Der Wiener Architekt Robert Raschka Und Seine Wettbewerbsprojekte*
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Der Wiener Architekt Robert Raschka und seine Wettbewerbsprojekte* Jan Galeta This article looks at the projects that Viennese architect Dieser Beitrag setzt sich nicht zum Ziel, ent-deckend (in Robert Raschka (1847–1908) created to take part in diesem Sinne) zu sein, neue Wahrheiten zu enthüllen und various architectural competitions (e.g. for Frucht- und den bisherigen Erkenntnisstand umzuwerten, sondern ent- Mehlbörse in Vienna, the North-Bohemian Museum of deckerisch zu sein – in der Hinsicht, dass er an vergessene Applied Arts in Liberec, and the German Casino in Prague) Tatsachen erinnert, womit er vielleicht einige Steinchen im and compares them to the competing projects in the same ausgedehnten Mosaik der Architekturgeschichte der zwei- competitions. It provides a brief outline of his life, realized ten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergänzt. Diese Steinchen structures, and reminds readers that he was a painter as stellt der Architekt Robert Raschka (8. August 1847, Bu- well as an architect. The study is based on an analysis karest – 19. April 1908, Wien) und sein Schaffen dar. [Abb. of contemporary periodicals and secondary sources, 1] Raschka wirkte zwar das ganze Leben in Wien, ist aber while the main source of information is the competition offensichtlich im mährischen Milieu heute bekannter dank designs themselves, which were published in contemporary einer einzigen, jedoch monumentalen und bedeutenden magazines (Der Architekt, Allgemeine Bauzeitung). This Realisierung – dem Landtagsgebäude in der Joštova třída is the first more comprehensive study of the work of / Jodokstrasse in Brünn/Brno.1 Seine weiteren realisierten this architect, which is primarily known in Moravia as Projekte sowie die biographischen Daten zu verfolgen, ist one of the two architects (together with Anton Hefft) ohne Archivforschung nicht gerade einfach, und obwohl who designed the Moravian Provincial Assembly in Brno eine ausführliche Untersuchung dieser Richtung nicht das (Moravská zemská sněmovna). Hauptziel dieses Artikels ist, werden wir doch wenigstens eine Rekapitulation versuchen. Beginnen wir mit einer knappen Biographie: Robert Key words: architecture; historicism; 19th century; Robert war der Sohn von Karl und Ludovica Raschka.2 Er studierte Raschka; Vienna; Szombathely; Liberec; Kyselka Spa; ab dem Schuljahr 1864/1865 am Polytechnikum in Zürich Prague; Brno bei Gottfried Semper3 und erlangte 1867 das Diplom. Einer seiner Mitschüler war hier zum Beispiel Zdenko Schubert Mgr. Jan Galeta von Soldnern.4 Später besuchte er auch die Akademie der Seminář dějin umění, Masarykova univerzita Brno / bildenden Künste in Wien bei Friedrich von Schmidt.5 Department of Art History, Masaryk University Brno Noch während seiner Studien wurde er am 20. November e-mail: [email protected] 1869 Mitglied der Gesellschaft bildender Künstler Öster- reichs – Künstlerhaus, in welchem er daraufhin aktiv wirk- te.6 Gerade dort begegnete er offenbar dem eine Generati- on älteren Architekten Anton Hefft, mit dem ihn eine tiefe Beziehung verband. Einerseits schufen sie nämlich gemein- sam das Projekt des Brünner Landtags, andererseits heira- tete Robert Raschka Heffts älteste Tochter Ernestina Marie (1854–1933),7 mit der er die Söhne Max und Wolfgang so- wie die Töchter Ernestina und Susanna hatte.8 Anton Hefft wohnte überdies einige Jahre unter der gleichen Adresse wie die Raschkas.9 Jedenfalls wirkte Raschka 1873 als Assistent an der Technischen Hochschule in Wien,10 wo in dieser Zeit Hein- rich von Ferstel Professor war, er wurde Mitglied des Öster- 50 Opuscula Historiae Artium / 64, 2015 reichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins und späte- stens im Mai dieses Jahres war er der Hauptarchitekt der Wiener Bau-Actien-Gesellschaft.11 Im Jahre 1874 eröffnete er dann offenbar eine eigene Architekturfirma.12 Aus dem Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein trat er schließlich 1887 aus,13 nichtsdestoweniger beteiligte er sich 1894 im Rahmen des Vereins Künstlerhaus an der Grün- dung des Wiener Architekten-Klub. Dieser Klub erklärte seine Entstehung mit dem Bedarf an künstlerischer Auf- sicht über die sich entwickelnde Bautätigkeit in Wien, die ihnen besonders nach dem Tode Carls von Hasenauer zu sehr unter bürokratischem Druck zu stehen schien. Auf der Versammlung am 16. Juni 1894 wurde Andreas Streit zum 1 – Adolf Loos d. Ä. und Johann Tomola, Porträtmedaillon Robert Vorsitzenden gewählt und in den Ausschuss dann Emil von Raschkas an der Fassade des ehemaligen Mährischen Landtags in Förster, Karl König, Friedrich Schachner, Alexander von Brünn, 1877–1878 Wielemans und gerade Robert Raschka.14 Gegen Ende des Jahrhunderts sorgte der Architekt mit seiner Frau