Das bekannteste Weihnachtslied wird seit 200 Jahren gesungen

«Stille Nacht» ist heute sogar im Weltall unterwegs

Genau vor 200 Jahren, an Heiligabend 1818, führten der Dorfschullehrer und Organist (1787 – 1863) und sein Freund, der Hilfspfarrer Joseph Mohr (1792 – 1848), in der Kirche St. Nikola in Oberndorf bei in Österreich erstmals das Lied «Stille Nacht, heilige Nacht» auf. Mohr hatte den eigenwilligen Text bereits 1816 als Gedicht geschrieben, doch erst zwei Jahre später komponierte Gruber dann die Melodie dazu. Weil die Kirchenorgel defekt war, begleitete Gruber diese Uraufführung mit seiner Gitarre.

In 300 Sprachen übersetzt Heute gilt «Stille Nacht» als das wohl bekannteste Weihnachtslied, dessen Text in mehr als 300 Sprachen übersetzt wurde – sogar ins Arabische. Die UNESCO anerkennt es seit 2011 als imma- terielles Kulturerbe Österreichs. Die Kirche St. Nikola in Oberndorf musste Anfang des 20. Jahr- hunderts wegen Wasserschäden abgetragen werden, doch die an ihrer Stelle errichtete «Stille- Nacht»-Kapelle ist heute eine das ganze Jahr über eine gut besuchte Touristenattraktion. Seit dem Ende September und noch bis zum 3. Februar 2019 wird unter dem Titel «Stille Nacht 200 – Ge- schichte, Botschaft, Gegenwart» in den barocken Räumlichkeiten des Salzburg Museums eine Sonderausstellung zum 200-Jahr-Jubiläum des Weihnachts-Klassikers geboten. Die beiden Schöpfer dieses Liedes sind in Österreich unvergessen. Es gibt diverse Gedenkstät- ten und Museen an ihren einstigen Wirkungsorten. Verschiedene Veranstaltungen und Konzerte erinnern vornehmlich in der Adventszeit an die Künstler. Mehrere Gesellschaften und Vereine pfle- gen behutsam und nachhaltig die Erinnerungen.

Himmlische Ehren Zu den vielen Ehrungen, welche die beiden Schöpfer des bekanntesten Weihnachtsliedes meist posthum erfuhren, gehört auch ein Asteroid, ein kleiner Himmelskörper, der zwischen Mars und Jupiter um die Sonne kreist.

Unterwegs zwischen den Sternen des Sternbildes Jungfrau, der Asteroid (65675) «Mohr-Gruber». Dieses Foto entstand am 31. März 2001 auf der Sternwarte Eschenberg in Win- terthur mit dem 40cm-«Friedrich-Meier»-Teleskop.

(Foto: Markus Griesser)

Seit 2004 trägt der Asteroid Nr. 65675 offiziell den Namen «Mohr-Gruber». Entdeckt wurde der etwa sechs Kilometer messende Kleinplanet am 1. November 1989 von Dr. Freimut Börngen. Der langjährige Fachastronom der Sternwarte Tautenburg bei Jena hat mit dem dortigen 2-Meter- Teleskop im Laufe seines Berufslebens über 500 neue Kleinplaneten gefunden. Als er 1995 in Pension ging, waren gegen 200 dieser kosmischen Kleinkörper noch nicht in ihren genauen Bah- nen bekannt. Bei über 140 davon führte Markus Griesser, der Leiter der Winterthurer Sternwarte Eschenberg, ergänzende Positionsmessungen aus, so dass der deutsche Astronom bis heute fast alle seiner Funde benennen konnte.

Der heute 88-jährige Dr. Freimut Börngen hat in seinen Jahren als Astronom an der Thüringischen Landessternwarte in Tautenburg bei Jena mit konventionellen Fototechni- ken über 500 Kleinplaneten entdeckt. Er ist damit einer der erfolgreichsten Asteroiden- Entdecker im deutschen Sprachraum.

(Foto: Thüringische Landessternwarte)

Darunter ist auch der «Mohr-Gruber», wobei sich der von Börngen verfasste Würdigungstext über- raschend nüchtern liest:

Curate Joseph Mohr (1792-1848) and his organist Franz Xaver Gruber (1789-1863) are the creators of the carol Stille Nacht, heilige Nacht ("! Holy Night!"), which was first heard on Christmas Eve in 1818 in Oberndorf near Salzburg.

(Astronomische Gesellschaft Winterthur, im Advent 2018)

Die heutige «Stille-Nacht»-Kapelle in präsen- tiert sich in der Adventszeit beson- ders festlich.

(Foto: salzburg.info)