Ein Ortelius-Atlas aus dem Vorbesitz von Tobias Scultetus

Autor(en): Meurer, Peter H.

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Cartographica Helvetica : Fachzeitschrift für Kartengeschichte

Band (Jahr): 21-22 (2000)

Heft 22

PDF erstellt am: 11.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-11660

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http://www.e-periodica.ch Peter H. Meurer Ein Ortelius-Atlas aus dem Vorbesitz von Tobias Scultetus

Als Teilgebiet der Karten- und Atlantenge- schichte steckt die Provenienzforschung : noch weitgehend in den Kinderschuhen. Ihr i Thema ist die Rekonstruktion der Besitzgeschichte ¦ l & individueller Exemplare. Anhaltspunkte ergeben sich zumeist aus handschriftlichen Einträgen, Exlibris und Stempeln, manchmal auch aus Besonderheiten von Einband oder Kolorierung. Wissenschaftshistorische Bedeutung erlangt diese Arbeit vor allem dann, wenn unter den früheren Besitzern eine bekannte Persönlichkeit ist. Das vorliegende Beispiel i ;T,; veranschaulicht, wie sich mit dieser Methode eine ; ',;',!','¦mj * " Biographie weiter vervollständigen lässt. Aus zuletzt englischen Vorbesitz ist ein : •;..¦¦¦-¦:--¦-.mir ansonsten bibliographisch regelmässiges • ¦ ¦?¦ Exemplar von Theatrum Orbis Terrarum :>- (Antwerpen: Officina Plantiniana, 1601)L in - : den Antiquariatshandel gelangt. Es handelt sich um die letzte bei Joannes Moretus QHBIS (1547-1610) gedruckte lateinische Ausgabe dieses erstmals 1570 erschienenen TEliflAETM kartographischen Bestsellers und gleichzeitig um ABRAHAMI ORTELl. fk.A, die erste posthume Ausgabe nach dem i Quod anteectremum \:A":-'-:'r-y. Tode des Autors, des Antwerpener vitae fuae diem.poftre- Kartographen und Ortelius " Altphilologen Abraham t ; nium recenfuit,nouijis (1527-1598).2 i i 1 abulis et Conmicntarij

Wegweisendes Merkmal dieses Exemplars '? * *,;,•.- auxit atque illuftra uit ist ein mit der Feder geschriebener Eintrag am unteren Rand des Titelblattes, dessen :*; rsllfs :/;',„;,;:#,, ,,** * _ erste Zeile späterer Hand durchgestrichen, Ifalll von : 'ii3!^ ....*; ¦.-¦ ¦¦¦: ¦ ¦¦¦ aber noch lesbar ist (Abb. 1 und 2). Er Am: :r:.5

* ¦ ¦ ¦ ;yii=y^:¦*¦*. ¦. ¦ lautet mit Auflösung der Abbreviaturen: .'¦..':¦ Ex Hbris T. \\ Cui Scultlti emlt Antverpiae :*; Anno 1601, Mense Majo \\ XXXVI taleris, A\ absque ligatura, qua \\ constitit IVtaleris. um Es hat also der Rechtsgelehrte Tobias Scultetus diesen Band im Mai 1601 bei einem i. Buchhändler in Antwerpen zum Preis von

36 Talern erworben und dazu nochmals vier 1 v>»¦1 ^. Nl IN x PLANTINIANA, Taler für den Einband3 ausgegeben. Der Grosshandelspreis ab Verlag Plantin betrug Apud loannem Moretum. zu dieser Zeit 23 Taler,4 die Gewinnmargen des Buchhandels waren also in etwa gleich wie heute. ANNO CID- 10 CL Beim vertieften Forschungseinstieg entwickelt sich aus dieser zunächst unscheinbaren -re^y-ei tei/it^itW. ¦i.fxien.'l. Provenienz ein facettenreiches Beziehungsgeflecht -...el.,,, ll tele. der zeitgenössischen Wissenschaftswelt. So lohnt es, das Exemplar ausführlicher zu dokumentieren.

Abb. 1: Titelblatt des beschriebenen Exemplars von Theatrum Orbis Terrarum (Antwerpen 1601). Abb.2: Ausschnitt aus Abb. 1 mit dem <5tW< l'l ¦ "€*('»% dMff lief*!*-**, f Besitzereintrag und Kaufvermerk. Die erste Zeile ist von späterer Hand durchgestrichen worden.

Cartographica Helvetica, Heft 22, Juli 2000 Zur Biographie von Tobias Scultetus «J Tobias Scultetus (Tobias Schulz, Scholz s ..Si -sr. o.ä.)s wurde Ende des Jahres61565 im Aö sächsischen Oschatz in der damaligen Markgrafschaft A Meissen geboren. Der relativ häufige Geburtsname7 macht weitere Forschungen zu seiner Herkunft und Jugend schwierig.8 s Festen Boden gewinnt die Biographie M erstmals mit der Eintragung von Schultz, Tob. Ä al. Schultetus Oschacen. in die Matrikel der ."• Universität Leipzig zum Wintersemester \y 1577.9 Mit dem ersten Abschnitt der Ausbildung 0» P an der Artistenfakultät hat sich Scultetus it*i aus unbekannten Gründen viel Zeit Q gelassen.10 Erst 21. 1587 *) am September wurde X w6 er Baccalaureus, bereits wenige Monate a später Magister. Anschliessend hat er ein r— Studium der Rechtswissenschaften begonnen.

