<<

DFL Deutsche Fußball Liga GmbH Guiollettstraße 44–46 60325 Frankfurt/Main

Tel. +49 69 65005-0 Fax +49 69 65005-557 E-Mail presse@.de Jahre Leistungszentren www.bundesliga.de 10Die Talentschmieden des deutschen Spitzenfußballs grusswort DFL Deutsche Fußball Liga GmbH 1 Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball Guiollettstraße 44–46 60325 Frankfurt/Main perfekt ausgebildet Tel. +49 69 65005-0 2 Fußball „made in “ ist wieder ein Qualitätsmerkmal Fax +49 69 65005-557 E-Mail [email protected] „Die Investitionen werden sich auszahlen“ www.bundesliga.de Herausgeber 6 Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, im Interview

Wichtiger Schritt in eine erfolgreiche Zukunft 8 Die EURO 2000 gab den Startschuss zum Umdenken Tom Bender verantwortlich

„wir haben frankreich längst überholt“ 10 Gerhard Mayer-Vorfelder im Gespräch Christian Pfennig Projektleitung „Bundesliga-karriere und abitur müssen möglich sein“ 12 Andreas Rettig über die Herausforderungen der Zukunft

die talentschmiede von bayer 04 Tobias Schild Redaktion und 14 Zu Besuch im Leistungszentrum der Werkself Koordination

„den Spielern luft zum atmen geben“ 20 Sportpsychologe Dr. Uwe Harttgen über Chancen und Risiken Christina Dimitriou, Jana Gembrys, Kay-Oliver Langendorff, Mitarbeit bauboom zum wohle des deutschen fuSSballs Dr. Dirk Meyer-Bosse, Andreas Nagel, Malte Schulz 22 Die deutschen Leistungszentren sind internationale Spitze

die heimat der eintracht-jugend Dr. Harro Schweizer Schlussredaktion 24 Hinter den Kulissen des Frankfurter Leistungszentrums

Qualitätstest für Leistungszentren 26 Die Überprüfung der Nachwuchsschulen macht Gutes noch besser DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, Speedpool GmbH, Fotoredaktion Witters Sport-Presse-Fotos GmbH „zertifizierung ist ein erfolgsmodell“ 29 DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus erklärt die Vorteile DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, Getty Images Deutschland GmbH, Bildnachweis Ein vorbild für gelungene integration Witters Sport-Presse-Fotos GmbH, Andreas Rettig 30 Talente aus 80 Nationen trainieren und lernen gemeinsam

„jeder spieler braucht eigene ansprache“ Speedpool GmbH Gestaltung 32 Mainz-Coach über Erfahrungen mit Profis und Talenten

zahlen und fakten 36 Informationen rund um zehn Jahre Leistungszentren in Deutschland Hansmann Verlag Sponholtz Druck GmbH Druck

impressum 45 Stand: 25. März 2011 Vorwort Dr. Reinhard Rauball 1

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe FuSSballfreunde.

enige Monate ist es her, rore sorgen. International wird das deut- dass die deutsche National- sche Nachwuchskonzept mittlerweile als Wmannschaft bei der Weltmeisterschaft vorbildlich anerkannt, die UEFA zeichnete 2010 in Südafrika Fußballfans rund um es jüngst sogar als bestes in Europa aus. den Globus mit ihrer frischen, offensi- Die Zeiten, in denen wir anerkennend ven und technisch brillanten Spielweise nach Frankreich, Spanien oder in die Nie- begeisterte. Ein junges deutsches Team derlande schauen mussten, sind vorbei. mit einem Durchschnittsalter von unter Die in der Lizenzierung abgefragten Maß- 25 Jahren, ausschließlich aus Bundesliga- gaben aus sportlichem, medizinischem Spielern bestehend, überraschte die Welt und schulischem Bereich, gepaart mit unter Führung von Bundestrainer Joachim einer eigenen Philosophie für jedes Leis- Löw mit wunderschönem, äußerst erfolg- tungszentrum, garantieren eine ganzheit- reichem Offensivfußball – und versetzte liche Ausbildung der jungen Spieler – und Fans wie Experten in Verzückung. sorgen dafür, dass diese auch außerhalb des Fußballs eine Zukunft haben. Spätestens dieser überragende Auftritt unseres Nationalteams machte Wir können daher den Clubs danken, deutlich, dass die Maßnahmen, die der dass sie nicht nur die infrastrukturellen Ligaverband und die 36 Proficlubs in Grundlagen geschaffen haben, sondern Deutschland vor zehn Jahren beschlos- auch durch die Auswahl von qualifizier- sen haben, richtig waren. Mit der für alle tem Trainerpersonal die Ernsthaftigkeit Clubs verpflichtenden Einführung der der Ausbildung ­unterstreichen. Darüber Leistungszentren für Nachwuchsspie- hinaus gilt es, dem Deutschen Fußball- ler wurde 2001 der Grundstein für eine Bund für die gute Kooperation auf diesem ­erfolgreiche Zukunft des deutschen Fuß- Gebiet zu danken. Zumal der DFB mit sei- balls gelegt. Heute, zehn Jahre später, nem Stützpunkt-Konzept hervorragende können wir die Früchte der in diesen Leis- Arbeit leistet und mit tungszentren geleisteten Arbeit ernten. über einen erwiesenen Experten im Be- Und, da bin ich mir sicher, es werden noch reich der Nachwuchsarbeit verfügt. viele weitere folgen.

Selten zuvor gab es in der Bundesliga Herzlichst, so viele technisch und taktisch ausge- Ihr bildete Talente. , oder zählen schon heute zur absoluten Weltklasse. Junge Spieler wie Thomas Müller, Mario Götze, André Schürrle oder die Bender- Dr. Reinhard Rauball Zwillinge Sven und Lars, um nur einige aus Präsident des Ligaverbandes der Bundesliga zu nennen, haben das Po- tenzial, in ähnliche Kategorien vorzudrin- gen. Nicht zu vergessen Mesut Özil und , die derzeit in für Fu-

„International wird das deutsche nachwuchskonzept als vorbildlich anerkannt.“ 2 Erfolgsgeschichte Die Stars aus den Leistungszentren

perfekt ausgebildet Fußball „made in Germany“ ist wieder ein Qualitätsmerkmal geworden – die deutschen Elitekicker sorgen zehn Jahre nach Gründung der Leistungszentren national und international für Furore. 3

homas Müller vom Rekordmeis- ter FC Bayern München wurde Tmit 20 Jahren Torschützenkönig der Fußball-WM in Südafrika, der Schalker Nationalkeeper Manuel Neuer stellt seine Weltklasse wöchentlich unter Beweis und wird von allen Topclubs in Europa gejagt, und Dortmunds Mario Götze gilt mit nur 18 Jahren längst als „Jahrhundert-Talent“. Die Leistungszentren haben sich in der vergangenen Dekade zu wahren Talent- schmieden entwickelt.

Die Liste hochkarätiger Spieler, die in den 36 Leistungszentren der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga auf die Profi­karriere vorbereitet wurden, ließe sich beliebig fortführen mit New- comern wie den Bender-Zwillingen Sven und Lars oder mittlerweile gestande- nen Weltklasse-­Spielern wie Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm. Von insgesamt 525 Bundesliga-Spielern wurden 275 in den Leistungszentren der Bundesligisten ausgebildet. Das sind 52,4 Prozent. Jeder Club hat demnach im Schnitt rund 15 Spieler im Kader, die in einem der Leistungszentren geschult wurden. 107 und damit 20,4 Prozent aller Bundesliga-Profis sind heute sogar noch bei dem Club, bei dem sie ausgebil- det wurden (Local Players). „Die Zahlen belegen, dass die Nachwuchsausbildung der Bundesliga Früchte trägt. Auf diese Weise wird die Grundlage dafür gelegt, dass sich die Fans zunehmend wieder über in der Bundesliga ausgebildete Stars freuen können“, sagt Ligapräsi- dent Dr. Reinhard Rauball.

Deutlich über eine halbe Milliarde Euro haben die Proficlubs in Deutsch- land seit der Saison 2001/02 in ihre Nachwuchszentren investiert. Eine gute Investition, die den gesamten deut- schen Fußball zurück in die europäische Spitze führte. So eroberte die Bundes- liga auf internationaler Bühne jüngst den dritten direkten Champions- League-Startplatz zurück und ist in der UEFA Fünf-Jahres-Wertung sogar Welt- und Europameister Spanien dicht auf den Fersen. 4 Erfolgsgeschichte Die Stars aus den Leistungszentren

auch menschlich haben die Nachwuchs­ Investitionen der Clubs in die Leistungszentren kicker in den Internaten der Clubs oftmals in Mio. Euro eine beeindruckende Reife erlangt.

85,70 „Ohne die Arbeit und Unterstützung 80 78,24 der Liga wären die Erfolge der National- mannschaft nicht denkbar. Im Wesent- 70 69,20 lichen dank der Leistungszentren gibt es heute mehr und besser ausgebildete 60,87 61,63 60 junge Spieler als je zuvor. Aus diesem 56,92 57,79 Reservoir schöpft der DFB. Auch deshalb

50 47,85 hat die Nationalmannschaft künftig wie- der eine echte Chance, Titel zu gewinnen“, 40 sagt Seifert.

2002/2003 2003/2004 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 Damit die Talente auch in Zukunft Gesamtinvestition: rund 520 Millionen Euro nicht ausbleiben, arbeitet die ebenfalls 2001 gegründete Kommission Leis- tungszentren ständig an Möglichkeiten zur Verbesserung und zum Ausbau der Nachwuchsarbeit. Unter ihrem Vorsit- zenden Andreas Rettig, Geschäftsführer „Ein ganz wesentlicher Punkt für Dank des starken Unterbaus der beim FC Augsburg, soll die Kommission die jüngsten Erfolge ist sicherlich die Leistungszentren ist zuletzt auch der An- dafür Sorge tragen, dass die derzeit po- ­hervorragende Arbeit in den Bundesliga- teil an deutschen Spielern im Lizenzfuß- sitive Entwicklung im Nachwuchsbereich Leistungszentren. Dass diese kurz nach ball mit über 64 Prozent auf den höchsten auch in Zukunft nicht stagniert. „Wir dür- der Jahrtausendwende verpflichtend Wert seit der Saison 1998/99 gestiegen. fen uns von den jüngsten Erfolgen der eingeführt wurden, kann gar nicht hoch jungen Spieler in der Bundesliga genug bewertet werden. Allein in dieser Unbestritten wären zudem die jüngs- und der Nationalmannschaft Saison fließen rund 90 Millionen Euro aus ten Erfolge der Nationalmannschaft nicht blenden lassen. Das der Liga in die Leistungszentren – Inves- ­unter Bundestrainer Joachim Löw ohne zehnjährige Jubiläum titionen, die sich auch in Zukunft weiter die professionelle Arbeit der Trainer und der Bundesliga- auszahlen werden“, betont Christian Sei- Betreuer in den Leistungszentren so nicht Leistungszentren fert, Vorsitzender der Geschäftsführung möglich gewesen. Der gesamte deutsche sollte für uns alle der DFL Deutsche Fußball Liga. Fußball profitiert derzeit nicht nur von vielmehr ein Anlass sein, ­darüber nach- hervorragend ausgebildeten Fußballern, zudenken, wie wir auch in zehn Jahren Die Leistungszentren haben seit dem noch stilbildend in der Nachwuchs- und Jahr 2001 als stilbildende Vorbilder der Eliteförderung sein können“, sagt Rettig. Eliteförderung an Frankreich und den Der Geschäftsführer des FC Augsburg ­Niederlanden mindestens gleichgezogen. will vor allem die Kooperationen der Clubs Früher galten die Ajax-Schule und das Nachwuchsspieler mit den Schulen weiter ausbauen. So wird französische Förderzentrum Clairefon- in den Leistungszentren der 36 Proficlubs derzeit darüber nachgedacht, den Schu- taine mit weitem Abstand als führend. len als Dienstleister Fußballtrainer zur Das Umdenken in Deutschland begann 2010/2011 Teams Spieler Verfügung zu stellen. mit der desaströsen EURO 2000 in Belgi- en und den Niederlanden, als die deutsche U23 35 710 Wenn Wolfsburgs Kapitän Marcel Nationalmannschaft mit nur einem Punkt U19/18 39 843 Schäfer an seine Zeit im Internat von und einem Tor in der Vorrunde scheiterte. U17 35 721 1860 München zurückdenkt, erinnert er Das Talentförderprogramm wurde aus U16 33 645 sich bisweilen an eine harte Schule. „Man der Taufe gehoben, die Leistungszent- U15 35 687 durchläuft dort einen Weg, der nicht im- ren für alle Proficlubs verpflichtend als U14 35 658 mer einfach ist. Mit 15 Jahren von zu eine der Voraussetzungen zum Erhalt der U13 35 613 Hause weg, da vergießt man auch die eine ­Lizenz eingeführt. Zehn Jahre später ist U12 35 568 oder andere Träne. Das gibt man in dem die deutsche Nachwuchs- und Eliteförde- Alter natürlich nicht zu. Da ist man viel zu rung europaweit anerkannt. Gesamt 282 5.445 stolz“, sagt Schäfer. Heute ist aus Schäfer 5

ein gestandener Bundesliga-Profi gewor- Individuelle Förderung und intensive trums, ergab zuletzt, dass der Anteil der den. Dennoch sieht Rettig auf dem Gebiet Kommunikation haben sich alle Trainer Abiturienten in den Leistungszentren hö- Schule und Fußball noch Verbesserungs- der Leistungszentren auf die Fahnen her ist als im Bundesdurchschnitt. bedarf. geschrieben. Das in den Leistungszent- ren gelernte Sozialverhalten ist sowohl Ein weiterer wichtiger Aspekt der in der Nationalmannschaft als auch bei 36 Leistungszentren im sozialen Bereich den Clubs eine wichtige Voraussetzung ist die Tatsache, dass die Bundesliga für Teamgeist und Erfolge geworden. ­dadurch auch wesentlich zur Integra­ Und die jungen Fußballer genießen in tion von Ausländern und Menschen mit den Leistungszentren zudem eine immer Migrationshintergrund in Deutschland bessere Schulbildung. Eine Untersuchung beiträgt. Unabhängig von ihrer Herkunft von Dr. Uwe Harttgen, ehemaliger Bre- können sich die Nachwuchsspieler in den mer und Hannoveraner Bundes- Leistungszentren mit der deutschen Kul- liga-Spieler und heute bei tur identifizieren. Zudem haben sie eine Werder Direktor des hohe Bildungsorientierung, weisen nur Leistungszen- geringe Unterschiede bei Sprach- und Kulturkenntnissen auf und haben zu ihren deutschen Altersgenossen einen bes- seren Kontakt als der Durchschnitt. So hat der deutsche Profifußball neben der sport­lichen und schulischen Förderung der Nachwuchsspieler zugleich einen erheblichen Beitrag zur Integration in Deutschland ­geleistet.

