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Claus-Hinrich Casdorff Monitor-Chef von 1965 bis 1982

Inhalt

3Vorwort Fritz Pleitgen 4 40 Jahre kritischer Magazinjournalismus 5MONITOR im Wandel der Zeit 6 Sonia Mikich 10 Klaus Bednarz

12 Gerd Ruge Gerd Ruge Monitor-Chef von 1982 bis 1983 14 Claus-Hinrich Casdorff 18 Was MONITOR auszeichnet 19 Die Redaktion 20 Stimmen zu MONITOR 21 Volontäre denken nach… 23 1965 – Pressedokumentationen

Klaus Bednarz Monitor-Chef von 1983 bis 2001

Sonia Mikich Monitor-Chefin seit 2002 3

Grußwort

Es war der 21. Mai 1965: In der ARD ging ein Natürlich lebt MONITOR seit Beginn auch von neues zeitkritisches Magazin namens MONITOR seinen profilierten Moderatoren. Der Begründer erstmals auf Sendung. Heute, 40 Jahre später, ist der Sendung, Claus-Hinrich Casdorff, wurde durch es immer noch da – immer noch unabhängig und seine angelsächsisch-lakonische Art legendär. Er unbequem, mit unverkennbarem Stil. Und unsere schrieb Fernseh-Geschichte, als er in einem un- Zuschauerinnen und Zuschauer legen Wert darauf. vergesslichen Interview 1972 den damaligen CSU- Vorsitzenden Franz-Josef Strauß zur Weißglut MONITOR selbst ist oft zum Ereignis geworden. brachte.Gerd Ruge,renommierter ARD-Auslands- Immer dann, wenn seine Autoren mit hartnäcki- korrespondent, überzeugte durch seine ruhige gen Fragen etwa der Regierung und Opposition und prägnante Art. Mit Klaus Bednarz, der dem zugesetzt haben und Sand im politischen Getriebe Magazin über 18 Jahre lang die Treue hielt, wurde war. Viele Skandale hat das Magazin öffentlich MONITOR zum unverwechselbaren Markenzei- gemacht, beispielsweise die Plutoniumaffäre des chen. Seit 2002 leitet Sonia Mikich das Magazin: Bundesnachrichtendienstes, den Napalm-Einsatz »Wir bringen Bewegung in die öffentliche Diskus- der USA im Irakkrieg oder die Affäre um die Olympia- sion und wollen unbequem sein«, hat sie einmal Schmiergelder. den Auftrag von MONITOR beschrieben.

Für seinen kritischen, investigativen Journa- Die Tradition bleibt also bewahrt – auch nach lismus ist das WDR-Polit-Magazin vielfach aus- 40 Jahren:MONITOR ist zu einer Instanz des deut- gezeichnet worden. Und es wurde Vorbild für den schen Fernsehjournalismus und eines der erfolg- journalistischen Nachwuchs. Unter anderem er- reichsten politischen Magazine geworden.So soll hielt MONITOR den Preis für Menschenrechte der es bleiben. Internationalen Journalistenföderation, den CIVIS- Preis, den Entwicklungshilfepreis und den Adolf- Fritz Pleitgen,WDR-Intendant Grimme-Preis. An die Grundüberzeugung, sich nie- mals von den Mächtigen aus Politik und Wirtschaft einschüchtern zu lassen,hat sich die Redaktion bis heute gehalten. Und an die Maxime: »Wir teilen nach allen Seiten aus.« 4 40 Jahre MONITOR

40 Jahre kritischer Magazinjournalismus Markenzeichen, Garant und Reizwort zugleich

Am 21. Mai 2005 feiert MONITOR ein beein- übernahm dann Sonia Mikich die Leitung und druckendes Jubiläum: Das WDR-Politikmagazin Moderation des Magazins, das bis heute zu den wird 40 Jahre alt. »Die neue Wacht am Rhein« Spitzenreitern unter den politischen Magazinen titelten im Mai 1965 die Westdeutsche Allgemeine gehört und sich in einer klaren, auf jegliche mo- Zeitung und die Frankfurter Rundschau, als MONI- dischen Sendeelemente verzichtenden Form prä- TOR als »aktuell, kritisch und informativ« definier- sentiert. tes Magazin vom WDR aus der Taufe gehoben Für viele ist MONITOR, das donnerstags alle wurde. Das ist es bis heute geblieben: MONITOR drei Wochen ausgestrahlt wird, Markenzeichen, berichtet über Themen aus Politik,Wirtschaft und Garant und Reizwort zugleich: »Wir bringen Be- Gesellschaft, die durch Hintergrundberichte und wegung in die öffentliche Diskussion und wollen analytische Filmbeiträge mit politischen Schluss- unbequem sein. Wir teilen nach allen Seiten aus«, folgerungen ergänzt werden. MONITOR gehörte so beschreibt Sonia Mikich unverändert und mit damals schon – neben »Report« und »Panorama« Nachdruck die Aufgabe ihres Teams. Kritischer – zu den meinungsbildenden Politikmagazinen und investigativer Journalismus wird in der Re- im deutschen Fernsehen. Leiter war 1965 Claus- daktion groß geschrieben und hat die Sendung Hinrich Casdorff. wohl gerade deshalb zu einem der erfolgreichsten Auf Casdorff folgten Gerd Ruge (1982–1983) politischen Magazine im deutschen Fernsehen und Klaus Bednarz (ab 1983) als Redaktionsleiter gemacht. und Moderatoren der Sendereihe. Im Januar 2002 5

Im Wandel der Zeit

Claus-Hinrich Casdorff war von 1965 bis 1982 das Magazin knapp zwei Jahre lang und wechselte Redaktionsleiter. Zu den damaligen ersten Redak- dann als Leiter in die Programmgruppe Ausland- teuren, die die Sendung gestalteten, gehörten Fernsehen des WDR. Martin Schulze, Rolf Rohlinger, Franz Wördemann, Erich Potthast und Wolf-Ingo Mätsche. Später 1983 brach die Ära Klaus Bednarz an. Er, der zu- gesellten sich Klaus Bresser, Peter Laudan und vor ARD-Korrespondent in Warschau und Moskau Michael Stoffregen-Büller dazu. Besonders legen- war, 1983 die ARD-»« moderierte där waren die Interviews des Duos Casdorff/Roh- und im WDR Fernsehen die Sendung »Auslands- linger, das seine Interviewpartner im »Kreuzfeuer« studio« betreut hatte, prägte 18 Jahre lang das rote schonungslos in die Zange nahm. Der ehemalige »M« und sorgte mit Aufsehen erregenden Exklu- CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauß sprach 1972 sivberichten regelmäßig für Schlagzeilen. Bednarz nach einem »Kreuzfeuer« von »Überfallfragen« pflegte einen Moderationsstil, dessen ernsthafter und stand von da an als Gesprächspartner für das und hartnäckiger Tenor mitunter polarisierte. Politikmagazin nicht mehr zur Verfügung. Mr. MONITOR,dessen Reisedokumentationen viele Zuschauer begeistern, wurde anschließend Sonder- 1982 übernahm der ehemalige Leiter des korrespondent des WDR. WDR/ARD-Studios Bonn, Gerd Ruge, der schon da- mals zu den profiliertesten Fernsehreportern der Im Januar 2002 übernahm zum ersten Mal Bundesrepublik zählte, die Leitung der Sendung. eine Frau die Redaktionsleitung und Moderation Er stellte sich den Zuschauern auf eine ganz be- von MONITOR. Sonia Mikich, preisgekrönte Jour- sondere Weise vor: »Ehe jemand glaubt, Claus- nalistin, war zuvor von 1992 bis 1998 Korrespon- Hinrich Casdorff habe sich seit der letzten Sen- dentin in Moskau (von Juli 1995 bis März 1998 auch dung einen Bart stehen lassen, möchte ich mich Studioleiterin) und im Anschluss von April 1998 bis vorstellen: Ich heiße Gerd Ruge.« Der MONITOR- 2001 Korrespondentin und Studioleiterin in . Chef, der durch seine ruhige Sachlichkeit und ana- Ihr Credo: »Ein Journalist soll Augenzeuge, Detek- lytische Berichterstattung bestach, verantwortete tiv und Humanist sein.« 6 40 Jahre MonitorMONITOR | Sonia Mikich

Informieren – Argumentieren – Einmischen Die Politmagazine … und die gesunde Dosis Kritik

Kritische Magazine sehen sich als Anwalt der junger Familien. Müll-Skandal der SPD gegen Bürger, als unabhängige Prüfer der Machtstruktu- Spendenskandal der FDP gegen Datenschutzskan- ren. Keine Richter, aber Augenzeugen. Ihre Arbeit dal der CDU. soll dazu beitragen, dass die Bürger ihren Willen zum Ausdruck bringen können. Vierte Gewalt, wie Was zuerst? Wieviel davon? MONITOR hat sich sie im Angelsächsischen gepflegt wird. Wir ar- am journalistischen Mainstream abzuarbeiten, beiten für eine nicht zu unterschätzende Macht, der festlegt, was gerade recherchierenswert ist. nämlich die »united public opinion«. Wir haben die Macht der Ereignisse zu berücksich- tigen. Wir müssen aber auch selber Themen set- Die einfache und niemals endende Aufgabe zen, über die andere noch nicht reden. Etwa, wie von Politmagazinen: Wir wollen die Mächtigen in die Zukunft der Arbeitsgesellschaft aussieht. Oder der Politik, Wirtschaft oder Kultur unter Legitima- welche psychosozialen Kosten Arbeitslosigkeit auf tionsdruck setzen. Sie sollen sich äussern zu ihren Dauer nach sich zieht. Oder wie es inzwischen mit Entscheidungen,Unterlassungen und Handlungen, der Chancengleichheit von Mann und Frau steht. sie sollen sich rechtfertigen. Sie sollen an ihre Ver- Oder was Macht mit Politikern macht. sprechen von vorgestern erinnert werden. Denn kritische Journalisten haben nicht das Gedächtnis Letztendlich wissen wir erst nach der Sendung, von Eintagsfliegen und glauben nicht, dass der ob unsere Themen wirklich nötig und erhellend Mond aus Käse ist. Sie wollen nicht nur informie- waren. Unsere Daseinsberechtigung drückt sich ren, sondern argumentieren und sich einmischen. für mich nicht allein im Messbaren aus, also einer guten Quote. Sondern auch im öffentlichen An- Dabei geht bei der Themenfindung die Rele- sehen,in Zuschauerpost,Schlagzeilen in der Presse, vanz vor. Wie sonst entscheiden, wenn so vieles notfalls in Politikerbeschwerden. Lösen wir etwas danach drängt, erzählt zu werden? Die Geschichte aus? Animieren wir zum Nachdenken, Mitfühlen über abgeschobene Tschetschenen, aber auch die oder Handeln? Das ist ein Anliegen, und was, bitte miserablen Bildungschancen von Ghetto-Kindern. schön, ist gegen 30/45/60 Minuten Aufklärung Der Umgang mit alten Menschen, die Probleme und Wertediskussion einzuwenden? 7