& ¦ ", In Leipzig fand Scultetus auch zur neulateinischen I Poesie. Unter dem Dichternamen • Tobias Scultetus Ossitiensis (auch mit sa Zusatz Hermundurus) publizierte11 er 1588 in Universität,12 I Leipzig Elogen Umfeld der 0ß zum nr 1589 eine Elegie13 und einen Nekrolog.14 <% ^ : & Etwas später begannen dann seine akademischen im Wanderjahre. Am 4. Juli 1593 wurde y% ¦ M. Tobias Scultetus, Ossitiensis Misnicus an oo der Universität Heidelberg immatrikuliert.15 Eine für ihn wichtige Bezugsperson wurde —im der seit 1592 dort lehrende, aus Antwerpen jiQ&SAT?F,lLitfrf. eit Iriduitrt,ificU.Mn?QNtS I "Vafea gebürtige Humanist Jan Gruter (Jan de SCVLTETI- pir^ttir Ipfa CHAR 15 Gruyter, 1560-1627).161594 publizierte *|j£ i tfiE FACIEM \t I IHLMI>clVlK)\\\"f .f^N.-m-.^.tiy^IfU' Y.'.IHV* .AI .T1LH "XPPESSn I Ptnxcrlt V< :."..¦-!;. ¦' SfcHALcooPA- Scultetus bei dem ebenfalls aus Antwerpen «ME vet^utAn Svma*t mx r cm >i(-:.tt:;t \>-i»wf SiääSaBsä BHV5. rB.\f,.T ,V stammenden Smes- : .PI:;-,: ?iLE i}.\ .>j*;u/i Buchdrucker Abraham »• -¦" CAVSrt DBB i.'n-.lilii':!) ,v:o 1 ^;iT-e-^,SÄin.*:i*Aiteter,eI 3S mann17 zwei Bände neulateinischen -Al.'li A;.u.U- mit •; i roBTVu 'wlrru.. e.," >f:^lc'J,a'e,iee.Tl^rfJ Epigrammen.18 In Heidelberg machte er auch die Bekanntschaft von Sigismund von Burg- hauss zu Stolz (1574-1611); sein gleichnamiger Abb. 3: Porträt des Tobias Scultetus, gestochen von Agidius Sadeler 1610, Vater war Kaiserlicher Rat in Schlesien.19 mit Epigramm von Johannes Kepler (Amsterdam, Rijksmuseum). Scultetus wurde sein Präzeptor und wechselte mit ihm an die Universität Genf, wo Tobias Scultetus Hermundurus unter dem promovierte.24 Seine 12seitige Dissertation wo er anschliessend auch seinen privaten 20. März 1595 in der Matrikel erscheint.20 (Abb. 4) wurde 1599 in Basel bei Konrad Wohnsitz genommen hat. Aus diesem Aus dem nachfolgend beschriebenen Brief Waldkirch gedruckt.25 Anlass wurde ein Hochzeitsgedicht29 an Ortelius geht hervor, dass Tobias Scultetus Zum Ende seines Studentenlebens ging verfasst von Johann Matthäus Wacker von nur kurz in Genf geblieben ist. Im Frühjahr Scultetus nochmals auf die Wanderschaft. Wackenfels (1550-1619)30, Kaiserlicher Rat 1596 war er in Breslau. Spätestens bei Zusammen mit Sigismund von Burghauss in Breslau und Mitglied des Hofrates in dieser Gelegenheit hat er die Bekanntschaft erscheint er am 9. April 1600 in der Matrikel Prag. Hier schliesst sich ein Nebenkreis: von Jakob Monau (1546-1603)21 gemacht, der Universität Siena. Wiederum ein Jahr Wacker von Wackenfels beriet 1595 Ortelius der führenden Gestalt des humanistischliterarischen später belegt der Kauf des hier beschriebenen zur Nomenclatur der Utopia-Karte, die dann Lebens seiner Zeit in Schlesien. Atlas seine Anwesenheit in Antwerpen auch eine Widmung an ihn trägt.31 Noch im gleichen Jahr ging er nach im Mai 1601. Tobias Scultetus selbst erscheint nochmals Köln, wo er in nicht genau bekannter Funktion22 Sicherlich auf Fürsprache der Familie von im randlichen Licht der grossen laut eigener Aussage ein halbes Jahr Burghauss hat Scultetus Ende 1601 eine Wissenschaftsgeschichte durch seine Bekanntschaft gelebt hat und von wo aus er die Frankfurter Anstellung26 als Kaiserlicher Rat erhalten.27 mit dem Astronomen Johannes Kepler Frühjahrsmesse 1597 besucht hat. Er war zunächst tätig an der Hofkammer in (1571-1630), der 1601 die Nachfolge von Der nächste Fixpunkt zur Scultetus-Biogra- Prag. Um 1607 wechselte er zur böhmischen Tycho Brahe (1546-1601) am Hof Kaiser phie ist seine Immatrikulation an der bzw. schlesischen Kammer als Finanzprokurator Rudolfs II. in Prag angetreten hatte.32Am 9. Universität Padua am 8. Januar 1598.23 Fast zwei von Niederschlesien und der Lausitz. September 1610 gehörte Scultetus zu einem Jahre später hat sich endlich zum ordentlichen Am 22. Dezember 1608 verlieh ihm Kaiser Kreis ausgewählter Leute, mit denen Kepler akademischen Abschluss seiner Rudolf II. das Adelsprädikat «von Brego- in Prag die kurz zuvor von Galilei entdeckten Studien entschlossen. Anfang Oktober 1599 schitz und Schwanensee» und eine vier Monde des Jupiter beobachtete.33 wurde Tobias Scultetus Mlsnus, philosophi- Wappenbesserung (Abb. 5). Am 24. November 1610 Von 1610 datiert auch das von Agidius Sadeler ae magister et poeta coronatus an der erhielt er das «Palatinat in personam».28 (1570-1629) gestochene Scultetus-Porträt Universität Basel immatrikuliert, die ihn bereits Am 10. Juni 1608 heiratete Scultetus Katharina (Abb.3),34 zu dem Kepler ein sechszeiliges am 23. Oktober zum Doktor beider Rechte Treutier von Krochwitz aus Beuthen, Epigramm verfasst hat.35 An Scultetus wid-

