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DER LANGE SCHATTEN VON GUSTAVE LE BON

Der lange Schatten von Gustave Le Bon

Zum sprachlichen Einfluss der Crowd Science auf die Soziologie der Gewalt

von Hendrik Erz 71

In Anlehnung an eine kürzlich erschienene Studie der Sozialpsychologen John Drury und Clifford Stott zeigt der vorliegende Aufsatz, wie die sozial­ wissenschaftliche Wahrnehmung von Menschenmengen („Crowds“) durch den französischen Intellektuellen Gustave Le Bon verschoben wurde. Le Bon spricht Menschenmengen jegliche Rationalität ab und vergleicht die sozialen

Prozesse während städtischer Unruhen und Aufstände mit der Ausbreitung abstract von Viren. Der große Einfluss Le Bons auf die wissenschaftliche Analyse solcher Unruhen wird in aktuellen Publikationen und Theoriegebäuden teils sehr deutlich. Um besonders die zeitliche Resilienz dieser Diskursver­ schiebung erklären zu können — Le Bons Hauptwerk erschien 1895 — nutzt dieser Aufsatz Antonio Gramscis Konzept der „Hegemonie“. Somit kann Le Bon als „organischer Intellektueller“ einer herrschenden Klasse analysiert werden, welcher die Wahrnehmung von Unruhen zugunsten dieser Klasse für mehr als einhundert Jahre verschieben konnte. Der Aufsatz schließt mit einem kurzen Überblick über alternative Konzepte von städtischen Unruhen.

Schlagwörter Riots; Gewaltsoziologie; Crowd Science; Politische Theorie; Hegemonie; Gramsci

SOZIOLOGIEMAGAZIN https://doi.org/10.3224/soz.v12i2.06 Parallele Welten DER LANGE SCHATTEN VON GUSTAVE LEBON

In Anbetracht der Wahl Donald Trumps Eine höhere Bereitschaft, Waffengewalt zum 45. Präsidenten der Vereinigten gegenüber Geflüchteten einzusetzen, hat Staaten von Amerika, dem Aufstieg der sich nicht durchgesetzt. Dieser Versuch, Alternative für Deutschland (AfD), der den Diskurs nach rechts zu verschieben, europafeindlichen, rassistischen Politik hatte also nicht den gewünschten Effekt. Viktor Orbáns in Ungarn und erst jüngst des „Ibiza-Skandals“ der Freiheitlichen Historisch zeigt sich, dass erfolgreiche Dis- Partei Österreichs (FPÖ), welche die Re- kursverschiebungen nicht offen propagiert gierung von Sebastian Kurz zu Fall brachte, werden, sondern sehr subtil ­funktionieren. bleibt ein Thema durchgehend aktuell: die So führte in zwei Vor­ Diskursverschiebungen, vornehmlich von lesungen im Januar 1976 den Begriff des rechts orchestriert, um die „Grenzen des „historisch-politischen Diskurses“ ein (vgl. Sagbaren“ zu verschieben, wie es land- 1986). In der Neuzeit hätte ein solcher 72 läufig zu hören ist (vgl. das Interview mit Diskurs staatliche Herrschaft mithilfe von Ruth Wodak in diesem Band). Seither Mythen beziehungsweise Geschichtsschrei- befassen sich vor allem die Politik- und bung legitimiert, indem die Vergangenheit Sozialwissenschaften mit diesem Phäno- jeweils so rekonstruiert wurde, dass die men und versuchen, auszuloten, wie sich Herrscher_innen als legitim galten (vgl. diese Diskursverschiebungen letztlich aus- ebd.: 16ff.). Ein Nationalstaat wie Deutsch- wirken. Ein prominentes Beispiel hierfür land oder Frankreich war somit legitim sind die zahlreichen Untersuchungen im durch die Konstruktion einer „Nation“, Kontext der Pegida-Demonstrationen in welche anschließend naturalisiert wur- Dresden (vgl. für einen Überblick über die de. Rückendeckung für diese These von empirischen Untersuchungen Vorländer historischer Konstruktion kommt aus der u.a. 2016: 54ff.). Systemtheorie. In den „Beobachtungen der Moderne“ (1992) unterscheidet Niklas Doch zahlreiche Diskursverschiebungen Luhmann zwischen Semantik und Sozial- sind bei weitem nicht so sichtbar wie die struktur. Während die sozialen Strukturen Versuche, gewisse Handlungsoptionen als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts akzeptabel darzustellen. Als die ehemalige stabil geblieben seien, habe der Diskurs AfD-Funktionärin Frauke Petry im Januar der Postmoderne (d.h. die Semantik) die 2016 (vgl. Der Spiegel 2016) beispielsweise Wahrnehmung dieser gesellschaftlichen einen „Schießbefehl“ gegen Geflüchtete Strukturen verschoben (vgl. Luhmann forderte, war die Stoßrichtung der Aus- 1992: 17f.; vgl. zur Nachzeitigkeit der Se- sage eindeutig und wurde gesellschaftlich mantik Stichweh 2006). Ähnlich erging es dementsprechend aufgefasst — als Affront. auch der Wahrnehmung der neuzeitlichen­