Die Abneigung vieler Akteure gegen die Polit- Moderatoren. Gemütlich in der Gewissheit, dass magazine ist bekannt. Warum diese Abneigung? wir mal wieder »die Mission« erfüllt haben,hinter- Sie wissen natürlich, dass sie wenig Möglichkeit fragen wir uns selbst ebenfalls viel zu selten. haben,in einem einminütigen Statement zu einem kontroversen Sachverhalt eine gute Figur zu ma- Sind wir relevant oder machen wir Sendungen, chen. Sie haben oft wenig Detailkenntnis und sind die den schnellen Kick anpeilen und am Ende nur überfordert, wenn sie mehr als Allgemeinplätze kalorienverminderte Info-Brause liefern? Kurzes formulieren sollen. Aber es ist auch wahr: Sie wer- Aufschäumen und dann ein schaler Nachge- den oft genug unfair überrumpelt, verkürzt, aus schmack? Ich bin der Meinung, dass ein Politma- dem Kontext genommen. gazin nicht zwingend über Rattenalarm, gefährliche Zeckenbisse, mangelnde Toiletten bei der Bundes- Unsere sogenannten Leader haben – anders bahn oder das Schicksal der Trakehnerpferde im als in Großbritannien – wenig sportiven Ehrgeiz, Jahr 1944 berichten muss. Das ist interessant, sich einem Magazin zu stellen. Da sie in den vielen wahrscheinlich zuschauerfreundlich, gehört aber Talk-Shows genug Gelegenheit haben, ihre Politik woanders hin.Was sich Politmagazine auch regel- und Personality ausführlich darzustellen, sind un- mäßig fragen sollten: Wer möchte, dass ich das sere Fragen für sie lästig und ohne »Medien-Er- glaube und warum? Es gibt viele Wahrheiten, wir trag«. Dennoch, auch wenn wir im vergangenen müssen verstehen,warum einige automatisch un- Jahr für jede Sendung mindestens drei Absagen serer Aufmerksamkeit wert sind und andere nicht. bekamen,auch wenn manche die Politikmagazine überflüssig finden, schlecht reden oder uns als Gelegentlich lautet die Kritik: Die Menschen teure Miesmacher hinstellen: Eine wöchentliche hätten doch, dank der Pluralität der Medien, dank Dosis Kritik ist gesund. MONITOR weist auf Internet, den Zugriff auf alle Informationen. Der Schwachpunkte, Unrecht oder Lügerei hin. Nicht Bürger brauche keinen Wächter, keinen kritischen aus Sensationalismus und auch nicht, weil wir die Journalismus,er könne selber fragen und sich selbst Schmuddelecken des Lebens besonders lieben. ein Urteil bilden. Er müsse nur zugreifen. Aber wenn Journalisten ihre Arbeit nicht machen, dann bleiben Konflikte unerkannt und ungeregelt. Alles, auch das Unvorstellbare, kommt ja ir- Es geht darum, die Demokratie immer wieder zu gendwann ans Licht,wie die Fotos aus dem Herzen demokratisieren. Machtmissbrauch, Korruption, der Finsternis, aus dem Abu Ghraib-Gefängnis in Interessenspolitik werden ja nie von Tätern frei- Bagdad, belegen. Die Fakten sind irgendwo, nackt, willig zugegeben und selten von Parlamentsaus- verfügbar. Heutzutage sind die meisten investi- schüssen erhellt. gativen Leistungen keine Enthüllungen des völlig Unbekannten mehr, sondern das sture Drehen an Allerdings, es gibt auch Grund zur Selbstkritik: der rostigen Schraube Aufklärung, wie jetzt schön Auch Journalisten gefallen sich als Teilhaber der deutlich die Visa-Affäre belegt. politischen Elite, das führt zu Privilegien und Pre- stige. Man wird geadelt zu einer »Referenzgröße«. Im Internetzeitalter haben es Verschleierer Ich nenne es die »Gesellschaft der gegenseitigen immer schwerer. Aber das kann lähmen und Wertschätzung«, in der man sich so herzlich gern blenden. Denn die Flut der Informationen über- zitiert und auf die Schultern klopft. Ein Club der schwemmt uns und macht die Welt nicht durch- Zyniker, Nutzniesser und Heisse-Luft-Produzenten, schaubarer. Informationsfülle ist wunderbar wirk- die Informationen dann mal nach unten weiterrei- sam. Weil wir ja alles im Großen und Ganzen chen… Und auch Magazinmacher sind eitel, sie wissen, fällt uns nicht auf, was dennoch fehlt. fallen ebenfalls auf Selbstbeweihräucherungs- Nämlich die Einordnung,die Bewertung.Cui bono? rituale hinein. So vertraut, so beruhigend – die Wir wissen, wissen, wissen… folgenlos. Der Skan- Jingles, die Trailer, die eindringlichen Stimmen der dal ist, dass der Skandal meist keiner ist. 8 40 Jahre Monitor | Sonia Mikich

»Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller Augen lächerlich. Und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekannt machen allein genügt vielleicht nicht – aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen.« Joseph Pulitzer

Je mehr die Kritikfähigkeit lahmt,umso schnel- hastigen Blicklenkung. MONITOR ist jedenfalls die ler rennt die Technik davon.Noch nie sind Kommu- Glaubwürdigkeit von morgen langfristig wichtiger nikationstechnologien so einfach, so schnell ge- als der atemlose Scoop von heute. worden. Satellitenkosten reduzieren sich immer mehr, Internet kommt als billige, schnelle Recher- Weil die Gesellschaft nicht vor Fehlentwicklun- chequelle hinzu. Mobile Übertragungseinheiten gen geschützt ist, ist MONITOR verdammt zum ermöglichen es, Realitäten beim Entstehen abzu- endlosen Marsch bergauf: hier ein Skandal, da ein bilden. Der »Sofortismus« ist ja befriedigend. Zu- Defizit. Wir bieten ständig den dröhnenden Auf- schauer, Hörer und Leser haben einen Anspruch takt an,aber kennen nicht das Finale.Vielleicht ha- darauf, schnell zu erfahren, wenn sich Großes ben wir deswegen den Ruf die ewigen Miesepeter vollzieht. Aber Geschwindigkeit wird zunehmend zu sein? Aber das ist kein Grund in Duldungsstarre fetischisiert, ihr Siegeszug begann mit der CNN- zu verfallen. Berichterstattung vom ersten Golf-Krieg.Die Tech- nik erlaubte es,beim Bombeneinschlag in Real Time Ob Inland- oder Auslandnachrichten, Politik, dabei zu sein. Seitdem taucht vor allem bei der Wirtschaft, Kultur, Unterhaltung: Qualität, Hinter- Krisenberichterstattung eine Internationale von grund, Kontinuität auch in der Prime Time sind »instant experts« auf – nach dem Motto: Man möglich. Können wir diese schwere Dokumenta- nehme ein Team, ein Flugzeug, lese einen Haufen tion, dieses nölende Magazin, diesen komplizier- Agenturmeldungen durch und bei Ankunft am ten Auslandsbericht den Zuschauern zumuten? Ziel kann man schon die erste Schalte zur Heimat- Im Zweifel immer ja.Wir sollen nie deren Informa- redaktion wagen, live natürlich. Selbstgedrehtes, tionsstand überschätzen, aber gewiss nicht ihre Selbstrecherchiertes haben es schwer. Schnellig- Urteilsfähigkeit unterschätzen. Und ein öffentlich- keit ist der Maßstab aller Dinge,und so laufen auch rechtlicher TV-Dino wie MONITOR steht ganz gut die gründlichsten Kollegen Gefahr,zu menschlichen aufgestellt gegen die Gleichgültigkeit in vielen Bausteinen einer sich perfektionierenden Industrie Medien, die die gute, alte Aufklärung mit einem zu mutieren. hübschen Garnichts ersetzen wollen.

Die Aktualität ist eine strenge Herrin, sie ver- Es gibt keinen interessanteren Platz als den des bietet uns zu zweifeln.Aber gerade Ambivalenzen, Störenfrieds. Er hat seine eigene Agenda. Er wider- Grautöne, Widersprüche sind die Merkmale der spricht dem Anliegen von Regierungen und Eliten kritischen Berichterstattung. Sie misstraut der und organisierten Gruppen, die Wirklichkeit in 9

ihrem Sinne interpretieren zu lassen. Störenfriede Menschen am gesellschaftlichen Leben, an Bil- sind ein Frühwarnsystem, nicht nur für Krisen und dungschancen, am Politischen teilhaben. Gönnen Katastrophen, sondern auch für den Alltag. Sie können,wie die Kölner sagen.»Unheroische Werte«. wollen Impulse geben, nicht nur auf »events« rea- Es sind die Werte einer sympathischen Bürgerge- gieren. sellschaft im 21. Jahrhundert.

Aufklärung? Da war doch was? Sich stumpfen Übrigens, ob grimmig, schick, schnell, populär Glaubenssätzen zu widersetzen. Sich seines Ver- oder bedächtig im Zungenschlag: Alle Politmaga- standes zu bedienen. Und Skepsis als Stärke zu zine erfreuen sich einer zuverlässigen Zuschauer- begreifen. Auch im Jahr 2005. bindung.3 bis 4 Millionen Menschen,die Gebühren zahlen, schätzen Glaubwürdigkeit und Engage- Um welche Werte geht es? Faires Gehalt für or- ment gerade dieses Genres. Für MONITOR gilt dies dentliche Arbeit. Vage, aber sture Vorstellung von seit vier Jahrzehnten.Ein TV-Dinosaurier mit Flügeln. Anstand, Nachbarschaftlichkeit und Solidarität, bei uns zuhause und weltweit, weil andere uns Sonia Mikich ähnlich sind. Aufpassen, dass möglichst viele

Biographie

Sonia Mikich übernahm im Januar 2002 die Leitung der Redaktion. Die preisgekrönte Journa- listin war zuvor von 1992 bis 1998 Korrespondentin in Moskau (von Juli 1995 bis März 1998 auch Studioleiterin) und im Anschluss von April 1998 bis 2001 Korrespondentin und Studio- leiterin in Paris.

1996 wurde sie für ihre Russlandberichterstattung mit dem »Telester« ausgezeichnet, 1998 für ihre Arbeit als ARD-Korrespondentin mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt und 2001 erhielt sie für ihre Berichterstattung aus Tschetschenien, Afghanistan und anderen Krisenge- bieten sowie für ihre Zeit als Leiterin des ARD-Studios in Moskau den Kritikerpreis, »weil sie Widersprüche aufspürt und differenzierende Grautöne gegen Schwarz-Weiß-Klischees ersetzt«, so die Jury.

Sonia Mikich, die in Oxford geboren und in London aufgewachsen ist, hält viel von den briti- schen Journalisten-Tugenden: hart, fair, kritisch. Die studierte Politologin sieht es nach wie vor als die Aufgabe von MONITOR an, Parteien, Verbänden und Unternehmen auf die Finger zu schauen und sich für die sozial Schwachen stark zu machen. »Wir haben eine Wächter- Funktion«, sagt sie. Schwerpunkte legt sie zudem auch auf analytische Beiträge, die sich mit den Folgen der Globalisierung befassen, mit Kulturpolitik, Bildungspolitik, Frauenthemen und Themen mit internationalem Bezug. Mehrfach erstellte Sonia Mikich selbst Filme für MONITOR. Ihr Credo: »Ein Journalist soll Augenzeuge, Detektiv und Humanist sein.« 10 40 Jahre MONITOR | Klaus Bednarz

»Den Mächtigen unbequem«

Heinrich Böll brachte eine geweihte Kerze Und auch im eigenen Haus bereitete MONITOR mit, Lore Lorentz einen Text von Heinrich Heine, nicht nur eitel Freude. Doch kein Thema, kein ein- die Black Fööss ein Lied aus dem Schwarzen- ziger Bericht, den die Redaktion zur Sendung brin- Ghetto Soweto. Das war zum 20. Geburtstag von gen wollte, ist von der Hierarchie des Senders ab- MONITOR. gesetzt oder sonstwie verhindert worden. Selbst die entschieden pazifistische Grundhaltung wurde Es war eine aufregende, anregende, lehrreiche – auch gegen den Mainstream toleriert –, wenn Zeit. Helmut Kohl hatte die geistig-moralische auch zuweilen zähneknirschend. Liberale Tradi- Wende verkündet. Nachrüstung, Atomkraft, Um- tion und Respekt vor der Redaktion – so mancher weltschutz, Menschenrechte, Spendenaffären und Kollege anderer Sender hat uns beneidet. natürlich Glanz und Elend der Wiedervereinigung waren die Themen der Zeit. Und die Themen von »Den Mächtigen unbequem« – das galt allen MONITOR. gleichermaßen. Denen in Bonn und später Berlin ebenso wie den Regierenden in Düsseldorf, unab- »Den Mächtigen unbequem sein« stand als hängig vom Parteibuch. Die Wahrnehmung der ungeschriebenes Motto an den Wänden der Re- schreibenden Zunft aber – eines Teils jedenfalls – daktionsräume. MONITOR-Berichte waren Gegen- schien nicht selten eine andere. Sie zog lieber das stand von Bundestagsdebatten und Anfragen in schlichte Klischee vom »Rotfunk« aus der Schub- diversen Länderparlamenten sowie im Europa- lade, interessierte sich mehr für den Pullover des parlament. Der Bundeskanzler höchstpersönlich Moderators und die Tatsache, dass dieser sich drohte wegen MONITOR dem Intendanten mit hartnäckig weigerte, zur öffentlich-rechtlichen der Zerschlagung der ARD. Ein leibhaftiger Mini- Grinsrübe zu mutieren.Wenn MONITOR allerdings ster forderte öffentlich, den Redaktionsleiter erstmals in Bild und Ton nachwies, dass die Bun- »zum Teufel« zu jagen. Und mächtige Chemie- desrepublik entgegen allen offiziellen Behaup- konzerne und andere Wirtschaftskräfte drohten tungen Waffen an die Türkei zum Kampf gegen ungeniert und wiederholt mit Klagen in Millionen- die Kurden lieferte, war dies den eifrigen Pullover- höhe. Beobachtern keine Zeile wert. 11

