Beihefte der Francia

Bd. 25

1992

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FRANZÖSISCHE ARCHITEKTE N A N DEUTSCHE N FÜRSTENHÖFEN DE S 18.JAHRHUNDERT S

Höfische Architektu r de s späte n 17 . un d 18 . Jahrhunderts i n Deutschlan d wa r europäisch geprägt . Kei n andere s Lan d de s Kontinent s nah m Einflüss e au s de n europäischen Zentren des »modernen« Bauschaffen s i n so vielfältiger Weise auf. Die große Zahl der Fürsten im Reich und ihre dynastischen Beziehungen waren hierfü r ebenso de r Grun d wi e ihr e politische n Intentionen . Di e Schloßanlage n mi t ihre n Gärten waren für das Erscheinungsbild eines Hofes, di e Repräsentanz eines Fürsten von große r Bedeutung . Entsprechen d de r politischen Verbindung un d Zielsetzun g wurden Vorbild ode r Architekt gewählt . Wien, di e Residen z de s Kaiser s de s Heilige n Römische n Reiche s Deutsche r Nation, mit den Bauten J. B. Fischer von Erlachs und L. von Hildebrandts, besaß als kulturelles Zentru m groß e Ausstrahlungskraft . Domenic o Egidi o Ross i i n Rastatt , G. Donato Frisoni, Paolo und Leopoldo Retti in Ludwigsburg und Stuttgart oder am Main Maximilian von Welsch, Antonio Petrini , Balthasar Neumann (auc h in seinen Stuttgarter Planungen ) un d Matthäu s Danie l Pöppelman n i n Dresde n ware n wi e viele ander e beeindruckt . I n Wie n fande n österreichisch-böhmische , italienische , osteuropäische Bautraditionen eine Synthese, in der nach 1700 auch ein französisches Element stärker mitsprach. Doch war die kaiserliche Residenz nicht allein richtungs- weisend. Fas t gleichbedeuten d mi t Österreich-Böhme n wurd e i m 18 . Jahrhundert Frankreich. Seit den letzten Jahren des 17 . Jahrhunderts wuchs die Zahl der französi- schen, i n Pari s und Versailles geschulte n Architekte n a n den deutschen Fürstenhö - fen. Si e lösten italienisch e un d holländisch e Baumeiste r un d Gartenarchitekte n ab . Ihr Einfluß behauptet e sic h i n vie r Generatione n a n vielen Orte n Deutschland s i n verschiedenen Bauaufgabe n gegenübe r de n lokale n Bautraditione n un d de r Aus - strahlung Österreich-böhmische r Baukunst . Ausgenomme n hiervo n ware n weitge - hend die rhein-mainfränkischen Fürstentüme r - de r Wirkungsbereich der Dientzen- hofer, Balthasar Neumanns, Maximilian von Welschs, Johann Christoph Sebastianis, Johannes Seitzs - un d die benachbarten Residenzen i n Eichstätt, Ansbach, Fulda, in denen italienisch e Baumeiste r (L . Retti, Gabrie l GabrieÜ , M. Pedetti un d A . Galla- sini) bestimmend blieben . In Frankreic h hatt e scho n 166 4 der Entscheid i m Wettbewerb fü r den Ostba u de s Louvre - nebe n Versailles wichtigstes Bauvorhabe n des Königs — zu dem die angese- hendsten italienische n Architekten - L . Bernini, F . Borromini, C . Rainaldi - aufgefor - dert worde n waren , zugunste n vo n Claud e Perrault zur Abkeh r vo n de r italienisc h geprägten Architektur geführt , ein e kühlere, beruhigte Formensprache bewirkt, die - aus einer der Nation eigenen Neigung - ein e klassizistische Haltun g verrät. Zeremoniell un d Administratio n de s französische n Hofe s ware n a m End e de s 17. Jahrhunderts al s Ausdruc k eine s machtvolle n Königtum s fü r viel e deutsch e 128 Irene Markowitz

Fürstenhöfe ei n Vorbild. Paralle l daz u wurde n di e französisch e Sprach e un d auc h Bauformen de r königlichen Bauten in Pari s und Versailles übernommen . Die Drei - flügelanlage mi t der Cour d'honneur in Versailles hatte eine solche Vorbildfunktio n für de n deutsche n Schloßbau . Die Cour d'honneur nach Versailler Vorbild löste i n Deutschland viele n Orts di e traditionelle , vo n italienische n wi e vo n deutsche n Architekten vertretene, mit Ecktürmen bewehrte Vierflügelanlage ab . Selbst italieni- sche Architekte n wi e Egidi o Domenic o Ross i i n Rastat t un d Matte o Albert i i n Bensberg, C . Donato Frison i i n Ludwigsburg , Leopold o Rett i i n Stuttgar t folgte n dem Vorbild Versailles. Rolle und Bedeutung der französischen Architekte n in Deutschland waren scho n mehrfach Gegenstan d de r Betrachtung1. Die groß e Zahl de r in Deutschland tätige n französischen Architekte n zwing t hie r zu einer Auswahl un d Beschränkung au f die bemerkenswerten Persönlichkeite n un d die wichtigsten Plätz e ihres Wirkens.

I

Unter den französischen Glaubensflüchtlingen , di e nach der Aufhebung des Edikts von Nante s 168 5 durc h di e Toleranz de r Landesherre n i n Glaubensfragen , vornehmlich i n Preußen und Hessen , Aufnahm e fanden , ware n nebe n Kunsthand - werkern un d Manufakturiste n auc h Architekten. Ihne n räumte n di e Landesherre n im Konzept ihrer Landesförderung einen Platz ein, das heißt sie beriefen sie: , Jean Legay, Paul du Ry. Beachtenswert ist die Stadtbaukunst der hugenottischen Architekten. Regelmäßige breite Straße n i n einheitliche r Bebauun g mi t Steinhäusern , dere n Geschoß - un d Fensterzahl festgeleg t ware n un d di e nu r ei n Portal , Balko n ode r Zwerchgiebe l schmückten, sowie lichte Plätze kennzeichnen die neuen Stadtquartiere in Erlangen, der Oberneustadt i n Kassel, de r neugegründeten Stad t Karlshafen a n der Weser.

II

Zu den ältesten Zentre n de s Wirkens französischer Architekte n in Deutschland, zählen die Residenzen der Kurfürsten, di e zur Königswürde aufstiegen: Branden - burg (Preußen ) und Sachsen (Polen) , un d , di e unter Beteiligung der französische n Architekte n z u prächtige n Residenze n ausgebau t wurden . Di e Stellung diese r zugezogene n französischen , meis t hugenottische n Baumeiste r is t erstaunlich, d a es in beiden Städte n bedeutend e Architekte n gab : I n Berlin Johann Arnold Nerin g un d Andreas Schlüter , weni g späte r auc h Eosande r von Göthe ; i n Dresden Johan n Geor g Starcke , de r vo r 167 8 nac h Frankreic h gereis t war , un d Matthäus Daniel Pöppelmann sowie für die Gärten J. Friedrich Karcher, der vermut- lich Le Nôtre in Versailles besucht hatte. Der in Kunstfragen nich t sichere , aber auf Repräsentation bedachte König Fried- rich I. von Preuße n zo g de n bishe r a n seine m Ho f bestimmende n holländische n Künstlern nunmeh r französisch e Baumeiste r vor , di e i n Pari s un d Versaille s di e wirkungsvolle Darstellung königliche r Mach t gesehe n ode r gelernt hatten. Für da s 169 5 begonnen e Zeughau s i n Berli n (Abb . 1) hatt e vermutlic h François Blondel Entwürf e geliefert , eine r der einflußreichen französische n Architekte n und Französische Architekten a n deutschen Fürstenhöfe n 129

Architekturtheoretiker. Di e Ausführung de s große n Baus , der Akzent e und Maß - stäbe in der Stadt setzte, lag neben Johann Arnold Nering und Andreas Schlüter be i dem oben erwähnten Jean de Bodt, der als Baukondukteur began n und dem bald all e königlichen Bauten unterstanden. Sei n Wirken reichte bis Ostpreußen. Jean de Bodt holte eine n weitere n Franzosen , Zacharia s Longuelune , de r ei n Schüle r Pierr e le Pautres gewesen war, nach Berlin. Gemeinsame Aufgaben stellte n sich ihnen auch in (Stadtschloß) , w o späte r de r Franzos e Jean L e Gay di e Communes am Neuen Palai s plante. Ein Entwurf d e Bodts für di e Berliner Hedwigskirche (Abb. 2) zeigt ihn einem klassischen Pariser Vorbild, dem Invalidendom, verpflichtet. Jean Le Gay, i n spätere n Jahre n (1746 ) vo n Köni g Friedric h IL mi t de r Aufgab e erneu t beauftragt, adaptiert e de n Formenkanon de s Pantheon. Erst J. G. Büring vollendet e 1773 unter neuen Voraussetzungen de n Bau . In Berlin setzte sic h in der Gartenkunst mi t der Berufung de s Le Nôtre-Schuler s und Hugenotten Siméon Godeau, dem künstlerischen Leiter , und Renat Dahouron , dem von Jean de la Quintinyi unterwiesene n Gärtner , französischer Einflu ß durch . Nach Endassun g de r Architekte n un d Künstle r a m Berline r Ho f durc h de n Nachfolger Friedric h L, Köni g Friedric h Wilhel m I. 1718 fande n d e Bod t un d Longuelune neu e Aufgabe n i n Dresden ; Longuelun e bereit s 171 5 nac h Berufun g durch Augus t de n Starke n vo n Sachse n un d 172 8 auc h d e Bodt , de r zuvo r i m preußischen Wese l (Herzogtu m Kleve ) al s Festungskommandan t da s Berline r To r und ein e evangelisch e Kirch e gebau t hatte . Dresde n glic h i n diese n Jahre n eine r großen Baustelle . Ein e Bereitschaft , französisch e Bauforme n aufzunehmen , zeigt e schon Johan n Geor g Starcke s Große s Palai s (1668-72) . Erinnerunge n a n Schlo ß Blérancourt und den Palais de Luxembourg klingen an. Hier wurde eines der ältesten deutschen Mansarddäche r gesetzt , un d währen d de r Bauzei t kame n erst e französi - sche Kunsthandwerker nac h Dresden. Doch blie b das Gebäude mit seiner durchge- stalteten Wand de m Dekorationssyste m deutsche r Baukuns t verpflichtet . Di e Wir- kung de Bodts und Longuelune s au f da s Baugeschehen i n Dresden war groß. Beide hatten hoh e Bauämte r inne . D e Bod t wurd e Generalintendan t fü r Civil - un d Militärbauwesen, Longuelun e nah m al s Oberlandbaumeister, Direkto r de r Akade - mie un d Lehre r de s Geniecorp s Einfluß . G.W.vo n Knobelsdorf f un d F.W.vo n Erdmannsdorff ware n sein e Schüler . Durch sein e hervorragende Zeichenkuns t ver - mochte er den Kunsthandwerkern detailliert e Anweisungen für die Innendekoration zu geben, so daß er auch die Innenausstattung seiner Bauten bestimmte. Zudem hatte August de r Stark e fü r di e Innenausstattun g di e Franzosen Raymon d Lepla t (1698 ) und den Maler Louis Sylvestre (1715) nach Dresden berufen. Wie in Berlin gehörte n de Bodt und Longuelune zu den ersten Architekten und fanden mit den Baumeistern der örtlichen königlichen Bauämter , z.B. mit Pöppelmann, z u eine m gemeinsamen , sich gegenseitig befruchtende n Schaffen . Longuelune s flächige, homogene Wandbe- handlung mit Pilastern und Lisenen , ihre Proportionen bezeuge n sein e Schulung a n der Parise r Akademie un d lasse n sein e Palais al s einen Gegenpar t z u Pöppelmann s Barockbauten südostdeutsche r Prägun g erscheinen . I n gemeinsame r Arbei t mi t Pöppelmann verlor Longuelune an akademischer Strenge und fand Pöppelmann, de r 1715 nach Pari s gereis t war , z u beruhigtere n Formen , (Japanische s Palai s [Abb. 3]; Longuelunes Entwürfe fü r di e Fassaden vo n Moritzburg; Schlo ß Pillnitz). Dresden wurde z u eine m kulturelle n Zentru m zwische n Wien, Prag , Warschau, Berli n un d 130 Irene Markowit z den Ländern a m Main. Die verschiedenen »nationalen « Stil e fanden hier nach 172 0 zu eine r Synthese . Al s Vertreter französische r Architektu r hatte n Longuelun e un d de Bod t mi t ihre r klassizistischen Haltun g da s End e des Hochbarock s i n Dresde n eingeleitet.

