Heft 2 9. 7. 2021 ISSN 2626-0050

- BERICHTE · MEINUNGEN · HINTERGRÜNDE

Schwerpunkt:

Veterinärwesen und ­Verbraucherschutz

Themen:

Regionalmanagement Kultur Kommunale Inklusionsvermittler*innen Der Digitale Wertstoffhof

Nachrichten:

72 Jahre Grundgesetz – Was hält unser Land zusammen?

Personalien:

Christoph Schauder ist neuer Landrat im -Tauber-Kreis Impressum

HERAUSGEBER: Landkreistag Baden-Württemberg Panoramastraße 37, 70174 Stuttgart Telefon 07 11 / 22 46 20 Telefax 07 11 / 2 24 62-23 www.landkreistag-bw.de [email protected] REDAKTION: Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Alexis v. Komorowski, Michael Schlichenmaier und Nadine Steck

STÄNDIGE MITARBEIT: Pressestellen der Landratsämter in Baden-Württemberg

EMPFÄNGER: Die Mitglieder der Kreistage, des Landtags und des Bundestags,

Geschäftsstelle, Panoramastraße 37, Stuttgart Landes- und Kommunalbehörden, ­Verbände und kommunalpolitisch ­interessierte Persönlichkeiten. Artikel, die mit dem Namen des Verfassers gekennzeichnet sind, geben nicht ­unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion.

BILDNACHWEIS: Titelseite: Grafische Werke Stuttgart, Landratsämter, Jürgen Werner, Linda Weigele, Adobe Stock Rückseite: Landratsamt Heidenheim

SATZ UND DRUCK: Offizin Scheufele Druck und Medien Tränkestraße 17, 70597 Stuttgart

Gedruckt auf umweltfreundlich, ­ chlorfrei hergestelltem Papier. INHALINHALTT THEMEN

· Editorial Von Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Alexis v. Komorowski Seite 78

· Verwahrstellen – ein Baustein der Seuchenprävention Von Alexander Barth, Daniel Reinhard und Dr. Joachim Thierer, Landkreis Karlsruhe Seite 80

· Wie die Geflügelpest im Landkreis Lörrach erfolgreich bekämpft wurde Von Dr. Alexandra Kostorz, Landkreis Lörrach Seite 83

· Veterinärverwaltung 4.0 – Prozessschritte der Digitalisierung im Bereich Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung Von Dr. Martina Bühlmeyer, Ostalbkreis Seite 85

· Novel Food und arzneiliche Verwendung – Ein Fallbeispiel aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung des Rems-Murr-Kreises Von Dr. Philipp Benz, Dr. Thomas Pfisterer, Gerd Holzwarth, Rems-Murr-Kreis Seite 88

· Präventiver und gesundheitlicher Verbraucherschutz im Rhein--Kreis Von Uschi Schneider, Rhein-Neckar-Kreis Seite 90

· Kälber für Spanien – Rinder für den Orient Von Dr. Thomas Buckenmaier, Landkreis Reutlingen Seite 92

· Tierwohlinitiative im Landkreis Ravensburg Dr. Robert Gayer und Beatrice Ruopp, Landkreis Ravensburg Seite 94

· Bei Tierseucheneinsätzen gefragt: Veterinärzug aus Ravensburg Von Dr. Robert Gayer, Landkreis Ravensburg Seite 96

· Zukunft der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung – Sind die Organisationsformen der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung noch zeitgemäß? Von Dr. Klaus Reuther, Landkreis Waldshut Seite 98

· Lokales Tierseuchenlogistikzentrum: Vorbereitungen zur Tierseuchenbekämpfung Von Dr. Ulrich Stähle, Zollernalbkreis Seite 100

WEITERE THEMEN

· Regionalmanager*in Kultur. Ein neues Aufgabenprofil für die Kulturarbeit in ländlichen Räumen Von Petra Olschowski MdL, Stuttgart Seite 101

· Warum ein Regionalmanagement Kultur im Hohenlohekreis? Von Dr. Matthias Neth, Hohenlohekreis Seite 102

75 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

· Babyboomer auch im Ruhestand gebraucht – Landkreistag beschäftigt sich bei den 18. Reichenauer Tagen mit dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge Von Michael Schlichenmaier, Stuttgart Seite 104

· Neue Fachberaterin Quartiersentwicklung Von Daniel Werthwein, Stuttgart Seite 106

· Neuer Leiter des Europabüros der baden-württembergischen Kommunen in Brüssel Von Nadine Steck, Stuttgart Seite 107

· Arbeitsgemeinschaft der Integrationsbeauftragten – Konstituierende Sitzung Von Daniel Werthwein, Stuttgart Seite 108

· Integration meets Social Entrepreneurship Von Luis Jahnel, Rhein-Neckar-Kreis Seite 109

· Das erfolgreiche Modell „Kommunale Inklusionsvermittler*innen“ kommt in die vier Landkreise Böblingen, Enzkreis, Rastatt und Ortenaukreis Von Lisa Zeller und Mathias Schulz Seite 113

· LoRaWAN und „Internet der Dinge“ im -Donau-Kreis: Digitale Infrastrukturen mit kommunalem Praxisbezug – ein Teil der Kreisentwicklungspolitik Von Wolfgang Koller, Alb-Donau-Kreis, und Nick Lechner, Stuttgart Seite 116

· Quartiersentwicklung im Landkreis Esslingen Von Jana Appel und Franziska Hezinger, Landkreis Esslingen Seite 118

· Landkreis Konstanz: Bericht über die kreisweiten Corona-Testtage vom 23. bis 25. April 2021 Von Yvonne Gellert, Paul Glaßner und Andreas Egger, Landkreis Konstanz Seite 121

· Die „Stoppt-Masern!“-Kampagne im Landkreis Ludwigsburg Von Dr. Uschi Traub, Landkreis Ludwigsburg Seite 124

· Verbesserung der Grundversorgung durch Förderung der Hebammenstruktur im Landkreis Ludwigsburg Von Madeleine Braun, Landkreis Ludwigsburg Seite 125

· Der Digitale Wertstoffhof Von Dietrich Krieger, Schwarzwald-Baar-Kreis Seite 126

NACHRICHTEN Pressemeldungen des Landkreistags

· Impfzentren nicht für Versand der Impfzertifikate an Geimpfte zuständig vom 11. Juni 2021 Seite 130

· 72 Jahre Grundgesetz – Was hält unser Land zusammen? Vom 21. Mai 2021 Seite 130

· Grundgesetz als Glücksfall der deutschen Geschichte vom 22. Mai 2021 Seite 130

· Luca-App jetzt in allen Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg im Einsatz vom 5. Mai 2021 Seite 131

· Zumeldung zur dpa-Meldung: „AOK-Landeschef fordert weiter hohe Investitionen in Kliniken vom 28. April 2021 Seite 131

· Aktueller Unwucht bei der Impfstoffverteilung entgegenwirken vom 16. April 2021 Seite 132

· Zumeldung zur dpa-Meldung „Ministerium empfiehlt Luca-App trotz Kritik“ vom 14. April 2021 Seite 132

76 Inhalt

· „Click & Meet bei Inzidenz zwischen 100 und 200 unbedingt ermöglichen!“ vom 12. April 2021 Seite 132

· Zumeldung zur dpa-Meldung „Landesregierung plant für April Impfgipfel mit Kommunen“ vom 31. März 2021 Seite 133

· „Neue Landesregierung muss die Weichen auf Zukunft stellen!“ vom 30. März 2021 Seite 133

· Krise braucht Führung vom 26. März 2021 Seite 134

· Zumeldung zur Pressemitteilung Nr. 046/2021 des Ministeriums für Soziales und Integration „Baden-Württemberg setzt gemeinsam mit anderen Ländern auf die Luca-App“ vom 26. März 2021 Seite 134

· Zumeldung zur Pressemitteilung Nr. 42/2021 des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg „Wissenschaftsministerium: Arbeitsgruppe legt Plan zur Sicherung der medizinischen Versorgung auf dem Land vor“ vom 8. März 2021 Seite 134

· Zumeldung zur Pressemitteilung 37/2021 des Staatsministeriums Baden-Württemberg „Kretschmann und Eisenmann einigen sich auf Anwendung regionaler Inzidenz bei Öffnungsschritten“ vom 5. März 2021 Seite 135

PERSONALIEN Seite 136

SPEKTRUM Seite 138

77 EDITORIAL

Der Mensch ist, was er isst

das es konsequent zu wahren gilt. Seit dem Jahr 2002 trifft die öffentliche Hand Die Bedeutung des Veterinärwesens und insoweit sogar eine verfassungsunmit- des Verbraucherschutzes zeigt sich in telbare Schutzverpflichtung, und zwar den letzten Jahren in vielfältiger Weise. nicht etwa nur zum Schutz abstrakter Die Sorge vor einem Ausbruch der Afri­ Tiergesamtheiten, sondern zum Schutz kanischen Schweinepest, die über einen jedes einzelnen Tiers. Die gerade auch in reisenden Händler ins Land einge- jüngster Zeit vermehrt aufgetretenen schleppte Geflügelpest, verstörende Bil- tierschutzrechtlichen Verstöße sowohl der aus Schlachtbetrieben oder von in der Nutztierhaltung als auch bei ­überlangen Tiertransporten sowie die Schlachtbetrieben machen es offensicht- immer komplexeren Anforderungen in lich: Wir haben in Baden-Württemberg der Lebensmittelkontrolle zum Schutz in diesen Bereichen ein Kontrolldefizit. der Verbraucherinnen und Verbraucher Dabei ist es wichtig, klarzustellen und zu bilden dabei nur einen kleinen Aus- betonen, dass dies nicht an fehlenden schnitt ab. Es sind die Ämter für Vete­ landesweiten Vorgaben festgemacht rinärwesen und Verbraucherschutz in werden kann, sondern insbesondere den Landratsämtern, die bei allen diesen dert, liegt auf der Hand. Hier besteht auch auf eine unzulängliche personelle Aufgaben in der Pflicht stehen. Handlungsbedarf. Denn die Lebensmit- Ausstattung der Landratsämter mit Schon Hippokrates wusste: „Eure Nah- telüberwachung bei den unteren Verwal- Amtstierärztinnen und Amtstierärzten rungsmittel sollen eure Heilmittel sein.“ tungsbehörden muss mit zusätzlichen zurückzuführen ist. Wir brauchen Kon- Heute ist es mehr denn je ein gesamtge- personellen Ressourcen ausgestattet trollpersonal vor Ort, das die Vorgänge sellschaftliches Anliegen, dem Anspruch werden, wenn den zurecht gestiegenen überwacht und bei Verstößen konse- von Verbraucherinnen und Verbrauchern Erwartungen der Gesellschaft Rechnung quent einschreitet – so auch die Analyse auf sichere Lebensmittel und Produkte getragen werden soll. So hat es der Land- des zuständigen Ressortministers. Das gerecht zu werden. Mit den berechtig- kreistag auch in seinem Erwartungs­ Personaldefizit ist bereits vor Jahren in ten Anforderungen der Menschen an katalog an die neue Landesregierung einem langwierigen Prozess mit rund die Qualität und die Herkunft von Le- formuliert. Und es stimmt tendenziell 200 Stellen beziffert worden und liegt bensmitteln kommt folglich auch dem zuversichtlich, wenn es im Koalitions­ nach den Stellenmehrungen der letzten Bereich der Lebensmittelüberwachung vertrag der beiden baden-württember- Jahre aktuell bei immer noch 160 Stellen. eine immer bedeutsamere Rolle zu. Ele- gischen Regierungsparteien heißt, dass Auch hier gibt es im Koalitionsvertrag mentare Aufgabe ist es dabei, die sie den „Schutz der Verbraucherinnen zarte Hinweise darauf, dass die neue ­Verbraucherinnen und Verbraucher vor und Verbraucher auf allen Ebenen ver- ­Landesregierung Abhilfe schaffen will. gesundheitlichen Gefahren sowie vor stärken“ werden. Im Interesse des Tierwohls werden wir ­Irreführung und Täuschung zu schützen. Neben dem Verbraucherschutz ist auch als Landkreistag darauf achten, dass die Dass dies eine auch vor Ort gut aufge- der damit verbundene Schutz des Tier- zarten Hinweise zu harten Zahlen im stellte Lebensmittelüberwachung erfor- wohls ein weiteres und wichtiges Gut, Staatshaushaltsplan mutieren.

78 Bei alldem soll nicht vergessen werden: schränkt möglich ist. Gleichzeitig erwar- Verhältnissen bestens vertraut sind. Ein wichtiger Schritt in die absolut rich- ten Politik und Gesellschaft, dass „from Genau dies ist und bleibt das Erfolgs­ tige Richtung hat das Land mit dem im farm to fork“ und „from stable to table“ rezept der Verwaltungsreformen von November 2021 veröffentlichten Maß- hohe qualitative Standards gelten und 1995 und 2005, die sich vollauf bewährt nahmenplan „Tierschutz für Nutztiere in durchgesetzt werden. Diese Erwartungs- haben und an denen nicht einmal an- Baden-Württemberg“ bereits unternom- haltung ist auch mehr als gerechtfertigt. satzweise gerüttelt werden sollte. men. Bei konsequenter Umsetzung der Denn wie formuliert es Hippokrates: Mir bleibt, Ihnen für die anstehende geplanten Maßnahmen dürfte Baden- „Der Mensch ist, was er isst.“ Dann aber Sommerzeit alles Gute zu wünschen. Württemberg seinem Ziel näher kom- muss seitens des Landes auch dafür ­Gewiss, die Pandemie ist noch nicht men, die Erzeugung hochwertiger und ­gesorgt werden, dass die Vor-Ort-Behör- überwunden. Aber die aktuellen Inzi- heimischer Lebensmittel weiter voran­ den personell entsprechend ausgestat- denzzahlen und insbesondere der Impf- zubringen und die tierschutzgerechte tet werden. Ein Irrweg wäre es unseres fortschritt stimmen optimistisch. Es gibt Haltung und Schlachtung von Nutz- Erachtens, stattdessen zentrale Einheiten Grund, gelassen und heiter zu sein. Dies tieren konsequent durchzusetzen. Als übermäßig zu stärken oder gar neu zu gilt umso mehr, als der wiederholt zi- Landkreistag setzen wir dabei insbeson- schaffen. Denn um effektiv und vor allem tierte Weise von Kos den ärztlichen Hin- dere auf die im Maßnahmenplan vorge- auch nachhaltig agieren zu können, um weis gibt: „Heiterkeit entlastet das Herz.“ sehene spezielle Förderung regionaler die in diesem Themenfeld so wichtige Schlachthöfe und die Stärkung der Vete- Betroffenenakzeptanz dauerhaft zu er- rinärämter um jeweils eine Stelle. halten und um die notwendigen Ver­ Lassen Sie mich noch einen letzten Ge- netzungen mit den örtlich relevanten danken formulieren. Es dürfte hinrei- Akteuren zu knüpfen und langfristig zu chend deutlich geworden sein, dass eine verankern, bedarf es personell gut auf­ ausreichende und strukturierte Auf­ gestellter Vor-Ort-Behörden, die – als gabenerledigung im Sinne des Verbrau- ­integraler Bestandteil der kombinier- cher- und Tierschutzes mit den derzeit ten Einheitsbehörde Landratsamt – über Prof. Dr. Alexis v. Komorowski, vom Land für die Kreisebene zur Verfü- die notwendige Leistungskraft verfü- Hauptgeschäftsführer, gung gestellten Ressourcen nur einge- gen und im Übrigen mit den konkreten Landkreistag Baden-Württemberg

79 THEMEN

Verwahrstellen – ein Baustein der Seuchenprävention

Von Alexander Barth, Daniel Reinhard und Dr. Joachim Thierer, Landkreis Karlsruhe

In den Jahren 1998 bis 2003 spielte sich meln und herauszufinden, ob dieses richtungen wurden vorangetrieben. Der in Baden-Württemberg das Seuchenge- ­Angebot von den vorgesehenen Nutzern Landkreis Karlsruhe war der erste Kreis, schehen der klassischen Schweinepest angenommen wird. Mit zunehmender der sukzessive diese Sammelstellen auf- (KSP) ab. Über die Region des Strom- Dauer stieg die Akzeptanz und die Pla- gebaut hat und damit eine Vorreiterrolle berg-Heuchelbergs und des Kraichgaus nungen für größere bzw. feste Ein­ einnahm. Um eine begriffliche Kollision erreichte die Tierseuche auch den nord- östlichen Teil des Landkreises Karlsruhe um den Großraum Bretten. Die damals rechtlichen Vorgaben forderten zentrale Sammelstellen, um erlegtes Schwar- zwild und Aufbruch einer fachgerechten Entsorgung zuzuführen. Die Bekämp- fung der KSP war im Vergleich zur aktu- ell in den Fokus rückenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) einfacher. Zum einen war bei der KSP die Mortalität deutlich geringer und zum anderen war hierfür ein geeigneter Impfstoff vor­ handen. Bei der Nachbetrachtung der erfolg- reichen Seuchenbekämpfung zeigte sich, dass es keine dezentralen Möglichkeiten gab, Fallwild, Unfallwild oder anfallenden Schwarzwildaufbruch präventiv zu ent- sorgen. Die am Seuchengeschehen Beteiligten aus dem Kreis der Jägerschaft, des For- stes, der Städte und Gemeinden, dem Veterinäramt sowie der unteren Jagd­ behörde erkannten den erforderlichen Handlungsbedarf. Erste Überlegungen über eine landkreisweite Einrichtung solcher Sammelstellen wurden ange- stellt. Zu Beginn wurden kleinere Kühlboxen aufgestellt, um Erfahrungswerte zu sam- Abbildung 1: Übersicht der Verwahrstellen im Landkreis Karlsruhe Quelle: Landratsamt Karlsruhe

80 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

Abbildung 2: Verwahrstelle mit überdachtem Unterstand Abbildung 3: Verwahrstelle mit Einhausung Quelle: Landratsamt Karlsruhe Quelle: Landratsamt Karlsruhe

Abbildung 4: Verwahrstelle in einer Betonfertiggarage Abbildung 5: Verwahrstelle in einer Betonfertiggarage Quelle: Landratsamt Karlsruhe Quelle: Landratsamt Karlsruhe mit dem Tierische Nebenprodukte-Recht An- und Abfahrt sowie einen 24-Stun- Die Entwicklung dieses Gesamtvorha- (TNP-Recht) zu verhindern, wurde der den-Zugang, musste sich das Vorhaben bens spiegelte sich auch in der Bauweise ­Begriff Sammelstelle durch den Begriff auch mit dem direkten Umfeld arrangie- und der Ausstattung der Verwahrstellen Verwahrstelle ersetzt, welcher sich bis ren können. wieder. Angefangen mit offenen bzw. heute bewährt hat. Während zu Beginn überwiegend private überdachten Unterständen (s. Abbil- Beginnend 2007 in Bretten konnte im Standorte zur Verfügung standen, wur- dung 2), sind mittlerweile alle Standorte Landkreis Karlsruhe über Jahre ein flä- den diese jedoch mit zunehmender Pla- eingehaust (s. Abbildung 3) oder durch chendeckendes Netz an Verwahrstellen nungsdauer durch Standorte in öffent- Betonfertiggaragen (s. Abbildungen 4 errichtet werden (s. Abbildung 1). Die licher Hand ersetzt. Die Standorte der und 5) ersetzt worden. Die Kühlzellen größte Herausforderung hierbei war zu- heutigen 12 Verwahrstellen befinden sich wurden in ihrer Kapazität erweitert meist die Standortsuche, denn neben entweder auf Flächen von Forst BW und und die ­Verwahrstellen mit einem Spind den grundlegenden Anforderungen wie den Städten und Gemeinden oder sind für Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Wasser, Abwasser, Strom, LKW-geeignete landkreiseigene Flächen. elektronischer Seilwinde, Gefriertruhe

81 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

gungsanstalt anmeldet, als auch die Grundreinigung und Desinfektion nach jeder Leerung durchführt. Der kontinuierliche Ausbau der Seu­ chenprävention, beginnend mit dem Ur- sprungsgedanken der Entsorgung von Unfallwild und Fallwild bis hin zur Ent- sorgung von Aufbruch inklusive Schwarte und Knochen, einhergehend mit einer immer größer gewordenen Akzeptanz unter den Nutzern, haben zum Erfolg dieses Vorhabens beigetragen. Der Erfolg und der Zuspruch lassen sich auch in Zahlen beziffern. Die Anzahl der Nutzer liegt bei knapp 280. Hinter jedem Nutzer steht ein Jagdrevier oder eine Stadt beziehungsweise Gemeinde. Die- Abbildung 6: Schwarzwildstrecke Quelle: Landratsamt Karlsruhe ser Nutzerkreis entsorgt jährlich knapp 150 Tonnen Wildtiere und tierische Ne- und Auffahrrampe ausgestattet. Zu- Verwahrstellen finanziert werden sowie benprodukte in den Verwahrstellen, dem enthalten die Verwahrstellen Boxen weitere Standorte mit Kapazitätseng- ­Tendenz steigend. Diese enorme Menge mit Tupferprobensets für Unfallwild, pässen erweitert und Edelstahl-Con­ ist nicht zuletzt auch auf die hohe ­wodurch die Entnahme dieser Proben tainer für den Seuchenfall beschafft Schwarzwildstrecke zurückzuführen. Die für die Jägerschaft erleichtert wird. Die werden. beigefügte Grafik verdeutlicht den An- ­Kapazität der eingesetzten Kühlzellen Ende 2019 wurde mit der Fertigstel- stieg der Schwarzwildstrecken im Land- ­erstreckt sich von zwei bis maximal acht lung des Neubaus der Verwahrstelle Phi- kreis Karlsruhe der letzten zehn Jahre 240 Liter Behälter. lippsburg-Rheinsheim das Verwahrstel- (s. Abbildung 6). Die Errichtung dieser Verwahrstellen lenkonzept abgeschlossen. Im Rahmen wurde in erster Linie über kreiseigene einer feierlichen Eröffnung konnte sich Mittel finanziert. Personelle und teil- Landwirtschaftsminister Peter Hauk vor weise auch finanzielle Unterstützung Ort selbst ein Bild des Verwahrstellen- Alexander Barth ist Sachbearbeiter für erfolgte dabei seitens der Jägerschaft, konzepts des Landkreises Karlsruhe ma- Jagd und Tiergesundheit im Landratsamt der Gemeinden sowie von Forst BW. Mit chen. Karlsruhe. Daniel Reinhard ist Wildtier- Fortschreiten der ASP wurden seit Ende Die Betreuung der Verwahrstellen er- beauftragter im Landratsamt Karlsruhe. 2017 auch von Seiten des Landes Finanz- folgt durch ehrenamtliches Personal Dr. Joachim Thierer ist Amtsleiter des mittel für solche Vorhaben bereitgestellt. ­seitens der Jägerschaft, das sowohl die Veterinäramtes sowie Leiter der unteren Dadurch konnte der Neubau von zwei Leerungen bei der Tierkörperbeseiti- Jagdbehörde im Landratsamt Karlsruhe.

82 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

Wie die Geflügelpest im Landkreis Lörrach ­erfolgreich bekämpft wurde

Von Dr. Alexandra Kostorz, Landkreis Lörrach

Geflügelpest, auch Vogelgrippe oder gebracht. Das Ausmaß der betroffenen wurden insgesamt 112 Hühner in den ­aviäre Influenza genannt, ist eine durch Betriebe war enorm: Mehr als 180 ­positiven Seuchenbetrieben getötet. Viren ausgelöste Infektionskrankheit. ­Kontaktbetriebe wurden ermittelt, bei Ziel einer Seuchenbekämpfung ist es, Der natürliche Wirt ist der wildlebende 64 Betrieben in 13 Landkreisen wurde die Ausbreitung der Krankheit so schnell Wasservogel. Die Geflügelpest ist eine der Ausbruch der Geflügelpest amtlich wie möglich zu unterbinden, um andere anzeigepflichtige Tierseuche und für festgestellt. Bei den Kontaktbetrieben Geflügelhalter – von kleinen Hobby­ Hausgeflügel, wie Puten und Hühner, handelte es sich um viele private Kleinst- haltungen bis hin zu größeren land­ hochansteckend. Sie verläuft mit schwe- haltungen sowie einige kleinere land- wirtschaftlichen Geflügelhaltungen – ren allgemeinen Krankheitszeichen wie wirtschaftliche Legehennenhaltungen. zu schützen. Für Betriebe, in denen die Apathie, Legeleistungsrückgang und Fie- Im Landkreis Lörrach wurden sieben Geflügelpest auftritt, müssen dafür ber bis hin zum Tod. Anstecken können ­Betriebe mit den besagten Junghennen ­einschneidende Maßnahmen, darunter sich Hühner über Tröpfchen und kleine beliefert, wobei in vier Betrieben die ein drei Kilometer großer Sperrbezirk Partikel. Die Inkubationszeit reicht von ­gefährliche Variante der Geflügelpest und ein zehn Kilometer großes Beobach- Stunden bis hin zu mehreren Tagen. Die HPAI H5N8 nachgewiesen wurde. In drei tungsgebiet, angeordnet werden. Alle gefährliche Form der Vogelgrippe (HPAIV) der positiv getesteten Betriebe zeigten Seuchenbetriebe und Betriebe, in denen kann bei Exposition gegenüber einer die Tiere klinische Symptome und waren ein Verdacht des Ausbruchs besteht, hohen Infektionsdosis auf den Men- schon vereinzelt vor Eintreffen des Vete- müssen geräumt werden, das heißt, das schen übertragen werden und gleichfalls rinäramtes verendet. Alle verdächtigen vorhandene Geflügel muss entspre- tödlich verlaufende Erkrankungen aus­ Vögel wurden mittels Tracheal- und chend den tierschutzrechtlichen Vorga- lösen (FLI, 2021). ­Kloakentupfer beprobt. Um eine weitere ben getötet werden. Gleichzeitig wird Gerade der Handel mit Lebendgeflügel Seuchenverschleppung zu verhindern, alles unternommen, um durch Reini- im Reisegewerbe birgt ein hohes Risiko für einen Eintrag der aviären Influenza in die Hausgeflügelbestände. Das hat das Land Baden-Württemberg und auch der Landkreis Lörrach im März 2021 erfahren. Per Tiertransport wurden Mitte März circa 1.800 Junghennen aus einem ­Zuchtbetrieb bei Paderborn, in dem die Geflügelpest anschließend nachgewie- sen wurde, nach Baden-Württemberg

Im Landkreis Lörrach eingerichtetes Beobachtungsgebiet (blau) und Sperrbezirke (rot) rund um Betriebe Quelle: Jürgen Werner mit nachgewiesenen Fällen der Geflügelpest im Frühjahr 2021 Quelle: Landratsamt Lörrach

83 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

gungs- und Desinfektionsmaßnahmen fon eingerichtet, bei dem sich Tierhalter großer Vorsicht beim Handel mit Leben- die Verschleppung des Virus aus dem als auch Bürger bei Fragen zum aktuellen dgeflügel im Reisegewerbe und innerge- Seuchenbestand zu verhindern. Zusätz- Vogelgrippegeschehen melden konnten. meinschaftlichem Verbringen in Bezug lich wird ein sogenanntes „Stand-Still“ Um Ausbrüche von HPAI H5N8 bei Nutz- auf Länder mit ausgeprägtem Gesche- angeordnet, womit das Ein- und Aus­ geflügel und gehaltenen Vögeln zu ver- hen (FLI, 2021). stallen von Geflügel untersagt ist. hindern, ist die Einhaltung von Biosicher- Die Viren treten in zwei Varianten (ge- Das Veterinäramt Lörrach hat nach heitsmaßnahmen, sowohl durch die ring/hochpathogen) auf und werden ­Feststellung der Seuche die genannten Tierhalter als auch durch Besucher, es- nach den Hüllproteinen Hämagglutinin Restriktionsgebiete ausgewiesen. So senziell. Genauso wichtig ist es, dass (H) und Neuraminidase (N) in verschie- wurden um die vier positiven Betriebe ­Tierhalter bei definierten erhöhten Tier- dene Subtypen (H1-16 in Kombination Sperrbezirke (siehe Karte, rot markiert) verlusten, Abnahme der Legeleistung mit N1-9) eingeteilt. Geringpathogene und ein Beobachtungsgebiet (blau mar- oder Gewichtszunahme der Tiere das aviäre Influenzaviren (LPAIV) können kiert) eingerichtet. Diese Restriktions­ Veterinäramt informieren und die vorge- spontan zu hochpathogenen aviären In- gebiete verliefen landkreisübergreifend schriebenen Untersuchungen unverzüg- fluenzaviren (HPAIV) mutieren, die sich und wurden in Kooperation mit den be- lich durchführen lassen. Nur so können dann klinisch als Geflügelpest zeigt. nachbarten Landkreisen Waldshut und möglicherweise in den Bestand einge­ Breisgau-Hochschwarzwald festgelegt, tragene Infektionen frühzeitig entdeckt Literatur: um die Seuchenbekämpfung gezielt werden und entsprechende Maßnah- FLI 2021: Aktuelles zur Aviären Influenza: durchzuführen. Innerhalb dieser defi- men ergriffen werden. Darüber hinaus https://www.fli.de/de/aktuelles/ nierten Räume galten die Regelungen gelten allgemeine Hygieneregeln: So tierseuchengeschehen/aviaere- der Geflügelpestverordnung, die den sollten tote Vögel nicht mit bloßen influenza-ai-gefluegelpest/ Umgang mit der Krankheit regelt: Inner- ­Händen angefasst werden und die Risikoeinschätzung zum Auftreten halb eines Sperrgebietes bestehen ver- Hände sollten gründlich mit Wasser und von HPAIV H5 in Deutschland, schärfte Bedingungen, wie eine allge- Seife gewaschen werden, falls es doch Stand 26. April 2021 meine Aufstallungspflicht. Im Sperrbezirk zu einem Kontakt gekommen ist (MLR, Geflügelpest-Verordnung vom 15. Okto- als auch im Beobachtungsgebiet sind 2021). ber 2018 (BGBl. I, Nr. 35, S. 1665), zuletzt Hygieneauflagen in den Ställen und Ein- geändert durch Berichtigung der Be- schränkungen in Bezug auf den Trans- Hintergrund: kanntmachung der Neufassung der Ge- port von Tieren sowie die Ausgabe von In Deutschland sind seit Ende Oktober flügelpest-Verordnung vom 17. Dezember Eiern, Fleisch und sonstigen Erzeugnis- 2020 etwa 1.200 HPAIV H5-Fälle bei Wild- 2018 (BGBl. I Nr. 48 vom 21. Dezember sen aus Geflügel und Federwild geregelt. vögeln und 245 Ausbrüche bei Geflügel, 2018, S. 2664) Nach Festlegung der Restriktionsgebiete davon sechs bei gehaltenen Vögeln, fest- Amtliche Methode und Falldefinitionen hatte das Landratsamt Lörrach auf gestellt worden. Außerdem meldeten (Geflügelpest), FLI (Stand: 3. Februar 2021) Grundlage der Geflügelpest-Verordnung 20 europäische Länder neue Ausbrüche Ministerium für Ländlichen Raum und eine Allgemeinverfügung erlassen, in der bzw. Wildvogelfälle von HPAIV des Sub- Verbraucherschutz; Stuttgart: die genaue Lage der Restriktionsgebiete typs H5. In Deutschland ist ein Rückgang https://mlr.baden-wuerttemberg.de/ sowie Regelungen aufgeführt waren. in der Zahl der neuen Ausbrüche und de/unsere-themen/tierschutz- Diese Allgemeinverfügung blieb solange Fälle zu beobachten. Das Risiko der Aus- tiergesundheit/tiergesundheit/ bestehen, bis durch das Veterinäramt breitung in Wasservogelpopulationen tierkrankheiten-tierseuchen-zoonosen/ des Landkreises Lörrach das Ende des und des Eintrags in Geflügelhaltungen vogelgrippe/ Seuchenfalls am 14. Mai 2021 festgestellt und Vogelbeständen wird vom Fried- werden konnte. rich-Löffler Institut (FLI) als mäßig einge- Das Ministerium für Ländlichen Raum stuft. Es ist von einem mäßigen Eintrags- und Verbraucherschutz Baden-Würt­ risiko durch Verschleppung des Virus Dr. Alexandra Kostorz ist Fachbereichslei- temberg hatte für das Seuchengesche- zwischen Geflügelhaltungen innerhalb terin Veterinärwesen und Lebensmittel- hen im gesamten Land ein Expertentele- Deutschlands auszugehen. Das FLI rät zu überwachung im Landratsamt Lörrach.

84 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

Veterinärverwaltung 4.0 – Prozessschritte der Digitalisierung im Bereich Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung

Von Dr. Martina Bühlmeyer, Ostalbkreis

Digitalisierung – das Topthema der heu- abläufe der Verwaltung mit Ihren E-Akte. Diese soll bis 2022 abgeschlossen tigen Arbeitswelt – gewinnt auch in der Kund*innen verbunden. Idealerweise sein. Mit der E-Akte können alle Be- öffentlichen Verwaltung zunehmend an werden im Rahmen der Einführung Pro- diensteten jederzeit und ortsunabhän- Bedeutung. Dabei ist der Fortschritt in zessabläufe kritisch betrachtet und neu gig auf Akten und Unterlagen zugreifen. der Digitalisierung der Verwaltung zwi- strukturiert. Hierdurch ergeben sich in bestimmten schenzeitlich als Standortfaktor zu be- Die E-Akte wird ergänzt durch weitere Aufgabengebieten auch ganz neue An- trachten. Landkreise mit einem hohen E-Government-Verfahren und bildet da- sätze für das mobile Arbeiten in der Ver- Digitalisierungsgrad bleiben attraktiv durch eine Brücke zwischen der Bürger- waltung. Alle Beteiligten sind jederzeit für Bürger*innen und vor allem für ihre schaft, der Wirtschaft und der Verwal- auf demselben Kenntnisstand. So kön- Wirtschaftsunternehmen. Die Grund­ tung sowie auch zwischen den Behörden nen für die Bürgerinnen und Bürger intention besteht darin, den Bürger­ und Gerichten. schnellere Prozesse und Abläufe geschaf- service und die Wirtschaftlichkeit von fen werden und schließlich die Antrags- Verwaltungsleistungen nachhaltig zu Ziele der Digitalisierung bearbeitung und Verwaltungsentschei- verbessern und damit den Hauptanfor- in der Verwaltung dungen beschleunigt werden. derungen an eine moderne Verwaltung Im Ostalbkreis wurde im Rahmen des gerecht zu werden. Diese Intention gilt Ziel ist es, die Veterinärverwaltung mo- Förderprogramms „Digitale Zukunfts- für alle Bereiche der Verwaltung – auch dern und bürgernah aufzustellen und kommune“ als Grundlage für die Digita- für die klassische Eingriffsverwaltung. die Produkte in der Veterinärverwaltung lisierung schon zu einem sehr frühen so zu gestalten, dass sie von zuhause Zeitpunkt eine digitale Gesamtstrategie Rechtlicher Rahmen oder unterwegs genutzt werden können. für die Landkreisverwaltung eingeführt. Hier stehen bei der Überführung in eine Deren wichtigster Baustein ist die Ein- Rechtliche Grundlage für die Digitali­ elektronische Abwicklung im Bereich führung der E-Akte in allen Geschäfts­ sierungsprozesse in der Verwaltung sind Veterinärwesen und Lebensmittelüber- bereichen. das E-Governmentgesetz Baden-Würt­ wachung an erster Stelle die Massen­ Als Basis für diesen Prozess wurde ein temberg (EGovG BW) und das Online­ antragsverfahren wie zum Beispiel die ­geschäftsbereichsübergreifender Leit­ zugangsgesetz (OZG). Registrierung von Tierhaltern oder die faden zur Einführung des Dokumenten- Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet Meldung von Lebensmittelunterneh­ managementsystems (DMS) erstellt. Im Behörden dazu, Verwaltungsleistungen mern. Ostalbkreis wird das DMS enaio der über Verwaltungsportale bis Ende 2022 Nach der flächendeckenden Einführung Firma Optimal Systems eingesetzt. Die- auch digital anzubieten. Jede Behörde von E-Justice wird auch der Rechtsver- ser Leitfaden regelt die wichtigsten wird verpflichtet, auch einen Zugang kehr elektronisch gestaltet sein, so dass Grundlagen der elektronischen Ver­ für die elektronische Kommunikation zu die Übermittlung von Unterlagen zwi- waltungsarbeit geschäftsbereichsüber- eröffnen. Mit dem E-Government-Gesetz schen den Veterinärbehörden und Ver- greifend. Die Regelungen und Hinweise Baden-Württemberg (EGovG BW) hat waltungsgerichten sowie übergeord- richten sich an alle DMS-Nutzer der der Landtag von Baden-Württemberg neten Behörden elektronisch abgewickelt Landkreisverwaltung. Ergänzend dazu die rechtliche Grundlage für die Einfüh- werden kann. wird von jedem Geschäftsbereich im rung der E-Akte als zentralem Baustein Rahmen der DMS-Einführung eine ge- des E-Governments geschaffen. Darun- Wesentliche Schritte schäftsbereichsspezifische Fachanwei- ter soll aber nicht nur die Einführung zur Umsetzung sung erstellt. eines weiteren IT-Systems verstanden Um die Vorteile der E-Akte nutzen zu Einführung der E-Akte werden, sondern vielmehr wird damit können, war der Prozess der Erarbeitung ein grundlegender Modernisierungspro- Zentraler Baustein für die Digitalisierung dieser Fachanweisung entscheidend. zess der Arbeits- und Kommunikations- der Verwaltung ist die Einführung der Hierzu wurde beim Geschäftsbereich

85 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Veterinärwesen im Ostalbkreis eine Ar- ­Fachverfahren beschäftigen sich die lung der Robustheit der verschiedenen beitsgruppe mit Mitgliedern aller Aufga- Unter­arbeitsgruppen Lebensmittelüber- Geräte im Dauereinsatz wird sich weisen. benbereiche eingerichtet, welche die In- wachung und IuK der Arbeitsgruppe halte ihres Aufgabenbereichs im Prozess Veterinärwesen des Landkreistags. ● Rechtliche Fragestellungen der vertraten. Entscheidende Rolle spielte je- ­elektronischen Kommunikation doch die zuständige Digitalisierungsbe- Einführung der Mobilen Datenerfassung Zahlreiche Fragestellungen der sicheren auftrage des Geschäftsbereichs. In einem (MDE) elektronischen Kommunikation, der mehrmonatigen Prozess wurden über rechtssicheren Zustellung von Doku- mehrere Stufen Struktur, Inhalte und Bereits im März 2019 wurde in Baden- menten und der Speicherung und Ablage Vorgaben der Fachanweisung für die in- Württemberg die Projektsteuergruppe der Daten konnten geklärt und im Rah- dividuelle Umsetzung der E-Akte im Be- Mobile Datenerfassung (PSG MDE) mit men der Anpassung des Probenerfas- reich Veterinärwesen/Lebensmittelüber- Vertretern der Referate 31, 32 und 36 des sungsbogens (PEB) in das Verfahren ein- wachung erarbeitet. Die Fachanweisung Ministeriums für Ländlichen Raum, Ver- gebracht werden. umfasst ein Rechte- und Zugriffskonzept, tretern des Referats 37 des LGL Baden- Vorgaben zu Posteingang und Ablage, Württemberg, Vertretern der Unter­ ● Verfahren der Anlieferung und An- Vorgaben zu Geschäftsgang und Bear- suchungsämter und Mitgliedern der nahme an den Untersuchungsämtern beitungsvermerken sowie Postausgang Unterarbeitsgruppe Lebensmittelmittel- Eine gewisse Hürde im Prozess stellte die und das Verfahren für die Behandlung überwachung der AG Veterinärwesen Regelung des Verfahrens der Ablieferung von Altakten. des Landkreistags einberufen. Aufgabe und Annahme der Proben an den Unter- Nach Fertigstellung der Fachanweisung war es, das mobile Angebot des Fachver- suchungseinrichtungen dar. Mit der wurden alle Kolleg*innen in die Inhalte fahrens Balvi mobil zu testen, im ana­ ­Vereinbarung eines Verfahrens hierfür eingeführt und nach zunächst zwei logen Prozess die erforderlichen Ände- konnte die Arbeit der PSG MDE erfolg- Grundschulungen im Programm enaio rungsschritte zu ermitteln und diese in reich abgeschlossen werden. wurde beim Bereich Veterinärwesen und ein mobiles Verfahren umzusetzen. Lebensmittelüberwachung im Ostalb- Als Pilotämter waren die Veterinärämter Seit mittlerweile etwa einem Jahr erhe- kreis mit einer Stichtagslösung auf die der Kreise Karlsruhe, Ostalbkreis, Rastatt ben die Pilotämter in unterschiedlichem E-Akte umgestellt. und Rhein-Neckar-Kreis sowie der Stadt Umfang ihre Proben mobil und übermit- Zur vollständigen Digitalisierung des Stuttgart beauftragt, ein Verfahren zur teln die zugehörigen Daten digital. Hier- ­Bereichs Veterinärwesen und Lebensmit- Umsetzung der mobilen Datenerfassung durch konnte der Prozess weiter abge­ telüberwachung sind die mobile Erfas- am Teilprojekt mobile Probenahme zu er- sichert und optimiert werden. Bereits sung der Tätigkeiten wie Probenahme arbeiten. Im Verlauf der Arbeit der PSG im Testprozess zeigten sich mehr und und amtliche Kontrollen ebenso erfor- MDE wurden insbesondere folgende mehr die erheblichen Vorteile der mobi- derlich, wie eine Schnittstelle des Doku- ­Fragestellungen aufgebracht und einer len Probenerfassung. Die landesweite mentenmanagementsystems enaio zum Lösung zugeführt: Einführung der mobilen Probenahme in eingesetzten Fachprogramm LÜVIS und Baden-Württemberg kann auf Grund der schließlich die Überführung der Kommu- ● Test unterschiedlicher Hardware und erfolgreichen Arbeit der PSG MDE gemäß nikation mit den Kunden in ein elektro- IuK-Systeme Erlass des Ministeriums für Ländlichen nisches Verfahren. In den Pilotämtern kamen Geräte ver- Raum nun zum 1. September 2021 er- Da diese Voraussetzungen zum Zeit- schiedener Hersteller zum Einsatz. Es folgen. punkt der Einführung der E-Akte nicht wurde festgestellt, dass hardwareseitig Zur weiteren Umsetzung der Digitalisie- gegeben waren, wurde im Ostalbkreis alle eingesetzten Geräte für die gän- rung sollen künftig auch die im Bereich ein gestaffeltes Verfahren umgesetzt. gigen Einsatzsituationen bei der Ent- Veterinärwesen / Lebensmittelüberwa- Der Teilprozess der Einführung der E-Akte nahme von Lebensmittelproben geeig- chung durchgeführten amtlichen Kon- ist so angelegt, dass Fach- und Betriebs- net sind. Unterschiede technischer Art trollen in Betrieben mobil erfasst wer- akten auf die E-Akte umgestellt wurden und in den IuK-technischen Möglich- den. Hierzu werden derzeit die fachlichen und die Voraussetzungen geschaffen keiten, welche die einzelnen unteren Ver- Grundlagen für eine künftige Kontroller- wurden, die mobil erfassten Daten und waltungsbehörden einräumten, konnten fassung von einer Unterarbeitsgruppe eine spätere Schnittstellenlösung zum durch intensive Zusammenarbeit mit der QM-Arbeitsgruppe Amtliche Lebens- Fachprogramm zu integrieren. den zuständigen Kollegen des LGL Ba- mittelüberwachung „UAG Kontrollerfas- Mit den Teilprozessen Mobile Daten­ den-Württemberg in allen Fällen einer sung“ unter Einbeziehung der PSG Mo- erfassung und Schnittstelle DMS – Lösung zugeführt werden. Die Fragestel- bile Datenerfassung erarbeitet. Die neue

86 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

Kontrollverordnung der EU für den Auf- gabenbereich Veterinärwesen und Le- bensmittelüberwachung (OCR) erlegt den zuständigen Behörden umfassende Dokumentations-, Berichts- und Infor- mationspflichten auf. Aus Sicht der un- teren Verwaltungsbehörden sollte eine künftige Lösung zur mobilen Erfassung und Dokumentation amtlicher Kontrol- len so gestaltet sein, dass damit all die- sen Anforderungen Rechnung getragen werden kann.

Einführung einer Schnittstelle zwischen Dokumentenmanagementsystem Besprechung zur Einführung des DMS enaio im April 2020 bereits unter Pandemiebedingungen. (DMS) und Fachverfahren Quelle: Landratsamt Ostalbkreis

Die erforderliche Schnittstelle zwischen dem jeweiligen DMS und dem Fachver- fahren überträgt Dokumente aus einer einfachen Ablage in der Betriebsakte im Facherfahren in eine strukturierte Ak- tenablage eines DMS. Die damit verbundenen Vorteile liegen auf der Hand: ● Automatische Übergabe der Doku- mente aus dem Fachsystem an das DMS ● Ablage aller Dokumente zur Betriebs- stätte an einem Ort ● Ablage von Dokumenten in einem Schnittstellenbeschreibung Quelle: Firma Balvi System mit Versionierung und Revi­ sionssicherheit. ● Unterstützung nachfolgender Pro- reich Veterinärwesen Lebensmittelüber- Meldung als Lebensmittelunternehmer zesse, wie etwa die Übergabe der elek- wachung im Gang und sollte als einer hierzu geeignete Einstiegsverfahren dar. tronischen Gerichtsakte der nächsten Schritte des Prozesses an- Voraussetzung ist die Schaffung digi- ● reduzierter Aufwand bei der Aktenab- gegangen werden, damit derzeit noch taler Antragsformulare, deren Befüllung lage und nach Abschluss der Umstel- bestehende Medienbrüche an dieser online und deren elektronische Bearbei- lung medienbruchfreie Vorgangsbear- Stelle künftig vermieden werden können. tung. Um den Kundenkreis nicht zu über- beitung fordern, werden hierbei für einen Über- Hierzu ist im Vorfeld eine Aktenstruktur Einführung von E-Verfahren gangszeitraum sicher Hybridlösungen zu entwickeln, wie die Dokumente im erforderlich sein. DMS abgelegt werden sollen. Da ver- Um die Vorteile der E-Akte jedoch umfas- schiedene DMS im Einsatz sind und die send nutzen zu können und den Bürger- Aktenstruktur von Amt zu Amt verschie- service zu erweitern, sollen schließlich den sein kann, lässt sich eine solche Antrags- und Bearbeitungsverfahren Schnittstelle nur bedingt standardisie- auf eine elektronische Form umgestellt ren, sondern benötigt ggf. für jeden Fall ­werden. Wie bereits erwähnt, stellen im Dr. Martina Bühlmeyer ist Leiterin des eine individuelle Anpassung. Der Dis­ Bereich Veterinärwesen und Lebensmit- Geschäftsbereichs Veterinärwesen und kussionsprozess zu einer geeigneten telüberwachung Massenverfahren wie Lebensmittelüberwachung im Landrat- Schnittstellengrundstruktur ist im Be- z. B. die Tierhalterregistrierung oder die samt Ostalbkreis.

87 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Novel Food und arzneiliche Verwendung – Ein Fallbeispiel aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung­ des Rems-Murr-Kreises

Von Dr. Philipp Benz, Dr. Thomas Pfisterer, Gerd Holzwarth, Rems-Murr-Kreis

Ein im Kreis ansässiges Unternehmen Vielmehr wird dort der Anschein eines legt, welcher von dort als unbegründet bringt seit geraumer Zeit eine Pflanze in Lebensmittels erweckt. Die arzneilichen zurückgewiesen wurde. Da das Produkt getrockneter Form in Verkehr, deren Wirkungen dieses Produktes, inkl. An- trotz der schriftlichen Anordnung und Zweckbestimmung nach den Werbe­ wendungsempfehlungen, werden paral- der Androhung von Verwaltungszwang aussagen aber auch nach den Angaben lel auf der Homepage des ursprünglich weiterhin zum Verkauf angeboten des Inverkehrbringers eine „Arznei“ ist. bestehenden, nunmehr rechtlich losge- wurde, erfolgte die Festsetzung eines Durch die orale Aufnahme des Stoffes lösten Unternehmens beschrieben. Zwangsgeldes in Höhe von 500 €. Bei sollen verschiedene Krankheiten gelin- Im Jahr 2019 wurde vom Veterinäramt weiterer Missachtung wurde die Anwen- dert, oder ihnen (wie z. B. bei Malaria) vor- des Rems-Murr-Kreises eine Probe des dung von unmittelbarem Zwang gegen gebeugt werden. Auch soll, laut Herstel- als Tee in Verkehr befindlichen Stoffes Sachen, in Form der Sicherstellung des ler, eine Wirksamkeit gegen Covid-19 und entnommen und dem zuständigen Warenbestandes in den Betriebsräumen Tumorerkrankungen bestehen. Bei dieser CVUA (Chemisches und Veterinärunter- angedroht. Pflanze handelt sich um den einjährigen suchungsamt) in Karlsruhe zur Begut- Aufgrund des weiterhin bestehenden Beifuß, Artemisia annua, der laut dem achtung zugeleitet. Im Gutachten des ­Inverkehrbringens des Tees wurde das Inverkehrbringer durch seine Züchtung CVUA Karlsruhe wurde dieser Tee als Zwangsmittel „Unmittelbarer Zwang einen im Gegensatz zur Wildpflanze „Novel Food“ und somit als neuartiges gegen Sachen“, in Form der Sicherstel- mehrfach erhöhten Wirkstoffgehalt be- Lebensmittel eingestuft. Dies darf, da es lung und Versiegelung des Warenbe- sitzt. Die Aufnahme der Pflanze bzw. keine lebensmittelrechtliche Zulassung standes am Betriebssitz der Versand- der Wirkstoffe erfolgt in der Regel als Tee, besitzt, nicht in den Verkehr gebracht firma, zu vollstrecken versucht, was aber aber auch der direkte Verzehr sowie die werden. Um die Unbedenklichkeit des an den Interventionen des Bevollmäch- Herstellung von Salben u. ä. wird be- Stoffes nachzuweisen, ist für Lebens­ tigten scheiterte. Dieser verweigerte die schrieben. Die Thematik war vor einigen mittel, die als Novel Food zu bewerten Vollstreckungsmaßnahme indem er den Jahren bereits bei der zuständigen Arz- sind, vom Lebensmittelunternehmer Zu- vor Ort anwesenden Vertretern des Land- neimittelbehörde, dem Regierungsprä­ lassungsverfahren durchzuführen, so- ratsamtes Rems-Murr-Kreis und einer sidium Stuttgart anhängig, da es sich fern nicht belegt werden kann, dass das Streife des zuständigen Polizeireviers die dem Anschein nach um ein sogenanntes Produkt vor dem Jahr 1997 in „nennens- Verbringung des vorhandenen Waren­ Präsentationsarzneimittel handelte, also wertem Umfang“ in den Verkehr ge- bestandes in einen Lagerraum und einen Stoff, dem vom Inverkehrbringer bracht, und konsumiert wurde. diesen ­dessen Versiegelung untersagte. Seiner eine arzneiliche Wirkung zugesprochen Nachweis konnte der Lebensmittelunter- ­Ansicht nach sei das Produkt ein Roh- wird, ohne dass diese in anerkannten nehmer bisher nicht erbringen. Die stoff und würde deshalb nicht dem Studien zu belegen ist. Aufwändige ­vorgelegten Darlegungen, die einen Ver- ­Lebensmittelrecht, und somit nicht der ­arzneimittelrechtliche Verfahren wären zehr in nennenswertem Umfang bele- Kontrolle der Lebensmittelbehörde, un- erforderlich, um ein rechtmäßiges In­ gen sollten, konnten vom CVUA Karls- terliegen. Zudem führte er aus, die verkehrbringen sicherzustellen. Um den ruhe nicht anerkannt werden. ­vorhandenen Warenbestände würden Anschein eines Arzneimittels zu vermei- Aufgrund des unzulässigen Inverkehr­ nicht der Versandfirma (Inverkehrbrin- den, wurde daraufhin dieser Stoff als Le- bringens als Lebensmittel hat das Land- ger), sondern der den Stoff bewerbenden bensmittel in den Verkehr gebracht. Hier- ratsamt Rems-Murr-Kreis in der Folge Firma gehören, deren Verantwortlicher für wurde ein Unternehmen gegründet, eine Anordnung erlassen, die den weite- er selbst sei. Die Anwendung unmittel- welches ausschließlich für den Versand ren Verkauf des Stoffes mit sofortiger baren Zwanges, um ein weiteres Inver- des Produktes zuständig ist und auf des- Wirkung untersagt. Gegen diesen Ver- kehrbringen zu verhindern, wurde, auf- sen Homepage keinerlei Hinweise auf waltungsakt hat der Inverkehrbinger grund des Fehlens einer gesundheitlichen eine arzneiliche Wirkung gemacht wird. ­Widerspruch beim RP Stuttgart einge- Relevanz bei dem Produkt als unverhält-

88 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

nismäßig erachtet. Von weiteren Maß- eines Lebensmittels ist hierbei maß­ öffentlichen Bekundungen und E-Mails nahmen vor Ort wurde deshalb abge­ gebend, sondern der zum Verzehr be- von Verbrauchern und auch Medizinern, sehen. stimmte Zweck. In einschlägigen Kom- die ebendiese Verwendung als Tee zur Da der Tee weiterhin zum Verkauf ange- mentaren des Lebensmittelrechts wird Krankheitsprävention und Immunstär- boten wurde, erließ das Landratsamt darunter die vorgesehene Verwendung kung beschreiben, wider. Rems-Murr-Kreis eine weitere Anord- des Stoffes verstanden, wie sie im Ver- Das Landratsamt Rems-Murr-Kreis, als nung, in der ein Zwangsgeld in Höhe von kehr bei natürlicher Betrachtungsweise zuständige Lebensmittelüberwachungs- 5.000,00 € angedroht und die sofortige für einen durchschnittlich informierten, behörde, hat daraufhin das Zwangsgeld Vollziehung festgesetzt wurde. Gegen aufmerksamen Verbraucher erkennbar von 5.000,00 € festgesetzt und ein wei- diese Anordnung stellte die Firma einen ist. Weiterhin erfasst die allgemeine teres Zwangsgeld von 10.000 € ange- Antrag zur Wiederherstellung der auf- Zweckbestimmung alle Stoffe, die ihrer droht. Gegen diese Zwangsgeldfestset- schiebenden Wirkung beim Verwal- Gattung nach und allgemein zum Ver- zung hat der Invehrbringer wiederum tungsgericht Stuttgart. Dieser Eilantrag zehr bestimmt sind. Maßgebend ist vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart wurde mit Beschluss des VG Stuttgart dabei die Verkehrsanschauung, die durch Klage eingereicht. Diese wurde abgewie- abgelehnt. Auch die in der Folge hierge- die allgemeine Verwendung seitens der sen und ist nun beim VGH in Mannheim gen gerichtete Beschwerde des Lebens- Verbraucher bestimmt ist. anhängig. mittelunternehmers beim Verwaltungs- Durch die vom Inverkehrbringer lediglich Dieses Fallbeispiel zeigt sehr anschau- gerichtshof Baden-Württemberg wurde geänderte Bezeichnung Rohstoff, der lich auf, mit welchen besonderen Frage- von dort zurückgewiesen. In ihrer Be- nach der Ausführung des Bevollmächtig- stellungen sich die örtlichen Lebens­ gründung führt die Firma unter anderem ten nunmehr, nach jahrelanger Auslo- mittel­überwachungsbehörden regelmä- aus, dass durch eine geänderte Be­ bung als Tee, jetzt als Räucherwerk oder ßig auseinandersetzen müssen und wie zeichnung als „Rohstoff“ die Zuständig- Raumbeduftung dienen solle, ändert die eng Lebensmittel- und Arzneimittelrecht keit der Lebensmittelüberwachungsbe- bisherige Zweckbestimmung und damit doch zusammenliegen. hörde entfalle und das Produkt, welche die Einstufung als Lebensmittel, oder gar nun kein Lebensmittel mehr sei, unge- als Arzneimittel nicht. Das Landratsamt prüft und ohne Einschränkung in Verkehr geht daher weiter davon aus, dass auch gebracht werden dürfe. eine Umbenennung und geänderte Aus- Dr. Philipp Benz ist als Amtstierarzt im Gemäß EU-Recht sind Lebensmittel alle lobung des Produktes als Rohstoff nichts Landratsamt Rems-Murr-Kreis tätig und Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu be- an seiner Verwendung als Lebensmittel leitet dort den Fachbereich Lebensmit- stimmt sind oder von denen nach ver- geändert hat und dass das Produkt in der telüberwachung. Dr. Thomas Pfisterer ist nünftigem Ermessen erwartet werden EU nicht als Lebensmittel zugelassen ist Amtsleiter des Veterinäramtes und Le- kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise und deshalb nicht in Verkehr gelangen bensmittelüberwachung im Landrat- verarbeitetem oder unverarbeitetem darf. samt Rems-Murr-Kreis. Gerd Holzwarth ­Zustand von Menschen aufgenommen Die Firma zeigt sich uneinsichtig und will ist Dezernent für Forst, Landwirtschaft, werden. Nicht die Beschaffenheit oder einen Weg finden, „weiterzumachen“. Verbraucherschutz und Vermessung im Eignung eines Stoffes für die Eigenschaft Dies spiegeln auch die unzähligen Briefe, Landratsamt Rems-Murr-Kreis.

