DAV Panorama 2/2008 Foto: Antes & Antes Foto:

„Trekking delle Leggende“ heißt die neuntägige Weitwanderung über 200 Kilometer durch die östlichen Dolomitenstöcke des . Wer sich auf den Weg macht, erlebt wirklich „sagenhafte“ Bergwelten.

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Von Georg Hohenester

ine neue Philosophie und Rea­ Val di Fiemme, San Martino di Cas­ Hinter den Cime di Bragarolo im östlichen lisierung des Wandersportes“ trozza, Primiero e Vanoi sowie das Teil der Lagorai-Kette hatten die Tourismusverant­ Val di Fassa führt. Dabei werden den glühen die Pala-Gipfel wortlichen des Trentino im wandernden Gästen größtmögliche im Abendlicht. Sinn, als sie vor einigen Jah­ Individualität in der Kombination ih­ ren das „Trekking delle Leggende“ rer Wanderungen sowie umfassender aus der Taufe hoben. Bestehende We­ Service in Sachen Information, Hil­ ge und Steige wurden zu einem neu­ festellung, Streckenverlauf, Trans­ en Weitwanderweg verknüpft, der port zu den Ausgangspunkten einzel­ über 200 Kilometer und 16.000 Hö­ ner Etappen und Gepäcküberführung henmeter durch die drei Territorien geboten.

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Südlich des Lagorai- Hauptkamms be- herrscht das Massiv der Cima d’Asta das Panorama.

Beim „Trekking delle Leggende“ eingebettet zwischen den Gipfeln Das Val di Fiem- wandert man auf den Spuren von Le­ des Lagorai im Süden und den Late­ genden um Elfen, Kobolde und Geis­ marstöcken im Norden. Neun Orte, ter – die bekannteste ist die vom Zwer­ darunter das Verwaltungszentrum me ist seit dem genkönig Laurin im Rosengarten. Für Cavalese, bilden hier seit dem frühen Italienischsprachige schwingt beim 12. Jahrhundert „La Magnifica Comu­ 12. Jahrhundert Trekking „delle Leggende“ aber auch nità di Fiemme“. „Die ausgezeichne­ „legendäres“, also außergewöhnlich te Fleimstaler Gemeinschaft“ geht auf „Magnifica schönes Wandern mit. Diese zweite die Heimatliebe der Einheimischen Bedeutung entgeht deutschen Mut­ und auf deren ausgeprägten Hang zur Comunità“. tersprachlern in der Regel, entspricht Freiheit und Unabhängigkeit zurück aber der Realität, da die Attraktivität und ermöglicht Selbstverwaltung für der Bergwelt im Lagorai, in den Pale die Nutzung von 20.000 Hektar Ter­ di San Martino, in der Marmolada, im ritorium, davon 11.000 Hektar Wald. Rosengarten und im Latemar über je­ Diese „autonome“ Verwaltung des den Zweifel erhaben und wirklich da­ Waldes zielt auf seine Bewahrung daraus seine wertvollen Streichins­ zu geeignet ist, eine sagenhaft schöne ebenso wie auf die Verbesserung der trumente zu fabrizieren. Bergwelt kennenzulernen. Nutzung. Mit großem Erfolg, denn der Südlich des Talbodens ziehen die Baumbestand ist gesund und die Wäl­ dichten Wälder der Magnifica Co­ Ausgezeichnetes Fleimstal der zählen zu den schönsten in ganz munità über weite Hänge, darüber Nur wenige Kilometer von der Au­ Europa. Besondere Berühmtheit et­ schwingen sich karge Felsflanken zu tobahnausfahrt Neumarkt-Auer ent­ wa erlangte der „Geigenwald“ des Pa­ Gipfeln bis gut über 2700 Meter Hö­ fernt zieht das Val di Fiemme den Un­ neveggio, in dem, wie es heißt, schon he auf und bilden von Südwesten terlauf des Flusses Avisio entlang, Stradivari Fichten schlagen ließ, um nach Nordosten eine Kette – das Lago­

