60 Jahre Kreistag Im Landkreis Gießen
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Bis 1952 führte der Landrat den Vorsitz im Kreistag, weil die bis dahin geltende Kreisordnung auf dem System der Bürgermeisterverfassung „fußte“. Mit In-Kraft-Treten der neuen Hessischen Landkreisordnung (HKO) im Jahre 1952 wurde in Hessen das dualistische System eingeführt, das heißt: Als Legislative wurde ein Kreistag gebildet und als Exekutive ein Kreisausschuss. Der Landrat steht fortan dem Kreisausschuss vor und der Kreistag wählt sich selbst seinen Vorsitzenden. In den 60 Jahren seiner Tätigkeit erlebte der Kreistag turbulente Zeiten. In diesem Zusammenhang erinnere ich an die Nachkriegszeit mit dem „Hochstapler-Landrat“ Neumann alias Nowara, an die Gebietsreformen - beginnend Ende der 60er Jahre bis tief in die 70er Jahre, mit der Auflösung des alten Landkreises Gießen und der Neubildung des damals mehrheitlich ungeliebten „großen“ Lahn-Dill-Kreises und schließlich mit der Neugründung des Landkreises Gießen im Jahr 1979 in seiner jetzigen Form. In diesen 60 Jahren erlebten wir die verschiedensten Formen von Parlamentsmehrheiten: von Alleinregierung einer Partei, von loser Zusammenarbeit bis hin zu den verschiedensten Koalitionen. Mit dieser Broschüre ehren wir alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kreispolitiker/innen der vergangenen 60 Jahre. Die Broschüre enthält neben Zeitdaten und Dokumenten eine Zusammenstellung über die erste Wahl von 1946, über die Wahlergebnisse aller Kreistagswahlen und die Sitzverteilung in den einzelnen Kreistagen sowie eine Zusammenstellung der Kreistagsvorsitzenden, der Altersvorsitzenden, der Schriftführer, der Landräte, der stellvertretenden Landräte, der hauptamtlichen Kreisbeigeordneten und schließlich auch eine Sitzungsstatistik mit parlamentarischen Höhepunkten aus den 60 Jahren Kreistagsarbeit. Es wird dokumentiert, dass der Kreistag des Landkreises Gießen über alle 16 Legislaturperioden hinweg ein fleißiges Arbeitsparlament war: 329 Sitzung mit 4.287 Tagesordnungspunkten und einer Gesamtsitzungsdauer von 1.451 Stunden und 10 Minuten unterstreichen diesen Fleiß. Mit dieser Zusammenstellung verbinde ich die Hoffnung, dass auch der am 26. März 2006 neu gewählte Kreistag und alle folgenden Kreistage in Verantwortung ihrer Geschichte die Arbeit ihrer Vorgänger fortsetzen. Es lebe die Demokratie, es lebe die kommunale Selbstverwaltung, mit der weiterhin deutlichen Forderung einer hinreichenden Finanzausstattung. Gießen im April 2006 Willi Marx Landrat 60. Jahrestag der ersten freien Kreistagswahl vom 28. April 1946 Am 28. und 29. März 1945 besetzten die US-amerikanischen Streitkräfte den Land- kreis Gießen und übernahmen die Regierungsgewalt. Der Zweite Weltkrieg endete am 8. Mai 1945. Die US-Streitkräfte setzten am 1. Juni 1945 Dr. Josef Heinrich Wa- genbach aus Lich als Landrat ein. Ihm wurde mit Billigung der Militärregierung ein „Kreisausschuss“ zur Seite gestellt, der ihn bei der Aufbauarbeit unterstützte. So heißt es in den „Amtlichen Bekanntmachungen für den Landkreis Gießen“ vom 25. Oktober 1945: „Die Aufgabe des Kreisausschusses besteht darin, den Landrat bei allen Fragen von weittragender Bedeutung zu beraten und Vorschläge von allen Schichten der Bevölkerung des Kreises vorzu- bringen. So soll und wird der Kreisausschuss mithelfen am Werke des Wiederaufbaus, des geisti- gen und wirtschaftlichen Ausbaues unseres Kreises.“ Unter dem Vorsitz von Landrat Dr. Wagenbach konstituierte sich am 2. November 1945 ein vorläufiger Kreisausschuss, bestehend aus folgenden Mitgliedern und stell- vertretenden Mitgliedern: Dem Konsumvereinvertreter Otto Bierau aus Alten-Buseck, dem Arbeiter Friedrich Briegel aus Garbenteich, dem Pfarrer Crönlein aus Lich, dem Kreishandwerksmeister Georg Dahmer aus Langsdorf, dem Landwirt Heinrich Fenchel aus Oberhörgern, dem Leihgesterner Bürgermeister Funk, dem Landwirt Heinrich Hofmann aus Hungen, dem Queckborner Bürgermeister Jäger, dem Landwirt Wilhelm Jung V. aus Leihgesetern, dem Lehrer Keller aus Lumda, dem Hausener Bür- germeister Kessler, Marie Klotz aus Holzheim, Betty Meyer aus Gießen, der Baronin von Nordeck zu Rabenau aus Großen-Buseck, dem Fabrikdirektor Ludwig Rinn aus Heuchelheim, dem Grün- berger Bürgermeister Schneider, dem Lindenstruther Bürgermeister Sehrt, dem Angestellten Wil- helm Seipp aus Lollar, dem