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Dierk Raabe; edoc Server, Max-Planck-Society MPI Düsseldorf

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MAX-PLANCK BERICHT VERSTÄNDLICHE WISSENSCHAFT

Dierk Raabe

Max-Planck-Institut für Eisenforschung Max-Planck-Str. 1 40237 Düsseldorf Germany

Mai, Max-Planck-Society http://www.mpg.de http://www.mpie.de http://edoc.mpg.de/

Kapitel

Herrscher ub er Gold und

Stahl

Das Gold der Pharaonen

Selten wurden Herrscherdynastien ub er Jahrhunderte hinweg so eng mit sa

genhaftem Goldreichtum in Verbindung gebracht wie die der Pharaonen Der

Goldreichtum Agyptens war b ereits im Altertum b eruhmt Oft hab en auslandi

sche Herrscher versucht dort Gold zu leihen das ja wie es etwa aus Briefen an

die Pharaonen Amenophis I I I und IV Jahrhundert v Chr b elegt ist in

Agypten wie Staub auf den Wegen herumlag Phantasieb egabte griechische Au

toren b ehaupteten spater sogar selbst die Ketten von athiopischen Gefangenen

in Agypten seien aus Gold gewesen

Im alten Agypten war Gold das gottliche Metall das seinem Besitzer nicht

nur einen exquisiten Leb ensstandard sondern auch Unsterblichkeit verleihen

sollte Der Pharao fuhrte daher auch den Titel eines GoldHorus Gottheiten

und Konigsstatuen wurden ublicherweise mit Gold ub erzogen Die Himmels

aren zahl und Lieb esgottin Hathor galt als die Verkorp erung des Goldes Ihr w

reiche Heiligtumer geweiht Neb en ihren vielfaltigen anderen Funktionen wurde

sie auch als Herrin der agyptischen Bergwerksgebiete auf dem Sinai verehrt

Horus war der Schutzgott der Agypter zunachst nur im Nordreich spater auchimSudreich

Als Unter und Ob eragypten vereint wurden wurde Horus zum Hauptgott Seine heiligen Tiere

waren Sp erb er und Falke deshalb ndet man ihn oft als Mensch mit Falken o der Sp erb erkopf

dargestellt Viele Pharaonen identizierten sich b ereits zu Lebzeiten mit dem Gott

