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Hochschule und Stadt Zeitschrift der PH-FR Pädagogischen Hochschule Freiburg

@ 199912

Zum Thema: Hochschule und Stadt

Zu diesem Heft 2

Wolfgang Schwark: Die Stadt und ihre Hochschulen - Kooperationsperspektiven 3 Erdmuthe Bauer-Gendrullis: Frauen knüpfen Netze 4 Helmuth FiesIJoachim Lerch: Ein Science- und Technologie-Center in Freiburg 5 Rudolf Denk: Schreibversuche - Autorenwerkstatt 6 Reinhold Voß: Kunst und Öffentlichkeit 8 Anja Bajorath: Mann = Mann - Ein Theaterprojekt 10 Martin Rauch: Schulhofgestaltung 12 Guido Schmitt: Freiburg als interkulturelles Lernfeld 13 Regina Kaiser: Zu den Quellen - Entdeckendes und forschendes Lernen im Stadtarchiv Freiburg 15 Manfred Pfender: Projekt Schulzirkus Rosado 16 Jutta Heppekausen: Öffnung von Lehre und Unterricht 18 Eine völlig unwissenschaftliche Umfrage 20

Berichte - Meinungen - Informationen

Künste und Computer - ein Symposium 22 lngelore Oomen-Welke: Eröffnung der Akademie für Weiterbildung 25 Ariane Störr: Eröffnung der Pädaooqischen Werkstatt 25 Waltraud Ziegler: 10 Jahre ,experiment sprechen' - Landeslehrpreis 1999 26 Ariane Störr: Bertl E. Humpert zur Ehrensenatorin ernannt 27 Michael Zonsius: Erleben lernen - Lernen erleben 28 Saskia Gensow: Aus studentischer Sicht: MädchenStärken - Eine Veranstaltungsreihe 29 Ariane Störr: 3 amerikanische Positionen - Eine Ausstellung 31 Wilhelm H. Peterßen: Neurodidaktik in Theorie und Praxis. - Rezension 32 Rolf Winkeler: Aufklärung - Projekt der Vernunft. - Rezension 32 Hochschulsport 35 Personalia 36

Schwerpunktthema des nächsten Heftes: Schulpraktische Studien

Impressum Herausgeber: Der Rektor der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Kunzenweg 21, 791 17 Freiburg; Redaktion (Pressestelle) und Gestaltung: Ursula Elsner, Michael Klant, Victoria Stachowicz, Reinhold Voß; Texterfassung: Anja Schüler; Fotos: Michael Büchner u.a.; Druck: Buchdruckerei Franz Weis KG, Freiburg; erscheint halbjährlich; Umschlag: Michael Klant, Florida Sky Piece (s. Text S. 8)

PH-FR 9912 Zum Thema: Hochschule und Stadt

Zu diesem Heft

Wie gestaltet sich die Beziehung mi- schen der Pädagogischen Hochschule und der Stadt Freiburg, wie groß ist das Interesse aneinander, was hat man sich gegenseitig zu geben3 Während sich die Universitst im urbanen Zentrum be- findet, liegt die Pädagogische Hoch- schule an der Endstelle der Straßen- bahnlinie 1, fährt man mit der Regio- bahn am Bahnhof Lirtenweiler vorbei, landet man unversehens irn Himmel- reich, Ist die lokale Randlage der PH auch im übertragenen Sinne zu verste- hen? Wie sieht das Image dieser Hoch- schule aus, die irn Gegensatz zur Uni nicht für das Lehramt an Gymnasien, sondern an Grund-, Haupt- und Real- schulen ausbildet? Diese fragen haben wir weitergege- ben und erstaunliche Antworten bekom- men: Der Rektor kann von reqelmäßi- gen ~ooperations~esprä~henrwischenFreiburg mit Blick nach Osien rn Richtung L~ttei?weiler (foto: Michael Klant) dem Oberbürgermeister und den Rekto- ren der Frerburger Hochschulen berich- ten, von regetmißigen Treffen, auf de- dem Bericht von zahlreichen ProjeMen ziehungen der Stadt Freiburg und Anre- nen Infornlationen uber aktuelle Ent- des Instituts für Künste, die in der Stadt gungen zu einer interkulturellen DidaMik wicklungen in der Stadtpolitik und im sichtbar von der Existenz unserer Hoch- vermittelt ein Stadtrundgang. Die Bedeu- Hochschulbereich ausgetauscht und ge- schule zeugen. Auf ein fruchtbares Ex- tung außerschulischer Lernorte stellt meinsame Projekte geplant werden. Die periment der Nachwendezeit verweist eine Geschrchtsstudentin dar, die irn Einrichtung eines Science- und Techn~Rudoll Denk: Das Kulturamt der Stadt Rahmen eines Projektserninars zum logie-Center in Freiburg soll zu einer en- und das Rektorat der PH hatZen es ge- „Entdeckenden und forschenden Ler- geren Verzahnung von Schule, Hoch- schafft, SchriftsteFlerinnen und Schrift- nen" im Stadtarchiv gearbeitet hat. senule. ÖffentlichkeFt und Industrie füh- steller zu Lesungen und in Schreibwerk- Mit der Eroffnung der Padagogischen ren, indem es - einem gläsernen Klas- statt-Projekten zur Zusammenarbeit mit Werkstatt schließlich sind Möglichkeiten senzimmer gleich - ein ~ffentlichesFo- Schüler(inne)n und Ctudent(inne)n ein- entstanden, eine kooperative, praxisori- rum für die Präsentation von Ideen und zuladen. Warum sollte ein solches Un- entierte und theoriereflektierte Zusam- Entwürfen bietet und Entwicklungen auf ternehmen nicht erneut in Angriff ge- menarbeit von Lehrenden aus den den Weg bringt. Tradition haben die nommen werden?! Ein Theaterprojekt Schulen der Stadt und Studiexendrn an Netzwerke, die von den Hochschul- des Instituts für deutsche Sprache und der Hochschule zu institutionalisieren. Frauen geknupft wurden. Broschüren Literatur mit den Bühnen der Stadt Frei- Anliegen dieses Heftes ist es. vielfälti- weisen auf Veranstaltungen zur Frauen- burg soll zu einer stsndigen Einrichtung ge Koaperationen zw~schenPadagagi- und Geschlechterforsehung an allen werden. scher Hochschule und Institutionen in Freiburger Hochschulen hin, in Planung Lehrende und Studierende engagie- der Stadt aulzuzeigen, nicht zuletzt des- ist eine Zusammenarbeit aller Hoch- ren sich bei einer durchdachten Schul- halb, um Klischees entgegenzuwirken, schulen bei der Institutionalisiening der holgestaltung oder trainieren SchUlerin- dre es nach wie vor gibt, wie auch unse- Gender Ctudiec. nen und Schuler in einem Schulzirkus- re! ,völlig unwissenschatt!iche Umfrage" ,Wer kunstierisch arbeitet, muR in die projekt. Aufschlusse über dre wieffalti- zeigt. Öffentlichkeit", bekennt Michael Klant in gen internationalen Traditionen und Be- Red. Wolfgang Schwark Die Stadt und ihre Hoch- schulen Kooperationsperspektiven

In regelmäßigen Abständen treffen sieh Oberbbrgerrneister Dr. Rolf Böhme und die ReMoren der Freiburger Hoch- schulen zum Gespräch. Worum geht es dabei, welche Ziele sind intendierl? Die Beteiligten - normalerweise sind dies der Oberbürgermeister, sein Kultur- referent, die Rektorin der Mucikhoch- schule, die Rektoren der örtlichen Fach- hochschulen und der Rektor der Päd- agogischen Hochschule - informieren einander über aMuelle Entwicklungen in der Stadtpolrtik und irn Hochschulbe- (V.1.n.r.) Chrrstoph Steinebach, Uwe Bong, Andreas Immer. Helmut SchwaiS, Mirlam Nastasi. reich. Joachim Walter, Wolfgang Schwark irr Rathaus bei Oberburgermeist~rRoll Bohme (2.v r J Darüber hinaus entwickelt die Runde (Foto: Albert Josel Schmidt) Ansätze für gemeinsame Kooperatians- vorhaben, die in konkrete Projekts ein- münden sollen. Die Musikhochschule präsentiert neue wachsende Armut beschneidet in erheb Was steht derzeit an' Pie Stadt plant Formen der künstlerischen Ausbildung, lichem Maß die pers0nlichen, gesell- ein umfängliches Programm zum Millen- die in ein abschlieflendes Konzert ein- schaftlichen und beruflichen Eniwick- niumsjahr. Für die Hochschulen sind da- münden. lungsehancen der Heranwachsenden. bei von Interesse der Veranstakungszy- Die Stadt ist in hohem Maße daran in- Von den Experten in den Hochschulen klus „Kindheit in Freiburg", das Jugend- teressiert, dass sich die Freiburger erwartet man, dass sie mit den ihnen kulturfest Regio 2000, Literaturgespra- Hochschulen an der Entwicklung eines zur Verfügung stehenden Mitteln auf die che und eine Fachkonferer?~der Frer- Medienstandortes Freiburg beteiligen. SpaRungsprozesse und die damit ver- burger Hochschulen zum Tnema ,,Per- AnsBtze einer möglichen Kooperation bundenen Folgen angemessen reagie speMiven der Gesellschaft". sind sichtbar; allerdings ist nicht zu ver- ren. Der Oberbürgermeister bietet an. Die Hochschulvertreter haben sich be- hehlen, dass die unübersehbare wirt- eine gemeinsame Oflentlichkeitsarbeit reit erklärt, ein Zukunftsforum ,Junge schaftliche Orientierung des dafür zu- von Stadt und Hochschulen anzubah- Generatran - PerspeMiven für das 21. ständigen Gremiums den Spielraum für nen. Etn erster Schritt kannten Sonder- Jahrhundert" irn Juni 2000 verantwort- eine Zusammenarbeit begrenzt. Die Ein- seiten in den Stadtnachrichten sein, die lich zu gestalten. Ins Auge gefasst ist sicht, dass okonomische und kulturelle den Hochschulstandort Freiburg prasen- eine eintägige Veranstaltung, die tags- Aspekte nicht nahtlos ineinander aufge- tieren: anders gesagt: Jede Hochsch~~!e über irn Runden Saal des Konzerthau- hen und ungleichgewichtige Perspekti- erhalt die Moglichkeit. srch dort vorzu- Ses stattlindet und abends mit einem ven und Erwartungen miteinander ver- stellen. Daruber hinaus ist daran ge- Konzert in der Musikhochschule aus- mittelt werden sollten, ist nicht durch- dacht, eine gemeinsame Hochschulzeit- klingt. Am Anfang soll ein Leitreferat gängig vorhanden. Der Prozess des Auf- schrifi der Freiburger Hochschulen und zum Thema ,,iukcinftsperspektiven der einandenugehens ist noch nicht abge- der Stadt auf den Weg zu bringen, Trotz jungen Generation4'stehen. Ernst Ulrich schlossen. der geringen finanziellen Spielraume von Weizsäeker soll dafür gewonnen Der Oberbürgermeister begrüßt die hat der Oberburgermeister zugesagt, werden, diesen Part zu bestreiten. Aktivitäten von Lehrenden der Padago- die Mitgliedschaft der Stadt in der1 Nachmittags finden dann Foren statt, gischen Hochschule, das geplante Frecindesvereinigungender Mochschu- die jeweils von den Hochschulen verant- "Science Center im Multimedia-ProjeM len zu verstetigen und zu stärken, Im ub- wortet werden. Die Katholische Fach- ,J-world' konzeptionell und praktisch zu rigen bekundet die Stadt ihr Interesse, hochschule will die Zukunft der Arbeits- unterstützen. Irn ,,ScienceCenter sol- in den zukünftigen Hochschulraten ver- gesellschaft' thematisieren, die Evange- len auch Labors und Werkstatten für na- treten zu sein. Der Oberbürgermeister lrsche Fachhochschule widmet sich turwissenschaftliche Projekte entcte schlagt vor, die Hochschwlreform zum dem „Problem der Mediendemokratfe hen, an denen sich u.a, Schüler und Thema einer Sitzung des Stadtetages und Bürgerbeteiligung", die Pädagogi- Lehramtsstudierende beteiligen. zu machen. Die Hochschulen sind unter sche Hochschule regt an, erste Ergeb- Große Sorge bereitei der Stadt die so- Wahrung des Prinzips der Autonomie nisse des Projekts ,Virtualisierung im ziale Lage sogenannter Randgruppen. daran interessiert, die Kooperation mit Bildungsbereich" und die Internationali- die keinen Zugang zum ersten Arbeits- den städtischen Einrichtungen zu vertie- sierung der Lehre am Beispiel des Studi- markt finden. Die Kinder Arbeitsloser fen. Sie begrerfan sich als wesentliches engangs "Europa-Lehrarnr vomustellen. sind davon elementar mitbetroffen; eine Element von Stadt und Region. Erdmuthe Bauer-Gendrullis tor für Forschung und die Frauenbeauf- tin" der Reihe avanciert ist, verband Frauen knüpfen Netze tragte der Universität, der Rektor und auch ihren Vortrag mit dem Medium K~~~~~~~~~~~~zwischen den die Frauenbeauftragte der Pädagogi- Film und konnte mit ihren einleitenden Hochschulen schen Hochschule sowie eine der städti- Überlegungen zu einer reflektierenden schen Frauenbeauftragten teilnahmen. Rezeption von The Crying Game beitra- Die bisherige Gleichstellungsarbeit an gen. Die Beteiligung des DAIlCarl- den Hochschulen zeigt, wie wichtig es Schurz-Hauses und die Ausweitung des Informelle Kontakte zwischen Frauen ist, daß Männer besser über Defizite bei Veranstaltungsortes auf das Kommuna- der Freiburger Hochschulen im Bereich der Gleichstellung informiert werden, da- le Kino zeigt, daß das Netz weiter in die der Gleichstellungsarbeit haben seit vie- mit Widerstände und Ängste abgebaut Stadt hinein gewoben wird. len Jahren Tradition. Frauen knüpfen und gemeinsame Anstrengungen zu ei- Im laufenden Sommersemester steht Netze - das Motto der ersten gemeinsa- ner Veränderung der bestehenden Si- die Reihe unter dem Titel Feminismen - men Fraueninformationswoche der Uni- tuation unternommen werden. Deshalb Bewegungen und Theoriebildungen versität und der Pädagogischen Hoch- wurde im Sommersemester 1999 eine weltweit. Die Internationalität mit Refe- schule - steht für ein Konzept von institu- gemeinsame Frauem und Männennfo- rentinnen aus aller Welt erreicht damit tionalisierter Kooperation, das in den woche durchgeführt. Sie trug den Provo- einen vorläufigen Höhepunkt: Frauen letzten Semestern ausgebaut wurde. In- kanten Untertitel Frauenförderung = knüpfen nicht nur Netze in ihrer eigenen zwischen erstreckt es sich auch auf an- Männerdiskriminierunp Auf diese Wei- Stadt, sondern über die regionalen und dere Freiburger Hochschulen, Einrich- se sollen Männer mehr als bisher in die nationalen Grenzen hinaus! tungen und Personen. Vernetzung beider Hochschulen einbe- zogen werden! semesterinfo Fraueninfowoche Männerinfowoche - Das Netzwerk in der Stadt erstreckt Freiburger Frauenforschung Seit 1997 beteiligt sich das Büro der sich inzwischen auch auf alle Freiburger Frauenbeauftragten der Pädagogischen Einige Kolleginnen der Pädagogi- Hochschulen: Im letzten Winterseme- Hochschule Freiburg an der Frauenin- schen Hochschule beteiligen sich seit ster wurde zum ersten Mal eine gemein- fo(rmations) woche der Universität Frei- mehreren Semestern an der Vorberei- same Broschüre semesterinfo - veran- burg, die jeweils im Sommersemester tung der Vortragsreihe Freiburger Frau- staltungen zur frauen- & geschlechter- durchgeführt wird. Die Veranstaltungen enforschung, die gemeinschaftlich von forschung der Universität, der Pädagogi- werden zusammen mit denjenigen, die verschiedenen Personen und Einrichtun- schen Hochschule und der Fachhoch- an der Universität stattfinden, öffentlich gen der Universität Freiburg (Frauenbü- schulen in Freiburg herausgegeben. In angekündigt, damit Studierende und ro, Frauenbeauftragte der Philosophi- ihr sind die Veranstaltungen zur Frauen- das Kollegium aus beiden Hochschulen schen Fakultät III, Frauenreferat des und Geschlechterforschung, die an den sich aus einem breiten Angebot das für AStA) und dem DAIICarl-Schurz-Haus Hochschulen angeboten werden, zu- sie Interessante aussuchen können. organisiert wird. Die Vortragsreihe hat sammengestellt und beschrieben. Hier- Bei der ersten gemeinsamen Frau- für die Förderung des Diskurses über mit sollen Studierende sowie Kollegin- eninfowoche gab es nicht nur die Mög- Frauen- und ~eschlechterforschun~so- nen und Kollegen der beteiligten ~Öch- lichkeit, Vorträge zu Themen wie ,,Unter- wie für die Förderung insbesondere jun- schulen angeregt werden, die eigenen bewertung von Frauentätigkeiten" zu be- ger Wissenschaftlerinnen den (erstma- ,,Hochschulgrenzen" zu überschreiten. suchen oder an Seminaren teilzuneh- lig 1998 vergebenen) Frauenförderpreis Bei der Lektüre der Broschüre für das men (beispielsweise ,,Bewerbungsstrate- der Universität Freiburg in Höhe von Sommersemester wird die bereits vor- gien für Frauen" oder ,,Wired-Witches - DM 10 000 erhalten.' handene Dichte des Netzes deutlich er- eine Reise durch Computernetze für Im Sommersemester 1997 gab es ins- kennbar. Frauen"), sondern auch bei einer Ge- gesamt neun ~eranstaltun~enzum The- sprächsr unde über berufliche Perspekti- ma Frauen und Macht, darunter waren ven von Frauen, bei einem ,Frauenfrüh- auch zwei von Wissenschaftlerinnen Gender Studies Stück" oder auch beim abschließenden der Pädagogischen Hochschule. Im In Planung ist eine Zusammenarbeit gemeinsamen ,,Frauenfest" sich näher Wintersemester 1997198 fanden Vorträ- bei der lnstitutionalisierung der Gender kennenzulernen. ge zum Thema Frauen und Mythos studies an den Freiburger Hochschulen. Das Motto PerspeMiven der zweiten statt, im Sommersemester zu Utopie Im Wintersemester wurde wöchentlich, gemeinsamen Fraueninfowoche im und Gegenwarl. Den bisherigen ~ekord im Sommersemester vierzehntägig ein Sommersemester 1998 deutet nicht nur erreichte die Reihe mit dem Titel Frau- interdisziplinäres Kolloquium ,,Gender auf eine inhaltliche Weiterentwicklung en und Maskerade im Wintersemester Studies" durchgeführt, das von der neu der bisherigen Diskussion zur Gleich- 1998199 mit fünfzehn Vorträgen und eingerichteten Koordinationsstelle Gen- stellung von Frauen und Männern hin, neun Filmen, die in Kooperation mit der Studies der Universität veranstaltet sondern auch auf die Ausweitung des dem Kommunalen Kino gezeigt wurden. wurde. Bei einer dieser Sitzungen haben Netzes: Beispielsweise fand im An- Die Reihe knüpfte an die amerikanische Kolleginnen aus der Pädagogischen schluß an einen Vortrag von Professo- Diskussion der queer studies an und Hochschule über ,,Gender Studies in den rin Dr. Ayla Neusel, Kassel, eine Podi- führte diese im Kontext deutscher Ver- Erziehungswissenschaften" berichtet. umsdiskussion zum Thema Brauchen hältnisse weiter. Die Referentin Dr. Eli- Die bisherigen Kooperationen zwi- wir Frauenuniversitäten? statt, an der sabeth Bronfen - Professorin in Zürich - schen den Hochschulen und städti- neben der Referentin auch der Prorek- die bereits zur beliebten ,,Stammreferen- schen Einrichtungen, Personen und

