Abb. 38: Ophrys oestrifera, Tylove, Krimgebirge (Ukraine); 24.05.2011 [C.A.J. Kr e u t z ]. (Ukraine); 24.05.2011 [C.A.J. Kr e u t z ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 43 aufgesammelt haben müsse. Herbari- vor angenommen. A priori war sicher, sierte oder schriftliche Belege hierfür dass es sich bei dem Bestäuber um fehlen jedoch, so dass die Vermutung eine Eucera spec. handeln müsse. Alle zweifelhaft bleibt. Immerhin hat die bislang bekannt gewordenen Taxa aus Theorie von Iz ik o v eine gewisse der Ophrys-oestrifera-Gruppe werden Plausibilität, da Kap Martjan schon von dieser Megachiliden-Gattung um das jahr 1800 als floristischer "hot pollinisiert. Dementsprechend kamen spot" bekannt war. Die Durchsicht nur die wenigen, bisher für die Krim der im Herbarium Nikita verwahrten nachgewiesenen Arten infrage. Da Exsikkate brachte diesbezüglich keine auch deren Futterpflanzen (Kompo- neuen Erkenntnisse. Allerdings fanden siten) bekannt sind, rechneten wir wir einen Beleg aus der Umgebung, mit raschem Erfolg. Dennoch gelang aufgesammelt 1818 von S. St a n k o w , uns erst am vorletzten Tag unserer mit einer wunderschön kolorierten ersten Exkursion der Nachweis: Wir Abbildung (Abb. 36). konnten Eucera clypeata (Determi- nation: S. Ris c h ) bei der effektiven Dafür gestaltete sich die Bestäuber- Pseudo-Kopula auf Ophrys oestrifera suche unerwartet schwieriger, als zu- beobachten und erbeuten.

Abb. 39: Ophrys oestrifera, Tylove, Krimgebirge (Ukraine); 24.05.2011 [W. Ha h n ].

44 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Erst bei unserer zweiten Exkursion Ophrys oestrifera in ökologisch sehr lernten wir 2012 A. Fa t e r y g a kennen. unterschiedlichen Habitaten mit stark Er hatte sich bereits in den Jahren wechselnder Begleitflora: zuvor mit dem Bestäubernachweis für Ophrys oestrifera beschäftigt und • meeernahe lockere Pineten- mehrere Eucera-Taxa, darunter auch Phygana Eucera clypeata, als effektive Bestäu- • Flaumeichenwald ber nachweisen können. • ruderal geprägte wechselfeuchte Wiesen Die Bestäuber von Ophrys oestrifera • Halbtrockenrasen auf der Krim sind danach: Offenbar hat die Art eine große Eucera clypeata Er i c hs o n ökologische Amplitude und kann so٭ Eucera interrupta Ba e r in die unterschiedlichsten Biotope٭ .Eucera nigra Le p . vordringen und sich dort etablieren٭ Eucera nigrescens Pé r e z Die Art zeigt dabei, wie auch Ophrys٭ apifera, gelegentlich durchaus eine Nun ist es nicht weiter erstaunlich, gewisse Nässetoleranz. dass ein Orchideentaxon von meh- reren Solitärbienenarten pollinisiert Trotz dieser Anpassung an unter- wird, insbesondere dann, wenn die schiedlichste Habitate zeigte sich als "untreu" geltende Gattung Eu- morphologisch eine vergleichsweise cera im Spiel ist. Dennoch erstaunt große Uniformität der Planzen; so- die Zahl der effektiven Bestäuber. wohl im Hinblick auf die vegetativen Allerdings ist Ophrys oestrifera als als auch die floralen Merkmale. Sexualtäuschblume auf der Krim nahezu konkurenzlos, so dass es nicht Die Pflanzen sind meist 15 bis 35 cm weiter verwundert, dass verschiedene hoch und tragen 3 bis 7 Blüten. Ledig- Eucera-Arten Interesse zeigen. lich im dunklen Flaumeichenwald des Laspi-Tales waren die Pflanzen bis zu Die morphologischen Aspekte konn- 50 cm hoch, trugen aber, bei gegenü- ten wir bei einer Vielzahl von Pflan- ber den anderen Populationen deutlich zen überprüfen. Insgesamt fanden verlängerten Internodien, nur maxi- wir an sieben Fundorten Ophrys mal 5 Einzelblüten. Im Blütenbereich oestrifera mit mehr als 200 Indivi- zeigt sich ein x- oder h-förmiges Mal, duen. Interessanterweise fanden wir das lediglich die obere Blütenhälfte einnimmt. Gelegentlich krümmen sich

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 45 Abb. 40: Ophrys oestrifera, Blütenanalysen, Krimgebirge (Ukraine); 24.05.2011 [R. We g e n e r ].

