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HUMANE AUSBILDUNG: Neue Wege zum tierversuchsfreien Studium plus

Tierbefreiung_74.indd 1 08.03.2012 12:54:59 Uhr Inhalt

Titelthema 04 SATIS – für humane Ausbildung 08 Gegen Tiermissbrauch im Studium 12 Übersicht Unis und Tiere Tierversuche 15 Meldungen 16 Undercover – Recherche in US-Affenlabor 18 No gateway to hell Pelz 20 Wiesbaden Pelzfrei 21 Nerzfarm Orsbach – Chronik 23 Meldungen 24 OGPI-Rundbrief Repression 28 Interview mit spanischen Aktivist_innen 31 Rothkötter: Repression und Internetzensur 32 Meldungen SATIS – für humane Ausbildung Vegan 04 34 Vegan kochen mit Ente 36 Rezension: Wurst und Wahn 38 Rezension: Milch besser nicht 40 Rezension: Veganes fürs Fest 41 Rezension: Das Seitan-Kochbuch 42 Neues von der Fleischfront Verschiedenes 48 Massentierhaltung in Afrika 52 Reiten – Elitäre Quälerei 55 Meldungen und Kleinanzeigen 56 Interview: Buy merch save animals 92 Gegendarstellung ATBH Theorie 58 Diversity – Grenzen und Möglichkeiten 62 Bericht: Tierbefreiungstage Hamburg 66 Rezension: Derrida Kultur 69 Meldungen Jagd 70 Meldungen Massentierhaltung in Afrika Zoo und Zirkus 48 78 Protest-Berichte 83 Zirkus-Meldungen 84 Circus Krone 85 Horrorkabinett aus Hönow 89 Affenrefugium Gänserndorf 90 Zoo-Meldungen Kolumne 94 Waidmannsheil!

33 tierbefreier-Shop 55 Aufrufe und Kleinanzeigen 91 Abo-Formular 95 Impressum, Hinweise, Ortsgruppen 96 Termine

60 Bericht: Tierbefreiungstage Hamburg 2 | TIERBEFREIUNG 74

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Lieber Leser_innen,

Tiermissbrauch im Studium, für viele StudentInnen ein ethisches Pro- blem. Für die betroffenen Tiere ein noch viel größeres. Für mich war es zu Beginn meines Biologiestudiums 1994 ein Schlüsselerlebnis: Der Umgang mit Tieren in der „Wissenschaft des Lebens“, der Biologie. Im Studium der Biologie, der Humanmedizin und der Veterinärme- dizin sind StudentInnen am häufigsten mit dieser Problematik konfrontiert: Für verschiedene Praktika werden Tiere extra getötet, um sie aufzuschneiden und sich den Aufbau der inneren Organe anzuschauen oder Experimente am „frisch getöteten“ Tier vorzunehmen. Studen- tInnen, die sich nicht daran beteiligen wollen, steht oft ein schwieriger Nerzfarm Orsbach – Chronik 21 Weg bevor und das, obwohl die Lehrinhalte dieser Praktika auch sehr gut ohne Tiermissbrauch vermittelt werden könnten. Proteste und ge- richtliche Verfahren haben in den 90er Jahren für eine Verbesserung der Situation im Humanmedizinstudium gesorgt, in der Biologie sah es lange Zeit jedoch düster aus. Daher ließen die Meldungen von SA- TIS (Studentische Arbeitsgruppen gegen Tiermissbrauch im Studi- um) Ende letzten Jahres aufhorchen: An der Universität Mainz wird im Biologiestudium die Pflicht zum Sezieren und Experimentieren an Tieren im Anatomie- und Physiologiepraktikum ab sofort aufgeho- ben, statt dessen kann ein Alternativprogramm gewählt werden. Dies war für uns der Aufhänger, das ema „Tiermissbrauch im Studium“ für diese Ausgabe als Titelthema zu wählen.

Eigentlich sollte diese Ausgabe eine dünne Nummer werden, quick and dirty, da wir die Erscheinungstermine der Hefte vorverlegen wollen, um einer Endjahreshektik wie 2011 vorzubeugen. Mit 96 Seiten Reiten – Elitäre Quälerei 52 ist es aber nun doch ein „ausgewachsenes“ Heft geworden, so dass die meisten Ressorts wieder einiges bereithalten. Wie bereits im letzten Heft angekündigt, gibt es den Free Animal e.V. Bereich nicht mehr in der TIERBEFREIUNG. Angelika verlässt die tierbefreier e.V., wir danken ihr für ihr jahrzehntelanges Engagement!

Die erste „Tierbefreiung aktuell“ kam 1993 heraus, wir beﬁnden uns also mittlerweile im 20. Jahrgang (im vergangenen Jahr stand noch 17. Jahrgang an den Heften, da 2003 und 2006 oﬀensichtlich vergessen wurde, die Jahrgangszahl anzupassen)! Bevor die „Tierbefreiung aktuell“ als Heft herauskam, wurden die Rundschreiben des „Bundesver- bands der Tierbefreier“ noch auf Schreibmaschine geschrieben...

Eine interessante Lektüre wünscht Ulf Naumann

85 Horrorkabinett aus Hönow Titelfotos: InterNICHE / SATIS TIERBEFREIUNG 74 | 3

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SATIS – Projekt für humane Ausbildung

ierversuche. Wir kennen die Bilder und Hintergründe. Fast jeder von uns hat schon auf einer Demonstration dagegen protestiert. Tagtäglich stehen wir vor der Auswahl an Kosmetikprodukten, die möglichst tierleidfrei hergestellt wurden. Wir sammeln Unterschriften, klären auf. Doch was kann man noch dagegen tun? Aktiv? Vielleicht selbst forschen und entwickeln? TIn die Bereiche der Tierversuchsalternativen aktiv eintreten, in-vitro Verfahren entwickeln bzw. in Kommissionen evaluieren und genehmigen, präventive Gesundheitsmaßnahmen empfehlen?

Der Weg in die Labore und Kliniken führt Das Projekt SATIS trotzdem zum Abschlusszeugnis zu gelangen. über das Studium – und bereits hier wer- In anderen europäischen Ländern ist diese den die Weichen gestellt. Sensible und An dieser Stelle setzt SATIS an, das Projekt Gewissensfreiheit bereits geregelt, in Italien ethisch motivierte Menschen stehen oft für humane Ausbildung des Bundesverbandes sogar per Gesetz. Deutschland hat hier deut- bereits in den ersten Semestern vor den der Tierversuchsgegner e.V. lichen Nachholbedarf, dem aber mit der ak- Hürden tierverbrauchender Pﬂichtkurse tuellen Überarbeitung des Tierschutzgesetzes und werden schlimmstenfalls zum Stu- Wir unterstützen Studierende, aber auch eine Chance gegeben wird ⁽¹⁾. SATIS fordert, dienabbruch genötigt. So entgehen der Schüler und Auszubildende, die mit Tier- dass die Gewissensfreiheit in der Ausbildung Medizin und Wissenschaft ethisch enga- verbrauch konfrontiert werden und fordern im Tierschutzgesetz festgeschrieben wird. gierte Menschen und deren Ideen in der Gewissensfreiheit – in der Ausbildung muss Methodenentwicklung und Verantwor- es möglich sein, Tierverbrauch und Tierver- Betroﬀen sind vor allem Studenten der Biolo- tung gegenüber dem Leben. suche aus ethischen Gründen abzulehnen und gie, Veterinär- und Humanmedizin. Bereits im 4 | TIERBEFREIUNG 74

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Grundstudium sollen Kenntnisse zur inneren eingetragen sind (siehe http://www.satis-tier- Dieses absolute Novum wird auch von den Anatomie, Seziertechnik und Tierphysiolo- rechte.de/uni-ranking/). Dozenten getragen, der beteiligte Mainzer gie erworben werden. Die meisten Kurse sind Zoologe Jürgen Markl empfindet den Kom- Pflichtkurse und können somit nicht umgangen Mainz – erste Uni ohne promiss als „fachdidaktisch vertretbar und werden. Im staatlich geregelten Studiengang Sezierpflicht lässt gleichzeitig der Gewissensfreiheit der Veterinärmedizin ziehen sich solche Pflicht- Studierenden mehr Spielraum“ ⁽²⁾. module auch durch das Hauptstudium, bis hin Nachdem im Sommer 2011 an der Uni Mainz zum dreiwöchigen Schlachthofpraktikum. bekannt wurde, dass auf die Weigerung eines Trotz dieser guten Nachrichten bleibt ein Wer- Biologiestudenten, an den tierverbrauchenden mutstropfen. Nur das Physiologie-Praktikum Ethik-Hochschulranking Pflichtkursen teilzunehmen, nicht eingegan- wird als pädagogisch gleichwertig angesehen. gen wurde und er sich schließlich zum Stu- Leider soll aber die Wahl des alternativen SATIS hat dazu im letzten Jahr das erste dienabbruch gezwungen sah, brachen auf dem Anatomiepraktikums im Zeugnis vermerkt Ethik-Hochschulranking in Deutschland ver- Campus Diskussionen zur Gewissensfreiheit werden. Nach vorheriger ‚Aufklärung‘ durch öffentlicht. Dafür wurden über 100 Institute aus. Die Hochschulgruppen Campus Grün die Praktikumsleiter wird das viele Studien- und Verantwortliche der Kurse angerufen und Mainz und die Tierschutz-AG des AStA or- anfänger verunsichern. Hier ist das Spender- nach der Nutzung von Tieren und Alternativen ganisierten den Widerstand, informierten über programm (siehe unten) geeigneter, um die gefragt. Die Ergebnisse findet ihr als PDF- Facebook und starteten eine Online-Petition, Gewissensfreiheit durchzusetzen. Download auf unserer Webseite. Alle Kursin- die über 2400 Menschen unterzeichneten. halte wurden entsprechend der Nutzung von Die Medien griffen das ema auf, der SWR Spendertierprogramm – Werdet in Tieren und Alternativen bewertet, die Note widmete sogar einen kompletten Sendebeitrag eurer Stadt aktiv! ‚grün‘ bekamen demnach nur Studiengänge, den Geschehnissen in Mainz. die ohne schädigenden Tierverbrauch absol- SATIS spricht sich nicht dagegen aus, dass viert werden können. Durch die große Zahl Es folgten konstruktive Gespräche zwischen Zoologen und Veterinärmediziner Sektionen an Universitäten und Verschiedenartigkeit der Studentenvertretern und SATIS. Auf die an Tieren vornehmen. Kenntnisse der inneren Kursinhalte ist eine jährliche Aktualisierung schriftliche Antwort von SATIS auf die tier- Strukturen wie auch chirurgische Eingriffe leider unmöglich, Zuarbeitungen von Stu- rechtlich zu kritisierende Stellungnahme der können zum Berufsbild gehören. Wir kriti- denten und Dozenten werden aber umgehend Universität Mainz zum ema Tierversuche sieren aber die Herkunft der Tiere. Laut dem im Online-PDF eingetragen. wurden wir umgehend vom Unipräsidenten oben erwähnten Ethik-Hochschulranking sind eingeladen. In diesem Gespräch konnte die meisten Tiere für die Kurse ‚Überreste‘ aus Fazit ist, dass sich in der Humanmedizin in den schließlich erreicht werden, dass es ab dem der Massentierhaltung (etwa männliche Kü- letzten Jahren einiges getan hat – hier werden Sommersemester 2012 erstmals für Deutsch- ken, ‚Schlachthofabfall‘) und Tierversuchsla- Lehrinhalte zunehmend auf den Menschen land offiziell Alternativprogramme in der boren, stammen aus Zuchten oder dem Fein- umgestellt statt beispielsweise die Physiologie Physiologie und Anatomie als Wahlmöglich- kosthandel. Vor allem in der zunehmenden von Fröschen zu untersuchen. keit geben wird. Grundlagenforschung der Tierversuchslabore fallen viele Tiere an, beispielsweise wenn ein Anders sieht es dagegen in der Biologie aus, In der Physiologie wird es die Möglichkeit für Nachkomme einer genmanipulierten Mäuse- es gibt in Deutschland keine Möglichkeit den Biologiestudenten geben, sich zwischen Expe- mutter nicht das gewünschte Gen trägt. Diese Bachelor-Abschluss tierverbrauchsfrei zu er- rimenten an den Augen lebender Fliegen und Nachkommen tragen dann zwar nur die na- werben. Ausweg bieten allein einige Spezial- einem Sehtest am Menschen zu entscheiden. türliche Genausstattung, sind aber per Gesetz studiengänge, wie Molekulare Biologie oder Die Anatomie erlaubt nun eine Befreiung von ‚genetisch veränderte Organismen‘ und damit Umweltwissenschaften, oder vereinzelt das der Sezierpflicht - stattdessen können sich die nicht zum Weiterleben bestimmt. Kursleiter Lehramt. Eine Übersicht bieten zwei neu er- Studenten mittels Seziervideos, Ganzkörper- verwenden in großer Zahl überschüssige Tiere stellte Landkarten, in denen alle Universitäten Dauerpräparaten und dem Mikroskop Kennt- der Versuchslabore, oft im festen Glauben, danach Fachbereichen mit ethischer Bewertung nisse aneignen. mit den Tierverbrauch zu reduzieren.

SATIS hat darum im Dezember 2011 einen Leitfaden herausgegeben, der die Verwen- dung von sogenannten Spendertierkörpern in der Ausbildung erklärt. Über ein Spenderpro- gramm wird es möglich, Tiere z. B. von Pri- vatpersonen nach deren natürlichen Tod oder einer medizinisch unausweichlichen Einschlä- ferung durch den Tierarzt, für die Ausbildung zu spenden. Der Leitfaden sammelt zum einen für den Kursleiter detailliert Erfahrungsbe- richte bis hin zu Konservierungsprotokollen. Zum anderen gibt er Anleitung und Argumen- tationshilfen für Tierrechtler und engagierte Studenten, lokal ein Spendertierprogramm aufzubauen. Neben dem online kostenlos verfüg- baren Leitfaden (als PDF-Download auf www. satis-tierrechte.de/alternativen/) haben wir ein Faltblatt erstellt, das etwa in Tierarztpraxen TIERBEFREIUNG 74 | 5

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tierliches Material erfordern. am Tag vor der Klausur nochmals wiederho- Vereinzelt wurden für Stu- len oder mit Hilfe integrierter Auswertung dentenkurse in vergangenen und Quizfragen ihr Wissen vertiefen. Ande- Jahren auch bereits Frösche re Programme bieten die Möglichkeit, virtu- und Kröten genutzt, die bei ell in 3D zu sezieren, verschiedene Tierarten ihrer Wanderung im Stra- zu vergleichen, mikroskopische Vergröße- ßenverkehr getötet wurden. rungen zu betrachten oder Beschriftungen einzufügen. Oft sind außerdem Videoani- Alternativen und mationen und Filme integriert oder Arbeits- humane Lehrmethoden blätter für Studenten und den Kursleiter.

Neben der beschriebenen Nut- Plastinate und Modelle: Spendertiere können ausgelegt werden kann, um potenzielle Spender zung gespendeter Tierkörper in der Ana- für weitere Kurse in einen gummiartigen, halt- anzusprechen. Auf unserer Webseite stellen wir tomie oder Chirurgie gibt es eine Vielzahl baren Zustand überführt werden und so als außerdem auf einer Landkarte die aktuell teil- weiterer Alternativen, die untereinander Plastinate für einen fast unbegrenzten Zeit- nehmenden Universitäten dar, um entstehende kombiniert werden können. Studien zei- raum für morphologische Studien herangezo- Spenderprogramme zu unterstützen. Eine vor- gen, dass Studenten, die tierverbrauchsfreie gen werden. Sehr anschaulich und bei Bedarf herige telefonische Anfrage bei den Tierärzten Kurse anhand humaner Lehrmaterialien auch detailvergrößert und mehrteilig können der Umgebung könnte eine gute Einleitung zu absolvieren, vergleichbare oder bessere Kunsstoffmodelle verschiedener Tierarten in einem konstruktiven Gespräch mit einem auf- Ergebnisse erzielen, wie Kommilitonen in Kursen eingesetzt werden. geschlossenen Dozenten sein. klassischen Kursen. Simulatoren und Phantome: Für das Trai- Als Spendertierkörper kommen sämtliche Software: Moderne Programmiersprachen ning klinischer Fertigkeiten, wie Blutent- Tierarten infrage, die in den Kursen verwen- und Grafikelemente haben auch die Tier- nahme oder Wundnähte, können Simula- det werden. Dazu zählen kleine Nager, wie verbrauchsalternativen revolutioniert und toren, die etwa Gliedmaßen mit künstlichen Mäuse, Ratten oder Meerschweinchen, aber den klassischen Einsatz der früheren VHS- Blutgefäßen und eaterblut, nachahmen, auch Hunde und Katzen. Eingesetzt werden Videos verdrängt. Studierende können vir- eingesetzt werden. Haucht man diesen Si- können diese nicht nur in den erwähnten tuelle Labore betreten, empfindliche Geräte mulatoren mittels kleiner Motoren und Sezierkursen, sondern auch in der Veteri- selbst einstellen, einen umfangreichen Be- Programmen Leben ein, können an diesen närmedizin für chirurgische Übungen, die stand an Substanzen nutzen, Versuche auch Phantomen Erste-Hilfe-Maßnahmen ge- 6 | TIERBEFREIUNG 74

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probt werden, wie auch das Abhören ge- Laut diesem Gesetz dürfen Tierversuche und sunder und durch Krankheit verursachter tierverbrauchende Übungen, die mit Schmer- Atem- und Herzgeräusche. Phantome errei- zen, Leiden und Schäden für die betroffenen chen heute bereits eine faszinierende Diver- Tiere einhergehen, nicht an einer Schule durch- sität, wie beispielsweise in der Geburtshilfe geführt werden. Bitte informiert eure Lehrer, an realistischen Mutter-Kind-Phantomen. sollten euch solche Vorgänge zu Ohren kom- Neben der Nutzung men oder gar selbst betreffen bzw. kontaktiert gespendeter Tierkör- Selbstversuche und Praktika: Gerade in der SATIS, falls es zu Diskussionen kommt. Physiologie können Versuche am Menschen per in der Anatomie selbst vorgenommen werden, sei es als Bela- SATIS-Angebote stungs-EKG, im Sehtest oder auch mittels oder Chirurgie gibt Urinproben, die garantiert auch die Erinne- Wir bieten zum einen umfangreiche Infor- rung an das Gelernte verstärken. Human- mationen auf unserer Webseite www.satis- es eine Vielzahl und Veterinärmedizinstudenten können nach tierrechte.de an, für aktuelle Informationen Vorübungen an Alternativen zunächst als könnt ihr euch für den Newsletter der Men- weiterer Alternativen Beobachter, dann als Assistent in der Kli- schen für Tierrechte - Bundesverband der nik arbeiten. So lernen sie neben ärztlichen Tierversuchsgegner e.V. eintragen bzw. unse- kostenlos verleihen. Auf der neu überarbeiteten Handfertigkeiten auch direkt den Umgang re Facebook- und Twitter-Einträge verfolgen Webseite befinden sich zwei große Daten- mit Patienten und Angehörigen. (www.tierrechte.de). Zum anderen geben wir banken, die zur Recherche genutzt werden durch die Uni-Übersicht im können (www.interniche.org). In der Litera- Was sagt das Gesetz? Ethik-Ranking und persön- turdatenbank werden Studien gesammelt, die - Verbot an Schulen! licher Beratung via Email sich mit Tierverbrauch und Alternativme- oder Telefon Orientierung, thoden auseinander setzen. Die Alternativen- In Deutschland werden wo tierverbrauchsfrei stu- Datenbank beschreibt über 1000 humane jährlich fast 60.000 Tiere dieren bereits möglich ist Lehrmaterialien, die in der Ausbildung ein- für die Aus- und Weiter- bzw. mit welchen Argu- gesetzt werden können. Durch die engagierte bildung verwendet, also im menten man dieses Ziel er- Zusammenarbeit mit der Fachübersetzerin Studium und nachfolgenden reichen kann. Lydia Reumund ist ein Großteil der Daten- Weiterbildungskursen. Da- bank auf Deutsch verfügbar und steht somit bei werden die Begriffe Das Ethikranking hatte er- auch Fremdsprachen unkundigen Studenten, ‚Tierverbrauch‘ und ‚Tier- freulicherweise auch Aus- Dozenten und Behördenmitarbeitern offen. versuch‘ getrennt. Als Tierversuche werden wirkungen auf Politik und Medien, die wir an- Experimente in der Forschung bezeichnet, sprechen bzw. die auf uns zukommen. Einige Mit dem Leitfaden und Faltblatt zum Spen- aus denen neue Erkenntnisse gewonnen Fraktionen warfen das ema durch Kleine derprogramm sprechen wir nun neben den werden sollen. Tierverbrauch findet da- Anfragen und Debatten in die Landtagssäle. Studierenden und Dozenten auch Menschen gegen in der Ausbildung statt, wo bereits So hat beispielsweise der Landtag üringen an, die mit Tieren zusammenleben. Hier seid bekannte Versuche nachvollzogen werden. Ende 2011 in einer Aktuellen Stunde über auch ihr als Tierrechtler gefragt, Tierspender- Kursleiter müssen diesen Tierverbrauch bei die Ausbildung von Medizinern an lebenden programme vor Ort aufzubauen. einer Genehmigungsbehörde anzeigen. Die Schweinen diskutiert. Behörde hat nun die Verpflichtung zu prü- Nicht zuletzt gibt die Vernetzung mit Invi- fen, ob es eine pädagogisch gleichwertige Wir kooperieren eng mit dem internationa- trojobs, der Plattform für tierversuchsfreie For- Alternative gibt. Wenn dem so ist, kann der len Netzwerk für humane Ausbildung Inter- schung (www.invitrojobs.de), Studierenden Tierverbrauch laut Tierschutzgesetz (§10) NICHE und können in dieser Zusammen- und Absolventen die Möglichkeit, nach Ab- untersagt werden. arbeit eine große Anzahl an Alternativen schlussarbeiten, Praktika und Jobs zu suchen bzw. direkt mit interessanten Arbeitsgruppen in Kontakt zu treten um sich etwa bei der Fächer- wahl im Masterstudium beraten zu lassen bzw. potentielle Arbeitgeber kennen zu lernen.

Dr. rer. nat. Astrid Schmidt

Die Autorin ist Biologin und seit vielen Jah- ren ehrenamtlich bei SATIS und der Kern- gruppe von InterNICHE aktiv. Zwecks Ver- stärkung des Anliegens ist sie seit einem Jahr als Projektleiterin von SATIS bei Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierver- suchsgegner e.V. angestellt.

(1) Überarbeitung im Rahmen der Umsetzung einer neuen EU-Tierversuchsrichtlinie, die ab 2013 in den EU-Staaten Fotos (SATIS /InterNICHE): Beispiele von Alternativmethoden wie Simulatoren und Phantommodelle in klinischen gelten muss. und physiologischen Praktika sowie plastinierte Präparate nicht extra getöteter Tiere für anatomische Praktika. (2) http://www.uni-mainz.de/presse/49187.php

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Widerstand gegen Tier- verbrauch im Studium – Wie es begann

Es ward im Jahr 1780 als der italienische Arzt jedoch nicht vom Himmel gefallen, und sicher Beide Netzwerke wurden nach einem inter- und Biophysiker Luigi Galvani erstmals die auch nicht darauf zurückzuführen, dass Hoch- nationalen Kongress im holländischen Bergen elektrische Froschmuskelreizung beschrieb. schullehrer plötzlich zu Tierrechtlern wurden. ins Leben gerufen, zu dem niederländische Er hatte zufällig bemerkt, wie ein enthäu- Vielmehr ist das vor allem der Erfolg unzähliger Studenten eingeladen hatten. Dort trafen teter Froschmuskel durch elektrischen Strom Proteste von Seiten der Studierenden. In den sich erstmals zwölf Vertreter von deutschen zum Zucken gebracht wurde. Seither wurde 1970er und 80er Jahren ging ein regelrechter Hochschulen. SATIS wurde zunächst als dieses Phänomen als „klassischer Froschver- Proteststurm durch die Unis. „17 Medizinstu- ‚Studentische Arbeitsgruppe gegen Tierver- such“ von Generationen von Studenten in denten der Justus-Liebig-Universität Gießen brauch im Studium’ gegründet und später in aller Welt an Millionen von Fröschen nach- verweigern Tierversuche, weil sie die Ach- ‚Bundesverband Studentischer Arbeitsgrup- vollzogen – bis heute. tung vor dem Leben nicht verlieren wollen“⁽⁶⁾, pen gegen Tiermissbrauch im Studium’ um- „Freiburger Medizinstudenten wollen keine benannt. Die Bezeichnung „Tiermissbrauch“ Proteststurm an den Unis Frösche töten“⁽⁷⁾, „20 Studenten boykottieren wurde gewählt, weil sie umfassender ist als Tierversuche an der Uni-Klinik Eppendorf“(⁸), „Tierverbrauch“, der ja Untersuchungen an Doch hat sich im Laufe der Zeit auch Einiges „Bochumer Studenten verweigerten den lebenden Tieren, die die Übung überleben, bewegt. Viele früher übliche Praktikumsver- Rattenversuch“⁽⁹⁾ hieß in den Medien damals. nicht einschließt. In seinen ersten zwölf Jah- suche gehören inzwischen der Vergangenheit ren war SATIS ein eingetragener Verein. Im an. Noch in den frühen 1980er Jahren muss- Ganze Gruppen von Studenten blieben den Jahr 2000 wurde mangels genügend aktiver ten Studenten an deutschen Unis Grausam- Praktika fern, die Profs blieben auf den Tie- Leute der Verein aufgelöst und SATIS in den keiten an Tieren verüben wie die Reanima- ren sitzen. In dieser Zeit wurden erste tier- Bundesverband Menschen für Tierrechte e.V. tion am oﬀenen Brustkorb von Hunden im verbrauchsfreie Lehrmethoden entwickelt, integriert. EuroNICHE entwickelte sich vom Physiologie-Praktikum für Mediziner⁽¹⁾ in zunächst Videoﬁlme, später Computersimu- Europäischen zum Internationalen Netzwerk München⁽²⁾ und Düsseldorf⁽³⁾, von Katzen in lationen und harmlose Selbstversuche. für Humane Ausbildung - InterNICHE. Berlin⁽⁴⁾ oder die Sektion von Schildkröten im Hamburger Medizinstudium⁽²⁾. Richtig in Fahrt kam der Widerstand gegen Mit der Gründung von SATIS wurden erst- das alljährliche Tiermassaker an den Unis im mals die zahlreichen Einzelaktionen koordi- Dass diese und andere tierverbrauchende⁽⁵⁾ Jahr 1988 mit der Gründung von SATIS und niert. Bis dahin musste jede neu gegründete Übungen an vielen Unis eingestellt wurden, ist EuroNICHE. Uni-Gruppe von vorne anfangen, sich auf die

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Ein echtes Mammutwerk, das vier Jahre in Anspruch nahm, war die SATIS-Studie. Das 370 Seiten dicke Buch erschien 1996 und bot erstmals eine umfassende Übersicht über die Situation im Studium der Biologie, Tier- und Humanmedizin an deutschen Hoch- schulen.

Datenmaterial aus der Zeit davor gibt es lediglich für das Physiologie-Praktikum für Humanmedizinstudenten aus dem Jahr 1990 und für Tiermedizinstudenten aus dem Jahr 1989. Um den Trend weg vom Tierverbrauch im Studium zu veranschaulichen, sind in den Tabellen 1 und 2 diese beiden Praktika den Ergebnissen der SATIS-Studie 1995 und dem Ethik-Hochschul-Ranking 2011 ge- genüber gestellt. Schaf mit permanenter Magenöffnung für tierphysiologische Praktika an manchen Unis Die Übersicht zeigt aber auch, dass es in Suche nach möglichen tierverbrauchsfreien deutschen Unis vorstellten. Weitere Höhe- der universitären Lehre der Lebenswissen- Lehrmethoden begeben, die rechtliche Lage punkte aus der Anfangszeit, in der geradezu schaften ewig gestrige Betonköpfe gibt, die eruieren, Kontakte mit anderen Unis knüpfen Aufbruchstimmung herrschte, waren eine auch 30 Jahre später und trotz unzähliger usw. Da viele Studenten sich nur gegen die Demo mit Zeltlager-Mahnwache vor der Studentenproteste und öffentlicher Auf- Tierexperimente im Studium engagierten, so- Uni Frankfurt/Main 1991 sowie der Eu- schreie, trotz inzwischen hoch entwickelter lange sie selbst betroffen waren, gab es keine roNICHE-Kongress in Frankfurt/Main im und preisgünstiger tierfreier Lehrmittel und Kontinuität. SATIS sammelte und verbreitete Jahr 1990, bei dem sich 100 Teilnehmer aus trotz eines Tierschutzgesetzes, das derartige Informationen und förderte den Austausch 16 Ländern austauschten. Praktiken eigentlich verbietet, immer noch zwischen den Studierenden und den an den geradezu krampfhaft an Lehrmethoden von Unis entstehenden ‚Tierschutz-AG’s’. In den Durch gezielte Information und Gespräche vor 230 Jahren festhalten. frühen 1990er Jahren gab es rund 25 SATIS- mit Politikern aller Parteien wirkte SATIS AG’s an den einzelnen Hochschulen. auch auf politischer Ebene. Zahlreiche Orts- Der Grund hierfür lässt sich nur durch ei- gruppen von SATIS waren zudem in der Uni- nen gewollten Abstumpfungsprozess erklä- Der internationale Austausch durch die da- versitätspolitik engagiert. ren. Die tierexperimentelle Forschung sieht mals jährlich stattfindenden EuroNICHE- dank zunehmender öffentlicher Kritik ihre Kongresse beflügelte die Verbreitung von Eine unentbehrliche Informations- und Dis- Felle davonschwimmen. Die Studierenden tierfreundlichen Lehrmitteln. So organi- kussionsgrundlage im Prä-Internet-Zeitalter sollen in einem „Initiationsritus“ in die Welt sierte SATIS 1989 eine Tournee nieder- war das von SATIS herausgegebene Buch der Wissenschaft eingeweiht werden, in der ländischer Physiologie-Professoren, die „Über Leichen zum Examen“, das 1993 in Tierversuche integraler Bestandteil sind. ihr interaktives Videoprogramm an fünf erster und 1996 in zweiter Auflage erschien. Sind sie durch die Überwindung, Tiere auf-

Foto oben und links: Eine der frühen Demos gegen Tiermißbrauch im Studium, Frankfurt 1991

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zuschneiden, erst einmal Teil dieser Welt, Dieser großartige Sieg eines „Davids“ gegen gerichtlich vorzugehen. Dies ist bedauerlich, werden sie die Forschungspraktiken später „Goliath“ mündete in einem enormen Medi- aber durchaus auch verständlich, da ein sol- kaum noch in Frage stellen. eninteresse und war Motivation für zahlreiche cher Prozess meist äußerst zeitraubend ist. weitere Studenten, sich – mit tatkräftiger Un- Recht auf Gewissensfreiheit terstützung von SATIS - gegen den Zwang zur Ein weiterer Fall soll hier nicht unerwähnt Teilnahme am Tierverbrauch zu wehren und bleiben. In einem fast zehn Jahre dauernden Ein wichtiges Betätigungsfeld von SATIS gegen ihre Uni vor Gericht zu ziehen. Minde- Rechtsstreit war die Karlsruher Biologiestu- war die Unterstützung von Studenten, die auf stens zwölf Prozesse von 20 Studenten wurden dentin Anya Feddersen bis vor das Bundes- gerichtlichem Wege versuchten, ihr Studium zwischen 1988 und 1998 geführt. In den mei- verfassungsgericht gezogen. Sie musste sich ohne Tierleid weiterführen zu können. Eine sten Fällen wurden sie jedoch von den Studie- zwar in allen Instanzen geschlagen geben, Hamburger Biologie-Studentin war – damals renden verloren oder sie verliefen im Sande. es kam aber dennoch zu einem bemerkens- noch ohne die Hilfe von SATIS – die erste, werten, höchstrichterlichen Urteil. die in Deutschland ihre Uni verklagte. Sie In Deutschland kann nur klagen, wer selbst be- Das Bundesverwaltungsgericht befand in hatte sich aus Gewissensgründen geweigert, troffen ist. Birgit Völlm und die weiteren Stu- seinem Urteil zu Anyas Prozess, dass der mit Tauben, Krebse, Ratten und andere Tiere zu denten beriefen sich auf das grundgesetzlich dem schwersten Schaden verbundene Eingriff sezieren. Nach fünf (!) Jahren erreichte sie verbriefte Recht auf Gewissensfreiheit (Art. die Tötung eines Tieres ist.⁽¹¹⁾ Diese Auffas- 1986 einen Vergleich, d.h. eine außergericht- 4 Grundgesetz (GG)) und das Recht auf freie sung wurde drei Jahre später bestätigt durch liche Einigung. Die Uni gab ihr den Prakti- Berufswahl nach Art. 12 GG in Verbindung das Bundesverfassungsgericht.⁽¹²⁾ kumsschein, obwohl sie nicht an den Präpa- mit der Verpflichtung des Staates, die Würde rierübungen teilgenommen hatte. des Menschen zu achten und zu schützen (Art. Die Richter hatten damit anerkannt, dass Tö- 1 GG). Dem gegenüber steht das Recht des tungen von Tieren zu Ausbildungszwecken Im Rechtsstreit der Medizinstudentin Bir- Hochschullehrers auf Lehrfreiheit (Art. 5 GG). unter § 10 Tierschutzgesetz⁽¹³⁾ (TierSchG) git Völlm bekam im Jahr 1990 zum ersten Der Tierschutz und das Tierschutzgesetz, als fallen. Bis dahin war die Rechtsvorschrift le- Mal die betroffene Studentin vor Gericht dem Grundgesetz untergeordnet, spielten bei diglich auf solche Übungen angewendet wor- Recht⁽¹⁰⁾. Sie hatte die Teilnahme an den den Prozessen überhaupt keine Rolle. den, in deren Verlauf Tiere getötet worden obligatorischen Froschversuchen im Phy- oder zu sonstigen Schäden gekommen sind. siologiepraktikum verweigert und die Uni- Im Jahr 2002 wurde nach zwölf Jahren in- Präparationsübungen, bei denen eigens zu versität Frankfurt verklagt, als diese ihr tensiver Kampagnenarbeit zahlreicher diesem Zweck getötete Tiere seziert werden den entsprechenden Schein nicht ausstell- Tierschutz- und Tierrechtsverbände der sowie sämtliche Organpräparate von extra ge- te. Das Verwaltungsgericht Frankfurt hielt, Tierschutz ins Grundgesetz aufgenommen. töteten Tieren (z. B. „Froschversuche“) wurden ein Jahr später bestätigt durch den Verwal- Artikel 20 a wurden drei Worte hinzugefügt: somit ausgeklammert. Diese Rechtsprechung tungsgerichtshof Kassel, die Einschrän- „Der Staat schützt auch in Verantwortung ist auch heute noch für die Auslegung des kung der Grundrechte der Studentin, die für die künftigen Generationen die natür- § 10 TierSchG maßgeblich.⁽¹⁴⁾ Paragraph ja ihr Studium wegen des fehlenden Prak- lichen Lebensgrundlagen und die Tiere…“. 10 TierSchG besagt, dass Eingriffe oder Be- tikumsscheins nicht fortsetzen kann, für Bislang sind die Auswirkungen für die Tiere handlungen zur Aus-, Fort- oder Weiterbil- gravierender als die Einschränkung der zwar eher gering, zumindest für klagewillige dung an Tieren, die mit Schmerzen, Leiden Rechte des Hochschullehrers. Dieser müs- Studenten stünden die Chancen, gegen ihre oder Schäden verbunden sind, nur durchge- se nicht einmal Lerninhalte, sondern nur Hochschule zu gewinnen, heute ungleich führt werden dürfen, wenn ihr Zweck nicht die Vermittlungsmethode - noch dazu nur besser. Neben der Gewissensfreiheit kann auf andere Weise erreicht werden kann. für einzelne Studierende - ändern. Es sei auf Seiten der Studierenden nun auch noch ihm dies durchaus zuzumuten, er könne der Tierschutz mit in die Waagschale gewor- Dass sämtliche Hochschulen, die tierverbrau- also bei Bedarf dazu verpflichtet werden, fen werden. Trotz dieser verbesserten recht- chende Übungen im Studium anbieten, regel- ein alternatives Praktikum für einzelne lichen Situation hat es seit 2002 leider noch mäßig gegen geltendes Recht verstoßen, da Studierende anzubieten. kein Student gewagt, gegen seine/ihre Uni ihr Zweck selbstverständlich auf andere Weise

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erreicht werden kann, steht auf einem anderen Zu Sowjetzeiten mussten an den Hochschu- Während es in Deutschland an den Unis nur Blatt. Da die grundgesetzlich garantierte Lehr- len ein vorgegebener Katalog von z. T. extrem schleppend voran geht, macht das Osteuropa- freiheit über dem Tierschutzgesetz steht, wird grausamen Tierversuchen in den Praktika ab- projekt Mut. Jeder verhinderte Tierversuch ret- dieses ausgehebelt und den Hochschullehrern gehandelt werden. So wurden die klassischen tet nicht nur Tierleben, sondern lässt die Spirale quasi ein Freibrief zur Tierquälerei ausgestellt. Pawlowschen Versuche an Hunden, bei dem der Gewalt gegen Tiere an den Unis sich auch Obwohl der Tierschutz zwar auch im Grundge- den Tieren ein Speichelauﬀangbehälter eino- ein bisschen langsamer drehen. Studenten, setz steht, lässt sich nicht gerichtlich gegen die- periert wird, nachvollzogen, Hirnoperationen die - statt lebenden Fröschen die Köpfe abzu- sen Rechtsbruch vorgehen, da die Betroﬀenen an Katzen verübt und unbetäubte Ratten mit schneiden - mit Computermodellen arbeiten, – die Tiere – selbst nicht klagen können. Daher elektrischem Strom verbrannt. Der Zerfall der lernen einen verantwortungsvollen Umgang ist das von vielen Tierschutz- und Tierrechts- UdSSR und die Unabhängigkeit der einzel- Tieren und Menschen gegenüber und haben in verbänden geforderte Verbandsklagerecht so nen Staaten brachten den Hochschullehrern ihrer späteren Laufbahn vielleicht eher Skru- wichtig. Damit wäre es möglich, dass Menschen mehr Freiheit, ihre Praktika zu gestalten. Die pel, Tierversuche durchzuführen. im Namen der Tiere vor Gericht gehen. schlechte wirtschaftliche Lage vieler ehema- liger Sowjetländer führte dazu, dass viele Ver- Dr. med. vet. Corina Gericke Fortschritte in Osteuropa suche nicht mehr angeboten wurden, weil die Tiere dafür zu teuer waren. Lediglich Frösche Die Autorin ist Gründungsmitglied von SATIS Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tier- und Hunde waren und sind nahezu unbegrenzt und EuroNICHE, war jahrelang im Vorstand versuche betreibt ein äußerst erfolgreiches und kostenlos verfügbar. Man schickt einfach von SATIS e.V. und ist derzeit stellvertretende Osteuropaprojekt, bei dem Institute ein paar Studenten los, welche zu fangen. Vorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche e.V. hauptsächlich in der Ukraine mit tierver- (www.aerzte-gegen-tierversuche.de). brauchsfreien Lehrmethoden ausgestattet In dieser Zeit des Umbruchs besteht ein großes werden. Im Gegenzug verzichten sie per Potential, Praktika auf tierverbrauchsfrei um- (1) In diesem Artikel wird der besseren Lesbarkeit wegen auf die weiblichen Bezeichnungen verzichtet. Die männliche Form „Me- Vertrag auf Tierversuche in der studen- zustellen und damit ganz direkt Tierleben zu diziner“, „Studenten“ usw. schließt weibliche Personen mit ein.

tischen Ausbildung. retten. Viele Hochschullehrer halten zwar wei- (2) „Studenten üben Wiederbelebung – Hunde müssen sterben“ ter an den herkömmlichen Methoden fest, an- Abendzeitung, 15./16. 11. 1983 dere sind aber sehr empfänglich für fortschritt- (3) „Fertig zum Schocken“ Der Spiegel, Nr. 51/1983

liche Lehrmittel aus dem Westen. (4) „Protest gegen Tierversuche“ Tagesspiegel, 20.12.1981

(5) Unter „Tierverbrauch“ sind Versuche zu Lehrzwecken an Seit Beginn des Projekts im April 2008 wur- lebenden sowie an eigens für diesen Zweck getöteten den von den Ärzten gegen Tierversuche Ver- Tieren zu verstehen. träge mit den Leitern von 23 Instituten in (6) „Wir wollen die Achtung vor dem Leben nicht verlieren“, Gießener Anzeiger, 26.11.1986 11 Städten der Ukraine gemacht. Dadurch (7) Ein Frosch, wer keinen Frosch töten will, Psychologie heute, werden jedes Jahr rund 25.000 Tiere vor Juli 1983

einem qualvollen Tod an den Universitäten (8) Studenten boykottieren Tierversuche an der Uni-Klinik bewahrt. Der Verein unterstützt außerdem Eppendorf, Die Welt, 03.02.1979 diverse Projekte in Russland, hat die Ent- (9) Bochumer Biologie-Studenten verweigerten den wicklung russischsprachiger Lehrﬁlme ﬁ- Rattenversuch, Ruhr-Nachrichten, 26.09.1984 nanziert sowie durch Pressekonferenzen und (10) VG Frankfurt am Main V/I E 851/89 Medienberichte eine Sensibilisierung der (11) BVerwG 6 C 5/96, vom 18. Juni 1997

Öﬀentlichkeit angestoßen. Weitere Projekte (12) 1 BvR 1834/97 in der Ukraine sind in Vorbereitung, die (13) Tierschutzgesetz vom 25. Mai 1998 (BGBl. I S. 1105), ge- Profs stehen geradezu Schlange. Seit neues- ändert durch Berichtigung vom 25. Juni 1998 (BGBl. I S. 1818)

tem wurden Kontakte nach Usbekistan und (14) Vgl. Hirt, Maisack und Moritz, Tierschutzgesetz – Kirgisien geknüpft. Kommentar, 2. Aufl. 2007, § 10 Rn. 4 und 23

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Tabelle 1: Vergleich des Tierverbrauchs im Physiologiepraktikum für Humanmediziner 1990 (Umfrage von Professor Weiss, Uni Lübeck, nur Westdeutschland), 1995 (SATIS-Studie) und 2011 (Ethik-Ranking)

Anzahl Tiere pro Jahr Universität 1990 1995 2011 30 Frösche 100 Frösche Aachen Froscheizellen 20 Ratten 13 Ratten 50 Ratten Schlachthofmaterial Schlachthofabfälle Berlin 1 Katze 1 Frettchen (freiwillig) (Kaninchen) 1 Frettchen Bochum ? Frösche keine Tierversuche

Bonn 120 Frösche 60 Frösche Frösche?

Dresden 10 Karpfen Karpfen?

Düsseldorf 10 Kaninchen keine Tierversuche keine Tierversuche 16 Kaninchen Erlangen keine Tierversuche keine Tierversuche 48 Regenwürmer Essen 60 Frösche keine Tierversuche keine Tierversuche 82 Frösche Frankfurt 150 Frösche keine Tierversuche Schnecken Freiburg keine Tierversuche keine Tierversuche keine Tierversuche 200 Frösche 192 Frösche Gießen keine Tierversuche 24 Kaninchen 24 Kaninchen Göttingen keine Tierversuche keine Tierversuche keine Tierversuche

Greifswald keine Tierversuche keine Tierversuche 30 Frösche Halle/S. keine Tierversuche 1 Meerschweinchen 2-3 Regenwürmer 320 Frösche Hamburg keine Tierversuche Krallenfroscheier 14 Meerschweinchen Umgehung möglich Hannover keine Tierversuche keine Tierversuche keine Tierversuche

70 Kaninchen 72 Kaninchen Ratten Heidelberg 70 Frösche 72 Frösche Frösche Jena 342 Frösche Frösche

Kiel ? Frösche ? keine Tierversuche 96 Frösche (2009) 8 Ratten Köln 140 Frösche 20 Meerschweinchen 14 Frösche

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Anzahl Tiere pro Jahr Universität 1990 1995 2011

Leipzig 300 Frösche 1 Kaninchen (überlebt) 60 Frösche Ratten Lübeck 34 Frösche 15 Meerschweinchen Frösche 37 Ratten Ratten Magdeburg 2 Meerschweinchen Meerschweinchen 20 Frösche Frösche 160 Frösche Mainz 24 Meerschweinchen 180 Frösche keine Tierversuche 24 Ratten Mannheim 4 Ratten 7 Kaninchen Marburg 20 Frösche keine Tierversuche keine Tierversuche 30 Ratten 15 Frösche München LMU Schweineaugen 20 Meerschweinchen 55 Meerschweinchen München TU 2 Frösche ?

Münster keine Tierversuche keine Tierversuche keine Tierversuche

Regensburg 100 Frösche 60 Frösche keine Tierversuche

Rostock 24 Ratten Ratten

Saarbrücken 160 Frösche keine Tierversuche keine Tierversuche

Tübingen 90 Frösche keine Tierversuche keine Tierversuche

Ulm 60 Frösche 50 Frösche Frösche

Witten keine Tierversuche keine Tierversuche keine Tierversuche ? Würzburg 60 Frösche keine Tierversuche

Einige der Tiere, die in Anatomiekursen für Biologen/Mediziner/Tiermedizinier aufgeschnitten werden

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Phantommodell als Alternative Vergleich des Tierverbrauchs im Physiologiepraktikum für Tiermediziner 1989 (TVT-Fachgespräch, 10./11.3.1989, nur Westdeutschland), 1995 (SATIS-Studie) und 2011 (Ethik-Ranking)

Anzahl Tiere pro Jahr Universität 1989 1995 2011

0 Frösche, (2006) Berlin 200 Frösche 6 Ratten Meerschweinchen lebend Schlachthofmaterial Schlachtabfälle (Kaninchen)

10 Kaninchen 15 Ratten Schlachtabfälle Schlachthofmaterial Gießen ein freiwilliger Versuch Fistelkuh Reflexe, Fistelkuh u. a. EKG, Reflexe etc. Umgehung möglich Umgehung aller möglich

4 Ratten 11 Ratten 30 Frösche 110 Frösche Frösche Hannover 6 Kaninchen ? Kaninchen (freiwilliger TV) Fistelkuh? Schlachthofmaterial Fistelkuh u. a. Fistelkuh, Reflexe u.a.

1 Kaninchen Meerschweinchen lebend Leipzig 1 Huhn 6 Ratten Blutentnahmen, Reflexe u. a. 126 Ratten 6 Ratten München Ratten 66 Frösche 0 Frösche

BUAV kritisiert Geburt der ersten „Affen-Chimären“

Die British Union for the Abolition of Vivisection (BUAV) kritisiert in sich erfolgreich bis zur Geburt entwickelt. Diese Affenjungen seien einer Stellungnahme die Geburt der ersten sogenannten Affen-Chi- normal groß gewesen und würden keine offensichtlichen Defekte mären. Wissenschaftler an der medizinischen Hochschule Oregon oder Missbildungen aufweisen. Health & Science University in Portland, USA, produzierten unter der Leitung von Shoukhrat Mitalipov die genetisch veränderten Rhesusaf- Der wissenschaftliche Berater der BUAV, Dr. Jarrod Bailey, wies darauf fen-Babys, die sie Anfang Januar 2012 der Öffentlichkeit vorstellten. hin, dass nur wenige der genetisch veränderten Tiere die gewünschten Eigenschaften zeigen, so dass viele getötet werden, bevor die Versuche be- Die Zellen dieser Rhesusaffen enthalten Erbgut von bis zu sechs un- ginnen und viele weitere aufgrund der erheblichen durch die genetischen terschiedlichen Individuen. Die Wissenschaftler des Oregon National Veränderungen hervorgerufenen Fehlbildungen sterben. Die Affen, die die Primate Research Center verklebten Zellen mehrerer wenige Stun- Merkmale aufweisen, an denen die Forscher interessiert sind, leiden enorm den alter Affenembryos miteinander. Diese Zellen würden laut Mita- unter diesen genetischen Eigenschaften und den Versuchen, die mit ihnen lipov nicht miteinander verschmelzen, jedoch zusammenbleiben und durchgeführt werden, so Bailey weiter. Anstatt nicht-menschlichen Tieren Gewebe und Organe erzeugen. Daher sei das Gewebe im Körper der Leiden zuzufügen, sollten Wissenschaftler mit menschlichem Zell- und Affenbabys eine Mischung von Zellen unterschiedlicher genetischer Gewebematerial sowie freiwilligen menschlichen Probanden arbeiten und Herkunft. Von den 29 auf diese Weise kombinierten „Mischembryo- so auf wirklichen und humanen medizinischen Fortschritt setzen. nen“ seien alle bis zum Vielzellstadium herangewachsen, und 14 von ihnen hätten die Forscher Affenweibchen eingepflanzt. Drei hätten (Quellen: http://www.buav.org, http://www.ohsu.edu, http://www.g-o.de)

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Hirnforschung an Affen

Es heißt, die Hirnforschung diene angeblich dazu, das menschliche gen gibt es nur eine geringe Beeinträchtigung. Gehirn besser zu verstehen, um eines fernen Tages erapien gegen • Eine Schädigung des Scheitellappens, eines Abschnitts des Alzheimer und Parkinson entwickeln zu können. Affen sind von allen Großhirns, ruft beim Menschen Apraxie hervor, eine Störung Tieren dem Menschen am ähnlichsten, aber wie groß ist die Ähn- von Bewegungsabläufen und die Unfähigkeit bei erhaltener lichkeit wirklich? Aysha Akhtar, M.D., M.P.H. (1), Neurologin aus Bewegungsfähigkeit Gegenstände sinnvoll zu verwenden. Die Washington, USA, hat einige neuroanatomische und neurophysiolo- gleiche Schädigung beim Affen verursacht lediglich geringfü- gische Unterschiede zusammengetragen: gige Muskelstörungen. • Die Hauptentwicklungsphase des Affenhirns dauert 136 Tage, die des menschlichen Gehirns 470 Tage. Wissenschaftliche Forschung • Die menschliche Hirnrinde hat eine 10-mal größere Oberfläche als die des Affen. Forschung an Affenhirnen erlaubt Aussagen über die Funktion • Der V1-Bereich (ein Teil der Sehrinde) macht beim Affen 10 % des Affenhirns – mehr nicht. Will man etwas über das mensch- der gesamten Hirnrinde aus, beim Menschen nur 3 %. liche Gehirn erfahren, muss das „Zielhirn“ untersucht werden und • Identische Bereiche in der Sehrinde haben bei Affe und Mensch nicht das einer anderen Tierart. Ethisch vertretbare Forschung am ganz unterschiedliche Funktionen. Zielorgan, dem menschlichen Gehirn, ist möglich. Die heutigen • Ein menschliches Neuron hat 7.000 bis 10.000 Synapsen (Ver- Technologien erlauben den Forschern das Gehirn bis ins kleinste bindungen zu anderen Neuronen), beim Rhesusaffen sind es nur Detail zu untersuchen – ohne Löcher in den Schädel zu bohren. 2.000 bis 6.000. Mit modernen bildgebenden Verfahren wie Magnetresonanz- oder • Menschen haben zur Verarbeitung von visuellen Reizen Hirnbe- Positronenemissions-Tomographie kann die Verarbeitung von Ner- reiche, die es beim Affen gar nicht gibt. venreizen im Gehirn von Freiwilligen untersucht werden. Diese Art • Das menschliche Gehirn hat Areale, die es beim Affen nicht gibt: der Forschung liefert relevante Daten, die menschlichen Patienten, für Sprache, Lesen, Singen, Gedichte schreiben, Rechnen, Sport, die an Alzheimer, Parkinson oder anderen neurologischen Erkran- abstraktes Denken. kungen leiden, tatsächlich helfen können. • Eine Schädigung eines bestimmten Bereichs des motorischen Systems verursacht beim Menschen Akinesie, einen kompletten http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/infos/tierversuche-an- Ausfall von Sprache und Muskelbewegungen. Beim Affen hinge- affen/11-hirnforschung-an-affen-grausam-und-sinnlos.html

Toxikologe versucht, Tierversuche zu verhindern

Unter der fachlichen Betreuung der British Union for the Abolition of Vi- werden können. Der Test „verbraucht“ mehr als 2.000 Tiere. Pramod fand visection (BUAV) ist seit dem 1. Oktober 2011 ein erfahrener Toxikolo- Hinweise darauf, dass diese Substanz zu keinen reproduktiven Problemen ge, Pramod Kumar, der in Indien lebt, von animal 2ooo angestellt worden. führen würde und machte einen Bericht aus den USA ausfindig, der dies Seine Aufgabe ist es, Argumente zu suchen zur Verringerung der Zahl untermauert. Für die Cashew-Flüssigkeit wollte der Hersteller einen Bio- der Tiere, die aufgrund der Richtlinie REACH verwendet werden. akkumulationstest an Fischen durchführen sowie die pränatale Entwick- lungstoxizität testen und ferner die 90-Tage-Toxizität bei wiederholter Im Oktober lieferte Pramod Stellungnahmen zu elf vorgeschlagenen Gabe und zwei Mal die Reproduktionstoxizität bei Ratten. Diese Tests Tierversuchen (einschließlich eines gemeinsamen Vorschlags für 17 hätten über 3.600 Ratten und Fischen das Leben gekostet. Pramod fand Chemikalien). Die Chemikalien enthalten Formen von Erdöl-Gasölen, Beweise dafür, dass die Substanz wahrscheinlich nicht toxisch ist und ar- Orthoborsäure zur industriellen Herstellung von Schmierstoffen und gumentiert, dass eine weitere Prüfung nur Zeitverschwendung sei. Cashew-Nuss-Flüssigkeit, die in der Herstellung von Farben (nicht als Lebensmittel) verwendet wird. Für die Erdöl-Gasöle schlug der (unbe- Es ist zwar unklar, inwieweit die Agentur ECHA oder die vorschla- kannte) Hersteller vor, die Reproduktionstoxizität zu testen. Das bedeu- genden Unternehmen der Argumentation des Toxikologen folgen tet, dass zwei Generationen von Ratten gezwungen werden, den Stoff zu werden, aber bei früheren Einwendungen der BUAV hat es durchaus schlucken, so dass die Auswirkungen auf sie und ihre Babys beobachtet Erfolge gegeben. Das lässt doch hoffen! (tv)

Züchten bis in den Tod

Mit vielen öﬀentlichkeitswirksamen Aktionen arbeiten italienische Mit Hungerstreiks und Info-Ständen vor dem Gemeindehaus in Tierversuchsgegner_innen aktuell an der Schließung der Tierver- Montichiari wird die Erinnerung an die grausamen Haltungsbedin- suchstier-Zuchtanstalt Green Hill, einem Tochterunternehmen des gungen und die sinnlose Verwendung tierlicher Individuen in der amerikanischen „Tiermodell-Giganten“ Marshall BioResources. Forschung wachgehalten.

So besetzten am 14. Oktober 2011 in Montichiari (Norditalien) fünf Mehr Infos (auf Italienisch): http://www.fermaregreenhill.net/wp/ Aktivist_innen das Dach eines der Zuchtbaracken, um symbolisch die Schließung einzuleiten. Unterstützt wurde diese lobenswerte Aktion Vom 6.-8. Juni 2012 ﬁndet in Marseille die 38. Konferenz der Fran- mit einem 48 Stunden währenden Sit-in, das als Beginn der Kampagne zösischen Gesellschaft für Forschung und Technik an Versuchstieren „Presidio Non-stop“ („Besetzung non-stop“) für viel Aufsehen sorgte. (AFSTAL) statt.

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Tierbefreiung_74.indd 15 08.03.2012 12:55:13 Uhr Tierversuche Undercover - Recherche in US-Affenlabor

Forderung eines Transportstopps bei

den Fluglinien In den Shin Nippon Biomedical Laboratories (SNBL), ansässig in Everett, USA, erleiden Affen laut einer Informantin unvorstellbare Qualen im Versuch.

Es gibt immer noch zig Airlines, darunter auch namhafte, die sogenannte Laboraffen transportieren und vom Leid der Tiere profitieren. Jedes Jahr werden zehntausende Affen, u. a. im Auftrag von SNBL, nach Amerika eingeflogen.

Fluglinien, die noch Aﬀen transportieren, sind Air Canada, Air China, Air France, China Eas- tern Airlines, China Southern Airlines, Philip- pine Airlines sowie Vietnam Airlines.

In winzige Holzkisten gesperrt verbringen die Tiere den stundenlangen Flug bei völliger Dunkelheit im Frachtraum, wo es kalt und laut ist. Viele der Affen sterben beim Trans- port. Oft handelt es sich um Wildfänge, die ihrem Lebensraum und ihrer Familie entrissen wurden, oder um Tiere, die in grausamen Bedingungen auf Zuchtfarmen in China, Vietnam, Kambodscha oder anderen Ländern vor sich hinvegetieren.

Undercover-Videoaufnahmen enthüllten Ende 2011, welches Schicksal den Aﬀen in SNBL-Versuchslaboren bevorsteht: Sie werden mit Testchemikalien zwangsgefüttert, die sie vergiften und töten. Während eiskalte Flüssigkeiten in ihre Körper gepumpt werden, zittern die Tiere und klappern unentwegt mit ihren Zähnen.

