Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers

Textfassung 1912

Mit erklärenden Anmerkungen

Verlag der Lutherischen Buchhandlung © 2015 by Verlag der Lutherischen Buchhandlung, Groß Oesingen ISBN 978-3-86147-444-9

© 2015 by Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart ISBN 978-3-438-01118-3

Herstellung: Druckhaus Harms e.K., 29393 Groß Oesingen Verzeichnis aller Bücher des Alten und Neuen Testaments I. Die Bücher des Alten Testaments 1) Die Geschichtsbücher Kapitel Seite 1. Das erste Buch Mose ...... 50 1 2. Das zweite Buch Mose ...... 40 66 3. Das dritte Buch Mose ...... 27 116 4. Das vierte Buch Mose ...... 36 154 5. Das fünfte Buch Mose ...... 34 204 6. Das Buch Josua ...... 24 249 7. Das Buch der Richter ...... 21 279 8. Das Buch Ruth ...... 4 311 9. Das erste Buch Samuel ...... 31 315 10. Das zweite Buch Samuel ...... 24 352 11. Das erste Buch von den Königen ...... 22 384 12. Das zweite Buch von den Königen ...... 25 424 13. Das erste Buch der Chronik ...... 29 461 14. Das zweite Buch der Chronik ...... 36 491 15. Das Buch Esra ...... 10 529 16. Das Buch Nehemia ...... 13 541 17. Das Buch Esther ...... 10 558 2) Die Lehrbücher 1. Das Buch Hiob ...... 42 567 2. Der Psalter ...... 150 605 3. Die Sprüche Salomos ...... 31 699 4. Der Prediger Salomo ...... 12 728 5. Das Hohelied Salomos ...... 8 740 3) Die prophetischen Bücher 1. Der Prophet Jesaja ...... 66 745 2. Der Prophet Jeremia ...... 52 809 Die Klagelieder Jeremia’s ...... 5 875 3. Der Prophet Hesekiel ...... 48 881 4. Der Prophet Daniel ...... 12 940 5. Der Prophet Hosea ...... 14 960 6. Der Prophet Joel ...... 4 970 7. Der Prophet Amos ...... 9 974 8. Der Prophet Obadja ...... 1 981 9. Der Prophet Jona ...... 4 983 10. Der Prophet Micha ...... 7 985 11. Der Prophet Nahum ...... 3 990 12. Der Prophet Habakuk ...... 3 993 13. Der Prophet Zephanja ...... 3 996 14. Der Prophet Haggai ...... 2 998 15. Der Prophet Sacharja ...... 14 1001 16. Der Prophet Maleachi ...... 3 1012

II. Die Bücher des Neuen Testaments 1) Die Geschichtsbücher Kapitel Seite 1. Das Evangelium des Matthäus ...... 28 1 2. Das Evangelium des Markus ...... 16 55 3. Das Evangelium des Lukas ...... 24 78 4. Das Evangelium des Johannes ...... 21 124 5. Die Apostelgeschichte des Lukas ...... 28 164 2) Die Lehrbücher 1. Der Brief des Paulus an die Römer ...... 16 212 2. Der erste Brief des Paulus an die Korinther ...... 16 237 3. Der zweite Brief des Paulus an die Korinther ...... 13 258 4. Der Brief des Paulus an die Galater ...... 6 271 5. Der Brief des Paulus an die Epheser ...... 6 279 6. Der Brief des Paulus an die Philipper ...... 4 287 7. Der Brief des Paulus an die Kolosser ...... 4 293 8. Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher ...... 5 299 9. Der zweite Brief des Paulus an die Thessalonicher ...... 3 304 10. Der erste Brief des Paulus an Timotheus ...... 6 306 11. Der zweite Brief des Paulus an Timotheus ...... 4 313 12. Der Brief des Paulus an Titus ...... 3 318 13. Der Brief des Paulus an Philemon ...... 1 320 14. Der erste Brief des Petrus ...... 5 322 15. Der zweite Brief des Petrus ...... 3 329 16. Der erste Brief des Johannes ...... 5 333 17. Der zweite Brief des Johannes ...... 1 340 18. Der dritte Brief des Johannes ...... 1 341 19. Der Brief an die Hebräer ...... 13 342 20. Der Brief des Jakobus ...... 5 360 21. Der Brief des Judas ...... 1 367 3) Das prophetische Buch Die Offenbarung des Johannes ...... 22 369 1 Die Geschichtsbücher Das erste Buch Mose Das erste Buch Mose wird Genesis genannt, d. h. Ursprung, diesen Geschichten aber findet der gläubige Leser Hinweise nämlich der Welt, der Menschheit und des Volkes Israel. Es und Vorbilder auf den Erlöser, auf den von Anfang alle Wege erzählt in seinen ersten Kapiteln von der Schöpfung der Erde Gottes hinzielen. und des Menschen und von den Anfängen des Menschen- So ist das erste Buch Mose das große Menschheitsbuch, das geschlechts. Nicht naturwissenschaftliche Belehrung will es uns die Einheit des Menschengeschlechts, die Allgemeinheit uns damit geben, sondern die großen Heils- und Liebesge- des Verderbens, aber auch den allumfassenden Heilsrat Got- danken Gottes mit der Menschheit kundtun. In die dunklen tes vor Augen stellt. – Die Untersuchungen, welche heutzu- Rätsel des Daseins, das Rätsel des Bösen, des Übels, des To- tage die Gelehrten anstellen, was in den fünf Büchern Mose des läßt es göttliches Licht hereinleuchten und zeigt, wie die von diesem selbst geschrieben sei und was nicht, zu wel- Sünde zwar Gottes ursprünglichen Plan durchkreuzen, aber chen Zeiten diese Stücke entstanden seien und jene, wann nicht vereiteln konnte. und von wem das Ganze zusammengestellt sei, haben für Mit dem 12. Kapitel beginnt die Patriarchengeschichte. Wir den einfachen Bibelleser wenig Wert. Wir lassen daher diese sehen, wie Gott die Völker ihre eigenen Wege gehen läßt Fragen auf sich beruhen und nehmen das Buch, wie es uns und den Abraham erwählte und aussonderte, wie er ihn vorliegt und wie es der Herr Jesus und seine Apostel auch und seine Nachkommen leitete, bis er die heilige Familie genommen haben. Versenken wir uns mit betender Einfalt nach Ägypten führte, wo sie zum Volk erwachsen sollte. in den Text, so werden wir gewiß auch in diesen Geschich- Die Geschichte der Erzväter mit ihren Wanderungen und ten, die als Überlieferungen der Väter von Mund zu Mund Prüfungen ist uns zugleich ein Bild unsres Wandels hienie- weitergegeben wurden, das Wehen des heiligen Gottesgei- den unter Gottes vielgestaltiger Erziehungsweisheit. In allen stes verspüren (2. Tim. 3,16).

