Frühjahr 2013

FÜNFZIG

50 Jahre BUND Baden-Württemberg

BUND Jubiläumsmagazin 2013 1 Vorwort riegel bioweine mehr als ein Liebe Leserinnen weinhändler und Leser,

wer 50 wird, ist nicht alt. Wer 50 wird, hat viel er- Nachhaltigkeit ist ein gern benutztes Wort. Wie können wir lebt. Der BUND hat besonders viel erlebt. Und hat so wirtschaften, dass nach uns auch die nächste Generation das Privileg, angesichts seiner fast 80.000 Mitglie- ökonomisch sinnvoll in einer immer noch schönen und der und Unterstützer, der immer neuen Herausfor- lebenswerten Welt leben und arbeiten kann? Mit den damit derungen und der manchmal mühsam errungenen zusammen hängenden Fragen beschäftigt sich Peter Riegel seit Erfolge immer jung zu bleiben. Wir werden als die nicht richtig beschrieben ist. Mutbürger und -bürge- den Anfängen seines Unternehmerdaseins und sucht im Rahmen führende außerparlamentarische Kraft im Umwelt- rinnen stellen Partikularinteressen hintan und sind schutz wahrgenommen. Längst haben wir unsere bereit, sich sachkundig, beharrlich und gewaltfrei seiner Möglichkeiten nach passenden Antworten. von Anbeginn bewährte Strategie, immer zweiglei- einzumischen. Ein bleibender Wert an sich! Zumal sig zu fahren, auf viele andere Bereiche übertragen: Tugenden geprobt und gefestigt werden, die die + wir helfen Menschen in Südafrika und Südamerika Widerstand organisieren und zugleich Alternativen Gesellschaft braucht. Der Wissenschaftliche Beirat + wir bilden aus entwickeln. Wir sind seit 50 Jahren in Baden-Würt- der Bundesregierung zum Thema Globale Umwelt- + wir verkaufen 15% unserer Weine im Mehrwegsystem temberg in zentralen Fragen aktiv, vom Ausstieg aus veränderungen beschreibt in einem Gutachten von + wir wirtschaften nachhaltig am Standort Orsingen der Atomkraft bis zur Energiewende, vom Bemühen 2011, wie wichtig es für einen nachhaltigen Wer- + wir handeln fair um eine neue Beteiligungskultur bis hin zum Kampf tewandel ist, einerseits demokratische legitimierte + wir lernen am eigenen Schulungsweinberg gegen Gentechnik. Der Blick auf unsere Geschichte Entscheidungsträger zu stärken und andererseits die + wir züchten ökologische Rasenmäher belegt, wie oft die Verbandsgründer und ihre Mit- Bürgerschaft zu beteiligen. streiter die Nase vorne hatten. FÜNFZIG legt auch davon beredtes Zeugnis ab. Ein Beispiel von vielen Dem BUND fällt dabei in dem so oft zitierten Zeit- sind die Sonnentage von Sasbach, dem Vorläufer fenster bis 2050, in dem sogar die schwarz-gelbe ...und wir haben über 950 Bioweine für Sie im Angebot! unserer Ökomessen, und was sich seit den Siebziger Bundesregierung die Umstellung auf Erneuerbare Jahren daraus entwickelt hat. Energien abgeschlossen wissen will, eine zentrale unsere Ladenöffnungszeiten: Rolle zu. Wir wissen mit Informationen und Argu- Der BUND erstarkt immer neu dank der langen Li- menten zu überzeugen – Menschen wie Behörden. Freitag 15:00 - 18:00 Uhr nien und dank der Aktiven vor Ort, der vielfältigen Wir sind in der Lage, für und gegen Vorhaben zu Samstag 10:00 - 14:00 Uhr Projekte, Aktionen und Initiativen, dank der Ange- mobilisieren. Der Blick, den FÜNFZIG auf die ver- bote für Kinder und des breiten Engagements unse- gangenen Jahrzehnte wirft, zeigt, wie oft absurde rer Jugend. Und wir kennen keine Scheu, auch in po- Eingriffe in Natur und Umwelt über das Planungs- litisch brisanten Streitfragen klare Kante zu zeigen. stadium nie hinauskamen. Wir sind in der Lage, für Bestes Beispiel ist der jahrelange Streit um Stuttgart und gegen Vorhaben zu mobilisieren. Es ist kein Ge- 21. „Wer den Irrsinn erkannt hat, darf nicht mehr dankenspiel, sich zu fragen, wie der BUND sein 75. schweigen“, hieß es auf einem der unzähligen Zet- Jubiläum feiern will. Wir werden dies mit gleicher tel am inzwischen im Museum konservierten Bau- Kraft tun. Denn auch in 25 Jahren ist eine starke au- zaun. Protest ist das eine. Wir haben aber zugleich ßerparlamentarische Kraft notwendig, die für Natur- im Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 eine bessere und Umweltschutz und für Nachhaltigkeit eintritt. Lösung koordiniert. Meinen Dank an alle Aktiven und Unterstützerinnen Peter Riegel Weinimport GmbH und Unterstützer verbinde ich auch deshalb mit ei- Steinäcker 12 • D-78359 Orsingen Auch nach fast zwei Jahrzehnten ist unklar, ob der ner Aufforderung: Schenken wir uns selber jene Be- Telefon: +49 77 74 - 93 13-0 Milliarden Euro verschlingende Tiefbahnhof, der geisterungs- und Kampagnenfähigkeit, die notwen- Fax: +49 77 74 93 13-810 keine Leistungsverbesserung mit sich bringt, am dig ist, um den immer neuen Herausforderungen zu E-Mail: [email protected] www.riegel.de Ende nicht doch noch gebaut wird. Das wäre eine begegnen, im Großen wie im Kleinen. Niederlage, gewiss. Aber auch sie würde nichts an www.good-grapes.org www.stellarorganics.de der Bedeutung der Gegenwehr ändern. Weit über Ihre/Eure den Stuttgarter Talkessel hinaus hat sich ein Geist Dr. Brigitte Dahlbender etabliert, der mit dem Schlagwort vom Wutbürger Vorsitzende des BUND Baden-Württemberg

Peter Riegel Weinimport GmbH • Steinäcker 12 • D-78359 Orsingen Tel. +49 7774 9313 0 • Fax +49 7774 9313 810 • [email protected] • www.riegel.de 2 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 3

BUND Nachhaltig 2013.indd 1 28.03.13 12:00 inhalt inhalt

3 Vorwort 38 Flächenschutz: Klarer Blick von oben 64 Aus der Praxis: Viel Freude in freier Natur 90 Verkehr: Dagegen und dafür

6 Ministerpräsident Winfried Kretschmann 40 Berthold Frieß 66 Interview mit Dr. Bernd Eichert 92 Projekt: Hornlose Heidschnucken und der BUND als Gegengift zur Bedeutung des „Nein“ 70 Stuttgart 21: Alternativen nicht vom Tisch 93 Projekt: Feuchtwiese Pfaffhalde 42 „dageGen!“: Das Europäische Nein 8 FÜNFZIG Jahre lang treibende Kraft 74 Umweltbildung: Möhren wachsen 94 Ökomessen: Wenn Erfolg 44 Hundert Hektar voller Schönheit nicht auf Bäumen überflüssig macht 12 Guido Wolf Längst nicht alle Anliegen des BUND erfüllt 78 Einkaufsverhalten: Pro und Kontra 96 Drei E für Energiewende 47 FÜNFZIG Jahre BUND: 14 Wo einst die Truppen übten Die Historie des Landesverbandes, 80 Projekte: Streuobst 98 Top-Runner Studie 18 Endlich ein Nationalpark zusammengefasst auf zwölf Seiten zum Herausnehmen 82 Der lange Kampf gegen den Müll 100 Projekt: Schmetterlinge 24 Interview mit Dr. Brigitte Dahlbender 84 Hunderte Kilometer neue Ufer 102 Impressum / Fotonachweis 59 Ein Preis, sechs Träger, eine Trägerin 30 Gerhard Thielcke: Motor und Mitbegründer 86 Auf dem Klapprad in die Zukunft 62 Ivo Gönner 32 Franz Untersteller zum Wirken auf kommunaler Ebene 88 Projekt: Küchenschellen über den Interessenausgleich

34 Wyhl: 40 Jahre „Nai hämmer gsait“

4 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 5 Ministerpräsident Winfried Kretschmann Zur fundamentalen Bedeutung des „Nein" Ministerpräsident Winfried Kretschmann Zur fundamentalen Bedeutung des „Nein"

Aus Liebe zur Natur, sagt Winfried Kretschmann, habe er 1979 die nunmehr 50 Jahren auf Politik und Gesellschaft ein. Es ist deshalb das Ziel der baden-württembergi- Grünen mitbegründet. Heute ist er erster grüner Regierungschef der Die Forderungen nach einer nachhaltigen Entwick- schen Landesregierung, mit der von ihr initiierten Republik. lung, sozialer Gerechtigkeit und einer Änderung und praktizierten Politik des Gehörtwerdens die- vorherrschender Lebensstile bleiben jedoch nicht sen Menschen eine Plattform zu bieten, damit sie ohne mögliche Lösungsstrategien und ernstzuneh- sich beteiligen und ihre Alternativen vorbringen mende Vorschläge der Verwirklichung. Damit prak- können. Der Landesverband des BUND bringt sich tiziert der Landesverband ein Konzept, das neben hierbei entscheidend ein und mobilisiert die Bürge- einem zustimmenden „Ja“ auch die Möglichkeit und rinnen und Bürger in Baden-Württemberg, indem er Relevanz eines ablehnenden, aber an Alternativen vor Ort ein Forum für Vorschläge, Diskussionen und gekoppelten „Nein“ bedenkt. verschiedenste Möglichkeiten der Beteiligung etab- liert. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag, um Welche fundamentale Bedeutung Alternativen und das Bewusstsein für die Mitgestaltung der eigenen ein „Nein“ haben können, hat die in den 1970ern Umwelt und Gemeinschaft zu schärfen. entstandene Anti-Atomkraft-Bewegung beispielhaft gezeigt: Deren Mitglieder wandten sich ebenso wie Deshalb bin ich davon überzeugt, dass der Landes- der BUND und auch die Grünen gegen die zivile verband Baden-Württemberg des BUND in diesem Nutzung der Kernenergie und forderten eine Abkehr Prozess weiterhin ein verlässlicher, kompetenter und von der Atomkraft. Diesem „Nein“ folgten Alterna- zugleich kritischer Partner sein wird, der der Lan- tivvorschläge: So zeigten Wissenschaftler des Frei- desregierung mit seinen alternativen Konzepten und burger Öko-Instituts mit ihrem Buch „Energiewende Modellen vor allem in umweltpolitischen Belangen – Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran“ kreative Denkanstöße geben wird. Winfried Kretschmann zum Jubiläum bereits 1980 auf, dass Wirtschaftswachstum auch mit Hilfe einer effizienteren Energienutzung sowie Aus diesem Grund gratuliere ich dem Landesver- Die fundamentale Bedeutung des „Nein“ dem Einsatz von erneuerbaren Energien möglich sei. band Baden-Württemberg zum 50-jährigen Jubi- 30 Jahre vor der Katastrophe von Fukushima und läum sehr herzlich. Die Glückwünsche verbinde der damit einhergehenden Realisierung der Ener- ich mit meinem herzlichen Dank an die Mitarbei- Mit dem 50-jährigen Bestehen des Landesverbands Dass dadurch die Politikverdrossenheit bei den Bür- giewende in Deutschland gab es also bereits kon- terinnen und Mitarbeiter sowie die Mitglieder und Baden-Württemberg des Bundes für Umwelt und gerinnen und Bürgern vergrößert zu werden droht, struktive Alternativvorschläge zur damals vorherr- Unterstützer, die sich in den vergangenen Jahren Naturschutz Deutschland (BUND) verbindet mich ist nicht von der Hand zu weisen. Ihnen wird der schenden Nutzung von Atomenergie und fossilen zumeist ehrenamtlich in vielfältiger Weise und mit durch meine Mitgliedschaft zuerst einmal eine per- Eindruck vermittelt, dass die politischen Entschei- Energieträgern. Und jetzt, da die deutschen Atom- Nachdruck für Natur und Umwelt engagiert haben. sönliche Bindung. Davon ausgehend spiegelt der dungsträgerinnen und -träger ohnehin recht haben meiler nach und nach für immer vom Netz gehen, Dem Landesverband wünsche ich in Zukunft viel BUND für mich aber auch eine Tradition des kon­ und es sich nicht lohnt, zu argumentieren, zu de- tun sich weitere ernstzunehmende Alternativen auf, Erfolg bei seiner wichtigen Arbeit zum Wohle der struktiven Nein-Sagens sowie der Mobilisierung battieren und zu streiten. Denn der angestrebte Weg die aufgrund der Vormachtstellung der Atomenergie Menschen und der Natur in Baden-Württemberg. und Stärkung bürgerlichen Engagements wider, die ist sowieso der beste beziehungsweise alternativlos. bislang ein Schattendasein fristeten. Sie tragen dazu ich als Bereicherung für unsere Gesellschaft und bei, dass wir unsere Energieerzeugung in nicht allzu ebenso relevant für die Politik empfinde. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass es insbe- ferner Zukunft zu hundert Prozent aus erneuerbaren sondere in der Politik immer um Alternativen geht. Energien decken können: effiziente Elektrogeräte, In Baden-Württemberg zeigt der Landesverband des Wenn wir zu allem stets nur „Ja und Amen“ sagen, Energie aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft, mo- BUND anhand von konkreten Konzepten, Modellen wie sollen dann neue Ideen und Konzepte entste- derne Speichertechniken und intelligente Netze, um und Strategien Wirtschaft, Wissenschaft, Gesell- hen? Deshalb gehört für mich das „Nein“ genauso nur ein paar Beispiele zu nennen. Ohne ein „Nein“ Winfried Kretschmann schaft und Politik bis heute ernstzunehmende Al- zur Politik wie das „Ja“. Nur wenn wir die Möglich- der Bürgerinnen und Bürger zur damals vorherr- Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg ternativen zur vorherrschenden menschlichen und keit haben, das Bestehende abzulehnen, können wir schenden politischen Meinung wäre diese Erfolgs- politischen Alltagspraxis zugunsten von Umwelt Alternativen aufzeigen, eingetretene Pfade verlassen geschichte so nie möglich gewesen. und Natur auf. und zu neuen Ufern aufbrechen. Einem „Nein“ müs- sen allerdings zwingend auch immer konstruktive Es ist daher auch nicht zielführend, Protestbewegun- Das ist vor allem in der Politik von herausragender Alternativvorschläge folgen. gen als Neinsager oder Verweigerer zu pauschalisie- Bedeutung. Denn leider werden gerade hier Ent- ren. Denn die Demokratie ist nicht dort in Gefahr, scheidungen, Handlungen und Vorhaben allzu oft Der Landesverband Baden-Württemberg des BUND wo Menschen sich einbringen und für ihre Über- damit gerechtfertigt, dass es zu ihnen keine Alterna- hat sein „Nein“ in der Vergangenheit wie auch in der zeugungen sowie Alternativen zur vorherrschenden tivlösungen gibt. Aufkommende Diskussionen, Ein- Gegenwart mit höchster Durchsetzungskraft umzu- politischen Meinung und Praxis einsetzen, sondern wände oder gar ein „Nein“ zu geplanten Vorhaben setzen gewusst. Mit seinem Engagement im Sinne überall dort, wo sie sich von der Demokratie abwen- werden so von vorneherein verhindert. eines „zukunftsfähigen Deutschlands“ wirkt er seit den und gleichgültig werden.

6 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 7 thema BUND-Erfolgsgeschichte

Eine Erfolgsgeschichte geht weiter Fünfzig Jahre lang treibende Kraft

Leistungen messbar macht auch die Hartnäckigkeit, mit der Fragen aufgeworfen werden und nach Antworten gesucht wird. „Der BUND versteht sich als die treibende gesellschaftliche Kraft für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland“, heißt es im verbandseigenen Leitbild. Das Spektrum ist riesig, in 50 Jahren sind mannigfaltige Erfahrungen gesammelt, der BUND kann auf über 80.000 Mitglieder und Förderer bauen und – traditionell – auf die Unterstützung namhafter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.

Avantgarde übersetzt das Wörterbuch mit Vorreiter. Schwarzwald zerschnitten hätten. Ein anderes Pro- Gesetz, das Energieversorgungsunternehmen auf Beispiele von so vielen: „Mit erheblichem Werbe- Schmetterling-Stand: Bei ungezählten Themen aus dem Natur- und Um- jekt wollte den Rhein bis zum Bodensee schiffbar die Redlichkeit ihrer Werbung verpflichten sollte. In aufwand werden zur Zeit elektrische Wärmepum- BUND-Ortsverband weltschutz zählt der BUND zur Avantgarde, treibt machen und für den Rheinfall einen Umgehungska- einem Brief wird die CDU-Landesregierung schon pen zur Raumheizung angeboten“, heißt es in einer Radolfzell im Jahr 2012 sie seinerseits voran. Unter anderem illustrieren nal bauen. Wäre das Wirklichkeit geworden, führen im Februar 1975 (!) aufgefordert, unverzüglich ein Stellungnahme aus dem Jahr 1979 (!). Der Arbeits- die sieben landesweit agierenden Arbeitsgruppen heute täglich Lastkähne über den See. Jeder größere Energiesparprogramm vorzulegen und in den lan- kreis Energieeinsparung hat Berechnungen ange- die Kompetenzen: Klimaschutz und Energie, Ver- Ort hätte seinen Hafen mit Industriebetrieben. Der deseigenen Energieversorgungsunternehmen um- stellt und kommt zu dem Ergebnis: „Eine Beheizung kehr, Naturschutz, Wald, Umweltbildung, Ehrenamt, Bauboom hätte die gesamte Uferlandschaft zerstört. weltfreundliche Tarife einzuführen. Der nächste Satz der Wohnräume mit Strom, auch mit elektrischen Streuobst und Rhein. Projekte der vergangenen fünf Schon Mitte der Siebziger Jahre war von diesen ist an Aktualität kaum zu überbieten: „Nach den Wärmepumpen, ist energiepolitisch nicht zu ver- Jahrzehnte haben Baden-Württemberg verändert. gigan­tischen Einfällen keine Rede mehr. Den Natur- gegenwärtigen Stromtarifen subventionieren die treten.“ Ebenso klar ist die Aussage zu elektrischen Auch weil Veränderungen gestoppt und Entwick- schützern am See war es gelungen, den Wert des Energiesparer die Energieverschwender.“ Heizungspumpen mehr als dreißig Jahre später: lungen vorangetrieben wurden, allen voran der von Bodensees als Naturlandschaft und Erholungsgebiet Solch eine Heizungspumpe gehöre „häufig zu den der EU beförderte Aufbau eines Netzes von natürli- im ganzen Land bewusst zu machen. Unter der Regie „Viele kleine Schritte” größten Stromverbrauchern im Haushalt“. Es gibt chen und naturnahen Lebensräumen verschiedener des Konstanzer Landrats Ludwig Seiterich begann Überhaupt blieb die Energiepolitik eines jener in Baden-Württemberg schätzungsweise rund drei geografischer Regionen, seit langem bekannt als die Ausweisung zahlreicher Naturschutz- und Land- immer­grünen Dauerthemen. Im November 1979 legt Millionen Heizungspumpen. Davon sind 80 Prozent Natura 2000. Dies sei „die Jahrhundertchance für den schaftsschutzgebiete. Der Bund für Naturschutz der BUND ein Versorgungskonzept ohne Kernener- ungeregelt, sie pumpen also unabhängig vom tat- Schutz und die Erhaltung von Pflanzen, Tieren und Bodensee-Hegau, unser direkter Vorläufer, erarbei- gie und Erdöl vor, das fordert, die Energieversorgung sächlichen Bedarf laufend Wasser durch Heizungs- Lebensräumen in Europa“, heißt es in einem Appell tete gemeinsam mit anderen Naturschützern die auf erneuerbare Quellen, bessere Eigennutzung und und Warmwasserrohre. Der gute Rat ist nicht teu- des BUND, und die „sollten wir uns nicht entgehen Grundlage für insgesamt 40 Unterschutzstellungen. eine umweltfreundliche Grundlage umzustellen. er: „Durch den Einbau einer modernen, geregelten lassen“. Deshalb will er sich auch künftig mit allem Auch die Autobahnpläne wurden ad acta gelegt. Der damalige SPD-Landesvorsitzende Erhard Eppler Hocheffizienzpumpe, die bedarfsgerecht arbeitet, Nachdruck für den Naturschutz in den Grenzen des meldete sich zu Wort: Wichtig sei, dass „viele kleine werden Stromverbrauch und Stromkosten deutlich Landes und darüber hinaus einsetzen. Umweltfreundlichen Tarif gefordert Schritte getan werden, um Energie zu sparen und reduziert. Im Privathaushalt können das bis zu 150 Schon die Anfänge waren geprägt von der Energie­ erneuerbare Quellen zu erschließen“. 33 Jahre spä- Euro pro Jahr sein.“ Bei Investitionskosten von rund Gerade die BUND-Pioniere hatten sich mit schweren diskussion, nicht nur, aber auch der Vorgänge in ter bleibt richtig: Allein durch die Umsetzung der 300 Euro rechne sich der Pumpentausch je nach Brocken zu befassen, viele davon muten nicht erst Wyhl wegen. Der BUND wollte nicht nur das Atom- wirtschaftlich lohnenden Stromeffizienzmaßnah- Handwerkerleistung nach rund zwei bis vier Jahren. aus heutiger Sicht fast aberwitzig an. So gab es die kraftwerk verhindern – was bekanntlich in einem men würden bis 2020 mehr als zwanzig Prozent des Dass trotz hoher Rentabilität solche Maßnahmen Idee, in einem riesigen Stollen durch die Schwäbische zähen, langen und in der Bevölkerung breit veran- Stromverbrauchs eingespart. nicht angegangen werden, „liegt häufig an fehlen- von Überlingen nach Tübingen dem kerten Kampf gelang –, sondern legte auch ganze den Informationen“. Bodenseewasser zuzuleiten, um ihn durchzuspü- Bündel von Forderungen vor. Zum Beispiel nach Das unverwechselbare Profil des BUND lässt sich len. Eine Brücke über den Bodensee war geplant, einem „Berufsverbot für Minister“ in Aufsichtsrä- auch an der Bereitschaft zur Analyse im Detail und Informationen sind von Anfang geflossen. Die ersten ebenso etliche Autobahnen, darunter solche, die den ten gewerblicher Unternehmen. Oder nach einem zur Präsentation von Alternativen ablesen. Zwei „Blätter für Natur- und Umweltschutz“ erschienen

8 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 9 thema BUND-Erfolgsgeschichte thema BUND-Erfolgsgeschichte

1973. Wissenschaftler befassten sich mit dem The- regierung schwenkten letztendlich ein. Inzwischen ma Umweltschutz im Wasserbau. „Es gibt nur wenige gesundet der Wald. Eingriffe des Menschen, die so nachhaltig schädlich auf die Umwelt einwirken wie Flussbegradigungen Sichtbar wird die Dimension der bearbeiteten The- Unsere neun Leitsätze und Entwässerungen“, heißt es in ihrem Positionspa- men in einem ABC der Projekte: von A wie Arten- pier. Verlangt wird unter anderem die Überprüfung schutz über B wie Biotop-Verbund, E wie Elektro- 1. W ir stehen für ökologische Erneuerung und nachhaltige Ent- aller Pläne zu Hochwasserschutz und Entwässerung smog bis hin zu S wie Schmetterlingsland und W wicklung: Wir sind die treibende gesellschaftliche Kraft für ökolo- unter ökologischen und ökonomischen Aspekten. wie Wildkatze. Auf 20.000 grünen Kilometern soll gische Erneuerung und nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Lange Jahre machte sich der BUND auch um poli- als Band durch ganz Deutschland ein durchgängi- Wir machen unsere zentrale Rolle in diesem Prozess deutlich, tische Transparenz verdient, indem er grundsätzlich ges Waldsystem geschaffen werden. „Auch wir im indem wir unser Profil als der glaubwürdige und in seiner Positio- zu herausragenden Postionen auch die Meinung der Landes­verband Baden-Württemberg beteiligen uns, nierung konsequente Umwelt- und Naturschutzverband schärfen. im Landtag vertretenen Parteien einholte. Im Okto- um das Rettungsnetz für die Wildkatze, als wohl ber 1997 kam wieder Eppler zu Wort mit der Idee, größtes Naturschutzprojekt in Mitteleuropa, entste- 2. W ir setzen uns ein für ein zukunftsfähiges Deutschland: Wir Stromsondertarife für Wohnungs- oder Hausbesitzer hen zu lassen“, erläutert ein aktueller Aufruf. konkretisieren und aktualisieren unsere politischen Forderungen einzuführen, die Sonnenkollektoren nutzen. auf Basis der Leitbilder aus dem „Zukunftsfähigen Deutschland“, Neben den Begegnungen vor Ort und dem BUND- entwickeln innovative Lösungsstrategien und zeigen Wege auf, Dauerbrenner Waldsterben magazin ist längst das Internet wichtiger Mittler diese umzusetzen. Wir arbeiten an der Weiterentwicklung der Oft spiegeln sich im Engagement des BUND das Land unter Mitgliedern und Unterstützern. Das Angebot Inhalte der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“. Wir verknüp- und seine wirtschaftliche Entwicklung. Als noch ist so breit gefächert wie der Verband selbst: von fen unsere umweltpolitischen Aussagen mit unseren Forderungen niemand von Premiummarken sprach, wenn er Mer- den Expertenstudien über unzählige Projektinfor- nach sozialer Gerechtigkeit und Änderung der Lebensstile. cedes oder Porsche meinte, legte der BUND fundierte mationen bis zum Ökotipp, von den Adressen der Mobilitätskonzepte vor. Die Verkehrswegeplanung Anlaufstellen vor Ort bis zur Möglichkeit, eine Mit- 3. W ir begeistern die Menschen für unsere Ziele: Wir begeistern wurde regelmäßig durchleuchtet, Konzepte für frei- gliedschaft zu verschenken. „Der Verband und sei- die Menschen für ein zukunftsfähiges Deutschland, indem wir willige Temporeduzierungen wurden erarbeitet. Ein ne Mitglieder haben die Fähigkeit“, schrieb Brigitte durch die Verwirklichung konkreter, im Alltag umsetzbarer Pro- Landesvorstand im Jahr 2011 Dauerbrenner der frühen Achtziger war das Thema Dahlbender zum 40. Geburtstag, „nicht nur Wächter jekte die nachhaltige Entwicklung mitgestalten. Wir zeigen den Waldsterben. „Die Situation wird immer prekärer“, und Mahner zu sein, sondern auch konstruktiv Menschen, dass unsere Ziele umsetzbar und erreichbar sind. warnt eine Stellungnahme. Der BUND wurde auch Lösungen zu entwickeln.“ 7. W ir sind nah bei den Menschen: Wir bieten Menschen in jeder hier Vorreiter und verlangte deutlich schärfere Vor- 4. W ir handeln von der lokalen bis zur globalen Ebene: Wir sind Lebensphase die Möglichkeit, sich mit ihren Interessen und Kom- schriften zur Luftreinhaltung. Bundes- und Landes- Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer in Deutschland auf allen Entscheidungsebenen präsent und be- petenzen auf allen Ebenen im BUND zu engagieren. Dies reicht einflussen so Politik und Gesellschaft. In unserem internationalen von konkreter praktischer oder organisatorischer Arbeit bis hin zu Engagement sind wir in Europa und weltweit als deutsche Sektion wissenschaftlicher und politischer Arbeit. Wir unterstützen und von Friends of the Earth (FoE) aktiv. Wir verstärken unsere um- fördern dieses Engagement durch die BUNDgruppen vor Ort, un- Klimastaffel 2004 Ditzingen (links) weltpolitische Arbeit auf EU-Ebene in Zusammenarbeit mit den sere hauptamtlichen MitarbeiterInnen in unseren Einrichtungen dort tätigen Akteuren. und unsere Gemeinschaft von Aktiven auf allen Verbandsebenen. Titelseite BUNDwerkzeug "Wildtierkorridore", eine Anleitung zu Wir unterstützen die eigenständige Arbeit junger Menschen in der Biotopvernetzung und Biotopverbund.­ Die Autorin Laura Bollwahn war 5. W ir sind ein erfolgreiches Netzwerk: Wir, der BUND, sind ein BUNDjugend und verstärken den Austausch zwischen BUND und Leiterin des BUND-Projektes "Rettungsnetz Wildkatze" in BaWü. (Mitte) starkes Bündnis von Menschen, die sich in Politik, Gesellschaft BUNDjugend. und Wirtschaft für den Umwelt- und Naturschutz engagieren. Zita Sebo˝ aus Ungarn machte das Europäische Freiwilligenjahr im Grundlage für unsere hohe Durchsetzungsfähigkeit ist die akti- 8. W ir sind finanziell unabhängig: Wir sind finanziell unabhängig BUND-Umweltzentrum Ulm. (rechts) ve Einbindung, Förderung des Engagements und Mobilisierung durch eine breite, stabile Unterstützerstruktur von Mitgliedern, vieler Menschen. Wir vergrößern unsere Schlagkraft und Durch- SpenderInnen und Förderern. Diese Unabhängigkeit sichern wir setzungsfähigkeit durch die aktive Kooperation mit anderen durch eine gerechte und solidarische Mittelverteilung innerhalb Umweltverbänden und anderen gesellschaftlichen Gruppen und des BUND. Auf dieser Basis erweitern wir unsere finanziellen Mög- Institutionen. lichkeiten und politischen Handlungsspielräume, indem wir Pro- jektmittel einwerben und mit unterschiedlichen und geeigneten 6. W ir arbeiten Hand in Hand: Wir sind ein Mitgliederverband und Partnern zusammenarbeiten. arbeiten auf allen Ebenen auf Basis gemeinsam festgelegter Ziele und Strategien. Die tragenden Säulen unseres Verbandes sind ein 9. W ir arbeiten an uns und lassen uns an unserem Leitbild mes- aktives Ehrenamt und engagierte MitarbeiterInnen. Die Förderung sen: Wir verstärken unsere Kultur des Vertrauens und der gegen- des Freiwilligenengagements im Verband ist für uns eine wichtige seitigen Anerkennung in unserem Verband. Unsere fachliche und Grundlage für die Verbandsentwicklung. Die demokratische und soziale Kompetenz entwickeln wir stetig weiter. Wir setzen unsere föderale Organisation unseres Verbandes ist verbunden mit effi- personellen und finanziellen Ressourcen effektiv und sorgfältig zienten Entscheidungs- und Kommunikationsstrukturen, die sich ein. Unser Leitbild zur Verbandsentwicklung ist Maßstab unseres durch frühzeitige Partizipation auszeichnen. Handelns.

10 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 11 thema Längst nicht alle Anliegen des BUND erfüllt

Der frühere Tuttlinger Landrat Guido Wolf (CDU) ist seit Oktober 2011 Präsident des voller Umgang mit Ressourcen, es geht um unsere baden-württembergischen Landtags. Lebensgrundlagen. Insofern ist der BUND sowohl – getreu seinem Motto zu Gründerzeiten – „Anwalt der Natur“ als auch Anwalt für die Gesundheit und für die Lebensqualität künftiger Generationen. Da- für möchte ich dem Landesverband im Namen aller Abgeordneten des Landtags von Baden-Württem- berg aufrichtig Dank sagen und allen Beteiligten zum „runden Geburtstag“ die besten Wünsche über- mitteln.

Auch der Landtag profitiert vom Engagement des BUND. Nicht nur, dass dieser Umweltverband mit Vielfalt erhalten – seinem Know-how ein geschätzter Gesprächspart- ner der Landespolitik ist. Nein, auch ganz konkret: Im Rahmen des BUND-Projekts „Schmetterlingsland Falter schützen Baden-Württemberg“ zum Beispiel. So soll – abge- stimmt mit den Umbauplänen des Landtags – in der Umgebung des Parlamentsgebäudes eine rechtecki- ge Fläche mit einer Schmetterlings-Wildblumenwie- se eingesät werden. Vorgesehen sind des Weiteren vier Wechselflorbeete, die mit mediterranen Stauden wie Thymian und Lavendel bepflanzt werden und als „Nektartankstelle“ für Schmetterlinge dienen können. Besucherinnen und Besucher sollen sich mittels Infotafeln über Sinn und Zweck dieses Pro- jekts informieren können.

Grußwort von Landtagspräsident Guido Wolf 50 Jahre BUND Baden-Württemberg – ich wünsche all seinen Pionieren, Mitgliedern und Förderern, Längst nicht alle Anliegen dass sie ihre Ziele weiterhin mit Idealismus, Kreati­ vität, Selbstbewusstsein und vor allem Beharrlichkeit des BUND erfüllt verfolgen. Der BUND wird gebraucht: als Mahner und Warner im Dienst von Natur und Umwelt in der www.schmetterlingsland.de Öffentlichkeit ebenso wie als Lobby für ökologische Es gibt Erfolgsgeschichten, die kann man nicht chenfraß, um nur einige Entwicklungen zu nennen, Anliegen bei Behörden und in den Parlamenten, übersehen. Die des BUND zählt zweifellos dazu. Sie denen es entgegenzuwirken gilt. Tatkräftig, konse- gleich welcher Ebene. BUND Baden-Württemberg begann 1963 mit der Gründung des „Bund für Na- quent, nachhaltig. turschutz Bodensee-Hegau“. Aus diesem ging dann Spendenkonto Nr. 4 088 100 1973 der Landesverband Baden-Württemberg her- „Lassen Sie uns alles daransetzen, dass wir der BLZ 692 500 35 vor. Zwei Jahre später entstand der Bundesverband. nächsten Generation, den Kindern von heute, eine Sparkasse Singen-Radolfzell Diese nunmehr 50-jährige Erfolgsgeschichte lässt Welt hinterlassen, die ihnen nicht nur den nötigen Stichwort: sich ganz einfach auf einen Nenner bringen: Ohne Lebensraum bietet, sondern auch die Umwelt, die die überparteiliche Bürgerbewegung BUND wäre es das Leben erlaubt und lebenswert macht“, hat Alt- Schmetterlingsschutz um Natur und Umwelt heute deutlich schlechter be- Bundespräsident Richard von Weizsäcker einmal Guido Wolf MdL stellt. gesagt. Damit ist im Wesentlichen der Anspruch de- Präsident des Landtags von Baden-Württemberg finiert, der dem Handeln des BUND zugrunde liegt. Das soll aber nicht heißen, dass auf diesem Ge- biet alles in Ordnung und sämtliche Anliegen des Mit Projekten und Aktionen will der BUND seinen BUND erfüllt wären. Ganz im Gegenteil, an Aufga- spezifischen Beitrag dazu leisten, Natur und Umwelt ben und Herausforderungen herrscht kein Mangel. zu bewahren. Artenschutz, die Reinhaltung von Luft Klimawandel, Bedrohung der Biodiversität und Flä- und Wasser, sinnvolle Ernährung, verantwortungs-

12 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 13 thema Biosphärengebiet Schwäbische Alb thema Biosphärengebiet Schwäbische Alb

und Siedlungsdruck sind hoch. Sehr viele und immer mehr kleinteilige Maßnahmen können aber großflä- Michael Spielmann chigen Naturschutz nicht ersetzen, weil bestimmte Der Diplom-Politologe und studierte Prozesse auf kleinen Flächen gar nicht erst in Gang Volkswirtschaftler Michael Spielmann kommen. Das machen sich viele Leute nicht klar. In war viele Jahre in führenden Positionen kleinteiligen Gebieten sind die Störungen meist zu beim BUND tätig, zwischen 2001 und groß, um etwa Luchs oder Wildkatze Lebensraum 2008 als Geschäftsführer des Landes- zu erhalten oder zu schaffen. Die brauchen einige verbands Baden-Württemberg. Danach tausend Hektar. Ein zweites Beispiel sind die von war er Vorstandssprecher der Heinz- intensiver landwirtschaftlicher Nutzung unbeein- Sielmann-Stiftung. Seit Januar 2012 ist trächtigten Flächen. Auf der Schwäbischen Alb gibt Spielmann Bundesgeschäftsführer der es Gebiete von fast mittelalterlichem Charakter, von Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). einer unglaublichen musealen Schönheit, die bun- des-, wahrscheinlich sogar europaweit einmalig ist.

So gesehen war der Truppenübungsplatz, genauer gesagt seine Stilllegung, ein Glücksfall? die vor allem Gegenargumenten nicht feindselig be- Spielmann: Das ist ja eine Ironie der Geschichte. gegnen, die jemanden nicht für blöd erklären, nur Ohne diese nicht aus Menschenfreundlichkeit und weil er anderer Meinung ist. Das ist für alle, die Naturliebe angelegten Flächen wäre Naturschutz ernsthaft Überzeugungsarbeit leisten, ein wichtiger in der Form wie auf der Schwäbischen Alb meist Charakterzug. gar nicht möglich. Wir verdanken der Bundeswehr Biosphärengebiet Schwäbische Alb letzte große Flächen, auf denen sich die intensive Sie waren mit Ihrer Überzeugungsarbeit sehr erfolg- Landnutzung nicht durchgesetzt hat. Diejenigen, die reich. Michael Spielmann: „Wir haben viel erreicht” Truppenübungsplätze angelegt haben, waren keine Spielmann: Auf der Alb oder prinzipiell? Naturschützer, aber wir können heute auf ihre Hin- terlassenschaften zurückgreifen. Sowohl als auch. Wo einst die Truppen übten Spielmann: Bei aller Bescheidenheit: Beides stimmt. Dennoch gab es jetzt Menge Hürden? Die Umweltbewegung fühlt sich oft als Verliererin der Spielmann: Naturschutz muss für „normale“ Men- Entwicklung. Dabei ist in den vergangenen zwanzig schen verständlich gemacht werden. Der BUND Jahren unheimlich viel erreicht worden. Inhaltlich, Naturschutz für normale Menschen, wie er sagt, zu erklären, Oettinger ist da ganz anders herangegangen, uni- war und ist Teil der Erfolgsgeschichte, ebenso aber aber auch prinzipiell. Dem BUND ist zu verdanken, ist eines der großen Anliegen von Michael Spielmann. deologisch und am Ergebnis orientiert. Es passt zu auch das Engagement vieler Einzelner. Wir sind hier dass der Naturschutz, der oft mit Attributen verbun­ ihm, dass er in seiner Regierungserklärung von dem sinnbildlich Zwerge, die auf den Schultern von Rie- den wurde wie konservativ oder modernisierungs- Im Interview mit Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer Biosphärenreservat auf der Schwäbischen Alb als sen stehen. Ich nenne nur stellvertretend für viele feindlich, aus dieser Ecke herausgekommen ist. Heute berichtet er vom jahrelangen Ringen um das einem Leuchtturmprojekt gesprochen und die Reali- Günter Künkele aus Bad Urach und Markus Rößler, gibt es eine moderne Umwelt- und Naturschutz- Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Und er erläutert – sierung ermöglich hat. der jetzt als Grünen-Abgeordneter im Landtag sitzt. bewegung, wobei die Schwerpunkte gerade in der Ohne deren jahrelanges Engagement wäre auch der Energiepolitik oder in Klimaschutz liegen. Das sind auch mit Blick auf den Nationalpark Nordschwarzwald –, Um die eher semantische Frage gleich abzuräumen: BUND nicht so vorangekommen bei seiner Überzeu- fassbare Themen, während der klassische Naturschutz warum großflächiger Naturschutz so wichtig ist. Reservat oder Gebiet? gungsarbeit. Wir haben zahlreiche Veranstaltung weiterhin viel stärker mit Legitimationsproblemen Spielmann: Das ist einerseits wieder typisch Baden- gemacht, um zu informieren und Vorurteile auszu- zu kämpfen hat. Württemberg - es sollte kein Reservat sein, sondern räumen. Wir wollten vor Ort die Leute davon über- Was hat die Schwäbische Alb und damit das Land ein Gebiet. Und so ist ja auch die Bezeichnung im zeugen, dass das Gebiet eine große Chance für die Die worin bestehen? Günther Oettinger zu verdanken? Gesetz. Andererseits vermindert der Begriff Gebiet Region ist und dass Naturschutz eben auch ökono- Spielmann: Naturschutz hat kein klares Leitbild. Spielmann: Einiges, weil es Günther Oettinger ge- die Akzeptanzprobleme. ‚Wir sind doch keine Indi- mische Chancen eröffnet. Wir haben sehr viel über Was will er eigentlich? Da jeden Baum wachsen lungen ist, die Blockade im Naturschutz aufzubre- aner‘, das habe ich immer wieder gehört, wenn wir Ängste und Befürchtungen geredet und immer mehr lassen und dort Bäume wegschlagen, um Trocken- chen. Unter Ministerpräsident Erwin Teufel wurden für das Biosphärenreservat geworben haben. Viele Unterstützung erfahren. rasengebiete zu schützen. Wenn sich drei Natur- vor allem der großflächige Naturschutz, Themen hatten Assoziationen mit einem Zoo oder mit einer schützer treffen, gibt es vier Meinungen – dieser wie Biosphärenreservat oder Nationalpark hochi- Glaskugel, die über Teile der Schwäbischen Alb ge- Die Politik des Gehörtwerdens, bevor sie erfunden war. Spruch hat einen sehr wahren Kern. Welche Tier- deologisch diskutiert. Baden-Württemberg hat sich stürzt wird. Da macht der Begriff Gebiet manches Spielmann: Ich will jetzt nicht in die übliche und oder Pflanzenart gibt in welchem Projekt den Takt einen Sonderweg geleistet mit dem Tenor ‚Wir ma- leichter. auch durchaus berechtigte Kretschmann-Lobens- an? Naturschützer stehen vor objektiven Problemen chen keinen großflächigen Naturschutz, sondern hymne einstimmen. Aber wahr ist, dass der baden- oder haben mit Widersprüchen zu kämpfen. Und das wir machen viele kleine Projekte‘. Ich will das nicht Was ist die größte Errungenschaft? württembergische Ministerpräsident ein guter Ver- merken unsere Gegner sofort. Es ist keine moralische kleinreden, da waren viele schöne Modellversuche Spielmann: Wir in Baden-Württemberg haben rela- treter einer bestimmten Art von Menschen ist. Die Frage, kein einheitliches Leitbild zu haben, aber es darunter, aber die sind kein vollwertiger Ersatz. tiv wenige unzerschnittene Gebiete. Straßendichte im Zustimmungsfall nicht sofort Juhu schreien und eröffnet eine Flanke.