Herrscher ub er Gold und Stahl

Die unglaublichen Mengen Goldes ossen den Temp eln sozusagen durch

die Kirchensteuer zu Pharao Sethos I b eispielsweise b ezeichnete das b egehr

te Metall in einer Widmung in der er die gesamten Ertrage seiner weit vom

Niltal entfernten Goldgrub en vom Djeb el Zabara dem Osiristemp el von Aby

dos fur alle Ewigkeit zusprach als den Leib der Gotter der den gewohnlichen

Sterblichen nicht zusteht

Somit kamen als Abnehmer fur das Edelmetall naturlichnur no ch Pharao

und seine Priester in den Temp eln in Frage Vielfachwaren die Temp el wieder

um durch den Pharao von Steuern b efreit und erhielten auch reiche Goldgab en

So schenkte Thutmosis I I I dem Amuntemp el umgerechnet ub er drei Tonnen

Elektron eine GoldSilb erLegierung mit einem Goldgehalt von bis zu

Dab ei ist zu b erucksichtigen da Silb er im alten Agypten selten und bis zur

Dynastie wertvoller als Gold war Zur Regierungszeit von Thutmosis I I I

waren b eide Metalle vermutlich gleichermaen wertvoll Erst in den letzten

vorchristlichen Jahrhunderten stieg der Wert des Goldes stark an Der Vorzug

v on GoldSilb erLegierungen liegt in ihrer verglichen mit den reinen Metallen

hoheren Harte

Bild Der Sarg und die Gesichtsmaske des Pharao TutEnchAmun

Besonders die Aundung des Grab es des p olitischeherweniger b edeuten

den Pharaos TutEnchAmun im Jahre b estatigte den unwahrscheinlichen

Goldreichtum der Agypter TutEnchAmun war der Pharao der Dyna

stie der altagyptischen Kultur Seine Abstammung gab den Wissenschaftlern

lange Ratsel auf In alteren Quellen wird vermutet da er ein Kind der Pharao

nin Teje aus einer Liaison nach dem To de ihres koniglichen Gemahls Amenophis

III war Mittlerweile wurde jedo ch durchneueFunde b ewiesen da Echnaton

sein Vater und Prinzessin Kija die b ei seiner Geburt starb seine Mutter war

Das Gold der Pharaonen

Als man das v Chr angelegte Grab des vermutlichachtzehnjahrig

verstorb enen Pharaos onete fand man eine Grabkammer mit vier ineinan

dergeschachtelten mit goldenem Stuck ub erzogenen Schreinen Der auere war

mit Kubikmetern fast so gro wie die Kammer selbst Im

Innern des vierten Schreins b efand sich der eigentliche Sarkophag aus Sand

stein mit einer Decke aus Granit Er enthielt wiederum drei Mumiensarge Der

auere war aus Holz mit Stuck ub erzogen und reichvergoldet Der mittlere

war eb enfalls aus Holz ab er mit Gold und Glaseinlagen sowie einer vergolde

ten Fuplatte versehen Der innere Sarg schlielichwar aus massivem Gold von

ub er einer Tonne Gewicht Darin lag der Konig reichgeschmuckt mit Gold

und b ekleidet mit den Gewandern des Herrschers Auf seinem Gesichttruger

jene b eruhmte Maske aus massivem Gold die auch heute no ch als Sinnbild der

Pharaonenpracht gilt

W oher kam all dieses Gold Alte Darstellungen aus Agypten geb en verschie

dene Hinweise auf die Gewinnungsmetho den Dab ei zeigt sich da das Goldwa

schen auf schragen Steinplatten b ereits im alten Reichbekanntwar Allerdings

wurde das Metall anfanglichnichtvor Ort in den Schurfgebieten aufb ereitet

und erschmolzen sondern zu den Werkstatten des Pharao gebracht Die dorti

gen Metallurgen schmolzen dann den goldhaltigen Quarzsand in achen Ofen

mit Hilfe von Blasebalgen auf und gossen das vermutlichnoch recht unreine

Gold in b echerformige Tiegel ab

Bild Der Thron des Pharao TutEnchAmun rechts ein Detail

Herrscher ub er Gold und Stahl

Seit der Dynastie v Chr kam der grote Teil des agypti

schen Goldes aus Nubien dessen Name von der agyptischen Bezeichnung Nub

fur Gold abgeleitet ist Zu Nubien gehorten damals alle Gebiete sudlichdes

ersten NilKataraktes Weitere Mengen des b egehrten Edelmetalls holten sich

die Agypter aus dem sagenhaften Goldland PuntimSudosten Afrikas Punt

