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Generalsinspekteur

Der Generalinspekteur – Diener des Ministers

Der Generalinspekteur (GI) hat in seiner sen Plan und kündigte in einer Regierungser- dination durch die Auslandseinsätze der Person drei Funktionen zu bündeln. Zum klärung im September des gleichen Jahres die . Der neue Einsatzrat soll dem einen ist er der „oberste Soldat“ der Bundes- Neuausrichtung des Generalinspekteur-Pos- Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt wehr, ohne allerdings „Oberbefehlshaber“ der tens an. Der Sturz der Regierung Erhard im die „konsolidierte Auffassung“ des gesamten Streitkräfte zu sein. Darüber hinaus ist er mili- November 1966 verhinderte die Verwirk- Ministeriums für seine Entscheidungsfindung tärpolitischer Berater der Bundesregierung. lichung. zur Verfügung stellen. Und zu guter letzt ist der Generalinspekteur In dem „Blankeneser Erlass“ bestätigte Im Januar 2005 ersetzte Verteidigungsminis- erster Repräsentant der Bundeswehr gegenüber Schmidt den Generalinspekteur als „Gesamt- ter Struck den „Blankeneser Erlaß“ durch den der Nato. verantwortlichen für die Bundeswehrplanung „Berliner Erlaß“ und stärkte damit die Position Die Stellung des Generalinspekteurs war im Verteidigungsministerium“ und wies ihm des Generalinspekteurs neuerlich. Dem Gene- schon bei Aufstellung der Bundeswehr 1955 zugleich die Rolle einer „unmittelbar dem ralinspekteur wird jetzt erstmals das ein Politikum. Erst 19 Monate nach der offi- Minister nachgeordneten ministeriellen Ins- Weisungsrecht gegenüber den Inspekteuren ziellen Gründung der Streitkräfte wurde der tanz für die Entwicklung und Realisierung der Teilstreitkräfte zugestanden. Er ist nun- Posten „Generalinspekteur“ geschaffen. Gene- einer Gesamtkonzeption der militärischen mehr auch deren Vorgesetzter, ohne jedoch ral Heusinger, den der Personalgutachteraus- Landesverteidigung“ zu. Unter Verteidigungs- Disziplinarbefugnisse zu besitzen. schuß für diesen Posten als „ungeeignet“ klassi- minister Wörner wurden diese Planungs- Indes: Bis heute hat der Generalinspekteur fiziert hatte, wurde der erste Amtsinhaber. befugnisse weiter ausgebaut. keine Disziplinargewalt gegenüber allen Heusinger besaß keine Weisungsbefugnisse – Soldaten der Bundeswehr. Auch die gelegent- er war unter den Inspekteuren der Teilstreit- lich in die Diskussion gebrachte Gleichstellung kräfte lediglich primus inter pares. mit den Staatssekretären wurde von allen Mehr als acht Jahre war die Ministerialabtei- Politikern stets entschieden abgelehnt. Der lung des Generalinspekteurs nur eine neben oberste Soldat der Bundeswehr rangiert proto- zehn anderen Abteilungen des Verteidigungs- kollarisch hinter gut fünfzig zivilen Staats- ministeriums. Erst Mitte der sechziger Jahre, sekretären. als im Ministerium drei Hauptabteilungen, So wählten die Politiker vor allem für den darunter eine für „militärische Angelegenhei- Generalinspekteurs-Posten vorzugsweise leich- ten“, geschaffen wurden, avancierte der ter beeinflussbare und vor allem politisch nicht Generalinspekteur zu einem der drei unbequeme Persönlichkeiten aus, die weniger Hauptabteilungsleiter. Seit diesem Umbau So war der Generalinspekteur lange Zeit Oberbefehlshaber als vielmehr Kabinettschefs übte er die Planungs- und Organisationsver- zuständig für allgemeine zentrale Planungs- sein sollten. Bei der Auswahl fand wohl immer antwortlichkeit sowie das vom Minister auf ihn und Führungsfragen und zugleich als Mitglied in einer pluralistischen Parteienlandschaft übertragene Inspektionsrecht gegenüber den des Bundessicherheitsrates der höchste militäri- neben zahlreichen anderen Kriterien auch der Inspekteuren der Teilstreitkräfte aus. sche Berater der Bundesregierung, ohne dabei Teilstreitkräfte-Proporz Berücksichtigung. So Immer wieder wurde über die Stellung des aber eine Befehlshaberfunktion auszuüben. Als stellten das Heer bislang zehn, die Luftwaffe Generalinspekteurs und dessen Kompetenzen Arbeitsinstrument dient dem Generalinspek- und die Marine je zwei Generalinspekteure. leidenschaftlich diskutiert. Der Rücktritt von teur der Führungsstab der Streitkräfte (FüS). Nicht jeder war aber bei