14 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 15 thema Biosphärengebiet Schwäbische Alb thema Biosphärengebiet Schwäbische Alb

Für gewöhnlich wird aber mit Einschnitten argumen- ermöglicht. Das ist eben diese paradox klingende tiert. Reutlingen und Metzingen sind Teil des Schutz- Chance, dass dort, wo die Belastungen größer sind, gebiets auf der Schwäbischen Alb. Wie passt das zu den Menschen besser gezeigt werden kann, wie die- den langen Autoschlangen vor Outlet-Centern? ses Leben im Einklang mit der Natur funktionieren Spielmann: Es ist ja die Besonderheit der Kategorie kann. Das Lammfleisch wird verkauft, mit Lamm- Biosphärengebiet, im Unterschied etwa zum Natio­ wolle wird gedämmt. Die Wertschöpfung entsteht, nalpark, dass auch in stark belasteten Regionen weil es Abnehmer gibt. Das ist in Thüringen, um Menschen im Einklang mit der Natur leben und bei diesem Beispiel zu bleiben, deutlich schwieri- wirtschaften können sollen. In diesen Gebieten gibt ger. Erfolgreiche Vermarktung von Produkten wird es Schmutzecken, sozusagen, aber in diese Schmutz- zum wichtigen Standbein beim Naturschutz. Es wird ecken ragt die Entwicklung hinein. Der heutige weiter Widersprüche geben, wie vor den Outlets in begebiet ist ein Eingriff, Arbeitsplätze sind wichtig. CDU-Fraktionschef und damalige Landwirtschafts- Metzingen. Aber die Käufer, die dort Schlange ste- Vom Truppen­ Was schafft Abhilfe? Aber wo wir wirtschaften, da gibt es oft keine Bio- minister Peter Hauk hat einmal in einer Diskussions- hen, finanzieren die Landschaftspflege auf der Alb übungsplatz zu Spielmann: Das große Leitbild auf kleine herunter- diversität. Wenn wir eine Fläche sich selbst überlas- runde argumentiert, in Thüringen sei großflächiger mit. Und genau dieses Zusammenspiel bringt uns einer parkähnlichen brechen. Was allerdings noch keine Antwort auf sen, kann dort niemand Kartoffeln ernten. Es gibt Naturschutz gut möglich, in Baden-Württemberg entscheidend voran. Weidelandschaft das zweite, regelrecht epochale Problem ist. Die Ge- keinen goldenen Weg, dieser Erkenntnis müssen wir aber nicht. Ich drehe das genau herum. Gerade in schichte der Menschheit ist eine Geschichte der Zäh- uns stellen. Es gibt aber Zusammenhänge, die über- stark belasteten Regionen ist Naturschutz nötig, ge- mung und Störung der Natur. Wir brauchen Nah- zeugen. Die Schwäbische Alb zieht neue Gruppen rade in stark belasteten Regionen mit ihrer Wirt- rung und wollen nicht frieren. Wir haben die Natur von Touristen an, bestimmte neue Angebote, zum schaftsprosperität schließt sich aber auch der Kreis. klein gemacht. Und jetzt müssen wir umsteuern und Beispiel Lammfleisch, werden erfolgreich vermark- Hier finde ich Abnehmer für etwas teurere Produkte. es dialektisch hinbekommen, die Natur unter Wah- tet. So sorgt Naturschutz auch für neue Qualität und Hier habe ich ein Einzugsgebiet, das eine veränderte rung unserer Interessen zu schützen. Jedes Gewer- wirtschaftlichen Erfolg. Form des Tourismus der kurzen Wege auf die Alb

Die Mischung macht’s

Hang- und Schluchtwälder: Hier entwickelt sich Natur frei Alb erhalten, die Wacholderheide. Sie ist das Ergebnis einer – durchzieht den Norden des Biosphärenreservates. Tausende von Schäferei Stotz und der Firma ‚Flomax Naturmode‘. Die Firma bezog Die Schwäbische Alb wurde sehr früh, bereits in der Jungstein- jahrhundertealten Bewirtschaftungsform, der Schafbeweidung. Kirsch-, Apfel-, Birnen- und Walnussbäumen schaffen eine Land- viele Jahre lang Wolle aus Südamerika, um sie auf der Schwäbi- zeit, besiedelt. Der Jahrtausende währende Einfluss des Men- Ohne Beweidung würde auf den steilen Karsthängen längst schaft mit intensiven Farben und Düften sowie einer unglaublich schen Alb zu Pullovern, Jacken und Mützen zu verarbeiten. Seit schen hat in der Region Spuren hinterlassen. Entstanden ist eine wieder Wald wachsen. 16 Schäfereibetriebe treiben noch heu- reichen Tier- und Pflanzenvielfalt. zwei Jahren kooperiert sie mit der benachbarten Schäferei Stotz. vielfältige Kulturlandschaft mit einem reizvollen Mosaik aus te alljährlich etwa 30.000 Schafe über das Offenland des ehe- Bis zu 5.000 Arten finden sich in diesem Lebensraum, voraus- Ohne eine anfängliche Förderung würde die Wolle heute aber wohl Wald und Offenland. Vom Menschen unberührte Natur ist hin- maligen Truppenübungsplatzes Münsingen. Sie verkaufen das gesetzt, die Wiesen werden nur selten gemäht und maßvoll ge- eher nicht aus der Region kommen. Denn die Wollverarbeitung gegen selten geworden. Frei entwickeln kann sich die Natur der- Fleisch der Lämmer und Schafe an die Gastwirte in der Region, düngt. Auch hier gewinnen sowohl die Natur als auch der Mensch wurde in Deutschland auf Grund des Preisverfalls der Wolle seit zeit lediglich in den Hang- und Schluchtwäldern des Albtraufs aber auch an muslimische Mitbürger. Die Wollnutzung ist bis in gleichem Maße. Die Palette der Streuobstprodukte reicht von langem nicht mehr praktiziert. Das Verfahren, größere Mengen und seiner Seitentäler sowie in den klassischen Kuppenwäldern auf wenige Ausnahmen unrentabel geworden. Kirschlikör und Apfelschaumwein über Fruchtsäfte und Most bis qualitativ hochwertiger Wolle zu verarbeiten, musste daher erst der „Kuppenalb“. Diese verstreuten Restbestände an Wildnis sind Durch den selektiven Verbiss der Schafe entstehen Kalkmager- hin zu Brotaufstrichen. Immer mehr Gaststätten der Region bie- neu etabliert und optimiert werden, bevor das Experiment erfolg- in den Kernzonen des Biosphärenreservats unter Schutz gestellt. rasen – ein idealer Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenar- ten Streuobst-Gerichte an. Diverse Veranstaltungen rund um die reich war. Seither kann die Schäferei Stotz nicht nur das Fleisch, Sie nehmen insgesamt rund drei Prozent der Fläche ein. Die Wäl- ten. Kräuter wie Feldthymian, Wilder Majoran und Echtes Lab- Fruchtvermarktung – wie Most-, Kirschen- oder Zwetschgenfeste sondern auch die Wolle ihrer Tiere verkaufen. Flomax dagegen pro- der befinden sich im Eigentum von Kommunen, des Landes Ba- kraut überziehen zu Tausenden weite Flächen. Sie sind wichtige – bringen die Menschen aus der Region zusammen. Über Wander- fitiert von der großen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die ihr den-Württemberg und der Bundesrepublik Deutschland. In den Nahrungspflanzen für verschiedene Schmetterlingsarten, bei- und Radwege sind die Streuobstwiesen frei zugänglich und zu allen seit dem Umstieg auf regionale Wolle zuteil wurde. Wäldern im Donntal dominieren Buche, Esche und Bergahorn spielsweise für den Schwalbenschwanz. Zu den seltenen Pflan- Jahreszeiten ein genussreiches Reiseziel. Lehrpfade, Schaugärten Die enge Kooperation des Biosphären-Managements mit den Ge- den Bestand. Das Waldgebiet wurde 1995 als Bannwald aus- zen gehören unter anderen der Frühlingsenzian, das Gemeine und Museen ergänzen das Angebot für die Gäste. werbetreibenden der Region zeigt sich auch in der „Partner-Initi- gewiesen und damit erst seit weniger als zwei Jahrzehnten aus Katzenpfötchen und die Mond-Raute. Rotmilane kreisen über ative“. Qualitäts- und Umweltstandards sorgen für ein einheitlich der Nutzung genommen. Die Bäume sind relativ jung (rund 70 die sanft geschwungenen Kuppen, und sogar die seltene Heide- Regionale Wertschöpfungsketten in der Entwicklungszone hohes Niveau bei den beteiligten Partnerbetrieben. Sie zeichnen bis 130 Jahre), die Totholz-Mengen eher gering. Der Unterschied lerche und der Neuntöter finden hier ideale Lebensbedingungen. Die Entwicklungszone im Biosphärenreservat Schwäbische Alb sich durch die hohe Qualität ihrer Produkte und ihres Services aus, zum Wirtschaftswald ist also noch wenig ausgeprägt. Dennoch Die markierten Wege dürfen dabei nicht verlassen werden, zu- nimmt rund 55 Prozent der Gebietsfläche ein. Gewerbe, Dienstleis- leisten einen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und engagie- hinterlässt ein Besuch einen bleibenden Eindruck von einem Wald, mal noch immer erhebliche Munitionsreste im Boden lagern. tungsbetriebe und Industrie sind hier angesiedelt, ein Großteil der ren sich als Botschafter des Biosphärengedankens. der sich ohne menschlichen Einfluss entwickeln kann. Seit dem Abzug der Truppen Ende 2005 verwaltet der Bun- Bevölkerung wohnt hier. Es gibt keinerlei Einschränkungen, dafür desforst die gesamte Fläche. Doch nicht nur Schafe tragen zur Unterstützung für ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltige Quelle: www.europarc.org. Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb Pflegezonen: Vielfalt durch extensive Nutzung Landschaftspflege bei, sondern beispielsweise auch die Büf- Wirtschaftsformen. Innovative Ideen zur Stärkung regionaler Wirt- gehört zur Föderation EUROPARC, die 1973 gegründet wurde. Seit- Rund 42 Prozent der Gebietsfläche sind als Pflegezone ausge- felherde in Hohenstein. Ein Band von Streuobstwiesen – ein schaftskreisläufe und Wertschöpfungsketten werden gefördert. her hat sie sich zu Europas größtem Schutzgebietsnetzwerk entwi- wiesen. Hier wird eines der Markenzeichen der Schwäbischen weiteres prägendes Landschaftselement der Schwäbischen Alb So entstehen Kooperationen, wie beispielsweise die zwischen der ckelt, mit zurzeit über 420 Mitgliedern in 35 Ländern.

16 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 17 thema Nationalpark

Das Wildseemoor bei Kaltenbronn: Das größte Hochmoor Deutschlands liegt im Suchgebiet.

pro Jahr weniger zur Verfügung – im ganzen Land werden aber alljährlich zwischen sieben und zehn Millionen eingeschlagen; allein im Staatswald sind es rund 2,5 Millionen.

Zudem liegen ermutigende Erfahrungen aus an- deren Regionen vor, etwa vom Bayerischen Wald, wo sich Anfang der Achtziger Jahre die ärmsten Landkreise des Freistaats zusammentaten. Seither profitiert das ganze Gebiet. Die Statistik untermau- ert diese Bilanz. So hat die EU eine Wertschöpfung Erste entscheidende Weichen sind gestellt: „Für die und mit den Menschen“ von 2500 Euro pro Jahr und Hektar errechnet. Do- kumentiert ist auch der Aufschwung vor allem in den ersten zehn Jahren nach der Eröffnung. Wäh- rend das Tourismusaufkommen zwischen 1982 und 1992 in Bayern um 20 Prozent stieg, waren es in Endlich ein den Nationalparkgemeinden 67 Prozent. Und eine Studie der Uni Passau belegt über achttausend Voll- zeitarbeitsplätze, die neu entstanden und dauerhaft sind. Nationalpark Solche und andere Argumente allerdings zählten und zählen wenig. Gegner wollen allein über die grundsätzliche Ablehnung, nicht aber über Kom- promisse diskutieren, einige – wie der ehemalige ZDF-Moderator Alexander Niemetz – kühlten ihr Mütchen an den Grünen und Naturschutzverbän- den („Tugendterrorismus“). Die FDP will – ganz anders als bei Stuttgart 21 – allein die betroffene Auf eine Herausforderung, sagte Baden-Württembergs müsse aber die Politik treffen. Kretschmann hat Herbst 2012 sind 64 Prozent der Baden-Württem- Bevölkerung entscheiden lassen, was rechtlich gar Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Jahreswechsel einen Zeitplan vorgegeben: Bis Jahresende solle berger für die Einrichtung eines Nationalparks und nicht möglich ist. Der Nationalpark wird als Pres- das notwendige Gesetz „vom nach unserer Verfas- nur 30 dagegen. tigeprojekt der Grünen hingestellt. Stimmt nicht, 2013, freue er sich besonders: die Umsetzung der Pläne für sungsordnung allein für das Verfahren zuständigen sagt nicht nur der Minister ein ums andere Mal: einen Nationalpark im Nordschwarzwald. Der wird Landtag“ verabschiedet sein. 0,7 Prozent der Landesfläche „Der BUND, alle Naturschutzverbände und sehr inzwischen immerhin von einer Zweidrittelmehrheit der Die Befürworter, allen voran der Ministerpräsident viele Befürworter-Gruppen machen sich seit An- Der vor allem von bestimmten wirtschaftlichen selber, appellieren, die Dimensionen im Blick zu fang der Neunziger Jahre stark für ein Großschutz- Bürgerschaft im Südwesten befürwortet. und parteipolitischen Interessen motivierte Wider- behalten: Es geht um 0,7 Prozent der Landesfläche. gebiet.“ Außerdem fand die grün-rote Landesre- stand ist jedoch ungebrochen. Bei sechs öffentli- Über einen Nationalpark könne „nur vernünftig gierung bei Amtsantritt umfangreiche Vorarbeiten 1200 Seiten stark ist das Papier, das Landesge- chen Veranstaltungen in den vergangenen Wochen diskutieren, wer diese Größenordnung fair bewer- sogar der CDU/FDP-Koalitionen vor. schichte schreiben wird. In einem ausführlichen sollten immer wieder Lautstärke und Aggression tet“, sagt Kretschmann. Der zuständiger Minister Gutachten, basierend auch auf nicht weniger als der Gegner suggerieren, dass die Mehrheit im La- Alex Bonde legt ebenfalls mit Zahlen nach, die die Längst wissen nicht nur Insider: Aus 17.000 Hektar, rund 4000 Fragen aus der Region und von Be- ger der Neinsager stehe. Umfragen und Studien über Monate mit so großer Vehemenz vorgetrage- allesamt im Staatsbesitz, sollen am Ende 10.000 troffenen, wird das Für und Wider eines Groß- besagen das Gegenteil. Sieben paritätisch besetzte nen Gegenargumente zurechtrücken sollen. Nach Hektar rund um Ruhestein und Ochsenkopf ausge- schutzgebietes im Nordschwarzwald abgewogen. Arbeitskreise urteilten positiv, und landesweit gibt den Berechnungen der Gutachter stehen der regi- sucht und zum ersten Nationalpark im Südwesten Die Signale stehen eindeutig auf Grün. Die politi- ohnehin es eine mehrheitliche Zustimmung. Nach onalen Sägeindustrie ohne Ausgleichsmaßnahmen werden. Der BUND fordert von der Landesregie- sche Entscheidung, so die Gutachter ausdrücklich, einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen vom und rein rechnerisch 26.660 Erntefestmeter Holz rung, ihn „mit einer attraktiven Infrastruktur für

18 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 19 thema Nationalpark thema Nationalpark

naturverträglichen Tourismus einerseits und die gegen das Ziel ökologischer Unversehrtheit zu Fel- die Fortsetzung. Rein wissenschaftlich betrachtet „Ein Blick über den Tellerrand Baden-Württembergs hinaus zeigt ganz eindeutig: Naturwaldforschung andererseits auszustatten“. de, zwar fürchten noch immer Anrainergemeinden könnte – andere sagen: müsste – jetzt eine neue in- Nationalparks sind ein Gewinn für Mensch und für die Natur.“ Nötig sind dafür aus seiner Sicht unter anderem um Entwicklungschancen und Unternehmer um die tensive Phase der Beteiligung und des Interessens- Dr. Markus Rösler, der naturschutzpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, macht gut ausgebildete Nationalparkführerinnen und Attraktivität von Standorten. Dennoch stehen Teile ausgleichs starten. Zugleich aber berichten Land-, sich seit vielen Jahren für den Nationalpark Nordschwarzwald stark. -führer, Informationszentren mit attraktiven Aus- der CDU mittlerweile im Lager der Befürworter. Da- Kreis- und Gemeinderäte, dass viele Menschen vor stellungen, besondere Naturerlebnisangebote und runter sind klingende Namen aus der Region, und Ort auf eine Entscheidung drängen. Außerdem­ „Wir setzen uns für die Einrichtung eines Nationalparks Schwarzwald ein – aus Wege für alle, die sich leise durch die Landschaft sogar frühere CDU-Granden werben für den Natio- möchte Grün-Rot das Vorhaben in dieser Legisla- Verantwortung für die Schöpfung und als Beitrag zur Förderung der Wirtschaft bewegen beim Wandern, Reiten, Fahrradfahren, nalpark, zum Beispiel der erste Umweltminister im turperiode unumkehrbar machen. Ein Ausgleichs- im Schwarzwald. Wir sind der Überzeugung, dass die Natur, die Menschen und die Lang- oder Schneeschuhlaufen. Außerdem dürf- Südwesten Erwin Vetter. verfahren, das seinen Namen verdient, könnte aber Wirtschaft einen neuen, kraftvollen Impuls verdient haben.“ ten „die Kosten – immerhin mehrere Millionen pro Jahre dauern. Kretschmanns Faustregel, für Betei- Erklärung von Christdemokraten pro Nationalpark. Zu den Erst-Unterzeichnern gehört Jahr insbesondere für Nationalpark-Arbeitsplätze Einmaliger Dialogprozess ligungsprozesse, lautet „Gehört heißt nicht erhört“. der frühere baden-württembergische Umweltminister Erwin Vetter (CDU), einer der – nicht zu Lasten anderer Naturschutzaufgaben Um die Bürgerschaft zu überzeugen, fanden in den Und die gilt auch im Nordschwarzwald. Im Gesetz- politischen Väter der Idee. Er hatte sich bereits vor mehr als zwanzig Jahren für einen des Landes“ gehen. Wie groß der Nachholbedarf vergangenen eineinhalb Jahren gut 150 Veran- gebungsverfahren könnte die Anhörung um eine Nationalpark im Nordschwarzwald eingesetzt. ist, zeigen Vergleichszahlen. In ganz Deutschland staltungen statt, 120.000 Haushalte wurden ange- neuerliche Beteiligung der Bürgerschaft erweitert gibt es 14 solcher Gebiete, die Eingriffen durch den schrieben und eben jene rund 4000 Einzelfragen werden. Auch aus Stuttgart 21, so der Minister- „Touristen wollen nicht über Totholz steigen.“ Menschen weitestgehend entzogen sind, In ganz zusammengefasst, der renommierte Risiko- und präsident, habe er gelernt, dass „so etwas künftig Der FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Bullinger, der im Zusammenhang mit der Ein- Europa aber mehr als 300. Und Baden-Württem- Kommunikationsforscher Ortwin Renn leitete eine stattzufinden hat, ehe alle grundlegenden Ent- richtung des von ihm vehement bekämpften Nationalparks von einer „Wahlkampfkos- berg liegt ganz weit hinten. Schon Harald B. Schä- Tagung mit rund 350 Teilnehmern, die Arbeitskrei- scheidungen getroffen sind“. Die Diskussionen vor tenerstattung“ der Landesregierung an die Naturschutzverbände spricht, weil die vor fer wusste das. Der im Januar 2013 verstorbene se berieten intensiv, eine Infoplattform samt Tele- Ort im Schwarzwald hätten ihn in dieser Haltung allem die Grünen 2011 stark unterstützt hätten. Sozialdemokrat, ab 1992 für vier Jahre Umweltmi- fon ist geschaltet, unzählige Materialen stehen im bestätigt. Als weiteres konkretes Ergebnis des bis- nister einer Großen Koalition im Land, hatte sich Netz. „Mir ist nicht bekannt“, sagt Thomas Wal- herigen Verfahrens steht schon heute fest, dass „Anfangs mussten die Naturschützer gegen erheblichen Widerstand kämpfen. Indus- für das Projekt stark gemacht. Viele Pläne wurden denspuhl, im Ministerium zuständig für den Natio­ es bei allen Fragen grundsätzlich eine paritätische trielle fürchteten um ihren Zugang zu Wasser- und Holzschätzen. Freiheitsliebende geboren, hatten aber keinerlei Aussichten auf eine nalpark, „dass es jemals in Deutschland einen ähn- Mitbestimmung geben wird. „Denn wenn der Natio- Bürger und Politiker störten sich an dem großen Einfluss der Regierung. Parlamen- Mehrheit. Die CDU-Spitze, auch Ministerpräsident lich intensiven Dialogprozess gegeben hat.“ nalpark kommt“, sagt Waldenspuhl, „dann kommt tariern in Washington und in den neuen Bundesstaaten­ schien die wirtschaftliche Erwin Teufel, saß beharrlich im Bremserhäuschen. er für die und mit den Menschen.“ Expansion ihrer Nation zunächst wichtiger als die Bewahrung der Natur.“ Inzwischen hat sich manches verändert. Zwar zie- Dennoch – oder gerade deshalb – warten viele Be- Badische Zeitung Anfang Oktober 2011 über den massiven Widerstand gegen den hen noch immer Sägewerk- oder Großwaldbesitzer teiligungs- und Konfliktexperten mit Spannung auf Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer ersten amerikanischen Nationalpark im Yellowstone-Gebiet im Jahr 1872.

Häuser und Wohnungen, manche alten Hotels und viele klei- Nationalparkbesucher sind meist keine Tagestouristen und bleiben Ängste und Interessen wie vor 140 Jahren ne Geschäfte leerstehen.­ Gerade in den kleinen Gemeinden länger. Und die Einheimischen sind stolz auf das gerettete, faszinie- des Nordschwarzwalds beginnt der demographische Wandel rende Naturerbe vor ihrer Tür. Amerika ist stolz auf seine Nationalparks. Inzwischen. Vor im Wald erlaubt", schreibt die Badische Zeitung. Ein Sünden- auch optisch sichtbar zu werden, und die Landflucht macht 140 Jahren war vieles anders. Auch im Yellowstone-Gebiet bock Nationalpark bietet sich da an, um abzulenken. sich immer stärker bemerkbar. Qualitätstourismus mit einem Axel Mayer, BUND musste erst jede Menge Überzeugungsarbeit geleistet wer- Nationalpark Nordschwarzwald könnte die Situation positiv den. Mehr als hundert Jahre später beginnen die ersten Über- Es ist beeindruckend, wie geschickt die ökonomischen Inte- verändern, und ein Nationalpark bietet auch die Chance, sich legungen für den Nordschwarzwald, für einen vergleichswei- ressen der Nationalparkgegner mit einem grünen Mäntel- positiv mit der Heimat zu identifizieren. se kleinen Nationalpark in der zersiedelten, zerschnittenen, chen bedeckt werden und wie mit vorgeschobenen, falschen auf- und ausgeräumten Landschaft in Baden-Württemberg. Naturschutzargumenten gegen Natur argumentiert wird. Zu Baden-Württemberg, das Saarland und Rheinland-Pfalz den Ängsten, die da gezielt geschürt werden, zählt die weit haben als einzige Flächenländer noch keinen Nationalpark. Und wieder gibt es finanzstarke Lobbygruppen dagegen und verbreitete Angst vor "Unordnung im Wald". Nationalpark- Der Nationalpark Nordschwarzwald soll eine Mindestfläche die fast gleichen, 140 Jahre alten Argumente. Insbesonde- gegner gibt es nicht nur in den Wäldern Amazoniens und in von rund 10.000 Hektar (100 Quadratkilometer) umfassen. re die FDP, die Lobbyisten und Vertreter der Sägewerke, der Afrika ... Der tägliche Flächenverbrauch in Deutschland liegt bei rund Holzindustrie und der Waldbesitzer kritisieren die National- hundert Hektar am Tag. Der Park hätte also die Fläche, die in parkpläne der grün-roten Landesregierung. Der Slogan der Wer sich auf den Straßen und in den Orten in und um den Deutschland in hundert Tagen bebaut, zersiedelt, entwertet gut organisierten Nationalparkgegner lautet: "JA zum Wald geplanten Nationalpark Nordschwarzwald umschaut, sieht und zerstört wird... – NEIN zum Nationalpark Nordschwarzwald", doch das "Ja Kurzzeit- und Tagestouristen, die meist wenig Geld in die zum Wald" ist wohl eher ein "Ja zum Holz"... Geld macht Region bringen. "Die älteren Gäste wollen keine Wildnis" Ein Nationalpark Nordschwarzwald wäre auch ein Stück Hei- Meinung. Die Sägewerke im Schwarzwald stecken aus ganz ist ein häufig zu hörendes Argument im Nordschwarzwald. mat in unserer ausgeräumten und zersiedelten Landschaft. anderen Gründen in einer tiefen Krise. "Das Problem der Dass junge und alte Touristen Wildnis mögen und immer Auch die Menschen in den Gemeinden im Schwarzwald deutschen Sägeindustrie: Es gibt zu viele Mitbewerber. Fach- stärker suchen, zeigt nicht nur der Nationalpark Bayerischer könnten profitieren. Überall dort, wo es Nationalparks gibt, leute schätzen, dass die Sägewerke der Republik etwa 2,5 Wald. Wer sich im Nordschwarzwald in und um den geplan- hat ein naturverträglicher Tourismus eingesetzt, der Gelder mal mehr Holz sägen könnten als ein nachhaltiger Einschlag ten Nationalpark umschaut, sieht allerdings auch, dass erste in die Gemeinden bringt und Arbeitsplätze schafft, denn Widerstand gehört zu vielen Nationalparks vor ihrer Einrichtung: auch im Nordschwarzwald

20 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 21 Sparkassen-Finanzgruppe thema Nationalpark

Fragen und Antworten

W as bringt der Nationalpark der Natur? Landesweit und auch im Schwarzwald gibt es viel zu wenig Bann- wald, der sich selbst überlassen bleibt. Die Einrichtung eines Natio­ nalparks bietet die Chance, diese Quote ein wenig zu verbessern. Es ist nachgewiesen, dass in dauerhaft unbewirtschafteten Wäldern eine größere Artenvielfalt herrscht als in Wirtschaftswäldern. Der BUND fordert wie die Bundesregierung in ihrer „Nationalen Strate- gie zur biologischen Vielfalt“ fünf Prozent Anteil Bannwald an der Waldfläche, damit die Vielfalt der Pflanzen, Pilze und Tiere erhalten werden kann und seltene Arten nicht aussterben. Vom Fünf-Prozent-Ziel ist Baden-Württemberg meilenweit entfernt: nur 0,7 Prozent der Waldfläche sind als Bannwald bzw. Kernzone des Biosphärengebiets ausgewiesen. Der Nationalpark würde diesen An- teil auf 1,2 Prozent erhöhen. Bereits jetzt gibt es in der Region, die für den Nationalpark in Frage kommt, rund 1.000 Hektar Wald, die nicht mehr genutzt werden. Auf diesen Flächen, die sich teilweise bereits seit hundert Jahren frei entwickeln dürfen, kann man heute erleben, was einen künftigen Ur- wald ausmacht: Ruhe und Urtümlichkeit, ganz junge Bäume neben alten Baumriesen, auch tote Bäume, stehend oder umgestürzt. Für viele Tiere und Pflanzen ist das ein Dorado. Auerhuhn, Dreizehen- specht, Sperlingskauz und viele andere seltene Vogelarten finden hier gute Lebensbedingungen. Dutzende Holzkäfer-, Spinnen-, Moos- und Wann ist ein Geldinstitut Pilzarten können nur hier und nicht im Wirtschaftswald existieren, weil dort das Alt- und Totholz fehlt. Der Nationalpark würde die jet- gut für Baden-Württemberg? zigen Bannwälder miteinander verbinden, sie erweitern und seltenen Arten noch bessere Lebensmöglichkeiten bieten. Was bringt der Nationalpark für Erholung und Tourismus? Nationalparks bieten spannende Naturerlebnisse, die so in anderen Wenn es Investitionen Gebieten nicht zu finden sind. Die Alternative – weitere Bannwälder – wäre bei Weitem kein gleichwertiger Magnet für den Tourismus. fi nanziert, von denen auch Nationalparks werden – richtig geführt – von der Landesregierung die Umwelt profi tiert. mit einer guten Infrastruktur für den Naturtourismus ausgestattet, wie es andernorts nicht ohne Weiteres möglich ist. Zu dieser Infra- struktur zählen Informationszentren mit attraktiven Ausstellungen, besondere Naturerlebnisangebote und gut ausgestattete Wege für Sparkassen fördern nachhaltiges Wirtschaften. Mit gezielten alle, die sich leise durch die Landschaft bewegen beim Wandern, Rei- Finanzierungsangeboten und fachlicher Beratung leisten Sparkassen ten, Fahrradfahren, Lang- oder Schneeschuhlaufen. einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Energieeffi zienz und Deshalb gibt es einen speziellen Nationalparktourismus: Gäste, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Das ist gut für den Mittel- nur oder auch wegen des Nationalparks eine bestimmte Region besu- stand und gut für die Umwelt. www.gut-fuer-deutschland.de chen. Dies lässt sich anhand der Besucherzahlen belegen. Gute Chan- cen für die Region Nordschwarzwald und die Hotels, Gaststätten, Ferienhöfe und Pensionen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord! Warum im Nordschwarzwald? Der Nordschwarzwald ist die einzige Region in Baden-Württemberg, Eine Heimat im die für einen Nationalpark geeignet ist. Nur hier treffen die zwei Nationalpark: Mooreidechse, wichtigen Kriterien „Unzerschnittene Verkehrsarme Räume über 100 Auerhahn, 2 km “ und „großflächiger Staatswaldbesitz“ zusammen. Denn es sollen Sumpfschrecke, keine Privatwaldflächen in Anspruch genommen werden, stattdessen Sonnentau, ausschließlich Staatswälder und gegebenenfalls Flächen, die Kom- Moorfrosch, munen und Kreise von sich aus zur Verfügung stellen. Wollgras Sparkassen. Gut für Baden-Württemberg. 22 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 23

S_210xH280_gfD_Wirtschaft.indd 1 26.02.2013 11:58:52 interview Brigitte Dahlbender interview Brigitte Dahlbender

Die BUND-Landesvorsitzende zum Jubiläum „Unsere Stärken sind Fachkompetenz, Ehrenamt und pfiffige Aktionen“

Brigitte Dahlbender hat einen Wunsch zum jeder Verband seine ganz eigenen Stärken mit. Das 50. BUND-Geburtstag: Dass sich wieder mehr junge spiegelt sich bei uns wider in der ganz engen Zusam- menarbeit mit dem NABU und auch dem Landes­ Erwachsene dauerhaft engagieren und bereit sind, naturschutzverband. Wir müssen unsere Kräfte Projekte umzusetzen. Zwei junge Erwachsene, bündeln. Es ist wichtig, dass man im Interesse der Karsten Fahrner und David Neujahr, haben die gemeinsamen Ziele und in dem Bewusstsein, welche Stärken jeder Verband hat, gemeinsame Strategien Gelegenheit zum ausführlichen Interview genutzt. erarbeitet und dann, je nach Sachlage, getrennt oder gemeinsam marschiert und arbeitet. Das Konzert der Es gibt heute ja eine große Auswahl von Verbänden, Verbände ist also bedeutsam. Konkurrenz zwischen Im engagierten Gedankenaustausch über Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit: Dr. Brigitte Dahlbender, Karsten Fahrner und David Neujahr die sich mit dem Umwelt- und Naturschutz beschäf- ihnen habe ich immer als Ansporn empfunden, den tigen. Worin sehen Sie die herausragenden Stärken BUND weiterzuentwickeln und ihn noch besser zu und Besonderheiten des BUND? machen. seit er besteht, kontinuierlich. Wir haben immer Sa- Dahlbender: Der BUND besitzt die Fähigkeit, eine chargumente zusammengetragen,­ haben immer gegen D r. Brigitte Dahlbender große Bandbreite von Themen aufzugreifen. Durch Wie würden Sie die Erfolge des BUND in den vergan- die großen Agro-Konzerne wie Monsanto und Bayer Jahrgang 1955, Biologin, verheiratet, ein Sohn, eine Tochter. die ehrenamtliche Zuarbeit zahlreicher Wissen- genen fünfzig Jahren bewerten? argumentiert und das Thema dadurch in Politik und Schwerpunkte der Arbeit beim BUND: Strategieentwicklung, Verbandsführung, schaftler – es sind über tausend – verfügen wir Dahlbender: Wir haben viele Erfolge erzielt. Ohne Öffentlichkeit präsent gehalten. Und wenn es heute Klimaschutz, Siedlungsentwicklung und Bürgerbeteiligung über eine hohe wissenschaftliche Fachexpertise. Die den BUND gäbe es heute den Atomausstieg nicht. in Deutschland im Grunde gesellschaftlicher Kon- Karsten Fahrner übersetzen wir dann in klare politische Forderun- Mit dem BUND an vorderster Front ist der Wider- sens ist, die Agrogentechnik und gentechnisch ver- Jahrgang 1992, Teilnehmer des freiwilligen ökologischen Jahres beim BUND, gen und agieren entsprechend. Das ist eine unserer stand gegen die Atomenergie aufrechterhalten und änderte Lebensmittel abzulehnen, dann ist auch das Schwerpunkte: Presse-und Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung. großen Stärken. Was uns gegenüber allen anderen verstärkt worden. In den meisten EU-Ländern hatte unter anderem auf die Arbeit des BUND zurückzu- David Neujahr Verbänden auszeichnet, ist unsere Debatte des ge- Fukushima ja beispielsweise im politischen Alltag führen. Das sind zwei große gesellschaftliche Erfol- Jahrgang 1994, Teilnehmer des freiwilligen ökologischen Jahres. Schwerpunkte sellschaftlich relevanten Themas Nachhaltigkeit. keine Auswirkungen. Dass in Deutschland der Atom- ge, der dritte wäre das Thema Nachhaltigkeit. Und der Arbeit beim BUND: Verwaltung, Organisatorisches und Umweltbildung. Durch die Studien „Zukunftsfähiges Deutschland“ ausstieg beschlossen wurde, ist darauf zurückzu- dann sind da natürlich die ganz konkreten Erfolge, und „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globa- führen, dass die Atomenergie gesellschaftlich nicht zum Teil vor Ort, zum Teil weit darüber hinaus. So lisierten Welt“ haben wir sehr klargemacht, dass für mehr tragbar war. Und dass sie nicht mehr tragbar ist den Aktivitäten des BUND Baden-Württemberg uns Umwelt- und Naturschutz nicht ohne soziale war, ist ganz wesentlich auf die Aktivitäten des zu verdanken, dass an Bahndämmen keine Pestizide Daneben gibt es unzählige kleinere Erfolge in den Belange gedacht werden können. Diese Themen ste- BUND zurückzuführen. Zufällig an dem Tag, als die gespritzt werden dürfen. Ortsgruppen und Kreisverbänden. Ich erinnere mich hen in direkter Verbindung, natürlich auch beein- Katastrophe in Fukushima passierte, hatte der BUND an das Jahr 1995, das war das zweite Europäische flusst durch ökonomische Gegebenheiten, und müs- nach sechsmonatiger Planung eine Menschenkette Was ist die wichtigste Aktion in den Anfangsjahren Naturschutzjahr, als mein Vorgänger Dr. Hans-Jörg sen deshalb auch zusammen thematisiert werden. von Neckarwestheim zur Villa Reitzenstein hier in gewesen? Breitinger beim damaligen Landwirtschaftsminister Stuttgart organisiert. Daran nahmen dann 60.000 Wir haben dazu beigetragen, dass sehr viele Stra- Gerhard Weiser Tausende D-Mark locker gemacht Angesichts der vielen Verbände mit ähnlicher Ziel- Menschen teil. Das zeigt unsere Mobilisierungskraft ßenbauprojekte nicht zustande kamen, darunter die hat zum Pflanzen von Hecken in der freien Land- setzung wie der BUND – für wie wichtig und erfolg- und das zeigt, wie viele Menschen uns da unterstüt- ursprünglich geplante Querautobahn durch den süd- schaft. Daraus hat der BUND ein groß angelegtes versprechend halten Sie von Kooperationen zwischen zen. Der zweite große, gesellschaftlich wichtige Punkt lichen Schwarzwald. Vorallem aber denke ich an das Programm gemacht. Kommunen stellten Land zur den Verbänden? ist die Haltung der Menschen zur Agrogentechnik. Atomkraftwerk in Wyhl. Da gab es die Arbeitsgrup- Verfügung, wir kauften von dem Geld die Sträucher Dahlbender: Die sind ausgesprochen wichtig. Denn Wir wollen keine Gentechnik auf dem Acker und auf pe Umweltschutz, in der viele Leute aktiv waren, die und pflanzten sie. Allein in Ulm haben wir über bei aller Ähnlichkeit der bearbeiteten Themen bringt dem Teller. An dieser Thematik arbeitet der BUND, dann auch Gründungsmitglieder des BUND wurden. fünf Kilometer Hecken gepflanzt, aufgrund dieser

24 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 25 interview Brigitte Dahlbender interview Brigitte Dahlbender

einen einzigen Aktion. Solche Beispiele könnte ich Was hat Sie persönlich motiviert, sich beim BUND zu Wie zufrieden sind Sie damit momentan? nen wie Schottern aber auch nicht für richtig, weil Die Landesvorsitzende in beliebiger Anzahl nennen, etwa aus dem Abfall-, engagieren? Dahlbender: Die Zusammenarbeit läuft wirklich gut. Menschen gefährdet und Sachen beschädigt werden. in Aktion: Energie- oder Verkehrsbereich. Dahlbender: Das ist eine richtig persönliche Geschichte. Wenn ich einmal in die Zukunft schaue, wünsche Unsere Stärke ist die Argumentation, die pfiffige, mit Ministerpräsident Ich bin 1990 nach Ulm gezogen und hatte eine ich mir allerdings wieder mehr Anregungen durch kreative Aktion und das deutliche politische Agie- Günther Oettinger (2006), bei den Nennen Sie uns ein Projekt, das Sie als besonders Auseinandersetzung mit einem Bauern, der hinter die Basis für die Arbeit des Landesverbandes. Ich ren in der Öffentlichkeit. Damit sind wir hinreichend Naturschutztagen hilfreich empfunden haben. unserer Wohnung am Ende des Ortes Pestizide auf glaube, dass Mitglieder zunehmend vor der Komple- erfolgreich. anläßlich der Dahlbender: Da gibt es viele. Ich nenne je eines aus seinem Maisacker verspritzte. Und meine beiden xität der Themen zurückschrecken. Sie fühlen sich Kormoran-Demo der drei Sektoren. Im Energiebereich waren wir feder- Kinder spielten genau in dieser Pestizidfahne. Ich nicht mehr kompetent genug. Das ist aber falsch. Das ist auch Ihre persönliche Meinung? Fischer, (2010), mit führend mit dem BUND-Solarstrompark. Da haben habe versucht, rechtlichen Rat einzuholen, ob das Große Linien können auch ohne detailliertes Fach- Dahlbender: Ja. Auf dieser Grundlage war ich da- Ex-Staatssekretät wir für Dachflächen und für finanzielle Beteiligun- überhaupt erlaubt sei, und die einzige qualifizierte wissen diskutiert werden. mals auch gegen eine große Blockadeaktion gegen Michael Müller (2010), gen geworben. Das war einer der ersten Solarstrom- Auskunft habe ich vom BUND-Umweltzentrum in Stuttgart 21. Solche Aktionen sind keine Lösung. bei der Stuttgart-21- Schlichtung mit Peter parks, wir haben ihn realisiert an verschiedenen Ulm bekommen. Ich habe mich für die Leute inter- Was wünschen Sie sich überhaupt für die nächsten Conradi (2010), mit Standorten in Baden-Württemberg. Dazu passt auch essiert, die dieses Zentrum unterhalten. Ich habe die 50 Jahre BUND? Obwohl sich junge Erwachsene dafür interessieren Stefan Flaig auf der unser BUND-Regionalstrom der EWS. Da bewe- Arbeit sehr schnell richtig spannend gefunden und Dahlbender: Ich wünsche mir inhaltlich, dass der könnten? Landesdelegierten gen wir Menschen zum Umsteigen von Atom- und beschlossen, mich für den Umweltschutz zu engagie- BUND seine Rolle als gesellschaftspolitischer und Dahlbender: Aber das ist kein Mittel, das den Zweck versammlung (2011), Kohlestrom auf Ökostrom. Im Naturschutz gibt es ren. 1991 bin ich Kreisvorsitzende in Ulm geworden. gesellschaftskritischer Akteur noch wesentlich heiligt. Es gibt so viele Möglichkeiten, phantasie- im neuen Nachhaltig- eine Vielzahl von Projekten. Ich möchte besonders pointierter ausbaut. Daran arbeiten wir. Wir stel- voll Protest zu äußern. Zum Beispiel als die BUND- keitsbeirat (2012) auf das Naturschutzgebiet verweisen, dessen Kern Der BUND in Baden-Württemberg hat 80.000 Mit- len die Frage unserer künftigen Lebensweise und Jugend in den Bäumen im Stuttgarter Schlossgarten de Mindelsee ist. Das ist unser größtes zusammen- glieder und Unterstützer und ist der zweigrößte Lan- des Wachstumsbegriffs – nicht im Sinne von Rück- gegen Stuttgart 21 demonstrierte. Es gibt so viele hängendes Projekt, das wir seit 1972 betreuen, aber desverband. Schwächt diese Größe nicht auch die schritt, sondern mit Blick auf das gute Überleben Möglichkeiten, da brauchen wir keine illegalen Ak- auch auf die vielen innovativen Ansätze wie etwa Handlungsfähigkeit? unserer Gesellschaft. Und für den Verband wünsche tionen. in Markdorf am Bodensee, Landschaftspflege und Dahlbender: Nein. Die vielen Mitglieder sind eine ich mir, dass wieder mehr junge Erwachsene sich in Naturschutz mit Heckrindern. Oder auch unseren große Stärke, denn sie erhöhen unsere Akzeptanz ihm dauerhaft engagieren und bereit sind, Projekte Wie reagiert eigentlich die Öffentlichkeit auf BUND- Schwerpunkt „Lebendige Bäche und Flüsse“, in des- bei unseren Gesprächspartnern und bringen vielfäl- umzusetzen. Wir leben davon, dass wir in der Fläche Forderungen und Positionen? sen Rahmen wir in nur drei Jahren 250 Kilometer tige Meinungen in den Verband ein. Wir sind ein präsent und aktiv sind. Das ist eine unserer großen Dahlbender: Die Menschen sind oft zwiegespalten. Bäche renaturiert und durchgängig gemacht haben. Vertreter gesellschaftlicher Ansichten und Meinun- Stärken, und ich wünsche mir, dass wir diese Struk- In der Naturschutzarbeit bekommen wir sehr viel gen und kein Lobbyistenverein. Richtig ist: So viele tur auch in den nächsten 50 Jahren aufrechterhalten Zuspruch, von Menschen jeder Parteizugehörigkeit. Wir haben eine Wissenslücke: Was sind Heckrinder? Mitglieder müssen organisiert werden, gerade auch können. Wenn es dann aber um harte politische Forderun- Dahlbender: Das ist eine sehr ursprüngliche Rin- so viele Aktive in der Fläche. Es ist harte Arbeit, die gen geht, bekommen wir auch sehr viel Gegenwind. derrasse, die auch im Winter draußen stehen kön- Strukturen immer weiter zu professionalisieren. Und Wie steht der BUND zu illegalen Aktionen wie z.B. Dann werden wir auch angegriffen. Das ist aber nen. Sie halten sich das ganze Jahr draußen auf, wenn es um Entscheidungen geht, haben wir ganz Schottern? auch richtig und gut so, weil uns das zeigt, dass geschützt durch einen Regenunterstand oder ein klare Gremienstrukturen mit ganz klaren Aufgaben- Dahlbender: Der BUND beteiligt sich an solchen wir Forderungen stellen, die richtig wehtun. Insge- Sonnendach. Die Tiere können zum Beispiel Feucht- zuweisungen per Satzung. Letzendlich sind schnelle Aktionen grundsätzlich nicht, wir rufen auch nicht samt ist der Umgangston moderater geworden. Vor gebiete erhalten, weil sie auch in schwierigem Ge- oder mühselige Entscheidungen immer auch eine dazu auf, das dürfen und können wir als gemein- 20 Jahre waren die Angriffe viel härter. Inzwischen lände fressen und so den Baumaufwuchs oder die Frage, wie professionell der Vorstand mit diesen nütziger Verband nicht. Wir würden unsere Gemein- sind wir wirklich respektiert und selbst weitreichen- Verbuschung verhindern. Strukturen arbeitet. nützigkeit gefährden. Ich halte solche Einzelaktio- de Ideen und Vorschläge werden geschätzt.

