
366 Bifertengruppe Muttseehütte Vorder Selbsanft (Hauserhorn) «Mittler Selbsanft» Limmerensee Hinter Sand Plattas Alvas Hinter Selbsanft Kistenpasshütte Griessloch Fridolinshütte Vorder Schiben Kistenpass Hinter Schiben Kistenstöckli Limmerenpass firn enfirn rten Limmer Bife Bifertenhütte AAC Bifertenstock Bündner Tödi l Barcun Frisal Sura risa al F Piz Urlaun P. 3198 V Piz Frisal Porta da Gliems Barcun Frisal Sut Piz Fuorcla da Crap Cavistrau Piz Punteglias Grond Pign Piz Dado Val Gliems Grond Tumpiv Dadens Puntegliashütte Piz Posta Biala P. 2631 Steigna da Glivers Piz Scantschala Piz Ner Val Punteglias P. 2910 1 km Piz Avat Alp da Glivers Piz Schigels 6. Bifertengruppe Begrenzung Tierfed - Hinter Sand - Bifertenfi rn - Porta da Gliems - Val Gliems - Val Russein - Vorderrhein - Breil/Brigels - Val Frisal - Kistenpass - Limmerensee - Tierfed Karten 1:25 000 1193 Tödi, 1213 Trun 1:50 000 246 (T) Klausenpass, 256 (T) Disentis Übersicht Die Bifertengruppe ist nur durch den Gletschersattel der Porta da Gliems von der Tödigruppe getrennt. Zusammen bilden sie das Zentrum der hochalpinen Gipfel der Glarner Alpen. Die Höhe der Gipfel, die langen Anmarschwege und die vorwiegend anspruchs- vollen Routen sorgen dafür, dass die Berge dieser Region recht selten besucht werden. Das gilt besonders für das Selbsanftmassiv und die Brigelser Hörner. Vom Bifertenstock, dem namengebenden Gipfel der Gruppe, ver- laufen Grate in alle Richtungen. Der Nordgrat beginnt mit dem Vorder Selbsanft, dem stolzen Talabschluss im Tierfed, und verläuft über die Selbsanft- und Schiben-Gipfel zur Eisbacke, die die Nord- fl anke des Bifertenstocks bedeckt. Das ganze Selbsanftmassiv fällt auf allen Seiten in gewaltigen Wänden in die Tiefe, entsprechend eindrücklich ist die Aussicht von diesen Gipfeln. Der Ostgrat beginnt beim Kistenstöckli, senkt sich zuerst zum Lim- merenpass ab und steigt dann über mächtige Schutthalden auf rund 3100 m an. Hier folgen im Süden zwei fast runde Karkessel, der Gratverlauf dort ist ein stetes Auf und Ab. Die Gipfelregion selber ist komplett vergletschert und vergleichsweise fl ach. Der Westgrat beginnt bei der Porta da Gliems und steigt über den «namenlosen» Porphyr zum Piz Urlaun und bildet nach der - als Pass nicht begehbaren - Bifertenlücke den scharfen Biferten- Westgrat. Er ist auf beiden Seiten weiträumig vergletschert. Von den Hängegletschern an den Steilfl anken über dem Bifertenfi rn, 368 Bifertengruppe der trotz seines Namens vom Tödi her kommt, muss jederzeit mit Eisschlag gerechnet werden. Die Gipfelkalotten von Piz Urlaun und Bündner Tödi können vielerorts vom Tal aus gesehen werden, während der höhere Tödi meist vom Glärnisch verdeckt ist. Der Südgrat fällt vom Bifertenstock zuerst nicht allzu steil zum Barcun Frisal Sura («Obere Frisallücke») ab, läuft über den Piz Frisal zum Barcun Frisal Sut («Untere Frisallücke») und steigt wieder zum Crap Grond an. Hier wechselt er die Richtung und wird zum östlich verlaufenden Grat, der die Brigelser Hörner bildet. Der Grat, der vom Piz Urlaun nach Süden verläuft, trennt die Tä- ler von Punteglias und Gliems/Russein. Er teilt sich beim Piz Posta Biala in einen Südost- und einen Südwestgrat. Die Berge im Süden der