Faltblatt Unterseen Archaeologie

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Faltblatt Unterseen Archaeologie Die neuen Erkenntnisse im Überblick: • im Gebiet des späteren Stadtareals liegt ein früh- bis hoch­ Daten zur Geschichte mittelalterlicher Friedhof (einer Siedlung am Brückenkopf/ 1279 erhielt Berchtold III. von Eschenbach-Oberhofen Fährübergang?), vom deutschen König Rudolf I. von Habsburg die • der heutige Stadtplan (Parallelogramm von 100x 150 m) ist Erlaubnis, die Stadt Unterseen zu bauen. Mit dieser Unterseen – der ursprüngliche, königlichen Baubewilligung waren der Aareübergang • entlang der Stadtmauer bestand im Innern kein Freiraum zwischen dem Thuner- und dem Brienzersee sowie archäologisch gesehen (kein sog. Pomerium); bereits erste Stadthäuser lehnten die Strassen zu den Alpenpässen (Brünig-, Joch-, direkt an die Wehrmauer, Stadtmauer mit Fenstern, Susten- und Grimselpass) unter Kontrolle der Zen­ • die Linie Schloss/Habkerngässli bildete die Hauptachse, tralgewalt, beziehungsweise der Habsburger. • neben den beiden Toren lagen die bedeutendsten massiven 1337 tritt Unterseen unter den Schutz von Bern. Steinbauten (Handelshäuser, Sitz von Ministerialen), 1364 Erster überlieferter Stadtbrand. Klage der Burger von • die Parzellen waren von Anfang an unterschiedlich gross, Unterseen, weil sich das Kloster nicht bemüht habe, • häufigste Bauform ist die sog. Dominobauweise (kombinierte ein Feuer zu löschen, das demzufolge auf die Stadt Holz-Steinbauten wie in hochalpinen Alphütten-Siedlungen), übergesprungen sei und grossen Schaden angerich­ • die Korridore zwischen Stadtmauer und Stadtplatz (sog. tet habe. «Torisgänge») sind Ergebnis der jüngsten baulichen Ent­ 1386 Unterseen wird bernisch. wicklung, kein Element des Mittelalters. 1470 Zweiter Stadtbrand. Es wird bestimmt, dass man die Häuser an die Ringmauer stellen und in der Mitte einen Platz für ein Kaufhaus frei lassen soll. Der Archäologiekeller 1528 Reformation: Aufhebung des Augustiner Chorherren­ Der 1999 wiederentdeckte Keller des ehemaligen Hauses stiftes von Interlaken. Kirch gasse 9 entstand 1495 oder kurz danach. Er wurde bis zum Abbruch des Hauses 1952 benutzt und anschliessend mit Schutt aufgefüllt. Archäologische Grabungen und Bauunter­ Dank dem Entgegenkommen der Einwohnergemeinde und suchungen der Architekten konnte der Keller erhalten und als Archäo­ logie raum zugänglich gemacht werden. 1973: Alterssiedlung Obere Gasse; 1977: Kanalisationsarbeiten zwischen Beatenbergstrasse und Kirchgasse; 1978: Sondie­ rung Stadthausplatz; 1985: Kirche; 1986–87: Obere Gasse 42; Die Bodenvitrine 1987: Habkerngässli/Beatenbergstrasse; 1990: Stadthaus; Im mittleren Haus des Westabschlusses wurde 1994 ein 1991: Untere Gasse 19/Under de Hüsere 18; 1992: Mühlegässli 1; Keller mit sorgfältig verlegter Pflästerung wiederentdeckt, 1994/95: Grabung Häuserzeile Westabschluss; 1998–2000: der im (2003 im Bau befindlichen) Geschäftslokal des Erd­ Grabungen und Bauanalysen Häuserzeile Ostabschluss. geschosses als Bodenvitrine konserviert wurde. Der Fundort ist während den Geschäftszeiten öffentlich zugänglich. Der Keller des ehemaligen Hauses Kirchgasse 