275 von aktuell 525 Spielern in der Bundesliga wurden in den Leistungszentren ausgebildet. 6 Interview Christian Seifert

„Ohne die Arbeit und Unterstützung der Liga wären die Erfolge der Nationalmannschaft nicht denkbar.“

„Die Investitionen werden sich auszahlen“ Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, lobt die Arbeit in den Leistungszentren der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga und sieht eine rosige Zukunft für die deutsche Nationalmannschaft.

err Seifert, vor zehn Jahren 36 Proficlubs kann gar nicht hoch ­genug zentren ist sicherlich ein ganz wesent­ wurde die für alle Clubs ver­ bewertet werden. Unser aller Dank in licher Punkt für die jüngsten internatio- pflichtendeH Einführung von Leistungs­ diesem Zusammenhang gilt Gerhard nalen Erfolge der Bundesliga, aber auch zentren beschlossen. Wie wichtig war Mayer-Vorfelder, der diese Reformen als der Nationalmannschaft. Wenn man sich diese Entscheidung aus heutiger Sicht? damaliger Ligaausschuss-Vorsitzender die Clubs heute ansieht, kann man die Christian Seifert: „Dieser Be- konsequent vorangetrieben hat. Die Auswirkungen dieser Entscheidung zu- schluss des Ligaverbandes und seiner hervorragende Arbeit in den Leistungs­ dem in jedem Kader sofort sehen.“ 7

Inwiefern? im Profifußball auf. Heute sind in der junge Spieler als je zuvor. Aus diesem „In der laufenden Saison 2010/11 ­Bundesliga schon wieder 57, in der Reservoir schöpft der DFB. Deshalb stammen 275 der 525 Bundesliga-Spie- 2. Bundesliga sogar 71 Prozent aller hat die Nationalmannschaft künftig ler aus einem der 36 Leistungszentren. Spieler Deutsche.“ auch wieder eine echte Chance, Titel zu 52,4 Prozent der in der Bundesliga akti- ­gewinnen.“ ven Spieler sind also von der Bundesliga Zum Aufbau der Leistungszentren oder der 2. Bundesliga ausgebildet wor- haben die Clubs viel Geld investiert. Wie kann die Bundesliga den hohen den. Im Schnitt stehen bei jedem Club „Seit Einführung der Leistungszen- Ausbildungsstandard halten? 15 Absolventen der Leistungszentren tren 2001 haben die Clubs rund 520 „Zur Sicherung der Qualität der im Kader. Nach nur zehn Jahren ist das Millionen Euro in die Ausbildung der Ausbildung haben wir die Zertifizierung sicherlich schon eine beachtliche Quote. ­Jugendspieler investiert. Allein in der der Leistungszentren eingeführt. So Dass aktuell 107, also 20,4 Prozent der laufenden Saison fließen rund 90 Millio­ erhalten die Clubs von neutraler Seite Bundesliga-Spieler zudem noch in dem nen Euro aus der Liga in die Leistungs- Informationen, wo sie stehen und wo es Club aktiv sind, von dem sie ausgebildet zentren – so viel wie nie zuvor. Insbeson- möglicherweise noch Verbesserungs­ wurden, zeigt noch mehr, wie groß das dere in die Infrastruktur haben die Clubs potenzial gibt.“ Vertrauen in den eigenen Nachwuchs investiert. Es wurden Trainingszentren geworden ist – und wie gut die Nach- gebaut, bereits bestehende moderni- Welche Maßnahmen gibt es sonst wuchsspieler sind.“ siert und erweitert, sehr gut ausgebil- noch? dete Trainer engagiert, Internate auf- „Die Kommission Leistungszent- Gleichzeitig ist in den vergangenen gebaut und vieles mehr. Das alles sind ren beschäftigt sich ständig mit Ver- Jahren die Quote an ausländischen Spie­ Investitionen, die sich in Zukunft weiter besserungsideen. Vor allem soll die lern in der Bundesliga gesunken. auszahlen werden. Denn die Spieler, die Vernetzung mit den Schulen weiter „Die Tendenz nach dem Bosman- die Ausbildung in den Leistungszentren vorangetrieben werden. Denn die Ver- Urteil war lange Zeit, dass immer mehr über vier, fünf oder mehr Jahre absol- bindung von Fußballkarriere mit Schule Spieler aus dem Ausland verpflichtet viert haben, kommen jetzt gerade erst oder Berufsausbildung ist elementar. wurden und der deutsche Nachwuchs in den Profifußball.“ Schließlich schaffen nur die wenigsten kaum noch Chancen erhielt. Das mag Nachwuchsspieler den Sprung in den am fehlenden Vertrauen in die eigenen Der Auftritt der deutschen National­ Profifußball. Wir sehen es daher als Jugendspieler, aber auch an deren man- mannschaft bei der WM 2010 in Süd­ unsere soziale Verantwortung an, den gelnder fußballerischer Qualität gele- afrika hat weltweit Beachtung gefun­ Jugendlichen auch außerhalb des Fuß- gen haben. Durch die Leistungszentren den. Welchen Anteil hat die Liga an der balls eine optimale Ausbildung zu ver- wurde diese Qualität enorm gesteigert ­Entwicklung? schaffen. Dass schon jetzt prozentual und damit auch das Vertrauen der Clubs „Ohne die Arbeit und Unterstützung mehr Jungs aus den Leistungszentren in den eigenen Nachwuchs aufgebaut. der Liga wären die Erfolge der National- das Gymnasium besuchen als der Bun- Die jungen deutschen Spieler sind heu- mannschaft nicht denkbar. Im Wesent- desdurchschnitt, zeigt, dass auch die- te technisch und taktisch gut geschult. lichen dank der Leistungszentren gibt ser Aspekt der Ausbildung sehr ernst Als Folge laufen immer mehr Deutsche es heute mehr und besser ausgebildete genommen wird.“

Vertrauen zahlt sich aus: Tobias Levels (24) spielt seit mehr als einem Jahrzehnt für Borussia Mönchengladbach. 8 Die Anfänge Gründung der Leistungszentren

Wichtiger Schritt in eine erfolgreiche Zukunft Das bittere Vorrunden-Aus bei der EURO 2000 war das Schlüsselerlebnis: Der deutsche Fußball stand rund um die Jahrtausendwende am Abgrund, es fehlte ein professioneller Unterbau. Was folgte, war eine Revolution der Nachwuchsförderung, die zum zehnjährigen Jubiläum der Leistungszentren weltweit als beispielhaft bezeichnet wird.

s war unmittelbar nach der EURO für die deutsche Nachwuchsförderung wuchsspieler. Der Unterhalt eines solchen 2000 und den enttäuschenden der Zukunft zu erstellen. Ligaausschuss- Leistungszentrums wurde sogar zu einer EAuftritten der Nationalmannschaft, als Vorsitzender Gerhard Mayer-Vorfelder, Voraussetzung zum Erhalt der Lizenz für die Bundesliga-Clubs und der Deutsche ab April 2001 DFB-Präsident, erklärte das die Clubs erhoben. Fußball-Bund (DFB) die Notbremse zogen. Projekt zur Chefsache. Genauso stand die Die Nachwuchs- und Eliteförderung muss- Nachwuchsförderung beim frisch gegrün- Zu Beginn musste der heutige Vorsit- te umfassend erneuert werden. Als großes deten Ligaverband unter Ligapräsident zende der Kommission Leistungszentren Vorbild und Orientierungshilfe galt insbe- Werner Hackmann ganz oben auf der Andreas Rettig, der diese bereits in ihrer sondere die Nachwuchsarbeit des damali- Agenda. Der DFB hob ein Talentförder- Anfangsphase von 2001 bis 2002 leitete, gen Welt- und Europameisters Frankreich programm aus der Taufe und investierte viel Überzeugungsarbeit leisten. Doch es am Stützpunkt Clairefontaine. Mil­lionen in das Stützpunkttraining und war klar, dass der deutsche Profifußball die Honorar-Trainer. Der Ligaverband ein ganzheitliches Ausbildungskonzept zur Schnell wurde eine Task-Force gegrün- beschloss am 28. Februar 2001 die für Unterstützung der Clubs bei der Entwick- det, deren Aufgabe es war, über den Teller­ alle 18 Bundesliga-Clubs zwingende Ein- lung der ­Talente einführen musste. Dabei rand hinauszublicken und ein Konzept führung von Leistungszentren für Nach- ging es nicht um eine Vereinheitlichung 9

10 Jahre Leistungszentren

26.01.2011 Konstituierende Sitzung Kommission Leistungszentren

07.05.2001 Konstituierende Sitzung Kommission Leistungszentren

28.02.2001 Beschluss Mitgliederversammlung Leistungszentren

Zertifizierung Leistungszentren Leistungszentren 2. Bundesliga Leistungszentren Bundesliga

2001/2002 2002/2003 2003/2004 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011

Damit war der Rahmen vorgegeben, Anreiz. So werden die Gelder aus dem und im Laufe der vergangenen zehn Jahre Champions-League-Topf für die Clubs,

Rolf Rüssmann bekam die Nachwuchs- und Eliteförderung die nicht in der Königsklasse spielen, ent- war von 2002 bis in Deutschland, in die allein die Proficlubs sprechend der Wertigkeit ihrer Leistungs- zu seinem Tod im in dieser Zeit mehr als eine halbe Milliarde zentren ausgeschüttet. Für ein Drei-Ster- Oktober 2009 Euro investiert haben, eine Eigendynamik ne-Leistungszentrum winken den Clubs Vorsitzender der Kommission bis hin zur Perfektion. In der aktuellen Sai- jährliche Zusatzeinnahmen in Höhe von Leistungszentren. son 2010/11 wurden 52,4 Prozent ­aller mehr als einer 300.000 Euro. Spieler der 18 Bundesliga-Clubs in den Leistungszentren ausgebildet. So kann Unter dem Vorsitz von Rolf Rüssmann auch Bundestrainer Joachim Löw im Jahr in den Jahren 2002 bis 2009 wurde au- bestimmter Spielsysteme, wie es in den 2011 dank der Arbeit in den Leistungszen- ßerdem die Zertifizierung der Leistungs- Niederlanden üblich ist. Vielmehr sollten tren aus einem immer größer werdenden zentren durch die Firma Double PASS im Sinne der fußballbegeisterten Kinder Fundus an hochkarätigen Nachwuchsprofis vorangetrieben. Das oberste Ziel bestand und Jugendlichen Strukturen geschaffen schöpfen, die den Konkurrenzkampf inner- in der Messung und in der Zertifizierung werden, die Erfolge im Spitzenbereich halb der Mannschaft stets hochhalten. Zu- der Qualität in den Leistungszentren der überhaupt erst möglich machen. dem ist die Regenerationszeit der jungen, Clubs, um ein objektiv bewertbares Bild zu umfassend ausgebildeten Nationalspieler bekommen. Dabei wird von den Trainern So wurden zunächst ein Anforde- natürlich viel geringer als bei älteren Profis. bis zu der medizinischen Betreuung alles rungsprofil und ein Themenkatalog er- auf den Prüfstand gestellt. Die Liga ist der stellt. Ab der Saison 2001/02 arbeitete Mithilfe des Drei-Sterne-Bewertungs- Überzeugung, dass dieses Qualitätspro- die operative Führung der Anfang 2001 systems der Leistungszentren schaffte jekt den deutschen Nachwuchsfußball auf gegründeten DFL Deutsche Fußball der Ligavorstand zudem einen wichtigen ein noch höheres Niveau bringt. Liga die neuen Strukturen in die Lizenz­ ordnung ein. Ein Jahr später wurden die immer wichtiger werdenden Leis- tungszentren auch für die Zweitligisten Seit Jahren arbeiten verpflichtend. Im Zuge des Lizenzie- DFL-Geschäftsführer rungsverfahrens und der Zulassung zum Holger Hieronymus Spielbetrieb mussten die Clubs unter und Andreas Rettig, Vorsitzender der Kommission anderem hauptamtliche Jugendtrainer Leistungszentren, an einstellen. Deren Qualifikation ist noch weiteren Verbesserungen der heute ausschlaggebend für die auch Nachwuchseinrichtungen. ­finanziell wichtige Bewertung der einzel- nen Leistungszentren. Zudem mussten entsprechende Trainingsplätze geschaf- fen, eine medizinische Abteilung auf- gebaut und Kooperationen mit Schulen initiiert werden. 10 Interview Gerhard Mayer-Vorfelder

„Wir haben Frankreich längst überholt“ Als einstiger Ligaausschuss-Vorsitzender war Gerhard Mayer-Vorfelder maßgeblich am Aufbau der Leistungszentren beteiligt. Zehn Jahre später gibt der ehemalige DFB-Präsident der deutschen Nachwuchsarbeit Bestnoten. 11

„wir haben die Nachwuchs- und Eliteförderung in Deutschland in den vergangenen zehn jahren fast perfektioniert.“

Was waren die wichtigsten Aspekte bei der Gründung des ­Talentförderprogramms und der Bundesliga-Leistungszentren vor zehn Jahren? „Zunächst einmal mussten wir viel Geld in die Hand nehmen. Zudem war es sehr wichtig, dass die Leistungszentren Lizenz­ voraussetzung und damit für die Bundesliga-Clubs verpflichtend wurden. Das habe ich noch in meiner Zeit als Ligaausschuss- Vorsitzender mit auf den Weg gebracht. Wenig später galt das ja dann auch für die Zweitligisten. Somit war der Leistungs­bereich abgedeckt. Dann haben wir 400 Talentförderstützpunkte im ­gesamten Bundesgebiet geschaffen und nach der WM 2006 über 1.000 Minispielfelder gebaut. Das waren Meilensteine. Denn ich habe immer gesagt: Die Minispielfelder ersetzen den Straßenfußball, den es so heute nicht mehr gibt. Da lernt man Fußball. Insofern war es eine Gesamtförderung, die bereits nach zehn Jahren ihre Wirkung zeigt.“

Das Gesamtkonzept war aber noch weit umfassender, oder? err Mayer-Vorfelder, Sie haben die Talentförderung zur „Ja, zu der Verknüpfung von Talentförderprogramm und Chefsache erklärt. In den vergangenen zehn Jahren sind Leistungszentren gehörten auch noch die A-Jugend-Bundes- dieH Bundesliga-Leistungszentren zu einem absoluten Qualitäts- liga und die etwas später folgende B-Jugend-Bundesliga. Zu- merkmal geworden. Wie bewerten Sie die Arbeit der Clubs? dem wurde beschlossen, dass in den Länderverbänden eine Gerhard Mayer-Vorfelder: „Wir können auf unsere stärkere Spielerbeobachtung stattfinden muss. Und die Clubs Jugendarbeit in Deutschland wirklich stolz sein. Innerhalb von haben Kooperationen mit den 29 Eliteschulen des Fußballs zehn Jahren hat sich die Zahl der jungen Spieler in den Bun- geschlossen. So haben zum Beispiel Mesut Özil, , desligen in Deutschland verdoppelt. Diese Spieler verdrängen Jérôme Boateng, , und Mario Gomez sich dank ihrer tollen Ausbildung in den Leistungszentren heu- an einer dieser Schulen ihren Abschluss gemacht. Und auch te schon gegenseitig aus der Nationalmannschaft. Man kann der junge Julian Draxler von Schalke 04 wurde zuletzt auf eine ­sagen, dass wir die Nachwuchs- und Eliteförderung in Deutsch- Eliteschule gebracht, damit er seinen Abschluss machen kann.“ land in den vergangenen zehn Jahren fast perfektioniert haben. Früher waren Frankreich und die Niederlande das Nonplusultra – Ein großes Thema ist in Deutschland auch die Migration. doch die haben wir längst überholt.“ Kein Thema ist sie dagegen beim Miteinander auf den Fußball- plätzen … Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf? „Die Leistungszentren und Talentförderstützpunkte leis- „Es ist angedacht, die Leistungszentren auch auf die ten tatsächlich einen großen Beitrag zur Integration. Auf dem 3. Liga und zu übertragen. Wir haben dank Feld spielt es keine Rolle, ob du aus Nordafrika, der Türkei oder des Talentförderprogramms mittlerweile eine gute Deutschland kommst. Und da auf den Plätzen dann Deutsch ge- ­Abdeckung des Unterbaus bis 14 Jahre, danach gehen sprochen wird, haben es die Jugendlichen viel leichter mit der die Spieler im besten Fall in die Leistungszentren. Aber Integration, weil sie die Sprache schneller und besser lernen.“ es fallen meiner Ansicht nach noch zu viele Jungs durch das Sieb, weil sie mit 13 oder 14 Jahren noch Sie haben die Eliteschulen des Fußballs angesprochen. Was nicht so weit sind, um für ein Leistungszentrum wurde getan, damit der Fußball auch in den Grundschulen an der Bundesligisten infrage zu kommen. Einige ­Bedeutung gewinnt? Spieler haben in dem Alter noch nicht die Reife, „Wir haben ein eigenes Programm für die Grundschulen um von zu Hause wegzugehen. Deshalb sollten entwickelt, da dort ja fast ausschließlich Lehrerinnen unter- wir die Stützpunkte mit den Honorar-Trainern richten, die eher weniger mit dem Fußball zu tun haben. Immer- wieder mehr den 14- bis 17-Jährigen anbieten, hin haben mittlerweile fast 20.000 Lehrerinnen und Lehrer die damit uns niemand mehr durch die Sichtung Fortbildung gemacht. Das hat dazu geführt, dass die Kinder geht. Das wäre ganz wichtig.“ auch in der Grundschule wieder mehr Fußball spielen.“ 12 Gastbeitrag Andreas Rettig