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Revolutionen in Frankreich und den USA, Das laute Schweigen der die mal als , mal als Bürger- Soziologie krieg beschrieben wurden, was erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung besagter Diskursverschiebungen können also Ereignisse bei zeitgenössischen Beobachter_­ maßgeblich verantwortlich für die wis- innen hatte (vgl. Armitage 2018: 155f.). senschaftliche Bewertung gesellschaft- licher Phänomene und unhinterfragtes Es gibt auch Diskurse, die hegemoniales Denken letztlich in der Lage sein sein. Der vorliegende können, die zugrunde- In der Sozio- Aufsatz will anhand liegenden Strukturen zu einer solchen subtilen verändern, wie am Bei- logie fehlt fast Diskursverschiebung spiel der neoliberalen durchgängig eine innerhalb der Soziologie Ideologie seit der Krise " darlegen, weshalb diese 73 Beschäftigung mit des Keynesianismus und bereits seit dem vorletz- den Ölschocks der 1970er Riots. ten Jahrhundert daran Jahre deutlich wird. Nach scheitert, ein spezifisches dem Auflösen desBretton ­ soziales Phänomen ad- Woods-Systems veränderte sich der Ka- äquat zu erfassen: Das von kollektiver pitalismus durch Wechselkursschwan- Gewalt im Kontext von Aufständen, soge- kungen, Austeritätstheorie und Finan- nannten Riots. In der Soziologie fehlt fast zialisierung grundlegend (vgl. Fritsche durchgängig eine Beschäftigung mit Riots 2004; Bresser-Peireira 2010). Dabei wurde (für eine Zusammenfassung bisheriger insbesondere in den Wirtschaftswissen- Ansätze siehe Wilkinson 2009; sowie die schaften die neoliberale Wirtschaftstheorie, Sonderausgabe der Zeitschrift sub\urban die Neoklassik, noch bis weit in die 2010er von 2016, vgl. Rucht 2016; Frenzel u.a. Jahre unhinterfragt gelehrt. Erst nach der 2016). Dies verwundert vor dem Hin- globalen Finanzkrise 2007/2008 („sub­ tergrund, dass diese zumeist eine hohe prime crisis“ mit Bezug auf die krisenaus- mediale Sichtbarkeit aufweisen, wie die lösenden minderwertigen Kredite aus der Aufstände 2005 in Paris, 2008 in Athen, US-Amerikanischen Immobilienbranche) 2011 in London, die Aufstände im Kontext formierte sich Widerstand und Netzwerke des sogenannten „Arabischen Frühlings“ wie die Plurale Ökonomik bildeten sich als sowie die wiederkehrenden race riots in Antwort auf die herrschende Lehrmeinung. den Vereinigten Staaten von Amerika (bei- spielsweise in Ferguson und Baltimore) zeigen. Zwar nehmen Riots bei einigen

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Autor_innen einen nennenswerten Teil ­Vorstellungen von kollektiver Gewalt der Publikationen ein, als eigenständiges werden anschließend zu den Urhebern Phänomen werden sie aber nicht theo­ und Gustave Le Bon zu- retisch erfasst. Über Riots wird gesprochen, rückverfolgt. Der Aufsatz positioniert mit- aber über das Phänomen geschwiegen. hilfe der Hegemonietheorie von Antonio­ Gramsci beide als „organische Intellek- Anknüpfend an ein erst kürzlich erschie- tuelle“ der bürgerlichen Klasse, welche es nenes Paper der Sozialpsychologen John geschafft haben, trotz aus heutiger Sicht Drury und Clifford Stott (2017) zeichnet offenkundig reaktionärer Sprache eine der vorliegende Aufsatz den Einfluss der Sichtweise auf Riots zu platzieren, die sogenannten „Crowd Science“ auf sozio- durch die Soziologie übernommen wurde. logische Konzeptionen von Unruhen nach Nach einem kurzen Exkurs in die Polizei- und gibt eine Antwort auf die Frage, wes- wissenschaften, wo der Duktus Le Bons 74 halb die wissenschaftlich nicht haltbaren immer noch maßgeblich ist, gibt dieses Metaphern von „Krankheit“ und „Viren“ Paper einen Überblick über andere Ansätze im Kontext von Riots in soziologischen zur Frage der Gewalt von Riots, welche Theoriegebäuden teilweise bis heute über- es schaffen, sich dieser Phänomenologie dauern konnten. Um diese Beobachtung zu zu entledigen. Im Folgenden werden die erklären, wird im vorliegenden Aufsatz das Namen Le Bon und Taine immer wieder gramscianische Konzept der Hegemonie zusammen auftauchen; jedoch bezieht sich genutzt. Die Hypothese hierbei ist, dass dieses Paper nur auf Le Bon, da dieser für die von Taine und Le Bon geprägten und die Soziologie wichtiger ist und sich die von Drury und Stott herausgearbeiteten Ansichten Le Bons und Taines in Bezug auf Konzeptionen menschlichen Verhaltens Menschenmengen gleichen (vgl. Drury/ während solcher Unruhen einen hege- Stott 2017). monialen Status erhalten haben und so- mit unhinterfragt als phänomenologische Grundlage genutzt wurden — selbst dann Eine auffällige Leerstelle noch, als die Urheber dieser Konzeptionen, Gustave Le Bon und Hippolyte Taine, Zentrale Werke für die Gewaltkonzep­ schon lange diskreditiert waren. tionen der Soziologie sind ein Sammelband von Trutz von Trotha (1997) über die Um diese Diskursverschiebung nachzu- Soziologie der Gewalt, die Monographie verfolgen, steht zu Beginn ein Überblick Vertrauen und Gewalt des Gründers und über den aktuellen Stand der Gewaltso- ehemaligen Direktors des Hamburger In- ziologie. Einige der dabei verwendeten stituts für Sozialforschung, Jan Philipp