26 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 27 interview Brigitte Dahlbender Die Erde braucht Freundinnen und Freunde Da heißt, früher waren die Angriffe niveauloser? Wobei die im Schwarzwald gar nicht betroffen sind, Dahlbender: Wir sind in der politischen Aktion als weil es sich um Staatswald handelt. Es werden durch Der BUND ist ein Angebot: An alle, die unsere Natur schützen und den unrealistisch abgetan worden und unsere Ideen als Drohungen mit Arbeitsplatzverlusten und Betre- kommenden Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten wollen. nicht machbar: Das sind die großen Idealisten mit tungsverboten Ängste in der Bevölkerung und bei Wir laden Sie ein, dabei zu sein. Birkenstock und Müsli. Da hat sich wirklich viel ver- Bürgermeistern geschürt. Aber je besser die Infor- ändert. Wir sind heute ein ernsthafter gesellschaftli- mation, desto mehr begreifen viele Leute, dass es cher Player. Wir werden angehört und gefragt. Wir sich viel mehr um eine Zukunftssicherung handelt. Einzelmitglied (50 €*) Familie (65 €*) sind zum Beispiel zu CDU-Veranstaltungen geladen, (HauptansprechpartnerIn bitte bei eintragen) und wir sind auch im Gespräch mit großen Un- Ein anderes Thema: Vernachlässigen Umweltverbän- Reduzierter Beitrag (16 €*) ternehmen. Das wäre vor 20 Jahren sehr unwahr- de soziale Aspekte, wenn sie der Ökologie einen der- (Schüler, Auszubildende, Studieren- PartnerIn: Name, Geburtsdatum de, Erwerbslose, Alleinerziehende, scheinlich gewesen. art großen Vorrang einräumen? Kleinrentner) Dahlbender: Der BUND ist der Verband, der die so- Kind 1: Name, Geburtsdatum Wenn Sie diesen Wandel ansprechen: Was hat sich ziale Thematik schon sehr lange mit im Blick hat. Lebenszeitmitglied seit Fukushima und mit der Energiewende getan in (1.500 €) Wir haben immer wieder gesagt, dass die Lösung der Kind 2: Name, Geburtsdatum der Reaktion auf den BUND? ökologischen Fragen nicht zur sozialen Deklassie- Dahlbender: Wir haben es geschafft, auch nach dem rung und zu sozialen Konflikten führt. Wir machen Firma, Verein, Körperschaft (130 €*) Kind 3: Name, Geburtsdatum Ausstieg aus dem rot-grünen Atomausstieg die Pro- dazu auch immer wieder selber Vorschläge. So ist Ein Familienmitglied unter 28 Jahren teste gegen die Atomenergienutzung aufrecht zu doch die Frage der Strompreishöhe keine Frage des ist auch BUNDjugend-Mitglied. erhalten. Fukushima kam da oben drauf. Es hat uns Kampfes Ökologie gegen Soziales, sondern zum Be- Anerkennung gebracht, dass wir so hartnäckig dran spiel eine Frage der umweltschädlichen Subventio- *Jahresbeitrag (Grundbetrag). Wir freuen uns, wenn Sie den Betrag erhöhen. geblieben sind. Allerdings fürchtet man uns jetzt nen der EU. Geld könnte ganz woanders hinfließen. auch mehr. Bester Beleg sind die Auseinandersetzun- gen um Stuttgart 21. Die Rolle, die der BUND in der Können Sie das konkretisieren? Spart Papier- und Verwaltungskosten: Ich ermächtige den BUND, den Mitgliedsbeitrag von Faktenschlichtung gespielt hat oder bei der Volksab- Die Energiewende wäre ohne Probleme aus diesen meinem Konto abzubuchen. Diese Ermächtigung erlischt durch Widerruf bzw. Austritt. stimmung, die hat uns zwar keineswegs überall Zu- großen Kassen zu bezahlen, würde die EU umsteu- stimmung eingebracht. Aber sehr viel Respekt. ern. Seit Rio ist versprochen, die Subventionierung fossiler Energie über die Steinkohle hinaus einzu- Name, Vorname Stichwort Stuttgart 21. Da gab es ja erhebliche De- stellen. Geschehen ist nichts. Wie sehr Ökologie und mokratiedefizite. Was wäre jetzt eigentlich, würde Soziales zusammenhängen, sieht man in jeder Stadt. Geburtstag, Beruf* der Nationalpark Nordschwarzwald gegen die Inter- Die Ärmeren wohnen an den großen Durchgangs- essen vor Ort und den Willen der Bevölkerung durch- straßen, weil da keiner hin will, weil da der Wohn- Straße, Hausnummer gesetzt? raum bezahlbarer ist. Da sind die Lärm- und Luft- Dahlbender: Ich glaube, die beiden Projekte sind belastungen aber gesundheitsschädlich. Der BUND PLZ, Ort nicht zu vergleichen. Man muss, um Stuttgart 21 thematisiert das sehr stark. Und wenn wir über die E-Mail, Telefon* zu bewerten, verstehen, was da demokratisch ab- bäuerliche Landwirtschaft reden, ist die soziale Fra- läuft. Das ist eine fortlaufende Geschichte der Miss- ge auch gestellt. Die Arbeit der kleinen Bauern und achtung von Bürgermeinung, der Rücknahme von Bäuerinnen muss so einträglich gemacht werden, Bankleitzahl Kontonummer Zusagen über Bürgerentscheide und der Umsetzung dass sie überleben können. Dazu gehört, ihre Um- gegen massive Bürgerproteste. Beim Nationalpark weltleistung zu bezahlen. Kreditinstitut findet dagegen die Beteiligung in breiter Form statt, es gibt die Arbeitskreise, in denen zu gleichen Tei- Ist dem BUND in seiner Haltung und Positionierung Datum, Unterschrift *freiwillige Angaben len Gegner und Befürworter sitzen und die zu sehr innerhalb der vergangenen Jahren einmal ein Fehler Bitte per Post oder Fax senden an: positiven Bewertungen gekommen sind. Das neue unterlaufen? Gutachten ist Basis für weitere Diskussionen. Nach Dahlbender (stutzt): Da fällt mir nichts ein. Aber Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. meiner Einschätzung besteht in Baden-Württemberg Fehler sind menschlich und deshalb gehe ich da- Mitgliederservice, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Zustimmung für den Nationalpark. Wäre wirklich von aus, dass auch wir nicht völlig fehlerfrei agiert Fax: 030 27586-440 eine riesengroße Mehrheit dagegen, würde sich der haben. Landtag als letztendlich zuständiges Gremium nicht darüber hinwegsetzen. Wir danken für das Gespräch. @ Sie können auch online Mitglied werden: www.bund-bawue.de/mitgliedwerden Als Mitglied des BUND e.V. sind Sie mit Wohnsitz in Baden-Württemberg Das hieße, der Widerstand gegen den Nationalpark auch Mitglied des Landesverbandes Baden-Württemberg e.V. ist zwar laut, repräsentiert aber nicht die Mehrheit? Dahlbender: Der Widerstand ist in einem ganz hohen Bitte schicken Sie mir den E-Mail-Newsletter des BUND Baden-Württemberg. Maße interessengeleitet. Da stehen die Sägeindustrie dahinter, Teile der Forstwirtschaft, manchmal sehr kon- servative Outdoor-Verbände oder die Waldbesitzer. E-Mail

Der BUND arbeitet nach den Regeln des Datenschutzes. Sie können der Verwendung Ihrer Daten zu Werbezwecken

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BUND_Mitgliederanz_A4_Dezember2012_RZ.indd 1 07.12.2012 16:27:19 Uhr thema Gerhard Thielcke thema Gerhard Thielcke

Professor, Forscher, Naturschützer, Bestseller-Autor Gerhard Thielcke und BUND-Haupt­geschäftsführer Wolfgang Friedrich beim Bei einer illegalen Naturschutz-Aktion: Auf Forderungen des BUND im Jahr 2001, Eisvögel-Füttern am Mindelsee 1976. (links) einen Bach mit der europaweit seltenen Art "Kleine Flussmuschel" zu retten, hatten die Behörden nicht reagiert. Daraufhin griffen Thielcke und weitere BUND-Leute Motor und Mitbegründer Bei einem Kongress mit Naturschützern aus Südamerika im Jahr 1991. Mit auf zur Selbsthilfe und bauten ein rettendes Stauwehr. Dazu lud Thielcke Fernsehen dem Bild: Staatssekretär Peter Repnik (CDU) und Birgit Zimmerle, Leiterin des und Presse ein. (Mitte rechts) BUND-Projekts "Tropische Wälder" . (Mitte links) Gerhard Thielcke war langjähriger BUND-Landes­ 1931 wurde Gerhard Thielcke in Köthen, Sachsen- Gerhard Thielcke bei einem Besuch am Baikalsee mit Naturschützern aus der russischen Teilrepublik Burjatien im Jahr 2002. (rechts) vorsitzender sowie Mitgründer und Motor des BUND- Anhalt, geboren und wuchs dort auf. Nach einer Gärtnerlehre studierte er Zoologie an den Univer- Bundesverbands. Die prägende Figur des BUND in den sitäten Freiburg und Tübingen. Ab 1985 hatte er 1970er bis 1990er Jahren starb 2007. eine Professur in Konstanz. 1962 kam er mit seiner Frau nach Radolfzell, als wissenschaftlicher Mitar- beiter an der Vogelwarte, heute Max-Planck-Institut für Ornithologie. Dort arbeitete er bis 1991 in der Grundlagenforschung, unter anderem über Dialekte beim Vogelgesang sowie in der angewandten For- schung zum Naturschutz.

Als sich der Bund Bodensee-Hegau 1973 zum BUND-Landesverband erweiterte, war Thielcke die treibende Kraft. Auch bei der Gründung des BUND- Bundesverbands spielte er eine starke Rolle. Fast 20 Jahre lang war Gerhard Thielcke stellvertreten- der BUND-Vorsitzender. Er trug entscheidend mit dazu bei, dass der BUND heute ein einflussreicher „Die Mühe hat sich gelohnt!“ Verband mit bundesweit über 200 Angestellten und 80.000 Mitgliedern und Förderern ist. Das sagte Gerhard Thielcke …

1978 startete er für den BUND die erste bundesweite Naturschutz-Kampagne Deutschlands mit dem Titel … im Juli 2007, vier Tage vor seinem Tod, über das Engagement im Naturschutz: … über die Zukunft der Umweltverbände (1995): "Rettet die Vögel". Die 50.000 Exemplare starke „Die Mühe hat sich gelohnt!“ „Wer klug ist, wählt die Vorwärtsstrategie und bestimmt dabei gestaltend Startauflage des gleichnamigen Buches war nach mit, wohin die Reise geht.“ zehn Tagen vergriffen. Der mit politischen Aussagen … zur Bedeutung der Zusammenarbeit, 2003 in der Zeitschrift „Natur- So kannten ihn alle: Gerhard Thielcke mit dem Fernglas in freier Natur gespickte Bildband stand monatelang auf Platz 1 schutz zwischen Donau und Bodensee“: … im Vorwort zu seinem Buch „Vogelstimmen“, erschienen 1970: der deutschen Bestellerlisten. „Die 32 Kilometer lange wird heute als Beispiel für „Während ich diese Zeilen schreibe, ruft draußen eine Kohlmeise ihr Zizibebe zukunftsweisenden Naturschutz präsentiert. Möglich wurde dies aufgrund und ein Amselmännchen flötet leise aus dem Busch. Ihre Stimmen sind mir Ikone und Ideengeber Thielcke war bis 1992 Landesvorsitzender des BUND der vorzüglichen Kooperation zwischen Gemeinden, vielen Behörden und noch genauso als Naturgenuss in den Ohren wie zu jener Zeit, als ich noch und über 10 Jahre auch Bundes­ vorsitzender­­ der von Verbänden.“ nichts von Artentstehung und Verhaltensforschung wusste.“ „Zu würdigen ist auch sein Engagement bei der Entwicklung der europäi- ihm gegründeten Deutschen Umwelthilfe. 1998 grün- schen Naturschutzgesetze. Unter dem Motto ’Das europäische Haus braucht dete er den Global Nature Fund (GNF). Wichtigstes … über den Sinn von Umwelt-Kommunal-Wettbewerben (1987): … über die Träger des Bundesverdienstkreuzes (das sagte er mehrfach): einen Garten’ begann 1985 das Engagement von Professor Thielcke auf inter- Projekt dieser Stiftung ist das weltweite Seennetzwerk „Die Bürgermeister ringen darum, wer die größte Festhalle oder das schönste „Da sind zahlreiche Gauner dabei.“ nationaler Ebene. Die EU-Vogelschutzrichtlinie erhielt durch seine Mitarbeit Living Lakes – Leben­dige Seen. 1987 war er Grün- Schwimmbad hat. Wir müssen sie dazu bringen, dass sie miteinander um wirkungsvolle naturschutzpolitische Instrumente. Das Schutzgebietssystem dungsmitglied der Stiftung Europäisches Naturerbe den besten Umweltschutz konkurrieren.“ … über seine Gefühle nach Ausscheiden aus einem Vorstandsamt (1995): Natura 2000 aus FFH-Gebieten und Vogelschutzgebieten bezeichnete Thielcke (EURONATUR), eine Organisation, die europaweit „Während unseres ersten Sitzungstages saß ich vorne, nach meinem Aus- als „Jahrhundertchance für den Naturschutz“ und setzte sich – auch in Modell-Projekte in Naturschutzgebieten durchführt. … über die Strategie, die bei Politikern zieht (seit 1987 mehrfach): scheiden aus dem Vorstand da hinten. Es ist sehr angenehm, hinten zu sitzen.“ Baden-Württemberg – entsprechend dafür ein.“ „Zuckerbrot und Peitsche.“ 2008 beschlossen Schulkonferenz und Gemeinderat, … über den Leiter einer Bundesbehörde (2005): Brigitte Dahlbender im BUNDmagazin, 2006 die Radolfzeller Realschule nach Gerhard Thielcke … über einen Umwelt-Gutachter (2004): „Knallkopp!“ „Gerhard Thielcke war Ikone, Ideengeber und Gestalter der jungen Umwelt­ zu benennen. Seither gibt es eine intensive Ko­ope­ „Dieser Mann ist der deutschen Sprache nicht mächtig.“ bewegung. Absolut nicht obrigkeitshörig, hatte er den Mut, unbequem zu sein. ration mit dem BUND. … über die Bundesregierung (1992, damals noch in Bonn): Er setzte Erkenntnisse aus Biologie und Ökologie in politische Forderungen um … 1993 im Geleitwort zur Buch-Dokumentation „Kampfplatz Naturschutz“: „Laienspielschar.“ und wurde so zum kompromisslosen Lobbyisten für die Natur.“ Thomas Giesinger „Schmetterlinge und Vögel weinen nicht, aber es geht mir schon unter die Haut, wenn ein Vogel Alarm ruft, weil seine Eier gerade fortgebaggert Peter Becker und Bernd Leisler, zwei Ornithologen, die ihn auf seinem werden.“ Gesammelt von Thomas Giesinger wissenschaftlichen Weg begleiteten, in der Zeitschrift „Vogelwarte“, 1975

30 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 31 thema Interessenausgleich im Umweltschutz thema Interessenausgleich im Umweltschutz

Ein Experte wird Minister: Franz Untersteller war fast 30 Jahre lang Berater und Experte in der Grünen-Landtags­ und ökonomischen Aspekten geöffnet und damit haben wir schon heute die Belastungsgrenzen über- fraktion für jene Bereiche, allen voran das Thema Energie, eine wichtige Voraussetzung für den gesellschaftli- schritten. Dazu gehören der Klimawandel und der die er jetzt als Ressortchef verantwortet. chen Interessenausgleich geschaffen. Verlust an Biodiversität. Um die Herausforderungen zugunsten unseres globalen Ökosystems zu meis- Ziel der Landesregierung ist es, Nachhaltigkeit zum tern, brauchen wir übergeordnete Strategien, die zentralen Entscheidungskriterium des Regierungs- über isolierte Lösungen allein im Umweltbereich und Verwaltungshandelns zu machen. Mit der neu hinausgehen. ausgerichteten Nachhaltigkeitsstrategie haben wir einen Rahmen geschaffen, mit dem wir Beteiligung Ich bin davon überzeugt, wenn Nachhaltigkeit zum ermöglichen, der aber auch eine Plattform für den übergreifenden Maßstab des Interessenausgleichs Interessenausgleich sein soll. für alle beteiligten Akteure wird, dann sind wir un- serem Ziel einer lebenswerten Zukunft für uns und Gerade beim Thema „Energie und Klima“ wird deut- unsere nachfolgenden Generationen sehr ge- lich, wie wichtig und wie schwierig zugleich ein In- kommen. teressensausgleich ist. Denn hier muss er nicht nur entlang der „traditionellen“ Ansprüche von Öko- Seit 50 Jahren setzt sich der BUND für eine lebens- nomie und Ökologie stattfinden, sondern es sind werte Natur und Umwelt ein. Mein Dank gilt daher zusätzlich verschiedene Umweltgüter gegeneinan- allen Akteurinnen und Akteuren für den unver- der abzuwägen. Stehen sich schließlich bei der ge- zichtbaren Beitrag zum aktiven Schutz unserer na- wollten Umstellung der Energieversorgung und des türlichen Lebensgrundlagen. Einsatzes von erneuerbaren Energien Aspekte wie Flächenkonkurrenz, Schutz des Landschaftsbildes, Natur- und Artenschutz, Flächenverbrauch und Ver- sorgungssicherheit gegenüber.

Ein Instrument, mit dem wir den Klimaschutz bei Abwägungsentscheidungen stärken, ist das Klima- schutzgesetz Baden-Württemberg. Klimaschutz wird Ein Dankeschön vom Umweltminister dadurch im gesetzlichen Rahmen verankert und er- Ihr hält einen neuen Stellenwert. Mit Inkrafttreten des Franz Untersteller MdL Nachhaltigkeit als Maßstab Gesetzes ist der Klimaschutz zukünftig in öffentli- Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft che Entscheidungsprozesse einzubeziehen. So wer- für einen wirkungsvollen Interessenausgleich den die Belange des Klimaschutzes – neben den be- stehenden Abwägungsgütern, wie etwa Natur- und Artenschutz - zu einem wichtigen Planungs-, Aus- Interessenausgleich im herkömmlichen Sinne setzt ge, sondern gleichzeitig und gleichwertig! Nachhal- wahl- und Entscheidungskriterium. auf das Einvernehmen zwischen Maßnahmenträ- tigkeit als Maßstab für echten Interessenausgleich gern, gesetzlichen Regelungen sowie gesellschaftli- zwingt alle Beteiligten zu einer umfassenden Be- Mir ist bewusst, wie schwierig dieser Interessenaus- chen Akteuren. Das war zu allen Zeiten ein nicht trachtung der Einzelinteressen, der regionalen und gleich gerade bei der Energiewende und dem Aus- immer einfaches Unterfangen, schließlich wollen globalen Chancengerechtigkeit zu Gunsten der jet- bau der erneuerbaren Energien ist. Die Lösung der wirtschaftliche Interessen und gesellschaftliche Be- zigen und nachfolgenden Generationen. verschiedenen Sachfragen, der tragfähige Ausgleich lange in Einklang gebracht werden. Zukünftig wird der Interessen, gerade im Zusammenhang mit der dieser Interessenausgleich in einen größeren Kon- Den Umweltverbänden kommt hierbei eine entschei- Energiewende, ist für mich deshalb ein wichtiger text zu stellen sein. Den komplexen Herausforde- dende Rolle zu. Sie sind der Promoter für die Um- Prüfstein für die Wirksamkeit der Nachhaltigkeits- rungen der Gegenwart und Zukunft stehen vielfälti- weltbelange in unserer Gesellschaft. Indem sie vom strategie Baden-Württemberg. ge Einzelinteressen gegenüber, die nicht selten auch Staat Verantwortung für Umweltbelange einfordern untereinander im Konflikt stehen. und dabei gleichzeitig eine kritische Öffentlichkeit Das Thema „Nachhaltigkeit“ muss insgesamt nach herstellen, übernehmen sie eine wichtige Schritt- und nach in unserer Gesellschaft ankommen. Die Ein zukunftsfähiger Maßstab ist aus meiner Sicht macherfunktion für die gesellschaftliche Willens- Nachhaltigkeitsstrategie soll dabei helfen. Die Men- die Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit umfasst ökono- und Konsensbildung. Dabei haben die Umweltver- schen sollen erkennen, dass wir die Grenzen der mische, ökologische und soziale Belange – und zwar bände, gerade auch der BUND, die Perspektive von Tragfähigkeit unseres Planeten achten müssen. In nicht in beliebiger Gewichtung und zeitlicher Abfol- rein ökologischen Fragestellungen hin zu sozialen einzelnen Bereichen unseres globalen Umweltraums

32 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 33 thema Whyler Wald

it dem Jahr 1970 begann ein spannendes, Bleichemiewerk in Marckolsheim und später gegen wichtiges Jahrzehnt. Der Nachkriegsglaube das Atomkraftwerk in Wyhl zu engagieren. 1974 Man das unbegrenzte Wachstum bekam erste bin ich mit meiner Freundin Barbara auf der Vespa Risse, aus konservativen Nur-Naturschutzverbänden zur ersten Besetzung nach Marckolsheim gefahren. wurden politische Umweltverbände, und am Oberrhein, Hätten wir uns damals nicht mit so vielen Menschen im Elsass, in der Nordschweiz und Südbaden schwoll der engagiert, dann wären in den letzten 40 Jahren über Protest gegen umweltvergiftende Industrieanlagen und 400 Tonnen Blei auf den Kaiserstuhl und das elsäs- geplante Atomkraftwerke zu einer massiven Bürger- sische Ried herabgeregnet. Bei einem vergleichbaren protestbewegung an. In kurzer Folge wurden ab dem Bleichemiewerk in Norddeutschland starben in der Jahr 1974 das Gelände für ein geplantes, extrem um- Umgebung ab und zu die Kühe an Bleivergiftung, Eine von vielen Demos im Wyhler Wald. weltvergiftendes Bleichemiewerk im französischen und die Kinder hatten Pseudokrupp und Hustenan- Mit dabei die beiden Marckolsheim und für drei Atomkraftwerke, auch im fälle. Es gab damals in Europa noch Formen der Um- BUND-Aktivisten Elsass und der Nordschweiz besetzt. Alle diese umstrit- weltverschmutzung und Vergiftung, die heute nicht Meinrad Schwörer tenen Projekte sind durch den massiven Protest der mehr vorstellbar sind. Die Fortschritte für Mensch (Mitte) und Axel Bürger und Bürgerinnen und die illegalen Bauplatzbe- und Natur wurden in vielen mühsam-erfolgreichen Mayer (links). setzungen verhindert worden. Konflikten erkämpft. Hätten wir uns später in Wyhl Bauplatzbesetzung, das schreibt sich mit 40 Jahren nicht gewehrt, dann stünde im Erdbebengebiet am Im Wyhler Wald stehen mächtige Bäume, die Abstand so einfach. Doch diese Aktionen bedeute- Oberrhein ein weiteres, gefährliches AKW. ten auch Debatten und Streit, Demo-Vorbereitungen, schon viel erlebt haben. Doch nicht nur sie wur- 40 Jahre Plakataktionen, Flugblattschreiben, Polizeigewalt, Der Traum vom grenzenlosen Europa zeln hier, sondern auch viele, die die Republik Freund- und Liebschaften, viele, viele gebackene Ku- Auf den besetzten AKW-Bauplätzen in Wyhl, in bewegten und bewegen: der BUND, das Öko- chen, Matsch, Schnee, knöcheltiefer Schlamm und Kaiseraugst­ in der Schweiz und im französischen „NAI hämmer nasse, kalte Winter in Strohlager und Zelt. Natür- Gerstheim wurde drei Jahrzehnte nach Kriegsende Institut, die Grünen, das badische „NAI hämmer lich war ich damals in Wyhl dabei. Für den jungen auch der europäischen Traum vom grenzenlosen Eu- gsait“ zur Atomkraft und das erste, frühe Ja zu Lehrling aus dem Wyhler Nachbardorf Teningen war ropa geträumt und erkämpft. Die europäischen Nach- den zukunftsfähigen alternativen Energien. gsait“ es doch keine Frage, sich gegen die Bedrohung von barn haben gemeinsam die Grenzen und die alte, Mensch und Tier, von Natur und Heimat, gegen das verlogene „Erbfeindschaft“ überwunden, Bauplätze

Umweltschutz-Geschichte geschrieben

November 1970 Am 9. wird die Aktion Umweltschutz in 19. Juli 1973 Im Rundfunk wird der neue Standort eines schen Werke München (in der Bundesrepublik sind die Umwelt- Stunden im Regen vor dem Stuttgarter Landtagsgebäude, um Freiburg gegründet. Aus ihr entwickelt sich der BUND Regional- Atomkraftwerkes - Wyhl – bekanntgegeben. Spontan bilden auflagen zu hoch) in Marckolsheim/Elsaß, direkt gegenüber von Wirtschaftsminister Rudolf Eberle ihre Bedenken vorzutragen. verband Südlicher Oberrhein. sich in Wyhl, Weisweil, Endingen und anderen Orten am nörd- Sasbach/Rhein. Deshalb erfolgt der spontane Zusammenschluss lichen Kaiserstuhl Bürgerinitiativen. Die betroffenen Bürger deutscher und französischer Umweltschützer. Das Internatio­ Januar 1975 Es kommt zu Verhören und Hausdurchsu- 1971 Gründung der „Freiburger Aktionsgemeinschaft gegen und Bürgerinnen informieren sich in der Folge über Klimaver- nale Komitee der 21 Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen chungen. Das Wirtschaftsministerium genehmigt den Bau eines Umweltgefährdung durch Atomkraftwerke in Breisach und Fes- änderungen, vermehrte Nebelbildung, Grundwasserabsenkung, wird gegründet. Noch im Juli kommt es zu gemeinsamen Aktio- Atomkraftwerks in Wyhl. Stellvertretend für alle Bürger der Re- senheim“. über Funktionsweise und Sicherheitsprobleme beim Betrieb von nen. Über 3000 Menschen kommen zum Sternmarsch zum ge- gion erheben zehn betroffene Bürger und vier Gemeinden Klage. Atomkraftwerken. Die Badenwerk AG (heut EnBW) informiert planten Standort in Wyhl, über 4000 Menschen zum Demons­ Mai 1972 Mit den linksrheinischen Atomkraftgegnern wird inzwischen mit kostenlosen Fahrten – ähnlich den Kaffeefahr- trationszug unter Glockengeläut gegen das Bleichemiewerk in Februar 1975 Baubeginn in Wyhl: In letzter Verzweiflung ein Protestmarsch gegen das geplante Atomkraftwerk in Fessen­ ten – auf andere Weise die Bevölkerung. Pro- und Contra-Dis- Marckolsheim. stellen sich am 18. Februar Männer und Frauen mit ihren Kin- heim durchgeführt. kussionen verstärken nur den Widerstand in der Bevölkerung. dern vor die Baumaschinen und bringen diese zum Stillstand, 20. September 1974 Der Bauplatz in Marckolsheim wird um ihre bedrohte Heimat zu schützen. Erste Räumung des September 1972 Der Widerstand der Kaiserstühler Winzer August 1973 Auf einem Altrheinarm demonstrieren die von Umweltschützern beiderseits des Rheins besetzt. Errichtung Platzes durch die Polizei am 20. Februar mit Hundestaffeln und gegen den geplanten Standort eines Atomkraftwerks bei Brei- ortsansässigen Fischer mit 40 Booten. des 1. Freundschaftshauses. Wasserwerfern. Das Gelände wird mit Panzerdraht eingezäunt. sach formiert sich. 560 landwirtschaftliche Fahrzeuge demons- Täglich stehen Tausende ohnmächtig am Stacheldraht. Nach ei- trieren mit Transparenten und Sprüchen wie „Lieber heute aktiv April 1974 Im Landratsamt Emmendingen werden 96.000 Oktober 1974 Der Badische Weinbauverband und der ner Kundgebung am Sonntag, den 23. Februar 1975, an der laut als morgen radioaktiv“ und „Kein Ruhrgebiet am Oberrhein“. Unterschriften abgegeben. Landwirtschaftliche Hauptverband melden Bedenken gegen das polizeilichen Angaben 28.000 Menschen teilnehmen, überwin- Bleichemiewerk und das Atomkraftwerk an. den Kundgebungsteilnehmer die Barrikaden mit bloßen Händen. Oktober 1972 65.000 Einsprüche gegen das geplante Juli 1974 Erörterungstermin in der Turnhalle in Wyhl. Be- Die Polizei verlässt unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit der Atomkraftwerk bei Breisach werden im Landratsamt Freiburg kanntgabe des Standortes für ein Bleichemiewerk der Chemi- Dezember 1974 700 Kaiserstühler warten erfolglos drei Mittel den Platz. Somit ist der Platz wieder besetzt und in den hinterlegt.

34 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 35 thema Wyhler Wald thema Whyler Wald

und Brücken besetzt, Gifteinleitungen in Rhein und Luft abgestellt, für Leben und Zukunft gekämpft und gemeinsam viele Gefahren am Oberrhein abgewehrt. Ausgedrückt hat sich das alles auch im Lied von Fran- çois Brumpt: „Mir keije mol d Gränze über de Hüfe und danze drum erum“. Der damalige Traum von ei- nem schlagbaumlosen Europa ist heute am Oberrhein Realität. Und was mensch gegen Luftverschmutzung, Klimaveränderung und zerstörerische Auswirkungen der Globalisierung tun kann, haben die Aktionen vor 40 Jahren auch gezeigt. Über 40 Jahre nach den Wyhl-Protesten bleiben Erin- nerungen und grenzüberschreitende Freundschaften. Es bleiben Erinnerungen an die besetzten Plätze in Wyhl, Marckolsheim, Gerstheim, Kaiseraugst (und JA hämmer gsait (BUND Mitbegründer) waren mit vielen anderen die grau- und kurzhaarige BUND-Geschäftsführer und Gegen das AKW in später das Gencamp in Buggingen), ans Wyhler Der Wyhl-Protest war nicht nur das kämpferische treibenden Kräfte. Aus heutiger Sicht war es eine Kreisrat, der sich immer noch für Natur, Umwelt, Wyhl und das Bleiwerk Freundschaftshaus, die Volkshochschule Wyhler „Nai hämmer gsait“, sondern auch das Ja zu damals kleine, ja geradezu winzige Ausstellung alternativer Frieden, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit en- in Marckolsheim Wald, an engagierte Frauen und Männer, an Kaiser- absolut neuen und exotischen Dingen wie Solar- und Energien. Aber gerade dieses „aus heutiger Sicht“ gagiert, der manchmal über den Hunger in der Welt, (links) stühler Winzer, an konservative Forchheimer Bauern Windenergie bei den ersten Sonnentagen in Sasbach. zeigt den unglaublichen Erfolg der damaligen Idee Kriege für Öl und die schleichende Zerstörung seiner Bauplatzbesetzung und linksalternative Freiburger Freaks, an Menschen Im Sommer 1976 veranstalteten einige Aktive des und der umgesetzten Vision. Heimat am Oberrhein verzweifelt und dennoch immer mit dem Liedermacher wie Solange Fernex, Lore Haag, Balthasar Ehret, an Bund für Umwelt und Naturschutz gemeinsam mit Wer hätte die unglaublichen Entwicklungen im Be- noch Kraft aus Wyhl, den damaligen und manchen Walter Mossmann die Gründungsväter und Mütter des BUND am Ober- den Bürgerinitiativen die weltweit erste und größte reich alternativer Energien damals für möglich ge- aktuellen Erfolgen zieht. Auf den besetzten Bauplät- (Mitte links) rhein, an die Blüte der alemannischen Regionalkul- Ausstellung zu alternativen Energien in Sasbach am halten? Viele Aktive aus den damaligen Bürgerinitia- zen habe ich meine Lebensbatterie geladen. Ob diese Eine von vielen Demos tur, an die Überwindung der nationalen Grenzen und Kaiserstuhl. tiven sind heute aktive BUND-Mitglieder, und gerade Batterie ein Leben lang hält, wird sich zeigen... an der NATO-Rampe ein Stück gelebtes Europa, an mancherlei Gesichter, Der Widerstand gegen das im Nachbardorf Wyhl ge- der BUND am Südlichen Oberrhein steht immer noch (Mitte rechts) an Reden, Streit, Gespräche und Lieder. Die Vergan- plante AKW Wyhl war uns Aktiven nicht genug, es für die kämpferische Tradition der erfolgreichen tri- Axel Mayer, BUND Volkshochschule genheitsverklärung bricht Ecken und Kanten der Er- galt auch Alternativen zur Atomenergie aufzuzeigen. nationalen Umweltbewegung am Oberrhein. Aus dem Wyhler Wald innerung. Werner Mildebrath (Solarpionier) und Erhard Schulz langhaarigen Vermessungstechnikerlehrling wurde der (links)

Händen der Bevölkerung. Das Freundschaftshaus wird errich- 1977 Im Anschluss daran beginnt im Januar 1977 in der 1980 Bürgerinitiativen und klagende Gemeinden fordern, 30. August 1983 Ministerpräsident Späth sagt: „Der Zeit- tet, die Volkshochschule Wyhler Wald gegründet. Schadenser- Herbolzheimer Turnhalle die Hauptverhandlung des Wyhl-Pro- dass die Mannheimer Wyhl-Verhandlungen in Weisweil fort- druck für Wyhl ist weg.“ Aufatmen der Bevölkerung. Trotzdem satzforderungen, Berufsbehinderungen, Stromabschaltungen, zesses vor dem Freiburger Verwaltungsgericht. Zehn Tage lang gesetzt werden. Der VGH lehnt ab. bleibt die Region hellwach. Telefonüberwachungen, Anzeigenkampagnen sollen die Bevöl- stehen 50 Pro-Gutachter und Kernenergiebetreiber sowie drei kerung einschüchtern. Kernenergiekritiker dem Gericht vor viel Publikum Rede und 30. März 1982 Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim 18. September 1983 Anlässlich der Aktionstage wird Antwort. verkündet sein Urteil, das den Betreibern den Baubeginn er- ein symbolischer Bündnispakt zwischen Schweizer, Badener Sommer 1975 Erste Kontakte mit der Landesregierung. laubt. Es kommt zu spontanen Kundgebungen. und Elsässer Bürgerinitiativen geschlossen. Bei den kurz darauf April 1977 Das Gericht bescheidet, dass der Atomkraft- folgenden Wahlen werden fünf Atomkraftwerksgegner in den November 1975 Die Bürgerinitiativen verlassen den Platz, werksbau wegen eines fehlenden Berstschutzes unzulässig ist. 1983 Gespräche von Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) Gemeinderat von Wyhl gewählt. der nun von den Bürgerinitiativen, der Landesregierung und der Die erneute Ruhephase wird zur Ausarbeitung weiterer Gutach- mit regionalen Politikern und dem Weinbau- und dem Bauern- KWS (Kernkraftwerk Süd GmbH) gemeinsam bewacht wird - dies ten genutzt. verband. 1985 Die Volkshochschule Wyhler Wald schreibt zum zehn- als Voraussetzung für die Verhandlungen mit der Landesregierung. jährigen Jubiläum von Platzräumung und Besetzung ihr 72. März 1979 Aus Solidarität mit den Gorlebener Bauern de- März 1983 Es gibt 45.000 Einsprüche gegen die soge- Programm. 31. Januar 1976 Nach vier Verhandlungsrunden kommt monstrieren über 2000 Menschen in Sasbach mit über hundert nannte Baulinie 80. die „Offenburger Vereinbarung“ der Bürgerinitiativen mit der Traktoren. 1987 Späth bekräftigt den Verzicht bis zum Jahr 2000. Landesregierung Baden-Württemberg zustande, die mit großer Juli 1983 Über 300 Widersprüche gegen das Wasserrechts- Skepsis von den Bürgerinitiativen angenommen wird. 30. Mai 1979 Zu Beginn des Wyhl-Prozesses vor dem VGH verfahren sind formuliert. Bekanntgabe eines geheimen Ein- 1994 Das Projekt ist offiziell eingestellt. in Mannheim werden Befangenheitsanträge gegen zwei Richter satzplanes der Polizei bei einem eventuellen Baubeginn in Wyhl. 1976 Der Verlauf des Jahres wird vom „Burgfrieden“ um Wyhl gestellt. 22 Pfarrer des Evangelischen Kirchenbezirks schreiben Danach herrscht große Unruhe in der Bevölkerung. 1998 Erfolg nach über 20 Jahren Kampf: Der Wyhler Wald geprägt. Es werden neue zweiseitig vereinbarte Gutachten er- einen besorgten Brief. Zu allen Prozessterminen fahren die Kai- wird als Naturschutzgebiet ausgewiesen. stellt und Ende des Jahres erörtert. serstühler in mehreren Bussen.