Fuorcla Punteglias sind die einzigen im Bereich dieses Führers, deren Gipfel und Grate aus kristallinem Gestein bestehen. Bemer- kenswert ist vor allem der schöne blaue Puntegliasgranit. Unterkünfte In Linthal sowie in der Surselva (Vorderrheintal) gibt es Gasthöfe und Hotels. Das «sagenhaft abgelegene» Hotel «Tödi» (055 643 16 27) im Tierfed ist ein Stück Kulturgeschichte. Hütten im Umfeld der Bifertengruppe: – Fridolinshütten der Sektion Tödi SAC am Fusse des Biferten- gletschers – Camona da Punteglias der Sektion Winterthur SAC am Fusse des Puntegliasgletschers – Muttseehütte der Sektion Winterthur SAC beim Muttsee – Bifertenhütte des AAC Basel am Fuss des Kistenstöcklis. Die Hütte bei P. 2471 am linken (nördlichen) Ufer des Limmeren- fi rns ist für Touristen geschlossen. Sie dient lediglich als Stützpunkt für glaziologische Messungen. Ausgangspunkte Linthal ist mit der SBB, die Talorte zwischen Ilanz und Disentis sind von Chur aus mit der RhB erreichbar. Kistenstöckli von Osten Bifertengruppe 369 Die höher gelegenen Ortschaften zwischen Breil/Brigels und Trun sind von den jeweiligen Stationen der RhB aus per Bus erreich- bar. In Brigels gibt es ein Skigebiet. Die Sesselbahn auf die Crest Falla ist auch im Sommer in Betrieb, Fahrplan unter «www.brigels.ch». Die Werksbahn des Kraftwerks Linth-Limmern befördert auch Touristen vom Tierfed zur über 1000 m höher gelegenen Berg- station beim Chalchtrittli; Fahrplan unter «www.nok.ch/_pdf/ Luftseilbahn-Fahrplan.pdf». Das Tierfed ist der zentrale Ausgangspunkt für praktisch alle Tou- ren im Quellgebiet der Linth. Dazu gehören Hüttenwege zu den oben aufgeführten Hütten. Nähere Angaben zum Tierfed sind in der Einleitung zur Tödigruppe aufgeführt. Ski Detaillierte Beschreibung der Routen: – gegen Norden: Das ganze Gebiet kann von Norden nicht mit Ski begangen werden. – gegen Süden: «Alpine Skitouren 2, Graubünden». 604 Limmerenpass d n a b n re e 604 m im L 630 Kistenstöckli Bifertenhütte 370 Bifertengruppe 6.1 Die Berge zwischen Tierfed und Bifertenstock «Wie an der Wand empor zum Himmel reicht die Erde» schrieb Karl Kraus in einem Gedicht, das er 1916 im und über das Tierfed verfasst hat. Die erwähnten Wände sind die des Vorder Selbsanft, den die Einheimischen in Erinnerung an Kaspar Hauser, den Erstbe- steiger und ersten Präsidenten der Sektion Tödi SAC, auch «Hau- serhorn» nennen. Tatsächlich gibt es um das Selbsanftmassiv nur eine Richtung: vertikal hinauf oder vertikal hinunter. Die Aussicht von einem dieser Gipfel auf Hinter Sand und den Bifertengletscher oder zum Limmerensee hinunter ist entsprechend eindrücklich. Das Selbsanftmassiv umfasst fünf Gipfel: Den bereits erwähnten Vorder Selbsanft, die Plattas Alvas mit dem unscheinbaren «Mitt- ler Selbsanft» (P. 2950) als höchstem Punkt, den Hinter Selbsanft (P. 3029), die Vord. Schiben (P. 2987) und die Hinter Schiben (P. 3084). Alle sind vom nur noch zum Teil vom Griessfi rn bedeck- ten Plateau, das von P. 2792 im Norden zu P. 3062 am Fusse des Bifertenstockes reicht, recht einfach zu erreichen. Die klassische Route auf den Selbsanft ist die von Norden auf das Hauserhorn. Einfacher und schneller sind die Zugänge von Süden, sei es auf R. 604 von der Bifertenhütte über