DÖW DOKUMENTATIONSARCHIV DES ÖSTERREICHISCHEN WIDERSTANDES

FOLGE 212 Mitteilungen AUGUST 2013 VERHAFTET WEGEN SPIONAGE UND ANTISOWJETISCHER PROPAGANDA DÖW-Forschungsprojekt über österreichische Opfer der stalinistischen Repressionen

Die jüngste DÖW-Publikation „Ein Paragraf wird sich finden“. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis 1945) von Barry McLoughlin und Josef Vogl wurde am 19. Juni 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt. Dokumentiert sind hier die Lebenswege von 769 Ös- terreicherInnen, die bis Kriegsende 1945 von der stalinistischen Verfolgung in der Sowjetunion betroffen waren. In Vorbereitung ist ei- ne Datenbank mit Angaben zu den bisher ermittelten Opfern, die auf der Website des DÖW abrufbar sein wird. DÖW-Mitarbeiter und Ko-Autor Josef Vogl beschreibt Projekt und Publikation.

In den 1920er- und 1930er-Jahren lebten Nicht berücksichtigt wurden Kriegsgefan- Überfalls auf die Sowjetunion, einen wei- Tausende Österreicher in der Sowjetunion: gene des Zweiten Weltkriegs und jene ös- teren Höhepunkt; unter den an diesem Tag Ehemalige Kriegsgefangene blieben frei- terreichischen Juden, die als Opfer der so- verhafteten „Deutschen“ befanden sich willig und gründeten eine Familie. In den genannten Nisko-Transporte 1939 in das 30 Österreicher. Jahren der Weltwirtschaftskrise emigrier- „Generalgouvernement“ deportiert wur- Einen Sonderfall stellen vier noch vor ten zahlreiche Arbeitslose in die Sowjet- den und dort über die Grenze in die So- Kriegsende 1945 auf österreichischem union, Techniker und Ingenieure wurden wjetunion flüchteten oder von der SS über Staatsgebiet verhaftete NKVD-Mitarbei- von sowjetischer Seite sogar aktiv ange- die Grenze gejagt wurden. terInnen dar: Ernst Kernmayer, Gregor worben. Kommunistische Funktionäre Verhaftungen von Österreichern in der Kersche, Hildegard Mraz und Aloisia wurden von der Partei zu Schulungszwe- Sowjetunion gab es in den 1920er-Jahren Soucek waren als sowjetische Agenten cken nach Moskau entsandt. Einige Kom- nur in Einzelfällen. Als 1935 die Verfol- 1943 ins Deutsche Reich eingeschleust munisten ließen sich von sowjetischen gung von Ausländern im großen Stil be- worden. Sie fielen der Gestapo in Wien in Geheimdiensten anwerben und brachten gann, waren auch 32 Österreicher betrof- die Hände, überlebten aber die Haft. Nach sich, als sie Aufdeckung befürchteten, in fen. Das Gros der Verhaftungen entfiel je- der Befreiung Wiens meldeten sie sich der Sowjetunion – wie sie dachten – in Si- doch auf die Zeit des Großen Terrors, als zum Dienst bei der Roten Armee. Wegen cherheit. Schließlich flüchteten nach dem 1937/38 fast 500 Österreicher verhaftet „Landesverrats“ wurden sie zur Zwangs- Februar 1934 etwa 750 Schutzbündler wurden. Die Verhaftungswelle erreichte arbeit verurteilt und in den Gulag depor- über die Tschechoslowakei in die Sowjet- am 22. Juni 1941, dem Tag des deutschen tiert. Ernst Kernmayer und Hildegard union. Das vom Zukunftsfonds und vom Jubi- läumsfonds der Nationalbank unterstützte Forschungsprojekt des DÖW behandelt Barry McLoughlin / Josef Vogl das Schicksal jener ÖsterreicherInnen, die „... Ein Paragraf wird sich finden“ bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetunion Opfer der stalinistischen Gedenkbuch der österreichischen Repressionen wurden, indem sie verhaftet, Stalin-Opfer (bis 1945) gefoltert, in Zwangsarbeitslager eingewie- sen oder erschossen wurden. Erfasst wur- Mit einem Vorwort von den Personen, die einen engen Bezug zum Bundespräsident Heinz Fischer Staatsgebiet der Ersten Republik hatten, auch wenn einige formal nicht österreichi- Dokumentationsarchiv des sche Staatsbürger waren. österreichischen Widerstandes Festgestellt wurden bisher 769 Fälle von Verhaftungen, 185 davon betrafen Schutz- Wien 2013, 622 Seiten bundemigranten. Die zahlenmäßig größte EUR 24,50 Opfergruppe sind die 221 Wirtschaftsemi- granten. 89 Personen gelangten als KP- ISBN 978-3-901142-62-8 Anhänger in die Sowjetunion. Unter den erfassten Verhafteten waren 65 Frauen. 2 Mitteilungen 212