III

In dre i Generatione n gestaltet e di e hugenottisch e französisch e Architekten - familie d u R y - Paul , Charles un d Loui s Simo n - i n Kasse l di e schon erwähn- ten Wohnbauten und Palais an neuen Straßen und Plätzen (Abb. 4), die bis 194 4 das Bild de r Stad t bestimmten . Loui s Simon , Schüle r Jacque s François Blondeis un d Antikensammler, setzt e a m Friedrichsplat z di e Tradition de r ältere n du Ry s fort . An den Eckbauten des Platzes lasse n Sparsamkeit un d Klarheit de r Fassadengliede- rung, ei n flacher Risali t un d Giebel , di e kau m Bewegun g bringen , Kirch e un d Palais nich t vermuten . Dies e Einfachheit , di e be i de m älteste n du R y i n de r geistigen Haltun g de s Protestantismu s begründe t gewese n sei n mag , is t hie r klassi - zistisch empfunden. Der Museumsbau (Abb. 5) am gleichen Platz, das Fridrizianum (1761-74), besitzt di e Eleganz de s Frühklassizismus, die in der Kunst der Regence- zeit un d be i Blonde l ihr e Wurzel n un d i n de r Grazi e de r Gartenbaute n eine s weiteren Franzosen , Nicola s d e Pigages , i n Schwetzinge n (s.u. ) Parallele n hat . Si e ist beding t durc h di e ausgewogene n Proportione n de r Fassade , di e nu r de r vo m Giebel überhöht e Portikus mit der monumentalen Säulenordnun g unterbricht , un d durch die Auflockerung eine r abschließenden, mi t Vasen geschmückten Balustrade , hinter de r da s Dac h verborge n liegt . Da s Fridrizianu m heb t sic h a b vo n de m Museumsbau, de n C. N. Ledoux fü r Kasse l i n starre n akademische n Forme n geplant hatte . Diese r ka m jedoc h nich t zu r Ausführung . Simo n Loui s du R y is t einer der Baumeister des neuen Schlosses Weißenstein unterhalb des großen Kaska - dengartens von Guernieri, das nach vielen seit Anfang des Jahrhunderts eingebrach - ten, abe r verworfenen Pläne n von 178 6 an gebaut wurde (s.u.).

IV Im ersten Jahrzehnt de s 18 . Jahrhunderts wurden a n den Höfen einige r aufstreben - der und rivalisierender deutscher Fürsten die führenden italienische n un d deutsche n Architekten durc h französisch e Baumeiste r abgelös t ode r diese n französisch e Architekten zu r Seit e gestellt . Die s wa r de r Fal l a n de n Frankreic h verbündete n Höfen de r Kurfürste n vo n Bayer n un d Köl n (Enric o Zuccall i un d Agostino Barelli). An de r Wende zum 18 . Jahrhundert war Kurfürst Ma x Emanuel von Bayer n eine der bedeutenden , i n di e europäisch e Politi k verflochtene n Gestalte n de s Reiches . Mit ih m verbunden und verbünde t wa r sei n Brude r Kurfürs t Josep h Clemen s vo n Köln. Nac h de n Türkenkriegen plant e Ma x Emanuel , de r Schwiegersoh n de s Kai - sers, ei n große s neue s Schlo ß i n Schleißheim , mi t de m e r Enric o Zuccall i beauf - tragte. Aber scho n währen d seine r Statthalterschaf t i n den südlichen Niederlande n 1692 nah m e r erst e Kontakt e z u Künstler n de s französische n Hofe s auf , darunte r zu den bedeutendsten Architekten , den Premier Architecte du Roy Rober t de Cotte Französische Architekte n a n deutschen Fürstenhöfe n 131 und Germain Boffrand. Boffran d baut e für Ma x Emanuel den Jagdpavillon Bouche - port bei Brüssel, der Anregungen für di e späteren Parkbauten in Nymphenburg bot . Nach seine r Hochzeit mit der Kaisertochte r 168 5 hatte Max Emanuel östlic h de s alten Schlosse s Schleißhei m da s Gartenschlo ß Lusthei m errichte n lassen . Sein e späteren Planungen betrafe n zunächs t einen nach Westen zum alte n Schloß Schleiß- heim hi n gelegene n Garten , de n Enric o Zuccall i un d ei n Franzose , de r Le Nôtre - Schüler Charle s Carbonet , entwarfen . Ma x Emanuel nah m akti v a n den Planunge n teil und schickte Zuccalli zur Orientierung nach . In den neuen Plänen fand de r Aufenthalt i n Frankreic h mi t de m Moti v de r Kaskad e vo n Vaux-le-Vicomte ihre n Niederschlag. Ma x Emanue l wechselt e nac h de m To d seine s Sohnes , de m e r di e spanische Krone zu sichern versuchte, während des spanischen Erbfolgekriegs i n das Lager des französischen König s und ging nach der Niederlage bei Höchstädt ins Exil nach Frankreich. I n Paris beziehungsweise in Saint Cloud berie t sic h Max Emanue l mit de n führende n Architekten , sucht e eng e Verbindun g mi t Maler n un d Kunst - handwerkern un d korrespondiert e mi t Germain Boffrand un d Robert de Cotte, die um Gegenplanunge n un d Prüfunge n de s Zuccall i Bau s i n Schleißhei m gebete n wurden. Bei seiner Rückkehr beauftragte er den in Frankreich bei Boffrand ausgebil - deten Josep h Effne r mi t de r Weiterführun g de r Baute n au f de r Grundlag e de r Vorschläge Robert d e Cottes. Die Pläne scheiterten aus finanziellen Gründen . Doch läßt sich möglicherweise i m ausgeführten Ba u eine klarere Grundrißdisposition, di e Zusammenfassung vo n Räumen gleiche r Bestimmung zu Appartements un d Enfila - den, wie si e von d e Cotte und Boffran d gestalte t wurden, au f desse n Schleißheime r Pläne zurückführen . D e Cott e hatt e auc h Zuccalli s Gartenpla n überarbeitet . Nac h Carbonet wurde n nu n weiter e französisch e Gartenarchitekte n hie r tätig : Claud e Desgots, de r Neff e un d erst e groß e Nachfolge r de s bedeutendste n Meister s i n Frankreich, André L e Nôtre, der den Gartenstil seine s Onkels zu r Régence weiter- entwickelte. Schließlich realisierte auf der Grundlage der Pläne Zuccallis, Carbonets, De Cottes und Desgot s ei n weitere r Le Nötre-Schüler, de r i n Deutschlan d geschätzte Dominiqu e Girard den Schleißheime r Garten . Girard schuf auc h di e Gärten i n Nymphenburg , a m Wiener Belvédère Prinz Eugen s un d schließlic h a n Schloß Brühl fü r Kurfürs t Clemen s Augus t von Köln , den Sohn Ma x Emanuels. In Bonn hatte Kurfürst Joseph Clemens 169 7 den Grundstein fü r de n Neubau de s 1689 zerstörten Residenzschlosse s geleg t und Enrico Zuccalli und Antonio Riva mit dem Bau beauftragt. Enric o Zuccalli errichtete eine weite, mit turmartigen Eckpavil - lons bewehrt e Vierflügelanlage i n italienische r Tradition. Bereit s 170 4 nahm Josep h Clemens i m Exil Verbindung mi t Jules Hardouin Mansar t au f und 171 3 mit Rober t de Cotte, den e r bat, die Planungen i n Bonn z u überarbeiten un d mehr Großzügig - keit zu schaffen, wi e er sie in Paris gesehen habe. 171 4 ist Joseph Clemens wieder in Bonn. De Cotte änderte den kastellartigen Bau in eine nach Süden offene Anlage. Ein Balkon und ei n flache r Risali t belebe n di e Hofgartenfassade . I m Westen wurd e al s Flügel eine Privatwohnung des Kurfürsten, da s »Buenretiro« angebaut, im Osten ei n weiterer Flüge l i m Zuge de r ehemalige n Stadtmauer , da s sogenannt e »neu e Quar - tier«, und ein e auf den Rhein zuführend e Galerie , so daß eine Ehrenhofanlage nac h Süden entstand , di e de n gleichzeiti g gestaltete n Hofgarte n umfaßte . Unte r seine m Nachfolger Clemen s August , eine m Neffe n de s Kurfürsten , wurd e di e zu m Rhei n führende Galeri e nac h Osten erweiter t und 175 1 das Michaelstor unter Beteiligun g 132 Irene Markowitz von M.Leveilly , eine m ehemalige n Baukondukteu r d e Cottes, errichtet, da s i n seinem formale n Appara t al s Triumphboge n fü r de n einziehende n Kurfürste n z u deuten ist. Auf ältere n Baubestan d eine s Wasserschlosse s zurückgehend , konzipiert e 171 3 Robert d e Cott e fü r Joseph Clemen s da s baugeschichtlich interessant e un d bedeu - tende Lustschlo ß Clemensruh e i n Poppeisdorf be i Bonn (Abb. 6) al s quadratische n Vierflügelbau mi t turmartige n Eckrisalite n un d Mittelpavillon s u m einen kreisrun - den Arkadenhof . Di e Anlag e ha t Vorbilder i n de r ältere n französische n Baukuns t und Bautheorie und zu jener der italienischen Renaissance. Fas t gleichzeitig mi t der Bonner Aufgabe beschäftigte sich De Cotte in der Planung des Schlosses Buenretiro/ Madrid mi t eine r Vierflügelanlag e vo n vergleichbare r baugeschichtliche r Genese . Fast zeitgleich nahmen sich auch der Franzose L. Remy de la Fosse in den Planungen für ei n neue s Schlo ß i n Darmstad t un d Augus t de r Stark e un d Z . Longuelune i n Dresden dieses Bauthemas an. 30 Jahre später griff es der schon erwähnte Nicolas de Pigage in den Entwürfen fü r ein neues Schlo ß in Schwetzingen wiede r auf . Fü r das Motiv de s Arkadenhofe s is t au f de n Parise r Hotelba u verwiese n worden . Di e Arkaden ermöglichten i m Hauptschloß eine n Umgang, de r einer Bereicherung un d Differenzierung de r Raumfolg e diente , di e ei n programmatische s Anliege n de r Architekten de s 18 . Jahrhunderts, insbesonder e - wi e auc h hie r - de s Hotel - un d Lustschloßbaus waren . Änderungsentwürf e de r Baukondukteure Benoit de Fortie r und Guillaume d'Hauberat bewirkte n ein e Abkeh r von de r Gleichbehandlun g de r Flügel un d zeitigte n ein e stärke r vo m Zeremonielle n bestimmt e Raumfolge . Ein e Umgestaltung de s Innenbau s veranlaßt e 174 4 de r Nachfolge r un d Neff e Josep h Clemens', Kurfürs t Clemen s August . Mi t ih r wurden nu n de r deutsch e Architek t Balthasar Neumann und für den Muschelsaal der Franzose Pierre Laporterie befaßt .

V

Drei französisch e Baukondukteure , »Dessinateure « genannt , vertrate n i n Bonn im ständigen Kontak t mi t d e Cotte desse n Baurichtlinien: Benoit de Fortier, Michel Leveilly und Guillaume D'Hauberat. Si e blieben in Deutschland und arbeite- ten bi s zu r Mitt e de s Jahrhundert s selbständig . Leveill y i m Köln-Bonne r Rau m (Schloß Arff, Bonne r Rathaus, Bauleitung Schlo ß Falkenlust), D'Hauberat i n Bonn (Boeselagerhof), Frankfur t un d Mannheim . Woh l unte r Beratun g d e Cottes baute 1727 D'Haubera t i n Frankfur t da s Palai s Thur n un d Taxi s (Abb . 7). Mi t ih m entstand ei n Parise r Stadtpalai s au f deutsche m Boden . Zwische n Cour und Jardin angelegt, mi t eine m Vorhof, de r durc h niedrig e Baute n un d Gitte r zu r Straß e hi n abgesondert war , mit Vestibül un d rundem Saa l folgte e s dem neuen französische n Hotelbau un d de r sei t Vaux-le-Vicomt e i n di e Stadtpaläst e eingeführte n Enfila - denordnung, die eine Figuration von Vestibül und ovalem oder runden Saa l vorsah. Französische Architekte n a n deutschen Fürstenhöfe n 133

VI

Die beide n führende n Architekte n Frankreich s währen d de r Régence, Robert d e Cotte un d Germai n Boffrand , wurde n al s Gutachte r de r Plän e Balthasa r Neu - manns für di e Würzburger Residenz , die dieser ihnen selbst in Paris vorgelegt hatte, und mi t Alternatiworschlägen i n Deutschland tätig . De Cotte lehnte di e Entwürf e Neumanns ab . Dessen mi t architektonische n un d dekorative n Mittel n akzentuiert e und plastisc h durchgestaltet e Wan d wa r de r französische n Baukuns t de r Régence fremd. Boffran d reist e 1723/2 4 zu m Mai n und , vo m Fürstbischo f vo n Würzbur g ehrenvoll begleitet , auc h nac h Pommersfelden . Sein e und D e Cottes Entwürfe, di e eine homogene Wandbehandlung zeigen, blieben unberücksichtigt, waren jedoch fü r die deutsche Architektu r vo n nachhaltige m Einflu ß (s.u.) . Künstlerische un d auc h poHtische Verbindunge n zu m Kaiserho f un d nac h Österreich-Böhme n ware n i m Mainfränkischen traditionell . S o wurd e nac h de m To d de s Fürstbischof s Johan n Philipp Franz von Schönborn von Lukas von Hildebrandt, dem führenden Architek - ten in Österreich, ein neues Gutachten angefordert und bei der Ausführung de s Baus auch berücksichtigt . De Cotte und Boffrand hatte n in Frankreich den Stilwandel zur Régence eingelei- tet un d vertreten , de r ein e EUminierun g de r schwere n Bauforme n bewirkte . Di e zurückhaltende Elegan z ka m de m Anspruc h de r deutsche n Fürste n entgegen . Di e Régencekunst wurde i n Frankreic h vo m Adel , nich t vo m zentrale n Königsho f getragen. So hatte dieser Stilwandel einen ästhetischen wie gesellschaftlichen Aspekt . Von de r Auftragsseit e he r ga b e s i n Deutschlan d gesellschaftlich e Parallelen . Si e erklären di e breit e Wirkun g de r Entwürf e diese r beide n Baumeiste r au f di e Pla - nungen de r kleinere n wi e größere n Residenze n de s Reiche s (Stuttgart , Karlsruhe , Schwetzingen s.u.) . Parallele n daz u ga b e s in der Gartenkunst Girards .

