Ein Ortelius-Atlas Aus Dem Vorbesitz Von Tobias Scultetus

Ein Ortelius-Atlas Aus Dem Vorbesitz Von Tobias Scultetus

Ein Ortelius-Atlas aus dem Vorbesitz von Tobias Scultetus Autor(en): Meurer, Peter H. Objekttyp: Article Zeitschrift: Cartographica Helvetica : Fachzeitschrift für Kartengeschichte Band (Jahr): 21-22 (2000) Heft 22 PDF erstellt am: 11.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-11660 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Anhaltspunkte ergeben sich zumeist aus handschriftlichen Einträgen, Exlibris und Stempeln, manchmal auch aus Besonderheiten von Einband oder Kolorierung. Wissenschaftshistorische Bedeutung erlangt diese Arbeit vor allem dann, wenn unter den früheren Besitzern eine bekannte Persönlichkeit ist. Das vorliegende Beispiel i ;T,; veranschaulicht, wie sich mit dieser Methode eine ; ',;',!','¦mj * " Biographie weiter vervollständigen lässt. Aus zuletzt englischen Vorbesitz ist ein : •;..¦¦¦-¦:--¦-.mir ansonsten bibliographisch regelmässiges • ¦ ¦?¦ Exemplar von Theatrum Orbis Terrarum :>- (Antwerpen: Officina Plantiniana, 1601)L in - : den Antiquariatshandel gelangt. Es handelt sich um die letzte bei Joannes Moretus QHBIS (1547-1610) gedruckte lateinische Ausgabe dieses erstmals 1570 erschienenen TEliflAETM kartographischen Bestsellers und gleichzeitig um ABRAHAMI ORTELl. fk.A, die erste posthume Ausgabe nach dem i Quod anteectremum \:A":-'-:'r-y. Tode des Autors, des Antwerpener vitae fuae diem.poftre- Kartographen und Ortelius " Altphilologen Abraham t ; nium recenfuit,nouijis (1527-1598).2 i i 1 abulis et Conmicntarij Wegweisendes Merkmal dieses Exemplars '? * *,;,•.- auxit atque illuftra uit ist ein mit der Feder geschriebener Eintrag am unteren Rand des Titelblattes, dessen :*; rsllfs :/;',„;,;:#,, ,,** * _ erste Zeile späterer Hand durchgestrichen, Ifalll von : 'ii3!^ ....*; ¦.-¦ ¦¦¦: ¦ ¦¦¦ aber noch lesbar ist (Abb. 1 und 2). Er Am: :r:.5 * ¦ ¦ ¦ ;yii=y^:¦*¦*. ¦. ¦ lautet mit Auflösung der Abbreviaturen: .'¦..':¦ Ex Hbris T. \\ Cui Scultlti emlt Antverpiae :*; Anno 1601, Mense Majo \\ XXXVI taleris, A\ absque ligatura, qua \\ constitit IVtaleris. um Es hat also der Rechtsgelehrte Tobias Scultetus diesen Band im Mai 1601 bei einem i. Buchhändler in Antwerpen zum Preis von 36 Talern erworben und dazu nochmals vier 1 v>»¦1 ^. Nl IN x PLANTINIANA, Taler für den Einband3 ausgegeben. Der Grosshandelspreis ab Verlag Plantin betrug Apud loannem Moretum. zu dieser Zeit 23 Taler,4 die Gewinnmargen des Buchhandels waren also in etwa gleich wie heute. ANNO CID- 10 CL Beim vertieften Forschungseinstieg entwickelt sich aus dieser zunächst unscheinbaren -re^y-ei tei/it^itW. ¦i.fxien.'l. Provenienz ein facettenreiches Beziehungsgeflecht -...el.,,, ll tele. der zeitgenössischen Wissenschaftswelt. So lohnt es, das Exemplar ausführlicher zu dokumentieren. Abb. 1: Titelblatt des beschriebenen Exemplars von Theatrum Orbis Terrarum (Antwerpen 1601). Abb.2: Ausschnitt aus Abb. 1 mit dem <5tW< l'l ¦ "€*('»% dMff lief*!*-**, f Besitzereintrag und Kaufvermerk. Die erste Zeile ist von späterer Hand durchgestrichen worden. Cartographica Helvetica, Heft 22, Juli 2000 Zur Biographie von Tobias Scultetus «J Tobias Scultetus (Tobias Schulz, Scholz s ..Si -sr. o.ä.)s wurde Ende des Jahres61565 im Aö sächsischen Oschatz in der damaligen Markgrafschaft A Meissen geboren. Der relativ häufige Geburtsname7 macht weitere Forschungen zu seiner Herkunft und Jugend schwierig.8 s Festen Boden gewinnt die Biographie M erstmals mit der Eintragung von Schultz, Tob. Ä al. Schultetus Oschacen. in die Matrikel der ."• Universität Leipzig zum Wintersemester \y 1577.9 Mit dem ersten Abschnitt der Ausbildung 0» P an der Artistenfakultät hat sich Scultetus it*i aus unbekannten Gründen viel Zeit Q gelassen.10 Erst 21. 