Schöpfung der Welt. Die Feste ist der die Erde rings umgebende Luftkreis, die Wasser über der Feste sind die Wolken, die unter der Feste (Vgl. Ps. 104.) die Gewässer auf Erden. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 9. Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser 1 Apg. 17,24; Offenb. 4,11; Hebr. 11,3; Joh. 1,1-3 unter dem Himmel an besondere Örter, daß Das heißt die ganze sichtbare Welt (V. 8). Von der unsicht- baren ist hier zunächst nicht die Rede. Der Bericht be- man das Trockene sehe. Und es geschah also. schränkt sich auf die Schöpfung der Erdenwelt als den 2. Petr. 3,5; Hiob 38,8-11 Wohnplatz des Menschen. Vgl. Ps. 115,16. 10. Und Gott nannte das Trockene Erde, und 2. Und die Erde war wüst und leer, und es war die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes Gott sah, daß es gut war. *schwebte auf dem Wasser. * wörtlich: brütete Die Höhen steigen empor, die Tiefen senken sich, und das Der Vogel, der brütend über den Eiern sitzt, ist ein Bild des Wasser, das zuvor die ganze Erde überflutet hatte, findet im Geistes Gottes, der belebend, ordnend, gestaltend über dem Meer sein Sammelbecken (Ps. 104,5-9). dunklen, leblosen Stoff schwebte. 11. Und Gott sprach: Es lasse die Erde auf- 3. Und Gott sprach: Es werde Licht! und es gehen Gras und Kraut, das sich besame, und ward Licht. Ps. 33,9; 2. Kor. 4,6 fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Das Wort ist also das Mittel, durch das Gott schafft. Das Art Frucht trage und habe seinen eigenen Sa- Werk des 1. Tages ist das Licht, die Grundbedingung alles men bei sich selbst auf Erden. Und es geschah irdischen, geschöpflichen Lebens. also. 4. Und Gott sah, daß das Licht gut war. Da Aus der zubereiteten Erde läßt Gott das Wunder des Leben- schied Gott das Licht von der Finsternis digen hervorgehen, und zwar in stufenmäßiger Ordnung, zuerst Pflanzen, »frisches Grün, samentragende Pflanzen Wie ein menschlicher Meister prüft Gott sein Werk. Alles, – was er schafft, ist gut. und Fruchtbäume«. Von Anfang an legte der Schöpfer ei- nen unendlichen Reichtum von Formen und Gestalten in 5. und nannte das Licht Tag und die Finsternis seine Welt, einen Reichtum, der in den verschiedenen Arten Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der er- seine Ausprägung findet. ste Tag. 12. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Wie lange diese Tage gedauert haben, können wir nicht sa- gen; denn vor Gott sind 1000 Jahre wie der Tag, der gestern Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach sei- gewesen ist (Ps. 90,4). Das Sechstagewerk soll anschaulich ner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und darstellen, wie Gott seine Werke in schöner, stufenmäßiger ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein Ordnung ins Dasein gerufen hat. jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, daß es 6. Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwi- gut war. schen den Wassern, und die sei ein Unterschied 13. Da ward aus Abend und Morgen der dritte zwischen den Wassern. Tag. 7. Da machte Gott die Feste und schied das 14. Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Wasser unter der Feste von dem Wasser über Feste des Himmels, die da scheiden Tag und der Feste. Und es geschah also. Ps. 19,2 Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jah- 8. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward re Ps. 74,16 aus Abend und Morgen der andere Tag. 15. und seien Lichter an der Feste des Him- 2 1. Mose 1.2 mels, daß sie scheinen auf Erden. Und es ge- Bericht dadurch aus, daß seine Erschaffung auf einen beson- schah also. deren Ratschluß Gottes zurückgeführt wird. – In diesen Wenn erst am 4. Tag die Erschaffung der Gestirne erzählt Worten, in denen Gott von sich in der Mehrzahl redet, fand wird, so soll damit nicht der zeitliche Hergang der Schöp- man von alters her eine Andeutung der heiligen Dreieinig- – fung des Alls berichtet werden; sondern die Gestirne beka- keit. Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, das will men erst jetzt ihre Bedeutung als Lichter für die Erde, wäh- sagen: er schuf ihn als ein geistiges, mit Selbstbewußtsein rend ihre Bedeutung und Stellung im Weltall gar nicht und freiem Willen begabtes Wesen, das zur Erkenntnis und erwähnt wird. Gemeinschaft Gottes und zur Herrschaft über die Erde befä- higt und bestimmt ist. 16. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein klei- 27. Und *Gott schuf den Menschen ihm nes Licht, das die Nacht regiere, dazu auch zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; †und schuf sie einen Mann und ein Weib. Sterne. Ps. 136,7-9 *Eph. 4,24; †K. 2,7.22; Matth. 19,4 17. Und Gott setzte sie an die Feste des Him- Ursprünglich und gottgewollt ist also auch der Geschlechts- mels, daß sie schienen auf die Erde unterschied. Mann und Weib sind je nach ihrer eigenartigen 18. und den Tag und die Nacht regierten und Anlage und Beschaffenheit doch gleicherweise zu Gottes schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, Bild geschaffen. Vgl. Mark. 10,6ff. daß es gut war. 28. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: 19. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Tag. Erde und machet sie euch untertan und herr- schet über die Fische im Meer und über die Vö- 20. Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser gel unter dem Himmel und über alles Getier, mit webenden und lebendigen Tieren, und Ge- das auf Erden kriecht. Apg. 17,26 vögel fliege auf Erden unter der Feste des Him- Der Segen Gottes setzt den Menschen zum Herrn über die mels. Kreatur und zu Gottes Statthalter auf Erden ein. Es ist ihm Der Ausdruck: »es wimmle das Wasser vom Gewimmel le- also eine doppelte Aufgabe gegeben: weil er zum Bilde Got- bendiger Tiere« deutet auf die ungeheure Menge der Was- tes geschaffen ist, soll er Gott suchen und finden; weil er sertiere hin. zum Herrn der Kreatur eingesetzt ist, soll er seine Herrschaft 21. Und Gott schuf große Walfische und aller- über sie ausdehnen durch Arbeit in der Welt. Nur wenn der lei Getier, das da lebt und webt, davon das Was- Mensch diesen seinen himmlischen und irdischen Beruf er- ser sich erregte, ein jegliches nach seiner Art, faßt und erfüllt, ist er glücklich. und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches 29. Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war. gegeben allerlei Kraut, das sich besamt, auf der Wasser und Luft sind von einer reichen Mannigfaltigkeit von ganzen Erde und allerlei fruchtbare Bäume, die Tieren bevölkert, die miteinander verwandt und doch von- sich besamen, zu eurer Speise, einander verschieden sind, jedes im Körperbau seinem Ele- 30. und allem Getier auf Erden und allen Vö- ment genau angepaßt. geln unter dem Himmel und allem Gewürm, 22. Und Gott segnete sie und sprach: Seid das da lebt auf Erden, daß sie allerlei grünes fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Kraut essen. Und es geschah also. Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich Der Menschheit auf ihrer Kindheitsstufe war also nur Pflan- auf Erden. zennahrung gestattet; später wurde es anders (1. Mose 9,3). 23. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Vgl. auch Jes. 11,6-9. Tag. 31. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Da 24. Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. lebendige Tiere, ein jegliches nach seiner Art: Die ganze Schöpfung in vollendeter Zweckmäßigkeit und Vieh, Gewürm und Tiere auf Erden, ein jegli- reiner Harmonie! ches nach seiner Art. Und es geschah also. 25. Und Gott machte die Tiere auf Erden, ein Sabbat. jegliches nach seiner Art, und das Vieh nach sei- Also ward vollendet Himmel und Erde mit ner Art, und allerlei Gewürm auf Erden nach ihrem ganzen Heer. seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war. 2 Die dem Menschen am nächsten stehenden Landtiere, be- 2. Und also vollendete Gott am siebenten Tage sonders die Säugetiere, sind das Werk des 6. Tages. seine Werke, die er machte, und ruhte am sie- benten Tage von allen seinen Werken, die Schöpfung des Menschen. er machte. Joh. 5,17; Hebr. 4,4.10 Das Ruhen Gottes bezeichnet den feierlichen Abschluß sei- 26. Und Gott sprach: Lasset uns Menschen ner Schöpfertätigkeit und den Übergang zur Erhaltung. machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herr- Auch seither wirkt und schafft Gott, indem er mit seinem schen über die Fische im Meer und über die Vö- Lebensgeist die Welt durchdringt und durchwaltet. Ruhen gel unter dem Himmel und über das Vieh und und Schaffen ist bei ihm ineinander. über die ganze Erde und über alles Gewürm, 3. Und Gott segnete den siebenten Tag das auf Erden kriecht. Ps. 8,6-9 und heiligte ihn, darum daß er an demselben Daß der Mensch, der in leiblicher Beziehung mit den Tieren geruht hatte von allen seinen Werken, die Gott manche Ähnlichkeit hat, jene doch weit überragt, drückt der schuf und machte. 2. Mose 20,8-11 1. Mose 2 3 Auch dem Menschen hat Gott in der Unruhe der Erdenar- ses läßt sich daher auch nicht mit Sicherheit angeben. Man beit seine Ruhe zugedacht und darum später im Gesetz den denkt meist an das armenische Bergland. Ruhetag geboten. Der irdische Sabbat ist ein Abbild der se- 11. Das erste heißt Pison, das fließt um das ligen Ruhe Gottes und ein Vorbild der ewigen Ruhe, zu der ganze Land Hevila; und daselbst findet man Gott die Seinen führen will. Gold. Der Mensch im Paradies. 12. Und das Gold des Landes ist köstlich; und da findet man Bedellion und den Edelstein 4. Also ist Himmel und Erde geworden, da sie Onyx. geschaffen sind, zu der Zeit, da Gott der Herr Wahrscheinlich der Phasis, der das Goldland Kolchis um- Erde und Himmel machte. fließt und ins Schwarze Meer fällt. Bedellion ist vielleicht Bernstein. 5. Und allerlei Bäume auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und allerlei Kraut auf 13. Das andere Wasser heißt Gihon, das fließt dem Felde war noch nicht gewachsen; denn um das ganze Mohrenland. Vielleicht der Araxes, der ins Kaspische Meer fließt. Heute Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen kann man freilich nicht mehr sagen: er umfließt das Land auf Erden, und es war kein Mensch, der das Kusch, d. h. hier den Kaukasus. Aber es sind hier Naturver- Land baute. änderungen eingetreten, die die Bestimmung erschweren. 6. Aber ein Nebel ging auf von der Erde und 14. Das dritte Wasser heißt *Hiddekel, das feuchtete alles Land. fließt vor Assyrien. Das vierte Wasser ist der Eu- Von manchen Erklärern wird der erste Satz von V. 4 zum phrat. *Tigris vorhergehenden Abschnitt gezogen als Abschluß der Schöp- Tigris (Hiddekel) und Euphrat, die Zwillingsströme, die vom fungsgeschichte in Kap. 1. Das Folgende V. 4b–7 bildet dann armenischen Hochgebirge kommen. einen Satz, der so zu fassen ist: »Zu der Zeit, als Gott der 15. Und Gott der Herr nahm den Menschen Herr Himmel und Erde machte, ehe noch ein Gesträuch des Feldes auf Erden war …, da bildete Gott der Herr den Men- und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn schen.« In diesem neuen Abschnitt bildet das besondere baute und bewahrte. heilsgeschichtliche Verhältnis, in das Gott zu den Menschen So hatte also der Mensch schon im Paradies zu arbeiten, um getreten ist, den Mittelpunkt. Es ist darum der Gottesname sich die Natur zu unterwerfen und ihre Kräfte kennen zu »der Herr« oder »Jehova« (wohl ursprünglich Jahwe gespro- lernen. Aber es war keine mühevolle, sondern eine liebliche, chen) als der Name des Heils- und Bundesgottes gebraucht. gesegnete Arbeit. Mit Kap. 1,11.12 steht Kap. 2,4-6 nicht im Widerspruch. Gottes Gebot. 7. Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und er blies ihm ein den 16. Und Gott der Herr gebot dem Menschen lebendigen Odem in seine Nase. Und *also und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäu- ward der Mensch eine lebendige Seele. men im Garten; *1. Kor. 15,45 17. aber von dem Baum der Erkenntnis In dieser nochmaligen Beschreibung der Schöpfung des des Guten und Bösen sollst du nicht essen; Menschen wird wieder seine Doppelherkunft hervorgeho- ben. Er stammt dem Leibe nach aus Staub der Erde wie die denn welches Tages du davon issest, wirst Tiere; aber Gott hauchte ihm seinen Lebensodem, seinen du des *Todes sterben. *Röm. 5,12; 1. Kor. 15,21 Geist ein und erhob ihn dadurch zu einem geistig freien, Die ersten Menschen waren wie unschuldige Kinder. Sollten der Gottesgemeinschaft fähigen Wesen. sie weitergeführt werden zu göttlicher Heiligkeit, so mußten sie Prüfungen bestehen. Das erste Gebot ist ein ganz einfa- 8. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in ches, ihrer kindlichen Stufe angemessenes. Übertreten sie Eden gegen Morgen und setzte den Menschen dieses, so haben sie den Gehorsam gegen Gott verlassen hinein, den er gemacht hatte. und werden dem Tod unterworfen. Eden heißt Lieblichkeit. 9. Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Schöpfung des Weibes. Ehestand. Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut 18. Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht zu essen, und den *Baum des Lebens mitten im gut, daß der Mensch allein sei; ich will Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. und Bösen. *K. 3,22.24; Offenb. 2,7; 22,2 Spr. 31,10-31 An diesen Bäumen sollte sich das Geschick der Menschen Es ist hier kein Widerspruch gegen Kap. 1,31: »es war alles entscheiden. Einer war zum Prüfstein gesetzt, ob der sehr gut«. Wir müssen uns vielmehr jenes Wort nach Er- Mensch auf dem Weg des Gehorsams oder des Ungehor- schaffung des ersten Menschenpaars gesprochen denken. sams zur Unterscheidung von gut und böse kommen werde. Hier werden uns die Gedanken und Absichten, die Gott bei Hätte er diese Probe bestanden, so wäre ihm ewiges Leben der Erschaffung der getrennten Geschlechter geleitet haben, zuteil geworden und er hätte die Frucht vom Baum des Le- in anschaulicher Weise dargestellt. bens genießen dürfen, vgl. V. 17. 19. Denn als Gott der Herr gemacht hatte von 10. Und es ging aus von Eden ein Strom, zu der Erde allerlei Tiere auf dem Felde und aller- wässern den Garten, und teilte sich von da in lei Vögel unter dem Himmel, brachte er sie zu vier Hauptwasser. dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennte; Ein solcher Strom mit gemeinsamer Quelle, der sich in vier denn wie der Mensch allerlei lebendige Tiere Arme teilt, ist heute nicht aufzufinden. Der Ort des Paradie- nennen würde, so sollten sie heißen. 4 1. Mose 2.3 20. Und der Mensch gab einem jeglichen Vieh 2. Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem essen von den Früchten der Bäume im Garten; Felde seinen Namen; aber für den Menschen K. 2,16 ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre. 3. aber von den Früchten des Baumes mitten Durch die Namengebung tritt der Mensch seine Herrschaft im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, über die Tiere an. Er benennt sie nach den hervorstechen- rühret’s auch nicht an, daß ihr nicht sterbet. den Eigentümlichkeiten, die ihm bei ihrem Anblick entge- K. 2,17 gentreten. Zugleich erhält der Mensch den Eindruck, daß er Bedenklich ist schon, daß sich das Weib in eine Auseinan- als ein Wesen höherer Art einsam unter dieser Fülle und dersetzung mit dem Versucher einläßt, statt ihn von sich zu Mannigfaltigkeit der Tiere steht. weisen oder vor ihm zu fliehen (Matth. 4,10; Sir. 21,2). 21. Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf 4. Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr wer- fallen auf den Menschen, und er schlief ein. det mitnichten des Todes sterben; Joh. 8,44 Und er nahm seiner Rippen eine und schloß 5. sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr die Stätte zu mit Fleisch. davon esset, so werden eure Augen aufgetan, 22. Und Gott der Herr *baute ein Weib aus der und werdet sein wie Gott und wissen, was gut Rippe, die er von dem Menschen nahm, und und böse ist. Der Versucher zeiht Gott der Lüge. Er stellt ihn als ein nei- brachte sie zu ihm. *1. Kor. 11,7-9.12; 1. Tim. 2,13 disches Wesen dar, da er den Menschen das höchste Gut, Die Erzählung veranschaulicht den Gedanken, daß das Weib die Gottgleichheit, absichtlich vorenthalte. Ein Körnchen für den Mann geschaffen ist, daß sie aber auch ihm gleich Wahrheit enthält freilich die verführerische Rede; denn zur und darum zur Lebens- und Liebesgemeinschaft mit ihm be- Erkenntnis des Unterschiedes von gut und böse kamen die stimmt ist. Menschen allerdings durch die Übertretung des Gebots 23. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein (V. 22). Vgl. Kap. 2,9. von meinem Bein und Fleisch von meinem 6. Und das Weib *schaute an, daß von dem Fleisch; man wird sie Männin heißen, darum Baum gut zu essen wäre und daß er lieblich an- daß sie vom Manne genommen ist. zusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er Der Mann erkennt sogleich die ihm ebenbürtige gleichartige klug machte; und sie †nahm von der Frucht Genossin, mit der er in geistig-leibliche Gemeinschaft treten und aß und gab ihrem Mann auch davon, und kann. Auch sie erhält einen Namen wie vorher die Tiere. Im er aß. *Jak. 1,14; †1. Tim. 2,14 Hebräischen heißt Mann isch, Weib ischa. Der Verführer hat seinen Zweck erreicht. Sowie das kindli- che Vertrauen zu Gott im Menschen erschüttert ist, steigt 24. Darum wird ein Mann Vater und Mutter das Verlangen nach eigener Weisheit, nach Unabhängigkeit verlassen und an seinem Weibe hangen, und von Gott in ihm auf. Zugleich erwacht die sinnliche Lust sie werden sein ein Fleisch. Matth. 19,5.6; Eph. 5,28-31 (1. Joh. 2,16). So kommt’s zur Tat (Jak. 1,14f.). Das ist das gottgewollte Verhältnis von Mann und Weib, daß 7. Da wurden ihrer beider Augen aufgetan, beide in der Ehe zu völliger, dauernder Wesensgemeinschaft und sie wurden gewahr, *daß sie nackt waren, verbunden sind, enger als Eltern und Kinder. Die Höhe die- und flochten Feigenblätter zusammen und ser Auffassung von der Ehe, die später auch in Israel nicht allgemein erreicht wurde, hat Jesus wieder klar herausge- machten sich Schürze. *K. 2,25 stellt. Die Menschen sind Sünder geworden. Dadurch ist ihre Stel- lung zu Gott, zu einander und zur eigenen Natur verkehrt 25. Und sie waren beide nackt, der Mensch worden. Als erste Folge des Sündenfalls regt sich das Gefühl und sein Weib, und schämten sich nicht. der Scham als Zeichen dafür, daß ihr Wesen sich nicht mehr Solange der Mensch noch in Gemeinschaft mit Gott stand, in der ursprünglichen Harmonie befindet. war Geist und Leib in guter Ordnung. Es konnten daher wie im Alter der kindlichen Unschuld noch keine ungeordneten Fluch und erste Verheißung. Sinnenreize und Triebe aufsteigen. 8. Und sie hörten die Stimme Gottes des Der Sündenfall. Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühl ge- worden war. Und Adam *versteckte sich mit sei- Und die Schlange war listiger denn alle Tie- nem Weibe vor dem Angesicht Gottes des Herrn 3 re auf dem Felde, die Gott der Herr ge- unter die Bäume im Garten. *Jer. 23,24 macht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, Statt freimütig vor Gott zu treten, verstecken sich die Men- sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen schen, durch das böse Gewissen und falsche Scham ver- von allerlei Bäumen im Garten? Offenb. 12,9; 20,2 wirrt. Diese Geschichte zeigt nicht nur, wie die Sünde in die Welt 9. Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu hereingekommen ist, sondern wiederholt sich auch heute ihm: Wo bist du? noch bei jeder Versuchung (Jak. 1,14f.). Die Schlange ist 10. Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im das Werkzeug des bösen Geistes, des Teufels, der hier zum erstenmal auftritt und in der ganzen Schrift als der Feind Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, erscheint, der Gottes Werk zu verderben sucht, bis er selbst darum versteckte ich mich. dem Verderben überliefert wird, vgl. Matth. 13,25.28.39; Adam versucht die Wahrheit dadurch zu verhüllen, daß er Offenb. 20,10. – Der Versucher sucht zuerst im Weib Zwei- einen untergeordneten Grund, der ihm ehrenhafter scheint, fel an Gottes Güte zu erwecken: »Aber daß Gott gesagt hat: statt des Hauptgrundes seiner Handlung angibt. Ihr dürft nicht essen von allen Bäumen im Garten!« Das 11. Und er sprach: Wer hat dir’s gesagt, daß du klingt wie Mitleid. nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem 1. Mose 3.4 5 Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht da- werdest, davon du genommen bist. Denn du von essen? bist Erde und sollst zu Erde werden. † 12. Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zu- *2. Thess. 3,10; Pred. 12,7 Des Mannes Los ist harte, oft erfolglose Arbeit, um seinen gesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß. Lebensunterhalt zu erwerben. Auch das ist nicht bloß Strafe, Wie er der bestimmten Frage Gottes nicht mehr ausweichen sondern ein heilsames Mittel der Zucht in Gottes Hand. – kann, schiebt er die Schuld auf das Weib und damit letztlich Endlich steht dem Menschen der Tod bevor. Es war Gottes auf Gott, der sie ihm gegeben hat. verschonende Gnade, daß das Urteil nicht sogleich voll- 13. Da sprach Gott der Herr zum Weibe: War- streckt wurde. Aber der Mensch ist nun dem Tod verfallen. um hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, daß ich aß. 2. Kor. 11,3 Austreibung aus dem Paradies. 14. Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: 20. Und Adam hieß sein Weib Eva, darum daß Weil du solches getan hast, seist du verflucht sie eine Mutter ist aller Lebendigen. vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Fel- Eva heißt die Lebendige. Es ist eine der Grundwahrheiten de. Auf deinem Bauche sollst du gehen und *Er- der Bibel, die sie vor allen Religionen auszeichnet, daß vom de essen dein Leben lang. *Jes. 65,25 ersten Blatt an die Abstammung aller Menschen aus einem Der Fluch Gottes über den Versucher trifft dessen Werkzeug Blut gelehrt wird (Apg. 17,26). und äußert sich im kriechenden Gang der Schlange, die in- 21. Und Gott der Herr machte Adam und sei- folgedessen Staub lecken muß und für den Menschen ein nem Weibe Röcke von Fellen und kleidete sie. Gegenstand des Abscheues und Entsetzens ist. Die Kleidung ist die Hülle unserer Blöße, die Gott selbst uns 15. Und ich will Feindschaft setzen zwi- gegeben hat, um der Gewalt der Sinnlichkeit zu steuern. schen dir und dem Weibe und zwischen 22. Und Gott der Herr sprach: Siehe, Adam ist deinem Samen und *ihrem Samen. †Der- geworden *wie unsereiner und weiß, was gut selbe soll dir den Kopf zertreten, und **du und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke wirst ihn in die Ferse stechen. seine Hand und breche auch von dem Baum des † *Gal. 4,4; 1. Joh. 3,8; Hebr. 2,14; Röm. 16,20; Lebens und esse und lebe ewiglich! *V.5 **Joh. 14,30; Offenb. 