VII

Ein unabhängiger, au s Frankreich stammender Baumeister der älteren, ersten Gene- ration französische r Architekte n de s 18.Jahrhundert s i n Deutschlan d wa r Loui s Remy de la Fosse. Über Herkunft un d Ausbildung dieses bedeutenden, an vielen Orten in Deutschland, meist an Höfen protestantischer Fürsten in hohen Bauämter n tätigen katholischen Baumeister ist wenig bekannt. Vermutungen über einen Aufent - halt i n Englan d ließe n sic h bishe r nich t bestätigen . Möglicherweis e ha t e r sein e Heimat i n jungen Jahren verlassen , da in seine m Werk Anregunge n au s der ältere n französischen Barockbaukuns t gewichtige r sin d al s solche aus der klassischen unte r Jules-Hardouin Mansar t und d a sein e Kenntnis de r französischen Architektu r auc h aus Publikationen stamme n könnte . Sein umfangreiches Werk in Deutschland ist in wenig mehr al s 20Jahren entstan - den. Bereits 170 5 war er in Berlin i n besoldeter Stellun g unter Eosander von Göth e mit eine m Erweiterungspla n fü r Schlo ß Charlottenbur g beschäftigt . Mi t »Kuppel - turm« und Aufstockung de r Flügelbauten beabsichtigte er eine Monumentalisierung des Bauwerks. Die Begegnung mit Andreas Schlüter und die Kenntnis schwedische r Baukunst, die ihm Eosander vermittelt haben könnte, sollten bis in spätere Jahre von nachhaltigem Eindruc k sein . Nac h Meinungsverschiedenheite n mi t Eosande r vo n 134 Irene Markowitz

Göthe wandte er sich an den kurfürstlichen Hof in Hannover, wo er eine gut dotierte Stellung erhielt und ein e nicht nur au f den kurfürstlichen Ho f beschränkt e Tätigkeit entfaltete. Überliefert is t die Mitarbeit a m Leineschloß, bestätigt di e Autorschaft a n den beide n a m End e de r große n Allee n i m Große n Garte n vo n Herrenhause n stehenden Tempelchen, 1707 ; der Ausbau des Schlosses Hallenberg bei Schlitz, 1707; der Schlösse r Fantaisie (später Monrepo s un d Monplaisir ) 1707 , und Montbrillant , 1713 (Hannover ) un d de s Schlosse s Ostra u be i Hall e 1708-1 3 bereit s mi t de m i n Frankreich entwickelte n Appartement double. Zu den bemerkenswerten Leistunge n gehört da s Haus de r Landständ e i n Hannover (Abb . 8) i m Charakte r eine s Parise r Stadthotels. An de n Haupttrak t zwische n cour et jardin, den au f de r Hofseit e ei n flacher Risali t vo n dre i Achse n mi t monumentale r Pilasterordnun g un d Giebe l auszeichnet, schließe n sic h Flügelbauten i n der Ordnung de s Corps de logis an un d stufen sich zur Straße hin ab; in deren Verlauf begrenzt ein Gitter den Hof. De r Ba u läßt nich t unbeding t au f ein e unmittelbar e Schulun g de s Baumeister s i n Pari s schließen. Wiederhol t wurd e i n diese m Zusammenhan g au f eine n vo n Charle s Augustin Davile r i m Cour d'Architectur e 1691 veröffentlichten Musterba u hinge - wiesen, der L. Remy de la Fosse als Vorbild gedien t haben könnte. Entwürfe fü r ei n Kommödienhaus, ei n Archiv und eine n Marstall entstanden noch vor de r Thronbe- steigung Kurfürs t Georg s i n Englan d un d de r Übersiedlun g de s Baumeister s nac h Darmstadt 1714 , wo ih n Arbeite n a m Rheinstrom un d de r Ba u eine s Opernhause s schon seit 1709 beschäftigten un d der Neubau eines Residenzschlosses ihn erwartete, der sei t seinem Besuc h i n Darmstadt 171 1 im Gespräch war . Zuvor hatt e Kurfürs t Geor g 170 8 L.Remy d e la Fosse dem Landgrafe n Kar l von Hessen-Kassel zu r Planun g eine s neue n Schlosse s Weißenstei n unterhal b de s vo n Guernieri gestaltete n Berg - und Kaskadengarten s mi t de m Herculesmonumen t be i Kassel empfohlen . Plän e un d Ansichte n eine r weitzügige n Anlag e sin d erhalten . L. Remy de la Fosse wählte den Dreiflügelbau, den 171 8 der deutsche Bautheoretike r Leonhard Christop h Stur m fü r ei n Sommerschlo ß angemesse n hielt . Paralle l zu m corps de logis setzen a n den mi t Risaliten hervorgehobenen Flügelbaute n niedriger e Trakte an, die dem Ehrenhof ungewöhnlich e Weite geben. In der Großzügigkeit de r cour d'honneur ist die Anlage a n Versailles orientiert. Aber di e blockhafte Erschei - nung de s Baus , di e einerseit s beding t is t durc h ein e einheitlich e Gestaltun g de r Geschosse i n Haupt - un d Flügelbauten , vo n de r nu r de r Portalrisali t un d di e mi t großer Pilasterordnun g un d skulpturale m Schmuc k ausgezeichnete n Risalit e de r Flügelköpfe ausgenommen sind, andererseits durch eine durchlaufende Figurenbalu - strade vo r de m Dach , di e allerding s a n di e Gartenfassad e vo n Versaille s erinnert , weist au f ander e Anregungen hin. Das in jedem Geschoß eingeschoben e Mezzanin , welches auch Ch. L. Sturm vorschlägt, läßt an Bauten des schwedischen Architekte n Nicodemus Tessin s d.J . denken . Abweichen d vo n Versaille s is t auc h da s groß e zentrale Treppenhaus, das ein Thema der älteren französischen Architektu r und de r deutschen Barockarchitektu r war . E s lieg t i n eine m Trak t zwische n Hof - un d Gartenfront un d de n beide n Binnenhöfen . L. Remy d e la Fosse s Projekt hatt e wi e zuvor di e 170 7 erarbeitete n Vorschläg e Philipp o Juvarra s un d di e späte r 171 5 eingebrachten Entwürf e Allessandr o Rossini s un d di e ers t nac h 176 0 entstandene n Pläne des Franzosen Charle s de Wailly kein e Aussicht au f Verwirklichung . Die angespannt e finanziell e Lag e a m Darmstädte r Ho f verhindert e auc h di e Französische Architekten a n deutschen Fürstenhöfe n 135

vollständige Realisierun g seine s dortige n Schloßbauprojektes . Landgra f Kar l vo n Hessen-Kassel hatt e Louis Remy de la Fosse an seinen Vetter den Landgrafen Erns t Ludwig von Hessen-Darmstadt empfohlen , de r dem Baumeister da s höchste, Civil- und Militärbau, Strom- und Wasserbau umfassend e Bauam t übertrug. Eine Vorstel- lung de s projektierte n Schlosses , da s bei m To d de s Architekte n 172 6 unvollende t war und zu den großen Residenzschloßprojekten de s ersten Viertels des 18. Jahrhun- derts gehörte , vermittelt e ei n Model l (Abb . 10) von G.K.Weima r 172 4 (194 4 ver - brannt). Es stellte eine weitläufige Vierflügelanlage um drei Binnenhöfe mit turmarti- gen, kau m übe r di e Baufluch t vortretende n Eck - un d Mittelrisaliten , di e flach e kuppelige Mansarddäche r tragen , mi t eine m zentrale n Treppenhau s unte r hohe m quadratischem Tur m vor . Möglicherweis e gebunde n a n älter e Vorgängerbauten , setzte L. Remy d e la Fosse die nördliche n Hälfte n de s West- un d Ostflügel s übe r dem Erdgescho ß zurüc k un d schlo ß i m Nordflüge l di e Rücklage n zwische n de n RisaUten und dem Mittelbau mit einem Arkadengang. In der Südfassade gewinnt der Mittelpavillon, de r Haupteingang , mi t seine n große n Ordnunge n un d de m Relief - und Skulpturenschmuc k triumphale n Charakter . Di e mehrgeschossig e Fassad e i m Pavillonsystem erinnert an Le Vaus Entwurf fü r den Louvre Südflügel u m 1663 , der L. Remy de la Fosse wieder aus Charles Augustin Davilers »Cours d'Architecture « von 169 1 bekann t geworde n sei n kann . Di e Vierflügelanlage mi t Binnenhöfe n un d Eck- und Mittelrisaliten ist aus älterer französischer, italienische r und auch deutscher Architektur un d Theori e herzuleiten . I n de r baugeschichtliche n Komplexitä t gewinnt das Darmstädter Projek t 1711-1 5 an Aktualität und verrät in der Unabhän - gigkeit von Versailles, der Anknüpfung a n ältere Louvrepläne Le Vaus ein Bemühen um Alternative n z u de m überragenden Vorbild Versailles und schließ t ein e Ausein- andersetzung mi t de r traditionelle n deutsche n Schloßbaukuns t nich t aus : Fü r da s Stadtschloß schlu g 171 8 der deutsche Theoretiker Ch.L.Stur m di e Vierflügelanlag e vor. Fas t zeitgleic h mi t de m Darmstädte r Schloßba u gestaltet e de r französisch e Architekt Robert de Cotte, wie oben dargestellt, in den Sommerschlössern Clemens - ruhe-Poppelsdorf un d Buenretiro-Madri d Vierflügelanlage n mi t flachen Eck - un d Mittelrisaliten unter gewölbten Dachhauben mit rundem Arkadenho f ode r vier von Arkaden umstellten Binnenhöfen . Da s Motiv skizzierte zeitgleich August der Starke von Sachsen in Dresden fü r ei n neues Zeughaus und in der Jahrhundertmitte grif f e s auch Nicolas de Pigage für ei n neues Schwetzinger Schloß auf . L. Remy d e la Fosse variierte den Typus der Vierflügelanlage mi t vier Binnenhöfen i n einer Gruppierun g um dre i Höfe wi e kurz zuvo r 169 6 Carlo Fontana i n einem Schloßentwurf fü r de n Fürsten Liechtenstein . Da s Moti v de s zentrale n Turms , de r auc h be i Fontan a vorhanden is t und Rem y d e la Fosse 1705 schon i n Schloß Charlottenburg (Berlin ) beschäftigt hatte , begegne t zwische n 170 0 und 171 5 mehrfach. I n Bensber g wählt e ihn Matteo Alberti 170 5 unter Anregung von Christopher Wrens Winchester Castl e und möglicherweis e eine s nich t ausgeführte n Plane s Jules-Hardouin Mansart s fü r Versailles 1675 . In Karlsruhe war er 171 5 Ausgangspunkt fü r die Anlage von Schlo ß und Stadt . Di e hoh e Geschoßzah l de r fas t schmucklose n Fassade n zwische n de n Risaliten - Erdgescho ß mi t Mezzani n un d zwe i gleichwertig e Hauptgeschoss e - erinnert a n Baute n de s scho n obe n i m Zusammenhan g mi t L.Rem y d e la Foss e erwähnten schwedische n Baumeister s Nicodemu s Tessi n d.J. , de r i n Pari s geschul t und, von Perrault s Louvre Entwurf beeindruckt , selbs t mit Plänen fü r de n Louvre 136 Irene Markowitz tätig wurde . I n de r bi s au f Turm un d RisaUt e weitgehenden Schmucklosigkei t de r Fassaden gewinn t da s vo n eine m Wassergrabe n umzogen e Darmstädte r Schlo ß a n architektonischer Strenge, und i n den schweren Formen und gedrängten Baumasse n erscheint es von ernster Monumentalität, di e gegenüber gleichzeitigen französische n Bauten un d Entwürfe n altertümUc h frem d wirkt . Mehrfac h wurd e i n der Literatu r betont, das Darmstädter Schloß stehe Klosterbauten und Andreas Schlüters BerUne r Schloß nahe, von de m L. Remy d e la Fosse Details (Portale ) übernahm. I m Darm - städter Schlo ß fan d L.Rem y d e la Foss e zu Lösungen , di e au s verschiedene n Anregungen resultieren . Er bring t Zitat e au s de m ältere n europäische n Schloßba u der Renaissanc e - Plänen , Bauten und theoretische n Beispiele n - ferne r au s Baute n und Entwürfe n de r ältere n Generatio n französische r Architekte n de s Baroc k - Le Vau, Perrault - un d auc h au s Bauten un d Idealentwürfe n deutsche r Barockbaumei - ster (Furttenbach) . L. Remy d e la Fosse zeigt sic h hie r al s ei n Vermittler zwische n französischen un d deutschen Traditionen, der bestrebt ist, dem deutschen Residenz - schloß ein e eigene, von Versailles unabhängige Form z u geben . Wie i n Hannove r begleite n auc h i n Darmstad t ander e Vorhabe n di e zentral e Aufgabe de s Residenzschloßbaus, darunter größer e Schloßbauten, Privathäuser un d Kirchen. Z u erwähne n sin d di e Um - un d Erweiterungsbaute n de r Schlösse r de r Landgrafen vo n Hessen-Homburg , 1721 ; von Hessen-Kassel , i n Kasse l 1722 ; zwe i unausgeführte interessant e Entwürf e fü r Jagdschlösse r i m Auftra g de s Landgrafe n Karl von Hessen-Kassel 1722 ; die Bessunger Orangerie in Darmstadt 1718 , eines der reifsten Werke des Baumeisters mit Anregungen au s dem Grand Trianon/Versailles; das Haus in der Oede für de n Freiherrn von Holzhausen i n Frankfurt, 1722 . Durch Vermittlung einer Landgräfin von Hessen-Rheinfels-Rotenburg berie t L. Remy de la Fosse beim Aus- und Umbau des Dientzenhofer Schlosse s Kleinheubach 1723/24 . In der Staffelun g de r Flügelbauten knüpft e e r beim Umbau vo n Schlo ß SchilUngsfürs t 1724 noc h einma l a n da s Hau s de r Landständ e i n Hannove r an . Mi t de m Palai s Hundheim i n Heidelberg entstand 171 7 sein erster Bau in der Darmstadt benachbar - ten Pfalz . Louis Rem y d e la Foss e zählte z u de n bekannte n französische n Architekte n i n Deutschland un d empfah l sic h durc h sein e Baute n un d Entwürf e fü r eine s de r größten deutschen Schloßbauprojekte i m dritten Jahrzehnt des 18 . Jahrhunderts, das neue Residenzschlo ß de r Kurfürste n z u Pfal z i n Mannheim . De r schleppend e Fortgang de s Darmstädte r Schloßbauunternehmer s un d di e finanziell e Kris e de s Darmstädter Hofe s Ueße n den fas t sechzigjährige n Rem y d e la Foss e dieses groß e Projekt nebe n seine n Aufträge n i n Darmstad t noc h al s Aufgab e ergreifen . De r Auftraggeber, Kurfürs t Car l PhiUp p z u Pfalz , de r mächtigst e weltlich e Fürs t i m Westen de s Reiches , berie f mi t de r Verlegun g de r Residen z vo n Heidelber g nac h Mannheim 172 0 de n französische n Baumeister . Fü r de n Vorgänge r Car l Philipps , Kurfürst Johan n Wilhel m z u Pfalz , hatt e noc h de r Venezianer Matte o Albert i 171 1 ein »Schloß am Fluß« von gigantischen Ausmaßen entworfen, das in der Rheinebene vor Heidelberg entstehen sollte . In den Maßen und der Komplexitä t seine r Formen, einer Summe von Anregungen au s den bedeutenden europäische n Schloßbaute n de r zweiten Hälft e de s 17 . Jahrhunderts, verhe h diese r Entwur f de m politische n Anspruch de s Kurfürsten Ausdruck . Scho n um 167 0 hatte der Franzose Jean Maro t für Mannheim den Entwurf eine r weitzügigen Schloßanlage mit großer Cour d'hon- Französische Architekten a n deutschen Fürstenhöfe n 137

