Das Forum Fridericianum
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DAS FORUM FRIDERICIANUM UND DIE MONUMENTALEN RESIDENZPLÄTZE DES 18. JAHRHUNDERTS KUNSTHISTORISCHE DISSERTATION vorgelegt am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin von Martin Engel M.A. im April 2001 Disputation am 20. Juli 2001 Betreut und begutachtet durch Prof. Dr. Hellmut Lorenz Prof. Dr. Harold Hammer-Schenk INHALTSVERZEICHNIS VORWORT 4 I. EINLEITUNG 1. Der Platz am Opernhaus und seine Teile 7 2. Stand der Forschung 12 3. Neue Ziele der Forschung 15 4. Übersicht über das verfügbare Quellenmaterial 17 5. Die Struktur des Berliner Bauwesens zur Zeit Friedrichs II. 19 6. Friedrich der Große als Bauherr 29 II. DIE RESIDENZSTADT BERLIN 1. Die Stadt und ihre Plätze - Studium alter Stadtpläne 36 2. Die Mitte der Stadt - Schloß, Schloßplatz und Lustgarten 46 3. Die Straße Unter den Linden 53 III. DAS FORUM FRIDERICIANUM - RESIDENZPLATZ OHNE RESIDENZ 1. Das Projekt - Idealität und Pragmatismus 61 2. Schloß, Stadt und Park - Komplexe Verbindungen 72 3. Das Pallais du Roy - Königliche Pläne des Kronprinzen 82 4. Das Opernhaus - Ein Tempel für die Kunst 96 5. Triumphbogen und Friedenstempel - Schlesische Siege in Berlin 115 6. Die Hedwigskirche - ....und zum Ausgleich ein neuer Dom 123 7. Das Palais des Prinzen Heinrich - Ungeahnte Größe 157 8. Die Akademie - ....und andere Kompromisse 166 9. Die Opernbrücke - Embellissement und späte Anbindung 179 10. Die Bibliothek - Ein Stück für die Architektursammlung 184 11. Die südliche Platzfront - Der blinde Fleck 197 12. Einer der schönsten Plätze der Welt - Der Platz als Kunstwerk 207 IV. DER RESIDENZPLATZ ALS ORT BAROCKER SELBSTDARSTELLUNG 1. Die Idee der monumentalen Residenzplätze 219 2. Zum Glanz der Residenzen: Realisierte Residenzplätze der Barockzeit Versailles - Die vermeintliche Matrix 229 Rastatt - Der Schloßplatz zwischen Stadt und Höhenschloß 234 Oranienbaum - Ein Schloßplatz aus Bäumen 237 Arolsen - Monumentale Alternativen 238 Bruchsal - Residenzplatz oder Schloßhof 240 Mannheim - Vorbildliches 244 Würzburg - Ein großer Wurf im vierten Anlauf 250 Münster - Mißglückte Zeichensetzung 256 Stuttgart - Variantenreicher Neubeginn 265 Ludwigslust - Ein ländlicher Sonderling 274 Koblenz - Ein kräftig reduzierter Schlußakkord 276 Kassel - Neue Perspektiven 283 2 V. RESÜMEE Das Forum Fridericianum und die monumentalen Residenzplätze des 18. Jahrhunderts 290 VI. QUELLEN UND DOKUMENTE ZUR ENTSTEHUNG DES FORUM FRIDERICIANUM IN CHRONOLOGISCHER REIHENFOLGE 311 VII. ANHANG 1. Systematisches Literatur- und Quellenverzeichnis 356 2. Alphabetisches Literaturverzeichnis 359 3. Abbildungsverzeichnis und Abbildungsnachweis 381 3 VORWORT Der Begriff Forum Fridericianum bezeichnet ein monumentales Residenzprojekt, das Friedrich II. am Beginn seiner Regierungszeit in Angriff nahm. Der Platz am öst- lichen Ende der Straße Unter den Linden in Berlin, der weithin als Platz am Opern- haus bekannt ist und heute den Namen Bebelplatz trägt, ist nur ein Fragment dieser Planung. Zur klaren Unterscheidung wird im folgenden das ursprüngliche Projekt als Forum Fridericianum und das realisierte Platzensemble als Platz am Opernhaus oder Opernplatz bezeichnet. Die