36 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 37 thema Stichwort Flächenfraß thema Stichwort Flächenfraß

BUND kämpft seit Jahrzehnten für den Flächenschutz in Baden-Württemberg wende geschafft ist. Eher im Gegenteil: BUND- Gewerbeansiedlungs­politik könnten die Möglich- Gruppen berichten, dass einzelne Beispiele vor Ort keiten im Bestand realisiert und die Bevölkerungs- nichts Gutes erwarten lassen. entwicklung berück­sichtigt werden. Klarer Blick von oben Der BUND fordert seit vielen Jahren einen spar- Seit 2004 ist der BUND Mitglied im Aktionsbündnis samen Umgang mit der Ressource Boden und den „Flächen gewinnen in Baden-Württemberg”. Viele Netto-Null-Verbrauch. Schon Anfang der Neun- Gruppen vor Ort prüfen, ob Bauleitpläne den Kri- Die Landesregierung hat sich einer Uralt-Forderung des Die Vorgabe ist nicht neu. Schon Günther Oettin- ziger Jahre wurde eine entsprechende Arbeits- terien des Flächenschutzes genügen. Mit Bürger­ BUND angenommen, an deren Umsetzung viele ger hatte sich die Saldo-Null auf die Fahnen ge- gruppe aktiv. Unter anderem wurden schon früh meistern, Gemeinderäten oder mit den örtlichen schrieben. Das war 2006, zehn Jahre später sollte Handreichungen für Kommunen zum Umgang mit Industrie- und Handelskammern wird intensiv disku­ ­ Vorgängerregierungen gescheitert sind. „Die Fläche es so weit sein. Die konkreten Zahlen sprechen den Auswirkungen des demographischen Wandels tiert. „Ob großflächiger Einzelhandel, neue Wohn- unseres Landes ist endlich“, heißt es in der eine andere Sprache: Noch immer wird in Baden- erarbeitet. Die Zahlen aus dem Umweltbundes- oder Gewerbegebiete auf der grünen – in Koalitionsvereinbarung, „unser langfristiges Ziel ist die Württemberg jeden Tag die Fläche von neun Fuß- amt sprechen eine deutliche Sprache: durch bau- allen Stellungnahmen und Eingaben zu solchen ballfeldern verplant. Der Fraß hat sich zwar von reife Brachflächen in den Städten und Gemeinden Bebauungs- und Flächennutzungsplänen sowie Netto-Null beim Flächenverbrauch.“ Erfolge sollen bis sieben Hektar im Jahr 2009 auf 6,3 Hektar 2011 könnten rund 50 Prozent des mittelfristigen Wohn- Regionalplänen wird auf die Positionen des Akti- zum Ende der Legislaturperiode sichtbar sein. verlangsamt, mehr aber auch nicht. Es stehen an- raumbedarfs gedeckt werden. Baureife Wiedernut- onsbündnisses ‚Flächen gewinnen‘ verwiesen“, sagt Die Vogelperspektive illustriert den Handlungsbedarf spruchsvolle Aufgaben für Grün-Rot bevor. Etwa zungsflächen sind ebenfalls so ausreichend vor- BUND-Landes­vorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender. bei der Frage finanzieller Anreizsysteme für den handen, dass der gesamte mittelfristige Bedarf an Auf diese Weise „konnten und können auch Ent- überdeutlich. sparsamen Umgang mit Fläche oder wie die Durch- Gewerbeflächen bedient werden kann. Hinzu kom- scheider für das Thema sensibilisiert werden“. griffs- und Steuerungsmöglichkeiten der Landes- men die noch längst nicht ausgeschöpften Mög- und Regionalplanung gegenüber allzu egoistischen lichkeiten der Altbausanierung und der Sicherung Die Bilder stammen von Manfred Grohe und sind erschienen im Buch kommunalen Interessen gestärkt werden können. des Wohnungsbestandes im Innenbereich der Kom- LAND, G. Braun Buchverlag, Herausgeber: Landesnaturschutzverband Bisher gibt es noch keine Zeichen, dass die Trend- munen. Dank einer veränderten Wohnraum- und Baden-Württemberg.

Eine Stadt in der Stadt: Vor 50 Jahren wuchs auf dem Fabrikgelände Weitere Infos Sindelfingen Getreide. (links) www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/pdf_datenbank/themen_projekte/ Flaechenschutz/Flaechenverbrauch_Forderungen_BUND-NABU.pdf www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/pdf_datenbank/themen_projekte/ Neue Wunden: Flaechenschutz/Leitfaden_fuer_eine_nachhaltige_Siedlungsentwicklung_­ In Bretzfeld-Bitzfeld Low_1_.pdf entstehen 80 neue Häuser, auch eine neue www.nachhaltigkeitsbeirat-bw.de/mainDaten/dokumente/siedlungsgutachten.pdf Straße wird nötig. (rechts)

38 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 39 thema Der BUND als Gegengift thema Der BUND als Gegengift

Berthold Frieß, von 2008-2012 Landesgeschäftsführer, beschreibt das Erfolgsmodell des Dagegen-Seins und den • Der BUND wandte sich von Anfang an gegen die und der Existenz von Tieren und Pflanzen sowie der BUND als Gegengift. Nutzung der Atomenergie. Der BUND hat aber Bewahrung all dieser Güter vor einer Beeinträchti- auch die ersten Solarmessen in Baden-Württem- gung und Zerstörung.“ (§2,2 der Satzung Stand April berg durchgeführt und damit konkrete Alterna- 2008) Das Gegengift ist der umfassende Schutz un- tiven aufgezeigt. Der jüngst politisch vollzogene serer natürlichen Lebensgrundlagen. Ausstieg aus der Atomenergie wäre ohne das Vorhandensein von konkreten Alternativen nicht Hier stößt das Bild des Gegengiftes an seine Gren- denkbar. Die Pioniere der regenerativen Energien, zen. Wenn das Gift bereits zerstörerisch gewirkt die zugleich Atomkraftgegner der ersten Stunde hat, dann hilft das Gegengift nicht mehr. Dann ist waren, haben diesem Ausstieg den Weg bereitet. Wiedergutmachung gefragt. Dann ist Veränderung gefragt. Dann müssen z.B. nicht nur die Zerschnei- • Der BUND hat sich von Anfang an mit dem Pro- dung der Landschaft und der Flächenverbrauch ge- jekt der Umgestaltung des Bahnknotens in Stutt- stoppt werden. Dann braucht es den Biotopverbund, gart beschäftigt und sich bereits in den 1990er dann braucht es ökologische Vorrangflächen in der Jahren gegen Stuttgart 21 ausgesprochen. Zu- Landwirtschaft und die Einrichtung eines National- gleich hat er zusammen mit anderen Akteuren die parks Schwarzwald und vieles mehr. Dann braucht Alternative Kopfbahnhof 21 entwickelt. Die ge- es nicht zuletzt eine Veränderung unserer Lebens- samte kritische Debatte zu S21 der letzten Jahre einstellung und unserer aufwändigen Lebensstile. und womöglich noch der Stopp dieses unterirdi- Deshalb versteht sich der BUND über das neutra- schen Bahnprojekts sind ohne die Alternative K21 lisierende Gegengift als „treibende gesellschaftliche nicht denkbar. Und ebenso nicht ohne den lang- Kraft für eine nachhaltige Entwicklung in Deutsch- jährigen und glaubwürdigen Einsatz des BUND land“. Diese Formel aus dem Leitbild des BUND weist als Projektgegner für einen guten Schienenver- in die Zukunft, es macht Hoffnung und wird dem kehr im ganzen Land. BUND weitere wichtige Erfolge im Interesse von uns allen bringen. • Der BUND hat die Krise der Biodiversität mit ih- rem Artensterben und dem Verlust von wichtigen Erfolge dank konkreter Alternativen Lebensräumen fest im Blick. Er wendet sich gegen Berthold Frieß überbordenden Flächenverbrauch und die weitere Der BUND als Gegengift: Agrogentechnik, Zerschneidung unserer Landschaft. Zugleich setzt Fraktionsgeschäftsführer der GRÜNEN im Landtag er sich, z.B. über sein Engagement zur Wildkatze, von Baden-Württemberg Atomenergie oder Stuttgart 21 für bedrohte Arten ein und für den Verbund von Lebensräumen. Mit seinem Wildkatzenwegeplan hat er bereits im Jahr 2007 ein konkretes Ver- „dageGEN. Keine Gentechnik auf Acker und Teller.“ im BUND abläuft: Schädliche Entwicklungen für bundkonzept und damit einen Vorläufer des nun So lautet die aktuelle Kampagne des BUND Baden-­ Umwelt und Natur werden vom BUND konsequent bestehenden Generalwildwegeplans Baden-Würt- Württemberg. Na klar, sagen die einen: „Der BUND abgelehnt und bekämpft. ‚Gift‘, in diesem Fall Agro- temberg präsentiert. ist wieder einmal dagegen.“ „Freilich“, sagen die gentechnik, wird als solches benannt und mit allen Aktiven des BUND, „denn die Anwendung von legitimen Mitteln bekämpft. Gleichzeitig arbeitet der Gift zerstört Leben. Agrogentechnik, Atomenergie, Agrogentechnik birgt hohe Risiken, stiftet für die BUND an konkreten Alternativen: Er unterstützt z.B. Stuttgart 21, die Zerschneidung unserer Landschaft Ernährung der Menschen keinen Nutzen, und um bäuerliche Strukturen in Deutschland und weltweit und viele andere Dinge sind Gift für die Entwick- die von den Befürwortern behaupteten Ziele zu er- über seine internationale Organisation "Friends of lung unserer Erde und für das Leben von Pflanzen, reichen, gibt es viel bessere Alternativen. Die Er- the Earth". Zudem macht der BUND konkrete Vor- Tieren und Menschen. nährung der Menschen dieser Erde wird nicht durch schläge, wie das Land Baden-Württemberg gentech- pflanzenschutzmittelresistente Organismen erreicht, nikfrei bleiben kann, auch wenn die Europäische Ein Gegengift vermindert die Wirkung des Giftes sondern durch gute Züchtungen, intelligente Pflan- Union gentechnisch veränderte Organismen für den und neutralisiert sie im besten Fall. Deswegen heißt zengesellschaften und vor allem die Stärkung der Anbau zulässt. es in der Satzung des BUND Baden-Württemberg: bäuerlichen Strukturen und Betriebe weltweit.“ „Zweck des Landesverbandes ist die Förderung und Das ist nur ein Beispiel für dieses Erfolgsmodell des Durchsetzung des Umwelt- und Naturschutzes im Da ist es, das Grundmuster, das Erfolgsrezept, nach Dagegen-Seins und der konkreten Alternativen. umfassenden Sinne als Schutz auch der Würde und dem die Bearbeitung vieler Themen und damit um- Weitere Beispiele, die den großen Erfolg dieser Stra- Unversehrtheit des Menschen, der natürlichen Le- welt- und naturschutzpolitischer Herausforderungen tegie verdeutlichen: bensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen

40 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 41 thema Gegen Gentechnik thema Gegen Gentechnik

Landesrecht nicht möglich, denn EU- und Bundes- recht stehen dem entgegen. Das Land hat dennoch Spielräume, Anbau und Einfuhr genveränderter Weitere Infos Organismen erheblich zu erschweren. Im Auftrag des BUND wurde untersucht, welche landesrechtli- www.bund-bawue.de/themen_projekte/landwirtschaft/gentechnik/ chen Möglichkeiten zur Absicherung der gentech- www.mein-nein.de nikfreien Landwirtschaft bestehen. Zehn Punkte www.bund-bawue.de/aktiv_werden/aktionen/dagegen/ sind herausgefiltert. Der BUND fordert mit seiner Kampagne „dageGen!“ den zuständigen Minister Alexander Bonde (Grüne) auf, aktiv zu werden.

1. Verbot des Anbaus genveränderter Pflanzen in Naturschutzgebieten, Nationalparks, flächen- haften Naturdenkmalen und geschützten Bio- topen. Der Anbau in Landschaftsschutzgebie- ten und Naturparks wird von einer gesonderten naturschutzrechtlichen Genehmigung abhängig gemacht.

2. Für Anbau und Freisetzung genveränderter Or- ganismen im Umfeld von 3000 m um ein Natu- © Miklas Hahn ra2000-Gebiet, ein Naturschutzgebiet, einen Na- tionalpark oder ein geschütztes Biotop muss eine gesonderte Verträglichkeitsprüfung erfolgen.

Bunte Tomaten-Vielfalt ohne Gentechnik: eine Tafel der besonderen Art auf dem Ulmer Marktplatz 3. Durch eine Verwaltungsvorschrift werden Vor- sorgemaßnahmen getroffen zum Schutz von Imkern und Honig, von Erzeugern von Lebens- „dageGen!“: BUND verlangt ein gentechnikfreies Baden-Württemberg mitteln ohne Gentechnik, von Saatguterzeugern gegen Einträge durch Pflanzenarten wie etwa Karetoffeln, für die bisher keine Regelung be- Das Europäische Nein steht. 4. Eine Verwaltungsvorschrift regelt, welche Be- Vor fast zehn Jahren haben Oberösterreich und die schaft endgültig und in jeder Form ausschließen. hörde für die Überwachung zuständig ist. Die Toskana eine zentrale Forderung von Naturschutz- und Neuer Schwung kommt in die Debatte über die Autoren halten die Lebensmittelüberwachung prüft und bewertet, ob die Voraussetzungen Seit vielen Jahren Zukunft gentechnisch veränderter Mechanismen, für besser geeignet als die Landwirtschaftsbe- für vorläufige Anbauverbote auf Landes- oder BUND-Aktionen Umweltverbänden aufgegriffen. Gegründet wurde ein weil über den Bundesrat die Blockadehaltung der hörden. Weiter wird sichergestellt, dass derje- Bundesebene vorliegen. gegen Gentechnik: in diesem Fall 2006 europäisches Netzwerk mit dem Ziel, ein Selbstbe­ Bundesregierung in Berlin und Brüssel aufgebro- nige, der genveränderte Pflanzen anbaut, die vor dem baden- stimmungsrecht der Regionen in der EU durchzusetzen, chen werden könnte. Kosten der Untersuchungen zu tragen hat. 7. Öffentliche Auftraggeber werden verpflichtet, württembergischen nur Lebens- und Futtermittel ohne Gentechnik Landtag damit das flächendeckende Verbot von gentechnisch Baden-Württemberg jedenfalls hat sich auf den 5. Ebenfalls per Verwaltungsvorschrift wird ge- zu beschaffen. veränderter Aussaat auch regional möglich wird. Weg gemacht. Einige Beispiele von vielen: In den regelt, dass bei der Futtermittelüberwachung Landesanstalten Aulendorf und Boxberg wird gen- die Einhaltung der Nulltoleranz unabhängig 8. In alle Pachtverträge für Flächen des Landes technikfrei gefüttert. Das BW-Gütezeichen wird von technischen Schwellenwerten konsequent wird ein Verbot der Verwendung von genver- Der BUND hat gedrängt und geschoben, argu- auch bei tierischen Produkten auf den Standard überwacht und vollzogen wird. Außerdem wird änderten Organismen aufgenommen. mentiert und protestiert, bis endlich eine Landes- „ohne Gentechnik“ umgestellt. Der BUND hält die- sichergestellt, dass gesetzliche Rückstands- regierung – Grün-Rot 2012 – ein Bekenntnis zum se Schritte für wichtige Signale. Entscheidend sind höchstgehalte auch für insektizide Wirkstoffe 9. Die Landesregierung fördert und unterstützt gentechnikfreien Baden-Württemberg ablegte. In- aber verbindliche Rechtsvorschriften. Denn nur so aus genveränderten Pflanzen, zum Beispiel Bt- aktiv freiwillige gentechnikfreie Regionen. zwischen blicken jene knapp 60 Mitgliedsregionen, kann verhindert werden, dass – wenn die EU-Kom- Toxin, nicht überschritten werden. die deutlich mehr als ein Viertel der EU-Bürger- mission neue genveränderte Sorten zulässt – diese 10. Die Landesregierung fördert und unterstützt schaft repräsentieren, besonders interessiert nach angebaut werden dürfen. 6. Zur Bewertung der Risiken genveränderter aktiv die Herstellung von Lebensmitteln "ohne Deutschland. Denn auch Niedersachsen engagiert Sorten, deren Anbau auf EU-Ebene zugelassen Gentechnik", indem sie landeseigene Betriebe sich in dem Bündnis. Die Mitglieder, darunter in- Maßnahmen wie ein generelles Anbauverbot in wird, wird eine Stelle eingerichtet, die - mög- verpflichtet, kommunale und andere öffent- zwischen auch Baden-Württemberg, wollen gen- Baden-Württemberg oder die Regelung verbindli- lichst gemeinsam mit entsprechenden Stellen liche Betriebe ermutigt, Lebensmittel "ohne technisch veränderte Organismen in der Landwirt- cher gentechnikfreier Regionen sind jedoch durch anderer gentechnikkritischer Bundesländer – Gentechnik" zu erzeugen.

42 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 43 Thema Mindelsee Thema Mindelsee

Malerische Landschaft auf dem Bodanrück primel, Wollgras und Schwalbenwurz-Enzian ge- werden: Pflanzen, Vögel, Insekten, Naturschutz- 180-Grad- worden. Auch viele gefährdete Tierarten haben hier management, Landwirtschaft, Landschaftspflege, Panoramablick Hundert Hektar voller Schönheit ein Zuhause gefunden. In kaum einem Schutzge- Forstwirtschaft­­­ oder Landschaftsgeschichte. Auch vom Westufer des biet des Landes gibt es mehr Libellen-, Käfer- und Kinder­­führungen werden organisiert. Seeumrundun­ Mindelsees aus Schmetterlingsarten, nirgends am Bodensee mehr gen dauern vier bis sechs Stunden, kürzere Touren Der BUND betreut das inzwischen knapp 460 Hektar große Geregelt sind vielfältige Aufgaben – von der Be- Brutvogelarten als hier. Der langjährige Schutz, ca. zwei Stunden. Naturschutzgebiet, dessen Kern der Mindelsee ist, seit standsaufnahme der Pflanzen und Tiere bis zum umfangreiche Landschaftspflege und gestalterische Management der Landschaftspflege. Die malerische Maßnahmen haben sich gelohnt. Das Mindelseege- 1972. Naturschutz hatte in den Siebziger Jahren noch kein Wiesenlandschaft auf dem Bodanrück, die bunten biet mit seinem reichen Vegetationsmosaik ist längst großes Gewicht bei vielen Behörden in Baden-Württemberg. Weiden und Äcker, die artenreichen Wälder, ausge- von internationaler Bedeutung. Es gehört zu den Weitere Infos Es war deshalb eine weitreichende Entscheidung, als das dehnten Schilfzonen und Streuobstgebiete belegen wertvollsten und artenreichsten Schutzgebieten in den Erfolg des Engagements. Nahezu 700 Blüten- ganz Baden-Württemberg. BUND-Schutzgebietsbetreuer Kai-Steffen Frank, Tel: 0 77 32/15 07-16 Regierungspräsidium Freiburg 1979 die Betreuung auf eine pflanzenarten kommen hier vor. Die Feuchtwiesen Im Rahmen unserer Betreuungstätigkeit finden www.bund-bawue.de/themen_projekte/wasser_und_gewaesser/ rund um den Mindelsee sind dank der Pflege von auch naturkundliche Führungen für Gruppen aller vertragliche Basis stellte, die bis heute gilt. baeche_fluesse_seen/mindelsee/ Landwirten, Schäfern und BUND zu Paradiesen für Alters­stufen statt. Die Themenschwerpunkte können seltene Blütenpflanzenarten wie Orchideen, Mehl- von den Exkursionsteilnehmern selbst ausgewählt

Schäfer mit Schafherde: im Naturschutzgebiet Mindelsee (links)

Ein Schachbrettfalter: auf einer seltenen Knollen-Kratzdistel (Mitte links)

Abendstimmung am Mindelsee (Mitte rechts)

Artenreichtum: links das Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata), rechts eine Feldwespe

44 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 45 1971 Der Kampf gegen das Atom- FÜNFZIG 1963 Freiherr Nikolaus von und zu kraftwerk Wyhl am Oberrhein ist eine Bodmann, einer der Gründer des Bund der Keimzellen des BUND. Dank Wyhl für Naturschutz Bodensee-Hegau e.V. entwickelte sich der Einsatz für erneuer- Sein zentrales Motto: „Die Verbreitung bare Energien und die Energiewende zu JAHRE des Naturschutzgedankens in allen den identitätsstiftenden Zielen unseres Volkskreisen.“ Verbands. Aufkleber aus dem Jahr 1975. BUND

1963 1971

„Der Bund ist Anwalt der Natur“ - Am 16. März wird in Radolfzell Auf dem Rheindamm bei Fessen- so lautet ein Motto aus der Gründerzeit. im Gasthaus „Zum Kreuz“ als heim im Elsass findet die erste erste Keimzelle des BUND in Großdemonstration gegen die Die Naturschutzverbände der Sechziger Baden-­Württemberg der Bund Nutzung der Atomkraft statt. Es Jahre waren stark im praktischen für Naturschutz Bodensee-Hegau ist der Auftakt einer erfolgreichen Arten- und Biotopschutz und in der e.V. gegründet. Da annähernd Bürgerbewegung: der Protest hundert Personen erschienen sind gegen das Atomkraftwerk Wyhl. Naturerziehung, aber nur wenige wollten und sofort mehr als fünfzig ihren Von Anfang an ist die 1970 sich politisch profilieren. Angesichts des Beitritt zum Verein erklären, gegründete Freiburger „Aktion Mit gemeinsamer Kraft Artensterbens, der wachsenden kann direkt im Anschluss an den Umweltschutz“ dabei. Gründungsakt eine erste Mitglie- Die Umweltschützer um Erhard Müllberge, der Gefahr durch Atomkraft- derversammlung durchgeführt zur Energiewende Schulz präsentieren Alternativen werke oder der Ölkrise änderte sich das werden. zur Kernkraft, kämpfen aber auch Herzlichen Glückwunsch zum 50-jährigen Jubiläum! schlagartig Anfang der Siebziger. Heute Die Republik regiert – noch acht erfolgreich für das Naturschutz- Wir freuen uns sehr über die Wind-Partnerschaft mit hat der BUND in Baden-Württemberg Monate – Konrad Adenauer. In gebiet Taubergießen und den dem BUND Baden-Württemberg. über 80.000 Mitglieder und Förderer, über den Charts steht Freddy Quinn auf Freiburger Mooswald. Auch die Platz 1 mit „Junge, komm bald gigantische Rebflurbereinigung am badenova.de/wind 200 Orts-, Kreis-und Jugendgruppen, wieder!“. Kaiserstuhl und später das Wald- 25 hauptamtlich besetzte Geschäfts­ sterben im Schwarzwald tragen stellen und über 80 Angestellte. dazu bei, dass sich viele Menschen in Südbaden im BUND engagieren. Das erste Atomkraftwerk in Baden- Württemberg – in Obrigheim – ist bereits drei Jahre in Betrieb. Der Schönbuch zwischen Böblingen, Herrenberg und Tübingen wird zum ersten Naturpark Baden-Württem- bergs.

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16988_ANZ_EneWen_Jubilaeum_BUND_210x280_4C.indd 1 13.03.13 16:06 1978 Der Einsatz für bedrohte Amphibien gehört seit Anfang der 1970er Jahre zu den wichtigen Aktionen unserer BUND-Gruppen. „Rettet die Frösche“ hieß ein bundesweites BUND-Projekt Anfang der 1980er Jahre. 1975 Naturkundliche Führung mit BUND-Gruppen in Baden-Württemberg Wolfgang Friedrich (2. von rechts). legten 1200 Teiche an und retteten bis 1980 Landschaftszerstörung durch über­ Er wurde 1975 nach BUND-Landes­ heute über 3 Millionen Amphibien vor dem zogenen Straßenbau und Flächenverbrauch - geschäftsführer Erhard Schulz als Verkehrstod. Im Bild: Thomas Heiduck und hier bei Ulm - waren von Anfang an wichtige zweiter Hauptamtlicher des BUND Zwischen 1975 und 2011 haben über weitere Aktive des BUND Pfinztal, Kreis 1979 Seit fast 40 Jahren veranstaltet der Themen des BUND. Bei über 2000 Planungs- Baden-Württemberg eingestellt. 1976 Erhard Schulz, erster BUND-Landes- 300 Zivildienstleistende ihren Ersatzdienst Karlsruhe, beim Aufbau des Amphibienzauns BUND die Naturschutztage am Bodensee. verfahren haben BUND-Aktive die Rolle des Heute ist er Hauptgeschäftsführer. geschäftsführer. beim BUND Baden-Württemberg absolviert. an der Bundesstraße 10. Sie hießen zu Anfang „Naturschutzkurs“. Anwalts der Natur übernommen.

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„Am 30.6. haben die Mitglieder des Die Aktion „Rettet die Vögel – Wir brau- Der BUND stellt sich gegen den General- Der BUND-Landesverband Baden- Der BUND bietet im Abonnement einen Ein wirtschaftspolitisches Konzept wird ‚Bundes für Natur und Umweltschutz chen sie“ wird gestartet. verkehrsplan für Baden-Württemberg und Württemberg wird als Naturschutzverband Service für Lehrkräfte zur Umwelterzie- veröffentlicht mit der Botschaft, dass Voll- Bodensee-Hegau‘ die Erweiterung auf verlangt, dass sich der Straßenverkehr anerkannt. hung an Schulen ein unter der Überschrift: beschäftigung und Umweltschutz möglich Ende Mai finden in Sasbach die „Sonnen- ganz Baden-Württemberg beschlossen“, nach einem sinnvollen Straßennetz zu „Mehr hören – mehr sprechen – mehr sind. Das Sozialprodukt, heißt es darin, sei tage am Kaiserstuhl“ statt, die von 12.000 Der BUND stellt das erste direkt von der teilt Gerhard Thielcke mit. „Unser Bund“, richten hat statt umgekehrt. Es sollen sehen!“ eine „anachronistische Kenngröße für die Interessierten besucht werden. Sonne betriebe Fahrzeug Europas vor. heißt es weiter, „wird mit allen fort- so wenige Verkehrswege wie möglich Wohlfahrt der Bürger, da es nur auf Kosten Mit der Umweltberatung von Bürgern und schrittlichen Kräften in den Behörden eng Die Bundesrepublik führt für PKW die Gurt­ gebaut werden. Denn: „Die Autoflut ist Zum zentralen Thema wird das Wald­ einer fortschreitenden Umweltzerstörung Bürgerinnen beginnt eine Erfolgsgeschichte. zusammenarbeiten, er strebt die Umset- pflicht auf den Vordersitzen ein. In Brokdorf kein Naturereignis.“ sterben. In der Folge ist es ein großer steigen kann“. Heute arbeiten in den Kommunen über zung wissenschaftlicher Erkenntnisse in wächst der Widerstand gegen das Atom- Erfolg des Verbandes, dass für Kraftwerke, Zu den zweiten Sonnentagen kommen 500 berufliche Umwelt- und Abfallberater. Der BUND appelliert an Ministerpräsident Politik an.“ kraftwerk - bis zum ersten Höhepunkt, der Industrieanlagen und Autos die notwen­ 25.000 Besucher und Besucherinnen. Lothar Späth, sich für Erdverkabelungen an Großdemonstration im November. Baden- digen technischen Einrichtungen zur Der Mitgliederbestand erreicht 5.500 Erster Landesvorsitzender wird Gerhard Stelle von Stromtrassen mit Freileitungen Württemberg hat 229 Naturschutzgebiete Im Sommer ändern die Delegierten des besseren Luftreinhaltung eingeführt Personen, 99 Orts-, Kreis- und Regional- Thielcke. stark zu machen. mit knapp 18.000 ha Fläche, das entspricht Bundesverbandes den Verbandsnamen werden. verbände haben sich gebildet. Die erste Ölkrise hat Deutschland fest 0,5 % der Staatsfläche. auf Bund für Umwelt und Naturschutz Die vom BUND bekämpfte Autobahnpla- Ministerpräsident Lothar Späth verzichtet Ayatollah Khomeini ruft die Islamische im Griff. Der Wehrdienst wird von 18 auf Deutschland, so dass sich die einprägsame nung durch Konstanz wird vom Verwal- auf den AKW-Standort Wyhl. Republik Iran aus. Die Bremer Grüne Liste 15 Monate verkürzt. Abkürzung BUND ergibt. tungsgerichtshof Baden-Württemberg für zieht mit vier Mandaten in die Bürger-­ Der Erzbischof von Krakau Karol Wojtyła rechtswidrig erklärt. Die Anzahl der Untergliederungen wächst schaft ein. wird Papst Johannes Paul II. schnell, im Januar 1977 sind bereits drei Landesgeschäftsführer Erhard Schulz Regionalverbände, acht Kreisgruppen und vereinbart eine Zusammenarbeit mit der 14 Ortsgruppen erwähnt. ARD: Das BUND-Projekt GLOBUS. Die Einschaltquoten betragen zeitweise über Die RAF enführt und ermordet Hanns Martin sieben Prozent. Zu jeder Sendung gibt der Schleyer. Verband ein umfangreiches Begleitheft heraus, das an 12.000 Abonnenten und zahlreiche Einzelbesteller geht. Weit über eine Million Hefte werden bis 1993 an Interessenten weitergegeben. Die Grünen ziehen in Baden-Württemberg mit sechs Abgeordneten in das erste Parla- ment eines Flächenstaats ein. Einer davon ist Winfried Kretschmann.

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1985 Seit 1986 ist die Ökostation Freiburg eine der bedeutendsten Stätten der Umwelt­bildung (im Bild nicht das erste, 1982 Vogelsterben am Bodensee. Der BUND 1987 abge­brannte Haus, sondern das neue, schlug Alarm und ließ die Tiere untersuchen. 1984 In Baden-Württemberg gründet 1991 einge­weihte). Unter Trägerschaft des Befund: Endrinvergiftung. Auf Druck des sich eine eigenständige BUND-Jugend­ BUND Südlicher Oberrhein besuchen heute 1987 Die Renaissance der Regionalbahnen BUND wurde das Gift zunächst landesweit 1983 Waldsterben im Schwarzwald: organisation. In der BUNDjugend 25.000 Kunden die Veranstaltungen der 1986 Das angeblich Unmögliche ist vor zweieinhalb Jahrzehnten wäre ohne das verboten, im Juni die Zulassung zurückge- Vor 30 Jahren ein Grund für viele Menschen, engagieren sich junge Menschen von Ökostation, darunter viele Erzieherinnen eingetreten: In Tschernobyl ist der größte Engagement von BUND-Mitgliedern nicht zogen. sich beim BUND zu engagieren. 14 bis 27 Jahren. und Erzieher sowie Lehrkräfte. anzunehmende Atom-Unfall passiert. möglich gewesen.

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Der BUND startet die Kampagne Arche Der BUND fordert Entschwefelung von Am 11. November fasst die Landesdele- Für die Landesgartenschau errichtet der Es wird bekannt, dass Daimler-Benz eine BUND-Aktive engagieren sich für die Noah 2000, ein Aufruf zur Erhaltung von Kraftwerken, Heizwerken, Industrie und giertenversammlung Kornwestheim einen BUND, unterstützt durch die Stadt Freiburg, Autofabrik in den Rastatter Rheinauen Wiederbelebung und Neueinrichtung Lebensräumen. Das Buch zur Kampagne Verkehr. Grundsatzbeschluss zu den Regional­ die BUND-Ökostation als anfassbares bauen will. Nachdem mit Lothar Späth zahlreicher regionaler Bahnstrecken sowie zeigt neue Wege für eine dauerhafte Part- geschäftsstellen: „Langfristig sollten die Modell für ökologischen Haus- und Gar- zum ersten Mal ein Ministerpräsident beim für die Ausstattung mit zusätzlichen Um die Luft-Belastungen durch Schwefel- nerschaft zwischen Mensch und Natur. Zentren in den einzelnen Regionen mit tenbau. Das mit Lehm, Holz und anderen BUND gesprochen hat, wird das Vorhaben Haltepunkten, z.B. zwischen Ladenburg und dioxid für Wald und Mensch zu reduzieren, hauptamtlichen Mitarbeitern ausgestattet Naturmaterialien gebaute Haus wird solar zur Nagelprobe für die Glaubwürdigkeit Friedrichshafen und zwischen Höllental In Kooperation mit der Deutschen Bahn wird ein Sofortprogramm vorgelegt. werden. Dies sollte mit einer Delegation beheizt und mit Strom und Warmwasser der Umweltpolitik der baden-württem- und Ulm. startet der BUND zum Internationalen Tag Der Mitgliederstand ist auf 21.500 Personen von Aufgaben verbunden sein. Beispiel: versorgt. Der BUND zeigt Geräte zum bergischen Landesregierung. Späth ist ein der Umwelt am 3.6.1982 eine rollende Der BUND gründet die Stiftung europä- gewachsen. Heilbronn Flurbereinigung.“ Energie- und Wassersparen. Daneben ent- vehementer Befürworter. Ohne Umwelt- Wanderausstellung mit vier Reisezug­ isches Naturerbe, die heute Euronatur steht ein Naturgarten mit Beeten für den verträglichkeitsprüfung wird das Werk wagen. Die Ausstellung ist schnell für Der „stern“ veröffentlicht gefälschte Hitler- Gemeinsam mit der Eisenbahner-Gewerk- heißt. biologischen Gemüsebau. Die Öko-Station an diesem ökologisch sensiblen Standort 22 Städte gebucht. Tagebücher. Die Bundesregierung beschließt, schaft entwickelt der BUND die Kampagne wird zum internationalen Publikums-Mag­ gebaut werden. Der BUND ist machtlos Das schnelle Wachstum des Verbands bleifreies Benzin einzuführen. Am 22. Oktober „Verkehrspolitik – Jetzt die Weichen für die Der Mitgliederstand ist auf 8.500 neten, zu einer der größten Attraktionen ohne Verbandsklagerecht. erfordert Veränderungen: Die Geschäfts- demonstrieren rund 1,3 Millionen Menschen Zukunft stellen“. BUND-Aktive engagieren angewachsen. der Gartenschau. Über 100.000 Menschen führung wird auf zwei Personen verteilt. in ganz Deutschland gegen die Nachrüstung. sich in den folgenden Jahren für die Wie- Nach der Reaktorkatastrophe von Tscher- kommen. Illustrierte und Fachzeitschriften Erhard Schulz ist für die politische Arbeit Helmut Kohl wird Bundeskanzler. In der derbelebung und Neueinrichtung regionaler nobyl intensiviert der BUND seine Aktionen berichtet jede Woche. 1987 brennt das verantwortlich, Wolfgang Friedrich als Schweiz wird landesweit im Schienen­ Bahnstrecken. für eine Energiewende. Stellvertreter für die Personalverwaltung personennahverkehr der Taktfahrplan Haus ab. Aber die Stadt Freiburg will auf Wim Wenders gewinnt mit „Paris, Texas“ die Am 26. April explodiert der vierte Block und die innere Kommunikation. eingeführt. ihre Ökostation nicht mehr verzichten: Im Goldene Palme in Cannes. Indira Gandhi wird des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der Herbst 1991 erfolgt die Einweihung des Die ARD strahlt Helmut Kohls Neujahrsan- ermordet und Richard von Weizsäcker wird ukrainischen Stadt Prypjat. Als erstes Ereignis neuen Öko-Hauses, das als Tagungs- und sprache von 1986 versehentlich noch einmal deutscher Bundespräsident. wird die Katastrophe auf der siebenstufigen Begegnungsstätte vom BUND geführt wird. aus. Willy Brandt gibt nach dem Zwist um die internationalen Bewertungsskala für nukleare Jahr für Jahr kommen über 200 Besucher- neue Parteisprecherin überraschend den SPD- Ereignisse als katastrophaler Unfall einge- gruppen. Die Stadt honoriert die Arbeit mit Vorsitz auf. Uwe Barschel stirbt in Genf. Die ordnet. einem jährlichen Zuschuss. Türkei stellt einen Antrag auf Mitgliedschaft In vielen Mitgliedsstaaten der EG werden in der EG. die ersten europäischen Pässe ausgestellt. Michail Gorbatsch wird Generalsekretär der KPdSU.

50 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 51 1991 Das 1. Landespestizidgesetz verbietet 1992 Straßenbau – und kein Ende! Der 1994 Der BUND hat seit Jahrzehnten enge 1988 Die Behörden zaudern, der BUND den Einsatz von Giften in nicht erwerbs- BUND entwickelt Konzepte für eine bessere Kontakte zu namhaften Karrikaturisten und handelt – und misst, was radioaktiv mäßig genutzen Gärten und öffentlichen Verkehrspolitik und wehrt sich sachkundig Karrikaturistinnen, die sich mit Umwelt- und 1995 Die erste Studie "Zukunftsfähiges 1997 Die dritte BUND-Landesvorsitzende: verstrahlt ist. Anlagen. gegen überzogene Straßenbauten. Naturschutzthemen befassen. Deutschland" erscheint. Dr. Brigitte Dahlbender

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Zwei Jahre nach der Atomkatastrophe von Im Februar 1991 verabschiedet der Land- Der BUND kritisiert den Abbau der Bürger- Der BUND zeigt Beispiele für kommunalen Der BUND veröffentlicht die Studie „Zu- Brigitte Dahlbender wird nach Gerhard Tschernobyl organisiert der BUND unab- tag das erste Landespestizidgesetz, das den rechte, nachdem der Landtag das Gesetz Umweltschutz: Für die Bereiche Verkehr, kunftsfähiges Deutschland“. Der Spiegel Thielcke und Hans-Jörg Breitinger dritte hängige Messungen, zum Beispiel bei Wild Einsatz in nicht erwerbsmäßig genutzten über die Beschleunigung von Planungen Energie, Tourismus und FCKW-Ausstiegs- schreibt darüber: „Dieses Buch kann zur BUND-Landesvorsitzende. und Fisch, weil sich die Behörden noch Gärten und öffentlichen Anlagen verbietet zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur konzepte werden vier Studien erarbei- Bibel des 21. Jahrhunderts werden!“ Ein umfangreicher Prozess der Moderni­ immer nicht dazu entschließen können. – eine alte Forderung des BUND Baden- verabschiedet hat. tet und den Kommunen zur Umsetzung Die „grüne Bibel“ zeigt erstmals Reduk­ sierung und Restrukturierung beginnt. Württemberg ist erfüllt. Im Jahr zuvor angeboten. Die Öko 88, die Umweltausstellung in Der Vertrag von CDU und SPD zur Bildung tionsziele in ganz verschiedenen Bereichen war bereits ein FCKW-Verbot beschlossen Der BUND bringt die Broschüre "Umwelt- Freiburg, wird mit 280 Ausstellern und einer Großen Koalition im Land wird vom Silvio Berlusconi wird zum ersten Mal auf und konkretisiert damit für Deutsch- worden, für das der BUND ebenfalls hart standards in Städten, Gemeinden und 52.000 Besuchern ein großer Erfolg. BUND in den ökologischen Teilen als unge- italienischer Ministerpräsident. Nach einem land was bei der UN-Konferenz von Rio gekämpft hatte. Ein weiterer Schwerpunkt Kreisen" heraus. Zahlreiche Kommunen nügend kritisiert. Urteil des Bundesverfassungsgerichts sind 1992 im globalen Rahmen gefordert Der BUND hat 360 Regional-, Kreis- und ist, für Sommersmog und hohe Ozonwerte nehmen die Vorschläge auf. Für viele lokale Auslandseinsätze der Bundeswehr unter wurde. Die Studie hinterfragt unseren Ortsgruppen und 38 hauptberufliche zu sensibilisieren. In Heidelberg wird die Müllverbrennungs- Agenda-Prozesse bietet die Schrift eine UN-Mandat mit dem Grundgesetz verein- Lebensstil und die fortwährende Forderung MitarbeiterInnen. anlage stillgelegt. Im Großraum Heidel- wichtige Informations- und Ideenbasis. Die Mauer ist gefallen, Deutschland wieder- bar. SPD-Umwelt­minister Harald B. Schäfer nach Wachstum. Ihr Credo lautet „Gut berg-Mannheim waren Ende der Achtziger „Doktor Schiwago“ von Boris Pasternak wird vereinigt. Der erste gesamtdeutsche Bundes- versucht – erfolglos – in einem weltweit leben statt viel haben.“ Die Suffizienz­ BUND weist in einer Studie nach, dass die Jahre zwei Müllöfen und elf Deponien 22 Jahre nach seinem Erscheinen in der tag wählt Helmut Kohl zum Bundeskanzler. einmaligen Versuch, den Beweis zu führen, diskussion beginnt in breiten Gesellschafts- Müllmengen rückläufig sind und keine geplant worden. Auf Druck von BUND und Sowjetunion erlaubt. Steffi Graf gewinnt In Deutschland tritt das erste Stromein­ dass regionale Fahrverbote und Produktions- schichten und in Ansätzen auch in der weiteren Müllverbrennungsanlagen not- Bevölkerung stellen die Kommunen 20 den Grand-Slam und die Goldmedaille im speisungsgesetzt für Erneuerbare Energien beschränkungen Auswirkungen auf Ozon­ Politik. wendig sind. Abfallberater für Industrie und Haushalte Tennis-Einzel bei den Olympischen Spielen in Kraft. Wikipedia wird gegründet. werte haben. ein. Fünf Jahre lang sinkt das Müllaufkom- Zur Umsetzung wird eine Medienaktion Bundespräsident Roman Herzog hält seine von Seoul. Philipp Jenninger muss nach seiner men dort um zehn Prozent pro Jahr. Am gestartet, die Monat für Monat vorbild­ Ruck-Rede. Prinzessin Diana kommt ums Rede zum 10. November als Bundestagspräsi- Ende reichen ein Müllofen (in Mannheim) liche Projekte vorstellt. Darunter sind von Leben. Die EU bereitet mit dem Vertrag von dent zurücktreten. und zwei Deponien für Erdaushub und Bürgerinnen und Bürgern mitfinanzierte Amsterdam die Osterweiterung vor. Der erste Bauschutt. Windräder. Sie erzeugen umweltfreund­ Harry-Potter-Band erscheint. lichen Strom, sie sind demokratisch Erich Honecker wird in Berlin verhaftet. Die legitimiert und das Geld bleibt im Ort. USA kündigen den Abzug aller taktischen Atomwaffen aus Europa an. Bill Clinton wird Friedensnobelpreisträger Yitzchak Rabin wird zum amerikanischen Präsidenten gewählt. während einer Kundgebung in Tel Aviv von einem jüdischen Fundamentalisten ermordet. Österreich, Schweden und Finnland treten der EU bei. Die Metallindustrie führt die 35-Stunden-Woche ein.