neur, di e ei n weitvorschwingende s Gitte r schUeßt , vorgelegt . Charle s Augusti n Daviler veröffentlichte ih n in der schon erwähnten Publikation von 1691 , die Remy de la Foss e möglicherweise kannte . Beid e Entwürf e wurde n nich t realisiert , doc h haben sie in ihren Maßstäben un d Formen au f die Mannheimer Planung, die schon 1719 anzusetzen ist , eingewirkt. Loui s Remy de la Fosses Urheberschaft a m Mann- heimer Pla n wurd e bestritten . Si e is t jedoc h durc h eine n Brie f bezeug t un d mi t formalen un d stilistische n Parallele n i m Darmstädte r Schloß , i n de m Weißenstein- projekt un d de n Jagdhausentwürfen fü r Landgra f Car l vo n Hessen-Kasse l belegt . Wohl unter dem Eindruck der vorausgegangenen Pläne Marots und Albertis gewinnt Remy d e la Fosse s Entwurf anspruchsvoU e Größ e (Abb . 11). Ein e ungewöhnlic h tiefe Dreiflügelanlag e mi t Mittelrisalit, de n ein rechteckiger Pavillo n überhöht, un d hofseitige Arkade n endang de r Flügel, die in der Mitte Durchfahrten bieten , öffne t sich gege n di e neu e regelmäßig e Stadt , vo r de r ein e abschirmend e Galeri e geplan t war, abe r nich t zu r Ausführun g kam . Da s Corps de logis flankieren au f de r Rheinseite gleichhohe herausgerückte turmartige Pavillons und ebensolche die stadt- seitigen Flügelköpfe , hie r jedoch risaUtarti g in de n Hof versetzt . E s schließe n sic h parallel zu m Corp de logis Querbauten an , di e Bibliothe k un d di e Schloßkapelle . Ansichten um 172 5 lassen vermuten, daß die von den Querbauten fortführende n 1 4 achsigen Trakt e zwische n turmartige n Pavillon s scho n zu r erste n Planungsphas e gehörten. Ein Moti v de s Weißensteinprojekte s fü r Kasse l wurd e hie r aufgegriffen . Hinte r diesen Trakten und den Flügeln des Ehrenhofes entstande n in paralleler Anordnung um Rechteckhöfe Bauten , di e al s Remisen, Stallungen, Küche , Verwaltung, Opern- haus, Theater , Jeu de Paume ausgewiesen waren . Rem y d e la Fosse s Planung bestimmte Dimensione n un d Strukture n de s Ausbau s z u eine m de r weitläufigste n Residenzschlösser des 18 . Jahrhunderts in Deutschland, den nach 174 2 der Nachfol- ger Carl Philipps, Kurfürst Car l Theodor weiterverfolgte und der sich mit Unterbre- chungen unter Leitung französischer Architekte n bi s nach 176 0 hinzog. Die Ausführun g la g 171 9 be i de m Mainze r Kaspa r Herwarthel , de r noc h i m gleichen Jah r starb . Bi s 172 6 führt e de r französisch e Ingenieu r Hauptman n Jea n Clemens Froimont, der zuvor als Nachfolger des Franzosen Du Paquet de la Frise in bischöflich Speyerische m Diens t stand , da s Mannheime r Bauunternehme n weiter . Gebunden an die Planung von 171 9 und die zwingende Symmetri e wurden corps de logis und die Flügelbauten hochgezogen, deren Fassaden Froimont entscheidend mit einer Pilasterordnun g gestaltete , di e Balthasa r Neuman n au f de r Durchreis e nac h Paris kritisierte. Unstimmigkeite n mi t Kurfürst Car l PhiUpp führten 171 6 zu seine r Entlassung un d zu r Anstellung Guillaume D'Hauberats. De r schon oben erwähnt e Mitarbeiter de s bedeutende n Premier Architecte du Roy, Rober t d e Cott e i n Bonn und Frankfurt wa r vertraut mit dem zeitgenössischen architektonische n Schaffe n i n Frankreich un d wurd e zu m Vermittle r französische r Architektu r i n Deutschland . Doch ließe n di e bereit s hochgeführte n Baute n i n Mannhei m kein e Eingriff e ode r belebende Details zur Auflockerung de r blockhaften Streng e des Schlosses meh r zu. D'Hauberats Verdiens t wa r es , i m Mittelpavülo n di e Raumfolg e vo n Vestibül , Treppenhaus und Rittersaal in klarer Zuordnung zu einer überzeugenden Raumein - heit verbunde n z u haben ; z u seine n Leistunge n gehöre n i n Angleichun g a n de n bestehenden Bau die selbständige Gestaltung der Schloßkirche und der anschUeßen- 138 Irene Markowitz den Trakte sowie des Innenbaus. 173 1 war das Schloß weitgehend bezugsfertig , eh e es zu r Unterbrechung weitere r Baumaßnahme n kam . Ers t 173 7 folgte de r Ba u des Opernhauses durc h Alessandro d a Gal U Bibiena. Nach dessen Tod 174 7 übernahm D'Hauberat da s höchste Pfälzer Bauamt. Seit 174 9 stand ihm der junge französisch e Architekt Nicolas Pigag e zur Seite, dem e r ein Lehrmeister in Bauorganisation un d Bauwesen wurde . De r au s Lunéville stammende, i n Nanc y un d a n de r Parise r Akademie ausgebildet e Pigag e gehört e zu r dritten Generatio n französische r Archi - tekten i n Deutschland. Be i strenge r Observan z französische r Bautheori e un d -for - men war er einer der phantasievollsten un d eigenständigen Künstlerpersönlichkeite n von Rang. 175 2 folgte Pigage D'Hauberat im Amt des Pfälzischen Oberbaudirektor s und wurde 176 2 auch Gartendirektor. Der Mannheimer Hof bUe b nach Remy de la Fosse, J. C. Froimont, Guillaume D'Hauberat mit Pigage auch in der Zweiten Hälft e des 18. Jahrhunderts ei n Zentrum de r Rezeption französische r Architektur . Zu de n erste n Aufgabe n Pigage s gehörte n a m Schloßba u di e Passag e zu m Jesui- tenkloster und die Nutzbauten der Cour d'écuries hinter dem südöstlichen Flügel des Ehrenhofs. I n Anpassung a n das Geländ e un d die Festungsbauten fan d Pigag e ein e sowohl eigenständige wie zweckmäßige Gestalt. Zu diesen frühen Planungen gehörte auch ein Theaterentwurf, i n dem Pigag e ei n System vorsah, da s für die Ränge ohne Stützen auskam. E r wurde zurückgestellt . In den Bauten der Cour d'écuries, in denen auc h das Theater geplan t war , verrä t sich scho n di e Pigage s Wer k kennzeichnend e Begabung , da s vo n de r Aufgab e geforderte Bauprogram m unte r Beachtun g de r geltende n Regel n frei , meis t auc h ungewöhnlich, stet s jedoc h sinnvol l un d praktisc h wi e ästhetisc h überzeugen d z u lösen. Im Ausbau de s südöstUchen Traktes, dem Bibliotheksba u gegenübe r de r Schloß- kirche kündigte sic h in den Mannheimer Werken de s jungen Architekten ein e neue stilistische Haltung in Gestaltungsfragen an, die das rationalistisch Zweckmäßige mit dem Angemessene n z u verbinde n trachtete . E s ware n di e Anliege n eine r dritte n Generation französische r Architekte n a n deutsche n Höfe n de s 18.Jahrhunderts , deren Lehrmeister aus der Régence hervorgingen und dem Innenbau eine vorrangige Stellung einräumten . Durc h die Vorgaben von 171 9 war Pigag e a n den Fassade n i n einer freie n architektonische n Gestaltun g eingeschränkt . Zwa r vermocht e e r de m Bibliotheksgebäude durch Portal und Fenster ein eigenes, reicheres Erscheinungsbild zu geben , doc h gelan g e s ihm, i m Innenba u eine n de r bemerkenswertesten BibUo - theksräume seine r Zeit z u gestalten . E r war ohne direkte s Vorbild, ebens o einfalls - reich wi e beque m un d zweckmäßi g un d vo n hohe r künstlerische r Qualität . Di e beiden Emporenränge blieben ohne Stützen. Flache, aus trumeauartigen Wandresten entwickelte Konsole n truge n si e unauffällig . Si e führe n a n Bücherwänden entlang , die vom Boden bis zur Decke reichen, denn Schränke und Regale waren in die Wand versenkt. Die Unterteilungen zwischen den Wandresten blieben sehr flach. Sie waren als dünne Palmstämmche n gestaltet , dere n Wedel i n die Stuckature n überleiten, di e sich über die Emporenunterböden und die flache Voûte der Decke bis zum Decken- bild hinziehen , s o da ß ein e flächige zusammenhängend e Raumschal e au s Büchern, Schrankpfosten, geschnitzten Leisten, Stuck- und Deckenbild geschaffen wurde, vor der nur das zarte Filigran der Emporengitter steht . Die Tektonik wurd e nicht mehr deutUch. Selbst Treppen sind hinter die Wände verlegt, die Einrichtung - Tisch e - i n Französische Architekte n an deutschen Fürstenhöfen 13 9

das Ornament des Bodens einbezogen. Dem entsprach ein einheitliches ikonographi- sches Programm. De r Rau m wirkt e leich t und wa r be i alle m Aufwan d de s Dekor s von bestechender Einfachheit un d beschwingter Eleganz, welche durch Raffinemen t und Rationalitä t erreich t wurde , Pigag e vertrat i n Mannhei m zuers t dies e neue, i n Frankreich entwickelt e Raumkunst. EbenfaU s 175 5 gestaltete er die KabinettbibUo - thek de r Kurfürsti n i m westUche n Flüge l de s Corps de logis mit Ausblic k i n de n Garten. Diese BibUothek ist der einzige Raum, der - allerding s transloziert - vo n der reichen Ausstattun g de s Schlosse s erhalte n bUeb . Si e is t vo n unbestimmter , fas t verwirrender Raumwirkung . I m Zusammenspie l vo n Nischenwänden , Vertäfelun g und Treillagen, verspiegelten Wänden, Wandbildern und AusbUck , der Spiegelbilde r von gleichgestaltete n Spiegel n schein t di e Realität de s Raumes aufgehobe n z u sein . Pigage ist hier dem französischen Rokok o verpflichtet. Die unterschiedUche Behand- lung de s privaten un d offizielle n Raum s wir d Pigag e au s Gründe n de r Bienséance oder Convenance gewählt haben . Bienséance und Commodité, Angemessenheit, Zweckmäßigkeit un d Bequemlichkei t ware n di e Schlagwörte r de r neue n französi - schen Gestaltungstheorie , di e da s AnUege n de r dritte n Generatio n französische r Architekten i n Deutschland war .

