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Franz Krommer Symphonies 1–3 Orchestra della Svizzera italiana Howard Griffiths cpo 555 099–2 Booklet.indd 1 28.10.2016 13:40:06 Franz Krommer cpo 555 099–2 Booklet.indd 2 28.10.2016 13:40:06 Franz Krommer (1759–1831) 24'02 Symphony No. 1 op. 12 in F major 1 Adagio – Allegro vivace 8'10 2 Romanza. Andante 5'51 3 Menuetto. Allegretto 3'19 4 Rondo. Allegro assai 6'42 24'21 Symphony No. 2 op. 40 in D major 5 Adagio – Allegro vivace 8'23 6 Adagio 5'06 7 Menuetto. Allegretto 4'28 8 Allegro 6'24 cpo 555 099–2 Booklet.indd 3 28.10.2016 13:40:06 28'55 Symphony No. 3 op. 62 in D major 9 Adagio – Allegro assai 9'59 10 Andante allegretto 5'59 11 Menuetto. Allegretto 5'23 12 Finale. Allegro 7'34 T.T.: 77'26 Orchestra della Svizzera italiana Howard Griffiths cpo 555 099–2 Booklet.indd 4 28.10.2016 13:40:06 Franz Krommer · Sinfonien 1–3 Verschwinden seines Namens mit der Tatsache zusam- men, dass er den größten Teil seiner produktiven Lebens- „Kaum hat mir je ein anderer Musiker so viel zu zeit in Wien verbracht hat und sein Schaffen bereits auf schaffen gemacht wie dieser Krommer: bald zogen lokaler Ebene von der Rezeption der Musik Beethovens mich seine Werke an, bald stießen sie mich ab, und verdunkelt wurde. Dabei waren z.B. seine Sinfonien bis doch erregten sie selbst da, wo sie mir nicht gefielen, ca. 1840 im deutschsprachigen Bereich und darüber mein lebhaftes Interesse. [...] Aber nicht bloß die Werke hinaus recht verbreitet. Krommers an sich gaben mir Rätsel auf, ein noch größe- So ist es nur folgerichtig, dass Krommer von der res Rätsel war es mir, wie dieser einst so populäre Meis- musikwissenschaftlichen Forschung eher stiefmütterlich ter der Kammermusik bald nach seinem Tode so ganz behandelt wurde. Erst im Jahr 1997 legte der tschechi- vergessen werden konnte. Ich meine vergessen nicht nur sche Musikologe Karel Padrta ein ausführliches Werkver- in dem Sinn, daß die Musiker seine Quartette von ihren zeichnis mit einem einleitenden biographischen Teil vor, Programmen strichen [...], sondern auch in dem weite- der in vielerlei Hinsicht erstmals Forschungsergebnisse ren Sinne, daß man Krommer historisch totschweigt und enthielt, die über das aus dem 19. Jahrhundert Tradierte seinen Namen selbst in musikgeschichtlichen Büchern hinausgingen. nicht mehr nennt [...].“ Geboren wurde Franz Vinzenz Krommer am 27. Mit diesen Worten verlieh der Kulturhistoriker Wil- November 1759 als Sohn der Eheleute Georg und Anna helm Heinrich Riehl (1823–97) in seinen einst vielge- Krommer in Kamenice (Kamnitz), einem kleinen Ort 15 lesenen Musikalische Charakterköpfe gegen Ende des km östlich von Jihlava (Iglau), etwa auf dem halben Weg 19. Jahrhunderts seinem Erstaunen darüber Ausdruck, von Prag nach Wien. Sein Vater war – wie schon sein dass ein einstmals hoch geschätzter Komponist wie Großvater – Pächter des örtlichen Gasthauses. Bereits Franz Krommer so schnell und so spurlos aus dem Ge- im Kindesalter muss sein musikalisches Talent aufgefallen dächtnis der Nachwelt verschwinden konnte wie kaum und gefördert worden sein, denn im Alter von 14 Jahren ein anderer Komponist seiner Generation. In der Tat, wurde er zur musikalischen Weiterbildung