52 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 53 2001 Der BUND Baden-Württemberg dokumentiert die von BUND-Gruppen und 2003 Werner Mildebrath, Träger der 1999 Die Landesdeligiertenversammlung Landesverband auf den Weg gebrachten 2002 Ein Weißstorch-Paar in seinem BUND-Medaille, Solar-Pionier mit einer 1998 60 Jahre Naturschutzgebiet beschließt, dass die Landesgeschäftsstelle 2000 Nach Orkan „Lothar“ sah es an vielen erneuerbaren Energie-Anlagen. Das Ergebnis Horst auf dem Dach des BUND- der weltweit ersten Solaranlage, läuft Mindelsee bei Radolfzell. nach Stuttgart verlagert wird. Orten wieder aus wie in den 80er Jahren. kann sich sehen lassen. Naturschutzzentrums in Möggingen. 2013 immer noch.

1998 1999 2000 2001 2002 2003

Der BUND feiert den 60. Geburtstag des Im Verband herrscht große Unruhe, weil Im Freudenstädter Appell werden zehn Re- Der BUND treibt die Energiewende von Die Arbeit findet immer mehr Anerken- Ein „Fahrplan Energiewende Baden- von ihm betreuten Naturschutzgebiets die politische Landesgeschäftsstelle von geln für den Umgang mit Sturmfolgen im unten an. 28 erfolgreiche kommunale nung: Der BUND Ravensburg erhält den Württemberg“ und ein Konzept für mehr Mindelsee mit einem Festakt in Kons- Freiburg nach Stuttgart verlagert werden Wald nach dem Orkan „Lothar“ formuliert. Energieprojekte erzeugen sieben Millionen Ersten Preis des Bundesministeriums für Klimaschutz werden vorgelegt. tanz und einem zweitägigen Sommerfest soll. Der BUND trennt sich von seinem Kilowattstunden sauberen Strom pro Jahr. wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- Nachdem im Jahr 2000 auf Bundesebene 45 Straßenbauvorhaben werden auf mit der Bevölkerung der angrenzenden langjährigen Landesgeschäftsführer Erhard wicklung für seine kreative Förderung des der Atomausstieg beschlossen wurde, Umsetzung der geplanten Ausgleichsmaß- Die Erfolgsgeschichte der Kindergruppen­ Dörfer. Schutzgebietsbetreuer Kai Steffen Schulz. Streuobstbaues. Franz Beer vom BUND- zeichnet sich die CDU-/FDP-Regierung nahmen untersucht. Ergebnis mangelhaft. gründung beginnt. Durch Befähigung Frank meldet dank der Landschaftspflege Markdorf gewinnt den ZDF-Umweltpreis. in Baden-Württemberg weiterhin durch BUND und VCD erarbeiten ein 10 Punkte­ Auch den Straßenbaubehörden ist nun klar, Ehrenamtlicher Kindergruppen zu leiten, Rekordzahlen bei Orchideen, Mehlprimeln Nichthandeln aus. Der BUND-Landesver- programm für eine Verbesserung der dass ein Controlling notwendig ist. werden in nur wenigen Jahren aus 10 Die Zahl der Störche in Baden-Württem- und Libellen. band ergreift die Initiative und lässt von Schieneninfrastruktur im Land „Flächen- Kindergruppen 130. berg nimmt wieder zu – dank der Hilfe Der BUND tritt aus dem Dachverband der Wissenschaftlern den „Fahrplan Ener- BUND und NABU treten aus dem Umwelt- bahn statt Stuttgart 21“. vieler BUND-Gruppen. Naturschutzverbände, dem Landesnatur- In Porto Alegre findet das erste weltweite giewende“ sowie ein Klimaschutzkonzept dialog mit der CDU/FDP-Landesregierung Skandal: BUND entdeckt am südlichen schutzverband, LNV, aus. Forum der Globalisierungsgegner statt. Der Euro löst die D-Mark und viele andere erarbeiten. Eine zentrale Aussage darin: aus. Das Argument damals: „Für eine Oberrhein gentechnisch verunreinigtes Griechenland tritt als zwölftes Land der europäische Währungen ab. Die Elbe führt Baden-Württemberg kommt ohne Atom- Scheinveranstaltung sind wir uns zu Schwarzgeld-Affäre wird Wort des Jahres. Saatgut und erzwingt Vernichtung des europäischen Währungsunion bei. ein Jahrhundert-Hochwasser. In Guantanamo strom aus. schade.“ Horst Köhler, der spätere Bundespräsident, Saatguts und der Aussaat. auf Kuba richten die Vereinigten Staaten ein wird Direktor des Internationalen Währungs- Der geplante „Ski-Zirkus“ in Sasbachwal- Der BUND-Baden-Württemberg hat Gefangenenlager ein. Das Medien-Imperium Die Nato stellt die Luftangriffe gegen Jugo- fond. den, einer Halle mit Kunstschnee, um auch 62.778 Mitglieder und Förderer. von Leo Kirch ist pleite. slawien ein. Helmut Kohl räumt ein, dass er im Sommer am Rande des Nordschwarz- Nach über 20 Jahren Kampf. Wo 1975 mehr als zwei Millionen Euro an illegalen wald Ski zu fahren, wird verhindert. Stacheldrahtverhaue den Bürgerprotest Spenden an die CDU weitergegeben hat. Der FDP-Politiker Jürgen Möllemann nimmt gegen das AK-Wyhl abwehren sollten, Boris Becker und Steffi Graf beenden ihre sich das Leben. US-Präsident George W. Bush wird das Naturschutzgebiet Wyhler-Wald Profisport-Karriere. erklärt die Kampfhandlungen im Irak für ausgewiesen. beendet. Der Flugbetrieb der Concorde wird Ein Leitartikel in „Le Monde“ stößt die Grün- eingestellt. dung des globalisierungskritischen Netzwerks Attac an. Deutschen Aktiengesellschaften wird zum ersten Mal der Ankauf eigener Ak- tien unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Die Rechtschreibreform tritt in Kraft. Gerhard Schröder gewinnt die Bundestagswahl und führt die erste rot-grüne Bundesregierung.

54 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 55 2004 Steppe am Oberrhein: BUND- 2006 Der BUND-Landesverband Aktive tragen dazu bei, dass der „Alte demonstriert zum 20. Jahrestag der 2007 Wildkatze und Schmetterling sind die 2008 „Natur statt Glotze“ lautet 2009 Vielfalt ernährt die Welt: auf Flugplatz Karlsruhe“ heute Naturschutz­ 2005 Die Schwäbische Alb wird UNESCO- Reaktorkatastrophe von Tschernobyl Symboltiere des BUND Baden-Württemberg eines der Ziele der BUND-Kindergruppen dem Marktplatz Ulm, September 2009, gebiet ist. Biosphärengebiet. vor der Konzernzentrale der EnBW. für seine Aktionen zum Biotopverbund. in Baden-Württemberg. die gentechnikfreie Tafel.

2004 2005 2006 2007 2008 2009

Der BUND arbeitet engagiert an der Aus- Das Land will auf der Schwäbischen Alb In Biblis, Neckarwestheim, Ulm, Stuttgart Der BUND Baden-Württemberg beginnt Die hundertste BUND-Kindergruppe in Der BUND wirbt für eine Übernahme der weisung europäischer Schutzgebiete mit sein erstes Großschutzgebiet als UNESCO- und Freiburg unterstützt der BUND Anti- in Zusammenarbeit mit dem Bundesver- Baden-Württemberg wird gegründet. Seit Konzessionsverträge der Stromnetze durch (FFH, Bedeutende Vorgelgebiete, Natura Biosphärengebiet ausweisen, der BUND Atom-Demonstrationen zum 20. Jahrestag band und anderen Landesverbänden ein 2001 hat der BUND seinen Kinderbereich die Städte und Gemeinden als Chance für 2000). Ein Beispiel ist der „Alte Flugplatz“ begleitet den Prozess der Schutzgebiets- der Atom-Katastrophe von Tschernobyl. Bündel erfolgreicher Projekte zum Schutz professionalisiert. Birgit Eschenlohr als Energiewende vor Ort. mitten im Stadtgebiet von Karlsruhe., ausweisung. der Wildkatze. Die ersten Projekte zur landesweite Koordinatorin und ein halbes Seit zehn Jahren kämpft der BUND kreativ Der breite Widerstand mit Unterstützung heute mit über 50 Hektar das größte Biotopvernetzung zugunsten der Wildkatze Dutzend Regionalbetreuerinnen unterstüt- Die BUND-Bilanz der guten Taten ist be- gegen Gentechnik, mit Anti-Freisetzungs- des BUND führt dazu, dass im Jahre 2009 geschützte Sanddünen- und Steppenrasen- stehen kurz vor der Verwirklichung. zen die über 200 Leiterinnen und Leiter achtlich: 2,6 Millionen Amphibien wurden aktionen in Rheinstetten, Leingarten und erstmals in Baden-Württemberg keine gebiet Süddeutschlands. Auch landesweit unserer heute 127 Kindergruppen. „Leben sicher über die Straße geleitet, 200 Kilo- Ladenburg und der Anti-Gentechnik- Der BUND lehnt die Teilnahme an der gentechnisch veränderten Pflanzen ange- hat sich unsere Mühe gelohnt: Über 15 an Bach und Teich“ und „Waldtage“ gehö- meter Bäche und Flüsse renaturiert sowie Kampagne „Mein Nein“. Als Erfolg ist Nachhaltigkeitsstrategie der CDU/FDP- baut werden. Prozent der Landesfläche sind heute euro- ren genauso zum Programm wie „Energie- 50.000 Bäume und 160 Kilometer Hecken auch zu verbuchen, dass der Regionalver- Landesregierung ab und will sich „nicht päische Schutzgebiete. spardetektive“. Die 15. UN-Klimakonfernz in Kopenhagen gepflanzt. band Ostwürttemberg sich komplett zur als Feigenblatt missbrauchen lassen“. verabschiedet unverbindliche Ziele. Das Der BUND-Landesverband hat 74.000 gentechnikfreien Zone erklärt hat. Ein Der Erfolg im Kinderbereich ist Ansporn für Wer fordert, muss sich stellen. Die Kampagne für die Wildkatze startet. Historische Archiv der Stadt Köln stürzt beim Mitglieder und Förderer. Anbau auf kreiseigenen Flächen wird per weitere Aktionen der Umweltbildung. Über 6 Geschäftsstellen des BUND werden Bau der Stadtbahn ein. Pachtvertrag ausgeschlossen. Wanderwege für Tiere und Pflanzen 1000 Menschen sind landesweit für BUND Gerhard Schröder nimmt als erster deutscher EMAS zertifiziert. zwischen den Schutzgebieten zu schaffen, und BUNDjugend in diesem Bereich tätig. Bundeskanzler an Gedenkveranstaltungen Der Deutsche Bundestag verabschiedet ein Die Hartz-IV-Gesetze treten in Kraft. Kardinal Straßen und Schienen überwinden, um zum Jahrestag des Aufstands im Warschauer Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz. Der Vielfalt statt Gentechnik. Unter dem Motto Joseph Ratzinger wird als Benedikt XVI zum wieder zusammenhängende Lebensräume Ghetto teil. Es wird bekannt, dass der Beitritt bisher größte Stromausfall in Westeuropa „Vielfalt ernährt die Welt“ veranstaltet Papst gewählt. Angela Merkel wird erste herzustellen, wird unser Ziel. Griechenlands in den Euro auf gefälschten betrifft zehn Millionen Menschen. der BUND mit seinen Partnern aus dem deutsche Bundeskanzlerin. Zahlen beruht. Ministerpräsident Christian Die EU verpflichtet sich verbindlich, den „Aktionsbündnis gegen Gentechnik“ die Wulff löst die niedersächsische Zentrale Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 um ein bundesweit größte Mittagstafel mit gen- für politische Bildung auf. Mark Zuckerberg Fünftel im Vergleich zu 1990 zu verringern. technikfreien und regionalen Spezialitäten startet Facebook. auf dem Ulmer Münsterplatz mit 3000 Menschen. Barack Obama wird zum US-Präsidenten gewählt. Die Finanzkrise belastet die Welt- wirtschaft.

56 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 57 thema Thielcke-Preisträger

Ein Preis, sechs Träger, eine Trägerin

2012 Seit Dezember 2012 läuft die BUND-Kampagne „dageGen“, mit der wir die Leidenschaft 2011 Mit einer massiven Kampagne zur Umsetzung von Anti-Gentechnik-Gesetzen 2010 Damit auch der Admiral wieder Volksabstimmung erreicht der seit vielen in Baden-Württemberg durchsetzen wollen. häufiger fliegt: Schwerpunkt „Schmetterlings- Jahren dauernde BUND-Widerstand gegen Internet und Facebook spielen dabei eine land Baden-Württemberg" Stuttgart 21 seinen bisherigen Höhepunkt. zentrale Rolle. für den Naturschutz

Seit 2007 verleiht der BUND-Landesverband den vorgehaltener Hand gesteht er selber verschmitzt mit tausend Euro dotierten Gerhard-Thielcke- ein, dass er notfalls auch zu unorthodoxen Mitteln greift. Er war bis 2007 zwölf Jahre lang Vorsitzen- Naturschutzpreis an einzelne Personen oder eine der des Bund Naturschutz Alb-Neckar und setzte Gruppe für besondere Leistungen im Naturschutz in sich vehement für die Umwandlung des ehemaligen Baden-Württemberg. Jeweils bis zum 15. September Truppenübungsplatzes Münsingen in ein Biosphä- rengebiet ein. Und noch eine Leidenschaft zeichnet eines Jahres werden die Vorschläge eingereicht. ihn aus. Sein Fotoarchiv ist mittlerweile auf über Die Verleihung findet bei den immer im Januar 30.000 Dias angewachsen, er veröffentlichte in „Na- stattfindenden Naturschutztagen in Radolfzell am tur und Kosmos“, und hat auch seine eigenen Bü- cher illustriert. Bodensee statt. Die bisherigen Preisträger belegen Reinhard Wolf: auch das breite Spektrum des Interesses. 2009 ging der Preis an den Landeskonservator Reinhard Wolf, den die Laudatio als „Glücksfall für 2010 2011 2012 Eberhard Koch: den Naturschutz“ bezeichnete. Beruflich und privat Bei den Naturschutztagen 2007 wurde der Gerhard- engagierte sich der studierte Geograph für die Be- Der BUND-Schwerpunkt „Schmetterlings- 60.000 Menschen kommen zu der vom Ohne Druck durch den BUND geht es Thielcke-Naturschutzpreis erstmals vergeben. Den wahrung heimischer Naturschätze. „Reinhard Wolf land Baden-Württemberg“ startet. Fach- BUND organisierten Menschenkette vom auch heute nur langsam voran. Aktuelles Preisträger Eberhard Koch schlug Thielcke selber ist ein Mann, der den Naturschutz mit Sachkenntnis leute erstellen hervorragende Basis-Infor- Atomkraftwerk Neckarwestheim bis Beispiel: In ihrem Koalitionsvertrag hat vor. Begründet wurde die Vergabe mit vielen Details, und guten Ideen, mit Hartnäckigkeit und vor allem mationen zur Hilfe für Schmetterlinge im Stuttgart. sich die grün-rote Landesregierung ein dem breiten Spektrum an Naturschutz-Aktivitäten, mit viel Herzblut vorangetrieben hat“, sagte Brigitte Garten, in Parks, auf Wiesen und Äckern, gentechnikfreies Baden-Württemberg Was für ein BUND-Erfolg: Der Bundes- dem Mut zum Experimentieren und dem Geschick Dahlbender. Häufiger als bei anderen Naturschüt- am Bach- und Waldrand. Schöne Mate- zum Ziel gesetzt. Eine BUND-Kampagne tag beschließt die Energiewende und den des Preisträgers im Umgang mit Menschen und zern falle bei ihm das Wort „Heimat“, und zwar in rialien für Schmetterlingsaktionen mit mit dem Titel dageGen sorgt seit 2012 Ausstieg aus der Atomkraft. Gruppen. Und weiter hieß es: „Koch ist ein Spitzen- einem ausgesprochen positiven und zukunftsfähi- Kindern entstehen. Die Wanderausstellung für Schub. Durch ein juristisches Gutachten botaniker, ein anerkannter Fachmann, mit hervorra- gen Sinn. „Schmetterlingsland“ und 20 vom BUND In der Volksabstimmung zum umstrittenen ließen wir feststellen, mit welchen Rechts- gendem Blick für die Defizite und die Chancen eines Anneliese Schmeh: ausgebildete Schmetterlings-Guides sorgen Milliardenprojekt Stuttgart 21 stimmt vorschriften die Landesregierung ihr Ziel schützenswerten Gebietes.“ Die vierte Auszeichnung ging an die erste und bis- für Falter-Werbung im ganzen Land. mehr als die Hälfte der Bürger und Bür- erreichen kann. Günter Künkele: her einzige Frau. 2010 wurde die Ökobäuerin Anne- gerinnen gegen einen Ausstieg des Landes Der Europäische Stabilisierungsmechanismus Die BUND-Broschüre „Überflieger im Künkele wird 2008 als „aufrechter, wenn auch liese Schmeh vom Hagenweilerhof in Überlingen- aus der Finanzierung und damit für den mit einem Umfang von 750 Milliarden Euro Schmetterlingsland“ beschreibt vorbildliche manchmal etwas sperriger Naturschützer“ gewürdigt Lippertsreute gewürdigt: für ihre Aktionen gegen Tiefbahnhof. Der BUND macht sich seit wird beschlossen. Schmetterlingsprojekte in Städten und sowie als politischer Kämpfer. Mit der Parole „110 Gentechnik, in der Direktvermarktung oder zur Mitte der Neunziger Jahre gegen Stuttgart Gemeinden. Schon wenige Wochen nach KV will hier keine Sau“ hatte er Ende der Neunzi- Erhaltung des regionalen Schlachthofs in Überlin- 21 stark. Die Preisträger ihrem Erscheinen ist sie ein Bestseller. Eberhard Koch, ger Jahre den Bau einer Starkstromleitung über die gen. Schon 1986 stellte Schmeh auf ökologische Nach einem schweren Erdbeben kommt es Günter Künkele und Schwäbische Alb verhindert. Mitstreiter bescheinig- Wirtschaftsweise um und schloss sich Bioland an. In Griechenland, Spanien und Italien im japanischen Kernkraftwerk Fukushima zu Reinhard Wolf ten ihm große strategische Qualitäten. Und hinter Auf ihrem Land wachsen nur Hochstämme, keine kommt es zu schweren Protesten gegen einer Reaktorkatastrophe. Grüne und SPD die Finanzkrisenpolitik der Europäischen beenden die fast 60-jährige CDU-Regierungs- Union. In Deutschland werden immer mehr zeit in Baden-Württemberg. Ermittlungspannen rund um die Ausländer- morde der rechtsextremen Terrorgruppe NSU bekannt.

58 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 59 Anzeige thema Thielcke-Preisträger

Anneliese Schmeh, Plantagen, es gibt Heckenbepflanzungen, und eine außerdem Vorbild für das Grüne Band Europas, das Kai Frobel, Quelle versorgt Tiere mit Wasser. sich vom Eismeer bis zur Türkei erstreckt. Auf rund Hans-Helmut Klepser Kai Frobel: 1.400 Kilometern schlängelt es sich durch Deutsch- und Reiner Ehret Im „Eisteich“, einer Gaststätte in Hof, begann Kai land und reiht 150 Naturschutzgebiete aneinander. Frobel das Werk, für das ihn der BUND 2011 mit Hans-Helmut Klepser: dem Gerhard Thielcke-Preis ehrte. Bei einem Treffen 2012 wurde Dr. Hans-Helmut Klepser, Gewässer­öko­ von Naturschützern aus Landkreisen beiderseits der loge beim Regierungspräsidium Tübingen, geehrt für deutsch-deutschen Grenze trug er 1989 zum ersten sein Engagement im Naturschutz und in der Gewäs- Mal seine Vision vor: im Herzen Deutschlands, ent- serökologie. Erste fachliche Erfolge erzielte er schon lang des ehemaligen Todesstreifens der innerdeut- in den Achtziger Jahren: Seinem Engagement ist es Naturschutz macht Spaß! schen Grenze, sollte ein „Grünes Band“ entstehen, zu verdanken, dass es auf den Wiesen der Hochwas- ein gemeinsames Band des Lebens. Gut 20 Jahre serdeiche an der Iller heute noch Orchideenbestände Tolle Erlebnisse für die ganze Familie später ist seine Vision Wirklichkeit geworden. Mehr gibt. Damals war Klepser bei der Tübinger Bezirks- noch: das Grüne Band ist der wichtigste Biotopver- stelle für Naturschutz und Landschaftspflege tätig, im Haus der Natur am Feldberg im Schwarzwald bund, die längste Naturschutz-Vorrangfläche und später wechselte er in den Gewässerschutz und fand, das größte Naturschutzprojekt Deutschlands. Es ist wie es hieß, seine Berufung: Kaum ein Behörden- Kein Nein-Sager das Thema „Mensch und Natur“ Besucher haben ihren Spaß – sie- büchern. Und Familien mit kleine- vertreter setzte so viele bedeutende Renaturierungen Der deutsche Naturschützer ge- am höchsten Schwarzwaldberg he das Foto oben! – wenn er ge- ren Kindern können ganz in der um wie er. nießt nicht gerade den Ruf des bietet die Multimedia-Ausstellung meinsam mit dem echten Ranger Nähe des Hauses der Natur einen Reiner Ehret: lebensfrohen Optimisten: Allzu im Haus der Natur. Schon die im Film die Lieblingsfragen der der schönsten Erlebnispfade des Besondere Leistungen „Dass der Naturschutz heute breit in der Gesell- oft gilt er als ewig-gestriger Nein- faszinierende 3D-Schau stimmt Feldbergbesucher beantwortet. ganzen Schwarzwalds entdecken: schaft, in Parteien und Presse sowie in der Verbän- Sager oder gar als Verhinderer auf die abwechslungsreiche Land- Auf dem liebevoll angelegten Betreuung von Schutzgebieten und/oder deren Pflege im Hinblick auf delandschaft etabliert ist, hängt auch mit Reiner wirtschaftlich attraktiver Projekte. schaft ein und bietet sogar einen Draußen unterwegs „Wichtelpfad im Auerhahnwald“ Biodiversität Ehrets klarem, alles andere als bequemem Weg als Dass es auch ganz anders geht, Stereo-Rückblick in die Zeit vor Aber auch im Naturschutzgebiet lernen sie die geheimnisvolle Welt Durchsetzung der Ausweisung neuer Schutzgebiete Vorsitzender des Dachverbands der Naturschützer zeigt das Haus der Natur am 100 Jahren. bietet das Naturschutzzentrum der scheuen Waldhühner kennen. und Naturnutzer zusammen“, sagte die BUND-Lan- Feldberg im Schwarzwald. Hier, Eine Vielzahl interaktiver Ausstel- Südschwarzwald eine Vielzahl Neuschaffung und/oder Pflege von Tümpeln, Teichen und Feuchtwiesen, desvorsitzende bei der Preisübergabe im Jahr 2013. wo das größte Naturschutzgebiet lungselemente bezieht die Gäste erlebnisreicher Führungen an: Mithilfe erwünscht Blumenwiesen oder Magerrasen Ehret habe „den LNV zu einem politisch profilierten Baden-Württembergs und einer aktiv ins Geschehen ein und bietet Touren mit dem Ranger oder Darüber hinaus organisiert die der touristischen Brennpunkte des die Möglichkeit, die Informations- dem Förster, für Schulklassen Stiftung die regelmäßig notwen- Renaturierung von Bächen und Flüssen Verband entwickelt, wenn es darum geht, für Natur Landes mit bis zu 1,5 Millionen menge den eigenen Bedürfnissen oder Seniorengruppen, mit mehr dige Landschaftspflege im Na- Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Pflanzen und/oder Tiere und Umwelt die Stimme zu erheben“. Seit 1994 ist er Besuchern pro Jahr eng miteinan- anzupassen. Wissensvermittlung oder spieleri- turschutzgebiet Feldberg. Hierbei Bewahrung von Altholzinseln und/oder vieler alter Bäume im Wald Mitglied im Vorstand, 2000 wird er zum Vorsitzen­ der verflochten sind, ist eine hoch- schem Naturerleben, im Sommer können – z. B. beim internationa- den gewählt und 2012 bereits zum vierten Mal in professionelle Öffentlichkeitsar- Preisgekrönter Ranger mit Wanderschuhen oder im Win- len Bergwaldprojekt – auch frei- Heranführung von Kindern und/oder Jugendlichen und/oder Behinderten an diesem Amt bestätigt. beit des Naturschutzes besonders Das Highlight im Haus der Na- ter auf Schneeschuhen – für jedes willige Helfer mitarbeiten. die Natur wichtig. tur ist der „Talking Ranger“ – der Interesse und in jeder Jahreszeit Erfolgreiche Zusammenarbeit von Naturschutzgruppen erste und einzige künstliche Ran- wird etwas geboten. Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Naturschützern und Landwirten oder Weitere Infos Begeisterung vermitteln ger der Welt. Er wurde 2011 mit Straßenbauern oder Gemeinden Ohne erhobenen Zeigefinger, da- dem Kommunikationspreis des Naturerlebnis pur für mit Begeisterung, Detailfreude Bundesverbandes Deutscher Stif- Wer das Feldberggebiet auf eigene Anmeldung und Infos Abwehr von Eingriffen in wertvolle Landschaftsteile www.bund-hegau.de www.bund.net/gruenes-band und vor allem mit Humor wer- tungen ausgezeichnet, so überzeu- Faust erwandern möchte, erhält Verhinderung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen den die Besucher für die sensible gend ist das Konzept, Besuchern im Haus der Natur kompetente Tel. +49 (0)7676 / 9336-30 www.lnv-bw.de Landschaft am Feldberg sensibi- Naturschutz mit viel Humor zu Beratung sowie eine große Aus- www.naz-feldberg.de lisiert. Den schönsten Einstieg in präsentieren. Große und kleine wahl von Wanderkarten und Fach- [email protected]

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2013-02-28 Redaktionsanzeige BUND Jubiläum.indd 1 28.02.2013 13:12:24 thema Ein Brief zum Fünfzigsten thema Ein Brief zum Fünfzigsten

ein wichtiger Partner, wenn es um die Belange des chen Werte deutlich unterschritten werden. Auch Für Ivo Gönner, den Ulmer Oberbürgermeister, Umweltschutzes ging. Auch in Ulm warb der BUND auf Initiative­ des BUND wurde gerade dieses Heiz- ist der BUND ein glaubwürdiger Partner, gemeinsam mit der Stadt und den Stadtwerken für kraftwerk mit bester Filtertechnik ausgestattet, auch um vermeintliche Gegensätze aufzulösen. den Ausbau der Straßenbahn, für verstärkte Gewin- wenn dies das Projekt insgesamt verteuerte. nung von Energie aus regenerativen Energiequellen, für neue Mobilitätssysteme von Fahrrad über Car- Die Ablehnung des Projekts Stuttgart 21 und die Sharing bis zum Ausbau des Nahverkehrs und für Verbindung mit der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm die verstärkte Gewinnung von Wertstoffen aus dem durch den BUND ist bekannt. Gleichwohl ist dies ein Müll. wichtiger Teil einer besseren Verkehrsinfrastruktur mithilfe eines modernen, zukunftsfähigen Schienen- Es gibt bei uns inzwischen eine langjährige Partner­ systems. Gerade die deutliche Entscheidung in der schaft, in der die Stadt auf Kompetenz und das Volksabstimmung im November 2011, vor allem in Know-how des BUND setzen kann. Auf dem Gebiet Ulm und im Osten des Landes Baden-Württemberg, der Landschaftsentwicklung und Landschaftspflege zeigt aber, dass demokratische Entscheidungen und finden Pflanzaktionen mit Ulmer Schulklassen statt, die immer gewünschte Beteiligung der Bevölkerung durchgeführt vom BUND, mitfinanziert durch die auch akzeptiert werden müssen und können. Stadt. Der BUND pflegt an zahlreichen Standorten im Auftrag der Stadt Pflanzungen, pflanzt Hecken Die Abwägung von unterschiedlichen Interessen und Obstbäume, richtet Nistkästen für Fledermäuse und Anliegen ist nicht einfach: Umweltinteressen ein. In Kooperation mit dem BUND hat die Stadt das kollidieren mit berechtigen Anliegen der Bürgerinnen vordere Örlinger Tal renaturiert. Das gesamte Örlin- und Bürger. Sie alle wollen eine gut erhaltene Um- ger Tal, in dem der BUND seit 30 Jahren auch land- welt, eine bessere Mobilität und vor allem sichere Ein Brief aus Ulm zum Fünfzigsten schaftspflegerisch aktiv ist, wurde im vergangenen Arbeitsplätze. Viele der vermeintlichen Gegensätze Jahr vom „Dialog Grün“ – einer städtischen Initia- können auch zugunsten des Umweltschutzes und Der BUND und sein Wirken tive zur Landschaftsentwicklung – zum „Peripheren der Arbeitsplätze gelöst werden. Interessenskonflikte, Park“ erklärt. gerade auch beim Wohnungsbau, bei der Auswei- auf kommunaler Ebene tung von Gewerbeflächen und bei der notwendigen Die Vorschläge des BUND für den gemeinsam mit Infrastruktur und Mobilität, benötigen auch immer der Lokalen Agenda 21 gestalteten Spazierwege­ einen sachlichen und kompetenten Mahner, der nicht Der BUND Baden-Württemberg in Zahlen: 80.000 der „Bund für Naturschutz Bodensee-Hegau“, der führer „unterwegs in ulm“ wurden von der Stadt nur Nein sagt, sondern Verbesserungsvorschläge Mitglieder und Förderer im Land, 5000 ehrenamt- sich 1963 im Konflikt um die Schiffbarmachung des aufgegriffen und sollen zu einem Ulmer „Panorama­ macht, der realistische Alternativen aufzeigt. Das liche Aktive, rund hundert hauptamtliche Mitarbei- Rheins bis zum Bodensee formiert hat. Den enga- weg Nord“ ausgestaltet werden. macht ihn zu einem glaubwürdigen Partner. Und ein terinnen und Mitarbeiter, Bundesfreiwillige, Absol- gierten Naturschützern am See gelang es damals, solcher glaubwürdiger Partner ist der BUND. venten des Freiwilligen Ökologischen Jahres und den Wert des Bodensees als Naturlandschaft und Beim Verkehr – immer ein Thema mit Konfliktpoten- Praktikanten, außerdem anerkannter Partner für Erholungsgebiet im ganzen Land bewusst zu ma- zial – gibt es neben der Kritik, die der BUND an be- Politik, Behörden, Kommunen, Verbände und Wirt- chen. 1973 erweiterte sich der Bund für Naturschutz stimmten städtischen Verkehrsvorhaben vorbringt, schaft. Eine beachtliche Bilanz, die dokumentiert, Bodensee-Hegau zum „BUND Natur- und Umwelt- auch Allianzen. So ist der BUND sowohl an der dass der BUND einer der wichtigsten und einfluss- schutz Baden-Württemberg“. städtischen Initiative „FahrRad in Ulm“ als auch am reichsten Umweltverbände in Baden-Württemberg Planungsprozess um das Großprojekt „Citybahnhof geworden ist. Es ist also festzuhalten: Vieles, was Früh verstand sich der BUND als „Anwalt der Na- Ulm“ und am Ausbau einer weiteren Straßenbahn­ vor wenigen Jahrzehnten umstritten war, ist heute tur“, wie ein Motto aus der Gründerzeit des Verban- linie intensiv beteiligt. gesetzlicher Standard, hilft der Natur und den Men- des lautete, übersetzt hieß dies: Politik im Großen schen, schafft Arbeitsplätze und ist Anstoß für wei- wie im Kleinen so zu beeinflussen, dass Natur- und Nicht immer decken sich aber die Ansichten: Die Ivo Gönner tere Innovationen. Umweltschutz zu ihrem Recht kommen. Der BUND Entscheidung für den Bau einer Müllverbrennungs- Oberbürgermeister der Stadt Ulm nahm auf allen politischen Ebenen Einfluss auf Pla- anlage im Donautal wurde vom BUND Anfang der Eine Stärke des BUND ist sein Wirken auf kommu- nungen, Projekte und Gesetze, von den Kommunen Neunziger Jahre strikt abgelehnt, das Müllkonzept naler Ebene: praktisch handelnd, nahe an den Men- bis zur Europäischen Union. der Stadt verworfen. Heute steht die Müllverbren- schen, überzeugend, engagiert und glaubwürdig. Der nungsanlage im Industriegebiet Donautal und ist BUND ist eben nicht ein reiner Debattierclub oder Es blieb aber nicht nur beim Reden. Die Mitglieder Teil des Fernwärmeversorgungsnetzes, nicht nur akademischer Zirkel, sondern von Anfang an ging des BUND verstanden sich auch als Macher, die ihre im Industriegebiet,­ sondern auch in großen Wohn- es um konkrete Anliegen, Projekte und Vorhaben Projekte umzusetzen wussten, oft in gutem und bereichen in den Stadtteilen im Ulmer Süden. Die vor Ort. Schon die Anfänge machen dies deutlich: konstruktivem Zusammenwirken mit den Kommunen. Schadstoffbilanz der Müllverbrennungsanlage ist Als Keimzelle des BUND in Baden-Württemberg gilt Deshalb wurde der BUND auf kommunaler Ebene so hervorragend, dass seit 15 Jahren alle gesetzli-

62 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 63 thema Ulm: Aus der Praxis thema Ulm: Aus der Praxis

Donautal. Es bieten sich vielfältige Möglichkeiten, auch da den Unterricht ins Freie zu verlegen: Leben Weitere Infos im und am Wasser wird erforscht, Spuren, wie die der , werden gelesen, alle können erleben, wie Seit Ende der Neun- Jugendbegleiter an Schulen ein naturnahes Gewässer aussieht und wie Menschen Immer mehr Schulen im Baden-Württemberg werden im Ganztagsbetrieb ge- ziger Jahre und in die Flüsse verändern. Kooperation mit vielen führt. Im Rahmen der Nachmittagsbetreuung ist es wichtig, Schülern und Schüle- Schulen: Das BUND- rinnen die Möglichkeit zu bieten, Erfahrungen in der Natur zu machen. Der BUND Projekt "Lernen durch Ausgerüstet mit Küchensieben und Becherlupen im Raum Ulm beteiligt sich bereits seit dem Schuljahr 2007/2008 am Jugendbe- praktisches Arbeiten gehen die Kinder auf Entdeckungstour und finden gleiter-Programm. Ehrenamtliche BUND-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen sind in der Natur" vielerlei Wasserinsekten und anderes Getier. Ge- an mehreren Schulen in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis tätig und leiten Arbeits- meinsam werden die Tiere behutsam beobachtet gruppen im Bereich Natur, Umweltvorsorge sowie nachhaltige Entwicklung. und bestimmt. Auf solche Weise sehen Schüler und Schülerinnen, wie sich Tiere fortbewegen, wie sie Viel Spaß für nur zwei Euro sich mit Sauerstoff versorgen und ernähren. Seit Der Donaulehrpfad liegt im Herzen Ulms direkt an der Donau. Er erstreckt sich 2005 fanden über 60 dieser Projekttage statt, immer von der Eisenbahnbrücke bis zur Friedrichsau und umfasst 20 Tafeln. Mit dem angepasst ans Alter der Teilnehmenden, vom Kin- „Kinderführer zum Donaulehrpfad" des BUND kann man nicht nur den Pfad ent- dergarten bis zur gymnasialen Oberstufe. Die Freude decken, sondern auch rätseln, basteln oder in Gruppen spielen. Der mannigfaltige ist allen ohnehin gemeinsam – an den wachsenden Inhalt gibt Anregungen, auch um Kindergeburtstage oder Schulausflüge zu ge- Pflanzen wie am anderen, kundigen Blick auf Fluss- stalten. Das Heft ist für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren konzipiert, im und Uferlandschaften. BUND-Umweltzentrum Ulm erhältlich und kostet nur zwei Euro. BUND-Umweltzentrum Ulm, Pfauengasse 28, 89073 Ulm, Tel. 0731-66695, [email protected] www.bund-ulm.de/umweltbildung/projekt_lernen_durch_praktisches_arbeiten_ in_der_natur/

Energierevolution– Das machen wir! Lernen durch praktisches Arbeiten in und um Ulm Die Elektrizitätswerke Schönau haben nach Tschernobyl ihr Stromnetz freigekauft, einen bundesweiten Ökostromversorger in Bürgerhand Viel Freude in freier Natur aufgebaut, betreiben Wind- und Solarkraftwerke und unterstützen Gemeinden bei der Rekommunalisierung ihrer Energieversorgung.

Jeder kann sich, und wenn die Schulzeit noch so lange und Jugendlichen die Gelegenheit zu bieten, selbst zurückliegt, an die Freude erinnern am Unterricht der praktisch aktiv zu werden und die gemeinsamen anderen Art, die Arbeit an spannenden Projekten, am Pflanzungen Jahr für Jahre heranwachsen zu se- hen. Nutznießerin ist auch die Stadt, weil die vielen besten unter freiem Himmel. Der BUND in Ulm nutzt kleinen und größeren Hände an der Umsetzung des diese Begeisterung seit vielen Jahren und befördert sie Landschaftsentwicklungsprogramms mitarbeiten. zugleich: mit vielfältigen Angeboten, die sich direkt an Die Schüler und Schülerinnen lernen nicht nur hei- Schulklassen richten. mische Bäume und Sträucher kennen, sondern auch die Art und Weise, sie richtig anzupflanzen. Sie er- Der März und der April, der Oktober und der No- fahren Details über ökologische Zusammenhänge vember sind für Ulmer Kinder und Jugendliche seit und bekommen die Möglichkeit, die Entwicklung zu langem besondere Monate. Dann finden die traditi- verfolgen. Das Angebot richtet sich an die Klassen onellen Pflanzaktionen des BUND statt. Bereits seit drei bis elf. Fast 5000 Kinder und Jugendliche waren fast 15 Jahren. Ende der Neunziger entstand die Idee. seit dem Projektstart im Jahr 1999 engagiert. Sie ha- Mit dem Projekt „Lernen durch praktisches Arbeiten ben in dieser Zeit, nur auf Ulmer Stadtgebiet, 53.000 in der Natur“ hat sich der BUND zum Ziel gesetzt, Gehölze gesetzt. Auf nach Schönau! Lebensräume für Pflanzen und Tiere anzulegen, zu Wechseln Sie zu unserem preiswerten 5-Sterne-Ökostrom! erweitern und zu entwickeln. Und zwar in Koope- Mindestens genauso groß ist die Anziehung der Do- ration mit Schulen, um möglichst vielen Kindern nau und ihrer unmittelbaren Umgebung im Ulmer Einfach den Stromliefervertrag von unserer Webseite laden und mit der Kopie der letzten Stromrechnung zurücksenden. Alles weitere erledigen wir.

