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„In Irland müssen die Priester immer die dreckigen Jobs erledigen.“ Die Rolle katholischer Kleriker im MazeMaze-/Long-Kesh-Gefangniskonflikt-/Long-Kesh-Gefängniskonflikt 19761976-1981-1981

IINAUGURALDISSERTATION N A U G U R A L D I S S E R T A T I O N

zur

Erlangung des Grades eines Doktors

in der

FAKULTÄT FÜR GESCHICHTSWISSENSCHAFT

der

RUHRRUHR-UNIVERSITÄT-UNIVERSITÄT BOCHUM

vorgelegt von

JAN FREYTAG

Referent: Prof. em. Dr. Lucian Hölscher

Koreferent: Jun.Jun.-Prof.-Prof. Fabian Lemmers

Tag der mündlichen Prüfung: 10.01.2018

Veröffentlicht mit Genehmigung der Fakultät für Geschichtswissenschaft der RuhrRuhr-Universität-Universität Bochum Danksagung

Zuerst möchte ich meinen Betreuern Prof. em. Dr Lucian Hölscher und Jun.Jun.—Prof.-Prof. Fabian Lemmes Dank für eine hervorragende Betreuung meiner Dissertation sowie HilfestellunHilfestellungengen und Anregungen aussprechen.

Der RUB Research School und dem Deutschen Historischen InstitutInstitut,, LondonLondon,, gilt mein Dank für die Förderung der Dissertation. Zudem ermöglichte mir das Deutsche Historische InstitutInstitut,, meine Dissertation in einem internationalen Rahmen vorzustellen.

Freundliche Hinweise und weiterführendeweiterfiihrende TippsTipps,, für ddieie ich mich bedanken möchte, erhielt ich unter anderem von Prof. Dianne Kirby, Prof.Prof Cathal McLaughlin und Prof. Jürgen ElvertElvert..

Verbunden fühle ich mich all meinen GesprächspartnernGesprächspartnern,, insbesondere Fr Des Wilson und CiaránCiarän CahillCahill,, die mir in häufigen, langen und intensiven GesprächGesprächenen Nordirland und den KonfliKonfliktkt im Land nähernähergebrachtgebracht haben.

Bedanken möchte ich mich bei den Redemptoristen des ClonardClonard-Klosters-Klosters für die gastfreundliche Aufnahme in ihren Räumlichkeiten und die MöglichkeitMöglichkeit,, meine Dissertation mit ihnen zu diskutieren.

BesondereBesondererr Dank gilt auch Gisela JäJäkeke für die Durchsicht, die KorrekturKorrektur,, die gedgeduldigenuldigen Korrekturgespräche und schließlich Hilfe bei der Fertigstellung des Manuskripts.

BBedankenedanken möchte ich mich bei Stefanie Lux für die vielenVielen anregenden Gespräche, kritischekritischenn Anmerkungen und die wertvolle Unterstützung bei der Dissertation.

Meiner Mutter Anja Freytag möchte ich für die bestärkenden Worte und die tatkräftige Unterstützung vor und während der Arbeit an der Dissertation durch Gedankenanregungen und Kontaktvermittlung dankendanken..

Zum Schluss möchte ich allen danken, die diese Dissertation ermöglicht haben, insbesondere meiner FamilieFamilie.. Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 1l

1.11.1 Leitfragen, Forschungsliteratur und die Rolle katholischer Kleriker in der Forschungsliteratur ...... 2 1.21.2 Chancen und Möglichkeiten bei der Untersuchung von klerikalen Interventionen: die transnationale Dimension ...... 6 1.31.3 Das ambivalente Bild von katholischen Klerikern ...... 7 1.41.4 Der zu untersuchende Personenkreis ...... 8 1.51.5 Die Quellen und die Quellenlage...... 1111 1.61.6 Die Einbettung der Dissertation in den Kontext der Terrorismusforschung ...... 1414 1.71.7 Die analytischen Werkzeuge zum Verständnis des Gefängniskonfliktes:Gefängniskonfliktes:

FoucFoucault,ault, McEvoy, Feldman ...... 1818 1.81.8 Widerstand gegen das Gefängnissystem als körperliches und theatrales Phänomen und der Adressat des Widerstandes ...... 21 1.91.9 Aufbau der Arbeit ...... 26

2 Der Wandel der britischen Sicherheitspolitik und der Protest gegen die Normalisierungsstrategie bis zum Dreckstreik ...... 26

2.1 Vom Militär zum Polizeiprimat: Die Verrechtlichung des Nordirland—Nordirland-

konflikteskonfliktes ...... 26 2.1.1 Die Internierungsmaßnahmen,Intemierungsmaßnahmen, der Blutsonntag von und die Gewährung des ...... 27 2.1.2 Die Entwicklung von der Gewährung des Special Category Status bis zum Ende der InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen ...... 38 2.1.3 Der (Emergency PProvisions)rovisions) Act 19731973 und der GardinerGardiner-Report-Report ...... 48 2.2 Die Situation der republikanischen Bewegung und der initiale Protest gegen den Entzug des Special Category Status ...... 58 2.2.1 Die Situation der republikanischen Bewegung ...... 58 2.2.2 Der Deckenstreik ...... 60

I

2.2.3 Wie reagieren Kleriker auf dedenn Deckenstreik und das Ende des Special Category Status und den Deckenstreik? ...... 62 2.3 Der Dreckstreik, der Wandel in dderer Einstellung der katholischen BevBevölkerungölkerung zum bewaffneten Kampf und die Bemühungen von Klerikern, die Verhältnisse im Gefängnis zu verbessern ...... 65

2.3.1 Das Problem des Deckenstreiks ...... 65 2.3.2 Die Reaktionen außerhalb dedess Gefängnisses auf das Ende des Special Category Status, der Wandel der öffentlichen Meinung und der Aufbau einer Gefängnisorganisation ...... 67 2.3.4 Das LaLa-Mon-Attentat-Mon-Attentat und die performativen Aspekte des Dreckstreiks ...... 73

3 Kleriker als Kritiker und Dialogpartner ...... 75

3.1 Kritik als Dialoganreiz: Daly, Reid, ÓÖ Fiaich und McEldowney ...... 75 3.1.1 Die Kritik vonV0n Daly und Reid...... 75 3.1.23. l .2 ÓÖ Fiaich und sein Besuch im LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis ...... 80 3.1.3 Das Schicksal von Liam McCloskey und der Einsatz von Pater McEldowney ...... 83 3.2 Die Reaktion der britbritischenischen Regierung auf die Kritik von ÓÖ Fiaich und Daly...... 87 3.3 Die Reaktion des Klerus auf die Reinigungsmaßnahmen und die zunehmende Gewalt und das Einleiten eines kritischen Dialogs ...... 90 3.4 Die Entwicklungen innerhalb der reprepublikanischenublikanischen Bewegung nach dem

Besuch ÓÖ Fiaichs ...... 95 3.5 Die britische Regierung setzt sich mit ihren klerikalen Kritikern

auseinander ...... 98 3.6 Die PPlanunglanung einer politischen Strategie durch die HäftlingsführungHäftlingsfuhrung ...... 100100 3.7 Der Wechsel von Callaghan zu Thatcher und erste Gespräche der neuen Regierung mit KlerikernKlerikem ...... 102102 3.7.1 Die Gespräche mit KlerikernKlerikem und die NeueinschätzungNeueinschätzung der Kleriker durch die ThatcherThatcher-Regierung-Regierung ...... 103103 3.7.2 Die DiskuDiskussionenssionen über einen Hungerstreik in der republikanischen Bewegung...... 109109 3.8 Die Kleriker in Gesprächen mit der britischen Regierung und der republikanischen Bewegung ...... 110l 10

II

4 Der erste Hungerstreik und der Einsatz von Brendan Meagher ...... 130130

4.1 Das Entstehen neuer Dialoge ...... 130130 4.2 Der erste Kontakt zu Brendan Meagher, seine Rolle und erstes Eingreifen ...... 135135 4.3 Blelloch, Toner und Murphy ...... 140140 4.4 Das Ende des ersten Hungerstreiks und die Rolle von Toner, Murphy und Meagher ...... 142142

5 Der zweite Hungerstreik I: Die initiale Phase, Sands, Magee und die Selbstmorddebatte ...... 152152

5.1 Der päpstliche Privatsekretär Magee, Sands und die britische Regierung ...... 152152 5.2 Die Selbstmorddebatte ...... 167167 6 Der zweite Hungerstreik II: die ICJP,ICJP, der Bruch zwiszwischenchen den Klerikern und den Familien, das Ende des Hungerstreiks und damit das Ende des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes ...... 1831 83 6.1 Das Eingreifen der ICJP ...... 183183 6.2 Der Bruch zwischen den Klerikern und den Familien und das Ende des HungerHungerstreiksstreiks ...... 241

7 Abschlusskapitel und Fazit ...... 263

PrimärPrimär-- und Sekundärquellenverzeichnis

Personenverzeichnis

III

1 Einleitung

„,,InIn Irland müssen die Priester immer die dreckigen Jobs erledigen.erledigen.“1“1 Mit diesen Worten beschrieb der nordirische Priester Denis Faul gegenüber dem Spiegel seine Rolle und die seiner Kollegen im GefängniskonfliktGefängniskonflikt sehr treffend. Es waren Priester, Bischöfe, Kardinäle und damit die katholischen Kleriker, die im GefängniskonflGefängniskonfliktikt schwere FriFrie-e- densarbeit verrichteten und sich die Hände schmutzig machten und das nicht mit Blut.

In Fauls Worten hallt Churchills berühmter Satz von Blut, Schweiß und Tränen nach und in der Tat investierten katholische Kleriker viel SchweißSchweiß,, um BlutverBlutvergießengießen zu vever-r- hindern. Sie trockneten die Tränen all dererderer,, die Brüder, Verwandte, schlichtweg AngAnge-e- hörige im GefängniskonfliktGefängniskonflikt verloren, der zu einer Prinzipienfrage hochstilisiert wurde. Über die Prinzipienfrage und den GefängniskonfliktGefängniskonflikt existieren zahlloszahllosee Bücher, über die Rolle der Kleriker und ihren Einsatz bisher kein einziges. Dies mag darin begründet liegen, dass in der Forschung zur katholischen Kirche in Irland die These existiert, dass die Kirche bis in die Mitte der 1980erl9SOer ein Monopol auf MoralfraMoralfragengen besaß.besaß.22 Aufbauend auf dieser TheseThese,, erschließt sich ein einfacher Grund, warum die Kleriker sich engagieengagier-r- tenten:: FFürür sie war die Gefangenenbehandlung eine moralische Frage und daher machten sie von ihrem Privileg GGebrauch.ebrauch. Die Dissertation zeigt jedoch, dass die Motivlage der Kleriker über den Gebrauch eines gesellschaftlichen Privilegs und einer FunktionszFunktionszu-u- schreibung hinausgeht. So schrieben Denis Faul und Raymond Murray in einem PaPam-m- phlet mit dem Titel „„ChristianChristian Humanism in Prison“Prison“:: „„TheThe traditional paspastoraltoral style of priests in Ireland has always concentrated on improving the institutions of society and the enviroenvironmentnment so that man can develop his ful spiritual potential.”3potential.”3 Die katholischekatholischenn Kleriker spielten eine wichtige und sogar entscheientscheidendedende Rolle in diesem Konflikt.Konflikt. DDaa sie sich jedoch jedoch nicht in gängige FFreund-Feind-Schematareund-Feind-Schemata einordnen lassen und ihre HandlungenHandlungen,, die die KategorieKategorienn von Recht und Unrecht sprengen bzw. deren geselgesell-l- schaftlich bedingte Konstruktion zeigen, hat sich kein Autor an ihre Beschreibung gge-e- wagt. Hieraus ergibt sich der episodische Charakter der Arbeit. Die Chronologie der Arbeit orientiert sich dabei an den Eckdaten des Gefängniskonfliktes.Gefängniskonfliktes. Der KonfliktKonflikt be-be- ginnt im September 19761976 mit der Weigerung des republikanischen Häftlings Kieran

1 1 Faul zitiert in: Spiegel 40/1981, accessed via: http://www.spiegel.de/spiehttp://www.spiege|.de/spiegeI/print/d-14333776.htmlgel/print/d-14333776.html (04.06.2016(04.06.2016,, 14:44) 2 2 Für das moralische Monopol siehe: Tom Inglis: Moral Monopoly. The Rise and FallFall of the Catholic Church in Modern Ireland,Ireland, 1998 3 3 Denis Faul, Raymond Murray: Christian Humanism in Prison, in: The Furrow, Vol. 32, No. 3 (March 1981), S. 160. 1

Nugent,Nugent, die Anstaltskleidung zu tragen,trägen, da er sich nicht als KriminellKrimineller,er, sondern als SonderkategorieSonderkategorie-Häftling-Häftling sieht. Der KonfliktKonflikt endet am 3. Oktober 19811981 mit der ErklErklä-ä- rung der republikanischen HäftlingeHäftlinge,, ihren Hungerstreik zu beenden. Die SituatiSituationon vor und nach diesen Eckdaten unterscheidet sich fundamental von der Situation während des Streiks. Die genannte KonfliktchronologieKonfliktchronologie zu benutzen, hat vor allem den Vorteil zu zeigen, dass die Strategie zur WiWiederherstellungederherstellung von Recht und Ordnung und damidamitt von Normalität parteienübergreifend ist. Labour und Konservative, Heath, Wilson, CallaCallag—g- han und Thatcher bzw. ihre Nordirlandminister bauen diese Strategie auf und erhalten sie. Dennoch geht diese Arbeit umfangreich auf die Entwicklung vor dem Beginn des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes ein, um den Leser in die komplexe Materie der Verrechtlichung des NordirlandkonNordirlandkonfliktesfliktes einzuführeneinzufiihren und um zukünftige vergleichende Forschung zwzwi—i- schen der Situation in Nordirland und in der Bundesrepublik zu ermöglichen.

DDieseiese Arbeit betbetrittritt Neuland und nutzt die bisherige Forschung und die Theorien der Terrorismusforschung als FixFixpunkt.punkt. Im Folgenden beschreibe ich zunächst die Chancen und MöglichkeitenMöglichkeiten,, die sich aus der Beschäftigung mit der klerikalen Intervention ergerge—e- ben.ben.

Bevor ich zur Leitfrage komme, möchte ich eine kurze Anmerkung zum Namen des Gefängnisses machen. Das Gefängnis wird in rerepublikanischenpublikanischen Kreisen als LongLong—Kesh--Kesh- Gefängnis bezeichnetbezeichnet,, um die Verbindung zu dem gleichnamigen InternierungslagerIntemierungslager herzustellen. Die Unionisten undund die britische Regierung bezeichnen das GefänGefängnisgnis als MazeMaze-Gefängnis.-Gefängnis. DDiesies ist der Name, den das neue Hochsicherheitsgefängnis bei seiner PlanungsphasePlanungsphäse und bei seiner Eröffnung erhielt. Ich habe mich entschlossenentschlossen,, die BBe-e- zeichnung Long Kesh zu benutzen, uumm die Kontinuitätslinie in der britischen VerrechVerrecht-t- lichungsstrategielichungssträtegie der britischen Regierung zu zeigen.

1.11.1 LeitfragenLeitfragen,, ForschungsliteraturForschungsliterätur und die Rolle katholischer Kleriker in der FoFor-r- schungsliteratur

Der Untersuchung liegen folgende LeiLeitfragentfragen zugzugrunde:runde: Wie greifen Kleriker in den GefäGefängniskonfliktngniskonflikt ein? Welche Motive haben sie dafür?dafur? Wie reagieren britische RegiRegie-e- rung und republikanische Bewegung auf die Eingriffe? Welche Auswirkungen haben die Aktionen der Kleriker auf das soziale und familiäre Umfeld der republikanischen Häftlinge? In der Einleitung wird zunächst nur eine knappe Antwort gegeben. Die KlKle-e- riker greifen entweder von außen in ihrer Funktion als Bischöfe oder Kardinäle ein oder sie agieagierenren aus dem IInnerennneren in ihrer Rolle als Anstaltsgeistliche heraus. Zudem greifen 2 sie ebenso als Angehörige der Gefangenen ein und als Mitglieder einer kirchlichen KöKör-r- perschaft. Ihre MotivlageMotiVlage ist humanitär begründet durch die Sorge um Familien und GefangeneGefangene.. EEss handelt sich nicht um politisch motivierte Eingriffe. Die britische RegiRegie-e- rung und die republikanische Bewegung zeigen sich zunächst aus unterschiedlichen Gründen erfreut über die klerikaleklerikalenn EingriffeEingriffe.. JJee länger der KonfliktKonflikt jedochjedoch andauert, umso mehr distanzieren sich Kleriker zunehmend von beiden Seiten. DiDiee Eingriffe der Kleriker haben zunächst den Effekt, dass die Familien Hoffnung schöpfen, dass es zu einem Ende des KonfliktesKonfliktes kommen könne. Später jedoch ermöglichen Kleriker den FamilienFamilien,, ihre Angehörigen zwangszuernähren.zwangszuemähren. Die Kleriker üben damit einen enenormenormen

EinflussEinfluss auf die Familien aus, da sie Gespräche führen, Informationen vermitteln und mit den Familien in Kontakt stehen.

Sowohl die Rolle der Kleriker als auch ihre Funktion im Wechselspiel zwischen dem GefängniskonfliktGefängniskonflikt und dem sozialen Umfeld der iinhaftiertennhaftierten Häftlinge sind in der EgoEgo-- und Forschungsliteratur über den Gefängniskonflikt im Speziellen und den Nordirland—Nordirland- konflikt im Allgemeinen bisher nicht behandelt worden. Stattdessen wurde eine dualidualis—s- tische Sichtweise auf den Gefängniskonflikt und den Gesamtkonflikt kultiviert. DualiDualis-s- tisch bezeichnet sowsowohlohl den Fokus auf die britische Regierung und die IRA als auch das persönliche Ringen zwischen Margaret Thatcher und der IRA. Buchtitel wie „Hunger Strike, Margaret Thatcher’s Battle with the IRA”, die Einschätzung von David McKiMcKit—t- trick und David McVea, dass der GefängniskonfliktGefängniskonflikt vor allem ein Test der Willenskraft war,war, aus dem Thatcher als Siegerin hervorginghervorging4,4, oder die Einschätzung von , dass Thatcher insbesondere für ihre beschämende Rolle in den Hungerstreiks von 19801980 undund 19198181 in Erinnerung bleiben werdewerdes,5, sind Beweis für diese Sichtweise. In ihrer eigenen Autobiographie spielt Margaret Thatcher dieser Sichtweise in die HändeHände,, in der sie sich selbst als resolute TerroristeTerroristenjägerinnjägerin inszeniert, die nach dem Besuch von Opfern eines IRAIRA-Anschlages-Anschlages zu folgender Schlussfolgerung kam: „I came away more determined than ever that the terrorists should be isolated, deprived of their support and 6 defeated.defeated.”6” Für Thatcher war es einfacheinfach,, Entschlossenheit zu demonstrieren, da die IRAIRA-Angehörigen-Angehörigen in ihrem WertesystWertesystemem unter den Tieren rangierten.rangierten.77 Sie waren also

4 4 David MMcKittrick,cKittrick, David McVea: Making Sense of , London 2001, S. 146, im Folgenden zitiert als McKittrick, McVea: Making Sense of the Troubles. 5 5 Thomas Hennessey: Hunger Strike. Margaret Thatcher’s Battle with the IRA, 19801980-1981,-1981, Sallins 2014, S. 1, imim Folgenden zitiert als: Hennessey: Hunger Strike. 6 Margaret Thatcher: The Downing Street Years, London 1993, S. 393. 7 Ebd. 3

Bazillen, Mikroben und Geschmeiß. Die Fixierung auf Thatcher in der Forschung und in den Aussagen der Zeitzeugen ist nur eine Seite der Medaille, die andere ist die post—post- hume Sinntradierung der Todesfälle im GefängniskonfliktGefängniskonflikt und die Einhegung des GGe-e- fängniskonfliktes in eine republikanische Meistererzählung. „Today, the inheritance of our dead comrades is all around us as we pursue pursue new goagoalsls which we have set ouour—r- selves.selves.”8”8 Die Gestorbenen und ihr Erbe geben der republikanischen Bewegung und den republikanischen Aktivisten also Orientierung und ihre Ideale sind zu bewahren. Die Bewahrung von Traditionen und das Gedenken an die Toten sind löblich und anrührend, erzeugen jedoch die Frage, in welchem Verhältnis Andenken und Aufarbeitung stehenstehen,, insbesondere wenn der GefängniskonfliktGefangniskonflikt als teleologische Erzählung der Politisierung der republikanischen Bewegung dargestellt wird. Diese TendeTendenznz ist bei Exhäftlingen und Journalisten gleichermaßen vorhanden. Richard ÓÖ Rawe, einer der ExhäftlingeExhäftlinge,, schreibt in „„Blanketmen.Blanketmen. An untold story of the HH-Block-Block hunger strike“: „„ItIt is important to look at the broader consequencconsequenceses of the second hunger strike, because without doubt it was the key moment of departure from the armed struggle.struggle.”9”9 Er fährtfahrt fort, dass der Hungerstreik Gerry Adam davon überzeugt habehabe,, den politischen Pfad einzuschlagen.einzuschlagen.1010 Dies stellt eine fundamentale Geschichtsklitterung dadar.r. NachweislichNachweislich war Gerry Adams schon vor 19811981 davon überzeugt, dass es eine Alternative zum bewaffneten Kampf gge—e- ben müsse. ÓÖ Rawe’s AuAussagessage spiegelt dennoch die republikanische Meistererzählung wider. Zu einer ähnlichen Einschätzung wie ÓÖ Rawe kam der JournalJournalistist David BereBeres-s- ford bereits 1987.1987. „„ItIt requires a historical perspective from a time far in the future to gauge with any certainty what they did achieve, or failed to achieve. But there is some evidence to suggest that one day the hunger strike may be seen as a watershed in the Anglo-IrishAnglo-Irish Conflict.Conflict. Most importantly, the success of their electoral strategy during the hunger strike nudged the IRA in a new policy direction —– into what was to become to known as the ‘bomb‘bomb and ballot box ‘approach‘approach to the ageage-old-old struggle.”struggle.”1111 Die BeschäftBeschäfti-i- gung mit den KlerikernKlerikem vermag es somit, diese Narrative zu hinterfragen, neue PerspePerspek-k- tiven aufzuwerfen und hinter die EgoEgo-- und Organisationgeschichte zu blblicken.icken. Die BBe-e- schäftigung mit der britischen Regierung und der IRA hat den Blick auf die sozialen

8 Brian Campbell, Laurence McKeown, Felim O‘O’ Hagan: Nor meekly serve my time. The H Block StStruggleruggle 19761976-1981,-1981, 1994, S. 267, im Folgenden zitiert als: CampbelCampbell:l: HH-Block-Block Struggle. 9 9 Richard O’Rawe: Blanketmen. An untold story of the HH-Block-Block hunger Strike, Dublin 2005, S. 251, im Folgenden zzitiertitiert als: ÓÖ Rawe: Blanketmen. 10 Ebd. 11 11 David Beresford: Ten Men Dead. The Story of the 19811981 Hunger Strike, London 1987,1987, S. 430, im FoFol-l- genden zitiert als: BeresforBeresford:d: Ten Men Dead. 4

Zusammenhänge verdecktverdeckt,, innerhalb derer sich der GefängniskonfliktGefängniskonflikt abspielt. Das Gefängnis wurde sowosowohlhl von der britischen Regierung als auch von der IRA zu einem Ort gemacgemacht,ht, der sich außerhalb von Raum und Zeit befand und in dem sich ein Kampf um Leben und Tod —– jeje nach Perspektive entweder des Rechtstaates oder der republikrepublika-a- nischen Bewegung —– abspielte. Dennoch stand das Gefängnis als eine Form der modemoder-r- nen Trutzburg in NordirlandNordirland und war damit im wahrsten Sinne des Wortes in dem dort herrschenden KonfliktKonflikt verankert. Der in den Zeitzeugenberichten und der ForschungslForschungsli-i- teratur zu beobachtende Ringkampf verstellt den Blick auf andere Gruppen wie die kka-a- tholischen Kleriker oder die Angehörigen der Gefangenen, die eben mehr als mitfimitfie-e- bernde Zuschauer waren.

Die Leitfragen dienen dem ZielZiel,, die bishebisherr vorherrschenden Narrative mithmithilfeilfe des BlBli-i- ckes auf die RoRollelle von katholischen Klerikern zu durchbrechendurchbrechen.. Wie gezeigt, orientierorientiertt sicsichh die Forschungsliteratur an den dualistischen Narrativen und Konfliktlinien.Konfliktlinien. Eine genauere Betrachtung von katholischen Klerikern ist bisher gänzlich unterblieben und auch zur katholischen Kirche existieren nur wenige einschlägige Monographien.Monographien.1212 Dies bedeutetbedeutet jedoch nicht, dass die Rolle der Kleriker nicht untersucht worden ist. Zumeist sind diese aber Bestandteile der Gesamterzählung und spielen bei verschiedenen EpisEpiso-o- den eine gewichtige Rolle. Kurzum, es fehlen eine Erzählung aus der SichSichtt der Kleriker undund eine umfassende Einschätzung der klerikalen Rolle. Gerade die Ambivalenz gegegegen-n- über bestimmten katholischen Klerikern macht diese Erzählung umso notwendiger. ZZu-u- sätzlich findet die Arbeit durch die Betrachtung von katholischen Klerikern Anschluss an die transnationale Geschichtsschreibung, denn wie Oliver Crilly schreibtschreibt:: „„TheThe

Catholic Church in Ireland, like is main sister Churches, is organised in an allall—Ireland-Ireland 13 basis, unaffected by political structures.““13 Mit ihren Aktionen überschreiten katholische Kleriker nationale Grenzen und werden damit auch zu einem Problem für die britische Regierung, da diese die katholischen Kleriker nicht selbst disziplinieren kann ooderder den apostolischen Delegaten in Großbritannien bemühen kann, auf die Kleriker in Nordir—Nordir- land einzuwireinzuwirken.ken.

12 12 Siehe hierhierzuzu u. a. Gerald McElroy: The Catholic Church and the Northern Ireland Crisis 19681968—86,-86, Dublin 1991, oder Markus Büchele: Autorität und Ohnmacht. Der Nordirlandkonflikt und die katholische Kirche, Stuttgart 20092009,, imim Folgenden zitiert als: Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche. 13 Oliver Crilly: The Catholic Church in Ireland, S. 27, in: Norman Richardson (Hg.): A Tapestry of Beliefs. ChristiChristianan Traditions in Northern Ireland, Belfast 1998. 5

1.21.2 Chancen und Möglichkeiten bei der Untersuchung von klerikalen Interventionen: ddieie transnationale Dimension

Die Rolle von katholischen KlerikernKlerikem während des LongLong-Kesh/Maze—Gefangniskon—-Kesh/Maze-Gefängniskon- fliktesfliktes 19761976-1981-1981 zu untersuchenuntersuchen,, ermöglicht eses,, nicht nur den NordirlandkonNordirlandkonfliktflikt aus einer neuen Perspektive zu betrachten, sondern auch die Rolle von transnationalen AkAkt-t- euren in KonfliktenKonflikten zwischen Staat und als terroristisch eingestuften Organisationen zu beleuchten. Diese Arbeit leistet daher einen Beitrag zur GeschGeschichteichte des Nordirlandkon-Nordirlandkon- fliktesfliktes sowie für die Terrorismusforschung. Für die Terrorismusforschung ist insbesoinsbeson—n- dere von Interesse, dass der GefäGefängniskonngniskonfliktflikt bzw. die WiderstandsformenWiderstandsforrnen und AAn-n- schuldigungen der Häftlinge der Irisch Republikanischen Armee (IRA) keineswegs nur in Nordirland zu findenfinden sind. Hungerstreiks als WiWiderstandsmittelderstandsmittel und der Vorwurf, der Staat würde Gefangene, die Mitglieder vvonon als terroristisch eingestuften Organisationen waren, ganz bewusst menschenunwürdigen und menschenfeindlichen Zuständen ausseausset-t- zenzen,, werden in den 1970er1970er Jahren in Westeuropa geäußertgeäußert14.14. Ein weiterer VerknüVerknüp-p- fungspunkt zwischen der Roten Armee Fraktion (RAF) und irischen Republikanern ergibt sich aus dem Namen des 19851985 aufgetretenen RAFRAF-Kommandos-Kommandos Patsy O’HaraO’Hara.15.15 Die Benutzung des Namens eines im Hungerstreik gestorbenen Häftlings lässt die VeVer—r- mutung zu, dass es womöglich ideologische, konzeptionelle und rhetorrhetorischeische AnknüAnknüp-p- fungspunkte zwischen deutschem Linksterrorismus und der irischirisch—republikanischen-republikanischen Bewegung geben könnte. Dies muss jedoch noch im Verlauf der Arbeit geklärt werden, ob diese Verknüpfungen existieren. Anhand einer wichtigen Personengruppe lassen ssichich die Situation in der Bundesrepublik und die in Nordirland metaphorisch miteinander verknüpfen. Anwälte vertretvertretenen die RAFRAF-Gefangenen-Gefangenen rechtlich, versehen Botendienste, transportieren vermeintlich Kassiber für die RAF und treten öffentlich als Kritiker des Rechtsstaats auf.auf.1616 Die Kleriker in Nordirland haben natürlich keine juristische AusbiAusbil-l- dung oder vertreten republikanische Häftlinge rechtlich. Jedoch machen sie sich zu IntInte—e- ressenvertreternressenvertretem für die Gefangenen, ohne sich mit der Sache der britischen RegRegierungierung

14 InIn Deutschland wird besonders das Thema der IsolationshaftIsolationshaft diskutiert. Siehe hierzu: Butz Peters: Tödlicher Irrtum, Die Geschichte der RAF, Frankfurt 2007, im Folgenden zitiert als: Peters: RAF, oder auch Martin Jander: Isolation. Zu den Haftbedingungen der RAFRAF-Gefangenen,-Gefangenen, in: Wolfgang Kraushaar (Hg.):(Hg.): Die RAF und der linkelinke Terrorismus, Bd. 2, Hamburg 2006, S. 973973-994,-994, ebenso Gerd Koenen: CamCame—e- rara Silens. Das Phantasma der Vernichtungshaft, in: Wolfgang KrausKraushaarhaar (Hg.): Die RAF und der linke Terrorismus, Bd. 2, Hamburg 2006, S. 994994-1011.-1011. 15 15 Zu dem Kommando siehe: Peters: RAF, S. 606. 16 16 Zu den Anwaltstypen unter den RAFRAF-Verteidigern-Verteidigern siehe: Stefan ReineckeReinecke:: Die linlinkenken Anwälte. Eine Typologie, in: Wolfgang KraushaKraushaarar (Hg.)(Hg.):: Die RAF und der linke Terrorismus, Bd. 2, Hamburg 2006, S. 948948-956.-956. Zu dem Vorwurf des Kassibertransportes siehe Spiegel 32/1972: Wie schlampig, S. 29. 6 oder derjenigen der republikanischen Bewegung gemein zu machen. Ebenso kritisieren sie das britische Strafrechtssystem und die republikanische Gewalt. Gerade hier lassen sich somit Vergleiche und Rückschlüsse zu der Rolle von Anwälten ziehen. Neben der Gruppe der Anwälte gibt es auch eine kleine Gruppe von evangelischen GeGeistlichen,istlichen, die sich mit den RAFRAF-Mitgliedem-Mitgliedern auseinandersetzen. Genannt werden sollen hier Helmut 17 18 19 GollwitzerGollwitzer”,, Kurt ScharfScharf18 und Heinrich AlbertzAlbertz19.. Zu diesen Geistlichen fehlt bisher ebenso eine zusammenhängende Darstellung. Für die gesellschaftliche Debatte zum deutschen Linksterrorismus wäre dies von enormeenormemm Interesse. Ebenso ließe ein transntransna-a- tionaler Vergleich eine bessere Einordnung der gesamteuropäischen GesellschaftsdebaGesellschaftsdebat-t- ten zu. Die Arbeit ist jedoch nicht vergleichend angelegt, sondern konzentriert sich auf die Rolle und Eingriffe katholischekatholischerr Kleriker. Die Verweise auf Anwälte und evangelevangeli-i- sche Geistliche zeigt jedoch,jedoch, dass es sich bei dem Eingriff katholischer Geistlicher nicht um ein spezifisch irisches Phänomen handelt. Die Debatte um die Behandlung inhaftieinhaftier-r- ter Mitglieder von als terroristisch eingestuften Organisationen ist gesamteuropäisch. In einer tiefgespaltenen Gesellschaft wie der nordirischen besitzt sie jedoch besondbesondereere BrBri—i- sanz.

1.31.3 Das ambivalente Bild von katholischen KlerikernKlerikem

Die Rolle von katholischen Klerikern im nordirischen GefängniskonfliktGefängniskonflikt 19761976-1981,-1981, ihr Eingreifen und ihren Stellenwert in den strategischen Überlegungen und Konzepten sosowohlwohl der RRegierungenegierungen in London und Dublin als auch der republikanischen Führung zu untersuchen, bedeutet in erster LinieLinie,, sich mit Vorurteilen, Missverständnissen und Fehleinschätzungen auseinanderzusetzen. Der Protestant Telegraph scschriebhrieb 19781978 über TomáTomäss ÓÖ FiaichFiaich,, den obersteoberstenn Repräsentanten der katholischen Kirche in Irland und eineeinenn der Hauptakteure in dieser Dissertation: „„DrDr O‘ Fee [sic][sic] leader of the papist Flock in Ireland has made himself the spokesman for vicious IRA Propaganda.Propaganda.““ 20 ZZu-u- gegeben handelt es sich beim ProtesProtestanttant Telegraph um die Stimme der protestantischen Hardliner, was sich allein schon in der Verwendung des Wortes „papist flock“, also päpstliche Herde, zeigt. Das Nordirlandministerium mamachtechte sich rund ein Jahr später ebenfalls Gedanken zu einer Reihe von kkatholischenatholischen Klerikern und kam mit weniger

17 Gollwitzer hält die Grabrede auf MeinhofMeinhof.. Siehe hierzu: https://www.ekd.de/aktuell/61363.htmlhttps://www.ekd.de/aktuelI/61363.html (20.08.2016,12:00).(20.08.2016,12:00). 18 18 Scharf ist u. a. Seelsorger für die RAFRAF-Gefangenen.-Gefangenen. SSieheiehe hierzu: http://akahttp://aka-blaetter.de/gottes--blaetter.de/gottes- glaeubigerglaeubiger-diener(20.08.2016,-diener (20.08.2016, 12:03). 19 19 Albertz stellt sich 1975 als Austauschgeisel für Peter Lorenz zur Verfügung. Siehe hierzu: http://www.spiegel.de/spiegel/print/dhttp://www.spiege|.de/spiegeI/print/d-9280665.htmI-9280665.html (20.08.2016,(20.08.2016, 12:07).12:07). 202° Protestant HeraldHerald,, VolVol.. 1313,, NNo.2,o.2, August 12th12th-25th-25th 1978, S.s. 99.. 7

Worten und unter Auslassung von wertenden Adjektiven zu einem ähnlichen Urteil wie der Protestant Telegraph. Zu Denis FaulFaul,, einem weiteren wichtigen AkteurAkteur,, schrieben die Experten: „„AA Catholic priest active in proppropagandaaganda work on the H Block issue.issue.“21“21 AuchAuch wenn in der Einleitung aufgaufgrundrund der gebotenen Knappheit keine ausführliche und detaillierte Darstellung von Einschätzungen zu katholischen Klerikern in der protestan-protestan- tischen Presse und durch das Nordirlandministerium geleistet werden kann, lassen sich aber Gemeinsamkeiten zwischen beiden Positionen feststellen. Beide Quellen spezifspezifi—i- ziezierenren nichtnicht,, was sie als Propaganda empfindenempfinden oder erheben konkrete AnschuldiguAnschuldigun-n- gen, obobwohlwohl sich der ArtiArtikelkel im Protestant Telegraph auf den Besuch von ÓÖ Fiaich im LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis 19781978 bezieht. Zusätzlich assoziieren beide Berichte die Kleriker mit den Gefangenen bzw. der IRA und unterstellen den Klerikern, dass sie mit den GGe-e- fangenen bzbzw.w. der IRA zusammenarbeiten. BBesondersesonders vertrauenswürdig scheinen beide Kleriker für das Nordirlandministerium und die protestantischen Hardliner nicht gewgewe-e- sen zu sein. Paradoxerweise stellen ehemaehemaligelige IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge festfest,, dass z. B. der AAn-n- staltspriester Tom Toner dem Protest der GefanGefangenengenen gleichgültig gegenübergegenübergestandengestanden habe: „„TheThe chaplain of the jail at this time was Father Toner —– the bishbishopsops [[BischofBischof Philbin von DoDownwn uundnd ConnorConnor,, zu dessen DiDiözeseözese auch Belfast gehört] secretary —– and his feeling towards us was one of indifference.indifference.”22”22 Wie sich diese widersprüchlichen Annahmen zusammenbringen lassen und warum die britische Regierung trotz ihrer Skepsis gegenüber einigen katholischen Klerikern trotzdem auf vievielfältigelfältige Art und WeWei—i- se mit diesen in Kontakt standstand,, wirdWird die UnUntersuchungtersuchung zeigen.

1.41.4 Der zu untersuchende Personenkreis

Das Ziel der Untersuchung ist eses,, die Rolle von katholisckatholischenhen Klerikern zu zeigen und nicht die Rolle der katholischen KircheKirche.. DDaheraher ist es wichtigwichtig,, den Personenkreis einzeinzu-u- engen. DaDafürfür habe ich fünf Kategorien gewählt.

Die erste Kategorie ist die VerweigerungVerweigerung,, in die TagesTages-- und Parteipolitik und damit in die ideologischen Grabenkämpfe einzusteigen. Sowohl Oliver Crilly, einer der führeführen-n- den Mitglieder der Irish Commission for Justice and Peace (ICJP)(ICJP),, als auch TomásTomäs ÓÖ FFiaichiaich formulieren dies deutlich: „„WeWe were not flyingflying an SDLPSDLP2323 flag.flag. We were very

21 21 TNA: CJ 4/3101 Contact with intermediaries 9 October 1979, S. 2, im Folgenden zitiert als: CJ 4/3101: Contact with intermediaries. 22 ImIm Folgenden zitiert als: Campbelll: Nor meekly serve my timetime,, S. 11. 23 23 Social Democratic and Labour Party, eine gemgemäßigteäßigte nationalistische Partei. 8 genuinely there to listen and to helphelp.”24.”24 ÓÖ Fiaich formulierte diesen Punkt in einem RRa-a- dioidiointerviewnterview etwas genereller und bezog sich auf die Kirche an sich: „„ItIt has always been the practice of the Church in recent times not to interfere in any way with elections in this country. This has been the correct procedure in my view.”view.”2525 Aus beiden Aussagen wird deutlich, dass die Kleriker sich als unabhängig sahen und versuchtenversuchten,, diese UnaUnab-b- hängigkeit zu erhalten. Wie unabhängig die Kleriker in der Realität waren und ob sie sich aus der Tagespolitik fernhalten konntenkonnten,, wird im Laufe der Dissertation untersucht. Neben der Kategorie dederr apolitapolitischenischen und damit genuingenuin-humanitären-humanitären Einstellung eiein-n- zelner Kleriker gibt es noch vier weitere KategorienKategorien,, in die man die untersuchten KlerKleri-i- ker einteilen kann. Darauf basierend, lassen sich Aussagen über die Motivation der KlKle-e- ririker,ker, in den KonfliktKonflikt einzugreifeneinzugreifen,, treffen.

Die zweite Kategorie ist der Zugang zu den Gefangenen und damit auch die MöglicMöglich-h- keitkeit,, die Gefangenen zu beeinflussenbeeinflussen und von den Gefangenen beeinflusstbeeinflusst zu werden.

Es ist in den einleitenden Zitaten bereits erwähnt worden, dass Tom ToTonerner AAn-n- staltspriester war und diese Tätigkeit zusammen mit seinem Kollegen Joseph Murphy ausübte. AAmm Rande dieser Dissertation wird auch der Anstaltspriester des FrauengFrauenge-e- fängnisses in ArmaghArrnagh,, Raymond MurrayMurray,, Erwähnung finden.finden. Neben den hhauptamtli-auptamtli- chen AnstalAnstaltspriesterntspriestern gab es eine Reihe von DiözesanpDiözesanpriestem,riestern, die regelmäßig die Messe im Gefängnis lasen, den Gefangenen Besuche abstatteten und sich für ihr WohWohl-l- bebefindenfinden interessierten. Zu diesen Priestern zählten Alec Reid, Denis Faul und Pater McEldowneyMcEldowney.. ZusäZusätzlichtzlich unternahmen einige Bischöfe, wie der von Armagh, der bbe-e- reits erwähnte TómasTomas ÓÖ Fiaich, aber auch der Bischof von DeDerry,rry, Edward DalyDaly,, jährlichjährlich ReisenReisen,, um alle Gefangenen aus ihren Diözesen in irischen und englischen GefängniGefängnis—s- sen zu besuchen.besuchen.2626 Die BegeBegegnunggnung mit den Gefangenen, die Erfahrung mit einer un- un- nachgiebigen Bürokratie und der Einsatz fürfur einzelne Gefangene schärften den Blick der erwähnten Bischöfe fürfiir die Diskrepanzen zwischen der öffentlichen RhetoriRhetorikk der britischen Regierung und dem alltäglicalltäglichenhen Umgang mit den IRAIRA-Häftlingen.-Häftlingen.

Die dritte Kategorie ist die der Angehörigkeit bzw. der direkten Verwandtschaft zwzwi-i- sschenchen Gefangenen und Klerikern. DDieseiese Kategorie trifft insbesondere auf Oliver Crilly

24 24 InterviewInterview zwischen dem Autor und Oliver Crilly, 25.10.2014. 25 25 ÓÖ Fiaich Library, File an TuisceartTuisceart:: Transcript RTE Radio „This WeWeek”,ek“, Sunday, 19 April 1981, S.5.4, 4 , im Folgenden zitiert als: This WeWeek:ek: Sunday 19 April 1981. 26 26 InterviewInterview zwischen dem Autor und Edward Daly, 23. Februar 2015. 9 zu, der sowohl mit als auch mit ThomaThomass McElwee verwandt war.war.2727 ZZu-u- dem trifft es auf Pater McEldowney zu, der mit Liam McCloskey verwandt war.

Die Erfahrungen mit der Bürgerrechtsbewegung, ihrem Zusammenbrechen und dem daraus resultierenden Chaos bilden die vierte KKategorie.ategorie. Faul und Murray kritisierten seit 1971197l die britische Regierung in zahlreichen PamphletenPamphleten.28.28 Faul sprach bereits 19691969 davon, dass die meisten Katholiken glaubten, dass das Rechtssystem in Nordirland VoVor-r- urteile gegen sie habe.habe.2929 Edward Daly war beim Blutsonntag in Derry 19719722 persönlich beteiligt und gab SSterbendenterbenden die letzte Ölung.Ölung.3030 Die Bürgerrechtsbewegung und dederenren Konsequenzen fürfur die nordirische Gesellschaft beeinflusstenbeeinflussten auch zwei andere BischBischö—ö- fe, die sich kritisch zur IRA und positiv zur britischen Position äußerten. Der Bischof von Connor und DownDown,, William PhilbinPhilbin,, ließ sich 1971l97l in Bischofsmitra auf einem brbri-i- tischen Armeejeep durch West BBelfastelfast fahren, um seine Unterstützung für den Abbau der dortigen Barrikaden zu zeigen.zeigen.3131 Cahal Daly schrieb 1971:1971: „P„Politicalolitical violence wwillill never be removed from Irish society, North or South until a just and acceptable solution is found for the problem of the North.”32North.”32

Die fünftefunfte Kategorie befasst sich mit den KlerikernKlerikem,, die von außen in den KonfliktKonflikt enent-t- sandt wurden, ohne dass sie vorher Kontakt zur britischen Regierung und der republikrepublika-a- nischen Bewegung gehabt hatten. In ddieseiese Kategorie gehören der päpstliche Sekretär John MaMageegee und Pater Brendan Meagher.

Anhand der fünf genannten Kategorien lässt sich nicht nur die PersonenausPersonenauswahlwahl plausi—plausi- bel begründen, sondern auch die Handlungsmotivation der Kleriker darstellen. AuAuf—f- grund der genannten Kategorien werden folgende Personen und ihre Rolle im GefänGefäng-g- niskonfliktniskonflikt untersuchtuntersucht:: dderer Bischof von Armagh und späterer KardinalKardinal,, TTomäsomás ÓÖ Fiaich, der Bischof von DerryDerry,, Edward Daly, der Bischof von Connor und DownDown,, William Philbin, der Bischof von Ardagh und Clonmacnoise, die Priester Raymond MurraMurray,y,

Denis Faul, Tom Toner, John Murphey, Alec Reid, Brendan Meagher, Pater McEldowney sowie John MageeMagee.. Nachdem die PPersonengruppeersonengruppe beschrieben wurde und

27 InterviewInterview zwischen dem Autor und Oliver Crilly, 25.10.2014. 28 Raymond Murray: State Violence. Northern Ireland 19691969-1997,-1997, Dublin 1998, S. 254, im Folgenden zitizitiertert als: Murray: State Violence. 29 29 Ricki Schoen: Art. Denis Faul, in: Europe Since 1945: An Encyclopaedia, Oxford 2001, S. 366. 30 30 Martin Dillon: God and the GunGun:: The Church and IrishIrish Terrorism, New York 1997,1997, S. 95, imim Folgenden zitiert als: Dillon: God anandd the Gun. 31 31 Tim Pat CoogCoogan:an: Ireland in the 20th Century, London 2003, S. 500. 32 Oliver P. Rafferty: Catholicism in Ulster. An interpretative HistoryHistory,, Hong Kong 1994,1994, S. 278, im FoFol-l- genden zitiert als: RRafferty:afferty: Catholicism in Ulster. 10 die Ambivalenz zwischen den Klerikern,Klerikem, der britischen Regierung und der republikanrepublikani-i- schen Bewegung herausgearbeitet worden ist, möchte ich auf das theoretische FundFunda-a- ment und die Quellengrundlage der ArArbeitbeit eingehen.

1.51.5 Die Quellen und die Quellenlage

Diese Dissertation baut in großen Teilen auf Quellenmaterial auf, das durch ZeitzeugeZeitzeugen-n- interviews ergänzt wird. Die einschlägige Sekundärliteratur wie „„DavidDavid BeresBeresford:ford: Ten Men Dead. The Story of the 19811981 HungeHungerr StrikeStrike““ oder Liam ClarkesClarkes‘‘ „ Broadening the

Battlefield.Battlefield. The HH-Blocks-Blocks and the Rise of Sinn FéinFein,“,“ oder Denis O’HearnsQ’Hearns’’ „„NothingNothing BButut an UUnnfinishedfinished SSong.ong. , the Irish Hunger Striker who ignited a generatgenerati-i- onon““ werden zurzurateate gezogen und ausgewertet, jedochjedoch liegt der Quellenfokus auf Akten der britischen und irischen Regierung, sowie des Nordirlandministeriums,Nordirlandministeriums, Mitteilungen der IRAIRA-Häftlinge,-Häftlinge, die sie auf Toilettenpapier untereinander und mit der Außenwelt austauschten, aber auch auf den NachlassbeständenNachlassbeständen einzelner Kleriker.

Die Nachrichten der IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge sind im Wesentlichen in O’HearnO’Heam und Beresford abgedruckt, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht. David Beresford, der die Nachrichten durchsehen durftedurfte,, schreibt in einem Aufsatz Aufsatz anlässlich der 2626jährigenjährigen Wiederkehr des zweiten Hungerstreiks, dass ihm selbst nur begrenzte Zeit zur DurcDurch-h- sicht der Nachrichten gegeben war. Er musste also die wichtigsten Nachrichten herauheraus-s- 33 filtern.filtem.33 Dem Autor der Dissertation war es nicht möglichmöglich,, die NachrichtenNachrichten einzusehen, da sie sich im Moment zur konservatorischen Nachbereitung und zum ZweckZweck,, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machenmachen,, in der irischen Nationalbibliothek in Dublin unter Verschluss befinden.befinden. Dennoch bieten die abgedruckten Nachrichten einen Einblick in die Gedankenwelt der Häftlinge und ermöglichen das Nachvollziehen ihrer HandlungenHandlungen.. Zudem steht fürfur die Häftlingssichtweise der Sammelband „„NorNor Meekly SServeerve my time. The HH-Block-Block Struggle 19761976-1981“,-1981“, in dem die Erinnerungen einer Reihe vovonn HäftliHäftlin—n- gen abgedruckt sindsind,, zur Verfügung. Das ProbleProblemm bei der Beschäftigung mit IRAIRA-- Häftlingen und der Beschäftigung mit der republikanischen Bewegung im Allgemeinen besteht jedoch darin, dass über die besagten Quellen hinaus kein Material zugänglich isist.t. Als Untergrundorganisation hat die IRA keine Rechenschaftsberichte oder ÄÄhnli-hnli- ches hinterlassen. Es gibt daher keine Papierspur, der man folgen könnte. Dies führtfuhrt

33 David Beresford: Writing Ten Men Dead, in: Danny Morrison (Hg.(Hg.):): Hunger Strike. Reflections on the 1981 Hunger Strike, Dingle 2006, S. 248248,, imim Folgenden zitiert als: BBeresford:eresford: Writing Ten Men Dead. 11 stellenweise auf unklare Organisationszugehörigkeiten einiger prominenter RepublikRepublika-a- - 34 ner wiew1e Gerry Adams.

Im Gegensatz zum Mangel an schriftlichem Material der republikanischen Bewegung haben britische RegierungsbehördenRegierungsbehörden,, insbesondere das Kabinettsbüro, das AußenminiAußenminis-s- terium und das Nordirlandministerium,Nordirlandministerium, ein großes AktenaufkommenAktenaufl

34 Hierbei geht es insbesondere um die Diskussion, ob AdaAdamsms selbst IRAIRA-Mitglied-Mitglied war. Hierauf wird im Laufe der Dissertation noch eingegangen. 12

Belfast vor allem die alltägliche Arbeit der Beamten des Nordirlandministeriums,Nordirlandministeriums, aber auch der GefängnisadminiGefängnisadministrationstration undund der Wärter wiwider.der.

Zu den wichtigen Archiven zählen neben denen im Vereinigten Königreich auch die der Republik Irland, besonders das National Archiv und die Nationalbibliothek in Dublin. Die Dissertation zeigt, dass der irischen Regierung sowohl im öffenöffentlichentlichen Diskurs zum GefängniskonfliktGefängniskonflikt als auch im geheimen Dialog mit der britischen Regierung eine grgrö-ö- ßere und wichtigere Rolle zukommtzukommt,, als bisher von der Forschung angenommen wurde. Zudem waren die Auswirkungen des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes in der Republik IrIrlandland spüspür—r- barer als etwa in England, etwa durch Demonstrationen und die Wahlerfolge von GGe-e- fangenen während der Wahlen zum irischen PaParlamentrlament im Sommer 1981.1981. Wie bereits angeangemerkt,merkt, beschäftigten sich vor allem die PremierministerbehördePremierrninisterbehörde und das irische AußenministeriumAußenministerium mit dem Gefängniskonflikt.Gefängniskonflikt. Die Premierministerbehörde beschäftibeschäftig—g- te sich dabei nicht nur mit ihrem Gegenpart in London, sondern auch mit den zahlrezahlrei-i- chen Protestgruppen, die im Laufe des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes ins Leben gerufen wurden. Hiervon zeugt insbesondere D/T 2011 10271027 152152.. DDasas irische Außenministerium nahm eine wichtige ScharnierfunktionSchamierfunktion zwischen dem Nordirlandministerium, der britischen Botschaft in Dublin und der Regierungen in London und Dublin wahrwahr.. Neben den eigeige-e- nen Aktivitäten protokollprotokollierteierte das irische Außenministerium minutiös die Entwicklung im GefängniskonfliktGefängniskonflikt anhand von Zeitungsartikeln, Schreiben und sonstigen InformatInformati-i- onen, derer es habhaft werden konnte. Von Bedeutung ist hier die Akte DDFAFA 2011 127127 10551055..

Die Republik Irland ist aber nicht wegen der dortigen Regierungsakten von großem IIn—n- teresse, sondern auch, da republikanische Aktivisten und auch Kleriker anscheinend in die iirischerische Nationalbibliothek mehr VertraVertrauenuen hatten als in die britische Nationalbiblio-Nationalbiblio- thek in London. Neben ddenen bereits erwähnten Nachrichten, durch die die Gefangenen untereinander und mit der Außenwelt kommunizierten, befindenbefinden sich in der National—National- bibliothek in Dublin auch die schriftlichen Zeugnisse der beiden Priester Raymond Murray und Denis Faul, die aber auch Korrespondenz anderer Kleriker gesammelt hha-a- ben. Faul und Murray waren wohl die aktivsten Menschenrechtler in Nordirland, deren Interesse weit über den GefängniskonfliktGefängniskonflikt hinausging, dieser sie aber besonders fesselte.

Neben zahlreichen Pamphleten, die die beiden zu dem Thema verfassten, sammelte Raymond Murray Berichte und Zeugnisse von Menschenrechtsverletzungen in ArmaghArrnagh und schrieb Beschwerdebriefe an das Nordirlandministerium und die örtlichen PolizePolizei—i-

13 behörden. Hinzu kommt, dass in den Beständen von Murray und Faul auch Briefe von Gefangenen an die beiden Priester enthalten sindsind,, ebenso wie Korrespondenzen mit aan—n- deren Priestern. Die Bestände von Faul und Murray sind bis dato nicht vollständig gge-e- sichtet worden und enthalten daher ein ungungeahnteseahntes ForschForschungspotenzial,ungspotenzial, dadass sich abzabzu-u- schöpfen lohnt. Für den Bereich des Gefängniskonfliktes lohnt sich der BlicBlickk in die Box

78 „„H-BlockH-Block LettersLetters““ oder in die „„Misc.Misc. CollectionCollection“.“.

Der Nachlass von Faul und Murray ist nicht das einzige Privatarchiv, das für diese DiDis-s- ssertationertation eingesehen und bearbeitet wurde. Die Privatbestände des verstorbenen KardKardi-i- nals von ArmaghArmagh,, TTomäsomás ÓÖ FiaichFiaich,, sind fürfur diese Dissertation von großer Bedeutung. Es muss hier die Unterscheidung zwischen privatenprivaten und öffentlichen Akten bzw. zwzwi-i- schen priprivatenvaten und Kirchenakten gemacht werden. Letztere werden erst 2020 zugänzugäng—g- lich gemacht. Die Privatakten beinhalten dabei Interviews mit dem Kardinal, teilweise Protokolle von Treffen mit der britischen Regierung, aber auch private Aufzeichnungen und Notizen. Sie geben damit Einblicke in die Gedankenwelt des Kardinals und machen dem Historiker eine andere GedankenGedanken-- und Vorstellungswelt zugänglich, die über PolPoli-i- tikeinschätzungen und öffentlicöffentlichh gemachte Aussagen hinausgeht. Der Mensch hinthinterer der Karikatur wird sisichtbar.chtbar. Einen Zugang zu den PPrivatbeständenrivatbeständen anderer Bischöfe wie dem von BelfastBelfast,, PhilbinPhilbin,, oder ddemem von DerryDerry,, DalyDaly,, gab es nicht, da das DiözesanaDiözesanar-r- chiv in Belfast an einen anderen Standort verlagert wird. Der ehemalige Bischof von DerryDerry,, DalyDaly,, ist noch am Leben und verweigert mit Verweis auf noch andere lebende Beteiligte am GefängniskonfliktGefängniskonflikt den Zugang zu seinem umfangreichen Archiv, das nach seiner Aussage bis zu 10.00010.000 Briefe enthält. 35

Aus der Darstellung der Archivlage geht hervor, dass didiee Forschung zum GefängniGefängnis-s- konflikt angesichts des umfangreichen und neuen Quellenmaterials vor neuen HerauHeraus—s- forderungen steht. Theoretisch fußt die Arbeit auf den Erkenntnissen der TerrorismuTerrorismus-s- forschung.

1.61.6 Die Einbettung der Dissertation in den Kontext der Terrorismusforschung

Der Gefängniskonflikt,Gefängniskonflikt, die Auseinandersetzung um den Status der Häftlinge der (IRA(IRA36)36) und das Eingreifen katholischer Kleriker im Zeitraum von

35 35 Gespräch zwischen dem Autor und dem ehemaligen Bischof. 36 36 Aus Gründen der Verständlichkeit und um Verwechslungen zwischen Republikanern als Oberbegriff für irischeirische NatioNationalistennalisten und der Partei der Republikaner in den USA zu vermeiden, werden hier nur die IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge erwähnt. Dem Verfasser sind die Häftlinge der Irish National Liberation Army (INLA) bbe-e- kannt und sie finden in der Dissertation Erwähnung. 14

19761976-1981-1981 fanden nicht unter geordneten, rechtrechtsstaatlichensstaatlichen und demokratischen VeVer-r- hältnissen statt, sondern in einer Zeit des permanenten Ausnahmezustands. Das GGe-e- waltmonopol des britischen Staates wurde in Nordirland durch Bombenanschläge, MoMor-r- de und EntführungenEntfiihrungen sowohl von der IRA als auch von protestantischen Gruppen ininfra-fra- ge gestellt. Auf diese Herausforderung reagierte der britische Staat mit einer Reihe von SondergesetzenSondergesetzen,, den sogenannten „Emergency Provisions Acts“, die 19731973 erstmals eine klare DefinitionDefinition von Terrorismus und Terrorist lieferten. Die DefinitionenDefinitionen diedienennen mir dabei sowohl als Mittel zur Analyse als auch als quellenbezogene KategoriebezeicKategoriebezeich—h- nung. Der Northem Northern IrelIrelandand (Emergency Provisions) Act definiertedefinierte dabei TerrorisTerrorismusmus wie folgt: „„TerrorismTerrorism means the use of violenceViolence for political ends and includes any use of violenceViolence for the purpose of putting the public or any section of the public in fear.fear.”37”37 Dieser DefinitionDefinition folgendfolgend,, war ein Terrorist „„aa person who is or has been concerned in the commission or attempted commission of any act of terrorism or in directdirecting,ing, orgaorgan-n- ising or training persons for the purpose of terrorism.terrorism.”38”38 Alle Mitglieder der IRA, die sich aamm GefängniskonfliktGefangniskonflikt beteiligtenbeteiligten,, wurden unter ddieserieser Gesetzgebung verurteilt. Für den britischen Staat waren die Gefangenen somit Terroristen, die terroristische StraftStrafta-a- ten oderoder,, wie es im Rechtsenglisch heißtheißt,, „scheduled offencesoffences“39“39 begangen hatten, zu denen u. a. Bombenanschläge, Waffenbesitz und die Störung öffentlicher Ordnung zähzähl-l- 40 ten.

Die Dissertation übernimmt diesen Begriff nicht einfach oder verwendet ihn in einem pejorativen Sinne, sondern stellt ihn in Gegensatz zur Eigenbeschreibung der Häftlinge, die sich als politische Gefangene sehen.sehen.4141 Die Begriffe Terrorismus und Terrorist sind der eine zentrale Bestandteil zum Verständnis des GefängnisGefangniskonkonfliktes.fliktes. Die QuellenbQuellenbe-e- griffe können jedoch nur analytisch nutzbar gemacht werden, wenn sie in einen FoFor-r- schungskontext eingebettet werden. Diesen Forschungskontext liefert die TerrorismuTerrorismus—s- forschung. Mir ist bewusst, dass die akademische TerrorismusforschuTerrorismusforschungng noch vor

Schwierigkeiten, insbesondere im Bereich der Terrorismusdefinition,Terrorismusdefinition, steht. Ich stimme

37 Northern Ireland (Emergency(Emergency Provisions Act), 1978, Section 31. 38 Ebd. 39 Ebd. 40 Northern Ireland (Emergency Provisions Act), 1978, Section 31. 41 41 Siehe hierzu etwa die Stellungnahme der Gefangenen zu Beginn des zweiten Hungerstreiks am 1. März 1981: „We, the Republican POWs inin the HH-Blocks-Blocks of Long Kesh, and our comrades in Armagh prison, are entitled to and hereby demand political status, and we reject today, as we have consistently rejectedrejected every day since September 14th, 1976, when the began, the British gogovern-vern- ment's attempted criminalisation of ourselves and our struggle.”,struggle."‚ accessed via: http://www.hungerstrikes.org/81statement_start.htmlhttp://www.hungerstrikes.org/8lstatement_start.htm| (08.04.2015, 17:14). 15 aber der Meinung von Klaus WeinhWeinhauerauer und Jörg Requate zu: „Wenn„Wenngleichgleich es nach wie vor schwierig istist,‚ Terrorismus so zu definieren,definieren, dass der Begriff analytisch problemlos verwendbar ist, gewinnt es derzeit immer mehr an Plausibilität, Terrorismus als eine Form von Gewalt zu verstehen, die über ZerstörungsZerstörungs—- bzw. Tötungsabsicht hinaus mit der Gewalt Botschaften aussenden und eine möglichst große Aufmerksamkeit errerreicheneichen möchte.möchte.“42“42 An diese Erkenntnis knüpft auch Peter Waldmann, einer der führenden deudeut-t- schen Terrorismusforscher an: „„TerrorismusTerrorismus und die Protagonisten dieser FFormorm der Gewalt, die TerroristenTerroristen,, gelten vielen als Inbegriff des Unbegreiflichen,Unbegreiflichen, kaum FassbFassba-a- rren,en, Unbegreiflichen.Unbegreiflichen. Diese Ansicht hat eine gewisse Bestätigung durch einen Klassiker der Terrorismusforschung, Walter Laqueur, erfahren, der seinerzeit behauptete, terroriterroris-s- tische Gruppen könnten sich überall und jederzeit jederzeit bildenbilden.. IIhrehre Ursachen und EntstEntste-e- hungsbedingungen erforschen zu wollenwollen,, sei sinnlos. In letzter Konsequenz läuft seine Abhandlung auf die bloße Beschreibung des Phänomens Terrorismus und den VerziVerzichtcht auf dessen Erklärung hinaus.“hinaus.“4343 Ich stimme Waldmanns Kritik an Laqueur zu und sehe die Notwendigkeit,Notwendigkeit, gerade die Entstehung und das Fortleben terroristischer OrganisatOrganisati—i- onen zu untersuchen, zu beschreiben und zu erklären. Das Problem bei einer solchen forscherischen Unternehmung ist jedoch,jedoch, dass ddieie BegriffBegriffee Terrorismus und terroristterroristi—i- sche OrganiOrganisation,sation, wenn sie außerhalb eines konkreten Bezugs und Zeitrahmens vever-r- wendet werdenwerden,, der Beliebigkeit und dem Verfall zum Schlagwort in polemischen DDe-e- batten ausgesetzt sind. Das Bonmot „„OneOne man’s terrorist is another man’s freedom fighterfighter“44“44 ist hierfür ein sprechender BeweisBeweis.. Dennoch kann die Forschung zum Thema Terrorismus für meine Dissertation einige wichtige Theorien und RationalisierungskoRationalisierungskon—n- zepzeptete liefern. Zudem ermöglicht die Einbettung der Dissertation in die TerrorismusfoTerrorismusfor-r- schung eine MöglichkeitMöglichkeit,, die Frage nach transnationalen KonzepKonzeptenten des GefängniskoGefängniskon-n- fliktes zu stellenstellen.. Die IRA steht mit ihrem Protest gegen die Haftbedingungen nicht aal-l- leine. Bereits vor dem Beginn des GefGefängniskonfliktesängniskonfliktes in Nordirland treten Häftlinge der Roten Armee Fraktion (RAF) ddreirei Mal in den Hungerstreik. Hierbei kommt es zu 45 einem Todesfall.Todesfall.45 Es ist also von InteresseInteresse,, auf einer MetaMeta-Ebene-Ebene die Frage zu stellen,

42 Klaus Weinhauer, Jörg Requate: Terrorismus als Kommunikationsprozess: Eskalation und Deeskalation politischer Gewalt in Europa seit dem 19 Jahrhundert, in: Klaus Weinhauer/Jörg Requate (Hg.)(Hg.):: Gewalt ohne Ausweg? Terrorismus als Kommunikationsprozess in Europa seit dem 19. Jahrhundert, FranFrank-k- furt/New York 2012, S. 11, imim Folgenden zitiert als: WeinhauerWeinhauer,, Requate: Terrorismus als KommunikatKommunikati-i- onsprozess. 43 43 Peter Waldmann: Terrorismus: Provokation der Macht, Hamburg 2011, 3. Auflage, S. 9, im Folgenden zitiert als: Waldmann Terrorismus. 44 Vicenti Burns, Kate Dempsey: Terrorism: A documentary and Reference GuGuide,ide, Westport 2005, S. 2. 45 Siehe hierzu: Peters: Tödlicher Irrtum,Irrtum, S.316, 317, 319. 16 ob die beiden Organisationen auf die eine oder andere Art und Weise voneinander gge-e- lernt haben oder aufeinander Bezug nanahmen.hmen. Zusätzlich bietet die Terrorismusforschung Einblicke in die Motive und in die HandlungsHandlungs-- und Wirkungserwartungen derjenigen, die unter der genannten Gesetzgebung als Terroristen verurteilt werden. Peter WalWald-d- manns DefinitionDefinition von Terrorismus ist dabei nicht weit entfernt von der DefinitDefinitionion der britischen Regierung: „„UnterUnter Terrorismus sind planmäßig vorbereitete, schockierende Gewaltanschläge aus dem Untergrund gegen eine ppolitischeolitische Ordnung zu verstehen. Sie sollen vor allem Unsicherheit und Schrecken veverbreiten,rbreiten, daneben aber auch Sympathie und Unterstützung erzeugen.erzeugen.4646 Ein Aspekt von Waldmanns TerrorismusdTerrorismusdeefinitionfinition findetfindet sich auch im Emergency Provisions Act wieder. InIndemdem er auf den UnsicherheitsUnsicherheits—- und

Schreckensfaktor der terroristischen Gewalt verweist, erweitert er den Fokus auf die SympathiefunkSympathiefunktiontion für potenzpotenzielleielle Anhänger. Peter Waldmann steht mit seinem Befund zum dualen Charakter terroristischer Gewalt nicht alleine. Herfried Münkler kommt zu einem ähnliähnlichenchen Befund: „„DassDass die Strategie des TerrorisTerrorismusmus weniger auf die unmittel-unmittel- baren physischen Folgen der Gewalt, die durch sie vverursachtenerursachten materiellen Schäden oder die Anzahl der Toten, den Zusammenbruch von VersorgungssystemVersorgungssystemenen usw. aab-b- zielt, sondern viel stärker auf die von den Anschlägen ausgehenden pspsychischenychischen EffekEffektete wie Furcht und Schrecken, aber auch Ermutigung und Hoffnung, ist den Analytikem Analytikern der Gewaltanwendungen bereits in den siebziger Jahren aufgefallen.aufgefallen.“47“47 Waldmann ppflichtetflichtet Münkler in seinem Befund bei und kommt zu dem Schluss, dass TerrorismTerrorismusus im WesentlichWesentlichenen eine Kommunikationsstrategie sei. „„DemDem Terroristen geht es weniger um den eigentlichen Zerstörungseffekt seiner Aktionen. Diese sind nur ein Mittel, ein SignalSignal,, um einer Vielzahl von Menschen etwas mitzuteilen. Terrorismus, das gilt fesfest-t- zuhaltenzuhalten,, ist primär eine Kommunikationsstrategie.Kommunikationsstrategie.“48“48 Waldmanns Befund und den konzeptuellekonzeptuellenn Rahmen, der damit verbunden ist, übernehme ich als eines der zentralen TheoriTheoriekonzepteekonzepte für die Dissertation. Die DefinitionDefinition von Terrorismus, so wie sie von WalWaldmanndmann vorgelegt worden ist, weisweistt fürfiir mich eine SSchwächechwäche aufauf.. Sie besteht darin, dass er sich mehr auf den Effekt terroristischer Gewalt konzentriert als auf die UmstäUmstän-n- dede,, aus denen diese Gewaltakte ausgeführt werdenwerden,, und den Status der Personen, die terroristische Gewalt ausüben. Die Terrorismusforschung hat sich bisher wenig mit den

46 46 Waldmann: Terrorismus, S. 14. 47 47 Herfried Münkler: Terrorismus als Kommunikationsstrategie. Die Botschaft des 11.11.September, September, in: InternationaleInternationale Politik (12/2001), S. 11, imim Folgenden zitiert als: Münkler: Terrorismus als KommunikatKommunikati-i- onsstrategie. 48 48 Waldmann: Terrorismus, S. 17. 17

StraftäternStraftätem beschäftigt, die unter AntiAnti-Terror-Gesetzgebungen-Terror-Gesetzgebungen als Terroristen verurverurteiltteilt worden sind. Dabei wirft die Beschäftigung mit diesem Personenkreis nicht nur eine Reihe von neuen und bisher noch nicht beantworteten Fragen aufauf,, sondern ermöglicht es, den bereits angesprochenen pejorativen und beliebigen Gebrauch des Wortes TerrTerro—o- rismus und Terrorist zu vermeiden. Einige dieser FrageFragenn sindsind:: WWieie gehen die VerurteiVerurteil-l- ten mit ihrer Strafe um?um? WWieie verhalten sie sich innerhalb der Gefängnismauern?Gefängnismauem? ErhaErhal—l- ten die unter Sondergesetzen wie dem Emergency Provisions Act verurteilten Straftäter einen SonderstatusSonderstatus?? WWerdenerden sie als gewöhnliche GefangenGefangenee behandelt oder unterliegt die Behandlung der Gefangenen politischen Fluktuationen? Allgemeiner formuliertformuliert:: WWasas geschieht mit denjenigen, die der Staat als Terroristen verurteilt und damit in seine GeGewaltwalt bringt? Hören sie aufauf,, eine Bedrohung für die staastaatlichetliche Ordnung zu sein? FFü—ü- gen sie sich dem Regime, dem sie unterworfen werden? Es stellt sich also die FrageFrage,, waswas mit Personen geschiehtgeschieht,, die als Terroristen verurteilt werden und ins Gefängnis überführtüberführt werden? Gerade die letzte Frage führtfiihrt zum Kern der Dissertation, nämlich der Frage des Wechselverhältnisses zwischen staatlichen BemühungenBemühungen,, Recht, Ordnung und Disziplin in der Gesellschaft wiederherzustellen, dem Widerstand der Häftlinge gegen ihre KlassifizierungKlassifizierung und die damit verbundenen DisziplinarmaßnDisziplinarrnaßnahmenahmen und dem WillenWillen,, die Ordnung zu destabilisieren. Schlussendlich zielen die Bemühungen beider Gruppen auf die BeeinflussungBeeinflussung einer Zielgruppe ab. Um die Bedeutung des HäftlingHäftlings—s- widerstandes zu begreifen, muss die Bedeutung des Gefängnisses als eine StrafStraf—- und Disziplinaranstalt geklärt werden. Das Gefängnis ist meiner EinschätEinschätzungzung nach nicht nur zentrales gesgesellschaftlichesellschaftliches Diskussionsthema in Nordirland, sondern auch ein wichtigerwichtiger Baustein in der britischen Sicherheitsarchitektur und gleichzeitig Symbol brbri—i- tischer Herrschaft. Diese subjektiven Aussagen müssen im Laufe der Dissertation mit Fakten unterlegt werdenwerden.. AAnn dieser Stelle wird zunächst auf die Bedeutung des GefänGefäng-g- nisses als StrafStraf-und-und Disziplinaranstalt eingegangen.

1.71.7 Die analytischen Werkzeuge zzumum Verständnis des Gefängniskonfliktes: FoucFoucault,ault, McEvoy, Feldman

Wenn man Gefängnisse als StrafStraf-- und Disziplinaranstalten versteht, kommt man um die Theorien von Michel FoucaulFoucaultt zu diesem Thema nicht herum. Wie bereits angedeutetangedeutet,, stellen die Individuen, die sich gegen die soziale Ordnung des Staates stellen und von ihm als Terroristen verurteilt werden, eineinee Abweichung von der Norm dar. Waldmann hat in seiner LaqueurLaqueur-Kritik-Kritik bereits auf die Unverständlichkeit des TerrorismusphänTerrorismusphäno-o- memensns hingewiesen. Foucault stellt diesen Befund als einen Entwicklungsprozess dar und 18 verknüpft die AbnormAbnorrnitätität mit der Bestrafung: „Replacing the adversary of the sovereign the social enemy was transformed into a deviant, who brought with him the multiple dadangernger of disorder, crime and madness. The carceral network linked, through innumerinnumera-a- 49 .- ble relations the two long multiple series of the punitive and the abnormal.abnorma1.”” FürFur Foucault besteht das GefängnisnetzwerkGefangnisnetzwerk jedoch nicht aus dem Gefängnis alleine, soson-n- dern aus einer RReiheeihe von Institutionen, die mitmiteinandereinander in Wechselwirkung stehen: „„In—In- carceration with iitsts mechanisms of surveillance and punishment functioned on the cocon-n- trary according to a principle of relative continuity. The continuity of the institutions themsethemselves,lves, which were linked to one another (public assistance with the orphanage, the reformatory, the penitentiary, the disciplinary battalion, the prison, the school with chari table society, the workshop, the alm house, the penitentiary convent , the workerworkers’s’ ees—s- tate with the hospital and the prison).””5050 Die wichtigste Funktion ddiesesieses GefängnisnetGefangnisnetz-z- werkes ist nach FoucaultFoucault,, die Akzeptanz des Bestrafungsmechanismus zu erhöhen und ihn aalsls legitim erscheinen zu lassen: „ But perhaps the most important effect of the carceral system and its extension well beyond legal imprisonment is that it succeeds in making the power to punish natural and legitimate in lowering the threshold of tolerance to penality. It tends to efface what may be exorbitant in the exercise of punishment.51punishment.51 Dieser Befund passt zu dem eingangs zitierten Emergency Provisions Act und unteunter-r- streicht die Bedeutung des GefängnissesGefangnisses auf zweierlei Art. Generell existieren im UUn—n- tersuchungszeitraum viele der von FoFoucaultucault genannten Disziplinarinstitutionen wie etwa das ArmenhauArmenhaus,s, das Zuchthaus oder das Strafbataillon nicht mehr. Das moderne GGe-e- fängnis, so wie es in dem Dissertationsprojekt beschrieben wird, übernimmt eine Reihe von Funktionen der genannten InstitutionInstitutionen.en. Der zweite Punkt bezieht sich spezifischspezifisch auf die Situation in Nordirland. Wie im Eingangskapitel zur gesellschaftlichen und strafrechtlichen Situation gezeigt wird, nahm eine Reihe von paramilitärischen OrganOrgani-i- sationen auf beiden Seiten der nordirischen Gesellschaft das Recht zur Disziplinierung und zur Bestrafung in die eigene Hand. Nach der Auflösung der nordirischen RegionaRegional-l- regierung und der Übernahme der Amtsgeschäfte durch die britische Regierung war es das primäre Ziel des neugegründeten Nordirlandministeriums, Nordirlandministeriums, Sicherheit, Recht und Ordnung und damit die Disziplinargewalt wiederherzustellen. Hierbei spieltespieltenn neben der Rechtsprechung die Gefängnisse eine zentrale Rolle. Aus den Ausführungen von

49 49 Michel Foucault: Discipline and Punish: The Birth of the Prison, New York 1977, S. 300, im Folgenden zitiert als: Foucault: The Birth of the PrisoPrison.n. 50 5° Foucault: The Birth ofofthe the Prison, S. 299. 51 51 Foucault: The Birth ofofthe the Prison, S. 301. 19

Foucault in Verbindung mit den gemachten Aussagen zu Nordirland Nordirland erklärt sich die Bedeutung des Gefängnisses fürfiir die britische Sicherheitsstrategie. Gleichzeitig muss und soll die DissertationDissertation,, da sie sich mit Gefängnisprotesten und deren Auswirkungen beschäftigt,beschäftigt, auch Kritik an dedemm Konzept von Foucault äußern. Die Hauptkritik geggegenen ddieie Foucaultsche Auffassung des Gefängnisses als StrafStraf-- und Disziplinaranstalt richrichtettet sich gegen die Annahme, dass die Überwachung in Gefängnissen in Form des bbentham—entham- scheschenn PanoptikumPanoptikumss allmächtig seisei.. Foucault beschreibt Benthams Panoptikum mit fofol—l- genden Worten: „We know the principle on which it was based: at the periphery an aan-n- nunularlar building; at the centre, a tower, this tower is pierced with wide windows that open onto the inner side of the rings, the peripheric buildings is divdividedided into cells each of which extends the wholeWhole width of the building, they have two windows, one on the iin—n- side, corresponding to the windowsWindows of the tower, the other on the outside, allows the light to cross the cell from one end to the other. All that is needed then, is to place a supervisor in the central tower and to shut up in each cell a madman, a patient, a cocon-n- 52 demned man.man.”” Er fährt fortfort,, den Effekt des bbenthamschenenthamschen Panopktikums zu beschreiben: „„HenceHence the major effect of the Panopticon: to induce a ststateate of conscious and permanent visibility that assures the aautomaticutomatic functioning of power. So to arrange things that the surveillance is permanent in its effects, even if it is discontinuous in its action; that the perfection of power should tend to render its actual exercise unnecessunnecess-- ary; that this architectural apparatus should be a machine for creating and sustaining a power relation independent of the person who exercises it; in short that the inmates should be caught up in a power situation of which they themselves are the bearers.bearers.“53“53 Es scheint, als habe BenthBenthamam das perfekte System geschaffen, dadass aufaufgrundgrund seiner ArchArchi-i- tektur keinerlei Wärter oder Aufseher benötigt. Das Gebäude an sich hält das System aufrecht und die Gefangenen befinden sich in einer Machtbeziehung, die sie selbst trtra—a- gen und dahedaherr ihr nicht entfliehenentfliehen können. Nach der Art und Weise, wie Foucault das Gefängnis schildertschildert,, scheinscheintt es fürfiir Gefangene kaum möglichmöglich,, gegen dieses System WWi—i- derstand zu leisten. Der Gefängniskonflikt und die kreatkreativeniven Widerstandspraktiken der Gefangenen beweisen, dass eine Sicherheitsarchitektur wie das Panoptikum fehlbar und vor alallemlem angreifbar ist. Meine Kritik an der Beschreibung des Panoptikums als InstrInstru-u- ment einer nahezu vollständigen Dominanz über die GefangGefangenenenen wird von Garland gge—e- teilt. „„GarlandGarland also has argued, in Foucault’s emphasis on the Panopticon in order to

52 52 Foucault: The Birth ofofthe the Prison, S. 200. 53 53 Foucault: The Birth ofofthe the Prison, S. 201. 20 explain the micro application of power, and in particular in his work on prisons, he aap-p- pears to hold out the possibility of near complete dominatidominationon whateverWhatever his later qualifqualifii-- cations.cations.“54“54 Sparks, Bottom und Hay kritisieren an Foucaults Arbeit zum Gefängnis, dass vor allem die amtliche und offizielleoffizielle Seite des Gefängnisses dargestellt wird und wenweni—i- ger die Seite derjenigen, die der Kontrolle ausgesetzt sind. Zudem liefere er kaum AAr-r- gumente um Widerstand, Subversion oder Veränderungen in der Struktur des GefänGefäng-g- nisses vorauszuahnen.vorauszuahnen.5555 Es ist aber gerade die Grundlage dieser DissertationDissertation,, sich mit denjenigen zu beschäftigen, die dieser Kontrolle ausgesetzt sind, ihre WiderstandsfoWiderstandsfor-r- men zu analysieren und deren Auswirkungen zu beschreiben.

1.81.8 Widerstand gegen das GefängnissystemGefängnissvstem als körperliches und theatrales Phänomen undund der Adressat des Widerstandes

Die bisherigen AusführungenAusfiihrungen haben sich primär mit der Bedeutung der TerrorismusfoTerrorismusfor—r- schung für diese Arbeit und der Eingrenzung und Einhegung der Begriffe Terrorismus und Terrorist beschäftigt. Zudem ist auf die britische Strategie für NordirlandNordirland eingegaeingegan-n- gen und die Bedeutung des Gefängnisses für diese Strategie erläutert worden. Kein Wort ist bis dato zu den Gefangenen und ihrem Protest geschrieben worden, außer über ihihrere nach aaußenußen formulierte Motivation für den WiderstandWiderstand.. AufgAufgrundrund der zweigezweigestalti-stalti- gen Natur von BotschaftenBotschaften,, muss in der Einleitung gefragt werden, ob sich die BoBot-t- schaft in der reinen AblehnunAblehnungg der KlassifizierungKlassifizierung erschöpft oder ob sich dahinter noch eine andere Botschaft verbirgt. Zudem muss auf die Art des Widerstandes und die AAus-us- wirkungen dieses Widerstandes auf die anvisierte Zielgruppe eingegangen werden. In Anlehnung an Brian JenkinsJenkins‘‘ berühmte DefinitionDefinition von Terrorismus als TheaterTheater56,56, bbe-e- haupte ichich:: DDerer Gefängnisprotest ist eine Form von Theater und ich beziehe mich auf Alan Feldman, nach dessen Meinung das Gefängnis von den IRAIRA—Häftlingen-Häftlingen in ein Theater der politischen Allegorie umgebaut wurde.wurde.5757 Er findetfindet auf einer bestimmten Bühne statt, folgt einer Dramaturgie und ist auf ein bestimmtes Publikum ausgerichtet. Der GefänGefängnisprotestgnisprotest kann somit als eine dramatische Inszenierung verstanden werden, die in der Dissertation vor allem auf ihre performativen und kommunikativen Aspekte hin unteruntersuchtsucht wird. Im Mittelpunkt der Inszenierung steht der Körper der Gefangenen,

54 Kieran McEvoy: Paramilitary imprisonment in Northern Ireland: Resistance, Management and Release, Oxford 2001, S. 36, im Folgenden zitiert als: McEvoy: Paramilitary imprisonment. 55 Ebd. 56 56 Brian Jenkins: International Terrorism: A New Kind Of Warfare, Rand Papers, Series 1974, accessed via: https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/papers/2008/P5261.pdf (11.04.2015, 11:04). 57 Allen Feldman: Formation of Violence The Narrative of the Body and Political Terror in Northern IrIre-e- land,land, Chicago 1991, S.148, imim FolFolgendengenden zitiert als: Feldman: Formation of Violence. 21 der Träger von Botschaften und sowohl Objekt als auch Subjekt von Gewalt ist. Der Körper der Gefangenen ist einerseits Opfer dessendessen,, was Foucault das Maßlose der BBe-e- strafung nennt,nennt,5858 andererseits üben die Gefangenen, wie gezeigt wird, auch Gewalt gge-e- gen den eigenen KörKörperper aus, inindemdem sie ihm Nahrung entziehen und ihn unhygienischen Verhältnissen aussetzen. Aus diesen knappen Ausführungen wird die Bedeutung des Körpers fürfur den Protest und die Körperlichkeit der Botschaft der Gefangenen deutlich. Zur Bedeutung des Körpers im BestrafungsBestrafungs-- und Disziplinarsystem schreibt Foucault: „But we can surely accept the general proposition that in our societies the system of punishments are to be situated in a certain ‘political‘political economy’ of the body: even if they do not make use of violviolentent or bloody punishment,punishment, even when they use ‘lenient’‘lenient’ methods involving confinementconfinement or correction, it is always the body that is at issue, the body and its forcesforces,, their utility and their docility, their distribution and their submission.submission.”59”59 Doch es ist nicht nur die Annahme, dass Bestrafung körperliche Form annimmt und sich auf den Körper auswirkt, sondern auch die symbolgebende Kraft des Körpers und seine politische RolleRolle:: „„ButBut the body is also involved in a political field;field; power relation have an immeimmediatediate hold on it; they invest it, mark it train it, torture it, force it to carry out tasks, to perform perform ceremonies to emit signs.signs.6060 Auf diese Machtausübung reagieren die Gefangenen mit dem Entzug des Körpers, zuerst mit der WeigerungWeigerung,, die AnstaltskleAnstaltsklei-i- dung zzuu tragen, dann mit dem Entzug des Körpers aus der permanenten Überwachung durch die Schaffung eines Freiraums mithmithilfeilfe der Verdreckung der Zellen und schlieschließ—ß- lich durch dedenn Entzug des Körpers aus dem System durch Hungerstreiks. Gerade die Körperlichkeit ist fürfur das Verständnis des nordirischen KonfliktesKonfliktes von großer BedeBedeu-u- tung, wie Feldman bemerkbemerkt:t: „„RelationsRelations of antagonism are mechanisms of ideological reproduction, but they also carve out autonomous material spheres of effect and affect that diverge from formformalal political rationalities. In NorthemNorthern Ireland this sphere of mama-- terial counterrationality is engendered in violenceViolence and the body. Republican, Loyalists, and state violenceViolence have fused into an enclosed sphere of cognition, exchange and sysym—m- biotic representarepresentation.tion. Political violence is no longer fully anchored in ideological codes and conditions external to the situation of enactment and transaction.transaction.“61“61 Politische GGe-e- walt, wie sie von allen Seiten ausgeübt wirdwird,, ist damit im Wesentlichen ein Schauspiel, das von der Übertragung von Botschaften lebt. Feldman, der sich in seinem Buch ganz

58 58 Foucault: Discipline and Punish, S. 301. 59 59 Foucault: Disclipne and Punish, S. 25. 606° Ebd. 61 61 Feldman: Formation of Violence, S. 4. 22 auf die körperlichen Aspekte der Gewalt konzentriert, vernachlässigt die MobilisiMobilisie—e- rungseffekte des körperlichen Protestes und die AußenwAußenwirkungirkung körperlichen Protestes. Im Gegensatz zu den Anschlägen der IRA außerhalb des GefäGefängnissesngnisses ist die Gewalt der IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge vor allem eine Form der autotelischen Gewalt und damit auf sich selbst gerichtet. Dies ist wichtig zu bedenken in Bezug auf die Wahrnehmung der GGe-e- fangenen und in Bezug auf die Botschaft, die sie aussaussenden.enden. Die Bedeutung von GGe-e- fängnissen für die britische Sicherheitsstrategie und die Machtausübung aaufuf die Körper der IInhaftiertennhaftierten bzw. der Widerstand gegen diese Machtausübung sind ausreichend dadar-r- gestellt und in den analytisanalytischenchen Kontext der britischen SicherSicherheitsstrategieheitsstrategie gestellt wowor—r- den. Es stellt sich aber die Frage, welche weitergehendeweitergehendenn Ziele hat der körperliche PrPro-o- test gegen die Inhaftierung und das Gefängnissystem. Welche Botschaften werden auaus-s- gesgesandtandt und warum ist dies von Interesse für die Beschäftigung mit den katholischen

KleriKlerikern?kern?

„Die üblichen Fragen, mit denen Kommunikationswissenschaftler eine Botschaft enent-t- schlüsselnschlüsseln,, lauten: Wer sendet an wenwen,, waswas,, in welcher Form, auf welchem WegWeg,, mit welchem Erfolg?Erfolg?“62“62 Diese EEinleitunginleitung von Peter Waldmann hilfthilft,, den körperlichen PrPro-o- test der Gefangenen zu verstehen. Grundvoraussetzung zum Verständnis des Protestes bildet für Waldmann die AuflösungAuflösung eines dichotomischen FreundFreund-Feind-Bildes.-Feind-Bildes. AAnn seine Stelle trittrittt eine DreieckskonsteDreieckskonstellation.llation. „„DaDa es sich um eine kommunikative, keine militärische Strategie handelt, setzt Terrorismus eine Dreieckskonstellation. Hier stehen sich nicht zwei KonfliktparteienKonfliktparteien gegenüber, die sich wechselseitig einen maximalen Schaden zuzufügenzuzufiigen trachten, die GGewaltopferewaltopfer terroristischer Anschläge sind vielmehr in aller Regel nur ein Mittel, um einem breiteren Publikum etwas mitzuteilen. Sie werden benutzt,benutzt, um Zeichen zu setzen, wachzurütteln, auf das Anliegen der Gewaltaktivisten aufmerksam zu machen.machen.“63“63 Gleiches gilt auch für den Widerstand der Gefangenen und deren autotelische GewaltGewalt.. IIhrhr eigener Tod verbreitet dabei Botschaften. Für Waldmann ist eine weitere wichtige Funktion das Vorhandensein einer Sensationsgeschichte, didiee von Medien aufgegriffen wird.wird.6464 Hier kann man Waldmann widersprechen und sollte es auch. Es ist erst einmal wichtig, dass es für die Botschaft einen EmpfängerkEmpfängerkreisreis gibt, bzw. Personen, die bereit sindsind,, die Botschaft, so wie sie sie verstehenverstehen,, an die ÖffenÖffent—t-

62 62 Peter Waldmann: Thesen: Terrorismus und Kommunikation, in: Klaus WeinhaWeinhauer,uer, Jörg Requate (Hg.): Gewalt ohne Ausweg? Terrorismus als Kommunikationsprozess in Europa seit dem 19. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2012, S. 49, im Folgenden zitiert als: Waldmann: Terrorismus und Kommunikation. 63 Ebd. 646“ Ebd. 23 lichkeit zu tragen. Damit die BotschaBotschaftft überhaupt verstanden wird, muss von ihr eineinee SymbolSymbolwirkungwirkung ausgehen.ausgehen.6565 Mit anderen WortenWorten,, sie muss von Feinden, Anhängern und breiter Öffentlichkeit auf die eine oder andandereere Art und Weise deutbar sein.sein.6666 Die Körper der Gefangenen eigenen sich angesichts der gemachten Ausführungen hervorrhervorra-a- gend als Studienmaterial für den kommunikativen Austausch zwischen Anhängern und ÖffentlichkeitÖffentlichkeit.. Bevor die Botschaft der IRAIRA-Gefangenen-Gefangenen dargestellt werden kann, muss auf das Publikum der Botschaft eingegangenen und die UnUnterscheidungterscheidung zwischen AAn-n- hängern und Öffentlichkeit genauer untersucht werden. Der Klerus, der in dieser DisseDisser-r- tation als primäres Untersuchungsobjekt dient, kann nämlich weder klar zu der KategKatego-o- rie der zu mobilisierendemobilisierendenn Öffentlichkeit noch zu der der AnhäAnhängerschaftngerschaft der IRA gge—e- zählt werwerden.den. Stefan Malthaner hat für das Unterstützungsmilieu derjenigen Gruppen, die als terroristisch klassifiziert wurden, eine griffigegriffige Formel gefunden. Er spricht von radikalen Milieus. „Mit dem Konzept der radikalen Milieus solsollenlen das Verhältnis und die Interaktionsmuster zwischen terroristischen Gruppen und ihrer sozialen UnterstüUnterstüt-t- zungsbasis ins Zentrum gerückt werden. Der Begriff des Milieus ist dabei im Sinne eei-i- nes konkreten sozialen Umfelds zu vverstehen,erstehen, innerhalb dessen die Gewaltgruppe angange-e- siedelt ist, dessen ErfahrungsErfahrungs-- und Orientierungsmuster sie teilen und in dessen Netz-Netz- werke und Lebenswelten sie zumindest partiell eingebunden sind. Unser Verständnis des Begriffs hat wenig mit seiner in den deutschen Sozialwissenschaften verbreiteverbreitetenten Verwendung als EinstellungsEinstellungs-- und Lebenskategorie gemein (etwa im Sinne der SINUSSINUS-- Milieus). Er bezieht sich vielmehr auf einen konkreten Beziehungszusammenhang von Personen, die miteinander interagieren und Vorstellungen kollektiver Identitäten entwentwi-i- ckeln.ckeln.“67“67 Die Bezugsgruppe der Gefangenen ist im engeren Sinne deren Familien und im weiteren Sinne die katholische Bevölkerung, insbesondere die katholischen ArbeArbei-i- termitermilieuslieus in Nordirland. Dabei stehen die Bezugsgruppen und die Gefangenen in einem ambivalenten Verhältnis. Für Malthaner und Waldmann besteht die Bedeutung der radradi—i- kalen MiliMilieuseus „„inin der komplexen und mitunter ambivalenten Beziehung zwischen der Gruppe und ihrem Umfeld, das ihre Struktur und Verhaltensweisen prägt.“68prägt.“68

65 65 Waldmann: Terrorismus und Kommunikation, S. 49. 66 66 Waldmann: Terrorismus und Kommunikation, S. 51. 67 67 Stefan Malthaner, Peter Waldmann: Radikale Milieus: Das soziale Umfeld terroristischer Gruppen, in: Stefan Malthaner, Peter Waldmann (Hg.): Radikale Milieus: Das soziale Umfeld terroterroristischerristischer Gruppen, Frankfurt 2012, S. 19, im Folgenden zitiert als: Malthaner, Waldmann: Radikale Milieus. 68 68 Malthaner, Waldmann: Radikale Milieus, S. 12. 24

Das gemeinsgemeinsameame Weltverständnis und die identitätsstiftende Verbindung, die die GGe-e- fangenen und die radikalen Milieus eint, ist das EmpfindenEmpfinden,, Opfer zu sein, zuerst des unionistischen Staates und spspäteräter der britischen Regierung. Diese Opferidentität speist sich vor allallemem aus der Gewalterfahrung innerhalb einer breiteren sozialen Bewegung. Malthaner und Waldmann untermauern diese These mit Verweisen auf ForschungslitForschungslite-e- ratur zum LinksterrLinksterrorismusorismus und Islamismus. „„StudienStudien zur Roten Armee Fraktion und den italienischen BrigatBrigatee Rossi etwa beschreiben die Entwicklung der Gewaltgruppen aus radikalen Strömungen und Subkulturen innerhalb der breiteren sozialen Bewegung und als Resultat von Auseinandersetzungen mit der Polizei und politischen Gegnern.Gegnern.“69“69 Eine ähnliche Entwicklung kankannn auch fürfiir die IRA und den KonfliktKonflikt in Nordirland kokon—n- statiert werden, jedoch entsteht die IRA nicht aus radikalen Strömungen und SubkultSubkultu-u- ren, sondern als Antwort auf die zusammenbrechende Bürgerrechtsbewegung und die Übergriffe protestantischer Mobs auf kakatholischetholische Stadtviertel.Stadtviertel.7070 Zudem verstärkten die massenhafte InternierungIntemierung von Katholiken im Jahre 19711971 und der Blutsonntag von DeDer-r- 71 ry, an dem 14l4 katholische Zivilisten ums LLebeneben kamen,kamen,71 diesen Eindruck. Aus diesem GefühlGefuhl des Opferseins und der Konstruktion dedess Opfers innerhalb des GefängnisproteGefängnisprotes-s- tes lässt sich die soziosozio-politische-politische Durchschlagskraft der Proteste, insbesondere der HuHun-n- gerstreiksgerstreiks,, erklären. George Sweeney schreibt hierzu: „Althoug it can be demonstrated that the phenomenon of hunger striking is widelywidely used as a means of political protest, particular so within the last twentytwenty-five-five years, it is equally valid to suggest that the huhun—n- ger strike is an integral part of Irish history and mythology. Thus for the Irish, especially the northernnorthem Catholic repubrepublicans,licans, the hunger strike linked as it is to religioreligio—political-political marmartyrdomtyrdom and the Irish heroesheroes,, is as another means possibly a weapon of last resort of those nurturing a sense of oppression and frustrated in their attempts to resist.resist.”72”72 Auch wenn der letzte Satz von SweenSweeneyey in der Dissertation intensiv debattiert und kritisch beleuchtet werden muss, kann ich dem restlichen Statement folgen und hebe die ideolideolo-o- gische AufladungAufladung des Todes der Gefangenen im HungerstHungerstreikreik noch einmal herhervorvor und verweise darauf, dass ohne ein Verständnis der republikanischen Ideologie und der

69 69 Malthaner, Waldmann: Radikale Milieus, S. 14. 70 Für die Entwicklung in Nordirland siehe insbesondeinsbesondere:re: NíallNiall ÓÖ Dochartaigh: From Civil Rights to ArmArma-a- lits:lits: Derry and the Birth ofofthe the IrishIrish Troubles, Cork 1997,1997, Peter Rose: How the Troubles Came to Northern Ireland, London 2000. Für die Übergriffe des protestantischen Mobs siehe: Richard English: Armed StStruggle:ruggle: The History of the IRA,IRA, Oxford 2004, S. 134, im Folgenden zitiert als English: Armed Struggle. 71 71 English: Armed Struggle, S. 141. 72 George Sweeney: Irish Hunger Strikes and the cult of selfself-sacrifice,-sacrifice, in: Journal of Contemporary History, Vol. 28, No. 3, 1998, S. 421, im Folgenden zitiert als: Sweeney: Irish Hunger Strikes. 25

Konstruktion der Opfergemeinschaft zwischen Gefangenen, Familien und katholischer Gemeinde die GefängnisproteGefängnisprotesteste in ihren Auswirkungen auf die katholischen Kleriker und die nordirische GesellschaGesellschaftft nicht verständlich wärewären.n.

1.91.9 Aufbau der Arbeit

Nachdem die Quellenlage, die theoretische GGrundlegung,rundlegung, der Personenkreis sowie der republikanische Widerstand erörtert worden sind, möchte ich zum Schluss der EinleEinlei-i- tung kurz und knapp auf den Aufbau der Arbeit eingehen. Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel, die sichsich,, mit Ausnahme von Kapitel zwei, das in den Gefängniskonflikt einführt, mit dem Engagement einzelner Kleriker beschäftigen. Die Arbeit ist damit personenbezogen aufgebaut, benutzt jedoch die Chronologie der Ereignisse als Rahmen. Zunächst führe ich in den Wandel der britischen SicheSicherheitspolitikrheitspolitik ein, um dann den Protest der republikanischen Häftlinge zu beschreiben. Gefolgt wird dies von der SkiSkiz-z- zierung des Dialoges zwischen Klerikern und britischer Regierung. Dann folgt der erste Hungerstreik und das Eingreifen von Brendan Meagher, um dann den zweiten HungeHunger-r- streik in zwei separaten Kapiteln zu beleuchtenbeleuchten.. HHierbeiierbei werden insbesondere der EiEin-n- griff des Vatikans, die Selbstmorddebatte und das Einwirken von Klerikern auf die FFa-a- milien der Gefangenen beschrieben. Abschließend werden die verschiedenen Fäden in einem Fazit zusammengezusammengefasstfasst und gganzheitlichanzheitlich betrachtet.

2 Der Wandel der britischen Sicherheitspolitik und der Protest gegen die Normalisierungsstrategie bis zum Dreckstreik

2.1 Vom Militär zum Polizeiprimat: Die Verrechtlichung des Nordirlandkonfliktes

Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über die Entwicklung der britischen SicheSicher-r- heitsstrategie von Beginn der InternierungsmaIntemierungsmaßnahmenßnahmen im August 19711971 bis zur AAb-b- schaffung des „Special Category Status“. Ebenso thematisiert es den initialen Protest der republikanischen Häftlinge gegen die Abschaffung des Status. Die Ereignisse wewer—r- den chrchronologischonologisch dargestellt unter dedenn FragestellungFragestellungen:en: WWieie verändert sich die britbriti-i- sche SicherheitsstrategieSicherheitsstrategie?? WWelcheelche Faktoren beebeeininflussenflussen sie? Wie leisten die republikrepublika-a- nischen Gefangenen gegegengen diese Maßnahmen WiderstWiderstand?and? WWieie reagierten katholische Kleriker auf die Verrechtlichungsmaßnahmen unundd den WiderstaWiderstandnd der Häftlinge?

26

2.1.1 Die InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen,, der Blutsonntag von Derry und die Gewährung des Special Category Status

Um den Wandel der britischen SiSicherheitsstrategiecherheitsstrategie zu erkennen und zu erklären, ist es notwendignotwendig,, einen Blick auf den Beginn des NordirlandkonNordirlandkonfliktesfliktes und die Maßnahmen der nordirischen Regierung zur Herstellung vvonon Recht und Ordnung zu werfen.

Die Sicherheitsmaßnahmen, die der nordirische Premierminister Brian Faulkner im Sommer 1971197l zur WiederherstelWiederherstellunglung der öffentlichen Ordnung ergriff, waren das ResuResul-l- tat eines zu spät begonnenbegonnenenen Reformprozesses, der von der katholischen Bevölkerung als unzureichend und von der protestantischen Bevölkerungsmehrheit als zu weitreweitrei-i- chend angesehen wurde. Seit Gründung NordirlandsNordirlands im Jahre 19201920 herrschte ein soziosozio-- ökonomisches Ungleichgewicht zwischen der protestantischen Bevölkerungsmehrheit und der katholischen Minderheit. Zentrale und gut bezahlte Positionen in Staat und Wirtschaft wurden von Protestanten besetzt, währwährendend Katholiken die niedrigeren und 73 schlechter bezahlten Stellen besetzten.besetzten.73 Hinzu kam, dass das Wahlrecht ebenfalls zu Ungunsten der katholischen Bevölkerungsminderheit ausgelegt war. Durch die ManipManipu-u- 74 - lation von Wahlbezirksgrenzen, dem sogenannten „Gerryman„Gerrymanderingdering“ ,, wurde vonsvonsei-ei- ten der nordirischen Regierung sichergestellt, dass eine protestantischprotestantisch-unionistische-unionistische Parlamentsmehrheit existierte. Zusätzlich zu der Manipulation von WahlbezirksgrenzenWahlbezirksgrenzen,, besaß das nordirische Wahlrecht eine Besitzqualifikation. Lediglich Hausbesitzer besbesa-a- ßen das WahlrechtWahlrecht7575 .‚HierausHieraus ergab sich ein Teufelskreis. Die Bezirksregierungen wuwur-r- den von den Protestanten dominiertdominiert.. DDieseiese Behörden bevorzugten wiederum ProtestaProtestan-n- ten bebeii der HäuserHäuser-- und Wohnungsvergabe. Dies wiederum garantierte eine protestanti-protestanti- sche Bezirksregierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg, bedingbedingtt durch die Reformen der LabourLabour-Regierung,-Regierung, die den britischen Bürgern freien und kostenlosen Zugang zu BiBil-l- dungseinrichtungdungseinrichtungenen und ein staatlich finanziertesfinanziertes Gesundheitssystem zur Verfügung stelltestellte,76,76 verbesserte sich die Lage der katholischen Bevölkerung und es entstand ein Unrechtsbewusstsein. Dieses führte zur Gründung der Northern Ireland Civil Rights Association (NICRA), zu deren zentralen Forderungen die Abschaffung der DiskrimDiskrimi-i- nierung bei der Wohnraumvergabe und die Abänderung des Wahlrechts gehörte. HieHier-r-

73 73 Michael Maurer: Kleine Geschichte Irlands, Stuttgart 2003, S. 289, im Folgenden zitiert als: Maurer: Geschichte Irlands. 74 Ebd. 75 Ebd. 76 Thomas Hennessey: A History of Northern IrelandIreland 19201920-1996,-1996, London 19971997,, S. 96, imim Folgenden zitiert als: Hennessey: Northern Ireland. 27 bei wurde die NICRA auch von KlerikernKlerikem unterstütztunterstützt.77.77 Ab den späten 1960er1960er Jahren kam es zu zahlreichen BürgerrechtsmärscBürgerrechtsmärschen,hen, von denen viele von der Polizei und ihrer paramilitärischen HiHilfsorganisation,lfsorganisation, den BB-Specials,-Specials, attackierattackiertt wurden.wurden.7878 Das Gemisch aus dem Empfinden,Empfinden, dass berechtigteberechtigte Ansprüche verwehrt wurden auf der katholischen Seite und auf der protestantischen SeiteSeite,, die Bürgerrechtsmärsche als Angriff auf den Staat zu betrachten,betrachten,7979 explodierte im Sommer 1969.1969. Nach einer Parade der „ Apprentice Boys“ kam es in Derry zu schweren Ausschreitungen und Straßenschlachten zwischen Protestanten und KatholikenKatholiken.. DDieie Unruhen breibreitetenteten sich auf die gesamte Provinz aus und führten zu Plünderungen und zum Rückzug der Polizei aus einigen Stadtteilen in Derry.Derry.8080 Priester wie Edward Daly bemühten sich um Vermittlung zwischen der BevöBevöl-l- kekerungrung und der Polizei.Polizei.8181 Die Tumulte und gegenseitige Vertreibungen dehnten sich auf andere nordirische Städte aus. Dies führte schließlich zur Entscheidung der britischen RegierungRegierung,, ddieie beiden KonfliktparteienKonfliktparteien mithmithilfeilfe der britischen Armee zu trennen, um hierdurch Recht und Ordnung wiederherzustellen und der RUC und den BB—Specials-Specials das Gewaltmonopol zu entziehen.entziehen.8282 Jedoch kam es weiterhin zu Angriffen des protestanti-protestanti- 83 schen Mobs auf katholische Enklaven, die zum WWiedererstarkeniedererstarken der IRA führten.führten.83 Die IRA attackierte in der Folge zunehmend britische MilitäreinheiteMilitäreinheitenn und provozierte hiehier-r- durch harsche Gegenreaktionen, die das Klima zwischen katholischer Bevölkerung und britischer Armee, das anfangs durchaus positiv war, zusehends verschlechterten. In didie-e- sem Klima der Gewalt schienen ZugestäZugeständnissendnisse und Reformen sseitenseitens der nordirischen Regierung und der Verzicht auf Gewalt seitens der katholischkatholisch—nationalistischen-nationalistischen BevöBevöl—l- kerung kaum möglich. Ohne Sicherheit konnte es keine Reform geben und ohne Reform war die öffentliche Sicherheit in Nordirland nicht zu gewährleisten. WelWelcheche MaßnaMaßnah-h- men zur Wiederherstellung der Sicherheit durchgeführtdurchgefiihrt wurden, oblag dem nordirischen Parlament, das sich dabei der kritischen Beobachtung der britischen RegieRegierungrung sisichercher sein konnte. Das nordirische Parlament musste keine neue Gesetzgebung schaffschaffen,en, soson-n- dern griff auf SSondervollmachtenondervollmachten zurück, von denen es schon seit den 1920er1920er Jahren immer wieder Gebrauch gemacht hatte. Der „„SpecialSpecial Powers Act“Act“ ermöglichte es der unionistischen RegierungRegierung,, demokratische Grundrechte wie ddieie PressePresse—- und VersamVersamm-m-

77 Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche, S. 81. 78 Ebd. 79 79 McKittrick, McVea: Making Sense of the Troubles, S. 4141.. 80 80 Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche, S. 82. 81 81 McElroy: Catholic Church and Northern Ireland CrisisCrisis,, S. 14. 82 82 Maurer: Geschichte Irlands, S. 298. 83 83 English: Armed Struggle, S. 134. 28 lungsfreilungsfreiheitheit temporär außer Kraft zu setzen.setzen.8484 Brian Faulkner entschloss sichsich,, neben dem Verbot von MärschenMärschen,, auch auf die InternierungIntemierung von potenziellenpotenziellen IRAIRA—Mitgliedem-Mitgliedern zu setzen.

Die Einführung von Internierungsmaßnahmen ohne ordentliche Strafverfahren wuwurderde nicht erst im August 19711971 zwischen der nordirischen und britischen Regierung diskdisku—u- tiert, sondern bereits im Juli des Jahres schien die nordirische Regierung bereitbereit,, eine solche Maßnahme zu ergreifen. Anfang August des Jahres reiste Faulkner nach LondonLondon,, um die Einführung der Maßnahme zu diskutieren. In einem Schreiben an den irischen Taoiseach (Premierminister) JackJack Lynch beschrieb der britische Premier Edward Heath das Gespräch mit Brian Faulkner: „When Faulkner came to London last week, he told us thathatt he had come to the conclusion that internment was now the right and inevitable course. The latest series of acts of terrorism by the IRA and their recent declarations of their intention to continue and even escalate that campaign have made it essential ttoo take this action however abhorrent, in order to prevent the undermining of economic and social stability in Northern Ireland. In purely military terms, seeking to contain this deteriorating situation by means employed hitherto would have meant at best a long haul. Faulkner’s judgement was that the consequences of that for the community would be worse than the consequences of what is now proposed.”85proposed.”85 In einem RadioiRadiointerviewnterview mit BBC4 am 1111.. August erklärte Brian Faulkner einem UK-WeitenUK-weiten Publikum, welche Ziele die Internierungsmaßnahmen fürfiir ihn hatten und welche ZiZieleele sie bereits erfüllt hatten: „„IntemmentInternment I think has been responsible for bringing the gunmen into the front, instead of them hiding behind and doing their explosives and their other dirty worworkk they have been brought out now in direct confrontation with the security authorities and if there are gunmen around this is the only way to deal with them.”them.”8686

Am 99.. August 19711971 begannen die Internierungsmaßnahmen unter dem Codenamen 87 „„OperationOperation Demetrius“. Mit einer Liste, die insgesamt 452 Namen umfassteumfasste87,, drangen Polizei und Militär in katholische Wohnbezirke im ganzen Land ein. 345 Personen wuwur-r-

84 Für die Funktionen des Special PowerPowerss Act siehe: LauraLaura K.K. Donohue: Regulating Northern Ireland: The Special Powers Act 19221922—1972,-1972, in: The Historical Journal, Vol. 41, No.4 ((Dec.Dec. 1998), S. 10891089-1120-1120 inin der Folge zitiert als: Donohue: Special Powers Act. 85 85 TNA ROI: DFA 2003/17/304 Message from Heath to Lynch 9.8.1971, S .3, im Folgenden zitiert als DFA 2003/17/304 Heath Lynch. 86 86 TNA ROI: DFA 2001/43/1436 Transcript of Interview with the Northern Ireland Prime Minister, Mr. Brian Faulkner, On Radio BBC Four, 11 August 1971, S. 1 , im Folgenden zitiert als: DFA 2001/43/1436 InterviewInterview with Brian Faulkner. 87 87 Gordon Gillespie: Art. Internment, in: The A to Z ofofthe the Northern Ireland Conflict, Plymouth 2008, S. 132, im Folgenden zitiert als: Gillespie: Art. InternmInternment.ent. 29 den festgenommen und in provisorische Lage gesperrt.gesperrt.8888 Auf den ersten Blick schienen die Maßnahmen ein Erfolg zu sein. Die britische Regierung vermerkte in einer KabKabi-i- nettssitzung am 1616 August: „„TheThe arrests had achieved a large measure of success, and about half the leaders of the Irish Republican Army had been apprehended.apprehended.”89”89 Diese Angaben wurden am selben Tag von , dem SStabscheftabschef der IRA, öffentlich iin-n- ffragerage gestellt. Er behauptete, dass es der britischen Armee und der nordirischen Polizei lediglich gelungen seisei,, 30 Mitglieder der IRA zu verhaften.verhaften.9090 Beide Zahlen lassen sich nicht belegen, jedoch lässt sich belbelegen,egen, dass 105105 derjenigen MännerMänner,, die verhaftet wowor—r- den warenwaren,, wiederwieder freigelassen werden mussten.mussten.9191 William Faulkners HoffnungHoffnung,, die

Attentäter aus den katholischen Gemeinden herausholen zu könnenkönnen,, hatte sich offeoffen-n- sichtlich nicht erfüllt. Die Zahl von 105105 frfreigelasseneneigelassenen Männern spricht dabei fürfur sich und gegen die Arbeit der Staatsschutzabteilung der RUC. Wie David McKittrick und David McVea feststellenfeststellen,, war die Staatsschutzabteilung der RUC nicht in der LageLage,, die AktualisierungAktualisierung ihrer Akten und Dossiers dem WWachstumachstum der IRA ananzupassen:zupassen: „„ItIt quickly emerged that the RUC Special Branch had not kept pace with the rapidly eeX-x- panding Provisional IRA.IRA.“92“92 Zu einem ähnlichen Urteil kommt auch Alan O’DayO’Day:: „„RoyalRoyal Ulster Constabular [RUC][RUC] intelligence information,inforrnation, on which the internmentintemment swoop was based was seriously inaccurate.inaccurate.”93”93 Aus den mangelhaften Informationen, den dementsprechend vorkommenden Fehlgriffen bei der Verhaftung und der einseiteinseiti-i- gen Verhaftung der der IRAIRA-Mitgliedschaft-Mitgliedschaft verdächtigten Personen ergab sich der gge-e- genteilige EffektEffekt,, den Faulkner und die britische Regierung sich erhofft hatten. Nicht die Attentäter wurden wirkungslos, sondern die Sicherheitsmaßnahmen. Statt die kathkatho-o- lische Bevölkerung für sich einzunehmen und sie von der Plage der Bombenleger und Schützen zu befreien, wie es die Intention der nordirischen Regierung gewesen war, entfremdete sich dieser Teil der nordirischen Bevölkerung weiter von ihrer eigenen RRe-e- gierung. Zusätzlich entsentstandtand ein Trauma bei der katholischen Bevölkerung. Geborstene

Türen, schreiende Soldaten, die Männer und Jugendliche aus ihren Betten zerren, dazu das Geplärr kleiner Kinder, waren nicht dazu angetanangetan,, ein GefühlGefuhl von Sicherheit und

88 88 Marc Mullholland: Northern IreIreland:land: A Very Short Introduction,Introduction, Oxford 2003, S. 77, imim Folgenden zitiert als: Mullholland Northern Ireland: A Very Short Introduction. Siehe hierzu auch: McKitrrick, McVea: Making Sense ofofthe the Troubles, S. 67. 89 th 89 TNA: CCABAB 128/48/26 Confidential Annex CM (71) 4444th Conclusions, Minute 2, Monday, 16 August 1971, 6.00 pm, im Folgenden zitiert als: TNA: CAB 128/48/26 Confidential Annex CM (71) 90 90 Mullholland: Northern Ireland: A Very Short IntroductionIntroduction,, S. 77. 91 91 Gillespie: ArtArt.. Internment,Internment, S. 102. 92 92 McKittrickMcKittrick,, McVeaMcVea:: Making Sense of the Troubles, S. 68. 93 Alan O‘Day:O’Day: Political Violence in Northern Ireland. Conflict and Conflict Resolution, Westport 1999, S. 85, im Folgenden zitiert als: O’Day:O'Day: Political Violence. 30

Ordnung zu vermitvermitteln.teln. Sie erzeugerzeugtenten eher das Gegenteil. In den vvierier Monaten vor der Einführung der InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen waren vier Soldaten, kein einziger Polizist und gerade eeinmalinmal 11ll Zivilisten gestorben. In den vier Monaten nach Einführung der InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen kamen berbereitseits 30 Soldaten, 11ll Polizisten und 72 Zivilisten ums Leben.Leben.9494 Zusätzlich zu den Todesfällen kam es erneut zu schweren AusschreituAusschreitun-n- gen zwischen IRA, Armee und Polizei, die die katholischen VierteViertell in Belfast ins Chaos stürzten: „„TheThe city was in turmoil, witwithh confusion, distress and fear on all sides. Local people were erecting improvised barricades to seal off entry to Catholic areas, which were becoming increasingly isolated and cut off. Public transport had broken down and there was increasingly a breakdownbreakdown in services. There was ominous rattling of hundreds of binbin-lids-lids as communities sent out a call to arms and for defenders to man the ramparts. Buses were being hijacked on all sides, cars were dragged from burnedburned-out-out showrooms, builders’ skips, rubble, ananythingything was being used to make barriers. Milk vans were being commandeered and the bottles used to make petrol bombs.95bombs.95

Die InternIntemierungsmaßnahmenierungsmaßnahmen verhielten sich umgekehrt zu ddenen in sie gesetzten ErwaErwar—r- tungen: SStatttatt Ruhe, Frieden und Sicherheit zu bringen, eerzeugtenrzeugten sie Chaos, KonfliktKonfliktee und Unsicherheit. Trotz dieser doch offensichtlichen FehleinschätzungFehleinschätzung,, rückte weder die nordirische Regierung noch die britische Regierung von den InternierungsmaßnaIntemierungsmaßnah-h- men ab und ließen sie fortfortsetzen.setzen. Dies lag nicht daran, dass es keine alternativen StratStrate-e- gien zu einer militärischen Lösung des KonfliktsKonflikts gab, sondern daran, dadassss sowohl der Armeegeheimdienst als auch die Staatsschutzabteilung der RUC neben der Festsetzung der IRAIRA-Mitglieder-Mitglieder auch noch andere Ziele verfolgte. Die offensichtliche UnzulänUnzuläng—g- lichkeit der ersten Internierungsrazzien,Intemierungsrazzien, die sich aus den veralteten Dossiers des StaatStaats—s- schutzes ergaben, ist bereits beschrieben worden. Die neu aufflammendeaufflammende Gewalt, die einen zunehmend höheren Blutzoll unter den SicherheitskräfteSicherheitskräftenn forderte, machtmachtee es eer-r- forderlichforderlich,, diese Dossiers auauff den neuesten Stand zu bringen bzw. effektivere GeheiGeheim-m- dienstarbeit zu leisten. Wie konnte diese bessere Geheimdienstarbeit aussehen? Die Armee und der Staatsschutz konnten versuchenversuchen,, Spitzel in die IRA und die SympathSympathi-i- santengruppen einzuschleuseneinzuschleusen.. Das schien jedoch angesichts der Wachsamkeit der BBe-e- völkerung und dem Misstrauen gegenüber Fremden wenig EErfolgrfolg versprechend. Ebenso bestand die MöglichkeitMöglichkeit,, diejenigen, derer man habhaft geworden warwar,, zu verhörverhören,en, um hierdurch an neue Informationen zu gelangen. Die zweite Option erschien der britischen

94 Mullholland: Northern Ireland: A Very Short IntroductionIntroduction,, S. 77. 95 95 McKittrick, McVea: Making Sense of the Troubles, S. 68. 31

Regierung als die plausiblere und möglichere Variante. In der Debatte zu den InterniInternie-e- rungsmaßnahmen merkte der britische InnenminInnenministerister Reginald Maudling an: „Of ccourse,ourse, internment, imprisonment and detention without trial are repugnant to anyone in the House. In the past I have said that I regard internment as a hideous measure, but I have also said that I do not regard it as hideous as a campaign of murder and terterrorism.rorism. The object in the internment policy is to hold in safety, where they can do no further harm, active members of the I.R.A. and, secondly, to obtain more information about their activities, their conspiracy and their organisation, to help the securitsecurityy forces in 96 their jobjob of protecting the public as a whole against their activities.””96 Durch die InteInter-r- nierung von IRAIRA-Verdächtigen-Verdächtigen Informationen für die Sicherheitskräfte zu gewinnen, damit diese ihrer Arbeit nachgehen konnten, ergab in der Theorie Sinn. EiEinn solches UUn-n- terfangen hatte jedochjedoch in der Praxis schwerwiegende Konsequenzen für das Verhältnis zwischen katholischer Bevölkerung, katholischen KlerikernKlerikem und den Sicherheitskräften. Die zu erhoffenden Informationen wurden von den Sicherheitskräften nicht ddurchurch freundliche Gespräche bei einer Tasse Tee gewonnen, sondern durch harsche VerhöVerhör-r- methoden in Verbindung mit der Anwendung von physischer Gewalt. Ein InternierterInternierter,,

Sean DrummDrumm,, berichtete hierüber: „„II was then taken outside with about 77/8/8 others. We were forced to run the gauntlet between two rows of military policemen. I was grabbed, kicked, knocked down, jumped on and trailed into the hall. This left me feeling aches and pains all over. My first interrogation by one Special Branch man came about an hour later. I was asked details about my family, membership of illegal organisations, presence at meetings, political beliefs and my father. I was promised a quick release if I gave information about my father. I was told that I would be better off married and liliv—v- ing in England. I was then taken back to another hall about the same size as the firstfirst and with a large number of men. I sat on the floorfloor until about 3.30 p.m. I was not abused, but others who were nodding off to sleep were.were.”97”97 Ähnliches berichteten aucauchh die bebei-i- den PriesPriesterter Denis Faul und Raymond Murray in ihrem Bericht „„BritishBritish Army and Special Branch RUC Brutalities December 1971197l —– February 19721972.“.“ Sie schrieben in ihrem Bericht auch über die verschiedenen Formen der physischen Gewalt. Die briti—briti- schen AArmeeangehörigenrmeeangehörigen und die Angehörigen des RUCRUC-Staatsschutzes-Staatsschutzes hämmerten die

96 96 Reginald MaudlingMaudling:: Commons Debate Northern IrelandIreland,, 2222 September 1971, accessed via: http://hansard.millbanksystems.com/commons/197http://hansard.mil|banksystems.com/commons/1971/sep/22/northern-ireland1/sep/22/northern-ireland (7(7 Mai 2015, 8.50), im Folgenden zitiert als: Maudling : Commons Debate Northern Ireland. 97 Danny Kennally, Eric Preston: Belfast August 1971. A case to be Answered, accessed via: http://cain.ulst.ac.uk/events/intern/docs/kennallyhttp://cain.ulst.ac.uk/events/intern/docs/kennaIIy7l.htm71.htm (7 Mai 2015, 9.26). 32

Köpfe der Verdächtigen gegen die Wände, gaben ihnen Backpfeifen, schlugen auf ihre Ohren und knüppelten auf Nieren und Geschlechtsteile ein, während diese sich in DurchsuchungspositiDurchsuchungspositionon befandenbefanden:: „„BangingBanging the head against the wallwall,, slapping the ears and face with the open hand, beating with batons aandnd privates on search position.“98 position.“98 Beide Priester erklärten einvernehmlich, dass sie eine solche Art der Behandlung nicht dulden konnten und wollten: „„AsAs priests we place the utmost stress on all sacredness of humane life and deplore any action which imperils it. We are also bound to deplore whatever degrades a man and takes away his basic human rights.rights.”99”99

AlleAlle AnAnschuldigungenschuldigungen gingen zwar nach aaußenußen spurlos an der britischen Regierung vorbei, lösten aber intern durchaus Diskussionen aus, die sich als richtungsrichtungsweisendweisend für den anstehenden GefängniskonfliktGefängniskonflikt erwiesen. In einer Kabinettssitzung vom 21. SeSep-p- tember erklärterklärtee der britische Verteidigungsminister: „„[T]hat[T]hat the security situation was equally discouraging. It was too early to say that internment had failed. But it was known that recruitment to the Irish Republican Army (IRA) in the Republic of Ireland was rising; and the task of the troops in Northern Ireland was becoming increasingly difficult.difficult.”100”100 Er erklärte jedoch weiter, dass die Moral der Truppe weiterhin gut sei und die Probleme vor allem iimm ZuZusammenhangsammenhang mit Angriffen auf die britischen Truppen und der Verschlechterung der öffentlöffentlichenichen Meinung zu erwarten seien: „The morale of the Army remained high; but it was open to question how far public opinion in this country would tolerate the indefiniteindefinite continuance of provocation and violenceViolence to which the troops were exposed.exposed.”101”101 Diese Ratschläge nahm das Kabinett von Edward Heath eernstrnst und bemühte sichsich,, eine Strategie zu finden,finden, die Armee zukünftig aus ddemem Fokus der ÖffentlichÖffentlichkeitkeit herauszuherauszunehmennehmen und statt des verordneten Ausnahmezustandes eine Art von Rechtsstaatlichkeit wieder einzuführen.einzufiihren. Dies ging mit dem Eingeständnis eiein-n- her, dass die bisherige Sicherheitsstrategie versagt hatte. Am 29. Oktober beschloss das britische Kabinett ffolgendeolgende Leitlinie in Bezug auf eine zukünftige SicSicherheitsstrategieherheitsstrategie in Nordirland:Nordirland: „„ThereThere would be obvious political advantages if further IRA suspects could be charged with offences rather than interned.intemed. It was for consideration whether the need for recourse to internment might be reduced by creating, by means of legislation, at

98 Denis Faul, Raymond Murray: „,,BritishBritish Army and Special Branch RUC Brutalities December 1971 —– February 1972“1972”,, accessed via: http://cain.ulst.ac.uk/events/intern/pdfs/faul.pdfhttp://cain.u|st.ac.uk/events/intern/pdfs/fau|.pdf,, (7.(7. Mai 2015, 9.20) im FolgendenEplgenden zitiert als: Faul, Murray: and Special Branch RUC Brutalities. 99 Ebd. 10010"TNA: TNA: CAB 128/48/29 Confidential Annex to CM (71) 47 Agenda: 3. Northern Ireland 21.09.1971, S.5. 1, imim FolgenFolgendenden zitiert als: CAB 128/48/29 CConfidentialonfidential Annex to CM (71) 4747Agenda:Agenda: 3. Northern Ireland.Ireland. 1011‘“ Ebd. 33

StormontStorrnont or at Westminster, special courts operating under a procedure which reduced the degree of intimidation of witnessesWitnesses and juries.”102juries.”102 Am folgenden Tag erfolgte dann die Bankrotterklärung der britischen Regierung in Bezug auf ihre bisherige Nordirland-Nordirland- politik: „,,PastPast policy on Northern Ireland is in ruins. Given the cost of the present troubles in lives and money. British opinion is liable to become increasingly disendisen-- 103103 chanted.chanted.””