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Reemtsma (2008), und die Aufsätze von (so zum Beispiel die triadische Gewalt- Wolfgang Sofsky und Heinrich Popitz, struktur bei Reemtsma 2008; ethnische auf die in diesen Werken immer wieder und religiöse Faktoren bei Hardin 1997; Bezug genommen wird. Philipp van Riel soziale Identität bei Drury/Stott 2017; teilt im Anschluss an Brigitta Nedelmann sowie die Dreiteilung in soziales, proto- die Gewaltsoziologie in zwei Strömungen politisches und politisches Handeln bei ein, die er als „Innovateure“ und „Main- Hitzler 1999), mit welchen die oben ge- stream“ bezeichnet (van Riel 2005; zur nannten Beispiele adäquat erfasst werden Herkunft der Unterteilung vgl. Reemtsma können, werden Riots meist ausgelassen. 2008: 461). Unter die „Innovateure“ fasst Dieser Umstand verwundert insbesondere van Riel dabei all jene, die basierend auf vor dem Hintergrund der immer stärker Heinrich Popitz‘ Gewaltbegriff „sowohl anwachsenden Zahl großstädtischer Riots ein[en] handelnden Täter, als auch ein in westlichen Gesellschaften, vor allem im erleidendes Opfer“ voraussetzen (van Riel Kontext der globalen Finanzkrise seit 2007. 75 2005: 6). Der „Mainstream“ wiederum zielt Während es wirklich verlässliche Zahlen vornehmlich auf den Kontext von Gewalt hierzu bislang nicht gibt, hat Philipp Neel ab, womit eine Beschreibung „struktureller 2014 auf Basis des GDELT-Datensatzes die Gewalt“ (Galtung 1969) möglich wird. In Häufigkeiten von Aufständen global und Bezug auf die Untersuchungsebene lässt für verschiedene Staaten untersucht und sich die Soziologie der Gewalt einteilen fast durchgehend einen Anstieg feststellen in Studien mit Fokus auf individuell aus- können (vgl. Neel 2014). geübte Gewalt (beispielsweise Mord oder Folter) und kollektiv ausgeübte Gewalt Zwar gibt es bereits einige soziologische (beispielsweise Bürgerkriege). Da der Arbeiten, die sich mit solchen Riots befas- Fokus dieser Arbeit letztere ist, soll die sen, allen voran in der deutsch­sprachigen individuell ausgeübte Gewalt hier zunächst Soziologie Dieter Rucht (2016), doch eine ausgeklammert werden. umfassende Beschäftigung mit Riots erfolgte bislang zumeist außerhalb der Oft verwendete Beispiele kollektiver Ge- Sozio­logie (vgl. Clover 2016; Rudé 1967; walt sind in der Soziologie der Genozid Lewis u.a. 2011). Innerhalb der Soziologie der Hutu an den Tutsi in Ruanda, der taucht das Phänomen meist als ein Beispiel Bürgerkrieg in Jugoslawien (vgl. Hardin kollektiver Gewalt neben anderen Phä- 1997) und der transnationale Terrorismus nomenen wie Genozid und Bürgerkrieg (vgl. Schinkel 2010). Während die Sozio­ auf (vgl. Hardin 1997; zusammenfassend logie in Bezug auf kollektive Gewalt bereits Wilkinson 2009). einige theoretische Vorarbeit ­geleistet hat

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Gustave Le Bon konnte mit seiner Psychologie des foules existierende Vorurteile über den men- talen Zustand aufständischer Menschenmengen " erstmals auf eine scheinbar wissenschaftliche Basis stellen und damit erklären.

Dieser Aufsatz stellt die Hypothese auf, Die Krankheitsmetapher von Le Bon kann dass ein Teil der Ursachen für diese in der Tat menschliches Verhalten während ­Lücke in der Vergangenheit zu suchen Riots adäquat beschreiben. Das lässt sich ist. Die Urväter der Massenpsychologie, statistisch insofern belegen, als dass sich 76 der Historiker Hippolyte Taine sowie der größere Menschenmengen nachweislich wie Medi­ziner und frühe Soziologe Gustave Le Epidemien verbreiten (vgl. Braha 2012). Dies Bon, veröffentlichten Ende des 19. Jahr- liegt allerdings daran, dass es sich in beiden hunderts zwei wichtige Abhandlungen Fällen um sogenannte komplexe Systeme über Menschenmengen,­ „Les origines de handelt — die Ausbreitung ist dabei nur ein la France contemporaine“ (Taine) sowie Attribut von vielen, welche Riots zeigen. Die „Psychologie des foules“ (Le Bon). Vor allem Agenz von aufständischen Personen wird in Le Bon stellt in seinem Hauptwerk eine einer solchen Perspektive ausgelassen, obwohl Verbindung zwischen dem Phänomen der sie einer gesonderten Beschäftigung bedarf. Menschenmenge und der Medizin her und erklärte, dass sich in solchen „Crowds“ Weiterhin handelt es sich hier um eine Dis- der Mensch nicht mehr als Individuum kursverschiebung und nicht -setzung, da Ri- verhalte, sondern von einem gewissen, ir- ots auf dem europäischen Kontinent schon rationalen „Geist“ bestimmt werde (Le Bon zu Le Bons Zeit ein bekanntes Phänomen 2001: 8). Genau diese Verbindung ist es, waren (bereits 1347 gab es food riots, vgl. die sich auch heute noch in soziologischen Clover 2016: 52). Allerdings, wie Joshua Analysen kollektiver Gewalt wiederfinden Clover zurecht bemerkt: „The prosecutor lässt. Die stillschweigende Übernahme clearly has no language for this [riot]. The jener Vorstellung von Menschenmengen contents of the very social dispensation in als „ansteckend“ und „irrational“ hat im which he is enmeshed are not yet known späteren Verlauf dazu geführt, dass sich to him […].“ (ebd.: 64) Gustave Le Bon Aufstände nur begrenzt mit dem gege­ konnte mit seiner Psychologie des foules benen Instrumentarium erfassen lassen. existierende Vorurteile über den mentalen