„Bundesliga-Karriere und Abitur müssen möglich sein“

Andreas Rettig hat sich lich nach oben verschoben werden. Deshalb als Leiter der Kommission ist es auch folgerichtig, diese Individualisie- Leistungszentren vorgenommen, rung auf die Schul- und Berufsausbildung zu die Nachwuchsförderung im übertragen. Bei der Eliteförderung müssen deutschen Fußball noch weiter wir weg von starren Unterrichtsplänen, es zu verbessern. Vor allem im muss eine enge Verzahnung von Schule und Zusammenspiel zwischen Profifußball stattfinden. Fußball und Schule sieht er Entwicklungspotenzial. Es ist ein ganz grundsätzliches Prob- lem, dass immer mehr Schulsportstunden Von Andreas Rettig ausfallen und sich Kinder und Jugendliche dadurch immer weniger bewegen. Der Stel- ie größten Fehler im Fußball lenwert des Sports in der Schule hat drama- sind oft ein Resultat einer vor- tisch abgenommen, parallel dazu ­gewinnen übergehendenD Euphorie. Deshalb dürfen aber Ganztagsschulen immer mehr an wir uns von den jüngsten großartigen Er- ­Bedeutung. Dabei stellt sich natürlich die folgen der jungen Spieler in der Bundesliga Frage, wie die höhere Verweilzeit in der und der Nationalmannschaft nicht blenden Schule auch durch den Sport sinnvoll und lassen. Es sollte keine Selbstgefälligkeit vor allem attraktiv genutzt werden kann. einkehren. Das zehnjährige Jubiläum der Denn je länger am Nachmittag der Schul­ Bundesliga-Leistungszentren muss für uns unterricht dauert, desto weniger Zeit bleibt, alle vielmehr ein Anlass sein, darüber nach- um in der Freizeit Sport zu treiben. Damit zudenken, wie wir auch in zehn Jahren kann auch dem Sport wieder eine ganz an- noch stilbildend in der Nachwuchs- und dere Bedeutung in der Schule zukommen. Eliteförderung sein können. Das müssen wir in den Gesprächen mit Deshalb ist es Aufgabe der Kom- der Politik nun in den Vordergrund rücken. mission Leistungszentren, schon jetzt Wichtig ist auch, dass kein Fachfremder einen Zeitsprung vorwegzunehmen und Sport unterrichtet. Nur über einen ausge- zu schauen, was wir in den kommenden bildeten Sportlehrer kann der Enthusias- Jahren noch besser machen können. Dabei mus bei den Schülern für den Unterricht bin ich optimistisch, dass die Qualität un- gewährleistet werden. Schließlich verfügt serer Leistungszentren künftig noch wei- der Deutsche Fußball durch den Bund ter zunehmen wird. Besonders wichtig ist, Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) über ein dass die Kommission und die Vertreter der fantastisches Potenzial an gut ausgebil- Leistungszentren auch in Partnerschaft deten Trainern und könnte deshalb für die mit dem DFB im Sinne der Jugend eng und Schulen als „Dienstleister Sport“ auftreten. ­kooperativ zusammenarbeiten. Da müssen wir eine Verzahnung auf höchs- ter politischer Ebene hinbekommen. Ein wichtiges Thema ist und wird auch in Zukunft die Verzahnung von Schule und Immerhin haben wir in Deutschland Fußball sein. Es muss in Deutschland mög- mittlerweile 1.200 Fußballlehrer, 5.000 lich sein, dass ein junger Fußballer sowohl Trainer mit A-Lizenz und 2.500 Trainer mit eine Bundesliga-Karriere anstreben als auch B-Lizenz. Das sind insgesamt fast 9.000 sein Abitur machen kann. Richtigerweise Trainer, die für die höchsten Bereiche wird viel von Individualisierung im Training ausgebildet wurden. Da liegen große Res- gesprochen, bei jedem jungen Profi müssen sourcen frei, die DFL und DFB den Schulen die individuellen Leistungsgrenzen bekannt- anbieten könnten. Es bleibt zu hoffen, dass 13

auch die Politik dieses Potenzial erkennt. Kommission Leistungszentren Aber es ist auch unsere Aufgabe, eine Mitglieder – werden vom Ligaverband berufen Schuloffensive Sport zu starten. Vorsitzender Andreas Rettig Geschäftsführer FC Augsburg

Ein wichtiges Thema ist auch der DFL Holger Hieronymus Geschäftsführer demo­grafische Wandel. Seit Mitte der Andreas Nagel Direktor Spielbetrieb sech­ziger Jahre sinkt die Geburtenrate in Clubvertreter Dr. Uwe Harttgen Direktor Leistungszentrum SV Werder Bremen Europa. 2030 werden wir eine Weltbevöl- Werner Kern Nachwuchsleiter FC Bayern München kerung von rund neun Milliarden Menschen Jürgen Gelsdorf Nachwuchskoordinator haben, davon fünf Milliarden in Asien. Wenn DFB Matthias Sammer Sportdirektor man dann bedenkt, dass dem nur rund Ulf Schott Abteilungsleiter Talentförderung 700 Millionen Europäer – also weniger als Frank Engel Leiter Nachwuchsförderung zehn Prozent der gesamten Weltbevölke- rung – entgegenstehen werden, ist diesen Fakten Rechnung zu tragen. Auch das Thema Migration wird vor diesem Hinter- grund bei der Jugendförderung noch wich- tiger. Aber Chancen bieten sich ebenso, wenn man die Potenziale der immer älter werdenden Senioren sinnvoll für die Nach- Die Hüter der Leistungszentren wuchsförderung nutzt. Warum sollten nicht sich in Rente befindende Lehrer unseren Ziel der Kommission Leistungszentren ist es, die Spielern Nachhilfe geben? Nachwuchsförderung noch effizienter und besser zu machen. Vertreter aus den Clubs, DFL und DFB arbeiten gemeinsam an der Ein anderer wichtiger Aspekt ist das Zukunft des deutschen Fußballs. Thema Energie, wie Flutlicht (Training, Spiel), Wasser (Dusche, Platzpflege) und Nach dem Tod von Rolf Rüssmann im Oktober 2009, der der Kommission Leistungs- Benzin (Fahrdienste) sowie Rasenheizung. zentren seit 2002 vorgestanden hatte, übt Andreas Rettig in diesem Gremium den Auch hier werden wir uns den zukünftigen Vorsitz aus. Der 47-jährige Manager des FC Augsburg war für diesen Job die ideale Gegebenheiten stellen müssen und sehen, Wahl. Schließlich hatte Rettig den Posten bereits zu Beginn des Jahrtausends zwei wie diese Dinge zu finanzieren sind. Jahre lang inne und gilt nicht nur wegen des Aufbaus der Freiburger Fußball-Schule als ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Nachwuchs- und Eliteförderung. Und um für all diese Fragen die richti- Die Kommission überprüft die Leistungszentren der Vereine und Kapitalgesell- gen Antworten zu finden, sollten wir über schaften der Bundesliga und 2. Bundesliga, sorgt für eine ständige Optimierung der den Aufbau eines bundesweiten Kompe- Jugendausbildung und kümmert sich um die Harmonisierung mit anderen Talent­ tenzzentrums nachdenken. Dort könnten förderprojekten des Deutschen Fußball-Bundes. Fachleute aus den Bereichen Manage- Die Kommission besteht aus hochkarätigen Experten aus dem Fußball. Aus den ment, Training, Medizin, Psychologie oder Reihen der DFL sitzen der für den Spielbetrieb zuständige Geschäfts­führer ­Holger auch Anwälte und Lehrer sitzen, die als Hieronymus sowie Andreas Nagel, Direktor Spielbetrieb, in dem Gremium. Die Ansprechpartner für die Talente in allen ­Bundesliga-Clubs sind vertreten durch Bayern Münchens Nachwuchsleiter ­Werner Bereichen zur Verfügung stehen. Ein sol- Kern, Jürgen Gelsdorf als Nachwuchskoordinator von Bayer 04 Leverkusen sowie ches Kompetenzzentrum könnte zudem Dr. Uwe Harttgen. Der ehemalige Bundesliga-Spieler ist mittlerweile Direktor des 36 Studienplätze jährlich bieten (jeder Leistungszentrums von Werder Bremen und hat zuletzt auch erfolgreich im ­Bereich Proficlub erhält einen Platz) und auch hier Philosophie/Psychologie promoviert. Nachwuchsförderung im Management Eine tragende Rolle bei der Entwicklung der Nachwuchsarbeit kommt zudem DFB- betreiben, so wie es die Fußballlehrer- Sportdirektor Matthias Sammer zu. Der frühere Meistercoach von Borussia Dort- Ausbildung in der Sporthochschule Köln mund gilt als Verbindungsmann zwischen den Leistungszentren der Bundesligisten bzw. Sportschule Hennef bietet. Aus dem sowie den U-Nationalmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes. Probleme bei Bereich Fußball könnten zum Beispiel auch Terminierungen und Länderspielansetzungen können so auf direktem Weg gelöst Manager wie Uli Hoeneß oder Trainer wie werden. Der DFB wird neben Sammer zudem durch Ulf Schott, DFB-Abteilungsleiter als Mentoren dienen. Dies Talentförderung, sowie Frank Engel, DFB-Leiter Nachwuchsförderung, vertreten. würde einen ungeheuren Schub und Know- Die Ziele der Kommission sind weitreichend. Rettig und sein Team planen mit Weit- how-Transfer nach sich ziehen. Auch das ist blick das nächste Jahrzehnt der Nachwuchsförderung. So beschäftigt sich die Kom- ein Aspekt, wenn man über die Zukunft der mission aktuell auch mit Themen wie dem Sparen von Energie, dem demografischen Nachwuchsförderung spricht Wandel sowie einer noch besseren Verzahnung von Fußball und Schule. 14 Reportage Leistungszentrum in Leverkusen

Die Talentschmiede von Bayer 04 Das Leistungszentrum in Leverkusen gehört zu den besten in der Bundesliga. Für Nachwuchsleiter Jürgen Gelsdorf ist neben der optimalen sportlichen Betreuung der jungen Spieler auch die schulische Ausbildung besonders wichtig.

Sport auch neben dem Fußball: In einem Bayers U19-Spieler Daniel Jamann schnürt Nebenraum steht eine Tischtennisplatte. in der Umkleidekabine seine Schuhe. 15

as Schild „Eliteschule des Sports“ hängt links neben dem Eingang,D darunter das Emblem „Olympia- stützpunkt Köln/Bonn“ und das Zeichen „Bayer Leverkusen 04 Fußball“ mit dem markanten Club-Logo. Zunächst wirkt der Komplex wie ein gut ausgestattetes Sportgelände, aber ein Blick durch die Glaspforte reicht für den Eindruck, dass es sich bei dem Gebäude nicht um die Heimat eines alltäglichen Sportvereins handelt. Es ist eine der größten Talentschmie- den des deutschen Fußballs, es ist das Leistungszentrum von Bayer 04 Leverkusen.

Hinter dem Eingang öffnet sich der Kraftraum mit einem Kon- ditionsparcours im gläsernen Teil des Baus, dahinter erstreckt sich ein Gelände, das das Herz eines je- den Fußballfreunds höherschlagen lässt. Vier top geflegte Rasenplät- ze, einer mit einer Tribüne, die das Spielfeld zu einem kleinen Stadion macht, liegen neben dem großen Kunstrasenplatz und einem Fußballkäfig. Der moderne Funktionsbereich im Haus, das bis ins Detail geplant ist und praktische Effektivität ausstrahlt, ist für 160 Jungen zwi- schen sieben und 19 Jahren das sportliche Zuhause. Jede der zehn Mannschaften von der U8 bis zur U19 verfügt über eine eigene Um- kleidekabine, die unmittelbar an den Bereich für die Physiotherapie angrenzt. Zudem gibt es eine große Umkleidekabine für den Trainer- und Betreuerstab.

Die Begeisterung, mit der dieser Komplex zum Jahresbeginn 2000 feier- lich eröffnet wurde, ist nicht verflogen. Damals hatten der Konzern Bayer AG, der Bundesligist Bayer 04 und die Stadt Leverkusen das Leistungszentrum Kurte­kotten auf dem idealen Gelände ermöglicht. Es liegt zentral in der Stadt, das große Chemiewerk mit dem riesigen Bayer-Kreuz und die Eisenbahntrasse befinden sich auf der Westseite. Das ­Leverkusener Zentrum ist nördlich in 16 Reportage Leistungszentrum in Leverkusen

Chef der Bayer-Jugend: Jürgen Gelsdorf ist seit Ende 2005 Leiter des Leverkusener Leistungszentrums.

2,5 Kilometern zu erreichen, 500 Meter weiter liegt am Kreuz der Am 1. Oktober 2005 kehrte Gelsdorf zurück und übernahm die Lei- Autobahnen A1 und A3 die BayArena, seit dem großen Umbau das tung des Leistungszentrums. neue Wahrzeichen der Stadt. Die zehn Teams sind von U8 bis U15 als Mannschaften aus Dort laufen die Spieler, die im Leistungszentrum ausgebildet ­einem Jahrgang gegliedert, bei der U16/17 (B-Junioren) und werden, in der Bundesliga und den Europapokal-Wettbewerben U18/19 (A-Junioren) werden jeweils zwei Jahrgänge zusammen- in den rot-schwarzen Clubfarben auf. In der Saison 2010/11 sind gefasst. 80 Personen arbeiten im „LZ“, wie die Kaderschmiede dies René Adler, , Stefan Reinartz, , gern abgekürzt wird. Das bedeutet: Auf zwei Jungen kommt ein , Kevin Kampl und der 17-jährige Danny da Mitarbeiter. Gute Nachwuchsarbeit ist eine personalintensive Costa. Viele andere spielen als ausgeliehene Profis bei anderen Clubs in der Bundesliga und 2. Bundesliga.

Die Jugendförderung von Bayer 04 Leverkusen hat einen ausgezeichneten Ruf, der quasi grenzenlos ist. Neun Mal standen die U19-Junioren seit 1985 in den Endspielen um die Deutsche Meisterschaft. 14 Spieler gehörten 2010/11 den deutschen Natio­nalmannschaften U16 und U18 an. Jahr für Jahr kommen Turniereinladungen aus der ganzen Welt in der Geschäftsstelle an. Nach Australien, Belgien, Chile, England, Frankreich, Italien, Japan, ­Luxemburg, Malta, Mexiko, in die Niederlande, nach Nordirland, ­Österreich, Peru, Schottland, Spanien, in die USA und die Vereinig- ten Arabischen Emirate reisten die Bayer-Nachwuchsteams schon.