89 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Präventiver und gesundheitlicher ­Verbraucherschutz im Rhein-Neckar-Kreis

Von Uschi Schneider, Rhein-Neckar-Kreis

Präventiver Verbraucherschutz Ernährungsbildung des Rhein-Neckar-Kreises mit einer eige- beim ­Veterinäramt und nen Entbindungsstation mit ins Boot ge- Die Bedeutung und Aufgaben des Vete­ Verbraucherschutz holt. Ein weiterer Synergieeffekt ergibt rinäramtes und Verbraucherschutz im sich durch die gute Zusammenarbeit des Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis ist vie- Um die Einflüsse der gesamten Lebens- FORUM Ernährung mit den „frühen Hil- len Menschen im Alltag unbekannt. Es ist mittelkette, also „vom Stall bis auf den fen“ beim Kreisjugendamt. Durch zu- eine Behörde mit Aufgaben, die erst auf- Teller“, im Blick zu behalten, setzen hier sätzliche Angebote über das Landespro- fallen, wenn sie nicht gemacht werden. gezielt Angebote zur Ernährungsbildung gramm BeKi werden unter anderem die Das zeigt sich besonders in der derzei- des FORUM Ernährung an. Als Ansprech- Bildungsangebote des Familienwegwei- tigen Corona-Situation. Gibt es Lücken partner zur Ernährungsbildung ist es Teil sers erweitert und gemeinsam kom­ im System, kann das im Extremfall welt- des Veterinäramtes und Verbraucher- muniziert, auch dadurch können mehr weite drastische Auswirkungen auf die schutz im Landratsamt Rhein-Neckar- Eltern erreicht werden. Menschen haben – und das nicht nur bei Kreis. Ein zukunftsträchtiger Ansatz ist das Pro- Corona. Das FORUM Ernährung, als Ansprech- jekt „Fit im Alltag, gemeinsam kochen Vorsorgend tätig werden heißt im Be- partner in der Ernährungsbildung (auch und essen“ für Kinder psychisch belas­ reich der Lebensmittel und den Gegen- für die Stadtkreise Mannheim und Hei- teter Familien. Dieser alltagspraktische ständen des täglichen Bedarfs einen delberg) verfolgt das Ziel, Menschen Ansatz, kommt den Kindern sowohl in Blick dafür zu haben, wo potentielle Ge- darin zu stärken, ihren Essalltag selbst- der Persönlichkeitsentwicklung als auch fahrenquellen lauern, die Menschen ge- bestimmt und verantwortungsbewusst, bei den Kompetenzen im Umgang mit fährlich werden könnten. Das fängt an im Sinne eines nachhaltigen Lebensstils, Lebensmitteln sehr zu Gute und trifft auf z. B. bei der Produktion der Lebensmittel zu gestalten, wozu auch die Lebensmit- große Zustimmung sowohl bei den Kin- (wozu auch die Nutztierhaltung gehört) telhygiene ihren Beitrag leistet. dern als auch den betreuenden Fachkräf- und geht weiter bei den lebensmittel­ Basis der Arbeit bilden dabei die Landes- ten. Die positiven Auswirkungen auf die verarbeitenden Betrieben, den Bedarfs- programme bewusste Kinderernährung Kinder werden bereits mit der zweiten gegenständen des täglichen Lebens bis – kurz „BeKi“ und „Mach’s Mahl“ des Veranstaltung deutlich. zum Lebensmittelhandel (auch interna- ­Ministeriums für Ländlichen Raum und Fest etabliert, im Rahmen der Amtshilfe, tional), den gastronomischen Angeboten Verbraucherschutz Baden-Württemberg. haben sich die Schulungen der Tages- und der Gemeinschaftsverpflegung. Die pflegepersonen zur Lebensmittelhy- Metropolregion Rhein-Neckar bildet in Synergien nutzen giene. Aufgrund der praxisorientier- dieser Hinsicht mit ihrem wirtschaftlich ten Auslegung der Veranstaltung und strategisch guten Standort ein zentrales Ein Schwerpunkt sind Angebote zur dem hauswirtschaftlichen Hintergrund- Drehkreuz und stellt hohe Anforde- ­Kinderernährung für Menschen, die sich wissen der Referentinnen erfahren rungen an das Veterinäramt und Ver- um Babys bzw. Kleinkinder und Kinder diese Schulungen viel positive Resonanz. braucherschutz. kümmern, also junge Familien, Mitarbei- Nicht zuletzt deshalb, weil auch hier Bei den Veterinären und Lebensmittel- terinnen und Mitarbeiter von Kinder­ die Personalunion­ zwischen FORUM Er- kontrolleuren stehen daher die Ein­ tagesstätten und der Tagespflege, Lehr- nährung, Lebensmittelkontrolleurin und haltung der rechtlichen Vorgaben zur kräfte, Einrichtungen, die Elterngruppen Vete­rinäre die ideale Voraussetzung Lebensmittelhygiene in den Betrieben an betreuen, etc. dafür bietet. erster Stelle. Denn Verbraucher gehen Gerade in dieser sensiblen Lebensphase Eine besondere Relevanz kommt der davon aus, dass Lebensmittel, die im der frühen Kindheit werden die Weichen ­Zertifizierung von Kitas im Bereich Er- Handel oder in der Gastronomie angebo- für das spätere Leben gestellt – nicht nährungsbildung (BeKi- Kitas) zu. Der ten werden, sicher sind. nur in gesundheitlicher Hinsicht! Um Zertifizierungsprozess beleuchtet ins­ hier möglichst viele Eltern zu erreichen, besondere die Verpflegungssituation wurden neben PEKiP-Gruppen und pri- ­(inklusive der relevanten Maßnahmen vaten Elterngruppen, die GRN-Kliniken der Lebensmittelüberwachung) sowie

90 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

die pädagogischen Angebote im Um- und Kollegen mit Themen der Lebens- gute Zusammenarbeit zur Vernetzungs- gang mit Lebensmitteln. Diese bewusste mittel-Sicherheit wie Inhaltsstoffen, stelle für Kita- und Schulverpflegung Auseinandersetzung mit der Ernäh- ­Zusatzstoffen, Verpackungen, Rückrufak- beim Landeszentrum für Ernährung. rungsbildung führt zu einem verbes- tionen, aber auch Kennzeichnung von Diese gute Vernetzung schafft Trans­ serten Verpflegungs- und Ernährungsbil- Speiseplänen, Umsetzung von Hygiene- parenz in den Angeboten und bietet Trä- dungsangebot der Kinder, was sich durch maßnahmen und vieles mehr. gern wichtige Entscheidungshilfen, die die Einbindung in ihren Lebensalltag helfen Fehlplanungen zu vermeiden und langfristig positiv auswirkt und einen Verpflegung betrifft alle sich nicht zuletzt oft auch finanziell posi- stark prägenden Charakter hat. Hier tiv auswirken. ­werden langfristig die Verhältnisse so Die Verpflegung hat in den letzten Jah- angepasst und in den Alltag als festen ren an Bedeutung gewonnen, da sich im Fazit Bestandteil integriert, so dass die Kinder Alltag immer mehr Menschen außer durch die Routine davon profitieren. Haus verpflegen. Diese Entwicklung Die Herausforderungen im Ernährungs- ­Dieser Ansatz wird in Zukunft noch eine wirkt sich auch auf den Bildungsbereich sektor werden steigen. Laut der Deut- stärkere Bedeutung bekommen. Die aus, das heißt, in Kitas und Schulen gibt schen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ­Ernährungsbildung sollte im Orientie- es zunehmend den Ganztagesbetrieb sind „ernährungsmitbedingte Krankhei­ rungsplan der Kitas stärker verankert und somit auch die Verpflichtung, ein ten“, vor allem Krebs und Herz-Kreis- werden, da diese eine Schlüsselfunktion Mittagessen anzubieten. lauf-Erkrankungen für 68 Prozent, also in der frühkindlichen Entwicklung hat mehr als zwei Drittel aller Todesfälle ver- und in viele Alltagsbereiche einfließt. Systematische Information antwortlich (https://www.bgm-bkk.de/ Ein weiterer verbindender Baustein am durch gute Vernetzung ernaehrung/fakten/). Veterinäramt und Verbraucherschutz sind die Fachberatungsstellen der Kitas. Auch hier hat sich die Struktur beim Nehmen wir das Wort „präventiv“ ernst Sie bilden die Schnittstelle zu den Kin- Veterinäramt mit Verbraucherschutz und bewahren dadurch ein Stück mehr dertageseinrichtungen. Durch jährliche und FORUM Ernährung des Rhein-Neck- die Gesundheit der Gesellschaft, agieren Treffen und gelegentliche Infomails an ar-Kreises bewährt. Durch die Bündelung nachhaltig und sparen Ressourcen in jeg- die Fachberaterinnen und Fachberater, der Informationen über alle Fachbereiche licher Hinsicht – auch wenn es auf den können diese aktuelle Informationen hinweg, können, sozusagen aus einer ersten Blick vielleicht etwas mehr kostet. oder gesetzliche Änderungen im Verpfle- Hand, Träger oder Fachkräfte der Einrich- gungsbereich direkt an die jeweiligen tungen umfassend über eine qualitativ Einrichtungen kommunizieren und errei- gute Verpflegung informiert werden, Uschi Schneider ist Leiterin des FORUM chen dadurch einen hohen Verbreitungs- was durch zahlreiche Fortbildungen er- Ernährung im Veterinäramt und Ver- grad. Dies wird ermöglicht durch einen reicht wird. braucherschutz im Landratsamt Rhein- guten Schulterschluss zu Kolleginnen Unterstützt wird dieser Ansatz durch die Neckar-Kreis.

91 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Kälber für Spanien – Rinder für den Orient

Von Dr. Thomas Buckenmaier, Landkreis Reutlingen

Um Milch für die Lebensmittelgewin- zu 1. tungen (z. B. sogenannte Eimertränken) nung zu produzieren werden pro Milch- Das Kapitel VI des Anhang I der Verord- mitgeführt. kuh in etwa ein Kalb pro Jahr geboren, nung (EG) 1/2005 regelt zusätzliche Be- Um den Fütterungsbedürfnissen von was letztendlich zu einer Überproduk- dingungen für lange Beförderungen: nicht abgesetzten Kälbern gerecht zu tion führt. Für die Kälber bedeutet dies werden müssen sie mit Milch oder 1.3. Im Transportmittel sind Futter­ oftmals ein langer Leidensweg. Sie wer- ­Milchaustauscher getränkt werden. Da mittel in einer Menge mitzuführen, die den in andere Länder transportiert, wo es sich bei Kälbern um sogenannte Saug- den Fütterungsbedürfnissen der betref- sie gemästet und dann häufig vor allem trinker handelt, benötigen sie für einen fenden Tiere während der Beförderung in außereuropäische Drittländer verkauft physiologischen Saugakt einen verform- gerecht werden. Futtermittel sind vor werden. Dies führt dazu, dass allein aus baren Gummisauger an einem Eimer Witterungseinflüssen sowie Einwirkun­ Baden-Württemberg und Bayern im Ja- oder an einem Tränkeautomaten. Die o. g. gen etwa von Staub, Treibstoffen, Abga- nuar 2021 bereits über 2.800 Kälber nach Transportmittel erfüllen daher die Vo- sen, Urin und Dung zu schützen. Spanien transportiert wurden. raussetzungen der Ziffern 1.3, 1.4 und 1.5 Nahezu wöchentlich werden im Schnitt 1.4. Sind für die Fütterung von Tieren aus Kapitel VI des Anhang I der Verord- ca. 200 nicht abgesetzte Kälber (das be- besondere Vorrichtungen erforderlich, nung (EG) 1/2005 für den Transport von deutet sie sind noch auf Milch als einzige so sind diese im Transportmittel mitzu- nicht abgesetzten Kälbern nicht. Nahrung angewiesen) von der Sammel- führen. Weiter sind diese Transportmittel ledig- stelle in Bad Waldsee nach Spanien be- 1.5. Werden Fütterungsvorrichtungen lich mit den üblichen Metalltränkenip- fördert. im Sinne von Nummer 1.4 verwendet, peln für Schweine und Schafe und mit Die Abfertigung/Genehmigung dieser so müssen diese so beschaffen sein, dass Tränkebecken für Rinder ausgestattet ist. Transporte erfolgt durch die zuständige sie erforderlichenfalls, um nicht umge- Die Voraussetzungen der Ziffer 2.2 aus Behörde für die Sammelstelle, in BW stoßen zu werden oder umzufallen, am Kapitel VI des Anhang I der Verordnung das Veterinäramt Ravensburg. Für den Transportmittel befestigt werden kön- (EG) 1/2005 sind somit nicht erfüllt, da Transport auf die Sammelstelle werden nen. Befindet sich das Transportmittel die geforderte Funktionsfähigkeit für für jedes Tier Gesundheitsbescheini- in Bewegung, so sind die Fütterungsvor- nicht abgesetzte Kälber nicht gegeben gungen (sog. Vorzeugnisse) der zuständi- richtungen, soweit sie nicht verwendet ist, die Kälber können diese Tränkevor- gen Behörde für den Herkunftsbetrieb werden, getrennt von den Tieren zu la- richtungen nicht bedienen, eine physio- des Kalbes benötigt. Somit sind alle die gern. logische Wasseraufnahme ist nicht ge- Behörden, aus deren Zuständigkeits­ währleistet. bereich Kälber nach Spanien verbracht 2.1. Transportmittel und Schiffsconta- Die Versorgung von über zwei Wo- werden, zumindest indirekt an diesem iner müssen mit einem Wasserversor- chen alten Kälbern mit Wasser ergibt Geschehen beteiligt. gungssystem ausgestattet sein, das es sich auch aus der Tierschutz-Nutztier­ Diese Langstreckentransporte sind in dem Betreuer ermöglicht, während der haltungsverordnung (TierSchNutztV). zweierlei Hinsicht problematisch: Beförderung jederzeit sofort Wasser Gemäß § 11 Nr. 4 TierSchNutztV heißt es, 1. Die Strapazen auf einem ca. 20 stün- nachzufüllen, damit jedes Tier ständig dass wer Kälber hält, sicherzustellen hat, digem Transport auf nicht geeigneten Frischwasser zur Verfügung hat. dass jedes über zwei Wochen alte Kalb Fahrzeugen, auf denen eine Versor- 2.2. Die Tränkevorrichtungen müssen jederzeit Zugang zu Wasser in ausrei- gung der Kälber mit Futter (Milch oder stets voll funktionsfähig und so konstru- chender Menge und Qualität hat. Milchaustauscher) und Wasser nicht iert und positioniert sein, dass sie für alle Die Funktionsfähigkeit der Tränkevor- möglich ist. an Bord des Fahrzeugs zu tränkenden Ka- richtung ist abhängig von den jeweils zu 2. Das Leid beim Weitertransport auf un- tegorien von Tieren zugänglich sind. tränkenden Tieren, was Schweine oder geeigneten Transportschiffen (meist abgesetzte Rinder funktioniert, funktio- ehemalige Lastschiffe oder Fähren) Bei den derzeit verwendeten Transport- niert für Kälber noch lange nicht. Daher und vor allem die grausamen Schlacht- fahrzeugen werden weder geeignetes ist eine Funktionsfähigkeit im Sinne der methoden in bestimmten Drittlän- Futter (Milch, Milchaustauscher) noch VO 1/2005 nicht schon deshalb gegeben, dern. die erforderlichen Fütterungsvorrich- wenn am Ende Wasser fließt. Nicht ab­

92 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

gesetzte Kälber können weder an den für wahrscheinlich, dass die Kälber zusätz- entblutet. Dies bedeutet für das einzelne Schweine ausgerichteten Nippeltränken, lich zu den Strapazen, die jeder Transport Tier in der Regel einen mehrere Minuten noch an den Tränkebecken für abge- mit sich bringt, noch unnötiger Weise an an dauernden Todeskampf bei voller setzte Rinder trinken. Daraus ergibt sich, Hunger und Durst leiden müssen. Dies Wahrnehmung und Empfindung. Damit dass die vorgennannten Tränkeeinrich- steht nicht im Einklang mit Artikel 3 und nicht genug werden Beinsehnen durcht- tungen für nicht abgesetzte Kälber nicht der Transport ist somit auch deshalb rennt, um die Tiere zu immobilisieren funktionsfähig sind. rechtswidrig. und Augen ausgestochen, um Abwehr- Es werden somit wesentliche Bedin- Die Transporte von nicht abgesetzten bewegungen beim Durchtrennen der gungen für die Durchführung von lan- Kälbern sind auch nach § 1 Tierschutz­ Halsgefäße zu verhindern. gen Beförderungen nicht erfüllt, die gesetz als rechtwidrig anzusehen, da sich Dieses Vorgehen ist mit nationalen Durchführung eines Transports unter kein vernünftiger Grund für das Leiden ­Tierschutzbestimmungen nicht einmal diesen Bedingungen steht nicht im der Kälber (jedes Kalb leidet zu einem ge- annähernd vereinbar und würde in ­Einklang mit den geltenden Tierschutz­ wissen Grad beim Transport) ergibt. Deutschland strafrechtlich verfolgt und transportbestimmungen und ist daher In diesem Zusammenhang ist es not- geahndet. rechtswidrig. Die Rechtskonformität wendig den Begriff „Leiden“ näher zu Durch zahlreiche Gerichtsbeschlüsse kann diesbezüglich auch nicht dadurch ­bestimmen: und auch mehrere Erlasse des MLR, sind hergestellt werden, indem die ­Kälber in Kommentar Tierschutzgesetz Hirt/Mai- die Amtstierärzte in Baden Württem- der nach Ablauf von der maximalen sack/Moritz: berg, entgegen der rechtlichen Be­ Transportzeit von neun Stunden vorge- „Leiden sind alle nicht bereits vom Be- stimmungen und auch entgegen ihre schriebenen mindestens einstündigen griff des Schmerzes umfassten Beein- persönlichen Überzeugung und vor dem Erholungspause abgeladen, gefüttert trächtigungen des Wohlbefindens, die Hintergrund der Garantenstellung für und nach ca. zwei Stunden wieder aufge- über ein schlichtes Unbehagen hinaus- den Tierschutz, bereits seit Jahren ge- laden und anschließend weiter gefahren gehen und eine nicht ganz unwesent- zwungen weiterhin solche Transporte werden. Dies ist im Gegenteil als erheb- liche Zeitspanne fortdauern.“ (BGH) abzufertigen oder zumindest mit dem liche zusätzliche Belastung für die Kälber „Unter Wohlbefinden wird ein Zustand Ausstellen von tiergesundheitsrechtli- zu werten und ist so in der VO(EG) physischer und psychischer Harmonie chen Vorzeugnissen zu ermöglichen. Nr. 1/2005 auch nicht vorgesehen. Zu- des Tieres in sich und entsprechend sei- Wie lange dieser Zustand noch anhält dem gibt es glaubwürdige Berichte nen angeborenen Lebensbedürfnissen- oder „ertragen“ werden muss, lässt sich von Tierschutzorganisationen, die eine mit der Umwelt verstanden.“... „Leiden von hier aus, derzeit zumindest, nicht ab- nicht ­tierschutzkonforme Versorgung setzt nicht voraus, dass Tiere krank oder schätzen. Im Rückblick auf das Ver- und ­Behandlung der Kälber an dieser verletzt sind“ gangene und insbesondere mit Blick auf Versorgungsstation in Frankreich doku- Aus der rechtlichen Würdigung ergibt das Wohlergehen unsere Nutztiere, ist mentieren. sich unzweifelhaft die Rechtswidrigkeit das Maß des Hinnehmbaren seit langer Gemäß Artikel 3 der Verordnung (EG) der Transporte von nicht abgesetzten Zeit überschritten und es bleibt nur zu 1/2005 darf niemand eine Tierbeför­ Kälbern nach Spanien. hoffen, dass die, die daran etwas ändern derung durchführen oder veranlassen, könnten, sei es in der Politik aber auch wenn den Tieren dabei Verletzungen zu 2. auf Seiten der Wirtschaft, sich endlich oder unnötige Leiden zugefügt werden Wie in zahlreichen Dokumentationen ihrer Verantwortung bewusst werden. könnten. von NGO’s berichtet, werden Schlacht- Ohne die oben genannten Bedingungen tiere (Rinder und Schafe) in vielen zu erfüllen, kann die erforderliche Versor- ­muslimischen Ländern unter absolut Dr. Thomas Buckenmaier ist Leiter des gung mit Wasser und Futter während der tierschutzwidrigen Bedingungen ge- Kreisveterinär- und Lebensmittelüber- langen Beförderung nicht ausreichend schlachtet oder genauer gesagt ge- wachungsamts im Landratsamt Reutlin- sichergestellt werden. Daher ist es sehr schächtet d.h. ohne vorherige Betäubung gen.

93 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Tierwohlinitiative im Landkreis Ravensburg

Dr. Robert Gayer und Beatrice Ruopp, Landkreis Ravensburg

Ziel: Verbesserung des Wohls Beratung zur artgerechten Förderung des Projektes von Nutztieren ­Nutztierhaltung durch MLR

Die Veterinär- und Landwirtschaftsver- Die Tatsache, dass sich die Landwirt- Das Ministerium für Ländlichen Raum waltungen des Landkreises Ravensburg schaftsverwaltung landesweit in den und Verbraucherschutz (MLR) begrüßte haben im vergangenen Jahr eine ge- letzten Jahren immer stärker aus der ein- die Projektidee ausdrücklich und stellte meinsame Initiative zur Verbesserung zelbetrieblichen Beratung zurückziehen für das Vorhaben entsprechende Förder- des Tierwohls in der regionalen Land- musste, war ein weiterer Anstoß, in diese mittel zur Verfügung. Denn aus Sicht des wirtschaft gestartet. Ziel ist, das Wohl­ Richtung aktiv zu werden. Die beiden Landes hat das Projekt durchaus Modell- befinden von Nutztieren nachhaltig zu ­Beratungsdienste in der Region Allgäu- charakter für andere Landkreise. Als Pro- fördern und interessierte Landwirte fit Oberschwaben betreuen bislang nur jektpartner konnten das Landwirtschaft- für die Zukunft zu machen. Dies soll rund 20 Prozent der Rinderhalter, die liche Zentrum Aulendorf (LAZBW) sowie durch fachkundige Wissensvermittlung Mehrzahl der Nutztierhalter nimmt ver- die beiden im Landkreis Ravensburg an- über Tierwohlindikatoren und tierge- mutlich nur wenig Beratungsangebote sässigen Milchvieh- Beratungsdienste rechte Haltungsanforderungen sowie war. Zudem haben die Erwartungen der „Agrarberatung Allgäu“ und „Landwirt- durch gezielte Beratung praktisch umge- Gesellschaft an eine artgerechte Nutz- schaftlicher Beratungsdienst Ravens- setzt werden. Damit einher geht noch tierhaltung und die politischen Diskussi- burg“ mit jeweils mehr als 150 Mitglieds- der Wunsch, künftig ein positiveres Bild onen darüber inzwischen auch die Rin- betrieben gewonnen werden. der landwirtschaftlichen Tierhaltung in derhaltung erreicht. Um zukunftsfähig der Öffentlichkeit zu prägen und dem zu bleiben, sollten Tierhalter regelmäßig Die Tierwohlberaterin stetigen Rückgang bäuerlicher Betriebe prüfen, ob ihre Haltungsverfahren noch entgegenzuwirken. Eigene Beratungs- den zeitgemäßen Ansprüchen an eine Glücklicherweise war zur Umsetzung und Schulungsmaßnahmen sollen in tiergerechte Haltung genügen und gege- des Vorhabens die Beschäftigung einer ­Zusammenarbeit mit Projektpartnern benenfalls Anpassungen vornehmen. Teilzeitkraft für „Tierwohlberatung“ besonders Familienbetrieben helfen, Ver- Dies zu unterstützen, war ein Hauptziel möglich. Die halbe Stelle wird je zur besserungsmöglichkeiten zu erkennen der neuen Initiative. Hälfte vom Landkreis sowie aus den vom und im eigenen Stall erfolgreich umzu- Bereits im Sommer 2020 hatte das MLR zur Verfügung gestellten Projekt- setzen. ­Veterinär- und Verbraucherschutzamt mitteln finanziert. Für diese interessante vor dem Hintergrund der gesellschaft- und anspruchsvolle Aufgabe ließ sich Viele kleine veraltete Betriebe lichen Dimension des Tierschutzes und eine junge Landwirtschaftsmeisterin aus dessen herausgehobener Bedeutung im dem Nachbarkreis motivieren. Sie konnte Erster Auslöser für dieses Projekt war Grundgesetz die „Tierwohlinitiative Ra- wegen Einarbeitungsaufwand und pan- die Tatsache, dass im Landesvergleich vensburg“ vorgeschlagen. Gemeinsam demiebedingten Verzögerungen jedoch im Landkreis Ravensburg die meisten mit dem Landwirtschaftsamt wurden erst im Frühjahr 2021 mit konkreten Rinderhaltungen angesiedelt sind, die Möglichkeiten zur Umsetzung geprüft Schritten beginnen. Um das Projekt den- Zahl der Betriebe jedoch kontinuierlich und nach geeigneten Partnern gesucht. noch rasch ins Laufen zu bekommen und abnimmt. Noch sind z. B. knapp 70.000 Ergebnis war ein neues vom Kreistag den umfänglichen Ansprüchen gerecht Milchkühe und somit rund ein Viertel des im letzten Herbst abgesegnetes Hand- zu werden, wurde der Stellenanteil in- landesweiten Milchkuhbestandes im lungsfeld in der Kreisstrategie: „Verbes- zwischen befristet sogar auf 75 Prozent Landkreis Ravensburg zu finden. Hinzu serung des Tierwohls in landwirtschaft- erhöht. kommt, dass oftmals noch viele Tiere in lichen Nutztierhaltungen“. Die frisch gebackene Tierwohlberaterin kleineren Betrieben mit alten Laufställen Linda Weigele ist jetzt erfolgreich gestar- oder in ganzjährigen Anbindehaltungen tet und hat sich auch fachlich schon tief untergebracht sind. in die spezielle Thematik eingearbeitet. Dabei wurde sie eng vom Fachpersonal des Landwirtschaftsamtes betreut und

94 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

Die Beratungsdienste unterstützen durch fachlichen Austausch und sichern zu, bei umfassenderem Beratungsbedarf Betrieben ein ergänzendes Beratungs­ angebot im Rahmen der Modulberatung zu unterbreiten. Um das Projekt noch bekannter zu ­machen, bedarf es weiterer Öffentlich- keitsarbeit. Erste Infos gab es über eine Pressemitteilung. Werbeflyer und die In- ternetseite des Landratsamtes stehen als weitere Informationsquellen zur Verfü- gung. Zusätzlich sind auch tierärztliche Praxen involviert, um als Ansprechpart- ner ihr Klientel auf das freiwillige Ange- bot im Kreis aufmerksam zu machen. Insgesamt ergänzt das vorgestellte Pro- jekt des Landkreises Ravensburg die künftige Nutztierstrategie des Bundes und andere bundesweit ins Leben geru- fene Förderinitiativen, wie das Netzwerk Linda Weigele Quelle: Privat Fokus Tierwohl oder das Kompetenznetz- werk Nutztierhaltung (sogenannte Bor- mit den vielfältigen Situationen auf un- auch Unterstützung in Fragen der Her- chert Kommission). Es könnte durchaus terschiedlichen Höfen vertraut gemacht. denführung, der Fütterung sowie der auch für andere Landkreise als zukunfts- Mit amtstierärztlicher Unterstützung Tiergesundheit von Kälbern, Rindern und orientiertes Modell zur Förderung von wurde sie für Betriebsbesuche auf ein- Kühen. Im Zuge von Einzelberatungen Tierwohl und nachhaltiger Nutztierhal- zelne tierschutzspezifische Herausforde- finden vor Ort Bestandsaufnahmen tung auf regionaler Ebene dienen. rungen und Fachfragen vorbereitet. Ein mit Schwachstellenanalyse statt. An- dreitägiges Praktikum bei einem zertifi- schließend werden von der Beraterin zierten Kuhwohl-Berater im landwirt- ­praxistaugliche Verbesserungsansätze schaftlichen Zentrum St. Gallen sowie erarbeitet und vorgeschlagen. Ein regel- Trainees beim Rindergesundheitsdienst mäßiger Kontakt zum Landwirt ist Aulendorf rundeten letztlich die fach- ­wichtig, um die tatsächliche Umset- liche Einarbeitung ab. zung empfohlener Maßnahmen zu be- Zum jetzigen Zeitpunkt stößt die Initia- gleiten. tive zunehmend auf das Interesse von Landwirten. So konnte Frau Weigele be- In Planung sind Workshops und reits mehrere Beratungsempfehlungen ­Infoveranstaltungen an interessierte Milchviehbetriebe er- stellen. Im gegenseitigen Austausch der interes- sierten Landwirte können aktuelle Infor- Wichtigste Zielgruppe sind mationen zu bestimmten Aspekten des ­Milchvieh- und Rinderhalter Tierwohls vermittelt werden. Hierbei mit Anbindehaltungen oder wird insbesondere auf die Angebote des Dr. Robert Gayer leitet das Veterinär- und ­älteren Laufställen LAZBW zurückgegriffen, dass parallel im Verbraucherschutzamt im Landratsamt Rahmen des nahezu zeitgleich gegrün- Ravensburg. Beatrice Ruopp, ist Projekt- Hier kommt das Tierwohl oftmals zu deten Bundesprojektes „Netzwerk Fokus verantwortliche und Leiterin des Sach­ kurz. Neben dem Aufdecken und Opti- Tierwohl“ eine Vielzahl von Informa­ gebiets „Landwirtschaftliche Produktion mieren von Schwachstellen im Haltungs- tionsveranstaltungen zu dieser Thematik und Kontrollen“ im Landratsamt Ravens- system umfasst die Beratung bei Bedarf anbietet. burg.

95 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Bei Tierseucheneinsätzen gefragt: ­Veterinärzug aus Ravensburg

Von Dr. Robert Gayer, Landkreis Ravensburg

Sind kurzfristig Tiere zu bergen, Ställe zu ­diesem Team steht der Veterinärzug zur Notstromaggregaten, Tötungsgeräten räumen oder Seuchenherde zu beseiti- Alarmierung bereit. Fachlich wird er von und einer Fanganlage für Großtiere gen, ist der Veterinärzug zur Stelle. Drei Amtstierarzt Dr. Peter Reithmeier ge- ­lagern dort auch allerlei Schutzanzüge, davon gibt es im Land, den größten in führt. Die schnelle Einsatztruppe besteht Gummistiefel, Atemmasken und Desin- Ravensburg. aus Personen aus Landwirtschaft, Flei- fektionsmittel. Um Tierställe, Fahrzeuge Seit 1978 existiert im Kreis Ravensburg scherhandwerk oder anderen „tierna- und Gerät reinigen und desinfizieren ein sogenannter Veterinärzug als amts­ hen“ Berufen und ist Bestandteil des zu können, ehe sie wieder benutzt wer- tierärztlich geführter Fachdienst des Tierseuchenbekämpfungskonzeptes in den können, gehören auch die entspre- ­Katastrophenschutzes. Zu Zeiten des Kal- Baden-Württemberg. Or­ganisatorisch chenden Apparaturen zur Ausrüstung ten Krieges handelte es sich noch um werden die Helfer unter der Regie des des Zugs. Die Einheit verfügt dazu noch eine Einrichtung des Bundes, um die Brand- und Katastrophenschutzes ver- über ein eigenes Einsatzfahrzeug mit ­Versorgung der Bevölkerung in Kata­ waltet. Technischer Leiter ist Thomas Transportanhänger sowie einen LKW. strophenfällen sicherzustellen. Ab 1994 Schmid, der dieses Amt 2020 von Chri- Ursprünglich hatten die Zivilschutz­ wurde diese Truppe vom Land Baden- stian Kramer übernommen hat. behörden in Baden-Württemberg die Württemberg übernommen mit dem Veterinärzüge in den 1970er Jahren für Ziel, Gefahren durch Tierseuchen von Veterinärzug Ravensburg und alle 4 Regierungsbezirke eingerichtet, Tierbeständen und der Bevölkerung ab- ­Tierseuchen-Zentrallager um bei A-B-C-Großschadenslagen, insbe- zuwenden. Heute gibt es im Land noch ­Baden-Württemberg sondere nach Ausfall von Schlachthöfen, drei Veterinärzüge, außer in Ravensburg mit „Feld-Schlachteinheiten“ die Ernäh- sind sie in Freiburg und Böblingen statio- Zu dem Landeskonzept gehört neben lo- rung der Bevölkerung mit Fleisch sicher- niert. kalen Einsatzkräften noch ein zentrales zustellen. Später sollten sie die Veterinär- Ein Amtstierarzt als Zugführer, ein Mit­ Materiallager des Landes in der Ge- behörden bei Bestandsräumungen und arbeiter des Brand- und Katastrophen- meinde Berg bei Ravensburg, das von Desinfektionen im Falle von Tierseuchen schutzes für technische Fragen, Ver­ den Veterinärzughelfern betreut wird unterstützen. waltungshelfer, Gruppenführer aus den und in seinen Hallen die wichtigste Der Veterinärzug Ravensburg besteht Bereichen Landwirtschaft und Metzge- ­Ausstattung für die landesweite Tierseu- nun seit über 40 Jahren in fast unver­ rei sowie über 60 Einsatzkräfte – mit chenbekämpfung vorrätig hält. Neben änderter Stärke fort. Er wird durch das Landratsamt Ravensburg gemäß einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz geführt. Die Zivilschutzprogramme und damit auch die Ausgestaltung des Veterinär- zuges haben sich im Laufe der Jahre er- heblich gewandelt. Früher konnten die Helfer für ihren Dienst verpflichtet wer- den und waren dafür von der Wehrpflicht oder dem Ersatzdienst freigestellt. Heute sind es dagegen durch die Bank Ehren- amtliche, die sich neben ihren eigent- lichen Berufen freiwillig in den Dienst der Gesellschaft stellen. Umso stärker sind Kameradschaft sowie regelmäßige Ausbildung gefragt, um die Truppe zu Veterinärzug Quelle: Landratsamt Ravensburg motivieren und zusammen zu halten.

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alarmiert werden können: bei Stallbrän- den verletzte Tiere rasch evakuieren oder einfangen, ihnen erste Hilfe leisten, sie notfalls aber auch töten, des Weiteren Tiere bergen und transportieren, Tiere schützen. Die Motivation und das Fachwissen der Mitglieder des Veterinärzugs werden all- seits gelobt. Bei der Vielzahl der Aufga- ben braucht es jedoch auch die passende Ausbildung. Dafür wird die Truppe in re- gelmäßigen Abständen vom Veterinär- dienst geschult und zu kleineren Übun- gen aktiviert. Damit das Töten von Tieren im Einklang mit den gesetzlichen Be- stimmungen geschieht, müssen die Hel- fer und Helferinnen dazu die notwendige Schaumdesinfektion Quelle: Landratsamt Ravensburg Sachkunde nachweisen.

Beim Veterinärzug sind aktuell 56 aktive beständen, Desinfektionen, Aufbauar- Wichtig bei Angriffen: Helfer, 6 Helferinnen sowie einige ehe- beiten etc.) an. die Person muss sich malige Mitglieder engagiert, auf die das in Sicherheit bringen Veterinär- und Verbraucherschutzamt im Übungen und Einsätze Notfall sofort zurückgreifen kann. Die Das Einfangen von Tieren sei manchmal Truppe wird als wertvoller Bestandteil Mehrere Einsätze muss die Truppe pro nicht ungefährlich, unterstreicht Tierarzt der Tierseuchenbekämpfungsstrategie Jahr bewältigen, insbesondere wenn Peter Reithmeier. Wenn etwa ein Tier ag- im ganzen Land geschätzt. Denn auch Tierseuchen wie früher die BSE oder gressiv werde und einen Menschen an- über die Landkreisgrenze hinweg fordern ­aktuell die Geflügelpest zu bekämpfen greife, sei es zunächst wichtig, dass sich Regierungspräsidium und andere Vete­ sind. die Person in Sicherheit bringt: „Da sollte rinärbehörden aus Baden-Württemberg Neben dem Einfangen von Tieren gibt es der Eigenschutz eindeutig vorgehen.“ die Einheit regelmäßig zu unterschied- noch andere, durchaus knifflige Bereiche, Zum Glück, sagt er, habe es in den Reihen lichsten Einsätzen (Räumung von Tier­ in denen kleinere oder größere Teams des Zugs bislang keine schweren Unfälle oder Verletzungen gegeben.

Neue Mitglieder sind willkommen

Auch beim Veterinärzug muss man sich um die Nachwuchsarbeit kümmern. Daher sind neue Mitglieder jederzeit willkommen. Ganz wichtig sind neben den Einsätzen und Übungen auch Ka­ meradschaft und ein gutes Miteinander. Die zwischenmenschlichen Beziehungen müssen stimmen, gegenseitiges Ver- trauen ist bei den Einsätzen unerlässlich.

Dr. Robert Gayer leitet das Veterinär- und Verbraucherschutzamt im Landratsamt Einsatzende Quelle: Landratsamt Ravensburg Ravensburg.

97 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Zukunft der amtlichen Schlachttier- und ­Fleischuntersuchung – Sind die Organisationsformen der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung noch zeitgemäß?

Von Dr. Klaus Reuther, Landkreis Waldshut

In Jahr 2020 wurden im Landkreis heinheiten/Jahr schlachten, wird die An- In allen anderen Schlachtstätten unter ­Waldshut durch eine Tierschutzorgani- wesenheit des Tierarztes während der 1000 Großvieheinheiten/Jahr, das ist die sation mittels versteckter Kamera über gesamten Schlachtung gefordert. Die überwiegende Mehrheit der Schlacht­ mehrere Wochen tierschutzwidrige Zu- Tätigkeit in diesen Betrieben wird entwe- betriebe, zu der die handwerklichen stände bei der Schlachtung bei einem der von den im Veterinäramt beschäf- Metzgereien mit meist einem Schlacht- landwirtschaftlichen Direktvermarkter tigten amtlichen Tierärzten ausgeübt tag/Woche und wenigen Schlachttieren mit eigener Schlachtung gefilmt und oder von nicht vollbeschäftigten amt- bis zu den privaten Hausschlachtungen entsprechend medienwirksam veröf- lichen Tierärzten, die im Nebenerwerb zu gehören, wird die Schlachttier- und Flei- fentlicht. Dem Veterinäramt wurde ein ihrer tierärztlichen Praxis die amtliche schuntersuchung fast ausschließlich von Versagen bei der amtlichen Schlacht­ Schlachttier- und Fleischuntersuchung praktizierenden „ambulanten“ Tierärz- untersuchung vorgeworfen. Es wurde durchführen. Diese Differenzierung geht ten durchgeführt, die diese Tätigkeit im allerdings verkannt, dass eine Anwesen- noch auf die Eingliederung der ehemals Nebenerwerb betreiben. Hier erfolgt in heit des Tierarztes während der gesam- staatlichen Veterinärämter in die Stadt- der Regel eine Stückvergütung von zur- ten Schlachtung aufgrund der Größe und Landkreise im Jahr 1995 zurück. zeit 6,02 €/Schwein plus Vergütung für des Betriebes gesetzlich nicht erforder- Schlachthoftierärzte der Kommunen, die die Trichinenuntersuchung und 14,49 €/ lich war. damals bereit waren, in den Landes- Rind, zuzüglich der An- und Abfahrtwege Der vorliegende Beitrag möchte daher dienst zu wechseln, wurden dem Perso- mit 0,30 €/km. die Probleme der bestehenden Struktur nal der Veterinärämter der Stadt- und Nach geltendem EU-Recht ist bei klei- der amtlichen Schlachttier- und Flei- Landkreise zugeschlagen. Daraus resul- nen Schlachtbetrieben, die unter 1000 schuntersuchung näher beleuchten und tiert die überwiegende Zahl der so­ Großvieheinheiten/Jahr schlachten, eine gleichzeitig Lösungswege aufzeigen, genannten Gemeindetierarztstellen der Anwesenheit des Tierarztes während wie die Schlachttier- und Fleischunter­ Landkreise. der Schlachtung nicht erforderlich. Da suchung auf lange Sicht erfolgreich auf- Die Fleischbeschautierärzte in den gro­ nach dem Tarifvertrag (TV Fl) nur die rechterhalten werden kann. Der Fokus ßen Schlachtbetrieben, die 1995 nicht in Schlachttier- und Fleischuntersuchung wird dabei auf die in den kleineren den Staatsdienst wechselten, üben die einschließlich der Trichinenuntersu- Schlachtbetrieben tätigen amtlichen Schlachthoftätigkeit weiter im Nebener- chung bei Schweinen vergütet wird, „ambulanten“ Tierärzte liegen. Als Ergeb- werb neben ihrer tierärztlichen Praxis ­werden von den ambulanten Tierärzten nis muss festgehalten werden, dass die aus. Auch bei einem Tierarztwechsel in in der Regel nur diese originären Tätig- Schlachttier- und Fleischuntersuchung diesen Schlachtbetrieben mit über 1000 keiten der Schlachttier- und Fleischun- einer grundlegenden Neuorganisation Großvieheinheiten/Jahr wurde die Tätig- tersuchung und Trichinenuntersuchung bedarf. keit an Tierärzte mit eigener Praxis verge- durchgeführt. Die Schlachttierunter­ ben. Zusätzliches Personal in den Veteri- suchung erfolgt häufig nur im Her- Die Struktur der amtlichen närämtern wurde hierfür in der Regel kunftsbestand, nicht im Schlachtbetrieb. ­Überwachung der Schlachtungen nicht eingestellt. Die Vergütung der an- Tierschutzrelevante Sachverhalte im gestellten Tierärzte erfolgt von den Land- Schlachtbetrieb von der Entladung der Die Struktur der amtlichen Überwa- kreisen weiter tarifrechtlich nach dem Schlachttiere, Zutrieb zur Betäubung, Be- chung der Schlachtungen hängt seit Tarifvertrag zur Regelung der Beschäf- täubungsvorgang, Entblutung, Kontrolle jeher von der Größe der Betriebe ab. In tigten in der Fleischuntersuchung (TV Fl). der Entblutung, die von den Tierschutzor- den großen EU-zugelassenen Schlacht- Die Vergütung nach TV Fl beträgt zurzeit ganisationen oft zu Recht beanstandet betrieben, die mehr als 1000 Großvie- 41,23 €/Stunde. werden, werden nicht überwacht, da der

98 Schwerpunkt: Veterinärwesen & Verbraucherschutz

Tierarzt bei der Schlachtung nicht anwe- an die Großtierpraxis gebunden. Der rende Tierärzte als nebenamtliche Tätig- send ist und diese Tätigkeit auch nicht Fleischbeschaubezirk war in der Regel keit wird der heutigen Aufgabenstellung nach TV Fl vergütet wird. Tierschutzrele- deckungsgleich mit dem Praxisbezirk. nicht mehr gerecht. Der zunehmende vante Sachverhalte der Schlachtung kön- Die Fleischbeschau führte der Tierarzt Mangel, freiwerdende Stellen in der am- nen dann nur noch durch gegebenenfalls bei „seinen Bauern“ durch, was anderer- bulanten Schlachttier- und Fleischunter- vorhandene postmortale Veränderungen seits auch die Gefahr möglicher Inte­ suchung zu besetzen, wird dazu führen, nachgewiesen werden. Am Schlachttag ressenskollisionen ergeben hat. Durch dass entsprechende Personalkapazitäten kommt der ambulante Tierarzt in der den Rückgang der landwirtschaftlichen von den Veterinärämtern mit fester Regel erst nach Beendigung der Schlach- Betriebe einerseits und der Ein-Perso­ ­Anstellung in Voll- oder Teilzeit bereit­ tung in den Betrieb, um die Fleischunter- nen-Praxis hin zu Gemeinschaftspraxen gestellt werden müssen. Diese Mitarbei- suchung durchzuführen. Die Überwa- andererseits deckt sich der Fleischbe- ter sind nach dem Tarifvertrag für den chung der Schlachthygiene ist somit schaubezirk nicht mehr mit dem Praxis- öffentlichen Dienst zu bezahlen und nicht oder nur eingeschränkt möglich, bezirk. Gleichzeitig nimmt auch die Zahl müssen verstärkt in den Dienstbetrieb z.B. wenn Verunreinigungen am Schlacht- der handwerklichen Metzgereien immer des Veterinäramtes integriert werden. körper vorliegen. mehr ab. Ein eventueller Zuwachs durch Die Unabhängigkeit zu den Betreibern Die von den neuen EU-Kontrollverord- die landwirtschaftlichen Direktvermark­ der Schlachtbetriebe und der Landwirte nungen 2016/625 und VO (EU) 2019/624 ter kann den Rückgang der Schlacht- wäre ebenfalls gegeben. Je nach Umfang vom Grundsatz her geforderte Anwe­ zahlen nicht ausgleichen und die Stück- der amtlichen Schlachttier- und Fleisch­ senheit des amtlichen Tierarztes zur vergütung macht die Schlachttier- und untersuchung im Landkreis können ge- Überwachung des Tierschutzes und der Fleischuntersuchung für die Tierärzte fi- gebenenfalls noch andere Tätigkeiten Hygieneüberwachung im Sinne des vor- nanziell aufgrund der geringen Schlacht- des Veterinäramtes auf diese Personen beugenden gesundheitlichen Verbrau- zahlen unattraktiv. Verstärkt wird dies übertragen werden. cherschutzes kann somit nur einge- noch dadurch, dass nur die Fahrtstrecke, Allerdings kann dies nur gelingen, wenn schränkt nachgekommen werden. Zu- nicht aber die Fahrtzeit vergütet wird. die Schlachtbetriebe ihre Betriebsab- sätzlich zur Schlachttieruntersuchung Insgesamt wird die Vergütung von den läufe entsprechend ändern. Der Montag und Fleischuntersuchung geforderten Tierärzten in Bezug auf den Zeitauf- als traditioneller Hauptschlachttag kann Aufgaben wie Überwachung des Tier- wand bei den vielen Kleinst- und Klein- dann nicht mehr aufrechterhalten wer- schutzes bei der Schlachtung, Kontrolle schlachtungen nicht mehr als lukrativ den. Das Schlachten in den Betrieben der Schlachthygiene, Betriebshygiene, angesehen. im Landkreis muss an zeitlich versetzten Personalhygiene, Dokumentationsprü- In den nächsten Jahren steht aufgrund Schlachttagen erfolgen, um das einge- fungen und weitere Bereiche, die gesetz- der Altersstruktur der ambulanten stellte Personal sinnvoll zu beschäftigen. lich gefordert werden, können und wer- Fleisch­beschautierärzte ein erhöhter Ob dies rechtlich durchzusetzen ist wird den vom ambulanten Tierarzt nicht oder Wiederbesetzungsbedarf an. Dies und bezweifelt, da schon die bisherigen Ver- nur unzureichend lege artis erfüllt. das abnehmende Interesse der Tierärzte- suche, den frühen Schlachtbeginn auf schaft an der Schlachttier- und Fleisch­ einen späteren Zeitpunkt am Morgen zu Welche Konsequenzen untersuchung wird zu zunehmenden verlegen in der Regel nicht durchsetzbar werden sich dadurch für Engpässen in den Veterinärämtern bei waren. die Schlachttier- und der Wiederbesetzung der freiwerdenden Sollte von Seiten der Landkreise kein wei- leischuntersuchung auf kurz Stellen führen. teres Personal für die Schlachttätigkeiten oder lang ergeben in den Veterinärämtern eingestellt wer- Erfordernis einer den, ist über eine Neuorganisation der Generell besteht in der Tierärzteschaft Neuorganisation der Vergütung nachzudenken. Der Arbeits- immer weniger Interesse, Stellen in der Schlachttier- und aufwand, der durch die geforderten amtlichen Schlachttier- und Fleischun- ­Fleischuntersuchung ­Kontrolltätigkeiten entsteht, muss im tersuchung zu besetzen. Dies gilt sowohl Tarifvertrag abgebildet und entspre- bei der Tätigkeit in den Großbetrieben Über kurz oder lang muss es somit zu chend vergütet werden. Das bisherige aber auch und vor allem im Bereich der einer grundlegenden Neuorganisation Tarifsystem (TV Fl) vergütet die gefor- ambulanten Schlachttier- und Fleischun- der ambulanten Schlachttier- und derten amtlichen Überwachungstätig- tersuchung. Dafür sind mehrere Gründe Fleisch­untersuchung kommen. Das bis- keiten nicht in ausreichendem Maß. Im verantwortlich: Die Vergabe der Fleisch­ herige System mit der Vergabe von Tarifvertrag müssten folglich die Tätig- untersuchungsbezirke war traditionell Fleischbeschaubezirken an praktizie- keitsfelder konkret definiert und ent-

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sprechend vergütet werden. Das wiede- Als Fazit bleibt festzuhalten, dass mit nicht mehr aufrechterhalten werden rum hätte Auswirkungen auf die Höhe den derzeitigen Strukturen eine an den kann. der Fleischuntersuchungsgebühren, die hohen Verbrauchererwartungen ausge- von den Unternehmern bereits jetzt re- richtete qualifizierte Überwachung im Dr. Klaus Reuther ist Leiter des Amtes für gelmäßig als zu hoch empfunden wer- Bereich der Schlachttier- und Fleisch­ Veterinärwesen und Lebensmittelüber- den. untersuchung auf kurze oder lange Sicht wachung im Landratsamt Waldshut.

Lokales Tierseuchenlogistikzentrum: ­Vorbereitungen zur Tierseuchenbekämpfung

Von Dr. Ulrich Stähle, Zollernalbkreis

Bereits vor einigen Jahren hat der Zoller- einer größeren Seuchenlage, wie bei- tung und Waschhalle zur Verfügung. nalbkreis an der Straßenmeisterei He- spielweise einem Ausbruch der Afrika- Die technische Bewirtschaftung dieses chingen ein lokales Tierseuchenlogistik- nischen Schweinepest bei Wildschwei- lokalen Krisenzentrums erfolgt in enger zentrum eingerichtet. Dieses fungiert nen, zum Einsatz kommen könnte. Hier Abstimmung mit dem Amt für Bevölke- als lokale Ergänzung zu den im Land vor- bietet die Örtlichkeit der Straßenmei- rungsschutz und Unterstützung durch handenen Veterinärzügen und übrigen sterei mit ihrer verkehrsgünstigen Lage Kräfte der lokalen Feuerwehren und Per- Bekämpfungsstruktur als Teil des Be- direkt an der B27 und der vorhandenen sonal des Katastrophenschutzes. kämpfungszentrums in Biberach. Die un- Infrastruktur nahezu perfekte Bedin- Die Landkreisverwaltung hat im Sommer mittelbar angrenzenden Kreise haben gungen, um einen Betrieb und die nötige 2020 als direkte Reaktion auf die Coro- ebenso Zugriff darauf. Rein- / Unreintrennung sowie Dekonta- na-Pandemie ein Amt für Bevölkerungs- Neben den logistischen Aufgaben der mination über einen längeren Zeitraum schutz geschaffen. Unter der Leitung des Materialbevorratung dient das Tierseu- aufrechtzuerhalten. Hierfür stehen di- Kreisbrandmeisters steht dieses den üb- chenlogistikzentrum dem Zollernalb- verse Funktionsgebäude mit Sozialräu- rigen Fachämtern als Ansprechpartner kreis als Bekämpfungszentrum, das bei men, EDV-Anbindung, Materialbevorra- für eine enge Verbindung zu Kräften von

Logistikzentrum Quelle: Landratsamt Zollernalbkreis Decon Quelle: Landratsamt Zollernalbkreis

100 Regionalmanager*in Kultur

Katastrophenschutz und Feuerwehr zur Jagd-, Land-, Forst, Umwelt- und Veteri- liche Kontakt im Landratsamt besonders Verfügung und unterstützt bei der Seu- närverwaltung unter Einbeziehung von vorteilhaft. chenbewältigung. Gerade bei der Be- benötigten Einsatzkräften und der Jäger- kämpfung der Afrikanischen Schweine- schaft für eine schnelle und effektive Dr. Ulrich Stähle leitet das Sachgebiets- pest ist eine enge und interdisziplinäre Seuchenbekämpfung unerlässlich. Hier leitung Tiergesundheit im Landratsamt Zusammenarbeit der Fachämter der sind die kurzen Wege und der persön- Zollernalbkreis

Regionalmanager*in Kultur. Ein neues Aufgabenprofil für die Kulturarbeit in ländlichen Räumen

Von Petra Olschowski MdL, Stuttgart

Das kulturelle Leben in ländlichen Räu- Ansätze ausprobieren zu können. Die men ist in wenigen Regionen so vital und ­Regionalmanagerinnen und Regional- vielfältig wie in Baden-Württemberg. manager Kultur können sie in ihrer Ar- Damit das so bleibt, braucht es verläss- beit begleiten, indem sie bei Fragen zu liche Ansprechpersonen und professio- Genehmigungen oder Förderungen be- nelle Beratungs- und Vernetzungsstruk- raten oder Kontakte zu anderen Akteuren turen, die das bestehende Engagement knüpfen. Sie schaffen Möglichkeiten der Kulturschaffenden, Vereine und kom- zum Austausch von Erfahrungen – auch munalen Kulturämter ergänzen. Im Pilot- über die Sparten hinweg und mit Be- projekt „Regionalmanager*in Kultur“ reichen wie Bildung, Wirtschaft und Re- werden fünf Landkreise und eine Kultur- gionalentwicklung. region bei der Einrichtung solcher Netz- werkstellen unterstützt. Das Ministe- Verantwortung für die regionale rium für Wissenschaft, Forschung und Kulturentwicklung Kunst und das Programm TRAFO – Mo- delle für Kultur im Wandel der Kulturstif- Mit dem Pilotprojekt „Regionalmana- tung des Bundes stellen hierfür 720.000 ger*in Kultur“ wollen wir die Landkreise Euro bereit. Die Aufgaben, die langfristig Quelle: Sabine Arndt dazu ermutigen, Verantwortung für die mit dem Projekt verbunden sind, über- regionale Kulturentwicklung zu über- nehmen die Landkreise und Regionen jekt „Lernende Kulturregion Schwäbische nehmen. Über die Laufzeit von vier Jah- selbst. Nur dann kann eine nachhaltige Alb“ und unseren landesweiten Dialog- ren erhalten die Landkreise Hohenlohe, Stärkung der regionalen Kulturarbeit ge- prozess „Kulturpolitik für die Zukunft“ im Ostalb, Rems-Murr, Reutlingen, Waldshut lingen. intensiven Austausch. Der Konsens war, und die KulturRegion Karlsruhe eine För- dass ein spannendes und zeitgemäßes derung, um entsprechende Strukturen Ansprechpersonen für Kulturangebot in ländlichen Räumen nur aufzubauen. Die Regionen müssen sich die regionale Kultur möglich ist, wenn es gute Rahmenbedin- bereits zu Beginn finanziell einbringen gungen gibt. und damit auch das Interesse an einer Die Idee der Netzwerkstellen hat sich aus Gerade kleine Einrichtungen und ehren- nachhaltigen Arbeit signalisieren. Auch den Gesprächen mit Kulturschaffenden, amtliche Akteure bewegen sich oftmals inhaltlich haben die Regionen einen Vereinen und Verbänden entwickelt. Mit an der Belastungsgrenze. Sie benötigen großen Anteil. Denn der langfristige Auf- ihnen standen wir durch das im Rahmen eine kompetente Unterstützung, um ihre bau kompetenter Ansprechpersonen für von TRAFO geförderte fünfjährige Pro- Angebote weiterentwickeln und neue die regionale Kulturarbeit gelingt nur als

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gemeinsamer Prozess: Im Austausch mit zu sein. Das ist wichtig, damit sie das und die Verortung solcher Netzwerkstel- den kulturellen Akteuren in der Region ­Vertrauen der kulturellen Akteure ge­ len. Das Pilotprojekt Regionalmanager müssen Bedarfe und Erwartungen son- winnen, von den Bürgermeisterinnen Kultur wurde dafür wissenschaftlich be- diert und Schwerpunkte für die Arbeit und Bürgermeistern ernst genommen gleitet. der Regionalmanagerinnen und Regio- werden und an der Schnittstelle zwi- nalmanager Kultur gesetzt werden. schen Kultur und Verwaltung wirksam TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel, Die Regionalmanagerinnen und Regio- werden können. eine Initiative der Kulturstiftung des nalmanager sind keine Konkurrenz zu Dabei hat sich aber auch gezeigt, dass Bundes / Ministerium für Wissenschaft, den bisherigen Strukturen. Sie arbeiten die traditionellen Arbeitsweisen und Forschung und Kunst Baden-Württem- mit den Kulturämtern der Städte zusam- ­Entscheidungsprozesse in den Verwal- berg (Hg): men und beraten kleinere Gemeinden, tungen oft zu starr für den sehr viel­ Regionalmanager*in Kultur. die diese Leistungen selbst nicht erbrin- seitigen und kreativen Tätigkeitsbereich Kulturarbeit in ländlichen Räumen. gen können. Sie ergänzen das beste- der Regionalmanagerinnen und Regio- Handreichung zu einem neuen hende Engagement und die wichtige Ar- nalmanager sind. Daher müssen bei der ­Aufgabenprofil beit der Verbände und Vereine im Bereich Einrichtung der Stellen auch interne des Ehrenamts. Sie geben neue Impulse Strukturen geklärt werden. 50 Seiten in die Region, nehmen aber auch An­ ISBN 978-3-00-069142-3 regungen auf und überlegen, was auf Handreichung Kostenfrei zu bestellen bei per Mail an Ebene der Verwaltung und Politik verbes- [email protected] sert und wie das Kulturangebot gemein- Um die bisherigen Ergebnisse aus dem sam weiterentwickelt werden kann. Pilotprojekt auch an andere Regionen PDF-Download unter weiterzugeben und interessierte Land- www.trafo-programm.de/ Verortung in der kreise bei der Einrichtung solcher Stellen handreichung_regionalmanager ­Landkreisverwaltung zu unterstützen, haben das Kunstmi­ nisterium Baden-Württemberg und das Durch die Verortung der Stellen in den Programm TRAFO eine Handreichung Landkreisverwaltungen wird den Regio- veröffentlicht. Sie bündelt Praxiserfah- Petra Olschowski MdL ist Staatssekre­ nalmanagerinnen und Regionalmana- rungen aus den sechs Projektregionen in tärin im Ministerium für Wissenschaft, gern von vorneherein die Kompetenz Baden-Württemberg und gibt konkrete Forschung und Kunst Baden-Württem- zugesprochen, für die Region zuständig Empfehlungen für die Ausgestaltung berg.

Warum ein Regionalmanagement Kultur im Hohenlohekreis?