64 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 65 Elektrizitätswerke Schönau Vertriebs GmbH . Fon: 07673/88850 . www.ews-schoenau.de

130225_BUND_A5.indd 1 07.03.13 15:06 Thema Stichwort Landwirtschaft Thema Stichwort Landwirtschaft „Gemeinsam nicht locker lassen“

16. März 1963 in Radolfzell und 25. April 1971 Wie sah die Zusammenarbeit der beiden Verbände in in Honau bei Reutlingen – die acht Jahre Altersunter- der agrar- und umweltpolitischen Lobbyarbeit in den vergangenen Jahren aus? schied und die knapp 94 Kilometer zu Fuß zwischen Eichert: Vor den oben erwähnten Gremiensitzun- den Keimzellen der beiden Verbände sind heute im gen stimmen wir uns natürlich häufig ab, manchmal Tagesgeschäft meistens nicht zu merken. Die Freund- springt der eine für das Thema des anderen in die Bre- sche. Ich erlebe hier häufig echtes Teamplay. und bemühen sich um eine Vielfalt der Rassen und schaft zwischen Bioland und dem BUND ist gekenn- Kulturen – vom Erhalt Alter Rassen über die ökolo­ zeichnet durch viele gemeinsame Aktionen. Und was konnte damit erreicht werden? gische Bienenhaltung bis hin zur biologischen In den Sechzigern und Siebzigern sind wir aktiv Eichert: Unsere derzeitige grün-rote Landesregierung Züchtungsforschung.­ Durch den Verzicht auf che- hat mit ihrem Koalitionsvertrag die Messlatte hoch misch-synthetische Pflanzenschutzmittel bleiben geworden für den Erhalt von Tier- und Pflanzenarten, angesetzt – einiges Konkrete haben wir erreicht. Den- Ackerwildkräuter­ wie Kamille und Schwarzkümmel, gesunde Luft, gesundes Wasser und gesunde noch werden wir gemeinsam nicht locker lassen, hier aber auch Bienen am Leben. So hat eine Analyse des Lebensmittel. In viele andere gesellschaftspolitische regelmäßig nachzumessen und nachzujustieren. Zum Forschungsinstituts für ökologischen Landbau von bekommen im Stall Einstreu, haben viel mehr Platz Nach repräsentativen Beispiel wünschen wir uns für die kommende politi- 66 europäischen Vergleichsuntersuchungen ergeben, als im konventionellen Landbau und einen Auslauf im Umfragen lehnen Gespräche mischen wir uns seither aktiv ein. sche Förderperiode eine Förderung der Naturschutzbe- dass auf ökologisch bewirtschafteten Flächen im Ver- Freien. Kälber und Ferkel dürfen länger bei der Mut- 90 Prozent der Im Interview zieht Bioland-Geschäftsführer ratung auf unseren Höfen. Ganz generell muss in der gleich zu konventionellen doppelt so viele Individu- ter bleiben. Die Muttermilch stärkt ihre Abwehrkräfte Verbraucher und Verbraucherinnen landwirtschaftlichen Beratung der Fokus neben einem en und 30 Prozent mehr Arten leben. Im Biolandbau und macht Arzneimittel weitgehend überflüssig. Wenn Dr. Christian Eichert eine Zwischenbilanz. gentechnisch Mehr an Umweltschutz auch wieder auf die Menschen gibt es neunmal mehr Beikrautarten, 15 Prozent mehr Biotiere erkranken, bekommen sie pflanzliche oder ho- veränderte Lebens­ als wichtigste Ressource gerichtet werden. Laufkäferarten, 17 Prozent mehr Spinnen, 25 Prozent möopathische Mittel. Die Studie über den Antiobioti- mittel ab. mehr Regenwurmarten und 25 Prozent mehr Vögel kaeinsatz des BUND hat gezeigt, wie leichtfertig die Der BUND Landesverband feiert dieses Jahr sein 50. Baden-Württemberg trat 2012 dem Europäischen als in konventionell bewirtschafteten Feldern. konventionelle Landwirtschaft mit Tierarzneimitteln Jubiläum, Bioland wurde vor 42 Jahren ebenfalls hier Netzwerk gentechnikfreier Regionen bei. Und vor kur- umgeht. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Etwa eige- in Baden-Württemberg gegründet. Wo liegen aus Ih- zem haben baden-württembergische Minister verkün- Reicht das denn aus? ne Rassen für den Ökolandbau zu züchten oder dafür rer Sicht die gemeinsamen Ziele und Werte beider det, dass sich Pächter von Landesflächen in Zukunft Eichert: Nein. Nicht jeder Bio-Bauer ist auch automa- zu sorgen, dass alle männliche Küken groß werden. Verbände? zu einer gentechnikfreien Landwirtschaft verpflichten tisch ein „Naturschutz-Experte“. Da liegen noch viele Eichert: Bei den meisten meiner politischen Gremien- müssen. Sind damit wesentliche Ziele des Aktionsbünd- Herausforderungen vor uns. Deshalb hat beispielswei- Was könnten die BUND-Mitglieder tun? sitzungen blickt mich ein bekanntes BUND-Gesicht nisses erreicht? Wo liegen die nächsten Herausforde- se der Bioland-Landesverband jetzt eine Naturschutz- Eichert: Die Regel „Qualität statt Quantität“ gilt bei an: Ob beim agrarpolitischen Begleitausschuss, der rungen bei diesem Thema? beraterin eingestellt. Sie entwickelt gemeinsam mit der Haltung der Tiere - aber auch beim Einkauf. Wenn den Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Eichert: Die beiden Punkte sind wichtige erste Schritte. den Betriebsleiter/innen Ideen, um wildlebende Tiere wir nicht täglich, sondern nur zwei- oder dreimal die Raum erörtert und bewertet, beim Landesbeirat für Gemeinsam haben wir Ende letzten Jahres ein Gut- und Pflanzen auf dem Hof und auf den Äckern und Natur- und Umweltschutz, beim Fachausschuss für achten in Auftrag gegeben, wie sich Gentechnikfrei- Wiesen zu fördern. Darüber hinaus bietet sie natur- Naturschutzfragen oder im Nachhaltigkeitsbeirat der heit dauerhaft im Landesrecht verankern lässt. Dieses kundliche Spaziergänge auf Bioland-Betrieben für Landesregierung – fast immer sitzt und argumentiert gilt es nun seitens der Landesregierung aufzugreifen unsere Bauern, aber auch für Verbraucher und unsere man Seit‘ an Seit‘. Im Bündnis Gentechnikfreies Baden- und in wirksame Gesetzestexte zu gießen. Auch hier Verarbeitungspartner an. Dr. Christian Eichert Württemberg – hier begehen wir in diesem Jahr ge- werden wir gemeinsam nicht locker lassen. Bei diesem ist Geschäftsführer des Bioland Landes- meinsam unser zehnjähriges Jubiläum – teile ich mir Thema stehen besonders viele Verbraucher hinter uns. Das Fernsehen hat im vergangenen Jahr kritisch Miss- verbandes Baden-Württemberg e.V.. Mit sogar den Sprecherposten mit Gottfried May-Stürmer stände bei der industrialisierten Bio-Hühnerhaltung derzeit 1.251 Betrieben und 333 Verarbei- vom BUND. Dies zeigt mir, wie hoch unsere gemeinsa- Beim Thema Artenvielfalt gibt es naturgemäß viele aufgezeigt. Könnten solche Dinge auch in Baden-Würt- tungs- und Handelspartnern im Land ist men Schnittmengen von Fragen des Umweltschutzes, Schnittmengen zwischen einem Naturschutz- und ei- temberg vorkommen? Bioland eine etablierte agrarökologische der gemeinsamen Forderung nach einer vielfältigen nem Öko-Anbauverband. Die Landwirtschaft sorgt mit Eichert: Die hiesigen Öko-Geflügelhalter betreuen Kraft. Als Geschäftsführer der Arbeits- Kulturlandschaft bis hin zum Kampf um die Gentech- ihren Monokulturen und Pestiziden dafür, dass immer überschaubare und zahlenmäßig begrenzte Herden. gemeinschaft Ökologischer Landbau e.V. nikfreiheit sind. Auch unsere jeweiligen Gründungs- mehr Tierarten verschwinden. Ist der Ökolandbau da Bei uns steht hinter jedem Tier und in jedem Stall vertritt er zudem die fünf im Lande tätigen impulse sind sich nicht allzu fern, die Gründungsmotti wirklich so viel besser? ein bäuerlicher Geflügelhalter und keine industrielle Öko-Anbauverbände Naturland, Demeter, „Der BUND ist Anwalt der Natur“ und „... Anwalt der Eichert: Auf jeden Fall. Bio-Bauern legen Hecken oder Eiervermarktungs-Gesellschaft. Auch Nutztiere sind Ecoland, Ecovin und Bioland. Gesundheit und Lebensqualität der Menschen“ können Blühstreifen am Ackerrand an. Sie fördern Nützlinge, Lebewesen mit Instinkten und Bedürfnissen. Deshalb wir guten Gewissens mittragen. setzen auf Fruchtfolgen, die diesen Namen verdienen, halten wir unsere Tiere möglichst artgerecht. Alle Tiere

66 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 67 Thema Stichwort Landwirtschaft Umweltschutz – professionell Woche (Bio)-Fleisch essen, darf das Fleisch auch mehr Und wann wird es hundert Prozent Bio-Anbau geben? kosten. Das Motto „Zurück zum Sonntagsbraten“ nützt Eichert: Es wird bei unseren beiden Verbänden noch und wirtschaftlich allen: Der menschlichen Gesundheit (die Deutsche Ge- einige Jahre Kraftanstrengung und Überzeugungsar- sellschaft für Ernährung fordert das schon lange), den beit benötigen, um die Verbraucher auf dem Weg in E Boden- und Grundwasseruntersuchungen Tieren und der Umwelt bei uns und in Südamerika. eine „Landwirtschaft der Zukunft“ mitzunehmen und E Lärm- und Geruchsmessungen Wenn kein Soja und Co. mehr als Futtermittel impor- dieses große Ziel zu erreichen. Ich bin jetzt 36 – die E Genehmigungsverfahren nach BImschG tiert werden, bleiben Regenwälder erhalten und die steten Wachstumszahlen im Markt und auf der Flä- Menschen dort können die Flächen zu ihrer eigenen che machen mich hoffnungsfroh, zumindest den turn­ E Emissions-, Immissions-, Leistungs- und Garantie- Ernährung nützen. Das belegt der jüngst erschiene- around (50 Prozent Ökofläche) noch zu erleben. Wenn messungen ne Fleischatlas, der unter anderem durch den BUND Ökolandbau- und Naturschutzverbände weiterhin so E Umweltverträglichkeitsprüfungen zusammengestellt wurde. Wir freuen uns über jede eng zusammenarbeiten und wir unsere Kräfte optimal E Arbeitsplatzmessungen Zusammenarbeit mit den Umweltverbänden wie zum bündeln, können wir gemeinsam noch vieles errei- Beispiel bei der Kampagne „Wir haben es satt“. chen. Ich freue mich darauf! Wir helfen Ihnen weiter. Schnell. Kompetent. Effizient.

Ein Akt der Solidarität

Schon im Frühjahr 1988 hat der BUND – mit viel Weitblick – und Verbrauchern gewährleistet, dass jeder einzelne die einen Aufruf zur Direktvermarktung gestartet: Bedürfnisse und Ansprüche des anderen kennenlernt Die „Der BUND in Baden-Württemberg und die Arbeitsgemeinschaft Möglichkeiten der Direktvermarktung bestehen nicht nur bei bäuerliche Landwirtschaft rufen alle ihre Mitglieder, interessier- Milch und Gemüse. Auch Fleisch, Getreide und vieles andere te Organisationen (Tierschützer, Naturschützer etc.) und Land- kann direkt verkauft werden. wirte auf, gemeinsame Anstrengungen zur Direktvermarktung Wer gegen Käfighaltung der Hühner ist, muss nach Eiern der landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu unternehmen; mit dem fragen, die von Hühnern aus Freiland sind. Wer für den Er- Ziel, möglichst flächendeckend Erzeuger-Verbraucher-Gemein- halt der Streuobstwiesen ist, muss Streuobst kaufen. Deshalb schaften zu gründen. Wir betrachten diesen Akt der Solidarität ist jedes einzelne Mitglied aufgerufen, in seinem Heimatort zwischen bäuerlicher Landwirtschaft und natur- und umwelt- Bäuerinnen und Bauern zu suchen, die direkt vermarkten bewussten Verbrauchern als eine Hilfe für die kleinen und mitt- können und möchten; gleichzeitig müssen Verbraucher auf- leren Bauerhöfe im Existenzkampf gegen die Agrarindustrie. gerufen werden, nicht der Bequemlichkeit wegen im Super- Die Direktvermarktung ist eine Chance, Erzeuger und Verbrau- markt zu kaufen.“ cher zu vereinen! Die Vorteile für beide Seiten liegen auf der Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes können – Hand: Zwischenhandel und Veredelungsindustrie werden aus- dank entsprechender Nachfrage – inzwischen mehr als 40 geschaltet, der Preis für die Produkte kommt direkt beim Bauern Prozent der Höfe mit mehreren Standbeinen auch auf die Di- Simmentaler Fleckvieh an, es wird nicht für einen anonymen, subventionierten Markt rektvermarktung setzen. Und die entsprechenden Portale im auf einer Wiese im produziert, die Ware ist stets frisch, unverfälscht, gesund und Internet boomen. Verbraucher und Verbraucherinnen können Südschwarzwald. schmeckt. Aber gerade der enge Kontakt zwischen Erzeugern produktscharf das passende Angebot in ihrer Region finden.

TÜV SÜD Industrie Service GmbH · www.tuev-sued.de/is · Telefon (0711) 7005–535 · [email protected] 68 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 69

1303_Anzeige-IS BUND Jubiläum_210 x 280 mm.indd 1 08.03.2013 11:28:43 thema Stuttgart 21

Für den Kopfbahnhof Bereits vor fünf Jahren wurde eine seriöse, detaillier- te und nachvollziehbare Kostenberechnung für das Projekt Stuttgart 21 vorgelegt. Dieses Baukostengut- Alternativen achten, das der BUND-Landesverband und die Stutt- garter Gemeinderatsfraktion der Grünen in Auftrag gegeben haben, prognostizierte schwindelerregende sind nicht Kostensteigerungen in Höhe von 6,9 bis 8,7 Mrd. Euro. Zu einem Zeitpunkt also, wo offiziell noch von 2,8 bis maximal 3,1 Mrd. Euro Kosten die Rede war. vom Tisch Für das Gutachten hat das Verkehrsplanungsbüro Vieregg-Rössler, das schon die Kosten für den Mün- chener Transrapid exakt vorausberechnet hatte, die „Auf Hochglanzprospekten existiert sie schon, Baupreise für Stuttgart 21 neu kalkuliert. Sämtliche die schöne neue Welt des Bahnverkehrs“: Mit Kostenberechnungen und Zeitpläne der Bahn waren diesen Worten beginnt ein Artikel im BUND- also schon vor mehr als einem halben Jahrzehnt reine Schönfärberei, die einzig und allein dazu dienten, das magazin 2003 über den schon damals seit umstrittene Vorhaben politisch durchzusetzen und des Projekts – darunter der neue Abstellbahnhof in Jahren schwelenden Streit um den Stuttgarter die Vertragspartner bei Laune zu halten. Getäuscht Untertürkheim – noch nicht planfestgestellt. Für den Inzwischen im Haus der Tiefbahnhof. Da hatte der Widerstand im BUND wurden die Bürgerinnen und Bürger auch im Rahmen Tiefbahnhof als solchen hat die Bahn Baurecht. Weil Geschichte konserviert der Volksabstimmung. Denn: Geschäftsgrundlage der sie für die Errichtung des Trogs mit knapp sieben und ausgestellt: der fast zehn Jahre auf dem Buckel, aber seinen Abstimmung war schließlich eben jener verbindliche Millionen Kubikmetern aber mehr als doppelt so viel Bauzaun vom Nordflügel Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Und Kostendeckel und nicht die Frage, ob S 21 realisiert Grundwasser entnehmen muss wie ursprünglich ge- 2013 gilt noch immer: Wir lassen nicht locker werden solle, koste es, was es wolle. nehmigt, hängt das Verfahren. Auch stößt die Bahn Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit des Tief- auf unerwartete Schwierigkeiten. So sind Erkun- und legen weiterhin die Finger in die Wunden bahnhofs waren Themen von Anfang an. Bestätigt dungsbohrungen im Bereich des Tiefbahnhofs auf des finanziell völlig aus dem Ruder laufenden wurden sie in den neunziger Jahren durch eine von eine bislang unbekannte Doline gestoßen, deren ge- und unsinnigen Prestigeprojekts. der Bahn in Auftrag gegebene Studie. Die hatte al- nauen Ausmaße noch unklar sind. lerdings eine um 50 Prozent erhöhte Zugkapazität Noch schwieriger ist die Lage auf den Fildern. Auch der Station für den Fernverkehr zugrundegelegt und bahnfreundliche Experten bezweifeln, dass das ur- Der Aufsichtsrat hat Anfang März 2013 den Kosten- sogar ein Plus von 80 Prozent im Nahverkehr. Licht sprüngliche Konzept des Flughafenbahnhofs geneh- rahmen für Stuttgart 21 noch einmal um zwei Milli- ins Dunkel vieler Zahlen brachte die Schlichtung. Es migungsfähig gewesen wäre. Im ersten großen Betei- arden auf 6,5 Milliarden Euro erweitert und damit den waren rund achtzig sowohl anstrengende als auch ligungsverfahren der neuen Landesregierung wurden Beginn des eigentlichen Baus ermöglicht. Bahnchef lehrreiche Stunden. Viele von den Erkenntnissen, die zwei Alternativen herausgefiltert. Die eine, die von Rüdiger Grube verkündete danach kurzerhand das sie brachten, verschwanden über den immer neuen den Bürgerinnen und Bürgern gewünschte Beibehal- Ende der „Phase der Unsicherheit“. Und weiter: „Da Milliardendebatten aus dem Blickfeld. So war es der tung der Gäubahn, schied sofort aus, weil sie die Vor- wurde nichts, gar nichts schöngerechnet.“ Bahn mit all ihren Experten und Sachverständigen gaben des Beteiligungsverfahrens, den Kostendeckel Was nicht nur Gegnern die Zornesröte ins Gesicht auch in drei Anläufen nicht gelungen, das behauptete von damals 4,526 Milliarden Euro nicht zu sprengen, treibt. Auch moderate Befürworter fühlen sich längst Leistungsplus des Tiefbahnhofs zu belegen. Legendär verfehlte. Also kam eine zweite zum Zuge, näher am von der Bahn zumindest irregeführt. Denn dass ist das Jobangebot von Technikvorstand Volker Kefer Flughafen und kundenfreundlicher. Für sie allerdings schöngerechnet wurde, ist zweifelsfrei, und auch zum an den Tübinger Oberbürgermeister und Verkehrsex- will die Bahn jetzt auch mehr Geld von Land und neuen Kostendeckel verweigert die Bahn konsequent perten Boris Palmer, nachdem der den verheißenen Stadt, jedoch wiederum ohne Planungs- und Finan­ nähere Angaben. Dabei hatte Grube, der in sich gern Fahrplan mit den sagenhaften neuen Kapazitäten zer- zierungsdetails­ transparent gemacht zu haben. Mit einen „ehrbaren hanseatischen Kaufmann“ sieht, pflückt hatte. Der vielzitierte Stresstest der Schweizer einer solchen Kostenbeteiligung würde das Land selbst den Begriff vom bestgerechneten Projekt in die Bahnexperten SMA + Partner vom Juli 2011 beschei- schnurstracks in die von der Bahn gestellte Falle lau- Welt gesetzt – da war es allerdings noch zwei Mil- nigte dem Tiefbahnhof für die Spitzenstunde zwi- fen. Denn die Landesregierung würde auch künftig liarden billiger. In Wahrheit ist die Kostenrechnung schen sieben und acht Uhr morgens 30 Prozent mehr von der Bahn in Haftung genommen; Tür und Tor für Stuttgart 21 ein Musterbeispiel dafür, wie die Ent- Züge als dem heutigen Kopfbahnhof. SMA-Chef Wer- wären geöffnet für weitere Forderungen im Zuge ab- scheidungsträger systematisch unzureichend infor- ner Stohler sah sich zugleich allerdings aufgerufen, sehbarer Kostensteigerungen. Auch würde dadurch miert und die wahren Risiken des Projekts verschwie- mit Schlichter Heiner Geißler eine Alternative aus ein negativer Präzedenzfall für künftige Beteili- gen werden. Alle Verträge sind aufgrund unfertiger Kopf- und Tiefbahnhof zu präsentieren, die bis heute gungsverfahren geschaffen – als Einladung für an- Planungen, unzureichender Risikobetrachtungen und als Kombilösung durch die Debatten geistert. Ihr Vor- dere Investoren und Bauherren, schlechte und nicht damit falscher Kostenschätzungen geschlossen wor- zug: Beiden Seiten könnte sie einen gesichtswahren- durchkalkulierte Planungen in Beteiligungsprozessen den. Denn dass sich Stuttgart 21 finanziell zu einem den Kompromiss erlauben. zu Grunde zu legen, um notwendige Verbesserungen Fiasko entwickeln wird, haben die Gegner schon 2008 Dass Alternativen bis heute keineswegs vom Tisch anschließend der Allgemeinheit aufzubürden. prognostiziert, noch vor der Analyse des Bundesrech- sind, versteht, wer unvoreingenommen auf den Stand nungshofes wenige Monate später. der Dinge blickt. Zum einen sind verschiedene Teile Dr. Brigitte Dahlbender

70 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 71 thema Stuttgart 21 thema Stuttgart 21

Der BUND gegen Stuttgart 21 September 2010 Grünen-Fraktionschef Winfried Kretsch- So facettenreich: mann spricht auf einer Montagsdemo und kritisiert – unter Der Widerstand gegen massiven Buhrufen –, die Lügenpack-Sprechchöre an die Ad- Stuttgart 21 und der Kampf 1988 Unter Experten wird seit einigen Jahren eine schnellere 2007 Bund, Land, Stadt und Bahn beenden ihren jahrelan- resse von Bahn und CDU/FDP-Landesregierung. Mit Umwelt- für einen leistungsfähigen Bahnverbindung von Stuttgart nach Ulm diskutiert. Die sollte gen Disput über die Finanzierung und verständigen sich auf die ministerin Tanja Gönner (CDU) versucht er ein Gespräch zwi- Bahnknoten in der Landes- an den Kopfbahnhof angebunden werden. Der Stuttgarter Ver- Verteilung von Kosten und Mehrkosten. Letztere übernimmt in schen Gegnern und Befürwortern hinter verschlossenen Türen hauptstadt kehrswissenschaftler Gerhard Heimerl stellt seine Idee eines einer ersten Tranche auf jeden Fall die Bahn. Im September wird zu organisieren. Der Termin platzt, nachdem ihn der Bahnchef Durchgangsbahnhofs und eines Tunnels auf die Filder als Al- das Aktionsbündniss gegen Stuttgart 21 gegründet. Im Dezem- unabgesprochen öffentlich macht. Wenige Tage später erklärt ternative zu den Bahnplänen einer schnellen Verbindung von ber lehnt eine breite Mehrheit im Stuttgarter Gemeinderat ei- Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Landtagswahl im Stuttgart nach Ulm durch das Filstal vor. nen Bürgerentscheid ab. Fast 67.000 Bürger und Bürgerinnen, März 2011 zur Abstimmung über Stuttgart 21. dreimal mehr als notwendig, hatten ihn gefordert. 1994 Erste Pläne zur Tieferlegung des Hauptbahnhofs liegen 30. September 2010 Der Konflikt eskaliert. Bei der Räu- vor. Bahnchef Heinz Dürr, Ministerpräsident Erwin Teufel, Ver- August 2008 Die CDU/FDP-Koalition muss eine weitere mung des Stuttgarter Schlossgartens am „Schwarzen Donners- kehrsminister Matthias Wissmann und OB Manfred Rommel Kostensteigerung auf 3,076 Milliarden Euro einräumen. Zu- tag“ werden mehr als hundert Demonstranten und etliche Po- präsentieren das Projekt „Stuttgart 21“. Der BUND und andere gleich legt das Münchener Verkehrsplanungsbüros Vieregg- lizisten verletzt. Erste Bäume werden gefällt. Zuvor versuchte Umwelt- und Verkehrsverbände gründen das Bündnis UMKEHR Rössler, das auch die Kostensteigerungen des dortigen Transra- der BUND, mit einem Eilantrag vor dem VGH die Baumfällungen STUTTGART und veröffentlichen erste Gegenkonzepte in der pid berechnet hatte, eine vom BUND und den Grünen in Auftrag zu stoppen – leider erfolglos. Am Tag danach demonstrieren in Broschüre „Das bessere Stuttgart 21 – Kritische Analyse des gegebene Untersuchung vor. Danach könnten die Kosten auf Stuttgart zwischen 50.000 und 100.000 Menschen. Projekts und Präsentation zukunftsfähiger Alternativen“. mindestens 6,7 Milliarden Euro steigen. Die Stuttgart-21-Be- fürworter kritisieren die Zahlen als unseriös. Drei Monate später September 2011 Die grün-rote Koalition beschließt, den November 1995 Heinz Dürr für die Bahn und die drei prophezeit der Bundesrechnungshof Projektkosten von mehr als freiwilligen Landesbeitrag bei 930 Millionen Euro zu deckeln. CDU-Politiker Matthias Wissmann für die Bundesregierung, fünf Milliarden Euro. Erwin Teufel fürs Land und Manfred Rommel für die Stadt November 2011 Die Befürworter gewinnen die landes- Stuttgart unterzeichnen eine Rahmenvereinbarung, nach der April 2009 Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee weite Volksabstimmung mit 58,8 Prozent, auch in Stuttgart das Projekt umgerechnet knapp 2,6 Milliarden Euro kosten und (SPD), Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) und die Bahn selbst ergibt sich eine Mehrheit gegen den Ausstieg des Landes unter anderem mit dem Verkauf des Gleisfeldes finanziert wer- unterzeichnen die Finanzierungsvereinbarung. Für Risiken wäh- aus der Finanzierung. Die Beteiligung liegt bei 48,3 Prozent. An den soll. rend des Baus und zum Ausgleich der Inflationsraten bis zur der Rheinschiene wird das Projekt überwiegend abgelehnt. Kurz Fertigstellung stehen mehr als 1,4 Milliarden Euro zur Verfü- danach räumt die Bahn Kosten von 5,6 Milliarden Euro und wei- 1998 UMKEHR und Architekturforum Baden-Württemberg gung. tere 1,2 Milliarden Euro Risiken ein. veröffentlichen das Alternativkonzept „Stuttgart 21 mit Kopf- bahnhof“. Oktober 2009 Eine Handvoll Gegner treffen sich zur ersten Januar 2013 Der neugewählte Stuttgarter OB Bürgermeis- Montagsdemonstration. ter Fritz Kuhn (Grüne) sieht das Projekt in einer Vertrauenskrise. Oktober 2001 Die umfangreichen und in wichtigen Tei- Bahnvorstand Volker Kefer versucht in zahlreichen – erfolglosen len bis heute nicht abgeschlossenen Planfeststellungsverfahren Dezember 2009 Der Aufsichtsrat der Bahn und der Len- – Gesprächen, die Projektpartner zu einer Mitfinanzierung der beginnen. kungskreis der Projektpartner stimmen der Realisierung von Mehrkosten zu bewegen. Stuttgart 21 zu – trotz einer Kostensteigerung auf 4,1 Milliar- Januar 2003 Der BUND schreibt: „Nach Prüfung der Unter- den Euro. Bahnchef Rüdiger Grube nennt das Projekt „das best- Februar 2013 8000 Gegner demonstrieren auf dem Stutt- lagen spricht alles dafür, den oberirdischen Kopfbahnhof zu be- gerechnete“ und als Sollbruchstelle wiederum 4,53 Milliarden garter Schlossplatz. halten.“ Er sei die vom BUND und anderen Gruppen entwickelte Euro. Ende 2009 endet für alle Projektpartner die vertraglich „wesentlich kostengünstigere, für den Schienenverkehr bessere, vereinbarte Möglichkeit, wegen abzusehender Mehrkosten aus- März 2013 Zwei Tage vor der Aufsichtsratssitzung, bei der ökologischere und stadtverträglichere Lösung“. zusteigen. der Kostenrahmen um weitere zwei Milliarden auf 6,5 Milliar- den Euro erweitert wird, findet die 163. Montagsdemo statt. Juli 2004 Die DB gibt die Kosten mit 2,81 Milliarden Euro an. Februar 2010 Die feierliche Versetzung eines Prellbocks - in Anwesenheit von Bahnchef Rüdiger Grube, Bundesminister 2005 Der BUND reicht Klage gegen den Planfeststellungsbe- Peter Ramsauer (CSU) und dem frischgebackenen EU-Kommis- schluss 1.1 ein, die 2006 vom Verwaltungsgerichtshof Mann- sar Günther Oettinger – soll symbolisch den Start der Bauarbei- heim (VGH) abgewiesen wird. ten markieren.

2006 BUND und VCD präsentieren die Studie „Kopfbahnhof August 2010 Der Nordflügel des Bahnhofs wird abgerissen. 21 – Die Alternative zu Stuttgart 21 mit Flughafenanbindung“. Im Stuttgarter Appell fordern Prominente eine grundsätzliche Der BUND verteilt landesweit 50.000 Protestpostkarten gegen Projektprüfung. SPD-Granden, allen voran Erhard Eppler, Dieter „Stuttgart 21“ und macht damit auf drohende Kürzungen im Spöri und Harald B. Schäfer, bringen die Idee einer Volksabstim- Nahverkehr aufmerksam. mung ins Spiel.

72 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 73 Thema Kinder und Jugend

Möhren wachsen nicht auf Bäumen

ich Jugendliche dafür, eine Streuobstwiese zu pfle- gen? Wir zeigen, wie man Spiele anleitet, einen Spannungsbogen aufbaut oder die Facetten eines Projekte, Aktionen Themas wie Wasser beleuchtet – vom virtuellen und Veranstaltungen Wasser übers Keschern bis zum Hochwasserschutz. Das ist Bildung für nachhaltige Entwicklung zum für Kinder und Jugendliche Anfassen.

Wie viele Verbände und Vereine hatte auch der BUND Nachwuchsprobleme – War Ihr Einstieg in die Umweltbildung auch mit einer hatte, wohlgemerkt. Denn: Nach einer eingehenden Analyse der Situation ist gezielten Qualifizierung verbunden? ein kreatives Programm zur Verbandsentwicklung aufgelegt worden, um auf Eschenlohr: Ja, ich habe mein Handwerkszeug in die Erkenntnis zu reagieren, dass es nicht an Kindern mangelt, sondern an Er- Freiburg erhalten, im Rahmen einer einjährigen wachsenen, die für Kinder und Jugendliche da sind. Regelmäßig sind rund 1600 naturpädagogischen Weiterbildung. Was ich dort Kinder aktiv. Mehr als tausend engagierte BUND-Mitglieder setzen sich in der gelernt habe, konnte ich mit Unterstützung meines Umweltbildung ein – allein 12.000 Interessierte nehmen Jahr für Jahr an ent- BUND-Kreisverbandes Biberach gleich an Schulen sprechenden Angeboten der Ökostation Freiburg teil –, veranstalten Naturbeob- praktisch ausprobieren. achtungen, organisieren Wettbewerbe oder führen kleinere und größere Projek- Bild von Johannes Petrich, Radolfzell, 11 Jahre, 1. Preis beim Wildkatzen-Malwettbewerb des BUND te durch. Mit dem Wettbewerb NaturTageBuch, gegründet von der BUNDjugend Was raten Sie Menschen, die in der Umweltbildung in Baden-Württemberg, der 2013 seinen 20. Geburtstag feiert, werden jährlich aktiv werden wollen? in ganz Deutschland 6.000 Kinder erreicht. 600 Jugendliche sind ausgebildete Eschenlohr: Viele sind anfangs gehemmt, weil sie Energiespar-Detektive. Und Informationen im Internet gibt es natürlich auch. keine Biologen oder studierte Fachkräfte sind, die www.bund-bawue.de/themen_projekte/kinder/hallo_kinder/ auf jede Frage eine Antwort wissen. Diesen Zahn Wir haben keinen Zauberstab … www.bund.net/ak_umweltbildung können wir ihnen schnell ziehen. Denn auch wir BUND Baden-Württemberg, [email protected] haben nicht alle Antworten parat. Viel wichtiger … aber ein Instrument, das seit bald 35 Jahren wirkt in Baden-Würt- Ideenbörse: Viele Erfahrungen sind aber Einzelideen, wichtige Baustei- www.bundjugend-bw.de ist es für Kinder, Menschen zu erleben, die sich mit temberg. Im November 1979 (!) hat der BUND unter der noch gar nicht ne in Unterrichtseinheiten, Schlüssel-Ideen, Kniffe, Motivations-Tipps, Leidenschaft für eine Sache einsetzen, die mit Neu- gegenderten Überschrift „Lehrerservice“ seine Unterstützung in der Vergleiche mit Aha-Effekt, fächerübergreifende Aufhänger etc. Diese gierde und Freude dabei sind, das ist das Wichtigste. Umwelterziehung angeboten: Lehr- und Lernhilfen ruhen bei vielen Umwelterziehern in der Schubla- Im Übrigen gibt es verschiedenste Möglichkeiten der „Umwelterziehung ist ein neues Modewort geworden, um den recht de, oder sie sind seltene Rosinen im riesigen Umweltliteratur-Kuchen. Weiterbildung. Wer interessiert ist, kann sich gern unübersichtlichen, vielschichtigen Bereich ‚Ökologie – Umweltschutz‘ In der Ideenbörse des Lehrerservice wollen wir solche Rosinen suchen Birgit Eschenlohr koordiniert die Kindergruppen von uns beraten lassen. mit dem Versuchsfeld der Didaktik zu verheiraten. Über Ziele und Not- und hoffen dabei auf möglichst viel Mitarbeit: Zu einem jeweils be- des BUND Baden-Württemberg und ist stellvertretende wendigkeiten der Umwelterziehung herrscht noch nahezu Einigkeit, grenzten Thema sammeln wir alle Ideen, Erfahrungen, Anregungen etc. Sprecherin des Arbeitskreises „Umweltbildung“. Ist Qualifizierung in der Umweltbildung auch deshalb aber Inhalte und Methoden versinken ein wenig im Tohuwabohu. Wir Diese Einzelerfahrungen stellen wir im Rundschreiben des Lehrerser- nötig, weil sich die Zielgruppen laufend verändern, haben nun mit dem Lehrerservice des BUND keinen Zauberstab, um vice nach Unterthemen methodisch so zusammen, dass für Planung Im Interview berichtet sie von den Möglichkeiten der etwa über immer weniger Vorwissen verfügen? Klarheit über den Ideal-Unterricht zu schaffen, aber etwas kann und und Korrektur eigener Unterrichtseinheiten ein Spektrum erprobter „Bildung für nachhaltige Entwicklung zum Anfassen“. Eschenlohr: Manche Kinder wissen heute Details will der Lehrerservice erreichen: Ideen zur Verfügung steht. über exotische Tiere, denken aber, dass die Möhren Informationen: Aus der großen Flut der Umweltschutz-Literatur wol- Ökologie des Alltags: Dieser Titel soll einige Methoden und Leitlinien Sie schulen in Baden-Württemberg seit zehn Jahren auf Bäumen wachsen. Doch wir erleben ein kons- len wir diejenigen Informationen heraussuchen, die für den Unterricht zusammenfassen, die wir im Lehrerservice des BUND besonders beto- Leiter und Leiterinnen von Kindergruppen und sol- tantes Bedürfnis, mehr über die Natur zu erfahren und die Umwelterziehung direkt geeignet sind, also z.B. Unterrichts- nen wollen. Das sind zum Beispiel Planspiele zur Ökologie (aus dem All- che, die es werden wollen. Mit welchem Ziel? und diese draußen gemeinsam zu erleben. Wirklich modelle, Buchbesprechungen mit Vorschlägen zur Unterrichtsver- tag, direkt vor der Haustür) oder die Verwendung einfacher Modelle in Eschenlohr: Wir bereiten Frauen und Männer darauf verändert hat sich jedoch unsere Strategie. Denn wir wendung, Studien, Zusammenstellungen, Statistiken, Quellen etc und Theorie und Praxis oder eben alle durchschaubaren, begreifbaren und vor, Kindergruppen zu gründen und zu leiten. Jeder haben festgestellt, dass die Bildungsangebote des Hinweise auf Arbeiten von Institutionen, Initiativen, Arbeitsgemein- bekannten (alltäglichen) Erklärungen zur Ökologie und Umweltschutz.“ muss wissen: Wie sieht es mit der Aufsichtspflicht BUND bestimmte Menschen bisher nicht erreicht schaften, Verlagen, Behörden, Vereinen usw. Es besteht ein großer Vor- Der Kontakt damals war brieflich. aus, wie bin ich im Verband versichert? Und wie haben – etwa solche mit Migrationshintergrund. rat an Einzelerfahrungen in der Umwelterziehung. Einige Erfahrungen Längst gibt es umfangreiche Basisinformationen­ auch online: meistere ich Krisensituationen? Außerdem kommen Hier liegt also eine Herausforderung, offenere For- sind zu vollständigen, bereits erprobten Unterrichtseinheiten gediehen. www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/pdf_datenbank/Service/ die Leute zu uns, um zu erfahren, wie sie bestimmte men der Qualifizierung zu finden. Gerade die alten Solches fertig zugängliches Material wird der Lehrerservice sammeln, publikationen/BUND-Werkzeug/Leitfaden_PDF_Internet1.pdf Themen aufbereiten können. Wie vermittle ich die Hasen unter uns haben Lust, neue Bildungskonzepte vermitteln, kommentieren sowie bei der Erstellung beraten. Bedeutung der biologischen Vielfalt? Wie begeistere zu entwickeln. Dabei unterstützen wir sie gern.

74 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 75 Thema Kinder und Jugend

Wahrnehmen, verstehen, schätzen

Der Landesvorstand hat im Oktober 2009 beschlossen, dass die Dies ist nur durch einen nachhaltigen Lebensstil zu errei- Umweltbildung im BUND Baden-Württemberg „einen ganzheit- chen, der durch einen deutlich niedrigeren Ressourcenver- lichen Ansatz“ verfolgt. Sie hat Wissen zu vermitteln, zu ermög- brauch als heute in den Industrieländern üblich gekenn- lichen, dass Zusammenhänge erkannt werden und Rahmenbe- zeichnet ist. Der BUND will hiermit auch ein Stück weit dingungen für überraschende, neue Erlebnisse zu setzen. „Denn zur „Rettung der Welt“ beitragen. Mit der Umweltbildung was man wahrnimmt, versteht und schätzt, ist man eher bereit möchte der BUND einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfä- zu schützen“, heißt es weiter. higkeit unserer Gesellschaft leisten. Sie soll aber auch dazu beitragen, die Natur als einen Ort der Ruhe zu entdecken. Seit den Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist Natur kann zu einer Kraftquelle werden und der persönli- Wissen über Tiere und Pflanzen aus Biologiebüchern und Lehr- chen Erbauung dienen. amtsstudium weitgehend zugunsten physiologischer Kenntnisse Die Expedition N gratuliert verbannt. Deshalb lernen Schüler nur noch ausnahmsweise hei- Der BUND Baden-Württemberg möchte Umweltbildung da- mische Baumarten, Frühblüher oder die häufigsten Vogelarten. rüber hinaus dazu nutzen, seine umweltpolitischen Ziele zu Auch in der Lebenswirklichkeit vieler junger Menschen spielt verdeutlichen und durchzusetzen. Aus gestärktem Umwelt- dem BUND zum 50-jährigen Jubiläum! heute die Naturerfahrung nur eine geringe Rolle. Wissen bildet bewusstsein und gestiegener Handlungskompetenz soll auch auch bei Umweltfragen eine wichtige Grundlage für Verstehen ein umweltpolitisches Engagement entwickelt werden. Die mobile Informations- und Bildungsinitiative und Handeln. Hierzu möchte der BUND Baden-Württemberg Ohne angemessene politische Rahmenbedingungen können seinen Beitrag leisten. Natur und Umwelt oft nicht geschützt werden. „Wir wollen „Expedition N“ der Baden-Württemberg Stiftung Mit vielfältigen zeigen“, heißt es in dem Beschluss weiter, „was wir in der unterstützt die Gestaltung einer nachhaltigen Ent - Naturerfahrungen vielen Kindern Umweltbildung soll aber auch emotionale und kreative Seiten Umweltbildung zu bieten haben – sowohl für Menschen, wicklung. Eine Multimedia-Ausstellung zeigt den Freude machen ansprechen. Dazu gehören Erlebnisse mit authentischen Na- die in unseren Aktionen und Projekten mitarbeiten und (links) turerfahrungen und eine Betonung von Zugängen mit allen mitgestalten möchten, als auch für solche, die als unsere Menschen in Baden-Württemberg, wie Nachhaltig- Sinnen. Der Neugierde und der Lust auf Entdeckung soll in be- Partner, Kunden oder Teilnehmer mit dabei sein wollen.“ keit im Alltag umsetzbar ist. Alle Interessierten sind Dauerbrenner sonderem Maße Raum geschaffen werden. Lernen durch eige- zu einem offenen Dialog eingeladen. der BUNDjugend: nes Tun hilft, Zusammenhänge zu erschließen. Darüber hinaus NaturTageBuch- soll Umweltbildung durch praktische Ansätze Handlungskom- Gewinnerinnen freuen sich über petenzen entwickeln, helfen, liebgewonnenes Alltagsverhalten Abstraktes einfach erklären, neue Wege zeigen, zu ändern und ökologisches, nachhaltiges Verhalten zu einem ihre Auszeichnung informieren und beraten, Menschen begeistern – (rechts) handlungsleitenden Interesse zu entwickeln. buchen Sie die Expedition N kostenfrei für Ihre Schule, Hochschule, Kommune oder sonstige Institution.