Angesichts des zweifelhaften Erfolges der Internierungsmaßnahmen und der neu auauf-f- keimenden GewaltGewalt,, stellte die britische Regierung im September 19711971 die Weichen fürfiir eine zukünftige Sicherheitsstrategie, die sich weniger auf das Militär und mehr auf die Justiz und die Polizei stützte. Durch die neue Sicherheitsstrategie gestand sie sich ebeeben-n- so ein, dass sie sich bisher auf falsche Informationen verlassen hatte. Wäre es der RUC und der Armee gelungengelungen,, die Hälfte des IRAIRA-Führungspersonals-Führungspersonals zu verhaften, hätte es nicht derartige Gewaltausbrüche gegeben und die Provinz hätte sich einfeinfacheracher befrieden laslassen.sen.

Aus den Beschlüssen des Kabinetts und der Bankrotterklärung Heaths ergab sich eine zweite Konsequenz fürfur die britische Nordirlandpolitik: Sie musste einsehen, dass der KonfliktKonflikt mit militärischen Maßnahmen wie der InternierungIntemierung von VeVerdächtigenrdächtigen und dedemm massiven Armeeeinsatz nicht zu lösen waren. Vorerst wurden die Kabinettsbeschlüsse jedochjedoch nicht in eine neue Strategie umgewandelt.umgewandelt. IImm Oktober des Jahres schickte die britische Regierung sogar noch mehr Truppen nach Nordirland. Am 12l2 OktOktoberober 19711971 erklärte Heath dem KabinettKabinett:: „The Prime Minister said that he held a further meeting with the Prime Minister of Northern IreIreland,land, Mr Faulkner, on 7 OctoberOctober,, at which the Home Secretary, the Lord President of the Council and Secretary of State of Defence were present. As the statement issued at the end of this meeting had indicated, agreagree-e- ment had been reached on further military measures to deal with terrorism, including the despatch of three additional battalions to Northern Ireland.Ireland.“104“104

Die Diskrepanz zwischen der Erkenntnis, dass ddieie Armee eigentlich gescheitert warwar,, und den MaßnahmenMaßnahmen,, die die britische Regierung auf Bitten der nordirischen Regierung

102“’2 TNA: CAB 128/48/30 CConfidentialonfidential Annex to CM (71) 48 Agenda: 2. Northern Ireland 29 September 1971, S. 3, im Folgenden zitiert als: CAB 128/48/30 CConfidentialonfidential Annex to CM (71) 48 Agenda: 2. NortNorth-h- ern IrelandIreland.. 103 TNA: CAB 129/158/24 CP (71) 9999TT Review of Government Strategy,30 September 1971, S.s. 5 im FoFol-l- genden zitiert als: CAB 129/158/24 CP (71) 9999TT Review of Government Strategy. 104104TNA: TNA: CAB 128/48/31 CConfidentialonfidential Annex to CM (71) 49 Agenda: 4. Northern Ireland 12 October 1971, S. 1, im Folgenden zitiert als: CAB 128/48/31 CConfidentialonfidential Annex to CM (71) 49 Agenda: 4. Northern IrelandIreland.. 34 erließerließ,, konnte nicht größer sein. DeDenn notwendigenotwendigenn und auch angekündigteangekündigtenn SchrittSchritt,, das nordirnordirischeische Parlament angesichts der gescheiterten Internierungsmaßnahmen aufzulaufzulö—ö- sen, schien die Regierung Heath nicht bereit zu gehen. Stattdessen hielt sie ein Regime am Leben, das augenscheinlich nicht mehr von der katholischen Bevölkerung anerkannt wurde. DDasas hatte zur KonseqKonsequenz,uenz, dass sowohl die britische als auch die nordirische Regierung zunehmend in die Kritik der NICRA gerieten, die eine Vielzahl von AntiAnti—- Internierungsmärschen im gaganzennzen Land organsierten.

Die Armee sollte also weiterhin Polizeiaufgaben vversehen,ersehen, füfurr die sie nicht geschaffen war. Fatal wirkte sich dies am Blutsonntag von Derry aus. Kritik an den InternierungIntemierungs—s- maßnahmen war, wie bereits festgesfestgestellttellt worden ist, von KlerikernKlerikem sowie von der NICRA geübt worden. Diese organisierte am 3030.. Januar 19721972 einen Marsch gegen die Internierungsmaßnahmen. Der tragitragischesche Ablauf ist schnell erzählt. DeDerr Marsch setzte sich mit tausenden Teilnehmern unter den wwachsamenachsamen Augen der britischebritischenn Armee in Bewegung. Auch wenn eigentlich alle Märsche im vorherigvorherigenen August verboten worden waren, ließließenen Polizei und Armee die Demonstrationsteilnehmer durch die katholisch dominierten Stadtteile ziehen. Um sie vom Stadtzentrum fernzuhaltenfernzuhalten,, hatten die SSi—i- chcherheitskräfteerheitskräfte jedoch Barrikaden errichtet.errichtet.105105 Als die DemonstratioDemonstrationn die Barrikaden erreichteerreichte,, drehten die meisten Teilnehmer um. Nur einige wwenigeenige griffen die SicheSicher-r- heitskräfte, unter denen sich auch ein Elitefallschirmjägerregiment der britischen Armee befand, mit Flaschen und Geschossen an. Zunächst ssetztenetzten die SicherhSicherheitskräfteeitskräfte CSCS-Gas-Gas und Wasserwerfer ein. Ab 4 Uhr begann die Armee eine geplante Festnahmeoperation, da es in den Wochen vor der Demonstration zu schweren Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und der IRA gekommen war. Als Resultat dieser Operation stastarbenrben 106 13l3 KatholikenKatholiken,, von denen keiner bewaffnet war.war.106

Die 13l3 Toten sind jedoch nur ein Teil der Tragödie. Die britische Armee behauptete, dass sie zu dem ZeitpunktZeitpunkt,, als sie ihre Festnahmeoperation begannbegann,, von den Rossville Flats aus beschossen wwordenorden wäre: „„ThreeThree rounds struck the second pig of the Mor Pl. My veh stopped on Rossville ST/Pillow Row junction in close vicinity of two rioters . The crew of my veh debussed to arrest them. At this time a burst of approximately 1515 rounds of .45.45 calibre SHG were fifiredred at my crew, but the rounds struck the ground

105 English: Armed Struggle, S. 149. 106“’6 Ebd. 35

107 20 m. in front of the soldiers.soldiers.”107” Dieser Aussage steht die Schilderung des Priesters Edward Daly entgegen, der sich zum selben Zeitpunkt dort aufhielt:aufliielt: „Then,,Then there was a burst of gunfiregunfire that caused terror. I could not be sure whether they were shots from several weapons simultaneously or from one weapon. These were live rounds -— there was no doubt any more. I then sought cover behind a low wall at the rear of the garages at the foot of Block Two of the RossvRossvilleille Flats. There were about twenty or thirty people already taking cover there. There was no room for anyone else. So I threw mmy—y- self on the ground at the end of the wall. All the shots seemed to come from the location of the Saracen armoured cars between Pilot's Row and the courtyard of the Flats. During this period of time, I was not aware of any shots being firedfired towards the soldiers' posposi—i- tion or of shots being firedfired from the upper floorsfloors of the Flats or from anywhere else.else.”108”108 Trotz dieser offensichtlichoffensichtlichenen Kontroverse kam ein Untersuchungsbericht zu den VorfäVorfal-l- len zu dem Schluss, dass die Schuld vor alallemlem bei der NICRA zu suchen sei: „„ThereThere would have been no deaths in Londonderry on 30 January if those who organised the illegal march had not thereby creatcreateded a highly dangerous situation in which a clash bbe-e-

. . . 109 tween demonstrators and the security forces was almost inevitable1nev1table.”.”109 Zusätzlich gab der RepoReportrt zu, dass keiner der zu Tode GGekommenenekommenen auf die Soldaten geschossen oder Nagelbomben auf sie geworfen hatte. DeDennochnnoch wurde den Toten eine indirekte KomplKompli-i- zenschaft mit ddenjenigen,enjenigen, die angeblich geschossen hatten, unterstellt: „,,NoneNone of the deceased or wounded is proved to have been shot whilst handling a firearmfirearm or bomb. Some are wholly acquitted of complicity in such action; but there is a strong suspicion that some others had been firingfiring weapons or handling bombs in the course of the afteafter-r- noon and that yet others had been closely supporting them.them.”110”110 Auch der Armeebericht unterstellte diese Komplizenschaft und ging sogar so weitweit,, eine indirekte Mitgliedschaft der Getöteten in der IRA anzunehmenanzunehmen:: „That those hit were men of „military,,military age“, 111 which would have been remarkable had we firedfired into a crowd.crowd.”1” 11

107“’7 PRONI: CAB /9/r/238/7 Events in LondonderrLondonderryy on 30 January 1972, 21 January 1972, S.s. 3, imim FoFol-l- genden zitiert als: PRONI: CABCAB/9/r/238/7/9/r/238/7 Events in Londonderry. 108 Edward Daly: Mister are you a priest? Dublin 2008, accessed via: http://cain.ulst.ac.uk/events/bsunday/daly/daly00.htm#ch14http://cain.u|st.ac.uk/events/bsunday/daly/daly00.htm#ch14 (9.05.2015, 10:02) 109 109 Report of the Tribunal appointed to ininquirequire into the events on Sunday, 30 January 1972, which led to lossloss of lifelife inin connection with the procession inin LondondLondonderryerry on that day by The Rt. Hon. Lord Widgery, O.B.E., T.D Summary of Conclusions, accessed via: http://cain.ulst.ac.uk/hmso/widgery.htm (9.05.2015.(9.05.2015. 10:17), im Folgenden zitiert als: Widgery Report: Summary of Conclusions. 11011° Ebd. 1111“ PRONI: CAB /9/r/238/7 Events in LondonderryLondonderry,, S.s. 4 36

Sowohl der Armeebericht als auch der Untersuchungsbericht versuchten nichtnicht,, die EEr-r- eignisse zu rekonstruiererekonstruierenn und alle Seiten anzuhörenanzuhören.. StattdessStattdessenen verließen sich die BBe-e- richte auf die Schilderungen der Armeeangehörigen. Die katholische Bevölkerung erlitt somit durch den BlutsonBlutsonntagntag von Derry eine zweifache Tragödie. Nicht nur wurden 13l3 Unschuldige getötet, sondern die Toten wurden auch noch posthum zu IRAIRA—Mitgliedem-Mitgliedern bzw. IRAIRA-Sympathisanten-Sympathisanten erklärt. DieDiesese Ereignisse und die Toten stärkten die IRA in Derry und in GesamtnordirlandGesamtnordirland112112 und stellten die Informationspolitik der britischen Regierung und die Aussagen ihrer Mitglieder unter Propagandaverdacht. Dies erwies sich in der Folge als ProProblemblem für den Umgang mit den IRAIRA-Häftlingen.-Häftlingen. Durch die fehfehl—l- geschlagene Verhaftungsoperation stanstandd auch die Armee erneut in der Kritik, da sie sisichch nun nicht nur an Gewaltakten gegen InternierteIntemierte beteiligt, sondern nun auch unschuldige Zivilisten erschossen hatte. Eine Umstellung der Sicherheitsstrategie war also dringend erforderlich. Der Blutsonntag hatte die britische Regierung in Nordirland derartig didis-s- kreditiert, dass sie erpressbar geworden war, wie der HungeHungerstreikrstreik von Billy McKee zeigte.

Der Hungerstreik von Billy McKee mit all seinen Konsequenzen, der Bestandteil des folgenden Kapitels ist, wäre ohne die Internierungsmaßnahmen, die die nordirische RRe—e- gierung ergriffergriffenen hattehatte,, nicht zu begreifen. Diese Aussage beantwortet zugleich die erste Leitfrage des KapitelsKapitels:: WWelcheelche Maßnahmen ergriff die nordirische RegierungRegierung,, um der sich verschlechterndenverschlechtemden Sicherheitslage Herr zu werden? Die InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen wurden in Absprache mit der britischen Regierung in London durchgeführtdurchgeführt.. DDieseiese hahat-t- ten damit auch unmittelbare Konsequenzen fürfiir die britische Politik. Als Konsequenz der InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen verstrickten sich britische Regierung und Armee tiefer in den NordirlandkonNordirlandkonflikt.flikt. Die Armee übernahm eine zentrale Rolle in der VVerhaftungerhaftung und Bewachung dederr zu IIntemierenden.nternierenden. Zudem beteiligte sie sich an den Übergriffen auf Internierte,Intemierte, um ihnen Informationen über reale oder potentielle IRAIRA-Mitglieder-Mitglieder zu enent-t- locken. Die britische Regierung sah sich gezwungengezwungen,, die Internierungsmaßnahmen, trotz der offensichtloffensichtlichich mangelhaften Recherchen zur IRA und ihren Mitgliedern und der zunehmenden Gewalt, zu rechtfertigen. Eine weitere Konsequenz der InterniIntemie—e- rungsmaßnahmen war die Ausweitung der militärischen Befugnisse von der FriedenssFriedenssi-i- cherung mittels Segregation auf polizeilichepolizeiliche Aufgabenbereiche wie Verhaftungen und Verhöre. Die Armee und ihre AngehörigeAngehörigenn wurden damit in eine Rolle gedrängtgedrängt,, für die

112 112 Mullholland: Northern Ireland: A Very Short IntroductionIntroduction,, S.5. 91. 37 sie nicht vorgesehen oder ausgebildet waren. Diese Art der Militarisierung Nordirlands, die Art und WeiseWeise,, wie die InternieIntemiertenrten ausgewählt und behandelt wurdenwurden,, riefen ProteProtes-s- te bei KlerikernKlerikem und Bürgerrechtlern hervor, die sich auf Märschen, in Broschüren und Pamphleten gegen die Maßnahmen aussprachen. Einer dieser Märsche führte zu den 1313 Toten des Blutsonntags von Derry und die Toten bewiesen, dass das militärische KoKon—n- zept gescheitert war und die Armee, insbesondere ihre Eliteeinheiten, sich diskreditiert hatten. DDasas hatte auch Konsequenzen für zukünftige Sicherheitsstrategien. Bereits im September 1971197l hatte das britische Kabinett festgestellt, dass eine Verurteilung vvonon IRAIRA-Verdächtigen-Verdächtigen ihrer Internierung vorzuziehen sei. Zudem hatte der Einsatz des FalFall-l- schirmjägerregimentes gezeigt, dass diese Truppe eher zur Aufstandsbekämpfung als zur PolizeiPolizei-- und Sicherungsarbeit geeiggeeignetnet war. Zudem hatten die InternierungsmaIntemierungsmaß—ß- nahmen sowohl im Recht als auch auf der Straße einen rechtsfreien Raum erzeugt, in dem auch das Verantwortungsgefühl und die Befehlskette außer Kraft gesetzt waren. Eine zukünftige SiSicherheitsstrategiecherheitsstrategie musste also klare Verhältnisse schaffen, die die Polizei und die Armee wieder auf ihre angestammten Aufgaben zurückführen und die Justiz wieder in Kraft setzen solltensollten.. Das Narrativ von Sicherheit und Ordnung war nur glaubhaft, wenn die Entscheidungen der Justiz und ddasas Eingreifen der Sicherheitsorgane auf eine verlässliche und mit den rechtlichen Verhältnissen zu vereinbarenvereinbarendede Basis gge—e- stellt wurden. Eine weitere Konsequenz für zukünftige Sicherheitsstrategien war, dass sowohl ihre Durchführung als auch ihre rhetorischrhetorischee Vermittlung durch Politik und SSi—i- cherheitsorgane unter Vorbehalt der katholischen Bevölkerung und einzelner Kleriker standstanden.en. Die britische Regierung hatte trotz zahlreicher Berichte immer wieder verneintverneint,, exzessive Gewalt zur Informationsgewinnung gegen die InterniertenIntemierten eingesetzt zu hha-a- ben und nach dem Blutsonntag von Derry dedeutetenuteten Armeebericht und WidgeryWidgery-Report-Report an, dass die Demonstranten an ihrem Schicksal und dem Verlauf der DemonstratiDemonstrationenonen selbst SSchuldchuld waren und dasdasss die Toten wohl vielleicht IRAMitIRAMitgliederglieder oder zuzumindestmindest Komplizen dieser Organisation waren. Diese Art der Rechtfertigung konnte und musste Misstrauen erzeugen, das nur schwer wieder auszuräumen war und die RechtfertigungRechtfertigungs-s- strategien unter nahezu permanenpermanententen Ideologieverdacht stellten.

2.1.22. 1 .2 Die Entwicklung von der Gewährung des „„SpecialSpecial Category StatusStatus““ bis zum Ende der InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen

Die nordirische Regierung war mit ihrem Sicherheitskonzept gescheitert undund,, wie bbe-e- reits angedrohtangedroht,, zog die britische Regierung 19721972 die KontrollKontrollee über Nordirland an sich

38

113 und setzte das nordirische Parlament außer Kraft.Kraft.113 Die britische Regierung stand bei Übernahme der Regierungsgeschäfte in Nordirland im Bereich der Sicherheit vor zwezweii großen Problemkomplexen. Der eersterste bestand in der zunehmenden Gewalt. Der zzweiteweite bestand in der Unterbringung der Internierten,Intemierten, denn trotz des offensichtlichen ScheiternsScheitems der Maßnahme wurden weiter InternierungenIntemierungen durchgeführt. Allein zwischen dem 99.. August 19711971 und dem 14l4.. Februar 19721972 wurden 2.447 Menschen internierintemiert,t, von dde-e- nen 934 späspäterter wieder freigelassen wurden.wurden.114114 All diese InterniertenIntemierten fanden im Belfaster CrumCrumlin-Road-Gefängnislin-Road-Gefängnis keinen Platz mehr und wurden stattdessen in Lagern in Long Kesh und Magilligan untergebracht.untergebracht.115115 Die Unterbringung der Gefangenen in den LLa-a- gern, die denen zur Unterbringung von Kriegsgefangenen glichen, hihinterließnterließ für die dortigen Insassen und die Sympathisanten der republikanischen Bewegung den EiEin-n- druck, dass sie keine gewöhnlichen Gefangenen waren, sondern politische Häftlinge, die man wegewegenn ihrer politischen Überzeugung und nicht wegen bestimmter Straftaten in die Lager gebracht hatte. Zwischen den InterniertenIntemierten und den Häftlingen, die im CruCrum-m- linlin-Road-Gefängnis-Road-Gefängnis einsaßen, gab es jedoch jedoch einen gewaltigen UnterschiedUnterschied,, dedennnn im CrumCrumlin-Road-Gefängnislin-Road-Gefängnis behandelte man IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge wie gewöhnliche Gefangene. Kieran McEMcEvoyvoy beschreibt dies einleeinleuchtend:uchtend: „„PriorPrior to the granting of Special Category Status these prisoners were held in Crumlin Road Jail in nonnon-segregated-segregated accommodaccommoda—a- tion, with no free associatiassociationon and were subjected to periodic attempts to force the weawear-r-

. . . 116 ing of prison uniforms.uniforrns.““116 Diese Diskrepanz zwzwischenischen der Disziplin im CrumlinCrumlin—Road—-Road- Gefängnis und den Verhältnissen in den InternierungslagernIntemierungslagern war einer der Gründe, wwa-a- rum es zum Hungerstreik von Billy McKee kam. Denn die ÜberzeugungÜberzeugung,, politische Gefangene zu sein, übertrug sich aus den Lagern in das Gefängnis. Die Kategorisierung ihrer Straftaten als politisch und die damit verbundenen Konsequenzen wollten die rre-e- publikanischen Häftlinge mit einem HHungerstreikungerstreik im Mai 19721972 erreichen.erreichen.117117 Die AAb-b- sichten der GefangeneGefangenenn fasste der Kommandant der IRAIRA—Gefangenen,-Gefangenen, Proinsias MacAirtMacAirt,, zusammen: „„TheyThey [the hunger strikers] have sacrificed much in the past, these men who hunger for justice today. They have opposed all the injustices of a corrupt and evileVil regime. They have fought to uphold the inalienable rights of their people. They

113 113 Maurer: Geschichte Irlands, S. 298. Siehe hierzu auch: McKittrick, McVea: Making Sense of the TroTrou-u- bles, S. 81. 114 114 McEvoy: Paramilitary Imprisonment in Northern Ireland, S. 211. 115“5 Ebd. 116 116 McEvoy: Paramilitary Imprisonment in Northern Ireland, S.5. 216. 117 Barry Flynn:FIynn: Pawns in the Game. IrishIrish Hunger StStrikesrikes 19121912-1981,-1981, Cork 2011,S.2011‚S. 132, im Folgenden zitiert als: Flynn:FIynn: IrishIrish Hunger Strikes. 39 have been tortured, slandered and finallyfinally jailed because they believe in the right of selfself-- determinationdeterrnination for their people. Now they seeseekk justice for themselves and their cocom-m- rades. Must they sacrisacrificefice their lives to obtain it? Today we humbly commit the lives and the future of our comrades to Almighty God who gave our fathers the courage and determination to persevere through long centuries of ruthless tyranny .We ask His Devine blessing on the struggle we have pledged ourselves to carry us through to vicvic—- 118 tory.””118 Die IRA betrachtete ihre Forderung nach einem politischen Status also als gge-e- recht und vertraute dabei nicht nur auf ihre eigene Fähigkeit und die Fähigkeit der in den Hungerstreik getretenen HäftlingeHäftlinge,, diesen Kampf durchzustehen. Ebenso vertraute die Organisation auf Gottes Segen, der bereits der Vätergeneration beigestanden hatte. Die Verknüpfung von nationalistischen ÄußerÄußerungenungen mit Gottesbezügen könnte man als typischen Ausdruck des irischen Nationalismus werten, jedochjedoch im Kontext der DissertDisserta—a- tion sind diese Worte nicht in der genannten Hinsicht zu sehen, sondern als ein Zeugnis dafür zu werten, dass die IRA mit ihren ÄußerÄußerungenungen bemüht warwar,, eine bestimmte ZieZiel-l- gruppe anzusprechen. Sie zielte dabei auf den nationalistischen Bevölkerungsteil ab, der noch tief im Katholizismus verwurzelt war und der Arbeiterschaft entsprang. InsbesoInsbeson-n- dere die oppositionelle Haltung gegenüber eineeinemm furchtbaren und korkorruptenrupten Regime verweisverweistt auf diese Deutung. Die IRA bemühte sich somitsomit,, sich die RhRhetoriketorik der NICRA anzueignen, um hierdurch zusätzlich Legitimation für ihre Taten und den Hungerstreik zu generieren. Wie stark die Legitimität und die AneAnerkennungrkennung der IRA bereits gewacgewach-h- sen warenwaren,, zeigte sich in der Reaktion der katholischen Bevölkerung auf den HungeHunger-r- streik von McKee. Hungerstreiks waren keine neue Waffe im Arsenal der irischirisch—- rrepublikanischenepublikanischen Bewegung. Die beschriebene Situation in Nordirland Nordirland machte sie je— je- doch zu einer sehr potenten Waffe. Als sich der Gesundheitszustand von McKee im 119 Juni 19721972 drastisch verschlechterteverschlechtertelw,, kamen außerhalb des Gefängnisses Gerüchte auf, dass McKee bereits tot sei oder doch nahe an der Schwelle des Todes war. Dies wiedwiede-e- rum führte zu tumultartigen Aufständen.Aufständen.120120 Diese Aufstände bewegten nach meinem Verständnis die britische RegierungRegierung,, den Gefangenen den „ Special Category Status“ zu gewähren. Meiner Auffassung nach konnte die britische Regierung nach dem Bloody SuSundaynday in Derry keine weitere tödliche Konfrontation zwischen Armee, Polizei und katholischer Bevölkerung riskieren. Die britische Armee stand trotz ihrer EntlasEntlastungtung durch den WidgeryWidgery-Report-Report enorm unter Druck und musste von der Regierung in LoLon-n-

118 118 Flynn: Irish Hunger Strikes.Strikes.,, S. 133. 119 Flynn:FIynn: Pawns in the Game, S. 134134.. 120 Beresford: Ten Men Dead, S. 2222.. 40 don erst einmaeinmall aus dem Schussfeld genommen werden. Meine Deutung der Ereignisse ist dabei konträr zu der Deutung von Barry Flynn, der die Konzessionen vor allem in dem Zusammenhang mit der Bemühung siehtsieht,, einen Waffenstillstand mimitt der IRA in die Wege zu leiten: „„InIn ththee background, however there was a bigger picture at play and that was the attempt to secure an IRA ceasefire.ceasefire. Such an achievement would have been of benebenefitfit of WhitelawWhitelaw121121 in two ways: firstly,firstly, it would have created a valuable breathing space to assess the ssituation;ituation; and secondly it would have been a coup for the Secretary 122 of State.State.122 Das erste Argument von Flynn ist leicht zu entkräftenentkräften.. DDieie britische RegiRegie-e- rung hatte bereits genug Zeit gehabtgehabt,, die Situation einzuschätzen und großartig veräverän—n- dert hatte sich die Lage seit Beginn der InternierungsInternierungsmaßnahmenmaßnahmen und dem Blutsonntag auch nicht. Der einzige Unterschied war, dass der KonfliktKonflikt an Intensität zugenommen hatte. Das zweite Argument von Flynn ist dabei geradezu zynisch. Flynn erweckt den EindrEindruck,uck, als habe Whitelaw nichts anderes im Kopf gehabt, als einen publicity coup zu landen. Es ist zudem ebenfalls anzuzweifeln, dass Whitelaw nach drei Montaten im Amt sich bereits so tief in die Materie des KonfliktsKonflikts eingearbeitet hatte, um die Weitsicht zzuu zeigen, die ihm Flynn unterstellt. Meine Deutung steht auch im Gegensatz zu den ÄußÄuße—e- rungen, die Whitelaw in seinen eigenen Memoiren machtemachte.. Whitelaw behauptete, dass er die Zugeständnisse vor allem mit Rücksicht auf die Verhandlungen mit der gemäßigt natnationalistischenionalistischen sozialdemokratischen ArbeArbeiterparteiiterpartei (SDLP) gemacht hatte: „„TheThe SDLP were anxious to show some benefitbenefit from the talks [with[with the British Government]. In the Crumlin Road Prison a group of IRA prisoners had gone on hunger strike to dde-e- mand specispecialal “political” privileges … Already riots had followed a rumour that one of the prisoners had died. The SDLP felt that they could not continue the talks unless a concession was made. Against that background I agreed to the limited concessconcessionion of Special CatCategoryegory Status.123123 Ich stimme mit meiner Deutung mit Kieran McEvoy überein:überein: „„ThereThere were considerable fears in government and amongst the security forces about the inevitable reaction that wouwouldld have followed McKee’s death.death.124124 Die kurzlebkurzlebi—i- ge Waffenruhe war das Resultat der Gewährung des Special Category Status und nicht umgekehrt. Nachdem beschrieben worden isist,t, wie der Special Category Status zustande gekommen war, stellt sich die Frage, was er genau umfasste. Die IRAIRA-Gefangenen-Gefangenen und

121 121 Zu diesem Zeitpunkt war Whitelaw britischer Innenminister und zuständig für Nordirland, da es noch kein Nordirlandministerium gab. Whitelaw wurde dann später auch der erste Nordirlandminister. 122 122 Flynn: Pawns in the Game, S. 134134.. 123 McEvoy: Paramilitary ImpImprisonment,risonment, S. 217. 124 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S. 217. 41 die AnAngehörigengehörigen loyalistischer Organisationen waren nicht verpflichtetverpflichtet,, Gefängnisarbeit zu verrichtenverrichten.. IIhnenhnen wurde erlaubterlaubt,, ihre eigene Kleidung zu tragen. Zudem wurde ihnen erlaubterlaubt,, pro Woche ein Päckchen zu empfangen, einen Brief auf Staatskosten zu vever—r- schickeschickenn und wöchentlich fürfur 30 Minuten einen Besucher zu empfangen.empfangen.125125 Ob es sich bei diesen Zugeständnissen nun um Rechte oder Privilegien handeltehandelte,, lag dabei im Auge des Betrachters bzw. kam es darauf an, welcher KonfliktparteiKonfliktpartei man angehörte. Die britbriti-i- sche Regierung sprach von Privilegien, die IRAIRA-Angehörigen-Angehörigen betrachteten sie als RecRech-h- te. An dieser unterschiedlichen Auffassung entzündete sich der spätere GefängniskoGefängniskon-n- fliktflikt,, auf den in den folgenden Kapiteln noch einzugehen ist. Augenblicklich ist es je—je- docdochh wichtiger zu erkennen, dass die Zugeständnisse einen ersten Schritt auf dem Weg zur EinEingrenzunggrenzung der Rechtlosigkeit und zur Wiederherstellung einer Art des Rechts darstellten. Die gemachten Zugeständnisse bedeuteten die rechtliche Legitimation eines ZuZustandes,standes, der bereits de facto existierte. Die Unterbringung der InternierIntemiertenten und später auch der SpecialSpecial-Category-Gefangenen-Category-Gefangenen in Lagern entzog sie der Überwachung durch das Gefängnis und die Wärter und gab den Gefangenen, allein schon durch die Masse an InternIntemiertenierten und Verurteilten, ungeahnte Freiheiten. Diese Freiheiten wurden als Ausnahmen in das Strafrecht integriert und in der Folge wurde eine Trennlinie zwischen den Angehörigen paramilitärischer Organisationen und anderen straffällig gewordenen Individuen geschaffen. Die Unterbringung von SpeSpecial—Category-Gefangenencial-Category-Gefangenen in Lagern entlastete auf kurze Sicht sogar die GeGefängnisse:fängnisse: „„FromFrom a prison management perspeperspec—c- tive, the problem of dramatic increases in the prison population with only limited cellcellu—u- lar space memeantant that holding prisoners in shared compounds appeared an attractive shortshort-term-term optionOption.”126.”126

Wichtig zu bemerken ist jedoch,jedoch, dasdasss zu keinem ZeitpZeitpunktunkt das Wort politischer Status oder politischer Häftling gefallen war oder Eingang in das Strafrecht gefunden hatte.hatte.127127 Es ging immer nur um GefangeneGefangene,, denen ein besonderer Status zugewiesen wurde. Dass dieser Status de facto einem politischen Status bzw. dem StaStatustus von KriegsgefaKriegsgefangenenngenen gleichgleichkam,kam, spielte fürfur die britische Regierung keine Rolle, machte aber für die IRAIRA—- Häftlinge den entscheidenden Unterschied aus. Es gab daher einen fundamentalen UUn—n- terschied in der BetrachtungsBetrachtungs-- und Sichtweise der gewährten Zugeständnisse. Die briti-briti- sche Regierung bebetrachtetetrachtete die Zugeständnisse vom legislativen Standpunkt aus als PrPri-i-

125 125 Henessey: Hunger Strike, S. 11. 126 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S. 217. 127 Hennessey: Hunger Strike, S. 1212.. 42 vilegien, die man auch wieder aufheben konnte. DDieie Häftlinge betrachteten die ZugZuge-e- ständnisse von einem pragmatisch-administrativenpragmatisch-administrativen StandpStandpunktunkt aus und nahmen anan,, dass ihneihnenn Rechte gewährt wurden, die nicht einfach wieder entzogen werden konnten.

Die Gewährung des Special Category Status legte die Vorsätze der britischen Regierung offen, mit denen sie die Lage in Nordirland verändern und die Ergebnisse der geschegeschei-i- terten InteIntemierungspolitikrnierungspolitik und das Blutsonntagsdebakel verarbeiten und bekämpfen wollte. Die britische Regierung wollte den permanenten Ausnahmezustand und damdamitit auch das Primat des Militärs zugzugunstenunsten einer Verrechtlichung und einer langsamen HeHer—r- anführunganfuhrung der ExekutExekutiveive und Legislative an ihre eigentlichen Aufgaben aufheben. Nachdem die britische Regierung den Status der paramilitärischen Häftlinge geregelt hatte, ging sie darandaran,, auch die InternierungsvorgängeIntemierungsvorgänge und damit auch die InternierungIntemierung ohne Gerichtsverfahren in geltendes Recht zzuu überführen:überfiihren; „„UnderUnder the Detentions of Terrorists (Northern Ireland) Order 19721972 the Secretary of State could make an interim custody order for the temporary detention of a person suspected of ‘having‘haVing been cocon-n- cerned in the commission or attempted commission of any act of terrorism, or in the direction, organisation, or training of persons for the purpose of terrorism’. A person subject to an interim order could not be detained for more than 28 days.days.”128”128 Diese AAn-n- ordnung stellstelltete zumindest nacnachh aaußenußen wieder rechtsstarechtsstaatlicheatliche Prinzipien her, da sie klare Rahmenbedingungen fürfiir die Inhaftierung schuf und auch Verantwortliche festlegte. Durch das erwähnte Gesetz ersetzte die britische Regierung besbestimmtetimmte Befugnisse, die sie aufgaufgrundrund der RegierungsübRegierungsübemahmeernahme in Nordirland Nordirland erlangt hatte: „When this Government took over in Northern Ireland earlier this year the Secretary of State for Northern Ireland assumed the powers that had been vested in NorthemNorthern Ireland Ministers under the Civil Authorities (Speci(Specialal Powers) Act (Northern(Northem Ireland) 19221922 and its RegRegu-u- lations. Among the powers were those under Regulations 1111 and 1212 which permitted detention and internment of persons by the Executive.Executive.”129”129

Als einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Verrechtlichung der Verhältnisse in Nordir—Nordir- 130130 land beauftragte die britische Regierung im September 19721972 Lord DiplockDiplock,, einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten, um terroristische Organisationen effektieffektiverver anzuganzuge-e-

128 128Jessie Jessie Blackbourn: AntiAnti-Terrorism-Terrorism Law and Normalising Northern IrelandIreland,, OxfoOxfordrd 2015, S. 73. 129 House of Lords Debate „,, Detentions of Terrorists (Northern Ireland) 1972, 07 December 1972, Vol. 337cc435337cc435-56,-56, accessed via: http://hansard.millbanksystems.com/lords/1972/dec/07/detentionhttp://hansard.mi|lbanksystems.com/lords/1972/dec/07/detention—of—-of- terroriststerrorists-northern—ireland-northern-ireland (21.05.2015 11:21). 130 130 Report of the Commission to consideconsiderr legal procedures to deal with terrorist activities inin Northern IrelandIreland December 1972, Chapter 1, Introduction, accessed via: http://cain.ulst.ac.uk/hmso/diplock.htm#1 (22.05.2015 09:39), imim Folgenden zitiert als: DiplockDiplock—Report.-Report. 43 hen und neue StraftatStraftatbeständebestände zu schaffen, die es eermöglichten,rmöglichten, ein IndiIndividuum,viduum, das sich an terroristischen Aktivitäten beteiligt hatte, zu verhaften, ohne auf die InterniInternie-e- rungsrechte zurückzugreifen: „„WeWe were appointed to consider ‘‘whatwhat arrangements for the administration of justicejustice in Northern Ireland could be made in order to deal more effectively with terrorist organisations by bringing to book, otherwise than by interintern-n- ment by the Executive, individuals involved in terrorist activities, particularly those who plan and direct, but do not necessarily take part in, terrorist aacts;cts; and to make recorecom-m- mendations’mendations’.”131.”131 Dabei hatte sich die Kommission das Ziel gesetztgesetzt,, den AuAusnahmezu—snahmezu- stand in Nordirland zu bekämpfen und die angestrebte Dauer der HandlungsempfehluHandlungsempfehlun-n- gen war nur auf die Dauer des Ausnahmezustandes ausgelegt. Ob all diese Maßnahmen jedochjedoch nur von begrenzter Dauer bleiben solltensollten,, maßte sich Lord Diplock nicht an zu entscheiden: „Although in one sense there has been an intermittent state of emergency in Northern Ireland since it first became a separate province we regard which led to our appointment as that which has resulted from the escalation of terrorist activities since 1969.1969. Our recommendations are intended to deal with this situation and to continue in effect only so long as it persists. Whether all of ththemem should be so limited in duration is not for us to recommend.recommend.”132”132 Der Bericht ermittelte als HaupthindernisHaupthindemis fürfur die Gerichte im Umgang mit terroristischen StraftStraftätemätern die Einschüchterung von ZeZeu—u- gen: „,,TheThe main obstacle to dealing effectively with terrorist crime in the regular courts of justice is intimidation by terrorist organisations of those persons who would be able 133133 . .. to give evidence for the prosecution if they dareddared.”.” Um diesesdleses Problem zu lösenlosen,, schlug der Bericht vorvor,, eine neue Art von Gericht zu schaschaffen,ffen, das von der üblichen Form der GeGeschworenengerichteschworenengerichte abwich: „Trials of scheduled offences should be by a Judge of the High Court, or a County Court Judge, sitting alone with no jury, with the 134 usual rights of appeal.l.”134” Dieses Gericht sollte sich allein um terroristische Straftaten kümmern, die von nun an als scheduled offences definiertdefiniert wurdenwurden:: „Recommended changes in the administration of justice, unless otherwise stated, apply only to cases 135 involving terrorist crimes, defined as scheduled offencesoffences..””135 Zusätzlich zu dederr SchaSchaf-f- fung eines neuen StraftatStraftatbestandesbestandes und einer neuen Gerichtsform wurden für die neugneuge—e- schaffenen Gerichte auch andere Formen der Beweismittel zugelassen. Erstens wurde es

131 Ebd.Ebd 132 132 DiplockDiplock-Report:-Report: Chapter 22,, Summary of Conclusion, accessed via: http://cain.ulst.ac.uk/hmso/diplock.htm#1 (22.05.2015, 09:50). 133 Ebd. 13413“ Ebd. 135”5 Ebd. 44 für diese Art der Sondergerichte erlaubterlaubt,, ein Geständnis des AngAngeklagteneklagten als BeweiBeweis-s- mittel zuzulassen, es sei denndenn,, es wurde unter Folter oder „erniedrigender„emiedrigender Behandlung“ erzwunerzwungen:gen: „„AA confession made by the accused should be admissible as evidence in cases involving the scheduled offences unless it was obtained by tortortureture or inhuman or degrading treatment; if admissible it would then be for the court to determine its rere—- liability on the basis of evidence given from either side as to the circumstances in which the confession had been obtainedobtained.”136.”136 Zusätzlich wurden durch den Beschuldigten uun-n- terschriebene Aussagen als Beweismittel zugelassen, sollte es nicht möglich seinsein,, den Beschuldigten aus spezifischenspezifischen Gründen im Gerichtssaal zu vernehmenvernehmen:: „A signed wriwrit-t- ten statement made to anyone charged with investigating a scheduled offence should be admissible if the person who made it cannot be produced in court for specificspecific reasons, and the statement contains material which would have been admissible if that person

. . . 137 had been present in1n court to giveg1ve oral evidenceev1dence.”.”137

Mit den sogenannten DiplockDiplock-Gerichten-Gerichten beschritt die britische Regierung den Weg der Verrechtlichung konsequent weiter. Jedoch erzeugte die Schaffung dieser neuen GGe-e- richtsinstanz mehr Probleme als Lösungen. Erstens mumusstesste es die Wahrnehmung der IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge für ihihrenren politischen Status schärfen, da man sie nicht in normalen GGe-e- richten nach normalen strafrechtlichen Abläufen verurteilte, sondern allein vor einen Richter stellte. Zusätzlich stellte die rechtliche Normierung des Ausnahmezustandes in Verbindung mit dem Special Category StaStatustus die britische Regierung vor das ProblemProblem,, eine Zweiklassengesellschaft unter den Gefangenen geschaffen zu haben. Trotz der durchaus ehrenhaften Bemühungen der britischen RegierungRegierung,, dem KonfliktKonflikt zwischen IRA und Sicherheitskräften eineinenen rechtlichen Rahmen zu geben, der über die bloße uun-n- bestimmte FestFestsetzungsetzung von Verdächtigen hinaushinausging,ging, legte sisiee mit der Schaffung der DiplockDiplock-Gerichte-Gerichte ebenfalls den Grundstein für künftigen Dissens. Bevor jedoch der Übergang von einer Verwaltung des AusAusnahmezustandesnahmezustandes hin zu seiner Bekämpfung beschrieben wird, ist es nötignötig,, die Reaktion katholischer Kleriker auf die britische Machtübernahme und die zunehmende Gewalt zu beschreiben. Zu Beginn dieses KapKapi—i- tels wurde bereits auf die Zusammenarbeit einiger Kleriker mit der NICRA eingegangen und es wurde aufgezeigt, dass sich Priester wie Denis Faul resolut gegen die InterniIntemie—e- rrungsmaßnahmenungsmaßnahmen gestellt hatten.

136 136 DiplockDiplock-Report:-Report: Chapter 22,, Summary of Conclusion, accessed via: http://cain.ulst.ac.uk/hmso/diplock.htm#1 (22.05.2015, 09:50). 137 Ebd. 45

Wie reagierten Kleriker nun auf die britische MachtübeMachtübernahmernahme und die aufflammende

IRAIRA-Gewalt?-Gewalt? Der BischoBischoff von BelfastBelfast,, PhilbinPhilbin,, begrüßte zunächst die Machtübernahme der britischen Regierung in Nordirland als eine ChanceChance:: „N„N0o one can deny ththatat new opopportunities,portunities, new signsignss of life and hope are appearing. ““138138 Sein Kollege in DerryDerry,, Bischof FarrenFarren,, äußerte sich ähnlich: „„II know that alalll the people here desire peace…peace... I know that you do pray that we have a proper society set up; a society in which there will be justice, harmony and peace. I know you will pray that peace will come about; but if there is disorder and a continuation of the state of affairs existing over the past months there may indeed be a stumbling block to proper ending of the trouble that has been 139 ...... ours in the past.”139 Beide BischöfeBischofe waren also bereitbereit,, der britischen Regierung einen VertrauensvorschuVertrauensvorschussss zu geben. Zunächst begrüßten hochgestellte Kleriker alsalsoo die ddi-i- rekte Kontrolle von LondoLondonn aus, jedoch brachte diese Einschätzung in Verbindung mit der Verurteilung der IRAIRA-Gewalt-Gewalt gewisse Fragen und Probleme mit sich. Der verbale VertrauensvorschussVertrauensvorschuss,, den die Bischöfe von Belfast und Derry der RRegierungegierung in London gaben, warf gewisse Fragen auf und polarisierte das Verhältnis zwischen den Bischöfen, der IRA und auch der kathokatholischenlischen Bevölkerung. Dies zeigte sich im Besonderen in der KontrovKontroverseerse um den TTodod von Mrs. McGraw. DDieseiese war im April 19721972 während eines Schusswechsels zwischen IRA und britischer Armee im Kreuzfeuer gestorben. Während sich die örtliche Bevölkerung generell über den Schusswechsel beklagte, stellte KardKardi-i- nal Conway, immerhin höchster WWürdenträgerürdenträger der katholischen Kirche in Irland und Bischof von Armagh, die Ereignisse in einen anderen Zusammenhang. In einem ZeZei-i- tungsinterview behauptete er, dass seinen Sondierungsgesprächen nach die BevölkeBevölkerungrung vor allem ein Ende der IRAIRA-Kampagne-Kampagne wünsche.wünsche. Auf die Frage hin, ob er die katholkatholi—i- sche Bevölkerung darum bitten würdewürde,, den Nordirlandminister William Whitelaw zu unterstützen, antwortete er, dass er dies nicht tun müsse, dass die Bevölkerung dies schon täte: „„InIn a sense there is no need for me to asaskk the CathoCatholiclic people to have these views. I am quite certain that they have them already. I am simply articulating the vox populi which is already there.””140140 Noch am selben Tag widersprach ihm der Vorsitzende von Sinn Féin,Fein, dem politischen Flügel der IRIRA,A, RRuariuari O Bradaigh. Dieser vverglicherglich die Unterstützung Conways mit der Unterstützung seiner Vorgänger für den AngloAnglo—Irischen-Irischen

138 138 McElroy:McEIroy: Catholic Church and Northern Ireland Crisis. S.5. 42. 139”9 Ebd. 14014° Ebd. 46

141 Vertrag von 1921192 l ..141 „„InIn his excursion into politics. All the influenceinfluence he can command is being thrown behind direct rule, justjust as his predecessors had urgeurgedd successfully the acceptance of the disastrous treaty of surrender in 1921.1921.”142”142 Dieses Phänomen der diredirek-k- ten Auseinandersetzung zwischen dederr katholischen Hierarchie und den RepublikanernRepublikanem beschreibtbeschreibt Oliver Rafferty sehr treffend: „,,WithWith the emergence of the IRA as a signifsignifi-i- cant factor in Catholic nationalist dealings with the state, the institutional church was now set on a collision course not only with a sizable portion of its own members but also with Unionist and British opinion.““143143 Die Worte von Conway und die harsche Antwort von Ruari O Bradaigh zeigen, dass sich die katholische Hierarchie, im WideWider-r- spruch zu ihrer eigenen Meinung, nicht mehr im Einklang mit ihren Gläubigen befand und generell auch an Autorität ihnen gegenüber eingebüßt hatte, wie es ein Priester be-be- schreibt: „,,BeforeBefore the 1960s1960s the relationship between priests and [the[the people] was much more of authority and those who obey. Priests did have enormous authority, moral authority. Let us say there is a [Gaelic] football match. And […][...] a couple of opopposingposing players begin to fight, aandnd a layman walks out and tries to separate them, he would probablyprobably get hit. A priest walks out and stands between them, they are not going to hit him. But all stopped in 1969.1969. I watched on television the very firstfirst gathering in GuilGuild-d- hall Square in Derry and I watched one of my colleagues obviously trying to restrain a crowd of young men who were getting very agitated [...] and it was quite obvious he was not succeeding. And I enquired afterwards what had happened, and he said for the first time in his life a youngyoung fellow said to him ‘Fuck‘Fuck off’…. .. The authority that we had was part of the authority that the Government and the police and the security services and everybody else had. Once they saw that they could floutflout the authority of the police 144144 - then they realize that they could floutflout the authority of everybody else as wewelll.l.”” Dieser

Verlust der Autorität der Priester über ihre „„Schäfchen“Schäfchen“ ist dabei nicht nur teilweise auf den allgemeinen Autoritätsverlust zzurückzuführen,urückzuführen, sondern auch aufgaufgrundrund von StatState-e- ments wie dem von Conway. Die Unterstützung der konservativen Bischöfe fürfiir die AAn-n- strengungen der britischen Regierung führtefuhrte zur Distanzierung vieler junger Katholiken

141 Der AngloAnglo-Irische-Irische Vertrag von 1921 spaltete IrlandIrland inin den irischenirischen Freistaat und Nordirland und löstelöste imim Süden der InselInsel einen verheerenden Bürgerkrieg aus. 142 McElroy: Catholic Church and Northern Ireland Crisis, S. 43. 143 143 Oliver PP.. RaffertyRafferty:: The Catholic Church and the Nationalist Community in NoNorthernrthern IrelandIreland since 1960, in:in: James S. Donnelly,DonneIIy, Vera Kreikamp (Hg(Hgg.):g.): ÉireEire - IrelandIreland,, Volume 43: 11&2&2 Spring/Summer 2008, S. 112, imim Folgenden zitiert als: Catholic Church and Nationalist Community. 144 144 Markus BücheBüchele:le: Peace Be With You. The Catholic Clergy and itsits Effort towards Obtaining Peace inin Northern Ireland, in: Anton Kirchhoffer, Richard Stinshoff (Hg(Hgg.):g.): Religion, Secularity and Cultural AgeAgen—n- cy, Heidelberg 2010, S. 85, 86, im Folgenden zitiert als: Büchele: Peace BBee WWithith YYou.ou. 47 und der IRA von den Bischöfen und ließ den Eindruck entstehen, als habe die HieraHierar-r- chie den KoKontaktntakt zu ihren Gläubigen und ihrer Lebenswelt verloren, insbesondereinsbesondere,, da die Bischöfe sicsichh immer wieder kritisch zur IRAIRA-Gewalt-Gewalt äußerten, aber Fälle von PolPoli-i- zeigewalt, die ab 19751975 vermehrt auftraten, nicht thematisierte. Denis Faul und Raymond Murray schrischriebeneben zur PolizeigewaltPolizeigewalt:: „In 19751975 complaints began to mount that plain clothes police were illill-treating-treating people detained under Emergency Legislation at CastlCastlereaghereagh RUC Interrogation Centre.Centre.”145”145 InsgesamtInsgesarnt lässt sich also zur Haltung wichtwichti-i- ger katholischer BiscBischöfehöfe in der Gewaltfrage sagen, dass diese zunächst die MachtübeMachtüber-r- nahme der britischen Regierung begrüßten. Sie riefen die katholische Bevölkerung zu einer friedlichen Haltung auf und kritisierten die Gewalt der IRA. Problematisch war ihr Schweigen zuzurr PolizPolizeigewalteigewalt und der Misshandlung von Verdächtigen im PolizeigPolizeige-e- wahrsam. Es erschien daherdaher,, als würden die Bischöfe von Belfast und Derry und auch Kardinal Conway einseitig eine staatsstaatstragendetragende Rolle übernehmen wollewollen.n.

2.1.3 Der Northern Ireland ((EmergencyEmergency Provisions) Act 19731973 und der GardinerGardiner-Report-Report

Nachdem die britische Regierung zunächst die Sondergesetzgebung der nordirischen Regierung an sich gezogezogengen hatte und durch den DiplockDiplock-Bericht-Bericht die Grundlagen fürfur die Verwaltung des Außnahmezustandes geschaffen hhatte,atte, schuf sie 19731973 in Form des NorthemNorthern Ireland (Emergency Provisions) Act 19731973 geltendes Recht. Insbesondere vier Bereiche waren dabei von entscheidender Bedeutung: die Abschaffung der TodesstrafeTodesstrafe,, die Erweiterung der Verhaftungsvollmachten der Polizei, ddieie EinführungEinfiihrung der DiplockDiplock-- Courts und schließlich das Verbot bestimmter paramilitärischer Organisationen. ZZu-u- nächst einmal schaffte das Gesetz in Paragraph eieinsns die Todesstrafe fürfur Morde abab146146 und führtefuhrte die DiplockDiplock-Gerichte-Gerichte ein.ein.147147 Teil zwei gab den nordiriscnordirischenhen Polizisten neue und weitreichendere VollmachtenVollmachten,, „Any constable may arrest without warrant any person 148 whom he suspects of being a terrorist““148,, jedochjedoch durfte keine der Personen, die unter dieser Vorschrift verhaftet wurde, länger als 72 Stunden festgehafestgehaltenlten werden.werden.149149 Die verbotenen Organisationen umfassten dabei auf republikanischer Seite, „The Irish RRe-e-

145 145 Murray: State Violence, S. 64. 146 146 Northern Ireland (Emergency Provisions) Act 1973, Part 11,, Section 1,1, accessed via: http://www.legislation.gov.uk/ukpga/1973/53/pdfs/ukpga_19730053_en.pdfhttp://www.legis|ation.gov.uk/ukpga/1973/53/pdfs/ukpga_19730053_en.pdf (25.05.2015,(25.05.2015, 09:40). 147 147NorthernNorthern Ireland ((EmergencyEmergency ProviProvisions)sions) Act 1973, Part 1,1, Section 2, 33,, accessed via: http://www.legislation.gov.uk/ukpga/1973/53/pdfs/ukpga_19730053_en.pdfhttp://www.legis|ation.gov.uk/ukpga/1973/53/pdfs/ukpga_19730053_en.pdf (25.05.2015 09:4009:40).). 148 Northern Ireland ((EmergencyEmergency Provisions) Act 1973, Part 2, Section 1 and 3. 149“9 Ebd. 48 publican Army“, die Frauenorganisation „Cuman,,Cuman na m’Banm’Ban“,“, die Jugendorganisation

„Fianna na h’Éireann“,h’Eireann“, auf loyalistischer Seite wurde dabei lediglich die „„UlsterUlster VoluVolun-n- 150150 teer Force“ verboten.

Der Emergency ProvisioProvisionsns Act als Resultat des DiplockDiplock—Berichtes-Berichtes markierte einen Wendepunkt auf dem Weg zu einer neuen Art von Sicherheitspolitik in Nordirland. Nordirland. Kieran McEvoy schreibt hierzu: „ the Diplock system was indicative of a mindset which was soon to dominate officialofficial policy on the managemenmanagementt of paramilitaries in general.general.151151 ““DieDie gesetzlichgesetzlichenen Vorgaben ermöglichten es den PolizeikräftenPolizeikräften,, der Armee das Primat bei Verhaftungen und in Gewahrsamnahme streitig zu machemachen.n. Der Polizei wurden weitreichendere VollmachtenVollmachten,, insbesondere im Bereich der Verhaftung von VerdächtVerdächti-i- gengen,, gegeben. Zudem wurden auch die Verhaftungsgrundlagen genauer definiert,definiert, um den Eindruck zu vermeiden, dass jemand allein aufgaufgrundrund seiner ReligionszuReligionszugehörigkeitgehörigkeit verhaftet wurde. AllAllee Bestandteile des Gesetzes dienten dazu, das Internierungsdesaster zu beseitigen und an dessen Stelle das Recht zu stellen. Die Verrechtlingunsmaßnahmen in Form des Emergency Provisions Act schufen jedochjedoch eine Diskrepanz zwzwischenischen dem gewährten Special Category Status und der Kriminalisierung von Organisationen wie der IRA. Es mutete seltsam an, wenn IRIRA-MitgliederA-Mitglieder fürfur die Mitgliedschaft in der OOr-r- ganisation bestraft wurden und eine rechtskräftige Verurteilung erhielten, das RResultatesultat der Verurteilung jedoch eine Übergabe an paramilitärische Kontrolle und damit auch an eine Parallelgesetzgebung bedeutete. bedeutete. Strafe und Sonderstatus hoben sich in gewisser Weise gegenseitig auf und untermuntermauertenauerten die Wahrnehmung der IRAIRA-Häftlinge,-Häftlinge, dass ihre Verurteilung nicht nur politisch motiviert, sondern auch politisch gewollt war. Zu dieser Problematik kam hinzu, dass durch das Gesetz, in dem die VerhaftungsvollmacVerhaftungsvollmach-h- ten erweitert warenwaren,, der Willkür Tür und Tor gegeöffnetöffnet wurdenwurden.. SchließSchließlichlich konnten PPo-o- lizisten jedenjeden vverhaften,erhaften, den sie für einen Terroristen hielten. Die Verrechtlichung sollte mit der Entmilitarisierung der Sicherheitspolitik einhergehen, auch wenn dies 19731973 noch nicht explizit in WWorteorte gefasst wurde. Erst mit dem RegierungRegierungswechselswechsel von den Konservativen zu Labour wurde dieses Ziel in Worte gefasst. Labour setzte hierfürhierfur eer-r- neut eine KommissiKommissionon ein, die sogenannte GardinerGardiner-Kommission.-Kommission. Die neue AntiAnti—- Terrorgesetzgebung in Verbindung mit der Klarstellung, welche Organisationen veverbo-rbo- ten waren und als terroristisch galten, ließen die Verhaftungszahlen in die Höhe schneschnel-l- len. Die Anzahl der aufgaufgrundrund von terroristischen Straftaten oder anderer schwerwiegeschwerwiegen—n-

150 Northern Ireland ((EmergencyEmergency Provisions) Act 1973, Schedule 2. 151 151 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S. 224224.. 49 der Straftaten verurteilten Personen stieg im Zeitraum von 19731973 bis 19741974 von 531 auf 14181418 und blieb auch in den folgenden Jahren auf konstant hohem Niveau.152Niveau.152 Im selben Zeitraum stieg die AnAnzahlzahl der SpecialSpecial-Category-Häftlinge-Category-Häftlinge zwischen Ende 19731973 und Ende 19741974 von 688 auf 1116.lll6.153153 Kieran McEvoy kommekommentiertntiert diesen Umstand wie folgt: „ Firstly as the numnumberber of interneesintemees was gradually reduced in 19741974 and 19751975 there was a steady increase in the number of prisoners either remanded or sentenced to be manmanagedaged under the new system [dem[dem DiplockDiplock-Gerichtssystem].-Gerichtssystem]. The increase in the rre-e- mand and sentenced prison population in 19741974 and 19751975 occured in the contecontextxt of simsimi—i- lar rates of violenViolencece as in 19731973 suggesting perhaps that many prisoners brought before the courts to be tried in the wake of Diplock might indeed ((asas Kevin McNamaMcNamarara had argued) have been interned in the prepre-Diplock-Diplock era.era.”154”154

Kurz nach der AmtsübernahmeAmtsübemahme der Labourregierung nahm ein Komitee unter der LeLei—i- tung von Lord Gardiner die Arbeit auf, dessen Ziel es war zu bestimmenbestimmen,, welche MaMaß-ß- nahmen zur Terrorismusbekämpfung im Einklang mit den BürgerreBürgerrechtenchten ergriffen wer-wer- den sollten und die Arbeitsweise der bisherigen AntiAnti—Terrorgesetzgebung-Terrorgesetzgebung zu überprüberprü—ü- fenfen:: „„WeWe were appointed: ‘t‘too consider what provisions and powers, consistent to the maximum extent practicable in the circumstances with the preservation ooff civil liberties and human rights, are required to deal with terrorism and subversion in Northern IrIre-e- land, including provisions for the administration of justice,justice, and to examine the working of the Northern Ireland (Emergency Provisions) Act 1971973;3; and to mmakeake recommendrecommenda-a- tionstl’lS’’.”„155155

Eine solche Kommission einzusetzeneinzusetzen,, schien angesichts der Ereignisse vom 15.15. Oktober 19719744 umso dringlicher, als republikanische und loyalistische Häftlige das InternierungIntemierungs—s- lager in Long Kesh in Brand steckten. Die Times berichtete einen Tag später über die Ereignisse: „Provisional IRA and ‚loyalist‘‚loyalist‘ prisoners set firesfires to huts in at least nine compounds at the Maze Prison internment camp at Long Kesh outside Belfast, last

152 Table NINI-SEC—09:-SEC-09: Number of people charged with terrorist and other serious offences (numbers), 19691969-2003,-2003, accessed via: http://cain.ulster.ac.uk/ni/security.htm#09http://cain.u|ster.ac.uk/ni/security.htm#09 ((26.05.2015,26.05.2015, 12:22). 153 . Hennessey: Hunger Strike, S. 12. 154 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S.5.224. 224. 155 155 RepReportort of a Committee to consider, inin the context of cicivilvil liberties and human rights, measures to deal with terrorism in Northern IrelandIreland:: Introduction,Introduction, accessed via: http://cain.ulst.ac.uk/hmso/gardiner.htm (7.05.2015,(7.05.2015, 15:43).15:43). 50 night. They attacked prison officers and rioted with troops aandnd at midnight flamesflames could be seen leaping into the air of the whole camp.camp.”156”156

Die nicht hinnehmbaren Zustände in den InternierungslagernIntemierungslagern und den Frust der katholkatholi-i- schen Bevölkerung über die fortbestehenden InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen machte ein Kommentar in der Times wenigwenigee Tage später mehr als deutlich: „„TheThe razing of parts of Long Kesh prprisonison camp, disorders in Armagh jailjail and associated demonstrations on the streets of Belfast and Londonderry are intended to reinforce standing political demands for an end to iinternmentnternment in Northern Ireland. Internment without trial or detention as it is now officiallyofficially called is a running sore in the province. It is the one IRA inspired grievance around which virtually the whole Roman Catholic community unites.”157unites.”157

Der Autor sprach aber nicht nur das InternierungsproblemIntemierungsproblem an, sondern verband den GGe-e- waltausbruch im InternierungslagerIntemierungslager mit der Straßengewalt und kam zu dem Schluss, dass die Sicherheitskräfte kaum Fortschritte in der HerstellunHerstellungg von Recht und Ordnung machten: „These outbreoutbreaksaks of violence in the prisons and the revival of serial sectarian murder point to the dispiriting conclusion that the security forces for all their considerconsider-- able efforts are making little headway towards imposed peace and order in the proprov-v- - 158158 ince.ince.””

Trotz alalll dieser Probleme empfahl der Artikel die InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen nicht eiein-n- fach über Bord zu werfen, sondern auauff die Empfehlungen des GardinerGardiner—Reports-Reports zu wawar-r- tenten:: „The,,The Secretary of State should dismiss for the time being, certainly until he has Lord GardinerGardiner’s’s report on the emergency provisions law in Northern Ireland any idea of dispensing with internment.internment.”159”159 Stattdessen sollte der Nordirlandminister lieber die BBe-e- dingungen untersuchenuntersuchen,, unter denen die Gefangenen festgehalten wurden: „Instead,,Instead he should institute an enquiry into the manner in which these prisoners are held captive.captive.”160”160

156 156 Robert Fisk: Guards huhurtrt as Maze riotersrioters fire prison, in: Times 16 Oct. 1974, S. 1, accessed via: http://find.galegroup.com/ttda/infomark.do?&source=gale&prodId=TTDA&http://find.galegroup.com/ttda/infomark.do?&source=gaIe&prod|d=‘|‘|’DA&userGroupName=bochum&tuserGroupName=bochum&t abID=T003&docPage=article&searchType=BasicSearchForm&docId=CS17791824&type=multipage&contablD=T003&docPage=article&searchType=BasicSearchForm&docld=CSl7791824&type=mu|tipage&cont entSet=LTO&version=1.0 (29 Mai 2015, 10:15). Für eine genauere Beleuchtung der Ereignisse siesiehe:he: Denis Faul, Raymond Murray: The Flames of Long KKeshesh 1515-16-16 October 1974, Publikation ohne Ortsangabe 1974. 157 157 Bogged Down In Ulster, in: Times, 17 Oct. 1974, S. 17, accessed via: http://find.galegroup.com/ttda/infomark.do?&source=gale&prodId=TTDA&userGroupName=bochum&thttp://find.galegroup.com/ttda/infomark.do?&source=gaIe&prodld='I‘I'DA&userGroupName=bochum&t abID=T003&docPage=article&searchType=ablD=T003&docPage=artic|e&searchType=BasicSearchF0rm&doc|d=C5285571921&type=multipage&conBasicSearchForm&docId=CS285571921&type=multipage&con tentSet=LTO&version=1.0 ((2828 Mai 20152015,, 10:37), im Folgenden zitzitiertiert als: Bogged down inin Ulster. 158 158 Bogged Down in Ulster. 159 Ebd. 16016° Ebd. 51

In einer Arbeitssitzung im November 19741974 machte die Kommission drei ProblemfeldeProblemfelderr aus, die mit den angesprochenen Punkten im MeinuMeinungsartikelngsartikel der Times überübereinstimm-einstimm- ten: ddieie fehlende Dringlichkeit im GefängnisbauGefängnisbauprogramm,programm, das Fehlen eines RegiRegie-e- rungsprogrammes für die Zusammenarbeit mit den Bevölkerungsgruppen und nicht 1611 zuletzt die fehlende Absprache und Konsultation zwischen Armee und Regierung.Regierung.16 Der erste Punkt nahm in den GGesprächenesprächen den größten Raum ein.

Zunächst beschrieb Lord Donaldson das bisherige Gefängnisbauprogramm: „Lord Donaldson described the prison building programme. The new temporary prison would be ready in six months, and a new wwinging in Armagh [dem[dem Frauengefängnis]Frauengefangnis] would be complete byby March 1976.1976. The Department had made a careful study of sites for the new permanent prison which would replace Crumlin Road, most likely to be chosen was the Maze.Maze.”162”162 Das Gefängnisbauprogramm war jedochjedoch nicht dem Faktum geschugeschuldet,ldet, wie

Lord Donaldson erklärteerklärte,, dass die nordiriscnordirischenhen Gefängnisse überfülltüberfiillt seien: „Lord Donaldson explained that, although there had been a great expansion of the prison ...... 163 population,population, there was no problem of overcrowding as in British prisons.prisons.””163

Warum sollte die britische Regierung dann ein neues Gefängnisbauprogramm anstoßen, bzw. warum wurde ihr vorgeworfenvorgeworfen,, dieses Programm nicht mit der nötigen Rigorosität zu betreiben? Genug Platz schien es ja für die Gefangenen zu geben, sosowohlwohl in den LLa-a- gern als auch in den Gefängnissen. Das Problem und damit die Begründung für das Bauprogramm lag eher in der Art und WeiseWeise,, wie die Gefangenen und InterniertenIntemierten ihren Status auslegten und darin, dass der Special CatCategoryegory Status Probleme bereitebereitete:te: „„BothBoth detainees and many of the special category prisoners regarded themselves as prisoners of war and would continue to cause trouble.trouble.164164 The members of the committee were highly critical of the special category system, which they regarded as interference by the Executive in the proper operation of the law. Lord MacDermott argued that the special category had undermined the authority of judgesjudges to decide what sentences were apprappro-o- priated and has led prisoners to believe that they would eventually be given amnesty 165 when the violence ends.““165 Zusätzlich drückte Lord MacDermott ZweiZweifelfel darüber aus, ob das SpecialSpecial-Category-Sytem-Category-Sytem überhaupt in der MacMachtht und in den Händen der GefänGefäng-g-

161 161 PRONI: CENT/1/3/7CENT/l/3/7 Note for the Record Gardiner Committee, S. 1, im FFolgendenolgenden zitiert als: CENT/1/3/7 Note for the Record Gardiner Committee. 162 Ebd. 163 Ebd. 16416“ Ebd. 165 165 CENT/1/3/7 Note for the Record Gardiner Committee, S.5. 2. 52 nisgesetzgebung lag: „Lord MacDermott said there was, iinn his opinion, some doubt whether the special category scheme was ‘intra‘intra vires’Vires’ the prison legislation.legislation.”166”166

Aufgrund der geäußerten Bedenken und ZweifelZweifel,, machte die KommissKommissionion eine Wende um 180180 Grad in Bezug auf die Behandlung der Gefangenen und ddieie Einstufung dederr GGe—e- fangenen in ihrem BerichtBericht..

EinEinee erste wichtige Empfehlung betraf die bestehenden Sondergesetze, die zielführenderzielfiihrender und in begrenzterem Maße eingeingesetztesetzt werden sollten: „The continued existence of emergency powers should be limited both in scope and durationduration..”9’1671 7 Eine WiedereiWiederein-n- führung von InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen bzw. die grenzgrenzenloseenlose Ausdehnung der SonderSonder—- und AntiAnti-Terrorgesetze-Terrorgesetze erschien der Kommission nicht opportunopportun.168.168

Die Kommission beschäftigte sich jedoch nicht nur mit der Sondergesetzgebung im Allgemeinen, sondern beschäftige sich auch konkret mit Änderungen im Umgang mit den SpecialSpecial-Category-Gefangenen-Category-Gefangenen und trat fürfur eine Reform des Gefängnissystems ein. Dabei wies die Kommission den Gefängnissen eine zentrale Rolle im Erhalt von Recht und Ordnung zu. Diese Rolle nahmen die Gefängnisse im Moment jedoch nicht adäquat wahr:wahr: „„TheThe prison system plays a most important role in the maintenance of law and order; it is not fulfillingfulfilling that role adequately at present, and certain aspects of the prison situation are considered to be appallingappalling.”169.”169 Als Ursache fürfiir die unannehmbaren ZZu-u- stände machte die Kommission den politischen Status der IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge aus: „„[T]he[T]he introduction of special category status for convicted prisoners was a serious mistake.mistake.“170“170 Die einzige logische Schlussfolgerung aus dieser Erkenntnis lag in der EmpfehlungEmpfehlung,, den Special Category Status abzuschaffenabzuschaffen:: „The earliest practicable opportunity should be taken to bring special category status to an end.end.”171”171

Wenn die Regierung jedoch den Special Category Stauts abschaffte, musste sie die neneuu verurteilten Gefangenen anders unterbringen, da eine Unterbringung in Lagern das GGe-e- fängnissystem nicht verbessern würde. HHierzuierzu bemerkte der Bericht: „The Government should findfind suitable sites oil which to begin construction immediately of both the tetem—m- porary cellular prison for 700 and the permanent prison for 400400-500,-500, for which plans

166 166 CENT/1/3/7 Note for the Record Gardiner Committee, S.5. 2. 167 167 Gardiner: Report, Chapter 77,, article 55.. 168 EbdEbd.. 169 169 Gardiner: Report, Chapter 77,, article 28. 170 Gardiner: Report, Chapter 77,, article 29. 171 171 Gardiner: Report, Chapter 77,, article 31. 53 have already been announced.announced.”172”172 In Verbindung mimitt dem Gefängnisbauprogramm solsoll-l- te auch die Architektur der Gefängnisse verändert werden. Dabei empfahlen Lord GaGar-r- diner und seine Kollegen eine Verbesserung der inneren Sicherheit der Gefängnisse und die flächenmflächenmäßigeäßige Reduktion der Gefängnisse: „The design of prison compounds should be modifiedmodified to improve internal security, and their size should be considerably 173173 reduced.reduced.““

Der GardinerGardiner-Bericht-Bericht stellte einen entscheidenden Übergang zwischen der Verwaltung des Ausnahmezustandes und seiner Bekämpfung dar. Die Entwicklung bis zum GardGardi-i- nerner-Report-Report fasst McEvoy prägnant zusammen: „Up until the Gardiner Report in 19751975 the management of paramilitarty prisoners in Northern Ireland was underpinned by the de factofacto recognition of the political character of the inmateinmates.s. The deployment of British troops and their role in the administration of prisons ;; the internment of suspected para-para- militaries; the granting of Special Category Status and simultaneous negotiations with the prisoners’ comrades still atät large; and the use of an amended criminal justice and judicialjudicial system; these all served to highlight the unusual nature of the prison inmates. Prisons were seem as sites for the containment of violentViolent protagonist while aä political solution was sought rather than as mechanismechanismsms for the defeat or rehabilitation of parpara—a- - - - 174174 militaries.”m111tar1es.”

Die harsche Kritik des Berichtes an dem schlecht bis gar nicht ffunktionierendenunktionierenden GGe-e- fängnissystem schien angesichts der katastrophalen Sicherheitslage in Nordirland gge—e- rechtfertigtrechtfertigt,, da sie sich nicht enentscheidendtscheidend gebessert hatte undund,, wie Kieran McEvoy gge—e- zeigt hathat,, die InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen lediglich mit einer rechtlichen Patina überzogen wurden. Zusätzlich waren die Gefangenen in den Lagern nur sehr schwer zu beaufsich—beaufsich- tigen.

Der Ruf nach effizientereneffizienteren Sicherheitsorganen und das Problem der InternierungslagerIntemierungslager führtenfuhrten nach dederr Veröffentlichung des GardinerGardiner-Reports-Reports im Februar 19751975 zu dem EnEnt-t- schluss aufsaufseiteneiten der britischen RegierungRegierung,, die InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen zu beenden und keinen Special CaCategorytegory Status mehr zu gewähren.

Im Sommer des Jahres gab der Nordirlandminister Merlyn Rees im britischen UnteUnter-r- haus bekannt, dass er vorhabevorhabe,, bis Weihnachten alle InterniertenIntemierten zu entlassen: „„II cannot

172 172 Gardiner: Report, Chapter 77,, article 34. 173 Gardiner: Report, Chapter 77,, article 35. 174 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S. 225. 54 commit myself at this stage to a specificspecific date but I hope that the sitsituationuation will progress sufficientlysufficiently to enable all the detainees to be out by Christmas. Policy on detention will continue to be related to the level and nature of violence prevailing, but under the terms of the law I have to make the judgment on each individindividualual case in the light of the right of the community to be protected as well as the need to consider the right of the indindi-i- vidual to his freedom.freedom.”175”175 Im ersten Moment erschien diese Ankündigung von Rees wie eine Erlösung für alle Beteiligten. Die britsche RegiRegierungerung hhatteatte einen Missstand ausgausge-e- räumt und die Demonstranten konnten sich gegen die InterInternierungsmaßnahmennierungsmaßnahmen iimm Recht fühlen unundd sich mit einem Erfolg brüsten. DDennochennoch wawarr die Gesetzgebung von Rees durchaus zweischneidig.

Die Umsetzung der Empfehlungen dederr GardinerGardiner-Kommission,-Kommission, den Bau von GefängniGefängnis-s- sen voranzutreiben und den Special Category Status abzuschaffenabzuschaffen,, bedeuteten einen paradigmatischen Wechsel in der Sicherheitsstrategie und eine Umverteilung der VeVer-r- antwortung für die Durchführung der neuen StrategiStrategie.e. Die britische Regierung war nicht mehr gewilltgewillt,, das Primat fürfiir die WiederherstellunWiederherstellungg von Recht und Ordnung in den HäHän-n- den des MiliMilitärstärs zu belassen.

Die Beschreibung der Maßnahmen, die zum Polizeiprimat führen solltensollten,, ist wichtig und notwendig. Bevor es jedochjedoch zu diesem Schritt kommen kann, muss eine Frage der Nomenklatur geklärt werden. Die Maßnahmen zur Herstellung des Polizeiprimats fifir-r- mieren bei den Beteiligten und Forschern unter drei Namen: UlsterisierungUlsterisierung,, KriminalKriminali-i- sierung und schließlich Normalisierung.Normalisierung. Alle drei Begriffe haben ihre VorzügeVorzüge.. WWennenn man der Argumentation von Kieran McEvoy folgtfolgt,, scheint der Begriff Ulsterisierung am passendsten. Seiner Ansicht nach dient das Polizeiprimat vor allem dem ZweckZweck,, den Anschein eines Guerillakrieges zwischen britiscbritischerher Armee und IRA abzuschwächen. Zudem dienten die Maßnahmen seiner Meinung nach dazudazu,, den britischen Staat in die

Rolle eines neutralen Dritten zu versetzen, der über dem KonfliktKonflikt stand und nicht inteinte-- graler Bestandteil des KonfliktesKonfliktes war: „,,TheThe obobviousvious guerrilla undertones to the ongoing conflictconflict between the IRA and the British army could, to a degree, be contained and iin-n- ternalized if it was members of the RUC and locally based UDR who were on the fronfront-t- line. Rather than be seen as one side in the oongoingngoing struggle, the British government felt that they could portray themselves, at least to an international audience, as neutral, trtry—y-

175 175HCHC Deb 24 July 1975 VVol.ol. 896 cc760cc760-1:-1: Detainees (Release Policy)Policy),, accessed via: http://hansard.millbanksystems.com/commons/1975/jul/24/detaineeshttp://hansard.milIbanksystems.com/commons/1975/ju|/24/detainees-re|ease--release- policy#S5CV0896P0_19750724_HOC_78poIicy#55CV0896P0_19750724_HOC_78 (28(23 05 2015, 11:46).11:46). 55 ing to keep the peace in the ongoing factional fightingfighting between two communities divided on religious and historical grougrounds.nds. The British state could thus portray itself as above the Northern Ireland problem rather than an integral part of it.it.”176”176

Benutzt man diesen Begriff, impliziert man, dass die britische RegierunRegierungg in Anlehnung an die USUS-amerikanische-amerikanische VietnamisierungsstrategieVietnamisierungssträtegie das Ziel hattehatte,, sich langfristig aus dem Krisengebiet zurückzuziezurückzuziehenhen und das Kommando in die Hände örtlicher MachthMachtha—a- ber zu übergeben. Zusätzlich würde man der britischen Regierung unterstellen, dass sie eine noch im Aufbau befindlbefindlicheiche Organisation einer gut geschulten paramilitparamilitärischenärischen Organisation gegenübergegenüberstellte,stellte, bei der die RUC lediglich als Kanonenfutter dienen konnte. Der zweite BegriffBegriff,, der häufighäufig iimm Zusammenhang mit der neuen Strategie vever—r- wendet wird, ist der Begriff „Krimi„Kriminalisierung“.nalisierung“. Dieser Begriff besitzt insofern große

Strahlkraft, als er akkurat die Situation und die Gedankenwelt des JahreJahress 19761976 von deder-r- jenigenjenigen vorheriger Jahre abgrenzt. Wie bereits gezeigt worden ist, ererkanntenkannten die briti—briti- schen Behörden den politischen SStatustatus der paramilitärischen Häftlinge indirekt an, wäwäh-h- rend sie später, wie gezeigt wird, Neuverurteilte lediglich als normale Häftlinge und gewöhngewöhnlicheliche Kriminelle behandelte. AlAllenlen Feldman schreibt über die KriminalisieKriminalisie-- rungsstraterungsstrategie:gie: „„ByBy 19761976 the prison system attempted to depoliticize paramilitary ideoideol—l- ogy and practice. The NorthemNorthern Ireland judicial and penal system positioned itself bbe-e- tween the paramilitaries and their existing and potential support communities in order ttoo structure the latter’s perceptionperception of paramilitary practice. The government sought to shift the political comprehension of violenceViolence to a judicialjudicial reading that consigned paramilitary 177 ...... practice to criminal agency.”177 Der Begriff KriminalisierungKr1m1nalis1erung weist einerseits ein hohoheshes Maß an Faktizität auf und beschreibt den Vorgang akakkurat.kurat. Andererseits ist der TermTermi-i- nus Kriminalisierung auch ein pejorativer Kampfbegriff, der von der republikanischen Seite eingesetzt wurde, um zu implizieren, dass die britische Regierung mit der AbAb—- erkennung des Special Category Status zwar kein juristisches Unrecht beging, aber doch moralisch falsch handelte. DemDemgegenübergegenüber scheint der dritte Begriff Normalisierung am geeignetstengeeignetsten,, die britischebritische Strategie zu umschreiben. Denn all die MaßnahmenMaßnahmen,, begibegin—n- nend mit der Einrichtung der DiplockDiplock-Courts,-Courts, dem Emergency Provisions Act, ddenen Empfehlungen dederr GardinerGardiner-Kommission-Kommission und schließlich dedemm EntschlussEntschluss,, das PolizePolizei—i- primat herzustellen, zielten auf die Herstellung einer Art von Normalität hin. In Nordir-Nordir- land, so sollte der EiEindruckndruck entstehen, gab es keinen offenen, kriegsähnlichen Konflikt,Konflikt,

176 176 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S.5.229. 229. 177 177 Feldman: Formation of Violence, S.5. 148.148. 56 der zwischen paramilitärischen Organisationen ausgefochten wurde, sondern lediglich ein kriminelles Bandenproblem, das am besten durch die Wegschließung und Kontrolle der Täter zu bekämpfen sei. Das Recht und die Strafverfolgungsorgane dienten dabei –— und hier stimme ich AlAllenlen Feldman zu —– der Herstellung dieser Normalität. DDieie BegriffBegriffee normale Gefangene und Normalisierung sind dabei als ideologische Begriffe zu verstverste-e- hen, gegen ddieie sich der Protest der Gefangenen richtete. Zunächst einmal folgt jedoch eine Beschreibung der Maßnahmen, die zur HerstelluHerstellungng des Polizeiprimats führten.fuhrten.

Rees setzte im Januar 1976l976 eine Kommission ein, die sich mit der Reform der nordirnordiri-i- schen Polizei beschäftigtebeschäftigte..178178 ZusätzliZusätzlichch zu der Arbeit der Kommission fanden parallel Gespräche zwischen hohen Polizeibeamten und dem NIO statt. Bei einem dieser Treffen im April 19761976 machte einer der hohohenhen Polizeibeamten, Jack HermonHermon,, klar, worin der

Unterschied zwischen ArmeeArmee-- und PPolizeiarbeitolizeiarbeit bestand: „„MrMr Hermon stressed the didif-f- ference between police and military attitudes in the community. It was the nature of these that a military force would attempt to control an area by force of numbers whereas a group of police, almost certainly in much smaller numbers, would operate on the basis of its acceptance by the community.179179 NordirlandministerNordirlandminister Merlyn Rees fasste die Kommissionsergebnisse in einer Unterhaussitzung am 22.. Juli 1976l976 zusammen: „At the heart of the committee's conclusiconclusionsons is, therefore, the idea of securing police acceptance and effectiveness. By securing police effectiveness is meant the integration and aac-c- ceptance of the police in the community to enable them to administer law and order effectively. It does not mean a return to the past. This is a particularly difficult and chachal-l- lenging task because of the legacy of Irish history. There is a traditional sensitivity and antipathy to the police. This stems from the history of the island over the last seven cecen-n- turies, and particularly particularly from the enactments of the eighteenth century. We have to recognise that the police are not acceptable in all areas of Northern Ireland today. The police will consequently have to overcome the legacy of the past as well as of the experience ooff the last seven years.years.”180”180 Die Kommission empfahl der britischen RegiRegie-e- rung alsoalso,, die Akzeptanz der Polizei zu fördernfordern und die Polizeiarbeit effektiver zu gge-e- stalten. Um dies umzusetzenumzusetzen,, wurde vorgeschlagen, dass die Polizei an Stärke zunezuneh-h-

178 178GrahamGraham Ellison, Jim Smyth: The Crowned Harp: Policing Northern IrelandIreland,, London 2010, S. 83, imim Folgenden zitiert als: Ellison:EIIison: Policing Northern Ireland. 179“9 PRONI: NIO/25NIO/25/2/44/2/44 Note For the Record 7 April 1976, S.s. 1, im Folgenden zitiert als: NIO 25/2/44 Note For the Record 7 April 1976. 180 180 NORTHERN IRELAND (TEMPORARY PROVISIONPROVISIONS)S) HC Deb 02 July 19761976,, VVol.ol. 914 cc879cc879-923,-923, accessed via: http://hansard.millbanksystems.com/commonhttp://hansard.milIbanksystems.com/commons/1976/juI/OZ/northern-ireland-temporary-provisionss/1976/jul/02/northern-ireland-temporary-provisions (08.06.2015,(08.06.2015, 14:42). 57 men müsse und daher mehr Rekruten brauche, dass die Polizei sich stärker spezialisispezialisie—e- ren und z. B. MordMord-- und BetrBetrugsdezernateugsdezernate einrichten müsse. Zudem brauche die Polizei 181 mehr mobile RessourcenRessourcen,, um sich schweren Verbrechen zu widmen.widmen.181 Den ersten Schritt, den Merlyn Rees zur UmUmsetzungsetzung der Empfehlungen der GardinerGardiner—Kommission-Kommission unternahm,unternahm, warwar,, die Umstrukturierung der Polizei einzuleinzuleiten,eiten, die unter dem neu eer-r- nannten Chef Kenneth Newman einen Keil zwischen die „Terroristen und die einfachen 182 Leute“ treitreibenben sollte.sollte.182

Als logische Folge des Polizeiprimats wurde bereits im März des Jahres 19761976 verküverkün-n- det, dass neu verurteilte Paramilitärs keinen Special Category Status mehr gewährt bbe-e- kommen sollten, sondern als gewöhnliche Häftlinge verurteilt wurdenwurden..183183 Die republrepubli-i- kanische Bewegung und damidamitt auch die IRA wurden von diesen Maßnahmen über— über- rascht, auch wenn die Häftlinge den Bau des Hochsicherheitsgefängnisses mit ihren eigenen Augen verfolgen konntenkonnten:: „„OneOne day we were all up on the roof of Cage 11.11. It was a good summer; we were lying on the roof sunbathing. The Cranes below were just munching away building down at the bottom of the camp. Everybody’s wirelessing [gossiping].[gossiping]. Somebody up at the far end saisaid,d, ‘‘DoDo you recon the Brits are going to declare they’re going soon oorr what?what?’’ And Gerry Adams said: ‘‘ExcuseExcuse me, look down there! What do you see? And what do you think they’re building?’ building?’ ‘‘BuildingBuilding somsome-e- thingthing.’.’ ‘‘WhatWhat do you think they’re building?’building?’ ‘‘II don’t know.know.’’ ‘‘Well,Well, try and think. What would they be building there?there?’’ ‘‘PrisonPrison cells?cells?’’ ‘‘HereHere Adams, Aye! And who do ye thin they’re for?for?’’ We all started looking at each other. Then we sat, staring at the skeletons 184 of the HH-Blocks.”184-Blocks.”

2.2 Die Situation der republikanischen Bewegung und der initiale Protest gegen den Entzug des Special Category Status

2.2.1 Die Situation der republikanischen Bewegung

Die Maßnahmen zum Umbau der Polizei und die Abschaffung des Special Category Status trafen die republikanisrepublikanischeche Bewegung und die IRA unerwartet, da die britische Regierung kaum zwei Jahre zuvor mit Republikanern während der geheimen FeakleFeakle—-

181’81 NORTHERN IRELAND (TEMPORARY PROVISIONPROVISIONS)S) HC Deb 02 July 19761976,, VVol.ol. 914 cc879cc879-923,-923, accessed via: http://hansard.millbanksystems.com/commons/1976/jul/02/northernhttp://hansard.millbanksystems.com/commons/l976/q/02/northern-ire|and-temporary-provisions-ireland-temporary-provisions (08.06.2015,(08.06.2015, 14:42). 182 ’82 Ellison, Policing Northern Ireland.,Ireland.‚ S. 82. 183 183 F.F. Stuart Ross: Smashing HH—Block.-Block. Liverpool 2011, S. 26, im Folgenden zitiert als: FF.. Stuart RRoss:oss: Smashing HH-Block.-Block. 184 ’84 Feldman: Formation of ViolenViolence,ce, S. 150. 58

GeGesprächespräche und in folgenden Verhandlungsrunden mit der IRA an einem Tisch gesessen hatte.hatte.185185 Diese Gespräche, bei denen auch vereinzelt katholische Kleriker eine VermitVermitt—t- 186 lungsrolle übernübernommenommen hatten186,, führten immer wieder zu vereinzelten WaffenstilWaffenstill-l- standsphasen, die schließlich im Dezember 19751975 zu einem Ende kamen. Die Gespräche verliefen ergebnisergebnisloslos und führten nicht nur zur Kritik an republikanischen FührungFührungs-s- kräftenkräften,187,187 sondern auch zu einer Fehde zwischen der IRA und anderen paramilitärparamilitäri-i- schen Gruppen wie der OfficialOfflcial IRA (OIRA).(OIRA).188188 Billy McKee schrieb über die innerrinnerre-e- publikanische Fehde: „„RepublicanRepublican feuding contributed significantlysignificantly to feelings of aliealien—n- ation on the part of the Nationalist people, who had long provided the essential support for the IRA. It also coincided and dovetailed with a sustained British propaganda cacam-m- paign to portray portray IRA membermemberss as ’common’common criminals’.“criminals’.“189189 Das Vertrauen und das Zutrauen der nationalistischen Bevölkerung in die IRA wurde im August 19761976 weiter erschüttert. NachdemNachdem bei einem Schusswechsel zwischen britischer Armee und IRA ein unbeteiligter Autofahrer getötet worden war und sein Fahrzeug eine Mutter mit drei Kindern zerquetscht hatte, kam es zu massiven Protesten gegen die IRA und zu FriedenskundgebungenFriedenskundgebungen.. Das führte zur Gründung der Peace PeoplePeople,, über die David McKittrick schreibt: „The wave of anger and grief generatgenerateded by the deaths gave ririsese to the Peace People movementmovement,, led by two BelBelfastfast women, Mairead CorriganCorrigan,, the children’s aunt and local woman Betty WilliamsWilliams.. The movement quickly snowballed, its first rallies attracking ten of thousands of people and huge inteinternationalrnational publicity.“190 publicity.“190 Die Wirkung beschreibt auch Danny Morrison iinn einem Interview mit dem Autor: „„TheThe problem we had, getting a protest movement organised, was that in August 19761976 in Andersonstown the British army opened fireflre on a car, in which there wwasas two IRA men and there was a gun in the car. The British Army shot dead the driver, Danny Lennon, the car careered across the road out of control and crashed into a young woman and her children and killed the three children. They were called the McGuire children and it was on Finaghy road north in August 1976.1976. That was before was sentenced and thus the Peace People started. So we wewerere fightingfighting very hard to organisorganisee a protest movement around the jails because this huge peace movement was demanding that the

185 185 Andrew Silke: PrisonPrisons,s, Terrorism and Extremism, London 2014, S. 80, im Folgenden zitiert als: Silke: PrisonPrisons,s, Terrorism and Extremism. 186 186 Zur Vermittlungsrolle von Edward Daly während dieser Zeit siehe: Büchele: Peace Be With You, S. 87. 187 Silke: PrisonPrisons,s, Terrorism and ExtremismExtremism.. 188 188 : A Secret History ofofthe the IRA, London 2002, S. 146, im Folgenden zitiert als: Moloney: A Secret History of the IRA. 189”9 Ebd. 190 190 McKittrick, McVea: MaMakingking Sense of the Troubles, S. 117. 59

IRA stopped its fightingfighting and was just just singling out the IRAIRA.“191.“191 DDieie IRA schien also durch das Ende der Internierungsmaßnahmen,Intemierungsmaßnahmen, durch die Fehde innerhalb der republirepublika-ka- nischen Bewegung und durch die Peace People zunehmend, wenn auch vielleicht nur temporärtemporär,, an Unterstützung in der nationalistischen Bevölkerung einzubüßen. Sie und die gesamte republikanische Bewegung standen damit vor einem Legitimationsproblem. Die UmsUmständetände und die Situation begünstigten die britische Regierung in ihrer Strategie. Die republikanirepublikanischesche Bewegung und die IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge sahen sich einer neuen Situation ausgesetzt, die sie nicht einschätzen konnten und gegen die sie noch keine WiderstandWiderstands-s- stratstrategieegie gefunden hatten.

2.2.2.2.22 Der Deckenstreik

Bei seiner Einlieferung in das neue HochsicherheitsgefängnisHochsicherheitsgefangnis Long Kesh weigerte sich Kieran Nugent, Nugent, eine GefängnisuniformGefangnisuniform anzuziehenanzuziehen.192.192 Ohne Uniform und ohne das Recht zu habenhaben,, seine normale Kleidung zu tragen, wurde er nackt in eine Zelle gge-e- sperrt. Er bedeckte seine Blöße mit einer Bettdecke, dem einzig diesem Zweck dienldienli-i- chen Gegenstand in seiner Zelle.193193 Über die Art und WeiseWeise,, wie Kieran Nugent in den HH-Blocks-Blocks empfangen wurde und wie das Anstaltspersonal ihn behandeltebehandelte,, gibt es keine Aussagen von ihm selbst. Andere Gefangene machten über ihre Einlieferung und BBe—e- handlung unterschiedliche Aussagen. Ned Flynn berichtete, dass er vor allem auf Gleichgültigkeit sseitenseitens des WachpersWachpersonalsonals traf: „„WhenWhen the van reached the reception area, I was taken out, put into a cubicle and told to put the prison uniform on. I refused. A screw told me he didn’t care what I did but I had to leave the clothes I was wearing in reception. So I told him I would wear the coat and trousers until I went into the Block and then take them off. This I did. I was brought into H1Hl and put into a cell along with nonnon-political-political prisoners. I immediately took everything off, sat on the floorfloor and told the screws that I wwasas a Republican POW and I would not be wearing any prison uniform or conforming to any prison rules.””194194 Jackie McMullan hingegen berichtet, dass bei seiner Einlieferung eine Horde agaggressivergressiver Wärter auf ihn und die anderen gewartgewartetet habe, die von Anfang an klarklarmachten,machten, wwerer die Macht im Gefängnis hatte: „„TheThe firstfirst thing I nno-o- ticed going into this place waswas the hostility of the screws. There was a reception cocom-m- mittee of about 20 of them, some with their batons out, slapping them into their hands.

191 191 InterviewInterview zwischen Danny Morrison und dem Autor, 31.10.2014. 192 Ebd. 193 193PadraigPadraig O’Malley:O'Malley: Biting at the GraveGrave.. The IrishIrish Hunger Strikes and the Politics of DespairDespair,, Boston 1990, S. 2020,, imim Folgenden zitiert als: O’Malley:O'Malley: BitinBitingg at the Grave. 194 194 Campbell: The HH—Block-Block Struggle, S. 44.. 60

They made us sstandtand spreadspread-eagled-eagled against a wall and barked out questions about names, addresses, and so on. One of them then ranted about how we were to behave here, fofol-l- 195 low orders, on OCs, hard way, easy way, blah, blah, blah.”blah.”195 Zunächst waren die rre-e- publikanischenpublikanischen GefanGefangenengenen im Deckenstreik 19761976 entweder alleine im Zellenflügel oder bildeten eine MinderheMinderheitit unter den GefGefangenen,angenen, die mit ihnen einsaßen: „„TheThe door was slammed shut and, with the sound of rattling keys fading in the distance, I stood at the door to try and ddetectetect any kind of noise coming from the wing, but there was no none. I shouted out to Ciaran Nugent but there was no answer. The silence told me I 196 was the sole occupant of both wings.””196 „„II was in D wing, H2. There were three other

Blanket men in the wing, each of us in a cell of his own, and another six or seven in the 197 rest of the block.”197block.”

Die republikanische Bewegung in ihren politischen und paramilparamilitärischenitärischen ManifestatiManifestatio-o- nen war auf die britische NormalisierungsstrategieNormalisierungsstrategie nicht vorbereitet und hatte noch kein probates Gegenmittel gefunden. Außerhalb des Gefängnisses begann unter führenden RepublikRepublikanernanern ein Streit darum, wer fürfiir den Misserfolg bei den Gesprächen mit der 198 britischen Regierung verantwortlich zeichnzeichnete.ete.198 Zudem war innerhalb der WaffenstilWaffenstill-l- standsphase eine innerrepublikanische Fehde ausgebrochen, die das Ansehen der IRA untergrub. Zusätzlich zeigten die Peace People eine Alternative zum gewaltsam eer-r- zwungenen Frieden auf. Angesichts dieser Probleme hathattete sich niemand innerhalb des politischen Teils der republikanischen Bewegung mit den Auswirkungen des Endes des Special Category StatusStatus,, insbesondere auf die HäftlingeHäftlinge,, beschäftigt. Auch für die HäfHäft-t- linge im neuen LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis bedeutete das Ende des Special Category Status eine neue und FFurchturcht eeininflößflößendeende Erfahrung. Die Anstaltskleidung zu verweigern und sich stattdessen mit einer Decke zu bekleidenbekleiden,, war dabei der erste Akt einer AuffüAuffiih—h- rung, die den Kampf gegen das GefGefängnissystemängnissystem und seine Ausprägungen als politische Allegorie auf den irischen Freiheitskampf inszenierte.199199 Der Deckenstreik war jedoch nicht von langer Hand geplant und auf seine Publizität hin geprüft worden. Die ÜbeÜber-r- führung republikanischer Häftlinge in das neue Gefängnis spaltete die republikanische Bewegung und spaltete den Kampf im Gefängnis von dem auf der Straße ab. AlAllenlen Feldman schreibt über den symbolischen Krieg der Häftlinge gegen ihre Einstufung als

195 195 Campbell: The HH—Block-Block Struggle, S. 6, 7. 196 196 Campbell: The HH—Block-Block Struggle, S. 44.. 197 197 Campbell: The HH—Block-Block StruggleStruggle,, S. 9. 198 198 Mckittrick, McVeaMcVea:: Making Sense of the Troubles, S. 111.111. 199 199 FeldmanFeldman:: Formation of Violence, S. 148. 61 gewöhnliche Häftlinge wie folgt: „„TheyThey surpassurpaseded not only their Loyalist coprisoners in the development of novel political ideology and symbolic war, but also their Republican comrades outside the prison. This uneven ideological development within the RepublRepubli-i- can movement between the prison struggle anandd the military campaign on the street owed its existence to complex institutional processes. These can be trached to the separation of the prison from the outside world and to internal structures of confinement.confinement.”200”200 SSo-o- wohlwohl die republikanische Bewegung als auch die Gefangenen reagierten zunächst hilfloshilflos auf die MaßnMaßnahmenahmen der britischen Regierung.

2.22.2.3.3 Wie reagieren Kleriker auf den Deckenstreik und das Ende des Special Category Status und den DeckenstreikDeckenstreik??

Zentral für die Dissertation ist die FrageFrage,, wwieie katholische Kleriker auf die neuen SicheSicher-r- heitsmaßnahmen reagierten. ZZunächstunächst reagierten sie auf die PolizeigewaltPolizeigewalt.. Faul und andere bemerkten, dass die RUC nach der Übertragung der Leitung der TerrorismusbTerrorismusbe-e- kämpfung zu Beginn des Jahres 19761976201201 nicht wewenigerniger gewalttätig geworden war. Über die institutionalisierte Gewalt schreibt Kieran McEvoy: „Between 19761976 and 19791979 3,000 people were charged with terrorist offences, most of them on evidence obtained by cocon-n- fessions. The RUC were under intense pressure to secure convictions and they responrespond-d- ed by resorting frequently to physical beatings, threats, verbal abuse, intimidation and generally oppressive treatment in an effort to extract confessions in the holding 202 centres.centres.”” Für Denis Faul und Raymond Murray setzsetztete sich hier ein Trend fort, den sie bereits seit Beginn der InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen im August 19711971 dokumentiert hatten. In einem im Frühjahr 19781978 erschienenerschienen,, 195l95-seitigen-seitigen BerichtBericht203203 hielten sie vievielele Fälle von Polizeigewalt fest. Insbesondere der Fall des LeLehrershrers Bernard O’Connor aus EnniEnnis-s- killen erreichte einige BedeutungBedeutung,, da dieser auch im britischen Fernsehen über seine Tortur berichtete.berichtete.204204 Gegenüber Faul und Murray berichtete O’Connor über sein erstes

VerVerhör:hör: „„TheyThey led me to a block of interview rooms. I was led into room one. In that room there was one table and three chairs. I was told by the taller of the two detectives to stand in front of the table. He looked at me and said. ‘So‘So you are Bernard O’Connor. MaMann but you are an insignificantinsignificant bastard’. He then put me standing on my toes, made me bend my knees and hold out my tow arms in front of me. I was told to stay in that

200 Ebd. 201 201 Büchele: Der Nordirlandkonflikt und die katholische Kirche, S. 243. 202 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S.S.230. 230. 203 203 Büchele: Der Nordirlandkonflikt und die katholische Kirche, S. 245. 204 Ebd. 62 position.position. When my heels touched the ground, I was hit a slap on the face. At a later stagstagee when I had to wipe the sweat from my forehead with my hand, I was also hit a slap on the face for not keeping my hands in the position I was told. Several times I wobbled to my heels and each time I was struck on the face.face.”205”205 Die beiden prominen-prominen- testen KriKritikertiker der britischen Sicherheitsstrategie konzentrierten sich weiterhin auf ihr KerngebietKemgebiet und nicht auf den Deckenstreik. Dies ist aber angesichts der fehlenden MMe-e- dialität und ddieie weiterhin bestehenden drastischen Gewaltanwendungen nicht verwuverwun-n- derlich. ZuZusätzlichsätzlich wäre es Faul oder Murray nur begrenzt möglich gewesengewesen,, die GefaGefan-n- genen zu ssehenehen und mit ihnen zu sprechen: „,,ExceptExcept in exceptional circumstances paspas—- toral visits by a clergymen other than the prison chaplain are restricted to a prisoner’sprisoner’s own parish priest or ministerminister“206,“206, hieß es in einem Schreiben im Januar 19781978 an Denis Faul, als dieser einen Besuch mit einer Insassin des FrauengefängnissesFrauengefangnisses in Armagh vever-r- einbaren wollte. Nur wenn die Gefangenen den Priester während eines regulären BBe—e- suchs zu sehen wünschten, wäre ein Gespräch möglich.möglich.207207 Die einzigen Kleriker, die somit über das Schicksal der Gefangenen im Deckenstreik hätten berichten können, waren die Anstaltspriester in Long KeshKesh,, doch die zeigten sich oft gleichgülgleichgültig:tig: „„WeWe discussed going to mass naked but decided not to, although one of my comrades from the other wing did go. The chaplain of the jail at this time was Father Toner —– the bishop’s secretary —– and his feeling towards was one of indifference. The following week none of us went to massmass;; the priest came into our cells and gave us communion. We eventually did go to mass wearing only the prison trousers.trousers.”208”208 Auch Toner schien sich mehr um den PropaPropagandaeffektgandaeffekt von Menschen, die nackt dem Gottesdienst bei- bei- wohnen,wohnen, zu sorgen, als die Gründe fürfur ihre Nacktheit zu hinterfragen. Im November

19761976 rief Toner bei einem Beamten des Nordirlandministeriums anan.. Er berichtete, dass der Zugang zur Messe ein emotionales Thema in den katholischen Gebieten sei und die Darstellung kursierte, dass die Gefangenen entweder gar nicht zur Messe zugelassen wurden oder diese nackt besuchen müssten. Letzteres würde aber als ein Affront gegenüber Gott gesehen: „„AttendanceAttendance at mass in the nude is a particulary emotive issue as it is presented in the RC that the choice available to the protesters are either to do without the mass or else appear at in naked which is seen as an affront to god.god.“209“209 Den

205 205 Murray: State Violence, S. 69. 206 206 PRONI: NIO/12/92 Black to Faul 20 Januar 1978, S. 1. 207 Ebd. 208 208 Campbell: HH—Block-Block Struggle, S. 11 209 PRONI: NIO 12/92 SteSterlingrling to Barry 23 November 19761976,, S.s. 1, im Folgenden zitiert als: NNIOIO 12/ Sterling to Barry. 63

Umstand,Umstand, dass die Gefangenen überhaupt zur Messe gingengingen,, sah Toner nicht als ein Anzeichen für eine neu gefundene ReliReligiositätgiosität der Gefangenen: „Father Toner recogrecog—- nises that the issue is not an indication of a new religious revival and doubts if many of 210 the men involved would be worried if they never attended mass again.” Dennoch sah Toner das Thema dazu geeignetgeeignet,, MitleiMitleidd mit den Gefangenen zu erzeuge. WWennenn eine Lösung für das Thema gefunden würde, könnte dies verhindert werden.werden.211211 Toners Worte sind hier nur indirekt wiedergewiedergegebengeben und könnten vom Mitarbeiter des Nordirlandmi-Nordirlandmi- nisteriums verfälscht worden seinsein.. DDennochennoch sind die indirekten Wiedergaben der Worte von Toner in den Akten des NIO die einzige Quelle für sein Wirken zu dieser Zeit. TTo-o- ner und sein Kollege John MuMurphyrphy haben sich bis zu ihrem Tod geweigert, über das Thema des GefängniskonfliktesGefangniskonfliktes zu spsprechen.rechen. Laut dem zitierten Dokument schien TTo—o- ner die Gefangenen also nicht für religiöreligiösese Menschen zu halten, sondern für Gefangene, die für ihre Situation Mitleid erzeugen wollten. Damit implizierte Toner aber auch, dass die Gefangenen diediesesses Mitleid im ReRegelfallgelfall nicht verdient hätten, da es sich um MiMit-t- glieder einer illegalen Organisation handelte und diese somit zu Recht einsaßen. Toner beschäftigte sich zwar mit Fragen, die sein Amt und seine Funktion als Anstaltsgeistli-Anstaltsgeistli- chen betrafen, jedoch nicht mit den individuellen Gefangenen, ihren Biographien und ihren Schicksalen. Dies grenzte ihn auch von Faul und Murray ab, die sich häufighäufig auf einzelne Schicksale konzentriertekonzentriertenn und anhanhandand dieser Schicksale ein systemisches UUn-n- recht aufzeigten. Toner hingegen klagte nicht an oder beschrieb Unrecht, er wies lediledig-g- lich auf bestimmte Problemfelder hin und überlies die Lösung den Behörden. Eine kritkriti—i- sche Beschäftigung mit den Hintergründen, warum die Gefangenen überhaupt nackt zur Messe erschienenerschienen,, und ein Hinterfragen dederr Terminologie, wie es häufighäufig von Faul und Murray praktiziert wurdewurde,, kam Toner dabei nicht in den Sinn. Katholischen KlerikernKlerikem kam der Deckenstreik somit entweder nicht zu Ohren oder wurde von der sich fortsefortset-t- zenden Gewaltproblematik überüberdecktdeckt oder er wurde als ein mögliches Propagandathema identifiziert, dessen Lösung aber in den Händen der Behörden und nicht des An- An- ststaltspriestersaltspriesters lag.

21021° PRONI: NIO 12/92 SteSterlingrling to Barry 23 November 19761976,, S.s. 1, im Folgenden zitiert als: NNIOIO 12/Sterling to Barry. 2112“ Ebd. 64

2.2.33 Der Dreckstreik, der Wandel in der Einstellung der katholischen BevBevölkerungölkerung zum bewaffneten KampfKamnf und die BemühunBemühungengen von KlerikernKlerikem,, die Verhältnisse im Gefängnis zu verbessern

2.3.1 Das Problem des Deckenstreiks

Kieran Nugents EntschlussEntschluss,, die Gefängnisuniform bei seiner Einlieferung in die StraStraf-f- anstalt abzulehnen und stattdessen seine Nacktheit mit einer Decke zu verhüllen, war ein spontaner Akt des Widerstandes. Ihmlhm lag kekeineine ausgeklügelte Strategie zugzugrunde,runde, die bewusst den Nutzen für die republikanische Bewegung und die Außenwirkung der Handlung mit einbeinbezog.ezog. Es war ein erster VersuchVersuch,, eine sichtbare Distanz zwizwischenschen ihm und dem Gefängnispersonal zu schaffen und gleichzeitig Ausdruck einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Rechtssystem, das seine Verurteilung erwirkt hatte und dem DisziplinarDisziplinar-- und Strafsystem, das ihn im Gefängnis erwartete. Nugent hatte durch didiee symbolische Aneignung der Decke eine Ikonographie des Widerstandes geschaffen, die sowohl von kommenden Häftlingen als auch von der Protestbewegung auf der Straße kopiert wurde. Die Abgrenzung von Nugent und anderen Häftlingen gegenüber dem GefängnissystGefängnissystemem sollte die Andersartigkeit der Gefangenen und die Verneinung ihrer Kategorisierung als Kriminelle deutlich machen. Sie zielte nicht darauf ab, die Abläufe im Gefängnis zu stören oder die Integrität und Unparteilichkeit des Rechtssystems iin-n- ffragerage zu stellen. Daher wurde ihr Protest recht zügig in das Gefängnissystem integriert und wurde zu einem institutionalisierten Bestandteil des Haftalltages. In einer AnorAnord-d- nung vom 2020.. November 19771977 legte Anstaltsleiter Hilditch fest, dass die meisten AktAkti-i- vvitätenitäten im Gefängnis auch nackt verrichtet werden konnten. Die Gefangen konnten nackt zur Messe gehen, nackt Sport treiben, nackt Bücher ausleihen, einzig AnwaltsAnwalts-- und Fürsorgebesuche mussten in Anstaltskleidung bzw. in Unterhose absolviert wewer-r- 212 den. Die AnstaltsleAnstaltsleitungitung sah in der Nacktheit der Gefangenen bzw. in ihrem DeckeDecken-n- streik kein Problem und behandelte diesen Protest routiniert und im Rahmen des festgfestge—e- legten Disziplinarstrafrechts. „„RefusingRefusing to wear prison clothing is an offence against discipline and results automatically in loss of privileges including association with other prisoners, the right to wear leisure clothing in association periods, the use of a radio,

212 212 PRONI: NIONIO// 12/147 Treatment of Prisoners who refuse to wear prison clothing 20 November 1977, S.1,S.1‚ 2, im Folgenden zitiert als NIO/12/147 Prisoners who refuse prison cloclothing.thing. 65 privilege visits, letters and parcels.””213213 Die Gefangenen rebellierten jedoch nicht gegen den VerlVerlustust all der aufgezählten Privilegien, sondern ververschanztenschanzten sich in ihren Zellen: „„ItIt follows from the foregoing that protesters are undergoing selfself—imposed-imposed confinement,confinement, and are spending their time sitting in their cell wrapped in a blanket.blanket.”214”214 Anstatt das SSystemystem zu bekämpfen, versuchten die GefangenenGefangenen,, sich ihm zu entziehen. Der Versuch der GefangenenGefangenen,, sich dem System zu entziehenentziehen,, führte jedochjedoch zu ihreihrerr eigenen Isolation. Sie waren auf ihre Zellengenossen —– die Gefangenen sasaßenßen meist zu zweit ein —– als ihre Gesprächspartner angewiesen, da sie die anderen GefangeGefangenennen aufgaufgrundrund der genannten Bestimmungen nicht sehen durftdurften.en. Zusätzlich mussten sie nach den Anstaltsregeln je-je- des Mal, wenn sie ein Vergehen begangen begangen hattenhatten,, für das sie vor der Anstaltsleitung erscheerscheineninen mussten, fürfur drei Tage in Einzelhaft einsitzen.einsitzen.215215 Durch den Verlust der BriefBrief-- undund Päckchenprivilegien und wegen der Weigerung der GefangenenGefangenen,, ihre vever-r- brieften monatlichen Besuchsrechte wahrzunehmen, konnten die Gefangenen auch kaum mit der Außenwelt kkommunizieren.ommunizieren. Durch den VersuchVersuch,, sich aus den Abläufen des Gefängnisalltages herauszuziehenherauszuziehen,, erreichten die Gefangenen nicht mehr AutonAutono-o- mie für sichsich,, sondern schränkten ihre geringe Autonomie ein. Durch die WeigerungWeigerung,, Besuch zu empfangenempfangen,, konnte auch keine Verbindung zu den Sympathisanten auf der Straße und zur republikanischen Bewegung außerhalb des Gefängnisses hergestellt werden. DDieie Gefangenen bliebliebenben dennoch bei ihrer trotzigetrotzigenn HaltungHaltung,216,216 auch wenn ihr Protest nur eine geringe Propagandawirkung hatte. „There has been very little proppropa-a- ganda of late regarding the protestors and this must be discouraging them and frustrafrustrat-t- ing for the para-military para-military organisations.organisations.”217”217 Der Verfasser des Berichtes fügtefugte seiner Analyse zufriezufriedenden hinzu: „„MyMy own view is that no publicitypublicity is good news.news.“218“218 Die GGe-e- fangenen befanden sich in einem Kreislauf der SelbstisolSelbstisolation.ation. JJee stärker sie versuchtenversuchten,, sich dem System im Gefängnis zu entziehen, desto stärker wurden sie isoisoliert.liert.

213 PRONI: NIO/12/63 Prisoners protesting because they have not been granted special category status 4 April 1977, S. 2, im Folgenden zitiert als: NIO/12/63: Prisoners Protesting. 2142“ Ebd. 215 215 NIO/12/63: Prisoners Protesting, S.2.5.2. 216 216 NIO/12/63: Prisoners Protesting, S.35.3 217 Ebd. 218“8 Ebd. 66

2.3.2 Die ReaktionReaktionenen außerhalb des Gefängnisses auf das Ende des Special Category StatusStatus,, der Wandel der öffentlichen Meinung und der Aufbau einer GefängnisoGefängnisor-r- ganisation

Um die Mauer des Schweigens zu durchbrechen, die den Kampf der Kriegsgefangenen um den politischen Status umgibt,219umgibt,219 gründete sich am Ostermontag 19761976 das erste Relative Action Committee (RAC) in Belfast. Es bestand aus Angehörigen der GefaGefan—n- genen, von denen viele bereits in der Kampagne gegen die Internierung und in der BüBür—r- gerrechtsbewegung aktiv gewesen waren.waren.220220 Später folgte eine Reihe anderer RACs. Die RACs waren in ihrer Agitation für die Gefangenen nicht frei von BeeinflussungBeeinflussung durch Sinn FéinFein und die republikanische BewegungBewegung,, da viele der RACRAC—Mitglieder-Mitglieder Sympathien für die republirepublikanischenkanischen Vorstellungen hegtehegten.221n.221 Sinn FéinFein oder die IRA hatten zu didie-e- 222 - sem ZeitZeitpunktpunkt jedoch andere Prioritäten als die Kampagne der RACRACS.s. Daher entwentw1-i- ckelten die RACs gerade in den Jahren 19761976 und 19771977 eine Eigendynamik. Trotz der fehlenden Unterstützung durch die republikanische BeweguBewegung,ng, bemühten sich die RACsRACs,, die Öffentlichkeit über das Schicksal der Gefangenen und die GefangenenproGefangenenprob—b- lematik aufzuklären. So beschrieb eine RACRAC-Aktivistin-Aktivistin ihre AnstrengungenAnstrengungen:: „„WeWe had been organising, almost on a daily basis picket and protests which mostly went unre—unre- ported. We had been handing out leafletsleaflets and newsnews-sheets,-sheets, informing people of the dadan-n- gers of the British Criminalization policy and what it would mean tot0 the prisoners and

. . . 223 their families.familles.““ Es fehlte der Kampagne somit an ÖffentlichkeitÖffentlichkeit,, InInteresseteresse und einem adäquaten Medium für ihre Botschaft. Das Problem war jedoch nicht alleine das öffenöffent-t- liche Interesse der Bevölkerung, insbesondere der katholischen Bevölkerung von WestWest--

Belfast, sondern auch, dass sich die Bevölkerung und die Gefangenen, ddieie in UntersUntersu-u- chungshaft einsaßeneinsaßen,, nichts unter dem Begriff KrimiKriminalisierungnalisierung vorstellen konntekonnten:n: „„ButBut the prisoners themselves, particularly those on remand and awaiting trial had little ...... 224 idea1dea what ‘criminalization’‘crlminalization’ would mean tot0 mean to themselves or their families.families.””

Die IRA reagierte auf das Ende des Special Category StatusStatus,, indem sie das AnstaltspeAnstaltsper-r- sonal des LongLong-Kesh-Gefängnisses-Kesh-Gefängnisses zu legitimen ZZielenielen erklärte und diese umbrachte.

219 219 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S.22 220 Ebd.Ebd 221 221 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S. 23. 222 222 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S. 24. 223 Ebd. 2242“ Ebd. 67

Die BelfasBelfast-Brigadet-Brigade der IRA brachte am 88.. AAprilpril 19761976 den ersten Wärter um.225 um.225 Der Gegensatz zwischen den friedlichen und gegewaltlosenwaltlosen Protesten der RACs und den GGe-e- waltakten der IRA zeigte, dass die republikanische Bewegung weiterhin gespalten blieb. Der Kampf der Gefangenen gegen die Normalisierungsstrategie hatte für die IRA und aucauchh für Sinn FéinFein keine Priorität. Dies wandelte sich jedoch insbesondere dadurch, dass die Anzahl der Verhaftungen von IRAIRA-Mitgliedem-Mitgliedern stieg und damit die GefangGefange-e- nenfrage drängender wurde. Hinzu kam, dass die republikanische Führung im GefänGefäng-g- nis begannbegann,, den Protest aus der Sackgasse herherauszumanövrieren,auszumanövrieren, in den er geraten war.

Die erste strukturelle Veränderung, die sich innerhalb des Gefängnisprotestes einstellteeinstellte,, war die steigesteigendende Zahl derjenigen GefangenenGefangenen,, die sich weigertenweigerten,, Anstaltskleidung zu tragen. BBereitsereits im April 19771977 hatte E. N. Barry in einem Bericht an den Nordirlandmi-Nordirlandmi- nister eine solche Entwicklung warnend prognostiziert:prognostiziert: „This protest [[derder Deckenstreik] is however an important facet of the special category battle and not only could the nunum—m- ber of new committals swell the ranks of existing protesters but there is always the dadan-n- ger of some of the present conformers joining the protestors either by choice or as a result of pressure from within the command structure.structure.”226”226 Im April 1977,1977, als Barry didie-e- 227 sen Bericht verfassteverfasste,, befanden sich lediglich 83 Gefangene im Deckenstreik.Deckenstreik. AngAnge-e- sichts von 600 Neuverurteilungen im Frühjahr 19771977228 stieg die Anzahl der Gefangenen im Deckenstreik Ende September 19771977 auf 129.129. Bei einer Gesamthäftlingsanzahl von 15321532 HäftlingeHäftlingenn war dies jedoch immer noch eine verschwindend geringe Zahl.Zahl.229229 Die Anstaltsleitung begann jedoch in der FolgeFolge,, die IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge im Deckenstreik in H5, einem von 8 Flügeln der HH-Blocks,-Blocks, zu konzentrieren.konzentrieren.230230 Sie schuf damit entweder aus bürokratischer GewohnhGewohnheiteit heraus oder in Verkennung der Gesamtlage und die WarWarn—n- hinweise von Barry übergehendübergehend,, die Basis für einen effektiven Protest der Gefangenen. Bisher waren die protestierenden Gefangenen verstreut über die fertiggestellten Flügel der HH-Blocks-Blocks verteilt gewesen, jetzt saßen sie gemeinsam ein und konnten bebeginnen,ginnen, organisaorganisatorischetorische Strukturen auaufzubauen.fzubauen.

225 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S. 22. 226 NIO/1NIO/12/632/63 Prisoners Protesting, S.3.5.3. 227 Ebd. 228 228 LiamLiam Clarke: Broadening the battlefield: the HH-Blocks-Blocks and the rise of Sinn FéinFéin,, London 1987 S. 6464,, imim Folgenden zitiert als: Clarke: Broadening the battlefieldbattlefield.. 229 PRONI: NIO/12/63 Situation Report NINI-Prisons-Prisons 29 SeptembeSeptemberr 1977, im Folgenden zitiert als: NNI-I- O0/12/63/12/63 Situation Report NINI—Prisons.-Prisons. 230 23° Clarke: Broadening the Battlefield, S5 65. 68

Für den Aufbau einer Gefängnisorganisation und deren Strukturen bedurfte es FüFüh—h- rungspersonalrungspersonalss mit Erfahrung. Dieses war jedoch in den HH—Blocks-Blocks nicht vorhanden, sondern saß in dem Nissenhüttenkomplex des GeländesGeländes,, auf dem sich die HH-Blocks-Blocks befandenbefanden ein. Es fand jedoch im Laufe des Jahres 19771977 und Frühjahr 19781978 ein Transfer von Führungspersonal statt. BreBrendanndan Hughes, ein erfahrener IRAIRA—Kommandeur-Kommandeur zettelte Mitte 19771977 eine Schlägerei mit dem Wachpersonal des Nissenhüttenkomplexes an, vever—r- lor daraufhindaraufllin seinen politischen StatusStatus231231 und wurde zur Haft in den HH-Blocks-Blocks verurteilt. 232 Dort kam er im Januar 19781978 an.an.232 Bereits im September 19771977 war Bobby Sands, der das Bildungsprogramm der IRA im Nissenhüttenkomplex von Long Kesh durchlaufen hatte, in die HH-Blocks-Blocks veverlegtrlegt worden.worden.233233 Mehr Gefangene im Deckenstreik und erfaerfah-h- renes Führungspersonal, das die Gefangenen anleiten und bebeimim Aufbau einer GefänGefang-g- nisorganisation behilflichbehilflich sein konnte, eröffnete neue Aktions-Aktions- und AgitationsmöglicAgitationsmöglich-h- keiten, die jedoch erst einmal besprbesprochenochen und diskutiert werden musstenmussten..