PH-FR 9912 Helmuth FiesIJoachim Lerch Ein Science- und Technologie-Center in Freiburg Wissenschaft und Technik zum Anfassen, Erleben und Mitmachen

Moderne lndustrienationen werden in Dieser Zusammenhang ist in anderen hohem Maße von Entwicklungen in den Ländern früh erkannt worden, weshalb Naturwissenschaftenund in der Technik man sich dort (vor allem in den USA geprägt. Die Innovations- und Leistungs- und in GB) seit langem bemüht, diesen fähigkeit auf diesen Gebieten hängt Entwicklungen entgegenzuwirken. Ein nicht nur von wenigen Spezialisten und wichtiges Mittel hierfür ist die Einrich- Firmen ab. Sie ist vielmehr in besonde- tung sogenannter Science-Center (welt- rem Maße angewiesen auf eine breite weit gibt es inzwischen über 1000 Scien- und fundierte allgemeine Bildung der ce-Center in unterschiedlichenAusprä- Bevölkerung und die Möglichkeit der gungen). grundsätzlichen Teilhabe aller an die- sen gesellschaftlichen Entwicklungen. Das Konzept Dies hat nicht nur entscheidenden Einfluß auf die wirtschaftliche Entwick- Das Freiburger Science- und Techno- lung eines rohstoffarmen Landes wie logie-Center wird eines der ersten in Deutschland, sondern bestimmt in ho- Deutschland sein (neben ,,SPEKTRUM hem Maße auch die beruflichen und ge- in Berlin und ,,PHÄNOMENTA in Flens- sellschaftlichen Zukunftschancen der burg). Das Ministerium für Kultus, Ju- jungen Menschen. gend und Sport Baden-Württemberg för- In krassem Gegensatz zur Bedeutung dert das Vorhaben durch eine Arbeits- dieses Phänomens stehen bei uns viele gruppe erfahrener Pädagogen und Menschen den Naturwissenschaften Fachdidaktiker, die das Gesamtkonzept und der Technik skeptisch oder sogar erarbeiten. In dieser Arbeitsgruppe ist ablehnend gegenüber, da diese schwie- die Pädagogische Hochschule Freiburg riger, komplexer, vielfältiger und diffe- durch mehrere Personen und Fächer renzierter geworden sind und sich vom vertreten. Das Konzept bezieht sich auf alltäglichen Denken und Fühlen der mei- unterschiedliche Ziele und Ebenen: sten Menschen allmählich entfernt ha- Zunächst handelt es sich um einen 1. Männerinfowoche, zugleich 8. Fraueninfowo- ben. Dieser fehlende unmittelbare Kon- außerschulischen Lern- und Erlebnisort che (aus dem Ankündigungsprospekt) takt hat bei vielen zu innerer Distanz, für alle, in dem auch moderne Technolo- Entfremdung, Unverständnis, manch- gien und Wissenschaftsergebnisse ,,be- mal auch zu Ablehnung oder Angst ge- griffen" werden können. Dabei gilt das führt. Das zeigt sich nicht zuletzt an den Prinzip der Selbststeuerung und interak- Gruppen haben gezeigt, daß viele der großen Nachwuchsproblernen in diesen tiven Auseinandersetzungmit den ergriffenen Initiativen bereits Früchte tra- Bereichen. grundlegenden Phänomenen und tech- gen und weitere Angebote für Auseinan- dersetzungen und Weiterentwicklungen der Frauen- und Geschlechterforschung noch im Verborgenen schlummern. Durch die Zusammenarbeit entstehen begehbare Verbindungswege zwischen einzelnen Projekten. An diesem Netz gilt es weiter zu knüpfen, so daß es dichter und tragfähiger wird für weitere gemeinsame Unternehmungen. Konkret denke ich vor allem an den sich zur Zeit konstituierenden Studiengang Gender Studies, der zugleich Ergebnis von und Ausgangspunkt für intensive Netzbil- dung ist.

Anmerkung 1) Die Vortrage werden in den Freiburger Frau- en Studren - Zeitschrifi fur Interdrsz@I~nCire Frauenforschung veroffentlicht, die von der Fra~enbeauftra~tender Universität Freiburg herausgegeben wird. Science-Center als Teil des x-world-Komplexes nischen Prinzipien. Als LeNinie konnte dienrichtungen, die KooperaZionsmäg- man formulieren: ,Wann haben Sie rum lichkeiten von HochschuSen. Forschungs- letzten Mal etwas (Bekanntes) neu ge- einrichtungen, Schulen, Handwerk, Indu- sehen oder erfahren?" strie und dem Science- und Technolgie- In gesonderten ProjeMwerkstätten, Center sind unmittelbar einsichtig U--' gleichsam gläsernen Klascenzrm- so vorgesehen. mem', können Sehulk~assenmit ihren Wegen der Bedeutung dieses Pro- Lehrerinnen und Lehrern ein Unterrichts- jekts haben die Kukusministerin des projeM planen, durchführen und präcen- Landes, Frau Dr. Annette Schavan, und tieren. Hier wird nicht nur Wissen er- der Oberbürgermeister der Stadt Frei- langt, sondern es werden methodische, burg, Herr Dr. Rol Böhme, die Schirm- ethische und soziale Kompetenzen ge- herrschaft über das Science- und Tech- wannen. FgcherübergreifendesAmi- nologie-Center übernommen. ten fbrdeR in besonderem MaRe ver- netztes Denken. Sclence- und Technologie-Festival Durch seine besondere gesellschaffli- ehe Aufgabenstellung ist das Science- Um die Idee in die offentlichkeit zu und Technologie-Center dafür prädesti- riol tragen und die positiven Wirkungen be- niert, neue Formen offenen Lernenc zu I reits irn Vorfeld deutlich werden zu las- entwickeln und zu erproben. Positive t Sen, ist im Jahr 2000 in Freiburg ein Rückwirkungen auf die Schulen und ' Science- und Technologie-Festival ge- Hochschulen sind durchaus gewolR. Schüler experimentieren mit Solanellen plant, wie es 2.B. in Edinburg seit 1988 Besonders begabte bm. interessieHe regelmäßig durchgeführt wird. Unter der Schülerlinnen und Studierende können Mitwirkung von Hochschu!en, Schufen, irn Center fundierte und kontinuierliche bildung und IndustrielHandwerk in der Ferschungsinstiluten, Firmen, der Badi- HilfesteHungen erwarten. Naturwissen- Regio gedacht. Hier kann das Science- schen Zeitung, des Südwest-Rundfunks schaftliche und technische Weitbewer- und Technologie-Center eine hervorra- und anderen sollen die unterschiedli- be wie Jugend forscht" und NAMU gende Rolle als Bindeglied überneh- chen VeransTaRungen (Workshops, Yor- (Jeues aus dem natwrwissenschaftli- men, indem es ein Forum für die Prä- führungen, Ausstellungen, Diskussio- chen Unterricht") haben hier einen aus- sentation und den Austausch von Ide- nen, Theaterstücke, Vortrage usw.) für gezeichneten Austragungsofi. Aber en, Entwürfen und Entwicklungen bietet alle Altersschichten und auf die gesam- auch die Einrichtung einer ,Erfinder- und damit diese verschiedenen gesell- te Stadt Freiburg verteilt angeboten wer- wetkstatr ist geplant. schaftlichen Bereiche zusammenführt. den nach dem Motto: Wissenschaft und Nicht zuleM ist auch an eine engere Die positiven Auswirkungen auf die At- Technik für Laien, zum Anfassen, Erle- Verzahnung von Öffentlichkeit, Far- traktivität der Stadt, den Studienon Frei- ben und Mitmachen. schunglEntwicklung, SchulelBildunglAus- burg, die Bereicherung bestimmter Stu-

Rudolf Denk nen), gemeinsam mii Schulerinnen. genannten Beitritt der DDR zur alten Schreibversuche Schülern und Studierenden Texte Bundesrepublik sich plötzlich an den Kulturbezogene Zusammenarbeit schreibend zu erarbeiten. Südwectrand des Landes gerückt sah, mit der Stadt Frelburg Was war geschehen? Das Kulturamt Aber vielleicht war gerade die Entier- der Stadt Freiburg und das Rektorat der nung vom Zentralgeschehen produktiv. Pädagogischen Hochschule hatten ge- So kamen die Verantwortlichen in der meinsam beschlossen, zusammen mit ersten 'Runde auf den Schriftsteller Tho- dem Oberschulamt ein Experiment in mas Rosenlöcher. der in einem seiner Es ist noch nicht allzu lange her und die Wege zu leiten, das sich als erfolg- Texte den Freiburger Kulturamtschef re- doch kommt es den Vertretern von reich und ertragreich zugleich darstellte: gelrecht literarisch verewigt hat. Rosen- Stadt und Pädagogischer Hochschule Die Stadt fand einen Weg, das Projekt Idchexs Dresdener Tagebuch mit de7i schon wie eine vergangen@Zeit vor: Als groflzUgig ZU fadem. Die Pädagogi- Titel Die verkauften Pflastersteine,'n kurz nach der sogenannten Wende der sche Hochschule fand Mittel, fur die Un- dem er als ,Daheimgebliebene? E n- Dresdener Schriftsteller Thornas Rosen- terkunft der jeweiligen Autoren zu sor- drucke aus den Tagen und Wochen zwi- Iöcher in Freiburg seine Gedichte vor- gen. schen dem 8. September 1989 und der trug und wichtige Einblicke in einen dich- Dabei hatten die Beteiligten - mit den Wahl irn März 1990 festhielt, machten teriSChen Schaffensprozess und die viel- Autorinnen und Autoren groRes Glück: den Sachsen im ,,WestenN überhaupt seitigen Befindlichkeiten mischen Ost Nach dem November 1989 waren die erst bekannt. Das Buch verhalf ihm zu und West gab. Er saß vor Sehulerhnen Autoren der ehemaligen DDR bereit, Preisen und Stipendien in Freiburg und und Schülern verschiedener Schulklas- sich auf das Abenteuer QstMlest und in Iserlohn. Dorthin war er mit seiner sen und Schularten genauso wie In ei- die Eewusstseinsprozessezwischen Frau und den drei Kindern übersiedelt, nern Seminar vor Studierenden. Dieser Ost und West einzulassen. Und das in bevor er an die Pädagogische Hoch- Autor versuchte wie seine Nachfolger(iri- einer HochschulstacSf, die nach dem so- schule nach Freiburg kam. Aotorenwerkstatt 1- --. einem Kinder- oder Jugendliterarurautor m- -'m- oder einem anderen Autor gelmtet wird. ------. Thomas Rosenlöcher hat seine Frei- "$': Die Stelle. die der Autor fur eine gewis- burger Zeit zwischen Pädagogischer Zeit inne hat. wäre nicht die eines In- Hochschule, Stadt und Schulen intensiv G' .-. f' habers eines Poetiklehrczuhls, der wech- --- ' - genutb. Er begann in einem eigenen ?[p-'7 selnd von Schriftstellern besetzt rct, son- i i 76 .* Schreibseminar, zusammen, mit Studie -:?T ;; dern der eines Exper~mentatrirs.Auto- renden, Wege des Schreibens zu finden ren k~nnensehr viel konkreter auf d~e und auszuprobieren und er wurde inten- Muhen des Lesens und Schreibens, auf siv in die schulische Arbeit eingebun- . . - die damit zusammenhängenden physi- 1 ' den: Er las nicht nur an Gymnasien und i I\ schen und psychischen Anstrengungen Grundschulen, sondern auch an Haupt- ,& hinweisen und über den Literaturbetrieb und Realschulen, wobei vor allem die berichten, als dies einer Lehrerin oder Haupts~hulerfahrungenihm selbst am Bflg~" ß~rmeisterund Jens SparSchuh einem Lehrer möglich ist. Lesen, Schrei- bei der Lesung in der Bibliothek deutlichsten brs heute irn Gedächtnis ge- ben und Sprechen über Literatur und blieben sind, weil sie ihn besonders her- Kunst, über Theater wäre in den von ausgefordert haben. In Zusarnmenar- Schulern selbst verfassten frzählun- beit mit dem späteren Institut für Deut- Literatur anders und genauer um. Gat- gen, Gedichten, Reportagen oder Thea- sche Sprache und Literatur entstand ein tungen, 'F~tTnen,Befindlichkeiten wer- terctiicken elementarer Bestandteil von ungewöhnliches Programm, das zum er- den zu eigenen Anliegen, denn auf ein- Literaturunterricht und an den Hoch- sten Mal schreibende Studierende mit mal bewegt man sich innerhalb der Lite- schulen von germanistischen, germani- einem renommierten Autor zusammen- ratur und ihrer f ntstehungsgesetze. Rc- stisch-didaktischen Seminaren, Ubun- brachte. der in der Nähe der Hochcchu- senlöcher zeigte dies kisprelhaft mit gen und Vorlesungen. Ich bin über- le wohnte und den Carnpusbereich der seiner damals vorgefühflen Arbeit an zeugt, dass solch ein Schreibkursus die Piidagogischen Hochschule als seinen der Narzreise, die Goethes und He~nes Schulerinnen, Schüler und Studieren- Bereich betrachtete. Nahirlich gibt es so Vorlagen miteinbezog. Dennoch kam den selbstbewusster beim Lesen sowie etwas seit langem an amerikanischen diese positive Erfahrung einer Autoren- beim Schreiben und Sprechen Liber Lite- Colleges. wo poets in residente oder oder Schreibwerkstatt nach einer dyna- ratur surückläcst, weil sie die Angst vor festangestellte Dozenten fur "Creative mischen Phase des Anfangs durch fi- dem groflen Wurf Literatur verlieren. writing" tätig sind. Für deutschsprachige nanzierle Engpasse bedingt und durch SI~reagieren sensibler auf Sprache. Hochschulen war dies zu jenem Zeit- Wm~rtentierungenauf beiden Seiten durchschauen eher die mit der Sprache punkt noch relativ selten und für Frei- zum Stillstand. Deshalb stellt sich heute alltäglich ausgeübte Gewalt und Manipu- burg ein einmaliges Ereignis. die Frage, wie künftrg ein sinnvoller Urn- lation und können selbst genauer sa- Der erste Stipendiat der Actcrenwefi- gang mit diesen und gleichgearteten gen, was sie, wenn sie schreiben und le- statt in Schule und Padagqis~ner Schteibserninaren geleistet werden sen, meinen. Hochschule", Thornas Rosenlocher, war kennte, der die Erfahrungen von damals Das kulturelle Leben der Stadt, h die besonders dadurch aufgefallen, dass er aufnimmt und neue Möglichkeiten eröff- die Hochschulen eingebettet sind, seine Gedichte nicht nur als Zeitdoku- net. braucht derartige Impulse. Vernetzun- mente sah.Seine formale Bandbreite ist gen der Autoren-Schrerbwerkstatten mit anderen lnsitutionen könnten aufgebaut bis heute groß. So ubenviegen Enahl- zum gedichte, aber daneben gibt es auch ,, und im Laufe der Zeit ausgebaut wer- Rollengedichte, Parabeln und Prosatex- So sollten wir uns in Zukunft nicht nur den: Am Stadttheater konnte eine Dra- te, die den Zustand der damaligen Zeit auf gelegentliche Aufenthalte von ht~-maturgenstelle oder Stuckeschreiber- auch fbr uns heute noch lebendig er- ren beschränken. Mit der Universität zu- stelle mit Anteilen für adäquate Tatigkei- scheinen lassen. Ihm folgten Lutz Ra- sarnrnen konnten Vemetzungen vorge- ten in Hochschule. Weiterbildung und thenow, Brigitte Bumeister und Jens nornrnen werden, die fUr die ganze Schule ausgeschrieben und im Verbund !?.parsehuh, die eine ganze Zeit lang an Stadt und alle Hochschulen der Region finanziert und evaluiert werden. Lyriker der Pädagogischen Hochschule, in der neue Impulse bringen könnten. Beliebig- und Erzähler könnten nicht nur in den Stadt und an den Schulen Freiburgs ge- keit sollte exsetzt werden durch Regel- Seniorenbereichen der Hochschulen wiM haben. Dte Formen des kreativen rnäßigkeit, Freiwilligkeif durch eine Ar- Schreibseminare abhaken, sondern Schreibens mit Studierenden, Schürerin- beiisgemeinschafi von Schreibenden. auch an den Weiterbildungseinrichtun- nen und Schülern hatten nicht den Ge- Lehrenden, Studierenden, Schulerinnen gen der Stadt. Und warum sollte ein Kin- r~cheines einfachen ~olkshochjchul- und Schülern, was bei universitären derbuchautor seine Texte nicht susarn- Vergnügens, sondern haben alle Betei- Schreibseminaren eher vergessen wird. men mit Grundschulklassen entwickeln, ligten herausgefordert. Denn die Eigen- Für die Schülerinnen und Schuler ~olfie so wie dies in den AMivitaten des Stadii- Produktion der Studierenden, SchMenn- Literatuninterrlcht nicht 'beliebig, Sm- schen Kulturamts in den letzten Jahren nen und Schüler war nicht nur Selbst- dern sehr ernst. ja sogar schulernst. punktuell geschehen ist? Zweck, sondern erstreckte sich auch auf aber auch l~stktontsein. Der Mut zum neuen Aufbruch und den Umgang mfi anderen laeranschen Spätestens in der Gnindschule salbe rum Experiment ist bei Hochschulen Femen und venchiedenafiigeß literafi- es allen Schülern möglich sein, einen und Stadt vorhanden. Wir solnen Per- sehen Texten. Wer einmal eine solche solchen schul- und alternadäquaten spektiven dieser Art gemeinsam in kuRu- Schreibwerkstatt besucht hat, geht mit Kurs im Schreiben zu belegen. der von relles Handeln umsetzen. Reinhold VOR rie Freiburg im Jahr 2000. Dreifeldewirtschaft Die Konzeptkunstwerke von Michael Bildende Kunst und Offentlichkeit Klant spielen geradezu mit dem Publi- kum und der Öffentlichkeit, etwa 1997 die Installation der 'Prozession' (das zw~lffachwiederholte Bein Oliver Bier- Wer kunstlerisch arbeitet. schließt hofls auf goldenem Grund) an einer 7 rn den Betrachter in seine Konzeption langen Werbebande im Dreisamsta- zwangsläufig mit ein. Diese Erkenntnis dion; die Installation 'Auge um Auge' in hat sich seit dem Aufkommen betont re- der rduna Nova oder die von der iiberre- zeptionsiisthetischer Ansätze in den gionalen Fachpresse (art, Kunsiiarurn 70er Jahren geradezu als kunstwissen- International) beachtete Kunstflug-Akti- schaftlicher Topos durchgesetzt. Mehr on 'Florida Sky Piece' irn Frühiahr 1999, noch: ,Wer kiinstlerisch arbeitet, muß in bei der ein Flugzeug ein 75 m großes die Öffentlichkeit", meint MichaeF Klant, Banner mit einem gemalten Stuck Flori- hängt doch der Erfolg zu einem groflen da-Himmel durch den Luftraum über Teil von ihr ab. Da kunstlerisches Schaf- und um Freiburg zog. fen gleichzeitig aber auch mit Innovatie Die AMion hatten ihren Ursprung in ei- nen verbunden ist, die das Publikum (in- ner Gnippenausstellung der hauptamt- klusive Ausstellungswesen und Kunst- lich Lehrenden in der Duncan Gallery of rnarkt) nicht Immer sogleich mitzutragen Art arn Ort der Partner-Universität in De- bereit ist, kann die öffentliche Wirkung Gdard Bi&hofer: Edelstahlsblptur, 1998 Land, Florida. Diese Ausstellung war gelegentlich auch ausbleiben. Unter Um- vom Ministerium unterstützt worden, ständen bekommt dann die in der Re eine MaOnahrne, die freilich eine Aus- mantik entstandene Vorstelung vom nahme darsteltt. verkannten, einsam schaffenden Kunst- Die im letzten Herbst neu an das Insti- Die hier nur andeutungsweise wieder- ler neue Nahrung. tut gekornrnene Tübinger Kunstlerin Ulri- zugebende Liste der Ausstellungen ist Die Resonanz auf die künstlerische ke Wein, die international ausstelit, zeig- dann auch insofern umso erstaunlicher, Tätigkeit der Fm Institut der Kiinste Leh- te gleich im JuniIJuli 1999 überzeugen- als das Land den Lehrenden - anders renden war gerade in den vergangenen de, von der Presse vielfach beachtete als Akademielehrern - keine Räume für Jahren eher von großen Erfolgen ge- Installationen mit fragilen und sensiblen die künstlerische Arbeit zur Verfügung kennzeichnet, die hier freilich nur punk- Papierarbeiten in der Pfeilerhalle des stellt, und deshalb alle namentlich Er- tuell erwahnt werden können. So erhieit E-Werks, Hallen für Kunst. wähnten eigene Ateliers angemietet ha- Peter Staechelin, inzwischen irn Ruhe- Hier hatte Manined Wild drei Jahre zu- ben. Die Wirkung in die Öffentlichkeit stand, 1997 den Reinhold-Schneider- vor in der polyvalenten Malle eine Retro- hinein geht hier also auf persönliches Preis, die höchste kulturelle Auszeich- spektive mit großformatigen Malereien, Engagement zurück, die Risikobereit- nung, die von der Stadt Freiburg; verge- die dem riesigem Raum ihre rnelancholi- schaft zu Investitionen eingeschlossen. ben wird. sche Stimmung aufzuprägen wetrnoch- Es herrscht jedoch im Institut Konsens ten und in der Presse zu einem regel- rechten Hymnus fiihrten. Gerhard Birkhofer, ehemaliger Lan- desvorsitzender des BBK (Berufsver- band Bildender Künstler) Baden-Würt- temberg, wird inzwischen in einer Schweizer Galerie (Sacchetti, Ascona) unter Künstlern wie Arrnan und Niki de St. Phalle international gefiihrt. Er ist ak- tuell auch bei der Skulptwrenausstellung auf der Landesgartenschau in Weil ver- treten. Ekrhard Brügel hatte 1998 eine be- eindruckende Einzefaussteflung im Kunstverein March mit großfomatigen Holzschnitten und subtil geatzten Aqua- tinta-Radierungen, dazu eine groBe An- zahl von Ausstellungcteilnahmen, so irn Kunstverein Germersheirn, an der Ka- tholischen Akademie Freiburg, oder in der Freiburger Druckwerkstatt Mehlwaa- ge, deren stellvertretender Vorsitzender er ist. In Vorbereitung: Eine große Ein- a Ulnke Weics: Chor, Installation, Krems 1997 selausstellung in der Stadtischen Gale- Manfred Wild: Italienische Landschafl. 1994