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Tierbefreiung_74.indd 16 08.03.2012 12:55:14 Uhr Tierversuche Undercover - Kreiter missbraucht weiterhin Affen im Versuch

Recherche in Mitte November teilte der Deutsche Tier- eingehend geprüft werden können, ausgehen schutzbund mit, dass die Bremer Senatorin wird. Die RichterInnen haben zwischen dem Jürgens-Pieper die Affenversuche an der Tierschutz als Staatsziel und dem Interesse Bremer Universität erneut nicht genehmigt. des Forschers abgewogen. Das Interesse des „Wir belegen seit Jahren auf der Basis wis- Forschers an der vorläufigen Fortführung senschaftlicher Belastungskataloge, dass seines Vorhabens überwiege hier nicht zuletzt US-Affenlabor Kreiters Versuche für die Affen mit erheb- deshalb, weil es um Versuchsreihen gehe, die lichen Leiden verbunden sind, was er immer mit behördlicher Genehmigung begonnen bestreitet. Unsere Auffassung wurde nun und dann aufgrund einer vom Verwaltungs- durch das Gutachten des weltbekannten gericht erlassenen einstweiligen Anordnung Primatenfachmannes und Wissenschaftse- fortgeführt worden seien, teilte das Gericht thikers John Gluck bestätigt. Wir raten der mit. Zudem hieß es, dass ein Abbruch der Universität Bremen jetzt dringend, sich von Versuche den Erfolg der bisherigen Anstren- diesen Tierversuchen zu verabschieden und gungen zumindest infrage stellen würde. stattdessen innovative, tierversuchsfreie For- Die Universität hat in all der Zeit betont, alle schung voranzutreiben“, so Wolfgang Apel Mittel auszuschöpfen und auch vor das Bun- vom Deutschen Tierschutzbund. desverfassungsgericht zu ziehen. TierrechtlerInnen fordern mit der Veröf- fentlichung des Materials vehement einen Die senatorische Behörde in Bremen hatte die Münchner Arzt plante Transportstopp von Affen bei den Flugge- Fortsetzung der Affenversuche aus ethischen Tierversuche sellschaften. Gründen und unter Bezug auf das in der Ver- fassung festgeschriebene Staatsziel Tierschutz Medienberichten zufolge soll ein renom- Weniger Schimpansen bereits im Jahr 2008 abgelehnt. Kreiter hatte mierter Münchner Klinikleiter vorsätzlich im Versuch gegen die Verweigerung geklagt und teilweise und unerlaubt Betäubungsmittel erworben Recht bekommen. Die Stadt Bremen legte haben, die er für private Experimente an Laut Medienberichten will die wichtigste dagegen Berufung ein. Nur wenige Tage nach Schweinchen und Kaninchen missbrauchen US-Einrichtung für medizinische For- der obigen Meldung verlängerte das Oberver- wollte. So erhielt der Direktor einer Privat- schung Experimente an Schimpansen ab waltungsgericht mit einem Eilbeschluss die klinik einen Strafbefehl über 50 Tagessät- Anfang 2012 stark reduzieren. Der Chef Frist für die Makaken-Experimente an der ze à 200 Euro (10.000 Euro), gegen den er der „National Institutes of Health“, Francis Bremer Universität um zwölf Monate. Widerspruch einlegte, so dass eigentlich ein Collins, teilte mit, seine Einrichtung wolle Prozess notwendig wurde. Der Termin am entsprechenden Empfehlungen des nicht- Das Gericht betonte, dass es bei der aktu- Amtsgericht Ende des Jahres wurde jedoch staatlichen „Institute of Medicine“ (IOM) ellen Entscheidung um laufende und nicht aufgrund von Gesprächen zwischen den nachkommen, welches dazu aufgerufen um neue Versuchsreihen gehe. Seit 14 Jahren Parteien kurzfristig abgesagt. Als Kliniklei- hatte, die Menschenaffen nur noch dann erforschen Neurobiologen um Prof. Andreas ter war es für den 61-Jährigen ein Leichtes, zur medizinischen Forschung heranzuzie- Kreiter an Makaken-Affen, wie das Gehirn an Betäubungsmittel zu kommen, die Rede hen, wenn es keine andere Untersuchungs- funktioniert. Sie erhoffen sich Erkenntnisse war von 50 Ampullen Buprenorphin, die er möglichkeit gibt, eine Forschung direkt für erapien zur Behandlung von Epilepsie laut den Anklägern für private Forschungs- beim Menschen ethisch nicht vertretbar oder Alzheimer. Universität und Gesund- zwecke verwenden wollte. Für den Umgang ist und Fortschritte zur Bekämpfung le- heitsbehörde streiten seit 2008 über die Fort- mit Betäubungsmitteln für wissenschaftliche bensbedrohender Gefahren anders nicht setzung der Versuche, die nach dem Willen Zwecke ist aber eine Erlaubnis nach dem Be- erreicht werden können. der Behörde beendet werden sollen. Kreiter, täubungsmittelgesetz notwendig. Diese lag in dessen Labor über 20 Affen missbraucht nicht vor. Der Mediziner soll geplant haben, Aktuelle Daten sprechen von 937 Schim- werden, hatte 2010 die vorläufige Fortset- an Schweinen und Kaninchen Mittel gegen pansen in den US-Forschungslabors, da- zung seiner Versuche erstritten. den Herzinfarkt und Achillessehnenverlet- von 436 in staatlichen. zungen zu erproben. Das OVG muss in einem Berufungsverfah- In der EU finden seit 1999 keine Tierver- ren über die Ablehnung weiterer Genehmi- Am Ende wurde das Verfahren am Amts- suche mit Schimpansen mehr statt, ein for- gungen entscheiden. Nach Einschätzung der gericht gegen eine Auflage von 13.000 Euro males Verbot für Forschungsexperimente Richter ist offen, wie die Angelegenheit im eingestellt – das sind 3.000 Euro mehr als mit Schimpansen, Gorillas und Orang- Hauptsachverfahren, bei dem erst die von der der ursprüngliche Strafbefehl. Dafür gilt der Utans gilt seit 2011. Gesundheitsbehörde vorgelegten Gutachten Mann nicht als vorbestraft. (tv)

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Tierbefreiung_74.indd 17 08.03.2012 12:55:14 Uhr No Gateway to Hell Weltweite Kampagne gegen Air France nun auch in Deutschland gestartet

Affe an Bord

An einem Dienstagabend im vergangenen Dezember konnten die Be- die „Machtposition“ der Auswahl zwischen tierversuchsfreien und sucher_innen des Frankfurter Flughafens ein äußerst merkwürdiges nicht tierversuchsfreien Produkten. Hier hängt das Geschehen allein Ereignis in der sonst so hektischen, von Geschenkeinkauf und Ver- von Gesetzgebung und wirtschaftlicher Forschung ab. Das heißt, egal wandtenbesuch geprägten Vorweihnachtszeit beobachten. Ein offen- wie viel tierversuchsfreie Produkte wir kaufen, es werden dadurch kei- sichtlich leidend kreischender Affe kämpfte um Bewegungsfreiheit ne Tierversuche für die Medizin verhindert. Wo finden wir also An- und rang mit einer Air France-KLM-„Mitarbeiterin“ der Abteilung knüpfungspunkte? Mit Tierversuchen als Königsdisziplin und somit Versuchstiertransporte. An einer Leine zerrend bemühte sich die sozialem Prestigeerwerb der Ärzt_innen ist es schwer, mit einer mora- „Mitarbeiterin“ lautstark, den Affen zum Air France-KLM-Check- lischen Beeinflussung die Akteure selbst zur Einstellung solcher Ver- in-Schalter zu bewegen. Natürlich war sie den verwunderten Beo- fahren zu bewegen. Auch ein Kampf auf rechtlicher Ebene stellt sich bachter_innen eine triftige Erklärung über ihr Verhalten und ihre Ab- als schwierig heraus, verläuft oft doch eher enttäuschend. sichten schuldig. Zu guter Letzt wurde ein weiteres von Millionen von Versuchstieren mit dem weltweit größten Versuchstiertransporteur Air Nun steht unter blinder Überwachung (oder eben auch offen- France-KLM erfolgreich in ein Tierversuchslabor verfrachtet. sichtlicher Nicht-Überwachung) des Tierversuchsgeflechts durch die Gesetze und die an diese gekoppelten Institutionen wie z. B. Doch nun einmal von vorn: Worum geht es? Tierschutzbeauftragte und Veterinärämter die Verbindungskette der einzelnen aktiv handelnden Glieder. Von Züchter_innen be- Nach Aktionstagen und vereinzelten Aktivitäten lokaler Gruppen in züglich Hunden und Kleintieren bzw. Jäger_innen bei Primaten der Vergangenheit läuft seit einiger Zeit auf internationaler Ebene eine über Transportunternehmen wie Air France-KLM oder Lufthan- globale Kampagne der Tierbefreiungsbewegung gegen den Versuchs- sa kommen schließlich die Versuchstiere in den Laboratorien von tierhandel des Flugunternehmens Air France-KLM. Im deutschspra- beispielsweise Covance, HLS oder Universitäten an. Auftraggeber chigen Raum gab und gibt es diesbezüglich noch Nachholbedarf. sind meist große Pharmaunternehmen, die in ihren Chef_innen- sesseln lümmelnd die Fäden ziehen, aber sich natürlich nicht selbst Für motivierte Tierrechtler-/Tierbefreier_innen stellt sich des Öf- die Hände schmutzig machen. Da wir, wie schon erwähnt, weder an teren die Frage: Wo anfangen? Nach wie vor bildet die wirtschaftliche die gesetzgebenden Organe noch an Ärzt_innen und Jäger_innen Tierausbeutung ein organisiertes Geflecht, welches schwer zu durch- bzw. Züchter_innen so leicht herankommen, sei es auf Grund von dringen ist. Setzt mensch punktuell an einem Knoten an, halten die räumlicher Distanz oder moralischem Unverständnis (oder auch anderen das ganze Netz zusammen. Gerade bei Tierversuchen für womöglich wegen der wirtschaftlichen Abhängigkeit für das eigene die Wissenschaft erklimmt diese Tatsache eine neue Ebene. Hier hat Überleben oder den eigenen Luxus), verschiebt sich unser Fokus nicht wie bei Tierversuchen für die Kosmetik der_die Konsument_in auf einen Angriffspunkt: die Transportunternehmen

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Tierbefreiung_74.indd 18 08.03.2012 12:55:14 Uhr ist, dass Tierversuche die Basis für die Zulassung jedes Medikamentes bilden. Für die Pharmaunternehmen stellt es eine große Motivation dar, immer wieder neue Medikamente für die mehr und mehr krank- heitsanfällige Gesellschaft zu entwickeln und sich durch Privat- oder Krankenkassenzahlungen ein goldenes Näschen zu verdienen. Was kann ich tun?

Es sind bereits einige Gruppen zur Kampagne aktiv, trotzdem fehlt es vorne und hinten an Leuten, die sich einbringen. Dies kann in vielfäl- tigster Weise geschehen. Zum einen kann mensch vor Ort an Standor- ten (Check-in-Schalter, Dienstleistungszentrale) von Air France-KLM tätig werden. Damit hören aber die Angriffspunkte nicht auf. Für eine erfolgreiche Kampagne reicht es nicht, dass wir unser Süppchen alleine kochen. Es braucht Menschen, die sich um die internationale und nationale Vernetzung kümmern. Außerdem bedarf es einer gewissen öf- fentlichen Grundstimmung, die überall – also auch an Standorten, an denen Air France-KLM nicht vertreten ist – erzeugt werden kann. Es Diese sehen meist den Versuchstiertransport als Nebeneinnahme. Eine werden Leute benötigt, die Pressemitteilungen schreiben, Flugblätter Nebeneinnahme, die sich, in der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt, erstellen, die Webseite pflegen, Protestpostkarten entwerfen, Recher- als moralischer Schandfleck entpuppt. Sind sie im Fokus einer poli- chearbeit aktualisieren, Infoveranstaltungen machen, eateraktionen tischen Kampagne, sehen sie sich gezwungen, eine Entscheidung zu gestalten, Aufkleber drucken und was euch alles noch so einfällt. Die treffen. Ist ihr wirtschaftliches Überleben gefährdet, ist es besser, aus Kampagne bietet großes Potential, Ideen zu entwickeln und sich in dem Versuchstierhandel auszusteigen. Diese theoretische Taktik trägt Verschiedenstem zu auszuprobieren. in der Realität ihre Früchte, sodass schon einige Erfolge auf unserer Seite verbucht werden konnten. Als letztes prägendes Ereignis ist wohl Um organisatorisch auf dem Laufenden zu bleiben, gibt es eine Email- der Ausstieg von Lufthansa aus dem Primatenhandel zu vermerken. Liste, auf die ihr euch bei langfristigem Interesse eintragen könnt. Hierfür einfach die Seite stopvivisection.blogsport.de, Unterpunkt Warum gerade Air France-KLM? „Kontakt und Unterstützung“, aufsuchen.

Air France-KLM ist das weltweit mit Abstand am meisten und zugleich Zu guter Letzt möchten wir betonen, dass es natürlich nicht die eine eines der letzten in Versuchstiertransporte involvierte Unternehmen der Aktionsform gibt, die Tierversuche beenden wird. Obwohl der Fokus Flugbranche. Jährlich transportiert es ca. 12.000 Primaten. Allerdings bei der Kampagne auf Transportunternehmen wie Air France-KLM sterben bereits 80 Prozent der Tiere während des Transportes. Die Ver- gerichtet ist und dies eine durchaus nachvollziehbare Taktik ist, ist es mutung, dass Europas größtes Tierversuchslabor in Münster, Covance, die aber trotzdem richtig und wichtig, dass wir sowohl Protest und Wi- Endstation für viele ihrer Freiheit beraubten Lebewesen ist, liegt nahe. derstand als auch Angriffspunkte bunt und vielfältig gestalten. So sind Ziel ist also, den Versuchslaboren die Transporteure abzuschneiden. Kampagnen und Aktionen gegen Tierversuchslabore von Covance und HLS genauso essentiell wie der Angriff über den juristischen Weg. Wo kommen die Tiere her? Auch Tierbefreiungen und Sabotageaktionen der ALF, Besetzungen von Gelände, das für den Bau eines neuen Tierversuchslabors vorge- Die Versuchstiere stammen einerseits von Züchter_innen aus Deutsch- sehen ist (geschehen 2009 bei der „Böhringer-Besetzung“), halten wir land, aber auch aus durch andere Kampagnen bekannten Ländern wie für notwendig, wenn es darum geht, der ethischen Katastrophe der z. B. Mauritius; generell aber aus Südamerika, Asien und Afrika. All Tierversuche Einhalt zu gebieten. Nur durch eine Mehrdimensiona- diesen Ländern (eine genaue Auflistung findet sich auf stopvivisection. lität der Aktionsformen können wir das gesamte Geflecht schwächen, blogsport.de, „Über Air France KLM“) ist eins gemein: Sie sind soge- sodass kein Knotenpunkt den anderen mehr hält und das gesamte nannte „Entwicklungsländer“ oder auch „Dritte-Welt-Länder“, wo es Netz zusammenbricht! vielleicht nicht zu verwunderlich erscheint, wenn Menschen versuchen, sich durch das Fangen von Affen ein Existenzminimum zu sichern. Wenn ihr also auch die Schnauze voll von Tierversuchen, Profitgier und Ausbeutung habt, dann werdet aktiv und beteiligt euch! Ganz anders stellt sich die Situation in westlichen Ländern dar. Hier liegen weitaus andere Rahmenbedingungen vor. Verglichen mit den Menschen der Air France-KLM-Kampagne in Deutschland Verhältnissen der Primatenjäger_innen stehen weder Züchter_innen noch Vivisektor_innen einer annähernd ähnlichen Bedrohung der Mehr Infos: Existenz gegenüber. stopvivisection.blogsport.de, Deutschsprachiger Blog zur Kampagne Email: [email protected] Was also ist die treibende Kraft, die hinter solch menschlichem Han- deln steckt? Mensch könnte nun z. B. die Sozialisation dieser Men- (Wir vermitteln auch gerne interessierte Menschen, die aktiv werden schen dafür verantwortlich machen, dass sie das Leiden von Tieren wollen, an Gruppen, die bereits zu dem ema arbeiten. Dafür einfach gleichgültig in Kauf nehmen. Oder aber eine gar sadistische Intention eine Mail an eben genannte Adresse schicken.) hinter den Entscheidungen, die sie tagtäglich treffen, vermuten. Das alles ist Spekulation. Wir können es nicht wissen. Was wir aber wissen gatewaytohell.net, Internationale Kampagnenwebseite

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Wiesbaden Pelzfrei 2012 - Demo gegen Tierausbeutung

„Wir – machen – Wiesbaden – Pelzfrei!“ so Tierausbeutung eingegangen, bei der auch ge- schaftlicher Wandel zur Befreiung der nicht- hallte es auch dieses Jahr wieder durch das samtgesellschaftliche Kritik nicht zu kurz kam. menschlichen und menschlichen Tiere aus Zentrum der hessischen Landeshauptstadt. ihren Ausbeutungsverhältnissen. Bereits zum fünften Mal in Folge wurde So wurde unter anderem die Schließung einiger Wiesbaden Schauplatz von Demonstran- deutscher Pelztierfarmen in den letzten Mona- Zur Auflockerung der Demo sowie als Eye- t_innen, welche gegen die Ausbeutung und ten thematisiert, welche bei vielen Aktivist_in- catcher für die Passant_innen fanden vor den Tötung von nichtmenschlichen Tieren zur nen große Begeisterung hervorrief. Bei der einzelnen Demozielen mehrere krea(k)tive Herstellung von Pelz“mode“ ein unmiss- Freude darüber gerät jedoch oftmals in Verges- Aktionen statt. So machten sich beispielswei- verständliches Zeichen setzten. Doch nicht senheit, dass die „Produktion“ von Pelzen damit se Aktivist_innen der Tierbefreiung jetzt! aus nur gegen echtpelzverkaufende Geschäfte nicht aufhört, sondern lediglich in andere Regi- Mainz die Protestform der Überidentifikation und Filialen richtete sich der Protest, auch onen verlagert wird, wo die Regulationen we- zunutze und verkleideten sich als „Frau Isolde gegen andere Profiteur_innen von Tieraus- niger strikt und die Arbeitskräfte billiger sind. Bolzenschuss“ und „Frau Petra Pelzkragen“ beutung zielte die Demo ab. So waren nicht Elende Haltungsbedingungen, qualvolle Tö- – Lobbyistinnen der Pelzindustrie – welche nur McDonald‘s und Nordsee feststehende tungen und massive Umweltverschmutzungen vorgeblich für eine Profitmaximierung von Demoziele, auch vor Leder- und Parfüm- werden somit anderswo weitergeführt, während sogenannten Pelzfarmen warben und Unter- geschäften blieben die Demonstrant_innen das Gewissen deutscher Pelzträger_innen durch schriften für eine Subventionierung von „Pelz- spontan stehen, um das millionenfache Leid unsere „rigideren“ Tierschutzverordnungen farmen“ aus Steuergeldern sammeln wollten. durch Tierversuche und die „Lederproduk- künftig „reingewaschen“ wäre. tion“ kurzzeitig in den Fokus der Öffent- Auch die Sambistas des politischen Samba- lichkeit zu rücken. In einer weiteren Rede wurde die Macht der Netzwerkes – Rhythms of Resistance – , wel- Großkonzerne am Beispiel der Schnellre- che zur Freude Vieler die Demo begleiteten Wie bereits im Vorjahr drehte der Demozug staurant-Kette Nordsee dargelegt, welche sich und bereicherten, beteiligten sich am kreativen zwei Runden durch die Wiesbadener Innen- auf den Verkauf von Fischen und „Meeres- Protest: Mit Tiermasken verkleidet, wurden sie stadt, während zwischenzeitlich vor verschie- früchten“ spezialisiert hat. So erfuhren die theatralisch nacheinander von einer Schlächte- denen Tierausbeutungs-Geschäften kleinere Demonstrant_innen und Passant_innen, dass rin brutal niedergemetzelt, bis auch die letzte Aktionen stattfanden. Durch dieses Konzept Nordsee zur europaweit agierenden deutschen „Stimme der Ausgebeuteten“ verlosch. sollen möglichst viele Passant_innen erreicht Unternehmensgruppe eo Müller gehört, zu und auf die ematik Tierausbeutung aufmerk- der u. a. auch die bekannten Molkereiun- Und schließlich durfte auch eine Häutungs- sam gemacht werden, auch wenn sich die Demo ternehmen Müller Milch und Weihenstephan aktion vor der Bekleidungskette ZARA gerade nicht in Seh- oder Hörweite befindet. zu zählen sind. Um die Macht solch riesiger nicht fehlen, welche trotz selbsterklärtem Tierausbeutungskonzerne zu brechen, würde Pelzausstieg noch immer Echtpelzprodukte Vor den einzelnen Demo-Zielen wurde in eine vegane Lebensweise allein nicht ausrei- im Sortiment führt. mehreren Reden auf die hiesige Situation der chen. Stattdessen führe nur ein gesamtgesell- Nach der Demo konnte sich traditionell an vielen Ständen gestärkt, interessante Gespräche geführt und das ein oder andere „Accessoire“ erworben werden. Dies kam oftmals einem guten Zweck zu Nutze: So sammelten beispielsweise die Aktivist_innen von Frankfurt Vegan mit einer Soli-Tombola u. a. Geld für den An- titierbenutzungshof, während Save Animals mit dem Verkauf von Soli-Essen die Finanzierung der diesjährigen International Animal Rights Conference in Luxemburg unterstützten.

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Tierbefreiung_74.indd 20 08.03.2012 12:55:15 Uhr Pelz Die Nerzfarm- Orsbach – eine Chronik

Zum Ausklang des Tages wurde in die selbst- verwaltete Kulturkneipe Sabot in Wiesbaden geladen. In gemütlicher Runde konnten dort diverse Leckereien (z. B. verschiedene Torten, Muffins oder Salate) geschlemmt werden. Als Höhepunkt des Abends gaben FaulenzA und Paul Blume ihre lustigen, nachdenklichen, Mut machenden wie auch mitreißenden Lieder zum Am 8. Dezember 2011 verbreitete sich die der ihren Betrieb aufnahm, mit dem nieder- Besten. Durch den regen Anlauf des Abends Info rasend schnell über Social Networks und ländischen Betreiber Harry Peters. Als Aktive und die großzügigen Spender_innen konnten Tierrechtsverteiler. „Aachen hat keine Nerz- der Tierversuchsgegner Aachen (TVG Aachen) deutlich mehr Gelder gesammelt werden als zur farm mehr“ lautete die Überschrift eines Ar- von den Aktivitäten auf der Pelzfarm erfuhren, Finanzierung der Demo und des Konzertes be- tikels in den Aachener Nachrichten. Schon bei wurden sofort die ersten Proteste dagegen nötigt wurde. Alle überschüssigen Einnahmen der letzten größeren Demonstration gegen organisiert. Davon erfuhr auch der Farm- in Höhe von 139,54 EUR werden umgehend die Nerzfarm am 1. Oktober 2011 kam das betreiber, denn kurz danach wurde bekannt, dem noch weitgehend unbekannten Lebenshof Gerücht auf, der Farmbetreiber hätte gegenü- dass das Deutsche Pelzinstitut (DPI), rund um Rhön gespendet, auf dem derzeitig 40 nicht- ber der Polizei angedeutet, er würde die Farm Susanne Kolb (ja, damals hatte sie noch keinen menschliche Tiere aus ehemals erbärmlichen zum Ende des Jahres schließen. Doppelnamen), die Medien zur Farm einlu- Haltungsbedingungen leben. den, um zu zeigen, dass Aachen eine Vorzeige- Letztendlich war es wohl das Inkrafttreten farm habe. Dieser Versuch ging reichlich nach So kann die Wiesbaden Pelzfrei 2012 in mehr- der bundesweit geltenden Pelztierhaltungs- hinten los, denn es waren danach nicht nur facher Hinsicht als „erfolgreich“ bezeichnet verordnung, die Harry Peters dazu bewegte, Bilder von den Haltungsbedingungen auf der werden: Bei den einzelnen Stopps wurden den den Betrieb der Pelztierzucht im Stadtteil Farm in den Medien, auch gab es Beweise, dass Aktivist_innen die Flugblätter über die ver- Aachen-Orsbach einzustellen. Wesentlich auf der Farm nicht nur Nerze, sondern auch schiedenen Tierausbeutungsthemen binnen größere Käfige und eine aufwändigere Ein- illegal Blaufüchse gehalten wurden. Fotos, die kürzester Zeit förmlich „aus der Hand ge- richtung der Käfige hätte die Farm nachwei- vor dem Pressebesuch von einem Recherche- rissen“, was auf ein großes Interesse der Pas- sen müssen, um weiter den Betrieb aufrecht team auf der Farm gemacht wurden, zeigten sant_innen schließen lässt. Bleibt zu hoffen, zu erhalten. Gerüchten zufolge konzentriert zudem, wie gründlich vor dem Pressebesuch dass sie sich die Infos zu Herzen nehmen und sich Harry Peters nun auf seine zweite Farm, aufgeräumt wurde und dass die Pelzindustrie in ihrem künftigen Konsum auf Tierprodukte die er in den Niederlanden betreibt. die wahren Haltungsbedingungen selbst auf verzichten werden. Weiterhin war der Pro- der „Vorzeigefarm“ nicht der Öffentlichkeit testmarsch dieses Jahr mit etwa 350 Teilneh- Auch wenn die Schließung der Farm in Ors- zugänglich machen wollte. menden besser besucht als in all den Jahren bach nur ein winziger Meilenstein ist, so ist es zuvor. Und schließlich wurde allerlei Geld für doch ein Zeichen dafür, dass es gesellschaft- 1997 gab es ein kleines mehrtägiges Wider- diverse gute Zwecke gesammelt... lich immer weniger akzeptiert wird, dass standscamp gegen die Farm und ab Ende Tiere zur Pelzgewinnung gezüchtet werden Oktober 1998 fanden Proteste in Aachen und Seid auch ihr nächstes Jahr bei der Wiesba- und vermutlich wird es nun bald in Deutsch- Orsbach gegen die Farm statt, im Wesent- den Pelzfrei 2013 wieder mit dabei und zeigt, land keine Pelztierfarmen mehr geben. lichen organisiert von den TVG Aachen. Neben dass auch Wind und Wetter uns von unserem einer regelmäßigen Großdemo vor der Farm friedlichen Protest nicht abhalten können Proteste gegen die Farm im Oktober gab es auch regelmäßig Proteste (im Sommer demonstrieren kann schließlich im Rahmen der Karnevalsveranstaltung „Or- jede_r ;P )! Wann genau die Farm errichtet wurde und seit den wider den tierischen Ernst“ – zum einen wann dort Tiere zur Pelzgewinnung gezüchtet um klarzustellen, dass die Farm sehr wohl ein Euer WPF-Orga-Team (Frankfurt Vegan, wurden, ist unklar. Auf jeden Fall stand die ernstes ema für nichtmenschliche Tiere Save Animals, Tierbefreiung jetzt!) Farm einige Jahre leer, bevor sie in 1997 wie- ist und zudem, um die Präsenz hochrangiger

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die Käfige nicht den Mindestanforderungen der NRW-spezifischen Pelztierhaltungsver- ordnung. Die Aachener Behörden jedoch wollten nichts von den Missständen hören. „Aachen hat keine Nerzfarm mehr“ Alle Anzeigen und Anträge wurden abgelehnt und fadenscheinige Begründungen lautete die Überschrift eines Artikels wurden herangezogen. Selbst in den Jahren, als Rot-Grün in NRW an der Macht war, in den Aachener Nachrichten wurden die Hoffnungen in die Grünen- Umweltministerin Bärbel Höhn enttäuscht. NRW-PolitikerInnen in Aachen zu nutzen, Ladungen Pfefferspray. Die Polizei war zu Ihr wurden 2004, im September, 15.000 um Druck auf die Politik auszuüben, endlich in diesem Zeitpunkt nur mit einigen Zivilbe- Unterschriften gegen die Farm überreicht, Orsbach aktiv zu werden. Eine Unterschriften- amten anwesend, die relativ weit vom Ort des aber das ließ sie kalt. Sie wollte von Seiten kampagne wurde zudem ins Leben gerufen und Übergriffs entfernt waren. Zwei der Aktiven der Politik nicht eingreifen und verwies nur Tierrechtsgruppen aus ganz Deutschland be- wurden so heftig zugerichtet, dass sie an- auf die Aachener Gerichte, die ja schon ge- teiligten sich. In einer Chronik deutscher ALF schließend im Aachener Klinikum behandelt zeigt hatten, dass sie die geltenden Gesetze Aktionen findet sich auch ein Eintrag zu ein- werden mussten. 2 ½ Jahre später fand vor nicht umsetzen würden. geworfenen Fensterscheiben des Wohnhauses dem Amtsgericht Aachen zu diesem Vorfall auf dem Farmgelände vom August 1998. eine Gerichtsverhandlung statt. Im Rah- Als Horst Schnitzler in den Stadtrat gewählt men der Verhandlung wurde dann versucht, wurde, stellte er immer wieder Anträge in Durch die regelmäßigen Proteste fand die die Hauptschuld auf einen Farm-Helfer zu diversen Gremien, mit der Aufforderung, Farm auch regelmäßig Erwähnung in den schieben, der mittlerweile verstorben war. dass sie sich mit dem ema Nerzfarm be- Aachener Medien, so dass die meisten Men- Auf das Schmerzensgeld, dass die Geschä- schäftigen sollten. Alle diese Anträge wurden schen rund um Aachen bald wussten, dass digten als Ergebnis der Gerichtsverhandlung abgewendet. Bis heute ist unklar, wer in der eine der größten Nerzfarmen in Deutschland erhalten sollten, warten sie noch heute. Aachener Politik so viel Einfluss hatte, dass direkt vor der Tür existierte. Aufwändige und diese Farm gegen diese unzähligen Verstöße größere Polizei-Einsätze wurden vor allem Politik unterstützt die Farm hinweg geduldet wurde und erst ein Gesetz während der Proteste direkt vor der Farm in auf Bundes-Ebene dazu führte, dass die Farm Orsbach gefahren – oft auch mit Einschüch- Zusätzlich zu den Protesten, bei denen es endlich geschlossen wurde. terungstaktiken, indem Pferde und Hunde hauptsächlich darum ging, die allgemeine von Seiten der Polizei zum Einsatz kamen. Bevölkerung aufzuklären und grundsätz- In den ersten 10 Jahren der Proteste gegen Auch der Farmbetreiber selbst rüstete die lich ein Ende der Pelzindustrie zu fordern, die Farm gab es ein recht aktives Bündnis für Farm auf. Große Scheinwerferanlagen und wurde auch auf politischer Ebene versucht, die Schließung der Nerzfarm-Orsbach. Auf der unter Strom stehender Stacheldrahtzaun die Farm zu schließen. Zahlreiche Strafan- Webseite des Bündnisses www.nerzfarm- sollten die Farm gegen ungewünschte Besu- zeigen, Beschwerdebriefe an Behörden und orsbach.de sind eine Menge Informationen cherInnen schützen. Während Demos wartete Stadtratsanträge erfolgten in den knapp 15 zusammengetragen worden, die aus histo- der Farmbetreiber zusätzlich mit bewaffneten Jahren der Proteste. rischen Gründen dort auch noch eine Zeit „Prügel-Kumpels“ auf, denen auch eine kleine lang online bleiben werden. Gruppe Aktiver zum Opfer fiel wurde. Dabei wäre es durchaus gar nicht unrea- listisch gewesen, die Farm von Seiten der Pelztierfarmen wird es in Deutschland ver- Während der Proteste im Oktober 2004 be- Behörden zu schließen. Es gab unzählige mutlich bald nicht mehr geben und auch gaben sich einige TierrechtlerInnen schon Punkte, die eigentlich zu einer Schließung pelzverkaufende Modeketten gibt es immer kurz vor der eigentlichen Demo zur Farm. der Farm hätten führen können. So gab es weniger. Bleibt zu hoffen, dass die anderen Als Harry Peters und seine Helfer die klei- Verstöße gegen Umweltauflagen, Bauge- Tierausbeutungsformen nun auch langsam ne Protestgruppe erblickten, stürmten sie aus nehmigungen für die Mehrzahl der Schup- weniger Akzeptanz in der Bevölkerung fin- der Farm und verprügelten diese mit Knüp- pen, in denen die Käfige untergebracht wa- den und es in absehbarer Zeit heißt „Aachen peln und verpassten ihnen zudem einige ren, existierten nicht. Zudem entsprachen hat keinen Metzger mehr“.

Undercover-Video deckt Nerztransporte quer durch Europa auf

Auch bei Nerzen gibt es im Auftrag der Pelzindustrie qualvolle Trans- Griechenland. Schließlich landen die Nerze auf Farmen, wo sie für die porte quer durch Europa, wie neue Undercover-Ermittlungen beweisen. Zucht eingesetzt werden. Die sensiblen Tiere müssen dabei vier bis fünf Ende Dezember von einer Tierschutzorganisation veröffentlichte Vide- Tage in den Exkrementen ihrer Artgenossen ausharren, die von oben auf oaufnahmen zeigen, wie die Tiere in winzigen stinkenden Boxen sitzen, sie herabtropfen. In einem Fall wurden die Tiere während des 5-tägigen die in LKWs aufeinander gestapelt sind und durch die der Urin von Transports nicht mit Futter versorgt. Viele Nerze überleben die Strapa- oben nach unten tropft. Unter grauenhaften Bedingungen werden bis zu zen nicht und sterben durch Erschöpfung oder Verletzungen. Sie versu- 1800 Nerze pro LKW Ladung quer durch Europa transportiert. chen verzweifelt den engen Käfigen zu entkommen und beißen hilflos in die Gitterstäbe. Solche Transporte sind kein Einzelfall, sondern mehr- Die „Nerz-Transporte“, die in mehreren dokumentierten Fällen in den fach dokumentiert. Doch leider sind mit Ausnahme von Österreich und Niederlanden oder Polen starten, führen nach Italien und weiter nach Großbritannien Pelzfarmen in Europa noch immer nicht verboten. (jr)

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Forderung nach einem „Pelzfarm“verbot in Irland

Im Herbst 2011 gelang es Tier- rechtsaktivisten in Irland, auf den Pelztierfarmen („Nerz“farmen) des Landes zu recherchieren und Fotos und Videoaufnahmen der dortigen Zu- stände zu machen. Seit Dezember 2011 kann man unter www.banfurfarms.ie ein fast 4-minütiges Video ansehen, welches das Elend der Tiere ganz klar zeigt. ZuschauerInnen wird auf Englisch die rhetorische Frage gestellt, warum solche Farmen hinter Stacheldraht wie Hochsicherheitstrakts stehen und was im Hinblick auf Lebenssituation der Nerze nicht ans Licht der Öﬀent- lichkeit dringen soll…

Auch in Irland leben die Tiere in winzigen, verdreckten Käﬁgen, bis zu 4 Tiere in einer Box, die so groß ist wie eine Zeitung. Die Tiere kön- nen sich an den Gitterstäben verletzen, leben in ihren eigenen Fäkalien und können keinerlei arttypische Verhaltensweisen ausleben. „Pelz- tierfarmen“ in Irland sind für die dort eingesperrten Tiere die gleiche Hölle wie andernorts. Sie haben keine Schwimmmöglichkeit, sind permanent der Enge und der Hilﬂosigkeit ausgesetzt und im Video ist gut zu sehen, dass es viele Tiere mit verletzten Schwänzen gibt, deren Wunden gar nicht abheilen können, weil u. a. Tiere immer wieder in die Schwänze beißen - eines der vielen Anzeichen für Stress.

Am Ende des Videos, welches die typischen, allseits bekannten Sze- nen auf solchen Farmen sowie Verhaltenstereotypien der Nerze zeigt, kann man einen Online Protest unterzeichnen, der an die verantwortlichen Politiker Irlands geht und diese an ihr 2010 gegebenes Versprechen erinnert, die Pelzfarmen des Landes zu schließen, und zwar schnellstmöglich. (pr)

Russland verhängt Importstopp für Robbenfelle

Medienberichten zufolge wollen Russland sowie Kasachstan und Weißrussland den Import von Sattelrobbenfellen ab 1. Januar 2012 verbieten. In einer ersten oﬃziellen Stellungnahme sprach Russland von Handelsrestriktionen. Durch den Importstopp fallen schätzungs- weise 90 % des Absatzmarktes für kanadische Robbenfelle weg.

„Nachdem die USA 1972, die EU 2010 und jetzt Russland ein Import- verbot für Robbenfelle verhängt haben, muss es den Verantwortlichen in Kanada endlich klar sein, dass die Welt das grausame Massaker an Babyrobben und ihren Elterntieren nicht länger toleriert“, sagt Peter Höﬀken, Kampagnenleiter bei PETA. „Im kommenden Frühjahr darf es kein Robbenschlachten mehr geben.“

Das Abschlachten der Sattelrobben ist das größte Massaker an Meeressäugern weltweit. Jahr für Jahr werden mehrere zehntausend Babyrobben auf den Eisschollen vor Neufundland und Labrador getö- tet. Einige Tiere werden angeschossen, sie ﬂiehen dann ins Wasser und verbluten dort. In der Regel werden die Tiere jedoch von den Robben- jägern erschlagen. Die Jäger zertrümmern ihre Augen, Wangen oder Mund, ziehen sie dann an Schiﬀshaken über das Eis und häuten sie oft sogar bei lebendigem Leib. Quelle: Peta Deutschland e.V.

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Tierbefreiung_74.indd 27 08.03.2012 12:55:19 Uhr Repression Interview mit Sharon und Jose von Igualdad Animal / Animal Equality

Wie lässt sich die Tierrechtsbe- Oslo stattfand. Das Feedback, das wir beka- Befreiungen und schockierende Proteste. So wegung in Spanien beschreiben? men, war überwältigend. Die anderen Ak- erreichen wir die Aufmerksamkeit der Medi- tivistInnen waren beeindruckt und wollten en und damit auch der Gesellschaft. Jose: Die Tierrechtsbewegung in Spanien Ähnliches in Gang setzen. wächst ohne Zweifel. In den letzten fünf Jah- Wir versuchen, realistisch zu sein und prak- ren haben wir eine sehr positive Entwicklung Es war eine andere Herangehensweise, als tisch zu arbeiten. Das bedeutet immer im Hin- beobachten können - und obwohl die Tier- es die Leute bisher kannten. Viele Gruppen, terkopf zu behalten, wie die Gesellschaft, in rechtsbewegung noch klein ist, haben Um- zum Beispiel aus den lateinamerikanischen der wir leben, tickt. Wir versuchen, nicht allzu fang und Vielfalt der Taktiken und Herange- Ländern Chile (Elige Veganismo), Venezuela komplizierte Aussagen zu formulieren, um so hensweisen zugenommen. Zum Beispiel gab und Argentinien (Especismo Cero) begannen von der Allgemeinheit verstanden zu werden. es in den letzten Jahren offene Befreiungen, auf ähnliche Art zu arbeiten: Indem sie den erste Recherchen, Jagdsabotagen und ver- Speziesismus hinterfragen und Veganismus Könnt ihr uns einen Überblick schiedenste andere kreative Aktionen. Durch verbreiten. So gibt es jetzt auch in Chile erste darüber geben, was im Juni die Medien erreichten Recherchen Millionen Recherchen und offene Befreiungen und sie 2011 passiert ist? von Menschen. Dadurch wurde auch der Ve- orientieren sich an unseren Aktionsformen. ganismus thematisiert. Trotzdem möchten Außerdem haben uns italienische Aktivis- Sharon: Als Jose und ich am 22. Juni loszogen, wir klarstellen, dass wir in diesem Land in tInnen zu ihrem Gathering eingeladen. Fin- um in einem Schlachthaus zu filmen, wurden Bezug auf Bewusstsein und Sensibilität der nische und schwedische AktivistInnen teilen wir von der Polizei angehalten. Uns wur- Gesellschaft gegenüber den Tieren immer uns mit, dass sie durch unsere Herangehens- de gesagt, wir wären verhaftet. Wir wurden noch Jahre zurückliegen im Vergleich zu weise neue Ideen gewonnen haben. zu unserem Haus gebracht, das durchsucht manch anderen Ländern. Auch gab es inzwi- wurde. Uns wurde alles genommen. Wir wis- schen viele ethische Diskussionen darüber, Ihr habt die Herangehensweise sen nicht einmal, wie viel und was das genau welche Botschaft verbreitet werden sollte. von Animal Equality erwähnt. war; sie trugen etwa 17 bis 20 Kisten aus dem Jetzt beobachten wir eine wachsende vegane Könnt ihr eure Vorstellungen Haus. Das waren etliche Jahre unseres Akti- Bewegung, die vor fünf oder sechs Jahren un- genauer beschreiben? vismus. Unser gesamtes Filmmaterial, alles, vorstellbar gewesen wäre. was wir herausgefunden hatten. Außerdem Sharon: Wir sind AntispeziesistInnen, da- alles Material und unsere Ausrüstung: sämt- Wie lässt sich die Situation von rum erachten wir andere Tiere als uns gleich- liche Kameras, auch die versteckten Kameras; Animal Equality beschreiben? wertig. Wir teilen mit ihnen die Fähigkeit zu alles, was wir zum Arbeiten brauchen. fühlen. Das sehen wir als Grund dafür, ande- Sharon: Ich denke, dass Animal Equality ren mit Respekt zu begegnen. Tiere nehmen Dann hat man uns gesagt, dass unsere Fest- in der Entwicklung der Bewegung eine sehr die Welt wahr und möchten leben. Ihr Inte- nahme etwas mit der Nerzbefreiung, die 2007 wichtige Rolle gespielt und wesentlich zu ih- resse ist es, nicht zu leiden. Und hier spielen in Spanien stattfand, zu tun hätte. Eine Be- rem Wachstum beigetragen hat. Wir haben die Unterschiede zwischen uns und den an- freiung, an der wir nicht beteiligt waren. Wir die ersten offenen Befreiungen durchgeführt deren Tieren keine Rolle. wurden zu einer sieben bis acht Stunden ent- und 2008 die ersten Recherchen in Schlacht- fernten Polizeistation im Norden Spaniens häusern an die Öffentlichkeit gebracht. Das ist nicht nur unsere Überzeugung, gebracht. Dort verbrachten wir vier Tage, in sondern auch die Strategie, die wir ge- denen wir uns mit anderen Tierrechtsakti- Animal Equality hat eine sehr zielstrebige wählt haben. Wir sind der Meinung, dass vistInnen von Equanimal besprachen. Wir Herangehensweise an den Aktivismus. Von das Hauptproblem in der speziesistischen traten in Hungerstreik, weil die Situation in Anfang an hatten wir täglich Infostände Denkweise liegt. Das bedeutet: Menschen unseren Augen ungerechtfertigt war: pure und protestierten jeden Tag auf der Straße. empfinden sich Tieren gegenüber als hö- Willkür gegenüber AktivistInnen. Das Ein- Momentan überwiegen beispielsweise Re- herwertig, schlicht weil sie einer anderen zige, was wir wollen, ist eine bessere Welt für cherchearbeiten, die über die Medien veröf- Spezies angehören. Bei unseren Protestak- nicht-menschliche Tiere. fentlicht werden. Und wir haben immer noch tionen reden wir offen über die speziesis- wöchentlich Proteste in Madrid, Barcelona, tische Diskriminierung und wir verbreiten Dann wurden wir vor das Gericht zitiert, um Granada und Sevilla. Veganismus und die Ablehnung der Ver- befragt zu werden. Seit diesem Zeitpunkt ist sklavung von Tieren im täglichen Leben. der Fall eine Farce, weil alles unter Verschluss Könnt ihr ein Beispiel für euren Ein- Das ist die Lösung für die Befreiung der gehalten wird. Wir haben keinen Zugang zu fluss auf die Bewegung nennen? Tiere von ihrem Leid. Im Wesentlichen unseren Akten und den Informationen, auf ist das also unsere Herangehensweise: Den deren Grundlage sie gegen uns vorgehen und Jose: Ich erinnere mich an das erste Interna- Speziesismus hinterfragen, mittels Recher- was sie gegen uns verwenden könnten. Wir tional Animal Rights Gathering, das 2009 in chen über Veganismus informieren, offene und die anderen zehn AktivistInnen stellen

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Tierbefreiung_74.indd 28 08.03.2012 12:55:19 Uhr Repression

AktivistInnen von Animal uns mittlerweile auf einen riesigen Prozess Equality ausgewählt haben? Situation nicht so schwierig war wie die ös- gegen die Tierrechtsbewegung ein. In diesem terreichische, bei allem was sie durchgemacht Prozess gibt es eine Menge unvorschriftsmä- Jose: Weil Sharon, Javier und ich die Koor- haben, aber wir befinden uns vermutlich in ßiger Vorgänge, die uns das Gefühl vermit- dinatoren der Gruppe sind. Koordinatoren einem ähnlichen Szenario. teln, Opfer von Repression zu sein. einer Gruppe, die Recherchen in Nerzfarmen durchgeführt hat. Wir wissen, dass auch die Gab es im Vorfeld Hinweise, dass Warum? Weil trotz der unter Verschluss ge- Pelzindustrie ihre Finger im Spiel hat. Die die Polizei hinter euch her war? haltenen Dokumente im Fernsehen Bilder Bilder unserer Recherchen beschädigten das der Hausdurchsuchungen gesendet wurden. Image und den Ruf der Industrie. Und sie wis- Sharon: Wir wurden schon vorher wegen zi- Außerdem wurden einige der Dokumente in sen genau, dass diese Art von Nachforschung vilen Ungehorsams verhaftet und waren auch den Medien gezeigt, zu denen weder wir noch in anderen Ländern dabei geholfen hat, die im Gefängnis, aber nur für ein paar Stunden. unser Anwalt Zugang haben. Der Richter be- Pelzindustrie zu verbieten. Wir denken, dass Persönlich hatte ich keine Ahnung, dass etwas zeichnete uns öffentlich als Öko-Terroristen, der Staat versucht, die Tierausbeutungsindus- passieren könnte, denn ich habe nichts Un- während er in seinem Amt eigentlich der Un- trie zu schützen. Vor allem dann, wenn der gewöhnliches bemerkt. Aber unterbewusst schuldsvermutung verpflichtet ist. Schon am Richter uns in den Zeitungen beschuldigt, dachte ich, dass etwas passieren könnte. Nun, Tag der Festnahme wurden wir so genannt. Öko-Terroristen zu sein. Der Begriff Öko- nachdem ich es erlebt habe, glaube ich, dass Terrorist wurde 1983 von einem Industriellen ich manchmal das Gefühl hatte, verfolgt zu Die Polizei hat Dateien verschickt, in denen namens Ronaldo geprägt. Er benutzte ihn, werden, aber ich ignorierte es einfach. Aber sie uns aller möglichen Verbrechen beschul- um die Interessen der Pharma- und Agrar- wenn ich nun daran zurückdenke, wird mir digen, mit denen wir nichts zu tun haben. industrie und die der Pelzfarmen zu schützen klar, dass ich tatsächlich verfolgt wurde. Zum Beispiel Häuser niederzubrennen und und damit – wie er sagte – die Bewegung zu dergleichen, oder sogar Leichen auszugra- zerstören. Von da an fing die amerikanische Für welche Art des zivilen Unge- ben. Wir sehen uns einem undurchsichtigen Regierung an, den Begriff immer öfter zu ver- horsams wurdet ihr verhaftet? und ungerechten Prozess gegenüber, der sich wenden, bis er nach Österreich, England und gegen die ganze Tierrechtsbewegung richtet. jetzt auch nach Spanien überschwappte. Jose: Unsere erste Aktion zivilen Ungehor- sams war, uns an den Eingang eines Schlacht- Könnt ihr die Anklage beschreiben, Was unterscheidet den öster- hauses zu ketten. Vor fünf Jahren haben wir die gegen euch erhoben wird? reichischen Fall von eurem und uns mit Bannern gegen Stierkämpfe an Ge- was hat er für Ähnlichkeiten? bäuden abgeseilt. Wir sind in den Ring der Jose: Die einzelnen Anklagepunkte wurden Stierkampfarena gesprungen, um die Tötung noch nicht festgelegt, aber wir wissen gene- Sharon: Es gibt viele Ähnlichkeiten, vor allem des Stieres zu verhindern, und auf Laufstege rell schon, auf was die Klage hinausläuft: die Festnahmen und die großen Polizeieinsät- gesprungen, auf denen Pelze gezeigt wurden, ze mit 13 durchsuchten Häusern und zwölf um unsere Meinung gegen die Pelzindustrie Dass wir eine illegale Vereinigung sind, wo- festgenommenen AktivistInnen, die sofort zu verbreiten. Außerdem haben wir uns an runter man versteht, dass sich zwei oder mehr ins Gefängnis geworfen und vier Tage lang Pelzstände gekettet und tote Tierkörper ge- Leute in einer Gruppe organisieren und Ver- festgehalten wurden. Drei der AktivistInnen zeigt, die für ihr Fell ausgebeutet wurden. brechen planen und durchführen wollen; waren 20 Tage in Sicherheitsverwahrung. das unerlaubte Betreten von Grundstücken, Wie hat die Repression die Be- womit sie wahrscheinlich das Betreten der Ähnlich ist auch, dass wir keinen Zugang zu wegung in Spanien beeinflusst? Farmen meinen, in denen wir gefilmt haben; den Akten haben und zu Informationen, die das Verursachen von Schaden, der mit der gegen uns verwendet werden. Im Prinzip äh- Sharon: Wir kennen die genauen Auswir- Sabotage von Farmen oder anderer Betriebe neln sich die Ordnungswidrigkeiten – bei- kungen nicht. Es brachte auf jeden Fall viele der Tierausbeutungsindustrie einhergeht; spielsweise wenn uns der Richter als Öko- Leute zusammen. Das war die positive Seite. Umweltschäden im Zusammenhang mit der Terroristen bezeichnet. Die Polizei versorgt Viele AktivistInnen, die selbst Probleme mit Befreiung von Nerzen, das Offenlegen von die Medien mit Informationen, sodass wir im Repression hatten, haben sich gemeinsam Geheimnissen, die wohl mit den Recher- Fernsehen sehen können, wie unsere Häuser mit uns gegen Repression stark gemacht. Die chearbeiten zusammenhängen, also die durchsucht werden, obwohl wir selbst gar nicht negativen Effekte kennen wir noch nicht, Darstellung der realen Situation, die Tiere wissen, was überhaupt konfisziert wurde. weil wir nicht wissen, wie lang das alles noch auf Farmen und anderswo ertragen müssen. dauert oder wie weit sie gehen werden. Jose: Und dass die Medien uns als Kriminelle Gegen einige AktivistInnen wird auch An- darstellen, bevor wir die Möglichkeit haben, Jose: Ich denke, einige AktivistInnen haben klage wegen Aggression, Gewaltattacken uns zu verteidigen. Angst bekommen, ein Teil der Tierrechts- und Drohungen erhoben. bewegung zu werden, weil sie die möglichen Sharon: Es gibt also viele Parallelen. Der Konsequenzen fürchten. Sharon: Momentan drohen uns allen Haft- Unterschied ist offensichtlich, dass die Ös- Glücklicherweise hält das aber nur wenige strafen von bis zu neun Jahren, aber das kann terreicher drei Monate im Gefängnis waren, Leute davon ab sich zu beteiligen – einige sich noch ändern und mehr werden, wenn der was in unserem Fall nicht zutraf. Ihre Situ- schließen sich uns sogar aus Solidarität an. Richter es für nötig erachtet. ation war also viel schlimmer als die unsere. Einer von ihnen ging in einen sehr langen Sharon: Wir haben keine Mitglieder verloren. Was glaubt ihr, warum sie Hungerstreik, der für ihn sogar gesundheit- gerade euch aus der Gruppe der lich schädlich war. Ich denke also, dass unsere Und wie war die Reaktion auf

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die Repression generell in der Gesellschaft? aktiv sein und vor allem unsere Arbeit ver- unsere Zelle kam und erzählte, dass wir von teidigen. Besonders die Recherchearbeit AktivistInnen und Menschen aus der ganzen Sharon: Sagen wir: Leider nehmen Men- und die Kampagnen sind sehr wichtig. Sie Welt angerufen wurden, die uns unterstützen schen Dinge so wahr, wie sie in den Medien tragen zu aufgeklärten Entscheidungen der wollten. Die Anrufer forderten von der Poli- dargestellt werden. Von Anfang an waren Menschen bei. zei uns veganes Essen zu geben und nannten wir also die Öko-TerroristInnen und sie er- die PolizistInnen TerroristInnen. zählten noch eine Menge anderer Absurdi- In gewisser Weise kann man dieses Votum als täten über uns. die Stimme der Tiere betrachten, die sonst Ein Polizist erzählte mir, er wurde in allen stumm bliebe. Ich denke, es ist wirklich wich- existierenden Sprachen „Terrorist“ genannt. Das war die Botschaft, die an die Öffent- tig, öffentliche Unterstützung zu bekommen Es war sehr schön, das zu hören, in dem Wis- lichkeit ging, aber die kritische Masse hat und daran sollten wir immer denken, wenn sen, dass, obwohl solch schreckliche Dinge verstanden, dass es einen großen Angriff wir Aktionen durchführen. passieren, die Tierrechtsbewegung reif genug gegen die Tierrechtsbewegung in Spanien ist, in einer derartigen Situation zusammenzu- gibt. Das brachte uns und die Tierrechts- Sharon: Ja, da stimme ich zu. Ich finde, wir halten. Ich hoffe, ich kann darauf antworten, bewegung näher zusammen und schließlich müssen daran arbeiten, die öffentliche Un- indem ich gute Arbeit für die Tiere leiste. wurden wir auch von Leuten anderer Bewe- terstützung auszubauen. Martin Balluch gungen unterstützt. Eine davon war eine be- hat das während des Prozesses in Österreich Wie geht es euch jetzt? deutende Person der Umweltbewegung, die getan. Öffentlicher Rückhalt verhindert Re- sich jetzt zur Wahl aufstellen lässt und einen pression. Genau deshalb sollten wir weiterhin Jose: Es ist eine seltsame Situation, weil die öffentlichen Brief zu unserer Unterstützung daran arbeiten. Festnahmen schon einige Monate zurücklie- schrieb. Und da gibt es noch viele weitere gen. Jetzt haben wir beschlossen, weiterzu- UnterstützerInnen. Ihr habt vorher die Website arbeiten und tun das auch schon seit unserer unitedagainstrepression.org ins Freilassung. Manchmal denken wir gar nicht Was habt ihr geplant, um der Gespräch gebracht. Es gab noch mehr an den Prozess, aber wir wissen auch, Repression entgegenzuwirken? eine andere Website, die nur dass das irgendwann plötzlich wieder unsere Was habt ihr bereits getan? wenige Tage nach eurer Verhaf- Leben bestimmen, all unsere Aufmerksam- tung ins Leben gerufen wurde: keit erfordern wird und wir uns bald im Ge- Sharon: Ab dem Tag der Festnahme wurde thespanish12.wordpress.com richtssaal wiederfinden könnten. Das können auf der ganzen Welt protestiert, die Akti- wir jetzt nicht wissen. Aber falls es passieren vistInnen wurden direkt unterstützt. Wir Könnt ihr uns erklären, weshalb sollte, möchten wir vorher so viel wir nur selbst haben protestiert, um die Aufmerk- ihr den Namen der Kampagne können zur Bewegung beisteuern. samkeit der Medien und der Öffentlichkeit geändert habt? auf uns zu lenken, um so zu zeigen, was wirk- Sharon: Ich persönlich fühle mich trotz lich passiert. Eines der wichtigsten Dinge Sharon: Zum einen fühlten sich zwei Per- aller Geschehnisse stärker als jemals zuvor. hierbei ist das Erscheinen einer CD, auf der sonen nicht zugehörig zum Rest der Grup- Das Feuer, das in mir brennt, ist größer und viele berühmte spanische Bands zu hören pe, so dass eigentlich nur zehn Aktivis- größer geworden. Ich will wirklich für Tiere sind, die die Antirepressionsarbeit mit ihren tInnen in die Kampagne involviert waren. und gegen all diese Menschen, die uns und Liedern unterstützen. Alle Einnahmen, die Die Zahl hat also nicht mehr gestimmt. die Tiere stumm machen wollen, kämpfen. wir durch die CD erzielen, gehen an die An- Außerdem kommen die AktivistInnen aus Ja, ich fühle mich gut. tirepressionskampagne. unterschiedlichen Teilen Spaniens und manche fühlen sich nicht wohl dabei, als Gibt es irgendetwas, das ihr Wie können euch Gruppen Spanier bezeichnet zu werden. Deswegen hinzufügen wollt, irgendetwas, außerhalb von Spanien heißt es nur: unitedagainstrepression.org das euch noch wichtig ist? unterstützen? Jose: Außerdem wurden nur zwei von uns Sharon: Eine Botschaft an AktivistInnen Sharon: Es ist sehr wichtig, dass alle über verhaftet, aber die Zahl könnte ja ansteigen und an alle, die an der Tierrechtsbewegung das, was passiert, auf dem Laufenden ge- und dann wäre die Bezeichnung auch nicht beteiligt sind: Habt keine Angst und zieht halten werden. Auf unserer Website uni- mehr korrekt. euch nicht zurück. All das ist nur eine „na- tedagainstrepression.org könnt ihr euch in- türliche“ Reaktion, die uns zeigt, dass wir ef- formieren, die internationalen Aktionstage Könnt ihr über eure Erfahrungen fektiv sind und dass wir jenen schaden, denen unterstützen und wenn möglich auch Akti- während eurer Haft berichten? wir auch schaden sollten. onen organisieren, die sich auf die Antire- pressionskampagne beziehen. Sharon: Es war ein Gefühl der Ohnmacht Jose: Ich will euch für das Interview und für gegenüber dem, was vor sich ging. Auf einmal die Möglichkeit, uns hier auszudrücken, dan- Ihr habt vorhin den Begriff war man nur noch ein Ding, das von der Po- ken. Und besonders möchte ich mich bei all Öko-Terrorismus verwendet lizei, vom Gericht herumgereicht wurde. Sie den AktivistInnen und Menschen bedanken, - was denkt ihr, könnte eine machen mit dir, was sie wollen, sagen dir wohin die uns unterstützt haben und in ihrer Unter- effektive Strategie gegen den du zu gehen hast und verbieten dir zu reden. stützung auch nicht nachgelassen haben. Green Scare auf der Welt sein? Aber dann hatten wir auch glückliche Mo- Dieses Interview führten Jose: Ich denke, wir sollten weiterarbeiten, mente: Ich erinnere mich, dass die Polizei in Ricoli und Isabella

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Tierbefreiung_74.indd 30 08.03.2012 12:55:19 Uhr Repression Repression und Internetzensur – Rothkötter hat Angst vor Anrufen von Linda Evert

Am Morgen des 21.10.2011 ging auf der dustryfarm.blogsport.de wird von wechselnden politische Engagement schon Grund genug Kontakt-Adresse des Blogs antiindustryfarm. Einzelmenschen aus dem Wietze-Wider- für repressive Maßnahmen sein. Auch Hans blogsport.de, welcher über den Widerstand stand sowie Tierbefreiungs-, Umwelt- und Wargel vom Niedersächsischen Verfassungs- gegen Europas größten Hühnerschlachthof Anti-Gentechnikzusammenhängen betrie- schutz glaubt von den Wietze-Gegner_innen der Firma Rothkötter in Wietze berichtet, ben. Ein_e Nutzer_in oder für Inhalte ver- zu wissen, „dass eine Rekrutierung auch aus folgendes Schreiben ein: antwortliche Personen gibt es in dieser Form der ansonsten gewaltbereiten, autonomen, „Liebe/r Blog-Inhaber/in, aufgrund einer nicht. Ob und inwiefern die Klage weiterver- linksextremistischen Szene erfolgt“ und setzt Klagedrohung des Anwalts der Firmen folgt wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt trotz mit dieser Reihe von populistischen, inhalts- Celler Land Frischgeflügel GmbH & Co. allem völlig offen. losen Schlagwörtern Akzente, die Ängste vor KG, Rothkötter Mischutterwerk GmbH „Chaot_innen“ schüren sollen – und bedient sowie Emsland Brüterei mussten wir, um Pünktlich zum Aktionstag erhielt auch der sich dabei des Vokabulars der BILD-Zeitung Schaden von Blogsport abzuwenden, dei- Betreiber der Seite tierrechtstermine.de einen bei Berliner Autobränden. nen Blog vorläufig für die Öffentlichkeit Brief gleichen Absenders und Inhalts. Auch unzugänglich machen. Für eine Wiederfrei- hier wurde der Aufruf gepostet, ebenfalls mit „Dieser Versuch von Seiten Rothkötters gabe bitten wir, sämtliche Äußerungen, die der Präambel „Ein Aufruf aus dem Internet“ und der Staatsmacht, die Kritiker_innen des als Aufrufe zu rechtswidrigen Handlungen versehen. Termin entfernt, Account gelöscht. größten Hühnerschlachthofs Europas einzu- interpretiert werden könnten, von deinen Alles innerhalb der Frist. Ausgang ungewiss. schüchtern oder zu behindern, zeigt für mich Seiten zu entfernen. [...]“ Obwohl der Aufruf zum Aktionstag auch eine viel eher, dass Rothkötter Angst vor dem Wi- eindeutige Distanzierung von Straftaten im derstand hat und dieser erfolgreich ist. Um Was war passiert? Wortlaut enthielt, wurde den Rechtsschüt- die geplanten 420 Zulieferbetriebe in der Re- Für den 7.11.2011 hatte die Aktion „Roth- zer_innen des Fleischriesen möglicherweise gion sieht es noch immer finster aus, sodass kötter in die Suppe spucken – die Schlacht- aufgetragen, hier eine „[ö]ffentliche Auffor- der Schlachthof sich aus Dänemark und den fabrik in Wietze stoppen!“ in einem Aufruf derung zu Staftaten“ gemäß § 111 zu kon- Niederlanden beliefern lassen muss. Wenn die Adressen und Telefonnummern der Un- struieren. Danach wird, „wer öffentlich […] das bis Ende 2012 so bleibt, muss Rothköt- ternehmen Rothkötters gesammelt und dazu zu einer rechtswidrigen Tat auffordert, wie ein ter 6,5 Mio. Euro Subventionen an das Land aufgerufen, dem Konzern direkt die Mei- Anstifter bestraft“. In diesem Fall sind mög- Niedersachsen zurückzahlen - und wer nung zu sagen. Auch antiindustryfarm stellte licherweise auch weitere Betreiber_innen an- weiß, welche Konsequenzen sich aus dieser den Text online, jedoch mit dem Hinweis: derer Internetseiten, auf welchen der Aufruf dauerhaften Misere für den Fortbestand und „Ein Aufruf aus dem Internet“. kursierte, von der Repression betroffen. Diese die Auslastung des Wietzer Schlachthofes sollten sich unter [email protected] melden, um beziehungsweise für die Wirtschaftlichkeit Das Team von blogsport.de bekam daraufhin ein gemeinsames Vorgehen gegen die Ein- des gesamten Konzerns dann erst ergeben. Post von Rothkötters Anwalts- und Anwäl- schüchterungsversuche zu ermöglichen. Für mich ist das jedenfalls Motivation ge- tinkanzlei „Hellmann Fachanwälte“ mit der nug, weiterhin gegen Rothkötter und seinen Forderung, den Blog für die Öffentlichkeit Repression im Kontext Schlachthof in Wietze mit all seinen nega- unzugänglich zu machen, bis die Inhalte ge- Nachdem der vielfältige Protest und Wi- tiven Auswirkungen aktiv zu bleiben.“ So löscht seien, sowie Namen und Anschrift des derstand gegen die Schlachtfabrik zunimmt Aktivist Winrich Steinberg. Betreibers mitzuteilen. Hierfür wurde eine und Rothkötters Großprojekt aufgrund der Frist bis zum selbigen Tage gesetzt. Nach Drohkulisse für potentielle Mäster_innen in Silke Schönland von der Aktion „Rothkötter sofortiger Löschung der relevanten Daten weite Ferne rückt, setzen auch die Repressi- in die Suppe spucken – die Schlachtfabrik in durch Betreiber_innen des Blogs wurde die onsorgane zunehmend auf eine Diffamierung Wietze stoppen!“ ergänzt: „In welchen For- Seite zum Abend wieder freigegeben. Antiin- und Kriminalisierung der Kritiker_innen. So men sich unser Widerstand ausdrückt, das musste sich eine aktive Wietze-Gegnerin entscheiden nach bestem Gewissen immer Ende November vergangenen Jahres einer noch wir. Weder Rothkötter selbst noch sei- erkennungsdienstlichen Behandlung allein ne Anwält_innen oder irgendein sogenann- mit der polizeilichen Begründung unterzie- tes Recht wird uns, angesichts der katastro- hen, ihre „politische Motivation“ zeuge von phalen Folgen dieses Megaprojekts für den einer „hohen kriminellen Energie“. Die ED- gesamten Planeten, daran hindern, uns die- Maßnahme soll also „präventiv“ wirken, um ser drohenden Massenausbeutung mit allen vor „weiteren Straftaten“ abzuschrecken. Auf Mitteln entgegenzustellen.“ Straftaten beruft sich die Begründung jedoch nicht. Dadurch wird die Willkür der Repres- Weitere Infos: sion offensichtlich und folglich kann das http://antiindustryfarm.blogsport.de/

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Böhringer Prozess 2.0: Geldstrafe plus Ordnungshaft

Am 09.12.2011 fand der dritte Verhandlungstag am Landgericht Hannover gegen Andre M. in Sachen Besetzung eines Baugeländes für ein Boehringer Tierversuchslabor statt (siehe auch „Boehringer Prozess 2.0“ in TIERBEFREI- UNG Nr. 73). Nach drei ereignisreichen Prozesstagen (Anträgen, Ordnungsstrafen, Saalverweisen und Rauswürfen) verkündete Richter Süßenbach das Urteil: 40 Tagessätze zu je 15 Euro wegen Hausfriedensbruchs. Angesichts dessen, was die Tiere in dem Versuchslabor erwartet, klingt es wie Hohn von einem „Frieden des Hauses“ zu sprechen.