Cartographica Helvetica, Heft 22, Juli 2000 von -Kommödien. Sein Autor war der aus Wittstock stammende, in Breslau *yf Mw*%, gestorbene neulateinische Wanderdichter THEOREMATVM Valens Acidalius (1567-1595),47 um den Mo- In Iure Controverforum, nau sich gekümmert hatte. Scultetus sagt, PfiNTADES X. Monau selbst sei derzeit am Schreiben gehindert und lasse nun auf diesem Wege o.v. anfragen, ob Ortelius dieses Manuskript zur Decreto & Autorkate Amplifc posthumen Veröffentlichung bei Plantin £mi & Clariffimi iurecontult. Ordinis InBASiLiENS.iv&i Acade- unterbringen könne.48 ' • 'mia florestiffima. c Am Ende entschuldigt sich Scultetus nochmals für die Konfusion seines im Frankfurter Pro conßquendü In vtroque Messetrubel verfassten Briefes. Einen Iure J3 o e t 0 K^ t- PS Inßgtttt.flr PuvtUgm'i Besseren habe er schon lange vorgehabt, in PttMiceventilandas proponic Ruhe aus Köln zu schreiben. Auch bedankt ^Tobias Scvltetvs er sich für ein Geschenk, das Ortelius ihm 0SSIT1MH.S1S PH* M. KT P.C. vor zwei Jahren habe zukommen lassen. So In auia Iuridica bittet er darum, dass die Vergangenheit Ai diem im, OSebrü. begraben sei. Falls Ortelius ihm schreiben möchte, so möge er dies über den Verleger den sehr oft Abb. 5: Wappenbrief für Tobias Scultetus von Arnold Mylius49 tun, er in Köln B A 'S I L E JE, 1608 (Wien, Österreichisches Staatsarchiv). sehe. Typis-Cohradi Waldkirchii. Über einen weiteren Kontakt ist in der Orte- i i 11, lo X c l x. lius-Korrespondenz nichts erhalten. Dass eine engere persönliche Beziehung im letzten £^a.^ Lebensjahr von Ortelius aber entstanden und bei Scultetus einen grossen Eindruck Abb. 4: Titelblatt der Dissertation (Basel 1 597) hinterlassen hat, ist aus dem nächsten Tobias Scultetus (Bern, Schweizerische von handschriftlichen Eintrag im hier beschriebenen Landesbibliothek). Theatrum-Exemplar zu erschliessen. mete Kepler mit Datum 1612 Dichter des als Hauslehrer für vom B.April Frühbarocks, Das Scultetus-Exemplar des Theatrum seine Eclogae chronicae (erschienen 1615), seinen Sohn in Beuthen.43 Orbis Terrarum eine Sammlung von Briefen über chronologische Nach einem erfüllten Leben starb Tobias In der Theatrum-Ausgabe 1601 ist auf der Probleme betreffend die Lebenszeit Scultetus von Bregoschitz und Schwanensee unteren Hälfte der Titelrückseite ein vierzei- von Christus.36 Der profane Hauptgrund hochgeachtet im Alter von 54 Jahren am liges Epigramm in Griechisch abgedruckt, dieser Widmung war vermutlich die 25. Juni 1620 in Breslau.44 das seit 1573 im aller lateinischen Erinnerung, dass die schlesische Kammer Vorspann Theatrum-Ausgaben enthalten ist. Sein unter Scultetus eine bereits 1610 ergangene Verfasser war der aus Nimwegen gebürtige Poet Anweisung über 2000 Taler Gehaltsrückstände Ein Brief von Tobias Scultetus an und Altphilologe Gerard Valkenburg (Ge- an Kepler endlich auszahlen möge. Abraham Ortelius rardus Falcoburgius, 1538-1578).50 Darunter Hier ist allerdings nichts geschehen. Noch In der Geschichte der Kartographie ist steht im vorliegenden Exemplar in der Ende 1614 müsste der Mathematiker Benjamin Tobias Scultetus marginal belegt durch einen Handschrift von Scultetus der Vermerk Ursinus (Benjamin Behr, 1587-1633)37 von schlechtem Gewissen geprägten, wenngleich (Abb. 7): aus Beuthen Kepler brieflich raten, in dieser etwas fadenscheinigen Brief (Abb. 6), Hoc elegantiss. Palckenburgil Epigramma in Angelegenheit zu einem persönlichen den er am 2. April 1597 aus am gratiam \\ Clariss. ORTELII, Amici dum Gespräch nach Wien zu reisen, wo sich Scultetus Main an Abraham Ortelius nach Antwerpen viveret, meisingularis, \\ ita latine nodebam. gerade aufhalte.38 geschrieben hat.45 || T SCULTITVS IC. Das schriftstellerische Spätwerk von Scultetus Einleitend beruft sich Scultetus in diesem ist derzeit noch schwer zu übersehen. ersten Versuch, die von ihm langersehnte In der Übersetzung: 1603 erscheint er unter den Beiträgern der Briefbekanntschaft von Ortelius zu machen, «Dieses überaus geistreiche Epigramm Val- von Jan Gruter in Heidelberg publizierten auf die oben genannten Jakob Monau und kenburgs, (verfasst) in Freundschaft zu dem Inscriptiones antiquae totius orbis Romani?9 Jan Gruter.46 So habe ihm Monau bei hochberühmten Ortelius, schnürte ich noch Um 1612 hat er eine Staats- und seinem Aufenthalt in Breslau im letzten Jahr zu Lebzeiten des einzigartigen Freundes wie finanzrechtliche Abhandlung Tractatum sive (Frühjahr 1596) aus Ortelius-Briefen vorgelesen folgt auf Latein zusammen.» Dlscursus de flsco et fiscalibus verfasst.40 und ihm geraten, gleich nach seiner Es folgt die lateinische Übertragung der Eine Anzahl seiner Gedichte ist (wieder) (Scultetus) Ankunft in Köln den Kontakt zu griechischen Vorlage: abgedruckt in dem Sammelband Delitiae Ortelius zu suchen. Daran habe er auch fast Die age quid sibi vult ORT-HELIUS? ore poetarum Germanorum, den Gruter 1612 in täglich gedacht, wenn er die «Monumente Pelasgo || SOLIS habet RECTI nomina. Frankfurt am Main herausgegeben hat.41 von Ortelius' Ruhm» in Händen und vor Cur? Quia SOL \\ Gaeographum Novus exi- Weitere Epigramme finden sich u.a. als Augen gehabt habe. Auch habe er einen sttt, dum totius orbis \\ Climata libro uno Hochzeitsgedichte, Beiträge zu Sammelwerken unangemeldeten persönlichen Besuch in dal Novi-mundl-sator. und in Stammbüchern. davon der unpubliziert Antwerpen geplant, wegen Im Versuch einer unpoetischen, dennoch Scultetus auch als Patron anderer aktuellen Unsicherheit auf den Strassen aber Wichtig war möglichst originalnahen deutschen Übersetzung: schlesischer Autoren,42 er erscheint noch Abstand genommen. mehrfach als Adressat von Buchwidmungen. Der wohl eigentliche Grund für dieses 1617 beschäftigte er den jungen Martin Schreiben bestand in einem beigefügten Opitz (1597-1639), den grossen deutschen Manuskript einer kritischen Bearbeitung