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Zustand aufständischer Menschen­mengen In Bezug auf die Los Angeles Riots von erstmals auf eine scheinbar wissenschaft- 1992 schreibt er, dass Gewalt ausübende liche Basis stellen und damit erklären. Personen von der Situation „davonge­ tragen“ würden und irrationale Handlun- Kollektive Gewalt, Agenz und gen begingen. Etwas deutlicher wird dies Contagion während Hardins Beschäftigung mit dem jugoslawischen Bürgerkrieg: „Perversely, Sowohl Taine als auch Le Bon gelten in der [the soldier] had either to leave his com- Soziologie heute als im Großen und Ganzen munity altogether or he had to identify diskreditiert; zu offensichtlich sind die ideo- with it altogether.“ (Hardin 1997: 148) logischen Färbungen französischen Konser- Die Soldaten im Jugoslawienkrieg waren vatismus’ in ihrer Beschreibung von „crowds ihm zufolge also gezwungen, entweder [that] act like those microbes which hasten the ihre ethnische beziehungsweise religiöse dissolution of enfeebled or dead bodies“ (Le Gruppe zu verlassen oder aber vollständig 77 Bon 2001: xiii). Nichtsdestotrotz rekurriert in ihr aufzugehen; ein Teil des Größeren die Soziologie noch auf diskursive Elemen- zu werden. te, welche von Le Bon geprägt wurden (vgl. Drury/Stott 2017: 2). Besonders anschaulich Doch nicht nur Irrationalität ist ein bestim- wird dies im Werk „One For All: The Logic mendes Konzept zur Erklärung kollektiver of Group Conflict“ des amerikanischen So- Gewalt. Im Kontext der banlieue-riots ziologen Russel Hardin. Zwar distanziert er von 2005 in Paris sprach der Soziologe sich im Verlaufe seiner Arbeit von Le Bon Sébastian Roché explizit davon, dass die- (vgl. Hardin 1997: 207), doch findet sich eine se Unruhen wie ein „Virus“ die großen aussagekräftige Stelle direkt zu Beginn der Städte Frankreichs „kontaminiert“ hät- Analyse: ten (Roché 2006: 18). Noch 2012 hat der Systemtheoretiker (im Sinne komplexer Damian Williams, then a teenager, Systeme) Dan Braha in einer Studie ver- while participating in the 1992 riots in kündet, dass das Verhalten von Aufständen Los Angeles, threw a brick at the head weltweit mit der Ausbreitung von Viren of a white truck driver, Reginald Denny, korreliere (vgl. Braha 2012) — es handele who had been dragged from his truck. sich also letztlich um Effekte von An­ […] In essence, he was carried away steckung („Contagion“). Die Medizin, so by the spirit of the riot and lost touch wird deutlich, ist im Umgang mit Gewalt with rational sense, arguably doing während kollektiver Ausschreitungen noch something that was not consistent with nicht aus dem Vokabular der Sozialwissen- his usual character. (Hardin 1997: 3) schaften verschwunden. Dabei hat bereits

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vor Jahren der niederländische Soziologe statt Individuen — dazu, eher in Richtung Willem Schinkel eine für die Gewaltsozio- Le Bon‘scher Massenpsychologie zu argu- logie zentrale Warnung von Charles Tilly mentieren. Doch wie steht es um akteur- wiederholt: „Beware of virus analogies!“ zentrierte Theorien? Die „Innovateure“ (Schinkel 2010: 148; ursprünglich Tilly werden von van Riel ausgiebig kritisiert 2005: 20). — allen voran die wissenschaftstheoretisch zweifelhafte Methode der „dichten Be- Zwei Dinge fallen bei dieser Lektüre auf. schreibung“ („thick description“), welche Kollektive Gewalt, vor allem im Kontext in rein beobachtender Perspektive zwar von Riots, wird mit medizinischen Me- Akte von Gewalt minutiös zu beschrei- taphern der Virologie wie „Ansteckung“ ben in der Lage ist, aber beispielsweise und „Verbreitung“ erklärt. Zweitens wird Herrschaft ausklammert (vgl. van Riel dadurch den Akteuren jegliche Agenz 2005: 23f.). Weiterhin wird der weitere 78 abgesprochen. Selbst Hardin, welcher sich Kontext, in dem Gewalt passiert, durch die explizit von diesem Vokabular distanziert, Annahme, Gewaltakte ließen sich aus sich spricht den Akteuren ihre Agenz ab, wenn- selbst heraus erklären, nicht erfasst. Wir gleich mit einer komplexeren Begründung. wollen uns nun einem Gewaltsoziologen Es wird erklärt, diese Menschen wären widmen, der gewissermaßen eine Synthese gar nicht gewaltsam gewesen, wenn es die von „Innovateuren“ und „Mainstreamern“ Situation oder die Gruppe nicht verlangt versucht: Jan Philipp Reemtsma. Reemtsma hätten. Dies ist es, was mit dem „langen argumentiert, jede Gewalttat bestehe aus Schatten“ von Le Bon gemeint ist: Nur einer Triade: dem_der Täter_in, dem Opfer wenige Soziolog_innen würden heute kol- und dem Adressaten beziehungsweise der lektive Gewalt mit medizinischen Begriffen Adressatin. Er wirft der Gewaltsoziologie beschreiben. Nichtsdestotrotz ist die damit explizit vor, „den Dritten“ zu übersehen, verbundene Abschreibung jeglicher Agenz, also den Adressaten/die Adressatin (vgl. welche im Werke Le Bons ihren Ursprung Reemtsma 2008: 474). Der beziehungs­weise hat, nach wie vor zentrales Diktum der die Dritte ist dabei die Person, welche von Beschäftigung mit Gewalt. der Gewalthandlung Notiz nimmt. Die Rolle des beziehungsweise der Dritten kann unterschiedlichen Personen ­zufallen. Zum Kollektive und individuelle einen kann es sich um ­eine_n externe_n­ Gewaltkonzeptionen Beobachter_in handeln, zum anderen können Dritte und Opfer zusammenfal- Kollektive Gewaltkonzeptionen tendieren len (vgl. ebd.: 493). Drittens kann „der also aufgrund der Analyseebene – Gruppen Dritte“ ausgeschaltet werden, sobald der

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Keines der hier angesprochenen Gewalt- konzepte sieht vor, dass kollektive Gewalt gegen Institutionen oder Strukturen " ebenfalls soziales Handeln sein kann.