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Die BUNDjugend mischt sich ein, macht mobil, ist politisch und engagiert in Aktion bin ich mir sicher: Für viel mehr Menschen, als wir durch Kaufentscheidungen lösen zu wollen ist bes- glauben, ist der (selbstverständliche) Schritt in den tenfalls naiv. Bioladen oder Weltladen nicht klein, sondern ver- Was wir brauchen, sind verbindliche Regeln, die dammt groß. Weil dazu schon das vielgeforderte manches unmöglich machen, anderes befördern und „Wir sehen nicht nur zu“ Nach-, ja vielleicht sogar Umdenken stattgefunden die von einem politischen Gestaltungswillen geprägt Reiner Baur ist hat, das einen großen Teil der Problemlösung aus- sind, der das Wohl der Menschheit zum Ausgangs- Landesgeschäfts- macht, ja sie sogar erst möglich macht. und Zielpunkt seines Denkens und Handelns macht führer der BUND- und der Gemeinwohl nicht mit Wirtschaftswachs- jugend BW Klimakatastrophe, Wasserknappheit, Unfälle in Atomkraft- Er setzt das Bewusstsein und das für Teilhabe am tum gleichsetzt. Verbindliche Regeln sind etwas, das werken und Regenwaldabholzung: „Eine Horrormeldung jagt politischen Diskurs notwendige Wissen über hoch- Reiner sagt: Nein! grundsätzlich nicht individuell zu schaffen ist und komplexe wirtschaftliche, ökologische und sozi- auch nicht von der Politik (als ob wir damit nichts Wider die Verwechslung von Konsumentschei- die nächste - und das schon seit Jahren. Können wir ‘kleinen ale Zusammenhänge mal eben voraus und fordert zu tun hätten). Das geht nur durch den politischen dung und Problemlösung Lichter‘ überhaupt noch etwas dagegen unternehmen?“, fragt „mehr“, nämlich politische Entscheidungen zu treffen Diskurs, den demokratisch-gesellschaftlichen Pro- die BUNDjugend. Die Antwort ist unmissverständlich: „Ja! Wir und politisch aktiv zu sein. Wenn mich eine 14-jäh- Freitags kommt die Biokiste, ich kaufe in Bio- und zess, transparent und öffentlich. rige Neuntklässlerin einer Realschule in Stuttgarts Weltläden, von Genossenschaften und Kooperati- Individuelle Konsumentscheidungen können sinn- sehen nicht nur zu, wie unsere Zukunft zugrunde gerichtet Mitte bei einem konsumkritischen Stadtrundgang ven, den Führerschein habe ich nie gemacht. Ich bin volle Beiträge für eine Nachhaltige Entwicklung wird. Wir werden selbst aktiv. Mit Aktionen und Phantasie fragt, was das denn für komisches Papier sei, das überzeugt: Auch die oft geschmähten alltäglichen leisten. Wir brauchen auch konkretes, nicht nur po- engagieren wir uns gegen die Zerstörung von Natur und ich da hätte, und ich ihr erst mal erklären muss, Kleinigkeiten haben zum Teil große Auswirkungen. litisches Handeln im engeren Sinn – ohne letzteres was Recycling-Papier ist, kann ich über solche For- Die Verantwortung der Einzelnen dafür zu leugnen, wird es aber nicht gelingen. So verstanden ist die Umwelt und für eine bessere Welt.“ Das Engagement ist nicht derungen – so sinnvoll sie sein mögen –, leider nur wäre ebenso dumm, wie das Verdienst von uns Um- einseitige Betonung der Bedeutung von Konsument- nur mannigfaltig, thematische Schwerpunkte werden auch müde lächeln. Aber: Was wir kaufen, ist politisch, weltverbänden, dafür seit Jahrzehnten zu sensibili- scheidungen im Ergebnis ein Beitrag zur Entpoliti- intensiv bearbeitet. 2013 wurde „Mobilität“ zum Jahresthema auch wenn uns das nicht immer bewusst ist. sieren. Aber – es ist und bleibt ein Irrtum zu glau- sierung des Nachhaltigkeitsbegriffs. Und wir machen Eine Trennung der Sektoren Konsum und Politik (und ben, durch Konsumentscheidungen Probleme lösen uns damit zu nützlichen Idioten derer, die wollen, gewählt, 2012 war es „Ernährung“, darunter auch die Frage: Ethik!) ist in einer globalisierten, kapitalistisch-neoli- zu können. dass auch weiterhin kräftig konsumiert werde. Können wir durch unseren Konsum die Welt retten? beralen Welt nicht möglich. Konsumkritik degradiert Wenn große Produzenten und Handelsketten in ihrem Nachhaltigkeit ist keine Privatsache und für uns uns nicht zu Konsumenten. Wenn sie gelingt, zeigt Marketing die Verantwortung der Konsumentin­ ­nen als Umweltverband wäre es, in vollkommener Ver- sie uns viel mehr, dass eben dies das Interesse „der“ und Konsumenten in den Vordergrund rücken, wird kennung unserer Rolle im politischen Prozess, eine Wirtschaft (an dieser Stelle kann ich nicht differen- offensichtlich, dass sie ihrer eigenen nicht gerecht strategische Blödheit ersten Ranges, diesen Irrtum Kata sagt: Ja! zieren) ist. Konsumkritik ist politisch und Bildungs- werden. Die konsequente Umstellung der Produkt- weiterzuverbreiten. Stattdessen müssen wir darauf arbeit, und die ist dringend nötig. Wichtig ist, auf palette auf bessere Alternativen wird der fehlenden hinwirken, dass wir mehr mündige BürgerInnen Warum der erste Schritt möglicherweise der Umweltbildungs- sogenannte „big points“ zu achten, also Handlungen, Nachfrage zugeschrieben. Der sonst mit Statussym- werden, kritisch und streitbar, Menschen, die poli- wichtigste ist projekt „Boden- die eine große Wirkung haben. Dies gilt sowohl für bolen der Macht nicht geizige Wirtschaftslenker ist tisch denken und handeln (auch einkaufen), die sich zeitung“ vom Katharina Ebinger Wir kaufen selbstverständlich im Bioladen ein, stat- politisches Handeln als auch für den Konsum. Dau- plötzlich das arme Opfer der sogenannten „Markt- aber nicht zu KonsumentInnen degradieren lassen. BUND Karlsruhe ist Mitglied der ten dem Weltladen regelmäßig einen Besuch ab, erhaftes Engagement in einem politischen Verband gesetze“ von Angebot und Nachfrage. Er würde ja WELTbewusst- beziehen Natur-Strom und fahren mit Bahn und hat einen anderen Einfluss als die Teilnahme an einer gerne, wenn der König Kunde ihn nur ließe… Wenn Gruppe Stuttgart Bus. „Das ist doch das Mindeste!“, denken wir und Unterschriftenaktion. Ebenso mag es „peanuts“ sein, es darum geht, zweitonnenschwere Autos (SUV und Landesjugend- rümpfen unser Näschen über die Idioten, die noch Kartoffeln statt Reis zu essen. Aber der Verzicht auf ge­nannt) in den Markt zu drücken, Nachfrage zu sprecherin nicht einmal das tun, sondern immer noch, trotz eine Fernreise oder eine gute Wärmedämmung hat schaffen für ein „Transportmittel“, das vor allem das diverser ZDF-Specials über die Textilproduktion in schon ganz andere Effekte. eigene Gewicht transportiert, sieht die Sache anders Indien und der Arte-Dokumentation neulich über Mir geht es bei einem WELTbewusst-Stadtrundgang aus. Massentierhaltung, ihre Kleidung bei H&M kaufen nicht primär darum, einfach mehr Leute in den Bio- Wenn wir bessere Alternativen kaufen, tragen wir da- und Fleisch tatsächlich bei Lidl. Wir fahren am Wo- laden zu schicken, sondern sie zum Nachdenken zu mit zu einer Erweiterung der Produktpalette bei. Es chenende zur Castor-Blockade, die anderen gehen bringen und ihnen aufzuzeigen, wie Interessenge- entsteht ein neues Marktsegment zusätzlich. Dadurch shoppen. Oh, du idyllische Öko-Welt! Die Selbstver- gensätze, Politik, Marketing, Wirtschaft und Ökolo- wird aber erst mal noch keine nicht-nachhaltige ständlichkeit, mit der wir das tun, verbirgt, wie elitär gie verwoben sind und warum es sinnvoll ist, an- Produktionsweise eingestellt. Die konsequente Um- unsere Szene eigentlich ist. ders zu konsumieren. Und weitergedacht eben auch stellung der Produktpalette setzt politische Ent- Wir, das sind nicht nur überzeugte Bio-Esser, son- anderweitig aktiv zu sein. Das ist kein leichtes Un- scheidungen voraus. So war es schon vor 20 Jahren dern zumeist auch weiße AbiturientInnen und terfangen, denn das Sein bestimmt das Bewusstsein nicht sehr originell, von Umweltschutzpapier zu re- HochschulabsolventInnen aus dem klassischen Bil- eben stark. Das macht Konsumkritik keinesfalls tri- den. Dass wir heute immer noch über dessen Durch- dungsbürgertum oder postmateriellen Milieu. Un- vial. Das Kaufen anderer Produkte ist eine Lösung, setzung reden müssen, ist ein Skandal. sere Sozialisation ist ein Privileg, das wir allzu oft und zwar eine Zwischen-Lösung hin zu einem poli- Wenn dieser Tage viel von Rio+20 die Rede ist, heißt vergessen und unsere Maßstäbe einfach an andere tischen Bewusstsein. Wir sollten diese vermeintlich das im Klartext: Spätestens seit 1992 ist der Welt anlegen – nicht nur an ihren Geldbeutel, sondern ungenügenden kleinen Schritte nicht unterschätzen. klar, wohin die Reise geht. Wir dachten damals: vor allem an ihr Bewusstsein. Der Diskurs, inwieweit Problematiken wahrnehmen, verstehen und mit dem Endlich! Es geht voran. Aber seither haben sich die Konsumentscheidungen Probleme lösen können, ist eigenen Alltag verknüpfen bis hin zu Handlungs- zentralen Probleme Welthunger, Artensterben und meiner Meinung nach aus folgendem Grund elitär: konsequenzen ist kein einfacher Schritt. Bei einem Klimawandel verschärft. Die genannten Probleme sind gesellschaftlich verursacht, sie individualisiert

78 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 79 projekte

Viele alte Sorten

Die fast vier Hektar große Höhenobstversuchsanlage auf dem Wartenberg bei Geisingen liegt auf 821 Me- ter Höhe. Und sie ist 65 Jahre alt, damals angelegt mit dem Ziel, geeignete Obstsorten für den Schwarz- wald und die Baar zu testen. 110 Apfel-, 28 Birnen-, 49 Pflaumen- und 17 Vogelkirschenhochstämme bildeten den Grundstock der Anlage, weitere 40 Apfel- und Birnenbäume wurden in den folgenden Jahren hinzu gepflanzt. Viele alte, robuste, regionale Sorten, aber auch Sor- ten aus anderen Ländern, manche haben Flüchtlinge mitgebracht, waren Teil der Versuche. Bald zeigte sich, welche Obstsorten für den Anbau in Höhen- lagen nicht geeignet sind. Außerdem begann sich der Obstbau in den Sechziger Jahren immer mehr So schön können in Richtung Tafelobstanbau mit neuen Sorten und Streuobstwiesen Apfel und Mango niedrigeren Wuchsformen zu wandeln. Der Hoch- sein: Apfelblüte im stammanbau, mit seinen traditionellen Sorten geriet Frühling Das Apfelsaftprojekt des BUND-Ravensburg besteht immer mehr in Vergessenheit, die Anlage auf dem seit mehr als zwanzig Jahre und ist eines der ältes- Wartenberg nicht weiter intensiv betreut. ten in Deutschland – mit immer weiter wachsendem Aber die Zeiten änderten sich. In den Achtziger Erfolg. Gewirtschaftet wird nach dem Aufpreis-Mo- Jahren kehrte die Wertschätzung der alten Obst- dell. Schon über tausend Bäume mit regionalen Sor- hochstammsorten langsam zurück – des Land- ten konnten im Raum Ravensburg so neu gepflanzt schaftsbilds und der gesunden Ernährung wegen. werden. Sie sind ein wichtiger Beitrag zur Biotopver- Baumschulen nutzten die Anlage, um Edelreiser netzung. Aus dem Obst presst die Initiative jährlich zu schneiden. Längst sind wieder viele alte Sorten rund 700.000 Liter Apfelsaft. Jeder derart produzier- verfügbar. Die Betreuung auf dem Wartenberg war te und getrunkene Liter ist ein Beitrag zum Erhalt dennoch schwierig – bis 1999 der BUND kam. Mit der Artenvielfalt, zum Grundwasserschutz und zur Unterstützung durch die untere Naturschutzbehör- CO2-Einsparung. Und das Vertriebsnetz kann sich de beim Landratsamt Tuttlingen wurde die Aufgabe ohnehin sehen lassen: 185 Verkaufsstellen, sechs geschultert. Brauereien, 40 Gastwirte, acht Schulen und sechs Noch immer werden die Gehölze auf ihre Eignung Kantinen. Seit 2008 gibt es Apfelschorle in Halb- für Höhenlagen beobachtet. Zur Erweiterung des liter-Flaschen, seit 2009 eine Kooperation mit dem Sortenspektrums sind zudem neue Obsthochstämme Online-Unternehmen­ Vom Fass (www.vomfass.de). gepflanzt. Die Wiesenfläche auf der die Bäume ste- Dank der Zusammenarbeit mit der Fairhandelsor- hen werden von ortsansässigen Landwirten extensiv ganisation dwp werden jetzt auch philippinische genutzt. Durch jährlich stattfindende Pflanz- und Landwirte unterstützt. Deren Mangos sind Zutat für Schnittkurse möchte der BUND notwendiges Wissen den Apfel-Mango-Saft, der ebenfalls auch online weitergeben, damit neue Anlagen entstehen und be- zu beziehen ist. Und weil die Mischung schon eine stehende Obstbäume durch Pflegeschnitte erhalten ganze Reihe Nachahmer in Deutschland gefunden werden können. hat, wird der Absatzmarkt für die philippinischen Kleinbauern immer größer. Projektziel: Erhaltung alter regionaler Obstsorten, Wissensvermittlung Projektziel: Erhaltung von Streuobstwiesen und regionalen Ort: Geisingen in Baden-Württemberg Obstsorten, Apfelsaftproduktion Biotoptyp: Streuobstwiesen Ort: Ravensburg in Baden-Württemberg Kategorien: Grünland, Streuobst, Biotoppflege, Biotoptyp: Streuobstwiese Umweltbildung, Regionalvermarktung, Kategorien: Grünland, Streuobst, Biotoppflege, Arten­- Träger: BUND, untere Naturschutzbehörde des schutz, Umweltbildung, Regionalvermarktung Landratsamts Tuttlingen Träger: BUND, Plenum Kontakt: BUND Schwarzwald-Baar-Heuberg, Kontakt: BUND Ravensburg, Ulfried Miller, Tel: 0751/21451 78048 VS-Villingen, Tel: 07721/51305

80 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 81 thema Der Kampf gegen den Müll thema Der Kampf gegen den Müll

Dass Vermeidung mit dem Verzicht auf neue Anla- Inzwischen ist das Thema Müllvermeidung längst in gen einhergeht belegte 2001 auch ein vom BUND der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und wie- in Auftrag gegebenes Gutachten. Darin wurden der ist ein nächster Schritt nötig: Ingenieure, Planer, auch die konkreten Auswirkungen auf die Betrof- Architekten und Umweltschützer wollen erreichen, fenen dokumentiert: Eine vierköpfige Familie in ei- dass Gesamtbilanzen in den Mittelpunkt der Debatte nem Kreis mit einer Müllverbrennungsanlage zahlte rücken und dass schon am Start eines Projekts oder im Durchschnitt 50 Euro höhere Müllgebühren als einer neuen Produktionslinie überlegt wird, was am in einem Kreis ohne Verbrennung. Für die Kreise Ende für die Entsorgung übrigbleibt. Ein Beispiel, Emmendingen und für die Ortenau wurden in den das allen Aktiven, die sich über so viele Jahre ein- Folgejahren Ersparnisse von jeweils über 500.000 gesetzt haben und noch immer einsetzen, zeigt, wie Euro errechnet. 1990 war beiden Landkreisen der sehr sich Leidenschaft lohnt, lieferten die Olympi- Bau eines Müll-Ofens für 360.000 Jahrestonnen schen Sommerspiele 2012 in London: Das Basket- empfohlen worden. Der BUND und mehrere Bür- ballstadion am Wilkinson Square wurde komplett gerinitiativen wehrten sich gegen die überzogenen zurückgebaut und kann wiederverwendet werden. Verbrennungspläne. Real geliefert wurden 100.000 Tonnen Müll. Ohne das Engagement des Wider- stands wäre die überteuerte und überdimensionierte Weitere Infos Müllverbrennungsanlage gebaut worden. http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/idx-muell.html Zudem hat das Nein der Umweltbewegung, wie so www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/pdf_datenbank/Service/publikationen/ Karikaturistin Renate Alf Karikaturistin häufig, den technischen Fortschritt beschleunigt. Denn BUND-Erfolge/Erfolge_Umweltbildung08.pdf gebaut wurde schließlich eine ökologisch vorbildliche www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/93292/ Biologisch-Mechanische-Abfallbehandlungsanlage, in der der brennbare Müllrest auf gerade Mal 10.000 www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/103145/?popup=gallery Der lange Kampf Tonnen pro Jahr schrumpft.

Wo eine Müllverbrennungsanlage geplant, gebaut oder Müllverbrennungsanlagen und Deponien in Baden- betrieben wird, steigen die Abfallmengen an. Diese Faustregel Württemberg. Eine Zahl unterstreicht die Dimension: Allein im Großraum Heidelberg-Mannheim waren galt lange in Baden-Württemberg. Viel zu lange, wissen die zwei Öfen und nicht weniger als elf Deponien geplant. vielen BUND-Mitglieder vor Ort, die gegen Müllöfen und Landauf, landab sollten Anlagen gebaut werden, in für Abfallvermeidungsstrategien aktiv geworden sind. Der Karlsruhe und in Freiburg, in Heilbronn, Stockach, Böblingen, Tuttlingen oder Bietigheim. Von Gold- Geldanlage lange Kampf hat sich gelohnt. Zahlreiche Anlagen konnten gräberstimmung war die Rede, hochgerechnet wur- verhindert, Wertstoffhöfe und getrennte Müllsammlung de, dass Kreise und Kommunen verdienen könnten, etabliert und die Abfallmengen reduziert werden. Vermeiden wenn nur ordentlich viel Müll angekarrt würde. In Kehl riskierte Lothar Späths CDU-Landesregie- mit sonnigen 4% Zinsen und Wiederverwerten war und ist das Ziel des BUND. rung sogar das gute Verhältnis zu den Nachbarn im Elsass.

Begonnen hat vieles in Kehl-Auenheim, wo in den Eine erste Wende, befeuert vom Widerstand, brach- Wenn Sie klimafreundlich investieren wollen, empfehlen wir Ihnen Achtzigern ein Giftmüllofen gebaut werden soll- ten die vier Jahre Große Koalition Mitte der Neun- die festverzinslichen Genussrechte der solarcomplex AG. te. Das High-Tech-Land Baden-Württemberg hatte ziger. SPD-Umweltminister Harald B. Schäfer wollte über viel zu lange Jahre seine Hausaufgaben nicht weg vom Export und verlangte, dass ein Indust- Die solarcomplex AG ist der erste Regionalversorger für erneuerbare Energien. gemacht, Müllvermeidung war nicht wirklich ein rieland wie Baden-Württemberg mit seinem Müll Wir planen, bauen und betreiben Energieanlagen im Bodenseeraum. Thema. Die Bürgerschaft an dem Standort wehrte auf dem eigenem Territorium klar kommen muss. sich. Rund 350.000 Tonnen Giftmüll fielen damals Wieder ist es der BUND, der die Entwicklung in Weitere Informationen erhalten Sie unter www.solarcomplex.de Jahr für Jahr an. Ein großer Teil war in die DDR die richtige Richtung beförderte. Denn längst wa- verschickt worden, die wollte aber nun nicht mehr ren Vermeidungsstrategien auf dem Tisch, die die das „Müll-Klo der westlichen Konsumgesellschaft“ Problematik im Land zwar nicht gänzlich zum Ver- sein. Und die hoch umstrittene Sondermülldeponie schwinden bringen, aber doch deutlich reduzieren im nordbadischen Billigheim lief langsam voll. konnte. Noch eine Zahl, eine Jahreszahl: Schon 1974 (!) hatte der Tübinger Kreisverband des BUND Der BUND protestierte anhaltend nicht nur gegen den das erste Abfall-ABC erarbeitet, mit R wie Recycling Giftmüllofen in Kehl, sondern gegen alle geplanten und V wie Vermeidung. die zentrale Kraft für erneuerbare Energien in der Bodenseeregion

82 BUND Jubiläumsmagazin 2013 Ekkehardstraße 10, D-78224 Singen, Telefon +49 (0) 77 31-8274-0, Fax +49 (0) 77 31-8274-29, www.solarcomplex.de,[email protected] Jubiläumsmagazin 2013 83 thema Flussufer thema Flussufer

So viele gute BUND-Beispiele

Mehr als 30 Gruppen waren – und sind – aktiv unter dem Motto „Lebendige Bäche und Flüsse". Zum Einsatz kam schweres Gerät genauso wie Muskelkraft. Der Reigen der Beispiele zeigt die Viel- falt vor Ort und wie breit das Engagement in Baden-Württemberg verankert ist. Auch ein kostenloser Leitfaden animiert zum Mit- machen. Er ist zu Beziehen unter: [email protected]

Mannheim/Rhein: Reiss-Insel, Neckaraue Heidelberg-Wieblingen: Neckar Ladenburg, Rhein-Neckar-Kreis: Bach-Erlebnisstation, Loosgraben, andere Bäche Regionalverband Heilbronn-Franken: Aktivitäten an insgesamt 20 Bächen und Flüssen Nordheim: Neckaraltarm, Katzenbach, Breibach Karlsruhe: Reiterbach Mühlacker: Enz und kleinere Zuflüsse 2005 Schweres Gerät im nach­haltigen Einsatz: Gewässer-Renaturierung in Hilzingen im Landkreis Konstanz Neckar-Alb, Tübingen: Neckar, Merzenbach, Erlenbach Reichenbach: Echaz, Ammer, Steinlach Reutlingen: Neckar, Echaz Seit Ende der Neunziger Jahre gibt sich der BUND Arbeitsschwerpunkte Regionalverband Donau-Iller: Iller 2005 Die Wiese entspringt im Hüttisheim: Schmiehe Schwarzwald und mündet Regionalverband Südlicher Oberrhein, Freiburg: Rhein in Basel in den Rhein: Mehr Naturschutz heißt auch Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg: Neckar, Aitrach Hunderte Kilometer weniger Hochwasser Villingen: Aitrach Königsfeld: Eschbach 2006 Aktive Frauen des Tuttlingen: Donau, Krähenbach BUND Ladenburg bei der Re- neue Ufer Hardt: Schiltach naturierung des Loosgrabens, Regionalverband Hochrhein: Rhein, Wiese Bacherlebnisstation BUND Bad Säckingen: Heimbach Ladenburg Noch eine Erfolgsgeschichte: Seit 1998 Grenzach-Wyhlen: Rheinufer 2009 Durch BUND-Pflegeplan Regionalverband Bodensee-Oberschwaben: Donau, Ablach, arbeitet der BUND Baden-Württemberg auch wieder blühende Ufer des Rüblisbach, Rinkenbach, Mettenbach, , Rother Flusses Iller nach Schwerpunkten, die über mehrere Jahre Bach, Andelsbach, Annenbach, Seebach, Riedbach tragen. Das erste Thema im Naturschutz Ravensburg: 2003 Gewässerrenaturierung lautete „Lebendige Bäche und Flüsse“. Kisslegg: , Kißlegger Aach an Donau-Nebenfluss in Pfullendorf: Kehlbach Riedlingen, organisiert von Jürgen Noffke, Vorsitzender Meßkirch: Mettenbach, Stockacher Aach Im ganzen Land sollten in nur vier Jahren der Natur des BUND Riedlingen, Baum- Uhldingen-Mühlhofen: 150 Kilometer Uferstrecke zurückgegeben werden. transport durch Ehrenamt- Markdorf: Andelsbach, Brunnisach, Eisweiherbach, Das Ziel war dank des Engagements der Mitglieder liche Wangener Dorfbach und unzähliger Arbeitsstunden schnell übererfüllt. Naturschutzzentrum Radolfzell-Möggingen: 2003 Naturnaher Bach, Hunderte Kilometer sind renaturiert, Bebauungen Radolfzeller Aach (ein Zufluss, ein Altarm) östlich von Karlsruhe beseitigt, Bachläufe oder Flussufer in neue Wege Moos: Bankholzer Bächle geleitet, um Altarme bereichert oder für Fische 2004 Renaturierter Metten­ Gottmadingen: Biber, Riedersbach durchgängig gemacht. Weitere Arbeitsschwerpunk- bach bei Meßkirch, Kreis te folgten, mit den Themen „Blühende Wiesen“ Sigmaringen, Teil der Aktion und „Schmetterlingsland Baden-Württemberg“. Im Lebendige Donau Umweltschutz sind die dauerhaften Arbeitsschwer- 2003 Gemeinsam in Aktion: Kinder und Jugendliche arbeiten punkte der Klimaschutz und die Energiewende. am Krähenbach, einem Zufluss der Donau in Oberschwaben

84 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 85 thema Umweltberatung thema Umweltberatung

Umweltberatung setzt auf individuelle Veränderungen Auf dem Klapprad in die Zukunft

dem Amtsantritt von einem Mobilitätsmix sprach: ÖPNV, Fahrrad, Auto und vor allem auch das Ge- Drei Mal konkret gehandelt hen müssten darin ihren Platz haben: „Das müssen Der BUND hat mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in der Umweltberatung. Ver- wir so klug vernetzen, dass man gut vorankommt öffentlicht sind auch 59 konkrete Tipps zur Veränderung des individuellen Ver- und die Umwelt schont." Sing, der Umweltberater haltens. Zwei Beispiele stehen für die Praxisnähe. Tipp 18: „Glüh- und Halogen- mit der jahrzehntelangen Erfahrung, freut sich über lampen sind wahre Stromfresser und erzeugen aus Strom nur wenig Licht und Sätze wie diese. Und er empfiehlt das Klapprad. Weil viel Wärme. Wenn Sie die Stromverschwendung verringern wollen, sollten Sie zu es in die Straßenbahn passt, ins Zugabteil und in Leuchtstofflampen und Energiesparlampen der Energieeffizienzklasse A greifen. den Bus. „Vor dreißig Jahren galt ich als Spinner, Moderne Energiesparlampen erzeugen kein kaltes oder steriles Licht mehr. Sie wenn ich solche Sätze gesagt habe“, erinnert er sich. können nahezu überall eingesetzt werden. Häufiges Schalten erhöht dabei nicht Inzwischen sind nicht nur viele Natur- und Umwelt- den Stromverbrauch und ist für Markenfabrikate mit elektronischem Vorschalt- schützer, sondern auch vergleichsweise weitreichen- gerät und Vorheizsystem kein Problem. Da Energiesparlampen mit bis zu 15´000 de Ideen gesellschaftsfähig. Nicht mehr ausgelacht Betriebsstunden deutlich länger als Glühlampen halten, sparen Sie unterm Strich wird laut Sing zum Beispiel, „wer laut über eine nicht nur sehr viel Energie, sondern auch bis zu 100 Euro.“ Tipp 48: „Regionales Veränderung beim individuellen Urlaubsverhalten Obst frisch und knackig vom Markt ist in und gut fürs Klima. Ein Kilo Boden- nachdenkt“. Auf der Schwäbischen Alb, sagt Sing, seeäpfel erzeugt beim Transport nach Stuttgart rund 76 Gramm Kohlendioxid. ist es schließlich auch schön. Hin mit der Bahn, das Dagegen sind die Kohlendioxid-Emissionen für italienische Äpfel dreimal höher. Klapprad ausgeklappt, der Spaß beginnt. dass die Idee vom anderen Wirtschaften und Leben ende. Für längere Strecken nimmt Sing das Liege­ Oder: Der Transport von einem Kilogramm Erdbeeren aus Südafrika nach Stutt- breit akzeptiert wird. Ein Auto sei kein Statussym- rad, das ist Rad und Liegestuhl zugleich. Ein Gerät, gart verursacht rund zwölf Kilogramm Kohlendioxid, während Erdbeeren aus der Die Alternativen sind berrechnet bol mehr, eher das schnelle Internet und ein Smart- das ihm noch vor ein paar Jahren die Beschimp- Region nur rund 0,06 Kilogramm verursachen. Deshalb: Kaufen Sie regional, sai- Ist die Gesellschaft reif für neue Lebensmodelle? Sie phone. Vor 30 oder mehr Jahren rangierte ein Fern- fung als „Spinner“ einbrachte. Der Umweltberater sonal und ökologisch.“ Tipp 55: „Auf Geschäftsreisen können Sie viel fürs Klima muss es sein, sagt Sing, weil sie sich ändern und seher in dieser Kategorie. „Wir hatten und haben ist Optimist. Nicht unverbesserlich, sagt er. Aber tun. Eine Fahrt von Stuttgart nach Köln und zurück belastet das Klima mit einem anpassen muss. Unendliches Wachstum bringe den keinen“, erzählt er. Als Sektierer sei er schon mal seine Erfahrung lehre ihn, dass mit Beratung, „mit modernen Mittelklasse-Diesel-Pkw mit rund 132 Kilogramm Kohlendioxid. Die Planeten um seine Überlebensfähigkeit. Der per- bezeichnet worden, etwa wenn er von seinem Leben der richtigen Kommunikation“ viel zu bewegen ist. gleiche Reise im ICE verursacht nur 31 Kilogramm. Na dann, auf zum Bahnhof.“ sönliche Verbrauch sei durch die gemeinschaftliche ohne Kühlschrank erzählte. Sing: „Alles eine Frage Der BUND habe viel erreicht in diesem Punkt. Es Bruno Sing auf der Nutzung von Ressourcen und Produkten zu senken. der Einstellung.“ Ein kühler Keller reiche zur klugen sei heute „ein Massenphänomen“, über Lebensstile BUND-Landesdelegierten- Wenn ein Auto in einem privaten Car-Sharing-Mo- Vorratshaltung und der Weg treppauf treppab erset- nachzudenken, „und wer nachdenkt, stößt auf Ver- versammlung 2012 dell von vier Familien bewegt wird, wird zwar noch ze Nordic Walking. änderungsmöglichkeiten“. immer ein Auto bewegt. Aber eben seltener, denn Bruno Sing ist Vorsitzender des BUND in Aulendorf das Problembewusstsein steigt bei denen, die mit- Dem Argument vertrauen Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer und – unter vielem anderen – Gemeinderat. Er sei ein machen. Außerdem müssen nicht vier Autos gebaut Manche Vorreiter der Energiewende befürchten, dass Jakobiner, ein ständiger Neinsager, zitierte die Badische und am Ende verschrottet werden. Der Vorzug von Effizienz- und Sparprogramme nicht funktionieren, „Car-Sharing“, professionell organisiert, ist längst wenn Menschen massive Einschnitte ihres Lebens- Zeitung kürzlich einen Journalisten. Im Gespräch entpuppe berechnet: Jedes Car-Sharing-Fahrzeug ersetzt im stils zugemutet werden. Sing gehört nicht zu ihnen. er sich allerdings als ebenso sanfter wie hartnäckiger Schnitt vier bis acht private Autos. Ein Teilnehmer Er vertraut dem guten, immer wieder wiederholten Mensch. Zwei Eigenschaften, die ihn und seine vielen fährt weniger Auto, dafür mehr Bahn, Bus und Rad. Argument ebenso wie dem guten Beispiel. Natürlich Car-Sharing-Firmen haben sehr moderne Fahrzeug- gebe es unterschiedliche Lebenswege, dennoch müs- praxiserprobten Ratschläge, wie er selbst meint, „in der flotten, so dass der spezifische CO2-Ausstoß um se ein Autoliebhaber nicht unempfänglich bleiben Mitte der Gesellschaft haben ankommen lassen“. rund 16 Prozent niedriger ist als der einer durch- für die Empfehlung, doch mit der Bahn nach Sylt schnittlichen Pkw-Flotte. zu fahren, um dort …? Richtig, das Klapprad aus- Weitere Infos zuklappen. Ein Klapprad könnte der Anfang sein für all jene, Noch einmal Kretschmann: Nicht ausgelacht, son- www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/pdf_datenbank/themen_projekte/ die auf der Suche nach ganz persönlichen neuen dern gescholten wurde und wird er für die Bot- Noch so ein Vorschlag, der das Leben verändert. klima_und_energie/energiewende/59_Energiespartipps.pdf Mobilitätskonzepten sind. Winfried Kretschmann, schaft: „Weniger Autos sind natürlich besser als Nicht Sport treiben in beheizten, klimatisierten, in http://vorort.bund.net/kv-ludwigsburg/projektex/projektex_42/projektex_125.htm der grüne Ministerpräsident, wurde, wenn auch mehr." Er nimmt sie nicht zurück, wiederholt sie jedem Fall energieverschluckenden Hallen, son- www.bund-ravensburg.de/info/umweltberatung/ nicht von allen aber doch ausgelacht, als er nach stattdessen ständig. Für Sing ist auch das ein Beleg, dern auf dem Rad zur Arbeit oder durchs Wochen-

86 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 87 projekte

Küchenschellen in dichtem Bestand

Zwischen Leonberg-Höfingen und Leonberg-Gebers- heim liegt das Gartenhaus-Gebiet „Ob dem Katzental“. Hier befinden sich einige mit Halbtrockenrasen be- standene Grundstücke. Bei einer Kartierung durch das Büro für Ökologie und Planung Stefan Rosenbauer/ Backnang im Jahre 2007 umfasste die Flora auf dem Naturdenkmal über 120 Arten. Was für ein Erfolg. Viel früher wurden diese Flächen von einem Wander- schäfer beweidet, seit mindestens zwanzig Jahren ist das jedoch nicht mehr der Fall. Vorhanden waren da- mals nur noch ganz wenige Exemplare der Küchen- schelle, deshalb ist das Gebiet auf Antrag des BUND Leonberg seit Januar 1991 als Naturdenkmal (Nr. 14/28) ausgewiesen. Seither wurde der Magerrasen im Auf- trag der Stadt Leonberg jedes Jahr im Spätherbst ge- mäht und das Mähgut wurde abgeräumt. Die Küchenschelle hat sich wieder ausgebreitet. Heute ist stellenweise sogar ein dichter Bestand vorhanden. Wegen des späten Mähens jeweils im Herbst hatten sich aber auch unerwünschte Arten, vor allem die Ka- nadische Goldrute, ausgebreitet. Seit 2006 wurde die Goldrute vom BUND Leonberg ein- bis zweimal im Jahr ausgerissen und das Grünmaterial anschließend vom Bauhof Leonberg abgefahren. Mittlerweile sind nur noch einige kleine Pflänzchen dieser Art und statt- dessen wieder die typische Halbtrockenrasen-Flora zu finden. Außerdem hatten sich stellenweise Eichen und Bir- ken versamt. Sie werden regelmäßig im Spätherbst Mitglieder der Kulturgemeinschaft mit abgemäht. Was nicht verhinderte, dass sich dicke Wurzelstöcke entwickelten, die jedes Frühjahr kräftig ausschlugen. Rund um diese jungen Bäume wuchs nur Gras. In Absprache mit der Stadt Leonberg hat der BUND die Stubben nach und nach großenteils gerodet. Kino, Kunst, Schauspiel, Tanz, Oper, Konzert, Literatur: Vorsätze sind gut – Auch diese Maßnahme hat dazu beigetragen, dass die Küchenschelle sich wieder ausbreiten konnte. Abo ist besser! Die Abonnements der Kulturgemeinschaft bieten das Beste aus allen Kultursparten in riesengroßer Auswahl, zu unschlagbaren Preisen Projektziel: Maßnahmen zu Erhalt und Schutz der und mit einzigartigem Komfort, Rundum-Service und VVS inklusive. Küchen­schelle, Eindämmung des Bestandes der Kanadischen Goldrute und des Indischen Springkrautes. Ort: Leonberg in Baden-Württemberg Wir beraten Sie gerne! Biotoptyp: Halbtrockenrasen, Trockenrasenbiotop „Ob dem Katzental” in Leonberg, 160 Arten vertreten, darunter 11 Rote-Liste-Arten Zielart: Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) Träger: BUND Bezirksgruppe Leonberg, Stadt Leonberg, 71229 Leonberg, Tel: 07152/353430

Telefon 0711 / 224 77-14 · www.kulturgemeinschaft.de

88 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 89 thema Stichwort Flächenfraß thema Stichwort Verkehr