Cartographica Helvetica, Heft 22, Juli 2000 «Sag an, was bedeutet Ort-Helius? Auf Griechisch heisst es die wahre Sonne. Warum? 7tu. //f* i,// ...;. j#0 '*r?eif >»#f n'te -\ .msJvrJ,',* m^e& - tt*' fi j / hervortritt, indem der Neue-Welt-Schöpfer die ¦ f t m ri' y6~», nute.,? nf. /tj^-«, Zonen des Erdkreises in einem ^ QJ /A n ganzen ^ einzigen Buch darlegt.» "*«'¦¦ Jr*¥» «t ig- ****»• «fewVtnlr ffff ¦ *¦¦(¦. Einige von Scultetus mit der Feder geschriebene ßimm^. ?¦**-&**¦&%, ß&Ai tJmmf rßmf $¦ Amr '***/ /,-! ¦ erlitte Marginalien finden sich auf den ¦ teil i r%.*kf et*.,'- ml*- ¦ trftfe emFV*rm- Textrückseiten der Weltkarte (Nr. 2) und der 3). Es handelt sich ' Europa-Karte (Nr. um «4 ;«rhi/fj'lif ¦ u*,As>,'4iis rtrUnvr Wmajk", : rüfrinr t-ftum B-rrtffm unbedeutende Gedächtnis- und Lesestützen.

* /Sfm- ¦h.f'fff « Wesentlich interessanter sind m*en* f-jn tx nxstt-'/* ^jfffmr **mr $Cmt- %,&, gj/, '^* Bemerkungen und Anstreichungen, die Scultetus mit Rötelstift auf insgesamt 17 weiteren Karten ex ~,'**~r ¦• wf. -0ftm ; -tr Mm. ifrrif M*m ey-irr*^ #Ä*f Jjk^tJk 4«m gemacht hat. auf der Rückseite der ¦ 4* t einer Am Textbeginn • / fue7 e-, >*4vm /y,,»-/ A-r^r—r fi+ü, m j "t ry,' England-Karte (Nr. 12) steht eine Notiz: Perlus- / 1 trans \\ Scultetus Quipua...f?J || Ao. 160... || quae notata Ao[die?] (die letzten Zeichen tmet. jem tjrfttt-unr f+ / H ftr .efe-.y'f f-i-feif/rnm/ift^ t * mr „f i,n jeder Zeile gingen beim Beschneiden verloren). ,¦:< i*n'h»*'«/»&." *¦¦ Sj Se, Aus Ortsunterstreichungen in der Karte

' sich eine Reiseroute 8). Sie * " ergibt (Abb. fae&e / .* '¦ r X* **er t^4r J^fVV mf nach Cambridge, von dort über Barkway,

J. th,'«** Puckeridge und Hoddeston zurück nach *"' *f ' *«- s i fr/r i li* .-n-r tm4f»0 .»»^ -j,

e y?e -efae?/ - Verweisstrich auf Rochester: Naves VJnnret t*in-Ak-,4*e M*f m ^.S ^0 r.-_sm*l S-er«el4f/rlCe*> Hie sunt el belltcae a Classis Regia («Hier liegen die ß? *r er imefi^ '/fi* * »7 en r ^ßrtryr Kriegsschiffe der königlichen Flotte»). ». JM ^'/3Xf A/'"'^ ^iJt4€-fH~ Am Textbeginn auf der Rückseite der

¦'¦ Spanien-Karte \ ¦ 16) Perlustran... SA Ah * j fr ~*i tf*T A&&4J>A t&i (Nr. steht: tfam • • || Partem h... || Ao. 1600 (auch hier rr« 0, -t, 4 f evang... sind die Zeilenenden beschnitten). Aus der '** ' 'lt .llrfe' Jfa'A thfra $ f rf Unterstreichung von Orten in der Karte

''' ¦ kann eine Reiseroute y .1 tM \ rekonstruiert werden von Perpignan über Girona, Barcelona und Tortosa nach Valencia, von dort über Reque-

0 ti' ¦¦% ?~i?f$ na, Ocana, Toledo nach Madrid, dann über Alcala de Henares, Siguenza, Zaragoza, Tu- Abb. 6: Brief von Tobias Scultetus an Abraham Ortelius (Den Haag, Koninklijke Bibliotheek). dela und Pamplona nach Bayonne. Am Beginn des Rückentextes zur Valencia- GERARTVS FALKENBVRGIVS Karte (Nr.19) steht: Vidi \\ Scultetus || Ao. 1600. In der Karte sind einige wenige Orte NOVIOMAGVS, ohne erkennbares System unterstrichen. * Eine Notiz (Abb. 9) am Textbeginn auf der AEfVs rt rnifiuim Op9^7u©J. »A«©J öpSti;. Rückseite der Frankreich-Karte (Nr. 21) ist A «Aj©^ Um;* an yatoy^0ay «M^ ttMu-,tih l^y^mn«. in fr*^"AK (Abb. 10) sind wie folgt zu gruppieren: eine lange Route von Bayonne über CUviff- 0/t.ri £~ll ^jfmie,-?ui it'i+ict t*ry £x*JAt;( - Toulouse, Cahors, Limoges, Argenton, Orleans, i in. U kM tfjntw Etampes nach Paris, dann die Seine —^7 Scp^ftt l-f iL- abwärts bis Rouen, von dort über Gour- bay, Doullens, Arras und Lille nach Flandern; (jlC Mt W fii'OiJr OAT-HtllVf 1 t/n (PfLm - eine Küstenroute aus Flandern über Oostende, Dunkerque, Gravelines nach Calais; - in Lothringen etwas isoliert Blamont, Abb. 7: Das griechische Epigramm Gerard Valkenburgs mit der handschriftlichen Hagenau, Kayersberg, Luneville, Nancy, lateinischen Übertragung von Tobias Scultetus. St. Die und Saverne;

