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SWR2 Musikpassagen

Die Tigerin aus Cremona Porträt der legendären italienischen Sängerin Mina Von Cristiana Coletti und Wolfgang Hamm

Sendung: Sonntag, 2. Juli 2017, 23.03 Uhr Redaktion: Anette Sidhu-Ingenhoff Produktion: SWR 2017

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Autor/in: In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurde Italien zum „Sehnsuchtsland“ der Deutschen. Im Radio, auf Platten, in Tanzlokalen hörten sie Schlager, die ein paradiesisches Italien verhießen: Ferien am Meer, Sonne und Leichtigkeit nach den düsteren Kriegszeiten. Diese Lieder bedeuteten eine Reise nach Italien auch für diejenigen, die sich das damals noch nicht leisten konnten.

Musik: Musikcollage wieder freistehend

Autor/in: Es waren die Jahre des Wirtschaftswunders, auch in Italien „gli anni del boom“. Mit dem verständlichen Drang, die bitteren Kriegsjahre zu vergessen und endgültig hinter sich zu lassen, blühte das Genre des Schlagers – auf Italienisch "musica " –, indem es Sehnsüchte und Wunschbilder einer ganzen Generation zum Ausdruck brachte. Diese Lieder wurden zum Soundtrack einer neuen, hoffnungsvollen Ära. Es ist nicht verwunderlich, dass sie eine große Wirkung auf die Mehrheit der Menschen hatten und für manche ihrer Sängerinnen und Sänger den erfolgreichen Start einer langen Karriere bedeuteten.

Autor/in: Mina - La Tigre di Cremona (die Tigerin von Cremona), von Cristiana Coletti und Wolfgang Hamm, der Sie am Mikrofon begrüßt.

Musik: Mina: "Vorrei che fosse amore"

Atmo: Meer und Kinderstimmen

Autor/in: Die Sängerin, Schauspielerin und Fernsehmoderatorin Mina gehört bis heute zu den beliebtesten Stimmen Italiens. Sie wurde zum Idol einer Epochen- wende und begleitete das Leben vieler Italienerinnen und Italiener nicht nur einer Generation.

Musik: Mina: "Vorrei che fosse amore" (wieder freistehend bis Ende)

Autor/in: 1940 in Busto Arsizio bei Varese geboren, wuchs Mina Anna Mazzini, wie sie mit vollständigem Namen heißt, in der schönen Stadt Cremona auf, die ebenfalls in der Lombardei liegt. Ihre Großmutter Amelia, eine ehemalige Opernsängerin, weckte in ihr die Liebe zur Musik. Mina erhält klassischen Klavier- und Gesangs- unterricht, hört aber auch die populären Stimmen der Zeit: Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Nat King Cole und Elvis Presley. Ihr Debüt auf der Bühne findet fast zufällig statt. Wir sind im Sommer 1958. Mina verbringt die Ferien mit ihrer Familie am Meer bei Forte dei Marmi in der Toskana. Das absolute „Highlight“ für wohlhabende Sommergäste ist das Lokal „La Bussola“, damals eine der berühmtes- ten Bühnen für die populäre Musikszene Italiens. Hier treten internationale Stars auf wie Ray Charles, Juliette Greco, Ginger Rogers, Louis Armstrong, Marlene Dietrich, Joséphine Baker, Joao Gilberto... Aber natürlich auch die italienischen Sterne der damaligen Zeit. (Musik bzw. Atmo setzt ein) An jenem Abend im Sommer 1958, den die 18jährige Mina mit ihren Freunden im „La Bussola“ verbringt, singt der brasilianische Sänger Marino Barreto jr. seine bekanntesten Hits. Am Ende seines Auftritts, geht Mina - von ihren Freunden ermutigt - zu Barreto und fragt frech, ob sie sein Lied "Un'anima pura" (Eine reine Seele) auf der Bühne singen dürfe. Sie darf und hat ihren ersten, quasi nicht 2 offiziellen Auftritt. Schicksalshaft: Als gefeierte Sängerin sollte sie später auf diese Bühne zurück- kehren und 20 Jahre danach (1978), am selben Ort sogar ihr letztes öffentliches Konzert geben.