Angestellten Heinrich Volk aus Leihgestern, dem Tierarzt Dr. Voßmann aus Lich und dem Dekan Wahl aus Langgöns. Diese Aufbauarbeit stand unter dem Motto: „Wir wollen Die Vergangenheit gutmachen Die Gegenwart bezwingen Die Zukunft gestalten“ In einem Kreistagswahlgesetz vom 7. März 1946, bekannt gemacht durch das groß- hessische Staatsministerium im Wiesbaden, unterzeichnet von Ministerpräsident Gei- ler und dem Innenminister Venedey, wurde fest gelegt, dass sich die Landkreise eine vom Volk gewählte Volksvertretung, die Kreistage, geben sollten. Als Wahltag wurde in Groß-Hessen der 28. April 1946 bestimmt. Landrat Dr. Wagenbach unterrichtete die Bürgermeister der Kreisgemeinden am 18. März 1946 über die Einzelheiten zur Organisation der Kreistagswahl. Am 23. März 1946 wurde ein Wahlausschuss für die Kreistagswahl gebildet, besteht aus: Dem Landrat Dr. Wagenbach als Vorsitzendem, und den Beisitzern Wilhelm Funk aus Leih- gestern, Heinrich Kirchmann aus Hausen, Karl Gottlieb Philipp aus Watzenborn-Steinberg, Heinrich Schäfer aus Londorf und Karl Schröder aus Leihgestern. Ebenfalls am 23. März 1946 rief Landrat Dr. Wagenbach in den „Amtlichen Bekannt- machungen für den Landkreis Gießen“ dazu öffentlich auf, Wahlvorschläge für die Kreistagswahl bis zum 5. April 1946 einzureichen. In einem Wahlaufruf mit dem Titel „Wir wählen alle!“ machte Landrat Dr. Wagenbach in den „Amtlichen Bekanntmachungen für den Landkreis Gießen“ am 5. April 1946 auf die Bedeutung dieser Kreistagwahl aufmerksam. „Sie ist keine sogenannte ‚Esels“-Wahl , ‚Ja’-Wahl, wie in früheren Jahren, die doch eine Ver- höhnung eines frei denkenden Menschen bedeuteten ...“ schrieb er und bezeichnete diese Wahl als „eine ernste Prüfung“ (siehe Abbildung 1). In den „Amtlichen Bekanntmachungen für den Landkreis Gießen“ wurden am 13. Ap- ril 1946 die Wahlvorschläge für die Kreistagswahl veröffentlicht (siehe Abbildung 2). In den „Amtlichen Bekanntmachungen für den Landkreis Gießen“ wurde am 18. April 1946 der Musterstimmzettel für die Kreistagswahl veröffentlicht (siehe Abbildung 3). Am 28. April 1946 fand schließlich die erste freie Kreistagswahl nach dem zweiten Weltkrieg in „Groß-Hessen“ statt. Zu wählen waren im Landkreis Gießen insgesamt 31 Kreistagsabgeordnete. An der Kreistagwahl nahmen im Landkreis Gießen folgende Listen teil: SPD, Christliches Landvolk, CDU, KPD und LPD. Bedingt durch die damals gesetzte „15%-Hürde“ (§ 10 Abs. 3 des Kreistagswahlgesetz vom 7. März 1946) erlangten lediglich • die SPD mit einem Stimmenanteil von 50,9% • und das Christliche Landvolk mit einem Stimmenanteil von 26,8% Mandate im Kreistag des Landkreises Gießen. An der „15%-Hürde“ scheiterten: • die CDU mit einem Stimmenanteil von 13,1%, • die KPD mit einem Stimmenanteil von 5,6% • und die LPD mit einem Stimmenanteil von 3,5%. Die Sitzverteilung im neuen Kreistag stellte sich wie folgt dar: SPD-Fraktion: 20 Sitze Fraktion Christliches Landvolk: 11 Sitze Gewählt waren für den ersten Kreistag • von der Liste der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD): der Landwirt Karl Henzel aus Obbornhofen der Bürgermeister Ludwig Sehrt I. aus Lindenstruth der Schlosser Friedrich Briegel aus Garbenteich der Bauingenieur Wilhelm Seipp aus Lollar der Elektromeister Franz Nesseldreher aus Heuchelheim die Hausfrau Käthe Rühl aus Hungen der Landwirt Heinrich Böcher III. aus Grünberg der Bürgermeister Philipp Stengel aus Großen-Linden der Polizist Josef Brüning aus Lich der Landwirt Heinrich Schneider aus Londorf der Oberingenieur Wilhelm Heß aus Treis a. d. Lda. der Krankenpfleger Wilhelm Marschek aus Hausen der Kaufmann Lothar Kahn aus Lollar der Postangestellte Georg Buß aus Watzenborn-Steinberg der Bergmann Walter Crone aus Inheiden der Kreishandwerksmeister Georg Dahmer aus Langsdorf der Metzgermeister Heinrich Haupt aus Lumda der Reichsbahnbeamte Karl Zecher aus Staufenberg der Schlosser Heinrich Müller aus Langgöns der Schriftsteller Johannes Schlaf aus Allendorf a. d. Lda. • von der Liste des Christlichen Landvolkes: der Landwirt Heinrich Fenchel aus Oberhörgern der Bürgermeister Heinrich Schmidt aus Laubach der Landwirt Karl Schwalb aus Großen-Buseck der Schreinermeister Friedrich Schmidt aus Trais-Horloff der Landwirt Christian K. Bück aus Grünberg der Landwirt Ludwig Widdersheim aus Obbornhofen der Landwirt Wilhelm Jung V. aus Leihgestern der Landwirt