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man im Lagorai viele kleine Bergseen Hinter der Forcella del Macaco (2308 vorfindet, die beim Wandern einen m) steigen wir auf schmalem Steig besonderen Augenschmaus bieten. hinab ins üppig blühende, wildroman­ Beginnend am Passo Manghen führt tische Valle dei Laghetti, dem wir süd­ der Weitwanderweg Trekking delle wärts Richtung Lagorai-Hauptkamm Leggende, immer auf einer Höhe um folgen. Vorbei an den bezaubernd die 2500 Meter, bis hinüber zum Passo schönen Laghetti di Lagorai wandern Rolle und hinunter nach San Martino wir zur Forcella di Lagorai (2368 m) di Castrozza. Zwei lange und durch­ hinauf und erreichen dort den vom aus anspruchsvolle einsame Etappen Passo Manghen querenden Weg 321, liegen dazwischen. Sie nutzen teils al­ den Trekking-delle-Leggende-Weg. te Militärwege aus dem Ersten Welt­ Schnell ein paar Fotos gemacht, dann

Fotos: Georg Hohenester, Antes & Antes, APT Val di Fiemme Val Antes & Antes, APT Hohenester, Georg Fotos: krieg, teils ziehen sie fast weglos über geht es 150 Höhenmeter über grobes enorme Blockhalden. Den gestande­ Blockwerk aufwärts zur kleinen Schar­ nen, Ruhe suchenden Bergwanderer wird dies nicht stören, sondern anzie­ hen. Und falls die Etappen zu lange er­ Castello di Fiemme ist einer der neun Orte im Fleimstal. scheinen, kann man mehrmals abkür­ zen und über eines der Seitentäler ins Val di Fiemme ausweichen. Sonntagmorgen, kurz nach acht Uhr, treffe ich Bergführer Alberto Felicet­ ti aus Predazzo am vereinbarten Treff­ punkt bei Ziano di Fiemme. Wir ha­ ben eine Tagestour über den zentralen Teil des 40 Kilometer langen Lagorai- Massivs vor uns. Zunächst nehmen wir die erste Seilbahn von Cavalese hinauf zum Ausgangspunkt auf der Alpe Cer­ mis in 2000 Meter Höhe. In der Berg­ Die Querung unterhalb des station gibt Alberto einen schnellen Castel de le Aie ist etwas rai. Die auf den ersten Blick unschein­ Espresso aus und erklärt mit abschät­ ausgesetzt und mit Drahtseil gesichert. baren Berge trennen das Val di Fiem­ zendem Seitenblick, dass wir heute ei­ me vom Valsugana und sind von bei­ ne ziemlich lange Strecke vor uns hät­ den Seiten nur über lange Forst- und ten. Dann geht’s in ziemlich flottem Alpstraßen, Wanderwege und Stei­ Tempo los und bald stellt sich heraus, ge zugänglich. Lediglich eine Seilbahn dass Alberto gerne sportlich in den führt von Cavalese in die Höhe, wei­ Bergen unterwegs ist und schon an be­ tere Erschließung ist nicht vorhanden rühmten Skitouren-Wettkämpfen wie und auch nicht geplant. der Trofeo Mezzalama teilgenommen hat: „Jetzt nicht mehr so oft, ich ha­ Lagorai – einsam und weit be zu wenig Zeit zum Trainieren, und Das größte Massiv im östlichen dann macht es keinen richtigen Spaß“, Trentino gehört zwar geografisch, aber meint der drahtige Bergführer, als wir nicht geologisch zu den Dolomiten, hinüberlaufen zur Forcella di Bom­ te nördlich des Monte Laste delle Sute besteht aus Porphyrgestein und ent­ basel und weiter zu den Laghi di Bom­ (2616 m). Hier haben wir den Groß­ stand vor rund 300 Millionen Jahren basel. Wahrscheinlich will er den heu­ teil der heutigen Aufstiegshöhen­ infolge vulkanischer Tätigkeit. Von tigen Tag als Trainingseinheit nutzen, meter geschafft und blicken erstmals Schwarz- über diverse Rot- bis zu ver­ mit seinem überschaubaren Rucksack auf den weiteren Gratverlauf mit den schiedenen Grüntönen reicht die Farb­ und den leichten Schuhen an den Fü­ nächsten Scharten Forcella delle Sute palette des Gesteins. Damit unter­ ßen, denke ich mir. Mithalten heißt da und Forcella dei Pieroni, Letztere zwi­ scheidet es sich augenfällig vom hellen die Devise, was auch ganz gut gelingt – schen dem Cimòn di Lastèolo (2536 Kalk der benachbarten Dolomitenstö­ solange Alberto, nicht ganz schulbuch­ m) und dem Cimòn Pieroni (2422 m) cke der Pale und des Latemar. Dem mäßig, seine Hände in den Hosenta­ gelegen. Wäre die Sicht etwas kla­ Porphyr ist es auch zu verdanken, dass schen vergraben hält. rer, würden wir im Süden das Massiv

