366 Bifertengruppe

Muttseehütte Vorder Selbsanft (Hauserhorn)

«Mittler Selbsanft» Limmerensee Hinter Sand

Plattas Alvas Hinter Selbsanft Kistenpasshütte

Griessloch

Fridolinshütte Vorder Schiben Kistenpass

Hinter Schiben Kistenstöckli Limmerenpass firn enfirn rten Limmer Bife Bifertenhütte AAC

Bündner Tödi l Barcun Frisal Sura risa al F Piz Urlaun P. 3198 V Piz Frisal Porta da Gliems Barcun Frisal Sut Piz Fuorcla da Crap Cavistrau Piz Punteglias Grond Pign Piz Dado Val Gliems Grond Tumpiv Dadens Puntegliashütte Piz Posta Biala P. 2631 Steigna da Glivers Piz Scantschala Piz Ner Val Punteglias P. 2910 1 km Piz Avat Alp da Glivers

Piz Schigels

6. Bifertengruppe

Begrenzung Tierfed - Hinter Sand - Bifertenfi rn - Porta da Gliems - Val Gliems - Val Russein - - Breil/Brigels - Val Frisal - Kistenpass - Limmerensee - Tierfed

Karten 1:25 000 1193 Tödi, 1213 Trun 1:50 000 246 (T) Klausenpass, 256 (T) Disentis

Übersicht Die Bifertengruppe ist nur durch den Gletschersattel der Porta da Gliems von der Tödigruppe getrennt. Zusammen bilden sie das Zentrum der hochalpinen Gipfel der Glarner Alpen. Die Höhe der Gipfel, die langen Anmarschwege und die vorwiegend anspruchs- vollen Routen sorgen dafür, dass die Berge dieser Region recht selten besucht werden. Das gilt besonders für das Selbsanftmassiv und die Brigelser Hörner. Vom Bifertenstock, dem namengebenden Gipfel der Gruppe, ver- laufen Grate in alle Richtungen. Der Nordgrat beginnt mit dem Vorder Selbsanft, dem stolzen Talabschluss im Tierfed, und verläuft über die Selbsanft- und Schiben-Gipfel zur Eisbacke, die die Nord- fl anke des Bifertenstocks bedeckt. Das ganze Selbsanftmassiv fällt auf allen Seiten in gewaltigen Wänden in die Tiefe, entsprechend eindrücklich ist die Aussicht von diesen Gipfeln. Der Ostgrat beginnt beim Kistenstöckli, senkt sich zuerst zum Lim- merenpass ab und steigt dann über mächtige Schutthalden auf rund 3100 m an. Hier folgen im Süden zwei fast runde Karkessel, der Gratverlauf dort ist ein stetes Auf und Ab. Die Gipfelregion selber ist komplett vergletschert und vergleichsweise fl ach. Der Westgrat beginnt bei der Porta da Gliems und steigt über den «namenlosen» Porphyr zum Piz Urlaun und bildet nach der - als Pass nicht begehbaren - Bifertenlücke den scharfen Biferten- Westgrat. Er ist auf beiden Seiten weiträumig vergletschert. Von den Hängegletschern an den Steilfl anken über dem Bifertenfi rn, 368 Bifertengruppe der trotz seines Namens vom Tödi her kommt, muss jederzeit mit Eisschlag gerechnet werden. Die Gipfelkalotten von Piz Urlaun und Bündner Tödi können vielerorts vom Tal aus gesehen werden, während der höhere Tödi meist vom Glärnisch verdeckt ist. Der Südgrat fällt vom Bifertenstock zuerst nicht allzu steil zum Barcun Frisal Sura («Obere Frisallücke») ab, läuft über den Piz Frisal zum Barcun Frisal Sut («Untere Frisallücke») und steigt wieder zum Crap Grond an. Hier wechselt er die Richtung und wird zum östlich verlaufenden Grat, der die Brigelser Hörner bildet. Der Grat, der vom Piz Urlaun nach Süden verläuft, trennt die Tä- ler von Punteglias und Gliems/Russein. Er teilt sich beim Piz Posta Biala in einen Südost- und einen Südwestgrat. Die Berge im Süden der Fuorcla Punteglias sind die einzigen im Bereich dieses Führers, deren Gipfel und Grate aus kristallinem Gestein bestehen. Bemer- kenswert ist vor allem der schöne blaue Puntegliasgranit.

Unterkünfte In Linthal sowie in der Surselva (Vorderrheintal) gibt es Gasthöfe und Hotels. Das «sagenhaft abgelegene» Hotel «Tödi» (055 643 16 27) im Tierfed ist ein Stück Kulturgeschichte. Hütten im Umfeld der Bifertengruppe: – Fridolinshütten der Sektion Tödi SAC am Fusse des Biferten- gletschers – Camona da Punteglias der Sektion Winterthur SAC am Fusse des Puntegliasgletschers – Muttseehütte der Sektion Winterthur SAC beim Muttsee – Bifertenhütte des AAC Basel am Fuss des Kistenstöcklis.

Die Hütte bei P. 2471 am linken (nördlichen) Ufer des Limmeren- fi rns ist für Touristen geschlossen. Sie dient lediglich als Stützpunkt für glaziologische Messungen.

Ausgangspunkte Linthal ist mit der SBB, die Talorte zwischen Ilanz und Disentis sind von Chur aus mit der RhB erreichbar. Kistenstöckli von Osten Bifertengruppe 369

Die höher gelegenen Ortschaften zwischen Breil/Brigels und Trun sind von den jeweiligen Stationen der RhB aus per Bus erreich- bar. In Brigels gibt es ein Skigebiet. Die Sesselbahn auf die Crest Falla ist auch im Sommer in Betrieb, Fahrplan unter «www.brigels.ch». Die Werksbahn des Kraftwerks -Limmern befördert auch Touristen vom Tierfed zur über 1000 m höher gelegenen Berg- station beim Chalchtrittli; Fahrplan unter «www.nok.ch/_pdf/ Luftseilbahn-Fahrplan.pdf». Das Tierfed ist der zentrale Ausgangspunkt für praktisch alle Tou- ren im Quellgebiet der Linth. Dazu gehören Hüttenwege zu den oben aufgeführten Hütten. Nähere Angaben zum Tierfed sind in der Einleitung zur Tödigruppe aufgeführt.

Ski Detaillierte Beschreibung der Routen: – gegen Norden: Das ganze Gebiet kann von Norden nicht mit Ski begangen werden. – gegen Süden: «Alpine Skitouren 2, Graubünden».

604

Limmerenpass d n a b n re e 604 m im L 630

Kistenstöckli

Bifertenhütte 370 Bifertengruppe

6.1 Die Berge zwischen Tierfed und Bifertenstock

«Wie an der Wand empor zum Himmel reicht die Erde» schrieb Karl Kraus in einem Gedicht, das er 1916 im und über das Tierfed verfasst hat. Die erwähnten Wände sind die des Vorder Selbsanft, den die Einheimischen in Erinnerung an Kaspar Hauser, den Erstbe- steiger und ersten Präsidenten der Sektion Tödi SAC, auch «Hau- serhorn» nennen. Tatsächlich gibt es um das Selbsanftmassiv nur eine Richtung: vertikal hinauf oder vertikal hinunter. Die Aussicht von einem dieser Gipfel auf Hinter Sand und den Bifertengletscher oder zum Limmerensee hinunter ist entsprechend eindrücklich. Das Selbsanftmassiv umfasst fünf Gipfel: Den bereits erwähnten Vorder Selbsanft, die Plattas Alvas mit dem unscheinbaren «Mitt- ler Selbsanft» (P. 2950) als höchstem Punkt, den Hinter Selbsanft (P. 3029), die Vord. Schiben (P. 2987) und die Hinter Schiben (P. 3084). Alle sind vom nur noch zum Teil vom Griessfi rn bedeck- ten Plateau, das von P. 2792 im Norden zu P. 3062 am Fusse des Bifertenstockes reicht, recht einfach zu erreichen. Die klassische Route auf den Selbsanft ist die von Norden auf das Hauserhorn. Einfacher und schneller sind die Zugänge von Süden, sei es auf R. 604 von der Bifertenhütte über das Limmerenband oder auf R. 605 dem Limmerensee entlang. Wobei «einfach und schnell» relativ zu verstehen ist. Die andern Routen verlaufen durch steile, bis 1900 m hohe Wände, die vom Bergsteiger Aus- dauer und sicheres Gehen auf abschüssigen Rasenhängen und Schutthalden verlangen. In den Flanken des Selbsanftmassivs gibt es eine Anzahl Routen, die allenfalls von Einheimischen begangen werden. Sie sind meist schwer aufzufi nden und bieten kaum Vorteile gegenüber den beschriebenen. Als Beispiele seien erwähnt: nach Plattas Alvas vom Südende des Limmerensees über Sennhof und Frauenalp, Einstieg auf den Limmerenfi rn über das «Kistenband» aus der fl achen Gratsenke nördlich des Kistenstöcklis, Abstieg durch die «Kistenrus» ca. 300 m nördlich von P. 2503 zwischen Kistenstöckli und Kistenpass nach Blau Band und zum Limmerensee. Eine Passüberschreitung der Superlative bietet der Anstieg durch die Hint. Schibenrus zum Griessloch. Und wer vor lauter Vertikalen Vorder Selbsanft 371 so richtig auf den Geschmack gekommen ist, der kann den Bifer- tenstock über die vergletscherte Nordwand, über die Eisbacke, besteigen.

Vorder Selbsanft (« Hauserhorn») 2750.6 m Vorderster Gipfel des Massivs, nach Kaspar Hauser, dem Erstbe- geher und ersten Präsidenten der Sektion Tödi SAC, auch «Hau- serhorn» genannt. Das legendäre Gipfelbuch von 1907, in welches sogar die vorhe- rigen Besteigungen nachgetragen worden waren, liegt heute im Archiv des SAC Tödi, nachdem es 1988 ersetzt worden ist. Platz hätte es darin noch für manche Begehung gehabt. Von Süden ist die Besteigung des Vorder Selbsanfts eher ein Abstieg, da Plattas Alvas und das ganze übrige Massiv deutlich höher liegen. Die Nordwandroute wurde 2003 stellenweise mit Sicherungspunkten ausgerüstet. Der Name des Massivs ist schwer zu deuten. Kaum ein Berg ist weniger «sanft» als der Selbsanft. Eine Erklärung geht davon aus, dass «Selb» von «selva» (Wald) und «sanft» von «Saft» im Sinn von Feuchtigkeit kommt. Der feuchte Wald am Nordfuss wäre also namengebend gewesen.

601 Von der Limmerensee-Staumauer J. J. Schiesser und Albrecht Zweifel, 5. August 1881, Alpen 1881/82 S. 290 und 1887/88 S. 515. ZS 3 ½ Std. ab Luegboden, 5 Std. ab Staumauer. Abb. S. 373. Vom Fuss der Staumauer des Limmerensees (ca. 1735 m) auf der linken Talfl anke leicht abwärts (Chrut) und zum Wasserfall von Gemsalpeli. Hier beginnt der «Platten- gang», ein in nördlicher Richtung in die Wand hinauf leitendes Band, das sehr ausgesetzt auf die grossen Ra- senhänge in der Ostfl anke des Vorder Selbsanfts führt. Einem Gamswechsel folgend die Ostfl anke bis Luegboden queren. Von hier auf der Westseite des Nordgrates steil hinauf an den Fuss einer hohen Felswand, welcher man 372 Bifertengruppe

ca. 200 m in südwestlicher Richtung bis zu einer Felsrinne folgt. Man klettert durch diese über Schrofen bis zu ei- nem Gras- und Felscouloir und durch dieses auf den Grat oberhalb eines markanten Turms. Nun auf der Gratkante hinauf bis zum Absturz einer gelbroten Felspartie («Gol- denes Horn»). Wenig in östlicher Richtung ausweichend, besteigt man das Horn über leichte Stufen und gelangt so auf ein breites Schuttband am Fusse einer überhängen- den Wand. Links von einem stark herausragenden Felsen befi ndet sich der Einstieg. Man hält anfänglich auf einem abdrängenden Band und dann schräg links aufwärts zum Ostgrat. Auf diesem hinauf bis zu einem Felsaufschwung, den man auf der Südseite umgeht. Ein Kamin vermittelt dort den Aufstieg zum obersten Band unter dem «Hau- serhorn». In südlicher Richtung ansteigend auf die Grat- scharte unmittelbar südlich des Gipfelaufbaus und hinauf zum höchsten Punkt.

601a Von Norden über Üeli Luegboden kann auch vom Tierfed (803 m) über Panten- brugg - Üeli erreicht werden. ZS ohne Zeitangabe Von Üeli auf der Südseite des Limmerenbachs bis zur Was- serfassung der Kraftwerke Linth-Limmern aufsteigen. Hier führt ein schmales Grasband («Birchengang») in nordwest- licher Richtung steil hinauf nach Birchli. Sobald der auffäl- lige Staudenwuchs aufhört, hält man links in die Flanke und steigt in dieser über Felsabsätze und Rasenbänder, zu- letzt durch eine Rinne (auffällig gezeichneter Messpunkt der Kraftwerke) hinauf, um anschliessend rechts haltend Luegboden zu erreichen.

601b Von Norden über die Üeliplanggen ZS ohne Zeitangabe R. 601a kann auch auf dem Weg Üeli - Schwamm - Üeli- planggen erreicht werden.

