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G Z R N O I E E H G Tatort des Buback-Mords 1977, Angeklagte Becker 2009: Die Omertà wasserdicht gemacht

TERRORISMUS Ein schwieriges Unterfangen. Die Chan - bis 1982. Das Trio bestärkte sich laut An - cen der Ermittler, den Fall Buback rest - klage darin, keine Aussagen zu machen, los aufzuklären, scheinen wohl ebenso und tauschte sich fortan per E-Mail über Schweigen bis schlecht wie bei mindestens sechs weite - Verdunkelungstaktiken aus. ren, bis heute ungelösten Mordfällen der Zwei Wochen nach dem Mannheimer RAF. Denn das Schweigegebot von einst Treff fuhr Heißler nach Köln und besuch - ins Grab gilt bis heute – und auch in Zukunft: Nach te dort Wisniewski – offenbar, um das Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft Schweigegelübde auch dort wasserdicht Die Anklage gegen Verena Becker hat Verena Becker mit ihren ehemaligen zu machen. „Köln war beruhigend“, mail - zeigt: Zwölf Jahre nach Auflösung Kumpanen sogar eine neue Schweige - te er anschließend an Becker. Die wie - der RAF haben ihre einstigen übereinkunft geschlossen. derum antwortete: „Das mit Köln freut Zwar hat ein gutes Dutzend Ex-Terro - mich.“ Kader ihre Verabredung erneuert: risten ausgesagt, doch bis auf Peter-Jür - So dürften es auch die meisten anderen keine Aussagen zu den Taten. gen Boock und handelte es sich Veteranen sehen. Das gemeinsame dabei um untergeordnete Figuren. Und Schweigen ist der kleinste gemeinsame as Kommando war unmissver - wer von denen allzu auskunftsfreudig Nenner, auf den sie sich noch verstän - ständlich: „Keiner spricht mit Bul - war, wurde von den eigenen Leuten be - digen können. „Von uns keine Aussagen“ Dlen. Kein Wort.“ straft. Zum Beispiel Edelgard G.: RAF- lautet der Titel eines Texts, den ehe- Auch die Presse war unerwünscht: Mitglieder übergossen sie nach ihrer Frei - malige RAF-Leute unlängst in der linken „Keiner spricht mit Journalisten“, hieß es lassung mit Teer, hängten ihr ein Schild Tageszeitung „Junge Welt“ veröffentlicht im „Info“ an die inhaftierten Mitglieder um den Hals („Diese Denunziantin steckt haben. der Roten Armee Fraktion (RAF). Im Be - mit den Killerschweinen unter einer Die anonyme Erklärung ist ein Doku - fehlston bekamen die Terroristen eine Decke“) und schickten das Foto an die ment der Selbstgerechtigkeit und weit präzise PR-Strategie diktiert: „Wenn ein Nachrichtenagenturen. von einer Aufarbeitung der Geschichte Interview, läuft das so: Wir suchen über Ein solches Schicksal droht Becker entfernt: Journalisten, Angehörige von das Info einen aus, es wird ein Vertrag kaum – nicht nur, weil die alten Kamera - RAF-Opfern und Politiker hätten eine über die Anwälte gemacht, die Fragen den der Kampfesmut längst verlassen hat. von „Hetze“ begleitete „Kampagne“ ge - sind schriftlich zu stellen und werden Wie wichtig der Berliner Heilpraktikerin startet, heißt es da. Von ihnen werde „der schriftlich beantwortet.“ Den Schweige - die Omertà offenbar immer noch ist, öffentliche Kotau“ verlangt. Eigentlich bann hatte wahrscheinlich RAF-Mit - zeichnet die Bundesanwaltschaft in ihrer gehe es doch um die Geschichte bewaff - gründer formuliert, als Mordanklage nach. neter Politik – und die werde nun auf die eine Art Rundbrief für seine inhaftierten Ein SPIEGEL-Bericht vom 23. April Ebene von Mord und Gewalt herunter - Komplizen. 2007 muss demnach Verena Becker alar - gezogen. 37 Jahre sind seither vergangen, Baa - miert haben. In dem Artikel wurden erst - Nicht auszusagen sei darum „eine Sa - der hat sich im Gefängnis erschossen, die mals Aussagen Beckers und anderer ehe - che der Würde, der Identität – der Seite, Terrorgruppe hat sich längst aufgelöst, maliger RAF-Mitglieder veröffentlicht, auf die wir uns gestellt haben“. doch die Omertà hat über Jahrzehnte die auf als möglichen Immerhin: Die Fronten sind nicht mehr weitgehend gehalten, viele Fragen sind Schützen beim Buback-Attentat hindeu - so geschlossen wie einst. Ein erster ehe - bis heute offen. Zum Beispiel die nach teten. Noch am gleichen Tag eröffneten maliger RAF-Mann distanziert sich; die der Schuld von Verena Becker. Bundesanwälte ein Ermittlungsverfahren Erklärung in der „Jungen Welt“ sei „ein Am vorigen Mittwoch ließ das Ober - gegen einen der wichtigsten Aktivisten Armutszeugnis“, sagt er. landesgericht Stuttgart eine Klage gegen der zweiten RAF-Generation. Doch auch er will die Aussage verwei - das frühere RAF-Mitglied zu. Im kom - Nur vier Tage später reiste Becker, so gern, den Ermittlern keinesfalls in die menden Verfahren wird zu klären sein, geht aus der Anklage hervor, per Bahn Hände arbeiten und seinen Namen bloß ob Becker, 58, für den tödlichen Anschlag von Berlin nach Mannheim und traf sich nicht in der Presse lesen. auf Generalbundesanwalt Siegfried Bu - dort mit ihrem einstigen RAF-Genossen Der alte Befehl von Andreas Baader back und zwei Begleiter mitverantwort - Rolf Heißler und mit , gilt weiterhin: zu schweigen bis ins Grab. lich ist. dem Kopf der Gruppe in den Jahren 1977 M S"!& $

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