IX Die Bauverzögerun g a m Mannheime r Schlo ß hin g ursächUc h mi t de m 1747/4 9 beabsichtigten Ba u eines neuen Schlosse s in Schwetzingen zusammen. Neben Fried - rich Wilhelm Rabaliatt i und Balthasa r Neumann beteüigt e sic h auc h de r soeben al s Intendant über die Gärten und Wasserkünste eingesteUte Nicolas Pigage mit Plänen. Sechs Entwürf e sin d erhalte n un d zeige n di e Auseinandersetzun g de s 26jährige n Architekten mit den Plänen Robert de Cottes für Poppeisdorf, desse n und Boffrand s Vorschlägen fü r Würzburg , Emanue l D'Hères und Boffrand s Baute n i n Pigage s Heimat Lothringen . Di e Entwürf e Pigage s belege n di e nachhaltig e Wirkun g de r Arbeiten D e Cottes und Boffrands , au f di e D'Hauberat vermutlic h seine n junge n Landsmann aufmerksa m machte . Pigag e greif t D e Cottes Buenretiro Entwur f auf . Die Wahl einer zentralen Anlage war vielleicht durch den Bau eines der Zirkelhäuse r vorprogrammiert, könnt e jedoc h auc h au f eine n Wunsc h de s Kurfürste n Car l Theodor zurückgehen , de r au f seine r ersten Reis e in seine niederrheinischen Besit - zungen Gast des Kurfürsten Clemen s August von Köln in Poppeisdorf war . S o war das neu e Schlo ß al s Mittelpunk t eine s Garten s i n de r Traditio n de r Jagdgärte n vorgesehen. Bei geringen Maßen bot dieser Plan mit vier Höfen zu r Belichtung und Belüftung di e Möglichkeit , be i vollkommener Raumausnutzun g un d i n symmetri - scher Entsprechung unter dem Gesichtspunkt der Bienséance und Commodité, einer Distribution i n Form de s Appartement double, hinte r den herrschaftlichen Räume n zum Garten hofwärts ein e Vielzahl kleiner Nebenräume in Erdgeschoß und Entresol unterzubringen. Die s ka m auc h de r gewünschte n Variété entgegen. De r Entwur f zeigt die Ansätze zu der differenzierten Raumkompositio n de s Badhauses in Schwet- zingen un d fü r sei n geniale s Konzep t vo n Schlo ß Benrat h (s.u.) . Di e andere n Schloßentwürfe Pigage s verarbeiten Zitat e aus de Cottes und Boffrand s Vorschläge n für di e Würzburger Residen z un d gehe n vo n eine m neue n Standor t de s Schlosse s zwischen de n Zirkelhäuser n au s (Ergänzun g de s vorhandene n Zirkelbau s u m ei n 140 Irene Markowit z zweites Gebäud e 1752/53) . Nicht auszuschUeße n ist , daß in Pigages Entwürfen di e persönliche Begegnun g mit Balthasa r Neumann 174 9 in Schwetzingen mitspricht . Balthasar Neumann, Philippe de la Guêpière, ein Mitschüler Pigages an der Pariser Akademie, Leopold o Retti waren Konkurrenten i n dem fas t gleichzeitige n Wettbe- werb fü r ei n neue s Schlo ß i n Karlsruhe . Pigag e legt e zwe i Entwürf e vor . Schlo ß Malgrange und Bauten Boffrands stehe n hinte r seinem Entwurf : mi t einem zentra - len, vo n eine r turmartige n Kuppe l überhöhte n Bau , de n zweigeschossig e Galerie n mit zwe i Logispavillon s verbinden . Diese r un d auc h de r zweit e Entwur f Pigage s waren wiederholt Gegenstan d de r kunsthistorischen Literatu r mit einer Genese de r Pläne. Der Pla n eine s Neubau s i n Schwetzinge n wurd e fallengelassen . A n seine r Stell e entstand a b 175 3 unte r maßgebender Leitun g Pigage s ei n Garten , de r bis heut e z u den berühmten Gärten Deutschlands zähl t und dem der Charakter des Besonderen, EinmaUgen eigen ist . Der Übergan g vo m Rokoko zu m Garte n de s Anglo Chinois und zum frühen Landschaftsgarte n vollzieh t sic h nahtlos. Gebäude aus Stein, grüne vegetabile Architektur und Vegetation im freien Wuchs, die Behandlung des Boden- niveaus, Wasserbassin s un d Wasserspiele , Skulpture n stehe n i m Diens t formale r Gestaltung des Gartens und eines thematischen Programms, das die geistesgeschicht- Uche Stellung des Mannheimer Hofes, die Aufklärung unte r Kurfürst Car l Theodor zum Ausdruc k bringt . E s wir d deutlich in den Tempelbauten de r Minerva, Apolls, der Botanik und Merkurs ebenso wie im römischen Wasserkastell und der Moschee, die aUesamt ingénieuse Bauten Pigages sind und zudem von komplexer architektoni- scher Genes e und Aussage. Dem von Frankreic h ausgehende n neue n Goût grec, in dem ein neues Antikenideal gefunden wurde, folgen die Tempel der Minerva und des Apoll sowi e de r Botanik, doc h sin d si e der Monumentalität ihre s antike n Vorbilds enthoben und haben die Grazie einer Simplicité noble des frühen Klassizismus , dem akademische Trockenheit frem d ist. Zu den bemerkenswerten Leistunge n Pigages in Schwetzingen gehör t da s 175 2 in wenigen Woche n gebaut e un d 176 1 erweitert e Theater , desse n Räng e un d desse n Parterre zum Bühnenhau s gesenk t sind , desse n Bühnenbode n abe r ansteigt. Pigag e zeigt sic h al s ei n Meiste r de r Proportione n un d de r Perspektive . I n de r Tiefe de s Bühnenraums konnte dieser in den Garten geöffnet werden . Bei geringen Maßen ist der Raum intim, ohne Großzügigkeit z u entbehren. Eines der reifsten architektoni - schen Werke Pigages, in dem ein Raumideal der Zeit am Übergang vom Barock zum Klassizismus verwirklich t wurde , is t da s Badhau s i n Schwetzinge n (a b 1766) , di e »TheodorischenThermen« i n »antikem Geschmack«. Das Äußere ist zurückhaltend, fast klassizistisch streng . Eine überlegte Grundrißgestaltung mi t Zitaten au s antiken Thermen und eine erlesene Ausstattung verraten eine Meisterschaft de r Disposition und intime r Raumgestaltung . Au f kleine r Grundfläch e is t i n symmetrische r Ord - nung ein privates Appartement mi t Badraum u m einen zentrale n ovalen, in Vorhal- len zum Garten geöffneten Rau m gruppiert. Das Haus ist Mittelpunkt von Gärten, die i n Maße n un d Forme n au f di e stren g geführte n Blickachse n de r Innenräume , besonders des zentralen Raums bezogen sind. Die subtile Gestaltung intimer Räume und de r Einbeziehun g de r Gärte n i n Hau s un d Innenba u is t ei n vo n Pigag e meisterlich beherrschte s Mitte l eine r private n Raumkunst , di e sic h i m Sti l de s Transition entfalte n konnte. Abb. 1 Jea n de Bodt, in Zusammenarbeit mit und Andreas Schlüter vermutlich nach einem Entwurf François Blondels, Zeughaus Berlin , a b 1695 , teilzerstort Abb. 2 Jea n d e Bodt, Entwurf fü r di e Hedwigskirche Berli i 5

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Abb. 3 Zacharias Longuelune , Jean de Bodt und Daniel Pöppelmann, Japanisches Palais, Dresden Abb. 4 Pau l du Ry, Kassel , Schöne Aussicht, a b 1709 , zerstört

Abb. 6 Rober t d e Cotte, Bonn, Schloß Clemensruh e i n Poppeisdorf , Bauleitung: Guillaume D'Hauberat

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Abb. 8 Louis Remy d e la Fosse, Landständehaus, Hannover , 1709-1712 , Ansicht, Federzeichnun g vo n Wilhelm Vornberger, 1 . Viertel 18 . Jahrhundert t ... ( | m«*r : mi ru 11 n rtfrtnrri >>i T7 •V I lUuiiuiiîi

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laulin ht ft/OfU ti fin- *. ttt«? . Im« Je Valtt. AUeJi, Abb. 9 Louis Remy d e l a Fosse, Entwurf fü r Schlo ß Weissenstein (Wilhelmshöhe), Kassel , 170 9 Abb. 10 Loui s Remy de la Fosse, Darmstadt, Schloß , Modell des Schloßprojekts vo n Georg Konrad Weimar 1722-172 4 (1844 verbrannt) Abb. 1 1 Mannheim , Schloß , Entwurf Loui s Rem y d e la Fosse. Weiterer Ausba u Froimon t G . D'Hauberat. Innenausgestaltung Nicola s d e Pigage , 1720-nac h 176 0 Abb. 12 Nicola s Pigage , Düsseldorf, Schlo ß Benrath, 1755-70 , Luftansich t Abb. 1 3 Philipp e d e la Guepière, Schloß Solitude, 1763

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Abb. 14 Philippe d e l a Guepière, Schloß Monrepos, 1764 III' I II I I M I'I"T- .tuuuiuuuuuuutuutuuuuu UUtl LUI U.U.UUAIU U'.lU» • • LUUUiUV^tUUUilUUlUU\U\

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Abb. 15 Michel D'Ixnard, Entwurf fü r ein neues Schloß in Koblenz, 1776 am

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Abb. 16 Pierr e Patte, Schloß Jägersburg (Zweibrücken) . Aquarel l von Philipp e Leclerc , nach 1780 , Ansicht des Schlosse s Französische Architekten a n deutschen Fürstenhöfe n 141

Pigages Werk ist umfangreich und vielseitig. Stilistisch steht es am Übergang vom Spätbarock zum Klassizismus. An der Vollendung des Mannheimer Schlosses war er mit Nutzbauten - Marställen , Remisen - un d der Ausstattung der Innenräume, den Bibliotheken un d de r Sammlungsräum e beteiligt . Fü r Schwetzinge n entstande n Schloßentwürfe un d ein anspruchsvoller Garten mit Gartenbauten, ei n Wasserwerk. Der kurfürstlich e Ho f vermittelt e di e Übernahm e de s Oggersheime r Bauwesen s 1753, zunächst für den Zweibrücker Pfalzgrafen, späte r für die Kurfürstin Eüsabet h Auguste. Fü r di e benachbarte n Höf e i n Bade n un d Württemberg , wohi n auc h persönliche Beziehunge n bestande n (Ph . d e la Guepièr e und N. Guibal), reichte er Schloß- un d Gartenentwürf e ei n (Karlsruh e 1749 , Ludwigsbur g 1771 , Stuttgar t 1768). Neben den fürstlichen Aufträgen gab es kirchliche. Beratungen beim Kirchen- bau der Karmeliter in Mannheim; Pläne für eine neue Dechanei. Für die Augustine- rinnen baute er in den achtziger Jahren ein Kloster. In Schwetzingen wurde ihm die Erweiterung de r Pfarrkirch e un d de s Pfarr - un d Schulhause s übertragen . De r Ba u der lutherische n Kirch e gescha h vo n 176 7 a n nac h seine n Plänen . A m Ba u de s Franziskanerklosters wa r er beteiligt. I n Mannheim und Düsseldorf beschäftigt e ih n die Umgestaltung der Marktplätze 1767/68. In diese Zeit fiel auch die Wiederherstel- lung des Mannheimer Kaufhauses . I n Frankenthal baut e e r das Speyrer, in Heidel- berg 177 5 das Karlstor, in das römische und mittelalterliche Bauforme n einwirkten . Als Gutachte r befaßt e Pigag e sic h mi t de r Wiederherstellun g de s Speyre r Dom s 1755. In Frankfurt reichte er 1787 zwei Entwurfsvarianten von Kuppelbauten für die Paulskirche ein . I n St . Blasien führt e di e Tätigkei t al s Gutachte r z u eine r engere n Zusammenarbeit mi t de m gleichaltrige n Miche l dTxnard , de r eine n strengere n Klassizismus vertrat .