Nordgrat-Routen am Vorder Selbsanft Vorder Selbsanft

601c

602

601 374 Bifertengruppe

601c Von Norden ZS ohne Zeitangabe. Abb. S. 373. Auf dem Schuttband über dem «Goldenen Horn» von R. 601, am Fusse der überhängenden Wand, kann man, nach Osten haltend, an deren niedrigster Stelle einen Stemmkamin erreichen, der die Überwindung der Wand und den Zugang zum folgenden Grat ebenfalls ermög- licht.

602 Über das Gemsalpeli durch die Ostfl anke F. Weber mit G. Streiff, 1908. S 5 Std. ab Staumauer. Abb. S. 373. Auf R. 601 zum «Plattengang». Sobald es möglich ist, die- sen in südwestlicher Richtung zu verlassen, wendet man sich nach Gemsalpeli und erreicht so das kleine Firnfeld am Fusse der Ostwand des Vorder Selbsanfts. Über die nördli- che Moräne und heikle Platten erreicht man den Ostgrat. Nun begibt man sich in westlicher Richtung in eine Rinne

603

Vorder Selbsanft von Nordosten Plattas Alvas 375

und durch diese wieder zum Grat. Ein überhängender Ab- satz wird auf der Nordseite durch einen Kamin erklettert. Erst unter einer ca. 50 m hohen, überhängenden Stufe wird in die Nordwand traversiert. Dann ungefähr in der Mitte zwischen Nord- und Ostgrat über eine steile Wand hinauf, worauf man das Schuttband über dem «Goldenen Horn» der R. 601 erreicht.

603 Über Plattas Alvas WS 1 Std. ab Plattas Alvas. Abb. S. 374, 377. Auf einer der Routen nach Plattas Alvas (R. 604 bis R. 605a) und zu P. 2792. Durch die Flanke absteigen, am einfachsten über die Stufen ganz links oder ganz rechts, und durch die Scharte zum «Hauserhorn». Am Südfuss des Gipfelturms führt ein kleines Couloir in eine Lücke im Südgrat, über den man, rechts haltend, den Gipfel erreicht.

Plattas Alvas 2950 m «Mittler Selbsanft» 2950 m Die Plattas Alvas, die «Weissen Planggen», sind ein weitgehend vergletscherter Gratrücken zwischen dem Hinter Selbsanft und dem P. 2792, wo der Grat zum Vorder Selbsanft hinunter ab- bricht. Das Plateau und die Erhebungen ringsum sind leicht begehbar. Vom Grat aus schöne Tiefblicke Richtung Sandalp. Der schuttbedeckte Buckel im Zentrum heisst traditionell «Mittler Selbsanft» (ohne Name in LK).

604 Von der Muttseehütte über das Limmerenband T4 6 ½ Std. ab Muttseehütte, 5 Std. ab Kistenpasshütte, 4 Std. ab Bifertenhütte. Abb. S. 369, 377. Von der Muttseehütte (2503 m) oder der Kistenpasshütte (2714 m) zum Kistenpass. Das Kistenstöckli umgeht man auf der Nordwest- oder der Südostseite und gelangt so zum Einstieg ins Limmerenband. Von der Bifertenhütte 376 Bifertengruppe

aus wird dieser Punkt in einer knappen halben Stunde erreicht. Der Einstieg ist beim höchsten Buckel ungefähr halbwegs auf dem fl achen, breiten Grat zwischen dem Kistenstöckli und dem in der Karte eingetragenen, aber praktisch nicht begehbaren Limmerenpass. Er ist mit einem Steinmann markiert. Hier steigt man über Schutthalden und Runsen, meist auf Wegspuren, in nordwestlicher Richtung zum östlichen Ende des Limmerenbandes ab und erreicht, dem Band in westlicher Richtung folgend, bei ungefähr 2440 m Höhe den Limmerenfi rn. Die ganze Route ist normalerweise markiert, doch zerstören Lawinen die Steinmänner im- mer wieder. Nun über die Randkluft, dann langsam ansteigend über den hier normalerweise harmlosen Limmerenfi rn gegen das obere Ende von Platten und oberhalb von P. 2632, P. 2668 und P. 2702 vorbei zum Griessfi rn. Ungefähr die Höhe haltend hinüber nach Plattas Alvas.

604a Variante am Limmerenfi rn T5 7 Std. ab Muttseehütte, 5 ½ Std. ab Kistenpasshütte, 4 ½ Std. ab Bifertenhütte Wenn der Limmerenfi rn stark zerklüftet ist, lohnt es sich, einen grösseren Höhenverlust in Kauf zu nehmen. Man behält die anfänglich eingeschlagene nordwestliche

Bifertenstock

Piz Urlaun Hinter 629 Selbsanft Hint. Schiben 629a 627 08 Vord. Schiben 6

Mittler 604/605 Selbsanft Plattas Alvas 377

Richtung bei und steigt über Schutt und Schrofen gegen P. 2229 ab. Nach Überwindung der untersten Felsstufen traversiert man in westlicher Richtung zum Limmerenfi rn und erreicht R. 604.

605 Entlang dem Limmerensee K. Hauser mit H. und R. Elmer, 15. August 1863 (via Limmeren- boden). T5 5 Std. ab Bergstation der Luftseilbahn. Abb. S. 376. Von der Bergstation der Luftseilbahn Tierfed - Chalch- trittli (1860 m) durch den Tunnel zum Limmerensee. Auf der markierten Wegspur in der gleichen Richtung weiter zum See-Ende. Dieser Weg ist stellenweise sehr ausgesetzt und weist auch eine beträchtliche Höhendifferenz auf. Er wurde in letzter Zeit mit Stahlseilen sehr gut gesichert. Über steiler werdende Schutthalden zum höchsten Punkt unter dem talabschliessenden Felsriegel. Eine rote Mar- kierung weist auf das Band hin, das die Wand schräg auf- wärts quert (Drahtseil). Über blank geschliffene Platten und Moränenschutt zum Limmerenfi rn, den man unweit der beiden markanten Wasserfälle erreicht (mehrere Stein- männer). Über Schutt, Gletschereis oder Altschnee weiter

Blick vom Nüschenstock auf Plattas Alvas und die Gipfel von Selbsanft und Schiben

Tödi

Stoc Porta Grond da Gliems

603 Vorder Selbsanft 378 Bifertengruppe

zu R. 604. In der Regel ist der Limmerenfi rn im unteren Bereich in der Mitte spaltenfrei, weiter oben eher in Auf- stiegsrichtung rechts.

605a Variante am Schafselbsanft Oberhalb der Felsstufe südlich des Limmerensees kann man direkt über die Platten des Schafselbsanft oder in den Schutthalden nördlich davon gegen P. 2702 ansteigen (brüchiger Fels, Schutt, Karrenfelder: wenig sinnvoll und kaum begangen). WS ohne Zeitangabe

606 Durch die Hint. Schibenrus Steinschlägig, beim Abstieg möglichst rasch in die rechte (nördliche) Flanke traversieren! ZS 4 Std. ab Fridolinshütten. Abb. S. 379. Von den Fridolinshütten (2111 m) quert man den Biferten- fi rn nach Munggenplänggli und erreicht dann, in nordöst- licher Richtung traversierend, die Hint. Schibenrus. Nun steigt man auf deren rechten (nördlichen) Flanke zum Rötidolomitband hinauf, folgt diesem vorerst nach rechts und wendet sich dann gegen das Griessloch (P. 2849, gros- ser Klemmblock im Kamin). Vom Griessloch unschwierig zum Griessfi rn absteigen.

606a Variante zur Schibenrus Man kann von den Fridolinshütten (2111 m) auf R. 51 ge- gen Tentiwang zurücksteigen und einen Weg der Kraft- werke Linth-Limmern benutzen, der unter der Zunge des Bifertenfi rns hindurchführt (Wasserfassungen). Dieser Weg ist trotz des Höhenverlustes bequemer als R. 606, aber dem abbrechenden Eis der Gletscherzunge ausge- setzt und darum objektiv gefährlich. ZS ohne Zeitangabe

Hinter Selbsanft von Westen: Routen durch die Schibenrus Hinter Selbsanft

Griessloch

606b

607

606 380 Bifertengruppe

606b Variante zur Schibenrus ZS ohne Zeitangabe. Abb. S. 379. R. 606 kann man auch von Tentiwang (ca. 1630 m) aus direkt angehen. In der Nähe von P. 1556 wendet man sich in östlicher Richtung und erreicht über steile Grashalden das auffällige rotgelbe Band im Westabsturz des Hinter Selbsanfts. Diesem Band folgt man in südlicher Richtung und erreicht R. 606 in der Hint. Schibenrus.

607 Durch die Westwand Escher und Keller, September 1910. Alpen 1910 S. 289. ZS 7 Std. ab Hinter Sand oder von den Fridolinshütten. Abb. S. 379. Von Hinter Sand (1300 m) auf dem Hüttenweg bis zur Brücke bei P. 1556. Hier steigt man in östlicher Richtung über Vord. Schiben zu den Türmen unter P. 2415. Diese Stelle erreicht man von den Fridolinshütten auf R. 606 oder R. 606a. Nun quert man horizontal in den imposan- ten Trichter der Vord. Schibenrus. In diesem Trichter hält man links aufwärts zum markanten Felsgrat (auffälliger Gratblock) bis unterhalb des Turms P. 2803. Auf einem Schuttband erreicht man horizontal in nordwestlicher Richtung haltend eine Firnhalde, über welche man den Hängegletscher betreten kann, worauf man über diesen P. 2919 erreicht.

Hinter Selbsanft 3029 m Von Plattas Alvas aus einfach zu besteigender Gipfel; der vor- derste, der den eindrücklichen Selbsanft-Tiefblick bietet.

608 Von Plattas Alvas T4 ½ Std. ab P. 2919 auf Plattas Alvas. Abb. S. 376. Von einer der Routen nach Plattas Alvas (R. 604 bis R. 605a) über die Schutthalden der Nordostfl anke leicht zum höchsten Punkt. Vord. Schiben 381

609 Vom Griessloch ZS 7 Std. ab Hinter Sand oder von den Fridolinshütten Vom Griessloch (P. 2849) kann der Hinter Selbsanft über den Südostgrat direkt erreicht werden. Man klettert vom Gratübergang über abschüssige Platten in eine Nische in der Wand über der Hint. Schibenrus. Hier steigt man, sich nach rechts (nach Osten) wendend, in einem schmalen Riss auf die Grathöhe. Nun in nordöstlicher Richtung über ge- stufte Felsen zum Gipfelgrat.

Vord. Schiben 2987 m Die Vord. Schiben steht etwas eingeklemmt zwischen den höheren Gipfeln auf beiden Seiten, Hinter Selbsanft und Hinter Schiben. Doppelgipfel. Auch hier können die wenigen Besteiger den eindrücklichen Selbsanft-Tiefblick erleben. Die Deutung des Namens Schiben ist unklar. Traditionell gehört der Name bei einem Berg in das Umfeld des «Schybefl eugens», eines Brauches, der in grossen Teilen des Alpenraumes bekannt war und in Matt im Sernftal bis heute praktiziert wird. Allerdings passt das bei diesen abgelegenen Bergen überhaupt nicht. Eher gehören diese Schiben zum häufi gen Bergnamen Schijen, was Latte oder Zaunpfahl bedeutet.

610 Durch die Ostfl anke WS 1 Std. ab Griessfi rn Auf einer der Routen nach Plattas Alvas (R. 604 bis R. 605a) zum Griessfi rn, dann durch das offene Couloir mitten in der Ostwand zum nördlichen Gipfel. Der Südgipfel wird über den Verbindungsgrat erreicht.

611 Von Norden Blumenthal und Keller, 7. September 1911, Alpen 1911 S. 270. ZS ½ Std. ab Griessloch 382 Bifertengruppe

Auf einer der Routen nach Plattas Alvas (R. 604 bis R. 605a) oder durch die Hint. Schibenrus (R. 606) zum Griessloch. Man erklettert vorerst die Gratkante und weicht dann in eine gut gestufte, steile Rinne aus. In dieser setzt man den Aufstieg fort und quert oben über ein Bändchen nach links. Über eine kurze Wandstufe erreicht man den Nordgipfel.

Hinter Schiben 3084 m Der hinterste und höchste Gipfel des Selbsanft-Massivs. Aussicht der Superlative. Gipfelbuch (mit äusserst spärlichen Eintragun- gen).

612 Über die Südfl anke WS 1 Std. ab Griessfi rn Auf einer der Routen nach Plattas Alvas (R. 604 bis R. 605a) zum Griessfi rn. Auf der Höhe von ungefähr 2900 m steigt man über Geröll, Schnee und steile Platten zum Grat- einschnitt südlich der Hinter Schiben. Nun folgt man dem Südgrat, anfänglich nötigenfalls ausweichend, und erreicht weiter oben leicht über Trümmer und Schnee den höchsten Punkt (Drahtseil).

612a Über den Südgrat ZS 1 Std. ab Griessfi rn Der Südgrat kann auch vom Gletschersattel bei P. 3062 in abwechslungsreicher Kletterei bis zum Gipfel der Hinter Schiben begangen werden.

Bifertenstock (P éz Durschin) 3419 m Zweithöchster Berg der Glarner Alpen mit mächtigen, nach allen Seiten verlaufenden Graten. Weitgehend vergletschert. Anspruchs- volle, interessante Aufstiegsrouten; ausserordentliche Aussicht. Der

Bänderweg von Osten. Auch bei wenig Schnee bilden sich schnell gewaltige Verwehungen Bifertenstock 383

Aufstieg von der Bifertenhütte durch den Bänderweg führt an der Obergrenze von zwei Karkesseln durch, die an gigantische Amphi- theater erinnern. Der Bänderweg war die Route der Erstbesteiger. Die Herkunft des Namens ist offen. «Bifer» wurde die Schicht genannt, die sich bei unsachgemässer Herstellung von Rohziger auf dem Sud bildet. Wenn man diesen Sud zu stark erhitzt, bildet der «Bifer» Blasen. Auf Romanisch bedeutet «bi» ‚schön‘. Bündner Namensforscher sind jedoch der Meinung, der Name stamme nicht aus der Surselva.

