Junge Wilde« – Vilde Frang Mittwoch, 01.10.2014 · 19.00 Uhr
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»junge wilDe« – vilDe frang Mittwoch, 01.10.2014 · 19.00 Uhr KONZERTHAUS DORTMUND VILDE FRANG VIOLINE KIRILL TROUSSOV VIOLINE MAXIM RYSANOV VIOLA GUY BEN-ZIONY VIOLA LÁSZLÓ FENYO˝ VIOLONCELLO EDUARD KUNZ KLAVIER Abo: Solisten III – Junge Wilde In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E 4I5 Maurice Ravel MAURICE RAVel (1875 – 1937) Klaviertrio a-moll (1914) Modéré Pantoum. Assez vif Passacaille. Très large Final. Animé JOHANNES BRAHMs (1833 – 1897) Streichquintett Nr. 2 G-Dur op. 111 (1890) Allegro non troppo ma con brio Adagio Un poco allegretto Vivace ma non troppo presto – Pause ca. 20.05 Uhr – CÉSAR FRANCK (1822 – 1890) Quintett für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello f-moll (1879) Molto moderato quasi lento – Allegro Lento, con molto sentimento Allegro non troppo ma con fuoco – Ende ca. 21.10 Uhr – Einführung mit Ulrich Schardt um 18.15 Uhr im Komponistenfoyer Nach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich 6I7 PROGRAMM 8I9 KURZ VOR DEM KONZERT den Exotismus und integriert das besondere Metrum einer malayischen Poesieform in seine KAMMERMUSIK MIT UND OHNE KLAVIER aufwühlende und jederzeit steigerungsfähige Kompositionssprache; dies ist die Welt seines Balletts »Daphnis et Chloé« – nicht die schlechteste. Der dritte Satz überrascht als strenge Die Vielfalt kammermusikalischer Klangentfaltung zeigt sich heute in Ravels an Clarté, Passacaglia – Ravel ist mit den altüberlieferten Formen noch nicht fertig. Er weiß sie modern Exotismus und rhythmischer Raffinesse reichem Klaviertrio, Brahms’ kraftvoll und gleichzei- zu bespielen, jederzeit mit inwendiger Feinheit der Sprache ausgestattet. Der letzte Satz wird tig fein strukturiertem Streichquintett und der Monumentalromantik des Klavierquintetts von von zwei Themen dominiert, die vom Klavier angeführt werden. Raffinement bestimmt auch César Franck. Kontrastreicher könnten Klangvorstellungen dreier Romantiker nicht komponiert das Metrum, einen 5/4-Takt, der in der Durchführung zum 7/4-Takt erweitert wird, bevor das sein. Werk im Schlussspurt wieder zum 5/4-Takt zurückkehrt. Die Musik gipfelt in einem drama- tischen Finale – für Wirkung hat Ravel ein Händchen. RÜCKKEHR DES KLAVIERTRIOS MAURICE RAVEL KLAVIERTRIO A-MOLL WALZER UND CSÁRDÁS JOHANNES BRAHMS STREICHQUINTETT NR. 2 G-DUR OP. 111 »Seit vorgestern diese Sturmglocke, diese weinenden Frauen und vor allem der grauenhafte Enthusiasmus der jungen Leute [...] Sie glauben, ich arbeite nicht mehr? Ich habe nie so viel Der norddeutsche Wahlwiener Brahms schreibt sein zweites Streichquintett 1890 in der Som- mit einer verrückteren und heroischeren Wut gearbeitet.« Der Beginn des Ersten Weltkriegs merfrische von Bad Ischl. Eine Zeitlang hält der Komponist die Komposition op. 111 für seine und die von Ravel formulierten Gedanken dazu finden im Klaviertrio musikalisch keinen letzte – nicht zutreffend, aber auch nicht ohne Grund: »Viel zerrissenes Notenpapier habe ich Widerhall. Vielmehr umfängt uns das Thema des ersten Satzes träumerisch und einschmei- zum Abschied von Ischl in die Traun geworfen«, schreibt Brahms an seinen Verleger Sim- chelnd melodiös. Tastend, vorsichtig nähert sich Ravel der Gattung, die nach immerhin 16-jäh- rock. Bei welcher Opuszahl wäre dieser Johannes Brahms wohl im Jahre 1890 angekommen, rigem Schweigen mit diesem Werk aus dem Jahre 1914 wieder Einzug in die französische wenn er nicht sein Leben lang Kompositionen in die Wien, die Oos, die Traun, den Wörthersee Kammermusik hält. und sonstige nasse Elemente befördert hätte? Die Kehrseite der (übertriebenen) Selbstkritik des Hamburger Rauschebarts ist: Qualität – pure Qualität. Und so setzt Brahms mit seinen Ravel bricht mit diesem Klaviertrio eine unproduktive Periode in seinem Komponistenleben Streichquintetten Monolithen romantischer Klangkultur und einzigartige Werke formaler Kom- auf. Nach den »Valses nobles et sentimentales« (1911) und den »Trois poèmes de Mallarmé« positionsfertigkeit in die Zeit. Nach Mozarts überragenden Vorgängerwerken aus der Klassik‚ (1913) sucht der Komponist nach seinem weiteren Weg. Wo soll die Harmonik hinführen? ebenfalls Spätwerke, schafft Brahms einen neuen Maßstab. Die Brahms-Gönnerin und Freundin Welche Formsprache ist zeitgemäß? Im zweiten Satz ›Pantoum‹ wählt Ravel den Ausweg in Elisabeth von Herzogenberg hält das zweite Streichquintett für noch schöner und reicher im Vergleich zum ersten Gattungsbeitrag. Die Uraufführung erklingt am 11. November 1890 durch das Rosé-Quartett in Wien. Mieten Sie das Essex EUP-111 bei uns für nur Eine schwankende Bewegung im 9/8-Takt eröffnet den ersten Satz des Quintetts; eine 50 € Cello-Kantilene schwingt sich konzertant empor und muss sich gegen dichte Geigen- und im Monat. Bratschenakkorde behaupten. Der Uraufführungscellist kapituliert vor diesem anspruchsvollen Klaviere & Flügel im Konzerthaus Einstieg, und der Geiger, Freund und Kompositionsberater Joseph Joachim empfiehlt Brahms eine Abänderung, die der Komponist auch umsetzt. Bei der Veröffentlichung des Werkes greift Brückstraße 21 · Dortmund · Telefon (0231) 2 26 96-145 · www.steinway-dortmund.de Brahms aber auf die Ursprungsidee zurück. Die Akkordballungen und harmonischen Gebirge werden von einem charmanten »Bratschen- und Geigenwalzer« abgelöst: Brahms zeigt sich von einer eleganten und leichten Seite. Der 10 I 11 WERKE Satz wird von einer thematischen Verarbeitung dominiert, die den Romantiker als Großmeister der Durchführung ausweist. All dies geschieht aber nicht aus formalem Eigennutz, sondern aus dem unbändigen Kompositionswillen heraus, Variantenvielfalt und Ideenentwicklung mit roman- tischer Expressivität zu verbinden. Das Streichquintett erscheint in einem Klanggewand, in dem die Violinen und der tiefe Streichersatz aus Violen und dem oft konzertanten Violoncello ein Gleichgewicht bilden, das geradezu orchestral anmutet. Wenn der Biograf Max Kalbeck bei diesem Werk von »Brahms im Prater« spricht, erscheint dies vielleicht ein wenig überzeich- net – von dunklem deutschem Nebel ist jedoch nichts zu hören. Licht und zärtlich erscheinen die Streicherlinien dagegen oft. Das Adagio ist ein Variationensatz im Trauergestus, den Brahms zurückhaltend und fein entwickelt. Den dritten Satz hat Brahms als g-moll-Ländler mit einem zarten G-Dur-Trio kom- poniert. Nur bei ihm klingt Moll derart wenig betont traurig, sondern vielmehr als natürliche und notwendige musikalische Empfindung. Dass Brahms die kunstvolle Verarbeitung von Tanzformen liebt, zeigt sich im vierten Satz, in dem der ungarische Csárdás eine komposi- torische Veredlung erfährt, die zwar komplex kontrapunktisch überhöht erklingt – aber das rhythmische Element und dessen Sogkraft haben jederzeit die Oberhand. MONUMENT FÜR FÜNF INSTRUMENTE CÉSAR FRANCK QUINTETT FÜR KLAVIER, ZWEI VIOLINEN, VIOLA UND VIOLONCELLO F-MOLL César Franck schreibt sein Klavierquintett in der Zeit des französischen »Kammermusikauf- bruchs« 1878/79. Camille Saint-Saëns hatte 1875 sein Klavierquartett komponiert und damit ein Vorbild geschaffen; darüber hinaus verhalf er der neuen französischen Generation der Romantiker zu einer Klangbühne mit der von ihm gegründeten Societé Nationale de Musique. Und doch lagen Deutschland und Frankreich kompositorisch in den Zeiten der 2. Republik nicht so weit auseinander, wie von dem einen oder anderen patriotischen Musiker vielleicht gewünscht oder erträumt. César Francks Klavierquintett beginnt mit einer großen Trauergeste in den Streichern, bevor das Klavier ein versonnenes Solo erklingen lässt. Die Klänge des ersten Satzes werden – ty- pisch für einen Orgelkomponisten – erst einmal sauber registriert. Die Gegenüberstellung von Klaviersatz und Streichquartett erzielt eine Spannung, die Franck erst durch eine allmähliche und fast zögerliche Verschmelzung der kontrastierenden Klangwelten auflöst. Harmonik und Modulationen triumphieren im ersten dramatischen Satz und erinnern an das prominenteste Werk des französischen Romantikers, seine d-moll-Sinfonie. Chromatik ist das unverkenn- bare und typische Gestaltungsmerkmal des Orgelromantikers, der – hier Brahms nicht un- 12 I 13 WERKE ähnlich – den sinfonischen Anspruch in der Gattung Kammermusik neu definieren will. Klavier Capuçon setzen also diese Tradition der französischen Streicherschule fort und bringen Ravel und Streichern werden maximale Klangentfaltung und Akkordreichtum verordnet, um dieser gemeinsam mit dem Pianisten Frank Braley mit Clarté zum Leuchten – dies ist die Musik der Instrumentenkombination die große Bühne zu bereiten. Der intime Rahmen des Salons hat Capuçons (Warner Classics). endgültig ausgedient. Die Kammermusik wird gleichsam sinfonisch veredelt und repräsentiert den französischen Anspruch, neben der Grand Opéra und der Orgelmusik auch auf diesem Brahms’ dunkle Klangwelten sind bei den Großmeistern des Alban Berg Quartetts in aller- Gebiet Kompositionsgeschichte zu schreiben und einer bisher in Frankreich unterrepräsen- besten Streicherhänden: klare Strukturen, transparente Bratschenklänge (2. Viola Hariolf tierten Gattung einen gebührenden Platz zu verschaffen. Dem Drama des ersten Satzes folgt Schlichtig) und eine überlegene Formendisposition. Die neue Quartettgeneration des Belcea eine geheimnisvoll gespannte Endloskantilene des zweiten Satzes; alles unterwirft Franck Quartetts, verstärkt um den Bratscher des Alban Berg Quartetts Thomas Kakuska