Von Hughes erwarteten die Gefangenen, dass diedieserser den stagnierenden KonfliktKonflikt neu belebte und in neue Bahnen lenkte, denndenn,, wie Denis O’HearnO’Heam schreibtschreibt,, „ the protest was solid but stagnant. It needed new energy.““234234 HugHugheshes entschloss sich im Januar 1978,1978, das Berufungsverfahren zurückzuziehen und seine Verurteilung zu akzeptierenakzeptieren.. AAlsls Grund dafür nannte er die Erwartungen, die die Gefangenen an ihn stellten. „ I had put an appeal against the fivefive-year-year sentence but after a week [in[in the HH-Blocks]-Blocks] I dropped it. And I think the reason was because so many people believed I had all the answers.answers.”235”235 Hughes teilte sich mit Tom McFeely, dem damaligen OCOC236236 von HH-5,-5, eine Zelle. McFeely zeichnete verantwortlich für die Strategie, die die Gefangenen bisher gegen die britische Regierung angewandt hatten. Bobby SandsSands237237 ebenso wie Hughes waren je- je- doch unzufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Proteste. „S„Soo I dropped the appeal and decided that the protest had to be escalated…escalated. .. something had to be done. The people had become entrenched in the protest, but as far as I could see the protest wasn’t going

231 231 Beresford: Ten Men Dead, S. 29. 232 232 Denis O’Hearn: Nothing But an Unfinished Song: The Life and Times of Bobby Sands, New York 2006, S. 180180,, imim Folgenden zitiert als: O’Hearn: Nothing But an Unfinished Song. 233 NIO/12/63 Prisoners Protesting, S. 3. 234 O’Hearn: Nothing But an Unfinished SongSong,, S. 178178.. 235 Ed Moloney: Voices from the Grave: Two Men's War in IrelandIreland,, London 2011, S. 218, imim Folgenden zitiert als: Moloney: Voices from the Grave. 236 236 OC steht für Officer in Command. Die Häftlinge in den HH-Blocks-Blocks übernahmen die militärische KoKom-m- mandostruktur aus dem Nissenhüttenkomplex. Neben demdern OC gab es noch den PRO, Public Relation Officer. Jedoch waren diese Strukturen bedeutungslos, solange kein vernünftiges KommunikationssyKommunikationssys-s- tem existierte. 237 237 O’Hearn:O'Hearn: Nothing But an Unfinished SongSong,, S. 178. 69 anywhereanywhere..””238238 Hughes und die anderen waren sich aber zu diesem Zeitpunkt nicht einig darüber, wie die nächste Stufe der Eskalation aussehen solltesollte:: „My firstfirst suggestion to Tom and the others was that we put on prison gear [uniform][uniform] and go into the system to destroy it from within. That was rejected almost out of hand by the prisoners. They had been there for two years and they just couldn’t face that.””239239 Die Frage der Eskalation des Protestes beiseiteschiebendbeiseiteschiebend,, begannen die GefangenenGefangenen,, unter Anleitung ein KoKom-m- munikationssystem aufzubauen, um mit den Aktivisten außerhalb des Gefängnisses und mit der republikanischen Führung außerhalb des Gefängnisses in KKontaktontakt treten zu kökön—n- nen.nen.240240 Ohne Kontakt mit der Außenwelt konnte selbst eine geschickte und effektiv gge-e- führtefuhrte Eskalationskampagne keinerlei Wirkung entfalten und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehenziehen:: „People on the outside really had no idea. I was a couple of hundred yards away from the HH-blocks-blocks and I had no idea of the conditions that the men were in.in.”241”241 Zusätzlich wollte Hughes durch das aufzubauende Kommunikationssystem die politpoliti—i- sche Restrukturierung der republikanischen Bewegung unterstützenunterstützen:: „„WhatWhat I was doing at the time and Bobby [Sands][Sands] knew it, I knew it, a lot of people in the jjailail did not know it…it... I knew the leadership on the outside were rebuilding. We had an issue here that could give some help to the leadership on the outside. I knew ththatat was the situation and 242 ...... that is what we wewerere doing.”242 Um die neue Kommunikationsstrategie zu implementiimplementie-e- renren,, mussten die Gefangenen ihre Einstellung zum Gefängnissystem und zu Besuchern als Überbringer von Nachrichten ändernändern.. Hughes schlug nun vorvor,, die BeBesuchesuche anzanzu-u- nehmennehmen,, um neue Kommunikationslinien zu öffnen, auch um an SchreibmaterialSchreibmaterialien,ien, KugelschreiKugelschreiberber etc. zu gelangengelangen243:243: „„AtAt that time we were not taking visits, so there was little or no communication with the outside. To take a visitVisit you had to leave your cell go up to a small cell at the top of a wing put on the prison uniform and go through taunts and abuses handed out by the screws. But I believed that it had to be done.done.”244”244 Die Nachrichten und die Schmuggelware wurden entweder in kleinen Päckchen unter der Zunge transportiert oder geschlucgeschluckt.kt. WWennenn es sich jedoch um größere Gegenstände hahan-n- delte, mussten diese anal transporttransportiertiert werdenwerden:: „„IfIf the packages were small enough they could be swallowed or kept in the mouth under the tongue. The bigger parcels like the

238 Moloney: Voices from the GGrave,rave, S. 218218.. 239 Ebd. 240 240 O’Hearn: Nothing But an Unfinished SongSong,, S. 183. 241 Moloney: Voices from the Grave, S. 219. 242 O’Hearn: Nothing But an Unfinished SongSong,, S. 182.182. 243 O’Hearn: Nothing But an Unfinished SongSong,, S. 183. 244 Moloney: Voices from the Grave, S. 219. Siehe hierzu auch: Beresford: Ten Men Dead, S.5. 2727.. 70 pens and tobacco and other things, had to come in another way.way.”245”245 Ausgestattet mit SchreibwerkzeugenSchreibwerkzeugen,, koordinierte HugHugheshes den Protest mit dem ZielZiel,, ihn zu verschärfen.

Neben den Demonstrationen und Mahnwachen begannen die Belfaster RACsRACs,, verstärkt Treffen anderer Protestgruppen —– wie die der Peace People —– zu sprengen und die AAn-n- wesenden mit der Frage zu konfrontieren, wie ihre Position zu den Gefangenen im DDe-e- ckenstreik sei. Dies erzeugte eine begrenzte Form der Öffentlichkeit und inspiriertinspiriertee Gewerkschaften und StudentenoStudentenorganisationen,rganisationen, geggegenen staatliche Unterdrückung zu pro-pro- testierentestieren.. Hinzu kam, dass der konstante Hinweis auf die miserablen Bedingungen im Gefängnis einen Diskurs erzeugte, der auf andere Lebensbereiche übertragen wurde. Die teilweise sehr schlechten Wohnverhältnisse wurden mit den Zuständen im GefänGefäng-g- nis verglichenverglichen.246.246 AAufuf diese Weise wurden die Gefangenen, die gegegengen die KriminalisiKriminalisie—e- rung ankämpftenankämpften,, für die republikanischen Sympathisanten und Teile der katholischen Bevölkerung langsam zum Symbol für die britische Herrschaft und ihren UnterdrUnterdrü-ü- ckungsapparat bzw. für den Widerstand gegen diese. Es änderten sich aber nnichticht nur die Aktionsformen, sondern auch der Kreis derjenigen, die mit der Gefängnisproblematik konfrontiert wurden. Die AngehörigAngehörigenen begannen Ende 19771977 eine zweizweiwöchigewöchige EuropEuropa—a- rreise,eise, bei der sie Demonstrationen in Paris, Brüssel, Amsterdam, Den HaHaagag und GenGenff abhielten und sich mit Mitgliedern einer Reihe internationaler Organisationen wie dem

Roten Kreuz, der Menschenrechtskommission der UNO, AmnestAmnestyy International und dem eeuropäischenuropäischen KirchenKirchenkonzilkonzil zu treffentreffen.247.247 Die Angehörigen bzw. die RACs bemübemüh-h- ten sichsich,, den Protest internationaler zu gestalten, um mehr Aufmerksamkeit auf die GGe-e- fangenen und ihren Widerstand zu lenken. Es kann somit ein Umdenken innerhalb der RACs konstatiert werden. Die bisherigen Protestformen und Protestplattformen konnten SympathisanteSympathisantenn nur in einem begrenzten lokalen Raum mobilisieren. Die EntscheidungEntscheidung,, Veranstaltungen anderer Organisationen zu sprengen und zu unterwandem,unterwandern, und die EEu-u- ropareise der Angehörigen sind Beweis für die Neuausrichtung der RACs und ddasas BBe-e- wusstsein, dass der ProProtesttest über die Grenzen von Belfast und Nordirland ausgeweitet werden musste, sollte er überhaupt Druck auf die britische Regierung und mediale Aufmerksamkeit erzeugen. Kontroverse Positionen wurden auch auf der von den RACRACss organisierten CoalislandCoalisland-Konferenz-Konferenz vertreten. Diese versuchteversuchte,, ein möglichst breites politischespolitisches Spektrum anzusprechenanzusprechen,, sie war „open to all who wish[ed] to attend irrirre—e-

245 245 Peter Taylor: Provos. The IIRARA and Sinn Fein, London 19971997,, S. 224, im Folgenden zitiert als: Taylor: Provos. 246 Clarke: Broadening the Battlefield, S. 8888.. 247 247 Clarke: Broadening the Battlefield, S.5. 89. 71 spective of their political opinions or the lack of it.““248248 Zeitungsberichten der Zeit zuzufol-fol- ge fanden sich auf der KonferenKonferenzz Vertreter aller politischen Richtungen, die in der kka-a- tholischen Bevölkerung vorhanden waren, ein. Thematisch bildete sie das Spektrum der Anwesenden ab. Es wurde nicht nur die Gefangenenproblematik angesprochen und nach neuen Wegen gesuchtgesucht,, diese in der Öffentlichkeit zu vertreten, ebenso wurde über die Zustände im Polizeigewahrsam und über die Folter in den Verhörzentren gesprgespro-o- chen.chen.249249 Die Gefangenenproblematik wurde somit in den größeren Kontext der britbriti—i- schen Normalisierungsstrategie integriert, was den Effekt hatte, dass eine größere Basis für den Protest gegen die MaßnMaßnahmenahmen der britischen ReRegierunggierung geschaffen wurde und zusätzlich die RACs mit klerikalen Aktivisten wie Denis Faul und Raymond Murray verbandverband.250.250 In Opposition zur britiscbritischenhen Herrschaft in Nordirland trat auch der neue Erzbischof von ArmaghArmagh,, TomásTomas ÓÖ Fiaich. Im Januar 19781978 forderte er den Abzug britbriti—i- scher Truppen aus Nordirland: „„II believe the British should withdraw from Ireland: I think that is the only thing that will get things moving. I regret that it didn’t happen after the fall of Stormont.””251251 Für diese Aussage erntete der Erzbischof viel Kritik und wuwurderde von Ian Paisley sogar als ““thethe IRA’s bishop from CrossmaglenCrossmaglen““ bezeichnet.bezeichnet.252252 Seine Worte mochten harsch und provokant klingen, zeigten aber, dass er bereitbereit,, war öffenöffent-t- lich kontroverse Positionen zu vertreten und sich mit der politischen Lage in Nordirland auseinanderauseinanderzusetzen.zusetzen.

Dem VersuchVersuch,, eine breitere Basis für den Protest gegen die Normalisierungsstrategie der britischen Regierung zu schaffenschaffen,, stand Sinn FéinFein skeptisch gegenüber. Auf der Konferenz war nicht alleine die britische Regierung in die Kritik geraten, sondern auch der bewaffnete Kampf der IRA und ihre Bombenanschläge. So erklärte die ehemalige BürgerreBürgerrechtlerinchtlerin und Mitglied der kommunistischen Partei IrlandsIrlands,, Betty SinclSinclair,air, dass ein Ende der Gewalt „„wouldwould create the conditions of peace which will enable us to empty all the jails.““253253 Die Unterstützung für den bewaffneten Kampf der IRA war aber die BedinguBedingung,ng, die die Abgesandten von Sinn FFeinéin für ihre Beteiligung an der neuen Massenbewegung stellten. Gerry Adams schrieb hierzu: „L„Lackack of experience and lack of preparation on our part resulted in this Coalisland conference becoming a lost oppooppor-r-

248 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S. 4343.. 249“9 Ebd. 250 250 Faul selbst sprach auf der Konferenz zum Thema Folter, siehe hierzu: F. Stuart Ross: Smashing the HH—- Block, S. 43. 251 251 Büchele: Die katholische Kirche und der Nordirlandkonflikt, S. 266. 252 Ebd. 253 253 Clarke: Broadening the Battlefield, S. 91. 72 tunity to build unity, because the price our representatives asked for that unity was that all within the front should express support for the armed struggle of the IRA.IRA.”254”254 Die Aussagen zur IRA ließen einige innerhalb von Sinn FéinFein an dem Sinn und Zweck der RACRAC-Kampagne-Kampagne zweifeln. Zusätzlich bestand die Befürchtung,Befiirchtung, dass ehemalige BürgeBürger-r- rechtler wie BernadetteBemadette McAliMcAliskeyskey die Kontrolle über die RACRAC-Kampagne-Kampagne übernehmen .. 255 könnten.konnten.

Die Konferenz mochte noch keine breite OppositOppositionsbewegungionsbewegung erzeugt haben, sie zeizeig-g- te jedoch, jedoch, dass die Gefängnisfrage viele innerhalb der katholischen Bevölkerung bbe-e- schäftigte und sie Anteil am Schicksal der Gefangenen nahmen. Ebenso zeigtezeigtenn die

Aussagen von Bischof ÓÖ Fiaich, dass RAC und katholische Kleriker übereinstimmten, dass ein neuer, gegewaltloserwaltloser Weg aus dem KonfliktKonflikt ggefundenefunden werden musstemusste.. Die Not-Not- wendigkeit,wendigkeit, einen gewaltfreien Protest zu organisieren und damit Kritik an der GewalGewalt-t- anwendung der IRA und der britischen Armee zu üben, üben, verbanverbandd die Teilnehmer der CoalislandCoalisland-Konferenz-Konferenz und die ggenanntenenannten katholischen Kleriker. Die Notwendigkeit einer solcsolchenhen Strategie zeigte sich im LaLa-Mont-Attentat.-Mont-Attentat.

2.3.4 Das LaLa-Mon-Attentat-Mon-Attentat und die performativen Aspekte des DreckDreckstreiksstreiks

In die Debatte um Sinn oder UUnsinnnsinn von Gewalt platzte das LaLa—Mon—Attentat-Mon-Attentat der IRA, das die Anwendung von physischer Gewalt endgültig diskreditierte. Am 17l7.. Februar 19781978 setzte eine IRAIRA-Brandbombe-Brandbombe das LaLa-Mon-Hotel-Mon-Hotel im Osten von Belfast in FlaFlam-m- men, als dort die jährliche TanzveTanzveranstaltungranstaltung des irischen CollieCollie—Klubs-Klubs stattfanstattfand.d. Zwar war vor dem Attentat eine Warnung eingegangen, diese war jedoch unzureichend und lediglich kurz vor dem Attentat gegeben worden, sodass das Hotel nicht evakuieevakuiertrt wewer-r- den konnte. 12l2 Tote waren die Folge.256 Der Anschlag auf das LaLa-Mon—Hotel-Mon-Hotel war AuAus-s- drucdruckk der Sinnkrise und der ZiellosigkeZiellosigkeitit der IRA. SSieie verstand sich als eine GueriGueril—l- laarmee, jedochjedoch störte ein AAttentatttentat auf den irischen CollieCollie—Klub-Klub weder den WirtschaftWirtschafts—s- kreislauf in Nordirland noch die Aktivitäten der britischen Armee und der Polizei. Der AnschlagAnschlag verbreitete auch nicht Angst undund Schrecken, sondern lediglich EEntsetzenntsetzen und verstärkte das Gefühl der Sinnlosigkeit von Gewalt. Gerry Adams schrieb zu den AuAus-s- wirkungen von La Mon in seinen Memoiren: „I could also feel two years of work going

254 254 Gerry Adams: BefoBeforere the DDawn.awn. An Autobiography, New York 1991996,6, S. 281 im Folgenden zitiert als: Adams: Before the DDawn.awn. 255 Clarke: Broadening the battlefield, S.5. 91. 256 256 McKittrick, McVea: Making Sense ofofthe the Troubles, S. 129. 73 down the drain.drain.”257”257 Durch das Bombenattentat hatte die Kampagne für die einsitzenden Häftlinge einen schweren Rückschlag erlitten. Die Bilder von in Decken gekleideten, protestierenden Männern und Frauen wurden überblendet von den verkohlten Opfern von La Mon. Das Attentat diskreditierte die IRA, ihre Ziele und die IdeologieIdeologie,, fürfiir die sie einstand. Der bewaffnete Kampf diente dem Selbstverständnis der IRAIRA,, ein freies und vereintes Irland zu schaffenschaffen.. WWelcheelche Rolle darin Anschläge auf Hotels spielten, konnte die OrganiOrganisationsation ihren Anhängern und Gegnern nicht plausibel machen. Das Attentat hatte auch Auswirkungen auf den Protest der Gefangenen und ihre Kampagne zur WiWiederherstellungederherstellung des Sonderstatus. DasDas-La-Mon—Attentat-La-Mon-Attentat bedeutete keine positive Propaganda für die IRA und die republikanische Bewegung. Um aus der Täterrolle und damit aus der Rolle des Gewaltverursachers herauszukommenherauszukommen,, wollten sich die GefaGefan-n- genen als Opfer des britischen Strafrechtssystems präsentieren und zusätzlich die InitiInitia-a- tive über sich und ihre Körper zurückgezurückgewinnen.winnen.

Der DrecksDreckstreiktreik bzw. dessen Inszenierungskonzept waren damit Teil einer orchestrieorchestrier-r- ten Kampagne und damit Bestandteil der republikanischen StrategieStrategie.. Die WeigerungWeigerung,, sich zu waschenwaschen,, führte dazu, dass die Gefangenen mit ihren ausgezehrten Körpern, den langen, verfilzten Haaren und den Bärten christusähnlichen Figuren glichen. Dieses Bild des Körpers war Bestandteil der Verwandlung des Täters in das Opfer. Die BenuBenut-t- zung der Nachttöpfe, die ExkrementeEXkremente an den Wänden und die christusähnlichen Figuren waren Bestandteil einer republikanischen Strategie und nichtnicht,, wie Allen Feldman aan-n- nimmtnimmt,, Bestandteil einer perfiden ÜberwachungssÜberwachungsstrategietrategie der Anstaltsleitung: „„TheThe failure of the prison regime tot0 imprint the bodies of the Blanketmen with disciplines of the prison uniform and the prison number gave way to further penal inscription. The prison regime turnedtumed to new arenas of regulation that extended the logic of compulsory 258 visibilityVisibility from the surfsurfaceace tot0 the interior of the prisoner’s bodies.””258 FeldmanFeldmanss Zitat stellt ein gutes Beispiel für die getrübte Wahrnehmung des anvisierten Publikums und auch einiger Forscher dardar.. Der DreckDreckprotestprotest diente jedoch nicht nur dazudazu,, die republikrepublika-a- nischen Häftlinge als Opfer des britischen Strafrechtssystems zu porträtieren, sondern auch dazudazu,, das Bild zu karikieren, das die britische Regierung von dem Gefängnis in und gegenüber der Öffentlichkeit zeichnete. Zur ErinnerungErinnerung:: DDieie britische Regierung beschriebbeschrieb das LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis gegenüber der Öffentlichkeit gern als eine Art WohlfüWohlfiihlgefängnishlgefängnis mit Kurortcharakter: „„TheThe cell blocks in which the protest is taking

257 257 McKittrick, McVea: Making Sense ofofthe the Troubles, S. 129. 258 258 Allen Feldman: FFormationormation of VViolence,iolence, S. 173. 74 place have only recently been built and provide prison accommodation on a par with the best in Western Europe. Each block costs over a million pounds. Good recreational ffa-a- cilities including a £f 1,000,0001,000,000 sport hall and two allall—weather-weather sport pitches have been specially provided for the use of the inmates in the Cellular Prison. Each block has also its own cclassroomlassroom and a library, and each wing has its own dining hall. The central heating system in the blocks maintains a minimum temperature of 65°F.65°F.”259”259 Diesem Bild standen nun die verdreckten und mit KoKott beschmierten Zellen gegenüber. DDochoch die britische Regierung wurde nicht müde zu betonen, dass die Situation von den GefanGefange-ge- nen selbst erzeugt worden war: „„TheyThey have deliberately damaged the contents and fifit—t- tings of their cells and at one time they were pouring urine and excreta out into the corridors.corridors.”260”260 Durch die Aktionen der Gefangenen sah sich die Anstaltsleitung vever-r- 261 ppflichtetflichtet,, die Möbel, Betten, Magazine etc. aus den Zellen zu entfernen.entfemen.261 Den GefaGefan-n- genen wurde nichts weiter gelassen als ihre eigenen Matratzen.Matratzen.262262 Durch die MaßnaMaßnah-h- men der Anstaltsleitung wurwurdede das Elendsbild weiter verstärkt und die AuseinanderseAuseinanderset-t- zung zwischen dem GefängnispersonalGefangnispersonal und den republikanischen Häftlingen weiter radiradikalisiert.kalisiert. JeJe länger der DrecksDreckstreiktreik andauerteandauerte,, desto rabiater wurden die Maßnahmen der AnstaltsleitungAnstaltsleitung..

3 Kleriker als Kritiker und Dialogpartner

3.1 Kritik als Dialoganreiz: Daly,Dalv, ReidReid,, ÓÖ Fiaich und McEldowneyMcEldownev 3.1.1 Die Kritik von Daly und Reid

DDerer erste Kleriker, der das LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis nach Beginn des DreckDreckstreiksstreiks am 1818.. März 19781978 besuchte, war der Bischof von Derry, Edward Daly. Zum Zeitpunkt seines Besuches am 2727.. April waren bereits 300 GefangeneGefangene263263 in den DreckDreckstreikstreik getreten und diese schienen einen nachhaltigen Eindruck beim Bischof hinterlassen zu haben. DeDen—n- noch fand er nach seinem Besuch ausgewogene Worte zu der Situation im Gefängnis. Die eersterste Sorge und auch Bestürzung galt den Gefangenen und ihrer Situation: „„II found it to be a depressing and most unpleasant experience…experience... The form of protest being indulged in is degrading and dehumanising in the extreme…extreme... As well as the obvious

259 PRONI: NIO/12/70 The Current Protest Campaign inin the Northern IrelandIreland Prisons Against the Refusal of the Authorities to Grant „„SpecialSpecial Category StatusStatus”” to Convicted Prisoners, S. 3. ImIm FolFolgendengenden zitiert als: PRONI: NiO/12/70NiO/12/7O The Current Protest Campaign. 26026° Ebd. 261 261 Clarke: BBroadeningroadening the Battlefield, S. 65, siehe hierzu auch PRONI: NIO/12/70 The Current Protest Campaign, S.5. 4. 262262PRONI:PRONI: NIO/12/70 The Current Protest Campaign, S.45.4 263 263 Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche, S. 311. 75 serious hyghygieneiene hazard, there would seem to be serious overover-crowding-crowding in the HH-Blocks-Blocks I visited, especially under present conditions. There is no doubt in my mind that if this present situation continues, serious damage to health and mind will result.result.”264”264 Die EEr-r- schütterung wirkte bis in die Memoiren des BischofBischofss nach: „„II have no idea how people lived and worked in those conditions. During my visit there to the wings, I was violentviolentlyly ill on several occasions. The revolting and foul smell seemed to permeate everything I 265 . . . . . wore, even after the visit.” Dennoch erschien es ihm als sseineeine PflichtPflicht,, auch die Gewalt der IRA anzusprechenanzusprechen:: „,,II feel it my duty to appeal once again, more strenouslstrenouslyy and urgently than ever, to the Provisional IRA to end permanently their campaign of bombings, shootings and murder…murder... It is a campaign that caused infiniteinfinite suffering and . . . . . 266 divisiond1v1s1on in our community.community.””266

Dalys nuancierte Worte waren nicht dazu angetanangetan,, große Aufregung zu erzeugen, da sie weder eine Seite zu sehr kritisierte noch die andere von der Kritik aussparteaussparte.. Zudem hatte Daly nach seinem Besuch mit Beamten des NIO gesprochen und hatte diese über seine Stellungnahme informiert.informiert.267267 Es war eine akkurate LagebLagebeschreibung.eschreibung. Dennoch begann sich das Dilemma zu offenbaren, das der DrecksDreckstreiktreik und die beginnende OpferOpfer-- inszenierung für die katholischen Kleriker darstellten. Anschläge in Form von BombeBomben-n- attentaten oder Morden waren für den Klerus einfach zu verurteilen. Schwieriger war eses,, etwas zu verurteilen, das keinerlei Menschenleben kostete und sich vordergründig als Leiden und Elend darstelltedarstellte.. Mit seiner Gegenüberstellung der Pein der Gefangenen auf der einen Seite und den Anschlägen der IRA auf der anderen Seite machte er die GGe—e- gensätze der republikanischen Bewegung deutlichdeutlich.. Edward Daly bemühte sich jedoch,jedoch, durch Gespräche mit britischen Beamten Reformen im Gefängnissystem zu ermöglermögli-i- chen. Während des Gespräches mit den Beamten wies Daly auf die Entschlossenheit der Gefangenen und ihrer Angehörigen hin. Er betonte ebensoebenso,, wie geschickt die IRA PrPro-o- paganda bebetrietrieb.b.268268 Daly unterstütze öffentlich auch die Forderung von Ciaran McKMcKe-e- own, einem führenden Mitglied der PePeaceace PeoplePeople,, nach einem „Emergency Status“ fürfiir die Gefangenen. Daly schrieb in einem LLeserbriefeserbrief an die Irish Times: „,,II was very much impressed by Ciaran McKeowns call this week to have all the persons convicted under the Emergency Provisions Act to have “Emergency StatStatus”.us”. I would support his call and

264 264Büchele:Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche, S. 312. 265 265 Daly: A Troubled See, S.104S.104.. 266 Ebd. 2672‘” TNA: CJ4/2215 Note for the RecordRecord,, 2828.. April 1978, S.s. 2. 268268TNAzc14/2215 TNA: CJ4/2215 Note for the RecordRecord,, 2828.. April 19781978,, S.s. 1.1. 76 the reasoning behind it. I think it is worthy of serious considerations and I have made this known to Mr Mason.Mason.”269”269 McKeown hatte seinerseits darauf hingewiesen, dass 80 Prozent der Verurteilungen unter dem „Emergency ProvisProvisionsions Act“ durch Geständnisse 270 zustande gekommen waren, von denen einige doch zweifelhaft waren. Das PeacePeace-- PePeople-Mitgliedople-Mitglied bemerkte auch, dass die FamilieFamilienn denjenigen, die unter den Notstands-Notstands- gesetzen verurteilt worden warenwaren,, zunehmend verbittert wären und dass hierdurch eine neue Generation von „Terroristen im EntstehenEntstehen““ begriffen sei.sei.271271 Der Bischof von Derry suchte gezielt den Schulterschluss mit Bürgerrechtlern,Bürgerrechtlem, um eine breite Front gegen UUn—n- recht und Gewalt zu bilden. Wie DaDalyly in seinem Leserbrief in der Irish Times erwähnteerwähnte,, schrieb er Roy Mason einen langen BriefBrief,, in dem er sich bemühtebemühte,, für die Idee des

„Emergency Status“ zu werben und sie stark zu machen: „I think that Ciaran McKMcKe-e- own’s suggestion today about ‘‘EmergencyEmergency StStatusatus ‘is‘is worthy of your serious considerconsider-- ation. I would be in favour of this. The men there have been convicted in courts without a jury. A very high percentage of them have been convicted only on the basis of their own statement. I know the families of ththoseose concerned and I know and have known many of those in prison. I know that some of them are guilty of horrible and terrible actions. However I am certain that had most of these young men grown up in a normal society they would never have committed such ooffences,ffences, and all of us, not least the government in Westminster, which ignored our situation for so many years share their guilt.””272272 Daly zeigte Mason, dass er durchaus willens warwar,, mit den Familien der GefaGefan-n- genen zu sprechen und sich ihre Sorgen anzuhören. Daly unterstrich gegenüber Mason den ehrlichen und guten Charakter der Familienangehörigen, die sich jedochjedoch besorgt um ihre Angehörigen zeigzeigten.ten.

Beim Nordirlandminister Roy Mason stießen die Vorschläge von Daly jedoch auf taube Ohren. In Antwortschreiben betonte dieser, dass er zwar die Sorgen der FamiliengehFamiliengehö-ö- rigen und der Eltern versteheverstehe,, es jedoch jedoch keine Reformen geben könne: „„ButBut I must makmakee it plain that there are going to be no concessions on the question of special treatreat-t- . - 273 ment for prisoprisonersners not matter how such treatments are described.described.““

Daly war nicht der Einzige, der Reformvorschläge machte und seine Sorge um die GGe-e- fangenen ausdrückte. AAuchuch Priester des RedemptoristenoRedemptoristenordensrdens kümmerten sich um die

269269TNAzc14/4027TNA: CJ 4/4027 Leserbrief von Edward Daly in der Irish Times 15.5.1978. 270 TNA: CJ/4 2215 ‚Emergency,Emergency Status‘Status’ for prisoners advised, Irish Times, 10.5.1978. 2712“ Ebd. 272 TNA: CJ 4/2215 Daly an Mason 9 May 1978, S.s. 1. 273 TNA: CJc1 4/2215 Draft Reply Cocannon, 22. Mai 1978. 77 republikanischen Häftlinge. Einer von ihihnen,nen, Alec Reid, wurde in der Folge zu einem wichtigen Vermittler. Seine Tätigkeit mit GefangeneGefangenenn begann bereits vor dem DrecDreck-k- sstreik:treik: „Al Reid was one of the regulars. His Sunday often began with an early Mass in Clonard at 6.30. He would then drive to the Maze Prison ((LongLong Kesh) to offer Mass fforor groups of prisoners in the „,,cages”cages” or HH-blocks,-blocks, as they were known. Much of the rest of Sunday was spent making phone calls or visiting families to reassure them that a son or 274 husband was well.well ”„274 Zudem machte er im Sommer des Jahres 19781978 erste ReformvoReformvor-r- schlägeschlage und trat mit den Behörden in einen Dialog ein.

Reid zeigte sich aangesichtsngesichts der Situation im LongLong-Kesh—Gefangnis-Kesh-Gefängnis besorgt um die FFa-a- milien und wegen der SpannungSpannung,, die die Situation in der katholischen Gemeinde eer-r- zeuzeugte.gte. Diese Spannungen könnten seiner Ansicht nach leicht wieder in Gewalt uum—m- schlagenschlagen:: „,,LikeLike the other priests who attend at the Maze Prison I am deeply concerned about the situation there because of the suffering it involves especially for the relatives and also because of the tensions in engenders in the community. As you know these kinds of tensions tend to bring about violence and bloodshed and it is this danger that gives main cause for concern. I am not suggesting that the authorities should in any way bow to the threat of violence but when one thinks of what violence means in personal terms to those who are the victims of it, one feels impelled to do everything possible to 275 defuse any situation that has potential for violence.””275 Reid machte deutlich, dass er seine ReformvorschlägeReformvorschlage nicht dazu unterbreiteteunterbreitete,, um die Position der republikanischen

Häftlinge zu stärken oder aus dem Grund, dass er ein IRAIRA-Priester-Priester war, sondern um gewalttätige Ausschreitungen zu verhindern. In dieser Hinsicht grenzte sich ReiReidd von Edward Daly ab, der beide Seite aufforderteaufforderte,, Zugeständnisse zu machen.

Reid leglegtete die Wurzeln der Gewalt offen. AAlsls jemand,jemand, der selbst im Herzen des katholkatholi—i- schen Arbeiterviertels West Belfast lebte und arbeitete, brachte er zudem Verständnis fürfur die republikanischen Häftlinge auf.auf Er brachte Zwischentöne in den KonfliktKonflikt zwzwi—i- schen der britischen Regierung und den rerepublikanischenpublikanischen Häftlingen ein. Reid legte dar, dadassss die Gefangenen in den DrecksDreckstreiktreik getreten waren, weil sie sich nicht als gewöhgewöhn-n- liche KrKriminelleiminelle sahen und sich weigertenweigerten,, als solche behandelt zu werden. Er ging ebenso auf die Argumentation der Gefangenen ein, die ihm gegenüber betonten, dass

274 274 BrendBrendanan McConvery: A man who „lived„Iived WWithith the SSmellmell of the SSheep”heep“ InIn Memoriam: Fr Alexander Reid, in: the Reds Newsletter ofofthe the IrishIrish Redemptorists, Special Supplement, November 2013, S. 4, imim Folgenden zitiezitiertrt als: McConvery: InIn Memoriam: Fr. Alexander Reid. 275 PRONI: NIO/12/128a Reid an CoccannonCoccannon,, 2525.. Juli 1978, S. 5, 6, im Folgenden zitiert als: NIONIO/12/128a/12/128a Reid to CocannonCocannon,, 2525.Juli. Juli 1978. 78 eine Diskrepanz zwischen ihrer Behandlung im Gefängnis und der Art und WeiseWeise,, wie sie verurteilt wuwurden,rden, bestündebestünde.276.276 Die Weigerung der GefangeneGefangenen,n, ihre Klassifizierung und Behandlung als gemeine Kriminelle zu akzeptieren, so Reid, führe aber nicht zu einer Ablehnung der Anstaltsordnung oder der StrStrafe,afe, die sie zu verbüßen hatten: „„TheThe position of the prisoners then, as I see it, is not that they refuse to accept their sentences or are unwilling to subsubmitmit to prison discipline, whichwhich,, as they see and experience it, categorises and treats them as common criminals.criminals.”277”277 Interessanterweise widersprichtWiderspricht Reid hier den Schilderungen von O’Rawe, für den der DrecksDreckstreiktreik ein wohlkalibriertes Propagandawerkzeug war und auch den Schilderungen, dass der DrecksDreckstreiktreik situativ aus der Unterstützung für die jugendlichen Häftlinge entstand. Reid beschrieb die GefangGefange-e- nen gegenüber dem NIO als rational und durchaus verhandlungsbereit. Damit stellte er sich auch gegen die Ansichten von Roy Mason, der die IRA öffentlich als finstre MMa-a- fiaorganisationfiaorganisation beschrieb.

Wenn es nun eine Möglichkeit gabgab,, die GefGefangenenangenen dazu zu bringenbringen,, ihren Streik zu beenden und sich der Gefängnisdisziplin unterzuordnen, mussten Reformen veranlasst werden.werden. DDochoch wie sahen diese Reformen für Reid aus? Zunächst einmal ging es darumdarum,, den Gefangenen zu ermöglichenermöglichen,, öfter ihre eigeigeneene Kleidung anstelle der GefängnisunGefängnisuni-i- form zu tragen, eine andere Art der Gefängnisarbeit zu etablieren, die auch BildungsaBildungsar-r- beit umfassteumfasste,, und zudem eine Möglichkeit zu schaffen, dass die Gefangenen in bbe-e- grenztem Umfang Versammlungsfreiheit erhielten.erhielten.278278

Reids VVorschlägeorschläge zeigen exemplarisch die Position der meisten Kleriker gegenüber den Gefangenen und den britischen Behörden. Sie waren um Verständnis für die Position der Gefangenen bemüht und versuchtenversuchten,, mit beiden KonfliktparteienKonfliktparteien ins Gespräch zu kommen. Grund für die Anstrengungen warwar,, wie Reid unmissverständlich klarmachte, Gewalt zu verhindern und das Leid der Angehörigen zu lindern. Auch die ReformvoReformvor—r- schläge von Reid —– wie noch zu zeigen ist —– fanden Eingang in die Forderungen der Kleriker gegenüber der britbritischenischen Regierung und auch in die Forderungen der GefangGefange-e- nen. Reid trat jedoch nicht nur mit dem NIO in Kontakt, sondern vernetzte sich auch mit anderen Klerikern.Klerikem. Einige Tage später schickte er einen Brief an Denis Faul,Fäul, dem er sein Schreiben vovomm 2525.. Juli beilegte. In dem Schreiben beschrieb er, wie positiv er die SteStel—l- lungnahme von ÓÖ Fiaich aufgefasst hattehatte:: „„DearDear FatherFäther Denis Enclosed is the letter to

276 NIO12/128aNlo12/128a Reid an CocannonCocannon,, 2525.. Juli 1978, S.s. 2. 277 NIO12/128aNlo12/128a Reid an CocannonCocannon,, 2525.Juli. Juli 1978, S.s. 3. 278 NIO12/128aNlo12/128a Reid an CocannonCocannon,, 2525.Juli. Juli 1978, S.s. 4. 79

Mr. Cocannon. The archbishop made an excellent statement which I am certain will bring good results. Needless to say it was greatly welcomed on the Falls Road, not to - 279 mention other quarters.quarters.””

Dieser Brief von Reid an Faul ist für die Forschung zum klerikalen Einsatz im GefänGefäng-g- niskonfliktniskonflikt von größter Bedeutung, da er beweist, dass die einzelnen klerikalen Akteure nicht unabhängig voneinander agierten, sondern mitmiteinandereinander in Kontakt standen und sich über die jeweiligen Anstrengungen des anderen informierten. Reids Briefe finden 280 sich ebenso in Kopie in den Beständen des ÓÖ-Fiaich—Archives.-Fiaich-Archives.280 Es schält sich somisomitt eine Art von klerikalem Netzwerk heraus, dadass die beiden Bischöfe der Diözesen AAr—r- magh und Derry umfasste sowie Priester aus diesen Diözesen. In der Diözese Connor und Down, die die Städte Belfast und Lisburn,Lisbum, dem Standort des LongLong—Kesh--Kesh- Gefängnisses, umfasumfasste,ste, wurden die Reformanstrengungen lediglich von katholischen

OrdensbrüdernOrdensbrüdem getragen, da der Bischof der DiözeseDiözese,, William Philbin, Unterstützer der Politik der britibritischenschen Regierung war.

3.1.2 ÓÖ Fiaich und sein Besuch im LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis

Im Gegensatz zu Dalys ausgewogenen Anmerkungen und Reids ReformvorschlägenReforrnvorschlägen wurde der Besuch von Erzbischof ÓÖ FiaicFiaichh im LongLong—Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis öföffentlichfentlich breit kommentiert und seine Kritik wurde von der britischen Seite zurückgewiesen. Vor der Schilderung des Besuches möchmöchtete ich auf die VorgesVorgeschichtechichte des Besuches eingehen. Roy Mason traf sich mit dem Erzbischof von Armagh am 2828.. Juli 1978,1978, um u. a. den anstehenden Besuch von ÓÖ Fiaich zu besprechen. ÓÖ Fiaich war seit Beginn des DreckstDreckstreiksreiks noch nicht wieder im LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis gewesen.gewesen.281281 Im Gespräch mit Mason schlug er verschiedene Reformen vor u. a.a.,, die Gefangenen nicht mehr so lange 282 einzusperren oder ihnen Magazine und Radios in die Zellen zu geben. Mason antwoantwor-r- tete ihm in aller DeutlichkeitDeutlichkeit:: „„HeHe [Mason] said that so far as he would see no conceconces-s- sion was possible on the GovernmentsGovemments side.side.”283”283 Auch teilte ÓÖ Fiaich die Sorge von Daly, dass die Situation sich auf die Gesundheit der Insassen auswirken könnte. Diese Möglichkeit und die Existenz eines solchen Problems verneintverneintee Mason ebenso vehvehe-e- mentment,, wie er die Möglichkeit für Reformen veverneintrneint hatte: „The Secretary of State said

279 279 NLI: Faul and Murray Papers: Box 78, HH-Block-Block letter,Ietter, Reid an Faul 3.8.1978, S. 1. 280 280 SiehSiehee hierzu: ÓÖ Fiaich an Tuisceart. 281 281 PRONI: NIO/12/121a Note of a Meeting with Archbishop ÓÖ Fiaich at 3.00 PM on Friday 28 July 1978, S. 1, im Folgenden zitiert als: PRONI: NIO/12/121a Note of Meeting with ÓÖ Fiaich 28 July 1978. 2822’” Ebd. 283 Ebd. 80 that so far as he knew there were no sign of a problem over health yet but he would be glad to receive a report from the Archbishop after his visit on Sunday.Sunday.”284”284 In einer letletz-z- ten AnAnstrengungstrengung warnte der Erzbischof davordavor,, ddassass der Protest so lange weiterweitergehe,gehe, bis die RegierunRegierungg zu Zugeständnissen bereit sei: „„TheThe Archbishop said that so far as he could see the protest would continue on and on unless the Government could findfind some sort of bait to encourage the prisoners to drop the protest.”285protest.”285 Daraufhin erklärte einer der Ministerialbeamten, die Mason begleiteten, dass die Gefangenen durch ZugestänZugeständ—d- nisse nur dazu ermutigt würden,würden, mehr zu fordern, bbisis der popolitischelitische Status wiederherge-wiederherge- stellt sei.sei.286”286” Resigniert stellte ÓÖ Fiaich fest, dass er einen öffentlichen Kommentar aab-b- geben werde, je nachdem wie er sich fühlefuhle,, nachdem er den gegenwärtigen Zustand des Gefängnisses begutachtet habe.habe.287287

ÓÖ Fiaich betrat am 11.. August 19781978 das GefängnisGefängnis,, begutachtete einige der Zellen und sprach mit deren Insassen. Er zeigte sich auf ähnliche Weise schockiert wie sein BBi-i- schofskollege Daly: „„II found it in some way attrocious. It really, I tthink,hink, took my breath away when I entered the first cell. You go into a rather small cell through a heavy iron door, a little bit like the door of a safe. There are two prisoners inside usually, squatting, lying or kneeling on the mattress on the floor, dressed in a blanket or a towel. The wall was,was, in some cases, badly covered with smears of rotten food and what seemed to me like excrement and the terrible smell. When I went in first of all I found it very hard to bear, in fact I was very near vomiting. On a couple of occasions I had to stop talktalkinging justjust to prevent myself from vomiting.vomiting.”288”288 Beide Bischöfe Daly und ÓÖ Fiaich beschribeschrie-e- ben ein Gefängnis, das weit entfernentferntt war von den propagandistischen Worten der britbriti-i- schen Regierung. Der Gestank, die Enge und die Art und WeiseWeise,, wie die Gefangenen gehaltgehaltenen wurden, erschien beiden menschenunwürdig. Beide kamen jedoch zu unter- unter- schiedlichen Lageeinschätzungen. Während Daly versuchteversuchte,, eine ausgewogene Aussage zur Situation der Gefangenen und der IRA zu treffen, wollte ÓÖ Fiaich seinem Entsetzen, seiner WWutut und seinem Ärger Luft machen: „I was shocked by the inhuman conditions prevailing in H Blocks 3, 4 and 5 where over 300 prisoners are incarcerated. One would hardhardlyly allow an animal to remain in such conditions let alone a human being. The

28428“ PRONI: NIO/12/121a Note of Meeting with Óo Fiaich 28 July 1978, S.s. 2. 285 Ebd. 286 Ebd. 287 Ebd. 288 PRONI: NIO/12/128a Spotlight B.B.C. Television in N. Ireland 1515thth November 1978, S.s. 1, im Folgenden th zitiert als: PRONI: NIO/12/128a Spotlight 1515th November 1978. 81 nearest approach to it that I have seen was the spectacle of hundreds of homeless people living in sewer pipes in the slums of CalcuttaCalcutta.”289.”289

Der Erzbischof hatte mit diesen WoWortenrten ein griffiges Gegenbild zur offiziellen RegiRegie-e- rungspropaganda geschaffen. Das LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis wwarar in seinen Augen nicht das wohltemperierte Wellnessgefängnis,Wellnessgefangnis, sondern es glich einem dreckigen, verschmutzverschmutztenten und stinkenden DritteDritte-Welt-Slum.-Welt-Slum. Besonders heikel bei diesem DritteDritte-Welt-Vergleich-Welt-Vergleich war, dass ÓÖ Fiaich eine Art der Armenrhetorik in die Debatte um die Zustände im GGe-e- fängnis einbrachte, diedie,, wenn sie weiter gedacht wurdewurde,, einiges an Sprengkraft besaß. Wenn die eieinsitzendennsitzenden Gefangenen den SlumbSlumbewohnernewohnern von Kalkutta glichen, enent-t- stammten sie armen Familien undund ihre Armut kam alalss Motivation fürfiir ihre Taten infinfrage.rage. Der Kampf der IRA warf wiederumWiederum ein schlechtes Bild auf die britische Regierung. Diese tat nichtsnichts,, um die soziale SchieflageSchieflage zu beseitigen, sondern füllte eher die GGe-e- fängfängnissenisse mit Straftätern.Straftätem.

In seinseinemem Statement setzte ÓÖ Fiaich jedochjedoch nicht alleine ein Gegenbild zur RegierungRegierungs-s- darstellung des Gefängnisses in die Welt, er kritisierte auch konkrete Maßnahmen der Anstaltsleitung: „The fact that a man refuses to wear prison uniform or to do prison work shoshoulduld not entail the loss of physical exercise, association with his fellow prisoners or contact with the world outside. These are basic human needs for physical and mental health, not privileges to be granted or withheld as rewards or punish- punish- ments.”„290290 Er krikritisiertetisierte hier direkt das ÜberwachungsÜberwachungs-- und Bestrafungssystem der britbriti—i- schen Regierung und forderte quasi die AufAuflösunglösung des bestehenden Systems.

Zusätzlich unterstützte der Kardinal die These der Gefangenen, dass sie sich von gge—e- wöhnlichenwöhnlichen Gefangenen unterschieden: unterschieden: „„TheThe authorities refuse to admit that these prisoners are in a different category from the ordinary, yet everything about their trials and family background indicates that they are different. They were sentenced by special courts without juries. The vast majority was convicted on allegedly voluntary concon-- fesfessionssions obtained in circumstances which are now placed under grave suspicion by the recent report of Amnesty International.International.”291”291

Der Bischof veruverurteilterteilte somit die britische GefängnispGefangnispolitikolitik und deren Ausprägung in Bausch und Bogen. Dennoch bemühte er sich um Gesprächsbereitschaft und wollte

289 289 Johannes Kandel, Der NordirlandNordirland-Konflikt:-Konflikt: Von seinen historischen Wurzeln bbisis zur Gegenwart, Berlin 2005, S. 236, im Folgenden zitiert als: Kandel: NordirlandNordirland-Konflikt.-Konflikt. 290 29° Büchele: Die katholische Kirche und der Nordirlandkonflikt, S. 313. 291 Ebd. 82 ebenso zeigen, dadassss Reformen möglich waren: „,,NowNow I felt that a movement could be got on those fronts that we thereby isolate what are really the two crunch issues, the issue of prison dress and the issue of prison work. I don’t know myself how you might get any kind of solution on those but then again a lot of countries nowadays a lot of the most highly sophisticsophisticatedated societies in Western Europe have done away with prison dress for all types of prisoners.”292prisoners.”292

Die konstruktiven Vorschläge des Bischofs wurden zunzunächstächst jedoch nicht wahrgenom-wahrgenom- men angesichts der Fundamentalkritik, die ÓÖ Fiaich vorgebracht hatte. Das Nordir- Nordir- landministerium ging in DefeDefensivstellungnsivstellung und wiederholte seine Aussage, dass die GGe-e- fangenen selbst didiee Schuld an ihrer Misere trugen: „It„lt is the prisoners themselves who have made the conditions what they are…are. .. It is they who have been smearing excreta on 293 the walls and ppouringouring urine through cell doors.””293 Von protestantischer Seite wurde ÓÖ Fiaich direkt angegriffen und ihm wurde Komplizenschaft mit der IRA unterstellt. Die presbyterianische Kirche verpackte ihre KritKritikik dabei noch in gewählte Worte: „„GraveGrave moral confusion in obscuring the primary responsibility of the prisoners thethem-m- selves for the situation…situation... Excuses offered give an appearence as if not only the ultimate aims, but even the immediate tactics of the IRA are being blessed.blessed.“294“294 Ian Paisley unteunter-r- stelstelltelte ÓÖ Fiaich sogarsogar,, zum PropaganPropagandasprecherdasprecher der IRA „„thethe spokesman of the IRA propaganda“295gewordenpropaganda“295geworden zu sein.

3.1.3 Das Schicksal von Liam McCloskey und dderer Einsatz von Pater McEldowney

Priester und Bischöfe schrieben Briefe, trafen sich mit Beamten des NIO, äußerten sich öffentlich zum Gefängniskonflikt,Gefängniskonflikt, sie untersuchten aber auch Fälle von Misshandlungen im Gefängnis. Hierbei traten nicht nur Denis Faul und Raymond Murray hervor, soson-n- derndem auch Pater McEldowneyMcEldowney.. Sie alle untersuchten in Zusammenarbeit mit AnwäAnwältenlten die MissständeMissstände.. Ein solcher Fall war der Angriff von WärternWärtem auf den Häftling Liam McCloskeyMcCloskey.. Am 19l9.. September 19781978 berichtete die BBC, dass der Häftling Liam McCloskey angegriffen worden war und dass er als Resultat des Angriffes eine gebrgebro-o- chene Nase hattehatte.. Besorgt rief die Familie des Gefangenen bei der BBC an, um die IIn-n- formationsquelle der BBC zu erfahren. Wie sich herausstellte, hatte die BBC die InfoInfor—r- mationen vom „Republican,,Republican Press Centre“ erhalten. Die Familie versuchteversuchte,, in den fofol-l-

292 PRONI: NIO/12/128a Spotlight 1515thth November 19781978,, S.s. 2. 293 Büchele: Der NordirlandkonNordirlandkonfliktflikt und die katholische Kirche, S. 313. 294 Ebd. 295 Ebd. 83 genden Tagen das „„RepublicanRepublican Press Centre“ zu kontaktieren, ohne ErfolgErfolg.. DDaraufhinaraufhin rief die Familie im GefängnisGefangnis sowisowiee im Nordirlandministerium an. Von der GefängniGefängnis-s- leitung erfuhren sie lediglich, dass man Liam in den KrankenflügelKrankenflügel verlegt habe, ohne aber Angaben zu den GGründenründen und zum Gesundheitszustand des Gefangenen zu mma-a- chen. Beim Nordirlandministerium erfuhr die Familie, dass McCloskey sich im KraKran—n- kentrakt des GefängnisGefangnissesses befand, weil ihm während eines Handgemenges mit Wärtern die Nase gebrochen worden sei. ZZuu einem früheren Zeitpunkt war ihm bei einem ähnlähnli—i- chen Handgemenge bereits das Trommelfell zerschmettert wordenworden.296.296 Nachdem die

Familie diese Informationen erhalten hatte, beschloss siesie,, einen örtlichen Anwalt einzeinzu-u- schalten. Dieser AnwaltAnwalt,, Hugh Logue, schrieb dazu: „„II was contacted by Liam McCloskey’s brother MiMichael,chael, and asked to make representation concerningconceming the well being of Liam, who he believed to be in Hospital suffering from injuries received from an incident at the Maze Prison.Prison.”297”297 AAmm 2222.. September besuchten Schwester und Bruder von McCloskey ihn im KrankenflügelKrankenflügel der Anstalt und berichteten folgendes: „Liam’s nose was slightly bent and there was congealed blood around his nostrils. When he spoke he tended to shout and we had to shout back so he could hear whawhatt we were saying: He said that he was deaf in the right ear and partially deaf in the left.”„298298 Im Folgenden beschrieb erer,, dass ihm das Trommelfell geplatzt war, nachdem er von WacWach-h- leuten attackiert worden warwar,, die ihn in den Strafblock des Gefängnisses transportieren sollten. Die Nase war ihm gebrochen worden, als einer der Wärter, dderer seine KörperöfKörperöff-f- nungen durchsuchtedurchsuchte,, seinen Schädel mit voller Wucht auf einen Tisch geschlagen hahat—t- te.““299299 Diese Art von BrutalitäBrutalitätt schockierte die Angehörigen McCloskeyMcCloskeyss so, dass sie am darauffolgenden Sonntag ihrem Priester und VerwandtenVerwandtenwo,300, Michael McEldowneyMcEldowney,, von den Ereignissen berichtetenberichteten.. Dieser kontaktierte Hugh Logue, der ebenso wie McEldowney und die McCloskeys aus Dungiven stammtstammte,e, um am MontagMontag,, dedemm

296 NLI: Faul and Murray PapersPapers,, Box 77: Derry, South Down: Assault on Liam McCloskey by Prison WaWar—r- dens 1515-19/9/78,-19/9/78, S. 1, im Folgenden zitiert als Faul, Murray PapersPapers,, Box 77: Assault on Liam McCloskey. 297 NLI: Faul and Murray PapersPapers,, Box 77: Derry, South Down: Representation on Behalf of Liam McCloMcClos—s- key from Hugh Logue, Former Member of the Northern Ireland Assembly 7 April 1979, S. 1, im FoFol-l- genden zitiert als: Faul and Murray PapersPapers,, Box 77: Derry, South Down: Representation on Behalf of Liam McCloskey. 298 298 Faul and Murray Papers, Box 77: Assault on Liam McCloskey, S. 1. 299 Ebd. 30030° Faul and Murray PapersPapers,, Box 77: Derry, South Down: Representation on Behalf of Liam McCloskey, S. 1. 84

2525.. SeptemberSeptember,, Liam McCloskey zu sehen.301 McEldowney berichtete weiter, dass er am 2525.. eine Besuchsanfrage gestellt habe und nach zähen Verhandlungen zwischen der GefängnisGefängnis-administration-administration und dem NIO dieser Besuch möglich gemacht wurde.wurde.302302 Nachdem McEldowney das Gefängnis betrbetreteneten hattehatte,, wartete er eine Stunde, nur um zu erfahren, dass McCloskey wieder zurück in seiner Zelle war. Er weigere sich aberaber,, BBe-e- such zu emempfangen,pfangen, weil dies als Teil der Anstaltsregeln eine Untersuchung aller KöKör-r- peröffnungen erforderlich machemache:: „„II arrived at the prison on time for the visitVisit but was kept waiting for more than aann hour before being informed that Mr. McCloskey was no longer in the prison hospital but was back in his cell again in HH-Block-Block 3. I was aalsolso iin-n- formed that he was refusing the visitVisit because he would not submit to a body search which is the usual procedure before receiving a routine visit.Visit.”303”303 Als McEldowney dies erfahren hathatte,te, bat erer,, McCloskey in seiner Zelle sehen zu dürfen und die AnstaltsAnstaltslei-lei- tung zu sprechen. Es kam ein Gespräch mit dem VizeVize-Anstaltsleiter-Anstaltsleiter zustande, der sich jedochjedoch standhaft weigerte, den Priester in McCloskeys Zelle zu lassen. Es half auch nicht, dass McEldowney sich darauf beriefberief,, dass das Treffen mit spezieller GenehmGenehmi-i- gung des NIO zustande gekommen war. McEldowney musste wieder gehen, ohne den Gefangenen gesegesehenhen zu haben.304 In der Zwischenzeit hatte das NIO gegenüber Logue bestätigt, dass McCloskey seine Verletzungen während einer erzwungenen DurchsDurchsu-u- chung der KörperöffnuKörperöffnungenngen erhalten hatte, nachdem er sich geweigert hattehatte,, diese frefrei-i- 305 willig an sich durchführendurchfiihren zu lassen.““305 Mit diesen Informationen in der Hand und der Kenntnis darüber, wie Pater McEldowney im GeGefängnisfängnis behandelt worden war und uun-n- ter Einwilligung der Familie von Liam McCloskey, beschloss LogueLogue,, an einer RadiRadio-o- sendung teilzunehmen, um dort über die Behandlung von McCloskey und die Ignoranz des NIO ihm und McEldowney gegenüber zu spresprechen.306chen.306 Zusätzlich zu dem RadioRadio-- Interview informierte McEldowney seinen Bischof Edward Daly über die Weigerung der AnsAnstaltsleitung.taltsleitung. AAlsls Ergebnis des DrucksDrucks,, den der Bischof und Hugh Logue auf das

301 301 NLI: Faul and Murray PaperPapers,s, Box 77: Derry, South Down: Bericht von Michael McEldowney zu Liam McCloskey [im[im Original ohne Titel, 1. Oktober 1979], S. 1. ImIm Folgenden zitiert als: Faul and Murray PPa—a- perspers,, Box 77: Derry, South Down: Bericht von Michael McEldowneyMcEldowney.. 302 Ebd. Logues BericBerichtht zu den Ereignissen unterscheidet sich geringfügig .Logue berichtet, dass ihm persönlich der Zugang zu McCloskey verwehrt wurde, sein Priester dürfe ihn aber besuchen. Daher besuchte McEldowney McCloskey erst am Dienstag. Siehe hierzu: Faul and Murray PapersPapers,, Box 77: Derry, South Down: Representation on Behalf of Liam McCloskey, S. 1. 303 303 Faul and Murray PapersPapers,, Box 77 :Derry,:Derry, South Down: Bericht von Michael McEldowney, S. 11.. 3043"“ Ebd. 305 305 Faul and Murray PapersPapers,, Box 77: Derry, South Down: Representation on BBehalfehalf of Liam McCloskey, S.1. 306“6 Ebd. 85

NIO ausübtenausübten,, wurde zunächst ein Anwaltsbesuch für den 27.0927.09.. arrangiert und McEldowney wurde erlaubterlaubt,, am 29.0929.09.. McCloskey zu besubesuchen.307chen.307 SeSelbstlbst zehn Tage nach dem tätlichen Angriff der Wärter war McCloskeys Nase immer noch geschwollen und mit SchramSchrammenmen übersät.übersät. McEldowney hörte sich nun die Schilderungen des GefaGefan-n- genen an, wie die Verletzungen zustande gekommen warenwaren:: „„WhenWhen I saw Mr. McCloMcClos-s- key on Friday 29th his nose was badly swollen and bruised and he had difficultydifficulty with his hearing. He gave the details of the two occasions on which he had sustained these injuries to his nose and ear at the hands of the prison officers.officers. His conditions and the account he gave me of the incidents involving prison officersofficers convinced me of the truth of the original allegations.allegations.“308“308 Hugh Logue hatte nach dem Gespräch den medizinischen Bericht zu den Verletzungen von McCloskey angefordert, erhielt ihn aber erst rurundnd ein halbes Jahr später und erst nach erneuter Nachfrage. DeDerr Bericht, den er zu lesen bbe-e- kamkam,, stand jedochjedoch in totalem Gegensatz zu dem, was sowohl McEldowney und die AAn-n- gehörigen von McCloskey gesehen und was dieser selbst über die Angriffe berichtet hatthatte.e. Der Bericht gab zu, dass es ein Handgemenge gegeben hättehätte,, weil McCloskey Widerstand leisteteleistete.. DaDabeibei wurde seine Nase gequetscht, aber nicht gebrochen. Dies ergab die medizinische Nachuntersuchung. Der Report bezweifelte ebenso, dass dem Gefangenen das Trommelfell zerschmettert wurde. Der Zustand der fast völligen TauTaub-b- heit sei auf eine seit langem bestehende Ohrerkrankung zurückzuführen. Die VerletzuVerletzun-n- gen waren dem Bericht nach nicht mit den Geschehnissen am 19l9.. September in VerbiVerbin-n- dung zu bringen.309 Pikant an diesem Bericht war jedoch, dass er einem anderen Bericht eines hochstehenhochstehendenden NIO-BeamtenNIO-Beamten mit besonderer Verantwortung fürfur die Gefängnisse widersprach. Dieser hatte Hugh Logue am Telefon bestätigt, dass McCloskey die Nase gebrochen und das TrommeTrommelfelllfell zerschmettert worden seisei.310.310 Die GefängnisadministrGefangnisadministra—a- tion versuchte somitsomit,, die Vorgänge zu vertuschen und seine Wärter zu schützen. Dies konnte jedoch bei den Angehörigen und auch bei den Klerikern,Klerikem, die die Gefangenen besuchten,besuchten, nur Misstrauen erzeugen und dieses Misstrauen spielte dem strategischestrategischenn Kalkül der Gefangenen in die HändeHände.. So oft die britische Regierung auch behauptete, dass die Gefangenen ihre Lage selbst verschuldet hhättenätten und die britische Regierung

307 307 Faul and Murray Papers, Box 77: Derry, South Down: Bericht von Michael McEldowney, S. 11.. 308 308 Faul and Murray Papers, Box 77: Derry, South Down: Bericht von Michael McEldowney, S.5.2. 2. 309 309 Faul and Murray Papers, Box 77: Derry, South Down: Representation on Behalf of Liam McCloskey, S. 2. 310 31° Faul and Murray Papers, Box 77: Derry, South Down: Bericht von Michael McEldowney, S. 2. 86 kein Interesse am Leiden der Gefangenen zeigtezeigtem,311, wurde diese Aussage durch AugeAugen-n- zeugenberichte von PriesternPriestern,, AnAngehörigengehörigen und Gefangenen selbst wieder infinfragerage gge—e- stellt. Der Fall McCloskey zeigt, dass die britischen Behörden das Fehlverhalten ihres Gefängnispersonals zu verdecken und zu vertuschevertuschenn suchten. Das Mauern der Behörden nach aaußenußen erzeugte umso mehr Mitleid mit den Gefangenen, da die körperliche EvEvi-i- denz der Schläge und Tritte überzeugender erschienen als die sachlichesachlichenn Erklärungen der Behörden. Von der körperlichen Evidenz ließen sich in der Folge immer mehr KlKle-e- riker überzeugen und diese bekundeten öffentlich ihr Missfallen über die Zustände in den nordirischen GefängnissenGefängnissen..

3.2 Die Reaktion der britischen Regierung auf die Kritik von ÓÖ Fiaich und DaDalvly

Nachdem ÓÖ Fiaich das LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis verlassen hatte, machte er in seiner ööf—f- fentlichen Aussage deutlich, dass ihn insbesondere die Lebensumstände der Gefangenen und die hygienischen Zustände betroffen gemacht hhätten.ätten. Der Vergleich mit den Slums von Kalkutta blieb den britischen MediMedienen im Gedächtnis, diedie,, wie schon gezeigtgezeigt,, auaus—s- führlich über den Besuch des BischofBischofss berichteten. Aus dem KalkuttavKalkuttavergleichergleich las die britische Regierung heraus, dass vor allem didiee verdreckten Zellen mit ihren kotkotbe-be- schmierten Wänden, den Maden und Fliegen und dem Gestank ein Problem darstellten.

Ein weiteres ProblemfeldProblemfeld,, das der KalkuttavKalkuttavergleichergleich aufwarfaufwarf,, war der offensichtliche Widerspruch zwischen der Art und WeiseWeise,, wie ddieie britische Regierung das LongLong—Kesh--Kesh-

Gefängnis beschriebbeschrieb,, und der Art und WeiseWeise,, wie ÓÖ Fiaich das Leben der Insassen chcha-a- rakterisiert hatte. Zwischen der Behauptung seitens der Gefängnisabteilung des NIO, das das LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis als eines der modernsten in Europa beschriebbeschrieb312312 und der Beschreibung, dass die republikanischen Häftlinge ausgegrenzt eine Existenz am Rande der GesellschGesellschaftaft fristetenfristeten,, war nicht aufzulösen und warf immer neue Fragen und Kritik auf.auf Um zuzumindestmindest auf den sichtbarsten Kritikpunkt, die verdreckten Zellen, einzugehen und entgegenzuwirkenentgegenzuwirken,, bestellte die britische RRegierungegierung zwei HochdruckreinigungsmHochdruckreinigungsma—a- schinen, die normalerweise für die Reinigung von Fahrzeugen und Fassaden genutzt wurden, um die Zellen der rund 300 Häftlinge im DreckDreckstreikstreik zu säubernsäubern.. Zudem wuwur—r- den die Türschlitze besser gesichert, damit unter ihnen hinhindurchdurch kein Urin mehr auf die

311 311 Diese Behauptung stellte die britische Regierung gegenüber der Mutter von Liam McCloskey auf, nachdem diese den Behörden vorgeworfen hatte, die Gefangenen ungenügend zu ernähren. Siehe hiehier-r- zu: NLI: Faul and Murray|VIurray Papers, Box 77: Derry, South Down, Brief des NIO an Frau McCloskey, 3. NNo-o- vember 1979, S.5.1. 1. 312 312 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S.S.241. 241. 87

Flure gelangen konnte.313 Um eine zügige Reinigung aller betroffenen Zellen zu gge—e- währleisten,währleisten, ersann die Anstaltsleitung eine neue Taktik. Sie ließ den betroffenen Flügel des Gefängnisses räumen und verlegte die Gefangenen in eineinenen anderen zuvor geräugeräum-m- ten Flügel und reinigte ihre Zellen, um sie später wieder in ihren ursprünglichen Flügel zurückzuverlegen.314 Durch die Reinigung der GefängniszellenGefangniszellen wollte man einerseits der Kritik von ÓÖ FiFiaichaich begegnen, andererseits wollten die GefäGefangnisbehördenngnisbehörden dem Ausbruch einer Epidemie zuvorkommen. Denis ÓÖ Hearn berichtet, dass die Zellen zzu—u- vor immer dreckiger geworden warenwaren315315 und der Artikel der London Times berichtetberichtetee über die Angst vor EpideEpidemien:mien: „„TheThe greatest officialofficial concern centres on the possibility of the outbreak of one of the many epidemics normally associated with poor hygiene. It emphasizes in government circles that the Northern Ireland OfficeOffice receiving reports every 24 hours from prison doctors.””316316 Um diese Berichterstattung möglichsmöglichstt akkurat zu halten, sollten die Anstaltsärzte jeden dederr Gefangenen, die sich im DreckDreckstreikstreik bbe-e- fanden, mindestenmindestenss einmal in der Woche besuchenbesuchen:: „„PrisonPrison Medical OfficersOfficers will visit every prisoner in his cell at least once a week. This arrangement will provideprovide adequate 317 medical supervisisupervision...on…””317 Zusätzlich zu ihrer ObservationsfunktionObservationsfunktion,, konnten die AAn-n- staltsärzte die Zwangswaschung eines Gefangenen anordnenanordnen,, sofern sein hygienischer Zustand eine GefährdungGefahrdung fürfiir das Anstaltspersonal oder andere Gefangene darstelldarstellte:te: „If a prisoner refuses to comply whereWhere the Medical OfficerOfficer considers that the prisoner’s state of personal hygiene constitutes a risk to the health of other prisoners or to the health of prison staff the Medical OfficerOfficer will advise the Governing staff thathatt they should bath the prisoner.”318prisoner.”318 Neben den medizinischen Maßnahmen versuchte die AAn-n- staltsleitungstaltsleitung,, auch die mediale Berichterstattung über das LongLong—Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis zu rereg-g- lementieren, indem keine Journalisten ins GefängnisGefangnis gelasgelassensen wurden: „„AnAn objective view of conditions inside the three effected blocks is difficultdifficult to come by as all requests

313 Christopher Walker: Steam Cleaner combat ‘dirty’’protest' in Maze Prison, in: London Times, 23. September 1978, S. 2, im Folgenden zitiert als: Walker: Steam Cleaner in Maze Prison, in: London Times, 23. September 1978, S. 2. 314 O‘Hearn:O’Hearn: Nothing But an UUnfinishednfinished Song, S. 202, siehe hierzu auch: Walker: Steam Cleaner in Maze Prison, in: London Times, 23. September 1978, S. 2. 315 315 O’ Hearn: Bobby Sands, S. 202. 316 Walker: Steam Cleaner in Maze Prison, in: London Times, 23.23.September September 1978, S. 2. 317 317 PRONI: HSS/3HSS/32/1/15/1A,2/1/15/1A, Measures to Provide Health and Hygiene, 28. September 1978, S. 1, im Folgenden zitiert als PRONI: HSS/32/1/15/1A, Measures to Provide Health and Hygiene. 318 Ebd. 88 by British and foreign correspondents to visit the prison have been refused on the ground that their presents would only exacerbate an already difficuldifficultt situation.situation.”319”319

Zunächst einmal erscheinen die Maßnahmen, die das NIO und die Gefängnisbehörden unternahmen,unternahmen, durchaus plausibel und sinnvoll. Es war öffentlich Kritik an den VerhälVerhält-t- nissen geübt worden und auf diese Kritik versuchten die Behörden zu reagierereagieren.n. Sie veranlassten MaßnahmenMaßnahmen,, um die Zellen wieder in einen bewohnbaren Zustand zurüczurück-k- zuversetzen und sorgten sich um die Gesundheit und die Hygiene der Gefangenen. Nun besteht jedoch meistens eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, ddieie insbesondere in Disziplinarinstitutionen wie in einem Gefängnis schwerschwerwiegendwiegend sein konnte. Da die Gefangenen durch den ständigen Zellenwechsel präsenter waren, wurden sie mit der Macht der Wärter häufigerhäufiger konfrontiert. Ähnlich verhielt es sich mit der Möglichkeit der AAnstaltsärzte,nstaltsärzte, eine Zwangswaschung anzuordnen. Vor der Darstellung der Gewalt, die gegen die Gefangenen bei den ZellflügelwechselnZellflügelwechseln ausgeübt wurde, müssen ein paar

Worte über die Motive der WärterWärter,, Gewalt anzuwenden, verloren werden. Die ErörtErörte-e- rung der MotivMotivee dient dem Zweck, den Eindruck zu vermeiden, dass es sich bei dem Anstaltspersonal um Sadisten handelte. Zunächst waren einige Wärter frustriert über die Art und WeiseWeise,, wie die republikanische Bewegung die Verhältnisse im Gefängnis in den Medien beschriebeschrieben:ben: „It used to really annoy —– you would pick up a morningmoming newnews-s- paper and read all this PROVO [Provisional[Provisional IRA] propaganda about what was going on in the Maze and about how terrible we all were. We were doing our jobsjobs in terrible cocon-n- ditions, and we were gegettingtting murdered in our homes and you still got all this guff about prison officer brutality, it was very frustrating.””320320 Zu dieser Frustration gesellte sich das Ziel, die GeGefangenenfangenen durch Gewaltanwendung zur Annahme der Gefängnisdisziplin zu zwingenzwingen.321.321 Zwei aanderendere Begründungen für das Ausmaß und den Einsatz von Gewalt waren die SchwierigkeitenSchwierigkeiten,, neue Rekruten zu finden, und schließlich die EnthumanisiEnthumanisie-e- rung der Gefangenen in den Augen der Wärter. Der erste Faktor führte häufighäufig zu einer oberflächlichenoberflächlichen ÜberprüfunÜberprüfungg neuer Rekruten, die dann nach rudimentärer Ausbildung einer schwierigen Situation ausgesetzt wurden. Die Erschießung von WachWachpersonalpersonal durch die IRA tat ihr ÜÜbrigesbriges und so war Gewalt in gewissem Maße programmiert. Der zweite Faktor sollte eine AußenwirkunAußenwirkungg erzeugenerzeugen,, indem die verdreckten Gestalten mit ihren langen Bärten und verfilztenverfilzten Haaren Mitleid erregten. FFürür viele Wärter, die enent-t-

319 319 Walker: Steam Cleaner in Maze Prison, in: London Times, 23.23.September September 1978, S. 2. 320 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S.S.242. 242. 321 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S.S.244. 244. 89 weder eineinerer loyalistiloyalistischenschen Position nahe sstandentanden oder fest im Protestantismus verankert waren,waren, verkörperten die Gefangenen das katholische Feindbild.Feindbild.322322 Der stellvertretende Parteichef der radikalradikal-protestantischen-protestantischen Democratic Unionist ParPartyty (DUP) formulierte diese Ansicht folgenfolgendermaßen:dermaßen: „„IfIf cleanliness is next to Godliness, then to whom are these people close to?to?“323“323 Die Gewalt dederr Wärter fußt auf dem institutionellen Rahmen, der ideologischen Fortschreibung der über Jahrhunderte gewachsenen Vorurteile und schlichter ÜberfordeÜberforderung.rung.

3.3 Die Reaktion des Klerus auf die Reinigungsmaßnahmen und die zunehmende

GeGewaltwalt und das Einleiten eines kritischen Dialogs

Nach seinem Besuch im Gefängnis traf sich ÓÖ Fiaich weiterhin mit Angehörigen von GefangenenGefangenen.. BBeiei diesen Treffen waren gelegentlich Vertreter der RACRACss zugegenzugegen.. DDen-en- noch hattehattenn Sinn FéinFein und die IRA zu diesem Zeitpunkt kein größeres InteresseInteresse,, die Gefangenen zu unterstützen.324unterstützen.324 So waren es die Bischöfe Edward Daly, TTomasomás ÓÖ Fiach und die Priester wie Denis Faul, die die Gewaltproblematik aufgriffen und praktische Lösungen suchten. Auf der theoretischen Ebene distanzierten sich irische MoraltheolMoraltheolo-o- gen von einem Eingreifen ihrer Mitglieder in den Gefängniskonflikt.Gefangniskonflikt. Enda McDonagh stellte fest: „„TheThe fear and distrust thrive and are exploited for their own purposes by people on both sides. And despite the valiant effort of particularparticular individuals and groups, issues of human rights from respect to life to removal of discrimination to participation in selfself-govemment-government to treatment of prisoners cannot get fair and adequate discussion or effective implementation —– not even from the churchurches.ches.””325325 Diese Form der Unfähigkeit und der Akzeptanz lag nicht im Interesse dederr genannten KlerikerKleriker,, wohl aber im Interesse des Anstaltspriesters Tom Toner, wenn man dem Bericht von Joe McQuillan Glauben schenktschenkt:: „„JamesJames Henry Brown, ‚Susy‘,Susy‘ to everyoeveryone,ne, got a bad beating ffromrom the scrscrewsews and word was sent out to his family. They and the Relatives‘Action Committee concon-- tacted the jailjail chaplain asked him to call on Susy to findfind out the extent of the beating, with a view to taking a court case. The chaplain, Fr ToToner,ner, called into Susy’s cell and asked him for an account and to see his bruisbruising.ing. The priest listened and looked, and on his way out said, ‘Sure‘Sure it’s no more than you would have got in the school play— play-

322 322 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S.S.245. 245. 323 McEvoy: Paramilitary Imprisonment, S.90. 324 324 Tom Collins: The Irish Hunger Strike Belfast 1986, S. 308, im Folgenden zitizitiertert als: Collins: IrishIrish Hunger StrikeStrike.. 325 325 Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche, S .314, 315. 90 groundground’.”326’.”326 Toner schien sich somit ganz nach den WünscWünschenhen des Moraltheologen McDoMcDonaghnagh zu verhalten. Bei solchen Schilderungen ist es zugegebenermaßen schwischwie-e- rigrig,, ihren WahrheitsgeWahrheitsgehalthalt festzustellen. Angesichts des bisher zusammengetragenen Materials über Tom Toner erscerscheintheint eine solche Aussage durchaus plausibplausibel.el. Wenn je—je- doch ein Anstaltspriester, der qua FunktioFunktionn für das leibliche und religiöse Wohl der GGe-e- fangenen verantwortlich war, das Ausmaß der Wunden der Gefangenen herabwürdigte, musstemusstenn andere Priester Kritik üben. Denis Faul war bereitbereit,, das Leiden der Gefangenen anzuhörenanzuhören:: „On,,On Sundays one priest in particular, Fr Faul, would come in to say mass on a regular basis. At the start we all went to him as he was renowned for being outspoken about brutality. We would show him the marks and explaexplainin to him how they were caused. He received what must have amounted to thousands of complaints against the screws and in particular against the Block PO [Pri[Principalncipal Officer,Officer, Oberaufseher] Paddy Joe Kerr, under those direction and eye the events occurred. FaFaulul informed us that he had raised the matter to have the PO replaced.replaced.”327”327 Faul und Murray versuchten jedoch,jedoch, sich nicht allein intern fürfiir die Gefangenen einzusetzen, sondern machten die verschiverschie-e- denen Gewaltanwendungen gegenüber den Gefangenen auch öffentlichöffentlich.. Sie berichteten, dass Gefangene zu zweit nnacktackt einen ZellenflügelZellenflügel entlangentlangrennenrennen mussten, während sie auf Kopf, Körper und in die Weichteile geschlagen wurden. Anschließend unterzog man die Gefangenen im öffentlichsteöffentlichstenn Teil des Gefängnisses, dem sosogenanntengenannten Kreis, einer Intimvisitation.Intimvisitation.328328 Schließlich wurden sie unter Schlägen in einen ZellZellenenflügelflügel gejagt.

Ein andereandererr Fall, den die beiden öffentlich machtenmachten,, erschien noch drastischer als die Schläge und die Leibesvisitationen. Im OktOktoberober 19781978 schrieben sie iinn der Irish News, dass Wärter die Gefangenen mit kochend heißem Wasser übergossen hätten uundnd die Gefangenen aufgaufgrundrund der Brandwunden dringend medizinischer Hilfe bedurften.bedurften.329329 Der Fall wurde von einer internen GefängnisuntersuchungskommissionGefangnisuntersuchungskommission aufgegriffen, ddieie auch den stellvertretenden Anstaltsleiter Miles befragte. Dieser sagte aus, dass zwei Fälle untersucht worden seien. Im ersten Fall habe das medizinische Anstaltspersonal keine Anzeichen für eineinee Verbrühung finden können. Im zzweitenweiten Fall sei es zu BlaseBlasen-n- bildung gekommen, die jedochjedoch nicht auf VerbrühungVerbrühungenen zurückgeführt werden könntenkönnten,, sondern auf Kontakt mit den Heißwasserleitungen.Heißwasserleitungen.330330 Im Klartext hieß dies, der Vorfall

326 326 Campbell: HH-Block-Block Struggle, S. 53. 327 327 Campbell: HH-Block-Block Struggle, S. 52. 328 Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche, S. 315. 329 Hennessey: Hunger Strike, S. 30. 330 Hennessey: Hunger Strike, S .31..31. 91 hatte sich nicht ereignet, war reine ErfindungErfindung der Gefangenen und die Wärter schuldlos. Die Anschuldigungen stießen auch bei der britischen Regierung auf taube Ohren. Roy Mason erklärte am 18l8.. Oktober, dass er nicht gewillt warwar,, den Special Category Status wiederherzustellen: „„MrMr Roy Mason, Secretary of State for Northern Ireland yesterday rejected demands for the restoration of political status for political prisoners.prisoners.”331”331 RaRay-y- mond Murray trug die Anschuldigungen und Beschwerden im November des Jahres nach Amerika vor das Komitee füfürr irische Angelegenheiten des USUS-Kongresses.-Kongresses. In iih-h- rem Bericht über die Reise von Murray versuchte die London TimesTimes,, ihihnn in die Nähe der IRA zu rücken: „A transcript of the remarks made by Father Murray provides didis-s- turbing evidence of the type of propaganda war being waged against Britain in the UniUnit-t- ed States, a factofactorr which is causing growing concern bbothoth in Stormont and Whitehall [[SitzSitz des britischen Außenministeriums].Außenministeriums].”332”332 Anschließend gab der ArtiArtikelkel wiwieder,eder, wie Murray die Gefangenen und ihre Lebensbedingungen beschrieb: „„TwoTwo Rip Van Winkle types with emaciated white bodies and bedraggled hair and beards rise up from sponge mattresses that are half soaked in urine clutching at their blanket or blue towel to cover their nakedness …The...The once white walls of the tiny cells are now darkened with dried excrement. There is no furniture at all in the cells and after a few hours you are glad to get away. You have taken the precaution of eating nothing. But these men are there all night, all day, all week, some of them for years.years.”333”333 Diese Schilderung entsprach im Wesentlichen demdem,, was schon Daly und ÓÖ Fiaich berichtet hattenhatten,, und die Beschreibung von Tatsachen verbunden mit dem Einwurf persönlicher Eindrücke kann kaum PropPropa-a- ganda genannt werden.

Besuchspriester wie Faul, Murray und Reid setzten nach dem Besuch von ÓÖ Fiaich ihre TätiTätigkeitgkeit in gewohntegewohnterr Weise fort. Durch das EinsetzEinsetzenen der Zwangswaschungen und der ZellflügelwechselZellflügelwechsel ergab sich jedoch eine neue Situation. Fortan waren die genannten Priester darauf bedachtbedacht,, die teilweise vertuschte Gewalt gegenüber den Gefangenen öffentlich zu machen und die Behauptung, dass die Gefangenen für ihre Lage selbst verantwortlich warenwaren,, zu unterminieren. Bedeutete die Eigenverantwortung der GefaGefan-n- genen auch Schläge zu ertragen, Leibesvisitationen durchzustehen und erniedrigt zu werden? Gab die AnsAnstaltsleitungtaltsleitung die Verantwortung fürfiir die menschliche Behandlung all derjenigen ab, die nicht mit den Anstaltsregeln konform gingen? Inwiefern insbesondere

331 331 Christopher Walker: IRAIRAjaiI jail allegations rejected in Dublin, in: London Times, 19.19.0ktober Oktober 1978, S. 4. 332 Christopher Walker: Will the IRA’sIRA's ‘dirty’dirty protest’ work?, in: London Times, 14. November 1978, S. 14, imim Folgenden zitiert als: Walker: Will the IRA’sIRA’s ‘dirty'dirty protest’ work? 333 Ebd. 92

Faul und Murray einer orchestrierten Propagandakampagne aufsaßenaufsaßen,, lässt sich nicht klären. AAuchuch die UrtUrteilsfahigkeiteilsfähigkeit des medizinischen Personals kann infinfragerage gestellt werden. Nicht nur der Fall von Liam McCloskey, sondern auch die Berichte über die VerbrühungenVerbrühungen,, verbunden mit der Andeutung, dass sich der Gefangene in gewisser Weise selbst verstümmelt habe, ist bestenfalls zynisch zu nennen. Hält man die Berichte von Faul und Murray gegen die des medizinischen Personals, dann besteht die PropPropa-a- ganda der beiden darindarin,, Meinungen und Fakten zu verbreiten, die nicht der amtlichen Sicht entsprechen. Faul, Murray, DDalyaly und ÓÖ Fiaich waren jedoch nicht allein darauf bedacht,bedacht, die britische Regierung und die Anstaltsleitung für ihre Taten zur VerantwoVerantwor-r- tung zu ziehenziehen,, sondern ssieie waren ebenso bereitbereit,, in einen kritischen Dialog einzusteigen und konstruktive LösunLösungengen für dedenn KonfliktKonflikt zu finden.finden.

Einen Dialog eineinzuleitenzuleiten und davor zu warnen, dass die Gefangenen noch einen Schritt weitergehenweitergehen könnten, als sicsichh und ihre Zellen zu verdreckenverdrecken,, war vor allem die Absicht von Edward Daly und TTomasomás ÓÖ Fiach. Ersterer schrieb am 55.. Dezember einen Brief an Roy Masons Stellvertreter und wies ihn auf das unterschiedliche Verhalten von ehemehema-a- ligen Häftlingen aus den Internierungslagern und dem HochsicherheitsgefängnisHochsicherheitsgefangnis hin. Er schrieb, dass die Gefangenen, die aus den Internierungslagern entlassen wurdenwurden,, wenig Interesse zeigtenzeigten,, sich an den politischen Aktionen für die Gefangenen zu beteiligen, 334 denn der Kontakt mit ihren IRAIRA-Aufsehern-Aufsehern habe sie ernüchtertemüchtert334:: „The motives given being disillusionment with the Provos and also the pressures placedplaced on them within the prison by the ‘officers’ running the compound in which they were held.held.“335“335 Daly schrieb weiter, dass diese Gefangenen die „Offiziere“ als diejenigen ansahen, die den HäftliHäftlin—n- gen das Leben schwerschwergemachtgemacht hätten. Für das HochsicherheitsgefängnisHochsicherheitsgefangnis sei eine solche

Tendenz nicht festzustellen. Daher sei das ZielZiel,, „that those in prison see the subversive organisations as their real enemy which is the true situation.Situation. Most people are pawns. They and their families are being cruelcruellyly and cleverly manipulated.manipulated.”336”336 Mit dieser AuAus-s- sage unterbreitete Bischof Daly Mason indirekt einen Reformvorschlag. Er nahm an, wenn die Gefangenen im LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis weniger in Kontakt mit den Wärtern kämen und mehr mit dem republikanischen FührungsperFührungspersonal,sonal, würde sich eine Art Lernprozess einstellen. Durch diesen Prozess würden die Gefangenen dann die wahwahrere Gestalt der IRA erkennen. Dieses Argument akzeptierten auch die Beamten des NIO.NIO.

334334PRONI:PRONI: NIO/12/128 a Daly an Mason, 5. Dezember 1978,1973, im Folgenden zitiert als: NIO/12/128a Daly an Mason. 335 Ebd. 336 Ebd. 93

Sie wiesen es aber zurück: „„BishopBishop Daly‘s letter suggests that priprisonerssoners in compounds see PIRA as responsible for making life difficult in prison and give up terrorism as a result, implying that protesters would be disillusioned with PIRA if they were not eeX-x- posed to such close contact with prison staff. I attach a draft reply which endendeavourseavours to refute the Bishop’s argument while thanking him for his otherwise realisrealistictic views.views.“337“337 Dementsprechend deutlich fielfiel auch die schriftliche Antwort von Roy Mason auf Dalys VorVorschlagschlag aus: „„II could not agree —– and I do not think you had this in mind —– that the attitude of special category prisoners ccouldould be a reason for restoring a regime of the compound type to those prisoners sentenced for offenses committed after 1l March.March.”338”338 Im Anschluss daran sprach Mason sein Bedauern darüber aus, dass die Gefangenen und ihre Familien manipuliert wwürden,ürden, verfielverfiel dann jedochjedoch in bekannte rhetorische Muster und betonte, dass die Gefangenen im Wesentlichen selbst verantwortlich waren fürfiir die

SituationSituation,, in der sie sich befbefanden:änden: „,,ItIt is of course true ththatat the selfself-created-created conditions in which the protesters are living are much more severe and unpleasant than those of other prisoners; they deprive themselves of the many privileges and facilities enjoyed by the great majority of convicted prisoners who are serving their sentence in accordance with 339 prison regulations.””339 Wie so oftoft,, wurden die Kleriker beim NIO, den GefängnisbehöGefangnisbehör-r- den und dem Nordirlandminister Roy Mason mit den gleichen Antworten abgespeist. In einem Radiointerview versuchte ÓÖ FiaichFiaich,, den britischen Behörden die LangLangzeitfolgenzeitfolgen des Protestes klarzuklarzumachen:machen: „„WhatWhat I would be afraid might happen would be that some morning one of the prisoners would be found dead in his cell and if that happens we are, as it were, right back to square one anandd that it could be the occasion for extra outbreak 340 of violence.violence.“340“ ÓÖ Fiaich machte ebenso deutlich, dassdass,, wenn er nicht im Sommer des

Jahres interveniert hätte, es bereits zu Gewaltausbrüchen gekommen wärewäre:: „„II have rerea-a- son to think for instance that even thothoughugh my statement at the end of July, was criticised in some quarters I have reason to think from one of the chaplains who visit the prison regularly on Sunday mornings that it helped to defuse a particularly dangerous situation in which there was consideraconsiderableble danger of violence outside the prison because of the situation inside of it.”‚234l341 Bei der letztgenannten Aussage lässt sich nicht mehr rekonstrrekonstru-u- ieren, ob die Stimmung wirklich derartig aufgeheizt war, dass es zu Gewaltausbrüchen

337 337 PRONI: NIO/12/128a A. H. R. Brown an Jackson und Cocannon, 19 Dezember 1978. 338 338 NIO/12/128a Mason an Daly, 9. Januar 1979, S. 1. 339 Ebd. 34034° PRONI: NIO/12/121a Óo Fiaich Interview mit RTÉ,RTE, 24. Dezember 1978, S.s. 2, im Folgenden zitiert als: NIO/12/121 Óo Fiaich Interview mit RTÉ.RTE’. 3413“ Ebd. 94 hätte kommen kkönnen,önnen, oder ob es sich hierbei um eine Illustration und Ausschmückung des Bischofs handelte. NichtsdestowenigerNichtsdestoweniger versuchte ÓÖ Fiaich der britischen Behörde klar zu machen, wohin ihre Reformunwilligkeit führenfuhren könnte. Sie erzeugte Tote und Gewalt. Angesichts der zahlreiczahlreichenhen Schilderungen über die Brutalität der Wärter und ddieie Entmenschlichung der Gefangenen durch die Wärter war ein solcher Schluss zwar drastisch, aber nicht ababwegig.wegig. Hier kann man ÓÖ Fiaich natürlich den Vorwurf machen, er instrumentalisiere die Situation zu seinen Zwecken und mache Stimmung gegen die britischen Behörden. Doch wie sollte er sich sonst Gehör verschaffen? SSachlicheachliche ArgArgu-u- mente waren abgeschmettert, emotionemotionaleale Vergleiche als unangemessen ababqualifiziertqualifiziert worden,worden, es blieb nur noch die Warnung.

Die Kleriker verfolgten nach dem Besuch von ÓÖ Fiaich eine zweigleisige Strategie. EEi—i- nerseits kritisierten sie in deutlichen Worten die Gefängnisbehörden und das NIO und mmachtenachten Verstöße und Gewaltanwendungen der Wärter öffentlich. Andererseits signalsignali-i- sierten sie Gesprächsbereitschaft, machten Reformvorschläge und warnten vor den Konsequenzen der Regierungspolitik. Dabei setzten sie sich nicht allein kritisch mit der britischenbritischen Regierung auseinander, sondern ebenso mit der republikanischen Bewegung.

3.4 Die Entwicklungen innerhalb der republikanischen Bewegung nach dem Besuch

ÓÖ FiaichFiaichss

Die republikanische Bewegung versuchteversuchte,, aus der Aufwertung des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes durch den Besuch von ÓÖ Fiaich und aus den neuen Reinigungsvorschriften propagandis-propagandis- tisches Kapital zu schlagen. Zu den AnschuldigungenAnschuldigungen,, die Wärter handelten inhuman und brutal, gesellten sich Vorwürfe an das medizinische Personal des LongLong—Kesh--Kesh- Gefängnisses. Zusätzlich bemühten sich die Gefangenen und ihre FührungFührung,, die Führung außerhalb über die Vorgänge im GefängniGefängniss auf dem Laufenden zu halten. Die AnschuAnschul-l- digungen gegen das medizinische Personal werden als erstes behandelt. Die GewaltaGewaltan-n- wendung der Wärter währwährendend der Zellwechsel und die Untersuchung aller KörperöfKörperöff—f- nungen boten für die republikanischen Häftlinge reichlich Propagandamaterial, das sie im Mund und/und/oderoder im Anus nach draußen schmuggeltenschmuggelten.. ZZusätzlichusätzlich begannen sich auf diesem WegWeg,, die innere und äußere Führung zu koordinierenkoordinieren.. DDiesies hatte bereits das zzi-i- tierte Memo zum Thema der DurDurchsuchungchsuchung aller Körperöffnungen festgestellt. Über die Propaganda schrieb die Times in demselben Atikel, der auch über Raymond MurMurraysrays Amerikareise berichtete: „„GraphicGraphic and manmanyy would say exaggerated accounts of the

95 conditions in the H block are retailed to republican sympathisers abroadabroad342,342, usually accompanied by crude pencil sketches of shivering prisoners cringing in their blankets or carrying out such activities such as attenattendingding the weekly prison Mass half naked.”naked.”343343 Neben den Anschuldigungen bezüglich der schlechten Behandlung der republirepublikanischenkanischen Häftlinge wurden vonsvonseiteneiten Sinn FéinFeinss Vorwürfe und Gerüchte gegen das medizinische Personal in Stellung gebracht. Nach Aussage des politischen Flügels der IRA wurdewurdenn den Gefangenen gegen ihren Willen Beruhigungsmittel verabreicht.verabreicht.344344 Doch die faktfakti-i- schen Berichte wurden häufighäufig um Gedichte der GeGefangenenfangenen ergänzt, deren Qualität die Times bespöttelte.

„The prose in the republican newspapers is often accompanied by poetry written by prisoners anxious their role as patriots. One composition by an anonymous versifierversifier described only as ‘H5‘H5 blanket man’ ended: ‘For‘For it is criminals they call us and criminals We Are Not’.“345Not’.“345 Zu den proprofiliertenfilierten SchreibernSchreibem gehörte auch Bobby Sands, der unter der Führung von zum Presseoffizier aufstiegaufstieg.346.346 Dieser hatte wie andande-e- re Häftlinge und die RACRAC-- und SinnSinn-Féin-Mitglieder-Féin-Mitglieder außerhalb des Gefängnisses vor allem TatsachenbTatsachenberichteerichte verfasst. Im November 19781978 begann erer,, sich wieder seiner litlite—e- rarischen Tätigkeit zu widmen. In seiner ersten Kolumne, die er von nun an unter dem

Pseudonym Marcella verfasste, beschrieb er, dass ihn in seiner verschmutzten Zelle 347 allein der Blick aus dem Fenster daran hindertehinderte,, verrückt zu werdenwerden347:: When one spends each day naked and crouching in the cornercomer of a cell resembling a pigsty, starring at such eyesores as piles of putrefying rubbishrubbish,, infested with maggots and flies,flies, a disease ridden chamber pot or a blank disgusting scarred wall, it is to the rescue of 348 - - one’s sanity to be able to rise and gaze out of a window.Window.” Die Gefangenen und ihre Führung taten ihr MöglichstesMöglichstes,, um ihr Schicksal publik zu machen. Doch außerhalb des Gefängnisses fielenfielen diese Anstrengungen nicht auf fruchtbaren BodenBoden.. DDieie britische Regierung mauerte und außerhalb ihres bisherigen Unterstützungskreises konnten die Gefangenen, die RACs undund Sinn FFeinéin keine neue Unterstützung generieren. Zwar vever-r- anstalteanstaltetenten die RACsRACs,, die es inzwischen in ganz Nordirland gab, einen Marsch von

342 Dies galt ebenso für republikanische Unterstützer in Nordirland. 343 Christopher Walker: Will the IRA’sIRA's ‚dirty,dirty protest’protest' work? London Times, 14. November 1978, S. 14. 344 Christopher Walker: Government denies giving drug to IRA man against his will. London Times, 25. November 1978, S.5.3. 3. 345 345 Christopher Walker: Will the IRA’sIRA's ‚dirty,dirty protest’protest' work? London Times, 14. NoveNovembermber 1978, S. 14. 346 346 Ed Moloney: Voices from the Grave, S. 219. 347 O‘O’ Hearn: Bobby Sands, S. 207. 348 Ebd. 96

Coalisland nach DungannonDungannon,, um an den Bürgerrechtsmarsch zu erinnern, der 19681968 didie-e- 349 selbe Strecke eineingeschlagengeschlagen hattehatte349,, ddochoch bei 25.000 Menschen, die teilnahmenteilnahmen,, waren die meisten SinnSinn-Fein-Anhänger.350-Féin-Anhänger.350 AAuchuch ein zweiter Marsch fürfiir die Gefangenen eer-r- wies sich als wenig erfolgreich. Zum Jubiläum des ersten Bürgerrechtsmarsches in DeDer-r- ry wurde dort ein Marsch organisiert, jedoch jedoch ststandand nicht dieser im MedieninteresseMedieninteresse,, sondern die Nachwirkungen. Bei Zusammenstößen während einer loyalistischen GGe-e- gendemonstration wurden Autos verbrannt und Häuser angezündet, Geschäfte geplügeplün-n- 351 dert und 69 Polizisten verletzt.verletzt.351 Es kann daher mit Fug und RecRechtht behauptet werden, dass die republikanische Führung noch kaum Erfahrung im Bereich der ideologischen BeeinflussungBeeinflussung der Bevölkerung in der Erzeugung schlagkräftiger Massenbewegungen hatte und auch organisatorisch schlecht aufgestellt war. FF.. Stuart Ross schreibt: „While there had now been two years of continual protest from republican prisoners in Northern jailsjails Sinn FFéinéin still lacked a structured national political response to the prison crisis. According to Gerry Adams it was not until the 19781978 Ard Fheis [Parteitag][Parteitag] ‘that‘that Ruiri ÓÖ BrádaighBrädaigh drew attention to the true nature of the situation and signposed it as a priorprior-- ity to the movement.’ Yet the party was unsure as to how this should be done and oop—p- - . 352 tions variedvaried.”.”

Nach dem Besuch von ÓÖ Fiaich im Gefängnis reagierte die republikanische Bewegung zwiezwiespältigspältig auf die ChanceChance,, die sich ihr bot. Während die Häftlinge ihrihree PropagandatPropagandatä-ä- tigkeit und deren Effektivität steigerten, indem sie Sachartikel schrieben und gegen ihre Einsamkeit und den Frust andandichteten,ichteten, reagierte die Bewegung außerhalb des GefänGefang-g- nisses mit Märschen, die keine neue Anhängerschaft generierte. Während die GefangGefange-e- nen für ihre Überzeugung littenlitten,, kam von der Bewegung außerhalb des Gefängnisses keine adäquate Antwort. Doch diese VerauVerausgabungsgabung der Gefangenen hatte auch ihren Preis, physisch und auch geistig. Zudem war die britische Regierung nicht mehr gewilltgewillt,, den Propagandadruck auszuhalten und suchte nach neuen MöglichkeitenMöglichkeiten,, den WideWider-r- standswillen der Gefangenen ohne Einsatz von körpekörperlicherrlicher Gewalt zu brechen.

Nachdem die britische Regierung vvieliel Propaganda und Gerüchte in BBezugezug auf den GGe-e- fängnisprotest hatte ertragen müssen, entschloss sie sichsich,, den Vorschlag von Edward Daly in umgekehrter Weise umzusetzen. Sie wollte die Gefangenen nicht stärker ihrem

349 349 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S. 51. 350 Ebd.Ebd 351 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S. 52. 352 352 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S. 54. 97

Führungspersonal aussetzen, um sie zu desillusionieren, sondern wollte die Gefangenen von ihrer Führung separieren. Die Idee dahinter warwar,, dass die Bewegung zusammenbrzusammenbrä-ä- che, wenn man den Kopf vom Körper trennte. Erste Anzeichen einer Protestmüdigkeit waren bereits zum Ende des Jahres 19781978 zu verzeichnen: „„HoweverHowever we [[diedie repurepub-b- likanische Führung innerhalb des Gefängnisses]Gefangnisses] had come to the sober realisation that our nono-wash-wash protest had peaked and while we had gainegainedd valuable propaganda and iin-n- ternational attention, we had failed to achieve concrete results in bringing a successful resolution any closer.”closer. ”353353 Mit dieser Strategie begann die britische Regierung im Januar 1979.1979. Die Führung der GefangGefangenenenen wurde in einem sepseparatenaraten HH-Block-Block zentriert.zentriert.354354 Bik McFarlane, der zum damaligen Zeitpunkt zur Führungsriege der Gefangenen gehörtegehörte,, schrieb: „„JanuaryJanuary 19791979 concentrated our minds on two unrelated aspects: the subzero temperatures of an usually bitter, freezing winter which had to be faced in windowless cells and with screws heaping snow through the bars in shovelfuls, and the sinister rre-e- moval of 32 of us to H6 where we expected to be subjected to a concentrated onslaught. Our camp leadership was among our number and if the BritBritss could break any of us, then it could possibly lead to a drop iinn morale among the Blanket men.men.355355

3.5 Die britische Regierung setzt sich mit ihren klerikalen Kritikern auseinander

Neben dem harten Durchgreifen gegen die Gefangenenführung begann sich die britische Regierung intensiv mit dem irischen Katholizismus und seinen Bischöfen zu beschäftbeschäfti-i- gen. Das NIO emempfahlpfahl Premierminister James CallaghanCallaghan,, sich die Position des Bischofs von Connor und Down, in dessen Diözese auch Belfast fielfiel,, genauer zu betrachtebetrachten,n, denndenn,, so schrieb der Verfasser der Notiz:Notiz: „Bishop Philbin‘s position towards the present situation under direct rule is every encouraging although I doubt whether he is an entirely typical reprensentareprensentativetive of the Catholic community.””356356 Philbin hatte –— wie schon gezeigt —– im Wesentlichen die britische Politik gutgeheißen. DasDasss Philbin kein typischer Vertreter der katholischen Gemeinde und des irischen Katholizismus warwar,, konnten Mason und Callaghan bereits wissen, da am 55.. Januar das britische AußenmAußenmi-i- nistnisteriumerium eine Einschätzung des irischen Katholizismus unter dem Titel „Position of the

Catholic Church in Ireland“ veröffentlicht hatte. Diese kam zu dem Schluss, dass sich der irische Katholizismus vovonn dem allgemeinen Katholizismus unterschiedDieunterschied.Die IntentIntenti-i-

353 353 CamCampbell:pbell: HH-Block-Block Struggle, S. 70. 354 Beresford: Ten Men Dead, S.S.29. 29. 355 Campbell: HH-Block-Block Struggle, S. 85. 356356TNA: TNA: CJ 4/2471 Pilling an Cartledge, 11 Januar 1979. 98 on des Katholizismus im Allgemeinen bestehe in der Überschreitung nationaler GreGren-n- zen. Der irische Katholizismus zeichne sich hingegen durch einen starken Nationalis—Nationalis- mus aus.aus.357357 Daher sei es Turner, dem Verfasser des Berichtes, zufolge nicht untypisch, dass der nneueeue Erzbischof von Armagh zu seiner Amtseinführung nicht als Mann des Gebets und tiefer Geistlichkeit und auch nicht als FriedenFriedensstiftersstifter und Ökumeniker gge-e- priesen wurde, sondern fürfur die Stärke und Beständigkeit seiner Bindung zum irischen 358 Nationalismus.358Nationalismus. DeDerr Bericht schloss mit den WortenWorten:: „Irish Catholicism is likely to remain a special problem which it [sic][sic] will be very difficultdifficult to tackle at source, though 359 - I hope those concerned with NorthemNorthern Ireland will never give up trying.” Dieser BBe-e- richt zeugt davon, dass die britische Regierung zunächst einmal dem Phänomen klerikklerika-a- ler Kritik ahnungsahnungs-- und kenntnislos gegenübergegenübergestandengestanden haben musste und sich wuwun-n- dederte,rte, wieso Kirchenleute sich in weltliche Angelegenheiten einmischten. Der Bericht lieferte ihnen eineeinenn Erklärungsansatz, wenn auch keinen besonders schlüssigen. Vor allen Dingen schor der Bericht alle katholischen Kirchenträger in Irland und alle GläGläu—u- bigen über einen Kamm. Der KontakKontaktt zu Philbin einige Tage später musste die britische Regierung, insbesondinsbesondereere das Nordirlandministerium,Nordirlandministerium, von der Fehlerhaftigkeit von TuTur-r- ners Bericht überzeugen. Dennoch zeigen die Kontaktaufnahme zu Philbin und der BBe-e- richt von Turner, dass die britische Regierung und das Nordirlandministerium Nordirlandministerium bereit waren,waren, auf die eine oder andandereere Art mit den katholischen Klerikern,Klerikem, den kritischen und den zustimmenden, in einen DiaDialoglog zu treten. Nachdem sich NIO-BeamteNIO-Beamte mit Philbin getroffen hatten, suchten sie am 19l9.. Januar 19791979 Bischof Daly in seiner Residenz auf. Dieser war jedoch wenig erfreuerfreutt über den BBesuch.esuch. Schon vor dem Besuch teilte Daly den beiden Beamten des NIO mit, dass die Presse von dem Treffen erfahren habe und er nicht die Wiederholung eines Zwischenfalls erleben wollte, der sich drei oder vier Jahre zuvor ereignet hatte. Nachdem sich Daly mit dem damaligen Nordirlandminister Merlyn Rees getroffen hatte und dies bekannt geworden warwar,, hatte dies zu längeren DemonstrDemonstra-a- tionen vor seiner Residenz geführt. Das Treffen gestaltete sich daher als zehnminütiger Höflichkeitsbesuch.Höflichkeitsbesuch.360360 Während ddeses Treffens kamen die Anwesenden auch auf den GGe-e- fängniskonflikt zu sprechen. Den Beamten des NIO zufolgezufolge,, habe Daly seine UnterstüUnterstüt—t- zung für die Regierungspolitik ausausgedrücktgedrückt und vorgeschlagen, dass man den republrepubli-i-

357 TNA: CJ 4/2471 Posititon ofofthe the Catholic Church in Ireland, S.s. 1. 358 Ebd.Ebd 359 TNA: CJ 4/2471 PositiPosititonton ofofthe the Catholic Church inin Ireland,Ireland, S.s. 2. 36036° TNA: CJ 4/2471 Notes of a meeting with Bishop Daly in Londonderry at 11.50 AM on Friday 19 JanJanu—u- ary 1979, S. 1. 99 kanischen Häftlingen Zugang zu Zeitungen, insbesondere der Irish TiTimes,mes, gewähren solltesollte,, damit diese die Aussichtslosigkeit ihres Protestes erkannten.erkannten.361361 In der Folge schien Daly seine Offenherzigkeit zu bereuen, denn er bat die Beamten darumdarum,, „that the Secretary of State should not quote him if he had said anything apparently helpful to 362 Government.Government.”362” Grund dafür sei, dass er in letzter Zeit eine Reihe von Schmähbriefen 363 aus Amerika erhalten habe.habe.363

Die britische Regierung schien mit der Öffnung zu ihren klerikalen Kritikern und dem

WillenWillen,, die katholikatholischesche Kirche in Irland zu verstehenverstehen,, und mit dem harten Durchgreifen zwei Ziele zu verfolgen. Erstens wollte sie einen Keil zwischen die Gefangenen und ihre klerikalen Sympathisanten treiben, denn wenn sie die Bischöfe und die anderen Kleriker von der RegieRegierungspositionrungsposition überzeugen und vielleicht sogar deren Segen erreerrei-i- chen konnten, würden die Gefangenen und ihr Protest massiv an Glaubwürdigkeit und Zuspruch verlieren. Zweitens setzten die britischen Behörden ihre Strategie der harten Hand gegenüber den GefanGefangenengenen fort. Der SchrittSchritt,, die Führung von den einfachen HäfHäft-t- lingen abzusondernabzusondem,, enentsprangtsprang dem Gedanken, dass die Häftlinge weniger ideologisch motiviert und gehärtet waren als ihre Anführer. Mit dem genannten Schritt erreichten das NIO und die GefängnisGefangnisleitungleitung jedochjedoch das genaue Gegenteil von demdem,, was sie eei—i- gentlich erreichen wollten. Die Zusammenführung von sämtlichem Führungspersonal zog eine Stärkung der Häftlinge und ihrer Führung nanachch sich. In H6 entwickelte die Gefängnisführung eine Reihe von neuen StraStrategientegien und wurde sich über die eigenen Ziele klarer. Wie diese Strategien aussahen und wie die Zielausrichtung war, wird jetzt behandelt.behandelt.

3.6 Die Planung einer politischen Strategie durch die Häftlingsführung

Das republikanische Führungspersonal, das mamann in H6 isoliert hatte, begann intensive Diskussionen über den Fortgang des KonfliktesKonfliktes und neue WiderstandsformenWiderstandsformen:: „We had everybody together —– Brendan Hughes, Bobby Sands, John Dreen, Bik McFarlane,

Thomas McElwee, and Richard O‘ Rourke and others —– and whatWhat wewentnt on there was an intensive politicization process a revamping of the whole thing. What they thought they were doing when they took all the OCs out and held us on our own —– they thought they had the hard core, they had taken the leadership away frofromm the Blanket Protest and it

361 361 TNA: CJ 4/2471 Notes of a meeting with Bishop Daly in Londonderry at 11.50 AM on Friday 19 JanuaJanuaryry 1979, S. 1.1. 362 Ebd. 363 Ebd. 100 would then fall apart. It didn’t, and what happened was that it brought us together and gave us a full year on our own to sit and plan the whole strategy for the hunger strikes, to intensify our Gaelic, and to develop the whole approach to the politicization of the - - - 364 communities on the outside.outs1de.”” In H6 wurdewurdenn jüngerejüngere Gefangene in den inneren FüFüh-h- rungskreis vvonon Hughes und Sands aufgenommen. MManan begannbegann,, sie auf ihre zukünftige Führungsaufgabe vorzubereiten und die Offiziersanwärter ggewannenewannen an Zuversicht und Zutrauen in die eigenen FähigkeitenFähigkeiten,, indem sie sich an den Strategiediskussionen betebetei-i- ligten.365 Die politischen Diskussionen drehten sich vor allem um die Schaffung einer effektiven politischen OrganiOrganisationsation und einer Massenbewegung: „„WeWe saw that the Irish struggle had come to a stage where Sinn Fein needed a high politicial profile.profile. We needed to form a base and politicize the movement. Put it into community politics, put it into politicizing and then channeling [sic][sic] the support, building a whole alternative system of politics. Show people how you deal with bureaucracy. We realized that the most potent weapon people had in war was organization, competent forwardforward-moving-moving organisation.organisation.“366“366 Der Essenz dieser Aussage ist sicsicherlichherlich zu trauen, dennoch sind sosol—l- che Aussagen im Rückblick häufighäufig etwas aufgebläht, denn sicherlich gab es theoretische 367 Diskussionen, aber H6 war mitnichten eine kommunistische Kaderschmiede oder das politikwissenschaftliche SeminaSeminarr der „„UniversitätUniversität LonLongg KeshKesh“.“. Zumindest erarbeitete das republikanische Führungspersonal in H6 neue Protestansätze, die auch die MöglicMöglich-h- keit eines organisierten Hungerstreiks in Erwägung zogzogen.en. Brendan Hughes berichtet, dass er zu jener Zeit mit Bobby Sands zum ersten Mal über die Möglichkeit eines HuHun—n- gergerstreiksstreiks gesprochen habe: „,,TheThe decision for the hunger strike was taken in H6.H6.“368“368 Als im SepSeptembertember 19791979369369 die 32 führenden Häftlinge wieder auf die anderen Flügel verteilt wurden, vermittelten diese dem Rest der Gefangenen die neuneuee Strategie. Die republikrepublika-a- nische Bewegung im Gefängnis konnte sich also neu gruppieren und neue Ideen entwentwi—i- ckeln, die sich maßgeblich auf den zukünftigen Verlauf des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes auaus—s- wirkten. Dies war vor allem durch die Entscheidung der AnstaltsleitAnstaltsleitungung und des NIO,NIO, die Führung der Gefangenen von den restlichen Gefangenen zu trennentrennen,, möglich gge-e- worden. Warum die britische Regierung sich entschlossentschloss,, im Frühjahr 19791979 derartig hart

364 364 Feldman: Formation of Violence, S.5. 221. 365 O‘O’ Hearn: Nothing But an Unfinished SongSong,, S. 214, ssieheiehe hierzu auch: Beresford: Ten Men Dead, S. 29. 366 Feldman: Formation of Violence, S.5. 222. 367 367 O‘O’ Hearn behauptet, dass Sands die Zeit in H6 als die kommunistische Phase des Gefängniskonfliktes darstellte. O’Hearn:O'Hearn: Bobby Sands, S. 214. 368 368 Ed Moloney: Voices from the Grave, S. 229, siehe hierzu auch: Feldman: Formation of Violence, S. 222. 369 369 BeresforBeresford:d: Ten Men Dead, S. 29. 101 durchzugreifendurchzugreifen,, lässt sich einerseits mit der vermehrten Propaganda und dedenn EnthülluEnthüllun—n- gen von Faul und CoCo.. erklärenerklären,, aandererseitsndererseits hatte die britische Regierung diese VorwüVorwür-r- fe und die Propaganda bereits ein halbes Jahr lang ertragen, ohne gegen die GefangGefange-e- nenführungnenfuhrung vorzugehen. Die eigentliche Erklärung lag darin, dass sich der brbritischeitische Premier James Callaghan seit Ende 19781978 mit schwerwiegenden Streiks in England auaus—s- einandersetzen musste und daher sicherlich versuchteversuchte,, auf dem Gebiet der TerrorismuTerrorismus—s- bekämpfung zu punkten, vor allen Dingen auch deswegendeswegen,, weil die Opposition ihn und Roy Mason davor warntewarnte,, vor der IRA zu kapitulieren: „The greatest fillipfillip which could be given to the IRA at this stage would be any concession to the current filthyfilthy protest campaign which it is carrying out in the prison. Any weakening would, above all, destroy the morale of the Province's 2,400 prison officers.officers. This was pointed out to me yesterday by the Secretary of State's own Department. I was very much impressed by what was told to me in no uncertain terms by the officialsofficials to whom we spoke. We have ggoodood reason, I believe, for making this attitude clear outside the House.House.”370”370

3.7 Der Wechsel von Callaghan zu Thatcher und erste Gespräche der neuen RegiRegie—e-

rung mit Klerikern

Trotz dieser harten Haltung wurde die Regierung von Callaghan abgewählt und MargMarga-a- ret Thatcher wurde am 3. Mai 1979l979 neue Premierministerin.Premierministerin.371371 Der Wahlkampf hatte die Gesprächsbemühungen zwischen katholischen Klerikern und britischer Regierung eiein-n- schlafen lassen. BemühungenBemühungen,, an die bisherigen Gespräche anzuknüpfenanzuknüpfen,, liefen zzu-u- nächst über den englischen Kardinal Hume, der während einer Zusammenkunft ThaThat-t- cher fragtefragte,, ob sie bereit sei, ÓÖ Fiaich zu treffen. Thatcher hielt sich zunächst bedeckt und machte deutlich, dass sie nur bereit seisei,, ÓÖ Fiaich zu treffen, wenn sie den Zweck eines solsolchenchen TrefTreffensfens kenne: „„CardinalCardinal Hume referred initially to the request which Archbishop ÓÖ Fiaich had asked him to make for an interview with the former Prime Minister Mr. Callaghan. He said that he had then advised Archbishop ÓÖ Fiaich that any such meeting would be inappropriate during the election period and that even if it were desirable afterwards, it could be only on the basis that the Archbishop had something specificspecific to say or discuss and that the Prime Minister was given advanced warning of it. The Cardinal aaskedsked whether Mrs. Thatcher would agree to see Archbishop ÓÖ Fiaich on

370 370 Airey Neave: NORTHERN IRELAND (EMERGENCY PROVISPROVISIONS)IONS) HC Deb 06 December 19781978,, VVol.ol. 959 cc1499ccl499-585,-585, accessed via: http://hansard.millbanksystems.com/commons/1978/dec/06/northernhttp://hansard.mi||banksystems.com/commons/1978/dec/06/northern—- irelandireland-emergency—provisions#SSCV0959P0_19781206_HOC_330.-emergency-provisions#S5CV0959P0_19781206_HOC_330. 371 371 Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands, Stuttgart 2007, S. 451. 102 this basis if he renewed his request. The Prime Minister agreed that it was pointless his seeking a meeting without being specificspecific as to its purpose and said that, of course, she could nonott commit herself until she knew what that purpose was.”372was.”372

Thatcher hatte damit wortreich ihre Ablehnung eines Treffens mit ÓÖ Fiaich kundgetan. Sie tat dies nicht aus persönlicher Animosität oder Unkenntnis der Situation. Vor dem Treffen hatte die Premierministerin beim Nordirlandministerium um Rat wegen des Empfangs einer Delegation bestehend aus Kardinal Hume und den BischöBischöfenfen ÓÖ Fiaich und Daly gefragt. Das NIO machte deutlich, dass die Beziehungen mit ÓÖ Fiaich auauf-f- ggrundrund seiner unzutreffenden, irreführenden und schädigenden AussageAussagenn immer noch angespannt seien.seien.337373 Dementsprechend gereizt schrieb der Beamte des NIO über ÓÖ Fiaichs Anfrage. „Since that time [[30.30. Juli 1978]1978] Dr ÓÖ Fiaich has not apapproachedproached the Secretary of State. We do not know what he wants to raise but we cannot that it can be anything except a matter relating to Northern Ireland. If he wishes to raise a Northern Ireland matter he shshouldould talk to the Secretary of State. The present approach is a blatant attempt to use Cardinal Hume to raise the matter about the Secretary of State’s head.head.”374”374

Wie aus Thatchers Aussage und dem Statement des NIO ersichtlich wird, war ÓÖ Fiaich eine „„PersonaPersona non gratagrata““ für die britische Regierung. Mit anderen Bischöfen war das

NordirlandministeriumNordirlandministerium durchaus bereit zu reden.

3.7.1 Die Gespräche mit Klerikern und die Neueinschätzung der Kleriker durch die

ThatcherThatcher-Re-Regierunggierung

Während des gesamten Jahres 19791979 fanden mehrere Treffen mit dem BiBischofschof von BeBel-l- fast, Philbin, statt. WWährendährend dieser Treffen drückte er seine Unterstützung für die britbriti-i- schen Sicherheitskräfte und die direkte Verwaltung Nordirlands durch London aus. „„HeHe repeated his point about fairness of direct rule. He believed that direct rule was here to stay for some time yet and could not see politicians reaching an agreement. He and most 375 of his flockflock welcomed this.this.”375” Philbin drückte jedoch nicht nur seine Unterstützung ausaus,, sondern lieferte ebenso InformatioInformationennen über das Verhältnis zwischen IRA und kka-a- tholischer Bevölkerung in seiner Diözese. Beim ersten Treffen meinte er, dass der grögröß-ß-

372 TNA: PREM 19/80 f2f228,28, Principle Privat Secretary an PillingPilling,, 2929.. Mai 1979, S.s. 11.. 373 373 TNA: CJ 4/2471 NIO an Downing Street, Schreiben ohne Datumsangabe. Aus dem Kontext ergibt sich aaber,ber, dass es vor dem 25. Mai abgefasst wurde. S. 1, im Folgenden zitiert als: TNA: CJ 4/2471. 374 Ebd. 375 TNA: CJ 4/2471 T. H. Gee, Gespräch mit Bischof Philbin, 3. Mai 1979, S.s. 1. 103 te Teil der katholischen Bevölkerung in Belfast die IRA nicht unterstützte. Seiner MeMei-i- nung nnachach gäbe es lediglich 300 bis 400 Personen, die die IRA aktiv unterstützten.unterstützten.376376

Philbin setzte sich bereits beim ersten Treffen dafür ein, dass der DialogDialog,, den das NIO mit Priestern in West Belfast begonnen hattehatte,, fortgesetzt werde und dasdasss Pater Toner

377 . . . ihm ddarüberarüber berichte. Der letzte Punkt ist von besonderem Interesse, da er einerseits zeigt, dass das NIO mit sämtlichen Ebenen der katholischen Kirche ins Gespräch kokom-m- men wollte und andererseits die Rolle von Pater Toner als Informationsknotenpunkt illustrierillustriertt und beweist, dass Toner durchaus mehr war als ein Sekretär von Philbin und Gefängnispfarrer. Beim nächsten Gespräch am 3030.. Mai, also lediglich einen TagTag,, nacnach-h- dem Thatcher und Hume sich getroffen hattehatten,n, traf der neue Nordirlandminister Humphrey Atkins auf Bischof Philbin. Philbin betonte erneut seine Unterstützung für die britische Verwaltung Nordirlands und empfahl AtkinsAtkins,, bloß keine Geschäfte mit der IRA zu mamachen:chen: „„HeHe strongly advised the Secretary of State to have nothing to do whawhat—t- soever with the PPIRAIRA unlike one of his Conservative predecessors.predecessors.”378”378 Auch zur IRA äußerte er sich erneut. Er war der Ansicht, dass es keinen politischen Fortschritt in Nordirland geben könne, solange die IRA nicht militärisch besiegt seisei:: „„HeHe did not like having to say this but he felt that they had taken up the sword and only the sword would put them down.down.”379”379 Ebenso unterrichtete er die britische Regierung, dass die IRA sich organisatorisch gewandelt habe und kaum mehr als ein paar Hundert Kämpfer umfassteumfasste.. Zudem erhalte die Unterstützungskampagne für die GefangeneGefangenenn wenig Zuspruch. Es müssten sogar Leute von außerhalb mit Bussen zu den Demonstrationen gebracht wer-wer- den.380 Ein weiteres Treffen auf privater Basis fand zwischen Hugh Rossi vom NIO und Bishop Philbin am 66.. September 19791979 statt. Rossi bestätigte,bestätigte, was bereits in den vorhervorheri-i- gen Berichten klar geworden warwar:: Philbin war vehement gegen die IRA eingestellt.eingestellt.381381 Während des Gespräches korrigierte PPhilbinhilbin die Zahl der aktiven IRAIRA-Männer-Männer dradras-s- tisch. Seiner Schätzung nach gab es in ganz West Belfast nicht mehr als 25 AttentäterAttentäter.. DDieseiese würden durch die SchaffungSchaffiing einer Angstatmosphäre die dortige Bevölkerung kokontrollieren.ntrollieren. Wenn man diese 25 Männer verhaftete, so Philbin, würde sich die AtmAtmo-o-

376376TNA: TNA: CJ 4/2471 T. H. Gee, Gespräch mit Bischof Philbin, 3. Mai 1979, S.s. 1. 377 Ebd. 378 TNA: CJ 4/ 2471 Note for the Record Secretary of State’s Meeting with Bishop Philbin –— Roman CathCatho—o- liclic Bishop of Connor and Down, S.5. 1, imim Folgenden zitiert als: TNA: CJ 4/2471 Secretary of State’sState's MeeMeet—t- inging with Bishop Philbin. 379 Ebd. 38038° TNA: CJ 4/2474/24711 Secretary of State’s Meeting with Bishop Philbin, S.s. 2. 3813“ TNA: CJ 4/2471 Meeting with Bishop PhilbinPhilbin,, 6. September 1979, im Folgenden zitiert als: TNA: CJ 4/2471 Meeting with Bishop Philbin, 6. September 1979. 104 sphäre drastisch verändern.382 Ebenso sprach er sich in diesem Treffen und dem folgefolgen-n- den am 26. November des Jahres fürfiir die Verschärfung des Strafrechts aus: „„TheThe Bishop repeated to Mr. Rossi his conviction that the Catholic community in Northern Ireland was as anxious as anyone else to see an end to violenceViolence and would be delighted to see terrorist leaders detected and imprisonment. If the present process of law continued to be inadequate for this object to be achieved there would be considerable support in West Belfast for any change in the law might bring it about.about.”383”383

Bischof Phiblin, wie man aus den dargelegten Gesprächen sehen kannkann,, bildbildeteete in gewigewis-s- ser Weise die AntitAntithesehese zu den Bischöfen ÓÖ Fiaich und Daly. Seine unkritische Haltung zur britischen Regierung und ihrer Politik in Nordirland war entgegeentgegengesetztngesetzt zu der kritischen Haltung der übrigen hier behandelten Kleriker. Während Priester wie Alec

Reid, der wie Philbin in West Belfast arbeitete, Reformen anstoßen wollte und vor den Ausbrüchen von Gewalt warnte, setzte sich Philbin eher für die VerschäVerschärfungrfung des StraStraf-f- rechts unundd ein hartes Durchgreifen ein. Bischof DalyDaly,, versuchte sich auf Distanz zum NIO zu bringen, selbst wenn er positive Vorschläge machte. Philbin hatte solche SkrSkru-u- pel nicht. Er diente sich dem NIO und der britischen Regierung geradezu an. Woher Philbin seine Informationen hatte und wie präzise diese warenwaren,, lässt sich aus den AAr-r- chivbeständen nicht rekonstruieren. EhEhemaligeemalige Priester seiner Diözese wie Desmond WilWilsonson können diese Zahlen nicht bestätigen und zeigen sich über die Schätzungen von 384 Philbin eher verwundert.verwundert.384

Trotz der kühlen Einschätzung zu ÓÖ Fiaich bemühte sich Nordirlandminister Humphrey

AtkinsAtkins um ein Treffen mit Bischof ÓÖ Fiaich, der Ende Juni zum Kardinal erhoben wowor—r- den warwar.385.385 Im Vorfeld des Gespräches bemühte sich die britische Regierung erneuterneut,, zu eineeinerr Einschätzung der katholischen Kleriker und der katholischen Kirche in Nordirland zu gegelangen:langen: „„TheThe Secretary of State is now likely to be able to see Cardinal O’ Fiaich on 9 JJulyuly and this may be an appropriate time to take stock of our policy towards the Roman Catholic Church.Church.”386”386 Der Bericht ist ein Indiz für die VerwirrungVerwirrung,, die innerhalb der britischen Regierung in Bezug auf die kathkatholischenolischen Geistlichen herrschte. SchlieSchließ-ß- lich hhattenatten die Beamten des NIO und auch der Nordirlandminister sehr unterschiedliche

382 TNA: CJ 4/2471 Meeting with Bishop PhilbinPhilbin,, 6. September 1979. 383 TNA: CJ 4/4234 Note for the RecordRecord,, 2929.. November 1979, S. 2. 384 384 Gespräch zwischen dem Autor und Des Wilson, 25. Februar 2015. 385 385 Patrick Murray: Art. TomásTomäs ÓÖ Fiaich, in: Oxford Dictionary of National Biography, accessed via: http://wwwhttp://www.oxforddnb.com/view/article/93214..oxforddnb.com/view/article/93214. 386386TNAzc14/2471 TNA: CJ 4/2471 The Roman Catholic Church 25 June 1979, S.s. 1, im Folgenden zitiert als: TNA: CJ 4/2471 The Roman Catholic Church. 105

Rückmeldungen zu ihrer Politik und ihrer Sicherheitsstrategie erhalten. Der BerBerichticht kam zu dem Schluss, dass „„ViewsViews on general political and security matters are therefore usually expressions of the personal opinions of the individual priests coloured by parochial experience and pressure.””387387 Zudem informierte die Analyse das NIO und die britische Regierung übüberer die kirchlichen Hauptakteure: „„ItIt is indicative of this that out of ththee nine bishops in the province of Armagh only three other than the Archbishop have made any significant on Northern Ireland affairs in the medimedia.a. These are Bishop Edward DalyDaly,, of Derry (whose diocese is partly in Northern Ireland)Ireland),, Bishop Philbin of Down and Connor (whose diocese is within Northern Ireland) and Bishop Cahal DDalyaly of Ardagh and Clonmacnois ((whosewhose diocese is outside of NI). The first tends to reflectreflect the distinctive Nationalist Londonderry flavour,flavour, the second is a moderate Republican who is prepared to support in private to support direct rule as a fair form of government and the third a thoughtful exponent of the difficulties of a united Ireland. However, although in practise such priests speak as individuals their utterances tend to carcarryry in Ireland an authority derived from status in the Church and from respect accorded to its clergy.”clergy.”388388 Diese Einschätzung war inhaltlich sehr viel differenzierte als das Papier des FCO und machte klar, dass die HaltungHaltungenen zum GefängnisGefangniskonkonfliktflikt und zur IRA viel individuindividuellereller waren, als vom FCO angenommen. Der Bericht diente aber nicht nur zur personellen Analyse führender Kleriker, sondern gab auch Handlungsempfehlungen ffürür den UUm—m- gang mit den Klerikern:Klerikem: „„OnOn the wider political, constitutional and security isissuessues we should take whatever opportunity we can create to establish and improve our rapport with those prominent clergy who do [unlesbar][unlesbar] time to express opinions publicly whether about political, security or social matters (including law reformsreforms).). We may at least ensure that the opinions are better informed and therefore more likely to be babal—l- anced in all these areas. We might even convince some shift in attitude. The Secretary of State should seek to establish a close relationship with the Cardinal [[ÖÓ FiaiFiaich]ch] whose influenceinfluence both nationally and internationally could be of value to us. Similar relations could be forged by Mr. Rossi and other junior ministers with other leading bishops.bishops.”389”389

Bei der britischen Regierung schien sich somit vor dem Treffen mit ÓÖ FiFiaichaich ein KurKurs-s- wechsel anzudeuten. Unter der Führung von Roy Mason war das Verhältnis zwischen Klerikern wie ÓÖ Fiaich, Daly und Priestern wie Alec Reid und auch Denis Faul sehr

387 TNA: CJ 4/2471 The Roman Catholic Church, 25.6.1979, S.s. 1. 388 TNA: CJ 4/2471 The Roman Catholic ChurchChurch,, 25.6.1979, S.s. 2. 389 TNA: CJ 4/2471 The Roman Catholic ChurchChurch,, 25.6.1979, S.s. 3, 4. 106 unterkühlt. Zu persönlichen KontaKontaktenkten kam es nur sehr sporadisch und mit Ausnahme des Treffens unmittelbar vor dem Besuch des Bischofs vovonn ArmaghArrnagh im LongLong-Kesh--Kesh- Gefängnis auch erst zuzumm Ende von Masons Amtszeit. Im schriftlichen Verkehr mitemitei-i- nander wurden Reformvorschläge und Kritik gleichermaßen abgewieabgewiesensen und verworfen. Unter Atkins sollte dies geändert werden. Die britische Regierung räumte damit ein, dass die Bischöfe doch eine größere Wirkung auf die katholische Bevölkerung hatten, als bisher angenommen. Die Einschätzung spiegelte sich auch in den NotizenNotizen fürfiir das spezifische Gespräch zwischen Atkins und ÓÖ Fiaich wiwider.der. So empfahl man Atkins zu versuchenversuchen,, den Kardinal dazu zu bringenbringen,, die Sicherheitskräfte zu unterstützen und sesei—i- nen GemeindemitgliedernGemeindemitgliedem zu empfehlenempfehlen,, sich bei der RUC zu bewerben.bewerben.390390 Zudem emempfahlpfahl man AtkinsAtkins,, dem Kardinal zu sagen, dass er sich jederzeit an den Nordirland—Nordirland- minister wenden könne, wenn es Probleme gäbe oder wenn er allgemein die Lage in der Provinz besprechen wollewolle:: „„TheThe Secretary of State could conclude by saying that he will be happy to see the Cardinal at any time. He hopes that the cardinal will feel free to get in touch with him not only when he has a specificspecific problems, but also talk generally about the problems of the province.““391391 Trotz dieser generellen Offenheit und dem neneu-u- gewonnengewonnenenen Verständnis, hatte sich an dderer Position der Regierung nichts vverändert.erändert. Die britische Regierung hielt daran festfest,, jedwedejedwede Sonderbehandlung, egal wie sie genannt wurde,wurde, für die Kriminellen, die in Gerichten verurteilt wuwurden,rden, abzuschaffen. DiszipDiszipli-li- narstrafen sollten weiterhin verhängt werden und eine Amnestie für diejenigen, die sich terroristischeterroristischerr Straftaten schuldig gemacht hatten, egal welche Begründung sie für diese . 392 Taten hatten, sei ausgeschlossen.