Von Dr. Matthias Neth, Hohenlohekreis

Der Hohenlohekreis hat neben fünf wei- Bürger*innen. Ein Identitätsgefühl wie- gionalmanagerin Kultur bei der Kultur- teren Landkreisen seit September 2020 derum sorgt für friedliches Miteinander. stiftung Hohenlohe angesiedelt. Diese eine Regionalmanagerin Kultur. Auf- Daher soll mit der Stelle im Rahmen wiederum ist eine Stiftung bürgerlichen grund der sehr ländlich geprägten Struk- des Pilotprojekts „Regionalmanager*in Rechts, organisatorisch allerdings in das turen im Landkreis ist eine interkommu- Kultur“ für den Hohenlohekreis die Viel- Verwaltungsgefüge des Landratsamtes nale und professionelle Organisation der seitigkeit des kulturellen Erbes Hohen­ Hohenlohekreis eingegliedert. Die Posi­ Kulturarbeit von großer Bedeutung. lohes im Kulturverständnis der Hohenlo- tionierung der Regionalmanagerin Kul- Kulturarbeit ist eine freiwillige Aufgabe her*innen etabliert werden, um so auch tur als eine Stabsstelle der Kulturstiftung für die öffentliche Hand, doch der Ho- mit Kulturarbeit die Zukunftssicherung sorgt für kurze Berichtswege, um Ent- henlohekreis sieht in deren Wirkung im Hohenlohekreis aufrechtzuerhalten. scheidungen und Projekte rasch in die eine identitätsstiftende Funktion für die Im Hohenlohekreis ist die Stelle der Re­ Umsetzung bringen zu können. Vor allem

102 Warum ein Regionalmanagement Kultur im Hohenlohekreis?

für die Etablierung des Projekts in der Rahmenbedingungen Entwicklungsphase, die Durchführung für die Arbeit der einer Bedarfsanalyse für Kultur und erste ­Regionalmanager*innen Kultur Anstöße für die Netzwerkarbeit unter den Kulturakteuren, war diese Stellung Kultur kennt keine 40-Stunden Woche des Pilotprojekts „Regionalmanager*in und kein Wochenende. Kulturmana- Kultur“ im Hohenlohekreis sehr wertvoll. ger*innen arbeiten anders als die Ver­ Fester Bestandteil der Arbeitsroutinen waltung. Daher wurde anfangs mit sind die regelmäßigen Berichte und einem Empfehlungspapier der Prozess- ­Abstimmungen zu strategischen Fragen begleitung an die Personalabteilung zwischen Regionalmanagerin, Geschäfts­ ­Unterstützung der Stelle durch agile führer der Kulturstiftung und dem Land- und flexible Arbeitsmöglichkeiten, wie rat. Die Kulturarbeit kann jedoch nicht Handy, Tablet und mobiles Arbeiten ge- mit starrem Berichtswesen untermauert fordert. Denn je besser es gelingt, die werden, vielmehr erfordert erfolgreiche neue Position in den Landkreis zu imple- Kulturarbeit ergebnisoffenes Arbeiten mentieren, umso problemloser wird die mit den kulturellen Akteuren der Region. strukturelle Etablierung der Stelle und Hierbei ist die Regionalmanagerin Kultur umso höher der Nutzen der Position als Vermittlerin zwischen Kultur, Verwal- Quelle: Landratsamt Hohenlohekreis für Kulturakteure, Verwaltung und Poli- tung und Politik tätig. tik. Eigenständiges Arbeiten durch be- Für ihre Rolle als Übersetzerin und Bürgermeistern, konnte das Netzwerk sondere Handlungsbefugnisse sind er- ­Netzwerkerin ist die Verortung der Re­ für Kultur schnell wachsen. Einsatz, Em- forderlich, um auf Trends reagieren und gionalmanagerin Kultur in der Verwal- pathie und Eigeninitiative sind daher Ideen agil angehen zu können. Doch bei tung entscheidend. Hierfür wurde den wichtige Eigenschaften für die Arbeit des aller Freiheiten und dem Aufbrechen Regionalmanager*innen Kultur für die Regionalmanagers Kultur. von Verwaltungsstrukturen mit einem Entwicklungsphase des Projekts im er- solchen Pilotprojekt, braucht man poli- sten Jahr eine externe Prozessbegleitung Das kulturelle Profil in Hohenlohe tischen und oft auch finanziellen Rück- zur Seite gestellt, die bei der Eingliede- halt des Landkreises, was bei den rung von kulturellen Arbeitsweisen in Der Hohenlohekreis ist kulturell sehr Regionalmanager*innen Kultur gegeben Verwaltungsstrukturen Unterstützung vielfältig. Neben den größeren öffent­ ist. leistete. lichen Kultureinrichtungen gibt es sehr Eine jährliche Regionalkonferenz für Um als Regionalmanager*in Kultur die viele Vereine und Kulturschaffende, die ­Kultur im Rahmen des Pilotprojekts „Re- Übersetzungsfunktion dieser Position die Leute mit ihrer Arbeit auch im Alltag gionalmanager*in Kultur“ dient daher erfolgreich leisten zu können, braucht es erreichen können. In der Unterstützung als wichtiges Instrument für die Herstel- eine klare und strukturierte Eingliede- und Zusammenarbeit der Regionalma- lung kulturpolitischer Öffentlichkeit und rung der Stelle in die Verwaltung. Im Ho- nagerin mit den regionalen Kultur­ die Vernetzung der Akteure aus Kultur, henlohekreis wurde die Stelle mit Lena akteuren sollen gezielt auch aktuelle Politik und Verwaltung. In der Regional- Landwehr durch eine externe Person be- Themen wie Diversität, Digitalisierung, konferenz für Kultur wurden daher im setzt, was zu einer besonderen Offenheit kulturelle Bildung und Beteiligung eine Hohenlohekreis die in der Entwicklungs- für die Netzwerkarbeit beiträgt. Trotz- Rolle spielen. Um die Kulturangebote phase konzipierten Projektideen gebün- dem sind für das Projekt nützliche Ver- noch einem breiteren Publikum zugäng- delt vorgestellt und gemeinsam mit dem bindungen zu den Bürgermeistern und lich zu machen, wird angestrebt, etwaige Netzwerk Meilensteine für die Umset- vielen Kulturakteuren aus der Region Schwellenängste gegenüber (Hoch-)Kul- zung derer gelegt. schon durch die Kulturstiftung Hohen- tur mehr und mehr abzubauen und Als eines der ersten Projekte der Regio- lohe aufgebaut worden, was den raschen die teilweise starren Denkweisen über nalmanagerin Kultur wurde außerdem Ausbau des Netzwerks förderte. Durch Kultur in den Köpfen der Menschen auf- ein Imagefilm für Kultur im Hohenlohe- die Recherche über das durch die Kultur- zubrechen. Dazu braucht es mehr Mut, kreis auch in Corona-Zeiten realisiert. stiftung bisherige Netzwerk hinaus­ Innovation und Kooperation bei und Dieser unterstreicht den Gedanken der gehende Kulturangebot und dessen ­zwischen den Akteuren, wobei auch die stärkeren Vernetzung der regionalen ­Akteure sowie durch die direkte Kontakt- Regionalmanager*innen Kultur unter- ­Kulturakteure und der Sichtbarmachung aufnahme mit Kulturschaffenden und stützen können. der Vielfalt im Landkreis. Der Clip kann

103 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

bereits auf dem YouTube Kanal des Künzelsau-Öhringen angestoßen. Die und engagierte Partner*innen hinter der ­Landratsamtes des Hohenlohekreises anstehenden Projekte können mit ge- Projektidee braucht, die mit Herzblut aus ab­gerufen werden https://youtu.be/ ballter Hohenloher Kulturkraft modern einem großartigen Projekt ein Wow-­ tORa7WXU588. Auch eine digitale Kon- anmuten, mutig sein und innovativ-koo- Erlebnis schaffen können. zertreihe zur Unterstützung lokaler perativ umgesetzt werden. Aus neuen ­Musiker*innen in Corona-Zeiten wurde Ideen muss jedoch zuerst ein Erfolg ge- Dr. Matthias Neth ist Landrat des Hohen- in Zusammenarbeit mit dem Rotary Club schaffen werden, weshalb es motivierte lohekreises.

Babyboomer auch im Ruhestand gebraucht Landkreistag beschäftigt sich bei den 18. Reichenauer Tagen mit dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge

Von Michael Schlichenmaier, Stuttgart

Mit den geburtenstarken Jahrgängen Sozialplanung und eine danach ausge- Dr. Tanja Kiziak führte in ihrem Vortrag der 1950er und 60er Jahre, den soge- richtete Entwicklung lebendiger Quar- aus, dass die Babyboomer im Schnitt nannten „Babyboomern“, werden in den tiere. Dabei kann das Bürgerschaftliche höher gebildet, mobiler, digital aktiver nächsten zehn Jahren ein Drittel der ak- Engagement gerade auch durch die Er- und damit besser gegen Einsamkeit im tuell Erwerbstätigen in den Ruhestand fahrung und das Engagement der Baby- Alter gewappnet sind als frühere Gene- übergehen. Den sich hieraus ergebenden boomer-Generation, wie schon immer in rationen. „Allerdings sind die Babyboo- Auswirkungen auf Themen wie kommu- Baden-Württemberg, auch in Zukunft mer auch öfter ledig, geschieden und nale Sozialplanung und Quartiersent- eine gute Klammer für all diese Fragen kinderlos als ihre Vorgänger“, so die Wis- wicklung widmeten sich die diesjährigen sein.“ senschaftlerin. Ehrenamtliches Engage- Reichenauer Tage zur Bürgergesellschaft. ment sieht sie als gute Möglichkeit, um Die renommierte Fachtagung, veranstal- ein außerfamiliäres Netzwerk aufzu- tet vom Landkreistag Baden-Württem- bauen. berg, fand in diesem Jahr pandemiebe- Daran anknüpfend forderte Prof. Dr. Doris dingt als hybride Online-Veranstaltung Rosenkranz in ihrem Impuls, bessere Rah- live vom Bodensee statt. menbedingungen für das Ehrenamt zu Gleich zu Beginn betonte Sozialminister schaffen. „Menschen verschenken im Eh- Manne Lucha: „Der Dialog zwischen den renamt ihre Lebenszeit“, so die Professo- Generationen ist gerade in dieser Um- rin der Technischen Hochschule in Nürn- bruchsituation mit Blick auf die Baby- berg. Neben den Zeitspendern müssten boomer immens wichtig, um die Inte­ aber auch die Begünstigten in der For- ressen der Älteren ebenso wie die der schung stärker in den Blick genommen Jüngeren in die künftigen kommunalen werden. In ihrem Vortrag stellte sie fünf Planungen mit einzubeziehen. Dabei Thesen zur kommunalen Engagement- sind zahlreiche Aspekte zu berücksichti- förderung auf. Zu klären sei insbeson- gen, mit der wichtigste davon, wie die dere, unter welchen Bedingungen Hilfe Generationen miteinander in Zukunft gewünscht und auch angenommen gemeinsam wohnen wollen. Es geht um werde. das gesellschaftliche Zusammenleben In moderierten Kleingruppen und einer und um den gesellschaftlichen Zusam- anschließenden Talkrunde konnten die Sozialminister Manne Lucha menhalt. Wir brauchen nicht nur eine Quelle: Landkreistag Baden-Württemberg / mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teil- gute Architektur, sondern auch eine gute Fotograf: Daniel Stutz nehmer u. a. mit dem Landrat des Land-

104 Babyboomer auch im Ruhestand gebraucht

meinschaften aus dem Landkreis Tübin- gen vor. Altenhilfefachberaterin Isabell Schröder und Jobst Kraus, Vorstand des Dorfladens Bad Boll, gaben anschließend einen Einblick in das neue Quartierskon- zept rund um den genossenschaftlich organisierten Dorfladen in Bad Boll im Landkreis Göppingen. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Abschlussimpuls von An- Schavan mit dem Titel ‚Was uns zusammenhält‘. „Wir werden im besten Fall Respekt einüben angesichts von wachsender Vielfalt im Gemeinwesen, von steigenden Risiken und wachsenden Moderatorin Hanna Kasper und Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Alexis von Komorowski Vorbehalten gegenüber allem, was uns Quelle: Landkreistag Baden-Württemberg / Fotograf: Daniel Stutz fremd ist“, resümierte die ehemalige Bundesbildungsministerin. „Wenn die Babyboomer altern, bedeutet dies für die Kommunen eine enorme ­Veränderung“, zog der Hauptgeschäfts- führer des Landkreistags, Prof. Dr. Alexis v. Komorowski, Bilanz. „Kommunale So­ zialplanung muss die damit verbun- denen Herausforderungen etwa im Pflege­bereich meistern helfen. Vor allem aber muss sie mit dafür sorgen, dass die neuen Alten ihre Erfahrungen und Kompetenzen engagiert und lustvoll ins Gemeinwesen einbringen – von der fa- miliären Sorgearbeit über die Nach­ barschaftshilfe und die Mitwirkung an Quartiersprojekten bis hin zu den viel­ fältigen Formen der Ehrenamts- und Freiwilligenarbeit“, unterstrich Haupt­ Bundesbildungsministerin a.D. Annette Schavan, Prof. Dr. Doris Rosenkranz, Landrat Zeno Danner und geschäftsführer Komorowski. Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Alexis von Komorowski Quelle: Landkreistag Baden-Württemberg / Fotograf: Daniel Stutz

kreises Konstanz, Zeno Danner, ins Ge- Vorsitzende des Kreisseniorenrates im spräch kommen. Anschließend folgten Landkreis Tübingen Michael Lucke stellte Michael Schlichenmaier leitet die Stabs- zwei Praxisbeispiele: Der ehemalige Tü- das Projekt „Beratungsstelle Pflege-WG“ stelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit binger Sozialbürgermeister und heutige für ambulant betreute Pflegewohnge- beim Landkreistag Baden-Württemberg.

105 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Neue Fachberaterin Quartiersentwicklung

Von Daniel Werthwein, Stuttgart

Seit 1. Juli 2021 ist Lisa Frauhammer die neue Fachberaterin für Quartiersent- wicklung in der Geschäftsstelle des Land- kreistags. Sie übernimmt die Nachfolge von Sabine Wettstein, die beginnend im Juli 2018 die damals neu eingerichtete Beratungsstelle etabliert und profiliert QE) der drei kommunalen Landesver- hat; sie hat sich in den Ruhestand ver­ bände unter dem Dach der Landesstrate- abschiedet. Die Fachberatung ist Teil gie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestal- der Landesstrategie „Quartier 2030 – Ge- ten.“ Die Fachberatung begleitet und meinsam.Gestalten.“ und wird unter- unterstützt Landkreise durch indivi­ stützt durch das Ministerium für Sozia­ duelle Beratung zur Quartiersentwick- les, Gesundheit und Integration aus lung, detaillierte Informationen zu den Mitteln des Landes Baden-Württemberg. aktuellen Förderprogrammen, Konzep- Lisa Frauhammer verfügt über einen tentwicklung und Projekterarbeitung. ­Masterabschluss der Universität Stutt- Des Weiteren organisiert und beteiligt gart im Studiengang „Planung und Parti- sie sich bei Beratungs-, Regional- und zipation“. Nach einer Station als Projekt- Lisa Frauhammer Quelle: Privat Fachtagen. leiterin für Beteiligungsprojekte war sie Sie erreichen Lisa Frauhammer unter zuletzt persönliche Referentin des Ersten aus der Begleitung von Kommunen in ­Telefon: 07 11/2 24 62-31 bzw. Bürgermeisters der Stadt Esslingen am Projekten zur Quartiersentwicklung ver- E-Mail: [email protected]. Neckar. Mit ihrer praktischen Erfahrung fügt sie über die notwendige Verwal- tungspraxis und Übung in Gremienar- beit und Moderationstechniken. Die Fachberatung Quartiersentwicklung Daniel Werthwein ist Referent mit den des Landkreistags ist Teil des Gemein- Schwerpunkten Pflege, Integration und samen Kommunalen Kompetenzzen- soziale Sicherung beim Landkreistag Ba- trums für Quartiersentwicklung (GKZ. den-Württemberg.

106 Neuer Leiter des Europabüros der baden-württembergischen Kommunen

Neuer Leiter des Europabüros der baden-württembergischen­ Kommunen in Brüssel

Von Nadine Steck, Stuttgart

Seit Anfang Mai 2021 ist Patrick Wegener mit. Zudem ist Herr Wegener als Lehr­ neuer Leiter des Europabüros der baden- beauftragter an der Hochschule für öf- württembergischen Kommunen in Brüs- fentliche Finanzen und Verwaltung in sel. Er folgt auf die bisherige Amts­ Ludwigsburg tätig. inhaberin Caroline Bogenschütz, die seit Das Europabüro der baden-württember- Ende letzten Jahres das Amt für Wirt- gischen Kommunen in Brüssel wurde schaftsförderung und Tourismus im im Jahr 1999 von den drei kommunalen Landratsamt Hohenlohekreis leitet. Landesverbänden Baden-Württembergs „Mir ist es wichtig, dass wir unser Profil gegründet. Aufgabe des Büros ist es, in Brüssel schärfen – als starke Kommu- möglichst frühzeitig über sämtliche nen in einem bedeutenden Flächenland. kommunalrelevante Maßnahmen und Die Anliegen der baden-württembergi­ Ereignisse aus den europäischen Insti­ schen Landkreise, Städte und Gemein- tutionen zu berichten. So ist das Europa- den gegenüber den EU-Institutionen zu büro auch Mitherausgeber von Brüssel vertreten und insbesondere auch für die Aktuell, der wöchentlichen Informa­ notwendige Unterstützung der kommu- tionsschrift der Europabüros der baden- nale Daseinsvorsorge einzustehen, wird württembergischen, bayerischen und unter anderem einen Schwerpunkt der sächsischen Kommunen, die zu einer Arbeit des Europabüros einnehmen“, er- Patrick Wegener Quelle: Hannah Bichay ­Bürogemeinschaft zusammengeschlos- klärt Wegener. sen sind. Während seines Bachelorstudiums der dem europäischen Arbeitsumfeld bereits Kontaktmöglichkeiten: Politikwissenschaft und Südosteuropa- durch Praktika in Zagreb und Brüssel mit Patrick Wegener studien an der Friedrich-Schiller-Univer- europapolitischem Schwerpunkt ein Bild Telefon: 0032 2 5 13 65 46 sität in Jena sowie seines Masterstu­ von der Arbeitsweise der kommunalen E-Mail: patrick.wegener@ diums des Europäischen Verwaltungs- und europäischen Institutionen machen. europabuero-bw.de managements an den Hochschulen für Herr Wegener war zuletzt als Refe- www.europabuero-bw.de öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg rent eines Bundestagsabgeordneten in und Kehl grundlegende Einblicke in Heilbronn tätig. Seine kommunalen Er- die Landes-, Bundes- und Europapolitik. fahrungen bringt er unter anderem als Nadine Steck leitet die Stabsstelle ­Europa Ergänzend hierzu konnte er sich mit Stadtrat in Öhringen (Hohenlohekreis) im Landkreistag Baden-Württemberg.

107 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

Arbeitsgemeinschaft der Integrations­ beauftragten – Konstituierende Sitzung

Von Daniel Werthwein, Stuttgart

Am 10. Mai 2021 fand im Rahmen der Vortrag zum aktuellen Planungs- Entwurf einer schriftlichen Geschäfts- einer Videokonferenz die konstituie- stand und die anschließende Diskussion ordnung diskutiert und die Vereinbarung rende Sitzung der Kommunalen Integra- ein großer Gewinn für beide Seiten. Es mit den wichtigsten Regelungen für tionsbeauftragten der Landkreise (kurz: wurde deutlich, dass seitens des BAMF die Arbeitsweise bestimmt. Erfreulicher- AG Integrationsbeauftragte) statt. Dieser ein großes Interesse besteht, den AMIF weise fanden sich mehrere Bewer­ Zusammenschluss aller kreiskommu- in der Abwicklung zu vereinfachen. Hier- berinnen für die Wahl der Vorsitzenden nalen Integrationsbeauftragten unter für wurde eigens ein IT-System namens der AG. Die eigentliche Wahl erfolgte dem Dach des Landkreistags dient nach „ITSI“ entwickelt. Die Träger können dort im Nachgang zur Videokonferenz. Die entsprechender Empfehlung des Sozial- ihre Anträge direkt online stellen und Stimmzettel gingen auf dem Postweg ausschusses in seiner 205. Sitzung am auch während der Förderperiode ihre bei der Geschäftsstelle ein. Gewählt wur- 27. November 2020 und einstimmigem Verwendungsnachweise einreichen. Die den: Antje Maurer (Landkreis Waldshut) Beschluss des Präsidiums in seiner 291. Bundesländer haben jederzeit die Mög- und Eva Petersik (Landkreis Lörrach). Sitzung am 10. Dezember 2020 dem lichkeit, sich online über Sachstände zu Ihnen beiden gilt der Dank aller, dass Sie Ziel, eines strukturierten Erfahrungsaus- informieren und sich durch Stellung­ sich als Pionierinnen dem Aufbau der tauschs im Netzwerk, der gegenseitigen nahmen ohne Medienbruch in das Ver- neuen AG widmen und Verantwortung Information und der gemeinsamen Posi- fahren einzubringen. Dadurch soll das übernehmen. tionierung in Bezug auf fachliche The- Verfahren für alle transparenter und Am Nachmittag referierte Dr. Özkan Ezli men. schneller werden. Dies ist ganz im Sinne von der Universität Münster. Der Kultur- Zunächst sollte die für 10. und 11. Mai 2021 der Landkreise. wissenschaftler begeisterte mit seinem geplante Klausurtagung der Integra­ Im Anschluss war die Zeit gekommen, Impulsreferat „Der öffentliche Dienst, tionsbeauftragten den Rahmen zur um die Eckpunkte und Formalia der ­Integration und die Frage der Interkul­ ­Konstituierung und der obligatorischen ­konstituierenden Sitzung zu besprechen turalität heute“. Im Anschluss an den Wahl der Ob-Leute der Arbeitsgemein- und die Arbeitsweise der Arbeitsgemein- einstündigen Vortrag entwickelte sich schaft geben. Aufgrund der Corona-Pan- schaften unter dem Dach des Land­ eine lebhafte Diskussion. Der konstruk- demie wurde die zweitägige Klausur­ kreistags vorzustellen. Hierbei wurde der tive Austausch animierte dazu, die eige- tagung auf einen eintägigen Seminartag im Rahmen einer Videokonferenz am 10. Mai reduziert. Dem vierköpfigen Vorbereitungsteam ist es trotzdem gelungen, ein ansprechen­ des Programm auf die Beine zu stellen. Nach der Begrüßung referierten Chri- stine Wendlinger und Claudia Bijok vom Bewilligungszentrum München des Bundesamts für Migration und Flücht- linge (BAMF) zu den Fördermaßnah- men und Anforderungen an den neuen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF Fonds) für die Förderperiode 2021 – 2027. Gerade weil die Abstim- mungsprozesse zwischen EU, der Bun- desrepublik Deutschland, den Bundes- ländern und den Ministerien zu den

Anforderungen, Kriterien und Abläufen Das Programm regt die Integrationsfachleute zur lebhaften Diskussion an. gerade noch in der Diskussion sind, war Quelle: Landkreistag Baden-Württemberg

108 Integration meets Social Enrepreneurship

Zusammenhalt der Universität Konstanz tätig war, aus wissenschaftlicher Sicht Hintergrundinformationen beisteuern konnte und es ihm eindrücklich gelang, die Genese der letzten Jahrzehnte fun- diert darzustellen. Zum Ende des Tages waren sich alle einig: Der Fachtag war gelungen und eine Be- reicherung. Das nächste Mal bitte wieder als Präsenzveranstaltung.

Das frischgewählte Ob-Team. Quelle: Privat Daniel Werthwein ist Referent mit den nen Erfahrungen und Initiativen in den Teilnehmer war es besonders wertvoll, Schwerpunkten Pflege, Integration und einzelnen Landkreisen fachlich zu dis­ dass der Referent, der auch jahrelang am soziale Sicherung beim Landkreistag Ba- kutieren. Für die Teilnehmerinnen und Forschungsinstitut Gesellschaftlicher den-Württemberg.

Integration meets Social Entrepreneurship

Von Luis Jahnel, Rhein-Neckar-Kreis

Vielfalt ist unsere Stärke – das ist das myBuddy in aller Kürze aus über 190 Ländern. In dieser kul­ Motto unseres Social Start-ups myBuddy, turellen Vielfalt unseres Landes steckt welches mit dynamischen und - Deutschland wird bunter. Jede 4. Person unglaublich viel Potenzial: für Kreativität, nen Formaten interkulturellen Aus- hat eine internationale Geschichte; bei für Wachstum, für Innovationen und tausch in die Breite der Gesellschaft Kindern unter 5 Jahren sind es über 40 %. für einen zukunftsfähigen Staat. Und bringt. Wir sprechen von 21 Millionen Menschen wir möchten, dass jeder von diesem ge- sellschaftlichen Wandel profitiert! Mit einem smarten Algorithmus vernetzen wir Freundschaftspaare unterschied- licher Kulturen und leisten so einen wir- kungsvollen Beitrag zu gesellschaftlicher Integration. Damit – und durch weitere moderne Formate – bringen wir Men- schen und Kulturen zusammen, indem wir gemeinsam Brücken bauen: zwi- schen Sozialsektor & Entrepreneurship, digital & analog – und vor allem für alle kostenlos! In zwei Pilotrunden konnte unser Team aus 15 Ehrenamtlichen bereits über 700 Teilnehmende in ganz Deutschland mit- einander vernetzen. Unterstützt werden wir dabei von unserem Netzwerk aus

Luis, Weihua, Natalie & Christiane – die ersten ehrenamtlichen Teammitglieder bei myBuddy mittlerweile 15 Stadt- und Landkreisen, Quelle: Nicole Schramm welche zu unseren ideellen Unterstüt-

109 Landkreisnachrichten 60. Jahrgang

meldezeitraums erfolgen. Die nächste Für interessierte Landkreise Runde ist für den Oktober diesen Jah- Die nächste myBuddy Runde findet im Oktober 2021 statt. res geplant. Die Übernahme einer Schirmherrschaft und die Nutzung der myBuddy Angebote 2. Nach der Anmeldephase, sorgt unser ist für die Landkreise und Kommunen kostenlos. Matching Algorithmus, welches die Bei Fragen zu und Interesse an einer Schirmherrschaft für myBuddy, können Sie Kriterien Alter, Geschlecht, Wohnort, mich gerne kontaktieren. Interessen und Hobbys berücksichtigt, E-Mail: [email protected] für eine automatisierte und optimale Handy: 01 62/1 86 63 28 Vernetzung der Teilnehmenden zu Webseite: www.my-buddy.org Freundschaftspaaren. Newsletter: https://www.my-buddy.org/newsletter-anmeldung/ 3. Die Teilnehmenden erhalten Informa- Social Media: mit @myBuddyProgram finden Sie uns auch auf Instagram, tionen und Kontaktmöglichkeiten zu ­Facebook, LinkedIn und TikTok ihren myBuddys und können die neue Freundschaft nun individuell nach der persönlichen zeitlichen Verfügbarkeit zern zählen und Schirmherrschaften für bauen, Austausch fördern und kultu- und gemeinsamen Interessen gestal- myBuddy übernommen haben. Damit relles Wissen vermitteln, möchten wir ten. Dadurch, dass unser Matching noch mehr Menschen nachhaltig und dazu beitragen, als Gesellschaft zusam- Algorithmus den Wohnort von Teil- ­kostenlos bei myBuddy mitmachen kön- menzuwachsen. nehmenden berücksichtigt, soll mit nen, wollen wir dieses Netzwerk weiter dem Programm persönliche Begeg- ausweiten, um unsere Vision einer kul­ So funktioniert das myBuddy nungen vor Ort gefördert werden. turell vernetzten Zivilgesellschaft zu er- ­Friendship Programm reichen. Weitere myBuddy Angebote Mit drei einfachen Schritten können Teil- Der myBuddy Ansatz nehmende sich für das Programm an- Wir setzen bei myBuddy grundsätzlich melden: auf niederschwellige Mitmach-Formate. Der myBuddy Ansatz für eine erfolg- 1. Innerhalb von wenigen Minuten kön- Dabei ist unser myBuddy Friendship Pro- reiche gesellschaftliche Integration ba- nen sich Teilnehmende mit ein paar gramm nur der Anfang. Derzeit planen siert auf den persönlichen Erfahrungen Angaben zur Person als Einheimische wir weitere Programme wie myBuddy unserer Gründerin Weihua Wang, die mit oder Zugewanderte anmelden. Die zu Gast, bei dem die Teilnehmenden sich acht Jahren durch ein Stipendium ihres Anmeldung muss innerhalb des An- gegenseitig zu Festen wie z. B. Ramadan, Vaters von China nach Deutschland kam. Motiviert durch ihren eigenen Werde- gang, verfolgt sie die Vision einer So- ciety 5.0 – einer vernetzten Zivilgesell- schaft, in der wir die Vielfalt der Kulturen in unserem Land kennenlernen, schätzen lernen und gemeinsam zu unserer Stärke entwickeln. Das können wir am besten erreichen, indem wir möglichst viele Menschen in unserer Gesellschaft einbeziehen und zu Integrations-BotschafterInnen befä- higen. Mit myBuddy möchten wir des- halb ganz bewusst eine breite Zielgruppe ansprechen und jeder Person die Mög- lichkeit geben, unabhängig von Alter, Wohnort und Interessen ganz einfach und wirkungsvoll einen Beitrag zur ge- sellschaftlichen Integration zu leisten. Während wir interkulturelle Brücken Miriam und Siddarth, Teilnehmende des myBuddy Friendship Programms Quelle: Privat

110 Integration meets Social Enrepreneurship

persisches Frühlingsfest, Osterfest usw. gestaltung hat. Wir möchten die Gesell- einladen, um so durch persönliche und schaft der Zukunft mit Optimismus, kulturelle Erlebnisse ein tieferes Ver- Mut und Innovation voranbringen und ständnis füreinander zu entwickeln. den Sozialsektor für junge Nachwuchs­ Auch Formate wie Sprachtandems, Men- talente attraktiver machen. toring Programme und mehr sind in Pla- Auch bei der Finanzierung bedienen nung. wir uns modernen Formaten. Bis Anfang Außerdem möchten wir nicht nur unsere Juli lief unsere myBuddy Crowdfunding- Teilnehmenden vernetzen, sondern auch Kampagne zur Finanzierung einer eige- weitere gesellschaftliche Akteure. Beim nen IT-Plattform mit Log-in Bereich und myBuddy Empfang, welcher 2018 erst- hohem Datenschutzstandard, damit die mals im Palais Hirsch in Schwetzingen Teilnehmenden in Zukunft noch ein- und 2020 coronabedingt digital statt- facher an myBuddy Programmen teil- fand, bringen wir VertreterInnen aus nehmen können. Außerdem sind wir ­Politik, Wohlfahrtsverbänden und Wirt- ­aktuell dabei einen Adventskalender mit schaft mit unseren TeilnehmerInnen Leckereien aus aller Welt auf den Markt zusammen, um gemeinsam zu diskutie- zu bringen, deren Erlöse zu 100 % in ren, wie wir die gesellschaftliche Integra- ­gemeinnützige Projekte von myBuddy Landrat Dallinger tion voranbringen können. Weiterhin fließen. Mit diesem Social Business An- Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis wollen wir zusammen mit Unternehmen satz, wollen wir dafür sorgen, dass un- und Kulturschaffenden durch Verlo- sere Programme unabhängig, nachhaltig dass myBuddy mittlerweile nicht mehr sungen von kostenlosen Aktivitäten – und für die Teilnehmenden kostenlos nur den Menschen im Rhein-Neckar- beispielsweise für Konzerte, Theater- ­angeboten werden können. Kreis, sondern in ganz Deutschland zur oder Museumsbesuche – für unsere Verfügung steht und immer weiter- Teilnehmenden den Kennenlern- und myBuddy in der Praxis – wächst.“ Statement von ­Integrationsprozess fördern, sowie Kul- ­nachgefragt beim Herrn Landrat Stefan Dallinger tur und Wirtschaft in diesen Prozess mit Rhein-Neckar-Kreis einbinden. Ein Interview mit Maria Theresia Brucker, „Das Konzept von myBuddy hat mich stellvertretende Leiterin der Stabsstelle Sozialsektor meets von Anfang an überzeugt. Das Programm ­Integration und Integrationsbeauftragte ­Entrepreneurship fördert zwischenmenschliche Begeg- des Rhein-Neckar-Kreises. nungen und wirkt sich somit positiv auf Frau Brucker, der Rhein-Neckar-Kreis Wir verstehen uns als ein innovatives die soziale Integration von Neuzugewan- hat myBuddy von der ersten Stunde an ­Social Start-up, das Lust auf Zukunfts­ derten aus. Umso mehr freue ich mich, unterstützt. Wie hat unsere Gründerin sie von dem Projekt überzeugt? Frau Wang wandte sich damals noch als Jugenddelegierte des Europarats an uns und stellte uns myBuddy als soziales Projekt vor, welches sie in ihrer Funktion konzipiert hatte. Mit dem Motto „Inte- gration durch Freundschaft“ aus der ­ersten Runde, das inzwischen zu „Viel- falt ist unsere Stärke“ weiterentwickelt wurde, konnte sie uns schnell von ihrem Projekt überzeugen: Hierbei handelte es sich um einen neuen, innovativen und skalierbaren Ansatz. Dass aus Fremden Freunde werden, ist das Idealbild der ­gelebten Integration. Gleichzeitig wurde durch den digitalen Ansatz von myBuddy Zoom Screen-Foto vom digitalen myBuddy Empfang mit rund 60 Teilnehmenden Quelle: myBuddy eine andere Zielgruppe angesprochen als

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beispielsweise durch regionale Begeg- von Flyern o.ä. weiter. Darüber hinaus Unsere Gründerin und Geschäftsfüh- nungscafés. Dies konnte für den Rhein- streuen wir Informationen zum Pro- rerin der myBuddy gUG Neckar-Kreis eine Bereicherung dar­ gramm beispielsweise auch in unserem stellen. Die Kombination aus digitalen ● B.Sc in Betriebswirtschaftslehre Integrationsportal oder über unsere Öf- und analogen Elementen gefiel uns auf und M. Sc in Management von fentlichkeitsarbeit. Schließlich gilt: Je ­Anhieb. Gerade in Zeiten der Corona-­ der Universität Mannheim mehr Menschen im Landkreis von my- Pandemie wurde der Vorteil dieser Kom- ● Mehrjährige Arbeitserfahrung Buddy erfahren, desto mehr können hier- bination noch einmal verdeutlicht. Der in einer internationalen von profitieren. myBuddy-Empfang stellt hierfür ein Unternehmensberatung Wie läuft die Zusammenarbeit gutes Beispiel dar: 2018 hat dieser im ● 2014 – 2019: Stadträtin in mit dem myBuddy Team? ­Palais Hirsch in Schwetzingen stattge- Schwetzingen Die Zusammenarbeit wird über den per- funden. Bürgerinnen und Bürger sowie ● 2018: Jugenddelegierte von sönlichen Kontakt zu Luis Jahnel, der die verschiedenste Akteurinnen und Akteure Deutschland für den Europarat Landkreise in Baden-Württemberg be- aus Politik, Wohlfahrtsverbänden und ● NEW Concept treut, besprochen und von Fall zu Fall Wirtschaft konnten vor Ort in den Dialog Miss Baden-Württemberg 2021 ­individuell ausgestaltet. Bisher war die treten und sich über das Thema Integra- Kooperation immer professionell, zuver- tion austauschen. 2021 wiederum ließ lässig und unkompliziert. die Corona-Pandemie keine Präsenzver- Würden Sie anderen Landkreisen emp- anstaltungen zu. Daher wurde flexibel fehlen, ebenfalls eine Schirmherrschaft reagiert und der Empfang fand im digi- für myBuddy zu übernehmen? talen Rahmen statt. Unser Landrat Ste- Wie schon zu Beginn des Interviews dar- fan Dallinger war als Schirmherr natür- gelegt, halten wir myBuddy für ein gutes lich bei beiden Empfängen dabei und und innovatives soziales Projekt und un- diskutierte zuletzt auf einem digitalen terstützen es daher gerne. Auch wenn Podium mit verschiedenen Akteurinnen das Team von myBuddy natürlich immer und Akteuren der Politik und Integra­ auch auf der Suche nach finanzieller Un- tionsarbeit. terstützung ist, können Landkreise das Welcher Arbeitsaufwand kommt auf Projekt auch ohne großen Aufwand und Landkreise zu, die eine Schirmherrschaft ohne finanziellen Einsatz unterstützen, für myBuddy übernehmen möchten? indem Sie über eine Schirmherrschaft Unserer Erfahrung nach hält sich der den sozialen Beitrag von myBuddy beto- Aufwand in Grenzen, da sich das Team Weihua Wang Quelle: Tobias Dick nen und über Pressearbeit den Bekannt- von myBuddy um die gesamte Pro­ heitsgrad erhöhen. jektumsetzung kümmert und so auch Informationsmaterialien selbstständig fenden und wir als Stabsstelle Integra- erarbeitet. myBuddy hält uns über die tion geben anschließend über unsere Luis Jahnel ist ehrenamtlicher Coopera- ­aktuellen Entwicklungen auf dem Lau- Netzwerke die Informationen mithilfe tion Manager bei myBuddy.

112 Das erfolgreiche Modell „Kommunale Inklusionsvermittler*innen

Das erfolgreiche Modell „Kommunale Inklusionsvermittler*innen“ kommt in die vier Landkreise Böblingen, ­Enzkreis, Rastatt und Ortenaukreis

Von Lisa Zeller und Mathias Schulz

Die Umsetzung des Modells Kommunale überall auftreten. Sie reichen von bauli- Verortung und Aufgaben der KIV Inklusionsvermittler*innen geht in die chen Barrieren, über Sprach- und Infor- vierte Runde. 32 Gemeinden in den Land- mationsbarrieren bis hin zu digitalen Mit KIV haben sowohl Gemeinden als kreisen Enzkreis, Böblingen, Ortenaukreis Barrieren. auch Bürger*innen eine zentrale Anlaufs- und Rastatt machen sich im Rahmen des Ist eine Veranstaltung barrierefrei zu- und Koordinierungsstelle für das Thema Projekts „Gemeinden in Bewegung“ auf gänglich, z.B. für Rollstuhlfahrende? Kön- Inklusion in der Kommune. Sie verankern den Weg zur inklusiven und barriere- nen blinde Menschen auf barrierefreie Inklusion als kommunalpolitisches Quer- freien Gemeinde. Dokumente zugreifen? Sind Anschreiben schnittsthema, arbeiten in Netzwerken Inklusion wird in Städten und Gemein- für alle Menschen verständlich, dass sie und nutzen bestehende Ressourcen und den immer relevanter. Viele Gemeinden entsprechend danach handeln können? Strukturen in den Gemeinden und den stellen sich die Frage, wie sie die Teilhabe Haben alle Menschen Zugang zu Infor- Landkreisen. Durch ihren Einsatz wird von Menschen mit Behinderung stärken mationen? die Zusammenarbeit auf Kreisebene ge- und sie als Expert*innen in eigener Sache Dass im Bereich etwas getan werden stärkt und die Teilhabe von Menschen aktiv in die Gemeindeentwicklung einbe- muss, ist vielen Gemeinden klar. Doch es mit Behinderung ermöglicht. ziehen können. Oft fehlt es am notwen- fehlen häufig die geeigneten Personen Bei der KIV-Tätigkeit geht es nicht um digen Wissen und auch an der Zeit, um und Konzepte, um das Thema strategisch Einzelfallhilfe oder Assistenzleistungen, sich dem Thema vollumfänglich widmen anzugehen und nachhaltig zu verankern. sondern darum, inklusive Strukturen zu können. Kommunale Inklusionsvermittler*innen in der Gemeinde zu schaffen und als Dabei sind die Barrieren, die Menschen (kurz KIV) sind solche Personen. KIV sind Schnittstelle zwischen verschiedenen mit Behinderung die Teilhabe erschwe- Vermittler*innen, die sich dem Thema In- Akteur*innen tätig zu sein. ren, zahlreich und sie können nahezu klusion in der Kommune gezielt widmen. Ein Beispiel für die Tätigkeit könnte so aussehen: Ein Kind mit Trisomie 21 möchte beim lokalen Fußballverein mit- machen. Die Eltern des Kindes wenden sich an die Kommunale Inklusionsver- mittlerin vor Ort. Die KIV vermittelt zwi- schen dem Verein und den Eltern, sensi- bilisiert Vereinsmitglieder zum Umgang mit Menschen mit Nachteilen und sorgt dafür, dass der Verein sich entsprechend auf das neue Mitglied einstellen kann. Dadurch legt sie die Struktur, dass bei einer zukünftigen ähnlichen Frage die KIV an die zuständigen Personen im Ver- ein vermitteln kann und die Familie dort die richtigen Ansprechpartner*innen für ihr Anliegen finden. V. l. n. r: Elke Eichler, ehemalige Projektleitung KIV, Mathias Schulz, Projektleitung Hofgut Himmelreich, Durch die Verortung bei der jeweiligen Reinhard Hackl, kommunaler Behindertenbeauftragter Landkreis Böblingen, Verwaltung hat die KIV Kontakte zur Anne Marie Rouvière-Petruzzi, kommunale Behindertenbeauftragte Enzkreis, Petra Mumbach, ­Gemeinde und zu den Bürger*innen. kommunale Behindertenbeauftragte Landkreis Rastatt, Anita Diebold, kommunale Behindertenbeauftragte Ortenaukreis, Lisa Zeller, Projektleitung 1a Zugang Ein*e KIV kann in der Gemeinde fest Quelle: Hofgut Himmelreich gGmbH ­angestellt sein im Rahmen einer Teilzeit-

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stelle oder einer geringfügigen Be­ schäftigung sowie als Erweiterung einer bereits bestehenden Stelle der Gemeinde tätig sein. Darüber hinaus gibt es auch ehrenamtlich tätige KIVs, die eine Auf- wandsentschädigung erhalten. Die Aufgaben von KIVs sind also vielfältig und richten sich an dem Bedarf und der Schwerpunktsetzung der Gemeinde, in der sie tätig sind. Das mögliche The- menspektrum liefert die UN-BRK. Zum Beispiel sind das Arbeit und Freizeit, ­Beteiligung und Partizipation, Leben und Wohnen, Gesundheit, Bildung und lebenslanges Lernen. Kurz gesagt: Alle Kernbereiche im Leben eines Menschen. Anwendungs- und Umsetzungsbeispiele Quelle: Heiko Löffler gibt es viele. In der Vergangenheit haben KIVs sich zum Beispiel im Bereich Sen­ auch Einheiten von einer erfahrenen KIV schwarzwald umgesetzt als Modell­ sibilisierung an Schulen eingebracht, geben. projekt der Akademie Himmelreich der eine Ausstellung zum Thema Flucht und Durch KIVs rückt Inklusion in einer Ge- Hofgut Himmelreich gGmbH aus Kirch- Behinderung organisiert und inklusive meinde weiter in den Mittelpunkt. zarten. Aktuell sind dort KIV in 18 Ge- Strukturen in Firmen vor Ort geschaffen, Für die Projektträger steht fest, „dass die meinden aktiv. In einem ersten Über­ sodass Menschen mit Beeinträchtigung Zusammenarbeit mit den Kommunalen tragungsprojekt kam das Modell ab 2017 vor Ort Arbeitsstellen auf dem allgemei- Behindertenbeauftragten der Landkreise in die Landkreise Emmendingen und nen Arbeitsmarkt gefunden haben. Schlüsselelemente und Erfolgsfaktoren Lörrach, in dem zu Projektende 2019 in für die nachhaltige Implementierung Emmendingen 13 Gemeinden KIVs imple- Basisqualifizierung und des Modells KIV sind. Sie kennen ihren mentiert haben und in Lörrach vier Ge- ­Schlüsselelemente Landkreis und die dortigen Gemeinden meinden. Seit Dezember 2020 wird das am besten und können den Bedarf darü- Modell im bis 31. Dezember 2021 lau- Die zukünftigen KIVs werden zunächst ber am besten einschätzen.“, betont Ma- fenden Projekt in die vier Landkreise von der jeweiligen Gemeinde gesucht. thias Schulz als Projektleiter von Seiten Böblingen, den Enzkreis, den Ortenau- Sie werden dann durch eine dreitätige der Akademie Himmelreich. kreis und Rastatt übertragen. Basisqualifizierung auf ihre Arbeit vor­ Lisa Zeller, Projektleiterin der 1 a Zugang, Projektträger des aktuellen Projekts sind bereitet. Im laufenden Projekt finden betont die hohe Bedeutung, Menschen die Akademie Himmelreich der Hofgut zwei Basisqualifizierungen statt. Im Juli mit Behinderung aktiv in den Prozess Himmelreich gGmbh und die 1 a Zu- beginnt die erste Basisqualifizierung einzubeziehen: „Die Menschen können gang Beratungsgesellschaft mbH. Sie für den Enzkreis, den Ortenaukreis als Expert*innen in eigener Sache viele sind in die Planung und Durchführung und den Landkreis Rastatt. Im Land- wichtige Impulse und Erfahrungen in der Basisqualifizierung involviert und kreis Böblingen­ wird im September die Gemeindeentwicklung einbringen. bieten die Infrastruktur zum Projekt­ eine weitere Basisqualifizierung statt­ Die KIV suchen aktiv den Kontakt zu den ablauf. finden. Menschen mit Behinderung und deren Gemeinsam mit den Beauftragten für In der Basisqualifizierung lernen die KIVs Angehörigen, übernehmen eine wichtige die Belange von Menschen mit Behin­ die Grundlagen für ihre Arbeit in der Ge- „Empowerment“-Funktion und vermit- derung organisieren und planen sie meinde. Sie setzen sich mit den Themen teln zwischen ihnen und den Entschei- Netzwerktreffen. Die Beauftragten für vorurteilsbewusstes Handeln, Barriere- der*innen vor Ort.“ die Belange von Menschen mit Behinde- freiheit und Inklusion auseinander sowie rung sind Ansprechpartner für die Ge- mit der Tätigkeit in Kommunen. Aber Zum Hintergrund des Projekts meinden in ihren jeweiligen Landkreisen. die zukünftigen KIVs sollen auch von der Im Rahmen des Projekts wird das Modell Erfahrung von bereits etablierten KIVs Das Modell KIV wurde bereits erfolg- KIV in vier weiteren Landkreisen umge- profitieren können. Deshalb wird es reich 2014 im Landkreis Breisgau-Hoch- setzt. So wächst die Zahl der Landkreise

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Zahlen, Daten, Fakten zum Projekt „Gemeinden in Bewegung“: in Baden-Württemberg, die KIVs ein­ setzen, auf sieben. Titel des Projekts Gemeinden in Bewegung – Das Projekt wird gefördert durch das Mi- Ein Projekt zur Stärkung kommunaler Inklusion in den nisterium für Soziales, Gesundheit und ­Landkreisen Böblingen, Enzkreis, Ortenaukreis und Rastatt Integration aus Mitteln des Landes Ba- Projektträger Hofgut Himmelreich gGmbH, Akademie Himmelreich, den-Württemberg. ­Himmelreich 38, 79199 Kirchzarten Internet: www.akademie-himmelreich.de Kontaktdaten der Projektträger 1 a Zugang Beratungsgesellschaft mbH, Mathias Schulz Robert-Bosch-Straße 15, 71116 Gärtringen Leiter Akademie Himmelreich Internet: www.1a-zugang.de Hofgut Himmelreich gGmbH Kooperationspartner ● Landkreis Böblingen Akademie Himmelreich ● Landkreis Enzkreis Himmelreich 38 ● Landkreis Ortenaukreis 79199 Kirchzarten ● Landkreis Rastatt Tel.: 0 76 61/98 62-2 50 Projektförderung Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium [email protected] für Soziales und Integration aus Mitteln des www.akademie-himmelreich.de Landes Baden-Württemberg. Projektlaufzeit 01. Dezember 2020 bis 31. Dezember 2021 Lisa Zeller Teamleitung capito Projektvolumen ● Förderung durch das Ministerium für ● Soziales und Integration: 100.000 € 1 a Zugang Beratungsgesellschaft mbH ● Co-Finanzierung der vier Landkreise: 10.000 € Robert-Bosch-Str. 15 ● (jeweils 2.500 € pro Landkreis) 71116 Gärtringen ● Eigenanteil der Projektträger Akademie Himmelreich Tel.: 0 70 34/2 70 41-3 13 und 1a Zugang: 10.000 € (jeweils 5.000 € pro Träger) [email protected] Projektziel In möglichst vielen Kommunen in den vier Landkreisen http://www.1a-zugang.de ­sollen „Kommunale Inklusionsvermittler*innen (KIV)“ ­qualifiziert und etabliert werden, um die inklusive und ­barrierefreie Infrastruktur in den Gemeinden auszubauen. Dadurch wird die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in den Gemeinden nachhaltig gestärkt. Dazu finden ­Basisqualifizierungen, Coaching und Prozessbegleitung sowie Netzwerktreffen für die KIV statt. Projektteam ● Anita Diebold, kommunale Behindertenbeauftragte ● im Ortenaukreis ● Reinhard Hackl, kommunaler Behindertenbeauftragter ● im Landkreis Böblingen ● Petra Mumbach, kommunale Behindertenbeauftragte Lisa Zeller hat die Projektleitung von Sei- ● im Landkreis Rastatt ten der 1a Zugang Beratungsgesellschaft ● Anne Marie Rouvière-Petruzzi, kommunale Behinderten- mbH und Mathias Schulz die Projektlei- ● beauftragte im Enzkreis tung von Seiten der Akademie Himmel- ● Mathias Schulz, Projektleitung von Seiten der reich gGmbH inne. Beide Gesellschaften ● Akademie Himmelreich sind Projektträger des Modells „Kommu- ● Lisa Zeller, Projektleitung von Seiten der 1 a Zugang nale Inklusionsvermittler*innen“.

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LoRaWAN und „Internet der Dinge“ im Alb-Donau-Kreis: Digitale Infrastrukturen mit kommunalem Praxisbezug – ein Teil der Kreisentwicklungspolitik

Von Wolfgang Koller, Alb-Donau-Kreis und Nick Lechner, Stuttgart

Alle haben, gefühlt „bis zum Halskragen“, sichtlich darstellen. Die Rückmeldun- Entlastung von genug von der Pandemie. Aber eines gen aus den Rathäusern wie von den zeitraubender Routine hat sie sehr deutlich aufgezeigt: Digitale Schulleitungen sind eindeutig positiv: Prozesse sind wichtiger denn je. Sie Zum deutlich erhöhten Sicherheitsge- Gerade für die Kommunen geht es um ­können den Alltag enorm erleichtern. Be- fühl aller Beteiligten kommt die Möglich- ein größeres Rad, das sich über das „Inter- stätigt fühlt sich der Alb-Donau-Kreis keit, die Vorgänge exakt zu dokumen­ net der Dinge“ drehen lässt. Denn mit daher bei seinem Einsatz für die Errich- tieren. dieser Technologie lassen sich Teile der tung entsprechender Infrastrukturen, für Für Landrat Heiner Scheffold passt kommunalen Infrastruktur komfortabel den Backbone-Ausbau, beim Digitali­ das „LoRaWAN“-Netz perfekt in die auf überwachen oder sogar steuern und die sierungszentrum für Betriebe und Start- Digitalisierung setzende Kreisentwick- Mitarbeitenden werden von zeitrau- ups, für den 5-G-Ausbau im Rahmen lungsstrategie. Heiner Scheffold ist über- bender Routine entlastet. Unterm Strich einer integrierten kommunalen Mobil- zeugt: „Gerade durch die Anwendungs­ können Städte, Gemeinden und Land- funkplanung wie auch in anderen Ak­ möglichkeiten für die Städte und kreise dabei auch knappe Haushalts­ tionsfeldern. Die Kreisentwicklungspoli- Gemeinden ist diese Technologie eine mittel schonen. tik beschäftigt sich im Alb-Donau-Kreis sehr willkommene und anwender- Schon vor dem Klassenzimmer-Projekt seit Jahren zu einem maßgeblichen Teil freundliche Ergänzung in unserer digi- hatte das ‚Diginamics‘-Team der Netze mit der digitalen Infrastruktur. talen Infrastruktur.“ BW positive Erfahrungen mit einer Reihe Auf der Zielgeraden sind die Akteure der- zeit beim Aufbau eines LoRaWAN-Netzes durch die EnBW-Tochter Netze BW im Kreisgebiet. Beginn war 2020. Es soll ­flächendeckend die Basis für Anwen- dungen im „Internet der Dinge“ (Internet of Things) bilden – mit großem Nutzen in der Praxis. So hat sich dieses digitale Instrument ­bereits bewährt bei der Überwachung der Luftqualität in den Klassenräumen von Schulen in Rottenacker, Munder- kingen, Lauterach und Untermarchtal. Ein Ampelsystem zeigt an, wann wieder zu lüften ist. Grundlage dafür sind zum einen unauffällige und extrem sparsam mit ihren Akkus haushaltende CO2-Sen- soren. Deren Daten werden von LoRa- Gateways gesammelt, per Funk an einen Netzwerkserver im Rechenzentrum der EnBW übertragen und dort aufbereitet. Je nach technischer Ausstattung der Schule lassen sie sich in Echtzeit über ein Raumluftüberwachung am Smartboard in einer Schule in Munderkingen (Alb-Donau-Kreis) – spezielles Internetportal auf Laptops per LoRa-Gateway. Jutta Braisch (l.), Leiterin der „Schule an der Donauschleife“ in Munderkingen und oder gar Smart Boards abrufen und über- ­Bürgermeister Dr. Michael Lohner informieren sich über die Messwerte. Quelle: Stadt Munderkingen

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von Pilot-Anwendungen gesammelt, die Weite Teile des Kreisgebiets auch im Alb-Donau-Kreis auf Interesse ­bereits abgedeckt stoßen: So melden Sensoren, wenn Fahr- zeuge unbefugt eine Rettungszufahrt Das Rückgrat für die Datenübermittlung blockieren, Mülleimer geleert werden per LoRaWAN bilden wenige, in der Regel sollten oder Straßenlaternen defekt sind. stationäre Gateways und Funkantennen. Auch Füllstände von Ölbehältern, Regen- Gut zwanzig davon hat die Netze BW seit rückhaltebecken oder gar (Hoch-)Was- dem 3. Quartal 2020 im Alb-Donau-Kreis serstände behalten die Verantwortlichen installiert und deckt damit bereits weite so im Blick. Automatisiert kontrollieren Teile des Kreisgebiets ab. Einige Gate- lässt sich, ob in öffentlichen Gebäuden ways befinden sich auf deren Liegen- Fenster oder Türen offenstehen, was der schaften, wie z. B. Hochspannungs- Energieeffizienz und der Sicherheit dient. masten. Für die Geschwindigkeit beim Viele Kommunen interessieren sich auch Netzaufbau mitentscheidend war aller- für Parkleitsysteme auf der Basis von dings der Umstand, dass für den Lö- Sensoren in Verbindung mit den pas- wenanteil der notwendigen techni- LoRa-Gateway in Nahaufnahme: senden Plattformen. schen Einrichtungen Liegenschaften des Kann viel und ist einfach zu montieren. Quelle: Netze BW GmbH Besonders attraktiv für Wasserwerke Kreises, von Kommunen sowie von und Zweckverbände erscheint die Mög- Zweckverbänden nutzbar sind. Landrat lichkeit der zukünftig automatisierten Heiner Scheffold sagte dazu: „Unsere Funkanbindungen auszeichnen. Auch Ablesung spezieller Ultraschallzähler, die Kreisverwaltung unterstützt dieses Pro- hier war der Landkreis bei der Standort- zudem mit einem Funkmodul ausgestat- jekt sehr aktiv. So konnten wir der Netze suche behilflich. Technische Fragen wie tet sind. Im Bereich Messen und Ab­ BW acht sehr gut geeignete Standorte der Stromanschluss und juristische, wie rechnen liegt auch eine der ersten, denk- vermitteln, auf Immobilien der ADK etwa. Pachtverträge, stellten damit kein baren Schnittstellen zu Nutzern aus der GmbH für Gesundheit und Soziales, die Problem dar. Je nach Bedarf, also kon- Privatwirtschaft. Gespannt warten die das ADK Klinikum und mehrere Senio­ kreter Nachfrage aus Kommunen, soll Be­teiligten auf die Ergebnisse des ent- renzentren im Kreisgebiet betreibt.“ der Ausbau vorangetrieben werden. Für sprechenden Pilotprojekts einer Alb-Do- Hinzu kommen etwa nochmal so viele weitere sieben Gateways im Kreisgebiet nau-Gemeinde zusammen mit der Netze Wasserhochbehälter, die sich meist laufen aktuell schon die letzten Vorberei- BW und einem Anlagenbauer. durch eine besonders günstige Lage für tungen.

Auch ländliche Gemeinden ­können „smart“ werden

Seit etwa zwei Jahren nimmt der Aufbau von LoRaWAN-Netzen in vielen Ländern Europas Fahrt auf. Auch in Deutschland sind eine Reihe von Initiativen unter der Überschrift „Smart Cities“ entstanden – vor allem in größeren Städten und Bal- lungsräumen. Im Alb-Donau-Kreis ist man deshalb sehr froh über einen Part- ner, der sich in Sachen „Internet of Things“ bewusst auch der eher länd- lichen Gebiete annimmt. LoRaWAN ist für den Landkreis eine große Chance, weiter gezielt an seiner digitalen Infra- struktur zu arbeiten. Profitieren werden davon alle: Kommunen, Unternehmen,

LoRaWAN-Funktionsschema – vom Sensor bis zur Datenanalyse: Vielfalt bei den Start-ups, ebenso die Bürgerinnen und ­Anwendungsmöglichkeiten. Quelle: Netze BW GmbH Bürger im Alb-Donau-Kreis.

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Informationen zu LoRaWAN deckung deshalb wenige Gateways – darauf, das Internet der Dinge auch auch und Netze BW mitunter genügt sogar ein einziges für im ländlichen Raum zu ermöglichen. zwei benachbarte Kommunen. Die Daten LoRaWAN steht für „Long Range Wide sind Ende-zu-Ende verschlüsselt und Area Network“. Die robuste und leicht zu damit sicher. handhabende Technik steht für die Ende 2018 hatte die Netze BW Leucht- drahtlose Übermittlung kleiner Daten- turm-Projekte in Wendlingen/Neckar Wolfgang Koller leitet den Fachdienst mengen mit sehr großer Reichweite bei und Magstadt gestartet. Deren Ergeb- Ländlicher Raum, Kreisentwicklung im geringem Energieverbrauch. Entspre- nisse waren so ermutigend, dass ein Jahr Landratsamt Alb-Donau-Kreis. Hier ist chend minimal ist die dabei entstehende später der Startschuss für einen flächen- auch die Breitband-Fachabteilung des Strahlung – sie liegt auf dem Niveau deckenden Ausbau in Baden-Württem- Landratsamts angesiedelt. Nick Lechner von Garagenöffnern. Je nach Gemeinde- berg erfolgte. Die Entscheidung der ist Projektleiter LoRaWAN Netzaufbau größe reichen zur vollständigen Ab­ ­Geschäftsführung zielte ganz bewusst bei der Netze BW GmbH, Stuttgart.

