Kandidatur UNESCO-Welterbe | Rhätische Bahn in Der Kulturlandschaft Albula/Bernina |
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Rothenbrunnen Cazis Scharans Obervaz Thusis Sils i.D. Alvaneu Filisur Tiefencastel Bergün Bever St. Moritz 0 1 2 3 4 5 km ) #() &,#() !&,#( ! &, ! GRAUBÜNDEN Thusis (CH) St. Moritz (CH) Tirano (I) ) #( &, ! 2. Beschreibung des Gutes > 2.b Geschichte und Entwicklung > 2.b.1 Archäologie 199 Archäologie entlang der Albula- und Berninastrecke Archäologische Fundstellen Erzlagerstätten Heilquellen Madulain Bever Pontresina Kernzone Kernzone mit Bahn und Kulturlandschaft Pufferzone Pufferzone im Nahbereich Poschiavo Pufferzone im Fernbereich Horizontlinie Übrige Inhalte Andere Strecken der Rhätischen Bahn Quellen: Basiskarte: PK 200’000 swisstopo, Wabern Geodaten: Amt für Raumentwicklung Graubünden Thematische Angaben: Mathias Seifert Tirano Grafi k: Süsskind, SGD, Chur Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BM062220) 200 Kandidatur UNESCO-Welterbe | Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina | www.rhb-unesco.ch 2.b Geschichte und Entwicklung 2.b.1 Archäologie entlang der Albula- und Berninastrecke In der Kulturlandschaft Albula/Bernina reichen die archäologischen Zeugnisse bis in die Jungsteinzeit zurück. Dank den Passverbindungen und den Erzvorkommen behielten die- se Gebirgstäler ihre Bedeutung als Siedlungsgebiete über die Bronze-, Eisenzeit und die rö- mische Epoche bis an die Schwelle zum Mittelalter. Trotz der kulturellen Verbindungen mit dem Norden und dem Süden zeigt sich die regionale Eigenständigkeit als Folge der Abge- schiedenheit für alle Abschnitte der Ur- und Frühgeschichte in ausgeprägter Form. Der Bündner Alpenraum ist nach dem Ende der deutschen Raum, und von Süden, aus dem letzten Eiszeit vor etwa 19’000 Jahren durch oberitalienischen Gebiet, den Wildtieren in den Rückzug der Gletscher und die erosive die von einer kargen Vegetation bedeckten Wirkung der sich daraus ergiessenden Flüsse Gebirgstäler. Das Domleschg und das Puschlav zur heutigen Landschaft modelliert worden. waren zwei der Tore, durch welche die Besied- Von Westen nach Osten verlaufende Gebirgs- lung des inneralpinen Raumes erfolgte. Ent- züge trennen das Engadin vom Albulatal und lang der Wegroute Albula-Bernina können dem Puschlav. Sie bilden die Wasserscheiden bisher keine Fundplätze für diese Pionierphase der nach Norden, Osten und Süden abflies- aufgeführt werden. Die nachträglichen Verän- senden Gewässer Albula, Inn und Poschia- derungen der Talschaften durch Überschwem- vino. Sie grenzen auch die drei Kulturräume mungen und Bergstürze haben die Überreste Albulatal, Oberengadin und Puschlav vonein- der jeweils nur wenige Tage lang benutzten ander ab. Infolge der Abgeschiedenheit dieser Lagerplätze so weit getilgt, dass die Archäo- Talschaften sind im archäologischen Spuren- logie im gesamten Alpenraum nur in Glücks- bild regionale Ausprägungen meist deutlich zu fällen Hinweise auf diese erste Landnahme erkennen. Für das Albulatal ist die kulturelle findet. Auch für die folgende Mittelsteinzeit, Grundorientierung nach Norden bestimmend, in der die Menschen bei veränderten Umwelt- für das Oberengadin und das Puschlav jene bedingungen weiterhin als Jäger