März 2011 wuchs auch die Bereitschaft im zustän- für den Schienenverkehr in der Fläche stark und digen Verkehrsministerium, aktiv zu werden. Der zugleich gegen geplante Streckenstilllegungen. Arbeitskreis traf sich mit der Lärmschutzbeauftrag- Von der Politik in der Folge aufgegriffen, ent- ten der Koalition Staatssekretärin Gisela Splett. In- wickelte sich der Nahverkehr auf der Schiene zu zwischen ist eine Bundesratsinitiative auf den Weg einer Erfolgsstory – mit Taktverkehren, besseren gebracht. Verbindungen und wieder in Betrieb genommenen Es gibt noch viel zu tun. Zum Beispiel der „Maß- Nahverkehrsstrecken. Dass auch Grün-Rot ihren nahmenplan Landesstraßen“: Die Regierung will Worten Taten folgen lässt und an diese Erfolge sich von einer Verkehrspolitik verabschieden, die anknüpft, Bahnen und Busse auch in schwierigen allen alles verspricht, ohne sich Gedanken über die Zeiten weiter ausbaut und fördert, wird der BUND Finanzierung zu machen. Sie hält 120 von über tatkräftig einfordern. 700 bereits angemeldeten Neu- und Ausbauvor- Andere Alternativen sind in Wahrheit keine. An haben bei Landesstraßen für finanzierbar. Gut ge- sieben Beispielen in drei Regionen wurde nachge- dacht ist aber noch lange nicht gut gemacht. Denn wiesen, dass Ortsumfahrungen nicht zur Ent-, son- auf halbem Weg hat die grün-rote Koalition der dern zur Belastung führen, weil die alten Straßen Mut verlassen. So sind die gewählten Auswahlkri- weiterhin (hoch)frequentiert bleiben und der Ver- terien zur Priorisierung der Landesstraßen unvoll- kehr auf den neuen hinzukommt. Forderungen, die ständig und bevorzugen einseitig die Belange des der BUND daraus ableitete, stammen aus dem Jahr Autoverkehrs: Landesstraßen sollen möglichst we- 2004: nach einer integrierten Verkehrsplanung nig Kurven haben, schnell und ungehindert befah- bei­spielsweise oder dem Verzicht auf neue Straßen Ins Streuobst geschla- ren werden können. Demgegenüber werden Beein- zugunsten einer Konzentration der Investitionen gen: In Haubersbronn trächtigungen von Mensch und Umwelt nur sehr in den Erhalt. Zumindest programmatisch hat der wurde der Lebensraum knapp und grob betrachtet. Der durch den Bau von Koa­litionsvertrag der grün-roten Landesregierung seltener Vogelarten Straßen neu hervorgerufene Verkehr wird nicht be- die BUND Forderungen aufgegriffen. Endlich. zerstört. rücksichtigt. Geprüft wird auch nicht, ob es bessere Trassenvarianten gibt oder alternativ zur Ortsum- fahrung der Verkehr beruhigt oder beschränkt und Altstadt – Neustadt: Bad Waldsee, mit seinen zwei Umfahrungen, wuchs immer weiter in die Fläche hinein. das Angebot bei Bus und Bahn ausgebaut werden könnte. Hier muss die Landesregierung also noch kräftig nacharbeiten. Verkehrspolitik bedeutet das langsame Bohren dicker Bretter. BUND-Aktivitäten in den nächsten Jahren sind vorgezeichnet. Ein halbes Jahrhundert Überzeugungsarbeit in Sachen Verkehr und Mobilität Die fünfzig jährige Geschichte des Verbandes ist eingerahmt vom Kampf gegen Autobahnen. In den Sechzigern und Siebzigern ging es um ent- Dagegen und dafür sprechende Pläne im Schwarzwald oder über den Bodanrück am Bodensee. Und um eine Autobahn ganz im Süden des Landes geht es auch aktuell: die „Verliebt ins Verhindern“, so urteilte die „Stuttgarter Gegen wahnwitzige Autobahnpläne, gegen im- A 98 wurde in die Dokumentation „Das dusselige Zeitung“ über den Widerstand gegen Stuttgart 21. Protest mer mehr Straßen, gegen Ortsumfahrungen, gegen Dutzend“ aufgenommen und damit in den Kreis Spritfresser, gegen das Schnellboot auf dem Boden- der unsinnigsten Straßenbauvorhaben in der gan- allein sei eben zu wenig, zumal für jene, die einen Gestal- see, gegen Offroad-Parcours. Oder, zum Beispiel, zen Republik. Der BUND macht Druck auf die Lan- tungsauftrag haben oder für sich in Anspruch nehmen. gegen Motorradlärm. Ausgehend vom Kreisver- desregierung anzupacken, was die CDU-geführten Gerade viele Entwicklungen in der Verkehrspolitik der band Rems-Murr, besteht seit 2005 ein BUND- Vorgängerregierungen seit 30 Jahren versäumt ha- Arbeitskreis, der die Öffentlichkeit nicht nur für ben: die Prüfung von Alternativen. vergangenen fünfzig Jahre belegen aber, wie konstruktiv das Problem verlärmter Motorradstrecken sensibi- Natürlich geht es dem BUND auch in der Verkehrs- Verhinderung sein kann. lisiert, sondern auch viele Hintergründe aufhellt. politik – immer wieder – um Alternativen. Die Weitere Infos So wurde gemeinsam mit dem Umweltbundesamt zeichnen sich oft dadurch aus, dass grundsätzlich in Dessau erhoben, dass etwa jedes dritte Motorrad andere Weg gegangen werden. Dank der maßgeb­- www.bund-bawue.de/themen_projekte/verkehr/oekologische_verkehrswende/ deutlich zu laute Fremdfabrikat-Auspuffe aufweist. lich schon in den Achtzigern vom BUND mit beför­ Überrepräsentiert sind dabei die PS-starken Fahr- derten ersten ÖPNV-Umweltschutzkarte in Freiburg. www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/pdf_datenbank/Service/publikationen/ zeuge. Die Folge: Strecken wie das Donautal, die Zur selben Zeit Stand auch der Regionalverkehr BUND-Werkzeug/BUNDwerkzeug_Ortsumfahrungen.pdf Schwarzwaldhochstraße oder kurvige Straßen in auf der Schiene im Fokus. Der BUND machte sich www.klimabuendnis.org Naherholungsgebieten rund um die großen Städ- gemeinsam mit anderen Verbänden und der Eisen- www.bund-rems-murr.net/ te werden für Erholungssuchende und Anwohner bahnergewerkschaft in einer landesweiten Kam- zum Albtraum. Mit dem Regierungswechsel im pagne „Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen“

90 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 91 projekte projekte

Weiße hornlose mehrjährige Pflegeverträge nach den Landschafts- Mit viel Aufwand pflegerichtlinien des Landes für die finanzielle Heidschnucken Absicherung. Die beweidete Projektfläche beträgt zum Erfolg rund 70 Hektar. Weitere zehn Hektar Wiesenbio- Zahlreiche wertvolle Moorflächen in der Region tope werden dank der Heugewinnung in ihrer Ar- Die in Privatbesitz befindliche Feuchtwiese Pfaffhal- Schwarzwald-Baar drohen zu verbuschen und an tenvielfalt erhalten. Die Ortsgruppe hilft tatkräftig de wird schon seit mehr als zwanzig Jahren von der Arten zu verarmen, weil sie nicht mehr landwirt- mit. Wissenschaftlich betreut wird das Projekt vom BUND-Ortsgruppe Salach gepflegt, um sie als Lebens- schaftlich genutzt werden. Der BUND arbeitet seit Institut für angewandte Forschung der Hochschule raum zu erhalten. 2003 mit einem in Baden-Württemberg einmaligen Nürtingen-Geislingen. In Zusammenarbeit mit dem Im Jahr 1991 wurden, auf Initiative von Martin Holl- Projekt dagegen: Der Beweidung von Moorwie- Regierungspräsidium Freiburg, führt die Hoch- naicher, zwei grundwassergespeiste Amphibienteiche sen mit der weißen hornlosen Heidschnucke, auch schule auch das Monitoring der Flächen durch. angelegt. In den darauffolgenden zwanzig Jahren wur- Moorschnucke genannt. de die Pfaffhalde durch einmalige Mahd pro Jahr ex- In Norddeutschland wurde die leichte Landschaf- Projektziel: Erhalt von Moorflächen in ihrer typischen Art tensiv gepflegt. Dies hatte zur Folge, dass sich im Lauf rasse über Jahrhunderte von den Moorbauern ge- Ort: Villingen in Baden-Württemberg der Zeit stabile Populationen verschiedener Amphibi- züchtet. Die Tiere kommen mit dem kargen Futter Biotoptyp: Niedermoorwiesen und degradierte Hoch- en-, Libellen- und Fledermausarten sowie der Ringel- sehr gut zurecht. Sie verbeißen sehr gut die jungen moorflächen natter auf der Feuchtwiese angesiedelt haben. Triebe des Gehölzaufwuchses und halten so die Kategorien: Beweidung, Biotoppflege, Artenschutz, Nachdem sich allerdings in den vergangenen beiden Flächen frei. Die harten Klauen machen sie wider- Moore Jahrzehnten die Wasserqualität stark verschlechtert standsfähig gegen Krankheiten. Durch ihr geringes Träger: BUND Regionalverband Schwarzwald-Baar- hatte und die beiden Teiche (durch den Eintrag von Gewicht verursachen sie wenige Trittschäden. Heuberg und Claus Ding Schafzucht Laub und mit dem Regen aus der Luft ausgewasche- Das Projekt wurde durch die Stiftung Naturschutz- Kontakt: BUND Schwarzwald-Baar-Heuberg, nen Schadstoffen) überdüngt und verschlammt wa- fonds, des Landes Baden-Württemberg in den ers- 78048 VS-Villingen, Tel: 07721/51305 ren, sah sich die BUND-Ortsgruppe Salach im Jahr ten beiden Jahren unterstützt. Seit 2005 sorgen 2011 gezwungen zu handeln, um die Pfaffhalde auch weiterhin als wertvollen Lebensraum für verschiede- ne Tiergruppen zu erhalten. Ein Großteil der für die geplante Wiederbelebung der Feuchtwiese benötigten Gelder konnte über einen Antrag bei der LNV-Stiftung des Landesnaturschutzverbandes beschafft werden, der fehlende Restbetrag von 25 Prozent fiel der Vereins- kasse des BUND Salach zur Last. Im November 2011 wurden die anstehenden Maß- nahmen zur Wiederbelebung der Pfaffhalde während eines Ortstermins definiert. Bereits am nächsten Tag starteten unter dem Einsatz von schweren Geräten die Entschlammung und die notwendigen Baumfällungs- arbeiten, wobei der Schlamm in nächster Nähe zur Feuchtwiese verbracht wurde. Dabei haben die Bagger und die zum Abtransport des Schlamms benötigten Fahrzeuge zwar starke Spuren im Gebiet hinterlassen, aber langfristig gesehen werden durch die Sanierungs- maßnahme die Lebensumstände der Tiere und Pflan- zen auf der Feuchtwiese Pfaffhalde deutlich verbessert.

Projektziel: Verbesserung bzw. Wiederherstellung des Feuchtgebiets Pfaffhalde als Lebensraum (u. a. für Amphibien- und Libellenarten) Ort: Salach, Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg Biotoptyp: Feuchtwiese Kategorien: Insekten, Libellen (Standgewässerarten), Grünland, Biotoppflege, Renaturierung, Molche, Braunfrösche, Seen und Teiche, Tümpel, Fledermäuse ALPIRSBACHER KLOSTERBRÄU Träger: LNV-Stiftung Landesnaturschutzverband, Mit dem berühmten Brauwasser aus dem Schwarzwald. BUND Salach

92 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 93 thema Promotor für Sonnenergie und Energieeffizienz thema Promotor für Sonnenergie und Energieeffizienz

Promotor für Sonnenergie und Energieeffizienz Wieder Vorreiter

Wenn Erfolg Die Umweltverbände BUND und NABU haben in Baden-Württem- berg das gemeinsame Projekt „Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturschutz“ gestartet. Dabei setzen beide Verbände im Rah- überflüssig macht men des vom Landesumweltministerium geförderten Projekts auf ei- nen möglichst naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien – und auf die Beteiligung der Bürgerschaft. Der BUND hat seine Aufgabe erfüllt: Das ist ein Satz, Der BUND war der Promotor. Jetzt ist das Thema in der Mitgliedern selten über die Lippen kommt ange- der Gesellschaft breit etabliert. Mehr als 35 Jahre „Der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energiequellen, insbeson- nachdem In Sasbach die ersten Sonnentage veran- dere der Windenergie, wird in den kommenden Jahren stellenweise sichts der großen und kleinen Herausforderungen im staltet wurden. Der BUND folgt seinem Credo, dass zu Konflikten mit Naturschutzbelangen führen“, so BUND-Landes- Natur- und Umweltschutz. In einem zentralen Bereich Alternativen braucht, wer Nein sagt. In diesem Fall vorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender. Und weiter: „Im Dialogforum allerdings ist das Ziel erreicht: Dank des langjährigen zur Atomkraft und dem Meiler in Wyhl. „Es wird bündeln BUND und NABU ihre Kräfte, um mit ihrer ganzen Expertise immer so getan“, schrieb damals der erste BUND- an praxistauglichen Lösungen für solche Konflikte zu arbeiten.“ Ziel Engagements für Sonnen- und andere alternative Ener- Landesgeschäftsführer Erhard Schulz, „als ob die sei es, den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien voran- gien sind Sonnentag und Ökomessen Geschichte. Nutzung der Sonnenenergie zunächst einmal vie- zutreiben und zugleich dafür zu sorgen, dass dabei der Naturschutz le Jahre Forschung benötigen würde.“ Tatsächlich nicht außen vor bleibt. könne „Sonnenenergie für Warmwasserbereitung aber sofort genutzt werden“. Und die noch bessere Dass die Energiewende gelingen muss und dies nicht ohne den Nachricht: Eine Anlage amortisiert sich in sieben bis Ausbau der Erneuerbaren Energien möglich ist, betont der NABU- acht Jahren. Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann. Dabei dürfe der „von der Atomkraft und den fossilen Energieträgern wegführende Energie- Von Sasbach nach Freiburg pfad jedoch nicht zu sehr auf Kosten der Rotmilane, Fledermäuse, Zu den ersten Sonnentagen in Sasbach kamen mehr Feldhasen und Feldlerchen erfolgen“. Mit Hilfe des Dialogforums als 12.000 Besucher und Besucherinnen. Das Inte- solle nun vermieden werden, dass um jedes Windrad und jede Foto- resse überwältigte die Veranstalter, vor allem die voltaikanlage jahrelang gestritten wird. Gegen Stromfresser Neues Dialogforum: Damit nicht um jedes Windrad und jede Fotovoltaikanlage im Elektrohandel vielen konkreten Fragen in einer Zeit, in der im jahrelang gestritten wird. und für mehr Klima- Handel keine energiesparenden Produkte im Ange- Leiter des Projektes sind Martin Köppel (BUND) und Heike Schmelter schutz: Aktion des bot waren. Schon die erste Neuauflage 1977 fand (NABU). Während der zweijährigen Projektlaufzeit werden die beiden Regional­verbands in deutlich größerem Rahmen statt. Vier Tage lang Experten einen umfassenden Aufgabenkatalog bearbeiten. Dabei Tisch gebracht und tragfähige Kompromisse gefunden werden“, sagt Stuttgart informierten Experten über „Sonnenenergienutzung steht, wie der Name des Projekts sagt, der Dialog mit allen Betei- Köppel. So müsse etwa darauf geachtet werden, welche Gebiete in der Praxis“, in Vorträgen wurden die Chancen für ligten im Mittelpunkt. „Wir werden Verbandsmitglieder, interessierte zum Beispiel aus Naturschutzgründen für die Windenergienutzung Bürger und Bürgerinnen sowie Vorhabens- und politische Entschei- ungeeignet sind. Dafür erarbeiten die Projektleiter Veröffentlichun- In der Mitte der die Schaffung neuer Arbeitsplätze erläutert oder So- gen zum Konfliktfeld Erneuerbare und Naturschutz. Gesellschaft larenergiehäuser präsentiert. 1979 veranstaltete der dungsträger informieren und schulen“, erläutert Schmelter. Wichtig angekommen: BUND zum ersten Mal eine Sonnenenergie-Ausstel- sei außerdem, Investoren im Vorfeld von strittigen Planungen und An- Vergabe des lung in Stuttgart. Neben der Solarenergie ging es lagen zu beraten „Damit die Energiewende in Baden-Württemberg www.bund-bawue.de/themen_projekte/klima_und_energie/ BUND-Siegel schon damals auch um Biogas und Energieeffizienz. gelingt, ist es unabdingbar, dass Beteiligte und Betroffene an einen dialogforum_erneuerbare_energien_und_naturschutz/ „Energiesparendes 1980 wechselte die Schau nach Freiburg. Viele Fir- Krankenhaus“ in men interessierten sich. „Bitte informieren Sie Ihre Mühlacker Bekannten und Freunde über diese Ausstellung“, heißt es in der Einladung. Aus den Ökomessen er- wuchsen Jahre später die Intersolar in München und Kostengründen ab, der BUND schrieb dem örtlichen werden, im selben Jahr wurde die erste Energie- die Biofach in Nürnberg, die größte Bio-Lebensmit- CDU-Landtagskandidaten einen Brief. Und Erwin Agentur samt einem breiten Beratungsangebot auf telmesse mit inzwischen fast 2500 Austellern. Vetter, später erster Umweltminister im Südwesten, den Weg gebracht, 2003 der erste Energiewende- setzte sich in seiner Partei für die Innovation ein. fahrplan präsentiert. 2011 gibt die grün-rote Lan- Ein solares Freibad Das Solarbad wurde Realität. desregierung das Ziel aus, im Jahr 2020 rund 38 Das Thema Sonnenenergie zog immer weitere Krei- Prozent des Stroms durch Wind, Sonne, Wasser und se, viele Erfolge stellten sich ein. In einer der frü- Erster CDU Umweltminister Biomasse zu erzeugen. Die Windkraft und die Son- hen Debatte vor Ort taucht ein Name auf, der eng Das Land legte unter Vetter ein 2000-Dächer-Pro- nenenergie sind dabei die Quellen mit dem größten verbunden ist mit dem Umweltschutz in Baden- gramm zur Förderung der Sonnenenergie auf. Bun- Ausbaupotenzial. Württemberg. Die BUND-Ortsgruppe Waldbronn im desweit folgte das 100.000-Dächer-Programm. 1997 Landkreis Karlsruhe wollte erreichen, dass das Frei- erarbeitet der BUND Umweltstandards für Kommu- Dr. Brigitte Dahlbender bad solar beheizt wird. Der Gemeinderat lehnte aus nen, seit 2000 kann BUND-Regionalstrom bezogen

94 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 95 Thema Energiewende

chon bei vergangenen Jubiläen konnte der BUND seine Erfolge im Energiebereich feiern: Jetzt kann jeder was für die SDas erste Niedrigenergiehaus, das 1978 auch mit Geldern des Bundesforschungsministerium er- baut wurde. Oder die Sonnenenergie-Fibel, deren nächste Generation tun. Erstauflage von 5000 Exemplaren sofort vergriffen war. Oder dass 1994 der damalige SPD-Umweltmi- nister, Harald B. Schäfer, den BUND für seine Hart- näckigkeit in Sachen Blockheizkraftwerke lobte, mit Die BahnCard. Mit 100% Ökostrom. einem anerkennenden Augenzwinkern: „Baden- Würt­temberg ist Spitze“.

Bereits früh wurde das Potenzial erkannt, das in der konkreten Zusammenarbeit der Mitglieder und Experten vor Ort mit Kommunen steckt. 1987 hatte der BUND eine energiepolitische Checkliste für die Verantwortlichen in Städten und Gemeinden veröf- fentlich. Zehn Jahre später wurden die Kommuna- len Umweltstandards vorgelegt. Seit 2003 gilt ein landesweiter Fahrplan zur Energiewende, immer mit den Vorgaben Klimaschutz und Atomausstieg. Und aus der Überzeugung, dass eine zukunftsfähige Ener- gieversorgung nur auf Basis der Erneuerbaren Ener- gien erfolgen kann. Deshalb gab es zum Beispiel Lob für die CDU-Umweltministerin Tanja Gönner als sie das bundesweit erste Erneuerbare-Wärme-Gesetz auf den Weg brachte. Schon heute produzieren Wind, Sonne, Wasserkraft und Biomasse mehr Energie als die Atomkraftwerke in Deutschland, Tendenz weiter steigend. Zwar sind auch die regenerativen Energien mit Eingriffen in die Natur und Umwelt verbunden, die Folgen und Risiken liegen jedoch weit unterhalb Alternative Energie: eine der ersten Anlagen im Schwarzwald derer der fossil-atomaren Energieversorgung.

Besonders aktuell ist das Thema Windkraft: „Land bremst Windenergie aus“, heißt es im BUNDmagazin. Nicht im Jahre 2013, sondern schon 2003. Der Vor- Drei E für Wende wurf an die CDU/FDP-Landesregierung von damals wirkt bis heute schwer und nach: Das vorliegen- de Gesetz sei de facto ein Anti-Windkraft-Gesetz, Von den vielen Themen, die der BUND seit einem halben das Land solle zum Ausschlussgebiet werden. Erst zehn Jahre später wird Grün-Rot einen Potenzialat- Jahrhundert bearbeitet, steht Klimaschutz und Energie las vorlegen, der für Brigitte Dahlbender zeigt, dass im Zentrum vieler Aktivitäten. Unverrückbare Grundlage aller „die Ausbauziele des Landes bei der Windenergie Forderungen und jeder alternativer Energieszenarien erreicht werden können, ohne Abstriche beim Na- tur- und Artenschutz machen zu müssen. Jetzt liegt ist das „Nein zur Atomkraft“ Diese Haltung hat von Anfang es an den Städten und Gemeinden, diese Grundlage an die Entwicklung tragfähiger Alternativen beflügelt. Die auch zu nutzen.“ Aktionsfähigkeit des BUND reicht von Großdemonstrationen Bahnfahren wird noch grüner. wie die Menschenkette mit 60.000 Personen bis zu von Weitere Infos Ab sofort fahren Sie innerhalb Deutschlands mit jeder BahnCard im Fernverkehr www.bund-bawue.de/windenergie uns entwickelten Szenarien mit den drei E der Energiewende: mit 100% Ökostrom. Z.B. mit der BahnCard 25: 1 Jahr lang 25% sparen und Erneuerbare Energien ausbauen, Energieeffizienz umsetzen www.nachhaltigkeitsbeirat-bw.de/mainDaten/dokumente/ 100% klimafreundlich reisen. So funktioniert es: Die Energie, die Sie auf Ihren energiegutachten2012.pdf Fahrten im deutschen Fernverkehr durchschnittlich verbrauchen, kaufen wir als und Energiesparen verstärken. Ökostrom ein und speisen sie ins Bahn-Stromnetz. Mehr Informationen überall, wo es Fahrkarten gibt und auf www.bahn.de/bahncard.

96 BUND Jubiläumsmagazin 2013 Die Bahn macht mobil. BUND Jubiläumsmagazin 2013 97

BUND_210x280_4c.indd 1 17.04.13 14:28 Thema Energiewende

Seit vielen Jahren trägt eure Arbeit BUND-Studie: Was längst alles möglich ist wertvolle Früchte!

Wieder ein englisches Wort, wieder eines mit weitreichenden Kon- und einer dazugehörigen Online-Liste, die von einem unabhängigen TWh/a für sonstige Systeme. Ein Förderprogramm für effiziente Elek- Wir danken für euer sequenzen, das Ziele beschreibt, die weltweit von größter Bedeu- Akteuren, etwa Umwelt- oder Verbraucherschutzorganisation erstellt, tromotoren in Industrie und Gewerbe muss an den bestehenden An- Wirken und freuen tung sind: Top-Runner. Die Grundidee ist einfach und seit Jahren permanent aktualisiert und beworben wird. forderungen der Ökodesign-Richtlinie so ausgerichtet werden, dass uns auf weitere Jahre im Praxistest. Die effizientesten Geräte auf dem Markt werden zum die ökonomischen und nicht-ökonomischen Hemmnisse einer breiten guter Zusammen- Maßstab für kommende Generationen. Produkte, die die Latte reißen, Angabe von Lebenszykluskosten Anwendung von Motoren der höchsten Effizienzklasse in Industrie arbeit für eine nach- verschwinden aus dem Angebot. Eine von BUND in Auftrag gegebe- Die Angabe von Lebenszykluskosten rückt immer mehr in den Mittel­ und Gewerbe überwunden werden. Das Programm wird als Breiten- ne Studie belegt, welche Potentiale zum Gelingen der Energiewende punkt der Effizienzdebatte, weil Gesamtkosten mit allen Folgen im programm im Rahmen des Sondervermögens »Energie und Klima- haltige und zukunfts- gehoben werden können. Vorreiter ist Japan. Seit 1999 muss, was in Gegensatz zu Energieeffizienzangaben eine absolute Vergleichsbasis fonds« konzipiert. fähige Landwirtschaft! den Handel kommt, von Hersteller und Importeure auf verschiede- herstellen, so dass auch stromverbrauchsrelevante Aspekte wie die ne Kriterien geprüft sind. Bestimmt wird eine Norm, die sich an der Gerätegröße indirekt zum Kriterium für die Kaufentscheidung werden. Effizienzsprung für Hersteller – „Next Generation“ besten zur Verfügung stehenden Technologie auf dem Markt orien- Durch die Angabe in Euro sind Gesamt- oder Folgekosten im Gegen- Innovationen, die zu Effizienzsprüngen oder zur nächsten Effizienz- Herzlichen tiert. Eingebettet ist die die Effizient-Strategie in eine Energiespar- satz zum Jahresenergieverbrauch für die meisten Verbraucher ver- Generation bestimmter Produkte oder Produktgruppen führen, er- gesetzgebung, die seit 1979 mit wechselndem Erfolg fortgeschrie- ständlich. In Online-Datenbanken für Top-Geräte werden Folgekosten gänzen die Push-& Pull-Wirkung der Top-Runner-Strategie. Mit einer Glückwunsch ben wird. Der Top-Runner-Ansatz mit unumstritten. Die rot-grüne schon heute als zusätzliche Information angegeben. Mittelfristig kann Förderung von Wettbewerben können Innovationsprozesse beschleu- Bundesregierung hatte entsprechende Regelungen überlegt, aber das Netzwerk der Energieeffizienz-Händler in einer Vorreiterrolle die nigt werden. Gleichzeitig wird die Vorreiterrolle der deutschen Ge- zum 50sten! nicht durchgesetzt. DIE CDU/FDP-Koalition bekannt sich immerhin Angabe von Lebenszykluskosten entwickeln, erproben und umsetzen. räteindustrie bei Höchsteffizienz-Produkten gestärkt und ausgebaut zur „Weiterentwicklung der europäischen Produktstandards nach der Die Angabe sollte vom Händler aus dem Preis des Produktes, dem werden. Zur Finanzierung solcher Innovationswettbewerbe stößt eine Öko-Design-Richtlinie“ und zu einer „eine transparenten Kennzeich- Jahresenergieverbrauch gemäß Label, einer standardisiert festgeleg- direkte staatliche Förderung auf rechtliche Restriktionen, insbesonde- nung des Energieverbrauchs, etwa von Pkw und Produkten“. Weil es ten Lebensdauer des Produktes und einem auf nationaler Ebene fest- re das EU-Beihilferecht. Aus rechtlicher Sicht problemlos umsetzbar Bioland Landesverband aber weder Berlin noch Brüssel bisher harte verbindliche Vorgabe gelegten durchschnittlichen Energiepreis berechnet und neben dem ist jedoch eine Finanzierung aus privaten Quellen. So wurde etwa das Baden-Württemberg e.V. formulierte, gab der BUND beim Institut für Energie- und Umwelt- Kaufpreis angegeben werden. Preisgeld für das vor 20 Jahren gestartet Golden-Carrot-Programm www.bioland-bw.de forschung (ifeu) in Heidelberg eine Studie in Auftrag. Der europäische zur schnelleren Entwicklung hocheffizienter Geräte in den USA durch Top-Runner-Ansatz sei „der bislang erfolgreichste Effizienzmecha- Gutscheinprogramm: „Neue Impulse – Bestgeräte in Haushalten“ eine Gruppe von 25 Energieunternehmen finanziert. nismus der EU, heißt es darin. Gutscheine werden zur Bewerbung von Produkten der höchsten Effizienzklasse eingesetzt, wenn diese bislang noch sehr geringe Verbesserung der Marktüberwachung A+++-Förderprogramm – „Einkommensschwache Haushalte“ Marktanteile haben. Das Gutscheinsystem, das in ausgewählten Ta- Was nicht kontrolliert wird, wirkt nicht. Die EU kann zwar einen bes- Leben und Arbeiten Im Rahmen des Projektes „Stromspar-Check für einkommensschwa- geszeitungen deutschlandweit bekannt zu machen ist, bleibt zeitlich seren Rahmen für die Marktüberwachung vorgeben, aber die Um- che Haushalte“, gefördert vom Bundesumweltministerium (BMU) im begrenzt und macht in erster Linie auf Höchsteffizienzprodukte auf- setzung ist letztlich Sache der Mitgliedsstaaten, in Deutschland der im „Lieblichen Taubertal“ Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative, wurden zehntausen- merksam machen. Gutscheinprogramme adressieren den Sparwillen Bundesländer. Nach §7 des Energieverbrauchsrelevante-Produkte- de Checks durchgeführt – in einer gemeinsamen Aktion des Deut- der Bevölkerung, verbunden mit der zeitlichen Begrenzung und einer Gesetzes, der nationalen Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie, sind schen Caritasverbandes und des Bundesverbandes der Energie- und umfassenden Medienaufmerksamkeit erzeugen sie eine erhöhte Dy- diese verpflichtet, ein Marktüberwachungskonzept zu erstellen. Seit Klimaschutzagenturen Deutschlands. Nachahmer gibt es inzwischen namik. Um diese Medienaufmerksamkeit zu gewährleisten, ist beglei- mehreren Jahren tauschen sich die Bundesländer in einem Bund- -Tauber-Kreis.de auch in zahlreichen kommunalen Initiativen. Vorgeschlagen wird tend zu der Etablierung der Gutscheinaktion eine Allianz von Medien Länder-Ausschuss über die Aufgaben der Marktüberwachung aus und aufbauend auf diesem Projekt ein Förderprogramm für Kühlgeräte verschiedener Sparten zu bilden, die zielgerichtet und zeitnah über streben mittelfristig eine Arbeitsteilung an. Der Prozess ist langwierig, ausschließlich der höchsten Effizienzklasse (A+++) auszulegen. Vor- die Aktionen und Hintergrundinformationen berichtet. Die administ- weil jedes Bundesland individuelle Lösungsansätze für die Markt- aussetzung muss sein, dass Altgeräte nicht weitergegeben, sondern rative Abwicklung von Vergabe und Einlösung samt der Verhinderung überwachung verfolgt. Aktuell sind vor allem Niedersachsen, Hessen, entsorgt werden. von Missbrauch ist die größte Herausforderung des Programms. Für Nordrhein-Westfalen26 und Baden-Württemberg. Die Marktüberwa- „Mach dein Ding in Job und Freizeit“ - eine erfolgreiche Umsetzung ist es dabei wichtig, dass der Handel chung stellt grundsätzlich eine große Herausforderung dar. Hürden In intakter Natur radeln, wandern und arbeiten Effizienzwettbewerb im Handel – „Efficiency sells“ vorher auf die Gutscheinaktion vorbereitet wird, um eine Verfügbar- bei der Umsetzung der Marktüberwachung wie geringe Trefferquoten Deutschlandweit wird ein Wettbewerb etabliert, der das Energie- keit der Geräte zu gewährleisten. für Stichprobenkontrollen, Schwierigkeiten der Sanktionierung von spar-Engagement im Handel belohnt. Ausgelobt sind verschiedene No-Name-Produkten oderunterschiedliche Messqualitäten in Mess- Preiskategorien: Welcher Händler hat innerhalb einer vorgegebe- Förderprogramm: „Effizient bewegt“ laboren lassen sich nicht kurzfristig lösen. Es ist aber wichtig, dass nen Produktgruppe prozentual vom Gesamtabsatzvolumen dieser Der überwiegende Teil der Stromeffizienzpotenziale im Sektor In- überhaupt begonnen wird, eine flächendeckende Marktüberwachung Produktgruppe die meisten Produkte der höchsten Effizienzklasse dustrie und Gewerbe sind bei Querschnittstechnologien im Bereich in Deutschland aufzubauen. Dazu sind verschiedene Schritte not- verkauft?; Wo ist das Marketing- und Beratungsgesamtkonzept für der Motorsysteme zu finden, da elektrische Antriebe zu etwa 70 Pro- wendig, unter anderem die Einrichtung zuständiger Stellen in allen Hocheffizienzprodukte besonders gelungen?; Wer hat die origi- zent zum Stromverbrauch der Industrie beitragen. Insgesamt werden Bundesländern, die mit ausreichenden finanziellen und personellen nellste Marketingidee für Hocheffizienzprodukte, die – unter ande- die mit Elektromotoren in den nächsten zehn Jahren erschließbaren Ressourcen ausgestattet sind. rem – auch kleineren Handelsunternehmen und Handwerksbetriebe Stromsparpotenziale gegenüber einer Referenzentwicklung auf etwa Tourismusverband Wirtschaftsförderung “Liebliches Taubertal” Main-Tauber-Kreis zugänglich sind?. Der Wettbewerb könnte mit jährlich wechseln- 25 Terrawattstunden im Jahr geschätzt, davon knapp zwei TWh/a Langfassung der Studie: Gartenstraße 1 Gartenstraße 1 den Produktgruppen durchgeführt werden. Die Gewinner bilden die durch Einsatz hocheffizienter Motorsysteme, jeweils rund fünf TWh/a www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/energie/20120312_ Tel. 09341/82-5806 Tel. 09341/82-0 touristik@ wirtschaftsförderung@ Basis für ein Netzwerk von „Händlern energieeffizienter Produkte“ für optimierte Druckluft-, Pumpen- und Ventilatorsysteme und acht klima_energie_toprunner_studie.pdf liebliches-taubertal.de main-tauber-kreis.de www.liebliches-taubertal.de www.main-tauber-kreis.de

98 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 99 projekte

Artenschutz Schwalbenschwanz * Vogelnisthöhlen * Fledermausquartiere und Pfauenauge leicht gemacht* Schwalbennester ... * Quartiere Gebäudebrüter * Sperlingskoloniekasten Sie sind elegant, sie wecken Sehnsüchte. Viele Arten * Insektennistwände stehen auf der Roten Liste. Der BUND Baden-Würt- * Amphibienschutz * Igelkuppel temberg kooperiert im Rahmen seines mehrjährigen * Futtersäulen Naturschutzschwerpunkts "Schmetterlingsland Baden- * Vogelfutter und...und...und..... Württemberg" (www.schmetterlingsland.de) mit der Wilhelma, um Schmetterlinge – von Schwalbenschwarz KOSTENLOSEN KATALOG bis zum Pfauenauge – im urbanen Raum zu schützen SCHWEGLER GmbH und anzusiedeln, um sie ins Bewusstsein der Bevölke- ANFORDERN Vogel- & Naturschutzprodukte rung zu rücken. Und zwar über die Grenzen des eigent- Heinkelstraße 35 D-73614 Schorndorf lichen zoologisch-botantischen Gartens hinaus. Denn Fon +49 (0)7181 97745-0 der Fachbereich Parkpflege ist auch zuständig für lan- Fax +49 (0)7181 97745-49 Die GlücksSpirale [email protected] deseigene Flächen in und um Stuttgart, darunter auch www.schwegler-natur.de die großen Parks. In einem ersten Schritt haben BUND und die Wilhelma fördert Natur- geeignete Flächen identifiziert. Diese sind zentral, der Öffentlichkeit zugänglich und repräsentativ (beispiels- schutzprojekte. weise in d er Wilhelma selber, im Schlossgarten oder rund um die Württembergischen Grabkapelle, dem beliebten Stuttgarter Ausflugsziel). Der Schmetter- lingsexperte Erwin Rennwald wurde beauftragt, diese Flächen auf Schmetterlings-, insbesondere Tagfalter- vorkommen zu untersuchen und Vorschläge vorzule- gen, wie diese (noch) schmetterlingsfreundlicher be- BUND-Jahrbuch 2013 – wirtschaftet und gepflegt werden können. Etwa durch Ökologisch Bauen & Reno vie ren weniger Düngung, wenn sie seltener gemäht oder weil Mit den Themenbereichen Planung / Nahrungspflanzen gesät werden. Grundlagen, Musterhäuser, Ge bäude hülle, Wiederholungskartierungen sollen die Wirksamkeit Haustechnik und In nen raumgestaltung; dieser Maßnahmen nach Möglichkeit bestätigen. Hin- Schwerpunkt: Energie wende selber ma- weistafeln und Exkursionen informieren die Öffent- chen, Sonderthema: Urban Gardening lichkeit über das Projekt, wollen gleichzeitig zur Nach- 244 Seiten, durchgehend farbig mit ahmung motivieren. Weil Schmetterlinge die Seele zahlreichen Tabellen, Graphiken, Fotos, der Landschaft sind, erst recht der Stadtlandschaft,, Literaturverweisen und Web-Links. könnten in jeder Kommune auf diese Weise öffentliche Bestellung bei Ziel:Marketing, Grünflächen dem Arten- und Naturschutz dienen und Gerberstraße 5f, 70178 Stuttgart, die Menschen erfreuen. Tel.: 0711/9 66 95-0, Fax: 0711/9 66 95-20, [email protected] www.ziel-marketing.de Hiermit bestelle ich ___ Exemplar(e) des Ziel: Optimierung der Wiesenpflege für Schmetterlinge im ‘BUND-Jahrbuchs 2013 – Ökologisch Bauen & Renovieren’ zum Stückpreis Stadtgebiet Stuttgart von 8,90 Euro zuzügl. Versandkostenanteil von 2,00 Euro. Ort: Stuttgart in Baden-Württemberg K gegen Rechnung oder Biotoptyp: Magere Flachland-Mähwiesen verschiedener K gegen Vorkasse (V-Scheck liegt bei) Ausprägung, Wirtschaftsgrünland und Rasen Lose in jeder Firma/Institution Zielart: Schmetterlinge

Name, Vorname [jubi] Kategorien: Artenschutz, Umweltbildung, LOTTO-Annahmestelle Straße Monitoring/Forschung, Biotoppflege, Öffentliches Grün PLZ/Ort Träger: BUND Landesverband Baden-Württemberg e. V., Telefon Wilhelma Fachbereich Parkpflege BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. E-Mail Kontakt: Landesgeschäftsstelle, Christine Fabricius (Naturschutz­ Unterschrift referentin), 70178, Stuttgart, Tel: 0711 620306-14

Die Rentenlotterie, die Gutes tut. 100 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 101

AZ GS Schmetterling.indd 1 17.04.13 14:13 Impressum Fotonachweis Geberit Duschelement

Titel: Manfred Grohe (2), Barbara Lupp (1), Gergely Kispál (1), Moritz von Dungern (2), Hartmut Weinrebe (1), BUND Bildarchiv (4) Seite 6: Staatsministerium Seite 8: Angela Klein Seite 10: Ralf Stolz, BUND Bildarchiv Seite 11: Miklas Hahn Seite 12: Landtag Schöner Seite 14: Ralf Stolz Seite 15: Deutsche Umwelthilfe, Robert Lehmann Seite 16: Barbara Lupp (3) Seite 18: RainerSturm/pixelio.de Herausgeber Seite 21:Hartmut Weinrebe Bund für Umwelt und Naturschutz Seite 22: Simone Stübner, Rita Strieckmann (2), Wolfgang Friedrich, Deutschland (BUND) Dirk Mertens Landesverband Baden-Württemberg e.V. Seite 25: Gergely Kispál Duschen. Marienstraße 28 Seite 26/27: André Fellhauer (2), Miklas Hahn (2), Staatsministerium 70178 Stuttgart Seite 30: Monika Erne Telefon: (0711) 62 03 06 – 0 Seite 31: Gerhard Thielcke, Deutsche Umwelthilfe (2), BUND Bildarchiv E-Mail: [email protected] Seite 32: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft www.bund-bawue.de Seite 34: BUND Bildarchiv Texte Seite 36/37: Meinrad Schwörer (4) Dr. Brigitte Dahlbender, Thomas Giesinger, Wolfgang Seite 38/39: Manfred Grohe (2) Friedrich, Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer, Seite 40: BUND Bildarchiv Axel Mayer Seite 42: Miklas Hahn Seite 43: Gottfried May-Stürmer Redaktion Seite 44: Moritz von Dungern (2), Wolfgang Friedrich, Roman Müller, Thomas Giesinger, Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer Simon Ringwald V.i.S.d.P. Seite 47 bis 58: BUND Bildarchiv (Wir danken allen Mitgliedern, die uns Dr. Brigitte Dahlbender, Vorsitzende mit Rat und Tat und Bildern zur Seite gestanden sind) Gestaltung Seite 59/60: Rita Strieckmann, André Fellhauer (2), Thomas Giesinger, Natascha Hermann, NEULAND 33, Münsingen Miklas Hahn (2), Claudia Mocek www.neuland33.de Seite 62: Stadt Ulm Verlag Seite 64: Almut Sattelberger (3) Ziel:Marketing, Inh. Rainer Zielke Seite 67: Bioland (3) Gerberstraße 5 f, 70178 Stuttgart Seite 68: Roman Müller Tel. (0711) 9 66 95 – 0, Fax (0711) 9 66 95 – 20 Seite 70: Werner Kuhnle E-Mail: [email protected] Seite 71: Peter Gierhard Internet: www.ziel-marketing.de Seite 73: Petra Weiberg(2), Walter Kuhnle(5), Jürgen Dorn, Petra Gaugisch Seite 75: Friederike Köstlin, Druck Druckerei Memminger GmbH, 71691 Freiberg a. N. Seite 76: Oliver Decken, Ladi Oblak Umschlag: Circle matt white, 100 % Recycling, Seite 78/79: BUND Bildarchiv (3) Blauer Engel 200 g/m2 Seite 80: BUND Bildarchiv Innenteil: Circle matt white, 100 % Recycling, Seite 82: Renate Alf Blauer Engel 90 g/m2 Seite 84: Rita Strickmann(2) Seite 85: BUND Bildarchiv (2), Jürgen Noffke, Rita Strickmann, Ulrich Müller, Bestellung Thomas Heiduck BUND Landesverband Baden-Württemberg Seite 87: Miklas Hahn, BUND Bildarchiv Hauptgeschäftsstelle Seite 90/91: Manfred Grohe Mühlbachstraße 2 78315 Möggingen Seite 94: BUND Bildarchiv, André Fellhauer Für wirkliches Duschvergnügen braucht es einen perfekten Ablauf: Seite 95: Bernd Schott leistungsfähig, leise, reinigungsfreundlich und bitte nicht direkt unter Stuttgart, April 2013 Seite 96: Bernd Schott den Füßen. Das Geberit Duschelement löst diese Herausforderungen elegant.

→ www.geberit.de/duschelement-info 102 BUND Jubiläumsmagazin 2013 BUND Jubiläumsmagazin 2013 103

Anz_B2C_Duschelement_BUND_Jubi_210x280.indd 1 16.04.13 09:06 Unsere Ingenieure erfinden Watt ihr Volt.

Als Erfinder des Automobils standen wir schon immer Nummer 1. Wir sagen das in aller Bescheidenheit, denn wir ruhen etwas unter Strom. Die Geschichte des Automobils begann in Baden- uns nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit aus. Unser Antrieb ist Württemberg und wird auch hier fortgesetzt. Seitdem Carl Benz und der Motor für eine ressourcenschonende elektromobile Zukunft – Gottlieb Daimler 1886 die ersten motorgetriebenen Automobile ent- und dazu muss man eben ein wenig unter Strom stehen. Am besten, wickelt haben, ist die Welt kleiner und unsere Region größer Sie steigen schnell bei uns ein: geworden – viel größer. Heute ist Baden-Württemberg das Autoland auf www.bw-invest.de und www.e-mobilbw.de

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