soll zwischen Samb esi und Sabi gelegen hab en Von dort sollen im Laufe der

Jahrhunderte fast zwei Millionen Kilogramm Gold an die Pharaonen geliefert

worden sein Bereits um v Chr entstand um die Stadt Kerma in Ob ernu

bien ein Konigreich das den agyptischen Pharaonen als Handelspartner ab er

auch als Konkurrent um die Herrschaft am Nil entgegentrat Was den Fursten

aus Kerma no chnicht gelingen sollte erreichten ihre Nachfolger aus der Stadt

Napata Von bis v Chr herrschte der napatanische Konig Schabaqa

ub er Agypten Er hatte sich den Thron der Pharaonen durchgeschickte Politik

erob ert und geb ot nun ub er ein Reich das sichvom Zusammenu des Weien

und des Blauen Nil bis zum Mittelmeer erstreckte Als Dynastie gingen die

Pharaonen aus Nubien somit in die Geschichtsschreibung Agyptens ein

Im Wadi Esuranib an einer Stelle die heute Eschuranib heit ist no chheu

te eine sehr gut erhaltene Gewinnungsstatte fur Gold zu b esichtigen Lange

Schachte fuhren dort tief in den Berg Zisternen sammeln bis heute das Wasser

der Winterregen Auchschrage Steintische stehen an den Brunnen So konnte

das Wasser damals direkt zum Waschen des gemahlenem Goldstaub es verwen

det werden Etwa Steinhutten liegen im Tal In fast jeder Hutte ndet

sich eine Art Handmuhle aus Granit auf der einst der goldhaltige Quarzstaub

zermahlen wurde

Forscher zeichnen heute ein sehr dusteres Bild der Verhaltnisse in diesen

Bergwerken Deren Anblick allein lat schon ahnen welche Qualen Menschen

in diesen Stollen erleiden muten um die Goldgier der Herrscher am Nil zu b e

friedigen Aus den Reiseb erichten des Ptolemaers Agatharchides ist ub erliefert

da in den Bergwerken hauptsachlichVerbrecher und Kriegsgefangene arb eiten

muten Dab ei wurde b ei b estimmten Delikten auch gleich die ganze Verwandt

schaft mit in die Stollen geschickt Nach den Schilderungen des Ptolemaers wa

ren die Bergarb eiter vollig nackt an den Fuen gefesselt und muten Tag und

Nacht in den Minen bleib en Fluchtversuche wurden dadurch erschwert da die

Wachsoldaten aus fremdsprachigen Nationen stammten und somit nur schwer

b esto chen werden konnten Jungere Manner muten den abgebauten Quarz

mit eisernen Stemp eln in Steinmorsern zerstoen Frauen und Greise muten

ihn dann zermahlen und auf schragen Steinplatten waschen wob ei das Wasser

die leichteren Bestandteile wegschwemmte und die Golditter zurucklie Unter

Bin ichetwaKrosus

Zusatz von Blei Salz Zinn und Gerstenkleie wurden diese Goldteilchen dann

funf Tage lang in abgeschlossenen tonernen Pfannen geschmolzen Die Metall

urgen hatten zu dieser Zeit b ereits durchVersuche herausgefunden da sich

das im Gold enthaltene Silb er mit dem Chlor des Ko chsalzes zu Silb erchlorid

vereint und aus dem Gold veruchtigt Darub er hinaus wuten sie da Blei

und Zinn schmelzpunktabsenkend wirken und die durchdenGluhproze zu

Kohle verwandelte Gerstenkleie die Oxidation des Bleis und Zinns verhindert

Die Agypter unterschieden eine Reihe von Goldsorten etwa solches aus der

Wuste von Koptos nubisches asiatisches sowie weies Gold Auch stuften sie

das Metall in drei Guteklassen ein Das massenhaft gewonnene nubische Gold

war keineswegs reiner als das der ob eragyptischen Minen da es mit Silb er ver

mischtwar Bis ins Neue Reich hinein wurde das silb erreiche dadurch helle

messingfarb ene Gold als Weigold Blagold o der Elektron b ezeichnet Seit dem

vorchristlichen Jahrhundert stellten die Agypter selbst gezielt Elektronle

gierungen durch Zugab e eines Silb eranteils v on bis zu her

Bin ichetwaKrosus

AuchKrosus o der richtiger Kroisos gehort in die Rubrik der Sup erreichen Der

griechische Historiker Hero dot b erichtet ausfuhrlich ub er seine Regierungszeit