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der Cima d’Asta, im Norden das Late­ Über 40 Kilome- tendes Werkzeug, Ofenteile, Stachel­ mar bewundern können. So schweift drahtreste, Konservenblech, Glas­ der Blick über weite und karge Hän­ scherben, Gummisohlen. Wer damit ge hinab Richtung Val di Fiemme, das ter zieht sich die wohl damals hier oben Stellung hal­ sich im Dunst verliert. Einzigartiges ten musste? einsames Ödland hier oben, kaum 25 einsame und Schweigsam setzen wir unseren Kilometer Luftlinie vom trubeligen Weg fort, blicken schließlich von Etschtal entfernt. Das mag man kaum unberührte der Forcella dei Pieroni hinüber zum glauben. Ob man denn nicht darüber nächsten Gipfel, der Cima Litegosa nachdenke, die Lagorai-Kette als Na­ Lagorai-Kette. (2548 m). „Dorthin sind es etwa zwei turpark unter Schutz zu stellen, frage Kilometer, dann müssen wir etwas ich Alberto. „Das ist nicht nötig. Wir absteigen, auf die Südseite wechseln kümmern uns selbst um unsere Ber­ und noch zwei weitere Gipfel umge­ ge und Wälder. Und das seit Jahrhun­ hen, bis wir wieder auf die Nordseite derten. Da brauchen wir keinen Na­ und hinab zum Rifugio Cauriol kom­ turpark!“, meint er kurz und bündig. reich und dem Königreich Italien über men. Aber wir sind schnell und haben Klar, die „Magnifica Comunità“ – die­ die Lagorai-Kette verlief. Teilweise schon knapp die Hälfte der Strecke ge­ se Frage hätte ich mir sparen können! sind sie angenehm breit und die in das schafft“, meint Alberto. Na dann! Ein Gestein geschlagenen Stufen noch in­ Schluck aus der Trinkflasche und ein Auf historischen Wegen takt, teilweise verfallen und unterbro­ Riegel zwischen die Zähne gescho­ Wir bewegen uns auf Wegen, die chen von kurzen, nicht zu steilen Fels­ ben, und schon ist er wieder voraus, im Ersten Weltkrieg angelegt oder absätzen. Dazwischen befinden sich die Hände nach wie vor in den Hosen­ ausgebaut wurden, als der Frontver­ immer wieder Überreste aus kriege­ taschen. Unglaublich, wie gleichmä­ lauf zwischen dem Kaiserreich Öster­ rischer Zeit: moderndes Gebälk, ros­ ßig schnell und elegant er sich bewegt,

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Der Lago Brutto auf der Etappe vom Ri- fugio Cauriol nach San Martino (r.); das Altopiano delle Pale mit dem Cimon della Pala im Hintergrund (ganz r.); auf dem 3184 Meter hohen Gipfel des Cimon (gr. Bild). Fotos: Bernd Ritschel, Georg Hohenester, Antes & Antes Hohenester, Georg Ritschel, Bernd Fotos:

