AOE 23-2 Eichert & Winckler

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AOE 23-2 Eichert & Winckler Archäologie Österreichs 23/2, 2012 1 Geschätzte Leserinnen und Leser! Im Juni 2011 wurden die „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“ von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Diese Eintragung in die Welterbe-Liste umfasst auch fünf österreichische Fundstellen in Oberösterreich und Kärnten. Das aktuelle Thema widmet sich demzufolge in einem umfassenden Beitrag der Erforschung und dem Schutz der österreichischen Pfahlbaustationen und zeigt rund ein Jahr danach, welche Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen und Verpflichtungen mit dem Welterbe-Status verbunden sind. Die Unter- suchungen des Vereines TUWA am Attersee stehen ebenfalls im Zeichen des Unterwasser-Welterbes. Der Bericht über den Schutz dieses Kulturguts unter Einsatz der Unterwasserarchäologie komplettiert den Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe. Doch auch „an Land“ gibt es zahlreiche archäologische Neuigkeiten. Welche Chancen baubegleitende Maßnahmen bieten können, zeigen die Ergebnisse der Untersuchungen im Zuge der Revitalisierung von Schloss Petronell, die aufschlussreiche und teils unerwartete Befunde er- brachten. Neue Einblicke in den spätantiken und frühmittelalterlichen Ostalpenraum gewährt das Projekt „Eastern Alps revisited“ am Beispiel Teurnias, das gleichzeitig unter Beweis stellt, wie wichtig die Zusam- menschau von historischen und archäologischen Quellen besonders in der Frühgeschichte ist. „Museum intern“ stellt die aktuelle Ausstellung der Kulturfabrik Hainburg vor und gibt einen Einblick in die Hinter- gründe der Planung und Ausführung der Rekonstruktionsbauten im Archäologischen Park Carnuntum. Die Rubrik „Forschung im Ausland“ führt uns diesmal in den Süden Italiens, wo sich zwei langjährige österrei- chische Forschungsprojekte dem antiken Daunien bzw. dem spätantik-byzantinischen Sizilien widmen. Den Abschluss dieser Ausgabe bilden die Nachrufe auf zwei langjährige und sehr geschätzte ÖGUF-Mit- glieder, deren Verlust wir dieses Jahr bedauern mussten: Karl Mais begleitete uns auf zahlreichen Exkursi- onen und vermittelte sein umfangreiches Wissen um die Höhlen und den darin befindlichen Fundstellen. Norbert Jama, der 1992 über die Bekanntschaft mit unserem langjährigen Ausschuss- und schließlich Vor- EDITORIAL standsmitglied ao. Univ.-Prof. Dr. Johannes-Wolfgang Neugebauer zur ÖGUF gestoßen war, gewann aufgrund seiner liebenswerten und freundlichen Art rasch Freunde in der Archäologie, die letztendlich ein weiteres seiner „Steckenpferde“ geworden ist. Ab 2002 bis zu seinem Tod im August dieses Jahres übernahm er die Funktion des Kassiers im Vorstand der ÖGUF, aktualisierte die Dokumentation der Finanzgebarung und realsierte, dass die ÖGUF in den Kreis der spendenbegünstigten Organisationen aufgenommen wurde. Norbert dokumentierte unser ArchäologInnenleben in unzähligen Fotografien, die er großzügigerweise auch stets vervielfältigte und verschenkte. Sein Umgang mit seiner schweren Erkrankung war bewunderns- wert: optimistisch und realistisch zugleich! Es bleibt uns noch, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr zu wünschen! Wien, im