und seinen Edelmetallb esitz Kroisos war der letzte lydische Konig und herrsch

te von v Chr Sein Besitz war von solchem Umfang da sein Name

auch heute no ch sprichwortlichfur reiche Menschen in Gebrauch ist

Der enorme Reichtum des Kroisos ist nicht allein der Vorreiterrolle der Ly

dier b ei der Einfuhrung des Munzgeldes zuzuschreib en siehe auch Seite

Vielmehr kontrollierten die Lydier unter Kroisos gewinnbringende Verkehrs

adern zwischen Europa und Asien Darub er hinaus war ihr Land mit reichen

Gold und Silb ervorkommen gesegnet insb esondere aus dem Flu Paktolos

Groe Bewunderung brachte Hero dot der Hauptstadt Sardes entgegen Diese

wurde aufgrund ihres Reichtums auch Goldene Stadt genannt Kroisos geb ot

ub er ein Reich das sein Vater Alyattes ub er die gesamte westliche Halfte der

anatolischen Halbinsel ausgedehnt hatte Im Osten grenzte es an das p ersische

Reichvon Kyros I I dem Groen

Reichtum war damals wie heute eine wichtige Voraussetzung fur p oliti

sche Bundnisfahigkeit Kroisos auf Vertrage mit Babylon Agypten und Sparta

gestutzt fuhlte sichdurch sein Gold machtig genug den nach Kappadokien vor

gedrungenen p ersischen Konig anzugreifen Blind fur die Warnung des delphi

Herrscher ub er Gold und Stahl

uberschreitest schen Orakels das ihm mit den Worten Wenn du den Halys

wirst du ein groes Reich zerstoren die Vernichtung seines eigenen Reiches

vorausgesagt hatte erklarte er Kyros den Krieg

Nach einer vernichtenden Niederlage b ei Pteria wurde Kroisos in seiner

Hauptstadt Sardes eingeschlossen und nach deren Fall von den Persern gefan

gengesetzt Kyros schenkte ihm zwar gromutig das Leb en ab er Lydien wurde

dem p ersischen Groreich als Provinz einverleibt

Die Gunst der Gotter die Kroisos durch grozugige Schenkungen hatte

gefugig machen wollen war ihm versagt geblieb en Dem Ap olloTemp el von

Delphi hatte er unter anderem vergoldete und versilb erte Bettgestelle um

fangreiches goldenes Geschirr mehrere tausend Opfertiere und wertvolle Klei

dungsstuckevermacht Zusatzlichwaren ub er hundert Barren Gold von je etwa

kg Gewichtvon reic hen Lydiern gestiftet worden

Der Wunsch des Midas

Die griechische Mythologie kennt zahlreiche Beispiele dafur da Goldgier den

Geist trubt So geschehen auch b ei Konig Midas von Phrygien Bauern fan

den eines Tages am Fluufer einen alten im Weinrausch umhertaumelnden

Satyr Sie brachten ihn vor Konig Midas Dieser erkannte in dem verwirrten

Satyr einen von ihm lange gesuchten Erzieher und Weggefahrten des Weingot

tes Bakchos Midas nahm den Satyr freundschaftlichimPalast auf und fuhrte

ihn nach dessen Ausnuchterung zum Gefolge des Bakchos zuruck von dem er

sich in seinem Rauschentfernt hatte

Zum Dank stellte Bakchos dem Konig einen Wunsch frei Midas wunschte

sich da alles was er b eruhre zu Gold werde Bakchos entfernte sich mit einem

geheimnisvollen Lac heln und versprach sich der Sache anzunehmen Midas ging

glucklichdavon und als er auf dem Heimweg einen Zweig streifte einen Stein

in die Hand nahm und ein paar Kornahren puckte wurden diese allesamtzu

reinem Gold Das gleiche geschah mit dem Brot wennersich an den gedeckten

Tisch setzte Auch die Getranke und das mit Wein vermischte Wasser das

er sich in den Hals go wurden zu Gold Midas lief Gefahr vor Hunger und

Durst zu sterb en so da er schlielichBakchos anehte die verhangnisvolle

Gab e zuruckzunehmen Der Gott ging auf den Wunsch ein und b efreite Midas

Der Halys war der damalige Grenzu zwischen Lydien und Persien



Satyrn und Silenen waren mischgestaltige lusterne Fruchtbarkeitsdamonen ursprunglichauf

der Pelop onnes b eheimatet im Gefolge des Bakchos



Bei den Griechen wurde Bakchos auch Dionysos genannt Bei den Romern hie er Bachus

Der Stahl der deutschen Grunderzeit

Bild Konig Midas und der Weingott Bakchos Dionysos Bachus

durch ein Bad im Flu Paktolos an der Grenze zwischen Phrygien und Lydien

von dem Zaub er Dieser fuhrte seitdem Goldsand Auch b ei seinen folgenden

Ab enteuern stellte der phrygische Konig sich nicht viel kluger an Von Ap ollon

wurde er mit Eselsohren Midasohren b estraft weil er in einem Wettstreit

zwischen dem Kithara spielenden Ap ollon und dem Flote spielenden Pan diesen

fur den Letzten entschieden hatte

Der Stahl der deutschen Grunderzeit

In seiner langen Geschichte stand und steht der Name als Synonym fur

den deutschen Stahl Vor einigen Jahren wurde das Unternehmen zunachst mit

Ho eschundspater mit Thyssen verschmolzen grundete

mit zwei Teilhab ern in eine Fabrik zum Zweck der Verfertigung des

englischen Gustahls und al ler daraus resultierenden Fabrikate Eine wichtige

Voraussetzung fur den raschen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens war