Durch die Fortsetzung der inhaltlich hartehartenn Linie und dem WillenWillen,, mit den KlerikernKlerikem einen Neuanfang zu wagenwagen,, entstand ein Widerspruch. AufgAufgrundrund der Aussagen von KlKle-e- rikernrikem lässt sich mit einiger Sicherheit sagen, dass die Kleriker nicht gewillt warenwaren,, ihre Haltung zum GefängniskonfliktGefängniskonflikt zu korrigiekorrigieren.ren. Wenn die britische Regierung jedoch jedoch nicht gewillt warwar,, über Inhalte zu diskutieren, war die Gefahr groß, dass das Treffen zu einem reinen HöflichkeitsbesuchHöflichkeitsbesuch wurde. Die Frage war somit, ob der Widerspruch zwzwi-i- schen inhaltlicher Festlegung und dem ZielZiel,, die Beziehungen zu den Bischöfen zu vever-r- bessern,bessern, auf dem Treffen aufgelöst wurde oder ob eerr fortbestand. Während des Treffens

390 39° PRONI: NIO 12/121a Cardinal TomásTomäs ÓÖ Fiaich, 5 July 1979, S. 1, im Folgenden zitiert als: NIO 12/121a Cardinal TTomäsomás ÓÖ Fiaich. 391 Ebd. 392 PRONI: NIO 12/12/121a121a Secretary of State’State’ss Meeting with Cardinal Óo Fiaich 9 July 19791979 The Maze PrPro—o- test, S. 2. 107 am 99.. Juli hielt sich Humphrey Atkins an die Handreichungen, die er von seinen MiniMinis-s- terialbeamten erhalten hatte. Er eröffnete das Treffen mit den Worten, dass er neu in der Gegend sei und dankbar wäre fürfur die Ratschläge des Kardinals. Er sprach weiter davon, dass sie alle das gemeinsame Ziel hhätten,ätten, Frieden und Harmonie wiederherzustellenwiederherzustellen,, und stellte die FrageFrage,, wie man von nun an veverfahrenrfahren sollte.393 Diese Gesprächseinladung aufgreifend, schnitt ÓÖ Fiaich auch den Gefängniskonflikt erneut an: „The Cardinal asked whether there was not something the Secretary of State could do about the Maze without conceding political status. It was used for propaganda purposes. Whatever they had done or were doing prisoners should not be made to endure a regime which endaendan-n- gered their physical and mental hhealth.ealth. The absence of a proper bed and any chair, the removal of books and periodicals and the deprivdeprivationation of exercise could not be justijustifiedfied.. He admitted that the agitation over HH-Blocks-Blocks had died down but would probably rre-e- vive.vive.”394”394 ÓÖ Fiaich sprach gegenüber AtkinAtkinss offen an, was ihn störte und wo er die ProProb-b- leme innerhalb des GefängniskonfliktesGefangniskonfliktes vermutete. Ähnlich wie in seiner Darlegung nach dem Besuch des Gefängnisses im vorherigen Sommer sprach er von konkreten Problemen und nicht von abstrakten politischen Überlegungen. Das GefängnissystemGefangnissystem verurteilte der Kardinal nicht deshalbdeshalb,, weil es Handlanger des brbritischenitischen KolonialrKolonialre-e- gimes war, sondern weil es den Gefangenen einfache, aber zur mentalen und körperlkörperli-i- chen Gesundheit notwendige Dinge vorenthielt. Atkins antwortete ihm, dassdass,, wenn er etwas Vertretbares veranlassen könnekönne,, er dies tun werde. Es sei jedoch schwierig zu festzustellenfestzustellen,, was zu machen sei. Schließlich würden sich die Gefangenen selbst schlecht behanbehandeln.395Atkinsdeln.395Atkins machte an dem Punkt weiterweiter,, wo sein Amtsvorgänger MMa-a- son aufgehört hatte. Dennoch war die DiskussDiskussionion dem Schreiber dderer Notiz zufzufolgeolge warm und freundfreundlich.lich.

Trotz des Regierungswechsels setzten Thatcher und Atkins die Strategie der VorgängeVorgänger-r- regierung fort. DaDabeibei kam der neuen Regierung zugzugute,ute, dass das Interesse an den HH-- Blocks und der Behandlung der Gefangenen langsamlangsam,, ababerer sichsicherer abebbte. Das „Public Relation COCO-Ordinating-Ordinating Committee“ des NIO kam während eines Treffens am 1515.. Juni zu folgendem SchSchluss:luss: „„LikeLike the Benett Report [[einein Bericht zu den FoltFoltervorwürfenervorwürfen während der Verhöre in Castlereagh und anderen Verhörzentren iinn Nordirland, der am

393 PRONI: NIO/12/182a Note of a Meeting with Cardinal Óo Fiaich at 4.10 PM in Stormont Castle on Monday 9 July, im Folgenden zitiert als: PRONI: NIO/12/182a Note of a Meeting with Cardinal ÓÖ Fiaich 9 July. 394 PRONI: NIO/12/182a Note of a Meeting with Cardinal Óo Fiaich 9 July, S.s. 2. 395 Ebd. 108

1515.. März 19791979 veröffentlicht wurdewurde396]396] interest in this matter [H[H Blocks]Blocks],, both locally and internationally seemed to have been limited recently.“recently. “33979 Diesem Publikumsverlust wollten die Gefangenen entgegenwirken.

3.7.2 Die Diskussionen über einen Hungerstreik in der republikanischen Bewegung

NachdemNachdem die Führung der Gefangenen im Laufe des Jahres 19791979 wieder auf die vever—r- schiedenen Zellblöcke verteilt wurde, kam es zu ÜberlegungenÜberlegungen,, einen Hungerstreik durchzuführen.durchzufiihren. Eine Chronik des NIO berberichtete,ichtete, dass bereits im Mai des Jahres, also ungefährungefahr zu der Zeit des RegierungswechselsRegierungswechsels,, erste Berichte auftauchten, dass die GGe-e- fangenen überlegtenüberlegten,, einen Hungerstreik durchzuführen.durchzuführen.398398 Grund für diesen drastischen Schritt war neben dedemm nachlassenden InterInteresseesse der Öffentlichkeit auch die schlechte Moral der Gefangenen. Verständlicherweise hielten vieleViele Gefangene das Leben mit

Maden, KKot,ot, Urin und das EingeschlossensEingeschlossenseinein in kahlen Zellen, das bereits seit über einem Jahr andauerte, nicht mehr aus. Nachdem sicsichh die GefangenenführungGefangenenfiihrung im FrüFrüh-h- sommer 19791979 für einen Hungerstreik ausgesprochen hatte, schrieb Hughes eine Nach-Nach- richt an die republikanische Führung außerhalb des Gefängnisses. Über die Antwort berichtet Brendan HughesHughes:: „A few days later I received a communcommunicationication back advising us against [it]…[it] . .. from Gerry [Adams][Adams] to me [saying][saying] that Thatcher would allow us all to 399 - die. His recommendation was that we should not go on hunger strike.” Denis O’HearnO’Heam spezifiziertspezifiziert die Antwort von AdamsAdams,, inindemdem er dessen persönliche Meinung wiwiedergab:edergab: „ I didn’t think it would work.“400work.“400 Hughes berichtetberichtet,, in seiner Erinnerung habe das Schreiben von Adams den Hungerstreik als ein suizidales Unterfangen bbe-e- - 401 zeichnet. Neben der persönlichen Ablehnung eines Hungerstreiks ergaben sich aber auauchch organisatorische Schwierigkeiten für die republikanische Bewegung außerhalb des Gefängnisses, weil die Unterstützung der Gefangenen Kräfte und Ressourcen abzog, die für den bewaffneten Kampf gegen Großbritannien benötigbenötigtt wurden: „„ButBut it was a heavy burdburdenen to bear, because from the point of viewView of the Movement at the time, the prison—prison- ers, or at least the funding and organizorganizationation which had to be devoted to them and their families, were a drain on the limited resources they had with which to pursue their ‘w‘War’ar’

396 Für den BenettBenett—Report-Report siehe: http://cain.ulst.ac.uk/hmso/bennett.htmhttp://cain.uIst.ac.uk/hmso/bennett.htm(14.07.2015‚15:50) (14.07.2015, 15:50) 397 TNA: CJ 4/2503 Public Relation COCO-Ordinating-Ordinating Committee Minutes ofofa a Meeting held on Friday 15 June 1979, S. 1. 398 398 PRONI: NIO/12/98a Chronik ohne Autor 24. März 1981, im Folgenden zitiert als: PRONI: NIO/12/98a Chronik ohne Autor, 24. März 1981. 399 399 Moloney: Voices from the Grave, S. 229. 40040° O’HearnO'Hearn:: Bobby Sands, S. 233. 401 401 Moloney: Voices from the Grave, S. 229. 109 against Britain.””402402 Es bestand somit die Gefahr, dass die Gefangenen den Vorzug vor dem bewaffneten Kampf bekommen könnten und dass sich dann alles auf sie kokon—n- zentrierte.zentrierte.403403 Wenn aber die Führung außerhalb nicht in der Lage warwar,, den Gefangenen eine Form der Unterstützung zu gewähren, die über das Erschießen von GefängniswäGefängniswär-r- tern hinausginghinausging,404,404 drohte siesie,, die Unterstützung der Familien der Gefangenen zu verliverlie-e- ren. Diese waren jedoch das Rückgrat der republikanischen Bewegung.Bewegung.405405 Auch wenn die Gefangenen schlussendlich von einem Hungerstreik AAbstandbstand nahmennahmen,406,406 gab es für die Führung außerhalb des Gefängnisses und für Sinn FéinFein einiges an Arbeit, wenn der GefängniskonfliktGefängniskonflikt nicnichtht zur Schwächung der ggesamtrepublikanischenesamtrepublikanischen Bewegung führen solsollte.lte. Es musste eine Organisation geschaffen werden, die die Gefangenen in der ÖÖf—f- fentlichkeit vertrat, für ihre Ziele eintrat und womöglich durch Protestaktionen ein UUm—m- schwenken der britischen Regierung erreicherreichenen konnte. Im September des Jahres kamen dabei mehrere Ereignisse zusammen, die Kleriker, republikanische Bewegung und britbriti—i- sche Regierung miteinamiteinandernder in Verbindung treten ließ.

3.8 Die Kleriker in Gesprächen mit der britischen Regierung und der republikanrepublikani—i-

schen Bewegung

Durch zwei Anschläge am 2727.. August wurde der britischen Regierung unter Thatcher klar, dass sie das Nordirlandproblem nicht einfach aussitzen konnte. Zuerst wurde der Cousin der britischen Königin durch einen Bombenanschlag getötet und dann wurden 1818 britische Fallschirmjäger in WarWarrenpointrenpoint County Down getötet.407 Die Anschläge in Verbindung mit dem anstehenden Papstbesuch in Irland erhöhten die GesprächsbereiGesprächsbereit-t- schaft der britischen Regierung, denn nichts wäre fataler für die britische SicherheitSicherheits—s- strategie als eine öffentliche Rüge durcdurchh das Oberhaupt der katholischen Kirche. Genau darauf hofften jedoch einige der Gefangenen.Gefangenen.408408 Atkins suchte daher das Wohlwollen von Kardinal ÓÖ Fiaich. Dieser hatte im Sommer des Jahres das GefängnisGefangnis erneut bbe-e- sucht, um mit Gefangenen aus seiner Diözese zu ssprechen.prechen. Im September hatte er sich dann erneut mit Atkins getroffen.409 Über das Ergebnis dieses GesprächGesprächeses gibt es in den

402 402 Beresford: Ten Men Dead, S. 33. 403 Moloney: Voices from the Grave, S. 229. 404 Zu den Erschießungen siehe: Adams: Before the DDawn,awn, S. 285. 405 Beresford: Ten Men Dead, S.S.33. 33. 406 Moloney: Voices from the Grave, S. 229. 407 McKittrick, McVea: Making Sense ofofthe the Troubles, S. 132. 408 O’Hearn:O'Hearn: Bobby Sands, S. 235. 409 PRONI: NIO/12/98a Chronik ohne AutorAutor,, 2424.. März 1981. 110

Akten des NIO keinerlei Aufzeichnungen. Als Resultat des Papstbesuches stellte der Nordirlandminister in einem Schreiben an die führenführendenden Beamten festfest:: „„TheThe pope’s visitVisit has increased the possibility of indivduals or groups trying to establish themselves as intermediaries between paramilitary organisations (in particular Provisional Sinn Féin aandnd the Provisional IRA) and HMG.“HMG.“410410 Diese IndIndividuenividuen wurden auf einer Liste spezifiziert.spezifiziert. Sie nannte dabei unter anderem die beiden Belfaster Priester Des Wilson und Alec Reid, ebenso wie Denis Faul. Letzterer schien der britischen Regierung jedoch sehr sususpekt,spekt, sie nannte ihn „„AA Catholic priest active in propaganda work on the H - 411 Block issue.issue.““ Doch nicht nur die britische Regierung und verschiedenverschiedenee Geistliche näherten sich an, sondern auch Sinn FéinFein und Kardinal ÓÖ Fiach. DDieserieser hatte nach sesei-i- ner Ernennung zum Kardinal erklärterklärt,, für die Gefangenen verhandeln zu wollen. Daher schschriebrieb Adams an die Gefangenen: „„GiveGive the cardinal sosomeme time and see what he can do.”do.”412412 DaraufhinDaraufliin begannen die GefangenenGefangenen,, verstärkt Briefe an den Kardinal zu schreschrei-i- ben, in denen sie ihre Situation schilderten.schilderten.413413 Zur selben Zeit gründete Sinn FéinFein eine neue Abteilung für „Kriegsgefangene“ und bezog lokale Aktivisten wie Danny MorrMorri—i- son und Tom Hartley in die Kampagne für die Gefangenen mit ein.ein.414414 Im Laufe des JaJah—h- res 19801980 kam es zu einer Reihe von Treffen zwischen Klerikern,Klerikem, britischer Regierung und republikanischer BewegungBewegung.. DDieseiese werden jedochjedoch im nächsten Kapitel bebehandelt.handelt.

Dieses Kapitel beschreibt die Gespräche zwischen britischer Regierung, verschiedenen katholischen KlerikernKlerikem und Organisationen und der republikanischen BBewegungewegung unter zwei Fragestellungen: Wie gestalteten sich die Gespräche zwischen den ParteienParteien?? BBe—e- deutete der Abbruch der Gespräche zwischen Atkins, ÓÖ Fiaich und Daly und der Beginn des ersten HungerstreikHungerstreikss eineeinenn WWendepunktendepunkt für den Konflikt? Die Fragen haben zum ZielZiel,, die Schuldzuweisungen von KlerikernKlerikem wie ÓÖ Fiaich und Daly zu untersuchen, dass man sie hintergangenhintergängen habe und die britische Regierung von bereits gemachten ZugZuge-e- ständnissen wieder zurückgetreten sei. Zudem wird untersuchtuntersucht,, mit welcher ErnsthaEmsthaf-f- tigktigkeiteit die britische Regierung die Gespräche betrieb, die für sie expressis verbis keine VerhandVerhandlungenlungen darstellten. In diesem Kapitel werden mehr Akteure als bisher genannt. NebenNeben den Bischöfen war eine Vielzahl anderer klerikaler Akteure in die VerhanVerhandlun-dlun- gen eingebunden oder versuchteversuchte,, auf den KonfliktKonflikt EinflussEinfluss zu nehmen. In den durchgdurchge-e-

410 410 CJ 4/34/3101101 Contact with Intermediaries, 9 October 1979. 4114“ Ebd. 412 412 O’Hearn: Bobby Sands, S .235..235. 413 Collins: Irish Hunger Strike, S. 310. 414 414 O’Hearn:O'Hearn: Bobby Sands, S. 235. 111 sehenen Aktenbeständen ließ sich eine neue Rolle der beiden Anstaltspriester Toner und Murphy entdecken. Bisher erschienen die beiden als etwas apathische, wenig gefühlvogefühlvol-l- le VoVollstreckerllstrecker ihrer Pflichten.Pflichten. Anscheinend hatte die Erhebung von ÓÖ Fiaich zum KaKar—r- dinal die beiden etwas freier gemacht. Schlussendlich ist das Ziel dieses KapitelKapitels,s, neue PerspektivePerspektivenn für die Forschung aufzuaufzuzeigen.zeigen.

Die ersten Kontakte zwischen ÓÖ Fiaich und dederr republikanischen Bewegung bahnten sich im Dezember 19791979 an. Am 7. Dezember erhielt der Kardinal einen Brief von BoBob—b- by SandsSands,, in dem unter anderem stand: „ At any rate the boys are very disappointed that you did not return here again. It’s been a long time now since you were in. Some of them think you have forgotten this place entirely. I know that is not so. But you must understand that it is much worse than it was a year ago, and it gets worse and worse every day. Someone said that eveVilil things happen because good people allow them to happen —– I think that’s true. I hope this realisation doesn’t occur to the people of Ireland when it is too late —– meaning when one of us has died.died.”415”415 Sands argumentierte in sesei-i- nem Brief an den Kardinal äußäußersterst geschickt, indem er auf der einen Seite eine DrohkDrohku-u- lisse aufbaute, die dem Kardinal nur allzu bekannt war. Schließlich hatte dieser bereits in seinem RadioiRadiointerviewnterview im Dezember 19781978 von den schwerwiegenden Folgen gge-e- sprochen, die ein toter Gefangener ffürür Nordirland haben könne. Auf der anderen Seite präsentierte sich Sands aber auch als jemand, der Vertrauen zu ÓÖ Fiaich hatte und didie—e- sen wohl auch gegenüber anderen Gefangenen in Schutz nahm. Er machte ebenso deudeut—t- lich, dass er den Kardinal fürfur einen der ggutenuten Menschen hielt und warnte ihn gleichzegleichzei-i- tig, dassdass,, wenn er sich nicht weiter einsetzeeinsetze,, das Böse schließlich siegen werde. Doch nicht nur von republikanischer SeSeiteite wurde er aufgefordertaufgefordert,, sich wieder stärker in den GefängniskonfliktGefängniskonflikt einzubringeneinzubringen.. Auch AlecAlec Reid und Des Wilson fragten den Kardinal Ende DezemberDezember,, ob er bereit seisei,, sich mit der republikanischen Bewegung zu treffen.treffen.416416 Sowohl Des Wilson als auch Alec Reid hatten enge Verbindungen zu Gerry Adams. Wilson und Adams kannten sich bereits seit 19691969.417.417 Reid und Adams trafen zum ersten Mal Ostern 19771977 auaufeinander:feinander: „„II met him on the firstfirst Easter Sunday after my release, when, at my request, he intervened to negotiate an end to the interinter-republicans-republicans feuds in Belfast. Our friendship grew from then.then.“418“418 WähreWährendnd des Treffens, bei dem Wilson und

415 415 CollinCollins:s: IrishIrish Hunger Strike, S. 312. 416“6 Ebd. 417 417 Gerry Adams: Hope and History. Making Peace in Ireland, Dingle 2003, S.5.5, 5, im Folgenden zitiert als: AdaAdams:ms: Making Peace in Ireland. 418“8 Ebd. 112

Reid anwesend waren, war ÓÖ Fiaich erpichterpicht,, mit den anwesanwesendenenden SinSinn-Fein-n-Féin- Mitgliedern die Botschaft der Papstrede während dessen Irlandbesuches vom 2929.. SeSep-p- tember 19791979 zu diskutieren. Dieser hatte in einer seiner RedeRedenn unter anderem gesagt: „But Christianity does not command us to close our eyes to difficultdifficult human problems. It does not permit us to neglect and refuse to see unjust social or international situsitu-- ationsations.”419.”419 Auch wenn der Papst damit indirekt auch die SSituationituation der Gefangenen im LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis ansprach, vor der Christen ihre Augen nicht verschließen dürften, griff er aber auch indirekt die IRA an „„Secondly,Secondly, peace cannot be established by violviol-- ence, peace can never flourishflourish in a climate of terror, intimidaintimidationtion and death. It is Jesus himself who saidsaid:: ‘‘AllAll who take the sword will perish by the swordsword’’ (Mt 26:52). This is the word of God, and it commands this generation of violentViolent men to desist from hatred - 420 and violenceViolence and to repent.repent.”” Diese Aussage und die EmpfehlEmpfehlungen,ungen, ihre Taten zu bereuen, waren fürfur jedesjedes IRAIRA-Mitglied-Mitglied und auch für die SinnSinn-Fein-Mitglieder-Féin-Mitglieder schwer zu verdauen. BesondersBesonders,, da die Papstrede die Gewalt der britischen Truppen außer Acht gelassen hatte.hatte.421421 Die SinnSinn-Féin-Mitglieder-Féin-Mitglieder waren bereit anzuanzuerkennen,erkennen, dass die IRA Gräueltaten begangen hatte und dass eine Versöhnung zwischen Protestanten und KKa-a- tholiken nötig sei. Abseits der theoretischen und akademischen Debatte warwarenen der SinnSinn-- FéinFein-Delegation-Delegation um Gerry Adams zwei praktische Gesichtspunkte wichtwichtig:ig: Sie fragten die Kleriker, ob sie in der Lage wwären,ären, den Grad der BelästigungenBelästigungen,, den die katholische Bevölkerung —– insbesondere in den städtischen Ghettos —– erfuhr, zu reduzieren. Ebenso wollten sie wissen, ob die Kirche in der Lage seisei,, Bewegung in den festgefahrenen GGe-e- fängniskonflikt zu bringen.bringen.422422 Das Treffen zwischen Klerikern und Republikanern stelstell-l- te etwas qualitativ Neues dar. Von diesem Zeitpunkt an gingen die Bemühungen der Involvierten über die Aufrechnung von Verfehlungen und deren Anprangerung durch die republikanische Bewegung und die britische Regierung hinaus. Es begann eine Art von Dialog zu entstehen, der jedoch im Verborgenen geführtgefuhrt werden musste.musste.423423 Denn unter Klerikern war diese Annährung umstritumstritten.ten. Bishop Philbin hatte noch einen Monat zuvor die IRA öffentlich angegrifangegriffen:fen: „„TheThe instigators of the present murders, the actual

419 HOLY MASS IN DROGHEDA.DROGHEDA.HOMILYHOMILY OF HIS HOLINESS JOHN PAUL II.II. Saturday, 29 September 19791979,, accessed via: http://w2.vatican.va/content/johnhttp://w2.vatican.va/content/john-pauI-ii/en/homiIies/1979/documents/hf_jp--paul-ii/en/homilies/1979/documents/hf_jp- ii_hom_19790929_irlandaii_hom_19790929_ir|anda—dublino-drogheda.htm|.-dublino-drogheda.html. 42042° Ebd. 421 421 CollCollins:ins: IrishIrish Hunger Strike, S. 313. 422 Ebd. 423 423 Markus Büchele schreibt, dass die meisten der Aktivitäten von ÓÖ Fiaich im Verborgenen abliefen. Dies istist gewissermaßen eine Übertreibung, denn gerade die Verhandlungen zwischen britischen Regierung und Klerikern konnte kaum stattfinden, ohne dass es die MMedienedien bemerkten. Siehe hierzu: Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche, S. 267. 113 murderers and their coco-operators,-operators, are not just offending against justice and charity and human law. … They are challenging God, defying God, God has saisaid.d….. ,,TheyThey that take up the sword shall perish with the sword.’ Revenge is mine, I will repay’. The organorgan-- isers of murder are guilty of persistent, determined, deliberate contempt of God’s cocon-n- demnation of murder and his threat of eternal punishment for unrepented grievous sin. Do they realise they themselves may die…die... There is still time even for murderers to save - 424 their souls.” Philbin benutzte in seiner Predigt fast dieselben Formulierungen wie der Papst. Es zeichnete sich somit zwischen den KlerikernKlerikem eine Spaltung in die fundamentfundamenta-a- len BischöfeBischöfe,, die die IRA in Bausch und Bogen verurteiltenverurteilten,, und die Kleriker, die bereit waren,waren, die IRA und ihren politischen Arm Sinn FéinFein in Gespräche einzubindeneinzubinden,, ab.

Als unmittelbare Folge des GesprGesprächesäches wandte sich Bischof Daly an Humphrey AtkinAtkins,s, um ihn erneutemeut auf die brenzlige Situation im Gefängnis hinzuweisen und Reformen aan-n- zuschieben. Daly stimmte Atkins zu, dass die Gefangenen sich selbst in ihre Lage gge-e- bracht hatten, dennoch müsse etwas getan werden, um aus der momentanemomentanenn Sackgasse heherauszukommen.rauszukommen. Daly ging es vor allem um die GefühleGefühle,, mit denen die Gefangenen entlassen wwürden.ürden. MMitit anderen WortenWorten:: Daly befürchtete, dass die Gefangenen nach ihrer Entlassung nicht geläutert wwären,ären, sondern weiterhin bereit wwären,ären, Anschläge zu verüben uundnd Morde zu begehen: „„ItIt is terrifying to think that some of these men have chosen to live in these conditions fforor such a long period of time. I think that they need to be saved from themselves. I dread to think of what the mood of these men is likely to be wwhenhen they are released.released.”425”425 Sein Lösungsvorschlag warwar,, die Anstaltsuniformen abzabzu-u- schaffen, die er als „„herabwürdigendherabwürdigend und antiquiert bezeichnetebezeichnete.“426.“426 Stattdessen sollte den Gefangenen erlaubt werdenwerden,, ihre eigene Kleidung zu tragen.tragen.427427 Der Brief löste iin-n- nerhalb des NIO eine Debatte aus, wie nun mit dem Brief von Daly umzugehen sei. Die erste Reaktion auf das Schreiben von Daly aufsaufseiteneiten des NIO,NIO, war Zeit zu gewinnen. So berichteteberichtete der persönliche Sekretär von Atkins, dass AtkinsAtkins‘‘ erste Reaktion auf das ScSchreibenhreiben darin bestandbestand,, auf die UKUK-weiten-weiten Auswirkungen der Abschaffung von GGe-e- fängniskleidung hinzuweisen.428 Eine differenzierte Reaktion kam in der Folge von SS.. CC.. JacksonJackson,, einem sehr gut vernetzten Beamten des NIO.429NIO.429 Dieser stellte in einem

424 424 Büchele: Nordirlandkonflikt und katholische Kirche, S. 310. 425 425 PRONPRONI:I: NIO/12/175a Daly an Atkins, 5. Januar 19801980,, S. 1.1. 426 Ebd. 427“7 Ebd. 428“8 PRONI: NIO/12/175a Brown an Jackson, 15. Januar 1980. 429 ÜberÜberJacksons Jacksons Schreibtisch scheinscheintt die Großzahl der NIONIO-Memoranden-Memoranden gelaufen zu sein. Jackson verteilte diese dann häufig an die entsprechenden Ministerialbeamten. 114

Schreiben an AtkinsAtkins’’ Stellvertreter folgende Überlegungen an: „Since the protest is such a difficult issue for the Catholic humanitarian in Northern Ireland, we think that there would be merit in offering Bishop Daly a meeting to discuss the situation at Maze. This wouldwould allow a much fuller exchange of viewsViews than is possible by means of correspondcorrespond—- dence.dence.”” Jackson wies auch darauf hin, dass Dalys Wort in seiner Diözese ein grogroßesßes Gewicht besaßbesaß.430.430 Weiter kommentiertekommentiertenn auch andere Beamte das dem Schreiben von Jackson beiliebeiliegendegende vorläufigevorläufige Antwortschreiben. Wyatt, der neben Jackson zum PlPla—a- nungsstab des NIO im GefängnisbereichGefangnisbereich gehörtegehörte,, brachte einen anderen ReformvoReformvor—r- schlag in Umlauf, da die Abschaffung der Anstaltskleidung nicht zur Debatte zu stehen schien. Er schlug vorvor,, dadassss die Gefangenen dieselbe Anzahl von Besuchen und Paketen erhalten sollten wie diejenigen Gefangenen, die ddieie Anstaltsregeln akzeptierten.akzeptierten.43l431 DiDie-e- ser Vorschlag fand jedoch keinen Eingang in das AntwoAntwortschreibenrtschreiben von Atkins an Daly.

Nachdem sich der Kardinal zum ersten Mal mit Sinn FéinFein getroffen hatte, bahnte sich ein weiteres Treffen im Februar des Jahres 19801980 an. HieHierzurzu schreibt Oliver Rafferty: „„ÖÓ Fiaich aatt the time was also meeting Sinn Fein as part of his ‘open‘open door policy’, in which he committed to speak to anyone in Northern Ireland who was prepared to meet 432 him.him.”432” Bei seinem Treffen mit Sinn Féin machte der Kardinal deutlich, dass er nicht bereit warwar,, Gewalt zu akzeptieren. Dies bestätigt auch der ehemalige PRPR—Chef-Chef von Sinn FéiFein:n: „„ÖÓ Fiaich was absolutely opposed to violence.violence.“433“433 Aus dieser Grundüberzeugung herherausaus gelang es ihmihm,, Sinn FéinFein davon zu überzeugen, dass die ParteParteii die IRA davon abbringen müssemüsse,, GefängnispersonalGefangnispersonal zu erschießen. Dieses Anliegen wurde auch umgumge-e- setzt, wie Danny Morrison berichtet: „,,CardinalCardinal ÓÖ Fiaich was then on the way meeting Humphrey Atkins, the British Secretary of State for Northern Ireland. So in order trying to help bringing an end to the crisis in Armagh Jail and the HH-Blocks,-Blocks, the IRA made an announcannouncement,ement, that it would stop shooting prison officersofficers from the firstfirst of March 434 19801980.”434.” Während des Treffens, dadass am 1.l. Februar 19801980 stattfand, machten die Sinn FFeinéin Mitglieder deutlich, dass die Gefangenen in den letzten Monaten starken Druck auf sie ausgeübt hhätten,ätten, einem Hungerstreik zuzustimmenzuzustimmen.. Dieser war jedochjedoch in letzter MMi-i-

430 PRONI: NIO/12/175a Jackson an Alison, 1818.. Januar 1980. 431 PRONI: NIO/12/175a Wyatt an Hannigan, 24. Januar 1980. 432 Rafferty: Catholicism in Ulster, S .278.278.. 433 F.F. Stuart Ross: Smashing the HH Blocks, S.5. 76. 434 InterviewInterview zwischen Danny Morrison und dem Autor am 31.10.2014. 115 nute abgewendet wordenworden..435 Es wurde somit deutlichdeutlich,, wie gefährlich die Lage im GGe-e- fängnis geworden war und dass von nun an MenscMenschenlebenhenleben auf dem Spiel standen.

Gestärkt durch diesen Verhandlungserfolg ging ÓÖ Fiaich in das Gespräch mit Atkins. Im Verlauf des Gespräches enthüllte er seine Kontakte zu Sinn FéinFein und trug den VoVor-r- schlag vorvor,, doch im Geheimen zu verhandeln: „The Cardinal revealed that after the Pope’s vvisitisit Provisional Sinn Fein had made contact with him to discuss the Maze PriPris—s- on. His impression was that they realised that the situationSituation was of no value to them or to anyone else, and they would welcome an opportunity to defuse the issue.issue.”436”436 Der KardKardi-i- nal ggabab der britischen ReRegierunggierung also zu erkennenerkennen,, dass Sinn FéinFe'in zu einem Dialog bbe-e- reit war und —– was viellevielleichticht von entscheidenderer Bedeutung war —– dass die Partei die

NutzlosigkeitNutzlosigkeit des Protestes erkannt hatte. ÓÖ Fiaich fuhr fortfort:: „he wondered whether the Secretary of SStatetate would be prepared to arrange some sort of meeting with PSF, perhaps through an entirely unofficial intermediary.interrnediary.”437””437” Der Kardinal tastete sich langsam an die eigentliche Materie heran. Er machte ebenso deutlichdeutlich,, dass er hier nicht auf EigeEigen-n- initiative handlehandle,, sondern mit Einwilligung von Sinn FFein:éin: „„ItIt was clear from the didis-s- cussions which he had with PSF that they wanted the Cardinal to make known to the Secretary State that such a discussion had taken place.place.”438”438 Am Ende des Gesprächs kam der Kardinal erneut auf ddieie Treffen mit Sinn FéinFein zurück: „„TheThe Cardinal returned again tot0 the suggestion that representatives of Provisional Sinn FFeinein might meet him to susug—g- gest a basis on which talks about the Maze could be held. He urged the Secretary of State to consider this possibility.”439possibility.”439

Neben den GespräcGesprächenhen mit Sinn FFeinéin sprach ÓÖ Fiaich auch seine eigenen BemühungBemühungenen zur Lösung des KonfliktesKonfliktes an. EErr verkündete, dass er und Bischof Daly bald gemeinsam das Gefängnis erneut besuchen würden und ob der Nordirlandminister in der ZwischeZwischen-n- zeit etwas zur Lösung der Situation beitragen könne. Dieser antwortete, dass solche Verbesserungsmaßnahmen schwierig seien. Vor kurzem habe man den Gefangenen Stühle in ihre Zellen gestellt. Sie seien jedoch sofort wieder zerstört worden.worden.440440 TrotTrotz—z- dem ffragteragte der Kardinal erneuterneut,, ob das Nordirlandministerium den Gefangenen das TrTra-a-

435 Collins: Irish Hunger Strike, S. 312. 436 PRONI: NINIO/12/182aO/12/182a Note of a Meeting with Cardinal O´FiaichO'Fiaich 11 AM on 26 February at the CardCardi-i- nal’s residence in Armagh, S. 3, im Folgenden zitiert als: NIO/12/182a Note ofofa a Meeting with Cardinal O´FiaichO'Fiaich 26 February. 437 Ebd. 438 Ebd. 439 NIO/12/182a Note of a Meeting wwithith Cardinal O´FiaichO'Fiaich 26 February, S.5. 4. 44044° NIO/12/182a Note of a Meeting with Cardinal O´FiaichO'Fiaich 26 February, S.s. 3. 116 gen der Uniform nicht erlassen könne.könne.441441 Atkins wich dem Kardinal aus und vertröstete 442 ihn mit einer schriftlichen Antwort.Antwort.442

DDieie Gespräche zwischen Sinn FéinFe'in und ÓÖ Fiaich bzw. zwischen ÓÖ Fiaich und Atkins zeigten, dass ein Dialog zwischen den KonfliktparteienKonfliktparteien und eine Lösung des GefänGefäng-g- niskonfliktesniskonfliktes möglich schienen. Die Beteiligten hatten die Sprengkraft des KonfliktesKonfliktes erkannt unundd wollten diesen möglichst schnell entschärfen. Hierbei trat insbesondere

Sinn FéinFein in Vertrauensvorleistung, indem sie dem Kardinal erlaubtenerlaubten,, die britische Regierung von den Gesprächen zwischen ihm und der Partei zu unterrichten. Zudem riskierte Sinn FéiFeinn bei einem Scheitern der Gespräche einen Glaubwürdigkeitsverlust innerhalb der republikanischen Bewegung, da die Aufforderung an die IRAIRA,, kein GGe-e- fängnispersonal mehr zu erschießenerschießen,, einen ziemlich radikalen Schritt darstellten. Zudem bewiesen die GesprächeGespräche,, dass Kardinal ÓÖ Fiaich zu einem Vermittler aufgestiegen war, der von allen Parteien respektiert, wenn nicht teilweise sogar gefürchtet wurde.

Diese Verbindung zwischen dem Kardinal und der britischen Regierung auf der einen Seite und dem Kardinal und der republikanischen Bewegung auf der anderen Seite setsetz—z- te sich in der Folge fort und wurde durch zusätzliche Verbindungen ergänzt. Im GGe-e- fängnis arbeitearbeitetete Brendan Hughes eng mit Alec Reid zusammen, der sowohl an den KarKardinaldinal als auch an die republikanische FüFührunghrung berichteteberichtete:: „„ThereThere was one person [who][who] was the line of communication from me and the leadership outside, actually me and Gerry, and that was Father Alex Reid. I had a line of communication through him a straight communication to Gerry. Cardinal ÓÖ FiFiaichaich visitedVisited me in my cell … He was deeply affeaffectedcted what he had seen in the HH-blocks-blocks —– I know that. He was very emotional about the whole thing and very angry but that was the only time we met in the jjail…myail. . .my contact with him after that was trough Father Reid.Reid.”443”443 Reid hatte bereits zuvor für 444 Hughes Nachrichten aus dem GefängGefängnisnis herausgeschmuggelt.444 Wie zu sehen ist, hatte sich ein klerikales Informationsnetzwerk gebildet, das sowohl innerhalb als auch außeaußer-r- halb des Gefängnisses operierte. Die Kleriker übernübernahmenahmen damit Funktionen, die in anderen Ländern von Anwälten übernommen wurden. Dieser Prozess der Nachrichten-Nachrichten- übermittlung scheint somit in Westeuropa ähnlich abzulaufen. Diese Perspektive ist bisher jedoch nicht von der Forschung aufgegriffen wworden.orden. MeineMeinerr Einschätzung nach

4414‘” NIO/12/182a Note of a Meeting with Cardinal O´FiaichO'Fiaich 26 February, S.s. 4. 442 Ebd.Ebd 443 Ed Moloney: Voices from the Grave, S. 231. 444 Ebd. 117 würde eine solche Forschung jedoch erheblich zum Verständnis des europäischen TeTer-r- rorismus beitragen.

Wie angekündigtangekündigt,, besuchten ÓÖ Fiaich und Daly kurz nach dem Treffen mit Atkins am 33.. März 19801980 erneut die Gefangenen in den HH-Blocks-Blocks und sprachen anschließend mit Beamten des Nordirlandministeriums über ihren Besuch. Der Kardinal und der Bischof äußerten sich zunächst einmal unterschiedlich zu den Bedingungen in den GefängniGefängnis-s- trakten. ÓÖ Fiaich empfand die Bedingungen als angenehmer im VerVergleichgleich zu seinem letzten Besuch. Daly betonte, dass sie zwar besser geworden wwären,ären, aber immer noch schlimm seien. Im weiteren Verlauf gingen die beiden erneut darauf ein, wie man die Bedingungen der Gefangenen verbessern könne. EEss wurde erneut darüber diskutierdiskutiert,t, den protestierenden Gefangenen dieselbe Anzahl von Päckchen, Besuchen und Briefen zu 445 gewähren wie denjenigen GefaGefangenen,ngenen, die den Anstaltsregeln FFolgeolge leisteten. Zudem wurde erneut die Frage der Anstaltskleidung und deren Abschaffung besprochen.besprochen. Wenn das NIO sich bereit zeigtezeigte,, die Anstaltsuniformen abzuschaffen, ließe sich der GesamGesamt—t- konfliktkonflikt schnell entschärfen, so meinte der Kardinal. Als Beleg für seine Ansicht führte er die ZustäZuständende in der Republik Irland an: „„TheThe South had early on allowed prisoners to wear their own cloth, did not oblige prisoners to work under the rules; and they had no trouble about special category status.””446446 In diesem Zusammenhang berichteten die bebei-i- den Kirchenmänner, dass die Gefangenen in ihrem ProtesProtestt nicht müde wurdwurdenen und zzu-u- dem erstmals konkrete Forderungen ausgearbeitet hhätten.ätten. DDieseiese ließen sich zu vier oder fünf PunktePunktenn zusammenfassen. Sie wollten ihre eigene Kleidung tragen, nicht zur AAr-r- beit verpflichtetverpflichtet werden, die WiWiederherstellungederherstellung des Strafnachlasses bei guter Führung erreichen und ihnen sollten keine Briefe, Päckchen und Besuche mehr vorenthalten werden.werden. Diese Forderungen waren in den letzten Monaten in ZusammenarbeitZusammenarbeit447447 zwzwi-i- schen den Gefangenen, der republikanischen Bewegung, namentlich Gerry AdamsAdams,448,448 und dem im OktobeOktoberr 19791979 gegründeten „National HH—Block/Armagh-Block/Armagh Committee“ eraerar-r- beitet worden.worden.449449 Letzteres Komitee hatte sich zum Ziel gesetztgesetzt,, über publizistische MiMit-t- tel und durch Demonstrationen die britische Regierung zu zwingenzwingen,, den politischen StSta-a-

445 PRONI:PROlNIO/12/182aNIO/12/182a Note of a Meeting with Cardinal O’0' Fiaich and Bishop Edward Daly at HMP Maze on Monday 3 March 1980, S. 1, im Folgenden zitiert als: NIO/12/182a Note of Meeting with Cardinal O’O' Fiaich and Bishop Edward Daly 3 March 1980. 446“6 NIO/12/182a Note of Meeting with Cardinal O’0' Fiaich and Bishop Edward Daly 3 March 1980, S.s. 2. 447 Hennessey führt eine AAnti-H—Block-Konferenznti-H-Block-Konferenz im Dezember 1979 an, die ähnliche ForderuForderungenngen wie die Gefangenen aufstellt. SSieheiehe hierhierzuzu Hennessey: Hunger Strike, S. 1515.. 448 448 Adams: Before the Dawn, S. 281281.. 449 449 FF.. Stuart Ross: Smashing the HH-Block,-Block, S. 63. 118

450 tus wiedwiederherzustellen.erherzustellen.450 Nachdem die beiden mit den Beamten über die konkreten Ziele der Gefangenen gesprochen hatten, drückte ÓÖ Fiaich seine Hoffnung darüber ausaus,, mit Atkins in einen dauerhaften Dialog eineintretentreten zu könnenkönnen.451.451 Diesen Wunsch bekun-bekun- 452 - .- dete ÓÖ Fiaich auch ööffentlichffentlich nach ihrem BesuchBesuch und bereits am 55.. MärzMarz kam es zu einem erneuten Treffen zwischen Atkins, Daly und ÓÖ Fiaich. Bei diesem Treffen schlug ÓÖ Fiaich zunächst vorvor,, eine LiaisonLiaison-Gruppe-Gruppe einzurichten, die mit den Gefangenen vever-r- handeln solle, insbesonderinsbesonderee mmitit den AnführernAnführem der Gefangenen: „„TheThe Cardinal’s firstfirst suggestion was that a liaison might be set up to act as intermediaries with the prisoners. He emphasised that he was not reverting from his earlier suggestion of talks with ProvProvi—i- sional Sinn Féin. WhWhatat was needed was a twotwo-way-way channel of communication: it was notable that information passed very quickly. An authoritative liaison group could be very useful as a channel of communication. Any such group need to be able to interview the leaders of the protest,protest, because casual chats with individual prisoners could not make headway in view of their fear that abandoning any part of their protest would involve letting down their collecolleagues.”453agues.”453 Atkins antworteteantwortete,, er sei für die Vorschläge der beiden offen, jedoch stünde die Wiederherstellung des politipolitischenschen Status nicht zur Debatte.Debatte.454454 Hier folgte Atkins einer Empfehlung seiner Beamten, die ihn darauf hinwiesen, dass der Gefängniskonflikt, insbesondere ddieie Gewährung des politischen StStatus,atus, weitreichendere Folgen für das nordirische GefängnisGefängnissystemsystem haben könne: „„ItIt is also important to bear in mind that the 350 on protest in the H Blocks are not campaigning just for themselves. Of the 2000 or so prisoners in Northern Ireland about 15001500 have been convicted of terrorist type offences. There are some 500 residual special category prisoners. The protestors are protesting in effect on behalf of themselves and 650 other prisoners convicted of terrorist offenses. Therefore the protestors are effectively trying to ooverturnverturn the prison system of NorthemNorthern Ireland.Ireland.”455”455

IImm Laufe der Diskussion gingen die drei die Forderungen der Gefangenen durch und Atkins wies die meisten zurück oder bekundete Zweifel. Am Ende des Gespräches eer-r-

45045" Ebd. 451 NIO/12/182a Note of Meeting with Cardinal O’0' Fiaich and Bishop Edward Daly 3 March 1980, S.s. 3. 452 Siehe Hierzu: PRONI: NIO/12/182a Cardinal and Atkins to meet on HH-Blocks.-Blocks. 453 PRONI: NIO/12/182a Note of Secretary of StateState’s’s Discussion with Cardinal O’O' Fiaich and Bishop Daly to Discuss the Maze Prison 9.45 PM on 5 March 1980 inin Stormont Castle, S. 1, 2, im Folgenden zitiert als: NIO/12/182aNlO/12/182a Note of Secretary of StateState’s’s Discussion with Cardinal O’O' Fiaich and Bishop Daly to Discuss the Maze Prison. 454 454 NIO/12/182a Note of Secretary of StateState’s’s Discussion with Cardinal O’0’ Fiaich and Bishop Daly to DiDis-s- cuss the Maze Prison, S. 2. 455 PRONI: NIO/12/182 a Points Brief for Meeting between Secretary of State and Cardinal O’O' Fiaich and Bishop Daly on 5 March 1980, S .3. 119 klärte sich Atkins dennoch bereitbereit,, zwei BereicBereichehe näher betrachten zzuu wollen. Der erste betraf die LiaisonLiaison-Gruppe,-Gruppe, die ÓÖ Fiaich zufzufolgeolge aus einem der Anstaltspriester, den EEl-l- tern eines der protestierenden Gefangenen, einem Arzt und einem Sozialarbeiter bestbeste-e- hen sollte. Der zweite Punkt betraf die AbmilAbmilderungderung einiger Strafen für die GefangenenGefangenen.. Nicht eingeschlossen war die Möglichkeit, wegen guter Führung früher entlassen zu 456 werden.456werden. Durch die Treffen zwizwischenschen den ddreienreien begann ein ProzessProzess,, an dessen Ende, so hofften Daly und ÓÖ FiaichFiaich,, ein reformierter SStrafvollzugtrafvollzug in Nordirland stehen könne. Die britische Regierung hatte jedoch ganz andere Ziele und wie die Notizen der BeaBeam-m- ten für Atkins zeigtenzeigten,, war die britische Regierung auch von anderen Ängsten getrieben. 457 Diese Ängste, namentlich diedie,, dass es zu AussAusschreitungenchreitungen zu Ostern kommen könnte,könnte,457 erklären auch, warum Atkins sich derarderartigtig schnell bereitbereiterklärterklärt hattehatte,, den Kardinal und den Bischof zu treffen.

Die Forderungen der Kleriker nach Reformen im Bereich der Anstaltskleidung, der BiBil—l- dung, der PostPost-- und Paketzuteilung und im Besuchsbereich stellten die britische RegiRegie-e- rrungung vor ein Dilemma. Einerseits war das NIO bestrebt, die Bedingungen im Gefängnis so menschenwürdig wie möglich angesichts des Protestes zu gestalten, andererseits war sie dennoch nichnichtt gewilltgewillt,, einen politischen Status zu gewähren. Hierfür war sie bereitbereit,, im Falle eineineses Hungerstreiks sogar den Tod eines Gefangenen im Hungerstreik zu aak-k- zeptierenzeptieren.458.458 Dieses Dilemma führte zu einer dissonanten Politik. AtAtkinskins und das NIO waren auf der einen Seite bereitbereit,, Möglichkeiten einer Gefängnisreform auszuauszuloten,loten, in demdemsiesie den Kardinal daraufhin hinwiesen, dass die Anstaltsregeln bezüglich der KleKlei-i- dungsfrage bestimmte Ausnahmen zuließenzuließen459459 und ÓÖ Fiaich und Daly versprachenversprachen,, sich um die Post, Besuchsfragen und Fragen der Leibesertüchtigung zu kümmern.kümmern.460460 Auf der anderen Seite verschärfte die britische Regierung massiv das StrafStrafrecht,recht, inindemdem sie den Special CategCategoryory Status komplett abschaffteabschaffte.. Bisher war es zuzumindestmindest noch möglich gewesengewesen,, für StraftatenStraftaten,, die vovorr dem 1l.. März 19761976 begangen worden waren, den Special CategoCategoryry Status zu erhalten. Als Zugeständnisse wurden den Gefangenen ein zusätzlzusätzli-i- cher Besuch pro Monat und ebenso ein Brief pro Woche anstelle von einem im Monat

456 NIO/12/182a Note of Secretary of StateState’s’s Discussion with Cardinal O’0’ Fiaich and Bishop Daly to DiDis-s- cuss the Maze Prison, S. 3. 457 457 TNA: PREM/19/282 Schreiben von HopkinHopkinss an Alexander, 24. März 1980, S. 1, im Folgenden zitiert als: PREM 19/282 Hopkins an Alexander, 24. März 1980. 458 PREM 19/282 Hopkins an Alexander, 24. März 1980, S.s. 1. 459 PRONI: NIO/12/182a Harrington an Óo Fiaich, 20. März 1980, S.s. 1. 46046° PRONI: NIO/12/182a Atkins an Óo Fiaich, 26. März 1980. 120

461 gewährtgewährt..461 An dem Sinn der ReformenReformen,, besbesondersonders an dem zusätzlichen BriefBrief,, entzündentzünde—e- te sich direkt Kritik. Denis Faul merkte an, dass den Gefangenen keine Stifte und BrieBrief-f- papier zum Schreiben von Briefen zur Verfügung standstanden,en, zudem —– so behauptete

Faul —– mussten die Gefangenen, wenn sie einen Brief verschickten oder abholtenabholten,, die Anstaltskleidung anziehen.462 Zu den Besuchen sagte er, dass ungefähr die Hälfte der Gefangenen iimm LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis keinerlei Besuche annannähmen,ähmen, da sie hierfür die AnstaltskleidungAnstaltskleidung tragen und erniedrigende Ganzkörperuntersuchungen über sich ergerge—e- .. 463 hen lassen mmussten.üssten.

Die Reförmchen,Reformchen, die von der britischen Regierung eingeleitet wurden, waren also alleallen-n- falls kosmetischer Natur und keinesfkeinesfallsalls dazu geeignetgeeignet,, Bewegung in den GefängniGefängnis-s- konfliktflikt zu bringen. Der Grund hierfür lässt sich in dem bereits zitierten Brief von HoHop-p- kins an den Privatsekretär von ThatcherThatcher,, Michael Alexander,Alexander, finden.finden. Hopkins erklärte: „It is a measure of our success that what attention now remains is largely concentratconcentrateded on humanitarian aspects.””464464 Die britische Regierung war bestrebtbestrebt,, weiterhin den EiEin—n- druck aufrechtzuerhalten, dass es um das individuelle Leiden der Gefangenen ging und nicht um das politische System und die Justiz, die dieses Leiden durch Gesetze und idide-e- ologische Beharrlichkeit erst ermöglichte. Angesichts dieser Fakten kann mit Fug und Recht die Behauptung aufgestellt werden, dass die britische Regierung die Gespräche mit den beiden Klerikern nutztenutzte,, um die Protestierenden innerhalb und auaußerhalbßerhalb des GefGefängnissesängnisses ruhigzuruhigzustellenstellen unundd den Eindruck zu erweckenerwecken,, man bbemüheemühe sich in der Gefängnisfrage. Zusätzlich wollte man anscheinend über das Wohlwollen der KircheKirchen—n- hierarchie andere Kleriker wie Denis Faul und Raymond Murray unter Kontrolle bbe-e- kommen. Eine solchsolchee Zielsetzung konnte auch Daly und ÓÖ Fiaich nicht entgehen. Es stellt sich daher die FrageFrage,, warum die beiden Kleriker sich überhaupt weiter eineinsetzten.setzten. Eine Antwort findfindetet sich in Dalys Autobiographie: „Many people at that time in 19801980 said to me ‚Why,Why are you getting involved in the prison issue? —– the prisoners refused to keep the rules —– the subsequent suffering of the prisoners is selfself-in-inflictedflicted-prisoners-prisoners should be left to stew in their own juice.’ ThThee Cardinal and I believed that this was only half the truth and that the sufferings of relatives and the danger to the community demanded that a concentrated effort be made to bring the situation to an end.end.”465”465 Die

461 461 PRONI: NIO/12/182a Special Status Rules to be Tightened up —– Atkins. 462“2 Ebd. 463“3 Ebd. 464 PREM 19/282 Hopkins an AlexanderAlexander,, 2424.. März 1980, Ss.. 1. 465 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S.s. 106, 107. 121 beiden hatten ehrbare Motive und waren durdurchauschaus darauf bedacht,bedacht, Fortschritte zu erzierzie-e- lenlen.. DDaheraher kritisierten sie auch die von AAtkinstkins durchgeführten Reförmchen:Reformchen: „When didis-s- cussions turned to the protest and the changes which had been made, the Cardinal initially expressed some concern that the changes might be illusory. He noted that additionally letters would be permitted but thought that would be valueless, if, at the present position, the prisoners were denied paper and writing material.material.”466”466 Atkins enent-t- gegnete daraufhin,daraufliin, dass Schreibmaterial nicht zu allen Zeiten frei zur Verfügung stehe. Die Gefangenen hätten Papier und Stifte dazu gebrauchtgebraucht,, um ihren Protest voranzutrevoranzutrei-i- ben,ben, und Kugelschreiber könnten als Waffe genutzt werden. Jedoch würde SchreibmatSchreibmate-e- ririalal den Gefangenen zum BriefeBriefeschreibenschreiben zur Verfügung gestellt.gestellt.467467 Daly und ÓÖ Fiaich lagen hier auf einer Linie mit Denis Faul und die beiden kritisierten die Maßnahmen von AtAtkinskins als unzureichend: „Commenting on the changes generally, the Cardinal said that iiff he and Bishop Daly were effectively to exercise any influenceinfluence towards bringing the protest to an end, they would need to be able to point to rather more generous action on the part of the government, and they felt that the time was right for such actionsactions.”468.”468 Der Ton zwischen Atkins und den beiden KirchenmännernKirchenmännem war ingesamt rauer gge-e- worden, ohne dass die beiden bereit warenwaren,, ihre Gespräche und Kontakte zur britischen RegieRegie-rung-rung abzubrechen. Während Atkins alle Vorschläge des Kardinals und des BBi-i- schoschofsfs zerzerredeteredete und infinfragerage stellstellte,te, betonte er, dass selbst die kleinen Veränderungen bei dem Anstaltspersonal nicht unstrittig wärenwären und schließlich müsse dieses auch ins Boot geholt werden, da ssieie schließlich auch unter den abstoßenden Bedingungen zu leiden hhätten,ätten, die durch die Gefangenen erzeugt worden wärenwären.. Zusätzlich müsse schließlich auch die Anstaltsleitung ihre Autorität bewahren. Daher wären die gemacgemach-h- ten Veränderungen schon einiges wert.469 Atkins hatte vermeintlich die Kritik der BBi-i- schöfe widerlegt und sseineeine Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den Gefängnisbehörden und dem Anstaltspersonal bewiesen. Es erschien dem Nordirlandminister daher angange-e- messen anzumerken, dass es auch innerhainnerhalblb der Kirche schwarze Schafe gägäbe,be, die das Ansehen der katholischen Kirche sschädigten:chädigten: „„AtAt the end of the meeting the Secretary of State told the Cardinal that he wanted to comment frankly on the actions of two

466 PRONI: NIO/12/182a NNotesotes of the Secretary of State’s Discussion with Cardinal O’ Fiaich and Bishop Daly, 1 April 1980, S. 1, im Folgenden zitiert als: NIO/12/182a NNotesotes ofofthe the Secretary of State’s DiscuDiscus-s- sion with Cardinal O’ Fiaich and Bishop Daly 11 April 1980. 467 Ebd. 468“8 Ebd. 469 NIO/12/182a NNotesotes of the Secretary of State’s Discussion with Cardinal O’ Fiaich and Bishop Daly 1 April 1980, S.5.2. 2. 122

Catholic priests whose public comments and whose attitudes, in the eyes of the Secretary of State’s view, were harmful to the standing of the Roman Catholic Church in their apparent support for actions of men of violence.violence.”470”470 Gemeint waren Denis Faul 471 . . . . und Raymond Murray.471 Dieser Kommentar von Atkins entsprang seiner FrustrationFrustratlon über die Kritik, die man immer noch an ihm und dderer britischen Gefängnispolitik äußäußer-er- te. Faul kritisierte, dass Großbritannien von einer strafgetriebenen calvinistischen Ethik regiert würde und dass die Forderungen der Gefangenen in anderen Ländern als recht angemessen angesehen würden.472 Murray hingegen empfand es als unakzeptabel, von der GefängnisführungGefängnisfiihrung in Armagh von seinen PflichtenPflichten als Anstaltspriester abgehalten worden zu sein.sein.473473 Ihre Kritik könnte daher kaum als Unterstützung für die IRAIRA-- Kampagnen innerhalb und außerhalb des Gefängnisses gewertet wewerden.rden. DementsprDementspre—e- chend fielenfielen die Anschuldigungen von Atkins bei ÓÖ Fiaich nicht auf fruchtbaren Boden.

Dieser betonte, dass es ihn nicht störestöre,, wenn AtAtkinskins im vertraulichen Rahmen der GGe-e- spräche seine Meinung offen ausdrückte. Er wolle jedochjedoch feststellen, dadassss Faul während des NordirlandkonNordirlandkonfliktesfliktes immer die Gewalt auf beiden Seiten verurteilt habe und MuMur—r- ray die Freilassung von zwei WärternWärtem während einer Geiselnahme in Armagh erwirkt hatte. Hierfür sei ihm sogar von dem damaligen Nordirlandminister Merlyn ReeReess gge-e- dankt worden.worden.474474 Trotz dieser offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten und DiffDiffe-e- renzen wurden weitere Treffen zwischen Atkins und den beiden Bischöfen vereinvereinbart.bart.

Dieses schien insbesondere deswegen notwendignotwendig,, da die äußere Führung die IRAIRA—- Häftlinge nicht besonders gut unter Kontrolle hattehatte.. Nachdem die ersten Treffen zwzwi-i- schen Atkins, ÓÖ Fiaich und Daly kkeineeine sichtbaren Erfolge oder zuzumindestmindest in Ansätzen sichtbare Veränderungen brachte, begann Martin Meehan am 2222.. Mai.Mai.475475 einen HungeHunger-r- streikstreik.. Sein HungersHungerstreiktreik dauerte insgesamt 46 Tage und gipfelte in der Verweigerung von Flüssigkeitsaufnahme. Kardinal ÓÖ Fiaich war schließlich in der LageLage,, ihn davon zu überzeugen,überzeugen, seinen Streik zu beenden.476 Die MeehanMeehan-Episode-Episode zeigte, dass die Geduld der Gefangenen nicht unendlichunendlich war und dass anscheinend unter den Gefangenen, auch

47047° NIO/12/182a NNotesotes of the Secretary of State’s Discussion with Cardinal O’ Fiaich and Bishop Daly 1l April 1980, S.3.5.3. 4714“ Ebd. 472"2 Ebd. 473 EbdEbd.. 474 474 NIO/12/182a NNotesotes of the Secretary of State’s Discussion with Cardinal O’ Fiaich and Bishop Daly 1l April 1980, S.5.3. 3. 475 TNA: PREM 19/282 Harrington an Alexander, 23. Juli 1980, S.s. 1, im Folgenden zitiert als: PREM 19/282 Harrington an Alexander, 23. JulJulii 1980. 476 476 Beresford: Ten Men Dead, S. 35. 123 im Führungszirkel der GefangenenGefangenen,, verschiedene Ansichten über die Verhandlungen zwischen den Kirchenmännern und der bribritischentischen Regierung existierten. Im Gegensatz zu Brendan HughesHughes,, der im RückbliRückblickck berichtete, dass ihn die Gespräche über einen langen Zeitraum hoffnungsvoll gegestimmtstimmt hätten und dass er in ihnen einen Weg gesehen hättehätte,, die fünf Forderungen der Gefangenen durchzusetzendurchzusetzen477,477, berichten andere GefaGefan-n- gene, dass sie nie irgendeine Hoffnung in die Gespräche gesetzt hättenhätten,, obwohl es bei manchen noch einen kleinen Hoffnungsschimmer gegeben hätte: „„ItIt was shortly after the New Year, 1980,1980, that we heard that a hunger strike was imminent. Cardinal ÓÖ FFiaichiaich talks with Atkins confirmedconfirrned it for us and although we didn’t expect anything to come out of the talks, there was always the possibility, however slight that may be.be.”478”478 DeDerr Häftling Sean Lennon berichtet, dass den Gefangenen nach einigen Monaten der Gespräche klar wurde, dass die Gespräche nirnirgendwogendwo hinhinführten.479führten.479 Bik McFarlane, späterer Anführer der Gefangenen nach dem Tod von Bobby Sands, stimmt in diesediesenn pessimistischen Chor mit einein:: „„SummerSummer came and there was still no sign of any positive result from Cardinal ÓÖ Fiaich’s months of talks with Atkins and CO at the N10,NIO, alalt-t- hough we had never been optimistic of any real development along that avenue.avenue.”480”480 Die Ungeduld der Gefangenen und die Unwilligkeit der britischen RegierungRegierung,, substanzielle und sichtbare Zugeständnisse zu machenmachen,, führte zu einer Art der AArbeitsteilungrbeitsteilung zwzwi-i- schen den Klerikern. Während ÓÖ Fiaich, Daly, Murray und Faul Druck auf das NIO ausübten und die Diskrepanzen in der britischen Haltung im VergleicVergleichh zu anderen LäLän-n- dern aufzeigtenaufzeigten,, fiel Alec Reid die Aufgabe zuzu,, ddieie Gefangenen zu beschwichtigen:beschwichtigen: „F„Fa-a- ther Reid would built our hopes up, nonott for devious reason, but he would keep trying to persuade me not to go on hunger strike. After the experience of H6 the hungerhunger-strike-strike option was discussed quiet openly and I talked about it to Reid. He would ttellell me, ‘There‘There are things happening behind the scenes.scenes.”’ His nickname was ‘Behind‘Behind the Scenes’.Scenes) “46481481

Vor der Darstellung der Verhandlungen des Sommers 19801980 und dem Scheitern der GGe-e- sprächespräche,, die zum Hungerstreik führten, ist es geboten darauf hinzuweisen, dass bei den VVerhandlungenerhandlungen nicht nur Kleriker und britische Regierung und indirekt auch RepublRepubli-i- kaner mitmiteinandereinander sprachen, sondern die republikanische Bewegung und die britische

477 477 Moloney: Voices from the Grave, S. 231. 478 478 Campbell: H Block Struggle, S. 103. 479 479 CaCampbell:mpbell: H Block Struggle, S. 105. 48048° CaCampbell:mpbell: H Block Struggle, S. 106. 481 481 Moloney: Voices from the GraveGrave,, S.S.231. 231. 124

Regierung zerfielen in verschiedene Machtpole. Wie angedeutet wurdewurde,, gab es unter ddenen britischen Beamten durchaus divergierende Positionen zum GefängniskonfliktGefängniskonflikt und auch in seinen Briefen an ÓÖ Fiaich zeigte sich Atkins gelegentlich konkonzilianterzilianter als in den Gesprächen. DDennochennoch kontrollierte London die Agenda und die GesprächsteilneGesprächsteilneh-h- mermer.. EiEinene ähnliche Kontrolle konnte die äußere republikanische Führung außerhalb des Gefängnisses nicht über die Gefangenen ausüben. Dies machte die Gespräche für die Kleriker zunehmend schwieriger, da sie die radikalisierten Gefangenen zufriedenzufrieden-- und ruhigruhigstellenstellen musstemussten,n, ohne die britische Regierung zu verärgern. Auch durften sie die britische Regierung nicht zu arg kritisieren, da sich diese sonst von den Gesprächen zurückzöge.

Bischof Daly berichtet in seiner Autobiographie, dass er und Kardinal ÓÖ Fiaich AtkinAtkinss 482 . . . . . über den Sommer 19801980 noch insgesamt fünf Mal trafen. BeiBe1 diesen Treffen insistie1ns1stier—r- ten die beiden immer wieder, dass es Möglichkeiten zur GefängnisreformGefängnisreforrn geben müssemüsse,, insbesondere im Bereich der Anstaltskleidung und der Gefängnisarbeit.Gefängnisarbeit.483483 Jedoch gab es bei den meisten diedieserser Treffen kaum Fortschritte. Bei einem Gespräch zwischen ÓÖ Fiaich, Daly und einem Beamten des NIO betonte dieser, dass eine EinführungEinfiihrung der KleiderordKleiderordnungnung wie sie im PortPort-Laoise-Gefängnis-Laoise-Gefängnis in der Republik Irland herrschteherrschte,, nicht möglich sei. Die Verhältnisse seien zu unterschiedlich.unterschiedlich.484484 Auch wenn die Treffen an sich wenig EErfolgrfolg versprechend erschienen und als vertraulich galten, versammelten sich bei jedem Treffen Pressevertreter.Pressevertreter.485485

Es ist schwer zu sagen, ob die investigativinvestigativenen Fähigkeiten der britischen Presse derartig gut waren, dass sie in der Lage warwar,, sich Informationen über wichtige Treffen zu bbe-e- schaffen, oder ob das Nordirlandministerium die Presse für sich nutzen wollte. Die vovor-r- liegenden Fakten zeigen, dass die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher ist. Wenn sich ddasas bestätigt,bestätigt, wirftwirft ddasas aber auch ein anderes Licht auf die Gespräche. Wenn es keinen WilWillenlen aufsaufseiteneiten der britischen Regierung gabgab,, die Lage und den Status der Gefangenen zu verändern, sprach Atkins nur noch um des Sprechens WWillenillen und aus Gründen der öffentlichen Darstellung mit den beiden Klerikern.Klerikem. Für diese Deutung spricht auch DDa-a- lys DarstelDarstellung:lung: „We discussed the situationSituation in great detail.detail ““486486 Diese detaillierten GGe-e-

482 482 Daly: AATroubled Troubled SSee,ee, S. 105105.. 483 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 106. 484 PRONI: NIO/12/182a Notes of Discussions with Cardinal O’Fiaich and Bishop Daly on Wednesday, 28 May 1980 at Stormont Castle, S. 4. 485 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 106. 486 Ebd. 125 spräche schienen die Hoffnung der Kleriker zzuu nähren, dass man mit der britischen RRe-e- gierung zu einem Kompromiss gelangen könnte. Daher bereiteten sich die Kleriker mmi-i- nutiös auf die TrefTreffenfen mit Atkins vorvor:: „„WeWe consulted with prison chaplains and Father Denis Faul and other people interested in prisoners’ welfare in preparation for these 487 meetings.”meetings.”487 Über die Treffen im Sommer des Jahres lassen sich keinerlei Protokolle in den Akten des Nordirlandministeriums in Belfast und London finden.finden. Ebenso wenig geben die Akten der premierministeriellen BehörBehördede Auskunft über diese Treffen. Als ein unmittelbares Ergebnis der Treffen lässt sich jedoch feststellen, dass sich die repurepub-b- likanische Bewegung auf einen Hungerstreik vorbereitete.

Richard O‘ Rawe schreibt, dass als KonsKonsequenzequenz des gescheiterten MeehanMeehan—Hunger--Hunger- streikstreikss Brendan Hughes den Hungerstreik vom SoSommermmer in den Herbst verlegt habe: „„MeehanMeehan actually did us a favour, although he didn’t know itit.. While there is no good time to go on hunger strike, summer is probably the wworstorst season of all, because people have too many other distractions at that time of year —– holidays in particular. As a result of the MMeehaneehan hunger strike, the Dark [[derder Spitzname von Hughes] postponed the 488 summer hunger strike and decided to go for the autautumn.umn.””488 Für diesen Schritt schien Hughes langsamlangsam,, aber sicher auch die Unterstützung der äußeren Führung zu gewinnen. Über den Sommer des Jahres schien die äußere Führung den Hungerstreik mit TodeTodes—s- folge mit den Gefangenen zu diskutieren, auch wenn immer nocnochh Hoffnungen bestabestan—n- den, dass die Gespräche zwischen ÓÖ Fiaich, Daly und Atkins einen Durchbruch bringen würden. Gleichzeitig vermittelte die äußere Führung die Drohung des Hungerstreiks auch an Kardinal ÓÖ Fiaich, mit dem sie regelmäßige Treffen abhielt.abhielt.489489

Im Bewusstsein, dass im Falle eines ScheiternScheitemss der Gespräche Menschenleben auf dem Spiel standen und die Familien der Streikenden iinn hohehohemm Maße vom Kardinal und von Bischof Daly enttäuscht wären, wagten die Kleriker einen letzten VersuchVersuch,, doch noch Reformen auf den Weg zu bringen. Am 2222.. SepteSeptembermber schrieb ÓÖ Fiaich an Atkins: „„AsAs must have been obvious to yourself and your colleagues I was extremely disappointed with what seemed to me as the lack of progress in regard to the two central issues, i. e. ‘prison“prison ddress’ress’ and ‘prison‘prison work’. In our June and August meetings Bishop Daly and I had emphasized in our view that only a substantial change in these two areas would

487 487 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 106. 488 O‘O’ Rawe: BlanketmBlanketmen,en, S. 92. 489 PRONI: NIO/10/11/8a Report von Wärter Glenn zu einem Treffen zwischen Mairead Farrel und Danny Morrison am 4. August 1980, S.5.1. 1. 126 have any hope bringing the protest to an end. For that reason we had strongly urged that the compucompulsorylsory wearing of prison garb should be of abolished for all prisoners and that in lieu of prison work all prisoners should be given the option of engaging in various useful and selfself-improving-improving activities.””490490 Dieser mangelnde Fortschritt führte zu der ööf—f- fentlfentlichenichen Einschätzung der beiden, dadassss ihre Mission gescheitert seiseinn könnte: „In viewView of all the human suffering which this situation has entailed for prisoners, prison-staff prison-staff and the relatives of both (many thousands in al ), we make no apology for doing our outmost to obtain a solution. If we have so far failed to solve the problem, our failure is 491 - - we believe, less reprehensible than not to have made an attempt.” Dennoch ließen die beiden die Tür fürfur weitere Verhandlungen offenoffenstehen:stehen: „O,,Ourur proposals have not been rejecrejected.ted. We shall therefore continue to press for a decision on part of the government to make these changes and willingness on part of the protesting prisoners to end their prpro-o- test if these changes are made.made.”492”492 AuAuchch wenn ÓÖ Fiaich weiterhin ihihrere GesprächsbereiGesprächsbereit-t- schaft betontbetonte,e, schien die britische Regierung Veränderungen lediglich theoretisch in Betracht zu ziehen. In einem Schreiben vom 9. Oktober diskutierte Humphrey Atkins die von den beiden Klerikern gemachten Vorschläge mit seinem KollegenKollegen,, dem InneInnen-n- minister William WhitelawWhitelaw,, auf abstrakte Art und WeWeise.ise. Atkins meintemeinte,, man müsse die speziellen Umständen der nordirischen Gesellschaft auch auf die dortigen Gefängnisse übertragen. Zusätzlich müsse man auch die unterschiedliche unterschiedliche Gefängnispopulation bbe-e- denken, denn die meisten Häftlinge seien wegen schwerwiegendeschwerwiegenderr terroristischeterroristischerr StraStraf-f- taten verurteilt wworden.orden.493 Innerhalb dieser Überlegungen könne man dann auch die Rolle von Anstaltskleidung und GefängnisarbeitGefangnisarbeit diskutierdiskutieren.494en.494

Bis zu der Ausarbeitung dieser Überlegungen wollten die Gefangenen jedoch nicht wawar—r- ten. Der Chronik des NIO zufzufolgeolge entschlossen diese sich am 19.19. SeptemberSeptember,, einen Hungerstreik fürfur Mitte Oktober des JahresJahres anzustreben. Ihre Entscheidung machten die GeGefangenenfangenen am 10.10. Oktober publik.publik.495495 In einem letzten VersuchVersuch,, die Lage doch noch zu entschärfenentschärfen,, riefen ÓÖ Fiaich und Daly erneut beim NIO an undund ersuchten das MinisterMinisteri—i- um,um, sich akut mit den Vorschlägen der Kirchenmänner und den Forderungen und denen

490490TNA: TNA: PREM/19/282 Óo Fiaich an AtkinsAtkins,, 2222.. September 1980, S.s. 1. 491 491 ÓÖ Fiaich Library: An TuisceTuisceartart Document 1 Statement of Cardinal ÓÖ Fiaich and Bishop Daly issued before the Cardinal leftIeft for the Synod 22 September 1980. 492 Ebd. 493 TNA: PREM 19/282 Atkins an Whitelaw, 9. Oktober 1980. 494 Ebd. 495 TNA: PREM 19/282 Hopkins an HallidayHalliday,, 1010.0ktober. Oktober 1980, S.s. 1. 127 der GefanGefangenengenen auseinanderzusetzen.auseinanderzusetzen.496496 Am 22. Oktober ttratrat das NIO sowohl mit ÓÖ Fiaich als auch mit Daly in Kontakt, um diese nach London zu einem Treffen mit Atkins zu bitten. Dort sollten sie über eine entscheidende Ankündigung bezüglich der Gefängnissituation untunterrichteterrichtet werden. Beide wurden angewiesenangewiesen,, das Treffen als streng vertraulich zu betrachten.betrachten.497497 Ein solches TrTreffeneffen überhaupt zu veranstaltenveranstalten,, stand ganz im Gegensatz zur bisherigen Regierungslinie. WWährendährend einer Sitzung des so gge—e- nannnanntenten HH-Komitees,-Komitees, dessen Mitglied neben Atkins auch der britische Innenminister war, war am vorherigen Tag noch klar dargelegt wordenworden,, dass Zugeständnisse im BBe—e- reich der Kleidungsfrage zum jetzigenjetzigen Zeitpunkt nicht gemacht werden solltsollten.en. Die EEr—r- gebnisse der KomiteeKomiteesitzungsitzung zusammenfassendzusammenfassend,, empfahl der KabinetKabinettskoordinatortskoordinator RR0-o- bert Armstrong, dass das Kabinett lediglich beschließe, dass keine weiteren ZugestänZugeständ—d- 498 - - nisse im GefängniskGefängniskonfliktonflikt gemacht werden sollten. Wieso riefen dann Beamte des NIO überhaupt bei Daly und ÓÖ FFiaichiaich an und bestellten sie nach London, wenn es nichts Neues zu verkünverkündenden gab? Wollte man die beiden Kleriker lächerlich machen und demütigen oder hatte Humphrey Atkins es sich in den Kopf gesetztgesetzt,, gegen die EmpfeEmpfeh-h- lungen des HH-Komitees-Komitees und die von Robert Armstrong zu handelnhandeln?? Es gibt einige IndIndi-i- zien für LLetzteres.etzteres.

Am Abend des 2222.. Oktober rief ein Abgeordneter für LoLondonderryndonderry bei dem PressesePressesek-k- rretäretär von ThatcherThatcher,, BernardBemard InghamIngham,, an und berichtete, dass er aus dem Fernsehen eer-r- fahren habe, dass der angedrohte Hungerstreik auf der morgigen Kabinettssitzung didis-s- kkutiertutiert werdewerde,, und er forderte Ingham aufauf,, diesen Punkt durch einen anderen nordirlannordirland—d- relevanten Punkt zu ersetzen. Ingham zeigte sich verwundert über den Anruf und er versicherte dem AbgeoAbgeordneten,rdneten, dass es nicht Usus sei, die Diskussionspunkte des KabKabi-i- netts öffentlich zu machen.499 Am folgenden Tag gegen 11ll Uhr wurde klar, dass die BBC und der Belfast Telegraph darüber informiert waren, dass ein weiteres Treffen zwischen Atkins, Daly uundnd ÓÖ Fiaich arrangiert worden war.500 Angesichts der publik gewordenen Befürchtungen der britischen und irischen Regierung über die Auswirkun-Auswirkun- gen des HunHungerstreiksSOlmusstegerstreiks501musste es so erscheinen, als wäre Aktins bereit,bereit, auf die VoVor—r- schläge der Kirchenmänner einzugehen. Im Hinblick daraufdarauf,, dass AtkinsAtkins‘‘ Beamte gge—e-

496 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 108. 497 497 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 109. 498 TNA: PREM 19/282 Armstrong an Thatcher MazeMaze,, Prison Hunger Strike 22 October 19801980,, S. 1. 499 TNA: PREM 19/282 Ingham an AlexanderAlexander,, Disclosure of CabineCabinett Decision on Northern Ireland 29 October 19801980,, SS.. 1. 50050° Ebd. 501 501 Siehe hierzu: TNA PREM 19/282 Cabinet taking firm lineline on Maze threat, Guardian 23 October 1980. 128 genüber den beidenbeiden bereits angedeutet hatten, dass es zu Konzessionen kommen werde, bestand wegen der informierten Medien die Gefahr, dass ÓÖ Fiaich die Lorbeeren für diese Konzessionen ernten konnte. Dies musste aus Sicht des NIO unbedingtunbedingt verhindert werden.werden. DDaheraher entschloss sich das NIO,NIO, der BBC und dem Belfast Telegraph gegenüber das Ergebnis der Debatte zum Hungerstreik anzudanzudeuten:euten: „It was regarded as essential that the Cardinal should not be able to claim credits for the move on prisonprison clothing. It was explained to No. 1010 Press OfficerOfficer that a more explicit hint was being given to Messr Flackers and McCartan once the Cabinet decision had been taken. The aim was clearly to establish in advance of the Cardinal’s meeting with the Secretary of State that the Government had decided to make a change on prison uniform generally in Northern 502 - - Ireland and would be making a formal announcement later that day.” Der HinweisH1nwe1s an die JournalistJournalistenen hatte zur Folge, dass die BBCBBC-Nachrichten-Nachrichten um EinEinss verkündeten, dass es den Gefangenen von nun an erlaubt seisei,, ihre eigene Kleidung zu tragen. Diese AAn-n- kündigung nährte die Hoffnung beider Kleriker.Kleriker.503503 UUmsomso größer war ihre EnttäuschungEnttäuschung,, als man ihnen ein Papier vorlegte, das lediglich von zivilähnlicherziVilähnlicher KleKleidungidung sprach und nicht mehr von der eigenen Kleidung.504 DDieie Kleriker brachen die Gespräche ab, denn sie fühlten sich vom NIO und der britischen Regierung benutzt und ausgebeutet.ausgebeutet.505505 Der Abbruch der Gespräche bedeutete nicht das Ende der Kontakte zwischen KlerikernKlerikem und der britischen Regierung, jedoch aber sicherlich den Abbruch der Kontakte zwischen der republikanischen Bewegung und den KlerikernKlerikem und somit auch den Abbruch der indireindirektenkten Kontakte zwischen der republikanischen Bewegung innerhalb und außerhalb des Gefängnisses und der britischen Regierung. Das Ende der Gespräche, die ja nie Verhandlungen waren, markierte insofern einen Wendepunkt, als nun das Vertrauen in die ehrlichen Absichten und den Reformwillen der britischen Regierung gen Null sasan-n- ken. Besonders der Vorlauf zu dem letzten Gespräch zwischen Atkins, ÓÖ Fiaich und Daly musste den Eindruck erwecken, dass es der britischen Regierung mehr um das Bild ging, das sie in der ÖÖffentlichkeitffentlichkeit abgababgab,, als eine Lösung für den GefängniskonfliktGefängniskonflikt zu ersinnen. Nachweislich war die britische Regierung sogar froh darüber, dass nicht mehr das politische Problem beim GefängniskonfliktGefängniskonflikt im Vordergrund stand, sondern die humanitären Aspekte. HiHierer konnte die Regierung durch geringe Änderungen glänzen,

502 502 TNA: PREM 19/282 HarHarringtonrington an AlexAlexander,ander, Disclosure of the Government’s decision on Prison ClClothingothing in Northern Ireland 28 October 1980, S. 2. 503 503 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 109109.. 504 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 110. 505 505 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 113. 129 ohne sich in der Sache zu bewegen. Doch nicht nur das Vertrauen in die britische RegiRegie-e- rung war gesunken, sondern auch das Vertrauen der Gefangenen in die Kleriker. Auch wenn die Gefangenen —– zumindezumindestst ihren eigenen Aussagen nach —– nie große HoffnuHoffnun-n- gen in die Gespräche gesetzt hatten, bestand doch ein Funken Hoffnung. Dieser Funken war jetzt erloschen, was ein Einwirken von Klerikern in Zukunft sehr erschwerte. ZZu-u- sätzlich schien durch die DiskreditierDiskreditierungung dderer Kleriker auch Sinn FéinFein von der AbleAbleh-h- nung des HungerstreikHungerstreikss abgebracht worden zu sein. Die Differenzen zwischen innen und außen schienen zunächst ausgeausgeräumträumt zu sein.

4 Der erste Hungerstreik und der Einsatz von Brendan Meagher

Die Gespräche zwischen Kardinal ÓÖ Fiaich, Bischof Daly und der britischen Regierung scheiterten im Oktober 1980.1980. Dies hatte Konsequenzen für die Zusammenarbeit zwzwi-i- schen katholischem Klerus und britischer Regierung, führte zur Einmischung der iriri—i- schen Regierung und veränverändertederte den Verlauf des Gefängniskonfliktes.Gefängniskonfliktes. Mit dem ScheSchei—i- tern der Gespräche zogen sich ÓÖ Fiaich und Daly als Gesprächspartner zurück und hihin—n- terließen damit ein Vakuum. Die britische Regierung hatte nun keinen Kontakt mehr zu der republikanischen Führung außaußerhalberhalb des Gefängnisses uundnd zu den Gefangenen. GGe-e- sprächsbedarf bestand angesichts des am 2727.. Oktober 19801980 von sieben Gefangenen bbe-e- gonnenen Hungerstreiks jedoch weiterhin. Mit wem sollte die britische Regierung sprspre-e- chen, um den Kontakt zu den GefanGefangenengenen und der republikanischen Führung wiedewieder-r- herzustellen? Auf wen sollte sie hören, um eine plausible und realistische Einschätzung der Lage im Gefängnis zu erhalten? Die Wahl der britischen Regierung fiel dabei auf die beiden AnAnstaltspriesterstaltspriester Toner und Murphy sowsowieie auf den Priester des RedemptoriRedemptoris-s- tenotenordensrdens Brendan Meagher, mit dem sie auf Empfehlung der irischen Regierung sprach. Für das KapiteKapitell ergeben sich drei Leitfragen: Welche Rolle spielten die AAn—n- staltspriester im Kalkül der britischen Regierung? Welche RollRollee spielten die AAn-n- staltspriester und Brendan Meagher bei der Beendigung des ersten Hungerstreiks? Wie wirkte die irische Regierung durch Brendan Meagher auauff den ersten Hungerstreik ein?

44.l.1 Das Entstehen neuer Dialoge

Mit seineseinerr Rede am 4. Dezember 19801980 rund einen Monat nach Beginn des ersten HuHun-n- gerstreiks bemühte sich Humphrey AtkinsAtkins,, die Position der britischen Regierung zu verdeutlichen und neue Gesprächsfäden zu knüpfen Die Rede von Atkins hatte als Haupttopos das Verhältnis von Rechten und PrivilePrivilegiengien im Gefängnis. Er und die britbriti—i- sche Regierung verfolgten mit dieser Rede zwei ZieleZiele:: ddieie verworrene KommunikatKommunikati-i- 130 onslage aus Forderungen, Gegenforderungen und unsauberem Begriffsgebrauch zu enent—t- wirren und zweitens Raum für neue Gespräche innerhalb eines fesfestgelegtentgelegten Rahmens zu schaffen. Die Rede begann mit einer Darlegung der Kritik an der britischen GefängniGefängnis-s- politik und wie die Regierung auf diese Kritik reagiert hattehatte:: „„ConcemsConcerns has been eeX—x- pressed on humanitarian grounds about the Maze prison in NorthemNorthern Ireland. I set out below the real facts about the living conditions which are open to all prisoners in North-North- ern Ireland; and explain the special measures which have already been taken on humhumani—ani- tarian grounds in respect of the living conditions of the protesting prisoners.prisoners.”506”506 Atkins machte jedoch klar, dass es über die huhumanitärenmanitären Maßnahmen hinaus keine weiteren Zugeständnisse geben werdewerde.. DDenen reprepublikanischenublikanischen Gefangenen einen „„politischen”politischen” StaStatustus zu gebengeben,, stand außer Frage. Atkins führte seine Rede mit der Darlegung der fünf Forderungen der Gefangenen fort. Die fünf Forderungen umfassten das RechtRecht,, die eigeige-e- ne Kleidung zu tragen, sich nicht an der GefängnisarbGefängnisarbeiteit beteiligen zu müssen, das Recht auf freie VersammlungVersammlung,, das RechtRecht,, eigene Freizeitaktivitäten zu gestaltengestalten,, und einen Brief, ein Päckchen und einen Besucher pro Woche empfangen zu dürfen. Der letzte Punkt war das Recht auf WiWiederherstellungederherstellung von verlorener Strafnachlasszeit. Die fünffunf Forderungen gingen Atkins jedoch entschieden zu weit, da sie den Gefangenen die Kontrolle über ihr eigenes Leben im Gefängnis ermöglichten und die Regierung 507 dadurch „terroristische Aktivitäten“ legitimieren und befördern würde.würde.507 Stattdessen wolle die RegieRegierungrung für alle Gefangenen sicherstellen, dass das Regime im Gefängnis so menschlich und vorurvorurteilsfreiteilsfrei wie möglich seisei.. Im folgenden Abschnitt machte er den Unterschied zwischen Rechten und Privilegien deutlich und kam damit zu seinem HauptpunktHauptpunkt.. Rechte könkönntennten den Gefangenen nicht vorenthalten werden, auch wenn die Protestler sich entschließen würdenwürden,, sie nicht wahrzunehmen. Privilegien hingegen könnten den Gefangenen vorenthalten werden, wenn sie die Anstaltsregeln brächen.508brächen.508 DDieie Unterscheidung zwischezwischenn PflPflichten und Rechten diente Atkins dazu klarzustellen, dass nicht die britische Regierung die Zustände und die miserablen Verhältnisse für die Gefangenen verursacht hatte, sondern die Gefangenen selbst. Gäben sie nämlich ihren Protest auf, so stünden ihnen PPrivilegienrivilegien zu, die der Ansicht der britischen Regierung nach in Umfang und Gestaltung sehr nahe an die Forderungen der Gefangenen heraheran-n- reichten. Nach Auffassung der britischebritischenn Regierung forderten die Gefangenen somit keine Rechte ein, sondern verlangten PrPrivilegienivilegien und damit einen privilegierten Status.

506 TNA: PREM 19/282 Written NoNo.. 203203,, Speech by Humphrey Atkins, 4 December 1980. 5075‘” Ebd. 508 Ebd. 131

Dies stand eindeutig im Gegensatz zur britischen Rechtsaufassung, die einem GleicGleich—h- heitsgrundsatz ververppflichteflichtett war. In der Sache unversöhnlicunversöhnlich,h, fand Atkins jedoch jedoch auch WorteWorte,, die GesprächsbereitGesprächsbereitschaftschaft andeuteandeuteten:ten: „„TheThe Government takes no pleasure in the sight of young men and women inflictinginflicting suffering on themselves and their families. We have always been and still are willing to discuss the humanitarian aspects of the prison administration in Northern Ireland with anyone who shares our concerns about 509 it.it.”509” Es ist aus der Rede AktinsAktins‘‘ nur schwer ersichtlich, was mit den „„humanitärenhumanitären Aspekten“Aspekten“ der Bedingungen, „die die Gefangenen sich selbst zugefügtzugefiigt hatten“hatten“,, gemeint war. War damit gemeintgemeint,, dass die Regierung bereit warwar,, die Zellen der Gefangenen hähäu-u- figerflger zu reinigen, oder sicherte die Regierung damit den Gefangenen im Krankheitsfall medizinische Hilfe zu oder wollte die Regierung das MadenMaden-- und Fliegenproblem in den ZelleZellenn bekämpfen? Eine Antwort ergab sich nunurr indirekt aus Schilderungen, was getan worden warwar,, um die geistige und körperliche Ertüchtigung der Protestler zu eer-r- möglichen.möglichen.510510 Somit kann angenommen werden, dass „„humanitärehumanitäre AspekteAspekte““ die körpekörper-r- liche und geistige Unversehrtheit der Gefangenen betrafbetrafen.en.

TrTrotzotz dieser nebulösen Formulierung erzeugterzeugtee die Rede positive ReaktionenReaktionen,, insbesoinsbeson—n- dere in der Republik Irland. Die irische Regierung gab noch am Abend der Rede eine Erklärung ab, in der sie Gesprächsbereitschaft der britischen RegieRegierungrung über die humhuma-a- nitären Aspekte des Gefängnisregimes begrüßte und dass die irische Regierung jede Entscheidung, die Hoffnung auf eine Lösung des Problems machemache,, unterstützen wewer-r- de.de.511511 In einem Schreiben am folgenden Tag von HopkinHopkinss vom NIO an Thatchers PrPri-i- vatsekretär Michael AlexaAlexandernder zeigte sich die britische Regierung jedoch wenig begeibegeis—s- tert über die Reaktion der irischen Regierung. Hopkins bemängelte, dass die Erklärung keinen Aufruf an die Gefangenen enthieltenthielt,, vom Hungerstreik Abstand zu nehmen. EEbensobenso enthielt es keine HinweisHinweisee darauf, dass die irische Regierung dem Streben der Gefangenen nach einem „politischen“ Status die Rechtmäßigkeit absprach. Insgesamt habe man von Haughey mehr erwartet und Hopkins war der Meinung, dass Haughey 512 - versuchversuchte,te, sich alle Optionen offenzuoffenzuhalten.halten. Der Kommentar des VorsitzendenVors1tzenden der gemäßigten irischen Nationalisten,Nationalisten, John HumeHume,, hingegen habe sich als hilfreich erwierwie-e- sen. Zusätzlich habe Hume mmitit Beamten des NIO eine SchrittSchritt-für—Schritt-Strategie-für-Schritt-Strategie be-be- sprochensprochen.. SSoo sollten für die GefangenGefangenenen die verlorenverlorenenen Privilegien, angefangen mit BBe-e-

509 TNA: PREM 19/282 Written NoNo.. 203203,, Speech by Humphrey Atkins, 4 December 1980. 510 Ebd. 5115“ TNA: PREM 19/282 Telegram Number 359 OF 4 DEC 1980 FROM Dublin TO FCO. 5125“ TNA: PREM 19/282 Hopkins an AlexanderAlexander,, 55.. Dezember 19801980.. 132 suchen und Päckchen, nach und nach wieder hergestellt und so der Hungerstreik beebeen-n- det werden.werden.513513 Der Brief von Hopkins an Alexander beinhaltete jedochjedoch nicht alleine die Reaktion iririscherischer Politiker auf die Rede, er enthielt ebebensoenso die Reaktion der GefängnisGefangnis-- priester Toner und Murphy auf die Rede. Toner und Murphy gingen davon aus, dass die Rede von Atkins keinen sonderlichen EinflussEinfluss auf die Gefangenen machen würde. Die Gefangenen hatten bbereitsereits Kardinal ÓÖ FiaichFiaichss Aufruf zzumum Ende des Hungerstreiks am 28. November ohne zu zögern abgelehnt. Dennoch wollten die beiden über das WWo-o- chenende die Gefangenen besuchen, ihnen die Rede zeigen undund,, wenn die Botschaft der Rede bebeii den Gefangenen angekommen seisei,, eine Antwort von ihnen erbitterbitten.en. Hopkins erwartete einen Bericht von den beiden Priestern bis Sonntagabend, sodass Thatcher noch vor ihrem Treffen mit Haughey am 8. Dezember über eventuell bedeutsame EnEnt-t- wicklungen unterrichtet werden könne.könne.514514

Das Treffen zwischen Haughey und Thatcher ffandand am 8. Dezember 19801980 stattstatt.. IImm Rahmen der Regierungsgespräche kam es zu einem Privatgespräch zwischen Charles Haughey und Margaret Thatcher, nur bbegleitetegleitet von ihren Sekretären. Der Hungerstreik war eineeiness der zentralen Gesprächsthemen. Haughey begrüßte ddieie Rede von Atkins, fand jedoch,jedoch, dass angesangesichtsichts der schwierigen Lage weitere Mittel gefunden werden müssten, damit die Gefangenen bei Ende eines Streiks ihr Gesicht wahren könnten. Thatcher antwortete ihm daraufhin: „The Government could not go on making offers. Everyone in the North has said that there was no point in continuing the hunger strike. The Church had come out strongly in this sense.““515515 Haughey ließ sich durch die barsche Antwort Thatchers nicht entmutigen und regte als nächsten Schritt an, dass das NIO die StreStrei-i- kenden „„stillstill und unaufdringlich” dazu bewegen solltesollte,, ihren Hungerstreik zu beendenbeenden,, ohne weitere Zugeständnisse zu machen.516 Thatcher fragte ihn daraufdaraufhin,hin, wewerr für diese Aufgabe in Betracht kämekäme.. Haughey erschienen die drei Anstaltsgeistlichen am besten für die AufAufgabegabe geeignet: „„HeHe replied that the three prison Chaplains would be the best cchannel.hannel. The Northern Ireland OfficeOffice should use them as intermediaries with the hunger strikers. They should not try to use any other intermediary, e. g. more senior members of the Church or other prisoners. The more nearly there were direct talks between the

513 TNA: PREM 19/282 Hopkins an AlexanderAlexander,, 55.. Dezember 19801980.. 5145“ Ebd. 515 515 TNA: PREM 19/507 Record of a Conversation between the Prime Minister and the Taioseach Mr. Charles Haughey in Dublin Castle on 8 December 8, S. 1, im Folgenden zitiert als: Record of Conversation 8. December. 516 516 Record of ConversatiConversationon 8 December, S. 2. 133

Northern Ireland OfficeOffice and the prisoners the better.better.”517”517 Im Anschluss offenbarte HauHaug-g- heyhey,, wie tief in das Gefängnis sein EinflussEinfluss reireichte.chte. Er hatte Toner und Murphy über seine Intentionen informiertinformiert,, eine Lösung für die Situation zu finden.finden.518518 Er rechtfertigte diesen Schritt damit, dass er die AnstaltsAnstaltspfarrerpfarrer für „ehrlich und direkt“ haltehalte.. Für ThaThat-t- cher musste sich die Frage stellen, was Haughey von AnstaltspriesternAnstaltspriestem gehört hatte und wie er auf die Idee gekommen warwar,, ihnen eine Vermittlerrolle zu geben. Wie Haughey konkret von den AnstaltspfarrernAnstaltspfarrem gehört hatte und was ihm von deren Aktivitäten bbe-e- richrichtettet worden war,war, lässt sich zum jetzigenjetzigen Forschungsstand nicht klar belegen. Ebenso wie Haughey eine klare Vorstellung von den Vermittlern hatte, benannte er deutlichdeutlich,, wie die Vermittlung seiner Meinung nach ablaufen sollte. Haughey stellte sich eine eiein-n- facfachehe Kette vor. Das NIO entwarf einen Vorschlag und die Anstaltsgeistlichen übeüber-r- brachtenbrachten ihn den Gefangenen. DDieseiese konferierten und schickten ihre Antwort über die Priester zurück an das NIO. Dieses Konzept fußte auf der Annahme, dass die GefangGefange-e- nen die MöglMöglichkeitichkeit besaßenbesaßen,, den Streik selbst zu beendenbeenden.. FFürür Haughey lag die BBe-e- fehlsgewalt nichtniCht bei der Führung der IRA außerhalb des Gefängnisses. Thatcher hinghinge-e- gen machte in dem Gespräch nur wenige AussagenAussagen,, stelltstelltee im Wesentlichen Fragen und wieswies auf das Problem hin, das aufkommenaufl

517 517 Record of Conversation 8 December, S. 2. 518 Record of Conversation 8 December, S. 2. 519 Ebd. 134

über die Frage der Anstaltskleidung.520 Thatcher deutete wohl damit an, dass zukünftig die Anstaltskleidung auch uunternter die Frage der humanitären Bedingungen ffielle.ielle.

44.2.2 Der eersterste Kontakt zu Brendan Meagher, seine Rolle und erstes Eingreifen

Über das Wochenende zwischen dem 66.. und 88.. Dezember kam es zu einem TelefongTelefonge-e- spräch zwischen dem Sekretär von AtkinsAtkins‘‘ StellvertreteStellvertreterr Michael Alison, David Broker und Pater MeagMeagher,her, einem Priester des ClonardClonard-Klosters.-Klosters. Broker erfuhrerfuhr,, dass Meagher der Ersatz für Pater Alec Reid war, der sich noch immer von seiner Krankheit erhole. Nach dem Gespräch zwisczwischenhen Broker und MeagMeagherher wurde nach einer Diskussion zwzwi-i- schen BlellochBlelloch,, Jackson und einer anderen NIO-Beamtin NIO-Beamtin vereinbart, dass Meagher Sands und Hughes besuchen könne und er mit der Rede von Atkins versehen werden sollte. Jackson erwähnte das Gespräch am 9. Dezember auf einem Treffen beim StaatStaats-s- sekretär und erfuhr, dass Meagher am 9. Dezember Sands und McFarlane gesehen hatte, jedochjedoch nicht Hughes, da dieser bereits Besuch hatte. Meagher wurde es nicht erlaubterlaubt,, die Rede von Atkins mit ins Gefängnis zu nehmen, da dieses dem ProzeProzederedere bei GGe-e- ssprächenprächen von BesuchspriesternBesuchspriestem wiwiderspräche.derspräche. Meagher sprach dann am Mittag mit Jackson. Meagher betontebetonte,, dass AtkinsAtkins‘‘ Rede vom 4. Dezember das Ende des Streiks bedeuten könne. Er wollwollee damit aber nicht den Eindruck erwecken, dass er als VermitVermitt—t- lelerr auftreten könkönne:ne: „There was no way in which any priest, or other outsider could act successfully as a mediator or in bringing in matters to a conclusion. The only way fofor-r- ward was by direct contact between NIO at a senior level and the prisoners.”521 prisoners.”521 Meagher betonte, dass er Sands für eine entscheidende Figur im Hungerstreik halte. Ebenso schlug Meagher vorvor,, Hughes am selben Nachmittag zu besuchenbesuchen.522.522 Das GGe-e- spräch mit Meagher brbrachteachte dem NIO neue Erkenntnisse. Das NIO gewann eine EEr-r- kenntnis über die StruStrukturktur innerhalb des Gefängnisses. Sicherlich von Bedeutung für das NIO war auch die Aussage MeagherMeaghers,s, dass er sich nicht als Vermittler empfand. Mit Meagher war ein neuer Akteur in die komplizierte Situation eingetreten. Ein Akteur, den man bisher noch nichnichtt abschätzen konnte. Der zwar nicht verhandeln wollte, ähähn-n- lich wie Toner und Murphy, der aber nicht deren Ansehen besaß.

520 52° TNA: PREM 1919/507 /507 Record of Plenary Discussions between the Prime Minister and the IrishIrish Prime Minister, The Taoiseach held at Dublin Castle on Monday 8 December. 521 521 PRONIPRONI:: NIO12/160aN|012/160a Note of conversation with Father Meagher of Clonard Monastery, Tuesday 9 December 1980, im Folgenden zitiert als: Note of a conversation with Father Meagher. 522 Ebd. 135

Am 1414.. Dezember verlangte Sands ein Treffen zwischen Hughes, ihm, Gerry Adams und Bernadette McAliskey. Dieses Treffen wurde jedoch ververweigert,weigert, da das NIO bbe-e- fürchtete, dass dies über eine Politik der kleinen Schritte zu einem Treffen zwischen Humphrey Atkins, AdamAdamss und McAliskey führen könnte. Dieses Treffen würde, so aar-r- gumentierte das NIO, zu einer Art von politischem Status führen.fiihren. 523 DiDiee Ablehnung des Gesuches wurde an John Hume übermitteltübermittelt.. DDerer britische Botschafter in DublinDublin,, FiggFigg,, sollte die Regierung in Dublin im Detail über das Gesuch und die Ablehnungsgründe informieren. Nachdem Figg die Nachricht an O’Rourke vom irischen Department of Foreign Affairs (DFA) übergeben hatte, verständigte er sich mit Roy Harrington vom

NIO, dass ddieie Angelegenheit zwischen Thatchers SekretärSekretär,, Michael AlexanderAlexander,, und Dermot Nally vom Büro des Taoiseach geklärt würde. Am selben Tag besuchte MeaMeag-g- her auch den HungerstrHungerstreikendeneikenden McKearney.McKeamey.524 Über den Inhalt des Gespräches ist nichts bekannt, jedoch scheint er eine Ereigniskette in Gang gesetzt und ein MissveMissver-r- ständnis erzeugt zu haben. Am 1515.. Dezember traten 30 weitere republikanische HäftliHäftlin-n- ge in den Hungerstreik, um die sieben bisherigen Hungerstreikenden zu unterstützen.525unterstützen.525 Am 1616.. Dezember schrieb Mike HopkiHopkinsns vom NIO an Michael Alexander und infoinfor—r- mierte ihn, dass das irische Außenministerium versuchte „mitzumischen“„mitzumischen“.. Grund dafür war eine Anfrage der irischen Botschaft in London bei HopkinsHopkins,, wie Gerry Adams bei seinem gestrigen Besuch im MazeMaze-Gefängnis-Gefängnis vorangvorangekommenekommen sei. Hopkins bekräftigte gegenüber Alexander, dass die einzige Anfrage für einen Besuch von Gerry Adams im Gefängnis noch von dem Vierertreffen Hughes/Sands/Adams/McAliskey stammte. Die InformationeInformationenn zur Anfrage, ebenso wie deren AblehnungAblehnung,, seiseienen aaberber bereits an Dermot Nally weitergegeben wordenworden.. Hopkins bat Alexander, er möge Nally klarmachklarmachen,en, dass keine weiteren Anfragen für einen Besuch von Adams vorlvorlägen.526ägen.526 Wenn das NIO keine weitere Anfragen für einen Besuch von Adams im Gefängnis besaß und der Bürochef des TaisoseachTaisoseach,, Nally,Nally, wusste, dass das Treffen vom 1414.. nicht genehmigt worden war, wie kam dann das Gerücht zustande, dass Adams am 1515.. im Gefängnis gewesegewesenn sei? Die Spur führt hier zu Pater Meagher. Meagher hatte am 1414.. mit McKearneyMcKeamey gesprgespro—o- chen, der sich bereits beim Treffen zwischen Blelloch und den Gefangenen am 1010.. DDe-e- zember als eifriger Gesprächspartner erwiesen hatte. McKearneyMcKeamey wird die Gespräche

523 523 PRONIPRONI:: NIO12/160aNI012/160a Note of conversation with FaFatherther Meagher of Clonard Monastery, Tuesday 9 December 1980, im Folgenden zitiert als: Note of a conversation with Father Meagher. 524 524 PRONI:NIO/12/196aPROlNIO/12/196a the Republican Hunger Strike [Chronik ohne Datum und Autor]Autor].. 525 Ebd. 526 526 TNA: PREM/19/503 Hopkins an AlexandeAlexander,r, 16. Dezember 1980, im Folgenden zitiert als: Hopkins an Alexander, 16 Dezember. 136 zwischzwischenen Sands und McFarlane mitbekommen haben und hierbei hatte er vielleichtVielleicht auch von den Vorschlägen gehörtgehört,, ein Vierertreffen zu veranstalten. McKearney stellte den Besuch von Adams gegenüber Meagher als Faktum dar. Meagher wiederum berich-berich- tete dies an die iririscheische Regierung und diese stellte die Anfrage an Hopkins. Eine andere Möglichkeit wäre, dass das DFA die britische Regierung für ihre Zwecke benutzen wollte. Die irische Regierung und das DFA wusstenwussten,, wie sensibel die britische RegiRegie-e- rung auf Adams bzw. auf seine Einbindung in den Prozess zur BeendBeendigungigung des HungeHunger-r- streiks reagierte. So war die irische Regierung wenigstens in der LageLage,, ihre PosiPositiontion noch einmal klarzuklarzumachenmachen bzw. Vermittlungsvorschläge zu unterbreiten. Hopkins bbe-e- merkte in einem zweiten Punkt, ddass,ass, wenn die irische Regierung einen direkten Kanal zu AdamAdamss besitze, es durch diesen klarklargemachtgemacht werden sollte, dass die britische RegiRegie-e- rung keine Geschäfte innerhalb oder außerhalb des Gefängnisses mit Paramilitärs macmach-h- te. Die RRegierungegierung sei jedochjedoch bereibereit,t, den Gefangenen erneut zu erklären, was für sie möglich wärewäre,, wenn sie den Streik beendeten. Die britische Regierung, so Hopkins, würde es begrüßenbegrüßen,, wenn die irische Regierung die Bereitschaft für weitere ErläutErläute-e- rungsbemühungen der britischen Regierung ddurchurch ihren Kanal kommunizierkommunizierte.527te.527

In seinem Brief erwähnte Hopkins, dass Dermot Nally am Morgen mit Ken Stowe vom

NIO telefoniert hatte, um das NIO wissen zu lassen, dass es hilfreich für das NIO wäre, wenn es einen Besuch von einem bestimmten katholischen Priester Pater Meagher im Gefängnis ermöglichen würde. Er würde dort am selben Nachmittag für einen Besuch eintreffeneintreffen.. Hopkins fügte an, dass es hilfreich wäre, wenn Dermot Nally die Rolle von Meagher erklären könnkönnte.te. Wenn sich Meagher als Unterhändler ssah,ah, sollte die irische Regierung denjenigen, die mit Meagher in Kontakt standenstanden,, klarklarmachen,machen, dass VermitVermitt—t- lungsbemühungen oder Verhandlungen in der HoffnungHoffnung,, eine Veränderung in der PosPosi-i- tion der britischen Regierung zu erreichenerreichen,, nicht infrage kämenkämen.. Aus der Anfrage von Nally schlussfolgerte Hopkins das Bedürfnis der irischen Regierung nach eineeinemm diredirek-k- ten Kommunikationskanal, der aber nach Ansicht von Hopkins über Michael Alexander 528 laufen solltesollte.528. Ehe auf das Antwortschreiben von Alexander eingegangeeingegangenn wird, muss auf die unschlüssige Position der britischen Regierung gegenüber Brendan Meagher eingegangen werwerden.den. Wie schon gezeigtgezeigt,, hatte die britische britische Regierung erstmals am 9. Dezember Kontakt mit Brendan Meagher aufgenommen und dieser hatte seine PosPosi—i-

527 527 TNA: PREM/19/503 Hopkins an Alexander, 16. Dezember 1980, im Folgenden zitiert als: Hopkins an Alexander, 16 Dezember. 528 Ebd. 137 titionon eindeutig klargemacht. Er war kein Unterhändler oder Vermittler. Auch nach didie-e- sem Besuch war Meagher noch mehrmals im Gefängnis gewesengewesen,, zuletzt am 14.l4. DDe-e- zember. Das NIO musste also Kenntnis von Meagher besitzen und dennoch sprach Hopkins von einem gewigewissenssen Pater Meagher, als habe er noch nie zuvor von ihm und seinen Intentionen gehört. Dies lässt zwei Schlüsse zuzu:: Mike Hopkins war so sehr mit den unmittelbaren EreignissenEreignissen,, die den Hungerstreik betrafen,betrafen, und dem GesundheitszGesundheitszu—u- stand der Gefangenen beschäftbeschäftigt,igt, dass er keine Zeit gefunden hattehatte,, die Informationen über Meagher zu verarbeiten oder zur Kenntnis zu nehmen. Die andere Möglichkeit wäre sehr viel fataler und würde ein schlechtes Licht auf das Handeln des NIO und dda-a- mit auch der britischen Regierung werfen. Die Informationen über Meagher waren ninie-e- mals bis zu Hopkins durchgedrungen. Durch die Gliederung des NIO in verschiedene Arbeitsbereiche und Abteilungen bestand die Möglichkeit, dass die Informationen über Meagher bei der Zirkulation zwischen den vverschiedenenerschiedenen Bereichen verloren gegangen waren. Dieser Vermutung zu folgenfolgen,, heißt aber auchauch,, die Behauptung infinfragerage zu stellen, dass die Regierung eine kohärente Politik auf Basis fundiertefundierterr Urteile verfolgte. Das Beispiel von Meagher und seiner Stellung ggegenüberegenüber der britischen Regierung lässt Raum für die sachkundige Vermutung, dass britische Regierungspolitik und die von führenden Persönlichkeiten gefällten Urteile auf Analysen von denjenigen basierten, die sich nahe am Machtzentrum befanden und nicht dedenjenigen,njenigen, die sich am nächsten am Geschehen befanden . Je länger der Weg zwischen Machtzentrum und Machtperipherie wurde, desto mehr Informationen gingen verlorenverloren.. Am selben Tag telefonierte AlexanAlexand-d- er mit Nally, um die von Mike Hopkins aufgeworfenen Fragen zu klären. Auf die VeVer—r- wirrung bezüglich des angeblichen Besuches von Gerry Adams im MaMaze-Gefangnisze-Gefängnis angesprochenangesprochen,, antwortete Nally,Nally, dass er auch nicht in der Lage sei, ihren Grund zu eer-r- kennen. Dennoch habe sein Boss den Eindruck, dass Gerry Adams nützlich sein könnte, wenn er die Gefangenen alleine sehen könnte. Die Machthaber in Dublin gingen davon aus, dass die IRAIRAFührung,Führung, didiee man laut Nally in Dublin als Auftragsnehmer bezeichnbezeichne-e- tte,e, gegegengen den Hungerstreik seien. Hopkins sagte ihm, es sei kein weiteres Gesuch für einen Besuch von Adams im Gefängnis bekannt. 529 Hier drängen sich angesichts des Gespräches zwischen NallyNally und Alexander zwei Fragen auf: WWieie kam Charles Haughey auf die Idee, dasdasss Gerry Adams nützlich sein kkönnteönnte und wie erfuhr Haughey davon, dass die Führung außerhalb des Gefängnisses vermeintlich gegen den Hungerstreik

529 529 Prem 19/503 Alexander an Hopkins, 16. DezemDezemberber 1980, im Dokument fälschlich 15. Dezember 1980, imim Folgenden zitiert als: Alexander an Hopkins, 16. Dezember. 138 war? Als Informationsquelle kommt hier nur MeagMeagherher infinfrage,rage, denn wie sich Jim GiGib—b- ney, ein MitMitgliedglied des SinnSinn-Fein-Führungskreises,-Féin-Führungskreises, erinnerterinnert,, trafen sich er und Adams regelmäßig mit Meagher: „I met him with Gerry Adams in Clonard Monastery.Monastery.“530“530 Ebenso wwarenaren ihm die Kontakte zwischen Meagher, Adams und der britischen RegiRegie-e- rung bekannt: „Brendan Meagher might also have bbeeneen involved in an exchange between the British government and Gerry Adams.Adams.“531“Anscheinend“531“Anscheinend waren der Führung außerhalb des Gefängnisses die Kontakte von Meagher mit der irischen Regierung nicht klar. Nach Aussage von Gibney war Meagher die Anlaufstelle fürfiir Gerry Adams und die Gefangenen.532 Damit konnte Meagher die Stimmung der Führung außerhalb des GGe-e- fängnisses sehr gut einschätzen. Meagher war somit ein Informant für alle Seiten und ein Überbringer von Nachrichten. Alexander machte Nally erneut deutlich, dasdasss die britische Regierung nicht verhandlungsbereit sei, jedoch bereit seisei,, jedemjedem der zuhörtezuhörte,, die Vorteile aufzuzählen, die sich bei Ende eines Streiks ergäbenergäben.. Alexander fügte hihin-n- zu, wenn die irische Regierung irgendetwas dazu beitragen könnekönne,, diese NachrichtNachricht zu verbreitenverbreiten,, wäre dies begrüßenswert.begrüßenswert.533533 Im Folgenden kamen Alexander und Nally auf die Bitte des letzteren zu sprechensprechen,, Pater Meagher Zutritt zum Gefängnis zu verschaverschaf-f- fen. Alexander fragte ihn, ob seine Bitte um einen Besuch von Pater Meagher eine bbe-e- stimmte BedeuBedeutungtung besäbesäße.ße. Nally antwortete ihm, dass die Anfrage keine besondere Bedeutung hätte außer dem Fakt, dass Pater Meagher als hilfreich und zuverlässig galt. Er würde sicherlich sein Bestes geben, das VerVerfügbarefügbare an den Mann zu bringen.bringen.534534 AlexanderAlexander fuhr fort, Nally habe angekündigt, dass die irische Regierung über den BoBot-t- schafter in London folgenden Vorschlag unterbreiten würde: Die britische Regierung möge überlegen, ob sie sich bereitbereitfindenfinden könnte, den Wortlaut in der Kleidungsfrage zu akzeptiereakzeptieren,n, nämlich die Gefangenen mit „vom„Vom Gefängnis ausgehändigteausgehändigter“r“ oder „vom„Vom Gefängnis genehmigtegenehmigter“r“ Kleidung auszustatten. Nally sagte im Nachlauf etwas defedefen—n- sivsiV,, dass sich die britische Regierung den Vorschlag wahrscheinlich „nicht ansehen werde.“werde.“ Alexander berberichtete,ichtete, dass er Nally nicht in der Annahme bestärkt habe anzanzu-u- nehmen, dass die Regierung sich den Vorschlag ansehen würde. Zum Schluss bemerkte

Alexander noch, dass diedieserser Briefwechsel der eersterste in einer Reihe von Briefwechseln sein könnte, da er und Nally festgelegt hatten, dass sie beide die Anlaufstellen für dridrin-n-

530 530InterviewInterview zwischen dem Autor und Jim Gibney, 7. April 2015. 531 Ebd. 532 Ebd. 533 Alexander an Hopkins, 16. Dezember. 534 Ebd. 139 gende Gespräche zwischen den beiden Regierungen zum Thema des Hungerstreiks bibil—l- deten. Er habe dies bereits mit der Premierministerin abgeklärtabgeklärt.535.535 Es ist fraglich, ob es zu weiteren Briefwechseln zwischen Alexander und Nally kam, da angesichts dedess sich rapide verschlechterndenverschlechtemden Gesundheitszustandes von Sean McMcKennaKenna und anderer GefaGefan—n- gener die Zeit fürfiir einen fundierten und argumentatiargumentativenven Austausch vorbei war.

4.3 Blelloch, Toner und Murphy

Wie Brendan Meagher seine Rolle im GefängniskonfliktGefängniskonflikt sah und welche Auswirkungen seine Gespräche und Bemühungen auf die irische und britische Regierung hatten, wurde dargestellt. Nun ist es an der ZeitZeit,, die Rolle der Anstaltspriester Toner und Murphy zu diskutdiskutieren.ieren. Hierzu ist es nötignötig,, auf den 1010.. Dezember 19801980 zurzurückzuspringen.ückzuspringen.