Dezember 2012 Sandra Sabeditsch, Ulrike Schuh und Alexandra Krenn-Leeb Archäologie Österreichs Redaktionsteam: Mag. Sandra Sabeditsch, Ulrike Schuh Österreichische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte Franz-Klein-Gasse 1, A-1190 Wien UM E-Mail: [email protected] Medieninhaber, Herausgeber, Hersteller und Verleger: Österreichische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, (c/o) Institut für Ur- und Frühgeschichte, Franz-Klein-Gasse 1, A-1190 Wien, Tel: (+43) 01/4277–40477, Fax: (+43) 01/4277–9404 E-Mail: [email protected], [email protected], Homepage: www.oeguf.ac.at Schriftleitung: Ulrike Schuh, Mag. Sandra Sabeditsch, Ass.-Prof. Mag. Dr. Alexandra Krenn-Leeb Lektorat: Ulrike Schuh, Mag. Sandra Sabeditsch Satz & Layout: Mag. Sandra Sabeditsch Graphische Bearbeitung & Scans: Ulrike Schuh, Mag. Sandra Sabeditsch Finanzielles Management: Ass.-Prof. Mag. Dr. Alexandra Krenn-Leeb, Mag. Dr. Martin Krenn Editorial Board: Dir. Dr. Wolfgang David, Mag. Dr. Karina Grömer, HR Dir. Dr. Anton Kern, Mag. Dr. Martin Krenn, Ass.-Prof. Mag. Dr. Alexandra Krenn-Leeb, Prof. Dr. Annaluisa Pedrotti, OR Dr. Marianne Pollak, Dir. PhDr. Matej Ruttkay, CSc., ao. Univ.-Prof. Dr. Otto H. Urban Wissenschaftliche Beratung: Ausschuss der ÖGUF Druck: Druckwerk Krems GmbH, Karl-Eybl-Gasse 1, A–3503 Krems/Stein Titelbild: Atmosphärisches Bild der Pfahlbausiedlung von Duingt – Le Roselet (Haute-Savoie, Frankreich), (Quelle: Xavier Desmier). ISSN-Nr. 1018–1857 Die Autoren sind für ihre Beiträge selbst verantwortlich! Gedruckt mit der Unterstützung der Kulturabteilung des Amtes der Burgenländischen und Niederösterreichischen Landesregierung sowie des Magistrats der Stadt Wien, MA 7–Kultur IMPRESS Archäologie Österreichs 23/2, 2012 2. Halbjahr DAS AKTUELLE THEMA Archäologische Überlebensstragtegie UNESCO-Welterbe Das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen – Entstehungsgeschichte, Forschungsaufgaben und Fragen der Nachhaltigkeit Cyril Dworsky und Helena Novak 2–12 NEWS Gründung der Interessensgemeinschaft archäologischer DienstleisterInnen – IGAD Barbara Wewerka 13 Die zweite und dritte Grabungskampagne in der urnenfelderzeitlichen Bergbausiedlung von Prigglitz-Gasteil Peter Trebsche 14–16 Bericht über den Grabungsabschluss des zweiten großen Heiligtums am Sandberg 2012 Veronika Holzer 16–17 Die Skelettfunde von Marchegg – Neues zur Stadtgeschichte? Sandra Sabeditsch 17–19 Archäologische Untersuchungen im Bereich der Villa rustica auf dem Haushamer Feld bei Pfaffing Verena Gassner und René Ployer 19–21 Im Schatten des Dürrnberges – Weitere Funde aus der eisenzeitlichen Talsiedlung in Hallein Sebastian Krutter 21–22 FORUM Der TUWA-Survey 2011 Seewalchen I und II / Kammer I und der Einsatz von Monitoringmethoden Daniel Neubauer und Michael Konrad 23–28 Neueste Grabungen in Schloss Petronell 2010–2011 INHALT Vorläufige Grabungsergebnisse Beatrix Petznek 29–34 Von der metropolis Norici zum comitatus Lurniensis Teurnia und sein Umfeld zwischen Spätantike und Hochmittelalter Stefan Eichert und Katharina Winckler 35–45 MUSEUM INTERN Im Lot – Gebaute Geschichte in Carnuntum. Ausstellung in der Kulturfabrik Hainburg Eduard Pollhammer 46–51 FORSCHUNG IM AUSLAND Forschungen in Daunien 1997–2011 Astrid