Der Vergessene Nazistollen
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Sponsoring Post 02Z032327 Das linksbündige Magazin der Sozialistischen Jugend Niederösterreich. Ausgabe 10 | Juli 2012 Sozialistische Jugend Niederösterreich www.sjnoe.at www.sjnoe.at/direkt „Freiheit für die Sahauris!“ LRin Karin Scheele appeliert für selbstbestimmte Westsahara Seite 10 Millionenschwere Geisterstadien Wer vom Hype um den Spitzensport profitiert Seite 16 EXKLUSIVREPORT Der vergessene Nazistollen KZ-Häftlinge schlugen 42.000 m2 in Wachberg bei Melk Verein kämpft für Öffnung und historische Aufarbeitung NR-Präsidentin Prammer bezieht im Interview Stellung Seite 4 JETZT AUCH ONLINE LESEN! www.sjnoe.at/direkt 004 004 008 010 012 013 014 015 016 017 018 019 INTRO ARBEITSWELT 003 EDITORIAL 015 ARBEIT. LEHRE. WÜRDE. RECHT. DER ROTE FALKE GESELLSCHAFT 004 UWE SCHEUCH UND DIE TETSCH‘N 016 KICK I LIKE... CAPITALISM! IM BRENNPUNKT FRAUEN 004 DER VERGESSENE NAZISTOLLEN 017 WA(H)RE SCHÖNHEIT INTERNATIONAL ORGANISATION 008 QUO VADIS, EUROPA? 018 LEHRLINGSKAMPAGNE, ORTSGRUPPENGRÜNDUNG 010 DIE LETZTE KOLONIE 019 STEH AUF! KAMPAGNE, ANTIFA ÖSTERREICH TERMINE 012 BEST-OF U-AUSSCHUSS 020 TERMINE AKS/BILDUNGSPOLITIK SCHMANKERL 013 SCHULEN MIT DEMOKRATIE DURCHFLUTEN! 021 SEHEN. HÖREN. LESEN. JUGENDKULTUR DR. MARX 014 FESTIVALSUMMER 2012 022 NICHTS ALS KETTEN ZU VERLIEREN IMPRESSUM Medieninhaberin und Herausgeberin: SJ Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kastelicgasse 2, Tel.: +43 (0)2742 22 55-226; E-Mail: offi [email protected]; Website: www.sjnoe.at Redaktion: Paul Ameli, Andreas Beer, Mirza Buljabasic, Naomi Dutzi, Michael Gogola, Martin Gutlederer, Bernhard Habusta, Sigrid Horn, Benjamin Jaquemar, Meike Kolck-Thudt, Matthias Punz, Katharina Rabl, Marlene Reinberger, Daniel Riegler, Peter Schicho, Jutta Schmitzbeger, Jakob Winter, Grundlayout: Peter Rüpschl, Florin Buttinger, Satz und Layout: Florin Buttinger, Coverfoto: Quarz Team, Produktion: NGL-Mediamondial, 3151 St. Georgen Grundlegende Richtung: Das dIREKT versteht sich als Medium zur Information von Mitgliedern, FunktionärInnen und SympathisantInnen der SJ NÖ. Das dIREKT informiert über aktuelle politische Debatten und thematisiert jugendrelevante Ereignisse. 002_INHALTSVERZEICHNIS EDITORIAL Liebe Genossinnen, liebe Genossen, Das Schul- und Studienjahr ist zu Ende und die Ferien- und Ur- laubszeit beginnt – hoffentlich auch für unsere ArbeiterInnen und Lehrlinge. Damit beginnen auch die Sommeraktivitäten der SJ Niederösterreich. Im Juli und August sind wir wieder mit un- serer Bädertour durch die Freibäder und Badeseen in Niederös- terreich unterwegs. Im Juli geht das ECOSY Summercamp über die Bühne, welches in diesem Jahr direkt am kroatischen Meer in Savudrija stattfin- den wird. Von 13. – 20. Juli gibt es wieder die Möglichkeit un- zählige Workshops und spannende Diskussionen zu besuchen, gepaart mit viel Spaß, Sonne, Meer und Sozialismus. Von 3. – 5- August gibt es dann unser legendäres Sommersport- fest im Europacamp in Weißenbach am Attersee. Dort werden Spaß, Party und Action sicher nicht zu kurz kommen! Vor dem Sommer ist nach dem Sommer – Der EU Fiskalpakt Auch nach dem Sommer wird uns die tiefe Krise der Finanz- märkte noch weiter begleiten. Die herrschende Anti-Krisenpo- Andreas Beer, Landesvorsitzender litik hält weiter fest an derselben wirkungslosen Medizin: Der der SJ Niederösterreich harte Sparkurs, der bisher nichts gebracht hat, soll zukünftig Verfassungsrang bekommen. So sollen mit dem Fiskalpakt so genannte Schuldenbremsen europaweit und für alle Ewigkeit festgeschrieben werden. Wir sagen ganz klar „NEIN!