vier Prachtbauten, die den Platz umgeben, das Namen gebende Opernhaus, die St. Hedwigskirche, das ehemalige Palais des Prinzen Heinrich und die alte Königli- che Bibliothek entstanden im Laufe der 46jährigen Regierungszeit König Friedrichs II. (1740-86). Schon als Kronprinz befaßte sich Friedrich mit der Idee, an der Straße Unter den Linden ein neues, riesiges Residenzschloß mit einem ebenso riesigen Resi- denzplatz zu erbauen. Als Bauplatz war das ehemalige Festungsgelände vorgesehen, das zu dieser Zeit städtebaulich völlig neu geordnet wurde und sich für diesen Zweck förmlich aufdrängte. Die vorhandene Freifläche reichte für das in gewaltigen Dimen- sionen geplante Residenzprojekt nicht aus, deshalb sollten auch etliche Gebäude ab- gerissen werden, unter anderem der kaum 50 Jahre alte königliche Marstall, in dem die von Friedrich III./I. (1688-1701-1713) gegründete Akademie der Künste und die Societaet der Wissenschaften untergebracht waren. Es kam jedoch anders. Nach meh- reren grundlegenden Änderungen entstand an Stelle der zunächst geplanten regelmä- ßigen Schloß- und Platzanlage ein völlig neuartiger Platztyp, der durchaus als erstes Berliner Kulturforum bezeichnet werden kann. Das Ziel dieser Arbeit ist es, das Forum Fridericianum und die Entstehung des Opernplatzes in allen Details darzulegen und die Besonderheiten im Kontext der fürstlichen Residenzbaukunst des 18. Jahrhunderts zu erläutern. Zuerst werden in der Einleitung die einzelnen Teile des Platzensembles vorge- stellt. In knapper Form folgt eine Zusammenfassung des bisherigen Forschungsstan- 4 des und die Darlegung meiner eigenen Forschungsziele sowie ein Überblick über die verfügbaren Quellen. Um die Rolle der am Forum Fridericianum beziehungsweise am Opernplatz beteiligten Baumeister, Baudirektoren und der mit der Bauaufsicht betrauten Personen näher zu bestimmen, ist es nötig, die im 18. Jahrhundert mehrmals veränderte Struktur der Berliner Bauverwaltung ausführlich darzulegen. Schließlich ist das Augenmerk auf die städtebaulichen Ambitionen Friedrichs des Großen gerich- tet, denn als Bauherr bestimmte er mit seinem Wunsch und Willen letztlich die archi- tektonische Gestalt des Platzes. Dem genius loci der Residenzstadt Berlin ist ein ganzes Kapitel gewidmet. Die zahlreichen, mehr oder weniger urban gestalteten Marktplätze, das Schloß und seine Umgebung sowie die Straße Unter den Linden werden daraufhin untersucht, welche städtebaulichen Besonderheiten die Stadt prägten, bevor das Forum Fridericianum in Angriff genommen wurde. Die zentrale Frage ist hierbei, welche Formen der Platz- gestaltung die Berliner Stadtplanung in der Barockzeit entwickelt hat. In der daran anschließenden Untersuchung des Forum Fridericianum folgt die eingehende Analy- se der ursprünglichen Planung und die Darstellung des tatsächlichen Bauverlaufs, wobei die einzelnen Gebäude in der Abfolge ihrer zeitlichen Entstehung behandelt werden. Einige Besonderheiten des Forum Fridericianum bilden den Ausgangspunkt für den zweiten Teil dieser Arbeit, der dem Phänomen des monumentalen Residenzplat- zes im 18. Jahrhundert gewidmet ist. Losgelöst von der tatsächlichen Entwicklung des Forum Fridericianum zum Berliner Opernplatz