46 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 auch die unteren Arme nach medial bene Blütenblätter. Das mittlere Sepal und vereinigen ihre Spitzen unterhalb ist aufrecht bzw. nach hinten geneigt der Blütenmitte. Sie bilden dabei, und bildet dabei einen leichten Knick ähnlich wie Ophrys umbilicata, einen etwa am Übergang vom unteren zu "Nabel" aus (siehe Abb. 41). Nur ganz den oberen 2/3 (1/2). Sowohl bei Pe- selten finden sich ansonsten "abge- talen als auch bei den Sepalen sind die sprengte" Malfragmente unterhalb der Ränder nach dorsal eingerollt. Blütenmitte, die auch den breitesten Bereich der Lippe markiert. Insgesamt fanden wir keine gravie- renden Abweichungen gegenüber den Die oberen Arme des Mals rahmen morphologischen Angaben in den das Basalfeld, welches durch einen kursierenden Standardwerken der leichten Orangeton von dem anson- Orchideenkunde. sten lederbraunen Grundton der Lippe abgesetzt ist, seitlich ein. Bei Ansicht von dorsal zeigt sich die starke Lip- penwölbung, was dazu führt, dass sich die seitlichen Lippenränder hinter der Blüte nahezu berühren.

Das Anhängsel ist kurz, dreiteilig und im Winkel von ±45° nach vorn gerichtet.

Die Seitenhörner sind innen mehr gelblich gefärbt als außen und dicht behaart. Ihre Länge schwankt, auch innerhalb der Einzelpopulationen, zwischen 4 und 8 mm. Eine systema- tische Schlüsselrolle zur Aufspaltung der Nominatart in Unterarten oder Varietäten kommt ihnen u.E. nicht zu. Im Bereich des Perigons finden wir Abb. 41: Ophrys oestrifera, Blütenstand, Krimgebirge hellrosa- bis zuweilen kräftig lilafar- (Ukraine); 24.05.2011 [R. We g e n e r ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 47 Ophrys mammosa subsp. taurica An beiden Fundorten aus dem Vorjahr (Agg é e n k o ) So ó war nicht ein einziges blühendes Ex- emplar erschienen! Offenbar ist die Ophrys mammosa subsp. taurica Gattung Ophrys an den Rändern ihres wurde zunächst 1886 als Ophrys Verbereitungsgebietes immer wieder aranifera var. taurica von Ag g é e n k o solchen klimatischen "Einjahreskata- (1886) aus der Umgebung von Misk- strophen" ausgesetzt, ohne dass da- hor auf der Krim beschrieben und durch aber der Bestand grundsätzlich später von Ri c h t e r (1890) als Ophrys gefährdet wäre. aranifera subsp. taurica (Ag g é e n k o ) K.Ri c h t . zur Unterart aufgewertet. Ophrys mammosa subsp. taurica ist Só o kreierte (1926) schließlich mit sowohl von Ophrys mammosa s. str. Ophrys mammosa subsp. taurica als auch von ähnlichen Taxa durch (Ag g é e n k o ) So ó die aktuell akzep- ihre rundlichen, kleineren Blüten tierte nomenklatorische Version. unterscheidbar. Auch sind die Höcker weniger stark ausgebildet als bei der Ophrys mammosa subsp. taurica ge- Nominatart (ob immer?) und hellrot hörte zu den Arten, die wir unbedingt gefärbt. In der Blütenmorphologie finden wollten. Nachdem wir 2011 zeigt sie daher Merkmale von Ophrys aber eine ganze Woche vergeblich mammosa subsp. leucophthalma bei nach ihr gesucht hatten, nahmen wir der die Blüten jedoch fast schwarz- dann doch gerne die Hilfe ortskun- rotsind. Auch ist Ophrys mammosa diger Botaniker in Anspruch. Am subsp. taurica hochwüchsiger und 26.05.2011 führte uns V. Iz ik o v auf die Blütenstände sind deutlich länger verschlungenen Wegen zu einem und vielblütiger. Ob all diese diskreten der seltenen (7) Vorkommen. Etwa Merkmale jedoch ausreichen, eine 50 Pflanzen in schönster Hochblü- eigenständige Unterart von Ophrys te standen hier in einem lückigen mammosa begründen zu können, sei Magerrasen, der eine Lichtung im dahingestellt. Auch ein eigenständiger Flaumeichenwald bildete (Abb. 43 Bestäuber ist bislang nicht nachgewie- und 44) . Wenige Tage später konnte sen worden. C.A.J. Kr e u t z einen weiteren Fundort bei Inkerman entdecken (Abb. 42). Ophrys mammosa subsp. taurica Das Jahr 2012 brachte dann aber auf- ist bisher nur aus der südwestlichen grund der besonderen klimatischen Krim (Ukraine) und dem südlichen Bedingungen einen Komplettausfall Russland (Krasnodar-Region, Tuapse, für Ophrys mammosa subsp. taurica. Adler, Sotschi) gemeldet worden.