Staat involviert sei – er beschreibt dies Mit seinen Ausführungen tritt ­Reemtsma als einen Bewältigungsmechanismus (vgl. also zwar dezidiert aus dem Schatten der ebd.: 486ff.). kollektiven Gewaltkonzeption heraus, ver- hindert aber ein Absprechen der Agenz im Reemtsma löst das Problem kollektiver Ge- Kontext kollektiver Gewalt lediglich durch walt also ähnlich wie die „Innovateure“ auf, ein Umschwenken ins absolute Gegenteil, 79 indem er sich auf individuelle Gewalttaten was bereits in den 1920ern den Paradig- konzentriert. Nichtsdestotrotz ist kollektive menwechsel von kollektiver zu individueller Gewalt bei ihm auch möglich. Statt davon Analyse in der Psychologie ausgezeichnet auszugehen, dass gewalttätige Personen in hat (vgl. Drury/Stott 2011: 277). Gruppen ihren Charakter, gewissermaßen also ihre soziale Identität, völlig ändern, fo- Eines fällt jedoch bei all diesen Ausfüh- kussiert er sich auf die Akteure und erklärt rungen auf, was im weiteren Verlauf noch zwar, dass der Nationalsozialismus oder wichtig werden wird: Keines der hier an- der Gulag als Summe sozialer Gewalttaten gesprochenen Gewaltkonzepte sieht vor, etwas Präzedenzloses gewesen seien, nicht dass kollektive Gewalt gegen Institutionen jedoch die individuellen Handlungen: oder Strukturen ebenfalls soziales Handeln sein kann. Das Opfer ist von Hardin bis Präzedenzlos ist ein Lagersystem wie Reemtsma, ja sogar bei Galtung (dem- das von Deutschland aus vor allem über zufolge Strukturen zwar Gewalt ausüben Osteuropa ausgedehnte, und präze- können, nicht aber erfahren) immer eine denzlos ist das System des sowjetischen­ Person. Die Möglichkeit kollektiver Gewalt Gulag – nicht präzedenzlos ist der Typus­ gegen Strukturen und Institutionen taucht des Lageraufsehers, des routinierten nicht auf. Sadisten, des Quälers, der irgendwann agiert, als habe er einfach vergessen, dass es Menschen sind, auf die er da einprügelt. (Reemtsma 2008: 15)

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Hegemonie als Erklärungsansatz Eng verbunden mit dem Begriff der Hege- monie sind zwei Begriffspaare; „common Kehren wir zurück zu Gustave Le Bon. sense“ und „good sense“ sowie „organi- Wenn sich die heutige Soziologie von Le sche“ und „traditionelle“ Intellektuelle. Bon distanziert, keine medizinischen Be- Dem „common sense“ als unhinterfragt griffe mehr verwendet und Gruppen von akzeptierte Meinungen und Vorstellungen Menschen nicht mehr als irrational und von Gesellschaften (in etwa zu übersetzen „wahnsinnig“ bezeichnet, wie kann dann als „gesunder Menschenverstand“) stellt der heutige und in den vorhergehenden Gramsci einen „good sense“ gegenüber, Absätzen skizzierte Umgang der Sozio- welcher entwickelt werden müsse, um logie mit kollektiver Gewalt dennoch im den „common sense“ aufzubrechen. Dabei Schatten der „Crowd Science“ stehen, wie schwingt bei Gramsci implizit die Vorstel- die Beschäftigung mit (gewalttätigen) Men- lung mit, der „good sense“ durchdringe 80 schenmengen genannt wird (vgl. Drury/ die Gesellschaft dialektisch, während der Stott 2011: 276; 2017: 8)? „common sense“ unhinterfragt geltende Vorstellungen übernehme (vgl. Harvey Ein Erklärungsansatz ist das Konzept der 2005: 64f.). Abermals übertragen auf das Hegemonie. Hegemonie wird vornehmlich Forschungsobjekt dieser Arbeit ließe sich mit den Namen , Chantal postulieren, die Soziologie der Gewalt kon- Mouffe und (Laclau/Mouffe zentriere sich — nicht in ihren Arbeiten, 2014) in Verbindung gebracht, obgleich auch sondern in ihren unhinterfragt angenom- ganze wissenschaftliche Subdisziplinen um menen Prämissen der conditio humana — das Werk Gramscis entstanden sind, bei- auf Annahmen über die gesell­schaftliche spielsweise der Neogramscianismus (vgl. Cox Wirklichkeit, die institutionalisiert und 1983; Germain/Kenny 1998; Gill/Law 1989; damit so unsichtbar geworden sind, dass Sklair 1997). Hegemonie ist, kurz zusam- sie für die Soziologie nicht mehr als ideo­ mengefasst, ein gesellschaftlicher Zustand, logische Unterfütterung ihrer wissenschaft­ in welchem eine bestimmte Klasse (über die lichen Analyse erscheinen. Gewissermaßen exakte Bestimmung von Klassengrenzen ließe sich basierend auf den bisherigen hält sich Gramsci bedeckt) ein Monopol Ausführungen als Kritik an der Gewalt­ über den Staat wie auch die Zivilgesellschaft soziologie formulieren, dass sie ein gewisses hält. In den Gefängnisheften bildet sich eine Set an Prämissen — eben einen „gesunden konkrete Definition der Hegemonie heraus: Menschenverstand“ — angenommen habe, „hegemony comes to mean ‘cultural, moral ohne sich der ideologischen Grundlagen and ideological’ leadership over allied and derselben gewahr zu sein. Gleichzeitig kann subordinate groups“ (Forgacs 2000: 423). es passieren, dass innerhalb der Soziologie