die Kontinen talsp erre Nap oleons gegen England Diese Manahme verhinder

te den Imp ort der zu dieser Zeit technischfuhrenden englischen Eisen und

Stahlpro dukte nachDeutschland

Herrscher ub er Gold und Stahl

gelang es Friedrich Krupp inzwischen Alleininhab er der Firma ein

wichtiges metallurgisches Problem auf dem Weg zur Massenpro duktion von

Stahl zu losen Er entwickelte ein Verfahren fur die fabrikmaige Herstellung

von qualitativ ho chwertigem Tiegelgustahl Erste Pro dukte waren einfache

Werkzeuge und Gustahl in Stangen Spater kamen Munzstemp el und Wal

zenrohlinge hinzu Hohe Investitionen und Erkrankungen des Inhab ers fuhrten

allerdings zu nanziellen Schwierigkeiten Als Friedrich Krupp starb war

seine Firma stark verschuldet

Alfred Krupp der alteste Sohn war erst Jahre alt als er die Leitung des

kleinen Betrieb es mit Mitarb eitern ub ernahm Er fuhrte die Gustahlerzeu

gung fort und ging bald auch zur Herstellung von Endpro dukten ub er Darun

ter waren insb esondere Walzanlagen fur Gold und Silb erschmiede sowie E

b estecke Der um diese Zeit einsetzende starke Ausbau des Eisenbahnverkehrs

eronete neue Anwendungsb ereiche fur den strapazierfahigen Kruppschen Gu

stahl Wichtigstes Pro dukt wurde hier neb en Ac hsen und Federn der von

Alfred Krupp entwickelte nahtlos geschmiedete und gewalzte Eisenbahnradrei

fen der sich b ei den wachsenden Geschwindigkeiten des neuen Verkehrsmittels

als bruchsicher erwies Die Eisenbahnradreifen waren seinerzeit ein Meilenstein

in der Entwicklung der Pro duktpalette der Firma Verewigt wurden sie in Form

der drei b eruhmten Ringe die ineinandergeschlungen das Firmensymbol von

Krupp ausmachten Sie nden sich auch heute no ch im Logo der neuen Firma

ThyssenKruppStahl

Bild Theresia und Friedrich Krupp links Bertha und Alfred Krupp rechts

Zur Absatzsicherung erschlo das Unternehmen weit ub er Deutschland hin

aus Markte Dies geschah durch die Einrichtung von Auslandsburos und durch

die Teilnahme an den seit stattndenden Weltausstellungen Alfred Krupp

bemuhte sichfruh um die Einfuhrung neuer Stahlgewinnungsverfahren Seit

Der Stahl der deutschen Grunderzeit

kam in seiner Fabrik das BessemerVerfahren und seit das Siemens

MartinVerfahren zum Einsatz Gleichzeitig b egann Krupp den wachsenden

Rohstob edarf seiner HuttenwerkedurchErwerb von Erzlagerstatten und Koh

lezechen zu sichern

Den mit der Industrialisierung wachsenden sozialen Problemen b egegnete

Krupp durch b etriebliche Sozialleistungen Bereits im Jahr wurde eine

Hilfskasse fur Krankheits und To desfalle gegrundet rief Alfred Krupp

eine Pensionskasse und eine werkseigene Backerei ins Leb en Fur ledige

Arb eiter wurden Wohnheime eingerichtet Ihnen folgten ganze Arb eitersiedlun

gen mit Schulen Geschaften und Krankenhaus Im To desjahr Alfred

zahlte das Unternehmen etwa Beschaftigte

Friedrich Alfred Krupp setzte den Ausbau des Unternehmens in groem

Stil fort Der Betriebsub erlassungsvertr ag mit der Germaniawerft in Kiel

brachte Krupp den Zugang zum Schibau Hier wurde auch der Bau von Die

selmotoren aufgenommen nachdem Rudolf Diesel gemeinsam mit Krupp

und der Maschinenfabrik Augsburg den ersten Dieselmotor entwick elt hatte

Die Stahlpro duktion wurde durch das neue Huttenwerk in Rheinhausen mit

Inb etriebnahme der ersten Ho chofen im Jahre b etrachtlich erweitert Zur

Sicherung des technologischen Vorsprungs seiner Stahle grundete Krupp in Es

sen ein Institut welches sich der Forschung an Stahl widmete Insb esondere die

erfolgreichen Arb eiten an Edelstahlen machten diese Institution weltb eruhmt

Als im Jahre starb war die Firma auf Mit

arb eiter angewachsen Bertha Krupp die Tochter von Friedrich Alfred Krupp

war die Erbin des Unternehmens das gema testamentarischer Empfehlung

in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde Dab ei verblieb en die Ak