Atmo: Stimmung in einem Lokal, Applaus...

Musik: Marino Barreto jr.: "Un'anima pura“ (Un‘anima tra le mani)

Autor/in: Minas offizielles Debüt findet kurze Zeit später, am 14. September 1958, statt. Sie singt mit der bereits bekannten Gruppe „Happy Boys“ in einem Tanzlokal in der Provinz von Cremona, ohne Erlaubnis ihrer Eltern, die davon nichts wissen durften. Das Repertoire reicht von italienischen Schlagern jener Zeit wie dem neapolitanischen Canzone "Malatia" bis zu Coverversionen internationaler Hits wie „Be Bop a Lula".

Musik: Mina e gli Happy Boys: „Be Bop a Lula". Musik: Mina und Happy Boys "Malatia"

Autor/in: „Malatia“ (zu deutsch ,Krankheit‘) gehört auch zu den ersten Titeln, die sie mit den „Happy Boys“ aufnimmt. Unter ihrem Namen "Mina" veröffentlicht das Label Italdisc 45er-Singles mit „Malatia“ und „Non Partir“ und unter Minas Pseudonym "Baby Gate" die Single „Be Bop a Lula" und "When". Die Plattenfirma wollte heraus- finden, welche Seite von Mina besser beim Publikum ankommen würde. Doch mit je 100 000 verkauften Exemplaren wurden beide Platten ein Erfolg. Weitere Singles folgten sowohl unter ihrem Pseudonym wie unter dem eigenen Namen, bevor sich Mina endgültig für die italienische Schiene entschied.

Musik: Mina e gli Happy Boys: "Malatia" (bis Ende)

Autor/in: Wie üblich suchte Minas Plattenfirma zusammen mit der jungen Sängerin den Titel einer geplanten neuen Single unter den San Remo-Erfolgen des Jahres. Die Entscheidung im Jahre 1959 war in San Remo, dem wichtigsten Festival des italienischen canzone, auf das Lied "Nessuno" (zu deutsch ‚Niemand‘) gefallen. Die Sängerin Wilma de Angelis war eine Vertreterin der „melodici“, wie die besonders melodiöse, romantisch-schmalzige Stilrichtung in Italien genannt wurde.

Musik: Wilma de Angelis: "Nessuno"

Autor/in: In seinem Buch „Storia della Canzone italiana“ schreibt der Musikjournalist Felice Liperi, dass die Musikszene Italiens in der zweiten Hälfte der 50er Jahre – als Mina ihre ersten Auftritte hatte – vom Wettbewerb zwischen den „melodici“ mit ihren sentimentalen „Schmachtfetzen“ und den Neapolitanern mit ihrer langen Gesangs- tradition dominiert wurde.

(Musik wieder freistehend)

Musik: Mina: „Nessuno“ (2:16)

Autor/in: Mit einem konträren Stil repräsentierte Mina - wie einige andere junge Sänger der Epoche etwa - die Rebellion gegen den Kanon der Zeit. Sie verkörperte die Stimme der „Urlatori“, (zu deutsch etwa ,Krakeeler‘), 3

,Schreier‘, wie sie Lucio Fulci in seinem Film „Urlatori alla sbarra“ (Schreier vor Gericht) verewigte. Auch das deutsche Filmstarlet Elke Sommer ist dabei. Und als weiterer Protagonist der grinsende Adriano Celentano, der in der Band Gitarre spielt. Auch der amerikanische Jazzmusiker Chet Baker, der damals in Italien lebte, ist im Film mit seiner Trompete in der Badewanne liegend zu sehen. „Nessuno“ in der Interpretation von Mina aus dem Film „Urlatori della sbarra“ (Schreier vor Gericht).