X Die niederrheinischen Besitzunge n Car l Theodors verdanke n Pigage zwei besondere Werke , de n Düsseldorfe r Hofgarte n un d ei n Kunstdenkma l vo n europäischem Rang, Schloß Benrath, das eine persönliche Interpretation des franzö- sischen Architekte n eine s i n Frankreic h entwickelte n Bautyps , de r Maison de Plaisance ist. Der Hof garten in Düsseldorf 176 9 war in Form un d Bestimmung eine zukunfts - weisende Anlage. Die »öffentlich e Promenade« , wie de r Hof garten im 18 . Jahrhun- dert genannt wurde, entstand 20 Jahre vor dem Englischen Garte n in München »zur Lust der Einwohnerschaft« al s ein erster Volksgarten. Pigage entsprach dieser neuen Bestimmung mi t neue n Forme n de r Gartenkunst . Durc h Boskett s seitlic h eine r breiten dreibahnige n Lindenalle e fuhre n geschlängelt e Weg e z u stille n Plätzen . Si e waren gedach t fü r den Einsamkei t un d Still e suchenden Einzelbesucher ; di e breit e Allee sollt e gesellschaftliche n Treffpunk t fü r jederman n bleiben , a n dem ma n sic h sah und gesehen wurde. Der junge Mitarbeiter Pigages L. Sckell war vermutlich von dieser Anlage beeindruckt. Pigag e entwarf auc h das Hofgärtnerhaus a m Nordwest- ende de r Anlage i n de n schlichte n Forme n de s beginnende n Klassizismus . E s war Wohnung des Hofgärtners, Eingan g zur Promenade und mit einem kleinen, zweige- schossigen Saa l auc h Gesellschaftshaus . Pigag e schu f dami t ein e Einrichtung , di e später in keinem Volksgarten fehlte . 142 Irene Markowitz

Vor de n Tore n Düsseldorf s steh t da s Hauptwer k Pigages , Schlo ß Benrat h (Abb. 12), eine Maison de Plaisance. Die Bauaufgabe stan d seit der ersten Hälfte de s 18. Jahrhunderts im Mittelpunkt europäischen Bauschaffens. Di e dritte, u m 1720-3 0 geborene Generatio n französische r Architekte n i n Deutschlan d nah m sic h ihre r besonders an . Sie kam dem Wunsch nach ländlichem Wohnen, da s von de n offiziel - len Geschäften gelöst war, entgegen. Es sind private Bauten, in denen sich nicht mehr der Machtanspruc h eine s Fürste n gelten d macht . Si e beruhe n au f eine r neue n gesellschaftlichen Nutzun g un d geistige n Haltung . Repräsentativ e Architekturfor - men sin d nicht meh r gefragt oder angezeigt. So entfallen nich t nu r große Ordnun- gen, sonder n auc h die Zitat e au s der französischen Architektu r de s Loui s XIV, die bisher di e Schloßbaute n de r französische n Architekte n i n Deutschlan d aufwiese n (s.o.). Selten wurde ein Bautypus i n der Theorie derar t systematisch erarbeite t un d au s der Ratio un d Clarté französischen Geiste s i n festen Regel n erfaßt . Die Bautheori e Jacques François Blondels 1737/3 8 un d Charle s Etienne Briseux' 174 3 habe n Bau - und Raumprogram m un d Richtlinie n festgelegt . Di e Lag e in der Natur mi t forma l und funktiona l zugehörende n Gärte n un d ein e Distributio n nac h Bienséance und Commodité, Variété und Beauté sind di e Hauptforderungen . De r Typus is t vo m Grundriß he r z u definieren . Di e Wohnun g heg t i m Erdgescho ß eine s separate n Gebäudes. Wirtschaftsräum e un d Kavalierswohnunge n sin d i n Flügelbaute n zuge - ordnet. Kennzeichnen d sin d di e symmetrisch un d seitlic h de r Raumfiguration vo n Vestibül un d Salon , die sic h auch i m Außenbau artikuliert , liegenden , al s Apparte- ment double gestaltete n Appartements , i n dene n di e herrschaftliche n Räum e zu m Garten, die untergeordneten zum Hof angeordne t sind . Nach ihre r Bedeutung und Funktion erhalte n si e Größe , Höhe , Gestal t un d Ausstattung , eine n Deko r au s angemessenen Themen, Materialie n un d Formen. Zwische n diese n liege n Treppen, Dégagements und Nebenräume, die die Commodité gewährleisten. Die Ordnung der fürstlichen Wohnun g is t di e de r Gärten . De m private n Charakte r un d de r neue n gesellschaftlichen Nutzun g entsprac h ei n neuer Stil , de r au f barock e repräsentativ e Formen verzichtete und sie durch eine schlichte, elegante Formensprache und intime Raumkultur ersetzte . In diese m Zusammenhan g is t au f François Cuvillié s hinzuweisen. E r is t wede r Franzose noc h Deutscher . De r al s Kammerzwer g i m Diens t de s Kurfürste n Ma x Emanuel stehend e Cuvilliés erhielt durc h Förderun g seine s Herr n un d desse n Nachfolgers ein e eingehend e Schulun g i n Frankreich . Sei n Nam e is t mi t de m bayrischen Rokok o verbunden . Vo r de r Veröffentlichun g de r theoretische n Abhandlungen zu r Maison de Plaisance baute Cuvilliés 1729 mit Schlo ß Falkenlust bei Brüh l ein e vo m Grundri ß he r z u bestimmende , jedoc h einfach e Maison de Plaisance mit reiche r Ausstattung , dere n de m Innenba u entlehnt e Forme n de r Fassade unfranzösisc h sind . I n de m gu t ei n Jahrzehnt späte r entstandene n Schlo ß Wilhelmsthal be i Kassel 174 3 übernahm Cuvilliés die größere strenge Raumkompo- sition Blondels und gab dem Außenbau die schlichte Gestalt, die für den fürstlichen Landsitz nu n gewünscht wurde. Pigage schuf in Benrath die geistvollste Maison de Plaisance, Sein geniales Konzept geht in de r Konsequenz de r Raumausnutzung un d -Ordnung , de r formalen Gestal - tung, de r Einbeziehung de r Gärte n i n de n Innenba u übe r di e Vorschläge Blondel s Französische Architekte n a n deutschen Fürstenhöfe n 143

hinaus un d erreich t unte r Berücksichtigun g alle r Regel n ein e Anlag e vo n große r Eleganz und künstlerischer Qualität. Zwei dem freigestellten Hauptgebäude kompo- sitioneil zugeordnete Flügelbauten mit Kavalierswohnungen und Wirtschaftsräumen sicherten de n private n Rahme n de r fürstliche n Wohnun g un d ermöglichte n de n kurzweiligen Aufenthal t eine r kleine n höfische n Gesellschaft . Di e Lösung , ei n Raumprogramm vo n 8 0 Räumen, 7 Treppenhäusern, Dégagements in einem schein- bar nu r eingeschossige n Gebäud e vo n de n geringe n Grundmaße n 27x4 2 m unter Berücksichtigung alle r ästhetischen und kompositionellen Regeln, selbst praktischer Forderungen de r Belichtun g un d Belüftung , unte r Beibehaltun g charakteristische r Raumkompositionen wi e jene r vo n Vestibül, Salo n (Kuppelsaal ) un d Appartement double, al l die s be i gewahrte r Variété der Raumformen , fan d Pigag e i m Entwur f zweier Binnenhöfe , u m di e sic h klein e Nebenräume , Räum e de r persönHche n Dienerschaft, Treppe n un d Flur e i n vie r Geschosse n gruppieren . Da s glockenför - mige Pavillondach biete t Raum und Höhe zur Unterbringung von vier Wohnappar- tements und einer zweigeschossigen Kapelle . Eine der raffiniertesten Raumlösunge n des 18 . Jahrhunderts in einer Vielfalt von Raumformen fand hier ebenso rational wie phantasievoll Gestalt. In diese Komposition sind auch die Gärten einbezogen, so daß eine formale und funktionale Einheit von Haus und Garten erreicht wurde. Großzü- gigkeit und Intimität verbinden sich in einer zurückhaltenden Raumkunst von einer simplicité noble, di e sich au s der Kunst de r Régence herleitet. Auch in Württemberg war es ein französischer Architekt , de r sich dieser Bauauf- gabe widmete: P.Loui s Philipp e d e la Guepière , ein Schüle r J.F.Blondels un d de r Akademie von Paris. Er war Pigage bekannt und schuf nu r wenig später als dieser in Benrath zwe i Beispiel e vo n Rang . Di e Solitude bei Stuttgar t 176 3 (Abb . 13) is t unabhängiger vo n Blondel s Schem a formuliert . Di e Fassade n sin d reicher , flach e Pilaster gliedern un d Dekor belebte n sie. Schloß Monrepos (Abb . 14) bei Ludwigs- burg (1760-67) folgt i n der Grundrißlösung dem klassischen Modell de r Maison de Plaisance. Seitliche flach e Risalit e i n de r Eingangsfron t bilde n hie r jedoc h eine n kleinen Ehrenhof. Das Äußer e gib t sich abgeschlossener. Di e groß e Säulenordnun g am Mittelrisali t de r Gartenseite , de r sic h kräfti g verwölb t un d u m ei n Mezzani n erhöht ist, die Trennung des Kuppeldachs von den seitlichen Dächern und verhärtete Detailformen lasse n das Schloß monumentaler und klassizistischer erscheinen . 1749 hatte de la Guepière in Württemberg den nach Wien orientierten Architekten Leopoldo Rett i abgelös t un d i n de m nac h de r Ablehnung de r Pläne B. Neumanns von Retti gebauten neuen Stuttgarter Residenzschloß in der Raumgestaltung zuneh- mend a n Einfluß gewonnen . Mi t klassizistische r Streng e brac h e r unvermittelt mi t der Kuns t de s Rokoko . Di e i n de r französische n Bautheori e mi t de r Kriti k a m Rokoko eingeleitet e stilistisch e Entwicklung zeitigt e de n Stil Transition, den Über- gang vo m Spätbaroc k zu m Klassizismus , de n di e dritt e Generatio n französische r Architekten vertrat und der sich in dieser Bauaufgabe von privatem Charakter - de r Maison de Plaisance - entfalte n konnte . Pierre Patte, ein Mitschüler Pigage s a n der Pariser Akademie, baut e 175 7 für den Herzog von Zweibrücken das Schloß Jägersburg (Abb. 16), dessen Flügel dem Grand Trianon/Versailles entlehn t sind. Mit de m Namen Miche l Leveillys , de s Baukondukteur s R. de Cottes verbinden sich di e Schlösse r un d Häuse r Arff , Graurheindor f un d Horr, di e dem Typus de r 144 Irene Markowitz

Maison de Plaisance zuzurechnen sind . Die streng e Systematik de s Bautyp s i n de r französischen Bautheori e wa r Voraussetzung fü r ein e breit e Übernahm e de r Auf - gabe auch durch deutsche Architekten wie J. C. Schlaun, J. J. Couven, F. J. Roth und M. von Welsch.