621 Über den Bänderweg Roth, Sand und Raillard mit H. Elmer, Vordermann und Stüssi, 7. September 1863, Alpen 1864 S. 163. WS 5 Std. ab Bifertenhütte, 6 Std. ab Kistenpasshütte. Abb. S. 383. Von der Bifertenhütte (2482 m) oder vom Kistenpass auf den Rücken des Ostgrates und auf Wegspuren über die Schutthalde gegen P. 3096. Etwas unterhalb P. 3096 (Stein- mann) biegt man in die Südostfl anke ab und traversiert an den Rand des ersten Kessels in der Südwand. Bei einer Gruppe grosser Blöcke erfolgt der Einstieg in den «Bänder- weg», ein teilweise geröllbedecktes Band, das durch den ganzen Kessel verläuft. Man traversiert den ersten Kessel unmittelbar unter der Scharte P. 3064 bis zu seinem Ende

Piz Urlaun Tödi Stoc Piz P. 3419 Grond P. 3368.1 Frisal

P. 3244 696 694 624 693 Barcun 3 62 Frisal 622 Sura P.3096

621 384 Bifertengruppe

(Steinmann). Hier fi ndet das Band seine Fortsetzung im zweiten Kessel. Man quert auch diesen, wobei eine plat- tige, schmale Stelle am Anfang, einige Unterbrechungen durch Runsen und die abschüssigen, glatten Felsen im Anstieg zum nächsten Eckpunkt einige Schwierigkeiten verursachen können. Den folgenden Schneetrichter que- ren und über ein Firnfeld auf den Grat zwischen P. 3215 und P. 3368.1 (Vorgipfel). Auf der Firnschneide einfach zum höchsten Punkt.

621a Variante zum Bänderweg ZS 5 Std. ab Bifertenhütte, 6 Std. ab Kistenpasshütte. Abb. S. 385. Ist die Wächte östlich von P. 3368.1 unüberwindbar, kann man das Firnfeld queren und dem «Bänderweg» bis un- terhalb von P. 3368.1 weiter folgen. Hier klettert man in einem Kamin, der sich zu einer Rinne verengt, halbwegs hinauf und weicht dann leicht nach links zu festen Felsen unter einem nassem Absatz aus. Diesen muss man über- winden und erreicht daraufhin über Schutt und Felstrüm- mer den Sattel zwischen Vor- und Hauptgipfel. Nun ge- langt man über den fl achen Gratrücken zum Bifertenstock.

621b Variante zum Bänderweg ZS ohne Zeitangabe. Abb. S. 385. Anstatt im Kamin der R. 621a nach links abzubiegen, kann P. 3368.1 direkt erklettert werden.

622 Über den Ostgrat Keller und Kübler, 7. August 1911 (im Abstieg). Alpen 1911 S. 269. Landschaftlich eindrückliche Route, bei Verwächtung schwierig zu begehen. Im Abstieg etwas einfacher. S 5 Std. ab Bifertenhütte. Abb. S. 383, 385. Vorerst auf R. 621 bis P. 3064. Nun folgt man dem Grat, wobei man sich vorwiegend an die Gratkante hält. Die

Bifertenstock von Süden

621

622

623b

b

621a 623

Val Frisal

Bifertenstock

623

624

Frisal Sura Frisal Barcun

697

692 386 Bifertengruppe

Grattürme werden in der Regel überklettert, einzelne können in der Nordfl anke umgangen werden.

623 Durch die Südwand (Webers Weg) J. Weber mit A. Pollinger und P. J.Truffer, Alpen 1888/89 S. 421. ZS 2 Std. ab Barcun Frisal Sura. Abb. S. 383, 385. Auf R. 692 durch das Val Frisal soweit gegen den Barcun Frisal Sut («Untere Frisallücke», P. 2804) aufsteigen, bis man über Geröllhalden zum Frisalgletscher aufsteigen kann. Die Brüche soweit möglich südlich umgehen, dann direkt hinüber zum Einstieg. Die Geröllhalden unter dem Frisalgletscher erreicht man auch auf R. 692 von der Ca- mona da Punteglias (2311 m) über den Barcun Frisal Sut («Unterere Frisallücke», P. 2804). Oder auf R. 697 von der Camona da Punteglias (2311 m) zum Barcun Frisal Sura («Obere Frisallücke», P. 3180) und von hier zum Firnplateau unter der Südwand des Bifer- tenstocks absteigen. Ungefähr auf 3100 m über eine kurze Felspartie zum Firn- feld in der Südwand aufsteigen. Auf diesem und über die anschliessenden brüchigen Felsen hinauf zum Grat, den man westlich von P. 3368.1 erreicht.

623a Variante zur Südwand ZS ohne Zeitangabe Man kann das Firnfeld in der Südwand auch nach rechts überqueren und erreicht dann das markante Terrassen- band, das die Fortsetzung des «Bänderwegs» bildet. So ist es möglich, R. 621 zu erreichen.

623b Variante zur Südwand Der Schneetrichter hinter dem zweiten Kessel der R. 621 kann bei viel Lawinenschnee vom Glatscher da Frisal durch eine wasserführende Rinne oder an deren Flanken und über den anschliessenden Lawinenkegel erreicht werden (kaum begangen). ZS ohne Zeitangabe. Abb. S. 385. Bifertenstock 387

624 Über den Südgrat Fellenberg, Imhof, Möschlin, Schaufelberger und Sulzberger, Juni 1902. Begeher berichten, der Grat sei voller loser Blöcke. Diese technisch recht einfache Route ist deshalb mit entspre- chender Vorsicht anzugehen. ZS 1 ½ Std. ab Barcun Frisal Sura. Abb. S. 383, 384, 385, 389. Auf einer der Routen von R. 623 zum Barcun Frisal Sura (P. 3180). Hier geht man den Südgrat rechterhand durch einen Kamin an oder steigt bei 3160 m in die Südwand ein. Man hält sich immer auf der rechten (östlichen) Gratseite und benutzt zuletzt eine unscheinbare Rinne. An deren Ende, etwa 40 m unter dem Gipfel, traversiert man unter einem kleinen Felsband nach rechts zu einem Gesimse, das den Zugang zum Ostgrat und damit zum Gipfel erschliesst.

624a Variante zum Südgrat ZS ohne Zeitangabe Der letzte Gratteil kann durch ein gutgriffi ges, schnecken- förmiges Couloir in den überhängenden Felsen direkt zum Gipfel begangen werden.

625 Durch die Südwestwand K. Brühwiler und P. Schaffl ützel, 20. Juli 1944, Alpen 1946 S. 286. Direkter Aufstieg vom Glatscher da Punteglias durch die Südwestwand zum Gipfel. Die Routenbeschreibung stammt von Pius Condrau, der vermutlich die gleiche Route im August 1945 mit Battista Cajacob begangen hat. SS 4 Std. ab Wandfuss Der Einstieg befi ndet sich ungefähr in der Mitte des recht gut begehbaren Bandes, das Barcun Frisal Sura (P. 3180; R. 697) und die Bifertenlücke (R. 631, R. 632) verbindet. Von dort auf einer steilen, glatten und meist vereisten 388 Bifertengruppe

Rampe, die sich vom Wandfuss in der Gipfelfalllinie von Süd nach Nord zieht, aufsteigen. Stets in der Falllinie blei- bend, am Schluss im Gipfelkamin, zum Gipfel.

626 Von Westen (Finch-Route) Finch und Forster, 3. September 1913. Alpen 1913 S. 277. P. Schaffl ützel, Variante zur Finch-Route, Alpen 1946 S. 2. SS 6 Std. ab Bifertenlücke. Abb. S. 389. Auf R. 631 von den Fridolinshütten (2111 m) oder auf R. 632 von der Camona da Punteglias (2311 m) zur Bifer- tenlücke. Ab hier vorerst auf dem Grat, bis der weitere Aufstieg auf der Kante selbst unmöglich wird. Von dort traversiert man ca. 3 m in die Nordwand bis zu einem gu- ten Standhaken. Von hier 4 m über eine griffarme Platte hinauf, dann links haltend über einen Überhang in schlech- tem Gestein und nachher nach rechts über gut gestufte Felsen auf die Gratkante. Nun benutzt man den plattigen Grat, später einen Riss daneben und erreicht ein Band. Von hier gelangt man über ein senkrechtes Wändchen auf leichtes Gelände. Der weitere Anstieg führt auf einen runden Nollen aus hellerem Gestein zu, der durch einen schwierigen Riss erklettert oder rechts umgangen wird. Nun steigt man wieder leicht über Schutt bis zum letzten

Hausstock Muttenstock

Ruchi

Hinter Selbsanft P. 3062 Vord. Hint. Schiben Bifertenstock 389

und höchsten Steilabbruch des Grates hinauf. Man folgt diesem wenig rechts der Kante und erreicht ein Band, das nach links auf den Grat führt. Nun erklettert man schwierig einen Gendarmen. Oben nach links ausweichend, erreicht man sehr exponiert wieder den Grat. Der letzte Absatz aus brüchigem, rötlichem Fels wird ausgesetzt direkt über den Grat erklettert. Schliesslich quert man exponiert 10 m in die Nordwestwand hinaus und klettert durch einen Kamin und oben über Platten auf den gut gestuften Blockgrat, dem bis zum Gipfel gefolgt wird.

626a Abstieg nach Westen K. Brühwiler, Th. Ernst und L. Utelli, September 1958. Diese Route wurde 2003 für den Abstieg voll ausgerüs- tet. Der maximale Abstand zwischen zwei Standplätzen beträgt eine halbe Seillänge (25 m; Mitteilung von Berg- führer Hans Müller, Linthal). S 1 ½ Std. ab Gipfel zur Bifertenlücke

Blick vom Piz Urlaun auf die Westfl anke des Bifertenstockes

Bifertenstock

Piz Sardona

624 626 Barcun Frisal Sura

625

697 390 Bifertengruppe

627 Durch die Nordwestwand (Akademiker-Route) Fynn und Brüderlin, 1906. Firnhang ab Griesfi rn: J. J. Brunner mit H. und P. Elmer, 11. August 1876), Alpen 1907 S. 351. Einer der Klassiker in den Glarner Alpen. Gefahr von Stein- und Eisschlag. S 8 Std. ab Fridolinshütten. Abb. S. 376, 391. Das Einstiegscouloir beginnt gegenüber der Grünhorn- hütte ungefähr auf 2340 m Höhe. Man folgt dem Couloir bis nahe zum oberen Ende, traversiert dann nach links auf schmalen Bändern über die linksseitige Rippe und gelangt in ein mit Schnee gefülltes Becken (Abzweigung R. 628). Nach dem Überschreiten einer zweiten Rippe er- reicht man durch das mittlere von drei stark ausgeprägten Couloirs ein breites, wenig geneigtes Band, welches nach links ansteigt und in dieser Richtung begangen wird. Die lange Firnzunge unter markanten, rötlichen Felstürmen wird ebenfalls links aufwärts traversiert, um nachher über Stufen und Rippen, immer leicht links haltend, den Anfang des langen Ausstiegscouloirs zu erreichen. Durch dieses aufwärts, wobei man sich auch da mit Vorteil an die Felsen zur Linken hält, um dem Steinschlag auszuweichen. Nachdem man die Lücke P. 3062 erreicht hat, wendet man sich nach Süden gegen eine dreieckige Felspartie, die links umgangen wird. Dann übersteigt man den sehr steilen Firnhang (Eisnase) zum Gipfelplateau.

627a Von Nordwesten (Variante zum Akademiker) S ohne Zeitangabe. Abb. S. 391. Man kann auch unmittelbar unter den rot gefärbten Wandtürmen auf der linken (südlichen) Seite des dorti- gen Bachs einsteigen. Auf einem breiten Band wechselt man dann nach ca. 10 m auf die andere Bachseite und steigt aufwärts, wechselt wieder auf die andere Seite und gelangt so zu R. 627.

Akademiker-Route in der Bifertenstock-Nordwand

628

627a 627 392 Bifertengruppe

627b Von Nordwesten (Variante zum Akademiker) S ohne Zeitangabe Es ist auch möglich, von P. 3062 zu R. 629 zu queren, um über die Nordfl anke zu P. 3351 aufzusteigen.

628 Direkte Route durch die Nordwestwand W. Blumer und P. Nufer, 31. Juli 1932, Alpen 1933 S. 217. SS 16 Std. ab Fridolinshütten. Abb. S. 391. Der Einstieg ist beim schneegefüllten Couloir der R. 627. Eine detaillierte Routenbeschreibung liegt nicht vor.

629 Durch das östliche Eiscouloir Keller und Munch, 7. Juli 1911, Alpen 1911 S. 270. Lohnende Eistour. ZS 4 Std. ab Bifertenhütte, 5 Std. ab Kistenpasshütte. Abb. S. 376. Von R. 604 auf dem Limmerenfi rn, in westlicher Richtung haltend, gegen P. 3062. Bevor man diesen erreicht, schwenkt man nach links ab und wendet sich dem Eishang zu, der sich gegen den Vorgipfel des Bifertenstocks (P. 3368.1) hinaufzieht. Nach Überwindung des Bergschrundes über- steigt man in ca. 8 Seillängen diesen Eishang, um dann den Gipfel über das Firnplateau zu erreichen.