(Musik wieder freistehend)

Autor/in: Der 1959 gedrehte Film „Urlatori alla sbarra“ zeigt eine Gruppe junger, jeanstragender Musiker, Sänger und Sängerinnen, die an die eigenen Lieder glauben und gegen das konservative Italien kämpfen, um das große Publikum zu erreichen. Sie möchten beim staatlichen Fernsehsender, der RAI, auftreten, aber der strenge General-Direktor des Senders ist dagegen. Am Ende gewinnen sie ihren Kampf gegen die spießigen Autoritäten und ihr Konzert wird von der RAI gesendet. Der Film ist leichte Unterhaltung, spiegelt aber den Geist der damaligen Zeit wieder. Nicht zufällig schreiben die katholisch-konservativen Kritiker in der Filmzeitschrift "Rivista del Cinematógrafo", dass man diesen Film absolut vermeiden sollte. Er war der erste einer Reihe von Filmen, in denen Mina auftrat. Inzwischen ist sie schon bekannt, hat an einigen Musikwettbewerben wie "Sei giorni della canzone" (Sechs Tage des Canzone) und an Fernsehsendungen wie "Canzonissima" und "Lascia o raddoppia" (Lass oder verdoppel es) teilgenommen. Doch was sie zum ersten Mal an die Spitze der italienischen Hitparade bringt und damit ihren nationalen Erfolg etabliert, ist „“. Mina präsentiert das Lied 1959 während einer Tournée auf Ischia mit der Gruppe "I Solitari". „Tinterella di luna“ wurde auch in Westdeutschland ein Hit, obwohl bei uns die Wenigsten den Text verstanden: "Braun, rot verbrannt und fleckig sind die Mädchen, die in der Sonne liegen. Aber es gibt ein Mädchen, das im Mondschein liegt. Mondlichtbräune, milchfarbene Bräune... Die ganze Nacht auf dem Dach wie die Katzen, und wenn es Vollmond gibt, dann wirst du weiß...". „Tintarella di luna“ - Mondlichtbräune.

Musik: Mina e I Solitari: „Tintarella di Luna“

Autor/in: Minas zweiter großer Erfolg ist die Interpretation von Gino Paolis "Il cielo in una stanza" im Jahre 1960. Dieses Lied markiert die Entwicklung von Mina: Aus der ehemaligen „urlatrice“ (der Schreierin) wird nach und nach eine Interpretin der neuen Autorenlieder Italiens. "Il cielo in una stanza" (Der Himmel in einem Zimmer) ist eine für die damalige Zeit geradezu revolutionäre Beschreibung des intimen Moments, den ein Liebespaar in seinem Liebesnest erlebt: "Wenn du mit mir zusammen bist, hat dieses Zimmer keine Wände mehr, nur Bäume, unendliche Bäume. Wenn du neben mir liegst, existiert diese viola Zimmerdecke nicht mehr. Ich sehe den Himmel über uns, die wir hier hingegeben liegen, als gäbe es nichts anderes auf der Welt."

Musik: Mina: "Il cielo in una stanza"

Autor/in: Die Interpretation von "Il cielo in una stanza" gehört bis heute zu den bekanntesten Hits von Mina. Ein Erfolg auch für den jungen Gino Paoli, der damit in den Olymp der beliebtesten Liedermacher Italiens aufgenommen wird. "Il Cielo in una stanza", ein Klassiker der italienischen canzone, inspiriert selbst Jazz-Musiker wie Stefano Bollani und den Trompeter Enrico Rava.

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Musik: Enrico Rava, Stefano Bollani: "Il cielo in una stanza"

Autor/in: 1961 nimmt Mina zum zweiten Mal am Festival di Sanremo, dem wichtigsten Schlager-Wettbewerb Italiens, teil. Mit dem Lied "Le mille bolle blu" (Tausend blaue Seifenblasen) gewinnt sie zwar nicht den Wettbewerb - zu ihrer großen Enttäuschung, aber ihr Song wird ein kommerzieller Erfolg.