Als der Betrieb eines Leistungszentrums für alle Clubs der Bun- desliga und 2. Bundesliga zur Verpflichtung gemacht wurde, waren die Leverkusener im Jahr 2001 schon einen Schritt voraus. Im Nach- wuchsbereich setzte Bayer 04 damals schon lange mit die Maßstä- be. Kaum einer kann dies besser beurteilen als Jürgen Gelsdorf. Der heutige Leiter des Leistungszentrums wurde am 1. Juli 1986, als er seine Karriere als Bundesliga-Profi nach 416 Spielen für Bielefeld und Leverkusen abgeschlossen hatte, als Jugendtrainer angestellt. „Ich war einer von drei hauptamtlichen Nachwuchstrainern, die in der gesamten Bundesliga arbeiteten. Selbst bei uns in Leverkusen fragten einige: Was soll das? Ist das wirklich nötig?“, erinnert sich Gelsdorf. „Einen Cotrainer hatte ich nicht. Heute hat jeder Verein fünf, sechs oder acht Trainer für die Jugend fest beschäftigt.“ Zwei Jahre übte er die Tätigkeit als ­Jugendcoach aus, ehe er als Cotrainer von Rinus Michels in ­Leverkusen in den Seniorenbereich wechselte. 17

Jonglieren vor dem Clubheim: Auch die perfekte Ballbehandlung muss ständig trainiert werden.

Angelegenheit. Dennoch lohnt sie sich. Fünf hauptamtliche Trai- der Geschäftsstelle und des Bistros. Zwei Greenkeeper pflegen ner und 18 nebenamtliche arbeiten mit den Mannschaften, für die Außenanlagen, vier Personen kümmern sich um das Haus und jede sind drei Trainer zuständig. Dazu kommen für Trainings-Son- die Wäscheberge. Sehr personalintensiv ist der Fahrdienst mit dermaßnahmen vier Torwarttrainer, drei für Koordinations- und den acht Kleinbussen, die im Jahr zusammen auf fast eine Million Reha-Training sowie ein Trainer für Kopfball- und Pendeltraining. gefahrene Kilometer kommen. Vier Ärzte, zwei Physiotherapeuten und sechs Scouts gehören noch zum sportlichen Bereich. Der pädagogische Leiter, der wie Das Leistungszentrum ist wie ein mittelständisches Unter- der Psychologe fest angestellt ist, wird unterstützt von fünf Mitar- nehmen. Ruhetage gibt es eigentlich nie, die Organisation läuft wie beitern, die in der Regel Lehrer sind. Dazu kommen die Mitarbeiter am Schnürchen. Die Jüngeren trainieren viermal, die älteren Jungen

Training und Freizeitvergnügen: der Fahrrad-Fuhrpark des Leverkusener Nachwuchses. 18 Reportage Leistungszentrum in Leverkusen

fünf- bis sechsmal pro Woche. Beim Training oder bei den Spielen am Wochenende ähnelt die Anlage einem Bienenstock. Der Betrieb geht am Mittag los, wenn rund 25 der Jugendlichen im Bistro zu Mittag essen, bevor sie ihre Schulaufgaben machen. Dafür gibt es für sie Arbeits- und Schulungsräume mit Internetplätzen im ersten Stock. Alle anderen Jungen machen ihre Schulaufgaben zu Hause. Ein Internat existiert bei Bayer 04 nicht. „Wir haben das Modell der Gastfamilien. 15 Jungen haben wir privat bei Familien unterge- bracht, die eng mit dem Verein verbunden sind und das schon lange machen“, erklärt Gelsdorf. Er hat sein Büro auch im oberen Stock, wo sich die funktional ausgestatteten Mannschafts- und Trainer- besprechungsräume mit TV und Video sowie die Büroräume der hauptamtlichen Mitarbeiter befinden. Unten angesiedelt sind die große Wäschekammer mit hoch­modernen Waschmaschinen und Trocknern, in der die komplette „Arbeitskleidung“ aller Nach- wuchsspieler gewaschen wird, sowie das Trikotlager mit mehreren Trikotsätzen für jede Mannschaft.

Die Gruppen der jüngeren Jahrgänge sind klein. Nur zwölf Jungen bilden ein Team, das noch auf dem Kleinfeld antritt. Im ­näheren Umkreis von Leverkusen werden Hallen- und Feldturniere ab der Altersklasse U7 beobachtet. „Wir kennen alle talentierten Spieler bereits nach der E-Jugend“, sagt Jürgen Dillenburg, Chef-

Im Trikotlager wird scout des Leistungszentrums. „Bei den Kleinsten schauen wir bis die Spielkleidung zu drei­tausend Mannschaften an.“ In den höheren Altersklassen aller Jugendteams aufbewahrt. wächst der Einzugsbereich bis ins 80 Kilometer entfernte Aachen Zur Reinigung und 40 Kilometer ins Bergische Land hinein, wo der Einfluss von stehen riesige ­Schalke 04, und des VfL Bochum beginnt. Mit Waschmaschinen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach besteht die seit bereit. Jahren eingehaltene Absprache, sich keine Jugendlichen gegen­ seitig abzuwerben.

Ein Sichtungskoordinator teilt die rund 20 ehrenamtlichen Helfer für 23 Fußballkreise ein (neun Mittelrhein, acht Nieder- rhein, drei Südwestfalen, drei nördliches Rheinland). 90 Prozent aller Bayer-Junioren kommen aus dem Einzugsbereich. Können sie nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen oder von den Eltern gebracht werden, nutzen sie den Fahrdienst mit den exakt festgelegten Routen und Haltestellen. Die Sichtung im Bundes- gebiet beginnt ab der U14 und U15, wobei auf die Schüler- und ­Juniorenlager des DFB ein besonderer Fokus gelegt wird. Bei Europa- und Weltmeisterschaften wird der internationale Leis- tungsstand überprüft. Verpflichtungen ausländischer Junioren- Nationalspieler sind Ausnahmefälle. 19

Leiden für den Traum von der Karriere als Profi: Für Daniel Jamann gehört auch Krafttraining zu den täglichen Einheiten.

„Bei den B- und A-Junioren erinnert der Betrieb schon stark Der gebürtige Duisburger betont auch die hohen Belas­ an eine Bundesliga-Mannschaft“, sagt Gelsdorf. Die Kader tungen, die die jungen Fußballspieler in der Hoffnung auf eine ­umfassen etwa 20 Spieler. Mit etwa 15, 16 Jahren tritt in der Profikarriere oft jahrelang auf sich nehmen. Dass die Schule Ausbildung, die bei Bayer in drei Abschnitte gegliedert ist, die nicht vernachlässigt werden darf, ist wie in anderen Leistungs- entscheidende Phase ein. Vorher sind zuverlässige Prognosen, zentren ein Gesetz in Leverkusen. In den Kabinen hängen die ob ein Junge den Sprung in den Profibereich schafft, kaum mög- Tafeln, welche Teams im letzten Halbjahr die besten Noten- lich. Außergewöhnliche Bewegungstalente, sagt Gelsdorf, wer- durchschnitte erzielt haben, das Einzelranking der besten den natürlich erkannt. Doch selbst einige Profis, die bei Bayer 04 Schüler ebenfalls. „Die Jungen haben wenig Freizeit, sie lernen im Topteam spielen, mussten in der Jugend Probleme bewälti- oft abends für die Schule, auch am Wochenende sind sie mit uns gen. Bei einem brachte ein Wachstumsschub die Koordinations­ unterwegs“, sagt Gelsdorf. fähigkeit durcheinander, ein anderer wies plötzlich ein Schnellig- keitsdefizit auf. Nicht alle starteten wie Gonzalo Castro, der acht 15 Jugendliche absolvieren bei der Bayer 04 Leverkusen Jahre im Leistungszentrum ausgebildet wurde, nahtlos von der Fußball GmbH eine Ausbildung zum Büro- oder Fitnesskaufmann Jugend durch mit einem Bundesliga-Debüt mit 17 und dem ers- oder in einem Beruf im Kommunikationsbereich. Es geht freund- ten A-Länderspiel mit 19. „Wir müssen die Kinder aber früh holen, lich, fast warmherzig zu im Jugendbereich von Bayer 04. Aber um sie zu entwickeln. Wer mit anderen Guten spielt, wird selbst offene Worte scheut Gelsdorf dennoch nicht. „Es gibt kaum ein besser“, sagt Gelsdorf. Wenn die Jungen älter werden, tauchen besseres Modell. Aber eines sollte nicht vergessen werden: Es andere Probleme auf. Körperlich und geistig bestehen teilweise ist ein Leistungszentrum. Nur wenige schaffen es, Fußballprofi große Unterschiede. „Der eine geht noch mit dem Teddy ins Bett, zu werden“, erklärt der Leiter. „Wir wollen niemandem zu viel ver- der andere macht schon einen Termin mit seiner zukünftigen sprechen, aber jedem die Möglichkeit geben, sich ordentlich auf Schwiegermutter“, erklärt Gelsdorf. ein gutes Leben vorzubereiten.“ 20 Gastbeitrag Dr. Uwe Harttgen

„den Spielern luft zum atmen geben“

Als ehemaliger Bundesliga-Profi kennt Dr. Uwe Harttgen Wünsche, Sorgen und Ängste von Spielern genau. Der Sportpsychologe und Direktor des Bremer Leistungszentrums schreibt über die Herausforderungen auf dem Platz und die hohen Anforderungen an eine professionelle Betreuung abseits der Fußballwelt.

Von Dr. Uwe Harttgen

ie Leistungszentren der Bun- Vor allem das Zusammenspiel von desligisten haben in den ver- Schule und Fußball wurde weiter perfekti- gangenenD zehn Jahren eine sehr rasante oniert, um den hohen Anforderungen rund und vor allem erfolgreiche Entwicklung ge- um die persönliche Karriereplanung unse- nommen. Die Zusammenarbeit der Vereine rer Nachwuchskräfte gerecht zu werden. und die Unterstützung durch den DFB und Bei Werder Bremen arbeiten wir eng mit 433 belegte die DFL haben dazu ­geführt, dass „Fußball dem Schulzentrum Obervieland, einer Eli- Internatsplätze made in Germany“ im Jahr 2011 wieder ein teschule des Fußballs, zusammen. Es hat Qualitätsmerkmal ist. Die jüngsten Auf- für uns als Leistungszentrum eine immen- tritte der deutschen ­Nationalmannschaft se Bedeutung, dass die Anforderungen und auch der ­Junioren-Auswahlen unter- und die Ausbildung in Schule und Beruf mit Auch wenn für die Spieler diese ­duale streicht diese Entwicklung. Immer häu- denen im Leistungsfußball einhergehen. Ausbildung Entbehrungen bedeutet figer schaffen Talente wie Mario Götze, Es ist wichtig, den Spielern sowohl beim und der Tag stets recht verplant ist, ist Thomas Müller, Toni Kroos oder auch Fußball als auch abseits des Platzes immer die schulische Ausbildung bis zu einem ­Florian Trinks den Sprung in die Bundesliga wieder neue Anreize zu verschaffen. ­gewissen Alter wichtiger als der Fuß- und auch auf die Wunschliste von internati- ball. Daher bieten wir den Jungs unsere onalen Topclubs. Die Rahmenbedingungen Demzufolge ist es auch Aufgabe der bestmögliche Unterstützung an. Mit Ingo mögen bei den einzelnen Clubs manchmal Bundesliga-Leistungszentren, dafür Sor- ­Goetze haben wir einen hauptamtlichen noch ein ­wenig ­unterschiedlich sein, die ge zu tragen, dass die Jugendlichen Schu- pädagogischen und sportpsychologischen Zielsetzungen sind jedoch überall gleich: le und Fußball mit dem größtmöglichen Berater eingestellt, der die Jugend­spieler die jungen ­Talente so optimal wie möglich ­Erfolg verbinden und absolvieren können. in schulischen Belangen und neben dem auf und neben dem grünen Rasen fördern. Es lässt sich nämlich beobachten, dass der Platz unterstützt. Darunter fallen ­unter So wurden in den vergangenen Jahren auf Erfolg in der Schule sich auch in erfolgrei- anderem die Organisation von Nach- oder breiter Basis die Trainingsinhalte verbes- chen Auftritten auf dem Platz widerspie- Hausaufgabenhilfen oder die Unterstüt- sert und der Umgang mit den Jugendlichen gelt. Dafür wollen wir den Jungs ein opti- zung bei Entwicklungsauf­gaben. Insge- auf ­allen sozialen Ebenen verstärkt. males Umfeld für ihre Entwicklung bieten. samt zeigen uns die Jugend­lichen, dass sie gern gefördert werden und Schule und Fußball erfolgreich ­gestalten können und auch wollen.

Eine Untersuchung, die wir zusam- men mit der Universität Bremen und dem DFB durchgeführt haben und auch noch

Erfolge in der Schule beflügeln auch auf dem Platz. Die Unterstützung bei Hausaufgaben ist deshalb wichtiger Bestandteil der Förderung. 21

­weiterentwickeln werden, hat uns gezeigt, ­Jugendlichen eine ganz zentrale Rolle. dass die Persönlichkeitsentwicklung eine Denn die Spieler wollen heutzutage nicht zentrale Rolle in der Talentförderung mehr ins Training kommen und einfach wi- einnimmt. Unsere Untersuchungen be- derstandslos ihre Übungen ­abarbeiten. Sie stätigen – und wir erleben das auch im wollen vielmehr mitgenommen und einbe- täglichen Umgang mit den Jungs – eine zogen werden, sie wollen wissen, welches 181 Kooperationen deutliche Leistungssteigerung bei den Ziel mit der Trainingseinheit ­erreicht wer- mit Schulen Spielern durch das frühzeitige Besetzen den soll. verschiedener sozialer Felder. Wenn sie sich mit verschiedenen Themen intensiv Die Entwicklung des Nachwuchsfuß- Dabei nehmen auch die Eltern eine auseinandersetzen und der Blick nicht nur balls und auch die vielfältigen Anforde- wichtige Rolle ein. Solange die Spieler allein auf den Fußball gerichtet ist, dann ist rungen an die jungen Spieler machen eine noch keine 18 Jahre alt sind, ist es abso- das förderlich für ihre Persönlichkeitsbil- intensive Auseinandersetzung mit dem lut notwendig, die Eltern in die laufenden dung und Leistungsfähigkeit. Thema „Belastungssteuerung“ unver- ­Prozesse in der Schule, im sozialen ­Umfeld zichtbar. Einige Spieler können aufgrund und im Fußball eng miteinzubeziehen. Nur Daher versuchen wir den Spielern ne- von Ligaspielen und auch Nationalmann- durch frühzeitige und intensive Kommuni- ben Schule und Leistungsfußball auch noch schaftsreisen für mehrere Tage, Wochen kation lassen sich die Aufgaben, Anforde- Luft zum Atmen und Raum für ­weitere oder manchmal sogar Monate nicht am rungen und Hindernisse bewältigen. Freizeitmöglichkeiten zu geben. Es ist uns Schulunterreicht teilnehmen. Wie können dabei wichtig, dass sie frei entscheiden sie den Lernstoff optimal nachholen? können, wie sie ihre Freizeit ­gestalten Wann und wo bleibt Zeit zum Lernen? wollen. Dass sich zahlreiche junge Spieler Dazu kommt eine hohe psychische Be- an Computerspielen begeistern, ist auch lastung, vor allem, wenn es bei Spielern uns natürlich nicht verborgen geblieben. auf die ­Abiturprüfungen oder Abschluss- Solange das nicht überhandnimmt, ist das klausuren zugeht. Und auch sportlich sind auch völlig in Ordnung. Wichtig ist uns, dass steigende Anforderungen erkennbar. Die sie auch am gesellschaftlichen Leben ab- Jungs wollen immer spielen, sei es – natür- seits der „Fußballwelt“ teilnehmen. lich altersabhängig – in der U17 oder U19 und vielleicht auch Nationalmannschaft. Ebenso großen Anteil an der Persön- Sie wollen häufig ihre Grenzen austes- lichkeitsbildung hat jedoch auch die Ent- ten, davor müssen wir sie schützen. wicklung auf dem Platz. Denn der Fußball bietet alles, was im „normalen“ Leben auch auftauchen könnte. Man kann verschie- dene Rollen einnehmen, Positionen ver- treten, Führungsqualitäten beweisen und sich gegen Widerstände zur Wehr setzen. Diese Aspekte können im Training und im Wettkampf vermittelt werden. Dadurch können Schwächen erkannt und Stärken herausgearbeitet werden.