Mraz konnten nach dem Tod Stalins nach Österreich zurückkehren. Auch Gregor Kersche überlebte seine zehnjährige Gu- laghaft, während Aloisia Soucek 1948 in einem Lager in der Republik Komi (im Gregor Kersche und Nordosten des europäischen Teiles der Hildegard Mraz (rechts) über- Sowjetunion) zugrunde ging. lebten die Gulaghaft. Aloisia Meist wurden die Verhafteten mit dem ab- Soucek (unten) starb 1948 in surden Vorwurf der „Agententätigkeit“ für einem sowjetischen Lager. Österreich, Deutschland oder fallweise an- Fotos rechts: Wiener Stadt- und dere Länder konfrontiert, der in keinem Landesarchiv einzigen Fall belegt ist. Oft wurde zusätz- Foto unten: Staatsarchiv der lich der Vorwurf der „antisowjetischen Russischen Föderation (GARF) Agitation“ erhoben, wofür schon die ge- ringste – praktisch immer gerechtfertigte – Kritik am System ausreichte, wenn sich ein Denunziant fand. Etwa ein Drittel der Verhafteten wurde zum Tode verurteilt und erschossen, mehr als 80 weitere Ös- terreicher kamen in der Haft ums Leben. Von den zu Zwangsarbeit im Gulag verur- teilten Häftlingen überlebten 82 ihre Frist, was aber nicht immer volle Freiheit be- deutete: während des Zweiten Weltkriegs wurden kaum Häftlinge freigelassen. Wer nach Kriegsende endlich freikam, wurde nicht selten mit Aufenthaltsverbot in gro- ßen Städten belegt oder lebenslang nach auf den Bündnispartner spielten die kana- Sibirien verbannt. An die 100 Verhaftete dischen Behörden nicht mit und lieferten wurden nach oft jahrelanger Untersu- die vier verhinderten Agenten an die Sow- chungshaft freigelassen und in der Folge jetunion aus. Die Sonderberatung, ein meist ausgewiesen. 92 Personen wurden außergerichtliches Organ, fällte ein für die nach dem Hitler-Stalin-Pakt aus der Un- damaligen Verhältnisse eher mildes Urteil: tersuchungshaft oder dem Straflager ent- Das vor Kurzem erschienene Gedenkbuch zehn Jahre Lagerhaft wegen „Landesver- lassen und an die Gestapo ausgeliefert, da- der österreichischen Stalin-Opfer „... Ein rats“. Dass keiner der vier sowjetischer runter waren auch Juden und Kommunis- Paragraf wird sich finden“ enthält eine Staatsbürger war, ließ man außer Acht. ten. ausführliche Einleitung über Politik und Wilhelm Wagner und Albin Mayr kehrten Wirtschaft der Stalin-Ära (bis 1945) und später nach Österreich zurück. Hildegard Dass die Urteile politisch bedingt waren, geht auf Ursachen, Verlauf und Opfer des Wagner blieb freiwillig in der Sowjet- beweist auch die noch vor dem 20. Par- Terrors ein. Umfangreichere Beiträge sind union und Anton Barak starb 1944 im teitag der KPdSU im Jahre 1956 eingelei- besonders interessanten Gruppen von Op- Gulag. tete Rehabilitierungswelle: soweit Doku- fern gewidmet. Das Schicksal des „Pick- mente dazu vorliegen (was eher selten ist), axe Coffee-Teams“ etwa könnte einem Frauen von Verhafteten fielen nicht selten kann man feststellen, dass die früh unter- Agenten-Thriller entnommen sein: Vier der Sippenhaftung zum Opfer und wurden suchten Fälle gründlich bearbeitet wurden, Österreicher – darunter eine Frau – im als Angehörige von „Volksverrätern“ zu sogar Zeugen der Anklage gegenüber dem Dienste des NKVD sollten über „Ost- Lagerhaft und Verbannung verurteilt. KGB zu ihren seinerzeitigen Aussagen er- mark“-Gebiet mit Fallschirmen absprin- Kajetan Klug lernte als Gendarm in Bad neut Stellung nehmen mussten. Fallweise gen und in Wien ein Agentennetz aufzie- Aussee die Krankenschwester Maria wurde festgestellt, dass die angeblichen hen. Dazu bedurfte es der Zusammenar- Schmidt kennen, die als Fürsorgerin in „deutschen Spione“ im Deutschen Reich beit mit der britischen Guerilla- und Sabo- Linz arbeitete. Die beiden heirateten 1920 als gefährliche Staatsfeinde zur Verhaf- tageorganisation Special Operations Exe- und hatten zwei Söhne. Wegen Verwick- tung ausgeschrieben waren. Rehabilitie- cutive (SOE), weil die sowjetischen Flug- lung in die Februarkämpfe 1934 und Tä- rungen wurden im Allgemeinen nur dann zeuge wegen der weit im Osten verlaufen- tigkeit für den Kommunistischen Jugend- abgelehnt, wenn über eine Person keine den Front das Zielgebiet bei Wien nicht verband flüchtete Kajetan Klug im Sep- Unterlagen auffindbar waren. Allerdings erreichten. Die vier NKVD-Agenten, alle tember 1934 nach kurzer Haftzeit in Linz erhielten die rehabilitierten Personen, so- aus Wien stammend, verweigerten jedoch in die Tschechoslowakei, wohin ihm seine fern sie überhaupt überlebt hatten, meist wegen mangelhafter Vorbereitung des Frau Maria mit den Kindern bald folgte. keinen oder nur einen geringen Schaden- Unternehmens (beispielsweise waren die Im September 1935 konnte die Familie in ersatz zugesprochen. Einigen nach Öster- Dokumente leicht als Fälschungen erkenn- die Sowjetunion emigrieren, wo Kajetan reich zurückgekehrten Opfern wurde von bar) den Absprung und versuchten, sich Klug Probleme mit dem Schutzbundkol- sowjetischer Seite mitgeteilt, Entschädi- auf der Rückreise in die Sowjetunion lektiv und der für die Betreuung der gungen seien nur für sowjetische Staats- durch Flucht nach Kanada dem Zugriff Schutzbündler zuständigen Organisation bürger vorgesehen. des NKVD zu entziehen. Aus Rücksicht MOPR bekam. Im April 1936 wurde er August 2013 3 verhaftet und wegen „konterrevolutionärer Republik abkommandiert. Dort wurde rung im Dezember 1918 zog er sich für trotzkistischer Tätigkeit“ zu fünf Jahren zuerst Gisela Lichtensteins Lebensgefähr- kurze Zeit in seine Heimatstadt Friedek Lagerhaft verurteilt. Nach der Haftentlas- te, der Deutsche Erich Beyer, verhaftet; im (Österreichisch-Schlesien) zurück, ließ sung erreichte er mit Glück wenige Tage August 1936 wurde sie dann selbst festge- sich dann von der galizisch-ukrainischen vor dem deutschen Angriff die deutsche nommen. Nach fast vier Jahren Untersu- Armee der Westukrainischen Volksrepu- Botschaft in Moskau und wurde mit dem chungshaft wurde Gisela Lichtenstein blik anwerben. Als seine Einheit in die deutschen Botschaftspersonal evakuiert. 1940 wegen „Mitgliedschaft in einer Sa- Gefangenschaft der Roten Armee geriet, Seine Frau Maria Klug nahm zusammen botageorganisation“ und „antisowjetischer lief sie geschlossen zum Feind über. Ab mit den Kindern bald nach der Verhaftung Agitation“ zu acht Jahren Lagerhaft verur- 1920 war Lobkowitz Stabschef einer Bri- ihres Mannes die sowjetische Staats- teilt, die im Berufungsverfahren auf fünf gade der Roten Armee. Später trat er in bürgerschaft an. Eine Ausreise oder eine Jahre reduziert wurden. 1952 wurde den militärischen Geheimdienst ein und Intervention der österreichischen Gesandt- Gisela Lichtenstein wegen der gleichen übernahm die Leitung einer Militärschule. schaft war daher ausgeschlossen. Maria Vorwürfe zur Verbannung an die Kolyma, Wegen „Spionage für Deutschland“ wurde Klug wurde im September 1941 verhaftet ein unwirtliches Gebiet im Nordosten der Wilhelm von Lobkowitz im Oktober 1937 und wegen Spionage und antisowjetischer Sowjetunion, verurteilt. Sie wurde 1957 verhaftet, im Jänner 1938 zum Tode verur- Agitation zu zehn Jahren Lagerhaft verur- rehabilitiert. teilt und im Februar 1938 in Butovo bei teilt. Sie starb 1943 in einem Lager in Gisela Lichtensteins Cousin Josef Moskau erschossen. Kasachstan. Wilhelm Klug, der ältere Lichtenstein absolvierte ein Realgymna- Sohn, besuchte in Moskau die deutsch- sium in Graz. Er lebte einige Jahre in sprachige Karl-Liebknecht-Schule, arbei- Frankreich, übersiedelte dann 1928 nach tete dann als Elektroschweißer. Er und Berlin, wo er 1930 Mitglied der KPD wur- zwei weitere Österreicher, die im gleichen de. 1932 gelangte er mit einem Touristen- Emigrantenheim in Moskau wohnten, visum in die Sowjetunion, wo ihm ein Be- wurden am 16. März 1938 verhaftet. kannter einen Arbeitsplatz verschaffte. Wilhelm Klug wurde beschuldigt, der in 1937 verhaftet, wurde er wegen „betrüge- Moskau operierenden faschistischen „Hit- rischer Einreise“ und „konterrevolutionä- lerjugend“ anzugehören, einer Spionage- rer Tätigkeit“ für eine zionistische Spio- organisation, die der Phantasie der nageorganisation zum Tode verurteilt und NKVD-Offiziere entsprungen war. Er wenig später in Butovo bei Moskau er- wurde stundenlang geschlagen, bis er ein schossen. Sein Bruder Max Lichtenstein Geständnis ablegte, dann wegen „konter- machte eine technische Ausbildung in revolutionärer Tätigkeit“ zu acht Jahren Graz und gehörte in den 1920er-Jahren ei- Lagerhaft verurteilt. 1946 wurde Wilhelm ner zionistischen Jugendorganisation an. Klug entlassen, 1955 rehabilitiert – doch Max Lichtenstein schloss sich einer Dele- seine Ersparnisse und anderen Besitz be- gation des Bundes der Freunde der Sow- kam er nicht zurück. Der Besitz war ver- jetunion an und gelangte auf diese Art und schwunden, das Geld war angeblich seiner Weise in die Sowjetunion. Da er in Öster- Frau ausgehändigt worden. Die sowjeti- reich bereits längere Zeit arbeitslos war, schen Staatsorgane stießen sich nicht dar- blieb er in Moskau und suchte sich eine an, dass Wilhelm Klug bei seiner Verhaf- Arbeit, die er als Techniker in einem Elek- Felix Frankl, um 1951 tung erst 17 Jahre alt und gar nicht verhei- trogerätebetrieb auch fand. Verhängnisvoll Foto: Zentrales Aerohydrodynamisches ratet war. Der jüngere Sohn der Familie, wurde für Max Lichtenstein, dass er eine Institut, Moskau (CAGI) Arnold Klug, galt ab 1941 als verschollen. Bekannte seines Bruders aus Deutschland Er war vom Direktor eines Waisenhauses (Eva Schneider), obwohl er sie nicht kann- adoptiert worden und hatte einen russi- te, als seine Frau ausgab und auf diese Karriere in der Sowjetunion machten eini- schen Namen bekommen. Erst in den Weise 1934 ihre Einreise in die Sowjet- ge österreichische Physiker. Felix Frankl, 1960er-Jahren konnte Arnold Klug wieder union ermöglichte. Das KPD-Mitglied geboren 1905 in Wien, stammte aus einer den Kontakt zu den überlebenden Fami- Eva Schneider wurde 1937 als Trotzkistin wohlhabenden jüdischen Familie. Er emi- lienmitgliedern herstellen. verhaftet. Max Lichtenstein wurde eben- grierte bereits 1929 in die Sowjetunion. falls 1937 festgenommen, es wurden ihm Einerseits war er seit 1928 Mitglied der Gisela Lichtenstein aus Graz überwarf Mitgliedschaft in einer zionistischen Ju- KPÖ, andererseits war er in Schlägereien sich mit ihren konservativen jüdischen El- gendgruppe in Graz und die Unterstützung mit rechtsgerichteten Studenten verwi- tern und emigrierte als Kommunistin 1934 im Fall Eva Schneider zur Last gelegt. ckelt und außerdem pflegte er Kontakte zu nach Char’kov, wo bereits ihre ältere Auch hatte er versäumt, die Erlaubnis der russischen Physikern und Mathematikern. Schwester Elsa lebte, die mit dem polni- KPÖ zur Emigration einzuholen. Gegen In Moskau beschäftigte sich Frankl an schen Revolutionär Josef Beiser-Barski, Jahresende 1937 wurde Max Lichtenstein verschiedenen Instituten mit der Strömung ehemals Aktivist der KPÖ in Graz, verhei- in Butovo erschossen. von Gasen, Hydrodynamik, philosophi- ratet war. Als ihr Schwager verhaftet wur- schen Aspekten der Relativitätstheorie und de, wurde Gisela Lichtenstein, die von der Wilhelm von Lobkowitz stammte aus dem Quantenmechanik. Exil-KPÖ zu einer Komintern-Schulung böhmischen Hochadel und absolvierte die Frankl hatte Glück, er wurde in den Jahren nach Moskau entsandt worden war, von Theresianische Militärakademie in Wiener der Repression nur aus der Partei ausge- der Schule relegiert. Sie wurde zur Arbeit Neustadt. Im Ersten Weltkrieg machte er schlossen: wegen „mangelnder Wachsam- in eine Sowchose in der Wolgadeutschen schnell Karriere. Nach der Demobilisie- keit“. Der Vorwurf bezog sich auf seinen 4 Mitteilungen 212