Die Krönung zum Schluss: Der Angeklagte wollte sich nicht zur Urteilsverkündung erheben. Derlei ungebührliches Ver- halten haben deutsche Gerichte nicht gern, wie aus früheren Urteilen ersichtlich: „Die Wahrung der äußeren Form bei der Eröﬀnung der Urteilsgründe ist ein Zeichen selbstverständlicher Achtung der besonderen Bedeutung des richterlichen Auftrages und des Richteramtes“ (KG Berlin, 3 Ws 285/01). Andre M. wollte und konnte der „besonderen Bedeutung des richterlichen Auftrages“ jedoch keinen Respekt zollen: „Er wollte einem Staat keinen Respekt erweisen, der mit seinen Gesetzen die Ausbeutung von Tieren und Menschen ermöglicht und mit seinen Polizisten den Widerstand dagegen bekämpft“, heißt es in einem Soliﬂugblatt nach dem Prozess.

Oﬀensichtlich sah Richter Süßenbach „die Würde des Gerichts [also von ihm] bei der Erfüllung seines besonderen Verfassungsauftrages“ (AZ siehe oben) missachtet. Er drohte Andre M. mit 5 Tagen Ordnungshaft, und verhängte diese prompt, als sich der Angeklagte nach wie vor nicht erhob. Die Haft wurde direkt im Anschluss an den Prozess vollstreckt. Weitere Infos: http://boehringerbesetzung.blogsport.de/ (un)

Justitia in München verurteilt

Am 02.03.2011 machte sich Justitia, die Personiﬁkation der Gerechtigkeit, samt Begleitung auf den Weg zur diploma- tischen Vertretung Österreichs in München. Dies geschah als Zeichen der Solidarität mit den damals 13 Tierschutz-/ Tierrechts-Angeklagten im §278a Verfahren in Österreich. Am Konsulat angekommen, bat Justitia (eine verkleidete Aktivistin der Tierbefreiung München um Einlass, der ihr jedoch verwehrt blieb. Im Vorraum des Konsulats rief sie immer wieder, die Gerechtigkeit müsse dringend zurück nach Österreich kommen. Stattdessen kam jedoch die Polizei, die die Gerechtigkeit samt Begleitung verhaftete.

Am 14.12.2011 fand schließlich ein Prozess am Amtsgericht München gegen Justitia und ihre Helferin statt. Urteil im Namen des Volkes: Die Gerechtigkeit wird wegen Hausfriedensbruchs zu 3 Monaten Freiheitsstrafe – ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung – verurteilt, zusätzlich zu einer Geldstrafe von 150 Euro plus Verfahrenskosten. Die Höhe der Verurteilung ist zwar zum Teil dadurch bedingt, dass es nicht ihre erste Verurteilung wegen Haus- friedensbruchs war, angesichts der Lächerlichkeit des Vorfalls allerdings unverhältnismäßig. Die Aktivistin ging in Berufung, danach auch die Staatsanwaltschaft, die eine noch höhere Strafe gefordert hatte. Möglicherweise ist die Berufung der Staatsanwaltschaft auch ein Gegenzug zur Berufung der Aktivistin. Geht nur die verurteilte Person in Berufung, darf ein Urteil im Berufungsverfahren nicht höher ausfallen. Da aber auch die Staatsanwaltschaft Beru- fung eingelegt hat, kann das Urteil theoretisch auch höher ausfallen.

Justitias Begleitung wurde ebenfalls verurteilt und zwar zu einem Wochenende Jugendarrest. Auch hier hatte die Staatsanwaltschaft eine höhere Strafe gefordert. Da Rechtsmittel im Jugendstrafrecht eingeschränkt sind, konnte in diesem Fall keine Berufung seitens der Aktivistin eingelegt werden.(un)

Verurteilungen wegen Maststop Protesten im Nördlinger Rathaus

Im Mai 2011 tagte der Nördlinger Stadtrat in einer öﬀentlichen Bauauschusssitzung im Rathaus der Stadt, e- ma unter anderem: Die Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens der Stadt Nördlingen (gut 100 km nördlich von München) für einen geplanten Hühnermaststall in Schmähingen (siehe auch http://maststop.blogsport.de/).

Dagegen protestierten während der Sitzung mehrere TierrechtsaktivistInnen, die der Auﬀorderung des Oberbürger- meisters, den Saal zu verlassen, zunächst nicht nachkamen. Die Stadt erstattete Anzeige. Das Amtsgericht Nördlingen verurteilte am 15.12.2011 zwei Aktivistinnen wegen Hausfriedensbruchs zu 40 Stunden Sozialarbeit, gegen einen dritten Angeklagten stellte das Gericht das Verfahren gegen Zahlung von 150 Euro ein (er hatte noch keine Einträge wegen Hausfriedensbruchs im Strafregister). Das Genehmigungsverfahren bezüglich der Mastanlage läuft noch. (un)

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Vegan kochenmit Ente

Hallo ihr Lieben!

Draußen ist es wieder einmal kalt und Aber auch „normale“ Gerichte sollen Wärmt euch am Herd und habt Spaß da bietet es sich ja an, Zeit in der Küche nicht vergessen werden: Die Dinkel- beim Kochen/Backen! zu verbringen und sich die kalten Tage pfanne mit Pilzsahnesoße und die mit Leckereien zu versüßen. Deshalb Kürbis-Kartoﬀelsuppe sind recht Ausführliche Rezepte mit Bildern gibt gibt es in dieser Ausgabe Rezepte für schnell zuzubereiten und obendrein es wie immer auf http://ente.antispe.org Schokocupcakes mit Haselnusscreme- auch noch lecker. Topping und einen leckeren Karotten- Liebe Grüße, kuchen. Ente

Schoko-Cupcakes mit Haselnusscreme

400ml Mehl Mehl, Kakao, Zucker, Backpulver und Vanillezucker miteinander vermischen und dann 100ml Kakao Sojamilch und Öl dazugeben und alles gut verrühren. 200ml Zucker Den Teig dann in eine Muﬃnform füllen und die Förmchen zur Hälfte füllen. ½ Pck Backpulver Am besten ist es, wenn ihr eine Metallmuﬃnform nehmt und Papierförmchen rein macht. 1 Pck Vanillezucker Die Cupcakes dann ca. 40 Minuten bei 175°C backen. Sie sind fertig, wenn ihr mit einem Holzstab reinstecht und kein Teig mehr kleben bleibt! 300ml Sojamilch 100ml Öl Nun das Topping: Die Margarine mit einem Handrührgerät mit dem Puderzucker verrühren, bis ein feiner Teig entstanden ist, und dann das Haselnussmus dazu geben und alles verrühren. 100g Margarine Die Cupcakes abkühlen lassen und die Masse für das Topping mit einem Spritzbeutel drauf verteilen. 100g Puderzucker 100g Haselnussmus Nun die Cupcakes im Kühlschrank nochmal etwas durchkühlen lassen und fertig sind (gibt’s im Bioladen) die Schokocupcakes mit Haselnusscreme!

Karottenkuchen

550g Mehl Karotten, Zucker, Zimt, Öl und Sojamilch miteinander vermischen und dann Backpulver 5TL Backpulver und Mehl hineingeben und alles gut verrühren. Am besten funktioniert das Verrühren mit einem 1,5 TL Zimt Handrührgerät, ein Schneebesen tuts aber auch. 450g Zucker 375ml Öl Die Masse in eine Kuchenform (Springform o.Ä.) geben und bei 180°C für ca. 50 Min backen. 200ml Sojamilch Einfach wieder den Holzstabtest anwenden: Wenn kein Teig mehr kleben bleibt, ist der Kuchen fertig! 500g geraspelte Karotten

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Dinkelpfanne mit Pilzsahnesoße

125g Zartdinkel aka „Dinkel wie Reis“ Dinkel nach Packungsangabe kochen. Zucchini und Paprika kleinschneiden und scharf 1 Zucchini in etwas Öl anbraten, bis beides etwas Bräune bekommen hat. Zwiebeln kleinschneiden 1 Paprika und ebenfalls dazugeben und mit anbraten. ca. 200g Champignons Wenn alles angebraten ist und die Zwiebeln leicht goldbraun sind, den gekochten Dinkel 2 Zwiebeln dazugeben, mit anbraten und mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen und abschmecken. 250ml Sojasahne Schnittlauch (TK oder frisch) Für die Soße die Champignons in Scheiben schneiden und ebenfalls in einer heißen Salz, Pfeffer, Paprika, Pfanne scharf anbraten, bis sie etwas Bräune bekommen. Dann die Sojasahne dazugeben, Gemüsebrühpulver die Hitze runterdrehen und kurz mitköcheln. Mit Salz, Pfeffer, Gemüsebrühpulver und dem kleingeschnittenen Schnittlauch würzen und abschmecken.

Nun nur noch Dinkelpfanne und Champignonsoße auf dem Teller kombinieren... und genießen!

Kürbis-Kartoffelsuppe

Suppengrün 1 Hokkaidokürbis 4-5 Kartoﬀeln

200ml Sojasahne Salz, Pfeﬀer, Gemüsebrühe 1-2 EL Zucker

Ihr könnt den Kürbis entweder mit oder ohne Schale zubereiten. Ich persönlich schäle ihn aber vor dem Kochen. Geschmackssache. ;)

Den Kürbis halbieren und das weiche Innere mit einem Löﬀel herausschaben und entsorgen. Dann den Kürbis schälen und in Würfel schneiden. Die Kartoﬀeln ebenfalls schälen und in kleine Stücke schneiden.

Den Sellerie und die Karotten (beides beim Suppengrün) schälen und in kleine Würfel schneiden und in etwas Öl scharf anbraten. Wenn beides etwas Bräune bekommen hat, ungefähr 1-2 EL Zucker darüber geben und kurz mitanbraten bzw. karamellisieren. Nun Kürbis und Kartoffelstücke dazugeben und alles mit so viel heißem Wasser auffüllen, bis sich etwa 2-3cm Wasser über dem Gemüse befindet.

Mit Salz, Pfeﬀer, Petersilie (vom Suppengrün) und evtl. Gemüsebrühpulver würzen und etwa 20 Minuten auf kleiner Flamme köcheln, bis alles weich ist.

Nun nur noch mit einem Pürierstab bis zur gewünschten Sämigkeit pürieren und die Sahne unterrühren (die Suppe sollte jetzt nicht mehr kochen, da die Sahne dann vermutlich ausﬂockt...). Alternativ könnt ihr mit der Sahne auch die Suppe direkt auf dem Teller verfeinern und damit schicke Muster zaubern.

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Tierbefreiung_74.indd 35 08.03.2012 12:55:29 Uhr Vegan Wurst und Wahn. Ein Geständnis Missglückte Satire auf den Mode-Vegetarismus von Tomas Cabi

Auf dem Coverbild des Büchleins „Wurst und bzw. dem Ausblenden der unveganen Kompo- manchmal auf speziesistische Sprache, z. B. Wahn“ sieht mensch Hunde, die mit vollster nenten des Vegetarismus. Satire lebt von der ob mensch zu stark einsetzenden Entzugser- Aufmerksamkeit auf über ihnen herabhän- Übertreibung – das ist ja in Ordnung. Doch scheinungen noch Cold Turkey sagen dürfe gende Karotten blicken. Das macht sofort wenn es im Kern zu solcher Ungenauigkeit (im Neudeutsch spricht mensch heute längst auf den Grund-Unsinn der Textstrategie auf- kommt – in diesem Fall eine mangelhafte Dif- von „craving“). Oder Hot Dogs: „Kleinere le- merksam. Es geht nicht um Veganismus oder ferenzierung zwischen den Formen fleischloser ckere Würste im Kuschelpelz.“ gar vegane Ernährung von Tieren, sondern – Ernährung – dann disqualifiziert es das ganze ganz schmalspurig – um die absurde Spezies Projekt von vornherein. In Interviews hat der Autor immer erwähnt, Mode-Vegetarier. dass sein Schreibanlass die Lektüre von Sa- Die Identität der Erzählerfigur bietet wenige fran Foers „Tiere essen“ gewesen ist. Das ist Ein erinnernder Ich-Erzähler sitzt bei einem Identifikationsmöglichkeiten. Sie besteht aus in meinen Augen negativ, zumal „Tiere essen“ Kommissar und gesteht ihm einen Mord – lauter Klischees. Es handelt sich um einen von zwar ein sehr populäres und zugegebenerma- den er begangen hat, weil er zum Vegetarier außen gesteuerten, patriarchalisch denkenden ßen gut geschriebenes Buch ist, aber auch von gemacht wurde. Die Handlung spielt in einer Unsympathen, für den fleischlos essen „ein einem talentierten Landwirt hätte stammen nahen Zukunft, in der Fleisch-Konsum zwar nicht erklärter Hungerstreik gegen sich selbst“ können. Wir erinnern uns an die „fortschritt- noch möglich, aber gesellschaftlich geächtet ist. Er gerät an den Blogger Tom Tofu, dem er lichen“ Vorschläge: Weg von unpersönlicher ist, ähnlich wie heutzutage das Rauchen. seine körperliche Wandlung mitteilt, welche Massentierhaltung und hin zu einem „buddy- von Gewichtsabnahme bis zum Verlust der farming“; der Bauer kennt „seine“ Tiere mit Die Zukunftsgesellschaft ist reduziert auf den Libido reicht. Jakob Hein steigert sich bis zum Namen und trägt „seine“ Tiere unter Strei- Aspekt des Essens – und das macht den Text Kastrationskomplex hinein, denn dem Erzäh- cheleinheiten auf die Verladerampe. nicht satt! „Eines Tages aß fast niemand mehr ler fällt das Geschlechtsteil ab! Das soll das Fleisch.“ Die Erzählerfigur sieht sich unter groteske Bild für das Vorurteil sein, dass tote „Mein Essen scheißt auf dein dem Druck gesellschaftlicher Konformi- Tiere zu essen „von jeher eine unabdingbare Essen!“ Neu im Sortiment: tät einer Zwangsvegetarisierung gegenüber. Voraussetzung für die Vitalität der männlichen Fleischerwerb ist unter den scheelen Blicken Grundfunktion“ gewesen sei. So beschließt er Der Anspruch, eine Satire über den Vege- der Masse im „separaten Fleischverkaufsbe- die Verbindung zu den geheimbündlerischen tarismus-Trend (hier ist an die unzähligen reich“ der Supermärkte oder – ein rassistisch Fleisch-Fressern zu suchen und tritt mit brueh- Beiträge in den überregionalen Zeitungen zu VEGAN WEAR anmutendes Klischee – „noch im schlimmen wuerfel69 in Kontakt. Dieser zerstreut gekonnt denken) zu schreiben, scheitert a priori da- Coole Shirts mit Botschaft. Viertel unserer Stadt“ möglich: „Allerdings die letzten Zweifel an der Wiederaufnahme ran, dass die ganzen netten Artikel, die es so Der gesamte Gewinn fließt in unseren Antitierbenutzungshof. Natürlich aus fair produ- zierter Bio-Baumwolle! lungerten da überall mediterran aussehende von Fleischvöllerei. Der Zynismus von brueh- zu lesen gab, eigentlich ja selbst Satire sind Infos unter www.antitierbenutzungshof.de Gestalten herum: Kopftuchmädchen, Dro- wuerfel69 ist der einzige Lichtblick der Erzäh- – unter dem Anspruch für die Tiere zu argu- gendealer, Wasserpfeifenraucher, Klappmes- lung, indem er den Massen-Vegetarismus auf mentieren. Oft wurde ja bloß das „Öko-Ar- serschwinger.“ Die „Fremden“ sind immer gut die schiefe Ebene zieht und es als „ein riesiges gument“ ins Spiel gebracht, dass die Tiere in für alles Mögliche, was grenzwertig ist. Konglomerat aus gewaltbereiten Buddhisten, der Massentierhaltung zur Klimaverschlech- der Pharmaindustrie, der Waffenindustrie, der terung beitragen und daher wie Schädlinge Ganz am Anfang schreibt der Erzähler: „Ve- Ärzteverbände, der Pornoindustrie, der Gemü- zu betrachten seien. Was macht also dieses Schokolade mit veganer Botschaft:Pralinen · getarier sind nun mal Menschen, die Obst, sebauern und natürlich dem Soja-Tofu-Indus- Buch interessant? Es transportiert und re- Gemüse und Getreide in sich hineinstopfen.“ trie-Komplex“ beschreibt. Der Ich-Erzähler, flektiert unabsichtlich ein bestimmtes Phä- Schoko-Müslis · Liegt hier nicht eine Verwechslung mit Vega- dankbar über so viel ideologischen Input, wird nomen: Desinformation über Veganismus. Schoko-Würfel · nismus vor? Aber nein, Veganer sind die, „die wieder karnivor. Er lässt sich für die „Karni- weder Ei noch Milch zu sich nehmen und vore Kameradschaft“ rekrutieren und beginnt Jakob Hein beweist mit seinem Buch, dass Schoko-Popcorn · kein Leder tragen“. Aber wo liegt dann der – gestärkt durch Fleischkonsum – Vegetarier Mode-Vegetarismus eine ziemlich überflüs- Message-Täfelchen · Unterschied? Genau: Vorsehen müsse mensch zu missionieren und vegan-bereite Anhänger sige Erscheinung ist, wenn sie darauf hi- sich vor den Veganern, dem kämpfenden Arm der „Armee des militanten Gemüsekonsums“ nausläuft, uralte Klischees und Stereotypen Schokoladen-Riegel · zu bekämpfen. Zum Schluss bringt der zwi- des Vegetarismus. Diese völlig tierproduktfrei zu reproduzieren. Hein macht sich nicht und anderes mehr! lebenden Wesen seien zu allem entschlossen. schen den Fronten manipulierte Erzähler je- über das Vorhandensein solcher Images an Natürlich darf mensch die Meinung einer li- manden um. Aber kriminalistisch spannend ist sich lustig, was tatsächlich lustig sein könnte. terarischen Figur nicht mit der des Autors ver- es nicht. Beinahe genüsslich betet er die Anti-Palette Fair wechseln. Zwangsläufig scheitert das Komische (Verzicht auf Fleisch: macht unsexy, ist un- grundlegend an dieser krassen Ungenauigkeit Interessante Sichtweisen liefert der Autor gesund, führt zu innerer Leere, mensch wird vegan bio fair www.VeGANTISCH.de 36 | TIERBEFREIUNG 74 Ogleinsmais 3 · 94262 Kollnburg · T 0 99 42 / 94 93 40

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grau usw.) runter. Olle Kamellen! Hatte doch Art Zusammenfassung sein, dass es am Ende schon 1869 Gustav Struve nahegelegt, dass egal ist, ob Fleisch oder „Gras“ gegessen wird Fleisch rein gar nichts mit Vitalität zu tun – und besser hätte wohl auch das Credo der habe: „Alle schweren Arbeiten im Felde und Mode-Vegetarier_innen nicht lauten können: im Walde, im Hause und auf der Flur ver- Verzicht auf Fleisch ist Privatsache und eine richtet der arme Bauer und Tagelöhner, an Geschmacksfrage, also beliebig, denn an Er- welchen oft nur einmal im Jahre ein Stück- nährung ist immer etwas faul. chen Fleisch kommt. Der reiche Mann aber, welcher täglich zwei- bis dreimal Fleisch ißt, Aufgeklärte Veganer_innen Hände weg von dazu Champagner, Kaffee und ee trinkt diesem Buch! Es eignet sich hingegen als und seine Cigarre raucht, bricht bei dem er- Geschenkbeigabe zu Safran Foers „Tiere sten Versuche einer ansgestrengten körper- essen“, die beide mit schwer im Magen lie- lichen Arbeit zusammen.“ (Gustav Struve, genden Basisvorstellungen arbeiten. Hier Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen denke ich vor allem an Foers krampfhafte Weltanschauung, Stuttgart 1869, S. 31f.). Einstellung zur fleischlosen Ernährung und Jakob Hein Aber das ist ja auch ein Ergebnis – dass eine wie er immer und immer wieder beklagt, wie Wurst und Wahn. Ein Geständnis fehlende Unterfütterung theoretischer Natur schwer es ihm fällt, auf Fleisch zu verzichten Berlin, Galiani Verlag, 2011 zu Stillstand führt und die Frage nach der (wie übrigens auch bei David Foster Wal- 101 Seiten Befreiung der Tiere letztlich auf Geschmack lace: Am Beispiel des Hummers) – als ob der ISBN 978-3-86971-047-1 von Fleisch simplifiziert bleibt. Zugegeben: Konsum von Käse oder Milch in irgendeiner EUR 14,99 (gebunden) Die übertreibenden Beschreibungen des Weise „besser“ wäre. Oder als Abbruch-Ma- Fleischgeschmacks sind nicht übel – da mir terial für wissenschaftliche Fragestellungen Aus dem Klappentext: dabei tatsächlich übel wurde. wie z. B.: Woran könnte man die Verfasst- Jakob Hein, geboren 1971 in Leipzig, zog 1972 heit der gesellschaftlichen Aufklärung über mit seinen Eltern nach Berlin. Medizinstudi- Das Buch endet ausgerechnet mit einem Bi- Veganismus ablesen? Ablesen lässt sich an um in Berlin, Wien, Stockholm und Boston. belzitat! „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras dem Buch vor allem eins: Veganismus ist Seit 1998 Mitglied der „Reformbühne Heim und alle Herrlichkeiten des Menschen wie des immer noch nicht im Mainstream ange- und Welt“. Lebt mit seiner Familie in Berlin. Grases Blumen. Das Gras ist verdorret und die kommen. Und das ist ein schlechtes Zeichen Keine Stipendien, keine Wettbewerbe. Jakob Blume abgefallen.“ Wahrscheinlich soll es eine – und nicht zum Lachen! Hein ist bekennender Mode-Vegetarier.

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Tierbefreiung_74.indd 37 08.03.2012 12:55:32 Uhr Vegan „Milch besser nicht“ Raﬀaela Göhrig

Mit dem umfassenden, gut recherchierten und kritischen „Milch bes- die Ersten, die durch Milch verursachte Krankheiten erkannt haben. ser nicht“ hat der JOU Verlag 2004 die erste Auflage dieses „Lebens- Bereits Hippokrates nannte Unverträglichkeitsreaktionen auf Milch mittelkrimis“ auf den Weg gebracht. 2010 lag bereits die 3. Auflage und Käse, wie man beim Lesen erfährt. Im Mittelalter galt der Ver- vor und auf der gleichnamigen Homepage www.milchbessernicht.de zehr von Milch, vor allem in Übermaßen, als gesundheitsschädlich. heißt es über das Buch: „Milch besser nicht beschäftigt sich auf 350 Seiten mit der kaum erforschten Historie der Milch, Statistiken zum Weiter erfährt man, dass Milcherzeugung und –verarbeitung bis zum Milchkonsum, den gesundheitlich problematischen Inhaltsstoffen, Ende des 18. Jahrhunderts eine bäuerlich-ländliche, lokale Angele- dem Hormonproblem und den aktuellen Produktionsmethoden von genheit war und sich dieser Zustand mit dem Beginn der Industri- Milch und Milcherzeugnissen und wie diese die traditionelle Milch alisierung änderte. „Der richtige Aufschwung setzte in Deutschland verändert haben. Weder VerbraucherInnen, noch die Medizin- und erst in den Jahren ab 1870 ein, später als in den meisten Nachbar- Ernährungswissenschaft haben bisher darauf ein Augenmerk gerich- staaten.“ In den proletarischen Bevölkerungskreisen war der Milch- tet, mit ungesunden Folgen für viele Menschen.“ Das trifft den Nagel konsum noch nicht verbreitet, da er hier als eine „weiche, weibliche auf den Kopf. Flüssigkeit für Kinder, Alte, Kranke und besonders für das Vieh“ galt. „Von vielen Menschen wurde sie noch unmittelbar als eine tierische Bereits in der Kurzzusammenfassung auf der ersten Seite wird der Körperflüssigkeit wahrgenommen, die als solche Ekel erregte und ethisch-moralische Blick auch auf die Tiere gerichtet, wenn es heißt: wie Blut mit Tabus belegt war.“ „Wie wir uns die Körper unserer Haustiere als Nahrungsquelle aneignen, so verfahren wir auch mit den Fruchtbarkeitserzeugnissen der Die Homogenisierung und Pasteurisierung werden anschaulich erklärt weiblichen lebenden Tiere, mit Milch und Eiern. Nicht nur der my- und die Folgen, nämlich dass von der Natürlichkeit der Milch nichts thische Aspekt von beiden als Urnahrung kommt in der industriellen mehr übrig bleibt, aufgezeigt. Zur industriellen Massenproduktion Milch- und Eiproduktion zum Tragen, sondern auch die menschliche kann man lesen, dass „in der Zeit von 1960 bis 1974 der Absatz von Dominanz über das Tier, das uns ganz selbstverständlich zusätzlich zu Frischkäse und Quark um 124% zunahm, der von Sauermilchpro- seinem Leben die Produkte seiner Fruchtbarkeit abtreten muss. Diese dukten um 1.020% und der von Käse um 60%“. Die Milch verarbei- beiden Aspekte lassen kaum Zweifel darüber, ob es gut ist, dass sich der tende Industrie ist zu einem wichtigen und mächtigen Sektor in der Mensch im heute üblichen Maß tierische Körperflüssigkeiten einver- Ernährungsindustrie geworden und stellt seit 1965 die umsatzstärksten leibt.“ Dies ist jedoch wiederum auch eine der ganz wenigen Stellen, an Betriebe innerhalb der Nahrungsmittelbranche. denen sich das Buch, meiner Meinung nach, aus ethischer Sicht, also wegen der Tiere, gegen Milchkonsum ausspricht. Auch das Thema Mastitis wird aufgegriffen und „weil Mastitis nur durch Antibiotika bekämpft werden kann, stehen Milchpro- An vielen anderen Stellen kann man das nur unterschwellig ahnen, dukte in der Diskussion über die Ursache zunehmender Antibio- explizit gesagt wird es nicht, was jedoch angesichts der geschilderten tikaresistenz beim Menschen“. Grausamkeiten bzw. der Realität, die man hier zu lesen bekommt, auch gar nicht notwendig ist, denn es sollte auch dem Letzten klar werden, Seitenlang wird das Elend der sogenannten Milchkühe, die nichts anderes dass Milch eine Tierqualproduktion ist, mit deren Konsum man die sind als „Turboproduktionsstätten“ bzw. „Hochleistungsmilchkühe“ ge- Ausbeutung und das Leid der Tiere unterstützt. Vielleicht erhebt geschildert. „Heute, da der Körper einer Kuh Milchproduktion und Träch- rade deshalb das Buch nie direkt den mahnenden Zeigefinger – weil es tigkeit über Monate gleichzeitig bewältigen muss, handelt es sich über- jedem klar denkenden Menschen bei der Lektüre klar wird, dass Milch wiegend um Milch einer schwangeren Kuh“. Gerade in den Kapiteln, in Schäden anrichtet – bei den Tieren und bei Menschen. Die Autorin, denen es um die Tiere geht, lernen auch TierrechtlerInnen noch Neues. die sich beruflich mit „Milch“ befasst hat, gibt zu bedenken, dass „die unbestrittene Tatsache, dass Milch ausschließliches und einziges na- Im Absatz „Modernes Kuhleben“ wird das Schicksal von Kuh „Hele- türliches Lebensmittel für den jeweiligen Nachwuchs ist, offenbar zur ne“, die stellvertretend für die Millionen Leidensgenossinnen steht, auf kritiklosen Akzeptanz eines heute üppigen Konsums von Milchpro- schmerzvolle, eindringliche Weise beschrieben. Wenn jeder, der dieses dukten auch im Leben von Erwachsenen führt“. Buch nur 5 Minuten zur Hand nimmt, wenigstens die paar Seiten (S. 96-98) über „Helene“ lesen würde, wie viel könnte das bewirken! Wen es interessiert, der kann sich das Inhaltsverzeichnis des Buches Helenes „Leben“ steht im Dienste des Menschen, voller Erschütterung auf der Homepage durchlesen. Dieses Werk enthält Fakten, die man kann mensch lesen, wie viel Milch diese hochgezüchteten Kühe täglich eigentlich selbst als vegan lebender Mensch eher nicht auch noch geben müssen, um „rentabel“ zu bleiben – 45 bis 50kg bzw. 8.000 bis hätte wissen wollen…verzichten die meisten VeganerInnen sicher 10.000kg Milch pro Laktationsperiode! Mit 3 ½ Jahren werden diese aus ethischen Gründen auf Milch, so wäre das spätestens nach Lesen „Turbohochleistungskühe“ aufgrund der nachlassendern Milchmenge dieses Buches auch aus gesundheitlichen Aspekten! Die Problematik und der Unwirtschaftlichkeit geschlachtet. des menschlichen Milchkonsums wird weit über den Gesundheitsbe- reich hinaus aufgezeigt. Mich haben diese Abschnitte tief bewegt und gleichzeitig hoffnungs- los gemacht… lebe ich doch bereits seit Jahren vegan und zum Glück Zunächst wird Milch unter historischen Gegebenheiten betrachtet, schon viel länger kuhmilchfrei… dennoch hat man vermutlich gerade die geschichtlichen Hintergründe des Milchkonsums werden darge- als Unbeteiligter, da vegan lebend, das Leid der sogenannten Milch- stellt. Milch ist das jüngste Lebensmittel auf dem menschlichen Spei- kühe nur selten in vollem Ausmaß vor Augen. Es geht auch hier nur seplan, abgesehen von Gen-Food, und die Griechen und Römer waren noch um Profit, das Tier bleibt wie immer auf der Strecke: „Die not-

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wendigen Nährstoffe müssen die Tiere ihrem eigenen Körper entzie- hen, aber genau darin liegt dann der Profit der Milcherzeuger.“ Im Anschluss daran findet sich noch ein Abschnitt zu „Klonkühen“.

Maria Rollinger gelingt es immer wieder, auf bissig-ironische Weise den Wahnsinn im Zusammenhang mit Milcherzeugung und -konsum Dieses Werk enthält Fakten, die (der in 140 Jahren um das 24fache gestiegen ist) offenzulegen. Sie be- man eigentlich selbst als vegan leuchtet den Milchkonsum „vorgestern, gestern und heute“ und stellt fest, dass es keine oder nur wenige Daten gibt – die Milcherzeugung lebender Mensch eher nicht auch hielt erst Ende der 1920er Jahre Einzug in die Reichsstatistik. Wer sich für Zahlen interessiert, der findet Tabellen und andere Angaben, noch hätte wissen wollen… z. B. zum Pro-Kopf-Verbrauch etc. re Eiweiß- und/oder Fettbomben, enthalten den für viele Menschen Gerade auch die angesprochenen Zusammenhänge zwischen Milch- unverdaulichen Milchzucker und sind Hormoncocktails.“ Wie schon konsum und Diabetes, (Brust-)Krebs, Parkinson, Allergien und Kalzi- gesagt, der Appetit sollte einem mehr als deutlich vergehen. Natürlich ummangel führen dazu, dass einem richtig schlecht wird, selbst als Ve- wird auch das Märchen mit dem Kalzium in der Milch enttarnt. ganer! Von der weltweit verbreiteten Milchzuckerunverträglichkeit gar nicht erst zu sprechen – auch dieses ema wird ausführlich behandelt. Was ich vermisse bzw. negativ finde, ist, dass einem das Buch deutlich macht „Milch lieber nicht“, aber leider keine Alternativen aufzählt, was Ich habe mir beim Lesen und Staunen immer wieder die Frage gestellt, jedoch vermutlich auch nicht der Anspruch von Rollinger war. Genau- wie es sein kann, dass Menschen für solchen „Dreck“ auch noch Geld so wenig, wie Milch unter rein ethischer Sicht zu betrachten und noch ausgeben… denn heutzutage ist Milch nichts anderes als ein minder- tiefer oder umfangreicher auf die „Milchkühe“ einzugehen. wertiges, vitaminloses, homogenisiertes Produkt, das mit zig Zivilisati- onskrankheiten in Verbindung gebracht wird und aus gesundheitlicher In jedem anderen Punkt ist ihr auf höchstem Niveau alles gelungen – Sicht definitiv nur schadet anstatt nützt. Angemerkt sei hier, dass die das Buch ist sehr leicht verständlich, es enthält viele Fakten und Schil- Homogenisierung im Gegensatz zur Pasteurisierung nicht vorgeschrie- derungen bzw. Forschungsergebnisse, sie schreibt so schön flüssig und ben ist und es vor allem der Milchzucker ist, der zu Allergien führt. beinahe unterhaltsam, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen möchte, weil man schon auf die nächste Erkenntnis gespannt ist und Die einzelnen Produkte, die man aus Milch „gewinnen“ kann, werden vor allem steht hier mal die ungeschönte Wahrheit über das „weiße in einem Extrakapitel erläutert und unter gesundheitlichen Gesichts- Blut“. Ich empfehle das Buch als Pflichtlektüre für jeden mündigen punkten betrachtet. Über Quark heißt es: „Die VerbraucherInnen wis- Bürger, es ist toll geschrieben, ausführlich, aber nicht langweilig, sehr, sen i. d. R. nicht, dass und wie Quark verändert wurde, und auch nicht, sehr informativ und sollte wirklich in keinem Bücherregal fehlen. welche Inhaltsstoffe zugefügt wurden, sie werden auch nicht aufge- klärt.“ Spätestens bei derlei sollte jeder hellhörig werden: – „Auch Lasst uns die „Milchrevolution“ starten! Nach der Lektüre kann ei- nach den 2003 geänderten EU-Vorschriften zur Kennzeichnung von gentlich kein Mensch mehr mit gutem Gewissen und/oder Appetit gentechnisch veränderten Lebensmitteln und ihrer Etikettierung muss ernsthaft Milchprodukte konsumieren wollen. Leider habe ich selbst Käse, der mit gentechnisch erzeugtem Chymosin hergestellt worden nur durch Zufall von dem Buch erfahren und würde mir wünschen, ist, nicht gekennzeichnet werden.“ dass mehr Werbung dafür gemacht wird – gerade weil das ema ein so wichtiges ist. Frau Rollinger, 1 mit Stern für „Milch besser nicht“. Ähnlich „Appetitliches“ liest man über Butter, Margarine, Eiskrem, Sauermilchprodukte und Molke – was das Abfallprodukt der Milch- gewinnung schlechthin sein muss, aber den BürgerInnen in allerlei Essbarem munter untergemischt wird, da man es sonst auf teure Art und Weise entsorgen müsste! „Hierzulande werden über 50% der Mol- keninhaltsstoffe, die früher Abfall waren, wieder der menschlichen Er- nährung zugeführt, Tendenz steigend.“

Käse wird z. B. auch mit pilzwirksamen Antibiotika behandelt… und über die sogenannte Trinkmilch erfährt mensch: „Daher wird eine in ihre Einzelteile zerlegte, mindestens zweifach erhitzte und dreifach gekühlte, wieder zusammengefügte, fett- und eiweißver- änderte, mehrere Tage alte Milch lieber als frische Milch bezeichnet, solange sich an der Gesetzeslage nichts ändert.“ Auch das hier verdeutlicht die „Macht“ von Milch: „Milch hat seit etwa hundert Maria Rollinger Jahren höchste politische Brisanz, und zwar in allen Milchländern. Milch besser nicht Sie ist eine Haupteinkommensquelle der Landwirtschschaft…“ JOU Verlag 350 Seiten Besonders treﬀend formuliert Rollinger: „Aber unsere Milch – wenn ISBN 978-3-940236-00-5 auch vom lebenden Tier – ist weder gesundheitlich noch moralisch 20 Euro einwandfrei. (…) Milchprodukte werden fast mit jedem Bearbeitungs- Bestellbar per Mail oder Fax: [email protected], schritt problematischer und schädigen auf leisen Sohlen. Sie sind wah- 0651/9936181

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Tierbefreiung_74.indd 39 08.03.2012 12:55:32 Uhr Vegan „Veganes fürs Fest“ Raﬀaela Göhrig

Ein weiteres Rezeptebuch aus dem Hause Pala erschien im Herbst shewnüssen oder auch das japanische Shabu-Shabu-Fondue. Bei den und erweitert das breite Spektrum an interessanten, vielseitigen Beilagen gibt es ein Rezept zur Herstellung von Kräuterbandnudeln, Kochideen, für die der Verlag bekannt ist. Mit dem speziell für die diversen Kartoffelgerichten oder aber so ausgefallene Vorschläge wie Weihnachtstage ausgerichteten Buch veröffentlicht die Autorin, die „Maroni-Gnocchi“ oder den Papaya-Safran-Reis. u. a. „Käse veganese“, „Cucina vegana“, „Frisch aufgegabelt – Nudeln vegan“ (siehe TIERBEFREIUNG Nr. XX und XX) geschrieben hat, Sehr gelungen finde ich die Rezepte der Rubrik „Gemüsebeilagen“, ihr neuntes Kochbuch. weil hier viel mit Wintergemüse gekocht wird (fruchtiges Rotkraut, aber auch afrikanische Brokkolipfanne). Für VeganerInnen in meinen Auf 150 Seiten stellt das klimaneutral produzierte Buch über 50 zum Augen ebenfalls sehr hilfreich sind die vielen, unterschiedlichen Sau- Teil sehr raffinierte und kreative Rezepte vor. Es handelt sich um ei- cen – man erfährt, wie mensch eine cremige Mayonnaise oder eine nen Mix aus traditionellen Weihnachtsgerichten, kombiniert mit exo- Kräuterremoulade selbst herstellen kann, ein Rezept für feine Braten- tischen Speisen von Japan über Afrika bis Mexiko – eine Mischung, sauce findet sich neben dem für eine Knoblauch-Kräuter-Creme, dem die Heike Kügler-Anger kompetent und liebevoll serviert. Für Vegeta- Wasabi-Dip und der japanischen Sesamsoße. Wirklich ausgefallen! Bei rier gibt es übrigens das Pendant „Vegetarisches fürs Fest“. Die meisten den Desserts freuen sich Leute wie ich, die bei einem mehrgängigen Rezepte sind für 4 Personen ausgelegt und wer kein Soja verträgt, kann Menü eigentlich sowieso nur auf den Nachtisch warten. Hier werden bis auf ein Rezept trotzdem alle anderen probieren. Die Einleitung Leckereien wie „Bratäpfel in Chai-Gelee mit Vanille-Zimt-Sauce“, kann sich mensch getrost sparen, es sind mehr persönliche Worte der „Schoko-Mandel Parfait“, „Kirsch-Schichtdessert mit Karamellcreme Autorin. Wie es sich für ein anständiges Festmahl gehört, gibt es die und Kaffeecreme“ oder „Panna cotta mit Brombeeren und Mandel- Kategorien Vorspeisen und Salate, Suppen, Hauptspeisen, Getreide- krokant“ aufgetischt. Und da ein Essen ohne die passenden Getränke beilagen und Kartoffelbeilagen, Gemüsebeilagen, Saucen und Tunken, nur halb so gut wäre, findet man ganz zum Schluss noch Getränke Desserts und heiße und kalte Getränke. wie Apfelpunsch, gefrosteter Himbeer-Maracuja-Cocktail sowie den weihnachtlichen Latte macchiato mit Zimt und Kardamom.

Die Zubereitung wird ausführlich Schritt für Schritt erklärt und ist trotz des Fließtextes übersichtlich, da die entscheidenden Schlagworte jeweils fett gedruckt sind. Viele Speisen lassen sich auch am Tag zuvor Es handelt sich um einen Mix zubereiten, damit man an den Festtagen nicht nur in der Küche stehen muss. Die Autorin hat wirklich nicht mit hilfreichen Hinweisen ge- aus traditionellen Weihnachts- spart und man merkt, dass hier jemand mit viel Liebe und Bewusstsein kocht. Aber vielleicht schreckt die lange Zutatenliste und die Angst, gerichten, kombiniert mit dass man sehr lange am Zubereiten und Kochen ist, den ein oder anderen davon ab, die Gerichte überhaupt auszuprobieren. Manche muten exotischen Speisen von Japan recht exotisch an, was auch nicht für alle Geschmäcker geeignet ist, vor über Afrika bis Mexiko allem, wenn viele Personen an einem Tisch zusammen kommen.

An Einfallsreichtum mangelt es keineswegs, wobei Kreationen wie Für 9,90 Euro bietet das Buch für die nächsten zig Weihnachtsfeste „Chicoréesalat mit Birnen, Trauben und Nüssen“, „Rote-Bete-Carpac- Menüvorschläge und Ideen und ich bin mir sicher, dass man beim cio mit Datteln und Erdnüssen“, die „Sauerkraut-Ananas-Lasagne“, Genießen der üppigen und gesunden Gerichte nicht mehr daran „gebackenes Zwiebel-Pﬂaumen-Gemüse“ oder „gerösteter Rosenkohl denkt, dass die Zubereitung mitunter recht aufwändig war. Da nicht mit Haselnüssen“ zumindest für mich gewöhnungsbedürftig klingen jeden Tag Weihnachten ist und das Buch somit eher nicht für den und mir weniger das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Die regelmäßigen Gebrauch gedacht ist und da mir persönlich manchmal Rezepte enthalten fast immer eine umfangreiche Liste an Zutaten, von die Zutatenliste einfach zu umfangreich (und damit wenig „einla- denen manche nur im Biofachhandel oder einem gut sortierten Le- dend“, das Gericht zu kochen) ist, gebe ich dem an sich kreativen bensmittelladen erhältlich sind. Frau Kügler-Anger ist ein Freund von Kochbuch eine glatte 3. Knoblauch und zig Gewürzen in einem einzigen Rezept (manchmal bis zu 8 Stück, viele Kräuter etc.), auf natürliche und auch gesunde Zutaten wird geachtet und die vielen Tipps helfen dabei, die verschiedenen Rezepte gekonnt miteinander zu kombinieren. Man ﬁndet auf jeden Fall ausreichend Kochideen für bewusstes Genießen an Weih- nachten, abseits eingefahrener Wege.

Linsenkaviar mit Knoblauchbaguette, sahnige Schwarzwurzelsuppe Heike Kügler-Anger: oder bolivianische Erdnusssuppe klingen doch verlockend, um das Veganes fürs Fest Weihnachtsmenü einzuleiten. Als Hauptgericht eignen sich die Bra- Weihnachtliche Rezepte aus aller Welt tenrezepte oder aber Gerichte wie der italienische Kartoﬀelsalat mit 160 Seiten Salbei-Bohnen-Würstchen, das sahnige Pilzragout, eine der vielen 9,90 Euro Raclettevarianten oder ein Fondue-Paprika-Schmelzfondue mit Ca- ISBN: 978-3-89566-295-9

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Tierbefreiung_74.indd 40 08.03.2012 12:55:32 Uhr Vegan „Das Seitan-Kochbuch“ Raﬀaela Göhrig

In der Rezeptebuchreihe „Gemüse ist mein stellen. Mertz erläutert Schritt für Schritt wie Fleisch“ hat Torsten Mertz nun Band 2 ver- beim Kochen vorzugehen ist. Im Anhang, wer- öffentlicht (Band 1, Gemüse ist mein Fleisch den exotische Zutaten erklärt und die Rezepte, – vegetarisch grillen, siehe TIERBEFREI- wenn sie sich schon nicht unbedingt für unbe- UNG XXX), welches sich ganz dem ema gabte Köche eignen, sind um Einfachheit und Seitan widmet. Auf 60 Seiten werden herz- Praktizierbarkeit bemüht. hafte, aufwändige, aber auch allseits bekannte und beliebte Gerichte, die fast immer vegan Natürlich ist das Kochbuch sehr Seitan-lastig sind (und sich laut Mertz selbst bei an sich und wem dieser nicht schmeckt, für den ist vegetarischem Rezept veganisieren lassen) aus das Buch auch nicht gedacht. Leute, die gern der nationalen und internationalen Küche, Fleischersatzprodukte essen und auf deftige vorgestellt: Seitan europäisch, Seitan exotisch, Hausmannskost stehen, kommen hier schon Seitan festlich sowie Fingerfood & Grillspe- eher auf ihre Kosten. Die meisten Rezepte zialitäten laden zum Nachkochen ein. sind sicher nichts für die schnelle Küche, oft benötigt man recht ausgefallene Zutaten und Mertz kocht, wie ich finde, auffallend oft mit Wein, was ja nun nicht jedermanns Sache ist, aber auch kein Problem darstellt, da man ihn sicher weglassen kann. Merz ist zudem In der Zubereitung ein Freund von Gewürzen, Knoblauch und Zwiebeln, so dass man vor dem Kochen im- ist er vielseitig – mer einen Blick in den Gewürzschrank werfen sollte, um alles parat zu haben. Wer also Seitan kann gegrillt, keine Scheu vor aufwändigen Gerichten hat, gekocht, gebraten, der entdeckt hier bestimmt viel Neues und Interessantes. Für den „Durchschnittsvega- paniert werden, als ner“ halte ich das Buch für weniger empfeh- lenswert, falls es jedoch Seitanliebhaber gibt, Suppeneinlage oder für die wäre es eine große Freude.

in Gemüsegerichten Lustig fand ich den Hinweis bei der „Kartof- felsuppe mit Seitanwürstchen“ – „Die besten verwendet werden Seitanwürstchen gibt es von Alnatura“. Wie wahr. Als Verbesserungsvorschlag wäre zu Ein „Vegan“-Zeichen zeigt auf einen Blick, ob überlegen, ob man neben den Zutaten und den es sich bereits um ein rein pﬂanzliches Rezept Hinweisen zur Zubereitung nicht auch eine handelt. Von Seitangulasch, Geschnetzeltem, Zeitangabe für das Gericht angibt oder eine Seitanschnitzel, Gyros und Seitanhackbraten Kategorie wie „einfach“, „schnell zubereitet“, zu Seitan-Gemüse-Curry, Chili con Seitan, „aufwändig“ etc. Die Rezepte werden ohne Seitan-Maronen-Ragout bis hin zu Seitan- Fotos oder anderen Firlefanz aufgeführt. Für Fajitas und Seitan-Fondue sind dem Ein- 7,80 Euro ist das kleine, dünne Buch aus dem fallsreichtum der detailliert beschriebenen 50 Verlag Parkstraße erschwinglich. Das Einzige, Rezepte kaum Grenzen gesetzt. Seitan, das was mich wirklich gestört hat, war, dass sich Fleisch in Aussehen, Konsistenz und auch der Autor als „Veggiemetzger“ betitelt. Geschmack ähnelt, eignet sich hervorragend als Ersatz, hat einen hohen Eiweißgehalt, jedoch so gut wie kein Cholesterin und wenig Fett. Seitan besteht aus Dinkel- oder Wei- zeneiweiß und wurde von buddhistischen Mönchen erfunden. Torsten Mertz Das Seitan-Kochbuch, In der Zubereitung ist er vielseitig – Seitan Gemüse ist mein Fleisch 2 kann gegrillt, gekocht, gebraten, paniert wer- 71 Seiten den, als Suppeneinlage oder in Gemüsegerich- Verlag Parkstraße ten verwendet werden. Mensch kann ihn fertig 7,80 Euro kaufen (im Internet, in Bioläden) oder anhand ISBN 978-3-941556-02-7 des aufgeführten Rezeptes im Buch selbst her- www.verlag-parkstrasse.de

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n den letzten Wochen und Mona- kettierungsgesetz und das Lebensmittelgesetz schaft und Gartenbau. Einen besonderen Gag ten waren vor allem zwei emen in verstoßen zu haben. Wie die Polizei berichtet, hatte sich die Fördergemeinschaft Nachhal- vielen großen und kleinen Medien soll in dem Unternehmen in großem Umfang tige Landwirtschaft (FNL) ausgedacht: In der präsent: Die neue Legehennen-Ver- Rindfleisch, das nicht aus Deutschland stammt, Schaufleischerei wurden jeden Tag rund 70 Ki- ordnung der EU und der Antibiotika- umetikettiert und als deutsches Fleisch teuer logramm Fleisch zu „ErlebnisBauernhof-Cur- Missbrauch in der Hähnchen- und weiterverkauft worden sein. Der Deutsche Tier- rywürsten“ verarbeitet, die gegen eine Spende Schweinemast. Ersteres zeigt die schutzbund ist zurzeit dabei, mit dem Fleisch- an die Deutsche Welthungerhilfe verköstigt wer- Perversität, dass möglicherweise großhändler und der Supermarktkette Coop den konnten. Als wüssten die Nachhaltigkeits- zigtausende von Eiern und womög- eine besondere Kennzeichnung mit dem Titel leute nicht, dass der hohe Fleischkonsum in den lich Hennen vernichtet werden, weil sie nicht „Tierwohllabel“ einzuführen. Weil das Label Industrieländern maßgeblich zum Welthunger dem EU-Standard entsprechen, und Letzteres bislang noch nicht vergeben worden sei, mache beiträgt. Um eine Kilokalorie aus tierischen Le- Ischürt Angst, weil es immer mehr antibiotika- man sich beim Tierschutzbund keine Sorgen, bensmitteln zu erzeugen, werden durchschnitt- resistente Keime gibt – z. B. in Krankenhäu- dass die Überprüfung von Vion irgendwie mit lich sieben pflanzliche benötigt. sern. Da ich in TIERBEFREIUNG 73 schon dem Label in Verbindung gebracht werden könnte. Was schon seltsam ist: Das Manchmal wünscht man sich, man hätte den Label soll vor allem für Mastbetriebe ganzen Tag Zeit, um Leserbriefe zu schreiben. gelten. Also das heißt, dass dem Ini- animal 2ooo bietet übrigens 2-mal monatlich ei- tiator des Tierwohllabels bewusst ist, nen Service an, in dem krasse Medienberichte dass es selbst in Deutschland Ver- zusammengestellt sind – die „Bitte Schreiben“- NEUES besserungsbedarf gibt und dieser sich emen sind auch auf deren Website zusam- FLEISCH-FRONT

über Antibiotika und Legehennen-Verord- sein Fleisch aus dem Ausland holt, wo die Be- mengestellt. Schon in der letzten Ausgabe nung geschrieben habe, blende ich diese e- dingungen für Tiere noch schlimmer sind? schrieb ich über das geplante „Zweinutzungs- menkomplexe hier aus. huhn“. Das ist auch weiter im Gespräch. Sollte Erfreulicherweise wird immer häufiger kritisch sich eines Tages durchsetzen, was die Hochschule Seit 2005 nahm die Fleischproduktion in über Fleisch an sich und die systematische Tier- Osnabrück in einem fast einjährigen Versuch Deutschland um durchschnittlich 4% zu. Im quälerei, die damit einhergeht, berichtet. Ande- getestet hat, so die Neue Osnabrücker Zeitung, ersten Halbjahr 2011 ist die Produktion aller- rerseits erscheinen auch Artikel, in denen sich dürften Tierschützer aufatmen. Was als der dings lediglich leicht gestiegen. Vor allem der die Autoren offensichtlich als Gourmets pro- neue Tierschutzweg propagiert wird, heißt: Appetit auf Schweinefleisch wuchs nicht mehr filieren wollen und dabei ziemlich geschmack- Gerade mal bis zu 10% der jährlich in Deutsch- so stark wie in der Vergangenheit. Von Januar los daherkommen. So schwadroniert Herbert land geschlüpften rund 45 Millionen männ- bis Juni wurden in den Schlachthöfen insge- Frauenberger in einer üringer Zeitung über lichen Legehennenküken würde das grausame samt rund vier Millionen Tonnen Fleisch pro- die Tierquälerei und Verschwendung bei z. B. Schicksal des Lebendig-Geschreddert-oder- duziert – das waren 1,1% oder 42.700 Tonnen Froschschenkel-Gerichten, propagiert aber Vergast-Werdens erspart bleiben. Was den mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Kritische „Krokodilsteaks mit Honiggemüse und Nüs- Tieren nicht erspart bleibt: Eine lebenslange Agrarbericht 2012 (Herausgeber ist ein Agrar- sen“. Am Flughafen in Zürich wurden übrigens Mastzeit, die allerdings etwa doppelt so lange Bündnis, bestehend aus verschiedenen Ver- Mitte Dezember 390 Kilogramm „Lebensmit- dauert wie bei den üblichen Masthühnern. Pro braucher-, Natur- und Tierschutz-Verbänden tel“ beschlagnahmt und vernichtet: Die Ware Kilogramm „Schlachtkörper“ investiert man für sowie alternative Unternehmen) warnt unter war feucht, stank und das meiste war verschim- einen männlichen Legehybriden zwischen 12 anderem vor einer drohenden Überproduktion melt. Es handelte sich um sogenanntes Bush- und 14 Euro, für einen konventionellen Broi- bei der Geflügelzucht. Bundesweit seien Stäl- meat, Fleisch von afrikanischen Wildtieren wie ler gerade schlappe zwei Euro. Die Sache mit le für bis zu 36 Millionen Hähnchen geplant. kleinen Antilopen, Ratten, Stachelschweinen Transport, Schlachtung etc. bleibt ebenso pro- Allein im Landkreis Emsland lägen Anträge oder Affen, eventuell auch von Elefanten, Rep- blematisch. Was gibt es denn da aufzuatmen? für 11 Millionen Mastplätze vor. Um die bun- tilien oder Schlangen. desweite Nachfrage zu stillen, seien jedoch 3,2 Was sich 2012 ändern soll Millionen neue Plätze ausreichend. Mit einer „kannibalistischen“ Show sind im holländischen TV einmal mehr die Grenzen Die Politik ist bemüht, es den Verbrauchern Polizei und Staatsanwaltschaft Düsseldorf ha- des guten Geschmacks getestet worden: Mode- nach wie vor leicht zu machen, Tierausbeu- ben in der Nacht auf den 17. Januar und am ratoren probierten Menschenfleisch – und zwar tungsprodukte zu konsumieren – mit gutem Folgemorgen den Fleischgroßhandel Vion, gegenseitig voneinander. Geschmeckt haben Gewissen, oder zumindest besserem als zuvor. einen der größten Fleischanbieter Europas, soll es nicht. Ob man lachen oder weinen soll, So veröffentlicht das Bundesministerium für durchsucht. Sowohl im Betrieb in Hilden als weiß man auch bei der Schlagzeile „Currywür- Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- auch in der Holding-Zentrale in Düsseldorf ste gegen den Welthunger“ nicht. Vom 20. bis schutz (BMELV) in einer Pressemitteilung, sind dabei Beweismittel sichergestellt worden, 29. Januar fand die Internationale Grüne Woche welche neuen Regelungen ab sofort in Kraft teilt die Staatsanwaltschaft mit. Der Betrieb in Berlin statt, nach Veranstalter-Angaben die treten. Ich beschränke mich hier auf diejenigen, steht im Verdacht, gegen das Rindfleischeti- weltgrößte Messe für Ernährung, Landwirt- die im Kontext des Artikels interessant sind.