zu seinem zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Krommer neben Onkel Anton Matthias Krommer (1742–1804) nach Haydn gestellt, ja zu seinem Nachfolger im Fach der Tuřany (Turas) bei Brno (Brünn) geschickt, der seit 1766 Streichquartettkomposition erhoben; aber als er am 8. als Schulleiter und Regens chori in Tuřany wirkte und in Januar 1831 in seinem 72. Lebensjahr unerwartet starb, dieser Eigenschaft einen Chor und ein Orchester leitete. widmeten die musikalischen Zeitschriften der Todesmel- Der halbwüchsige Franz nahm teil an der kirchenmusika- dung allenfalls ein paar Zeilen; ausführliche Nachrufe, lischen Praxis und erhielt Instrumentalunterricht (Orgel, die es, um ein paar zeitgenössische Komponisten von Violine) bei seinem Onkel; theoretische Kenntnisse hat er vergleichbarem Bekanntheitsgrad zu nennen, beispiels- sich vermutlich autodidaktisch angeeignet. Er muss gute weise im Falle von Andreas Romberg (1767–1821), Fortschritte gemacht haben, denn bereits nach zwei Jah- Friedrich Ernst Fesca (1789–1826) oder Franz Danzi ren, um 1775, hatte er (nach allerdings ungesicherter (1763–1826) gegeben hat, sucht man für Franz Krom- Überlieferung) bereits eine Organistenstelle inne. mer vergeblich. Möglicherweise hängt das schnelle 5 cpo 555 099–2 Booklet.indd 5 28.10.2016 13:40:06 Um 1780 ist Franz Krommer in Simontornya (Si- Vielzahl seiner Veröffentlichungen in dieser Zeit – bis monthurn) in Ungarn zu finden; ob er seinen dortigen 1810 kam er auf ca. 60 Streichquartette, ein Dutzend Dienstherrn, den Grafen Karl II. Styrum bei einem Auf- Streichquintette, 7 Violinkonzerte usw. – mit seiner ma- enthalt in Wien oder in Bratislava (Preßburg) kennen teriell ungesicherten Position im Wiener Musikleben gelernt hat, ist nicht klar. Jedenfalls heiratete er in Si- zusammen. Bei der Kritik stießen seine Werke in der montornya am 3. März 1781 seine erste Ehefrau Judith Regel auf große Anerkennung; den Tenor der frühen Bardacsy (1760–1808). Ab 1782 fand Krommer eine Krommer–Rezeption trefflich zusammengefasst hat im Anstellung als Organist am Dom von Pécs (Fünfkirchen) Jahr 1806 ein Rezensent des Flötenquintetts op. 49 im Südwesten Ungarns. Diese Stelle hatte er bis 1787 (Padrta VII:2): „Eigenthümlichkeit ohne viel Gesuchtes; inne; möglicherweise entstanden einige frühe Messkom- gute contrapunctische Verbindung der Stimmen; nur mit positionen in Pécs. Im Laufe des Jahrs 1787 wechselte Maase, aber ohne Zwang angebrachte, dem Ganzen er als Militärkapellmeister in die Dienste des Grafen angemessene Modulationen [...].“ Antal Károlyi (1732–91), eines Infanteriegenerals der Doch die öffentliche Anerkennung seiner komposi- kaiserlichen Armee, dessen Regiment in Pécs stationiert torischen Fähigkeiten verhalf ihm vorerst nicht zu einer war und den Süden des Reichs gegen das Osmanische existenzsichernden Position im Wiener Musikleben. Reich schützte, mit dem sich Kaiser Joseph II. im Kriegs- Mehrfach bewarb sich Krommer um eine feste Stelle, zustand befand. Der General wechselte häufig seinen 1797 etwa erstmalig um die Aufnahme in die Hofka- Aufenthalt und nahm dabei seine Kapelle mit; folglich pelle. Um 1798 hatte er möglicherweise die Stelle des befand sich Krommer in