Freund und Studienkollegen aus Wien, Franz Quittner. Quittner, Gründungsmit- glied des Kommunistischen Jugendver- bandes in Wien und Assistent am Physika- lischen Institut der Wiener Universität, war auf Druck der Polizei von der Wiener Universität entlassen worden. 1930 über- siedelte Quittner mit seiner Familie in die Sowjetunion. Er machte wichtige Erfin- dungen zur Isolation von Transformato- ren, wurde mit Prämien ausgezeichnet und erhielt ein Patent auf eine Erfindung. Für einen neuartigen Tiefseebohrer für die Ölindustrie erhielten zwei Arbeitskollegen Quittners 1940 den Stalinpreis, während Quittner bereits 1938 wegen „Spionage für Österreich“ verhaftet und erschossen worden war. Zwar wurde er 1956 auf Be- treiben seiner Frau Genia Quittner-Lande rehabilitiert, jedoch verweigerten die so- Franz Quittner wurde 1938 erschossen. wjetischen Behörden die Auskunft über die Umstände seines Todes. Noch 1961 Foto: Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF) übermittelten sie über das Rote Kreuz ei- nen gefälschten Totenschein mit dem Da- tum März 1943. Auch Felix Frankl forder- Char’kov – damals Hauptstadt der Ukrai- te 1956 vergeblich Auskunft über das ne – nieder. Er arbeitete am physikalisch- Schicksal seines Freundes. technischen Institut auf dem Gebiet der Gastrennung und baute eine Versuchssta- Alexander Weißberg, 1901 in Krakau in tion des Institutes auf. Am 1. März 1937 eine jüdische Familie geboren, lebte seit wurde Weißberg verhaftet und konterrevo- früher Kindheit in Wien. Er war bereits als lutionärer Tätigkeiten beschuldigt. Ver- Mittelschüler politisch aktiv und trat 1927 mutlich aufgrund der Interventionen von der KPÖ bei, nachdem er und sein Freund Albert Einstein und des Ehepaars Joliot- Manès Sperber Zeugen des Polizeimassa- Curie wurde Weißberg am 31. Dezember kers beim Justizpalastbrand am 15. Juli 1939 „nur“ zur Ausweisung verurteilt und geworden waren. Nach dem Studium der somit an die Gestapo ausgeliefert. Nach Physik und Mathematik in Wien und ei- einigen Monaten in Gestapo-Haft wurde nem kurzen Aufenthalt in Argentinien zog er in das Ghetto von Lublin verlegt, aus Weißberg nach Deutschland und arbeitete dem er flüchten konnte. Weißbergs Me- als Physiker an der Technischen Hoch- moiren erschienen zuerst 1951 unter dem schule in Berlin. Als er in den Verdacht Titel Hexensabbat, in der Neuauflage der Spionage für die Sowjetunion geriet, 1993 heißt das Buch Im Verhör. Ein Über- Konrad Weisselberg, 1937 hingerichtet verließ er Deutschland und ließ sich in lebender der stalinistischen Säuberungen berichtet. Foto: Universität Char’kiv Konrad Weisselberg, geboren 1905, war ebenso wie sein Freund Weißberg jüdi- Wien und Berlin, trennte sich von ihm in scher Abstammung und bei den sozialisti- Char’kov und zog nach Moskau. Sie wur- schen Mittelschülern aktiv. Er studierte de im Mai 1936 verhaftet und beschuldigt, Chemie an der Universität Wien und emi- in ihren Keramikentwürfen seien zionisti- grierte 1934 aufgrund einer Einladung des sche Sterne und Hakenkreuze (!) erkenn- Kohlechemie-Instituts in Char’kov in die bar, was als zionistische und nationalsozi- Sowjetunion. Am 4. März 1937, drei Tage alistische Propaganda qualifiziert wurde. nach Weißberg, wurde Weisselberg ver- Weißberg fuhr in ihrer Sache nach Mos- haftet. Er wurde beschuldigt, Mitglied ei- kau und Leningrad und schickte ihr Geld ner von Weißberg geleiteten trotzkisti- und Pakete. Nach einer Intervention der schen Spionage- und Sabotageorganisa- österreichischen Gesandtschaft wurde Eva tion zu sein. Im Dezember 1937 wurde Stricker 1938 freigelassen und des Landes Konrad Weisselberg hingerichtet. verwiesen. Als Jüdin floh Stricker vor den Weißbergs Lebensgefährtin Eva Stricker Nationalsozialisten aus Wien nach Eng- Alexander Weißberg (Éva Amália Striker), geboren 1906 in Bu- land, wo sie den angesehenen österreichi- dapest, war österreichische Staatsbürgerin schen Rechts- und Wirtschaftswissen- Foto: Universität Char’kiv und seit ihrer Kindheit mit Arthur Koestler schaftler Hans Zeisel (bekannt u. a. als befreundet. Sie lebte mit Weißberg in Mitarbeiter der Studie über die Arbeits- August 2013 5 losen von Marienthal) heiratete. Das Ehe- paar übersiedelte dann in die USA, wo Eva Zeisels Keramikdesigns weltweite Er- folge verzeichneten. Sie starb 2011 in New York.

Im Zuge des Forschungsprojekts konnten die Biographien einiger bedeutender Ös- terreicher, die hierzulande kaum oder gar nicht bekannt sind (Beispiele dafür sind der Naturforscher und Schöpfer der sowje- tischen Nationalparks Franz Schillinger, die Musiker Hans Hauska, Herbert Breth- Mildner und Josef Pammer, die Schrift- steller Kurt Demant, Rudolf Rabitsch und Ernst Fabri) rekonstruiert werden. Mate- rialien aus österreichischen und russischen Archiven oder andere Quellen erlaubten in zahlreichen Fällen die Herstellung infor- mativer Biographien. Präsentation des Gedenkbuchs der österreichischen Stalin-Opfer im Institut für „Sie kamen mit der Hoffnung auf Ar- Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, 19. 6. 2013 beitsmöglichkeiten, Freiheit, oder auf die Am Podium (von links nach rechts): Brigitte Bailer (wissenschaftliche Leiterin des DÖW), Verwirklichung ihrer Ideale. Stattdessen Wladislaw Hedeler (Übersetzer des ebenfalls vorgestellten Buches „Was für ein erfuhren allzu viele Verleumdung und Teufelspack“. Die deutsche Operation des NKWD in Moskau und im Mokauer Gebiet 1936 Verhaftung, Verhöre und Verzweiflung so- bis 1941 von Alexander Vatlin), Barry McLoughlin (Universität Wien), Josef Vogl (DÖW) wie gnadenlose Behandlung durch Unter- und Fritz Hausjell (Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung). drückung, Lagerhaft und Zwangsarbeit“, Bereits am Vormittag des 19. Juni wurde die Publikation auch im Rahmen einer schreibt Bundespräsident Heinz Fischer in Pressekonferenz im Veranstaltungszentrum des DÖW präsentiert. seinem Vorwort zum Buch. Bergarbeiter, Foto: Christa Fuchs Dreher, Schlosser, Drucker und andere Handwerker, die in Österreich jahrelang arbeitslos waren, oft in ganz Europa auf Endstation. Österreicherinnen und Öster- Sprache erschienen: Karlo Štajner, 7000 Arbeitssuche herumwanderten, glaubten, reicher in der Sowjetunion 1925–1945, dana u Sibiru, Zagreb 1971; deutschspra- in der Sowjetunion eine neue Heimat ge- Wien 1997 (= Österreichische Texte zur chige Ausgabe: 7000 Tage in Sibirien, funden zu haben. Gerade die Biographien Gesellschaftskritik, 64); Wien 1975. der sogenannten kleinen Leute geben ei- Dokumentationsarchiv des österreichi- nen tiefen Einblick in die sozialen, wirt- schen Widerstandes (Hrsg.), Österreicher schaftlichen und politischen Verhältnisse im Exil. Sowjetunion 1934–1945. Eine Die Arbeit an diesem Projekt wird weiter- in den 1920er- und 1930er-Jahren in Mit- Dokumentation. Einleitung, Auswahl und geführt. Wer über Dokumente, Fotos oder teleuropa und der Sowjetunion. Bearbeitung: Barry McLoughlin / Hans Informationen zum Thema verfügt, wird Schafranek, Wien 1999; gebeten, die Projektmitarbeiter zu kon- Hans Schafranek (unter Mitarbeit von taktieren: Archive | Quellen | Literatur Natalja Mussijenko), Kinderheim Nr. 6. Barry McLoughlin Österreichische und deutsche Kinder im [email protected], Die wichtigsten Archive für dieses Projekt sowjetischen Exil, Wien 1998. Josef Vogl waren das Russische staatliche Archiv für [email protected] sozial-politische Geschichte in Moskau, Eine weitere wichtige Quelle sind die rund das Staatsarchiv der Russischen Födera- 2,6 Millionen Datensätze, die von der rus- Korrekturen, Ergänzungen und neue Fälle tion in Moskau, das Zentrale Staatsarchiv sischen Menschenrechtsorganisation Me- können in der geplanten Webdatenbank für historisch-politische Dokumente in morial zusammengestellt wurden, sie sind der Öffentlichkeit zugänglich gemacht St. Petersburg sowie das Archiv der russi- im Internet unter lists.memo.ru zu finden werden. schen Nationalbibliothek in St. Peters- und wurden auch auf einer CD-ROM ver- burg; in Österreich das Österreichische öffentlicht. Daten, Dokumente und Fotos Staatsarchiv (vor allem Bestände des Wan- steuerten Rückkehrer aus der Sowjetunion Diese Zeitung ist eine von derungsamtes und des Kriegsarchivs), das bei, die den Aufenthalt in den Lagern 1.800 aus dem Leseprogramm von Archiv der Universität Wien, das Archiv überlebt hatten, oder ihre Angehörigen EISENBACHER GmbH der KPÖ (Blaue Kartei der Gestapo) so- und Nachkommen. MEDIENBEOBACHTUNG wie das DÖW. An gedruckten Quellen sind vor allem fol- Ergiebige Quellen sind weiters die Me- 1060 WIEN, LAIMGRUBENGASSE 10 gende Bücher zu nennen: moiren von Überlebenden, insbesondere TEL.: 01/36060 - 5401; FAX: 01/36060 - 5699 E-MAIL: [email protected] Barry McLoughlin / Hans Schafranek / ist hier Karl Steiner aus Wien zu nennen, INTERNET: www.eisenbacher.net Walter Szevera, Aufbruch. Hoffnung. dessen Memoiren zuerst in kroatischer 6 Mitteilungen 212 Rella Steiner Karl Flanner (1920–2013)