Pn-m gsn Michael Kiant: Prozession. Installation auf einer Werbebande irn Qreisamstadion, 85 x 700 Ern, Sept. 1997 (SC Freiburg - Eintracht FranMurt)

darüber, daß die im Bereich der Kunst Tä- Eberhard Biügel oder irn Museum für brik fuhrend (auch dies im übrigen, ohne tigen auch beständig selbst künstlerisch Neue Kunst von Michael Klant. Der erst- dass bislang vom Land Mittel für Com- forschen müssen, um lehren zu können. genannte ist Verfasser einer zwötfbhndi- puter in den einzelnen Diensdrimmern Dazu wird immer wieder der Versuch gen Zeichenlehre, der letztere von ver- bereitgestellt wurden -ein an der Univer- unternommen, Studierende an die öf- schiedenen kunstgeschichtlichen Publi- sität undenkbarer Zustand). Gerhard fentliche Prasentation ihrer kunstleri- kationen, u.a. zur Kunst des abstrakten Brrkholer, seit zwei Jahrzehnten Heraus- schen Arbeiten heranzuführen, zumal Expressionismus. geber und Autor des weit verbreiteten dies auch Bestandteil ihrer späteren Tä- Einen hohen Stellenwert im kuituret- Periodikums 'Kunststunde', hat die er- tigkeit ist. Von der Gruppen-Fotoausstel- len Leben der Stadt Freiburg nimmt in- ste CD-Rom entwickel. mit der Kunstun- lung 'Zoom - Szenen aus dem Studium' zwischen bereits der 1998 erschienene, terricht interaktiv am Computer vorberei- in der Städtischen Galerie Freiburg über mit einem Team von über 30 Studieren- tet werden kann. Michael Klant hat seil die Einrelausstelfung von Oliver Dies- den verfaßte und fotografierte Band Mitte der BOer Jahre drei Rethen von kau irn Kunstverein Kirchzarten bis hin 'Skulptur des 20. Jahrhunderts in Frei- Schulbüchern für den Kunstuntemcht zu den regelmäßig in der BZ erschei- burg' ein. Er geht auf ein von Michael mitherausgegeben und (rnit)verfaßt: nenden Karikaturen von Thornas Muf- Klant geleitetes forsehungsprojekt zu- 'Grundkurs Kunst', 'Bildende Kunst'. fler sind auch hier viele Erlolge vorzu- rück. Der Nachfolger, ein Buch zur 'Praxis Kunst'. die vierte mit dem Titel weisen. Skulptur des 19. Jahrhunderts in Frei- 'Farbe, Form und Fantasie'. fir die Eber- Manchmal zeitigt sogar die kbleh- burg, ist mit einem newen Team in Ar- hard Brügei hauptveranhvortlicher Autor nvng einer Teilnahme offentliche Wir- beit. ist, wird die Asthetische Erziehung in kung. Dies war der Fall, als Eberhard Im Bereich der FachdidaMik ragt die den Grundschulen mangebfich beein- Brügel sich Anfang 1999 weigerte, zu maßgebliche Beteiligung von Eberhard flussen, wie erste Reaktionen auf die einer Ausstellung mit HolzschnitZen des Brügel an der Konzeption und Grwn- zwei bisher erschienenen Bande zeigen. 20. Jahrhunderts irn Georg-Scholz- dung der Jcigendkunstschulen irn Lande Der immense Einsatz auf allen drei Haus Waldkirch beizutragen, in der heraus. Hinzu kommen seine ungezähl- Feldern, der in erster Linie immer wie- auch Werke des in der Nazizeit als Agi- ten Vortrage in Schulen und anderen Er- der der Lehre zugute kommt. erklärt tator bekannten, später scheinbar unbe- ziehungsinstitutionen zur Entwicklung sich zum Teil aus dem verstärkten Legi- scholtenen Wemer Hö11 hingen - was und Bedeutung der Kindeneichnung. timationszwang, dem die Lehrenden an den Skandal erst aufdeckte und zu öf- Was die Konzeption und Erstefrung den Pädagogischen Hochschulen aus- fentlichen Diskussionen irn Museum von Lehrmitteln lor den Kunstunterricht gesetzt sind: sie rnussen sieh zum ei- und in der Presse führte. angeht, ist das Institut der Künste, Abtei- nen mit den Kollegen vergleichen las- Der umgekehrte Weg zwischen Hoch- lung Bildende Kunst, in der Bundesrepu- sen, die an den Kunstakademien künst- schule und Öffentlichkeit wird beschrit- lerische Praxis unterrichten, und zum ten, wenn das Institut Freiburger Münst- anderen mit denjenigen, die an der Uni- lennnen und Künstler als Lehrbeauitrag- versität die Kunstgeschichte vertreten. te in die Hochschule integriert, die sich Dem Vorwurf. das breite Spektrum der über die Präsentation ihrer Werke in Anforderungen ginge mit einem Verlust Kunstvereinen 0.ä. legitimierten, Zu nen- an Qualität einher (ein Vorwurf, dem nen sind hier in letzter Zeit besonders sich die Pädagogische Hochschule Antje Schirnpfle, Herbert Becker und schlechthin ausgesetzt sieht], läßt sich Herbert Maier. mit Hirweis auf die oben aufgeführte, öf- Die öffentliche Wirkung der Abteilung fentlich &erprüfbare Bilanz der letzten Bildende Kunst im Institut der Kunste an Jahre begegnen. Auf die Frage, wie das der Pädagogischen Hochschule Frei- alles zeitlrch zu schaffen sei, lautet die burg beschränkt sich indessen nicht auf Antwort der Beteiligten: mit doppeltem die kunstlerisch-praktischen Aktivitäten, und dreifachem Aufwand. wird hier doch eine 'Dreifeldewirtschaft' Ob sich dieser Einsatz allerdings vor betrieben, zu der auch die Kunstwissen- dem Hintergrund der riiumlichen. linan- schaft und die Fachdidaktik zählen. ziellen und personellen Bedingungen Unter den fachwissensehaftlichen AM- auf Dauer leisten laßt oder gar dem drin- itäten sind zahlreiche Galerie-Eroff- gend benötigten künstlerisch-wissen- nunasansarachen aller Genannten zu schaftlichen Nachwuchs auch irn nach- ~e&ichnen, dazu verschiedene Gast- sten Jahrhundert schmackhaft gemacht Vortrage, ob nun im Landratsamt von Eberhard Bffigel: Holzschnitt, 19% werden kann, muß offen bleiben. Anja Eajorath Mann = Mann - Projekt + Projekt Ein TheaterprojeM mit den Stadtischen Buhnen Freiburg

Während unsere Kornrniliton/inn/en die ersten warmen Frühscmmertage für Badespaß und Freilandexkursionen nutzten, verbrachten wir die vorlesungs- freie Pfingstwoche in den staubigen Räumlichkeiten des Freiburger Staä- theaterc - und dennach: wir bereuen nichts! Wir, das sind zweiundzwanzig Stu- dentlinnlen der Pädagogischen Hoch- schule - und natürlich Ursula Elsner und Reinhold VOR, unsere Dozenten, die das etwas andere Seminar ins Lekn gerufen haben. Worum ging es in diesem einwöchi- gen ProjekE? Um &rechts Parabeistück Jann ist Mann', um das Theater an sich - und auch um uns selbst. Nach drei vorbereitenden Serninarsitzungen, in denen wir uns intensiv mit dem Dra- mentext, mit Iiiterpieta2ionsan~atzen Maskenbildner Harald Klute bei der Demonstrattion seiner Kunst und rnlt der Wirkungsgeschichte des Stückes beschäftigten, verließen wir die heiligen Halfen der Hochschule und ro- ständig sind. Angebote für junge Zu- ein. Nicht nur theoretisch, auch prak- gen rn die Stadt. Wir betraten die Bret- schauer zu machen, ist ihm immens tisch verwandelt er Julias Gesicht in ei- ter, die angeblich die Welt bedeuten, wichtig, der nächste Spielplan ist viel- nen Totenschsdel, Melanie in einen al- über den Bühneneingang und ließen versprechend. ten Mann und sich selbst in ein Monster uns durch das Labyrrnth des Stadtthea- Einstieg geschaffi! Setzt wollen wir - Halbmaske genügt. Staunende Stu- ters führen. Hen Seeger, seit 1954 da- selbst eifahren, wie das ist, auf der Pro- dentlinnlen-Augen! Perücken aus Echt- bei - einst als Gewandmaister, jetzt als bebuhne zu stehen, zu gehen, aufzutre- haar (das hatten wir schon*),falsche Na- enthusiastischer Hans Dampf in allen ten. Workshop mit einer Dramaturgien sen anprobieren, g'libbrige Hexenfinger- Gassen - kennt jeden Winkel in diesem und Theatepädagogin (Angelika Handschuhe, den Kopf von Koneczny, Hause,jede Inszenierung steckt voller Weisc) und einem Regisseur (Michael mit und ohne Gesichtshaut -die Fotoap- Anekdoten und schweift immer wieder Schwarrmann) ist angesagt, zwei Tage parate laufen hei8. ab. Danke fiir die Abschweifungen?Aus lang - viel AMion, wenig Pausen. Ken- anderthalb wurden drei Stunden: Eiser- nenfernen, aufwärmen, Korpererfahrun- Br~htauf der Bühne ner Vorhang, Suppentemnen ohne 80- gen sammeln, spielen, Herr und Hund den, Echthaarperücken - uns schwirrt spielen, Soldat spielen, drillen, gedrilR Wir nähern uns dem Stück, um das der Kopf - wir wissen Bescheid! Zweiter werden - unversehens sind wir in sich unser ProjekZ dreht. Keiner von uns Akt: Schaucpieldirekior Klemens Re- Bsechts Lustspiel: ,Einer ist keiner. Alre durfte sich die Inszenierung ansehen, noldner stellt sich unseren Fragen. Wo- sind einer. Mann ist Mann". Einzelne zuerst sollten Bilder irn Kopf entstehen, für sind Sie zuständig? Wie kommt ein Szenen schalen sich heraus, verschie- in der Textanalyse und irn Workshop er- Spielplan zustande? Wie verkraften Sie dene Lesarten werden durchgespielt, Fi- arbeitet, variiert, durchgespieit werden. die wortgewaitigen Eskapaden der Kriti- guren typisiert, Machtstruktu~enin Alle sind wir gespannt auf heute Abend, ker? Die von uns erwählte Inszenierung Standbildern visualisiert. Selbsterfahnin- tumal wir inzwischen Insider sind. Die ist zur Premiere nicht gerade mit Lob gen machen und Grenzerfahrungen, Inszenierung war zur Premiere noch ur- ~iberschüttetworden - „Brecht, Bumm, sich aufspielen, sich fallenlassen, eine ausgereift (auch deshalb die schlechten Bang!!!" - , wie wirkt sich so etwas auf Rolle spielen, irn Mittelpunkt stehen, irn Kritiken?), inzwischen ist die Bühnenfas- die Besucherzahlen aus? Herr Renofd- Gleichschritt gehen. Strichfacsungen sung gekürzt und präzisiert worden, ner weicht keiner Frage aus, er beein- aus dem Boden stampfen: nicht so viel noch arn Morgen vor der heutigen Auf- druckt durch Krimpetenr und Ehrlich- reden, tun! führung wurde hart geprobt. keit, Sensibilität. Er wünscht sich ein Mit- Jetzt wird es Zeit, sich der Konsumen- Die Ausführungen der Brarnatulgin arbeiterteam, das bei der Stückauswahl tenrolle zu erinnern. Chefrnaskenbildner Christine Wyss und der Bühnenbildassi- mitarbeitet, ein Ensemble, in dem die Harald Klute führt in die Geheimnisse stentin Tina Miyake steigern unsere Stars wechseln und die Regisseure be der allabendiichen Venniandlungskunst Spannung. Wir stehen um das Modell

PH-FR WE herum, dessen Ausführung uns in ein stürnrneister, Bühnentischler und schlos- hen der Kurbel Platz und bestaunten paar Stunden en gros auf der Bijhne er- cer an einer Inszenierung? Fwhlen sie die ~orhanglose,wüstengelbe Buhne. warten wird. Wie wird man Dramatur- srch für den Erfolg &er Misserfolg ei- Das Ltcht Im Zuschauerraum verlosch. gin? Wo kann man Bühnenbildnerei stu- nes Stückes mitveraniwortlich? Die Umrnontiening des Packers Galy deren? Welchen Anteil haben Qrama- Freltag Abend war es dann endlich so Gay in eine menschliche Kampfrnaschi- turgen, Buhnen- und Maskenbildner, Ko- weit: Wir nahmen in den vorderen Rei- ne konnte beginnen! Immerhin, fast drei Stunden, aber die vergingen uns wie im Fluge. Vieles war zu entdecken und zu - - - ' vergleichen mit den eigenen Ideen und Versuchen. Fast hätten wir den Text laut rnrtsprechen wollen! Manches kam uns bekannt vor, anderes verblülfte oder erheiterte uns: Galy Gays Frau die ihren labilen Mann im heimrschen Dia- leM warnt: 'Du bisch wie e Güterzug, Du kansch net nei sage!". Der Blutige Fünfer mit Fistelstimme und brummeln- dem Motorrad! Der indische Bonze mit tschechischem Akzent?Toller Einfall, das mit dem drehbaren Container, der mal Pagode, mal Eisenbahnwaggon, mal die Kantine der Witwe Begbick ist. Und das sind die roten Bierbuchsen mit der Radler-Flüssigkeit, die so preisgün- stig irn Angebot waren -eine echt spritzi- ge Aufführung1 Interessante Regieeinläl- Michael Schwanmann bei einer Improvisat~onsubungmit S?udierenden le, beeindruckende schauspielerische

* T - - eren: i tabend 1 r3.io.gg, Großes Haus Ugly, icarnerA, Partition Ballett;abend 2 ir.iac)g, Schauspielhaus Kt Chore ographien von Paul Selwyn Nort

