Materialmappe Zu „Name: Sophie Scholl“
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Rike Reiniger Name: Sophie Scholl Materialien zu Stück www.Name-Sophie-Scholl.de Liebe Lehreinnen und Lehrer, hiermit erhalten Sie eine Materialmappe zu „Name: Sophie Scholl“ Die nachfolgenden Informationen wollen unsere Interpretation des Stücks – mit der wir hoffentlich viele Anlässe gegeben haben, sich weiter mit den Themen Zivilcourage und Widerstand gegen die Nazi-Diktatur zu beschäftigen – ergänzen. Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung. Daniela Mitterlehner und Judith Senger Inhaltsverzeichnis Über das Stück .................................................................................................................................. 3 Die Autorin .......................................................................................................................................... 4 Die weiße Rose ................................................................................................................................. 5 Der Name .............................................................................................................................. 6 Sophie und Hans Scholl ................................................................................................... 7 Alexander Schmorell ....................................................................................................... 10 Christoph Probst ................................................................................................................ 12 Willi Graf ................................................................................................................................ 14 Die Prozesse ..................................................................................................................................... 15 Roland Freisler, Präsident des Volksgerichtshofs ................................................. 17 Johann Reichard, der Henker .................................................................................... 18 Anregungen für die Nachbereitung .................................................................................... 19 Über uns ............................................................................................................................................. 20 Daniela Mitterlehner ....................................................................................................... 20 Judith Senger ..................................................................................................................... 20 Nützliche Links ................................................................................................................................. 21 2/21 Über das Stück „Ich heiße Sophie Scholl. Und da fängt das Problem auch schon an.“ Nur zufällig trägt die Jurastudentin den Namen der antifaschistischen Widerstandskämpferin. Und dieser Name ist Zumutung und Anstoß als sie in ein Betrugsverfahren verwickelt wird, in dem sie sich zwischen ihrer Kariere und der Wahrheit entscheiden muss. Das Stück spielt in den wenigen Sekunden, in denen sie vor Gericht die Entscheidung fällen muss, entweder gegen ihren Juraprofessor auszusagen und damit ihren Studienabschluss und ihre berufliche Zukunft zu ruinieren und wahrscheinlich selbst angeklagt zu werden, oder durch ihr Schweigen, das keine negativen Folgen für sie hätte, eine Unschuldige ins Gefängnis zu bringen. Das Stück verwebt die Biographien der fiktiven Sophie von heute und der historischen und handelt das Thema Zivilcourage ohne erhobenen Zeigefinger ab. Dabei bedient es sich einer quasi filmischen „Schnitttechnik“: Rückblenden, Reflexionen und historische Situationen werden nicht nur erzählt, sondern unmittelbar verkörpert. Die Darstellerin schlüpft hierbei in etliche Rollen, sucht aber immer wieder den unmittelbaren Kontakt zum Publikum. Ergänzt wird dies durch Videos, die die Situation der historischen Sophie Scholl schildern und biographische Details ergänzen. 3/21 Die Autorin Rike Reiniger, aufgewachsen in Bochum, arbeitete in einem traditionellen Puppentheater, das den deutschsprachigen Raum bereiste. Sie studierte in Prag (Regie und Dramaturgie für Puppentheater) und Gießen (Angewandte Theaterwissenschaft), inszenierte in der freien Szene Berlins und war Mitbegründerin des interkulturellen Theater-Ensembles Kumpanya. Nach dessen Auflösung ging sie ins Engagement an die Landesbühnen Sachsen, das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen und das theater junge generation Dresden. Ihr erster Prosatext „Wolfsliebe“ erschien 2013 im Klak Verlag. © Lena Grossmannova Rike Reiniger arbeitet als Regisseurin und Autorin und lebt in Berlin. 