(1923–2013) Prof. Karl Flanner, Widerstandskämpfer, Gründer und langjähriger Leiter des In- dustrieviertel-Museums Wiener Neustadt, starb am 2. Juni 2013 im 93. Lebensjahr. Rella Steiner, NS-Verfolgte und Witwe Er gehörte dem Kuratorium des DÖW an. des Mitbegründers und ersten wissen- schaftlichen Leiters des DÖW Herbert Am 22. Oktober 1920 in Wiener Neustadt Nach der Strafverbüßung im September Steiner (1923–2001), starb am 16. Juli geboren wuchs Karl Flanner im Arbeiter- 1943 wurde er nach mehreren Monaten 2013 im Alter von 90 Jahren in Wien. viertel „Flugfeld“ auf. Als Jugendlicher Haft in Wien in Schutzhaft genommen, da, gehörte der gelernte Gärtner und Elektro- wie im Schutzhaftbefehl vom 4. Dezem- Rella Steiner wurde als Tochter von schweißer dem Arbeiter-Turnverein und ber 1943 vermerkt ist, „auf Grund seines Abraham und Gitta Adlersberg am 28. Ap- den Roten Falken an. Nach den Februar- Vorlebens zu befürchten steht, er werde ril 1923 in Wien geboren. Aufgrund ihrer kämpfen 1934 trat er dem Kommunisti- sich in Freiheit weiterhin für die KPÖ be- jüdischen Herkunft musste sie als Gym- schen Jugendverband (KJV) bei. Die An- tätigen“. Flanner wurde am 6. Februar nasiastin im Jänner 1939 mit einem Kin- nexion Österreichs durch Hitlerdeutsch- 1944 in das KZ Dachau eingeliefert und dertransport nach England flüchten. Ihre land im März 1938 brachte die organisier- Ende 1944 in das KZ Buchenwald über- Mutter, die im Sommer desselben Jahres te politische Tätigkeit nur kurz zum Erlie- stellt. Dort erlebte er die Befreiung im Ap- ebenfalls nach England kommen konnte, gen. Flanner war am Wiederaufbau des ril 1945. starb bald nach der Ankunft. Ihr Vater Wiener Neustädter KJV maßgeblich betei- 1946–1955 und 1960–1971 gehörte Karl konnte sich nach Shanghai retten und ligt; bald hatte die KJV-Ortsgruppe auch Flanner für die KPÖ dem Gemeinderat kehrte nach der Befreiung 1945 nach Wien Stützpunkte in Winzendorf, Felixdorf und von Wiener Neustadt an. Nach seinem zurück. Lichtenwörth und begann mit der Heraus- Ausschluss aus der KPÖ war er im Stadt- Im englischen Exil lernte Rella Adlersberg gabe der illegalen Zeitung Jungkommu- archiv Wiener Neustadt tätig. Als vielfach ihren späteren Ehemann Herbert Steiner nist. Durch die Aussagen eines festgenom- ausgezeichneter Historiker und Sozialfor- kennen, der bereits 1938 aus Wien geflo- menen Aktivisten wurde die Gruppe im scher setzte sich Flanner über Jahrzehnte hen war – seine Eltern wurden im Zuge Sommer 1939 von der Gestapo Wiener intensiv mit der Geschichte Wiener Neu- der Shoah von den Nationalsozialisten er- Neustadt aufgerollt. Flanner wurde am stadts – insbesondere der Geschichte der mordet. 22. August 1939 festgenommen und im Arbeiterbewegung – auseinander. Sein Rella Steiner zählte zeit ihres Lebens, so Zuge der Verhöre schwer misshandelt. Ansatz, die arbeitenden Menschen in den wie ihre Kinder Vally und Hans, zu den 1946 gab er auf dem Polizeikommissariat Mittelpunkt zu rücken, stand auch hinter Freunden und Unterstützern des DÖW. Wiener Neustadt zu Protokoll: der Gründung des von ihm initiierten In- dustrieviertel-Museums, das 1991 eröffnet „Beim Transport von meinem Wohn- wurde und mit dem Namen Karl Flanner Wir bedanken uns haus bis zur Gestapo traktierten mich untrennbar verbunden ist. Gabriel und Jancsar [= Jancar] mit vie- Ein besonderes Anliegen war Flanner die Das DÖW dankt der Familie von Rudolf len Fausthieben. [...] Mir wurde vorge- zeitgeschichtliche Bildung Jugendlicher; Wiedersheim, die uns aus seinem umfang- halten, dass ich mich gegen das natio- unzählige Vorträge, Diskussionen und Ge- reichen Nachlass Materialien für die Bi- nalsozialistische Regime betätigt, eine spräche führten ihn als Zeitzeuge vor al- bliothek überlassen hat. illegale Zeitung herausgegeben und in lem in Mittel- und Berufsschulen des In- dieser Angelegenheit Mitwisser hätte. dustrieviertels. In diesem Sinne erschien Da ich leugnete, begannen die oben auch 2009 die als Unterrichtsmittel konzi- bezeichneten Personen, mich mit Ohr- pierte zweiteilige DVD-Dokumentation WIR GRATULIEREN feigen, Fausthieben und Fußtritten zu Karl Flanner – Widerstand (hrsg. vom misshandeln. Die Misshandlungen Verein Zeitgeschichten), die Flanners poli- Dr. Ariel Muzicant, Mitglied des DÖW- dauerten mit kleinen Unterbrechungen tischen Widerstand und seine Haft in den Vorstands, wurde mit der Josef-Samuel- ungefähr vom 22. 8. 1939, 23.00 Uhr KZ Dachau und Buchenwald thematisiert. Bloch-Medaille der Aktion gegen den An- abends bis 23. 8. 1939, 3.00 Uhr mor- Er selbst resümierte sein Leben in der tisemitismus in Österreich ausgezeichnet. gens. Nach Beendigung der geschil- 2008 erschienenen Autobiographie Zeuge derten Prozedur war ich auf dem gan- der Zeit. Die Geschichte meines Lebens. DÖW-Vorstandsmitglied Mag.a Hannah zen Körper, besonders aber auf dem Lessing, Generalsekretärin des Allgemei- Kopf, verschwollen und wies zahlrei- nen Entschädigungsfonds und des Natio- che Hautabschürfungen auf. nalfonds der Republik Österreich, erhielt Geschlagen wurde ich von allen dort An der Herstellung dieser Nummer wirkten mit: Franz Graf-Stuhlhofer, Heimo Gruber, Johannes das Österreichische Ehrenkreuz für Wis- anwesenden Personen, besonders her- Kammerstätter, Eva Kriss, Karl Pfeifer, Christine senschaft und Kunst. vorgetan hat sich dabei jedoch der Schindler, Josef Vogl. Kriminalbeamte Josef Gabriel. Es wur- Impressum: Verleger, Herausgeber und Hersteller: Dokumentationsarchiv des österreichischen Dem Verein Gedenkdienst wurde der den mir von diesem die Kopfhaare bü- Widerstandes, Wipplingerstraße 6–8 (Altes Rathaus), Leon Zelman-Preis verliehen. schelweise ausgerissen.“ 1010 Wien; Redaktion ebenda (Christa Mehany-Mitterrutzner, Tel. 22 89 469/322, e-mail: [email protected]; Der Journalist und Zeitzeuge Karl Pfeifer, Flanner wurde am 4. Oktober 1940 vom Sekretariat, Tel.: 22 89 469/319, Fax: 22 89 469/391, Mitglied des DÖW-Kuratoriums, feiert am Oberlandesgericht Wien zu drei Jahren e-mail: [email protected]; web: www.doew.at). 22. August seinen 85. Geburtstag. und neun Monaten Zuchthaus verurteilt. August 2013 7 Franz Danimann (1919–2013) Erich Herzl (1920–2013)

