ODDSET-Cup Achtelfinale
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#9 08.12.2004 Saison 2004/05 T 0,50 Euro ODDSET-Cup Achtelfinale Intro 3 Liebe Tennis Borussinnen, liebe Gäste! Tennis Borussia gegen den 1. FC Union – diese Spiel- ansetzung ist mittlerweile zu einem Klassiker geworden. Auch wenn diese Partien in der Historie beider Vereine nicht ganz an die Bedeutung anderer Derbys heranreichen – die nach dem Krieg im Westen ansässig gewordenen Veilchen stritten vor der Einführung der Bundesliga lange mit Hertha Inhalt # 9 BSC um die sportliche Führungsrolle in Westberlin, während sich die Köpenicker einige Male in der DDR-Oberliga mit 4 Stimmen zum Derby dem BFC Dynamo messen durften – so trafen TeBe und Union in den Neunzigerjahren wiederholt in der Regional- 6 Landespokal liga aufeinander. 1998 trennten sich die Wege mit dem 7 Gegner Zweitliga-Aufstieg unserer Borussia und seitdem – abgese- 8 Die TeBe-FCU-Allstars hen von einem kurzen, sportlich wenig interessanten Wiedersehen in der Regionalligasaison 2000/01 – ging man sich tunlichst aus dem Weg. Heute jedoch ist es einmal I M P R E S S U M wieder so weit: It’s derby time! Für TeBe-Trainer Gries ging ein Wunsch in Erfüllung: „Eine andere Jahreszeit wäre mir lieber gewesen, aber auch unter diesen Bedingungen ist das mein Wunschlos.“ Den heu- Herausgeber tigen Gegner hält er für „lauf- und kampfbereit und robust Tennis Borussia Berlin e. V. auftretend, wenn auch spielerisch vielleicht nicht so stark, Waldschulallee 34-42 wie man es sich selbst vorgestellt hatte“. Gegen die Hertha- 14055 Berlin Amateure hat er am Sonntag eine Union-Elf beobachtet, Tel.: (030) 306 96 10 „die ihr Spiel zunächst aus der Hand gegeben hat, sich dann aber zurückkämpfte und einen Punkt verdient gehabt Fax: (030) 302 93 47 hätte“. Unsere Chancen gegen den klassenhöheren Kontra- http://www.tebe.de henten? „Gut. Auch wenn es zuletzt bisweilen etwas holp- Redaktion rig war, bin ich davon überzeugt, dass meine Mannschaft Felix Krüger, Andreas Plumhof ein gutes Spiel abliefern wird. Und dann haben wir auch alle Chancen, zu gewinnen.“ Dabei werden aber weder Pe- mailto: ter Peschel, der hoffentlich bald wieder mit dem Lauf- Fotos training beginnen kann, noch Jens Manteufel, bei dem sich Cornelia Liesegang der Verdacht auf Bänderriss zum Glück nicht bestätigte, der aber vor der Winterpause nicht mehr spielen wird, mithel- Satz und Layout fen können. Daniel Sterl ( ) Und während Trainer und Mannschaft sich über dieses Los wohl ausnahmslos gefreut haben, so gab es unter den Fans Druck beider Seiten sicher auch solche, die sich Stern Marienfelde Druckerei Vielfalt als Achtelfinalgegner gewünscht hätten, aber auch im Pokal Rostocker Str. 13 warten früher oder später unausweichlich starke Gegner. 