Gerart- _ . jo Litvak, Arnanda Miller Ballettabend 3 6.5.00, Großes Haus Die Kunst der Fuge mit dem Freiburger Barock Orchcster Once in a lifetirne, Schausprelhauc Kurbel 1 Improvisationsrei he ------iLZlFREIBURGFR Spezie!Ile Angebote für Lehrer: U 1. Lebtrer Treff Ballett - ab Herbst 99 2. Patenmodell - SchUIrr/Studentengruppen übernehmen die Patenschaft für erne Produktion des Balletts 3. Kijnstler rn die Schule - Tänzer kommen sind unterrichten irerfortbi Der aufrechte G ionatigei 7dtanzworkshop C Kontalrt: Uwe Möller, Produktionsleiter Tel: 0761 - 201 2971 E-mall: [email protected], Web-Site: www.pudc.org oder THEATERKONTAKT Referat fur Jugend und Erwachsenenlildung irn Theater ~reibir~ Leitung: Angelika Weiß Tel: 0761 - 201 2956 Leistungen und - bis auf das Megaphon tekten, aber die werden bei der Planung derer verstummen, die argumentieren, - hat wohl alles gut funktioniert in dieser selten herangezogen, denn dies kostet wegen "dem bißchen großer Pause" sei- Aufführung vom 28. Mai 1999. zunächst zusätzlich Geld. Trotzdem en keine Steuergelder zu verschleu- Doch, so kann man Brecht retten! wäre dieses Geld gut angelegt, denn es dern. Dabei summieren sich die Zeiten Und man kann als Zuschauerlin viel ler- wird teuer, Kinder sich nur auf einem vor und nach dem Unterricht, die große nen über episches Theater und Verfrem- Hartplatz tummeln zu lassen. Ganz ab- Pause, die Hohlstunden und eben die dung. Frei nach dem Motto: "Glotzt gesehen von den fehlenden Handlungs- gesamte unterrichtsfreie Zeit (Wochen- nicht so romantisch!" haben wir genau möglichkeiten, der Langeweile, den Ag- enden, Ferien), so daß Investitionen loh- und mit Verstand hingeschaut und un- gressionen, den Ängsten, sich dort auf- nend werden. Hinzu kommen die Mög- ser Vergnügen an dem parabolischen zuhalten: Die Versicherungen haben lichkeiten, Unterricht selbst im Freien zu Spiel gehabt. Die intensive Beschäfti- längst festgestellt, daß diese scheinbar organisieren und dergestalt "Lernorte gung mit Autor und Stück und die eige- sicheren Orte gefährlich sind. Kinder außerhalb der Schule" direkt vor der nen szenischen lnterpretationsversuche verletzten sich hier erheblich mehr als Schultüre zu nutzen. Schulhofgestal- haben unseren Blick für das Bühnenge- auf entwickelten Schulhöfen mit schein- tung kann so ihren Beitrag leisten, daß schehen geschärft und unsere Toleranz bar gefährlichen Spielangeboten wie Kinder (und die Lehrerschaft, der Haus- für originelle Lesarten erweitert. Die Ge- mobilen und stationären Spielelemen- meister und die Eltern bei Schulfesten) spräche mit Theaterleuten und der Blick ten sowie Spielangeboten, wie sie die sich in ihrer Schule wohl fühlen und sich hinter die Kulissen haben uns eine Ah- Natur bietet. mit ihr identifizieren. nung davon gegeben, wieviel Kreativi- Die Stadt Freiburg hat aus dieser Ent- Gestützt auf diesen jährlichen Beitrag tät, Disziplin, und Enthusiasmus einer wicklung Konsequenzen gezogen. Sie der Stadt hat sich eine Interessenge- Inszenierung vorausgehen. stellt seit 1989 jährlich zwischen 60.000 meinschaft von Beratungen zusammen- Theater-Projekte sollen nun regel- und 100.000 DM zur Verbesserung des gefunden, bei der auch die Pädagogi- mäßig in jedem Sommersemester an Schulhof- und Spielplatzangebotes zur sche Hochschule mitarbeitet und ihre der PH stattfinden. Augen auf, Leute: Verfügung. Dies ist wenig, gemessen Kompetenz bei der Schulhofgestaltung die Anmeldelisten werden nicht lange an dem, was man bei rund 70 (!) Schu- einbringt. Wie in der Lehrerbildung üb- leer bleiben. len mit dieser Summe sichtbar verän- lich, wurde die Theorie einer Buchpubli- dern kann, aber viel von der Absicht kation mit der Planungspraxis bei fast her, diesen Bereich überhaupt in den 50 Schulhöfen verbunden. Blick zu nehmen. Die Bereitstellung die- ser Summe ist mit einer klugen Auflage Martin Rauch Beteiligte Einrichtungen verbunden: Nur wer sein Gelände Schulhofgestaltung außerhalb des Unterrichts den Anrai- Im Beratungsteam zur Schulhofgestal- Zusammenarbeit mit Institutionen der nern öffnet, kann mit Förderung rech- tung in Freiburg arbeiten mit: Die Ar- Stadt Freiburg nen. Dies Iäßt auch rasch die Stimmen beitsgemeinschaft für Gefährdetenhilfe

Das Gelände um das Schulgebäude Plan für die Umgestaltung des Schulhofs war bis in die 80er Jahre kein Thema. 1 Im Schulbauboom der 70er Jahre ent- standen meist jene unseligen Flach- dachbauten, deren "Dächer" inzwischen entweder mehrfach repariert oder durch unserem Klima entsprechendere geneig- te Dächer ersetzt wurden, wobei die Ar- chitektur dann allerdings völlig entstellt wurde. Im Rückblick ist sehr zu bedau- ern, daß die Sensibilität und das Kön- nen, das heutige (seltene!) Schulneu- bauten oder -umbauten in der Regel auszeichnet, damals nicht berücksich- tigt wurden. Für das Gelände um die Schule macht bis heute meist der Architekt den Entwurf' Die 'Iäne enthaltendann ei- 1 Sandbereich, 2 Fortführung der Mauer des und Sicherungsnetze dazwischen). 17 a,b Auf- nen beim ei- Sitzrondells, 3 große Findlingssteine, 4 geteer- und Abgänge. Abgang ev. auch als hängendes nen Parkplatz, der Rest des Geländes te Hartfläche. 5 Mobile Spielelemente, 6 Hüpf- Tau mit Kletterknoten oder Stange, 18 Seil- wird mit Kreisen drapiert, dort werden spiele, 7 Trinkbrunnen, 8Bereich ~ubhbela~,bahn vom einen Baumhaus ~ichtungHecke, 9 Bolzfläche (geteert), 10 Wigwam aus Holz- 19 a-c Tiefe Sitzbänke ohne Lehne, 20 Durch- Büsche und Bäume gepflanzt, soweit pfählen als Gerüst für 11 Ranker (z.6. Knöte- gänge bei Buchenhecke mit Unterbruch, 21 nicht Rasen vorgesehen ist. rich) und Klimmer, 1la alternativ eine Feuer- Heckennischen mit 22 weiteren Sitzbänken So entsteht kein Freiraum für Kinder. stelle, 12 gewünschte Holzroste zum Sitzen (Rückzugsmöglichkeit zum Vespern), 23 Dabei ist den Architekten kein vorwurf auf der Mauer, 13 leicht erhöhtes Stauden- Schwingreifen, 24 Malwand, 25 Stufenreck, 26 beet, Abgrenzung durch Holzpalisaden, 14 Tischtennis, 27 Kletterwand, 28 Balancierbal- zu machen, sie haben es nicht gelernt. Staudenpflanzen, 15 a,b Baumhäuser, 16 a.b ken, 29 gewünschter Verkaufsstand (Apfel- Gelernt haben es z.6. Landschaftsarchi- zwei Seilbrücken wie im Urwald (3 Tragseile stand'), 30 neuer Platz, vorhandene Sitzbänke.

PH-FR 9912 und Jugendschutz in der Erzdiözese Teil 3: Teilnehmende: Lehrerkollegi- Ausblick Freiburg (agj) als Koordinationsstelle, um insgesamt, Kindergarten, Elternver- das Kinderbüro der Stadt, das Garten- treter, Schülervertreter, Hausmeister, Bei einem Anschlußtreffen des bauamt, die Schulverwaltung (Schul- Gemeindevertreter, Gartenamt, Presse, Teams wurde das Beratungsangebot und Sportamt), die Pädagogische Hoch- Entwurf für alle Entscheidungsträger evaluiert. Im Unterschied zur bisherigen schule (Prof. Martin Rauch), die Päd- Vorstellung des erarbeiteten Plans Mittelverteilungspraxis sollen die berate- agogische ldeenwerkstatt e.V. bagage zur Umgestaltung nen Schulen schwerpunktmäßig auf sowie Schulen, für die und zusammen Falls erforderlich, erneut Geländebe- Zeit gefördert werden. Gleichzeitig sol- mit denen geplant wird. gehung bei strittigen, nur vor Ort zu klä- len diejenigen Gruppen, welche freibe- Bei einer gemeinsam durchgeführten renden Fragen ruflich beraten, in die Ausführung anste- Fortbildung stellten diese Beratungsin- Stufen der Realisation (Netzplan) hender Arbeiten einbezogen werden, stanzen sich und ihre Arbeit vor. Aus Ausführungsvarianten (Gartenamtl weil auf diese Weise Arbeitsplätze erhal- dieser Präsentation ergaben sich Nach- Landschaftsarchitekt, Firma, Schulbetei- ten bzw. neue geschaffen werden kön- fragen: Derzeit berät die Pädagogische ligung vgl. Efeu) nen. Hochschule die Lortzingschule Frei- Finanzierungsfragen. Literatur burg, den Sprachheil-Kindergarten in Die Schule erhält abschließend einen Martin Rauch: Schulhofhandbuch - Freiräume Freiburg-Merzhausen und (in Verbin- kommentierten Plan. an Schulen, Ulm-Langenau 1981 dung mit dem Weiterbildungsprogramm unserer Hochschule) Schulen in Müll- heim und Bonndorf. Die Mitarbeit der Hochschule in die- sem Gremium hat den Vorteil, daß ihre Guido Schmitt Planungen für Schulen ab dem Jahr Freiburg als interkulturelles Lernfeld 2000 auch tatsächlich umgesetzt wer- Anregungen zur interkulturellen Didaktik den.

Schulhofberatung: Programmentwurf Migration, Wanderungsbewegungen, stituts für Interkulturelle Bildung und Eu- weiträumiger Handel, Ein- und Auswan- ropastudien ist die Beratung bei solchen Um einen konkreten Einblick in die derungen sind ein Menschheitsphäno- Unternehmungen. Planungsarbeit zu geben, hier das ideal- men. Der homogene Nationalstaat ist typische Programm einer Beratung: eine Fiktion, überall gibt es Mehrheiten Freiburg und die Welt die Welt in (Das Programm kann nach \Vunsch der und Minderheiten. Kulturen sind Mi- - Freiburg: Ein Rundgang Schule entweder als ganztäyiyer Päd- schungen von Kulturen. Konflikte und agogischer Tag [plus ein zusätzlicher Kriege zwischen Menschengruppen und lnitialimpuls für Projekte ist ein Rund- halber Tag] oder aber an drei halben Ta- Ausschreitungen gegenüber Minderhei- gang: Bertoldsbrunnen, Münsterplatz, gen durchgeführt werden). ten führen zu immer mehr sprachlich ko- Kartoffelmarkt, Rathausplatz, Universi- difizierter Verrechtlichung - bis hin zur tät und Theater, Fischerau, Schwaben- Teil 1: Vorstellung, Programmüber- Formulierung der Menschenrechte. torloberlinden, Augustinerplatz. blick (Flipchart) Koloniales Denken, Nationalismus Freiburg ist eine Gründung des Han- Präsentation eines Planes, welcher und Rassismus sind fatale Entwicklun- delskapitalismus. Das Denkmal des der betreffenden Schule ähnlich ist (Aus- gen, die allzuleicht von politischen Eli- Zähringerherzogs steht genau auf der wahl unter Ca. 50 Plänen) ten missbraucht werden können. Die Kreuzung von wichtigen Handelswegen Geländebegehung Territorien des Globus sind verteilt, (Basel-Köln X Wien-Paris). Die Stadt bil- Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes Grenzen sind kaum noch zu verschie- det sich um den Sitz eines Feudalherrn einschließlich ursprünglich geplanter ben, die Menschen müssen lernen, (vgl. Burg-Bürger), Freiburg am Fuß und tatsächlicher Nutzung; Problembe- nach demokratischen Verfassungen zu- des Schloßbergs. Auch Freiburg brauch- reiche, erste Vorschläge von Nutzern sammenzuleben. te den Zuzug aus dem Umland und der (Lehrerschaft, Schülerschaft) Die UNESCO vertritt das Menschen- Fremde: Lockmittel waren ein niedriger Vorstellung der Schulhofkonzeption, recht auf die individuelle Kultur. Bildung Steuersatz (halber Zehnter) und Frei- Ausgabe einer Mappe mit Planungsun- und demokratisches Lernen ereignen heit, die Leibeigenen gewährt wurde, terlagen. sich besonders in Gruppen und Projek- wenn sie sich ein Jahr ökonomisch selb- Teil 2: Materialien zum Thema ausle- ten. Kooperation ist dabei Weg und ständig behaupten konnten. Vor dem gen, Schmökerphase allein oder in Lernziel. Kaufhaus, Zunftsitz der Kaufleute, zo- Kleingruppen, sammeln von Ideen für 1995 - die Stadt wurde 875 Jahre alt - gen am Dreikönigstag 1388 die Hand- eine Umgestaltung initiierte die Forschungsstelle Migration werkerzünfte in Waffen auf. Unblutig, Sicherheits- und Aufsichtsfragen, Feu- und Integration an der Pädagogischen durch Verhandlungen, erreichten sie erwehrzufahrt, Anrainer, außerschuli- Hochschule Freiburg eine interkulturelle schließlich die Beteiligung am Rat der sche Nutzung Stadtschulwoche. Gelernt wurde in Pro- Stadt. Kleingruppenarbeit zur Erarbeitung er- jekten. Die folgende Skizze soll Anre- Im Münster rief Bernard von Clairvaux ster Entwürfe, Präsentation, Diskussion, gungen zum Projektlernen geben. Eine zum Kreuzzug auf (der erste wendete Videos. der Aufgaben des neu gegründeten In- sich ja zunächst gegen die Juden in

PH-FR 99/2 Speyer, Worms und Mainz). Der hl. Ge- schen Revolution nach Freiburg (Grab org, Patron der Ritter, ist Stadtpatron stein auf dem neuen Friedhof). 1848 I', (außen arn Schwabentor) und führt das dkämpften Freischärler erfolglos ffir die StadMappen auf seinem Schild, zu- demokratische deutscheibadische Revo- glefch auch Zeichen der Kreuzritter ro- ( ,-( 6 lution, vor Gunterctal wurden sie von I) tes Kreuz auf weiBem Grund. Den Dra- Iw den Truppen der Fürsten vernichtet. Un- chen wußte damals jedermann als mus- ter dem angeblich ältesten Gasthof limischen Erzfeind zu deuten. Auf das Deutschlands, dem "Roten Bären", sind bedeutende Erbe Europas aus der isla- noch Reste der wehrhaften Stadtrnau- misch-arabischen Kultur dagegen wei- h ern zu sehen. Im ehemaligen Augusti- sen die Gotik des MLinsters hin (mauri- J nermuseurn spricht uns u.a. Baldung sche AlhambraJSüdspanien) und die Grien aus Straßburg mjt seiner Gemäl- NulCZiffern über der Jahreszahl in rörni- 4 ji dekunst an. Das Adelhauser Kloster, schen Lettern links irn Sandstein des '4 jetzt für Museen genutzt (Völkerkunde, Eingangsportals. Berthold Schwan auf Naturkunde, moderne Kunst), diente dem Rathausplatz, alias Georg Anklit- vormals der Mädchenbildwng. Zen, hing der Alchemie an, erfand nicht Am Stadtmuseum begrünt uns der das Schwarzpulver. sondern die Stein- selbstbewußte Maler, Bildhauer und Ar- buchse und eigentlich die explosive T*-", chiteM Wentzinger aus dem Barcck mit Schubkraft irn Kolben. Er muBte fliehen seinem vergoldeten Konterfei in der Bal- und wurde höchstwahrscheinlich durch konballustrade, Müllercsohn aus Ehren- die Inquisition in Prag verbrannt. - 9; stetten. Studienaufenthalteabsolvierte Erst durch den Silbehandel, dann /- er u.a. in Paris und Rom. Die Universi- auch durch die Büchsenrnacherzunfi tät und die Hochschulen ziehen heute und den Waffenexport wurde Freiburg : mehr als 25.000 Studenten an, Lands- reich. Nach dem Fall der Silberpreise mannschaften organisieren sich früher durch die Eroberung Mexikos war die 1 als ,,nationalesu. Nutzung des Schauinsland dann nicht In den Grundschulen in Freiburg und mehr interessant. arn Oberrhein lernen heute rund 15.000 Im grünen Maus am MLinsterplatz, Schijler die Sprache des Nachbarn, die ehemals Bankhaus Krebs, wurde um '. . Deutsch-Franz6cicche Grundschule die Jahrhundehwnde die Solidarkasse p!Fp5:-"rbbm und das Deutsch-Französische Gymna- der italienischen Arbeiter geführt, wel- -- . <-,&%J sium verrnrtteln zwischen venchiede- che die StraBen, die Eisenbahn und Stadtpatron SI. rjeorg am Schwd!ientor Mary- nen (auch Schul-)Kuituren. Immer mehr den Bürgerstadtteil Wiehre bauten und "Um ldapPadoklen (Turkei),WaWen der Touristen kommen heute aus dem Aus- Kreuzfahrer, der Drachen als Islam verstanden land, und Amenkansr auch gefährliche Renovierungsarbeiien arn MWnster durchführten. Aus der Italie- weise und auch Japaner, die an Freibur- nerpastoral des bischöflichen Kaplans ger Umwelttechnologie und politik inter- Lorenz Wefimann entstand vor über essiert sind. 100 Jahren der deutsche Caritasver- Nkederlassung anlocken. Fortgeführt werden kann das Projelrt- band, bis heute mit Sitz in Freiburg. Der Friedrichsbau ist eine Stiftung ei- lernen in einer Erkundungs- oder Fc- Der Basler Hof an unserem Weg zum nec Metzgemeisters, der in Sudafrika loralley, in einer Ausstellung zu be- KartofielrnarM und Rathausplatt wurde zu gioRem Verrn~gengekommen war. stimmten Häusern, Personen oder Er- vom Basler Domkapitel erbaut, das vor Die Johanniskirche, nach dem Muster eignissen der Stadt. der Reformation qellohen war. Die Ju- des Bamberger Doms gebaut, und die Interkulturelle Erkundungen sind von den irn Ghetto in der Nähe (heutige HenJesu-Kirche irn Sttihlinger nach Freiburg aus in alle Himmelsrichtungen Wasserstrafle) wurden im 15. Jahrbun- rheinischem Baustil sollen mit dem Mun- lohnend, ins Elsaß und die benachbar- dert aus Freiburg vertrieben und vorn Ster zusammen deutsche Baukunst und ten Stadte wie Basel. Colmar und Grafen Karlsnihe-Durlach in seiner die nationale Idee repräsentieren, StraBburg. Somrnerresidenz Sulzburg aufgenom- Am Schwabentor spielt die Sage vom men, Auch in Freiburg wurde in der schwäbischen Bauern, der Freiburg kau- ,Reichskristallnachr die Synagoge nie- fen wollte. auch auf die Vorurteile zwi- dergebrannt. Seit den 30er Jahren sie- schen Badenern und Schwaben (und delt Freiburg ligeuner, deutsche Sinti, Männern und Frauen) an. Die mittelalter- an. liche Gesellschaft war eine Kfiegerge- Die alte Universität ist ursprünglich sellschaft, die Stadtbefestigung sollte eine Einrichtung der Gegenreformation, das kleine Territorium in den sornmerli- Drecchner, Andres: Mencchen und berühmtester Student war wohl Faust, chen Feldzügen schütsen. Von 1677 an am Clberrhein. 1": INTERKULTURELL; Jg. der dann in Staufen vom Teufel geholt gehörte dann Freiburg zwanzig Jahre 1993, H lm3. S. &?-79. - INTERKULTURELL. worden sein soll. Das neuerbaute Frei- ZU tranrdsischem Territorium. Folge "-Gis&: a: &z$a,L, burger Theater sollte um 1910 insbeson- des spanischen Erbfolgekrieges. Adeli- ,m ~k~~~~,&den-Baden: Vedag dere reiche Bürger von auBerhalb zur ge Flüchtlinge flohen vor der Franzosi- und Kunst fiir Uiiscenschafi 1947. Regina Kaiser chivar zitieren: ,,[...I unsere Quellen sind Schüler sollten allerdings niemals allei- Zu den Quellen meist spröde, schwer erfaßbar, verlan- ne, d.h. ohne entsprechende Vorberei- Außerschulische Lernorte im Fach Ge- gen Aufmerksamkeit und waches Inter- tung durch den Lehrenden, ins Archiv schichte: Beispiel Stadtarchiv esse [und dies nicht nur von Schülern geschickt werden, da sie vermutlich an und ~chülerinnen!]." zu vielen systemimmanenten (räumli- Hierbei wird deutlich, wie wichtig gera- chen, rechtlichen, persönlichen, inhaltli- de im Archiv eine sorgfältige, sicherlich chen und organisatorischen) Schwierig- recht zeitintensive Vorausplanung ist. keiten scheitern würden und ihnen so Dazu gehören in erster Linie die terininli- die Motivation genommen werden könn- Welchen Ertrag in schulischer Hin- chen und modalen ~bsprachenmit Mit- te, jemals wieder eine solche Einrich- sicht eine Kontaktaufnahme mit der arbeitern des Archivs, welche in unse- tung aufzusuchen. Stadt erbringen kann, erfuhr ich im Rah- rem Falle geradezu vorbildhaft mit dem Nicht nur Freiwilligkeit und Interesse men eines Hauptseminars mit dem Titel Leiter des Archives getroffen worden an der Archivarbeit sind wichtige Grund- ,,Entdeckendes und Forschendes Ler- waren, sowie die Vorab-Recherche der voraussetzungen. Auch oder gerade nen im Geschichtsunterricht", welches mitunter riesigen Aktenberge, welche der Zeitfaktor lässt eine solche Art zu im letzten Wintersemester unter der Lei- eben nicht didaktisch aufbereitet sind lernen, leicht zu einem Unterfangen wer- tung von Prof. Dr. Gerhard Schneider und somit einer ,,Filtrationu unbedingt be- den, das in der herkömmlichen Schulor- stattfand. Die Teilnehmerinnen und Teil- dürfen. Auch ist der Besuch eines Archi- ganisation, bei gerade mal zwei Unter- nehmer fanden sich zu verschiedenen ves nicht für alle Schüler gleichermaßen richtsstunden im Fach Geschichte pro Arbeitsgruppen und diversen Untergrup- geeignet, da dort bestimmte Arbeitsvor- Woche als nicht realisierbar erscheint. pen zusammen. aussetzungen (Ruhe, kein Genuß von Adäquat erschiene mir hier, um der un- Themen dieser Arbeitsgruppen waren Speisen und Getränken und eine erlässlichen Vor- und der Nachberei- die Erkundung der Stadt Freiburg, wahl- manchmal recht rigide Kontrolle der je- tung des Archivganges mit den Schü- weise in Form einer Stadtrallye, einer weiligen Arbeitsweise mit den Archivali- lern genüge zu tun, eine Zeitvorgabe Erkundung des Freiburger Münsters, en durch das Archivpersonal) vorherr- von zwei bis drei Unterrichtstagen, bei- des Alten Friedhofs und der Jüdischen schen, die einzuhalten so manch einem spielsweise im Rahmen von Projektta- Gemeinde, dies alles natürlich im Hin- schwer fällt. gen. blick auf Sinn und Gebrauchswert die- Dennoch bietet der ,,Weg zurück zur Dennoch zeugen Erfahrungsberichte ser außerschulischen Lernorte für Quelle" und damit weg von der ,,bloßen6' über Schülerarbeit im Archiv von er- Grund-, Haupt- und Realschüler unter- Rekapitulation von historischem Wissen staunlichen Lernerfolgen und von der er- schiedlicher Klassenstufen. und Erfahrungen inklusive ihrer Wertun- höhten Bereitschaft der Schüler, sich Des weiteren wurde ein Oral-History- gen nicht nur für Schüler und Schülerin- auch schwierigen Aufgaben zu stellen. Projekt von Studierenden in einem Al- nen einen besonderen Reiz, da es mei- Diese Motivation wirke sich überdies tenheim in Freiburg-Littenwetler durch- ner Ansicht nach keinen anderen Ort sehr positiv auf den üblichen Ge- geführt, das Adelhauser Museum für Na- gibt (vielleicht mit Ausnahme von Muse- schichtsunterricht im herkömmlichen tur- und Völkerkunde als möglicher Ler- en und Originalschauplätzen),der ähn- Klassenverband aus.3 nort ,,getestet" und nicht zuletzt im Stad- lich viel ,,Originalität" und Authentizität tarchiv Freiburg ausprobiert, ob sich die- besitzt. Wie schon angedeutet, ist hier- se Einrichtung als tauglicher Lernort für bei von besonderer Bedeutung, wie effi- Schüler der Sekundarstufe erweisen zient die zu bearbeitenden Inhalte aus könne. der Fülle dieses historischen Stoffes ,,Wer zur Quelle gehen kann, der ausgewählt werden, um nun die Schüler gehe nicht zum ~asserto~f"',war wohl zu historischem Verständnis zu führen, nicht nur für mich als studentische Nut- beziehungsweise diesen die Möglichkeit zerin des Archivmaterials allemal Moti- zu geben, selbständig und eigenverant- vation genug, vor allem, da es sich um wortlich (als Ziel des entdeckenden und dergleichen spannende und brisante forschenden Lernens) dorthin zu gelan- Themen wie beispielsweise die alliierte gen. Besatzungspolitik und die Entnazifizie- Es scheint nicht sinnvoll festzulegen, rung in Freiburg als Beispiel für die Ent- ab welchem Alter eine Arbeit im Archiv nazifizierungpraxis in der französischen für Schülerinnen und Schüler möglich ~esatzun~szonehandelte. ist. Immer wird es darauf ankommen, Anmerkungen 1) Leonardo; zit. n. Wagenschein, Martin: Zum Bei der kurzen und noch recht vorläufi- auf welche Art und Weise und mit wel- des Exemplarischen Lernens. Wein- gen Nachbesprechung dieses Projektes chen Vorinformationen sie für die Sache heim: Bett=. 1966. vowo,-t. waren von ei"iaen studierenden äroße interessiert werden. Eine Begrenzung 2) Scherf, ~erdinandund Schütz, Friedrich: Ge- persönliche vorbehalte gegenüber dem auf Schüler der gymnasialen-~berst~fe,Schichtsunterricht und Archiv Erfahrungenund Möglichkeiten. In: Veröffentlichungen aus rhein- Lernort Archiv (langweilig, trocken ...) for- wie dies in der wissenschaftlichen Lite- land-pfälzischen und saarländischen Archiven muliert worden. Darüber hinaus wurde ratur empfohlen wird, scheint unsinnig. (Heit 14). Koblenz, 1978. VOWO~~. auch den (fiktiven) Schülern eine Moti- Je nach Fragestellung und vorhande- 3) Scherf, Ferdinand: Geschichtsunterricht und vation in dieser Richtung in Abrede ge- nem Quellenmaterial sind auch Schüler Archiv. In: Handbuch der GeschichtsdidaMik. Hrsg. von Bergmann, KlausJKuhn, AnnetteJRü- stelit. Soweit mag ich nicht gehen, am Ende der Sekundarstufe I in der Sen, JörgISchneider, Gerhard. Seelze-Velber: möchte aber an dieser Stelle einen Ar- Lage, Archivrecherchen durchzuführen. Kailmeyer, 1992~.S. 599. Manfred Pfender Projekt Schulzirkus Rosado 1 &jähriges Bestehen des Schulzirkus der Freien Waldorfschule St. Georgen