Am 10.10. Dezember kam John Blelloch ininss Gefängnis und traf sich mit allen Gefangenen, die sich im HungersHungerstreiktreik befanden. Blelloch erläuterte zu Beginn des Gespräches das Zustandekommen sseineseines Besuches. Nachdem Thatcher und Haughey die Rede von AAt-t- kins vomV0m 4. Dezember diskutiert hätten, sei er von ihnen angewiesen wordenworden,, ins GGe-e- 536 - .- fängnis zu gehen und den Gefangenen die Rede persönlich zu erläutern. DieseDlese ErläErlau-u- terung schien jedochjedoch für die GefGefangenenangenen unnötig zu sein. Hughes stellte am Ende des Gespräches fest, dass die Rede nichts Neues enthielt. Wie Thatcher bereits einige Tage zuvor auauff der Pressekonferenz nach dem angloangle-irischen-irischen Gipfel machte Blelloch deudeut-t- lich, dass AtkinsAtkins‘‘ Text erstmalerstmalss zusammenfasstezusammenfasste,, was möglich und was nicht möglich war. Zudem betonte er, dass die Entwicklung im Gefängnisstreit nicht am 2727.. Oktober mit dem Beginn des Hungerstreiks aufgehört habe, sondern die Regierung denjenigen, die sich Sorgen um die humanitären UmsUmständetände machtenmachten,, ein offenes Ohr schenkte. DDa-a- rauf wurde Blelloch gebetengebeten,, bei dieser Aussage mehr ins Detail zu gehen. Dieser las jedochjedoch lediglich die letzten beiden ParagraParagrafenfen der Rede wortwörtlich ab. Blelloch macmach—h- te den Gefangenen deutlich, dass ihre FordForderungerung nach einem politischen Status keine Aussicht auf Erfolg habe. Diese würde nicht nur von allen demokratischen Regierungen abgelehnt, die nicht annahmen, dass die britische Regierung nachgnachgäbe,äbe, und würden sie auch nicht unterstützen, wenn sie dies täte. Die Forderung wurde ebenso von politischen Führungspersönlichkeiten in Nord-Nord- und Südirland und von der katholischen Führung in Nordirland abgelehnt. Im Anschluss an die Rede folgte eine Art von Fragestunde, die sich weniger mit dem Abstraktum des politiscpolitischenhen Status beschäftigtenbeschäftigten,, sondern mit

535 535 Alexander an Hopkins, 16. Dezember. 536 536 TNA:TNA: CJ/4 /3040 Note for the Record, 10 December 1980, im Folgenden zitiert als: Note for the Record, 10 December. 140 konkreten Einzelfragen. Unter anderem wurde nach der Anstaltskleidung gegefragt.fragt. EEss wurde über die Versammlungsfreiheit gesprochen, z. B. ob die Zellentüren während der Versammlungszeit offen bleiben dürften oder ob alle Gefangenen gleichzeitig in den Speisesaal des Gefängnisses passten. Ebenso wurde Blelloch gefragt, wann die PrivilPrivile-e- gien und die in der Fragestunde besprochenen Vergünstigungen für die Gefangenen zugänglich gemacht würden. Blelloch beschrieb daraufhin, was passieren würde, wenn die Gefangenen ihren Streik beendeten. Hughes fasste für die Gefangenen zusammen, dass die Rede nichts Neues enthielt. Blelloch entgentgegneteegnete ihm daraufhin,daraufliin, dass das NeueNeue an der Rede wäre, dass der Streik jetzt bereits 44 Tage andauerte und man daher alles ernst nehmen müssemüsse,, was gesagt wurde und dass der Text von Atkins die Position der britischen ReRegierunggierung klarklarmachtemachte in Bezug auf dasdas,, was für die Gefangenen an PrivilPrivile—e- gien zur Verfügung ststünde.ünde. Hughes fragte Blelloch, ob die Gefangenen über bestimmte Aspekte nachdenken und ihm dann einige Vorschläge unterbreiten könnten. Blelloch bejahte das. Diese Vorschläge wären aber nicht die Basis fürfiir Verhandlungen.Verhandlungen.537537

Am selben Tag wurde die KommunikationslKommunikationslinieinie zwischen dem NIO, Toner und Murphy und den Gefangenen erneuerneutt genutzt. Um 18:18:4545 Uhr am selben Abend besuchte Pater Toner Bobby Sands in seiner Zelle und sagte ihm, dass er nicht zufrieden sei mit dem Besuch von Blelloch. Das NIO habe ihnihn,, Murphy und MeMeagheragher am vorherigen Freitag, dedemm 5. Dezember gebrieft und sie beide hätten mehr eine Art von Maßnahmenpaket als lediglich eine weitere Erklärung der Rede erwartet. Ebenso brachte Toner Richtlinien von Hughes mit, in denen er betonte, dass die Antwort auf ddenen Besuch von Blelloch nicht zu harsch ausfallen sollte, weil dies das NIO daran hindern könntekönnte,, zurückzzurückzu-u- kommen. Sands war wütend darüber, dass Hughes mit Toner gesprochen hatte. Er hatte versuchtversucht,, die Gespräche zwischen ihm und Hughes geheim zu halten und nun hatte Hughes sich einem Priester anvertraut, den er und Hughes nach Schilderung von O’HearnO’Heam für nicht vertrauenswürdig hielten.hielten.538538 Am selben Tag schrieb Sands nnochoch eine Nachricht an Adams: „ TThere’shere’s merit in [taking[taking a softer line with the NIO] but now IIn—n- dex [der Spitzname von Pater Toner bei den Gefangenen] knows and so will the Brits.“539 Wie unzuverlässig oder zuverlässig Toner warwar,, lässt sich anhand eineeiness TelTele-e- fongespräches feststellen, das Toner und Blelloch am Abend des 10.lO. Dezember um 23:23:3030 Uhr führten. Toner schilderte Blelloch seine Eindrücke vvonon der Stimmung der

537 537:: Note for the Record, 1010 December. 538 O’Hearn:O'Hearn: Nothing But an Unfinished Song, S. 296 539 Ebd. 141

GefanGefangenen.genen. Der Pater erwähnte gegenüber BleBlelloch,lloch, dass er sowohl bei Sands als auch bei Hughes gewesen sei und beide in einer enttäuschten und desillusionierten Stimmung vorgefunden habe. Beide hähättentten den Zweck des Besuches infinfragerage gestellt, angesichts dessen, dass die Regierung keine Anzeichen machtemachte,, sich in der Frage des politischen Status zu bewegen. Dieser Einleitung folgend, diskutierten die beiden das TreffenTreffen.. TTo-o- ner betonte ansanschließend,chließend, dass Hughes und Sands dieselbe Reaktion auf das Treffen gezeigt hätten. Der erste habe den letzteren über das Treffen informiertinformiert.. Sands hatte eigentlich erwarteterwartet,, bei jedem Treffen zugegen zu sein.sein.540540 Das Treffen zwischen Sands und Hughes war für Blelloch jedoch keine Neuigkeit. DDieie Gefängnisleitung hatte ihn bereits über das Treffen informiert, ohne ihm dabei den Inhalt des Gespräches wieder-wieder- geben zu können. Lediglich die Information, dass Sands größtenteils gesprochen habe, konnte weitergegeben wewerden.rden. Im Großen und Ganzen zeigte sich Blelloch verwundert über die Schilderung Toners. Er habe den Gefangenen eingehend erklärterklärt,, was innerhalb des Gefängnissystems an RechteRechtenn und Privilegien zur Verfügung standstanden.en. DDieie GefaGefan-n- genen hätten dies und die Regierungsposition verstanden. Toner erwiderte ihmihm,, dass es bei Bestimmungen wie denen zum Versammlungsrecht Veränderungen geben könnekönne,, wenn die Gefangenen ihren Streik aufgäben. Unter einer solchen Voraussetzung seien die Gefangenen nicht bereitbereit,, ihren StStreikreik zu beenden.541beenden.541 Wie das Gespräch zeigt, behielt Toner seine kritische Haltung gegenüber beiden Parteien bei. Er plauderte nicht den genauen Inhalt der Gespräche mit Sands und Hughes aus, aber ebenso wenig forderte er von Blelloch einein,, jetztjetzt den politischen politischen Status der Gefangenen wiwiederherzustellen.ederherzustellen. Es war für alle beteiligten Kleriker immer wieder eine GraGratwanderungtwanderung zwischen den bebei—i- den Machtpolen. Ohne das Vertrauen beider Seiten musste das gesamte KommunikatKommunikati-i- onssystem zusammenbrechen und die Folge davon wwarenaren Tote.

44.4.4 Das Ende des ersten Hungerstreiks und die Rolle von Toner, Murphy und

Meagher

Am 17.17. Dezember begannen mehrere InitiativenInitiativen,, um den Hungerstreik zu einem schneschnel-l- len Ende ohne Tote zu führen. Kardinal ÓÖ Fiaich, der sich während der Dezemberkrise still verhalten hatte, schickte ein Telegramm mit folgendefolgendemm Inhalt an Margaret Thatcher: „Having alreday appealed tot0 the Hunger Strikers tot0 give up their fast we appeal to you to intervene personally in the prison crisis which is now worsenworseninging every

540 54° Note for the RecRecord,ord, 10 DecemDecember.ber. 5415“ Ebd. 142 day. All sides here are desperate for a solution and some must take an initiative imim—- mediately to avert tragedy.tragedy.”542”542 ÓÖ Fiaich schrieb dieses Telegramm auch im Namen der 543 anderen nordirinordirischenschen Bischöfe.543 Thatcher lieließß sich von diesem Aufruf zu Handeln nicht beeindrucken und antwortete dem Kardinal lediglich kühl: „„II believe that there is now almost a universal agreement, in Ireland and elsewhere, that men of violence can have no right to political status. But political status is what the protestors are demanding. This the government cannot and will not give.give.”544”544 In iihremhrem Telegramm ging sie sogar so weitweit,, ÓÖ Fiaich für ihre Politik zu vereinnahmen. Sie versuchte aus dem UUm—m- standstand,, dass der Kardinal die Streikenden zu einem Ende ihrer Aktion aufgefordert hattehatte,, implizit eine Kumpanei zwischen ÓÖ Fiaich und der bribritischentischen ReRegierunggierung herzustellen.herzustellen.545545 Doch nicht nur auf britischer Regierungsebene und kirchlicher Führungsebene wurden Versuche unternommenunternommen,, den Hungerstreik zu beendenbeenden,, auch die republikanische FüFüh—h- rung schaltete sich in den KonfliktKonflikt ein. Danny Morrison besuchte Brendan Hughes und erzählte ihm von dedenn Verbindungen zwischen republikanischer Führung, Brendan DuDud-d- dy, Michael Oatley und der britbritischenischen Regierung. Zusätzlich erkundigte er sich überüber den Zustand von Sean McKenna: „„HeHe [Brendan[Brendan Hughes] was aware because I totoldld him. I told him 24 hours before he called off the hunger strike. I also visitedVisited the same night, it was Wednesday the 17l7thth of December, Sean McKenna, who had gone blind at that stage, who was seriously ill. Sean McKenna told me, that we were not to worry about 546 him, he wasn’t an issue, he wasn’t to be considered. He had no fear of death.death.“546“ Nach-Nach- dem Morrison das GefängnisGefangnis verlassen hatte, schien sich Hughes mit den beiden AAn-n- staltspfarrernstaltspfarrem Toner und Murphy in Verbindung gesetzt zu haben, um mit ihnen eine ReiReihehe von Maßnahmen zu diskutieren, die —– wwennenn sie von der britiscbritischenhen Regierung eer-r- griffen würden —– zzuu einem sofortsofortigenigen Ende der Proteste führten.547 Toner und Murphy setzten sich dann mit John Hume in Verbindung, der wiederum rief Kenneth Stowe im

Nordirlandministerium an, um mit ihm über die Maßnahmen zu diskutieren. Die zu eer-r- greifenden Maßnahmen erserstrecktentreckten sich auf zwei Bereiche: die Kleidungsfrage und die Versammlungsfreiheit. Die Gefangenen sollten in der Lage sein, die von der Anstalt ausgegebausgegebeneene ZivilklZiVilkleidungeidung zu beziehen, wenn sie dies wünschtenwünschten,, und die Gefangenen

542 TNAzPREMTNA:PREM 19/503 Telegramm O’Fiaich an Thatcher, 17. Dezember 1980. 543 Ebd. 54454“ PREM 19/503 Antwort von Thatcher an O’Fiaich,O'Fiaich, 17. Dezember 1980 545 Ebd. 546 546 InterviewInterview zwischen dem Autor und Danny Morrison, 31.10.2014 547 TNAzPREM/19TNA:PREM/19 /503 NNoteote of a phone call from John Hume between 4.30 and 5.00 pm on Wednesday 17 December 1980, im Folgenden zitiert als: PREM 1919/503 /503 Note of a phone call 17 December. 143 verlangten größere BewegungsBewegungs-- und Versammlungsfreiheit innerhalb des ZellZellen—en- blocks.548blocks.548 Laut Hume berichteten Toner und MuMurphy,rphy, dass die Gefangenen sich gewegewei-i- gert hättenhätten,, auf McKenna eieinzuwirken,nzuwirken, weil ddasas bereits als ein Zeichen gedeutet werden könne, dass diese ihren Streik bereits beendet hätten. In der Diskussion über die MaMaß-ß- nahmen betonte Stowe, dass die Kleidung bereits zur Verfügung stand. Es folgte eine Diskussion über die BewegunBewegungs-undgs-und Versammlungsfreiheit, in der Stowe betonte, dass die Regierung nichts tun könne, was danach aussähe, dass die Gefangenen die Kontrolle 549 über ihren eigenen Tagesablauf besäßen.549 Zudem betonte Stowe, dassdass,, wenn die VeVer-r- sammlungssammlungsfreiheitfreiheit überhaupt in ErwErwägungägung gezogen werden sollte, sie auf eineinee hanhand—d- habbare Regelung reduziert werden müsse. Dies könne aber unter keinen Umständen mit den Gefangenen diskutiert werden. Man könne aber überlegenüberlegen,, den Gefangenen alle Räumlichkeiten während der Mahlzeiten und zu aanderennderen Zeiten frei zugänglich zu mma-a- chenchen.. Zu einem neuen Diskussionspunkt überleitend,überleitend, stellte Stowe die FrageFrage,, wie auaus-s- sagekräftig der Bericht der beiden Anstaltspfarrer sei und wollte ebenso wissen, was passiere,passiere, wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen beschlossen würden. Hume antwortete ihm daraufhin, dass alle Proteste dann zu Ende gingen. Hume schlug vor, dass Stowe am 1818.. ins Gefängnis gehengehen,, die Regierungsposition erklären und dann eine Antwort abwarten sollte. StStoweowe drückte erneut seine Bedenken über die MaßnahMaßnahmenmen aus: „„PUSPUS said that the above were only his firstfirst thoughts of possible formulae and he wishedWished to stress again the problems associated with this, the overriding need for security, the need for us to be veveryry sure that the ffathersathers had reported accurately and the need to proceed generally with great caution. He was pparticularlyarticularly concernedconcemed that the ffathersathers may have left an expectation among the prisoners that their demands might be met.met.”550”550 Stowe sasag-g- te, dass er kkeineeine Aussage darüber machen könne, was die Regierung unternehmen wewer—r- de, bis die Minister befragt worden wärenwären.. Er sprach sich interessanterweise dafür aus, dass die Kirchenführung ein Statement veröffentlichte, in dem sie Atkins zu eineeinerr hhu-u- manitären Geste drängdrängten.ten. Anschließend an das Gespräch mit Hume schschienien er Roy HaHar-r- rington im NIO kontaktiert zu habenhaben.. DDieserieser wiederum setzte sich mit Michael AlexaAlexan-n- der in Verbindung und berichtete ihm von dem Gespräch mit Hume. In einem Brief von Roy Harrington an Michael Alexander berichtete dieser von einem Schreiben von Mike Hopkins, für das „Prime Minister Meeting“ am 17l7.. Dezember. Auf der zweiten Seite von HopkinsHopkins‘‘ Schreiben ging es um die prinzipielle Ablehnung von Vermittlern und

548 548 PREM 1919/503 /503 Note of a phone call 17 December. 549 Ebd. 55055° Ebd. 144

VerhandlungsfühVerhandlungsführem.rern. Harrington nutznutztete dies als Aufhänger,Aufllänger, um die Ablehnung gegegegen—n- über Alexander zu bestätigen. DDennochennoch sei das NIO von Hume kontaktiert worden. Durch ihren engen Kontakt mit Hume habe das NIO erferfahren,ahren, dass die sieben GefangGefange-e- nen im Hungerstreik nach einer gesichtswahrenden LöLösungsung suchten. Harrington berich-berich- tet, diese Lösung sei an Hume durch die Gefängnispfarrer herangetragen wordenworden,, die das Gefängnis am 1616.. und 1717.. im Rahmen ihrer pastoralen Tätigkeit besucht hätten. Harrington schrieb, dass es durchaus verlockend klangklang,, die gesichtswahrende Lösung zu verfolgen, da drei fundamentale Punkte nicht eineingeschlossengeschlossen warenwaren.. Sie schlosschlossensen wwe-e- der einen politischen Status ein noch war eine abweichende BehanBehandlungdlung für eine bbe-e- stimmte Gruppe vorgesehen und auch eine teilweise ÜbertragunÜbertragungg der Kontrolle an die Gefangenen war ausgeschlossenausgeschlossen.551.551 Atkins werde auf der Sitzung noch erklären, welche Rolle Hume spielen könnte, derder,, obwohl überaus vertrauenswürdig, jedoch von den GGe-e- fangenen respektiert werde und bereit seisei,, die britischen Beamten ininss Gefängnis zu bbe-e- gleiten, um als unabhängiger Garant zu agieren. Roy Harrington fügte über das VerhälVerhält—t- nis zwischen Regierung und Gefangenen hinzuhinzu:: „w„whetherhether we like it or not [[thethe prisoners], do not trust British Governments.““552552 Über Harrington fand das GesGesprächpräch zwischen Hume und Stowe sogar seinen Weg in die Kabinettssitzung am 18.18. Dezember. In einer Vorlage für Thatcher, erstellt von Cabinet Minister Robert Armstrong, fand das Telefonat von Stowe und John Hume ausführliche Erwähnung. Armstrong nannte den VVorgangorgang eine signifikante Entwicklung. Er nahm jedoch fälschlicherweise an, dass die Gefangenen lediglich John Hume vertrauten. AAusus den Forderungen zur AnstaltskleAnstaltsklei—i- dung und zum Besuchsrecht waren auf einmal zwei kleine Konzessionen geworden. Die zzivilartigeivilartige Kleidung würde jetzt persönlich an die Gefangenen übergebenübergeben.. In BBezugezug auf die Versammlungsfreiheit sollten sich die Gefangenen in jedem Flügel zu MaMahlzeiten,hlzeiten, während der BildungsBildungs-- und Arbeitszeit, zu Trainingszeiten und während ihrer Freizeit frei bewegen dürfendürfen.. Zusätzlich durften die Gefangenen ihre Freizeitaktivitäten frei ausüben und sich etwa zwischen Fernsehraum und Werkstätten hin und her bewegen. Diese Vergünstigungen sollten Armstrongs Bericht nach für alle GefangGefangenenenen gelten, die Hungerstreikenden würden aber die Urheberschaft beanspruchen. Für Armstrong stastan-n- den angesichts der kleinen Zugeständnisse noch vier Fragen im RaumRaum:: Würden die kleinen Zugeständnisse ausreichen, um den Streik zu beenden? Welche Gründe gab es, John Hume und seinem Urteil zu trauen? Was würde die IRA aus den Zugeständnissen

551 551 TNA: PREM 19/ 503 Schreiben von Harrington an Alexander, 17.17. Dezember, im Folgenden zitiert als: PREM 19/503 Harrington an Alexander. 552 Ebd. 145 mamachen,chen, sowohl iinn ihrer begrifflichenbegrifflichen Vorstellung als auch in BBezugezug auf das praktische Leben im Gefängnis? Als letztes fragtfragtee sich Armstrong nochnoch,, ob0b die erfolgreiche BeeBeen-n- digung des Streiks das Risiko aufwiaufwiege,ege, dass das Ende des Streiks und die KonzessiKonzessio—o- nen von der IRA und ihren Sympathisanten als Sieg gefeiert und von den Unionisten als Betrug gewertet würde? Er fragte sich, ob die Regierung darauf eine Antwort hhätte.ätte. Zum weiteren Vorgehen notierte ArmstronArmstrong,g, dass Hume zusammen mit einem Beamten des NIO am 1818.. Dezember ins Gefängnis gehen werdewerde,, um zu verhandeln. Wenn die Verhandlungen erfolgreich verliefenverliefen,, würde Atkins am 1818.. eine Fernsehansprache hahal-l- ten.ten 553 Zu dem Besuch vovonn John HumHumee im Gefängnis kam es jedoch jedoch nie, da sich der

GesundheitsGesundheitszustandzustand von Sean McKMcKennaenna am 1818.. Dezember massiv ververschlechterte.schlechterte.

Am selben Tag als Robert Armstrong die Darlegung für die Premierministerin schriebschrieb,, wurde von Brendan DuddyDuddy,, einem Kontaktmann der republikanischen BewegungBewegung,554,554 der geheime Kanal zu Michael Oatley und damit zur britischen Regierung aktiviert. Duddy rief Oatley mitten in der Nacht an und erzählte ihm, dass ein akzeptabler KompromKompromississ ausgearbeitet werden könne aangesichtsngesichts der BereitBereitschaftschaft der IRAIRA-Führung,-Führung, einen WeWegg aus der Sackgasse zu finden. Oatley teilte ihm mit, dass man eine Formel finden könne, ohne Zweifel mit mehrdeutigen Formulierungen, die ein Zugeständnis der britischen Regierung an die ForderunForderungengen der Streikenden darstellte. Michael Oatley kontaktierte am 18.18. Dezember daraufhin Frank Cooper im Verteidigungsministerium, der jedoch zuvor im NIO gearbeitet hatte. Cooper wiederum verwies Oatley an Kenneth Stowe.

Dieser machte sich darandaran,, ein Dokument zu verfassenverfassen,, in dem er verschiedene symbolsymboli-i- sche Gesten vorsvorschlug,chlug, die die britische Regierung in Richtung der Gefangenen machen könne. Stowe empfahl, dass Oatley das Dokument zu Duddy nach Nordirland mitnahm und bemühte sich gleichzeitiggleichzeitig,, von Thatcher die Genehmigung zu erhaltenerhalten,, mit der OpOpe-e- ration fortzufahren. ThThatcheratcher und Atkins wurden von Stowe im britischen Unterhaus

über das Schriftstück informiert, während Oatley in Stowes Auto darauf wartetewartete,, zum Flughafen Heathrow gefahren zu werdenwerden,, um von dort aus zum AldergroveAldergrove-Flughafen-Flughafen außerhalb von Belfast zu fliegen.fliegen. Laut Stowe stellte das Dokument eine Fassade von Zugeständnissen in BBezugezug auf die Behandlung der Gefangenen dardar,, die ihnen „eine LeLei—i- ter zum HinabsteigenHinabsteigen““ anbotanbot..555 Die Gesten wurden als humanitär präsentiert und waren auf alle Gefangenen anwendbar. Die Gefangenen durften von ihren Familien erhaltene

553 TNA: PREM 19/503 Cabinet: Northern Ireland, 17. DDezemberezember 1980. 554 554 Peter Taylor: Disobeyed orders and a dangerous messagemessage,, in:in: The Guardian 18.03.2008, accessed via: http://www.theguardian.com/politics/2008/mar/18/northernireland.pa t1t1.. 555 . Hennessey: Hunger Strike, S. 117. 146

Kleidung zu Besuchen und in ihrer Freizeit tragen, zivilähnliche Kleidung sollsolltete wäwäh-h- rend der Arbeitszeit getragen werden. Bewegungsfreiheit wurde den Gefangenen an Wochenenden gewährt und die erworbenen Strafnachlässe sollten wiederhergestellt werden. Nichts in dem Dokument unterminierte die Regierungsposition oder stellte eine Anerkennung der fünf Forderungen dar. Thatcher stimmte dem Plan zu und Oatley bbe-e- gab sich auf die ReiseReise.556.556 Während Stowe an dem Dokument schrieb und um die ZZu-u- stimmung von Thatcher ersuchteersuchte,, verschlechterte sich die Gesundheitssituation von Sean McKenna im Gefängnis zunehmend und brachte damit neue Bewegung in den

Konflikt.flikt.

Bevor McKenna am AbenAbendd des 18l8.. Dezembers ins GefänGefangnishospitalgnishospital eingeliefert wuwur-r- de, kamen GefängnisleiterGefangnisleiter Hilditch und ein Beamter in die Zellenblöcke, um sich mit Hughes zu treffen und ihn mit neuen Vergünstigungen zu konfrontieren. Hughes erierin-n- nerte sich, dass den Gefangenen ddasas Tragen der eigenen Kleidung und BewegungsBewegungs-- und Versammlungsfreiheit zu bestimmten Tageszeiten angeboten wurdewurde.. Hughes diskutierte die Forderungen mit seinen Mitstreikenden und alle stimmten den Vorschlägen prinzi—prinzi- piell zuzu.. Hughes verlangte danndann,, die VorsVorschlägechläge schriftlich zu erhaltenerhalten.. Der Beamte des NIO teilte Hughes mit, er müsse erst zurück und die Forderung prüfen. Nach dem GGe-e- spräch überprüfte Hughes den Gesundheitszustand der anderen Hungerstreikenden. Als die Reihe an McKenna kamkam,, bemerkte Hughes, dass sich McKMcKennaenna nahe an einem KKo-o- ma befand. Auf dessen BitteBitte,, ihn nicht sterben zu lassenlassen,, antwortete er: „„YouYou have my word. I won’t let you die. We have the agreement here, we’re only holding out for it to be on paper and to have a witnesswitness from the Republican Movement.Movement.”557”557 In der Folge fielfiel McMcKennaKenna immer wieder ins Koma, sosodassdass die GefängnisleitungGefangnisleitung beschlossbeschloss,, ihn in das MusgraveMüsgrave-Park-Krankenhaus-Park-Krankenhaus zu verlegen. Die anderen Hungerstreikenden wurden von GefängnisärztenGefangnisärzten infoinformiert,rmiert, dass der ZustZustandand von McKMcKennaenna kritisch sei und ihnen selbst 558 nicht mehr viel Zeit bliebbliebe,e, bis sie selbst an die Schwelle des Todes träten.träten.558 Über den Ablauf der folgenden Ereignisse besteht Unklarheit. Hughes berichtet, er habe im ZeZel-l- lenflurlenflür gestanden gestütztgestützt,, auf Pater Toner und Pater ReidReid.. Anwesend war DrDr.. Ross, eineeinerr der AnstaltsärzteAnstaltsärzte,, als Sean McKeanna von zwei PflegernPflegern auf einer Bahre vorbevorbei-i- ggetragenetragen wurde. HughHugheses habe dann Dr. Ross hinterherhinterhergerufengerufen „g„gebtebt ihm Nahrung“ und

556 556 Hennessey: Hunger Strike, S. 117. 557 O’Hearn:O'Hearn: Nothing But an Unfinished SongSong,, S. 298298.. 558 558NIO/12/196aNIO/12/196a The Republican Hunger SStrike.trike. 147 beendete damit den HungerstreikHungerstreik559559 Die Gefangenen waren kollektivkollektiv,, nicht individuell in den Hungerstreik getregetreten.ten. DDaheraher war der Hungerstreik beendet, als einer aus dem Kollektiv ausscherte. Nach der Schilderung des Chronisten des NIO verlief die BegBege-e- benheit komplett anders. McKenna habe sich bbereitsereits im Krankenhaus befunden, als gge-e- gen 18:18:3030 Uhr ein Streit zwischen Hughes und McFeeley ausbrach, ob man McKenna zwangsernährenzwangsemähren sollte oder nicht. Hughes wollte den Streik beenden, aber McFeeley verweigerte dies. Schließlich habe Hughes die Behandlung von McKenna erbetenerbeten,, die genehmigt wurde. Zusätzlich wollte Hughes Sands sehensehen.. AAuchuch dieses Gesuch wurde genehmigtgenehmigt.. UmUm 19:19:4545 Uhr verlangten alle 30 Hungerstreikenden unter der Aufsicht des VizeVize-Gefängnischefs,-Gefängnischefs, den AnstaltsärzAnstaltsärztenten und von Toner und Murphy EsEssensen und medmedi-i- zinische Behandlung.Behandlung.560560 Welche Version stimmtstimmt,, lässt sich heute nicht mehr überprüfen.

Die TatsacheTatsache,, dass Hughes die Anwesenheit von Pater Reid herbeifantasiert, der seit Anfang Dezember nicht mehr im Gefängnis gewesen war, lässt die Version des ChrChro-o- nisten des NIO plausibler erscheinen. Um den weiteren Verlauf der Ereignisse und die Rolle von Hughes zu klären, muss man Klarheit darüber erlangen, wie viel und was Hughes von den Bemühungen der Führung außerhalb des Gefängnisses wusste und ob er infoinformiertrmiert war, dass Meagher mit Dokumenten unterwegs warwar.. Hughes selbst gab im Interview mit Ed Moloney zu Protokoll: „I had no guarantee at that point that anything was going to come from the British, no guarantee whatsoevwhatsoever.”561er.”561 Danny Morrison wi-wi- derspricht diesem Statement vehement. Er habe Hughes noch am 1717.. von den BemBemü-ü- hungen der republikanischen Führung berichtetberichtet,, schriftliche Vorschläge zu bekommen. Zusätzliche Verwirrung in die Ereignisse bringt Richard O’Rawe. Er behauptet, Sands habe nach ddemem Ende des Hungerstreiks den Gefangenen erzählt, er hätte von Meagher die Information erhalten, dass sich ein Dokument mit einem Deal auf dem Weg vom Aldergrove-FlughafenAldergrove-Flughafen ins Gefängnis befbefände.ände. Die Crux an der Sache wäre jedoch, dassdass,, bevor diese DokumentDokumentee ankämenankämen,, Sean McKenna tot wäre. Hughes beendete also —– O’Rawes Schilderung zufolge —– den Streik mit dem Wissen, dass eine Einigung auf der Basis des Dokuments möglich wäre. Die WahrheiWahrheitt liegt wohl zwischen der UUn—n- kenntnis von Hughes und dem Wissen über ddieie Bemühungen der Führung außerhalb des Gefängnisses. HughesHughes,, gesundheitlich geschwächt und ausgezehrt, entschied sich wohl für das EEinzige,inzige, ddasas sicher war, dass nämlich ein Ende des Streiks ein Menschenleben retten könnte. Er wollte nicht ((fürfür eine politische AngelegenheitAngelegenheit),), fürfiir eine PrinzipiePrinzipien-n-

559 559 Moloney: Voices from the Grave, S. 239. 560 Moloney: Voices from the Grave, S. 239. 561 Ebd. 148 frage über Leichen gehen. Das EEinzige,inzige, ddasas sicher ausgeschlossen werden kannkann,, ist die Schilderung O’Rawes. Meagher war das letzte Mal am 16.16. Dezember im Gefängnis, also bevor überhaupt zwischen Duddy und Oatley Kontakt bestand. Meagher konnte nur über dieselben Informationen wie Danny Morrison verfügen, da er der Kontaktmann zwischen republikanischer Führung und den Gefangenen warwar.. AußerdemAußerdem:: SSelbstelbst wenn Meagher Hughes am 1616.. die Informationen über das sich im TrTransitansit befindlichebefindliche DokDoku-u- ment gegegebengeben hhätte,ätte, nimmt es sich seltsam aus, dass die Dokumente zwei Tage unteunter-r- wegs wwaren,aren, wenn es gerade jetzt jetzt um Schnelligkeit ging. Während sich die dramatdramati-i- schen Ereignisse im GefängnisGefangnis abspieltenabspielten,, erhielt Meagher am AldergroveAldergrove-Flughafen-Flughafen das Dokument und brachte es zur republikanischen Führung in eeinin Versteck in West Belfast. NachdemNachdem es kopiert worden war, lasen die Mitglieder des IRA Army Councils und der IRA Chief of Staff das Dokument.Dokument.562562 Das Dokument war über 30 Seiten lang und enthielt im Wesentlichen eine WiWiedergabeedergabe der Regierungsposition.Regierungsposition.563563 Noch wäwäh-h- rend die Anwesenden das Dokument lasenlasen,, stürmte eine Person in den Raum und vever-r- kündete das Ende des Hungerstreiks. TTrotzrotz des Endes des HungerstreikHungerstreikss oder gerade desdeswegen,wegen, begab sich Meagher noch am selben Abend ins Gefängnis.Gefangnis. Das NIO dokdoku-u- mentiermentiertete dabei seinen Besuch auf das GGenaueste.enaueste. Als Meagher um 2222:30:30 Uhr in Long Kesh ankamankam,, durfte er Sands und Hughes zusammen sehen und sich mit ihnen besprbespre-e- chen.chen.564564 Die Besprechung fand um 23:23:0000 Uhr im Anstaltskrankenhaus statt. Meagher hatte —– nicht wie Beresford schildert —– ein Dokument bei sichsich,, sondern zwei. Diese enent-t- sprachen aber beide nicht den ForderuForderungenngen der Gefangenen. So enthielten sie unter aan-n- derem die VerpflichtungVerpflichtung,, AnstaltskAnstaltskleidungleidung an Wochentagen während der Arbeitszeit zu tragentragen.565.565 Nach 10lO Minuten wurde Meagher erlaubt zu telefonieren und er sprach mit einer Frau. Um 23:23:4545 Uhr bat Meagher den stellvertretenden Gefängnisleiter, die Kommandeure der anderen ZellZellenblöckeenblöcke sehen zu dürfen. Das wurde jedoch jedoch auauss SSi-i- cherheitsgründen abgelehnt. Meagher wurde beschieden, dass die frühfrühesteeste MöglichkeitMöglichkeit,, dieses Treffen zu organisierenorganisieren,, 7:7:4545 Uhr am folgenden Tag sei. Zehn Minuten später bat Meagher erneuterneut,, mit dem stellvertretenden Anstaltsleiter sprechen zu dürfen, und gab dann folgende Aussage zu ProtoProtokoll:koll: „„ReferenceReference the blanket protest, Mr. Morrison has a visit with Sands tomorrow and I request that Gerry Adams accompany Morrison on that visit to deal wwithith the question of resolving the current blanket protest on the basis of the

562 562 Beresford: Ten MMenen Dead, S. 13. 563 563 Taylor: Provos, S.S.235. 235. 564 NIO/12/196a The Republican Hunger Strike. 565 565 O’HeaO'Hearn:rn: Nothing But an Unfinished Song, S. 301, 302. 149 new proposals.””566566 Zu diesem Zeitpunkt schwenkte Meagher zwei Dokumente, ein ddi-i- ckeres mit dem Titel „Regimes in Northern Ireland Prisons“ und ein zweiseitiges DDo-o- kument, dessen TiteTitell der stellvertretende Gefängnisleiter nicht erkennen konnte. MeagherMeagherss Gesuch wurde notiert und er verließ das Gefängnis um zwölf Minuten nach Mitternacht. Am folfolgendengenden Tag traf sich Sands um 7:7:4545 Uhr mit den anderen KommaKomman—n- deuren und informierte sie. Um 88:00:00 Uhr nahmen die 30 ehemaligen Hungerstreikenden Frühstück zu sich und zeigten damit an, dass sie ihren Streik beendet hatten. Zur selben Zeit erhielten sie ein Dokument mit dem Titel „What will happen when the protest ends.“ends “567567 Bereits am vorherigen Abend hatte das republikanische PressezentruPressezentrumm eine Erklärung veröffentlicht: „Having seen the statement to be announced bbyy Humphrey Atkins in the British House of Commons tomorrow and having been supplied wiwithth a document which contains a new elaboration on our fivefive demands which were firstfirst enenu-u- merated upon by Humphrey Atkins in the House of Commons on December 4 we decided to halt the hunger strike.strike.568568

Nach der Schilderung der dramatischen Ereignisse, werden im Folgenden die eeingangsingangs formulierten Fragen geklärt. DDieie irische Regierung wirkte vor allem über Brendan Meagher auf die Situation ein. Meagher besaß jedoch nicht dieseldieselbenben Rechte wie Toner und Murphy. EErr blieb ein Besuchspriester und durfte dementsprechend AtkinsAtkins‘‘ Rede nicht mit ins Gefängnis nehmen. Er war jedoch für die irische Regierung eine wichtige Informationsquelle, da er durch die Übernahme der Rolle von Alec Reid nicht nur zur britischen Regierung und den Gefangenen, sondern auch Kontakt zur republikanischrepublikanischenen Führung außerhalb des Gefängnisses besaß. Hierdurch konnte die irische Regierung den abgelehnten Besuch von Gerry Adams als GesprächsaufhängerGesprächsaufllänger nutzennutzen,, um die britische Regierung an die Notwendigkeit von Gesprächen und Reformen zu erinnern, bevor es zu TTotenoten im Hungerstreik kam. Brendan Meagher versetzte die irische Regierung in die Rolle eines kritischen Dialogpartners. OOhnehne seine Informationen und seine BereitschaftBereitschaft,, Botschaften zu vermittelnvermitteln,, hätte die irische Regierung mehr oder minder tatenlos den ErEreignisseneignissen zusehen müssen, ohne zu wissen, was passierte und warum es geschah. Brendan Meagher war neben seiner Informantentätigkeit für die irische Regierung auch maßgeblich für das Ende des ersten Hungerstreiks verantwortlich, da er das Bindeglied zwischezwischenn der republikanischen Führung und der britischen Regierung darstellte. OOhnehne

566 566 NIO/12/196a The Republican Hunger Strike. 567 Ebd. 568 568 O’Hearn:O'Hearn: Nothing But an Unfinished SongSong,, S. 302. 150

Meagher wären die entscheidenden Dokumente nicht zur republikanischen Führung gelangt. Neben Brendan Meagher spielten auch die Anstaltspriester Toner und Murphy eine entscheidende Rolle zur Herbeiführung des Endes des ersten Hungerstreiks. Sie leiteten HughsHughs‘‘ Vorschlag an John Hume weiter, der wiederum mit Kenneth Stowe teltele—e- fonierte. Die beiden Anstaltspfarrer waren für Hughes eine MöglichkeitMöglichkeit,, seinen Dissens mit der Position von BBobbyobby Sands und auch der republikanischen Führung außerhalb deutlich zu machen. Außerdem wurden sie zu Vertrauenspersonen von Hughes, der über sie Nachrichten an Sands überbringen ließ, als die beiden nach einem Streit nicht mehr mitmiteinandereinander sprachen. Toner und Murphy waren ebenso verantwortlich dafür, dass die britische Regierung im Hungerstreik nicht nachgeben musste. Das NIO wurde von den beiden über die Stimmung unter den Gefangenen und die GeschGeschehnisseehnisse im Gefängnis informiert. Man konnte daher kalkulierkalkuliertt abwartenabwarten,, bis der Gesundheitszustand eines der Gefangenen sich derartig verschlechterte, dass sich insbesondere Brendan Hughes iimm Zugzwang sah. Hughes war vom NIO mit Sicherheit als das schwächste Glied in der Kette ausgemacht worden und seine eigene SchSchilderungilderung über den Abgang von Sean McKenna iinsns Hospital deutet darauf hin, dass Toner und Murphy durch ihre SchildSchilde-e- rungen der britischen Regierung in die Hände spielten. Brendan Meagher, Tom Toner und John Murphy hatten mit ihren Initiativen, ihrer InformatInformationsweitergabeionsweitergabe und ihren Gesprächen entschieden zum Ende des ersten Hungerstreiks beigetragen. Sie hatten jedochjedoch ebenso die Position der britischen Regierung gestärkt. Durch das einseitig erkläerklär-r- te Ende des Streiks durch die Gefangenen hatte die britische RRegierungegierung bei den nachfonachfol-l- genden Gesprächen über die Umsetzung der in den Dokumenten dargelegten Reformen die Oberhand. Sie gewährte Reformen oder weigerte sichsich,, diese umzusetzenumzusetzen,, im Stile einer aufgeklärten Despotie und nicht im Stile eines demokratischen RRechtsstaates.echtsstaates. Über die Frage der Anstaltskleidung bzw. die Ausgabe von zivilähnlicher Kleidung und andereandererr Konzessionen entbrannte nach dem Ende des ersten Hungerstreiks ein erneuter Streit zwischen Gefangenen und der Anstaltsleitung. Dieser Streit führte im März 19811981569569 zum Beginn des zweiten Hungerstreiks. Über den Streit schreiben McKittrick und McVea: „Exactly what concessions had been promised, how they were supposed to be implementedimplemented,, and whose fault the breakdown was has been the subject of much debate. What was clear, however, was that prisoners had not won their demand, and as this became clear plans were laid for a second hunger strike.”„570570 Der erste GefangeneGefangene,,

569 569 McKittrick, McVea: Making Sense ofofthe the Troubles, S. 142. 570 Ebd. 151 der sich in den Hungerstreik begabbegab,, war Bobby SanSands,ds, der während seines HungeHunger-r- streiks zum Abgeordneten des britischen UnterhausUnterhauseses gewählt wurde und dessen Wahl ein grogroßesßes Medienecho im IIn-n- und Ausland erzeugte.erzeugte.57l571 Um das Leben von Sands bbe-e- mühten sich Politiker und Kirchenleute. Unter ihnen auch der päpstlichepäpstliche Privatsekretär John Magee.

5 Der zweite Hungerstreik II:: Die iinitialenitiale Phase, Sands, Magee und die SelbsSelbst-t- morddebatte 5.1 Der päpstliche Privatsekretär Magee, Sands und die britische Regierung

Der Versuch des päpstlichen Privatsekretärs John MageeMagee,, Bobby Sands von seinem Hungerstreik abzubabzubringen,ringen, stellt mit Sicherheit eine der ungewöhnlicheren Episoden des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes dar. Aus Sicht der Gefangenen war der Eingriff von Anfang an bedeutungslos.bedeutungslos. Richard O’Rawe schrieb, dass Magee nichts weiter zu bieten hatte als Gebete und ein großes Kruzifix.Kruzifix.572572 Es stellt sich daher die Frage, wieso er überhaupt diese aussichtslos erscheinende Mission antrat und welche Motivation hinter seiner MissiMissionon steckte. Zusätzlich zu diesen Fragen muss das Verhältnis von Magee zu den drei großen KonfliktparteienKonfliktparteien geklärt und damit auch die Frage gestellt werden, welche der drei Parteien von einem VermittlungserfolgVerrnittlungserfolg von Magee profitieren könnte. Der AAb-b- lauf der Mission und Gründe fürfur das Scheitern der Mission müssen ebenso dargestellt werden. Zuletzt gilt noch die Frage zu klären, wie Magee Sands wahrnahmwahmahm und wie er seine eeigeneigene Mission darstellte.

Der Vatikan bemühte sich nicht erst Ende April 1981198l,, eine Lösung im GefängniskoGefängniskon-n- flikt herbeizuführen.herbeizufiihren. BerBereitseits am 3030.. Oktober 19801980 erhielt der britische Botschafter im

VatiVatikan,kan, HeathHeath,, von Kardinal SilvestiniSilvestini,, dem vatikanischen „„Außenminister“,Außenminister“, ein peper-r- sönliches Schreiben des Papstes. In diesem Schreiben hieß es: „„II am receivingreceiVing disdis-- turbing news about the tensiotensionn in the Maze prison in NorthemNorthern Ireland where a number of prisoners have begun a hunger strike.”„573573 In der Nachricht wurde Thatcher gebetengebeten,, sich doch bitte persönlich des Problems ananzunehmenzunehmen und gleichzeitig wurde versprverspro-o- chenchen,, dass der Klerus in Nordirland weiterhin versuchen werdewerde,, die Gefangenen von ihrem Streik abzubringen.574 In ihrer Antwort hieß Thatcher das Eingreifen des Klerus

571 571 McKittrick, McVea: MakMakinging Sense of the Troubles, S. 143143.. 572 O’Rawe:O'Rawe: Blanketmen, S. 141. 573 573 TNA: PREM/19/282 Heath an FCO, 30 Oktober 1980, S. 1, im Folgenden zitiert als: PREM/19/282 Heath an FCO. 57457“ Ebd. 152 willkommen575 und betonte die Besorgnis der britischen ReRegierunggierung um die GefangGefange-e- nen.nen.576576 Gleichzeitig verwies sie jedoch daraufdarauf,, dadassss die Gefangenen sich selbst in ihre gegenwärtige Lage gebracht hättenhätten,, und unterstrich die Rechtsstaatlichkeit des VerfaVerfah-h- rens, aufgrund dessen die IRAIRA-Mitglieder-Mitglieder verurteilt wurden.wurden.577577 Sie zeigte sich gewilltgewillt,, den GefängniskonfliktGefängniskonflikt während ihres Besuches im Vatikan weiter zu diskutieren.diskutieren.578578 Einige Tage nach der Übersendung des Antwortschreibens wurde Thatcher über ein Mittagessen zwischen einem Beamten des Außenministeriums und dem apostolischen Abgesandten Heim informiert. Heim informierte den Beamten, dass der Papst vor kukur-r- zem ein Telegramm an die irischen Bischöfe übersandt habe. In diesem Schreiben ememp-p- fahl er den BischöfenBischöfen,, nicht nur Kritik an der britischen Regierung zu üben, sondern auch die Gefangenen ststärkerärker in die PflichPflichtt zu nehmen.nehmen.579579 In dem Schreiben hieß es: „„TheThe Bishops are urged once more not only tot0 insist with the British Authorities but also to dod0 everything possible in order tot0 persuade the prisoners tot0 adopt a more hhu—u- mane attitude, and, I repeat, one more in keepikeepingng with Christian moral principle.”580 principle.”580 Heim betonte, dass es ihm eigentlich verboten warwar,, dieses Schreiben im Vereinigten Königreich zirkulieren zu lassen. 581 Bei ihrem Gespräch mit Kardinal CasaroliCasaroli,, dem KardinalKardinalstaatsekretär,staatsekretär, wurde die PremierministerinPremierrninisterin über ein Telegramm in Kenntnis gesetzt, dass die beiden Anstaltspriester an den Vatikan geschrieben hatten und in dem sie andeuteten, dass die Gefangenen bereit wären,wären, einen Ausweg aus der gegenwärtigen Sackgasse anzukündigen. Laut den beiden AnstaltsgeistlichAnstaltsgeistlichenen wären die Gefangenen bereit,bereit, ihren Hungerstreik aufzugeben, wenn die britische Regierung ihre neuen FordForde—e- rungen erfüllte.erfüllte.582582 Thatcher erwiderte, dass sie auf eine Lösung des KonfliKonfliktesktes hoffhoffe.e. Sie fügte dieser Hoffnung einige Floskeln an, ohne jedoch genaugenauerer auf das Telegramm von Toner und MurMurphyphy einzugehen.

Diese kurze Einleitung zu den Kontakten des Vatikans mit der britischen Regierung dient dem Zweck zu zeigen, dass der Vatikan gut über die Lage in Nordirland informiert war. Zusätzlich zeigt sich anhand der Kontakte, dass der Vatikan durchaus verschiedene

575 575 TNA: PREM/19/282 Entwurf für die Antwort Thatchers auf das päpstliche Schreiben, 11. November 1980, S. 3, im Folgenden zitiert als: PPrem/19/282rem/19/282 Entwurf päpstliches Antwortschreiben. 576 Prem/19/282 Entwurf päpstliches Antwortschreiben, S. 1. 577 Prem/19/282 Entwurf päpstliches Antwortschreiben, S. 2. 578 578 Prem/19/282 Entwurf päpstliches Antwortschreiben, S. 3. 579 TNA: PREM/19/282 The Pope and NNorthernorthern IrelandIreland,, 1919.. November 1980, S. 1, im Folgenden zitiert als: PREM/19/282 The Pope and Northern Ireland. 580 58° PREM/19/28PREM/19/2822 The Pope and Northern Ireland, S. 2. 581 PREM/19/28PREM/19/2822 The Pope and Northern Ireland, S. 1. 5825’” TNA: PREM/19/282 Prime Minister’s Visit ttoo Rome: Northern Ireland. 153

Einflusskanäle hatte, um auf die Lage einzuwirken. Es gab den vatikanischen Delegaten in GroßbritannienGroßbritannien,, Heim, derder,, wie gezeigtgezeigt,, durchaus gewillt war, die britische RegiRegie-e- rung zu stützen. Zusätzlich war der Vatikan auch in Kontakt mit den AnstaltspriesternAnstaltspriestem des LongLong-Kesh-Gefangnisses.-Kesh-Gefängnisses. Wieso schickte der Vatikan nun den Privatsekretär des Papstes nach Nordirland, wenn es andere Kanäle gab? Im April 19811981 stellte sich die FrFrageage nach der Behandlung der IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge noch dringlicher. Immerhin saß nach dem Wahlsieg von Bobby Sands in FermanaghFermanagh-South-South TyroneTyrone583583 ein Abgeordneter des britischen Unterhauses im Gefängnis ein und dieser lag auch noch im Sterben. Jedoch schien aufsaufseiteneiten der britischen Regierung wenig InteInteresseresse zu bestehenbestehen,, den Vatikan als Vermittler einzuschalten. Dafür schien sich die Regierung der Republik Irland aktiv in

Rom umzuhören, ob der Vatikan bereit wärewäre,, einen VermittlungsversuchVerrnittlungsversuch zu untemeh-unterneh- men.1’1’161’1.

Am 2727.. April 19811981 erhielt die irische Regierung eeineine erste Meldung, dass der Sekretär des Papstes sich in den GefängniskonfliktGefängniskonflikt einschalten könnte. Die irische Regierung erfuhr über ein Mitglied des irischen Senats, der in Rom mit seiner Frau weilteweilte,, neue Informationen über Magee. Die Frau des Senators wwarar mit John Magee befreundet und so erfuhr die irische Regierung, dassdass,, sollte Sands die europäische MenschenrechtMenschenrechts-s- kommission anrufenanrufen,, es wahrscheinlich wwäre,äre, dass Pater Magee aus humanitären GrüGrün-n- den nach Nordirland geschickt würde. Diese Information war das erste Anzeichen, dass sich der Vatikan bereitfandbereitfand,, sich für die Gefangenen, speziell für SandsSands,, einzusetzen. Magee kam jedoch nicht als Vertreter einer durch die europäische MenschenrechtMenschenrechts-s- kommission koordinierten KampagneKampagne,, sondern reiste als direkter AAbgesandterbgesandter des PapsPapstestes nach Nordirland.

Magees Mission in Belfast

Bei der Beschreibung der Vorbereitung der Reise war die Forschung bis zum jetzigen Zeitpunkt auf Zeitungsberichte und die Schilderungen von Journalisten wie David BeBeresfordresford angewiesen. IhnIhnenen zufzufolgeolge wurde die Reise umfänglichumfanglich vorbereitet und alle BBeteiligteneteiligten ins Vertrauen gezogen.

584 Vor seinem AbflugAbflug nach Belfast am 2828.. AprilApril hatte Magee ein Gespräch mit Kardianl ÓÖ Fiaich über das Eingreifen des Vatikans. ÓÖ Fiaich zeigte keinen besonderen EnEnthusi-thusi-

583 583 Sands war am 9. April 1981 ins britische Unterhaus gewählt worden. Siehe hierzu: http://cain.ulst.ac.uk/events/hstrike/chronology.htmhttp://cain.ulst.ac.uk/events/hstrike/chronologyhtm (20.04.2016,(20.04.2016, 10:40). 584584TNA TNA ROI: D/T 2011/39/1819 Chronik ohne Namen, 28.28.April April 1981. 154 asmus für ein solches Eingreifen. Er argumentierte, dass es für eineinenen solchen Eingriff zu spät seisei.. Er legtelegte dar, dass die Ankunft eines Abgesandten des Vatikans in Nordirland von einem enormen Medienrummel begleitet würde. Scheitere er unter dem medialen

Fokus, sei das schlimmer, als wenn der Vatikan nichts täte. Nachdem der Papst und Casaroli sowohl die irische Regierung als auch die Führung der englischen katholischen 585 Kirche konsultiert hatten, entschieden sie, dass die Intervention ihren Wert hhatte.585atte. Die britische Botschaft wurde über die Pläne von Magee informiert und es wurde mit dem Vatikan vereinbart, dass der Besuch nicht öffentlich gemacht wwürde,ürde, bis Magee in BeBel-l- fast und im Gefängnis wäre,wäre, um loyalistische Demonstrationen zu vermeivermeiden.den.586 LaLautut Beresford informierte Magee ÓÖ Fiaich am 2828.. April über seine Ankunft in Belfast am selben Tag.Tag.587587

Die verbesserte Quellenlage zeichnet jedoch ein anderes Bild der Ereignisse. Wie Mark Heath, der britische Botschafter im Vatikan, gegenüber seinem niederläniederländischenndischen KollKolle—e- gen auf einem Empfang von dessen Botschaft bemerktebemerkte,, wären einige Medienberichte zu Magees Besuch ernstlich fehlerhaft.588 Fakt war, dass die britischbritischee Regierung über Magees Mission erst am Morgen des 2828.. informiert wurdewurde.. Als Zweck für den BesBesuchuch teilte man der britiscbritischenhen Regierung mit, dass er der humanitären Besorgnis des Papstes entsprungen sei. Dieser würde es gerne sehen, wenn Magee Sands besuchen könnte, nachdem der päpstliche Abgesandte mit einem hohen Beamten des NIO gesprochen habe. NachdemNachdem die Regierung über Magees Reise informiert worden war und es zu GGe-e- sprächen zwischen dem Nordirlandministerium und dem Außenministerium gekommen war,war, wurde jedochjedoch beschlossenbeschlossen,, den Besuch an AssociateAssociatedd Press und Reuters zu memel-l- 589 den, um den Eindruck eines Geheimbesuches zu vermeiden.vermeiden.589 Ebenso wurden der Stellvertreter von Humphrey Atkins, Michael AlisonAlison,, und ein Beamter des AußenminiAußenminis—s- teriums zum Flughafen Heathrow geschicktgeschickt,, um Magee zu empfangen.empfangen.590590 Es lässt sich angesichts des freigegebenen Quellenmaterials zeigen, dass —– eentgegenntgegen dedenn früheren BerichtBerichtenen —– die britische Regierung erst kurz vor Beginn der Reise Magees informiert wurde. Dies erscheint jedoch bemerkenswert, da der VatikanVatikan,, wie in diesem Kapitel bereits gezeigtgezeigt,, um Ausgleich bemüht war. Den Grund hierfürhierfiir vermutete der irische

585 585 Beresford: Ten Men Dead, S. 124124.. 586 Ebd. 587 587 Beresford: Ten Men Dead, S. 124 588 588 TNA ROI: DFA/2011/39/1899 Father John Magee’s mission to Northern Ireland 10 May 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als: DFA/2011/39/1899 Father John Magee’sMagee's misstion to Northern IrIreland.eland. 589 TNA: PREM/19/504 Gaffin an Sanders, 28. April 1981. 590 59° Hennessey: Hungerstrike, S. 200. 155

Vertreter im Vatikan darin, dass die irische Politik unterschiedlich wahrgenommen wurde:wurde: „„InIn current analysis of Holy See perception of our policy necessary distinguish between H.HH.H.. [His[His Holiness, seine Heiligkeit] and his personal aides (esp. Fr. Magee) and tthathat of Secretariat of State (incl. Council for Public Affairs i. e.Diplomatic ProfeProfes-s- 591 ...... sionals)sionals)..””591 Der irische1r1sche Botschafter vermerkte weiter, dass die MissionMiss10n von Magee dem Sekretariat nnichticht gefallen habe.habe.592592 Dennoch empfand die britische Regierung die MissMissi—i- on nicht als Einmischung, sondern sogar als hilfreich.hilfreich.593593 Dies zeigte sich auch an dem Gespräch, das Alison, Magee und der Beamte des FCO am Flughafen führten.

Am Flughafen Heathrow entspann sich eine halbstündige DiskussionDiskussion594594 Zu seinen ZiZie-e- len erkläre Magee dem ProtokolProtokolll von Moriarty zufolge: „„[H]is[H]is was a goodwill mission from the Pope, with the object of trying to defuse the violenceViolence that would erupt in NI if Mr Sands died.died.“595“595 Magee hahabebe die AbsichtAbsicht,, mit so vielenVielen Leuten in Nordirland wie möglich zu sprechensprechen.. EErr wolle aber seine Reise mit einem Zusammentreffen von ihm und einem der Nordirlandminister beginnen. Er habe die HoffnungHoffnung,, hierdurch eine BoBot-t- schaft empfangen zu können, die er an Sands weiterleiten und die eine Basis darstellen könne, um Zeit zu sichern, damit weitere Erläuterungen folgen könnten.könnten.596596 Diese vagen Formulierungen übersetzte Moriarty für sich wie folgt: „„[P]resumably,[P]resumably, he meant that if he had the means off persuading Mr SSandsands to cease his hunger strikestrike,, he could then didis-s- cuss ways ahead withWith various people.people.”597”597 Michael Alison machte die Position der britbriti—i- schen Regierung deutlich. DDieie Gefangenen kämpftkämpftenen für die Einführung eines SpeziaSpezial-l- regimes und dieses könne die britische Regierung nicht gewähren.gewähren.598598 Es folgte eine uum—m- fangreiche und in die Tiefe gehende Diskussion zur Frage der Anstaltskleidung, in der Magee Raum für Flexibilität sah und er sah die Gewährung des Tragens von eigener Kleidung für alle als eine Geste des guten WiWillensllens der britischen Regierung. Sie könnte von Bedeutung für die gegenwärtige Situation sein. Alison erwiderte daraufhin,daraufllin, dass die Gefangenen eine solche Veränderung nicht als Selbstzweck ansehen würden, sondern als eine symbolische Geste auf dem Weg zum politischen politischen Status. Außerdem ggäbeäbe es

591 TNA ROIROI:: DFA/2011/39/1899 Telegramm Botschaft Vatikan an DFA, 18. August 1981, S.s. 1, im FolgeFolgen-n- den zitiert als: DFA/2011/39/1899 Botschaft Vatikan an DFA, 18. August 1981. 592 Ebd. 593 TNA ROI: DFA/2011/39/1899 Father John Magee’sMagee's mission to Northern Ireland, S.s. 1. 594 TNA ROI: D/T 2011/127/1052 Papal EnvoyEnvoy,, 2929.April. April 19811981.. 595 595 PRONI: CENT/1/10/25 Visit of Fr Magee, Papal Representative, to the Maze, 28.28.April April 1981, S. 1,1, im Folgenden zitiert als: CENT/1/10/25 Visit of Fr. Magee. 596 Ebd. 597 Ebd. 598 CENT/1/10/25 Visit of Fr. Magee, S.s. 2. 156 keinen Grund anzunehmen, dass eine derartige Veränderung die Position von Herrn Sands verändern würde.würde.599599 Alison schmetterte Magees Anfrage ab, ließ jedoch durchbldurchbli-i- cken, dass es möglich wwäre,äre, ein Treffen zwischen Atkins und und Magee zu arrangieren. Der Inhalt des Gesprächs am Flughafen wurde am folgenden Tag auch an die irische Regierung weitergegebenweitergegeben,, oohnehne jedoch das Treffen zwischen Atkins und Magee zu eer-r- wähnen und ohne die harte Haltung von Alison zu thematisierenthematisieren.. Der BeamBeamtete des AAu-u- ßenministeriums teilte der irischen Regierung jedoch mit, dass sie Magee nicht als 600 Vermittler ansahen.ansahen.600

Das erste Treffen am Flughafen und der Vorlauf dieses TreffenTreffenss ermöglichen erste AuAus-s- sagen über eine Reihe der Leitfragen. Zunächst einmal lässt sich die Haltung von kathkatho—o- lischen KlerikernKlerikem in Irland und die der britischen und irischen RegRegierungierung gegenüber Magee eruieren. DDerer katholische Klerus in Gestalt von Kardinal ÓÖ Fiaich war Magee gegenüber skeptisch eingestellt. ÓÖ Fiaich war nicht davon überzeugt,überzeugt, dass die Mission des päpstlichen AbgAbgesandtenesandten von Erfolg gekrönt seiseinn könnte. Außerdem war er der AAn-n- sicht, dass eine solche Mission möglicherwmöglicherweiseeise mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen konnte. Die britische Regierung betrachtete Magees Einwirken als hilfreich. Sie wusste zunächst einmal nicht, welche Position Magee gegenüber Sands einnehmen würde.601würde.601 Alison machte zwar deutlich, dass die britische Regierung keine Veranlassung für Gespräche sah, da die britischbritischee Regierung bereits ihr MMenschenmöglichstesenschenmöglichstes tat, um den Gefangenen entgegenzukommen und die Gefangenen aus der Perspektive der RRe—e- gierung die ganze Hand an sich rissen, wenn man ihnen den kleinen Finger gab. Jedoch ließ sie den päpstlichen Sekretär weiterweiterreisen.reisen.

Das Treffen am Flughafen offenbaroffenbartete die Motive von Magee. Seiner eigenen Aussage nach befand er sich auf einer Mission des guten WillensWillens,, um die Gewalt zu entschärfen, die im Falle von Sands ausbrechen könnte. Diese Formulierung war jedoch durchaus doppeldeutig zu verstehen. Eine Lesart ddieserieser Aussage wäre, dass es sich bei Magees Mission darum handeltehandelte,, die katholische Bevölkerung zu beruhigen, damit sie nicht im Falle von SandsSands“‘ Tod gewaltgewalttätigtätig würde. Diese Lesart würde ihm unterstellen, er würfe der katholischen Bevölkerung Sand in die Augen. Die andere Lesart besteht darin, dass Magee Sands ToTodd verhindern wollte, gerade weil es dann zu Gewaltausbrüchen käme. Diese Frage kann jedoch erst am EnEndede des Kapitels geklärt werden.

599 599 CENT/1/10/25 Visit of Fr. Magee, S. 2. 60060° D/TD/T// 2011/127/1052 Papal Envoy 29 April 19811981.. 601 Ebd. 157

Das Zusammentreffen zwischen Magee und den Beamten des NIO war bbeendeteendet und der päpstliche Sekretär flogflog weiter nach Belfast. Die folgenden Ereignisse können durch die Quellen nicht gedeckt werden und basieren mit einiger Wahrscheinlichkeit auf persönli-persönli- chen Gesprächen zwischen dem JournalistJournalistenen David Beresford und KardinKardinalal ÓÖ Fiaich und den Einschätzungen von Edward Daly. Dieser berichtet, dass er von Magees MissMissi-i- on erst durch die BBCBBC-Nachrichten-Nachrichten erfuhr und auch ersterst,, nachdem dieser bereits in London gelandet war. Er meint sich ebenso daran zu erinnern, dass ÓÖ Fiaich auf ddieie gleiche Art und Weise vovonn der Mission von Magee erfuhr.erfilhr.602 Diese Aussage steht in explizitem Widerspruch zu den Schilderungen von David Beresford, derder,, wie gezeigt, von vorherigen Konsultationen berichtet. Diese Diskrepanz kann dem sich veränderten GedächGedächtnistnis von Edward Daly geschuldet sein und wäre damit nicht von Bedeutung. Es ist jedochjedoch ebenso möglich, dass sich Kardinal ÓÖ Fiaich dem päpstlichen Willen gebeugt hatte, ohne seinem Vertrauten Daly davon zu berichten. Diese zweite Deutung würde dann auf eineinee schwerwiegende Konsequenz des Besuches hindeuten, die Entzweiung zweier wichtiger und gewichtiger klklerikalererikaler Akteure. Beresford zufzufolgeolge schien sich ÓÖ Fiaich nach Belfast aufgemacht zu haben, um Magee abzuholen. Am Flughafen enent-t- deckte er, dass die RUC MagMageeee bereits erwartete, um ihn zu eskortieren. ÓÖ Fiaich vever—r- suchtesuchte,, die Polizei davon abzubringen, da eine Polizeieskorte Magee zu stark mit der britischen Regierung in Verbindung brächte. Die Polizei bestand jedoch aus SicheSicher-r- heitsgründen auf dderer Eskorte.Eskorte.603603 AlAlss ÓÖ Fiaich und Magee am Flughafen zusammenzusammentra-tra- fen, schlug der Kardinal vor, dass Magee doch zum Haus von Pater Murphy, dem AAn-n- staltspriester, fahren sollte, um dann unter dessen Ägide ins Gefängnis zu gehen. Der Konvoy bewegte sich also in Richtung Long Kesh und Kardinal ÓÖ Fiaich folgte in sesei-i- nem Privatwagen. All dies geschah unter den Augen der Presse. Bei Murphy angekoangekom—m- men, mussten ÓÖ Fiaich und Magee ihr Gespräch in Murphys Schlafzimmer führen, um neugierige Blicke zu vermeiden.vermeiden.604604 Diese Schilderung von Beresford deutet an, dass Kardinal ÓÖ Fiaich doch tiefer in das Eingreifen von Magee eingebunden war, als Daly vermutete. Auf der anderen Seite fehlen —– wie noch zu zeigen ist —– in den Akten sowohl der britischen RegierungRegierung,, also FCO, NIO und PremierministerPremierministerbehörde,behörde, als auch in den Akten der irischen Premierministerbehörde und des irischen Außenministeriums VeVer—r- weise auf dieses Treffen oder eine Kooperation. Es wäre angesichts der Bedeutung, die die britische Regierung ÓÖ Fiaich beimaß, sschonchon verwunderlich, dass sie ein solches

602 602 Daly: AATroubIed Troubled See, S. 120. 603 603 Beresford: Ten Men Dead, S. 124, 125. 604 604 Beresford: Ten Men Dead, S. 125. 151588

Treffen nicht registrierte. Es gibt schließlich noch eine dritte Möglichkeit, die erklären könnte, warum niemand dieses Treffen registrierte. Angesichts der Verbindungen, die zwischen Casaroli, Toner und Murphy besbestanden,tanden, ist es möglich, dass Casaroli den bebei-i- den AnstaltspfarrernAnstaltspfarrem von Magees Besuch erzählt hatte, ohne ÓÖ Fiaich einzuweihen. Dieser fuhr nun spontan nach Belfast, um ein Gespräch mit Magee zu führen, ohne dass ein solches von der RUC weitergemeldet wurde. Es zeigt sich hier erneut, dass auauchch heute noch einige Fakten in BBezugezug auf MMageesagees Besuch im Dunkeln liegen.

Im Gespräch mit Humphrey Atkins einige Tage später berichtete Magee von seinem Treffen mit Sands. Dieser sei in einer erstaunlich guten Verfassung gewesen. Zu Beginn des Gespräches habe Sands Magee aufgetragenaufgetragen,, dem Papst dafür zu danken, dass er einen Repräsentanten geschickt hatte. Dann hätten sich Magee und Sands ihre jeweilige Position erklärt, gefolgt von dem Appell Magees aann Sands, den HungerstrHungerstreikeik zu beebeen-n- den. Hierauf bat ihn Sands, ddasas nicht von ihm zu verlangen. Magee unterstrich, dass es sich hierbei um einen persönlichen Appell des Papstes handelte. Sands entgegnete ihm, dass der Papst schon verstünde, dass die Menschen in Nordirland ein gekngeknechtetesechtetes Volk wären. Magee bat Sands daraufhindaraufllin,, seinen Hungerstreik zuzumindestmindest fürfur drei Tage ausauszu—zu- setzensetzen,, damit andere Möglichkeiten ausgelotet werden könnten. Sands sagte zu Magee, dass er seinen Streik sogar fürfiir fünffiinf Tage beenden würde, wenn bestimmte Bedingungen erfülltfiillt würden.605 würden.605 Das Gespräch stellt sich in einem internen Protokoll der britischen Botschaft in Dublin, das an die irische Regierung übeübergebenrgeben wurde, etwas anders dar: „„FatherFather Macgee [sic][sic] saw Mr Atkins this morning to tell hhimim that he had ururgedged Mr Sands to give up his strike and to deliver a personal mmessageessage from the Pope telling Mr Sands that it was his duty to stop. Mr Sands had not respondedresponded.606.606 However, he hhadad asked Fath Macgee to tell Mr Atkins that he would suspend his strike for fivefive daydayss on condition that a should go to the Maze and negotiate the prisoner’s fivefive demands in the presence of ‘guarantors’‘guarantors’.”607.”607 Der wichtigste Unterschied in den beiden Versionen des Zusammentreffens besteht darin, wie die persönliche BotBotschaftschaft des Papstes aufgefasst wurde. Hatte es sich um einen Appell gehandelt oder war es eine direkte Anweisung des PapstePapstess gewesengewesen?? Wenn es sich um einen Appell

605 TNA: PREM/19/504 Record of Secretary of State’s discussion with Father Magee –— 29 April 1981 at 12.30 pm in Stormont Castle, S. 2, im Folgenden zitiert als: PREM/19/504 Secretary of State’s discussion with Father Magee. 606 606 InIn einer Klarstellung am folgenden Tag machte Tatham deutlich, dass „not respond“respond” bedeutete, dass Sands sich nicht positiv zu den Worten des päpstlichen GesandGesandtenten geäußert hatte. Siehe hierzu: TNA ROI: D/TD/T2011/127/10522011/127/1052 Murray an Kirwan, 30. April 1981. 607 TNA ROI: D/TD/T// 2011/127/1052 Telegramm vom DFA an die Botschaft London, 3. April 1981. 159 handelte, maßte sich der Papst keine Autorität übeüberr Sands an, sondern appellierte lediledig-g- lich an sein Gewissen. Wenn es jedoch kein ApAppellpell gewesen war, sondern ein Befehl und eine Erinnerung an seine PflichtPflicht als Katholik, maßte sich der Papst Autorität über Sands an. Letzteres würde doch recht anachronistisch erscheinen und würde auf eine maßlose ÜbeÜberschätzungrschätzung des päpstlichen Symbolkapitals hindeutenhindeuten.. Die erste DarsteDarstel—l- lung erscheint daher plausibler, auch weil sie von Magee selbst stammt. Es ist jedochjedoch interessant zu beobachten, wie sich die Schilderung des Gespräches verselbstverselbstständigtständigt hatte. ÄhnlicheÄhnlichess gilt auch für die Antwort von Sands. Während Sands in der SchildSchilde-e- rung von Magee sich verbatverbat,, um das Ende seines Hungerstreiks gebeten zu werden, blieb er in der zweiten Version des Gespräches stumm oder antworantwortetetete nicht. Die SchiSchil—l- derung von Magee deutet daraufhin, dass Sands sich durch den Appell des Papstes gge—e- troffen zeigte und mit einem moralischen Dilemma zu kämpfen hatte. Aus dem ProtProto-o- koll der britischen Botschaft in Dublin geht lediglich hervor, dass Sands sich nicht posi—posi- tiv zu den WWortenorten von Magee ggeäußerteäußert hatte.

Wie schon angesprochen, traf sich Magee am 2929.. April mit Atkins, um mit ihm über seinen Besuch bei Sands zu sprechen und um herauszufinherauszufinden,den, ob Bewegungsspielraum aufsaufseiteneiten der britischen Regierung existierte. Atkins machte jedoch von Anfang an klar, dass es kekeineine Verhandlungen geben könne. Er bestand darauf, dass die britische RegiRegie-e- rung die Verhältnisse im Gefängnis verbessert habe und damit auch im Falle von SandsSands‘‘ Tod fortfahren würde. Er behauptete sogar, dass die Verbesserungen, die von dderer britbriti-i- schen Regierung eingeleitet worden waren,waren, bereits drei der fünf Forderungen umfassten. Die einzige Antwort der GefangenGefangenenen sei jedoch die Intensivierung ihrer Forderungen gewesen.gewesen.608608 Die britische Regierung würde jedoch solche Forderungen nicht gewährgewähren,en, denn die Konsequenz wärewäre,, besonderen Leuten einen besonderen Status zu gebengeben,, und dies sei unvereinbar mit der päpstlichen Rede in Drogheda. Atkins fügte hinzu, dassdass,, wenn man den Gefangenen größere Kontrolle über ihr Anstaltsleben gäbe, es also zulizulie—e-

ßße,e, dass sie ihre Arbeit frei wählten und selbst darüber entscheiden könnten, mit wem sie verkehrten, ddasas zu gewalttätigen Ausbrüchen außerhalb des Gefängnisses führen -. 609 wurde.würde.

Atkins‘ Verteidigungsrede erschien wenig kohärent. Er machte gegenüber Magee iin—n- haltsleere Aussagen, die nicht verifizierbar oder falsifizierbar waren. Den Punkt, den er

608 608 PREM/19/504 Secretary of State’s discussion with Father Magee, S. 3. 609 609 PPREM/19/504REM/19/504 Secretary of State’s discussion with Father Magee, S. 3, 4. 160 am eloquentesten vertratvertrat,, war der Unwille der RegierungRegierung,, Verhandlungen zu führenfuhren oder auch nur den Anschein zu erwecken, dass sie diese erwägen könnekönne,, solche aufzaufzu—u- nehnehmen.men. Zudem zeichnete Atkins ein Bild von den Gefangenen, das konträr zu den Schilderungen von Magee war. Atkins behauptetebehauptete,, die Gefangenen beharrten auf ihren Forderungen und hätten diese sogar noch verschärft. Magee listete Atkins minutiös die Bedingungen von Sands auf, unter denen er den Hungerstreik aussetzen würde. Sands hatte zudem betont, dass er keikeinennen politischen Status fordere.fordere.610610 Atkins entgegnete daraufhin: „„ItIt was quiet clear, however, that Sands was setting conditions. He [Atkins][Atkins] had explained tthathat there could be non0 negotiations; that was what Sands was trying tot0 initiate.initiate.”611”611 In Atkins Welt konnten die Gefangenen nichts tun, um mit der Regierung ins Gespräch zu kommen. Wenn sie nichts tatentaten,, galten sie als unflexibel,unflexibel, wenn sie eet-t- was tatentaten,, versuchten siesie,, Verhandlungen zu initiieren. Atkins zeichnete gegenüber Magee ebenso das Bild einer britischen Regierung, der in der Gefangenenfrage die Hände gebunden waren, denn wenn diese den Gefangenen mehr Freiheiten einräumteeinräumte,, führefuhre ddasas zu Gewalt. Angesichts des hohen Gewaltlevels in Nordirland musste eine sosol-l- che Behauptung wie Hohn anmuten und karikierte die harte Haltung der britischen RRe-e- gierung. Wenn das Argument von Atkins stimmte, war die britische Regierung nicht aus

Selbstzweck, also zum ErhaErhaltlt des demokratischen Rechtsstaats, hart, sondern weil sie sich in Geiselhaft der Unionisten und Loyalisten befand. Die eigentliche Gefahr ging damit nicht von der IRA aus, sondern von der nordirischen Bevölkerungsmehrheit.

Diese längere Ausführung macht ddeutlich,eutlich, dadassss Atkins sich weder inhaltlich noch peper—r- sönlich mit Sands und seinen PositionPositionenen auseinandersetzen wollte. Gleiches galt auch fürfur Magee. Atkins wiederholte gebetsmühlenartig die Regierungsposition und beschloss das Gespräch mit dem Hinweis, dass er ihn nicht noch einmal treffen könne, weil dies den Eindruck vovonn Verhandlungen erzeugen könnte: „„AtAt the end of the meeting the Secretary of State explained, and Father Magee accepted, that the Secretary of State could not see Father Magee again because to do so would risk creating the impression that some kind of negotiation was going on.””612612 Magee drüdrückteckte seine Hoffnung aus, dass auf den päpstlichen ApAppellpell eine Reaktion folgen werde. Er halte es fürfur wahrscheiwahrschein-n- lich, dass er am folgenden Tag NordirlandNordirland verlassen werde, es sei denn, es ergäben sich

610 61° PREM/19/504 Secretary of State’s discussion with Father Magee, S. 2. 611 611 PREM/19/504 Secretary of State’s discussion with Father Magee, S. 3. 612 612 PREM/19/504 Secretary of State’s discussidiscussionon with Father Magee, S. 5. 161

EntwicEntwicklungen,klungen, die seine Gegenwart erforderten.613 Magee hatte somit eingesehen, dass er mit Atkins nicht ins Gespräch kommen kokonntennte und daher abreisen müsse. Das TreTref—f- fen zwischen Atkins und Magee war auch TheThemama in der britischen Kabinettssitzung am folgenden Tag. Dort hieß es über den Besuch: „He [Humphrey[Humphrey Atkins], had seen Father Magee, who had made clear that he had not come to negotiate or to mediate but to convey to Mr Sands the Pope’s urging that he shoushouldld abandon the hunger strike. Mr Sands refused to do so, though he had offered to suspend it if the authorities would start negotiations with him on his demands for special status.status.”614”614 Atkins legte Magee von Anfang an Worte in den Mund. SSchließlichchließlich hatte er darauf bestanden, dass es sich hier nicht um Verhandlungen handele. Zudem war es ein päpstlicher ApAppellpell und keinesfalls ein Drängen. Außerdem hatte Sands exexplizitplizit gesagt, er wolle keinen politischen Status und damit auch keinen SonderstSonderstatus.atus. Er hatte mit einem BeamtBeamtenen des NIO lediglich über die „„Gesamtangelegenheit“Gesamtangelegenheit“ reden wollen.615 Bisher verzerrte AtkinsAtkins’’ Bericht die

Realität. Der Kabinettsbericht fuhr fort: „It had been made clear that such negotiations 616 were impossible and Father Magee had neither expected nor required them.” Es war verständlich, dass Magee nicht etwas gefordert hatte, worüber er mit Atkins nicht gge-e- sprochen hatte. In AtkinsAtkins“‘ Bericht wurde Magee langsamlangsam,, aber sicher in einen VerbüVerbün-n- deten der britischen Regierung umgewandelt. Der Bericht sprach davon, dass Magee auch die anderen drei GefangeneGefangenenn im Hungerstreik gesehen hatte und er versucht habehabe,, die drei von ihrem Streik abzubringen. Atkins vermutete, dass er bei ddieseniesen mehr Erfolg 617 haben könnte als bei Sands.Sands.617 Die „„Umwandlung”Umwandlung” lässt sich am besten an der ZusaZusam-m- menfasmenfassungsung durch Thatcher erkennen: „„AlthoughAlthough Father Magee had very correctly said nothing to the press,press, it was helpful that he was widely known to have urged Mr Sands and his associates to end the hunger strikstrike.”618e.”618 Aus Magee, der ausgesandt worden war, um die Sorgen des Papstes deutlich zu machen, war MageeMagee,, das Instrument britischerbritischer Regierungspolitik geworden.

Diese Umdeutung von Magees Handeln kann als einer der Gründe für das Scheitern seiner Mission ausgemacht werden. Die britische Regierung war offensichtlich lediglich

613 613 PREM/19/504 Secretary of State’s discussion with Father Magee, S. 4. 614 TNA:TNA: CAB/128/70 Conclusions of a MMeetingeeting ofofthe the Cabinet held at 10 Downing Street Thursday 30 April 1981. At 10.00 AM, S.5.6, 6, im Folgenden zitiert als: CAB/128/70CAB/128/7O Meeting of the Cabinet 30 April 1981. 615 615 PREM/19/504 Secretary of State’s discussion with Father Magee, S. 2. 616 616 CAB/128/70 Meeting of the Cabinet 30. April 1981, S. 6. 617 Ebd. 618 CAB/128/70 Meeting of the Cabinet, 30 April 1981, S.s. 7. 162 daran interessiertinteressiert,, die eigene Position zu stärken und eine Form der externen BestätBestäti-i- gung der eigenen Position zu erhalten. Nach außen zeigte sich die Regierung für GGe-e- spräche offen, während sie nach innen hin mauerte. Inwiefern sich Magee darüber bbe-e- wusst warwar,, muss noch geklärt werden.

Das Kabinettsprotokoll vermerkte, dass Magee zum Zeitpunkt dderer Sitzung in Dublin war.war. Es wurde jedochjedoch erwartet, dass er im Laufe des Tages nach Belfast zurückkehren würde.619würde.619 Wen er in Dublin gesehen und getroffen hathat,, lässt sich nicht rekonstruieren. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass er sich mit dem päpstlichen NuntiusNuntius in Dublin getrogetrof-f- fen hat, um ihn über sein Treffen mit Atkins und seine Besuche im Gefängnis zu unter-unter- richten. Mitglieder der irischen Regierung scheint Magee nicht getroffen zu haben, da diese —– wie bereits beschrieben —– ihre Informationen aus anderen Quellen bezogen. Zu diesem Thema hieß es in einem Schreiben der irischen Regierung an ihren BotschaftBotschafterer in LondonLondon:: „„TaoiseachTaoiseach is most anxious to be kept informed of developments and while we hope that the NIO-BritishNIO-British Embassy channel will continue to be useusedd we would be grateful if you could alsalsoo keep open contacts at your end and arrange to have NIO/FCO apprise you promptly of any developments and actions thereto.thereto.”620”620 Auf seinem Weg nach Dublin und wieder zurück nach Belfast schien Magee zwei Mal HHaltalt in Armagh gemacht zu haben.621 Armagh war der Sitz der gleichnamigen Diözese und damit auch Sitz von Kardinal ÓÖ Fiaich. Es ist somit faktisch zu beweisen, dass ÓÖ Fiaich spätestens am 30. April Kenntnis von der Mission MageeMageess erhielt und auch seine abschließende Bewertung der Situation zu lesen bekam. Magee erhielt von ÒÖ Fiaich ein kurzes SchreSchrei-i- ben,ben, in dem dieser seine Anerkennung für die päpstliche Mission ausausdrückte.622drückte.622 Die Anwesenheit von Magee in Armagh wirft weitere Fragen zur Mission von Magee auf.

Angenommen,Angenommen, es handelte sich um zwei Protokollbesuche, dann stellt sich die Frage, warum diese angesichts des möglichen früheren ZusammentreffenZusammentreffenss überhaupt nötig wurden. Wenn es sich um Besuche handelte, die den Kardinal über den neuesten Stand der Entwicklung in KeKenntnisnntnis setzten sollten, stellt sich die Frage, warum dies nicht frfrü-ü- her geschehen war, etwa auf telefonisctelefonischemhem Wege. Wenn Magee ÓÖ Fiaich eingeweiht hatte, warum setzte Magee dann das NIO und das FCO darüber in Kenntnis. Das VeVer-r- hältnis zwischen ÓÖ Fiaich und ddemem päpstlichen Sekretär bleibt ungeklärt. In diesem

619 CAB/128/70 Meeting of the Cabinet, 30. April 1981, S.s. 6. 620 620 TNA ROI: D/TD/T// 2011/127/1052 Telegramm vom DFA an die Botschaft London, 30. April 1981. 621 th 621 PRONI:PRONI2CENT/1/1O/36a CENT/1/10/36a Note for the Record Meeting with Fr Magee at Heathrow Thursday 3030th April, S. 1. im Folgenden zitiert als: Cent/1/10/36a Meeting with Fr Magee. 622 Ebd. 163 ungeklärtenungeklärten Verhältnis liegt ein weiterer Grund für das ScScheiternheitern der Mission von MMa-a- gee. Entweder besaß Magee keine oder nur geringe Kenntnisse der Vernetzung katholkatholi-i- scher Kleriker oder er und der Vatikan versuchten, die etablierten Strukturen bewusst zu umgehen. Für den ersten Fall spricht, dass der Vatikan zwar Kontakt zu Toner und Murphy besaß, andere Kleriker jedochjedoch nicht eingebunden wurden oder eine ablehnende Haltung ausdrückten. Ohne Daly und ÓÖ FiaiFiaichch und damit auch ohne Faul und Murray war es jedoch kaum möglichmöglich,, Druck auf die Gefangenen oder die britische Regierung auszuüben. FFürür den zweiten Fall spricht unter anderem das Schreiben, das über Heim der britischen Regierung zur Kenntnis kam. In diesem Schreiben wurde die einseitige Kritik der irischen Bischöfe bemängeltbemängelt.. In eine ähnliche Richtung ging auch das GGe-e- spräch zwischen Casaroli und Heath. Wenn der Vatikan versuchteversuchte,, die bestehenden Strukturen zu umgehen, um eine Lösung des KonfliktesKonfliktes herbeizuführen,herbeizufiihren, erschien dies auf dem Papier als eine gute Strategie. Die Frage, die sich dann stelltstellt:: WWasas konnte der Vatikan in die Waagschale werfenwerfen,, um die Situation zu verändern? Nichts —– außer der religiösen Allmacht des Papstes. Eine solche Überlegung setzte aber voraus, dass die Gefangenen diese religiöse Allmacht anerkannten und bereit warenwaren,sich,sich ihr unterzuord—unterzuord- nen. DiDieses schien jedoch zu dieser Zeit eher unwahrscheinlich. Der Vatikan überschätzte somit in jederjeder Hinsicht seine EinflussmöglichkeitenEinflussmöglichkeiten bzw. unterschätzte den EinflussEinfluss von ÓÖ Fiaich und die WortWort-- und Mediengewandtheit der britischen Regierung. Seine eigene mediale Unerfahrenheit drückte Magee gegenüber der britischen Regierung auch ausaus:: „H„Hee had evidently found the amounamountt of press interest something of a worry but felt that he had been successful in handling the press without saying more than he wanted to.to.”623”623

Vor seinem AbflugAbflug nach Rom gab Magee eine PressekonferenzPressekonferenz,, bei der er noch einmal seine Motive erläuterteerläuterte.. Er sei vom Heiligen Vater mit einer Mission der Liebe, BesorBesorg—g- nis, VerständVerständnisnis und Gnade beauftragt worden. DDiesies stelle seinen Versuch dardar,, dem 624 -- - Zweck der Liebe und Harmonie in Nordirland zu dienen. ÜberUber sein Zusammentreffen mmitit den Gefangenen schrieb er: „„II visited the Maze Prison on two occasions and spoke to the four prisoners who are on hungerhunger-strike,-strike, conveying to them the appeal of the Holy Father to put an end to their hungerhunger-strike-strike in order to save and respect their life and the lives of all in Northern Ireland who may be in dangdangerer as a result of their

623 623 Cent/1/10/36a Meeting with Fr Magee, S. 3. 624 TNA ROI: DFA 2011/39/1819 The Full Text ofofthe the Statement issuedissued 30 April 1981,1981, by the Papal Envoy, Father John Magee, S. 1,1, im Folgenden zitizitiertert als: Statement issued 30 April 1981, by the Papal Envoy. 164 action.”action.”625625 Er fuhr fort: „„AllAll Life is sacred and must be preserved as a gift from god. I therefore appealed in the name of Christ and his VicarVicar-on-on Earth, saying that violence of all kind must be condemned in the clearest terms as being against god.god.”626”626

Besonders der letzte Teil dieser Aussage war dazu angeangetan,tan, Empörung aufsaufseiteneiten der Gefangenen und auch der katholischen Kleriker in Nordirland zu schüren, da zzurur selben Zeit eine intensive Debatte über den Charakter des Hungerstreiks geführt wurde.wurde.627627

Magee unterstrich mit seiner Rede die hier aufgestellte Vermutung, dass der Vatikan seine Rolle als religiöse Institution überschätzüberschätzte.te. Magees Rede war somit weder sselbst-elbst- kritisch noch regierungskritisch. Sie wiederholte die bekannten Fakten und verdeutlicverdeutlich-h- te die Zusammenhänge.

Aus dem Kapitel wird ersichtlich, ddassass noch vieles in BBezugezug auf die Mission Magees im Dunkeln liegt und Zusammenhänge sich noch nicht klar erschließen. Hilfreich für das Schließen dederr Lücken innerhalb des Narrativs Narrativs sind sicherlich die AkteAktenn der vatikanvatikani-i- schen Archive, deren Auswertung den Rahmen dieser Untersuchung sprengen würde. Zudem verfüge ich nicht über die entsprechenden SprachkenntnissSprachkenntnisse,e, um diese Akten wissenschaftlich aufzubereiten. In der Zusammenfassung kann jedoch schon einmal festgestellt werden, dass der Vatikan ein Grundinteresse an dederr Lösung des GefängniGefängnis-s- konfliktkonflikteses hatte und auch von Toner und Murphy als vermittelnde Instanz anangerufengerufen wurde. Es stellt sich jedoch die Frage, auf welcher Seite der Vatikan stand. Stand er auf der Seite der irischen Kleriker oder stand er aufsaufseiteneiten der britischen Regierung und der englischen, katholischen Bischöfe? Über die Vorgeschichte und damit überüber die Motive des Vatikans für den Einsatz von MMageeagee ist verhältnismäßig wenig GGesichertesesichertes bekannt, außer dass MagMageeee als eine Art unabhängigeunabhängigerr Instanz im Falle eines Eingreifens der eeu-u- ropäischen Menschenrechtskommission vorgesehen war. Ob es im Vorlauf seseinesines EiEin-n- satzes zu einem Telefonat zwischen ÓÖ Fiaich und dem Vatikan gekommen war und ob eine einvernehmliche Absprache zwischen den englischen Bischöfen existierte, ist nicht durch mehrere Quellen verifziert, sondern lediglich durch David Beresford. Es läslässtst sich aus dem Abschlussstatement von Magee und aus dem Schreiben von Heim eine TeTen-n- denz ableiten. Der Vatikan versuchteversuchte,, die regierungskritische Haltung von einigen iriri-i- schen Klerikern auszugleichen und die Gefangenen in die PflichtPflicht zu nehmen. Hierbei ist

625 625 Statement issued 30 April 1981, by the Papal Envoy, S. 22.. 626 Ebd. 627 627 Auf die Selbstmorddebatte wird im Folgenden einzugehen sein. 165 wiederum unklar, ob er dies in Form einer Aufforderung oder eines AppelAppellsls tat. Diese semantische Unterscheidung ist aber insofern von Bedeutung, als die erste Vermutung dem Vatikan eine Art religiöser Hybris unterstellte. Eine Ansicht, die von einigen der Gefangenen geteilt wurde. Die letzte Aussage leitet zu dem Punkt über, wie das VeVer—r- hältnis von Magee zu den KonfliktbeteiligtenKonfliktbeteiligten war. Die Gefangenen nahmen gegenüber Magee eine kritische Haltung ein. Neben dem Argument der religiösen HybHybrisris behaubehaup-p- tete Jim GiGibney,bney, dass es sich bei MageeMageess Schilderungen zu 95 Prozent um FälschungFälschungenen handelte.handelte.628628 Auch wenn Sands zu Magee höflichhöflich war, lehnte er doch mit Bestimmtheit den ApAppellpell bzw. didiee Aufforderung des Papstes ab. AuAuchch einige der irischen Kleriker wie Daly, und bis zzuu einem ggewissenewissen Grad auch ÓÖ FiaichFiaich,, standen Magee skeptisch gegegegen-n- über. Daly warwarff dem Vatikan vor: „„AlthoughAlthough I always held Pope John Paul II in the outmost respect, I thought that this visit [Magees][Magees] was illill-advised-advised and illill-judged.-judged. It sent out a confusing signal to many people here, to members of the Catholic community and particularly to people in the Protestant/Unionist Community. The intervention dismayed many people in the Catholic community and it further inflamedinflamed the extreme sectarian paranoia amongst many Unionists.Unionists.”629”629 Auch wenn die britische Regierung gegenüber der Mission von Magee nicht vorbehaltlos positiv eingestellt war, so konnte sie doch die

Botschaft, die Magee vermitteln wolltewollte,, für ihre Zwecke einsetzen. Denn jemand,jemand, der die GefangeneGefangenenn auffoaufforderterderte oder an sie appellierteappellierte,, ihren Hungerstreik zu beendenbeenden,, konnte nur eine Bereicherung für die britische Regierung sein. Dies galt insbesondere für den Fall, dass man sich selbst nicht verhandlungsbereit zeigen musste und lediglich auf die eigene PosiPositiontion und Meinung pochen konntekonnte.. DDieie irische Regierung hingegen schien Magee gegenüber positiv eingestellt zu sein. Nicht nur hatte sie sich bereits im Vorfeld über seine mögliche Rolle im GefängniskonfliktGefängniskonflikt informiert, auch während sesei-i- ner Mission beharrte ssieie gegenüber der britischen Regierung darauf, regelmäßig auf den neuesten Stand der Entwicklung gebracht zu werden.

Bedingt durch die Skepsis der meisten der Beteiligten und den Unwillen der britischen RegierungRegierung,, die Mission von Magee im Geheimen zu belassbelassen,en, war die Mission von AAn-n- fang an schwierig, wenn auch nicht unlösbar. Niemand konnte im Vorfeld ahnen, wie die Gefangenen auf einen päpstlichen Abgesandten reagieren würden und wie gge-e- sprächsbereit sich die britische Regierung zeigen würde. Jedoch spätestespätestensns bei der AAn-n- kunft Magees auf dem Flughafen Heathrow, in dem Gespräch mit den Beamten des

628 Cent/1/10/36a Meeting with Fr Magee, S. 2. 629 629 Daly: AATroubIed Troubled SSee,ee, S. 120. 166

NIO und FCO und dem Medienrummel wurde deutlich, dass kaum Bewegung in die Situation zu bringen war. Auch zeigten sich die Gefangenen wenig aufgeschlossen gge-e- genüber Magee. Sie behandelten ihn freundlich, wiesen aber seine Vorschläge zurück. Auf gleiche Weise trat ihm auch Humphrey Atkins gegenüber. Die Mission von Magee, die mit guten Absichten begonnen worden war, entwickelte sich mit zunehmender DaDau—u- er immer weiter zzumum Schlechten hin. Das Resultat war, dass er abreisen musste, ohne seine Ziele verwirklicht zu haben. Zudem zog er die Kritik von führenden irischen KlKle-e- rikernrikem auf sich. Die Mission verlief von einem erwartungsvollen und doch unklaren Startpunkt immer mehr in Richtung eines Tiefpunktes. An dieser Entwicklung war nicht Magee selbst schuld, sondern das Misstrauen, das ihm entgegenbracht wurde und das sich die Parteien gegenseitig entgegenbrachten. So kann Magees Mission unter dem Motto „„gutgut gedacht, schlecht ggemacht“emacht“ verbucht werden.

Zuletzt gilt es dann noch die Frage zu klären, wie Magee SaSandsnds wahrnahm.wahmahm. Magee nahm Sands zuerst einmal als Mensch und nicht als Terrorist wahr. Das heißtheißt,, er trat ihm vorbehaltvorbehaltloslos gegenüber. Er führte mit Sands ein freundliches, aaberber in der Sache unnachgiebiges Gespräch, bei dem er sich nicht auf Diskussionen einließ, jedoch auauf-f- merksam Sands Argumenten lauschte. Auch gegenüber Atkins bestätigte er diese Sichtweise. Er schilderte ihn als offenen Gesprächspartner, der zwar die fünf FForderun-orderun- gen der Gefangenen erfüllterfiillt sehen wollte, ohne jedoch einen politischen Status einzufoeinzufor—r- derndern.. Zusätzlich war er bereitbereit,, seinen Hungerstreik fünf Tage auszusetzen, wenn bbe-e- stimmte BedinBedingungengungen erfüllt wurden. Magee nahm Sands als einen Menschen wahr, der von seiner Sache und seinem Handeln überzeugt war und notfalls für diese auch sterben würde. Durch seine Beschreibungen von Sands vermittelte Magee aber ebenso das Bild eines Menschen, der es eben nicht aufs Sterben abgesehen hatte, sosondernndern durchaus nonochch willenswillens war, Gespräche zu führen. Aus Magees Beschreibungen geht hervhervor,or, dass er Sands als politisch motivierten Häftling, jedoch nicht als entrückten Märtyrer wahwahr-r- nahm.

5.2 Die Selbstmorddebatte

Im Laufe des zweiten Hungerstreiks und dem Sterben von GefaGefangenenngenen im Hungerstreik mussten sich Gesellschaft und KiKircherche der Frage stellen, ob die GGestorbenenestorbenen sich das Leben genommen hatten oder nicht. Innerhalb der katholischen Kirche verlief dabei die Konfliktlinie zwischen der irischirisch-katholischen-katholischen und der britischbritisch-katholischen-katholischen Kirche. Es ist dahedaherr von Interesse zu fragen, wie die Debatte verlief, wewerr sich an ihihrr beteiligte, wewel-l-

167 che Auswirkungen diese auf das Verhältnis zwischen den katholischen Kirchen in IIr—r- land und England hatte und welchen EinflussEinfluss sie auf didiee Begräbnisse der im HungeHunger—r- streik GGestorbenenestorbenen nahm?

Die Debatte um den Tod von Sands bzw. seseinin Zustandekommen und die theologischen Implikationen wurde von dem Kardinal von WestministerWestminister,, Basil HumeHume,, angestoßen. Bei seiner Reise nach Derry Ende April 19811981 war Hume bereits zum Hungerstreik und dedes-s- sen moralischen Implikationen befragt worden, ohne jedoch jedoch hierzu eine Aussage zu treffen.630 Nach seiner Rückkehr informierte er den Bischof von DerryDerry,, Daly, dass er sich Gedanken zum Hungerstreik gemacht habe und diese in Form eines Briefes an die englische Presse veröffentlicht habe.631 Der Absatz zu den HungHungerstreikserstreiks begann mit der Erinnerung an den Papstbesuch vom September 19791979 und seinem AufrufAufruf,, der Gewalt ein Ende zu bereiten. Seiner Meinung nach führe Gewalt nur zu weiterer Gewalt und unausweichlich zu Ungerechtigkeit und tragischen Trauerfällen.632 Nach dderer Erinnerung an die päpstlichen Einlassungen konstatierte Hume: „The Hunger Strike is a form of violence, and surelsurelyy cannot be condoned by the Church as being in accordaaccordancence with God’s will for man.”man. ”633633 Die DoppelDoppeldeutigkeitdeutigkeit seiner Aussage zum Hungerstreik lud förmlich zu einer kontroversen Debatte ein. Einerseits befand sich seine Deutung auf einer Linie mit den päpäpstlichenpstlichen Einlassungen zu Gewalt. Gewalt, ob nun gegen sich selbst oder gegen andereandere,, führte zu weiterer GGewaltewalt und zu UngerechtigkeitUngerechtigkeit.. Der Zusatz, dass sich ein Hungerstreik gegen den Plan Gottes für die Menschen stelle, eröffnete eine weitere Deutungsebene, die wesentlich kontroverser war als die erste. Wenn das RResul-esul- tat des Hungerstreiks der Tod und dieser Tod gegen den Willen Gottes war und damit Sünde darstellte, versündigten sich die Gefangenen an ihrem LeLebenben und Gott.

Die Ausführungen Humes nutzten verschiedene englische ZeitungenZeitungen,, um das Dilemma des Selbstmordes aus katholischer Perspektive zu beleuchtebeleuchten.n. Für den ReligionskorreReligionskorres-s- pondenten der Times war klar, dass die Probleme der katholischen Kirche mit der Selbstmordfrage vor allem mit der neuen Art von BeliebigkeitBeliebigkeitskulturskultur in Zusammenhang standen: „„TheThe Roman Catholic attitude to suicide and related acts…acts. . .hashas like many other areas of moral theology undergone a profound change in recent years so that it is no

630 63° Daly: AATroubIed Troubled See, S. 118. 631 631 Daly: AATroubIed Troubled See, S. 119. 632 Ebd. 633 Ebd. 168 longer possible to speak of one clear principle at work.”work7’634634 Der Korrespondent beklagte, dass Selbstmörder nicht mehr in Bausch und Bogen verurteilt würdwürden,en, sondern stattdestattdes-s- sen alle Sakramente vor und nach dem Tod erhielten und dazu noch eine Messe erhieerhiel-l- ten und in geheiligter Erde begraben werden könnten.635 Er erklärte die Grundlage des doppelten Prinzips, nämlich ddieie Unterscheidung zwischen gewollten EndzEndzielenielen und vorhergesehenen EndzieleEndzielen,n, die aber nicht gewollt sind.sind.636636 Dieses Prinzip wurde auch genutztgenutzt,, um den HHungerstreikungerstreik zu rechtfertigen: „„HungerHunger Strikes are a slightly different case. With the aid of ‚,thethe double effecteffect‘‘ principle,principle, theologians have traditionally been able to justify them on moral grounds in the past and academic studies have been pub—pub- lished particularly in Ireland where the hunger strike has become a political act hallowed by tradition.tradition.”637”637 Als weiweiteretere Konsequenz aus dem DoppeleDoppeleffektffekt eergabrgab sich nach der Meinung des Verfassers auch, dass Theologen in Irland in der Lage warenwaren,, den Hungerstreik als heroischen Akt, der kurz hinter dem religiösen Martyrium standstand,638,638 zu rechtfertigen. ExExplizitplizit und durch seine Kritik an der beliebig gewordenen MoraltheMoraltheo-o- logie stellte sich Clifford Longley auf die Linie von Kardinal Hume und stützte seine PositiPosition.on. Im Gegensatz hierzu nahm der Guardian eine distanziertere und differenzierte Position ein. Diese Position illustrierte er am Beispiel dedess stellvertretestellvertretendennden BischofBischofss von SheffieldSheffield zum Tode vonyon Frank Stagg, der nach 62 Tagen im Hungerstreik 19761976 gestorben war.war.639639 Der Bischof fragte sichsich,, ob es sich um Selbstmord handelte, wenn der Betroffene davon überzeugt warwar,, dass er unfair behandelt wurdewurde.640.640 Der StellvertStellvertreterreter des Bischofs stellte ffest,est, dass die MeMehrheitsmeinunghrheitsmeinung dahin tendiere, dass Hungerstreik Selbstmord sei, da der Häftling im Hungerstreik vorsätzlich seinen Tod in Kauf nnähme,ähme, um die Regierung unter Druck zu setzen. Daher sei es falschfalsch,, einen solchen ScSchritthritt zu unternehmen. Das Leben befinbefindede sich in der Hand Gottes und nniemandiemand dürfte sich eei-i- genhändig das Leben nehmen. Es gebe aber auch die MeiMeinung,nung, so fügte er hinzu, dass „„aa hunger strike means simply refusing all cooperation even tot0 the extent of refusirefusingng food. Death in these circumstances is not chosen as the means to an end but is incidental and indirect.”‚264l641 Der stellvertrende Bischof von SheffieldSheffield hatte das Dilemma jenseitsjenseits der

634 634 Clifford LLongley:ongley: Suicide: the Catholic DDilemma,ilemma, in:in: Times,Times, 1. Mai 1981, S. 14, im Folgenden zitiert als: Longley: Suicide: the Catholic Dilemma. 635 Ebd. 636 Ebd. 637 EbEbd.d. 638 Ebd. 639 639 Gareth Parry: The Dilemma of Doctor and Priest, in: Guardian, 1. Mai 1981, S. 13. 64064° Ebd. 6416‘” Ebd. 169 moraltheologischen BelBeliebigkeitsdebatteiebigkeitsdebatte handfest umrissen.umrissen. Eine solche nuannuanciertecierte Aussage schien 1981198l aufsaufseiteneiten der katholischen Kirche in England aufgrund der zzu-u- nehmenden Spannungen kaum noch möglich.

Angesichts dieser beiden Artikel lässt sich feststellenfeststellen,, dass die moralische Frage im Falle eieinesnes Hungerstreiks mit Todesfolge sisichch auf die Umstände des Todes konzentriekonzentrier—r- te. Sollte dederr Tod billigend in Kauf genommen oder gar bewusst herbeigeführt worden sein, dann handelte es sich um einen verdammungswürdigen Akt von Selbstmord. Sollte der Tod das Nebenprodukt Nebenprodukt einer VerweigerungshalVerweigerungshaltungtung und nicht angestrebt worden sein, war es kein Selbstmord und daher auch nicht verdammenswert. Es waren sosomitmit sowohl die theoretischen als auch die praktischen Fragen im Zusammenhang mit der moralischen Debatte um den Hungerstreik geklärt worden.

BisheBisherr war die Frage um die Moral des Hungerstreiks nur von englischen Zeitungen und englischen GeisGeistlichentlichen thematisiert worden. Katholische Geistliche in Irland schwiegen bisher zu dieser Frage. Es schien daher, als würde der katholischen Kirche eine Debatte aaufgezwungen,ufgezwungen, die sie nicht führen wollte oder vor der sie sich versteckte. Das SchweSchwei-i- gen der katholischen Geistlichen nahm der Catholic Herald auf und thematisierte dieses in einem Artikel. Er wies darauf hin, dass der Cork Examiner bereits am 2727.. April über das „ohrenbetäubende Schweigen“ zur moralischen Frage des HungerstreiksHungerstreiks,, das aufaufsei-sei- ten der katholikatholischenschen Kirche in Irland herrscheherrsche,, ggeschriebeneschrieben habehabe642642 Er zitierte direkt aus dem Artikel: „Should we not look to our religious leaders for guidance oonn the moral issue? Is it or is it not morally wrong to die in a selfself—imposed-imposed hunger strike?strike?”643”643 Die Unmöglichkeit einer klaren Antwort auf diese Frage machte der Professor fürfur MMo-o- raltheologie an der katholischen Universität MaynoothMaynooth,, DenniDenniss O’CallaghanO’Callaghan,, sowohsowohll in eeineminem InterInterviewview mit dem Belfast Telegraph als auch in einem Leserbrief an die Irish Times deutlich. Vom Belfast Telegraph wurde er gefragt, ob er für moralisch gerechgerecht-t- fefertigtrtigt halte, dass Sands und seine drei Mitstreikenden ihren Hungerstreik fortsetzfortsetzten,ten, trotz der unveränderten PositiPositionon der britischen Regierung in BBezugezug auf die Forderung der Gefangenen. O’Callaghan wies darauf hin, dass sich beim Hungerstreik zwei ProProb—b- lemfelder ergaben. Erstens hoffe der Gefangene im Hungerstreik darauf, dass die anderanderee Seite Zugeständnisse mache.644 Indirekt deutete er damit an, dass keine SelbsttötungSelbsttötungs-s- absicht beim Hungerstreik vorlag. Als zweites Problem machte er die EntscheidungsfEntscheidungsfä—ä-

642 642 Des Cyran: Sands —– The Defeaning Silence on the Ethics of Suicide, in: Catholic Herald 1 May 1981. 643 Ebd. 64464“ Ebd. 170 higkeit aus. Bei einem Hungerstreik, so O’Callaghan, komme der Moment, in dem der GefangGefangeneene nicht mehr in der Lage seisei,, seinen Streik aus eigenem Willen heraus zu bbe-e- enden. Schlussendlich sei die Frage nach den Absichten des Gefangenen im HungeHunger-r- streik entscheidenentscheidend.d. Habe er die AbsichtAbsicht,, sich zu ttöten,öten, sei dies moralisch fragwürdig. Im Bereich ddeses Hungerstreiks müsse man dem Gefangenen jedoch einen VertrauensvoVertrauensvor—r- schuss gewähren, da dieser darauf hoffe, dass etwas passiere, was eine MeinungsändMeinungsände-e- rung herbeiführe.herbeiführe.645645 In der FrageFrage,, wie der Hungerstreik und der Tod von Sands zu beubeur-r- teilen seisei,, spaltete ssichich die katholische Kirche in zwei nationale AntipodenAntipoden.. DDiesies macmach-h- ten Denis Faul und Raymond Murray in ihrem Pamphlet „Hunger Strike. The Search for Solutions“ deutlich. Faul und Murray bezogen sich dabei auf den Brief von Kardinal Hume und stellten unter BBezugnahmeezugnahme auf dessen Behauptung, dass HungersHungerstreiktreik eine Form der Gewalt darstelledarstelle,, fest: „This is british theology and is not accepted in Ireland. God is not an English man.man.“646“646 Sie fügten hinzu, dass dieser Kommentar und andere Kommentare britischer KirchenKirchenmännermänner ein spannendes Beispiel dafür abgeben würden, wie die Briten ihre Reihen schlössenschlössen,, um die nicht zu entschuldigende Behandlung von Bobby Sands durch die britische Regierung zu verteidigen.647 Zudem fragten Faul und MurrayMurray,, warum Hume sich überhaupt zuzumm Hungerstreik geäußert habe, wenn er doch zuvor in Briefen erklärt habe, er mische sich nicht in die Angelegenheiten fremder LäLän-n- der ein.ein.648648 Fauls und Murrays Ausbruch zeigte, wie sehr eine eigentlich theoretisch gge-e- führte Debatte doch die GefühleGefiihle der MenscheMenschenn beeinflusste.beeinflusste. Er zeigt aber ebenso, dass die englischen Kleriker nicht als unabhängige Instanzen wahrgenommen wurden, soson-n- dern lediglich als Sprachrohre und Unterstützter der britischen Regierung. Zudem vever-r- barg sich hinter der theoretischen Debatte auch eeinin DeutungsstreitDeutungsstreit.. Wenn nämlich Sands und die anderen nicht bewusst darauf setztensetzten,, aus dem Leben zu scheiden, sondern ihr Hinscheiden das unbeabsichtigte Resultat ihres ProtestProtestss war, ergaben sich neue DeDeu-u- tungstungsmustermuster und Vergleichskriterien.

Die DarstellunDarstellungg der Debatte um die Moralität des Hungerstreiks soll zeigen, welche Positionen in der katholischen Kirche zu dieser Frage vertreten wurden. Sie soll ebenso zeigen, dass die Debatte sich nicht auf moralische BefürwortungBefiirwortung oder Ablehnung des Hungerstreiks rereduzierenduzieren lässt. Zudem lässt sich anhand der Debatte die Komplexität der Selbstmordfrage darstellendarstellen.. Wichtig ist zu betonen, dass die Debatte nicht aus der

645 645 Des Cyran: Sands —– The Defeaning Silence on the Ethics of Suicide, in: Catholic Herald 1 May 1981. 646 646 Raymond Murray, Denis Faul: Hunger Strike. TThehe Search for Solutions, May 1981. 6476‘” Ebd. 648 Ebd. 171 irischirisch-katholischen-katholischen Kirche heraus angefangen wurde, sondern von außen durch die eneng-g- lischlisch-katholische-katholische Kirche an sie herangetragen wurde. InwiefernInwiefem Basil HumeHume,, von ehrlehrli-i- checherr Sorge getrieben, zu einem bis dato wenig diskutiertediskutiertenn Thema eine Debatte angange-e- stoßen hatte, oder ob es sich um den Versuch handeltehandelte,, Sands und seinen märtyrerglemärtyrerglei-i- chen Status in MisskrediMisskreditt zu bringenbringen,, lässt sich nicht zweifelsfrei belegen. Die Indizien und die Art und WeiseWeise,, wie Hume und andere die Debatte begannen, deutet jedoch starstarkk auf die zweite Vermutung hin.

Der ungeklärte Status von Sands und die Debatte um ihn veranlassten den BisBischofchof von

Connor und DownDown,, William Philbin, in dessen Diözese auch Belfast lag, seinen PriePries-s- tern nahezulegen, im Falle von SandsSands‘‘ Tod keine öffentliche Messe für ihn zu lesen. Dies sollte verhindern, dass sein Begräbnis zu einer öffentlichen StärkedarstelluStärkedarstellungng der IRA wwürde.649ürde.649 Der Bericht über diesen Vorgang aus der Irish Times betonte jedoch, dass die Verweigerung der Messe für Sands außer Frage stand, angesichts der negativen ErfahrungErfahrung,, die Philbin mit der VerVerweigerungweigerung der Messe für das IRAIRA-Mitglied-Mitglied Kevin DeDelaneylaney gemacht hatte.hatte.650650 Die Anordnung von Philbin zeigt, dass neben den theorettheoreti-i- schen Problemen der katholischen Kirche in Irland mit dem Hungerstreik auch praktprakti-i- sche Probleme auf sie zukamen. Wie definiertendefinierten Kleriker ihr Verhältnis zur IRA, wie konnten sich Kleriker von ihr abgrenzen? Pater Desmond Wilson fand in seiner wwö-ö- chentlichen Kolumne für die Andersontown News zumindest einen plausiblen Ansatz zur Abgrenzung. In seinem Kommentar zeigte er sich zunächst erschüttert über Philbins vermeintlichesverrneintliches Verbot eeineriner öffentlichen Messe für Sands. Er forderte die KirchenfüKirchenfiih-h- rung auf, sich die Frage zu stellen, ob0b sie bereit sei, den katholischen Glauben auf eine Weise zu interpretieren, die wahrhaftig, menschlich und unvoreingenommen sei. Wenn ssieie dazu nicht in der Lage sei, sollte sie zurücktrzurücktreten,eten, denn, so Wilson weiter, „„wirwir hha-a- 65165l ben keine Zeit für Ramschtheologie und diejenigen, die damit hausieren gehen.“ Zum Thema einer Beerdigungsmesse stellte Wilson fest, dass hier vor allem die Zeugung menschlichen Lebens durcdurchh Gott und ddieie Erlösung des Menschen durch Jesus Christus im Vordergrund standen: „„AA funeral mass and any mass for a dead person, commemcommemo—o- rates and celebrates two things: that this person was created by God and redeemed and renewed by Jesus Christ.652 Diese bbeideneiden Eigenschaften überstrahlten nach Meinung

649 649 PrivatPrivatee Masses only, in: Irish Times [Artikel[Artikel ohne Autor und Seitenangabe], 55.. Mai 1981. 65065° Ebd. 651 651 Desmond Wilson: Junk Theologie, in Andersontown News, 2. Mai 1981, S. 2, im Folgenden zitiert als: Desmond Wilson: Junk Theologie. 652 EbdEbd.. 172 von Wilson auch die Mitgliedschaft eines Menschen in einer weltlichen Organisation wie den FreimaurernFreimaurem oder der Bankiersvereinigung.Bankiersvereinigung.653653 Mit dieser Einsicht im HinteHinter-r- kopfkopf,, sei es nicht nur richtigrichtig,, eine öffentlicöffentlichehe Beerdigungsmesse abzuhalten, es sei sogar gotteslästerlichgotteslästerlich,, es nicht zu tun, da man sich damit weigere, Gottes und ChristusChristus‘‘ Werk 654 anzuerkennen.

Das Planspiel von Philbin und die Replik von Wilson zeigten deutlich, dass bei den Überlegungen und Anweisungen zum Tod und zur Beerdigung von Sands sich religiöse und politische Fragen mitmiteinandereinander vermischten. Die politische Seite von SandsSands‘‘ Tod und sein Begräbnis sind bisher in diesem Kapitel noch nicht genug beleuchtet worden. BereitBereitss am 3030.. April berichtete Nelligan vom irischen Außenministerium, dass er einen

Anruf von John Blelloch vom NIO erhalten habe. Blelloch informierte ihn darüber, dass die britische Botschaft angewiesen worden war, das irische Außenministerium über die Lage in Westbelfast in Kenntnis zu setzen. Kurz zusammengefasst sah die Lage wie folgt aus: Die IRA versucheversuche,, eine Art von „Belager„Belagerungsmentalität“ungsmentalität“ zu erzeugen, inindemdem sie die Gerüchte ververbreitete,breitete, dass protestantische Paramilitärs und britische AntiterroAntiterror-r- einheiteinheiten,en, namentlich der Special Air Service (SAS)(SAS),, katholische Gebiete angreifen würden. ZuZusätzlichsätzlich versuche die IRAIRA,, „„no-go-areas“no-go-areas“ in den katholischen Gebieten zu schaffen. All dies diene dem ZweckZweck,, die Existenz der IRA zu rechtfertigen.rechtfertigen.655655 Blelloch berichtete, dass die britische Regierung sich in der jetzigen jetzigen Lage auf die katholische .. . . . 656 FührungFuhrung und ihren InformationsserviceInformationsserv1ce verlasse, um Leben zu retten.656 Diese Strategie bürdete den KlerikernKlerikem eine zusätzliche Verantwortung auf.auf Zu einem ähnlichen Urteil wie die britische Regierung kam auch der Observer am 33.. Mai in einem Artikel mit der SchlagSchlagzeilezeile „„DasDas Erbe von Bobby Sands“Sands“.. George Brock schrieb: „The objective of Provisional strategy is to create a situationSituation volatile enough for them drastically to rre—e- shape the ppolitcalolitcal future.future.”657”657

Das NIO und auch die britische Presse erwarteteerwartetenn also, dass es zu chaotischen Zustände käme bei einem Ableben von Sands. Nachdem Sands am 55.. Mai gestorben warwar,, blieben diese jedoch aus. Die katholische Kirche und die republikanische FühruFührungng hatten nach dem Tod von Sands zu Ruhe und Ordnung aufgerufen. Dennoch kam es zu vereinzelten

653 653 Desmond Wilson: Junk Theologie, in Andersontown News, 2. Mai 1981, S. 2, im Folgenden zitiert alsals:: Desmond Wilson: Junk Theologie. 654 Ebd. 655 TNA ROI: DFA/2012/59/1674 Nelligan an ÓÖ MartinMartin,, 3030.. April 1981. 656 Ebd. 657 657 George BrockBrock:: The Legacy of Bobby Sands, in:in: The Observer, 3. Mai 1981, S. 15.15. 173

Gewaltausbrüchen. Es wurden Autos und Busse in Brand gesteckt und ein Milchmann und dessen Sohn wurden durch Steinwürfe verletzt. Der Großteil der TrauerndenTrauemden zozogg es jedochjedoch vorvor,, friedlich Abschied von Sands zu nehmen, dessen Leichnam im Hause seiner Familie in Twinbrook aufgebahrt lag.lag.658658 Auch das eigentliche Begräbnis von Sands vever-r- lief ohne weitere Zwischenfällle.Zwischenfallle. Dies erscheint auf der einen Seite umso bemerkenbemerkens—s- werter,werter, als die London Times durch Leserbriefe die Selbstmorddebatte erneut thematthemati-i- siert hathatte.te. In ddieseniesen wurde unter anderem gefordertgefordert,, dass man Sands exkommunizieren solltesollte,, und stellten Behauptungen auf wie „ [f]ew[flew people feel sympathie for Mr Sands because almost everybody recognizes instantly the wrongness of his action.action.“659“659 Ein weiterer Leserbriefschreiber behauptete: „„AtAt some point, however, the ultimate choice of withdrawal or starving to death must become become apparent, if only in prospect. It is difficult to avoid concluding that, so far as humanely evident, the hunger striker who 660 - dies has at some stage deliberately and irrevocably chosen to do soso..”” Mit anderen Worten, Sands hatte sich bewusst das Leben gengenommen.ommen. Auf der anderen Seite musste das Begräbnis friedfriedlichlich vonvonstattenstatten gehen, da es sich bei dem Begräbnis auch um eine politische Demonstration und eine Stärkebezeugung der IRA handelte. Das NIO schrieb am 44.. Mai hierzu: „„TheThe process itself [das[das Begräbnis] will attract thousands —– probably tens of thousands —– of people from Northern Ireland, the Republic and elsewhere. The Provisionals will do all they can to attract as much publicity as possible, and the interinter-- national press which is in Belfast iinn force, will respond. The proceedings will include no doubt, the display of tricolours and the making of inflammatoryinflammatory speeches. Sands is reported to have asked for (and the Provisionals will anyway ensure that he gets) a full ‚,military‘military‘ funeral with maskmaskeded men and fusillades of shots, uniformed men in marching 661 order and so on.on.””

Es lässt sich angesichts der theologischen unundd politischen Schwierigkeiten im ZusaZusam-m- menhang mit dem Begräbnis von Bobby Sands erkerkennen,ennen, auf welchem schmalen Grat sich die Kleriker und die katholischkatholischee Kirche in Nordirland bewegten. Diese SchwieriSchwierig-g- keiten waren zumindest teilweise von englischen Bischöfen und der konservativen PrePres-s- se mit erzeugt worden. Im Folgenden geht es nun darumdarum,, das Begräbnis von SandSandss zu schilschildern.dern. DDerer Fokus liliegtegt dadabeibei insbesondere auf der Art und WeiseWeise,, wie die BegräBegräb—b-

658 658 David Beresford, John Cunningham: Ulster braced for more ririotsots over Sands, Guardian 6 May 1981, S. 1. 659 659 Suicide and the Catholic conscience, in: London TimesTimes,, 6. Mai 1981, S. 117. 66066° Ebd. 661 TNA: PREM/19/504 Funeral of Robert SandsSands,, 44.. Mai 1981, Ss.. 2. 174 nismesse ablief und wie das BegBegräbnisräbnis außerhalb der Kirche vonvonstattenstatten ging. Die Messe in der St. Luke Church in Twinbrook verlief aus Sicht von Gerry Adams durchaus kontrovers ffiürir die republikanische Bewegung. Bei der Seelenmesse für Sands zeigte sich Gerry Adams angewidert von den Worten des Priesters Sean Rogan, der immer wieder von Bobby SandsSands‘‘ „Krankheit“ sprach. FFürür Adams stellten diese Worte eine bewusste Vermeidung der WahWahrheitrheit dar.dar.662662 In seiner Trauer um seinen Kameraden und in der Wut über seinen Tod übersah Adams jedochjedoch die Schwierigkeiten der katholischen Kirche mit dem Begräbnis eines Mitgliedes einer paramilitärischen Organisation und die Debatte um SandsSands‘‘ Tod. Die FormFormulierungulierung Rogans, dadassss Sands an einer Krankheit zugrundezugrundegegangengegangen seisei,, stellte fürfiir die Kleriker die einzig nicht anstößige Formulierung dadar,r, die gleichzeitig eine Bewertung ausschloss. Hätte Rogan von SandsSands‘‘ Tod als Selbstmord gesprochengesprochen,, wäre seine Gemeinde und die republikanische Bewegung über ihn hergefallen. Hätte er von SandsSands‘‘ Tod als Konsequenz der ununflexiblenflexiblen Haltung der britischen Regierung gesprochen, hätte er die Schmähungen der britischen Presse und die Angriffe extremistischer Elemente innerhalb dderer Unionisten fürchten müssen. Sean Rogan hätte gewiss über das Leiden von Sands und seiner Familie sprechen können, so wie es sein Kollege Desmond Wilson in seiner Kolumne für didiee Andersontown News getan hatte: „„II hope that the sympathy of all our people will be shown to the family of Mr Sands during this time when they are suffering so much because of his death. They have suffered too much. He has suffered too much. The prisoners have suffered too much.much.”663”663 Er schloss seinen Meinungsartikel mit folgenden Worten: „May Mr. Sands rest in peace. And may his fellow citizen never have to suffer as he diddid,, ever again.again.”664”664 Natürlich hatte auch die Fokussierung auf das Leiden von Sands eine gefährliche KoKom-m- ponente, da ssieie dazu einludeinlud;; Leid mit Leid aufzuwiegenaufzuwiegen.. JJedochedoch hätte der Gebrauch des Wortes „Leiden“ die GeGefühlefühle der Gottesdienstteilnehmer stärker angesprochen als das rationale Wort der „„Krankheit“.Krankheit“. DDerer Fokus auf ddemem Leiden hätte aber die Kleriker wiwie-e- der stärker in die Nähe der republikanischen Bewegung gerückt. Dies wollte Pater RRo-o- gan unbedingt vermeiden. AnschAnscheinendeinend war Rogan in die Kritik gekommengekommen,, überhaupt für Sands ein Requiem abgehalten zu haben. In einem Interview mit der Irish Times erklärte er, dass er und die Führung der katholischen Kirche es nicht dulden würden, wenn paramilitärische Symbole in einer Kirche gezeigt würden. Zudem könntekönntenn die Kirche und ihre Priester nicht mit einer paramiltärischen Organisation gleichgesetzt

662 662 Adams: Before the DDawn,awn, S. 294. 663 Desmond Wilson, in: Andersontown NewsNews,, 66.. Mai 1981, S. 3. 66466“ Ebd. 175 werden.665werden.665 In BBezugezug auf die Messe fürfur Sands sagsagtete Rogan: „„WeWe are giving the rites of the Catholic Church to a parishioner who died in prison hospital with the priest at his 666 bed side as he died.died.“666“ Rogan versuchteversuchte,, die Kirche vom VerdachtVerdacht,, mit der IRA in GGe-e- meinschaft zu stehen und mit der OOrganisationrganisation gleichgesetzt zu werdenwerden,, zu befreien. Zudem widerwidersprachsprach er dderer Karikierung von Bobby Sands als Barrabas und SelbstmöSelbstmör-r- derder,, indem er ihn als ein einfaches Gemeindemitglied anerkannte. Als dieses hatte er jedesjedes RechtRecht,, mit den üblichen Riten bestattet zu werden. Die Anerkennung von Sands als Gemeindemitglied bedeutete aber auch, dass während der Messe keine paramilitäri-paramilitäri- schen Flaggen und Abzeichen in der Kirche gezeigt werden durften.durften.667667

Es wird ersichtlich, dass die Kleriker bei der Beerdigung vvonon im Hungerstreik gestorbgestorbe-e- nen Gefangenen vor einer religiösen und weltlichen Problematik standstanden,en, aus der sich auch das vorsichtige Vorgehen von Pater Sean Rogan erklärt. Theologisch standstandenen sie vor dem Problem des Selbstmordes, auf das keine zufriedenstezufriedenstellendellende und vor allem kekei—i- ne eindeutige Antwort gefunden werden konnte. Politisch standstandenen sie vor dem Problem, dass ihihnennen Intimität mit der IRA unterstellt wurde und zudem die UntersUnterscheidungcheidung zwzwi-i- schen ddemem Gemeindemitglied und dem IRAIRA-Mitglied-Mitglied Sands nicht besobesondersnders überzeüberzeu-u- gend erschien. Während also die Kleriker und die katholische Kirche einen Balanceakt zwischen Anerkennung und Abgrenzung vollzogen, wurde Sands außerhalb der Kirche in Twinbrook als Held und Märtyrer gefeiert. Der DudelsackpfeifDudelsackpfeifer,er, ein zentralzentralerer BBe-e- standteil des republikanischen BeerdigungsritualsBeerdigungsrituals,, gab Thema und Stimmung an, inindemdem er den HH-Block-Song-Block-Song spielte: „But i wear no convicts uniform/Nor meekly serve my time/That Britain may call Ireland’s fight/800fight/800 years of crime.crime.”668”668 Dem BeerdigungsBeerdigungszug,zug, der hinter dem PfeifPfeiferer hergingherging,, schlossen sich über 100.000100.000 Menschen an.an.669669 Auf dem Weg zum MilltownMilltown-Friedhof,-Friedhof, der westlich des Stadtzentrums lag und auf dem Sands seine letzte Ruhe finden sollte, machte der Zug in Andersontown halt. Der Sarg wurde auf ein GGestellestell gesetzt, IRAIRA-Volontäre-Volontäre erschienen, gaben drei Salutsalven ab, zogen die Waffen ein und hielten eine Schweigeminute ab, um dann wieder in der Menge zu vever—r- . . 670 . . . schwinden,schwmden, aus der sieSie gekommen waren.670Als der Leichenzug an seinem BestimBestim—- mungsort angekommen wwar,ar, hielt SandsSands’’ WahlkampfleiterWahlkampfleiter die Grabrede: „It is hard to

665 665 Priest explains Church’s stand on funeral, in: IrishIrish Times, 8. Mai 1981. 666 Ebd. 667 Ebd. 668 668 Beresford Ten Men Dead , S. 137. 669 Ebd. 670 670 Adams: Before the Dawn, S. 294. 176 describe the sadness and sorrow in our hearts today, as we stand at the grave of VoluVolun-n- teer Bobby SandsSands,, cruelly murded by the British Government in the HH-Block-Block of Long Kesh.Kesh.”671”671 Dieser schloss seiseinene Grabrede mit den Worten: „,,BobbyBobby Sands your sacrificesacrifice

. . . 672 Wlllwill not be in1n vain.“

Für die republikanische Bewegung —– wie ddieie Schilderung des Begräbnisses zeigt –— gab es im Gegensatz zu den Klerikern keine moralischen oder politischen Probleme. Der Fall Sands war klar und deutlich einzuordnen. Hier wurde jemand zu Grabe getragen, der für seine Überzeugungen umgebracht worden warwar.. Der Leichenzug und die massive AnteilnahmeAnteilnahme an dem Begräbnis von Sands zeigten, dass die Menschen in der Stadt und auch international die Botschaft von Sands verstanden hatten und sich mit ihm solidarsolidari-i- sierten. Die FrageFrage,, ob sein Tod und sein Opfer recht oder unrecht waren, stellte sich schlischlichtcht und einfach nicht. Durch die Begräbniszeremonie und die Grabrede von wurde Sands zu einem Märtyrer für die Bewegung hochstilisiert, dessen Opfer die republikanische Bewegung zusammenschweißte und verdeutlichte, dass sein Tod die Tür fürfur weiweiteretere Fortschritte der Bewegung aufgestoßen hatte. Durch den friedlichen Charakter des Begräbnisses konnte die republikanische Bewegung zeigen, dass die BBe-e- wegung eben nicht alleine durch die „„Fratze“Fratze“ der IRA beschrieben werden konnte, soson—n- dern auch durch die stille, andächtige politische Demonstration in Form einer TrauerfeTrauerfei—i- er.