Freunde machte sich MONITOR auch nicht Ach ja, und dann war da auch noch die Ge- durch die ständige Ausweitung des Themenspek- schichte mit den Würmern in den Fischen – der trums. Zeitgeschichtliche, kultur- und sportpoli- »größte Fall von Geschäftsschädigung in der deut- tische Themen sorgten für aufgeregtes Interesse schen Pressegeschichte«, wie die Zeitung schrieb, nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen. Das die kluge Köpfe versteckt. Den Dank der Fischin- Abzock-Imperium des Herbert von Karajan, die dustrie, fünf Jahre später, verschwieg sie. braune Vergangenheit des Deutschen Fußball- Bundes (pünktlich zum 100. Geburtstag!), die Die Kerze Heinrich Bölls ist der Heiligen Anna Nazi-Verstrickungen des Bertelsmann-Konzerns, von Düren geweiht. Sie hat ihn, sagte er, in der die Beschäftigung von Zwangsarbeitern durch die Kindheit auch bei heftigsten Gewittern vor dem Katholische Kirche im 3. Reich – die Liste ist lang. Einschlagen des Blitzes bewahrt. Würde MONITOR Ebenso wie die Liste der von MONITOR öffentlich in diese Gefahr geraten, sollten wir sie anzünden. gemachten gesundheitsgefährdenden Stoffe in Ich habe Bölls Kerze an Sonia Mikich weiterge- Nahrungsmitteln, Kosmetika, Medikamenten. reicht, als Leihgabe. Unbenutzt ...

Es hagelte Proteste, Prozesse und – Preise. Und Klaus Bednarz zum Glück haben wir mehr als 90 Prozent unserer juristischen Auseinandersetzungen gewonnen (ausdrücklicher Dank an dieser Stelle auch an die Justizabteilung des WDR!). Aber die Ignoranz und soziale oder politische Verstockheit vieler Institu- tionen, Unternehmen und ihrer Patriarchen waren schon frustrierend. Zum Glück nur vorübergehend. Denn darin waren wir uns einig: nicht locker lassen – trotz alledem und alledem und alledem…

Und sonst? Gedichte wurden verlesen, zum ersten Mal in der MONITOR-Geschichte. Klassische Texte mit zeitlos aktuellem politischen und ge- sellschaftlichem Bezug. Claudius, Fontane, Brecht, Borchert, Bachmann. Exklusiv für MONITOR lasen Will Quadflieg und Bernhard Wicki, Hannelore Hoger, Senta Berger, Otto Sander… 12 40 Jahre MONITOR | Gerd Ruge

»Mir lag daran, nicht nur zu den Bekehrten zu predigen«

Ich war ziemlich überrascht, als der Inten- gebracht, zugespitzt auf einen Zustand bzw. dant mich zum Leiter von MONITOR machte. So Misstand, zeigten entschiedener auf einen oder unvorbereitet, dass die Redaktionsmannschaft vor einige Verantwortliche, stellten Ursachen bloss, der ersten Sendung eine Kollegin beauftragte, schärften den Verdacht und die Aufmerksamkeit. darauf zu achten, dass meine Jacke gerade saß, das Hemd richtig geknöpft, mein Haar geordnet Wo es ging, versuchten wir, jene Art von Mis- war. Eine gewisse bohemehafte Wurstigkeit des stände aufzugreifen, hinter denen allgemeinere Auftretens, die bei Reportern oder Korrespon- politische Probleme sichtbar wurden. Bürgerrech- denten im Ausland als ganz nett durchging, passte te, Versammlungs- und Diskussionsfreiheit, das nicht zum Moderator einer Magazinsendung. Recht auf die Zugänglichkeit der Information und Denn die Magazine waren gegen 1980 auf einem auf die Kritik an staatlichen, politischen wie wirt- Hochplateau ihres Ansehens. Sie waren die Flagg- schaftlichen Institutionen schienen uns journalis- schiffe ihrer Sender – gehasst, geliebt, gefürchtet tischer Unterstützung zu benötigen. Mir lag dar- von Zuschauern, Politikern, Senderchefs. Bürger- an, nicht nur zu den Bekehrten zu predigen, nicht liche Korrektheit des Auftretens war ein Teil der nur für eine Meinungsgemeinschaft, sondern ge- Verteidigungslinie gegen die von Gegnern und rade andere Zuschauer zu erreichen, die sich mit Kritikern immer neu aufgelegten Vorurteile gegen solchen Argumenten nicht auseinandersetzen die journalistische Arbeit, gegen Temperament und mochten oder sich gegen sie sperrten – und das, Absichten von Journalisten. ohne auf jene Schärfe und Zuspitzung zu verzich- ten, ohne die die Stammzuschauer eine Sendung Dass ich die erste Moderation mit einem mil- als schlapp abgelehnt hätten. den Scherz begann, verwunderte. Den ganzen Ernst des Magazin-Journalismus hatte ich noch Mit der erfahrenen Kernredaktion von MONI- nicht drauf. Aber ich lernte von den Redaktions- TOR, wie sie Claus-Hinrich Cassdorf und Rudolph kollegen, wie sich Magazingeschichten von Stories Rohlinger geprägt hatten, liess sich da Einiges im »Weltspiegel« oder im »Bericht aus Bonn« bewirken, zumal einige der besten investigativen unterschieden: Sie waren schärfer auf den Punkt Journalisten Deutschlands wussten, dass sie bei 13

MONITOR auch für heftig umstrittene Themen ei- das Programm eher als eine Folge von Katastro- nen Platz finden konnten. Eine meiner Hoffnungen phen: Immer mussten sie Sendungen ansehen, aber liess sich nicht erfüllen. Ich hätte gerne ver- weil sich jemand beschwert hatte. Im WDR, das sucht, mit Autoren von Zeitschriften wie »Freibeu- darf man sagen, machten Intendant und Fernseh- ter« oder »Kursbuch« die kritische Diskussion über direktor diesen Job mit Geduld und Nachsicht – die deutsche Gesellschaft zu erweitern. Aber sie und letztlich wohl auch mit Stolz. wahrten Abstand zum Fernsehen. Eine Schrift- stellerin klärte mich freundschaftlich auf: Im Fern- So unterschiedlich die Magazine der ARD sehen Gesellschaftskritik zu üben,die auch ein biss- waren, so hatten sie häufig in ihren Häusern ähn- chen Selbstkritik sein müsste, sei angesichts des liche Schwierigkeiten, freilich oft bei entgegen- bürgerlichen Charakters des Mediums nicht zu- gesetzter Problemlage. Das führte in den Maga- mutbar. Ich selbst hatte zunächst auf die heraus- zinkonferenzen bei allen Gegensätzen oft zu einer gehobene Rolle des Moderators verzichten wol- Solidarisierung mit dem Magazin-Moderator, der len. Wenn jeder Kollege seinen eigenen Beitrag gerade ins schärfste Kreuzfeuer geraten war. Und anmoderierte, so dachte ich, könnten die Beiträge auch wenn den Kollegen die Meinung, die ganze auch polemischer sein, weil dann ihr Meinungs- Politik müsse an der Bergpredigt ausgerichtet charakter deutlich würde und die alte Gläubigkeit werden, nicht unbedingt einleuchtete, traten die »Das Fernsehen hat gesagt …« werde modifiziert. Redaktionsleiter von München bis ent- Aber das gefiel nicht: Die Fernsehchefs meinten, schieden für das Recht eines Moderators ein, seine eine Magazinsendung brauche einen autoritativen Sendungen unter diesen Gedanken zu stellen. Moderator, und den Zuschauern schien es ähnlich Diese journalistische Gemeinsamkeit bei allen zu gehen. Meinungsverschiedenheiten der Redaktionen und gegensätzlichen Interessen der Führungsebenen So lebte man ein wenig zwischen den Fronten, verschiedener ARD-Anstalten waren für mich ein wenn man sich keiner Partei zuschlagen lassen angenehme Erfahrung, wie ich auch von der ge- wollte. Und natürlich unter dem misstrauischen meinsamen Redaktionsarbeit bei MONITOR lernte Blick von Rundfunkhierarchen, Räten, Pressespre- und profitierte. chern, Verbandschefs und Politikern. Die Abnah- me der Beiträge durch Fernsehdirektor und Chef- Mein nächster Job führte mich sozusagen auf redakteur am Vorabend der Sendung war immer die andere Seite: Als Chefredakteur musste ich eine schwierige Begegnung. Eigentlich waren wir nun mit ernster, bedenklicher Miene die Beiträge ja befreundet, aber nun lag eine Art Grundmiss- der MONITOR-Kollegen vor der Sendung im trauen in der Luft: Welcher Beitrag würde schon Schneideraum abnehmen … wieder Proteste von Parteien,Verbänden, Gewerk- schaften, Aufsichtsgremien, vielleicht von anderen Gerd Ruge ARD-Sendern hervorrufen?

Die ARD wurde in jenen Jahren sowieso immer von einem Ende der Republik unter Beschuss ge- nommen, und die Intendanten taten uns manch- mal Leid: Sie hatten kaum Zeit, die vielen Stunden tägliches Fernsehen anzuschauen, und erlebten 14 40 Jahre MONITOR | Claus-Hinrich Casdorff

»Man muss die Gäste mit Situationen überraschen, mit denen sie nicht rechnen.«

Die Kunst des journalistischen Fragens und die Notwendigkeit langer Sendestrecken Peter von Rüden im Gespräch mit Claus-Hinrich Casdorff im Juni 2002 (Auszug aus »Nordwestdeutsche Hefte zur Rundfunkgeschichte«)