Musik: Mina: „Le mille bolle blu“ (CD Viva Sanremo, CD 1 tr. 07)

Autor/in: Bei dieser Gelegenheit bekommt Mina die Nachteile ihrer Berühmtheit deutlich zu spüren – die ersten Erscheinungen eines Phänomens, das sie Jahrzehnte später zu einer schwierigen Entscheidung bewegen sollte. Der während des Sanremo-Festivals um sie als potentielle Gewinnerin inszenierte Druck der Presse, die gleichzeitig eine scheinbare Konkurrenz zu Milva, der anderen bekannten Sängerin der Epoche, hoch kochen lässt, ist eine harte Probe für die junge Mina. Ihre Konsequenz: Zum letzten Mal beteiligt sie sich an einem Wettbewerb.

(Musik wieder freistehend)

Autor/in: "Mina vernichten!" schien die Parole der italienischen Boulevardpresse zu sein, wie sie selbst später erzählte: „Nach Sanremo fühlte ich mich am Boden zerstört. Ich dachte, dass ich nie mehr den Mut gehabt hätte, vor einem Publikum zu erscheinen. Ich war sicher, dass meine Karriere am Ende war, weil die innere Kraft, die mich bisher unterstützt hatte, erloschen war. Mein Manager, Elio Gigante, gab mir neue Energie und neues Vertrauen. Mit großer Menschlichkeit, aber auch mit Entschlossenheit zwang er mich, wieder aufzutreten. Wir fuhren nach Japan, und dort vor einem begeisterten Publikum konnte ich mich selbst wieder finden.“ Nach ihrer ersten Auslandstournee kommt Mina gestärkt nach Italien zurück und nimmt an Fernseh- Shows der RAI teil. (Nächste Musik setzt ein) Bei einem ihrer Auftritte in der legendären Sendung "", in der auch die Beine schwenkenden „Kessler Zwillinge“ mitwirken, ist sie mit ihrer Interpretation des Gershwin-Songs "Fascinating Rhythm" zu hören und zu sehen.

Musik: Mina: "Fascinating Rhythm" (Studio Uno 1961)

Autor/in: In derselben Sendung „Studio Uno“ singt Mina auch andere internationale Hits wie das venezolanische "Moliendo café" von Hugo Blanco.

Musik: Mina: "Moliendo Café"

Autor/in: Im Jahr 1962 singt Mina den Titelsong der RAI-Sendung "Canzonissima".

Musik: Stringimi forte i polsi

Autor/in: Als Moderatoren wirken die Theatergrößen Dario Fo und seine Frau, die Schauspielerin Franca Rame mit. Aufgrund der kritischen Sketche von Dario Fo über soziale und politische Themen, über die Mafia, über die Sicherheit von Arbeitern auf Baustellen, wird die Sendung zensiert. Die RAI lässt die Bänder vernichten.

(Musik wieder freistehend) 5

Autor/in: Mina sieht sich mit dem Thema Zensur bald auch direkt konfrontiert. Ihre Fernsehkarriere scheint jäh zu Ende zu sein, als sie wegen ihres Verhältnisses mit einem verheirateten Schauspieler von der RAI boykottiert wird. Corrado Pani lebt zwar von seiner Ehefrau getrennt, ist aber offiziell noch verheiratet. Mina erwartet ein Kind von ihm, und das musste in einem bigotten Land wie Italien, in dem Ehescheidungen noch nicht erlaubt waren, einen Skandal auslösen. Mina durfte nicht mehr im Fernsehen auftreten und wurde von der italienischen Presse streng verurteilt. Doch schon zwei Jahre später kehrt sie als „Königin“ zurück, als Moderatorin berühmter Sendungen, weil das italienische Publikum sie liebt. Der Rückkehr von Mina 1965 ins italienische Fernsehen lässt sich als Zeichen einer zunehmenden Liberalisierung der Gesellschaft interpretieren, die offensichtlich schon Jahre vor der 68er-Studentenrevolte begonnen hatte.