10553 Berlin Und außerdem: Man sieht sich immer mehr als einmal im Leben, möglicherweise sogar einmal wieder in derselben Redaktionsschluss: Liga... 06.12.04 fk 4 Stimmen zum Derby auch immer kommen. Heute wäre mal wieder Sympathien verspielt eine gute Gelegenheit, sich zu besinnen – bei Mein Verhältnis zu Union entwickelte sich fast einem fairen und sportlichen Derby. parallel zur Leidenschaft für TeBe: 1974 war Hagen Liebing, Beauftragter für Presse- und Öf- nicht nur das Jahr, in dem die Veilchen in die fentlichkeitsarbeit bei TeBe Bundesliga aufstiegen, sondern da kam auch ein Junge aus Ostberlin an unsere Spandauer Schule, der dank Willy Brandt und Grundlagenvertrag Konkurrenz belebt das endlich zu seiner in den Westen geflüchteten Geschäft Mutter ausreisen durfte. Boris kannte nicht nur die Puhdys, die ich klasse fand, sondern nahm Aufstiegsrunde im Mommsenstadion. TeBe mich auch oft mit in den Osten. Ich traf seine gegen Union. Der Ost-Klub gewinnt. Na also. Da alte Clique und fand Freunde, darunter auch hat sich das Kommen gelohnt. Besondere einen Ordner vom Schadenfreude habe ich schon damals nicht FCU. Er schrieb empfunden. Schließlich war meine erste direkte mich dort ein – Begegnung mit dem Traditionsverein Tennis Bo- „aber sag nicht, russia eher zufälliger Art. Über die Lila-Weißen dass du aus dem wusste ich relativ wenig. Die Charlottenburger Westen kommst“. taugten nicht mal als anständiges Feindbild. Da Tat ich nicht, und gab es ganz andere Vereine ... schon stand ich Die Rivalität ist geblieben, oder besser gesagt: sporadisch am wieder erwacht. Denn lange standen sich der 1. Spielfeldrand bei FC Union Berlin und Tennis Borussia nicht annä- den Eisernen (Ta- hernd auf Augenhöhe gegenüber. Erst schwebte geslohn: 5 Mark) TeBe in Sachen Finanzen, Anspruch, Spielermate- und riss außer- Union-Fan anno 1976 oder rial und Liga in anderen Sphären. Dann über- dem regelmäßig TeBe-Pressesprecher anno flügelten die Eisernen den Lokalrivalen um im Olympiastadi- 2004? Längen. 5:0 im letzten Aufeinandertreffen für on die Karten für die Köpenicker. Da konnte man als Union-Fan Tennis ab (für 10 D-Mark). nicht mal sonderlich stolz sein ob der Überlegen- Union und TeBe, das waren für mich zwei von heit. Sie war nämlich logisch. einem Schlag. Der jeweils „etwas andere Verein“ Erstmals seit vielen Jahren sind die Vorzeichen in seiner Hälfte der Stadt, immer wieder kurz auf vor dem direkten Aufeinandertreffen nun gar Schnuppernähe zur protegierten Nummer Eins, nicht so eindeutig. Wer ist Favorit? Nur eine um doch stets aufs neue abzurutschen. Interesse Spielklasse trennt beide Clubs, genau genommen und Zuneigung blieben, selbst als Studium, nur wenige fiktive Tabellenplätze liegen zwischen Mädchen und Musik kaum noch Zeit für einen dem abstiegsgefährdeten Regionalligisten 1. FC Besuch in der Försterei ließen. Bis 1993, Aufstie- Union und dem Aufstiegskandidaten aus der grunde zur 2. Liga. Ich hatte meine Freundin Oberliga. Das garantiert Span-nung, ein um- überredet mitzukommen. Radtour und Fußball- kämpftes Spiel und somit jede Menge Brisanz vergnü-gen. Das erste, was sie dort auf dem und Emotion. Nicht zuletzt diese Faktoren ma- Weg in den Gästekäfig zu hören bekam, war chen den Fußball aus. „Judenschlampe“. Die restlichen Anfeindungen Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. In- sind nicht viel geschmackvoller und zum Teil so- sofern hoffe ich, dass die Union-Fans nicht nur gar gewalttätig gewesen und vielen TeBe-Fans gewohnt treu und lautstark ihr Team unter- auch von anderen Anlässen leidlich bekannt. Das stützen sondern auch den Ehrgeiz entwickeln, hat nicht nur meiner Lady bis heute den Spaß für das Pokalspiel mehr Leute auf die Beine zu am Fußball verdorben, sondern mich auch meine stellen als der Gastgeber. Der 1. FC Union Berlin Sympathie für Union gekostet. Und das wird so wird sogar im Mommsenstadion ein Heimspiel bleiben, bis sich TeBe-Fans wieder offen und un- haben, ziemlich sicher. Für die Eisernen heißt es: bescholten in der Alten Försterei bewegen "Wir machen rüber. Dalli, dalli ..." können. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit Lars Töffling, Pressesprecher des 1. FC Union unter Nachbarn – aus welcher Windrichtung sie Stimmen zum Derby 5 ten, das erfrischende Anderssein lag mir vom Schlüsselerlebnis im Pokal ersten Spiel an. Dass Union keine Alternative Im „Heißen Herbst“ 97, als ganz Studenten- wäre, stand spätestens jetzt fest. Seitdem war deutschland streikte und ich gerade aus dem ich nie wieder in der Alten Försterei. Die Rivalität hohen Norden zum Studium nach Berlin ge- zwischen den beiden Vereinen ist immer präsent zogen war, fragte mich Kommilitone Rudi beim geblieben, dass eine wirkliche Konkurrenz noch gepflegten Nichtstun während der Fachbereichs- besteht, bezweifle ich. Unions Geschicke sind besetzungen, ob ich mich für Fußball interes- mir ähnlich gleichgültig wie die von Jahn sierte. „Klar!“ - ich war verzweifelt, wie alle Regensburg. Dennoch kribbelt es heute mehr als Erstsemester, und suchte Anschluss. Egal an bei anderen Spielen, denn hier hat für mich alles wen. Wenn ich gewusst hätte, was mein „Klar!“ angefangen. Im Pokal gegen Union. nach sich zieht, hätte ich vielleicht „Nein!“ Matze, TeBe-Fan gesagt. Rudi war Anhänger eines Vereins, dessen Namen mir nicht geläufig war. Meine Fußball- welt bestand zum größten Teil aus Bundesliga Freundschaft nein – und Europapokal, konsumiert im heimischen Wohnzimmer. Meine einzige Live-Erfahrung bis Respekt ja! dato: Oldenburg gegen Werder Bremen im DFB- Nein, Freunde werden wir nie werden. Die Fans Pokal. Dennoch ließ ich mich für das nächste von TeBe und die vom 1. FC Union Berlin. TeBe-Spiel TeBe rekrutieren, im Paul-Rusch-Pokal Warum auch? Sicher – die Probleme, die beide gegen Union. Die waren mir auch kein Begriff. Vereine hatten und haben, ähneln sich durch- Also fuhr ich am Spieltag zum Treffpunkt am aus. Beide hatten große Pläne und Visio-nen und ZOB, wo ich belächelt wurde, ausgerechnet scheiterten kläglich. Beide standen und stehen dieses Derby zu meinem Ersten Mal mit TeBe mit dem Rücken zum finanziellen Abgrund, aber erkoren zu haben. Jemand fragte mich, ob ich bis auf den zusätzlichen Fakt, dass beide auch in gut rennen könne. Ich wusste ja nicht, worauf dem recht kühlen Schatten der ollen Tante Hert- ich mich einließ. Mit gemieteten Bussen fuhren ha stehen, ist das aber auch schon alles. wir nach Köpenick, stutzig machten mich die Nein, Feinde werden wir auch nicht sein – zu vielen Vertreter der Staatsmacht. Mit quasi wenig gemeinsame Geschichte. Ich persönlich militärischen Ehren liefen wir in den Gästeblock hege einen gewissen Respekt vor dem aufrech- der Alten Försterei, einem schönen, wenn auch ten Häuflein lila-weißer, die unentwegt ihre etwas rostigen Stadion. TeBe gewann das Spiel, Mannschaft unterstützen, ja und ich mochte den ich weiß nicht mehr ob 1:0 oder 2:1. Viel Gruner, er