Die Beschreibung des kirchlichen und des weltlichen Teils der Beerdigung von Bobby Sands zeigen, dass die Kleriker und Republikaner Bobby Sands unterschiedlich betrach-betrach- teten und seiner unterschiedlich gedachten. Während Kleriker SandsSands‘‘ individuelles LeLei—i- den und die gesundheitlichen Folgen seines HungerstreikHungerstreikss in den Vordergrund stellten und ihn als Gemeindemitglied betrauerten, war er fürfur die republikanische Bewegung eine Symbolfigur, ein Gesicht fürfur den republikanischen Widerstand gegen die britische KriminalisierungKriminalisierungsstrategie.sstrategie. Die katholischen Kleriker waren bemühtbemüht,, keine Spannungen zwischen Unionisten und Republikanern aufkommenaufl

671 671 English: Armed Struggle, S. 200. 672 672 Beresford: Ten Men Dead, S. 138. 673 TNA:TNA: PREM/19/504 Funeral of Robert SandsSands,, 4. Mai 1981,1981, S.s. 2. 177 machte sich keine solchesolchenn GedankenGedanken,, sondern betrauerte einen der IIhrenhren mit militärmilitäri-i- schen Ehren und gab ihm einen Märtyrerstatus. Aus diesen unterschiedlichen AuslAusle—e- gungen dedess Lebens eines im Hungerstreik GGestorbenenestorbenen und das unterschiedliche ProzProze-e- dere innerhalb und außerhalb der Kirche ergaben sich jedochjedoch kaum Abgrenzungseffekte nach außen. Nicht nur bei SandsSands‘‘ Begräbnis, sondern auch bei den folgenden BeBegräb—gräb- nissen von im Hungerstreik GGestorbenenestorbenen begleitete der Priester den Sarg zur BegräbniBegräbnis-s- stätte, was zu Falschinterpretationen führen konnte. Die Broschüre einer interkirchlinterkirchli—i- chen Arbeitsgruppe zum Thema politischerpolitischer Begräbnisse beschrieb dies 19921992 sehr plas-plas- tisch: „Outside the house different criteria are in opoperationeration as all the actions are cocom—m- pletely in the public eye and therefore for all to see and to (mis)interpret.(mis)interpret.”674”674 Wenn ein katholischer Priester, so die Broschüre weiter, an einem Sarg, der mit paramilitärischen Symbolen geschmgeschmücktückt war, gesehen wurde oder einen paramilitärischen Trauerzug aan—n- führte, so führte dies auf protestantischer Seite zu der EinschätzungEinschätzung,, dass die katholkatholi—i- sche Kirche der Gewalt der IRA bebestenfallsstenfalls zwiespältig gegenübergegenüberstand.675stand.675 Die BrBro-o- schüre hob jedoch hervor, dass die katholische TheologTheologieie Wert darauf legte, dass für den Toten gebetgebetetet werwerde.de. DDaheraher würden es Priester als ihre PflichtPflicht ansehenansehen,, an solchen Begräbnissen teilzunehmen, teils auch um die FamiFamilienlien zu unterstützen.676 unterstützen.676 Über die

Rolle des Priesters schrieb die Broschüre: „Given that ththee priest who is the chief celcele-e- brant will often lead the coffincoffin to the graveside, where the grave is beside the church it ...... 677 Willwill be impossible1mposs1ble to avoidaV01d televisionteleV1s10n coverage.coverage.””677

Durch die beschriebbeschriebenenenen PflichtenPflichten des PriestersPriesters,, die FFalschinterpretationenalschinterpretationen und DiskuDiskus-s- sionen, die sich um die Anwesenheit eines Priesters aufbauten, liefen katholische KlerKleri-i- ker GefahrGefahr,, ungewollt politisiert zu werden. Zusätzlich konnte ihnen, wie auch in andande-e- ren Kontexten bereits beschrieben, Sympathisantentum mit der IRA unterstellt werden. Begräbnisse bargen somit auch angesichts des großen WutpotenWutpotenzialszials Sprengstoff für die katholische Kirche. Eine Feier, die eigentlich der Erinnerung an das Leben eines EiEin-n- zelnen gewidmet warwar,, konnte leicht zu einer politischen Stärkedemonstration ododerer zu einer republikanirepublikanischenschen Propagandaaktion werden. Nun könnte man ganz zynisch argargu-u- mementieren,ntieren, dass dieses PotenPotenzialzial iimm Laufe des Hungerstreiks abnahm, da BBegräbnisseegräbnisse von im Hungerstreik GGestorbenenestorbenen eine gewisse Alltäglichkeit erlangten. Alleine im Mai

674 674 InterchurchInterchurch Group on Faith and PoliticsPolitics:: Burying our Dead: Political Funerals inin Northern Ireland,Ireland, Belfast 1992, S. 11, im Folgenden zitiert als: Interchurch Group: Political Funerals. 675 Ebd. 676 Ebd. 677 Ebd. 178

11981981 gab es noch zwei weitere Begräbnisse. Francis Hughes starb am 1212.. Mai und Raymond McCreesh am 2121.. Mai.Mai.678678 Richard English stellt hierzu die These auf, dass die Serie von Begräbnissen und Toden immer weniger zu schockieren und emotional zu 679 - rühren vermochtvermochtenen und immer weniger politische Auswirkungen hättenhätten.. Nun ist1st zu dieser These zunächst zu sagen, dass der Tod keinekeiness der zehn im Hungerstreik GestoGestor-r- benen politische Auswirkungen hatte. Selbst SandsSands‘‘ Wahl zum Abgeordneten war unter der Prämisse durchgefochtdurchgefochtenen wordenworden,, sein Leben zu retten und nicht ihn sterben zu lalas-s- sen. Zudem fehlt bei der These von English der BezugspunktBezugspunkt,, an dem sich Schock und Rührung manifestiertemanifestierten.n. Der Bezugspunkt für eine solche These sind meiner EinschäEinschät—t- zung nach die BBegräbnisseegräbnisse der im Hungerstreik GGestorbenen.estorbenen. Diese Begräbnisse blieben auch nach dem Tod von Sands emotional berührend und in einigen Fällen auch schscho-o- ckierend.

Im SoSommermmer 19811981 wurde Joe McDonnellMcDonnell680680 zu Grabe getragen. BBeiei seiner Grablegung kam es zu einem Zwischenfall. WähreWährendnd der Trauerzug —– wie es üblich geworden war –— in Andersontown Halt gemacht hatte, die Salutschüsse abgegeben wwordenorden und die mamas-s- kierten Männer in der Masse verschwverschwundenunden warenwaren,, versuchten Armee und Polizei der maskiermaskiertenten Männer habhaft zu werden.werden.681681 Gerry AdAdams,ams, der als Augenzeuge bei der Beerdigung anwesend war, zeigte sich bestürzt über die EreEreignisse:ignisse: „„LaterLater that day Joe McDonnel’s funeral was attacked by the RUC and the British army on the AndersoAnderson-n- town Road. They were trying to arrest the IRA firing party.party. In seconds a quiet, somber and dignifieddignified tribute to the dead hunger striker became a terrifying melee.”melee.”682682 Adams schrieb weiter: „„MartinMartin McGuinness and I fought our way from the front of the funeral 683 to the centre of the storm.storm.”683”

Der Zugriff von Armee und Polizei während des Begräbnisses von Joe McDonnell eer-r- scheint erst im Vergleich zu früheren Begräbnissen, insbesondere dem von Bobby SandsSands,, als ungewöhnlich. Der Ablauf bei den Begräbnissen war immer dersderselbeelbe und bisher hatten sich Polizei und Armee nicht ggetraut,etraut, die maskierten Männer zu verfolgen.

678 English: Armed Struggle, S. 200. 679 Ebd. 680 McDonnellMcDonneII starb am 88.. Juli 1981. Für weitere SchilderungSchilderungenen der Ereignisse während seines BegräbniBegräbnis—s- ses siehe: https://emmaclancy.com/2015/01/01/britishhttps://emmaclancy.com/2015/01/01/british-armyruc-attack-on-joe-mcdonnelIs-funeral—-armyruc-attack-on-joe-mcdonnells-funeral- recalled/recalled/ (19.05.2016, 09:47). 681 681 David Beresford: Six held after ggunun battle near route of hunger striker’s funeral, in: Guardian 11 July 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als: Beresford: Six held after gun battle. 682 682 Adams: Before the DDawn,awn, S. 301. 683 Ebd. Für die Schilderung der Jagd nach den maskierten Männnern siehe auchauch:: Beresford: Ten Men Dead, S. 308. 179

Die Frage stellt sich daher, was hatte sich geändert sowohl in der SicherheitsauffaSicherheitsauffassungssung der Polizei und der Armee als auch in der Wahrnehmung der BegräbnisBegräbnisse?se? Vor dem Begräbnis von Sands hatte das NIO in ZusammeZusammenarbeitnarbeit mit der RUC und der Armee noch beschlossenbeschlossen,, gewaltfreie Straftaten nicht zu verfolgen und auch keine Festnahmen durchzudurchzuführen.führen. Denn jederjeder Zugriff —– so die Übereinkunft —– wäre angesichts der Massen, die bei einem solchen Begräbnis anwanwesendesend waren, ääußerstußerst schwierig.schwierig.684684 Solche ÜberlÜberle-e- gungen schienen Polizei und Armee im Sommer 19811981 ad acta gelegt zu haben. WichtWichti-i- ger erschien es nun, dass die Sicherheitsorgane Stärke demonstrierten und ihre MachMacht-t- mittel zur Schau stellten. Überlegungen zur Sicherheit der TTrauemdenrauernden traten in den HiHin—n- tergrund. An dem Zugriffsversuch der Sicherheitskräfte während eines Begräbnisses offenbarte sich das Spannungsverhältnis zwischen britischen Sicherheitskräften, der republikanischen Bewegung und den katholischen Klerikern.Klerikem. WähreWährendnd die Kleriker nicht müde wurden zu betonen, dass sie durch die Begleitung des Trauerzuges und dem Abhalten der Messe lediglich eine religiöse PflichtPflicht erfüllten,erfiillten, sahen die republikanische Bewegung und auch die Sicherheitskräfte das politische PotenzPotenzialial sosolcherlcher BeerdiguBeerdigun-n- gen. Die repubrepublikanischelikanische Bewegung offenbarte das KonfliktKonflikt-- und ProvokationspotenProvokationspotenzialzial einer solchen VeranstaltungVeranstaltung,, inindemdem sie maskierte Männer mit Waffen zum Grab enent-t- sandte. Selbst wenn die maskierten Männer in einem zeremoniellen Rahmen agierten, wurden doch schon durch die Gegenwart dieser Männer die Souveränität und das GGe-e- waltmonopol des britischen Staates in Zweifel gezogen. Die Ehrenbezeugung galt je- je- mandemandem,m, der Angehöriger eieinerner selbststilisierten Armee und damit Teil des bewaffneten Arms eines noch nicht existierenden Staates war. Dieser Staat und dessen bewaffneter Arm manifestierten sich jedoch auf den Begräbnissen. Das Begräbnis bildete wiederum Anlass und Grundlage dieser Manifestation, denn ohne die MassenaufläufeMassenaufläufe wäre das relrelativativ gefahrlose Auftauchen der IRAIRA-„Ehrengarde“-„Ehrengarde“ nicht möglich geworden. GleicGleich-h- zeitig nanahmhm die republikanische BewegungBewegung,, bei aller internen Kritik an den klerikalklerikalenen Äußerungen zum Tod von Sands, billigend in Kauf, dass Kleriker durch ihre MachtdMachtde-e- monstration in den Sympathisantenkreis der republikanischen Bewegung gezogen wuwur-r- den. Verschiedene Kleriker im Dunstkreis der republikanischen Bewegung zu verortenverorten,, wurde bereits zuvor von der englischen und protestantischen Presse praktipraktiziert.ziert. DDieseiese Anschuldigung gewann jedoch,jedoch, verknüpft mit der ungeklärten Moralfrage des HungeHunger-r- streiksstreiks,, massiv an Brisanz. Hinzu kam, dadassss auf den Beerdigungen das WutWut-- und TrauerTrauerpotenzialpotenzial gebündelt und in politisches Kapital umgewandelt werden konnte. Die

684684TNA: TNA: PREM/19/504 Funeral of Robert SandsSands,, 4. Mai 1981,1981, S.s. 2. 180

Begräbnisse boten der republikanirepublikanischenschen Bewegung, insbesinsbesondereondere Sinn FéinFein und dem Anti-H-Block-Armagh-Committee,Anti-H-Block-Armagh-Committee, enormes Rekrutierungspotenzial und eine PropPropa-a- gandagandaplattform.plattform.

JeJe länger der Hungerstreik andauerte und sich hierdurch die Begräbnisse häuften, ohne dass sich die generelle politispolitischeche Lage erkennbar änderte, nahm auch der PropagandaPropaganda-- effekt der Begräbnisse ab. Klerikern und Familien wurde klar, dass —– und das trifft inins-s- besondere auf die kleinere Irish National Liberation Army (INLA) zu —– die Begräbnisse ihre Trauerfunktion zunehmend verloren und nur noch den Durchhaltewillen stärken sollten. Dies illustriert das Begräbnis von Kevin Lynch am 33.. August 1981.198l. Im Vorfeld des Begräbnisses hatte Lynchs Familie beschlossenbeschlossen,, keinerlei Ehrenbezeugungen durch die INLA zuzulassen, wegen der Art und WeiseWeise,, wie die Familie während des HungeHunger—r- streiks ihres Sohnes behandelt worden war. KevinKevinss Sarg wurde nicht von einer „Ehre„Ehren-n- garde“ der INLA bewacht und dem örtlichen Priester in Dungiven wurde versichert, dass es zu keinekeinenn paramilitärischen Ehrenbezeugungen kommen werde. Dennoch eer-r- schien auch an Kevin Lynchs Sarg eine Ehrenformation der INLA und gab einige PistPisto-o- lenschüsse ab. Der Gemeindepriester von Lynch zeigte sich verärgert über diesen VeVer—r- trauensbruch.trauensbruch.685685 Ein Freund der LLynch-Familieynch-Familie berichtete: „The priest is furious. They had given a clear undertaking to keep out of the church grounds but went back on it.it.”686”686 Aus Protest begleitete der Priester den Trauerzug in Zivil.Zivil.687687 Aus diesem Ereignis lassen sich eine Reihe von RückschRückschlüssenlüssen über das Verhältnis von Teilen der republikanischen Bewegung zu Klerikern und Familien ziehen. Über das Verhältnis zu den Familien wird an einer späteren Stelle der Dissertation gesprochen. Jedoch können an dieser Stelle bereits erste Andeutungen übüberer das Verhältnis der republikanischen Bewegung und des Klerus gemacht werden. Fakt ist zunächst, dass die INLA sich nicht mehr an VereinbVereinba—a- rungen hielthielt,, die in der Vergangenheit getroffen worden waren. Sie zeigte die Insignien ihrer Organisation und demonsdemonstriertetrierte ihre Präsenz durch Waffengewalt auf dem KiKir-r- chengelände. Dies stellte im Vergleich zu anderen Begräbnissen einen klaren Vertrauensmissbrauch dar. Dieser Missbrauch lässt zwei mögliche Schlüsse zuzu:: EEntwe-ntwe- der hatten sich Kleriker und republikanische BBewegungewegung derart zerstritten, dass beide Parteien keine der bisher bestehenden Vereinbarungen noch für gültig erachteten, oder die INLA hatte einseitig das Vertrauensverhältnis aufgekündigt. Vieles spsprichtricht für LLetz—etz-

685 685 Beresford: Ten Men Dead, S. 290. 686 Paul Keel: Priest protests as gunmen fire volley at Lynch funeral, in:in: Guardian, 4. August 1981, S. 24. 687 Beresford: Ten Men Dead, S. 90. 181 teres. OffensichtOffensichtlichlich wollte die LynchLynch-Familie-Familie nicht, dass die INLA das Begräbnis von Kevin Lynch fürfiir ihre Zwecke instrumentalisierte. Diese hielt es aber anscheinend fürfur nötignötig,, ihre Potenz in der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Der Vertrauensbruch machte deutlich, dass die Begräbnisse eindeutig zu einer politischen Plattform geworden waren. Dies wollten die Familie und der Gemeindepriester umkehren.

Die komplexe Faktenlage, didiee bisher dargestellt wurdewurde,, macht es nötignötig,, noch einmal ddieie Leitfragen des Kapitels kurz darzustellen. Ausgehend von der Kampagne, die katholkatholi-i- sche Geistliche in England in Zusammenarbeit mit der englienglischenschen Presse gegen Sands führtfuhrten,en, stellte das Kapitel fofolgendelgende Fragen: WWieie verlief die KampagneKampagne?? WWerer beteiligte sich an ihrihr?? WWelcheelche Auswirkungen hatte diese auf das Verhältnis zwischen den katholkatholi—i- schen Kirchen in Irland und EnglandEngland?? WWelchenelchen EinflussEinfluss nahm sie auf die Begräbnisse dderer im Hungerstreik GGestorbenen?estorbenen? Die Kampagne nahm ihren Anfang kurz vor SandsSands‘‘ Tod und nach seiner Wahl zum Abgeordneten des britischen Unterhauses und verlief soso,, dass mit SandsSands‘‘ nahendenahendemm Tod zunächst das moralische Problem des Hungerstreiks thematisiert wurde. Ausgehend von Kardinal HuHumes‘mes‘ öffentlicher Aussage, dass es sich beim Hungerstreik um Gewalt handelte, wurde anschließend diskutiertdiskutiert,, ob es sich bei einem Tod durch Hungerstreik um Selbstmord handele oder nicht. Hierbei taten sich nationale Grenzen auf. Katholische Würdenträger in England, bei gleichzeitiger UnteUnter-r- stützung durch hochgestellte katholische Persönlichkeiten und die Times, vertraten die Meinung, dass ein Hungerstreik eine Form von Selbstmord darstellte. Katholische PriePriesterster und Kardinäle in Irland riefen dagegen dazu auauf,f, die Angelegenheit differedifferen-n- zierter zu betrachten. Die erwähnte Debatte zog auch praktische Folgen nach sich. Wenn es den katholischen Würdenträgern in England gelängegelänge,, SandsSands‘‘ Tod als einen Selbstmord erscheinen zu lassen, beging die katholische Kirche in Irland mit seinem Begräbnis einen unmoralischen Akt, der gegen die Regeln der Kirche verstieß. KatholKatholi-i- sche Kleriker in Irland wären moralisch derartig diskreditiert gewesen, dass sie von sämtlichen Interventionen im GefängniskonfliktGefängniskonflikt hättehättenn absehen müssenmüssen.. Gegen diese mitschwingende Überlegung richteten sich die Einwürfe von Faul und Co. Die Debatte, die die katholischen Würdenträger in England um das Begräbnis der im Hungerstreik Gestorbenen entfacht hatten, rückte die BegräbniBegräbnissesse in den öffentlichen FokuFokus.s. Die so erzeugte öffentliche Aufmerksamkeit nutze der republikanischen Bewegung in zweierlei HinHinsicht:sicht: Erstens konnte sie Sands in Abgrenzung zum Bild des Kriminellen und des Selbstmörders als Märtyrer und Quasiheiligen porträtieren, zweitens profitierte sie von dem erzwungenen nationalen Schulterschluss zwischen KlerikernKlerikem und Republikanern 182 oder —– wie es DDenisenis Faul ausdrückte —– „God is not an English manman.“.“ Die Politisierung des Begräbnisses von Sands durch Kleriker und die republikanische Bewegung hatte weitreichende Konsequenzen fürfur zukünftige Begräbnisse, da bei jedem Toten das VeVer-r- hältnis zwischen rereligiöserligiöser PflichterfüllungPflichterfiillung aufsaufseiteneiten der Kleriker und politischer DDe-e- monstramonstrationtion aufsaufseiteneiten der republikanischen Bewegung neu verhandelt werden musste. Die Sympathisantendebatte bildete hierbei jedoch immer den Kontext und strapazierte das Verhältnis der beiden GrGruppen.uppen. Die Debatte um Sands hatte diese Spaltung jedoch erst öffentlich gemacht, da vorher bereits informelle Absprachen zwischen KlerikernKlerikem und RepublikaRepublikanernnern in BBezugezug auf die Verwendung paramilitärischer Insignien und SySym—m- bole getroffen wurden. SandsSands‘‘ BegräBegräbnisbnis und die in den Augen der Republikaner durch die Kleriker vorgenommene ReduziReduzierungerung Sands auf seine Krankheit schufen Missmut und Misstrauen auf republikanischer Seite. Dieses Misstrauen manifestierte sich auch in den kommenden Begräbnissen und führtefuhrte sschließlichchließlich zum Vertrauensbruch seitens der INLA. Durch die politische AufladungAufladung des Begräbnisses von SandSandss wurden auch die Sicherheitskräfte auf den Plan gerufengerufen,, was wiederum das Verhältnis zwischen RepuRepub-b- likanern und KlerikernKlerikem belastete. SandsSands‘‘ Begräbnis, da es das Erste in einer lange Reihe war,war, setzte einerseits den Rahmen für die kommenden Begräbnisse, war aber andereanderer-r- seits auch einzigartig und damit wiederum auch nicht maßgebend für kommende BBe-e- gräbnisse. Mit Sands wurde eine Person der Öffentlichkeit zzuu Grabe getragengetragen.. Dies lässt sich von den ihm nachfolgenden Gefangenen im Hungerstreik nicht behaupten. Die DDe-e- batte um SandsSands‘‘ Todesform und sein Begräbnis illustrieren somitsomit,, wie frafragilgil und vor allem wie kkomplexomplex und mehrmehrschichtigschichtig das Verhältnis zwischen FaFamilien,milien, RepublikRepublika-a- nern, britischer RegierRegierungung und Klerikern geworden war.

6 Der zweite Hungerstreik IIII:: die ICJP, der Bruch zwischen den KlerikernKlerikem und den FamilienFamilien,, das Ende des Hungerstreiks und damit das Ende des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes

6.1 Das Eingreifen der ICJP

Das Eingreifen einer Körperschaft der irischen Bischofskonferenz ((ICJP)ICJP) in den GGe-e- fängniskonflikt erscheint auf den ersten Blick verwunderlich, da die katholische Kirche in Irland von dem KonfliktKonflikt nicht in Gänze betroffen war und auch die Positionen der betroffenen Bischöfe und Kardinäle durchaus voneinander abwichen. Hinzu kam, dass es bereits etablierte Gesprächspartner und Gesprächskanäle gab. Die Kanäle waren je-je-

183 doch seit dem Tod von Bobby Sands inaktiv und die Gesprächspartner trafen sich auch nichtnicht,, um miteinander zu diskutieren. Bik McFarlane beschrieb die Situation treffend: „Ever„Everythingything seemed to freeze after Bobby’s funeral. Nothing moved —– not even a hint of an opening for a dialogue —– no offers from the British that would go some way to negnego-o- tiating. It was like living in a vaccum.vaccum.“688“688 AufgAufgrundrund dieser Faktenlage lässt sich verstverste-e- hehen,n, warum die ICJP eingriff, da schließlich weiter gestorben wurde. Jedoch erklärt das Sterben allein nicht, warum eine neue Organisation in den KonfliktKonflikt eingebunden wurde. Es bleibleibenben daher zahlreiche Fragen in BBezugezug auf das Engagement der ICJP ofoffen:fen:

Wieso griff die ICJP in den GefängniskonfliktGefängniskonflikt überhaupt eiein?n? Gab es ein politisches Motiv? WWelcheelche Rolle spielen die Familien der GGefangenen?efangenen? WWelcheelche Rolle spielten die GeGefangenenfangenen selbst? Wie wuwurderde die Initiative wahrgenommen? WWelcheelche Motive ergaben sich für AblehAblehnungnung und Zuspruch der Initiative? Gab es Probleme zwischen der FüFüh—h- rung der Gefangenen im Hungerstreik und den Gefangenen im Hungerstreik, die durch die ICJP erst sichtbar werden? Warum schaltete die britische Regierung eineinenen zweiten Kommunikationskanal? WaWarumrum informierte Gerry Adams die ICJP über den zweiten

Kommunikationskanal?

Im Mai 1981198l wurde Oliver Crilly auf dem Jahrestreffen der ICJP in den Vorstand der 689 Organisation gewählt.689 Durch diesen Schritt hatte die ICJP nun direkten Kontakt zu Gefangenen im HHungerstreik.ungerstreik. CrillCrillyy war sowohl mit Thomas McElwee als auauchch mit Francis Hughes verwandt und er und seine Familie besuchbesuchtenten die Familen der beiden Gefangenen regelmäßigregelmäßig:: „„II remember going up home for the weekend from Dublin and bringing my father downdown.. MMyy fafatherther and Jim McElwee were vveryery close. When I was there, he would always want me to bring him down to visit Jim when we were down 690 - - there we justjust went across the road to the Hughes familyfamily..” Bei den Besuchen schien Crilly auch das mögliche Eingreifen der ICJP besprochen zu haben. Beide Familien zeigten sich einem Eingreifen der ICJP gegenüber aufgeschlossen.aufgeschlossen.691691 Weitere UnterstüUnterstüt-t- zung für die Gefangenen schien auch aus dem Gefängnis zu kommen. Als CrCrillyilly am Wochenende nach seiner Wahl erneut bei den HughesHughes‘‘ weilte, kam einer der Brüder von Francis Hughes hinzu und gab zu verstehen, er habe den Eindruck, dass die Gefangenen

688 688 CampbellCampbell:: HH-Block-Block Struggle, S. 178. 689 Beresford: Ten Men Dead ,‚ S. 266. 690 InterviewInterview zwischen Oliver Crilly und dem Autor, 17.09.201417.09.2014.. 691 Beresford: Ten Men Dead ,‚ S. 267267.. 184 nach einer fairen Lösung fürfiir den KonfliktKonflikt suchten.692 In Crillys eigenen Worten eereignetereignete sich das Treffen mit dem BrudBruderer von Francis Hughes wie folgtfolgt:: „„Francis’sFrancis’s brother had been in to visitVisit him in the prison and we have been issuing a statement at that time, Francis’s brother said to me, Francis said to tell you to keep goinggoing‘you‘you know there’s no easy outcome, but he wants you to keep goinggoing‘,‘, he wanted the Justice and PPeaceeace commission to be involved.involved.”693”693 Angesichts der Schilderung CrillyCrillys,s, stellstelltete sich eine Reihe von FragenFragen:: Wie vertrauenswert und glaubwürdig war das Wort eines SteSter-r- benden? Inwiefern projizierte der Bruder von Francis Hughes seine eigenen Hoffnungen und Vorstellungen in die Worte seines Bruders? Es ist ein Dilemma, da die Worte von Francis Hughes nicht aufgezeichnet worden sind und auch keine Beschreibung des TreTref—f- fens zwischen Francis und seinem Bruder vorhanden ist. Wie groß der Wille der einzeeinzel-l- nenenn Häftlinge im Hungerstreik warwar,, ihren Protest zu beendenbeenden,, lässt sich schlecht eiein-n- schätzen. Nach dem Treffen mit der HughesHughes-Familie-Familie rief Crilly den Vorsitzenden der ICJPICJP,, DerDermotmot O’MahoneyO’Mahoney,, an und schlug vor, dass die ICJP einen Lösungsvorschlag fürfur den GefängniskonfliktGefängniskonflikt und den Hungerstreik erarbeiten solle.solle.694694 Wenn Crilly nun vorschlugvorschlug,, einen Lösungsvorschlag zu erarbeiten, bedeutete dies, dasdasss Zeit vergehen würde,würde, Treffen arraarrangiertngiert und Gefängnisbesuche organisiert werden mussten. Die ICJP konnte daher keine Hilfe mehr für Francis Hughes bereitstellen. Diese Tatsache macht die Worte von Francis Hughes jedoch für den außenstehenden Betrachter nicht vever-r- ständlicher. Warum sollte HHughesughes sich gesprächsbereit zeigen, wenn sein eigenes Leben nicht mehr zu retrettenten war? Entweder war Francis Hughes derartig nobel, dass ihm das Schicksal seiner MMitgefangenenitgefangenen mehr am Herzen lag als sein eigenes oder Francis Hughes nutzte seinen nahnahendenenden TodTod,, um die HungerstreiksHungerstreikstrategietrategie der republikanischen Bewegung zu untergraben und um weitere Tote zu verhindern. Eine Antwort auf diese Fragen kann leider nicht mehr gegeben werden und somit dienen die gestellten Fragen auch primär dazudazu,, Zweifel an dem VorgeVorgehenhen der ICJP aufzuzeigen. Die ICJP und Oliver Crilly nahmen die angeblichen Worte von Francis Hughes fürfiir bare Münze und sie bbe-e- gannengannen,, Kontakte zu weiteren Gefangenen und ihren Familien herzustellen. Ein weiteres Führungsmitglied der ICJPICJP,, Hugh Logue, derder,, wie bereits gezeigtgezeigt,, sich schon für die McClosMcCloskey-Familiekey-Familie eingesetzt hatte, stand in engem Kontakt mit der Familie von Kevin Lynch. Neben den Kontakten zu den Familien besprachen sich die KommissionsmiKommissionsmit—t- glieder auch untereinanderuntereinander und Oliver Crilly unternahm weitere Reisen in den Norden,

692 692 Beresford: Ten Men DeadDead,, S. 267267.. 693 InterviewInterview zwiszwischenchen Oliver Crilly und dem AutorAutor,, 17.09.2014. 694 Beresford: Ten Men Dead, S.S.267. 267. 185

695 um Gespräche mit seinem anderen CousinCousin,, Thomas McElweeMcElwee,, zu führenführen.695. WährenWährend-d- dessen war Margaret Thatcher am 2828.. Mai nach Belfast geflogen,geflogen, um sich ein Bild von der Lage zu machen und noch eieinmalnmal die Regierungsposition zu verdeutlichen. Am sesel—l- ben Tag hielt sie eine vielbeachtete Rede, die kontrovers diskutiert wurde. An die IRA gewandtgewandt,, sagte sie: „Faced with the failure of their discredited cause, the men of viVio—o- lence have chosen in recent monmonthsths to play what may well be their last card. They have turned their violenceViolence against themselves through the prison hunger strike to death. They seek to work on the most basic of human emotions —– pity —– as a means of creating teten—n- sion and stoking the fires of bitterness and hatredhatred.”696.”696 Mit ihren Worten zeigte Thatcher, dass sie die Debatte über die Moral des Hungerstreiks verfolgt und eine klare Haltung dazu hatte. Bei den Hungerstreiks handelte es sich um nach innen gerichtete Gewalt und damit um Selbstmord. Diese Einschätzung brachte viele irische Kleriker gegen sie auf. Ebenso die Einschätzung, dass der HungeHungerstreikrstreik der letzte Trumpf der „„MännerMänner der Gewalt“ darstellte, musste gleichzeitig Teile der katholischen Bevölkerung gegen sie aufbringen und UnverständUnverständnisnis hervorrufen. Ereignisse wie das Begräbnis von Bobby Sands zeigten, dass die Sache der IRA und die der Gefangenen nicht in Verruf geraten waren. Zudem war es problematisch vonsvonseiteneiten ThatchersThatchers,, die Gefangenen im HungeHunger-r- streik mit den IRAIRA-Mitgliedem-Mitgliedern außeraußerhalbhalb des GeGefängnissesfängnisses gleichzusetzen. Nachdem Thatcher erst einmal die IRA verdammt und ihrer Meinung nach die Motive der IRA offengelegt hatte, stellte sie die Behauptung aufauf,, dass die IRA die katholische Gemeinde „auf die Streckbank legen würdewürde.“697.“697 Sie fufuhrhr fort, dass das Mitgefühl der Regierung sich an all diejenigen richte, die sich in einer zunehmend unerträglichen Situation bbe-e- ffanden.änden. BBesondersesonders angesprochen wurden die Eltern der Gefangenen im Hungerstreik. Des Weiteren ermutigte sie die Kleriker der katkatholischenholischen Kirche, die dazu auffordern 698 würden,würden, die Argumente der Extremisten zurückzuweisen.698 Thatcher versuchteversuchte,, die beiden Gruppen für die Position der britischen Regierung zu gewinnen, indem sie ihnen symbolisch das Mitgefühl und den Zuspruch der britiscbritischenhen Regierung übermittelte. Die Auswahl dieser beiden Gruppen ist für das Kapitel von entscheidender Bedeutung. Wie es schienschien,, versuchte Thatcher einerseits die beiden Gruppen für sich einzunehmen und sie für die britische Sache zu gewinnengewinnen,, auf der andereanderenn Seite versuchte siesie,, die FamFami-i-

695 695 Beresford: Ten Men Dead, S. 267 696 696 Margaret Thatcher: Speech at Stormont Castle lunchlunch,, accessed via: http://www.margaretthatcher.org/document/104657 (31.08.2015(31.08.2015 16.09).16.09). 697 Ebd. 698 Ebd. 186 lien zu besänftigen und mit den Klerikern in einen Dialog zu treten. Warum hatte ThaThat-t- cher nun diese beiden Gruppen gezielt angesprochen? Auf das Leid der Familien war sie unter anderem durch Briefe von Angehörigen aufmerksam geworden. Brian

McCreeshMcCreesh,, der Bruder von Raymond McCreeshMcCreesh,, hatte am 1515.. Mai an die PremierminiPremierminis-s- 699 terin appelliertappelliert,, die Würde seines Bruders zu wahren und ihn zu retten.699 Thatcher hatte das Leben von Raymond McCreesh nicht gerettet. MMitit diesdiesemem Wissen im HintergrundHintergrund,, erscheint das Beileidsbekenntnis zynisch. Über die Anstrengungen einzelner Kleriker war sie durch die Initiativen und Aufrufe von ÓÖ Fiaich und anderen bestens informiert. ZusätzZusätzlichlich hierzu hatten in der Woche vor der Rede insgesamt 84 Priester aus den DiDiö-ö- zesen Armagh und Dromore Thatcher aufgefordertaufgefordert,, in Verhandlungen mit den GefaGefan—n- genen einzusteinzusteigen.eigen. Ebenso hatte Denis Faul am 19l9.. den Tod von fünf britischen SoldSolda-a- ten verurteilt und öffentlich die Frage gestellt, wie die republikanische Bewegung den gewaltlosen Protest in den Gefängnissen postulieren konntekonnte,, wenn dieser doch durch eine solsolchch brutale Tat negiert würde.würde.700700

Die Aussagen von Francis Hughes und die Rede von Margaret Thatcher machten deudeut-t- lich, dass Bewegung in den festgefahrenen GefängniGefängniskonfliktskonflikt zu kommen schien. ThaThat—t- cher schien auf die ApAppellepelle der Familien und der Kleriker einzugehen und ihnen die Hand zum Gespräch zu reichen. Die Gefangenen schienenschienen,, den Schilderungen von OlOli—i- ver Hughes und Oliver Crilly zufolgezufolge,, neue KommunikationskanäKommunikationskanälele zu testen.

Einen TagTag,, nachdem Thatcher ihre Rede in Belfast gehalten hatte, kontaktierten britbriti-i- sche Beamte Bischof Daly und John Hume traf sich mit der Familie von Kevin LynchLynch.. Daly empfand die Rede von Thatcher als negativ. Er nahm es dem NIO übel, dasdasss die BehörBehördede in seinen Augen versucht habehabe,, ihn und ÓÖ Fiaich davon zu überzeugenüberzeugen,, ThaThat-t- 701 chers Rede zu befürworten.befürworten.701 Zudem sei ihr VersuchVersuch,, zwischen der IRA und der kathkatho-o- lischen Bevölkerung zu unterscheiden,unterscheiden, müßig gewesen, da fast jede Familie in Creggan odeoderr der Bogside [[starkstark republikanisch geprägte Stadtteile von Derry] oder in West BeBel-l- fast Verwandte hatte, die im LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis einsaßen oder Freunde hatte, deren

Verwandte wiederum dort eeinsaßen.insaßen. Zudem sei es schlichschlichtt ffalsch,alsch, dass die IRA keine Unterstützung besäße. Trotz all seiner Kritik sei es an der Zeit für ein privates Gespräch

699 TNA: PREM 19/504 McCreesh an ThatcherThatcher,, 1515.. Mai 1981. 700 PRONI: CENT 1/10/361/10/36aa Prison and Second Hunger StrikeStrike,, Weekly BulletinBulletin,, No. 12, 0900 Hours, 14 May - 0900 Hours Thursday 21 of May, S. 3. 7017‘“ PRONI: NIO/12/197a Call on Bishop Daly 1 June 191981,81, S.s. 1, im Folgenden zitiert als: PRONI: NIO/12/197aNlO/12/197a Call on Bishop Daly. 187

702 zwischen ihm, Kardinal ÓÖ Fiaich und Atkins, um die Lage zu klärenklären,702, denn „[t]hings were not well in Derry. Active support for the Provos wawass growing and men released from the Maze who had hitherto kept out of trouble were slipping back into the PIRA. People were bitter, frustrated and longing to get the hunger strike over.”over.”703703 Gegen Ende des Gespräches machte Daly eine wichtige Aussage in BBezugezug auf die Beziehung zwzwi-i- schen der katholischen Gemeinde und der IRA. Als der Beamte des NIO und Daly über Lösungsansätze für den Gefängniskonflikt und den Hungerstreik sprachen, gestand BBi-i- schof Daly ein, dass die IRA nicht zu eieinemnem Kompromiss bereit seiseinn könkönnte.nte. Er glaube jedoch,jedoch, dass die katholische Gemeinde Druck auf die IRA ausüben werdewerde.. IImm besten FalFallele würde die IRA nachgebennachgeben,, im schlechtesten Fall würde die IRA die Gefühle der katholischen Gemeinde gegen sich aufbringen. Die entscheidende Notwendigkeit bestbeste-e- he darin, dass die britische Regierung sich bewegen müsse.müsse.704704

Mit seiner Aussage deutete Daly also an, dass Thatcher die Unterstützung der katholkatholi-i- schen Gemeinde dann sicher hhätte,ätte, wenn sie sich zu einem Schritt auf die Gefangenen zu entschlösse. Ob diediesese Annahme auf Fakten basierte und aus Gesprächen mit AngehAngehö-ö- rigen hervorginghervorging,, lässt sich ohne GesprächsprotokollGesprächsprotokollee ninichtcht nachweisen. Dennoch dedeu-u- ten die Schilderungen der Verhältnisse in Derry durch Daly daraufhin,daraufliin, dass der Bischof sehr genau über das Leben in seiner Stadt und die Gedanken seiner „„Schäfchen“Schäfchen“ infoinfor—r- miert war. Zudem ist Dalys Aussage von großer Bedeutung, da er der Bischof von OlOli-i- ver Crilly war.

Das Gespräch zwischen John Hume und der LynchLynch-Familie-Familie zeigte ähnliche Tendenzen wie das Gespräch zwiszwischenchen Wyatt und Bischof Daly. Während eines Telefonats mit einem hochrangigen britischen BBeamteneamten beschrieb Hume die LynchLynch—Familie-Familie als „a„an—n- stänständige,dige, normale AntiAnti-IRA-Menschen,-IRA-Menschen, die ihren Sohn enterben würdenwürden,, sollte dieser jemalsjemals aus dem Gefängnis herauskommenherauskommen.. JJedochedoch würden sie verständlicherweise alles 705 tun, um den Tod ihres Sohnes zu verhindern.705 Ebenso berichtete Hume, dass Frau Lynch vorgeschlagen habehabe,, ein Treffen zwischen den Müttern der Gefangenen im HuHun—n- gerstreik und Margaret Thatcher zu organisieren.organisieren.706706 BBeiei seinem Telefonat prangerte Hume ebenfalls das Unverständnis der britischen Regierung für die Einstellung der kka-a-

702m PRONI: NIO/12/197a Call on Bishop Daly 1 June 1981, S.s. 1, im Folgenden zitiert als: PRONI: NIO/12/197a Call on Bishop Daly. 703 PRONI: NIO/12/197a Call on Bishop Daly, S.s. 2. 704 Ebd. 705 705 Hennessey: Hungerstrike, S. 259. 706 Ebd. 188

707 tholischen Bevölkerung gegenüber der IRA an.707 Hume blies mit seiner Kritik an der Rede von Margaret Thatcher in das gleiche Horn wie Edward Daly und auch seine EiEin—n- schätzung der LynchLynch-Familie-Familie entsprach dem Vergleich von Daly, dass viele Familien nun einmal Verwandte im HochsicherheitsgefäHochsicherheitsgefängnisngnis hhätten.ätten. Beide Beschreibungen dienten dazudazu,, die Komplexität des Verhältnisses zwischen katholischer Bevölkerung und der IRIRAA darzustellen. ZuZumindestmindest rhetorisch stimmten die Positionen von Daly und der SDLP übereiüberein.n. Humes Beschreibung der LynchLynch-Familie-Familie als „„anständige,anständige, normale Anti-IRA-Menschen“Anti-IRA-Menschen“ hatte jedoch ihre Tücken. Schließlich lässt sicsichh argumentieren, dass sich die AntiAnti-IRA-Einstellung-IRA-Einstellung der Familie von Lynch dadurch erklären lässt, dass ihr eigener Sohn der Irish National Liberation ArmyArrny (INLA) und damit einer KonkuKonkur—r- renzorganisation der IRA angehörte. Die Bemerkung von Hume kann daher lelediglichdiglich als opportunistisch gedeutet wewerdenrden frei nach dem Motto, die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde. Selbst wenn man den OOpportunismuspportunismus von John Hume beisbeiseiteeite lässtlässt,, entsteht ein interessantes Bild. Es schien, als wollten die Familien der GefangeneGefangenenn im Hungerstreik ihre Angehörigen vovorr dem Tod bewahrenbewahren.. Sie richteten daher Appelle an alle staatlichen und nicht staatlichen StellenStellen,, einzuschreiten. Zusätzlich schienen auch die Gefangenen und ihre Führung ein Signal der Gesprächsbereitschaft setzen zu wowol—l- len. So berichtete der irische Botschafter in Großbritannien bei einem Treffen mit MoriMoriartyarty vom NIO: „He [[derder iriscirischehe Botschafter] said in passingpassing,, and without elaborelabor-- atating,ing, that they continued tot0 get messages thatthat,‚ the HH—block-block people would like a way outout:: I said we saw no sign at present.”„708708 Noch am selben Tag wurde vonsvonseiteneiten der GGe-e- fangfangenenenen verkündet, dass BernardBemard McLMcLaughlinaughlin aaufgrundufgrund eines Magengeschwürs seinen Hungerstreik abbrechen werde.werde.709709

Angesichts der dargestellten Fakten lässt sich bereits ein Motiv für das Eingreifen der ICJP erkennenerkennen.. Es herrschte bei den Familien der GefangenGefangenen,en, bei den Gefangenen selbst und auch bei den KlerikernKlerikem FrFrustration.ustration. Zunächst waren alle GGenanntenenannten frustriert über die Haltung der britischen Regierung, die sie in Anlehnung an das protestantisch-protestantisch- unionistischeunionistische Motto als „NO„NO-Surrender“-Haltung-Surrender“-Haltung empfanden. Diese Haltung, niemals von den eigenen PrinzipiePrinzipienn abzuweichen, egal wie sich die Lage gestaltegestaltete,te, belastete das Verhältnis zu allen Gruppen. Eine Lösung musste damit unterhalb der Regierungsebene gefunden werden. Anzeichen, dass dies möglich war, gab es einige. Die Familien von

707 707 Hennessey: Hungerstrike, S. 259. 708 708 PRONI: CENT/1/10/36a Prime Minister’s SpeechSpeech:: IrishIrish Reaction, 29. Mai 1981, S. 2, imim Folgenden zitiert als: CENT/1/10/36a Prime Minister’s Speech: IrishIrish Reactions. 709 709 Flynn:FIynn: Pawns in the Game, S. 229. 189

Francis Hughes, Thomas McMcElweeElwee und Kevin Lynch zeigten sich gegenüber Vertretern von ICJP und SDLP gesprächsbereit und auch aus dem Gefängnis wurden die genangenann-n- ten Organisationen kontaktiert, wobei hier erneut die Glaubwürdigkeitsfrage im Raum steht. Es kann somit mit Fug und Recht behauptet werden, dass die Initiative zu einem großen Teil auf Veranlassung von Angehörigen und Gefangenen in den GefängniskoGefangniSkon-n- fliktflikt eineingriff.griff.

Das Ziel von Thatchers RedeRede,, die katholische Bevölkerung in Nordirland zu beruhigen und zu beschwichtigenbeschwichtigen,, war gegescheitert.scheitert. DDasas hatten John Hume und Edward Daly mehr als deutlich gemacht. DDochoch ungewöhnlich erschien, dass auch Blatherwick von der AAb-b- teilung für politische Angelegenheiten beim NIO zu dem gleichen Schluss kam. Die Rede sei in der katholischen BevölkerungBevölkerungsgruppesgruppe wwieie ein Bleiballon untergegangen710untergegangen710: „„AnyoneAnyone I have told —– Catholic or Protestant —– tthathat the chief purpose of the Prime MiMin-n- ister’s visit was to reassure Catholic opinion, has been incredulous. All they have seen or heard is the Prime Minister repeatirepeatingng a policy of no surrender to the IRA, and saying again in interviews that a crime is a crime.”397117 1 Blatherwick zuzufolgefolge müssse es daher seinsein,, die katholische Amtskirche wieder ins Boot zu holen. Hierzu könne zum Beispiel ein Treffen zwischen Daly und ÓÖ Fiaich organisiert werden, auch wenn dies einigen Vorlauf benötigen würde. Durch ein solches Treffen könnte die katholische BevölkBevölke-e- rung beruhigt werden. Ansonsten drohdrohee eine Verschlimmerung der Lage: „„ThisThis is all very well so far as it goes. However, vivirtuallyrtually all my contacts agree that though impreimpres-s- sions of concern for the Catholic community mighmightt well slow the process of their gradual alienation from Government in the short term, only the end of the hunger strike will stop it and enable us to begin reversing the trend; and that unless the hunger strike ends soon, probably before the next hunger strikers die and certainly before the bbe-e- ginning of the marching season, the situation will then begin to deteriorate rapidly.rapidly.”712”712 BlatherBlatherwickwick zuzufolgefolge ssähenähen die Perspektiven der Regierung nicht vielversprechend aus, sofern sie nicht handelte. Jedoch konnten seine Empfehlungen allenfalls mittmittelfristigelfristig umgesetzt werden. Kurzfristig schien die britische Regierung keine Gesprächspartner zu haben. Der Regierung bot sich durch die Lücke, die der Abbruch des Hungerstreiks von McLaughlin gerissen hatte, eineinee Chance. Diese konnte sie aufgaufgrundrund ihrer ststarrenarren und ablehnenden Haltung gegenüber den Gefangenen im Hungerstreik nicht nutzen, wenn

71071° PRONI: NIO/12/197NIO/12/197aa Blatherwick an WyattWyatt,, 11.. Juni 1981, im Folgenden zitiert als: NIO/12/197A Blatherwick an Wyatt. 7117“ Ebd. 712 Ebd. 190 sich kein Dritter als Gesprächspartner fand. Die politische Lage wurde zusätzlich aufgaufge-e- heiztheizt,, da fürfur den 11ll.. Juni in der Republik Irland Wahlen angesetzt wurden.wurden.713713 Ein iriri-i- scher Regierungschef iimm Wahlkampfmodus konnte für die britische Regierung zum Problem werden, da er nationalistische Töne anschlagen könnte. Dies konnte die natinatio-o- nalistische Bevölkerung weiter gegen die Regierung in London aufbringen. Außerdem konnten die Gefangenen versuchenversuchen,, aus der Wahl im Süden politisches Kapital zu schlagen. Die Ausrufung der Wahlen wurde von der Führung der Gefangenen innerhalb und außerhalb des Gefängnisses genutztgenutzt,, um insgesamt 9 Kandidaten fürfiir die Wahlen aufzustellen, unter dedenennen sich 5 Gefangene im Hungerstreik befanden.befanden.714714 Die AufsteAufstel-l- lung der Kandidaten löste jedochjedoch bei den Gefangenen, die zwar gegen ihre Behandlung als gewöhnliche Straftäter protestierten, sich jedoch nicht im Hungerstreik befanden,

VerwirVerwirrungrung aus. Tom Holland berichtetberichtete:e: „When it came to our attentattentionion that the HH-- Block prisoners were to go forward as candidates in the elections there was a lot of mimis-s- understanding and general surprise in our wing. Up until shortly before the elections we were not aware that we wwouldould be intervening; nor did we know who would be standing, where they would be standing, how many would be standing and perhaps more iim—m- portantly, we were not altogether certain why we were standing. 715 Auch Gerry Adams schienschien,, den SchilderunSchilderungengen von Richard O’Rawe zufzufolge,olge, seine Zweifel über die AuAuf—f- stestellungllung von Kandidaten gehabt zu haben. O’Rawe behauptet, Adams sei der Meinung, dass dderer Süden losgelöst von dem wärewäre,, was im Norden geschah und es deshalb ein zzä-ä- her Kampf würdewürde,, die MasseMassenn auf die Straße zu bribringen.716ngen.716 Die Wahl und der WahWahl—l- kampf in der Republik offenbarten hingegenhingegen,, wie stark die Sympathien fürfiir die GefaGefan-n- genen im Hungerstreik und ihre Ziele dort waren. Der irische Botschafter in London machte deutlich, was er und die irische Regierung von Thatchers Rede hielten. Er vever-r- wies ebenso auf den Ärger der irischen Bevölkerung. AAusus seiner Sicht war ThatcherThatcherss Rede sogar noch WaWassersser auf die Mühlen der HH-Block-Unterstützer.-Block-Unterstützer. Die harte Linie gge-e- genüber der Gefängnissituation und den Hungerstreiks, von der Thatcher wortwörtlich in ihrer Rede gesprochen hattehatte,, machte der irischen Regierung Sorge, so der BotschaBotschaf—f- ter. Diese könnte sich als kontrakontraproduktivproduktiv sowohl für den Norden als auch den SüdenSüden,, insbesondere die Grenzregionen erweisen. Hieraus könne Rückhalt für die HH-Block—-Block-

713 TNA: PREM 19/508 AngloAnglo—Irish-Irish Joint StudiesStudies,, 2929.. Mai 1981, S.s. 11.. 714 PRONI: NIO/12/197NIO/12/197aa EleElectionction in tthehe Irish Republic —The– The 9 HH-block-block Candidates, 2. Juni 1981, im FoFol—l- genden zitiert als: NIO/12/197a Election in the Irish Republic, 2. Juni 1981. 715 Campbell: H Block Struggle, S. 188. 716 716 O’Rawe:O'Rawe: Blanketmen, S. 154. 191

Unterstützer entstehen und dies hätte gefährliche Konsequenzen:Konsequenzen:717717 „The Taoiseach evidently felt he had had personal experience of this while electionelection—campaigning-campaigning in the Donegal/Bundoran area imimmediatelymediately after the speech was delivered. As we know, he is coming under a good deal of attack —– including physical attack —– for not taking a more positively Republican line on the prisons and on the North generally.generally.”718”718 Diese SchildSchilde-e- rung konterkariert die Schilderung von O’Rawe zu AdamsAdams‘‘ Bedenken. Es herrschte inins-s- besondere in den Grenzregionen offensichtlich eine gewisse propro-republikanische-republikanische StiStim-m- mung, die sich in den verbalen und physischen Attacken auf den irischen PremierminiPremierminis-s- ter ausdrückte. Die Bedenken des irischen Botschafters zeigten zudem, dass die irische RRegierungegierung durchaus besorgt war über das mögliche Übergreifen der Gewalt auf die RRe-e- publik Irland und das Anwachsen der Unterstützerszene für den Protest der GeGefangenenfangenen und das AntiAnti-H-BlockArmagh-Komitee.-H-BlockArmagh-Komitee. Besonders in Wahlzeiten drohte hierdurch ein eventuelleventuellerer Machtverlust für Haughey.

Es gab somit zwei Faktoren, die das Eingreifen der ICJP erleichterten. Die britische Regierung befürchtete, dass sich die politische Lage im Norden drastisch verschlechtern könne und dass der generelle Trend der Entfremdung der katholischen Bevölkerung von der britischen Regierung und ihrem Herrschaftsapparat schwerlich zu stoppen wäre. Um diese Entfremdung zu stoppenstoppen,, bedurfte es der Unterstützung der katholischen AmtskiAmtskir-r- che. Jedoch bedurfte ein Treffen zwischen den als einfluseinflussreichsreich eingestuften Klerikern TTomasomás ÓÖ Fiaich und Edward Daly einiges an Vorlaufzeit. Der zweite Faktor war die Verunsicherung, die in Wahlzeiten in der Republik Irland herrschte und die BefürchtuBefürchtun-n- gengen,, die die irische Regierung in BBezugezug auf die harte HaltunHaltungg der britischen Regierung hatte. Die Erzählung über die Vorgeschichte des Eingreifens der ICJP und die Motive ihrer MitgliederMitglieder,, in den GefängniskonfliktGefängniskonflikt einzugreifen, kann an dieser Stelle abgabge-e- schlosschlossensen und zusammengefasst werden.

Für das Eingreifen der IICJPCJP gab es sowohl unmittelbare unmittelbare familiäre GrüGründende als auch Gründe, die sich aus der politischen Situation und den BefürchtungenBefiirchtungen katholischer KlKle—e- riker speisten. Die familiären Motive lassen sich in der Person von Oliver Crilly darstedarstel-l- len. Crilly war mit zwei Gefangenen im Hungerstreik verwandt, von denen Ende Mai bereits einer gestorben warwar.. Zudem stützt die enge BezBeziehungiehung von Hugh Logue zur LynchLynch-Familie-Familie das Argument weiter, dass das Eingreifen der ICJP familiär motiviert

717 CENT/1/10/36CENT/1/10/36aa Prime Minister’s Speech Irish Reactions. 718 Ebd. 192 war,war, wobei die Beziehung der LynchLynch-Familie-Familie zu Logue und damit auch zur ICJPICIP weiter kritisch beleuchtet werden muss. Jedoch spielten auch die Gefangenen, insbesondere Brendan McLaughlinMcLaughlin,, eine wichtige Rolle. Die Entscheidung von Brendan McLauglin, aufgaufgrundrund seines Magengeschwürs den Abbruch sseineseines Hungerstreiks zu verkünden, erzeugte auf der einen Seite ein ZeitfensterZeitfenster,, um neue Gespräche zu führen, aaufuf der andande-e- ren Seite zeigte sie aber ebenso, dass zu diesem Zeitpunkt die Gefangenen noch rational agierten und nicht von einer Art von EndzeitstiEndzeitstimmungmmung befallen waren oder eine Art von Todessehnsucht hatten. Sie kalkulierten und wogen ab. Die Frage blieb jedoch, wie lalan-n- ge diese Rationalität noch aufrechterhalten werden konnte. Anders formuliertformuliert:: KKeineeine der Parteien war sich darüber bewusst, was bei eeineminem weiteren Tod im Gefängnis geschgesche-e- hen wwürde.ürde. Diese Ungewissheit machte mit Nachdruck klar, dass alle Parteien das ZeiZeit-t- fenster für Gespräche und Veränderungen nutzen sollten. Bei der EinschätzungEinschätzung,, welche Motive dem EiEingriffngriff der ICJP zugzugrunderunde lagen, darf man die politische Lage und die gesellschaftlichen Spannungen nicht außer Acht lassen. Die Begräbnisse von Sands und den zwei anderen HäftlingenHäftlingen,, die durch ihren Hungerstreik zu Tode gekommen waren, zeigten, dass die IRA und auch Sinn FéinFein in der Lage warewaren,n, ihre Unterstützer zu mobmobi-i- lisierenlisieren,, und die Wahl von Sands zum Abgeordneten zeigte, dass die Unmutsbekundung in Verbindung mit dem drohendem Tod durchaus in politisches Kapital umgewandelt werden konnte. Zudem zeigten sich in den Begräbnissen und KundgebKundgebungenungen auch das GewaltpotenzGewaltpotenzialial und der Frust der katholischen Bevölkerung. Der Wahlkampf in der Republik Irland war ein weiterer Indikator für die sich zuspitzende Lage und dafür, dass die Protestbewegung aus dem Norden auch im Süden Unterstützer hatte. DiDiee Aussicht auf Gefangene im Hungerstreik im irischen Parlament war für die RegieRegierungrung Haughey beunruhigend. DDiesies hatte der irische Botschafter in London mehr als deutlich gemacht. Alle Gruppierungen schauten angespannt in die Zukunft, als die ICJP öffentlicöffentlichh ihre

Position formuformulierte.lierte.

Am 33.. Juni zeigte die ICJP in einer öffentlichen Stellungnahme ihre GesprächsGesprächs-- und Vermittlungsbereitschaft anan.. Zunächst einmal machte das Schreiben deutlich, dass die Organisation sich besorgt zeigzeigtete wegen der Bedrohung, die vvomom Hungerstreik für den 719 .- Frieden ausgehe und wegen seiner Auswirkungen auf die Gesellschaft. Im nächstennachsten Absatz wurden diediesese AuswAuswirkungenirkungen genauer beschrieben: „„[W]e[W]e are concernedconcemed particparticu-u- larly at the growing resentment in the nationalist community giving rise to increased

719 LinenLinen Hall Library IICJPCJP Statement 3rd June 1981, S.s. 11.. 193 alienation from the government and creating a climate for recruitment by paramilitary organisations particularly among the young. We are also concerned at the evidence of

720 . . . increased polarisation throughout the community.” Die KommissionK0mm1ss1on war also besobeson-n- ders besorgt über die zunehmende Entfremdung der katholischkatholisch-nationalistischen-nationalistischen BevöBevöl-l- kerung vyonon der britischen Regierung, was wiederum zu Rekrutierungsmöglichkeiten für die IRA und andereandererr paramilitärischerparamilitärischer Organisationen führte. Zusätzlich war sie besorgt wegen der zunehmenden Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen in Nordir- Nordir- land. In ihrer Besorgnis stimmte die ICJP mit den Analysen der britischen und irischen Regierung und mit der von Bischof Daly übereinüberein.. Es gab somit einen Konsens bei der Analyse der Lage. Hierdurch konnte aber ebenso der Eindruck entstehen, dass hier eine Form des Herrschaftsdiskurses herausgebildet wurde und dass die ICJP die Meinung des EstablishmentEstablishmentss uundnd der KirchenführungKirchenfiihrung vertrat. Ausdrücklich wurde in dem Papier darauf hingewiesen, dass man nur gemeinsam eine Lösung erarbeierarbeitenten könne.könne.721721 Die Lösungsvorschläge der Kommission waren angelehnt an die Vorschläge, die Edward Daly und Kardinal ÓÖ Fiaich der britischen Regierung bereits unterbreitet hatten. Den Gefangenen im Hochsicherheitsgefängnis und im Frauengefängnis von Arrnagh Armagh sollte erlaubt werdenwerden,, ihre eigene KleidKleidungung 24 Stunden am Tag zu tragen. DDieie Kommission behauptete, dies sei den Gefangenen schon jetzt zu fast allen Tageszeiten möglich. Die Möglichkeiten zur gemeinsamen Versammlung sollten erweitert werden und schließlich sollte die FFrage,rage, was im Gefängnis als Arbeit geltegelte,, neu definiertdefiniert werden.werden.722722 Die ICJP unterbreiteteunterbreitete somit keine neuen Vorschläge, sondern bewegte sich auf bereits ausgetrausgetre-e- tenen Pfaden und sie vermiedverrnied jeglichen Bezug auf die fünf Forderungen der GefangGefange-e- nen. Insgesamt ststelltenellten sich die Vorschläge als moderat heraus. Diese maßvollen VoVor-r- schläge sollten die britische Regierung nicht verschrecken, jedoch auch den Gefangenen signalisieren, dass man ihre Forderungen gelesen und geprüft hatte. So behauptete die ICJP den GefangenGefangenenen gegenübergegenüber,, dass eine Einführung der genannten Vorschläge einen Weg für die Lösung des Hungerstreiks und des Gefängniskonfliktes darstellte.darstellte.723An723An dieser Stelle muss man jedoch den Satz einem Realitätscheck unterziehen. Insbesondere die Kleidungsfrage war bbereitsereits schon einmal als Lösungsansatz für den GefängniskoGefängniskon-n- fliktflikt gepriesen worden. Am Ende hatte die britische Regierung Bischof Daly und KardKardi-i- nal ÓÖ Fiaich benutzt,benutzt, um den eigenen Erfolg in den Vordergrund zu stellen. Wie konnte

72072° LinenLinen Hall Library IICJPCJP Statement 3rd June 1981, S. 11.. 721 Ebd.Ebd 722”2 ICJPICJP Statement 3rd June 1981, S.s. 11,, 2. 723 ICJPICJP Statement 3rd June 1981, S. 2. 194 nun ein ähnlicher Vorschlag in einer SituationSituation,, aus der bereits drei Tote hervorgegangen waren,waren, etwas ändern? Doch nicht nur die hier diskutierte Annahme der Kommission erwies sich als problematisch, auch der folgende Satz konnte kaum als Zeichen der Übereinkunft und der GesprächsaufGesprächsaufnahmenahme gedeutet werwerden:den: „„WeWe call on those who claim tot0 support the hunger strikers to refrain from expressing demands in terms which it is impossible for the British GovernmentGovemment tot0 accept.accept.”724”724 Allein bereits der erste Teil des Satzes war für die Angesprochenen kaum eine Gesprächseinladung. Die UnteUnter-r- sscheidungcheidung zwischen UnterstützernUnterstützem der Gefangenen im Hungerstreik und solchensolchen,, die sich dafür hieltenhielten,, gestaltete sich problematisch. Aus dem Kontext hherauseraus geriergeriertete sich die ICJP nämlich als der wahre Unterstützer der Gefangenen. Der zweite komplizierte Punkt des Satzes war die AufforAufforderung,derung, Forderungen auf eine Art und Weise zu formformu-u- lieren, die von der britischen Regierung akzeptiert werden konntekonnten.n. FaFaktkt war, dass die britische Regierung in PePersonrson von Margaret Thatcher klarklargemachtgemacht hatte, dass es keinen Gesprächsbedarf gab, denn die IRA war dabeidabei,, ihre letzte Karte zu spielen. Das hieß umgekehrt,umgekehrt, jedejede Forderung, egal wie sie formuliert warwar,, wurde von der britischen RRe—e- gierung abgelehnt. Des Weiteren erwies sich die Behauptung der StellungnahmenStellungnahmen,, dass die Forderung der GefangenenGefangenen,, den politischen Status wiederherzustellen, zu weiteren Toten im Gefängnis und in der Bevölkerung führeführe,, als kontrafaktischkontrafaktisch.. Die Gefangenen starbestarbenn nicht, weil sie Forderungen stellten, die für die britische Regierung nicht akzeakzep-p- tabel waren, sie starbenstarben,, weil die britische Regierung sich weigerteweigerte,, die Forderungen überhaupt in Erwägung zu ziehen.

Das Papier und die darin enthaltenen Aussagen erschienen auf den ersten Blick als eine universelle Gesprächseinladung. Betrachtet man sie jedoch im DetailDetail,, ist eine eindeutige Abgrenzung gegen die republikanische Führung außerhalb des Gefängnisses und gegen das AntiAnti-H-Block-Armagh-Committee-H-Block-Armagh-Committee zzuu erkennen, die unverhohlen als die falschen

Unterstützter und als „„soso genannte UnterstützerUnterstützer““ diffamiert werden. Zudem ist auch das Gesprächsangebot an die Gefangenen doppeldeutig formuliert. Einerseits wird den GGe-e- fangenen suggeriert, dass die Vorschläge dderer ICJP eine Lösung herbeiführen könnten, auf der anderen Seite ist der Appell,Appell, von der Forderung nach einem politischen Status Abstand zu nehmennehmen,, problematisch. Die ICJP konnte auf Basis dieser Sätze den GefaGefan-n- genen als patemalistischepaternalistische Organisation erscheerscheinen,inen, die ihnen den Mund verbieten oder ihnen zu mindest vorschreiben wollte, was sie sagen konnten und was nicht. Wie aus

7247“ ICJPICJP Statement 3rd June 1981, S.s. 2. 195 der Analyse des Papiers hervorgeht, konnte die ICJP problemlos zu Gesprächen in DuDub-b- lin oder London geladen werden, da sie ihre gemäßigemäßigtgt nationalistische Position mehr als deutlich gemacht hatte. Mit den Gefangenen ins Gespräch zu kommenkommen,, war aufgaufgrundrund des Papiers deutlich schwieriger. Warum sollten die Gefangenen von ihren Forderungen Abstand nehmen und wer garantierte, dass die britischbritischee Regierung nicht erneut im letletz-z- ten Moment die Initiative an sich riss, um die Deutungshoheit zu behalten und Erfolge für sich zu reklamieren? Neben der britischen Regierung spielte auch die irische RegiRegie—e- rung eine wichtige Rolle im Kalkül der ICJP,ICIP, wie nocnochh zu zeigen ist. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Papieres der ICJP stand jedoch noch keine irische Regierung fest, da Wahlen erst am 11ll.. Juni abgehalten wurden.

Als die StimmStimmenauszählungenauszählung für die Parlamentswahlen in der Republik Irland beendet war, wwurdeurde klar, wie stark der EinflussEinfluss des Gefängniskonflikts auf den Süden war. Zwei der GefangenenGefangenen,, Kieran Doherty und Paddy Agnew, wurden in die DáilDäil [Name[Name des iriri-i- schen Parlamens] gewählt. DDurchurch ihre Wahl erzeugten sie jedoch ein politisches Patt. Die Fine GGaelael Partei von Haugheys Herausforderer Garret Fitzgerald kam auf 63 Sitze, Haugheys Partei Fianna Fail stellte 73 Abgeordnete. Die möglichen Koalitionspartner Labour und die unabhängigen KandidatenKandidaten,, abzüglich der GeGefangenen,fangenen, kamen auf 1515 bzw. 6 SiSitze.tze. TheoTheoretischretisch hielten die Gefangenen den Schlüssel zur Macht in der RRe-e- publikpublik Irland in der Hand.Hand.725725 In den folgenden Wochen, in denen in der Republik um eine neue Regierung gerungen wurdewurde,, trafen sich sowohl Charles HaHaugheyughey als auch Garret Fitzgerald mit der ICJP. Garret Fitzgerald nahm sich für das Gespräch sogar eiein-n- 726 einhalb Stunden Zeit.Zeit.726 Die Bedeutung, die Garret Fitzgerald dem Gespräch beimaßbeimaß,, spiegelte sich auch in dem Gespräch zwisczwischenhen dem Autor und Oliver Crilly wider: „„ThereThere had been a general election and it was almost an equal vote. So on the one hand you had Charles Haughey, head of Fianna FáilFail and on the other side you had Gerald Fitzgerald, who was head of Fianna Gael. So what actually happened there, we met both of them during the day in DublinDublin.. WWhenhen we met we spoke to both of them about the hunger strike and about what our thoughts were. In the event the following day or two days later, or whatever the situatsituationion resolved itself and it was GGarrett’sarrett’s Fitzgerald of Fianna Gael, who became the government.govemment. So all ouourr contacts then were with Garret Fitzgerald during the time when we were going up to the North Gerald Fitzgerald was extremely helpful. Charlie Haughey had expressed a general concern about the situsitu--

725 725 Beresford: Ten Men Dead, S. 254, siehe hierzu auch Flynn: Pawns in the Game, S. 229229-231.-231. 726 726 Beresford: Ten Men Dead ,‚ S. 258. 196 ation, bbutut it never reached the point of detailed discussions, because he didn’t come into power.”727power.”727 Die Kommission intensivierte jedoch nicht nur ihre Kontakte auf der FüFüh-h- rungsebene der Politik, sondern trat auch weiterhin mit Gefangenen ins GesprächGespräch.. Ne-Ne- ben der ICJP wirkte auch Denis Faul an der Lösung des Gefängniskonflikts mit. Einige Tage nach der Wahl in der Republik las er im Gefängnis die Messe und geriet danach in ein Streitgespräch mit dem Anführer der GefangenenGefangenen,, BreBrendanndan ‚Bik‘,Bik‘ McFMcFarlane.arlane. AuslAuslö-ö- ser des StrStreitseits war ein Artikel von Faul gewesen, der laut McFarlane so aufgefasst wewer-r- den konnte, dass Faul behauptetebehauptete,, die Gefangenen, die gegen ihre Behandlung protes-protes- tierten und die Gefangenen im Hungerstreik seien vonVon außen manipuliert wworden.728orden.728 Im Laufe des StreitStreitgesprächesgespräches kamen die beiden auch auf die ICJP zu sprechen und Faul fragte McFarlaneMcFarlane,, warum er selber nichts zu den Vorschlägen der ICJP gesagt habe.

McFarMcFarlanelane antwortete ihm darauf: „„II told him they did not contain a settlement and were far from our fivefive mminimuminimum demands. I said I appreciated the concern of the CoCom-m- mission in trying to save lives and findfind a way out of this situation but no way would I accept a nonnon-solution.”729-solution.”729 In einem Bericht an Adams, in dem er das Gespräch mit Faul wiedergab,wiedergab, schlug McFarlane vorvor,, der Kommission dennoch zu antworten, statt alles offenoffenzulassen.zulassen. Als Grund hierfür gab McFarlane unter anderem die Gefahr an, dass die Familien der Gefangenen im Hungerstreik zum Problem werden könnten, wenn sie das Gefühl hhätten,ätten, ihre Söhne würden durch EinflüsseEinflüsse von außen im Hungerstreik gehalten. McFarlane glaubte zwar, ähnlich wie Danny Morrison, dass es sich bei den Vorschlägen um ein Ablenkungsmanöver handele, jedoch würden die Vorschläge täglich überall und unter den Familien der GefangGefangenenenen im Hungerstreik erwähnt, was ein schlechtes Omen darstellen könne. McFarlane wollte daher nicht als unflexibelunflexibel porträtiert porträtiert werden.werden.730730 McFarlane und die republikanische Führung außerhalb des Gefängnisses schienen in einem Dilemma zu stecken. Sie sahen zwzwarar die Vorschläge der ICJP als unzureichend an und wollten aus Respekt gegenüber denjenigen, die sich nun im Hungerstreik befabefan—n- denden,, nicht wwenigereniger als ihre ursprünglichen ffünfünf Forderungen akzeptieren, jedoch kamen McFarlane und auch die GefangeneGefangenenn im HungerHungerstreikstreik unter zunehmenden Druck vovon-n- sseiteneiten der katholischen Kleriker und den Familien. Ein FallFall,, an dem sich der Druck von Familienmitgliedern nachweisen lässtlässt,, ist der Fall von Thomas McElwee.

727 727 InterviewInterview zwischen dem Autor und Oliver Crilly, 17.09.2014. 728 Beresford: Ten Men Dead, S. 255255.. 729 729 Beresford: Ten Men Dead, S. 256. 73073° Ebd. 197

In seinem Schreiben an Gerry Adams erwähnte McFarlane, dass McElMcElweewee einen Brief von seiner Familie erhalten habe, dessen GrundGrundaussageaussage darin bestand, dass die VoVor-r- schläge der ICJP unterstützt werden sollten. Die Familie von McElwee habe sich dann mit Oliver Crilly getroffengetroffen.. Crilly habe sich daraufhindaraufliin wiederum mit McElwee getrogetrof-f- fen.fen.731731 Das Gespräch zog eine längere Unterhaltung zwischen McElwee und McFarlane nach sich, bei dem McFarlane ihm seine Position auseinandersetzen musste. Dieser stellte die Behauptung auf, dassdass,, wenn die Gefangenen im HungerstreHungerstreikik und ihre FüFüh-h- rung es zuließen, die britische Regierung sich die Vorschläge der ICP zu eigen mache und die Gefangenen im Hungerstreik und ihre Führung hierdurch zur Schlachtbank gge-e- führt würden. Die britische Regierung könne dann behaupten,behaupten, sie habe die VoVorschlägerschläge der Kommission akzeptiert, die Gefangenen hingegen würden diese nicht anerkeanerken-n-

732 nen. McFarlanes Position gegenüber der ICJP war jedoch nicht „„inin Stein gemeißeltgemeißelt“,“, wie er bereits Adams gegenüber angedeutet hatte. Zudem erhöhte sich der politische DruDruckck auf die Gefangenen und die britische Regierung zunehmend. Am 1717.. Juni erkläerklär-r- te die irische Bischofskonferenz offizielloffiziell ihre Unterstützung für die ICJP und es fanden eine Reihe von Treffen zwischen Beamten und hohen politischen Repräsentanten der britischenbritischen und irischen RegieRegierungrung und der ICJPICJP statt.

Die Bemühungen der ICPICP,, ihre Position in Dublin und London deutdeutlichlich zu machen

Während die Gefangenen untereinander über das Papier der ICJP diskutiertendiskutierten,, trafen sich Mitglieder der ICJP mit Vertretern der britischen und irischen Regierung, um ihre Position deutlich zu machen. Doch zunächst drückte die irische Bischofskonferenz am 1717.. Juni ihre Unterstützung für die ICJPICJP und ihre Bemühungen aus. Die BischoBischofskonfe-fskonfe- renz wies in ihrem Schreiben zunächst daraufhin, dass der Hungerstreik von einer GGe-e- waltkampagne, Einschüchterungen und Terror begleitet wurde und all dies habe zu zzu-u- nehmenden Spannungen in der nordirischen Gesellschaft geführt. Daher bat die BBi-i- schofschofskonferenz,skonferenz, die Gefangenen im Hungerstreik und diejenigendiejenigen,, die sie anleitetenanleiteten,, ernsthaft über die Bösartigkeit ihrer Aktionen und deren Konsequenzen nachzudenkennachzudenken..

Das Schreiben fuhr mit den Worten fort: „The contempt for human life, the incitement tot0 revenrevenge,ge, the exploitation of the HungerHunger-Strikers-Strikers to further a campaign of murder, the intimidation of the innocent, the initiinitiationation of children into violenceViolence,, all this constitute an

731 731 Beresford: Ten Men Dead, S. 256. 732 732 BBeresford:eresford: Ten Men Dead, S. 257. 198 appalling mass of evil.evi1.”733”733 Der Einstieg in das Schreiben der Bischofskonferenz ststellteellte eine schwerwiegende Anklage gegen die Gefangenen und ihre Führung dar. Wenn man den Worten der BiBischofskonferenzschofskonferenz Glauben schenktschenkt,, waren die genannten Gruppen verantwortlich für jede jede Gewaltaktion, die sich im Rahmen der Hungerstreiks und der Proteste gegen die Politik der britischen Regierung ereignete. Angesichts des beschribeschrie-e- benen kritischen Augenblicks begrüßte die Bischofskonferenz das Statement der ICJP und empfahl es beiden Seiten als eine positive AnstrengungAnstrengung,, einen Weg aus der SacSack-k- gasse zu findefinden.n. Die Bischofskonferenz schloss sich der Bitte der ICJP an, dass beide Anhaltspunkte für ihre BereitschaBereitschaft,ft, sich auf eine Lösung hinzuhinzubewegen,bewegen, geben solsoll-l- 734 ten. Die Gefangenen und auch die republikanische Führung machten noch am selben Tag ihre Position deutlich. Die Gefangenen äußerten sich primär zu dem Schreiben der ICJP vom 3 Juli. Die Gefangenen empfanden die Vorschläge als „verwässert“ und weit entfernt von ihren ursprünglichen fünf Forderungen. Dennoch sprachen sie von ihrer BereitwilligkeitBereitwilligkeit,, Gespräche mit der britischen Regierung zu führen, um den HungeHunger-r- streik beizulegen.beizulegen.735735 Gerry Adams, der Vizepräsident von Sinn FéinFein,, äußerte sich zu den Aussagen der BischBischofskonferenz.ofskonferenz. Einerseits warf er ihr in BBezugezug auf den GefängniskoGefängniskon-n- fliktflikt vor, unehrlich gewesen zu sein, denn die Gefangenen hätten zum Hungerstreik als letztes Mittel gegriffen. Er erinnerte Bischof Daly und Kardinal ÓÖ Fiaich namentlich, dass nicht die GefGefangenenangenen sie hintergangen hätten, sondern die britische Regierung.Regierung.736736 Er forderte die Bischöfe auf „„toto use their good officesoffices to encourage the British GoverGovern—n- ment to deal directly with the prisoners in an attempt to break the deadlock and to do so - - 737 on the bas1sbasis of the prisoners’ fivefive demands.”

Die unmittelbare AntAntwortwort der Gefangenen und der äußeren Führung der rrepublikani-epublikani- schen Bewegung zeigtezeigte,, dass das Papier und auch die Aufforderung der irischen BBi-i- schofskonferenz einen Nerv getroffen hatten. Die Gefangenen und die äußere Führung wiesen zwar entschieden die Kritik zurück, mit der sie konfrontiert wurden, aaberber sie schienen der ICJP eine Chance geben zu wollen. Es wurde jedoch aus beiden StatState—e- ments deudeutlich,tlich, dass die republikanische Bewegung die ICJPICJP nicht als Vermittler wollte, sondern lediglich als VehikelVehikel,, um mit der britischen Regierung ins Gespräch zu kokom—m-

733 733 TNA: PREM 19/505 Statement from the Irish Catholic Bishop Conference: HH-Block-Block Hunger Strike, S. 1, imim Folgenden zitiert als: PREM 19/505 StatemStatementent from the Irish Catholic Bishop Conference. 734Ebd. 735 TNA ROI: DFA/2011/127/1055 Statement ofofthe the BlankeBlankett Men of Long Kesh 17 June 1981. 736736TNA TNA ROI: DFA/2011/127/1055 Republican Press Centre Statement of Gerry Adams 17 June 1981. 737 Ebd. 199 men. Positive Rückmeldung zu ihrer Veröffentlichung erhielt die irische BischofskonfBischofskonfe-e- renz auch von Humphrey Atkins. Dieser schrieb am 2222.. Juni an Kardinal ÓÖ FiaichFiaich:: „„II feel I should write to tell you how much I admired the statement that you and your colleagues made laslastt week about the hunger strike…strike. .. I am sure that it will have been of immense help to those few people who still feel a dilemma towards political viVio—o- lence.lence.”738”738 AtkiAtkinsns erkannte an, dass der nächste Schritt im Ende des Hungerstreiks bestbeste-e- hen müsse. Atkins betonte erneut, dass die Regierung Anpassungsfähigkeit in der GGe-e- fängnisfrage gezeigt hhabeabe und dass die britische Regierung sich verpflichtetverpflichtet sahsah,, das Regime für alle Gefangenen in Nordirland zu überprüfen.überprüfen.739739 Atkins versuchte unverhounverhoh-h- lenlen,, den Kardinal und die irische Bischofskonferenz für sich zu vereinnahmen und durch blumig formulierten Zuspruch und wenig eigene Anstrengungen sich die BBi-i- schofskonferenz und damit auch die ICJP gewogen zu machen. Aus den präsentierten Papieren, den veröffeveröffentlichtenntlichten Bekanntmachungen und Briefen sowie aus den Nachrich-Nachrich- tenten,, die GefangenenführungGefangenenfiihrung uundnd republikanische Bewegung mitmiteinandereinander austauschtenaustauschten,, lässt sich die zweite Frage des Kapitels nach der Wahrnehmung der ICJP beantworbeantworten.ten.

Grundsätzlich wurde die InitiInitiativeative der ICJP positiv aufgenommen, wenn auch unter anderen Gesichtspunkten und Zielsetzungen. Der katholischen Führung, repräsentiert durch die BischofskonferenzBischofskonferenz,, und für einzelne Kleriker wie Denis Faul und auch Oliver Crilly bot sie eine MöglichkeitMöglichkeit,, didiee Gefangenen an den Gesprächstisch zu bekommenbekommen.. Zusätzlich bestand durch sie die MöglichkeitMöglichkeit,, einzelne Gefangene und ihre Familien aus der organisierten ProteProtestfrontstfront des HH-Block/Anti-Armagh-Committees-Block/Anti-Armagh-Committees herauszulösherauszulösen.en. Zudem ermöglichte die ICJP ÓÖ Fiaich und Daly, die die Entwicklung weiterhin mit Sorge verfolgtenverfolgten,, ihre Forderungen in Form einer gesamtirischen Körperschaft unter Einbindung der anderen irischen Bischöfe zu präsentieren. Die ICJP konnte auch die britische Regierung an ihre VerpflichtungenVerpflichtungen erinneerinnernrn und eine neue Vertrauensbasis zwischen Klerikern und britischer Regierung aufbauen, da Bischof Daly und Kardinal ÓÖ Fiaich immer noch von der britischen Regierung enttäuscht waren. Die Gefangenen, ihre Führung und die republikanische Führung außerhalb dedess Gefängnisses hattehattenn gge-e- genüber der ICJPICJP ein ambivalentes Verhältnis. Alle drei wurden nicht müde zu betonen, dass die Vorschläge der ICJP keine Gesprächsbasis darstellten, da sie weniger als die fünf Forderungen der Gefangenen umfassten und zudem verwässverwässertert waren. Dennoch wollten die Gefangenenführung und die Führung außerhalb des Gefängnisses mit der

738 TNA: PREMPREM19/50519/505 Text of letter from the Secretary of State for Northern Ireland 22 June 1981. 739 Ebd. 200

ICJP ins Gespräch treten. Dies lag vor allem daran, dass die Vorschläge der ICJP zzu-u- sammen mit den Besuchen einzelner Mitglieder der Kommission bei den GefanGefangenengenen und deren Familien Unruhe erzeugte und eine Erwartungshaltung entstehen ließ, die im Zweifelsfall den Abfall der Familien aus dem Protestverbund bedeuten könnte. Einige Gefangene wie Francis Hughes und Tom McElwee schienen die ICJP und besonders ihr Mitglied Oliver Crilly positiver aufzufassen als Bik McFarlane. Bei den Gefangenen und ihrer Führung innerhalb und außerhalb des Gefängnisses schien es eine geteilte Meinung zur ICJP zu geben. Klar war jedoch, wie aus den veröffentlichten BekanntmBekanntma-a- chungen der Gefangenen und von Sinn FéinFein ersichtlich wird, dass die ICJP lediglich zuzurr HerstellHerstellungung von Gesprächen zwischen der britischen Regierung und den Gefangenen genutzt werden solltesollte.. Die britische Regierung wiederum äußerte sich nicht direkt zur ICJP, zeigzeigtete jedochjedoch gegenüber ÓÖ Fiaich ihre Wertschätzung für die Aussagen der iriri—i- schen BischofskonferenzBischofskonferenz.. Sie machte damit zumindest indirekt ihre Unterstützung für die ICJP deutlich. AußerAußerdemdem diente die Aussage der Bischofskonferenz der britischen Regierung dazudazu,, kkeinein Beratungsgremium für die spezielle Problematik in den nordirnordiri-i- schen Gefängnissen einzusetzeneinzusetzen.. Atkins argumentierteargumentierte,, dass ein solches Gremium von der irischen Bischofskonferenz und der ICJP als eine bewusste Ablehnung ihrer VeVer—r- mittlung angesehen werwerdenden könntekönnte,, oobwohl,bwohl, so merkte Atkins an, die irische BischofBischofs-s- konferenz in zahlreichen Punkten die Position der brbritischenitischen Regierung unterstützteunterstützte.740.740 Auch konnte die britische Regierung durch ihre Antwort auf die Darlegung der irischen Bischöfe erneut ihre FlexibFlexibilitätilität betonen. Die ICJP und die irische Bischofskonferenz waren somit in den Augen von Atkins und der britischen Regierung ein Instrument, um nach außen Schritte anzudeuten, ohne dabei jedoch die Haltung innerhalb der MachMacht-t- zentrale substanziell zu ververändern.ändern.

Am Tag nach der Veröffentlichung des Statements der irischen Bischofskonferenz trat die ICJP sowohl zur britischen als auch zur irischen Regierung in Kontakt. Ein MitaMitar-r- beiter der britischen Botschaft wurde am 1818.. Juni um 18:18:0000 Uhr gebetengebeten,, der ICJP eineinenen Besuch abzustatten. Er traf die führenden Mitglieder der ICJP an und führte mit ihnen ein längeres Gespräch, bei dem Oliver Crilly und Hugh Logue am meisten zu sagen hatten. Crilly und Logue wussten aus ihren Kontakten zu den Gefangenen und ihren FamiliFamilien,en, wie sie eingestellt waren, und glaubten deshalb, dass ein aufrichtiges Interesse an der Lösung des Hungerstreiks auf BaBasissis der ICJPICJP-Vorschläge-Vorschläge bestehe. Dieser Glaube

740740TNA: TNA: PREM/19/505 Cormick an AlexanderAlexander,, 2222.. Juni 1981,1981, S.s. 1. 201 sei weiter durch den Erhalt von zwei bisher unveröffentlichtenunveröffentlichten TelexeTelexenn des republikanrepublikani-i- schen Pressezentrums bestärkt worden.worden.741741 Im weiteren Verlauf des Gesprächs mahnte die Kommission die britische Regierung zur Eile. Es gebe nun ein Fenster von zehn Tagen, bis der nächste Gefangene im Hungerstreik in Todesgefahr geriete. Diese Zeit sollte gengenutztutzt werdenwerden,, um den Hungerstreik zu beenden. Die britische Regierung sollte diesen Ansatz nicht als Indiz dafür werten, dass die GefangeGefangenennen oder die HardlHardlineriner Schwäche zeigen würden, sondern dass einige Gefangene von ihrer ideologischen PosPosi-i- tion abrückten. Dies könne als Einstiegspunkt dienen, um die moderaten Gefangenen von den HardlinernHardlinem zu trennentrennen,, schlug die ICJP vorvor.. Es wäre daher lebensnotwendig, dass die britische Regierung innerhalb der nächsten 24 Stunden ihr Interesse an der ICJP bekundete. Der VeVertreterrtreter der Botschaft sagte zwar zuzu,, den Vorschlag weiterzuleweiterzulei-i- ten, konnte jedochjedoch nicht versprechen, dass die britische Regierung eine Antwort inneinner-r- halb der nächsten 24 Stunden geben werde, da das Thema in London ein heißes Eisen wäre742wär.e742 Figg, der BotschafteBotschafterr in IrlandIrland,, fügte dem Bericht die Notiz bei, dass sich Hugh Logue bereits zusätzlich an das NIO gewandt hhätte.743ätte.743 Auf den ersten Blick scheint das Gespräch zwischen den führenden Mitgliedern der ICJPICJP und dem Mitarbeiter nicht bbe-e- sonders außergewöhnlich —– die ICJPICJP wiederholte ihre Argumentationslinie und der bri-bri- tische Botschaftsmitarbeiter gab sich unverbindlich. Auch die ZügigkeitZügigkeit,, mit der das Treffen zustande kam, war angesichts der am 88.. Juni angekündigten republikanischen Eskalationsstrategie, bei der von nun an alle sieben bis zehn Tage ein Häftling in den Hungerstreik treten werde, nicht ungewöhnlich.744ungewöhnlich.744 Ungewöhnlich war jedoch,jedoch, dass die ICJPICJP-Mitglieder-Mitglieder derartig freimütig über die SeelenSeelen-- und Gewissenszustände der GefaGefan—n- genen berichteten und das gerade gegenüber der britischen Regierung. Es stellt sich die Frage, was die ICJP damit erreichen wollte. War sie dederr Überzeugung, dass eine RegiRegie-e- rung schlussendlich doch zum Wohle des eigenen VolkVolkeses und damit auch zum Wohle der Gefangenen handeln musste? Sah sie nicht, dass die Informationen, die die britische Regierung auf diesem Weg erhielterhielt,, diese ledilediglichglich in ihrer Haltung bestätigtebestätigte?? ZusätZusätz-z- lich hierzu konnten die Informationen und HinweiseHinweise,, die Crilly, Logue und CoCo.. gabengaben,, dazu führen, dass man die neutralen AbAbsichtensichten infinfragerage stellen konntekonnte.. SelbstSelbst,, wenn sie das Beste für die Gefangenen wollten, schienen sie nicht die Konsequenzen für sie zu

741 741 TNA:TNA: PREM/19/505 Figg an FCOFCO,, 1818.. Juni 1981, S. 1., imim Folgenden zitiert als: PREM/PREM/19/50519/505 Figg an FCFCO,O, 18.18.Juni Juni 1981. 742 PREM/19/505 FiggFigg an FCOFCO,, 1818.Juni. Juni 1981,1981, S.s. 22.. 743 Ebd. 744 744 Campbell: HH-Block-Block Struggle, S. 186. 202 bedenken. Zweifel ergeben sich auch dardaran,an, dass die ICICJPJP im Besitz von zwei unveröunveröf—f- fentlichten Telexen des republikanischen Pressezentrums war. Wie waren sie an diese Telexe gelangt, was stand wirklich darin, wer hatte sie ihnen gegeben? Fragen über FrFra-a- gen, die jedoch wichtiwichtigg sind für die ArgumentationArgumentation,, die Crilly und die anderen nutztennutzten.. Der Besitz dieser Telexe deutete eine Art von Intimität zwischen der Kommission und der republikanischen Bewegung an, besonders da es sich um unveröffentlichte Telexe handelte. Die Kommission versuchte anscheinendanscheinend,, der britischen Regierung ihre VeVer—r- bindungen zu Gefangenen, Familien und Gefangenenführung deutlich zu machenmachen.. Die britische Regierung in der Person des Botschaftsmitarbeiters schien die Bedeutung der ICJP jedochjedoch noch nicht als sehr hoch eineinzuschätzen.zuschätzen. Sonst hähättentten sie anstelle des BoBot-t- schaftsmitarbeiters dedenn Botschafter selbst geschickt.

Am 1818.. Juni sprachen die ICJPICJP-Mitglieder-Mitglieder nicht nur mit einem Mitglied der britischen Botschaft, sondern auch mit dem Noch-TaoiseachNoch-Taoiseach Charles HaugheyHaughey.. Sie machten auch gegenüber HHaugheyaughey deutlich, dass die Gefangenen und ihre Familien einen Ausweg suchten. Haughey zeigte sich skeptisch und antwortete zunächst, dass er nicht fandfand,, dass die Gefangenen mit verstärkter Dringlichkeit einen AAuswegusweg aus der Situation suchten: „Reactions could vvary.ary. The mother and father of Bobby Sands had been extremely concernedconcemed to get their son off the strike. His sisters had, on the other hand had, taken a different line. The essential question was how to be sure if some moves were made thathatt there would be reciprocation on both sides. He then went on to say that the statement did not point to a desire for settlement but to negotiate with the British Government.Govemment.”745”745 Charles Haughey war nach BetracBetrachtunghtung der bisherigen Gespräche der Einzige, der offen Zweifel an der Interpretation der ICJP äußerte. Der Verweis auf Bobby Sands war dabei von äußerster Bedeutung, da hierdurch die Spaltungen innerhalb der Familien deutlich wurden. Ebenso verdeutlichte der Verweis, dass die Anstrengungen auf GegenseitiGegenseitigkeitgkeit beruhen müssten, die skeptische Haltung von Haughey. Logue und Crilly versuchtenversuchten,, den scheidenden irischen Taoiseach davon zu überzeugen, dass es jetzt Zeit wäre zu handeln. SSieie verwiesen auf die einmalige Chance, die sich zum jetzigen Zeitpunkt ergab, und deuteten an, dass sowohl die britische Regierung als auch die Gefangenen ihr Interesse an der ICJP bekundet hätten. Jedoch empfanden es beide Gruppen als ein RRi-i- sikosiko,, ihre BewegungsbereitsBewegungsbereitschaftchaft anzuzeigen.anzuzeigen.746746 Crilly machte dann die Sorgen der GGe-e-

745 745 TNA ROI: DFA/2011/127/1055 HH-Blocks-Blocks Commission for Justice and Peace, 18 June 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als DFA/2011/127/1055 HH-Blocks-Blocks Commission for Justice and Peace. 746”6 Ebd. 203 fangenen und ihrer Führung innerhalb und außerhalb des Gefängnisses deutlich. ZZu—u- nächst hätten sie Angst, dass die Familien mit den Hardlinern brechen könnten, ebenso ließen das öffentliche Interesse undund die ÖffentlichkeitswiÖffentlichkeitswirkungrkung der Hungerstreiks nachnach.. Drittens wollten die Gefangenen im Hungerstreik nicht sterben, wenn ihr Tod folgenlos bliebe.747bliebe.747 Der erste Punkt von Crilly lässt sich anhand der Nachrichten von McFarlane an Adams und andere belegen, der zweite und dritte Punkt deuten auf eine abweichende WahrWahrnehmungnehmung der Gefangenen hin beziehungsweise auf eine abweichende Deutung ihrer Worte durch die Kommission. Gerade der zweite Punkt über die verminderte ÖÖf—f- fentlichkeitswirksamkeit des Hungerstreiks und des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes widersprach den Formulierungen der Kommission, dass die Wahlen im Süden die Erwartungen der Gefangenen übertroffen hätten.hätten.748748 Der dritte Punkt wiederum lässt sich nicht verifiziverifizie-e- ren oder falsifizieren.falsifizieren. Auf der einen Seite stellte der dritte Punkt kein Novum dar, denn keiner der Gefangenen, der sich bisher in den Hungerstreik begeben hatte, konnte um die Folgen seines Todes wissen. Auf der anderen Seite musste die TatsacheTatsache,, dass die britische Regierung bisher vier Gefangene hatte sterbesterbenn lassen, die Gefangenen auf die eine oder andere Weise beeinflussen.beeinflussen. Haughey warf daraufhin ein, dass die britische Regierung den gegenwärtigen Hungerstreik als letzten Trumpf betrachte. Die SichtweSichtwei-i- se, dass die Gefangenen neue Aktionen plantenplanten,, sei ihm nneu.eu. Crilly entgegnete ihm dda-a- raufhin, dass seine Beschreibungen nicht WorteWorte,, sondern eine Stimmung zum GegeGegen-n- stand hhätten.749ätten.749 Am Ende des Gespräches kam Haughey dann auf das Problem zu sprspre-e- chen, das ihn am meisten beschäftigte. Wie konnte man ein KommunikationKommunikationssystemssystem mit Gefangenen bzw. ihren Repräsentanten aufbauen? Er fragte dann Oliver Crilly, ob er irgendwelche Probleme hättehätte,, ins Gefängnis zu kommen. Crilly antwortete, er habe kekei-i- ne Probleme und behaupbehauptete,tete, er könne McFarlane jederzeitjederzeit auf Basis eines kirckirchlichenhlichen 750 Besuches sehen und sprechen.

Die beiden Gespräche zwischen der ICJP sowie Vertretern der britischen und irischen Regierung zeigten, dass die Kommission bereit warwar,, mit allen beteiligten Parteien GGe-e- spräche zu führenführen,, um ihnen die Dringlichkeit der Lage und die Notwendigkeit für neue Gespräche vor Augen zu führen. Dabei stellten sie eventuell vorhandene Tendenzen zum Dissens mit der republikanischen Führung innerhalb und außerhalb des GefängniGefängnis-s- ses und unter den GefangeGefangenennen und ihren Angehörigen stark in den Vordergrund. Dies

747 DFA/2011/127/1055 HH—Blocks-Blocks Commission for Justice and Peace, S.s. 2. 748 748 DFA/2011/127/1055 HH—Blocks-Blocks Commission for Justice and Peace, S. 1. 749 DFA/2011/127/1055 HH—Blocks-Blocks Commission for JustiJusticece and Peace, S.5. 2. 75075° DFA/2011/127/1055 HH—Blocks-Blocks Commission for Justice and Peace, S.s. 3. 204 mochte das Zutrauen der britischen und irischen Regierung in die Kommission verstäverstär-r- ken, förderlich für das Verhältnis zu den Gefangenen ihrer Führung und der republikrepublika-a- nischen Führung außerhalb des GGefängnissesefängnisses war diese Akzentuierung jedoch nicht. Auch gab die KommiKommissionssion Fakten unterschiedlich wiwieder.eder. WWährendährend sie ddieie Angestellten der britischen Botschaft noch aufgefordert hattehatte,, innerhalb von 24 Stunden zu handeln, sprach sie Haughey gegenüber von eieinemnem HandlungsspiHandlungsspielraumelraum von drei bis vier TTa—a- gen.gen.751751 Die Kommission schien ebenso ihre Bedeutung und ihr politisches Gewicht eer-r- höhen zu wollen, was angesichts ihrer AbsichtAbsicht,, Bewegung in eine festgefahrene SituatSituati-i- on zu bringenbringen,, verständlich warwar.. JJedochedoch stellt ssichich die Frage, wie glaubwürdig Charles Haughey die Aussage CrillyCrillys,s, er wäre in der Lage, Brendan McFarlane jederzeit zu sse-e- hen, empempfand.fand. Hinzu kam Crillys Aussage, dass er eher auf Basis von Stimmungen als auf Basis von schriftlichen und mündlichen Aussagen operierte. Diese Zweifel wurden jedochjedoch von der britischen und von der iriirischenschen Regierung beisbeiseiteeite geschoben. Beide Regierungen gaben der Kommission damit einen Vertrauensvorschuss. Dieser VertraVertrau—u- ensvorschuss manifestierte sich in einem Schreiben von DermoDermott Nally,Nally, Haugheys KabKabi—i- nettsministernettsminister,, an seinen englischen Gegenpart Robert Armstrong. Nally schrieb: „T„Therehere is at present some tension in relations between the parents of hunger strikers, the hunger strikers themselves and the Provisional IRA controllers outside, whwhichich could be exploiexploit-t- ed.ed.”752”752 Crillys Argumentation schien bei Haughey somit gefruchtet zu haben. Doch nicht nur bei ihm fiel die Argumentation von Crilly auf fruchtbaren BodenBoden,, auch bei Tom McElwee. Am 2222.. Juni besuchte Crilly seinen Cousin und sprsprachach mit ihm über die fünf Forderungen der Gefangenen. Crilly verstand, dass mit den drei Vorschlägen der Kommission keine Einigung zu erzielen sei und dass er die fünffiinf Forderungen der GGe-e- fangenen als Basis für die Einigung ansehe. Die drei Forderungen dientdientenen dem ZweckZweck,, einen Dialog herzustellen. Zudem sei er erfreut über die Antwort der Gefangenen auf die Vorschläge der Kommission. Er teilte Tom mit, dass am 2323.. Juni ein Treffen zwzwi-i- schen der Kommission und Atkins stattfinden werde. HierfürHierfiir hatte die KommissKommissionion eine Dreisäulenstrategie ersonnen. Erstens wollten sie überprüfen,überprüfen, ob die Gefangenen ernsernst-t- haft nach einer Lösung suchten, zweitens ob dasselbe für die britische Regierung galt und drittens wollten sie einen Dialog initiieren, sodass eine EinEinigungigung erzieerzieltlt werden könne. In BBezugezug auf Punkt eins sei die Kommission davon überzeugt, dass die GefaGefan-n- gegenennen es ernst meinten. In BBezugezug auf Punkt zwei, sollten sie mit der britischen Reaktion

751 DFA/2011/127/1055 HH—Blocks-Blocks Commission for Justice and Peace, S.s. 2. 752 TNA: CJ 4/3631 Armstrong an Prime MinisterMinister,, 1818.Juni. Juni 1981.1981. 205 nicht zufrieden sein, würden sie eineinee eindringlich formulierte Stellungnahme zum ThThe—e- ma der britischen Uneinsichtigkeit schreiben.schreiben.753753 Obwohl McElwee und McFarlane von der Ehrlichkeit CrillyCrillyss überzeugt waren, vermuteten sie dennoch, dass er benutzt wurde und in gewisser Weise eine Marionette darstellte. McFarlane empfahl, dass Tom McElwee Crilly nicht trauen sollte.754 Es zeigt sich anhand des Berichtes von McFarlane, dass die Gefangenen der EinzelperEinzelpersonson Crilly vertrauten, dem ICJPICJP-Mitglied-Mitglied Crilly jedoch misstrauten, da dieser fremdgesteufremdgesteuertert seiseinn könnte. Angesichts des TreTref—f- fens mit HHaugheyaughey könnte man aber auch den genau umgekehrten Schluss ziehen, dass Crilly und die anderen Mitglieder der ICJP versuchtenversuchten,, die britische und die irische RRe-e- gierung zu beeinflussen.beeinflussen. Wie Crilly bereits angekündigt hatte, kam es am 2323.. zu einem ersten TreffTreffenen zwischen der ICJPICJP und dem Stellvertreter von HumphHumphreyrey AtkinsAtkins,, Michael Alison. Dieses Treffen war eines von insgesamt vier Treffen zwischen Alison und der ICJP.ICJP. Das erste Treffen diente zum gegenseitigen Kennenlernen und um möglmögli—i- che ProblemProblemee und HandlunHandlungsfeldergsfelder abzusteabzustecken.cken. Bischof O’Mahoney drückte zu BBe—e- ginn des Gespräches die Sorge der Kommission über das mögliche Hinscheiden von Gefangenen im Zeitraum der Oranierparaden aus.aus.755755 Der Bischof betonte, dass die AuAuf-f- gabe der Kommission vor allem darin bestandbestand,, die beiden Seiten im Geiste von Frieden und GerechtigkeGerechtigkeitit zusammenzuzusammenzubringen.bringen. Michael Alison erläuterte der Kommission, dass eine Regierung die Verantwortung für die Aufrechterhaltung von GesetzesnormenGesetzesnorrnen nicht abtreten könnekönne,, ohne dass sie den Grundsatz zuzumm Regieren zunichte mache. Er fuhr fort: „The tthreehree areas —– clothes, association and work —– which the ICJP had identidenti-i- fiedfied as offering prospect for adaptation in the prison regime were areas wwherehere the Government has already made much progress.“756Alisonprogress.“756Alison machte ebenso deutlich, dass das GefängnisregimeGefangnisregime in Nordirland progressiver war als im Rest des Vereinigten KöniKönig-g- reiches und in vielen anderen Teilen der westlichen Welt.757 Hugh Logue entgegnete dieser Lobpreisung, dass sich in den GefängnisabläufenGefangnisabläufen einiges ändern müssemüsse,, bevor ein Ausweg aus der momentanen Sackgasse gefunden werden konnte. Es folgte eine DiDis-s- kussion zu den konkreten Vorschlägen der ICJP. Alison wiesWies auf die Möglichkeiten in

753 753 Beresford. Ten Men Dead, S. 269. 75475“ Ebd. 755 Der protestantische Oranierorden hält im Sommer eine Reihe von Paraden zu Ehren von Wilhelm von Oranien ab, der 1688 während der „glorreichen Revolution“Revolution” den damaligen katholischen Herrscher Englands vom Thron vertrieb. Höhepunkt ist der 12. Juli uundnd das Gedenken an die Schlacht an der Boyne. 756 756 TNA: PREM/19/505 Meeting with the Irish Commission for Justice and Peace —– Tuesday 23 June 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als: Prem/19/505 Meeting with the Irish Commission for Justice and Peace. 757 Ebd. 206 allen drei Bereichen hin, die denjenigen Gefangenen offenstanden, die mit den AnstaltAnstalts-s- regeln konform gingen. Von den Möglichkeiten würden die protestierenden Gefangenen jedochjedoch keinen Gebrauch machmachen.en. Nachdem er dies ausgesprochen hatte, begann AlisonAlison,, genauso wie sein anwesender Kollege Blelloch, die Vorschläge der KommissiKommissionon auseausei-i- nanderzunehmen. Größere Versammlungsfreiheit könne es nicht geben, da eine unbunbe-e- schränkte Versammlungsfreiheit einen Kontrollverlust bedeute. Blelloch warf ein, dadassss es eine Art von Überwachung während der Versammlungszeiträume geben müsse. Logue unundd O’Mahoney warfen ein, dass eine Lösung in dieser Frage in sieben bis acht Tagen erreicht werden müsse und Alison gab zu versverstehen,tehen, dass es möglich wärewäre,, die Versammlungsfreiheit zwischen Zellenflügeln innerhalb eines Zellenblocks für GefaGefan-n- gene, die die AAnstaltsregelnnstaltsregeln einhielteneinhielten,, zu überdenken. Er betonte jedoch, dass es sich hierbei um technische FrageFragenn handelte, die einen Mann nicht davon abhieltabhielten,en, sich zu Tode zu hungern.hungern.758758

Beim Thema Arbeit beharrte Alison darauf, dass die Gefängnisbehörden darüber enent-t- scheiden sollten, welcher Gefangene welche Arbeit verrichtete.Verrichtete. Es würde jedoch bei der Wahl der Arbeit auf die PräferenPräferenzenzen der Gefangenen eingegangen.eingegangen.759759 Nach den Worten AlisonsAlisons gehe es bei der Kleidungsfrage weniger um die prinzipielle FrageFrage,, ob die GGe-e- fangenen ihre eigene Kleidung tragen dürften oder nicht, sondern um das SicherheitSicherheits—s- problem, da während des Arbeitstages eine Vielzahl aann Gefangenen in Bewegung wärewäre.. Für Alison war die Kleidungsfrage eher eine der praktischen Durchführung als eine PrinzipiPrinzipienfrage.760enfrage.760 Hugh Logue fasste die Punkte aus Sicht der Kommission noch eiein-n- mal zusammen:

„„(i)(i) On association, for conforming prisoners there might perhaps be scope for investinvesti-i- gating ways of providing longer periods and wider movement within the blocks.blocks.

(ii) OOnn work, a certain amamountount of cleaning had to be donedone,, but prisoners had some discretion over what courses or type of work they pursued; however because of logislogisticaltical problems,problems, the ultimate decision would lie with the authoritiesauthorities..

758 758 Prem/19/505 Meeting with the Irish Commission for Justice and Peace, S. 2. 759 Prem/19/505 Meeting with the Irish Commission for Justice and Peace, S. 2, 3. 760 Prem/19/505 Meeting with the Irish Commission for Justice and Peace, S. 3. 207

(iii) On clothing there would be no objection in principle to all conforming prisoners wearing their own clothing all the time provided that they dressed in a manner that the authorities approved.approved.”761”761

Crilly mahnte an, dass es nicht ausreicheausreiche,, den Gefangenen zu zeigenzeigen,, was es an MöMög-g- lichkeiten ggäbe,äbe, wenn sisiee ihren Hungerstreik beendeten. Die Regierung müsse schon außergewöhnliche Anstrengungen unternehmen. Hierzu sei in den Augen von Crilly und Logue jetzt die beste Gelegenheit angesichts der Einstellung der Familien der GGe-e- fangenen. Alison erinnerte die bbeiden,eiden, dass es sich nicht um Verhandlungen handele, sondern um Gespräche. Er könne die Kommission nicht in dem Glauben lassen, dass sie der anderen Seite eine Nachricht überbringen sollten. Dies akzeptierte die Kommission. Zwischen dedenn Gesprächspartnern wurde vereinbart, dass die Gespräche uunternter der AAn-n- nahme geführt würden, dass die Gefangenen den Anstaltsregeln gehorchten und sich den Abläufen im Gefängnis anpassten. Nachfolgend ließ Alison erkennen, dass das stattfindendestattfindende Gespräch und die Diskussionen hypothetischer Natur seien und die GGe-e- fangenen im Hungerstreik nicht Gefängnisreformen anstrebten, sondern den Staat heher-r- ausfordern wollten: „„MrMr Alison said, while it had been of value to have a discussion of the Commission’s statement and the prison regime as between reasonable and responrespon—- sible people, that discussion had nevertheless been unreal. He did not believe that men that had committed dreadful crime outside prison [sic][sic] had then inflictedinflicted years of suffesuffer-r- ing on themselves in prison and had ultimately committed suicide in pursuit of change in the prison regime which [no][no] Government could make. They were after bigger game. 762 - What was at issue was a challenge to the authority of the state.” Trotz dieses unveunver-r- söhnlichen Statements fragte die ICJP an, ob ein weiteres Treffen mit Alison möglich wäre und Alison bejahte dies.dies.763763

Das erste Treffen zwischen der ICJP und Michael Alison scheint aus der heutigen PePer—r- spektivspektivee nicht besonders fruchtbar gewesen zu sein. Die britische Regierung beharrte auf ihrer Position und zeigte sich lediglich bereitbereit,, regeltechnische Abläufe zu verändern. Zudem hatte Alison der Kommission an den Kopf geworfen, dass die Gespräche ja grundsätzlgrundsätzlichich illusorisch wwären.ären. Die Gefangenen wollten nicht ihre Lage und die BBe-e- dingungen im Gefängnis verändern. Sie wollten den britischen Staat herausfordern. Nicht mehr und nicht weniger. Trotz der ablehnenden Haltung von Alison traf er sich

761 761 Prem/19/505 Meeting wiwithth the IrishIrish Commission for Justice and Peace, S.5. 3. 762 Prem/19/505 Meeting with the Irish Commission for Justice and Peace, S. 4. 763 Ebd. 208 drei Tage später eerneutrneut mit den Gefangenen, wobei die Initiative für das Treffen von der Kommission ausging, da sie Klärungsbedarf bezüglich bestimmter Gesprächspunkte des Treffens vom 2323.. Juni sahsah.. Zusätzlich gab es Hoffnungen, dass sich eine Lösung auf Basis der Veränderungen ergeben könne, die Alison für die Gefangenen, die die AAn-n- staltsregeln akzeptierten, beim vorherigen Treffen vorgeschlagen hatte. Auch fühltefiihlte sich die Kommission in ihrer Ansicht bestärkt, dass eine Stimmung existiere, die die AuAus-s- sicht auf eine Lösung begünstigte.begünstigte.764764 Dennoch unterschieden sich die angesprochenen Themen in weiten Teilen von denen des ersten Treffens. Hatten Alison und die KoKom-m- mission beim ersten Treffen noch über Versammlungsfreiheit, Arbeit und Kleidung gegesprochen,sprochen, sprachen sie bei dem zweiten Treffen über Versammlungsfreiheit, die Trennung von Gefangenen nach politischer und religiöser Überzeugung, Kleidung, AAr-r- beit, Strafnachlässe, Bücher und die Art und WeiseWeise,, wie Veränderungen präsentiert werden konnten, verknüpft mit der Vertrauensfrage. Die Regierung blieb bei ihrer HaHal-l- tutung,ng, war erneut lediglich bereitbereit,, im Kleinen Veränderungen durchzuführendurchzufiihren,, etwa den Gefangenen eine irische Bibelübersetzung zur Verfügung zu stellenstellen,765,765 oder bestimmte BestBestimmungenimmungen in BBezugezug auf die Versammlungsfreiheit in Betracht ziehen zu wollewollen.766n.766

767 . . . Alison nannte zudem einige der Vorschläge einfallsreich.einfallsreich. Die KommissionKommiss10n machte sich die MüheMühe,, in allen Bereichen neue Vorschläge und Kompromisswege aufzuzeigen. Im Arbeitsbereich schlug Oliver Crilly vor, dass didiee Unterscheidung zwischen essenzessenzi—i- eller Arbeit, also Arbeit, die notwendig war um die Abläufe im Gefängnis zu gewähgewähr-r- leisleisten,ten, und nicht essenzessenziellerieller Arbeit einen Schlüssel zur Lösung des Problems darstedarstel-l- len könne.könne.768768 In BBezugezug auf Kleidung scschlughlug die Kommission vor, dass eine VorschriftVorschrift,, Anstaltskleidung zu tragentragen,, dann als vernünftig akzeptiert würde, wenn diese nicht den Uniformen von Gefängniswärtern oder paramilitärischen Organisationen glichen oder „„seltsam“seltsam“ aussahen.aussahen.769769 Gegen Ende des GespGesprächesräches kam die Kommission noch auf die wichtige Frage des Vertrauens bzw. des Vertrauensverlustes zu sprechen: „„TheThe CoCom-m- mission were concerned about the distrust which existed because of the alleged breach of faith at the end of the last hunger strike. They thought that, to dispel the distrust, whatever was on offer would need to be implemented as soon as a hunger striker

764 TNA: PREM/19/50PREM/19/5055 Further Meeting with the Irish Commission for Justice and Peace –— Friday 26 June 1981, S. 1., im Folgenden zitiert als PREM/19/PREM/19/505505 Further Meeting with the Irish Commission for Justice and PeacePeace.. 765 765 PREM/19/50PREM/19/5055 Further Meeting with the Irish Commission foforJusticer Justice and Peace,S. 7. 766 PREM/19/50PREM/19/5055 Further Meeting with the Irish Commission forforJustice Justice and Peace, S. 3. 767 PREM/19/50PREM/19/5055 Further Meeting with the Irish Commission forforJustice Justice and Peace, S. 7. 768 PREM/19/50PREM/19/5055 Further Meeting with the Irish Commission for Justice and Peace, S. 6. 769 PREM/19/50PREM/19/5055 Further Meeting with the Irish Commission forforJustice Justice and Peace, S. 5. 209 requested sustenance.sustenance.”770”770 Alison stimmte dieser Einschätzung zu, auch wenn seiner Einschätzung nach im Dezember kein Vertrauensbruch stattgefunden hahatte.tte. Er betonte ebenso erneut, dass es sich bei dem Gespräch um keine Verhandlungen handeltehandelte,, soson-n- dern um ein Gespräch darüber, was realistisch war oder was realistisch sein könnte. Dennoch war er geneigt zu denken, dass die Zeit reif sei für eine ausgewogene öffentlöffentli-i- che Stellungnahme der Regierung als Antwort auf die Vorschläge der ICJP. PraxisbPraxisbe—e- zogene Fragen müssten auf andere Art und Weise kommuniziert werden. Hugh Logue warf daraufhin eiein,n, dass die Regierung mit den Gefangenen kommunizieren müsse. ZZu-u- dem solle die Regierung der ICJP schreiben. Alison konnte sich vorstellen, dass es zzu-u- erst eine öffentliche Stellungnahme geben könnte, anschließend könne die Regierung einen offenen Brief an ddieie ICJPICJP schicken, der ausführlichere Kommentare enthielt. DaDar—r- über müsse er jedoch nachdenken. Bischof O’Mahoney kündigte an, dassdass,, wenn eine Lösung gefunden würde, die Kirche eine tiefgreifende Atmosphäre der Dankbarkeit .- 771 schaffen würde.wurde.

Im Gegensatz zum eerstenrsten Gespräch gingen die Diskussionen beim zweiten Gespräch sehr viel weiter in die Tiefe, auch wenn sich inhaltlich an der Position der britischen Regierung nichts änderte. Es tauchten zudem neue Gesprächspunkte auf, die auch nicht in den Vorschlägen der ICJP vorhanden waren. WWoheroher diese Vorschläge kamenkamen,, muss noch geklärt und erläutert werden. Wichtig ist zunächst jedoch zu zeigen, dass die britbriti—i- sche Regierung geschickt mit den Hoffnungen und den Erwartungen der ICJP spielte. Alison vertröstete die Mitglieder durch die Ankündigung weiterer Schritte und neuer Stellungnahmen, ohne dabei auf deren Inhalt einzugehen oder eine Tendenz anzuzeigen, in welche Richtung die Stellungnahme gehen könnkönnte.te. Zudem deutete Alison beim zwezwei-i- ten Treffen an, dass die MöglMöglichkeitichkeit bestehebestehe,, einen anderen Kommunikationskanal auauf—f- zubauen und damit auch die Möglichkeit herzustellenherzustellen,, direkt mit den Gefangenen zu kommunizieren. Die beiden Gespräche zwischen Alison und der Kommission zeigten, dass die Situation äußerst komplex und kkompliziertompliziert geworden war. Es war eine Vielzahl von Parteien und Organisationen auf RegierungsRegierungs-- und Nichtregierungsebene involviert, die unterschiedliche Motive fürfiir ihre BeteilBeteiligungigung am GefängniskonfliktGefängniskonflikt und unterschied-unterschied- liche Forderungen artikuliertartikuliert.. Zudem stastandnd auch die Frage im Raum, wie ernst es die Beteiligten mit ihren Worten meinten und bis zu welchem Grad sie einander vertrauten. Die Beteiligung des Stellvertreters von Humphrey Atkins an den Gesprächen mit der

770 77° PREM/19/50PREM/19/5055 Further Meeting with the Irish Commission forforJustice Justice and Peace, S. 7, 8. 771 771 PREM/19/50PREM/19/5055 Further Meeting with the Irish Commission forforJustice Justice and Peace, S. 8. 210

ICICJPJP zeigten, dass die britische Regierung ddieie Gespräche zunehmend ernst zu nehmen schien. Es war in dieser Hinsicht eine aufsteigende Kurve zu erkennen, schließlich hatte das erste Gespräch noch mit einem Mitarbeiter der britischen Botschaft stattgefunden.

Zudem deutete die TatsacheTatsache,, dass zwei TrefTreffenfen im Abstand von drei Tagen stattfandenstattfanden,, darauf hinhin,, dass die britische Regierung die ICJP als einen wichtigen Gesprächspartner und Anlaufstelle betrachtete und die Dringlichkeit der Situation erkannt hatte. Die Kommission war von einer ähnlichen StimStimmungmung der Dringlichkeit beseelt.

Woher kam diese Dringlichkeit und woher nahm die Kommission die Hoffnung auf Veränderung, von der sie gegenüber Alison gesprochen hatte? Diese Fragen lassen sich nur klären, wenn man bedenkt, dass zusätzlich zu den Gesprächen zzwischenwischen Alison und der ICJP auch Gespräche zwischen den Familien und Mitgliedern der ICJP stattfanden und vereinzelt Familienmitglieder sich auch an die britische Regierung wandten. Diese Treffen müssen dabei aus Sicht der republikanischen Bewegung betrachtetbetrachtet werden, da sie über diese Treffen berichten, was einerseits problematisch ist, da diese Berichte teten-n- denziös sind, aber auf der anderen Seite sind diese Berichte auch sehr fruchtbar, weil sie die Ängste und Hoffnungen der Führung der Gefangenen und der Führung außerhalb ausdrückten. Das erste Treffen in dieser Hinsicht fand bereitbereitss in der Woche vor dem ersten Treffen zwischen der ICJPICJP und der britischen Regierung statt.