Atmo: Werbespot mit Mina

Autor/in: Mina ist wieder überall zu sehen und zu hören, nicht nur in Sendungen. Viele Italiener können sich noch an die Werbekampagne für eine italienische Pasta- Firma erinnern, in der Mina ihre bekanntesten Lieder singt. Auch "Brava", ein Song von , der die Virtuosität von Minas Stimme spielerisch unter Beweis stellt. „Brava, brava, ich bin brava! Ich kann fast alles mit der Stimme machen, wie eine Nachtigall, vielleicht sind nicht alle Töne richtig, aber ich bin sicher, dass keine singen kann wie ich. Hört zu, was für tiefe Töne ich kann ... und dann geh ich hoch und höher ...“

Musik: Mina: „Brava“ (1:26)

Autor/in: 1967 gründet Mina mit ihrem Vater eine eigene Plattenfirma. Allein im Jahr 1970 produziert sie 5 Platten. Darunter „Mina canta o Brazil“, ein Album in brasilianischer Sprache mit Chico Buarque‘s "Tem mai samba" (Es gibt mehr Samba).

Musik: Mina: „Tem mai samba“ (3:25)

Auto/in: Mina mit ihrer Interpretation von Chico Buarques "Tem mai samba". Ihr Erfolgsrezept bleiben jedoch die italienischen Lieder. 1972 singt sie zusammen mit dem Schauspieler Alberto Lupo den Titelsong für die Sendung „Studio dieci“ (Studio 10), ein canzone von Gianni Ferrio: "Parole, parole" (Worte, Worte, nichts als Worte). Fast jeder Italiener kennt das Video von damals: Die Sängerin Mina und der Schauspieler Alberto Lupo liefern sich ein fiktives Duell um ihre Liebesaffäre. Während er sie mittels seiner erwartbaren Verführungskünste zurückzuerobern versucht, scheint sie souverän die Situation in der Hand zu haben.

Musik: Mina & Alberto Lupo: "Parole, parole"

Alberto: „Liebste, was ist mit mir heute Abend los: Ich schaue dich an und es ist wie das erste Mal. Mina: Du bist mir einer ...! Alberto: Ich möchte nicht reden ... Alberto: Aber du bist der angefangene, nie beendete Satz der Liebe ... 6

Mina: Du änderst dich nie ... Alberto: Du bist mein Gestern, mein Heute ... Mina: ... wirklich nie! Alberto: Du bist wie der Wind, der Geigen und Rosen mitbringt ... Mina: Bonbons mag ich nicht mehr ... Alberto: Manchmal verstehe ich dich nicht! Mina: ,Rosen und Geigen‘ – erzähl das heute Abend einer Anderen. ,Rosen und Geigen‘ kann ich wieder hören, wenn ich auf die Sache Lust habe, wenn der Moment kommt ... und dann werden wir mal sehen ... Alberto: Noch ein Wort! ... Mina: Worte, Worte, nichts als Worte ...“

Autor/in: Berühmt wird auch eine Parodie dieser Szene, die Mina und Adriano Celentano in derselben Sendung mit vertauschten Rollen spielen. (Musik setzt ein) Jetzt kehrt Adriano Celentano mit angeberischer Mimik den selbstsicheren Partner hervor und singt „Worte, nichts als Worte“, während Mina vor einem amüsierten Publikum „die Verführerin“ gibt.

Musik: Mina & Adriano Celentano: „Parole, parole“ (Fernsehshow)

Autor/in: Auch dank der Fernsehsendungen wächst Minas Erfolg. Im Jahre 1973 interpretiert sie das Lied "E poi" , das sich 36 Wochen lang an der Spitze der Hitparade Italiens hält. „E poi“ (zu deutsch ,und dann‘) erzählt von einer Liebe, die zu Ende ist. „Wieder anfangen, und dann? Was für einen Sinn macht das. Wieder uns lieben ... und dann? Was für einen Sinn hat das?“