Cartographica Helvetica, Heft 22, Juli 2000 fT-U»|fli CTvtiery M ff&ieftgt ^a JT'if 'Sy. t£o»land ft i.r. u Wciaff Si rf $£ ¦Cr ,_^®^ vurtm. >OL S«r C&T M ¦£k "JSi £?#?"# ö .SSL ^fir J& '.-:' »s» ä 2 A> *3£ Cro*»« iVi Kordim »Jt ^ •Stellte. * affmn•f*i-refie •r is eßRyiß:f: 'CWffe s m ro sA '°%L 1- ¦tton- neß'.;r. Ca%£an x)G& 'i-m'm *$. ¦ ¦¦: %&r. "fe i> ¦¦¦irr ¦ßer¦kfJ1'Tl S«. Jof, tum «ft!» "¦;j •**.< »**.";';;; ¦g, ',<¦'•¦ s ias«fe ift me niynam A 2% 4L ym xnmmow *m &&• 13-*. SS *%£. V^::-v;>::;-r: QU - s- 'air d&yntr, **s. «H letmtbotm mim tumW w i&ssJi *c& jj rr- ii-isr . m. K ¦ '<* Af «&. M **% ¦ k -es mir »: y- i «:« '•adwel ¦ mSm:M«>0^j\/'e'''e>% Mß- Si m ss- ¦OfW'SrWZi.^.h, Jfetvtm XeOmotm, ~">Xx,, jj^inix ¦n^ams.-.-- imirt. Qumßrd $Lm *u «mfe V* ": OmC un \ ejCvrh ** e'5sS "¦ ¦ M l^f. ,< •% mvf-^ 'm*s*$,ih>k r W: r/ '¦'i'r oafh. 5# * : tgom Sm«SffsM (Farftam '¦'¦¦¦¦ £i Ws» rill * i^ &m ä A Wl 'ss : sn. Cher. tß>a k-^He exai %i ¥ I ¦L fPeterß. *?*&Ü* Weue?, j^S r V«B»» buäns*3$ ^fc ¦ « 'KRNX. •hören? iW. §. *$Gmer th IA ' Ufa w Otfe. y:>; ¦ Imii %. ierou &* Stati m. : •Xu w. C%? ^dmierbiß M Irf

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Abb. 8: Ausschnitt aus der England-Karte m it handschriftlicher ntrag ngen

- eine lange Route von Basel über Aarau, aus Flandern über Köln, Koblenz, Solothurn, Neuenburg bis Genf, dann die Heidelberg, Strassburg, Freiburg nach Basel; Rhone entlang über Nantua, Lyon, Tour- - von Stuttgart über Augsburg, Ingolstadt, non, Valence bis Avignon; Nürnberg, Regensburg nach Wien bzw. - eine Route von Avignon über Nimes, Prag. •c mc- Montpellier und Narbonne bis Perpignan; Zu erwartende weitere Markierungen - etwa nmu- eine teilweise rekonstruierbare Route und Breslau oder auch des - nur von Leipzig Ais ad von Orange über Gap, Embrun, Luserna, Geburtsortes Oschatz - sind nicht vorhanden. Pinerolo bis Turin; ream, --"" Q i eine Route Marseille über - von Aix und i Arles nach pan- Avignon; inter- i S~ q - in der Ostschweiz u. a. Basel, Baden, y Solothurn, Zofmgen, St. Gallen, Glarus i pro- J O 0 u und Schwyz. aD ca ;* Völlig isoliert steht eine Markierung von La # Rochelle da. Gala- * - Einige wenige, entsprechende Latiiii Unterstreichungen sind in der Provence-Karte (Nr. 35). identj Unterstreichungen von Orten in der omen Germania-Gesamtkarte (Nr. 36) lassen sich in zwei Abb. 9: Randnotiz auf der Textrückseite der Routen gliedern: Frankreich-Karte.

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Abb. 10: Ausschnitt aus der Frankreich-Karte mit handschriftlichen Eintragungen.

In der Hennegau-Karte (Nr. 43) sind die (Schässburg) und Belgrad die Namen der Man kann davon ausgehen, dass die Namen aller grösseren Städte unterstrichen. meisten wichtigen Städte unterstrichen. Markierungen zum allergrössten Teil Orte und Die Bedeutung dieser Region in Gesamtkontext Entsprechend sind in der Siebenbürgen- Regionen betreffen, die Scultetus selbst wird weiter deutlich in der Karte (Nr. 98) markiert die Städte Clausen- besucht hat. Eine Rekonstruktion eines Flandern-Karte (Nr. 45). Hier beschränken sich burg (Clui), Cronstatt (Brasov), Hermanstatt detaillierten Itinerars stösst allerdings auf einige die Unterstreichungen auf eine Route von (Sibiu), Mednisch (Megus), Schesburg Schwierigkeiten: Montreuil über Hesdin, Bapaume und Cre- (Segesvar) und Weissenburg (Alba Iulia). a) Die Einträge zu Italien und Osteuropa vecoeur in den Raum zwischen Sambre und In der Polen-Karte (Nr. 99) schliesslich sind undatiert. Maas, wo zahlreiche Städte markiert sind. zeigen die markierten Orte eine Route entlang b) In einigen Fällen stimmen die Angaben Die zahlreichen Ortsmarkierungen in der der Weichsel von Krakau über Sandomierz, in Gesamtkarten und Regionalkarten Italien-Gesamtkarte (Nr. 73) sind auf zwei Warschau, Kruszwica, Inowroclaw und nicht völlig überein. Regionen konzentriert: Thorn bis Danzig. c) Einige Wege - vor allem über die Alpen - - den Raum zwischen Turin, Trient, Parma ist Scultetus mehrmals gegangen. und ; Zusammenfassung Dennoch ist es möglich, in der Kombination - den Raum zwischen Pisa, Pesaro und Über die nachmalige Bestätigung der Beziehung aller Quellen diesen Lebensabschnitt von Rom). zu Ortelius hinaus bringt das beschriebene Tobias Scultetus in den Hauptstufen Nicht markiert ist Venedig. Atlasexemplar neue Erkenntnisse vor darzustellen. Detaillierter ausgeführt sind diese in den allem zur Vita von Tobias Scultetus in der - Wohl im Verlauf des Jahres 1595 ist er mit Regionalkarten von Piemont (Nr. 79), der Zeit zwischen 1596 und 1601. Bereits aus der Sigismund von Burghauss nach Schlesien Toskana (Nr. 82), von Florenz (Nr. 83) und Distanz (in Prag oder Breslau?) hat er in den zurückgereist. In den folgenden Monaten Siena (Nr. 85). Karten seinen Lebensweg der letzten fünf (bis Sommer 1596) könnte eine eine grosse In der Griechenland-Karte (Nr. 92) sind Jahre nachvollzogen. Die fehlende Markierung Ungarn-Reise stattgefunden haben. unterstrichen die Häfen Korfu, Lepanto, von Orten der Jugend (Oschatz, Leipzig) - Seit Herbst 1596 lebte er im Rheinland. Patras, Navarino und Methoni. in der Germania-Karte zeigt, dass er Von hier aus hat er wohl Lothringen und In der Ungarn-Karte (Nr. 97) sind im Raum eine keine komplette Reflektion seiner Vita auch zum ersten Mal den belgischen zwischen Wien, Kosice (Kaschau), Segesvar beabsichtigt hat. Raum besucht.