“ zum Fis- kalpakt, denn er löst die Probleme Europas nicht, sondern ver- schlimmert sie nur. Die Austeritäts- und Kürzungspolitik muss beendet werden. Die enormen Geldvermögen in Europa müssen in realwirtschaftliche Investitionen gelenkt werden. Der Fiskal- pakt ist unsozial und ökonomisch schädlich. Die sozialen Probleme können nur durch eine gerechte Besteuerung von Gewinnen, Vermögen und Spekulationen beseitigt werden. Freundschaft! Text: Andreas Beer, Foto: Sebastian Reich EDITORIAL_003 DER COVERSTORY ROTE FALKE Der vergessene Nazistollen Im bei Roggendorf nebst Melk gelegenen Wachberg liegt seit Jahrzehnten ein Nazistollen von unglaublichen Dimensionen im Verborgenen. Für die Aufarbeitung der grausamen Geschichte will sich niemand zuständig fühlen. Die dIREKT-Redaktion begab sich auf eine Spurensuche. Stollen-Strategie der NS-Kriegsmaschinerie Wir schreiben das Jahr 1944. Der Zweite Weltkrieg zieht seine letzten Furchen der Zerstörung. Die Übermacht der Alliierten wird zu diesem Zeitpunkt immer deutlicher. Beinahe täglich wer- Uwe Scheuch den strategisch wichtige Städte und Ziele innerhalb der deut- schen Gebiete bombardiert. Die nationalsozialistische Kriegs- und die Tetsch‘n produktion droht allmählich ins Stocken zu geraten, da Fabriken den Bombenabwürfen zum Opfer fallen. Zu diesem Zeitpunkt Kürzlich ließ der Kärntner Politiker und Bildungsreferent entscheiden sich die NS-Strategen dazu, mittels Stollenanlagen der FPK Uwe Scheuch aufhorchen, als er in einem In- von überdimensionalem Ausmaß ihre Kriegsmaschinerie unter terview für mehr Durchgriffsrechte der Lehrer plädierte. die Erde zu verlagern. Die Wahl fällt schließlich unter anderem Eine „kleine Tetsch‘n“ sei durchaus legitim, immerhin auf den Wachberg in Roggendorf bei Melk. Ein von den Nazis be- wäre es „sehr schwierig mit den pubertierenden Da- auftragtes Architekturbüro entwirft daraufhin einen Geheimplan men und Herren umzugehen“. Wenn man an Scheuchs für eine Stollenanlage, die im Endstadium über 70.000m2 groß Staatsbürgerschaftsvergabe und sein Telefonat zurück- werden soll. Unter dem Codenamen „Quarz Roggendorf B9“ wird denkt, könnte man auch sagen: Die Tetsch‘n ist „part das Projekt zügig vorangetrieben. Zum Bau der Stollenanlage of the game“. Eigentlich sollte man bei den Blauen den wurden circa 15.000 Gefangene des Konzentrationslagers Melk Posten des Bildungsreferenten auflassen, immerhin wird herangezogen, die unter grauenvollsten Bedingungen für den Bau sich in dieser Partei nie jemand Qualifizierter für diese dieser Anlage schufteten. In nur einem Jahr – von 1944 bis 1945 Stelle finden lassen. – wurden Stollen mit einer Gesamtfläche von 40.000m2 in den Wachberger Quarzsand geschlagen. Etwa 5000 Häftlinge muss- Und vielleicht erfahren wir ja in ein paar Jahren über auf- ten bis zur Befreiung im Mai 