egal ob der Weg gut ist oder im Block­ den des Pian delle Madalene führt. nenden Fußsohlen schnell vergessen. werk gar nicht vorhanden. Da erkennt Von hier zweigt die „Via Austriaca“ Nicht vergessen ist jedoch die wun­ man den Profi. auf den Cauriol (2493 m) ab, einen für derbare Wanderung über die einsame Von der Forcella Litegosa (2262 m) Lagorai-Verhältnisse relativ häufig be­ und nahezu unberührte Kette des La­ könnte man über die Malga Toazzo suchten Gipfel. gorai. Richtung Val di Fiemme absteigen. Die zivilisierte Welt hat uns wieder: Doch wir wandern weiter, schauen Einige Ausflügler haben es sich im idyl­ Zu den Pale di San Martino kurz ins Bivacco Nada Teatin, queren lischen Talboden gemütlich gemacht, Wer das Trekking delle Leggende die Südostflanke des Monte Formen­ und in der Almsiedlung um das klei­ über die Lagorai-Kette fortsetzt, wird tone (2347 m) und sehen dann das fel­ ne Rifugio Cauriol herrscht entspann- den höchsten Gipfel Cima di Cece sige Bollwerk des Castel de le Aie (2475 te Sonntagnachmittagstimmung: Fa­ (2754 m) mitnehmen und sich so dem m) vor uns aufragen. „Da geht ein in­ milien sind mit Kind und Kegel her­ östlichsten Dolomitenstock des Tren­ teressanter Steig drüber, doch das dau­ aufgefahren, ein Trentiner Männer­ tino nähern, dem Pale di San Martino. ert zu lange“, meint Alberto am Ab­ chor singt – und uns ruft man gleich Wer weniger Zeit hat, kann bei Pre­ zweig zum Gipfel und steigt flugs wei­ an einen Tisch auf der überdachten dazzo der Straße zum Passo Rolle fol­ ter abwärts. Terrasse des Rifugio. Freunde von Al­ gen. Hier stehen dann die gewaltigen Endlich erreicht der Weg seinen berto rücken zusammen und inner­ Wände der Pala Spalier, der bleichen tiefsten Punkt. Drahtseilgesichert que- halb von zehn Minuten stehen Wein, Berge, darunter der Cimon de la Pa­ ren wir den Abbruch in der Castel- Brot und ein großer Teller mit damp­ la (3184 m), das „ der Do­ Südostflanke und steigen über ein fenden Canederli, Trentiner Knödeln, lomiten“, und die Cima della Vezzana, letztes Blockfeld auf zum Passo Sado­ vor uns. Was will man mehr? Viel­ mit 3192 Metern höchster Pala-Gipfel. le, wo der Weg wieder auf die Nord­ leicht noch ein Stamperl von diesem Sie wurde 1872 von Douglas Freshfield seite wechselt und in angenehmer köstlichen hausgebrannten Zirben­ und Charles C. Tucker erstbestiegen. Neigung hinab in den grünen Talbo­ schnaps. Auf jeden Fall sind die bren­ Britische Bergsteiger waren ab den