DÖW-Kuratoriumsmitglied Dr. Franz Danimann, Wider- Ing. Erich Herzl war Mitbegründer des Vereins „Initiative standskämpfer und Auschwitz-Überlebender, starb im Alter Riga“ und maßgeblich an der Errichtung eines Mahnmals von 93 Jahren. für die nach Riga deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden beteiligt. Herzl, über Jahrzehnte Freund und Am 30. Juli 1919 in Lugos (Rumänien) geboren wuchs Franz Unterstützer des DÖW, starb am 10. Juni 2013 im 93. Le- Danimann in Schwechat (NÖ) auf. Der gelernte Gärtner gehörte bensjahr. als Jugendlicher den Roten Falken an, nach dem Februar 1934 war er in der illegalen freien Gewerkschaftbewegung aktiv und Erich Herzl, 1920 in Wien in eine jüdische Kaufmannsfamilie schloss sich dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) an. geboren, flüchtete im Februar 1939 über Belgien nach Groß- Im März 1938 gehörte er zu jenen, die für ein selbständiges britannien, wo er sich zunächst als Landarbeiter durchschlug. Österreich eintraten. In einem Interview für das DÖW-Projekt Von Mai 1940 bis Jänner 1941 war er – wie auch andere öster- Erzählte Geschichte schilderte er später: reichische Flüchtlinge – als Enemy Alien auf der Isle of Man interniert. In der Folge schloss er sich in London der Jugend- „Ich habe in Schwechat noch eine Demonstration von So- organisation Young an. Aus dieser Zeit rührte auch seine zialdemokraten, Kommunisten und christlichen Jugendli- lebenslange Freundschaft zum damaligen Sekretär von Young chen angeführt an dem Abend, wo Schuschnigg abgedankt Austria und späteren Mitgründer und wissenschaftlichen Leiter hat. Am Hauptplatz von Schwechat haben wir demonstriert des DÖW Herbert Steiner (1923–2001). 1944 meldete sich ‚Rot-Weiß-Rot bis in den Tod‘, ‚Freiheit für Österreich‘ und Herzl zur britischen Armee und war als Techniker und später als diese ganzen Sprüche. Auf einmal ist Polizei mit Haken- Dolmetscher in Kriegsgefangenenlagern in Großbritannien im kreuzarmbinden aufgetaucht, und jemand hat gesagt: ‚Was Einsatz. marschiert ihr denn noch? Was demonstriert ihr denn noch, Schuschnigg hat bereits abgedankt.‘ […] Eigentlich ist eine Nach der Rückkehr nach Österreich war er als leitender Direk- Welt zusammengebrochen. Wir wussten, dass es jetzt sehr tor in einer internationalen Transportfirma und in der Folge un- schlimm werden würde.“ ter anderem als langjähriger Direktor in einem Wiener Privat- spital tätig. Danimann war ab Sommer 1938 am Aufbau einer KJV-Gruppe in Wien-Simmering beteiligt, die im Jänner 1939 eine größere Wieder in Österreich musste Herzl aber auch erfahren, dass sei- Flugblatt-Aktion durchführte. Er wurde am 15. Februar 1939 ne Eltern – im Dezember 1941 nach Riga deportiert – Opfer der festgenommen und am 23. April 1940 vom Volksgerichtshof Shoah geworden waren. Seinem unermüdlichen Einsatz ist die wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Zucht- Errichtung einer Gedenkstätte für die Jüdinnen und Juden, die haus verurteilt. Nach Strafverbüßung wurde er Ende April 1943 nach Riga deportiert wurden und dort im Ghetto zugrunde gin- nach Auschwitz überstellt. 1943 kam es zu einem weiteren gen oder in den umliegenden Wäldern ermordet wurden, zu ver- Verfahren, wieder wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“: danken. Nur ungefähr 800 der insgesamt 20.000 nach Riga de- Danimann wurde vorgeworfen, er habe während seiner Straf- portierten Männer, Frauen und Kinder überlebten die Selektio- haft in Theimwald, einem Außenlager des Zuchthauses Stein an nen, das Ghetto und die verschiedenen Konzentrationslager, der Donau, Mitgefangene kommunistisch beeinflusst. Er wurde darunter befanden sich auch etwa 100 österreichische Jüdinnen am 13. Oktober 1943 von der Anklage freigesprochen, blieb und Juden. Die Gedenkstätte wurde Ende November 2001 im aber weiterhin in Schutzhaft in Auschwitz. Dort erlebte er die Bikernieki Wald, Riga eingeweiht. Befreiung durch die Rote Armee am 27. Jänner 1945 und war an der Sicherstellung von Beweisen für die NS-Verbrechen be- „Das Trauma mit dem nicht vorhandenen Grab meiner er- teiligt: „Als ob wir geahnt hätten, dass es später Neonazis geben mordeten Eltern belastete mich sehr. Ich wandte mich an das würde, die die historisch einmaligen Massenverbrechen in Schwarze Kreuz und nach zehn Jahren mühseliger, letztlich Auschwitz zu leugnen bzw. zu bagatellisieren versuchen, mach- erfolgreicher Arbeit gelang es mir, die Gedenkstätte Riga zu ten wir uns in der Kommandantur und in den SS-Unterkünften errichten. Ich wollte für meine Eltern eine würdige Grab- auf die Suche nach Unterlagen über die dortigen Verbrechen. stätte schaffen.“ Wir fanden Anordnungen, konkrete Befehle, Listen der Opfer, Hinweise auf die Täter usw. Diese Unterlagen waren wichtige Aus dem Beitrag von Erich Herzl in: Sonja Frank (Hrsg.), Beweisstücke bei den späteren Kriegsverbrecherprozessen.“ Young Austria. ÖsterreicherInnen im britischen Exil 1938–1947. Für ein freies, demokratisches und unabhängi- Nach der Rückkehr nach Österreich absolvierte Danimann be- ges Österreich, Wien 2012, S. 244. rufsbegleitend ein Jura-Studium und leitete in der Folge das niederösterreichische Landesarbeitsamt. Ab den 1960er-Jahren Der begnadete Organisator Herzl, der sich nicht zuletzt als veröffentlichte er mehrere Arbeiten zur österreichischen NS- Zeitzeuge in Schulen darum bemühte, die Ermordeten dem Vergangenheit, darunter Finis Austriae: Österreich, März 1938 Vergessen zu entreißen, gab auch den Anstoß zu einem Wie- (1978, als Herausgeber) und Flüsterwitze und Spottgedichte dersehenstreffen von rund 400 ehemaligen Young Austrians unterm Hakenkreuz (1983; Ephelant 2001). Franz Danimann 1988 im Wiener Rathaus; eine kleinere Gruppe traf sich seither war Ehrenvorsitzender der Lagergemeinschaft Auschwitz und einmal jährlich. Herzl, für sein Engagement vielfach ausge- Ehrenmitglied des Bundes Sozialdemokratischer Freiheits- zeichnet, initiierte zuletzt die von Sonja Frank 2012 herausge- kämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifa- gebene Publikation Young Austria. ÖsterreicherInnen im briti- schist/inn/en. schen Exil 1938–1947. 8 Mitteilungen 212 Johannes Kammerstätter Die „Führer-Glocke“ von Wolfpassing

Johannes Kammerstätter war bis 2005 Lehrer für Religion, Musik und Politische Bildung im Francisco Josephinum Wieselburg und ist Autor des dreibändigen Werks „Unsere jüdischen Mitbürger und ihr tragbares Vaterland“, das die jüdische Bevölkerung des Most- viertels in den Mittelpunkt rückt.

„Am 11. 3. 1938 befreite der Einiger Eine sorgfältige Begehung des Schlosses rungen dieser Art ist völlig ungeeignet, die und Führer aller Deutschen bis zu den Dachböden führt auch zur hohe symbolische Bedeutung dieses histo- „Führer-Glocke“, die in der Glockenstube rischen Objektes zu vermitteln und den die Ostmark vom Joche volksfremder über der Hauptfront des Schlosses ange- historischen und politischen Konflikt um Bedrückung und führte sie heim bracht ist. Die „Führer-Glocke“ war 1939 Österreichs Identität gebührend und kri- ins Großdeutsche Reich.“ aus der eingeschmolzenen „Dollfuß-Glo- tisch darzustellen. Dazu gehört die Glocke cke“ hergestellt worden. 1935, zum ersten in einen öffentlichen Raum, der einen of- So lautet die Aufschrift auf der „Führer- Jahrestag des gescheiterten NS-Juli-Put- fenen und informativen politisch-histori- Glocke“, die zusammen mit dem Schloss sches österreichischer Nationalsozialisten schen Diskurs ermöglicht. Wolfpassing (Niederösterreich) von der und der Ermordung von Dollfuß, hatten Wer ein einmaliges NS-Relikt verkauft, Bundes-Immobilien-Gesellschaft (BIG) die Dorf- und SchlossbewohnerInnen von setzt möglicherweise einen Straftatbe- 2013 an eine private Immobilienfirma aus Wolfpassing eine Glocke mit folgender stand. Um dies zu klären, hat der Autor bei Linz verkauft wurde. Über dieser Inschrift Inschrift gestiftet: der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs am ist ein Hakenkreuz angebracht. 24. Juni 2013 eine Anzeige wegen Ver- Das mittelalterliche Schloss, das im Laufe „Dem unvergesslichen dachts der Verbreitung von nationalsozia- der Jahrhunderte mehrfach die Besitzer Heldenkanzler listischem Gedankengut eingebracht. Die wechselte, war seit 2001 im Besitz der Dr. Engelbert Dollfuß Republik Österreich hat sich im Staatsver- BIG, wurde generalsaniert und von ver- in Dankbarkeit gewidmet trag verpflichtet, „alle Spuren des Nazis- schiedenen öffentlichen Stellen genutzt. von den Bewohnern mus zu entfernen“ (parlamentarischer Im November 2011 wurde das Schloss des Dorfes Ausschussbericht 879 BlgNR 16. GP; zi- samt Nebengebäuden und dem 75.000 qm und des Schlosses Wolfpassing. tiert in Walter/Thienel, Verwaltungsver- großen Grundstück im Rahmen eines öf- 25. Juli 1935“ fahrensgesetze I Anm. 12 zu Art. IX fentlichen Bieterverfahrens zu einem Min- EGVG). Die Verwaltungsstrafbehörde soll destpreis von 1,77 Mio Euro zum Kauf an- Weil der Versuch, die Dollfuß-Inschrift nun prüfen, ob durch den Verkauf dieser geboten. 2013 wurde der Verkauf abge- aus der Glocke herauszumeißeln, misslun- NS-Devotionalie ein strafbarer Tatbestand wickelt. gen war, wurde die Glocke in der vorliegt, unabhängig davon die „Führer- Schon ein flüchtiger Gang durch Schloss Glockengießerei Pfundtner eingeschmol- Glocke“ für verfallen erklärt werden muss und Garten hätte genügt, um zu sehen, zen und als „Führer-Glocke“ neu gegos- und daher in das Eigentum der Republik dass es im Schloss historisch interessante, sen. So überdauerte sie unbeachtet auch Österreich übergeht. Die Anzeige wurde wertvolle oder auch politisch umstrittene die Befreiung, die Nachkriegsjahre und laut Medienberichten an die Staatsanwalt- Objekte gibt. In einem der Eingangsberei- die Übernahme durch die BIG 2001. schaft weitergegeben. che hängt die Gedenktafel für den ermor- Im Zuge des aktuellen Verkaufes – in die- Würde auf dem Glockenturm des Schlos- deten Bundeskanzler Dollfuß. Sie trägt sen geschichtsbewussteren Tagen – wurde ses Wolfpassing noch die originale folgende Aufschrift: die BIG vom Autor auf diese Problematik „Dollfuß-Glocke“ hängen, sollte auch sie aufmerksam gemacht. Der Verkauf wurde nicht einfach dem nun privaten Schloss- „Bundeskanzler jedoch ohne Einhalt abgewickelt. Das ein- besitzer überlassen werden. Die Ausstel- Dr. Engelbert Dollfuß geschaltete Bundesdenkmalamt entschied lung der als „Führer-Glocke“ umgegosse- Österreichs Führer und in bemerkenswert wenigen Tagen, nach- nen „Dollfuß-Glocke“ im öffentlichen Märtyrerkanzler dem es von der Existenz der „Führer-Glo- Raum eines Museums wäre jedenfalls sehr † 25. Juli 1934, weilte im Sommer cke“ erfahren hatte: „Gemäß § 1 Abs. 9 gut geeignet, den kontroversiellen Diskurs 1933 und 1934 DMSG wird durch die Unterschutzstel- über eine entscheidende Person und Phase des öfteren in diesem Schlosse, lung eines Denkmals u. a. auch das Zu- unserer Geschichte offenzuhalten. um Ruhe und Erholung zu finden. behör mit einbezogen. Die gegenständli- Dass die „Führer-Glocke“ von Wolfpas- Wolfpassing, 7. Nov. 1934“ che Glocke […] steht somit unter Denk- sing nicht als Privateigentum versteckt, malschutz.“ Die Glocke muss daher in der sondern in einem öffentlichen Raum aus- Im Freien auf einer Wiese vor dem Glockenstube bleiben; eine Informations- gestellt werden soll, darin ist sich eine Schloss steht eine Gedenkstele mit der tafel kann auf Empfehlung des Bundes- Reihe von ExpertInnen und Betroffenen Aufschrift „Dr. Ing. Anton List“. Die Stele denkmalamtes auf die Glocke als „Mahn- einig: HistorikerInnen und JuristInnen, die trägt ein Reliefporträt des Gründungsdi- mal für den Schrecken und Terror des NS- wissenschaftliche Leiterin des Dokumen- rektors der Milchwirtschaftlichen For- Regimes“ hinweisen. Die BIG hat angebo- tationsarchivs des österreichischen Wider- schungsanstalt Wolfpassing. Die For- ten, die Kosten für eine solche Informa- standes, das Mauthausenkomitee, die Is- schungsanstalt war von Dollfuß gegründet tionstafel zu übernehmen. raelitische Kultusgemeinde Wien und vie- worden; Anton List wurde 1938 abgesetzt Allerdings stößt dieser Vorschlag auf brei- le geschichtsbewusste BürgerInnen. und inhaftiert. te Kritik. Eine Info-Tafel mit Formulie- August 2013 9 Karl Pfeifer Köln im Nationalsozialismus

Karl Pfeifer, Journalist, Autor und Zeitzeuge, besichtigte im Rahmen einer Vorlesungs- und Vortragsreihe Anfang Juni 2013 in Köln das ehemalige Gestapogebäude und die dort befindliche Dauerausstellung „Köln im Nationalsozialismus“.