Darüber hinaus helfen gruppen­ dynamische Prozesse dabei, zu erkennen, warum sich ein Spieler auf dem Platz zum Beispiel mehr oder weniger einbringt, inwiefern der Reifegrad schon vorange- schritten ist oder nicht. Nur wenn man den Jugendlichen im mannschaftlichen Gefüge und auch individuell richtig einzuschätzen weiß, kann man auch die nächsten Lern- schritte einleiten. Wenn ich das nicht weiß, entwickele ich den Spieler möglicherwei- se in eine falsche Richtung. Dabei spielt die konstruktive Kommunikation mit den 22 Investitionen Die Anlagen der Proficlubs

Bauboom zum Wohle des deutschen FuSSballs Fast alle Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga haben in den vergangenen zehn Jahren neue Leistungszentren gebaut oder bestehende modernisiert und erweitert. Entstanden sind allerorten hochklassige Sportanlagen.

m Jahr 2000 besaß Borussia Dortmund kein richtiges Trai- ningsgelände. Das Gebiet am Rabenloh, ein Steinwurf vom Sta- dionI entfernt, wirkte wie ein Provisorium, das einfach nicht zu den Anforderungen passte. Deutscher Meister 2002 wurde der BVB dennoch, aber vor allem für die Jugend war kein angemessener Platz vorhanden. Es bestand dringender Handlungsbedarf. Erst

Im Stuttgarter recht, als der Ligaverband 2001 den verpflichtenden Aufbau und Leistungszentrum Betrieb eines Leistungszentrums für jeden Proficlub beschloss. können die Jugendlichen Heute, zehn Jahre später, ist Borussia Dortmund im Besitz sogar auf dem Dach Fußball ­eines herrlichen Leistungszentrums im Ortsteil Brackel. Im Früh- spielen. jahr 2011 steht die Anlage vor einer erneuten Erweiterung. Dort 23

Nordpark viel mehr Platz als am alten Bökelberg. Ob beim SV Wer- der Bremen am Weserstadion, beim VfB am Cannstatter Wasen, beim 1. FC Nürnberg, bei , beim VfL Wolfsburg, beim SC Freiburg oder beim 1. FSV Mainz 05, bei keinem Club der Bundesliga oder 2. Bundesliga blieben die Uhren stehen. Architek- ten, Baumeister, Handwerker, Greenkeeper hielten Einzug.

Diese strukturellen Bedingungen der Leistungszentren sind in den Lizenzierungsrichtlinien der DFL vorgeschrieben: für die Bundesliga ein Trainingsgelände mit Umkleidekabinen und drei Rasenplätzen, wozu auch moderne Kunstrasenplätze zählen. Zwei müssen mit Flutlicht versehen sein. In der 2. Bundesliga müssen zwei Plätze, einer mit Flutlicht, vorliegen. In beiden Kategorien muss ein Technikparcours eingerichtet und Hallentraining im Win- ter möglich sein. Die Gebäudeausmaße sind nicht exakt vorgege- ben, aber neben den Umkleiden für die Mannschaften und Trainer ist der Raumbedarf für den ärztlichen und physiotherapeutischen ­Bereich geregelt. Pflicht sind Behandlungszimmer, Massage­ räume, Sauna und Entmüdungsbecken.

Viele Clubs haben die geforderte Zahl der Spielfelder bei Wei- tem überschritten. Neun Plätze, darunter eine große und zwei klei- nere Kunstrasenflächen, besitzt das Leistungszentrum in Dort- mund mittlerweile nach dem zweiten Ausbau der 2006 eröffneten Anlage auf einem ehemaligen britischen Kasernen-Areal. „Wir glauben, eines der modernsten Trainingszentren der Bundesliga zu besitzen“, sagt Manager Michael Zorc. Ein zweites hochfunktiona- Ein hochmodernes Leistungszentrum hat les Gebäude wird Ende der Saison 2010/11 eröffnet. Während die Borussia Dortmund im Ortsteil Brackel gebaut. Westfalen Neuland betraten, festigte seine Wurzeln mit der Eröffnung des schmucken, 7.700 Quadratmeter großen Leistungszentrums am Riederwald im Oktober 2010. an der Adi-Preißler-Allee in Nachbarschaft des Royal St. Barbara’s Golf-Club trainieren die Profis unter der Regie von Jürgen Klopp, Mit dem Schmuckkästchen ist der Riederwald wieder zum Ver- aber auch die Jugendteams, die speziell in den höheren Altersklas- einsmittelpunkt geworden. „Jetzt sind die Lücken zu allen anderen sen zu den besten in Deutschland gehören, haben im Nordosten Bundesligisten geschlossen“, sagt Axel Hellmann, geschäftsfüh- der Stadt eine ideale Heimat gefunden. rendes Präsidiumsmitglied der Eintracht. „Der neue Riederwald ist ein Baustein, um im Profifußball erfolgreich zu sein.“ Zwölf große In den 36 Leistungszentren der Clubs der Bundesliga und Trainingskabinen, ein moderner Kraftraum, eine Sauna und eine 2. Bundesliga werden aktuell 5.445 Jugendliche fußballerisch und Gaststätte runden die Wohlfühloase ab. Dreieinhalb Fußball­felder schulisch gefördert. Während die neuen Stadien zur WM 2006 stehen den elf Jugendmannschaften zur Verfügung. Das seien stark in den Blickpunkt rückten, hat sich weitgehend unbemerkt noch zu wenige, wie auch die Verantwortlichen einräumen. Sechs auch ein anderer Bauboom im deutschen Fußball vollzogen. Hoch- Fußballfelder streben die Frankfurter laut Axel Hellmann an. Nicht klassige Sportanlagen sind entstanden oder wurden großzügig nur bei der Eintracht geht der Bauboom zum Wohle des deutschen erweitert. Extravaganz ist ihnen fremd. Praktisch und effektiv sind Fußballs weiter. die Liegenschaften in der Regel. Dort spielt sich meist das Alltags- leben der Clubs ab, häufig auch das der Profiteams.

Reger Betrieb herrscht jeden Nachmittag während der 1899 Hoffenheim hat mitten in den Kraichgau ein viel Übungseinheiten auf den Trainingsplätzen beim FC Schalke 04. ­bewundertes Dorado für die fußballerische Ausbildung gesetzt, der FC Bayern München baute die Anlage an der Säbener Stra- ße ebenso aus wie der Hamburger SV in Ochsenzoll. Hertha BSC Berlin richtete das Gelände am Olympiastadion her. Bayer 04 ­Leverkusen eröffnete den Kurtekotten. Der 1. FC Köln rüstete die Plätze und das Geißbockheim auf, der FC Schalke 04 das Berger Feld. ­Borussia Mönchengladbach erhielt mit dem Umzug in den 24 Einblicke Das Leistungszentrum von Eintracht Frankfurt Die Heimat der Eintracht-Jugend Ende 2010 eröffnete Eintracht Frankfurt sein umgebautes Leistungszentrum am Riederwald. Ähnlich wie bei den Leistungszentren der anderen Proficlubs bestechen auch auf dem 7.700 Quadratmeter großen Eintracht-Gelände Gebäude und Trainingseinrichtungen durch Funktionalität und Eleganz.

5

1 4 33

2

6

9

10 25

11 1 Einzig der Hauptplatz erinnert noch an den früheren Riederwald, der einst auch Heimat für die Profis war. In der Saison 2010/11 tragen hier die A- und B-Junioren ihre Bundesliga-Spiele eben- so aus wie die C-Junioren ihre Regional- liga-Begegnungen. 2 Schon im ersten Winter nach der Einweihung bewährt hat sich auch für den Fußballnachwuchs die Wolfgang-Steubing-Halle, benannt nach einem langjährigen Gönner des Clubs und auch für die Abteilungen Bas- ketball, Handball, Hockey, Leichtathletik und Volleyball errichtet. Sechzig Meter 12 Länge ermöglichen in der kalten Jahres- zeit komplette Trainingseinheiten unter dem Dach. 3 Der Verwaltungstrakt auf siebenhundert Quadratmetern mit drei- ßig Büros für vierzig Mitarbeiter. 4 Das ­Internat mit zehn Apartments für Talente, die nicht direkt aus der Region kommen, unter anderem ausgestattet mit einem Gemeinschaftsraum samt Küche. 5 Kur- ze Wege zwischen dem Internat und den Büros von Trainern und Betreuern. Der Club kümmert sich neben der sportlichen Förderung auch um soziale Belange, Aus- bildung und Verpflegung. 6 Der moderne Kunst­rasenplatz des am 1. November 7 2010 eingeweihten Leistungszentrums. 7 Zwei­­­tes Trainingsfeld, vornehmlich für die Hockeyabteilung, genutzt aber auch vom Fußballnachwuchs. 8 Weitere Trai- ningsvariationen, zum Beispiel für den Aufbau eines Technikparcours, ermögli- chen zwei Kleinfelder, einmal mit Bande versehen, einmal mit Wand für Schuss- technikübungen, dazu vier Kopfballpen- del und tragbare Tore. 9 Eintracht-Fan- shop auf 155 Quadratmetern. 10 Zehn Kabinen stehen zur Verfügung, vier davon sind fest an die U23, U19, U17 und U15 8 vergeben, die übrigen werden flexibel je nach Trainingsplänen eingeteilt. 11 „Diva“, seit jeher Spitzname für die Eintracht- Fußballer, heißt die Vereinsgastronomie: ein Treffpunkt für Sportler und Besucher sowie Eltern, deren Kinder beim Training sind. Die Internatsbewohner nehmen hier ihr Mittagessen ein. 12 Up to date wie das gesamte Leistungszentrum ist auch der Kraftraum auf zwei Ebenen: von den rei- nen Fitnesseinrichtungen bis zu kardio­ logischen Geräten. 26 Zertifizierung Die Analyse der Leistungszentren Qualitätstest für Leistungszentren Seit 2007 unterziehen sich die Leistungszentren der Zertifizierung. Von der Ausstattung bis zum Erfolg der Nachwuchsmannschaften wird alles bewertet. Wer gut abschneidet, bekommt Extra-Prämien aus einem UEFA-Topf.

Voll engagiert: Ex-Profi Norbert Elgert trainiert die U19 des FC Schalke 04. 27

Effektivität und Durchlässigkeit enn das Team von Double PASS bei den Clubs der 8 WBundesliga und 2. Bundesliga zu Besuch Infrastruktur und Strategie und kommt, herrscht dort stets erwartungs- Ausstattung 7 1 Finanzen frohe Nervosität. Die Mitarbeiter der bel- gischen Firma nehmen die Leistungszent- ren der Clubs ganz genau unter die Lupe. Die Teams knöpfen sich bei ihren Visiten gleichermaßen die Soft- und die Hardware Kommunikation Organisation 6 Leistungszentrum 2 und Verfahren des Fußballs vor: Sie begutachten Sport- und Kooperation plätze, Gebäude und Einrichtungen der Clubs, sie checken die Mitarbeiterteams, sie legen den Fokus auf die Arbeitsphilo- sophie, auf Prinzipien und Konzepte der Fußballausbildung 5 3 und Bewertung Ausbildung der jungen Fußballspieler und Personal messen die Ergebnisse an diesen Vorga- 4 ben. Sie prüfen die Organisation, ihr Per- sonalwesen und ihre Prozesse – und damit Unterstützung und Bildung praktisch die gesamte Performance der Leistungszentren auf ihre Effektivität. Die Leistungszentren der Clubs werden bei der Zertifizierung nach acht Kategorien bewertet.

Das Verfahren heißt Zertifizierung, ein Begriff, der parallel mit dem Auftritt „Mit der Zertifizierung der Leistungs- den Richtlinien der DFL zur Lizenzierung von Double PASS im deutschen Fußball zentren haben wir noch einmal einen hervor. Im Paragraf 3, Absatz 2 und im eine große Bedeutung gewonnen hat. Als Sprung nach vorne gemacht und sorgen Anhang V ist die Pflicht, ein Leistungs- Zertifizierung wird in vielen Bereichen der für eine Nachhaltigkeit in der Nach- zentrum einzurichten und zu betreiben, Wirtschaft und der Wissenschaft ein Ver- wuchsarbeit. Das ist sehr wesentlich“, detailliert definiert. Doch ähnlich wie bei fahren bezeichnet, mit dessen Hilfe die sagt DFL-Geschäftsführer Holger Hiero- Schulen oder Universitäten bedeuten Einhaltung bestimmter Anforderungen nymus, der für den Spielbetrieb und die gleiche Rahmenbedingungen nicht, dass erfolgt. Doch bei den Leistungszentren, Leistungszentren zuständig ist. „Mit dem gleiche Ergebnisse erzielt werden. Die das lässt sich vier Jahre nach Einführung Prozess der Zertifizierung wurden die Kontrolle durch Double PASS mit seinem der Zertifizierung erkennen, scheint es Prüfungen, die wir mit der Einführung der Projekt Foot PASS Deutschland hat einen wie bei gut wachsenden, ertragreichen Leistungszentren im Rahmen der Lizen- weiteren Qualitätssprung ausgelöst. Obstbäumen zu funktionieren, die durch zierung jährlich vornehmen, wesentlich Veredelung noch wertvoller werden. Die detaillierter und intensiver“, sagt Andreas Dass die Bewertung der Leistungs- Talentschmieden wurden praktisch mit Nagel, Direktor Spielbetrieb bei der DFL. zentren eine komplexe Sache ist, reali- der Zertifizierung veredelt und noch wert- Die grundsätzlichen Anforderungen, die sierte Rolf Rüssmann, der von 2002 bis haltiger gemacht. die Clubs zu erfüllen haben, gehen aus zu seinem Tod im Oktober 2009 Vorsit- zender der Kommission Leistungszentren war, bei seinen eigenen Vor-Ort-Terminen. „Er war es, der die Notwendigkeit, ein ge- ordnetes Verfahren der Bewertung ein- Andreas Nagel betreut als zuführen, erkannt hat. Er war der Pionier“, DFL-Direktor betont Hieronymus. Vor etwa vier Jahren Spielbetrieb die begann die Kooperation mit dem Team von Zertifizierung. Double PASS um Geschäftsführer Hugo Schoukens, das aus Belgien kommt und vor einigen Jahren einen neuen Geschäfts- zweig eröffnete, der exakt zu den Vorstel- lungen der DFL passte. Das Unternehmen war 2004 an der Freien Universität von Brüssel entstanden und spezialisierte sich auf den Bereich Qualitätsmanagement im 28 Zertifizierung Die Analyse der Leistungszentren

Die Clubs beschäftigten sich ­damals geprüften Leistungszentren bekamen kei- verstärkt mit der Frage, wie die Leis- nen Stern zugesprochen. tungszentren zu optimieren waren. Überall wuchs das Bewusstsein, dass der 2010 ging die Zertifizierung in die außersportlichen und medizinischen Ver- zweite Runde. 23 Clubs nahmen teil, meist sorgung erhöhte Aufmerksamkeit gezollt mit der Absicht, das Erstergebnis zu ver- werden sollte. Zudem war klar geworden, bessern. Vorausgegangen waren Analy- dass die Investitionen in die Leistungs- sen, welche Maßnahmen dafür zu ergrei- zentren nicht stetig zunehmen können. In fen waren. Zudem wird die DFL zusammen Zusammenarbeit mit Double PASS wurde mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) das Konzept an die Anforderungen der im Mai ein Best-Practice-Handbuch ver- Clubs angepasst. Klare Bewertungsurteile öffentlichen, um Hilfestellungen zu geben. entstanden für die Prüfer. Andererseits wussten die Clubs mit den transparenten Ein Wettbewerbscharakter, der in Kriterien sehr exakt, woran sie waren. dieser Form nicht geplant war, scheint die Optimierung der Leistungszent- Bei der ersten Zertifizierungsrun- ren zu ­forcieren. Die DFL hat mit einem de, die von 2007 bis 2009 lief, nahmen klugen System den Anreiz zusätzlich 39 Vereine und Kapitalgesellschaften gesteigert. Die Mittelzuflüsse von der Christian Gentner gewann schon 2003 die teil. Neben den Clubs der Bundesliga Europäischen Fußball-Union (UEFA) aus A-Jugend-Meisterschaft mit Stuttgart. und 2. Bundesliga schlossen sich einige dem Champions-­League-Solidaritätsfond Vereine aus Regional- und Oberliga der (7,5 Millionen Euro in 2009/10), von Prüfung freiwillig an: Zwölf Clubs (sieben dem die Nachwuchsarbeit der nicht in Sport. Aber den Experten geht es nicht der Bundesliga, fünf der 2. Bundesliga) der Champions League spielenden Clubs nur um die Messung und die Abbildung wurden in die Topkategorie von drei Ster- profitieren soll, verteilt die DFL über von Qualitätskriterien. „Wir messen, um zu nen aufgenommen. Zwei Sterne erhielten die Ergebnisse der Zertifizierung. Über wissen, was verbessert werden kann“, lau- acht Clubs, einen Stern bekamen fünf. 300.000 Euro pro Saison kann ein Club tet ein Motto der Mitarbeiter von Double Dass anspruchsvolle Kriterien angelegt durch sein gutes Leistungszentrum zu- PASS, die auch informieren und beraten. wurden, bewies folgende Tatsache: 14 der sätzlich einnehmen.