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selbst wenn es harte Strafen gibt, riskiert die Fleischindustrie Kopf und Kragen, wie man in China gesehen hat: 113 Menschen, darunter über zehn chinesische staatliche Beamte, wurden für den Vertrieb des mit Clenbuterol vergifteten Schweinefleisches verurteilt. Einem Beamten wurde der Todes- spruch erteilt. Clenbuterol ist ein verbotener chemischer Stoff, der dem Schweinefleisch besseren Geschmack geben soll, jedoch auch schweren Schaden der menschlichen Gesund- heit zufügen kann. Den Verkauf des vergifteten Schweinefleisches betrieben Unternehmen der Gruppe Shuanghui, des größten chinesischen Fleischherstellers. Unplanmäßige Krankheiten

Die EU hat Mitte Dezember mehr als 203 Mio. EUR für die Unterstützung von Programmen zur Tilgung, Bekämpfung und Überwachung von Tierseuchen und Zoonosen vorgesehen, mit Faire Milch? Fragen wir mal die Kühe... denen 2012 der Gesundheitsschutz bei Mensch und Tier weiter verstärkt werden soll. John Dal- Irreführende Werbeaussagen werden ver- Zum 1. Januar 2012 tritt die Neufassung des li, der für Gesundheit und Verbraucherpolitik boten: Die europäische Lebensmittelbe- Seefischereigesetzes in Kraft. Schwerpunkte zuständige EU-Kommissar, freut sich darüber, hörde EFSA hat gesundheitsbezogene der Novelle sind die Umsetzung der EG-Ver- welchen konkreten Erfolg die Anstrengungen Werbeaussagen zu Lebensmitteln bewertet, ordnungen zur Bekämpfung der illegalen Fi- der EU erzielt haben. Die Seuchenlage bei der sogenannte „Health Claims“, die Hersteller scherei und zur Fischereikontrolle, verschiedene transmissiblen spongiformen Enzephalopathie eingereicht hatten. Für etwa 80 Prozent die- Anpassungen an das EU-Fischereirecht sowie (TSE), Salmonellen, Tollwut, der Blauzungen- ser Claims konnte kein wissenschaftlicher eine umfassende Regelung der behördlichen krankheit, der klassischen Schweinepest, Vogel- Nachweis über die behauptete Wirkung Zuständigkeiten. Mit dem Gesetz wird zudem grippe, Tuberkulose und Brucellose sei erheb- erbracht werden. Eine Liste mit den zuläs- ein Punktesystem für schwere Verstöße gegen lich verbessert worden. sigen Werbeaussagen wird voraussichtlich in fischereirechtliche Vorschriften eingeführt. Dies der ersten Jahreshälfte 2012 in Kraft treten. betrifft zum Beispiel das Fischen ohne Fanger- Anfang Dezember wird aus der Schweiz ein Claims, die nicht auf der EU-weit gültigen laubnis oder die Überfischung der Quote. Fall von Newcastle Disease bei sogenannten Liste stehen, werden mit einer Übergangs- Legehennen gemeldet. Bereits etwa 5.000 frist von sechs Monaten verboten. Da kön- 2012 sollen konkrete Verbesserungen für Hennen wurden gemäß der Tierseuchenver- nen wir ja gespannt sein, ob es demnächst den Tierschutz in Deutschland anstehen. So ordnung getötet. Um den Betrieb wurde eine noch „Die Milch macht‘s“, „Fleisch ist ein soll das nationale Tierschutzrecht geändert Schutzzone eingerichtet. Stück Lebenskraft“ etc. heißen darf. Hier- werden. Darin sind Verbesserungen in unzu passt, dass tierische Lebensmittel nicht terschiedlichen Bereichen der sogenannten mehr so giftig wie bisher sein dürfen: Für Nutztierhaltung vorgesehen. Dazu gehört der Arbeiter der staatlichen Veterinärbehörde werfen bestimmte Kontaminanten in Lebensmit- Ausstieg aus der betäubungslosen Kastration in Malaysia lebende teln werden die Höchstgehalte an den wis- von Ferkeln (Hört sich gut an, aber wer sich Schweine in ein 10 Meter senschaftlichen Erkenntnisstand angepasst hiermit intensiver beschäftigt, ist enttäuscht. tiefes Erdloch. Wenn die Grube mit Schweinen und überarbeitet. Seit dem 1.1.2012 gelten Mehr hierzu siehe unter dem Stichwort „Tier- gefüllt ist, werden sie auch erstmals europäische Summenhöchst- haltung“.). Die Ausnahmeregelung im Tier- mit Erde zugeschüttet. gehalte für nichtdioxinähnliche PCB in schutzgesetz zur Kennzeichnung von Pferden Jämmerlich quiekend werden diese Tiere bei verschiedenen tierischen Lebensmitteln. mit Schenkelbrand soll gestrichen werden. lebendigem Leibe Erstmals wird 2012 ein Höchstgehalt für Das Qualzuchtverbot wird neu formuliert: begraben. Polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) Das BMELV plant, ein Ausstellungsverbot für bei gegrilltem Fleisch festgesetzt. Tiere mit Qualzuchtmerkmalen gesetzlich zu verankern. Darüber hinaus sollen Halter von Mitte Dezember warnen Tierseuchen-Exper- Immerhin sollen zukünftig keine großen sogenannten Nutztieren zu Erwerbszwecken ten vor der in Russland grassierenden Afrika- Schlachtbetriebe mehr im Rahmen der Ge- künftig bei der Sicherstellung des Tierschutzes nischen Schweinepest. Bei der hochansteckenden meinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küsten- stärker in die Pflicht genommen werden und Viruserkrankung kommt es in vielen Fällen schutz (GAK) gefördert werden, sondern müssen Kontrollsysteme etablieren. zu einem mit Blutungen verbundenen Fieber. lediglich Unternehmen mit weniger als 50 Ferner geht die Angst vor dem Schmallenberg- Beschäftigten oder mit einem Jahresumsatz, Ändern wird dies nichts an der Tierausbeu- Virus um, das in diesem Sommer erstmals bei der unter 10 Mio. Euro liegt. Wünschens- tung. Zumal, wenn es kein Verbandsklagerecht Rindern in Nordrhein-Westfalen entdeckt wert wäre natürlich, so etwas überhaupt nicht gibt, Sanktionen fehlen bzw. eventuelle Stra- wurde. Inzwischen sind fünf Betriebe betrof- mehr finanziell zu belohnen. fen aus der Portokasse gezahlt werden. Doch fen. Das Virus steht im Verdacht, für einen

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starken Milchrückgang, Fieber und Frühge- retten. Der Brand war schnell unter Kontrolle, de wurde abgesagt, weil die Angeklagten die burten verantwortlich zu sein. Inzwischen sind weil kein Stroh in dem Stall war. Allerdings Strafbefehle akzeptiert haben. Immerhin ist auch Ziegen- und Schafherden betroffen, wie ergaben die Ermittlungen des Brandsachver- jetzt klar, dass betäubungsloses Schlachten man nach Untersuchung von verkrüppelten ständigen und der Brandermittler der Kripo, in Deutschland verboten ist. Der Fall hat ein und direkt nach der Geburt gestorbenen Läm- dass das Feuer durch Strohstreu, das zufällig auf breites Medienecho gefunden. In den Nieder- mern nahe Euskirchen festgestellt hat. ein mobiles Heizgerät für den Stall gefallen war, landen scheitert nun eine Gesetzesinitiative entstanden war. In Vechta ist Mitte Dezember zum Schächtverbot in der Ersten Kammer. Im Zahlreiche Verbände der Agrarwirtschaft ein Viehtransporter mit 170 Schweinen umge- niederländischen Senat bekam der Gesetzes- sowie der Deutsche Tierschutzbund haben kippt. Die Schweine mussten in einen anderen entwurf der Partei Partij voor de Dieren hierzu sich in einer gemeinsamen Erklärung für eine Transporter umgeladen werden, zahlreiche Mitte Dezember keine Mehrheit. Wende bei der Bekämpfung der klassischen Tiere überlebten den Unfall nicht. Schweinepest ausgesprochen. Bisher werden Dass auch in „ordentlichen, deutschen“ bei Ausbruch der Seuche nicht nur erkrankte, Schlachten Schlachtbetrieben einiges im Argen liegt, ist sondern auch gesunde Schweine im weiteren bekannt und schafft es immer mal Umkreis des betroffenen Betriebes getötet, um wieder in die Medien. Der Deutsche einer Verbreitung einer hoch ansteckenden Tierschutzbund hat Ende Novem- Seuche schnell entgegenzutreten. Zukünftig ber gegen einen Schlachtbetrieb in sollten gesunde Bestände im Seuchenumfeld Haren (Niedersachsen) eine Straf- durch eine Notimpfung geschützt und so die anzeige bei der Staatsanwaltschaft Verschleppung der Schweinepest verhindert Osnabrück wegen Tierquälerei ge- werden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen stellt. Verdeckt gedrehtes Filmma- hierfür sollen durch Bundesagrarministerin terial, das dem Verband zugespielt Ilse Aigner nun vorangetrieben werden. wurde, dokumentiert gravierende Missstände und Verstöße gegen Auf einem Geflügelmarkt in Hongkong ist im das Tierschutzgesetz. Mitarbeiter Dezember das gefürchtetste aller Grippeviren des Betriebes misshandelten ver- aufgetaucht, das der Hühnergrippe H5N1. letzte Schweine und Rinder beim 17.000 Hühner wurden in wenigen Tagen Transport und bei der Schlach- „notgeschlachtet“. Und was nicht „von alleine“ tung: Schweine werden gewaltsam ausbricht, kann durch Spielerei leicht zum Le- auf den Hänger bugsiert, gezogen, ben erweckt werden: Laut Deutschlandradio ha- geworfen, mit dem Elektrotreiber ben niederländische Forscher im Tierversuch malträtiert, Rinder am Schwanz ein ansteckendes, tödliches Vogelgrippevirus aus dem Stall gezogen und mit hergestellt. Der Virenforscher Ron Fouchier einer Seilwinde auf den Transpor- hat mit seinem Team ein Vogelgrippevirus ter geschleift. Bis zur Schlachtung vom Typ H5N1 so verändert, dass es sieben blieben die Tiere trotz ihrer Verlet- von zehn infizierten Versuchstieren tötet. Das Schächten nach wie vor nicht erlaubt, aber dennoch zungen teilweise stundenlang auf mutierte Virus konnte sich im Versuch wie ein praktiziert in Deutschland. Foto: Die Tierfreunde dem Anhänger liegen, ohne Wasser und ohne Schnupfen über die Luft verbreiten, ist also Einstreu. Auch die Schlachtungen wurden hochgradig ansteckend. Das Experiment wur- Folgendem Strafverfahren kommt besondere stümperhaft durchgeführt. de an Frettchen durchgeführt. Das amerika- Bedeutung zu, da es das erste in Deutschland nische Gremium für Biosicherheit hat die Ver- zum Schächten ist. Es beruht auf einer Anzeige Das britische Landwirtschaftsministerium öffentlichung der Ergebnisse im Fachmagazin des Stellvertretenden Vorsitzenden der Erna- Defra denkt darüber nach, auf Schlachthöfen Science erst mal blockiert, denn offensichtlich Graff-Stiftung, Herrn RA Hans-Georg Kluge, eine verpflichtende Kameraüberwachung ein- ist die Herstellung solch eines Virus extrem die dieser im Auftrag zweier Tierschütze- zuführen. Dadurch soll der Tierschutz in den einfach nachzumachen. Solche Experimente rinnen aus Stade erstattet hat. Das Schlachten Schlachtstätten verbessert werden. Da fällt zeigen, dass man versehentlich auch mit ganz von Tieren ohne Betäubung ist in Deutsch- einem doch die Geschichte vom April 2008 einfachen Handgriffen ein Virus gefährlicher land verboten (§ 4a Abs. 2 Nr. 2 TierSchG). ein. Das ARD-Magazin Report Mainz deckte machen kann, als es vorher in der Natur war. Ugur K. und Halil D. von Este Fleisch setzten auf, dass beim Fleischriesen Tönnies Mitar- Das sollte ein Aufruf an die Behörden sein, die sich darüber hinweg. Ohne die erforderliche beiter videoüberwacht wurden. Mit flächen- das Gentechnikgesetz bisher recht lax gehand- Ausnahmegenehmigung zum Schlachten deckenden Kameraüberwachungen sollen laut habt haben, weil in der Vergangenheit nichts ohne Betäubung wurden im Massenbetrieb Zeugenaussagen Betriebsangehörige selbst in derart Gefährliches hergestellt wurde. Schafe auf diese Weise getötet. Die zuständige Umkleidekabinen und auf Toiletten gefilmt Kreisveterinärin soll von den Vorgängen im worden sein. Doch um Tierschutz ging es frei- Unplanmäßige Todesfälle Schlachtbetrieb gewusst haben, ohne diesen lich nicht – Tönnies begründete die Vorwürfe zu schließen. So wurde unter den Augen der mit Hygienekontrollen. Anfang Dezember sind in der Schweiz 80 von Behörde schwarz weiter geschlachtet und das 300 Schweinen in Schnottwil bei einem Brand in einem gewerblich erheblichen Umfang. Die Seit 2007 gilt in den USA ein Schlachtstopp ums Leben gekommen. Todesursache war Staatsanwaltschaft geht aber insoweit davon für Pferde. Ein von Präsident Barack Obama Rauchvergiftung. Bei einem Brand auf einem aus, dass ein solches wissentliches Wegschauen Ende November unterzeichnetes Gesetzes- Hof in Bocholt sind Anfang Dezember rund der Amtstierärztin nicht nachgewiesen werden bündel bereitet die Kursänderung vor: Bislang 170 Schweine gestorben. Der Feuerwehr gelang könne, sie wurde deshalb nicht mit angeklagt. haben die Budgetgesetze dem US-Landwirt- es, rund 160 Tiere aus dem brennenden Stall zu Die Verhandlung am Amtsgericht Buxtehu- schaftsministerium untersagt, die Inspektion

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Wassertiere Millionengrab Meer Das bisherige Finanzierungsinstrument der EU-Fischerei, der Europä- Der Zustand der Weltmeere ist nach Einschätzung von Umweltschützern ische Fischereifonds (EFF), ist an seinem zentralen Auftrag gescheitert, unverändert besorgniserregend, die kommerziell genutzten Fischbestände die Fangkapazität in der EU abzubauen. Die EU-Kommission hat An- sind in einem bedrohlichen Zustand. Laut Welternährungsorganisation fang Dezember in Brüssel ihren Vorschlag für den neuen Europäischen FAO sind 53% der Bestände bis an die Grenze genutzt sowie 32% über- Meeres- und Fischereifonds (EMFF) vorgestellt. Dieser Fonds umfasst fischt oder bereits erschöpft. 6,5 Milliarden Euro und regelt für den Zeitraum 2014 bis 2020, wie und in welchem Umfang Europas Steuergelder in die EU- Fischerei fließen. Nicht nur der WWF befürchtet, dass auch in Zukunft öffentliche Gelder die (Über-)Fischung finanzieren könnten. Immerhin sind zum ersten Mal keine neuen Strukturhilfen für die Fischerei mehr vorgesehen. Bisher war die absurde Praxis, dass öffentliche Gelder investiert wurden, um Schiffe zu bauen, zu unterhalten und dann wieder abzuwracken. Die Pläne für eine Förderung von Fischzuchten sind äußerst kritisch zu sehen. Vielleicht droht ein Freifahrtschein für einen finanziell geförderten Ausbau der Aquakultur in der EU – und das ohne festge- legte Umweltkriterien. Fischfarmen Der Dauerstreit um die Fischfarm des deutschen Unterneh- mers Hans Raab (70) im sankt-gallischen Oberriet geht weiter: Weil Raab trotz fehlender Bewilligung des Kantons noch Tonnenweise Leid. Foto: PeTA immer Fische in der Anlage halten lässt, drohen die Behör- den jetzt mit einer Zwangsräumung. Stein des Anstoßes ist die Tötung: 92 Millionen Tonnen Fisch werden jährlich aus den Weltmeeren ge- Der Putzmittelunternehmer (Ha-Ra) ließ die Welse, die in der Natur in zogen. PeTA weist zu Recht in einer Pressemitteilung darauf hin, dass 27 Grad warmen Flüssen leben, in seiner Melander-Farm auf 10 Grad Begriffe wie Tonnen, Quoten oder Fänge den Wert eines einzelnen abkühlen. Danach wurden sie, noch lebend, in einer Trommel mit Scher- Fischlebens herabsetzen und das Leiden unbedeutend erscheinen beneis entschleimt und danach getötet. Das Schweizer Tierschutzgesetz lassen. Das ist natürlich nicht meine Intention, wenn ich derartige verlangt eine unmittelbare Betäubung der Tiere, zum Beispiel durch einen Fakten hier wiedergebe. Stromstoß. Unter dem Druck der Behörden ließ Raab die Fischzucht- anlage im vergangenen März schließen, „unwiderruflich“, wie es damals Fischer und Politiker reizen die Situation aus, bis nichts mehr geht. hieß. Im August verkündete der Unternehmer jedoch, er wolle in Oberriet Ist eine Fischart vom Aussterben bedroht, fängt man einfach die wieder Fische züchten. Und setzte seine Pläne in die Tat um. nächste. Die Fische werden mit fußballfeldgroßen Schleppnetzen gefangen ohne Rücksicht darauf, dass sich auch andere Tiere in den Das Oberverwaltungsgericht in Schleswig hat entschieden, dass der Im- Netzen verfangen, wie beispielsweise Delfine oder Wale. Die Netze port von Miesmuscheln aus entfernten Regionen in den Nationalpark schneiden sich in das Fleisch der Fische hinein und wenn die sich Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer unterbleiben müsse. Diese Mu- windenden Tiere an Bord gezogen werden, ersticken sie qualvoll. scheln waren für die Kulturbänke der Muschelfischerei bestimmt, doch Viele Tiere sind noch bei Bewusstsein, wenn sie aufgeschnitten, aus- durch den Import werden auch gebietsfremde Arten eingeschleppt. genommen oder eingefroren werden. Dieses ist zum Schutz des Nationalparks nicht zulässig, so das Gericht. Die Schutzstation Wattenmeer hatte, unterstützt vom WWF, geklagt und Krieg um Fische durch das Mitte Dezember ergangene Urteil Recht bekommen. Mit 300.000 Schiffen und rund acht Millionen Beschäftigten ist die chinesische Fischereiflotte die größte der Welt. Offensichtlich ist der „Delikatessen“ Bedarf an Fisch so groß, dass auch in „fremden Gewässern“ gefischt Laut dem Soester Anzeiger arbeiten die Behörden der Bundesländer werden muss, so z. B. im Gelben Meer bei Südkorea. Dort wurden an gemeinsamen Richtlinien, was die Haltung von lebenden Hum- 2011 laut Angaben der Küstenwache 430 chinesische Fischerboote mern in Wasserbecken von Händlern betrifft. Größere Becken, um wegen des Verdachts auf illegales Fischen in südkoreanischen Ge- das Zusammenbinden der Scheren vermeiden zu können (gegen wässern sichergestellt. Bei einem Einsatz gegen illegale Fischerei vor Kannibalismus), machen die vermeintliche Delikatesse hoffentlich so Südkorea ist ein Offizier der Küstenwache Ende des Jahres nieder- teuer, dass niemand sie mehr konsumiert. Derweil hat sich Lidl eine gestochen und tödlich verletzt worden. Ein weiterer Beamter erlitt Protestkampagne von Tierschützern zugezogen, da es dort ab dem ebenfalls Stichwunden, neun chinesische Seeleute wurden festge- 08.12.2011 ganze, gekochte Hummer im Eisblock zu kaufen gab. Es nommen. Dies ist keine Ausnahme, häufig kommt es zu gewaltsamen solle wissenschaftliche Studien geben, die aussagen, dass Hummer ein Zwischenfällen. Im Oktober setzte die Küstenwache Tränengas und größeres Schmerzempfinden hätten als der Mensch. Laut aktueller Gummigeschosse ein, nachdem chinesische Fischer sie mit Schau- Erkenntnisse soll der Todeskampf des Hummers ganze 15 Minuten feln und Schlagstöcken bedroht hatten. Im September 2008 ertrank im heißen Wasser dauern. Auch eine weitere sogenannte Delikates- ein südkoreanischer Beamter beim Versuch, zu einer Inspektion an se verschwindet hoffentlich bald von den Tellern. An vielen Orten Bord eines chinesischen Schiffes zu gelangen. Vor einem Jahr war Nordamerikas ist der Verkauf von Haiflossen mittlerweile verboten. ein chinesisches Fischerboot im Gelben Meer gekentert, nachdem Tierschützer fordern nun, dass die EU ebenfalls aktiv wird. Fischer es ein Schiff der südkoreanischen Küstenwache gerammt hatte. Zwei schneiden den Haien bei lebendigem Leib die Flossen ab – und wer- Fischer waren dabei ums Leben gekommen. fen die verstümmelten Tiere wieder ins Meer.

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von Pferdeschlachthöfen zu finanzieren. In- zwei Minuten anstatt einer dauert und dass die an Kaufland. Ende Dezember kam Lidl-Süd direkt wurde diesen damit die Betriebsbewil- Mehrkosten bei etwa 4 Cent pro Kilogramm als Kunde hinzu. Zunächst soll die Produktion ligung entzogen. Pferdefleisch ist zwar nach Fleisch liegen. Halbieren könnten sich diese auf 100 .000 Tiere pro Woche erhöht werden, wie vor nicht gefragt in den USA, allerdings Kosten sogar, wenn der Bauer das Narkose- später sogar auf 200 .000 Tiere. in Europa und Asien. Laut einer Zählung von Gas selber verabreichen dürfte, wie es in der 2006 leben in den USA mit 9,5 Millionen Schweiz der Fall ist. Doch dagegen stemmt Tieren bei weitem die meisten der weltweit sich die Veterinärslobby, denn Tierärzte wol- 58,5 Millionen Pferde. Infolge des Schlacht- len ihr Hoheitsrecht auf diesem Gebiet nicht stopps wurden daher nicht etwa weniger ame- an Bauern verlieren. Ist es nicht denkwürdig, rikanische Pferde geschlachtet. Ihre Zahl blieb dass Veterinäre kein Problem darin sehen, ungefähr gleich und betrug 2010 etwa 138.000 dass sich Bauern als Chirurgen probieren und Tiere. Aber sie fanden den Tod im Ausland. am lebenden Gewebe rumschnippeln, aller- Nach einer Studie des Rechnungshofs der dings nicht möchten, dass diese Medikamente Bundesregierung (GAO) nahmen die Exporte verabreichen, die eine Betäubung und/oder lebender Tiere zum Zweck der Schlachtung Schmerzstillung bewirken? seit 2006 drastisch zu: In Kanada endeten Digital verkoteter Wesjohann 148% mehr Pferde, in Mexiko gar 660%. Dabei müssen die Pferde nun viel längere Distanzen in Lastwagen zurücklegen. US-Farmer beka- Anfang Dezember hat PeTA eine Microsite men außerhalb der USA lediglich die Hälfte online gebracht, die auf provokante Art und des Marktpreises gezahlt. Weil der einheimi- Weise auf den Wiesenhof-Skandal aufmerk- sche Markt verschwand, stürzten die Preise für sam machen sollte. In dem Online-Spiel Pferde in den Keller. Manche Pferdezüchter Ohne Worte. Wiesenhof Revenge konnten die User ein Bild können – oder wollen – sich nicht mehr aus- Foto: DTB von Wiesenhof-Chef Paul-Heinz Wesjohann reichend um ihre Tiere kümmern. Im Extrem- mittels virtueller Hühner bekoten. Das Land- fall gehen sie so weit, dass sie alte oder kranke gericht Oldenburg hat entschieden, dass das Pferde aussetzen, nur um die Kosten für deren Die betäubungslose Ferkelkastration soll in Spiel aus dem Netz genommen werden muss. Einschläferung und Verwertung zu umgehen. Deutschland ab 1. Januar 2017 gesetzlich ver- Die Richter sahen es als erwiesen an, dass das Die Anlaufstellen für Pferde in Not platzen in boten werden. Eine entsprechende Regelung Online-Spiel neben einer Beleidigung eine den USA aus allen Nähten. Immer mehr Pfer- ist Bestandteil des Referentenentwurfs zur persönliche Herabwürdigung darstelle und dehalter in Not versteigern ihre Pferde. Auf Novellierung des Tierschutzgesetzes, den das daher Persönlichkeitsrechte massiv verletzte. den Auktionen warten sogenannte Killer- Bundeslandwirtschaftsministerium im De- Buyers, die die Pferde für wenig Geld kau- zember in die Ressortabstimmung gegeben Rinderbörse fen und zum Schlachten nach Mexiko brin- hat. Das angedachte Verbot soll den Auftakt gen. Der Tierschutz-Standard ist in diesen bilden für weitere Maßnahmen zur Beendi- Nicht immer geschehen systematische Quäle- Schlachthäusern weit hinter denen der USA gung von „nicht-kurativen Eingriffen“ bei so- reien unter Ausschluss der Öffentlichkeit, zum zurück. Was sagt uns das wieder einmal? Das genannten Nutztieren. Dazu zählen z. B. auch Beispiel bei sogenannten Tierbörsen. Laut Gegenteil von gut ist gut gemeint. Ohne kon- das Schwänzekupieren bei Ferkeln und das einem Bericht auf orf soll es beispielsweise in sequenterweise auch einen Exportstopp zu Schnabelkürzen bei Vögeln. Linz immer wieder zu massiven Tierquälereien erheben, bringen derartige Tierschutz-Ge- kommen. Eine Kuh mit gebrochenem Kreuz setzesänderungen überhaupt nichts und scha- Wiesenhof lag im Dreck, sie hatte Schaum vor dem Mund den den Tieren sogar noch mehr. und Innereien drangen aus ihrem Körper. An- Der diesjährige „Oops! Award“, der für den dere Kühe trampelten auf ihr herum. Dieser Nicht-kurative Eingriffe größten Social-Media-Fehltritt vergeben und grausame Anblick bot sich vor kurzem einer von den Netzpiloten ausgerufen wird, geht in Anwohnerin, die unweit von der Rinderbör- 22 Millionen Mastschweine im Jahr werden diesem Jahr an Wiesenhof. Das Unternehmen se in der Linzer Petzoldstraße wohnt. Stun- bundesweit kastriert – ohne Betäubung. Das hatte Social-Media-Kanäle genutzt, um sich den später sei das Tier noch immer auf dem wird durch eine Ausnahme im deutschen gegen kritische Berichterstattung zur Wehr Verladeplatz im Dreck gelegen und am Le- Tierschutzgesetz legitimiert. In der Schweiz zu setzen. Stein des Anstoßes war für die Web ben gewesen. Sie rief bei der Rinderbörse an, hatte vor drei Jahren ein Volksentscheid für 2.0-Community in erster Linie ein Video-Clip damit man sich um das Rind kümmert. Erst eine Betäubung gestimmt und die Debatte auf Youtube. Hiermit versuchte das Unterneh- zwei Stunden später habe es der Amtstierarzt auch international ins Rollen gebracht. Die men, die Recherche-Methoden der Macher schließlich notgeschlachtet. Der Betreiber der EU fordert, dieser Verstümmelung ohne Be- des ARD-Berichts „Das System Wiesenhof“ Rinderbörse kennt die Vorwürfe und ist gelas- täubung ein Ende zu setzen – allerdings kom- zu diskreditieren. Einem Bericht der Nordwest sen. Verletzungen beim Verladen der Rinder men laut einem Bericht in DerWesten (WAZ Zeitung zufolge habe der Film bei Wiesenhof passieren alle paar Wochen. In diesem kon- Mediengruppe) lediglich „Bioschweine“ in zwar praktisch keine Umsatzeinbußen zur kreten Fall sei aber alles vorschriftsmäßig er- den Genuss von Betäubung. Wenn überhaupt, Folge gehabt, allerdings habe das Image gelit- ledigt worden. „Das Tier war an den Beinen denn laut EU können auch Schmerzmittel ten. Man teste unter der Marke Privathof ge- und am Rücken verletzt, mehr nicht. Nach verabreicht werden, was bei einer Kastration rade herum, was man machen muss, damit sich der tierärztlichen Begutachtung wurde sofort allerdings wenig hilft. Die Biobauern wehren die Hühner wohler fühlen und gesünder sind. die Schlachtung vorgenommen und der Fall sich, es sei zu zeitaufwändig und zu teuer. Die Derzeit gibt es in Niederbayern zwölf Priva- wurde sofort erledigt“, beteuert der Betreiber. Erfahrungen der Schweiz zeigen allerdings, thof -Ställe. Zusammen liefern sie 30 .000 bis Gegen die Rinderbörse gab es schon häufiger dass mit Betäubung eine Kastration lediglich 40. 000 ganze Tiere pro Woche an Netto und Kritik. Im Oktober sollen Rinder, denen die

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Transport-Horror, nicht nur für Kälber. Quelle: Animals‘ Angels

Hörner fehlten, stark an den Schädeln geblutet Verarbeitungskapazitäten sowie die Konzen- zember erneut ein Brandanschlag auf eine haben. Auch damals sollen laut Anwohnern tration auf sogenannte Veredelungszentren. im Bau befindliche Hähnchenmastanlage die Tiere stundenlang in ihrem eigenen Blut verübt worden. Ziel der Täter war dies- gestanden sein. Mitte Dezember hat die EU-Kommission mal ein Gebäude in Schnega im Landkreis ihren Bericht zum Tiertransport veröffent- Lüchow-Dannenberg. Die Ermittler schlie- Truthahnhaltung licht.Der Schutz von Tieren beim Trans- ßen nicht aus, dass es sich um dieselben Täter port hat sich seit dem Geltungsbeginn handelt, die im Juli 2010 den Brand in einer Das Sendeformat „Kassensturz“ vom Schwei- einschlägiger EU-Vorschriften 2007 zwar Mastanlage in Sprötze (Landkreis Harburg) zer Fernsehen berichtete Mitte Dezember über verbessert, trotzdem bestehen nach wie vor gelegt hatten. Ein Bekennerschreiben liegt die schlimmen Zustände der Truthahnhaltung „gravierende Mängel“. der Polizei anders als im damaligen Fall al- in Deutschland. Die Praxis ist uns bekannt: lerdings nicht vor. Ähnliche Brände hatte es Enge, Dreck und kranke Tiere. Viele können Als problematisch gewertet werden von der zudem in Vechelde und Mehrum im Land- ihr hochgemästetes Gewicht nicht mehr tra- Kommission insbesondere eine lückenhafte kreis Peine gegeben. Durch die Flammen gen und liegen am Boden, im eigenen Kot. Rechtsdurchsetzung seitens der Mitglied- wurde die Dachkonstruktion beschädigt, Weil die Tiere mit der Brust in der Einstreu staaten, Wettbewerbsverzerrungen durch un- aufgrund des regnerischen Wetters konnte liegen, bekommen sie Brustblasen. Ihr kurzes terschiedliche Auslegung der Vorschriften sich das Feuer aber nicht weiter ausbreiten. Leben lang haben die Tiere zudem Schmer- sowie der Verzicht auf die Nutzung aller Mög- Es entstand ein Sachschaden von mehreren zen, weil ihnen als Küken der Oberschnabel lichkeiten des Navigationssystems. zehntausend Euro. Aus Protest gegen die gekappt wurde. In der Schweiz gibt es derar- Anlage hatten im Juni 2011 rund 20 Akti- tige Haltungen nicht – die meisten Mastbe- Als Beispiele für Versäumnisse der nationalen visten einen Acker im Landkreis Lüchow- triebe halten sich an strenge Richtlinien, die Behörden werden unter anderem die Beförde- Dannenberg besetzt. Tiere können auf die Weide. Im Stall haben rung transportuntauglicher Tiere und über- die Tiere Tageslicht und erhöhte Sitzflächen, füllte Fahrzeuge genannt. Ferner werden zu Eine Übersicht über die aktuelle Lage einiger damit sie sich zurückziehen können. Aber – es niedrige Innenräume, eine nicht ausreichende Mast- und Schlacht-Standorte gibt es wieder wird nicht genügend Fleisch produziert – ins- Wasserversorgung der Tiere und Reisezeitü- in der nächsten Ausgabe. Lest auch den Be- besondere zur Weihnachtszeit. Lediglich 10% berschreitungen beanstandet. Teilweise hätten richt „Repression und Internetzensur – Roth- des „Trutenfleisches“, welches Schweizer kon- Behörden Fahrtenbücher genehmigt, in denen kötter hat Angst vor Anrufen“. sumieren, stammen aus der Schweiz. Wich- eine unrealistische Durchschnittsgeschwin- tigster Trutenproduzent für Schweizer Kunden digkeit von mehr als 100 km/h angesetzt wor- Rund um den größten Schlachthof Europas ist Deutschland. Da haben wir wieder das Ver- den sei. Dadurch könnten die vorgesehenen in Wietze bei Celle findet vom 5. bis zum 28. lagerungsproblem und mein Unverständnis, Obergrenzen für Transportzeiten um mehrere Mai 2012 die Critical Mast -Fahrradtour statt. warum Gesetzesänderungen nicht gleichzeitig Stunden übertroffen werden. Dabei sollen Mastanlagen, Bauplätze oder mit einem Importverbot einhergehen. auch die Schlachtfabrik angefahren werden, In Australien funktioniert die Milchindu- um dort für wenige Tage ein Camp zu errich- Tiertransporte strie wie überall – jährlich werden Kälber als ten. Dort sind Workshops, Vorträge, Konzerte, „Abfallprodukt“ der sogenannten Milchkühe Diskussionen und Aktionen geplant, die ein Im Jahr 2009 wurden EU-weit 37 Millionen geboren und nach kurzer Zeit getötet. Nun großes emenfeld abdecken werden. Infos lebende Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und soll dort legalisiert werden, dass Kälbern bis unter www.criticalmast.blogsport.de. Pferde zwischen den Mitgliedstaaten und mit 30 Stunden vor ihrem Tod, also während des Drittländern gehandelt. Hinzu kamen mehr Transportes und der Schlachtvorbereitung, Ich wünschte, ich könnte mit Heather Nova als 1 Milliarde „Stück Geflügel“. Über die keine Flüssigkeit mehr gereicht werden muss. sagen: „Everything changes, changes for the Tierbewegungen auf nationaler Ebene gibt es Unter www.animalsaustralia.org gibt es hierzu good – even the pain hurts like it should. Eve- keine Daten, da sie nicht verpflichtend erfasst eine Protestaktion und mehr Infos. rything moves, shadows to light – Heart beco- werden. Ein Hauptgrund für den grenzüber- mes whole - when you give up the fight.“ Aber schreitenden Handel mit lebenden Tieren ist Widerstand aufgeben können wir nicht. das Ausnutzen von Preisgefällen. Hinzu kommen begrenzte Schlacht- beziehungsweise Im östlichen Niedersachsen ist Anfang De- Viola Kaesmacher

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Massentierhaltung in Afrika Gefahren für Afrika durch Massentierhaltung, Gentechnologie, Fleischkonsum und Landgrabbing

Als sich Anteneh Roba als Referent zum ema „Factory Farming in In Äthiopien verdienen ca. 80% der arbeitenden Bevölkerung ihren Africa“ für die International Animal Rights Conference 2011 in Luxem- Lebensunterhalt in der Landwirtschaft und auch in den meisten an- burg anmeldete, kam Skepsis im Orga-Team der Konferenz auf. Würde deren Ländern Afrikas sieht es aktuell vergleichbar aus. Ein Großteil hier ein Tierschützer die Massentierhaltung in Afrika anprangern und der Bevölkerung lebt auf dem Land in kleinen Bauernverbänden, mit für bessere Haltungsbedingungen in der afrikanischen Rinderzucht einem hohen Anteil an Selbstversorgung. Erst in den letzten 10 Jahren werben? War diesem Referenten überhaupt klar, dass es um Tierrechte sind in Äthiopien und weiteren afrikanischen Ländern größere Mas- und nicht im Tierschutz gehen sollte? Etwas Erleichterung ergab sich, sentierhaltungsbetriebe entstanden – allgemein steckt die industrielle als geklärt war, dass Anteneh vegan lebte – also war es wohl doch kein Massentierhaltung aber noch in den Kinderschuhen. normaler Tierschützer – aber dennoch war nicht so ganz klar, wieso denn gerade Massentierhaltung ein ema sein sollte. Nach weiteren Agrarkolonialismus: Landgrabbing und Landleasing Rückfragen und der Bestätigung, dass der International Fund for Afri- ca natürlich eine Tierrechtsorganisation sei und eine vegane Lebens- Mit der wachsenden Weltbevölkerung, zunehmendem Pro-Kopf- weise fordere, wurde dem Vortrag zugestimmt, aber immer noch mit Fleischkonsum und restriktiveren Umweltauflagen in vielen westlichen einer gewissen Skepsis. Im Vortrag von Anteneh wurde dann erst klar, Ländern, wächst der Bedarf, dass auch die Nahrungsmittelproduktion welche weitreichenden Dimensionen die Einführung der industriellen in externe Regionen ausgelagert wird. Nachdem große Teile des Ama- Massentierhaltung in Afrika hat und wieso das sehr wohl auch ein zonasgebietes und weitere Regionen in Südamerika der Massentier- ema ist, mit dem wir uns in Europa befassen müssen. haltung bzw. dem Anbau von Kraftfutter und Biospritgrundstoffen zum Opfer gefallen sind, suchen die Industrienationen nach weiteren Status Quo in Afrika Landressourcen, die sie ausbeuten können. Einige südamerikanische Länder, z. B. Brasilien und Argentinien, haben die Probleme rund um Die industrielle Massentierhaltung, wie sie in Europa und Ameri- Landgrabbing erkannt und entsprechende Gesetze auf den Weg ge- ka praktiziert wird, ist in den meisten afrikanischen Ländern noch bracht, die verhindern, dass ausländische Investoren riesige Landflä- weitgehend unbekannt – die einzige Ausnahme bildet Südafrika, chen aufkaufen , was mit dazu geführt hat, dass nun verstärkt Afrika in wo Nahrungsmittelproduktionsstrukturen analog denen in Europa den Fokus gerückt ist. existieren. Obwohl Äthiopien über die größte Rinder-, Schaf- und Ziegenpopulation in Afrika verfügt, werden diese fast ausschließ- Seit einigen Jahren investieren deswegen viele westliche Länder und lich von kleineren Bauernbetrieben gezüchtet. Die Typen von Rin- auch große Konzerne in die Landflächen Afrikas. Große Flächen dern und weiteren „Nutztieren“ in Afrika sind meist ganz andere, fruchtbares Land werden aufgekauft oder die Nutzungsrechte für als sie in Europa und der restlichen westlichen Welt für die Fleisch- viele Jahrzehnte werden vertraglich gesichert. Laut dem „Global Land produktion verwendet werden. Project Report 2010“ wurden schon große Anteile der fruchtbaren

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Agrarﬂächen der afrikanischen Sub-Sahara-Länder an ausländische Investoren verkauft. Obwohl die meisten Deals auf den Anbau von Nahrungsmitteln für die westliche Welt abzielen, gibt es auch noch eine weitere Bedrohung der Landﬂächen. So hat z.B. der koreanische Autobauer Daewoo einen Landleasing-Vertrag mit Madagaskar über die Nutzungsrechte von 1,3 Millionen Hektar Land geschlossen, auf dem hauptsächlich Mais und Palmen für die Biospritproduktion angebaut werden sollen.

Dabei geht es nicht alleine um die großen fruchtbaren Landflächen an sich, sondern auch die fast nichtexistenten Umweltauflagen und gün- stigen Arbeitskräfte in Afrika bieten eine lukrative Umgebung für den Anbau von Nahrungsmitteln. Das Land soll aber nicht eingesetzt werden, um Nahrungsmittel und Biosprit für Afrika zu produzieren, sondern hauptsächlich, um den wachsenden Bedarf in Europa, Asien und Ameri- ka zu decken. Somit steht der fruchtbare Boden nicht mehr für die Nah- rungsmittelproduktion in Afrika zur Verfügung und die Hungersnöte in der Region werden noch verstärkt. Agrarflächen in Afrika fallen immer öfter großen Finanzspekulationen zum Opfer, was die Preise in die Höhe treibt und sie für regionale Zwecke nicht mehr finanzierbar sind. gleichen oder ähnliche Antibiotika kommen auch in der Massentier- haltung zum Einsatz, somit werden die Bakterien gegen diese Wirk- Auswirkungen der Massentierhaltung stoffe schneller resistent. Dadurch stehen die Antibiotika nicht mehr zur Behandlung von Menschen zur Verfügung. Afrikas Gesundheits- Eine Einführung der industriellen Massentierhaltung hat auf die system ist aktuell schon überfordert durch tropische Krankheiten wie Menschen in Afrika fatale Auswirkungen. Abgesehen von den Um- Malaria und Infektionskrankheiten wie HIV, da würde eine zusätzlich welteinflüssen, die überall durch die Massentierhaltung zu beklagen Belastung, wie sie durch die Massentierhaltung eingeführt würde, ver- sind, also mutlich unzähligen Menschen das Leben kosten.

• Umweltverschmutzung und Klimawandel, Auswirkung auf die Gesellschaft • Entwaldung und Erosion, • Wasserknappheit und Trockenheit und Die vermutlich gravierendste Auswirkung der Massentierhaltung • Verlust von Biodiversität und den Auswirkungen würde in Bezug auf die bäuerlichen Gemeinschaften zum Tragen auf die menschliche Gesundheit, also kommen. Massentierhaltung funktioniert nur, indem große Mengen • giftige Abgase der Tiere und Tierabfälle und von Pflanzen in monokulturellen Verfahren angebaut werden und • Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch massenhaft wenige dafür spezialisierte Tierarten in großen Mengen, möglichst und günstig verfügbare stark fett- und cholesterinhaltige schnell und effizient gezüchtet werden. Diese Massentierhaltung Fleisch-basierte Nahrung verbraucht zwar viel Land und Wasser, bietet aber kaum Arbeitsplät- ze, da alles möglichst automatisiert abläuft. Ein Großteil der afrika- trifft die Einführung der Massentierhaltung Afrika noch in weiterem nischen Bevölkerung würde arbeitslos werden, wenn die Massentier- Maße. haltung sich durchsetzt und dies würde, wie es schon in Südamerika passiert ist, zu einer Landflucht in die Städte führen, die dann von Auswirkung auf die Umwelt hoher Arbeitslosigkeit und Kri- minalität geplagt wären. Die Einführung von fremden Saatgut, z.B. durch den Anbau von Kraft- futter für die Massentierhaltung, kann die lokale Fauna stark bedrohen Grüne Gentechnologie und zum Aussterben indigener Pflanzenarten führen. Schon jetzt sind aus Deutschland und USA viele Tierarten in Afrika vom Aussterben bedroht. Die Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume durch großflächige Massentierhal- Um die Agrar-Ressourcen in Afri- tungsbetriebe würde das Artensterben noch massiv beschleunigen. ka entsprechend den Bedürfnissen der westlichen Industrienationen Auswirkung auf die menschliche Gesundheit möglichst effizient auszubeuten, werden aktuell schon neue Pflan- Aktuell sind Fast-Food-Ketten in Afrika noch eine Seltenheit. Sollte zen entwickelt, damit auch in die Massentierhaltung sich durchsetzen und somit Fleisch in großen den trockenen Regionen Afrikas Mengen sehr billig zur Verfügung stehen, so würde diese ungesunde ausreichend Kraftfutter für in- Nahrung sicherlich auch in Afrika Verbreitung finden und somit die dustrielle Massentierhaltung zur verschiedensten westlichen Zivilisationskrankheiten (z. B. Diabetes Verfügung gestellt werden kann. und Krebs) ebenso. Der Einsatz von Antibiotika in der industriellen Laut einer Pressemitteilung vom Tierhaltung stellt für Afrika ein ganz besonderes Problem dar. Da die Juli 2010 haben sich Monsanto und medizinische Versorgung in vielen Regionen Afrikas noch sehr un- BASF Plant Sciences zur „weltweit terentwickelt ist, ist der Einsatz von Antibiotika äußerst wichtig. Die größten Biotechnologie-Koopera-

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tion“ zusammengeschlossen. Im Fokus dieser Kooperati- Partnerschaft mit Monsanto, in der an Mais, Soja, on steht die Entwicklung neuer Soja-, Mais-, Raps- und Baumwolle, Raps und Weizen gearbeitet wird.“ Weizensorten, die trockentolerant sind, also auch in Afrika eingesetzt werden können. Bisher weist die BASF hauptsächlich auf den Einsatz in Amerika und Asien hin, aber dass Afrika auch bald durch Nachdem der Markt für gentechnisch verändertes Saatgut in gentechnisch verändertes Saatgut erobert werden soll, ist offen- Nord- und Südamerika weitgehend abgedeckt ist und die europä- sichtlich. In Afrika gibt es aktuell kaum Widerstand gegen gen- ischen Verbraucher zu viel Widerstand leisten, steht nun Afrika technisch veränderte Pflanzen und auch die Zulassungsverfahren sind vergleichsweise einfach – ein Paradies also für Konzerne, die in Europa auf starken Widerstand stoßen. Die Auswirkungen der grünen Gentechnologie, insbesondere wenn Monsanto im Spiel ist, sind ja schon in Nord- und Südamerika ersichtlich. Gentechnisch verändertes Saatgut dient in erster Linie den Herstellern des Saat- Afrika ist für viele in Europa sehr guts dazu, langfristig und nachhaltig Geld zu verdienen, Bauern weit weg, aber dennoch sollte abhängig zu machen, indigenes Pflanzenleben zu zerstören und ist im Wesentlichen für Großbauern geeignet.

klar sein, dass in der globalisier- Hunger in Afrika ten Weltwirtschaft auch Teilweise positionieren sich die Gentechnologie-Konzerne in der Öf- TierrechtlerInnen den ganzen fentlichkeit gar als Weltretter. Die Erforschung neuer Pﬂanzenarten wird als Heilmittel für den Hunger auf der Welt angepriesen, denn Planeten im Fokus haben sollten somit würden arme Bauern in Afrika höhere Erträge erwirtschaften können. Tatsächlich verhungert jeder zweite Mensch auf der Erde in im Fokus von BASF und Monsanto. Damit die Forschung in die- Afrika. Das liegt aber nicht daran, dass es in Afrika keine ausreichende sem Bereich noch einfacher voranschreiten kann, hat BASF auch Grundlage für genug Nahrung gäbe. Äthiopien verfügt über Boden, der erst kürzlich angekündigt, dass die Zentrale von BASF Plant Sci- unglaublich fruchtbar ist, dennoch verhungern dort die meisten Men- ences von Deutschland nach USA verlagert würde. In einer Presse- schen in Afrika. mitteilung vom 16.1.2012 heißt es auch ganz deutlich, es fehle „in weiten Teilen Europas immer noch die entsprechende Akzeptanz Der Hunger in Afrika wird verursacht durch: bei der Mehrheit der Verbraucher, Landwirte und Politiker.“ In • Kriege der gleichen Pressemitteilung heißt es zudem: „Die Produktpipe- • ausbeuterische nationale und internationale Landwirtschftsregelungen line der BASF Plant Sciences wird sich weiterhin stark auf die • soziales Ungleichgewicht Projekte ausrichten, die sich mit Ertragssteigerung und Stressto- • unfaire IWF- und Weltbank-Abkommen leranz beschäftigen. In diesen Projekten werden Nutzpflanzen entwickelt, die einen höheren Ertrag liefern und resistenter gegen Letztendlich gibt es in Afrika ein Verteilungsproblem und dieses Stressbedingungen wie Trockenheit sind. Darunter fällt auch die wird durch Agrarkolonialismus nur noch verschärft und führt zu

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noch mehr Ressourcenengpässen bei der lokalen Bevölkerung. Die Abgesehen vom International Fund for Africa gibt es auch jetzt schon westliche Welt hat kein Interesse daran, Nahrung für Afrika zu weitere Organisationen, die konkret die Welthungerproblematik mit produzieren, wenn das gleiche Essen in Europa und Nordamerika Tierrechtsthemen verknüpfen – z. B. a well-fed world, die sich auch für mehr Gewinn verkauft werden kann. an Aufklärungsarbeit in Afrika beteiligen.

Was kann in Europa getan werden? Welthungerdemo am 5. Mai in Köln

Afrika ist für viele in Europa sehr weit weg, aber dennoch sollte klar Nachdem in 2008 schon zwei „Welthungerdemos“ stattfanden, in sein, dass in der globalisierten Weltwirtschaft auch TierrechtlerInnen Köln und Nürnberg, sind für 2012 weitere Demos geplant. Ziel den ganzen Planeten im Fokus haben sollten. Hier gibt es nur ein paar dieser Demos ist es, auf die Welthungerproblematik – im Kon- Vorschläge, was getan werden kann, aber sicherlich gibt es noch viele text der vielen gesellschaftlichen Ursachen dafür – hinzuweisen. weitere Ansatzpunkte, wie wir dem fatalen Trend der Verbreitung der Massentierhaltung in Afrika entgegenwirken können: Ein ganz wesentlicher Aspekt sind auch Tierrechtsthemen und die Ausweitung der Massentierhaltung in Afrika. Grundsätzlich • Druck auf europäische Firmen ausüben, die sich auf Kosten von ist die „Welthungerdemo“ aber keine Tierrechtsdemo und somit Afrika bereichern – z. B. BASF, Nestlé, … ist es auch ausdrücklich erwünscht, dass Gruppen, die sich nicht • Aufklärungsarbeit und Zusammenarbeit mit Tierrechts- und schwerpunktmäßig mit Tierrechtsthemen auseinandersetzen, an Menschenrechtsorganisationen in Afrika – Bewusstsein über den Protesten beteiligt sind. Die Demo in Köln am 5. Mai 2012 GMO-Problematik muss in Afrika erhöht werden wird von die Tierfreunde, der Tierrechtsinitiative Köln und dem • Mitarbeit in europäischen Menschenrechtsorganisationen, die sich International Fund for Africa gemeinsam organisiert. Treffpunkt in Afrika engagieren, damit diese auch ein Bewusstsein für die ist der Hauptbahnhofvorplatz, wo auch Infostände verschiedener Problematik bekommen Gruppen informieren werden. Infos rund um die Demo gibt es auf • Veganismus etablieren, weil sich die Menschen in Afrika auch an der Webseite: www.welthungerdemo.de den Lebensgewohnheiten in Europa und der sonstigen „westlichen Welt“ orientieren Heiko Weber

Links zu dem Thema: • www.ifundafrica.org • www.awellfedworld.org • www.farmlandgrab.org

„The Federal Democratic Republic of Ethiopia: Selected Issues Series“, International Monetary Fund Country Report No. 08/259, Seiten 5 und 26 - www.imf.org/external/pubs/cat/longres. cfm?sk=22219.0 „Farmland Investment“. Peer Voss, a farmland brokerage. http://www.argentina-estancias.com/inflationhedge-farmland.htm „The Global Land Project International Project Office GLP Report“, No. 1 - 2010, http://www.globallandproject.org/Documents/GLP_report_01.pdf „Madagascar: Community resistance to corporate land theft“, veröffentlicht am 6.4.2011, http://farmlandgrab.org/post/view/18406 BASF-Pressemitteilung P-10-350 vom 7.7.2010: „BASF Plant Science und Monsanto weiten ihre Zusammenarbeit zur Ertragssteigerung von Nutzpflanzen aus“ BASF-Pressemitteilung P-12-109 vom 16.1.2012: „BASF konzentriert Pflanzenbiotechnologie-Aktivitäten auf Hauptmärkte in Nord- und Südamerika“

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Reiten – Elitäre Pferdequälerei

„Raika ist 5 Jahre alt und wurde gefahren. Auch hat sie volle Pa- Wie im Fall der erst 6-jährigen Stute „My fair Lady“, bei der Kissing piere vom Sachsen-Anhaltiner Zuchtverband, als Fohlen wurde sie Spines diagnostiziert wurde. Das bedeutet: Rückenwirbel reiben an- prämiert. Der große Haken an der Sache ist ihr Sommerekzem. Sie einander. Ihre „Besitzerin“ gab Lady auf Grund der Unreitbarkeit an wird im Frühling ganz eingedeckt werden müssen. Sie hat sich nicht den Züchter zurück, der nur 6 Wochen später eine Anzeige in der kaputtgekratzt, aber Mähne ist nicht viel... Dagegen ist der Schweif Zeitung schaltete und erneut versuchte, sie - vermutlich vollgepumpt schön nachgewachsen. Wenn jemand Lust hat, dieses Pony zu nut- mit Schmerzmitteln - zu verkaufen. Wenigstens das blieb ihr durch zen, könnte das gegen die laufenden Kosten gehen. Sie würde dann Eingreifen der vorherigen Besitzerin erspart, die eine Rundmail an in meinem Besitz bleiben. Für 500,- kann sie aber auch ganz über- Reitställe der Umgebung schickte und vor dem Züchter warnte. Doch nommen werden. Leider geht das Pony sonst am Ende der Weidesai- was aus ihr geworden ist, weiß niemand so genau. son zum Schlachter.“ Das Verabreichen von Beruhigungs- und Schmerzmitteln, die im Geschichten wie diese sind in der Reitsportszene an der Tagesord- Blut schwer nachzuweisen sind, ist ebenfalls gängige Praxis besonders nung. Das verklärte gesellschaftliche Bild der Ponyhof-Romantik von PferdehändlerInnen. Diese beschaffen ihre „Ware“ als „Sam- steht im krassen Gegensatz zu der traurigen Realität, die sich in jedem melbestellung“ aus beispielsweise Polen und Ungarn. Nach einem Reitstall in Deutschland abspielt. mehrstündigen Transport werden sie in ihre Gefängnisse, die Boxen, gesperrt. Viele HändlerInnen besitzen keine Weiden, so fristen die Die erste Station im Leben eines Pferdes ist normalerweise der Pferde oft wochenlang ihr Dasein ohne freie Bewegung. Ein üblicher „Züchter“. Es wird versucht, die für die Menschen besten Eigen- HändlerInnen-Trick ist es, den Pferden beispielsweise, bevor Interes- schaften zu erhalten, nicht selten hört man Tipps wie diesen: „Ein sentInnen kommen, tagelang wenig zu trinken zu geben. So lecken kleines bisschen Inzucht ist ganz gut.“ Die Stammbäume schreiben die Pferde an den Händen der Kunden, was von ihnen als „freund- spätere BesitzerInnen dann stolz an die Stalltüren. Die erste körper- licher Charakter“ gedeutet wird. liche Misshandlung der Opfer erfolgt bereits kurz nach der Geburt. Dem Fohlen wird eine schmerzhafte Verbrennung zugefügt, die als Innerhalb von wenigen Stunden wird dann ein Pferd nach dem ande- Narben zurückbleibt. In Form eines Zeichens ist so die „Rasse“ er- ren mit unpassendem Sattel „Probe geritten“. Der Favorit der Kundin kennbar. Schon hier wird deutlich, dass das Individuum für Reiter wird dann an den Reitstall geliefert, wo viele Pferde sofort festgebun- und Züchter nicht mehr ist als ein Spielzeug und Sportgerät, denen den, grob übergeputzt und direkt geritten werden. Der unglaubliche schließlich auch das „Made in...“ aufgedruckt wird. psychische Stress und das Nachlassen der Medikamente setzt den Opfern natürlich stark zu. Natürlich versuchen sie, sich zu wehren. Viele Fohlen werden nach 3-4 Monaten von ihren Müttern getrennt und in Einzelboxen gesperrt. In der Natur werden sie irgendwann Fällt die Reiterin dann beim ersten Reiten vom Pferd, wird es oft automatisch von ihnen verbissen, also verjagt - dafür bleibt im mo- einfach „umgetauscht“. Manche HändlerInnen räumen ihren Kun- dernen Zuchtbetrieb keine Zeit, außerdem ist der Wille des Fohlens dInnen nämlich eine mehrwöchige Rückgabefrist ein. leichter zu brechen, wenn es ohne Mutter ist. Die Mutter kann unter Euterentzündung leiden, da der Milchfluss noch im vollen Gange Manche ReiterInnen setzen eher da- ist. Das Fohlen ist physisch und psychisch noch nicht in der Lage, rauf, die Pferde mit Gerte und Sporen, sich von der Mutter zu trennen. Ihm fehlt die Geborgenheit und der verschiedenen „Bereitern“ und viel Schutz, aber auch die gesunde Muttermilch, die man nicht einfach so Gebrülle solange einzuschüchtern und durch andere Futtermittel ersetzen kann. zu quälen, bis sie einfach spuren. Bei vielen Pferden sieht man am Bauch Im Alter von drei Jahren wird ein junges Pferd dann eingeritten - weiße Flecken - an dieser Stelle drü- wenn es „Glück“ hat. Um ein Pferd schneller verkaufen zu können, cken die Reiter nämlich mit den Sporen ins Fleisch. Andere kaufen auch findet dies oft schon mit zwei Jahren statt, da sie mit drei zur Leis- schon mal innerhalb von zwei Jahren zehn verschiedene Pferde. tungsprüfung oder „Materialprüfung“ müssen. Dabei bilden sich ReiterInnen auch noch ein, genau dies sei gesund für Ein Pferd ist frühestens mit sechs Jahren ausgewachsen, einige erst die Pferde. Damit sich kein Hohlkreuz bildet, ist es natürlich wichtig, mit acht. Welche Folgen es hat, ein im Wachstum befindliches Lebe- dass der Kopf des Pferdes in seiner natürlichen Position bleibt - eher wesen in eine unnatürliche Haltung zu zwingen, es zu überlasten und unten, da es eigentlich den ganzen Tag einige Schritte gehen und es- mit Gerte (Stock zum Schlagen) und Sporen (Dornen an den Füßen sen sollte. Sobald ein Pferd jedoch Stress hat, hebt es den Kopf, um die der ReiterInnen) zu foltern, wird oft spät bemerkt. Schwere Rücken- Umgebung zu beobachten. Dem versuchen Reiter entgegenzuwirken. probleme sind Alltag in Reitställen. Entweder wird der Kopf einfach mit so genannten Ausbindern nach

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unten gebunden, indem Stricke vom „Gebiss“ (Metallstück im Mund Typisches Mittel der ReiterInnen dagegen: Schreien und Schlagen. des Pferdes) zum Sattel geknotet werden, oder sie zerren rechts und Typische Rechtfertigung: „Der Sattel passt, der stellt sich an/zickt links abwechselnd an den Zügeln, was starke Schmerzen verursacht. nur rum.“ Weitere Störungen sind das Koppen (Einsaugen von Luft Um diesem auszuweichen, senkt das Pferd den Kopf. Natürlich gibt es durch den Mund) und Weben (Hin- und Herschaukeln auf den Vor- auch weniger schädliche Methoden, und letztere Praktik ist selbst in derbeinen). Wird dies dem Reiter zu viel, meist wenn ein Pferd über- der Reitsportszene verpönt - aber doch alltägliches Bild an Reitstäl- belastet ist, endet dieses Leben oft beim Schlachter. len. Stünde ein Pferd einfach den ganzen Tag auf einer geeignet gro- ßen Wiese, wäre es außerdem gar nicht nötig, es dazu zu zwingen, den Hier zeigt sich die doppelte Ausbeutung: Zunächst wird ein Pferd Kopf unten zu halten - das Reiten ist also das Beheben von Proble- zum Sport- und Prestigeobjekt drangsaliert und sein Leben lang zur men, die ohne das Reiten gar nicht vorhanden wären. Schau gestellt. Es hat dem Menschen bedingungslos zu dienen, muss sich unterwerfen und wird dementsprechend unterdrückt. Kann es Selbst wenn ein Pferd wenigstens diese Aufgaben nicht mehr erledigen, ist selbst der Tod ein letzter das „Glück“ hat, in seinem Leben Profit für die TäterInnen. nicht 5-mal weiterverkauft zu werden, ist die Situation in Reitställen Für den so genannten Gnadenhof sind meist keine Mittel vorgesehen, für sie unzumutbar. Meist kom- da ein neues Opfer von Händler oder Züchterin herangeschafft wird. men Pferde nämlich nur ein halbes Obwohl es allgemein bekannt ist, dass sich Pferde in unbekannten Jahr lang auf die Wiese. In den Gebieten unwohl fühlen, der Transport im Hänger purer Stress ist, Wintermonaten stehen sie also 23 ist das Schlachten unter Reitern alles andere als verpönt und wird so- Stunden am Tag auf einem Fleck. Die „Boxen“ werden auch nicht aus- gar noch als „Tierliebe“ gedeutet - denn das Leben jedes unreitbaren gemistet, sondern nur täglich mit frischem Stroh übergestreut. Einmal Pferdes ist nach der Meinung der Reiter für diese nur noch eine Qual. am Tag werden die Pferde dann aus der Box gezogen, eine Stunde lang Wohl eher für den Geldbeutel des Reiters als für die Seele des Pferdes. zu Höchstleistungen gezwungen und dann wieder abgestellt. Natürlich gibt es wirklich Pferde, für die es eher Qual wäre am Leben gelassen zu werden - aber die Todesspritze vor Ort kostet viel, genau Die meisten ReiterInnen lieben es außerdem, ihre Opfer auf „Reit- wie der Abtransport des leblosen Körpers. turnieren“ zu präsentieren. Zu diesen werden sie im Hänger gefahren. Viele Pferde haben Angst vorm Hänger: Sie müssen auf einem Fleck Tatsache ist, dass es nicht um eine Verbindung zu einem als gleich- stehen, sich ausbalancieren, eine unnatürliche Geräuschkulisse aus- wertig angesehenen Lebewesen anderer Spezies, Natur und Gefühle halten. Sie wissen, dass sie am Ankunftsort Stress erwartet. Übliches geht, sondern um Prestige, das Pflegen einer veralteten Tradition und Gegenmittel: Brüllen und Schlagen. Lisa, 17, sagt dazu: „Karli hat vor allem um Geld. Unbedingt zu erwähnen ist, dass dies alles meine sich im Hänger dauernd auf die Fresse gelegt. Einmal kamen wir eigenen Erfahrungen sind, an ganz normalen, bürgerlichen Reitstäl- aufm Turnier an, da hat sie versucht sich umzudrehen, und die ganzen len in Niedersachsen. Beine waren blutig, auch der Hänger total versaut. Am nächsten Wo- chenende sind wir wieder los, und weil die Wunden noch nicht ver- Wie es dann im „Profisport“ aussieht, wenn die Pferde nicht einmal, heilt waren, wieder die gleiche Scheiße! Ich meine, ich liebe sie voll. sondern drei- bis viermal am Tag geritten, nicht nur mit dem Hän- Das klingt hart, aber wenn das nicht besser wird, verkaufe ich sie. Ich ger eine halbe Stunde zum Dorfturnier, sondern im Flugzeug zu meine, ich bin Turnierreiterin - so ein Pferd bringt mir dann nichts!“ Weltmeisterschaften gekarrt, nicht mit 2-3 Jahren eingeritten, son- Zu erwähnen ist, dass Lisa in der A-Klasse reitet. Der Schwierigkeits- dern schon mit einem Jahr auf die Rennbahn geschickt werden, kann grad ist nach Buchstaben aufgeteilt in der Reihenfolge E - A - L - M mensch sich wahrscheinlich kaum vorstellen. - S. BerufsreiterInnen reiten mindestens in der Klasse M. Sofia

Das bedeutet: Es wäre gar kein Problem für Lisa, auf das Turnierrei- ten zu verzichten. Aber Lisa ist auch der Meinung, sie sei schon ganz schön im Business und ziemlich wichtig, so wichtig, dass das Leben eines Individuums für sie keinen Wert mehr hat. Kein Wunder, dass Pferde eigentlich dauernd krank sind. Es gibt mit Sicherheit keinen Reitstall in Deutschland, in dem nicht pro Tag mindestens ein Pferd lahmt (humpelt), eine Kolik (starke Bauchkrämpfe) oder eine Wunde hat. An manchen Reitställen können keine festen Herdenverbände entstehen, da die Pferde erstens nur 6 Monate im Jahr zusammen sind und zweitens dauernd ausgetauscht werden.

