ZIELE DES UMSTURZVERSUCHS 10|3

Aufruf an die lose, machtberauschte Politik aufgerissen hat. Vaterlandes nicht rechtzeitig aufgebracht Ein weiteres noch droht Euch um den Erfolg hätten? Vielleicht haben wir schon zu lange Soldaten! Eurer Siege zu bringen, die Ihr unter Führung gezögert, aber wir dürfen nicht mehr weiter geschulter und erfahrener Männer erfochten warten. Denn nun bereitet man den gewissen­ Tapfer und todesmutig habt Ihr vier Jahre habt: das „Feldherrngenie“ Hitlers, das er in losesten Schlag vor, die Führer der Wehr- hin­durch gekämpft, ohne je zu versagen, allen wahnwitziger Verblendung sich selbst ange­ macht für das ganze Unglück verantwortlich Gefahren trotzend, unbekümmert um alle masst hat und das ihm von Speichelleckern zu machen. Wir müssen handeln, weil – und Mühen und Leiden, nur durchdrungen von aufs Wider­lichste angehimmelt worden ist. das wirkt am schwersten – in Eurem Rücken eiser­nem Pflichtgefühl und glühender Liebe Wer einen Stiefel besohlen will, muss es ge- Ver­brechen begangen wurden, die den Ehren­ zu Volk und Vaterland. Keine Aufgabe war lernt haben. Wer ein Millionenheer führen will, schild des deutschen Volkes beflecken und Euch zu schwer, kein Opfer zu gross. Erfüllt muss die Fähigkeit dazu auf den ver­schiede­ seinen in der Welt erworbenen guten Ruf von dem Glauben, der Krieg sei gerecht und nen Stufen­leitern harten militärischen Dienstes besudeln. Selbstmächtige Kreaturen in hohen notwendig, um das nach dem ersten Welt- erlernt und bewiesen haben. Seitdem sich und höchsten Stellen haben sie zugelassen krieg geschehene Unrecht wieder gutzu­ma­ Hitler im Winter 1941/42 selbst den Ober­be­ oder gar selbst begangen. Sie haben den Krieg chen und unsere Freiheit zu sichern, seid Ihr fehl zu­erkannt hat, wurde durch Eigensinn, dazu benutzt, sich schamlos auf Kosten des in den Kampf gezogen. Zu Lande, in der Luft Unfähig­keit und Masslosigkeit die Wehrmacht eigenen und fremder Völker zu bereichern und auf der See habt Ihr Gewaltiges geleistet in Lagen gebracht, vor denen Sachverständige und aus der Not der Armen und dem Elend und den Lorbeer der Unüberwindlichkeit an gewarnt hatten und die vermeidbare schwerste der Unglück­­lichen Nutzen zu ziehen. Diese Eure Fahnen geheftet. Und trotzdem ist ein Opfer gekostet haben. Der Untergang der Männer haben sich nicht gescheut, sich mit Ende des Krieges nicht abzusehen. Eure Heim­ 6. Armee bei Stalingrad, der Zusammen­bruch dem Ruhm Eurer Heldentat zu brüsten, ohne kehr zu Frau und Kindern, nach Haus und Hof des unüberlegten Unternehmens in Nordafrika, dass sie selbst den Krieg je im Leben gespürt zu friedlicher Arbeit scheint in weite Ferne sowie die vergeblichen Opfer auf Sizilien, haben. Ihr werdet die Einzelheiten erfahren. gerückt zu sein. Ihr werdet Euch selbst schon sind einzig und allein unfähiger, gewissen­loser Wir werden mit unerbittlicher Strenge in oft genug gefragt haben, wie das zu erklären Füh­­rung zuzuschreiben. Hunderttausende öffent­­lichen Verfahren durchgreifen. Das ist. Antwort habt Ihr nicht gefunden. Denn brave Soldaten büssten für Vermessenheit und schlimmste ist, dass dies schamlose Treiben eine Propaganda, die vor keiner Lüge zurück­ Eitelkeit eines Einzelnen mit Leben, Gesund- von befohlen oder gebilligt wurde. schreckt, mit Eurem Heldenmut und Eurem heit oder Verlust der Freiheit. Mit unbarmher­ Eine solche Führung, ob wahnwitzig oder voll Leben gewissenlos spielt, hat Euch den Blick ziger Kälte hat diese Führung unsägliches Leid, verantwortlich, hat den Anspruch auf Gehor­ getrübt. In Wirklichkeit ist die Antwort klar das vermieden werden konnte, in zahllose sam vor Gott und den Menschen verwirkt, und einfach, eine Staatsführung, die die Poli- Fami­lien gebracht. Viele höhere Führer sind denn sie hat den Eid gebrochen, den sie selbst tik nicht mehr als die Kunst des Möglichen bereits zurückgetreten, manche aus dem einst dem Vater­lande geschworen hat, dem an­sieht und die Erreichung ihrer Ziele nicht Leben geschieden, weil sie die Verantwortung sie wie jeder Bürger unterworfen ist, und damit mit sparsamstem Kräfteeinsatz anstrebt, son­ für solche