Quartiersentwicklung im Landkreis Esslingen

Von Jana Appel und Franziska Hezinger, Landkreis Esslingen

Der Landkreis Esslingen engagiert sich Bedarfs- und der Anfang war und glücklicherweise bei der Landesstrategie „Quartier Bestandsanalysen wurde zu diesem Zeitpunkt gerade ein 2030-Gemeinsam. Gestalten.“ Für die neues Förderprogramm der Landesstra- gemeinsam entwickelte Konzeption Das Jahr 2018 war in der Altenhilfepla- tegie ausgeschrieben: das Sonderpro- „Quartiersforscher-Gestaltung lokaler nung Esslingen geprägt von ersten Be- gramm Quartier. Altenhilfelandschaften“ sind der Land- stands- und Bedarfsanalysen. Zentrales kreis und neun kreisangehörige Kommu- Ziel war die Erstellung eines Qualifi­ Sonderprogramm Quartier nen ausgezeichnet worden. „Die Quar- zierungsprogramms für die Quartiers­ tiersentwicklung ist ein fester Bestandteil forscherinnen und Quartiersforscher Die mit stolzen 284.000 Euro geförderte in der Daseinsvorsorge unserer Kommu- der beteiligten Kooperationskommunen. Projektidee zielte darauf, die Quartiere – nen. Wir unterstützen diesen Prozess Haupt- und Ehrenamtliche aus den Dörfer, Stadtteile, Gemeinden – im Land- weiterhin“, sagt Landrat Heinz Einiger. ­Kommunen Aichtal, Denkendorf, Erken- kreis in Handlungsfeldern wie Wohnen, brechtsweiler, Kohlberg, Köngen, Lein- Infrastruktur, Teilhabe, Prävention, ge- Preisgeld Ideenwettbewerb felden-Echterdingen, Neckartailfingen, sundheitliche Versorgung, Beratung, Neckartenzlingen und Wendlingen Pflege und Unterstützung in der Weise „Bereits beim Ideenwettbewerb, als be- machten sich auf ihren Weg durchs weiterzuentwickeln, dass vor allem­ deutsamer Auftakt zur Landesstrategie, Quartier. Der Landkreis Esslingen fand im ältere Menschen dort weitestgehend war der Landkreis unter den erfolg- Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) selbstständig und selbstbestimmt leben reichen Preisträgern und erhielt eine Prä- einen erfahrenen und engagierten Ko­ können. Dafür sollten (ausgehend von mie von 100.000 Euro. Die Konzeption operationspartner. Mit Hilfe einer kreis- der Grundqualifizierung) die kommunal setzt auf Befähigung der Kommunen als weiten Kommunalbefragung und der Verantwortlichen eng mit den örtlichen „Motor im Sozialraum“ sowie die Ver- genaueren Betrachtung des aktuellen Akteuren in den Quartieren zusammen- knüpfung mit der kreisweiten integrier- Status-Quo in den Quartierskommunen arbeiten um die Bedürfnisse der Quar- ten Sozialplanung „Lebenswelten älterer wurde vom KDA ein Schulungskonzept tiersbewohnerinnen und -bewohner zu Menschen“ um so die Gestaltung loka- entwickelt, welches auf die Bedarfe und erfassen sowie ihre aktive Beteiligung ler Altenhilfelandschaften auf verschie- „Wissenslücken“ im Landkreis zuge- bei der Anpassung der örtlichen Struk- denen Ebenen im Landkreis zu ermögli- schnitten war. Die speziell entwickelten turen zu unterstützen. Und wie kann chen. Der Grundstein für mittlerweile Handreichungen „Praxishilfen“ dienten sowas ganz praktisch aussehen? Fol- vier Jahre erfolgreiche Quartiersentwick- hierzu als Schulungsmaterialien. Schnell gende fünf Bausteine beschreiben den lung, war gelegt. wurde klar, dass die Qualifizierung nur Weg, den die Quartierskommunen ge-

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meinsam mit dem Landkreis und dem men aufgegriffen und gemeinsam mit ● Enge Absprachen mit dem KDA als ex- KDA gegangen sind: den Bürgerinnen und Bürgern an Stell- terner Kooperationspartner wänden diskutiert. Oft waren es diese Innerhalb der Landkreisverwaltung sind 1. Schriftliche Befragung der Veranstaltungen, in welchen teilweise die beschriebenen Quartiersprojekte im ­Bürgerschaft über 60: bis zu 130 Interessierte zusammenka- Kreissozialamt in der Altenhilfeplanung Die Bürgerschaft 60 plus in den beteili- men, bei denen Quartiersentwicklung und -fachberatung angesiedelt. Sowohl gten Kommunen wurden von den Bür- ganz lebensnah zu beobachten war und im Sonderförderprogramm (Kooperation germeistern und Bürgermeisterinnen bereits erste Steine ins Rollen kamen. mit neun Kommunen) als auch in der angeschrieben und zu ihrer „Quartierssi- Wenn sich zum Beispiel zwei ältere ­Bewerbung über das Anschluss-Förder- tuation“ befragt: Wie leben Sie? Wie ­Bürgerinnen über das fehlende Angebot programm Quartiersimpulse (Koopera- möchten Sie in Zukunft leben? Wie kön- eines Lauftreffs unterhielten und dann tion mit 15 Kommunen) stellt der Land- nen wir gemeinsam für ein gutes Älter- die Initiative ergriffen um die Sache kreis Esslingen 20 Prozent Eigenmittel in werden Sorge tragen? Der Fragebogen selbst in die Hand zu nehmen. Form von Personal zur Verfügung. Diese wurde von den Quartiersforschern unter personellen Ressourcen ermöglichen die Begleitung des KDA und des Landkreises 5. Aktivierungsworkshop: weitereichende Unterstützung, engma- individuell auf die aktuelle örtliche Situ- Der letzte Baustein litt leider unter schige Begleitung und Beratung sowie ation angepasst. der Coronapandemie und konnte in die Abwicklung der Fördermittel und ­keiner der Kommunen wie geplant 2. Interviews mit Schlüsselpersonen: weckt somit die Bereitschaft der teilneh- ­statt­finden. Hier war angedacht, die Ergänzend zur schriftlichen Befragung menden Kommunen, sich am Förderpro- ­bürgerschaftlich Engagierten in Unterar- haben manche Kommunen qualitative jekt mit dem Landkreis zu beteiligen, da beitsgruppen aufzuteilen um dann kon- Interviews mit Hausärzten, Apothekern, diese häufig über diese personellen Res- kret mit der Umsetzung von Maßnahmen Gemeinderäten, Busfahrern oder auch sourcen zur Abwicklung und Durch­ zu beginnen.­ Konkrete Planungen sahen Kioskbesitzern durchgeführt. Hier ging führung eines solchen Projektes nicht ­beispielsweise „Quartiersstammtische“ es vor allem um den O-Ton der Akteure verfügen. Zugleich ermöglicht die Teil- sowie weitere Arbeitsgruppen zu ver- im Quartier, die zum einen durch ihren nahme dem Landkreis und der Altenhil- schiedenen Themen vor. Beruf einiges mitbekommen, zum Teil fefachberatung des Landkreises wert- aber auch einfach mitten im Geschehen volle Einblicke in die Strukturen und das Rolle des Landkreises sind. Wirken vor Ort und Erfahrungswissen Wie gestaltet sich die Rolle des Land- über Stolpersteine aber auch Erfolgsfak- 3. Quartiersbegehungen: kreises in den beschriebenen Projekten? toren bei der Quartiersentwicklung vor Strukturierte Stadtteilbegehungen sind Welcher Mehrwert liegt für die Kom­ Ort und kann diese in die kreisweite Pla- eine partizipative Methode zur Unter- munen in einer Kooperation mit einem nung oder Beratung anderer interessier- stützung städtebaulicher Planungs­ Landkreis in puncto Quartiersentwick- ter Kommunen einfließen lassen. prozesse. Die Quartiersforscher und lung? Was braucht es um eine nachhal- ­interessierte Bürgerinnen und Bürger tige Vernetzung und Zusammenarbeit untersuchten ganz praktisch ihre Quar- Quartiersentwicklung und Corona um gemeinsam zu gestalten? Die Auf­ tiere unter Anwendung eines Beobach- gaben des Landkreises lassen sich fol- Die Corona-Pandemie hat in allen Le- tungsrasters. Öffentliche Plätze sowie gendermaßen zusammenzufassen. Der bensbereichen ihre Spuren hinterlassen. frequentierte Wege und öffentliche Ein- Landkreis unterstützt bei der Für die Quartiersprojekte im Landkreis richtungen wurden mit Hinblick „Erhalt ● Akquise von interessierten Kommunen Esslingen, die mit der Zielgruppe ältere der Mobilität und Überwindung spe­ ● Antragstellung für Förderprogramme Menschen eine besonders vulnerable zifischer Barrieren“ genau unter die Lupe ● Abwicklung des Fördermittelabrufs Gruppe in den Blick nehmen, bedeutete genommen und Hindernisse identifi- und Verwendungsnachweis dies, besondere Vorsicht walten zu lassen ziert. ● Planung und Durchführung von regel- und viele der geplanten Beteiligungsver- 4. Quartierswerkstatt: mäßigen Austauschtreffen anstaltungen abzusagen. Einige begon- Die Quartierswerkstätten waren vor ● Fachliche Beratung der haupt- und nene Initiativen in den Quartierskom­ allem dazu gedacht, die Ergebnisse aus ­ehrenamtlichen Quartiersforscher munen hatten darunter zu leiden, auch der Befragung, den Interviews und den und Quartiersforscherinnen vor Ort wenn die Quartiersforscher mit größter Begehungen an die breite und interes- ● Teilnahme an einzelnen Veranstal- Kreativität ihr Bestes gaben, die ge­ sierte Bevölkerung zu präsentieren. tungen in den Kooperationskommu- wonnenen Ehrenamtspotenziale oder Dabei wurden konkrete Bedarfe und The- nen das durch die Fragebögen geweckte Inte-

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resse am Beteiligungsprozess, aufrecht zu erhalten. Wertvoll waren hier die digi- talen Austauschtreffen, in welchen sich gegenseitig Gehör geschenkt und Ideen weitergegeben wurden. So entstanden unter Einhaltung aller erforderlichen Schutzmaßnahmen beispielsweise le- bendige Adventskalender, anstelle der Quartierswerkstätten wurden zur Vor- stellung der Befragungsergebnisse Bür- gerbroschüren und Plakatausstellungen entwickelt, regelmäßig wurde in den ­jeweiligen Gemeindeblättern über die Fortentwicklung des Projekts berichtet. Die Weichen, um zu gegebener Zeit wie- der loslegen zu können, sind gestellt. V. l. n. r: Sozialdezernentin Katharina Kiewel und Altenhilfeplanerin- und Altenhilfefachberaterin Franziska Hezinger halten den „Handlungsleitfaden Quartiersforscher“ in den Händen. Wie geht es weiter? Quelle: Landratsamt Esslingen ­Quartiersimpulse

Die Aktivierung und Befähigung, die vor Ort entstandenen Initiativen und freut. Die Anträge einer Bewerbung im ­Altenhilfelandschaft direkt in der ­gewonnenen Erkenntnisse sowie darin, Rahmen des Förderprogramms „Quar- ­Kommune vor Ort zu prägen, quartiers- weitere interessierte Kommunen für das tiersimpulse“, welche mit Start zum bezogene Ansätze zu fördern, bürger- Thema Quartiersentwicklung und Eigen- 15.03.2021 bewilligt wurden, unterstütz- schaftliche Initiativen und Ressourcen verantwortung in der Gestaltung der ten 15 Gemeinderatsbeschlüsse aus dem vor Ort zu wecken und nachhaltig zu Hilfe vor Ort zu begeistern und ihnen den Landkreis. ­gestalten, hat im Landkreis durch die Start in die Quartiersarbeit zu erleich- Zur Fortsetzung der Strategie geht es ­Teilnahme am Ideenwettbewerb und am tern. Aus den Quartiersforschern ist in dabei weiterhin um die lebendige Ge- Sonderförderprogramm begonnen. diesem Verlauf ein erfahrenes Gremium staltung von Quartieren – also Gemein- Die Erfolge zeigen sich in der nachhal- geworden, das sich auf neue Eindrücke den und Städten – mit dem Schwerpunkt tigen Sicherung bzw. Verankerung dieser aus weiteren Städten und Gemeinden auf die Themen Pflege, Versorgung und selbstbestimmtes Altern im eigenen Quartier. Die Bürgerinnen und Bürger selbst stehen im Mittelpunkt des Pro- jekts und sollen im Rahmen der Strategie aktiv werden und sich bürgerschaftlich engagieren. Ganz konkret soll die Unter- stützung der Kommunen bei der Ent- wicklung eines kommunalen Quartier- sentwicklungsplans erfolgen, Grundlage hierfür stellt eine gemeinsame Qualifi- zierung von kommunalen Mitarbeiten- den und Ehrenamtlichen dar. Außerdem sollen die Bedarfe und die Beteiligung der Quartiersbewohnenden über 60 Jah- ren im Mittelpunkt der weiteren Planung stehen. Ebenso soll der besondere Fokus auf die älteren Generationen helfen, Se- niorinnen und Senioren nicht nur als ein Hauptfaktor des demographischen Wan- Quelle: Landratsamt Esslingen dels zu begreifen, sondern als wertvolle

120 Landkreis Konstanz: Bericht über die kreisweiten Corona-Testtage

Ressource für Ehrenamt und freiwilliges Geschäftsführerin der Allianz für Beteili- für Kommunen und Interessierte dienen Engagement in lokalen Verantwortungs- gung e. V., ihre persönlichen Grußworte soll. und Entwicklungsgemeinschaften. an die Veranstaltungsteilnehmenden. Alle Beteiligten freuen sich auf gute Fort- Die Auftaktveranstaltung für dieses Am Nachmittag erfolgten zwei, von der setzung ihrer Quartiersstrategien und ­Projekt fand am 7. Juni 2021 digital statt. im Rahmen der Landesstrategie entstan- auf neue Entwicklungen die entstehen. Nach den digitalen Video-Grußworten denen Quartiersakademie geförderte, von Frau Katharina Kiewel, Dezernentin parallellaufende Fortbildungsveranstal- für Soziales, und Herrn Daniel Werthwein, tungen. Eine Basis-Qualifizierung zum Referent des Landkreistags Baden-Würt­ Thema Quartiersentwicklung sowie eine temberg, richteten Herrn Ulrich Schmolz, Veranstaltung zum Thema „Beteiligung Jana Appel war bis zum 1. April 2021 als Leiter des Referats für Quartiersentwick- digital ermöglichen“. Im Rahmen dieser Quartierskoordinatorin im Landratsamt lung, Ministerium für Soziales, Gesund- Veranstaltung wurde ein Handlungsleit- Esslingen tätig. Franziska Hezinger ist heit und Integration Baden-Württem- faden mit Namen „Quartiersforscher“ ­Altenhilfeplanerin- und Altenhilfefach- berg sowie Frau Lisa Weis, stellvertretende veröffentlicht, welcher als Handreichung beraterin im Landratsamt Esslingen.

Landkreis Konstanz: Bericht über die kreisweiten Corona-Testtage vom 23. bis 25. April 2021

Von Yvonne Gellert, Paul Glaßner und Andreas Egger, Landkreis Konstanz

Vom 23. bis 25. April 2021 fand im Land- and Meet“ zurückkehren konnte. Seit sationen und den örtlichen Vereinen. Um kreis Konstanz ein Corona-Testwochen- 26. Mai liegt die Inzidenz unter 35, so an einer Testung teilnehmen zu können, ende statt. Ziel dieser Testtage war es, dass der Landkreis derzeit alle durch die war in einigen Kommunen eine An­ Positivfälle frühzeitig zu erkennen und Corona-Verordnung des Landes vorge­ meldung im Internet einige Tage vor der Infektionsketten zu unterbrechen und sehenen Lockerungen genießt. Testung notwendig. In anderen Kommu- dadurch zu gegebener Zeit das öf­ Waren in der Woche vom 5. – 11. April nen war eine vorherige Anmeldung zwar fentliche Leben schrittweise wieder zu noch ca. 12.000 Schnelltests sowie in der gewünscht, jedoch nicht verpflichtend. ermöglichen. Weiteres Ziel war es, im Woche vom 12. – 18. April ca. 14.000 Tests Die Öffnungszeiten der Testzentren waren Vorgriff auf mögliche testbegleitete Öff- durchgeführt worden, stieg diese Zahl in unterschiedlich, dies zum Teil auch in nungsschritte den Bürgerinnen und Bür- der Woche nach dem Testwochenende ­Abhängigkeit von den erfolgten Anmel- gern die Scheu vor dem Testvorgang zu (26. April – 2. Mai) auf ca. 22.500 Schnell- dungen. In der Gemeinde Mühlingen nehmen und diesen zu normalisieren. tests an, bis zur KW 22 (31. Mai – 6. Juni) wurde die Testaktion aufgrund zu geringer Insgesamt wurden 40.729 Testungen stieg die Anzahl auf ca. 93.000 Testungen. Anmeldungen abgesagt. durchgeführt. Dies entspricht einem Jede Kommune entschied für sich, wie sie ­Anteil von 14,2 % der landkreisweiten Be- Technische Durchführung mit Vergünstigungen für die Teilneh- völkerung. Hiervon wurden 99 Tests als menden umgeht. Neben Einkaufsgut- positiv gemeldet, wovon 35 Ergebnisse Alle Städte und Gemeinden des Land- scheinen für jede Testung wurden auch mittels PCR-Tests bestätigt wurden. Die kreises richteten Testzentren ein. Zum Teil Anreize geschaffen, welche ganze Grup- 7-Tage-Inzidenz lag an den Tagen zuvor wurde auf bereits bestehende Teststruk- pen zu den Tests bewegen sollten. So gab und am Testwochenende zwischen 184 turen zurückgegriffen. Die meisten Kom- es z. B. Preise für den Verein, welcher mit und 195 (Zeitraum vom 23. bis 26. April). munen bauten jedoch zusätzliche Struk- der größten Gruppe an der Testung teil- Seither ist die Inzidenz im Landkreis Kon- turen auf und richteten neue Örtlichkei- nimmt. Andernorts fanden Verlosungen stanz stark rückläufig. Nach zwei Wo- ten zum Testen ein. Neben Beschäftigten von Preisen unter allen Teilnehmenden chen lag die Inzidenz unter 100, sodass aus der Verwaltung wurde an vielen Orten statt. Schulen und Kindergärten wieder öffnen zudem auf ehrenamtliche Helfer zurück- Bei der Auswertung der Ergebnisse des und der Einzelhandel zunächst zu „Click gegriffen, so z. B. aus den Blaulichtorgani- Testwochenendes und der umfänglichen

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Datenanalyse wurde der Landkreis durch aller durchgeführten Tests) und 3 positiv Bezüglich der falsch-positiven Schnell- Mitarbeiter der Universität Konstanz Getestete wurden nicht mittels PCR-Test tests fällt auf, dass diese vorwiegend auf ­unterstützt. abgestrichen. Die weiteren 3 positiven Testungen von Kindern im Alter von 0 bis Angewandt wurden Schnelltests sowie Schnelltests betreffen Personen aus an- 10 Jahren zurückzuführen sind. Hierbei angeleitete Selbsttests. Hierfür wur- deren Landkreisen, so dass diese an die sind mindestens fünf Gurgel-/Spültests den über den Landkreis 75.000 Stück jeweiligen Gesundheitsämter weiterge- angewandt worden, welche alle nach COVID-19 Antigen Rapid Tests bestellt. leitet wurden. einem PCR-Abgleich negativ ausfielen. Die hiervon nicht benötigten übrigen Die Beteiligung in den einzelnen Kom­ Alle weiteren falsch-positiven Schnell- Testkits sowie die bereitgestellte Schutz­ munen fiel sehr unterschiedlich aus. An tests wurden mit Nasen-/Rachenab- aus­rüstung verbleiben bei den Kommu- erster Stelle steht die Gemeinde Gaien­ strich durchgeführt. Bezüglich vier der nen, um dort für weitere Testangebote hofen mit einer Beteiligung von 37,61 % 35 Tests liegen keine Angaben über die verwendet werden zu können. der Einwohnerinnen und Einwohner. In Art der Durchführung vor. Insgesamt wurden in 24 Kommunen der Stadt Konstanz haben sich hingegen Die Mehrzahl der falsch-positiven Tests 72 kommunale Testzentren eingerichtet. 19,62 % der Menschen testen lassen, in wurden in der Stadt Konstanz durch­ Hierbei nicht eingerechnet sind z. B. Apo- Radolfzell am Bodensee 12,56 % und in geführt. Dort sind fast doppelt so viele theken, Drogerien und andere Betriebe, der Stadt Singen 11,34 %. Deutlich wurde, falsch-positive Tests zu verzeichnen wie bei denen zusätzlich Testungen durch­ dass Testzentren, die unkompliziert bzw. mittels PCR-Test bestätigte Fälle. Nicht geführt wurden. ohne Voranmeldung zugänglich und zen- bei allen Tests wurde der Hersteller ange- tral gelegen waren, ein deutlich höheres geben. 27 Testungen wurden mit Tests Ergebnis Testaufkommen generieren konnten. des Herstellers „Biotech“ durchgeführt, hiervon wurden 9 durch PCR-Test bestä- Insgesamt wurden dem Landratsamt Gesamtauswertung und Fazit tigt, 18 erwiesen sich als falsch-positiv. 40.729 durchgeführte Tests gemeldet. Wiederum 12 der 18 falsch-positiven Tests Dies entspricht einem Anteil von 14,2 % Insgesamt war das Testwochenende gehen auf Kinder zwischen 0 bis 10 Jah- der Bevölkerung des Landkreises. Hier- mit einer Beteiligung von 14,2 % erfolg- ren zurück. Drei der 12 Tests waren dabei von wurden 99 Tests als positiv gemel- reich. Denn es führte dazu, dass 35 Spül-/Gurgeltests. det. Durch PCR-Tests wurden hiervon ­asymptomatisch mit dem Coronavirus In den Städten Singen und Radolfzell hin- 35 Ergebnisse bestätigt (dies entspricht infizierte Personen erkannt und somit gegen hielten sich falsch-positive Tests 0,086% aller Getesteten), 58 PCR-Tests weitere Infektionsketten unterbrochen und bestätigte PCR-Tests die Waage. fielen negativ aus (dies entspricht 0,142% werden konnten. In der KW 17 (26. April bis 2. Mai) konnte im Landkreis eine allgemein hohe Pande- mielage verzeichnet werden, was unter anderem zur Schließung von Schulen und Kitas geführt hat. Die kreisweiten Testtage mit der Erfassung von 35 Infi- zierten haben dies zwar gewissermaßen begleitet, sind jedoch nicht Auslöser für die hohen Inzidenzen und die daraus folgenden Schließungen. Die Inzidenzen waren bereits an den Tagen vor dem 26. April an welchen die Ergebnisse der Testtage noch keine Berücksichtigung finden konnten, erhöht (184 am 23. April, 195 am 24. April, 187 am 25. April, 193 am 26. April und 176 am 27. April; wobei es sich hierbei um nachkorrigierte Inzi- denzen aufgrund von Nachmeldungen handelt). Zudem konnten durch die durchgeführten Tests Infizierte teilweise deutlich früher – zu einer Zeit in der diese Quelle: Landratsamt Konstanz noch asymptomatisch waren – entdeckt

122 werden, einige davon wären aber mit R- Wert am Kreistestwochenende etwas bei 93.177 Testungen. Die durchgeführten Symptomen auch später entdeckt wor- höher war und noch kurz vor dem Test- Testungen haben sich seit dem Test­ den und hätten Eingang in die Inzidenz wochenende bei 1,0 und höher lag. wochenende somit fast verdoppelt; im gefunden. Diese Hochrechnungen zeigen die Aus- Vergleich zu der Testanzahl vor dem Test- Sehr auffallend ist der unmittelbare zeit- wirkungen von unterbrochenen Infek­ wochenende (KW 14, 14.165 Tests) wur- liche Zusammenhang zwischen den tionsketten auf die Inzidenzen. Abschlie- den mehr als 6-fach so viele Tests durch- rückläufigen Inzidenzwerten und dem ßend ist daher nochmals zu betonen, geführt. Testwochenende. Seit dem 28. April sind welchen positiven Einfluss umfangreiche Die Zuverlässigkeit von Antigen-Schnell- die Inzidenzen im Landkreis Konstanz Testaktionen auf rückläufige Inziden- tests ist zwar nicht mit der Zuverlässig- deutlich gesunken. Zwar dürften hier- zen haben, auch wenn vergleichsweise keit eines PCR-Tests zu vergleichen, da es für auch weitere Faktoren maßgeblich wenig Infektionen identifiziert werden. immer wieder zu falsch positiven Ergeb- sein, wie Schul- und Kitaschließungen, Tests sind ein Eckpfeiler für Öffnungs- nissen kommen kann. Auch kommt es Kontaktbeschränkungen und Impffort- schritte, die in Richtung Normalität gelegentlich zu negativen Testergebnis- schritt. Dennoch verlief die Inzidenzkurve ­führen. sen bei infizierten Personen. Jedoch las- so, wie vor dem Testwochenende vorher- sen sich mit Hilfe der Antigen-Schnell- gesagt bzw. erhofft mit einem kurzen Weitere Entwicklungen bis heute tests vor allem die Personen frühzeitig leichten Anstieg und anschließend erkennen, die eine hohe Viruslast in sich einem deutlichen und konsequenten Seit der auf das Testwochenende fol- tragen und somit zu einem sog. „Super- Rückgang aufgrund der unterbrochenen genden Woche (KW 17, 26. April – 2. Mai) spreader“ werden könnten. Das umfang- Infektionsketten. konnte bis heute eine stark rückläufige reiche Testen der Bevölkerung führt Ausgehend von einem R-Faktor von 0,79 Inzidenz verzeichnet werden. Seit 25. Mai zu einem frühzeitigen Erkennen von hätten die 35 Infizierten bei deren Unent- liegt die Inzidenz im Landkreis unter 50; ­Personen mit hoher Viruslast und das decktbleiben überschlagen insgesamt seit 26. Mai unter 35. In diesem Zusam- Gesundheitsamt kann Infektionsketten bis zu 100 weitere Personen infizieren menhang ist auch auf die seit dem Test- somit frühzeitig unterbrechen. Insge- können. Eine genaue Interpretation bzw. wochenende weiterhin enorm steigende samt ist davon auszugehen, dass dieses Berechnung ist diesbezüglich jedoch Anzahl an Testungen hinzuweisen. In der Vorgehen einen positiven Effekt auf die schwierig, da nicht exakt bestimmbar ist KW 19 (10. – 16. Mai) lag die Anzahl an Inzidenz im Landkreis Konstanz hat. wie hoch die Viruslast bei den jeweiligen durchgeführten Testungen bei 34.680 Infizierten war und ob es tatsächlich Tests. In der KW 20 (17. – 23. Mai) bereits zu einer Weiterübertragung gekommen bei 65.593 Tests, in KW 21 (24. – 30. Mai) wäre. Zu beachten ist auch, dass der bei 79.918 Tests und in KW 22 (31. – 6. Juni)

Yvonne Gellert ist im Justiziariat, das im Büro des Landrats des Landkreises Kon- stanz angesiedelt ist, tätig. Paul Glaßner leitet das Sachgebiet Kontaktnachverfol- gung im Amt für Gesundheit und Versor- gung im Landratsamt Konstanz. Andreas Egger ist Kreisbrandmeister des Land- kreises Konstanz.

Quelle: Landratsamt Konstanz

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Die „Stoppt-Masern!“-Kampagne im Landkreis Ludwigsburg

Von Dr. Uschi Traub, Landkreis Ludwigsburg

Masern gelten als eine der ansteckends- heitsminister Jens Spahn. Zusätzlich un- ten Erkrankungen des Menschen. Trotz terstützt der Minister für Soziales und effektiver und sicherer Impfstoffe erkran- Integration Baden-Württemberg, Man- ken jährlich immer noch mehrere 100 fred Lucha, die Kampagne. Die Kam­pagne Kinder und junge Erwachsene an Masern wird mit Kooperationspartnern der ge- in Deutschland. setzlichen Krankenversicherungen (AOK, Quelle: Landratsamt Ludwigsburg. Der wirksamste Schutz gegen die Ver- mhplus, BARMER), der Bezirksärztekam- breitung dieser Krankheit ist die zwei- mer Nordwürttemberg, der Unfallkasse fache Impfung von mindestens 95 Pro- Baden-Württemberg, der Kreisärzte- nern, Roll-Ups und Maskottchen für Ver- zent der Bevölkerung. 2019 hatten nur 13 schaft, der Landesapothekerkammer Ba- anstaltungen und Betriebe, der Verleih von 39 Gemeinden im Landkreis Lud- den-Württemberg und dem Sportkreis einer Masernausstellung an Gemeinden wigsburg diesen Wert bei den Einschu- Ludwigsburg e.V. durchgeführt. Die Kreis- sowie Postkarten in Bars und Restau- lungsuntersuchungen erreicht. sparkasse Ludwigsburg und ADE Druck rants und vieles mehr. Die Kommunale Gesundheitskonferenz und Medien sind wichtige Sponsoren. Mehrere Aktionen fanden im Rahmen Ludwigsburg startete daher bereits im Die Arbeitsgruppe hat verschiedene der Kampagne statt, wie zum Beispiel Sommer 2019 die landkreisweite Modell- Maßnahmen initiiert: die Homepage Impfbuchkontrollen auf der Ferienfrei- kampagne „Stoppt Masern!“ mit Auf- www.stoppt-masern.de, zwei mit dem zeit des Sportkreises Ludwigsburg, Info- taktveranstaltungen in Vaihingen/Enz Kampagnen-Logo und Maskottchen be- veranstaltungen mit Bürgermeistern, in und Ludwigsburg. Ziel ist es, die Bevölke- klebte Linienbusse, die quer durch den Betrieben und für die Öffentlichkeit, eine rung für das Thema zu sensibilisieren Landkreis fahren, Recall-Karten für die Telefonaktion „Impfungen in Zeiten von und über Masern aufzuklären, um die Zweitimpfung für Arztpraxen, Plakate/ Corona“ mit der Ludwigsburger Kreiszei- Akzeptanz der Impfung weiter zu stei- Flyer für Kitas, Arztpraxen, Apotheken tung, die digitale Informationsveranstal- gern. Schirmherr ist der Bundesgesund- und Gemeinden, Infostände mit Ban- tung zu „Ein Jahr Masernschutzgesetz – Erfahrungen und aktuelle Fragen“ und zurzeit eine kostenfreie Masern-Titerbe- stimmung für Lehr- und Betreuungsper- sonal in Schulen und Kitas. Obwohl das Masernschutzgesetz am 1. März 2020 in Kraft getreten ist, ist es wichtig, weiterhin über die Masernimp- fung aufzuklären und auch junge Er- wachsene, die nicht in einer Gemein- schaftseinrichtung arbeiten, zu erreichen. Andere Stadt- und Landkreise können bei Interesse Elemente der Kampagne über- nehmen.

Dr. Uschi Traub ist Leiterin des Fachbe- reichs Gesundheitsförderung, Gesund- heitsplanung und Kommunale Gesund- heitskonferenz im Dezernat Gesundheit und Verbraucherschutz im Landratsamts Quelle: Landratsamt Ludwigsburg. Ludwigsburg.

124 Verbesserung der Grundversorgung durch Förderung der Hebammenstruktur

Verbesserung der Grundversorgung durch Förderung der Hebammenstruktur im Landkreis Ludwigsburg

Von Madeleine Braun, Landkreis Ludwigsburg

Immer mehr Hebammen geben ihren Beruf beziehungsweise ihre selbst­ ständige Tätigkeit auf und Berichte über regionale Versorgungsengpässe nehmen zu. Im Auftrag des Sozialausschusses des Landkreises Ludwigsburg hat die Kom- munale Gesundheitskonferenz Ludwigs- burg sich dieser Problematik angenom- men. So entstand eine Arbeitsgruppe, welche sich aus verschiedenen Profes­ sionen zusammensetzt – unter anderem Hebammen, regionalen Politikern, einer Gynäkologin, einem Kinderarzt, einer Krankenkasse sowie Vertreterinnen und Vertretern des Landkreises und der Stadt Ludwigsburg. Die Gruppe entwickelte ein Konzept für eine Komm-Struktur im Landkreis Lud- wigsburg. Die Rahmenbedingungen für Verbesserung der Grundversorgung durch Förderung der Hebammenstruktur im Landkreis Ludwigsburg die Hebammen im Hinblick auf eine Quelle: Alena Ozerova ­Niederlassung wurden verbessert und erleichtert. Ziel ist es, im Landkreis de­ stens einem Vollzeitäquivalent erreicht, Derzeit gibt es drei interessierte Zusam- zentral und möglichst flächendeckend oder eine Kooperation einer Hebamme menschlüsse, verteilt im Landkreis, die Hebammenpraxen zu fördern und da- mit einer gynäkologischen oder pädiatri- ihre Praxen eröffnet haben oder eröffnen durch erstens das unternehmerische Ri- schen Praxis, die mindestens die Hälfte möchten. Eine davon ist eine Koopera- siko der einzelnen Hebamme zu reduzie- eines Vollzeitäquivalent erlangt, können tion mit einer Kinderarztpraxis, die ande- ren, zweitens Anreize zu schaffen, die es eine Förderung beantragen. Eine an­ ren beiden sind Zusammenschlüsse von Hebammen erleichtern, in ihrem Beruf teilige Förderung nach Arbeitszeit ist mehreren Hebammen. Eine Evaluation tätig zu sein. Darüber hinaus erleichtert ebenfalls möglich. Zusätzlich muss von ist geplant. Dazu führen die Praxen Sta­ die räumliche Nähe den Eltern das Aufsu- der Praxis eine kostenlose Leistung tistiken. Für dieses Jahr ist die Förderung chen ihrer Hebamme und minimiert für die (zukünftigen) Eltern angeboten von zwei weiteren Praxen geplant. In gleichzeitig die Wegstrecken für Hebam- werden, beispielsweise Online-Beratung, den nächsten vier Jahren sollen jährlich men, damit mehr Zeit für die Versorgung Orientierungs-Beratung am Telefon oder jeweils zwei Praxen gefördert werden. der Frauen zur Verfügung steht. Stillcafés. . Die Finanzierung erfolgt zu 50 Prozent Die Förderung besteht aus einem ein­ aus Landkreismitteln und weitere 50 Pro- maligen Einrichtungskostenzuschuss zent sollten von den Standortkommu- und einem Betriebskostenzuschuss, die Madeleine Braun ist Fachkraft Gesund- nen übernommen werden. Entweder ein sich an der Größe der Praxis orientieren. heitsförderung im Dezernat Gesundheit Zusammenschluss von mehreren Heb- Die Laufzeit der Förderung beträgt fünf und Verbraucherschutz im Landratsamts ammen, der eine Arbeitszeit von minde- Jahre. Ludwigsburg.

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Der Digitale Wertstoffhof

Von Dietrich Krieger, Schwarzwald-Baar-Kreis

Der Schwarzwald-Baar-Kreis unterhält Nach Recherchen führte der Maschinen- beiter die App im Alltag annehmen. Es ca. 20 Recyclingzentren und Wertstoff- ring Vorgespräche mit der RecyclingMo- war klar, dass Menschen aller Altersgrup- höfe, auf denen die verschiedensten nitor GmbH & Co. KG, einem Start-Up aus pen – zum Teil mit wenig Bezug zu den Wertstoffe angenommen werden. Die dem Münsterland. Dieses Team hatte Neuen Medien – die App bedienen wer- meisten Wertstoffsammelstellen wer- bereits vergleichbare Lösungen für die den. Entsprechend war ein Fokus im Pro- den in dessen Auftrag vom Maschinen- Recyclingwirtschaft realisiert und konnte jekt, den Zugang und die Benutzerober- ring Schwarzwald-Baar betrieben. auf diesen Erfahrungen aufbauen. fläche möglichst einfach zu halten. Die App mit dem Namen „Digitaler Platz- Bei Öffnung der Wertstoffsammelstelle Probleme mit der wart“ wurde an den Betrieb von Wert- wird mit einem Smartphone der QR- bewährten ­Lösung stoffsammelstellen angepasst und an Code der Anlage eingescannt. Dies star- ­einigen Stellen erweitert. Um das Projekt tet einen beliebigen Browser, der eine „Unser Anmeldesystem ist doch nicht schlank zu halten, wurde die Arbeits- sehr einfach gehaltene Benutzeroberflä- mehr zeitgemäß,“ sagte Herr Hall, gruppe klein gehalten. Markus Müller che anzeigt. Auf dieser Oberfläche wird ­Geschäftsführer des Maschinenrings übernahm für den Maschinenring die jeder Container oder Behälter durch eine Schwarzwald-Baar im Jahr 2020. Zu die- ­Projektleitung, Matthias Schwarzer, Mit- Schaltfläche dargestellt. Wird beispiels- ser Zeit war es üblich, dass das Personal gründer und ein Geschäftsführer beim weise für den Container „Problemholz 1“ die Abholungen der Wertstoffe tele­ RecyclingMonitor, lieferte das technische eine Abholung veranlasst, verschiebt sich fonisch bei den jeweiligen Entsorgern Hintergrundwissen und koordinierte die dessen Schaltfläche nach einer Sicher- angemeldet hat. Auf Grund der bürger- Programmierung, Dietrich Krieger vom heitsabfrage in eine Warteschlange. nahen Öffnungszeiten waren die Ent­ Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis bil- Die Warteschlange kann durch einen ein- sorgungsbetriebe bei Annahmeschluss dete die Schnittstelle zur Abfallwirtschaft. fachen Reiter angewählt werden. Läuft meist nicht mehr zu erreichen. Dadurch die App auf mehreren Smartphones des mussten die Vollmeldungen am Morgen Wertstoffsammelstellen und gleichen Hofs parallel, wird der Abho- des nächsten Werktags an die für jeden Cloud – zwei Welten? lauftrag „Problemholz 1“ auf allen An­ Wertstoff zuständige Disposition weiter- gegeben werden. Zeitpunkte also, zu Die Bezeichnung der App – „Digitaler denen die Entsorgungsbetriebe schlecht Platzwart“ zeigt den Kern der Neuerung zu erreichen sind. Das Verfahren war auf: Tätigkeiten auf dem Platz, also der für alle Beteiligten umständlich, zeitauf- Wertstoffsammelstelle, werden damit wändig und fehleranfällig. Die pande- digital erledigt. miebedingt gestiegenen Anlieferungs- Eine Cloud-Lösung für Wertstoffsammel- zahlen verschärften die Problematik stellen im Schwarzwald? Was zum Pro- noch. jektstart problematisch klang, stellte sich im Echtbetrieb als entscheidender Ist die Digitalisierung Vorteil heraus. Zumal selbst in der topo- der bessere Weg? graphisch schwierigen Region nur ein ungünstig gelegener Wertstoffhof kei- Herr Hall schlug daraufhin vor, diese Vor- nen ausreichenden Empfang hat. Die gänge mit Hilfe einer App in die digitale App läuft geräteunabhängig im Browser, Zeit zu überführen. Ein Vorschlag, der d.h. ohne Installationsaufwand. Die tech- vom Amt für Abfallwirtschaft Schwarz- nischen Anforderungen an die Endgeräte wald-Baar-Kreis unterstützt wurde. sind gering. Da die geplante App vor allem die Ab- läufe im Aufgabenbereich des Betreibers, Betreuungspersonal und eine App also des Maschinenrings, vereinfachen sollte, wurde dort die Federführung des Entscheidend für eine Realisierung war, Projekts angesiedelt. dass die Mitarbeiterinnen und Mitar­ Quelle: RecyclingMonitor GmbH & Co. KG, Beckum

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zeigen in der Warteschlange angezeigt. Eilige Anmeldungen tung Maschinenring/Landratsamt als Doppelanmeldungen sind somit ausge- in der Warteschlange verfügbar gemeldet werden. Auch Ent- schlossen – ein Vorteil der cloudbasier- sorgungsbetriebe können nach Abspra- ten Lösung. Bei eiligen Aufträgen oder in zeitkriti­ che über einen eingeschränkten Zugang schen Situationen, wie Wochen mit den erfolgten Containertausch melden. Vorteil der Warteschlange ­Feiertagen, können die Abholaufträge über die Schaltfläche „Senden“ sofort Was sagen die Entsorgungs­ Abholaufträge in der Warteschlange be- ausgelöst werden. unternehmen zur App? nötigen keine weitere Aktion durch die Betreuenden. Wie kommt der geleerte Container Nach Schließung der Wertstoffsammel- Der Auftrag wird bereits bei der An­ wieder in die App? stellen werden die Abholaufträge in der meldung in der Cloud gespeichert. Zu Cloud täglich zu einem vorgegebenen einem beliebig definierbaren Zeitpunkt Container, die erfahrungsgemäß zu­ Zeitpunkt zu PDF-Auftragsdokumenten nach Schließung der Sammelstellen wird verlässig bis zum nächsten Öffnungs­ umgewandelt. Ist ein Entsorgungsunter- ein Auftragsdokument erzeugt und per termin getauscht werden, können durch nehmen mit der Abholung mehrerer E-Mail an die entsprechenden Entsor- die Cloud automatisch als verfügbar Wertstofffraktionen einer Sammelstelle gungsunternehmen versendet, da die ­gemeldet werden. Die Betreuenden kön- beauftragt, werden die Abholaufträge in Zuordnung der Wertstoffe zu den Unter- nen diese Container dann wieder wie einem Dokument zusammengefasst. Al- nehmen bereits in der Cloud hinterlegt ­gewohnt über die App anmelden. ternativ besteht für Entsorger auch die ist. Versehentlich ausgelöste Abholauf- Bei Abholaufträgen, die mehr Zeit in Möglichkeit, Aufträge und Status über träge können in der Warteschlange ein- ­Anspruch nehmen, wie z. B. EAR- oder das Kundenportal einzusehen. fach storniert werden. Der stornierte GRS-Vorgänge, kann vorgegeben wer- Der Einsatz der App „Digitaler Platzwart“ Container steht dann wieder für das An- den, dass diese Abholaufträge in der führte dazu, dass beispielsweise an Mon- legen eines Abholauftrags zur Verfü- Warteschlange verbleiben. Damit sind tagen der Morgen für die Disposi- gung. auch bei Personalwechsel o. ä. Mehr- tion deutlich entspannter verläuft. Für die Wertstoffsammelstellen wurde fachanmeldungen ausgeschlossen. ­Meldungen, die früher zeitaufwändig die Möglichkeit geschaffen, Bilder und/ Diese Container können nach erfolgter manuell erfasst werden mussten, liegen oder Textnachrichten an den Abholauf- Leerung entweder durch das Betreu- bereits zusammengefasst in den Mail- trag anzuhängen. So können die Entsor- ungspersonal oder die Systemverwal- postfächern vor. „So ruhige Montage hat- ger frühzeitig auf Besonderheiten, wie z. B. unerwartete Mehrmengen, aufmerk- sam gemacht werden. Es ist auch mög- lich, auf diesem Weg Informationen, wie z. B. Sachschäden, direkt an den Betreiber weiterzugeben.

Quelle: RecyclingMonitor GmbH & Co. KG, Beckum Quelle: Gemeinfrei

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Quelle: Dietrich Krieger

ten wir noch nie!“, war eine spontane

Reaktion aus der Entsorgungsbranche. Quelle: RecyclingMonitor GmbH & Co. KG, Beckum Einzelne Disponenten nutzen mittler- weile auch die Möglichkeiten des Fernzu- griffs auf ihre Arbeitsplätze, um zu einem gemeldet sind. Die Informationen sind in musste: „Ach wissen Sie, seit wir die App ihnen passenden Zeitpunkt Abholungen der App ersichtlich. haben ist jetzt Feierabend sobald ich das und Leerungen zu organisieren. Abholaufträge können direkt vor Ort am Tor abschließe, ich muss an nichts mehr Container angelegt werden, Notizen sind denken“. Erfahrungen der Betreuenden nicht mehr notwendig. Die App wird auch von wenig technikaf- Auswertungen Die Einführung der App hat für das auf finen Personen erfolgreich genutzt, da den Wertstoffsammelstellen eingesetzte sie nach einer kurzen Einweisung selbst- Für das Landratsamt wurde eine einfache Personal deutliche Erleichterungen ge- erklärend ist. Exportfunktion implementiert, die alle bracht. Bei Übergaben oder Vertretungen Die Aussage einer langjährigen Betreue- Abholaufträge im klassischen Standard- muss nicht mehr dokumentiert werden, rin beleuchtet noch ein weiteres Pro- format CSV in eine Datei speichert. welche Fraktionen bereits zur Abholung blemfeld, das bisher akzeptiert werden Der gesamte Rohdatensatz bietet viel­

Quelle: Gemeinfrei

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fältige Auswertungsmöglichkeiten, die App wird von allen Beteiligten gut an­ wirtschaft deutlich gestiegen, da sie in wenigen Minuten erstellt oder ange- genommen, da sich viele Abläufe we- ­nahezu in Echtzeit eingesehen werden passt sind. sentlich vereinfacht haben. Die Anzahl können. an Falschmeldungen, die z. T. Zeitnot und Fazit Kommunikationsproblemen geschuldet Dietrich Krieger ist Sachgebietsleiter waren, hat sich deutlich verringert. Die Technik und Betrieb im Amt für Abfall- Die Einführung der App „Digitaler Platz- Transparenz über Beauftragungen ist für wirtschaft im Landratsamt Schwarz- wart“ verlief nahezu reibungslos. Die den Betreiber und das Amt für Abfall- wald-Baar-Kreis.

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Impfzentren nicht für leitet wird die Feierstunde durch einen und deshalb ist es ebenso wichtig wie ­Versand der Impfzertifikate Beitrag von Staatsministerin Annette richtig, wenn wir heute in diesem würdi- an Geimpfte zuständig Widmann-Mauz. Sie ist Beauftragte der gen Rahmen der Verkündung des Grund- vom 11. Juni 2021 Bundesregierung für Migration, Flücht- gesetzes gedenken.“ Zur Bedeutung der linge und Integration. Landkreise und Kommunen fügte Har- Der Landkreistag begrüßt es ausdrück- „In einer Zeit, in der unsere Verfassung barth hinzu: „Die kommunale Selbst­ lich, dass Bürgerinnen und Bürger, die vor besondere Herausforderungen ge- verwaltung und der Grundsatz der Subsi- bereits beide Impfungen in den Impfzen- stellt ist, ist es uns als Landkreistag ein diarität genießen unter dem Grundgesetz tren erhalten haben, die Corona-Impfzer- Anliegen, den Tag des Grundgesetzes in einen hohen Stellenwert. Nicht alles tifikate automatisch per Post zugesandt diesem Jahr auf besondere Weise zu wür- muss zentral entschieden werden – bekommen. Mit Blick auf anderslautende digen“, betont der Präsident des Land- viele Fragen können kleine Einheiten we- Medieninformationen wird allerdings kreistags Baden-Württemberg, Landrat sentlich besser lösen als große. Diese in Abstimmung mit dem Sozialministe- Joachim Walter (Tübingen). „Mit seinem Vielfalt und diese Bürgernähe machen rium darauf hingewiesen, dass dieser Werterahmen sorgt das Grundgesetz unser Gemeinwesen stark.“ Postversand nicht in die Verantwortung ­gerade in der Pandemie verlässlich für Zuvor hatte die Beauftragte der Bundes- der Impfzentren fällt, sondern die Ab- Orientierung und Stabilität.“ regierung für Migration, Flüchtlinge wicklung über einen Dienstleister des und Integration, Staatsministerin An- Landes erfolgt. nette Widmann-Mauz, in einem ein­ Grundgesetz als Glücksfall leitenden Grußwort betont: „Was für die der deutschen Geschichte Integrität des Grundgesetzes und den 72 Jahre Grundgesetz – vom 22. Mai 2021 Zusammenhalt unserer Gesellschaft Was hält unser Land ­besorgniserregend ist, ist die Zunahme ­zusammen? Landkreistag begeht Verfassungstag antidemokratischer und freiheitsfeind- Vom 21. Mai 2021 mit Rede von Bundesverfassungs­ licher Positionen. So werden unter dem gerichts-Präsident Harbarth Banner der Meinungsfreiheit online und Landkreistag lädt zu Virtueller offline zunehmend Hass, Hetze und Ge- ­Feierstunde mit Präsenden Zum Jahrestag der Verabschiedung des waltaufrufe gegen einzelne Personen des ­Bundesverfassungsgerichts ein Grundgesetzes veranstaltete der Land- oder ganze Gruppen verbreitet.“ Alle kreistag Baden-Württemberg eine vir­ seien gefordert, dieser Tendenz ent­ Der Landkreistag Baden-Württemberg tuelle Feierstunde. Im Mittelpunkt der gegenzutreten“, denn individuelle Frei- lädt für Samstag, den 22. Mai 2021, um per Livestream übertragenen Veranstal- heitsrechte finden ihre Grenzen dort, wo 11 Uhr zu einer virtuellen Feierstunde an- tung stand der Festvortrag des Präsi- andere Grundrechte verletzt werden. Mit lässlich des Tags des Grundgesetzes ein. denten des Bundesverfassungsgerichts Blick auf die Corona-Pandemie dankte Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht Prof. Dr. Stephan Harbarth mit dem Titel: die Staatsministerin den Mitarbeite- ein Festvortrag des Präsidenten des Bun- „72 Jahre Grundgesetz – was hält unser rinnen und Mitarbeitern in den Städten, desverfassungsgerichts, Prof. Dr. Stephan Land zusammen?“. Gemeinden und Landkreisen, in den Harbarth, mit dem Titel „72 Jahre Grund- In seiner Rede hob Präsident Harbarth ­Gesundheits- und Bürgermeisterämtern gesetz – Was hält unser Land zusam- insbesondere hervor: „Das Grundgesetz sowie in den Test- und Impfzentren für men?“. Prof. Dr. Harbarth wurde 2018 ans hat uns die längste Periode der Freiheit ihre unverzichtbare Arbeit. Bundesverfassungsgericht berufen und und der Demokratie in der Geschichte Der Präsident des Landkreistags, der steht dem höchsten deutschen Gericht unseres Landes beschert. Für dieses hi- ­Tübinger Landrat Joachim Walter, unter- seit Juni 2020 als Präsident vor. Einge- storische Glück sollten wir dankbar sein, strich seinerseits: „In den aktuellen,

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durchaus kontroversen Debatten rund vor der Beschaffungsentscheidung des Zumeldung zur um Corona ist das Grundgesetz der Landes mit der Einführung der Luca-App dpa-Meldung: „AOK-Landes- ­zentrale Bezugspunkt und orientierende begonnen“, hebt Landkreistagspräsident chef fordert weiter hohe Werterahmen. Dies zeigt eindrücklich, Walter hervor. Nun müsse die Luca-App ­Investitionen in Kliniken welche integrative Kraft dem Grund­ so in die Fläche gebracht werden, dass vom 28. April 2021 gesetz auch 72 Jahre nach seiner Verab- die Gesundheitsämter Kontakte effek- schiedung weiterhin zukommt. Unsere tiv nachverfolgen und Infektionsketten Zu der Forderung des AOK-Landeschefs Verfassung gehört ganz offensichtlich frühzeitig unterbrechen können. Im Falle Johannes Bauernfeind an die Adresse und sehr wesentlich zu dem, was unser beispielsweise von Restaurants oder der künftigen Landesregierung, weiter Land zusammenhält. Für Deutschland ähnlichen Einrichtungen, die mit Luca ar- hohe Investitionen für die Krankenhäu- ist und bleibt das Grundgesetz der viel­ beiten wollen, sei es entscheidend, dass ser im Südwesten vorzusehen und das zitierte Glücksfall der Geschichte.“ im Fall der Fälle nur die Kontaktdaten Investitionsvolumen nach Möglichkeit Mit der virtuellen Feierstunde sei es derjenigen, die sich in der Nähe der infi- auszubauen, erklärt der Präsident dem Landkreistag darum gegangen, so zierten Person aufgehalten haben, an des Landkreistags Baden-Württemberg, Präsident Joachim Walter, das Grund­ das Gesundheitsamt weitergeleitet wer- Landrat Joachim Walter (Tübingen): gesetz gerade auch in einer Zeit zu wür- den. „Luca wird nur dann den von uns „Trotz erfreulicher Zuwächse in den ver- digen, in der die Verfassung vor beson- allen gewünschten Erfolg erzielen, wenn gangenen Jahren müssen die vom Land dere Herausforderungen gestellt sei. Mit die Gesundheitsämter nicht mit über- für die Krankenhäuser bereitgestellten seinem Werterahmen sorge das Grund- flüssigen Daten geflutet werden“, gibt Investitionsmittel weiter erhöht werden, gesetz auch in dieser aktuellen Pande- Walter zu bedenken. damit das gute Versorgungsniveau im miezeit verlässlich für Orientierung und Daher sei das Land aufgefordert, zwi- Südwesten gehalten werden kann. Spe- Stabilität. Dies gerade auch als Vertre- schen den beteiligten Ministerien, den ziell bei der Digitalisierung der Kranken- tung der kommunalen Ebene nochmals Verbänden aus Handel, Tourismus und häuser und der konsequenten Nutzung deutlich zu machen, sei ihm, so Walter, Gastronomie sowie der kommunalen Fa- telemedizinischer Möglichkeiten dürfen ein besonderes Anliegen gewesen. milie das weitere Vorgehen so zu koordi- die baden-württembergischen Häuser nieren, dass rasch konkrete Ergebnisse den Anschluss nicht verlieren. erzielt werden können. Denn die Verga- Wichtig ist in diesem Zusammenhang Luca-App jetzt in allen beentscheidung des Landes zugunsten insbesondere auch eine Erhöhung der ­Gesundheitsämtern von Luca sei nur der erste Schritt ge­ sogenannten Pauschalförderung. Da- in Baden-Württemberg wesen. Jetzt gehe es um den richtigen durch werden landesweit Investitionen im Einsatz vom 5. Mai 2021 Einsatz von Luca in der Fläche, einen aus- in die IT-Infrastruktur und die Medizin- reichenden Support für Betriebe sowie technik ermöglicht und kann ein Beitrag Landkreistagspräsident Walter Bürgerinnen und Bürger, eine profes­ zur Gleichwertigkeit der Lebensverhält- begrüßt proaktives Handeln sionelle Kommunikationsstrategie, die nisse geleistet werden. Eine Erhöhung der Gesundheitsämter fortlaufende IT-technische Begleitung um 50 Mio. Euro erscheint hier dringend und einen weiterhin wachen Blick auf geboten. „Ab dem 5. Mai 2021 sind alle 38 Gesund- den Datenschutz. Demgegenüber hilft der pauschale Ruf heitsämter in Baden-Württemberg in „Die flächendeckende Implementierung nach einer weiteren Zentralisierung der der Lage, verschlüsselte Kontaktdaten der Luca-App ist ein Großprojekt und Krankenhäuser nicht weiter. Denn die über die Luca-App zu empfangen“, freut muss auch so gemanagt werden“, Krankenhausstrukturen in Baden-Würt­ sich der Präsident des Landkreistags mahnte Walter. „Denn im Hinblick auf temberg sind in den vergangenen Jahren ­Baden-Württemberg, Landrat Joachim künftige Öffnungen sollten Handel, Kul- schon erheblich verändert worden und Walter (Tübingen) „Die Luca-App kann tur, Gastronomie und weitere Bereiche weitere Strukturveränderungen sind be- ein wichtiger Baustein sein, wenn es wie beispielsweise der ÖPNV für einen schlossen oder in Planung. Beispielhaft ­hoffentlich bald wieder darum geht, all- Einsatz von Luca optimal vorbereitet kann hier auf die aktuellen Entwick- mähliche Öffnungen in Handel, Kultur sein“, so Landkreistagspräsident Joachim lungen im Ortenaukreis, im Zollernalb- und Gastronomie zu flankieren“, betont Walter. kreis, im Hohenlohekreis sowie in den Walter. Landkreisen Waldshut und Lörrach ver- „Um keine Zeit zu verlieren und den Be- wiesen werden. darfen in den Kreisen gerecht zu werden, Dass es den Krankenhausträgern in Ba- haben viele Gesundheitsämter bereits den-Württemberg fern liegt, unnötige

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Strukturen aufrechtzuerhalten, offen- Unwucht in der regionalen Impfinten­ Gastronomie, Tourismus und Kultur ini­ bart im Übrigen auch ein Blick auf die sität wird in der gegenwärtigen Mangel- tiieren, damit gemeinsam mit den Kom- Bettendichte: Baden-Württemberg hat situation nur unzureichend durch die munen die Voraussetzungen für eine mit 503 Betten auf 100.000 Einwohner freie Wahl des Impfzentrums und die breite Nutzung der App durch die Bürge- die bundesweit geringste Dichte. Eine damit ausgelösten Wanderbewegungen rinnen und Bürger geschaffen werden Grundsatzdebatte über zentralere Struk- der Impfwilligen kompensiert. Des­ können. Für die digitale Kontaktper­ turen im Krankenhauswesen mag in an- wegen begrüße ich es ausdrücklich, dass sonennachverfolgung wäre die flächen- deren Bundesländern mit ungleich hö- das Gipfeldokument den Vorschlag der deckende Nutzung von Luca ein echter herer Bettendichte angezeigt sein, lenkt kommunalen Familie aufgreift, die ak­ Meilenstein. Deswegen unterstützen die in Baden-Württemberg aber nur von tuelle Unwucht bei der Impfstoffvertei- Gesundheitsämter dieses Vorgehen auch dem eigentlichen Problem ab, nämlich lung dadurch zu kompensieren, dass die auf breiter Front.“ von der unzureichenden Ausstattung der Zentralen Impfzentren durch die Abgabe Krankenhäuser mit Investitionsmitteln von Impfdosen sowie den Einsatz ihrer des Landes.“ mobilen Impfteams für einen fairen „Click & Meet bei Inzidenz ­Ausgleich sorgen werden. Damit nun zwischen 100 und 200 dieser faire Ausgleich nicht ein vages ­unbedingt ermöglichen!“ Aktueller Unwucht bei ­Versprechen bleibt, muss die Impfstoff- vom 12. April 2021 der Impfstoffverteilung verteilung auf eine transparentere Basis ­entgegenwirken gestellt werden. Auch dies sagt das Gip- Landtagspräsident Walter sieht vom 16. April 021 feldokument ausdrücklich zu. Hier muss ­Korrekturbedarf bei Bundesnotbremse im Nachgang zum Impfgipfel rasch ge- Landkreistagspräsident Walter begrüßt liefert werden. Zur geplanten Änderung des Infektions- Ergebnisse des Impfgipfels als ­wichtigen Wichtig ist mir auch, dass nun rasch schutzgesetzes und zur Schaffung einer Schritt in die richtige Richtung ­Klarheit im Hinblick auf die gegebenen- bundesgesetzlichen Grundlage für eine falls auch stufenweise Verlängerung „Notbremse“ äußert sich der Präsident Zum Ausgang des Impfgipfels am der Impfzentren erzielt wird. Das Land des Landkreistags Baden-Württemberg, 16. April 2021 äußert sich der Präsident hat hier eine enge Abstimmung mit den Landrat Joachim Walter (Tübingen) wie des Landkreistags, Landrat Joachim Wal- Kommunalen Landesverbänden zuge- folgt: ter (Tübingen), wie folgt: sagt. Insofern begrüße ich die Ergebnisse „Wir halten es für dringend erforderlich, „Um zeitnah zu einem normalen Leben des Impfgipfels als wichtigen Schritt in dass der Gesetzentwurf noch dahinge- zurückkehren zu können, braucht es ein die richtige Richtung.“ hend abgeändert wird, dass bei einer rasches und flächendeckendes Impfen. kreisweiten 7-Tages-Inzidenz zwischen Dieses kann nur gelingen, wenn alle 100 und 200 Terminshopping ermöglicht ­Beteiligten – insbesondere Impfzentren, Zumeldung zur wird, sofern ein aktueller negativer Test Haus- und Fachärzte sowie angestellte dpa-Meldung: „Ministerium vorgelegt werden kann. Dieses Signal und externe Betriebsärzte – bestmöglich empfiehlt Luca-App trotz wäre wichtig, denn die Akzeptanz der in das Impfgeschehen eingebunden sind. ­Kritik“ vom 14. April2021 ­Bevölkerung für Corona-Maßnahmen Das deutliche Signal der Geschlossen- bröckelt. heit und Entschlossenheit, das vom heu- Zur Empfehlung des Ministeriums für Wichtig ist uns auch, dass den Ländern tigen Impfgipfel ausgeht, stimmt mich Soziales und Integration Baden-Würt­ bei den Kindertagesstätten und Schulen insofern zuversichtlich. temberg (SM) in Sachen Luca-App äußert mehr Flexibilität eingeräumt wird, als Dies gilt umso mehr, als über das Gip- sich der Hauptgeschäftsführer des Land- es der Bundesvorschlag aktuell vorsieht. feldokument auch drängende Fragen kreistags Baden-Württemberg, Prof. Dr. Die frühkindliche und schulische Bildung dem Grunde nach geklärt werden konn- Alexis von Komorowski, wie folgt: sind von unschätzbarem Wert für unsere ten. So ist es in der aktuell noch beste- „Wir unterstützen das Land in seinem Gesellschaft – und sie haben im zurück- henden Mangelsituation wichtig, auf die beherzten Eintreten für die Luca-App. Die liegenden Jahr schon massiv gelitten. Unwucht zu reagieren, die sich aus der App kann dazu beitragen, im weiteren Schließlich, aber nicht zuletzt, erwarten von der Einwohnerstärke eines Kreises Verlauf der Pandemie schrittweise Öff- wir, dass wenn der Bund einheitliche unabhängigen gleichmäßigen Beliefe- nungen in Handel, Kultur und Gastro­ ­Regelungen schafft, auch auf Landes­ rung aller Kreisimpfzentren mit der­ nomie abzusichern. Das Land sollte jetzt ebene einheitliche Verordnungsregelung selben Menge Impfstoff ergibt. Diese rasch ein breites Bündnis aus Handel, geschaffen werden und es nicht zu von