4/21 Die weiße Rose Bis in die Gegenwart gilt die Weiße Rose als bekanntestes und symbolgebendes Beispiel für den studentisch-bürgerlichen Widerstand gegen das NS-Regime innerhalb Deutschlands; in einem darüberhinausgehenden Sinn steht sie für moralische Lauterkeit, Mut (Zivilcourage) und Opferbereitschaft im Einsatz für humanistisch-demokratische Ideale vor dem Hintergrund einer totalitären Diktatur. Quelle: Ausstellungskatalog Maison de Rhénanie-Palatinat „Die Weiße Rose“ nannte sich eine in ihrem Kern von Studenten dominierte, sich wesentlich auf christliche und humanistische Werte aus der Tradition der bündischen Jugend berufende deutsche Widerstandsgruppe gegen die Diktatur des Nationalsozialismus. Sie entstand in der Zeit des Zweiten Weltkriegs auf Initiative eines Freundeskreises um Hans Scholl und Alexander Schmorell ab Juni 1942 in München. Zwischen Ende Februar und April 1943 wurde sie mit der Enttarnung, Verhaftung und schließlich der Hinrichtung ihrer prägenden Mitglieder nach – heute als rechtswidrig geltenden – Todesurteilen des Volksgerichtshofes unter dem Vorsitz Roland Freislers zerschlagen. Die Gruppe verfasste, druckte und verteilte auf verschiedenen klandestinen Verbreitungswegen zunächst in der Region München selbst, später über Kuriere auch in einigen anderen Städten des NS-Staates – vor allem in Süddeutschland. Insgesamt entstanden sechs Flugblätter in unterschiedlicher, tendenziell steigender Auflage von zuletzt bis zu 9000 Exemplaren. In diesen Veröffentlichungen thematisierten sie Verbrechen des Regimes und riefen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf. In der Schlussphase ihres Bestehens versuchte die Weiße Rose über Falk Harnack ihre Kontakte zu weiteren Widerstandsgruppen bis in die Reichshauptstadt Berlin und zu systemoppositionellen Kreisen der Wehrmacht auszuweiten. Nach dem Ende der Schlacht von Stalingrad bemalten ihre Mitglieder in nächtlichen Aktionen zusätzlich auch öffentliche Fassaden in München mit Parolen gegen Hitler und die NS-Herrschaft. Den inneren Kreis der Weißen Rose bildeten die beiden Geschwister Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf sowie der Universitätsprofessor Kurt Huber. In der Nacht vom 15. auf den 16. Februar 1943 verteilte die Gruppe 800 bis 1200 Flugblätter in München. Am 18. Februar kamen Hans und Sophie Scholl 5/21 gegen 10:45 Uhr durch den Haupteingang in das Universitätsgebäude. Sie trugen einen rotbraunen Koffer und eine Aktentasche, beide gefüllt mit dem sechsten Flugblatt und einer kleinen Menge des fünften. Die Geschwister legten die Flugblätter stoßweise vor den noch geschlossenen Hörsälen und in den Gängen aus. Als sie schon am rückwärtigen Ausgang Amalienstraße waren, kehrten sie um und liefen in den ersten Stock, wo sie nochmals Flugblätter ablegten. Dann rannten sie in den zweiten Stock, von wo Sophie den Rest der Flugblätter über die Brüstung in den Lichthof der Münchener Universität warf. Dabei wurden die beiden vom Hörsaaldiener Jakob Schmid entdeckt und von diesem (und anderen) so lange festgehalten, bis die Gestapo eintraf. Der Name „Weiße Rose“ wurde erst in der Nachkriegszeit zum Namen für die studentische Widerstandsgruppe. Der Ursprung der Namensgebung „Flugblätter der Weißen Rose“ ist letztendlich unklar. Wahrscheinlich ist, dass es mehrere Bezugspunkte gab, unter anderem der sozialkritische Roman „Die Weiße Rose“ von B. Traven. Nach seiner Verhaftung am 20. Februar 1943 gab Hans Scholl an, den Namen „willkürlich gewählt“ zu haben: „Zurückkommend auf meine Schrift ‚Die Weiße Rose‘ möchte ich … folgendes erklären: Der Name ‚Die Weiße Rose‘ ist willkürlich gewählt. …“ Es ist jedoch sicher, dass Hans Scholl mit dieser Aussage seine eigentlichen Motive verschleiern wollte. 6/21 Sophie und Hans Scholl ©Gedenkstätte Deutscher Widerstand © Gedenkstätte Deutscher Widerstand Sophie und Hans stammten aus einer Familie, in der selbstständiges Denken geschätzt war. Der Vater Robert, Bürgermeister im schwäbischen Forchtenberg, später Wirtschaftsprüfer in Ulm, hatte im Ersten Weltkrieg den Dienst mit der Waffe verweigert und war als Sanitäter an die Front gezogen. Den Kontakt zu jüdischen Freunden und avantgardistischen Künstlern ließ er sich von den Nazis nicht verbieten. Die Mutter hatte vor ihrer Heirat als Diakonisse gearbeitet. Vater, Inge, Hans, Elisabeth, Sophie und Werner Scholl © Der Spiegel 7/21 Wenn man sich als junger Mensch in einer so liberalen Familie emanzipieren will, muss man sich zwangsläufig für die völkische Bewegung begeistern: Kameradschaft, Volksgemeinschaft, Heimat! Hans bringt es in der Hitler- Jugend bald zum Fähnleinführer, auf dem Nürnberger Parteitag 1936 darf der Siebzehnjährige das Banner der Ulmer HJ tragen. Inge Scholl, ein Jahr älter als ihr Bruder Hans, notiert in ihrem Tagebuch: „Hans hat eine feine Radierung von Hitler. Sie hängt im Kinderzimmer. Vater hat sie am Anfang jeden Tag, wenn er vom Geschäft heimkam,