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hegemoniale Deutungsmacht ausgeübt Konzessionen seitens der herrschenden wird — soll heißen, dass unliebsame po- Klasse gemacht werden. Dies sei Aufgabe litische Phänomene wie Riots tendenziell der Wissenschaften. eher diskreditiert und delegitimiert werden, als sich analytisch mit ihnen zu befassen. Soziolog_innen als organische Es lässt sich jedoch noch präziser auf die Intellektuelle Rolle der Soziologie der Gewalt für die aktuelle Hegemonie eingehen: mit dem Zygmunt Bauman hat Soziolog_innen (be- Begriffspaar „traditionelle“ und „organi- ziehungsweise Wissenschaftler_innen im sche“ Intellektuelle. Gramsci bezeichnet engeren Sinne) einmal als Klasse „organi- so zwei Arten von Intellektuellen, welche scher Intellektuelle“ bezeichnet, die abge- eine herrschende Klasse benötige, um ihre trennt für sich selbst kämpfe und keine he- Hegemonie aufrecht erhalten zu können. gemonische Meinung einer anderen Klasse 81 Unter die „traditionellen Intellektuellen“ (sprich: das, was für Gramsci der „common fasst Gramsci beispielsweise Lehrer_innen sense“ ist) weiterentwickle (vgl. Bauman (vgl. Forgacs 2000: 308), welche die „herr- 1992: 101). Doch hiergegen lässt sich mit schende Lehrmeinung“ in den Schulen an den Ausführungen Guy Debords in seiner die nächste Generation weitergeben und „Gesellschaft des Spektakels“ argumentie- dadurch sicherstellen, dass der einmal eta- ren. Auch wenn er Gramsci nicht explizit blierte „common sense“ stabil bleibt. Die zitiert, wird die Rolle der Soziologie als „organischen Intellektuellen“ wiederum „organische Intellektuelle“ der bürgerlichen entwickeln diesen „common sense“ weiter Gesellschaft von ihm sehr deutlich gemacht: und handeln beständig das Herrschaftsver- „[T]he sincerely reformist tendency of this hältnis der herrschenden Klasse mit ihren resorts to morality, common sense, sogenannten „subalternen“ (unterlegenen) appeals devoid of all relevance to practical Klassen neu aus (vgl. Forgacs 2000: 250). measures, etc.“ (Debord 2010: §197, Herv. Klassenherrschaft nach Gramsci zeichnet H.E.). Für ­Debord hat die Soziologie in der sich nicht nur durch Zwang (also struk- bürgerlichen Gesellschaft eine Funktion turelle Gewalt seitens des Staates) aus, als „official amnesia of historical practice“ sondern durch eine Mischung aus „consent (ebd.: §196, Herv. im Orig.). Was er damit and coercion“ (Forgacs 2000: 300) — die meint, ist, dass die Aufgabe der Soziologie berühmte Mischung aus Zuckerbrot und darin bestünde, die historische Formierung Peitsche. Damit untergebene Klassen ihre von Klassenbewusstsein im Proletariat Rolle akzeptierten, so Gramsci, müssten (sofern es „das Proletariat“ überhaupt noch beständig ökonomische und politische gibt) zu negieren.

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Le Bons und Taines gesellschaftliche Hegemonie der Bour- Strategie war, dieser geoisie, des Bürgertums, nach und nach entstanden ist, wurden konsequenter- Masse die Rationali- weise auch Bestrebungen der unterlege- " tät abzusprechen. nen Klassen – namentlich White- und Blue-Collar-Arbeiter­ sowie die breitere „Überbevölkerung“ (surplus population; zu verstehen im Sinne unregelmäßig beschäf- Wir wollen Debord in der Schwere der tigter Arbeiter_innen,­ nicht zu verwechseln Analyse nicht folgen, können seine Kri- mit malthusianischen Vorstellungen einer tik jedoch nutzen, um ein interessantes übervölkerten Erde) – diskursiv zurück Phänomen in der deutschen Soziologie gedrängt. Le Bon und Taine waren Denker zu erklären: Bis vor wenigen Jahrzehnten (besser: organische Intellektuelle) einer 82 wurde eine Vielzahl an Begriffen hervorge- konservativen Elite, welche unter dem bracht, welche versuchen, die Unterschiede Eindruck der französischen Revolution zwischen armen und reichen Strata der schrieben (vgl. Drury/Stott 2011: 276), Gesellschaft zu beschreiben, ohne auf den als zum ersten Mal in der Geschichte ein Begriff der „Klasse“ zu rekurrieren. So gibt ganzer Staat mit stehendem Heer von einer es Begriffe wie die „nivellierende Mittel- gewaltbereiten Masse verarmter Bürger_­ standsgesellschaft“ (Helmut Schelsky) und innen gestürzt wurde. Le Bons und Taines den „Fahrstuhleffekt“ (Ulrich Beck), wel- Strategie war, dieser Masse die Rationalität che den wachsenden Unterschied zwischen abzusprechen. Ein Phänomen, dem Exeku- Arm und Reich tendenziell kaschieren (vgl. tive wie auch Teile der gehobenen Klassen Thieme 2003; vgl. für eine Begriffsgeschichte bereits sehr negativ gegenüberstanden, des Konzeptes „Klasse“ in der deutschen wurde erstmals „wissenschaftlich“ belegt Sozio­logie Pleinen 2015). Es ließe sich an die- und damit der Diskurs ganz im Sinne der ser Stelle mutmaßen, dass dieses Phänomen aufkommenden Bourgeoisie geframed. auch zu der in diesem Aufsatz beschriebenen Wie Stott und Drury erklären: diskursiven Hegemonie gehört und ähnlich funktioniert wie das Absprechen von Agenz In this way, Taine’s crowd oder die akteurzentrierte Herangehensweise was ideological; the complex history, the an kollektive Gewalt. role of the state, the complex ideas and philosophies and indeed the meaningful An diesem Beispiel wird der „lange Schat- of crowd action itself could all ten“ von Gustave Le Bon sichtbar. Nach- be flagrantly dismissed. From Taine dem im Zuge der Industrialisierung eine onwards, the pathology of the mass and