Ab 1965 leiteten Sie die Sendung »Monitor«. Studio als ein schwach bewaffnetes, aber schüt- Das war schon eine WDR-Veranstaltung. zengepanzertes Aufklärungsschiff und darin der Wächter, der Mahner. Mit der eigenen Sendung Ja, ich erzählte von den Schwierigkeiten zwischen konnten wir endlich unabhängig von den anderen Stuttgart, München und Köln. Diese Art zu arbei- senden. Das taten wir dann auch. Die Redaktion ten, gefiel mir überhaupt nicht mehr, weil meine baute ich aus dem Nichts auf. Und darum bin ich Entscheidungsfreiheit darin sehr begrenzt war. stolz darauf, weil damals nur Anfänger bei Also schlug ich vor, ein eigenes Magazin zu ma- »Monitor« waren: Martin Schulze, der später im chen. Eines Tages trafen sich die Intendanten der ARD-Studio in Bonn saß, Ulrich Wickert, der der SWF, BR und WDR in Stuttgart. Ich dachte, dass sie schwerste Schüler war, den ich je hatte, Klaus sich sicher in der Alten Post treffen.War aber nicht Richter, der jetzt »Frontal 21« im ZDF macht, Stefan so. Sie trafen sich in der Neuen Post und dorthin Burgdorf, der jetzt beim »Spiegel« arbeitet, und ging ich dann auch. Als sie mich dort sitzen sahen, Rüdiger Hoffmann, der Programmdirektor bei sagte einer: »Jetzt weiß ich, wer unser Programm Radio Bremen war. Allesamt kamen sie von der kaputt machen will. Das sind Sie doch, Herr Cas- Uni und wussten nicht so richtig, was sie machen dorff.« sollten. Die haben also alle etwas gelernt von mir und darauf bin ich stolz. Sie sagen heute noch »Stimmt auch«, haben Sie geantwortet. »Hallo Chef« oder »Hallo Vater«, wenn sie mich sehen. Wir haben noch ein herzliches Verhältnis, Ja, genau. Wir haben den »Report« dann auch obwohl sie alle weit über mich hinweg gewach- kaputt gemacht und unser eigenes Programm ge- sen sind. Ich machte 360 »Monitor«-Sendungen, startet, nämlich »Monitor«. Den Namen habe ich glaube ich, hatte über 1.000 Fernsehauftritte. Am erfunden. Kernelemente der Sendung waren das meisten Spaß machte es jedoch, mit den Jungs zu 15

arbeiten und sie weiterzubringen. Eine Einschrän- überall. Im ZDF zu Beispiel mit Klaus Bresser, der kung gab es: Ich war gegen die Beschäftigung von auch bei mir gelernt hat, und Thomas Bellut. Ich Frauen bei »Monitor«, weil ich die folgende Erfah- denke da immer, dass man das auch gleich Kreuz- rung gemacht hatte. Als wir einmal mit der gan- verhör nennen könne. zen Mannschaft, also mit Kraftfahrer, Tonmann, Kameraassistent, Kameramann und einer Repor- Das Modell hat Schule gemacht. terin nach Südbulgarien fuhren, NwdHzR 3: Vom NWDR zum 18 m WDR musste ich für die Frau ein Ja, es wird vor der Bundestagswahl tatsächlich eigenes Zimmer buchen. Damals waren wir noch noch ein »Kreuzfeuer« mit Sandra Maischberger so edel und konnten nicht in einem Zimmer schla- und Peter Klöppel geben. Ich fragte den Klöppel fen. Das hatte also finanzielle Gründe. Deswegen neulich, wie er auf diese Idee gekommen sei, und wurde ich damals auch von einer deutschen Frau- er war ganz überrascht, als ich sagte, dass sie von enzeitschrift zum »Pascha des Jahres« gewählt. mir sei. Wir landeten jedenfalls mit unserem Nachher habe ich meine Meinung geändert. Helga »Monitor« erst im Abseits. Wieder hatte Werner Märtesheimer wurde dann die erste Redakteurin Höfer seine Finger im Spiel. Er schrieb zum Bei- und später gab es ja auch viele andere. spiel in der »Hörzu«, dass es unfair sei, wenn zwei Journalisten einen Gast wechselseitig befragten. »Kreuzfeuer« So etwas sollte es im WDR nicht geben. Aber das gab es doch, obwohl Höfer sich lange wehrte und Wer hat denn die Institution »Kreuzfeuer« inner- immer wieder schrieb, dass er von Rohlinger und halb der Sendung »Monitor« erfunden? Es wurde Casdorff nichts halte. zu einem Markenzeichen von »Monitor«, dass Rudolf Rohlinger und Claus-Hinrich Casdorff eine Figur, Waren Ihre Fragen eigentlich vorher mit denen salopp gesagt, »in die Mangel« nahmen. Rohlingers abgestimmt? Wusste jeder, was der an- dere fragen würde? Es ist mir schon fast peinlich, das immer zu sagen, aber ich habe das »Kreuzfeuer« erfunden. Ja, wir haben die Sendung durchgespielt, indem wir uns zusammen überlegten, was wir fragen Nun, ich bin lediglich an der historischen Wahrheit wollten. Oft löst man sich natürlich von der Vorla- interessiert. ge, weil die Antworten meist überraschend kom- men. Es gab Höhepunkte ebenso wie Tiefpunkte. Herr Rohlinger saß hier im Hause, im WDR, und Am schönsten war das »Kreuzfeuer« mit Franz war im Bereich der Außenpolitik tätig, hatte mit Josef Strauß. Es wurde neunmal wiederholt, weil MONITOR also gar nichts zu tun. Und als ich frag- alle es noch einmal sehen wollten. Das war schon te, ob wir nicht mal so etwas machen sollten wie kein Kreuzfeuer mehr, das war Ballerei. »Das ist ein »Kreuzfeuer«, fand er das eigentlich auch. eine Überfallfrage«, beschwerte sich der Strauß Rohlinger und ich sind sehr unterschiedliche Ty- immer wieder. Er war sauer, weil die Sendung vor pen: Er ist ein richtiger Ostfriese mit einem harten den Wahlen stattfand und wir lauter Kameraleute Kopf – im Gegensatz zu mir. Wir probierten die hatten, die »Wählt Willy«-Buttons trugen. Das Idee von zwei Journalisten, die einen Gast befra- ärgerte ihn natürlich maßlos. gen, einfach aus. Die Nachfahren sehen wir noch 16 40 Jahre MONITOR | Claus-Hinrich Casdorff

Trugen Sie auch so einen Button? Ja, die Tatsache stimmt. Wir kamen mit Kamera- wagen, Rüstwagen,Tonwagen und ich weiß nicht, Nein, nur unsere Kameraleute. Auf die Kameraleute was noch alles. Wir belagerten das ganze Hotel hatte ich doch keinen Einfluss! und er fragte eben, ob wir »Ben Hur« drehen woll- ten. Die Frage war berechtigt, denn es handelte Hätte mich auch gewundert. sich um ein Kreuzfeuer von zwölf Minuten. Wir ar- beiteten damals eben mit großem Aufwand. Das Die können auftreten, wie sie wollen, dachte ich kannte keine Grenzen. früher. Obwohl es auch Kameraleute gab, die auch zu irgendwelchen feierlichen Anlässen, bei denen Bis zum Sommer 1973 waren Sie Redaktionsleiter wir drehten, aussahen, als kämen sie aus der Mus- von »Monitor«, ebenso wie von 1975 bis 1981. Sie kiste. Zu denen sagte ich dann: »Wir haben sogar sind aus den unterschiedlichsten politischen Lagern auch einen Fundus, wenn Sie freundlicherweise für die kritischen Beiträge des Magazins getadelt mal einen anständigen Anzug anziehen wollen.« oder geadelt worden, das war immer eine Frage der Ich bin auf dem Gebiet sehr empfindlich und habe Bewertung. Haben Sie das als Bestätigung Ihrer deswegen auch genug Zeitungsartikel gegen Arbeit angesehen? Wie sind Sie mit dieser Kritik mich kassiert. Wie auch immer – die Sendung mit umgegangen, die zum Teil sehr harsch war? Strauß sollte zwölf Minuten dauern, wie immer. Schließlich dauerte sie eine halbe Stunde. Nach- Es war ja klar, dass nicht alle mit der einen Mei- her stürmte der Strauß aus dem Studio und, er nung einverstanden waren, die wir vertraten. Es fuhr damals gerne selbst Auto, fuhr falsch herum waren auch nicht nur die Filme, sondern auch die in die nächste Einbahnstraße hinein. Da habe ich Moderationen, die wichtig waren. Ja und es wurde gedacht, er ist genauso wie wir. auch harsche Kritik geübt, na klar. Die hat mich bei der Arbeit nicht weiter beeinträchtigt. Wer Herr Casdorff, ich muss Sie mit einer Anekdote kon- zehn Jahre beim WDR ist, den kann man nicht frontieren. Sie sagten eben schon, dass Sie gele- mehr entlassen, dachte ich mir. Vielleicht kann gentlich für »Monitor«-Berichte mit sechs Personen man mich nach Washington oder nach Ennepe unterwegs waren. Sie sollen mal, so wird es erzählt, versetzen, an diesen Gedanken habe ich mich eben zu einem Gespräch mit dem Regisseur Wolfgang gewöhnt. Und es ist erstaunlich, wie lange man Staute nach Essen gefahren sein und als er das hängen bleibt. 1982 habe ich Redaktionsleitung WDR-Team von »Monitor« sah soll er Sie gefragt von »Monitor« endgültig abgegeben, auch weil haben: »Herr Casdorff, wollen Sie hier ›Ben Hur‹ die Arbeit immer ähnlich war: Filmen, die Modera- drehen?« tion, Filmen, Moderation, Filmen, Moderation. 17

Gab es denn irgendwann einmal Interventionen greifen konnte, wenn irgend etwas nicht so war, aus der Hierarchie oder aus den Gremien? wie er sich das vorstellte. Wir hatten dabei aber immer großes Glück, weil Heinz Werner Hübner Die harscheste Intervention kam einmal aus dem ein sehr liberaler Mensch war und Peter Scholl- Programmausschuss des WDR. Ein Mitglied der Latour sich zu Recht mehr für seine eigene Arbeit FDP, einer Partei, der ich ja sehr nahe stehe, interessierte. verlangte meine sofortige Entlassung – glück- licherweise ohne Erfolg. Kritik gab es immer und zunächst mussten wir unsere Filme auch dem je- weiligen Fernsehdirektor vorführen, damit er ein- 18 40 Jahre MONITOR

Was MONITOR auszeichnet

MONITOR sorgte immer wieder mit zahlrei- ziehung zur Rettung seiner Staatsfinanzen. Nicht chen Beiträgen und provozierenden Glossen für weniger beliebt machte sich das Magazin 1997 mit Aufsehen, vor allem bei den Mächtigen aus Wirt- einer Glosse über eine angebliche Urlaubssteuer schaft und Politik. Oft bedienten sich auch andere für Touristen. Und 1998 beschwerte sich Ex-Bun- Medien aus MONITOR-Berichten, wenn diese wie- deskanzler Helmut Kohl (CDU) in einem sechs Seiten der einmal Missstände aufdeckten. langen Brief an den damaligen ARD-Vorsitzenden Udo Reiter. Anlass war ein von MONITOR erfun- denes Telefonat zwischen dem Bundeskanzler und Beiträge, die Schlagzeilen machen Boris Jelzin über den Tschetschenien-Krieg.