In einer Nachricht vom 1616.. Juni an Gerry Adams berichtete McFarlane von dem Besuch eieinesnes Fr McGinn bei Liam McCloskey, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte. McGinn berichtete McCloskey von einem Treffen zwischen SinnSinn-Fein-Mitgliedem-Féin-Mitgliedern und den FFa-a- milien derjenigen Gefangenen, die sich im Hungerstreik befanden. Die Familie von Kevin Lynch dedeuteteutete gegenüber McGinn an, wie herzlos sich Danny Morrison und ddieie anderen Mitglieder der SinnSinn-Fe’in-Delegation-Féin-Delegation gegenüber den Gefangenen im HungeHunger-r- streik zeigten. Es kümmere sie wenig, ob diese stürben oder nicht. McGinn sprach gge-e- genüber McCloskey ebenso von einem weiteren Treffen zwischen Sinn FéinFein und den Familien, das am vorherigen Sonntag stattgefunden hatte. Vor dem zweiten Treffen hätten die Familien die Vorschläge der ICJP besprochen. Dabei hätte der Bruder von Paddy Quinn, angeblich für seinen Bruder sprechend, die Behauptung aufgestellt, dassdass,, wenn die Vorschläge der ICJP gewährt würden, die Gefangenen diese akzeptieren wüwür-r- den. Wie es schienschien,, hätten sich alle Familien dieser Aussage angeschlossen. Der Priester fragte Liam McCloskey daraufhin, wie er ddarüberarüber denke. Dieser antwortete ihm, dass die Vorschläge der Kommission keine Basis für eine Schlichtung darstellten. McGinn

211 sprach auch mit einem anderen GefangenGefangenenen über die Vorschläge der ICJP und erhielt dabei eine ähnliche Antwort.Antwort.772772 McFarlane berichteteberichtete jedoch nicht nur über den Besuch von McGinn, der allein schon bemerkenswert war. Er setzte Adams auch über eine Nachricht in Kenntnis, die Kevin Lynch von der IRSP erhalten hatte. Ein Mitglied der IRSP besuchte die Familie von Kevin Lynch und berichteteberichtete,, wie mitgenommen sie war. Zudem hätten sie keine Ahnung mehr, warum Kevin überhaupt im Hungerstreik sei. Die IRSP glaubte, die LynchLynch-Familie-Familie sei einer Gehirnwäsche unterzogen worden und die Partei sei sich nicht sichersicher,, was dies zu bedeuten habe.773 Im GegenGegensatzsatz zur IRSP war 774 McFarlane sofort klar, wer hinter der Gehirnwäsche ststeckte:eckte: „I believe the MenaceMenace774 is not (as Tish said) being used, but that he has taken up stance with the other side. He is a shrewd man and I don’t underestimate him one iota, even in sspitepite of his sometimes 775 reckless manner.manner.”” Mit dieser Einschätzung lag Bik McFarlane jedoch nur bedingt richtig. Es ist richtigrichtig,, Denis Faul eine wichtige Rolle bei der MeinungsMeinungs-- und StiStim-m- mungsbildung der Familien von Gefangenen im Hungerstreik einzuräumeneinzuräumen,776,776 jedochjedoch im Fall von Kevin Lynch liegt mit einiger Wahrscheinlichkeit eine andere Konstellation vor. McFarlane schrieb einem anderen Führungsmitglied von Sinn FéinFein über die FamFami-i- lie von Kevin LynchLynch:: „„[P]lease[P]lease note that there is a very strong SDLP alliance hanging over his familyfamily-Le.-i.e. regular visits by John Hume and contact (permanent) with Hugh Logue. Strong Church connections with Fr McIldowney [sic][sic] so you can see the diffdiffi—i- culty with the family.””777777 IndIndemem McFarlane vermutete, Faul habe ddieie LynchLynch-Familie-Familie beeinbeeinflusst,flusst, setzte er sich objektiv in WidersprWiderspruchuch zu seiner vorherigen Analyse. Es ist um einiges plausiblerplausibler,, Hugh Logue und Fr McEldowney hinter dem Versuch zu vermvermu-u- ten als Denis Faul. Hieraus ließe sisichch dann auch erklären, warum die ICJP immer wiwie—e- der so emphatisch erklärte, dass die Gefangenen und auch ihre Familien einen Ausweg aus der Situation suchten.

An der Nachricht vom 1616.. Juni zeigt sich, dass die republikanische Führung außerhalb des GefängnisGefängnissesses zunehmenzunehmendd unter Druck geriet. Die Linie der Gefangenen, so wie sie von Morrison und anderen vertreten wurde, stellten die GefanGefangenengenen zunehmend infinfrage.rage. Außerdem schienen die SinnSinn-Féin-Mitglieder-Féin-Mitglieder nicht mehr als MitstreiterMitstreiter,, sondern als

772 772 Beresford: Ten Men Dead, S. 258. 773 Ebd. 774 774 Spitzname der Gefangenen und der republikanischen Führung für Denis Faul. 775 Beresford: Ten Men Dead, S. 259. 776 776 Diese Ansicht wird auch von Oliver Crilly vertreten. Siehe hierzu IntervInterviewiew mit dem Autor am 17.09.2014. 777 777 Beresford: Ten Men DeadDead,, S. 248. 212 herzlose FunktionFunktionäreäre wahrgenommen zu werden. Als weiteres Problem stellte sich die Unklarheit darüber hheraus,eraus, wer eigentlich für die Gefangenen sprach. Mit der an MorrMorri—i- son und andere gerichtetegerichtetenn Anklage, dass ihnen das Schicksal der Gefangenen reichlich egal wwäre,äre, zeigte die LynchLynch-Familie-Familie ihren Unmut und ihren UnwillenUnwillen,, weiter von diesen Leuten vertreten zu werden. Doch konnten die Familien wirklich fürfiir ihre Angehörigen sprechen und taten sie dies auch? McFarlane hatte schon seine Zweifel über den VertrVertre—e- tungsanspruch von PPaddyaddy Quinns Bruder ausgedrückt. Zusätzlich muss auch die BeeiBeein-n- flussungflussung der Familien durch EinflüsseEinflüsse von außen in Betracht gezogen werden. Eine erers-s- te Erkenntnis, die man aus der Nachricht vom 1616.. Juni gewinnen kann, besteht in der beginnenden AuflösungAuflösung von Organisationsstrukturen und Bündnissen. Hatten die FamFami-i- lien bisher kaum Druck auf ihre AnAngehörigengehörigen im Hungerstreik ausgeübt und hatten sie sich mit ihrem Kummer und Leid nicht an Außenstehende gewandtgewandt,, so änderte sich dies. Zudem schien auch der AlleinvertAlleinvertretungsanspruchretungsanspruch von Sinn FéinFein kritisch betracbetrach-h- tet zu werden. Bereits eine Woche später musste sich McFarlane erneut mit der Frage der Beziehung zwischen den Gefangenen und ihren Familien und deren Auswirkung auf den Hungerstreik auseinandersetzen. McFarlanMcFarlanee war die Bedeutung der Familien bbe-e- wusst und daher mussten die Familien wwiederieder auf Linie gebracht werden: „„II think we need tot0 get those families on the right line of thoughtthought.. Now it won’t be easy, I know. I have boxed the hunger strikers to ensure they are 100100 per cent sound on our position. That they leave non0 one in doubt that we make the decisions and that they get the points across tot0 their families and bring them round. I believe in my heart that all the lads are sound enough. I don’t believe that there was any problem with Joe or Doc’s family, was there? ““778778 Die Familien vonV011 Joe McDonnel und Kieran Doherty machten keine ProProb-b- leme, die Familien von Thomas McElwee und Paddy Quinn hingegen schon. Der BBe-e- such von Oliver Crilly bei seinem Cousin und die ProblemProbleme,e, die daraus erwuchsenerwuchsen,, ist bereits besprochen worden. Doch auch die Familie von Paddy Quinn machte weiter Schwierigkeiten. Beide Brüder von Quinn hatten sich mit unterschiedlichen GesprächGesprächs-s- partnern getroffen. Der eine Bruder hatte sich mit Hugh Logue und OliveOliverr Crilly von der ICJP getroffengetroffen,, die ihre Absicht betontenbetonten,, eine gemeinsame Grundlage fürfiir die GGe-e- spräche zwischen den Gefangenen und der britischen RegierRegierungung zu findenfinden oder zumizumin-n- dest eine Situation zu erzeugen, bei der die Handlungsinitiative bei der britischen RegiRegie-e- rung lag. Paddys anderer Bruder war bei einem Treffen von Familienangehörigen anwanwe-e- send, bei dem Sinn FéinFein in die Kritik gergeriet.iet. Sinn FéinFein ließe keine andere Gruppe an der

778 778 Beresford: Ten Men Dead,S.Dead‚S. 259. 213

Erarbeitung einer Lösung teilhaben und schließe andere Gruppen bewusst von der TeiTeil-l- habe aus, so die AnwesendenAnwesenden.. Hinter dieser Aktion vermutete McFarlane erneut Denis Faul: „I can see the Menace is up tot0 his tricks again.again.”779”779 Einige Tage später war die TrennuTrennungng zwischen Familien, die sich mit der republikanischen Position identifizierten und solchen, die eine divergierende Haltung vertratenvertraten,, überflüssigüberflüssig geworden: „„FamiliesFamilies of hunger strikers appear ready tot0 grab what comes as a feasible settlement.settlement.“780“780 BezüBezüg-g- lich der Beziehung zwischen der republikanischen Bewegung, den Gefangenen und den FamiFamilienlien mit ihren Angehörigen lassen sich anhand der niedergeschriebenen Nachrich-Nachrich- ten von McFarlane Tendenzen und Veränderungen feststellen. Zunächst einmal gab es Tendenzen zum DisDissenssens zwischen den genannten Gruppen, die bis zum Eingreifen der ICJP als Problem mit einzelnen Gefangenen und Familienangehörigen wahrgenommen wurden. Die QuinnQuinn-- und die McElweeMcElwee-Familie-Familie traten dabei in den Vordergrund und erwiesen sich aus Sicht McFarlaMcFarlanesnes als besonders hartnäckig. Die Familie von Kieran Doherty und Joe McDonnel waren dagegen unproblematisch. Je öfter sich die ICJP mit der britischen Regierung traf und ihre Vorschläge in Rücksprache mit einigen Familien konkretisierten, desto größer wurdwurdee auch die Opposition der Familien. Adams konstkonsta-a- tierte am 2828.. Juni, nachdem das zweite Treffen zwischen der britischen Regierung und der ICJP stattgefunden hatte: „„FirstFirst of all it is my belief that the alien elements (Church. SDLP and Haughey) have already succeeded in undermining our pospositionition greatly.greatly.”781”781 Die Kommission schien im Aufwind und eine Lösung des Gefängniskonfliktes schien möglich. Jedoch wusste nun weder die ICJP noch die republikanische Bewegung, wie die britische Regierung auf diese Tendenzen rreagiereneagieren würde. McFarlane fasste dies gegenüber Adams gut zusamzusammen:men: „„II suppose everyone is shooting in the dark at tthehe moment and can only speculate as to what the Brit move will be.””782782 Es herrschte je-je- doch nicht nur Unklarheit über die Reaktion der britischbritischenen Regierung, es war auch iim-m- mer noch unklarunklar,, wer der neue irische Taoiseach werden würde und ob dieser die Politik seines VorgänVorgängersgers in BBezugezug auf dedenn GefängniskonfliktGefängniskonflikt fortsetzte. Garret Fitzgerald wurde schließlich zum Taoiseach gewählt.783 Diese Tatsache konnte Crilly nur positiv stimmen, da er von ihm einiges an Hilfe erwartete. Bevor man jedoch jedoch auf die finalefinale Phase der ICJPICJP-Bemühungen-Bemühungen blickt, kann eine weitere Leitfrage in Teilen geklärt wer-wer-

779 779 Beresford: Ten E Men Dead, S. 269. 78078° Ebd. 781 781 Beresford Ten Men Dead, S.S.271. 271. 782 782 Beresford: Ten Men Dead, S. 272. 783 783 Flynn:FIynn: Pawns in the GGame,ame, S. 234. 214 den: Gab es Probleme zwischen der Führung der Gefangenen im HunHungerstreikgerstreik und den Gefangenen im Hungerstreik, die durch die ICJP erst sichtbar wwurden?urden? Mit den GefaGefan—n- genen an sich schien es keine ProbProblemeleme zu geben. SSieie sprachen wie im Fall von Tom McElwee den Mitgliedern der ICJP, wie z. B. Oliver CrillyCrilly,, auf persönlicherpersönlicher Basis ihr Vertrauen aus. Sie fanden ebenso die Vorschläge der ICJP nicht unattraktiv.unattraktiv. SSieie wurden jedochjedoch von McFarlane wieder auf Linie gebracht. Diese Macht hatte McFarlane jedochjedoch nicht über die Familien. Durch die Gespräche mit den Familien wurde ihnen eine PlatPlatt-t- form zur Meinungsbildung und Meinungsäußerung gegeben. Hierdurch kam der ICJP und der republikanischen Führung der Wunsch der Familien der Gefangenen nach mehr Empathie und Pluralität zu Ohren. Das Engagement der ICJPICJP erzeugte meiner EinschäEinschät—t- zung nach keinen neuen Dissenz, legte den bestehenden jedoch offen und erzeugte für die republikanirepublikanischesche Bewegung ein Dilemma: „„IfIf we choose to continue with the hunger strike we will be faced with a situation whereby Joe will die, followed by others0thers and afafterter X amount of death public opinion will hammer us into the ground, forcing us to end the hunger strike with nothing to show but deaths that could have been avoided and a shattering defeat into the bargain.””784784 In diese Situation der Verunsicherung ssprachenprachen Margaret Thatcher und Garret FitFitzgeraldzgerald miteinander. Sie erwähnten dabei auch die ICJP. Zum Thema des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes sagte Fitzgerald, dass Geschwindigkeit hier von größter Bedeutung war, da der letzte Hungerstreik zu einem sehr späten Zeitpunkt gelögelöstst worden sei und Fitzgerald davon ausging, dass dies nicht noch einmal möglich sei. Des Weiteren fand der Taoiseach, dass die ICJPICJP die Möglichkeit erhalten solltesollte,, den Gefangenen direkt zu erklären, was vorgeschlagen wurde, sodass kein Missverständnis 785 ententstünde.785stünde. „„HeHe hoped that if the CommiCommissionssion could be allowed access to the Maze, the prisoners would end their protest on the basis of various arrangements which he bbe-e- 786 . . .. lieved were desirable in order to improve their conditions.”786 DieDiesese Einschätzung von Fitzgerald muss jedoch als reichlich blauäugig bezeichnet werden. Vor dem Anruf von Fitzgerald bei Thatcher hatte dieser bereits den britischen Botschafter einbestellt, um mit ihm über den GefängniskonfliktGefängniskonflikt zu sprechen. In diesem GespräGesprächch betonte FitFitz—z- gerald, dass der Hungerstreik an einem kritischen Punkt angelangt sei und es keinen besseren Zeitpunkt für seine Lösung ggäbe.äbe. Die Familien hielten dem Druck der IRA stand. Für Fitzgerald musste daher der ICJPICJP alle mögliche Unterstützung gegegegebenben wewer—r-

784 784 BerBeresford:esford: Ten Men Dead, S. 271. 785 TNA: PREM/19/506 Phone Call from Dr Garret Fitzgerald 2 July 1981, S, 1, 2, im Folgenden zitiert als: PREM/19 506 Phone Call from Fitzgerald. 786 PREM/19/506PREM/l9/506 Phone Call from Fitzgerald, S.s. 2. 215 den, die die britische und die irische Regierung ihr geben konntekonnte.. Aus Sicht des

Taoiseach müsse man handelnhandeln,, bevor sich der Gesundheitszustand von Joe McDonnell 787 weiter ververschlechterte.787schlechterte. Zum Gesundheitszustand von JJoeoe McDonnel hieß es: „„ByBy 2 July Joe McDonnel’s condition was beginning to give cause for concern. The braibrain-n- stem defiency was now becoming more marked, with both his sight and hearing suffering from deterioration.deterioration.”788”788 Doch nicht nur die irische Regierung hatte die Zeichen der Zeit erkannt. Am 3030.. Juni schrieb AlisoAlisonn wieWie versprochen an O’Mahoney bezüglich der während des zweiten Treffens aufgekommenen Fragen. Alison stellte zuzunächstnächst fest, dass die drei Vorschläge im BereBereichich Kleidung, Versammlungsfreiheit und GefängnisaGefängnisar—r- beit nicht mit den Leitlinien der britischen Regierung in KonfliktKonflikt standen. Dennoch könnten die Vorschläge der Kommission dahingehend interpretiert werden, dass sie die korrespondierkorrespondierendenenden Forderungen der GeGefangenenfangenen mit einschlössen. Es dürfte daher kekei-i- ne Unklarheiten in der Regierungsposition geben, erst recht nichtnicht,, da die Gefangenen in den letzten zehn Tagen angeblich zweimal gesagt hätten, dass die Vorschläge der Kommission zu wenig hergäbenhergäben,, um den KonflKonflikt zu beenden. Alison betonte: „W„Wee must be clear that what we are talking about is the bringing to an end of the protest and not merely the hunger strike.””789789 Nachdem er die beiden Bekanntmachungen der GefaGefan-n- genen vom 19.l9. und 28. Juni studiert hatte, kam AliAlisonson zu dem Schluss, dass die PositiPositio-o- nen der Regierung und der Gefangenen unvereinbar seien. Daher sei es aus Sicht der Regierung falschfalsch,, im Voraus Schritte in Richtung einer Beendigung des Hungerstreiks zu unternehmen und einfach zu hoffen, dass diese den gewünschten Effekt erzieltenerzielten:: „In other words the Government is not prepared to give the protesters something on account 790 - in the hope that they would present the rest of the bill later.” Nach dieser Aussage ging Alison auf die Fragen ein, die die KommKommissionission in BBezugezug auf die räumlicräumlichehe TreTren-n- nung der Gefangenen, die Kontrolle und Versammlungsfreiheit, Arbeit, Strafnachlässe und Kleidung stelltestellte.. In vielenVielen der Bereiche zeigte sich Alison konziliant. In BBezugezug auf die Anstaltskleidung stellte er etwa festfest:: „The problem involved in letting the prisoners wear their own clothing all the times relates to security and control. As such they are of a different order from those considered under the other heads above in that they are not, in the government’sgovemment’s perception,perception, problems of the prisoners’ status or the dayday-to-day-to-day

787 787 TNA: PREM19/505 Figg an FCO 1 July 1981, im Folgenden zitiert als: PREM/19/505 Figg an FCO 1 July. 788 Hennessey: Hungerstrike, S. 290. 789 789 TNA: PREM 1919/505/Alison/505/Alison an O’Mahoney,O'Mahoney, 30. Juni, S. 1, 2, im Folgenden zitiert als: PREM/19/PREM/19/505505 Alison an O’MahoneyO'Mahoney 30. Juni. 79079°Ebd.Ebd. 216 authority of the Prison Governor.””791791 Die in dem Brief von Alison an O’Mahoney angange-e- deutete Flexibilität in den angesprochenen Gebieten bot auch Atkins in seinem StatState-e- ment am selben Tag an. Atkins ging zunächst auf die Situation ein, erwähnte die Kritik an der britischen Regierung und die Vorstellung, dass durch eine Reihe kleiner ReförReform-m- chen der KonfliktKonflikt gelöst werden könne. Hiervon leitete er zu den Forderungen der ICJPICJP über und führte diese an. Ebenso drückte er sein Mitgefühl für all diejenigen aus, die eine humanitäre Lösung für den GefängniskonfliktGefängniskonflikt suchten und auch für die Familien der Gefangenen im Hungerstreik fand er warme Worte. Diese Worte änderten jedoch nichts an der Haltung der Regierung. DDieie britische Regierung könne als verantwoverantwor-r- tungsbewusste Regierung keiner Art von Gefangenen einen politischen Status gewägewäh-h- ren, weder direkt noch inindemdem sie den Gefangenen das Recht auf ein bestimmtes Regime zubillige oder ihnen eine Reihe von Privilegien gegewähre,währe, die sie vvonon den anderen GGe-e- fangenen trenntrennee oder unterscheideunterscheide.. Zudem müsse die Gefängnisaufsicht die Kontrolle über das Leben im Gefängnis behaltenbehalten.792Aus.792Aus den genannten Gründen müssten daher alle Änderungsvorschläge vollständig und vorsichtig abgewogen und deren AuswirkuAuswirkun—n- gen erforscht werdenwerden,, bevor sie umgesetzt würden. Dieser Prozess könne jedoch nicht voranschreiten, während die Gefangenen im Hungerstreik die MacMachthabendenhthabenden unter 793 Druck setzten.setzten.793

Sowohl Alisons Brief als auch das Statement von Atkins macmachtenhten wenig Hoffnung auf die Lösung der Krise und darauf, dass die ICJP in der Lage warwar,, die Politik und die AAn-n- sichten der britischen Regierung substanziell zu ändern. Auch wenn das NIO klarmacklarmach-h- tete,, was den Gefangenen zur VerfügungVerfiigung stand, wenn sie ihren ProtProtestest beendeten, hieß das noch lange nichtnicht,, dass die Gefangenen sich aufgaufgrundrund der Anreize zur Beendigung des Hungerstreiks unundd des Gefängnisprotestes bereitbereiterklärten.erklärten. EineEinenn Anreiz boten sso—o- wohl der Brief als auch das Statement l der ICJP. Diese wusstewusste,, was dedenn GefaGefangenenngenen geboten wurde und konnte sich im Falle einer Einigung auf die Aussagen stützen. Die Frage, die bliebblieb,, war jedoch:jedoch: WWieie würden die Gefangenen die öffentliche Erwähnung der ICJP durch die britische Regierung und den erneuten Angriff dieser auf didiee GefaGefan-n- genen empfinden?empfinden? McFarlane schrieb am 3030.. Juni an AdamsAdams:: „[h]having read the document a few times I aamm of the opinion that it contains nothing we haven’t heard bbe-e- fore —– a run down on the regime —– a refusal to grant political status or fivefive demands –—

791 PRPREM/19/505EM/19/505 Alison an O’Mahoney, 30.30.Juni, Juni, S.s. 6. 792 TNA: PREM/19/505 AtkinsAtkins’’ Statement 30 July 1981, S.s. 2. 793 793 Hennessey: HungerstrikeHungerstrike,, S. 283. 217 continuing review of prison conditions with a hint of improvement on a similar as Commission proposals someday.””794794 Wie die Reaktion der Gefangenen, die BemühuBemühun-n- gen der irischen Regierung und die schriftlichen und mündlichen Aussagen der britbriti-i- schen RegierunRegierungg zeigten, waren Dinge in Bewegung geraten und zuzumindestmindest auf britbriti-i- scher und irischer Regierungsseite bestand die Ansicht, dass die ICJP ein nützliches und effektives Vehikel zur KonfliktlösungKonfliktlösung darstellte. Zudem zeigten alle Anstrengungen, dass die Zeit knaknapppp wurde und niemand riskieren wollte, dass ein weiterer Gefangener im Hungerstreik in eine kritische Phase gelangte.

Bei der ICJPICJP schienen sowohl die Bekanntmachung von Atkins und auch der Brief von Alison ein positives Bild zu hinterlassen. Ein Bericht, der mögliche Institutionen bbe-e- nannte, die für GGesprächeespräche mit den Gefangenen infinfragerage kamen, stellte festfest:: „„SinceSince the statement on 30 June the ICJPICJP has prepressedssed for another urgent meetingmeeting,, and for access to the hunger strikers. A meeting has been arranged for 3rd July in Belfast.Belfast.”795”795 Die britbriti-i- sche Regierung sah das ZZieliel des Treffens recht nüchtern: „„OnOn present policy HMG’s object would then would be merely to explain the statement.” Ein Treffen zwischen den Gefangenen und der Kommission würde danach arrangiert wewerden,rden, damit die Botschaft weitergegebenweitergegeben werden könne. Um den Anschein von Verhandlungen zu vermeidenvermeiden,, würde es jedoch anschließend kein Treffen zwischen der Kommission und Ministern der britischen Regierung geben.geben.796796 Urheber dieser Information war der BotschBotschafterafter in DublinDublin.. Dieser fügte hinzu: „„II can understand that there is no more that we wish to say to the commission at the moment but they are such a wellwell-known-known and esteemed body.”797body.”797 Am 22.. Juli fasste Atkins die Handlungsmöglichkeiten zusammen, da angange-e- sichts des möglichen Todes von Joe McDonnell eine ÜberprüfÜberprüfungung der RegierungsposRegierungsposi—i- tion nötig wärewäre.798.798 In BBezugezug aaufuf die ICJP vermerkte Atkins: „„TheThe Commission is at pre—pre- sent due to see Mr. Alison tomorrow in Belfast. The line he will take will of course depend upon the outcome of our meeting.meeting.”799”799 Atkins äußerte sich auch über die nonot-t- wendige Art der Veränderung. Er betontebetonte,, sofern die Gefangenen nicht die Nerven vever-r- lörenlören,, dass die politische GrGrundlageundlage verändert werden müsse, wenn man aus der SacSack-k-

794 794 Beresford: Ten Men Dead, S. 273. 795 TNA: PREM/19/505 Possible Vehicles for Seeking. A resolution in the Prison Crisis 30 June 1981, Dokument ohne AutorenangabeAutorenangabe,, S. 1. 796 Ebd. 797797TNA: TNA: PREM/19/505 Figg an FCO und NIO, 1. Juni 1981, S.s. 1. 798 TNA: PREM/19/505 Northern Ireland: The Hunger Strike, 2. Juni 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als: PREM/19/505 NortherNorthernn Ireland: The Hunger Strike. 799 799 PREM/19/505 NortNorthernhern Ireland: The Hunger Strike, S.5.2. 2. 218 gasse herauskommen wolle.wolle.800800 Auch über die Handlungsmöglichkeiten informierte AAt-t- kins. Er arbeitete drei Möglichkeiten heraus. Die erste Option bestand darindarin,, standhaft zu bleiben und keine Konzessionen zu machen und den Tod weiterer Häftlinge in Kauf zu nehmen. Um dies zu vermvermeiden,eiden, würde man auf das dünne Nervenkostüm der GGe-e- fangenen setzensetzen.. Als zweite Option könnte man eine internationale Kommission hinzhinzu—u- ziehen, die sich die Anstaltsregeln ansehen sollte. Die dritte Möglichkeit bestand darin die eigenen VerpflichtungenVerpflichtungen weiter auszubauenauszubauen.801.801 Wenn die Regierung nun beschlössebeschlösse,, weitere Schritte zu unternehmenunternehmen,, wäre die ICICJPJP der einzig verfügbare, unabhängige KaKanal:nal: „„IfIf we are prepared to contemplate some further movement it would only be sensible to do this before Joe McDonnell dies —– which could be within a week or even less .. The ICJPICJP is the only readily available independent channel of communication with the strikers, and we could instruct Michael Alison to engage with them tomorrow on the possibility of resolving the issue on the basis of the previous discussions with them as summarised in his letter to them and as reflectedreflected in last Tuesday’s statement. However, I think we must recognise that it may be necessary for him to be more specificspecific about measures and timing than in his letter if the hunger strikers are to be persuaded that they can safely abandon their protest.””802802 Diese Vorschläge gingen auch in die KonsultatiKonsultatio—o- nen zwischen Thatcher und mehreren hohen Beamten ein, die sich am 33.. Juli ebenfalls trafen. Thatcher stellte bei dieser Sitzung fest, dass ihr ursprünglicher Vorschlag mit dem von Atkins übereinstimmte. Sie überlege lediglich, ob die Kommission durch einen 803 . . . . . einzigen Sprecher repräsentiert werden sollte. DieD1e DiskussionDiskuss10n konzentrierte sichSich dda-a- rauf zu erörternerörtern,, auf welchwelcherer Grundlage die Kommission ins Gefängnis gehen werde.

Thatcher fasste die Diskussion zusammen. Zunächst sei es unwahrscheinlich, dass es der ICJP gelingegelinge,, einen der Gefangenen im Hungerstreik von seinem Streik abzubriabzubrin—n- gen. Das Hauptziel der Regierung sollsolltete darin bestehen zu zeigen, dass die Schuld nicht bei der InflexibilitätInflexibilität der Regierung zu suchen seisei,, sondern bei den Gefangenen im HuHun—n- gerstreik selbst.selbst.804804 Dennoch sollte die ICJP ins Gefängnis gelassen werden. Die RegiRegie-e- rung sollte aber ihre Position nicht verändern.verändern.805805

80080° PREM/19/505 NortNorthernhern Ireland: The Hunger Strike, S.5.2. 2. 801 801PREM/19/505 NortNorthernhern Ireland: The Hunger Strike, S. 4. 802 802 PREM/19/505 NortNorthernhern Ireland: The Hunger Strike, S.5.5. 5. 803 TNA: FCO/87/1261 Treffen zwischen Beamten und Thatcher, 3. Juli 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als: FCO/87/1261 Treffen zwischen Beamten und Thatcher, 3. Juli 1981. 804 FCO/87/1261 Treffen zwischen Beamten und Thatcher, 3. Juli 1981, S. 3. 805 Ebd. 219

Wie aus den Vorschlägen von Humphrey Atkins und auch aus den Anweisungen von Thatcher ersichtlich wirdwird,, sollte der ICJP kaum eigener SpSpielraumielraum gelassen werden. Die ICJP war fürfiir die britische Regierung ein VehikelVehikel,, um sich selbst aus der Affäre zu zizie-e- hen. DesweDesweitereniteren sollte die ICJP die britische Regierung aus der Schusslinie bringenbringen.. In seiseinemnem Gespräch mit der ICJP blieb Michael Alison also wenig Spielraum und persöpersön—n- liche Einflflussnahme.ussnahme. Die Beschäftigung mit der PoPositionsition der ICJP und die Analyse ihrer Vorschläge führten jedoch nicht zu einem Umdenken, sondern die ICJP wurde zu einem Bestandteil der RegierungRegierungsstrategie.sstrategie. Der ICJP wurde der Kontakt mit den Gefangenen ermöglicht und sie wurde namentlich erwähnterwähnt,, damit ddieie britische Regierung auf ihrer Position beharren konnte und öffentlich besser dastand. Die Gespräche zwischen der ICJP und der britischen Regierung waren keinkeinee ergebnisoffenen Gespräche, zuzumindestmindest nicht für die britische Regierung. Die ICJPICJP hatte eine ananderedere Einstellung zu den GesprGesprä-ä- chen wie Oliver Crilly betont: „„WeWe were very genuinely there to listen and to helphelp.“806.“806 Die ICJP befand sich vor dem Treffen mit Alison am 33.. Juli in einer schwierigen Lage, da die Gefangenen davon ausgingen, dass AtkinsAtkins‘‘ Rede kkeineeine neuen Punkte enthielt und es damit auch keine weitweitereere Grundlage für Gespräche gab. DDieie britische Regierung war darauf ausaus,, die Schuld fürfiir die festgefahrene Situation auf die Gefangenen abzuwälzen. Dennoch beinhabeinhalteteltete das Treffen mehr als ein simples HHändeschüttelnändeschütteln und ein erneutes AbgleichenAbgleichen der Positionen.

Das Treffen zwischen der Kommission und Alison am 33.. Juli 19811981

Das Treffen zwischen der ICJP und Michael Alison am 33.. Juli dauerte acht Stunden und drehte sich hauptsächlich um ddieie Frage der Anstaltskleidung. JJedochedoch habe sich kein wirklicher Fortschritt ergeben.ergeben.807807 Ebenso brachte die Kommission die Bitte vorvor,, die GGe-e- fangenen besuchen zu dürfen. DDiesies wurde erlaubterlaubt,, jedochjedoch unter der Voraussetzung, dass es keikeinene Verhandlungen geben könne: „„TheThe CommiCommissionssion requested permission to visit HM Prison Maze and tthehe Minister of State readily agreed that they could visit the prisoners refusing food, there being a clear understanding by both sides that there could be non0 negotiation.negotiation.”808”808 Alison drückte die Hoffnung aus, dass die Kommission den GGe-e- fangenen im HungersHungerstreiktreik die Bedeutung von AtkinsAtkins‘‘ Statement vom 3030.. Juni erklären werde. Er begrüßte zudem, dass die Kommission anerkenne, dass der Anstaltsleiter und die Gefängnisbeamten die Kontrolle über die GefaGefangenenngenen ausübten und auch in Zukunft

806 806 InteInterviewrview zwischen Oliver Crilly und dem Autor, 17.09.2014. 807 TNA: PREM 19/506 Duty Clerk an Thatcher, 3. Juli 1981, S.s. 1. 808808TNA: TNA: PREM/19/506 Hopkins an ThatcherThatcher,, 33.. Juli 1981. 220 ausüben würden. Wenn man den skizzenhaften Aufzeichnungen glaubt, schien EinveEinver-r- nehmen zwischen der ICJP und der britischen Regierung geherrscht zu haben, auch wenn sich die Positionen nicht verändert hatten. Von BedeutunBedeutungg ist zunächst die ReduReduk—k- tion der Agenda auf die Kleidungsfrage, da dies einen Rückschritt zum zweiten Treffen darstellte, hatte die Kommission dort doch eine Reihe von Bereichen angesprochen. Die Schilderungen von Hopkins und des Duty Clerks stehen in WideWiderspruchrspruch zu früheren

PublikationenPublikationen.. David Beresford schrieb über dieses TreffenTreffen,, wahrscheinlich basierend auf Oliver Crillys Schilderungen: „They got down to the detail going over almost every aspect of the prison regime at the Kesh.Kesh.”809”809 Glücklicherweise enthenthaltenalten die Akten der Premierministerbehörde zwei Telefongespräche zwischen Alison und Thatcher, die sich mit dem bbesprochenenesprochenen Treffen befassen. Im zweiten Telefongespräch zwischen den beiden schildert AlisonAlison,, warum die Gespräche so lange gedauert hatten. Er erläuterte, dass die britische Regierung die drei Forderungen für die drei Bereiche der Veränderung überprüfen werde und daher verbrachteverbrachtenn die Beteiligten einige Zeit damitdamit,, sie alle zu besprechen.810besprechen.810 Die Gespräche zwischen Thatcher und Alison bilden in Gänze eine susub—b- stanzielle BasisBasis,, um die Ansichten und Positionen von Margaret Thatcher zu verstehen. Hier werden jedoch wegen des eng begrenzten Themas der Arbeit lediglich die wicwich-h- tigsten Punkte genannt. Alison war der Ansicht, dass die Kommission ins GefäGefängnisngnis gehen werde, um den Gefangenen im Hungerstreik die BotBotschaftschaft zu überbringen, dass sie keines ihrer Ziele erreichen werdewerden,n, solange die britische RegieRegierungrung unter Druck stehe: „„InIn other words they are going to say to the hunger strikers that there is nnoo hope of securing any objective whilst we are under duress.duress.”811”811 Thatcher und Alison sprachen auch davon, dass aus Sicht der KommisKommissionsion die britibritischesche Regierung angesichts des Statements vom 3030.. Juni eine VerpflichtungVerpflichtung hättehätte,, in allen drei Bereichen Reformen anzustreben. Thatcher antwortete ihm daraufhin, dass die britische Regierung keine mmo—o- ralische VerpflichtungVerpflichtung dazu habe und Alison ppflichteteflichtete ihr bei.bei.812812 Weiter drehte sich die Unterhaltung zwischen Alison und Thatcher größtenteils um die Frage der AnstaltskleAnstaltsklei—i- dung und ddieie Umsetzung von Reformen unter der Prämisse, dass Reformen nur dann durchgeführt werden könnten, wenn die Kontrolle und die Sicherheit weiterhin bei den Gefängnisbeamten lag. Zum Thema der Anstaltskleidung berichtete Alison: „„ButBut then

809 809 Beresford: Ten Men Dead, S.5.278. 278. 810 TNA: PREM/19/506 Zweites Telefongespräch Thatcher Alison, 4. Juli 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als: PREM/19/506 Zweites Telefongespräch Alison Thatcher. 811 811 TNA: PREM/19/506 Erstes Telefongespräch Thatcher AlisonAlison,, 44.. Juli 1981, S. 1, imim Folgenden zitierzitiertt als: PREM/19/506 Erstes Telefongespräch Thatcher Alison. 8128” Ebd. 221 we spent a long time on clothing; then of course it is all or nothing. And following your instructions I stone walled and said there would be no circumstances in which the Government could be seen or actually effect the buyingbuying—off-off the hunger strike by openly and ddirectlyirectly conceding a change in clothing.clothing.”813”813 Alison konstatierte, dass die KommiKommis—s- sion letztendlich registriert habe, dass sie nicht ins Gefängnis gehen und den GGe-e- fangenen sagen könne, wenn ihr dies oder das tut, wird jenesjenes passieren. Die Formel sei hingegen, dass —– wennwenn die GeGefangenenfangenen ihren Streik beendeten —– dies eine Atmosphäre erzeugte, in der die Regierung es sich überlegen könnekönne,, weitere Schritte der VerbessVerbesse—e- 8148 14 rung zu unternehmen.

Die acht Stunden Gespräche hatten somit im Wesentlichen heiße Luft erzeugt, diediess musste auch Michael Alison selbst einsehen: „„WeWe are not by any means through yet and my own feeling is that we haven’t got anything like enough on offer in relation to their 815 - demands to stop the strike, but I may be wwrong,rong, I tend to be pessimistic.”pessimistic. ” Diese AuAus-s- sage wirft die Frage aufauf,, warum die britische Regierung und die ICJPICJP ein Gespräch über acht Stunden führten, wenn das eigentliche Ziel des Gespräches lediglich darin bestandbestand,, die Kommission ins Gefängnis zu bekommen, damit diese den Gefangenen die Vorzüge von AtkinsAtkins‘‘ Statement erläuterte. Warum bohrte die ICJP immer weiter in der KleKlei—i- dungsfrage nanach,ch, wenn sie doch merken musstemusste,, dass ihre Vorschläge und der DruckDruck,, den sie ausübteausübte,, an Alison abprallten.äbprallten. Als Fortschritt verbuchen konnte die KommissKommissi—i- oon,n, dass ihr erlaubt wurdewurde,, ins Gefängnis zu gehen, um so direkt mit den Gefangenen zu sprechen. Das Gespräch zwischen Alison und der Kommission erzeugte ein direktes Echo aufseiten der Gefangenen. Dies ist insofern von Interesse, als hierdurch deutlich wurde,wurde, dass die republikanische Bewegung die ICJP und ihre Bemühungen nicht für irrelevant und vollständig nutzlos erachtete. Es musste also weiterhin eine Art von GGe-e- sprächsbedürfnis bestehen und die BereitschaftBereitschaft,, einen Dialog bzw. letztendlich sogar einen TrTriälogialog zu führen.fuhren.

Am folgenden Tag trafen sich Alison und die ICJP erneut und Alison erteilte der KoKom-m- mission die GenehmigungGenehmigung,, ins Gefängnis zu gehen, um mit den Gefangenen zu sprspre-e- chen.816 Die Nacht zuzuvorvor hatte die Kommission im Beisein der beiden AnstaltspfarAnstaltspfarrerrer

813 PREM/19/506 Zweites Telefongespräch Thatcher Alison, 4. Juli 1981, S.s. 1. 814 Ebd. 815 PREM/19/506PREM/l9/506 Zweites Telefongespräch Thatcher Alison, 4. Juli 1981, S.s. 2. 816 TNA: PREM/19/506 Statement von Alison, 4. Juli 1981. 222

Toner und Murphy verbracht.817 Zwei Stunden später rief jemandjemand einen Beamten des NIO818NIO818 an undund gab folgendes zu Protokoll: „„l.1. The prisoners were winning, 2. Public Opinion was swinging in their favour, 3. There was no discrepancy between the prisoners and their supporters outside, 4. The prisoners realised that not all the fivefive demands would be achieved, 5. FirmFirrn guarantees were required before the prisoners considered „,,aa move”, 6. Denigrate the ICJP saying no intermediaries.intermediaries.“819“819 Die Botschaft des Anrufers lief offensichtlich den Anstrengungen der republikanischen Bewegung entgegen, ddennenn am 3. Juni hatte McFarlane sich hoffnungsvoll mit der Frage an Adams gewandt, ob es ihm gelungen sei, die Kommission dazu zu bringenbringen,, die britische RegiRegie-e- rung anzugreifen. Seiner Ansicht nach hätte sie dies schon eine Woche zuvor tun sollen. Er fuhr fort, dass es der Kommission doch klar sein müsse, dass die britische RegiRegierungerung . . 820 sieSie nur an der Nase herumführe.herumfiihre. In einer weiteren Nachricht am selben Tag erklärte MMcFarlanecFarlane seine MeinungMeinung.. Die Klarstellungen der ICJP seien substanzlossubstanzlos.. „„DieDie Jungs erwarteten, dass nichnichtt viel bei ihren Anstrengungen und Vorschlägen [die[die AnstrenguAnstrengun—n- gen und Vorschläge der ICJP] herauskommeherauskomme.. DDaheraher werden wir vielleicht eine SteStel-l- lungnahme vovonn ihnen bekommen, die die Briten verurteiltverurteilt.. DDiesies würde wiederum uns helfen.helfen.“821“821 Über den mentalen und körperlichen Zustand der Gefangenen im HungeHunger-r- streik zeigte sich McFarMcFarlanelane erfreut, denn die „„GefangenenGefangenen im Hungerstreik seien stabilstabil.“822.“822 Diese beiden NachrichtenNachrichten widersprachen sowohl in Ton als auch AusführungAusfiihrung der Telefonbotschaft. Im Vergleich zu dem schriftlichen Nachrichtenaustausch zwzwi-i- schen Adams und McFarlane erscheint die telefonisch übermittelte Nachricht sschrillchrill und propagandistisch, so als wolle irgeirgendjemandndjemand mögliche Schwächen und Schwachstellen innerhalb der republikanischen Bewegung verdecken. Zudem widersprach die UnsUnsi-i- cherheitcherheit,, die in der Propagandabotschaft mitschwangmitschwang,, der Gelassenheit der GefangeneGefangenen—n- führung.fuhrung. Sie entsprach auch nicht der versöhnlicversöhnlichenhen Stellungnahme der Gefangenen, die am selben TaTagg herausgegeben wurde und auf die noch einzugehen ist. Wie bereits eer-r- wähnt,wähnt, versandten die Gefangenen am 44.. Juli eine Stellungnahme, die die Position der republikanischen Bewegung darlegte. Über die Entstehung und die Absicht hinter der

817 817 Beresford: Ten Men Dead, S. 278. 818 Die Beschreibung muss vage bleiben, da der Name des Beamten des NIO aus dem Dokument entfernt wurde und der Name der anrufenden Person nicht verzeichnet wurde. Siehe hierfür: TNA: PREM 19/506 RecorRecordd of a Telephon Message from a Northern Ireland Official, On Saturday 4 July, im Folgenden zitiert als: PREM/19/506 Record of a Telephon Message 4 July 1981. 819 Ebd. 820 82° Beresford: Ten Men Dead, S. 280. 8218“ Ebd. 822 Ebd. 223

Stellungnahme schrieb RichRichardard O’Rawe: „„AsAs a result of the Atkins statestatementment [[vomvom 30 Juni], I concluded that we needed to infuse some realism into the situation. In particular we had to give the British a way out.out.”823”823 Er fuhr fort: „„WeWe had already determined that any concessions made by the British would apply to all prisoners. Therefore there was nothing to be gained from insisting on the term ‘political‘political prisoners’ for republican prisoners. To get around this hurdle, I decided to highlight the fact that were not elitist and that we would welcome everybody being granted the fivefive demands.demands.”” Bis hierin stimmt O’Rawes Position mit der von Bik McFarlane überein, der eine ähnliche EiEin-n- schätzung vertrat: „„II was happy with some of the angles we had introduced, because no longer could anyone level criticism at us for seekseekinging preferential treatment.”treatment.”824824 Die fofol-l- gende Erklärung von O’Rawe erscheint jedoch nachträglich konstruiert wordewordenn zu sein: „The logic of this [die EntscheidungEntscheidung,, ninichtcht mehr vom politischen Status zu sprechen] was that we had already won the broad battle for political political status ((inin the eyes of the world at large, we were politicalpolitical prisonersprisoners)) by virvirtuetue of the fact that four of our number [sic][sic] had given their lives for ththeireir believes.believes.”825”825 McFarlane hingegen betonte, dass in einer Zeit, in der es wenig Bewegung in Richtung einer Lösung des KonfliktesKonfliktes gabgab,, auauf—f- sseiteneiten der Gefangenen das BedürfnisBedürfnis,, etwas Positives zu tuntun,, umso größer war: „„TheThe LimboLimbo-like-like existence, with nothing happening, was more than intolerable and ononlyly added to the sense of utter hopehopelessness.”826lessness.”826 Kontrastreicher könnten die beiden EiEin-n- schätzungen nicht ausfallen. Während O’Rawe behauptetbehauptet,, er habe die Stellungnahme aus einem SiegesgefühlSiegesgefiihl heraus geschrieben, konkonstatiertstatiert McFarlane, dass die GefangeneGefangenenn das Statement aus einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit heraus verfasst hättenhätten.. AngAnge-e- sichts dessen, was die ICJP den Regierungen in London und Dublin erzählt hatte und was aus den Nachrichten, die zwischen McFarlane und Adams hin und her gingen, eer-r- scheint die zweite Deutung weweitausitaus plausibler.827plausibler.827 Die Stellungnahme legte die Position der republikanischen Bewegung klar und deutlich offen. In Punkt drei hieß es: „Es ist falsch von der britischen RegierungRegierung,, zu meinen, dass wir darauf aus sindsind,, anders als die anderen Gefangenen behandelt zu werden. Wir würden die Übernahme der fünffunf FordForde-e-

823 823 O’Rawe:O'Rawe: BlanketmBlanketmen,en, S. 166166.. 824 CampbellCampbell:: HH-Block-Block Struggle, S. 195. 825 O’Rawe:O'Rawe: BlanketmBlanketmen,en, S. 166166.. 826 CampbellCampbell:: HH-Block-Block Struggle, S. 195. 827 827 Der folgende Punkt ist nicht zielführend für die Dissertation, verweist jedoch auf die schwelende Debatte über die Frage, ob es im Sommer des Jahres 1981 eine Einigungsmöglichkeit zwischen der britbriti-i- schen Regierung und der republikanischenrepublikanischen bestand. O’Rawe,O'Rawe, der behauptet, eine Einigung sei möglich gewesen, muss behaupten, die republikanische Bewegung habe die Öffentlichkeit auf seiner Seite gge—e- habt, da der Vorwurf, die republikanische Führung habe Menschenleben aus politischer Zweckmäßigkeit geopfert, nicht die gewünschte Wirkung erzielt. 224 rungen für alle Gefangenen herzlich begrüßbegrüßen.en. Daher ist bezüglich dieses HauptgHauptge-e- sichtspunktsichtspunkteses britischer Politik keine AufopAufopferungferung von Prinzipien eingeschlossen.“eingeschlossen.“828828 Nachdem die Gefangenen ihre Positionen und in Teilen ihre Ablehnung gegenüber den Positionen der britischen Regierung bekundet hatten, verkündeten sie iimm abschließeabschließen-n- den Paragraphen: „In giving our viewsViews on what Mr AtAtkinskins said we have outlined what should be the basis of solution withoutWithout loss of principle to either sideside.“829.“829 Die GefangGefange-e- nen suchten somit nach einer gesichtswahrenden Lösung für alle BeteiligtenBeteiligten.. SSieie wolwoll—l- ten einen Prozess einleiteneinleiten,, in dessen Verlauf keine der beiden Parteien ihre Prinzipien aufgeben musstemusste.. Die Gefangenen betontenbetonten,, ihre Forderung nach Gesprächen mit dedenn britischen RegierungsvertreternRegierungsvertretem stelle keine unangemessene Forderung dar. Die GefaGefan-n- genen argumentierten, dass Regierungsvertreter regelmäßiregelmäßigg ins Gefängnis kkämen,ämen, um mit den Gefangenen zu reden.830 Zuletzt stellten die Gefangenen noch ihre Motivation für die Gespräche heraus und machten erneut die DringDringlichkeitlichkeit der Situation deutlich: „Comrades of ours have died and eight of our other comrades ppresentlyresently face death on hunger strike. Our people on the outside have died and more may die. This is why we seek immediate talks with the British administration to seek a solution to the HH-Block-Block protests. It is a reasonable request.request.“831“831

Vor den vier enentscheidendentscheidenden Tagen für die ICJPICJP-Initiative-Initiative signalisierten zwei der drei beteiligten Parteien Gesprächsbereitschaft. Die ICJPICJP wurde nicht müde zzuu betonen, dass jetztjetzt der Zeitpunkt zum Handeln gekommen wwäreäre und dass sie im Verband mit AngehAngehö—ö- rigen der GefangeGefangenennen eine Lösung herbeiführten, wenn die britische Regierung RRe-e- formbereitschaft zeigte. Die Gefangenen ließen ebenso erkennen, dass sie immer noch zu rationalen Gedanken fähig seien und sich nicht allein um ihr eigenes Wohl sorgten, sondern auch um das Wohl der anderen Gefangenen. Nicht für sie allein sollten die RRe—e- formen geltengelten,, sondern fürfur alle Häftlinge. Jedoch musste die am Telefon verbreitete Propagandastellungnahme die Situation verkomplizieren, da diese den versöhnlichen Ton des Gefangenenstatements iinn gewisser Weise relativierte. Allein die britische RRe—e- gierung beließ es bei vagen Andeutungen im Bereich der Reformen und zeigte im AAn-n- gesicht der angedachten Reformen ihre AngstAngst,, die Kontrolle über das Gefängnis und die GefängniGefängnispopulationspopulation zu verlieren. In der Folge gilt es nun zunächst nochnoch,, auf die Rolle

828 828 O’Rawe:O'Rawe: BlanketmBlanketmen,en, S. 168. 829 829 TNA: PREM/19/506 Prisoners Statement 4 July, S. 4, im Folgenden zitiert als: PREM/19/506 PrisonerPrisonerss Statement 4 July. 83083° Ebd. 831 Ebd. 225 der irischen Regierung in den Gesprächen zwischen ICJP,ICJP, britischer Regierung und den Gefangenen einzugehen. Denkt man an den leidenschaftlichen Appell von Garret FitFitz—z- gerald gegenüber Margaret Thatcher und Leonard Figg zum Einsatz der ICJP zurück, scheint es unwahrscheinlich, dass sich Fitzgerald nicht weiter eingesetzt hat. Zwei Maßnahmen fafallenllen dabei besonders ins Auge. Vor den Treffen am 33.. bzw. 44.. Juli war Fitzgerald anscheinend der AnsichtAnsicht,, die Kommission würde Margaret Thatcher in LoLon-n- don treffen. JJedenfallsedenfalls ließ er einen irischen RegierjungsjetRegierjungsj et am Flughafen Dublin bereibereit-t- stellen, damit die Kommission nach London fliegenfliegen könne.könne.832832 Diese Aktion war in sich erneut problematisch. Die ICJP hattehatte,, wwieie gezeigtgezeigt,, den AnspruchAnspruch,, mit allen zu reden, um hierdurch eine Form der Neutralität zu suggerieren. Welchen Eindruck musste es jedoch machen, wenn die Kommission in einem irischen Regierungsjet nach London geflogengeflogen wäre? Ganz bestimmt hätte die NeutralitätNeutralität der ICJP gelitten. Die zweite Aktion war nicht minder gefährlich für die ICJP. Während des zweiten Telefonats zwischen ThaThat-t- cher und Michael Alison bberichteteerichtete dieser, dass in die Gespräche zwischen ihm und der ICJP ein Anruf von Garret Fitzgerald geplatzt wwäre.äre. Thatcher fragte Alison, ob –— wie die Nachrichten behaupteten —– zur selben Zeit wie das Treffen zwischen Alison und der ICJP auch ein Treffen in DDublinublin stattgefunden habe. Alison hielt dies für durchaus mömög-g- lich und berichtete in diesem Zusammenhang ffolgendesolgendes an Thatcher: „[I]n the middle of our meeting yesterday the Taoiseach rang from Dublin to speak to Hugh Logue(?) Probably I think to say to him that the families were with him and what the atmosphere - 833 was like.like.”” Thatcher sagte daraufhin,daraufliin, dass sie es schon ziemlich gut erfasst hhätte,ätte, dass es ein TreTreffenffen in Dublin mit den Familien gegeben hatte. Sie stellte nun die Frage, ob die Familien darauf erpicht warenwaren,, die Sorge um ihre Angehörigen loszuwerden. Alison antwortete hierauf nicht.nicht.834834 Dieser zweite EEingriffingriff von Fitzgerald war schwerwiegender als der erste. Er offenbarte damit, dass die ICJP ihihnn verraten hatte, als sie sich mit AlAli-i- son traftraf.. Er offenbarte, dass ihm die Sache der ICJP am Herzen lag und dass er den Worten der ICJP Nachdruck verleihen wollwollte.te. Die Auswahl Logues als GesprächGesprächs-s- partner von Fitzgerald zementierte zusätzlich den Eindruck, dass die ICJPICJP-Initative-Initative wwe-e- sentlich vom Establishment der Republik Irland gestützt wurde. Die Frage steht damit erneut im Raum, ob Fitzgerald nun ein Übergreifen des Gefängniskonfliktes auf den Süden verhindern wollte oder ob ihm das Wohl der Gefangenen und ihrer Familien ein genuines Interesse warwar.. Schwerwiegender als die Offenbarung, dass die InteresseInteressenn der

832 832 InterviewInterview zwischen Oliver Crilly und dem Autor am 17.09.2014. 833 PREM/19/506 zweites Telefongespräch zwischen Thatcher und Alison, S. 2. 834 Ebd. 226

ICJP, der SDLP und der irischen Regierung verquickt warwaren,en, war der Erkenntnisgewinn für die britische Regierung über die Familien. Die britische Regierung hatte bisher von verschiedenen Stellen gehört, dass die irische Regierung Quellen hatte, die ihnen bbe-e- ricrichteten,hteten, dass die Familien der Gefangenen einen Ausweg aus der SackSackgassegasse suchten. Jetzt hatte sie hingegen einen definitivendefinitiven Beweis, dass der Kontakt zwischen den FamFami-i- lien und der irischen Regierung wirklich bestand und dass dieser sogar bis zu Garret Fitzgerald reichtreichte.e. Ein weiterer Verbündeter der bribritischentischen Regierung hatte sich offeoffen-n- bart. Auch wenn Alison die von Thatcher gestellte Frage nicht beantwortetbeantwortete,e, so konnte sie sich sicher sein, dass wenigstens ein paar Familien ihre Angehörigen nicht sterben lassen wollten. Thatcher erhielt somit einen weitweitereneren AnreizAnreiz,, ihre Politik des beharrlbeharrli—i- chen Nichtstuns,Nichtstuns, fortzusetzen, denn nun musste sie nur warten, bis weitere Gefangene im Hungerstreik ins Koma fielen und die Familien unter dem Druck von ICJP, britbriti—i- scscherher und irischer Regierung, wowomöglichmöglich sogar unter MMithilfeithilfe von anderen Klerikern,Klerikem, nachgaben und ihre Angehörigen für die ZwangsernährungZwangsemährung frei gaben.

Das Diktum der ICJPICJP,, mit allen zu redenreden,, war gut gemeint, lud die übrigen Parteien je—je- doch dazu einein,, die Kommission für ihre Interessen zu benutzen oder sogar zu missbramissbrau-u- chen. Wie dies auf britischer und irischer Regierungsseite geschahgeschah,, ist bereits gezeigt worden. Jedoch waren die Gefangenen nicht frei davondavon,, die Kommission beeinbeeinflussenflussen zu wollen. Im Anschluss an die Darstellung der Verhandlungen zwischen britischerbritischer RRe—e- gierung und ICJP werde ich auf das Treffen zwischen den Gefangenen und der ICJP eingehen. Hierbei steht weniger das Gesagte im Vordergrund, sondern wie die ICJPICJP und die Gefangenen das Treffen empfanden und wie es seitens dderer Gefangenen inszeniert wurde.wurde.

Das Treffen zwischen der ICJP und den Gefangenen stellte einen kleinen, aber signifsignifi-i- kanten Erfolg fürfiir die Gefangenen dar. Die Gefangenen konnten die Kommission in ihre eigene Inszenierung einbinden und ihnen deutlich machen, dass sie nicht KriminelleKriminellenn mit finsteren Absichten gegenübergegenübersaßen,saßen, sondern hungernden Opfern eines brutalen und vor allem emotionslosen StrafrechtStrafrechtssystems.ssystems. Begrüßt wurde die ICJPICJP von acht abgemabgema—a- gerten Gefangenen in Schlafanzügen, die kleine WasserkrügWasserkrügee bei sich trugen. IImm Raum warenwaren Spucknäpfe verteilt, dadass gesamte Ambiente war trostlos:trostlos:835835 „There was someting awful about the jugs, the bowls, the barenebarenessss of the roomroom,, the harsh scratching of the

835 835 Beresford: Ten Men Dead, S. 281. 227

836 . . . . chairs as they took place —– a terrible finalityfinality..””836 DieD1e KommissionKornmiss1on und die Gefangenen nahmen an zwei zusammengeschobenen Tischen PlatzPlatz.. Die Gefangenen saßen so, dass diejenigen Gefangenen, die am längsten im Hungerstreik warenwaren,, am hhinterstenintersten Ende des Tisches saßensaßen.. Joe McDonnell wurde vonyon den Gefangenen in seinem Rollstuhl an das Ende des Tisches geschoben. Er machte keinen guten EindruckEindruck:: DDenen Kopf gesenktgesenkt,, das Kinn auf der Brust aufliegend,aufliegend, schautschautee der inzwischen erblindete McDonnell zu BBo-o- den.den.837837 Diese Schilderung wird auch von Oliver Crilly geteilt: „He was in a wheelchair, he wasn’t speaking, he was just hanging his head barely able to be therethere.”838.”838 Crillys Schilderung zufzufolgeolge sprsprachenachen diejenigen Gefangenen am meisten, die sich ungefähr auf in der Mitte ihres Hungerstreiks befanden.befanden.839An839An der Art und WeisWeise,e, wie sich die GefaGefan-n- genen an den Tisch setztensetzten,, lässt sich ein gewolltes inszenatorisches Konzept erkennen. Im Idealfall hätte die Reihung eigentlich genau andersherum aussehen müssen. Im VeVer-r- lauf ihres Hungerstreiks verlorverlorenen die Gefangenen in zunehmendem Maße ihr Gehör. Diese Erkenntnis manifestierte sich in dem Umstand, dass Kieran Doherty Joe McDonnell die wichtigsten Punkte wiederholen musste, indem er in dessen Ohr flüsteflüster-r- 840 te. Die Anordnung der Gefangenen erzeugte Mehraufwand und kostete Zeit, die nicht zur VerfügungVerfiigung stand. Es kann daher angenommen werden, dass die Gefangenen der Kommission eine Art von evolutionärer Entwicklung des Hungerstreiks präsentieren wollten, um ihihrr ins Gedächtnis zzuu rufen, dass am Ende des Streiks unweigerlich der Tod stand und dass Joe McDonMcDonnellnell noch einige nachfolgen würden, wenn die Gefangenen und die ICJPICJP keine Lösung fänden.fanden. Gleichzeitig gestellte sich zur gespenstischen AtmAtmo-o- sphäre auch ein tiefes Misstrauen. „„ButBut they obviously had no trust. That is whyWhy the whole thing about sending somebody in was so important.”9,884141 Neben den inszenatorinszenatori—i- schen Aspekten kam eess den Gefangenen vor allem darauf an, von der ICJP VersichVersiche-e- rungen zu erhalten, dass die britische Regierung es mit ihren Worten ernst meinte.meinte.842842 Das gesamte Treffen zwischen den Gefangenen unundd der ICJP dauerte etwa dreieindreieinhalbhalb Stunden.843 Während sich die ICJP im Gefängnis befand, meldete sichsich,, wie gezeigtgezeigt,, der KontaktKontaktmannmann zwischen britischer Regierung und republikarepublikanischernischer FühruFührungng außerhalb des Gefängnisses. Damit ist die Einschätzung von David Beresford zur Neuschaltung

836 836 Beresford: Ten Men Dead, S. 281. 837 Ebd.Ebd 838 838 InterviewInterview zwischen dem Autor und Oliver Crilly, 17.09.2014. 839 Ebd. 840 84° Beresford: Ten Men Dead, S. 281. 841 841 InterviewInterview zwischen dem Autor und Oliver CrillyCrilly,, 17.09.2014. 842 Ebd. 843 843 Beresford. Ten Men Dead, S. 290. 228 des KontaktKontaktmannesmannes nur teilweise richtig. „„TheThe Channel had been reopened by the Foreign OfficeOffice in the wake of the conciliatory statement of 4th of July statement by the - 844 prisoners.”prisoners.”

Nach derzeitigem Forschungsstand und dderer Quellenlage informierte der Kontakt „„Soon“Soon“ die britische Regierung bereits zwei Stunden nach dem Treffen mit der ICJP über den Telefonanruf eines Republikaners bei ihm. Nach dem ererstensten Telefonanruf folgten am vierten Juli weitere Anrufe. „Soon“ beschrieb das Misstrauen der republikanischen FüFüh-h- rung gegenüber der AussaAussagege der ICJP,ICJP, dass es Anzeichen für die Bewegungsbereitschaft der britischen Regierung ggäbe.äbe. Da über die geheime VerbinVerbindungdung keine Bestätigung hiehier-r- für überbracht wurdewurde,, blieb die republikanische Führung skeptisch. Des Weiteren erläerläu-u- terte „Soon“ die Überraschung der republikanischen Führung über die Stellungnahme der Gefangenen. Diese stamme lediglich von den GeGefangenen,fangenen, basierebasiere zwar auf einer vorher ausgehandelten und vereivereinbartennbarten Linie, jedoch überraschüberraschee die Führung das TTi-i- ming der Stellungnahme. Da die Stellungnahme der Gefangenen ohne das Wissen der republikanischen Führung versandt worden seisei,, ststündenünden nur zwei der acht führenden Republikaner zur VerfüVerfiigung.gung. Daher müssmüssee sich die republikanische Führung neu orgorga—a- 845 nisieren und „Soon“,,Soon“ solle sich bereithalten.845 In seiner Analyse der Situation stellte „Soon“,,Soon“ fest, dass es keinkeinenen Kontakt zwischen der republikanischen Führung und ddenen Gefangenen von Samstagnachmittag bis Montagmorgen gäbegäbe.. Dies könne zum Problem werden, sobald raschrascheses Handeln erforderlich werde. Es wäre daher von VorteilVorteil,, im Falle einer Aktivierung des „Soon“„Soon“-Kanals-Kanals durch die Republikaner, eine allgemeine Antwort paratparat zu haben.haben.846846 Das Gesprächsprotokoll vermerkte, dass „Soon“ nach seiner Analyse erneut anrief, um die britische Regierung auf eine Anfrage der republikanischen BewBewe-e- gung vorzubereiten. Die Anfrage umfasste zwei Teile. Der erste Teil bestand aus der Anfrage,Anfrage, ob es eine Möglichkeit ggäbe,äbe, Nachrichten von Samstagnachmittag bis MoMon-n- tagmorgen ins Gefängnis hineinhinein-- bzw. wieder hhinauszubringen.inauszubringen. Der zweite Teil basierte auf einem Treffen, das die republikanische Führung am 2828.. Juni abgehalten hatte. Dort wurde beschlobeschlossen,ssen, dassdass,, wenn der HungersHungerstreiktreik beendet sein wwürde,ürde, Konzessionen im Bereich Kleidung, Besuche und Päckchen nötig würden. Versammlungsfreiheit und ...... 847 . Arbeit könntenkonnten in einer Reihe von GesprächenGesprachen erörterterortert werden. „Soon“ wiederholte,Wiederholte,

844 844 Beresford: Ten Men Dead, S. 293. 845 TNA: PREM/19/506 Gespräche mit „Soon“,„Soon", 4. Juli, 1981, S. 2, im Folgenden zitiert als: PREM 19/506 Gespräche mit „Soon“.„Soon”. 846 Ebd. 8478‘” PREM/19/506PREM/l9/506 Gespräche mit „Soon“,„Soon”, S.s. 2, 3. 229 dass die republikanische Führung von der Stellungnahme der Gefangenen kalt erwischt worden wwäre.äre. Hieraus ergab sich die Konsequenz, dass sie nun den Verdacht hegte, didie-e- se Situation würde bewusst über das Wochenende herbeigeführt,herbeigefiihrt, um die Position der republikanischen Führung zu schschwächen.wächen. Diese würde sich melden und um KlarstelKlarstellunglung 848 bitten. SSollteollte keine Antwort erfolgenerfolgen,, würde dies ihr Misstrauen verstärken.verstärken.848 „Soon“ hatte zum Abschluss des Gesprächs noch zwei Fragen: War es möglich, dass jemand von der republikanischen Führung über ddasas Wochenende die Gefangenen zu sehen be-be- kam und warumwarum war der „Soon“„Soon“-Kanal-Kanal zum Zwecke der KlarstellKlarstellungung nicht aktiviert worden?849worden?849 Durch die „Soon“„Soon“-Gespräche-Gespräche zeigte sich, dass die Situation und die GGe-e- sprächslage komplizierter waren, als die ICJP, die GefangenGefangenenen und auch die britische Regierung angenommen hatten. Es war nicht zu erwarten gewesen, dass die Führung der republikanischen Bewegung von der Stellungnahme derjenigen überrascht wurde, die sie vorgaben zu vertretenvertreten.. Zudem schien es den Beteiligten entwedentwederer nicht klar zu sein, dass GespräGesprächeche über das Wochenende zu einem Problem führen könnten, oder die britische Regierung hatte bewusst eine solche Situation einkalkuliert.

Am 5. Juli traf sich die Kommission mit den Gefangenen und auch mit McFarlaneMcFarlane.. DDie-ie- ser war zu dem Gespräch mit den Gefangenen nicht zugelassen. Daher besuchten ihn drei Kommissionsmitglieder.850 Über den Inhalt des Gesprächs beberichteterichtete McFarlane am MontagMontag,, dem 66.,., an AdamsAdams.. DaDabeibei schrieb er über die ICJP: „„TheyThey have mainmaintainedtained to myself anandd tthehe hunger strikers that the principle of the fivefive demands is contained within the stuff they are pushing and that Brit’s won’t come withWith anything elseelse.”851.”851

Crilly berichtete über das Treffen mit Bik McFarlane: „„HeHe talked a fair bit, but it was very clear that he had no trust that the British governmentgovemment would deliver anything. You could sense the experience of the previous hunger strike. The prisoners had no confconfi-i- dence that the British governmentgovemment was going to deliver anything. I mean, we had no axe to grindgrind.. If the British government had seen us as an innocent group, whose presence could be used as an excuse to deliver something without appearing to give it to Sinn Fein or the IRA.IRA.”852”852 McFarlane hatte am Sonntag auch die GelegenheitGelegenheit,, die restlichen Gefangenen im Hungerstreik zu sehen. Er ging davon aus, dass die Gefangenen durcdurch-h- halten würwürden.den. McFarlane berichtete weiter, dass die Kommission während des GGe-e-

848 PREM/19/506 Gespräche mit „Soon“,„Soon”, S.s. 2, 3. 849 849 PREM/19/506 Gespräche mit „Soon“„Soon” ,S.‚S. 3. 850 Beresford: Ten Men Dead, S. 292. 851 851 Beresford: Ten Men Dead, S. 294. 852 852 InterviewInterview zwischen dem Autor und Oliver CrillyCrilly,, 1717.. September 20142014.. 230 sprächs keine neuen Angebote gemacht hatte. Sie hätten ihre Argumente vorgetragen und zugesichertzugesichert,, im Falle einer Einigung als eine Art von Bürge zu fungieren.fungieren.853853 WäWäh-h- rend die Kommission sich im Gefängnis befand, liefen die Gespräche zwischen „Soon“ und der republikanischen Führung weiter. Die Frage, ob ein SinnSinn—Fein-Repräsentant-Féin-Repräsentant ins Gefängnis durftedurfte,, wurde positiv beschieden. Daher machte sich Danny Morrison auf den Weg ins Gefängnis. Während sich Morrison schon auf dem Weg befand, fielfiel es der britischen Regierung auf, dass sich der Besuch von Morrison mit dem der ICJP übeüber—r- schnitt. Diese versuchte nun den Besuch von Morrison zu verzögern. „Soon“ antwortete den Regierungsvertretern ganz lapidar, dass dies nicht mehr möglich seisei.854.854 In einem weiteren Gespräch war die Rede davon, dass die republikanische Führung auf Basis des GefGefangenenstatementsangenenstatements vom 44.. Juli operierte.operierte.855855 Diese Linie war kohärent mit der EiEin-n- stellung von McFarlane, der ebenfalls betonte, dass das Statement als Grundlage zur Lösung des KonfliktesKonfliktes diene.856 Dadurch, dass sich sowohl ein Vertreter der republikrepublika-a- nischen FühFührungrung als auch die ICJP im Gefängnis befand, wurde die Lage noch einmal komplizierter. Die Position der Gefangenen wurde durch Morrisons Besuch gestärkt, da diese Instruktionen und Rückhalt erhielten. Andererseits konnte Morrisons Besuch auch Verwirrung stistiften,ften, da die Vermutung bestehen konnte, dass die Briten Reformen einleeinlei-i- ten wollten und der Besuch von Morrison einen ersten Schritt in diese Richtung darsteldarstell-l- te. Dadurch, dass den Gefangenen der Rücken gestärkt wurde, erschienen die GefangGefange-e- nen weniger gewigewillt,llt, die Bedingungen der ICJP zu akzeptieren. Morrisons Besuch im Gefängnis hatte den Effekt, dass nun alarmierende Meldungen über die Atmosphäre im Gefängnis nach aaußenußen drangen und „Soon“ zu einem Führungstreffen der republikanrepublikani-i- schen Führung gerufen wurdewurde.. „Soon“ berichtete, dass Morrison ihm von der feindlfeindli-i- chen Einstellung der Gefangenen gegenüber der ICJP berichtet hatte. Die Stimmung war so schlecht, dass eine Einigung ernsthaft in Zweifel gezogen werden musste. Die Rolle, die von der ICJP gespielt wurdwurde,e, erzeugte bei den Gefangenen eine schwarzsehschwarzsehe-e- rische Perspektive, was die Ehrlichkeit der britischen Regierung anging. „Soon“ bericberich-h- tete des Weiteren, dass nun auch jeglichejegliche Form von Neurosen innerhalb der Führung der republikanischen Bewegung zu blühen bbegann.egann. Die britische Regierung frage nun . . . . . 857 . . nnachach den Ursachen fürfur die Verschlimmerung der Situation.857 Wie es schienschien,, war

853 853 Beresford: Ten Men Dead, S. 294. 854 854 PREM/19/506 Gespräche mit „Soon“,„Soon”, S. 88.. 855 Ebd. 856 856 BBeresford:eresford: Ten Men Dead, S. 294. 857 PREM/19/506PREM/l9/506 Gespräche mit „Soon“,„Soon”, S.s. 11. 231

„Soon“ aus einer enthusiastischenenthusiästischen Situation heraus in ein Meeting der republikrepublikanischenanischen Führung gerufen wordenworden.. DDieie Führung sei gegenüber „Soon“ extrem feindlich eingeinge—e- stellt gewesen und er sei wüst beschimpft worden. Grund hierfür war die Art und WeWei—i- sese,, wie die ICJP die Gefangenen behandelt habe. Erst einmal sei die Stellungnahme der Gefangenen von der ICJP in Gänze ignoriert worden. Die PunPunktekte Kleidung und VeVer-r- sammlungsfreiheit seien komplett ignoriert worden. Zudem herrschte in der Führung der Gefangenen enormer Ärger über den Druck, den die ICJP ihrer Meinung nach auf die GefangeGefangenennen ausgeübt habe.858 Die bisherigen Gespräche schienen einigen FüFüh-h- rungspersonen der republikanischen Bewegung lediglich ein Vorwand für die britische Regierung gewesen zu sein, es der ICJP möglich zu machenmachen,, die Gefangenen in eine unmögliche Lage zu manövrieren.manövrieren.859859 Am Ende des Wochenendes schienen die ICJP und die britibritischesche Regierung weiter von der Lösung des GefäGefängniskonngniskonfliktsflikts entfernt zu sein als zu Beginn des Wochenendes. Dies lag vor allem an der Verwirrung, die unter der Führung der republikanischen Bewegung herrschte und darandaran,, wie die ICJP von den Gefangenen wahrgwahrgenommenenommen wurde. Zusätzlich waren die Gespräche mit „Soon“ nicht dazu geeignetgeeignet,, die Lage einfacher zu machen. DDieie Angebote, die „Soon“ in Bezug auf die fünf Forderungen der Gefangenen machtemachte,, sind für dieses Projekt nicht relevant. Wichtig ist lediglich, dasdass,s, wie es schienschien,, der „Soon“„Soon“-Känal-Kanal als der einzige Kanal für die Erreichung der ForForderungenderungen gesehen wurde. Hierdurch musste der republikanischen Führung die Erlaubnis der britischen Regierung für die ICJPICJP,, die Gefangenen zu sehensehen,, als Affront erscheinen. ZusätzZusätzlicheliche Verwirrung herrschte aufsaufseiteneiten der republikanischen Führung dadurch, dass sie erst spät von dem Besuch der ICJP im Gefängnis erfuhr und zu dieser Zeit nicht beschlussbeschluss-- oder entscheidungsfähig war. Es schienschien,, als habe didiee brbri-i- tische Regierung den Plan gehabtgehabt,, die repurepublikanischeblikanische Führung auszubooten und die Gefangenen zu isolieren, um sisiee dadurch gefügiger zu machen. Wenn man den SchildSchilde-e- rungen von „Soon“ und Morrison Glauben schenken kann, versuchte die ICJPICJP,, die GGe-e- fangenen einzuschüchtern und ignorierte zudem die Stellungnahme der Gefangenen. Diese Einschätzung deckt sich nicht mit der von McFarlane. Daher ist diese EinschäEinschät—t- zung wohl eher der Wut der republikanischen Führung zuzuschreibenzuzuschreiben.. Eine verstimmte republikanische FüFührunghrung war der Lösung des Gefängniskonfliktes sicherlich nicht zzu-u- träglich. Sollte es das Kalkül der britischen Regierung gewesen seinsein,, die Gefangenen durch Isolation zur Aufgabe zu zwingen, war dieses Kalkül gescheitert und hatte die

858 PREM/19/506 Gespräche mit „Soon“,„Soon”, S.s. 12. 859 PREM/19/506PREM/l9/506 Gespräche mit „Soon“,„Soon”, S.s. 11. 232

Bemühungen der ICJPICJP ernernsthaftsthaft beschädigt. Hinzu kam, dass eine verärgerte republikrepublika-a- nische Führung schwer einzuschätzen war und hierdurch ein weiterer UnsicherheitsfaUnsicherheitsfak—k- tor produziertproduziert wurde.

Das turbulente Wochenende mit seinen vielenVielen Gesprächen, den Vorwürfen und MutmMutma-a- ßungen und aallll dem ÄrgerÄrger,, den es produziert hatte, fand seine Fortsetzung in einem Treffen zwischen Republikanern und ICJP. Sie trafen sich am Sonntagabend und Adams und Morrison berichteten der ICJP von der Existenz des Geheimkanals und dass der Kontakt über den KanaKanall eher eine LösunLösungg des KonfliktesKonfliktes erzeugen würde als die Anstrengungen der ICJP. Danny Morrison beschuldigt die ICJP, die von der republikrepublika-a- nischen Führung als vertraulich eingeschätzten Informationen direkt an die britische RegiRegierungerung weitergeleitet zu habehaben.n. Morrison erinnert sich, dass dieses Treffen mit zwei oder drei Mitgliedern der IICJPCJP im Balmoral Hotel stattfand: „„ItIt was two or three of them. I think it was in Balmorals Hotel Gerry Adams and myself on a Sunday night, maybe after I came out of jail, to tell them that we were in contact with the British government.govemment. It was confidential.confidential. We believed that this contact was going to produce a resolution more so than theirs and we asked them not to tell the British government and they ran straight to Michael Alison and told him.”him. „860860 Dieser Schritt der ICJP verägerte den „Soon“„Soon“-Channel-Channel verständlicherweise und ließ die Geheimverhandlungen platzenplatzen.861.861 Abgesehen von der Anschuldigung von Morrison muss in diesem Teilabschnitt des KKa-a- pitels auch die Frage gestellt werdenwerden,, warum Adams und Morrison der ICJPICJP von ihren Geheimkontakten erzähltenerzählten.. Wollten sie die ICJPICJP aus dem Weg haben, um eine Lösung in direkter, geheimer Verhandlung mit der britischen Regierung zu erarbeiten? War ihnen daran gelegengelegen,, die ICJP auf ihre Seite zzuu ziehen, damit sie gemeinsam Druck auf die britische Regierung ausüben konnten? Hatte die republikanische Führung ein ssi—i- nisnistrestres politisches Langzeitziel, nämlich dass durch den Abbruch der Gespräche der Tod weiterer Gefangener eintreten konnte und dass didieseese Tode in politisches Kapital umgumge-e- wandelt werden konnten? Die letzte These lässt sich definitivdefinitiv ausschließen, da eine sosol-l- che elaborierte Strategie wesentlich größeren Zeitaufwand und auch Ressourcen erfoerfor-r- derlich gemacht hätte. Zusätzlich erscheint eine ssolcheolche These die republikanische FüFüh-h- rung auch zu sehr zu dämonisieren. Auch die zweite These lässt sich mithmithilfeilfe des InteInter-r- views mit Morrison zurückweisen. DDieserieser äußerte sich wie folgt über die ICJP: „„ByBy the way one of the members of the ICJP was a member of the SDLP Hugh Logue. So right

860 InInterviewterview zwischen dem Autor und Danny Morrison am 31.10.2014. 861 861 Beresford: Ten MMenen Dead, S. 298. 233 away we were dealing with the Catholic middle class, the Catholic middle class who had deserted the working class, were now going to negotiate for working class prisoners?”862prisoners?”862 Es ist daher unwahrscheinlich anzunehmen, dass die Rhetorik und die Handlungweise von Morrison und Adams derartig voneinander abwichen, dass sie die ICJPICJP einerseits wegen ihrer Zusammensetzung ablehnten, praktisch jedochjedoch berbereiteit warenwaren,, mit ihr zu kkooperieren.ooperieren. Am wahrscheinlichsten ist die These, dass Adams und Morrison die ICJP davon überzeugen wolltenwollten,, von der Verhandlungsbühne abzutreten, damit die britische Regierung und die republikanische Führung in Ruhe über den „Soon“„Soon“-Kanal-Kanal mitmiteinandereinander verhandeverhandelnln konnten. Diese Absicht machten sie jedoch nicht deutlich und die ICJP hatte zudem einen anderen Fokus auf das Gespräch gelegt. Die IICJCJPP wollte vor allem Dinge klarklarstellen,stellen, wie Oliver Crilly berichtete: „„WeWe were not really in the position to deliver anything to Sinn Fein, the value of the meeting was that it clarifiedclarified to them what the British were saying to us. It clarifiedclarified to us that the British were talking to them through a channelchanne1.”863.”863 Durch diese Aussage von Crilly wird deutlich, dass die ICJP vor dem Gespräch keine Kenntnisse über den Geheimkanal besessen hatte. Auf den VoVor—r- wurf, dass die ICJP Michael Alison etwas verraten hhätte,ätte, was sie nicht hätte verraten sollen, antwortete Crilly: „„WeWe were in conversaconversationtion with the British and understanding was that the British knew what they were doing themselvesthemselves..“6G86486 Diese Einstellung war jedochjedoch reichlich naiv. Der HinweisHinweis,, dass die Gespräche vertraulich waren, hätten ddieie ICJP vermuten lassen könnenkönnen,, dass hier etwas im Verborgenen lag. Crilly fuhr fort: „„WeWe were talking with the British about the hunger strike situation, the British were talking by a chanchannelnel to Sinn Fein. We naturally assumed that the British knew that they were talking to Sinn Fein by a channel we were not proceeding to give new news to the British. The British knew that this was going on.on.“865“865

Zum Abschluss des Kapitels steht die Frage im Vordergrund, wie es zum Abbruch der Gespräche zwischen der ICJP und der brbritischenitischen Regierung und zzwischenwischen ICJP und republikarepublikanischernischer Führung kam. Trotz des Rückschlags während des Wochenendes vever-r- suchte die ICJPICJP,, weiterhin Reformen durchzubringen. Sie hielt am Montag noch ein weiteres Gespräch mit Michael Alison ab, ursprünglich mit dem ZielZiel,, eine weitere SteStel—l- lungnahme der ICJP zu begutachten. Jedoch kam es zu großen MeinungsverschiedeMeinungsverschieden-n- heiten. Crilly betonte, dass die Kommission die Gefangenen hhätteätte glauben lassen, dass

862 862 InInterviewterview zwischen dem Autor und Danny Morrison am 31.10.2014. 863 863 InterviewInterview zwischen Oliver Crilly und dem Autor, 17.09.2014. 864 InterviewInterview zwischen Oliver Crilly und dem Autor, 17.09.2014. 865 Ebd. 234 die britische Regierung bereit wäre,wäre, guten Willen zu zeigen und von daher sei es nötignötig,, die Details der VeränderungenVeränderungen,, die eingeführt werden solltensollten,, zu erklärenerklären.. Ansonsten müsse sich die ICJP zurückziehen. Die Kommission habe akzeptiert, dass kkeineeine VeVer—r- handlungen stattfänden. WWennenn die Regierung jedoch nicht erwartet habe, dass ddieie ICJP etwas im Sinne ihrer vorgeschlagenen StellungnahmeStellungnahme866866 produziere, dann habe die RRe-e- gierung sie in die Irre geführt. Die Kommission habe wiederum die Gefangenen und ihre Familien in die Irre geführt und dies müsse sie in einem Statement am Vorabend des Todes von JoeJ0e McDonnell deutlich machen. Crilly warf der Regierung vor, dass sie die Kommission als Vehikel genutzt habehabe,, um die Illusion von Bewegung zu erzeugen. Die Kommission sei bereits beschuldigt wordenworden,, die Lage verwirrt zu haben und dass 867 sie eher hinderlich als hilfreich wwäre.867äre. Alison antwortete daraufhin,daraufllin, dass er der AAn-n- nahme gewesen sei, dass die Kommission den Gefangenen das vermittelt habe, was diskutiert wurde und dass die Diskussionen zu illustrativen Zwecken und nicht zur AuAuf-f- stellung einer eexklusivenxklusiven Shoppingliste diente.diente.868868 Alison sagte auch, dass es die AuffaAuffas-s- sung der britischen Regierung wwäre,äre, dass nicht sie eine moralische VerpflichtungVerpflichtung zum Handeln hhätte,ätte, sondern die Kommission.Kommission.869869 In diesem Gespräch zeigte sich, dass das Misstrauen der KKommissionsmitgliederommissionsmitglieder gegenüber der britischen Regierung gewachsen war. Sie fühlten sich hintergangenhintergangen.. Die britische Regierung beharrte darauf, dass sie zu keinem Zeitpunkt konkrete Reformpunkte benannt, sondern lediglich dargestellt hhätte,ätte, was möglich und verfügbar war. Als Lösung bot Alison anan,, demnächst, wenn die RegiRegie-e- rung nicht mehr unter Stress stündestünde,, einen Beamten ins Gefängnis zu schicken, der den Gefangenen die Stellungnahme der ICJP erkläerkläre,re, jedochjedoch könne dieser nichts KKonkretesonkretes sagen, da reale und praktische Komplikationen bestünden.bestünden.870870 Ebenso könne die ICJP den Brief, den sie von Alison erhalten hattehatte,, veröffentlichen und selbst ein knappes Statement hinzufügen. Daraufhin könnte die Regierung eine Stellungnahme veröffentlveröffentli-i- chen, die diese nicht weiter ausführen mmüsste.871üsste.871 AufgAufgrundrund dieses Angebots beschloss die KommissionKommission,, ihr geplantes Statement zu verschieben. Es muss aus der Nachbetrach-Nachbetrach- tung seltsam erscheinen, dass die Kommission zwar einerseits beklagtebeklagte,, von der britbriti-i- scschenhen Regierung an der Nase herumherumgeführtgeführt worden zu sein, aber auf der anderen Seite

866 Die Stellungnahme sollte der Stellungnahme von Atkins am 30. Juni gleichen. Siehe hierzu: HeHen-n- nessey: Hungerstrike. S. 318. 867 867 Hennessey: Hungerstrike, S. 318. 868 Ebd. 869 869 Hennessey: Hungerstrike, S. 319. 870 Hennessey: Hungerstrike, S. 321. 871 Hennessey: HungersHungerstrike,trike, S.S.321. 321. 235 bereit warwar,, bei der geringsten Andeutung von Bewegung sofort das eigene Statement über den Haufen zu werfen.werfen.872872 Wichtig ist auch, dass die Kommission mimitt Toner und Murphy telefoniertetelefonierte,, um ihnen die Gründe zu erklären, warum die Kommission kein StatStatementement am heutigen Tage abgeben werde. Hier zeigte sich erneuterneut,, wie eng die KoKom-m- mission mit den beiden AnstaltspriesternAnstaltspriestem zusammenarbeitezusammenarbeitete.te. Die Stellungnahme schien zunächst nur aufgeschobenaufgeschoben,, aber nicht aufgehoben. Es bestand immer noch HoffnungHoffnung,, das Leben von Joe McDonnell zu retten. Am folgenden Tag rief Alison bei O’Mahoney 873 an und bat ihnihn,, das Statement der ICJP einen weiteren Tag aufzuschieaufzuschieben.ben.873 Dies tat die ICJP, doch am 88.. Juli ergab es keinekeinenn Sinn mehrmehr,, eine neue Stellungnahme zu vever—r- fassen, denn an diesem Tag starb Joe McDonnell. Die BemühungenBemühungen,, sein Leben zu reret—t- tenten,, waren obsolet geworden. Mit dem Tod von McDonnell kam auch die ICJPICJP-- Initiative zum Erliegen, auch wewennnn sich einige ihrer MitgliMitgliedereder wie Hugh Logue und JêroJeromeme Connolly weiter engagierten.

Mit dem Erliegen der ICJPICJP-Initiative-Initiative verbindet sich die FrageFrage,, warum die Gespräche zwischen den Parteien abgebrochen wurden und warum JoeJoe McDonnell letztlich sterben musste, ohne dass ihm geholfen worden war. Dem Abbruch der Gespräche lag das tutur-r- bulente WochenWochenendeende zugzugrunde,runde, an dem die ICJP und die republikanische Führung einein-- und ausgingen und mit den Gefangenen sprachen. Dieser rege Austausch führte jedoch nicht zu einem tieferen TrialogTrialog,, sondern eher zu einem verstärkten Misstrauen zwischen den beteiligten Parteien. Die Gefangenen und ihre Führung innerhalb und außerhalb des Gefängnisses misstrauten der ICJP und der britischen Regierung, denn schlussendlich hatte die republikanische Bewegung immer wieder deutlich gemacht, dass sie die ICJP lediglich als Vehikel sahsah,, mit der britischen Regierung ins Gespräch zu kommen. Diese Gespräche wurden dann jedoch nicht über die ICJP, sondern über den „Soon“„Soon“-Kanal-Kanal geführt. Hier wiederum ergab sich auch zwischen „Soon“ und der republikanischen Bewegung Misstrauen, da die ICJP Alison von dem Geheimkanal erzählte und dieser wiederum anderen von dieser Indiskretion berichtete. Dieser Akt der ICJP zementierte jedochjedoch den Argwohn der republikanischen Führung gegenüber der ICJP. Aus Sicht der republikanischen Führung hatte die ICJP den sprichwörtlichen „„WinkWink mit dem ZauZaun-n- pfahl“pfahl“ nicht verstanden. Sie hatte sich nicht still und leise von der Bühne verabschiedet, sondern bblieblieb im Dialog mit der britischen Regierung. Jedoch war durch die Ereignisse des Wochenendes auch dieses Verhältnis beschädigt. Die ICJP fühlte sich benutzt, hihin—n-

872 872 Hennessey: HungerstrikeHungerstrike,, S. 321. 873 Ebd. 236 tergangen und betrogen. Damit ist der erste FaktorFaktor,, warum die ICJPICJP—Gespräche-Gespräche zum ErlErliegeniegen kamenkamen,, mehr als deutlich. Es lag am Misstrauen auf allen Seiten. Der zweite Faktor war die Unwilligkeit der britischen RegierungRegierung,, gegenüber der ICJP konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung der Lage der Gefangenen aufzuzeigen, diese konkreten Möglichkeiten jedochjedoch über den „Soon“„Soon“-Kanal-Kanal an Thatcher, Woodfield und andere heher-r- antragen ließ. Die britische RegierunRegierungg spielte ein doppeltes Spiel. Gegenüber der ICJP versuchte siesie,, sich mit Sprachfinessen aus der Verantwortung zu ziehen und zeigte sich somit auch nicht offeoffenn gegenüber der Kritik der ICJP. Ein weiterer Grund für den AAb-b- bruch der Gespräche war damit das MMauernauern der britischen RegierungRegierung.. Der dritte Faktor, der zum Abbruch der Gespräche führte, war die Naivität der ICJP. Im Gespräch mit dem Autor hat Oliver Crilly diese Naivität selbst bestätigt und sie zeigt sich auch in den Gesprächen zwischen der Kommission und Alison. Die Kommission offenbarte im letletz-z- ten Gespräch mit Alison, dass sie von einer moralischen VerpflichtungVerpflichtung der britischen Regierung ausgingausging,, im Falle eines Endes des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes Reformen einzuleiten. Diese moralische Verantwortung lehnte die britische Regierung jedoch rundweg ab. Ebenso ging die ICJP davon aus, dass die britische Regierung bereit war, Bewegung in den festgefahrenen KonfliktKonflikt zu bringen. Dieser Wille hatte sich schließlich als Illusion herausgestellt und die ICJP war zum Träger dieser Illusion geworden und war als VehVehi—i- kel von der britischen Regierung missbraucht worden. All dies hatte sich die ICJP je—je- doch im Vorfeld und während dderer Gespräche nicht vorstellen können oder wollen. SSo-o- mit führten neben dem Tod von McDonnell zwei weitere Faktoren zzumum Abbruch der Gespräche: 1.l. DaDass Misstrauen bei allen Parteien und 2. die Unbeweglichkeit der britbriti—i- schen RegierungRegierung.. Mit dem Tod von Joe McDonnell und dem Abbruch der Gespräche kann Rückschau auf das Gesamtkapitel gehalten werden. Wichtig ist zunächst noch eineinmal,mal, die Übersichtsfragen des Kapitels zu bebenennen.nennen.

Wieso griff die ICJP in den GefängniskonfliktGefängniskonflikt überhaupt einein?? Gab es ein politisches MotivMotiv?? WWelcheelche Rolle spielspieltenten die Familien der Gefangenen? Welche Rolle spielten die GefangeGefangenennen selbst? Wie wuwurderde die Initiative wahrgenommen? WWelcheelche Motive ergeben sich für AblehnuAblehnungng und Zuspruch der Initiative? Gab es Probleme zwizwischenschen der FüFüh—h- rung der Gefangenen und den Gefangenen im Hungerstreik, die durch die ICJP erst sichtbar wurden? Warum schaltete die britische Regierung einen zweiten KommunikKommunika-a- tionskanal, wenn die Gespräche mit der ICJP kurz vor dem Durchbruch standen? WWa-a- rum informierte Gerry Adams die ICJP über ddenen zweiten Kommunikationskanal? WWa-a- rum brechen die GespGesprächeräche zwischen den Parteien ab? 237

Die Antwort auf die erste Frage des Kapitels lässt zwei divergierende Motivationen eer-r- kennen: Einerseits ist das Eingreifen der ICJPICJP eindeutig familiär motiviert. Familiär im doppelten Sinne, nämlich von den Familien ausgehend und durch familiäre BeziehuBeziehun-n- gen begründet. Dies zeigt sich insbesondere bei Oliver Crilly, der mit zwei Gefangenen im Hungerstreik verwandt war und daher auch in engem Kontakt mit deren Familien stand. Für ihn war klar: EEss waren bereits 4 Gefangene gestorben, ohne dass die Ziele der republikanischen Bewegung und die der Gefangenen erreicht worden wärenwären.. Mit dem Tod der ersten vier schied auch die „alte Garde“ der Familienangehörigen aus und eine Reihe von neuen Familien wurde mit dem KonfliktKonflikt konfrontiert. Hier setzte Crilly an und hoffthoffte,e, dass er die ZeitZeit,, die durch den Abbruch des Streiks von BernardBemard McLaugMcLaugh-h- lin gewonnen wurdewurde,, nutzen kkönnte,önnte, um didiee Familien umzustimmen. Es gab aber auch ein klares politisches Motiv für das Eingreifen der ICJP, das sich in der Person von Hugh Logue und in der Unterstützung von Garret Fitzgerald manifestiertemanifestierte.. Fitzgeralds Eingreifen hatte das ehrenwerte ZielZiel,, den SüdSüdenen vor dem politischen Chaos zu bewabewah—h- ren, das im Norden herrschte. Die Parlamentswahlen in der Republik hatten gezeigt, welche Anziehungskraft und welches PolarisierungspotenPolarisierungspotenzialzial der GefängniskonfliktGefängniskonflikt auch im Süden hatte und welch schwierige RegierungsbildRegierungsbildungsverhandlungenungsverhandlungen aus dem Wahlergebnis resultierten. Die Familien der Gefangenen spielten von Anfang an eine wichtige Rolle im Kalkül der ICJP und der republikanischen Führung innerhalb und außerhalb des Gefängnisses. Sie konnten ihre Angehörigen vom StreiStreikk abbringen oder sie in ihrem Streik bestärken. So viel ist klar und dies ist auch schon im Kapitel bbe-e- schrieben worden. Sie waren ebenso die unmittelbarste Form der Öffentlichkeit und daher war der republikanischen Führung daran gelegengelegen,, die Familien auf PParteiliniearteilinie zu bringen bzw. zu halten. Über die LebensLebens-- und Gedankenwelt der Gefangenen erfährterfahrt man jedoch wenig und wennwenn,, dann über Dritte, etwa über die Nachrichten,Nachrichten, die zwischen dem Gefängnis und der republikanischen Führung hin und her gingengingen.. OOderder man erfährt etwas über die Stimmung innerhalb der Familien, wenn diese Kontakt zur britischen und irischen Regierung oder zur ICJPICJP aufnaufnahmen.ahmen. Neben den Familien standen auch die hungernden Gefangenen im Mittelpunkt des Interesses aller beteiligten Parteien. DiDiee Gefangenen waren dabei jedoch ein geringerer Unsicherheitsfaktor als die FamilienFamilien.. Über die Innenwelt der Gefangenen, insbesondere der Gefangenen, die im HungerHungerstreikstreik standen und dadurch umkaumkamen,men, erfährt man ebenso wenig oder nur durch die Nachre-Nachre- flexionfleXion mehrerer JahrJahrzehnte.zehnte.

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Die deutlichsten Aussagen zur Wahrnehmung der ICJP kommen von der republikanrepublikani-i- schen Bewegung und der irischen Regierung. Die irische Regierung war davon übeüber-r- zeugt, dass die ICJPICJP den GefängniskonfliktGefängniskonflikt zu einem für alle Parteien akzeptablakzeptablenen Ende bringen konnte. Fitzgerald war daher der MeinungMeinung,, die ICJP verdiene jede UnterstüUnterstüt-t- zung. Auch wenn sein Amtsvorgänger Charles Haughey die Kommission noch kritiskritischch gesehen hatte, war dieser zumindest überzeugt, dass die ICJP nötig warwar,, um Kontakt mit den Gefangenen herzustellen. Die republikanische Führung innerhalb und außerhalb des Gefängnisses sah die ICJP sehr viel kritischer und für sie war die ICJP lediglich ein MittelMittel,, um mit der britischen Regierung ins Gespräch zu kommen. Die britische RegiRegie-e- rrungung hingegen schien ein ambivalentes Verhältnis zu Crilly, Logue und CoCo.. zu haben. Einerseits waren Gespräche mit der Kommission dazu geeignetgeeignet,, das Verhältnis zur kka-a- tholischen Bevölkerungsgruppe und dem katholischen Klerus zu verbessern und diesen Gruppen zu demonstrieren, dass man nicht kakaltherzigltherzig und reformunwillig war, aaufuf der anderen Seite machte die ICJP jedoch auch Vorschläge, die einige Aufmerksamkeit erzeugerzeugten,ten, die aber nicht in das Kalkül der Regierung passten.

Die Gründe für die negativ ablehnendablehnendee Haltung bzw. die positiv zustimmende bzw. aam-m- bivalente Haltung hängt auch mit den Motiven und der Wahrnehmung der ICJP zzu-u- sammen. Die republikanische Führung sah in dem Eingriff der ICJP einen Versuch des Establishments der Republik IrlandIrland,, sich das Chaos vom Hals zu halten und eine politi—politi- sche KontroKontroverseverse zu vermeiden. Hinzu kamen die Vorwürfe des Unwissens und der Indiskretion an die Kommission. Die positive Haltung der irischeirischenn Regierung erklärt sich aus den bereits genannten Faktoren. Die ambivalente HalHaltungtung der britischen RegiRegie-e- rung erklärt sich aus dem DilemmaDilemma,, in dem die britische Regierung stecktsteckte.e. Die RegiRegie-e- rung hathattete nicht die AbsichtAbsicht,, tiefgreifende Reformen einzuleiteneinzuleiten,, sosolangelange sie unter Druck stand und sosolangelange die GefangenGefangenenen ihren Protest nicht beendeten undund die AAn-n- staltsregeln anerkanntenanerkannten.. Zusätzlich wuchs der Druck auf die Regierung, Reformwillen zu zeigen, da McLaughlin seinen Hungerstreik abbrabbrachach und weitere Familien sich mit dem KonfliktKonflikt beschäftigbeschäftigten.ten. Die britische Regierung löstlöstee dieses DilDilemmaemma für sich auf, indem sie versuchversuchte,te, offen für Vorschläge zu sein, ohne jedoch konkrete Zugeständnisse zu machen. Die Folgen dieser Ambivalenz bzw. die Falschinterpretation dieser AmbivAmbiva-a- lenz durch die ICJPICJP hattehatte,, wie gezeigtgezeigt,, fatale Folgen.

Die FragFrage,e, oobb durch die Bemühungen der ICJPICJP Probleme zwischen den Gefangenen und ihrer Führung sichtbar werden, lässt sich schwer beantworten. Es fehlen zeitgenössische

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Aussagen von Gefangenen im Hungerstreik. Die Erinnerungsliteratur und die mündlmündli-i- chen ÜberlieferungeÜberlieferungen,n, die ex post entstanden, deuten nicht auf einen solchen Gegensatz hin. Die ICJP und ihre Mitglieder beharrten jedoch ssowohlowohl im Sommer 19811981 als auch hheuteeute darauf, dass einige Gefangene aus dem Hungerstreik aussteigen wollten. Namen wurden dabei nie genanngenannt.t. McFarlane behauptet hingegen in seinen Schilderungen an Adams, dass keiner der Gefangenen eine solche Absicht hahatte.tte. Hier ergibt sich ein WWi—i- derspruch, der sich nicht auflösenauflösen lässt, ohne auf Spekulationen und SchuldzuweisuSchuldzuweisun-n- gen zurückzugreifen.

Warum schschaltetealtete die britische Regierung einen zweiten Kommunikationskanal, wenn die Verhandlungen zwischen ihr und der ICJPICJP kukurzrz vor einem Durchbruch standen? Das Kapitel hat gezeigt, dass die Wahrnehmung von einem Durchbruch subjektiv war. Aus Sicht der ICJP schieschienn ein solcher Durchbruch möglich und auch die Information, dass die britische Regierung einen zweiten Kanal geschaltet hatte, schien die ICJP nicht zu stören. Der Grund lag nicht in einem Zerwürfnis zwischen britischer RegieruRegierungng und ICJP, sondern darin, dadassss die Gefangenen und ihre Führung die ICJP äußerst misstramisstrau-u- isch betrachtetenbetrachteten.. Der zweite Kanal wurde somit geschaltet, um das Misstrauen der GGe-e- fangenen gegenüber der ICJP zu kompensieren und um es der britischen Regierung wewei-i- terhin zu ermöglichenermöglichen,, keine FFestlegungestlegung vorzunehmen. Bei dem „Soon“„Soon“-Kanal-Kanal handelthandeltee es sich um einen Geheimkanal. WWarumarum erzählten Morrison und Adams der ICJP von dem Geheimkanal? Diese Frage lässt sich kurz und knapp beantworten: Adams und Morrison war daran gelegengelegen,, die ICJP zur Demission zu überreden, indem sie ihr klaklar—r- machten, dass ihre Anstrengungen von nun an nicht mehr benötigbenötigtt wwürden.ürden. Sie wollten selbst mit der britischen Regierung verhandeln. Sie hatten aber nicht damit gerechnet, dass die ICJP der britischen RegieruRegierungng von dem Geheimkanal erzähleerzählenn würdewürde.. Es musmuss-s- te zunächst abstrus erscheinen, dass dies zu einer Art von Problem werden könne. Der ICJP war einfach nicht klar, dass es interne Reibungen innerhalb der britischen RegiRegie—e- rung gab. Die letzte Frage des KaKapitelspitels war: Warum brechen die GespGesprächeräche zwischen den Parteien ab?

Der offensichtlichste Grund für den Abbruch der Gespräche bzw. deren Nichtfortset- Nichtfortset- zung war der Tod von JoeJoe McDonnell, den man durch die Initiative hatte retten wollen. Auf einer tieftieferer liegenliegendenden Ebene warwarenen jedochjedoch ebenso das alte und das neu erweckte Misstrauen ein Grund fürfiir den Abbruch der Gespräche. Das Misstrauen wurde verstärkt durch die WiWiederbelebungederbelebung des „Soon“„Soon“-Kanals.-Kanals. Misstrauen entwickelte sich auch aufaufsei—sei-

240 ten der ICJP,ICIP, die sich in zunezunehmendemhmendem Maße von der britischen Regierung hinters Licht geführt und benutzt fühlte. Die britische Regierung misstraute den Gefangenen grungrund-d- sätzlich und der ICJP in Teilen. Als dritter Grund kann eine AArtrt von Sprachverwirrung gelten. DDieie britische Regierung beharrte darauf, dass die Gespräche mit der ICJP unveunver-r- bindlich waren und alles GGesagteesagte beispielhaft gemeint war. In ihrer Selbstwahrnehmung hatte sie zu keiner Zeit etwas Konkretes gesagt oder angekündigt. Sie war auch der Meinung, sie hätte keinerlei VerVerppflichtungflichtung gegenüber den Gefangenen, wenn diese iih-h- ren Streik abbrächen. Die ICJP wiederum nahm die Gespräche anders wawahr.hr. FFürür sie arbeitete man sich langsam vom AbstrakteAbstraktenn zum KKonkretenonkreten und steckte einen konkreten Rahmen ab, in dem Reformen unundd Zugeständnisse möglich waren.

Aus dem Kapitel lässt sich ersehen, dass die Initiative der ICJP komplexer war, als es durch die einseitige Einschätzung der republikanischen Bewegung erschien. Die ICJP bemühte sichsich,, eine Lösung zu finden,finden, jedoch traf sie auf der politischen Bühne auf AAk-k- teure, die kaum das Menschenwohl, aber das Staatswohl im Sinne hattehatten.n. Als Folge des ScheiternsScheitems der politischen Initiative konzentrierten sich die kommenden LösungsversLösungsversu-u- che auf die gesellschaftliche und familiäre Ebene des KonfKonflliktes.iktes.

6.2 DDerer Bruch zwischen den KlerikernKlerikem und den Familien und das Ende des Hunger

streiks

Dieses Kapitel ist der Endphase des Gefängniskonfliktes und seinem Ende am 3. OktOkto—o- ber 1981198l gewidmet. Es wirft zwei Fragen auf: 1.l. Welche Faktoren trugen zum EnEndede des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes bei? 2. Wie nutzten Kleriker die Faktoren aus, um zur Beendigung des Gefängniskonfliktes beizutragen?

Nach dem Ende der ICJPICJP-Initiative-Initiative am 88.. Juli und dem Tod von JoeJoe McDonnell war der GefängniskonfliktGefängniskonflikt in eine Sackgasse geraten. DDieie britische Regierung war weiterhin nicht zu Konzessionen gegenüber den Gefangenen bereit und die Gefangenen und die republikanische Führung außerhalb des Gefängnisses bestanden auf ihren Forderungen. In diese Situation platzte der tragische Tod von MartiMartinn Hurson.Hurson.874874 Dieser Tod erwies sich als Wendepunkt.

Hurson war von McFarlane für den Hungerstreik ohne die sonst übliche physiologische und psychipsychischesche Anamnese ausgewählt worden: „„McFarlaneMcFarlane did not know Hurson at all.

874 874 Flynn:FIynn: Pawns in the Game, S. 246. 241

His place on the second hunger strike was in a sense a posthumous choice by Sands, who did not know him and had him listed as an early replacement on the firstfirst hunger strike —– enough of a recommendation for McFarlane.McFarlane.”875”875 Somit wurde nicht erkannt, dass Hurson unter einem chChronischenronischen NierenleidenNierenleiden litt, dadass sich während seiseinerner HafHaftzeittzeit 876 noch verschlimmert hatte und schließlich zu seinem ToTodd führteführte..876 Hursons Fall verhielt sich somit anderanderss als der von Brendan McLauglinMcLauglin.. Bei Brendan McLaughlin wurde während seines Hungerstreiks ein infektiöses MagengMagengeschwüreschwür diagnostiziert. Die Ärzte teilten ihm mit, dassdass,, wenn er seinen Hungerstreik fortsetze, ihn das Geschwür inneinner-r- halb kürzester Zeit das Leben kosten würde. Er entschloss sich aufgaufgrundrund dieser Nach—Nach- richt von seinem Streik zurückzutreten und dies wurde vvonon McFarlane akzeptiert und von der republikanrepublikanischenischen Bewegung sogar lobend hervorgehoben.hervorgehoben.877877

Die Frage, warum HuHursonrson es McLaughlin nicht gleichgleichgetangetan hatte, stellte sich auch der Priester Denis Faul, der innerhalb des Klerus die Gefangenen in ihren Forderungen am vehementesten unterstützt hatte. Faul hatte die Frage, wie mit Gefangenen umgegangen werden sollte, die gesundheitlich nicht in der Lage warenwaren,, einen Hungerstreik durchzdurchzu-u- halten, bereits zwei Mal mit McFarlane erörtert. Zusätzlich berichtete Jim Gibney, dass

Faul in der Nacht,Nacht, als Hurson starbstarb,, im Gefängnis war und daher unmittelbaren Anteil an dessen Leiden hatte.878 Dies widerspricht den Schilderungen von Brendan McFarlane, der im Gespräch mit dem Autor erwähnte, dass Faul sich auf dem HeimweHeimwegg 879 aus Frankreich befand, als Hurson starb.starb.879 Angesichts der unklaren Fakten und seiner Abwesenheit vermutete Faul, dass man Hurson wissentlich in den Tod geschickt habe. Umso wütender war erer,, als er am 2020.. Juli das nächste Mal die Gefangenen besuchte. Den SSchilderungenchilderungen von Richard O’Rawe, einem der Gefangenen, nach schrie Faul

McFarlaMcFarlanene an: „„YouYou are responsible for the death of !“ Dieser antwortete: „Gimme,,Gimme that again?“ und Faul wiederholte seine Anschuldigungen: „„YouYou are resporespon—n- sisibleble for Martin HHurson’surson’s death, McFarlane.“ Die folgende Szene muss wegen der Dramatik des Augenblicks wortwörtlich wiwiedergegebenedergegeben werdenwerden:: „„ThereThere followed the most vicious verbal confrontation between a priest and one of hhisis flockflock I have ever wiwit-t- nessed, with Fr Faul accusing Bik of killing Martin, and Bik shouting back that the British government bore the sole responsibility of HursonHurson-Boy’s-Boy’s death. Bik tried to tell

875 875 Beresford: Ten Men Dead, S. 314. 876 876 Clarke: Broadening the Battlefield, S.5. 179. 877 Beresford: Ten Men Dead, S. 175. 878 InterviewInterview zwischen Gibney und dem Autor, 07.04.2015. 879 879 Gespräch mit Brendan McFarlane, 24.06.2016. 242

Fr Faul that we didn’t even know that Martin had an infection in his stomach and that, if we had been made aware of that fact, we would have taken him off the hunger strike, but the cleric did not want to listen.listen.”880”880 Hursons Tod hatte damit Denis Faul gegen Bik McFarlane und die republikanirepublikanischesche Führung aufgebracht.

Nach dem Tod von Hurson und seinem StrStreiteit mit McFarlane zweifelte Faul an dem Zweck und der Rechtfertigung des Hungerstreiks. Er schrieb dazudazu:: „T„Theirheir nonnon-intended-intended death but their very likely to happen death that was moral that was legitimate protest and it had to be pushed to the limit to be an effective protest. But after number six it became increasingly apparent, they were still in a grey area tthathat the protest didn’t appear to be in the same way to be the fasting; it appeared now to becoming more the 881 death and the big funeral because it was of use to the provos.””881 Faul unterschied deudeut-t- lich zwischen zwei Phasen des Hungerstreiks und des ProtestesProtestes.. SSolangeolange eine Aussicht auf Zugeständnisse und damit auf ein Ende des KonfliktesKonfliktes bestand, waren der HungeHunger—r- streik und die damit verbundenen Tode moralisch gerechtfertigt. Dienten die Tode aber nur noch der Rekrutierung neuer Anhänger fürfur die IRA und der DemDemonstrationonstration republrepubli—i- kanischen Durchhaltewillens, verloren sie diese moralische Rechtfertigung. Faul stellte den Sinn des HuHungerstreiksngerstreiks als Protestform infinfrage,rage, ging aber nicht so weitweit,, diesen als Hindernis fürfiir eine Lösung des KonfliktesKonfliktes zu sehensehen,, ganz im GegGegensatzensatz zu Edward DalyDaly,, dem Bischof von Derry. DDieserieser erklärte Ende Juli: „„IfIf anything was learnedleamed from the ending of the firstfirst hunger strike at Christmas, it was that a lasting settlement cannot be reached in an emotional situation where a ddeatheath is a matter of hours away…away. .. The present hunger strike, with men continually reaching crisis point, makes a settlement particularly difficult.difficult. For that reason I appeal to the hunger strikers to end their hunger strike befbeforeore any more deaths take place...place… Your famifamilieslies want you to live…live... Nothing good can be gained by further deaths on hunger strike. Give an opportunity for disdis-- cussions to take place in a calcalmermer and less tense atmosphere…atmosphere. .. With the voluntary enend-d- ing of the hunger strike your fafamiliesmilies will be greatly relrelieved...ieved… The (British) GoverGovem-n- ment is the stronger party in this issue…issue... It is time that a long last the British GoverGovern-n- ment…ment. .. would seek setsettlementtlement rather than victory.victory.“882“882 Daly machte in seiner Erklärung deutlich, dass der Hungerstreik nicht nur moralisch zu eineinemem Problem geworden war,

880 880 O’Rawe: Blanketmen, S. 196196.. 881 881 Büchele: Die katholische Kirche und der Nordirlandkonflikt, S. 338. 882 Ebd. 243 sondern auch zu einer Bürde für die FamilieFamilienn der Gefangenen, die in konstanter Angst um ihre Söhne lebten uundnd sie lieber am Leben als tot sahen.

Aus den bisher zusammenzusammengetragenengetragenen Fakten lassen sich zwei Faktoren erschließen, die zum Ende des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes führten. Es kamen Zweifel über die Rechtfertigung und den ZwecZweckk des Hungerstreiks auf. InwieInwieweitweit waren in der festgefahrenen Situation weitere tote Gefangene hilfreich und ging es der republikanischen Führung außerhalb und innerhalb des Gefängnisses überhaupt noch um die AuflösungAuflösung des GesamtkonfliGesamtkonflik-k- tes? Das heißt, traten die Gefangenen in den HungerstreikHungerstreik,, um den SpeciaSpeciall Category Status zu erstreiten oder traten sie in den StreikStreik,, um der Bewegung neue Märtyrer und damit der IIRARA neue Rekruten zu verschaffen? Hursons Tod hatte alle Beteiligten aufgaufge—e- schreckt und tiefe Verunsicherung bei Gefangenen, Priestern und Familien erzeugt. Die Folge war, dass die beiden letztgenannten Gruppen sich stärker engagierten und sich teilweise in kritische Distanz zur Führung der Gefangenen innerhalb und außerhalb des Gefängnisses begabenbegaben,, was für mich bedeutet, dass der zweite Faktor für das Ende des KonfliktesKonfliktes ausschlaggebend warwar.. Dieser Faktor wird im Folgenden an mehmehrerenreren BeBei-i- spielen belegt werdwerden.en.

Neben Denis Faul engagierten sich auch die Pater McEldowney, Crilly und Flannigan. Sie alle versuchtenversuchten,, durch die EinwirkEinwirkungung auf die Gefangenen, deren Familien und die republikanische Führung den KonfliktKonflikt zu einem Ende zu bringen. Zuerst wird das EiEin-n- grgreifeneifen von McEldowney beschrieben, gefolgt von dem von Crilly und Flannigan und abschließend das von Denis Faul.

Bereits vor Denis Faul unternahm Pater McEldowney —– nach Vermutung von McFaMcFarla-rla- ne —– im Auftrag von John Hume am 1l2.2. Mai einen VersuchVersuch,, den KonfliktKonflikt zu beenden. Über diesen Versuch schrieb McFarlane an die republikanische Führung: „…„. . .thisthis mormorn-n- ing Kevin LynLynchch (IRSP) had a visit with a Fr McEldowney from Dungiven who admiadmit-t- ted he had been sent to see Kevin (wouldn’t name who sent him). He askaskeded Kevin if the firstfirst two of our demands would settle the issue, whereupon Kevin referred him to me, saying that if anyone wanted to discuss the demands they should see me and no one else would be talking about them. He referred to tomorrows evening’s meetmeetinging between JackJack [John[John Hume] and Tinknickers [Mrs.Thatcher][Mrs.Thatcher] and said he was looking for an answer before this occurred. So we take it that Fr McEldowney came on Jack’s business the Sagart Mor’s [Cardinal O’Fiach] blessing. He was also looking up to see FraFranknk in the

244 hospital.”hospital.”883883 Diese Kurzfassung der Ereignisse liefert bereits wichtige Informationen darüber, wie FrFr.. McEldowney mit den politischen und religiösen Akteuren verknüpft war und was seine Absichten waren. McEldowney stand in Kontakt sowohl mit KardKardi-i- nnalal ÓÖ Fiaich als auch mit John Hume von der SDLP, was ihm exzellente Kanäle fürfiir die Übermittlung von Botschaften an dedenn Klerus, die irische Regierung und auch die britbriti-i- sche Regierung öffnete. Diese Kontakte machten ihn aber zuzugleichgleich zu einer ambivaleambivalen-n- ten Figur, was sich auauchch in dem KommuniquéKommunique andeuteteandeutete.. Der Kontakt zwischen Lynch und McEldowney schlief in der Folge ein und wurde erst im Juli 1981198l wiederwiederbelebt.belebt. Diesmal kontaktierte die Familie von Lynch McEldowney. McEldowney kontaktierte danach sowohl die britische Regierung als auch Hugh Logue von der SDLP, der wiede—wiede- rum Kontakt zur irischen Regierung aufnahm. Beim Gespräch zwischen Lilis von dderer irischen Regierung und Logue gab LoLoguegue die Worte von McEldowney wiwieder:eder: „Fr McEldowney also stated that he understoodunderstood that the position of the Lynch family was that, if an offer on the lines of the ICJP proposals were available, they would feel morally released from their undertaking not to intervene to save Kevin Lynch’s life once he had entered a coma e.g.by puttputtinging him on a drip.””884884 Die AnkündigungAnkündigung,, ihren Sohn im Falle eines Komas künstlich ernähren zu lassen, war ein geradezu revolutionrevolutionä—ä- rer Schritt. FFürür diesen Schritt bedurfte es aber der Kooperation der britischen Behörden, deren Einsicht und deren Verhandlungsbereitschaft. Am 19l9.. JuliJuli,, einen Tag vor dem Gespräch zwischen Logue und McEldowneyMcEldowney,, hatte die britische Regierung Bereitschaft signalisiertsignalisiert,, den Gefangenen erneut zu erklären, welche Vergünstigungen für sie im Falle eines Streikendes zur VerfüVerfügunggung stünden.stünden.885885

Am selben TagTag,, als McEldowney sich mit Logue unterhalten hatte, rief EErstererrsterer im GGe-e- fängnis an, sprach mit dem diensthabenden Beamten und dieser vermittelte ein GGe-e- spräch zwischen McEldowney und einem Beamten des NIO. Pater McEldowney infoinfor-r- mimierteerte den Beamten, dass er am 2020.. Juli im Gefängnis gewesen sei, um Kevin Lynch zu besuchen, dessen Gemeindepfarrer er sei. Lynch habe ihn gebetengebeten,, eine Nachricht zu übermitteln. Er wünsche auf Basis der Erklärung des NIO vom 19l9.. Juli, dass ein BeaBeam-m- ter des NIO ins Gefängnis kommekomme,, um Klarheit über die Vergünstigungen zu schaffen, die den Gefangenen bei Ende eineeiness Streikes zur Verfügung ständenständen.. Der Priester bericberich-h-

883 883 Beresford, Ten Men Dead, S. 192. 884 TNA ROI: DFA 2011 39 1819, Lilis an Department of Taoiseach, 20. Juli 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als: DFA 2011 39 1819: Lilis an Department of Taoiseach. 885 PRONI: CENT/1/10/52 Northern Ireland Office Protest and Second Hunger Strike Weekly Bulletin No.No.23, 23, S. 4, im Folgenden zitiert als: PRONI: CENT/1/52 Weekly Bulletin, No.No.23. 23. 245 tete weiter, dass ihm aus Gesprächen mit der DohertyDoherty—Familie-Familie bekannt sei, dass Kieran Doherty eieinennen ähnlichen Wunsch habe. Der Beamte fragte McEldowney daraufhin, ob Lynch die Anwesenheit von McFarlane zu einer Voraussetzung für das Gespräch gge—e- macht habe. Er antwortete darauf: „T„Thathat Lynch had not mentioned McFarlane, but said that the official’sofficiäl’s visiVisitt should take place on the same basis as when officialsofficials had spoken tot0 hunger strikers in the past.””886886 Der Hinweis, dass sowohl Lynch als auch Doherty den Wunsch hegtenhegten,, eine Klarstellung zu eerlangenrlangen und vermutlich auch die ReputatReputation,ion, die sich Pater MMcEldowneycEldowney erarbeitet hatte, ließ das NIO über die ungeklärte Frage der AnwesenheitAnwesenheit von McFarlane hinweghinwegsehen.sehen. In der Nacht vom 2020.. auf den 2121.. Juli trafen zwei Beamte im Gefängnis ein, um mit den Gefangenen zu reden und sicherlich auch um die Bedenken der irischen Regierung zu zerstreuen, die am 2020.. Juli ebenfalls über ihr weiteres Vorgehen beriet. Der Fokus lag dabei auf dem schlechten GesundheitszGesundheitszu—u- stand vonVon Kieran Doherty, der ein Mitglied des irischen Parlaments war, und darauf, dass die britische RegierRegierungung ihn sterben lassen könntkönnte,e, ohne mit ihm geredet zu hhä-a- ben.887ben.887 Hinzu kam, dass sich die Familie von Doherty und die Brüder von Lynch im Gefängnis befanden.888 Die britische Regierung bemühte sichsich,, vierVier Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, um damit alle BedeBedenkennken und Zweifel aus dem Weg zu räumen und zu einer Lösung für ddenen GesamtkonfliktGesamtkonflikt zu gelangen.