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its agent of change, the crowd, was not attestierte der US-amerikanischen Polizei in question – it was a ‘scientific’ fact. ein „Warrior Problem“ (Stoughton 2015) (Drury/Stott 2017: 6f.) während die Soziologin Laleh ­Behbehanian (2016) klar das Hauptaugenmerk der Po- Durch die Gleichsetzung von aufstän- lizeikräfte ausmachte: DieVorwegnahme ­ dischen, gewaltbereiten Menschen mit von gewalttätigen Protesten durch re- Viren und von Riots mit Epidemien konnte pressive Taktiken. Die Industrie reagiert das Phänomen pathologisiert werden. Es währenddessen auf den steigenden Bedarf erlaubte der aufkommenden Polizeiwis- an Kontrollmechanismen. Der amerika­ senschaft, Aufstände alsgesellschaftliches ­ nische Softwarekonzern IBM vertreibt seit „Krebsgeschwür“ zu behandeln, ohne auf einigen Jahren eine Spezialanfertigung der die zugrundeliegenden Ursachen ein- Statistiksoftware SPSS mit einem Fokus gehen zu müssen. Die Ausrüstung der darauf, große Daten­mengen über Krimi- Polizei­kräfte spricht Bände über dieses nelle und potenziell gewaltbereite soziale 83 Bild: Wasser­werfer, Gummigeschosse und Protestbewegungen auszuwerten und mit militarisierte Kleidung. Im Englischen Gefahrenpotenzialen zu versehen1. Auch hat sich der Begriff Riot-Cop etabliert, hier wird deutlich, dass die Gewalt nicht um die an Aufstandsbekämpfung betei- als soziale Handlung verstanden werden ligten Kräfte zu beschreiben. Wie wenig soll, sondern nach Methoden gesucht wird, ­allerdings die Polizeikräfte vor allem in diese Unruhen soweit unter Kontrolle zu den Vereinigten Staaten, wo das Problem halten, dass sie die „öffentliche Ordnung“ seit Jahrzehnten Teil des wissenschaftli- (ein unzweifelhaft dehnbarer Begriff) nicht chen Diskurses ist, von zivilen Unruhen gefährden — ein Gedanke, den bereits verstehen, zeigt ein junger Aufsatz von Michel Foucault in seinen Vorlesungen zu Gary T. Marx und Patrick Gillham. Sie be- Sicherheit, Territorium und Bevölkerung merken im Zusammenhang mit den Riots geäußert hat (vgl. 2014: 97f.). in Ferguson (Missouri), dass die Polizei dazu tendiere, auch friedliche Proteste durch ein symbolisches­ Zurschaustellen Ein neuer Zugang zu der eigenen Einsatzbereitschaft eskalieren kollektiver Gewalt zu lassen (vgl. Gillham/Marx 2018: 135). Die Frage, welche sich nun nach den Weitere Hinweise auf diese ­Denkweise las- vorliegenden Ausführungen stellt, ist die sen sich anderenorts finden. Seth Stoughton danach, wie man es denn besser machen

1 Vgl. https://www.ibm.com/industries/government/public-safety/crime-prediction-­prevention (13.10.2019).

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könne. Die Art von Gewalt, die sich bei breiter Gesellschaftsschichten vernachläs- Riots beobachten lässt, scheint notorisch sige und mittels der Gewalt aufgefordert­ schwierig greifbar zu sein. Wenn sich die werde, die Zustände zu verbessern (vgl. Soziologie mit ihr befasst, dann entwe- hierzu auch Frenzel et al. 2016: 10). Doch der im Schatten von Le Bons und Taines ist der Staat, besser: die Regierung und „Crowd Science“, in welchem sie den das Parlament, wirklich der Adressat des individuellen Menschen innerhalb von Riots? Eine genauere Betrachtung der Mengen ihre Agenz abspricht, oder aber ­Riots nicht nur in Tottenham fördert etwas indem sie sich auf individuelle Gewaltakte anderes zutage. Adressat der aufständi- beschränkt, welche am Ende des Tages schen Gewalt ist nicht ein bestimmbares auch in ihrer Gesamtheit nicht mehr als Subjekt, sondern eine objektive Struktur. die Summe der individuellen Gewalttaten Bereits hat mit seinem Be- zu bilden scheint. Doch die Soziologie griff des „Apparats“ (Breuer 1988: 321) 84 kann hier mehr leisten. die Möglichkeit eröffnet, dass sich supra- subjektive Strukturen des menschlichen In einer großangelegten Studie im Zuge Zusammenlebens herausbilden können, der Tottenham-Riots in London hat ein welche losgelöst von menschlicher Agenz Team von der London School of Economics die Handlungsoptionen der Gesellschafts- zahlreiche Hypothesen der Gewaltfor- mitglieder beschränken. Die Systemtheorie schung widerlegt (vgl. Lewis et al. 2011). hat mit dem Konzept der autopoietischen Wie schon Wilkinson (vgl. 2009: 341) Systeme sogar einen konkreten Begriff vermutete, spielten ethnische oder soziale dafür (vgl. Luhmann 2012: 60ff.). Hier Identitäten nur eine untergeordnete Rolle wird deutlich, dass Gewaltkonzeptionen für die Riots: Verfeindete Gangs schlossen Schwierigkeiten haben, Riots zu beschrei- sich trotz der Diskrepanz zwischen ihren ben, da sie, wie oben bereits angemerkt, sozialen Identitäten für die Dauer der Riots Gewalt gegen Strukturen nicht als soziales zusammen und agierten strategisch (vgl. Handeln sehen. Lewis et al. 2011: 22).