Qualifikation der 433 Nachwuchstrainer in den Leistungszentren Bundesliga und 2. Bundesliga in der Saison 2010/2011

Anforderung Realität

Fußballlehrer- Fußballlehrer- Lizenz 54 Keine Lizenz 30 Lizenz 61 C-Lizenz 50 A-Lizenz 36

Gesamt Gesamt 306 433

B-Lizenz 96

A-Lizenz 196

B-Lizenz 216 Interview Holger Hieronymus 29

DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus freut sich über positive Entwicklungen durch die modifiziert oder fallengelassen, andere Zertifizierung. haben wir hinzugefügt. Final wurde das Modell der Belgier an unsere Anforde­ rungen und Vorstellungen angepasst. Double PASS hat unsere Zertifizierung schließlich ,Foot PASS‘ genannt.“

Die Zertifizierung ist von der Grund- idee auch eine Qualitätskontrolle. Hat die Auseinandersetzung der Clubs mit dem Thema, die Prozesse optimieren zu wollen, seit ihrer Einführung merklich ­zugenommen? „Der Erfahrungsaustausch hat seit Einführung der Zertifizierung zu­ genommen, er vollzieht sich jetzt auf einem höheren Niveau. Früher gab es eigentlich nur das Kriterium, wie viele junge Spieler aus einem Leistungszent­ rum den Sprung in die erste Mannschaft „Die Zertifizierung geschafft haben. Heute existieren weit­ aus mehr Messkriterien dafür, wie gut ist ein Erfolgsmodell“ ein Leistungszentrum arbeitet.“

Seit der Saison 2007/08 zertifiziert die DFL in Zusammenarbeit mit Haben Sie mit der Zertifizierung, Double PASS die Leistungszentren der Clubs. DFL-Geschäftsführer bei der eine Einteilung in Ein-, Zwei- und Holger Hieronymus erklärt die Vorteile dieses Systems. maximal Drei-Sterne-Kategorie erfolgt, auch den Wettbewerb unter den Clubs geschürt? „Einen Wettbewerb der Clubs un­ ie Zertifizierung der Leis- auf uns zu. Die Belgier hatten ein Pro­ tereinander wollten wir nie forcieren. tungszentren hat eine große jekt entwickelt, mit dem die objektive Es war auch der ausdrückliche Wunsch BedeutungD bekommen. Wie wurde sie Erfassung der Qualität der Arbeit in den der Vereine und Kapitalgesellschaften, ­entwickelt? Leistungszentren möglich sein sollte. der sich auch mit den Vorstellungen Holger Hieronymus: „Das war Da es speziell um den Nachwuchs des der DFL deckte, keine Hitparade der ein Prozess. In den Anfängen, als die Profi­fußballs ging, fiel dies in den Zu­ 36 Leistungszentren anzulegen. Jeder Einrichtung von Leistungszentren für ständigkeitsbereich der DFL. Infolge­ Club kennt nur sein eigenes Ergebnis. die Vereine und die Kapitalgesellschaf­ dessen ­haben wir uns das Modell von Dennoch registrieren wir auch, dass ten der Bundesliga und 2. Bundesliga Double PASS vorstellen lassen.“ Ergebnisse ausgetauscht werden und verpflichtend gemacht wurde, sind sich darüber ein gewisser Ehrgeiz in personelle und infrastrukturelle Para­ Gab es in der DFL eine treibende den einzelnen Leistungszentren entwi­ meter festgelegt worden. Als ich 2005 Kraft, die für die Einführung der Zertifi- ckelt hat. Während der laufenden Zerti­ zur Deutschen Fußball Liga kam, war zierung mit Double PASS plädierte? fizierungsrunde war die Neugier auf die der Zeitpunkt erreicht, sich nach die­ „Ein Pionier war sicherlich Rolf Resultate besonders groß. Viele wollen ser Anfangsphase mit Verbesserungs­ Rüssmann, der sich als Vorsitzender sich in der nächsten Zertifizierungsrun­ optionen zu befassen. Das geschah der Kommission Leistungszentren bis de verbessern. Durch die Tatsache, dass gemeinsam mit den Leitern der Leis­ zu seinem plötzlichen Tod im Oktober die Ergebnisse eines Leistungszent­ tungszentren. Ab Ende 2006 kam dann 2009 sehr darum verdient gemacht rums objektiv nachvollzogen werden die Zertifizierung ins Gespräch.“ hat, dass die Qualität in den Leis­ können, ist die Arbeit auch besser zu tungszentren kontinuierlich verbessert bewerten. Die verantwortlichen Perso­ Wer gab den Impuls, die Zertifizie- wurde. Unter seiner Regie wurde das nen sind mit ihren Resultaten vergleich­ rung einzuführen? Zertifizierungsmodell den Clubs vorge­ barer geworden. Die Zertifizierung hat „Die Kollegen des Deutschen Fuß­ stellt und intern diskutiert. Wir haben den Wert der Leistungszentren enorm ball-Bundes kamen diesbezüglich mit gemeinsam am Tool von Double PASS gesteigert, sie ist für alle Beteiligten einem Konzept der Firma Double PASS gearbeitet. Einige Kriterien wurden ein Erfolgsmodell.“ 30 Studie Integration in den Leistungszentren

Ein Vorbild für gelungene Integration In den Leistungszentren spielen Jugendliche aus mehr als 80 Nationen zusammen. Integration läuft dabei von allein ab. Denn den Nachwuchsspielern ist fußballerisches Können des Mitspielers wichtiger als dessen Herkunft oder sozialer Status. 31

Schulische Qualifikation Besuchte Schultypen n einer wissenschaftlichen Studie haben Wissenschaftler der EBS von Spielern aus Leistungszentren (in Prozent) BusinessI School an der EBS Universität Studie: Integration durch Profifußball (EBS Universität für Wirtschaft und Recht) für Wirtschaft und Recht die Leistungs­ zentren der Proficlubs analysiert. Ihr Er­ 54 gebnis: Die Leistungszentren stellen ein 50 Erfolgsmodell für Integration dar. „Die 41 Bundesliga mit ihren Leistungszentren 40 36 ist ein sehr gutes, aber unbemerktes 33 34 Vorbild für gelungene Integration“, sagt 30 29 Prof. Dr. Schmidt, der Leiter der Studie. 20 „Jugendliche unterschiedlicher Nationa­ 20 15 litäten werden in den Leistungszentren 13 12 durch die Leidenschaft für eine Sache und 10 9 eine starke Leistungsorientierung zu ei­ 4 ner echten Gemeinschaft zusammenge­ 0 schweißt, auch außerhalb des Spielfelds.“ Hauptschule Gesamtschule Realschule Gymnasium

Integration wird in den 36 Leistungs­ Deutscher Deutscher mit Migrationshintergrund Ausländer zentren der Proficlubs gelebt. Die Einstel­ lungen der geförderten Jungen sind offe­ ner und toleranter, Vorurteile gegenüber Ausländern weniger stark vorhanden als „Ich habe mich gewundert, dass die Inte­ tergrund ist das fußballerische Können bei der Gesamtbevölkerung. Die betreu­ gration ganz automatisch und eher unbe­ weit wichtiger als die Herkunft, die Ver­ ten ausländischen Nachwuchsspieler merkt abläuft“, erklärt Prof. Dr. Schmidt. einszugehörigkeit oder der soziale Sta­ stam­men aus rund 50 Nationen. Zählt man „Wir haben dann realisiert, dass gerade tus. Prof. Dr. Schmidt: „Man kann daraus jene mit Migrationshintergrund hinzu, sind diese unausgesprochene Selbstverständ­ die Schlussfolgerung ziehen, dass der 80 verschiedene Länder vertreten. lichkeit das Erfolgsrezept ist.“ Über Inte­ Profifußball dabei hilft, Grenzen, die eine gration wird nicht groß geredet, es sind ethnische Herkunft setzt, zu überwinden Die jungen Fußballer streben auch hö­ keine ausgefeilten Konzepte erforderlich. oder sie doch zumindest verschwimmen here Bildungsabschlüsse an. Das zuweilen Die Clubs und ihre Mitarbeiter nehmen ihre zu lassen.“ in Medien transportierte Bild von Fußbal­ Verantwortung praktisch wahr. lern, die sich vor allem für ihren Sport in­ teressieren, trifft auf die Leistungszent­ Die Ergebnisse der Studie haben ren kaum zu. Mehr als 54 Prozent der dort den Blick auf die Integrationsleistungen betreuten deutschen und 36 Prozent der der Leistungszentren geschärft und das Prof. Dr. Schmidt ausländischen Jugendlichen besuchen Bewusstsein verbessert, dass in den Ta­ leitete die das Gymnasium. Im Bundesdurchschnitt lentschmieden die außerordentliche emo­ EBS-Studie. gehen nur 47 Prozent der deutschen tionale Kraft des Fußballs für eine offene Schüler und unter 25 Prozent der aus­ Gesellschaft mit mehr Chancengleichheit ländischen Schüler auf ein Gymnasium. optimal eingesetzt wird. Den jungen Fuß­ In den Leistungszentren wird neben der ballspielern in den Leistungszentren ge­ sportlichen Förderung sehr großer Wert lingt es, mehr Kontakte zu ihren deutschen auf die schulische Unterstützung gelegt. Altersgenossen aufzubauen als die Ver­ gleichsgruppe der Gesamtbevölkerung. In der Studie wurden 1.500 Nach­ Sie sind gut integriert, dabei europäisch wuchsspieler aus den 36 Leistungszen­ und international orientiert. Aber auch die tren der Bundesliga und 2. Bundesliga Identifikation mit der deutschen Kultur ist befragt. Im Durchschnitt waren die Jungen mit 70 Prozent deutlich ausgeprägter als 16 Jahre alt. Als Vergleichsgruppe dienten in der Kontrollgruppe. die Teilnehmer einer Umfrage unter 2.000 repräsentativ ausgewählten Bundesbür­ Für die jugendlichen Ausländer und gern, die im Mai 2010 durchgeführt wurde. ihre Altersgenossen mit Migrationshin­ 32 Gastbeitrag Thomas Tuchel

Freude über gemeinsame Erfolge: Thomas Tuchel mit Adam Szalai, der im Leistungszentrum des VfB Stuttgart ausgebildet wurde. 33

„Jeder Spieler braucht eigene Ansprache“ Thomas Tuchel wurde 2009 vom U19-Trainer zum Chefcoach der Bundesliga-Mannschaft des 1. FSV Mainz 05 befördert. Hier erklärt er, warum der enge Kontakt zwischen Profiabteilung und Leistungszentrum für die Nachwuchsförderung enorm wichtig ist.

Von Thomas Tuchel ie Verzahnung zwischen dem Jugend- und dem Profi- Nachdem ich selbst ein Jahr im Leistungszentrum gearbei- bereich bei Mainz 05 ist sehr eng und fest strukturiert. tet habe und das Vertrauensverhältnis zu Volker Kersting und BeiD der Bildung des Profikaders haben wir uns im vergangenen Jahr ­Stephan Hofmann, den beiden Leitern, extrem groß ist, kenne ich entschieden, den Feldspielerkader maximal mit 21 bis 22 Spielern natürlich alle Abläufe von innen und weiß, wie viel Unterstützung zu besetzen. Dies sind 18 „gestandene“ Profis, drei bis vier Talent- aus dem Profibereich notwendig ist. Ein enger, regelmäßiger und plätze werden den besten Nachwuchsspielern frei ­gehalten. Auf den vertrauens­voller Kontakt ist für eine gute Verzahnung ein wesent­ Talentplätzen kann jährlich oder alle zwei Jahre ein Austausch statt- liches Qualitätsmerkmal. Sie steht in Mainz nicht nur auf dem finden. In der Saison 2010/11 werden sie von Petar Sliskovic, Eugen ­Papier, sie wird aus Überzeugung gelebt und von der Vereins­ Gopko und besetzt. Kirchhoff bekommt ­wegen seiner führung stark gefördert. Die Zusammenarbeit des Profibereichs Entwicklung in der Saison 2011/12 einen der 18 Plätze, ­einen Ta- mit dem Leistungszentrum ist darüber hinaus festgelegt durch lentplatz erhält zum Beispiel Yunus Malli, der aus ­Mönchengladbach eine klare ­Regelkommunikation in den regelmäßigen Sitzungen zu uns wechselt. zwischen den Trainern und den Verantwortlichen beider Seiten, des Leistungszentrums und des Profiteams. Mit der Konsequenz, den Kader klein zu halten, wollen wir jedem Profi die notwendige Wertschätzung zuteil werden lassen. Vor allem Ein wichtiges Instrument der engen Kooperation ist das Elite­ soll aber auch unser Leistungszentrum seinen ureigenen Zweck training, das mein Cotrainer und ich für die besten Spieler der erfüllen können. Denn es soll den Nachwuchs für die eigene Profi- U15 bis U18 einmal im Monat durchführen. Der Jahrgang der U19 mannschaft ausbilden und dient nicht dazu, nur mit einer Urkunde ­besitzt ständig die Chance, bei den Profis oder bei der U23 mitzu- mit drei Sternen ausgezeichnet zu werden. Auch für die jungen Spie- trainieren. Mit dem Elitetraining erhalten die jüngeren Spieler eine ler ist ein wichtiges Signal: Wir haben für euch drei oder vier feste enorme Anerkennung, die Teilnahme ist als Belohnung anzusehen. Plätze im Profiteam. Schnappt sie euch! Die Spieler bekommen durch unser Coaching konkrete Tipps und Anregungen und legen ihre Scheu gegenüber den Profitrainern Die Entscheidung, den Feldspielerkader auf 21 Spieler zu be- ab. Für uns ist es die beste Gelegenheit, die Toptalente mit Na- schränken, wird vielleicht von außen als mutig empfunden. Aber wir men kennen zu lernen. Der Teilnehmerkreis umfasst etwa 16 bis haben im Trainerteam immer wieder die Erfahrung gemacht, dass 20 Spieler und wird jedes Mal von den Leitern des Leistungszen- an jedem Wochenende selten einmal mehr als 18 Spieler für die Ka- trums neu benannt, wobei rund 80 Prozent gleich bleiben. So oft derbenennung in Betracht kommen. Deswegen sind wir konsequent wie möglich schauen wir Profitrainer uns auch die Heimspiele der und haben den Schnitt bei 18 gestandenen Profis gesetzt, die wir im A- und B-Jugend an. Kader haben wollen. Der Verein spart dadurch Kosten, und der Nach- wuchs erhält ein enormes Sprungbrett. Es ist aus meiner Sicht wich- Sehr hilfreich ist die Tatsache, dass in Mainz seit Wolfgang tig, dass jeder im Kader weiß und spürt, dass er eine reelle Chance Frank und Jürgen Klopp eine Spielidee besteht. Das ist ein un- hat zu spielen. Das gilt für die jungen Spieler besonders. heimliches Pfund, mit dem wir wuchern können. Sie prägt viele 34 Gastbeitrag Thomas Tuchel

Kommunikation mit jungen Spielern, wie hier mit , ist für Thomas Tuchel ein Geheimnis des Erfolgs.