Musik: Mina: „E poi“

Autor/in: Am 23. August 1978 gibt Mina ein letztes Konzert in „La Bussola“, dem Lokal, in dem ihre Karriere angefangen hatte, vor einem mondänen Publikum. Der Medienrummel, der ihr keine Privatsphäre mehr erlaubte, die wiederholten Angriffe von Paparazzi, die sogar auf den Dächern und vor den Fenstern ihres Hauses lauerten, zwangen Mina zu der Entscheidung, sich aus der Öffentlichkeit zurück- zuziehen, um zu leben. Seitdem gab sie kein Konzert und keine Interviews mehr und trat nie mehr im Fernsehen auf. Sogar Fellinis Anfrage, der sie für einen Film engagieren wollte, beschied sie mit einem „Nein“. Zitat Federico Fellini: „Ich brauche eine großartige Frau, also Mina. Für sie habe ich zarte und strahlende Gesichter gezeichnet. Ich habe sie mir im Zirkus vorgestellt, wie sie den Löwen ein Wiegenlied vorsingt ... Sie hat das Gesicht des Mondes. Ihre Augen sind gleichzeitig zärtlich und grausam. Ihr Mund ruft die Kometen vom Himmel herunter.“ Mina lebt heute zurückgezogen in . Seit 1978 produziert sie ununterbrochen, auch mit ihrem Sohn, dem Musiker und Produzenten Massimiliano Pani, neue Platten, die von ihren vielen Fans enthusiastisch begrüßt werden. Wegen ihres fantasievollen Designs sind die Platten-Cover, in denen das Image der Sängerin immer wieder verwandelt wird, zu Klassikern der italienischen Pop-Geschichte geworden und wurden bereits in Museen ausgestellt.

Musik: Mina: „Estate“

Autor/in: Mit Minas Interpretation von „Estate“ (Sommer), ein Lied von Bruno Martino und Bruno Brighetti, kommen wir ans Ende unserer Sendung. 7

„Sommer, du bist warm wie der Kuss, den ich verloren habe. Du bist voll von einer vergangenen Liebe, die mein Herz vergessen möchte.“

(Musik wieder freistehend)

Autor/in: Sie hörten „Mina - La Tigre di Cremona“, von Cristiana Coletti und Wolfgang Hamm, der sich am Mikrofon verabschiedet und Ihnen Danke schön‘ fürs Zuhören sagt.

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- Musikliste -

(1) Gerhard Winkler (K), Ralph Maria Siegel (T): "Capri-Fischer" (0:23), Interpret: Vico Torriani. Sonne, Süden, Amore", Tr. 2, Bear Family Records, LC 05197, BCD 16862

(2) Christian Bruhn (K), Georg Buschor (T): "Zwei kliene Italiener" (0:30), Interpretin: Conny Froboess. "Kultschlager der 60er Jahre", CD 2, Tr. 04, Music Tales, LC 11391, 2087530 B

(3) Christian Bruhn (K & T): "Bitte, bitte nimm mich mit" (0:21), Interpretin: Vivi Bach Filmmusik aus: "Die Post geht ab", Filmpalast – Kinohits von Gestern, e-m-s, Art. Nr. 115830

(4) Rocco Granata (K & T): "Marina" (0:20), Interpret: Rocco Granata. "Bella Italia", CD 2, Tr. 03, Music Tales, LC 11391, 2087168 B

(5) Domenico Modugno (K & T): "Volare" (0:26), Interpret: Domenico Modugno. "Bella Italia", CD 1, Tr. 01, Music Tales, LC 11391, 2087168 A

(6) A. Amurri / B. Canfora (K/T): „Vorrei che fosse amore“ (01:45), Interpret: Mina Mazzini. "Mina – The Platinum Collection", CD 1, Tr. 13, PDU/ EMI, Kein LC, CD 7243 5 767282 5

(7) Claudio Celli/Gianluigi Guarnieri (K/T): "Un'anima pura" (1:40), Interpret: Don Marino Barreto jr. "Best Italian Hits", CD 2, Tr. 03, ZYX Music, LC 07867, ZYX 59006-2