Larcher 52–57 Ein Oktogon auf Zeitreise. Österreichische Ausgrabungen 2001–2011 in San Pietro di Deca (Torrenova / Provinz Messina) Ewald Kislinger und Johannes M. Tuzar 58–61 NACHRUF Norbert Jama – Ein ganz persönlicher Nachruf... Gerhard Trnka 62 In memoriam Karl Mais Rudolf Pavuza 63 Archäologie Österreichs 23/2, 2012 1 Von der metropolis Norici Teurnia in der Spätantike Teurnia war in römischer Zeit eine der vielen zum comitatus Lurniensis Provinzstädte, von denen aus schriftlichen Quel- len nur wenig bekannt ist. Nach dem Zeugnis Teurnia und sein Umfeld der Vita Severini hatte sich die Hauptstadt Bin- nennoricums von Virunum spätestens im 5. zwischen Spätantike und Hochmittelalter Jahrhundert weiter nach Westen in die metro- polis Tiburnia verlagert.4 Als Provinzhauptstadt Stefan Eichert und Katharina Winckler war sie in einem funktionierenden Wegenetz positioniert und in die überregionale Kommu- Der vorliegende Artikel präsentiert mit dem nikation eingebunden: Die Vita Severini erzählt Fallbeispiel Teurnia einen vorläufigen „Output“ von einem häufigen Austausch mit der Haupt- des von den Verfassern bearbeiteten FWF-Pro- stadt Ufernoricums, Lauriacum.5 jekts „Eastern Alps revisited“.1 Dieses Projekt Die letzte Erwähnung der Stadt Teurnia findet versucht, den spätantiken und frühmittelalterli- sich in einem Brief der aquileischen Bischöfe an chen Ostalpenraum unter verschiedenen Ge- Kaiser Maurikios aus dem Jahr 591, in dem im sichtspunkten neu zu betrachten. Zwar ist für den Rahmen des „Drei-Kapitel-Streites“ offen mit Raum des heutigen Kärntens in den letzten 150 dem Zerfall der Diözese gedroht wird. Dabei wird Jahren eine Fülle an Publikationen zum Frühmit- geschrieben, dass „vor Jahren“ die nahen Bischö- telalter erschienen2, ein Grundproblem besteht fe Galliens schon in drei Kirchen des Patriarcha- jedoch weiter: Die besonders im 7. und 8. Jahr- tes Priester geweiht hätten. Der einzige Name, hundert äußerst seltenen schriftlichen Quellen der eindeutig zu identifizieren ist, ist der Teur- bleiben gleich und können lediglich unterschied- nias – Tiburniensi.6 Der Raum beginnt sich also lich interpretiert werden. Neues kann hier oft von Italien zu lösen und Richtung Frankenreich nur die Archäologie hinzufügen. Die Funde der zu bewegen, das ab dem 6. Jahrhundert in Bay- letzten Jahrzehnte haben zum Beispiel das durch ern und kurzfristig auch in Venetien aktiv war.7 schriftliche Quellen vermittelte Bild teilweise in Archäologisch ist man relativ gut über das rö- Frage stellen können. Im aktuellen Projekt wird merzeitliche Teurnia informiert. Nach der Okku- deshalb großer Wert auf eine enge, interdiszi- pation Noricums wird der Holzer Berg zum plinäre Zusammenarbeit zwischen Archäologie kaiserzeitlichen Munizipium ausgebaut, was sich und Geschichtswissenschaft gelegt, aus der ein besonders am Beispiel der Unterstadt an den Plus an Erkenntnissen gewonnen werden soll. östlichen Wohnterrassen abzeichnet.8 Diese Neben dem Austausch von Informationen, Ideen Siedlung stellt für die Kaiserzeit das urbane und Methoden versuchen die beiden Fächer über Zentrum Oberkärntens dar und der Stadtbezirk eine Datenbank zusammenzuarbeiten, in der umfasste Kärnten
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