Zu den am heftigsten diskutierten Beiträgen im letzten Jahrzehnt gehörten u.a. »Dioxin bei Boehringer« (1984), »Wunderlarven in Fischen« (1987), der bundesweit den Verkauf von Fischen zum erliegen brachte, »Die Methoden der Treu- hand« (1991), »Die Olympiabewerbung Berlin« (1992), »Die Brutkastenlüge Irak« (1992), »Die Affäre um den Absturz der Bundeswehr-Tupolev« (1997). 1998 machte das Magazin Furore mit dem Beitrag »Kein Asyl für Jesus«, für den es mit dem Civis- Preise Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Für Aufsehen sorgten im gleichen Jahr »Uran-Munition im Koso- 2001 Preis für Menschenrechte der vo« und »Feinstaub: Keine Filter für Dieselautos«. internationalen Journalistenföderation »Kirche und Zwangsarbeiter« löste 2000 eine eben- 1999 DUH-Umwelt-Medienpreis so große Diskusssion aus wie 2003 die »Visa-Affäre: Schleuserkriminalität«. Für Schlagzeilen sorgten da- 1998 Civis-Sonderpreis für die Glosse rüber hinaus die Beiträge »Millionäre an Schröder: »Kein Asyl für Jesus« »Wir wollen Vermögenssteuer zahlen!« (2002), 1997 Telestar »Napalm-Bomben im Irak-Krieg« (2003), »Süß, 1997 Ernst-Schneider-Preis trendy, gefährlich: Designerdrinks für Kinder« (2003) und »Hartz IV und die Frauen« (2004). 2005 1995 Entwicklungshilfepreis deckte MONITOR u.a. »Dioxin in Freilandeiern: Der 1993 Civis-Preis erfundene Skandal« auf und eine unrühmliche Pra- 1990 Goldene Kamera xis: »Feinstaub:Wie bei den Messungen gepfuscht 1989 Carl-von-Ossietzky-Medallie wird«. 1988 Medienpreis der RFFU (DGB) 1987 BUND-Journalistenpreis Glossen, die provozieren 1986 Josef-Drexel-Preis

Dem früheren Bundesfinanzminister Theo 1985 Adolf Grimme-Preis Waigel (CSU) missfiel 1994 ein satirischer Beitrag 1982 Adolf Grimme-Preis über eine angeblich von ihm manipulierte Lotto- 19

Die Redaktion

Das Redaktionsteam setzt sich neben Leiterin und Moderatorin Sonia Mikich zurzeit aus sechs festen und zwölf freien Mitarbeitern zusammen. Zu den festen Redakteuren zählen: Mathias Werth (seit 1993), Volker Happe (seit 1979), der damit am längsten im Team von MONITOR arbeitet, Karin Führ (seit 1991), Monika Wagener (seit 1996), Georg Restle (seit 2000) und Markus Schmidt (seit 2004). Das Team komplettieren die Assistentinnen Hilde Frings und Sigrun Jeschke. 20 40 Jahre MONITOR

»Mahnen zum Wohle der Republik« – Stimmen zu MONITOR

Amelie Fried (Moderatorin, Autorin): MONITOR Marie-Luise Marjan (Schauspielerin): Es ist toll, ist für mich eines der letzten Reservate investiga- dass es diese Sendung seit 40 Jahren gibt! Das ist tiven, kritischen und unbestechlichen Journalis- kaum zu toppen. MONITOR hat immer zur Aufklä- mus. Dass dieses Format überlebt hat, ist in einer rung beigetragen, und man sieht an diesem Jubi- Fernsehlandschaft des galoppierenden Schwach- läum, wie wichtig und notwendig es ist, Dinge sinns und der sinnentleerten Laberrunden wahr- aufzudecken, nicht-korrekte Zustände und Sachver- haftig ein Grund zu feiern! Deshalb ganz herz- halte ans Licht zu bringen. Klaus Bednarz hat mir lichen Glückwunsch, verbunden mit dem Wunsch, sehr imponiert, und dass seit dreieinhalb Jahren dass die Macher der Sendung weiter so unbeirrt Sonia Mikich das Magazin leitet, verleiht der Sen- ihren Weg gehen. dung zusätzlich eine wunderbar weibliche Note.

Renan Demirkan (Schauspielerin, Autorin): Ich Ulrich Wickert (»Tagesthemen-Moderator«, bin fest davon überzeugt, dass der soziale Friede Autor): MONITOR hat sich in den vierzig Jahren einer Gemeinschaft nur auf dem wissenden, kriti- seiner Existenz zu einem Geschichtsbuch der schen Geist seiner einzelnen Mitglieder fußen kann. Bundesrepublik entpuppt. Es sind allerdings we- Und dass nur das Aufzeigen von Misständen – das niger die rühmlichen Seiten des Landes dort auf- heisst praktizierte Aufklärung! – Gerechtigkeit gezeichnet worden, sondern jene, vor denen ge- und Freiheit im Gestalten des Miteinanders gar- mahnt werden muss. Jede neue Redaktionsgene- antiert. Ich danke den mahnenden MONITORlern ration hat dem so erfolgreichen Fernsehmagazin für ihre unermüdliche Aufklärungsarbeit, weil sie eine neue Handschrift gegeben. Aber der Gedan- für die Erhaltung der demokratischen Grundwerte ke, der alle über vierzig Jahre hin antreibt, bleibt unverzichtbar ist! Gerade kürzlich wieder mit dem der gleiche: Mahnen zum Wohle der Republik. Bericht über zusätzliche Medikation bei Leukämie! Ich kann mir kein Fernsehen ohne euch vorstellen. Prof. Dr. Heinrich August Winkler (Professor der Meine Generation ist mit euch groß geworden. Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin): Durch den unnachgiebig ernsten Blick von Klaus Die politische Kultur der Bundesrepublik braucht Bednarz war mir immer sofort klar: Das, was ich jetzt kritische Fernsehmagazine wie MONITOR. Je mehr gleich zu sehen bekomme, ist kein Infotainment – wir von Nachrichten aus dem »global village« das ist bitterste Wahrheit. Und ich vermisse ihn! überschwemmt werden, desto größer die Gefahr, Happy Birthday und weiter so, liebe MONITORler, dass wir Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem liebe Sonia Mikich, die nächste Generation, meine unterscheiden können. Nur durch sachkundige Tochter, brauchen euch und Sie! Hintergrundanalysen und engagierte Kommentare kommen wir in die Lage, die Fülle der Informatio- Sandra Maischberger (Journalistin, Moderato- nen in unseren Köpfen zu ordnen und auf Probleme rin): Schon aus egoistischen Motiven wünsche ich und Missstände gestoßen zu werden, die unserer den Kollegen von MONITOR ein langes, gar ewiges Aufmerksamkeit sonst vielleicht entgehen wür- Leben: Ohne ihre investigative Arbeit ginge dem den. MONITOR erfüllt seit vier Jahrzehnten die kritischen politischen Fernsehjournalismus die journalistischen Aufgaben von Aufklärung, Kritik Basis verloren. In den bald 20 Jahren meines jour- und Vertiefung. Dafür verdient das Politmagazin nalistischen Lebens gehört MONITOR zu meinen Lob und Dank und alle guten Wünsche für die unverzichtbaren Leitmedien – herzlichen Glük- kommenden Jahrzehnte. kwunsch zum 40sten! 21

Hans Leyendecker (Journalist) Monitor ist ein auch schafft es aufklärerischen Journalismus. Synonym für das Gute und Schlechte im deutschen Skepsis, Zweifel, Distanz müssen Leitmotiv bei der Journalismus: Manchmal macht das Magazin Arbeit sein. Distanz zum Gegenstand der Betrach- Journalismus für eine Gemeinde, die nur in ihrem tung zu halten, ist Pflicht. Das gelingt manchmal Vorurteil bestärkt werden will, manchmal aber und manchmal nicht.

Volontäre denken nach …

Im Rahmen ihrer Ausbildung beim WDR bat das Redaktionsteam von MONITOR Volontäre um ihre Meinung zu markanten Aussagen von Hanns Joachim Friedrichs und Joseph Pulitzer

Hanns Joachim Friedrichs: »Einen guten Journalisten das Subjektive, die persönliche Sichweist gerade erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht oftmals das spannende an journalistischen Be- mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.« richten? Ich lechze manchmal geradezu danach, wenn ich von all diesen Fakten oftmals geradezu Volontär I: Die Gefahr, sich mit einer Sache überschüttet werde. Kann nicht gerade ein leiden- gemein zu machen, könnte man vor allem bei schaftlicher, persönlicher Bericht eines Journali- Meinungsbeiträgen vermuten. Doch gerade das sten manchmal besonders aufrütteln – weil er Eintreten für eine sorgfältig gebildete Meinung ist eben Stellung bezieht? Sonst wäre alles so leiden- das, was ich von guten Journalisten erwarte. Und schaftslos und blutarm – das würde ich nicht wollen. das muss noch lange nicht heißen, dass der Jour- Ich möchte, dass man sich an dem, was ich präsen- nalist sich mit der Sache gemein macht. Das, wo- tiere, auch reiben kann, dass die Leute ins Nach- vor Friedrichs sich fürchtet, ist eine Abhängigkeit, denken kommen.Dass ihr festgezurrtes Meinungs- in die sich Journalisten begeben könnten. Die Ge- gefüge ins Wanken kommt – und wenn auch nur fahr, den Blick des wertenden Beobachters zu ver- ein wenig. lassen, weil sich der Journalist zu sehr persönlich von Sichtweisen/Interessen vereinnahmen lässt Volontär III: Wie soll man einordnen ohne der und sich von seiner Berichterstattung persönliche kritischen Abstand? Wie soll man professionell be- Vorteile verspricht, sich vor Karren spannen lässt. richten, wenn man selbst beteiligt ist? Nur, wer Wenn das Friedrichs’ Sorge ist, hat er recht. Aber von oben auf einen Knoten blickt, wird sehen, wie wenn, »sich mit einer Sache gemein machen« be- er zu beurteilen und zu lösen ist. Wer selbst ver- deutet,Position zu beziehen,soll der Journalist sagen, flochten ist, bleibt mit stecken. Wir dürfen uns was er gut findet und was schlecht. nicht zum Interessenvertreter machen lassen – für wen auch immer. Wir müssen außen vor bleiben, Volontär II: Gut gemeint, aber fast nicht reali- denn es geht um nicht weniger als die Glaubwür- sierbar, oder? Denn Journalisten sind Menschen, digkeit unseres Berufsstandes. mit all ihren Vorurteilen, Klischees und Bildern im Kopf. Das heißt, dass sie, auch wenn sie es eigent- Volontär IV: Viele lassen sich zu schnell für eine lich gar nicht wollen,sich gemein machen mit Din- vermeintliche »gute Sache« einspannen und ihnen gen, die sie für gut befinden. Und ist nicht auch verschließt sich der Blick für die anderen Seiten einer 22 40 Jahre MONITOR | Volontäre denken nach

Sache. Das Zitat suggeriert aber auch eine Objek- Joseph Pulitzer: »Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, tivität, die es vielleicht in der Mathematik geben keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht kann, aber niemals im Journalismus. Man kann von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkei- wohl kaum an einer Geschichte arbeiten,ohne sich ten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller zumindest ein Stück weit auch mit der Geschichte Augen lächerlich. Und früher oder später wird die gemein zu machen. öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekannt machen allein genügt vielleicht nicht – aber es ist Volontär V: Ich finde diese Forderung be- das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen.« sonders ehrenwert, aber auch besonders schwie- rig einzuhalten. Sie ist für mich eine Leitidee, die ich gerne annehmen will, in der Gewissheit, im- Volontär IV: Es klingt so, als ob man nach der mer wieder gegen sie zu verstoßen. Denn bei der »Bekanntmachung« aus der Verantwortung entlas- Wanderung zwischen dem schmalen Grat zwi- sen würde. Das wird leider in vielen Fällen so prak- schen objektiver Berichterstattung und kritischer tiziert, aber ob das erstrebenwert ist? Wenn der Betrachtung (die sowohl negative als auch positi- Film gesendet ist und der Autor sein Honorar be- ve Bewertungen nach sich ziehen kann) fordert sie kommen hat, geht das Leben für die Journalisten einen Abstand zu den Dingen, dessen Einhaltung weiter. Nur die Protagonisten bleiben – mal mehr, einem leidenschaftlichen Menschen und zumal mal weniger betroffen – zurück. Für sie kann sich Journalisten oft schwer fallen muss. Dennoch ist u.U. relativ viel im Leben verändern. Vermutlich dieser Grundsatz zentral. können viele die Nachwirkungen eines Fernse- hauftritts vorher nicht einschätzen. Vielleicht kann Volontär VI: »Schnelle Berichterstattung« in das auch der eine oder andere Autor nicht – viel- unserer immer schneller werdenden Zeit ist ein leicht will er es auch nicht, um »die Geschichte Faktor,der es möglich macht,dass sich viele Unter- machen zu können«. Auf der Jagd nach O-Tönen nehmensaussagen oder Politikermeinungen un- und Emotionalität zur Bekanntmachung der gefiltert in die Berichterstattung einschleichen. »Heimlichkeiten« muss auch immer die Entschei- Das haben bereist viele Unternehmen, Verbände, dung gegen eine Veröffentlichung möglich bleiben. Parteien erkannt und schaffen sich eine immer besser funktionierende PR-Maschinerie. Nur wer Ein Volontär zu dem Satz innerhalb dieses Zi- sich als Journalist ausdauernd mit einer Sache tats: »Und deshalb wird auch früher oder später beschäftigt kann die Verflechtungen der erschie- die öffentliche Meinung über sie hinwegfegen.«: denen Interessengemeinschaften durchschauen Dieser Verantwortung sind sich immer weniger und davon distanziert berichten. Ansonsten landen Journalisten bewusst. Sie wittern hinter jeder Ecke immer mehr politisch-meinungsmotivierte Aus- ein Watergate und wähnen sich auf dem besten sagen aus gut gemachten Pressetexten,O-Ton-CDs Wege zum Pulitzerpreis. Sie vergessen, dass hinter und Unternehmensfilme in der vermeintlich sach- jedem Betrug auch ein Schicksal steht. Das »Wa- lichen Berichterstattung. rum« wird fast nie gefragt! Fotos der (meist noch Wie soll man bei Leid, Tod, Katastrophen sachlich nicht einmal) Angeklagten werden im Großformat berichten? Gerade da fällt es jedem schwer,nur die gezeigt, der »schwarze Balken« meist nicht mehr Fakten dazustellen. Da gibt es meiner Ansicht als ein schwarzer Strich. Grenzen zwischen den nach oft nur zwei Möglichkeiten: Finger weg vom wirklichen Skandalen, über die die Öffentlichkeit Thema oder so subjektiv berichten, dass es jedem Bescheid wissen muss, und den kleinen, eher un- klar wird, hier geht es um das eigene Meinungs- wichtigen und privaten »Lastern« verschwimmen. bild. Immer wieder lassen sich Autoren von so genannten Informanten instrumentalisieren, bauschen auf, übernehmen nicht selten falsche Informationen. Dann entsteht eine Kettenreaktion: Einmal gesen- 23