629a Über die «Eisnase» S 4 Std. ab Bifertenhütte, 5 Std. ab Kistenpasshütte. Abb. S. 376. Von R. 604 auf dem Limmerenfi rn auf den Sattel bei P. 3062 und weiter auf R. 627 über die «Eisnase» zum höchsten Punkt.

629b Von Norden zu P. 3368.1 R. Colczewski, L. Latoszynski und M. Mischke, 29. August 1943. Alpen 1946 S. 286. Aufstieg zu P. 3368.1, etwas östlich von R. 629. Eine Be- schreibung der Route liegt nicht vor. Kistenstöckli 393

Kistenstöckli ( Muot da Rubi) 2745.6 m Auffälliger Klotz auf dem Sattel zwischen Kistenpass und Bifer- tenstock am Talende hinter dem Limmerensee. Vielleicht hat seine Kistenform Berg und Pass zum Namen verholfen. Einfach zu besteigen, lohnender Aussichtsberg, von Alp Quader und dem Wandergebiet von Breil/Brigels aus beliebte Bergtour. Gipfelkreuz und Gipfelbuch. Am Fuss des Kistenstöcklis treten die Flyschgesteine, die das Bild der Berge östlich davon prägen, noch einmal an die Oberfl äche. In den Bergen westlich davon lägen diese Formationen zum Teil weit über den heutigen Gipfeln. Die Formationen in der Umgebung sind reich an Fossilien. Das Kistenstöckli kann auf wenig steilen Schuttterrassen prob- lemlos umrundet werden. Wer vom Kistenpass kommt, benutzt für den Aufstieg und für den Zugang zum Limmerenband oder zum Bifertenstock vorteilhaft den Sattel P. 2503 und passiert das Kistenstöckli auf der nordwestlichen Seite. Von der Brigelserseite aus benutzt man besser die Wegspuren von der Bifertenhütte durch die Südwestfl anke.

630 Von allen Seiten T3 3 Std. ab Muttseehütte, ¾ Std. ab Bifertenhütte, 3 Std. ab Alp Quader. Abb. S. 369. Von der Bifertenhütte (2482 m) auf Wegspuren zum süd- westlichen Ende des Gipfelaufbaus oder vom Kistenpass über P. 2503 auf den Schutthalden auf der Nordseite zum gleichen Punkt. In der Westfl anke (Limmerenseite) über einige Felsstufen steigend, gelangt man leicht auf das Gipfelplateau. Der Aufstieg ist durchgehend (mit einer grosszügig dimensionierten Kette) gesichert. 394 Bifertengruppe

6.2 Die Berge westlich des Bifertenstocks

Der Gratabschnitt zwischen Bifertenstock und Porta da Gliems ist weitgehend vergletschert. Die Gipfel können von Süden bei guten Verhältnissen relativ einfach erreicht werden, die Aufstiege vom Bifertenfi rn sind alle lang und objektiv gefährdet. Der Südgrat vom Piz Urlaun verläuft über die beiden Fuorclas da Punteglias zum Piz Posta Biala. Dort teilt er sich in den Südwest- grat («Stgeina da Glivers»), der die Talfl anken von Val Gliems und Val Russein bildet. Dieser ist vergleichsweise sanft und kann an verschiedenen Stellen mit Ski bestiegen werden. Der felsige Südostgrat bildet die Talfl anke des Val Punteglias. Die Mehrzahl der dortigen Routen sind sehr anspruchsvoll. Zwischen den beiden Graten liegt das Weidegebiet der Alp da Gli- vers, das im Winter als Tourengebiet den Zugang zu Piz Schigels, Piz Avat, Stgeina da Glivers und Piz Posta Biala erlaubt. Zwischen dem Piz Posta Biala und dem Piz Curtin ermöglicht der Grateinschnitt der « Fuorcla Posta Biala» den Übergang vom Val Punteglias zur Alp da Glivers. Als Passübergang sinnlos, dient sie vorab der Besteigung der umliegenden Gipfel und der Möglich- keit, den Abstieg auf einer andern Route als den Aufstieg zu machen. Im Winter bietet sie eine Alternative zum lawinenge- fährdeten Hüttenweg der Camona da Punteglias. Zwischen dem Piz Urlaun und dem Piz Posta Biala ist einer der markantesten Gesteinswechsel im Gebiet dieses Führers zu beo- bachten. Die Gipfelregion des Piz Urlauns besteht aus hellgrauen, mergeligen Kalken, bei den Fuorclas da Punteglias steht ockerfar- bener Rötidolomit an. Die Berge südlich davon jedoch bestehen aus Gneisen und Graniten. Entsprechend wechselt auch die For- mensprache der Grate: Am Piz Urlaun noch ein breiter Rücken, wird der Grat ab dem «Gliemsstöckli» immer scharfkantiger und bizarrer. Dank der rauen Oberfl äche des Granits sind die Schutthalden relativ stabil und gut begehbar. Und auch steile Platten bieten beim Klettern guten Halt. Die Routen südlich des Piz Urlauns sind

Bündner Tödi von Süden: Grat Bifertenlücke - Piz Urlaun Bifertengruppe 395 deshalb trotz des steilen Geländes einfacher zu begehen als ver- gleichbar steile Routen in Kalk oder Flysch. Piz Curtin, Piz Scantschala und Piz Ner bieten in den Südfl anken guten, kompakten Fels. Die Nordfl anken, wo viel loses Gestein liegt, sind steinschlägig. Wer von Süden zur Camona da Punteglias aufsteigt, sollte den Felsbrocken am Weg Beachtung schenken. Viele bestehen aus einem ausserordentlich grob kristallinen Granit. Eingebettete Kristalle von mehreren Zentimetern Grösse zeigen, dass sich dieser Stein beim Auskühlen viel Zeit genommen hat. Dieser Granit bildet den Sockel der Brigelser Hörner. Deren Gipfel bestehen aus meist faulem, brüchigem Kalk. Der Gesteinswechsel auf knapp 2800 m ist von der Camona da Punteglias aus gut zu erkennen. Bei den Erstbesteigern taucht in dieser Region immer wieder der Name Weber, häufi g zusammen mit dem Führer Indergand, auf. Dr. Friedrich Weber war Geologe. Er hat zu Beginn des 20. Jahr- hunderts zwischen dem Val Russein und dem Val Frisal über ein Dutzend Gipfel als Erster bestiegen und hat so Arbeit und Hobby auf prefekte Weise zu kombinieren verstanden. In Sogn Benedetg steht die Kapelle, die dem Weiler den Namen gegeben hat. Sie gilt als wegweisendes Beispiel modernen Kichen- baus. In Trun befi ndet sich im ehemaligen Rathaus des Grauen Bundes das Museum Sursilvan.

Bündner Tödi

633 632

697 Glatscher da Punteglias 396 Bifertengruppe

Bündner Tödi/ Tödi Grischun 3124 m

Wenig auffälliger Gipfel zwischen Bifertenstock und Piz Urlaun. Die Gipfelregion ist vergletschert und ab der Bifertenlücke leicht begehbar. Der Aufstieg vom Glatscher da Punteglias über die abschüssigen Platten auf den Grat ist nur einfach, solange dort Altschnee liegt, bei völliger Ausaperung ist diese Traverse heikel. Der Glatscher da Punteglias weist im oberen Bereich recht viele Spalten auf. Wie vom Piz Urlaun aus sieht man vom Bündner Tödi - im Gegen- satz zum echten Tödi - das ganze Glarner Grosstal.

631 Vom Bifertenfi rn («Schaufelberger Couloir») S 4 bis 5 Std. ab Fridolinshütten Von den Fridolinshütten (2111 m) auf R. 501 bis zum «Frühstücksplatz». Dann quert man den Bifertenfi rn und erreicht an seinem südlichen Ufer die Firnterrasse östlich von P. 2774, unmittelbar über dem oberen Eisfall. Nun steigt man durch ein schräg links (südöstlich) sich hinauf- ziehendes Couloir («Schaufelberger Couloir») zum Grat

634 Piz Urlaun 633

642

644a Bündner Tödi 397

(P. 3062) hinauf. Über den Westgrat, bei starker Verwäch- tung nach Norden ausweichend, zum Gipfel.

632 Von Süden über die Bifertenlücke Speich mit H. Elmer, 12. August 1867. Alpen 1869, S. 330. WS 2 ½ Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 395, 432. Von der Camona da Punteglias (2311 m) auf R. 697 Rich- tung Barcun Frisal Sura («Obere Frisallücke»). Diese Route wird unter der Südwestwand des Bifertenstocks nach links verlassen. Auf teilweise abschüssigen Platten zur Biferten- lücke aufsteigen (mindestens ZS, wenn völlig ausgeapert). Von hier problemlos zum Gipfel.

633 Über den Westgrat S 2 Std. ab Piz Urlaun. Abb. S. 395, 396, 397, 399. Der Verbindungsgrat vom Piz Urlaun zum Bündner Tödi kann begangen werden (R. 639).

Piz Urlaun von Süden: Grat Bifertenlücke - Piz Urlaun, Fortsetzung von Seite 395

633

641

640 398 Bifertengruppe

Piz Urlaun 3359 m Der Piz Urlaun («urlaun» heisst Schneehuhn auf romanisch) wurde 1793 vom Bergpionier Placidus Spescha zum ersten Mal bestie- gen. Abgesehen vom Piz Terri (1801) war das seine letzte grosse Erstbegehung. Der Piz Urlaun nimmt in Speschas Werk eine zentrale Rolle ein, wohl nicht zuletzt, weil dieser Gipfel von Trun aus, seinem spä- teren Wirkungsort, vergleichsweise nahe und leicht erreichbar ist. In seinem Manuskript «Beschreibung der Alpen» von 1823, in welchem er alles Wissen über die Alpen zusammen tragen wollte, beschreibt Spescha die Aussicht vom Piz Urlaun. Jedoch nicht, was der Besteiger von dort oben sieht, sondern, was er sehen würde, wenn er wie ein Vogel hoch über dem Gipfel kreisen würde. Der Piz Urlaun liegt an der Grenze zum Kristallin, die Berge südlich davon bestehen aus Urgestein. Die Chance, hier Bergkristall-Trüm- mer zu fi nden, ist gross (nur Zufallsfunde; gewerbliches Strahlen ist patentpfl ichtig). Die Routen von Westen sind mühsam, aber begehbar. Jene über die Hängegletscher im Osten sind wegen dem Gletscherschwund schwierig geworden. Wo ein Übergang über die Randkluft über- haupt möglich ist, geht das Gelände meist in fast vertikale, platt geschliffene Platten aus brüchigem Mergel über. Besteigungen über diese Routen erfordern einen beträchtlichen zeitlichen und techni- schen Aufwand und wurden seit Jahren nicht mehr begangen. Das gleiche gilt für die Routen ab dem Bifertengletscher.

634 Durch die Südfl anke Die Route des Erstbegehers, Placidus Spescha, ist noch heute die einzige, die regelmässig begangen wird. WS 5 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 396, 399, 402. Von der «Oberen Fuorcla da Punteglias» (ca. 2880 m; R. 644a) besteigt man die breite Stirnfl anke des Südgra- tes über Schutt und brüchige Felsstufen zum Steinmann bei P. 3208. Der Gratschneide folgend - einigen Gratauf- schwüngen in die Westfl anke ausweichend - auf den fl a- chen Gipfel. Steinmänner und knappe Wegspuren. Piz Urlaun von Süden Piz Urlaun 399

635 Durch die Südwestfl anke ZS 5 Std. ab Camona da Punteglias Auf R. 852 zum östlichen Kessel des Glatschers da Gliems. Ziemlich genau vom Südwestfuss des Gipfels gelangt man auf einem schmalen Firnarm und über steile Felsen gerade hinauf zum Nordwestgrat, den man unweit des höchsten Punktes erreicht. Oder man begeht eines der meist schneegefüllten Cou- loirs, die direkt auf den Südgrat führen.

636 Über den Nordwestgrat S 3 bis 4 Std. ab Porta da Gliems. Abb. S. 399. Von der Porta da Gliems (3260 m; R. 852 oder R. 851) über den Grat oder aus dessen Nordfl anke zu P. 3327 («Por- phyr»). Wenig östlich dieses Gratgipfels steigt man über dessen Südostwand etwas abwärts bis auf den letzten Absatz über der Firnzunge zwischen dem Südgrat des Piz Urlauns und dem parallel laufenden Südgrat des «Por-

Piz Russein Glarner Tödi Porta da Gliems Piz Stoc Dado Grond

Porphyr 636 Piz Urlaun 633

643

2 0 5

634 400 Bifertengruppe

phyrs». Nun traversiert man hinüber in die Südwestwand des Piz Urlauns, über welche man den Nordwestgrat und den Gipfel erreicht.

637 Abstieg nach Westen S ohne Zeitangabe Vom Gipfel folgt man dem schmalen, ausserordentlich brü- chigen Westgrat, einen senkrechten Absatz mit Abseilen überwindend. Man erreicht so die breite Grateinsenkung (P. 3275) zwischen Piz Urlaun und «Porphyr». Hier steigt man rechts über steile Schneehänge und Felsrippen zum Bi- fertenfi rn hinunter, wo bei fortgeschrittener Jahreszeit die Überwindung des Bergschrunds sehr schwierig sein kann.