Köln war eine der am meisten durch Bom- blieben“ auf die Wand einer Zelle ge- mit denen zur Gaudi der Massen Juden ben zerstörten Städte Deutschlands, das schrieben. Mehr als ein Drittel aller In- und Jüdinnen verspottet wurden. Gezeigt trifft insbesondere für die Stadtmitte zu. schriften sind in kyrillischer Schrift von werden auch noch die Themenbereiche Doch das Haus am Appellhofplatz 23–25, Russen und Ukrainern verfasst worden, Abweichendes Verhalten und Widerstand, das von 1935 bis 1945 Sitz der Kölner weitere 230 in anderen Sprachen, vor al- Köln im Krieg, Zwangsarbeit und Kriegs- Gestapo war, blieb unversehrt. Dieses lem Französisch, Polnisch und Niederlän- ende. EL-DE-Haus verdankt seinen Namen den disch. Diese Zellen sind ein einmaliges Was mich sehr beeindruckt hat: die Instal- Initialen seines Bauherrn, des katholi- Denkmal und wer sie besucht, kann sich lation Zwischen Anpassung und Wider- schen Goldwaren- und Uhrengroßhändlers die Todesangst der Häftlinge vorstellen, stand. Auf eine Wand, an der Bilder von Leopold Dahmen. Im Sommer 1935 wur- die während der Bomberangriffe nicht in Widerstandskämpfern zu sehen sind, wird de das Haus noch im Rohbau von der den Luftschutzkeller gebracht wurden. eine große Menge von „Heil“ schreienden Gestapo in Beschlag genommen, der neue Nach dem Krieg wurde das Gebäude als Kölnern projiziert, womit die Dimensio- Mieter war fortan das Deutsche Reich. Standesamt benutzt. So kam es, dass die nen des Widerstandes aufgezeigt werden. Heute mietet die Stadt Köln das Gebäude ehemalige Gefangene Gertrud Kühlem Der Historiker und Pädagoge Dr. Werner von der gleichen Familie. („Mucki“), die bei den „Edelweißpiraten“ Jung leitet das NS-Dokumentationszent- Im Keller befand sich das Hausgefängnis mitgemacht hatte und von der Gestapo in- rum der Stadt Köln seit 27 Jahren und der Gestapo; erhalten geblieben sind haftiert und gefoltert worden war, im glei- schilderte im Gespräch mit mir, wie er Häftlingszellen mit Inschriften der Gefan- chen Gebäude 1951 heiratete. selbst als Student an Demonstrationen für genen, die eindringlich an die Schrecken Die Dauerausstellung Köln im National- die Errichtung dieses Hauses teilnahm. der NS-Zeit erinnern. Oft haben zum Tod sozialismus, die auf drei Stockwerken ge- Der Erfolg spricht für sich: 2012 besuch- verurteilte Häftlinge ihre letzten Worte an zeigt wird und erst nach Demonstrationen ten 60.000 Menschen die Ausstellung, die Wand geschrieben, bevor sie im Hof von Bürgern und Bürgerinnen errichtet mehr als die Hälfte davon SchülerInnen des Hauses hingerichtet wurden. wurde, dokumentiert folgende Bereiche: und Studierende. BesucherInnen steht eine Der größte Teil der Insassen, die hier in- Aufstieg und Machtergreifung der Nazis in Audioführung in deutscher, englischer, haftiert waren, ist namentlich nicht be- dieser katholisch geprägten Stadt, Gleich- französischer, spanischer, polnischer, rus- kannt, doch gelang es, die Geschichte ei- schaltung, Nationalsozialistischer Macht- sischer, hebräischer und niederländischer niger der Häftlinge zu erforschen und da- apparat, Inszenierte Volksgemeinschaft, Sprache zur Verfügung, seit Juli 2013 hat durch mehreren Inschriften – die meist Jugend, Köln zwischen Alltag und großer das NS-Dokumentationszentrum eine von Frauen stammen – ein „Gesicht“ zu Politik, Religion oder „Gottgläubigkeit“?, achtsprachige Website: www.museen- geben. Nach der Restaurierung sind rund Rassenpolitik: „Ausmerze“ und „Aufar- koeln.de/ns-dokumentationszentrum. 1800 selbständige Inschriften oder Zeich- tung“, Rassisch ausgegrenzt und verfolgt, Kölnbesuchern ist die Besichtigung dieses nungen gezählt worden, die aus der Zeit Sinti und Roma. Jüdisches Leben. Die Hauses zu empfehlen. Eine Dauerausstel- von Ende 1943 bis zum 30. Juni 1945 Ausstellung macht in diesem Bereich lung Wien im Nationalsozialismus, die stammen. Am 7. März 1945, einen Tag deutlich, wie verlogen die Schutzbehaup- aufzeigt, wie es war, könnte – so wie in nach der Befreiung, trug sich ein amerika- tung vieler Rheinländer von der Liberalität Köln – einen Beitrag dazu leisten, die nischer Soldat ein. Am 30. Juni 1945 wur- auch während der NS-Zeit ist. Man kann Mehrheit der Jugend gegen jede NS-Nos- de die kyrillische Inschrift „Am Leben ge- die antisemitischen Karnevalzüge sehen, talgie immun zu machen.

REZENSIONENN

nahm zwei weitere zurückgelassene Mäd- terreichs durch Hitlerdeutschland. Inmit- Flöck, Carmella: … und träumte, ich chen in den Familienverband auf. Ab 1926 ten der ersten „Anschluss“-Begeisterung wäre frei. Eine Tirolerin im arbeitete Flöck beim „Landesverband der blieb Carmella Flöck von Anbeginn unbe- Frauenkonzentrationslager Katholischen Arbeitervereine Tirols“, der eindruckt und unerschütterlich ihrer Ein- Ravensbrück. Erinnerung an in der Zeit des „Ständestaates“ im „Bund stellung treu und schloss sich 1939 einer Widerstand und Haft 1938–1945. der Katholischen Arbeiter und Angestell- monarchistisch-katholisch-konservativen Hrsg. v. Friedrich Stepanek. ten Tirols“ in das System integriert wurde. Widerstandsgruppe um August Skladal an, Innsbruck–Wien: Tyrolia 2012. 240 S. Carmella Flöck arbeitete bis 1938 für den den sie noch aus der Vaterländischen Front Verband, durfte aber – als Frau – nicht kannte. Durch Denunziation wurde die Carmella Flöck, geboren 1898 in Inns- vollwertiges Mitglied werden. Ihre nun 30 Gruppe im Oktober 1942 von der Gestapo bruck, wuchs als uneheliches Kind in ei- Jahre nach dem Tod veröffentlichten Erin- aufgerollt. Auch Carmella Flöck wurde nem religiösen Haushalt auf, ihre Mutter nerungen beginnen mit der Annexion Ös- verhaftet und im Februar 1943 in das KZ 10 Mitteilungen 212