Aktuelle Profitrainer und -manager, ­Prinzipien der Trainingsarbeit im Verein bis in die verschiedenen die in den LZ gearbeitet haben Altersstufen der Jugend. In die Trainingsarbeit kann und soll ich meine Ideen und Einflüsse einbringen. Die Spielphilosophie ist Trainer beeinflussbar und in gewissem Rahmen veränderbar, aber weder Thomas Tuchel 1. FSV Mainz 05 ich noch der nächste Trainer können sie auf den Kopf stellen. Der Andre Schubert SC Paderborn 07 allererste Schwerpunkt der Spielphilosophie liegt in einer her- Marco Kurz 1. FC Kaiserslautern Michael Büskens SpVgg Greuther Fürth ausragenden Arbeit gegen den Ball. Die Verteidigungsleistung Frank Schäfer 1. FC Köln ist ballorientiert, sehr laufintensiv mit der nötigen Aggressivität Rico Schmitt FC Erzgebirge Aue und einem sehr stark agierenden Verhalten auch bei Ballbesitz Fortuna Düsseldorf Peter Hyballa des Gegners. Mainz 05 steht grundsätzlich für eine sehr britische Theo Schneider SC Rot-Weiß Oberhausen Haltung, Fußball zu ­spielen: sehr schnell, temporeich, zweikampf- Marco Pezzaiuoli 1899 Hoffenheim stark, aggressiv. ­Diese Merkmale haben wir noch angereichert mit einem hohen Maß an flachem Passspiel, also einer Abkehr von vie- len Flugbällen, und mit einem ständigen offensiven Denken. Es soll Manager/Sportdirektoren schnell vor das Tor, in hohem Tempo in die Tiefe gespielt werden.

Helmut Schulte FC St. Pauli Ernst Tanner 1899 Hoffenheim An dieser Philosophie orientieren sich die Trainingsinhalte bei Uwe Stöver FSV Frankfurt 1899 uns auch in der Jugend. Die jungen Spieler im Profikader wissen Andre Schubert SC Paderborn 07 Max Eberl Borussia Mönchengladbach ­Bescheid, sie fragen sich nicht: Was wollen die Trainer von uns? Sie Andreas Rettig FC Augsburg nehmen auch Änderungen, wenn wir den Mainzer Stil mit einener 35

„Unser Leistungszentrum soll seinen ureigenen Zweck erfüllen – den Nachwuchs für die eigene Profimannschaft auszubilden.“

­individuellen Note versehen, positiv auf. Grundsätzlich ist uns wich- ­Belastungen oft wirklich am äußersten Limit. Im Leistungszentrum tig, dass die durch die Spielphilosophie vorge­gebenen Trainings­ wurde eine eigene Stelle geschaffen, wo mannschaftsübergrei- inhalte in alle Altersklassen transportiert werden und im Jugend­ fend die Belastungssteuerung für diese Spieler stattfindet. Deut- training nicht einfach eine Beschäftigungstherapie ­betrieben wird. lich häufiger werden Umfang und Intensität des Trainings eher reduziert als gesteigert. Ein wichtiger Aspekt besteht darin, den Wir haben den Anspruch, dass jeder Spieler seine eigene An- jungen Spielern die Lust am Fußball zu erhalten. Wer ab dem Alter sprache durch die Trainer erhält. Es spielt keine Rolle, ob er 18 oder von zehn Jahren mehrmals wöchentlich auf dem Fußballplatz steht 34 Jahre alt ist. Es ist ein Schlüssel bei der Leistungsentwicklung bei und dem stetigen Wechsel von Training und Schule ausgesetzt ist, Spielern jeden Alters, dass sie eine individuelle Ansprache durch den soll auch nach 18 Jahren das Feuer in sich spüren. Auch deswegen Trainer bekommen. Auf jeden sollte mit seinen Bedürfnissen und müssen Belastungen manchmal zurückgenommen werden. seinen Motiven eingegangen werden. Dass auch 18- oder 19-Jähri- ge die nötige Fürsorge erhalten, versteht sich von selbst, aber sie Dennoch streben wir an, dass junge Spieler möglichst früh müssen zugleich auch den nötigen Druck im Sinne von Ansporn be- in den Profikader aufgenommen werden können. Auch wenn kommen, um ihre Leistung zu entfalten. In diesem Zusammenhang Mainz 05 mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hätte, würde ich spielt die individuelle Behandlung wieder eine zentrale Rolle. mir nicht wünschen, dass wir den Kader verbreitern. Ich glaube, dieser Reflex besteht manchmal in der Trainerbranche. Man möch- Wichtig bei der Betreuung der Spieler ist es, die Belastungs- te sich damit absichern, wenn noch ein „gestandener“ Profi zusätz- grenzen zu erkennen. Junioren-Nationalspieler, die täglich bei lich verpflichtet wird. Den Kader würde ich nicht vergrößern, aber uns oder bei Auswahlmaßnahmen trainieren und versuchen, auf es ließen sich noch bessere Spieler holen. Das Geld würde also unserer Partnerschule das Abitur zu machen, stehen mit ihren nicht in die Breite, sondern in die Spitze investiert werden. 36 Statistik 10 Jahre Leistungszentren

Zahlen und Fakten

Anteil deutscher Spieler im Profifußball seit dem Bosman-Urteil

90 83 82 80 77 81 75 75 70 70 71 70 68 67 67 72 65 63 64 64 64 64 62 62 63 61 61 61 63 60 57 57 63 60 58 56 59 59 59 59 58 56 57 50 55 53 54 54 53 50 51 51 51

40 2010/2011 2009/2010 2001/2002 1996/1997 1997/1998 2000/2001 2002/2003 2006/2007 2007/2008 1995/1996 1998/1999 1999/2000 2003/2004 2004/2005 2005/2006 2008/2009

Gesamt Bundesliga 2. Bundesliga

Nationalspieler aus den Leistungszentren im Vergleich zum für Länderspiele berufenen Kader (Stand: März 2011) 27 26 26 24 24 24 24 22 22 22 22 21 20 21 20 18 19 18 19

16 17 16 14

A-National- U15 U16 U17 U18 U19 U20 U21 mannschaft

Nationalspieler aus einem Leistungszentrum Kadergröße des letzten Länderspiels 37

Jungbrunnen Die Leistungszentren haben in den vergangenen zehn Jahren dafür gesorgt, dass immer mehr junge Spieler in die Bundesliga gedrängt sind. Die Trainer vertrauen auf die technisch und taktisch perfekt geschulten Nachwuchsspieler. So ist der ­Altersdurchschnitt aller eingesetzten Spieler in der Bundesliga seit der Saison 2001/02 um 1,32 Jahre gesunken. Damit einher- gehend ist der prozentuale Anteil an deutschen Spielern im Profi­ fußball angestiegen. Da die überwiegende Mehrheit der Spieler in den Leistungszentren aus Deutschland stammt, ist auch die Auswahl an talentierten Deutschen entsprechend größer gewor- den. 2002/03 waren lediglich 50 Prozent der Bundesliga-­Spieler Deutsche, heute sind es bereits 57 Prozent, in der 2. Bundesliga sogar 71 Prozent. Wie gut die Ausbildung in den Leistungszentren ist, zeigt auch ein Blick auf die Kader der Nationalmannschaften des DFB. Sowohl in den Jugend-Auswahlteams als auch in der A-Nationalelf stehen überwiegend Spieler, die in den Leistungs- zentren trainieren oder trainiert haben.

Altersschnitt Bundesliga-Spieler seit 2001/2002 in Jahren

28

27,09 27,12 27 26,65 26,55 26,53 26,24 26,23 26,12 26 25,73 25,77

25

2001/2002 2002/2003 2003/2004 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011 38 Statistik 10 Jahre Leistungszentren

Anzahl der Mannschaften und Spieler in den Leistungszentren 2010/2011

Bundesliga 2. Bundesliga Lizenzfußball

2010/2011 Teams Spieler 2010/2011 Teams Spieler 2010/2011 Teams Spieler

U23 18 362 U23 17 348 U23 35 710 U19/18 20 427 U19/18 19 416 U19/18 39 843 U17 18 366 U17 17 355 U17 35 721 U16 16 320 U16 17 325 U16 33 645 U15 18 353 U15 17 334 U15 35 687 U14 18 341 U14 17 317 U14 35 658 U13 18 329 U13 17 284 U13 35 613 U12 18 290 U12 17 278 U12 35 568

Gesamt 144 2.788 Gesamt 138 2.657 Gesamt 282 5.445

Voll besetzt Derzeit stellen die Leis- tungszentren der Proficlubs 282 Jugend- mannschaften, in denen 5.445 Nach- wuchsspieler geschult werden. In den Leistungszentren werden Jugendliche im Alter zwischen elf und 22 Jahren trainiert. Von der U12 bis zur U23 muss jeder Club aus der Bundesliga und 2. Bundesliga eine Mannschaft stellen. In den unteren Altersklassen bis zur U15 sind dies aus- schließlich Jahrgangsmannschaften, bei B- und A-Jugend ist es auch erlaubt, zwei Jahrgänge zusammenzufassen. In der 2. Bundesliga werden aktuell nur 17 Leis- tungszentren aufgeführt, da sich die Nachwuchsakademie eines Clubs noch im Aufbau befindet. 39

Eigengewächse Fast 20 Prozent der Spieler im deutschen Profifußball treten heute für den Club in der Bundesliga oder 2. Bundesliga an, in dem sie ausgebildet Local Players im Lizenzfußball wurden. Sie gelten als sogenannte Local Profis, die in dem Club spielen, in dem sie ausgebildet wurden Players. Vor drei Jahren waren es noch ­lediglich 15 Prozent. Die Clubs setzen also immer mehr auf Spieler aus dem ­eigenen 1001 1000 Nachwuchs. Dabei ist der Anteil in der Bundesliga ein wenig höher als in der 800 2. Bundesliga

600 525 476 400 19,4 % 194 200 20,4 % 18,3 % 107 87

0

Gesamt Bundesliga 2. Bundesliga

Lizenzspieler gesamt Clubausgebildete Spieler

Local Players im Verhältnis zur Gesamtzahl der Profis seit Einführung der Local-Player-Regelung in der Saison 2007/2008

1011 1007 1001 1000 982

800

600

400 20 % 17 % 19,4 % 15 % 204 194 200 144 170

0

2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011

Lizenzspieler gesamt Clubausgebildete Spieler 40 Statistik 10 Jahre Leistungszentren

Qualifikation der Trainer in den Leistungszentren der Bundesliga

Vollzeit Teilzeit FLL A-Lizenz B-Lizenz C-Lizenz Keine Clubs Lizenz gesamt

Sportl. Leiter Leistungszentrum 26 0 15 8 0 1 2 18 Trainer Leistungsbereich U23 27 3 15 13 1 1 0 18 Trainer Leistungsbereich U18/19 20 10 15 12 1 2 0 18 Trainer Leistungsbereich U16/17 22 21 10 26 5 2 0 18 Trainer Aufbaubereich U14/15 18 29 3 22 14 4 4 18 Trainer Aufbaubereich U12/13 3 39 0 20 17 5 0 18 Torwarttrainer im Leistungszentrum 19 23 3 12 6 14 7 18

Gesamt 135 125 61 113 44 29 13 18

Qualifikation der Trainer in den Leistungszentren der 2. Bundesliga

Vollzeit Teilzeit FLL A-Lizenz B-Lizenz C-Lizenz Keine Clubs Lizenz gesamt*

Sportl. Leiter Leistungszentrum 26 1 12 9 1 2 3 17 Trainer Leistungsbereich U23 15 7 10 8 2 1 1 17 Trainer Leistungsbereich U18/19 14 10 1 19 3 1 0 17 Trainer Leistungsbereich U16/17 5 38 0 25 14 1 3 17 Trainer Aufbaubereich U14/15 7 37 2 24 13 3 2 17 Trainer Aufbaubereich U12/13 3 34 2 9 16 8 2 17 Torwarttrainer im Leistungszentrum 7 22 0 6 4 8 11 17

Gesamt 77 149 27 100 53 24 22 17

* 17 Clubs, da sich das Leistungszentrum eines Clubs noch im Aufbau befindet Qualifikation der Trainer in den Leistungszentren des Lizenzfußballs Stand: Saison 2010/2011

Vollzeit Teilzeit FLL A-Lizenz B-Lizenz C-Lizenz Keine Clubs Lizenz gesamt*

Sportl. Leiter Leistungszentrum 52 1 27 17 1 3 5 35 Trainer Leistungsbereich U23 42 10 25 21 3 2 1 35 Trainer Leistungsbereich U18/19 34 20 16 31 4 3 0 35 Trainer Leistungsbereich U16/17 27 59 10 51 19 3 3 35 Trainer Aufbaubereich U14/15 25 66 5 46 27 7 6 35 Trainer Aufbaubereich U12/13 6 73 2 29 33 13 2 35 Torwarttrainer im Leistungszentrum 26 45 3 18 22 22 18 35

Gesamt 212 274 88 213 97 53 35 35

* 35 Clubs, da sich das Leistungszentrum eines Clubs noch im Aufbau befindet 41

Die Leiter der Leistungszentren in Bundesliga und 2. Bundesliga

Bundesliga 2. Bundesliga

SV Werder Bremen Dr. Uwe Harttgen Alemannia Aachen Eric van der Luer Borussia Dortmund Peter Wazinski FC Erzgebirge Aue Thomas Matheja Eintracht Frankfurt Armin Kraaz FC Augsburg Florian Rensch SC Freiburg Jochen Saier Hertha BSC Berlin Frank Vogel Hamburger SV Paul Meier 1. FC Union Berlin Hermann Andreev Hannover 96 Jens Rehhagel DSC Thomas Krücken 1899 Hoffenheim Bernhard Peters VfL Bochum 1848 Jürgen Heipertz 1. FC Kaiserslautern Frank Lelle FC Energie Cottbus Steffen Ziffert 1. FC Köln Christoph Henkel MSV Duisburg Uwe Schubert Bayer 04 Leverkusen Jürgen Gelsdorf Fortuna Düsseldorf Markus Hirte 1. FSV Mainz 05 Volker Kersting FSV Frankfurt 1899 Uwe Stöver Borussia Mönchengladbach Roland Virkus SpVgg Greuther Fürth Günter Gerling FC Bayern München Werner Kern FC Ingolstadt 04 Ronnie Becht 1. FC Nürnberg Rainer Zietsch Karlsruher SC Edmund Becker FC St. Pauli TSV 1860 München Jürgen Jung FC Schalke 04 Uwe Scherr SC Rot-Weiß Oberhausen Kai Timm VfB Stuttgart Thomas Albeck VfL Osnabrück Heiko Flottmann VfL Wolfsburg Jens Todt SC Paderborn 07 Jan-Moritz Lichte