48 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Abb. 42: Ophrys mammosa subsp. taurica im Bio- Abb. 43: Ophrys mammosa subsp. taurica im Biotop top, Inkerman, Krimgebirge (Ukraine); 26.05.2011 mit Dictamnus albus, Olynoe , Krimgebirge (Ukraine); [C.A.J.. Kr e u t z ]. 24.05.2011 [W. Ha h n ].

Abb. 44: Ophrys mammosa subsp. taurica im Biotop, Olynoe, Krimgebirge (Ukraine); 24.05.2011 [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 49 Abb. 45: Ophrys mammosa subsp. taurica, Einzel- Abb. 46: Ophrys mammosa subsp. taurica, Blüten- blüte, Olynoe, Krimgebirge (Ukraine); 24.05.2011 stand, Inkerman , Krimgebirge (Ukraine); 26.05.2011 [W. Ha h n ]. [C.A.J. Kr e u t z ].

Abb. 47: Ophrys mammosa subsp. taurica, Blütenstand, Olynoe, Krimgebirge (Ukraine); 24.05.2011 [P.. Zs c h u n k e ].

50 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Orchis mascula (L.) L. 1755 und aktueller Auffassung (Kr e t z s c h m a r et Orchis mascula subspec. wanjkowii al. 2007) sind es deren fünf (mascula, E. Wu l ff ichnusae, laxifloraeformis, scropu- lorum und speciosa). Für die Krim Orchis mascula ist in Europa weit wurde bisher neben der Nominatsippe verbreitet. Es handelt sich um eine nur die subsp. speciosa (Kr e t z s c h m a r westmediterran, zentralmediterran, et al. 2007) angegeben. westsubmediterran-zentralsubmedi- terran, atlantisch-subatlantisch ver- Unter den vielen Synonymen von breitete Orchideenart. Orchis mascula s.str. wird auch Orchis mascula subsp. wanjkowii geführt In diesem großen Verbreitungsgebiet (z.B. Kr e t z s c h m a r et al. 2007). E. mit den unterschiedlichsten Klimaten Wu l f f beschrieb 1930 in seiner Flora kommt Orchis mascula in verschie- Kryma diese genuin taurische Unter- denen Pflanzengesellschaften der Ver- art von Orchis mascula nach ihrem bände Mesobromion erecti, Seslerion Entdecker als Orchis mascula subsp. variae, Arrhenatherion elatioris, wanjkowii. Deren locus typicus liegt Carpinion betuli, Violion caninae und auf der Krim. Ein Lectotypus wird im Juncion squarrosi vor. Hier sind ver- Herbarium Nikita verwahrt (Abb. 50), schiedene Unterarten vertreten. Nach der Holotypus im Herbarium Ledebour.

Abb. 48: Orchis mascula subsp. wanjkowii im Biotop, Angorskyi-Pass, Krimgebirge (Ukraine); 24.05.2011 [P. Zs c h u n k e ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 51 Wir fanden ein dutzend Pflanzen am vermutlich eher Ökotypen dar, wes- 24.05.2011 in einem ostexponierten halb die Unterart zu meistens in den Bachtal nördlich des Angorskyi-Passes Synonymie-Rang verwiesen wird (z.B. zwischen Alushta und Simferopol, die auch in Kr e t z s c h m a r et al. 2007). den Beschreibungen dieser Unterart durchaus typisch entsprechen. Beim Aufstieg zum Fundort von Cypripedium calceolus trafen wir auf Nach Wu l f f unterscheidet sich diese ca. 800 m ü.d.M. in einem lichten Wald Unterart von der Nominatart durch ei- mit Fagus orientalis auf eine Gruppe nen kürzeren Blütenstand mit weniger von Pflanzen, die typische Merkmale und kleineren Einzelblüten. Der Sporn von Orchis mascula s.str. zeigten. ist kürzer als der Fruchtknoten, die Die Pflanzen waren am 25.05.2012 in Sepalen sind stumpf und der Mittelap- Hochblüte (siehe Abb. 49). Die subsp. pen ist ausgerandet. Solche Pflanzen speciosa haben wir auf der Krim nicht stellen nach heutiger Auffassung aber gesehen.