Um jedoch zu einer neuen soziologischen Riots als Gewalt gegen ein System Perspektive auf Riots zu kommen, stellt sich noch ein Problem: In der traditionellen­ Um die Frage zu beantworten, welche Struk- Lesart der Soziologie müsste der eigent­ tur denn Ziel der aufständischen Gewalt liche Adressat beziehungsweise das Opfer sein kann, lohnt sich ein Blick aus einer von Riots der Staat sein, welcher für die anderen Perspektive. So hat in Aufständischen die sozialen Bedürfnisse seinem Hauptwerk, „Das Kapital“, davon

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gesprochen, dass sich im kapitalistischen Ziel der Gewalt ist Wirtschaftssystem Logiken herausbilden, also die Logik des welche sich dem Zugriff selbst der herrschen- den Klasse entziehen können. Besonders vorherrschenden deutlich wird dies an einer Stelle, in welcher " Wirtschaftssystems­ er ein Gedankenexperiment durchführt, an sich. was passieren würde, wenn ein_e Händler_­ in Waren zehn Prozent über ihrem Wert verkaufen würde (vgl. Marx 1962: 174ff.). Auf langfristige Sicht, so Marx, würden welcher­ in Riot. Strike. Riot (2016) erklärt, alle Warenbesitzer_innen dazu gezwungen dass ein Riot ökonomisch betrachtet ein sein, ihre Waren zehn Prozent über Wert Arbeitskampf ist, wie auch Streiks. Der zu verkaufen, damit sie kein Minusgeschäft ­fundamentale Unterschied zwischen bei- machen. Marx schlussfolgert: „Die Gesamt- den ist, dass ein Streik den Preis von Arbeit, 85 heit der Kapitalistenklasse eines Landes also den Lohn, aushandelt, während ein kann sich nicht selbst übervorteilen“ (Marx Riot den Preis von Produkten auf null re- 1962: 177). Natürlich ist dieses Gedankenex­ duziert (vgl. Clover 2016: 16). Besonders periment rein hypothetisch. Nichtsdestotrotz deutlich wird dies bei den regelmäßig wird hier deutlich, wie schwierig es ist, ohne stattfindenden Plünderungen bei Riots – konzertierte Handlungen die Logik dieses beispielsweise während der Proteste der Systems auszuhebeln. Gilets Jaunes in Paris, beim G20-Gipfel in Hamburg und in Tottenham. Dass allerdings konzertierte Handlungen, also kollektive Machtausübung, wenn wir Ziel der Gewalt ist also die Logik des der Definition der Macht von Hannah vorherrschenden Wirtschaftssystems an Arendt folgen (vgl. Arendt 1970: 44), sehr sich. Weder Regierung noch Parlament wohl einen Unterschied machen können, oder Zivilgesellschaft sind die Adressaten zeigt sich bei Riots. Diese nämlich lassen der Plünderungen; obwohl der Ort des sich definieren als einen gemeinsamen Riots grundsätzlich die Öffentlichkeit, Angriff ökonomisch ähnlich gestellter die polis ist (vgl. Clover 2016: 176). Es Personen auf eine objektive Struktur, wel- geht hier nicht um Politik im klassischen, che individuell oder reformistisch nicht parlamentarischen Sinne. Zwar erklären auflösbar ist, da die verschiedenen struk- hier Menschen öffentlich: „Es funktioniert turellen Elemente nur in toto aufgeho- so nicht!“ (vgl. Rancière 1999). Nichts­ ben werden können. Herausgearbeitet hat destotrotz ist der Zweck der Gewalt trotz diese Tatsache erst jüngst Joshua Clover, ihrer Öffentlichkeit nicht vorrangig die

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­Kommuni­kation mit anderen Personen solche Wahrnehmungsverschiebungen oder dritten Beobachtern. Sobald ein Riot sichtbar gemacht und revidiert werden beginnt, findet Gewalt statt, die vorrangig können. agiert. Gewalt in Bezug auf Riots kann als Element gesellschaftlicher Aushandlungs- Es wurde deutlich, dass Le Bon mit sei- prozesse gelesen werden, welches allerdings ner Massenpsychologie den Grundstein die Logik gesellschaftlicher Strukturen di- einerseits für die „Crowd Science“ gelegt rekt angreift, ohne gleichzeitig eine Alter- hat, welche sich hauptsächlich mit dem native vorzuschlagen. Hiermit bricht die Bekämpfen von Aufständen befasst und Struktur von Riots aus den bisherigen sozio­ damit Politik und Polizei eine Handlungs- logischen Begriffen aus. Wie oben bereits anleitung gereicht hat. Andererseits sah die gezeigt gehen soziologische­ Gewalttheorien­ Soziologie lange Zeit keinen Bedarf für eine grundsätzlich von menschlichen Opfern Revidierung des Bildes, dass Menschen – 86 aus. Hier aber ist das Opfer der Gewalt eine selbst, wenn sich große Mengen ähnlich Struktur. Die akteurzentrierten „Innova- ausbreiten wie Epidemien – Viren seien. teure“ können daher nur die Gewalt gegen Mit der Erkenntnis, dass soziale ­Faktoren Polizist_innen analysieren, nicht aber die und politische Agenden eine zentrale Rolle auf einer höheren Abstraktionsebene aus- für das Verständnis von Aufständen spielen, geübte Gewalt gegen systemische Logiken. ist die Soziologie allerdings in der Lage, aus dem Schatten von Le Bon herauszutreten. In den kommenden Jahren wird viel Arbeit zu leisten sein, um Riots insbesondere in westlichen Großstädten adäquat erfassen­ LITERATUR zu können. Sie überschreiten in ihrer ­Essenz die Grenzen wissenschaftlicher Arendt, Hannah (1970): On Violence. New York: Harcourt, Brace & World. Felder und erfordern ein Zusammenspiel mehrerer Perspektiven. Wissenschaftler Armitage, David (2018): Civil Wars. A History in Ideas. New York: Vintage Books. wie Dieter Rucht und Joshua Clover haben mit Bezug auf Riots bereits Vorarbeit ge- Bauman, Zygmunt (1992): Intimations of Postmodernity. London/New York: Routledge. leistet, auf die aufgebaut werden kann. Die Soziologie stellt mit ihren Gewaltdefini­ Behbehanian, Laleh (2016): The Pre-emption of Resis- tance. Occupy Oakland and the Evolution of State Power tionen ein wichtiges Puzzlestück für die (Dissertation). Berkeley: University of California. Riot­forschung bereit. Und andere hege- moniale Diskurse, beispielsweise um die Braha, Dan (2012): Global Civil Unrest: Contagion, Self-Organization, and Prediction. In: PLOS ONE 7, e48596. Nation, aber auch um den Neoliberalismus doi:10.1371/journal.pone.0048596. seit der „subprime crisis“, zeigen, dass

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