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Kreis zu Kreis unterschiedlichen Schlie- das Land auch weiterhin beraten und zusteuern, dürften aber nicht einem ßungen und Öffnungen kommt. ­unterstützen. Aber die Rollen und Zu- ­unkalkulierbaren Finanzierungsrisiko Nicht verschweigen wollen wir, dass es ständigkeiten müssen klar bleiben.“ ausgesetzt und zum Ausfallbürgen für für unseren föderalen Staat Langzeit­ möglicherweise ausbleibende Bundes- risiken birgt, wenn die Länder auf die mittel gemacht werden. „Ohne kurzfri- ­Herausforderungen einer Krise mit Zu- „Neue Landesregierung stigen ­Stützungspakt mit zusätzlichen ständigkeitsverschiebungen in Richtung muss die Weichen auf Finanzzusagen des Landes sehe ich die des Bundes reagieren. Es darf nicht der ­Zukunft stellen!“ unter Klimaschutzgesichtspunkten drin- falsche Eindruck entstehen, als ob der vom 30. März 2021 gend gebotenen Ausbaupläne für den ­Föderalismus nicht krisenfest wäre. Denn ÖPNV als ernsthaft gefährdet an“, be- das genaue Gegenteil ist der Fall: Dezen- Landtagspräsident Walter erwartet tonte Joachim Walter. trale Strukturen sind das A und O einer vom Land einen Stützungspakt für Die Corona-Pandemie habe zudem erfolgreichen Krisenbewältigung. Kom- den Nahverkehr, mehr Mittel für ­schonungslos offengelegt, dass die für petenzverlagerungen in Richtung des den Breitbandausbau und Konsequenz den wirtschaftlichen Strukturwandel Bundes, wie sie jetzt geplant sind, im Bereich schulischer Inklusion wesentliche digitale Infrastruktur noch ­müssen daher die absolute Ausnahme nicht hinreichend verfügbar sei. „Der bleiben und möglichst schnell wieder „Noch mitten in der Pandemie erwarten durch die Landkreise maßgeblich voran- rückabgewickelt werden.“ die Landkreise mit der Bewältigung der getriebene Breitbandausbau im Land hat Klimakrise und der Begleitung des Struk- in den vergangenen zwei Jahren unter- turwandels in der deutschen Wirtschaft stützt durch Fördermittel von Bund und Zumeldung zur bereits die nächsten Herausforderungen. Land gehörig an Fahrt aufgenommen. dpa-Meldung: „Landes­ Auch dies muss die kommunale Familie Fehlende Landesmittel dürfen nun je- regierung plant für April gemeinsam mit der neuen Landesregie- doch nicht zum Bremsklotz für diese Impfgipfel mit Kommunen“ rung meistern, um den Wohlstand im ­positiven Entwicklungen werden“, hob vom 31. März 2021 Land zu erhalten. Gleichzeitig gilt es, den Landkreistagspräsident Walter hervor. Zusammenhalt der Gesellschaft und die Eine neue Landesregierung müsse für Zu der Meldung, dass das Land kurz­- soziale Teilhabe im Blick zu behalten“, be- den Breitbandausbau mindestens 500 fristig einen Impfgipfel mit den Kom­ tonte der Präsident des Landkreistags Millionen Euro pro Jahr bereitstellen, am munen plant und davon ausgeht, dass Baden-Württemberg, Landrat Joachim besten – nach dem Vorbild des Bundes – die kommunale Seite mit einem abge- Walter (Tübingen), anlässlich der heu- in Form eines Sondervermögens. stimmten Konzept in die Gespräche tigen Landrätekonferenz, bei der sich die „Um gestärkt aus der Krise hervorzu­ gehen werde, äußert sich der Präsident 35 baden-württembergischen Landrä- gehen, darf eine neue Landesregierung des Landkreistags Baden-Württemberg, tinnen und Landräte zu den bevorste- die soziale Teilhabe nicht aus den Augen Landrat Joachim Walter (Tübingen), wie henden Koalitionsverhandlungen ausge- verlieren“, unterstrich Landkreistagsprä- folgt: tauscht haben. sident Walter. Hier liege ihm das Thema „Die Verteilung der Impfdosen hat nach Landkreistagspräsident Walter bezeich- der schulischen Inklusion besonders fachlich-strategischen Kriterien zu er- nete den Öffentlichen Personennahver- am Herzen. „Ganz im Sinne der UN-Be- folgen. Diese festzulegen, ist Aufgabe kehr (ÖPNV) als das Fundament einer hindertenrechtskonvention geht es uns des Landes, das die Impfstrategie ver­ klimafreundlichen Mobilität der Zukunft. um ein inklusives Schulsystem, in dem antwortet und über die notwendige Ex- Um den hierfür zwingend erforderlichen in ausreichender Zahl passgenau qua­ pertise hierfür verfügt. Insofern warten Ausbau des ÖPNV zu ermöglichen, gelte lifizierte Lehrkräfte bereitstehen und wir gespannt darauf, unter welchen fach- es aktuell, diesen zunächst im Hinblick Lehrinhalte sowie Rahmenbedingungen lichen Gesichtspunkten das Land eine auf die massiven pandemie-bedingten so angepasst sind, dass Schülerinnen Neuverteilung des Impfstoffes vorneh- Einnahmeausfälle finanziell zu stabili­ und Schüler mit Behinderung in allen men will. Als Landkreise haben wir bisher sieren. „Das Land muss mit uns kurz­ Schularten regulär mit unterrichtet wer- immer akzeptiert und eingefordert, dass fristig einen Stützungspakt für den den können.“ Solange dies jedoch nicht das Land bei der Pandemiebewältigung ­Nahverkehr abschließen, damit die kom- gegeben sei, erwarte er, so Landkreis- den Takt vorgibt, auch beim Impfstoff- munalen Aufgabenträger wie auch die tagspräsident Walter, dass das Land den management. Krise braucht Führung – Verkehrsunternehmen Planungssicher- Kreisen die unter anderem für Schul­ davon sind wir fest überzeugt. Dies heit erhalten.“ Die Aufgabenträger seien begleitungen entstehenden Kosten der schließt es natürlich nicht aus, dass wir durchaus bereit, einen Eigenanteil bei­ Eingliederungs- und Jugendhilfe – auch

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im Bereich der Sonderpädagogischen staatliche Krisen­management wieder Zumeldung zur Presse­ ­Bildungs- und Beratungszentren – gestärkt wird. mitteilung Nr. 42/2021 des vollumfänglich erstattet. In diesem Zusammenhang halten wir es Ministeriums für Wissen- insbesondere für wichtig, dass es zu schaft, Forschung und Kunst maßvollen Öffnungen insbesondere im Baden-Württemberg Krise braucht Führung Einzelhandel kommt. Dies lässt sich auch ­„Wissenschaftsministerium: vom 26. März 2021 in Bereichen mit einer Inzidenz über Arbeitsgruppe legt Plan 100 durch Click-and-Meet verantwor- zur Sicherung der Zu der Aussage von Bundeskanzlerin tungsvoll umsetzen. Zudem muss alles ­medizinischen Versorgung Dr. Angela Merkel in der Regierungserklä- unternommen werden, um den pande- auf dem Land vor“ rung vom 25. März 2021 im Bundestag, miegerechten Besuch von Bildungs­ vom 8. März 2021 wonach es keinem Oberbürgermeister einrichtungen zu ermöglichen. Und wir und keinem Landrat verwehrt sei, das zu brauchen mehr Klarheit, Verlässlichkeit Anlässlich der Veröffentlichung des Ab- tun, was in Tübingen und Rostock getan und Planungssicherheit. Ansonsten ver- schlussberichts der von der Landesregie- werde, äußert sich der Präsident des liert der Staat das Vertrauen der Men- rung ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe Landkreistags Baden-Württemberg wie schen.“ „Regionen für ärztliche Ausbildung“ folgt: ­äußert sich der Hauptgeschäftsführer „Es ist bedauerlich, dass die Bundeskanz- des Landkreistags Baden-Württemberg, lerin den Eindruck erweckt hat, als ob Zumeldung zur Presse­ Prof. Dr. Alexis von Komorowski, wie folgt: testbasierte Öffnungen etwa des Einzel- mitteilung Nr. 046/2021 „Um das Leben in der Fläche attraktiv zu handels oder der Außengastronomie in des Ministeriums für halten, kommt es entscheidend auf eine der Entscheidungskompetenz der Lan- Soziales und Integration gesicherte, qualitativ hochwertige ärzt- drätinnen und Landräte liegen würden. „Baden-Württemberg setzt liche Versorgung an. Das nun vorliegende Denn dies entspricht nicht der Rechts- gemeinsam mit anderen Konzept für die regionale ärztliche Ver- lage, die auf Basis der Bund-Länder-Ge- Ländern auf die Luca-App“ sorgung setzt die richtigen Akzente, spräche geschaffen wurde und bislang vom 26. März 2021 wenn es die Ausbildung verstärkt auch vorsieht, Öffnungen allein von den Inzi- in die Fläche tragen will, die Nutzung denzwerten abhängig zu machen. In Ba- Zur flächendeckenden Einführung der der Telemedizin intensivieren möchte den-Württemberg hat das Land bislang Luca-App in Baden-Württemberg äußert und nicht zuletzt auf eine enge Ver­ bekanntlich einen einzigen Modellver- sich der Hauptgeschäftsführer des Land- knüpfung mit der universitären Medizin such genehmigt. Alle anderen Überle- kreistags Baden-Württemberg, Prof. Dr. setzt. Wichtig bei alldem ist, die kom­ gungen von Landkreisen, auf Kreisebene Alexis von Komorowski, wie folgt: munalen Entscheidungsträger vor Ort alternative Wege zu beschreiten, wurden „Die Luca-App birgt aus Sicht der Land- in die Planungen einzubinden. Dies ist zurückgewiesen. kreise ein großes Potenzial, um all­ ein entscheidender Gelingensfaktor. Ge- Die baden-württembergischen Land- mähliche Öffnungen in Handel, Kultur rade auch hierfür ertüchtigte kommu- kreise stehen dazu, dass die Strategie und Gastronomie zu begleiten. Denn nale Gesundheitskonferenzen können zur Pandemiebewältigung von Bund mit Hilfe von Luca können die Gesund- einen wertvollen Beitrag leisten, wenn es und Land definiert wird. Denn Krise heitsämter Kontakte systematisch und darum geht, durch ein stimmiges Ge- braucht Führung. Insofern empfinden schnell nachverfolgen, sodass Infektions- samtkonzept dem Ärztinnen- und Ärzte- wir es als sehr unglücklich, wenn nun ketten frühzeitig unterbrochen werden mangel in der Fläche entgegenzuwir- der Anschein entsteht, dass die oberste können. Es ist daher ein gutes Signal, ken.“ staatliche Ebene den Kommunen Vor- dass das Land heute den Weg für einen haltungen macht und Versäumnisse flächenhaften Einsatz der Luca-App in vorwirft. Stattdessen müssen alle staat- Baden-Württemberg freigeräumt hat. lichen Ebenen in ihrem jeweiligen Ver- Der Landkreistag hatte sich hierfür ge- antwortungsbereich dafür sorgen, dass genüber Staats- und Sozialministerium der Vierklang der Pandemiebekämpfung stark gemacht. Jetzt müssen möglichst – Impfen, Testen, Kontaktpersonennach- viele Menschen für Luca gewonnen wer- verfolgung und verantwortungsvolles den. Dazu braucht es eine landesweite Öffnen – professionell­ umgesetzt und Kommunikationsoffensive.“ das Vertrauen der Bevölkerung in das

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Zumeldung zur Presse­ „Die von Bund und Ländern beschlos- Fall zu Ausweichbewegungen innerhalb mitteilung 37/2021 senen Öffnungen sind wichtig und rich- des Landes kommt und sich Menschen des Staatsministeriums tig. Allerdings hätten wir uns durchaus aufgrund der lockdown-bedingt ge­ ­Baden-Württemberg einen unkomplizierteren Öffnungsme- stiegenen Nachfrage in diejenigen „Kretschmann und chanismus vorstellen können. Denn die Land- oder Stadtkreise begeben, für die ­Eisenmann einigen sich Menschen und auch die Wirtschaft brau- Corona-bedingte Einschränkungen nicht auf Anwendung regionaler chen längerfristige Planungssicherheit. gelten. Es wird jetzt darauf ankommen, Inzidenz bei Öffnungs­ Die inzwischen getroffene Entscheidung für diese Problematik gemeinsam ange- schritten“ vom 5. März 2021 der Landregierung, die Öffnungen nicht messene Lösungen zu entwickeln. Die landeseinheitlich anzugehen, sondern Landkreise setzen hier auf ein gutes Zu der Grundsatzverständigung inner- von kreisindividuellen Inzidenzwerten ­Zusammenwirken mit dem Land. Ziel­ halb der Landesregierung, die Öffnungs- abhängig zu machen, respektieren wir setzung muss es dabei sein, die neue schritte nicht landeseinheitlich zu voll- selbstverständlich. Das ist das Primat ­Öffnungsstrategie so umzusetzen, dass ziehen, sondern sie in Abhängigkeit der Politik. Auf die Schwierigkeiten, die sich das wirtschaftliche und gesellschaft- von der jeweiligen Sieben-Tages-Inzi- mit von Kreis zu Kreis unterschiedlichen liche Leben möglichst schnell immer denz auf die Kreisebene zu verlagern, Regelungen verbunden sind, hatten wir weiter normalisieren kann. Als Betreiber ­erklärt der Präsident des Landkreistags hingewiesen. Auch die Landesregierung der Impfzentren kommt den Landkreisen Baden-Württemberg, Landrat Joachim hatte in der Vergangenheit immer wie- hier eine zentrale Rolle zu.“ Walter: der deutlich gemacht, dass es in diesem

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Landrat Dr. Matthias Neth Christoph Schauder im Hohenlohekreis zum neuen Landrat des wiedergewählt Main-Tauber-Kreises gewählt

Der bisherige Landrat des Hohenlohe- Der neue Landrat des Main-Tauber- kreises ist auch der neue: Dr. Matthias Kreises heißt Christoph Schauder. Der Neth wurde in der Sitzung des Kreistags Kreistag wählte ihn in seiner Sitzung am am 26. April 2021 mit großer Mehrheit Mittwoch, 17. März 2021, in der Stadthalle bereits im ersten Wahlgang in seinem Tauberbischofsheim in dieses Amt. Chri- Amt als Landrat des Hohenlohekreises stoph Schauder erhielt bereits im ersten bestätigt. Von den wahlberechtigten 43 Wahlgang 41 Ja-Stimmen und damit Kreisrätinnen und Kreisräten waren 42 die absolute Mehrheit, sechs Mitglieder anwesend. In geheimer Wahl stimmten enthielten sich. Der bisherige Erste Lan- 40 Mitglieder des Kreistages für den desbeamte und stellvertretende Landrat 41-Jährigen, der bereits in den vergange- des Main-Tauber-Kreises hat sein Amt nen acht Jahren die Geschicke des Ho- am 1. Juni 2021 angetreten. Er folgt damit henlohekreises gelenkt hat. Seine zweite auf Landrat Reinhard Frank, der nach Landrat Schauder Amtszeit beginnt am 23. Juli 2021. zwei Amtsperioden nicht mehr antrat, Quelle: Landratsamt Main-Tauber-Kreis um in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.

Landrat Dr. Neth Quelle: Landratsamt Hohenlohekreis

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Wir trauern um Toni Huber Landrat des Landkreises Rastatt

der am 30. Mai 2021 im Alter von 56 Jahren viel zu früh verstorben ist. Toni Huber war seit dem 1. Mai 2019 Landrat des Landkreises Rastatt. Er hat sich in dieser Funktion mit großem Engagement auch im Lankreistag Baden-Württemberg eingebracht und war Mitglied sowohl im Rechts- und Verfassungsausschuss als auch im Kulturausschuss unseres Kommunalen Landesverbands. Aufgrund seiner breiten fachlichen Expertise, die auf seiner langjährigen kommunalpolitischen Erfahrung beruhte, genoss er in unseren Gremien hohe Anerkennung. Seine zugewandte, menschliche Art wurde sehr geschätzt.

Der Landkreistag wird dem Verstorbenen ein ehrendes Angedenken bewahren. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.

Landrat Joachim Walter Prof. Dr. Alexis v. Komorowski Präsident Hauptgeschäftsführer

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Abfall

Landkreis Ludwigsburg: Für eine saubere Biotonne – Projekt Biomüll-Scouts bringt Teilerfolg

Seit gut einem Jahr sind Biomüll-Scouts im Landkreis Ludwigsburg unterwegs. Das von intensiver Öffentlichkeitsarbeit begleitete Projekt zeigt nun einen ersten Erfolg: Die Störstoffquote im Biomüll ist fast um die Hälfte zurückgegangen. Im Schnitt landen im Biomüll pro Jahr 900 Tonnen an Störstoffen, die aufwän- Quelle: Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg mbH dig aussortiert werden müssen. Das ent- spricht der Menge von 45.000 Leerungen. gesellschaft des Landkreises Ludwigs- tieranalyse des gesammelten Biomülls Ein großes Problem sind vor allem Pla- burg mbH (AVL). Fehlbefüllte Behälter aus dem Landkreis Ludwigsburg hat nun stiktüten, auch sogenannte kompostier- wurden mehrfach gesichtet. ergeben, dass der Anteil der Störstoffe bare Müllbeutel, die sich gar nicht oder Der überwiegende Anteil der Tonnen von 2,7 auf 1,4 Gewichtsprozent zurück- zu langsam zersetzen. (75 Prozent) war korrekt befüllt und gegangen ist. Dies entspricht einem Bisher waren die Bioscouts in 24 Städten wurde mit einer grünen Banderole mar- Rückgang von 48 Prozent. und Gemeinden des Landkreises unter- kiert. In jeder vierten Biotonne wurden Auffällig ist vor allem der hohe Rückgang wegs und haben dort insgesamt rund jedoch auch Fehlwürfe festgestellt. des Anteils von in Beuteln verpackten 24.000 Biotonnen auf ihre Befüllung Hauptsächlich waren dies in vermeint- ­küchenstämmiger Bioabfälle, insbeson- hin überprüft. Sie waren in Affalterbach, lich kompostierbaren und herkömm- dere Speiseabfälle. Wurden bei der letz- Asperg, Benningen, Bietigheim-Bissin­ lichen Kunststoffbeuteln verpackte Bio- ten Sortierung noch rund 80 Prozent gen, Bönnigheim, Freiberg, Großbottwar, abfälle. Diese Biotonnen wurden mit ­dieser Abfälle in Beuteln verpackt, sind Ingersheim, Korntal-Münchingen, Korn- einer gelben Banderole gekennzeichnet. es gemäß der aktuellen Untersuchung westheim, Löchgau, Freudental, Mar- Gleichzeitig erhielten die betroffenen nur noch etwa die Hälfte (52 Prozent). bach, Möglingen, Murr, Oberstenfeld, Haushalte und Wohnanlagen ein Infor- Im Gegenzug hat sich der Anteil der in Remseck (teilweise), Sachsenheim, mationsschreiben mit ergänzenden Hin- Papiertüten verpackten Bioabfälle von 13 Schwieberdingen, Sersheim, Tamm sowie weisen zur korrekten Befüllung von Bio- Prozent auf 72 Prozent erhöht. „Diese Er- in einigen Ortsteilen von Ludwigsburg tonnen. gebnisse zeigen deutlich die Auswirkung und Vaihingen/Enz. Über die Tätigkeit der Bioscouts in den der Arbeit der Bioscouts sowie der Infor- Der Anteil kontrollierter Biotonnen am Gemeinden hat die AVL überwiegend mationsmaterialien und Anschreiben“, Gesamtbestand beträgt 21 Prozent. „Dies ­positive Rückmeldungen aus der Bevöl- freut sich Hepperle. „Wir sind auf einem bedeutet, dass bereits jede fünfte im kerung bekommen. Positiv sei auch, dass guten Weg. Die Kontrollen werden aber Landkreis Ludwigsburg stehende Bio- die Nachkontrollen der gelb gekenn- auch zukünftig notwendig sein, um den tonne von den Bioscouts gesichtet zeichneten, fehlbefüllten Biotonnen in Anteil an Störstoffen weiter zu minimie- wurde“, informiert Tilman Hepperle, den meisten Fällen eine Verbesserung ren.“ ­Geschäftsführer der Abfallverwertungs- der Befüllung erkennen lassen. Eine Sor-

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Abfallwirtschaftsbetrieb des chend 1.276 Mg bzw. 35.726 Mg CO2 die mit Mobiliar und Unterrichtsmate­ ­Landkreises Rastatt erhält für ­Äquivalenz. Die Methanerfassung könne rialien ausgestattet wurde. Sechs Lehrer­ Umbau der Entgasungsanlage auf somit gemäß der Potentialanalyse durch unterkünfte wurden errichtet, die Solar- ­Entsorgungsanlage „Hintere Dollert“ den Umbau um 71 Prozent gesteigert pumpe für den Brunnen repariert und 238.000 € Zuschuss aus Fördermitteln werden. Die Investitionskosten für das um eine manuelle Pumpe ergänzt. Das der Nationalen Klimaschutzinitiative Projekt wurden gemäß der vorliegenden Budget von rund 87.000 EUR kam neben Kostenberechnung mit rund 430.000 den Einnahmen aus der SDG Konferenz Auf der Deponie „Hintere Dollert“ wur- Euro berechnet. Der Förderbescheid in Bad Schönborn, den Preisgeldern der den von 1979 bis 1999 unter anderem weist eine Zusage an Fördermitteln für Klimapartnerschaft zwischen dem Land- Hausmüll sowie thermisch behandel- Investitionskosten sowie anteilige Pla- kreis Karlsruhe und der brasilianischen bare Abfälle abgelagert. nungs- und Monitoringkosten in Höhe Stadt Brusque ausschließlich durch Die Abbauvorgänge des organischen von etwa 238.000 Euro aus. Spenden von Kreisrätinnen und Kreis­ Materials im Deponiekörper führten zu räten sowie Unternehmen der Region biologischen Abbauprozessen, bei denen zusammen, die an die Stiftung Fly & das Treibhausgas Methan entstanden Help gingen. Landrat Dr. Christoph Bildung ist. Zur Vermeidung dieser Emissionen in Schnau­digel dankte im Rahmen der die Umwelt wird der Deponiekörper seit Kreistags­sitzung am 6. Mai 2021 allen 1984 aktiv entgast und das erfasste Gas 1000 Schulen für die Welt – Spende­rinnen und Spendern für diese wurde bisher zur Verwertung zur Stro- Durch Spenden aus dem humanitäre Geste. Der Kreistag begrüßte merzeugung und Wärmeauskoppelung Landkreis Karlsruhe konnte Schule diese Aktivitäten und beschloss, die in einem Blockheizkraftwerk verwertet. in Burkina Faso errichtet werden ­Aktion fortzusetzen und eine weitere Durch die Einstellung der Deponierung Schule zu unterstützen. der thermisch behandelbaren Abfälle „1000 Schulen für eine Welt“ ist ein inter- und den damit verbundenen Wegfall der nationales Projekt der kommunalen Spit- Landkreis Karlsruhe: Einlagerung von Organik im Jahr 1999 ist zenverbände. Es zielt darauf ab, jungen Keiner darf verloren gehen – die Gasmengenentwicklung seither er- Menschen durch Bildung zu ermögli- ­Bundesweiter Fachtag beleuchtet wartungsgemäß rückläufig und die zur chen, als Erwachsener den Lebensunter- ­aktuelle Corona-Situation Jugendlicher Gaserfassung und -verwertung errich­ halt für sich und seine Familie sicher und beim Übergang von der Schule teten Anlagen sind nach den vielen Jah- zuverlässig in der eigenen Heimat er- in den Beruf ren nun überdimensioniert. Aus diesem wirtschaften zu können. Der Landkreis Grund wurden zur Optimierung der Ent- Karlsruhe hat sich an diesem Projekt Mit den Lern-, Arbeits- und Lebensbedin- gasung Planungen in Auftrag gegeben. ­beteiligt und einen Schulhausbau im gungen von Jugendlichen in der Corona- Die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) afrikanischen Burkina Faso unterstützt. zeit und darüber hinaus haben sich rund hat als Anreiz für entsprechende Um­ Das Land wurde ausgewählt, nachdem 250 Teilnehmende aus ganz Deutschland baumaßnahmen für Projekte, die zur sich im Landkreis bereits Fördervereine aus den Bereichen Jugendpolitik, Jugend- ­Re­duzierung von Treibhausemissionen aus Ettlingen und Rheinstetten intensiv hilfe, Schule, Wirtschaft und Wissen- ­beitragen, Förderungen der investiven um Burkina Faso bemüht und Projekte schaft bei einem Online-Fachtag von Maßnahmen bis zu einer maximalen wie Brunnenbauten realisiert haben. Stadt- und Landkreis Karlsruhe in Zu­ Höhe von 60 Prozent in Aussicht gestellt. Auch gibt es dort hin Verbindungen der sammenarbeit mit der Arbeitsgemein- Im Jahr 2020 war durch ein Planungs- Geburtshilfe in der Fürst-Stirum Klinik schaft Weinheimer Initiative am Montag, büro eine Potentialanalyse erstellt wor- Bruchsal. Die Schule liegt der Provinz 17. Mai 2021, beschäftigt. In vier Themen- den, mit der das Einsparpotential an Zondoma im rund 1.000 Einwohner foren konnten die Teilnehmenden zahl- möglichen Treibhausemissionen auf großen Dorf Sorgo, 23 Kilometer von der reiche Best Practice-Projekte kennenler- der Deponie „Hintere Dollert“ ermittelt Provinzhauptstadt Gourcy entfernt. nen und sich inhaltlichen Input holen. wurde. Die bisherige provisorische Schule be- Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup Das Ergebnis dieser Analyse zeigte, dass stand aus vier Klassen, die jeweils von und Landrat Dr. Christoph Schnaudigel sich nach dem Umbau der Schwachgas- einer Lehrerin geführt und von 223 Schü- appellierten bei der Eröffnung an die behandlung der Entgasung gegenüber lerinnen und Schülern besucht wurden, Landesregierung, die Bemühungen von der Bestandsanlage eine Emissions­ davon 123 Mädchen und 100 Jungen. Ge- Kommunen und Landkreisen, Schüle- minderung im Zeitraum 2021 bis 2042 baut wurde nun eine Schule mit sechs rinnen und Schülern beim Übergang von um 1.391.392 m3 Methan ergibt, entspre- Klassen mit sanitären WC-Einrichtungen, der Schule in den Beruf in den kommen-

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den Jahren zu unterstützen. Man müsse Sichtbar geworden in der Pandemie Partner auf Augenhöhe sein. seien Engpässe beim Zugang ins Ausbil- „Keiner darf verloren gehen“, so Landrat dungssystem, machte der Weinheimer Christoph Schnaudigel. „Digitale Bil- Oberbürgermeister a. D. und Sprecher dung ist der Schlüssel, das zeigt die der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer ­Corona-Krise ganz offensichtlich“. Dafür ­Initiative, Heiner Bernhard, deutlich. müsse zunächst die technische Infra- ­Bisherige Arbeits- und Zugangsweisen struktur stimmen. Hier habe der Land- seien zwar vielerorts umgestellt worden. kreis als Schulträger seine Hausaufga- „Es darf aber bezweifelt werden, ob ben gemacht. „Doch die Bereitstellung das überall gelungen ist.“ Er kritisierte von Technik allein reicht nicht aus. Es das starre Gefüge von Zuständigkeiten bedarf der Anstrengung aller Akteure, im deutschen Bildungssystem. „Die Kom- die Jugendlichen auf diesem Weg mit- munen brauchen hier mehr Kompe- zunehmen und zu befähigen“. Deshalb tenzen“, forderte er. „Wir brauchen eine habe man sich im Rahmen des Über- bessere Schule, nicht irgendwann, son- gangs von der Schule in den Beruf inner- dern jetzt“. Die Rolle der Kommunen sei halb der Modellregion im Landkreis in den vergangenen Jahren schon deut- Karlsruhe auf den Weg gemacht, um lich gewachsen, besonders in Bereichen, jedem jungen Menschen eine Zukunfts- in denen Bildungs- und Ausbildungs­ perspektive zu geben, „indem wir sie aktivitäten gestärkt worden seien. bestmöglich auf die künftigen Anforde- rungen der digitalen Lebens- und Ar- Ostalbkreis: Absolute Schwere­ beitswelt vorbereiten­ und damit einen messungen in Ellwangen – guten Start in das Berufsleben ermögli- ­Kreisberufsschulzentrum ist jetzt Teil chen“, berichtete Landrat Dr. Christoph des Deutschen Schweregrundnetzes Schnaudigel vom Engagement im Land- Das Absolutgravimeter wird im Untergeschoss kreis Karlsruhe. Eine Vermessungsmarke des Deutschen des Ellwanger Kreisberufsschulzentrums in Position gebracht. „Die Lern-, Arbeits- und Lebensbedin- Schweregrundnetzes findet sich neuer- Quelle: Landratsamt Ostalbkreis gungen haben sich während und nach dings im Untergeschoss des Kreis­ der Corona-Pandemie nachhaltig verän- berufsschulzentrums Ellwangen. Seit dert, ein Zurück in ‚alte Zeiten‘ wird es Ende April ist das Schulzentrum nämlich Ostalbkreis – nämlich in der Hermann- nicht geben“, betonte Oberbürgermeis­ Standort für Schweremessungen des Hesse-Schule Aalen. Da dort wegen bau- ter Dr. Frank Mentrup. Die Herausforde- Bundesamts für Kartographie und Geo- licher Änderungen der Messpunkt nicht rung sei es, aus der Krise für die Zukunft däsie (BKG) und damit Teil des Deutschen mehr bleiben konnte, wurde jetzt am zu lernen, um Chancen für junge Men- Schweregrundnetzes, das deutschland- Kreisberufsschulzentrum Ellwangen ein schen zu erkennen und umzusetzen. Eine weit aus 35 Schwerereferenzstationen neuer Messpunkt eingerichtet, der mit sichere Begleitung von Jugendlichen besteht. einer Metallplatte dauerhaft markiert beim Übergang von der Schule in den Das BKG ist für die Sicherung der Schwe- ist. Beruf sei nur über die persönliche An- rereferenz in Deutschland verantwort- „Mit Unterstützung des Geschäfts­ sprache möglich. Ideal sei hier, dass die lich. Dafür betreibt das BKG stationär so bereiches Geoinformation und Land­ Stadt den Stadtjugendausschuss e. V. mit genannte supraleitende Gravimeter (SG) entwicklung des Landratsamtes Ostalb- dieser Aufgabe beauftragt habe. Denn: in Observatorien und operativ nutzbare kreis fanden Ende April die ersten „Die Jugendlichen kennen den Stadt­ Absolutgravimeter (AG), die die Schwere- Schweremessungen statt. In zehn Jahren jugendausschuss schon aus vielen ande- beschleunigung nach dem Prinzip des sind dann die ersten Wiederholungs­ ren positiven Zusammenhängen“. An freien Falls im Vakuum messen. Durch messungen geplant“, berichten Jürgen der Aufgabe der Landesverfassung, die wiederholte Messungen werden mit die- Eisenmann, Leiter des Kreis-Geschäfts­ Talente von Kindern und Jugendlichen sen Geräten Niveau und Maßstab der bereichs, und Claudia Vogel, seine Stell- maximal zu fördern, arbeite man schon Schwerebeschleunigung in Deutschland vertreterin. „In der Zwischenzeit dient seit Jahren. Dabei gehe es unter anderem an ausgewählten Punkten überwacht. dieser Punkt als Anschlusspunkt für rela- um Inklusion, Sprachförderung oder Einer der beiden bisherigen Messpunkte tive Messungen. Mit Relativgravimetern, IT-Kompetenz. in Baden-Württemberg war bereits im die auf dem Prinzip einer Federwaage

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in öffentlicher Hand, die gute Zugäng- Gravita­tionswirkung der Erde erfährt, lichkeit zum Messpunkt, eine möglichst wird Schwerebeschleunigung oder auch stabile Raum-Temperatur, eine stabile Schwere genannt. Gründungssubstanz des Gebäudes, um Aus dem Schulunterricht ist manchem Setzungen zu vermeiden und ein stabiles noch ein Wert für die Schwerebeschleu- Bodenfundament ohne Hohlraum unter nigung von 9,81 m/s2 bekannt. Jedoch ist dem Fußboden. der Wert der Schwere bei weitem nicht überall auf der Erde gleich und sie ver­ Hintergrundinformationen ändert sich auch mit der Zeit. Die Ab­ plattung der Erdfigur an den Polen, die Das Bundesamt für Kartographie und Erdrotation, unterschiedliche Massen- ­Geodäsie (BKG) verteilung im Erdinnern, aber auch Mas- Als zentraler Dienstleister des Bundes sen wie Gebäude beeinflussen den ört- und Kompetenzzentrum für Geoinfor- lichen Schwerewert. mation und geodätische Referenzsys­ Variierende Anziehungskräfte von Sonne Der Messpunkt des Deutschen Schweregrund- teme befasst sich das BKG mit der Beo- und Mond (Erdgezeiten), Hochdruck- netzes ist jetzt dauerhaft markiert. bachtung über die Datenhaltung bis hin und Tiefdruckgebiete in der Atmosphäre Quelle: Landratsamt Ostalbkreis zur Analyse, Kombination und Bereitstel- oder Veränderungen des Grundwassers lung von Geodaten. Von der Arbeit des führen dazu, dass der Schwerewert auch ­beruhen und deshalb nur örtliche Dif­ BKG, einer Behörde im Geschäftsbereich über die Zeit nicht konstant bleibt. ferenzen im Schwerewert messbar ma- des Bundesministeriums des Innern, für So nimmt die Schwerebeschleunigung, chen können, kann dann der absolute Bau und Heimat (BMI), profitieren ins­ über ganz Deutschland betrachtet, von Schwerewert von Ellwangen mit hoher besondere Bundeseinrichtungen, die Süden nach Norden zu, aber mit zuneh- Genauigkeit in die weitere Umgebung ­öffentliche Verwaltung, Wirtschaft, mender Höhe ab – ein Effekt, den die In- übertragen werden.“ Er dient somit vor ­Wissenschaft – und fast jeder Bürger in genieure des BKG mit ihren Messungen allem als Referenz für das Schwerenetz Deutschland. Experten aus den ver­ sehr genau nachweisen können. des Landes Baden-Württemberg. schiedensten Bereichen wie Verkehr, Ka- Für die Bestimmung der physikalischen tastrophenvorsorge, Innere Sicherheit, Das eingesetzte Messgerät und Figur, also der Form der Erde ist die Energie und Umwelt verwenden Geo- wie es funktioniert ­Vermessung des Schwerefeldes an der daten, Landkarten, Referenzsysteme und Zum Einsatz kommt ein Absolutgravi­ Erdoberfläche die Grundlage. Und des- Informationsdienste des BKG für ihre meter vom Typ FG5. Das Messsystem hat halb weiß man inzwischen auch, dass die Pläne und Untersuchungen. eine Masse von etwa 150 kg und wird in Erde keine ganz gleichmäßige Kugel ist. Das BKG unterhält ein Dienstleistungs- sechs Kisten transportiert. Notwendig ist die genaue Kenntnis des zentrum in Leipzig (www.geodaten­ Das Gerät kann den aktuellen absolu- Schwerewertes zum Beispiel auch dort, zentrum.de) sowie geodätische Obser­ ten Wert der Schwerebeschleunigung wo Präzisionswaagen kalibriert werden. vatorien im In- und Ausland. an diesem Punkt innerhalb einer Mes- „Der bisherige Schweregrundnetzpunkt Weitere Informationen finden Sie unter sungszeit von etwa zwei Tagen mit in Aalen war Teil eines in den 1970er Jah- www.bkg.bund.de. einer ­Genauigkeit von besser als sieben ren erkundeten Netzes. Nachdem der Stellen nach dem Komma bestimmen Messpunkt in Aalen nicht weiter genutzt Was ist Schwere? (9,81 +/– 0,00000003 Meter pro Qua- werden kann, war es für uns nahelie- Als der Mathematiker und Physiker Sir dratsekunde). gend, uns beim BKG dafür einzusetzen, Isaac Newton (1643 bis 1727) in seinem Ein Absolutgravimeter arbeitet nach dass der Ersatzmesspunkt in der Region Garten sitzend beobachtet, wie ein Apfel dem Prinzip des freien Falls: In einer bleibt. Wir freuen uns, dass der Ostalb- vom Baum zur Erde fällt, stellt er sich die ­Vakuumkammer des Instruments fällt kreis mit dem Kreisberufsschulzentrum Frage, warum der Apfel eigentlich nach eine Testmasse (hier etwa 20 cm) im Ellwangen eine Liegenschaft zur Ver­ unten fällt. In der Folge entwickelt er die Schwerefeld der Erde. Die Fallbewegung fügung stellen kann, die alle Anfor­ Theorie des uns bekannten Gravitations- der sich beschleunigenden Testmasse derungen perfekt erfüllt“, so Jürgen gesetzes, mit dem die Kraft beschrieben wird mit dem Lichtstrahl eines Lasers ge- ­Eisenmann. Dazu gehören ein stabiler wird, die zwei Massen aufeinander genüber einem Referenzpunkt im Instru- geologischer Untergrund, die langfris­ ­aus­üben. Die Beschleunigung, die ein ment interferometrisch ausgemessen. tige Nutzungsmöglichkeit des Gebäudes Körper an der Erdoberfläche durch die Aus der Fallbewegung der Testmasse und

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genauen Zeitablesungen lässt sich die Der nächste Schritt folgt auf dem Fuße: Schwerebeschleunigung am Messpunkt Der Zweckverband Kreisbreitband Lud- errechnen. wigsburg hat begonnen, die Bauarbeiten Um die benötigte hohe Messgenauigkeit für die Ausstattung der Schulen und Kli- zu erreichen, benutzt man das Licht niken mit Glasfaserverbindungen öffent- eines stabilisierten Lasers und eine sehr lich auszuschreiben. „Wir wollen keine genaue Atom-Uhr (Rubidium-Oszillator) Zeit verlieren, um wirklich sicher gehen für die Zeitablesungen. Die Vakuum- zu können, dass wir den Ausbau bis spä- Kammer verhindert, dass Luftmoleküle testens 2025 in allen beteiligten Schulen die fallende Masse „bremsen“. Als Re­ über die Bühne bekommen. Wenn alles ferenzpunkt der Messung dient ein an nach Plan läuft, sogar noch deutlich einer gedämpft aufgehängten Feder be- schneller“, erläutert Viktor Kostic, Ge- festigter Spiegel. Auf diese Weise wird schäftsführer des Zweckverbands. das Instrument gegen störende Umwelt- „Die beschleunigte Versorgung der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim einflüsse abgeschirmt. Da die Fallbe- ­Schulen ist dieses Jahr ein Schwerpunkt und die Netze BW haben eine Zusam- schleunigung bei diesen Messungen im regionalen Gigabitprogramm“, er- menarbeit für den Aufbau eines LoRa- ­direkt aus physikalischen Standards für klärt Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsfüh- WAN-Netzes vereinbart. Noch vor der die Länge und die Zeit abgeleitet wer- rer der Gigabit Region Stuttgart GmbH Sommerpause soll die Technik zur Ver­ den, spricht man von einer „absoluten“ und Breitbandbeauftragter der Region fügung stehen. Für den Verbandsvorsit- Schweremessung. Stuttgart. „Ein Glasfaseranschluss bildet zenden des Zweckverbands, Landrat die Grundlage für die Digitalisierung der Dietmar Allgaier, bietet die Kooperation Schule, deshalb begrüßen wir es sehr, den großen Vorteil, dadurch flächende- dass der Landkreis hier frühzeitig aktiv ckend agieren zu können: „Die heute un- Digitalisierung geworden ist.“ terzeichnete Vereinbarung ist ein Mei- Teilnehmen am Sonderprogramm „Breit- lenstein auf dem Weg zur modernen Zweckverband Kreisbreitband bandausbau für die Schulen im Land- Kommunalverwaltung. Ich freue mich ­Ludwigsburg: Breitbandoffensive kreis“ konnten alle Schulen, deren Inter- sehr, dass wir schon bald allen 39 Städten für Schulen und Kliniken – netverbindung langsamer als 30 Megabit und Gemeinden in unserem Landkreis Zweckverband Kreisbreitband sichert pro Sekunde – und zwar pro Schulklasse eine wichtige Hilfestellung bei der Digi- 6,4 Millionen Euro Fördermittel gerechnet – ist. Das Land hat nun eine talisierung ihrer Prozesse bieten können Summe von insgesamt 2,44 Millionen – mit zwei starken Partnern an unserer Schnelles Internet für insgesamt 64 Euro für den Ausbau beigesteuert. Damit Seite.“ Schulen und zwei Kliniken in 32 Kommu- stehen für das Sonderprogramm nun nen: Der Zweckverband Kreisbreitband rund 6,3 Millionen Euro zur Verfügung. Sensoren erfassen Daten und Ludwigsburg hat als erster in der Region Der Zweckverband plant, noch bis zum melden Grenzwerte allen förderfähigen Schulen und Kran- Sommer die ersten Vergaben für den „Digitale Technologie ist der Schlüssel kenhäusern einen Zuschuss von Bund Glasfaserausbau machen zu können. zur urbanen Infrastruktur von morgen“, und Land gesichert. „Darauf sind wir ergänzt Zweckverbands-Geschäftsfüh- stolz – und das zeigt, dass das Thema Kooperation ebnet der Digitalisierung rer Viktor Kostic. „Die Kommunen wer- Breitbandausbau bei uns höchste Prio­ im Landkreis Ludwigsburg den Weg – den sich zu Smart Citys entwickeln, rität genießt“, sagt Landrat Dietmar Zweckverband Kreisbreitband wofür wir mit dem LoRaWAN die Grund- ­Allgaier. ­Ludwigsburg (KBL), Stadtwerke lage schaffen. Das ermöglicht einen „Beim Thema Verbindungsgeschwindig- ­Ludwigsburg-Kornwestheim und technischen Fortschritt, der die Städte keit sind die Schulen ein neuralgischer Netze BW kooperieren beim Aufbau und Gemeinden in ihren Bemühungen Punkt“, so der Landrat weiter. „Die Schule eines Funknetzes für automatisierte um die Digitalisierung vieler Handlungs- ist der Ort, an dem die junge Generation Prozesse in der öffentlichen Verwaltung felder unterstützt.“ Zahlreiche Prozesse so barrierefrei wie nirgendwo sonst den lassen sich mit Hilfe des Funknetzes Umgang mit digitalen Lösungen lernen Mit vereinten Kräften wollen sie den ­effizienter gestalten: Ob defekte Stra- kann. Genau deshalb liegen uns die Kommunen im Landkreis Ludwigsburg ßenlampen, Fernauslesung von Wasser-

Schulen hier auch besonders am Her- den Schritt in die digitale Zukunft er- zählern oder der CO2-Gehalt der Luft zen.“ möglichen: Der Zweckverband KBL, die in Klassenräumen – mit dem LoRaWAN

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können Mess- und Schaltvorgänge auto- das LoRaWAN, mit dem die Kommunen Landratsamt Ortenaukreis bietet neues matisiert gesteuert sowie Informationen Teile ihrer Infrastruktur datenbasiert Zahlsystem an – Digitale Lösungen als oder Warnhinweise übermittelt werden. kontrollieren und steuern können“, er- Alternative zu Bargeldzahlungen Die Liste könnte beliebig weitergeführt klärt Steffen Ringwald, Geschäftsführer werden. Schier unendlich ist die Reihe der Netze BW. „Intern bezeichnen wir Einen weiteren Schritt in Richtung Digi- möglicher Anwendungsfälle im Rahmen diese Technik auch als Funknetz der Zu- talisierung ist der Ortenaukreis mit der des „Internet der Dinge“ (Internet of kunft. Wir freuen uns, den Weg mit un- Einführung eines neuen Zahlsystems ge- Things, kurz IoT). Dort stehen die Daten seren Partnern gemeinsam zu gehen.“ gangen. Als erste Kommunalverwaltung zur weiteren Verwendung durch die „Ein Konnektierungssystem wie LoRa- in Baden-Württemberg setzt das Land- Kommunen, beispielsweise über IoT- WAN bietet Kommunen in selbstbe- ratsamt das System der Firma viafintech Plattformen, bereit. Das Prinzip funk­ stimmter Flächenabdeckung ein riesiges in Berlin ein, das eine Alternative zu Bar- tioniert auch in umgekehrter Richtung, Spektrum an realisierbaren „Smart City“- geldauszahlungen, Schecks sowie Über- also für Steuerungen. „Die SWLB bringt Applikationen“, ist Christian Schneider, weisungen bietet. sich nicht nur mit ihrem Know-how in Vorsitzender der Geschäftsführung der „Statt Bargeld bekommen Kunden einen Sachen Weitverkehrsnetz ein, sondern SWLB, überzeugt und ergänzt: „Wir Barcode ausgedruckt oder auch per auch mit ihren Infrastrukturen. Wir ­können die unterschiedlichsten Anwen- E-Mail, SMS oder Post zugesandt. Damit ­gewähren uns im Rahmen unserer Koo- dungsfälle abbilden und über smarte können etwa in Notfällen Sozialleistun- peration gegenseitigen Zugang zu den Technologien sowohl intelligentes städ- gen ohne Extrawege direkt beim Einkauf Gateways der Partner, was sicher keine tisches Leben ermöglichen als auch die an Ladenkassen ausgewählter Handels- Selbstverständlichkeit ist. Umso er­ Lebensqualität steigern. Der Fantasie ketten abgehoben werden,“ erklärt Mi- wähnenswerter ist es, dass wir auch in sind keine Grenzen gesetzt. Wir kennen chael Armbruster von der Kämmerei des diesem Punkt recht schnell ein ge­ heute erst einen Bruchteil dessen, was Ortenaukreises. Der neue Service ist eine meinsames Grundverständnis hatten“, morgen schon über das Hirn des Netz- bankenunabhängige, europaweite Ein- betont Johannes Rager, Geschäftsführer werks, die IoT-Plattform, möglich sein und Auszahlungsinfrastruktur, die über der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwest- wird. Wir freuen uns auf die gute Zusam- große Einzelhandelsketten wie REWE, heim. menarbeit.“ Penny, dm, Rossmann u. v. m. angeboten wird. Um welche Zahlungen es sich je- Energieeffizientes Netzwerk überbrückt weils handelt, ist für das Kassenpersonal große Entfernungen nicht ersichtlich. Die Abkürzung LoRaWAN steht für „Long Das neue Angebot erleichtere die Pro- Range Wide Area Network“ und be­ zesse für alle Beteiligten und ermögliche zeichnet ein großflächiges Netzwerk. Strahlungsarm und energieeffizient kann das Funknetz über weite Entfer- nungen Messwerte oder die Zustände von Sensoren und Aktoren übertragen. Wenige, in der Regel stationäre Gate- ways und Funkantennen bilden dafür das Rückgrat. Mit Batterien bestückte Sensoren an den zu überwachenden Ein- richtungen liefern ihre Informationen über diese Gateways an zwei Netzwerk- server der Stadtwerke und der Netze BW. Dort stehen die Daten zur weiteren Ver- wendung durch die Kommunen bereit, beispielsweise über IoT-Plattformen. Das Prinzip funktioniert auch in umgekehrter Richtung, also für Steuerungen. „IoT eröffnet uns neue Wege zur intelli- genten und automatisierten Gestaltung Mit ausgedruckten, per E-Mail, SMS oder Post zugesandten Barcodes können Leistungen des Landratsamts von Arbeitsabläufen. Die Basis dafür ist während eines Einkaufs an Ladenkassen abgehoben werden. Quelle: Landratsamt Ortenaukreis

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es in der aktuellen Situation unnötige gendliche als Nutzer zu erreichen. Doku- gibt es rund 1000 Streetworkerinnen Kontakte zu minimieren, so Armbruster. mentationstools für Fachkräfte gebe es und Streetworker in Deutschland, die „Indem wir Bargeldein- und -auszah- aber kaum, so Seybel. Erfreulich ist auch, von einer solchen App profitieren könn­ lungen reduzieren, können wir kosten­ dass alle Träger Mobiler Jugendarbeit ten. Eine Abfrage des Kreisjugendrefe- intensive Infrastrukturen, wie sie etwa im Rems-Murr-Kreis mit an Bord sind. rats im Jahr 2019 auf bei der Beschaffung von Wechselgeld Nach einem längeren Entwicklungspro- Kreis-, Landes- und Bundesebene be­ und bei Geldtransporten anfallen, ein- zess konnte nun mit der Pilotphase ge- stätigte den Bedarf: Standorte mit Mo­ sparen“, präzisiert der Leiter der Kreis- startet werden. biler Jugendarbeit und/oder Streetwork kasse. Außerdem komme man den Kun- Von April bis Juni haben Streetworker im fanden das Projekt sehr spannend und den entgegen, die etwa temporär über Rems-Murr-Kreis die App getestet. Nach meldeten Interesse an. kein Bankkonto verfügen, aber auf einer Evaluation und Optimierung soll ­staatliche Gelder angewiesen sind. Ge­ geprüft werden, wie es die App in den Mobile Jugendarbeit im Rems-Murr-Kreis: plant sei auch, das Verfahren auf aus­ ­Regelbetrieb schaffen kann. Im Rems-Murr-Kreis arbeiten aktuell gewählte Einnahmebereiche auszuwei- Die Initialzündung zu diesem Projekt 22 Sozialpädagoginnen und Sozialpäda- ten. So könnte künftig etwa die Bezahlung kam bereits vor rund sechs Jahren aus gogen an elf Standorten als Streetworke- von Bußgeldern via Barcode an der Su- der Praxis: Ein Streetworker der Stadt rinnen und Streetworker im Bereich der permarktkasse möglich sein. Ziel des Fellbach, Markus Klemisch, erkannte den Mobilen Jugendarbeit. Mobile Jugend­ Landratsamts ist es, das gesamte Kassen- Bedarf. Er machte einen ersten konzep­ arbeit als Teil der Jugendhilfe erreicht be- system auf den unbaren Zahlungsver- tionellen Aufschlag. Nachdem es meh- nachteiligte, junge Menschen zwischen kehr umzustellen. rere Planungs- und vor allem Finan­ 14 und 27 Jahren. Die aufsuchende Arbeit zierungsanläufe gab, entschied das im Gemeinwesen ist im Gesamtkonzept Kreisjugendamt des Rems-Murr-Kreises Kreisjugendreferat – eine Abteilung des Mobiler Jugendarbeit ein zentraler und entwickelt App für Streetworker Kreisjugendamts – im Jahr 2019, das Pro- wichtiger Bestandteil. Sozial benachteili- jekt der Mobilen Jugendarbeit Fellbach gte und marginalisierte junge Menschen Die im Rems-Murr-Kreis entwickelte zu unterstützen und die App zu ent­ werden bei der Bewältigung ihrer Ent- „Streetwork-App“ soll Fachkräften hel- wickeln. „Ich freue mich riesig, dass wir wicklungsaufgaben und der Überwin- fen, ihre Arbeit besser zu dokumentieren. die App nun im Alltag testen können. Die dung individueller Beeinträchtigungen In einer Pilotphase testen Fachkräfte der lange Vorarbeit hat sich wirklich ge- von den Fachkräften unterstützt und Mobilen Jugendarbeit die App auf der lohnt“, meint Klemisch. „Nun hoffe ich ­begleitet. Das Kreisjugendreferat des Straße. natürlich, dass wir die App dauerhaft Landratsamts berät die Fachkräfte dabei Mehr Zeit für Jugendliche, genauere nutzen können. „Endlich nicht mehr fachlich. ­Aussagen über die Sozialräume und Le- mühselig von Hand dokumentieren zu benswelten von Jugendlichen treffen müssen – das ist eine echte Erleich- RMK-COSIMA: Neue Möglichkeiten und nebenher einen wichtigen Beitrag terung. Zudem kommt die gesparte dank Anbindung an Luca-App – zur besseren Evaluation im Arbeitsfeld Zeit den Jugendlichen zugute, was die ­Beaufsichtigte Schnelltests und Streetwork leisten: So lauten die Ziele App zu einem doppelten Gewinn macht, ­Schnelltests in Testzentren digital des Kreisjugendamts im Zuge der neu so Klemisch. ­erfassen und als Nachweis nutzen / entwickelten „Streetwork-App“. Christiane Bollig, Referentin der LAG Digitaler Check-In und Testergebnis Konkret handelt es sich bei der App um ­Mobile Jugendarbeit/Streetwork, leitet in einer App eine digitale Software zur Dokumenta- seit 2017 die landesweite AG Digitalisie- tion und Auswertung von Streetwork- rung und ist für die fachliche Begleitung Die RMK-COSIMA App ist im Rems-Murr- Rundgängen. Diese sollen Fachkräfte der des Projekts verantwortlich. Sie spricht Kreis inzwischen fest etabliert. Mittler- Mobilen Jugendarbeit nutzen können. von einem „landesweit einzigartigen weile gibt es 63.000 Nutzende und Die App soll genauere Daten liefern und Modellvorhaben“, das aus Mitteln des es sind über 80 Schulen und mehr als die Auswertung darüber wesentlich Landeshaushalts gefördert wird. Die 700 Unternehmen, Vereine und Einrich- ­vereinfachen. ­Kosten in Höhe von rund 9.000 Euro tungen registriert. Die digitale Lösung „Unseren Recherchen nach ist es das ­werden auf diese Weise je ungefähr zur des Rems-Murr-Kreises stößt auch au- ­einzige Tool dieser Art im deutschspra- Hälfte vom Kreisjugendamt und der LAG ßerhalb des Landkreises zunehmend auf chigen Raum“, so Benedikt Seybel, der MJA getragen. Interesse: selbst der VfB Stuttgart hat Projektverantwortliche im Kreisjugend­ In der Tat blickt mancher Dachverband sich in der App registriert und auch in der amt. Zwar gebe es diverse Apps, um Ju- gespannt auf den Rems-Murr-Kreis: So Wilhelma kennt man die RMK-COSIMA-

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App. Sie wurde jüngst auch als „best und zu validieren und so unkompliziert Europa practice“ allen Städten, Gemeinden und dezentral zu nutzen, wird in den und Landkreisen in Baden-Württemberg kommenden Monaten noch wichtiger von den kommunalen Spitzenverbänden werden. Die Zahl der Testzentren und Landkreis Böblingen intensiviert empfohlen. deren Öffnungszeiten werden zurück­ ­Zusammenarbeit mit tunesischer Stadt Dies hat auch bei den Machern der Luca- gehen, wenn die Impfquote steigt, den- El Guettar – Deutschkurs ist gestartet – App für Aufmerksamkeit gesorgt und es noch werden Schnelltests aber immer Landrat Bernhard: „Freue mich, ging vor den Pfingstferien beim Land­ noch von einigen Menschen als Nach- dass kommunale Partnerschaft ratsamt eine Kooperationsanfrage ein. weis gebraucht werden. nun auch auf Bereich Bildung und Denn anders als RMK-COSIMA dient die „Die breite und niederschwellige Test- ­Spracherwerb ausgedehnt wurde“ Luca-App primär der Kontaktpersonen- struktur im Rems-Murr-Kreis hat uns nachverfolgung und gerade nicht der durch die dritte Welle der Pandemie ge- Die Zusammenarbeit zwischen dem ­Erfassung von Testergebnissen. holfen. Auch jetzt in der Übergangszeit Landkreis Böblingen und der tunesischen Mit der App RMK-COSIMA können hin­ ist RMK-COSIMA noch wichtig: Schließ- Kommune El Guettar wird weiter intensi- gegen die Ergebnisse von Schnelltests in lich treffen die aktuellen und lang­ viert. Vor kurzem startete ein Deutsch- Testzentren und beaufsichtigte Schnell- ersehnten Öffnungen mit einer immer Sprachkurs für Bürgerinnen und Bürger tests digital erfasst und dann unbürokra- noch zu niedrigen Impfquote zusam- aus El Guettar. Landrat Roland Bernhard tisch nachgewiesen werden. Damit wird men. Mit der Anbindung an die Luca- betont: „Ich freue mich, dass die kommu- das Handy für 24 Stunden zur digitalen App kann die RMK-COSIMA App jetzt nale Partnerschaft zwischen unserem Eintrittskarte – bei Schultestungen sogar noch komfortabler genutzt werden“, Landkreis und El Guettar weiter vertieft für 60 Stunden. Ein aktuelles negatives sagt Landrat Dr. Richard Sigel. „Gerade und mit dem Sprachkurs auf das Hand- Testergebnis ermöglicht dann in der ak- für die Gastronomie und Veranstal- lungsfeld Bildung und Spracherwerb tuellen Infektionslage (Inzidenz unter 35) tungen sind uns praktische Lösungen ausgeweitet wurde“. den Zutritt zu Innenbereichen von Re- wichtig und wenn Check-In und Test­ In Zusammenarbeit mit der Volkshoch- staurants oder Veranstaltungen im In- ergebnis in einem funktionieren, ist das schule Böblingen-Sindelfingen können nenbereich. Nachteil war bisher, dass eine Erleichterung und wieder ein Schritt seit kurzem Bürgerinnen und Bürger in man zu Registrierung und zum Nachweis in Richtung Normalität. Gleichwohl hät- El Guettar über 100 Stunden an einem eines negativen Testergebnisses zwei ten wir nichts dagegen, Luca gemeinsam Online-Deutschkurs teilnehmen. Der verschiedene Apps vorzeigen musste. mit unserer RMK-COSIMA in die Som- ­Leiter der VHS Böblingen-Sindelfingen Aufgrund der Kooperationsanfrage hat merfrische zu schicken, wenn es die Dr. Christian Fiebig erklärt dazu: „Ich sich das geändert. Die RMK-COSIMA-App ­Infektionszahlen zulassen.“ freue mich, dass wir das Pilotprojekt rea- hat eine weitere praktische Funktion be- lisieren können. Es werden 12 Personen in kommen: Sie ist jetzt digital an die Luca- Hintergrund: einem Anfängerkurs – zunächst über App angebunden. Luca kann damit zum Wer häufiger im Rems-Murr-Kreis in eins 100 Unterrichtseinheiten – jeden Diens- Einchecken in Restaurants oder bei der über 200 Schnelltestzentren geht, tag und Donnerstag durch eine Lehrkraft ­Veranstaltungen genutzt werden. Wenn sollte sich RMK-Cosima herunterladen: der Volkshochschule Böblingen – Sindel- ein negatives Testergebnis durch ein Die App kann nicht nur negative Tester- fingen unterrichtet“. Die Teilnehmenden Testzentrum oder eine geschulte dritte gebnisse nachweisen, sondern hat auch benötigen lediglich einen PC oder ein Person in RMK-COSIMA hinterlegt ist, eine Funktion zur Terminbuchung. Das ­Tablet sowie ein externes Headset. kann dieses mit wenigen Schritten in Testergebnis kann auch in der App ange- Das Interesse an einem Deutschkurs ist Luca übertragen werden. Damit muss – zeigt werden, wenn der Termin über das bei den Bürgerinnen und Bürgern in El etwa am Eingang des Restaurants – Schnelltest-Portal gebucht wurde. Guettar so groß, dass die Teilnehmen- nur noch die Luca-App und nicht mehr Ein aktuelles Testergebnis kann über den an diesem Pilotprojekt ein Bewer- zwei Apps vorgezeigt werden. Die gleiche einen Button (direkt unter dem Ergebnis bungsverfahren durchlaufen mussten. Funktion ist auch für die Corona-Warn- in RMK-COSIMA) in die Luca-App über­ Aufgrund dieser großen Nachfrage wird App des Bundes geplant. Dort wird sie tragen werden. Dies ist nur möglich, so- jetzt schon über weitere Deutschkurse in voraussichtlich zum Wochenende hin lange das Testergebnis noch gültig ist. Kooperation mit der Volkshochschule einsatzbereit sein. Böblingen-Sindelfingen nachgedacht. Man ist im Landratsamt überzeugt: Weitere Informationen unter Seit 2016 besteht zwischen dem Abfall- ­Gerade die Möglichkeit, niederschwellig www.rems-murr-kreis.de/cosima. wirtschaftsbetrieb des Landkreises Böb­ beaufsichtigte Schnelltests anzubieten lingen und der tunesischen Kleinstadt