Abb. 49: Orchis mascula s.str. im Biotop, Sokolinoye, Krimgebirge (Ukraine); 22.05.2012 [W. Ha h n ].

52 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 nur Orchis punctulata und Orchis purpurea, so dass uns erste Zweifel kamen. Aber auch Kr e t z s c h m a r et al. (2007 p. 233) geben Orchis militaris für die Krim an. Daher waren wir sicher, das Taxon doch noch finden zu können. Unsere Zuversicht wurde durch V. Iz ik o v gestärkt, der ankün- digte, uns zu einem Orchis-militaris- Fundort nördlich des Angorskyi-Passes führen zu können.

Nach einem halbstündigen, stram- men Marsch bergauf erreichten wir am 26.05.2011 schliesslich eine kleine Waldwiese. Diese war offensichtlich früher einmal wesentlich größer ge- wesen. Randlich stehende Birnbäume Abb. 50: Orchis mascula subsp. wanjkowii, Lecto- zeugten von einer ehemaligen Nutz- typus, Herbarium Nikita (Ukraine); 24.05.2012 [R. ung als Streuobstwiese. Im Umkreis We g e n e r ]. hatte sich ein orchideenreicher Wald Orchis militaris subspec. steve- aus Orientbuche und Flaumeiche nii (Re i c h e n b .f.) B.Ba u m a n n , ausgebildet. Optisch imponierend H.Ba u m a n n , Lo r e n z & Pe t e r war darin ein großer Bestand von 2003 Dactylorhiza romana in Hochblüte. Interessanterweise kam hier nur die Im Vorfeld unserer ersten Exkursion gelbblühende Form vor, während erhielten wir eine Fundortliste unga- an anderen Fundorten stets auch rischer Orchideenfreunde, die 2010 rotblühende Pflanzen präsent waren. während einer 14tägigen Blitzreise Daneben fanden wir zahlreiche Pla- rund um das Schwarze Meer auch tanthera spec. in Knospe sowie Ste- die Krim besucht hatten. Darin war veniella satyrioides und Orchis simia Orchis militaris (verblüht) für einen in Hochblüte. Auch Neottia nidus-avis GPS-basierten Fundort nördlich des war vereinzelt in Hochblüte. Und am Laspi-Tales angegeben. Am ange- Randsaum der Wiesenrelikte standen gebenen Fundort fanden wir jedoch auch eindeutige Orchis militaris - al- lerdings die Unterart stevenii!

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 53 Nachdem wir uns von der ersten simia nachgewiesen wurden (Sc h a t z Überraschung erholt hatten, began- 2006). Leider wurde der Bestäuber nen wir, das Vorkommen genauer zu nicht erbeutet. analysieren. Dabei stellte sich heraus, dass die allermeisten Pflanzen im Kurz nach unserem zweiten Krim- Biotop mehr oder weniger von Orchis Besuch wurde auf der Dolgorukovs- simia hybridogen beeinflusst waren. kaya yayla ein reines Vorkommen Nachdem wir den Fundort einige Tage von Orchis militaris subspec. stevenii später und dann 2012 erneut besucht gefunden. In einem Wiesenbiotop und untersucht hatten, konnten wir standen annährend 100 Pflanzen, die letztlich nur 3 Pflanzen als sichere nicht hybridogen beeinflusst waren Orchis militaris subsp. stevenii iden- ( A. Fa t e r y g a ex verbis; Abb. 51). Ins- tifizieren. besondere der enge Winkel zwischen Helm und Blütenlippe war klassisch Bei einem dieser Besuche gelang ausgebildet. Die Vorkommen von P. Zs c h u n k e die Aufnahme eines Orchis militaris subsp. stevenii auf der pollinisierten Bestäubers auf Orchis Krim bilden, ähnlich wie bei Epipac- simia. Es handelt sich aber weder tis helleborine subsp. levantina, ein um Cidnopus pilosus noch um He- disjunktes Kleinareal außerhalb des maris fuciformis, die früher bereits geschlossenen Verbreitungsgebietes. als effektive Bestäuber von Orchis

Abb. 51: Orchis militaris subsp. stevenii, im Biotop, Dolgorukovskaya yayla 03.06.2012 , Krimgebirge (Ukraine) (Ukraine); 24.05.2012 [A. Fa t e r y g a ].