det oder gedruckt übernehmen andere Redaktionen, mal Themen zu setzen,die nicht an einen bestimm- »drehen weiter«. Der vermeintliche Skandal ist tenTermin oder Jahrestag gebunden sind.So etwas aufgedeckt, in der Straßenbahn und beim Bäcker kommt viel zu selten vor – und wäre doch wichtig. gibt es kein anderes Thema mehr. Jeder gute Jour- nalist muss sich der Konsequenz bewusst sein:Wo Volontär III: Offenkundig ist Pulitzer Enthusiast, die öffentlich Meinung hinwegfegt, wächst kein und die Forderungen, die er hier vorbringt, weisen Gras mehr. ihn als einen Journalisten mit sozialem Gewissen aus. Teilen seiner Vorstellung kann ich so auch ohne Probleme folgen. Dass z.B. Ungerechtigkeit Joseph Pulitzer: »An institution that should always und Korruption zu bekämpfen sind, sollte jeder fight for progress and reform, never tolerate inju- »ordentliche« Journalist nicht nur wissen, sondern stice or corruption, always fight demagogues of all auch beherzigen. parties, never belong to any party, always oppose privileged calluses and public plunders, never lack Volontär IV: Ein anspruchsvoller Leitsatz für ei- sympathy with the poor, always remain devoted to nen guten Menschen, unbrauchbar für eine Jour- the public welfare, never be satisfied with merely nalisten. Niemals einer Partei anzugehören, steht printing news, always be drastically independent, für mich im Wiederspruch zu dem Aufruf, sich im- never be afraid to attack wrong, whether by pre- mer gegen die privilegierten Klassen zu wenden datory plutocracy or predatory poverty.« und stets Sympathie (Mitleid?) für die Armen zu haben. Ich denke, diese Einstellung führt zu Schwarz-Weiß-Malerei und schadet der Glaub- Volontär II: Mir gefällt an dieser Stellungnahme, würdigkeit des Journalismus.Die Verteufelung der dass sie so leidenschaftlich ist, dass sie Journalismus sogenannten privilegierten Klassen hat journalis- als etwas Kämpferisches darstellt. Das fehlt mir tisch und politisch selten etwas gebracht und steht viel zu sehr im Redaktionsalltag. Dort geht dieses einer ernsthaften, stichhaltigen Anklage oder Kritik Kämpferische oftmals völlig verloren. Mein Eindruck dieser Klasse eher im Wege. ist auch, dass meist der Mut fehlt, tatsächlich ein-

»Die neue Wacht am Rhein« – Pressedokumentationen von 1965

teletest 08.04.1965 in der Hauptabteilung Zeitgeschehen des WDR Eine Chance für „Monitor“ (Report/Dokumentation) tätig. Casdorff wird sich Die neue Magazin-Sendung aus Köln – Was der als Moderator mit Franz Wördemann, Chefredak- Zuschauer erhofft teur Zeitgeschehen im WDR, abwechseln. „Monitor“ soll alle 14 Tage am Freitagabend auf dem Bild- Die neue Magazinsendung des WDR unter schirm erscheinen, und zwar, wie Wördemann dem Titel „Monitor“ wird am 21. Mai von 20.15 bis verkündete,„aktuell, kritisch und informativ“. Da- 21 Uhr zum ersten Mal ausgestrahlt. Leiter des mit erhält das Erste Programm eine dritte Maga- Unternehmens ist Claus-Hinrich Casdorff, bisher zinsendung, da „Panorama“ und „Report“ weiter- 24 40 Jahre MONITOR | Pressedokumentationen von 1965

bestehen werden. Die umfangreichen Vorberei- Frankfurter Rundschau 07.05.1965 tungen im Kölner Funkhaus wird man auf einer Die neue Wacht am Rhein Pressekonferenz in Bonn darstellen, da es sich „Monitor“ – das neue aktuelle Magazin des WDR doch in erster Linie um eine politische Sendung handelt, die allerdings auch »normale Themen« In den deutschen Rundfunkhäusern geben einsteuern möchte. die Unentwegten noch nicht auf. Zwei Stockwer- „Monitor“ ist vom WDR geboren worden, weil ke über den Kölner Woolworth-Verkaufsständen man in Köln klare Verhältnisse liebt und sich nicht in der Hohen Straße bereiten sich einige Fernseh- um Verantwortung drücken möchte. Bei »Panora- reporter auf ein abenteuerliches Unternehmen ma« kennt man die produzierende Anstalt, den vor. Trotz der Stürme um „Panorama“ und „Re- NDR, genau. Weit schwieriger war es für das Pu- port“ wollen sie eine neue große Sendereihe star- blikum, herauszufinden wer jeweils „Report“ zu- ten: „Monitor“ – das dritte zeitkritische Magazin sammengestellt hatte. Auch wünschte der WDR des deutschen Fernsehens. Vom 21. Mai an wird mehr Einfluß auf Sendungen dieser Art zu neh- es jeden zweiten Freitag von 20.15 bis 21 Uhr aus- men und das eigene politische Programm zu- gestrahlt werden. sammenzufassen. Köln hat die Absicht,„Monitor“ In den drei kleinen Zimmern der „Monitor“- ein unverwechselbares Gesicht zu geben, damit Redaktion herrscht vorerst noch ein mittleres jeder Zuschauer sogleich weiß, woher die Sen- Chaos. Dennoch spart der künftige Leiter der Sen- dung kommt. Außerdem fühlt sich ein großes dung, Claus-Hinrich Casdorff, nicht mit ehrgeizi- Haus wie Köln durchaus in der Lage, ein Magazin gen Formulierungen: „Unser Magazin wird si- nach eigenen Vorstellungen und Gesichtspunkten cherlich aktueller als „Panorama“ und „Report“, zu schaffen. Damit ist nicht gesagt, daß „Monitor“ aber auf keinen Fall weniger kritisch sein.“ ein Gegenstück zu „Panorama“ werden soll. Viel- Die Kölner Magazinmacher haben ihre Erfah- leicht eher eine Ergänzung zu „Report“, allerdings rungen mit der Zeitkritik im Fernsehen. Seit Jah- unter einem anderen Blickwinkel. ren haben sie sich an der „Report“-Sendung be- In Köln wird bestritten, daß Wördemann mit teiligt und wissen, worauf sie sich einlassen. Den- den WDR-Beiträgen zur letzten Report-Sendung noch gibt sich das Team zwei Wochen vor der den Ton der neuen Richtung angegeben hätte, ersten Sendung am 21. 5. 65 gelassen und zuver- den „Monitor“ zu übernehmen gedenke. In der Tat sichtlich:„Wer kritisch sein will darf sich über Är- war vor allem der Beitrag über den sogenannten ger nicht beklagen.“ „Speckpater“ von einer hämischen Herablassung, Für „Monitor“ hat der WDR seine Redaktion verbunden mit politischen Unterstellungen und um einige junge Journalisten erweitert. Seit Wo- Ermahnungen, die faire Zurückhaltung vermissen chen sind sie in der Bundesrepublik und im Aus- ließe. Wenn Köln solche Eskapaden unterläßt, be- land mit Kamerateams unterwegs. Casdorff:„Wir steht die Chance, einen beachtlichen Zuschauer- wollen ein echtes Magazin machen und nicht kreis, der korrekt und umfassend unterrichtet Kritik um jeden Preis.“ So wird es neben aktuellen werden möchte, zu gewinnen. innenpolitischen Beiträgen auch Filmreportagen, Dokumentationen und Feuilletons geben. Der Themenkreis ist weit gespannt: „Bärenjagd am Baikallsee“, „Private Pflegeanstalten“, „Deutsche in Siebenbürgen“, „Spitzbergen“ – und das sind nur einige Projekte. Die Redaktion glaubt, dass die unmittelbare Nähe der Bundeshauptstadt und der günstige Termin am Wochenende der Sendung zu beson- 25

derer Aktualität verhelfen. Die Bonner Redaktion den kleinen Bildschirmen, auf denen die Leute des Deutschen Fernsehens beteiligt sich regelmä- vom Fernsehen ihre Sendungen kontrollieren. Der ßig an dem neuen Magazin. Dafür wird der bisher Sprecher der Tagesschau zum Beispiel hat einen jede Woche ausgestrahlte „Bericht aus Bonn“ nur vor sich und verfolgt darauf die Filmeinblendun- noch alle 14 Tage, ebenfalls unter dem Titel „Moni- gen von Ereignissen in aller Welt. Der „Monitor“ tor“, gesendet. gibt ihm das Stichwort, wenn er wieder mit dem Auch optisch soll sich das neue Magazin von Sprechen an der Reihe ist. Monitore haben auch den traditionellen Sendereihen „Panorama“ und die Fernsehregisseure, um die Wirkung von Ein- „Report“ unterscheiden. „Monitor“ wird direkt stellungen bei Fernsehspielen kontrollieren zu aus dem Studio gesendet; der Zuschauer erlebt können, Monitore dienen den Damen und Herren die Atmosphäre des technisch-journalistischen am Mischpult, aus der Vielzahl von Aufnahmen, Apparats. Von einem der Geräte im Studio hat die die drei, vier oder mehr Kameras liefern, die je- Sendung ihren Namen: „Monitor“ heißt der im weils besten auszuwählen und sie dem Publikum Fernseh-Atelier aufgestellte Bildschirm, auf dem zu offerieren. sich die Akteure selbst kontrollieren können. In Das Wort „Monitor“, lateinischen Ursprungs, der Redaktion möchte man das Wort „Monitor“ wörtlich übersetzt Wächter oder Mahner, kenn- aber auch in seiner lateinischen Urbedeutung als zeichnet aber nicht nur dieses Kontrollgerät, von „Mahner“ und „Wächter“ verstanden wissen. dem die alten Römer noch keine Ahnung hatten. Zwei Journalisten werden die Zuschauer ab- Monitoren hießen auch die flach gebauten, gut wechselnd durch die Sendung führen: Chefre- bestückten Kanonenboote, die im amerikanischen dakteur Franz Wördemann und „Monitor“-Chef Bürgerkrieg von 1861 zum erstenmal eingesetzt Claus-Hinrich Casdorff. wurden. Flach waren sie, damit sie sich auch dort „Wir sind uns darüber klar, daß es, zumal im bewegen konnten, wo die Gewässer nicht tief waren. Wahljahr, schwierig ist, ein kritisches Programm „Panzerschutz ja – seichte Gewässer nein...“, sagt zu starten und durchzustehen. Wir hoffen aber, Claus Casdorff. Er ist gerade dabei, dem Wort daß es uns auf Dauer gelingen wird, eine neue „Monitor“ einen neuen Inhalt zu geben. „Einen Kontur in die politische Fernseh-Landschaft zu der sowohl das kleine Kontrollgerät, den Wächter bringen.“ und Mahner als auch das Kanonenboot ein- schließt“, definiert er die neue Sendung, die vom Mai an alle zwei Wochen an den Freitagabenden ausgestrahlt werden soll. Kölner-Stadt-Anzeiger 07.05.1965 Bisher hatte der WDR – mit dem Bayrischen WDR Köln startet ein „Kanonenboot“ und dem Süddeutschen Rundfunk – seine politi- Zu Panorama und Report kommt demnächst schen Meinungsbeiträge in Report unterge- Monitor bracht, der Sendung, die abwechselnd mit dem aus Hamburg stammenden Panorama am Mon- Vom 21. Mai an bringt das erste Fernseh-Pro- tagabend den Kanal des ersten Programms füllte. gramm vierzehntäglich jeden Freitag von 20.15 bis Aus Report ist der WDR vor kurzem ausgestiegen: 21 Uhr die neue Magazin-Sendung des Westdeut- „Wir waren der Ansicht, daß im Deutschen Fern- schen Rundfunks, die auf den Namen „Monitor“ sehen noch Platz für eine weitere politische Ma- getauft worden ist und zusätzlich zu Panorama gazinsendung sei. Die statischen Untersuchun- und Report läuft. Was ein „Monitor“ ist und was gen, die Ergebnisse der Erhebungen von Infratam die nach ihm benannte Sendung will, schildert und Infratest haben uns darin bestärkt“, sagt dieser Bericht. Casdorff. MONITOR wird eingebaut in das, was Köln – Monitore heißen die Fernsehgeräte mit die WDR-Hauptabteilung Zeitgeschehen unter 26 40 Jahre MONITOR | Pressedokumentationen von 1965