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El Guettar eine Partnerschaft im Rah- men des Projektes „Kommunale Zusam­ menarbeit Maghreb-Deutschland“. Das Projekt ist Teil der Bemühungen der Bun- desregierung, in den Maghreb-Staaten schrittweise die kommunale Selbstver- waltung einzuführen und diese durch die Zusammenarbeit der Partnerkom- munen zu unterstützen. Zur Seite stehen der Partnerschaft in Tunesien die Gesell- schaft für Internationale Zusammen­ arbeit (GIZ) und in Deutschland die En- gagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW). Gegenstand des Abfallprojekts mit der Stadt El Guettar ist die Einführung der Mülltrennung in einem Pilotviertel, der Aufbau einer Anlage für die Trennung der Quelle: Landratsamt Bodenseekreis Kunststoffabfälle und das Recycling, die Einführung der Eigenkompostierung or- kreis Tschenstochau. Jüngstes Beispiel: bleme auf der Strecke sofort beheben ganischer Abfälle, sowie die Erhaltung Seit Ende Mai verstärken vier orangene zu können. Die Mannschaftstransport- der biologischen Vielfalt im Stadtgebiet. Nutzfahrzeuge aus der Flotte des hie- wagen bringen die Straßenwärter-Teams Im Dezember 2019 wurde die Partner- sigen Straßenbauamts die Einsatzfähig- zu ihren Einsatzorten und bieten auch schaft um die Handlungsfelder Bildung keit der polnischen Straßenmeister. Raum für Pausen und Vesper. Alle vier und Spracherwerb, nachhaltiger Touris- Drei der Fahrzeuge wurden zum fairen, Autos befinden sich in einem gepflegten mus sowie die Vermarktung von Kunst- durch ein unabhängiges Wertgutachten und gewarteten Zustand. handwerk erweitert. Dazu wurde eine festgestellten, Preis grenzüberschreitend Der Landkreis Tschenstochau in Polen Partnerschaftsvereinbarung zwischen verkauft. Ein Speziallaster ist sogar ein umfasst 16 Gemeinden. Er ist der größte El Guettar und dem Landkreis Böblingen Geschenk des Bodenseekreises an die Landkreis der Woiwodschaft Schlesien. unterzeichnet. „Diese wurde nun mit polnischen Freunde. Ende Mai gingen die Die Partnerschaft mit dem Bodensee- dem Deutschkurs ganz konkret mit jeweils zwei Streckenkontrollfahrzeuge kreis gibt es seit über 20 Jahren. Sie er- Leben gefüllt und das nächste Projekt ist und Mannschaftstransportwägen per streckt sich auf viele Bereiche der öffent- bereits in Planung“, erläutert Landrat Autolastzug auf die Reise nach Tschen- lichen Verwaltung und hat bereits viele Bernhard. stochau. Dort tun sie mittlerweile Dienst private Kontakte und Freundschaften Um die Sprach- und Kulturvermittlung und tragen zur Verkehrssicherheit bei. hervorgebracht. Für Juni ist eine Video- zwischen den Bürgerinnen und Bürgern In Polen war die Freude über die rollende konferenz zwischen den Landräten und aus El Guettar und aus dem Landkreis Verstärkung groß. Der Tschenstochauer weiteren Verwaltungsleuten geplant, Böblingen zu unterstützen, wird im Mo- Landrat Krzysztof Smela bedankte sich denn die traditionellen gegenseitigen ment ein Tunesisch-Arabisch-Sprachkurs herzlich und nannte den Transfer eine Besuche mussten in den zurücklie- konzipiert, der zu gegebener Zeit über Geste der Solidarität und des Respekts. genden Monaten wegen Corona abge- die Volkshochschule Böblingen – Sindel- Zwei der Autos waren bislang mehrere sagt werden. fingen ausgeschrieben wird. Jahre in der Straßenmeisterei des Boden- seekreises in Überlingen zuhause, je- Erfolgreiche Bewerbung des Bodenseekreis: weils eins stammt aus den Kreisstraßen­ EUROPE DIRECT EUROPoint Ostalb Vier Straßenmeister-Fahrzeuge an meistereien in Markdorf und Tettnang. Partnerkreis Tschenstochau übergeben Die Streckenkontrollfahrzeuge sind be- Das Europainformationszentrum EURO- sondere Klein-Lkw. Sie haben eine auf- Point Ostalb im Landratsamt in Aalen ist Die Straßenwärter des Bodenseekreises wändige Lichtsignalanlage und sind wieder eines von insgesamt 48 EUROPE pflegen nicht nur die Straßen im Land- immer mit viel Werkzeug, Sicherungs- DIRECT Zentren in Deutschland, die den kreis, sondern auch ein gutes Verhältnis material und auch etwas Baumaterial Menschen in der Region Europa näher- zu ihren Kollegen im polnischen Partner- unterwegs, um kleine Schäden und Pro- bringen. Bei Landrat Dr. Joachim Bläse

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können“, erklärt Andrea Hahn. „Unser Ziel ist es, über die Europäische Union, ihre Institutionen und vielfältigen Aufga- ben zu informieren und darüber hinaus aktiv mit Veranstaltungen, Projekten und Messebeteiligungen den Menschen Angebote zur Diskussion über und zum Mitgestalten von Europa zu machen. Dabei sehen wir uns als Sprachrohr in beide Richtungen, sodass wir auch Anfra- gen und Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern beantworten und an die europä- ischen Institutionen weiterreichen.“ Das EUROPE DIRECT Ostalb ist barriere- frei zugänglich im Erdgeschoss des Landrat Dr. Joachim Bläse und die Leiterin des EUROPE DIRECT EUROPoint Ostalb, Andrea Hahn, ­Landratsamts in Aalen und Schwäbisch bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung mit der EU-Kommission Gmünd eingerichtet. Es bietet einen Quelle: Landratsamt Ostalbkreis ­kostenfreien Broschürenservice zur EU, Beratung und Recherche zu europäi­ und der Leiterin des EUROPoint Ostalb, von Schulen, Unternehmen, Kommunen, schen Themen, eine Website sowie einen Andrea Hahn, ist die Freude über die Verbänden und Vereinen sehr gut nach- öffentlichen Internetzugang zu den Eu- ­positive Entscheidung groß, die der Land- gefragt. ropaseiten und eine Präsenz in Facebook kreis vom Vertreter der Europäischen „Wir wollen den Menschen die Möglich- und Instagram. Das Team des EUROPE Kommission in Deutschland, Dr. Jörg Wo- keiten bieten, Europa hautnah mit­ DIRECT Ostalb steht in den Räumen der jahn, erhalten hat. Für den Zeitraum von zuerleben und mitzugestalten“, sagt Stabstelle Wirtschaftsförderung, Euro- Mai 2021 bis Dezember 2025 war die Be- Jörg Wojahn, Vertreter der Europäischen pabüro, Kontaktstelle Frau und Beruf den teiligung am Netzwerk der Bürger-Infor- Kommission in Deutschland. „Die Europe Bürger*innen bei Fragen rund um das mationszentren und eine damit verbun- Direct Zentren spielen dabei eine Schlüs- Thema Europa als Anlaufstelle für Bera- dene Förderung von der Europäischen selrolle, indem sie die Bürgerinnen und tungen und Informationen zur Verfü- Kommission neu ausgeschrieben und die Bürger vor Ort informieren, beraten und gung. Bewerbung des EUROPE DIRECT EURO- vernetzen.“ Mehr zum EUROPoint Ostalb und den Point Ostalb war erfolgreich. Weitere In- 48 Zentren in allen Teilen Deutschlands, ­aktuellen Angeboten finden sich auf der formationszentren in Baden-Württem- davon fünf in Baden-Württemberg und Website www.europoint-ostalb.de sowie berg gibt es in Friedrichshafen, Karlsruhe, 242 europaweit, wurden nach offener auf den sozialen Medien unter Insta- Stuttgart und Ulm. Ausschreibung ausgewählt. Die erfolg- gram (europedirectostalb) und Facebook „Der Ostalbkreis und die Region Ost- reichen Bewerber erhalten Zuschüsse (EUROPoint Ostalb – Europa im Ostalb- württemberg liegen mitten in Europa von der Europäischen Kommission und kreis). Zu erreichen ist das EUROPE und dieses Europa lebt von der Teilhabe sind vom 1. Mai 2021 bis Ende des Jahres DIRECT Ostalb im Landratsamt in Aalen der Menschen – gerade auch jetzt zum 2025 als Schnittstelle zwischen den Bür- unter Tel.: 0 73 61/5 03 12 30 oder E-Mail: Start der Konferenz zur Zukunft Europas. ger*innen und der Europäischen Union [email protected]. Wir freuen uns daher besonders, auch tätig. Der Landrat unterzeichnete dazu künftig unseren Bürgerinnen und Bür- eine Partnerschaftsrahmenvereinbarung 25 Jahre Partnerschaft: gern mit dem EUROPE DIRECT EURO- mit der EU-Kommission in Deutschland. Ungarisches Komitat Bács-Kiskun und Point Ostalb ein „Europa vor Ort“ bieten In Baden-Württemberg ist das EUROPE Schwarzwald-Baar-Kreis zu können“, so Landrat Dr. Joachim Bläse. DIRECT Ostalb das einzige Zentrum im Der EUROPoint steht in der Trägerschaft ländlichen Raum. „Wir freuen uns daher Eine Feierstunde in ganz anderem Rah- des Ostalbkreises und gehört bereits seit besonders, weiterhin der Bevölkerung im men gab es jetzt anlässlich des 25-jäh- 2009 zum EUROPE DIRECT Netzwerk der Ostalbkreis, in der Region Ostwürttem- rigen Bestehens der Partnerschaft des EU-Kommission. In dieser Zeit wurden berg und in den angrenzenden Bereichen Schwarzwald-Baar-Kreises mit dem un- über 180 Veranstaltungen durchgeführt. diese Einrichtung und somit einen leich- garischen Komitat Bács-Kiskun. Digital Das Angebot wird von der Bevölkerung, ten Zugang zu Informationen bieten zu trafen sich einige Vertreterinnen und

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Freiwilligen Feuerwehren während der Ausbildung zukommen“, weiß Kreis- brandmeister Guido Plischek. „Die neue zeitgemäße Lösung zum flexiblen Lernen begegnet damit auch dem vielerorts be- ginnenden Nachwuchsproblem. Im Zeit- alter von social media gehen nun auch die Feuerwehren im Landkreis Böblingen die nächsten digitalen Schritte.“ Bei der Suche nach einer entsprechenden Online-Anwendung stand das flexible Lernen im Vordergrund. Mit der Feuer- wehr-E-Learning Plattform wurde ein solches Tool gefunden. Es gibt Unter- richtsmaterialien und Videos für alle Eine digitale Feierstunde gab es jetzt anlässlich des 25-jähriges Bestehens der Partnerschaft ­Bereiche der Feuerwehrausbildung, für des Schwarzwald-Baar-Kreises mit dem ungarischen Komitat Bács-Kiskun. die landkreis-spezifische Ausbildung Quelle: Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis können eigene Materialien hochgeladen werden. Mittels Onlinetests kann Erlern- Vertreter des Partnerkomitats sowie Mit- nerten. Und schon jetzt war die Vorfreude tes geprüft werden. glieder des Kreistages des Schwarzwald- auf ein nächstes gemeinsames Treffen zu Mit diesem Ausbildungskonzept können Baar-Kreises, um einen kurzen Blick auf spüren. neue Feuerwehrauszubildende überall die vergangenen 25 Jahre zu werfen. und wann immer sie wollen den theore- Landrat Sven Hinterseh freute sich, die tischen Inhalt selbst erlernen. Ausbil- ungarischen Partner über den Bildschirm dungspaten unterstützen in Webinaren Feuerwehr zu sehen: „Es ist schön, dass wir uns auf die jeweiligen virtuellen Klassen bei diesem digitalen Weg sehen können, ­aufkommenden Fragen, erklären Beson- wenn es uns die Situation derzeit auch Lernen, wo und wann immer derheiten und prüfen das Gelernte. Die nicht ermöglicht, physisch beieinander man möchte – Aufbruch in eine neue, Anmeldung zu einer der vier zentralen zu sein. Unsere Partnerschaft war die digitale Ausbildungswelt der theoretischen Prüfungen im Landkreis ­vergangenen 25 Jahre geprägt von vielen ­Feuerwehren im Landkreis Böblingen nimmt der Auszubildende selbst vor, Aktivitäten insbesondere im Bildungs­ wenn er meint, ausreichend vorbereitet bereich, aber auch zum Beispiel von der Ein großer Meilenstein im Feuerwehr­ zu sein. Mit diesem neuen Online-Kon- Feier zum 20-jährigen Jubiläum in Un- wesen ist gesetzt. Neben der virtuellen, zept ist die konstante Ausbildung der garn und regelmäßigen Besuchen un- computergestützten taktischen Füh- Feuerwehrangehörigen, auch in Corona- serer ungarischen Freunde anlässlich der rungsausbildung taFF für Gruppen- und Zeiten, jederzeit möglich. Südwestmesse und wir freuen uns, wenn Zugführer, die seit 10 Jahren in Betrieb ist, Nach bestandener Theorieprüfung kann wir unsere Partnerschaft bald wieder bietet der Landkreis Böblingen als erster die Ausbildung mit dem Praxisteil ab­ persönlich vertiefen können.“ Landkreis in Baden-Württemberg auch geschlossen werden. Die Praxis ist und Komitatspräsident László Rideg erin- die komplette theoretische Ausbildung bleibt der wichtigste Bestandteil der nerte ebenfalls an zahlreiche Begeg- online über eine E-Learning-Plattform ­Feuerwehrausbildung und wird durch nungen, wie beispielsweise die Künst- an. Der Startschuss fiel im November das neue E-Learning selbstverständlich leraufenthalte auf der Künstlerinsel 2020 mit der Sprechfunkausbildung, nun nicht abgeschafft. „Feuerwehr ist Praxis; Veranka oder den Austausch zwischen ziehen die anderen Ausbildungsbereiche nur hier lernt man die oft lebensret­ ungarischen und deutschen Ärzten und nach. tenden Handgriffe. Sie sind der eigent- Lehrern und hob hervor, wie wichtig die „Zeitintensive, regelmäßige Weiterbil- liche Kernbestandteil der Feuerwehren Partnerschaft sei. dungen, ein hohes Ausbildungsniveau und damit unverzichtbar“, betont Pli- Die ungarischen und deutschen Freunde und die immer schwieriger werdende schek. „Das neue Ausbildungstool der hatten jeweils eine digitale Jubiläums- Vereinbarkeit von Familie und Beruf/ E-Learning Plattform ist die konse- präsentation sowie einen Film vorberei- Hobby, sind nur einige von vielen Fak- quente ­Weiterentwicklung unseres be- tet, die an gemeinsame Stunden erin- toren, die auf neue Auszubildende in den reits vor 10 Jahren begonnenen Ausbil-

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dungsfortschritts. Wir versuchen damit Zum Betrieb der neuen digitalen Funk- lebensrettendes Organ warten. Der Tag nicht nur attraktiver für die jungen technik werden sogenannte BOS Sicher- der Organspende ist der Tag, an dem die Menschen zu werden, sondern bedienen heitskarten (vergleichbar mit SIM-Karten bewegenden Schicksale der Menschen uns auch der digitalen Hilfsmittel un- im Mobiltelefon) benötigt. Das Landrat- im Blickpunkt stehen, die Organe ge- serer Zeit.“ samt hat für die Kommunen die zentrale spendet haben oder denen als Organ- Flexibilität, Vereinbarkeit von Freizeit, Antragstellung für die Sicherheitskarten empfänger ein neues Leben geschenkt ­Familie und Beruf/Hobby, neueste Tech- bei der Technischen Betriebsstelle Feuer- wurde. Im Vordergrund steht deshalb nik sowie modernste Unterrichtsmetho- wehr/ Katastrophenschutz des Innen­ auch der Dank an die Organspender- dik mit top aktuellen und individualisier- ministeriums übernommen und konnte innen und -spender. ten Lerninhalten sind unsere Argumente nun rund 500 Karten in Empfang neh- Im Film begegnen sich der fast drei­ für ein attraktives Ehrenamt. Mehr Infos men. Diese können nun durch die Kom- jährige Matt, der als Baby ein Teil der gibt es auf der Website des Landkreises munen nach erfolgter Umrüstung der Leber seiner Mutter, der Ludwigsburger Böblingen (www.lrabb.de) Stichwort Fahrzeuge und Feuerwehrhäuser abge- Stadträtin Laura Wiedmann, gespendet Feuerwehrwesen. rufen werden. bekommen hat, sowie der 81-jährige Durch die Bereitstellung von Ausbil- Josef Theiss, dessen neue Leber von Die Feuerwehren im Rems-Murr-Kreis dungsmaterial in Form von Präsenta­ einem hirntoten Spender stammt. Die funken bald digital – tionen und die Bereitstellung von Funk- zwei Schicksale vereint die schwere Er- Landkreis ­unterstützt Kommunen geräten unterstützt das Landratsamt die krankung, die Dringlichkeit der Situa- und Feuerwehren aktiv beim Wechsel Feuerwehren auch bei der Ausbildung tion, das Hoffen auf ein lebensrettendes auf die digitale Funktechnik und Schulung auf die neue Technik. Organ, die große Operation, die Angst vor Erste Feuerwehren Im Kreis nutzen be- einer Abstoßung, die Medikamente und Zukünftig löst die digitale Funktechnik reits seit Mai dieses Jahres die Digitale die regelmäßigen Untersuchungen. den bisherigen Analogfunk ab. Nachdem Funktechnik erfolgreich. Geplant ist, dass Die positive Entscheidung von zwei Men- im November 2019 die vollständige Er- die Analoge Funktechnik bis zum Jahr schen hat Josef Theiss inzwischen 27 und tüchtigung für die Nutzung des Digital- 2023 komplett durch die neue Technik dem kleinen Matt schon zwei Lebens- funks BOS in der Integrierten Leitstelle ­ersetzt ist. jahre und viel Lebensqualität geschenkt. Rems-Murr in Waiblingen erfolgte, be- Theiss hilft anderen Betroffenen mit sei- ginnt jetzt die Migrationsphase für die ner Selbsthilfegruppe „Lebertransplan- Feuerwehren im Rems-Murr Kreis. Das tierte Deutschland e.V.“ und kann aktiv Gesundheit Landratsamt unterstützt die Kommunen mit seinen Enkeln spielen. Matt tobt wie und Feuerwehren im Rems Murr Kreis ein gesundes Kind mit seiner großen bei diesem Wechsel auf die digitale Kom- Zum Tag der Organspende ist Schwester. munikation. am 5. Juni das Video „Abgeholt“ Die Botschaft von Sabrina Gaupp und Bereits im Sommer vergangenen Jahres im Landkreis Ludwigsburg erschienen: Dr. Uschi Traub vom Gesundheitsdezer- hat die Stabsstelle Brand und Katastro- Lebenswichtige Entscheidung nat im Landratsamt: „Organtransplan­ phenschutz des Landratsamtes zwei für die Organspende tation kann jeden treffen – man hat ein ­Online Informationsveranstaltung für dreimal höheres Risiko ein Organ zu alle Feuerwehren durchgeführt und alle Der virtuelle 38. Tag der Organspende am brauchen, als die Chance, als Spender in wichtigen Punkte rund um die Technik 5. Juni 2021 macht diese lebenswichtige Frage zu kommen.“ Ohne Organspende und die Beschaffung der BOS Digital- Entscheidung zum zentralen Thema. Das kann es keine Transplantation geben. funkgeräte erklärt. Die Städte und Ge- Gesundheitsdezernat des Landratsamt Für Julian Schönbohm ist es eine Selbst- meinden können sich bei ihrer Beschaf- Ludwigsburg hat mit dem Patienten­ verständlichkeit, dieses wichtige Projekt fung aus sogenannten Warenkörben verband Lebertransplantierte Deutsch- zu unterstützen. Interessierte können bedienen, die von den in Frage kommen- land e.V., einer jungen Mutter, die ihrem den Filmclip auf der Facebook-Seite des den Anbietern für die Feuerwehren zu- Kind ein Teil ihrer Leber gespendet hat, Landratsamts Ludwigsburg anschauen. sammengestellt wurden. Seit Sommer und Filmemacher Julian Schönbohm den Bei Fragen zum Thema Organspende 2020 beschaffen die ersten Kommunen Filmclip „Abgeholt“ erstellt. kön­nen sich Interessierte gerne wenden des Rems-Murr-Kreises für ihre Feuer- Die eigene, selbstbestimmte Entschei- an: wehren BOS Digitalfunkgeräte zur Aus- dung ist wichtig – für uns selbst, als Ent- Dr. Uschi Traub: 0 71 41/1 44-20 20, rüstung von Fahrzeugen und Feuerwehr- lastung für die Menschen, die uns - ­gesundheitsfoerderung@ häusern. stehen, und für Personen, die auf ein landkreis-ludwigsburg.de

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so Möglichkeiten haben, sich im Beruf weiterzuentwickeln“, betont Landrat Dr. Joachim Bläse. In der Gesundheitsakademie Ellwangen sollen die Ausbildungsgänge sowie die Fort-und Weiter-bildungsangebote der Kliniken Ostalb zentral gesteuert werden und darüber hinaus weitere Angebote, wie beispielsweise Vortragsreihen, er- möglicht werden. Ziel ist es, einen mo- dernen Lern- und Wissensort für Ge- sundheitsberufe zu schaffen. Nach langjähriger Planung wurde im Sommer 2019 das Konzept der Gesund- heitsakademie für Aus- und Weiterbil- dung von Gesundheits- und Pflege­ Von links: Sabrina Gaupp, Dr. Uschi Traub, Laura Wiedmann mit Matt, Josef Theiss. berufen im Verwaltungsrat der Kliniken Quelle: Landratsamt Ludwigsburg Ostalb vorgestellt. Im vergangenen Ok- tober fiel dann der offizielle Startschuss Lebertransplantierte Deutschland e.V. sieht vor, dass die Menschen an unter- der Gesundheitsakademie an den Kli- https://lebertransplantation.eu/home schiedlichsten Stellen wie Behörden, niken Ostalb. Verein Leberkrankes Kind e.V. Ämtern, Hausärzten und Fahrschulen Seitdem sind bereits die ersten Erfolge https://leberkrankes-kind.de/ über Organspende aufgeklärt und zu zu verzeichnen. Noch im letzten Jahr einer Entscheidung motiviert werden. startete die Fachweiterbildung zur/zum Hintergrund: Notfallpflegenden. Hierbei handelt es In nur etwa 38 Prozent aller Fälle, in Daten und Fakten: sich um eine zweijährige Weiterbildung denen im vergangenen Jahr die Möglich- ● 9192 Patienten stehen allein in für Fachpflegekräfte in den Notfallambu- keit zu einer Organspende bestand, war Deutschland auf der Warteliste für ein lanzen. „Dass wir diese Fachweiter­ der Wille des Verstorbenen schriftlich rechtzeitiges Spenderorgan bildung anbieten können, ist deshalb so (17,6 Prozent) oder mündlich (20,0 Pro- ● Zahl der Organspender in 2020: 913 wichtig, weil Krankenhäuser dazu ver- zent) dokumentiert, obwohl 84 Prozent ● Durchschnittsalter der Spender: 56 pflichtet sind, eine Qualifikationsquote der Deutschen der Organspende positiv Jahre in der Notfallversorgung vorzuhalten“, gegenüber stehen. Oft sind die es die An- ● 3510 Organtransplantationen (post- berichtet Joana Ruf, die Leiterin der gehörigen, die um eine Entscheidung zur mortal 3008, Lebendspende 502) ­Gesundheitsakademie. Organ- und Gewebespende gebeten Zum ersten Mal begann im März 2021 die werden. Die Situation ist für viele sehr Gesundheitsakademie Weiterbildung in der Praxisanleitung. belastend. Deshalb ist die eigene Ent- des Ostalbkreises in Ellwangen Praxisanleiter sind Pflegefachkräfte, die scheidung nach ausführlicher Aufklä- die jungen Auszubildenden in den Pfle- rung so wichtig. Die Entscheidung zur Um dem Fachkräftemangel entgegen­ geberufen auf den Stationen begleiten Organspende (für und dagegen sind zuwirken und die Sicherstellung einer und mittels berufspädagogischer Kon- möglich) kann in einem Organspende- professionellen Gesundheitsversorgung zepte das pflegerische Handwerkszeug ausweis, in einer Patientenverfügung im Ostalbkreis zu gewährleisten, hat die näherbringen. oder idealerweise in beiden Dokumenten Kreispolitik gemeinsam mit dem Vor- „Es freut uns sehr, dass der Kurs bereits vermerkt werden. Wichtig ist dabei, die stand der Kliniken Ostalb beschlossen, ausgebucht ist, sodass die Gesundheits­ Angehörigen zu informieren. 2022 wird eine Gesundheitsakademie Ostalb zu akademie diese Weiterbildung schon im ein bundesweites Online-Register ein­ gründen. Oktober erneut anbieten wird“, berichtet gerichtet, in dem die persönliche Ent- „Wir müssen in die Zukunft investieren Eva Kircher, die Fachbereichsleiterin der scheidung zur Organspende selbststän- und die Aus- und Weiterbildung im Fort- und Weiterbildungen. dig dokumentiert werden kann. Im März Ostalbkreis ausbauen. Wichtig ist, dass Freudig berichtet Joana Ruf, dass die Ge- 2022 tritt das Gesetz zur Stärkung der es Möglichkeiten zur Weiterbildung sundheitsakademie die Akkreditierung Entscheidungsbereitschaft in Kraft. Es für junge Menschen gibt und dass sie für einen Fachkundekurs der Deutschen

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Kinder und Jugend

„Eine Kita für alle“ – sieben Kindertageseinrichtungen im Landkreis Böblingen beteiligen sich an Modellvorhaben

Nach Beschluss des Jugendhilfeaus- schusses und einem kreisweiten Inte­ ressenbekundungsverfahren im Herbst 2019 ist es nun so weit: Aidlingen, Ehnin- gen, Gäufelden, Herrenberg, Renningen, Waldenbuch sowie die Katholische Kir- chengemeinde St. Anna in Maichingen machen sich als Träger der Kinderta- geseinrichtungen gemeinsam mit dem Die Gesundheitsakademie Ostalb baut trotz der Pandemie ihr Angebot weiter aus. Digitales Lernen hält Landkreis auf den Weg, die pädagogische auch in der Pflege vermehrt Einzug. Quelle: Kliniken Ostalb Arbeit inklusiv weiter zu entwickeln. „Ich freue mich sehr darüber“, so Landrat Gesellschaft für Sterilgutversorgung keine einzige Unterrichtsstunde in den Roland Bernhard, „dass sieben Kitas, die ­erhalten hat. beschäftigte der Zentral- Aus- und Weiterbildungen ausgefallen“, sowohl von Kommunen als auch einem sterilisationen der Kliniken müssen hier erläutert Joana Ruf. Weitere Kurse und freien Träger aus dem Landkreis getragen regelmäßig geschult werden. Ausbildungen sind in den nächsten Jah- werden, mitmachen. Kinder mit und Ab dem Sommer bietet die Gesund- ren geplant. ohne Behinderung sollen in den Mo- heitsakademie noch ein weiteres Bil- Die Gesundheitsakademie startete am dell-Kitas so gut wie möglich gemein- dungsangebot für Palliative Pflege an. Standort der Gesundheits- und Kranken- sam betreut und erzogen werden.“ Als „Palliative Care" wird die Pflege von pflegeschule in Ellwangen. Bis dahin Die Träger beteiligen sich mit jeweils unheilbar oder chronisch kranken Men- fand die Aus-, Fort- und Weiterbildung einer Einrichtung. Ausgebremst durch schen bezeichnet. Im Gegensatz zu an­ dezentral an den drei Klinikstandorten Corona konnte das Projekt nicht wie gep- deren Bereichen der Pflege geht es hier statt. Landrat Dr. Bläse meint, „mit Blick lant im September 2020 in allen Ein­ also nicht um die Heilung bzw. die Gene- auf die Qualifizierung von Nachwuchs- richtungen, sondern zunächst nur in drei sung des Patienten, sondern vielmehr kräften, vor allem im Bereich der Pflege, Kitas starten. Nun sind aber seit Februar darum, dem Betroffenen bis zu seinem ist eine zentrale Gesundheitsakademie 2021 alle eingestiegen und werden bis Tod ein Höchstmaß an Lebensqualität im Ostalbkreis von großer Bedeutung – August 2023 vom Landkreis auf dem Weg und Würde zu geben. und dies auch im Hinblick auf das dezen- zu einer inklusiven Einrichtung unter- Aber nicht nur neue Bildungsangebote trale Gesundheitsangebot. Bezüglich der stützt. Der Landkreis Böblingen fördert finden Platz in der Akademie. Auch die weiteren Standortfrage ist der Landkreis die Einstellung einer zusätzlichen heil- grundständige Pflegeausbildung sowie gemeinsam mit den Kliniken Ostalb bzw. sozialpädagogischen Fachkraft in die schon lange angebotene Intensiv- im Austausch mit der Stadt Ellwangen. jeder dieser Einrichtungen mit zwei Drit- und Anästhesieweiterbildung werden „Wir sind froh, dass wir 2020 in beste- teln der entstehenden Personalkosten, derzeit modernisiert. „Aufgrund der Co- henden Räumlichkeiten der Klinik in Ell- ein Drittel der zusätzlichen Kosten bringt rona-Pandemie sind wir gerade mehr wangen starten konnten und auch mit der Träger auf. Je nach Einrichtungsgröße denn je gefordert, das Thema E-Learning der EATA sowie der Stadt Ellwangen be- konnten zwischen einer halben und einer zu entwickeln. So haben wir relativ züglich der Nutzung von Räumlichkeiten ganzen Stelle eingestellt werden. „Ziel schnell auf Onlineunterricht umgestellt. in einer guten Kooperation stehen“, sind des Projekts“, so Koordinatorin Andrea Digitale Endgeräte, wie Tablets und sich Landrat, Klinik-Vorstand und Aka­ Kristmann vom Landratsamt, „ist die Notebooks, sowie die nötigen Online- demieleitung einig. ­Unterstützung und Stärkung des Teams plattformen werden rege genutzt. im Umgang mit allen Kindern, jenen mit ­Aufgrund der hohen Flexibilität unserer einem erhöhten Förderbedarf und jenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ohne einen solchen. Jedes Kind soll von

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der zusätzlichen Personalressource profi- dass man an sie glaubt, sondern darin, intensiv digitale Medien nutzen? Wie tieren, und Eltern sollen zusätzlich ein dass man sie vorbereitet.“ (Erich Fried). kann man die Jugendlichen aktuell zu niedrigschwelliges Beratungsangebot in Herr Bürgermeister Lutz (Waldenbuch) ­aktivem Engagement für die ihnen der Einrichtung nützen können.“ sagt dazu: „In einer globalen Welt ist ­wichtigen gesellschaftlichen Themen Während der dreijährigen Projektlaufzeit ­Integration eine Stärke. Die inklusions­ anleiten? Für die Mitarbeitenden in entfallen in den teilnehmenden Ein­ orientierte Arbeit, die seit vielen Jahren ­kommunalen Jugendreferaten sowie der richtungen Maßnahmen der Einzel­ im Kindergarten „Im Städtle“ praktiziert Schul- und Jugendsozialarbeit im Land- integration über die Eingliederungshilfe wird, erhält durch das Projekt „Eine kreis Esslingen hat der online-Fachtag nach den Sozialgesetzbüchern. Die Pro- Kita für alle“ eine Würdigung im Sinne „Digitale – Demokratische – Junge Le- jektkoordinatorin, angesiedelt beim Ju- der Stärkung des multiprofessionellen benswelten“, veranstaltet vom Kreisju- gendamt des Landkreises, begleitet und Teams durch speziell ausgebildete zu- gendreferat des Landkreises Esslingen, koordiniert die teilnehmenden Ein­ sätzliche Fachkräfte.“ viele Anregungen. Experten informierten richtungen in Form von überregionalen aus Theorie und Praxis, wie sich in digi- Bürgermeister Benjamin Schmid (Ge- Austauschtreffen, regelmäßigen Aus- talen Zeiten und unter Pandemiebedin- meinde Gäufelden): „Was im Vorhinein wertungstreffen in den Einrichtungen gungen bei Jugendlichen das Interesse nicht ausgegrenzt wird, muss hinterher und fungiert als Anlaufstelle für Fragen für demokratische Beteiligung umsetzen auch nicht eingegliedert werden“ dieses und Informationen: lässt. Rund 70 Teilnehmende folgten Vor- Zitat von Richard von Weizsäcker bringt Andrea Kristmann, Tel. 0 70 31/6 63-28 14 trägen und nahmen an digitalen Work- es auf den Punkt. Ich freue mich sehr, [email protected] shops teil. Ein Blick auf das Programm dass Gäufelden mit der Teilnahme am zeigt, wie facettenreich Demokratie­ Modellvorhaben seinen Teil beitragen Zitate der Bürgermeister: förderung ist. kann und wünsche uns, dass das Modell Bürgermeister Wolfgang Faißt (Stadt Nach einem Überblick über digitale Erfolg hat und ausgeweitet wird." Renningen): „Eine Kita für Alle betont ­Kontakt- und Beteiligungsformate prä- die Einzigartigkeit jedes Menschen. Un- Oberbürgermeister Thomas Sprißler sentierte Professor Kurt Möller von der abhängig davon welche Hautfarbe, wel- (Stadt Herrenberg): „Das Pilotprojekt Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und che Religion oder welches Geschlecht wir „Eine Kita für alle“ trägt zu mehr Chan- Pflege an der Hochschule Esslingen seine haben, ob wir mit einer geraden oder cengleichheit und sozialer Teilhabe von Forschungsergebnisse zur „Demokra- krummen Nase ausgestattet sind, unab- Kindern mit Beeinträchtigungen bei. Die tische(n) Bildung in der Offenen und Auf- hängig davon welchen Kleider- oder Mu- Teilnahme der Herrenberger Kita Wil- suchenden Jugend(sozial)arbeit“. Diese sikgeschmack wir haben oder mit wel- helm-Haarer-Straße am Inklusionspro- flossen auch in den 16. Kinder- und Ju- chen Schrullen oder Einschränkungen jekt ist ein Schritt, diesem Ziel näher zu gendbericht des Bundesministeriums wir geboren sind. Wenn wir in unserer kommen.“ für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Einzigartigkeit zusammenkommen, sind vom November 2020. Michaela Köttig, wir mehr als nur die Summe vieler Indivi- Landkreis Esslingen: Professorin am Fachbereich Soziale Ar- duen. In der Diversität liegt die Schönheit Fachtag „Digitale – Demokratische – beit und Gesundheit der Frankfurt Uni- und Stärke unserer Gesellschaft. Wir Junge Lebenswelt“ – versity of Applied Sciences (Frankfurt freuen uns mit der Kita für Alle ein Akteure in der ­Jugendarbeit informieren UAS), referierte über „Bindung und Bezie- Leuchtturmprojekt für eine inklusive und sich über ­Demokratierförderung hung als Grundlage politischer Bildung diversifizierte Gesellschaft nach Rennin- in digtialen Zeiten mit Jugendlichen im Kontext der Demo- gen geholt zu haben.“ kratieförderung“. Dabei betonte sie die Das Kreisjugendreferat hat unter dem besondere Bedeutung einer professio- Bürgermeister Ekkehard Fauth (Ge- Titel „Digitale – Demokratische – Junge nellen Nähe und stabilen Bindung zu den meinde Aidlingen): „Wir hatten das Lebenswelten“ einen digitalen Fachtag Jugendlichen, die gerade in schwierigen Glück, eine Heilpädagogin, die in einer organisiert. Experten informierten, wie Zeiten Halt und Orientierung geben Nachbargemeinde wohnt, für den Kin- sich in Pandemiezeiten bei Jugendlichen kann. dergarten in unserem Ortsteil Dachtel zu das Interesse für demokratische Beteili- In Workshops wurden Einblicke in Be­ gewinnen. Mit ihr kann der Fokus jetzt gung umsetzen lässt. teiligungsprojekte gegeben: Michael noch besser auf alle im Kindergarten an- Wie können Akteure in der Jugendarbeit Burbach, der Jugendreferent der Stadt wesenden Kinder gelegt werden." Jugendliche ansprechen, die durch Schul- Plochingen, berichtete über die Jugend- Bürgermeister Michael Lutz (Stadt Wal- schließungen, geschlossene Freizeitein- beteiligung beim Projekt „Linie 13“, bei denbuch): „Die Zukunft liegt nicht darin, richtungen und Kontaktbeschränkungen dem – auch mit Unterstützung digitaler

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Medien – ein alter Linienbus umge- Landkreis Karlsruhe: bleiben. Nina Gerich von der Suchtbera- baut wurde. Udo Wenzel, Experte in der „Ab wann sind Medien für unsere tungsstelle AGJ in Ettlingen machte den kommunalen Jugendbeteiligung, stellte ­Jugendlichen gefährlich?“ Unterschied zwischen häufigem Me­ ­Beteiligungsmöglichkeiten bei Gemein- dienkonsum als eine jugendtypische deentwicklungs- und Stadtplanungspro- „Ab wann sind Medien für unsere Ju- Phase im Vergleich zu Anzeichen eines zessen vor, die mit dem Einsatz von digi- gendlichen gefährlich?“ Diese Frage „suchtspezifischen Verhaltens“ deutlich. talen Hilfsmitteln gut gelingen können. ­beschäftigt gerade in der aktuellen Zeit Den Abschluss der Reihe bildete das Poli- Jürgen Ertelt von der IJAB – Fachstelle für mit Homeschooling und persönlichen zeipräsidium Karlsruhe, Referat Präven- internationale Jugendarbeit der Bundes- Kontaktverboten viele Eltern, Lehrkräfte tion, mit den strafrechtlichen Aspekten republik Deutschland e. V. in Bonn stellte sowie Jugendsozialarbeiterinnen und wie „Urheberrechte am eigenen Bild“, ebenfalls digitale Formen der Jugend­ Jugendsozialarbeiter ganz besonders. Cybergrooming u.v.m. Ziel der Veranstal- beteiligung vor. Die schulische Suchtprävention des tungsreihe war es, die Multiplikatorinnen Mit Demokratieförderung geht Medien- Landkreises Karlsruhe hat daher eine di- und Multiplikatoren zum Thema Me­ kompetenz einher. Da lohnt ein Blick gitale Workshopreihe für Jugendsozial- dienkonsum zu sensibilisieren und an auf das Phänomen „Verschwörungsmy- arbeiterinnen, Jugendsozialarbeiter und ihrer Schule in ihrer Handlungssicherheit then“. Anna Groß, die Geschäftsführerin Präventionslehrkräfte an weiterfüh­ zu stärken. In einem weiteren Schritt des Berliner Musiklabels „Springstoff“ renden Schulen im Landkreis Karlsruhe soll fachkräfteübergreifend ein digitaler gab im Workshop „Verschwörungstheo- angeboten. Eingebettet wird die Work- Elternabend für interessierte Eltern aus rien sind kein neues Thema – auch und shopreihe dabei in das landkreisweite dem Landkreis Karlsruhe zum Thema vor allem nicht im Deutschrap“ den Teil- Rahmenprogramm „Wegschauen ist Medienkonsum konzipiert werden. nehmenden Methoden aus der Jugend- keine Lösung“, welches sich durch nach- Weitergehende Informationen zu Ange- kulturarbeit gegen Verschwörungsmy- haltige Module auszeichnet und am Le- boten der schulischen Suchtprävention then an die Hand. Der Workshop von bensraum junger Menschen orientiert. können unter www.landkreis-karlsruhe. Professor Claudia Barth, Sozialwissen- Im Rahmen der kommunalen Sucht­ de/schulpraev abgerufen werden. An- schaftlerin an der Hochschule Esslingen, prävention werden die Schulen im Land- laufstellen zur Prävention und Interven- Fakultät Soziales Arbeit, Bildung und kreis Karlsruhe bei der Entwicklung tion von Internet- und PC-Spielabhängig- Pflege, nahm sich Verschwörungstheo- und Etablierung eines suchtpräventiven keit sind unter www.landkreis-karlsruhe. rien an, „die insbesondere seit der Corona Rahmens begleitet. Ziel dabei ist es, de/medien abrufbar. Pandemie häufiger verbreitet werden“. ein wachsames Schulsystem und eine In einem weiteren Workshop wurde auf ­engagierte Schulleitung dabei zu unter- Landkreis Lörrach: Gefahren durch Extremismus, Populis- stützen, Suchtprävention und Jugend- Interkulturelle Kooperation mit Eltern – mus sowie Aufrufe zu Gewalt und Hass schutz als festen, relevanten Bestandteil Große Nachfrage an erstem im Netz aufmerksam gemacht. Hin- im Schulalltag zu betrachten. Ein Bau- digitalen Fachtag für Kitas weise zu Handlungsmöglichkeiten durch stein hierzu stellen Lehrermultiplikato- Meldewege und Gegenstrategien gab renschulungen wie beispielsweise die Kürzlich wurde der erste digitale Fachtag Derya Sahan vom Demokratiezentrum Online Workshopreihe zum Thema Me- für Kindertageseinrichtungen im Land- Baden-Württemberg. dien dar. kreis Lörrach zum Thema „Interkulturelle „Die Referenten der online-Veranstal- Bei insgesamt vier Online-Terminen Kooperation mit Eltern“ ausgerichtet. tung haben ein breites Themenspektrum wurde das Thema „Mediennutzung“ aus Die Fachberatung für Sprachförderung zur wichtigen Aufgabe der Demokratie- unterschiedlichen Perspektiven beleuch- und interkulturelle Arbeit der Bürgerstif- förderung präsentiert und die Teilneh- tet. Während die Computerspielschule tung Lörrach sowie die Koordinatorin der menden zur Weiterarbeit motiviert“, so Karlsruhe zum Einstieg in die Veran­ Bildungsregion des Landkreises Lörrach zieht Güllü Kilgus, die Organisatorin des staltungsreihe vor allem einen Fokus auf luden gemeinsam hierzu ein. Fachtags und Mitarbeiterin im Kreisju- digitale Medien als Lebenswelten der 100 pädagogische Fachkräfte aus 40 Kin- gendreferat, Bilanz. „Es besteht großes ­Jugendlichen legte und für eine offene dertageseinrichtungen folgten zwei im- Interesse, die angesprochenen Themen Haltung gegenüber dem Thema warb, pulsgebenden Vorträgen von Elke Schlös- zu vertiefen.“ hatte die psychologische Beratungsstelle ser, landesweit bekannt als Fachreferentin des Landkreises in ihrem Workshop „Stay und Fachbuchautorin, insbesondere im Connected“ besonders die Eltern im Blick Bereich interkulturelle Pädagogik im Ele- und für diese wichtigen Ideen weiter- mentarbereich. In digitalen Kleingrup- hin mit ihren Kindern in Verbindung zu pen konnten sich die pädagogischen

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Kindern und Jugendlichen das Leben schwer machen oder sie sogar aus der Bahn werfen. „Die Corona-Pandemie hat in vielen Familien diese Probleme noch verschärft: Nicht raus können – keine Kita, keine Schule, keine Freunde treffen, kein Sport, kein Jugendtreff. Gerade dann, wenn sich das Leben in einer kleinen Wohnung abspielt, liegen die Nerven schon mal schnell blank“, so Funk. Eltern hätten zudem häufig das Problem, den Alltag in den Griff zu bekommen: von regelmäßigen Mahlzeiten bis zum Umgang mit Konflikten. Genau dann sei das Jugendamt gefragt. Der Allgemeine Soziale Dienst helfe dabei, den Alltag zu organisieren. „Praktische Unterstützung zu geben, das ist unser Job. Das Spektrum an Hilfe, das der ASD dabei anbietet, Im engen Kontakt bleiben – eine Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften ist breit: Von der Erziehungsberatung kann sich positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirken. Quelle: Silvia Gerisch über die Unterstützung in der Familie bis zum Vermitteln einer Pflegefamilie“, so Fachkräfte anschließend austauschen. schaft aus, wenn auf die Eltern respekt- Jutta Funk. Elke Schlösser stellte als eine neue Me- voll und achtungsvoll zugegangen wird, Eltern oder Kinder wendeten sich oft thode die Sprachecke vor: An einem neu- sowie wenn die Eltern in ihrer Elternrolle selbst an das Jugendamt. „Aber auch tralen Platz in der Kita bietet ein Eltern- wertgeschätzt und unterstützt werden. Menschen aus dem Umfeld melden sich, teil zu einem Zeitpunkt seiner Wahl und Viele Ideen der Kooperation werden be- wenn sie sich Sorgen um ein Kind ma- zu einer Aktivität seiner Wahl eine Aktion reits in Kitas umgesetzt. Dazu gehören chen. Vor der Corona-Pandemie kamen in seiner eigenen Muttersprache an. So zum Beispiel zweisprachige Erzähl- und Hinweise oft aus Kitas und Schulen. Jetzt kann dort beispielsweise Memory auf Vorleseprojekte sowie Büchertaschen. sind es häufiger auch Nachbarn, die Türkisch gespielt oder ein italienisches ­merken, wenn Hilfe vom Jugendamt Fingerspiel erlernt werden. Zur Stelle, wenn’s kriselt: ­gebraucht wird. Wenn das Wohl von Die Veranstalterinnen Laura Rössler vom Der Allgemeine Soziale Dienst ­Kindern gefährdet ist, dann ist das ein Landratsamt Lörrach und Michaela Kern ­unterstützt Familien – Jugendamt absolut ernstes Thema. Es ist wichtig, von der Bürgerstiftung Lörrach ziehen des Ostalbkreises hat 652 Mal den hier die Augen im Alltag offenzuhalten ein positives Fazit: „Die große Nachfrage „sozialen Rettungsring“ ausgeworfen und mit den Ohren im eigenen Umfeld an der Veranstaltung zeigt, dass die Kitas auf Empfang zu bleiben“, so Funk. im Landkreis die Weiterentwicklung der Ein „Rettungsring“ für Kinder und Ju- Im vergangenen Jahr seien 652 Hinweise Zusammenarbeit mit Eltern als wichtige gendliche, aber auch Eltern – gerade in auf eine Kindeswohlgefährdung beim Aufgabe ansehen.“ der Corona-Pandemie: Genau den bietet Jugendamt Ostalbkreis bearbeitet wor- Die Zusammenarbeit mit Eltern ist fester der Geschäftsbereich Jugend und Familie den – Fälle, die den Allgemeinen Sozialen Bestandteil in den Bildungsplänen, da als Jugendamt des Ostalbkreises. Dort Dienst auf den Plan gerufen haben. Gut sich eine enge Erziehungspartnerschaft gibt es nämlich den Allgemeinen Sozia- ein Drittel davon waren „ernste, oft akute zwischen Eltern und pädagogischen len Dienst (kurz: ASD). „Der ASD ist in Fa- Fälle“, berichtet Funk. So mussten 2020 Fachkräften positiv auf die Entwicklung milien immer dann zur Stelle, wenn’s 71 Kinder und Jugendliche in eine vorläu- der Kinder auswirkt. Ob die Kooperation kriselt – in der Corona-Krise. Und natür- fige Schutzmaßnahme, die sogenannte mit den Eltern gelingt, wird maßgeblich lich auch danach“, sagt Jutta Funk, die Inobhutnahme, untergebracht werden. durch eine offene Haltung und kom­ Leiterin des Geschäftsbereichs Jugend 79 mal wurde der Bereitschaftsdienst munikative Kompetenzen der pädago- und Familie. des Jugendamts in Notfällen außerhalb gischen Fachkraft bestimmt. Es wirkt Von Schulproblemen über Konflikte in der Dienstzeiten, nachts und an Wochen- sich positiv auf die Erziehungspartner- der Familie bis zur Sucht – vieles könne enden, gerufen.

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eines 140-stündigen Abend- und Wo- chenendkurses ihre Qualifizierung auf- gestockt haben.

„Wir legen großen Wert darauf, unsere Tagespflegepersonen nach den neues- ten und höchsten Standards auszu­ bilden. Die Qualifizierungen kommen gleichermaßen den Kindern sowie den Ein „Rettungsring“ vom Geschäftsbereich Jugend und Familie des Ostalbkreises: Tagesmüttern und -vätern zugute. Nicht Der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) hilft, wenn Kinder, Jugendliche und Eltern Unterstützung brauchen – zuletzt tragen sie auch dazu bei, dass bei der Erziehung, bei Konflikten oder Krisen. Quelle: Landratsamt Ostalbkreis sich mehr Menschen in der Kindertages- pflege engagieren möchten“, freut sich „In vielen Fällen gelingt eine intensive Aalen: 0 73 61/5 03 14 54, E-Mail: Heiko Faller, Leiter des Jugendamtes im Zusammenarbeit mit den Familien zum [email protected] Ortenaukreis über die rege Teilnahme Wohl der Kinder und Jugendlichen, so- Ellwangen: 0 79 61/5 67 34 55, E-Mail: am Kursangebot. Die Kindertagespflege dass Hilfe und Unterstützung vom Ju- [email protected] sei nicht nur eine für Eltern interessante gendamt in geeigneter Weise geleistet Schwäbisch Gmünd: 0 71 71/32 42 67, und pädagogisch wertvolle Form der werden kann. Da bleiben wir dran. An- E-Mail: Kleinkindbetreuung, sie sei auch ein ab- ders in den übrigen Fällen. Das war [email protected] wechslungsreiches Berufsfeld, das auf ‚falscher Alarm‘. Aber auch der gehört die persönlichen Belange aller Beteili- dazu – besser, als wenn einmal zu wenig Ortenaukreis qualifiziert zahlreiche gten abgestimmt werden kann. hingeschaut wird“, so Jutta Funk. ­Tagesmütter und -väter – „Besonderer Dank gilt dem Diakonischen Im Fokus stehen beim Geschäftsbereich Hohe Standards in der Kindertages- Werk und dem Tagesmütterverein Offen- Jugend und Familie des Landratsamts pflege durch neues Ausbildungsmodell burg e.V., die flexibel reagiert haben und Ostalbkreis immer die Kinder, die Ju- die Kurse unter Pandemiebedingungen gendlichen und ebenso die Eltern: „Wenn Nachdem das Landratsamt Ortenaukreis zum Abschluss gebracht haben“, so Fal- es darum geht, dass das Wohl der Kinder in Kooperation mit seinen Partnern der ler. Auch die aktuell laufenden Qualifizie- gefährdet ist, dann ist der Eins-zu-eins- Kindertagespflege im letzten Jahr ein rungen finden laut dem Jugendamts­ Kontakt mit den Eltern enorm wichtig – neues, umfassendes Qualifizierungs­ leiter in digitalen Lernformaten statt und egal, ob es einen Lockdown gibt oder modell für Kindertagespflegepersonen sichern den Teilnehmenden einen zeit- nicht“, sagt Jutta Funk. Das Jugendamt gestartet hat, schlossen nun die ersten nahen Abschluss und damit eine neue setze alles daran, den „menschlichen Teilnehmenden die Kurse erfolgreich ab. berufliche Perspektive. Lockdown“ in Familien zu verhindern. Mit sehr guten Ergebnissen haben sie- Oft reiche es für den Schutz der Kinder ben Teilnehmerinnen aus dem ganzen bereits aus, den Eltern konkrete Hilfen Ortenaukreis die unter Pandemiebedin- anzubieten. „Denn das ist häufig schon gungen stattfindenden 300 Unterrichts- der Schlüssel zum Erfolg. Wer die Eltern einheiten absolviert. Weitere neun haben stärkt, schützt damit oft auch gleich den ersten Block abgeschlossen und sind die Kinder: starke Eltern, starke Kinder“, damit berechtigt, ihre Tätigkeit aufzu- davon ist Funk überzeugt. nehmen, bevor sie den zweiten Teil des Als einer von 48 Modellstandorten neuen Qualifizierungsmodells nebenbe- nimmt der Ortenaukreis am Bundes­ Wer Hilfe braucht, kann sich direkt an ruflich fortsetzen werden. Hinzu kom- programm „ProKindertagespflege: Wo den Geschäftsbereich Jugend und Fa­ men 15 bereits tätige Tagesmütter und Bildung für die Kleinsten beginnt“ teil. milie wenden: Tagesväter, die im Jahr 2021 im Rahmen Unter dem Motto „Ortenauer Kinderta-

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gespflege – kinderleicht groß werden“ parkbusse sind ein supergutes Angebot dungen aus den beteiligten Stadt- und soll die Vereinbarkeit von Familie und für die Besucher und zugleich ein neues Landkreisen zum Nationalparkzentrum Beruf deutlich verbessert und familien- ÖPNV-Angebot für die Region“, so Ver- am Ruhestein, die mit komfortablen Bus- nahe, flexible Betreuungsformen ange- kehrsminister Hermann. sen bedient werden. Die Busse werden boten werden. Die neuen Regiobuslinien führen aus al- nach einer Übergangszeit mit einer Kli- Mit dem Bundesprogramm stärkt das len vier Himmelsrichtungen von Achern, maanlage, einem Niederfluranteil, WLAN Bundesministerium für Familie, Senio­ Baden-Baden, Baiersbronn und Freuden- und USB-Steckdosen ausgestattet. In der ren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gezielt stadt an den Ruhestein. Sobald dies unter Sommersaison von Mai bis Oktober wer- die Weiterentwicklung der Kindertages- Coronabedingungen möglich ist, wird den sie täglich von 8 bis 20 Uhr im Stun- pflege. Von Januar 2019 bis Dezember hier das neue Besucherzentrum eröffnen. dentakt, in der Wintersaison wochentags 2021 werden 48 Modellstandorte ge­ Zugleich steht den Bewohnerinnen und von 10 bis 18 Uhr im Zweistundentakt fördert. Nach der Devise „Qualifiziert Bewohnern sowie Arbeitnehmenden nun sowie an Wochenenden und feiertags Handeln und Betreuen“ setzt das Bun- ein Rückgrat für leistungsstarken Alltags- ebenfalls stündlich verkehren. Es ist be- desprojekt auf die Qualifizierung der verkehr zur Verfügung. Teil des Verkehrs- absichtigt, die vier Regiobuslinien bis ­Tagesmütter und -väter, die Verbesse- konzeptes sind zudem Zubringerlinien zum Jahr 2025 in zwei langlaufende rung der Rahmenbedingungen und die zu den Regiobussen, die ebenfalls bei der ­Regiobuslinien von Freudenstadt bis die Stärkung der Zusammenarbeit mit Presseveranstaltung eingeweiht wurden. ­Baden-Baden und von Baiersbronn bis den Kommunen. Erst durch diese gesamte Vernetzung und Achern weiterzuentwickeln. den Ausbau von Regiobus- und Zubringer- Flankiert werden die Regiobuslinien linien konnte die gesamte Nationalpark- künftig durch ein engmaschiges Netz an region den enormen Mehrwert an Mobi­ Zubringerlinien, die das Einzugsgebiet Mobilität lität ­gewinnen. zusätzlich erweitern sollen. Durch die Anbindung der Regiobuslinien an das Umweltschonend in den Attraktives Busangebot stellt Schienennetz ist sichergestellt, dass eine Nationalpark Schwarzwald reisen – stündliche Anbindung in den durchgängige An- und Abreise in den Vier neue Regiobuslinien starten als Teil ­Sommermonaten sicher ­Nationalpark mit öffentlichen Verkehrs- eines ganzheitlichen Verkehrskonzeptes Bei den neuen Regiobuslinien handelt es mitteln regional und überregional mög- der Nationalparkregion sich um schnelle und direkte Verbin- lich ist. Auch Menschen ohne eigenes

Zukünftig können Besucherinnen und Besucher den Nationalpark Schwarzwald und demnächst auch das neue National- parkzentrum Ruhestein mit attraktiven Busverbindungen erkunden. Das Land Baden-Württemberg hat zusammen mit den beteiligten Stadt- und Landkreisen vier neue Regiobuslinien eingerichtet. Sie wurden am 29. April 2021 am Kreu- zungspunkt Ruhestein von Verkehrs­ minister Winfried Hermann mit den Lan- dräten der Landkreise Freudenstadt und Ortenau, dem Ersten Landesbeamten des Kreis Rastatt und der Oberbürger- meisterin des Stadtkreises Baden-Baden eingeweiht. „Es war uns ein besonderes Anliegen, ein umweltfreundliches Ange- bot im Nationalpark sicherzustellen. Mit dem Busangebot schaffen wir eine voll- wertige Alternative zur Anreise mit dem Auto und entlasten die Straßen im Na­ tionalpark spürbar. Die neuen National- Quelle: Nationalparkregion Schwarzwald, Heiko Klumpp

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Auto erhalten so den Einstieg in eine ver- ist, den gesamtem Nationalpark als eine nalpark Schwarzwald zu gewährleisten, lässliche Grundversorgung. gemeinsame Tarifzone zu etablieren. ist auch unter dem Gesichtspunkt der Dies bedeutet für mit dem ÖPNV anrei- Nachhaltigkeit unerlässlich.“ Die betei­ Enge Kooperation der Stadt- und sende Gäste, dass sie über die Anschluss- ligten Akteure haben dieses Konzept in ­Landkreise mit dem Land mobilität des bwtarifs ohne Zusatz­ einem breit angelegten Diskussions- und Die Einrichtung der neuen Buslinien er- kosten die Busse im Nationalparkgebiet Beteiligungsprozess erarbeitet. Es dient folgte in enger Zusammenarbeit des nutzen können.“ als Grundlage für die Umsetzung wei- Landes mit den Stadt- und Landkreisen. terer Maßnahmen zur Verbesserung der Gleiches gilt auch für die Finanzierung. Frank Scherer, Landrat für den verkehrlichen Situation und Förderung Die Mehrkosten für den zunächst drei- Ortenaukreis: einer nachhaltigen Mobilität in der Na­ jährigen Betrieb der Regiobuslinien be- „Mit der Einführung der Regiobusse tionalparkregion für Besucherinnen und laufen sich auf rund 5,8 Millionen Euro. ­ermöglichen wir in guter Kooperation Besucher, aber auch für Anwohnerinnen Das Land beteiligt sich finanziell mit zwischen den Landkreisen und dem Land und Anwohner der Region. rund 3,5 Millionen Euro an der Finan­ eine umweltfreundliche Anreise in den Das Verkehrskonzept identifiziert insge- zierung der Linien, was einem Anteil von Nationalpark, reduzieren den Individual- samt rund 60 Einzelmaßnahmen. Neben 60 Prozent entspricht. Die beteiligten verkehr und leisten so einen wichtigen einem verbesserten ÖPNV, fokussieren Stadt- und Landkreise stellen die rest- Beitrag zum Klimaschutz“, freut sich sich diese auch auf weitere verkehrlich liche Eigenfinanzierung sicher. Die Zu- der Landrat des Ortenaukreises, Frank relevante Bereiche wie preislich gestaf- bringerlinien werden ebenfalls mit jähr- Scherer. Der Regiobus Achern – Ruhe- felte Parkplätze und vermiedenes Wild- lich bis zu 500.000 Euro für die Dauer stein biete Besuchern des Nationalparks parken, Verkehrslenkung und -sicherheit von drei Jahren durch das Verkehrsmi­ schon während der Fahrt atemberau- sowie die Bereitstellung digitaler Daten nisterium gefördert. bende Ausblicke auf die Landschaft des und Angebote rund um die Mobilität Schwarzwalds. „Mit den zusätzlichen in der Region. Um die Umsetzung des Margret Mergen, Oberbürgermeisterin Verbindungen, die auf die Schienen­ ­Gesamtkonzeptes zu koordinieren und der Stadt Baden-Baden: abfahrtszeiten abgestimmt sind, wird zu begleiten, wurde ein Steuerkreis unter „Der Nationalpark mit dem Natur­ das ÖPNV-Angebot nicht nur für Tou- Leitung von Dr. Rückert, Landrat des erlebnis Schwarzwald und eine zeitge- risten, sondern auch für Pendler und Landkreises Freudenstadt, eingesetzt. mäße Nahverkehrsanbindung gehören Schüler deutlich attraktiver. Durch neue, nachhaltige Mobilitätslö- für mich ganz selbstverständlich zusam- sungen soll langfristig die Natur des men. Die nun geschaffene, deutlich auf- Dr. Jörg Peter, Erster Landesbeamter des Schwarzwaldes geschützt und die At- gewertete attraktive und bequeme An- Landkreises Rastatt: traktivität des Nationalparks für Besu- reise wird wesentlich zum gemeinsamen „Umweltfreundliche Mobilität und Na­ cherinnen und Besucher erhalten blei- Erfolg beitragen.“ tionalpark sind untrennbar miteinander ben. verbunden. Das neue zuverlässige, kom- Dr. Klaus Michael Rückert, Landrat für fortable und ganzjährige Busangebot, Landkreis Ludwigsburg bekommt den Landkreis Freudenstadt: das heute an den Start geht, ist Ausdruck ­Möglichkeit zur Erstellung „Ich freue mich sehr, dass es uns beteili- dessen. Wir wünschen uns viele zufrie- eines Klimamobilitätsplans – gten Kreisen gemeinsam mit dem Land dene Fahrgäste aus Nah und Fern, für die Landrat Allgaier: „Die Chance, die sich gelungen ist, die Busverbindungen zum der Besuch des Nationalparks zum Ge- dem Landkreis Ludwigsburg mit der Nationalpark deutlich zu verbessern. nuss ohne Autostau und Parkplatzsuche Teilnahme an der Pilotphase bietet, Damit können Besucherinnen und Besu- wird.“ möchten wir nutzen“ cher aus allen anliegenden Kreisen und mit der Bahn anreisende Gäste aus dem Regiobusse als Bestandteil des Der Landkreis Ludwigsburg hat die Mög- ganzen Land die herrliche Natur und das ­Verkehrskonzepts Nationalpark lichkeit, als eine von wenigen Modell- neue Besucherzentrum klimaschonend „Das nun geschaffene Busangebot ist ein kommunen in die Pilotphase des Landes erreichen. Auch stärken die neuen Bus­ wichtiger Meilenstein in der Umsetzung Baden-Württemberg einzusteigen und linien die ÖPNV-Verbindungen zwischen des Verkehrskonzeptes für den National- eine hohe Förderung zu bekommen. Baden-Baden und Achern sowie Baiers- park und die Nationalparkregion“, sagte Klimamobilitätspläne sind ein neues bronn und Freudenstadt. Besonders stolz Nationalparkleiter Thomas Waldens- ­Instrument aus dem Klimaschutzgesetz bin ich darauf, dass es uns gemeinsam puhl. „Eine umweltschonende An- und des Landes Baden-Württemberg, das im mit allen Verkehrsverbünden gelungen Abreise und Besucherlenkung im Natio- Oktober 2020 vom Landtag beschlossen