Geschichte des Zlrkus Rosado Als irn Herbst 1989 ein Klassenlehrer der Freien Waldorfschule St. Georgen das Schul-Projekt Zirkus Rosado" zu- sammen mit funf Schülern ins Leben rief, stand ein Ziel fest: nicht Zirkus spie- len, sondern echten Zirkus machen woll- ten sie. Das Interesse der anderen Schüler wuchs sehr schnell und immer mehr Begeisterte trafen sich einmal in der Woche, um Zirkus-Disziplinen wie Jonglage, Einradfahren, Hochsteken- Gehen, Aola-Rola, Akrobatik, SeilZaufen und Clownerien zu trainieren. Am Ende des Jahres solke dann eine eigene Vor- stellung präsentier! werden. kus-orchester mit acht Musrker/innen, keit, mit Kindern und Jugendlrchen di- Seither findet das ganze Schuljahr ein Kostüm- und Requisiten-Team und rekt zu erproben, was in einem solchen über jeden Oonnerstagnachmitiagdie ein Jrainer- und Betreuer-Team, jeweils Projekt padagogisch geschehen kann. Zirkus-AG statt, für Schwlerlinnen ab zusammengesetzt aus Oberstufenschu- Die gemachten Erfahrungen fließen in der 5. Klasse. Sie wird organisiert und lern, Lehrern und Eltern, die Sportlehrerausbildung mii ein. verantwortlich geleitet von einem Vertre- Die Keulenjonglagegruppe ,Blue Mo- Interessierte Studierende haben die ter der Schule, von engagierten Eltern ves" hat ihre Nummer in drei Jahren so- Möglichkejt am Beispiel Rosadd ein Pro- und vor albern von Oberctufenschülern. weit entwickeln können, dass sie irn Ne jekt kennenzulernen und zu studieren. FGr die Kinder der 4. Klasse wird am vember 199& zum „Eurofestival junger Mit den entsprechenden Vorauscetzun- Sarnctagvomfttag eine von Eltern gelei- Artisten" nach Wiesbaden eingeladen gen können auch eigene Erfahrungen tete Zirkus-AG für Akrobatik und Jongla- worden ist. Dort gab es einen Wettstreit in der Mitarbeit als Trainerlin gemacht ge angeboten. der dreißig besten Nachwuchsartisten werden. Einer der Höhepunkte ist seit vier Jah- aus ganz Europa. ren die in den Sommerferien stattfinden- Das 10-fahrige Jubilaum de Zirkusfreizeit, in welcher der ganze Kooperation mit dem Institut fUr ProfeR von der vagen Idee über das Vorn 9-11. Oktober 1998 fand das Sportpädagoglk und Sport Ükn und Trainieren bis zur Präsentati- große Jubilaumsereignis unter besonde- on noch einmal komprimiert wird. Für Seit nunmehr neun Jahren arbeite ich ren Bedingungen statt, Der Zirkus spiel- eine Woche reist die Zirkusgemein- regelmä0ig als Bewegungsfachmann te nicht in der Turnhalle, wie bisher, con- schaft an eine Schule in einer anderen beim Rosado mit, da meine drei Söhne dern in einem echten Ziikuszelt auf der Stadt, um die Aufführungen vorzuberei- dort zur Schule gehen und irn Zirkus mit Wiese neben der Schule. Nach vier Ta- ten. Jeweils Mitte Oktober wird für ein machen. Dies werschaffi mir die Moglich- gen Aufbau für Zelt und Manege wur- Wochenende die Turnhalle zum Zirkus- rek umgestaltet und es finden von Frei- tag bis Sonntag vier Vorstellungen statt, unterstütz! von der eigenen Zirkuskapel- I@. Zwischen diesen jährlichen Herbstvor- stellungen werden Gastspiele an ver- schiedenen Schufen organisiert - z.W. in Wasser, Kollnau, Lahr, Willingen, Straf!- burg - und es gibt Auftritte von Terlen des Zirkus-Ensembles bei Vereinsfe- sten, Betriebsfeiern 0.8. In diesen zehn Jahren ist aus dem Kinder- und Jugendzirkus Rosado ein klassenübergreifendesund generati- onsübergreifendes Projekt geworden: ca. 80 Kinder und Jugendliche, das Zir- den dem Publikum drei Nachmittagsvor- Kooperationen mlt der Stadt Frelburg stellungen mit 21 Programm-Nummern gezeigt. Für den Samstagabend wurde Auf Einladung der Stadt Freiburg gab efneJubiläums-Gala mit 19 Präsentatio- der Zirkus Rosado eine halbstündige nen tusammengestelR. Die besten Num- Vorführung beim Seniorennachrnitiag mern des Nachmittagsprogrammeswur- im Konzerlhaus vor 800 Gästen. Beim den erweiierk durch besonders gelunge- Neuiahrsem~fana1999 ebenfalls Im ne Stucke aus vergangenen Jahren. Konzeithaus konnte der f irkus drei cei- Dazu gab es Gastaufbitte vom Zirkus ner Nummern - ~ugel-Aquilibrictik,Rola- der Fre-ezenWaldodschule Wiehre und Rola und die Keulen-Jonglage der Blue vom Kinder- und Jugendzirkus Harlekin Moves - den annähernd 2 000 Besu- des Jugendbildungswerkes der Stadt chern zeigen. Beim Wertkindertag im Freiburg. Annähernd 3 000 begeisterte I Seeparkgelände im Sommer 1998 gab Zuschauer besuchten dte vier Yorsteri- der Zirkus eine vielbeachtete 45-rninüti- lungen und sorgten somit für die weitere ge Vorstellung mit anschließenden Finanzierung des Projekts. Workshops zum Ausprobreren und Erler- Oie Beachtung dieses Ereignisses 1nen der verschiedensten Zirkuskünste. durch die Offentlichkeit verdeutlicht fol- Besonders erwähnenswert ist die Wir- gende Aussage irn Bericht der Badi- kung der Zirkus-Vorstellungen irn Stadt- schen Zeitung vom 12. '1 0.98: ,Diese ge- ) teil St. Georaen. Nach dem Aufführungs- nerationsbbergreifende Gerneinschafts- wachenende im Herbst werden auf den leistung der RosadeWaldörfler hat seit Platzen und Straßen von den Kindern - -- 1 dem vergangenen Samstag zwei neue die Zirkuskünste nachgeahmt bzw. ge- durch Obertiurgermeister Dr. Rolf prominente Fans: 'So stejlen wir uns die übt - vom Seilspringen, Einradfahren bis Schule der Zukunft vor', schwarmten zum Diablosptelen und Jonglieren. die Zirkusgäste Rolf und Margret Böh- burg kam auch schon in den Grußwor- Wenn diese Zeitschrift erscheint. ver- me nach Pausengesprächen in den ten zum Ausdruck, welche Herr Böhme geht nicht mehr viel Zeit, bis es in St. Kunstlergarderoben." Die Begeisterung in der Festschrift an die Zirkusgernein- Georgen wieder heißt: ,,Vorhang auf. des Oberbürgermeisters der Stadt Frei- schait richtete. Manege frei irn Zirkus Rosada"'

nachzulesen! Das Heft 1st erhattlrch an der Theaterkasse des Freiburger Theaters ti!7d bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Jutta Heppekausen lungsdruck - im Unterschied zur schuli- Feedback Öffnung von Lehre und schen Praxis - zu reflektieren. Praxis meint hier also trotz aller Nähe der Lern- Welche Impulse und geistigen An- Unterricht gegenstände zur schulischen Praxis stöße hat dieses Seminar Ihnen gege- Ein Kooperationsseminar der eben nicht die Schulpraxis. Die Lehr- ben? Welche Erfahrungen haben Sie Pädagogischen Werkstatt und Lernprozesse in dem Hochschulse- mit offenen Prozessen gemacht und minar selbst sind Gegenstand der theo- was bedeuten Sie für lhre weitere Pra- riegestützen Reflexion. Ausgehend von xis bzw. für lhre weiteren Studien? Wel- dieser Praxiserfahrung gilt es hier, Re- chen Nutzen hatte die Zusammenarbeit ,,Hochschule und Stadt" - dieser Titel flexionswissen zu erweitern, Wahrneh- mit Studierenden bzw. Lehrenden für Sie? könnte verführen zu der Annahme, die mung zu sensiblisieren, Handlungswis- Dies fragten wir die Teilnehmerlinnen Pädagogische Hochschule sei ein Ort Sen zu erwerben. des Projekts, hier einige Antworten: der Theorie, die Stadt dagegen einer der Praxis, des ,,wirklichen Lebens" Iris Friedmann, Grundschullehrerin: Umsetzung eben. Im folgenden Artikel geht es dar- Schon längere Zeit interessierte ich um, die Hochschule als einen Ort von In diesem Sinne führten wir das Semi- mich für Formen einer Öffnung des ,,tra- Praxis zu betrachten, die es auf theoreti- nar ,,Aufbau der Pädagogischen Werk- ditionellen" Unterrichts, wie ich ihn als schem Hintergrund zu reflektieren gilt - statt" im vergangenen Wintersemester Kind erlebt hatte. Während meines Stu- einer kooperativen Lernpraxis von Leh- als ein Projekt durch, d.h. diese Form diums Anfang der 80er Jahre erlebte ich renden ,aus der Stadt" und Studieren- zur Öffnung von Unterricht (Projektler- nur frontale Vorlesungen. Das Ziel unse- den. nen) sollte von den Teilnehrnerlinnen rer Ausbildung war, streng lernzielorien- selbst erfahren, aktiv ausprobiert und tierten, minutengenau geplanten Unter- gemeinsam auf theoretischem Hinter- Konzeptionelle Überlegungen richt vorbereiten und halten zu können. grund reflektiert werden. Es nahmen in Erste zaghafte Versuche zur Binnendif- Konzeptioneller Anspruch der Pädago- etwa gleicher Zahl Studierende und Leh- ferenzierung lernte ich im Referendari- gischen Werkstatt (PW) ist es, einen ,,re- rende aus der Region Freiburg teil. Ein- at kennen. flektierten Praxisbezug" zu ermöglichen. geladen waren sie, die PW als offene In Fortbildungen und Gasthörersemi- Damit ist nicht gemeint, dass wir Projek- Lernlandschaft mit Druckerei, Buchbin- naren während meiner ,,FamilienpauseU te entwickeln, die geradlinig in der Schu- derei, PCs, Pin- und Moderationsflä- konnte ich inzwischen viele Anregungen le umgesetzt werden (,,Rezepteu). Mit chen, Gruppentischen und ersten Mate- und ldeen sammeln. Nach knapp 2 dieser Erwartung der Studierenden müs- rialien gemeinsam zu nutzen und weiter Jahren im Schuldienst ist mir die Not- sen wir uns aber auseinandersetzen. Es auszugestalten. Projektziele (Arbeitsvor- wendigkeit offener Unterrichtsformen wird immer wieder das Bedürfnis ge- haben) und Verfahrensweisen wurden deutlicher denn je, jedoch habe ich äußert, ,,endlich etwas zu tun". Die Be- von den Teilnehmerlinnen im Sinn ei- noch nicht allzuviel praktische Erfahrun- schäftigung mit Theorie wird im Studium nes weitgehend selbstbestimmten Ler- gen. Ich konnte zwar schon einige mei- oft als ermüdend und praxisfern erlebt. nens entwickelt. ner ldeen umsetzen, doch fehlte mir bis- Ansprüche des Lernens und Lehrens in Zwei Zielrichtungen von Projektarbeit her noch etwas der theoretische Hinter- der PW wie ,,Handlungsorientierung" wurden dabei ausgehandelt und umge- grund, das schlüssige Konzept. werden mit Handeln, oft sogar mit ,band- setzt: Mit der Erwartung, bei dieser Suche weridichem" Tun fälschlicherweise ein Stück voranzukommen, besuchte gleichgesetzt. - Schulbezogene Projektvorhaben von ich das Seminar. Anfangs fiel es mir Uns - in diesem Fall der Seminarlei- Lehrerlinnen in ihrer Klasse, die sie ge- sehr schwer, mit dieser absoluten Offen- tung, Friedrich Gerv6 und mir - ging es meinsam mit interessierten Studieren- heit des Projekts umzugehen. Die Zu- vielmehr darum, die dialektische Span- den vorbereiteten, durchführten und sammensetzung der Gruppe, Auswahl nung des Theorie-Praxis-Verhältnisses auswerteten. Lehrmaterialien wurden in des Themas, die Art und Weise der Um- zu nutzen. Die praktischen Erfahrungen der Werkstatt entwickelt und in der Pra- setzung unseres Ziels, alles wurde in der Werkstatt sollten geistige An- xis erprobt. Themen waren: Europa (7. gründlich diskutiert. stöße für die Entwicklung der eigenen Klasse) und Sprachförderung (2. Klas- Rückblickend sehe ich, dass es wich- Praxis geben und so eine innere Weiter- se). tig war, alle Meinungen einzubeziehen, entwicklung der Teilnehmenden ermögli- - Hochschulbezogene Projektvorhaben Vorgehensweisen miteinander abzu- chen. Intendiert war die Erweiterung zu Themen, die die Seminarteilnehmer- sprechen, geduldig auf das Ziel hinzuar- von "denkendem anstelle von mechani- innen für sich selbst bearbeiten wollten: beiten und Meinungsverschiedenheiten schem Lernen" (Dewey). Es ging also theoretische und praktische Hilfen für einfach mal auszuhalten. um ,,bildendes Tun", das erst entsteht, verschiedene Möglichkeiten zur 0ff- Für meinen eigenen Unterricht konnte wenn man sich von der bloßen Routine nung von Unterricht wie Werkstattarbeit, ich neue Anregungen sammeln, meine löst (K. Frey). Eine solche Distanz er- Lernzirkel, Stationenlernen, Wochen- Ansicht über die Notwendigkeit offenen möglicht die Hochschulbildung insofern, plan, freies Arbeiten, Kritik des Fronta- Unterrichts wurde bestärkt. Ich habe als hier Praxis stattfindet: In den Semi- lunterrichts. Sie erstellten Materialien in neues theoretisches Hintergrundswis- naren wird sowohl gelehrt als auch ge- Form einer Lernstraße, die nun den Be- Sen gewonnen, auch über die histori- lernt. sucherlinnen der PW ein eigenaktives schen Ursprünge freier Arbeit, das mir Gleichzeitig bietet sich die Möglich- Arbeiten an diesen Themen ermögli- gute Argumente für offenen Unterricht keit, diese Alltagspraxis ohne Hand- chen. an die Hand gibt."