Der Besuch war jedoch von einigen Unstimmigkeiten begleitet. Im Vorfeld hattehätte das NIO den Wunsch von Lynch und Doherty durch den stellvertretenden Anstaltsleiter abklären lassen. Zuerst verneintenvemeinten beide,beide, überhaupt einen solchen Wunsch geäußert zu haben, zeigten sich dann jedoch interessiert daran, dass die Beamten ins Gefängnis kkä-a- men, wobei Doherty betonte, dass lediglich McFarlane zugegen sein sollte.sollte.889889 Am Tag des Besuches wurden Angehörige von Doherty in das Büro des Gefängnisleiters gerufen und darüber informiert, dass ihr Sohn über einen nicht genannten Priester den Wunsch ans NIO übermittelt habehabe,, einen Beamten des NIO zur Klärung der Stellungnahme vom 1919.. Juli zu sehen. Dohertys Vater antwortete daraufhin,daraufliin, dass er von diesem Gesuch nichts wüsste. NachdemNachdem AlfieAlfie Doherty an das Krankenbett seines Sohnes zurückgekehrt war, fragte er ihn, ob er von einem solchen Gesuch wisse und dieser antwortete ihm, er

886 PRONI: CENT/1/10/52 Blatherwick an Blelloch Maze Hunger StrikeStrike,, 22. Juli 1981, S.s. 1. im FoFolgendenlgenden zitiert als: PRONI: CENT/1/10/52, Blatherwick an Blelloch. 8878’” TNA ROI: D/T/D/T/2011/127/1057,2011/127/1057, To an Taoiseach from Liam HouricanHourican,, 2121.. Juli 1981. 888 888 PRONI: CENT/1/10/52CENT/1/10/52,, Brief of Mr. Blelloch’sBIeIIoch’s Visit to the Maze Prison, held inin the Pus’ Flat at StoStor-r- mont House at 3.45 AM on Tuesday 21 July 1981, im Folgenden zitiert als: PRONI: CENT/1/1CENT/1/10/52,0/52, Brief of Mr. Blelloch’sBIeIIoch's Visit. 889 Ebd. 246

- - 890 habe keine Kenntnis davon. Das Versteckspiel um die wahren Gedanken und AbsicAbsich—h- ten der Gefangenen und ihrer Familien setzte sich auch während des Besuches fort. Als die beiden Beamten des NIO um 21::0000 Uhr im Gefängnis ankamen, sprachen sie zuerst mit den Familien, die ein oder zwei Punkte in BezBezugug auf die Vergünstigungen klarklarge-ge- stellt haben wollten. Der Vater von Doherty sprach das Vertrauensproblem an, das zwzwi-i- schen dem NIO und den Gefangenen bestand. John Blelloch ging diese Frage offensiv an, da er derjenige Beamte gewesen war, der auch schon während des ersten HungeHunger-r- streiks mit den Gefangenen gesprochen hatte. Neben diesem Problem wurde auch gge-e- fragt, ob McFarlane anwesend sein könnte, da sowohl vier der GefangenenGefangenen,, mit AuAus-s- nahme von LynchLynch,, als auch die Familie von DDohertyoherty nach dessen Anwesenheit verlangt hätten. Blelloch antwortete ddarauaraufhin,fllin, dies sei schwierig.schwierig.891891 Die Schilderungen von Dohertys Vater entsprechen im Kern denen des NIO mit dem Unterschied, dadassss er den Beamten des NIO gesagt haben will, sie sollsolltenten KieraKierann in Frieden lassen.lassen.892892 Nach ddemem Gespräch mit den Angehörigen unterhielten sich die Beamten mit den Gefangenen, die nun geschlossen verlangtenverlangten,, die Klarstellung nur in Anwesenheit von McFarlane zu höhören.ren. Blelloch teilte den Gefangenen und den Familien mit, ddassass er enttäuscht über den Ausgang des Gespräches sei, aber jederzeit bereit wärewäre,, zurückzukehren, um die RegiRegie-e-

. . . 893 rungspositionrungspos1tion zu verdeutlichen.893

Die brenzlige und kkomplizierteomplizierte Lage der Gefangenen

Der Besuch der Beamten im Gefängnis und die Gespräche, die im Vorfeld stattstattgefundengefunden hatten, zeigen deutlich, wie verworren und kompliziert die Lage im Allgemeinen und für die Gefangenen und ihre Familien im Speziellen geworden war. Was dachten die Gefangenen wirklich, waren sie verunsichert oder interpretierteinterpretiertenn die Priester und ihre Angehörigen die Andeutungen der Gefangenen falsch? Wer sprach für die GefangenenGefangenen:: ihre Gemeindepfarrer, ihre Angehörigen oder doch McFarlane? Durch den Anspruch so vielervieler,, als Repräsentanten der Gefangenen aufzutreten, ergab sich für die Gefangenen der ZwangZwang,, gegenüber jeder dieser Gruppen eine individuelle Haltung zu finden,finden, zusätzusätz-z- lich zu der Haltung gegenüber der britischen Regierung. Ein Beispiel hierfür ist KiKieraneran Doherty, der McFarlane nach folgende Aussage kurz vor dem Besuch der Beamten gge-e- macht hatte: „„[Doe]told[Doe]told me that if the Brits were going to move they’d need to do so

890 89° Beresford: Ten Men Dead, S. 328. 891 PRONI: CENT/1/10/52CENT/1/10/52,, Brief of Mr. Blelloch’sBlelloch's Visit, S.5. 2. 892 892 Beresford: Ten Men Dead, S. 328. 893 PRONI: CENT/1/10/52CENT/1/10/52,, Brief of Mr. Blelloch’sBlelloch's Visit, S.5. 3. 247

894 - pretty „Soon“,,Soon“ otherwise he wouldn’t be around to keep the pressure on them.” Diese Form der sarkastischen Todesangst zzeigteigt auf hervorragende Weise, zu welcher DoppeDoppel-l- züngigkeit die Gefangenen gezwungen waren, wenn sie ihr eigenes Leben erhalten wollten.wollten. Eine ähnliche Doppelzüngigkeit legten Lynch und Doherty auch in der Anfrage des stellvertretenden GefängnisleiterGefangnisleiterss an den Tag, als dieser sie nach der Anfrage von McEldowney fragte. Sie betontenbetonten,, nichts zu wissen, waren aber an einem Treffen intinte-e- ressiert. Genau diese Doppelzüngigkeit und Doppelbödigkeit macht es dem Historiker jedochjedoch so schwerschwer,, zu einer ausgewogenen und alleallenn Parteien gerecht werdenden DaDar—r- stestellungllung zu gelangen, da die Beteiligten und auch die Quellen lediglich die Aspekte heher—r- vorhoben,Vorhoben, die ihnen genehm warenwaren,, und andere wiederum ignorierten. Dieses selektive Hören und Wahrnehmen stellte auch in der Folge die BeBeteiligtenteiligten vor Probleme und war Grundlage fürfiir den Kampf um die Deutungshoheit.

Nachwirkungen der McEldowneyMcEldowney-Initiative-Initiative

Der misslungene VersuchVersuch,, den Gefangenen und ihren Familien die Regierungsposition erneut nahezunahezubringen,bringen, schien auch Pater McEldowney zu Ohren gekommen zu sein. Er telefonierte am 2121.. Juli erneut mit Des Blatherwick vom NIO und bat ihnihn,, die Position der britischen Regierung zur Anwesenheit von McFarlane zu überdenken. Im Falle einer Änderung versprach McEldowney „he and other priests concerconcernedned would put every 895 pressure they could on the families of the strikers to end the strike.””895 Blatherwick lehnte diesen Handel jedochjedoch ab. Zum Zeitpunkt des Gespräches zwischen Blatherwick und McEldowney unterrichtete der Anstaltspfarrer Toner McFarlane, dasdasss er und sein Kollege MurphMurphyy nichts mit dem Besuch der NIO-BeamtenNIO-Beamten im GefängnisGefangnis zu tun hhätten:ätten: „It was Fr McMcEldowneyEldowney [sic][sic] who had visit Kevin on Monday. I don’t know how he got in touch with NIO, but he managed somehow. Yet he maintains that he stated our terms of reference twice. Silvertop [Toner][Toner] checked with the Germans [British],[British], they said that the saigart [Priester][Priester] had not made this clear at all. There you are now. Silvertop sent word this morning to Amadon II [Gerald FitzgeraldFitzgerald,, iirischerrischer PremierminiPremierminister]ster] via Fr Crilly that NIO meeting with hunger strikers was not the honourable venture they were claiming it to be.”be. 9:896896 McFarlane berichtete weiter, dass die Hauptsorge von Pater Crilly

894 894 Beresford: Ten Men Dead, S. 328. 895 PRONI: CENT/1/10/52CENT/1/10/52,, Blatherwick an Blelloch 23 July, S.s. 2. 896 896 Beresford: Ten Mend Dead, S. 330. 248 darin bestand, dass Fitzgerald einsah, dass die britische Regierung ihihrerrer PflichtPflicht,, mit den - 897 Gefangen zu sprechen, nicht nachgekommen war.

Aus dem weiteren Gespräch zwischen McEldowney und Blatherwick und der Nachricht von McFarlane an Adams lassen sich in Bezug auf die drei Grundfragen des Kapitels drei wichtige Rückschlüsse ziehenziehen.. Erstens: EEss stellte sich immer mehr die wichtige Rolle der Familien für das Ende des Hungerstreiks herausheraus.. DaDass zeigte sich insbesondere in dem Angebot von McEldowney an Blatherwick und wird auch imFolgenden zu sehen sein. Damit verbundenverbunden,, wurden aauchuch die Gemeindepfarrer zu wichtigen und entscheentschei-i- dungstragenden Akteuren, da sie entweder mit einzelnen Streikenden verwandt waren oder deren Familien aus dem Gemeindeleben kannten. Hierdurch waren sie über deren Gemütszustand, ihre Sorgen und Ängste inforinformiertmiert und konnten diese als Argument oder gar als Druckmittel einsetzen. Zweitens: DDieie Priester waren untereinander vvernetzternetzt und besprachen sich mitmiteinander.einander. Wie die Komm von McFarlane zeigte, kommuniziekommunizier-r- ten die Anstaltspfarrer mit den GemeindepfarrernGemeindepfarrem und gewährleisteten damit auf der einen Seite, dass RegierungsinformationenRegierungsinforrnationen in die Hände der Gemeindepfarrer gelangelang—g- ten, um MissMissverständnisseverständnisse zu vermeiden, aaufuf der anderen Seite wurden die Gefangenen durch die Vernetzung zwischen GefängnispriesternGefängnispriestem und GemeindGemeindepriestemepriestern mit einbeinbe-e- zogen, was der Vertrauensförderung und gleichzeitig auch der Abstimmung von und AuAufklärungfldärung über Positionen diente. Somit standen die Gemeindepfarrer nicht isoliert voneinander und schlugen Schlachten als Einzelkämpfer, sondern jeder der Vorstöße in dieser Phase des KonfliktesKonfliktes war Teil eines abgestimmten Gesamtplanes zur Beendigung des Konfliktes.Konfliktes. Drittens: DDurchurch die Vernetzung der Gemeindepfarrer, Anstaltspriester, Familien und Gefangenen war es ebenfalls möglich und aus Sicht von PriestPriesternern wie Oliver Crilly auch notwendignotwendig,, die irische Regierung über die Abläufe und Ereignisse im GefängniskonfliktGefängniskonflikt auf dem Laufenden zu halten. Die irische Regierung besaß keine MiMit-t- teltel,, um eine Veränderung in der Haltung der britischen Regierung zu erzwingenerzwingen.. Sie war aber dennoch in der Lage, Thatcher, Atkins und die Beamten immer wieder daran zu erinnern, dass der Gefängniskonflikt weiter schwelte und dass die Entscheidungen, die von der britisbritischenchen Regierung getroffen wurdenwurden,, nicht nur Auswirkungen auf Nordir—Nordir- land, sondern auf die gesamte irische IInselnsel und darüber hinaus hatten.

897 897 Beresford: Ten Mend Dead, S. 330. 249

Ein wichtiges Signal des NIO

Auf das BeBetreibentreiben von Crilly hin meldete sich die irische Regierung am 22. Juli erneut beim NIO,NIO, um zwei Fragen zu diskutieren. ErstensErstens:: WWarar das NIO bereitbereit,, weiterhin mit einzelnen Gefangenen wie z. B. Lynch zu verhandeln oder sprach das NIO nur mit den Gefangenen alalss Gruppe? Zweitens: HHatteatte das NIO, wie es der Journalist Ed Moloney andeutete, ein Treffen zwischen Gefangenen, ihren Familien und örtlichörtlichenen Priestern organisiert? Auf die zweite Frage ging der Beamte des NIO nicht ein, versicherte aber mit Verweis auf das Treffen, das am 2020.. Juli stattgefunden hatte, dass die britische RRe—e- gierung weiterhin versuchen werdewerde,, das Leben Einzelner zu retten:retten:898898 „„WeWe would for 899 - - obvious humanitarian reasons take every step open to us to save a life.” Der irische

Beamte zeigte sich im Namen seinseineses Außenministers erleichtet: „„Mr.Mr. Collins said that Mr. Doog [[derder irische Außenminister] would be reassured by our readiness tt0o deal with Lynch as an individual and to deal with the hunger strikers in the presence of relatives and priests.””900900 Diese Botschaft wird sicherlich auch Crilly an die Anstaltspfarrer und Gemeindepfarrer weiter kommuniziekommuniziertrt haben. Die Botschaft des NIO war ein wichtiges Signal für alle folgenden Versuche von einzelnen PriesternPriestern,, auf die Familien einzuwieinzuwir-r- ken. Hätte sich das NIO darauf versteiftversteift,, die Gefangenen als Gemeinschaft zu behandeln und damit nur kollektiv mit ihnen zu sprechen, wären die Bemühungen dederr Priester von vorvornhereinnherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Es hatte sich gezeigt, dassdass,, wenn die GGe-e- fangenen als Gruppe auftratenauftraten,, sie eher dazu tendiertentendierten,, McFarlane um Rat zu bitten und die Verantwortung bei ihm zu belassen, statt selbst zu handeln.

In den Tagen nach der missglückten Intervention von Pater McEldowney begannen er und Denis FaulFaul,, ihre Anstrengungen zur Beendigung des GesamtkonfliktesGesamtkonfliktes und ihre

BemühungenBemühungen,, auf die Familien einzuwirkeneinzuwirken,, zu verstärken. Denis Faul hatte wie McEMcEl—l- downey mit der LLynch-Familieynch-Familie gesprochen und dieses Gespräch hatte ihn —– David BBe-e- resresfordford zufzufolgeolge —– dazu gebrachtgebracht,, über die PflichtenPflichten der Kirche nachzudenken „and so it was he fell into thinking about the duty of the Church to try and ensure that a mother’s 901 . .. . . _ prayers were ansanswerewered.d.““ Fauls eigene Aussage überuber seinen Sinneswandel war wenweni-i- ger pathetisch und eher getragen von Trotz und dem Wissen um die Konsequenzen sesei-i- ne HandHandelns:elns: „I had a fairly high proprofilefile among the prisoners and their families. Now I

898 PRONI: CENT/1/10/52, Wyatt an Blelloch Maze Hunger Strike, 22. Juli 1981, S.s. 1, im FolFolgendengenden zitiert als: PRONI: CENT/1/10/52, Wyatt an Blelloch,BIeIIoch, 22. Juli. 899 Ebd. 90090° Ebd. 901 901 Beresford: Ten Men Dead, S. 343. 250 was going to have to intinterveneervene and lose all the influenceinfluence that I had built up during the previous ten years. I knew that I would have to lose all that to bring the hunger strike to an end and I knew then that I would be blamed by the prisoners themselves and their leaders outside the prison and probably by some of the relatives. It was a big decision to come to. It was kind of kamikaze effort, a suicidal effort in terms of popular esteem amongst the Catholic community.community.”902”902 Am 2828.. Juli organisierte er ein Treffen fürfiir die aus Derry stammenden Angehörigen in Toomebridge. Zu diesem Zweck rief er die Familie vovonn Lynch ebenso wie FrFr.. McEldowney an und suchte persönlich seinen Freund Pater Raymond Murray, verschiedene GefangenenaktivisteGefangenenaktivistenn und schließlich auch die Familie des Gefangenen Paddy Quinn auf. Von der QuinnQuinn-Familie-Familie erfuhr er, dass Sinn Féin am selben Tag ein Treffen mit den Angehörigen organisiert hatte. Faul schlug dadarauraufhinfliin vor, dass die QuinnQuinn-Familie-Familie die anderen Familien und SSinninn FéinFein über das Treffen in Toomebridge informieren sollte.sollte.903903

Bei dem Treffen waren alle bisher erwähnten Priester zugegen und auch die meisten Familien hatten Angehörige zu dem Treffen entsandt. Unter ihnen befand sich auch Pater Oliver Crilly, der das LeLeidid und den Kummer der Familien eloquent in Worte fasste: „„TheThe first memory I have of the families was the level of anguish and you have to remember when we talk about the families that my own family was represented there, you know, the Hughes family and ththee McElwee family, so I was very aware of the anguish…anguish. .. They also would have been very keen to find a way through this situation and equally they would have been anguished, not in any sense disowning their own sons or paying to take a stance as over against their own sons. They were obviously very much with their sons but they didn’t want them to die in the hunger strikestrike,, it was a very complex situation.situation.”904”904 Crilly beschrieb auch die Konsequenzen der empfundenen QualQual:: „,,TheyThey [[diedie Familien] were grasping at anybody including Sinn Fein and including BeBer-r- nadette McAliskeyMcAliskey,, who was involved at that stage as wellwell.”905.”905 Die Sorge der AngehAngehö-ö- rigen um ihre Söhne und die AngstAngst,, etwas gegen den Willen ihrer Söhne zu tuntun,, wird auch Denis Faul gespürt haben. Im Gespräch mit den Angehörigen versuchte FaulFaul,, didie-e- sen einen Teil ihrer Sorgen zu nehmen und die Verantwortung umzuverteilen. Er argargu-u- mentierte, dass der Hungerstreik nach dem Ende der ICJPICJP-Initiative-Initiative zu einem hofhoff-f- nungslosen Unterfangen geworden wwäreäre und die einzig moralismoralischch richtige Haltung darin

902 902 Clarke: Broadening the Battlefield, S.5. 183. 903 Ebd. Siehe dazu auch Beresford, Ten Men Dead, S.5. 343. 904 InterviewInterview zwischen Oliver Crilly und dem Autor, geführt am 18.08.2014. 905 Ebd. 251 bestünde,bestünde, ihn zu beenden. Dieses Argument aufgreifendaufgreifend,, warf Oliver Crilly ein, dass der Streik zumindest unterbrochen werden müsse, damit die britische RegierRegierungung Reformen durchführen könne.könne.906906 Wenn die einzig richtige moralische Haltung darin bestand, den

Streik zu beenden, wer konnte ihn beenden, fragten sich die Teilnehmer des Treffens. Faul argumentierte, dass die Verantwortung hierfür bei der republikanischen Führung außerhalb des GefängnisGefängnisses,ses, also bei Sinn FéinFein und der IRAIRA,, lag. Für ihn war die IRA eine Armee mit Kommandostruktur und so war diese in der LageLage,, ein Ende des ProteProtes-s- tes anzuordnen.907 Die Gefangenen hätten sich zwar freiwillig in den Streik hihineinbege-neinbege- ben, hätten danach aber BefehBefehlele zu befolgen gehabt.908 Zusätzlich behauptete Faul, dass ihm McFarlane in einem Gespräch mitgeteilt habe, dass die Hauptverantwortung für die im Hungerstreik befindlichen Gefangenen bei Gerry Adams läge.läge.909909 Dagegen wurde argumentiert, dass die Gefangenen ihrihrenen Streik freiwillig begonnen hätten und dass die Familien ihre Entscheidung respektieren sollten, ohne einzugreifen. Am Ende wogen die Argumente von Denis Faul schwerer und insbesondere das AdamsAdams-Argument-Argument schien die Debatte entscheidend beeinflusstbeeinflusst zu habhaben.en. So wurde beschlossen,beschlossen, Adams anzurufen und ihn um ein Treffen zu bitten. Den Anwesenden wurde beschieden, Adams könne nicht nach Toomebridge reisen, sei aber zu einem Treffen in Belfast bebereit.reit.910 Faul und aanderendere fuhren nach BelfastBelfast,, um Adams zu treffen.

Das Treffen in Toomebridge ist von großer Bedeutung für das Ende des GefängniskoGefängniskon-n- fliktes, nicht nur, weil hier die Familien der im Hungerstreik befindlichen Gefangenen auf Aktivisten und Priester trafen, sondern auchauch,, weil Denis Faul die Familien geschickt manipulierte und ihnen einen Weg zur Intervention aufzeigte. Wie bereits angedeutetangedeutet,, entband Faul die Familien von der PflichtPflicht gegenüber ihren Söhnen und der republikanrepublikani—i- schen Bewegung dadurch, dass er ihnen aufzeigteaufzeigte,, wie sinnlos die Fortführung des StreiStreiksks zu diesem Zeitpunkt war und redete ihnen ins Gewissen. Mit dem Einwurf, dass die Verantwortung für den Streik bei Gerry Adams lag und dass dieser somit im HinteHinter—r- grund die Geschehnisse kontrollierte, öffnete er für die Angehörigen die Tür zur InteInter-r- ventiovention.n. Die Familien mussten sich nicht mehr an das Wort ihrer Söhne gebunden füfüh—h- len, da diese selbst von Adams gesteuert wurden und somit nicht mehr wussten, was sie taten. Zusätzlich wurde Gerry Adams zum Objekt des Hasses und der Hoffnung. Faul

906 906 Clarke: Broadening the Battlefield, S.5. 184. 907 Beresford: Ten Men Dead, S. 343343.. 908 908 Clarke: Broadening the Battlefield, S.5. 184. 909 909 Beresford: Ten Men Dead, S.5.343. 343. 910 91° Clarke: Broadening the Battlefield, S. 184. 252 gaukelte den Familien vor, dass der KonfliktKonflikt zu einem Ende käme, wenn es nur gelängegelänge,, Gerry Adams zu überzeugen.

Gerry Adams gab sich in seiner Autobiographie „„BeforeBefore the DawnDawn““ sehr wortkarg über das Treffen mit Denis Faul und den Familien: „„II met them later that night for what proved to be a very difficultdifficult discussion. Father Faul had almost persuaded some of the families that I could order an end to the hunger strike. Of course he knew that this was not true. For me to undermine the hunger ststrikersrikers would have been disastrous.disastrous.”911”911 Es fehlen Angaben darüber, was besprochen wurde und was die schwierigen DiskussionDiskussions-s- punkte waren. Ebenso fehlen IIndizien,ndizien, die AdamsAdams‘‘ Behauptung untermauern,untermauern, Faul habe gewusst, dass Adams den Streik nicht beenden könne. ZZusätzlichusätzlich weigerte sich Adams zu erklären, worin die desaströsen Konsequenzen bestanden, wenn er sich für ein Ende des Streiks einsetze. Zum Glück gibt es andere Autoren wie David Beresford und Liam Clarke, die die Diskussion genauer beschrieben haben. AdaAdamsms argumentierte, dass die IRA und ihre FührunFührungg den Streik nicht beenden könntenkönnten,, da die Gefangenen den KoKon-n- fliktflikt gegen den Rat und in Opposition zur Meinung der republikanischen Führung bbe-e- gonnen hhätten.ätten. Die Führung habe dann keine andere Möglichkeit gesehegesehen,n, als den PrPro-o- 912 test zu unterstützen.unterstützen.912 Auf die Frage, ob er bereit sei, die IRAIRA-Führung-Führung zu kontaktieren, bemerkte Adams, dass man gerade im SinnSinn-Féin-Hauptquartier-Féin-Hauptquartier saß und dass es bis zu fünf Tage dauern könnekönne,, ein Führungstreffen zu organisieren.organisieren.913913 Er werde aber die AAn-n- 914 frage weiterleiten.914 Faul, frustriert über den theoretischen Charakter des GesprächesGespräches,, versuchteversuchte,, Adams persönlich zu überzeugenüberzeugen.. Er machte ihm Komplimente, lobte seine rhetorischen Fähigkeiten und sagte ihm, dass er die am besten geeigeeignetegnete Person seisei,, um die Gefangenen vom Ende ihres Hungerstreiks zu überzeugen. Im Anschluss daran frafrag-g- te er ihn, ob er ins Gefängnis gehen würde, um die Gefangenen von der Sinnlosigkeit ihres UnterfangeUnterfangensns zu überzeugen. Adams fragte zurück, warum Faul das nicht tun kökön-n- ne.ne 915 Damit hatte das Gespräch einen toten Punkt erreicht. Das Treffen war aber nicht alleine geprägt von der DiskDiskussionussion zwischen Adams und Faul.

Die Familien von Paddy Quinn und Kevin Lynch zeigten sich besorgt, dass ihre AngAnge—e- hörigen die HoffHoffnungslosigkeitnungslosigkeit der Situation nicht verstünden. Die Mutter von Kieran Doherty warf Faul vor, er würde den Rückhalt für die Gefangenen untergraben und dda-a-

911 911 Adams: Before the DDawn,awn, S. 304. 912 Beresford: Ten Men Dead, S. 345. 913 913 Clarke: Broadening the Battlefield, S.5. 185. 914 914 Adams: Before the DDawn,awn, SS.. 304. 915 915 Clarke: Broadening the Battlefield, S.5. 185. 253 mit das Leben ihres Sohnes gefährden. Pater McEldowney, der genauso frustriert wie Faul war, drängte die Familien der GefangenGefangenen,en, die Presse einzuschalten und dieser von Adams Zurückhaltung zu berichten, woraufhinworaufllin Bernadette McAliskey ankündigteankündigte,, in einem solchen Fall einen Gegenartikel zu publizieren, in dem sie Faul und die Kirche für ihre mangelnde UnterstUnterstützungützung der Gefangenen im Hungerstreik angreifen werde.werde.916916

Betrachtet man die Unterhaltung in ihrer GesamtheitGesamtheit,, versteht man nicht, warum Adams in seiner Autobiographie bei den Diskussionen mit Denis Faul nicht weiter ins Detail ging. Seine Haltung stand nichnichtt im Gegensatz zur Haltung des Rests der republikanrepublikani—i- schen Führung, er hatte sich nicht abfällig oder missbilligend über die Gefangenen gge-e- äußert und er hatte Haltung gegenüber den Avancen von Denis Faul bewiesen. EntwEntwe—e- der glaubte er, dass 19961996 bei der PubliPublikationkation seiner Memoiren bereits alles zu diesem Thema gesagt worden war, oder er hüllte sich in SchweigenSchweigen,, weil er bei einer genaueren Darstellung des Gespräches auch auf die Spaltung der Familien hätte eingehen müssen. In seiner Darstellung hätten die FamiFamilienlien seine Erklärung, dassdass,, wenn er den HungeHunger-r- streik untergrabe, dies zu desaströsen Ergebnissen führen würde, ohne Einwände akzeakzep-p- tiert.tiert.917917 Insbesondere ClarkesClarkes‘‘ Darstellung spricht aber eine deutlich andere Sprache. Sie zeigt, dass sich durchaus eine Linie zwischen den Familien, die ihre Familienmitglieder im Zweifelsfall künstlich ernähren ließen und denen, die bereit warenwaren,, ihre Angehörigen sterben zu lassenlassen,, ziehen ließ. Es lässt sich somit vermuten, dass Adams darum bemüht war,war, die Meinungsverschiedenheiten und Differenzen zwischen republikanischer FüFüh-h- rung und Familien zu überdecken.

Das Gespräch schien aber dennoch seine Wirkung auf Adams nicht verfehlt zu haben. Wie er berichtetberichtete,e, habe er am folgenden Tag —– dem 2929.. Juli —– über das Gespräch nacnach-h- gedacht und Kontakt zu Kardinal ÓÖ Fiaich aufaufgenommen,genommen, um Zutritt zu den GefangGefange-e- nen zum Zweck eines Gespräches zu erlangen.918 Von seinem Vorhaben war neben ihm 919 und ÓÖ FiaicFiaichh auch Denis Faul unterrichtet.unterrichtet.919 Die Anfrage für den Besuch wurde von PatePaterr Murphy gestellt, der das NIO auch über die Erwartungen des Kardinals unterricunterrich-h- tete: „The Cardinal had expectations that ththisis visit would result in the hunger strike bbe-e- ing called off.off.”920”920 Neben Adams sollten auch noch Owen Carron, der ehemalige WahWahl—l-

916 916 Clarke: Broadening the Battlefield, S. 185. 917 Adams: Before the DDawn,awn, S. 304304.. 918 Ebd. 919 919 Beresford: Ten Men Dead, S. 344. 92092° PRONI: CECENT/1/10/52,NT/1/10/52, Note for the RecordRecord-Wednesday-Wednesday 29 July 1981, S. 1. Im folgenden zitiert als: PRONI: CENT/1/10/52, Note for the Record 29 July. 254 kampfleikampfleiterter von Bobby SandsSands,, und Seamus Ruddy von der Irish Republican Socialist Party (IRSP) in das Gespräch mit eingebunden werden. Die Gespräche sollten dabei wie 921 immer in Sichtweite der Wärter, aber außerhalb ihrer Hörweite stattfinden.stattfinden. 921

AufgrundAufgrund dieser Bestimmung lassen sich der Gesprächsinhalt und der Verlauf des GGe-e- spräches nicht mehr eindeutig klären und ich bin auf die Schilderung von Adams und seine Pressemitteilung, die dem Besuch folgte, angewiesen.

Nach seinem Besuch im Gefängnis erklärte Adams gegegenübergenüber der Presse, er sei wiwider-der- willig ins Gefängnis gegangen und habe ddenen Gefangenen mitgeteilt, dass nniemandiemand von der Führung außerhalb ein Problem damit habe, wenn die Gefangenen ihren Streik bbe-e- enden wollten. Die Führung außerhalb würde alles umsetzen, wwasas die Gefangenen bbe-e- schlössen.schlössen.922922 Die GefGefangenenangenen hätten ihm aber sowohl eeinzelninzeln als auch als Gruppe versversi-i- cchert,hert, sie wollten ihren HungersHungerstreiktreik fortsetzen. Seinen eigeigenenenen Schilderungen nach verdeutlichte Adams den Gefangenen, die ihn ohne McFarlane trafen, wawass die britische Regierung ihnen im Moment zugestehen würde und machte den Gefangenen klarklar,, dass, wennwenn sie die fünf Forderungen komplett eerrfülltfiillt sehen wollten, nicht nur siesie,, sondern noch vieleViele andere ssterbenterben müssten. Dem entgegnete Tom McElwee, der so etwaetwass wie der Sprecher der kleinen Gruppe war, „if there was some other way [[ofof getting the fiveflve demands] then I would be the firstflrst to take it. If we stop now they make us crawl.crawl.“923“923 Somit konnte selbst eine hochgestellte und geachtete Persönlichkeit wie Gerry Adams die Gefangenen nicht von der Sinnlosigkeit ihres Strebens nach dem Optimum überzeüberzeu-u- gen.

Die republikanische Führung außerhalb des Gefängnisses konnte den Familien also nichnichtt helfen, da die Gefangenen sich inzwischen abgekapselt und eingeigelt hatten und auch weil die persönlichen und strukturellen VerflechtungenVerflechtungen zwischen der Führung aau—u- ßerhalb und den GefangenGefangenenen zu eng waren.waren. So blieben den Familien allein Denis Faul und andeanderere Kleriker, um sie in ihren BemühungenBemühungen,, ihre AngehöAngehörigerige zu rettenretten,, zu unteunter-r- stützen.

Einen Tag nach dem Besuch von Adams im GefängniGefängniss versammelten Faul und Murray die Familien, örtliche Politiker und GefängnisaktivistenGefängnisaktiVisten erneut in Toomebridge, um die

921 921 PRONI: CECENT/1/10/52,NT/1/10/52, Note for the RecordRecord-Wednesday-Wednesday 29 July 1981, S. 1. Im folgenden zitiert als: PRONI: CENT/1/10/52, Note for the Record 29 July. 922 922 PRONI: CECENT/1/10/52,NT/1/10/52, Prison and Second Hunger Strike Weekly Bulletin, No.No.22, 22, S. 3, im Folgenden zitiert als: PRONPRONI:I: CECENT/1/10/52,NT/1/10/52, Weekly Bulletin, No.No.22. 22. 923 923 Beresford: Ten Men Dead, S. 346. 255 bisherigebisherige EntEntwicklungwicklung zu diskutieren. Einige Familien waren der festen Überzeugung, dass AdaAdamsms nicht alles in seiner Macht SStehendetehende getan hhätte,ätte, um die Gefangenen von ihrem HungersHungerstreiktreik abzubringen.abzubringen.924924 Einige gingen sos0 weitweit,, Adams vorzuwerfen, sein Besuch stelle lediglich ein kosmetisches Manöver dar, das nicht dem Gesuch entsprentsprä-ä- chche,e, dadass Faul an ihn gestellt hhätte.925ätte.925 Auch die Zwistigkeiten und AnscAnschuldigungenhuldigungen der Familien untereuntereinanderinander setzten sich fort.fort.926926 Trotz der angespannten und aufgeladenen Atmosphäre schafften es Faul und MurrayMurray,, das Treffen und die Gespräche in eine kok0n—n- struktive Bahn zu lenken. Es gelang den beidenbeiden,, ein „Help the Prisoner Committee“ aus der Taufe zu heben, dem neben Faul und Murray auch Kardinal ÓÖ Fiaich, Edward Daly, Hugh Logue für die ICJP, örtliche Politiker und auch Bernadette McAlisMcAliskeykey für das Anti-H-Block/Armagh-CommitteeAnti-H-Block/Armagh-Committee angehören sollten.sollten.927927 Dieses Komitee war aus zwezwei-i- erlei Gründen etwas qualitativ Neues und hob sich damit von den zahlreichen anderen Komitees ab. Es umfasste zzumum ersten MaMall alle am KonfliktKonflikt BBeteiligten,eteiligten, mit Ausnahme von Sinn FéinFein,, und es bündelte zum ersten Mal die Ressourcen und AnstrengungAnstrengungenen sso-o- wohl von ÓÖ Fiaich und Daly als auch von Faul und Murray. Der Zugang zu den FamFami-i- lien wurde mit dem Zugang zu Regierungsinstanzen in Großbritannien und Irland vever-r- bunden. Die zweite neue Qualität bestand in der bewussten Abgrenzung zu Sinn Féin.Fein. Die Idee eines solchen Komitees war bereits vor dem Treffen an Adams herangeherangetragentragen worden. DDieserieser hatte sie aber rundrundherausheraus abgelehnt und behaubehaupteteptete später, dass die GGe-e- fangenen seiner Meinung beibeigepgepflichtetflichtet hättenhätten.. Aus diesem Grund müsse die EtabliEtablie—e- rung eines solsolchenchen Komitees nach Einschätzung der irischen Regierung, die ein ProtProto—o- koll zu dem Treffen angefertigt hatte, den EinflussEinfluss der republikanirepublikanischenschen Führung im Gefängnis rereduzieren:duzieren: „„TheThe creation of the Monitoring Committee must have the effect of reducing their [die[die republikanische Führung] influenceinfluence over what happens in the prison.””928928 Bisher hatten die britische Regierung, Faul und andere Priester, aber auch ÓÖ FiaichFiaich,, auf die Mitarbeit vvonon Adams und den anderen Mitgliedern der republikanrepublikani-i- schen Führung außerhalb des Gefängnisses gesetzt. Sich auf sosolchelche Art und Weise nicht nur von der MeMeinunginung von Adams abzugrenzenabzugrenzen,, sondern auch selbst die Überwachung der Gefangenen zu übernehmen, bedeutete einen radikalen Kurswechsel. Den Bruch mit

9249“ PRONI: CENT/1/10/62, Protest and Second Hunger Strike –— Weekly Bulletin, No. 23, S.s. 3, im FoFol-l- genden zitiert als: PRONI: CENT/1/10/62,CENT/l/lO/62, Weekly Bulletin, No.23. 925 925 TNA ROI: DFA 2011 39 1820, Liam Houricane to Taoiseach Second Toomebridge meeting: Monitoring Committee 31 July 1981, S. 1, im Folgenden zitiert als: TNA ROI: DFA 2011 39 1820, Houricane to TaoTaoi-i- seach. 926 Ebd. 927 TNA ROI: DFA 2011 39 1820, Houricane to Taoiseach, S.s. 2. 928 Ebd. 256

Adams und der republikanischen Führung hatte FaulFaul,, wie bereits gezeigtgezeigt,, seit einer gge—e- wissen Zeit vorangetrievorangetriebenben und war nnunun zu einem Teilerfolg gelangt.

Am Tag nach der Etablierung des „Help the Prisoners Committees“ entschloss sich die Mutter des Gefangenen Paddy QuinnQuinn,, ihren ins Koma gefallenen Sohn künstlich ernäemäh-h- 929 ren zu lassen. Nach ddiesemiesem Ereignis sprachen die Familien und Faul der Führung außerhalb nicht nur die Rolle abab,, für die Gefangenen als Sprachrohr und Vermittler zu dienen, sondern stellten durch Taten die Rhetorik, das Konzept und die Ideologie dderer republikanischen Führung infinfrage.rage. Die republikaniscrepublikanischehe Führung hatte bisher immer unangefochten behaupten können, dass die Gefangenen die Kontrolle über ihren StreiStreikk und ihr eigenes Leben besaßen. MMitit der Entscheidung der QuinnQuinn-Familie,-Familie, ihren AngAnge—e- hörigen künstlich ernähren zu lassen, wurde diese Rhetorik ad absurdum geführt. Die Gefangenen besaßen so lange die Kontrolle über ihren Streik und ihr eigenes Leben, wie die Familien bereit warenwaren,, Teil des tödlichen Spiels zu sein. Die Entscheidung dederr QuinnQuinn-Familie,-Familie, das Leben ihres Sohnes zu retten, erzeugte HoffnHoffnungenungen bei den anderen 930 FamilienFamilien930 und sstelltetellte einen Präzedenzfall dar.

Die Mitarbeiter des NIO schrieben über die künstliche Ernährung von Paddy Quinn: „The decision by the Quinn Family to authorise medical treatment for Patsy [sic][sic] Quinn 931 was the most obviouobviouss and publicised breaking of rank.rank.”931” Der Verweis auf den öffenöffent-t- lichen Charakter der EntscheidungEntscheidung,, Quinn künstlich zu ernährenernähren,, ist berechtigt, erklärt jedochjedoch nur die eine Hälfte der Signalwirkung der Entscheidung. Das Kapitel hat bisher immer wieder den titiefenefen Widerspruch innerhalb der Familien zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Einstehen für die Bewegung und der Angst um die eigenen AAn—n- gehörigen thematisiert. Bisher entschieden sich Gefangene und Angehörige im ZweZwei-i- felsfall für die republikanische Bewegung, um das Erreichen des Ziels zu gewährleisten. Die Mutter von Quinn entschied sich nun bewusstbewusst,, den eigenen Sorgen und nicht dem Durchhaltewillen der Gefangenen nachzugeben. Frau Quinn traf eine zutiefst menschlmenschli-i- che EntscheidungEntscheidung,, die das tragische Leiden der Gefangenen wieder in den Vordergrund rückte. Sie verdeutlichte damit, dass die Gefangenen mehr waren als Trümpfe in der Hand der republikanischen Bewegung, dass hier Leben aufs Spiel gesgesetztetzt und Familien zerrissen wurden.

929 929 Büchele: Die katholische Kirche und der Nordirlandkonflikt, S. 339. SiSieheehe hierhierzuzu auch: PRONI: CENT/1/10/62, Weekly BulletinBulletin,, No. 23, S.s. 3. 930 93° Beresford: Ten Men Dead, S. 374. 931 PRONI: CENT/1/10/62, Weekly BulletinBulletin,, No. 23, S.s. 3. 257

Die BewegungBewegung,, die die ddieie Mutter von Paddy Quinn erzeugt hatte, versuchten Faul und sein neu gebildetes Komitee zu nutzen, um noch mehr Menschen und Familien mit AAn—n- gehörigen im Hungerstreik von der Sinnlosigkeit des Protestes zu überzeugen. Faul hahat-t- te zu diesem Zweck ein Treffen aller Familien, deren Angehörige gegen die VerhältniVerhältnis-s- se im GefängGefängnisnis protestierten, im ClonardClonard-Kloster-Kloster organisiert. Die Chancen, dass sich die Familien nun geschlossen gegen die republikanische Bewegung wendetenwendeten,, standen nicht schlecht. So schreibt Liam CClarke:larke: „„TheThe relatives wewerere now more than ever torn between fear of undermining whatever chances the protest still had and the feeling that those chances had evaporated.evaporated.”932”932 Jimmy Drumm, der bei Sinn FéinFein für die AngehörAngehöri-i- gen der Gefangenen zuständig warwar,, beriberichtet,chtet, dass ihm eine Frau, nachnachdemdem ihr mitgmitge-e- teilt worden warwar,, ihr Sohne würde innerhalb der nächsten 48 Studen sterben, ins Gesicht gesagt hhätte,ätte, “that is another one condemned to death.death.“933“933 Wenn Familien schon aan-n- nahmen, dass die republikanische Führung ihre Söhne in den Tod jagte, ohne Aussicht auf Erlösung, war ein Bruch zwischen der republikanischen Bewegung und den FamFami-i- lien durchaus möglich. Die Frage war nun, ob dieser Bruch geschlossen geschah und öffentlich inszeniert wurde. Vor dem Beginn der VeranstaVeranstaltungltung wurde Faul erneut von Gerry Adams und Tom Hartley ins Gespräch gezogen und gebetengebeten,, doch keinen EiEin-n- druck von Uneinigkeit und Unstimmigkeit entstehen zu lassen. Tom Hartley fügte hihin—n- zu, dass sich das politische Gewissen der Menschen seit dem Tod von BBobbyobby Sands geändert habe. Faul erklärte daraufhin,daraufllin, dass —– wwennenn sich die Entwicklung fortsetze —– ddieie irische Bevölkerung gegen Adams, Hartley und die republikanische Bewegung aufstaufste-e- hen würde und er fügte hinzu, dass das anberaumte Treffen nicht dazu dienediene,, die AngAnge—e- hörigen zu manipulieren, sondern ihren Ansichten ein Forum zu geben. Auf dem eigeneigent—t- lichen Treffen blieben die meisten Familien, deren Angehörige im Hungerstreik waren, stumm und Faul wurde von Anfang bis Ende des Treffens ausgebuht und ausgepfiffenausgepfiffen.. Nach dem Treffen beschloss Faul —– seiner eigenen Aussage nach —,–, jedejede Familie einzeln zu bearbeibearbeiten,ten, sosodassdass sie die künstliche Ernährung ihrer Angehörigen erlaubten.erlaubten.934934 AAn-n- gehörige des republikanischen Führungskreises sahen diesen Versuch von Faul naturgemänaturgemäßß sehr kritisch: „„HeHe came straight in there to divide the families and he dividivid-d-

932 932 Clarke: Broadening the Battlefield. S. 191191.. 933 Ebd. 93493“ Ebd. 258 ed the families to the extent that some of the families intervened and saved their sons 935 and some families didn’t and their sons died.died.”935”

Zu den Familien, die ihre SSöhneöhne nicht zwangsernähren ließen, gehörte die McElweeMcElwee-- Familie. Tom McElwee starb am 88.. August als Vorletzter. Auf seinem Begräbnis kam es zu einem Eklat, da sein Gemeindepfarrer Pater Flannigan in deutlichen Worten „di„die-e- jenigenjenigen anan[sprach],[sprach], die sich für einen HuHungerstreikngerstreik ausgesprochen hatten und die sich nach den WahlerfolgeWahlerfolgenn auf beiden Seiten der Grenzen geweigert hattenhatten,, ihn zu beebeen-n- den.den ““936936 Flannigan forderte ebenso ein, dass der HungersHungerstreiktreik zu einem Ende kommen müsse. DDarauaraufhinfliin stampften einige Anwesende verärverärgertgert mit den Füßen auf, andere verließen sogar die Kirche und Bernadette McAliskey sprach sicherlich für andere, wenn sie die Worte von Flannigan als beleidigend beschrieb.beschrieb.937937 FlannigaFlannigansns Attacke von der Kanzel herab wawarr ein Novum. AAufuf bisherigen Begräbnissen hatten sich die Priester solidarisch mit den Angehörigen und der Bewegung gezeigt und hatten ihre Kritik eher an der starren, ununflexiblenflexiblen Haltung der britischen Regierung ausgerichtet. Die scharfe Kritik an der republikanischen Bewegung, insbesondere derjderjenigen,enigen, die die politische Kampagne leitetenleiteten,, waren bisher in das Ressort von Denis Faul gefallen. DasDasss FlaFlan—n- nigan die Rhetorik von Denis Faul aufgriff, deutet mit Sicherheit darauf hin, dass eine breite priesterliche Front gegen die bestehenden VerhältnissVerhältnissee und gegen die Weigerung der Gefangenenführung und der Führung außerhalb des Gefängnisses einzulenkeneinzulenken,, enent-t- standen war. In der Folge arbeitete Flannigan daran, dass mehr Priester ihre oppositioppositio—o- nelle Haltung gegenüber dem Hungerstreik ausdrückten.ausdrückten.938938 Attacken von der Kanzel wurden kombinkombiniertiert mit medialen Angriffen, sosodassdass Fauls und Flannigans Rhetorik und Argumentation langsam bei den Gefangenen und Familien zu wirken begann. Zwar starb am 2020.. August Mickey Devine, aber am selben Tag entschloss sich die Frau von 939 Pat McGeownMcGeown,, ihren Ehemann künstlich ernähren zu lassen. 939 Pat McGeown gab in einer späteren Aussage wertvolle Einblicke in die Stimmung der Gefangenen und ihre Überlegungen. Einige GefaGefangene,ngene, die sich im Hungerstreik befanden, waren zu dem Schluss gekommen, dass die Strategie des HungeHungerstreiksrstreiks überdacht werden müsse:müsse:940940

„We had a discussion of whether or not the hunger strike should end. I think what Faul

935 InterviewInterview zwischen Danny Morrison und dem Autor am 31.10.2014. 936 936 Flynn:FIynn: Pawns in the Game, S. 251251.. 937 Ebd. 938 PRONI: NIO/12/254 Note of a Meeting with Mr. Gerry Fitt MP on 7 September 1981, S.s. 2, im FoFol-l- genden zitiert alsals:: PRONI: NIO/12/254NlO/12/254 Note ofofa a Meeting with Gerry Fitt. 939 Clarke: Broadening the Battlefield, S.5. 192. 94094° Ebd. 259 had done put everyone’s back up agagainstainst a wall and actually for us to have ended it would have looked as if we were giving in to Denis Faul’s pressure.pressure.”941”941 Bik McFarlane hatte eieinene andere Einschätzung der Lage. IInn einer KKommomm an AdAdamsams zehn Tage später schrieb er: „„II think we have done everything in our power to combat this, so we can only wait and see. It wrecks me to think that the breaking power lies with those who haven’t a clue what our struggle is all about. I’m serious —– I’m shattered even thinking about it. I can only pray we can overcome it. The boys are 100%100% sound as you know yourself. A general consensus of opinion (i. e. from about 4 of us) is that we face a very dangerous period with the clanns [families]. In fact it could well prove disastrous if it isn’t rectified.rectified. A precedentprecedent has been set up and followed once. If a trend were to set in, heaven help us!!us! W942”942 Es herrschten zwischen der Führungsebene im Gefängnis und den Gefangenen selbst durchaus unterschiedliche Einschätzungen darüber, wer nun die grgrö—ö- ßere Gefahr darstelltdarstellte,e, didiee Familien oder Denis FaulFaul.. Pat McGeown sprach in seiner Einschätzung jedoch den eigentlichen gravierenden Faktor an, der ein Ende des HungeHunger-r- streiks und damit auch des Gefängniskonfliktes verhinderte. Die Gefangenen wollten aus diesem KonfliktKonflikt nicht als didiee unterlegene Partei herausgehen, sie wollten ihr AnsAnse-e- hen wahren und die bisherigen ToTodede sollten nicht umsonst gewesen sein. Wenn sie nun den Streik aufgaben, würden aber genau die genannten Wünsche nicht eintreten. Das Problem war jedoch, dass die GefangeGefangenennen nur noch bedingte Kontrolle über ihren eigeige-e- nen Streik besaßen. Interessanterweise war über das kriselnde Verhältnis zwischen rre-e- publikanischer Führung, Gefangenen, Familien und Priestern diejenige Partei aus dem Fokus geraten, die den KonfliktKonflikt durch bestimmtebestimmte Zugeständnisse beenden konnte, die britische Regierung. Faul und ÓÖ Fiaich begannenbegannen,, im September Kontakt zur britischen Regierung aufzunehmen und sie brachten die Familien in Kontakt mit RegierungsveRegierungsver-r- trtretemetern und englischen Kirchengrößen. Zusätzlich übte Faul weiter Druck auf die FamFami-i- lien ausaus,, ihre Angehörigen, wenn diese ins Koma fielenfielen,, künstlich ernähren zu lassen.

Im September änderte sich sowohl der Unterstützerkreis des Gefängniskonfliktes als auch die Zusammensetzung des britischen KabinettsKabinetts.. Der Tod von Michael Devine vever-r- änderte den Unterstützerkreis des Gefängniskonfliktes dahingehend, dass nicht mehr alle Landesteile Nordirlands vertreten warenwaren.. Bisher waren die Gefangenen im HungeHunger—r- streik aus allen Teilen der Provinz gekommen, jetztjetzt kamen ddieseiese im Wesentlichen aus

9419‘” Ebd. 942 942 Beresford: Ten Men Dead, S. 410. 260

Belfast.Belfast.943943 Durch diese lokale Verengung des Unterstützerkreises des Protestes konnten sich kaum noch Massenproteste und vor allem keine provinzweiteprovinzweitenn Proteste mehr enent-t- wickeln und hierdurch musste folglich auch die mediale AufmerksamAufmerksamkeitkeit schwinden.

Am 14l4.. September kam ein neuer Nordirlandminister ins AmtAmt,, der bereit warwar,, die PriPrio-o- rritätenitäten in Nordirland neu zu setzen. In einer seiner ersten Dienstbesprechungen legten James Prior und seine Beamten fest „„wewe concluded that the major requirrequirementement in deadeal-l- ing with the hunger strike that the government should be seen to have priorities different 944 from those of the Provisionals and their allies.allies.”944” Der Zeitpunkt für diese Verlagerung schien günstig, da sich innerhalb der Familien die PraxisPraxis,, ihre Angehörigen künstlich ernähren zu lassenlassen,, durchgesetzt hatte. SSoo stimmten BernardBemard FoxFox‘‘ und Liam McCloskeyMcCloskeyss Angehörige der ZwangsernährungZwangsemährung zuzu.945.945 Die britische Regierung machte ihre Haltung gegenüber den Angehörigen der Gefangenen, die sich im HungerstHungerstreikreik befanden,befanden, auf einem Treffen am 2828.. September unmissverständlich deutlich.deutlich.946946 Fünf Tage später beendeten die Gefangenen ihren ProProtest:test: „„WeWe the protesting political prisoners in the HH-Block-Block and the men on hunger strike, have reluctantly decided in this seventh month of the hunger strike to end our fast. We have been robbed of the hunger strike as an effective protest weapon principally because of the successful campaign waged against our distressed relatives by the Catholic hierarchy aided and abetted by the Irish establishment (the SLDP and Free State Political Parties) which took no effeeffec—c- tive action against the British Government and did everything to encourage feelings of hopelessness among our kith and kin. The success of this campaign meant that the BriBrit-t- ish Government could remain intransigent as the crucial political pressure which flowsflows from the threat of death or actual death of hunger strikers was subsiding not - - 947 increasing.1ncreas1ng.””

Dieses Kapitel hatte als AufhängerAuflianger zwei Fragen:

1.l. Welche Faktoren trugetrugenn zum EnEndede des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes bei?

2. Wie nutzten Kleriker die Faktoren aus, um zur Beendigung des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes beizutragen?

943 943 Büchele: Die katholische Kirche und der Nordirlandkonflikt, S. 340. 944 Hennessey: Hungerstrike, S. 441. 945 Hennessey: HungerstrikeHungerstrike,, S .447. 946 Ebd. 947 947 Hennessey: Hungerstrike, S. 448. 261

Eine Antwort auf diese Fragen findetfindet sich bereits in dem zitierten Statement der GefaGefan-n- genen. Hier sind sie noch einmal kurz, präzise und analytisch zusammengefasst. Drei Faktoren trugen zum EEndende des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes bei: ddieie unveränderte Haltung der britischen RegierungRegierung,, auch angesichts von Toten, den Protesten und dem politischenpolitischen Druck; die Angst der Familien, dass ihrihree Angehörigen umsonst und lediglich um des MärtyrerMärtyrertumstums stürben und schließlich die BereitBereitschaftschaft einzelner KlerikerKleriker,, moralischen Druck auf die Familien auszuüben. Zwei der drei Faktoren, nämlich die Prinzipientreue der britischen Regierung und die Angst der Familien um ihre AngehörigenAngehörigen,, spielten als Phänomene spätestens seit dem Beginn des zzweitenweiten Hungerstreiks eine RolleRolle.. WWarumarum gewannen sie erst in dieser Spätphase maßgeblich an Bedeutung? Eine Antwort liegt mit Sicherheit im Zeitfaktor in Verbindung mit der Prinzipientreue der britischen RegiRegie-e- rung. Am Anfang des zweiten Hungerstreiks bestand noch Hoffnung, dass die Tode oder die Androhung von Toten politisch etwas bewirken könnten und diese Hoffnung verband Angehörige, republikanische Bewegung und KlerikKlerikerer wie Denis Faul. Als über Monate hinweg Gefangene starben, Vermittlungsinitiativen kamen und gingen, ohne dass sich die Situation prinzipiell änderteänderte,, gelangte der Protest an einen toten PunkPunkt.t. Es machte sich unter den Gefangenen, den Familien und sichersicherlichlich auch in der republikanrepublikani-i- schen Führung Hoffnungslosigkeit breit, die sich mit der Sinnfrage des Protestes vever-r- knüpfte. Diese Sinnfrage und Sinnsuche ist ein ProzessProzess,, der bis heute nicht abgeschloabgeschlos-s- sen ist, was die aktuellen Debatten zeigen. Die Sinnfrage zu stellen in einer Zeit der HoffnungslosigkeitHoffnungslosigkeit,, öffnete dem Klerus neue Eingriffsmöglichkeiten. Denis Faul bracbrach—h- te die Familien im Gespräch zusammen und versuchteversuchte,, ihnen klarzuklarzumachen,machen, dass der Protest sinnlos geworden war und dasdasss es jetzt in der VeVerantwortungrantwortung der Angehörigen laglag,, den Protest zu beenden. Eine Verantwortung, die die Familien bis dahin an die GGe-e- fangenen und die republikanische Führung abgegeben hatten. Durch den Appell an die Sinnlosigkeit des Protestes veränderte Faul auch den Fokus der DisDiskussion.kussion. Im GegeGegen—n- satz zu der bisherigen DebatDebatte,te, die zuzumeistmeist um die Uneinsichtigkeit von Margaret ThaThat-t- cher und der britischen Regierung gekreist warwar,, setzte Faul mit der Kritik an Gerry Adams neue Akzente. Er ermutigte die gesamte republikaniscrepublikanischehe Bewegung zur SelbstSelbst—- reflexion.reflexion. Faul und andere Priester wurden zum moralischen Gewissen der Bewegung und brachten in einen entmenschlichten KonfliktKonflikt die menschliche Dimension zurück. Die Kleriker nutzten also die zunehmend aussichtslose Lage, um den Sinn des LeidenLeidenss zu hinterfragenhinterfragen,, den Fokus auf die SelbstreflexionSelbstreflexion zu legen und statt äußerer Kritik iin-n- nere Kritik zu üben. Dies konnte aber nur gelingen, da viele Kleriker selbst Angehörige

262 von Gefangenen im Hungerstreik waren oder die Streikenden aus der GemeindearbeiGemeindearbeitt kannten. Kleriker wie Faul waren bereitbereit,, das Band zwischen Familien, Gefangenen, republikanischer Führung und dem Klerus zu zerschneiden.

Somit konnten die dem KonfliktKonflikt inhärenten Faktoren erst in einer hoffnungslosen Lage zum Tragen kommen, in der sich die Sinnfrage auf vielen Ebenen stellte und die ZweZwei-i- fel größer wurden. Diese Zweifel nutznutztenten KlerikerKleriker,, um neue Debatten anzustoßen und den KonfliktKonflikt in eine neue Richtung zu lenken, weg vom SterbenSterben,, hin zum Leben und Überleben.Überleben.

7 Abschlusskapitel und Fazit

Um Erkenntnisgewinn und Forschungsinteresse erneut deutlich zu machen und um

Missverständnisse auszuräumen, ist es notwendignotwendig,, die Rolle von katholischen Klerikern,Klerikem, ihren EinflussEinfluss auf und ihre BeeinflussungBeeinflussung durch den GefängniskonfliktGefangniskonflikt sowohl im thetheo—o- retischretischenen als auch im historischen Kontext zu betrachten. Hieraus ergeben sich auch einige Gründe fürfur das EingreifeEingreifenn der Kleriker in den Konflikt.Konflikt.

Der außenstehende Betrachter erliegt im Falle des NordirlandkonNordirlandkonfliktesfliktes schnell der VeVer—r- suchungsuchung,, diesen als einen ReligionskonfliktReligionskonflikt zu bewerten und ihn als archaisches Relikt abzuqualifizieren.abzuqualifizieren. Der Einsatz katholischer Kleriker hätte dann keine besondere BedeBedeu—u- tung, da die Kleriker als Träger des Glaubens nun einmal Position beziehen mussten. Wie jedochjedoch die Dissertation zeigt, handelt es sich bei dem NordirlandkonNordirlandkonfliktflikt und im Besonderen während des Untersuchungszeitraumes um einen soziosozio-politischen-politischen KoKon-n- flikt.flikt. Auf diesen KonfliktKonflikt reagieren die Kleriker. Die Reaktion der Kleriker ist aber nicht isoliertes nordirisches Phänomen, sondern die GefängnisfrageGefangnisfrage und die GefangGefange-e- nenfrage sind ein gesamteuropäisgesamteuropäischesches Phänomen der 1970er1970er Jahre.

Besonders im behandelten Untersuchungszeitraum lässt sich der Nordirlandkon Nordirlandkonfliktflikt bzw. die Auseinandersetzung um den Umgang mit IRAIRA-Häftlingen-Häftlingen in den gesamteurgesamteuro-o- päischen Diskurs um die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Terrorismus einoreinord-d- nen. Dies gilt für die Widerstandsmethoden, die sich insbesondere im Fall des HungeHunger-r- streiks transnational zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien vergleichen lassenlassen.. Zudem bildebildett auch der strafrechtliche Umgang mit Terroristen und die daraus entstehenden gesellschaftlichen Debatten einen Vergleichspunkt. Diejenigen, die dedenn RechtsRechts-- bzw. Unrechtsdiskurs vorantreiben, mögen sich eueuropaweitropaweit unterscheunterschei—i- den, das ThemaThema,, wie weit der Staat zum Eigenschutz und zum Schutz seiner eigenen 263

Bürger gehen darf, ist jedochjedoch europaweit latent. Ein Vergleich zwischen den als terroriterroris—s- tisch eingestuften Organisationen wie der RAF und der IRA bietet sicsichh jedoch nicht an, da sich bei der IRA zwar marxistische Tendenzen feststellen lassen, jedoch der BezugBezugs-s- rahmen national bleibt und nicht international.

Bei der Beschäftigung mit den IRAIRA-Häftlingen-Häftlingen tritt ein Defizit der TerrorismusfoTerrorismusfor-r- schung zutage. Die TerrTerrorismusforschungorismusforschung hat sich bisher wenig wenig mit inhaftierten MiMit-t- gliedern von als terroristisch eingestuften Organisationen auseinandergesetzt. Die BBe—e- schäftigung der meisten Forscher hört mit der Verurteilung und Inhaftnahme auf. Am Beispiel des Gefängniskonflikfliktsts im LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis lässt sich jedoch zeigen, wie wichtig eine breitere, gesamteuropäische Beschäftigung mit dem Schicksal dieser InhaInhaf-f- tierten und ihrem Widerstand wäre. Eine Beschäftigung mit dem Widerstand der gge-e- nannten Häftlinge gegen ihre VerurteVerurteilungilung als Kriminelle darf sich nicht in der EinbiEinbin-n- dung in das Großnarrativ des Terrorismus erschöpfen, sondern der Widerstand muss als solcher ernst genommen und analysiert werden. Dies gilt insbesondere für die performa—performa- tive Qualität des Widerstandes und sseineeine kommunikative Wirkmächtigkeit. Die FoFor-r- schung ist bisher im deutschsprachigen Raum von Peter Waldmann durchgeführt wowor-r- den, der jedoch primär über die Opferrolle als Rekrutierungsmechanismus und zur Aufmerksamkeitsgewinnung geschrieben hat. Eine genauergenaueree Betrachtung der performa—performa- tiven Qualität und die tiefergehenden Motive wurden bisher von Kieran McEvoy und AllenAllen Feldman unternommen. Aus den ErkenntErkenntnissennissen der beiden Autoren llässtässt sich die MetaMetafragefrage der DisDissertationsertation ableiten: WWieie geht man mit Gewalt in all ihren Formen und Facetten um und welchewelche Auswirkungen hat Gewalt auf eine GesellschaftGesellschaft.. Der performa-performa- tive Widerstand der IRAIRA-Häftlinge-Häftlinge thematisiert und problematisiert Staatsgewalt, angange-e- fangen vonVon der Staatsgewalt der Kategorisierung und Einteilung von HHäftlingen,äftlingen, über die Gewaltandrohung und Ausführung durch staatliches Personal, bis hin zum Einsatz von Staatsgewalt zur WiWiederherstellungederherstellung von Recht und Ordnung. Der Staatsgewalt seset-t- zen die Gefangenen Formen der autotelischen Gewalt entgegeentgegen,n, inindemdem sie ihreihrenn Körper bloßstellen,bloßstellen, ihn beschmutzen und ihm schließlich die Nahrung entziehen. Zusätzlich setzt sich die Gewalt auf den Straßen in Form von Bombenanschlägen, Schusswechseln etc. fort. In diesem schwierigen Umfeld greifen die Kleriker in den GefängniskonfGefängniskonfliktlikt ein. VVieleiele der Kleriker teilen die Kritik an der Art und WeiseWeise,, wie Häftlinge im HochsHochsi—i- cherhecherheitsgefangnisitsgefängnis behandelt werden. Es ist wichtig, dass diesdiesee Frage des Rechts und Unrechts des Widerstandes als solche von den KlerikernKlerikem nicht thematisiert wird. Eher stellen sie die Frage nach Stillstand oder Reform, nach der Validität alter Muster und 264 nehmen eine Neubewertung der Lage vor. DDieseiese Neubewertung der Lage fußt wiederum auf den KonfliktenKonflikten und deren Auswirkungen, die vom WiderstWiderstandand der GefanGefangenengenen auaus-s- gegehen.hen.

Aus dem Widerstand der Gefangenen ergab sich zusätzlich ebenso eine Identitätsfrage. Sie umfasste einerseits die Dichotomie zwischen Freiheitskämpfer und Terrorist. HHan-an- delte es sich bei den IRAIRA-Gefangenen-Gefangenen um kalte, berechnende Täter und Mitglieder einer

Mörderbande, die sowohl in GefangGefangenschaftenschaft als auch in Freiheit nur ein Ziel kanntekannte,, nämlich die Aushebelung des RechtsstaatsRechtsstaats?? Oder handelte es sich andererseits um FreFrei-i- heitskämpfer, die aus einem inneren Gerechtigkeitstrieb heraus die Unrechtsverhältnisse beseitigen wollten, um an deren Stelle eine gerechtere Gesellschaft zu etablieren? Die britische Regierung war vom ErstenErsten,, katholischkatholischee Kleriker waren teilweise vom ZZweitenweiten überzeugt.überzeugt. Der zweite ididentitäreentitäre KonfliktKonflikt drehte sich um den Erhalt des GleichheitGleichheits-s- grundsatzes der britischen Rechtsprechung, der von der Regierung Thatcher vehement verteidigt wurde. Dieser Gleichheitsgrundsatz war durch den EmergerncyEmergemcy Provision Act schon durchdurchlöchertlöchert und bereitsbereits durch den Special Category Status gebrochen worden. Dennoch repräsentierte er die raison d´êtred’etre der britischen Nordirlandpolitik und formte die Weltsicht von Thatcher und anderen Ministern. Diese hegemonialen Vorstellungen müssen berücksichtigt werden, wwennenn die Eingriffe und die Rolle der katholischen KlerKleri-i- ker dargestellt werden.

Wie die Dissertation gezeigt hathat,, sind die späten 1970er1970er Jahre und frühen 1980er1980er Jahre eine Periode steten WandeWandels,ls, sowohl politisch, kirchlich als auch sozial. Politisch wewer—r- den vor allem im Bereich der Sicherheitspolitik grundlegende Änderungen vorgenovorgenom-m- men. Statt der Armee soll nun die Polizei maßgeblich die AntiAnti—Terrorbekämpfung-Terrorbekämpfung übeüber—r- nehmen. Der IRAIRA-Mitgliedschaft-Mitgliedschaft Verdächtigte sollen nicht mehr ohne GerichtsverfaGerichtsverfah-h- ren interniert wwerden.erden. SStattdessentattdessen sollen Sondergerichtshöfe und ein neues HochsicheHochsicher-r- heitsgefängnis errichtet werden. Zusätzlich erhalten unter dem Emergency Provisions Act abgeurteilte Häftlinge ab März 19761976 keinen Sonderstatus mehr. Mit der EntmilitarEntmilitari—i- sierung des KonfliKonfliktesktes setzt eine Kriminalisierungsstrategie ein, die eine Normalisie- Normalisie- rung der nordirischen Verhältnisse vorgaukeln soll. Der GefängniskonfliktGefängniskonflikt liefert Sinn FéinFein Themen und mobilisiert die republikanische Unterstützerszene, auch wenn anfänanfäng-g- lich eine Bündelung der Bemühungen von republikanischen Aktivisten und BürgeBürger-r- rechtlern schwerschwerfällt.fällt. DieDiess geschieht erst durch das AntiAnti-H-Block-Armagh-Committee.-H-Block-Armagh-Committee. Die KriminalisierungsKriminalisierungs-- und Norrnalisierungsstrategie Normalisierungsstrategie der britischen Regierung führt

265 dazu, dass die Anzahl der ininhaftiertenhaftierten und verurteilten IRAIRA-Mitglieder-Mitglieder ansteigt und didie-e- se dadurch zu einem eigenständigen Faktor innerhalb des Nordirlandkonfliktes wirdwird.. Diese Gruppe der Gefangenen wird anders gegesehensehen und bewertet als ihre IRAIRA—Kollegen-Kollegen in Freiheit. Diese UntersUnterscheidungcheidung erklärt das AktivierungspotenzAktivierungspotenzialial für die republikanrepublikani-i- sche Bewegung undund das KonfliktpotenzKonfliktpotenzialial der Gefangenenfrage für die britische RegiRegie-e- rung. Doch nicht nur die republikanische Bewegung und die britische Regierungspolitik befanden sich im Wandel, auch die katholische Kirche in Gesamtirland, insbesondere jedochjedoch die in Nordirland. Die zwei Bischofssitze mit stark republikanischen Zentren und IRAIRA-Hochburgen-Hochburgen werden im Zeitraum von 19741974—1977-1977 neu besetzt und die neuen Amtsträger setzen die Politik ihrer Vorgänger nicht fort. Priester, die sich für BürgerBürger-- und MenschenrechMenschenrechtete einsetzeneinsetzen,, werden nicht mehr abgemahnt, sondern stattdessen zu wichtigen InformationszuträgernInformationszuträgem und Gesprächspartnern. Die Fundamentalopposition zur republikanischen Bewegung wird aufgeweicht. DDieie Gewalt der IRA wird weiterhin verurteilt, jedoch findenfinden immer wieder GespräGesprächeche zwischen KlerikernKlerikem und SinnSinn—Fein--Féin- MitgliedernMitgliedem statt. Auch geraten die britische Regierung und die Handlungen der SicheSicher-r- heitskräftheitskräftee unter kritische Beobachtung.

Aus diesem WandWandelel und der Erneuerung müssen die Eingriffe der katholischen Kleriker in den GefängniskonfliktGefängniskonflikt gelesen werden. Für die katholischen Kleriker gibt es keine vorgefertigten Handlungsschablonen, da sich die gesamtpolitische und gesellschaftliche Lage geändert hhatte.atte. Es ist nun wichtig die Frage zu klärenklären,, wwieie greifen Kleriker in den Gefägniskonflikt ein? Welche Motive haben sie dafür? Wie reagieren britische RegiRegie-e- rung und republikanische Bewegung auf die Eingriffe? Welche Auswirkungen haben die Aktionen der KlerKlerikeriker auf das soziale und familiäre Umfeld der republikanischen Häftlinge? Die Eingriffe ergeben sich dabei zunächst aus den verschiedenen FunktiFunktio—o- nen. DiDiee erste Funktion und wohl die ooffensichtlichste,ffensichtlichste, die katholische Kleriker im GGe-e- fängniskonflikt einnehmen, ist die des Seelsorgers. Sie versehen die Rolle der AnstaltAnstalts—s- geistlichen, lesen abwechselnd Messen im Gefängnis und kümmern sich um die AngAnge—e- hörigen der Gefangenen und halten Kontakt zu ihnen. Diese Rolle besäße wenig Sprengkraft, wenn sie stur nanachch Vorschrift und in einer neutralen, konfliktfreienkonfliktfreien UmgUmge—e- bung ausgeübt worden wärenwären.. Jedoch versehen die AnstaAnstaltsgeistlichenltsgeistlichen Toner und MuMur—r- phy sosowiewie die Besuchspriester Reid und Faul ihren Dienst nicht ausschließlich nach

Vorschrift. Das heißt, sie lesen ninichtcht nur die Messe, nehmen die Beichte ab, spenden die Sakramente etc.etc.,, Toner und Murphy stehen, teilweise bedingt durch ihre Tätigkeit als Anstaltsgeistliche,Anstaltsgeistliche, in engem Kontakt mit der Anstaltsleitung und dem NIO. Dieser RRe—e- 266 gierungskontakt ist von einer gewigewissenssen Ambivalenz geprägt. Der Kontakt von Toner und Murphy zu den britischen Behörden ermöglicht es ihnenihnen,, Reformvorschläge zu uun-n- terbreiten, Missstände anzuprangernanzuprangem und Botschaften zu übermitteln. Von diesen MöMög-g- lichkeitelichkeitenn machen Toner und Murphy auch GGebrauch.ebrauch. Jedoch machen sie von ihren Regierungskontakten auch auf eine Weise Gebrauch, die kritisch beleuchtet werden muss. Sie berichten der britischen Regierung von der Stimmung unter den Gefangenen und von den Gesprächen zwischen den GefGefangenen.angenen. Hinzu kommt, dass die bbeideneiden der Anstaltsleitung und dem NIO von den Problemen berichten, die eine restriktive AnweAnwen—n- dung der Anstaltsregeln innerhalb der katholischen Bevölkerung Nordirlands erzeugt. Toner und Murphy öffnen der britischen Regierung in Form des NIO und der AnstaltAnstalts-s- leitung ein Fenster, durch das letzere die inneren Abläufe unter den Gefangenen be- be- trachten könnenkönnen.. Dies kann von den Anstaltsgeistlichen gut gemeint gewesen sein, spielt jedochjedoch einer Regierung, die darauf bedacht istist,, auf Zeit zu spielen und ddieie KoKon—n- fliktparteienfliktparteien hinzuhalten, direkt in die Hände. Auch blieb diese doppelte Tätigkeit von Toner und Murphy den republikanischrepublikanischenen Häftlingen nicht verborgen. Diese doppelte Tätigkeit vollzieht sich besonders wwährendährend des ersten Hungerstreiks. FFürür den zweizweitenten Hungerstreik lassen sich in den Akten keinerlei solcher Berichte finden. Dies lässt sich dahingehend interpretieren, dass das Vertrauensverhältnis zwischen den AnstaltsgeistlAnstaltsgeistli-i- chen und der republikanischen Führung nanachhaltigchhaltig beschädigt worden ist.

In ihihrerrer Tätigkeit unterhalten Toner und Murphy jedochjedoch nicht alleine Kontakte zur britbriti—i- schen Regierung, was angesichts ihrer Stellung innerhalb des Gefängnissystems vever-r- ständlich ist, da die britische Regierung ihnen einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellte. Die bbeideneiden unterhalten auch Kontakte zur irischen Regierung, zum Vatikan und treffen sich privat mit Mitgliedern der ICJPICJP.. Die ICJP traf sich privat mit Toner und Murphy und übernachteteübemachtete im Gemeindehaus. Über den Inhalt der Gespräche ist wegen der VeVer—r- schwiegeschwiegenheitnheit von Toner und Murphy und ebenso von Oliver Crilly nichts zu erfahren. ToTonerner und Murphy scheinen ebenso Kontakt zu John Hume von der SDLP gehabt zu haben. Mit Fug und Recht kann daher behauptet werden, dass die Anstaltsgeistlichen eine wichtige InformInformationsschnittstelleationsschnittstelle und InformationsverteilstelleInforrnationsverteilstelle waren und demendement-t- sprechend auch Informationen weiter verteilten. In ihrer Eigenschaft als AnstaltsgeistlAnstaltsgeistli—i- che stehen sie in Kontakt zu den Gefangenen und zur britischen RegierungRegierung.. Dabei haben sie zu beiden GrGruppenuppen ein ambivalentes Verhältnis. Einige Gefangene beschweren sich darüber, dass Toner und sein Kollege Murphy die Brutalität der Wärter gegengegenüberüber den Gefangenen herheruntergespieltuntergespielt und für das Leiden der Gefangenen wenig Beachtung gge-e- 267 funden hätten. Andere GeGefangenefangene wiederum sehen die Geistlichen in einem positiveren Licht. Die Führung der GefangeGefangenennen im MazeMaze-Gefängnis-Gefängnis ppflegtflegtee KontaktKontaktee zu den AAn-n- staltsgeistlichen und erherhieltielt von ihnen auch Informationen. Für die Forschung wäre es daher von Interesse zu untersuchen, inwiefern die Gefangenen, die nicht zur FührungFührungs-s- ebenebenee gehörgehörten,ten, eine abweichende Meinung vertrvertratenaten und von der Führung mithmithilfeilfe der republikanischen Gesinnung geführtgefiihrt und diszipliniert werden mmussten.ussten.

Wichtiger noch als der Kontakt zwischen dedenn Anstaltsgeistlichen und den Gefangenen ist der Kontakt zu Familien mit Angehörigen im Hungerstreik. Dieser Aspekt fällt je—je- doch mit einer anderen Rolle zusammen und wird daher zu eineeinemm späteren Zeitpunkt behandelt.

Die Anstaltsgeistlichen und die BesuchspBesuchspriesterriester haben auch einen direkten Zugang zu den Gefangenen und vermögen durch ihre Predigten und durch persönliche Gespräche die Gefangenen in ihrer Haltung zu bestärken oder diese zu kritisieren und zu untermuntermi-i- nieren. BBekanntekannt ist die Auseinandersetzung zwizwischenschen Faul und Bik McFarlane über den Tod von Martin Hurson, die Faul maßgeblich veranlasstveranlasst,, seine Position gegenüber den Häftlingen zu verändern. Bis zu dem Zeitpunkt äußern sich Faul und andere verstänverständ-d- nisvoll gegenüber den Gefangenen, nehmen sich ihrer Sache an und bringen sogar NachrichtenNachrichten nach draußen. Jedoch unterliegt diese Tätigkeit gewissen FluktuationenFluktuationen.. SS0o besucht der Bischof von Derry nach Ende des ersten Hungerstreiks die Gefangenen nicht mehr. Aus der Position der Anstaltsgeistlichen und der Besuchspriester ergeben sich daher folgende Einflussmöglichkeiten:Einflussmöglichkeiten: Die genangenanntennten Gruppen kontrollieren einen Teil des InformationsflussesInformationsflusses in das Gefängnis und aus dem Gefängnis heraus. Ihre Nachrichten und persönlichen Kontakte zu RegierungsvertreternRegierungsvertretem in NordirlandNordirland und der Republik Irland, Bürgerrechtsorganisationen, Oberen in der katholischen Kirche und schließlich auch zu den Familien der Gefangenen im Hungerstreik ermöglichen es der GruppeGruppe,, ein alternatives Bild vovomm Leben der GGefangenenefangenen zu zeichnenzeichnen,, eeinin Bild jenseitsjenseits vom Schönreden der Regierung und republikanischer Durchhalteparolen. Die InformInforma-a- tionen, die ihnen exklusiv durch Augenschein und Gespräch zuteilwerden, nutzen siesie,, um bei der britischen Regierung Reformen und Gespräche mit den Gefangenen odeoderr

Vertretern von ihnen anzumahnen. Diese Informationen nutzen sie aber auchauch,, um VeVer-r- mittlungsversuche wie die der ICJP zu unterstützen. Die EinflussmöglichkeitenEinflussmöglichkeiten ergeben sich demgemäß aus ihrer Stellung als Informationsknotenpunkt und in Teilen auch als InfInformationsmonopolisten.ormationsmonopolisten. Sie verteilen Informationen, nutzen sie für Reformaufrufe

268 und persönliche Gespräche. BeeinflusstBeeinflusst werden sie dabei von der republikanischen WWi—i- derstandsinzenierung und ihren Folgen. Toner und Murphy versuchenversuchen,, zu dieser InszInsze-e- nierung eieinene kritische Distanz zu wahren. Alec Reid und bis zu einem gewissen ZeiZeit-t- punkt auch Denis Faul nehmen das Elend und den körperlichen Protest als Anlass zur Kritik. Reid schreibt unablässig Briefe, während Faul öffentlich harsche Kritik äußert. Die Form der öffentlichen Kritik ist eine weitere Form der Einflussnahme.Einflussnahme. Toner und Murphy, Reid und Faul wurden jedoch nicht allein von der Protestinszenierung beeibeein-n- flusst,flusst, sondern auch von der Haltung der britischen Regierung. Diese nimmt die InfoInfor—r- mationen, die sie vvonon den Anstaltsgeistlichen erhälterhält,, dankbar auf, ohne jedoch BereiBereit-t- schaft zu zeigezeigen,n, in einen DiaDia-- bzw. Trialog einzusteigen. Die Anstaltsgeistlichen und Besuchspriester mit ihren Informationen spielen auch fürfur die Bischöfe eine wichtige

Rolle.

Die Bischöfe von Derry und Armagh bzw. der spätere Kardinal ÓÖ Fiaich übernehmen die Rolle von Vermittlern. Vermitteln ist hierbei auf verschiedenen Ebenen zu verstverste—e- hen. Sie stellen eine kommunikative Schnittstelle zwischen britischer Regierung und republikanischer BewBewegungegung dar. Sie versuchenversuchen,, der britischen Regierung —– rrepräsentiertepräsentiert durch leitenleitendede Beamte und Nordirlandminister —– eine andere Sichtweise auf den GGe-e- fängniskonflikt zu vermitteln. Ebenso gelingt es ihnenihnen,, die republikanische Bewegung davon zu überzeugenüberzeugen,, von der Gewalt gegen Wärter bzw. von deren Erschießung abzabzu-u- lassen. Die Rolle des Vermittlers fußt einerseits auf der Erkenntnis, dass Bischöfe in Nordirland immer noch eine Form von Autorität besitzen bzw. ihre Unterstützung die britische Politik in NordirlandNordirland legitimieren könnte. Einige Bischöfe werden zu diesem Zweck stärker umgamtumgarnt als andere. Eine Sonderrolle spielt dabei der Bischof von CoCon—n- nor und DownDown,, William Philbin. Philbin, in dessen Diözese auch Belfast und LisburnLisbum liegen, trifft sich 19791979 und 11980980 mehrmals mit britischen Beamten, gibt Informationen weiter und lobt die Sicherheitskräfte. Philbin kann daher als ein probritischer Bischof bezeichnet werden. Dies wiederum hat auch Auswirkungen auf die Arbeit der beiden Anstaltspriester Toner und MurpMurphy.hy. Toner ist neben seiner Position als Anstaltspriester auch der Sekretär von Philbin. Öffentlich Kritik zu üben, hätte schwerwiegende beruflberufli- che Konsequenzen für Toner gehabt. Bei Daly und ÓÖ Fiaich ist die Bedeutung der bebei—i- den fürfur die britische RegieruRegierungng etwas anders gelagert als bei Philbin. In den Diözesen der beiden Bischöfe liegen die republikanischen Zentren South Armagh, das ländliche Derry und die in der Stadt Derry gelegenen Viertel Bogside und Creggan. Das heißt, sie spielten für die britische Regierung eine immanent wichtige Rolle innerhalb zweier 269

Konfliktfelder. Viele der Gefangenen, die sich am GefängniskonfliktGefängniskonflikt beteiligten, kamen aus diesen beiden Diözesen. Daly und ÓÖ Fiaich hatten damit eine pastorale VerantwoVerantwor—r- tung für diese Gefangenen. ZusZusätzlichätzlich waren die genannten Gebiete auch HauptoperatHauptoperati-i- onsgebiete der britischen Sicherheitskräfte. Neben einer eher abstrakten moraltheologmoraltheologi—i- schen Rolle war der EinflussEinfluss der beibeidenden Bischöfe ganz praktisch vonnöten.

Den Respekt und auch die AkzeptanzAkzeptanz,, den die republikanische Bewegung besonders dem Bischof von Armagh und späteren Kardinal ÓÖ Fiaich entgegenbrachteentgegenbrachte,, resultierte aus seiner öffentlichen Kritik an den britischen SicherheitskrSicherheitskräftenäften und den Zuständen im LongLong-Kesh-Gefangnis.-Kesh-Gefängnis. Kurz nach seiner AmtsübernaAmtsübemahmehme forderte ÓÖ Fiaich 19781978 den Rückzug britischer Truppen aus Nordirland. Im selben Jahr verglich er die VerhälVerhält-t- nisse im LongLong-Kesh-Gefängnis-Kesh-Gefängnis mit denjenigen in den Slums von Kalkutta. Diese hahar-r- sche, jedochjedoch berechtigte Kritik öffnete die Tür zu Gesprächen mimitt der republikanischen Führung. Kontakt zu dieser konnten ÓÖ Fiaich und Daly jedoch nicht selbst herstellen. Hierfür waren sie auf den Besuchspriester und Mitglied des RedemptoristenRedemptoristenordens,ordens, Alec Reid, sowie auf den West Belfaster Priester Desmond Wilson angangewiesen.ewiesen. Beide hatten im Laufe der Jahre Kontakt zu Gerry Adams, dem Vizepräsidenten von Sinn FéinFein und engem Vertrauten der Gefangenenführung, aufgebaut. Hier zeigte sich, dass eine weitere Grundvoraussetzung für die Mittlerrolle die enge Zusammenarbeit zzwischenwischen Priestern und Bischöfen war. Eine weitere Voraussetzung war, dass den Priestern HanHand-d- lungsspielraum von den Bischöfen gelassen wurde. Mit anderen Worten, ohne gegensegegensei—i- tiges Vertrauen war keine Vermittlung zu gestalten. Die Vermittlerrolle der BischöBischöfefe stärkte den politischen Flügel der IRA und halfhalf,, das Schicksal der Gefangenen stärker in den Fokus zu rücken. Schließlich betrachtete die IRA den GefängniskonfliktGefängniskonflikt zunächst als ein Ärgernis, das vom militärischen Kampf ablenkte und notwendige Ressourcen ababzweigte.zweigte. Die Vermittlerrolle der beiden Bischöfe vermochte aber auch den Kreislauf gegenseigegenseitigertiger Konfrontation zwischen bbritischerritischer Regierung und den beiden Bischöfen zu durchbrechendurchbrechen.. Humphrey Atkins war im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Roy Mason nicnichtht der MeinungMeinung,, ÓÖ Fiaich sei sos0 etwas wie ein Propagandasprachrohr der IRA, der mit einer einzigen Aussage die gesamte AntiAnti-Terrorstrategie-Terrorstrategie untergraben hatte. Mit der AmtsAmtsübemahmeübernahme von Atkins im Mai 19791979 erscheint eine andere Form von GGe-e- sprächen möglich, wwasas sich nicht alleine in der Häufigkeit der Gespräche abbildet, soson-n- dern auch in der IntensitätIntensität,, mit der sie behandebehandeltlt werden. Die beiden Bischöfe vermivermit—t- teln der britischen Regierung nicht nur die Position der Gefangenen und von Sinn Féin,Fein, sondern auch die Ängste, Hoffnungen und Erwartungen der Familien. Diese wurden 270 ihnihnenen von den Priestern zugetragen oder sie erhielten sie aus Briefen, die Familien und auch Gefangene an sie richteterichteten.n. Trotz der generellen Gesprächsbereitschaft von allen SeitenSeiten,, können Zugeständnisse nur in begrenztem Maße erwartet werden. Beide großen KonfliktparteienKonfliktparteien wollen nicht von ihren Grundpositionen abweichen. Die britische RRe-e- gierung will den Rechtsstaat erhalten und unterstellt den GefangenenGefangenen,, diesen untergra-untergra- ben zu wollewollen.n. Die Gefangenen und ihre Führung außerhalb wollen nicht zu den bishbishe-e- rigen Anstaltsregeln zurückkehren, da dies eine Akzeptanz der Rolle als einfacher HäfHäft—t- ling bedeuten würde. Innerhalb des abgesteckten Raumes gibt es jedoch jedoch Raum für KomproKompromisse.misse. DDieseiese auauszuloten,szuloten, fällt in den Aufgabenbereich von Daly und ÓÖ Fiaich. BeeinflusstBeeinflusst werden die beiden Bischöfe dabei ssowohlowohl von der britischen Regierung als auch von der republikanirepublikanischenschen Bewegung. Die BeeinflussungBeeinflussung der republikanischen BBe—e- wegung ist dabei offensichtloffensichtlichericher als die der britischen RegierungRegierung.. Das Elend, mit dem Daly und ÓÖ Fiaich im Gefängnis konfrontiert werdenwerden,, ist auf die eine oder andere Art und Weise inszeniert bzw. das Produkt des Widerstandes gegen die Anstaltsregeln. Das theatrale Element des WiderWiderstandes,standes, die beschmierten Zellen, die langhaariglanghaarigen,en, vever-r- drecktedrecktenn Gefangenen und vor allem der Gestank verfehlen ihre Wirkung nicht. Der mme—e- diale Bann und Gerüchte tun ihr ÜÜbriges.briges. DDurchurch den DrecksDreckstreiktreik wird eine Botschaft der HilflosigkeitHilflosigkeit an die Außenwelt ggesandtesandt und gegenüber der republikanischen BewBewe-e- gung eine SolidaritätsgesteSolidaritätsgeste.. Das mediale Interesse an dieser Aussage stellt auch eineeinenn der Gründe dar, warum sich die britische Regierung überhaupt zu Gesprächen mit den beiden Bischöfen einlässt. Hinzu kommt aauch,uch, dass die Drohung eines Hungerstreiks eine AtmosAtmosphärephäre der Dringlichkeit schafft, eeineine Dringlichkeit, die Kleriker und KoKon-n- fliktparteienfliktparteien glegleichermaßenichermaßen zu spüren bekommen. In gewisser Weise bestimmt der Druck auch den Ausgang der Verhandlungen, da nur ein den Gefangenen genehmes Ergebnis einen Hungerstreik verhindern kann. Nicht allein die Gefangenen und die rre—e- publikanische Bewegung beeinflussenbeeinflussen die beiden Kleriker in ihren VermittlungsbemVermittlungsbemü-ü- hungen, sondern auch die britische Regierung. Sie tut dies vor alleallemm dadurcdadurch,h, inindemdem sie in bestimmten Bereichen wie etwa der Anstaltskleidung und den Briefen und Päckchen Gesprächsbereitschaft signalisiert. Die Gespräche werden dann jedoch mit Detailfragen überfrachtet. Zudem versuchte die britische RegierungRegierung,, sich die EErgebnissergebnisse der GesprGesprä-ä- che mit den Bischöfen und damit auch indirekt aus denjenigen mit der republikanischen Bewegung zu eigen zu machen. Dies wiederum führtefiihrte aber dazu, dass die klerikalen Vermittler auf eine gewisse Zeit hin nicht bereit warenwaren,, die Kontakte mit der britischen Regierung fortzuführen.fortzufiihren. Gerade dies öffnet jedoch die Tür für die Vermittlungsinitiative

271 von einzelnen Priestern. Herausgegriffen werden sollsollenen hier einmal Pater Meagher und Pater McEldowney. Meagher spielt eine wichtige RoRollelle für einen begrenbegrenztenzten Zeitraum. Meagher ist der oofffiziellefizielle Ersatz für Alec Reid, der nach dem Scheitern der Gespräche zwischen Daly, ÓÖ Fiaich, der britischen Regierung und der republikanischen Bewegung eine gesundheitsbedingte Auszeit nimmt. Ähnlich wie Toner und Murphy ermöglicht Meagher der irischen RegierungRegierung,, EinflussEinfluss auf den KonfliktKonflikt zu nehmen. Diese macht sich auch mehrmals für Meagher stark. Meagher selbst führt Gespräche mit den GefaGefan—n- genen und der britischen Regierung und versieht auch eine BotenBotenfunktion.funktion. SSoo bringt er nach Ende des ersten Hungerstreiks die wichtigen Dokumente ins Gefängnis und fufun-n- giert als eine Art Bürge. Meagher bemüht sich nach dem Ende des ersten Hungerstreiks um die Einführung der neuneuenen Anstaltskleidung.

Pater McEldowney sstehtteht für die Priester, die aufgaufgrundrund von Gesprächen mit Familien und auch durch die eigene familiäre Zugehörigkeit in den GefängniskonfliktGefängniskonflikt eingreifen. McEldowney ist ein entfernter Verwandter von Liam McCloskey und die Familie eer-r- zählt ihm von den MisshandlungenMisshandlungen,, die Liam in Haft erlitten hat oder vermeintlich erlierlit-t- ten hat. McEldowney nimmt daraufhin Kontakt zu dem Anwalt Hugh Logue aufauf,, der sich des Falls annimmt und auch mit McEldMcEldowneyowney gemeinsam in einer RadiosRadiosendungendung auftritt. McEldowneMcEldowneyy hat jedoch nicht nur KoKontaktntakt zur Familie von Liam McCloskey, sondsondernern auch zu der von Kevin Lynch. Diese ist wie McEldowney in Dungiven ansäansäs-s- sig. McEldowney besucht Kevin Lynch mindestens einmal im GefängnisGefängnis.. BBeiei diesem Besuch bemerkt Bik McFarlane in einer KKomm,omm, dass McEldowney Verbindungen zu dem Parteiführer der gemäßigtgemäßigt-nationalistischen-nationalistischen Partei SDLP besitzt. Diesen Kontakt muss McEldowney über Logue gewonnen haben, der auch Mitglied der SDLP war. Gemeinsam bemühen sich die dreidrei,, die Familie von Kevin Lynch zu überzeugen,überzeugen, ihren Sohn vom Hungerstreik abzubringen. Später versucht die irische RegierungRegierung,, unter EiEin-n- bindung von LondonLondon,, Lynch und Kieran Doherty von der Existenz eines Angebotes zu überzeugen, das den Gefangenen ermöglichermöglicht,t, ihren Hungerstreik zu beenden. McEldowney arbeitet im Sommer 19811981 eng mit Denis Faul zusammen und nimmt auch an den Treffen zwischen den Familien und Gerry Adams teil. Eine ähnliche Rolle, die jedochjedoch bis dato nicht vollständig zu rekonstruieren ist, spielt aauchuch Pater Flanagan aus Bellaghy. FlanagaFlanagann ist der Priester der GemeindeGemeinde,, aus der die beiden Gefangenen im Hungerstreik Francis Hughes und Thomas McElweeMcElwee,, stammen. Flanagan wird in den Akten und den Zeitungsartikeln der Zeit zumeist mit den Beerdigungen von Hughes und McElwee genannt. Hierbei ist es interessant, dass Flanagan ähnlich wie Denis Faul sesei—i- 272 ne Meinung im Laufe des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes geändert hat. Zunächst versuchte FlanaganFlanagan,, den TrTrauemdenauernden noch Mut zuzusprechenzuzusprechen.. BBeiei der Beerdigung von McElwee findetfindet er kritische Worte, die den VertreteVertreternrn der republikanischen Bewegung nicht gge—e- fallen. Flanagan bemüht sich im Sommer und Herbst 19811981,, verschiedene Priester davon zu überzeugenüberzeugen,, offen gegen den Hungerstreik Partei zu ergreifen. Dabei ppflegtflegt auch er Verbindungen zur SLDP, nämlich dem ehemaligen Vorsitzenden der ParteiPartei,, GerGerryry Fitt.

Es ist interessant und notwendig zu bemerken, dass einige der beteiligten Kleriker enge Parteiverbindungen zur SDLP ppflegten.flegten. Inwiefern dies darauf hindeutet, dass Kleriker der Partei und ihrem Programm nahenahestanden,standen, mumussss noch beantwortet werden.werden. Jedenfalls verbanden sich in den Personen von Flanagan und McEldowney Politik und Religion. Bei McEldowney kamen auch noch familiäre Bezüge hinzu. Auf die öffentliche Rolle von KlerikernKlerikern,, insbesondere bei BegräbnisseBegräbnissen,n, ist schon verwiesen worden. Die öffenöffent—t- liche Rolle von Klerikern geht jedochjedoch darüber hinaus. Einige Kleriker übernehmen die

Rolle von öffentlichen InIntellektuellen.tellektuellen.

Die Rolle des öffentlichen Intellektuellen kommt dabei besonders Raymond Murray und Denis Faul zu. FauFaull und Murray fangen bereits vor Beginn des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes mit ihrer Tätigkeit als öffentliche Mahner und Warner anan.. Schon ab 1971197l,, mit Beginn der InternierungsmaßnahmenIntemierungsmaßnahmen,, beleuchten die beiden Pfarrer die Folgen der Maßnahmen für die katholische BevölkBevölkerung.erung. Sie schildern die Folterungen und wie britische AAr-r- meeangehörimeeangehörigege mit IRAIRA-Verdächtigen-Verdächtigen umgehen. SSpäterpäter nehmen sie sich des Themas der Polizeigewalt an und erzeugen damit eine große Öffentlichkeit. Auch die Lage dederr Gefangenen thematithematisierensieren die bbeideneiden immer wiewieder.der. Hinzu kommt, dass Faul und MuMur-r- ray gefragte Gesprächspartner für Zeitungen sind und ihre Meinung häufighäufig über InteInter-r- views und öffentliche Aussagen verbreiten. Sie versuchen damitdamit,, nicht nur zu informiinformie-e- ren, sondern überhaupt erst einmal ÖffentlicÖffentlichkeithkeit für ein Thema zu erzeugen, das die britische Regierung am liebsten im Geheimen bzw. abseits der Öffentlichkeit behandeln würde. Diese exponierte Stellung und die offen ausgesprochene Kritik bringt Faul zzu-u- nächst viele Freunde unter den Gefangenen ein. Die britische Regierung sieht in Faul zunächst einen Propagandisten der IRAIRA-Sache.-Sache. Fauls Neigung,Neigung, offen gesellschaftliche

MisMissständesstände anzuprangernanzuprangern,, und seine Bereitschaft, KonflikteKonflikte auszufechtenauszufechten,, machen ihn zu einem der Hauptakteure innerhalb des Streits zzwischenwischen der irischirisch-katholischen-katholischen KiKir-r- che und der englenglisch-katholischenisch-katholischen Kirche. Faul vertritt in dem Streit die Position, dass es sich bei den durch den Hungerstreik herbeigeführten Toden nicht um Selbstmorde

273 hanhandelt.delt. Faul ist jedoch keineswegs ein unbedingter unbedingter Anhänger der republikanischen Bewegung. Er unterstützt die republikanischen Häftlinge in ihrem Hungerstreik so lalan—n- ge, wie sie seiner Ansicht nach einem höheren Zweck, das heißt in diesem Falle der Erreichung von GerechtigkeitGerechtigkeit,, dienen. Der GefängniskonfliGefängniskonfliktkt beeinflusstbeeinflusst Faul und andande-e- re Kleriker, die sich in den besagten Streit einschalteneinschalten,, dahingehend, dass sie in einen transnationalen Streit hineingezogen werden und ihre theologischen Positionen nationnationa-a- lisiert werden. Faul verteidigt die republikanischen HHäftlingeäftlinge von dem Zeitpunkt an nicht mehr, an dem er glaubt, dass ein Menschenleben fürfiir einen politischen Zweck gge—e- opferopfertt wird. Faul setzt sich von da an die AufgabeAufgabe,, die Familien der Gefangenen im Hungerstreik davon zu überzeugenüberzeugen,, ihre Angehörigen, wenn sie ins Koma fallenfallen,, zwangsernährenzwangsemähren zu lassen. HierfürHierfiir setzt er durchaus rabiate Methoden ein und handelt sich den Ärger führender Republikaner ein. Bei all seinen Aktivitäten genießt Faul die Unterstützung seines BiBischofesschofes ÓÖ Fiaich. ZZusammenusammen mit diesem gründgründetet er das „Help the Prisoner Committee“ und ÓÖ Fiaich nimmt ihn zu einem Treffen mit dem im SeSep-p- tember 19811981 ins Amt gekommenen Nordirlandminister James Prior mit. Faul widmet sich im Wesentlichen geerdeten Themen und benutzt für ihre Beschreibung weder die ttheologischeheologische Sprache noch sinniert er über die großen Probleme wie z. B. die Gewalt in Nordirland.Nordirland. Lange Zeit —– bis in den September 19811981 hinein —– gelten Faul und Murray als die Hauptkritiker der britischen Regierung und werden von ihr als ein Dorn im Auge gesehen. Roy Mason, britischebritische Beamte sowie auch die konservative Presse wie etwa die London Times reagieren indigniert auf die Pamphlete und Bücher der beiden Priester. Faul und Murray wird zeitweise der Besuch von Long Kesh bzw. dem Frauengefängnis von ArArrnaghmagh untersagt.untersagt. Mit dem Wechsel von Atkins zu Prior gewinnt Faul auch etwas mehr an Akzeptanz, was wiederum auch mit dem KuKurswechselrswechsel von Faul zu tun hat. Faul und Murray werden wohl am stärksten von den Familien der Gefangenen im HuHun—n- gerstreik beeinflusst,beeinflusst, da sie die intensivsten Kontakte zu den Angehörigen pflegen. Dies gilt auch für Toner und Murphy. JJedochedoch entschließen sich die beiden Anstaltspriester nicht zu einem derartig radikalen Kurswechsel wie Faul. Er setzt er die Mutter von GGe-e- rard Hodgkin unter DDruck,ruck, ihren Sohn zwangsernährenzwangsemähren zu lassen. Faul und Murray werden ebenso von der republikanischen Bewegung und deren Entscheidungen beeibeein-n- flusst. Genannt sei hier das Beispiel Martin HursonHurson.. In Verbindung mit der Aufstellung von Gefangenen im Hungerstreik aalsls Kandidaten für die Wahlen in der Republik Irland kommt zudem der Verdacht auf, dass der Hungerstreik nicht mehr aus GerechtigkeitGerechtigkeits-s- gründen ausgefochten und durchgeführt wird, sondern weil es Sinn FéinFein ermöglichen

274 könntekönnte,, aus den Toden politischespolitisches Kapital zu schlagen. Fauls BemühungenBemühungen,, diesen PrPro-o- zess zu unterbindenunterbinden,, bringen ihm die Feindschaft der republikanischen Gemeinschaft ein. Faul gelingt es zwarzwar,, Gerry Adams dazu zu bringenbringen,, den Gefangenen ihihrere relativ ausweglose Lage klarzuklarzumachen,machen, er nutzt aber das Ergebnis des Besuches für andere Zwecke. Faul behauptetbehauptet,, Adams sei nicht weit genug gegangen mit seinen AnstrenguAnstrengun-n- gen und verversucht,sucht, mit diesem Argument die Familien weweiteriter auf seine Seite zu ziehen.

Über die familiären Beziehungen zwischen Gefangenen und Klerikern ist bisher schon im Zusammenhang mit Pater McEldowney gesgesprochenprochen worden. Oliver Crillys FamFami-i- lienbezug ist jedoch jedoch viel immanenter als der von McEldowney. Crilly ist der CoCousinusin sowohl von Francis Hughes als auch von Thomas McElwee. Diese BeziehungBeziehungenen verhverhel-el- fen ihm wohl auchauch,, in den Führungszirkel der ICJP aufzusteigen. Vor 1981198l hat er mit Menschenrechtsfragen nichts zu tun, sondern beschäftigt sich mit katholischen PublikPublika—a- tionen. Der unmittelbare familiäre Bezug verschafft Crilly direkten Zugang zu ddenen FFa-a- milien und schafft eine Vertrauensbasis. Diese Vertrauensbasis schafft Crilly auch durch eine Reihe von Gesprächen mit seinem Cousin Tom McElwee. Doch die VertraVertrau-u- ensbasis ist nur eine Erklärung für die große Rolle der ICJP. Neben seinem familiären BezBezugug ist auch eine andere Art der Vernetzung wichtig. Crillys Arbeit wird nicht alleine durch die ICJP gestützt, sondern auch durch die irische Bischofskonferenz. Letztere schreibt einen Brief, um die Anstrengungen der ICJP zu stützen. Crilly selbst ist auch mit dem irischen Taoiseach Garret Fitzgerald befreundet. Auf den ersten Blick ist er damit ein idealer KandidatKandidat,, um eine Lösung für den GefängniskonfliktGefängniskonflikt herbeizuführen. Auch seine Kollege HHughugh Logue ist mit der McCloskeyMcCloskey—Familie-Familie und auch mit der LynLynch-Familiech-Familie vernetzt. Diese enge familiäre Vernetzung beeinflussenbeeinflussen die ICJP unmiunmit-t- telbar. Der Kontakt mit den Familien generiert zunächst einmal Hoffnungen und schafft den Eindruck, dass eine Veränderung möglich ist. Inwiefern dieser Eindruck faktisch zu unterlegenunterlegen ist oder ob er eine Projektion der Hoffnungen der Mitglieder der ICJP dadar-r- stelltstellt,, ist nicht mehr feststellbarfeststellbar.. In diesem Falle steht Wort gegen Wort. Die britische Regierung steht der ICJP Initiative zunächst auch positiv gegenüber. Diese Haltung bbe-e- gründet sich vor allem aus den eigenen Fehlern. Thatcher setzt mit ihrer Rede in Belfast falsche Akzente, für die sie sowohl von den katholischen Bischöfen als auch von der unionistischen Seite kritisiert wirdwird.. Reagierend auf die Kritik und den Eindruck, ddassass die katholische Bevölkerung zunehmend das Vertrauen in die britische Regierung vever-r- liert, schlagen Beamte vorvor,, katholische Kleriker wieder stärker an die britische RegiRegie-e- rung zu binden. Dabei hat die ICJP mit Michael Alison einen hochrangigen GesprächGesprächs-s- 275 partner.partner. Zusätzlich besteht über Tatham auch Kontakt zur britischen Botschaft in LoLon-n- don und daher auch Anbindung an das FCO. Darüber hinaus stehen mit David Wyatt und Garret Fitzgerald zwei Kontakte zur irischen Regierung offen. Dieser vielfältige Zugang und die Involvierung zweier Regierungen und verschiedener britischer BehöBehör-r- den verkompliziert die Lage jedoch beträchtlich. Die irische Regierung, der britische Premierminister, das Nordirlandministerium und das Außenministerium verfolgen sepsepa-a- rate AgendAgenden.en. DDasas ist im Falle der britischen Behörden weniger schwerwiegend, da die Handlungen unter der Ägide von Thatcher koordiniert werden. Zudem liegt die letzte Entscheidung bei Thatcher. Die Agenda der irischen Regierung jenseits der Unterstüt-Unterstüt- zung der ICJPICJP aus persönlichenpersönlichen Motiven ist schwierig auszulotenauszuloten.. Die ICJPICJP wird jedoch nicht nur durch die unterschiedlichen Vorstellungen und ddieie unterschiedlichen AgendAgendenen in London und Dublin beeinflusst,beeinflusst, sondern auch durch den Umgang mit den GefangGefange-e- nen, ihrer Führung und der republikanischen Führung außerhalb des GefängnissesGefängnisses.. BBe-e- reits gezeigt wurde das Interesse von McElwee und Hughes an den Bemühungen der ICJP. Bik McFarlane als oboberstererster AnführerAnfiihrer der Gefangenen sowie andere Republikaner, die zum republikanischen FührungszirkeFührungszirkell innerhalb des Gefängnis gehörtengehörten,, sahen die Bemühungen der ICJP skeptischer. Für sie enthielten die Vorschläge der ICJP keine Neuerungen. Zudem veranlasste sie die Hoffnung, die die ICJP zu wecken vermochte, dazu, Gefangene wie McElwee immer wieder auf LLinieinie zu bringen. Die BeeinflussungBeeinflussung der FamilieFamilienn durch die ICJP betrachtete McFarlane mit Argwohn. Dennoch sieht er den Bedarf für Gespräche, um nicht als unflexibelunfleXibel dazustehen und damit die Familien gegen sich aufzubringen. Die Führung außerhalb des GefängGefängnissesnisses versteht nichtnicht,, warum es überhaupt der ICJP bedurfte, denn die britische Regierung öffnet einen zweiten KoKom-m- munikationsmunikations-- und Verhandlungskanal. Dieser Kanal ist zunächst der ICJP vollständig unbekannt. Erst nachdem die Gespräche zwischen der ICJP und der britischen RegiRegie-e- rung schon weit fortgeschritten sind, berichtet die republikanische Führung der ICJP unter dem Siegel der VerschVerschwiegenheitwiegenheit von dem Kanal. Doch statt die VerschwiegeVerschwiegen—n- heit zu wahren, beschwert sich die ICJP bei der britisbritischenchen Regierung über den Kanal. Dies wiederum führt zu Spannungen zwischen „Soon“ und der republikanischen FüFüh-h- rung.

Wegen ihreihrerr engeengenn familiärefamiliärenn BindungBindungenen der Mitglieder der ICJPICJP-Initiative-Initiative unterscheunterschei-i- det sie sich von vorhvorherigenerigen Vermittlungsinitiativen.

276

Die Frage, die im Zusammenhang mit der ICJP gestellt werden muss, istist,, inwiefern MMi-i- chael Alison selbst Handlungsspielraum besitzt oder von London aus gesteuert wird. Zusätzlich muss gefragt werden, inwiefern die Gespräche zwischen der ICJP und Alison überhauptüberhaupt einen ernsthaften Charakter haben. Als die Gespräche abbrechenabbrechen,, betont

Alison, dass allesalles,, was bezüglich Anstaltskleidung, Versammlungsfreiheit, Briefen und Päckchen gesagt wirdwird,, lediglich der Illustration dient und dadassss Reformen erst dann in Angriff gegenommennommen werden können, wenn die GefangenGefangenenen ihren Hungerstreik beenden. Die Öffnung des zweiten Kanals erzeugt weitere Zweifel über die Ernsthaftigkeit von Michael Alison und damdamitit auch von Margaret Thatcher. Die britische Regierung scheint die ICJP vorzuschvorzuschieben,ieben, um der negativen Stimmung innerhalb der katholischen BevöBevöl—l- kerung entgegenzuwirken. Zusätzlich hatte die Wahl von Sands zum MP und die Wahl dreier Gefangener in das Parlament der Republik die britische, aber insbesondere die irische Regierung von der politischen Brisanz des GefängniskonfliktesGefängniskonfliktes überzeugtüberzeugt... Die ICJP stellt für beide Regierungen ein Instrument dar, um einer Krisensituation Herr zu werden. Dabei verschätzt sich die britische Regierung bei der Verschwiegenheit der republikanischen Führung bzw. erzeugt eine KriseKrise,, inindemdem sie die ICJP an einem WWo-o- chenende ins Gefängnis lässt und dadurch die Gefangenen von der Führung außerhalb des Gefängnisses isoliert. Nun,Nun, da die Eingriffe und Eingriffsmöglichkeiten dargestellt sind, muss nach den MotivMotivenen der Kleriker gefragt werden.

Die Motivation der Kleriker erwächst aus einem Humanismus heraus und hat das ZielZiel,, den Menschen hinter dem Terroristen zu zeigen. Terrorismus ist zunächst einmal gge—e- sichtslos, zumindest was die Täter angeht. Der Gefangene, der sich der Anstaltskleidung entledigt, sich mit Kot beschmiert und zu Tode hungerthungert,, ist ein Mensch mit Hoffnungen, Träumen und Bedürfnissen. Er ist eben kein Tier, das man mit dem Knüppel und dem Wasserschlauch disziplinieren kkönnte.önnte. Eine Erkenntnis, die im gegenwärtigen Krieg gegen den TerrTerrorismusorismus durchaus berücksichtigt werden kann. Wiederum ist die Menschlichkeit und das Menschsein auch Instrument der Propaganda, doch soll man aufhörenaufllören,, sich zu engagieren aus Furcht vor Instrumentalisierung? Eine Frage, ddieie auch die katholischen Kleriker umtreibt. Die Anerkennung der Menschlichkeit verurteilter Terroristen geht mit einer Annahme der eigenen Verantwortung einher. Wenn die KlKle-e- riker jedochjedoch Verantwortung übernehmen, dann muss für sie die Reform der StrafanstalStrafanstaltt und des Strafrechts im Vordergrund stehen. Die Reform ist dabei direkt mit der GewalGewalt—t- frage verknüpft. Gerade hihierer wird es jedoch schwierig. Die Kleriker in Nordirland bbe-e- wegen sich direkt an der Frontlinie, wo verschiedene Sichtweisen und Interpretationen 277 aufeinanderprallen. Die Lage ist verworren und ddieie Sicht aufs Terrain begrenzt. Der Komplex der Gewalt und die Frage nach legitimer Gewalt ist also ein zentraler KoKom—m- plex, der die Kleriker zum Eingreifen motiviert. Auch wenn die Kleriker nach einem genuin anderen Strafvollzug suchen, werden sie immer wiederwieder in andere Debatten mit hineinhineingezogen,gezogen, die sich mit der Gewaltfrage in ihrem physischen und in ihrem rechrecht-t- lichlich-konstitutionellen-konstitutionellen Sinne beschäftigen. Die Motivlage der KlerikerKleriker,, Reformen anzanzu-u- streben und eieinene Mittlerrolle einzunehmen, bringt die Kleriker auch in Kontakt mit dem soziasozialenlen Umfeld der Gefangenen.

Bei der Frage nach den Beziehungen zwischen dem sozialen Umfeld der Inhaftierten und den Klerikern betritt die Dissertation Neuland. Bei der BetrachtunBetrachtungg der Rolle kathkatho-o- lischelischerr Kleriker im GefängniskonfliktGefangniskonflikt bietet es sich an, die persönlichen Beziehungen zwischen Klerikern und Gefangenen zu analysieren. Erstens sind einige Kleriker mit protestierenden Gefangenen direkt verwandt und können daher auch direkdirektt über die Art und Weise reflektieren,reflektieren, in der sie der GefängniskonfliktGefängniskonflikt persönlich berührt. Hinzu kommt die Verbindung zwischen den Priestern, Bischöfen und Kardinal ÓÖ Fiaich mit den Gemeindemitgliedern, die Angehörige im Gefängnis haben. Der GefängniskonfGefängniskonflliktikt ist ständig ThemaThema:: beibei Gottesdiensten, auf Versammlungen mit ddenen Familien und auch in BriefenBriefen,, die an die Kleriker gerichtet sind. Hinzu kommen die Besuche im GefängnisGefangnis und die Überbringung von Nachrichten an die FamilieFamilienn ebenso wie die FamilienseeFamilienseel-l- sosorge.rge. Die Kleriker sind somit unmittelbar eingebunden und ermöglichen dem Forscher einen Blick auf die Familienverhältnisse, die Ängste der Familien, ihre Sorgen und Hoffnungen. Dies ist eine PerspektivePerspektive,, die in der historischen Terrorismusforschung bisher keine Beachtung fand. Dabei berücksichtigt diese Perspektive das direkte Umfeld der Häftlinge, das unmittelbaren EinflussEinfluss auf die Eskalation oder Deeskalation der Lage hat. Hier stellt sich die FrageFrage,, inwiefern diese Erkenntnisse sich verallgemeinern lassen und was sie der Forschung zu den MotivenMotiven,, sich einer Organisation wie der IRA anzanzu-u- schlieschließenßen oder auszutretenauszutreten,, verraten kannkann.. Hier besteht nicht nur in Bezug auf die IRA, sondern auch in Bezug auf ananderedere als terroristisch eingestufte Organisationen wie der RAFRAF,, ForForschungsbedarf.schungsbedarf.

Das Leiden der Familien drückt sich nicht allein in der Sorge um das Leben der GefaGefan—n- genen aus, sosondernndern auch in der Art und WeiseWeise,, wie tote Gefangene betrauert werden. Die BegrBegräbnisseäbnisse spielen eieinene zentrale Rolle auf dem Weg zum Märtyrertum von GefaGefan—n- genen wie Bobby Sands, denn bereits bei der Herabsenkung des Sarges in das Grab

278 wird schon an der Legende gegestrickt.strickt. Dabei tritt das republikanische Narrativ dem kka-a- tholischtholisch-priesterlichen-priesterlichen Narrativ entgegen, ssozusagenozusagen Gemeindemitglied Sands trifft RRe-e- publikanerpublikaner Sands.

Über die Reaktion der britischen Regierung und der republikanirepublikanischenschen Bewegung auf die Eingriffe der Kleriker lässt sich kein einheitliches Fazit ziehen, da sie im Laufe des KonfliktesKonfliktes starken Schwankungen unterliegen. Die republikanische Bewegung begrüßt zunächst das Eingreifen von Klerikern und sieht sich zu Konzessionen bereit, um eeineninen Hungerstreik zu verhindern. SSpäterpäter kommt es jedoch zum Bruch mit einigen Klerikern wie FFaul,aul, McEldowney und FlFlannigan.annigan. Die britiscbritischehe Regierung steht vielen Klerikern zunächst oppositionell gegenüber, lehnt deren Vorschläge ab und unterstellt ihnen eine Kameradschaft mit der republikanischen Bewegung. Später führtfuhrt sie jedoch intensive GesprächGesprächee mit den Klerikern. Das Ziel der britischen Regierung war es jedoch,jedoch, wie sich in der Dissertation zeigtzeigt,, ddieie eigene Vorteilsnahme und GesichtswahrungGesichtswahrung.. Die britische Regierung beharrtbeharrtee auf ihrem Standpunkt und blbliebieb prinzipientreu. Eine Prinzipientreue, didiee viele Kleriker verärgertverärgertee und schließlich dazu gegeführtführt hathat,, dass die Kleriker Druck auf die Familien ausübausübten.ten.

Wichtig ist es nunnun,, noch einmal die verschiedenen Stränge zu einem Gesamtfaden zzu-u- sammensammenzufassenzufassen und ein Fazit zu ziehen. Die katholischen Kleriker nnahmenahmen im GGe-e- fängnis eine zentrale Rolle ein und besetzbesetztenten eine Mittlerposition. Sie wwurdenurden hierdurch zu einem DrehDreh-- und Angelpunkt für Gespräche und Vermittlungsinitiativen. Sie besaßenbesaßen einen außergewöhnlichen Zugang zu den Gefangenen und den FamiFamilienlien der GefangGefange-e- nen, waren Seelsorger und Streiter für Gerechtigkeit. Durch diese Mittlerposition spiespiel-l- ttenen sie jedoch im Kalkül der britischen Regierung und der republikanischen Bewegung eine wichtige Rolle und beide beeinbeeinflussflusstenten die Kleriker. Auch die KlKlerikereriker versuchversuchtenten auf vielfältigeVielfältige WeiseWeise,, den KonfliktKonflikt ohne den Verlust von Menschenleben oder von mömög—g- lichst wenigen Menschenleben zu beenden. Dabei schrschrakenaken sie vor Druck auf die FamFami-i- lien und vor überspitzten AuAussagenssagen nicht zurück. DaDass Verhältnis zwischen den vier Gruppen war dabei nicht statisch, sondern im Wandel begriffen. Ein WandelWandel,, der sich personell im Wechsel der Gesprächspartner, im Wandel von Taktiken und der politpoliti-i- schen Agenda ausdrücktausdrückte.e. Die Frage, warum schlussendlich zehn Männer im HungeHunger-r- streistreikk gestorben sind, kann diese Arbeit nicht beantworten. Sie kann jedoch eine AnAnt-t- wort darauf geben, warum „nur“ zehn gestorben sind und nicht mehr. Die BeschäftBeschäfti-i- gung mit den katholischen Klerikern zieht den Blick ab von der Schuldfrage und richtet

279 ihn auf didiee wechselseitigen Dynamiken und die komplexe Lage in Nordirland. Die BBe-e- schreibung der Bemühungen der katholischen Kleriker ermöglicht einen Binnenblick und eine Binnenperspektive, während in den bestehenden Narrativen und vom Großteil der ForschuForschungng eine Außenperspektive gewählt wurdewurde.. Die katholischen Kleriker kkonn-onn- ttenen den GefängniskonfliktGefängniskonflikt nicht beenden, sie trtrugenugen jedochjedoch durch ihre Bemühungen und ihre Mittlerrolle iinn großegroßemm Maße zum Ende des KonfliktesKonfliktes bei. Dabei machmachtenten sie sich nicht nur Freunde und mmusstenussten Anfeindungen erdulden. Am Ende gehorchgehorchtenten sie aber nicht ihrer politischen oder nationalen Zugehörigkeit, sondern ihrem eigenen moralmorali-i- schen Kompass und ihrem Unrechtsbewusstsein, das Parteigrenzen überschritt.überschritt. Sie vever-r- suchsuchtenten zu zeigen, wo PoPolitiklitik aufhört und Moral beginnt. Damit verbunden stellstelltenten die Kleriker auch die Frage, wie weit eine Regierung zur Erhaltung der Staatsräson gehen darf und sollte. Die Vernunft, die sie damit einfordern, ist nicht national oder nur aus ihrer eigenen Zeit zu vverstehen,erstehen, sonsonderndern transnational und zeitlos.

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Primärquellenverzeichnis

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Personenverzeichnis

Katholische KircheKirche::

ErzbischofErzbischof,, später Kardinal TomásTomds ÓÖ FFiaichiaich,, Primat von ganz Irland, Bischof von Armagh

Bischof Edward Daly,Daly, Bischof von Derry

AuxiliarAuxiliar-Bischof-Bischof Dermot O’MahoneyO ’Mahoney,, MitMitgliedglied der ICJP

Pater Denis Faul,Faul, Priester in DungannonDungannon,, MenschenrechtsaktiMenschenrechtsaktivistvist und Besuchspriester im LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis

Pater Raymond Murray,Murray, Anstaltspfarrer im FrauenFrauengefangnisgefängnis von Armagh, MenschenrechtsaMenschenrechtsak—k- tivisttiVist,, ararbeitetbeitet eng mit Denis Faul zusammen

Thomas TonerToner,, Anstaltspfarrer im LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis

John Murphy,Murphy, Anstaltspfarrer im LongLong-Kesh-Gefangnis-Kesh-Gefängnis

AlecAlec Reid,Reid, Priester des RedemptoristenordensRedemptoristenordens,, hat enge Kontakte zu ÓÖ Fiaich und der rrepubli—epubli- kanischen Bewegung

Brendan Meagher,Meagher, Priester des RedemptoristenoRedemptoristenordens,rdens, Informationsträger fürfur die rrepublikani-epublikani- sche BewegungBewegung,, Bürge für dadass Ende des ersten Hungerstreiks

Oliver CrillyCrilly,, Mitarbeiter der irischen Bischofskonferenz und Mitglied der ICJP und Cousin zweier Gefangener im Hungerstreik, FrFrancisancis Hughes und Thomas McElwee

Pater Michael McEldowney,McEldowney, PPriesterriester aus DungannonDungannon,, entfernter Verwandter des Gefangenen im HungerstreikHungerstreik,, Liam McCloskeyMcCloskey,, Vertrauter der irischen Regierung und der McElweeMcElwee-- und LynchLynch-Familie-Familie

WilliamWilliam Philbin,Philbin, Bischof von Belfast, Informationszuträger der britischen Regierung

John Magee,Magee, päpstlicherpäpstlicher PrPrivatsekretärivatsekretär

Republikanische BewegungBewegung::

Gerry Adams,Adams, Vizepräsident von Sinn FéinFein

Danny Morrison,Morrison, Redakteur und Herausgeber der republikanischen Zeitung und Teil des SinnSinn-Fein-Gesprächsteams-Féin-Gesprächsteams mit ÓÖ Fiaich und DalyDaly,, InformationsträgerInforrnationsträger fürfiir die repurepub-b- likalikanischennischen Gefangenen

Jim GibneyGibney,, fführendesührendes Mitglied der Protestorgansiation AntiAnti-H-H Block Armagh Committee und Teil des SinnSinn-Fein-Gesprächsteams‚-Féin-Gesprächsteams, betreut für das SinnSinn-Fein—Gefangenen-department-Féin-Gefangenen-department die republikanischen HäftlinHäftlingege

Britische RegierungRegierung::

Margaret ThatcherThatcher,, Premierministerin 19791979-1990-1990

Michael Alexander,Alexander, Diplomat und außenpolitischer Sekretär von Margaret Thatcher

Michael Alison,Alison, Stellvertreter von Humphrey Atkins und zuständig fürfiir die Gefängnisse

Sir Robert Armstrong,Armstrong, KabinKabinettssekretärettssekretär

HHumphreyamphrey Atkins,Atkins, Nordirlandminister 19791979--1981198 l

Lord CarringtoCarrington,n, britischer Außenminister

John Blelloch,Blelloch, aabgestelltbgestellt vom MI5M15 und Stellvertretender Unterstaatsskretär im NIO

DonDon CocannonCocannon,, Staatsminister von Roy Mason

Leonard FFiggigg,, britischer Botschafter in Dublin

Ian GilmourGilmoar,, stellvertretender Außenminister

Roy Harrington,Harrington, PriPrivatsekretärvatsekretär von Humphrey Atkins

StanleStanleyy Hilditch,Hilditch, Anstaltsleiter des MazeMaze-Gefängnisses-Gefängnisses

Roy Mason,Mason, Nordirlandminister 19761976-1979-1979

James Prior,Prior, Nordirlandminister 19811981 Kenneth StoweStowe,, Unterstaatssekretär im NIO 19791979-1981-1981

WilliamWilliam WhitelawWhitelaw,, britischer Innenminister

Philip WoodfieldWoodfield,, Unterstaatssekretär im NIO 19811981

David WyattWyatt,, stellstellvertretendervertretender Staatssekretär im NIO

Die republikanischen Häftlinge:

Michael Devine

Kieran Doherty

Brendan Hughes,Hughes, Anführer der GefanGefangenengenen im Hungerstreik und Gefangener im HungHungerstreikerstreik von 19801980

Francis Hughes

Martin Hurson

Kevin Lynch

Raymond McCreesh

Joe McDonnell

Thomas McElwee

Brendan „Bik“ McFarlane,McFarlane, AnführerAnfiihrer der GefangenGefangenenen nach dem Tod von Bobby Sands

Patsy O’HaraO ’Hara

Bobby SandsSands,, Führer der Gefangenen von März 19811981 bis zu seinem Tod im Mai 19811981,, HuHun-n- gerstreiker und AbgeordnAbgeordnetereter des britischen Unterhauses

Die irische Regierung:

James Dooge,Dooge, irischer Außenminister 19811981

Garret Fitzgerald,Fitzgerald, irischer Premierminister 19811981

Charles Haaghey,Haughey, irischer Premierminister 19791979-1981-1981 Liam Houricane,Houricane, PrivaPrivatsekretärtsekretär von Garret Fitzgerald

WalterWalter Kierwan,Kierwan, sstellvertretendertellvertretender SekretSekretärär im Premierministerdepartment

Brian Lenihan,Lenihan, irischer Außenminister 19791979-1981-1981

Dermot Nally,Nally, Kabinettsminister

David Neligan,Neligan, Chef der aanglo-irischennglo-irischen InformationInformations-s- und Kulturabteilung des irischen AAu-u- ßenministeriums

NichtNichtreligiösereligiöse Mitglieder der ICJPICJP::

Hugh Logue,Logue, Anwalt