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1860er Jahren von den „steinernen Trekking im Trentino Flammen“ der Dolomiten durch und durch begeistert und „eroberten“ ein um den anderen Gipfel auch der Pala- In neun Etappen führt das Trekking del- Hütten/Unterkünfte Gruppe. Die Attraktivität des größten le Leggende durch das östliche Trentino, n Rifugio Cauriol (1594 m, privat, 12 aller Dolomitenstöcke wirkt bis heute über die Lagorai-Kette und die Dolomi- Schlafplätze), Tel.: 0039/337/23 02 02 fort: Kletterer finden in einer unglaub­ tenstöcke Pale di San Martino, Marmola- oder 0039/348/5 16 11 23 lichen Bandbreite historischer wie da, Sella, Rosengarten und Latemar. Der n Rifugio Rosetta Pedrotti (2581 m, SAT, moderner Routen extreme Herausfor­ Weitwanderweg erfordert gute Konditi- 80 Schlafplätze), Tel.: 0039/0439/6 83 08 derungen, Vie-ferrate-Freunde eini­ on, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit n Rifugio Pradidali (2278 m, CAI Treviso, ge der bekanntesten Dolomiten-Klet­ sowie auf der Forcella della Marmolada 70 Schlafplätze), Tel.: 0039/0439/6 41 80, tersteige – und auch Bergwanderer Klettersteigerfahrung. Wer in das „Legen- E-Mail: [email protected] kommen inmitten der senkrechten den-Trekking“ reinschnuppern möchte, n Rifugio Fuchiade (1982 m, privat, 19 Szenerie unerwartet vielseitig auf ih­ kann vom Tal aus einzelne Etappen an- Schlafplätze), Tel.: 0039/0462/57 42 81 re Kosten. gehen. Über die Fremdenverkehrsämter n Rifugio Contrin (2016 m, Associazione lassen sich Unterkünfte finden, die auch Nazionale Alpini, 100 Schlafplätze), Tel.: Mit dem „Adler“ unterwegs Transfers zu den einzelnen Strecken an- 0039/0462/60 11 01, www.rifugiocontrin.it Das touristische Zentrum der Pa­ bieten. n Rifugio Antermoia (2497 m, SAT, 44 la-Region, der ebenfalls schon im 19. Wer lieber „all inclusive“ unterwegs ist, Schlafplätze), Tel.: 0039/0462/60 22 72 Jahrhundert entstandene Luftkur- kann ausgearbeitete Wochenpauschalen n Ostertag-Hütte/Rotwand-Hütte (2283 und Fremdenverkehrsort San Marti­ der Trentiner Touristiker im Val di Fas- m, CAI, 50 Schlafplätze), Tel.: 0039/0462/ no di Castrozza, liegt jenseits des Pas­ sa, im Val di Fiemme oder in San Mar- 76 44 50 so Rolle, gut 400 Meter tiefer, und tino buchen – oder sich für die vom DAV n Rifugio Torre di Pisa/Latemar-Hütte vermittelt den westlichen Zugang zur Summit Club angebotene Leserreise (sie- (2671 m, privat, 20 Schlafplätze), zentralen Pala. Hier warten Elisa von he rechte Seite) entscheiden. Tel.: 0039/0462/50 15 64. der Tourismuszentrale in Trient, Ma­ n In den Tälern gibt es zahlreiche wei- nuel vom örtlichen Fremdenverkehrs­ Trekking delle Leggende – die Etappen tere Unterkunftsmöglichkeiten. Hotels, büro und Narciso „Narci“ Simion von 1.Manghen-Pass (2047 m) – Cauriol-Hüt- die