gewissenlose, unfähige Führung die Treue, die sie dem Eidleistenden schuldig dern in phantastischen Plänen grenzen­loser nicht tragen wollten. Andere wurden beseitigt, ist, mit Füssen getreten. Sie könnte Volk und Erobe­rungen schwelgt, die überhaupt keine weil sie den Mut hatten, ihre warnende Stimme Vaterland nur noch einer schimpflichen furcht- sittli­chen Bindungen weder dem eigenen noch zu erheben, damit kostbares Blut geschont ­­baren Katastrophe entgegenführen. Dies zu einem anderen Volke gegen­über anerkennt, und nicht vergeudet würde. Niemals in der verhindern, sind wir fest entschlossen. Hier­für kann niemals zu einem Frieden mit den übri­ deutschen Geschichte hat eine militärische stehen wir vor Gott ein. Hierfür neh­men wir gen Völkern gelangen. Hieran können Eure Führung mit grösserer Skrupellosigkeit die edle Euch in Eid und Pflicht. Im Einver­ständ­nis mit Führer nichts ändern, sie erwirken bei solcher Einrichtung der allgemeinen Wehrpflicht und Euren ältesten soldatischen Führern und mei- Staatsführung nur immer masslosere Wünsche. das Vertrauen missachtet, das Soldaten ihr nen Mitarbeitern habe ich daher die politische Statt einer weisen Beschränkung auf die wah­ entgegengebracht haben. Während Ihr fern und militärische Leitung übernommen. Eures ren Lebensnot­wen­digkeiten unseres Volkes der Heimat kämpft, um sie zu verteidigen, Vertrauens bin ich gewiss. Hervorragende wurde unter dem Deckmantel einer Neuord­ sind zahlreiche deutsche Städte, die sicher Män­ner aus allen Schichten des Volkes haben nung Europas die Unterwerfung fast des gan­ zu schüt­zen, Göring sich vermessen gerühmt zugestimmt und geloben selbstlose Hingabe zen Erdteiles betrieben. Die besiegten Völker hatte, in Schutt und Asche gesunken, sind und Treue. Ich werde diejenigen Massnahmen wurden unterjocht und ausgebeutet, statt sie unersetzliche Kulturwerke, zahllose Arbeits­ treffen, die überall Führung und Verwaltung durch weise Rücksicht auf ihren nationalen stätten und Hunderttausende von Wohnungen durch sachkundige Männer untadlichen Cha- Stolz, auf ihren Freiheitswillen und auf ihre zerstört, zahlreiche Familien tapferer Soldaten rakters sicherstellen. Lebensinteressen zu gewinnen und Brücken getötet und ausgelöscht für immer. Niemals zu einer dauerhaften Verständigung zu schla­ vorher hat sich so furchtbares im deutschen Soldaten! Noch ist die Stunde nicht gekom­ gen. So hat die Staatsführung die klaren Leh­­ Vaterland zugetragen. men, sich dem Gedanken des Friedens hin­ ren der Geschichte, die solches Vorgehen zugeben. Noch müssen wir kämpfen, um zur Erfolg­losigkeit verurteilen, missachtet und Soldaten! So darf es nicht weitergehen! zu verteidi­gen und zu retten, was uns teuer über­all statt Vertrauen Hass gesät. Sie hat Eure Heimkehr darf dermaleinst nicht auf ist, bis ein ehrenvoller Ausgang des Krieges damit den Weg zu einem baldigen dauerhaf- ein Trümmerfeld führen, auf dem die Jugend, gesichert ist. Vielerlei verspreche ich Euch ten Frieden sich hemmungslos verbaut. Eurer Erziehung beraubt, mit Heimat und aber schon jetzt: Elternhaus auch der Seele verlustig geht, wo Wir wünschen keine Versklavung anderer Völ­ materielle Begierden alle edlen Gefühle für Erstens: Nur solche Opfer werden von Euch ker. Die Freiheit, die unsere Väter im vorigen Ehre und Freiheit, für Menschenwürde und verlangt werden, die nach gewissen­hafter Jahr­hundert für Deutschland als köstlichstes Nächstenliebe zu verdrängen und zu ersticken Prüfung unbedingt notwendig sind, um uns Gut völkischen Lebens errungen und die wir drohen. Wollt Ihr, dass die geheiligten Ord-­ zu verteidigen und den Krieg zu gutem Ende in gleicher Begeisterung zu hüten haben, muss nun­gen von Zucht und Sitte durch Sünde und zu führen. auch allen anderen Völkern zugestanden wer­ Laster zerstört werden? Wollt Ihr, dass die den. Denn nur auf dieser Grundlage kann die Jugend uns einst dafür verdammt, weil wir Kluft überbrückt werden, die eine hemmungs­ den Mut zur Verantwortung, zur Rettung des Entwurf des für den 20. Juli 1944 vorbereiteten Aufrufs an die Wehrmacht Quelle: Bundesarchiv, Redaktion: Ute Stiepani / Taina Sivonen von Erwin von Witzleben. Rekonstruktion nach Unterlagen der „- NS 6/8 Gestaltung: Braun Engels Gestaltung, Ulm Sonderkommission 20. Juli 1944“ (Abschrift) 2. Auflage 2016