und Sammler nach Süden – dies gilt für alle Epochen der Ur- lebten, sind weder Wohnplätze noch Gräber und Frühgeschichte. bekannt. Entsprechende Funde in den benach- barten Tälern allerdings lassen auch für die Alt- und Mittelsteinzeit (11 000 – 10 000 v. Region Albula/Bernina saisonal benutzte La- Chr., bzw. 10 000 – 6 000 v. Chr.) gerplätze vermuten. Dass bereits in der Mittel- Die ersten Bewohner des Alpenraumes lebten steinzeit der Alpenkamm in beiden Richtungen in der ausgehenden Altsteinzeit. Als Wild- überquert wurde, belegt der Import von hoch- beuter folgten sie von Norden, aus dem süd- wertigem Feuerstein in benachbarten Tälern. 2. Beschreibung des Gutes > 2.b Geschichte und Entwicklung > 2.b.1 Archäologie 201 Kandidatur UNESCO-Welterbe | Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina | www.rhb-unesco.ch Cazis-Petrushügel > Das in der Jungsteinzeit besiedelte Hügelpla- teau (um 2 800 v. Chr.). Archäologischer Dienst Graubün- den Jungsteinzeitliche Funde aus dem hochalpinen Raum. Alle Fotos Archäologischer Dienst Graubünden Obervaz > Feuerstein- St. Moritz > Pfeilspitze aus Berninapass > Beilklinge Umgebung Poschiavo > klinge. Feuerstein. aus Felsgestein. Kupferbeil (um 3 000 v. Chr.). 2. Beschreibung des Gutes > 2.b Geschichte und Entwicklung > 2.b.1 Archäologie 202 Kandidatur UNESCO-Welterbe | Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina | www.rhb-unesco.ch Jungsteinzeit (6 000 – 2 200 v. Chr.) reits in der Zeit um 3 000 v. Chr. alpine Erzvor- In der Jungsteinzeit ändern die Lebensgewohn- kommen gesucht und ausgebeutet worden sind. heiten fundamental. Die Menschen gehen von Aufgrund des nachgewiesenen Rohstoff-Trans- der Jagd- und Sammelwirtschaft zu Ackerbau fers von Süden nach Norden (Feuerstein) und aus und Viehzucht über, werden sesshaft, bauen dem Alpenraum hinaus (Felsgestein für Beile) ist Häuser aus Holz und beginnen mit der Herstel- bereits für die Jungsteinzeit mit einem rege be- lung von Gefässen aus Ton. Da im Alpengebiet nützten Wegnetz über die Alpenpässe zu rech- dauernd mit Überschwemmungen, Bergstürzen nen. Das Spektrum an Formen und Verzierungen und Rüfen zu rechnen ist, sind die Dörfer in den der Geschirrkeramik und der Schmucksachen meisten Fällen auf Hügeln an den Talflanken an- macht deutlich, dass das Gebiet vom Domleschg gelegt worden. Die jungsteinzeitliche Höhensied- bis zum Albulapass trotz des grossen Durchgang- lung von Cazis-Petrushügel (um 2 800 v. Chr.) verkehrs kulturell an den Norden (Alpenrhein- liegt auf einer Hangterrasse am Fusse des Hein- tal, Süddeutschland) angebunden blieb, während zenbergs. Bei mehreren Grabungen konnte ein sich das Puschlav, bedingt durch die Begrenzung reiches Inventar an Tongefässen, Knochen-, Feu- des Berninamassivs, nach Süden, am oberitalie- er- und Felsgesteingeräten geborgen werden. In- nischen Raum orientierte. Für das dazwischen lie- folge der Erosion waren von den Bauten auf dem gende Oberengadin konnte eine jungsteinzeitliche 1’800 m2 grossen Hügelplateau keine Spuren Besiedlung bisher nicht nachgewiesen werden. mehr erhalten. Speziell verzierte Tongefässe be- legen Beziehungen in den süddeutschen Raum. Bronzezeit (2 200 – 800 v. Chr.) Nach heutigem Kenntnisstand siedelten die Mit dem Siegeszug der