XI Michel d'Ixnar d au s Nîmes, fast gleichaltrig mit Pigage, vertrat in seinen Bauten fü r Kurfürst Clemen s Wenzeslau s vo n Trie r - ei n Onke l Köni g Ludwi g XV. - eine n strengen Klassizismu s französische r Schulung . D'Ixnar d wurde zu m Leitbil d eine r um 175 0 geborene n vierte n Generatio n französische r Architekte n i n Deutschland , die vornehmlich i n Südwestdeutschland, i n den Kurfürstentümer n Trier und Main z und in Frankfurt Wohn- und Schloßbauten schuf. Die Bauten von Charles Mangin, des Architekten von Schloß Monaise be i Trier 1779, Jean Antoines Entwürfe für ein Schloß de s Fürste n Sal m i n Kirn , da s (zerstörte ) Jagdschlo ß Philippsfreud e i n Wittlich und die Häuser Salins de Montfort s i n Mainz un d Frankfur t sin d i n eine r kompakteren, geschlossenere n Bauweis e de s frühe n Klassizismu s gestaltet , di e i n J. A. Gabriels Petit Trianon ihr Vorbild hat. Gegenüber den Bauten Pigages und de la Guêpières, zeigen si e eine n veränderten , forma l verarmte n Grundriß , de r jedoc h nicht weniger subtil auf die verschiedenen Funktionen abgestimmt ist. Neue Aufga - ben fande n di e junge n französische n Architekte n nich t meh r be i Hof , sonder n i m Wohnbau de s Großbürgertum s un d des städtischen Patriziats . Michel D'Ixnar d entwarf , begutachte t durc h di e Parise r Akademi e 177 6 fü r Koblenz eines der letzten großen Residenzschlösser in Deutschland, das den Klassi- zismus i m Rheinlan d einführte . E r ga b de m Ba u seine r Planun g anti k kaiserlich e Maße, di e de n Entwur f al s ei n Idealprojek t erscheine n lassen . Nur i n reduzierte m Umfang konnt e Antoine Françoi s Peyre, de r Nachfolger D'Ixnard s a m kurtriere r Hof und wie dieser Franzose, die Planung 177 9 kurz vor der französischen Revolu - tion und der Auflösung de r Kurfürstentümer realisieren . Ein weitere s späte s Residenzschloßbauprojek t wa r da s Schlo ß i n Wilhelmshöh e bei Kasse l 1786 , fü r da s währen d de s 18.Jahrhundert s wiederhol t Plän e u.a . vo n L. Remy de la Fosse und Charles de Wailly vorgelegt wurden (s. o.). Louis Simon du Rys Vorschlag eine s Schlosse s i n Form eine r Ruine zeig t die Kris e der Bauaufgab e an. Das Studium der Architektur an der Akademie hatte er wie viele seiner Kollegen auf das Antikenstudium abgestellt . Nicht mehr die französische höfische Kuns t war Vorbild, sondern die römische Antike. Nach Rom reisten nun die jungen Architek - ten, Franzosen wie Deutsche. Ei n andere s Ziel wa r England mit seinen a n Palladio geschulten Bauten . D'Ixnar d setzt e auc h i m Kirchenba u eine n Schlußpunkt . E r bezog Stellung gegen den Pomp, welcher der wahren Gottesverehrung widerspräche. Nichts dürfe sein, was ablenke und zerstreue. Die von ihm gebauten Stiftskirchen i n Hechingen 178 0 und Buchau 1773 wirken wie profane Säle, in denen nur die Kanzeln ein Schmuckstück bilden. Für die Fürstabteikirche St. Blasien, die nach einem Brand 1768 vo n D'Ixnar d wiedererrichte t un d unte r Mitarbei t Pigage s vollende t wurde , steht das antike Pantheon Pate. Die Parise r Akademie hatt e den Entwurf begutach - tet. I n de r Baugenehmigung ist die Red e von eine m Tempel. Die Kirch e wurde z u einem a m antiken Sakralbau orientierten Tempel de r späten Aufklärung . Französische Architekten an deutschen Fürstenhöfe n 145

Zusammenfassung

Im 18 . Jahrhundert verliert in Deutschland de r Kaiserhof al s kulturelles Zentrum an Ausstrahlungskraft. Di e staatliche n Verhältniss e i m Reic h ware n vielfältig . Di e zentrale Stellung eines allein bestimmenden Königshofes wie in Frankreich hatten im Reich kein e Parallele . Nebe n de m Kaiserho f behauptet e sic h au f de m Gebie t de r Architektur i m 18 . Jahrhundert zunehmen d ei n Einflu ß französische r Architekten , die über einen Zeitraum von vier Generationen a n deutschen Fürstenhöfen Aufträg e und Amter hatten. Ausgenommen davon waren die rhein-main-fränkischen Fürsten- höfe, de r Wirkungsbereic h de r a n Österreich-Böhme n orientierte n Dientzenhofe r und Balthasa r Neumann s sowi e di e benachbarte n Residenzstädt e Eichstätt , Ans - bach, Fulda, wo italienische Architekten wirkten oder, wie in Bruchsal, Rastatt und Stuttgart, nebe n italienischen , vorwiegen d de m österreichisch-böhmische n Kunst - kreis zugehörend e Kräft e täti g waren . Dynastisch e un d politisch e Beziehunge n waren vielfach ausschlaggeben d fü r die Wahl der Architekten. Der Zuzug französischer Architekten begann nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 . Neben Kunsthandwerker n un d Manufakturiste n fande n auc h Archi - tekten Aufnahme a n einigen Höfen z.B. in Brandenburg und Hessen, und dies nicht nur wegen de r Toleranz de r Landesherren in Glaubensfragen. Durc h ihre Kenntni s der Darstellun g königliche r Mach t a m französische n Ho f empfahle n si e sic h de n Höfen der zur Königswürde aufgestiegenen Kurfürste n von Brandenburg (Preußen) - Berli n - un d Sachsen (Polen) - Dresden . Hier waren es Jean de Bodt und Zacharias Longuelune, di e da s Bild de r Residenzen wesentlich mitgestalteten . Besondere Leistunge n vollbrachte n hugenottisch e Architekte n i n de r Stadtbau - kunst. Si e legte n regelmäßig e Quartier e un d Städt e a n mi t breiten , einheitlic h bebauten Straße n und lichten Plätzen (Kassel, Karlshafen , Erlangen) . Politisch Frankreich nahestehende Regenten, wie die Kurfürsten Max Emanuel von Bayern un d Josep h Clemen s vo n Köln , nahme n persönHche n Kontak t mi t de n führenden Architekte n Frankreich s Rober t d e Cotte un d Germai n Boffran d au f un d beauftragten si e mit de r Korrektu r de r Planungen ihre r italienischen Baumeiste r und mit neue n Plänen . D e Cott e entwar f ei n neue s Schlo ß i n Schleißheim , da s au s finanziellen Gründe n nicht realisiert wurde und fü r Bonn das Schloß Clemensruhe in Poppeisdorf. D e Cott e wurde a m Ort vertreten durc h französische Baukondukteure , die in ständigem Kontakt mit dem Meister blieben. Später arbeiteten diese selbständig; Michel Leveill y i m Köln-Bonne r Raum , Guillaume D'Hauberat i n Frankfur t un d Mannheim, Benoit de Fortier im Rheinland. D'Hauberat wurde in Mannheim Nach- folger J.Froimonts . I n de r zweite n Hälft e de s 18 . Jahrhunderts fan d D'Haubera t i n dem Lothringe r Nicola s d e Pigag e eine n Nachfolger . Mannhei m blie b dami t sei t Beginn des Jahrhunderts ei n Zentrum in der Rezeption französische r Architektur . De Cott e un d Boffran d ware n al s Gutachte r fü r di e Würzburger Residen z täti g und machte n Alternatiworschläge, di e nachhaltig e Wirkung fande n i n den Schloß- entwürfen fü r Karlsruhe , Schwetzinge n un d Stuttgart . Nebe n de n Schloßbaute n waren französische Architekten auch zur Anlage der Gärten gefragt, z.B. de Cotte in Schleißheim. Besonder s angesehen e Gartenarchitekte n au s de r Schul e Le Nôtre s waren Siméon Godeau i n Berlin , Carbone t un d Desgot s i n Schleißhei m sowi e D. Girard in Schleißheim, Nymphenburg un d Brühl. 146 Irene Markowit z

Ein a n mehrere n Orte n verpflichtete r Architek t wa r Loui s Rem y d e la Fosse . Stationen seine s Wirken s waren Berlin , Hannove r un d Darmstadt . Mi t Planunge n war er auch in Kassel und Mannheim gebunden . Nicht all e Pläne konnten verwirk - licht werden . Sei n Entwur f fü r Schlo ß Mannhei m wa r bindend e Vorgab e fü r dre i Generationen französische r Architekten . I n Planunge n un d ausgeführte n Werke n zeigt e r sic h mehrfac h al s ei n Vermittle r zwische n französische n un d deutsche n Bautraditionen. An den Höfen wurden den französischen Architekte n höchste Ämter übertragen. Sie nahmen in Amt und Werken, zum Teil auch als Lehrer Einfluß au f das deutsch e Baugeschehen. Jean de Bodt und Z. Longuelune hatte n hohe Ämter in Dresden wie zuvor i n Berlin , d e la Foss e in Darmstadt , D'Hauberat , späte r auc h Pigag e i n Mannheim un d Düsseldorf , d e la Guepière in Stuttgart . Longuelun e lehrt e a n der Dresdener Akademi e un d i m Genie Corps , Pigag e war Akademielehrer i n Düssel - dorf, Loui s Simo n d u R y i n Kassel . Viel e vo n ihne n bliebe n mi t Frankreic h verbunden. D e Cott e un d Boffran d nahme n von Frankreic h nachhaltige n Einfluß . Pierre Patte, de la Guepière und Pigage, die sich seit ihrer Studienzeit kannten, waren korrespondierende Mitgliede r de r Parise r Akademi e ode r bemühte n sic h u m di e Mitgliedschaft. Zu ihren Aufgaben zählten Residenz- und Sommerschlösser, Marställ e und Zeug- häuser, Archiv - un d Theaterbauten , Stadttore , seltene r Kirchen , i n de r zweite n Jahrhunderthälfte dan n das Thema der Zeit, die Maison de Plaisance, und Wohnbau- ten. Ihr e Werke bestimmten die Städte und das Landschaftsbild. Si e schufen bedeu - tende un d berühmt e Werke . Da s Zeughau s i n Berlin , da s Japanisch e Palai s i n Dresden, de n Schleißheimer , Brühle r un d de n Schwetzinge r Garten , de n erste n Volksgarten i n Düsseldorf ; da s Mannheime r Schloß , da s i n Poppeisdor f un d di e geistreiche Maison de Plaisance Benrath. Nur wenige Baute n bliebe n erhalten . Was die Spitzhacke im Zeitalter der Industrialisierung übrig ließ, wurde im letzten Krie g zerstört. Di e dre i Maisons de Plaisance, Benrath, Solitude und Monrepos , un d i n schlechtem Zustan d Monaise be i Trier, das Karlstor in Heidelberg sowie di e Gärte n in Schleißheim , Brühl , Schwetzinge n und , i n veränderte r Form , i n Nymphenbur g und Düsseldor f bliebe n erhalten . I n de r Auseinandersetzun g mi t de n örtliche n Bautraditionen fande n di e Architekte n teilweis e eine n neue n vo n ihre r strenge n Schulung gelöste n Formenkanon , s o etw a Longuelun e i n Dresden . Di e Neigun g zum Klassizismu s wa r den französischen Architekten eigen . Sie förderten dami t die stilistischen Tendenzen a m Ort: Longuelun e un d d e Bod t leitete n di e spätbarock e Stilphase in Dresden ein. Der von de Cotte und Boffrand vertretene Régencestil hatte mit de r Rücknahme de r große n pathetische n Forme n de s Loui s XIV. einen stilisti - schen wie gesellschaftliche n Aspekt . Di e Kuns t de r Régence war vom Adel , nich t vom Köni g getragen . Vo n Auftragsseit e he r ga b e s i m Reic h ein e vergleichbar e Situation, welche di e breitere Einflußnahme au s den Würzburger Entwürfe n i n den Stuttgarter, Karlsruhe r und Schwetzinger Entwürfe n un d Baute n erklärt. Gegen Mitte des Jahrhunderts ka m es zu einem tiefgreifende n Stilwandel . Reprä - sentative Architektu r mi t große n Ordnunge n un d Formen , Prunk - un d Patho s wurde abgelehnt . Ein e zurückhaltend e Raumkunst , di e Grundri ß un d Deko r glei - chermaßen betrifft, wurd e nach den Regeln von Bienséance, Commodité und Beauté in de n Mittelpunk t de s künstlerische n Schaffen s gestellt . Si e war das Anliege n de r Französische Architekten a n deutschen Fürstenhöfe n 147

dritten, be i Blonde l un d a n de r Akademie i n Pari s geschulten Generation , welche , wie a m Werk Pigage s un d d e la Guêpière s zu erleben , si e meisterlic h beherrschte . Die viert e Generatio n führt e de n strenge n Klassizismu s französische r Prägun g i n Deutschland ei n un d weist übe r das Jahrhundert hinaus (Koblenz).