1587 *) am September wurde X w6 er Baccalaureus, bereits wenige Monate a später Magister. Anschliessend hat er ein r— Studium der Rechtswissenschaften begonnen. & ¦ ", In Leipzig fand Scultetus auch zur neulateinischen I Poesie. Unter dem Dichternamen • Tobias Scultetus Ossitiensis (auch mit sa Zusatz Hermundurus) publizierte11 er 1588 in Universität,12 I Leipzig Elogen Umfeld der 0ß zum nr 1589 eine Elegie13 und einen Nekrolog.14 <% ^ : & Etwas später begannen dann seine akademischen im Wanderjahre. Am 4. Juli 1593 wurde y% ¦ M. Tobias Scultetus, Ossitiensis Misnicus an oo der Universität Heidelberg immatrikuliert.15 Eine für ihn wichtige Bezugsperson wurde —im der seit 1592 dort lehrende, aus Antwerpen jiQ&SAT?F,lLitfrf. eit Iriduitrt,ificU.Mn?QNtS I "Vafea gebürtige Humanist Jan Gruter (Jan de SCVLTETI- pir^ttir Ipfa CHAR 15 Gruyter, 1560-1627).161594 publizierte *|j£ i tfiE FACIEM \t I IHLMI>clVlK)\\\"f .f^N.-m-.^.tiy^IfU' Y.'.IHV* .AI .T1LH "XPPESSn I Ptnxcrlt V< :."..¦-!;. ¦' SfcHALcooPA- Scultetus bei dem ebenfalls aus Antwerpen «ME vet^utAn Svma*t mx r cm >i(-:.tt:;t \>-i»wf SiääSaBsä BHV5. rB.\f,.T ,V stammenden Smes- : .PI:;-,: ?iLE i}.\ .>j*;u/i Buchdrucker Abraham »• -¦" CAVSrt DBB i.'n-.lilii':!) ,v:o 1 ^;iT-e-^,SÄin.*:i*Aiteter,eI 3S mann17 zwei Bände neulateinischen -Al.'li A;.u.U- mit •; i roBTVu 'wlrru.. e.," >f:^lc'J,a'e,iee.Tl^rfJ Epigrammen.18 In Heidelberg machte er auch die Bekanntschaft von Sigismund von Burg- hauss zu Stolz (1574-1611); sein gleichnamiger Abb. 3: Porträt des Tobias Scultetus, gestochen von Agidius Sadeler 1610, Vater war Kaiserlicher Rat in Schlesien.19 mit Epigramm von Johannes Kepler (Amsterdam, Rijksmuseum). Scultetus wurde sein Präzeptor und wechselte mit ihm an die Universität Genf, wo Tobias Scultetus Hermundurus unter dem promovierte.24 Seine 12seitige Dissertation wo er anschliessend auch seinen privaten 20. März 1595 in der Matrikel erscheint.20 (Abb. 4) wurde 1599 in Basel bei Konrad Wohnsitz genommen hat. Aus diesem Aus dem nachfolgend beschriebenen Brief Waldkirch gedruckt.25 Anlass wurde ein Hochzeitsgedicht29 an Ortelius geht hervor, dass Tobias Scultetus Zum Ende seines Studentenlebens ging verfasst von Johann Matthäus Wacker von nur kurz in Genf geblieben ist. Im Frühjahr Scultetus nochmals auf die Wanderschaft. Wackenfels (1550-1619)30, Kaiserlicher Rat 1596 war er in Breslau. Spätestens bei Zusammen mit Sigismund von Burghauss in Breslau und Mitglied des Hofrates in dieser Gelegenheit hat er die Bekanntschaft erscheint er am 9. April 1600 in der Matrikel Prag. Hier schliesst sich ein Nebenkreis: von Jakob Monau (1546-1603)21 gemacht, der Universität Siena. Wiederum ein Jahr Wacker von Wackenfels beriet 1595 Ortelius der führenden Gestalt des humanistischliterarischen später belegt der Kauf des hier beschriebenen zur Nomenclatur der Utopia-Karte, die dann Lebens seiner Zeit in Schlesien. Atlas seine Anwesenheit in Antwerpen auch eine Widmung an ihn trägt.31 Noch im gleichen Jahr ging er nach im Mai 1601. Tobias Scultetus selbst erscheint nochmals Köln, wo er in nicht genau bekannter Funktion22 Sicherlich auf Fürsprache der Familie von im randlichen Licht der grossen laut eigener Aussage ein halbes Jahr Burghauss hat Scultetus Ende 1601 eine Wissenschaftsgeschichte durch seine Bekanntschaft gelebt hat und von wo aus er die Frankfurter Anstellung26 als Kaiserlicher Rat erhalten.27 mit dem Astronomen Johannes Kepler Frühjahrsmesse 1597 besucht hat. Er war zunächst tätig an der Hofkammer in (1571-1630), der 1601 die Nachfolge von Der nächste Fixpunkt zur Scultetus-Biogra- Prag. Um 1607 wechselte er zur böhmischen Tycho Brahe (1546-1601) am Hof Kaiser phie ist seine Immatrikulation an der bzw. schlesischen Kammer als Finanzprokurator Rudolfs II. in Prag angetreten hatte.32Am 9. Universität Padua am 8. Januar 1598.23 Fast zwei von Niederschlesien und der Lausitz. September 1610 gehörte Scultetus zu einem Jahre später hat sich endlich zum ordentlichen Am 22. Dezember 1608 verlieh ihm Kaiser Kreis ausgewählter Leute, mit denen Kepler akademischen Abschluss seiner Rudolf II. das Adelsprädikat «von Brego- in Prag die kurz zuvor von Galilei entdeckten Studien entschlossen. Anfang Oktober 1599 schitz und Schwanensee» und eine vier Monde des Jupiter beobachtete.33 wurde Tobias Scultetus Mlsnus, philosophi- Wappenbesserung (Abb. 5). Am 24. November 1610 Von 1610 datiert auch das von Agidius Sadeler

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