Bronze (Legierung aus Menschen der Jungsteinzeit an Plätzen, die un- Kupfer und Zinn) als neuem Werkstoff gewinnt ter 1’000 m ü. M. liegen. In höheren Lagen sind der Alpenraum zusätzlich an Bedeutung als bisher nur einzelne Werkzeuge und Waffen aus Bergbaugebiet. Kupfererz gibt es an verschie- Feuerstein gefunden worden. Für das Albulatal denen Orten entlang der Albula/Bernina-Route ist eine Feuersteinklinge zu erwähnen, die auf und in den angrenzenden Tälern. Hervorzuheben 2’250 m ü. M., oberhalb von Obervaz von ei- sind die Vorkommen bei Filisur, Bergün/Bravu- ner Wanderin aufgelesen worden ist. Aus dem ogn, Madulain und Pontresina. An Überresten Oberengadin liegt von St. Moritz eine Pfeil- der prähistorischen Bergbautätigkeit sind bisher spitze vor, die bei Bauarbeiten zum Vorschein die Abfalldepots der Erzverarbeitung, grosse kam. Die Begehung der hochalpinen Zone des Schlackenhalden, entdeckt worden. Ein Depot- Puschlavs schliesslich ist durch den Fund einer fund von zerbrochenen Bronzehämmern bei Beilklinge aus Felsgestein belegt. Alle diese Ge- Filisur weist auf die Bedeutung des Bergbaus räte stammen vermutlich von durchziehenden während der Bronzezeit im Albulatal hin. Händlern und Jägern oder Hirten, die ihr Vieh Die archäologisch nachzuweisende, deutliche auf den Alpen sömmerten. Aus der Umgebung Zunahme an Siedlungsstellen während die- von Poschiavo stammt ein Kupferbeil vom glei- ser Epoche hängt nicht allein mit der Suche der chen Typ, wie ihn der Mann vom Similaunglet- bronzezeitlichen Menschen nach Erzvorkom- scher, der als «Ötzi» bekannt geworden ist, bei men und deren Ausbeutung zusammen. Fort- sich trug. Dieser Fund lässt vermuten, dass be- schritte in der Landwirtschaft und Viehzucht 2. Beschreibung des Gutes > 2.b Geschichte und Entwicklung > 2.b.1 Archäologie 203 Kandidatur UNESCO-Welterbe | Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina | www.rhb-unesco.ch Filisur > Bronzezeitlicher Depotfund mit zerbrochenen Bronzehämmern. Archäologischer Dienst Graubünden Bergün/Bravuogn-Craistas Pitschna > Die Madulain > Die bronzezeitliche Schla- bronzezeitliche Siedlung in dominanter ckenhalde auf der Alp Es-cha ist heute fast Lage auf einer Felskuppe. vollständig überwachsen. Archäologischer Dienst Graubünden Archäologischer Dienst Graubünden Bergün/Bravuogn > Einzelfund eines bron- Madulain > Einzelfund einer bronzezeit- zenen Armringes (um 1 300 v. Chr.). lichen Dolchklinge (um 1 400 v. Chr.). Archäologischer Dienst Graubünden Archäologischer Dienst Graubünden 2. Beschreibung des Gutes > 2.b Geschichte und Entwicklung > 2.b.1 Archäologie 204 Kandidatur UNESCO-Welterbe | Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft Albula/Bernina | www.rhb-unesco.ch führten zu verbesserten wirtschaftlichen Grund- trieb über den Bernina- und den Albulapass aus- lagen, was sich wiederum in einem Anwachsen gegangen werden. Geräte, Waffen und Tongefässe der Bevölkerung niederschlug. Siedlungsstellen aus dem süddeutschen oder oberitalienischen Ge- oder Einzelfunde, die auf bronzezeitliche Dör- biet haben ihren Weg bis tief in den inneralpinen fer hinweisen, können für diverse Plätze entlang Raum hinein gefunden. Die weit reichenden Be- der Albula/Bernina-Route aufgeführt werden. ziehungen