Cartographica Helvetica, Heft 22, Juli 2000 - Spätestens Ende 1597 ist er nach Italien Julii 1620, cum vixisset annos 54, mens. 6. Der (Heidelberg: Abraham Smesmann, 1595); Subse- aufgebrochen. Die Studienzeit in Padua schlesische Jurist und Historiker Nikolaus Henel civorum poeticorum tetras prima, in qua suspi- von Hennenfeld (1584-1656; über ihn siehe: ria, phaleuci, philotesia epigrammata (Heidelberg: seit Januar 1598 hat er genutzt für eine Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 11. Leipzig Abraham Smesmann, 1594). Rundreise durch die Lombardei und das 1880, S.737) dürfte Scultetus persönlich gekannt 19 Stelling-Michaud, Le Livre du Recteur (wie Anm. Piemont. haben. Das zitierte Werk stellt eine Neuausgabe 5), Bd.2. Genf 1966, S.379. - Nach der Promotion in Basel im Herbst seiner Silesiographia, hoc est: Silesiae delineatio 20 Stelling-Michaud. Le Livre du Recteur (wie Anm. brevis et succinta (Frankfurt am Main 1613) dar, 1599 reiste er wohl über Genf durch das 5), Bd.l. Genf 1959, S. 122. der Henel bereits Lebzeiten weiteres Material zu zu 21 Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 22. Berlin Rhönetal in die Provence und nach Siena. hatte. Ein Scultetus in gesammelt - Eintrag zu 1885, S. 162. - Die Immatrikulation in Siena im April Zedier, Johann Heinrich: Grosses vollständiges 22 Weder Scultetus noch Burghauss erscheinen in 1600 wohl mehr Universal-Lexikon, Bd. 36. Leipzig-Halle 1743 war symbolischer Art. der Kölner Universitätsmatrikel. hat Reisen Toskana (Neudruck Graz 1962), Sp. 772 nennt die Lebensdaten Die Zeit er für in der 23 Hier nach Stelling-Michaud, Le Livre du Recteur 29. Oktober 1565 bis 26. April 1620. Die hier benutzt. Vielleicht unternahm er in dieser (wie Anm. 5). gegebene bibliographische Referenz Cunrad der Uni¬ Zeit eine Schiffsreise nach Griechenland Siles. Togat. verweist auf das posthum erschienene 24 Wackernagel, Hans Georg: Die Matrikel Bd. 2. Basel 1956, S. 482. und Korsika. Werk Silesia togata, sive Silesiorum doctrina versität Basel, - Für die anschliessenden Monate lässt sich et virtutibus clarissimorum elogia (Liegnitz 1706) 25 Nicht im VD 16 (wie Anm. 11). Das einzige nach¬ des schlesischen Juristen Johann Heinrich Cunrad gewiesene Exemplar befindet sich in der eine grosse Reise rekonstruieren und (1612-1685). Schweizerischen Landesbibliothek, Bern (A 16779/77). zwar entlang der ligurischen Küste bis 7 Genannt seien der Görlitzer Kartograph und 26 Die Daten zu seiner Laufbahn sind seiner Perso¬ Avignon, dann durch Südfrankreich nach Astronom Bartholomäus Scultetus (1540-1614) nalakte im Österreichischen Staatsarchiv Perpignan, anschliessend durch Spanien und der schlesische Kartograph Jonas Scultetus (Allgemeines Verwaltungsarchiv, ohne Sign.) in Wien über Valencia und Madrid bis Bayonne (1603-1664). Verwandtschaftliche Beziehungen zu zu entnehmen. Kurzdaten hierzu sind auch bei Karl Friedrich Standeserhebungen und von dort durch Aquitanien über Paris beiden bestehen mit einiger Sicherheit nicht. - Frank, von: Ein nur wenig jüngerer Namensvetter und späterer und Gnadenaktefür das Deutsche Reich und die und Rouen nach Flandern, wo er durch Landsmann war der aus Reichenbach gebürtige, österreichischen Erblande, Bd. 4. Schloss Senf- den Atlaskauf für Mai 1601 belegt ist. in Kunersdorf (Grafschatz Glatz) wirkende tenegg 1973, S. 291 - Vermutlich ist die England-Reise erst im Pfarrer Tobias Scultetus. Zum Tode seiner Frau 27 Die Karriere ihres ehemaligen Studenten ist an weiteren Verlauf des Jahres 1601 anzusetzen. erschien Brünstiger Seelendurst nach Gott (Breslau der Universität Leipzig im übrigen rasch bekannt 1627), eine von Martin Hyller verfasste geworden. Dies zeigt ein Vermerk zur Immatrikulation Leichenpredigt; vgl. den Eintrag in der Datenbank seines Neffen 1602: Caspar Scultetus, Die Heimreise nach Schlesien schliesslich VD17 (gefuhrt bei der Bayerischen Staatsbibliothek, Thobiae Sculteti iuris consulti et consiliarii Cae- könnte auf dem Seeweg von England nach München). sarei exfratre Casparo nepos: siehe Erler, Matrikel Danzig und dann die Weichsel aufwärts 8 Der Name von Tobias Scultetus erscheint nicht, Leipzig (wie Anm. 9), S. 427. wie es für einen wie ihn 28 Das Palatinat oder beeinhaltete erfolgt sein. begabten Jungen Pfalzgrafenamt vielleicht zu erwarten wäre, in den Matrikel der Rechte wie die Ausstellung von Wappenbriefen meissnischen Landesschulen in Grimma und und die Ernennung von Notaren. Anmerkungen Meissen (für die Quellendurchsicht danke ich 29 In Conubium Tobiae Sculteti et Cathatyllidis Herrn Dr. Hans Brichzin, Dresden. Treutleri; Abdruck in Gruter, Jan: Delitiae poeta- Tobias Scultetus fehlt in allen halbwegs gängigen 9 Erler, Georg (Hrsg.): Die jüngere Matrikel der rum Germanorum, Bd. 6. Frankfurt am Main biographischen Referenzwerken. So bedurfte es einer Universität Leipzig 1559-1809, Bd.l. Leipzig 1612, S. 1058-1060. Für diesen Hinweis danke ich tour de force, um in relativ kurzer Zeit und grossen- 1909 (Neudruck Nendeln 1976), S. 420. Dr. Friedrich Seck (Tübingen). teils ausserhalb des eigenen Fachgebietes die 10 Ein in der Matrikelliteratur (siehe Anm. 5 und 24) 30 Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 40. Berlin grundlegenden Daten über ihn zusammenzutragen. Für genannter Studienaufenthalt in Wittenberg trifft 1896, S. 448-449. hierbei gewährte Hilfe in Detailfragen danke ich nicht zu. Bei dem dort am 2. April 1581 31 Cecile: discove¬ herzlich Prof. Dr. Leopold Auer (Österreichisches Ausführlich Rruyfhooft, A recent immatrikulierten Tobias Scultetus Reichenbacensis handelt Abraham Ortelius. In: The Staatsarchiv - Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien), ry: Utopia by Map es sich um den unter Anm. 8 genannten S. 10-14. Dr. Friederike Boockmann (Kepler-Kommission der CollectortHo.K), 1981, Namensvetter; siehe Hartwig, O.: Album Acade- Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 32 Grundlegend Caspar, Max: Johannes Kepler. miae Vitebergensis, Bd.2. Halle 1894 (Neudruck München), Dr. Hans Brichzin (Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Stuttgart 1958; zusammenfassend: Neue Deutsche S. 297. Aalen 1976), 11. S. Dresden), Dr. Eva-Maria Dickhaut (Forschungsstelle Biographie, Bd. Berlin 1977, 494-508. 11 Die Frühschriften von Scultetus sind erfasst in: für Personalschriften an der Philipps-Universität, 33 Johannes Kepler: Gesammelte Werke, Bd. 4. Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich Marburg), Dr. Friedrich Seck (Tübingen) und München 1991, S. 322. erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts (VD Mag. Dr. Gerhard Theimer (Österreichisches Staatsarchiv 34 Hollsteins Dutch and Flemish etchings, engrav- 16), Bd. 18. Stuttgart 1992, S. 645. - Allgemeines Verwaltungsarchiv, Wien). ings and woodeuts ca. 1450-1700, Bd. 21. 12 Vielleicht zum eigenen Magisterexamen: Gratu- Amsterdam 1980, Nr. 328. 1 Koemann. Cornelis: Atlantes Neerlandici, Bd. latio in honorem iuvenum XV. quibus summus 35 Kepler, Gesammelte Werke (wie Anm. 33), Bd. 12, III. Amsterdam 1969, S. 59 (Ort 33). philosophiae et liberalium artium gradus in cele- 1990, S. 245 und 411-412. 2 Zum Thema umfassend zuletzt Broecke, Marcel berrima Lipsiensium Acadmia publice decerna- 36 Kepler, Gesammelte Werke (wie Anm. 33), Bd. 5, van den et al. (Hrsg.): Abraham Ortelius and the tur (Leipzig: Abraham Lamberg, 1588); weiterhin: 1953. S. 223, 416 und 448. first atlas. Essays commemorating the quadri- Panegyricus clarissimis viris summum in 37 Mit¬ centennial ofhis death 1598-1998. 't Goy-Houten utroque iure gradum in celeberrima Lipsiensium Ursinus war zu dieser Zeit mathematischer 1998. Academia adeptis cantatus (Leipzig: arbeiter Keplers. Als Gymnasialprofessor in Berlin und Universitätsprofessor in Frankfurt an der 3 Der heutige Einband ist zeitgenössisch, kann aber Erben Johann Steinmann, 1588). Oder er einer der Väter der Logarithmenforschung nicht unmittelbar in Zusammenhang mit dem 13 De arbore Danielis, politici magistratus dulcissi- war in Deutschland. Über ihn zusammenfassend: Kauf erfolgt sein. Buchstabenverluste an den ma imagine elegia (Leipzig, Abraham Lamberg, Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 39. Zeilenenden einiger der unten beschriebenen Marginalien 1589). Berlin 1895, S. 365. zeigen, dass das Exemplar nach diesem 14 Exequiae Christophori Pflugio in Mausitz etc., 38 Werke Bd. 17, ersten Gebrauch beschnitten worden ist. electorali in urbe Quedlingburga praesidi (Leipzig: Kepler, Gesammelte (wie Anm. 33), Nr. 701. 4 Denuce, Jan: Oud-Nederlattdsche kaartmakers Abraham Lamberg, 1598). 1955, in betrekking met Plantijn, Bd. 2. s-Gravenhage 15 Toepke, Gustav: Die Matrikel der Universität 39 Für die Drucke nach 1600 siehe die in Anm. 7 1913 (Neudruck Amsterdam 1964), S. 231ff. Heidelberg von 1386 bis 1662, Bd.2. Heidelberg genannte Datenbank VD17. 5 Die beste bisher vorliegende Datensammlung 1886, S. 168. 40 Einen zeitgenössischen Druck oder überhaupt insbesondere zum Ausbildungsgang findet sich in 16 Neue Deutsche Biographie, Bd. 7. Berlin 1966, den Volltext habe ich nicht ausfindig machen können. dem Personaleintrag zu Tobias Scultetus bei Stel- S. 238-240; Lexikon des gesamten Buchwesens, Eine kommentierte Gliederung ist bei ling-Michaud, Suzanne: Le Livre du Recteur de Bd. 3. Stuttgart 1991, S.294-295. Henel. Silesiographia renovata (wie Anm. 6), l'Academie de Geneve (1559-1878), Bd. 5. Genf 17 Benzing, Josef: Die Buchdrucker des 16. und S.1205ff. 1976, S. 364. 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. 2., 41 Gruter, Deliciae (wie Anm. 29), S. 34-68. 6 Hinsichtlich der exakten biographischen Daten verbesserte und ergänzte Auflage. Wiesbaden 42 Siehe zum Beispiel die zahlreichen Nennungen folge ich Henel von Hennenfeld, Nikolaus: Sile- 1982, S. 196. bei Seidel, Robert: Späthumanismus in Schlesien. siographia renovata. Breslau-Leipzig 1704, S. 18 Decas epigrammatum ad Guolfgang Zundelium, Caspar Dornau (15776-1631) Leben und 1203: Obiit Wratislaviae in aree Regia 6. Kai. vel excellentissimum consiliarum Palatinum Werk. Tübingen 1994.