Zweitens: Vertrauenswürdige, sachkundige Wehrmacht übernommen. Die Regierung deutsche Männer werden alles daran setzen, ist aus erprobten Männern aller Schichten um zu einem dauerhaften, unsere Zukunft unseres Volkes, aller Teile unseres Vaterlandes sichernden Ausgleich mit allen Völkern zu gebildet. Sie hat ihre Arbeit aufgenommen. kommen. Ich bin mit dem Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht betraut. Die Oberbefehlshaber Drittens: Hinter Eurem Rücken und unter an allen Fronten haben sich mir unterstellt. Eurem Schutz werden wieder Recht und Die deutsche Wehrmacht hört jetzt auf meinen Gerechtigkeit, Anstand und Sauberkeit, Befehl. Sachkunde und selbstlose Pflichterfüllung herrschen. Soldaten! Es geht um die Sicherung eines gerechten Friedens, der dem deutschen Volk Viertens: Nach dem Kriege wird alle Kraft des ein Leben in Freiheit und Ehre, den Völkern Volkes eingesetzt werden, um Wohnun­gen, freiwillige und fruchtbare Zusammenarbeit Hausrat und Nahrung und wahrhaftes sozia- ermöglicht. Ich stehe Euch dafür, dass fortan les Zusammenleben zu schaffen. Ein klares von Euch nur die Opfer verlangt werden, die Lebens­­­ziel ruhiger feierlicher Arbeit soll vor notwendig sind, um dieses Ziel zu erreichen. uns stehen. Wir alle werden hart arbeiten und Alle Kräfte des Volkes werden nunmehr ein- einfach leben müssen, aber wir werden dafür heitlich für diese Aufgabe eingesetzt. Mit der wieder Kraft und Reichtum der Seele finden. sinnlosen Verzettelung der Kräfte, mit den halben, verspäteten Entschlüssen, die soviel Ich vertraue, dass Front und Heimat, alle ver­ Blut gekostet haben, hat es ein Ende. eint in gesammelter Kraft, weiter ihre Pflicht bis zum äussersten tun in Demut vor Gott, Wo immer Ihr steht, an der Front oder in für Ehre und Freiheit, für Volk und Vaterland. den besetzten Gebieten, verpflichte ich Euch auf die Gesetze unbedingten Gehorsams, soldatischer Manneszucht und ehrenhafter, Deutsche Soldaten! ritterlicher Haltung. Wer es daran hat fehlen lassen oder sich künftighin gegen diese Ueber vier Jahre tapfersten Ringens liegen Gesetze vergeht, wird unnachsichtig zur hinter Euch! Millionen unserer Kameraden Rechenschaft gezogen werden. Auch in der sind auf den Schlachtfeldern Europas und Heimat kämpfen wir für Recht und Freiheit, Afrikas, in der Luft und auf den Meeren gefal­ für Anstand und Sauberkeit. Ich erwarte von len. Hitlers gewissenlose Führung hat ganze Euch, dass jeder seine Pflicht treu und tapfer Armeen mit der Blüte unserer Jugend in Russ­ weiter erfüllt. Davon hängt das Geschick land und am Mittelmeer für phan­tastische unseres Vaterlandes, hängt unsere und unser Pläne grenzenloser Eroberungen geopfert. Kinder Zukunft ab. Der leichtfertige Einsatz der VI. Armee bei Stalingrad und ihre sinnlose Preisgabe Soldaten! Es geht um Bestand und Ehre beleuch­ten grell die grausame Wahrheit. unseres Vaterlandes, um eine wahre Gemein­ Befähigte Offiziere, die sich diesem wahn­ schaft im eigenen Volke und mit den Völkern witzigen Treiben widersetzten, wurden ent­ der Welt. fernt, der Generalstab beiseite geschoben. Das angemaßte Feldherrngenie Hitlers treibt uns trotz Euern Heldentums einem ver­häng­ nisvollen Ausgang zu. In der Heimat werden immer mehr Stätten des Familien­lebens und der Arbeit zerstört; schon sind 6 Millionen Deutsche heimatlos. In Euerm Rücken neh- men Korruption und Verbrechen, von Anfang an von Hitler geduldet oder gar befohlen, unerhörte Ausmasse an.

In dieser Stunde höchster Not und Gefahr haben deutsche Männer ihre Pflicht vor Gott und dem Volke getan; sie haben gehandelt und Deutschland eine erfahrene, verantwor­ tungsbewusste Führung gegeben.

Der Mann, der rechtzeitig gewarnt hat, der als entschlossen gegen diesen Krieg ein­­- getreten ist und deshalb von Hitler entlassen wurde, ist [Auslassung des Namens an dieser Stelle, gemeint ist ]. Er hat die einstweilige Führung des Deutschen Reichs und den Obersten Befehl über die deutsche