PH-FR 9912 Rudiger Göts, Hauptschullehrer: zungsrnöglichkeiten zu diskutieren und Ich hatte das Gefahl, die Praxis von ,Nachdem Ich jetzt schon -zig Jahre die gesammelten ldeen letztlich in ein einem StandpunM beschnuppert zu ha- in der Mühle des Schuldienstes bin, vie- Endprodukt zu verarbeiten, das uns ge- ben, den man ansonsten an der PM we- les von dem Neuen zwar aus der Litera- fällt. Ich habe vor allem gelernt, dass ei- nig einnehmen kann: Ich habe Lehre- tur in Ansätzen wohl kenne, habe ich genständiges und selbstorganisiertes rinnnen und Lehrer kennengelernt, die mich auf das Wagnis eingelassen. an Lernen gar nicht so einfach ist. Zu of? nicht unterrichten (oder meinen Unter- der Pädagogischen Hochschule an ei- sita der ,jnnere Schweinehund" im richt begutachten), sondern neue ldeen nem Seminar teilzunehmen. Nacken und hat einfach keine Lust oder und Impulse suchen und dabei neugie- In diesem Seminar sah ich mich dann Idee oder zu viel um die Ohren. Aber es rig daraul sind, was die Studis so zu sa- mit mehreren fiir mich neuen Dingen ist eine interessante ErFahtung, seht gen haben.' konfrontiert: Da war nicht nur der Ab die Inhalte und Aneignungsmethoden stand an Jahren und die Ausdruckswei- bestimmen zu können, und damit auch Carota Ehret, Studentin und inzwi- se und die doch etwas andere .Denkew, die Verantwortung dafbr zu tragen. So schen Referenderin: da war auch das Hineinfinden in eine hoffe ich, mir ein Bild machen zu kön- ,Der größte Unterschied zu anderen andere, ungewohnte Rolle in diesem of- nen. wie es Schülerinnen und Schülern Seminaren: das fast ununterbrochene fenenLernprozess. geht, wenn ich selbst später (mehr der 3elber-Denken-mljssen"i In der PW Die Auseinandersetzung mit dem Pro- weniger) offen unterrichten werde. gibt es einfach kein (schon rein raum- jekt, den Studierenden auf gleicher Ebe- Die Zusammenarbeit mit Lehrerinnen lich bedingtes) Abtauchen in der letzten ne und die Diskussion um die gleiche und Lehrern von ,draußen" hat mir inter- Reihe, kein ,,die Dozentrn wird schon Ir- Sache haben bei mir einen Lernprozess essante Einblicke in das .Lehrerinnen- gendwas machen". Das Seminar war ausgelöst und mich nachdenken lassen Dasein" gegeben. nicht irn herkommlichen Sinn auf ein be- Cber das Verhältnis von Lernenden zum Lehrenden oder über die Situation des Lernenden in einem offenen Lernpro- zess und über die Rolle dessen, der das Lernen dabei organisieren soll. Nach einer längeren und wohl für offe- ne Projekte typischen zähen Anfangs- phase war dmh bald in der Gruppe das Thema klar sichtbar, irn weiteren Ablauf allerdings stellte sich immer wieder her- aus, dass bestimmte Vereinbarungen besser hätten thematisiert, verabredet und eingehalten werden soil~n. Die Durchführung des erarbeiteten ProjeMes mit den Studierenden zusam- men in meiner Klasse erwies sich als Überraschend eriolgreich, da die Schü- ler bislang nur konventionellen Unter- richt gewohnt waren und offensichtlich für die Arbeit an einem Projekt in dieser Form anzusprechen sind. Natürlich stellen sich bei dieser dop peiten" Offenheit, der des Seminars und der des Unterrichts an der Schule, schon nach einige Fragen, die es zu be- antworten gilt. Doch ich denke, dass es sich lohnt. daran weiter zu arbeiten."

Andrea Wagner, Studentin: Die Lehr- und Lernformen ER der PW bedeuteten für mich eine Herausforde- rung, weil ich nicht nur etwas gelernt habe, sondern etwas darüber gelernt habe, wie ich lerne und wie es sein kann, auch mal anders zu lernen. Ich konnte nicht einfach ,Wissenu konsumie- ren (sofern das Uberhaupt möglich ist), sondern war, zusammen mR all den an- deren gefordert, ldeen zu entwickeln, diese niedeeuschreiben, einen Zeitptan ZU entwerfen und einzuhalten, Um~et- RekonstmMion von Lernwegen in elnem Seminar In d# Pädagogischen W&tatt stimmtes Thema festgelegt. Es gab Of- staltete sich dieses Vorhaben nicht - nennen. Den besonders Schlauen fiel fenheit, die viel Platz für meine eigenen aber wir haben ein greifbares Ergebnis dann ,,KunzenwegUoder ,,Littenweiler" Ideen lieO. Ich fühlte mich ernstgenom- auf die Füße gestellt - als ,,LernstraßeU ein, aber das interessanteste Ergebnis men. Fragen zu haben erscheint hier in der PW auszuprobieren. ist wohl die benannte Überfüllung der nicht als lästiges Zwischenstadium son- Theorie und Praxis gehören für mich Seminare, die furchtbar vielen Studie- dern als unverzichtbare Grundlage. unmittelbar zusammen - der Raum an renden, die hier herumlaufen und sich Dabei gab es nicht das übliche Gefäl- der Hochschule, mich mit Theorie (was gegenseitig die Plätze streitig machen. le zwischen Dozierenden und Studis bedeutet das eigentlich genau?) ausein- Ob das Bild, das in der ~ffentlichkeit bzw. zwischen Lehrerlnnen und Studis. anderzusetzen, schafft mir eine Basis, von der PH herrscht, vielleicht ein etwas Wir wurden für unser gewähltes Thema meine eigene Praxis zu gestalten. Ich veraltetes ist? Und ob das vielleicht und dessen Umsetzung selbst zu Exper- möchte keine Praxis präsentiert bekom- auch ein bisschen mit uns selbst zu tun tlnnen, Theorie und Erfahrung, Studis men, wie sie zu sein hat, ich möchte sel- hat, die wir nicht genügend auf ,,unsere und Lehrerlnnen, ergänzten sich. ber denken dürfen. Und genau das be- Hochschule" hinweisen, über sie erzäh- In der Gruppe verloren wir uns öfter in deutet für mich, mich mit Theorie aus- len? Oder ist das gar nicht unsere Hoch- (zweifellos spannende) Diskussionen einanderzusetzen." schule, sind wir hier nur angestellt und und verloren das Ziel (eine Präsentation finden das eigentlich peinlich? Schüt- für die Eröffnung zu erstellen) etwas Kein ,abschließender" Kommentar teln Sie nicht den Kopf, denn auch das aus dem Blick. Es gab auch immer wie- ist ein Ergebnis besagter Umfrage. Die der Durststrecken, und jemand aus der Offen sind noch jede Menge Fragen Antwort ,wer zu blöd für die Uni ist, Gruppe übernahm es immer wieder, und Möglichkeiten, wie eine qualifizierte muß an die PH" war auch gar nicht so ,,Druck zu machen" - Druck, der leichter und qualifizierende Auseinandersetzung selten, und das gilt - halten Sie sich auszuhalten war, als Druck ,von oben", mit sich selbst und dem Lerngegen- fest - nicht nur für die Studis, sondern weil jedelr von uns das gleiche Recht stand im Rahmen von Hochschulsemi- auch für die Professoren. ,,Wer keinen hatte, unserer Arbeit eine Richtung zu naren bewerkstelligt werden kann und Job an der Uni bekommt ..;, landet in geben - aber auch viel schwerer zu er- auch, wie sich der Rahmen dafür weiter Littenweiler? Weit draußen, wo man tragen, weil jeder unmittelbar dafür ver- verändern könnte. Unsere Suche wird nichts vom städtischen Leben mitbe- antwortlich ist, wenn nichts passiert. fortgesetzt, u.a. mit weiteren Seminaren kommt, wo man nicht richtig dazu ge- Es fiel mir (während des ganzen Studi- zur Öffnung von Lehre und Unterricht hört, zur Stadt Freiburg, und eben auch ums) nicht leicht, mich auf diese Offen- und dem fortschreitenden Aufbau der nicht wahrgenommen wird. heit einzulassen. Es gibt keine Erfolgs- Pädagogischen Werkstatt. Aber sicher, es gab auch einige positi- garantien, im Extremfall gibt es gar kein ve Ergebnisse. Zumindest für eine Hälf- greifbares Ergebnis. Sicher nicht der te der Bevölkerung, denn es wurde im- schnellste Weg, sich das Grundwissen mer mal wieder lobend erwähnt, dass für die Prüfung anzueignen, zu einem ,,mannU da Frauen kennenlernen kann. Schein zu kommen. Selber denken ko- Eine völlig unwissenschaft- Die allerdings sind ,&indischu, ,,GirliesU stet eine Menge Zeit, ebenso wie auch liche Umfrage und tragen die allseits beliebte ,,Tigeren- das Arbeiten in der Gruppe! Trotzdem Ergebnisse, die wir alle gar nicht wissen te" (Janosch Iäßt grüßen) am Ohr. Zu- ist meine Erfahrung mit Prüfung und wollen dem ist die bevorzugte Kleidung der PH, dass es sich lohnt und Mühe und ,,Gammellook" - also doch nicht so at- Frust spart, diese Zeit zu investieren. traktive Frauen? Könnte uns als wissen- Meine Erwartungen an die Pädagogi- schaftlicher Hochschule ja eigentlich sche Werkstatt haben nicht unmittelbar Achtung, die die dem folgen- egalsein, aber wenn das unser einziger mit Schul-Praxis zu tun. Praxis (auf Un- den Text zugrunde liegt, ist nicht wissen- PluspunM ist, dann muß man das wohl terricht bezogen) trägt mich in der Schu- schaftlich. Das wundert Sie? Sollte es anders bewerten. Also, liebe Studentin- le von einem Tag, von einer Stunde zur aber nicht, denn wir arbeiten hier doch nen, demnächst etwas adretter, wenn nächsten; unverzichtbar, auch so zu gar nicht wissenschaftlich. Das ist zu- schon die aus der Stadt kam- denken! mindest ein Ergebnis der Umfrage. men zu unseren Feten, die ebenfalls ge- Aber wenn ich selbst nur von einem Auch wenn Sie es nicht glauben wollen, rühmt wurden. Inhalt zum nächsten denke, wie soll ich auf die Frage, ob hier ernstzunehmende meinen Schülerlnnen etwas anderes wissenschaftliche Studien betrieben Fazit vermitteln? Wie kann ich dann weiterge- werden, antworteten 75 von 100 Befrag- ben, daß Lernen, Weiterdenken Sinn ten mit Nein, neun wußten es nicht und Der PH-Student ist weiblich, dumm, macht, Spaß macht, auch wenn ich das immerhin 16 meinten Ja. Was es mit kindisch ... aber kinderlieb. Das ist doch Gelernte nicht unmittelbar zum Einkau- der Umfrage auf sich hat, wollen Sie schon was. Der Prof. ist dafür männlich fen (oder ähnlich praktischen Dingen) wissen? Ganz einfach, wir sind in Knei- und eben auch nicht der Hellste, hat aber benutzen kann? pen gegangen und haben 'mal rumge- den Vorteil, daß über sein äußeres Er- Unsere Arbeitsgruppe im Seminar hat fragt! Nicht repräsentativ, natürlich nicht scheinungsbild der Mantel des Schwei- sich die Aufgabe gestellt, Offenen Unter- (können wir halt nicht), sondern einfach gens gelegt wird. Ein besseres Bild in richt und Freie Arbeit und die Theorie, nur so. Die Leute, die uns gegenüber- der Öffentlichkeit? Da müßten wir uns die dahintersteckt, ,praktischu sichtbar standen, haben wir gefragt, was ihnen vielleicht mal was überlegen. Oder wir und erfahrbar zu machen, Theorie le- denn so zur Pädagogischen Hochschu- machen eine neue Umfrage. Genauso bendig werden zu lassen. Einfach ge- le einfällt. Zwei Stichworte sollten sie unwissenschaftlich, klar. Tte

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Berichte - Meinungen - Informationen

Peter Christoph Kern sondern ästhetisch legitimierten unendli- Michael Klant Künste und Computer chen Kunswerk, work in Progress. Es ist Die Frage der Schöpfung Ein Symposium des Medieninstitutes sicher kein Zufall, vielmehr Ausdruck ei- ner prinzipiell neuen Einstellung zur Wirklichkeit, daß eine solche ästhetisch bedingte Umorientierung unmittelbar pa- Seit sich herumgesprochen hat - spä- rallelisierbar ist mit dem inzwischen Mit Herbert Wentscher konnte ein testens seit Walter Benjamins epocha- zum Gemeinplatz gewordenen pädago- Redner und Workshop-Leiter gewonnen lem Aufsatz 'Das Kunstwerk im Zeitalter gischen Ruf nach einem handlungsori- werden, der als Professor für Visuelle seiner technischen Reproduzierbarkeit', - entierten Unterricht. Kommunikation an der Fakultät Gestal- daß das Medium, dessen sich Kunst zur Vollends ins Zentrum der Arbeit einer tung, -Universität Weimar, Verbreitung bedient, seine ästhetische Pädagogischen Hochschule fällt die nicht nur die neuesten Entwicklungen Struktur mitbestimmt, dürfte niemand Auseinandersetzung mit einer schon und Tendenzen stets im Blick hat, son- mehr daran zweifeln, daß die Etablie- von Walter Benjamin prophezeiten fun- dern auch selbst als renommierter rung der elekronischen Medien weit mehr damental neuen Ästhetik, die de facto Künstler im Bereich der Neuen Medien als nur ein ins Unausdenkbare gesteiger- schon längst in unserer Gesellschaft gilt. In und um Freiburg war Wentscher ter Kapazitätsgewinn an Speicher-, Trans- herrscht, die aber im pädagogischen zum Zeitpunkt des Symposions in zwei port- und Kommunikationsmöglichkeiten Diskurs noch kaum - und wenn, dann in Ausstellungen präsent, so durch die bedeutet. Selbst dies wäre eine Heraus- Abwehrhaltung - aufgegriffen wurde. Im- Teilnahme an der Ausstellung 'Tonspur' forderung an die kunstorientierten Fach- mer noch gelten die Maximen von Origi- im Museum für Neue Kunst und durch didaktiken, wie sie noch lange nicht in nalität und Innovation als unabdingbar seine Einzelausstellung in der Emmen- der nötigen Intensität erkannt und bear- für 'Kunst'. Daß es auch eine ganz an- dinger Galerie im Tor. beitet wurde. dere - und durchaus nicht - triviale Äs- Wentschers Vortrag verband dann Zusehends erweist sich, daß die neu- thetik der Wiederholung, der Montage, auch die Vorstellung von Werken ande- en Medien eine völlig neuartige Form der Schablone und des Clusters gibt rer Künstler mit Beschreibungen eige- des rezeptiven und produktiven Um- und geben darf, kann jeder, der sich ner Arbeiten, bis zurück zu den heute gangs mit dem Kunstwerk zur Folge ha- nicht in die Sanktuarien von Lesestüb- als Pionierleistungen geltenden Videos ben, weil sich drei seiner bis dato wich- chen, Kammermusiksaal und Museum von 1975176. Um dem breitgefächerten tigsten Eigenschaften verlieren, zumin- zurückzieht, an sich selbst beobachten. Gegenstand überhaupt gerecht werden dest verändern, nämlich ihr auratischer Die berühmt-berüchtigte ~ideoclip-Äs- zu können, war ein hoher Medienein- Charakter, ihre Einmaligkeit und ihre thetik ist ja nicht auf den Konsum dieser satz nötig: vom traditionellen Dia über prinzipiell statische Struktur. Darauf peripheren Textsorte beschränkt, son- screen-shots bis hin zu CD-Rom und Vi- muß die Fachdidaktik ganz unmittelbar dern prägt ebenso - und durchaus wohl- deo-Einspielung. So waren auch im Vor- reagieren, wenn sie - nach wie vor - äs- tuend - Kino und Fernsehen insgesamt, feld einige Kompatibilitätsprobleme zu thetische Kompetenz vermitteln will. Sie die Musikszene ohnehin, die moderne klären, denn Wentscher arbeitet, wie im muß - und kann - aufgreifen, zeigen und Schrift-Literatur hohen und niedrigen An- professionellen Gestaltungsbereich üb- exemplarisch vormachen, wie sich spruchs und natürlich - man denke nur lich, selbst mit einem 'Mac', während Kunstwerke als dynamische Systeme an die Grafitti-Kultur, das Holbein- sich die Hochschule im PC-Bereich aus- verstehen lassen, wie die Künstler die- Pferdchen oder die Architektonik des gestattet hat. se Dynamik herstellen oder nutzen, in- Konzerthausensembles in Freiburg - die Der inhaltliche Bogen spannte sich dem sie ein subjektives oder objektives bildenden Künste. von Bildbearbeitung und -manipulation, Beweglichkeitspotential erschließen. Von alldem sollte in unserem Sympo- Computersimulation und -animation Die Mittel sind Variation und Wiederho- sium die Rede sein. Von alldem war über Virtual Reality, Multimedia und In- lung, Kontrast und Ähnlichkeit, Monta- auch die Rede, mal mehr, mal weniger, ternet bis hin zu Robotic und Medien-ln- ge, Reduktionen und Erweiterungen mal mehr im ästhetischen, mal mehr im stallationen. Die Erläuterung einzelner und vieles andere mehr, was dem ur- didaktischen Diskurs. Vom interaktiv Werkbeispiele verband Wentscher mit sprünglichen ästhetischen Ideal der Ori- konstituierten Roman über elektronisch der Vorstellung theoretischer Ansätze. ginalität und dem Postulat nach innova- hergestellte oder gesteuerte Bilder und So wies er darauf hin, daß der Einfluß torischer Kraft zuwiderläuft. Die didakti- Collagen bis zum Einsatz des Compu- des Computers auf unser Denken und sche Forderung, Arbeit, Konzept und ters als Unterrichtsmedium für Musik Handeln schon früh von Künstlern wie Produkt des Künstlers nachvollziehen mit frappierenden theoretischen und Les Levine thematisiert worden ist. We- zu lernen, ist nicht mehr zu trennen von praktischen Ergebnissen reichte das sentliche Komponente der künstleri- der Aufgabe, sich an der Konstitution Spektrum. Und wer an den Vorträgen schen Betätigung im Bereich der Neuen des Kunstwerks selbst zu beteiligen, ak- und Workshops teilnahm, kann sich Medien, auch in Wentschers eigener Ar- tiv oder sogar interaktiv ein- und mitzu- dank dieser Auf-Regung eigentlich nicht beit, ist die Verknüpfung (oder besser: wirken und somit als Rezipient beteiligt mehr beruhigt zurücklehnen, weder äs- Aufhebung) von High und Low. Went- zu sein an einem nicht nur didaktisch thetisch noch didaktisch. schers computeranimierte Madonnen