Ravensbrück überstellt. Dort erlebte sie denburg, ihren Beitrag über die Baptisten. die Befreiung des Lagers durch die Rote Heinz, Daniel (Hrsg.): Freikirchen und Sie erwähnt auch den in Wien tätigen Pre- Armee am 30. April 1945 und kehrte im Juden im „Dritten Reich“. diger Arnold Köster, der „bereits in der August nach Innsbruck zurück. Sie arbei- Instrumentalisierte Heilsgeschichte, Endphase der Weimarer Republik zu den tete bald beim „Bund der Opfer national- antisemitische Vorurteile und ver- wenigen dezidierten Kritikern des Natio- sozialistischer Unterdrückung in Tirol“ drängte Schuld (= Kirche – Konfession nalsozialismus im freikirchlichen Umfeld“ (bis zu seiner Auflösung 1948) und an- – Religion; 54). Göttingen: Verlag gehörte (S. 158). Köster hatte übrigens schließend für viele Jahre im Landes- V & R unipress 2011. 343 S. eine prinzipielle Meinungsverschiedenheit dienst. Nach ihrer Pensionierung war sie in der hermeneutischen Frage, ob eine – weiterhin u. a. in der Lagergemeinschaft Dieser Sammelband enthält zwölf Beiträ- an die Bibel gebundene – Predigt Kritik an Ravensbrück engagiert. Carmella Flöck ge: In zehn Aufsätzen befasst sich jeweils konkreten Zeiterscheinungen beinhalten starb auch offiziell hoch geehrt 1982. ein Historiker/eine Historikerin mit der ei- kann. Der Methodistenprediger Hinrich Die Erinnerungen wurden von Flöck ver- genen Freikirche in Deutschland. Weiters Bargmann war dagegen; er plädierte für mutlich Anfang der 1960er-Jahre verfasst, werden die Vorgeschichte (19. und frühes eine behutsame Bibelauslegung, da eine lediglich einzelne Auszüge erschienen 20. Jahrhundert – Juden als „Heilsbringer Übertragung prophetischer Warnungen nach ihrem Tod, u. a. in der DÖW-Publi- und Verderber“, S. 13) sowie – in einem des Alten Testaments auf bestimmte Na- kation Widerstand und Verfolgung in Ti- Beitrag des Verfassers im Anhang – die tionen der Gegenwart willkürlich sei. rol (1984). Mit Einverständnis der Erbin, Vorgänge in Österreich. Die Texte sind Köster rechtfertigte sein Konkretwerden der Ziehschwester von Carmella Flöck, keineswegs verteidigend, sondern selbst- mit der biblischen Typologie: Bei der Lek- Rita Seistock, wurde das gesamte Manu- kritisch (was nun, nachdem die damaligen türe der Bibel würden Typen erkennbar, skript von Friedrich Stepanek, dessen Fa- Akteure verstorben sind, leichter möglich deren Wiederauftreten in der Gegenwart milie mit der Autorin gut bekannt war, ist). Die einzelnen Freikirchen brauchten sehr wohl in der Bibelauslegung ange- herausgegeben und umsichtig lektoriert. lange, bis sie eigene Versäumnisse öffent- sprochen werden solle (vgl. S. 316 ff.). Er ergänzt den Erinnerungsbericht u. a. lich eingestanden: Ein Schuldbekenntnis Die alttestamentliche Betrachtung der Ju- durch eine biographische Skizze und Ka- der Baptisten kam 1984 heraus, Methodis- den als „Volk Gottes“ war auch in Freikir- pitel zum katholischen Widerstand in Ti- ten (1988), Mennoniten (1995) und Ad- chen weit verbreitet, was aber nicht aus- rol. ventisten (2005) folgten (S. 9). schloss, in den politischen Vorgängen der Christine Schindler Daniel Heinz, der Herausgeber des Ban- NS-Zeit „ein Handeln Gottes zu erkennen, des, leitet das Historische Archiv der Sie- der die Juden in das verheißene Land zu- benten-Tags-Adventisten von Europa an rückführen wolle“ (S. 133 aufgrund von Hirl, Friedrich: Meine Kindheit und der Theologischen Hochschule Friedensau Stellungnahmen in der Pfingstbewegung). Jugend in Schwechat 1927–1945. (Sachsen-Anhalt). Er sieht als Kennzei- Ein Beispiel für einen Juden als Mitglied Schwechat: Selbstverlag 2011. 112 S. chen der Freikirchen „ein bewusstes Ent- einer Freikirche war der Arzt Albert scheidungschristentum“ (S. 9). Freikir- Rosenthal, Gemeindeleiter bei den Adven- Ing. Friedrich Hirl wurde 1927 im nieder- chen, in Deutschland stärker verbreitet als tisten. Er konnte überraschenderweise bis österreichischen Schwechat geboren, 2011 in Österreich, sind eine Alternative zu Kriegsende als Arzt (ausschließlich für jü- legte er seine Erinnerungen der Öffent- Staats-/Landes-/Volkskirchen. Historisch dische PatientInnen) in München bleiben lichkeit vor. Es ist ein Buch über eine so- gesehen bemühten sich Freikirchen um ei- (S. 305). Manche Gemeinden wurden zialistische Arbeiterfamilie und eine bebil- ne stärkere Distanz gegenüber dem Staat. durch jüdische Taufkandidaten mit der derte Regionalgeschichte von der Jahr- Demnach war auch eine Distanz gegen- „Judenfrage“ konfrontiert. 1936 entschied hundertwende über die Februarkämpfe über der NS-Regierung naheliegend. Was sich eine mennonitische Konferenz dage- 1934 und die nationalsozialistische Herr- die Möglichkeit für Protest gegen Maß- gen, „Mischlinge in unsere Gemeinden schaft bis nach der Befreiung 1945. Hirl nahmen des Staates betrifft, waren die aufzunehmen“ (S. 73). Eine ähnliche Vor- berichtet von der ersten Begeisterung des Freikirchen aufgrund ihrer geringen Größe sicht gab es auch bei der Herrnhuter Brü- „Anschlusses“ 1938, die Menschen aus al- von vornherein in einer schwachen Posi- dergemeinde 1939 (S. 279 f.). len Klassen und Schichten erfasste, und tion. Und das jahrzehntelange Erleben der Über die bereits genannten Gemeinschaf- erzählt auch von den Resistenten und Existenzgefährdung durch einen mit einer ten hinausgehend enthält der Sammelband Widerständigen. Er nennt Namen und dif- etablierten Kirche verbündeten Staat, als auch Darstellungen zu den für ihr diakoni- ferenziert Motive. Klar benennt er auch Minderheitsgemeinschaft oft mit dem Eti- sches Engagement bekannten Quäkern, das Motiv der Bereicherung an den kett „Sekte“ versehen, war keine günstige außerdem zur Brüderbewegung, zu den „Arisierungen“, durch Ausbeutung der Voraussetzung, um dem NS-Regime „Freien evangelischen Gemeinden“ sowie ZwangsarbeiterInnen und Wehrmachts- selbstbewusst entgegenzutreten. Man war zu den „Selbständigen evangelisch-luthe- aufträge, die einem verbrecherischen Vor- froh, selbst als Gemeinschaft existieren zu rischen Kirchen“. Durch die Betrauung haben dienten. Er zeigt auf, was er als Ju- dürfen. Für die Nöte anderer Gruppen kompetenter Historiker der jeweils eige- gendlicher alles miterlebte und erfuhr, fehlte oft der Blick; soweit dieser gegeben nen Glaubensgemeinschaft entsteht ein vom Novemberpogrom 1938 bis hin zur war, schien es keine aussichtsreichen zuverlässiges, kritisches Bild über Hal- Verurteilung seines Vaters wegen „Rund- Handlungsmöglichkeiten zu geben. tung und Verhalten von Freikirchen in ei- funkverbrechens“, von seiner Schulkar- Der Baptist Hans Luckey schrieb Ende nem dramatischen Zeitraum. Auf dieser riere bis zur Einberufung zum RAD, sei- 1941 in seinen persönlichen Notizen: Grundlage sollten nun Vergleiche der Frei- nen Kriegserlebnissen und den dramati- „Blutiges Drama. Wir Christen unter Zu- kirchen miteinander sowie die Einbindung schen Ereignissen während der Befreiung schauern.“ (S. 151) Mit diesem Satz über- dieses Stücks Freikirchengeschichte in ei- von Schwechat durch die Rote Armee. schreibt Andrea Strübind, Professorin für ne breitere Kirchengeschichte möglich Christine Schindler Kirchengeschichte an der Universität Ol- werden. Franz Graf-Stuhlhofer August 2013 11