54 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Abb. 52: Orchis militaris subsp. stevenii, mit Bestäu- Abb. 53: Orchis simia × Orchis militaris subsp. ber, nördlich Angorskyi-Pass, Krimgebirge (Ukraine); stevenii, Blütenstand, nördlich Angorskyi-Pass, Krim- 24.05.2011 [P. Zs c h u n k e ]. gebirge (Ukraine); 24.05.2011 [W. Ha h n ].

Abb. 54: Orchis simia mit Bestäuber, nördlich Angorskyi-Pass, Krimgebirge (Ukraine); 24.05.2011 [P. Zs c h u n - k e ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 55 Orchis punctulata × Orchis pur- Orchis punctulata × Orchis purpurea purea bildete außerordentlich kräftige Pflan- zen (Heterosis-Effekt!) mit reichblü- Orchis purpurea gehörte, neben Ne- tiger Infloreszenz aus, die inmitten otinea tridentata, zu den häufigsten ihrer Parentalarten standen. Faszi- Orchideen auf unserer ersten Exkur- nierend war der Formen- und Farben- sion 2011. Im Jahre 2012 waren beide reichtum der Blüten. Die Grundtöne Taxa schon verblüht. Die galt auch changierten in den verschiedensten für Orchis punctulata sowie ihre aus- Nuancen der gelb-grün-Palette, wäh- gesprochen attraktiven Hybriden mit rend Orangebraun- und Lilatöne in Orchis purpurea. verschiedenster Abmischung struk- turelle Akzente im Bereich der Lippe Am 20.05.2011 waren beide Eltern- und des Helms setzten. In der Gattung arten in einem Straßenrandbiotop Orchis lassen sich wohl schwerlich nördlich des Laspi-Tals in Hochblüte. attraktivere Hybriden finden. Eine Insgesamt konnten wir hier 12 Hybri- kleine Auswahl zeigt die Abb. 55; den den nachweisen. Biotopaspekt zeigt Abb. 56.

Abb. 55: Orchis punctulata × Orchis purpurea, verschiedene Blütenstände und Einzelblüten, nördlich Laspi-Tal, Krimgebirge (Ukraine); 20.05.2011 [W. Ha h n ].

56 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Abb. 56: Orchis punctulata × Orchis purpurea inmittem von Orchis purpurea im Biotop, nördlich Laspi-Tal, Krimgebirge (Ukraine); 20.05.2011 [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 57 Die Gattung Platanthera L.C.M. Ri c h a r d 1817

Platanthera galt bis vor nicht allzu ] langer Zeit als systematisch wenig e g e n e r problematische Gattung mit nur W wenigen, gut differenzierbaren Taxa. Lediglich Platanthera kuenkeli wurde je nach systematischem Ansatz auf verschiedenen taxonomischem Rang- stufen geführt.

Durch die Arbeiten von Ba u m ge (Ukraine) 0.106.2012 [R. &Ba u m (2011) und Bu t t l e r (2011) ist Bewegung in das scheinbar so gesicherte Gefüge gekommen; und so erscheint es durchaus möglich, dass weitere morphologische Entitäten aus dem Platanthera-Komplex als gute Arten ausgegliedert werden können. spec . , Blüten von 7 verschiedenen Fundorten im südwestlichen Krimgebir Platanthera

Abb. 57: Platanthera spec., Tylove, Krimgebirge Abb. 58: (Ukraine); 24.05.2011 [J. Pa ssi n ].

58 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Im südwestlichen Krimgebirge trafen wir eine ausgesprochen ver- wirrende Situation an. Wir fanden recht typische Platanthera chloran- tha - allerdings vornehmlich in z.T. moosreichen Waldbiotopen. Wirklich monotypische Platanthera bifolia fan- den wir nicht, jedoch alle möglichen Transitionaltypen. Die Abbildung 58 auf Seite 58 zeigt die Variabilität.

Eine gründliche Bearbeitung der taurischen Platanthera spec. scheint unbedingt erforderlich zu sein. In der Kürze der uns zur Verfügung stehen- den Zeit war aber eine systematische Recherche nicht möglich.