PH-FR 9912 X: 1, I$ 1 ", 1 .. , I % -+I ;; F !J !J r; -(k., . , . .&d .. C?!; Herbsrt Wenbcher: Der H!. Lukas mall die Madonna. Vdeoinstallation, 1999. In wmputergestützter Metamorphosa gehen in diesem Yideuiitm ver- schiedene im Lauf den Kunstgeschichte entstandene Darstellungen dw ,Maria ladans', der milchspendenden Mana, ineinander uber. wahrend leb- ses Schmatzen und Schnarchen wtont. Der Legende nach war der HI. Lukas. der die Madonna malen wollte, eingeschlafen. Beim Aufwachen land er das ferhge Bild vor. Doch welches ist das richtige? liefern dafür beste Beispiele. Seine neu- Reffin Smith oder Peter Zimmermann) Künstlern gestattete Web-sites besu- en Morphing-Videos, in denen ein Ob- uberraschte besonders das Werk chen. unter denen in letzter Zeit vor al- jekt, etwa eine Wolke oder eine Kartof- ,Touch Screen" der jungen Anna An- lem die „Republik.com" des in New fel, nahtlos in das nächste überzugehen ders, die 1998 den Marter Video-Kunst- York lebenden Ingo Guenther Furore scheint, kontrastierte der Künstler mit preis erhalten hatte: Menschen auf dem macht, die Fliichtlingsströrne oder Atom- unkarbeiteten Videoaufnahmen von Bildschirm reagieren auf die Berührung bombenversuche nach 1945 visualisiert verbluffend ähnlichen Meeresschaurnbil- durch den 0et:achter mtt Gefühlsausbrü- und so eine weitere Grenze aulhebt, dungen. Die seit dem Aufkommen des chen, als existierten sie wirklich - eine niimlich die zwischen Politik und Kunst. Divino Artista in der immer Virtual Reality, in der die emotionalen wieder gestellte Frage nach der Schöp Grenzen zwischen fiktiv und red ver- Lltetalur fcrng hat irn Zeitalter des Computers schwimmen. Herfiert Wentscher: Die Versuchung. Kat. eine Reue Qualität erhalten. Im anschließenden Workshop konn- Kunsherein Freiburg und Institut Francais. Frei- burg 1994. - Institut für Auslandsbeziehungen Von den Kunstlerinnen und Kunstlern, ten die Teilnehmenden mit dem profes- (Hrsg.):Vidmskutptur in Deutschland 1963-93. die Herbert Wentscher vorstellre (darun- sionellen Bitdbearbeitungsprcgramm Kat. Stungan 1995. -ZKM (Hrsg.}: Medienkunst ter Dieter Kiesiing, Mariko Morr, Brian Photoshop experimentieren oder von der 80er und 90er Jahre. CDROM ( 1.V.)

Matthis Kepser Rezipienten bestimmt wird, Dass ihre Textadventures steht bei Hypediction Netmrärts lesen! Beispiele sowohl der Höhenkamrnlitera- nicht eine abenteuerliche Queste im tur als auch der populären Unterhal- Vordergrund, deren Bewährungsproben tungskunst zuzurechnen sind, geschah im Losen von Ratseln bestehen. Viel- in voller Absicht: Nach den ßeobachtun- mehr loten hier Autorinnen und Autoren Die Internetautorin und Liieraturwis- gen von Frau Nestvcild erproben haufig aus, wie sich Lesen und Schreiben ver- senschaftlerin Ruth Nestvold berichtete zuerst die populären Werke dre Möglich- ändern, wenn nicht mehr Linearitat die auf dem Symposium Jünste und Com- keiten des neuen Mediums, die Iiterari- Produktions- und Rezeptionsasthetik be- Puter über das Lesen und Schreiben sche Avantgarde zieht nach. stimmt, .,Netzwarts lesen" bedeutet, fiktionaler Literatur irn Interne!. Als Prototyp elektronischer Fiktion gil dass der Rezipient an Vermeigungs- Zum Dachbegrifl für die Werke, die denn auch das interaktive Computer- stellen dazu aufgefordert wird, den Fort- Frau Nestvold in ihrem Vortrag vorstell- spiel ,+4dventureUvon Don Wods und gang der Handlung selbst zu bestim- te und analysierte, machte sie die Be- Willie Crowder aus dem Jahr 1976, bei men. Häufig stehen rhm dazu verschie- zeichnung ,,elektronische Fiktion". Dar- dem der Computer den Spieler in einen dene Einstiegsvarianten zur Verfugung unter fasste sie u.a. ,HyperfiktionU - die Dialog zieht, dessen Resultat eine und auch das Ende vieler Hyperfictions Anwendung der Hypertextidee auf die scheinbar ceSbstbectirnmte Abenteuer- ist nicht genau festgelegt. Der Leser Literatur -, ,+Multi-User Dungeons" reise tst. Zahlreiche kommerzielle Text- wird in den meisten Fällen durch direMe (MUDS) - elektronische Spielwehen, in adventures folgten, bis der US-amerika- Anrede in die Fiktion integriert: ,Willst denen sich mehrere hundert Teilnehmer nische Autor und Professor für Literatur- du mit mir mitkommen" (erste Wahlmog- aus aller Web gleichzeitig aufhalten kon- wissenschaft Michael Joyce mit After- lichkeit) "oder folgst du beber gleich Mr. nen - und jnteractive fi6tionU,WOTU~~~T noon, a story" den ersten interaktiven Grurnpy?' (zweite Wahlmöglichkeit), man eleMronische Abenteuerromane Roman mit literarästhetischem An- fragt beispielsweise eine Protaganistin versteht, deren Verlauf in Grenzen vom spruch vorlegte. Im Gegensatz zu den aus Phippa J. Burnes 24 Mours with Someone You Know". Deutschsprachi- Produkt der Phantasie vieler Urheber: gehenden Primar- und der Sekundarstu- ge Hyperfiction entwickelte sich erst ab Zum einen ,,lebenu sie davon, dass ihre fen ist lnternetliteratur aber trotzdem ein Mitte der 90er Jahre, als IBM Deutsch- virtuellen Welten, die häufig im Fantasy- interessanter Gegenstand: Zum einen land und die Wochenzeitung ,,Die Zeit" Genre angesiedelt sind, durch die Figu- können die literarischen Experimente den ersten lntenetliteraturpreis auslob- ren der teilnehmenden Spieler bevölkert dazu anregen, selbst eigene Gestal- ten. Bisher wurden dreimal Preisträge- werden. Zum anderen erhalten erfahre- tungsversuche zu unternehmen. Kom- rinnen und Preisträger von einer kriti- ne Spieler die Möglichkeit, selbst neue fortable Editoren machen das Erzeugen schen Jury bestimmt (vgl. http://www Räume, Landschaften und Völker hinzu- von Hypererzählungen im wahrsten Sin- 4. bdasenler.de/zeit/tag/kultur. html). zufügen. ne des Wortes zum Kinderspiel. Zum Eine weitere Idee ist, das lnternet für Den Stand der Entwicklung konnten anderen animieren die zahlreichen ,,Coll- gemeinsame Schreibprojekte mehrerer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aborative-Writing"-Projekte auch Schüle- Autoren zu nutzen. ,,Collaborative wri- des von Prof. Dr. Adalbert Wichert, Mat- rinnen und Schüler dazu, Netzautoren ting" kann z.6. darin bestehen, dass der this Kepser und Ruth Nestvold geführ- zu werden. oder die Urheber mehrere Situationen ten Workshops selbst erkunden. Viel Ba- und Figuren vorgeben und die Leser nales, manches Witzige und wenig An- Literatur dazu aufgefordert werden, eigene Bei- spruchsvolles förderten die Recherchen Nestvold, R.: Das Ende des Buches. Hypertext träge zu schreiben, die dann wiederum zu Tage. Freilich würde eine Explorati- und seine Auswirkungen auf die Literatur. In: im Netz veröffentlicht werden. ,,Web-So- on des deutschen Büchermarktes ganz Klepper, M./Mayer, R./ Schneck, E.-P. (Hrsg.): Hyperkultur. Zur Fiktion des Computerzeital- aps" verlangen den Rezipienten weit we- ähnliche Ergebnisse zeitigen. Enttäu- ters. Berlin, N.Y. (de Gruyter) 1996. S. 14-30. - niger an Schreibkompetenz ab: In der schend ist dagegen die Diagnose, dass Wichert, A.: Hypertext im Deutschunterricht. Tradition des klassischen Zeitungsro- nur selten die Möglichkeiten des neuen Uberlegungen zur Rhetorik und Didaktik des mans stehend greifen die Autoren ledig- Mediums genutzt werden, die eine me- Hypertextes. In: OBST 55, März 1999. S. 118- 131. - Kepser, M.: Massenmedium Computer. lich Ideen auf, die ihnen per E-Mail zu- dienspezifische Ästhetik erzeugen kön- Perspektiven für den Deutschunterricht. Diss. gesandt werden. Auch MUDS sind das nen. Für den Literaturunterricht der aus- Universität Würzburg 1999. Bes. S. 268-309.

Mechtild Fuchs duktion von Musik nicht mehr wie früher der zahlreichen Möglichkeiten auf, wie Multimedia und Musik an bestimmte handwerkliche Vorausset- Multimedia in schon vorhandene The- zungen gebunden und damit ausgebil- menfelder des Musikunterrichts - hier deten Musikern vorbehalten, sondern er- das Thema Neue Musik - einbezogen möglicht auch Laien den uneinge- werden könnte. Bezugnehmend auf die schränkten Zugriff auf alle Ebenen der ,,Ludwig van", die der Kompo- Zum Abschluß referierte Dr. Niels musikalischen Produktion. Dies gilt ins- nist Mauricio Kagel als Beitrag zum Knolle, Professor für Musikpädagogik besondere für den für Jugendliche zen- Beethoven Jahr 1970 beisteuerte, stell- an der Universität Magdeburg, über das tralen Bereich der Rock- und Popmusik. te Knolle Materialien und technische Thema ,,Multimedia und Musik - The- - Der Musikunterricht muß sich daher - Möglichkeiten vor, die die Teilnehmen- menfelder und Handlungskonzepte für mehr und entschiedener als bisher - der den zu einer eigenen Beethoven-Colla- den Musikunterricht". Herausforderung stellen, die sich aus der ge befähigen sollten. Mit dem Erproben Ausgangspunkt des Vortrages war die Bedeutung des Muitimedia-Computers für von schon geladenen Midifiles - Bruch- These, dass zunehmend die Definitions- die Herausbildung der musikalischen Ori- stücken aus Beethoven-Sonaten und macht über Werte und Normen der Kul- entierungen der Jugendlichen im Kontext Umweltgeräuschen - ging es gleichzei- tur auf die Medien übergegangen seien, der populären Altagskuttur ergibt. tig auch darum, in Kleingruppen die dass demnach nur derjenige daran Teil - Multimedia-Technologiensollten nur technischen Möglichkeiten des Sequen- hat, der damit umzugehen versteht. dann im Unterricht eingesetzt werden, ceprogramms ,,Cubase" kennenzuler- Speziell für den Bereich Musik bedeutet wenn mit ihrer Hilfe für die Schülerinnen nen. Die rege Diskussion innerhalb der die Multimedia-Qualifikation sowohl und Schüler Handlungsperspektiven Arbeitsgruppen über ästhetische Vor- eine Potenz als auch eine Lizenz zum und neue Erfahrungen eröffnet werden. stellungen und technisches Prozedere Mitreden - dies gilt für Kinder und Ju- - Der Musikunterricht darf sich dabei zeigten, dass die Arbeit am Computer gendliche ebenso wie für deren Lehre- nicht beschränken auf theoretische Ana- nicht unbedingt zur individuellen Verein- rinnen und Lehrer. lysen, sondern muß Gelegenheiten samung führen muß, dass die unmittel- Im weiteren Verlauf des Vortrags wur- schaffen, das angeeignete Wissen und bare Hörbarkeit des Klangprodukts sehr den der Umgang Jugendlicher mit Multi- Können in der musikalischen Praxis an- anregend auf die musikalische Phanta- media, die veränderten Produktionsbe- zuwenden und so für die Schülerlnnen sie wirken kann und dass der Computer dingungen von Musik durch Multimedia, zu eigenen Erfahrung werden lassen. für das gemeinsame ,Komponierenu ein die veränderten Verteilungsverhäitnisse - Die zunehmende Bedeutung von Multi- sehr effizientes Mittel darstellen kann. von Musik durch die Nutzung des Inter- media erfordert die funktionale Integrati- Wie sich in der Schlußphase, dem Vor- net und die Konsequenzen für den Mu- on von Multimedia in die musikprakti- stellen und Diskutieren der verschiede- sikunterricht diskutiert. Einige Schlußfol- schen, musikwissenschaftlichenund nen Beethoven~Collagen,zeigte, kamen gerungen Knolles seien hier - etwas ver- musikpädagogischenAufgabenfelder die Gruppen trotz gleicher Ausgangsma- kürzt - wiedergegeben: des Musiklehrerstudiums. terialien zu äußerst unterschiedlichen, - Durch die Virtualisierung ist die Pro- In einem Workshop zeigte Knolle eine teilweise recht originellen Ergebnissen.

PH-FR 9912 lngelore Oomen-Welke gruppen, vor allem mit grenzüberschrei- Organisationsformen von Kursen der Akademie für Wissenschaft- tenden Aufgaben Akademie für Wissenschaftliche Weiter- - Interkulturelle Kommunikation und bildung können sein: wöchentliche Se- Konfliktberatung liche Weiterbildung eröffnet minare, Wochenendseminare, einwöchi- Eine Kooperation mit der - Kultur am Oberrhein mit Exkursionen ge Intensivkurse, mehrphasige Semina- Universität Freiburg - Computergestütztes Lernen und Inter- re. Die Angebote können auch als Kon- aktive ~edienin Betrieben taktstudium ausgestaltet werden und - lmplementation innovativer Konzepte mit einer Prüfung abschließen. und wissenschaftliche Begleitung Die Einrichtung der Akademie bedeu- Seit diesem Semester gibt es die Aka- - Teamarbeit in Bildungs- oder Wirt- tet nicht das Ende der Konzeptphase. demie für Wissenschaftliche Weiterbil- schaftsinstitutionen. Dabei geht es um Es ist möglich, dass sich weitere Frei- dung. Sie wird von der Universität Frei- Konzepte der Teamarbeit und um die burger Hochschulen an der Akademie burg und der Pädagogischen Hochschu- Teamentwicklung. Es scheint, dass beteiligen. Wie in anderen Projekten, so le Freiburg gemeinsam eingerichtet und Teamarbeit einem Vier-Phasen-Modell dürfen wir auch bei der Arbeit der Aka- getragen. Die feierliche Eröffnung der folgt: Testphase, Nahkampfphase, Orga- demie mit begleitender Konzeptionalisie- Akademie für Wissenschaftliche Weiter- nisierungs- und Verschmelzungsphase. rung rechnen, so dass neue Formen bildung fand am 4. Mai in Anwesenheit Die ersten Themen aus der Pädagogi- der Zusammenarbeit und für die Kurse des Ministers für Wissenschaft, For- schen Hochschule Freiburg, als mehr- gefunden werden. schung und Kunst, Klaus von Trotha, phasige Wochenendkurse geplant, sind Alle Kolleginnen und Kollegen unse- statt. Im Sinne des lebenslangen Ler- ,,Humanistische Psychologie" und ,,Inter- res Hauses werden freundlich um ihre nens bietet die Akademie Themen zu al- kulturelle Kommunikation". Folgen sol- Mitarbeit gegen Vergütung gebeten. An- len Bereichen an, zu denen die beiden len ,,Kultur am Oberrhein", Themen aus gebote für Kurse sammelt vorerst, bis Hochschulen beitragen können. Ihre Sozialpädagogik und Arbeitswelt sowie zur Wahl eines oder einer Beauftragten Kurse richten sich an Berufstätige und aus den Fächern. der Akademie, das Prorektorat II. Weiterbildungswilligevornehmlich mit akademischer Ausbildung, natürlich auch außerhalb des Lehramts; Kursge- bühren sind zu entrichten. Ariane Störr Es mag eine Frage sein, was die klei- Eröffnung der Pädagogischen Werkstatt nere Pädagogische Hochschule gegen- Labor für neue Lernmethoden über der so viel größeren Universität zu einer gemeinsamen Akademie für Wis- senschaftliche Weiterbildung beitragen kann. Die Aufträge der beiden Institutio- Am 10. Februar 1999 öffnete die Pä- war nur ein leerer Raum vorhanden, nen sind jeweils eigen definiert. Profi- dagogische Werkstatt (PW) der PH Frei- die Regale haben wir selbst aufgebaut. liert ist die Pädagogische Hochschule in burg offiziell ihre Pforten. Hier findet Dann kamen Tische und Stühle dazu, der Erwachsenenbildung, in den Erzie- man Unterrichtsmaterialien mit viel ver- später auch Pinwände und Flipcharts hungswissenschaftenund in der Fachdi- sprechenden Namen wie "Fremde Län- und zu allerletzt die Schlüssel", erzählt daktik. Seit Mitte der 70er Jahre hat sie der", ,,Rund ums Radoder „Bau einer Prof. Dr. Sybille Schütte, die Leiterin. auch bildungsbezogene Projekte mit Wasseruhr". Wer nun denkt, die Päd- Frau Schütte hob weiterhin hervor, wie der Wirtschaft durchgeführt. Die Erfah- agogische Werkstatt sei eine Art Fabrik, gut dieser Rahmen die Möglichkeit bie- rungen daraus kann sie als Studienan- die fertige Pakete für Freiarbeit liefert, tet, auf die spätere berufliche Situation gebote in das Programm der Akademie liegt falsch. Eigenaktives Arbeiten ist ge- vorzubereiten. einbringen, genannt seien hier nur eini- fragt, die Entwicklung von Lernmateriali- Bei der Ausstattung wurde besonders ge Themen des vorliegenden und des en findet statt, es werden kreative Unter- auf Mobilität und Flexibilität geachtet: möglichen Angebots: richtsmethoden erprobt und jede Menge So gibt es Gruppenarbeitsplätze, Rollre- - Humanistische Psychologie Handlungsorientierung wird angeregt. gale, frei im Raum stehende Pinwände - betriebliche Weiterbildung So bemerkte auch Rektor Wolfgang und vieles mehr, was von den Teilneh- -Weiterbildung für Dozenten in Deutsch Schwark, wie wichtig ,jnspirierende mern des Seminars selbst arrangiert als Fremdsprache oder für Leiter und Lernräume" und ,ermutigende, anregen- werden kann. Es werden offene Zeiten Leiterinnen von sozialen Einrichtungen, de Arrangements" seien. zum 'Selber-machen' angeboten, Lehr- überhaupt Erwachsenenbildung und Die Pädagogische werkstatt, die im veranstaltungen für Studierende, Fortbil- mehrphasiges Dozententraining. Dabei Wintersemester 1998/99 Im Erdge- dungen für Lehrerinnnen und Lehrer so- wird nach dem Erwerb von Basisqualifi- schoß des neuen Kollegiengebäudes V wie Veranstaltungen für beide Gruppen kationen unter Selbstkontrolle das Pla- eingerichtet wurde, hat es geschafft, mit zusammen. Außerdem kann eine Frei- nungshandeln gegen eigene und frem- nur DM 5000,- Startkapital diesen An- net-Druckerei, die die Reformpädagogi- de Widerstände in Angriff genommen, sprüchen zu genügen. Hier, SO Rektor sche Arbeitsstätte zur Verfügung stellte, Verhalten wird mit Videokontrolle und Schwark, kann ,,zeitgemäße Ausbil- genutzt werden. Feedback reflektiert und geübt, man dung" stattfinden. Den Aspekt der Lehrerfortbildung hob schreitet voran zur Tandem-Praxis. Die Einrichtung der Pädagogischen Prof. Dr. Christa Röber-Siekmeyer her- - Schulungen für Multiplikatoren Werkstatt erforderte von allen Beteilig- vor und betonte, Wünsche und Anregun- - Fremdsprachen für bestimmte Berufs- ten viel Engagement, denn: ,,Am Anfang gen sollten an die Mitarbeiter der Päd- agogischen Werkstatt herangetragen werden. Die eigens aus Heidelberg an- gereiste Autorin des Buches .Lernwerk- stätten an Hochschulen" Frau Dr. Müller- Naendrup machte auf die Verbindung von Theorie und Praxis aufmerksam - die Pädagogische Werkstatt als eine KontaMstelle zwischen Hochschule und Schulpraxis. Auf welch breites Interesse die AMivi- täten der PW stoßen, zeigte die Besu- ehermenge zur Eräffnung. Längst nicht alle Anwesenden landen einen Sitz- platz. Der Andrang tat allerdings der gu- ten Stimmung keinen Abbruch, Mit großem Interesse begutachteten die Be- sucher die ausgestellten Arbeiten des vergangenen Semesters.