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wurde. In Klimamobilitätsplänen wird Euro. Davon übernimmt das Verkehrs­ eine Schulung an. Neben theoretischen systematisch ermittelt, welche Vorhaben ministerium in der Pilotphase rund Inhalten rund um das Pedelec und Stra- welchen Beitrag zur Reduktion der Treib- 80 Prozent. Der Eigenanteil soll durch ßenverkehrsrecht, die in Online-Schu- hausgasemissionen leisten können und den Landkreis Ludwigsburg erbracht lungen vermittelt werden, werden dabei welche Maßnahmen besonders wirksam werden. Im Anschluss an die aktuell lau- Fahrübungen und geeignete Unter- sind. Werden diese später umgesetzt, fenden Vorbereitungen ist die Befassung richtsmethoden an einem anwendungs- kann mit hohen Fördersätzen des Lan- der Kreis-Gremien noch vor der Sommer- orientierten Fortbildungstag erlernt. des gerechnet werden. Klimamobilitäts- pause geplant. Die ausgebildeten Trainerinnen und pläne sollen so einen wichtigen Beitrag ­Trainer können anschließend an ver- zur Erreichung der Klimaschutzziele im Sicherheit auf dem E-Bike auch schiedenen Orten im Ortenaukreis selb- Verkehr liefern. für Seniorinnen und Senioren ständig Sicherheitstrainings anbieten. In einer Pilotphase des Ministeriums für im Ortenaukreis – E-Biker als Trainer Zunächst stehen in Achern, Ettenheim, Verkehr Baden-Württemberg soll dieses für Fahrsicherheitskurse gesucht Haslach, Kehl, Lahr, Oberkirch und Offen- neue Instrument nun anhand von aus­ burg Übungsplätze für radspaß-Kurse gewählten Modellkommunen erprobt Der Trend zum E-Bike ist ungebrochen – zur Verfügung. Weitere Orte werden werden. Die Modellkommunen stellen immer mehr Menschen setzen auf das ­hinzukommen. Für jeden gehaltenen im Rahmen der Pilotphase eigene Klima- elektrische Zweirad. Sicheres Fahren Kurs steht dem Trainer eine Aufwands- mobilitätspläne auf und profitieren vom braucht aber auch Übung. Dafür sorgt entschädigung zu. Interessierte sollten Austausch untereinander. Der Landkreis zukünftig im Ortenaukreis das Projekt einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben, Ludwigsburg hat im Herbst 2020 sein In- „radspaß – sicher e-biken“ mit Kursen der nicht länger als drei Jahre zurück- teresse an der Erstellung eines Klima- zur Fahrsicherheit für Seniorinnen und liegt. Der Erste-Hilfe-Kurs kann auch mobilitätsplans bekundet. Er hat nun die Senioren. noch im Lauf des Jahres nachgeholt wer- Chance, als fünfte und letzte Modellkom- Landrat Frank Scherer freut sich, dass den, die Kosten hierfür übernimmt das mune in die Pilotphase einzusteigen. nun im Ortenaukreis die ersten rad- Landratsamt Ortenaukreis. Weitere In- Derzeit wird die mögliche Teilnahme an spaß-Trainerinnen und -Trainer ausgebil- formationen zu den Aufgaben, Pflichten der Pilotphase und die Abstimmung mit det werden: „So profitieren in Zukunft und Erwartungen an die Trainerinnen den Akteuren vorbereitet. Die Kreiskom- auch Seniorinnen und Senioren aus der und Trainer finden sich auf https:// munen haben die Möglichkeit, aktiv Ortenau von den Fahrsicherheitskursen. www.radspass.org/trainer. ­mitzuwirken, ihre Anliegen und Projekte Da besteht ein echter Bedarf, betrachtet Das landesweite Projekt „radspaß sicher direkt einzubringen und Maßnahmen zu man die aktuelle Verkehrsunfallstatistik, e-biken“ ist eine Zusammenarbeit zwi- entwickeln. „Im Vordergrund steht, die nach der die Zahl der Unfallopfer im schen dem ADFC Baden Württemberg Zusammenarbeit im Bereich Mobilität Land bei den Pedelecnutzenden im Jahr und dem Württembergischer Radsport- zu stärken. Die Chance, die sich dem 2020 um über 40 Prozent gestiegen ist.“ verband e. V. Auf Initiative des Senioren- Landkreis Ludwigsburg sowie den Städ- Auch Rebecca Bruder, im Fachbereich rats der Stadt Ettenheim und in Ko­ ten und Gemeinden mit der Teilnahme ­Gesundheitsförderung des Landrats­ operation mit dem radspaß-Team, dem an der Pilotphase bietet, möchten wir amts Ortenaukreis verantwortlich für Kreisseniorenrat des Ortenaukreises und nutzen“, sagt Landrat Dietmar Allgaier. den Schwerpunkt „Gesund älter wer- dem Fachbereich Gesundheitsförderung Synergien mit aktuell laufenden und den“, freut sich, dass die Fahrsicherheits- des Landratsamt Ortenaukreis wird es ­geplanten Vorhaben im Bereich nach­ kurse für ältere Menschen ab 60 Jahre nun im Ortenaukreis umgesetzt. Weitere haltige Mobilität und Stadtentwicklung, bald starten können: „Denn für viele Kooperationspartner sind die Städte wie sie im Landkreis und in den Kreis- ­Ältere ist das E-Bike nicht nur bei der Achern, Ettenheim, Haslach, Lahr, Ober- kommunen vorhanden sind, sollen aktiv ­Freizeitgestaltung sondern auch für den kirch und Offenburg, die Verkehrswach- genutzt werden. täglichen Weg zur Arbeit eine Option, ten Offenburg/Ortenau, Kehl und Lahr Der Landkreis Ludwigsburg strebt an, sich fit zu halten. sowie das Polizeipräsidium Offenburg. möglichst viele Kommunen für dieses Bevor Kurse angeboten werden können, Projekt zu gewinnen. Deshalb sind alle werden E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer Weitere Informationen gibt es auf Kommunen dazu eingeladen, sich zu gesucht, die als Trainerin oder Trainer ihr der Website von radspaß sicher e-biken ­beteiligen. Erste Interessenbekundungen Wissen und ihre Erfahrung weitergeben www.radspass.org oder sind bereits eingegangen. möchten. Hierfür bietet das Team von per E-Mail [email protected]. Die Projektdauer beträgt drei Jahre, die „radspaß sicher e-biken“ in Zusammen- Kosten belaufen sich auf rund 350.000 arbeit mit seinen Kooperationspartnern

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Online-Informationen zum Thema „Mi- Jahr 2020 konnte das Netzwerk auf Soziales gration und Integration“ ­insgesamt fünf Kreisstädte erweitert www.landkreis-esslingen.de/migration werden. Neben Ostfildern und Nürtin- Landkreis Esslingen bietet und integration gen, die bereits über einen Elternmen­ umfassende digitale Information (Informationen und Newsletter) toring-Pool und langjährige Erfahrung zum Thema „Integration“ www.landkreis-esslingen.de/ verfügen, kamen Filderstadt, Leinfelden- publikationen (Broschüren-Reihe Echterdingen und Kirchheim unter Teck Die Homepage des Landkreises Esslingen ­„Integration durch Bildung“) als neue Netzwerkpartner des Land- bietet ab sofort ein überarbeitetes Infor- kreises dazu. mationsangebot zu Themen rund um Landkreis Esslingen: Die Mentorinnen und Mentoren beraten „Migration und Integration“. Alle Interes- Integration durch Bildung – andere Eltern und Erziehungsberech- sierten, insbesondere Zuwanderrinnen ­Interkulturelle Elternmentorinnen tigte und begleiten sie in Zusammen­ und Zuwanderer sowie haupt- und eh- und-mentoren zertifiziert arbeit mit Bildungseinrichtungen. Ad­ renamtlich Tätige in der Integrations­ ressaten sind in erster Linie Eltern, die arbeit, finden auf den übersichtlich ge- Der Landkreis Esslingen hat kürzlich erst nach Deutschland gezogen oder stalteten Seiten wichtige Themen und ­gemeinsam mit der Gemeinnützigen El- selbst nicht in Deutschland zur Schule Anlaufstellen auf einen Blick. So gibt es ternstiftung Baden-Württemberg zwölf gegangen sind und deshalb anfangs Informationen zu Sprachförderung, Bil- Elternmentorinnen und -mentoren aus ­Unterstützung im Kontakt mit Bildungs- dung, Arbeit, Verweise auf Beratungs- Filderstadt, Kirchheim unter Teck und einrichtungen oder beim Kennenlernen und Anlaufstellen und ausländerrecht- Leinfelden-Echterdingen zertifiziert. Die des deutschen Bildungssystems benö­ liche Themen. „Es war uns ein Anliegen, Elternmentorinnen und -mentoren wol- tigen. Ob sich die Elternmentorinnen in einer zunehmend digitalen Welt len künftig ehrenamtlich neuzugewan- und -mentoren bei regelmäßigen Info- neben unseren Angeboten in Papierform derte Eltern bei vielfältigen Aufgaben abende für Eltern, als Begleitung bei auch ein Onlineangebot zu schaffen. rund um Bildung, Betreuung und Erzie- einem Elterngespräch oder mit einem Damit können wir noch mehr Menschen hung unterstützen um dem Entstehen wöchentlichen Elterncafé vor Ort ein- erreichen und unterstützen“, sagt Ka­ von Bildungsungleichheiten vorzubeu- bringen, entscheiden sie gemeinsam mit tharina Kiewel, Sozialdezernentin des gen. Für die Zertifizierung nahmen sie der Koordinationsstelle der jeweiligen Kreises. Mit der Informationsplattform zuvor erfolgreich an einer online-Schu- Stadtverwaltung. Die zertifizierten El- wird ein weiterer Baustein des Integra­ lungsreihe teil, die Themen wie „Schule ternmentorinnen und -mentoren kön- tionsplanes zur Schaffung von Trans­ in der Einwanderungsgesellschaft”, „Das nen zudem für Einsätze vor Ort bei der parenz bestehender Strukturen und Schulsystem in Baden-Württemberg” jeweiligen lokalen Koordinationsstelle ­Angebote für Neuzugewanderte umge- oder „Die Rolle der Eltern in Bildungsein- angefragt werden. setzt. Als Download steht auf der Home- richtungen” bearbeitete genauso wie page zudem die Broschüren-Reihe „Inte- Projektmanagement, Gesprächsführung Online-Informationen zum Thema gration durch Bildung“ in den Sprachen oder Kommunikation in konflikthaften ­„Elternbeteiligung“ Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch Situationen. www.landkreis-esslingen.de/Migration zur Verfügung. Die Gemeinnützige Elternstiftung Ba- und Integration/Bildung Sabrina Straub, die Bildungskoordina­ den-Württemberg führt die Qualifizie- torin im Sachgebiet Migration und rungsreihe im Rahmen der Präventions- Zehn Jahre Pflegestützpunkt und ­Integration, hat einen Newsletter zum strategie des Landes gegen Kinderarmut ­Ausbau der Beratungsangebote Thema „Bürgerschaftliches Engage- „Starke Kinder – chancenreich“ durch. in ­Sachen Pflege durch ment“ eingerichtet. Darin informiert der „Der Landkreis übernimmt hierbei eine Landkreis und Kassen Landkreis über Veranstaltungen für bür- Bündelungs- und Koordinationsfunk- gerschaftlich Engagierte in der Integra­ tion. Wir haben uns in den vergangenen Für Menschen mit Pflegebedarf sowie tionsarbeit, Neuerungen zu laufenden Jahren stark für die Vernetzung der be- Angehörige von pflegebedürftigen Men- Programmen und stellt neue Materialien stehenden kommunalen Elternmento- schen steht mittlerweile eine Vielzahl zur ehrenamtlichen Arbeit mit Neuzuge- ring-Pools sowie für die Neueinrichtung von Unterstützungsangeboten in der Re- wanderten vor. Interessente können den von solchen, kommunal getragenen gion zur Verfügung. So können heute die Newsletter bei Sabrina Straub beziehen Pools eingesetzt“, so Julie Jeck, Projekt- häusliche Pflege und Betreuung auf den unter E-Mail: [email protected] mit verantwortliche im Kreis aus dem Sach- individuellen Bedarf zugeschnitten, aber dem Betreff „Newsletter BE“. gebiet Migration und Integration. Im auch unterschiedliche Wohnformen von

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der Pflege-Wohngemeinschaft bis hin stellen für ältere Menschen und deren Zentrale Aufgabe der Pflegestützpunkte zum klassischen Pflegeheim gewählt Angehörige beziehungsweise IAV – Stel- ist die neutrale, kostenlose und vertrau- werden. Diese positive Entwicklung auf len (Informations-, Anlauf- und Vermitt- liche Beratung von pflegebedürftigen der Angebotsseite führt allerdings auch lungsstellen) bestanden, wurden diese Menschen aller Altersgruppen, Men- zu einer gewissen Unübersichtlichkeit. zu Pflegestützpunkten weiterentwickelt. schen mit Behinderung oder psychischen Bürgerinnen und Bürger greifen daher Die Gründung des Netzwerks PSP er­ Erkrankungen sowie deren Angehörigen. gerne auf das Beratungsangebot der möglichte eine Bündelung der Arbeit der Die Beratung kann telefonisch, persön- Pflegestützpunkte (PSP) im Landkreis zu- einzelnen Beratungsstellen. Eine gesetz- lich im Büro des Pflegestützpunktes oder rück und das seit nunmehr zehn Jahren. liche Änderung führte letztendlich zum auch im häuslichen Bereich erfolgen. Aufgrund der andauernden Kontaktbe- Ausbau der Standorte und jetzigen Orga- Neben der Information über wohnort- schränkungen durch die Pandemie muss- nisationsstruktur der Pflegestützpunkte nahe Unterstützungsangebote bieten ten die für das Jubiläumsjahr geplanten im Landkreis Ludwigsburg. Die Finan­ die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Feierlichkeiten und Aktivitäten, zum Bei- zierung der Stellen erfolgt durch die Hilfe bei der Klärung von Kostenfragen spiel eine Wanderausstellung zu den Kranken- und Pflegekassen, den Land- für pflegerische, medizinische und sozi- Aufgaben der Pflegestützpunkte, auf das kreis Ludwigsburg sowie die Städte Bie- ale Leistungen. Bei Bedarf wird im Einzel- nächste Jahr verschoben werden. tigheim-Bissingen und Ludwigsburg. fall ein individueller Hilfeplan erstellt Den Grundstein für die Einrichtung Aktuell stehen den Bürgerinnen und Bür- beziehungsweise werden einzelne Hilfen der Pflegestützpunkte in Baden-Würt­ gern im Landkreis an fünf Standorten koordiniert. Darüber hinaus sind auf temberg legte bereits 2011 das Sozial­ insgesamt 14 Mitarbeiterinnen und Mit- der Homepage des Landkreises unter ministerium. Die Umsetzung im Land- arbeiter mit Rat und Informationen für https://www.landkreis-ludwigsburg.de/ kreis Ludwigsburg im Frühjahr desselben die Organisation und Finanzierung der pflegestuetzpunkte/ weitere interes- Jahres sah zwei Pflegestützpunkte für Pflege und Betreuung zur Verfügung. Zu- sante und hilfreiche Informationen zum den Landkreis Ludwigsburg vor. Konkret sätzlich werden weitere Sprechstunden Thema Pflege und Betreuung zu finden. wurde ein Pflegestützpunkt im Land­ in einzelnen Gemeinden angeboten. ratsamt Ludwigsburg eingerichtet sowie „Da die Nachfrage schon allein durch Zur Situation von Geflüchteten ein Pflegestützpunkt „Städte“ aus dem die demografische Entwicklung in den im Landkreis Ludwigsburg: Zusammenschluss der Städte Bietig- kommenden Jahren weiter steigen wird, ­Integrationsmanagement heim-Bissingen, Ditzingen, Gerlingen, ist dies nur ein Zwischenschritt beim beschleunigt Integration Korntal-Münchingen und Ludwigsburg weiteren Ausbau eines bedarfsgerechten mit Beratungsmöglichkeiten vor Ort. Da Beratungsangebotes“, so Sozialdezer- Seit 2018 unterstützen 48 Integrations- dort bereits sogenannte Beratungs­ nent Heiner Pfrommer. managerinnen und Integrationsmana- ger Geflüchtete auf dem Weg zu einer selbstständigen Lebensführung. Eine Zwischenbilanz zeigt nun zahlreiche Fortschritte auf. Das breite Netzwerk von Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Kreis­ diakonieverband, dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes und dem Land- ratsamt Ludwigsburg erweist sich als grundlegender Erfolgsbaustein. Der Abschluss des Asylverfahrens ist für viele Geflüchtete nur eine Zwischen­ station zu einer ganzheitlichen Integra- tion in unserem Land. Nachdem der ­Aufenthaltsstatus geklärt ist, stellen sich weitergehende Fragen: Wo finde ich ­Arbeit und eine Wohnung? Wie kann ich den Lebensunterhalt für meine Familie bestreiten? Wie kann ich möglichst schnell Deutsch lernen? Und vor allem, Zuständigkeiten der Pflegstützpunkte im Landkreis Ludwigsburg Quelle: Landratsamt Ludwigsburg wo ist mein Platz in der Gesellschaft?

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Hier kommen die vom Landkreis Lud- wigsburg beauftragten Integrationsma- nagerinnen und -manager ins Spiel. Sie geben den Geflüchteten gezielte Orien- tierungshilfe. Gemeinsam legen Integra- tionsmanager/in und Geflüchtete Ziele fest, gleichzeitig wird analysiert, inwie- weit noch Unterstützung benötigt wird. „Unsere Sozialberatung ist kein Selbst- zweck, sondern soll unsere Klienten be­ fähigen, sich dauerhaft selbstständig in unserer Gesellschaft zurechtzufinden. Wir bauen Vertrauen auf und signalisie- ren: „,Wir sind für Sie da!‘ Gleichzeitig fordern wir Eigenleistung ein, für die Pla- nung des weiteren Lebenswegs wieder selbst Verantwortung zu übernehmen“, Quelle: Landratsamt Ludwigsburg so Landrat Dietmar Allgaier. sich der Mensch den Herausforderun- und Problemen wissen, wer einem wei- Fortschritte bei den Themen Wohnen, gen wie Spracherwerb und Arbeitssuche terhelfen kann. Dieses Netzwerk und ­Arbeit und Sprache konzentrierter stellen. Regelmäßige Kon- Wissen fehlen Geflüchteten zu Beginn Zum Jahresbeginn 2021 werden 2469 Ge- takte zu Nachbarn begünstigen zusätz- ihres Aufenthalts in der Regel komplett,“ flüchtete im Integrationsmanagement lich das Ankommen in der Gesellschaft.“ schildert Fehr die Situation von Geflüch- betreut, davon 970 Minderjährige. Von teten. den erwachsenen Klienten verfügen 24 Integration als langfristiger Prozess Prozent über ein deutsches Sprachni- „Wir sind stolz auf die Fortschritte un- Breit aufgestelltes Netzwerk mit veau B1 oder höher. Da einige Geflüch- serer Klienten“, berichtet Fehr. „Dennoch Freien Trägern hilft Geflüchteten tete zum Lernen der deutschen Sprache ist Integration meist kein geradliniger Aufgrund dessen hat sich der Land- zunächst eine Alphabetisierung durch- Weg, der nach ein, zwei Jahren abge- kreis Ludwigsburg von Beginn an ent- laufen müssen, ist dies für den Einzelnen schlossen ist. Umso wichtiger ist es, dass schieden, das Integrationsmanagement ein gewichtiger Schritt nach vorne. Das wir als Integrationsmanagerinnen und breit aufzustellen. Integrationsmanage- Sprachniveau B1 ist wichtiger Türöffner -manager genau hinschauen und die rinnen und -manager werden sowohl für den Eintritt in den Arbeitsmarkt. ­Bedürfnisse jedes Klienten individuell er- von der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas, 13 Prozent der erwachsenen Klienten be- fassen. So können zum Beispiel Konflikte dem Kreisdiakonieverband, dem Kreis- finden sich in einem sozialversicherungs- in der Familie, gesundheitliche Sorgen verband des Deutschen Roten Kreuzes pflichtigen Beschäftigungsverhältnis. oder alltägliche Misserfolge zunächst und dem Landratsamt beschäftigt. Diese Zusätzlich gehen vier Prozent einer einmal Integrationshindernisse darstel- in 34 Städten und Gemeinden tätigen In- ­Ausbildung, einem Praktikum oder len.“ Aufgabe der Integrationsmanager-/ tegrationsmanagerinnen sind wiederum einem Studium nach. Bei 1253 Personen in ist es, diese Hindernisse zu erkennen, direkt mit den dortigen Rathäusern und wurde das Integrationsmanagement be- mit dem Geflüchteten nach eigenen den vor Ort tätigen ehrenamtlichen Hel- reits beendet (Stand 1. März2021). Davon ­Lösungen zu suchen oder den Klienten fern vernetzt. „Das Zusammenspiel von konnten 780 Personen einen Mietvertrag an spezielle Fachdienste wie zum Bei- Freien Trägern, Rathäusern, ehrenamt- abschließen und verfügten erstmals spiel psychologische Beratungsstellen lichen Helfern und dem Landratsamt ist über einen privaten Wohnraum. oder Bewerbungstrainings weiterzulei- ein fruchtbarer Boden, um das Netzwerk Julia Fehr, Geschäftsteilleitung der Inte- ten. Ziel ist auch die aktive Teilnahme am für Geflüchtete im Landkreis stetig aus- grationsmanager im Landratsamt Lud- gesellschaftlichen Leben der Gemeinde zubauen. Wenn der Klient dann in der wigsburg, wertet dies als Erfolg: „Eine in Vereinen, Interessengruppen oder der Lage ist, sich in diesem Netzwerk dauer- eigene Wohnung ist für die Integration Politik. „Wer in Deutschland aufwächst, haft selbstständig zu bewegen, wird sich unserer Klienten von großer Bedeutung. hat über die Dauer seines Lebens ein das Integrationsmanagement schritt- Ein eigener privater Raum beseitigt das Netzwerk von Verwandten, Freunden, weise aus der Beratung zurückziehen Gefühl von Unsicherheit. Dadurch kann Nachbarn oder Bekannten, die bei Fragen und nach Beendigung einen neuen Kli-

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enten in die Beratung aufnehmen“, er- Die Ausstellung zeigt das breite Spek- Landkreises Tuttlingen. Mit der Entschei- klärt Fehr die dauerhafte Konzeption. trum der Tätigkeitsfelder in der Pflege, dung, eine Modellkommune Pflege ein- Das Integrationsmanagement wird die beruflichen Qualifizierungsmöglich- zurichten, habe Landrat Stefan Bär nicht durch das Land Baden-Württemberg seit keiten, Möglichkeiten der Weiterbildung nur Mut, sondern vor allem Weitsicht 2018 finanziell gefördert. Die Förderung und Karriere, die individuellen Entwick- ­bewiesen. Heutzutage ist es unerlässlich im Landkreis Ludwigsburg läuft derzeit lungen und Perspektiven sowie die He- die bedarfsgerechte Versorgung pflege- bis Ende 2022. rausforderungen im Beruf. bedürftiger Menschen in die bestehende Die Online-Ausstellung will Einblicke in Infrastruktur zu integrieren. Ostalbkreis: Pflegekampagne eröffnet den Beruf geben und zum Weiterdenken „Mit der Modellkommune Pflege er­ Online-Bilderausstellung anregen und ist ab sofort auf der Kampa- halten der Landkreis und die Kommu- „Gesichter der Pflege“ gnenhomepage www.herz-plus-ostalb. nen deutlich mehr Gestaltungsmöglich- de zu sehen. keiten im Pflegebereich. Die Beratung Die kreisweite Pflegekampagne „Herz der Bürgerinnen und Bürger bekommt Plus Ostalb“ präsentiert die Bilderreihe Landkreis Tuttlingen wird dadurch eine ganz neue Qualität“, freut „Gesichter der Pflege“. „Unser Anliegen ­Modellkommune Pflege sich Landrat Stefan Bär über die Zusage. ist es, auf diese Weise zu einem besseren Damit trägt der Landkreis dem kommu- Verständnis für und Interesse an den Bereits im vergangenen Jahr hatte sich nalen Anliegen Rechnung, deutlich mehr Pflegeberufen beizutragen. Wir möchten der Landkreis Tuttlingen als Modellkom- Einfluss auf die Planung und Steuerung der Pflege ein neues Gesicht geben“, so mune Pflege beworben. Der Antrag zum in der Pflege zu erhalten. Der Landkreis Verena Weber, die die Pflegekampagne Modellvorhaben zur kommunalen Bera- Tuttlingen ist einer von lediglich drei leitet. tung Pflegebedürftiger und ihrer Ange- Landkreisen in Baden-Württemberg, die Um die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen höriger nach §§ 123 und 124 SGB XI-Mo- den Zuschlag für dieses Modellprojekt und Bürger noch stärker auf das tolle und dellkommune Pflege wurde am 6. April erhalten haben. Die Beratung und Pla- vielseitige Berufsfeld in der Pflege zu len- 2021 seitens des Ministerium für Soziales nung soll – gemeinsam mit den Kommu- ken, wurde eine Fotostrecke mit Pflege- und Integration genehmigt. Ziel ist es, nen – dezentral stattfinden. kräften aus dem Ostalbkreis einwickelt. in Zeiten des demografischen Wandels, Statements, die zum Ausdruck bringen, Beratung aus einer Hand anzubieten und warum die Pflege ein großartiges Ar- jetzt entscheidende Weichenstellungen Umwelt – Naturschutz beitsfeld ist, sollen die Portraits unter- vorzunehmen. Ministerialdirektor Prof. streichen. Dr. Uwe Lahl lobte die Weitsicht des Bodenseekreis: Gesunkenes Motorboot vor Immenstaad geborgen

Am 30. März 2021 ist das im August 2020 vor Immenstaad im Bodensee gesun- kene Motorboot gehoben und geborgen worden. Die Bergung wurde durch das Landratsamt Bodenseekreis veranlasst, weil davon auszugehen war, dass sich an Bord des Wracks noch wassergefähr- dende Betriebsstoffe befanden. Diese hätten nach Einschätzung der Behörde zu einer nicht kalkulierbaren Gefährdung insbesondere auch für die Trinkwasser- versorgung werden können. Es waren im Februar erstmals Ölspuren im Bereich des gesunkenen Bootes auf der Wasser­ oberfläche festgestellt worden. Die Bergung durch Berufstaucher wurde von der Feuerwehr begleitet, um bei Quelle: Landratsamt Ostalbkreis den Arbeiten auftreibende Betriebsstoffe

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Auch der Erholungswert für Besuche- rinnen und Besucher wird durch das Er- lebnis der entlang schön angelegter Wanderwege weidenden Rinder und der detaillierten Beschilderung erhöht. Seit Mitte der 1980er Jahre erwirbt die untere Naturschutzbehörde des Boden- seekreises mit freiwillig bereitgestellten finanziellen Mitteln des Landkreises und unterstützt mit Fördermitteln des Landes Grundstücke in der Raderacher Niedermoor- und Drumlinlandschaft zwischen Friedrichshafen, Markdorf und Oberteuringen. Neben den für die Land- wirtschaft weniger interessanten Flä- chen im Niedermoor konnten im Zuge der Aufgabe der französischen Garnison auch die Waldflächen mit einer Fläche Quelle: Landratsamt Bodenseekreis von circa 70 Hektar im Bereich der heu- tigen Deponie Weiherberg mit den Ra- abfangen zu können. Mit einer Ölsperre in den Hafen Kirchberg gebracht. deracher Weihern durch den Bodensee- wurde verhindert, dass sich Ölschlieren An der Aktion waren neben dem Arbeits- kreis erworben werden. Die Waldflächen auf der Seefläche ausbreiten konnten. schiff der Bodenseetaucher drei Boote werden seit dieser Zeit unter Berück- Es sind schätzungsweise weniger als ein der Feuerwehr, die Wasserschutzpolizei sichtigung naturschutzfachlicher Krite- Liter Benzin ausgetreten, das durch die und das Mehrzweckschiff des Seenfor- rien bewirtschaftet. Inzwischen stellen Feuerwehr aufgesaugt werden konnte schungsinstituts beteiligt. Das Amt für sie einen ökologisch hochwertigen Le- beziehungsweise sich verflüchtigt hat. Wasser- und Bodenschutz des Landrats­ bensraum für eine Vielzahl von Vogel- Das rund sechs Meter lange Motorobot amts war ebenfalls vor Ort. Insgesamt und Fledermausarten, aber auch für ist in etwa 60 Metern Tiefe durch die waren es rund 20 Einsatzkräfte. Die Ko- ­weniger beachtete Arten wie Käfer und ­Taucher mit Auftriebskörpern bestückt sten der Aktion sind aktuell noch nicht andere Insekten dar. worden, die aufgeblasen wurden und bekannt. Sie sind durch den Bootseigner Die Flächen des Bodenseekreises mit das Boot an die Oberfläche gebracht oder dessen Versicherung zu tragen. einer Ausdehnung von circa 170 Hektar haben. Mit einem Arbeitsschiff wurde sind inzwischen nicht nur Grundlage für das Wrack dann am frühen Nachmittag Bodenseekreis: eine zunehmend hochwertige Nieder- Schottische Hochlandrinder moorlandschaft, sondern auch für eine als Landschaftspfleger Wander- und Naturerlebnislandschaft, im Hepbacher-Leimbacher-Ried die von der örtlichen Bevölkerung sowie den Gästen im Bodenseekreis gerne an- Die extensive Niedermoorlandschaft genommen wird. So können im nörd- zwischen Kluftern und Raderach hat lichen Ried seit fast zwei Jahrzehnten neue Bewohner bekommen. Seit April urtümliche Heckrinder bei der Land- dieses Jahres beweidet eine Herde mit schaftspflege betrachtet und Vögel vom circa 20 Mutterkühen und Kälbern schot- Aussichtspunkt Hutwiesen bewundert tischer Hochlandrinder die rund 25 Hek- werden. Mit Hilfe des BUND Markdorf tar Feuchtwiesen und Niedermoorflä- sowie der Stadt Friedrichshafen sind chen. Dieses Projekt ist eine Partnerschaft neben der dortigen Vogelhütte in den des Landratsamtes und der Stadt Fried- letzten Jahren eine Vielzahl von Wegen richshafen, die in den vergangenen Jah- entstanden, die einerseits Einblicke in ren hier Flächen aufgekauft haben, um die Landschaft ermöglichen, anderer- sie für Naturschutzzwecke nutzen und seits zu „Schau-Biotopen“, wie die Tüm- Quelle: Landratsamt Bodenseekreis aufwerten zu können. pel mit einer neuen Plattform westlich

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Davon ernähren sich rund 100 Kilo Insek- ten, von welchen circa 10 Kilo Vögel leben. Extensiv genutzte Weiden tragen so we- sentlich zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei und sind im Biotopverbund von Bedeutung. Die Attraktivität und der Erlebniswert der Rundwanderwege er- fährt durch das Beweidungsprojekt eine weitere Aufwertung. Gemeinsam mit der Stadt Friedrichshafen wurden an der Rinderweide zwei neue Schautafeln auf- gestellt, die dem Besucher weitere Ein- blicke in das Weideprojekt vermitteln. Die schottischen Hochlandrinder wer- den von lokalen Landwirtinnen und Landwirten betreut, die das Tierwohl Schottisches Hochlandrind als Landschaftspfleger unterwegs Quelle: Landratsamt Bodenseekreis ­sicherstellen, wichtige Ansprechpart­ nerinnen und Ansprechpartner für die der Deponie Weiherberg, führen. Infor- ten Jahren gelungen, auch die feuchten untere Naturschutzbehörde sind bei der mationstafeln entlang der Wege illus- Grünlandflächen westlich der Radera- weiteren Entwicklung der Flächen und trieren die Landschaft und informieren cher Weiher und nordöstlich von Efriz- die durch die Landschaftsentwicklung über die Zielsetzungen des Naturschutz- weiler in öffentliches Eigentum zu gleichzeitig ein hochwertiges Fleisch ge- projektes. ­bringen. Die Flächen der Stadt Friedrichs- nerieren, das in Zukunft auch vermarktet Seit einiger Zeit hat die untere Natur- hafen sowie des Straßenbauamts wer- werden soll. Zunächst dient der zu erwar- schutzbehörde mit dem einen den dabei als sogenannte naturschutz- tende Nachwuchs jedoch dem Aufbau ­weiteren tierischen Helfer für ihre Be­ rechtliche Kompensationsflächen für der Herde. Die Zahl der Tiere wird hierbei mühungen um eine naturnahe Nieder­ Eingriffe in Natur und Landschaft an sukzessive an die Produktivität der Flä- moorlandschaft erhalten. Da die Flächen ­anderer Stelle genutzt. che angepasst. So sollen die Rinder einer- inzwischen nahezu vollständig im Eigen- Gemeinsam mit den Flächen der Natur- seits im Jahresverlauf die Vegetation kur- tum der öffentlichen Hand stehen, kann schutzbehörde werden diese südlich der zhalten und damit die maschinelle Pflege der Biber seinen Lebensraum weitge- Müllstraße nun ganzjährig mit einer ersetzen, andererseits muss die Fläche hend unbehelligt gestalten und eine Na- ­kleinen Herde aus Schottischen Hoch- deren Futterversorgung gewährleisten. turlandschaft mit verschiedenen Grün- landrindern beweidet. Bereits im Herbst Die untere Naturschutzbehörde freut landtypen, Röhrichten, Kleingewässern wurde hierfür mit dem Zaunbau be­ sich darüber, dass nach langen Jahren schaffen. Mit Hilfe von örtlichen Land- gonnen. Zwei Brunnen als Tränke für die der Projektvorbereitung dieses neue Be- wirten und Pflegemitteln des Landes un- Rinder und ein noch in der Planung be- weidungsprojekt gestartet werden kann terstützt die untere Naturschutzbehörde findlicher Unterstand ergänzen die für und hierdurch, auch vor dem Hinter- des Bodenseekreises durch naturnahe eine Beweidung erforderliche Infrastruk- grund des inzwischen in der breiten Be- Bewirtschaftung und Pflege der Flächen tur. Extensive Weidewirtschaft schafft völkerung angekommen Insektenster- die Entwicklung der dortigen Landschaft. einerseits eine landwirtschaftliche Wert- bens, ein wertvoller Beitrag zur Stützung Ergänzt wurde/wird die Pflege durch die schöpfung und andererseits günstige und Entwicklung der Insektenvielfalt ge- Renaturierung eines Teils der Brunnisach, Lebensbedingungen für Tiere und Pflan- leistet wird. Die weiteren Beweidungs- die Anlegung von über 30 Biotopteichen zen. Sie bewirkt den Erhalt der offenen projekte auf kreiseigenen Flächen, neben und die Anhebung des Grundwasser- und lichten Riedlandschaft. Diese Nut- den Flächen im Bereich Hutwiesen auch stands mit der damit verbundenen Um- zung fördert eine für Insekten, Reptilien, im Beweidungsprojekt „Storch und Stier“ kehrung des Mineralisierungsprozesses Kleinsäuger und Vögel günstige Mo­ im Salemer Tal stellen hierfür den ein- im Niedermoor. saikstruktur der Vegetation. drücklichen Nachweis dar. Gemeinsam mit Flächen der Stadt Fried- Neben dem Artenreichtum ist eine deut- Zum „Wander- und Naturerlebnis Hep- richshafen und der Straßenbauver­ lich höhere Biomasse dieser Weide­ bacher-Leimbacher-Ried“ stehen Flyer waltung des Bodenseekreises ist es der flächen von besonderem Wert. Ein Rind sowohl im Umweltschutzamt des Land- unteren Naturschutzbehörde in den letz- produziert circa 10 Tonnen Mist pro Jahr. ratsamts sowie bei der Stadt Friedrichs-

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hafen, Ortsverwaltung Kluftern und der ventionen müssen nachhaltig agierende Touristinformation am Stadtbahnhof Betriebe wieder einen höheren Anteil mit zahlreichen Informationen zur Ver­ ihres Einkommens aus dem Verkauf der fügung. hochwertigen Produkte generieren kön- nen. Auch das gelingt nur durch eine ge- Ergebnisse zum Jahresprojekt steigerte Wertschätzung der Produkte ­„Nachhaltige Rindfleischproduktion“ – bei den Konsumenten. Dazu wurden die Landschaftserhaltungsverband Schwerpunktthemen Kommunikation ­Landkreis Lörrach bringt lokale Beispiele mit den Konsumenten sowie Zertifikate in europäische Arbeitsgruppe ein / und Marken bearbeitet. Die Experten ­Bericht ab sofort online abrufbar hoben dabei besonders die Gefahr von irreführender Werbung und die Schwie- Seit einem Jahr ist der Landschaftser­ rigkeit der eindeutig erkennbaren Ab- haltungsverbands Landkreis Lörrach e. V. grenzung zu wirklich nachhaltigen Rind- (LEV), vertreten durch Simona Moos- fleischprodukten hervor. mann, Geschäftsführerin des LEV und Aus der Arbeitsgruppe heraus bildete Nebenerwerbslandwirtin, in einer euro- Eine extensive Rinderweide im Landkreis Lörrach. sich außerdem ein globaler Zusammen- paweiten Arbeitsgruppe mit 20 Experten Quelle: LEV Landkreis Lörrach, Simona Moosmann schluss, die „Global Grassfed Alliance“. aus 15 Ländern zum Thema nachhaltige Diese Gruppe tauscht sich regelmäßig in Rindfleischproduktion aktiv. Der entspre- ren Beispielen daher auch die Initiative informellem Rahmen zu einer Fleisch- chende (englischsprachige) Abschluss- „Schlachtung mit Achtung“ aus dem produktion auf Basis von Gras- und Heu- bericht der Arbeitsgruppe ist nun online Landkreis Lörrach genannt. Sie dient als fütterung mit Weidegang aus. verfügbar. Die Ausarbeitungen sollen internationales Vorzeigeprojekt. Simona Moosmann resümiert: „Im Er- als Grundlage für weitergehende For- Ein großes europäisches Problem ist die gebnis zeigt sich unter anderem, dass es schungs- und Projektanträge dienen, für fehlende gesellschaftliche Anerkennung europaweit mehr Ähnlichkeiten als Un- die im Bericht Vorschläge benannt sind. für die vielen positiven Nebeneffekte terschiede bei den Herausforderungen Ziel der internationalen Arbeitsgruppe einer nachhaltigen Rindfleischproduk- auf diesem Weg gibt. Und das Engage- war es, Visionen für Europa zu entwi- tion. Dazu gehört der erhebliche Beitrag ment in all diesen Bereichen zeigt: Es ckeln, wie nachhaltig produziertes Rind- zum Erhalt der Biodiversität, zum Tier- geht weiter! Wir können auch interna­ fleisch vom Nischen-Lebensmittel zum wohl, zum Landschaftsbild, zum Klima- tional viel voneinander lernen und uns Standard-Produkt werden kann. So dis- schutz und vielem mehr. Aus diesem gegenseitig in dem Anliegen unterstüt- kutierten und entwickelten Landwirte, Grund beschäftigte sich die Gruppe auch zen, mehr nachhaltig produziertes Rind- Wissenschaftler und Mitarbeiter von intensiv mit der Produktkettenentwick- fleisch auf die europäischen Teller zu Nichtregierungsorganisationen entspre- lung und Vermarktung. Die Erzeuger­ bringen.“ chende Ideen. Es wurden Herausfor­ gemeinschaft „Bio Weiderind“ aus dem Der Abschlussbericht der internationa- derungen, Best-Practice-Beispiele und Südschwarzwald dient hier als Best-­ len Arbeitsgruppe zur Entwicklung und Forschungs- und Innovationsbedarfe be- Practice-Beispiel aus der Region. Alle Ex- Stärkung nachhaltiger Rindfleischpro- arbeitet, auf Grund von Covid 19 aus- perten waren sich einig: Eine ökologisch duktion in Europa ist verfügbar unter: schließlich online. Initiiert und begleitet sinnvolle und tiergerechte Rindfleisch- https://ec.europa.eu/eip/agriculture/ wurde der Prozess durch die europäische produktion muss durch die Konsumenten en/publications/eip-agri-focus-group- Agrar-Innovationsplattform der EU Kom- gewürdigt werden und für die landwirt- sustainable-beef-final-report mission. schaftlichen Betriebe auch ökonomisch Ein sehr dringliches Thema über alle nachhaltig sein. International beschäf- ­Landesgrenzen hinweg ist die Schlach- tigen sich viele Initiativen mit Aufklä- Gastbaumarten als Unterstützung im tung: In ganz Europa befürchten die Ex- rungskampagnen für einen bewussteren Klimawandel – Amt für Waldwirtschaft perten einen weiteren Rückgang dezen- Fleischkonsum mit der klaren Botschaft und Waldservice Ortenau setzen traler Schlachtmöglichkeiten. Vor allem „Weniger Masse – mehr Qualität“. ­Alternativbaumarten ein für kleine landwirtschaftliche Betriebe Ein kontroverses Thema war die große wird es dadurch immer schwieriger, tier- Abhängigkeit der produzierenden Be- Längst trifft der Klimawandel auch die gerecht und kostengünstig zu schlach- triebe von öffentlichen Fördergeldern. deutschen Wälder. Nicht zuletzt haben ten. Im Abschlussbericht ist neben ande- Neben der Unterstützung durch Sub­ die anhaltende Trockenheit der Jahre

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2018 und 2019 und der dadurch be­ ihren Platz, die aufgrund ihrer Herkunft „Die gewählten Baumarten sind zu günstigte Borkenkäferbefall auch in der besser an trockenere und heißere Kli- einem großen Teil auf der Empfehlungs- Region zu einer dramatischen Wald- mabedingungen angepasst sind“, erklärt liste der Forstlichen Versuchsanstalt in schutzsituation geführt. Obgleich es den Pfüller. Zwar werde sich mit dem wärmer Freiburg zu finden. Andere Arten haben Ortenauer Wäldern noch vergleichs- werdenden Klima auch die Tier- und wir auf der Basis positiver Erfahrungen weise gut geht, ist auch hier ein aktiver Pflanzenwelt von Süden weiter nach mit Versuchsflächen ins Sortiment auf- Waldumbau hin zu klimastabilen Misch- Norden ausbreiten, doch sei das Tempo genommen“, erläutert Christoph Rexter, wäldern erforderlich. Das Amt für des Klimawandels für eine angemessene stellvertretender Leiter des Forstbezirks ­Waldwirtschaft des Ortenaukreises setzt Wanderung wenig mobiler Arten zu Oberkirch, der die Aktion gemeinsam mit dabei primär auf heimische Baumarten hoch, sodass hier Waldbesitzende und seiner Kollegin Regina Huber durchge- und deren natürliche Verjüngung. Darü- Forstleute unterstützend nachhelfen. Im führt hat. Die Nachfrage nach klimataug- ber hinaus kommen aber auch verstärkt Vergleich zu den über 87.000 heimischen lichen Gastbaumarten steige landesweit Gastbaumarten zum Einsatz. Bäumen, die 2020 aktiv in den Wäldern und sei dieses Jahr so groß gewesen, dass „Die Wälder im Ortenaukreis sind wich- des Ortenaukreises gepflanzt wurden, die Bestellung sehr früh erfolgen musste, tiger Rohstofflieferant, wertvolles Öko­ machen Gastbaumarten derzeit etwa um die gewünschten Stückzahlen und system, beliebter Erholungsraum und 15 Prozent aus. Kalkuliere man noch die Baumarten zu erhalten. essentiell für den Tourismus. Damit dies großen natürlich verjüngten Waldflä- Auch für das kommende Jahr ist eine so bleibt, arbeiten wir intensiv an deren chen mit ein, liege der Anteil der neuen ­gemeinsame Bestellung geplant. Wald- Umbau und gehen dabei auch unkon- Arten gerade einmal bei rund sieben besitzende können sich bei ihren zustän- ventionelle Wege“, so Hans-Georg Pfül- ­rozent. digen Revierleitungen über die verschie- ler, Leiter des Amts für Waldwirtschaft. Die jährliche Großbestellung der dieses denen Baumarten und deren Eignung für Um die Risiken für die künftigen Waldbe- Mal über 17.000 jungen Gastbäume wird die unterschiedlichen Standorte ihres stände so gering wie möglich zu halten, bereits seit vielen Jahren vom Amt für Waldes informieren. sei es wichtig, möglichst viele verschie- Waldwirtschaft in Kooperation mit der dene heimische Baumarten mit einer Waldservice Ortenau eG organisiert; tra- Rebhuhnschutzprojekt des großen genetischen Bandbreite zu nut- ditionell beteiligen sich auch zahlreiche ­Landschaftserhaltungsverbands (LEV) zen, wo möglich die Naturverjüngung Privatwaldbesitzende, Kommunen, Kör- Rhein-Neckar wird offizielles einzusetzen und konsequent die Boden­ perschaften und der Staatswald. Be- ­Partnerprojekt der landesweiten eigenschaften des jeweiligen Standorts stellt wurden unter anderem Atlas- und ­„Allianz für Niederwild“ miteinzubeziehen. „Zudem erhalten in Libanonzedern, Tulpenbäume, Hybrid­ den Mischbeständen nun auch ver- lärchen, Lindenblättrige Birken, verschie- Die Metropolregion Rhein-Neckar zeich- stärkt verschiedene Gastbaumarten dene Nussarten und Leyland-Zypressen. net sich durch eine hohe Wirtschafts- kraft aus und ist ein echter Ballungs- raum. Doch zwischen Industrie, Gewerbe und landwirtschaftlichen Sonderkultu­ ren gibt es hier noch eine Besonderheit: Das Rebhuhn. Es ist kaum zu glauben, dass ein kleiner Feldvogel, vom Aus­ sterben bedroht, in einer Region mit solch einem hohen Takt noch Lebens- raum findet. Bei einer Feldexkursion des LEV Rhein- Neckar e. V. wurde deutlich, warum das so ist. Mit dem Kooperationsprojekt Al- lianz für Niederwild der Wildforschungs- stelle des Landes mit dem Landesjagd- verband Baden-Württemberg wurden Schutzflächen, sogenannte Blühbrachen, Am Werksgelände der Waldservice Ortenau in Ohlsbach sortierten Mitarbeitende des Amts für für Rebhühner und andere Feldbewoh- ­Waldwirtschaft wie hier Trainee Franziska Reichenbach und Christoph Rexter rund 17.000 Gastbäume und händigten sie an Privatwaldbesitzende, Kommunen, Körperschaften und den Staatswald aus. ner wie Wildbienen und Feldhasen be- Quelle: Landratsamt Ortenaukreis gutachtet. Am Ende der Exkursion erhielt

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dabei. Ein dauerhafter Entzug aus der ­Bewirtschaftung, Nutzung oder Pflege dieser Lebensräume stellt dabei keine Lö- sung dar. Nutzungsgebote und -verbote schaffen weder Akzeptanz innerhalb der Landwirtschaft, noch werden sie den Artenverlust in der Agrarlandschaft nachhaltig bremsen. Die Arten Feldhase, Rebhuhn und Fasan bilden für das Pro- jekt die Leitarten. Sie stehen stellvertre- tend für den starken Rückgang vieler Arten des Offenlandes. Um die Kern­ forderungen des Projekts bezüglich der Übergabe der Urkunde an den LEV (Personen von links nach rechts: Anne Scholl Weiterentwicklung der Agrarförderpro- (WFS/Wildforschungsstelle), Teresa Schlemmer (Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e.V.) und gramme mit praktischen Beispielen zu René Greiner (Landesjagdverband BW e.V.) untermauern und um Anpassungs- und Quelle: Wildforschungsstelle, Pierre Johne Klärungsbedarf in der Agrarförderung, der LEV die Auszeichnung als offiziel- Die Erkenntnisse werden nämlich durch die „Stolperstellen“ in der praktischen les Partnerprojekt der landesweiten Al- das Projekt Allianz für Niederwild landes- Umsetzung, zu identifizieren, wurden in lianz für Niederwild. „Dass es hier noch weit gebündelt und dienen der Weiter- den vergangenen Jahren vier Modell­ Rebhühner gibt, hat vor allem auch damit entwicklung der Agrarförderprogramme regionen eingerichtet und ein enges zu tun, dass der Landschaftserhaltungs- im Land Baden Württemberg. Und das Netzwerk aus Lokalprojekten aufgebaut, verband Rhein-Neckar mit seinem loka- mit Erfolg: Denn durch die neugestal- um die Erfahrungen im Land zu bündeln. len Rebhuhnschutzprojekt die unter- teten Fördermaßnahmen im Land profi- schiedlichen Akteure aus Landwirtschaft, tieren nun überall Rebhuhn, Feldhase, Weiterführende Informationen zum Jagd, Naturschutz und Kommunen an Wildbiene und nicht zuletzt die Land- ­Projekt Allianz für Niederwild: einen Tisch bringt und konkret Maßnah- wirtschaft davon. www.wildtierportal-bw.de/ men umsetzt“, betont Anne Scholl, Pro- allianzfuerniederwild jektleiterin bei der Wildforschungsstelle Hintergrundinformation (WFS) des Landes. „Mit der Auszeichnung Die Allianz für Niederwild ist ein Koope- Rhein-Neckar-Kreis für herausragendes als offizielles Partnerprojekt wollen wir rationsprojekt der Wildforschungsstelle und vorbildliches Energiemanagement die Pionierarbeit, die hier geleistet wird, des Landes mit dem Landesjagdver- ausgezeichnet würdigen“, so Anne Scholl weiter. „Einige bandes Baden-Württemberg. Das Pro- der Flächen, die wir heute begutachtet jekt ist im Juni 2020 als herausragendes Im Rahmen des Kommunalen Klima­ haben, sehen aus wie aus dem Lehrbuch, Projekt der UN-Dekade Biologische Viel- kongresses Baden-Württemberg in Ulm besser geht’s kaum“, schätzt René Grei- falt ausgezeichnet worden. hat der Rhein-Neckar-Kreis eine Aus- ner, Projektleitung beim Landesjagd­ Die Allianz ist ein breites Bündnis von zeichnung für sein herausragendes und verband, die Situation ein, denn „die ­Jägern, Naturschützern, Kommunen, vorbildliches Energiemanagement erhal- ­unterschiedlichen Erfahrungen in der Landwirten, Grundeigentümern, Behör- ten. Der Leiter des Eigenbetriebs Bau, Maßnahmenanlage sind für uns auf Lan- den und Forschungseinrichtungen in ­Vermögen und Informationstechnik, Jür- desebene extrem wichtig und wir sind ­Baden-Württemberg. Gemeinsam wol- gen Obländer, hat am 21. Mai 2021 die froh, solche Partnerprojekte zu haben.“ len die Akteure individuelle Handlungs- Plakette „Kom.EMS“ aus den Händen von Das freut auch Teresa Schlemmer vom möglichkeiten zielorientiert zusammen- Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführen- Landschaftserhaltungsverband, die in führen, um dem Verlust an Offenlandarten des Vorstandsmitglied des Städtetags Vertretung für Katrin Naumann (Eltern- entgegenzuwirken. Baden-Württemberg, erhalten. Die Preis- zeit) derzeit das Projekt beim LEV betreut: Ziel ist es Offenlandarten durch Verbes- verleihung war ursprünglich durch die „Es ist schön zu sehen, wie die Arbeit des serung ihrer Lebensbedingungen und neue Umweltministerin Thekla Walker, LEV auch über die Landkreisgrenzen hi- Lebensräume zu fördern. Der Erhalt einer MdL, geplant. Weiter ausgezeichnet wor- naus wahrgenommen wird und dass wir nachhaltigen Bewirtschaftung unserer den sind die Landkreise Böblingen und uns mit anderen Lokalprojekten vernet- landwirtschaftlich geprägten Kultur- Calw sowie 18 Kommunen – darunter die zen und austauschen können.“ landschaft ist ein wichtiges Element Stadt Walldorf.