Cartographica Helvetica, Heft 22, Juli 2000 9 43 Szyrocki, Marian: Martin Opitz. München 21974, Resume: Summary: S. 19ff. Un atlas d'Ortelius, jadis propriete An Ortelius atlas from the 44 Zu Quellen und Problemen des genauen Datums siehe Anm. 5. de Tobias Scultetus collection of Tobias Scultetus 45 Hesseis, Jan Hendrik: Abraham! Ortelii et viro- Tobias Scultetus (Oschatz/Saxe 1565 - Breslau Tobias Scultetus (1565 Oschatz/Saxony - rum eruditorum ad eundem et ad Jacobum 1620) fut un poete neolatin et un juriste. 1620 Breslau), a neo- poet and Jurist, Collum Ortelianum epistolae. Canterbury 1887 II etudia universites de Heidelberg, had studied at the universities (Neudruck Osnabrück 1969), Nr. 302 mit aux Leipzig, of Leipzig, Transkription und englischer Zusammenfassung. Heutiger Geneve, Padoue et Bäle oü il obtint le Heidelberg, Geneva, Padova and Basel Lagerort des Originals: Koninklijke Bibliotheek, grade de docteur en droits romain et cano- (Dr.iur.utr. 1599). He finished his education Den 79 C Haag (Ms 4, 211r). nique en 1599. II acheva sa formation par un with a travel through , Spain, France, 46 Monau erscheint seit 1579, Gruter seit 1588 in der voyage en Italie, Espagne, France, Angleterre England and Poland. In 1601 Scultetus Ortelius-Korrespondenz sowohl mit eigenen et En 1601 Scultetus ä Briefen als auch mit sekundären Nennungen; siehe Pologne. devint became Imperial Counsellor to Rudolf II in die zahlreichen Belege bei Hesseis, Epistolae Prague conseiller imperial au service de Prague, around 1608 financial procurator of (wie Anm. 45). l'empereur Rodolphe II et, en 1608 ä Breslau, Lower Silesia in Breslau. Among his pro- 47 Zedier, Universal-Lexikon Anm. 6) Bd. 36, (wie procurateur des finances de Basse-Sile- tegees were the astronomer Johannes 1732, Sp. 348-347. sie. Parmi ses l'astrono- and the 48 Monau und Scultetus haben hier anscheinend proteges, on trouve Kepler poet Martin Opitz. versucht, Ortelius und Plantin zu «überfahren». me Johannes Kepler et le poete Martin The article describes a copy of Abraham Acidalius war über den Tod hinaus in der Opitz. Le present article decrit un exemplaire Ortelius, Theatrum Orbis Terrarum (Ant- deutschen Gelehrten- und Verlagsszene eine Persona du Theatrum Orbis Terrarum (Anvers werp 1601), acquired by Scultetus at Ant- non grata. Grund war seine 1595 gedruckte 1601) d'Abraham Ortelius que Scultetus werp in May 1601 and appearing recently on Disputatio nova contra mulleres qua probatur avait achete ä Anvers en mai 1601 et est the market. Scultetus' eas homines non esse, in der «nachweist», dass qui antiquarian contacts Frauen keine Menschen seien. Allerdings war der recemment venu sur le marche des antiquites. to Ortelius go back to a letter of 1597 and a Vorstoss auch in Antwerpen vergeblich. Der Plau- Les relations de Scultetus avec Ortelius probably personal visit shortly after. The tus-Kommentar von Acidalius wurde erst kanpp commencerent par une lettre du premier examplar includes his Latin translation of 20 Jahre später gedruckt im Teil 6 des von Jan datee de 1597 et une rencontre qui eut lieu Valkenburgs Greek epigram in honour Gruter herausgegebenen Sammelwerkes Lam- of Dans atlas traduction pas, sive Fax artium Übernimm (Frankfurt am peu apres. cet figure une Ortelius and many annotations in the maps Main 1612). latine de l'epigramme en grec de von which allow to reconstruct the routes of his 49 Arnold Mylius (1540-1604) war seit 1585 Alleinin¬ Valkenburg, ecrite de la main meme de travels (1596-1601). haber des bedeutenden Kölner Druck- und Scultetus et redigee par amitie pour Ortelius. Verlagshauses Birckmann. Er war mit Ortelius eng Plusieurs cartes de nombreuses befreundet seit seiner Zeit (1565-1577) als Leiter portent der Birckmann-Filiale Über annotations permettant de suivre les voyages in Antwerpen. ihn Peter H. Meurer, Dr., zuletzt: Lexikon dergesamten Buchwesens, Bd. 5. de Scultetus de 1596 ä 1601. Stuttgart 199, S. 279. Gerhard-Mercator-Universität 50 Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 6. Berlin Institut für Geographie 1877, S. 555. D-47048 Duisburg

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10 Cartographica Helvetica, Heft 22, Juli 2000