12,17 »Wie unsereiner« etc. – sagt Gott im Blick auf V. 5 mit tie- Es ist hier nicht der Kampf des Menschen gegen die giftigen fem Schmerz. Denn der Mensch ist zur Erkenntnis von gut Schlangen gemeint, sondern der Kampf gegen den bösen und böse gekommen auf dem Weg der Auflehnung wider Feind, den Satan, der die ganze Menschengeschichte durch- Gott, und so hat sie ihn ins Elend gestürzt. Damit sich dieses zieht. Das Böse wird nie ohne Widerstand in der Mensch- nicht verewige, schneidet ihm der heilig-barmherzige Gott heit herrschen dürfen, sondern es werden immer Menschen den Weg zum Baum des Lebens ab. dasein, die den Kampf dagegen aufnehmen, ungeachtet der vielen Wunden, die sie dabei davontragen. Endlich erringt 23. Da wies ihn Gott der Herr aus dem Garten der rechte Weibessame, der Menschensohn, den entschei- Eden, daß er das Feld baute, davon er genom- denden Sieg über den Satan, wenn es auch dem Feind ge- men ist, lingt, ihm die Todeswunde beizubringen. Für den gefallenen Menschen gibt es keinen andern Weg 16. Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel zum Leben als durch Mühsal. Die Erdscholle, die er bearbei- Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; tet, erinnert ihn an seine Herkunft und sein Ende. du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und 24. und trieb Adam aus und lagerte vor den dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, Garten Eden die *Cherubim mit dem bloßen, und er soll dein *Herr sein. hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu *Eph. 5,22.23; 1. Tim. 2,11.12 dem Baum des Lebens. *Hesek. 10 Die Beschwerden der Schwangerschaft und Geburt sind Cherubim, die heiligen Thronwächter Gottes, müssen das Strafe und Heilmittel zugleich für das Weib, das gerade unter verscherzte Paradies bewachen. dieser Not zu Gott schreien lernt und zubereitet wird für sein Reich. Die Unterwerfung des Weibes unter den Mann, Adams Söhne. Kains Brudermord. die im Heidentum zur Sklaverei des Weibes geführt hat, ist im Christentum dem tiefsten Grunde nach aufgehoben (Gal. Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie 3,28), während die äußere Unterordnung in dieser Weltzeit 4 ward schwanger und gebar den Kain und noch zu Recht besteht (Eph. 5,22f.). sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mit dem Herrn. 17. Und zu Adam sprach er: Dieweil du hast In der ersten Mutterfreude nennt Eva ihren Sohn Kain, d. h. gehorcht der Stimme deines Weibes und geges- »Gewinn«. Sie glaubte, dies Kind sei der verheißene Same, sen von dem Baum, davon ich dir gebot und der den Feind überwinden und die Gemeinschaft mit Gott sprach: Du sollst nicht davon essen, – verflucht wiederherstellen werde. sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer 2. Und sie fuhr fort und gebar Abel, seinen sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Bruder. Und Abel ward ein Schäfer; Kain aber 18. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und ward ein Ackermann. sollst das Kraut auf dem Felde essen. 3. Es begab sich aber nach etlicher Zeit, daß So wird die Kreatur um ihres gefallenen Herrschers willen Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früch- der Knechtschaft der Eitelkeit unterworfen (Röm. 8,20f.). ten des Feldes; 19. Im Schweiße *deines Angesichts sollst du Das Opfer ist eine Gabe des Menschen an die Gottheit zum dein Brot essen, †bis daß du wieder zu Erde Ausdruck seiner Abhängigkeit, seines Danks, seiner Bitte, 6 1. Mose 4 besonders der Bitte um Vergebung. Es ist ein über die ganze Kain fürchtet den Bluträcher. Daraus geht hervor, daß die Menschheit verbreiteter Gebrauch. ersten Eltern schon damals noch weitere Kinder bekommen 4. und Abel brachte auch von den Erstlingen hatten, deren Namen und Geschichte die Bibel nicht er- seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr wähnt. sah *gnädig an Abel und sein Opfer; *Hebr. 11,4 15. Aber der Herr sprach zu ihm: Nein; son- 5. aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnä- dern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig dig an. Da ergrimmte Kain sehr, und seine Ge- gerächt werden. Und der Herr machte ein Zei- bärde verstellte sich. chen an Kain, daß ihn niemand erschlüge, wer Daß Gott Abels Opfer annahm, während er Kains Opfer ver- ihn fände. warf, hatte seinen Grund nicht in der Verschiedenheit der Gott übernimmt den Schutz Kains vor dem Bluträcher, aber Opfergaben, sondern in der verschiedenen Gesinnung der auch seine Bestrafung. Das Zeichen bestand vielleicht in fin- Brüder. – Weil Kains Gottesdienst selbstsüchtig war, so er- sterem, schreckenerregendem Blick, der jedermann ver- regte es seinen Neid, daß sein demütiger Bruder bevorzugt wehrte, ihm zu nahen. wurde. 16. Also ging Kain von dem Angesicht des 6. Da sprach der Herr zu Kain: Warum er- Herrn und wohnte im Lande Nod, jenseit Eden, grimmst du? und warum verstellt sich deine Ge- gegen Morgen. bärde? Nod heißt Flucht, Elend. 7. Ist’s nicht also? wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht Kains Nachkommen. fromm, so *ruhet die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber 17. Und Kain erkannte sein Weib; die ward schwanger und gebar den Henoch. Und er †herrsche über sie. *Gal. 5,17; †Röm. 6,12 Das fromme Herz ist verwahrt gegen die Sünde, das un- baute eine Stadt, die nannte er nach seines Soh- fromme dagegen ist offen für diese. Sie lauert wie ein Raub- nes Namen Henoch. tier vor der Herzenstür, ergreift und vergiftet Gedanken und Kains Weib war natürlich seine Schwester. Solche eng ver- Begierden, die des Herzens Schwelle überschreiten, und wandtschaftliche Ehen waren unumgänglich, wenn das reißt den Menschen zu bösen Taten fort. Menschengeschlecht sich von einem Paare aus fortpflanzen – 8. Da redete Kain mit seinem Bruder Abel. sollte. In seiner Gewissensunruhe ist Kain auf besondere Maßregeln zu seiner Sicherheit bedacht und baut daher eine Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, durch eine Mauer geschützte Stätte. erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. 1. Joh. 3,12.15 18. Henoch aber zeugte Irad, Irad zeugte Ma- Der auflodernde Zorn gewinnt die Oberhand über die zart hujael, Mahujael zeugte Methusael, Methusael warnende Gottesstimme. Welch grauenvoller Fortschritt der zeugte Lamech. Sünde in der Menschheit! 19. Lamech aber nahm zwei Weiber; eine hieß 9. Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bru- Ada, die andere Zilla. der Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich mei- Vielweiberei kommt also zuerst in Kains Geschlecht auf. nes Bruders Hüter sein? 20. Und Ada gebar Jabal; von dem sind herge- Beachte den Trotz und die Frechheit, die sich in der Antwort kommen, die in Hütten wohnten und Vieh zo- Kains äußert, im Vergleich mit Adams Gewissensangst! gen. 10. Er aber sprach: Was hast du getan? *Die Stimme des Bluts deines Bruders schreit zu mir 21. Und sein Bruder hieß Jubal; von dem sind hergekommen die Geiger und Pfeifer. von der Erde. *Matth. 