Dauernde Rangkämpfe sind die Folge. In einem mir bekannten Reitstall in Niedersachsen kam es so auch dieses Jahr zu einem tragischen Todes- fall, bei dem eine Stute auf der Wiese verblutete. Hat ein Pferd keine kör- perlichen Probleme, was wirklich die Ausnahme ist, dann meistens psychische Schäden. Viele leiden unter Sattelzwang. Dies gilt als Unart - das Pferd bekommt Angst, schlägt aus und beißt, wenn ein Sattel aufgelegt wird. Wodurch das entsteht, darüber machen sich die Reiter keine Gedan- ken. Passt ein Sattel nicht, ist das sehr schmerzhaft. Außerdem können Rückenverspannungen durch das ständige Stehen die Ursache sein.

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Eurocheval Große „Reitsportevents“ … zu denen vielleicht jemand motiviert werden kann, www.eurocheval.de eine Protestaktion zu organisieren Nennen sich selbst „Europamesse des Pferdesports“ Offenburg, 25.-29. Juli 2012 Horses&Dreams www.horses-and-dreams.de Pferd&Jagd Hannover Internationales Reitturnier heckmanngmbh.de/pj_home_de Hagen, 25.- 29. April 2012 Europas größte Ausstellung für Reiter, Jäger und Angler Hannover, 6.-9. Dezember 2012 CHIO Aachen www.chioaachen.de Equitana Nennen sich selbst „Weltfest des Pferdesports“ www.equitana.com Aachen, 29. Juni – 8. Juli 2012 Nennen sich selbst „Weltmesse des Pferdesports“ Essen, 16.-24. März 2013

Preise Anzeige aus Pferdeverkaufszeitschrift ... die durchschnittliche FreizeitreiterInnen an normalen Das ist eine echte Anzeige. Daran ist gut erkennbar, deutschen Reitställen erfahrungsgemäß ausgeben wie sehr ein Individuum als bloßes Sportgerät und auf seinen Körper reduziert wird. Pferd/Pony: 2.000 € bis 20.000 € Rasse: Hannoveraner Sattel: 300 € bis 5.000 € Alter: 4 Stockmaß: 164 Grundausstattung an Putzzeug, Decken, Zubehör: Bestes Leistungsblut aus allerbestem Stamm. Vollbruder mindestens 200 € von Celler Landbeschäler Comte von Contendro-Granu- lit-Landadel. Die Mutter ist die Schwester von August der Starke (hoch erfolgreich als internat. Dressurpferd unter Boxenmiete: mindestens 150 € monatlich Maike Marks-Heurer u. ebenso als Deckhengst). Ein abstammungsgemäß mit viel Springvermögen und Hufschmied: alle 6-8 Wochen, mindestens 30 € sehr guten Bewegungen ausgestatteter Wallach mit auffallend leistungsbereitem Interieur und guten Grundgang- Reitstunden: mindestens 8 € pro Stunde, arten. Im Stand und besonders unter dem Reiter optisch meist 1-2 mal wöchentlich sehr ansprechend. Er ist eingeritten und selbstverständ- lich auch schmiede- und verladefromm. Weitere Infos auf Anfrage. Rechtliches

Da Pferde unabhängig von ihrer tatsächlichen „Verwendung“ als „landwirtschaftliche Nutztiere“ gelten, ist für eine Pferdepension keine Erlaubnis erforderlich.

Die einzige Voraussetzung für das gewerbsmäßige Unterhalten eines Reitbetriebes ist, dass regelmäßig mehr als ein Pferd gegen Entgelt für Reitzwecke „bereitgehalten“ wird. Das heißt: Jede/r, die Lust hat, kann ihren Bauernhof „Pferdepension“ nennen, es gibt keine Mindestgröße für Boxen, kein Recht auf Weidegang.

Allerdings werden von Pferdesportverbänden, beispielsweise dem Pferdesportverband Weser-Ems e.V oder der FN (deutsche Reiterliche Vereinigung), Plaketten für „besonders art- und fachgerechte Pferdehaltung“ verliehen. Kriterien dafür wurden allerdings nie veröffentlicht, auch auf telefonische Nachfrage konnten diese Verbände keine Auskunft darüber geben.

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Demoaufruf: Erfurt – Messe „Reiten, Jagen, Fischen“

Wie jedes Jahr findet auch 2012 am 24. März eine Demo gegen die Hintergrund: Seit vielen Jahren findet in Erfurt die Messe „Reiten – Messe „Reiten - Jagen – Fischen“ in Erfurt statt. Die Demonstrati- Jagen - Fischen“ statt, indem sich dort Jäger, Angler und sogenannte on wird um 12:30 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz beginnen (also Pferdeliebhaber treffen, um ihre Trophäen zu küren, sich mit neuen am besten schon um 12 Uhr kommen) und durch die Stadt führen. Waffen einzudecken und es in einer Volksfeststimmung zu zelebrie- Dort werden wir vor verschiedenen Geschäften, die mit Tieren Profit ren. Grund genug, um ihr Hobby ins Licht der Öffentlichkeit zu zie- machen, Zwischenstopps einlegen und durch Redebeiträge der Öf- hen und zu zeigen, was es damit wirklich auf sich hat: Nämlich nichts fentlichkeit zeigen, dass wir nicht gewillt sind Tierausbeutung und weiter als „die Ehrfurcht vor dem Leben“, wie es Albert Schweizer Naturzerstörung hinzunehmen und somit auch für ein friedliches ausgedrückt hat, mit den Füßen zu treten, Beute zu machen und Zusammenleben auf der Erde eintreten. Am Ende geht es hoch zur Herrschaft über Tiere und Natur auszuüben. Messe, wo dann noch einmal eine Kundgebung stattfinden wird. http://anti-jagd.blog.de/2012/01/07/erfurt-sa-24-maerz-2012-de- Für den Demozug und das Demoende auf dem Messegelände würden mo-messe-reiten-jagen-fischen-12409414/ wir uns freuen, wenn sich Leute finden, die diesen Protest mit Re- debeiträgen und kreativen Aktionen unterstützen. http://www.facebook.com/events/335948303101198/

Hundehandel bei Zoo Zajac?

Seit vielen Monaten kämpfen TierschützerInnen gegen die Plä- Ansprüchen der Tiere kann mensch nicht gerecht werden. Die Über- ne Norbert Zajacs, Betreiber des laut eigenen Aussagen größten nahme von Jungtieren in den Zoofachhandel geht für die Tiere zudem Zoofachgeschäfts der Welt, Hundewelpen ins „Sortiment“ seiner mit einer belastenden Veränderung der Haltungsbedingungen einher. Zoohandlung aufzunehmen. Seit über drei Jahren verkauft er Kat- In Deutschland ist der Handel mit Hundewelpen nicht verboten; die zenbabys aus Glaskästen und seit Mitte 2011 hört man in den Me- im Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe organisierten Betriebe, dien immer wieder davon, dass er bald auch Hunde verkaufen wird. denen das Unternehmen Zoo Zajac nicht angehört, verzichten bereits Nun scheinen die traurigen Meldungen Wahrheit zu werden, der seit 1991 mit einer Selbstbeschränkung auf die Präsentation und den Verkaufsstart ist für den 20. Januar geplant. Eine Anlage, die seit Verkauf von Welpen und empfehlen ausdrücklich die vermittelnde langem bereits im Rohbau steht, bietet neun Zwinger, die jeweils Zusammenarbeit mit Tierheimen und Züchtern. Norbert Zajac wurde einen Wurf Welpen beinhalten sollen. Bei voller „Auslastung“ wür- 2010 vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft zum „Unter- den bis zu 100 Welpen im Geschäft sein. Die Tiere müssen zudem nehmer des Jahres“ gekürt. zuerst eine Woche in Quarantäne, bevor sie zum Verkauf stehen. Bitte protestiert gegen den Verkauf der Hundewelpen in einem Ge- Es ﬁnden sich Informationen im Internet, laut denen bis zu 10.000 Besu- schäft – in deutschen Tierheimen warten tausende Tiere auf ihre cherInnen an einem Wochenende durch das Geschäft ziehen. Dass dies Chance, bei Zoo Zajac geht es nur um den Proﬁt, wie immer auf für die Tiere dort Stress und Lärm pur bedeutet, dürfte klar sein. Zudem Kosten der Tiere. (ar) ist die Herkunft der Hundewelpen besorgniserregend, es ist zu befürchten, dass die Tiere aus Massenzuchten, evtl. sogar aus dem Ausland, stammen. Zoo Zajac GmbH Norbert Zajac Katzen und Hunde können in einem Geschäft niemals ihren Bedürf- Konrad-Adenauer-Ring 6 nissen entsprechend untergebracht werden. Bei der Präsentation sind 47167 Duisburg die Tiere starkem Dauerstress ausgesetzt. Den sozialen und zeitlichen Tel.: 0203 45045-0 / Fax: 0203 45045-45

Hannover: Neue Gruppe sucht Aktive

Du bist aus Hannover oder Umgebung und willst Tierrechtsarbeit machen? Zurzeit ﬁnden sich Leute zusammen, um eine neue Gruppe in Hannover zu gründen. Wie diese Gruppe gestaltet und genannt wird und zu welchen emen sie arbeiten wird, ist noch nicht klar, da die ersten Treﬀen noch be- vorstehen. Es besteht also noch die Möglichkeit von vornherein bei der Gründung und Ausgestaltung dabei zu sein und früh eigene Ideen und Wün- sche einzubringen. Wir freuen uns über Unterstützung und neue Leute. Bei Interesse schreibt einfach eine Mail an [email protected].

Das Alternaria sucht Mitbewohner_innen! Du bist politisch aktiv, lebst vegan oder freegan (oder bist daran interessiert, es auszuprobieren) und möchtest Dich gern in einem im Werdungsprozess befindlichen Hausprojekt einbringen? Vielleicht ist ja das Alternaria etwas für Dich!

Das Alternaria ist ein politisches Projekt und gleichzeitig ein Wohnprojekt in Löhne bei Bielefeld. Es hat erst ein paar fest etablierte Projektstrukturen und noch viel Potential, in politischen, alternativen oder künstlerischen Bereichen ausgebaut zu werden.

Wir legen Wert auf ein respektvolles, solidarisches Miteinander. Hast Du Lust, das Projekt kennen zu lernen und vielleicht auch längerfristig hier zu bleiben? Wir freuen uns über eine E-Mail an [email protected]!

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Buy merch save animals – ein Interview 1. Wie ist das Projekt „buymerchsaveanimals“ 2. Wie viele Leute verbergen sich in eurem Team und entstanden? Gibt es vielleicht hierzulande oder wie seid ihr organisiert? andernorts bereits etwas Ähnliches? Also bislang ist es vorwiegend ein Solo Projekt von mir(Matze). Erstmal vielen Dank für dieses Interview und die Plattform. Wir Freunde von mir helfen aber beim T-Shirt Sammeln und dabei, das hoffen, dass viele Leute noch mal darauf aufmerksam werden und Projekt weiter zu verbreiten. Ich verwalte die Internetseite und die T-Shirts spenden bzw. kaufen oder direkt die Lebenshöfe finan- Facebook Seite und fotgrafiere die T-Shirts. Für die Annahme der T- ziell unterstützen. Shirts und das Versenden der T-Shirts bin ich ebenso zuständig. Mein guter Freund Sebastian von http://www.l2i.de hat allerdings ge- Die Idee zu diesem Projekt kam im Sommer 2011, als ein Freund sei- holfen das schöne Logo und Homepage Layout zu machen. Wer sich ne alten Band T-Shirts privat via facebook günstig verkauft hatte und angesprochen fühlt bei diesem Projekt mitzuhelfen oder noch andere alles Geld für Free Animal e.V. spenden wollte. Das hat mich sehr Ideen hat, einfach mailen!:) inspiriert und ich habe mir dann überlegt, das deutschlandweit und in größerer Form anzubieten, sodass Leute altes „Merch“ (Merchandise) 3. Welches Ziel hast du dir gesetzt? wie z.B. alte Band T-Shirts zu mir schicken und ich diese dann günstig online weiterverkaufe. Wir haben uns als Ziel gesetzt, viele Leute dazu zu motivieren Le- benshöfe finanziell zu unterstützen. Lebenshöfe werden oftmals nicht Viele Leute haben alte Band T-Shirts zu Hause rumliegen, die sie so sehr wahrgenommen, selbst in der Tierrechtsszene, und ihnen wird nicht mehr tragen. Die T-Shirts zu verschenken wäre zu schade, oftmals keine große Rolle zugeschrieben. denn es gibt immer viele Interessenten an alten Band T-Shirts. Die Hoffnung ist deshalb auch da, dass uns viele Leute T-Shirts zusen- Sie leben vor allem durch Spendenfinanzierung, deshalb auch diese den bzw. abkaufen und dadurch die Lebenshöfe unterstützen. Im Projektgründung. Des Weiteren möchten wir natürlich viele T-Shirts Tierrechtsbereich ist mir bislang kein ähnliches Projekt bekannt verkaufen und die Lebenshöfe auf diesem Wege supporten. Buy Merch wo second-hand Ware weiterverkauft wird für einen guten Zweck. Save Animals ist seit November 2011 am Start. Hardcore Help http://www.hardcore-help.com/ z.B. hilft Menschen, die in Not geraten sind und Geld benötigen. Dort werden Band T- Shirts (Merch) online oder auf Konzerten verkauft. Sie machen auch alles non profit und spenden das Geld.

WICHTIG: Wir nehmen auch Tierrechts/Veganismus T-Shirts an, nicht nur von Bands! Wenn ihr noch welche zu Hause habt, einfach melden.

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4. Nach welchen Kriterien wurde ausgewählt, wem unterstützen! Auf deren Homepages beﬁnden sich auch die Konto- das Geld zu Gute kommt? daten zur direkten Überweisung.

Zunächst einmal wollen wir das erste halbe Jahr Free Animal e.V. Unsere größte Unterstützung wäre es, die T-Shirts , zu kaufen oder unterstützen (www.free-animal.de). Von Free Animal kenne ich die uns Band T-Shirts zu schicken. Einfach eine E-Mail an buymerchsa- AnsprechpartnerIn persönlich und sie leisten super Arbeit. Nach dem [email protected] senden, was für Band T-Shirts zugeschickt werden halben Jahr wird für den Antitierbenutzungshof Geld gesammelt. sollen bzw. wie viele .Per E-Mail erfahrt ihr dann auch die Adresse an die die T-Shirts geschickt werden können. Wir haben bewusst kei- Viele Freunde von mir kennen diesen und haben mir empfohlen, ihn ne öffentliche Adresse angegeben, da wir im Vorfeld erstmal klären zu supporten. http://antitierbenutzungshof.de/ wollen, was zugeschickt wird. Wir sieben schon im Vorfeld aus, somit werden z.B. keine Fascho/Grauzonen oder homophoben Band Merch Danach wird der Hof Butenland www.hofbutenalnd.de unterstützt, T-Shirts zugesendet! Zudem ist es eine private Adresse, die man nicht wo ich auch die BesitzerInnen persönlich kenne und deshalb war es gerne im öffentlichen Internet angeben möchte aus Schutz vor Daten- nahe liegend für diese auch Gelder zu sammeln:) missbrauch beispielsweise. Wenn ihr noch weitere seriöse Lebenshöfe in Deutschland kennt, die Es gibt allerdings schon Überlegungen für die Zukunft eine Paket- finanzielle Hilfe brauchen, einfach eine E-Mail schreiben an buy- station Adresse einzurichten, diese würde dann direkt auch auf der [email protected]. Homepage und auf der facebook Seite angegeben. Sollte es soweit sein, werdet ihr es auf unserer Homepage oder facebook Seite erfahren. 5. Warum unterstützt ihr ausgerechnet Lebenshöfe und z. B. nicht Tierrechtsgefangene oder von Re- 7. Wie kann man von euch und dem Projekt (mehr) pression Betreoffene? erfahren?

Dieses Projekt unterstützt finanziell ausschließlich Lebenshöfe. Le- Wir sind im Internet unter der Adresse http://buymerchsaveani- benshöfe brauchen immer Spendengelder für Tierfutter, Operationen, mals.blogsport.de zu finden. Auch einen facebook Account haben Reperaturen etc.Die Tiere leben auf den Höfen und sterben eines Ta- wir, der Link dazu befindet sich auf der Homepage. Es ist in Pla- ges eines natürlichen Todes und nicht durch Schlachtung. Sie können nung bald Flyer und Sticker drucken zu lassen, um auch noch auf Beziehungen zu anderen aufbauen und werden nicht ausgebeutet wie anderen Wegen Leute auf dieses Projekt aufmerksam zu machen. auf konventionellen Bauernhöfen, wo sie nur als Ware gesehen werden. Dies ist von Vorteil wenn man beispielsweise Flyer auf Voküs, De- In Gesprächen mit den BesitzerInnen und AnsprechpartnerInnen der mos oder Konzerten auslegt. Ganz toll ist es auch, dass wir durch Lebenshöfe wird immer sehr deutlich wie wichtig Spendengelder sind dieses Interview außerhalb des Internets auch eine Plattform zur für die Höfe. Ohne diese Spenden müssten sie schließen! Die Men- Aufmerksamkeit bekommen. schen, die auf den Lebenshöfen arbeiten, geben alles für die Tiere, dies sollte auch mal honoriert werden. Das Geld wird immer ein halbes 8. Was muss ich machen, um an ein T-shirt von euch Jahr gesammelt, damit auch viel Geld zusammen kommt. zu kommen?

6. Wie kann man euch unterstützen? Wohin können Das ist ganz einfach - auf unserer Seite http://buymerchsaveanimals. die T-Shirts geschickt werden? blogsport.de das gewünschte T-Shirt aussuchen und eine E-Mail an [email protected] senden. Danach bekommt man eine Also am besten wäre es natürlich die Lebenshöfe direkt ﬁnanziell zu Rückmeldung, ob das T-Shirt noch zu haben ist oder schon weg ist. Nur 5 Euro inklusive Versandkosten innerhalb Deutschlands kostet ein T-Shirt! Eine andere Möglichkeit besteht darin ein T-Shirt zu bekommen, indem man einen Kommentar unter das gewünschte T-Shirt Foto bei unserem facebook Account macht. Wichtig ist dann natürlich eine E-Mail mit der Anschrift zu senden. Matze, vielen Dank für das Interview!

Raﬀaela Göhrig

Quelle: Buymerchsaveanimals

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Tierbefreiung_74.indd 57 08.03.2012 12:55:38 Uhr Theorie Grenzen und Möglichkeiten von Diversity Zur Einbettung des Antispeziesismus in der Diversity-Debatte

Laura Jolanda Mucha

Das Konzept und die Vorteile Er ist eine Anlehnung an andere sogenannte vom Menschen grundverschieden und min- von „Diversity“ „Ismen“, vor allem Rassismus und Sexismus. derwertig dargestellt wird. Birgit Mütherich Diese Unterdrückung nichtmenschlicher schreibt dazu Folgendes: Der Begriff „Diversity“ meint aus soziolo- Tiere geht aus einem anthropozentrischen gischer Sicht etwas wie „Vielfalt“ und stellt Weltbild hervor, das den Menschen in den „Dass nichtmenschliche Lebewesen keiner- damit das Gegenstück zu dem Begriff der Mittelpunkt allen Handelns rückt und die lei Lebens- und Unversehrtheitsrechte, d. h. Diskriminierung dar. Diversity meint im Natur und seine Mitlebewesen als bloße Res- generell keine Daseinsberechtigung jenseits weiteren Sinne, Vielfalt und Verschieden- source betrachtet, die es für seine Zwecke zu menschlicher Verfügungsgewalt besitzen, dass heit der Geschlechter, sexueller Ausrichtung, instrumentalisieren gilt.(iii) ihre (Zwangs-)Reproduktion, ihre elenden Ethnien usw. zu tolerieren und zu respektie- Existenzbedingungen in automatisierten Ma- ren. Die Diversityforschung und -arbeit setzt Mit dieser Diskriminierungsform und der stanlagen und Labors und ihr täglich milliar- sich dafür ein, Diskriminierungsformen, die Arbeit dagegen, dem Antispeziesismus, be- denfach herbeigeführter Tod unter der Kon- dem Vielfaltsgedanken widersprechen und schäftigt sich die Tierrechts- bzw. Tierbefrei- trolle des Menschen, im Dienste persönlicher Vielfalt nicht akzeptieren, offen zu legen und ungsbewegung, die von Tierschutzgruppen Befriedigung und gesellschaftlicher Kon- letztlich abzuschaffen. abzugrenzen ist. Die Einbettung des Anti- sumsteigerung stehen, wird auch heute noch speziesismusgedankens in die Gesellschafts- überwiegend als ‚naturgemäß‘ betrachtet und Ob Antirassismus-, Antifaschismus-, An- bzw. Herrschaftskritik wurde 1991 mit dem mit der ‚Bestimmung‘ ‚des Tieres‘ oder seiner tisexismus- oder Antihomophobiearbeit, sogenannten Unity Of Oppression-Ansatz Minderwertigkeit als wenig(er) vernunftbe- um nur einige zu nennen: all diese Formen formuliert. Damit wurde der bisherige Un- gabtes Lebewesen legitimiert.“ (iv) kämpfen gegen stigmatisierende, abwer- terdrückungsgedanke der Triple Oppression tende und damit diskriminierende Gleich- (Sexismus, Klassismus, Rassismus) erstmals Wie ersichtlich wird, spielt beim Speziesis- schaltungspraxen in der Gesellschaft. Die auch auf nichtmenschliche Tiere und andere mus der Naturbegriff eine entscheidende Antidiskriminierungsarbeit deckt damit alle bisher nicht berücksichtigte Menschengrup- Rolle, er ist „sowohl konstituierendes als auch Bereiche des menschlichen Lebens ab. Doch pen ausgeweitet und die Verwobenheit der legitimierendes Moment“. (v) Indem nicht- was ist mit nichtmenschlichen Individuen, verschiedenen Herrschaftsformen aufgezeigt. menschliche Tiere abgrenzend von dem der den sogenannten „Tieren“(i)? „Kultur“ zugeordneten Menschen der „Na- „Das Tier“ als „das Andere“ - die tur“ zugewiesen werden, wird eine künstliche Der (Anti-)Speziesismusbegriff/- Legitimation der Unterdrückung Grenze zwischen ihnen geschaffen, die „das gedanke Tier“ als Kategorie erst konstruiert. Nichtmenschliche Tiere werden in der heu- Die Diversityforschung hört bei den mensch- tigen Gesellschaft systematisch und konti- Allein schon der Begriff des „Tieres“ schafft lichen Diskriminierungsformen auf. Un- nuierlich vom Menschen ausgebeutet und eine fiktive Kategorie, die so nicht existiert. gleichbehandlung abseits der menschlichen unterdrückt. Ob als Nahrungsmittel vom so- Genauer betrachtet gibt es tausende unter- Daseinsform wurde in dieser bislang wenig genannten „Nutztier“, als Bekleidungsstück schiedliche Spezies innerhalb der Katego- bis gar nicht berücksichtigt. Dabei lohnt sich in Form von Pelz und Leder, zur Belusti- rie „Tier“, welche Merkmale besitzen, die der Blick auf diesen Bereich sehr wohl, will gung in Zoos und Zirkussen oder als bloßer auch auf den Menschen zutreffen (welcher mensch die Gesamtheit aller Herrschafts- und Zeitvertreib in Form eines „Haustiers“, das auch ein „Tier“, nämlich ein Säugetier, ist). Unterdrückungsmechanismen begreifen. Ausnutzen von nichtmenschlichen Tieren Mit dem Begriff des „Tieres“ wird somit die als Ressource geschieht weitflächig und ist künstliche Grenze zwischen „dem Men- Der Begriff Speziesismus „beschreibt eine allgemein anerkannt. Diese Behandlung er- schen“ und „dem Tier“ etabliert und letztlich weitere Ungleichbehandlung, welche durch scheint jedoch normal, weil sie zum einen ge- wurde er in der „westlichen Zivilisationsge- Menschen begangen wird: die Ungleichbe- fühlsmäßig „schon immer so war“ und somit schichte mehr und mehr zum Gegenbegriff handlung von Lebewesen aufgrund ihrer scheinbar „naturgegeben“ oder „natürlich“ des ‚Menschen‘“. (vi) „‚Das Tier‘ ist das Ande- Zugehörigkeit zu einer bestimmten Art“. (ii) ist, zum anderen, weil „das Tier“ durchweg als re, es wird als Gegensatz des Menschen kon-

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struiert und fällt nicht unter den Geltungs- bereich dieser universalen Moral.“ (vii)

Mit der Konstruktion des „Tieres“ als „das Andere“ wird das nichtmenschliche Tier also vom Menschen abgegrenzt und Gemeinsam- Ob Speziesismus, Rassismus, Sexismus, keiten ausgeblendet. Dabei sind diese von großer Bedeutung: Genau wie der Mensch Ableism, Homophobie usw.: All diese sind nichtmenschliche Tiere leidensfähig, Diskriminierungsformen beruhen auf spüren Schmerz und erleiden unerträgliche Qualen, wenn sie - nur halb benommen- ab- Stereotypen, Stigmatisierungen und geschlachtet werden, leben in sozialen Ge- fügen und spüren Trauer, wenn z. B. einer Konstruktionen. Kuh das neugeborene Kalb nach der Geburt weggenommen wird. (viii) Erst durch diese würden Menschengruppen vertierlicht/anima- mus bestehen zahlreiche Verbindungspunkte. Grundhaltung, die auf „Distanzierung, De- lisiert bzw. entmenschlicht/dehumanisiert, um Andre Gamerschlag schildert z. B. einen Zu- gradierung, Verdinglichung und Gewalt“ Gewalt an ihnen zu legitimieren. sammenhang zwischen der Unterdrückung beruht und „elementare Gemeinsamkeiten aufgrund der Spezieszugehörigkeit und der physischer (Schmerzempfinden) und psy- „Die Idee einer zweckgerichteten Seinsord- des Geschlechts: chischer (Leidensfähigkeit) sowie allgemein nung, in der das Unvernünftige zum Nutzen affektiver, kognitiver und sozialer Art“ (ix) des Vernünftigen gemacht worden sei und „Sie [die Spezieszugehörigkeit] ist […] ausblendet, ist es dem Menschen möglich, von diesem beherrscht werden müsse, wurde ebenso wenig (rein) biologisches Produkt, jegliche Gewalteinwirkung auf nichtmensch- am ‚Tier‘ als dem vermeintlich unvernünf- wie das Geschlecht, das auch durch unter- liche Tiere zu legitimieren. tigen, naturverhafteten und determinierten schiedliche geschlechtlich definierte Be- Lebewesen vorexerziert und sanktioniert, rufe, Kleidungsstile, Gesten etc. geschaffen Die Verwobenheit mit anderen besaß aber eine weit größere Reichweite: So wird. Wir-Sie-Gruppen-eorien beschrei- Unterdrückungsformen – der wurden auch alle Menschengruppen, denen ben, wie in der Wir-Gruppe Werte erzeugt Natur-Kultur-Dualismus Vernunftmangel, Triebleitung, fehlende Af- und idealisiert werden und wie die Sie-Grup- fektkontrolle, und damit eine unveränder- Genau wie „die Tiere“ werden andere der liche, wesensmäßige ‚Naturnähe‘ zugeschrie- „Natur“ angeblich näher stehende Individuen ben werden konnten, als weitgehend rechtlos bzw. Gruppen als das „Andere“ konstruiert, und als zu beherrschende Subjekte oder gar damit gesellschaftlich abgewertet und an- Objekte betrachtet.“ (xiii) schließend verfolgt. (x) Alle Formen der Er- schaffung eines „Anderen“ können etwa mit Ob Speziesismus, Rassismus, Sexismus, Ab- sozialkonstruktivistischen eorien wie z. B. leism, Homophobie usw.: All diese Diskri- dem Konzept des „doing difference“ von Fens- minierungsformen beruhen auf Stereotypen, termaker/West (1995, 2001) und mit Wir- Stigmatisierungen und Konstruktionen. In Sie-Gruppentheorien, z. B. der Etablierten- allen Fällen werden von einer dominanteren Außenseiter-Figuration von Elias/Scotson Gruppe einer benachteiligten negative Ei- (1993), untersucht werden. „In allen Fällen genschaften zugeschrieben, „die entweder er- liegen Ausformungen des Natur-Kultur-Du- funden oder erschaffen werden, oder aus der alismus zugrunde: Mensch-Tier, Mann-Frau, Überhöhung vermeintlich eigener (der domi- Weiß-Schwarz etc. und immer spielen der nanten Gruppe) Eigenschaften resultieren. Glaube an natürliche Hierarchien und da- Dabei wird die andere Gruppe oft nicht nur pe aufgrund des vermeintlichen Fehlens dieser raus legitimierbare Herrschaft eine Rolle.“ (xi) als etwas tendenziell anderes, sondern als das Werte diffamiert wird. Dies kann die angeb- Der Speziesismus und intrahumane Herr- genaue Gegenteil, als Antipode gedacht.“ (xiv) lich fehlende Intelligenz nichtmenschlicher schafts- und Unterdrückungsverhältnisse Tiere sein, mit der ihre Ausbeutung gerecht- sind folglich mit gemeinsamen Mechanismen So führt die angeblich fehlende Intelligenz fertigt wird. oder [sic] die vermeintlich feh- verbunden, da bei all diesen Ausformungen und Individualität bei den „Tieren“ und die lende männliche Rationalität bei Frauen, mit Gewalt durch den angelegten Natur-Kultur- damit einhergehende Zuordnung zur Natur der ihr Ausschluss aus den Universitäten und Dualismus legitimiert wird. (xii) zu den gängigen speziesistischen Ausbeu- Führungsetagen begründet wurde.“ (ebd.) tungspraxen, wie z. B. Schlachtung, Aus- Die Intersektionalität untersucht diese Kreu- stellung und jeglicher anderer „Konsum“ von Die Grundlage des Rassismus ist die Kon- zungen verschiedener Benachteiligungsver- nichtmenschlichen Tieren. struktion unterschiedlicher „Rassen“, bei hältnisse und analysiert ihre Verwobenheit, der „gesellschaftliche Beziehungen zwischen Überschneidungen und Unterschiede. Die Überschneidungen zu Rassismus Menschen durch die Bedeutungskonstruktion „human-animal-abuse-connection“ oder auch und Sexismus im Speziellen biologischer Merkmale dergestalt strukturiert „violence-connection“ geht auf den Zusammen- werden, dass sie differenzierte gesellschaft- hang zwischen der Gewalt gegen Menschen und Insbesondere zwischen dem Speziesismus liche Gruppen definieren und konstruieren“. der gegen andere Tiere ein. Nach dieser eorie und Phänomenen wie Rassismus und Sexis- (xv) Die Unterscheidung durch „Rassen“ war

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„Speziesismus [kann] nicht isoliert von anderen Formen der Ungleichheit, Herrschaft, Benachteiligung und Diskriminierung betrachtet werden [...], wenn ein vollständiges Bild des Phänomens gezeichnet werden soll.“

und ist, genau wie die Unterscheidung durch Auch Adorno war dieses antithetische Tier- „Dies erschwert auch die Argumentation für Spezies, in erster Linie eine Unterscheidung Konstrukt bewusst und erstellte dessen An- Tierrechte oder gesellschaftliche Tierbefrei- anhand biologischer und „naturgegebener“ wendung auf Menschengruppen im Zusam- ung im Vergleich zu der anderer sozialer Differenzen zwischen Menschen oder Men- menhang mit der Judenverfolgung fest: Bewegungen. [...]Es muss erst umständlich schen und „Tieren“, die „angeboren und un- argumentiert werden, wieso auch gegenüber veränderlich“ (ebd.) seien. „Die Entrüstung über begangene Grausam- ihnen diese Werte [Gleichheit, Freiheit und keiten wird umso geringer, je unähnlicher Gerechtigkeit anderer sozialer Bewegungen] „Rassen“ wurden verschiedene Kennzeichen, die Betroffenen den normalen Lesern sind, gelten sollten.“ (xxiii) Da nichtmenschliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu- oder ab- je brunetter, ´schmutziger´, dagonhafter. Tiere zudem nicht sprechen und ihr Leid gesprochen, wie es bei speziesistischer Diskri- […] Vielleicht ist der gesellschaftliche nicht artikulieren können, müssen sich Men- minierung der Fall ist. Während Schwarzen Schematismus bei der Wahrnehmung der schen für ihr Recht auf ein leidfreies Leben und nichtmenschlichen Tieren Attribute Antisemiten so geartet, dass sie die Juden unabhängig von menschlicher Herrschaft wie wild, unzivilisiert, dumm und körperlich überhaupt nicht als Menschen sehen. Die einsetzen. Dabei kann auf die menschliche zugesprochen wurden (und werden), werden stets wieder begegnende Aussage, Wilde, Fähigkeit zu Mitleid und Respekt gepocht die anderen als vernunftbegabt, geistvoll und Schwarze, Japaner glichen Tieren, […] werden - Attribute, die zumindest sozial zivilisiert beschrieben. (xvi) enthält bereits den Schlüssel zum Pogrom. engagierte Menschen für sich in anderen […] Der Trotz, mit dem er [der Mensch] Lebensbereichen sonst gerne in Anspruch „Die Anderen“ sind in dem Fall immer die- dieses Bild vor sich schiebt - és ist ja nur nehmen-, um Menschen für den Tierbefrei- jenigen, von denen diese Zuschreibungen ein Tier´-, wiederholt sich unaufhaltsam in ungsgedanken zu gewinnen. und Abwertungen ausgehen. Wurden da- den Grausamkeiten an Menschen, in denen mals noch Schwarze durch diese Zuschrei- die Täter das Ńur ein Tier´ immer wieder Sensibilisierung für das ema ist aber auch bungen als „Natur“ konstruiert - deutlich sich bestätigen müssen, weil sie es schon am durch die Kritik an den Differenzkriterien auch daran sichtbar, dass sie als „Kreuzungen Tier nie ganz glauben konnten.“ (xxi) zwischen Menschen und nichtmenschlichen zwischen Menschenaffen und schwarzen Tieren möglich. „Es geht in diesem Fall nicht Frauen“ (xvii) gesehen wurden -, hat sich Fazit mehr darum, zu erkennen, dass Schwarze und im Laufe der Zeit diese Klassifikation der Frauen auch gleichwertige Menschen sind, „Natur“ verschoben und auf die „Tier- und „Speziesismus [kann] nicht isoliert von ande- sondern darum, dass Menschen auch Tiere Pflanzenwelt“ verengt, welche heutzutage ren Formen der Ungleichheit, Herrschaft, Be- sind. Dies soll keine Menschen als Tiere de- dieses Konstrukt repräsentiert. nachteiligung und Diskriminierung betrach- gradieren, sondern die Degradierung nicht- tet werden [...], wenn ein vollständiges Bild menschlicher Tiere, unter Betrachtung der Daran wird auch deutlich, dass die Auf- des Phänomens gezeichnet werden soll.“ (xxii) Gemeinsamkeiten zwischen diesen Grup- fassung der Minderwertigkeit von nicht- Im Umkehrschluss können auch andere Dis- pen, hinterfragen.“ (xxiv) menschlichen Tieren noch viel tiefer ver- kriminierungsformen nicht vollständig abge- wurzelt ist als die von anderen (ehemals) bildet werden, wenn mensch die Diskriminie- In jedem Fall gilt es, den allgemein aner- diskriminierten Minderheiten: So wurden rung von anderen Spezies unbeachtet lässt. kannten Naturbegriff zu hinterfragen, da „Indianer“, Schwarze, Frauen und zuletzt sich dahinter oft Verallgemeinerungen und Juden mit tierlichen Attributen versehen Menschen, die den Kampf gegen Speziesis- unreflektierte Kategorisierungen verstecken. oder mit ihnen verglichen: „Indianer“ wa- mus als Hippie- oder Ökospinnerei abtun, Die Antarktika-Redaktion mutmaßt so- ren „nicht besser als das Vieh“ (xviii), Frauen blenden aus, dass alle Befreiungsformen auf gar: „Sobald etwas oder eine_r als ‚natürlich‘ wurde anhand von Eigenschaften wie man- diese Weise angefangen haben, sei es die bezeichnet wird, ist ein genauer Blick an- gelnde Urteilsfähigkeit und Entwicklungs- Emanzipationsbewegung, die Sklavenbe- geraten, denn dann haben wir es immer mit unfähigkeit Ähnlichkeit zum Tier nahege- wegung oder Ähnliche: Es gab immer eine Herrschaft zu tun.“ (xxv) legt (xix) und Juden galten als „Ungeziefer“ kleine, unprivilegierte Minderheit, die für und „Untermenschen“, womit sie sprachlich ihre Rechte kämpfen musste. Der größte Ohne die kritische Reflexion gesellschaft- sogar in eine „Art Niemandsland zwischen Unterschied zwischen den verschiedenen licher und politischer Strukturen, Prin- Menschen und Tieren“ (xx) eingeordnet wur- Diskriminierungsformen und dem Spezie- zipien und Wertesysteme können „biolo- den. Doch weil sie auch sprachlich so fest im sismus ist allerdings auch der bedeutendste, gische Tatsachen und Unterschiede zum gesellschaftlichen Denken verankert ist, ist nämlich: Speziesismus betrifft nichtmensch- Kriterium für Ein- oder Ausschließung die Ungleichbehandlung von nichtmenschliche Tiere, während alle anderen Benachtei- [werden], im Extremfall sogar zur Entschei- lichen Tieren viel schwieriger zu erkennen. ligungsformen Menschengruppen betreffen. dungsgrundlage über Leben und Tod“. (xxvi)

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Dies wurde in der Vergangenheit nur allzu Wie Birgit Mütherich bereits feststellte, oft sichtbar an den Unterdrückungs- und ist es verwunderlich, dass trotz der darge- Ausbeutungsverhältnissen an den verschie- legten Zusammenhänge und Verwebungen densten gesellschaftlichen Gruppierungen von verschiedenen Diskriminierungs- oder Individuen. Genauso wie der Mensch formen und dem Speziesismus dieses For- jedes andere menschliche Individuum mit schungsfeld bis heute in der traditionellen Respekt und Toleranz behandeln sollte, Rassismusforschung wenig Beachtung ﬁn- sollte mensch auch das Lebens- und Frei- det, machten doch bereits eoretiker der heitsrecht von nichtmenschlichen Tieren Frankfurter Schule und auch Lévi-Strauss achten. Doch dies ist eine Aufgabe, die sich auf das Problem im politischen Kontext aufmerksam. So stellte Lévi-Strauss 1971 fest, „dass das Problem des Kampfes gegen Ras- senvorurteile auf menschlicher Ebene ein viel umfassenderes Problem widerspiegelt … Ich spreche von dem Verhältnis zwischen dem Menschen und anderen lebenden Ar- ten. Es ist zwecklos, das eine Problem ohne das andere lösen zu wollen.“ (xxvii) Gerade weil die Soziologie biologische Kriterien und rein biologistische Erklärungsmuster für bestimmte (genderspeziﬁsche) Phä- nomene und Werturteile ablehnt, steht sie vor der Aufgabe, die gesellschaftlichen Mensch-Tier-Beziehungen zu analysieren und den Status nichtmenschlicher Tiere zu dekonstruieren. Erst dann sind die Grenz- äußerst schwierig gestaltet, da als logische ziehungspraxen und Unterdrückungsver- Konsequenz dieser Einsicht Privilegien hältnisse vollständig dargestellt und es kann und Bequemlichkeiten eingebüßt werden damit begonnen werden, die tief verwurzel- müssen, wie z. B. der Konsum von jeglichen ten konstruierten Dualismen zwischen Tie- tierlichen Produkten. ren unterschiedlicher Spezies aufzulösen.

Anmerkungen: (i) Im Folgenden werde ich einige Wörter in Anführungszeichen setzen, bei denen ich die Bedeutung, die sie transportieren, für problematisch halte. Beispielsweise wird durch den Begriff „die Tiere“ eine künstliche Grenze zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Individuen geschaffen, die so nicht existiert. (ii) o.V.: Speziesismus. Online unter: http://www.veganseite.de/tierbefreiung/speziesismus (letzter Zugriff: 01.08.11). (iii) Vgl. Marc Pierschel: Vegan! Vegane Lebensweise für alle. Münster 2010, S. 43f., 46f. (iv) Birgit Mütherich: Die soziale Konstruktion des Anderen – zur soziologischen Frage nach dem Tier (Teil 2). In: Antarktika 2 (2008), S. 65. (v) Antarktikaredaktion: Zusammenhänge und Differenzen von Herrschaftsstrukturen. In: Antarktika 2 (2008), S. 25. (vi) Birgit Mütherich: Die soziale Konstruktion des Anderen – zur soziologischen Frage nach dem Tier. In: Antarktika 1 (2004), S. 25. (vii) Luke Lichtenstein: Antispeziesismus und Primatologie – Eine Dekonstruktion von Grenzziehungspraxen. Antarktika 2 (2008), S.49. (viii) Vgl. o.V.: Das Sozialleben der Kühe. Online unter: http://www.peta.de/web/das_sozialleben.498.html (letzter Zugriff: 3.8.11). (ix) Birgit Mütherich, siehe Fußnote iv, S. 65. (x) Ebd., S. 8. (xi) Andre Gamerschlag: Unity-Of-Oppression, Intersektionalität und die Verwobenheit von Speziesismus mit menschenbezogenen Herrschaftsformen. Online unter: https://www.libertaeres-netzwerk.info/tierrechtsgruppe/texte/unity-of-oppression/ (letzter Zugriff: 01.08.11). Online unter Punkt 3.1. (xii) Ebd., Punkt 2. (xiii) Birgit Mütherich: Die soziale Konstruktion des Anderen – zur soziologischen Frage nach dem Tier. Hannover 2005, S. 9, zit. nach: Andre Gamerschlag 2011, siehe Fußnote xi, Punkt 3. (xiv) Andre Gamerschlag, siehe Fußnote xi, Punkt 3.1. (xv) Antarktikaredaktion, siehe. Fußnote v, S. 14. (xvi) Ebd., S.17, Birgit Mütherich, siehe Fußnote iv, S. 61. (xvii) Birgit Mütherich, siehe Fußnote iv, S.60. (xviii) Ebd., S.59. (xix) Ebd., S.62. (xx) Ebd., S.61. (xxi) Theodor W. Adorno: Fragment: „Menschen sehen dich an“, in: Ders., Minima Moralia, Frankfurt/M. 1969, S. 133f., zit. nach: Birgit Mütherich 2004, S.29. (xxii) Andre Gamerschlag, siehe Fußnote xi, Einleitung. (xxiii) Ebd., Punkt 2. (xxiv) Ebd., Punkt 2. (xxv) Antarktikaredaktion, siehe Fußnote v, S. 24. (xxvi) Birgit Mütherich, siehe Fußnote iv, S. 65. (xxvii) Claude Lévi- Strauss: Rede auf dem UNESCO-Symposium 1971, zit. nach: Birgit Mütherich 2008, S.65f.

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Tierbefreiung_74.indd 61 08.03.2012 12:55:40 Uhr Theorie „Lasst uns gemeinsam eine kämpferische und einflussreiche Bewegung gestalten“

Bericht zu den Tierbefreiungstagen 2012 in Hamburg

Vom 13. bis 15. Januar fanden in Hamburg Fragestellungen zugespitzt. Konkret setzte die Tierbefreiungstage statt. Gut 200 Akti- sich ein erster emenblock mit dem Profil vist_innen der Tierbefreiungsbewegung fan- und der Identität der Bewegung auseinander. den sich zur dreitägigen Veranstaltung ein, Mit den Veranstaltungen zur Entwicklung um sich über den gegenwärtigen Zustand und der Bewegung, zur Selbstdarstellung und Entwicklungsmöglichkeiten der Bewegung Außenwahrnehmung von Tierrechts- und auszutauschen. In diesem Bericht möchten Tierbefreiungsinitiativen sowie zu Perspek- wir, die Organisator_innen, einen Überblick tiven von Bündnisarbeit sollte ein Beitrag über einige zentrale emen und Diskussi- zur Schärfung eines inhaltlichen Profils ge- onen der Tierbefreiungstage geben und eini- leistet werden. Zudem sollten die in den ver- ge wichtige Ergebnisse festhalten. gangenen Monaten wiederkehrenden Dis- kussionen zur Bedeutung der Propagierung Die Tierbefreiungsbewegung steht vor der He- eines „vegan lifestyles“, zu Abgrenzungs- rausforderung, in den kommenden Jahren an schwierigkeiten zum politischen Tierschutz Stärke und gesellschaftlicher Bedeutung zu ge- und zu Grenzen von Bündnisarbeit aufge- winnen, wenn sie es mit ihrer Forderung nach griffen und vorangebracht werden. einer grundlegenden Änderung des Mensch- Tier-Verhältnisses ernst meint. Mit den Tier- Im zweiten emenblock wurde der Blick auf befreiungstagen sollte ein Rahmen geschaffen die Strukturen der Bewegung gelenkt. Eine werden, um ein Stück weit über den gegenwär- größere Wirkmächtigkeit zu erlangen heißt tigen Zustand der Bewegung zu reflektieren, nicht nur, in quantitativer Hinsicht zu wach- sich über Strategien für die Zukunft auszutau- sen, sondern auch, unsere eigenen Struk- schen und zu klären, welcher Strukturen es turen zu stärken. Die Frage stellt sich, wie es bedarf, um eine tatsächlich einflussreiche und gelingen kann, junge Aktivist_innen in die kämpferische Bewegung zu werden. politische Arbeit einzubinden, die Weiterga- be von Wissen und Kompetenzen zwischen Themen und Gestaltung verschiedenen „Generationen“ von Aktiven der Tierbefreiungstage zu verbessern oder ein „Wegbrechen“ älterer Genoss_innen zu verhindern. Die Tierbefreiungstage standen dabei in der Tradition der bisherigen Tierbefreiungs- In der Auftaktveranstaltung wurden anhand kongresse. Das inhaltliche Programm wurde zweier Visionen für die Tierbefreiungsbewe- jedoch deutlich stärker auf einige zentrale gung im Jahr 2020 übergreifende Fragestel-

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lungen und emen der Tierbefreiungstage fanden am Samstagvormittag zwei Veran- Tierrechts- und Tierbefreiungsinhalten. dargestellt. Die erste Vision beschrieb den staltungen statt, die sich intensiv mit dem Während letztgenannter Position mehr- Zustand der Bewegung, ohne dass gegen- Profil und der Identität der Tierbefreiungs- heitlich eine klare Absage erteilt wurde, wärtige Problematiken überwunden wurden. bewegung beschäftigten. Im ersten Work- zeigte sich im späteren Verlauf des Work- Eine zweite Vision schilderte eine Weiter- shop zeichneten zwei Referent_innen zu- shops, dass es weiterer Klärungsversuche entwicklung hin zu einer kontinuierlich nächst vergangene Entwicklungen nach bedarf. Insbesondere müsse weiter disku- arbeitenden und schlagfähigen politischen und vermittelten mit einem Exkurs über tiert werden, wie abolitionistische Positi- Bewegung. In den beiden Einführungen in theoretische Konzepte der sozialwissen- onen und Perspektiven, die die Auseinan- die emenblöcke wurden die jeweiligen Frage- schaftlichen Bewegungsforschung, warum dersetzung für die Befreiung der Tiere in stellungen konkretisiert und auf Bezüge der eine kollektive Identität und ein klares einem gesamtgesellschaftlichen Zusam- einzelnen Workshops untereinander verwie- Profil für den Erfolg einer Bewegung menhang sehen, konkret in eine radikale sen. Die Bearbeitung der Fragestellungen er- notwendig sind. Später wurden dann in politische Praxis umgesetzt werden kön- folgte dann fast ausschließlich in Workshops Gruppenarbeit anhand von Fallbeispielen nen. Weiterhin kann festgehalten werden, und Diskussionsgruppen und war darauf verschiedene Fragestellungen hinsichtlich dass es stärkerer Bemühungen bedarf, die ausgelegt, konkrete Handlungsoptionen zu des Profils der Bewegung diskutiert und die Verschränkung der Tierausbeutung und erarbeiten, die in der Abschlussveranstaltung Ergebnisse später wieder zusammengetra- der bürgerlich-kapitalistischen Organisa- zusammengetragen wurden. gen. Gegenstand der Diskussionen waren tion der Gesellschaft zu benennen. Zwar hierbei verschiedene Perspektiven auf die gehören Absichtsbekundungen, sich „ge- Zu den Tierbefreiungstagen wird es vo- Frage, was die Tierbefreiungsbewegung gen Kapitalismus“ oder „für Herrschafts- raussichtlich Ende März einen Reader ausmacht und welche Forderungen sie kritik“ zu engagieren, gegenwärtig zum geben, in dem zentrale Diskussionen und vertritt. Viele Gruppen würden sich zwar „guten Ton“, eine intensive theoretische Perspektiven jedes Workshops zusammen- als Tierbefreiungsgruppen mit gesell- Erarbeitung, was etwa kapitalistische Pro- gefasst werden. An dieser Stelle soll daher schaftskritischem Profil verstehen, jedoch duktion bedeutet und welche Folge sie für nicht auf alle Inhalte der Tierbefreiungs- bleibe die Kritik an den gegenwärtigen das Mensch-Tier-Verhältnis hat, bleibt tage eingegangen werden, aber dennoch Verhältnissen und eine entsprechende die Tierbefreiungsbewegung bis auf weni- einige Schlaglichter auf die in Hamburg politische Praxis oftmals vage. Derweil ge Ausnahmen bisher jedoch schuldig. geführten Debatten geworfen werden. versuchten andere Initiativen unter dem Slogan „Für die Tiere“ Anschluss an den In der Folgeveranstaltung wurden diese Fra- Profil und Identität der gesellschaftlichen Mainstream zu erlan- gestellungen nochmals aufgegriﬀen und im Tierbefreiungsbewegung gen und würden offen Tierschutzorgani- Hinblick auf die Vermittlung des Proﬁls und die sationen als Bündnispartner umwerben Außenwahrnehmung konkretisiert. Tierrechts- Parallel zu einem Workshop zur Bünd- – trotz aller vergangenen Diskussionen und Tierbefreiungsproteste werden nach wie nisarbeit der Tierbefreiungsbewegung zur Problematik der Verwässerung von vor meist als Aktionen des Tierschutzes wahr-

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genommen. Doch es ist nicht nur die Unfä- Strukturen der kontinuierlicher Strukturen so recht nicht higkeit von Medien-Redakteur_innen, die zu Tierbefreiungsbewegung vorankommen will. Das Thema zog sich dieser Rezeption beiträgt. Im Workshop wur- durch verschiedene Veranstaltungen und de sich damit beschäftigt, inwieweit Akteur_ Eines der am intensivsten diskutierten wurde im Workshop „Here today – gone innen der Bewegung Verantwortung für eine Themen des Kongresses war das der „Fluk- tomorrow?“ ausführlich diskutiert. entsprechende Wahrnehmung tragen bzw. tuation“. Gruppenstrukturen, aber auch inwieweit es möglich sei, dieser entgegenzu- die Tierbefreiungsbewegung als solche, Ausgehend von Interviews mit einigen ehe- wirken. Ergebnis war auch hier, dass die Frage, sind durch starke Umbrüche gekennzeich- maligen Aktiven wurde in Kleingruppen wie sich eine praktische und öﬀentlich wahr- net. Während immer wieder „neue Leute“ über verschiedene Fragestellungen gespro- nehmbare Gesellschaftskritik konkretisieren kurzzeitig zur Bewegung hinzustoßen, chen. Zwei wesentliche Handlungsanfor- lässt, weiterer Erörterungen bedarf. Auch die verlassen viele langjährige Aktivist_innen derungen ergaben sich an dieser Stelle. Ei- Diskussion um die Bedeutung der Propagie- oftmals sang- und klanglos die Bewegung. nerseits müssten Mittel und Wege gefunden rung eines „vegan lifestyle“ müsse fortgeführt In den lokalen Initiativen sind meist junge werden, junge oder „neue“ Aktivist_innen werden. Hier wurden begründete Zweifel an- Aktivist_innen mit der Aufgabe konfron- in die politische Arbeit einzubeziehen und gebracht, ob die Appelle an einen „bewussten tiert, Lücken zu schließen und sich Kom- die Weitergabe von Erfahrungen nicht dem Konsum“ und ein „veganes Gemeinschaftsge- petenzen eigenständig anzueignen. Die Zufall zu überlassen. Konkret heißt dies, fühl“ tatsächlich entschlossene Proteste gegen Bewegung selbst wird immer wieder zu- sich Gruppendynamiken zu vergegenwär- Tierausbeutungsindustrien ersetzen könnten. rückgeworfen, weil der Aufbau und Erhalt tigen und ein stärkeres Augenmerk auf die Vermittlung von Grundlagen politischer Arbeit zu legen. Auf der anderen Seite sollten Strukturen geschaffen werden, die ein Ausscheiden von Aktivist_innen aus der politischen Arbeit verhindern. In der Abschlussdiskussion wurde näher hierauf eingegangen. Viel Zuspruch fand die For- derung den Aktiven von Anfang an ein realistisches Bild des politischen Engagements zu vermitteln, um Frustrationen über aus- bleibende schnelle Erfolge zu verhindern. Ausgangspunkt dieser Überlegung waren Einschätzungen erfahrener Aktivst_innen, die bei neuen Aktiven eine starke Tendenz der Suche nach einer „peer group“ und einer möglichst „radikalen Identität“ statt des ernsthaften Interesses an politischer, auch kräfteraubender Arbeit konstatierten. Aber auch Grenzen des Engagements für Menschen mit stärkeren Verpflichtungen etwa aufgrund der Betreuung von Kindern oder des Zusammenlebens mit Tieren wurden thematisiert. Die Organisation von Kinderbetreuungen auf Kongressen und anderen Veranstaltungen könnte hier un- gewollte Ausschlüsse verhindern. Wie weiter?