638 Durch die Nordwand K. Hauser mit H. und R. Elmer, 26. Juli 1866. Alpen 1869 S. 317. S 6 bis 7 Std. ab Fridolinshütten Auf R. 501 zum «Frühstücksplatz». Nun quert man den Bifertenfi rn in südlicher Richtung unter den östlichen Vorgipfel des Piz Urlauns (P. 3278). Man erreicht, in der Höhe von 2920 m den Firn verlassend, einige Felsköpfe in der Nordwand, rechts des östlichen Hängegletschers unter P. 3198. Nun steigt man gerade aufwärts. Über dem markanten Gletscherabbruch angelangt, geht man schräg links über einen ausnehmend steilen Firnhang hinauf zum Ostgrat. Über den Grat, die schwierigsten Gendarmen links (südlich) umgehend, gelangt man zum Gipfel.

638a Variante zur Nordwand S ohne Zeitangabe Anstatt vom Bifertenfi rn direkt aufzusteigen, wendet man sich bei den untersten Felsköpfen der R. 638 nach rechts und benutzt die dortigen Felsrippen. Im obersten Drittel quert man auf einem Schuttband weiter nach rechts (nach Westen) und steigt in südlicher Richtung über den steilen Firn zum Ostgrat auf, der den Zugang zum Gipfel erschliesst. Piz Urlaun 401

638b Variante zur Nordwand (Finch und Keller, 30. September 1910, Alpen 1910 S. 289. S ohne Zeitangabe Man kann die östliche Eisbacke (unter P. 3198) auch links (nach Osten) umgehen, indem man vom Einstieg zum «Schaufelberger Couloir» direkt über die Nordfl anke aufsteigt und so den Ostgrat erreicht.

639 Von Nordosten S 6 bis 7 Std. ab Fridolinshütten, 3 bis 4 Std. ab Camona da Punteglias Auf R. 631 oder R. 632 zu P. 3062 und über den Nordost-, beziehungsweise den Ostgrat zum Gipfel. Die Gendarmen werden überklettert, einer der untersten und die beiden obersten können rechts (nach Norden) umgangen werden.

640 Von Südosten (über den östlichen Hängegletscher) Kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren. Kann in- folge des Gletscherschwundes kaum mehr begangen werden. SS 4 bis 5 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 397. Der Einstieg befi ndet sich auf ca. 2600 m am rechten Ufer des Glatscher da Punteglias und endet ca. 70 m westlich von P. 3198.

641 Von Südosten (Südostgrat) Kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren. Kann infolge des Gletscherschwundes kaum mehr begangen werden. SS 4 bis 5 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 397. Von R. 644a wendet man sich auf dem westlichen Hänge- gletscher gegen P. 2819. Durch die hinter diesem scharfen Felszahn liegende Kehle erreicht man den Grat. Im unte- ren Drittel wird die Gratschneide in den brüchigen Felsen der Nordseite umgangen. Weiter oben trifft man keine besonderen Schwierigkeiten mehr an. 402 Bifertengruppe

642 Von Südosten (über den westlichen Hängegletscher) Kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren. Kann infolge des Gletscherschwundes kaum mehr begangen werden. SS 4 bis 5 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 396. Vom Aufstieg zur «Oberen Fuorcla da Punteglias» (R. 644a) wendet man sich über den westlichen Hängegletscher an den Südwestfuss des Gipfels. Man erreicht ihn über Schnee, auf einer brüchigen Felsrippe und über Platten. Solange die steilen und exponierten Bänder, die nach rechts (Osten) führen, mit Altschnee bedeckt sind, kann auf diesen der Gletscher des Ostgrates erreicht werden.

«Porphyr» 3327 m Ohne Namen in LK. Gratzacken über der Porta da Gliems. Wird meist bei einer Über- schreitung zum Piz Urlaun bestiegen. Fantasiename, der «Porphyr» besteht wie alle Gipfel und Grate der Umgebung aus Korallenkalk und nicht aus Eruptivgestein.

Fuorclas da Punteglias. Aufnahme vom Barcun Frisal Sut

Piz Piz Urlaun- Posta Südgrat Biala 649a P. 2959 Fuorcla da Gliemsstöckli Punteglias 634 645 Obere 6 4 6

644a

644 Fuorcla da Punteglias 403

643 Über den Westgrat WS ½ Std. ab Porta da Gliems. Abb. S. 399. Von der Porta da Gliems (3260 m; R. 852 oder R. 851) über den Grat oder aus dessen Nordfl anke zu P. 3327. Der Grat kann auch aus dem östlichen Kessel des Gliems- gletschers direkt bestiegen werden.

Fuorcla da Punteglias 2814 m «Obere Fuorcla da Punteglias» ca. 2880 m Übergänge vom Val Punteglias nach Val Gliems und Val Russein. Für den Übergang zum Tödi via Gliemsgletscher und Porta da Gliems spielt es im Sommer keine grosse Rolle, ob die untere oder die obere Variante benutzt wird, ein Abstieg von ca. 80 Höhen- metern ist in beiden Fällen erforderlich. Bei der unteren bildet sich im Verlauf des Jahres jeweils eine recht gute Wegspur zum Gliemsgletscher. Nicht so im Winter: Bei einigermassen guten Verhältnissen kann der Tourenfahrer den Hang von der «Oberen Fuorcla da Pun- teglias» zum Gliemsgletscher praktisch horizontal traversieren, was Zeit und Kraft spart. «Obere Fuorcla da Punteglias» mit grossem Steinmann, aber ohne Name und Höhenangabe in LK.

644 Von der Camona da Punteglias nach Westen T4 4 Std. ab Camona da Punteglias ins Val Russein. Abb. S. 402. Von der Camona da Punteglias (2311 m) in nördlicher Richtung zum Glatscher da Punteglias und in einem gros- sen Bogen, sich allmählich nach Westen wendend, gegen das Rötidolomit-Riff zur Rechten und hinauf zum Sattel. Steinmänner und Wegspuren. Über Firnhalden und Geröllhänge ohne Schwierigkeiten in das Val Gliems. Nun bleibt man auf der linken (südlichen) 404 Bifertengruppe

Bachseite und hat bei P. 2228 (Steinmann) die Möglichkeit, den Felsabsturz gegen das Val Russein durch einen nach links (südwestlich) hinunter führenden, anfänglich engen Kamin zu überwinden. Anschliessend erreicht man an P. 1948 vorbei den Weg vom Val Russein zum Sandpass.

644a Über die «Obere Fuorcla da Punteglias» T5 4 Std. ab Camona da Punteglias ins Val Russein. Abb. S. 396, 402. Von der Camona da Punteglias (2311 m) in nördlicher Richtung gegen das Rötidolomit-Riff, das die Untere von der «Oberen Fuorcla da Punteglias» trennt. Ziemlich weit östlich über eine Schutthalde, die sich ganz hinauf zieht, das Riff besteigen. Beim Abstieg ist der Übergang auf diese Schutthalde nicht leicht zu fi nden. Man muss in östlicher Richtung auf ca. 2650 m absteigen und dann die Felsen nach rechts que- ren. Alternativ kann im Couloir des nördlichsten Baches am Fuss des Piz Urlauns abgestiegen werden.

«Gliemsstöckli» 2959 m

Gipfel südlich der Fuorcla da Punteglias. Ohne Name in LK. Nachdem es weiter westlich schon zwei Piz (Péz) Gliems gibt, wäre es naheliegend, diesen Gipfel zukünftig Péz Punteglias zu nennen. Der Name Gliems für das Seitental des Val Russeins soll von «li- men» (lat. ‚Schwelle‘) kommen.

645 Über den Nordgrat Weber mit Indergand, 9. August 1904. Alpen 1905 S. 303. ZS 2 ½ Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 402. Von der Fuorcla da Punteglias (P. 2814; R. 644) über den Nordgrat auf den Nordgipfel. Den mittleren Gipfel er-

Piz Posta Biala von Osten Piz Posta Biala 405

reicht man über den schmalen Verbindungsgrat. Dann in eine Scharte hinunter und so auf den Südgipfel.

646 Durch die Ostfl anke ZS 2 ½ Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 402. Die Scharte zwischen dem mittleren und dem südlichen Gipfel erreicht man auch vom zerklüfteten Gletscher aus durch die Ostfl anke über ein in nördlicher Richtung schräg aufwärts führendes Band.

Piz Posta Biala 3074 m und 3073 m

Posta Biala heisst «Schöner Ort». Zumindest in Bezug auf die Aussicht trifft der Name ohne Zweifel zu. Südlicher Gipfel mit Gipfelbuch. Die Höhen sind in der LK möglicherweise falsch eingetragen, der südliche Gipfel dürfte der höhere sein. Die Routen R. 647 und R. 648 führen über die «Fuorcla Posta Biala» (ca. 2840 m) im Südosten des Gipfelgrates. Auf diesen Routen wird der Berg auch mit Ski bestiegen.

Piz Avat S-Gipfel N-Gipfel

Fuorcla Posta Biala P. 2900

648

647 406 Bifertengruppe

Die Kombination von R. 647 oder R. 648 mit R. 649 erlaubt eine anspruchsvolle Überschreitung des Piz Posta Biala, die auf R. 634 zum Piz Urlaun weiter geführt werden kann.

647 Über die «Fuorcla Posta Biala» WS 2 ½ Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 405, 406. Von der Camona da Punteglias (2311 m) über den Glet- scherbach in der kleinen Ebene hinter der Hütte und in westlicher Richtung über Geröllhänge hinauf. Allmählich nach rechts halten, bis durch die Felsen aufgestiegen werden kann. Den unteren steilen Aufschwung passiert man am besten rechts (nördlich) des sich in der Mitte be- fi ndenden Felskopfes. Auf dem Plateau in nordwestlicher Richtung zum oberen Ende des Gletschers. Durch den Blockschutt der Ostfl anke auf den südlichen Gipfel.

647a Variante in der Südostfl anke In der Südostfl anke können verschiedene andere Routen begangen werden. Kein Zeitvorteil. ZS ohne Zeitangabe

Piz Posta Biala von Südwesten

Piz Posta Biala

Stgeina da Glivers Fuorcla 647 Posta 660 648 Biala

648 Piz Posta Biala 407

648 Von S. Benedetg oder Sumvitg WS 5 Std. ab Sumvitg. Abb. S. 405, 406. Von Sumvitg (982 m) über S. Benedetg (1274 m) zur Alp Dado Sura. In der Mulde von Falluns über Gras, dann Schutt hinauf bis zur «Fuorcla Posta Biala». Weiter auf R. 647.

649 Von Nordwesten ZS 2 Std. ab Fuorcla da Punteglias Auf R. 644 zum Kessel westlich der Fuorcla da Punteglias. In südlicher Richtung hinauf bis an den Fuss der Wand- stufe, der den Piz Posta Biala im Norden abschliesst. Durch das linke der beiden Couloirs sehr steil hinauf, bis man in den Blockschutt daneben wechseln kann. Immer eher nach rechts haltend hinauf zum tiefsten Punkt zwischen den Gipfeln.

649a Über den Nordgrat ZS 3 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 402, 411. Von R. 646 steigt man in die Lücke zwischen P. 2959 und Piz Posta Biala. Über den Nordgrat oder durch dessen Westfl anke erreicht man den Gipfel.

649b Variante am Nordgrat ZS 3 ½ Std. ab Camona da Punteglias Die Lücke der R. 649 kann auch von der Fuorcla da Pun- teglias (R. 644) erreicht werden, indem man das «Gliems- stöckli» auf der Westseite umgeht.

650 Über den Nordostgrat Weber mit G. Streiff, 21. Oktober 1908. Alpen 1909 S. 324. ZS 3 ½ Std. ab Camona da Punteglias Auf R. 647 gegen die «Fuorcla Posta Biala». Vom Firn aus Richtung Norden in die tiefste Grateinsattelung des Nordostgrates zwischen P. 2900 («Piz Tgietschen») und Piz 408 Bifertengruppe

Posta Biala. Nun folgt man dem Grat, wobei der erste und der zweite Turm direkt überklettert werden. Nachher in die Scharte vor dem dritten Turm absteigen und diesen in seiner Nordfl anke erklettern. Nach einem etwas abfallen- den Gratstück über die dortigen Platten. Anschliessend ca. 10 m nach links queren und über weitere Felsstufen wieder auf den Grat. Vom Fuss des letzten Gratturms (Vor- gipfel) klettert man durch einen brüchigen Riss hinauf und folgt dem Grat zum Gipfel.

«Piz Tgietschen» 2900 m Ohne Name in LK. Östlicher Ausläufer des Piz Posta Biala nordwestlich der Camona da Punteglias. Tgietschen heisst rot, also einer der vielen Rotstöcke.

651 Durch die Nordostwand WS 1 ½ Std. ab Camona da Punteglias Von der Camona da Punteglias (2311 m) in nordwestlicher Richtung über Schutthänge und Rasenfl ecken zur Nord- ostwand, über die man in gut gestuftem Fels kletternd P. 2900 erreicht.

652 Von Westen Weber mit Indergand, 4. August 1904. Alpen 1905 S. 304. WS 1 ½ Std. ab Camona da Punteglias Von der Camona da Punteglias (2311 m) auf R. 650 zur tiefsten Einsattelung des Grates und auf diesem in nord- östlicher Richtung zu P. 2900.

Piz Curtin 2974 m Höchster Punkt im Südostgrat des Piz Posta Biala südlich der «Fuor- cla Posta Biala». Vergleichsweise einfachster Gipfel des Grates.

Piz Curtin, Piz Scantschala und Piz Ner von Nordosten

Piz Curtin 653a

653

653

Piz Scantschala 655

Piz Ner

657

658 410 Bifertengruppe

Der Name soll von «curtin», umzäuntes Grundstück, kommen. Also ein typischer Name, der sich nicht auf den Berg selber, sondern auf ein Gelände in seiner Umgebung bezieht.