objektiver Betrach- General Trettner 1966 forcierte die Debatte. Die Rolle des Generalinspekteurs als Ver- tung gleichermaßen befähigt für die Übernah- Trettners Schritt machte die fehlerhafte antwortlicher für die Bundeswehrplanung me dieser Spitzenfunktion, sondern gelangte Konstruktion der Spitzengliederung und damit wurde neuerlich im Jahre 2000 weiter gestärkt. dorthin, weil Kompromisse ausgehandelt wur- auch dieser Position in der Öffentlichkeit deut- Der Generalinspekteur wurde nunmehr den. Mitunter standen aber auch keine geeig- lich. Erst 1970 wurden unter Verteidigungs- Vorsitzender des neugeschaffenen Rüstungs- neteren Kandidaten zur Verfügung. minister Schmidt in dem „Blankeneser Erlaß“ rates. Verteidigungsminister Struck gab am 26. Es ist systembedingt, dass die Auswahl eines erstmalig die Stellung und Befugnisse des August 2002 dem Generalinspekteur weitere Aspiranten für Spitzenverwendungen schon Generalinspekteurs und der Inspekteure in Kompetenzen. So wurde der Generalinspek- etwa 15 Jahre vor Einführung in ein solches allen Einzelheiten konkret definiert. Endlich teur Vorsitzender des neu geschaffenen „Ein- Amt in Erwägung gezogen und eingefädelt wurden die Inspekteure truppendienstliche satzrates der Bundeswehr“. Diesem Gremium wird, also zu einer Zeit, in welcher der Vorgesetzte und damit echte Befehlshaber ihrer obliegt die Vorbereitung von Entscheidungen Auserwählte noch auf der Ebene eines Teilstreitkraft. Dem Generalinspekteur aber wesentlicher und grundsätzlicher Art für die Bataillonskommandeurs wirkt. Im Laufe der versagte Schmidt gleiche Befugnisse gegenüber Planung, Vorbereitung und Durchführung von Jahre kann der einst hervorragend Beurteilte der ganzen Bundeswehr. So lief der militärische Einsätzen der Bundeswehr. Zudem wurde der möglicherweise aber qualitativ oder auch poli- Kommandostrang von den Inspekteuren am Befehlshaber des Einsatzführungskommando tisch nicht mehr die Persona grata sein, aber Generalinspekteur vorbei unmittelbar zum (EinsFüKdo) dem Generalinspekteur für den dennoch ein Spitzenamt erhalten, weil eine Minister. Der Generalinspekteur besaß nur die Einsatz, nicht jedoch truppendienstlich, unter- besser geeignete Persönlichkeit gerade nicht zur Planungsverantwortung. stellt. Mit diesem Schritt wurde dem Verfügung steht oder nicht „gewünscht“ wird. Ganz bewusst hatte Schmidt sich gegen den Generalinspekteur erstmals eine nachgeordnete So kam es, dass manch einer die Erwartungen Vorschlag einer hausinternen Spitzenglie- Kommandobehörde der Streitkräfte unterstellt. auf dem ihm zugewiesenen Posten nicht erfüll- derungs-Kommission und gegen die von dem Mitglieder des Einsatzrates sind neben dem te, doch lag dies nicht immer an der Person des damaligen Generalinspekteur de Maizière Generalinspekteur die Inspekteure der Teil- Amtsinhabers, sondern an der unglücklichen erhobene Forderung entschieden. General de streitkräfte, der Hauptabteilungsleiter Rüs- politischen Auswahl. Andere hingegen wuch- Maizière hatte zum ersten Mal schon bei seiner tung, die Leiter der zivilen Abteilungen sowie sen mit der Aufgabe und meisterten diese sou- Amtsübernahme im August 1966 gefordert, der Direktor für Informationstechnik (IT) des verän. Allerdings hat keiner der bisherigen dass der Generalinspekteur in den Komman- Verteidigungsministeriums. Begründet wurde Stelleninhaber diesem Amt eine besondere dostrang eingebunden werden sollte. Vertei- die Kompetenzerweiterung mit den gewachse- Ausprägung geben können, selbst wenn er dies digungsminister von Hassel befürwortete die- nen Anforderungen an Planung und Koor- erstrebt hätte.

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Generalsinspekteur

Die Generalinspekteure

General General 1957 bis 1961 1961 bis 1963

General Heinz Trettner General Ulrich de Maizière Admiral General (Lw) 1964 bis 1966 1966 bis 1972 1972 bis 1976 (†) 1976 bis 1978

General Jürgen Brandt General Admiral General 1978 bis 1983 1983 bis 1986 1986 bis 1991 1991 bis 1996

General General Hans-Peter von General (Lw) General Wolfgang Schneiderhan 1996 bis 1999 Kirchbach 2000 bis 2002 Seit 2002 1999 bis 2000

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