das Limmerenband oder auf R. 605 dem Limmerensee entlang. Wobei «einfach und schnell» relativ zu verstehen ist. Die andern Routen verlaufen durch steile, bis 1900 m hohe Wände, die vom Bergsteiger Aus- dauer und sicheres Gehen auf abschüssigen Rasenhängen und Schutthalden verlangen. In den Flanken des Selbsanftmassivs gibt es eine Anzahl Routen, die allenfalls von Einheimischen begangen werden. Sie sind meist schwer aufzufi nden und bieten kaum Vorteile gegenüber den beschriebenen. Als Beispiele seien erwähnt: nach Plattas Alvas vom Südende des Limmerensees über Sennhof und Frauenalp, Einstieg auf den Limmerenfi rn über das «Kistenband» aus der fl achen Gratsenke nördlich des Kistenstöcklis, Abstieg durch die «Kistenrus» ca. 300 m nördlich von P. 2503 zwischen Kistenstöckli und Kistenpass nach Blau Band und zum Limmerensee. Eine Passüberschreitung der Superlative bietet der Anstieg durch die Hint. Schibenrus zum Griessloch. Und wer vor lauter Vertikalen Vorder Selbsanft 371 so richtig auf den Geschmack gekommen ist, der kann den Bifer- tenstock über die vergletscherte Nordwand, über die Eisbacke, besteigen. Vorder Selbsanft (« Hauserhorn») 2750.6 m Vorderster Gipfel des Massivs, nach Kaspar Hauser, dem Erstbe- geher und ersten Präsidenten der Sektion Tödi SAC, auch «Hau- serhorn» genannt. Das legendäre Gipfelbuch von 1907, in welches sogar die vorhe- rigen Besteigungen nachgetragen worden waren, liegt heute im Archiv des SAC Tödi, nachdem es 1988 ersetzt worden ist. Platz hätte es darin noch für manche Begehung gehabt. Von Süden ist die Besteigung des Vorder Selbsanfts eher ein Abstieg, da Plattas Alvas und das ganze übrige Massiv deutlich höher liegen. Die Nordwandroute wurde 2003 stellenweise mit Sicherungspunkten ausgerüstet. Der Name des Massivs ist schwer zu deuten. Kaum ein Berg ist weniger «sanft» als der Selbsanft. Eine Erklärung geht davon aus, dass «Selb» von «selva» (Wald) und «sanft» von «Saft» im Sinn von Feuchtigkeit kommt. Der feuchte Wald am Nordfuss wäre also namengebend gewesen. 601 Von der Limmerensee-Staumauer J. J. Schiesser und Albrecht Zweifel, 5. August 1881, Alpen 1881/82 S. 290 und 1887/88 S. 515. ZS 3 ½ Std. ab Luegboden, 5 Std. ab Staumauer. Abb. S. 373. Vom Fuss der Staumauer des Limmerensees (ca. 1735 m) auf der linken Talfl anke leicht abwärts (Chrut) und zum Wasserfall von Gemsalpeli. Hier beginnt der «Platten- gang», ein in nördlicher Richtung in die Wand hinauf leitendes Band, das sehr ausgesetzt auf die grossen Ra- senhänge in der Ostfl anke des Vorder Selbsanfts führt. Einem Gamswechsel folgend die Ostfl anke bis Luegboden queren. Von hier auf der Westseite des Nordgrates steil hinauf an den Fuss einer hohen Felswand, welcher man 372 Bifertengruppe ca. 200 m in südwestlicher Richtung bis zu einer Felsrinne folgt. Man klettert durch diese über Schrofen bis zu ei- nem Gras- und Felscouloir und durch dieses auf den Grat oberhalb eines markanten Turms. Nun auf der Gratkante hinauf bis zum Absturz einer gelbroten Felspartie («Gol- denes Horn»). Wenig in östlicher Richtung ausweichend, besteigt man das Horn über leichte Stufen und gelangt so auf ein breites Schuttband am Fusse einer
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