Chefredakteur Franz Wördemann zur Politik bei- sein wacher Verstand manches anders sah, als es trägt. Der Ehrgeiz Casdorffs und seines Teams – die offizielle Meinung im Tausendjährigen Reich „solche Sendungen können nur von blendend zuließ. Casdorff hatte die eigene Meinung auch aufeinander eingespielten Teams gemacht wer- anderen mitgeteilt. 1947 wurde er vom Norddeut- den“ – geht aber nicht dahin, nur „eine weitere schen Rundfunk eingestellt, kurz darauf von den Magazinsendung“ zu machen.„Monitor „ soll pro- Engländern, die damals alles Publizistische kon- filiert sein, gewissermaßen die Handschrift des trollierten,entlassen;wenig später von den gleichen WDR tragen und sich abheben von dem was in Engländern aber wieder zugelassen, nachdem sie Report und Panorama gemacht wird.“ sich überzeugt hatten, das Casdorff „politisch ein- Casdorff ist sich klar darüber, daß das einiger- wandfrei“ war. Seit 1956 arbeitet er in Köln. Nach maßen schwierig sei wird.„Daß man bei aktuelle- der Mitarbeit in der Nachrichtenredaktion des ren Themen manches Gemeinsame haben wird, Funks, war die Mitarbeit an der Regionalsendung ist kaum vermeidbar. Aber man kann dafür sor- „Hier und Heute“ sein erster enger Kontakt zum gen, daß die eigene Meinung prononciert zum Fernsehen. Ausdruck kommt. Und man kann mit Hilfe der äu- Casdorff weiß, daß man mit Meinungssen- ßeren Form – das Fernsehen bietet ja so viele dungen nicht nur viel Porzellan zerschlagen, son- Möglichkeiten – einiges tun.“ dern auch überall anecken kann.„Es gehört einiges Zu dem Äußeren gehört zum Beispiel die Verantwortungsbewußtsein dazu, so was zu ma- „Monitor“-Wand, das Kennzeichen der neuen chen. Man muß erst wägen und dann wagen!“ Sendung. Dazu gehört auch, dass dem Moderator – Und dann erzählt er, wie er einmal einen pu- so wird der Mann genannt, der die Überleitungen blizistisch tätigen Staatsrechtler, der nebenbei von einem zum anderen Thema oder kommen- auch noch Rechtsanwalt ist um seinen Rat zu einem tierende Sätze spricht – das „Oberlehrerhafte“ ge- sehr umstrittenen Thema bat. Der sagte ihm:„Als nommen wird. Auch das Mittel von „Live“-Unter- Journalist würde ich das auf jeden Fall machen. haltungen, zum Beispiel nach Bonn, will Casdorff Als Anwalt würde ich Ihre Vertretung gerne über- häufiger verwenden. nehmen, wenn es zu einem Prozeß kommt. Aber „Monitor“ will sich hauptsächlich mit inner- als Staatsanwalt kann ich Ihnen nur sagen: Das deutschen Themen beschäftigen. Auch das wird kostet sie ein Jahr wegen Landesverrats!“ die neue Reihe von den Konkurrenten im ersten Es ist nicht ganz einfach,Wächter und Mahner, und zweiten Kanal unterscheiden. „Außenpoliti- gut bestücktes Kriegsschiff und Kontrollgerät in sche Themen wollen wir nur dann bringen, wenn einem zu sein. sie einen Bezug zur Bundesrepublik haben.“ Ein Element, das typisch für die vom WDR bei- gesteuerte Report-Sendung war, wird auch in „Monitor“ beibehalten werden: das Kreuzfeuer, Westfälische Rundschau 07.05.1965 die vom amerikanischen Presse- und Funkge- Fernsehen pflegt Zeitkritik brauch übernommene Befragung prominenter Neue Sendereihe „Monitor“ wird noch im Mai Leute zu aktuellen Themen. Meist waren es Claus gestartet, von Erich Hauer Casdorff und Rudolf Rohlinger, die abwechselnd die – manchmal für ihren Partner recht unange- Bonn. Am 21. Mai wird der Westdeutsche nehmen – Fragen stellten. „Das werden wir auch Rundfunk zum erstenmal die neue Magazinsen- weiterhin tun“, sagt Casdorff. dung „Monitor“ über die deutschen Bildschirme Claus Casdorff, knapp 40 Jahre alt, hat seit ausstrahlen: Sein Intendant Klaus von Bismarck seiner Jugend ein Faible für Politik. Mit siebzehn legte gestern in Bonn das jüngste Kind zeitkri- Jahren wurde er von den Nazis eingesperrt, weil tischer Informationsgebung nach vollzogener 27

Taufe in die Wiege das ARD-Fernsehprogramms. hauptstadt informiert, wird beibehalten und nur Die Lexikondeutung von „Monitor“ als veraltetem alle zwei Wochen an „Monitor“-Abenden in dieser Panzerschiff mit geringer Bestückung, das nur in neuen Sendung aufgehen. Von der stürmischen Küstennähe operieren könne, sollte nicht zu wört- Entwicklung der Fernsehsatelliten versprechen lich genommen werden. sich die Techniker des WDR weite Schritte nach Mit „Monitor“ werden die von starkem Pub- vorn, besonders bei der Ausgestaltung aktueller likumsinteresse verfolgten Magazinsendungen und politischer Magazinsendungen. „Panorama“ und „Report“ nicht abgelöst, im Gegenteil, der WDR will es unternehmen, wenige Monate vor der Bundestagswahl und unter dem in dieser Zeit besonders kritisch vergleichenden Der Spiegel 26. Mai 1965 Auge der Parteien der Bonner Politik zu mehr Monitor Raum im deutschen Fernsehen zu verhelfen. Von Physisch frei Bismarck trat vorsorglich der Erwartung entge- gen, „Monitor“ werde besonders scharf kritisie- Dem bundesdeutschen Fernsehvolk, durch ren. Die Grenze liege dort, wo gebührende Kritik den Besuch der britischen Königin in einem Däm- und zuverlässige Information verschwimmen. merzustand zwischen monarchistischem Traum Die Art der Ankündigung der einzelnen Beiträge und demokratischer Wirklichkeit versetzt, wurde der dreiviertelstündigen Sendung soll sich an an- unerwartete Tröstung zuteil. Seit Freitagabend gelsächsischen Vorbildern orientieren und auf einen letzter Woche wissen die TV-Bürger an der Elbe, „Oberlehrer“ verzichten, der die Streifen mit be- Isar, Main und Ruhr: Auch für sie gibt es ein Ge- lehrendem Zeigefinger begleitet. Der „Bericht aus schöpf bläulichen Geblütes, das nur darauf war- Bonn“, der freitags über Vorgänge der Bundes- tet, sein ererbtes Zepter schwingen zu dürfen. 28 40 Jahre MONITOR | Pressedokumentationen von 1965

Prinz Louis Ferdinand von Preußen, Enkel des vergangene „Panorama“-Vorkommnisse wachrief. deutschen Kaisers Wilhelm II., verkündete im Auf Anweisung des WDR-Intendanten Klaus Fernsehen, daß er nicht zögern würde, den Thron von Bismarck mußten die Zeitkritiker, die bislang zu besteigen, falls ihn das deutsche Volk beriefe. an der Gemeinschafts-Sendung „Report“ mitwirk- Die Kaiserliche Hoheit („Meine amerikani- ten, einen „Report“-Beitrag wegen seiner angeb- schen Freunde nennen mich einfach Louis“) war lich politisch bedenklichen Wirkung kurzfristig der sozial ranghöchste Interview-Gast einer neu- vom Programm absetzen. Thema des Beitrags en zeitkritischen Sendereihe, die der Westdeut- (der wenig später dann von den Hamburger sche Rundfunk am letzten Freitag erstmals aus- „Panorama“-Redakteuren aufgegriffen und vom strahlte: Unter dem Titel „Monitor“ will der Kölner NDR ohne Intendant-Einspruch gesendet wurde) Sender künftig alle zwei Wochen jeweils nach der waren fragwürdige west-östliche Flugblatt-Aktio- Tagesschau Politisch-Kritisches verbreiten – ähn- nen an der Zonengrenze. lich den schon bestehenden Magazinsendungen Die war der bislang einzige tendenzsteuernde „Report“ und „Panorama“. Eingriff der Intendanz in das zeitkritische Ge- Schneller und aktueller zu sein als die von den schäft der Kölner Mannschaft, die zur kopfstärk- Funkhäusern Hamburg, München und Stuttgart sten Redaktion des WDR erweitert werden soll. produzierten Vorbilder haben die „Monitor“- Vier Kamera-Teams werden die „Monitor“-Schau- Planer sich vorgenommen. Sie wollen weitgehend plätze in aller Welt bereisen, 14 Redakteure das auf Filmaufzeichnungen verzichten und dafür eingehende Bildmaterial auswählen und betex- mehr Direkt-(„Live“-)Sendungen von fernen Schau- ten. Geschätzte Durchschnittskosten für jede der plätzen einblenden. So wurde letzten Freitag ein 45-Minuten-Sendungen: 35 000 Mark. Bericht von der deutschen Industrie-Ausstellung Die „Monitor“-Redaktion ist zwar entschlos- in Bukarest übertragen (Kosten: rund 10 000 Mark), sen, „auch den harten Stil zu pflegen“. Doch soll und demnächst soll ein Live-Programm vom Was- die gelegentlich allzu forsche Gangart des um- hington-Besuch des Bundeskanzlers Erhard ins strittenen einstigen „Panorama“-Chefs Gert von Kölner Studio überspielt werden – mittels des in Paczensky vermieden werden. Offizielle, von 36 000 Kilometer Höhe schwebenden Nachrich- „Monitor“-Chef Casdorff verbreitete Verhütungs- tensatelliten „Early Bird“. Auch zwischen den Bei- Parole:„Aus Vorurteil kein Urteil machen!“ trägen wollen die Kölner sich befleißigen, „Leben Mehrfach indes wehrten sich die „Monitor“- ins Studio zu bringen“ (so „Monitor“-Redakteur Redakteure gegen Kritiker, die schon im Voraus Martin Schulze). Franz Wördemann und Claus- das neue Mattscheiben-Produkt an „Panorama“ Hinrich Casdorff, die umschichtig die kritische und „Report“ messen wollen. Statt mit der „Neue Wacht am Rhein“ („Frankfurter Rundschau“) elektronischen Konkurrenz verglichen die Kölner präsentieren, sollen sich vor den Kontrollbildschir- ihr Kritik-Bestreben lieber mit einer herkömm- men (Monitoren) im Studio zumindest physisch lichen Art, Zeitläufe zu reflektieren. „Monitor“- frei bewegen und auch im Gehen oder Stehen Chef Casdorff: „Wir wollen einmal besser werden sprechen dürfen. Auf diese Weise soll, wie „Moni- als der SPIEGEL.“ tor“-Chef Casdorff formulierte, „der oberlehrer- hafte Eindruck verschwinden“, den Magazin-Dar- bieter bislang oft erweckten. Die kritische Bewegungsfreiheit freilich scheint nicht weniger bedeutsam. Noch während der Vorbereitungsarbeiten für das neue Magazin ereignete sich im Kölner Funkhaus ein Vorfall, der bei den „Monitor“-Redakteuren Erinnerungen an 29