Wir, die Organisator_innen der Tierbe- freiungstage, möchten jetzt, unmittelbar nach den Tierbefreiungstagen, keine ab- schließende Einschätzung zur Bedeutung der Tierbefreiungstage für die weitere Ent- wicklung der Bewegung geben. Dennoch sehen wir die Veranstaltung als durchaus gelungen an. Der erfreulich hohe Zuspruch, den die Tierbefreiungstage erfahren haben, zeigt, dass es bei vielen Aktiven ein Bedürf- nis gibt, sich unter Einbeziehung verschiedener Erfahrungshintergründe über den Zustand und die Entwicklungsmöglich- keiten der Bewegung auszutauschen. Wir

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sind zudem der Ansicht, dass es gelungen damit einen Beitrag liefern, die Ergebnisse ist, ein Bewusstsein für drängende Frage- der Veranstaltungen nicht in der Versen- stellungen, insbesondere für das Thema der kung verschwinden zu lassen, sondern eine Fluktuation, zu schaffen. Diskussionsgrundlage für Folgeveranstal- tungen und eine Handreichung für eine Re- Selbstverständlich ist es aus der Perspekti- flexion politischer Praxis zu bieten. ve einer Vorbereitungsgruppe immer wün- schenswert, wenn am Ende eines Kongresses Das Organisationsteam der Tierbefreiungstage konkrete Arbeitsergebnisse, Handlungsan- Hamburg, Januar 2012 weisungen oder Vereinbarungen schwarz auf weiß festgehalten werden können. Tat- Weitere Informationen: sächlich wurde in den Veranstaltungen trotz der thematischen Fokussierung oftmals eher Kontakt und Bitte um Feedback: auf weiteren Diskussionsbedarf verwiesen. Die Organisator_innen der Tierbefreiungs- Es bleibt also eine gewisse Unsicherheit, tage rufen dazu auf, Einschätzungen, esen, ob die geführten Debatten zukünftig in der Kommentare und Feedback zum Kongress politischen Praxis reflektiert werden und zu formulieren und diese an tb-kongress@ inwiefern sie tatsächlich einen Beitrag für riseup.net zu senden. Im Reader sollen mög- eine kämpferische und einflussreiche poli- lichst viele dieser Einschätzungen und Feed- tische Bewegung liefern. Das Interesse, auf backs – auf Wunsch anonym – abgedruckt das die Tierbefreiungstage stießen, und die werden. An die E-Mail-Adresse könnt ihr Motivation, mit denen die aufgeworfenen euch auch wenden, wenn ihr anderweitige Fragestellungen besprochen wurden, gibt Fragen habt oder Unterstützung bei der Or- jedoch begründeten Anlass zur Hoffnung. ganisation von Kongressen, Seminartagen Die Teilnehmer_innen der Tierbefreiungs- oder Arbeitstreffen benötigt. tage sollten sich somit aufgerufen fühlen, die Diskussionen in ihre lokalen Gruppen Homepage: zu tragen und Überlegungen anzustellen, in Auf der Webseite www.tierbefreiungskon- welcher Form offene Fragen weiter bespro- gress.org findet ihr den Aufruf, den Pro- chen werden können. Wie bereits erwähnt, grammplan und Beschreibungen der ein- werden die Organisator_innen demnächst zelnen Workshops. Auch die Inhalte der einen Reader mit den Workshopinhalten vergangenen Tierbefreiungskongresse 2009 und -ergebnissen bereitstellen. Wir wollen und 2010 sind hier dokumentiert.

Die Veranstaltungen und Workshops im Überblick Freitag • Auftaktveranstaltung Vorstellung zweier Visionen • Vortrag und Diskussion: für das Jahr 2020 Theorie und Aktivismus, ein perfektes Team! • Einführung Themenblock Warum mehr Aktionen in der Tierrechts- und „Profil der Tierbefreiungsbewegung“ Tierbefreiungsbewegung notwendig sind. • Filmvorführung und Diskussion: Gestern, heute, morgen - • Abendveranstaltung Die Tierrechtsbewegung zwischen Entwicklung und Vergessen Vorstellung von Projekten & Terminen und großes Bewegungsquiz Samstagvormittag • Workshop: Profil und Identität der Tierbefreiungsbewegung Sonntag • Workshop: Bündnispolitik in der Tierbefreiungsbewegung • Workshop: Bildung und Vermittlung in der Bewegung - Zur Bestandsaufnahme und Erarbeitung von • Workshop: „What do they (/we) want?” - „Animal …” what? Handlungsoptionen oder „Come on, buy the vegan revolution”? - Veranstaltung zur Vermittlung von Tierbefreiungsinhalten • Workshop: „Here today – gone tomorrow?“ - Veranstaltung zum Samstagnachmittag Thema Fluktuation • Einführung Themenblock • Workshop: „Strukturen der Tierbefreiungsbewegung“ Geeignete Organisationsformen für die Bewegung • Workshop: „Wie kann man bei euch mitmachen?“ - • Abschlussveranstaltung Möglichkeiten und Grenzen von Beteiligung, Vorstellung der Arbeitsergebnisse und Feedback Mitbestimmung und Partizipation zu den Tierbefreiungstagen

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Jacques Derrida Das Tier, das ich also bin von Tomas Cabi

Wer etwas über Derrida sagen soll, wird, wenn überhaupt, auf die Begriffe Dekonstruktion und Poststrukturalismus zu sprechen kommen. Die meisten – und dazu dürften auch Derrida-Spezia- listen gehören – wissen erst mit dem 2010 in deutscher Überset- zung erschienenen Buch „Das Tier, das ich also bin“, dass in Derridas umfangreichem Werk die Frage nach dem Tier schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat.

Jacques Derrida zu verstehen, ist außerordentlich voraussetzungsreich, telbarkeit auszumachen. Erfahrung, Wahrheit, ja, alles, was wir sehen zumal er sich unter anderem an Philosophen wie Martin Heidegger, oder denken, ist über Text strukturiert und liegt uns nicht in direkter Jacques Lacan oder Emanuel Lévinas orientiert, die selbst nicht zu und häufig nicht in bewusster Form vor. Derridas Projekt besteht in den Leichtgewichten des philosophischen Kanons zählen. Erschwert nicht weniger als einer dekonstruktiven Analyse des Anthropozen- wird der Zugang weiterhin durch Derridas eigenwilligen Stil, in fort- trismus als einer gewaltsamen Praxis totaler Herrschaft, die mit dem laufenden Argumentationen immer wieder Begriffe zu hinterfragen, Benennen von Gegenständen, von Subjekten, von Tier und Mensch darüber frei zu assoziieren und aus den gewonnenen Befunden Wort- ihren Ursprung nimmt. neuschöpfungen und Wortspielereien zu kreieren und die Spuren, die Begriffe in und zwischen Diskursen hinterlassen, bzw. das Nichtge- 1997 war Derrida Teilnehmer eines mehrtägigen Seminars über „Das sagte in dem Gemeinten offenzulegen – wodurch oft nicht ganz klar autobiographische Tier“. Dort hielt er den Vortrag „Das Tier, das ich also wird, was eigentlich genau seine konkrete Aussage ist. Dadurch wird bin“, wofür er beinahe zehn Stunden brauchte! Im Anschluss an diesen aber eins gleich deutlich: Es ist die Sprache, und die Gedanken, die Text veröffentlichte er 2003 „Und wenn das Tier antworten würde?“. Sprache hervorbringen kann, aus der geschöpft wird – und nur aus ihr. Diese beiden Aufsätze samt zweier unbetitelter Essays, welche Mit- Das poststrukturalistische Merkmal ist im Fehlen einer Sinnesunmit- schriften von Derrida-Vorträgen sind, bilden den Inhalt des Buches.

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1997 war Derrida Teilnehmer eines mehrtägigen Seminars über „Das autobiographische Tier“. Dort hielt er den Vortrag „Das Tier, das ich also bin“, wofür er beinahe zehn Stunden brauchte

Anstoß für seine Beschäftigung mit „dem Tier“ liefert die Katze des – im wortlosen und damit interspeziesistisch gültigen Anerkennen der Franzosen, als er nackt vor ihr steht. Es ist für ihn eine Art Schlüsseler- allen Lebewesen zukommenden Nacktheit bleibt der Philosoph bei lebnis, um sich im Vis-à-vis, im direkten Gegenüber, sich selbst – also der Bearbeitung der hinlänglich bekannten Frage Jeremy Benthams autobiografisch – über das ihm Eigene, Menschliche zu befragen und hängen: „Can they suffer?“ („Können sie leiden?“). Schmerzempfindung die Kreuzspuren zwischen Mensch-sein und Tier-sein aufzudecken. ist für Bentham Grundlage moralischer Berücksichtigung. Derrida Die Nacktheit vor dem Anderen spielt unmittelbar auf Emmanuel setzt die Leidensfähigkeit sogar absolut, denn er bezeichnet sie als „das Lévinas an. Dessen ethisches Konzept begründet sich aus der Durch- Unleugbare“. Das steht im krassen Widerspruch zu seiner kritischen dringung in diesem Gegenüber – in der Schau des „Antlitzes“, dem Durchmusterung von Begriffsinhalten – und seiner allergischen Reak- Gesicht und in die Augen Blicken. Wenn mensch sich so gegenüber- tion auf fixierte und dadurch willkürlich Grenzen festlegende Begriffe. steht und das „Antlitz“ sieht, dann durchdringt sich das Andere, das Fremde als Anerkennen der Nacktheit. Der Andere wird dadurch zu Das „Unleugbare“ müsste demnach ein unumstößliches oberstes Prin- einem erkannten Gleichen – das Gleiche ist die Verantwortung, die zip für eine neue Ethik sein, das unantastbar gültig ist – das ist jedoch aus dem Schutzbedürfnis, die Nacktheit nicht zu verletzen, erwächst. pure Metaphysik! Ein Widerspruch in sich, denn es bedient die von In dieser Konstellation erblickt Lévinas das moralische Gebot: „Du Derrida wie die Pest gemiedene binäre Vernunftherrschaft der Men- sollst nicht töten.“ Was für Lévinas nicht in Frage kam und Derrida schen – im Begriff selbst ließe das „Unleugbare“ auch das „Leugbare“ leistet, ist, dass der Andere ein nicht-menschliches Tier sein kann – zu. Es kommt gar nicht so selten vor, dass mensch behauptet, Tiere nackt sind alle Lebewesen gleich schutzbedürftig. Dieser Ansatz ist würden nicht leiden! sehr erfrischend, weil sich (endlich) vom Logos (also: Sprachfähigkeit, Vernunft etc.) als Einschlusskriterium für moralische Relevanz verab- Ja, das Tier, was für ein Wort! schiedet wird – ohne mit Empirie loszuargumentieren. Im Benennen nämlich, im Identifizieren von Gegenständen (Objekte und Subjekte) „Das Tier“ ist die Generalbezeichnung für alles, was lebt, Augen hat, „signiert“ der Mensch das Verschwinden einer Existenz. Das Konzept fühlt, aber kein Mensch ist, um die anthropologische Differenz zwischen des Gegenüber gibt „dem Tier“ seine individuelle Eigenweltlichkeit den Menschen und allen nicht-menschlichen Lebewesen aufrechtzu- zurück, die für sich sein darf – ohne dass sich mensch vorher über- erhalten. Diese Totalität konstruiert aus der Vielfalt des Lebendigen legt, ob das tierliche Individuum mit Bewusstsein ausgestattet ist, ob es eine simple und starre Grenzziehung und derjenige Sprecher, der von intelligent ist usw. Die übliche (anthropozentrische) Perspektivierung „dem Tier“ spricht, zeigt damit seine „engagierte, kontinuierliche, orga- auf nicht-menschliche Lebewesen in Form passiver, dem Menschen nisierte Teilnahme an einem veritablen Krieg der Arten“. Als Ausweg unterlegener Wesen, die von uns angesehen werden, erfährt nun eine bildet Derrida ein neues Wort; das „TierWort“ (animot). Diese Wort- Wiedergutmachung – „das Tier“ wird nicht mehr nur von uns gese- schöpfung beschreibt er als eine Chimäre, ein antikes Fabelwesen, halb hen, angeglotzt, bestaunt und als Instrument abgelesen; es blickt uns Mensch, halb Tier. Die Übersetzung von animot mit TierWort bleibt mit gleichem Recht an! Doch wird sich zeigen, dass Derrida seinem hinter dem Witz des französischen Kunstwortes weit zurück – das rhe- Unternehmen nicht gerecht wird. torisch von der Homophonie, dem Gleichklang von Wörtern bei unterschiedlicher Schreibweise, lebt und damit nur als lesbare Differenz So wundervoll leichtfüßig der bislang skizzierte Ansatz daherkommt wahrgenommen wird. „Der Neologismus animot aus animal, „Tier“, und

Dekonstruktion

Dieser inflationär ge- und missbrauchte Begriff ist es wert, Und zwar als Konstruktion von Oppositionen und zweitens einmal speziell im Sinne von Derrida erläutert zu werden. als Konstruktion von Unmöglichkeiten.“ (Wild 2008, S. 196f.) Nach Markus Wild besteht die „dekonstruktive Arbeit […] Das ist – nach Wild – auch der Grund dafür, dass Derrida zunächst in einer intensiven Lektüre philosophischer, aber so oft von Wortneuschöpfungen Gebrauch macht wie z. B. auch literarischer Texte, wobei in solchen Lektüren nicht das animot („Tierwort“). Dekonstruktion ist so nicht primär als Wichtige im Gegensatz zum Nebensächlichen im Fokus der Destruktion (Zerstörung), sondern als Abbau (Dekonstrukti- Aufmerksamkeit steht, sondern gerade auch das Marginale on) zu verstehen. Nachdem der Abbau vollzogen ist, braucht und scheinbar Unwichtige. (…) Derrida destruiert die Überlie- es neuer Worte und Begriffe, die „kein binäres Gegenüber, ferung, doch was dabei zum Vorschein kommt, erweist sich kein hierarchisches Darüber oder Darunter“ mehr haben. nicht als etwas Ursprüngliches, sondern als Konstruktion. (Vgl. Wild 2008, S. 202f.)

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Anstoß für seine Beschäftigung mit „dem Tier“ liefert die Katze des Franzosen, als er nackt vor ihr steht

mot , „Wort“ ist als Singularwort homophon mit animaux („Tiere“), dem Es ist klar, dass Derrida keine leichte Kost ist. Ein gewisser „Nerd- Plural des Substantivs animal. (…). Somit überschneiden sich hier in Faktor“ schwingt sicherlich mit bei der Beschäftigung mit dem Phi- ein und demselben Wort animot „Tier“ und losophen, zumal die Auseinandersetzung mit „Wort“, Schrift und Lautebene, Singular Lévinas und weiteren Wegbereitern des Post- und Plural (dazu kommt die Homophonie strukturalismus höchstwahrscheinlich nur für der Schreibungen -ot und -aux für den Laut Spezialist_innen spannend ist. Die originelle [o] im Französischen.“ (Derrida, 2010, Fn. Herangehensweise des Franzosen allerdings, 116). Die angestrebte Vielschichtigkeit der sofern mensch seine Art zu denken und zu deutschen Übersetzung bleibt mit „Tier- schreiben gut findet, macht das Buch erschlie- Wort“ auf der Strecke – was der Übersetzer ßenswert. Wer kann, sollte es auf Französisch auch zugibt. Ob sich der Originalbegriff lesen, um den Schwierigkeiten der Überset- allerdings in der alltäglichen Diskurspraxis zung, die durch ausführliche Kommentare und durchzusetzen vermag, muss stark ange- Erklärungen des Übersetzers wie eine zusätz- zweifelt werden. liche Bedeutungsebene den Zugang komplizie- ren und den Lesefluss behindern, zu entgehen. Derridas tierphilosophisches Programm Das verdeutlicht wiederum, dass die Sprach- ist als Klartext eher als tiefschürfende spielereien hauptsächlich in der Originalspra- Inspiration zu begreifen. An einigen che funktionieren – und nicht ohne Verlust Stellen spricht er von der grenzen- übersetzt werden können. Die Aussagen über losen Ausbeutung tierlicher Individuen das Tier-Mensch-Verhältnis sind – durch den – nicht aber explizit von der Notwen- Missgriff auf die empirische Basis einer postu- digkeit ihrer Befreiung. Er spricht auch lierten Leidensfähigkeit – eher konventionell von Tierrechten, nicht aber von deren hinsichtlich einer sprachlich nicht haltbaren Umsetzung – es fehlt die politische Grenzziehung zwischen den Begriffsinhalten Dimension und die Höchstanwendung von „Mensch“ und „Tier“. Es ist der schrei- emanzipatorischer Denkleistung, die bende Akt des Denkens, es ist die Anwendung Forderung des Abolitionismus nach to- von Sprache als Medium des Ausdrucks und taler und ersatzfreier Abschaffung von gleichzeitigen Hinterfragens, die die Lektüre Tier(be- und ver-)nutzung. zu einem Gewinn machen können.

Verwendete und Aus dem Klappentext: weiterführende Literatur:

Die in der philosophischen Tradition verankerte Di- Calarco, Matthew: Zoographies. The Question of the chotomie von Mensch und Tier stellt dem vernunft- Animal from Heidegger to Derrida. New York: Columbia University Press 2008. [Hervorragende und umfang- begabten Subjekt ein – den logos entbehrendes – ho- reiche Analyse von Derridas Tierphilosophie]. mogenes „Tier“ gegenüber. Sie begründet damit eine Derrida, Jacques / Rondinesco, Elisabeth: Gewalt logozentrische Herrschaftsposition des Menschen, gegen Tiere. In: Dies.: Woraus wird Morgen gemacht dessen potenzielle Animalität ausgelöscht wird. Der- sein? Ein Dialog. Stuttgart: Klett Cotta 2006. S. 109- 132. [Interessantes Interview mit Derrida über seine rida unterläuft diese gewaltsamen Zugriffe von Spra- Einstellung gegenüber Tierrechten u. a.; vor allem, weil che und Denken, indem er ein neues Wort einführt: Derrida hier nicht so theoretisch/abstrakt spricht.]

animot. Es zeigt, dass die Rede von „dem Tier“ nur Erbacher, Fabienne: Ecce Animot. Sprachliche ein Wort (mot) ist, und gibt homophon zu hören, dass Konstruktionen des „Tiers“. Magistraarbeit. Universität Lüneburg 2010. [Gut verständliche und aktuelle es „Tiere“ (animaux) nur im Plural gibt. Im Durch- Forschungsarbeit mit Verknüpfungen in die Bereiche gang durch die Tradition von Aristoteles über Des- Gender und Speziesismus. Bleibt zu hoffen, dass es noch zu einer Buchveröffentlichung dieser Abschluss- Jacques Derrida cartes, Kant, Heidegger bis Lacan und Lévinas sowie arbeit kommt.]. Das Tier, das ich also bin unter Befragung der Erfahrungen der „Nacktheit“ Steiner, Gary: „Tierrecht und die Grenzen Wien, Passagen Verlag, 2010 und des „Leidens“ verweist Derrida auf die Zerbrech- des Postmodernismus: Der Fall Derrida.“ 275 Seiten lichkeit der angenommenen Grenzen des „Eigenen“ In: ALTEXethik 2010.

ISBN 978-3-85165-944-3 des Menschen, die den klassischen Mensch-Tier- Wild, Markus: Derrida und das „Tierwort“: Jenseits der EUR 38 (broschiert) Gegensatz begründen. anthropologischen Differenz? In: Ders.: Tierphilosophie zur Einführung. Hamburg: Junius 2008. S. 192-212. [Bietet einen ordentlichen Einstieg].

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Lin May erhält Peter-Mertes-Stipendium

Lin May erhält das Peter-Mertes-Stipendium des Bonner Kunstver- eins 2011/12. Hierzu gibt es eine Ausstellung im Bonner Kunstverein. Eröﬀnung der Ausstellung ist am Freitag, den 9.März ab 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen! Dauer der Ausstellung ist vom 10. März - 13.Mai 2012.

Die in Berlin lebende Bildhauerin Lin May beschäftigt sich in ihrer Arbeit – die Herangehensweisen wie Skulptur, Zeichnung, Sche- renschnitt, Texte und vegane Küche umfasst – mit dem historischen Wandel des Mensch-Tier-Verhältnisses. Ort Bonner Kunstverein Hochstadenring 22 53119 Bonn www.bonnerkunstverein.de Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntags 11-17 Uhr Donnerstags 11-19 Uhr LIN MAY, Slow Bird, 2011 / Stahl, Jute, Styropor, Farbe / 54,5 x 41 x 15 cm Montags geschlossen

Schweinerei am Theater

Zu einer mutigen Form des Protests entschlossen sich zwei Aktivisten schieden vom „kapitalistischen Realismus“ ab. Dass mit keinem Wort am 13. Dezember 2011 in Berlin. Vor Beginn der eater-Aufführung von Tieren als Subjekten die Rede ist, darf hier nicht wundern. Solan- „Maß für Maß“ an der Berliner Schaubühne legten sich die beiden nur ge im eater-Bereich Tiere als verdinglichte Wirklichkeitszitate ge- in Unterwäsche bekleidet und mit Kunstblut besudelt vor die Bühne. handelt werden, kann solche „Kunst“ nicht als Avantgarde verstanden Hintergrund der Aktion ist die Verwendung einer echten Schweine- werden, dafür aber als reaktionär. hälfte, die im Verlauf des Stückes zerlegt und dann weggeschmissen wird – bei jeder Aufführung aufs Neue. Auf diese sinnlose und ent- Die Termine für weitere Aufführungen sind: würdigende Verwendung dieser „Requisite“ konnte damit erfolgreich 26. und 27. Februar 2012 aufmerksam gemacht werden. (1)http://heimat.de/home/schaubuehne/Realistisches%20eater.pdf Verantwortlich für die Shakespeare-Inszenierung ist der deutsche Re- gisseur omas Ostermeier. In einem Essay(1) feiert sich Ostermeier Quelle: http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/kunst-oder-sauerei- als Nachfahre Brechts und grenzt sein Verständnis von eater ent- -nackt-demo-gegen-schweine-massaker,7169128,11297740.html

„Silvesterspaß“

Manchmal kommt es vor, dass Gewalt an Tieren im kleinen Maß- schah, um ein Symbol für Gewalt zu schaﬀen, irrt (natürlich, möchte stab die Massen-Gewalt für einen kurzen Moment ausblendet und mensch gerne ohne Klammern hinzusetzen). Die Bilder des „Expo- im nächsten Augenblick wieder zu einem Sinnbild für das alltägliche nats“ zeigen das präparierte Tier in aufrechter Haltung, umgeben Ermorden und Foltern wird – zu einem Symbol für die herrschende von Silvesterraketen. Rein gar nichts an dieser schaurigen Zurschau- strukturelle Gewalt an nichtmenschlichen Lebewesen. stellung erinnert an die perversen Umstände. Das Museumsstück wird als „Astro-Maus“ beworben. In der Silvesternacht fesselten im holländischen Drachten zwei junge Männer eine lebende Maus an eine Rakete, mit der Ab- Uns fehlen diesmal die Worte, um engagiert, mutig und stark in Sätze sicht sie „aus Spaß“ in den Himmel abzuschießen. Die Polizei zu fassen, was uns für einen Moment fassungslos macht. Dafür bitten konnte den Raketenstart verhindern und schnappte die beiden wir ausnahmsweise um Verständnis. Täter. Für die Maus kam die Hilfe zu spät. Sie starb an den Fol- gen der Verbrennungen. Das ist der versuchte Mord, die Gewalt Bilder des „Ausstellungsstücks: Astro-Maus“: http://www.natuurmu- im kleinen Maßstab, die schon ausreicht, um sich zu übergeben. seumfryslan.nl/astromuis.php

Im benachbarten Leeuwarden beﬁndet sich das „Natuurmuseum Quelle:http://www.berliner-kurier.de/panorama/in-mu- Fryslan“. Dort wurde das zu Tode misshandelte Lebewesen plas- seum-ausgestellt-tierquaeler-toeteten--astro-maus--mit- tiniert und zur Schau gestellt. Wer hier jetzt aber denkt, dies ge- rakete,7169224,11448656.html

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Betrug durch „Kunst“ – Drückjagd von JagdgegnerInnen gestört wie ein „Künstler“ Durch viel Lärm (Sirenen, Rasseln) am frühen Morgen im Vorfeld der auf Kosten Drück- bzw. Stöberjagd am Messersschwanderhof in Otterberg (bei eines Hundes Kaiserslautern) wurde das Wild konsequent vertrieben. Als am 7. De- zember um 10 Uhr die Jäger anrückten und die Aktivisten sahen bzw. berühmt wird hörten, reagierten sie verunsichert und zurückhaltend, was die Aktivisten zu einer weiteren Stunde aktiver Jagdstörung veranlasste. Trotz der ge- Guillermo Vargas, der für sich selbst in Anspruch ringen Anzahl von Aktivisten gelang es das Gebiet weiträumig zu be- nimmt, Künstler zu sein, hatte im August 2007 auf schallen, was die Jäger um 11:30 Uhr zum Abbruch der Jagd bewegte. einer Ausstellung in Nicaragua (Zentralamerika) mit einem Bestandteil seiner „Exposición No 1“ nachhaltig für Empörung gesorgt. Besser bekannt unter dem in- oﬃziellen Titel „e starving Dog“ (Der verhungernde Hund) stellte er einen lebendigen Hund aus, mit der Anweisung, dass dieses Individuum während der Aus- stellungsdauer weder Nahrung noch Flüssigkeit erhalten dürfe. Die näheren Informationen über das Schicksal des Tieres sind widersprüchlich und haben mittlerweile den Status eines „urbanen Mythos‘“ erreicht – und den Ruhm von Vargas befestigt.

Aus diesem Grund wurde Vargas jetzt erneut eingeladen, am gleichen Ort sein „Kunstwerk“ zu wiederholen. Zumal die Bestandteile leicht zu beschaﬀen sind: Man nehme einen streunenden Hund, sperrt ihn ein und tut einfach gar nichts mehr hinzu – fertig ist diese billige Werbung für ein ansonsten völlig unbekanntes und international unbedeutendes „Kunst-“festival.

„Die Verwendung des toten oder lebenden Körpers des Tieres als Bild, als Material oder als Medium in bil- dender Kunst und visueller Kultur geht von der Vorstel- lung einer Hierarchie der Lebewesen aus, bei der der übergeordnete Mensch das untergeordnete Tier in jeder Form beherrscht und in Bilder zwingt.“ (1) Das triﬀt auf Vargas „Material“ ebenso zu. Einen Menschen beispielsweise für eine derartige Vorführung zu verwenden, ist klarerweise völlig abwegig. So ist Vargas also auf den Hund gekommen; ein fühlendes Lebewesen, für das es keine absoluten Rechte gibt, welches aber als „Haus- tier dem Menschen, dem „Kunst-“liebhaber, immer noch so nahe steht, um durch die Zurschaustellung von Gewalt an ihm eine starke emotionale Wirkung hervor- zurufen. Diese hinterhältige Form der Selbst-Inszenie- rung zielt auf nichts anderes als auf den billigen Eﬀekt der Perversion. (tc) Von Angesicht zu Angesicht Jäger im Anmarsch

Vielleicht habe ich auch etwas nicht verstanden, so dachte ich immer, dass Kunst mit Ästhetik zu tun Bei der Rückkehr zum Fahrzeug wartete der Revierförster mit der Ankündi- haben könnte. gung, die Polizei sei unterwegs, und erteilte Platzverweis. Den 3 Jagdstörern wurde unterstellt, die Jagdmarkierungen mit Farbe unkenntlich gemacht/ Quelle: http://www.thepetitionsite.com/ übersprüht zu haben. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung, Jagdstörung, takeaction/476/619/334/ Landfriedensbruch würde folgen. Die Androhung der Anzeige wegen Sach- beschädigung wurde zurückgenommen, nachdem die Aktivisten die Durch- Weitere Infos: http://en.wikipedia.org/wiki/Guiller- suchung des Fahrzeugs und der Personen nach Farbe angeboten hatten, dies mo_Vargas aber von der Polizei nicht verfolgt wurde. Leider mussten die Aktivisten bei der endgültigen Abfahrt der Jäger mitansehen, wie ein mittelgroßes, totes (1) Ullrich, Jessica: Die gewalttätige Bildwerdung des Wildschein abtransportiert wurde. Animalischen. Tiere als Medien von Gewalt. In: kunst- texte.de 2004. Quelle: www.tvg-saar-vegan.de, TVG Saar

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Westerwald: Ende der Jagd Seitdem die vormalige Landesregierung 1998 entgegen der selbst in auf Rabenvögel gefordert Auftrag gegebenen Gutachten die „Jagdzeit“ durch Ausnahmegeneh- migungen eröﬀnete, sind über 200.000 Rabenvögel getötet worden, Mehrere Tier- und Umweltschutzorganisationen wenden sich alleine im Jagdjahr 2010/11 21.000 Raben und 11.000 Elstern. in einem Protestbrief gegen die Jagd auf Elstern und Krähen im Westerwald. Die „mittelalterlich anmutenden“ Vorwürfe, dass Die wichtige Rolle der Rabenvögel im gesamten Naturhaushalt als Rabenvögel Krankheiten übertragen würden, dem Wald und dem Aasvertilger, Nestbauer, Waldbegründer, teilweise auch als Prädator Feld Schaden zufügen würden, andere Tierarten gefährdeten, die werde völlig ignoriert. Hinzu komme die Gefahr, dass geschützte Landwirtschaft beeinträchtigten oder das Niederwild dezimierten, Tierarten wie die Saatkrähe und der Kolkrabe Fehlabschüssen zum seien nicht begründet. Opfer fallen.

In dem gemeinsamen Schreiben heißt es: „Diese Schuldzuwei- Das Fazit der Natur- und TierschützerInnen lautet: „Wir lehnen eine sungen an Krähen und Elstern sind ausgemachter Unsinn und Bejagung von Rabenvögeln aus ökologischen, naturschutzfachlichen zeigen die völlig fehlende naturschutzfachliche Sachkenntnis der und ethischen Gründen entschieden ab“, so der Leiter des NABU Na- an derartigen Aktionen beteiligten Jäger. Hier geht es offensicht- turschutzzentrum Westerwald, Roger Best. lich nur um martialische Auftritte nach dem Motto: Feuer frei und Waidmannsheil, die das Ansehen der Jägerschaft in der Bevölke- Der Hegeringleiter Klaus Skowronek sowie die Jägerschaft im Wester- rung in Verruf bringen.“ wald wurden aufgefordert, sich nicht weiter an derart unsinnigen und fachlich unhaltbaren Tötungsaktionen zu beteiligen und den Natur- Initiatoren der öffentlichen Beschwerde sind Harry Neumann und Artenschutz nicht als Vorwand hierfür zu benutzen: „Wir werden vom BUND Westerwald und Ernst-Gerhard Borowski vom die Jägerschaft im Westerwald, die sich entgegen aller wissenschaft- BUND Altenkirchen. lichen und naturschutzfachlichen Erkenntnisse auch weiterhin daran beteiligt, den Abschuss von Rabenkrähen in großem Stil zu organisie- Diverse wissenschaftliche Studien und Stellungnahmen des Um- ren und dies auch noch als sinnvolle Hegemaßnahme darstellt, durch weltbundesamtes sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es für öffentlichkeitswirksame Aktionen begleiten“, erklärt Harry Neumann eine flächendeckende Bejagung von Rabenvögeln keine fachliche vom BUND Westerwald. Und weiter: „Das Umweltministerium for- Begründung gebe. Laut den Angaben der BeschwerdeführerInnen dern wir auf, die entsprechende Landesverordnung zum Landesjagd- gelten folgende Fakten: recht unverzüglich aufzuheben, damit diesem unhaltbaren Treiben ein schnelles Ende gemacht wird.“ (jr) Rabenkrähen und Elstern ernähren sich zu 83 bis 91 Prozent von oberirdisch lebenden Gliedfüßlern (davon 85 bis 78 Prozent Insekten) und zu 78 bis 85 Prozent von Käfern. Vogeleier und Jungvögel finden Geheime Jagd aus Angst vor sich in den Statistiken zum Nahrungsspektrum mit lediglich 0,2 bis JagdgegnerInnen 0,1 Prozent wieder, Wirbeltiere wie Wühlmäuse zu 0,5 Prozent. Eine Beeinträchtigung von Hasen, Kaninchen, Fasanen oder Rebhüh- Laut einem Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ kam es Ende nern konnte nicht festgestellt bzw. nachgewiesen werden. Auch wurde November zu einer geheimen Jagd auf Wildschweine, wodurch nach den Abschüssen keine Zunahme anderer Singvögel, also keine die JägerInnen hofften, ungestört ihrem blutrünstigen Hob- Erhöhung der Artenvielfalt, beobachtet. by frönen zu können und sich nicht mit JagdgegnerInnen he- rumärgern zu müssen. Im Raum Winnenden (Baden-Würt- Auch der Ökologische Jagdverband Rheinland-Pfalz spricht sich ge- temberg) haben 60 Treiber und eine Hundemeute in einem gen eine generelle Freigabe zum Töten von Rabenkrähen und Elstern zusammenhängenden Waldgebiet von neun Jagdrevieren das aus, da sich die Probleme nicht mit jagdlichen Mitteln lösen lassen Wild aufgestöbert und es 80 JägerInnen zugetrieben. Ermor- würden und eine Bejagung sogar kontraproduktiv sei, wenn Elterntiere det wurden zehn Wildschweine, acht Rehe und zwölf Füchse. ums Leben kommen. Damit durch die Jagd nicht unnötig Menschen gefährdet werden, Nur eine Abkehr von der intensiven und industrialisierten Landwirt- hat sich die Kreisjägervereinigung Waiblingen mit den zuständigen schaft sowie ein Verzicht auf Herbizide führe zu einer höheren Arten- Behörden im Landratsamt und den betroffenen Gemeinden darauf vielfalt in der Natur- und Kulturlandschaft. verständigt, für die Zeit der Jagd Straßen, die durch das Gebiet führen, mit einem Tempolimit zu belegen. Betroffen war auch Auch Dipl. Ing. agr. Martin Hormann, stellvertretender Leiter der die vierspurige B14 bei Schwaikheim. Im Wald selbst versperrten Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und schwarz-rot gestreifte Plastikbänder an diesem Tag die Wege. An Saarland, teilt die Auffassung von BUND, NABU und ÖJV. Er ver- manchen Stellen hingen die Bänder auch Tage später noch und verweist auf die Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG), wonach die bei- wirrten Spaziergänger. den Arten ganzjährig geschützt seien. Nach Paragraf 44 Abs.(1) 2 BNatSchG sei es verboten, wild lebende Tiere der streng geschützten Die Kreisjägervereinigung Waiblingen informierte die Öffentlich- Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflan- keit erst Tage später mit einer Pressemitteilung über die Jagd und zungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungs- ihre Begleitumstände. Über andere, ähnliche Veranstaltungen, die zeiten erheblich zu stören. im gleichen Zeitraum stattfanden, wurde keine Silbe verloren. Das Landratsamt hielt es auch nicht für notwendig, die Verkehrsteilneh- Hormann plädiert gegenüber dem BUND Westerwald für eine ganz- merInnen auf die Einschränkungen hinzuweisen. Auf Anfrage teilte jährige Schonzeit. die Behörde mit, dass die von den JägerInnen beantragte Sperrung

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der alten B14 abgelehnt worden sei. Die übrigen Eingriﬀe in den rumläuft, sondern meist in seinem mehrere Hektar großen Win- Verkehrsablauf seien wegen ihres bagatellhaften Charakters mit oder tergatter steht. Dort liegt jede Menge Futter für die Hirsche, Alt- ohne Jagd nicht öﬀentlich zu machen. tiere und Kälber.

Kreisjägermeister Günther Heissenberger verteidigt sowohl die Beim Treffen gab Michael Urban vom Kreisjagdverband Oberallgäu Form der Jagd als auch die strenge Geheimhaltung des Termins. u. a bekannt, dass die vorgegebene Abschussquote für das Gebiet be- „Wir können damit nicht im Vorfeld in die Öffentlichkeit, weil reits erfüllt war. Auch er war gegen den Gatterabschuss: „Wir dürfen wir sonst am Tag der Jagd militante Tierschützer im Wald ha- nicht weggehen von unserer Jagdkultur und ein Schlachtgatter aus ben“, gab er an. Ein durch Jagdstörung herbeigeführter Abbruch den Wintergattern machen“, sagte er. Bei der Unteren Jagdbehörde hätte aber zur Folge, dass rund 150 Stunden Organisationsarbeit am Landratsamt Oberallgäu ist nach Auskunft des zuständigen Abtei- umsonst gewesen wären. Dem im Rems-Murr-Kreis und im ge- lungsleiters Ralph Eichbauer bis Redaktionsschluss weder ein entspre- samten Ballungsgebiet Stuttgart stark angewachsenen Bestand an chender Antrag noch eine Anfrage zum Gatterabschuss eingegangen. Wildschweinen ist laut Heissenberger aber nur durch großflächige Ein Antrag sei aber nach dem Jagdrecht zwingend erforderlich, da ein Jagden beizukommen. Aufgrund der Schäden, die Wildschweine Abschuss im Wintergatter nur in Ausnahmefällen, beispielsweise Er- mittlerweile sogar in Hausgärten anrichteten, seien für das nächste krankungen des Wildes, möglich sei. Jahr noch größere Jagden geplant.

Die Jagd vom Hochsitz ist für Martin Röhrs, dem Leiter der Kreis- forstbehörde, nicht mehr genug, um die Schwarzwildpopulation und damit deren Schäden einzudämmen. Eine Rotte von 20 Tieren ver- mehre sich innerhalb eines Jahres auf 50 bis 70 Tiere Der Grund für die starke Vermehrung seien die reichen Nahrungsquellen, die die Tiere zu allen Jahreszeiten vorﬁnden. „Wir haben den Auftrag, die Schäden, die die Wildschweine anrichten, zu vermindern, und revie- rübergreifende Drückjagden sind das beste Mittel dafür“, verteidigt Röhrs den verstärkten Wildschweinabschuss. (jr)

Gatterabschuss von Hirschen in Bayern?

Die JägerInnnen in Bayern sind in Aufregung. Da die Rotwild- Population u. a. im Oberallgäu und dem Bayerischen Wald aus dem Ruder läuft, möchten manche JägerInnen die Hirsche in Winter- gatter locken, um sie dort abzuknallen, was einem Gemetzel ähn- lich wie auf einer Schlachtbank gleich kommen würde. Im Jäger- latein heißt das ganze „Gatterabschuss“. Das Rotwild sorgt für zu viel Verbiss, wie es auf Jägerseite heißt. Der Bayerische Jagdverband (BJV) war angesichts dieses Vorhabens empört. Der Vorsitzende Jürgen Vocke sagte: „Die Tiere in das Gatter zu locken und dort zur Strecke zu bringen, hat nichts mit Jagd tun, sondern ist bloßes Abschlachten des Königs der Wälder.“ Er erklärte, das Wintergat- ter sei eine Wildruhezone und zur Notzeitfütterung da, aber keine „Schlachtbank“. Vocke warnte davor, ethische Grundsätze der Jagd auszuhebeln, nur um Waldschäden zu verhindern. Der geplante Abschuss widerspreche in eklatanter Form der Waidgerechtigkeit und damit einer tierschutzgerechten Jagd. Auch der Chef des Aus- schusses Hochwild im BJV, Anton Krinner, ist dagegen: „Zunächst einmal ist der Abschuss in Wintergattern streng verboten“. Und dieses Verbot läge „zu neunzig Prozent“ an ethischen und tier- schutzrechtlichen Bedenken. Krinner mahnte, dass die Jagdbehör- Wer wandert, stirbt de den Plan auf keinen Fall erlauben solle. „Wenn wir diese Tür aufstoßen, kriegen wir die nicht mehr zu. Und dann würde die Jagd Während in Bayern also selbst JägerInnen untereinander uneins sind, bald nur noch zum Massaker“, so Krinner. protestieren JagdgegnerInnen andernorts gegen ein abstruses Jagdge- setz: Danach müssen Rothirsche, die ihren behördlich verordneten Le- Bei einem Ende des Jahres in Sonthofen (Oberallgäu) stattfin- bensraum verlassen, erschossen werden. Forstwirte wollen das wegen denden Jägertreffen sprach sich der Vorsitzende der dortigen den Schäden durch Wildverbiss so. Wer also auf Wanderschaft geht, Hochwild-Hegegemeinschaft für den Gatterabschuss als „kurz- wird abgeknallt. Verschiedene Anti-Jagd-Verbände kämpfen für die fristige Maßnahme“ aus. Seit Wochen fressen die Hirsche im Abschaﬀung gesetzlicher Reservate, aufgrund der verhärteten Fronten Revier eines Großgrundbesitzers nämlich den Wald kaputt, die ist ein Sieg jedoch nicht absehbar. Schäden wären enorm. Deshalb wird es Zeit für eine Jagd. Wie praktisch, dass das Rotwild nicht irgendwo in den Wäldern he- Nachdem vor allem Bauern Ende des 19. Jahrhunderts den Rot-

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hirsch bis auf wenige Restbestände in Wäldern als vermeintlichen gaben zufolge zum Beispiel Schwangere und Kinder beim Verzehr „la- Schädling ausgerottet hatten, leben heute wieder rund 180.000 tent gefährdet”, wie die Zeitung „Märkische Allgemeine“ berichtete. Rotwild-Exemplare in Deutschland. Für manche JägerInnen sind Auch für Tiere ist Blei natürlich problematisch: Das Nervensystem das noch immer zu wenig, für Forstwirte schon wieder zu viel. Auf großer Greifvögel wie dem Seeadler kann durch die Aufnahme von fast zwei Drittel der Flächen Deutschlands sind die Tiere wegen Wildresten mit Bleimunition beeinträchtigt werden. (jr) des Vorrangs „Wald vor Wild“ heute unerwünscht und müssen ihr Dasein deshalb in gesetzlich festgelegten Rotwildbezirken fristen. Bundesweites Gutachten zu Auswir- Statt über weite Strecken des offenen Landes zu wandern, wie es dem Wesen der Wiederkäuer entspricht, sollen die Tiere auch den kungen verschiedener Jagdmunition Winter in bestimmten Reservaten verbringen. In Bayern ist der Hirsch nur auf etwa zwölf Prozent der Waldfläche geduldet. Ge- „Blei ist für jedes Lebewesen bereits in geringen Kon- biete außerhalb davon sind „rotwildfrei zu machen und zu halten“, zentrationen gefährlich. Insofern ist es unabdingbar, den heißt es im Jagdgesetz. Für Wissenschaftler Sven Herzog, Wildö- Eintrag von Blei in unsere Umwelt so weit wie möglich kologe an der Technischen Universität Dresden, ist das ein „rechts- zu reduzieren. Um Bleikontaminationen zu verhindern, widriger Aufruf zur lokalen Ausrottung“. Wie er verweist auch der darf kein Bereich ausgeklammert werden“, sagte der Mi- Forst- und Jagdexperte Andreas Kinser von der Wildtier Stiftung nister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz darauf, dass sich Deutschland im UN-Übereinkommen zur biolo- Dr. Till Backhaus (SPD) Ende des Jahres anlässlich des gischen Vielfalt verpflichtet hat, den Bestand lebensfähiger Popu- Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen „Einführung lationen zu fördern und zu schützen. eines landesweiten Verwendungsverbotes von bleihaltigen Jagdge- schossen“ im Schweriner Landtag. Das gelte auch für die Verwen- Die Forstwirte fordern also eine noch stärkere Jagd, doch auch in die- dung bleihaltiger Munition bei der Jagd. sem Fall zeigt Jürgen Vocke vom BJV Widerstand: „Wir sind nicht das Liquidationskommando der Forstwirtschaft“, äußerte er gegenü- Auf der letzten Agrarministerkonferenz Ende Oktober 2011 in Suhl ber der Presse. Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe wurde durch eine gemeinsame Initiative von Mecklenburg-Vorpom- müssen Forstwirte Wildschäden in Höhe von bis zu fünf Prozent ihres mern und Schleswig-Holstein der Beschluss gefasst, die Verwendung Umsatzes akzeptieren. Das wären 113 Millionen Euro im Jahr. bleihaltiger Munition unter allen Aspekten zu beleuchten. Das betrifft neben dem Umwelt- und Verbraucherschutz vor allem auch den JagdpächterInnen haben an Wildverbiss aber auch selbst Schuld, wenn Tierschutz und die Jagdsicherheit. Aufbauend auf diesen Erkennt- sie sich überhöhte Wildbestände heranmästen. Im Saarland gab es nissen werden die Länder unter der Moderation des Bundes ihr wei- 2010 laut Angaben des Staatssekretärs Klaus Borger (Grüne) aus dem teres Vorgehen bei einer etwaigen Reglementierung der Verwendung Umweltministerium in manchen Jagdrevieren bis zu 15 Stück Rotwild von Jagdmunition miteinander abstimmen. „Seeadler sterben auch pro 100 Hektar; ökologisch verträglich wären nur zwei Tiere. (jr) durch das Verdauen von Bleipartikeln aus Aufbrüchen oder Fallwild an Bleivergiftung. Ich sehe mich gemeinsam mit meinen Kollegen aus den benachbarten nördlichen Bundesländern hier in besonde- rer Verantwortung für die Sicherung unserer Seeadlerpopulation“, so Brandenburg setzt sich für eine bleifreie Minister Backhaus. Jagd ein Dem Jahresbericht 2011 des Leibniz-Institutes für Zoo- und Wild- tierforschung zufolge wurde bei vier von 22 untersuchten Seeadlern Auf Jagdflächen des Landes Brandenburg darf ab 2013 nur noch mit als Todesursache Bleivergiftung festgestellt. „Als der für Jagd und bleifreier Munition geschossen werden. In der sogenannten Verwal- Tierschutz verantwortliche Minister kann ich es aber andererseits tungsjagd werde dann ganz auf die für die Umwelt gefährlichen Ge- nicht zulassen, dass die Bejagung von 150.000 Stück Schalenwild schosse verzichtet, erklärte Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) im Jahr durch eine Geschossart erfolgt, über deren tierschutzge- Mitte Dezember in Potsdam. Blei stellt für Mensch und Tier eine rechte Wirksamkeit noch keine ausreichenden Kenntnisse vorlie- gesundheitliche Gefahr dar. gen. Und eben diese Erkenntnisse sollen mit einer bundesweit angelegten Untersuchung gewonnen werden, mit deren Ergebnis im JägerInnen außerhalb der nächsten Jahr gerechnet wird. Sollte das Gutachten zu dem Ergeb- Landesflächen können sich nis kommen, dass eine ausreichende Auswahl bleifreier Geschosse jedoch weiterhin frei ent- in Tierschutzfragen den bleihaltigen gleichwertig ist, werde ich da- scheiden, welche Munition für eintreten, den Ausstieg aus der Verwendung von Bleimunition sie verwenden wollen. Die zu besiegeln“, sagte Umweltminister Backhaus. vom Land verwaltete Jagd- fläche beläuft sich auf fast Hintergrund: In Mecklenburg-Vorpommern üben mehr als 10.500 neun Prozent der gesamten JagdscheininhaberInnen und eine Vielzahl von Jägerinnen und Jägern Jagdfläche in Brandenburg. aus anderen Bundesländern die Jagd aus. Sie bringen jährlich etwa 150.000 Stück Schalenwild mit insgesamt 2,1 Millionen Kilogramm Fleisch von mit bleihaltiger Wildbret zur Strecke. Munition erlegten Wildtieren gilt als riskant. Das Bundesamt Quelle: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucher- für Risikobewertung sieht den An- schutz, Mecklenburg-Vorpommern

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Tierbefreiung_74.indd 73 08.03.2012 12:55:46 Uhr Mit Regenschirmen Treibjagd gestört arteten Notwendigkeit, Füchse ﬂächendeckend zur Bestandsreduktion zu bejagen, keine Rede sein. Die Geburtenrate bei Füchsen passt sich Eine geplante Treibjagd in Pöllau im Bezirk Hartberg musste Mitte mit geringer zeitlicher Verzögerung der Sterberate an – in Gebieten, in November abgebrochen werden, da TierrechtlerInnen immer wieder denen Füchsen intensiv nachgestellt wird, kommen weitaus mehr Wel- Regenschirme aufspannten, wodurch die JägerInnen nicht gezielt pen zur Welt als in fuchsjagdfreien Gegenden. Verluste werden somit schießen konnten. rasch ausgeglichen; die Jagd hat keine nachhaltige Auswirkung auf den Fuchsbestand. Neben Tier- und Naturschutzorganisationen fordern da- Die Pöllauer Jagdgemeinschaft war im Waldgebiet rund um Pöllau auf her auch kritische Jäger seit Jahren die Einführung einer umfassenden der Suche nach Wildtieren, als plötzlich 25 JagdgegnerInnen im Wald Schonzeit für Füchse. Das Saarland ist dieser Argumentation im letzten auftauchten. Die Aktivisten aus der Oststeiermark, Niederösterreich Jahr bereits mit dem Beschluss einer sechsmonatigen Jagdruhe gefolgt. und Wien stellten sich mit Regenschirmen neben die JägerInnen, und als diese schießen wollten, spannten sie die Schirme auf und nahmen Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben sich zahlreiche In- diesen so die Sicht. itiativen und Verbände aus dem Natur- und Tierschutzbereich zu der „Initiative Schonzeit für Füchse“ zusammengeschlossen. Derzeit unter- Leider wurden trotz der Störung alle fünf Triebe durchgeführt und stützen bereits 70 Organisationen das Mindestziel einer neunmonatigen 23 Fasane getötet. Die Jagdteilnehmer entgegneten den Gerüchten, Schonzeit für „Meister Reineke“ und regelmäßig kommen neue hin- dass die Fasane gezüchtet seien, dass die Tiere „natürlich in freier zu. Eine gemeinsame Erklärung auf der Website www.schonzeit-fuer- Wildbahn aufgewachsen“ seien – gerade in Österreich berichten fuechse.de dokumentiert das Ziel der Initiative und seine Begründung. TierschützerInnen immer wieder, dass extra zur Jagd gezüchtete Fa- sane von den JägerInnen abgeknallt werden. Laut der Polizei haben sich die Jagdstörer nicht strafbar gemacht, sie seien „lose wie Spazier- gänger unterwegs gewesen“ und hätten die Jäger mit ihren Schirmen sozusagen begleitet, teilte man gegenüber der Presse mit; Auseinan- dersetzungen hatte es keine gegeben. (jr)

NRW-Landwirtschaftsminister will Jagdgesetz verschärfen

Der nordrhein-westfälische Landwirtschaftsminister, Johannes Rem- mel, zieht den Unmut der JägerInnen auf sich. Grund für deren An- klagen ist der Plan des grünen Politikers, das Landesjagdgesetz 2012 drastisch zu verschärfen und die Jagdmöglichkeiten erheblich einzu- schränken. Sollte das Gesetz so verabschiedet werden, fürchten viele JägerInnen und Grundeigentümer das Aus für viele Jagden. Dies wäre auch mit gewaltigen finanziellen Einbußen verbunden. Einen vernünftigen Grund für die derzeitige rücksichtslose Verfolgung Unter anderem möchte Remmel die Liste der jagdbaren Tierarten des Rotfuchses, eines intelligenten, mit Hund und Wolf verwandten erheblich verkleinern. Zudem sollen die Anforderungen für die Aus- Wildtieres, gibt es nicht. Mehr noch - Fuchsjagd verursacht kaum vor- bildung der Jagdhunde verschärft werden, die Fallenjagd soll grund- stellbares Tierleid. Ein großer Teil der von Jägern beschossenen Füch- sätzlich verboten werden. „Aus Gründen des Tierschutzes ist es nicht se wird nur angeschossen und stirbt dann qualvoll an den von Kugel hinnehmbar, dass zum Beispiel Hunde an lebenden Tieren ausgebildet oder Schrot zugefügten Verletzungen. Bei der Baujagd sollen Füchse werden“, sagt ein Ministeriumssprecher. Beim neuen Landesgesetz - mit scharfen Hunden vor die Flinten wartender Jäger getrieben wer- der Bund gibt seit der Föderalismusreform den Ländern erheblichen den, doch es kommt oft zu schweren Kämpfen zwischen Hund und Handlungsspielraum - räumt Remmel den Tierschutzverbänden Fuchs, mit Verletzungen auf beiden Seiten. Und Studien zeigen, dass große Entscheidungsbefugnis ein. Auch die Bejagung des Fische ver- beim Fang von Füchsen in angeblich „sofort tötenden“ Schlagfallen speisenden Kormoran will NRW zukünftig verbieten - und zieht sich viele Tiere an Pfote oder Brustkorb schwer verletzt werden und dann damit den Protest des mit 300.000 Mitgliedern einflussreichen Lan- stundenlang blutend darauf warten müssen, bis der Jäger sie schließ- desfischereiverbandes zu. (jr) lich mit Pistole oder Knüppel erlöst.

Mehr Informationen gibt es unter www.schonzeit-fuer-fuechse.de 70 Organisationen fordern und www.wildtierschutz-deutschland.de bundesweite Schonzeit für Füchse

Etwa 600.000 Füchse werden in Deutschland jedes Jahr erlegt. Der Jagd auf Wildschweine mit Rotfuchs ist eine der wenigen einheimischen Wildtierarten, die in den meisten Bundesländern ganzjährig bejagt werden. Dabei kommen auch Nachtzielgeräten umstritten besonders umstrittene Jagdarten wie die Bau- oder die Fallenjagd zum Einsatz. Da Fuchspelze kaum noch gefragt sind, werden die meisten Wie die Mittelbayerische Zeitung Mitte Dezember berichtete, sol- erlegten Füchse kurzerhand in der Tierkörperbeseitigung entsorgt. len Wildschweine in Bayern mit Hilfe von Nachtzielgeräten ge- Anders als von Jägern behauptet, kann von einer wie auch immer geschossen werden.

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Tierbefreiung_74.indd 74 08.03.2012 12:55:46 Uhr Laut der Zeitung wurden die Wildschweine in Bayern in den vergangenen Gänzlich aus dem Ruder läuft nach Ansicht des NABU die im Antrag Jahren immer mehr – und die von ihnen angerichteten Schäden immer ge- gestellte Forderung, „auch in Schutzgebieten Eingriﬀe in bereits be- waltiger. Die Tiere würden auf ihren nächtlichen Streifzügen ganze Mais- stehende Kolonien zu ermöglichen“. Erst im März dieses Jahres hatte felder und Getreideäcker verwüsten und Wiesen umbrechen. Weiter wurde der Verwaltungsgerichtshof Mannheim Anti-Kormoran-Aktionen in berichtet, dass manche Jagdreviere auch in Ostbayern nicht mehr zu ver- Naturschutzgebieten eine deutliche Absage erteilt (Az: 5 S 644/09). pachten seien, weil die JägerInnen die enormen Wildschäden nicht mehr bezahlen könnten – und die Landwirte würden immer stärkere Anstren- Quelle: NABU gungen der JägerInnen zur „Bekämpfung“ des Schwarzwildes fordern.

Nachdem das Bundeskriminalamt die landesrechtlichen Möglichkeiten Gibt es bald Änderungen der Jagdgesetze? zum Einsatz von Nachtzielgeräten eröﬀnet hat, fordern die CSU und die FDP im Bayerischen Landtag, unterstützt von SPD und Grünen, die B90/Die Grünen scheinen es ernst zu meinen. Im Saarland sieht ein Ge- militärische Aufrüstung gegen die Wildschwein-Rotten. In einem Mo- setzentwurf zum neuen Landesjagdrecht die Abschaﬀung des Haustier- dellversuch, unter anderem in Jagdrevieren um Nittenau (Oberpfalz), soll abschusses, der Fallenjagd und der Baujagd vor. Eine erfolgreiche Schon- ermittelt werden, ob mittels Nachtzielgeräten der Abschuss der Tiere so zeit für Füchse wurde bereits eingeführt. Ebenso steht die Ausbildung erhöht werden kann, dass die Wildschäden wieder zurückgehen. von Jagdhunden an lebenden Füchsen und Enten auf der Streichliste.