Literatur

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Zu Kap . IV Max HAUTTMANN , Entwürf e d e Cottes für Schleißheim, in: Münchener Jahrbuch 191 1 Runar STRANBERG , Claud e Desgot s un d sei n Projek t fü r de n Garte n i n Schleißheim , in : Münchene r Jahrbuch 15, 196 4 Gabriele IMHOF , Der Schleißheimer Schloßgarten des Kurfürsten Ma x Emanuel von Bayern, in: Schriften des Staatsarchiv s München , Hef t 82, 197 9 Elmar D.SCHMIDT , Schlo ß Schleißheim , Di e barock e Residen z mi t alte m Schlo ß Schleißhei m un d Lustheim, München 198 0 W.HAHN, Da s Bonner Residenzschloß, Phil. Diss. Bonn, 193 9 Gisbert KNOP P un d Wilfried HANSMANN , Universitätsbaute n i n Bonn, Bonn 197 6 Wend Graf KALNEIN, Schlo ß Clemensruhe in Poppeisdorf, Bonne r Beiträge zur Kunstwissenschaft, Bd . 4, Düsseldorf 195 6 mit weiterer Literatu r H. NEU, Die kurfürstliche Residenz in Bonn vor dem Bau des heutigen Schlosses, in: Bonner Geschichts- blätter 3, 194 7 Zu Kap . V F. LÜBBECKE, Das Palai s Thurn und Taxis in Frankfurt, Frankfur t 195 9 148 Irene Markowitz

Hans KISKY , Miche l LEVEILLY , Ei n Bönnsche r Baumeiste r i m Künstlerkrei s u m Kurfürs t Clemen s August, 196 1 Zu Kap . V I Georges BRUNEL , Les Contocts entre Balthasar Neumann e t Robert de Cotte in: Actes du XXII Congrès International l'histoire de l'art, Budapest 196 9 Karl LOHMEYER , Di e Baumeister des Rhein-Frankischen Barock , Augsburg-Wien 193 1 Erich HuBALA/Ott o MAYER , Di e Residenz z u Würzburg, Würzburg 198 4

Zu Kap . VII Ausstellungskatalog, Darmstadt in der Zeit des Barock und Rokoko, Louis Remy de la Fosse, Darmstadt 1980 unter Mitarbeit von Jörg Gamer, Jürgen Rainer Wolf, Reinhar d Schneider, Raine r Thum, Hug o Wystrach, mit weiterer Literatur Augustin Charle s DAVILER , Cour D'Architecture, Paris 176 1 Zu Kap . VIII Hans HUTH, Die Kunstdenkmäle r des Stadtkreises Mannheim, in: Die Kunstdenkmäler Baden-Württem - bergs, München 198 2 Wiltrud HEBER, Die Arbeiten des Nicolas de Pigage in den ehemals kurpfälzischen Residenzen Mannheim und Schwetzingen, Worms 198 6 mit weiterer umfassender Literatu r Zu Kap . IX Kurt MARTIN , Architektur , die nicht gebaut wurde!, in: Merian, 2Jg. 1950 , l.Heft, S . 79-81 Karl LOHMEYER , Di e Entwürf e Nicola s d e Pigage s fü r da s Karlsruhe r Schloß , in : Monatsheft e fü r Kunstwissenschaft, 191 1 Jörg GAMER , Bemerkunge n zu m Garte n der kurpfälzischen Sommerresiden z Schwetzingen , in : Katalo g Carl Theodor und Elisabeth Auguste, Höfische Kultu r und Kuns t i n der Kurpfalz, Heidelber g 197 9 Claus REISINGER , De r Schloßgarten zu Schwetzingen, Worms 198 7 Zu Kap . X Irene MARKOWITZ , Der Düsseldorfe r Hofgarten , i n Katalog: Düsseldorfer Gartenlust , Düsseldor f 1987 , mit weherer Literatu r Wilfried HANSMANN , Schlo ß Falkenlust, Köln 197 2 Karin Elisabet h ZINNKANN , De r Typ de r Maison de Plaisance im Werke vo n Johann Conra d Schlaun , Schlaunstudien IV, Münster 1979 , mit Literatu r zur Maison de Plaisance Monika HÄRTUNG, Die Maison de Plaisance in Theorie und Ausführung, Zur Herkunft eines Bautyps und seiner Rezeption im Rheinland, Phil. Diss. Aachen 198 8 mit umfangreicher Literatur und Quellenan- gabe Irene MARKOWITZ , Schlo ß Benrath , 6. Auflage, Düsseldor f 199 0 DIES., Schlo ß Benrath, München-Berlin 198 5 Hans Andreas KLAIBER , Pierr e Louis Philippe de la Guepière, Der Pariser Oberbaudirektor Herzog Carl Eugens von Württemberg, Stuttgar t 195 9 Werner FLEISCHHAUER , Baroc k im Herzogtum Württemberg, Stuttgar t 195 8 Wilhelm WEBER , Pierr e Patte, Architekt zweie r Herzöge vo n Zweibrücken, in : Das barock e Zweibrük - ken, Zweibrücke n 195 7 Hans Jacob WÖRNER, Architektu r des Frühklassizismu s in Süddeutschland, München-Züric h 197 9 Zu Kapitel XI " Erich FRANZ , Pierr e Michel D'Ixnard, Lebe n und Werk, Phil. Diss. München 197 5 L. VOSSNACK , Miche l D'Ixnard, Phil. Diss. Remscheid 193 8 Wilhelm FRITHJOF , Di e Tätigkei t de s Baumeister s Salins de Montfor t i n Frankfurt , Schrifte n de s historischen Museum s in Frankfurt , Bd . V, 1929 Georg Peter KARN , St. Blasien, Sakralbaukunst und kirchliche Aufklärung, in: Katalog, Barock in Baden- Württemberg, Bruchsa l 198 1 Heinz BIEHN , Schlo ß Wilhelmshöhe, Amtlicher Führer, o.J . Ausstellungskatalog, The Age of Neo-Classicism, Londo n 1972 , Architecture, S . 483 ff . Französische Architekte n an deutschen Fürstenhöfe n 149

RÉSUMÉ FRANÇAI S

Au 18' siècle en Allemagne la cour impériale perd une partie de son pouvoir de rayonnement en tant que centre culturel. Dans l'Empire, la situation politique des différents États était hétérogène. Un parallèle à la position centrale d'une seule cour royale déterminant tout n'existait pas. Au 18 e siècle, dans le domaine de l'architecture s'affirma d e plus en plus, en marge de la cour impériale, l'influence d'architecte s françai s qui avaient de s fonction s e t de s charge s dan s le s cour s princière s allemandes , e t cel a su r un e périod e équivalente à quatre générations. Il faut exclure ici les cours princières des territoires du Rhin, du Main et de Franconie , l a zon e d'influenc e d e Dientzenhofer et d e Balthasar Neuman n plutôt orientée s ver s l'Autriche d e l a Bohême , e t auss i le s résidence s d'Eichstätt, d'Ansbach e t d e Fulda dans lesquelle s œuvraient des architectes italiens, ou bien encore Bruchsal, Rastatt et Stuttgart où travaillaient des Italiens, mais aussi de s personnes appartenan t à des cercles artistiques d'origine autrichienn e e t bohémienne. Le s relations dynastiques e t politiques étaien t souvent déterminantes dans le choix de s architectes. L'afflux d'architecte s françai s commenç a aprè s l a révocation d e l'Edi t d e Nante s e n 1685. Certaines cours, par exemple en Brandebourg et en Hesse, accueillirent des artisans d'art et des manufacturiers ainsi que des architectes et cela pas seulement grâce à la tolérance des princes régnants en matière de foi. Leur s connaissances dans le domaine de la représentation du pouvoir royal à la cour de leur permirent de se recommander dans les cours des ancien s princes-électeurs de Brandebourg (Prusse), de Saxe (Pologne), qui avaient accédé à la dignité royale. Là ce sont Jean de Bodt et Zacharias Longuelune qui forgèrent pour l'essentiel l'imag e des résidences. Des architecte s huguenot s s e distinguèren t pa r de s prouesse s particulière s dan s l e domain e d e l'architecture urbaine . Il s aménagèren t de s quartier s e t des villes d'un e grand e régularité , ave c des rue s larges e t des places claire s bâtie s de manièr e homogène (p.e. Kassel , Karlshafen, Erlangen). Certains prince s régnant s politiquemen t proche s d e l a Franc e comm e le s princes-électeur s Ma x Emanuel d e Bavière e t Joseph Clemens de Cologne priren t personnellement contac t ave c les architecte s français de grand renom Robert de Cotte et Germain Boffrand. Ils leur demandèrent de corriger les projets de leur s architecte s italien s e t leu r commandèren t d e nouveau x plans . De Cott e réalis a l'esquiss e d'u n nouveau château à Schleißheim qui ne put être construit pour des raisons financières, et conçut également le châtea u de Ciemensruh e à Poppelsdorf prè s de Bonn. Su r les lieux, d e Cotte étai t représent é pa r des conducteurs d e travau x françai s qu i étaien t e n contac t constan t ave c l e maître . Plu s tar d ceux-c i travaillèrent d e manièr e indépendante : Miche l Leveill y dan s l a région d e Bonn e t Cologne, Guillaum e d'Hauberat à Francfort e t Mannheim, Benoît de Fortie r e n Rhénanie . D'Haubera t fu t l e successeu r d e J. Froimont à Mannheim, et c'est le Lorrain Nicolas de Pigage qui succéda à d'Hauberat dan s la deuxième moitié d u 18 e siècle. Mannheim resta ainsi depuis le début du 18 e siècle un des centre s de la réception de l'architecture française . De Cott e e t Boffrand exerçaien t l a fonction d'expert s à la résidence d e Würzburg et proposaient de s alternatives qu i euren t de s effet s durable s su r le s projet s de s château x d e Karlsruhe, Schwetzinge n et Stuttgart. E n dehors de s construction s d e châteaux, le s architecte s françai s étaien t auss i demandé s pou r l'aménagement d e jardins , p.e. de Cott e à Schleißheim. Des architecte s paysagiste s d e renom , issu s d e l'école d e L e Nôtre œuvraien t e n Allemagne, comme pa r exemple Siméo n Godea u à Berlin, Carbonet à Schleißheim, Desgots à Schleißheim également et D. Girard à Schleißheim, Nymphenburg et Brühl. L'architecte Louis Rémy de la Fosse avait des engagements en divers endroits comme Berlin, Hannovre ou Darmstadt, et eut aussi à élaborer des plans à Kassel et à Mannheim. Certains de ces projets ne purent pas être réalisés . Son projet pour l e château de Mannheim resta un modèle obligé pour trois génération s d'architectes français . Dans le s cours, o n attribu a au x architecte s français le s fonctions le s plus élevées . Au traver s d e leurs fonctions e t de leurs œuvres, mai s auss i par leur enseignement, il s exercèren t un e influence capital e su r l'architecture allemande . Jea n d e Bod t e t Zacharia s Longuelun e avaien t d e haute s fonction s à Dresde, comme auparavan t à Berlin, d e mêm e qu e De l a Fosse, d'Haubera t e t plus tar d Pigag e à Mannheim et Düsseldorf. Longuelune enseignai t dan s l e corp s d u génie , Pigag e e t Loui s Simo n d u Rh y étaien t professeurs dan s des académies , respectivemen t à Düsseldorf et à Kassel. Un gran d nombre d'entr e eu x restaient attaché s à la France. De Cott e et Boffrand s e nourrissaient d e l'influence française . Pierr e Patte, Philippe de la Guepière et Pigage qui se connaissaient depuis leurs études étaient membres correspondants de l'Académie de Paris ou briguaien t d'y entrer . Ils réalisèrent des châteaux de résidence et des résidences d'été, des écuries royales et des arsenaux, des théâtres et des archives, des pones de villes, moins souvent des églises et dans la deuxième moitié du siècle 150 Irene Markowitz des »Maisons de Plaisance« qu i caractérisèren t cett e périod e e t de s édifice s d'habitation . Leur s œuvre s déterminèrent l'aspec t de s ville s e t de s paysages . Il s créèren t de s œuvre s remarquable s e t célèbres : L'arsenal de Berlin, le palais japonais à Dresde, les jardins de Schleißheim, de Brühl et de Schwetzingen, le premier jardin public, le château de Mannheim et celui de Poppelsdorf e t la brillante Maison de Plaisance de Benrath. Rares sont les édifices qui ont été conservés jusqu'à aujourd'hui. Ce qui ne succomba pas aux pioches d e l'èr e d e l'industrialisation , fu t détrui t a u cour s d e l a dernièr e guerre . Subsisten t le s troi s Maisons de Plaisance, Benrath, Solitude et Monrepos et, en mauvais état, Monaise près de Trêves ainsi que le Karlstor à Heidelberg. Dans leu r confrontation ave c les tradition s architecturale s locales , certain s architectes, libérés de leur sévère formation d'origine, imaginèrent de nouveaux canons esthétiques, par ex. Longuelune à Dresde. La tendance a u classicism e caractérisai t le s architecte s français . Ils firent auss i progresse r le s tendance s stylistiques locales . Longuelun e e t de Bodt introduisiren t à Dresde l e styl e d u baroqu e tardif . L e styl e Régence représenté par de Cotte et Boffrand prit, avec l'abandon des formes pompeuses et pathétiques de l'époque d e Loui s XIV, un aspec t égalemen t social . L'ar t d e l e Régenc e étai t u n ar t cautionné pa r l a noblesse e t non pa r l e roi . D u côt é d e ceu x qu i passaien t des commandes, i l existai t dan s l'Empir e un e situation comparable qui explique l a plus grande influence des projets de Würzburg dans les projets et les édifices réalisé s à Stuttgart, Karlsruhe et Schwetzingen. Vers le milieu du siècle eut lieu une profonde transformation du style. L'architecture de représentation avec se s grande s forme s e t ordonnances , s a pomp e e t so n patho s fu t rejetée . U n ar t décorati f discre t s'appliquant autan t au plan qu'à la décoration et cela selon les règles de la Bienséance, de la Commodité et la Beauté fut placé au centre de l a création artistique . Tel était le désir de l a troisième génératio n qu i fu t formée par Blondel et l'Académie d e Paris et dont la maîtrise magistrale s'exprime dans l'œuvre de Pigage et d e l a Guepière . L a quatrièm e génératio n introduisi t l e sévèr e classicism e françai s e n Allemagn e e t préfigure le siècle suivant .