hielt Friedrich II. an der Idee des ursprünglichen Residenzprojektes fest und gab ihr ab 1763 im Neuen Palais zu Pots- dam eine konkrete Form. Diese fernab der Hauptstadt errichtete Residenzanlage be- zeichnete Friedrich II. als Fanfaronade und charakterisierte sie damit als ein Tri- umph- und Siegeszeichen nach dem erfolgreich beendeten Siebenjährigen Krieg. Aus diesem ostentativen Gebrauch der Architektur ergibt sich zwangsläufig die Frage nach dem monumentalen Residenzplatz als Ort barocker Selbstdarstellung, wobei der Begriff monumental durchaus doppeldeutig verwendet wird - er bezieht sich sowohl auf die Größe wie auch auf die Großartigkeit der Anlage. 5 In diesem zweiten Teil werden zuerst die architektonischen Lehr- und Handbücher des 18. Jahrhunderts daraufhin untersucht, welche Regeln zur Gestaltung von Schloß- und Residenzplätzen in der zeitgenössischen Architekturtheorie verbreitet wurden. Anhand konkreter Beispiele wird dann die Entwicklung der besonderen Bauaufgabe Schloßplatz nachgezeichnet. Am Schluß steht der Versuch einer Typisierung und die Einordnung des Berliner Projekts in die Entwicklung der Schloßbaukunst des 18. Jahrhunderts. Im Anhang folgt in Form ausführlicher Regesten die chronologische Auflistung der bislang bekannten Quellen zum Forum Fridericianum und zur Genese des O- pernplatzes. Damit soll ein Instrument geschaffen werden, mit dessen Hilfe sich zu- künftige Quellenfunde leichter einordnen und bewerten lassen. In den vielen Jahren, in denen diese Arbeit heranreifte, mußten einige Detailprob- leme in gesonderter Form bearbeitet werden. Außerdem war es unvermeidlich, den einen oder andern Irrweg zu beschreiten, auch die Sorge, daß wesentliche Aspekte zu wenig beachtet und dafür längst Bekanntes viel zu ausführlich dargelegt wurden, hemmte den Fluß der Arbeit. Trotzdem hege ich die Hoffnung, daß das vorliegende Werk die lange, vom gelegentlichen Mahnen und Drängen eines befreundeten Biblio- thekars begleitete Wartezeit rechtfertigt. Mein besonderer Dank gilt Professor Lorenz, der mir in vielfacher Hinsicht gehol- fen hat und das Entstehen dieser Arbeit mit bewundernswertem Langmut verfolgte. Unschätzbar ist der Beistand meiner Eltern und meiner Liebsten Christiane Freund, die mir immer wieder Mut machten, die letzten Hürden doch noch zu überwinden. 6 Ein Fürst, der einen prächtigen Palast besitzt, wird deswegen vom Publikum ge- schätzt; dies beruht erstens auf der Schönheit des Palastes, und zweitens auf der Be- ziehung, in welcher derselbe zu dem Fürsten, als dem Besitzer des Palastes, steht. Fällt eines dieser beiden Momente fort, so wird der Affekt vernichtet. David Hume: A Treaties on human nature (II,2.1), 1739/40 I. EINLEITUNG 1. Der Platz am Opernhaus und seine Teile Friedrich II. wollte zu Beginn seiner Regierung mit dem Bau eines neuen Resi- denzschlosses in der königlichen Residenzstadt Berlin neue Akzente setzen. In zentra- ler Lage sollte an Stelle der seit 1735 abgetragenen Festungswerke ein riesiges Pallais du Roy entstehen, auf dessen monumentalem Vorplatz ein Opernhaus und ein Ball- haus errichtet werden sollten. Dieses Projekt wurde von Friedrich II. unmittelbar nach seiner Regierungsübernahme am 31. Mai 1740