Der Bayerische Jagdverband (BJV), größte Jägerorganisation im Frei- Die Bundesgrünen setzen das Verbot von bleihaltiger Munition auf die staat, ist, man mag es kaum glauben, empört. Präsident Jürgen Vocke Tagesordnung und in Schleswig-Holstein wird eine generelle Verkür- hält den „Kampf gegen Wildschweine“ mit Scharfschützenoptik und zung der Jagdzeiten gefordert. Auch in Baden-Württemberg steht das Nachtsichtgeräten für „nicht waidgerecht und ethisch nicht vertretbar“!!! ema “tierschutzkonformes Jagdrecht” auf der Tagesordnung. Inzwi- In einem Interview mit der Mittelbayerischen Zeitung erklärte Vocke, schen gibt es mit Sachsen selbst ein CDU-regiertes Bundesland, welches dass mit Nachtzielgeräten der Mensch seine massive technische Über- sich für die Abschaffung der Jagd mit Totschlagfallen einsetzt. legenheit gegenüber den Wildtieren ausspiele, so dass Waidgerechtig- keit und Respekt vor den Wildtieren auf der Strecke blieben (!). Vocke Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (B90/Die fürchtet, dass mit dem Modellversuch die Büchse der Pandora geöffnet Grünen) ist wie sein Kollege im Saarland konsequenterweise für ein ge- werde: Es werde künftig massiv gefordert werden, die Nachtzielgeräte nerelles Verbot von Fallen, gegen die Ausbildung von Jagdhunden an le- generell einzuführen, mit der Konsequenz, dass die Nacht zum Tage benden Tieren, für das Verbot des Abschusses von Hunden und Katzen gemacht werde und dem Wild, auch Rehen und Hirschen, rund um und für eine signifikante Reduzierung der Liste der jagdbaren Tierarten. die Uhr nachgestellt werden muss. „Die Jagd verkommt damit zur reinen Schädlingsbekämpfung“, kritisierte der BJV-Präsident. Außerdem Der Landesjagdverband NRW unter seinem Präsidenten, dem ehe- müssten die Tiere noch eine Chance haben. Es kann nicht sein, dass wir maligen Landwirtschaftsminister Borchert (CDU), unterstützt von unsere Mitgeschöpfe gnadenlos Tag und Nacht bejagen“, so Vocke. Bauernverbänden, will sich gegen das neue Gesetz wehren: „Warum antasten, was sich seit Jahrzehnten bewährt hat?” Die Gedankengänge von JägerInnen werden angesichts solcher Äuße- rungen für AntispeziesistInnen auch weiterhin unverständlich bleiben. Dabei lässt der Landesjagdpräsident außer Acht, dass das aktu- Bleibt nur zu hoffen, dass diese hochmoderne Technik nicht tatsäch- elle deutsche Jagdrecht aus den 1950er Jahren stammt und immer lich zur generellen Praxis für die Jagd auf Wildschweine wird. (jr) noch wesentliche Züge des Reichsjagdgesetzes von 1934 trägt, welches unter anderem sehr auf Trophäenjagd ausgerichtet war. Weder hat die Einführung des Tierschutzgesetzes noch die Än- Koalitionsantrag derung unserer Verfassung hinsichtlich des Schutzes der Tiere bisher eine relevante Anpassung der Jagdgesetzgebung an „tier- gegen Kormorane verstößt laut NABU schutzkonforme Normen“ bewirkt. gegen europäisches Recht Quelle: Wildtierschutz Deutschland e.V. „Die Forderung von CDU und FDP nach einem europaweit koordi- nierten Plan zur Regulierung von Kormoranen ist ebenso sinnlos wie überflüssig“, betonte NABU-Präsident Olaf Tschimpke im Dezember LKW mit zehntausend toten vor der Sitzung der Bundestagsausschüsse zur Debatte um die fisch- Singvögeln gestoppt fressenden Vögel und deren Einfluss auf die Natur. Weder wachse die Zahl der Kormorane in den Himmel, noch diene die von Hobbyangle- Ungarische Zöllner haben an rInnen und Fischereiverbänden gewünschte Halbierung der Bestände der Grenze zu Rumänien An- dem Fischartenschutz, erklärt Tschimpke. Zudem habe die Europä- fang November einen LKW mit ische Kommission einen europäischen Kormoran-Managementplan rund zehntausend frisch geschos- bereits als nicht zielführend und nicht verhältnismäßig abgelehnt. senen Singvögeln gestoppt. Wie das Bonner „Komitee gegen den Vo- „Nach europäischer wie auch deutscher Rechtslage würde die Bundes- gelmord“ mitteilt, handelt es sich regierung mit einem Managementplan zur umfassenden Dezimierung dabei vor allem um in Deutschland der Vogelart gegen bestehende Artenschutzbestimmungen verstoßen“, bedrohte Feldlerchen, die bei italie- kommentiert Tschimpke den jüngsten Versuch, Fischartenschutz und nischen FeinschmeckerInnen als Delika- Vogelschutz gegeneinander auszuspielen. tesse hoch begehrt sind.

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Aufmerksamen Zollinspektoren war aufgefallen, dass einige Kartons Nahrungsquelle dar. Gut getarnt in den beerentragenden Sträuchern ha- in dem rumänischen Kühlwagen anders aussahen, als die übrigen ben die Wilderer ihre heimtückischen Fallen platziert. An einigen Hän- mit Fleisch- und Wurstwaren. „Darauf wurde die Ladung detailliert gen ist beinahe jeder Erdbeerbaum mit Nylonschlingen, die an dünnen kontrolliert“, berichtet Kommissarin Linda Jásza von der Polizei in Drähten in der Nähe der Fruchtstände aufgespannt werden, gespickt. Nagylak. Bei der Kontrolle dann der grausige Fund: Kistenweise tote Für Vögel, die Ihre Nahrung gerne am Boden suchen - z. B. Drosseln - Singvögel, verpackt in Plastiktüten, die alle fein säuberlich beschrif- ist der Boden der Wälder übersät mit speziellen Bodenschlingen. tet worden waren. Insgesamt enthielten die Kartons mehr als 9.000 Feldlerchen sowie Hunderte Blaukehlchen, Stieglitze, Wacholder- Die Schlingen sind ebenso verboten wie der Handel mit den Tieren, drosseln, Misteldrosseln, Rohrammern und Bachstelzen. Nach Ein- doch in den abgeschiedenen Regionen der Mittelmeerinsel kennt schätzung eines Sachverständigen wurden die Tiere vor wenigen Ta- jeder jeden, durchgreifende Kontrollen sind eher selten. Einzig die gen mit Schrotgewehren abgeschossen. Forstpolizei vor Ort versucht sich im Kampf gegen die Wilderei. Die unübersichtlichen und ausgedehnten Wälder machen ein Auf- „Wir gratulieren den Ungarischen Behörden zu diesem Erfolg im lauern an den Fallenpfaden fast unmöglich, so dass die Beamten nur Kampf gegen die Wilderei“, so Axel Hirschfeld, Sprecher des Komi- die Schlingen einsammeln können - eine Sisyphusarbeit angesichts tees gegen den Vogelmord. Der Vogelschützer geht davon aus, dass Hunderttausender Fanggeräte. die Vögel auf ihrem Zug ins Winterquartier gezielt auf dem Balkan abgeschossen wurden, um sie in Italien an Restaurantbesitzer und Feinkostläden zu verkaufen. Der Handel mit geschossenen Lerchen Weihnachtscamp auf Sardinien und anderen Singvögeln ist in Italien ein Millionengeschäft, das jedes Jahr Hunderttausenden Singvögeln das Leben kostet. Jedes Jahr erfolgreich abgeschlossen beschlagnahmt die italienische Forstpolizei Tausende gewilderte Vö- gel in Restaurants und Wildhandlungen, darunter auch immer wie- Vom 24.12.2011 bis zum 01.01.2012 hat das„Weihnachtscamp“ der aus dem Balkan eingeschmuggelte Zugvogel-Lieferungen. des „Komitee gegen den Vogelmord“ auf Sardinien stattgefunden. Ein Dutzend Komitee-Mitglieder aus Italien und Deutschland waren Der Schaden, der durch den illegalen Handel in der Natur entsteht gemeinsam mit dem Partnerverband LIPU im Einsatz und konn- ist enorm. „Allein in diesem LKW befanden sich in etwa soviel ten insgesamt 3.397 illegale Rosshaarschlingen für den Vogelfang Feldlerchen, wie im gesamten Saarland noch brüten“, so Hirsch- und 12 Drahtschlingen zum Fang von Sardischen Hirschen und feld. Die Bestände dieses Charaktervogels unserer Agrarlandschaft Wildschweinen abbauen. Aufgrund von Hinweisen der Vogelschüt- haben in Mitteleuropa in den letzten 30 Jahren um rund die Hälfte zerInnen konnten die Carabinieri drei Wilderer überführen - sie abgenommen. Die Art steht in Deutschland auf der Roten Liste der waren mit versteckten Kameras an den Vogelfallen gefilmt worden. gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und wird mit großem Auf- Ein weiterer Vogelfänger, der Steine auf die Komitee-Mitglieder wand, wie zum Beispiel der Schaffung so genannter „Lerchenfen- geworfen hatte, konnte identifiziert und gestellt werden. ster“, geschützt. Der Gesamtwert der in Nagylak beschlagnahmten Schmuggelware wird von der Polizei auf etwa eine Milliarde Fo- Quelle: Komitee gegen den Vogelmord e. V. rinth (ca. 333.000 Euro) geschätzt. Gegen den Fahrer wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Brandenburg: JägerInnen fordern Quelle: Komitee gegen den Vogelmord e.V. Abschusserlaubnis für Wölfe

In Brandenburg gibt es freilebende Wölfe. Die Tiere stehen unter Sardinien – Tiermassaker strengem Schutz und erbeuten immer wieder einmal Nutztiere. auf italiensche Art 110 Tiere tötete der Wolfrüde„Isegrim“ allein in den letzten 2 Jahren, was JägerInnen vor Ort dazu veranlasst, eine Aufhebung Im Süden Sardiniens werden jedes Jahr Hunderttausende über- des strikten Schießverbots für Wölfe zu fordern. Sie geben an, winternde Zugvögel Opfer einer egoistischen Leidenschaft: den Bestand durch Bejagung regulieren zu wollen und die Tiere Erwürgt in feinen Schlingfallen werden sie von Wilderern keinesfalls auszurotten. teuer an Restaurants und private „Gourmets“ verkauft und anschließend verspeist. Der Wolfs-Management-Plan für Brandenburg stammt aus dem Jahr 1994. Damals konnte man nicht absehen, wie sich die Ansied- Im Frühwinter sind die milden lung des Wolfs in der Mark entwickeln würde. Erst im Jahr 2000 und süßwasserreichen Wälder gab es in der Lausitz das erste Rudel, 2007 drei, 2010 sechs und im Süden der Insel ein ideales in diesem Jahr sind es neun mit 33 Welpen. Die Mehrzahl lebt in Winterquartier für Rotkehlchen, Sachsen, vier Rudel aber leben in Brandenburg. Dazu kommen bei Sing- und Wacholderdrosseln. Zschorno ein noch nachwuchsloses Paar und in Potsdam-Mittel- Neben Insekten stellen hier die mark drei Rudel. Laut ExpertInnen streifen derzeit 30 bis 40 Wölfe Früchte der an Berghängen durch märkische Wälder. weit verbreiteten Erd- beerbäume eine ein- Zwar steuerte das Land bislang 268.000 Euro für wolfssichere Zäune fach zu erreichende bei, das Geld ging aber ausschließlich an Landwirte und nicht an sog. und verbreitete Hobby-TierhalterInnen. (jr)

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Auch Sachsens Wölfe reißen sog. In Polen bereits Realität: Nutztiere – auch ihnen droht der Abschuss Zwei Wölfe durch Jäger ermordet

Jäger aus Belgien haben im Dezember zwei Wölfe der deutsch-polnischen Wolfspopulation in Westpolen erschossen. Die Jäger hatten an einer Treibjagd auf Hirsche teilgenommen.

Da Wölfe auch in Polen streng geschützt sind, wurden sofort Polizei und Staatsanwaltschaft informiert. Die Jäger behaupteten, sie hätten die Wölfe für Marderhunde gehalten.

„Das ist eine unwahrscheinliche Verwechslung“, kommentiert Robert Kless vom IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds). „Marderhunde sind viel kleiner und sehen ganz anders aus als Wölfe. Jeder Jäger kann die zwei Arten unterscheiden. Es gibt nur zwei Erklärungen für das Verhalten der Jäger: Entweder haben sie auf ein nicht deutlich zu iden- tifizierendes Ziel geschossen oder sie haben die Wölfe erkannt und wollten sie erschießen. Beides ist inakzeptabel. So ein Verhalten muss 35 Mal haben letztes Jahr Wölfe in Sachsen Nutztiere angegriffen. strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.“ Wie Frank Meyer vom sächsischen Umweltministerium Anfang De- zember dem MDR sagte, wurden dabei 70 Tiere getötet und 16 verletzt. Der Freistaat hat den Haltern dafür insgesamt gut 3.700 Euro als Entschädigung gezahlt. Für Tiere, die nicht durch Elektrozäune oder Flatterbänder geschützt sind, gibt es keine Entschädigungen. Allerdings fördert der Freistaat die Prävention vor Wolfsübergriffen. Das Fördergebiet werde entsprechend der Ausbreitung der Raubtiere angepasst, sagte der Ministeriumssprecher. Für den Schutz vor Wölfen erhielten die Nutztierhalter im vergangenen Jahr knapp 19.700 Euro. Meyer kündigte an, dass das schwarz-gelbe Kabinett das neue Jagd- gesetz, das auch den Wolf zum Abschuss freigibt, beschließen werde. Danach muss noch der Landtag über den Gesetzesentwurf abstimmen. Von einer Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht verspricht sich das Umweltministerium ein größeres Engagement der JägerInnen beim sogenannten Wolfsmanagement. Fachleute begleiten im Rah- men des Wolfsmanagements die Rückkehr der Raubtiere und klären die Bevölkerung auf, die seit weit über 100 Jahren nicht mehr mit wildlebenden Wölfen konfrontiert war. Der Freistaat argumentiert, dass die zunehmende Ausbreitung der Wölfe auch eine bessere Be- obachtung der Tiere erfordere. Dabei könnten die 10.000 Jäger in Sachsen helfen. Am ganzjährigen Schutzstatus der zurückgekehrten Raubtiere ändere sich nichts.

In Sachsen leben derzeit sechs Wolfsrudel. Ein weiteres Wolfsrudel ist im Grenzgebiet zwischen Brandenburg und Sachsen heimisch. Daneben werden gelegentlich Wolfspaare und umherziehende Ein- zeltiere beobachtet.

Der Naturschutzbund Deutschland und der Bund für Umwelt und Na- turschutz Deutschland hatten bereits angekündigt, gegen die Aufnahme Die Jäger mussten eine Kaution von je 2.000 Euro hinterlegen und des Wolfs ins sächsische Jagdrecht juristisch vorgehen zu wollen. Die sind nun nach Belgien zurückgekehrt. Gegenseite geht davon aus, dass die Hürden für einen Abschuss nied- riger liegen, wenn der Wolf im Jagdrecht aufgelistet ist. Notfälle mit Die zwei erwachsenen Wölfe, ein Männchen und ein Weibchen, „Problemwölfen“ könnten so leichter geltend gemacht werden. Schon stammten aus einem Rudel, das sich erst vor zwei Jahren am Drawa- nach jetziger Rechtslage sei es aber möglich, auﬀällige oder kranke Wölfe Fluss angesiedelt hatte und ist Teil der stark gefährdeten deutsch- zu schießen. Seit 2006 wurden in der Lausitz 22 Wölfe tot aufgefunden, polnischen Wolfspopulation. Derzeit leben 20 Rudel (95 bis 100 drei von ihnen waren nachweislich erschossen worden. Wölfe) hauptsächlich in den Wäldern Westpolens. Auf deutscher Seite umfasst die Teilpopulation etwa 100 Wölfe und besteht aus JägerInnen rechtfertigen die Aufnahme des Wolfes ins Jagdgesetz da- zwölf Rudeln und mehreren Einzeltieren. In Deutschland wie in mit, dass auch Luchs, Fischotter und zahlreiche Greifvögel ebenfalls Polen sterben immer wieder Wölfe im Straßenverkehr oder werden nicht gejagt werden würden, obwohl sie unter das Jagdrecht fallen. illegal geschossen. (jr)

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Politikum Wildtierverbot In der letzten Ausgabe der TIERBEFREIUNG („Kleine Städte-Rundschau“, S. 72 ff) haben wir schon darauf hingewiesen, dass der Hamburger Senat ein Wildtierverbot in Zirkussen anschiebt. Darüber wurde jetzt wieder abschlägig beraten. Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP haben am 15. Dezember im Bundestag in erster Lesung den SPD-Antrag für ein Wildtierverbot in Zirkussen abgelehnt. Dabei hatten Ende November die Unions-/FDP-geführten Bundesländer im Bundesrat für das Verbot bestimmter Wildtierarten gestimmt. Politisch wird der Druck auf die Bundesregierung größer: Nachdem der Bundesrat im November ein Haltungsverbot für bestimmte Tierarten beschlossen hat, folgte Bremen diesem Beispiel. Die Stadtbürgerschaft hatte beschlossen, ein Gesetz zu erlassen, das den Auftritt von Wildtieren im Zirkus auf öffentlichen Plätzen zukünftig untersagt. Der Antrag der SPD-Fraktion wird voraussichtlich Mitte Januar im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz weiterdiskutiert. Fakt ist, dass nach wie vor Protestaktionen (gegen jede Ausbeutung von Tieren) vor Zirkussen wichtig und notwendig sein werden. Und in den letzten Monaten gab es viele davon. (zr)

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Alle Jahre wieder … Proteste gegen Erneuter handgreiflicher Angriff auf Weihnachtszirkus in Gera TierrechtlerInnen und Hausdurchsuchung in Dresden Vom 25.12.2011 bis zum 5.1.2012 gastierte der Weihnachtszirkus in Gera, der ansonsten als Circus Africa auftritt. Hier eine kleine Vorge- Zum 16. Mal gastierte der Dresdner Weihnachts-Circus schichte: 2010 gastierte der Zirkus in Jena, wo selbst die Bild berichtete. vom 14.12.11 – 01.01.12 in Dresden. Entlang der vielbe- Denn ein Elefant hatte damals großes Interesse an der Tasche einer Be- fahrenen Hauptstraßen prangten viele Werbeschilder, an sucherin gezeigt und ihr diese aus der Hand gerissen. Da die Frau sich großen Straßenkreuzungen wurden sogar Werbeplanen in die Tasche wiederholen wollte, ergriff der Elefant die Frau und schleu- extra dafür vorgesehenen Halterungen aufgestellt. Den- derte sie über seinen Rücken, wo sie verletzt liegen blieb. noch waren auch abgerissene und zerschnittene Plakate zu sehen, die auf Protest hinweisen. Die Tierrechtsgruppe Das klingt alles sehr aufregend und passt sehr gut in die Bild. Da der Dresden / OG tierbefreier hatte für den gesamten Zeitraum Zirkus aber weiterhin in üringen unterwegs war, konnten Tierrecht- zwei Mal täglich Kundgebungen gegen den Zirkus beim lerInnen von der animalrightsgroup Erfurt und ex-Reflex das immer Ordnungsamt angemeldet. Zum Leidwesen des Zirkus- anführen und viele BesucherInnen davon abhalten, den Zirkus zu besu- direktors Mario Müller-Milano, der sich schon von drei chen. Schuld war aber Zirkusdirektor Hardy Weisheit selbst, da er sehr TierrechtsaktivistInnen gestört fühlte. cholerisch auftrat, die Tierrechtler als Chaoten beschimpfte und durch mehrmaligen Falschalarm die Polizei holte. Da behauptete er, die Teil- Am Dienstag, den 27.12.2011, zwischen 14 und 15 Uhr nehmer der Demo würden mit Steinen werfen, worauf die Polizei gleich wurden auf dem öffentlichen Gehweg vor dem Dresdner mit zwei Mannschaftswagen aufkreuzte. So beschuldigten Zirkusmitar- Weihnachts-Circus erneut Flyer gegen die Tierhaltung im beiter eine Tierrechtlerin der Körperverletzung und Sachbeschädigung, Zirkus verteilt. Herr Milano pöbelte und beleidigte die worauf die Tierrechtler die Zirkusleute wegen Verleumdung anzeigten. TierrechtsaktivistInnen, schubste eine von ihnen herum Einige Anzeigen wurden wieder fallen gelassen, während eine Verhand- und schlug einer anderen sogar das Handy aus der Hand. lung bis jetzt auf März verschoben wurde. Gegen den Zirkusdirektor wurde im Anschluss an den Vorfall Anzeige erstattet. Er ging damit, zum wiederhol- Letztes Weihnachten versuchten die Zirkusmitarbeiter die Kundgebung ten Male, während einer angemeldeten Kundgebung auf zu stören, indem sie einmal die Tierrechtler mit gefrorenem Schnee be- einem öffentlichen Gehweg, handgreiflich gegen Tier- warfen und einmal ihren Traktor direkt vor der Kundgebung abstellten. rechtlerInnen vor. In Gera meldete die neu gegründete Ortsgruppe der tierbefreier Jena Mario Müller-Milano stammt aus einer Zirkusfamilie, de- Kundgebungen zwischen Weihnachten und Silvester sowie vom 4.- 6.1. ren Geschichte bis zum Jahr 1786 zurückgeht. Seine Mut- an. Am 27.12. wurden Flyer verteilt und mit einigen Besuchern geredet, ter war Raubtierdompteurin, die, nachdem sie von einem die sich aber trotzdem die Vorstellung ansahen. Danach wurde auch ein Löwen angegriffen wurde, die erste und einzige Schimpan- Transparent und ein Megaphon zum Einsatz gebracht, was den Zirkus sen-Dressur der DDR aufbaute. Finanzielles Interesse und wieder aus der Fassung brachte. Wieder wurden Falschmeldungen an tief verwurzelte Zirkustradition mögen wohl daran schuld die Polizei gegeben und am vorletzten Tag wurde der Redner tätlich sein, dass Herr Mario Müller-Milano nicht vor Drohungen angegriffen und das Megaphon entrissen. und Gewalt zurückschreckt, um gegen die von ihm unge- wünschten Menschen und Handlungen vorzugehen.

Bereits am 27.07.2011 wurden vier Menschen der Tierrechtsgruppe Dresden von Herrn Milano herumgeschubst und auf die Straße gesto- ßen. Nach dem groben Vorgehen musste eine schwangere Aktivistin vom Rettungsdienst behandelt werden. Seitdem läuft ein Ermittlungs- verfahren wegen Nötigung und Körperverletzung gegen Herrn Milano. Im Zusammenhang mit dieser Anzeige kam es dann am 13.12.11 zu einer Hausdurchsuchung. Die Polizei war auf der Suche nach Filmma- terial, welches den Übergriff zeigen soll und Herrn Milano angeblich entlastet. Durchsucht wurden verschiedene Speichermedien. Filmmate- rial wurde nicht gefunden, da sich der Betroffene zum damaligen Zeit- punkt überhaupt nicht auf der Kundgebung befand. Aktivisten vor dem Zirkus Es ist bezeichnend für die sächsische Demokratie, dass aufgrund einer Falschaussage von Milano eine Hausdurchsuchung bei einem unbetei- Unserer Forderung „Zirkus, aber ohne Tiere“ begegnete der Zirkus mit ligten Aktivisten durchgeführt wird. Gleichzeitig müssen sich Aktivis- Unverständnis. Da viele Flyer verteilt wurden und durch das Mega- tInnen während der Strafanzeige anhören, dass mit Übergriffen von phon viel Wissenswertes über den Zirkus an die Besucher gebracht Milano zu rechnen ist, wenn „geschäftsschädigend“ gegen ihn vorge- wurde und neue Kontakte geknüpft worden sind, können wir die Akti- gangen werde. Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind aber Grund- on als Erfolg verbuchen. Auf der Seite http://www.peta.de/web/home. rechte und jede_r hat das Recht, gegen Missstände zu protestieren und cfm?p=2229 kann mensch sich eine lange Liste anschauen, gegen wel- diese öffentlich zu thematisieren. che Vorschriften der Zirkus verstößt.

Stefanie Sander / Tierrechtsgruppe Dresden OG tierbefreier Jena

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Dauerproteste gegen Weihnachtszirkusse einzusteigen. Dennoch hat sich die Megaphon-Transpi-Performance in diesem Fall als Wahl der Mittel bestens bewährt. Nicht zuletzt sorgten als Clown verkleidete Aktivisten dafür, dass die Blicke der Besucher, Passanten und Autofahrer automatisch auf uns gelenkt wurden.

Ein mittäglich „überraschender“ Einsatz von insgesamt vier Polizeifahr- Von 22.12.11 bis 07.01.12 protestierten wir nahezu täglich vor Circus zeugen ohne jeglichen Grund – initiiert von der Gegenseite – amüsierte Alberti, der 2 Wochen auf den Saarbrücker Saarterrassen gastierte und Publikum und uns gleichermaßen ... weniger aber die Beamten selbst. laut Presseberichten 40 Tiere zu Showzwecken „mitführt“. Einer der Polizisten, der uns von Dauer-Mahnwachen vor Circus Atlas bekannt ist, ging restriktiv und sehr provokant gegen uns vor, brüllte Circus Alberti hat in der (auch jüngsten) Vergangenheit für eine stattliches mehrere Aktivisten ohne jeden Anlass derbe an und duldete keinerlei „Sündenregister“ bei PeTA gesorgt. Zeitgleich fanden auch in Kaisers- Fragen oder Widerrede – ein sehr merkwürdiger, kindischer Auftritt, lautern Dauerproteste einer neuen Tierrechtsgruppe, Sozialpolitische den niemand so recht einordnen konnte. Alle anderen Polizeibeamten Umwelt- und Tierrechte Initiative (SPUTI) vor dem dortigen Weih- machten hingegen einen sehr kompetenten, seriösen und freundlichen nachtszirkus La Strada statt. Die in letzter Zeit festzustellenden fast flä- Eindruck und zeigten sich völlig unparteiisch. chendeckenden Mahnwachen in Deutschland sind ein sehr guter Indika- tor dafür, dass („Zirkus“-)funktionierende Vernetzungen vorhanden sind. Die Resonanz unserer Zuhörer und Zuschauer war durchweg positiv, einige Passanten gesellten sich spontan zu uns und beteiligten sich an Mit langen Transparentstrecken, Megaphondurchsagen, Umhängeschil- den Protesten durch Umhängen von Protestschildern oder honorierten dern und Infoflyern machten wir den Besuchern und unzähligen Auto- unseren Einsatz ungefragt durch Geldspenden. fahrern an der stark befahrenen Straße unsere Position deutlich: „Tiere sind keine Showobjekte zur Belustigung des Publikums! Tiere sind kein Ungezählt ist die Anzahl vorbeifahrender Autofahrer, die begeistert ap- Spielzeug und gehören nicht in einen Zirkus! Wir fordern die bedin- plaudierten oder einfach durch „Daumen-hoch“ ihre Solidarität zum gungslose Abschaffung der Tiersklaverei in der Manege – kein Applaus Ausdruck brachten. Aufgrund unserer Proteste machten einige Besu- für Tierquälerei!“ Wir informierten die an der Kasse wartenden Besu- cher wieder kehrt, nicht ohne uns noch einmal anerkennend zuzuni- cher ununterbrochen über die grausige Realität, wie sie sich unbemerkt cken oder mit erhobenem Daumen wegzufahren. von der Öffentlichkeit hinter der Manege abspielt. Wir forderten die Besucher auf, sich auch im Internet über die wahren Hintergründe zu Wie viele andere Zirkusunternehmen verteilte auch Circus Alberti für be- informieren, dass die Tierquälerei bereits in der Heimat der Wildtiere stimmte Tage Freikarten oder machte mit sogenannten Familientagen beginnt, wenn ganze Elefantenherden mit Hubschraubern vertrieben Werbung. Nur an solchen Tagen war die Besucherzahl wirklich erwähnens- werden, um an den Nachwuchs zu kommen, wie Wildtieren der Wille wert. Zu ausnahmslos allen anderen Terminen bestand kaum Interesse an gebrochen wird und wie man Tiger dazu bringt, durch Feuerreifen zu einem Zirkusbesuch. Wir sehen die Ursache für den insgesamt schlechten springen oder Bären dazu, Rad zu fahren. Besuch in mehreren esen begründet: Zirkus mit Tieren hat seinen Reiz verloren. Im Grunde gibt man sich als mündige Person, die ernst genom- Wir informierten die Besucher weiterhin darüber, dass jeder Euro, den men werden will, nur den Kindern oder Enkelkindern zuliebe besucht man sie hier an der Kasse zahlen, für weiteren Nachschub von zum Clown freiwillig solch eine „Show“, wobei die Kinder nicht wissen (sollen), wie gemachten, wehrlosen Tieren verwandt wird - sie Peitschen, Elektro- ihre tierischen Lieblinge hinter der Manege behandelt werden und leiden. schocker, Elefantenhaken und Käfige mitfinanzieren. Einerseits hat zwar ein deutlicher Wertewandel, der unser Verhältnis zu Das Zirkusteam zeigte nach 3 Tagen Nerven und stellte als einzige lebenslänglich auf kleinstem Raum gefangen gehaltenen, gedrillten Tie- „aktive Gegenwehr“ zu unseren Protesten eine auf uns gerichtete, lau- ren betrifft, stattgefunden. Aber andererseits hat sich auch hier die Geiz- te Musikbox auf, damit nicht allzu viele Hintergrundinformationen ist-geil-Mentalität durchgesetzt: Konsumiert wird nur was schön billig an die Besucher gelangen sollten. Der Lärm der Musikbox, der auch oder kostenlos ist. Manche Familie hatte das Nachsehen, und wurde nach die Autofahrer störte, wurde lediglich einmal von der Polizei unter- langem Warten in der Kassenschlange wieder nach Hause geschickt. sagt. Ansonsten gab es keinerlei Provokation oder gar Gewalt durch das Zirkuspersonal, wahrscheinlich aufgrund erhöhter Auflagen – in- Dank der Jugendgruppe Veggie-Network-Saar, die im Vorfeld über Face- tensiver Vorgespräche – seitens der Sicherheitsbehörde. Fatal eigentlich book Kontakt zu uns aufnahm, sowie vielen weiteren Helfern, die uns an die Tatsache, dass durch die Gewaltanwendungen des Circus Atlas vor den meisten Tagen tatkräftig unterstützten, war diese Dauermahnwache ca. 2 Jahren und die dadurch resultierende, seitens der Ordnungsbe- erfolgreich umsetzbar. hörde errichtete „Bannmeile“ uns weitestgehend die Möglichkeit genommen wurde, direkt mit Zirkusbesuchern in individuelle Gespräche Brigitte Faust

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Aktionen gegen den Bonner Weihnachtszirkus

Zirkusbetrieben gestimmt hatte und dass die bestehenden Zir- kus-Leitlinien die Einzelhaltung von Elefanten sogar untersagen. Außerdem wurde die neue Studie des Vereins „Elefantenschutz Europa e.V.“ erwähnt, laut der die Elefantendame Tembo unter deformierten Beinen, starkem Minderwuchs und einer stereotypen Verhaltensstörung leidet. Eine Kopie des oﬀenen Briefes wurde an alle Ratsfraktionen der Stadt Bonn gesendet.

Eine Woche und zwei Tage vor der Premierenvorstellung gab es wiederum Presseerklärungen von uns. ematisiert wurde erneut die laut Zirkusrichtlinien verbotene Einzelhaltung der Elefantin Tembo, das vom Bundesrat geforderte Wildtierverbot in Zirkus- sen, die Studie des Vereins „Elefantenschutz Europa e.V“, der Fakt, dass sich die Bundestierärztekammer seit 2010 gegen die Haltung von Wildtieren im Zirkus ausspricht, und die bereits existierenden Schon im Vorfeld unserer Aktionen und über einen Monat vor der Ratsbeschlüsse einzelner Städte, keine öffentlichen Flächen mehr Premiere des Bonner Weihnachtszirkusses wurde uns in der Bonner für Zirkusse mit Wildtieren zur Verfügung zu stellen. Der offene Lokalpresse eine Steilvorlage geliefert, die wir nicht ignorieren wollten. Brief wurde stets als Anlage beigefügt, außerdem wiesen wir auf So wurde in einem Zeitungsartikel unter der Überschrift „Der Zirkus unsere angemeldete Demonstration gegen den Weihnachtszirkus – kein Platz für wilde Tiere?“ darüber berichtet, dass der Agraraus- am Tag der Premiere hin. schuss des Bundesrates mit deutlicher Mehrheit für ein Wildtierverbot in Zirkussen votiert hatte und dass am 25. November das Plenum der In allen unseren Presseerklärungen machten wir stets deutlich, dass Länderkammer diese Ausschussempfehlung absegnen sollte. In Le- wir eine generelle Zurschaustellung von Tieren in Zirkussen ablehnen, ser_innenbriefen von verschiedenen Einzelpersonen wurde bezugneh- da ihnen dort ein Leben voller Qualen und Entbehrungen und ohne mend auf den Artikel die Entscheidung des Agrarausschusses begrüßt. jegliche Selbstbestimmung aufgezwungen wird. Selbstverständlich wurde in allen Briefen auch thematisiert, dass nicht nur Wildtiere, sondern auch alle anderen Tiere im Zirkus leiden und Demo zu zweifelhaften Kunststücken gezwungen werden. Auch der Bonner Weihnachtszirkus wurde angesprochen, da er werbetechnisch zu dieser Am 20.12.2011 fand dann eine Demonstration mit ca. 40 Menschen Zeit schon sehr präsent war und mit dem Slogan „Der Zirkus mit den gegen die Tiershow im Bonner Weihnachtszirkus statt. vielen Tieren“ warb. Auf welche Tiere sich die Zirkusbesucher_innen freuen durften, konnte in der Internetpräsenz des Zirkusses erfahren Zur Premiere waren viele Menschen, vor allem Familien mit Kin- werden. So sollte es eine Elefantendame (in Einzelhaltung), Lamas, dern, erschienen. Es wurden verschiedene, auch kindgerechte, Flyer Kamele, Friesen (Pferde) und Hunde geben. Einer der Briefe wurde und Malbücher verteilt, welche sich kritisch mit der ematik Tier- unter der Überschrift „Das Leiden der Zirkustiere“ abgedruckt. Abge- zirkus auseinandersetzen. druckt war auch ein großes Foto einer Elefantendressur mit der Unter- schrift „Umstrittene Darbietungen – Dompteur mit Elefanten“. Eine Vorführung von Menschen mit Elefantenmasken, die angekettet waren und mit gesenktem Kopf im Kreis trotteten, sollte den Besu- Zwei Wochen vor der Zirkuspremiere wurde von einer Einzelper- cher_innen das Leid der Tiere verdeutlichen. Dazu spielte eine Trom- son ein offener Brief an den Oberbürgermeister von Bonn geschickt melgruppe. Es wurde eine beklemmende Atmosphäre geschaffen und mit der Aufforderung, seine Unterstützung für den Bonner Weih- eine Menge Aufmerksamkeit erregt. nachtszirkus zurückzuziehen, weil dort die in Einzelhaltung lebende Elefantendame Tembo auftreten muss. Er wurde darauf hin- Besonders thematisiert wurde die Elefantendame Tembo, welche gewiesen, dass der Bundesrat am 25.11.2011 mit überwältigender einen Tag zuvor bei Temperaturen unter 5 Grad in einem Zelt auf Mehrheit für ein Wildtierverbot, insbesondere von Elefanten, in engstem Raum frieren musste, obwohl mindestens 15 Grad vorgege-

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ben sind. Wir skandierten unterschiedliche Sprüche, mit denen wir schiedene Städte bereits keine öﬀentlichen Flächen mehr für Zirkusse jedoch deutlich machten, dass wir nicht nur gegen Wildtiere im Zir- mit Wildtieren zur Verfügung stellen, und die Forderung, auch in Bonn kus oder Verstöße gegen Haltungsbedingungen sind, sondern jegliche so einen Beschluss voranzutreiben. Hierbei war es uns sehr wichtig, stets Tierausbeutung ablehnen. Um das zu verdeutlichen, hielten wir auch unsere weitergehenden Ansprüche zu formulieren, in denen wir uns verschiedenste Transpis, die Tierausbeutung im Allgemeinen und die gegen Tierzirkusse oder Tierausbeutung im Allgemeinen aussprachen. ZIRKUS- Befreiung der Tiere thematisierten. Somit sollte klar werden, dass wir keineswegs unser Ziel erreicht haben, wenn Wildtiere im Zirkus verboten werden, und wir machen uns auch Durch verschiedene Redebeiträge und Einzelgespräche wurden die nicht unglaubwürdig, wenn wir in Zukunft einen Zirkus kritisieren, der MELDUNGEN Zirkusbesucher_innen über die Zustände in Tierzirkussen infor- „nur“ domestizierte Tiere im Programm hat. miert. Einige entschlossen sich gegen den Besuch des Zirkusses und verschenkten oder zerrissen ihre Eintrittskarte. Davon waren die Zir- kusbesitzer_innen natürlich wenig begeistert. Sie versuchten durch provozierende Kommentare vom ema abzulenken. Auch wurden die Demonstrant_innen mit Schneebällen beworfen.

An diesem Tag wurde ein unübersehbares Zeichen gegen Tierausbeu- tung und Tierzirkusse gesetzt. Fazit und Diskussion

Durch unsere offensive Medienarbeit waren wir und das ema Tier- zirkusse ständig in der Presse. Dadurch fand eine permanente öffent- liche Diskussion darüber statt. Unsere Gruppe wurde durchweg recht positiv dargestellt, während über die Haltung der Elefantin von den Medien oft kritisch berichtet wurde. Leider wurde unsere Kritik oft Wir werden nicht von heute auf morgen jegliche Tierausbeutung sehr reduziert dargestellt. Obwohl wir in allen Pressemitteilungen aus- in einem großen Schritt abschaffen können. Auf dem Weg in eine ausbeutungsfreie Gesellschaft sollten wir also diejenigen Schritte gehen, die zur konkreten Abschaffung von Ausbeutung führen – auch wenn es nur kleine Schritte sind. Konkret bedeutet das in diesem Fall, dass auf jeden Fall weniger Tiere ausgebeutet werden, wenn Wildtiere im Zirkus verboten werden. Hier geht es ja nicht um größere Käfige oder bessere Haltungsbedingungen. Das Ziel sollte dabei jedoch nicht aus den Augen verloren werden. Niemand wird ernsthaft verlangen, dass Wildtiere so lange im Zirkus erlaubt sein sollten, bis es überhaupt keine Tierzirkusse mehr gibt. Viel- leicht würde ein größerer Schritt – z. B. die komplette Abschaffung einer Ausbeutungsform wie Tierzirkusse – mehr im Sinne einer widerspruchsfreieren Umsetzung der Tierbefreiungstheorie sein, jedoch würde er – wenn überhaupt – wesentlich schwieriger zu erreichen sein und damit auf Kosten vieler Tiere gehen. Dies kann daher nicht Sinn des Tierbefreiungsgedankens sein und würde ihn ad absurdum führen. drücklich erwähnt haben, dass wir uns für eine generelle Abschaffung von Tierzirkussen einsetzen, wurde oft nur die Elefantin oder das dis- Auch andere Kampagnen der Tierbefreiungsbewegung thematisieren kutierte Wildtierverbot angesprochen. Auch wurden wir in der Presse sehr konkrete, begrenzte Ziele. stets als „Tierschützer“ bezeichnet, obwohl wir uns immer als Tier- rechtler_innen mit weitergehenden Forderungen dargestellt haben. Die „Offensive gegen die Pelzindustrie“ hat beispielsweise stets zu Ak- Leider scheint die Existenz der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung tionen gegen den Pelzverkauf in bestimmten Unternehmen aufgerufen. immer noch nicht in der Gesellschaft angekommen zu sein. Obwohl Wäre eine Kampagne gegen alle tierausbeuterischen Produkte dieser Un- wir seit Jahrzehnten völlig andere Forderungen als Tierschützer_innen ternehmen organisiert worden mit dem Ziel, ein Unternehmen tieraus- stellen, werden unsere Forderungen doch noch immer undifferenziert beutungsfrei zu „machen“, so wäre sicherlich niemals auf diese Forderung in einen Topf geworfen. eingegangen worden und es würden wahrscheinlich noch immer Echt- pelzprodukte in diesen Unternehmen verkauft werden. Es wurde von Einzelpersonen kritisiert, dass wir vielleicht mit der e- matisierung des Wildtierverbots, welches ja auch von Tierschützer_in- In diesem Sinne werden wir weiter für eine ausbeutungsfreie Gesell- nen gefordert wird, dazu beitragen. Das sehen wir nicht so. Wir finden es schaft kämpfen. sehr wichtig, in konkreten Fällen an bestimmte Personen und Gruppen konkrete Forderungen zu stellen, denen sie auch nachkommen können. Weil jedes Leben zählt! Bis jeder Käfig leer steht! In diesem Fall war das die Forderung an den Oberbürgermeister, seine Für die Befreiung von Mensch und Tier! Unterstützung aufgrund der Elefantennummer zurückzuziehen, sowie die ematisierung des Wildtierverbots mit Hinweisen darauf, dass ver- Tierrechtsgruppe Bonn

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Zellingen: Affen von als Chef vom Zirkus Rotero ausgab, fühlt sich Zirkus Henry geflohen laut sz-online verfolgt. Laut Polizei sind gegen den Zirkus Anzeigen wegen Entziehung von Die Berberaffen Max und Charlie des Zirkus elektrischer Energie und Wasser sowie Nöti- ZIRKUS- Henry sind entkommen und waren eine Woche gung eingegangen. Weisheit kündigte an, dass verschwunden. Die beiden wurden am Zellin- andere Zirkusse unterwegs seien, um eine Mausi ist tot ger Freibad eingefangen, dort hat der Zirkus Demo gegen die Stadt zu veranstalten. Mit- MELDUNGEN sein Winterquartier aufgeschlagen. Zunächst te Dezember entnimmt man Medienberich- Seit fast einem Jahr setzten sich konnte einer der Affen mit einer Banane an- ten, dass offensichtlich eine Zwangsräumung Tierrechtler dafür ein, die schwerkran- gelockt und eingesperrt werden. Kurze Zeit ansteht. Der Zirkus blockierte unterdessen ke Elefantin Mausi aus dem Circus Voyage später kehrte der andere Affe freiwillig zurück mit zwei Lastern das Tor zum Gelände, kam zu retten. TIERBEFREIUNG berichtete. und ließ sich ebenfalls einsperren. (zr) einer Räumung dann allerdings zuvor und Zahlreiche Veterinärbehörden und Gutach- verschwand – hinterließ allerdings die vier ter haben Mausis lebensgefährlichen Zu- Meerane: Zirkus Afrika Elefanten, zehn Pferde, vier Kamele und vier stand abgestritten und stets die Weiterfahrt erschleicht unpassendes Zebras in der Halle. Verbarrikadiert gegen im Circus Voyage erlaubt. Mausi ist am 17. unerwünschten Zutritt wurde mit einem 30- Januar 2012 elendig auf einem Tiertrans- Winterquartier Tonner. Einer der Zirkusmitarbeiter passe porter gestorben. Circus Voyage hat wohl auf- angeblich auf die zurückgelassenen Tiere auf. grund des sich abzeichnenden Todes noch Dieser Zirkus zieht unter häufig wechselnden versucht, Mausi in einen Zoo abzuschieben. Namen eine unrühmliche Spur durchs Land, Die Masche, wie in Meerane zunächst nur als In dem belgischen Zoo Pairi Daiza kam wie Dutzende Medienberichte vermerken. Privatmann nebst „Zirkuszubehör“ zu einem Mausi schon liegend im Tiertransporter an. Mal als Jambo Afrika, mal als Franken-En- Winterquartier auch für die Tiere zu kom- Die Zootierärzte konnten Mausi aber nicht tertainment, Zirkus Aladin oder Hot Africa men, ist nicht neu. Laut Rheinpfalz hatte in mehr auf die Beine verhelfen, sie starb. firmierend, hat das Unternehmen offenbar Landau im Januar 2010 der Vermieter mit seine Dickhäuter nur begrenzt unter Kontrol- Weisheits Schwager lediglich einen Vertrag le. Die Elefanten überquerten auch schon mal über die „Lagerung von Zeltmaterial“ abge- zwecks Nahrungsaufnahme Bundesstraßen, schlossen – eingezogen war aber die ganze zerlegten öffentliche Spielplätze, entleerten Truppe samt Tieren und Wagen. Quelle: otz. sich in Fußgängerzonen oder machten andere de und andere Medien (zr) Ausflüge ohne Begleitung. Immer mal reist der so vielnamige Zirkus Weisheit auch unter Brumbach weiter Tarnung an und gibt sich bei der Anmeldung in den Schlagzeilen als gleichnamige Hochseiltruppe aus Gotha aus, so geschehen im August dieses Jahres in Die Kripo Regensburg arbeitet noch immer Mausi ist im besten Elefantenalter von ca. Plauen, in Bad Neustadt im April 2010 oder an einem Abschlussbericht des Zirkuskriegs 31 Jahren gestorben. Sie litt jahrelang un- in Ehingen im Oktober 2009. in Irlmauth. Im April kam es dort zu einer ter schwerer Arthrose und schweren Ver- Schießerei zwischen den Zirkusfamilien haltensstörungen aufgrund der Gefangen- In Meerane haben Hardy, Johanna und Otto Brumbach und Renz. Sechs Personen wurden schaft. Im Zirkus hat sie insbesondere bei Weisheit im Dezember ihr Winterquartier dabei verletzt. Wer Opfer und wer Täter war, den Transporten von Ort zu Ort jahrelang mit ihren Tieren in einer Halle eines ehe- ist aber noch immer nicht geklärt. Es fehlen heftige Schmerzen gehabt. 2008 ist bereits maligen Textilbetriebes nebst Freigelände neutrale Zeugen. Nach wie vor steht also Mausis Gefährtin, die Elefantendame Anja, aufgeschlagen. Es sind dort vier Elefanten, Aussage gegen Aussage. Die Kripo stützt sich mit nur 32 Jahren im Circus Voyage verstor- vier Zebras, vier Kamele, sechs Pferde, zehn in ihrem Abschlussbericht daher mehr auf ben. Elefanten im Zirkus werden in der Re- Ponys und jede Menge Hunde untergebracht. die gesicherten Spuren als auf die Zeugen- gel nur halb so alt wie in freier Wildbahn, Vermietet wurde an einen Mann, der sich als aussagen der beteiligten Familien. Frühestens da sie das Leben im Zirkus körperlich und Mitarbeiter der Hochseilartisten Geschwister Ende Dezember soll der Bericht fertig sein. psychisch auszehrt. Weisheit ausgab und lediglich Material in der Ob dieser dann ausreicht, um Anklage zu Halle einlagern wollte. Die Stadt will den Zir- erheben, entscheidet die Staatsanwaltschaft. PETA Deutschland e.V. erstattet jetzt Strafan- kus allerdings loswerden: Halle und Gelände Circus Brumbach hat 2011 immer wieder zeige gegen die zahlreichen Veterinärbehör- seien für Tierhaltung völlig ungeeignet, für Schlagzeilen gemacht. Erst gab es den bru- den, die den Gesundheitszustand von Mausi einen Brandfall gebe es keinen Rettungsplan, talen Streit mit einer anderen Zirkustruppe, auf der Circus Voyage-Tournee 2011/2012 ein Wasseranschluss fehle, die Umzäunung dann blockierten die Brumbachs einen Platz trotz eines offensichtlich lebensbedrohlichen bremse keine Elefanten und überhaupt hätten nach dem nächsten in Niederbayern und Zustandes wider besseren Wissens stets als Weisheits respektive der Vermieter keine Ge- der Oberpfalz. Sie kamen, richteten sich ein ausreichend bezeichnet haben. Zudem müsse nehmigung, Tiere dort zu halten. Strom und – und blieben. Immer wieder gab es Ärger, sich Ilse Aigner warm anziehen, denn sie tra- Wasser wurde abgestellt, so dass eine Weile weil die Truppe mit ihren Wagen länger auf ge unmittelbar Mitschuld an Mausis Tod. Für Menschen und Tiere frieren mussten. Plätzen blieb, als es den Besitzern recht war. das Siechtum der weiteren 80 Elefanten in Das Verwaltungsgericht Chemnitz hat ent- Jetzt stehen die Brumbachs auf einem Platz deutschen Zirkusbetrieben und die anderen schieden, dass Weisheit das Gelände nicht im Landkreis Kelheim bei Essing. Auch hier Wildtiere im Zirkus solle Aigner nun persön- länger nutzen darf. Eigentlich wollte er bis sind sie nicht mehr erwünscht, wie an so vie- lich verantwortlich gemacht werden. (zr) Februar dort bleiben. Uwe Weisheit, der sich len Plätzen in diesem Jahr. (zr)

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Erneute Anzeigen gegen Circus Krone Ein Gutachten bescheinigt den meisten Elefanten, die im Circus Krone gehalten werden, chronische Krankheiten – bedingt durch die unzu- Das Hanseatische Oberlandesgericht hatte im Frühjahr die Ver- länglichen Haltungsbedingungen im Zirkus und während des Trans- öffentlichung der Undercover-Filmaufnahmen von PETA über portes, wie VIER PFOTEN im Rahmen der aktuellen Krone-Tournee die quälerischen Praktiken bei der Tierhaltung im Circus Krone herausgefunden hat. Es wurden die Verladezeiten und Aufenthalts- für zulässig erklärt. Im Dezember hat der dauer der Elefanten in den kleinen LKWs I. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs die beobachtet. Dabei wurde dokumentiert, dass Nichtzulassungsbeschwerde des Zirkusses die Tiere unverhältnismäßig lange in die zurückgewiesen. Das Urteil ist somit Transporter gesperrt werden. rechtskräftig. Circus Krone scheiterte damit zum dritten Mal mit dem Ansinnen, Bei den sieben dokumentierten Ortswech- die mit teils versteckter Kamera gedrehten seln standen die meisten Elefanten im Aufnahmen über die Tierhaltung im Zir- Durchschnitt gut 18 Stunden im Transpor- kus untersagen zu lassen. ter. Die reine Fahrtzeit der LKWs betrug dagegen durchschnittlich deutlich weniger als Das Oberlandesgericht Hamburg hat die drei Stunden. Wenn die Tiere bei nicht ein- Verbreitung der nach Auffassung von Kro- mal zwei Stunden Fahrtzeit bis zu 20 Stun- ne-Anwalt Dr. Walter Scheuerl rechtswidrig den im Transportwagen stehen müssen, stellt gemachten Videoaufnahmen deshalb nicht dies einen Verstoß gegen die Zirkusleitlinien gerichtlich verboten, weil nur „einzelne kur- dar, die eine möglichst kurze Transportzeit ze Bildsequenzen“ verbreitet und diese in fordern. Offenbar lässt Europas größter eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Zirkus seine hochsensiblen Tiere lieber ko- gezeigten Szenen eingebunden wurden. In stengünstig stundenlang im Hänger stehen, einem solchen Fall sei die Verbreitung sol- anstatt die Logistik zu verbessern. Die Vor- cher kurzen Bildsequenzen ausnahmsweise gänge zeigen, dass das Wohl der Elefanten durch das urheberrechtliche Zitatrecht nach im Zirkusalltag kaum eine Rolle spielt. Es § 51 Urheberrechtsgesetz gedeckt. wurde Anzeige erstattet. (zr) Quelle Vier Pfoten Circus Krone will Schwimmen mit Seelöwen als Therapieform anstoßen

Mitte Dezember konnte mensch sich in vielen Zeitungen Deutschlands gründen ohne Möglichkeit eines kompletten Wasseraustausches lässt über die Meldung wundern, der Circus Krone plane in Zukunft ein an die die Tiere ihr Leben lang in einer „Desinfektionslösung“ schwimmen, Delphin-erapie angelehntes „therapeutisches Schwimmen mit Seelö- die ihnen Haut und Augen verätzt. wen“. Die Meldung der dpa war hierbei nicht nur wieder einmal gänzlich auf einen möglichen Nutzen des Menschen beschränkt, sondern begann Der Bundesverband Autismus Deutschland e.V. gab darum Anfang 2011 unverschämterweise auch noch mit der Behauptung, die Idee bestehe, in einer Presseerklärung bekannt, die mit durchschnittlich 350 Euro nachdem die Delphin-erapie bereits „längst etabliert“ sei. pro 1/2 Std. zudem restlos überteuerte erapie weiterhin als wis- senschaftlich und moralisch bedenklich anzusehen und Alternativen Dabei sollte doch wenigstens mit diesem Märchen eigentlich längst vorzuziehen. Selbst die Erﬁnderin der „Dolphin-Assisted-eraphy aufgeräumt sein. Delphin-erapien sind nichts anderes als eine (DAT)“, Dr. Betsy Smith, hatte sich gleich nach ersten Versuchen im Kombination aus durchaus sinnvoller Hydro- bzw. Wassertherapie1, Rahmen ihrer Masterarbeit aus ethischen Gründen von dieser era- Urlaubsatmosphäre und der emotionalen Zuwendung eines – nach pieform distanziert. menschlichen Maßstäben – ohne Frage hochintelligenten und empa- thiefähigen Tieres. Und nun sollen also die Seelöwen ran? Es sind die gleichen Argumente und der gleiche hohe Preis, den die menschlichen Patient_innen im Die Hypothese der heilenden Wirkung des Ultraschalls der Tiere ist wörtlichen und die Tiere im übertragenen Sinne dafür zahlen müssen. jedoch aufgrund der viel zu kurzen Dauer der Anwendung² bereits seit Insgesamt wohl sehr viel eher die neue Geschäftsidee eines Tieraus- Langem widerlegt, obwohl sie von Vertretern kommerzieller Interessen beutungsunternehmens als das versprochene medizinische Wunder. in diesem Zusammenhang dreisterweise nach wie vor gestreut wird. Zumal von einem Zirkus angestoßen, der – wenig überraschend für Die Frage ist also, ob die in der Tat hilfreichen erstgenannten Faktoren Zirkusse mit Wildtieren – in der Vergangenheit immer wieder wegen nicht auch ganz einfach anders, z. B. durch menschliche Zuwendung Verstößen gegen das Tierschutzgesetz in der Kritik stand und dem sogar oder den Kontakt mit sogenannten „Haus“tieren, zu erreichen sind. In die Staatsanwaltschaft München erst im Oktober 2010 „bei letzterem Fall könnte bei Besuchen in den zahlreichen hoﬀnungslos einem Teil der Tiere [...] tatsächlich deutliche Hal- überfüllten Tierheimen oder auf Lebenshöfen sogar noch dem Tier tungsmängel sowie Verhaltensstörungen“ attestierte.

selbst geholfen werden, während die Meeressäuger für das emotionale 1 Durch das Schwimmen entsteht bei der/dem Patient_in „Event“ in enge Betonbecken gepfercht ihrer Freiheit und vieler ande- ein größeres Gefühl von Schmerz- und Bewegungsfreiheit rer grundlegender Bedürfnisse beraubt werden. ² Brensing et al, 2003

Die gesetzlich vorgeschriebene Chlorierung des Wassers aus Hygiene- von Per Schrath

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Tierbefreiung_74.indd 84 08.03.2012 12:55:55 Uhr Zoo und Zirkus Düsteres DDR-Erbe Das Horrorkabinett der „Affenmutti“ aus Hönow

Die Institution „Zirkus“ zählte seit je zu den staatstragenden Traditionen des „realexistie- renden Sozialismus“. Auch in der DDR wur- Schimpansin Babsi (8), heillos übergewichtig, wird mit Malzbier und MarshMallows abgefüllt (Photo C.Goldner/GAP) de diese Tradition hochgehalten: Anfang der 1960er wurden die ursprünglich privaten Zir- kusunternehmen Aeros, Barley (später umbe- der. Das 1941 von dem Sensationsartisten Ju- fiel das Zirkusgebäude einer Brandstiftung nannt in Olympia und letztlich in Berolina lius Jäger (1889-1952) begründete Unterneh- zum Opfer: Aeros war Geschichte.(2) und Busch) auf Anordnung des Kultusmini- men - benannt nach Jägers Künstlernamen steriums zur VEB Zentral-Zirkus zusammen- „Cliff Aeros“ (der sich als solcher mit einem Allerdings nur vorübergehend: 1993 erwarb gefasst und firmierten hinfort und hochoffizi- Katapult durch die Luft schießen ließ) - eine gewisse Christiane Samel von der Treu- ell als „Staatszirkusse der DDR“.(1) wurde, obgleich größter und traditionsreichster hand die verbliebenen Reste von Berolina und der drei Staatszirkusse mit festem Manegenbau Busch und ließ sich zugleich die Rechte an Mit der Wende wurden die drei volkseigenen in Leipzig, als Erstes von der Treuhand auf- dem Namen Circus Aeros übertragen. Samel, Zirkusbetriebe durch die Treuhand abgewickelt: gelöst: Nach erfolgloser Verpachtung für eine geboren 1944, war in der Zirkusszene der Die Namensrechte an Berolina und Busch wur- Saison wurde der Vorstellungsbetrieb Ende DDR keine Unbekannte: 1963 hatte sie den den, ebenso wie große Teile der technischen 1990 eingestellt. Der Grund für das schnelle Raubkatzendompteur Erhard Samel gehei- Ausrüstung, an einen West-Zirkus verkauft, Ende von Aeros lag in der heillos veralteten ratet, der bei Zirkus Busch mit einer Löwen- der indes bald pleite ging; die übriggebliebenen und heruntergekommenen Betriebsstätte in und Leopardennummer unter Vertrag stand. Tiere wurden an Zoos oder andere Zirkusse Leipzig, die nach der Wende kein zahlendes Nachdem sie mehrere Jahre als Billetabreiße- veräußert. Auch Circus Aeros kam unter die Rä- Publikum mehr anzulocken vermochte. 1992 rin und Eiscremeverkäuferin mitgereist war,

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beteiligte sie sich ab 1968 an den Raubtier- wieder in das Privathaus Samels nach Hönow ihr „nachgezüchteten“ Tiere Nachkommen darbietungen ihres Mannes: Leicht geschürzt umzogen; auch Elefantendame Daisy blieb im der 1975 aus den USA importierten drei und mit einer Boa um den Hals lief sie lasziv Besitze Samels, sie wurde im Hinterhof des Hö- Schimpansen – ist nicht bekannt. Die neuge- zwischen den Großkatzen herum. Mit dieser nower Hauses abgestellt (und erst Jahre später borenen Schimpansen jedenfalls wurden so- als „Dschungelsinfonie“ bezeichneten Num- an den Duisburger Zoo abgegeben). Angebliche fort ihren Müttern weggenommen und „von mer wurden die Samels in der Spielzeit 1974- Kontakte zum chinesischen Staatszirkus lösten Hand“ aufgezogen, um sie auf den Men- 75 von den legendären Circus Ringling Bros. sich in Luft auf, ebenso Samels hochfliegende schen, sprich: auf Christiane Samel, zu kon- and Barnum&Baily zu einem Gastspiel in die Pläne, nach Kenia auszuwandern und dort einen ditionieren und dergestalt leichter dressier- USA eingeladen, von wo sie - entgegen be- Freizeitpark zu eröffnen.(4) bar zu machen. Die älteren, für ihre Shows hördlichem Einfuhrverbot - drei Schimpan- nicht mehr brauchbaren Tiere wurden unter sen mit zurück in die DDR brachten, die sie Nach ihrem Totalabsturz als „Zirkusdirek- indiskutablen Bedingungen weiterhin im für 4.500 US-Dollar gekauft hatten. torin“ begann Christiane Samel erneut, mit Untergeschoss ihres Hauses gehalten. ihren Affen über Volks- und Straßenfeste zu Sofort - und ohne die geringste Kompetenz tingeln. Zudem bot sie auf Werbeflyern und Im Jahre 2002 begründete Samel einen ei- im Umgang mit Menschenaffen - begannen genen Spendensammelverein mit dem wis- sie, Nachwuchs für eine geplante „Schimpan- senschaftlich klingenden Namen Pro Dryo- senshow“ zu züchten. Dem Vernehmen nach pithecus e.V. (Dryopitheci sind ausgestorbene gingen aus den drei mitgebrachten Schimpan- Altweltaffen, die vor mehr als 12 Millionen sen letztlich elf „Nachzuchten“ hervor. 1980 Jahren lebten), dem angeblich 60 Mitglieder zerstritten sie sich mit der Direktion des Zirkus zugehören. Zweck des Vereins ist laut Sat- Busch und machten sich, zusammen mit ihren zung „der Schutz und die Hilfe für Schim- drei Kindern, unter dem Signet Samels Affen- pansen in ihrer natürlichen Umwelt sowie zirkus selbständig. Seit Anfang der 1990er trat in menschlicher Haltung. Schimpansen aus Christiane Samel alleine mit den dressierten Zirkus und darstellendem Gewerbe wollen Schimpansen auf, die seit je im Untergeschoss wir einen weitestgehend artgerechten Le- ihres Einfamilienhauses in Hönow, einem bensabend geben.“ Auch von der „Errich- dichtbebauten Vorort von Berlin (gleich hin- tung einer internationalen Auffangstation ter Marzahn), gehalten wurden. Erst zehn für Primaten, insbesondere für Schimpan- Jahre später wurde im Hinterhof des Hauses sen“ ist die Rede, für die eingehende Spen- eine ausbruchsichere Käfiganlage errichtet. dengelder verwendet werden sollen. (6) Als „Ehrenpräsident“ des Samel-Vereins firmiert 1993 erweckte Samel mit Hilfe großzügig ein gewisser Gerhard Klauß, bis zur Wende ausgereichter Aufbaukredite den Circus Aeros Generaldirektor der VEB Zentral-Zirkus der zu neuem Leben. Mit geliehenem Zelt, mehr DDR und heute Betreiber einer (völlig un- als 120 Angestellten – 100 davon Artisten, bedeutenden) Deutschen Artistenagentur. Clowns und Dompteure – und nicht weniger Entwürdigend: Schimpansenmädchen Erna in Samels als 120 Tieren bereiste sie allein in der Saison Zirkusshow (Photo: Archiv GAP) Vor dem Hintergrund behördlicher Aufla- 1994 sechzig ostdeutsche Gastspielorte und gen wurde ab 2002 im Hinterhof des Samel- erzielte mit einem DDR-Nostalgieprogramm im Internet die Möglichkeit an, die Schim- Hauses auch eine Käfiganlage als „Freigehe- beachtlichen Zuspruch.(3) Neben verschie- pansen für private Vorführungen zu buchen: ge“ errichtet, die den Schimpansen tagsüber denen Akrobatikdarbietungen wurden vor „Wir kommen gern in Einkaufscenter, Kitas, und bei geeigneter Witterung etwas mehr allem Tiger-, Bären- und Elefantendressuren Schulen, Behinderten- und Seniorenheime, Platz bot. Auch wenn die 2005 fertiggestellte gezeigt, Direktorin Samel selbst führte Lach- zu Weihnachtsfeiern, Fasching – gern auch zu „Freianlage“ den Bestimmungen des bundes- nummern mit ihren Schimpansen vor (Schim- Ihrer Privatparty“. Bei den 1-stündigen Shows ministeriellen Säugetiergutachtens von 1996 pansin Erna beispielsweise musste mit rosa- mussten die Schimpansen, meist in lächerliche entsprach, die für 14 Schimpansen eine Ge- farbenem Rüschenkleid auftreten, unter dem Kostüme gesteckt, andressierte Kunststücke hegegrundfläche von gerade einmal 145qm ständig ein viel zu großer Schlüpfer hervor- vorführen. Darüber hinaus vermietete sie die vorsieht, konnten und können die Unter- rutschte, über den sie dann zu stolpern hatte). Affen für TV- und Filmaufnahmen – u. a. war bringungsverhältnisse im Untergeschoss des sie bei Günther Jauch, Dieter Hallervorden Wohnhauses, in dem sich die Affen die meis- Der Erfolg hielt jedoch nicht lange an: Trotz oder Stefan Raab zu Gast – , auch für Werbe- te Zeit aufhalten, diese Bedingungen nicht zunehmender Ausrichtung des Programms spots jeder Art wurden sie eingesetzt.(5) ansatzweise erfüllen. Zu weiteren Schritten auf „erotische“ Showelemente - mithin ein wollten die zuständigen Behörden sich indes Schlangentanz mit dürftig bekleideter Aktrice Da für die Shows nur Schimpansenkinder nicht durchringen, da diese nur eine Beendi- - verloren sich vielfach weniger Zuschauer im eingesetzt werden konnten – ab Geschlechts- gung der Schimpansenhaltung Samels hätten Manegenrund, als Artisten dort auftraten. An- reife, das heiß: ab dem 6.-9. Lebensjahr, wer- bedeuten können; es hätte dies den Behörden fang 1997 meldete Aeros Konkurs an. Fuhrpark, den Schimpansen jederzeit möglicher und die Verantwortung für die Schimpansen auf- Interieur und Tiere mussten verkauft werden, nicht kontrollierbarer Aggressionsausbrüche erlegt, die man nirgendwo vernünftig unter- um wenigstens Teile des gigantischen Schulden- wegen zur Gefahr für das Publikum –, mus- zubringen gewusst hätte. Also ließ man die berges abzutragen, den Samel aufgehäuft hatte. ste sie ständig für Nachwuchs sorgen. Ob sie Sache einfach weiterlaufen, auch als bekannt Sie behielt nur die Schimpansen, die vom auf- dabei die Risiken von Inzucht ausschloss – wurde, dass Samel das ihr auferlegte Nach- gelösten Aeros-Winterquartier in Hoppegarten dem Vernehmen nach sind alle elf der von zuchtverbot schlichtweg ignorierte.