1945 ihr Leben lassen. Die Anlage gezeichnete Telefonprotokolle, dass die Forderung nach wurde zwar nur zum Teil fertig gestellt, doch Steyr-Daimler-Puch einer „kleinen Tetsch‘n“ bloß durchdachte Strategie der begann bereits in einigen Stollen mit der Fertigung von Kugella- Freiheitlichen ist: Durch die ständigen Ohrfeigen sollen gern, die für die Panzerproduktion von Nöten waren. die SchülerInnen Gehirnzellen verlieren, wodurch der IQ fällt und die Zahl der FPÖ-WählerInnen stetig wächst. Keine Aufarbeitung in Sicht Nach der Befreiung machten sich die russischen Besatzer dar- an, die Stollenanlage zu sprengen. Der massive Bau trug jedoch kaum Schäden davon. Und so schlummert im Wachberg bis heu- te ein stiller Zeitzeuge der Nazibarbarei, mit dessen Aufarbeitung sich niemand so recht befassen will. Selbst ehemalige Schüle- Text: Bernhard Habusta, Foto: SJ Archiv rInnen des Stiftsgymnasium Melk wissen recht wenig über das 004_ROTER FALKE COVERSTORY Der vergessene Nazistollen Im bei Roggendorf nebst Melk gelegenen Wachberg liegt seit Jahrzehnten ein Nazistollen von unglaublichen Dimensionen im Verborgenen. Für die Aufarbeitung der grausamen Geschichte will sich niemand zuständig fühlen. Die dIREKT-Redaktion begab sich auf eine Spurensuche. Außenlager Melk und die damit verbundene Geschichte. Im Ge- verpachtet, die dort im großen Stil Quarzsand abbauen. Für bei- schichtsunterricht wird das Thema aufgrund von Zeitmangel nur de ein lukratives Geschäft, das man sich nur ungern durch eine geringfügig angeschnitten und eine einmalige Exkursion ins KZ öffentliche Gedenkstädte zerstören lässt. Mauthausen lässt viele Detailfragen über den Nationalsozialis- mus im Unklaren. Gut gemeint ist, eben nicht immer gut. Als sich Lichtblicke und Courage die dIREKT-Redakteure nach dem Weg zur KZ-Gedenkstädte in Melk erkundigen, können die BewohnerInnen der Bezirkshaupt- Doch es gibt auch Lichtblicke am Ende des Stollens: Die enga- stadt kaum Auskünfte geben. Die grausame Geschichte scheint gierte Arbeitsgemeinschaft „Quarz Roggendorf“ hat sich der hier kein Thema mehr zu sein. Im Gegensatz zur Bevölkerung hat Erforschung des NS-Projektes verschrieben. Das sogenannte die Wirtschaft gewichtige Gründe der Aufarbeitung keine Auf- Quarz-Team hat sich nun der Aufarbeitung und dem Erhalt dieses merksamkeit zu schenken: Der Wachberg wird von der Agrarge- unterirdischen Stollenwerks trotz bürokratischer Schwierigkeiten meinschaft Roggendorf verwaltet und derzeit an die Quarzwerke (näheres im Interview) verschrieben. Wir möchten hier von der Homepage zitieren, die die Dinge auf den Punkt bringt: „Die Stol- lenanlage Quarz ist ein einzigartiges Denkmal von überregionaler fact box Bedeutung. Sie stellt noch immer die größte derartige Tunnelanla- ge in Österreich dar und verkörpert eindrucksvoll Rüstungswahn- Antifaschistische Spurensuche sinn und Massenvernichtung des NS-Regimes. Bis heute existiert Eine Führung durch das ehemalige KZ Melk und zu keine adäquate Gedenkstätte. Der Erhalt der Stollenanlage ist den Eingängen des Nazistollen am Wachberg bie- durch einen nahen Sandabbau bedroht. Ziel ist die Rettung der tet die SJNÖ in Kooperation mit dem „Quarz Team“ Stollenanlage [...].“ Für Interessierte werden