Optimal ausgebildet Aktuell arbeiten in den Leistungszentren der Bundesliga und 2. Bundesliga 433 Trainer, die sich um die 5.445 Nachwuchsspieler in 282 Mannschaften kümmern. 160 Trainer sind bei den Clubs fest angestellt, 273 arbeiten auf Honorarbasis. Hinzu kommen noch die insgesamt 53 sportlichen Leiter der Leis- tungszentren. Ein ganz wichtiges Augenmerk legen die Clubs auf die Qualifikation ihrer Jugendtrainer. So arbeiten derzeit 61 Trai- ner in den Leistungszentren, die im Besitz der Fußballlehrerlizenz sind, weitere 196 haben die A-Trainerlizenz. Damit übertreffen die Leistungszentren sogar die in der Lizenzierung geforderte Anzahl an Spitzentrainern (54 Fußballehrer und 36 A-Trainer) um 177. Unter den Leitern der Leistungszentren befinden sich zahlreiche Ex-Profis, darunter auch ehemalige Nationalspieler und frühere Bundesliga-Trainer. 42 Statistik 10 Jahre Leistungszentren

Nachwuchs Aktuell stehen in den Kadern SV Werder Bremen FC Schalke 04 der 18 Clubs der Bundesliga 275 Spieler, die in einem Leistungszentrum ausgebil- Onur Ayik SV Werder Bremen II Alexander Baumjohann FC Schalke 04 U19 det wurden. Somit stammen 52,4 Pro- Philipp Bargfrede SV Werder Bremen II Julian Draxler FC Schalke 04 U19 zent aller 525 Spieler aus den Leistungs- SV Werder Bremen II Tim Hoogland FC Schalke 04 U19 zentren. 107 Spieler treten sogar noch Aaron Hunt SV Werder Bremen U19 Benedikt Höwedes FC Schalke 04 U19 Sebastian Mielitz SV Werder Bremen II Levan Kenia FC Schalke 04 U19 für den Club an, in dem sie ausgebildet Kevin Schindler SV Werder Bremen II Joel Matip FC Schalke 04 U19 wurden. Alle 275 Spieler und das Leis- Dominik Schmidt SV Werder Bremen II FC Schalke 04 U17 tungszentrum, aus dem sie stammen: Pascal Testroet SV Werder Bremen II Manuel Neuer FC Schalke 04 U19 Lennart Thy SV Werder Bremen II Christian Pander FC Schalke 04 II Florian Trinks SV Werder Bremen II Mathias Schober FC Schalke 04 U19 SV Werder Bremen II FC Schalke 04 II FC Bayern München FC Schalke 04 U19 Carlos Zambrano FC Schalke 04 U19 (zzt. FC St. Pauli) Alemannia Aachen U19 Christoph Moritz Alemannia Aachen U19 José-Alex Ikeng VfB Stuttgart II Lukas Schmitz VfL Bochum II Borussia Mönchengladbach II Albert Streit Eintracht Frankfurt U19 FC Bayern München II Hannover 96 U19 FC Bayern München II Predrag Stevanovic FC Schalke 04 U19 FC Bayern München II Christian Vander Borussia Mönchengladbach U19 1899 Hoffenheim Philipp Lahm FC Bayern München II FC Bayern München II Thomas Müller FC Bayern München II Bayer 04 Leverkusen II Andreas Ottl FC Bayern München II Kevin Conrad 1899 Hoffenheim U19 Bastian Schweinsteiger FC Bayern München U19 Pascal Groß 1899 Hoffenheim U19 Mario Gomez VfB Stuttgart II VfB Stuttgart Mauel Gulde 1899 Hoffenheim U19 Andreas Görlitz TSV 1860 München II 1899 Hoffenheim U19 1. FC Kaiserslautern II Boris Vukcevic 1899 Hoffenheim II Toni Kroos FC Hansa Rostock U19 Ermin Bicakcic VfB Stuttgart II FC Bayern München II Daniel Didavi VfB Stuttgart II Andreas Beck VfB Stuttgart II VfB Stuttgart II Marvin Comper Borussia Mönchengladbach II VFl Wolfsburg Christian Gentner VfB Stuttgart II Jenas Grahl SpVgg Greuther Fürth II Raphael Holzhauser VfB Stuttgart II Daniel Haas Eintracht Frankfurt U19 VfB Stuttgart II (zzt. 1. FC Nürnberg) Matthias Jaissle VfB Stuttgart U19 Tolga Cigerci VfL Wolfsburg U19 Alexander Stolz VfB Stuttgart II Sebastian Rudy VfB Stuttgart II Michael Schulze VfL Wolfsburg II Serdar Tasci VfB Stuttgart II Sejad Salihovic Hertha BSC Berlin II Ashkan Dejagah Hertha BSC Berlin II Christian Träsch VfB Stuttgart II Josip Simunic Hamburger SV II 1. FC Köln U17 Sven Ulreich VfB Stuttgart II Bayer 04 Leverkusen U19 Fabian Johnson TSV 1860 München II Marc Ziegler VfB Stuttgart U19 Tobias Weis VfB Stuttgart II Alexander Madlung Hertha BSC Berlin II 1. FC Nürnberg II Stefano Celozzi FC Bayern München II SC Freiburg U19 Borussia Dortmund Marcel Schäfer TSV 1860 München II Timo Gebhart TSV 1860 München II SV Werder Bremen II Roberto Hilbert SpVgg Greuther Fürth U19 Georg Niedermeier FC Bayern München II Johannes Focher Borussia Dortmund II Eintracht Frankfurt Matthias Schwarz FC Bayern München II Daniel Ginczek Borussia Dortmund II Mario Götze Borussia Dortmund U19 Kevin Großkreutz Borussia Dortmund Jugend Eintracht Frankfurt II Bayer 04 Leverkusen Marc Hornschuh Borussia Dortmund II Sonny Kittel Eintracht Frankfurt II Uwe Hünemeier Borussia Dortmund II Aykut Özer Eintracht Frankfurt U19 Florian Kringe Borussia Dortmund II Christoph Preuß Eintracht Frankfurt U19 René Adler Bayer 04 Leverkusen II Yasin Öztekin Borussia Dortmund II Andreas Rössl Eintracht Frankfurt II Gonzalo Castro Bayer 04 Leverkusen U19 Nuri Sahin Borussia Dortmund U17 Marco Russ Eintracht Frankfurt U19 Benedikt Fernandez Bayer 04 Leverkusen II Borussia Dortmund II Faton Toski Eintracht Frankfurt U19 Fabian Giefer Bayer 04 Leverkusen II Borussia Dortmund II Ioannis Amanatidis VfB Stuttgart II Kevin Kampl Bayer 04 Leverkusen II Marco Stiepermann Borussia Dortmund U19 Zlatan Bajramovic FC St. Pauli U19 Stefan Reinartz Bayer 04 Leverkusen II TSV 1860 München U19 Ralf Fährmann FC Schalke 04 U19 TSV 1860 München U19 Markus Feulner FC Bayern München II Marcel Heller Alemannia Aachen II Manuel Friedrich 1. FSV Mainz 05 U19 FC Bayern München II Benjamin Köhler Hertha BSC Berlin II Stefan Kießling 1. FC Nürnberg U19 Antonio Da Silva Eintracht Frankfurt II Hamburger SV U19 SV Werder Bremen II Neven Subotic 1. FSV Mainz 05 II Patrick Ochs FC Bayern München II Sidney Sam Hamburger SV II SV Werder Bremen II Markus Steinhöfer FC Bayern München II Daniel Schwaab SC Freiburg II Roman Weidenfeller 1. FC Kaiserslautern II 43

1. FC Kaiserslautern Hannover 96 1. FSV Mainz 05

Marco Knaller 1. FC Kaiserslautern II Hannover 96 U19 Eugen Gopko 1. FSV Mainz 05 U19 1. FC Kaiserslautern II Felix Burmeister Hannover 96 II Jan Kirchhoff 1. FSV Mainz 05 U19 Alan Stulin 1. FC Kaiserslautern II Sofien Chahed Hannover 96 II André Schürrle 1. FSV Mainz 05 U19 1. FC Kaiserslautern II Willi Evseev Hannover 96 U19 Petar Siliskovic 1. FSV Mainz 05 II 1. FC Kaiserslautern II Tim Hofmann Hannover 96 II Niko Bungert FC Schalke 04 U19 Mathias Abel Borussia Dortmund II Morten Jensen Hannover 96 II VfB Stuttgart II Alexander Bugera FC Bayern München U19 Hannover 96 U19 Hertha BSC Berlin II Thanos Petsos Bayer 04 Leverkusen U19 Sofian Chahed Hertha BSC Berlin II Florian Heller FC Bayern München II Stiven Rivic FC Schalke 04 II 1. FC Kaiserslautern II Lewis Holtby Alemannia Aachen U19 Bastian Schulz Hannover 96 II Markus Miller VfB Stuttgart II Heinz Müller FSV Frankfurt 1899 U19 Pierre de Wit Bayer 04 Leverkusen U19 Sergio Pinto FC Schalke 04 II Nikolce Noveski FC Hansa Rostock II SV Werder Bremen II Borussia Mönchengladbach II Ron-Robert Zieler 1. FC Köln U17 Bayer 04 Leverkusen U19 1. FC Köln Adam Szalai VfB Stuttgart II Christian Wetklo FC Schalke 04 U19

Bienvenue Bazala-Mazana 1. FC Köln U19 Borussia Adil Chihi 1. FC Köln U19 Mönchengladbach SC Freiburg Christian Clemens 1. FC Köln II Thomas Kessler 1. FC Köln II (zzt. FC St. Pauli) Adam Matuszyk 1. FC Köln II Oliver Baumann SC Freiburg U19 Fabian Bäcker Borussia Mönchengladbach U19 Lukas Nottbeck 1. FC Köln II Scipon Bektasi SC Freiburg II Borussia Mönchengladbach II 1. FC Köln U19 SC Freiburg II Patrick Herrmann Borussia Mönchengladbach U19 Stephan Salger 1. FC Köln U19 Johannes Flum SC Freiburg U19 Bernhard Janeczek Borussia Mönchengladbach U19 1. FC Köln U19 Nicolas Höfler SC Freiburg II Tony Jantschke Borussia Mönchengladbach U19 Taner Yalcin 1. FC Köln U19 Jonathan Schmid SC Freiburg II Tobias Levels Borussia Mönchengladbach II Alexander Vaaßen 1. FC Köln II Daniel Williams SC Freiburg II Marc-A. ter Stegen Borussia Mönchengladbach U19 Hannover 96 Jugend Felix Bastians Borussia Dortmund U17 Michael Fink VfB Stuttgart II Christian Eichner Karlsruher SC II Heiko Butscher VfB Stuttgart II FC Schalke 04 U19 Sebastian Freis Karlsruher SC II Cédric Makiadi VfL Wolfsburg II Christofer Heimeroth FC Schalke 04 U19 FC Bayern München U19 SpVgg Greuther Fürth II SC Freiburg II Christopher Schorch Hertha BSC Berlin II Jan Rosenthal Hannover 96 II Thorben Marx Hertha BSC Berlin II Julian Schuster VfB Stuttgart II Roman Neustädter 1. FSV Mainz 05 II Ömer Toprak SC Freiburg U19 Hamburger SV Borussia Dortmund U17 Jens Wissing FC Schalke 04 U17 FC St. Pauli Maximilian Beistner Hamburger SV U19 Collin Benjamin Hamburger SV II 1. FC Nürnberg Muhamed Besic Hamburger SV U19 Fabian Boll FC St. Pauli II Eric Maxim Choupo-Moting Hamburger SV II Dennis Daube FC St. Pauli U19 Heung-Min Son Hamburger SV U19 Jan-Philipp Kalla FC St. Pauli II Miroslav Stepanek Hamburger SV U19 Daniel Batz 1. FC Nürnberg II Hannover 96 U19 Tunay Torun Hamburger SV II 1. FC Nürnberg II 1. FC Nürnberg II Dennis Aogo SC Freiburg U19 1. FC Nürnberg II Hamburger SV II SV Werder Bremen II 1. FC Nürnberg U19 SV Werder Bremen II Paolo Guerrero FC Bayern München II Marvin Plattenhardt 1. FC Nürnberg II Florian Lechner VfB Stuttgart II Borussia Mönchengladbach II Alexander Stephan 1. FC Nürnberg II Matthias Lehmann VfB Stuttgart II David Jarolim FC Bayern München II Andreas Wolf 1. FC Nürnberg II Fabio Morena VfB Stuttgart II FC Energie Cottbus II Philipp Wollscheid 1. FC Nürnberg II Deniz Naki Bayer 04 Leverkusen II Frank Rost SV Werder Bremen II Pascal Bieler Hertha BSC Berlin II Bastian Oczipka Bayer 04 Leverkusen U19 Lennard Sowah FC St. Pauli U17 SpVgg Greuther Fürth U19 Benedikt Pliquett Hamburger SV II DSC Arminia Bielefeld II FC Bayern München II SV Werder Bremen U19 FC Bayern München II Ilkay Gündogan VfL Bochum 1848 U19 Richard Sukuta-Pasu Bayer 04 Leverkusen II SpVgg Greuther Fürth U19 Jens Hegeler Bayer 04 Leverkusen II Juri Judt SpVgg Greuther Fürth U19 Charles Takyi Hamburger SV II Daniel Klewer FC Hansa Rostock U19 Moritz Volz FC Schalke 04 U19 Timo Ochs Hannover 96 II Christoph Sauter 1. FSV Mainz 05 U19 Raphael Schäfer Hannover 96 U19

grusswort DFL Deutsche Fußball Liga GmbH 1 Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball Guiollettstraße 44–46 60325 Frankfurt/Main perfekt ausgebildet Tel. +49 69 65005-0 2 Fußball „made in Germany“ ist wieder ein Qualitätsmerkmal Fax +49 69 65005-557 E-Mail [email protected] „Die Investitionen werden sich auszahlen“ www.bundesliga.de Herausgeber 6 Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, im Interview

Wichtiger Schritt in eine erfolgreiche Zukunft 8 Die EURO 2000 gab den Startschuss zum Umdenken Tom Bender verantwortlich

„wir haben frankreich längst überholt“ 10 Gerhard Mayer-Vorfelder im Gespräch Christian Pfennig Projektleitung „Bundesliga-karriere und abitur müssen möglich sein“ 12 Andreas Rettig über die Herausforderungen der Zukunft

die talentschmiede von bayer 04 Tobias Schild Redaktion und 14 Zu Besuch im Leistungszentrum der Werkself Koordination

„den Spielern luft zum atmen geben“ 20 Sportpsychologe Dr. Uwe Harttgen über Chancen und Risiken Christina Dimitriou, Jana Gembrys, Kay-Oliver Langendorff, Mitarbeit bauboom zum wohle des deutschen fuSSballs Dr. Dirk Meyer-Bosse, Andreas Nagel, Malte Schulz 22 Die deutschen Leistungszentren sind internationale Spitze

die heimat der eintracht-jugend Dr. Harro Schweizer Schlussredaktion 24 Hinter den Kulissen des Frankfurter Leistungszentrums

Qualitätstest für Leistungszentren 26 Die Überprüfung der Nachwuchsschulen macht Gutes noch besser DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, Speedpool GmbH, Fotoredaktion Witters Sport-Presse-Fotos GmbH „zertifizierung ist ein erfolgsmodell“ 29 DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus erklärt die Vorteile DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, Getty Images Deutschland GmbH, Bildnachweis Ein vorbild für gelungene integration Witters Sport-Presse-Fotos GmbH, Andreas Rettig 30 Talente aus 80 Nationen trainieren und lernen gemeinsam

„jeder spieler braucht eigene ansprache“ Speedpool GmbH Gestaltung 32 Mainz-Coach Thomas Tuchel über Erfahrungen mit Profis und Talenten

zahlen und fakten 36 Informationen rund um zehn Jahre Leistungszentren in Deutschland Hansmann Verlag Sponholtz Druck GmbH Druck

impressum 45 Stand: 25. März 2011 DFL Deutsche Fußball Liga GmbH Guiollettstraße 44–46 60325 Frankfurt/Main

Tel. +49 69 65005-0 Fax +49 69 65005-557 E-Mail [email protected] Jahre Leistungszentren www.bundesliga.de 10Die Talentschmieden des deutschen Spitzenfußballs