23,35; Ps. 9,13; Hebr. 12,24 Das vergossene Blut schreit um Rache, d. h.: der blutige 22. Die Zilla aber gebar auch, nämlich den Mord fordert Gottes strafende Gerechtigkeit heraus. Thubalkain, den Meister in allerlei Erz- und Ei- 11. Und nun verflucht seist du auf der Erde, senwerk. Und die Schwester des Thubalkain die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders war Naema. Blut von deinen Händen empfangen. Das Geschlecht Kains schreitet vorwärts in weltlicher Kul- tur; hier ist der Erfinder der ersten Musikinstrumente (Zither 12. Wenn du den Acker bauen wirst, soll er dir und Schalmei) und der erste Meister der Metallbearbeitung. hinfort sein Vermögen nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden. 23. Und Lamech sprach zu seinen Weibern Äußerer Unsegen und die Qualen des bösen Gewissens ver- Ada und Zilla: Ihr Weiber Lamechs, höret meine folgen den Mörder. Rede und merket, was ich sage: Ich habe einen 13. Kain aber sprach zu dem Herrn: Meine Mann erschlagen für meine Wunde und einen Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben Jüngling für meine Beule; werden möge. 24. Kain soll siebenmal gerächt werden, aber Wörtlich: »Meine Sünde ist zu groß, als daß ich sie tragen Lamech siebenundsiebzigmal. V.15; Matth. 18,21.22 könnte.« Kains Trotz schlägt plötzlich in Verzweiflung um, Die Erfindung des Schwertes steigert den Trotz des Men- weil er die Folgen seiner Tat fürchtet. schen. In seinem »Schwertlied« schnaubt Lamech Mord 14. Siehe, du treibst mich heute aus dem Lan- und Rache. Wörtlich: »Einen Mann erschlage ich für meine de, und ich muß mich vor deinem Angesicht Wunde« usw., d. h.: Mir soll einer kommen! den schlag ich verbergen und muß unstet und flüchtig sein tot! auf Erden. So wird mir’s gehen, daß mich tot- 25. Adam erkannte abermals sein Weib, und schlage, wer mich findet. Hiob 15,20-24 sie gebar einen Sohn, den hieß sie Seth; denn 1. Mose 4.5.6 7 Gott hat mir, sprach sie, einen andern Samen 19. und lebte darnach 800 Jahre und zeugte gesetzt für Abel, den Kain erwürgt hat. Söhne und Töchter; 26. Und Seth zeugte auch einen Sohn und hieß 20. daß sein ganzes Alter ward 962 Jahre, und ihn Enos. Zu der Zeit fing man an, zu *predigen starb. von des Herrn Namen. *K. 12,8 21. Henoch war 65 Jahre alt und zeugte Me- Während Kains Geschlecht im Trotz sich wider Gott erhebt, thusalah. beginnen die Frommen, sich zum Gottesdienst in Anrufung und Preis des Herrn zu vereinigen. 22. Und nachdem er Methusalah gezeugt hatte, blieb er *in einem göttlichen Leben 300 Geschlechtsregister der Urväter Jahre und zeugte Söhne und Töchter; von Adam bis . *K. 6,9; Judas 14 23. daß sein ganzes Alter ward 365 Jahre. (Vgl. 1. Chron. 1,1-4.) 24. Und dieweil er ein göttliches Leben Dies ist das Buch von des Menschen Ge- führte, nahm ihn Gott hinweg, und er ward 5 schlecht. Da Gott den Menschen schuf, nicht mehr gesehen.Hebr. 11,5; 2. Kön. 2,11; Jes. 57,1.2 machte er ihn nach dem Bilde Gottes; Henoch, der »ein göttliches Leben führte«, d. h. in Gemein- K. 1,27; Luk. 3,38 schaft mit Gott wandelte, wird, ohne daß er den Tod Wir haben hier das erste der sich durch das ganze Alte Te- schmecken mußte, in einen seligen Zustand bei Gott ver- stament hin ziehenden Geschlechtsregister, die in Christus setzt. Der Lebensausgang des Siebenten von Adam (Jud. ihr Ziel erreichen (Luk. 3,23-38). 14) war für die Gläubigen ein Fingerzeig, daß die Sehnsucht 2. und schuf sie einen Mann und ein Weib und nach Erlösung vom Tode nicht unbefriedigt bleiben werde. segnete sie und hieß ihren Namen Mensch zur 25. Methusalah war 187 Jahre alt und zeugte Zeit, da sie geschaffen wurden. Lamech 3. Und Adam war 130 Jahre alt und zeugte ei- 26. und lebte darnach 782 Jahre und zeugte nen Sohn, der seinem *Bild ähnlich war, und Söhne und Töchter; hieß ihn Seth *Ps. 51,7; 1. Kor. 15,49 27. daß sein ganzes Alter ward 969 Jahre, und 4. und lebte darnach 800 Jahre und zeugte starb. Söhne und Töchter; 28. Lamech war 182 Jahre alt und zeugte ei- 5. daß sein ganzes Alter ward 930 Jahre, und nen Sohn starb. 29. und hieß ihn Noah und sprach: Der wird Von jedem der 10 Urväter von Adam bis Noah ist nur der uns trösten in unsrer Mühe und Arbeit auf der Sohn angegeben, der den Verheißungsstamm fortsetzt, das Jahr der Zeugung und das ganze Lebensalter. Das ungemein Erde, die der Herr *verflucht hat. *K. 3,17-19 hohe Alter der Urväter können wir uns daraus erklären, daß Weil Noah der zehnte von Adam war (10 die Zahl der Voll- die Sünde erst allmählich ihre zerstörenden Folgen auch auf endung), erwartet sein Vater Lamech in ihm den Verheiße- das Leibesleben ausdehnte. nen. Lamechs Hoffnungswort zeigt, wie durch den Druck der Gegenwart das Sehnen nach Erlösung von dem Fluch 6. Seth war 105 Jahre alt und zeugte Enos der Sünde in jenen Gläubigen erweckt worden war. 7. und lebte darnach 807 Jahre und zeugte 30. Darnach lebte er 595 Jahre und zeugte Söhne und Töchter; Söhne und Töchter; 8. daß sein ganzes Alter ward 912 Jahre, und 31. daß sein ganzes Alter ward 777 Jahre, und starb. starb. 9. Enos war 90 Jahre alt und zeugte Kenan 32. Noah war 500 Jahre alt und zeugte Sem, 10. und lebte darnach 815 Jahre und zeugte und . Söhne und Töchter; 11. daß sein ganzes Alter ward 905 Jahre, und Bosheit der Menschen. starb. Da sich aber die Menschen begannen zu 12. Kenan war 70 Jahre alt und zeugte Maha- 6 mehren auf Erden und ihnen Töchter gebo- laleel ren wurden, 13. und lebte darnach 840 Jahre und zeugte 2. da sahen die Kinder Gottes nach den Töch- Söhne und Töchter; tern der Menschen, wie sie schön waren, und nahmen zu Weibern, welche sie wollten. 14. daß sein ganzes Alter ward 910 Jahre, und Matth. 24,38 starb. Unter »Kindern Gottes« verstehen wir nicht wie sonst (z. B. 15. Mahalaleel war 65 Jahre alt und zeugte Hiob 1,6) Engel, sondern die Gläubigen, die Kinder aus dem Jared Verheißungsstamm Seths, unter »Töchtern der Menschen« 16. und lebte darnach 830 Jahre und zeugte die gottentfremdeten Nachkommen Kains. Söhne und Töchter; 3. Da sprach der Herr: Die Menschen wollen sich von meinem Geist nicht mehr strafen las- 17. daß sein ganzes Alter ward 895 Jahre, und sen; denn sie sind Fleisch. Ich will ihnen noch starb. *Frist geben hundertundzwanzig Jahre. 18. Jared war 162 Jahre alt und zeugte He- *1. Petr. 3,20 noch Wörtlich: »Mein Geist soll nicht immer in ihnen walten.« 8 1. Mose 6.7 Gott will also seinen Geist, an dessen Mahnen und Strafen 15. Und mache ihn also: Dreihundert Ellen sei im Gewissen sie sich doch nicht kehren, zurückziehen, so die Länge, fünfzig Ellen die Weite und dreißig daß sie vergehen. Ellen die Höhe. 4. Es waren auch zu den Zeiten Tyrannen auf 1 Elle ist 6 Handbreit (= 48,4 Zentimeter). Die Arche wurde Erden; denn da die Kinder Gottes zu den Töch- also sehr groß, fünfmal so lang und zweimal so breit als der tern der Menschen eingingen und sie ihnen Kin- Salomonische Tempel, der übrigens nicht größer war als der gebaren, wurden daraus Gewaltige in der manche Dorfkirche. Welt und berühmte Männer. 