653 Durch die Ostfl anke Weber mit Indergand, 4. August 1904. Alpen 1905 S. 303. ZS 3 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 409. Von der Camona da Punteglias (2311 m) in genau west- licher Richtung über Schutt hinauf bis ca. 2600 m, dann nach Südwesten über eine Wandstufe auf eine Schutt- terrasse. Nun in südlicher Richtung bis zu einer Wand und dieser entlang nach links hinauf auf einen schmalen, hori- zontalen Grat, der von der Hütte aus als markante Spitze erscheint (ca. 2750 m). Vom Absatz dieser Schulter leicht rechts haltend auf die obere, breite Schuttterrasse (Firn- feld), die sich als breites Schuttband in südlicher Richtung fortsetzt bis auf einen fl ach gewölbten Felskopf, der dicht über einer engen, tiefen Scharte das Ende des Südgrates zum Gipfel bildet. Nun direkt über den Grat in nordwest- licher Richtung zum Gipfel, zuerst leicht über Trümmer, dann stellenweise in hübscher Kletterei, wobei schwierige Stellen auf der Ostseite umgangen werden.

653a Variante ZS ohne Zeitangabe. Abb. S. 409. Vom Schulterabsatz in der Mitte der Wand (R. 653) auf das Schneefeld weiter oben rechts und von diesem auf den Ostgrat, dem man bis zum Gipfel folgt.

654 Durch die Südwestfl anke WS ½ Std. ab «Fuorcla Posta Biala» Von der «Fuorcla Posta Biala» (R. 647) vorerst auf der Süd- seite dem Grat entlang bis zu einem senkrechten Turm. Diesen überklettert man und erreicht, weiterhin dem Grat

Grat Piz Posta Biala - Piz Ner. Aufnahme vom Barcun Frisal Sut Piz Scantschala 411

folgend, eine kleine Scharte. Von hier aus in südlicher Rich- tung in eine Rinne, die direkt zum Gipfel leitet.

Piz Scantschala 2924 m Zentraler Gipfel im Südostgrat des Piz Posta Biala. Selten bestie- gen. Die Routen von Westen sind weiter, jedoch etwas einfacher als die ab der Camona da Punteglias.

655 Von Nordosten Weber mit Indergand, 5. August 1904, Alpen 1905 S. 304. ZS 3 ½ Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 409. Von der Camona da Punteglias (2311 m) über Trümmer- halden in eine enge Schuttkehle zwischen Piz Curtin und Piz Scantschala. In ca. 2650 m Höhe steigt man ziemlich schwierig in südlicher Richtung in die Wandfelsen ein, dann über Moosbänder nach links hinaus auf eine Fels- rippe. Über diese hinauf, bald links haltend, auf steilen Granitplatten oder rechts auf schmalen Gras- und Schutt- bändchen. Auf einem kurzen, breiten Schuttband wird nach links zu einer Felsrinne traversiert, die sich auf der Höhe dieser Terrasse gabelt. Durch den linken (südlichen) Ast klettert man etwa 15 m hinauf, dann hält man wieder links in die Wand und erreicht über steilen, gut gestuften Fels den Gipfelgrat, den man ca. 50 m unter dem höchsten Punkt erreicht. Über den Grat gelangt man unter Überwin- dung einer schiefen, griffl osen Platte zum Gipfel.

Piz Posta Biala 6 Piz Curtin P. 2900 49 Piz Fuorcla Scantschala Posta Biala Piz Ner 412 Bifertengruppe

656 Von Sumvitg Schöne Granitkletterei. ZS 6 bis 7 Std. ab Trun oder Sumvitg Von Sumvitg (982 m) zur Alp da Glivers (2020 m). Durch die Rinne nördlich des Piz Ner (R. 659) in die Scharte zwischen Piz Ner und dem Gendarm vor dem Piz Scantschala. Auf der Seite des Val Punteglias steigt man zum Grat hinauf, zu Be- ginn mit einigen Schwierigkeiten, später etwas einfacher.

656a Variante ab Sumvitg Diese Route wird nach Aussagen von Einheimischen nur ganz selten begangen. ZS ohne Zeitangabe Von Sumvitg (982 m) zur Alp da Glivers (2020 m). Durch ein mit Schutt gefülltes Couloir, das sich zum Südgrat des Piz Scantschala hinaufzieht und oben von einer senkrechten Plattenwand abgeschlossen wird. Vom unteren Teil dieses Couloirs über eine grosse, steile Platte in die Westwand des Südgrates. In dieser klettert man, in genau nördlicher Richtung, über schutt- und rasenbesetzte Felsen aufwärts bis in eine Schuttrinne, die bei der in R. 655 erwähnten griffl osen Platte auf dem Südgrat endet.

Piz Ner 2859 m Steiler Felsgipfel am Ende des Grates, freie Sicht in die Surselva. Wird von Einheimischen am ehesten via «Ils Corns» (Metahorns) von Süden bestiegen. Die Routen von Westen sind weiter, jedoch etwas einfacher als jene ab der Camona da Punteglias. Ner heisst schwarz.

657 Über den Nordgrat L. Wehrli 1896. Praktisch nicht mehr begangen; sehr steinschlägig. ZS 2 ½ Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 409. Muot da Munt 413

Von der Camona da Punteglias (2311 m) folgt man dem Osthang des Berges der von Platten und Rasen durchsetz- ten Flanke bis zum Valleta Largia. Nun klettert man in westlicher Richtung durch dieses Couloir auf den Grat und diesem in südlicher Richtung folgend zum Gipfel.

658 Über den Südgrat ZS 3 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 409. Auf R. 657 über Valletta Largia hinaus in die Kehle Ils Ferms. Nun in dieser hinauf in eine enge Scharte im Süd- grat. Anschliessend auf dem Grat in nicht immer einfacher Kletterei zum Gipfel.

659 Durch die Nordfl anke K. Hauser 1868, Alpen 1869 S. 17. ZS 6 Std. ab Trun oder Sumvitg Von Sumvitg (982 m) zur Alp da Glivers (2020 m). Durch die Rinne nördlich des Gipfels in die Scharte zwischen Piz Ner und dem Gendarm vor dem Piz Scantschala, von wo die Nordfl anke erstiegen werden kann.

Muot da Munt 2385.4 m Felskopf unterhalb dem Piz Ner, schöne Aussicht auf Trun und die Surselva. Auf Wegspuren durch die Lawinenverbauungen ober- halb Munt oder von Alp Glivers Dado Sura einfach zu erreichen.

Stgeina da Glivers 2983 m «Péz Glivers Dado» 2947 m «Péz Glivers Dadens» 2931 m «Péz Glivers Dado» und «Péz Glivers Dadens» ohne Name in LK. Die Stgeina da Glivers, der Verbindungsgrat zwischen Piz Avat und Piz Posta Biala, kann in seiner ganzen Länge, meistens auf der Gratschneide, begangen werden. 414 Bifertengruppe

«Glivers» ist die Bezeichung des Alpgebietes am Südfuss und stammt vom Namen der Familie Gliver ab, in deren Besitz die Alp da Glivers zeitweise war. «Glivers» heisst in der Surselva auch die Moschus-Schafgarbe (Iva), die sich auf steinigen, kalkarmen Böden der inneralpinen Ketten wohl fühlt. Sie dient zur Herstellung von Likör und gilt als Heilpfl anze.

660 Überschreitung von Nordosten Weber mit A. Meissen, 21. September 1904. Alpen 1905 S. 305. ZS 2 bis 3 Std. für die Überschreitung ab Piz Posta Biala Vom Piz Posta Biala (P. 3074) folgt man dem Grat. Ein schar- fes Gratstück, ungefähr halbwegs zu P. 2947 («Péz Glivers Dado»), wird auf der Südseite umgangen. Sonst bleibt man auf der Schneide bis in die tiefste Scharte vor P. 2947. Von hier aus traversiert man schräg aufwärts durch die Nord- westwand zum Grat empor, der direkt vor seinem höchs- ten Punkt erreicht wird. Nun bleibt man auf dem Grat.

661 Abstieg nach Südosten WS ohne Zeitangabe Aus der in R. 660 erwähnten tiefen Scharte klettert man über mächtige Plattenschüsse ca. 100 m in südlicher Rich- tung abwärts, traversiert dann nach rechts (nach Südwes- ten) und steigt dem westlichen Plattenrand entlang hinab auf eine mit Felsstufen durchsetzte Schutthalde. Nun geht es weiter über einen plattigen Wandabsatz gegen Gonda hinunter.

662 Von Südwesten (P. 2931) WS ohne Zeitangabe Aus der Lücke zwischen P. 2931 («Péz Glivers Dadens») und Piz Avat von Südosten auf den Grat und zu P. 2931. Man kann diesen Gratgipfel auch von Gonda her in einer Fels- und Schuttrinne und über den kurzen Südostgrat erreichen.

Piz Avat von Süden Piz Avat 415

Piz Avat (P. Gliems) 2910.0 m

Westlichster Gipfel im Südwestgrat vom Piz Posta Biala, der die Stgeina da Glivers abschliesst. Eindrücklicher Blick ins Val Russein und auf das Gebiet rings um den Tödi. Lohnender, aber recht an- spruchsvoller Skigipfel. Der auf der LK ebenfalls aufgeführte Name P. Gliems kann leicht zu Verwechslungen mit dem gleichnamigen Gipfel auf der Nordseite des Val Gliems führen. Der Name soll von «aua, ova» herrühren (‚Wasser‘, ‚Bach‘), was nicht unbedingt einleuchtet, da es mit Ausnahme der zwei Lag Serein (der «heiteren Seen») im ganzen Umfeld keine nennens- werten Gewässer gibt. Aktueller dürfte die Herleitung von «avat» ‚Abt‘, sein, weil sein Doppelgipfel an eine Abtsmitra (zeremonielle Kopfbedeckung) erinnert.

663 Durch die Südwestfl anke T5 7 bis 8 Std. ab Sumvitg. Abb. S. 415. Von Sumvitg (982 m) auf R. 471 durch das Val Russein und hinauf in das Val Gliems. Nun gegen P. 2626 aufsteigen und unter diesem die Rasenhänge traversieren. Die grosse Runse queren, die den Einschnitt zwischen P. 2626 und dem Nordwestgrat des Piz Avats bildet. Auf der Westseite

665

663 416 Bifertengruppe

des Piz Avat, Schafwegen folgend, über Fels und Gras in mässiger Steigung an den Anfang des Südwestgrates. Zu- erst auf diesem, später nach rechts ausweichend, gelangt man weiter oben in die Runse zwischen Süd- und Südwest- grat. Nun zur Verbindung der beiden Grate hinauf. Von hier einige Meter weit unter dem Gipfelgrat in östlicher Richtung traversieren, dann leicht auf den Gipfel.

664 Über den Nordwestgrat S 8 bis 9 Std. ab Sumvitg, 5 Std. ab Val Russein Auf R. 663 bis P. 2626, dann auf dem stellenweise recht schmalen Nordwestgrat zum Gipfel.

665 Über den Ostgrat WS 6 Std. ab Sumvitg. Abb. S. 415. Von Sumvitg (982 m) zur Alp da Glivers (2020 m) und zur tiefsten Scharte zwischen Piz Avat und Stgeina da Glivers. Die zahlreichen Gratzacken des Ostgrates werden nun mit Ausnahme des zweiten überklettert.

Piz Schígels 2565 m Abschluss des Südgrates des Piz Avat. Aussichtskanzel über dem Val Russein. Der Name soll von «tschenghel» (= Tschingel), also von Felsbän- dern kommen.

666 Von Süden T3 4 ½ Std. ab Sumvitg Von Sumvitg (982 m) zur Alp Crap Ner (1999 m). Der Gipfel ist am Anfang eher über die Südost-, weiter oben besser über die Südwestfl anke leicht zu erreichen.

Fotos 5-8: Bildlegenden siehe Seite 715 «Brigelser Hörner» 417

6.3 Die «Brigelser Hörner» / «Ils Cavistrai»

Die Gebirgskette zwischen Piz Dado und Crap Grond bezeichnet man als «Brigelser Hörner». Das Val Frisal und die ganze Kette be- eindrucken durch ihre landschaftliche Schönheit, ihre geologische Vielfalt und ihre Einsamkeit. Die Routen auf die höchsten Gipfel, Crap Grond, Cavistrau Grond und Cavistrau Pign, sind anspruchs- voll und werden selten begangen. Der Sockel der Brigelser Hörner besteht aus dem attraktiven blauen Puntegliasgranit. Die Gipfel bestehen aus vorwiegend faulem, brüchigem Kalk. Die kaum mehr begangenen Routen ab der Camona da Punteglias queren die Gesteinsgrenze auf knapp 2800 m. Von dort an werden sie deutlich heikler. Am Eingang zum Val Frisal liegt der Urwald Scattlé. Einige der Fichten von Scattlé sollen älter als 700 Jahre sein. Aus der Talsohle des Vorderrheintals (Surselva) sind nur wenige Gipfel, die in diesem Führer erwähnt werden, gut sichtbar. Selbst vom Piz Russein, dem Hauptgifel des Tödis, oder vom Hausstock ist kaum ein Blick zu erhaschen. Ganz anders die «Brigelser Hörner»: Ab Ilanz dominieren sie zusammen mit dem Bifertenstock un- übersehbar das Panorama. In den direkt anstossenden Gemeinden Schlans, Trun und Sumvitg werden sie nach den von dort aus domi- nierenden Gipfeln «Ils Cavistrai» (Cavistrau-Gruppe) bezeichnet. Im Sommer kann für Touren via Val Frisal ab Breil/Brigels bis vor die Alp Rubi Sut (Vierrad vorteilhaft) und für solche in der Süd- fl anke von Schlans zur Alp da Schlans gefahren werden. Beide Strassen sind bewilligungs- und gebührenpfl ichtig. Bewilligungen erteilen die jeweiligen Gemeindekanzleien. Frühzeitig anmelden, beschränkte Öffnungszeiten!