in das Programm des Legenden- der renommierten Bergführer-Verei­ te (1600 m), 8 – 9 Std., 700 Hm Aufstieg; Trekkings eingebunden sind, findet nigung „Aquile di San Martino“, den 2.Cauriol-Hütte – San Martino di Castroz- man unter www.trekking.trentino.to Adlern von San Martino. Wir wollen za (1444 m), 8 – 9 Std., 1550 Hm Aufstieg; den Dolomitenstock auf einer Einein­ 3.San Martino – Rifugio Fuchiade (1982 Info halbtageswanderung erkunden und m), 9 – 10 Std., 1550 Hm Aufstieg; 4.Rifu- n Trentino Marketing, Via Romagnosi 11, lassen uns zunächst mit der Seilbahn gio Fuchiade – Rifugio Contrin (2016 m), I-38100 Trento, Tel.: 0039/0461/21 95 00, zur Bergstation auf dem Passo della 5 – 6 Std., 700 Hm Aufstieg; 5.Rifugio E-Mail: [email protected], www.trentino.to Rosetta (2600 m) hieven. Contrin – Passo Pordoi (2239 m), 7 – 8 Std., n Azienda per il Turismo della Val di Keine 40 Minuten später stehen 1300 Hm Aufstieg, Klettersteig; 6.Passo Fiemme, Tel.: 0039/0462/24 11 11, wir auf der Cima Rosetta (2743 m) und Pordoi – Rifugio Antermoia (2497 m), 7 – 8 E-Mail: [email protected], begeistern uns am grandiosen Tief­ Std., 1100 Hm Aufstieg; 7.Rifugio Anter- www.valdifiemme.info blick über steile Kalkfluchten hinweg moia – Ostertag-Hütte (2283 m), 6 – 7 Std., n Azienda per il Turismo San Martino auf das 1300 Meter tiefer gelegene San 600 Hm Aufstieg; 8.Ostertag-Hütte – La- di Castrozza, Primiero e Vanoi, Tel.: Martino. Narci erklärt die umliegenden temar-Hütte (2671 m), 8 – 9 Std., 950 Hm 0039/0439/76 88 67, E-Mail: info@ Pala-Gipfel, von Cimon della Pala und Aufstieg; 9.Latemar-Hütte – Cavalese sanmartino.com, www.sanmartino.com Cima della Vezzana im Norden bis zur (1000 m), 9 Std., 400 Hm Aufstieg. n Azienda per il Turismo della Val di Pala di San Martino (2982 m) im Sü­ Fassa, Tel.: 0039/0462/60 95 00, den. Und er erläutert, warum dazwi­ Karten E-Mail: [email protected], www.fassa.com schen, Richtung Osten, eine große n 4Land Alpine Cartography-Wander- n Die Fremdenverkehrsämter bieten Lücke klafft. Da gibt es keine schrof­ karten, Blatt 105, 106, 107, 108, 109 und auch eine DVD mit vielen Panorama- fen Felsgipfel, sondern eine endlos er­ 110, 1:25.000, erhältlich bei www.4land.it bildern und allen Trekkingetappen an. scheinende Steinwüste, „il Altopiano oder in den örtlichen Fremdenverkehrs- delle Pale“, das Hochplateau der Pala. ämtern. Bergführer „An die 50 Quadratkilometer groß ist n Tabacco-Wanderkarten, Blatt 6 – Val di n Val di Fiemme/Lagorai die Hochebene, immer auf einer Höhe Fassa e Dolomiti Fassane, Blatt 14 – Mar- www.valdifiemme.info von über 2500 Metern“, meint Berg­ molada, Pelmo, Civetta, Moizza, Blatt 22 n führer Narci. „Nur nackter Fels, ent­ – Pale di San Martino, 1:25.000. www.aquilesanmartino.com standen vor etwa 250 Millionen Jah­