Abb. 59 - 62: Platanthera spec. aus dem südwest- lichen Krimgebirge, 4 verschiedene Fundorte in der Umgbung von Tylove, Krimgebirge, (Ukraine) 28.05.2012 [W. Ha h n ].

Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 (2): 2012 59 Zusammenfassung: Danksagung:

Unsere beiden Krim-Exkursionen Mein Dank gilt A.V. Fa t e r y g a , C.A.J. jeweils Ende Mai 2011 und 2012 er- Kr e u t z , J. Pa ssi n , P.Y. Ye v s e y e n k o v , brachten eine Fülle neuer Erkenntnis- R. We g e n e r und P. Zs c h u n k e für die se, die nunmehr in die Kenntnis der Überlassung von Bildmaterial, sowie Flora der Krim sowie der Chorologie Dr. Vladimir Iz ik o v (Nikita), Bota- der europäischen und mediterranen niker am Institut des Biotanischen Orchideen einfließen können: Gartens in Nikita, der uns 2011 zwei Tage lang zu den schönsten Biotopen Wiederfinden konnten wir den locus im Krimgebirge geführt hat. Glei- typicus von : chermaßen bedanken wir uns bei A.V. Fa t e r y g a und Sergey A. Sv i r i n , -Comperia comperiana welche uns 2012 das Cypripedium٭ Himantoglossum caprinum (?) Vorkommen bei Sokolinoe sowie٭ Ophrys oestrifera (?) viele weitere Orchideenvorkommen٭ zeigten und mit denen wir viele Neu nachweisen für die Flora der fruchtbare Diskussionen führten. Krim konnten wir : Insbesondere A.V. Fa t e r y g a gilt der Dank für die Überlassung seiner .Epipactis helleborine subsp. le- Bestäubernachweise. Vladislav V٭ vantina Ko r z h e n e v sk y , Kurator des Her- Epipactis turcica bariums des Botanischen Gartens٭ Limodorum abortivum var. rubra Nikita, sowie seiner Mitarbeiterin٭ Orchis militaris subsp. stevenii Olga N. Ku z n e t s o v a danken wir für٭ Orchis militaris subsp. stevenii die unkomplizierte Bereitstellung der٭ × Orchis simia Herbarbelege. Bei C.A.J. Kr e u t z , Orchis punctulata × Orchis pur- G. Sr a m k o und A. Ye n a und ganz٭ purea besonders bei A.V. Fa t e r y g a , der meine ca. 200 Fragen geduldig und Aus der Flora der Krim gestrichen kompetent beantwortete, bedanke werden müssen: ich mich für wertvolle Hinweise und Diskussionen. Ein besonderer Dank Anacamptis laxiflora gilt Stefan Ris c h (Leverkusen) für die٭ Orchis militaris Determination des Bestäubers von٭ .Himantoglossum affine Ophrys oestrifera٭

60 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29(2): 2012 Liste der von uns gefundenen Orchideen im Krimgebirge

• Anacamptis coriophora • Anacamptis morio subsp. caucasica • Anacamptis palustris subsp. elegans • Anacamptis pyramidalis var. orientalis • Cepalanthera damasonium • Cephalanthera longifolia • Cephalanthera rubra • Cypripedium calceolus • Dactylorhiza incarnata • Dactylorhiza romana • Epipactis helleborine • Epipactis helleborine subsp. levantina • Epipactis microphylla • Epipactis taurica • Epipactis turcica • Himantoglossum caprinum • Limodorum abortivum • Limodorum abortivum var. rubra • Listera ovata • Neotinea tridentata • Neottia nidus-avis • Ophrys apifera • Ophrys oestrifera • Ophrys mammosa subsp. taurica • Orchis mascula • Orchis mascula subsp. wanjkowii • Orchis militaris subsp. stevenii • Orchis punctulata • Orchis purpurea • Orchis simia • Platanthera bifolia ? • Platanthera chlorantha • Steveniella satyrioides • Traunsteinera globosa • Orchis punctulata × Orchis purpurea • Orchis militaris subsp. stevenii × Orchis simia • Platanthera bifolia × Platanthera chlorantha ? Für die Krim gemeldet, aber von uns nicht persönlich gesehen: • Anacamptis coriophora subsp. fragrans • Coeloglossum viride • Corallorhiza trifida • Epipactis palustris • Epipogium aphyllum • Goodyera repens • Dactylorhiza iberica • Dactylorhiza majalis • Gymnadenia conopsea • Orchis pallens • Orchis provincialis • Epipactis atrorubens ? • Epipactis condensata ? • Epipactis purpurata ?

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