16. Ein Fenster sollst du daran machen oben- Aus jenen Mischehen zwischen Kindern Gottes und Töch- an, eine Elle groß. Die Tür sollst du mitten in tern der Menschen gingen besonders starke, kluge, aber seine Seite setzen. Und er soll drei Boden ha- auch gewalttätige und trotzige Menschen hervor, die sich ben: einen unten, den andern in der Mitte, den zu Herren der andern aufwarfen. dritten in der Höhe. 5. Da aber der Herr sah, daß der Menschen Das Fenster kann man sich als eine rund umlaufende, 1 Elle Bosheit groß war auf Erden und *alles Dichten hohe Lichtöffnung unter dem Dach vorstellen. und Trachten ihres Herzens nur böse war im- 17. Denn siehe, ich will eine *Sintflut mit Was- merdar, *K. 8,21 ser kommen lassen auf Erden, zu verderben al- 6. da *reute es ihn, daß er die Menschen ge- les Fleisch, darin ein lebendiger Odem ist, unter macht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll un- in seinem Herzen, *Jer. 18,10; 4. Mose 23,19; Ps. 18,27 tergehen. *große Flut Nicht als habe es Gott für einen Fehler erkannt, daß er über- Ob die Flut die ganze Erde überschwemmte oder nur die haupt Menschen erschaffen hatte. Aber die Verderbtheit sei- damals bewohnten Teile, kann dahingestellt bleiben. Jeden- ner Kreaturen, die seinen Liebesplan so völlig vereitelten, falls bestätigt die Verbreitung von Flutsagen bei den Indern, betrübte und kränkte ihn. Babyloniern, Griechen bis zu den Chinesen, Mexikanern, Neuseeländern und Herero die biblische Aussage, daß die 7. und er sprach: Ich will die Menschen, die ganze damals lebende Menschheit unterging. ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf 18. Aber mit dir will ich einen Bund aufrich- das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem ten; und du sollst in den Kasten gehen mit dei- Himmel; denn es reut mich, daß ich sie ge- nen Söhnen, mit deinem Weibe und mit deiner macht habe. Söhne Weibern. Hier kommt zum erstenmal der Ausdruck »Bund Gottes« Mit dem Menschen muß wiederum auch die niedere Krea- vor. Gott hat sich in seiner Gnade zu Noah herabgelassen tur leiden, deren Geschick an das der Menschen gebunden und hat ihm versprochen, daß er ihn und die Seinen durchs ist. Gericht hindurchretten wolle. Dafür erwartet er aber auch 8. Aber Noah fand Gnade vor dem Herrn. von Noah pünktlichen Gehorsam. 19. Und du sollst in den Kasten tun allerlei Ankündigung der Sintflut. Tiere von allem Fleisch, je ein Paar, Männlein 9. Dies ist das Geschlecht . Noah war ein und Weiblein, daß sie lebendig bleiben bei dir. *frommer Mann und ohne Tadel und führte ein 20. Von den Vögeln nach ihrer Art, von dem †göttliches Leben zu seinen Zeiten Vieh nach seiner Art und von allerlei Gewürm *Hebr. 11,7; †K. 5,22.24 auf Erden nach seiner Art: von den allen soll je In jenem gottlosen Geschlecht führte Noah ein Leben in der ein Paar zu dir hineingehen, daß sie leben blei- Gemeinschaft Gottes wie Henoch. ben. 10. und zeugte drei Söhne: Sem, Ham und Ja- 21. Und du sollst allerlei Speise zu dir neh- pheth. men, die man ißt, und sollst sie bei dir sam- 11. Aber die Erde war verderbt vor Gottes Au- meln, daß sie dir und ihnen zur Nahrung da sei. gen und voll Frevels. 22. Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot. 12. Da *sah Gott auf die Erde, und siehe, sie Der Bau der Arche unter dem Spott der Leute jenes Ge- war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen schlechts war eine Glaubens- und Gehorsamstat Noahs, zu- gleich aber eine ernste Bußpredigt für die Zeitgenossen Weg verderbt auf Erden. *Ps. 14,2.3 (Hebr. 11,7). 13. Da sprach Gott zu Noah: Alles Fleisches *Ende ist vor mich gekommen; denn die Erde Noah geht in den Kasten. ist voll Frevels von ihnen; und siehe da, ich will sie verderben mit der Erde. *Amos 8,2 Und der Herr sprach zu Noah: Gehe in den Dreimal wird die allgemeine Verderbnis des Menschenge- 7 Kasten, du und dein ganzes Haus; denn schlechts in den stärksten Ausdrücken hervorgehoben. Es dich habe ich gerecht ersehen vor mir zu dieser ist nichts als Frevel auf Erden zu finden; daher ist sie reif Zeit. zum Gericht. Der Herr spricht hier dem Noah um seines Glaubens und 14. Mache dir einen Kasten von Tannenholz Gehorsams willen die Gerechtigkeit zu, die vor Gott gilt. und mache Kammern darin und verpiche ihn 2. Aus allerlei *reinem Vieh nimm zu dir je sie- mit Pech inwendig und auswendig. ben und sieben, das Männlein und sein Weib- Die Arche oder der Kasten war ein Haus aus Zypressen- oder lein; von dem unreinen Vieh aber je ein Paar, Pinienholz, das auf starken, zu einem Floß zusammengefüg- das Männlein und sein Weiblein. *K. 8,20; 3. Mose 11 ten Balken ruhte. Der Unterschied von reinen (d. h. zur Nahrung und zu Op- 1. Mose 7.8 9 fern geeigneten) und von unreinen Tieren findet sich hier selbst »hinter Noah zuschließt« und ihn und die Seinen da- schon lange vor der Gesetzgebung (s. zu 3. Mose 11,1). mit seines besonderen Schutzes versichert. 3. Desgleichen von den Vögeln unter dem 17. Da kam die Sintflut vierzig Tage auf Erden, Himmel je sieben und sieben, das Männlein und die Wasser wuchsen und hoben den Kasten und sein Weiblein, auf daß Same lebendig blei- auf und trugen ihn empor über die Erde. be auf dem ganzen Erdboden. 18. Also nahm das Gewässer überhand und 4. Denn von nun an über sieben Tage will ich wuchs sehr auf Erden, daß der Kasten auf dem regnen lassen auf Erden vierzig Tage und vier- Gewässer fuhr. zig Nächte und vertilgen von dem Erdboden al- 19. Und das Gewässer nahm überhand und les, was Wesen hat, was ich gemacht habe. wuchs so sehr auf Erden, daß alle hohen Berge 5. Und Noah tat alles, was ihm der Herr gebot. unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden. K. 6,22 Die Erzählung gibt in ihrer Einförmigkeit einen Eindruck 6. Er war aber sechshundert Jahre alt, da das von dem öden Einerlei des unübersehbaren Wasserspiegels, Wasser der Sintflut auf Erden kam. der die Menschen- und Tierwelt begraben hatte. 7. Und er ging in den Kasten mit seinen Söh- 20. Fünfzehn Ellen hoch ging das Gewässer nen, seinem Weibe und seiner Söhne Weibern über die Berge, die bedeckt wurden. vor dem Gewässer der Sintflut. 1. Petr. 3,20 21. Da ging alles Fleisch unter, das auf Erden 8. Von dem reinen Vieh und von dem unrei- kriecht, an Vögeln, an Vieh, an Tieren und an nen, von den Vögeln und von allem Gewürm allem, was sich regt auf Erden, und alle Men- auf Erden schen. 2. Petr. 3,6; Hiob 22,15.16 9. gingen sie zu ihm in den Kasten paarweise, 22. Alles, was einen lebendigen Odem hatte je ein Männlein und Weiblein, wie ihm *Gott auf dem Trockenen, das starb. geboten hatte. *K. 6,19 23. Also ward vertilgt alles, was auf dem Erd- In dem Ausdruck »sie gingen zu ihm« liegt wohl eine An- boden war, vom Menschen an bis auf das Vieh deutung dafür, daß die Tiere, getrieben von instinktmäßiger und auf das Gewürm und auf die Vögel unter Vorahnung dessen, was kommen sollte, sich selbst einstell- dem Himmel; das ward alles von der Erde ver- ten, um in der bergenden Arche Schutz zu suchen. tilgt. Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in 10. Und da die sieben Tage vergangen waren, dem Kasten war. kam das Gewässer der Sintflut auf Erden. *Siehe Luk. 17,26f., aber auch 1. Petr. 3,19f.; 4,6 24. Und das Gewässer stand auf Erden hun- Die Sintflut bricht ein. dertundfünfzig Tage. 11. In dem sechshundertsten Jahr des Alters Noahs, am siebzehnten Tage des zweiten Mo- Der Sintflut Ende. nats, das ist der Tag, da aufbrachen alle Brun- Da gedachte Gott an Noah und an alle Tiere nen der großen Tiefe, und taten sich auf die 8 und an alles Vieh, das mit ihm in dem Ka- Fenster des Himmels, sten war, und ließ Wind auf Erden kommen, Die meisten Erklärer nehmen an, daß der Eintritt der Sintflut und die Wasser fielen; auf Oktober, den Beginn der Regenzeit, zu setzen sei. Die Gott »gedachte«, d. h. er bewies mit der Tat, daß er Noahs unterirdischen Wasserspeicher ergossen ihre Wasser auf die und der Seinen und der mit ihm geborgenen Tiere nicht Erde, während von oben die sonst in den Wolken zurück- vergessen hatte (s. Kap. 19,29;30,22; 2. Mose 2,24). gehaltenen Regenmassen herabströmten. 