mordet wurden), im Land überleben zu Sabotageanschläge der Beduinen kom- Pfeifer, Karl: Einmal Palästina und zu- können. Nicht so Karl Pfeifer: Schomer mandiert. 1947 schließlich eskalierten die rück. Ein jüdischer Lebensweg. Wien: Hazair ermöglichte es ihm, im Jänner bürgerkriegsartigen Auseinandersetzun- Edition Steinbauer 2013. 173 S. 1943 mit einem Jugendzertifikat auf dem gen. Auch vom Krieg berichtet Pfeifer Landweg nach Palästina zu gelangen, wo ohne Pathos und mit großer Ehrlichkeit. Der Journalist Karl Pfeifer legt mit diesem er gemeinsam mit den anderen Jugend- Er beschwört keinen Heroismus, sondern autobiographischen Bericht eine beeindru- lichen in den Kibbuzim Maabarot und erzählt, wie Angst und Trauer um gefalle- ckende Bilanz seiner ersten 23 Lebens- Schaar Hamakim im Großraum Haifa un- ne Freunde oft mit Galgenhumor abge- jahre vor, die nicht nur persönlich Erlebtes tergebracht wurde. Da das rettende Reise- wehrt wurden. und Erlittenes vermittelt, sondern zugleich dokument für Karl Pfeifer im Austausch Das Ende der britischen Mandatsverwal- auf informative und instruktive Art das von Zertifikaten der religiösen Jugendbe- tung Palästinas sollte nach dem Beschluss Erzählte in einen historischen und politi- wegung Bnei Akiva mit Schomer Hazair der UNO die Teilung des Landes in einen schen Zusammenhang stellt. erworben worden war, musste er eine fal- jüdischen und arabischen Staat bringen, Karl Pfeifer wurde 1928 in Baden bei sche Identität annehmen und verbrachte die aber von der politischen Vertretung der Wien geboren. Seine Eltern stammten aus die gesamte Zeit in Palästina und arabischen Bevölkerung und den arabi- dem ungarischen Teil der Doppelmonar- unter dem Namen Zelig Buchbinder. schen Ländern verworfen wurde. Nach der chie und hatten sich schon 1908 und dann Der Sozialismus von Schomer Hazair fand Erklärung der Unabhängigkeit und der wieder zu Beginn der Herrschaft Horthys im Kibbuz das faszinierende Modell einer Ausrufung des Staates Israel im Mai 1948 in Österreich niedergelassen. Obwohl Karl gemeinschaftlichen Arbeits- und Lebens- griffen die Armeen von fünf arabischen behütete Kindheitsjahre im Schoß der Fa- form, das zugleich ein Laboratorium für Staaten Israel an. Im Negev, wo Karl milie verbringen konnte, machte er frühe den emanzipatorischen Gedanken der Auf- Pfeifer stationiert war, war die ägyptische Erfahrungen mit dem starken Antisemitis- hebung der Trennung von Kopf- und Armee und Luftwaffe an Ausrüstung über- mus der Umgebung. Sein älterer Bruder Handarbeit darstellte. Die große Begeis- legen und versuchte, bis Tel Aviv vorzu- Erwin zog bereits 1935 die Konsequenzen terung von Karl Pfeifer wurde durch die stoßen. Karl Pfeifer schildert – auch im und es gelang ihm, auf einem Schiff Pa- schwere landwirtschaftliche Arbeit etwas Kontext zu den politischen und diplomati- lästina zu erreichen und an Land zu gehen. ernüchtert. Es zählt zu den großen Stärken schen Bemühungen – die dramatischen Die Entfesselung der Verhältnisse nach dieser Autobiographie, dass Pfeifer seine Kämpfe bis zur Wende im Krieg und dem der Machtergreifung der Nationalsozialis- früheren Gefühle nicht mit dem Filter der Waffenstillstand mit Ägypten im Februar ten bekam der zehnjährige Karl zu spüren, Sicht aus der Gegenwart zensuriert, was 1949. als er von einer Hetzmeute von Hitlerjun- dem Bericht einen authentischen Charak- Nach der Abrüstung absolvierte Karl gen verfolgt und gewürgt wurde. ter verleiht und das Buch zu einem einzig- Pfeifer einen Kurs für Schiffskellner und Die Eltern waren entschlossen, so schnell artigen Zeitdokument macht. So ver- arbeitete eine Zeit lang in dieser Branche. wie möglich das Land zu verlassen, und schweigt er auch nicht seine (damals mit Gleichzeitig nahm er Kontakt zu Ver- reisten mit Karl im Sommer 1938 nach dem Schomer Hazair deckungsgleichen) wandten in Zürich auf, die ihm einen Ein- Ungarn aus, wo viele Familienangehörige politischen Haltungen, die sich als Fehl- führungskurs in der Hotelfachschule Lu- lebten. Karl Pfeifer besuchte die jüdischen einschätzungen erwiesen haben. Trotz der zern vermittelten. Danach arbeitete er in Gymnasien in Debrecen und tödlichen Feindschaft des dominanten Schweizer Hotels, ehe ihn ein Brief seines und lernte rasch Ungarisch. Er konnte in Teils der arabischen Gesellschaft gegen- Freundes Dan aus Paris erreichte. Der der Verwandtschaft ein breites Spektrum über der jüdischen Bevölkerung im Lande staatenlose Karl Pfeifer (erst 1952 wurde politischer Einstellungen kennenlernen hielt der Schomer Hazair bis in die ein israelisches Staatsbürgerschaftsgesetz und nahm sofort – nicht zuletzt durch per- 1940er-Jahre unbeirrt am Konzept der erlassen) besorgte sich ein Laissez-passer sönliche Anpöbelungen – den massiven Schaffung eines binationalen Staates in des israelischen Konsulats in der Schweiz, Antisemitismus der ungarischen Gesell- Palästina fest. Zugleich wurde die Sow- das noch immer auf den Namen Zelig schaft wahr. 1940 fand er durch einen jetunion in einem Ausmaß idealisiert, bei Buchbinder lautete. Damit reiste er auf ei- Schulfreund Zugang zur sozialistisch-zio- dem ideologisches Wunschdenken die ner abenteuerlichen Odyssee nach Frank- nistischen Jugendorganisation Schomer Sicht auf die Realität versperrte. reich weiter und als dort den beiden Hazair, die nur im Untergrund existieren 1945 konnte die Nachricht von der Be- Freunden das Geld ausging, zogen sie in konnte. Schomer Hazair, von Jugendbe- freiung Europas vom Nationalsozialismus ein jüdisches Obdachlosenasyl. Zuvor hat- wegung und Zionismus gleichermaßen in- Karl Pfeifer nicht froh stimmen: 36 Ver- te Karl Pfeifer leichtsinnig das Laissez- spiriert, orientierte sich als säkulare Ver- wandte waren der Shoah zum Opfer gefal- passer entsorgt und meldete sich mit sei- einigung an den kulturellen und ethischen len, sein in Ungarn gebliebener Vater hatte nem Geburtsnamen an, was die Polizei- Werten des Judentums, grenzte sich vom in einem Versteck überlebt, starb aber we- behörde auf den Plan rief: Die Folge wa- Geist der Assimilation ab und strebte die nige Tage nach der Befreiung Budapests ren Verhaftung und Abschiebung nach Ös- Einwanderung in Palästina an. Nach dem durch die Rote Armee. terreich, das er nach dreizehn Jahren am frühen und tragischen Verlust der an Krebs Ebenfalls 1945 ging auch der dreijährige 15. September 1951 zum ersten Mal wie- erkrankten Mutter wurde die Jugend- Unterricht in der Kibbuzschule zu Ende der betrat. gruppe für Karl teilweise zum Familiener- und im März 1946 trat Pfeifer mit seinen Das Land, das ihn und seine Familie mit satz. Freunden in den ein, einer auf Gewalt vertrieben hatte, hieß ihn auch bei Trotz antisemitischer Gesetze und der egalitären Prinzipien aufgebauten Elite- der Rückkehr nicht willkommen. Was da- Kriegsteilnahme Ungarns als Verbündeter einheit der Verteidigungsorganisation nach geschah, hoffen wir in einer Fort- Nazideutschlands hoffte ein beträchtlicher Hagana. Nach der militärischen Ausbil- setzung der Autobiographie lesen zu kön- Teil der jüdischen Bevölkerung (darunter dung wurde er in den Negev im Süden zur nen. viele Verwandte Pfeifers, die später er- Bewachung einer Wasserleitung gegen Heimo Gruber Ich bestelle folgende Publikationen:

Österreicher im Exil. Mexiko 1938–1947. Eine Dokumentation, Martin Niklas, „... die schönste Stadt der Welt“. Österreichi- hrsg. v. DÖW. Deuticke 2002, 704 S., Bildteil. Leinen oder sche Jüdinnen und Juden in Theresienstadt. Wien 2009, Karton i 15,– Leinen ... Stück 232 S., i 19,90 ... Stück Karton ... Stück Rudolf Agstner / Gertrude Enderle-Burcel / Michaela Follner, Florian Freund, Concentration Camp Ebensee. Subcamp of Österreichs Spitzendiplomaten zwischen Kaiser und Kreisky. Mauthausen, 2nd revised edition, 1998, 63 S., i 4,30 Biographisches Handbuch der Diplomaten des Höheren Auswär- ... Stück tigen Dienstes 1918 bis 1959, Wien 2009, 630 S., i 29,90 ... Stück Jonny Moser, Demographie der jüdischen Bevölkerung Öster- reichs 1938–1945, Wien 1999, 86 S. i 4,30 ... Stück Günther Morsch / Bertrand Perz, Neue Studien zu nationalso- zialistischen Massentötungen durch Giftgas. Historische Be- Josef Hindels, Erinnerungen eines linken Sozialisten, Wien deutung, technische Entwicklung, revisionistische Leugnung, 1996, 135 S. i 6,50 ... Stück Metropol Verlag 2011, 446 S., Ladenpr. i 24,– ... Stück

Kombiangebot Heinz Arnberger / Claudia Kuretsidis-Haider (Hrsg.), Gedenken Gedenken und Mahnen in Wien, Gedenkstätten zu Widerstand und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Wi- und Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation, hrsg. v. derstand, Verfolgung, Exil und Befreiung, Mandelbaum Verlag DÖW, Wien 1998 und Gedenken und Mahnen in Wien. 2011, 712 S., Ladenpr. i 39,90 ... Stück Ergänzungen I, Wien 2001. i 13,– (statt i 15,–) ... Stück Florian Freund, Die Toten von Ebensee. Analyse und Dokumen- tation der im KZ Ebensee umgekommenen Häftlinge 1943–1945, Gerhardt Plöchl, Willibald Plöchl und Otto Habsburg in den Braintrust, Verlag für Weiterbildung 2010, 444 S., i 29,– USA. Ringen um Österreichs „Exilregierung“ 1941/42, Wien ... Stück 2007, 288 S., Ladenpr. i 9,90 ... Stück Forschungen zum Nationalsozialismus und dessen Nachwir- Wolfgang Form/Oliver Uthe (Hrsg.): NS-Justiz in Österreich. kungen in Österreich. Festschrift für Brigitte Bailer, hrsg. vom Lage- und Reiseberichte 1938–1945. Schriftenreihe des DÖW zu DÖW, Wien 2012, 420 S., i 19,50 ... Stück Widerstand, NS-Verfolgung und Nachkriegsaspekten, Bd. 3, LIT Verlag 2004, LVIII, 503 S., Sonderpreis i 25,– ( Ladenpr. Jahrbuch 2010, hrsg. vom DÖW, Schwerpunkt: Vermittlungs- i 49,90) ... Stück arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen, Wien 2010, 273 S., i 13,50 ... Stück Institut Theresienstädter Initiative/DÖW (Hrsg.) Theresien- städter Gedenkbuch. Österreichische Jüdinnen und Juden in Jahrbuch 2011, hrsg. vom DÖW, Schwerpunkt: Politischer Wi- Theresienstadt 1942–1945, Prag 2005, 702 S., i 29,– derstand im Lichte von Biographien, Wien 2011, 302 S., ... Stück i 13,50 ... Stück Jahrbuch 2012, hrsg. vom DÖW, Gedenkstätte für die Opfer Herbert Exenberger/Heinz Riedel, Militärschießplatz Kagran, der Gestapo Wien. Bilder und Texte der Ausstellung, Wien 2012, Wien 2003, 112 S., i 5,– ... Stück 205 S., i 9,50 ... Stück

DÖW, Katalog zur permanenten Ausstellung. Wien 2006, Opferschicksale. Widerstand und Verfolgung im National- 207 S., 160 Abb., i 24,50 ... Stück sozialismus. 50 Jahre Dokumentationsarchiv des österreichi- schen Widerstandes, Jahrbuch 2013, hrsg. vom DÖW, Wien DÖW, Catalog to the Permanent Exhibition, Wien 2006, 95 S., 2013, 378 S., i 19,50 ... Stück über 100 Abb., i 14,50 ... Stück Barry McLoughlin / Josef Vogl, „... Ein Paragraf wird sich fin- Bewahren – Erforschen – Vermitteln. Das Dokumentations- den“. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis archiv des österreichischen Widerstandes, Wien 2008, 190 S., 1945), hrsg. vom DÖW, Wien 2013, 622 S., i 24,50 i 13,50 ... Stück ... Stück

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