Gesamtüberschreitung der «Brigelser Hörner» ( «Cavistrai»)

Die Gesamtüberschreitung der «Brigelser Hörner» von Westen (Crap Grond) nach Osten (Piz Tumpiv) ist eine lange und technisch anspruchsvolle Tour in imposanter Landschaft. 418 Bifertengruppe

670 Gesamtüberschreitung von West nach Ost ZS 10 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 421. Von der Camona da Punteglias (2311 m) auf einer der Routen auf den Crap Grond und sinngemäss weiter auf den Routen R. 684, R. 681, R. 677 und R. 674 bis zur Strasse bei Alp da Schlans Sut.

Piz Dado 2699 m Östlichster Gipfel der «Brigelser Hörner», was schon der Name «Dado» (aussen, ausserhalb) beweist. Schöne Aussicht auf die Gegend von Ilanz. Beliebter Skiberg.

671 Von Breil/Brigels via Alp Nova T5 4 Std. ab Breil/Brigels. Abb. S. 418. Von Breil/Brigels (1287 m) zur Alp Nova (1989 m). In süd- westlicher Richtung über die grosse Geröllhalde zu einer kleinen Scharte nördlich des Gipfels. Ein senkrechter Ab- bruch wird umgangen, worauf man den höchsten Punkt erreicht.

Brigelser Hörner von Nordosten

Piz Dadens Piz Dado

674 671 Piz Dadens 419

672 Von Breil/Brigels via Alp Tschegn Dado Dieser Route folgt der Aufstieg mit Ski. T4 4 Std. ab Breil/Brigels Von Breil/Brigels (1287 m) nach Alp Tschegn Dado (1984 m) und über Plaunca dil Cugn (P. 2542.2) zum Gipfel.

Piz Dadens 2773 m Wo ein (Piz) Dado (‚aussen‘, ‚ausserhalb‘) ist, muss auch ein (Piz) Dadens, andernorts auch Dadaint (‚innen‘, ‚innerhalb‘), sein. Skiberg. Der Gipfel ist im Winter nur schwer zu erreichen.

673 Über den Südostgrat T4 4 bis 5 Std. ab Breil/Brigels, 3 Std. ab Alp da Schlans Sut (Fahrstrasse) Von Breil/Brigels (1287 m) oder Schlans (1146 m) nach Tschegn Dadens Sura (1979 m). Vom oberen Talkessel von Val Miez auf den Südostgrat, auf dem man, einen Gratturm auf der Ostseite umgehend, ohne besondere Schwierigkeiten den Gipfel erreicht.

Cavistrau Pign Grond Piz Tumpiv Crap Grond Barcun 675 687a 684 Frisal Sura 686a 677

683/686 420 Bifertengruppe

674 Von Norden ZS 4 bis 5 Std. ab Breil/Brigels. Abb. S. 418. Von Breil/Brigels (1287 m) zur Alp Nova (1989 m). An P. 2294 (Nera Biala) vorbei in die Schutthalde in der Nordostfl anke des Piz Dadens, die man bis zum Nordgrat begeht. Über diesen zum nördlichen Gipfel. Der Übergang zum Hauptgipfel verlangt einige Kletterei. Dabei wird der Turm in der Scharte durch seine Kerbe überklettert, der Hauptturm dann auf einem ansteigenden Band über den Westgrat erstiegen.

Piz Tumpiv 3101 m und 3058 m Bekanntester und beliebtester Gipfel der «Brigelser Hörner», wird auch mit Ski oft bestiegen. Gilt als Hausberg von Breil/Brigels, Schlans und Trun. Der Name soll vom romanischen «tumpriv» (früh, frühzeitig, frühreif) kommen, weil das Gelände unterhalb, also die Alp da Schlans, im Frühling recht schnell schneefrei ist.

675 Durch die Ostfl anke K. Hauser mit H. und R. Elmer, 19. Juli 1865. Alpen 1865/66 S. 148. WS 4 Std. ab Alp da Schlans Sut (Fahrstrasse). Abb. S. 418, 421. Von Schlans (1146 m) über die Alp da Schlans und das Val Dadens zu P. 2676. Nun folgt man dem Grat und betritt den «Tumpivgletscher» erst im fl acheren oberen Teil. Durch eine Schuttrinne, die sich in östlicher Richtung vom Gipfel herunterzieht, erreicht man ohne besondere Schwierigkeiten den höchsten Punkt.

675a Variante über den Gletscher Ein Teil des Gipfelgletschers ist 2002 abgerutscht, der Rest im Sommer 2003 drastisch geschmolzen, so dass diese Route eher heikel geworden ist.

Brigelser Hörner von Osten Piz Tumpiv 421

WS gleiche Zeit wie R. 675 Wenn es die Verhältnisse erlauben, kann der ganze «Tum- pivgletscher» für den Aufstieg benutzt werden.

676 Über den Südostgrat ZS 4 bis 5 Std. ab Alp da Schlans Sut (Fahrstrasse). Abb. S. 421. Von Schlans (1146 m) via Alp da Schlans über den Südgrat zur Fuortga (P. 2535). Auf dem Grat bleibend, in nicht immer leichter Kletterei zur Schutthalde bei P. 2810. Über diese auf den Südostgrat und zu P. 3058 (Südgipfel des Piz Tumpiv) und in nordwestlicher Richtung über den Verbin- dungsgrat zum Hauptgipfel.

676a Von Süden ZS ohne Zeitangabe R. 676 kann auch über den Ostgrat des Südgipfels erreicht werden. Man verlässt Val Dadens oberhalb P. 2437 und besteigt den deutlich ausgeprägten Ostgrat über die Nord- seite durch ein nicht besonders steiles, teilweise schutt- gefülltes Couloir. Von der markanten Einsattelung aus in südwestlicher Richtung zu R. 676 nördlich von P. 2810.

Piz Posta Cavistrau Biala Grond Crap Grond

687

670/678 Cavistrau Pign Piz Tumpiv Barcun Camona da Frisal Punteglias Sura

675 676 422 Bifertengruppe

677 Durch die Nordostfl anke Guyer und Zippert, 8. August 1902. Brüchiger Fels, nicht lohnend. ZS 8 Std. ab Breil/Brigels Von Breil/Brigels (1287 m) ins Val Frisal bis unter den Piz Dadens. Dessen Nordfl anke über Schutt und Geröll traversieren. Bei einer Nische unter dem auffallenden Gratzacken nordwestlich des Piz Dadens auf ein anfangs schmales, später breiter werdendes Schuttband, das ge- gen die Rippe führt, die vom Nordostgrat des Piz Tumpiv herabzieht. Von der Rippe aus klettert man über schlecht geschichteten Fels empor, später über Geröll und gutes Gestein zum Hauptgrat, den man auf ca. 2800 m Höhe erreicht. Vorerst auf der Nordseite des Grates, dann auf diesem selbst auf den Gipfel.

Cavistrau Pign 3220 m Zusammen mit dem Cavistrau Grond ein eindrückliches Ensemble wild verfalteter und zerrissener Wände und schroffer Abstürze. Der Name soll vom romanischen «cavistrar» (verwirren, Unord- nung machen) kommen. Vermutlich, weil Geröll aus den Flanken der Cavistrau-Gipfel immer wieder Unordnung in die Alpen dar- unter bringt. Da «cavistrar» auch ‚verwickelt‘ heisst, kann sich der Name auch auf die kompliziert ineinander verfalteten Schichten der Gipfel beziehen.

678 Über den Ostgrat K. Hauser, H. und R. Elmer, 19. Juli 1865. Alpen 1893/94 S. 315. WS 1 Std. ab Piz Tumpiv. Abb. S. 421. Vom Gipfel des Piz Tumpiv (P. 3101) zuerst in westlicher Richtung über den kurzen, steilen Grat absteigen, wobei einigen Platten nach Süden ausgewichen werden muss. Die folgenden Grattürme werden am besten auf Felsbän-

Blick von Süden durch die «Cavistraulücke» Cavistrau Pign 423

dern umgangen, insbesondere der letzte Turm auf seiner Nordseite. Sobald der Grat zum Cavistrau Pign ansteigt, auf diesem bis zum Gipfel.

678a Variante am Ostgrat WS ohne Zeitangabe R. 678 kann auch aus der Einsattelung zwischen Süd- und Nordgipfel des Piz Tumpiv erreicht werden, indem man auf der Südseite des Nordgipfels fast horizontal zum tiefsten Punkt des Verbindungsgrates zum Cavistrau Pign traversiert.

679 Über den «Cavistrau Pign-Firn» Als «Cavistrau Pign-Firn» bezeichnet man den Gletscher im Kessel südlich von Cavistrau Pign und Piz Tumpiv. S 5 Std. ab Alp da Schlans Sut (Fahrstrasse) Von Schlans (1146 m) via Alp da Schlans zu diesem Glet- scher aufsteigen und ihn überqueren. Durch ein Couloir in der Nordostfl anke des Südostgrats auf den Grat oberhalb eines grossen Gratturms. Auf dem Grat, teilweise auf plat- tigen Felsen, bis zum Gipfel.

679a Von Süden S ohne Zeitangabe Der Südostgrat kann auch von unten her begangen wer- den. Unterhalb P. 2730 ermöglicht eine Rinne von Westen

Cavistrau Piz Dado Grond 687

Piz Urlaun

Cavistrau- Lücke

Cavistrau Pign 424 Bifertengruppe

her den Aufstieg durch einen steilen Plattenschuss in eine Gratscharte. Auf dem Grat bis zum Gipfel.

680 Über den Südgrat S 5 bis 6 Std. ab Alp da Schlans Sut (Fahrstrasse) Von Schlans (1146 m) via Alp da Schlans hinauf zu P. 2462 südöstlich unter dem Cavistrau Pign. Nun über Geröll aufwärts, dann über steile, schwierige Plattenschüsse in nördlicher Richtung zum Südgrat nahe beim Gipfel.

681 Abstieg nach Süden S ohne Zeitangabe Vom Gipfel aus auf dem Südgrat bis P. 2631. Der weitere Abstieg ist problemlos.

682 Vom Cavistrau Grond ZS 1 Std. ab Cavistrau Grond Vom Cavistrau Grond Richtung Osten exponiert auf dem Grat oder diesen teilweise auf der Nordseite umgehend in die «Cavistraulücke» absteigen. Den senkrechten Ab- satz vor der Lücke umgeht man auf der Nordseite oder überklettert ihn direkt. Nachher auf der Gratschneide bis zum Gipfel.

683 Aus dem Val Frisal Der «Cavistraugletscher» ist deutlich geschwunden, diese Route dürfte am ehesten im Frühsommer begehbar sein. ZS 8 bis 9 Std. ab Breil/Brigels. Abb. S. 419. Von Breil/Brigels (1287 m) ins Val Frisal und östlich von P. 2503 zum «Cavistraugletscher». Links (östlich) desselben ermöglicht in der Regel eine Lawinenrinne den Aufstieg auf den oberen Gletscherboden. Von hier wird die «Cavistraulücke» in direktem Anstieg über steilen Firn und Fels erreicht (R. 687a). Weiter auf R. 682 zum Gipfel.

Brigelser Hörner von Westen Cavistrau Grond 425

Cavistrau Grond 3252 m Dominanter, von weit her sichtbarer Gipfel. Höchster Punkt der Brigelser Hörner.

684 Vom Westgrat Weber mit Indergand, 22. August 1901, Alpen 1906 S. 327. ZS 4 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 419. Auf einer der Routen (R. 686, 686a, 688 - 690) zum Grat zwischen Crap Grond und Cavistrau Grond. Von hier über ein Schuttband und leichte Felsen fast horizontal nach links (Osten) hinüber an den Fuss der Nordwand des Ca- vistrau Gronds, in die man entweder vom Nordgrat aus oder durch einen Geröllzug ziemlich genau in der Falllinie des Gipfels einsteigt. Direkt aufwärts kletternd, eher etwas rechts haltend, über gute Felsen bis unter den obersten Kopf, wo man durch eine kleine Nische in der Mitte zum Gipfel gelangt.

685 Vom Crap Grond Alpen 1893/94 S. 315. ZS 1 Std. ab Crap Grond Vom Crap Grond über den Grat zu R. 684 und damit zum Cavistrau Grond.

Cavistrau Piz Pign Grond Piz Tumpiv Piz Dado Dadens Crap Grond

690

690 689 688

692a 426 Bifertengruppe

686 Aus dem Val Frisal Dübi und Flach mit F. Vögeli, Alpen 1893/94 S. 315. Der «Cavistraugletscher» ist deutlich geschwunden, diese Route dürfte am ehesten im Frühsommer begehbar sein. ZS 8 bis 9 Std. ab Breil/Brigels. Abb. S. 419. Von Breil/Brigels (1287 m) ins Val Frisal und östlich von P. 2503 zum «Cavistraugletscher». Links (östlich) desselben ermöglicht in der Regel eine Lawinenrinne den Aufstieg auf den oberen Gletscherboden, den man bis zum Nord- fuss des Cavistrau Gronds begeht. Zum Grat zwischen Crap Grond und Cavistrau Grond und weiter auf R. 684.