Kölnische Rundschau 07.05.1965 In enger Zusammenarbeit mit dem Studio Keine Kritik um jeden Preis Bonn wird „Monitor“ von neun Redakteuren und WDR erläuterte die neue politische Fernsehsendung weiteren freien Mitarbeitern unter der Leitung „Monitor“ von Claus-Hinrich Casdorff gestaltet. Die 20-Mi- nuten-Sendung „Bericht aus Bonn“ von Günther Am Freitag, 21. Mai, startet der Westdeutsche Müggenburg wird künftig nur jeden zweiten Frei- Rundfunk die neue politische Sendereihe „Monitor“, tag gesendet. Aktuelle Themen aus Bonn sollen die künftig an jedem zweiten Freitag von 20.15 bis jedoch regelmäßig auch im „Monitor“ Aufnahme 21 Uhr ausgestrahlt werden soll. Damit wird es – finden. mit „Panorama“ und „Report“ – im Ersten Fernseh- Intendant von Bismarck betonte, daß die neue programm drei zeitkritische Sendungen geben. Sendereihe auf Grund der Erfahrungen mit „Re- WDR-Intendant Klaus von Bismarck, Fernseh- port“ sich weder von dem Hang nach unbilliger direktor Dr. Hans-Joachim Lange und Fernseh- Sensation noch von der gegenläufigen Tendenz, Chef-Redakteur Franz Wördemann erläuterten am „heiße Eisen“ nicht anzupacken, leiten lassen Mittwoch in einer Pressekonferenz in Bonn das werde. Maßgebend für die Gestalter der Sendung neue Vorhaben. Der Intendant geht davon aus, solle allein Staatsbürgerliches Verantwortungs- daß es nicht die Aufgabe des WDR – als einer gefühl sein. Um die notwendige Koordination und öffentlichen Anstalt – sein könnte, die Zeit für Zusammenarbeit zwischen den drei zeitkritischen politische Sendungen zugunsten von vielleicht politischen Sendereihen zu gewährleisten, findet publikumswirksameren Unterhaltungssendungen an jedem Dienstag eine Schaltkonferenz der verant- einzuschränken. wortlichen Redakteure von „Monitor“, „Panorama“ Durch die neue Sendereihe sollen vor allem und „Report“ statt. der Berichterstattung aus Bonn über das Bundes- geschehen mehr Gewicht und auch bessere Mög- lichkeiten einer Fernsehgerechten Darbietung ge- geben werden.Wördemann unterstrich ausdrück- Kölner-Stadt-Anzeiger 22.05.1965 lich:„Wir wollen nicht um jeden Preis kritisch sein, Gesehen aber wir wollen gebührende Kritik üben.“ Im Vor- Premiere dergrund steht der Gedanke einer korrekten Information des Fernsehzuschauers. „Monitor“, aktuelle zeitkritische Sendung des Nicht zuletzt hat auch das neue Programm- WDR, hatte Premiere. Die Aktualität war da. Sie schema des Zweiten Deutschen Fernsehens dazu wurde durch ein Interview mit Hohenzollernchef beigetragen, daß zugleich mit der Einführung des Prinz Louis Ferdinand nachgewiesen. Er knüpfte „Monitor“ Änderungen in der Programmstruktur an den Besuch der Queen vorsichtige Äußerungen des Deutschen Fernsehens vorgenommen wer- über die Chance der deutschen Monarchie. Auch den. Bisher war der WDR zusammen mit dem ein Bericht aus Budapest, ermöglicht durch erst- Süddeutschen Rundfunk an der Sendereihe „Re- malige Zusammenschaltung von Intervision und port“ beteiligt, die an jedem Montag abwech- Eurovision, hinkte nicht nach. selnd mit der Sendung des Norddeutschen Rund- Die Kritik? Man wird sehen, ob die Liebenswür- funks „Panorama“ ausgestrahlt wird. digkeit, mit der die Dinge angegangen wurden, zu- „Report“ wird künftig von Stuttgart und vom fällig ist oder zum Prinzip gehört. Die Kamera, die Bayrischen Rundfunk gestaltet werden. Der Nord- Geschehnisse am Rande des Königin-Besuchs ein- deutsche Rundfunk bestand darauf, seine zeitkri- fing,blieb recht glücklos. Amüsant war der Schalke- tische politische Sendung weiterhin in eigener Re- Bericht. Die Idee, den Sturz des Vereins optisch gie zu führen. So kam es zur neuen WDR-Sendung. und akustisch durch die Zuschauer zu reflektieren, 30 40 Jahre MONITOR | Pressedokumentationen von 1965

war glänzend. Kein Kommentator brauchte seine fff-press Nr. 34/14 Ironie zu bemühen. Die Untersuchung über die 10.05.1965 „unbesungenen Helden“ war nützlich und bei aller Mutiger Alleingang des WDR mit „MONITOR“ Kritik besonnen. Für das Besondere sorgte Bundesaußenmini- Der Westdeutsche Rundfunk hat wirklich Mut. ster Schröder. Seine fast beiläufig gemachten Äu- Im Angesicht der Bundestagswahlen, der Unan- ßerungen über die deutschen Ostkontakte deu- nehmlichkeiten bewusst, die die Reihen „Panora- ten auf einen Abbau der Hallsteindoktrin hin. Mit ma“ und „Report“ gelegentlich hervorriefen, und solchen Mitwirkenden wird „Monitor“ ins Gespräch ausgerechnet an dem Termin, da die viel umstrit- kommen! Fazit: Für ein Todesurteil durch gesenkte tene NDR-Sendung „Hallo – Nachbarn“ ausge- Daumen ist hier kein Anlaß. setzt wird – obwohl man diese nicht mit den genannten Sendungen vergleichen kann –, will er im Alleingang eine dritte, magazinartige aktuelle Sendung machen. „Report“ wird von SDR und BR WER? 24.05.1965 bearbeitet,„Panorama“ wie bisher nur von NDR. Blick aufs Fernsehen In einer Pressekonferenz in Bonn gaben Inten- Mit spürbar frischem Wind dant von Bismarck und die für „Monitor“ verant- wortlichen Mitarbeiter Einzelheiten über die Sen- Am Freitagabend stellte sich im Ersten Pro- dung bekannt, die zum ersten Mal am 21. Mai, gramm „Monitor“ vor, das neue Zeitkritische Ma- 20.30 Uhr – sonst aber 20.15 – im ARD-Programm gazin, des Westdeutschen Rundfunks, neben „Pa- erscheint. Der Intendant setzte sich dafür ein, daß norama“ und „Report“ das dritte in dieser Art. Die man solche Sendungen, soweit sie die politische Auftaktsendung wirkte frisch und einfallsreich, Dokumentation betreffen, nicht einschränken gut vorbereitet und ebenso gut gemischt. Die in sollte, sondern im Gegenteil Form und Inhalt die- Inhalt und Form gut abwechselungsreich gestal- ser Programme sorgsam entwickeln müsste. Für teten Berichte, Interviews und Stimmungsbilder „Monitor“ sei ein Wechsel des Stils, so wie ihn etwa wirkten durchweg mehr informativ als aggressiv, „Report“ pflegte, nicht nötig. Neu bei „Monitor“ mehr amüsant als schockierend. Aber Anklage um ist die wahrscheinliche, regelmäßige Einfügung jeden Preis liegt ja vernünftigerweise ohnehin von Berichten aus Bonn. Der bisherige „Bericht nicht in der Absicht der neuen Sendereihe, die sich aus Bonn“ wird nunmehr alle 14 Tage am späten mehr an „Report“ als an „Panorama“ orientiert. Freitagabend gegeben. Franz Wördemann, der den gewohnten Kooperation und Koordinierung ist bei der Schreibtisch mit einem beweglichen Drehsessel Arbeit an der neuen Sendereihe notwendig, und vertauscht hatte, sprach die knappen Zwischen- zwar im Hause des WDR selber (3. Programm!) und texte natürlich und unverkrampft, dabei sichtlich in Richtung der anderen Anstalten. Chefredakteur bemüht, irgendwelche Ansager-Steifheit gar nicht Franz Wördemann teilte mit, dass man an jedem erst aufkommen zu lassen. Ob für diese dritte Dienstag mittags eine Schaltkonferenz machen Magazinreihe eine zwingende Notwendigkeit be- wolle, in der sich die verantwortlichen Redakteure stand, sollte hier nicht untersucht werden. Fest aller drei aktuellen Sendungen besprechen und stehe, daß sie einen spürbar frischen Wind mit- ihre Vorhaben miteinander abstimmen. Wörde- brachte; und zu hoffen bleibt, daß ihr die Puste so mann wies es zurück, den Wunsch des Publikums bald nicht ausgeht. nach „Gladiatorenkämpfen“ mit dieser Reihe auch nur im Geringsten nachzugeben. Man wolle aber die Sendungen so locker und beweglich machen, wie es nur möglich ist, wobei der diensthabende 31

Redakteur, Moderator genannt, in die einfache im Hinblick auf Kontrast und Konkurrenz durch Funktion eines Anbieters zurückgedrängt wird. das ZDF verbessern wolle. Allerdings, so fügte der Das Vorhaben ist ein Experiment, ja ein Abenteuer, Intendant hinzu, wolle man sich nicht zu sehr und „Wenn’s schief geht, hören wir auf“. von Ergebnissen der Meinungsforschung abhän- Weitere Ergänzungen gaben der Leiter der gig machen. Sendung „Monitor“, Claus-Hinrich Casdorff, und Man kann den Monitorleuten Beharrlichkeit, der mit dem Bericht aus Bonn an ihr beteiligte Stehvermögen und viel Glück wünschen. Der lei- Redakteur Günter Müggenburg. Man rechnet mit der von England her übernommene Titel bedeutet einem Arbeitsstab von 9 Redakteuren, wozu sich nicht nur das beim Fernsehen übliche Kontrollge- freie Mitarbeiter gesellen. Das Stoffgebiet ist viel- rät, sondern mehr noch: Mahner und Wächter. Mit fältig und umfasst nicht nur deutsche Angelegen- einer weiteren Auslegung, die im großen Brockhaus heiten. zu finden ist und auf die der Intendant anspielte, Fernsehdirektor Dr. Hans-Joachim Lange be- sollte man das Vorhaben doch nicht belasten. Wir tonte, dass man mit dieser neuen Sendereihe nicht lesen da von geringem Tiefgang und niedriger Ge- zuletzt das Gesamtprogramm des Freitagabends schwindigkeit … | www.DasErste.de | www.wdr.de | www.-foto.de

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