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Das Rifugio Rosetta Pedrotti liegt mitten auf der Pala-Hochfläche (gr. Bild); im Umfeld der Cima Canali (im Hintergrund) stehen mehrere Klettersteige zur Wahl (ganz l.); der Abstieg vom Passo di Ball führt durch eine wilde Dolomiten- Szenerie (l.). Fotos: Georg Hohenester (2), APT San Martino (2), APT Hohenester Georg Fotos:

ren aus den Ablagerungen einer Lagu­ leben auf dem Rückweg zur Hütte ein scher in der Nordwand der Cima Fra­ ne inmitten eines uralten Atolls. Das für die Pala typisches Schauspiel, als dusta (2939 m), die das Hochplateau war alles einmal Meer hier!“ die untergehende Sonne den grauen nach Süden begrenzt, sowie der bei Mitten in der Mondlandschaft steht Pala-Kalk rötlich färbt und der Fels die extremen Kletterern fast schon ver­ das Rifugio Rosetta Pedrotti (2581 m), Farbe eines Korallenriffs annimmt, klärte Gipfel des Sass Maor (2814 m), unser Stützpunkt für heute. Der statt­ das er vor Jahrmillionen einmal war. dessen berühmte Ostwand sich im liche Bau liegt am Kreuzungspunkt Profil zeigt. der über die Pala-Hochebene führen­ Altopiano und Val Pradidali Wir machen uns an den Abstieg den Wanderwege und ist dank der Am nächsten Morgen machen wir und gelangen über zwei Steilstufen Seilbahnnähe beliebtes Ziel für Ta­ uns bei strahlendem Sonnenschein ins Val Pradidali. Je weiter wir abstei­ gesgäste. Ruhiger wird es erst abends, auf den beliebten Ringweg um die Pa­ gen, umso gewaltiger ragen zu beiden nach der letzten Talfahrt. Und beson­ la di San Martino und folgen dem Weg Seiten die Felswände empor und Nar­ ders ruhig ist es bei unserem Abend­ 707/709 über das Plateau, mit präch­ ci gerät angesichts der Zinnen rings­ ausflug zum versteckt liegenden Lago tigem Blick auf die im Osten glän­ um ins Schwärmen: „Da, die Cima Manna. Abseits der bezeichneten We­ zenden Dolomitenstöcke Tofana, Ci­ Immink und die Cima Pradidali, und ge ist konzentriertes Steigen gefragt vetta, Antelao und Pelmo. An der links die Cima Wilma und Cima Ca­ – und gute Orientierungsfähigkeit in nächsten Verzweigung wandern wir nali. Das ist ein Paradies für Klette­ diesem versteinerten Meer. Nach der südöstlich auf Weg 709 weiter. Ein­ rer mit vielen anspruchsvollen Rou­ dritten Bodenwelle, die wir hinab- mal nur ist eine abschüssige Stelle mit ten. Da habe ich auch einige Erstbege­ und wieder hinaufsteigen, sieht rings­ Drahtseil gesichert, sonst ist der Steig hungen gemacht.“ um alles gleich aus. „Jetzt ist das kein gut zu gehen. Bald erreichen wir den Wie Zwerge kommen wir uns vor Problem“, meint Narci, „aber bei Ne­ Passo Pradidali Basso (2658 m), wo inmitten der himmelwärts strebenden bel wird es schwierig und gefährlich!“ weitere optische Paukenschläge war­ Fluchten, die allerdings nicht für die Doch wir haben Wetterglück und er­ ten: der stark zurückgegangene Glet­ Ewigkeit gemacht sind. Den Weiter­

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In den Pale di ren gebannt auf die direkt gegenüber­ ge folgt leichteres Gelände und man liegenden Orgelpfeifen der Cima-Ca­ kann die spektakulär wilde Szenerie nali-Westwand. Narci sieht zwei Klet­ ringsum erneut auf sich wirken lassen. San Martino terer, die sich, seiner Meinung nach Schließlich verzweigt sich der Weg – viel zu langsam, den von Hermann rechts wären über einen mühsamen erlebt man Buhl erstbegangenen Buhlriss hoch­ Aufstieg die Höhe des Altopiano und arbeiten. Und nebenbei erwähnt er, die Cima Rosetta zu gewinnen –, Dolomiten pur dass es in der Wand auch eine Route wir jedoch schwenken links auf steile gäbe, die vor über 25 Jahren von ihm Serpentinen ein, die hinab zum Passo und hautnah. und dem bekannten Extremkletterer di Becchi (2048 m) mit den Resten ei­ „Manolo“ – Maurizio Zanolla – erstbe­ ner Hütte leiten. Nach einem letzten gangen wurde. Blick zurück auf die lotrechten Wän­ de tauchen wir ein in die Latschen- Rückkehr nach San Martino und Waldzone und gelangen auf un­ Hinter dem Rifugio folgen wir dem schwierigem Weg zurück zum Aus­ weg säumen Felsbrocken, die sich weit bröseligen Steig Richtung Passo di gangspunkt in San Martino. oben gelöst haben. Und weiter unten Ball (2443 m), an dem die Klettersteig­ Eine gute Stunde später stehe ich im Tal, unmittelbar vor dem Rifugio runde um die Cima di Ball einmündet. wieder am Passo Rolle und schaue Pradidali, ist der Talboden übersät mit Weit unterhalb der Wände der Cime noch einmal andächtig auf die „stei­ riesigen Trümmern eines Felssturzes Pradidali, Giovanna und Immink que­ nernen Flammen“. Sie haben auch in aus der Wand des Torre Pradidali. ren wir nun auf schmalem Steig deut­ mir eine Glut entzündet, die so schnell Schließlich sitzen wir glücklich bei lich abschüssiges Gelände, froh um wohl nicht erlöschen wird. Narcis’ einem Teller Pasta im „Wintergarten“ das dünne Drahtseil zum Festhal­ Einladung, wiederzukommen, werde der 2006 renovierten Hütte und star­ ten. Nach der anspruchsvollen Passa­ ich so bald wie möglich folgen. o

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