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Seit 2001 betreibt der einwohnerstärks- Schwarzwald-Baar-Kreis: Die Vermes- te Landkreis in Baden-Württemberg sung des Waldes und wie viel Wald es in zur Identifizierung von energetischen Deutschland gibt Schwachstellen ein umfangreiches Ener- giemanagement. Kommunales Energie- „Wieviel Wald gibt es eigentlich in management bedeutet, eine kontinuier- Deutschland?“. Diese Frage und viele liche Steigerung der Energieeffizienz der weitere beantwortet seit 1988 die Bun- kommunalen Liegenschaften unter Ver- deswaldinventur. Jetzt finden neue wendung von innovativen technischen ­Aufnahmen für eine vierte Auflage der und organisatorischen Maßnahmen. Ge- Inventur statt. genüber 2001 konnte so der Heizkenn- Ein Drittel der Gesamtfläche Deutsch- wert in den kreiseigenen Schulen von lands sind bewaldet. Damit ist Deutsch- 114 kWh/m2 auf 82 kWh/m2 und bei Ver- land eines der waldreichsten Länder in waltungsgebäuden von 86 kWh/m2 auf der EU. Der Wald dient uns täglich mit 58 kWh/m2 im Jahr reduziert werden. Trinkwasser, guter Luft, Holzprodukten Durch effizientere Technik und durch Der Rhein-Neckar-Kreis wurde am 21. Mai 2021 und einem Ort zum Entspannen. Doch ­klimafreundliche Energieträger bei der beim Kommunalen Klimakongress Baden-Württ- wem gehört der Wald und wie alt ist er emberg in Ulm für sein herausragendes und vor- Wärme- und Stromversorgung wurden eigentlich? Welche Baumarten finden bildliches Energiemanagement ausgezeichnet: Der die absoluten Treibhausgasemissionen Leiter des Eigenbetriebs Bau, Vermögen und Infor- wir auf unseren Wanderungen und wie der Schulen und Verwaltungsgebäude mationstechnik des Rhein-Neckar-Kreises, Jürgen viel Kohlenstoff speichert dieser Lebens- von 7.397 t CO2 im Jahr 2010 auf 6.392 t Obländer, hält das Zertifikat in Händen. raum? Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis CO2 im Jahr 2019 reduziert. Das ist eine Durch Stichprobenaufnahmen im ge- Senkung von fast 14 Prozent und dies samten Waldgebiet Deutschlands wer- ­obwohl gleichzeitig die bewirtschaftete Kom.EMS wurde von den Energie­ den Antworten darauf gefunden und Fläche zunahm. Betrachtet man den agenturen Baden-Württembergs, Sach- zusammengetragen. „Genau wie bei der seit dem Jahr 2010 bezogenen Ökostrom sens, Sachsen-Anhalts und Thüringens Inventur im Supermarkt, werden Bäume als CO2-neutral sinken die Treibhausgas­ gemeinschaftlich entwickelt und der gezählt, aber auch vermessen und be- emissionen in 2019 nochmals um ca. ­Begriff Kom.EMS steht hierbei für Kom- stimmt. Bei rund 90 Milliarden Bäumen,

3.000 t CO2. Um zu prüfen welche Mög- munales Energiemanagement-System. die im deutschen Wald stehen, eine lichkeiten der Landkreis hat, um weitere Dieses online-Werkzeug, welches von große Aufgabe“, erläutert Dr. Frieder Einsparungen zu realisieren, verwen- den Energieagenturen kostenfrei zur ­Dinkelaker, Leiter des Forstamtes des det der Rhein-Neckar-Kreis seit 2019 ­Verfügung gestellt wird eignet sich für Schwarzwald-Baar-Kreis. In deutschen unter der fachkundigen Beratung der Kli- den systematischen Aufbau und der Wäldern stehen mehr als 50 verschie- maschutz- und Energieagentur Baden- ­Verbesserung eines Energiemanage- dene Baumarten. Den größten Anteil Württemberg (KEA) das Online-Tools ment-Systems in den kommunalen Ver- haben Fichten mit 25 Prozent, Kiefern „Kom.EMS“. waltungen. Entscheidend für den Rhein- mit 22 Prozent und bei den Laubbäumen „Kommunales Energiemanagement ist Neckar-Kreis war bei der Einführung und Buchen mit 15 Prozent der Fläche. „Diese ein bedeutender Baustein für einen er- Teilnahme an Kom.EMS, dass hierbei ein Baumartenverteilung wird sich mit gro- folgreichen kommunalen Klimaschutz“, ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird und ßer Wahrscheinlichkeit bei der anstehen- erläutert der Leiter des Eigenbetriebs dadurch alle für das Energiemanage- den vierten Inventur ändern. Denn al- Bau, Vermögen und Informationstech- ment relevanten Verwaltungsebenen leine in den letzten drei Jahren fielen nik des Rhein-Neckar-Kreises. Denn die mit einbezogen werden. Auf diese Art rund 177 Millionen Kubikmeter Schad- ­Bewirtschaftung kommunaler Liegen- und Weise lassen sich auf Dauer die holz durch Extremwetterereignisse in schaften und der damit verbundene größten Energieeinsparerfolge erzielen. ganz Deutschland an“, erklärt Dr. Frieder ­Verbrauch von Wärme, Strom und Was- Darüber hinaus bietet Kom.EMS auch die Dinkelaker. Dabei war die Baumart Fichte ser stehen für einen erheblichen Teil Möglichkeit zur Zertifizierung und damit in besonderem Maße betroffen. Den der kommunalen Ausgaben und CO2-Em- auch zur systematischen Erfolgskon- Wald zu erhalten ist derzeit oberste Prio- missionen. Bereits nicht- und gering- trolle [KEA Klimaschutz- und Energiea- rität in der Forstwirtschaft. Er bindet um investive Maßnahmen können durch ein gentur Baden-Württemberg GmbH, o. J.]. die 62 Millionen Tonnen CO2 netto jähr- professionelles Energiemanagement zu Das kostenfreie Webportal ist unter lich und kompensiert damit rund 7 Pro- erheblichen Einsparungen führen. www.komems.de verfügbar. zent der deutschen Treibhausgasemis­

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tatkräftig unterstützen. Durch die erfolg- reiche Bewerbung erhält der Verein Bio- sphärengebiet Schwäbische Alb e. V. eine auf drei Jahre befristete Personalstelle mit 75 % der Kosten gefördert sowie Sachmittel zur Umsetzung des Regional- konzepts. Umsetzungsorientiert soll in den drei Jahren als Biomusterregion vor allem die bio-regionale Außer-Haus-Verpflegung vorangetrieben und mit Schwerpunkt im von der UNESCO ausgezeichneten ­Biosphärengebiet Schwäbische Alb ver- ankert werden. Entlang der einzelnen Wertschöpfungsketten soll aber explizit auch außerhalb des Biosphärengebiets Mit dem Dendrometer lässt sich herausfinden wie viel Kubikmeter Holz im Wald steht. in den Landkreisen Alb-Donau-Kreis, Ess- Quelle: Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis lingen und Reutlingen gearbeitet wer- den. Die dortigen Kantinen und Absatz- sionen. Dies zeigt seine Wichtigkeit im möglichkeiten für Bioprodukte sollen Verschiedenes Klimawandel. genutzt werden. Walderhalt bedeutet vor allem, durch Die durchgehende Versorgung der Gas- ­regelmäßige Pflege Wälder gesund und Bio-Musterregion tronomie und Gemeinschaftsverpfle- widerstandsfähig zu halten und den Biosphärengebiet Schwäbische Alb – gung mit Bio-Produkten aus regionaler Fortbestand des Waldes auf natürlichem Der Verein Biosphärengebiet Produktion zu garantieren ist kein ein- Wege zu ermöglichen. Dort, wo dies nicht ­Schwäbische Alb e.V. und die Landkreise faches Vorhaben. Doch es gibt gute Bei- möglich ist, müssen junge Bäume ge- Alb Donau-Kreis, Esslingen und spiele wie es funktionieren kann. Zudem pflanzt werden. „Im Schwarzwald-Baar- ­Reutlingen unterzeichnen Koopera­ sollen Verarbeitungsstrukturen verbes- Kreis stehen deshalb in den nächsten tionsvereinbarung zur Bio-Musterregion sert und regionale Bio-Produzenten mit Jahren mehrere hundert Hektar Flächen der Außer-Haus-Verpflegung auch mit zur Aufforstung an. Städte, Gemeinden, Ende 2020 hat sich der Verein Bio­ Schulen und Kindergärten vernetzt wer- aber auch viele Privatwaldbesitzende sphärengebiet Schwäbische Alb e. V. den. nehmen sich dieser Aufgabe an“, so der beim Ministerium für Ländlichen Raum In der Vorstandssitzung des Vereins Bio- Leiter des Forstamtes des Landkreises. und Verbraucherschutz erfolgreich als sphärengebiet Schwäbische Alb e. V. am Denn auch das zeigt die Bundeswald­ Bio-Musterregion des Landes beworben. 10. Juni 2021 wurden nun die weiteren inventur: Rund die Hälfte des Waldes ist Nach der nun erfolgten organisatori­ Schritte auf dem Weg zur Bio-Muster­ in Privatbesitz. Im Schwarzwald-Baar- schen Vorbereitung haben die Koopera­ region Biosphärengebiet Schwäbische Kreis liegt der Anteil bei zirka 40 Prozent. tionspartner die weiteren Schritte einge- Alb vereinbart. So unterzeichneten die Die Verantwortung für den Wald liegt leitet, so dass ein Start der inhaltlichen drei Landkreise Alb-Donau-Kreis, Ess­ damit in vielen Händen. Arbeit näher rückt. lingen und Reutlingen eine Koopera­ Die Außenaufnahmen der Inventur wer- Bio-Musterregionen werden durch das tionsvereinbarung zur Bio-Musterregion. den bis Ende 2022 durchgeführt. Diese Ministerium für Ländlichen Raum und Zudem wurde die Stellenausschreibung finden immer an denselben Stichproben- Verbraucherschutz Baden-Württemberg für das Regionalmanagement auf den punkten statt, um eine Vergleichbarkeit (MLR) nach Bewerbung mit einem Regio- Weg gebracht. Neben den Landkreisen über die Jahrzehnte hinweg zu gewähr- nalkonzept ausgewählt. In diesen Regio­ unterstützen landwirtschaftliche Ver- leisten. Die letzte Inventur zeigte, dass nen soll ein spezieller Fokus auf die wei- bände, Einzelbetriebe sowie Sponsoren die Wälder älter werden und die Bäume tere Entwicklung und Ausweitung der die Umsetzung der Bio-Musterregion. dicker. Über alle Waldflächen liegt das ökologischen Erzeugung und Vermark- „Wir haben enorm positive Resonanz zu Durchschnittsalter bei 77 Jahren. Was tung gelegt werden. Damit möchte das unserem Vorhaben der bio-regionalen wohl bei den neuen Aufnahmen heraus- zuständige Ministerium das Ziel des Außer-Haus-Verpflegung als Bio-Muster- kommen wird? ­Landes auf 30 bis 40 % Bioanbaufläche region Biosphärengebiet Schwäbische

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Alb. Viele Akteure stehen in den Start­ mit Untersagung der Rundholzvermark- wird auch weiterhin räumlich in allen löchern und wir freuen uns, dass wir tung für Privat- und Körperschaftswald drei Landkreisen präsent sein. nun die organisatorische Grundlage ge- ab 100 ha. Daraufhin musste der ge- schaffen haben, sodass wir nach einer samte Forstbereich neu aufgestellt wer- Neue Präsentation der Geschichte Besetzung des Regionalmanagements – den. des Landkreises Böblingen – vermutlich im Spätsommer – inhaltlich Das Konstrukt der Holzverkaufsgemein- Neues Internetportal des Kreisarchivs starten können“, so Dr. Ulrich Fiedler, schaften wurde mit Änderung des Lan- zeigt ab sofort Videos von Zeitzeugen Landrat des Landkreises Reutlingen deswaldgesetzes zudem zum 1. Januar und Vorsitzender des Biosphärengebiet 2020 möglich. Aufgrund der aktuellen Landrat Roland Bernhard und Kreis­ Schwäbische Alb e.V. Beschränkungen rund um die Corona- archivarin Debora Fabriz ist es ein großes Pandemie war eine Gründungsversamm- Anliegen, die reiche Geschichte des Hintergrundinformationen lung in Präsenz leider nicht möglich. So ­Landkreises Böblingen zeitgemäß zu prä- Die Landesregierung Baden-Württem- wurde die Gründung mit dem Genossen- sentieren. Dazu gehören die Kultur und bergs hat sich zum Ziel gesetzt, einen schaftsverband abgestimmt und sie Lebensweise der Menschen, ihre Lebens- Beitrag zu leisten, damit die steigende musste per Videokonferenz erfolgen. Im geschichten, die Traditionen, das Brauch- Nachfrage nach ökologisch erzeugten Rahmen der Videokonferenz waren rund tum, der Dialekt und die Besonderheiten Lebensmitteln künftig stärker aus regio- 100 Mitglieder anwesend, die der Grün- jeder Gemeinde und Stadt. Diese vielsei- naler Erzeugung gedeckt werden kann. dung zustimmten und die Organe der tige Geschichte des Landkreises Böblin- Biomusterregionen sollen ein Werkzeug Genossenschaft wählten. In den Auf- gen und seiner Menschen bewahrt und sein, dies zu erreichen. Anfang 2018 sichtsrat wurden gewählt: erforscht das Kreisarchiv und stellt sie ­wurden die ersten vier Bio-Musterregio­ Helmuth Waizmann, Vorstand der Forst- nunmehr verstärkt digital einer breiten nen Baden-Württembergs ausgewählt. lichen Vereinigung Schwäbischer Limes, Öffentlichkeit sowie den Schulen zur Ver- In 2019 kamen weitere fünf hinzu. Am Georg Kiesel, Waldbauverein Schwä- fügung: 2. Juni 2020 hat die Landesregierung bisch Hall; Rolf Werthwein, FBG Murr-­ Das neue Internetportal kreisgeschich- ­dritten Wettbewerb gestartet und Ende ; Christoph Hald, Bürgermeister te-bb.de des Kreisarchivs Böblingen ist 2020 weitere fünf Bio-Musterregionen Gschwend; Damian Komor, Bürgermei- online. Es umfasst alle digitalen histo- ausgewählt. ster Mainhardt; Armin Mößner, Bürger- rischen Angebote des Kreisarchivs. meister Murrhardt, Johann Reck, Forstde- Neben der bereits bestehenden Web- Holzvermarktungsgemeinschaft zernent Ostalbkreis; Sebastian Schüller, seite zeitreise-bb.de treten nun mit der ­Schwäbisch-Fränkischer Wald/ Forstamtsleiter Landkreis Schwäbisch neuen Webseite zeitzeugen-bb.de Le- Ostalb (HVG) gegründet Hall, Ulrich Häußermann, Stellv. For- bensgeschichten von Bürgern des Land- stamtsleiter Rems-Murr-Kreis; Christoph kreises in den Vordergrund, die im Film Am 29. April 2021 hat sich im Rahmen Zink, Verantwortlicher für die Kirchen- festgehalten werden. In ihren Berichten einer Videokonferenz die Holzvermark- wälder der Evang. Landeskirche Stutt- entsteht ein eindrückliches Panorama tungsgemeinschaft Schwäbisch-Frän- gart. des bewegten 20. Jahrhunderts. „Ich kischer Wald/Ostalb (HVG) als Genossen- Zum Aufsichtsratsvorsitzenden wurde in bin beeindruckt von den Schilderungen schaft gegründet. der anschließenden Aufsichtsratssitzung der Zeitzeugen, die uns Einblicke in ihre In ihr vereinen sich der Privatwald in der Murrhardter Bürgermeister Armin Lebenswege in der Kriegs- und Nach- Form der Forstbetriebsgemeinschaften Mößner gewählt. Zu seinem Stellver­ kriegszeit geben“, sagt Landrat Roland sowie des Großprivatwaldes über die treter wurde der Mainhardter Bürger- Bernhard über die neue Webseite des Landkreise Rems-Murr-Kreis, Schwäbisch meister Damian Komor gewählt. Zum Kreisarchivs. „Ich danke den Zeitzeugen, Hall und Ostalbkreis mit 39.500 ha Wald- Schriftführer wurde der Forstamtsleiter dass sie uns an ihren Erlebnissen und Er- besitz. Neben dem Privatwald gehört zur des Landkreises Schwäbisch Hall Herr fahrungen teilhaben lassen.“ Kreisarchi- HVG auch der Körperschaftswald in Form ­Sebastian Schüller gewählt. varin Debora Fabriz resümiert „Die neue der Kommunalwälder der Städte und Ge- Zu Vorständen der HVG wurden die Webseite zeitzeugen-bb.de ist als Ergän- meinden mit 13.400 ha sowie der Pfarrei- ­bisherigen Holzverkäufer der drei be­ zung zu unserem bekannten Angebot zu stiftung. teiligten Landkreise ernannt: Helmut verstehen. Der sachlichen Perspektive Die Gründung der HVG erfolgte in einem Stanzel (seither FSL, Aalen), Frank Hof- auf zeitreise-bb.de wird nun der per­ mehrjährigen Prozess aufgrund des vor mann (Holzverkaufsstelle Rems-Murr) sönliche Blick von Zeitzeugen auf die Jahren gegen das Land Baden-Württem- und Oliver Hermann (Holzverkaufsstelle ­Geschichte des Landkreises zur Seite berg angestrengten Kartellverfahrens Landkreis Schwäbisch Hall). Die HVG ­gestellt. Besonders spannend sind diese

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Hansjörg Rist, Gertrud Ruckh, Annelies Schermaul, Erich Schlegel, Lisa Stürner und andere. Das von Kreisarchivarin Debora Fabriz geleitete Projekt wurde unterstützt vom Kreisseniorenrat und historisch und kulturell ausgerichteten Vereinen, die den Kontakt zu den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen herstellten. Die Filmaufnahmen wurden in der Zeit von Oktober 2019 bis Februar 2020 von Mitgliedern des Film- und Videoclubs Sindelfingen e. V. erstellt: Kurt Haug, Hans Knauß, Hans-Georg Knödler und Erich Weiß. Die Interviews führte Su­ sanne Kittelberger, bei der sachlichen Kommentierung wirkte Stefanie Sohr mit, beide Mitarbeiterinnen des Kreisar- chivs. Das Portal kreisgeschichte-bb.de Quelle: Landratsamt Böblingen und die Webseite zeitzeugen-bb.de wur- den von Harry Bechtle und Benjamin Zeitzeugeninterviews, weil sie eine Zeit Als Zeitzeugen wirkten mit: Marta Böhm von der Heindl Internet AG, Tübin- großer politischer und gesellschaftlicher ­Aichele, Margret Gerstlauer, Else Grotz, gen, aufgebaut. Umbrüche beleuchten.“ Georg Györfi, Horst Häußermann, Wal- Die Filmaufnahmen werden übergrei- Als dritte Sparte des Portals kommen in ter Herrmann, Inge Holder, Wilhelmine fenden historischen Themen zugeord- absehbarer Zeit die Kleindenkmale im ­Jockers, Ingeborg Penz, Heinrich Penz, net, die vom Kreisarchiv wissenschaftlich Landkreis in ihrer ganzen Vielfalt zur Dar- Hans Porst, Hanne Lore Reinert, Joachim aufbereitet wurden. Derzeit werden 34 stellung. Reinert, Immanuel Rühle, Kurt Reißer, Kurzfilme bzw. Filmausschnitte der Inter- views gezeigt sowie vier Langversionen der Gespräche mit Margret Gerstlauer, Immanuel Rühle, Gertrud Ruckh und ­Annelies Schermaul, die nach erfolgter Registrierung zugänglich sind. In den kommenden Monaten folgen weitere Langfilme.

Bodenseekreis: Bio-Essen in der Gemeinschaftsverpflegung

Am 11. Mai 2021 fand die Auftaktver­ anstaltung des Modellprojekts „Bio in der Gemeinschaftsverpflegung“ statt. Die Bio-Musterregionen Bodensee sowie Heidenheim Plus und Freiburg haben dieses Frühjahr zusammen mit ihren ­jeweiligen sieben Pilotbetrieben den Pro- jektzuschlag erhalten. Gefördert und fachlich betreut wird das zweijährige Projekt vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucher- Quelle: Landratsamt Böblingen schutz. Die Organisation vor Ort obliegt

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dem Regionalmanagement der Biomu- die Großküchen hingegen stellt sich die weiten Kultursommers 2021 wird das sterregion. In der Bio-Musterregion Bo- Frage, ob die benötigten Mengen in einer Projekt von der Bundesbeauftragten für densee ist Lucile Huguet dafür zustän- gleichbleibenden Qualität beziehungs- Kultur und Medien (BKM) aus den Mit- dig. Im Rahmen des Projekts verfolgen weise in geeigneten Verpackungsein- teln des Programms „Neustart Kultur“ die ausgewählten Pilotbetriebe folgende heiten erhältlich sind. Offen ist auch, wie gefördert. Hierfür stehen bis 209.000 Ziele: die Pilotprojekte die höheren Kosten der Euro Fördermittel zur Verfügung. Die be- ● Durchführung der DGE-Zertifizierung Bio-Lebensmittel mit dem teilweise fest- teiligten Partner aus der Region bringen (Deutschen Gesellschaft für Ernäh- gelegten Mittagssatz vereinen können. gemeinsam mit dem Kreis 67.000 Euro rung e. V.) und der Bio-Zertifizierung Um diese Themen wird es in Gruppen- auf. ● Erhöhung des Einsatzes möglichst re- coachings und Beratungsmodulen des Geplant sind ausschließlich Veranstal- gionaler, ökologisch erzeugter Lebens- Projekts durch die Biomusterregion und tungen, die im Freien und unter Einhal- mittel auf mindestens 30 Prozent im das Ministerium gehen. tung der entsprechenden Hygienekon- Wareneinsatz eines gesamten Jahres Die Fragen nach den regionalen Liefe- zepte stattfinden. Der „Kultursommer ● Reduktion der Lebensmittelverluste ranten und nach der Logistik werden in am Bodensee” soll mit einem attraktiven Für diese hoch angesetzten Ziele konn- einem Teilprojekt behandelt. Die Bio-­ Angebot aus Veranstaltungen für Kinder ten sich in der Bio-Musterregion Boden- Musterregion setzt sich dafür ein, dass und Jugendliche, Konzerten und Lesun­ see sieben Einrichtungen begeistern: regionale Bio-Wertschöpfungsketten gen Einheimischen und Gästen einen er- Zwei Senioreinrichtungen (WSK) für die Gemeinschaftsverpflegung sten Lichtblick in Richtung kultureller ● Spitalstiftung Konstanz, Küchenlei- auf- bzw. ausgebaut werden. Als Instru- Normalität bieten. Vor allem für auf lo- tung: Thomas Renz, Konstanz ment dafür wird in den kommenden Wo- kaler und regionaler Ebene freiberuflich ● Küche im Altenpflegeheim Marien- chen ein runder Tisch zur Gemeinschafts- tätige Kunst- und Kulturschaffende sol- haus mit dem Haus „Don Bosco“, Kü- verpflegung ins Leben gerufen, bei dem len Auftritts- und Präsentationsmöglich- chenleitung: Thomas Winkler, Kons­ alle Akteure der WSK von der Erzeugung keiten geschaffen werden. tanz über die Küche und die Vorverarbeitung Als Teilnehmer des Projekts „Kultur­ Zwei Kitas und ein Caterer bis hin zum Handel gemeinsame Lö- sommer am Bodensee“ veranstaltet der ● Küche im Konradihaus mit der integra- sungen erarbeiten. Die Fortschritte des Bodenseekreis eine Plakatausstellung tiven Kita „Die Arche“, Projektleitung: Arbeitskreises können zukünftig auf der für freischaffende bildende Künstle- Ludger Ferber-Thiel, Küchenleitung: Homepage der Bio-Musterregion Boden- rinnen und Künstler der Region. Petra Melchers, Konstanz see eingesehen werden unter https:// ● Kinderhaus St. Gebhard, Kinderhaus- www.biomusterregionen-bw.de/boden- Landkreis Ludwigsburg: leitung: Lena Gebauer, Konstanz see. Bio-Musterregion Ludwigsburg- ● Maier Partyservice & Catering, Stell- Die Erkenntnisse und Fortschritte des Stuttgart – Eröffnung des ersten vertretende Geschäftsführung: Sandra Projekts bilden einen wichtigen Bau- Bio-Marktes in der Region Maier, Stockach stein, um das Ziel der Landesregierung zu Zwei Betriebskantinen erreichen, 30 bis 40 Prozent der landwirt- Der erste Bio-Wochenmarkt in der Re- ● Betriebskantine Glashauscafé Liebe­n­ schaftlichen Flächen bis 2030 ökologisch gion und einer von sehr wenigen in ganz auer Landleben GmbH, Stiftung Liebe- zu bewirtschaften. Mit der Steigerung Deutschland wurde am 23. April 2021 auf nau, Bereichsleitung: Karl Herzog, Me- der Nachfrage durch den Einsatz von dem Stuttgarter Marienplatz eröffnet. ckenbeuren ­regionalen Bio-Lebensmitteln in der Erhältlich sind dort auch viele Bio-Waren ● Betriebskantine der Sparkasse Boden- ­Gemeinschaftsverpflegung kommt die direkt aus der Bio-Musterregion Lud- see in Zusammenarbeit mit Fairfood Bio-Musterregion Bodensee diesem Vor- wigsburg-Stuttgart. am See GmbH, Ansprechpartner Spar- haben immer näher. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln kasse: Walter Lorenz, Betreiber: Mi- steigt seit Jahren stetig. Nachdem von chael Ganser, Friedrichshafen Kultursommer am Bodensee Verbraucherseite die Frage nach einem Beim Auftakt am 11. Mai 2021 wurden mit Fördermitteln des Bundes reinen Bio-Markt geäußert wurde, star- ­potenzielle Stolpersteine offen und kon- teten vor einem Jahr die Planungen und struktiv diskutiert. Für kleine Betriebe sei Gemeinsam mit den Städten Friedrichs- die Suche nach Bio-Betrieben. Mit der die Belieferung mit regionalen Produkten hafen, Markdorf und Meersburg führt Bio-Musterregion Ludwigsburg-Stutt- wegen des logistischen Aufwands und der Bodenseekreis vom 28. Juli bis 15. Au- gart, angesiedelt im Fachbereich Land- des Preis-Leistungs-Verhältnisses eine gust 2021 einen „Kultursommer am Bo- wirtschaft im Landratsamt Ludwigsburg, besonders große Herausforderung. Für densee“ durch. Im Rahmen des bundes- fand sich eine Koordinierungsstelle, die

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anderer Erzeuger mit und bieten sie an, so dass der Landkreis Ludwigsburg zum Beispiel auch unter den Marktschirmen von Betrieben aus dem Enzkreis vertre- ten ist. Der jüngste der landwirtschaft- lichen Marktbeschicker, Luka Schwehr aus Mühlacker, baut aktuell schon wäh- rend der Meisterausbildung als Neu­ einsteiger einen Gemüsebau-Betrieb auf und hat mit Hilfe des Markts eine der ersten Hürden geschafft: den Verkauf der ersten eigenen Produkte zu sichern. Wie alle Märkte bietet der Bio-Markt den Besuchern vor allem eins: die Chance, ­direkt mit den Landwirtinnen und Land- wirten, die unsere Lebensmittel produ- zieren, ins Gespräch zu kommen.

Ostalbkreis zur Vorurteilsfreien Zone Gemüse aus dem Enzkreis und der Bio-Musterregion Ludwigsburg-Stuttgart gibt es an diesem Stand des ­erklärt – Auch der Ostalbkreis setzt ein Betriebs Mauer. Zeichen gegen Rassismus und beteiligt Quelle: Landratsamt Ludwigsburg sich am deutschlandweiten Aktionstag die Planungen gemeinsam mit der einer Feier eröffnet werden, aber den- Um am „Demokratie leben!“-Aktionstag ­Märkte Stuttgart GmbH übernahm. noch strömten die Besucher bereits wäh- auf das Problem Alltagsrassismus auf- Jeden 2. und 4. Freitag im Monat von rend des Aufbaus zu den am Ende des merksam zu machen, erklären Landrat 11.30 Uhr bis 19 Uhr findet der Bio-Markt Markttages sehr zufriedenen Markt-­ Dr. Joachim Bläse das Landratsamt und nun statt. Somit ist der Markt sowohl für Beschickern. Oberbürgermeister Thilo Rentschler das Langschläfer als auch für den Einkauf Der Bio-Markt lädt mit frischem Gemüse Aalener Rathaus jeweils zur vorurteils- nach Feierabend attraktiv. Zwar konnte aus der Region und benachbarten Land- freien Zone. Gemeinsam mit Vertrete- der Markt am 23. April 2021 nicht mit kreisen, Honig, verpackungsfreiem Müsli, rinnen des Kreisjugendrings brachten die Suppen aus dem Glas (wenn es mal beiden Hausherren überdimensionale schnell gehen muss) und leckeren Back- Bodenaufkleber an. waren aber nicht nur zum Wochenend- „Zu viele gehen einfach über mich hin- einkauf ein. Auf dem zentral gelegenen weg“, steht in Großbuchstaben auf dem und gut angebundenen Marienplatz Aufkleber. Mit dem Aktionstag „Vorsicht, kann man mit Kaffee, Crêpe und Flamm- Vorurteile! Wir setzen ein Zeichen gegen kuchen noch ein wenig in der ersten Rassismus“ macht die Partnerschaft für Frühlingssonne verweilen. Alles auf dem Demokratie Ostalbkreis zusammen mit Markt Angebotene stammt aus biolo- dem Kreisjugendring auf ein Thema auf- gischer Erzeugung. merksam, das unterschätzt wird: Vorur- Die auf dem Markt präsenten landwirt- teile und ihre negativen Auswirkungen schaftlichen Betriebe kommen aus der auf unsere Gesellschaft. Denn gerade die Bio-Musterregion Ludwigsburg-Stutt- vermeintlich unabsichtlich geäußerten gart oder benachbarten Landkreisen. Der Vorurteile gegenüber anderen führen zu Markt ist für die Bio-Erzeuger und -Ver- Alltagsrassismus, der unser demokra- markter eine einmalige Chance, neue tisches und respektvolles Zusammen­ ­Absatzwege zu erschließen. Auch neue leben gefährdet. Die Bio-Musterregion Ludwigsburg-Stuttgart war Kooperationen unter den Landwirten Darauf hinzuweisen hält Landrat Dr. Joa- zur Eröffnung auch vertreten – mit gutem Blick auf das Marktgeschehen. haben sich gebildet: So nehmen die chim Bläse für unerlässlich, denn man Quelle: Landratsamt Ludwigsburg ­Betriebe für ihren Stand meist Produkte merke oft gar nicht, dass man in die

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­Vorurteilsfalle tappt. An vielen Stellen im kreis bereits seit 2019 gegen Rassismus Die Homepage wurde seit ihrer Einfüh- Alltag finde Rassismus statt, so Bläse. und für Vielfalt im Ostalbkreis ein. rung 2005 lebhaft aufgerufen. Durch- Das fange bereits bei der Wortwahl oder Die Aktion „Vorsicht, Vorurteile!“ findet schnittlich 4.000 Besucher informierten beim Umgang miteinander an. Der Ak­ deutschlandweit statt. sich dort Monat für Monat rund um tionsaufkleber sei ein guter Hinweis und ihre saisonalen und regionalen Einkäufe. würde zum Nachdenken anregen und Info: Gerade im Frühjahr 2020 stieg die An- aufzeigen, dass man in seinem Umfeld „Demokratie leben!“ zahl der Zugriffe noch einmal deutlich rassistische Handlungen und Aussagen Seit 2015 fördert das Bundesministerium an. Da sich auch das Angebot der land- hinterfragen soll. Seit gestern mahnt für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wirtschaftlichen Betriebe in den letzten nun auch im Landratsamt des Ostalb- mit dem Bundesprogramm „Demokratie Jahren stark erweitert hat, wurde die kreises der Aufkleber dazu, sensibler mit leben!" deutschlandweit Projekte zur Seite nun vom Sachgebiet Hauswirt- dem Thema Vorurteile und Rassismus ­Demokratieförderung, Vielfaltgestal- schaft und Ernährung des Landwirt- umzugehen. tung und Extremismusprävention. schaftsamtes technisch, strukturell und Dass auch das Aalener Rathaus eine der grafisch komplett überarbeitet und drei Stellen sei, die im Ostalbkreis ein „Natur von hier“: Lebensmittel aus damit auf den neuesten Stand gebracht. deutliches und starkes Zeichen gegen dem Rems-Murr-Kreis online finden – Entstanden ist eine Homepage in mo- Rassismus und für die Demokratie setzt, Lokal einkaufen, regionale Erzeuger dernem Design, für einfache, intuitive freue ihn sehr, betont Oberbürgermeis­ ­unterstützen – Plattform lädt Nutzung. ter Thilo Rentschler und erklärt das Rat- zum Stöbern und Entdecken ein Dass der Rems-Murr-Kreis zusammen haus Aalen zu vorurteilsfreien Zone. mit dem Ostalbkreis jetzt eine Bio-Mu- Das Rathaus sei der richtige Ort, um auf Die Homepage natur-von-hier.de bringt sterregion ist, zeigt die Plattform eben- das Thema Rassismus aufmerksam zu es jetzt neu auf den Punkt: Der Tisch im falls schnell und praktisch auf: Wer lieber machen. Tätliche Übergriffe sind beson- Rems-Murr-Kreis ist reich gedeckt. Das "bio" einkauft, findet die dazu passenden ders sichtbare Zeichen für den Rassismus ganze Jahr über bieten Hofläden und Hofläden und Winzerbetriebe mithilfe in unserer Gesellschaft. Sie sind jedoch Winzer landwirtschaftliche Produkte an, einer einfachen Filterfunktion in der nur die Spitze des Eisbergs. Viele Men- von Apfel bis Zwetschge, von Ackersalat Suchmaske. schen werden im Alltag aufgrund ihrer bis Zucchini, von Angusrind bis Ziegen- Auch die im Wandel befindlichen Ein- tatsächlichen oder vermeintlichen Her- fleisch. Wo genau diese Produkte er­ kaufsgewohnheiten berücksichtigt die kunft oder Religion, ihres Aussehens oder hältlich und schnellstmöglich erreichbar Homepage „Natur von hier“ jetzt klar sonstiger rassistischer Zuschreibungen sind, finden Verbraucherinnen und Ver- ­erkennbar. „Automatenkauf“, „Liefer­ diskriminiert. Deshalb setzt sich die braucher auf der Plattform nun schnell service“ und „Onlineshop“ sind hierzu ­Partnerschaft für Demokratie Ostalb- und einfach. die aktuellen Schlagworte. Denn viele Direktvermarkter und Winzer im Rems- Murr-Kreis bieten solche Services inzwi- schen an. So können die Verbraucher über die Homepage nicht nur die ge- wünschten Produkte, sondern auch die bevorzugte Einkaufsart wählen: Ganz nach individuellem Gusto, sogar nach ­Ladenschluss. Längst freuen sich die Menschen im Landkreis darauf, in hoffentlich naher Zu- kunft wieder mit Familie und Freunden ungezwungen feiern zu können. Dazu bieten die landwirtschaftlichen Betriebe nicht nur ihre vielfältigen Produkte zum Verkauf an, sie stellen auch Räumlich- keiten unterschiedlicher Größe für Feste aller Art zu Verfügung, leisten kom-

Lara von Alkier, stellv. Vorsitzende des Kreisjugendring Ostalb e.V. und Landrat Dr. Joachim Bläse plettes Catering und haben sogar Über- beim Anbringen des Bodenaufklebers im Aalener Landratsamt. Quelle: Landratsamt Ostalbkreis nachtungsmöglichkeiten im Angebot.

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Auch darüber gibt die Seite „natur-von- erzeuger unterstützen und Wein und voran“, sagte Hoffmeister-Kraut. Das hier.de“ jetzt umfassend Auskunft. Most für gemütliche Stunden zu Hause Land wolle etwa 80 Millionen Euro aus „,Natur von hier´ ist die digitale Platt- kaufen. Im neuen Besenführer findet dem Europäischen Fonds für Regionale form rund um alle aktuellen Themen der man eine reiche Auswahl an Produ- Entwicklung (EFRE) für RegioWIN-Pro- Direktvermarktung und über regionale zenten. jekte einsetzen und mit Landesmitteln Produkte im Rems-Murr-Kreis“, so An- Die Broschüre ist unter anderem bei den ergänzen, so die Wirtschaftsministerin. nette Sammet-Volzer, die Fachbereichs- teilnehmenden Betrieben, in den Bürger- „Durch die Leuchtturmprojekte mit leiterin Hauswirtschaft und Ernährung büros der Städte und Gemeinden oder ihrer strategischen Einbindung in die re- im Landwirtschaftsamt. „Zusätzlich zu direkt beim Landratsamt Tübingen er- gionalen Entwicklungskonzepte erwar- den Einkaufsmöglichkeiten macht die In- hältlich. Sie steht darüber hinaus unter ten wir eine deutliche und nachhaltige ternetseite Lust aufs Stöbern. Dazu gibt www.kreis-tuebingen.de/landwirtschaft Schubwirkung für die innovative und es immer wieder neue Rezepte zu saiso- zum Download bereit. ökologische Entwicklung in den Wett­ nalen Produkten, Informationen rund bewerbsregionen.“ um einzelne Produktgruppen, egal, was Peter Hauk, Minister für Ländlichen im Rems-Murr-Kreis gerade geerntet Raum und Verbraucherschutz: „Regio- Wirtschaft und produziert wird. Es lohnt sich also, WIN-Projekte haben Vorbildcharakter. immer wieder mal neugierig auf die Das Spektrum dieser Projekte ist so Seite zu schauen“, empfiehlt Annette RegioWIN 2030: Landesregierung ­unterschiedlich wie die Struktur und Sammet-Volzer weiter. ­prämiert 24 Leuchtturmprojekte Ausgangsbedingungen der Wettbe- Online unter www.natur-von-hier.de. werbsregionen in Baden-Württemberg. Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoff- Sie stehen für eine nachhaltige, digitale Wein- und Mostbesenführer meister-Kraut hat am 14. April 2021 im und erfolgreiche Zukunft unseres Lan- für den Landkreis Tübingen Rahmen einer virtuellen Veranstaltung des“ Die Leuchtturmprojekte adressie- zusammen mit dem Minister für Länd- ren Themen wie Künstliche Intelligenz, „Oifach guad“ – dass es im Landkreis lichen Raum und Verbraucherschutz, biointelligente Wasserstoff-Kreislauf- ­Tübingen so viele Erzeuger für Wein und Peter Hauk, und Wissenschaftsministe- wirtschaft, Holzbau, Produktionstechnik Most gibt. Unter diesem Motto steht rin Theresia Bauer 24 Leuchtturmpro- im Weinbau, industrielle Bioökonomie, auch der neu aufgelegte Wein- und jekte im Landeswettbewerb „RegioWIN Upcycling, Data-Science und reichen von Mostbesenführer des Landkreises Tü­ 2030 – Regionale Wettbewerbsfähigkeit innovativen clusterorientierten Hubs mit bingen. In der Broschüre erfährt man durch Innovation und Nachhaltigkeit“ Transfer- und Kooperations- oder Enable- ­Interessantes über den Weinbau, das prämiert. Der Wettbewerb ist ein zen- roptionen über nachhaltige und zugleich Wengerter-Jahr und die Weinherstel- traler Baustein im Rahmen der Förde- bürgerbasierte Mobilitäts- und Logistik- lung. Auch die landschaftsprägenden rung aus dem Europäischen Fonds für konzepte bis hin zu klugen, visionären Streuobstwiesen im Kreis werden the- regionale Entwicklung (EFRE) in Baden- Vernetzungslösungen und Plattformen matisiert. So vielfältig wie die Streuobst- Württemberg in der Förderperiode zur Weiterentwicklung der regionalen wiesen sind auch die daraus entstehen- 2021 – 27. Damit leistet das Land einen ­Innovationsstrukturen. den Produkte. Beitrag für ein innovativeres Europa, für Wissenschaftsministerin Theresia Bauer: Bei Weinwanderungen oder Weinproben intelligenten wirtschaftlichen Wandel – „Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunen kann man mit den Wengertern ins Ge- aber auch für ein ökologischeres, CO2-­ und Zivilgesellschaft: Die intensive stra- spräch kommen und die Arbeiten im ärmeres Europa. tegische Vernetzung der Akteure in den ­Jahresverlauf kennenlernen oder auch „In einer global vernetzten Welt kann In- elf RegioWIN-Regionen ist der entschei- mitarbeiten. Vor allem kann man dabei novationsförderung nicht von einzelnen dende Schlüssel, um globale Herausfor- die Ergebnisse mühevoller Arbeit im Glas Akteuren alleine und isoliert umgesetzt derungen wie den Klimawandel oder die verkosten. Es bleibt zu hoffen, dass je werden. Mit dem Wettbewerb ‚RegioWIN Transformation der Wirtschaft zu mei- nach der aktuellen Lageentwicklung 2030‘ verzahnen wir die Ebenen EU, Land stern. In sämtlichen regionalen Entwick- auch bald wieder Besen-Abende möglich und Regionen und nutzen die geballte lungskonzepten und an nahezu allen sein werden. Die Termine der Wein- und regionale Vor-Ort-Kompetenz, um In­ 24 prämierten Leuchtturmprojekten sind Mostbesen findet man in Zukunft auf novations- und Nachhaltigkeitsprojekte Hochschulen des Landes als Impulsgeber einem Einlegeblatt- dem Besenkalender. umzusetzen. Mit den prämierten Pro- und Innovationsmotor für die Regional- Bis Veranstaltungen wieder möglich jekten treiben wir den Ausbau einer mo- entwicklung beteiligt. Die große Vielfalt, sind, kann man Wengerter und Most­ dernen Infrastruktur in den Regionen die Qualität und die dezentrale Ver­

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ortung unserer Hochschulen garantieren 72 Projekte sind sogenannte Schlüssel- ment Center (NMI – Naturwissen- wissenschaftsbasierte Erkenntnisse in projekte, die unabhängig von einer schaftliches und Medizinisches In­ der Fläche. Erst in der engen Kooperation EFRE-Förderung von den Regionen für stitut Reutlingen der Universität mit den Partnern gelingt es, Forschungs- die Umsetzung ihres jeweiligen Regio- Tü­bingen) ergebnisse in innovative Produkte, Pro- nalen Entwicklungskonzeptes vorge­ ● „AIDA“: Human-centered Interactive zesse und Dienstleistungen zu überset- sehen sind. Bei der Erarbeitung der Wett- Artificial Intelligence Data – Incuba- zen und damit die Region gemeinsam bewerbsunterlagen war – trotz der tion Center (GER Gewerbeimmobilien voranzubringen.“ Einschränkungen durch die Corona-Pan- Reutlingen GmbH & Co. KG, Ltg. Hoch- demie – eine beachtliche öffentliche schule Reutlingen) Weitere Informationen ­Beteiligungsbreite festzustellen. 4.407 Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit Akteure aus Kommunen, Unternehmen, Technologieregion Karlsruhe (Landkreise und Wohnungsbau hat in Kooperation Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Karlsruhe und Rastatt sowie Stadtkreise mit dem Ministerium für Wissenschaft, Kammern, aber auch Gleichstellungsbe- Karlsruhe und Baden-Baden) ● Forschung und Kunst und dem Ministe- auftragte, Vertreterinnen und Vertreter „regioKArgo Tram Train“: Nachhaltige rium für Ländlichen Raum und Verbrau- des Natur- und Umweltschutzes, Sozial- Logistik- und Personenmobilität mit- cherschutz den Wettbewerb „Regionale partner und Bürger waren eingebunden. tels KArgo TramTrains (Albtal Verkehrs- Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation Eine unabhängige Jury mit Vertretern gesellschaft Karlsruhe) ● und Nachhaltigkeit – RegioWIN 2030“ aus den Kommunen, den Regionen, der „RegioMORE“: Regionales digitales In- für die Förderphase 2021 – 2027 des Euro- Regionalwissenschaft, der Wirtschaft, novationszentrum für das Mittlerer- päischen Fonds für Regionale Ent­ der Gewerkschaften, der Hochschulen Oberrhein-Ecosystem (Stadt Bühl) ● wicklung (EFRE) der Europäischen Union und der Querschnittsziele Umwelt und „LastMileCityLab“: Erlebnisraum für aufgelegt, um im Rahmen eines Bottom- Gleichstellung bewertete im März 2021 zukunftsweisende urbane Gütermobi- up-Prozesses die regionale Vor-Ort-Kom- die Regionalen Entwicklungskonzepte lität im Innovationszentrum efeuCam- petenz optimal zu nutzen. und wählte die jetzt prämierten Leucht- pus Bruchsal (efeu Campus Bruchsal „RegioWIN 2030“ zielt darauf ab, die turmprojekte aus. GmbH) Wettbewerbsfähigkeit in den Regionen Region Nordschwarzwald (Landkreise Übersicht der prämierten durch Innovation und Nachhaltigkeit zu Calw, Freudenstadt, Enzkreis sowie Stadt- ­Leuchtturmprojekte verbessern und damit zu einer zukunfts- kreis Pforzheim) fähigen Regionalentwicklung beizutra- Region Bodensee (Landkreise Konstanz, ● „IZWW“: Innovationszentrum Wissen- gen. Regionen, Landkreise, Städte und Ravensburg, Sigmaringen und Boden- schaft & Wirtschaft Nordschwarzwald Gemeinden wurden von Februar bis seekreis) (Wirtschaftsförderung Nordschwarz- ● ­Dezember 2020 aufgefordert, entspre- „SUITable“: Serviceorientierte Unter- wald) chende Wettbewerbsregionen zu for- nehmensförderung, Innovation und ● „H2Black Forrest“: Forschungszentrum mieren und zusammen mit Akteuren Transformation als Enabler für das für biointelligente Wasserstoff- Kreis- aus Wirtschaft, Wissenschaft, der Ge­ ­regionale Innovationssystem (IHK Bo- laufwirtschaft im Schwarzwald sellschaft und Verwaltung Stärken und densee- Oberschwaben). ● „Up Cycling Plus“: Grüne Land- und Schwächen ihrer Wettbewerbsregion in Metropolregion Rhein-Neckar (aus Ba- ­Energiewirtschaft durch Upcycling eine Strategie zu überführen. den-Württemberg der Rhein-Neckar- von biogenen Reststoffen (Stadtwerke Mit der Prämierung der Leuchtturm­ Kreis und der Neckar-Odenwald-Kreis Mühlacker) projekte eröffnet sich den teilnehmen­ sowie die Stadtkreise Heidelberg und den Regionen nicht nur die Möglichkeit, Region Schwarzwald-Baar-Heuberg Mannheim) einen Antrag auf Förderung aus dem (Schwarzwald-Baar-Kreis, Landkreise ● „IZ Green Tech“: Innovationszentrum EFRE im Rahmen des Operationellen Pro- Tuttlingen und Rottweil) Green Tech (Stadt Mannheim) gramms 2021 – 2027 für Baden-Württem- ● „VIAS“: Vernetztes Innovations- und ● „RealLab MetropolPark“: Reallabor berg zu stellen. Ergänzend kommt eine Anwendungszentrum für Simulation für vernetzte nachhaltige Pendlermo- Förderung aus Landesmitteln hinzu. und smarte Systeme (Stadt Villin­gen- bilität (Zweckverband Metropolpark Die elf Konzepte der Wettbewerbs­ Schwenningen mit Hochschule Furt- Wiesloch-Walldorf) regionen beinhalten 110 strategische wangen, IFC Tuttlingen, Schwarz- Projekte. 38 davon wurden für eine För- Region Neckar-Alb (Landkreise Reutlin- wald-Baar-Klinikum und DRK) derung im Rahmen des EFRE als soge- gen, Tübingen und Zollernalbkreis) ● „H2-Real- & Testlabor“: Reallabor für nannte Leuchtturmprojekte eingereicht. ● „BioDevCenter“: Biological Develop- Wasserstoff-Systeme – Errichtung der

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Schulungs- und Testumgebung für ● „HFT.Lab“: Innovationslabor für das- H2-Technologie der Region Schwarz- Bauen der Zukunft (Hochschule für wald-Baar-Heuberg (Wasserstoffre- Technik, Stuttgart) gion Schwarzwald-Baar-Heuberg mit Weitere Informationen: https://2021-27. dem IFC Tuttlingen) efre-bw.de/ Region Südlicher Oberrhein-Hochrhein „Hohenlohe to go“ – (Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Für das regionale Branding wurde bereits Emmendingen, , Lörrach, Waldshut, Or- Mehrwegsystem mit eigenem Branding ein Schriftzug entworfen. Eine Silhouette mit tenaukreis und Stadtkreis Freiburg) soll im Kreis voll durchstarten – ­typischen Sehenswürdigkeiten aus dem Kreis ● „ZHS – Zentrum Holzbau Schwarz- Wirtschaftsinitiative des Landkreises soll folgen. Quelle: Landratsamt Hohenlohekreis wald“: Innovations- und Transfer­ und der Sparkasse sponsern die Besenwirtschaften diskutierten mit. Ein zentrum für den Holzbau – Forschung 100 Teilnehmer – gemeinsames Ziel: Die Mehrwegbe­ und Praxis vereint! (Verein Bauwerk echter Beitrag zum Klimaschutz hälter vom Einkauf beim Metzger in Mul- Schwarzwald und Zentrum Holzbau Der Hohenlohekreis entwickelt sich beim fingen sollen zum Beispiel wieder beim Schwarzwald) Thema Mehrwegsystem für die Gastro- Griechen in Künzelsau abgegeben wer- ● „Weinbau 4.0“: (Wirtschaftsförde- nomie zum regelrechten Trendsetter. den können. „Für die Bürgerinnen und rungsgesellschaft Landkreis Emmen- Als erster Landkreis hatte er über vier Bürger muss ein Mehrwegsystem so dingen) Wochen hinweg einen mehrteiligen ­einfach wie möglich sein“, unterstrich ● „Zukunftsraum Schwarzwald“: Kon- ­Online-Dialog mit Anbietern von Speisen Landrat Dr. Matthias Neth zu Beginn des zeption und Implementierung eines und Getränken zum Mitnehmen geführt. Online-Dialog-Forums. Bei der Auftakt- funktionalen und dezentralen Innova- Jetzt steht das Ergebnis fest: Das Mehr- konferenz standen die aktuellen Heraus- tionsökosystems (Wirtschaftsregion wegsystem „Hohenlohe to go“ soll im forderungen, die Verpflichtung ab 2023, Südwest GmbH) Region Schwaben- kompletten Hohenlohekreis etabliert im „To Go“-Geschäft Mehrwegbehälter bund (Stadtkreis Ulm, Alb-Donau-Kreis, werden. Die ersten 100 Teilnehmer er­ bereitzustellen, Lösungsansätze und ver- Landkreise Biberach und Heidenheim) halten eine attraktive Förderung von der schiedene Erfahrungswerte aus dem Ho- ● „DASU“: Transfersinstitut für Digitali- Wirtschaftsinitiative Hohenlohe, einer henlohekreis im Fokus. Am 29. März 2021 sierung, Analytics & Data Science Ulm gemeinsamen Initiative des Landkreises folgte eine Arbeitskreissitzung, die eine (DASU-Stiftung, IHK Ulm) und der Sparkasse. „Wir wollen einen nähere Beleuchtung von neun verschie- ● „TIB“: Transferzentrum industrielle ­Beitrag leisten zur Wirtschaftsförderung denen Systemen zum Inhalt hatte. Dabei Bio­ökonomie (Stadt Biberach) und zur Nachhaltigkeit und dabei die bot sich die Möglichkeit, mit den System- Region Heilbronn-Franken (Stadtkreis Marke Hohenlohe sichtbar machen“, er- dienstleistern in den Austausch zu treten Heilbronn, Landkreise Heilbronn und klärt die Geschäftsführerin der Wirt- und in Kleingruppen die Vor- und Nach- Schwäbisch-Hall, Hohenlohekreis, Main- schaftsinitiative und Leiterin des Amts teile zu diskutieren. Spannend waren Tauber-Kreis) für Wirtschaftsförderung und Tourismus zudem die Erfahrungsberichte der Mehr- ● „Hydrogen-Hub HN-F“: (WFG Raum Caroline Bogenschütz. weg-Initiativen in Brackenheim (Local Heilbronn GmbH) to go), Weilheim an der Teck (reCIRCLE), ● „I3-Lab“: (Molit-Institut gGmbH) Umfangreiche Entscheidungsgrundlage Esslingen (eigenes System LUNCHBOX ● „AI-TRAQC“: AI Training & Qualifica- Am 23. März 2021 wurde das Dialog-­ TO GO) und Wolfsburg (Recup und Re- tion Campus (Hochschule Heilbronn) Forum „In und nach der Corona-Krise: bowl). Eine Woche lang konnten darüber Wie kann das „To Go“-Geschäft im Ho- hinaus bei der Abfallwirtschaft in Kün- Ostalbkreis henlohekreis umweltfreundlicher wer- zelsau die Behältnisse verschiedener ● „KI Werkstatt Mittelstand“: (Hoch- den?“ gestartet. Eingeladen hatten der ­Anbieter unter Einhaltung der Hygiene- schule Aalen) Landkreis mit der Abfallwirtschaft, vorschriften in Augenschein genommen ● „albturm“: Albturm mit Zukunfts­ der Wirtschaftsinitiative und der Touris­ werden. „Uns war wichtig, dass wir den forum – Transferort für nachhaltige tikgemeinschaft sowie die Kreisstelle Anbietern von Speisen und Getränken Innovationen in der Forst-, Wald- und Hohenlohe des Deutschen Hotel- und im Hohenlohekreis umfangreiche Unter- Holzbauwirtschaft (Stadt Heubach) Gaststättenverbands DEHOGA. Zahl- stützung und eine neutrale Diskus­ Region Stuttgart (Stadtkreis Stuttgart, reiche Vertreter von regionalen An­ sionsplattform bieten konnten“, so der Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppin- bietern wie beispielsweise Restaurants, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Se- gen, Ludwigsburg und Rems-Murr-Kreis) Hotels, Metzgereien, Weinstuben und bastian Damm.

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Die Entscheidung der Auftaktkonferenz wurden die Vor- ist und somit die „Hohenlohe to teile eines regionalen „Brandings“, also Bei der Abschlussveranstaltung am 21. go“-Behältnisse ebenfalls bei teil- eines individuellen Hohenlohe-Designs, April 2021 unter dem Titel „Feinjustie- nehmenden Gastronomen außer- als groß eingestuft. Auf der Basis einer rung“ wurden die zwei nach den Umfra- halb des Hohenlohekreises ab­ Ideensammlung in der Arbeitskreissit- geergebnissen favorisierten Systeme gegeben werden können. Zurück zung entwickelte Anika Wahl, Medienge- nochmals gegenübergestellt und die An- bekommt der Kunde entweder das stalterin der Sparkasse Hohenlohekreis, bieter standen Rede und Antwort. Auf Pfand, das bei Schalen 5 € und bei bereits erste Branding-Vorschläge, die dieser Grundlage einigten sich die Teil- Bechern 2,50 € beträgt, oder ein sie am 21. April präsentierte. Geplant nehmer schließlich auf ein gemeinsames sauberes Behältnis. Wenn die Be- ist neben dem Namen „Hohenlohe to go“ Hauptmehrwegsystem im Hohenlohe- hältnisse nach vielen Einsätzen im Schriftbild von „Local to go“ eine Sil- kreis in Kooperation mit dem System- nicht mehr sehr ansehnlich sind, houette mit Bauwerken und weiteren dienstleister „Local to go“. Entsprechend schickt Local to go diese gesammelt typischen Sehenswürdigkeiten aus dem dem lokalen Ansatz des Dienstleisters zurück zum Hersteller, sodass sie Kreis. soll das Mehrwegsystem unter dem dort zermahlen und zu neuen Pro- Namen „Hohenlohe to go“ auftreten. „Ich dukten verarbeitet werden können. Starthilfe für die ersten freue mich, dass wir einen Konsens fin- Voraussichtlich sind die Mehrweg- 100 Vertragspartner im Hohenlohekreis den konnten und so bald als möglich mit behältnisse sehr lange im Einsatz, Den krönenden Abschluss des Dialog- Hohenlohe to go starten können“, betont denn sie bestehen aus dem Qua­ Forums bildete das Unterstützungs­ Angelika Walter-Hertweck, Vorsitzende litätskunststoff SAN (Styrol-Acryl­ angebot der Wirtschaftsinitiative Ho- der Fachgruppe Tourismus und Hotelle- nitril). Dieser Kunststoff ist härter henlohe und damit auch der Sparkasse rie der DEHOGA-Kreisstelle Hohenlohe, und damit weniger kratzanfällig als Hohenlohekreis. „Die ersten 100 Gastro- die die Diskussion zur Entscheidungsfin- herkömmliche Kunststoffbehälter. nomen, die mitmachen, bekommen die dung leitete. Neben den Behältergrößen Die Becher und Schalen sind alle Monatsgebühr für die ersten sechs und -formen sowie der vollständigen schwarz mit weißem Branding. Das ­Monate von uns gesponsert, wenn sie für Verschließbarkeit der Becherdeckel sieht nicht nur sehr edel aus – mindestens ein Jahr einen Vertrag ab- waren vor allem die Versandkosten, eine es kommt auch nicht so leicht zu schließen“, verkündete die Geschäfts- unkomplizierte Rücknahme, die Bestän- Verfärbungen. Neben vollständig führerin Caroline Bogenschütz. Unter digkeit der Behältnisse und die Möglich- verschließbaren 300ml-Bechern, die www.wih-hohenlohe.de lassen sich die keit eines Brandings wichtige Kriterien auch für den Transport von Suppen Wettbewerbsbedingungen im Detail für die Entscheidung. oder Salatdressings geeignet sind, nachlesen. Danach geht die Starthilfe an kommen runde Schalen (600 ml die ersten 100 Anbieter von Speisen und Was sich hinter Local to go verbirgt bzw. 1.100 ml) sowie eckige Schalen Getränken zum Mitnehmen aus dem (1.250 ml) zum Einsatz. Letztere sind Bei Local to go handelt es sich um ­Hohenlohekreis, die unter https://local- auch mit fester Trennwand erhält- ein junges Unternehmen aus Clee- togo.de/bestellung/ oder per E-Mail an lich. Alle Behältnisse sind auslauf­ bronn, das die Anschaffungskosten [email protected] Mehrweg- sicher, mikrowellenfest, bruchsicher, der Mehrwegbehältnisse und damit behältnisse mit dem Titel „Hohenlohe to für das Gefrierfach und Gastro-­ auch das Risiko übernimmt. Wenn go“ bestellen und einen Vertrag mit Local Spülmaschinen geeignet sowie ge- beim Gastronomen Übermengen to go über die Vertragslaufzeit von mind. schmacks- und geruchsneutral. Die oder Engpässe an Behältnissen auf- 1 Jahr abschließen. Maßgeblich für die Systemgebühr beträgt bei einer treten, kümmert es sich kurzfristig Förderung ist der Zeitpunkt der Bestel- ­Vertragslaufzeit von einem Jahr um eine Lösung. Außerdem gewähr- lung. Nach Vertragsabschluss sendet die 35 € netto und bei einer Vertrags- leistet Local to go den Aufdruck auf Wirtschaftsinitiative dem betreffenden laufzeit von zwei Jahren 30 € netto den Behältnissen und stellt Infor- Antragsteller ein Schreiben, das bestä- pro Monat. mationsmaterial bereit. Dazu zählt tigt, dass sie die Monatsgebühren der auch eine Übersicht für die Kunden ersten sechs Monate bezahlt. Auch für über alle Betriebe, die sich dem Ein eigenes Branding für Hohenlohe to go Betriebe, die nur saisonal geöffnet haben, System angeschlossen haben. Hilf- Die Behältnisse des gemeinsamen lässt sich hier eine Lösung finden. reich ist, dass das Unternehmen Haupt­mehrwegsystems sollen ein iden- auch in anderen Kommunen aktiv titätsstiftendes Erscheinungsbild erhal- ten. Von über 70 % aller Teilnehmenden

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Die nächsten Schritte Wie geht es nach dem Vertragsab- schluss weiter? Damit das gemeinsame Hauptmehr- Die Vertragslaufzeit beginnt ab Zu- wegsystem für den Hohenlohekreis er- stellung der Behältnisse. Ein Plus- folgreich zum Laufen kommt, gilt es nun, punkt ist, dass das Pfand für die ge- so viele Teilnehmer wie möglich zu ge- lieferten Becher erst nach vier winnen – sowohl auf der Anbieter- als Wochen bei Local to go eingehen auch auf der Kundenseite. „Wir brauchen muss. So haben die Gastronomen jetzt regelrechte Fackelträger als Vorbild ausreichend Zeit, zunächst die Be- für viele weitere Gastronomen, Kantinen, hältnisse zu verleihen. Nachschub Metzgereinen und Bäckereien im Hohen- kann jederzeit angefordert werden. lohekreis“, so der Geschäftsführer der Genauso besteht die Möglichkeit, Abfallwirtschaft Sebastian Damm. „Ein überschüssige Behälter bei Local to Mehrwegsystem hilft nicht nur unnötige go zurückzugeben. Verpackungsabfälle zu vermeiden, son- dern ist echter, gelebter Klimaschutz“.

Die nächste Ausgabe der Landkreisnachrichten erscheint am 8. Oktober 2021

179 Die Landkreise

LANDKREIS HEIDENHEIM

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Wissenswertes

Regierungsbezirk Stuttgart Der Landkreis Heidenheim auf der Schwäbischen Alb Einwohnerzahl: 132.991 (Stand 30. 09. 2020) liegt zentral im Süden Deutschlands am östlichsten 2 Rand Baden-Württembergs, direkt an der Grenze zu Fläche in km : 627,1 (Stand 31. 12. 2020) Bayern. Er ist Teil der Region Ostwürttemberg im Zahl kreisangehöriger Städte/Gemeinden: 11 Regierungsbezirk Stuttgart. Im Landkreis Heidenheim davon Große Kreisstädte: 2 leben in elf Städten und Gemeinden knapp 133.000 Einwohner.

Hausanschrift: Mit einer Fläche von 627 km2 zählt der Landkreis Landratsamt Heidenheim Heidenheim zu den kleineren Landkreisen in Baden- Felsenstraße 36 Württemberg, den aber eine große Vielfalt auszeich- 89505 Heidenheim net. Die Brenz und ihr mit Jurafelsen und Kultur- denkmälern gespicktes Flusstal prägen den Kreis im UNESCO Geopark Schwäbische Alb. Im Osten liegt Postanschrift: das Härtsfeld, im Westen der Meteorkrater Steinheim Landratsamt Heidenheim Landrat: und die Gerstetter Alb mit ihrer Urmeerlandschaft. Postfach 1580 Peter Polta Im südlichen Lonetal trifft man auf die Tropfstein- 89505 Heidenheim seit 01. 12. 2019 höhle Charlottenhöhle und den Vogelherd. Der ist Teil des Welterbes „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“. Zentrale: Mandatsverteilung: Telefon: 07321 / 321-0 Gesamt 46 Sitze, davon Im Landkreis Heidenheim finden sich weltbekannte Telefax: 07321 / 321-2410 CDU: 12 Global Player ebenso wie hoch spezialisierte Hidden E-Mail: [email protected] SPD: 9 Champions im stark mittelständisch geprägten ­ Wirtschaftsbereich. Hinzu kommt ein leistungsstarkes Freie Wählervereinigung: 9 Handwerk mit rund 1.570 Betrieben und etwa 9.600 Pressestelle: Bündnis 90/Grüne : 9 Beschäftigten. Besonders zeichnen sich die Unterneh- Telefon: 07321 / 321-2297 AfD: 2 men durch ihre Innovationsstärke aus: Der Landkreis Telefax: 07321 / 321-2211 Freie Wähler Heidenheim: 2 Heidenheim und die Region Ostwürttemberg liegen laut dem Prognose Zukunftsatlas mit ihrer Patent­ E-Mail: [email protected] Linke: 1 intensität weit über dem landesweiten und ÖDP: 1 bundes­weiten Durchschnitt . Wirtschaftsförderung: FDP: 1 Telefon: 07321 / 321-2595 In der dualen Ausbildung setzen die Unternehmen und Betriebe im Landkreis Heidenheim vielfach auf Telefax: 07321 / 321-2211 die Bildungseinrichtungen vor Ort: So ist Heidenheim E-Mail: m.setzen@landkreis- Geografische Lage: Standort von drei beruflichen Schulen, die sich in ­ heidenheim.de Trägerschaft des Landkreises befinden, ebenso wie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Tourismusförderung: Infrastrukturell ist der Landkreis Heidenheim durch Telefon: 07321 / 321-2594 seine Lage direkt an der Autobahn A7, unweit vom Telefax: 07321 / 321-2211 Autobahnkreuz A7/A8 entfernt, auch von Metropol­ E-Mail: m.suckut@landkreis- regionen wie München und Stuttgart aus leicht zu heidenheim.de erreichen.

Mehr Infos: www.landkreis-heidenheim.de Wacholderheiden in der Heidenheimer Brenzregion