(8) Vincent Sheriff (K): "Be bop a lula" (2:52), Interpretin: Mina Mazzini. "Be bop a lula / When", Seite A, Brodway-Italdisc, B – 1010

(9) Armando Romeo (K & T): "Malatia" (2:55). Interpretin: Mina Mazzini. "Non partir / Malatia", Seite A, Italdisc, MH 20

(10) Antonietta De Simone (T) Edilio Capotosti e Vittorio Mascheroni (K): "Nessuno" (1:24), Interpretin: Wilma de Angelis. "Wilma de Angelis – Sanremo 1959", Seite A, Philips, 421899PE

(11) Antonietta De Simone (T) Edilio Capotosti e Vittorio Mascheroni (K): "Nessuno" (2:04), Interpretin: Mina Mazzini. "Tua / Nessuno", Seite B, Italdisc, MH 23

(12) Franco Migliacci (T), Bruno de Filippi (K): “Tintarella di luna” (2:59), Interpretin: Mina Mazzini. "The World of Izalian Hits of the 50ies", CD 2, Tr. 1, ZYX Music, LC 07867, ZYX 11258-2

(13) Gino Paoli (K & T): "Il cielo in una stanza" (2:57), Interpretin: Mina Mazzini. "Mina – Bravissima! The Best", Tr. 01, ZYX Music, LC 0786, ZYX 20821-2

(14) Gino Paoli (K): "Il cielo in una stanza" (2:48), Interpret: Enrico Rava. "Italian Ballads – Enrico Rava", Tr. 04, MusicMasters LC: o.A., 01612-65166-2

(15) Vito Pallavicini (T), Carlo Alberto Rossi (K): "Le mille bolle blu" (2:49), Interpretin: Mina Mazzini. "Viva Sanremo", CD 1, Tr. 07, ZYX Music, LC: 07867, ZYX 81261-2

(16) George Gershwin (K) Ira Gershwin (T): "Fascinating Rhythm" (3:01), Interpretin: Mina Mazzini. "Signori...Mina!", Tr. 5, RARO! Records, LC: o. A., TCDL 360.

(17) Hugo Blanco/José Manzo Perroni (K/T): "Moliendo café" (2:46), Interpretin: Mina Mazzini. "Mina – Bravissima! The Best", Tr. 16, ZYX Music, LC 0786, ZYX 20821-2

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(18) Fiorenzo Carpi (K), Dario Fo und Leo Chiosso (K): "Stringimi forte i polsi" (1:53), Interpretin: Mina Mazzini. "Stringimi forte i polsi/ Da chi", Seite A, Italdisc, MH 122

(19) Bruno Canfora (K): "Brava" (1:49), Interpretin: Mina Mazzini. "I successi di Mina", Tr. 07, SAAR, LC: o. A., CDDI 005.

(20) Chico Buarque de Hollanda (K & T): "Tem Mais Samba" (3:25), Interpretin: Mina Mazzini. "Mina canta o Brazil", Tr. 08, PDU/ Emi, LC: o. A., EAN: 0724353657420

(21) G. Ferrio (K), L. Chiosso, G. Del Re (T): „Parole parole“ (2:00). Interpreten: Mina Mazzini, Alberto Lupo. "Minantologia", CD 2, Tr. 02, PDU/ EMI, LC: o. A., 7243 8 3322527.

(22) Andrea Lo Vecchio (K), Shel Shapiro (T): "E poi" (2:20), Interpretin: Mina Mazzini. "Mina – The Platinum Collection", CD 1, Tr. 09, PDU/ EMI, LC: o. A., CD 7243 5 767282 5

(23) Bruno Martino (K), Bruno Brighetti (T): "Estate" (2:40), Interpretin: Mina Mazzini. Mina – The Collection 3.0", CD 2, Tr. 11, Warner Music Italia, LC: o. A., 5064196-5786-3-6

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