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Käfiganlage in Samels Hinterhof (Photo: Archiv GAP)

Eilfertig allerdings willigte die selbsternann- Oder am 12.02.2008 stattgegeben wurde: Drei der verbliebenen Samel-Affen starben te „Affenmutti“ ein, einige der – älteren und Die Schimpansen konnten vorläufig bei ihr in relativ jungen Jahren (einer davon erst vier damit für ihre Shows unbrauchbaren – Affen verbleiben (Az.:1L363/08). Jahre alt), der Verbleib eines weiteren Affen abzugeben. Eine ältere Schimpansin wurde – Samel hält heute (angeblich) nur noch vier in der Tat an den Tierpark Hellabrunn in Die Landkreisbehörden stellten gleichwohl Schimpansen – ist ungeklärt.(9) München überstellt. Eine Übernahme wei- und unmissverständlich fest, dass „die Schim- terer Affen durch die Primatenauffangstation pansen in Hönow nicht artgerecht gehalten Ob Samel trotz des ihr auferlegten Verbotes Stichting AAP in Holland scheiterte daran, werden. Das Ziel einer Umsiedlung der Tiere immer noch durch Kindergärten und Seni- dass AAP grundsätzlich nur Affen aufnimmt, in ein Quartier mit artgerechten Haltungsbe- orenheime tingelt oder mit den Schimpan- wenn sichergestellt ist, dass die bisherigen dingungen wird deshalb [...] weiter verfolgt. sen auf Privatparties auftritt, konnte nicht Halter sich keine neuen Affen mehr zulegen Der Landkreis nimmt die Gelegenheit wahr, ermittelt werden. Auf ihrer Website macht bzw. die Affenhaltung dauerhaft eingestellt darauf hinzuweisen, dass von ausgewachsenen sie jedenfalls nach wie vor Reklame dafür. wird. Samel hingegen wollte nur ihre „unnüt- Schimpansen eine erhebliche Gefahr auch für (10) Nach wie vor jedenfalls bietet sie die zen Fresser“ loswerden.(7) Menschen ausgeht. Das gilt auch für Affen im Möglichkeit an, gegen Entgelt eine „Spiel-“ jugendlichen Alter, die bereits über ein erheb- oder auch „erapiestunde“ mit einem ihrer Nachdem Anfang 2008 einer der Schimpan- liches Aggressionspotential verfügen. [...] Es Affen zu verbringen: „Sie möchten einmal sen, die Samel regelmäßig auch zum Einkau- wird eindringlich davon abgeraten, Frau Sa- einen Schimpansen anfassen und streicheln, fen in den örtlichen Supermarkt mitnahm, mel für Auftritte mit ihren Affen zu buchen. ihn vielleicht auf den Arm nehmen, ihn einer Bäckereifachverkäuferin zwei Finger Die hierfür von der Kreisverwaltung erforder- drücken und knuddeln? Sie möchten spü- abgebissen hatte, erließen die zuständigen liche Erlaubnis wurde ihr nicht erteilt.“(8) ren, wie ein Schimpanse ihre Zuneigung Landkreisbehörden eine Ordnungsverfü- erwidert, wenn Sie ihm Ihre Liebe und Ihre gung zur Gefahrenabwehr. Es wurde verfügt, Weitere Schritte wurden gleichwohl erneut Aufmerksamkeit schenken? Sie möchten in dass die Schimpansen in eine artgerechte nicht unternommen, zumal Samel wenig absoluter Nähe zu einem Schimpansen mer- Haltung umzusiedeln seien. Bis dahin wurde später fünf ihrer Affen (einschließlich ihres ken, wie wunderbar und anrührend ähnlich Samel untersagt, die Schimpansen öffentlich früheren Superstars „Erna“) an den Zoo er uns Menschen doch ist?“(11) Kosten: 200 zur Schau zu stellen. Samel legte Wider- Nanning in der südchinesischen Provinz EUR pro Stunde. spruch ein, dem im Rahmen eines Eilverfah- Guangxi verkaufte (der seiner mangelhaften rens vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt/ Tierhaltung wegen seit je in der Kritik steht). Colin Goldner

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Ende Dezember 2011 buchten zwei Tierrechtler des Great Nachhinein Ape Project [vgl. TIERBEFREIUNG 72/2011] undercover erfuhren eine „Spielstunde“ mit einem der Samel-Schimpansen, sie, dass um auf diese Weise Einblick in Haltung und Vermarktung vor Jahren der Tiere zu gewinnen. Obgleich sich Frau Samel bei den Samel- telefonischen Vorgesprächen ausgesprochen misstrauisch Ehemann zeigte und eine Vielzahl an Vorbedingungen erfüllt sehen Erhard wollte, setzte sie gegen 200 EUR „Futterspende“ einen mehrere Termin fest, an dem die „Spielstunde“ stattfinden sollte. Finger ein, Die beiden GAP-Aktivisten wurden vorbei an der Käfiganla- ge im Hinterhof des Samel-Hauses in einen bunkerartigen, Ex-Zirkus- dompteuse mit Stahlgitterschleuse und umlaufenden Weidezaundräh- Christiane Samel ten gesicherten Raum geführt und angewiesen, auf (67) (Photos: bereitstehenden Besucherstühlen Platz zu nehmen. Nach C.Goldner/GAP) einer extrem schulmeisterlich vorgetragenen Belehrung verließ Samel den Raum, um nach kurzer Zeit mit der achtjährigen Schimpansin Babsi – angeleint an einer eng um den Hals gelegten Würgekette – zurückzukehren. In Kasernenhofton wurden verschiedene Aktivitäten ange- ordnet – Füttern mit Götterspeise, gemeinsames Ansehen Erst im Nachhinein erfuhren sie, dass vor Jahren Samel- eines Bilderbuches etc. –, die der Schimpansin offenbar Ehemann Erhard mehrere Finger eingebüßt hatte, ein gut bekannt waren: Sie machte jedenfalls bereitwillig Schimpanse hatte sie ihm abgebissen. Auch das Risiko mit. Gelegentlich nur zuckte sie zusammen, wenn Samel einer Krankheitsübertragung – nach beiden Seiten hin – ihre Anweisungen besonders barsch vortrug. Nach einer wird von Samel offenbar völlig ignoriert. Stunde wurde die Schimpansin wieder hinausgeführt: Ende der Vorstellung. Nachfragen zur Haltung oder zur me- Das Great Ape Project wird dafür sorgen, dass das seit dizinischen Versorgung der Tiere wurden brüsk unterbun- vier Jahren bestehende Verbot, die Schimpansen öffent- den. Ein näherer Blick auf die Käfiganlage wurde ebenso lich zur Schau zu stellen – wozu auch die „Spielstunden“ verhindert wie ein Blick ins Innere des Wohnhauses. zählen –, endlich konsequent durchgesetzt wird und Verstöße dagegen auch geahndet werden. Des Weiteren Auch wenn die beiden Tierrechtler sich während der wird Strafanzeige gegen Samel u. a. wegen Verstoßes ge- „Spielstunde“ keinem persönlichen Risiko ausgesetzt gen das Tierschutzgesetz erstattet werden mit dem Ziel, sahen, erschien ihnen doch die ganze Inszenierung als ihr die weitere Haltung der Schimpansen zu untersagen. völlig unverantwortlich: Nicht auszudenken, wenn die gut Auf Einsicht ist bei Christiane Samel nicht zu hoffen: 60kg schwere Schimpansin aus irgendwelchem Grunde Eine ihrer Schimpansinnen ist hochschwanger und wird einen Wut- oder Aggressionsanfall bekommen hätte. in Kürze ein Baby zur Welt bringen.

Anmerkungen und Quellenangaben

(1) Zirkusse, die heute unter den Traditionsnamen Berolina, Busch oder Aeros unterwegs sind, haben mit den seinerzeitigen Staatszirkussen der DDR nichts zu tun.

(2) Winkler, D.: Wie beerdigt man einen Zirkus? Das langsame Sterben des Staatszirkus der DDR. Norderstedt, 2001

(3) Kegel, S.: ’Aeros’ hat jetzt wieder Oberwasser. in: Berliner Zeitung vom 4.11.1995

(4) Reich, A.: Der Zirkus ist tot, es lebe der Zirkus. in: Berliner Zeitung vom 18.1.1997

(5) www.schimpansenshow.de [12.1.2012]

(6) www.affenbaby.de/01verein.htm [12.1.2012]

(7) www.peta.de/web/home.cfm?p=2514 [10.1.2012]

(8) Pressemitteilung des Landkreises Märkisch-Oderland vom 14.02.2008 www.maerkisch-oderland.de/molaktuelles/aktu- ellesdetail_druck.php?id=714 [10.1.2012]

(9) www.peta.de/samel [10.1.2010}

(10) www.schimpansenshow.de [12.1.2012]

(11) www.affenbaby.de/13schimpansenkontakt.htm [12.1.2012]

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Tierbefreiung_74.indd 88 08.03.2012 12:55:59 Uhr Zoo und Zirkus Affenrefugium Gänserndorf bei Wien Am 6. September 2011 stellte Michael Aufhauser, Begründer des Tierschutzzentrums „Gut Aiderbichl“ der Öffentlichkeit sein neuestes Projekt vor: das „Affenrefugium Gänserndorf“ bei Wien (siehe TIERBEFREIUNG #72)

berkäse, Frankfurter Würstchen und ohne Druck und Leistungszwang“. Was im- Käsekrai-nern auf der Speisekarte, mer das heißen soll. Mit dem Gänserndorfer seither hat man auf Vegetarisches Affenrefugium jedenfalls, so Aufhauser, wer- umgestellt) und der Verkauf von de es keinerlei Gnadenhoftourismus geben. Merchandisingprodukten (z. B. Erstmalig, seit er vor gut zehn Jahren ins Billiganorak mit Aiderbichl-Logo Gnadenhofgeschäft eingestiegen ist, schien 79,96 €) Millionenumsätze sichern, es ihm wirklich um „Hilfe für die gequälte wird das wirklich große Geschäft Kreatur“ zu gehen und nicht um Profit oder mit Spenden und Patenschaften ge- persönliche Imagepflege. Er übernahm vier- macht, zu denen die Besucher subtil, zig Schimpansen aus einem aufgelassenen aber nachhaltig gedrängt werden: österreichischen Versuchslabor, die, gefan- Nicht wenige überantworten „Ai- gengehalten in winzigen Käfigen, jahrzehn- derbichl“ ihren kompletten Nachlass. telang für völlig unsinnige Pharmaforschung Und wofür? Für das gute Gefühl, missbraucht worden waren. Infiziert mit das Aufhauser im Gegenzuge offe- HIV oder Hepatitis wären sie ohne Aufhau- riert, weniger schuld sein zu müssen sers Engagement eingeschläfert worden. an der gnadenlosen Unterdrückung und Ausbeutung von Tieren, die Die immensen Kosten für die Errichtung des man durch das eigene Konsumver- Gänserndorfer Schutzzentrums ebenso wie halten mit verursacht. Als Mitglied die laufenden Kosten teilen sich Gut Aider- der „Aiderbichl-Familie“ muss man bichl, das Land Niederösterreich sowie – aus das eigene Verhalten nicht reflek- (vorgeblich) ethischen Erwägungen und ohne tieren, verändern schon gar nicht: Rechtsverpflichtung – der US-Pharmakon- Es reicht, eine Gnadenhofspende zern Baxter, der das aufgelöste österreichische abzudrücken, um sich weiterhin und Labor samt den Affen übernommen hatte, für Archiv Great Ape Project ohne schlechtes Gewissen Cordon Bleu und diese aber keine Verwendung fand. Kalbsmedaillon schmecken lassen zu kön- Ex-Tourismusmanager Aufhauser (59), der nen. Zahllose „Promis“ machen es vor, von Für die Planung und Umsetzung des Affenre- mit seinem Aiderbichl-Konzept, notleidende Uschi Glas, Karl Moik und Hansi Hinter- fugiums, errichtet auf dem weitläufigen Areal Tiere aufzunehmen, um sie anschließend seer hin zu Axel Schulz und Ralf Schuma- eines pleitegegangenen Safariparks, wurde mitleidstouristisch zu vermarkten, mittler- cher, die sich alljährlich zu dem unsäglichen der Sachverstand führender Primatologen weile ein Imperium von zwanzig „Gnaden- TV-Spektakel „Weihnachten auf Gut Aider- und Veterinärmediziner eingeholt, mit dem höfen“ in Österreich, Süddeutschland und bichl“ einfinden. Zur Weihnachtsprominenz ausdrücklich formulierten Ziel, den durch- der Schweiz aufgebaut hat, hat offenbar von 2011 zählten Helene Fischer, die Kastel- wegs schwerst traumatisierten Schimpansen einen Nerv der Zeit getroffen: Ganze Bus- ruther Spatzen und der unvermeidliche DJ die denkbar bestmögliche Unterbringung und ladungen vornehmlich älterer Herrschaften Ötzi, Inbegriff fleischfressender Grenzdebi- Versorgung zu garantieren, die ein Leben in branden täglich allein über sein Stammhaus lität („Burgerdance“). Selbst David Hassel- Gefangenschaft – anderes wird es für sie nie in Henndorf nahe Salzburg herein. Von weit hoff und Larry Hagman, besser bekannt als mehr geben – ihnen bieten kann. Gänsern- mehr als hunderttausend Besuchern pro J.R., sind begeisterte „Aiderbichler“. dorf konnte in der Tat – zumindest in der Jahr ist die Rede, die vor dem Schlachter ge- Planungs- und Bauphase – als „Leuchtturm- rettete Pferde, Kühe, Schweine, Gänse oder Bei all dieser Ablasshandelei dienen die zur projekt praktizierter Tierethik“ bezeichnet Hühner besichtigen wollen. Schau gestellten Tiere als nicht viel mehr denn werden. Vergleichbare Einrichtungen gibt es Staffage, was wohl auch Aufhauser bewusst nur in Florida (Save the Chimps), wo ausran- Während allein Eintrittsgelder (normal 9 €, ist: Wortreich betont er, dass in Gut Aider- gierte Schimpansen des US-Raumfahrtpro- geführte 2 Std.-Tour mit Prosecco-Empfang bichl „alle Tiere die Möglichkeit (haben), sich grammes in relativer Freiheit leben können, 24 €), Restaurantbetriebe (bis 2008 mit Le- nach ihrer Art und Weise zu präsentieren, also und in Holland (Stichting AAP), wo aus

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Tierbefreiung_74.indd 89 08.03.2012 12:55:59 Uhr Zoo und Zirkus

Zirkussen, Zoos oder Laboratorien befreite die Drillingsgeburt seiner weißen Tiger Primaten Zuflucht finden. Akim, Baghira und Cäsar als eine „zoo- logische Sensation“ und als einen „Ar- Zur großen Eröffnungsfeier des Gänserndor- ZOO- tenschutzbeitrag“ deklariert, spricht der fer Affenrefugiums war neben jeder Menge Österreichische Tierschutzverein von Lüge, Politprominenz auch Jane Goodall, Kultfigur Delfinfriedhof Täuschung und von Qualzucht. Denn nach der Primatenforschung, zugegen. Stolz führte Duisburg Angaben der Tierschützer sei bei keiner Aufhauser ihr die neuerrichteten Außenanla- MELDUNGEN anderen Tierart in Gefangenschaft der gen vor. Einige der Schimpansen hatten diese Das Wal- und Delfinschutz-Forum Inzest- und Inzuchtgrad so hoch wie bei bereits tags zuvor erstmalig inspiziert: Zögernd (WDSF) und ProWal haben Klage weißen Tigern. waren sie ins Freie getreten, hatten ungläubig gegen den Duisburger Zoo eingereicht. umhergeblickt; dann hatten sie begonnen zu Bisher weigerte sich die Stadt, Einsichten in Deshalb liegt die Totgeburtenrate und lachen, hatten einander umarmt und waren la- die Zoo-Akten zu geben. Die Tierschützer Jungtiersterblichkeit deutlich höher als bei chend der Sonne entgegengeschritten, die sie versuchen schon seit Jahren, an Unterlagen normalfarbigen Tigern. Bei keiner anderen noch nie zuvor gesehen hatten. Nicht nur Jane über die Haltung der Delfine im Duisburger Tierart zeigen so viele Nachkommen auf- Goodall, die sie fünfundzwanzig Jahre zuvor in Zoo heranzukommen. Ein Zoo mit einem grund der Inzuchtdepressionen Missbil- den 1,50 mal 1,50 Meter großen Käfigen des Delfinarium untersteht dem Umweltinfor- dungen des Skelettes, der Organe (Nieren), Pharmalabors erstmalig gesehen hatte, hatte mationsgesetz und ist somit auch darüber des zentralen Nervensystems oder der Au- Tränen in den Augen, als sie ein Video dieses auskunftspflichtig, wie die Tiere gehalten gen. So müssen die Tiger des Kameltheaters, ersten Ausflugs der Schimpansen in ihre neu- werden. In Nürnberg hatte eine derartige so die Aussage einer Kernhof-Mitarbeiterin, gewonnene Freiheit sah. Klage Erfolg. Das NRW-Umweltministe- mit Augentropfen behandelt werden, damit rium bestätigte, dass in den letzten 20 Jah- sie nicht so schnell ihre Sehkraft verlieren. ren 15 Delfine im Duisburger Delfinarium Ausgerechnet der Flughafen Wien, der selbst gestorben sind, davon neun Delfinbabys. Millionen an Steuergeldern verschlingt, Die Tierschützer vermuten allerdings hö- sponsert das Kameltheater. here Zahlen. Im Sommer gab es in Du- isburg dreifachen Delfinnachwuchs. Die Es kam zum Streit um die Publikumsma- Tierschützer sind der Meinung, hierbei gneten, weil sie gar nicht dem niederös- handele es sich um künstliche Befruch- terreichischen Zoo, sondern einem deut- tung, was nicht den EU-Zoo-Richtlinien schen Safari-Park „gehören“ sollen. Das entsprechen würde. (zr) behauptet zumindest dessen Anwalt. Erst im Vorjahr war die Mutter der Tigerbabys, Fasanerie: Erst streicheln, Burani, aus Nordrhein-Westfalen nach Ös- dann meucheln terreich gekommen. Zunächst als Leihga- be mit Kaufoption, dann will Zoo-Betrei- Die hessische Landeshauptstadt Wiesba- ber Herbert Eder das Tier rechtmäßig für den betreibt im Nordwesten der Stadt den 13.000 Euro gekauft haben. Es kam An- Tier- und Pflanzenpark Fasanerie. Mindes- fang November zur Gerichtsverhandlung. tens fünf Ziegen sind laut PETA dort ohne Die Richterin schlug eine Mediation vor. Betäubung getötet worden, um sie an Tiere Findet man keine Lösung, geht es im März Ob die Schimpansen zu einem einigerma- des Parks zu verfüttern. Es wurde Anzeige 2012 vor Gericht weiter. (zr) ßen selbstbestimmten Leben zurückfinden, bei der Staatsanwaltschaft gegen die Ver- wie Jane Goodall es ausdrückte, könne erst antwortlichen des Tierparks erstattet. Das Rumänien: die Zeit zeigen. Die insofern wesentliche Durchtrennen der Kehle ohne Betäubung Zoo-Tiger erschossen Frage, so die unausgesprochene Fortführung verstößt gegen die Tierschutzschlachtver- ihres Gedankens, sei, ob Michael Aufhauser ordnung sowie das Tierschutzgesetz und Eine aus einem Zoo entlaufene sibirische sein Versprechen halte und die Affen ihre stellt eine schwere Tierquälerei dar. Laut Tigerin ist Mitte Dezember in Rumänien verbleibende Lebenszeit unbehelligt und in eigenen Angaben werden in der Fasanerie erschossen worden. Die 14 Jahre alte Mi- Würde zubringen lasse, anstatt sie in den etwa zehn Prozent des Futterbedarfs für haela war durch die Unachtsamkeit eines Rummel seines Aiderbichler Tierschutz- die Wildtiere in der Fasanerie selbst ge- Pflegers aus dem Tierpark im siebenbür- tourismus einzuspannen. Erwartungsgemäß schlachtet, dies geschehe aber im Fall der gischen Hermannstadt entkommen und hielt er sich nicht an sein Wort: Schon drei Ziegen nach einer Betäubung mit einem streifte stundenlang durch die Stadt. Nach Wochen nach der Eröffnung der Anlage wur- Bolzenschuss. PETA verweist auf vorlie- einer großräumigen Fahndung wurde die de die erste Besuchergruppe – sogenannte gendes Bildmaterial, das eine andere Spra- Tigerdame in einem Wald am Stadtrand PLUS-Paten, die wenigstens 160 € pro Jahr che spricht. (zr) von Polizisten, Feuerwehrleuten, Hobby- spenden – zu einem „Exklusivbesuch bei den jägern und Tierärzten umzingelt und zu- Schimpansen“ nach Gänserndorf verbracht: Kameltheater Kernhof: nächst mit einer Beruhigungsspritze an- Transfer/Eintritt 59 €. Zwei Wochen später Inzucht und Qualzucht geschossen. Daraufhin wurde das im Zoo kam die zweite Gruppe... geborene und dort aufgewachsene Tier ag- Während Herbert Eder, Besitzer des Ka- gressiv, so dass ein Jäger schließlich einen Colin Goldner meltheaters im österreichischen Kernhof, tödlichen Schuss abgab. (zr)

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Tierbefreiung_74.indd 90 08.03.2012 12:56:00 Uhr Coupon per Post an die tierbefreier e.V. Postfach 150325 44343 Dortmund oder per Fax an 040/38017854612 JA, ICH MÖCHTE...... die tierbefreier e.V. im Kampf für die uneingeschränkten Lebensrechte der ...die TIERBEFREIUNG abonnieren und 4x im Jahr zugeschickt bekommen. Tiere unterstützen. Die Höhe meines Mitgliedsbeitrages bestimme ich selbst Der Abopreis beträgt 15 Euro (inkl. Versand) und wird jährlich abgebucht. (Mindestbeitrag 31 Euro/Jahr). Als Unterstützer_in bekomme ich das Magazin Mir ist bekannt, dass ich das Abo innerhalb von 14 Tagen widerrufen kann TIERBEFREIUNG 4x jährlich zugeschickt. (e-Mail an [email protected]). Mitgliedschaft Zeitungsabo

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Tierbefreiung_74.indd 91 08.03.2012 12:56:01 Uhr Verschiedenes Gegendarstellung und mehr

Bezugnehmend auf den Artikel „Free Animal und der Antitierbenutzungshof“ in der TIERBEFREIUNG Nr. 72, S. 83.

Der Artikel enthält eine offensichtliche Falschbehauptung, die wir im Hier die entsprechende Passage aus derselben E-Mail wie der unter Folgenden richtigstellen, sowie einseitige Darstellungen, zu denen wir Punkt 2 genannten: uns hiermit äußern möchten: „Weiterhin traurig finden wir es, daß z. B. die Hunde auf den Lebens- 1. „Daniel vom ATBH hat seine eigenen Pferde vor Jahren noch selbst höfen (zumeist) nicht vegan ernährt werden. Wir haben uns ja dies- zum Schlachter gebracht (zu lesen unter Zukunft und Vergangenheit auf bezüglich schon hin und her ausgetauscht, und wir finden das schon der Webseite des ATBH http://antitierbenutzungshof.de).“ echt hart, zumal Free Animal, so wie wir das verstehen, damals als Zufluchtstätte für sogenannte Nutztiere gegründet wurde und jetzt so Diese Behauptung ist falsch. Wie unter der genannten Seite (anders viele Tiere auf den Höfen von sogenannten Nutztieren ernährt werden. als behauptet nennt sich diese Rubrik „Geschichte und Zukunft“: Wir wollen das ema der veganen Hundeernährung (Durchführung, http://www.antitierbenutzungshof.de/antitierbenutzungshof/ge- Machbarkeit, ...) jetzt nicht nochmal aufgreifen, wir sehen es halt so, schichte.html) eindeutig geschildert, kaufte Daniel - sobald er daß es möglich wäre, und es erfüllt uns mit einer gewissen Verzweif- die finanziellen Möglichkeiten dazu hatte - die Pferde eben vom lung, wenn durch die Aufnahme von Hunden die Schlachthofkultur Schlachter frei: aufrechterhalten wird, gerade auf Lebenshöfen, die damit die Chance verpassen aufzuzeigen, daß es möglich wäre, auch bei der Hundeer- „Anfangs war ich noch zu jung und hatte zu wenig Geld, um die Pferde nährung davon wegzukommen. Bei Katzen, um die es bislang ja gar freizukaufen. Ich fand es sehr schlimm, daß die Pferde zum Metzger nicht ging, denken wir das Gleiche.“ kamen, aber Reiten, Halten und Züchten noch toll und ganz normal und ging noch eine ganze Weile weiter zum Reitunterricht. Als ich Wir sind so dreist zu behaupten, daß wir die Schilderung in Angelikas dann irgendwann die Möglichkeit hatte, Pferde, die zum Metzger Artikel, daß auf den von Free Animal unterstützen Lebenshöfen, auf de- sollten, zu retten, machte ich das.“ Daniel hat also niemals ein Pferd nen auf unsere Anregung hin die vegane Hunde- und Katzenernährung (weder „seine eigenen“ noch irgendein anderes) zum Schlachter ge- versucht wurde, die (d. h. alle?!) Katzen die vegane Ernährung total verbracht. Dies oder Ähnliches hat demnach nie auf unserer Website geweigert hätten und „die [alle?!] alten und kranken Hunde an Erbrechen standen. Die genannte Rubrik wurde seit ihrer Erstellung auch noch und Durchfall litten“, nicht ganz glauben können bzw. die Versuche, nie aktualisiert. diese Tiere vegan zu ernähren, für nicht ganz aufrichtig oder ernsthaft halten (wir halten es z. B. für wahrscheinlich, daß es nicht lange bzw. [Anmerkung der Redaktion: Für diese Aussage hatte sich Free Animal konsequent genug versucht wurde). Weltweit werden unzählige Kat- in der TIERBEFREIUNG Nr. 73 entschuldigt.] zen und noch mehr Hunde vegan ernährt (sonst wäre das mittlerweile vielfältige Angebot an veganer Nahrung für diese Tiere absurd), wir 2. „Der ATBH wirft Free Animal vor, sich mit ‚noch mehr geretteten hatten noch nie nennenswerte Schwierigkeiten damit, Katzen und Tieren‘ auf der HP und auf den Flyern zu brüsten und die gesamte Hunde vegan zu ernähren und lernen auch ständig Hunde (auch alte Reichweite der Tierausbeutung unter den Tisch zu kehren.“ und kranke) kennen, die damit keine Probleme haben. Den Gedanken, daß vegane Hundenahrung bei (allen?!) alten und kranken Hunden zu Das genannte Zitat können wir in unseren E-Mails an Free Animal Durchfall und Erbrechen führen soll, können wir nicht nachvollzie- bzw. Angelika nicht finden. Wir gehen davon aus, daß sie sich auf hen. Beispielhaft sei hier auch auf Endstation Hoffnung (ebenfalls ein folgende Stelle in unserer E-Mail vom 29.05.2011 bezieht: von Free Animal unterstütztes Projekt) verwiesen, wo alle Hunde und Katzen (die unseres Wissens vorwiegend alt oder krank sind) vegan „Wir finden die Idee hinter Free Animal und den einzelnen Höfen ernährt werden. toll und natürlich die Tatsache, daß dadurch Tiere gerettet werden können und ein Zuhause finden. Wir denken auch, daß der Wunsch In Angelikas Artikel wird weiterhin geäußert, wir hätten vorgeschla- und das Ziel der Betreiber*innen eine tierausbeutungsfreie Gesell- gen, daß „die Tiere dann hungern sollten, bis sie die vegane Ernährung schaft ist, aber wir finden es sehr, sehr schade, daß das so wenig im akzeptieren, da sie ja auch in freier Wildbahn nicht jeden Tag was zu Flyer oder auf der Website von Free Animal rüberkommt. Es geht uns fressen finden“. da zu vordergründig um die einzelnen geretteten Tiere - Tieraus- beutung insgesamt wird u. E. nicht wirklich kritisiert (z. B. keine Abgesehen davon, daß wir Termini wie „freie Wildbahn“ oder „fres- ausdrückliche Kritik an „Fleischkonsum“ o. ä., keine Forderung von sen“ nie verwendet haben, haben wir (über einen Vergleich mit Wöl- Veganismus, ...).“ fen oder Löwen, die auch mal mehrere Tage lang nichts essen, hinaus) zahlreiche konkrete Tips zur Umstellung auf vegane Hundenahrung Es ist sehr bedauerlich, daß (u. E. konstruktive und freundlich vor- gegeben, die zunächst noch als „super“ bezeichnet wurden. Es nun in gebrachte) Kritik unerwünscht ist und auf solch negative Reaktionen dem Artikel so darzustellen, als hätten sich unsere Vorschläge darin be- wie den betreffenden (u. E. unsachlichen) Artikel anstatt auf Refle- laufen, Tiere hungern zu lassen, halten wir für eine äußerst einseitige xion stößt. und unfaire Darstellung.

3. „Es wird uns vorgeworfen, die ‚Schlachthofkultur‘ zu fördern, weil wir Da der Vorwurf der Machtausübung in Bezug auf vegane Hunde- und nicht alle Hunde und Katzen auf den Höfen vegan ernähren.“ Katzennährung nicht nur in diesem Artikel, sondern des öfteren ge-

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äußert wird, ohne daß BefürworterInnen der veganen Hunde- und System handelt), kann auf unserer Internetseite unter Katzenernährung sich hierzu äußern (können), möchten wir, da wir http://www.antitierbenutzungshof.de/antitierbenutzungshof/hof. diese Diskussion für wichtig und den Diskurs des „Aufzwingens der html nachgelesen werden. veganen Lebensweise“ für Stimmungsmache halten, gerne das wiederholen, was wir dazu bereits Angelika per E-Mail mitgeteilt haben: Zu Sissi (zum Hintergrund siehe http://www.antitierbenutzungs- „Wir ﬁnden nicht, daß es Machtausübung oder Heuchelei ist, einem hof.de/helfen/sissi.html) ist zu sagen, daß uns zunächst von Free Hund oder einer Katze absolut keine ermordeten Tiere geben zu wol- Animal bzgl. unseres Vorhabens, Sissi operieren zu lassen, Unter- len! Im Gegenteil ist es Machtausübung gegenüber den zu „Hundefut- stützung zugesagt wurde, und diese positive Haltung zu unserem ter“ oder „Katzenfutter“ verarbeiteten Hühnern, Rindern etc. Wir hal- Behandlungsvorhaben in ein wörtliches „bin entsetzt“ umschlug, ten das für Speziesismus. Wieso haben gerettete Hunde und Katzen als eine Tierschützerin (die Vorsitzende des Tierschutzvereins Kreis mehr Lebensrecht (wobei sie von veganer Ernährung ja keineswegs Aachens e.V.) ein PDF verbreitete, in dem sie die damals geplante sterben!!!) als Tiere, die im Schlachthof ermordet und zu „Tierfutter“ Behandlung Sissis als Tierquälerei darstellte (u. a. wurde darin be- gemacht werden? [...] hauptet, wir hätten vor, Sissi „ein Leben aufzuzwingen, welches nicht nur nicht artgerecht sondern auch noch mit unerträglichen [Vegane Ernährung] kann als Gewalt gegenüber den Hunden oder Schmerzen für Sissi verbunden“ wäre) und vorhatte, „diese Mei- Katzen angesehen werden, aber die gesamte Tierhaltung ist schon Ge- nung an jedweder Stelle öffentlich zugängig [zu] machen und [s] walt. Medikamente müssen manchmal gewaltsam verabreicht werden, ich auch dafür stark [zu] machen, dass man ein solches Vorhaben manche Tiere müssen Diät halten, dürfen nur noch ein bestimmtes keinesfalls unterstützen darf“. Angelika stimmte diesem Schreiben, „Futter“ bekommen, da muß es dann auch durchgezogen werden. Die welches von einer tierschützerischen (d. h. Tierausbeutung nicht Tierhaltung bedingt Kastrationen, Gefangenschaft, ..., da ist die Be- ablehnenden) Haltung geprägt ist (Zitat: „Denn hier zwingt der stimmung des „Futters“ nur ein Teil. Manche VeganerInnen entschlie- Mensch einem Tier etwas auf, was für mich noch viel schlimmer ist ßen sich zu „Bioﬂeisch“, das ist doch auch Gewalt (eine Bestimmung), als die von Seiten der Halter von Sissi so viel zitierte Benutzung von die Umstellung kann auch hier schwierig sein. [...] Tieren.“), inhaltlich zu, die Verfasserin sei eine Pferdeexpertin.

Tierhaltung ist ein Gewaltverhältnis, das auch die Ernährung mit ein- Dies war für uns der Punkt, nach mehrmaligen schweren moralischen schließt. Natürlich wollen wir ihnen gegenüber keine Gewalt ausüben, Vorwürfen in der Vergangenheit, weil wir keine Tiere aufnehmen aber auch nicht gegenüber „Rind“, „Huhn“, „Lamm“, wie es auf einer konnten, den Kontakt mit Free Animal bzw. Angelika zu beenden. Tierfutterdose steht, da bedeutet die Gewalt den Tod, wir ﬁnden das gravierender.“ Eine solche Zusammenarbeit war an diesem Punkt von uns aus tat- sächlich nicht mehr gewollt. 4. „Es hat auch unterschiedliche Meinungen seitens Free Animal gegeben, was den ATBH angeht, z. B. bei Gummimatten anstatt Stroh als Einstreu Die Menschen vom Antitierbenutzungshof und bei Sissi.“

Wir empﬁnden diese ohne Erklärung in den Raum geworfene Äuße- Anmerkung der Redaktion: Auch Günther Rogausch hat rung als eine Darstellung der BetreiberInnen des Antitierbenutzungs- eine Stellungnahme zu dem Free Animal-Bericht in hofs als sogenannte TierquälerInnen, die Tieren nicht die ihnen zuste- TIERBEFREIUNG 72 geschrieben. Das 16seitige Dokument hende Einstreu zukommen lassen bzw. sie zu Tode quälen. sowie eine Erwiderung hierauf und ebenso auf oben

Was es mit den abfällig als Gummimatten bezeichneten sogenannten veröffentlichte Gegendarstellung findet sich online unter „Pferdebetten“ auf sich hat, kann jedeR, den/die es interessiert, über www.tierbefreiung.de/fa_atbh_diskussion. eine Internetsuche erfahren, und wie wir dazu stehen (wir haben diese Pferdebetten keineswegs im Einsatz, da es sich um ein äußerst teures

Tierbefreiung_74.indd 93 08.03.2012 12:56:02 Uhr Die satirische Kolumne von Jens Grote

Waidmannsheil!

Wie ich diese Demonstranten hasse. Anschei- lierter Jägerpopulation sind, dann kann man wieso ein viel befriedigenderes Pirschergebnis nend haben es sich diese Leute zur Lebens- sich leicht ausrechnen, wie es um so ein Bio- als der Abschuss eines wehrlosen Frischlings, aufgabe gemacht, jedes Treffen meines Ver- top bestellt wäre, in dem die Bestandszahlen ich halte mich also auch schon allein aus Ei- eins zu besuchen und davor zu protestieren. nicht durch Abschüsse geregelt werden. geninteresse an die Jagdvorgaben. Kürzlich haben sie uns sogar bei einer Pirsch verfolgt, sie nannten dieses Rumgenerve „be- Übrigens verwahre ich mich sehr ausdrück- Überhaupt ist das so eine Sache mit der gleiten“, wahrscheinlich weil ihnen „vor der lich dagegen, schießgeil zu sein. Mir geht es Moral und der Jagd. Was genau meinen die Flinte rumhampeln und das Wild verschre- bei meinem Hobby in erster Linie um das ganzen Jägerrechtler denn, was ihre Schutz- cken“ doch zu albern klang. Wenigstens hat Erlebnis unter freiem Himmel, überhaupt befohlenen da im Wald veranstalten? Ehrlich man immer etwas zu lachen, wenn sie auf- sehe ich meine Tätigkeit als aktiven Natur- gesagt sehe ich da keinen großen Unterschied tauchen, egal ob man ihre Choräle akustisch schutz an. Sicherlich ist die Ausführung dazu meiner Tätigkeit. Das wird mir sogar teil- verfolgt oder auch nur amüsiert die Plakate bei für die Jäger tödlich, keine Frage, aber zu weise von meinen Kritikern zähneknirschend durchliest, die sie meist stümperhaft zusam- einer funktionierenden Lebenskette gehört bescheinigt, aber dann kommt immer das mengekleistert haben. „Jäger haben Rechte!“, es nun mal dazu, dass jede Art ihre natür- große „Aber“ und der damit einhergehende „Stoppt den Jägermord!“, „Quäle nie einen lichen Feinde hat. Wer wäre das denn für die Hinweis auf den reinen Instinkt der Grünrö- Jäger im Scherz, denn er fühlt wie du den Jäger, wenn nicht ich? Auf diese Frage wird cke, der sie zum Abknallen diverser Tierarten Schmerz!“, das ist nur eine kleine Auswahl es dann meistens sehr still bei meinen vorei- treibt, ohne dass sie die Verwerflichkeit ihrer aus dem unendlich erscheinenden Dumm- ligen Kritikern. Niemand will einen Wald, in Taten geistig nachvollziehen können, wäh- batz-Argumente-Pool dieser Fanatiker. dem Jägerpärchen nur noch vor sich hin ko- rend ich über die Ausübung meines Hob- pulieren und die Weibchen einen Wurf nach bys kritisch reflektieren kann und somit die Ironischerweise wären aber auch garantiert dem anderen austragen, aber die Konsequenz Unnötigkeit erkennen müsste. Ich halte das gerade diese Leute die ersten, die aufschrei- aus dieser Ablehnung wird vor sich herge- aber für sehr zweifelhaft, inzwischen darf en würden, wenn die Jägerpopulation nicht schoben. Wie sollte man solche Zustände ich mich völlig unbescheiden als Profi auf mehr von uns geregelt werden und dement- verhindern, wenn nicht durch strenge Re- diesem Gebiet bezeichnen, deshalb kann ich sprechend explodieren würde. In Deutschland glementierungen, die mir in jedem einzelnen auch guten Gewissens Jägern zumindest eine zum Beispiel ist der Jägerbestand völlig außer Fall genauso leidtun wie dem Jägerrechtler? rudimentäre Intelligenz bescheinigen. Teil- Kontrolle geraten, da bevölkern inzwischen Man kann Jäger leider nicht totstreicheln, weise führen diese Wesen Unterhaltungen, unüberschaubar große Rotten der Grünröcke was bleibt also noch als Alternative? Sollen wenn sie auf Artgenossen stoßen, sie knallen die Wälder. Logischerweise mit den daraus wir mit ihnen reden? Tja, jetzt schmunzeln längst nicht jedes Tier ab, sondern scheinen resultierenden Umweltschäden, es ist sehr Sie, ich werde aber fast täglich mit entspre- da definitiv von Fall zu Fall zu unterscheiden, naiv, davor die Augen zu verschließen. Es gibt chenden Vorwürfen konfrontiert, da vergeht das sind nur zwei Hinweise unter Tausenden, kaum einen Jäger, der kein Automobil besitzt einem dann irgendwann der Humor. die zumindest auf eine Grundstruktur in und damit breite Fahrschneisen durch den Hinsicht auf einen selbstbewussten Lebens- Wald mäht. Auch ihren Bau, in der Fachspra- Auch die Anschuldigung, dass immer mehr wandel hindeuten und aufgrund dener man che „Hochsitz“ genannt, legen diese Zweibei- weibliche Jäger gestreckt werden, ist unhalt- Jägern durchaus eine Gabe zur Beurteilung ner bevorzugt an Orten im Wald an, wo er bar. Sicherlich ist das eine Tatsache, aller- ihres Handelns unterstellen kann. sofort jede Ästhetik ad absurdum führt. Was dings vergisst der Kritiker dabei, dass auch er sowieso an jeder Stelle tun würde, denn immer mehr Frauen die Jagdpassion für sich Was ich meiner Zunft allerdings selbstkri- diese Behausungen sind einfach von vornehe- entdecken und dementsprechend die Nach- tisch attestieren muss, ist tatsächlich der rein potthässlich und können deshalb niemals wuchsquote in diesem Bereich eine ganz an- Hang zu einer Art Zucht der Grünröcke. harmonisch in ein Waldbild integriert wer- dere ist als vor 10 Jahren. Selbstverständlich Noch immer ist es in Menschenkreisen weit den, undenkbar, dass diese Beleidigungen für muss man diese Entwicklung dann auch bei verbreitet, dass man Tiere erschießen muss das Auge irgendwann mal überhand nehmen. der Festlegung der Jagdquote berücksichti- und das Handwerk des Jägers deshalb abso- Ein Jäger hockt außerdem oft stundenlang gen, mit blindem Aktionismus hat das aber lut unabdingbar ist. Das ist natürlich ziem- in diesen Höhlen in luftiger Höhe, da ist es nicht im Entferntesten zu tun. Außerdem licher Quatsch, niemand braucht Jäger, diese auch ganz logisch, dass er pinkeln und koten wird auch bei weiblichen Jägern streng darauf Aussagen führen sicherlich völlig unnötig zu muss und den Wald dementsprechend als sei- geachtet, nur alte oder total verfettete Exem- einer ständigen Aufstockung dieses absolut ne Außentoilette benutzt. Die Nahrung des plare zu erlegen, die nichts mehr zum Erhalt verzichtbaren Übels. Es mag sogar sein, dass Waidmanns wird oft in Verpackungen gelie- ihrer Herde beitragen können. Erst kürzlich Mitglieder meiner Gilde diese esen extra fert, auch diese Rückstände habe ich schon habe ich eine kapitale Dame strecken kön- unterstützen, da sie von der unvermeidlichen öfters aus meinem Revier klauben müssen. nen, ich schätze sie nach Untersuchung ihrer Blutrünstigkeit dieses Hobbys fasziniert sind Wenn man bedenkt, dass diese Punkte schon Schnauzenmarkierungen auf mindestens 75 und es so auf weitere Jahre künstlich sichern sehr bedrohlich für einen Wald mit kontrol- Jahre. So ein im Fachjargon 75-Ender ist so- wollen. Das ist aber ein Schuh, den ich mir

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Tierbefreiung_74.indd 94 08.03.2012 12:56:03 Uhr Wichtige Hinweise Impressum

Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind 20. Jahrgang, die AutorInnen/Gruppen verantwortlich. Heft 74, März 2012 Für unverlangt eingesandte Artikel und ISSN 1438-0676 Fotos wird keine Haftung übernommen. Es ist nicht unsere Intention, durch Beiträge in Anschrift: Wort und/oder Bild zu Straftaten aufzurufen! die tierbefreier e.V. Postfach 15 03 25 Wir behalten uns die Kürzung und sinnge- 44343 Dortmund mäße Bearbeitung von eingesandten Arti- keln vor. Erhaltene BekennerInnenschreiben Herausgeber:: werden ganz oder teilweise in redaktionellen die tierbefreier e.V. Texten wiedergegeben. Es besteht kein Vereinsvorstand: Ulf Naumann Rechtsanspruch bei Nichterscheinen der TIERBEFREIUNG aufgrund höherer Gewalt. Redaktion/Anzeigen, V.i.S.d.P. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben Redaktion: Andre Gamerschlag, nicht unbedingt die Meinung der Redaktion Claudia Müller, Raffaela Göhrig, Tomas wieder. Dieses Heft bleibt bis zur Aushän- Cabi, Ulf Naumann, Viola Kaesmacher digung an den Empfänger Eigentum des Layout: die tierbefreier e.V. Vereins die tierbefreier e.V. „Zur-Habe-Nah- Verlag: Selbstverlag me“ ist keine Aushändigung im Sinne des Vorbehalts. Nicht ausgehändigte Hefte sind Einzelpreis: unter Angabe der Nichtaussendung an den 3,- Euro, Zur Person Verein die tierbefreier e.V. zurückzusenden. Abonnement: 15,- Euro jährlich Jens Grote kam 1972 im Sauerland zur Welt, (inkl. Versand) Erklärung hatte also von Anfang an eigentlich keine Erscheinungsweise vierteljährlich Mit Urteil vom 12. Mai 1998 hat das Chance im Leben und schaffte es trotzdem, Landgericht Hamburg entschieden, dass Anzeigen: aus diesem Teufelskreis niemals auszubre- man durch die Ausbringung eines Links Es gilt die Preisliste März 2009. chen. Mit 18 Jahren geriet er unschuldig in die Inhalte der gelinkten Seite ggf. mit zu Mediadaten & Preisliste zu Buchhalterkreise, ließ sich von dieser drögen verantworten hat. Dies kann - so das LG - nur erfragen unter: [email protected] und unschillernden Welt wie viele junge dadurch verhindert werden, dass man sich Menschen faszinieren und schleppt sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert. Druck: deshalb seit gefühlten 200 Jahren tagtäglich Wir verweisen in dieser Ausgabe der TIER- Druckwerk gmbh offsetdruck in die Knochenmühle seiner Wahl, um sich BEFREIUNG zu Seiten im Internet. Für all und reprographie diese Links gilt: Wir möchten ausdrücklich dort den Hintern platt zu sitzen. Hobbys: De- Schwanenstr. 30 betonen, dass wir keinerlei Einfluss auf die mobesuche, schreiben, Nachtwanderungen, 44135 Dortmund Gestaltung und die Inhalte der gelinkten schreiben, Wrestling, schreiben und ab und zu (gedruckt auf 100% Recyclingpapier) sogar schreiben. Weil wir ihn lustig finden und Seiten haben. Deshalb distanzieren wir uns hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller er ohnehin nicht aufgehört hätte, aufdringlich So erreicht ihr uns per E-Mail erwähnten Seiten in der TIERBEFREIUNG zu sein, haben wir beschlossen, Jens in der [email protected] und machen uns ihre Inhalte nicht zu eigen. TIERBEFREIUNG eine dauerhafte „Satirische [email protected] Diese Erklärung gilt für alle in der TIERBE- Kolumne“ zu geben. Mal eher witzig, mal eher FREIUNG erwähnten Links. bissig, meistens gemischt. Wer von Jens nicht Fotonachweis: Bildunterzeilen, tierbefreier-Archiv genug bekommt, möge sich auch seinen Blog die tierbefreier e.V. ansehen: www.hellmark.blog.de. Layout Nr. 74: Fabiana Negrão Ortsgruppen Spenden und Bankverbindung tierbefreier Bonn die tierbefreier e.V. [email protected] Nassauische Sparkasse nicht anziehen muss, denn ich weise ständig tierbefreier Döbeln BLZ: 51050015 darauf hin, dass ich mir eine Welt ohne Jä- [email protected] Konto: 113064056 ger deﬁnitiv vorstellen kann und davon auch tierbefreier Düsseldorf IBAN: DE59 5105 0015 0113 0640 56 Swift/BIC: NASSDE55XXX sehr angetan wäre. In der aktuellen Situati- [email protected] on bringt mir das aber nichts, denn die stellt tierbefreier Dresden Ältere Hefte können nachbestellt sich so dar, dass es Jäger in den Wäldern gibt [email protected] werden. Bitte sendet 3,80 Euro in und irgendjemand gegen diese Plage vorge- tierbefreier Hameln Briefmarken an: [email protected] die tierbefreier e.V. hen muss. Und das kann man leider nicht tierbefreier Jena Postfach 15 03 25 mit dem Vortragen von schönen Zukunftsu- [email protected] 44343 Dortmund topien, sondern man muss in den sehr sauren tierbefreier Paderborn Internet: Apfel beißen und selbst Hand anlegen. So [email protected] www.tierbefreiung.de leid mir das auch selber tut, gerade als Jäger- freund, der ich durch und durch bin. Das ist nicht zynisch, sondern einfach die Wahrheit, denn ohne diese Grundeinstellung könnte ich meine hegende Berufung gar nicht aus- Einzelpersonen mit Gruppengründungswunsch in: führen. Hoﬀentlich konnte ich mit dieser Dortmund, [email protected], Kolumne für etwas Verständnis werben und Hamburg, [email protected], Missverständnisse aufklären, das würde mich Siegen, [email protected] wirklich sehr freuen. Waidmannsheil! Damit es zu einer Gruppengründung kommt, werden dort weitere aktive Personen gesucht.

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Tierbefreiung_74.indd 95 08.03.2012 12:56:03 Uhr die tierbefreier e.V. • Postfach 15 03 25 • 44343 Dortmund Wenn unzustellbar, bitte mit neuer Adresse zurück! PVSt. • DPAG • Entgelt bezahlt

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Termine

16. bis 18.03.2012 5. bis 28.5.2012 MEATOUT 2012 Critical Mast Fahrradtour Infos unter www.meatout.de Die Schlachtfabrik in Wietze stoppen! 24 Tage Campleben, Workshops, Samstag, 24.03.2012 Diskussionen, Vorträge und Aktionen rund um den größten Demo gegen Reiten – Jagen – Fischen Schlachthof Europas und seinen Mastanlagen. Treffpunkt 12 Uhr: Bahnhofsvorplatz in Erfurt Infos unter www.criticalmast.blogsport.de

Samstag, 07.04.2012 Sonntag, 27.05.2012 Frankfurt pelzfrei Veggie Street Day Stuttgart Infostände ab 11 Uhr, Demobeginn 13 Uhr Infos unter: www.veggie-street-day.de Treffpunkt: Hauptwache Infos unter www.frankfurt-pelzfrei.de Samstag, 16.06.2012 MEAT IS MURDER Mannheim Samstag, 28.04.2012 Infostände ab 11 Uhr, Demobeginn: 13 Uhr Internationaler Tag zur Abschaffung Demo gegen Fleischkonsum und alle weiteren Tierausbeutungs- der Tierversuche formen. Zwischenstopps vor verschiedenen Tierausbeutungs- Demonstration in Bremen Geschäften in der Innenstadt und zum Abschluss zieht die Demo Infostände: 10 bis 17 Uhr, Demo ab 12:30 Uhr zum Schlachthof Wiesbaden. Kundgebung ab 14 Uhr, Treffpunkt: Marktplatz Die Demo wird bis ca. 19 Uhr dauern und im Anschluss findet noch Infos unter www.tag-zur-abschaffung-der-tierversuche.de eine After-Demo-Party mit Live-Musik statt. Infos unter: www.meatismurder.blogsport.de Samstag, 05.05.2012 Welthungerdemo Köln Samstag, 11.08.2012 Infostände ab 10.30 Uhr, Demobeginn: 13 Uhr Veggie Street Day Dortmund Treffpunkt: Hauptbahnhofsvorplatz Infos unter: www.veggie-street-day.de Infos unter: www.welthungerdemo.de 13. bis 16.09.2012 Freitag, 11.05.2012 International Animal Rights Conference 2012 Vortrag über Tierrechte In der Kulturfabrik Esch in Luxemburg. 19 Uhr. Mit anschließender offener Diskussion. Schwerpunkte: Infos unter: www.ar-conference.com Veganismus, Vegane Mythen, Vegetarismus, Speziesismus. Auf- klärung der Begriffe Nutztiere, Versuchstiere, Pelztiere, Schlacht- Termine ohne Gewähr; aktuelle Infos im Internet auf vieh... Referent: Günther Rogausch, Tierrechtler www.tierrechtstermine.de Ort: Rheinberg, www.schwarzer-adler.de

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