tien bis auf vier im Besitz der Erbin Gustav Krupp von Bohlen und Halbach

war seit seiner Heirat mit Bertha Krupp Mitglied von bis

Vorsitzender des Aufsichtsrates der Friedrich Krupp HuttenwerkeAG Der

Erste Weltkrieg fuhrte zur Ausweitung der Pro duktion von Rustungsgutern

Der geb orene Bessemer war der erfolgreichste Ernder unter den damaligen Stahl

Forschern Er entdeckte b eispielsweise da ussiges Roheisen durch Lufteinblasen Oxidation und

Ausblasen unerwunschter Bestandteile gereinigt werden kann Damit war die Moglichkeit gege

ben schnell und massenhaft Stahl zu pro duzieren Das BlaskonverterVerfahren in der kippbaren

BessemerBirne konnte spater so verb essert werden da es auchfur phosphorhaltiges Eisen an

wendbar wurde Als Inhab er von ub er Patenten starb Bessemer im Jahre in London



Friedrich und Wilhelm Siemens hatten die Vision aus dem Stahlschrott der sich im Jahr

hundert zunehmend ansammelte wieder neuen Stahl zu erschmelzen Pierre und Emile Martin aus

Frankreichentwickelten um ein entsprechendes Verfahren b ei dem durch Gas als Brennsto

so hohe Temp eraturen erreichtwerden konnten da der Stahl wieder schmolz Das Verfahren ist

auchunter dem Namen Herdfrischverfahren bekannt Recycling hat in der Stahlbranche also schon