2. und die Brunnen der Tiefe wurden verstopft 12. und kam ein Regen auf Erden vierzig Tage samt den Fenstern des Himmels, und dem Re- und vierzig Nächte. gen vom Himmel ward gewehrt; K. 7,11.12 13. Eben am selben Tage ging Noah in den Ka- 3. und das Gewässer verlief sich von der Erde sten mit Sem, Ham und Japheth, seinen Söh- immer mehr und nahm ab nach hundertund- nen, und mit seinem Weibe und seiner Söhne fünfzig Tagen. drei Weibern, 4. Am siebzehnten Tage des siebenten Monats 14. dazu allerlei Getier nach seiner Art, aller- ließ sich der Kasten nieder auf das Gebirge Ara- lei Vieh nach seiner Art, allerlei Gewürm, das rat. auf Erden kriecht, nach seiner Art und allerlei Der Ararat ist ein mächtiger Gebirgsstock im armenischen Vögel nach ihrer Art, alles, was fliegen konnte, Bergland, nächst dem Himalaja das höchste Gebirge der Al- alles, was Fittiche hatte; ten Welt. Der Text zwingt nicht dazu, anzunehmen, daß die 15. das ging alles zu Noah in den Kasten paar- Arche auf dem höchsten, schwer zugänglichen Gipfel gelan- weise, von allem Fleisch, darin ein lebendiger det sei. Geist war. 5. Es nahm aber das Gewässer immer mehr ab 16. Und das waren Männlein und Weiblein bis auf den zehnten Monat. Am ersten Tage des von allerlei Fleisch, und gingen hinein, wie zehnten Monats sahen der Berge Spitzen her- denn *Gott ihm geboten hatte. Und der Herr vor. schloß hinter ihm zu. *K. 6,19 6. Nach vierzig Tagen tat Noah das Fenster auf Es ist ein Zug leutseliger Herablassung des Herrn, daß er an dem Kasten, das er gemacht hatte, 10 1. Mose 8.9 7. und ließ einen Raben ausfliegen; der flog und nahm von allerlei *reinem Vieh und von immer hin und wieder her, bis das Gewässer allerlei reinem Geflügel und opferte Brandop- vertrocknete auf Erden. fer auf dem Altar. *K. 7,2 Der Rabe, ein harter, wenig ekler Vogel, fand bald Nahrung. Hier kommt zum erstenmal der Altar vor, die erhöhte Opfer- stätte, auf der das geschlachtete Opfer verbrannt wurde und 8. Darnach ließ er eine Taube von sich ausflie- von wo der Opferrauch gen Himmel aufstieg. Das Brand- gen, auf daß er erführe, ob das Gewässer gefal- oder Ganzopfer, bei dem das Opfertier ganz verbrannt wur- len wäre auf Erden. de, ist die allgemeinste Opferart, ein Ausdruck der Vereh- 9. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß rung, der demütigen Hingabe an Gott, aber auch des Dan- ruhen konnte, kam sie wieder zu ihm in den kes. Kasten; denn das Gewässer war noch auf dem 21. Und der Herr roch den lieblichen Geruch ganzen Erdboden. Da tat er die Hand heraus und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort und nahm sie zu sich in den Kasten. nicht mehr die Erde verfluchen um der Die Taube, die in den Felsenritzen nistet, fand noch kein Menschen willen; denn das *Dichten des trockenes Plätzchen und kehrte wieder zu ihrem Bergungs- menschlichen Herzens ist böse von Ju- ort zurück. gend auf. Und ich will †hinfort nicht mehr 10. Da harrte er noch weitere sieben Tage und schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. ließ abermals eine Taube fliegen aus dem Ka- *K. 6,5; Ps. 14,3; Hiob 14,4; Matth. 15,19; Röm. 3,23; †Jes. 54,9 Der Herr nahm die im Opferrauch gleichsam gen Himmel sten. wallende bußfertige, dankbare Gesinnung der Menschen 11. Die kam zu ihm zur Abendzeit, und siehe, wohlgefällig auf. Freilich sah er, daß die Menschheit auch ein Ölblatt hatte sie abgebrochen und trug’sin künftig wegen ihrer Sünde das Gericht der Vertilgung ver- ihrem Munde. Da merkte Noah, daß das Gewäs- dienen werde; aber durch äußere Strafgerichte würde die ser gefallen wäre auf Erden. Sünde doch nicht beseitigt; daher will Gott die Menschheit Das frische Ölblatt war das erste Zeichen des aus dem Flu- in Langmut und Geduld tragen, bis die Erlösung den Scha- den von innenheraus heilt und zugleich die Gerechtigkeit tengrab wieder erstehenden Lebens. Seitdem ist das Ölblatt Gottes ans Licht bringt. das Sinnbild für Heil und Frieden. 22. Solange die Erde steht, soll nicht auf- 12. Aber er harrte noch weitere sieben Tage hören Saat und Ernte, Frost und Hitze, und ließ eine Taube ausfliegen; die kam nicht Sommer und Winter, Tag und Nacht. wieder zu ihm. Jer. 33,20.25 13. Im sechshundertundersten Jahr des Alters So verbürgt Gott in seiner väterlichen Liebe seinen Men- Noahs, am ersten Tage des ersten Monats ver- schen, auch den Gottlosen, den regelmäßigen Gang des na- trocknete das Gewässer auf Erden. Da tat Noah türlichen Jahreslaufs mit dem Wechsel von Arbeit und Ruhe das Dach von dem Kasten und sah, daß der Erd- (Matth. 5,45). boden trocken war. Gesetze für die neue Welt. 14. Also ward die Erde ganz trocken am sie- benundzwanzigsten Tage des zweiten Monats. Und Gott segnete Noah und seine Söhne Die ganze Dauer der Sintflut vom 17. Tag des 2. Monats des 9 und sprach: Seid fruchtbar und mehret 600. Jahrs Noahs bis zum 27. Tag des 2. Monats des 601. euch und erfüllet die Erde. K. 1,28 Jahrs Noahs betrug also 1 Jahr 10 Tage. 2. Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Noahs Dankopfer. Gottes Verheißung. Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer; in eure 15. Da redete Gott mit Noah und sprach: Hände seien sie gegeben. 16. Gehe aus dem Kasten, du und dein Weib, 3. Alles, was sich regt und lebt, das sei eure deine Söhne und deiner Söhne Weiber mit dir. Speise; wie *das grüne Kraut habe ich’s euch 17. Allerlei Getier, das bei dir ist, von allerlei †alles gegeben. *K. 1,29; †Kol. 2,16 Fleisch, an Vögeln, an Vieh und an allerlei Ge- Gott erneuert den ursprünglichen Schöpfungssegen auch würm, das auf Erden kriecht, das gehe heraus über die Menschen (s. Kap. 8,17); aber die Herrschaft über mit dir, daß sie sich regen auf Erden und die Tierwelt muß der Mensch nun mit Gewalt aufrechter- *fruchtbar seien und sich mehren auf Erden. halten. Der paradiesische Friede ist für immer von der Erde verschwunden. Dem schwächer gewordenen Menschenge- *K. 1,22.28 schlecht gestattet Gott nun auch ausdrücklich die Fleisch- Der ursprüngliche Schöpfungssegen wird aufs neue auf die nahrung, die wohl schon vor der Sintflut bei den Kainiten Tierwelt gelegt. aufgekommen war. 18. Also ging Noah heraus mit seinen Söhnen 4. Allein esset das Fleisch nicht, das noch lebt und mit seinem Weibe und seiner Söhne Wei- in seinem Blut. 3. Mose 3,17 bern, 2. Petr. 2,5 Das heißt das Fleisch eines noch lebenden, ungeschlachte- 19. dazu allerlei Getier, allerlei Gewürm, aller- ten Tieres oder unausgeblutetes Fleisch. Nach allgemein bi- lei Vögel und alles, was auf Erden kriecht; das blischer Anschauung hat das Leben seinen Sitz im Blut. Dar- ging aus dem Kasten, ein jegliches mit seines- um darf dieses nur Gott im Opfer dargebracht, nie vom Menschen genossen werden. Zugleich tritt diese Verord- gleichen. nung der Roheit entgegen, rohes, noch blutendes Fleisch zu 20. Noah aber baute dem Herrn einen Altar essen, vgl. 3. Mose 17,14.