für den Schwiegervater Anton Hefft († 23. ván Burián, war.24 Es ist also offensichtlich, dass Raschka Juli 1900), der mittellos war15 und bei ihnen in der Lagergas- zu Beginn der 90er Jahre eine Reise in dieses Balkanland se wohnte.16 Auch nach der Jahrhundertwende war die Fi- unternommen hat. Gegen Ende des Jahrhunderts beschäf- nanzsituation der Raschka-Familie offenbar nicht die beste. tigte ihn dann das Innenministerium, für das er durch die Vielleicht hängt damit auch der Umzug aus der relativ zen- Bauabteilung des Ministeriums realisierte, neue und herge- tralen Lage in Wien in die Vorstadt Hietzing zusammen, wo richtete Bauten abbildete und seine Aquarelle wurden aus- man sich zwar mit dem kaiserlichen Schloss Schönbrunn gestellt.25 Zugleich beteiligte er sich an den Illustrationen und einem prominenten Villenviertel brüsten konnte, die zum monumentalen, repräsentativen, sechsbändigen Werk Familie Raschka aber hier in einem gewöhnlichen Miets- Die Gross-Industrie Oesterreichs von 1898.26 [Abb. 2] Diese haus direkt an der Eisenbahnlinie wohnte.17 Hauptsächlich beiden zuletzt erwähnten Aufträge könnte Raschka gerade sprechen aber die Einträge des Vereins Künstlerhaus von fi- im Bemühen, seine finanzielle Situation zu verbessern, an- nanziellen Bürden. Ihnen zufolge empfing Robert Raschka genommen haben. ein paar Monate vor seinem Tode 1908 mit dem Grund aus Einige von Raschkas Bildern druckte die Zeitschrift der Bedürftigkeit ein Spende von 400 Kronen vom Verein, Der Architekt ab. Zuerst 1897 die Malerei der St. Barbara- und Raschkas Witwe Ernestina erhielt danach jährlich eine Kirche in Kuttenberg/Kutná Hora,27 dann 1907 die Darstel- Spende in Höhe von Dutzenden bis Hunderten Kronen und lung der Wiener Karlskirche28 und ein Jahr später erschie- das bis zu ihrem Tode im Jahre 1935.18 nen, offenbar als Erinnerung an den schon verstorbenen Bevor wir zum eigentlich Kern des Beitrags vorsto- Maler und Architekten, Reproduktionen von Werken, die ßen, muss noch erwähnt werden, dass Raschka nicht nur restaurierte mittelalterliche Denkmäler wiedergeben: den als Architekt, sondern auch als Maler tätig war. Er verwen- Königlichen Wawel in Krakau, den Veitsdom in Prag, Karl- dete hauptsächlich die Aquarell-Technik und orientierte stein, den Dom in Split,29 aber auch weitere Orte: eine An- sich an der Malerei von Architektur und des Stadtlebens. sicht des Mehlmarkts (Neu-Markt) in Wien und einen Blick Regelmäßig stellte er auf den Gemeinschaftsausstellungen in die Eingangshalle des Belvedere.30 Im Internet und in Pu- des Künstlerhauses aus, in dessen Rahmen er Mitglied des blikationen lassen sich weitere Bilder Raschkas finden, die Aquarellisten-Clubs war. Im Jahre 1888 erschien auf der den Stadtraum oder unterschiedliche Ereignisse festhalten. Ausstellung seine Ansicht der Ringstraße,19 1890 Bilder aus Es lässt sich dann auch die eine oder andere Vogelperspek- Straßen Wiens, die der Presse zufolge durch sorgfältig dar- tive inspizieren, die Ansicht des Wiener Künstlerhauses von gestellte Details herausragten,20 1900 das Bild Hotel Munsch 188631 oder die von Schönbrunn.32 Die wohl bedeutendste in Wien.21 1890 war sein Bild Das k. k. kunsthistorische Hof- seiner Malereien stammt von 1893 und zeigt die festliche museum mit dem Maria-Theresia-Monumente unter den Eröffnung des Kunsthistorischen Museums durch Kaiser Werken von sechzehn Künstlern, deren Aquarelle von der Franz Joseph I. am 17. Oktober 1891, unter anderem in An- Stadt Wien der Kaisertochter, Erzherzogin Marie Valerie wesenheit von Carl von Hassenauer. Dieses Werk wurde in geschenkt wurden.22 Zum Jahre 1892 wird das Bild Markt in mehreren Publikationen zur Geschichte des Museums re- Sophia23 erwähnt und auch die Ansicht der Stadt Sofia vom produziert.33 Weitere Bilder Raschkas bewahrt die Alberti- Gebäude des österreichisch-ungarischen Konsulats, die im na auf34 und seine Aquarelle tauchen von Zeit zu Zeit auch Besitz des österreichischen Botschafters in Bulgarien, Ist- auf Auktionen auf.35 Články / Articles 51 Realisierungen Cichocki im Wesentlichen Raschka und schrieb bloß von Stache als Autor, und ähnlich hielten Wiltraud Resch und Wenn es um andere architektonischen Realisierungen Hansjörg Weidenhoffer, die von den Meran-Häusern „als Raschkas als den Landtag in Brünn geht, dann tappen wir markantes Beispiel für den Strengen Historismus“ schrieben, mehr oder weniger im Dunkeln. Das geistige Wien schreibt Raschkas Mitautorschaft nur für wahrscheinlich.38 Auch zwar, er habe „zahlreiche Zinshäuser, Villen, etc.“ geschaf- wenn Stache den finalen Plan am Ende allein ausgearbeitet fen,36 allein, es ist nicht leicht, wenigsten einige wenige von hat, blieb der Gesamtentwurf des Gebäudes und seiner Fas- ihnen zu finden. Dank der Forschung österreichischer Kol- sade (einschließlich der meisten der dekorativen Details) in legen kamen bislang ein