dieser Zeit ständig auf Reisen. Kapellmeisters beim Grafen Ignaz Fuchs inne. Von nach- Für Krommers Entwicklung als Musiker folgenreich dürfe haltiger Existenzsicherung konnte indes nicht die Rede der tägliche Umgang mit harmoniemusikalischen Beset- sein. Im Februar 1805 war er als Kapellmeister des zungen und dem entsprechenden Repertoire gewesen Grafen Iljinsky in Romanow bei Shitomir in der nord- sein. Der Tod des Grafen im August 1791 brachte eine westlichen Ukraine angestellt; der Graf soll eine Kapelle Reorganisation seines Regiments mit sich und bedeute- von 120 Musikern unterhalten haben. Seit wann Krom- te wahrscheinlich das Ende von Krommers Tätigkeit als mer dort tätig war, ist nicht bekannt. Von langer Dauer Militärkapellmeister; in dieser Zeit vermutlich ließ sich kann jedoch auch diese Anstellung nicht gewesen sein, Krommer mit seiner Familie in Wien nieder. Dort fand denn bereits im darauffolgenden Jahr bewarb er sich er eine Anstellung in der Kapelle des Fürsten Grassal- erneut – und wieder erfolglos – um eine Stelle in der kovich, dem er wohl durch dessen ungarische Adelsver- kaiserlichen Hofkapelle in Wien. Er zog vorübergehend bindungen empfohlen worden war. Um 1795 reduzierte sogar in Erwägung, Wien zu verlassen und nach Pécs der Fürst seine Kapelle auf das Ausmaß eines Harmonie- zurückzukehren. Nachdem seine Ehefrau Judith im Fe- musikensembles. Im Zuge dieser Einschränkung dürfte bruar 1808 verstorben war, heiratete Krommer bereits auch Krommer, der Violinist war, die Kapelle verlassen im folgenden Oktober die Witwe Maria Magdalena haben. Er schlug sich nunmehr mit Musikunterricht von Horwath, geb. Flamm (um 1773–1839), eine aus durch; dazu kamen die Einnahmen aus dem Verkauf damaliger Sicht gute Partie, die ihm gewiss aus seiner seiner Kompositionen an Verleger; vielleicht hängt die materiellen Dauermisere half. Nun allmählich stellten 6 cpo 555 099–2 Booklet.indd 6 28.10.2016 13:40:06 sich auch erste Lichtblicke auf dem Arbeitsmarkt ein: Im In seinem Schaffen ist Krommer ganz auf Instru- Jahr 1810 wurde er möglicherweise zum Musikdirektor mentalmusik fokussiert. Am Rande stehen einige kir- der Ballette beim Hoftheater mit einem Jahresgehalt von chenmusikalische Stücke (vier Messen und vier kleinere 1.500 Gulden ernannt, ein erstaunlich hohes Gehalt, geistliche Werke); musikdramatische Werke, Chorwerke das dem des Hofkapellmeisters Antonio Salieri gleich- und Lieder fehlen ganz. In seiner Instrumentalmusik wie- kam. Sicher ist das indes nicht, denn wir wissen davon derum steht ganz eindeutig die Kammermusik und die nur durch eine zeitgenössische Zeitungmeldung; archi- Komposition für harmoniemusikalische (Bläser–)Beset- valische Quellen fehlen. Lange kann Krommer diese Po- zungen im Vordergrund: Krommer komponierte über 70 sition auch nicht inne gehabt haben, denn bereits 1814 Streichquartette, 35 Streichquintette, um die 40 Quintet- bewarb er sich um die Anwartschaft auf eine Stelle in te und Quartette für ein Blasinstrument und Streichquar- der Hofkapelle, ein Gesuch, dass abgelehnt wurde mit tett bzw. –trio (wovon etliche allerdings Bearbeitungen dem Hinweis darauf, dass Bewerbungen auf Anwart- von Streichquintetten bzw. –quartetten darstellen)