seit fast anderthalb Jahrhunderten Tradition

Herrscher ub er Gold und Stahl

Nach Kriegsende untersagte der Versailler Vertrag Krupp das Geschaft mit der

Wehrtechnik Demontagen und Pro duktionsumstellungen brachten das Unter

nehmen in ernste Schwierigkeiten die durch die Ruhrb esetzung Frankreichs und

die Ination no chverstarkt wurden Erst langsam zeigten sichimLokomotiv

und Lastwagenbau neue Erfolge Die Edel und Sonderstahlsparte erwies sich

eb enfalls als rettendes Element Die von Strauss und Maurer im Jahre

entdeckten nichtrostenden und saureb estandigen Edelstahle wurden weltweit

ein Begri fur Innovation und Qualitat Sie fanden schnell vielfaltige Anwen

dung vor allem in der raschwachsenden Chemie und Nahrungsmittelindustrie

sowie in der Medizintechnik

In steigendem Umfang gri der Staat vor allem wahrend des Zweiten Welt

kriegs in das Firmengeschick ein Ende wurde Krupp wieder in eine Ein

zelrma umgewandelt und auf Alfried Krupp von Bohlen und Halbach dem

altesten Sohn von Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach als

erksanlagen Alleininhab er ub ertragen Bei Kriegsende waren groe Teile der W

zerstort andere wurden demontiert Alfried Krupp von Bohlen und Halbach

wurde von einem amerikanischen Militargericht angeklagt und verurteilt

ab er vorzeitig aus der Haft entlassen konnte er die Leitung der zunachst

unter alliierte Kontrolle gestellten Werke wieder ub ernehmen Er b erief Ende

Berthold Beitz zu seinem p ersonlichen Generalb evollmachtigten In den

folgenden Jahren fusionierte das Unternehmen mit dem Bo chumer Verein fur

Gustahlfabrikation mit dem Dortmunder Traditionsunternehmen Ho esch und

schlielichmitThyssen

Ein ahnliches Schicksal durchlebte die Firma Thyssen Allerdings kam der

Grunder des Stahlimp eriums aus etwas b esseren Verhaltnissen als die Krupp

Dynastie August Thyssen wurde als eines von sechs Geschwistern in einer

katholischen Aachener Bauern und Handwerkerfamilie geb oren Sein Vater lei

tete b ereits ein Drahtwalzwerk Spater grundete er auchnoch eine Bank Nach

dem August Thyssen Sc hulen in Eschweiler Aachen Karlsruhe und Antwerp en

b esucht hatte arb eitete er in der Bank seines Vaters

Thyssen grundete mehrere Stahlwerke und Zechen In seiner ersten Stahl

und Eisenfabrik die er nach dem Krieg zwischen Deutschland und Frankreich

in Mulheim an der Ruhr errichtete b eschaftigte er Arb eiter Er

selb er fungierte gleichzeitig als Unternehmer Ingenieur Manager Buchhalter

und Verkaufer Innerhalb von acht Jahren erhohte sich die Zahl seiner Arb ei

ter und Angestellten auf Zusatzlich stiegen die Gewinne durch massive

Borsensp ekulationen Bereits um gehorten Thyssen immerhin aller

Zechen im rheinischwestfalischen Raum Von bis verpfandete er das

Der Stahl der deutschen Grunderzeit

Bergwerk Deutscher Kaiser in Duisburg um das seinerzeit mo dernste Ho ch

ofenwerk in DuisburgBruckhausen zu bauen Thyssens Vorbild war der Ame

rikaner Andrew Carnegie Nach seinem Beispiel versuchte Thyssen von den

Rohstoen bis zu den Fertigwaren alles in einer Hand zu vereinigen Aufgrund

der Ahnlichkeit mit seinem Vorbild galt Thyssen daher auch als der Amerika

ner und Trustmaker der Deutschen Schwerindustrie Fur August Thyssen war

es wichtig der Herr im Hause zu sein Sein Verhalten an der Borse hatte groen

Einu Was er kaufte kauften die anderen auch Bereits erzeugten die

ThyssenWerke mehr Stahl als der Konkurrent Krupp Eine groe Rolle spielte

Thyssen als Waenpro duzent im Ersten Weltkrieg Wahrend des Krieges stieg

die Zahl der Arb eiter in seinen Betrieb en von auf etwa darunter

ungefahr Arb eiterinnen August Thyssen der immer einfach gelebt hatte

starb Sein zweiter Sohn Fritz trat die Nachfolge des Vaters an

Bild August Thyssen vor und nach einer Grub enfahrt im Jahr

Auch Berlin hatte mit Johann Friedrich Borsig b ereits zu Beginn der Grun

derzeit einen eigenen Schwerindustriellen Borsig wurde in Breslau geb o

ren Nachdem er zunachst eine Lehre als Zimmermann absolviert hatte sattelte

er in Berlin auf den gerade aufkommenden Maschinenbau um Im Dezember

grundete er in BerlinTemp elhof eine Eisengieerei in unmittelbarer Nahe

Der schottischstammige Andrew Carnegie war der damals wichtigste Magnat

der amerikanischen Stahlszene Carnegie der sich laut eigener Angab en auf seinem Grabstein als

ein Mann sah der es verstand sich mit weit klugeren Leuten zu umgeben als er selbst

einer war galt als der selfmade man der amerikanischen Stahlindustrie schlechthin Mit seinem

Reichtum grundete der Philanthrop nach Stiftungen zur Forderung von Kunst Bildung und

Forschung Er gab Millionen fur den Bau von Krankenhausern Schulen und Universitaten aus

Herrscher ub er Gold und Stahl

zum gerade im Bau b endlichen Bahnhof der BerlinPotsdamer Eisenbahn Fur

diese wurden in Borsigs Betrieb en schon die ersten Reparaturen an Loko

motiven durchgefuhrt Nach eigenen Konstruktionsplanen fertigte Borsig dann

ab selbst Lokomotiven Schon zahlte er neb en Baldwin in den USA

zu den groten Lokomotivenherstellern der Welt Sehr fruh wurde das Unter

nehmen auch im Ausland tatig Beliefert wurden hauptsachlich Staatsbahnen

Ab etwa wurden auch in groem Umfang schmalspurige Werkbahn sowie

Druckluft und Straenbahnlokomotiven ausgeliefert Zu diesem Zeitpunkt ging

auch ein neues Werk in BerlinTegel in Betrieb Die Lokomotiv und Maschi

nenfabrik A Borsig entwickelte sichrasch zum groten europaischen Hersteller

auf diesem Sektor Im Jahre rollte die Zugmaschine aus der Halle

Borsig der im gleichen Jahre jung verstarb geno als Pro duzentvon Loko

motiven internationales Ansehen leistete ab er eb enso Bedeutendes auf dem

Gebiet des Werkzeugmaschinenbaus der Verb esserung von Werkstoen und der Betriebsorganisation