9 wird in den Neubau integriert. Konzept/Gestaltung: Architektur: Mario Campi architetto fas e asso­ ciati sa, Lugano. – Archäologische Grundlagen: Regula Glatz, Daniel Gutscher ADB. – Grafische Gestaltung: Eliane Schranz, Max Stöckli ADB. Literatur: Peter Eggenberger, Susi Ulrich-Bochsler, Unterseen, Die reformierte Pfarrkirche. Die Ergebnisse der archäologischen For­ 12 Sekunden aus der Geschichte. schungen von 1985 (mit Ergänzungen von 1998/2000), Archäologie in Unterseen Band 1, Monografien des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, Bern 2001. – Daniel Gutscher / Barbara Studer, Gegner Archäologischer Dienst des Kantons Bern am Rande: Kleinstadtgründungen, in: Rainer C. Schwinges / Charlotte Service archéologique du canton de Berne Gutscher (Hrsg.), Berns mutige Zeit – Das 13. und 14. Jahrhundert neu Eigerstrasse 73 Telefon 031 633 55 22 entdeckt (Berner Zeiten 2), Bern 2003, S. 186–194. 3011 Bern/ Berne Telefax 031 633 55 20 © ADB / Daniel Gutscher, Regula Glatz, Max Stöckli E-mail: [email protected] www.be.ch/archaeologie N Unterseen und Umgebung «Bödeli» bezeichnet das Delta zwischen dem Thuner- und dem Brienzersee, welches durch die Schwemmkegel der beiden Flüsse Lombach und Lütschine gebildet und durch die Aare 170 800 planiert und durchfurcht wurde (siehe Übersichtskarte). Über seine Besiedlungsgeschichte ist bisher nur wenig bekannt. 0 20m Die verkehrsgünstige Lage zu wichtigen Alpenpässen sicherte eine frühe Besiedlung. Belege sind ein römisches Gräberfeld (2. / 3. Jahrhundert) an der Baumgartenstrasse 1 ausserhalb 1 des Stadtgebietes und ein frühmittelalterliches Gräberfeld 15 (7.– 12. Jahrhundert) im Nordwesten der späteren Stadt 2. 5 Vor der Stadtgründung – seit karolingischer Zeit? – sicherte das 3 i 4 Kloster Interlaken (älteste Urkunde datiert 1133) das Bödeli. 2 Der Erblehensvertrag von 1280 zwischen dem Augustinerklos­ 9 2 ngässl 3 ter Interlaken und den Freiherren von Eschenbach regelte die 11 1 Kirchgasse 13 er Interessenkonflikte zwischen den beiden Parteien: Land-, 17 1 Weg- und Fischereinutzungsrechte, welche bis dahin alleine Habk 1 dem Kloster gehörten. 3 Kreuzgasse 5 6 Ringgenberg 2 1 4 Goldswil ­ R 3 Z E N E 22 I E S E B R 5 e Aare Aar 26 2 h UNTERSEEN ac Kloster Interlaken e b 2 7 m 2 o 28 ss L a Stadthaus 4 Bönigen G 1 30 9 ere 6 34 b 170 700 O Siechenhaus 11 e 36 in h c Weissenau ts 38 Galgen ü L 13 40 Hüsere R­ Untere Gasse 12 NE 42 T HU Unspunnen 15 E E Stedtli S Gsteig Under de Wilderswil 17 14 Übersichtskarte mit den archäologischen Fundstellen. 16 44 19 18 2 21 Archäologie in Unterseen Müligasse 1 In Unterseen wurde vom Archäologischen Dienst des Kantons nach 1279 Bern bis heute rund ein Fünftel der Fläche innerhalb der 1 Stadtmauern untersucht. Das Städtchen zählt deshalb zu den 13./14. Jh. Schloss bestuntersuchten Stadtgründungen des 13. Jahrhunderts. Weil 14./15. Jh. 2 mehrere neben einander liegende Parzellen untersucht werden konnten, sind die Ergebnisse von gesamtschweizerischer 15./16. Jh. 631 500 631 Neuzeitlich 6 Be deutung und zeigen interessante Fakten zur Stadtentwick­ 3 lung im voralpinen Raum. 1 4 0 0.
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