686a Von der Camona da Punteglias via Barcun Frisal Sut Diese Route wird heute anstelle von R. 684 begangen. ZS 4 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 419, 430. Auf R. 692 von der Camona da Punteglias (2311 m) zum Barcun Frisal Sut. Soweit in das Val Frisal absteigen, bis es möglich ist, die Schutthalden zu traversieren, so dass man den Grat erreicht, der den Gletscher nördlich begrenzt. Auf diesem Grat hinauf, bis man den oben fl acher wer- denden Gletscher betreten kann. Zum Grat zwischen Crap Grond und Cavistrau Grond und weiter auf R. 684.

687 Von der «Cavistraulücke» R. Elmer, 19. Juli 1865, Alpen 1893/94 S. 315. ZS ½ Std. ab Cavistrau Pign. Abb. S. 421, 423. Vom Cavistrau Pign in den Sattel zwischen beiden Cavistrau-Gipfeln («Cavistraulücke»). Nun auf oder hart neben dem Ostgrat auf den Cavistrau Grond.

687a Aus dem Val Frisal zur «Cavistraulücke» ZS ohne Zeitangabe. Abb. S. 419. Auf R. 686 auf den «Cavistraugletscher». Von hier wird die «Cavistraulücke» in direktem Anstieg über steilen Firn und Fels erreicht. Weiter auf R. 687 zum Gipfel. Crap Grond 427

687b Abstieg nach Süden ZS ohne Zeitangabe Von der «Cavistraulücke» wurde schon nach Süden ab- gestiegen. Über Geröll und gestuften Fels gelangt man zu mächtigen, steilen Schieferplatten, die in schwieriger und mühsamer Kletterei durch kleine Rinnen überwunden werden. So gelangt man in eine breite Mulde, die in das Val Punteglias mündet. Man benutzt mit Vorteil den Grat zur Linken (P. 2631).

Crap Grond 3196 m Westlicher Abschluss der Brigelser Hörner. Wenn überhaupt, wird der Crap Grond aus dem Val Frisal bestiegen.

688 Von Südwesten über die Platten Dübi und Flach mit F. Vögeli, 24. Juli 1894. Kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren. Sehr lockeres Gestein. ZS 4 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 425, 429. Von der Camona da Punteglias (2311 m) auf Wegspuren in östlicher Richtung zu einer grossblockigen Trümmerhalde, der man nach rechts ausweicht. Über Felsabsätze und Gras zur Geröllmulde in der Südwestfl anke. Von deren oberem Rand über grasbesetzte Bänder nach rechts zu einem un- auffälligen Grat, der zu den markanten Schieferhalden über der Geröllmulde führt (auffälliger Schichtenwechsel des Gesteins). Nun einer leichten Mulde (Rinnsale) folgen, die etwas links führend das Plattenfeld durchzieht. Erst im oberen Teil desselben nach rechts über schuttbedeckte Platten zur äussersten Wandnische queren. Hier überwin- det man eine unangenehme Steilstufe zum Verbindungs- grat von Crap Grond und Cavistrau Grond, dann über den Grat auf den Gipfel. 428 Bifertengruppe

689 Von Westen (Schiessers Weg) Kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren. ZS 4 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 425, 429. Von der Camona da Punteglias (2311 m) über die grosse Schutthalde an den Fuss der Westwand. Der Einstieg erfolgt im Bereich zwischen dem ersten und zweiten Gratturm, wo in hellem Gestein von links nach rechts schräg auf- wärts in eine Rinne traversiert wird. Diese führt auf eine weniger steile Plattenpartie, die nach Norden bis an den Fuss des senkrecht abfallenden grossen Turmes began- gen wird (hier wird R. 690 gequert). Der Turm wird in direktem Anstieg über die Westkante erklettert. Bis zum Hauptgrat aufsteigen, anschliessend ohne grössere Schwierigkeiten auf das Firndach des Crap Grond und so zum Gipfel.

690 Von Nordwesten Weber mit Indergand. Kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren. ZS 4 Std. ab Camona da Punteglias. Abb. S. 425, 429. Von der Camona da Punteglias (2311 m) wie bei R. 689 über die grosse Schutthalde an den Fuss der Westwand, der Einstieg für diese Route ist weiter nördlich. Unter dem vertikalen, kanzelartigen Abbruch des Nordwestgrates zu einer plattige Felspartie. Über diese erklettert man den Vorsprung und anschliessend einen ca. 25 m hohen Grat- turm. Dann über geneigte Platten empor, R. 689 querend. Die nächsten Türme auf der Südwestseite auf abschüssigen Schuttbändern bis zu einem tief eingeschnittenen, nassen Couloir umgehen. Durch dieses auf die Grathöhe kurz vor dem Aufschwung zum Gipfel.

Crap Grond von Westen

Pign

688

Crap Grond Cavistrau Grond

689

690

689

690

690

692a 430 Bifertengruppe

691 Aus dem Val Frisal Dübi und Flach mit F. Vögeli, Alpen 1893/94 S. 315. Der «Cavistraugletscher» ist deutlich geschwunden, diese Route ist am ehesten im Frühsommer begehbar. Bei opti- malen Verhältnissen kann der Crap Grond auf dieser Route mit Ski bestiegen werden. ZS 8 bis 9 Std. ab Breil/Brigels Von Breil/Brigels (1287 m) ins Val Frisal und östlich von P. 2503 zum «Cavistraugletscher». Links (östlich) desselben ermöglicht in der Regel eine Lawinenrinne den Aufstieg auf den oberen Gletscherboden, den man bis zu seiner Mitte gegen den Cavistrau Grond, dann Richtung Crap Grond begeht. Ohne grosse Schwierigkeiten gelangt man so auf das Gipfeldach des Crap Gronds.

691a Von der Camona da Punteglias via Barcun Frisal Sut Entspricht R. 686a. Diese Route wird heute anstelle von R. 688 bis R. 690 begangen. ZS 4 Std. ab Camona da Punteglias Auf R. 692 von der Camona da Punteglias (2311 m) zum Barcun Frisal Sut. Soweit in das Val Frisal absteigen, bis es möglich ist, die Schutthalden zu traversieren, so dass man den Grat erreicht, der den Gletscher nördlich begrenzt.

Barcun Frisal Sut von der «Oberen» Fuorcla da Punteglias (rechts) und aus dem Val Frisal (unten).

686a 692 Barcun Frisal Sut 431

Auf diesem Grat hinauf, bis man den oben fl acher werden- den Gletscher betreten kann. Weiter auf R. 691.

Barcun Frisal Sut (« Untere Frisallücke») 2804 m Übergang zwischen dem Val Frisal und dem Val Punteglias. Vom Val Frisal zur Passhöhe ist es weit, aber das Gelände ist einfach zu begehen. Von der Camona da Punteglias führt der Aufstieg am Schluss durch ein steiles, schuttgefülltes Couloir. Diese Seite ist mit Ketten und Drahtseilen gesichert. Wegen Steinschlag gefahr für Gruppen heikel.

692 Von der Camona da Punteglias ins Val Frisal T5 2 Std. ab Camona da Punteglias, 5 Std. ab Breil/Brigels bis zur Lücke. Abb. S. 385, 420, 431. Von der Camona da Punteglias (2311 m) am Gletschersee vorbei über Schutt und Toteis, bis man den roten Punkt weit oben am Hang sieht, der den Einstieg markiert. Auf knappen Wegspuren über Schutt und spärliche Vegetation zum Anfang des mit Ketten und Drahtseilen gesicherten Teils.

Piz Frisal Cavistrau Grond

Crap Grond Barcun Frisal Sut

692 432 Bifertengruppe

Der Abstieg von der «Unteren Frisallücke» ins Val Frisal und nach Breil/Brigels ist einfach.

692a Von der Camona da Punteglias ins Val Frisal Alter Jägerpfad, mühsam. Allenfalls sinnvoll als Zugang zu den Brigelser Hörnern durch die nordwestliche Flanke. ZS 2 Std. ab Camona da Punteglias, 5 Std. ab Breil/Brigels bis zur Lücke. Abb. S. 425, 429. Von der Camona da Punteglias (2311 m) nach P. 2470. In östlicher Richtung hinauf bis unter die helle Wand des Crap Grond-Nordwestgrates. Dem Wandfuss auf einem schmalen Band in nördlicher Richtung folgend, oder durch das unmittelbar darunter liegende Couloir erreicht man die Gratschneide. Dem hellen Schuttband folgend quert man nun in südöstlicher Richtung zu den Firnfeldern am Nordostfuss des Crap Grond und gelangt so ins Val Frisal.

Piz Frisal von Süden

Glärnisch Bifertenstock

Barcun Bündner Tödi Frisal Piz Frisal Sura 6 697 9 4

632

Barcun Frisal Sut Piz Frisal 433

Piz Frisal 3292 m Rundum von plattigem Fels umgebener Gipfel im Südgrat des Bifertenstocks. Kaum je bestiegen.

693 Durch die Nordostwand ZS 1 Std. ab Barcun Frisal Sura. Abb. S. 383. Vom Barcun Frisal Sura (R. 697) über den Glatscher da Frisal an den Ostgrat und über diesen, teilweise in der Nordostwand, auf plattigem Fels zum Gipfel.

694 Über den Südgrat Weber mit Indergand, 22. August 1901, Alpen 1902 S. 364. ZS 2 ½ Std. ab Barcun Frisal Sut. Abb. S. 383, 432. Vom Barcun Frisal Sut (P. 2804; R. 692) zum Südgrat. Den unteren Teil des Grates von der Südostseite her durch eine enge Rinne, die etwa 100 m über der «Unteren Frisal- lücke» in eine Scharte ausmündet, durchklettern. Nun knapp westlich des Grates bleiben. In dessen mittlerem Drittel über den breiten Plattenrücken steigen und im obersten Abschnitt über den scharfen Grat zum Gipfel.

694a Variante am Südgrat ZS ohne Zeitangabe Man kann den Südgrat auch vom Glatscher da Frisal errei- chen, indem man diesen auf ca. 2900 m Höhe in südwest- licher Richtung verlässt.

695 Von Westen F. Weber mit G. Streiff, 22. Oktober 1908, Alpen 1909 S. 324. S 5 Std. ab Camona da Punteglias Von der Camona da Punteglias (2311 m) über den Glat- scher da Punteglias an den Fuss des Piz Frisal. Genau westlich unter dem Gipfel erklettert man die nördlichere, schärfere der beiden aus der Wand hervortretenden Fels- 434 Bifertengruppe

rippen von Norden. In anstrengender Kletterei hinauf, bis sich das Grätchen in steilen Platten verliert. Diese überwin- den und die obersten Wandfelsen durch einen ca. 20 m hohen Kamin besteigen.

696 Abstieg nach Norden F. Weber mit G. Streiff, 22. Oktober 1908, Alpen 1909 S. 324. S 3 Std. bis Barcun Frisal Sura. Abb. S. 383. Unmittelbar unter dem Gipfel seilt man sich in eine enge Scharte ab, was im weiteren Verlauf noch mehrmals nö- tig sein wird. Man muss dem Grat über die Kante folgen, da ein Ausweichen grössere Schwierigkeiten bringt. Der letzte hohe Turm wird durch eine Kluft im oberen Teil erstiegen. Der Abstieg über dessen Nordseite führt zum Barcun Frisal Sura (R. 697).

Barcun Frisal Sura (« Obere Frisallücke») 3180 m Hochalpiner Übergang zwischen dem Val Frisal und dem Val Pun- teglias; die Begehung ist allenfalls anlässlich einer Besteigung des Bifertenstockes sinnvoll. Keine Sicherungen oder Aufstiegshilfen. Der starke Schwund des Puntegliasgletschers macht die Begehung zunehmend schwierig. Wenn kein Schnee mehr in den Rinnen liegt, ist der Aufstieg zum Barcun Frisal Sura der schwierigste Teil einer Besteigung des Bifertenstockes durch die Südwand. In diesem Falle wird vorteilhaft der Barcun Frisal Sut («Untere Frisal- lücke», P. 2804; R. 962) begangen. Obwohl man hier deutlich in das Val Frisal absteigen muss, ist diese Variante technisch einfacher und objektiv sicherer. Auch der Frisalgletscher ist massiv geschrumpft. Die Brüche kön- nen jetzt normalerweise am Südrand des oberen Gletscherteils umgangen werden.

Bifertenstock und Piz Frisal von Osten. Der Aufstieg zum Oberen Frisalgletscher kann heikel sein Barcun Frisal Sura 435

697 Vom Glatscher da Punteglias zum Glatscher da Frisal ZS 3 ½ Std. ab Camona da Punteglias; 8 Std. ab Breil/Brigels bis zur Lücke. Abb. S. 385, 389, 432. Von der Camona da Punteglias (2311 m) in den Glet- scherkessel südwestlich des Bifertenstocks. Den unteren Abbruch rechts (östlich), den oberen links (westlich) um- gehen. Nun weit hinauf unter die Südwand des Biferten- stocks steigen, bis sich rechterhand gegen Barcun Frisal Sura Schneezungen und Schuttbänder zeigen, die den Zugang zur mühsam zu begehenden, schuttbedeckten Flanke zur Lücke ermöglichen. Für den Abstieg ins Val Frisal vorerst in südöstlicher Rich- tung über den Glatscher da Frisal, dann auf dem zerklüf- teten Felsband an P. 2846 vorbei, bis der weitere Abstieg über Schnee- und Schutthalden möglich ist.

Piz Frisal

Barcun Frisal Sura