Prgssntation zur ErMnung der Pädagogischen Werkstatt

Waitraud ZiegEer 10 Jahre ,experiment sprechen' Sabine Schaller-Kassian und ihr ProjeM wurden mit dem Landeslehrpreis 1999 ausgezeichnet

fließen dürfen. Was die Zuschauenden Vorluhrung anlaßlich der Verleihung des Landeslehrpreises. 10 Juni 1999 so begeistert aufnehmen, ist das Ergeb- nis einer kontinuterrichen Auseinander- mal Szenen einer Ganzschriit - wie Rei- schichten und unmerklich entfsltet sich cetzung mit Sprechtheater und das Zu- neke Fuchs von Goethe oder Publh- ein Staunen, Wundern, Lacheri, ein samrnenwachsen einer Gruppe Studie- kumsbeschimpfung von P, Handke, die Sich-Selbst-Erkennen, ein Nachdenken render weit über das gemeinsame Spre- eine Produ'Mion ausmachen. Immer darüber, wie wir die Welt und die Men- chen hinaus. ldeen für verschiedene überzeugen die Sprechenden durch schen sehen kännen. Und diese Intensi- Sprechcollagen sind das eine, das eine starke Bühnenpräsenz und durch tät des horenden Mihroilziehens ist un- re die prärke und konzentrierte Umset- ihre Hinwendung zum Publikum; die gewohnt, überraschend kurmeilig und rung durch die Sprecherinnen und Spre- Texte scheinen in dem Moment für gera- erstaunlich sinnstiftend. cher in unterschiedlichsten Euhnenar- de diese Zuhörerinnen und Zuhörer neu Sabine Schaller-Kassian führt Regie rangements. Mal sind es EinreiteHe - gedacht. raffiniert komponiert. Das Pu- und geht mit den Studierenden gemein- zusammengestellt unter einem Motto - btikurn wird hinein genommen in die Ge- sam den Weg vorn schriftlichen Text zur Der Edoh des PrdeMes ~-Spek- Gratulation an Frau Waller-Kassian durch ReMot Schwark takel' ermöglichte einigen Studierenden der Grwppe ,experiment sprechen' auf jektgruppe ,expenirnent sprechen' den neuesten Projekt ,Akzente setzen' lieO Freiburger Bühnen wie Wallgraben- Landestehpreis 1999. Damit ging der die Sprechgruppe Sprache und Spre- Theater, Jazzhaus und Theater arn Mar- Preis zum ersten Mal seit seinem Beste- chen als Kunst laut werden und gewann tinstor aufzutreten. Auch diese neue hen 1993 an die Pädagogische Hoch- im Nu die Herzen und Ohren der Gaste; Herausforderung begleitete Sabine schule Freiburg. Lm Rahmen eines Fest- sie verdeutlichte, wofür der Preis verlie- Schaller-Kassian mit erfahrener Geduld aktes in der Aula würdigte Rektor Wolf- hen wurde. Wenn wir Neues machen und Gelassenheit; war doch diese Form gang Schwark in besonderem Maße die müssen, damit wir auch Neues sehen des Sprechens der Freiburger KuRursze- sprechenieherische und künstiericche können, dann praktiziert dies ,experi- ne bislang noch unvertraut. Leistung von Sabine Schaller-Kassian. ment sprechen' mit einer ungeahnten Am 10. Juni 1999 verlieh Michael Sie- Die Gestaltung von Sprechtheaterpro- Leichtigkeit. ber, Staatssekretär des Ministeriums für jeMen stehe als Beitrag in der Ausbil- Wir, die Kolleginnen und Kollegen von Wissenschaft, Forschung cr:d Kunst irn dung einer Lehrer- und Lehrerinnenper- Sabtne Schaller-KasJan, wünschen rhr Namen des Ministers Kbairc von Trotha sönlichkeit, dem groOe schulpädagogi- und ,expefiment sprechen' alles Gute. Sabine Schaller-Kassian und ihrer Pro- sche Bedeutung zukomme. Mit dem

Ariane Störr Bertl E. Hurnpert zur Ehrensenatorin ernannt

Erst zum driien Mal wurde an der stimmig wurde bei der geheimen Ab- Um ihrem Ansinnen nachkommen zu Pädagogischen Hochschule Freiburg stimmung des Senats beschlossen, die können bedürfe es auch der natigen Mit- arn 2. Februar 1999 eine Ehrensenato- fünffache Mutter zur Ehrensenatorin zu tel. Und diese wijrden in erster Linie renwürde verliehen. Diesmat war es ernenneii. Der Senator eh. AlberZ Maier über Mitgliedsbeitrage gewonnen. So ist Frau Bertl E. Hurnpert, die aufgrund ih- dankte ihr für die gute f usarnmenarbeit es nur naturlich, daO es Frau Humpertc rer herausragenden Verdienste für die und sah ihre Würdigung durchaus auch dringender Wunsch ist. rnoplichst viele Hochschule ausgezeichnet wurde. In als eine Anerkennung des Vereins der Mitglieder fur die Vereinigung der Freun- der Laudatio wies Rektor Wolfgang Freunde der Pädagogischen Hochschu- de zu werben. Vorreiter in dreser Sache Schwark auf den Stellenwert ihres Arn- le an. s~flten.so Frau Humper?.dabei die Pr* tes hin. Jede Menge Öffentlichkeitsarbeir'. so fessoren sein, welche andererseits Frau Hurnpert, der nun neben Alben Frau Humpert, möchte sie für den Leh- auch Mittel des Vereins für Projekte be Maier und Dieter Merkle die Würde ei- rerberuf leisten. Für einen Beruf, der ih- kommen können. ner Ehrensenatorin e.h. verliehen wur- rer Meinung nach in seinem Ansehen Die Ideen fur ihre Förderungen und de. leistet seit vielen Jahren ehrenarntli- unbedingt aufgewertet werden müsse. Unterstützungen werden aber nicht nur che Tätigkeit fur die Vereinigung der denn schleßlich legten die Lehrerinnen durch Anfragen an sie heran getragen, Freunde der Pädagogischen Hochschu- und Lehrer das Fundament bei den meist stößt sie auf neu@Vorhaben in- le und hat seit 1990 das Ehrenamt der jüngsten Mitgliedern unserer Gesell- dem sie .,einfach Augen und Ohren of- Stellvertretenden Vorsitzenden inne. Ein- schaft. fenhält". Über ihre bisherigen Verdienste spricht Frau Humpert nicht gerne, bleibt lieber bescheiden irn Hintergrund. An- statt über sich selbst zu reden, RUMsie ihre Zeit, um neue Ideen zu venniirklihen. Seit neun Jahren stiftet Bett! Humpert einen jähriichen Förderpreis ftir heraus- ragende Abschlußarbeiten und enga- giert sich außerdem in vielen weiteren Bereichen, wie der praxlsorientierten Lehrerbildung oder der Unterstützung von weiblichen Studierenden in sozialen Notlagen. Die in Karlsruhe geborene Sertl E. Humpert studierte dort an der Piidagogischen Hochschule und kam durch ihre Heirat nach Freiburg. Die er- sten Kontakte zur Hochschule knüpfte sie als Ausbildungslehrerin in ihrer Zeit an der Reinhold-Schneider-5chule. Den Auftau der Feierlichkeiten bildete eine Sonata des BiechbIaserensembIes Der Rektor gratuliert der neu ernannten Ehrensenatorin Bertl. E. Humperi der Hochschule. Nach der musikali- schen Eroffnung Folgte die BegrüBung Frau i-iurnpert dankte für den ,sch& sie verfolgt, bis sie sie hatte. Und aus durch Prorektorin Ingelore Oomen-Wel- nen Vortrag" und die Verleihung. Zu diesem Grund ist die engagierte Päd- ke. Den akademischen Festvortrag be- Rektor Schwark meinte sie schlicht: agogin weiterhin auf der Suche nach stntt AitreMor Rudolf Denk, der zu ei- ,Die Ehrung war sicher Ihre Idee, ich fin- neuer Pädagogik und überzeugt. daß nern Spaziergang durch die Geschichte de es einfach schön." Von der Padaga- der Lehrende immer selber Lernender des europäischen Theaters einlud. gik sagt Frau Bertl Humpen, sie habe bleiben muß.

Michael Zonsius tig zu vertrauen und in der Gru~pezusam- Erleben lernen - Lernen erleben menzuarbeien, gewidnt Selbsterfahrung Erlebnispadagogik auf Korsika und erfährt die eigenen Grenzen. Abends stand die Nachbereitung an, bei der die Teilnehmer der verschiedenen Projekte In den letzten Jahren erfahrt die Erleb- tert. Auf dieser theoretischen Basis und von ihren persbnlichen Erfahrungen be- nispädagogik einen ungeahnten Bmm: unter dem Motto ,Erleben und Lernen richteten. Dazu kamen Thernenabende, Sowohl pädagogische Einrichtungen als irn Einklang mil der Natur verbrachten an denen Geschichte und Inhalte der auch komrnerzielfe Reiseveranstalter 21 PH-Studierende zu Beginn des Som- Erlebnispädagogik angesprochen wun- sind auf erlebnicorientierte Angebote mersemesters zwei Wochen an der kor- den, und über die Problematik ihrer Um spezialisiert. Durch mehr oder weniger sischen OstkBste. Sechs Seminarlleiter, seizung im Alltag diskutiert wurde. Das grofessionefle Arbeit in diesem Rahmen alle selbst Studenten, iibernahrnen die Camp hatte eine Vorgeschichte: Bereits hat die Erlebnispädagogik jeduch einen Rahrnengestaltcing des eriebnispädago- im Wintersemester war ein erlebnispäd- meifelfiaften Ruf bekommen. Ihr wird gischen Kornpaktserninars auf Cap Cor- agogisches Seminar mit dem Titel ,,Erle- bloßer Aktionismus, unrealistisches se. Das Programm gaben sie nur zu ei- ben lernen - Lernen erleben" angeboten Uber~ebenstrainin~oder auch ineffekti- nem Teil vor: Die Initiative der Teilneh- worden. Die Leitung der Veranstaltung ve pädagogische Arbeit vorgeworfen. mer war gefordert, denn die verschiede- oblag der gleichen Gruppe von Studen- Vor dem Hintergrund der Frage nach nen Projekte soliten sie selbst, gemäß ten und stieß auf große Resonanz. Da- der Effizienz geht die Erlebnispadago- den einzelnen Fähigkerten, gesta'iten durch ergab sich dann fur das Team die gik an der Hochschule von einem ande- und auch deren Leitung ihrnehmen. M~glichkeit,die Leitung des seit einigen ren Ansatz aus. In Anlehnung an die Den Mittelpunkt der Projekte bildete Jahren bestehenden erlebnispadagogi- subjeMive Didaktik von Prof. Dr. E& der Umgang mit den Elementen Feuer, schen Seminars auf Korsika zu überneh- mund Kösel, die Grundlagen der Sy- Wasser, Erde und Luft. Auf dem Pro- men. Mit Hilfe des ,Fördewereines Feri- stemtheorie, den Konstruktivismus und gramm standen der Bau einer Schwitz- enzentren Schopfheirn", dem dort ein Methcden der humanistischen Psycholo- hijtte, Rollenspiele und Schnorcheln so- Platz gehört, ließ sich dieses Vorhaben gie wird davon ausgegangen, dass Er- wie Eiogenschießen, Sege!n, Klettern realisieren. Die Zeit auf Korsika beurteil- gebnisse erlebnisp~dagogischenHan- und die Konstruktion einer Seilbrücke. ten die Teilnehmer Gbereinstimmend als delns zwar nicht voraussehbar sind, Bei diesen Aktivitäten können die Zie- ein besonderes Lem- und Erfahrungs- dass jedes Erlebnis aber individuell le der Erlebnispädagogik bestens umge- feld, wo- zu ihr eigenes Engagement ei- wirkt und persönliche Grenzen erwei- setzt werden. Man lernt, sich gegensei- nen wesentlichen Beitrag geleistet hatte. AUS studentischer Sicht - -4 le zu einer Vielfalt in der Berufswahl an- regen und auch "nichttypische" Sparten fiir pnge Frauen 6ffnen kann, Saskia Gensow mnsta rkcO Madchenstarken Eine Veranstaltungsreihe im Commer- Ist Schule rnädchenlreundlieh? -- cemester 1999 * ..._ . . . Der zweite Abend thematisierte die . Frage nach den besonderen Erwariun- gen von Mädchen an mathematische, Mit Unterstützung durch das Büro der natunr~iscenschaftliciheund technrsche Frauenbeaufiragten an der Pädagogi- Fächer. Erst durch dre Vergegenwärti- schen Hochschule Freiburg organicier- gung der anderen Herangehensweise ten und veranstalteten die Studentinnen von Madchen können neue Wege auf- fvi Rottach und Saskia Gensow in die- getan werden, um ihr Interesse in die- sem Semester eine offene Reihe unter sem Bereich nachhakig zu fördern. In ei- dem fiel ,MädchenStärken'. Der Schwer- ner Ausstellung wurden Unterrichtside- punkt lag auf der Vermittlung von Ideen en, Radioreportagen und Dokumentatic- und Methoden zur Forderung von Mäd- nen von Projekien. Biographien von chen. weiblichen Vorbildern sowre Karikaturen An sechs Abenden wurden die ganz arrangiert. rit . „. .., FA.LI

Rezensionen quenteweise wird hier auch nicht defizi- drängt oder ihr gar schon verfallen nach tär, sondern kompetenzorientiert ge- den Wurzeln oder den Lösungen aktuel- dacht: Zu welcher Kompetenz kann der ler Problemlagen sucht, die wir angeb- Wilhelm H. Peterßen einzelne Lernende geführt werden und lich der Aufklärung zu verdanken haben. Neurodidaktik in Theorie wie sollte der Weg dazu auf Grund sei- In einer Einleitung und in 8 Aufsätzen und Praxis ner neurobiologischen Ausstattung aus- wollen die Autoren an einer Auswahl sehen? Die Beiträge stellen konkret dar, sehr unterschiedlicher Themen aus der wie so etwas - Erfahrungslernen für je- Sicht ihrer Disziplinen ,,die umfassende Gerhard Preiß (Hrsg.): Neurodidaktik. den Schüler - in Mathematik aussehen Dimension aufklärerischen Denkens Theoretische und praktische Beiträge. kann. und Handelns ... konkret und sinnfällig Schriitenreihe der Pädagogischen Hoch- Man möge mir nachsehen, da8 ich aufzeigen" (Jahnke, S.lO) und auf diese schule Freiburg, Bd. 10, Pfaffen weiler als Allgemeindidaktiker mehr auf das Weise selbst zur Aufklärung beitragen. 1996 sehe, was hier zunächst angedeutet Die Einleitung gibt zunächst einen in- Der für mich wichtigste Beitrag dieses und wohl in naher Zukunft ausgearbei- struktiven Überblick über das Zeitalter, Buches sei an den Anfang gerückt: tet wird: eine Neurodidaktik als integrie- seine Bemühungen und sein Anliegen. ,,Neurodidaktik", eine gut zehn Jahre render Teil einer allgemeindidaktischen Die in den acht Einzelbeiträgen bearbei- alte Wortschöpfung, gewinnt gegenwär- Theoriebildung der nahen Zukunft, als teten Themen erzeugen trotz der Zen- tig an Kontur und Bedeutung. Der Wort- auf die einzelnen - noch stark vereinzel- trierung auf den Vernunftbegriff ein Bild schöpfer selber, Gerhard Preiß, hat die- ten - konstruktiven Vorschläge. Das dieser Epoche, das sich gängigen Vor- se Schrift ediert, in der verschiedene Buch hat neugierig gemacht auf das, stellungen nicht mehr fügen will. Sie zei- Beiträge aus einem maßgeblichen Sym- was kommt, und - es hat in mir einige gen, wie variantenreich sich die Pro- posion zusammengefaßt sind. Ohne auf Vorurteile gegenüber neurobiologi- grammatik der Aufklärung jeweils mani- diese im einzelnen einzugehen, - sie do- schem Denken in der Didaktik aufge- festierte und noch nachwirkt: in der kumentieren sowohl theoretische als weicht. Theologie (Reinhard Wunderlich), in Li- auch praktische Bemühungen um ein teratur und Sprache (Adalbert Wichert), mathematisches Projekt mit geistig be- in Herders Reisejournal 1769 (Gerhard hinderten Schülern - , halte ich das Hebbeker), in Illustrationen, Ikonogra- Buch für ein Zeichen dafür, daß der Rolf Winkeler phie und Ikonologie (Horst Schiffler), in Weg zu einer echten Neurodidaktik end- Aufklärung Projekt der der Musik (Hannsdieter Wohlfarth), in lich beschritten ist. - den Experimenten sowie im Taschenka- Neurobiologische Befunde und Ein- Vernunft lender und im Sudelbuch Lichtenbergs sichten haben bisher nur als einzelne (Jürgen Jahnke), in der ,,katholischen Versatzstücke Eingang in didaktisches Spätaufklärung" in Freiburg (Wolfgang Denken gefunden, wie z.B. durch Ve- Jahnke, Jürgen (Hrsg.): Aufklärung - Hug) und im Bildungsbegriff unserer Sters Forderungen nach vielkanaligem Projekt der Vernunft. Schriftenreihe der Tage (Hermann J. Forneck). und gedächtnisadäquatem Lernen, oder Pädagogischen Hochschule Freiburg, Was alle Beiträge auszeichnet, ist die sie haben zu ideologischen Hypostasen Bd. 1 I, Pfaffenweiler 1998 methodische Gewissenhaftigkeit und und esoterischen Konzepten geführt, Schon die Umschlagseite dieser sorg- Kreativität, mit der die Autoren ihren Ge- wie z.B. durch die Dennisons. Wer ernst fältig edierten Aufsatzsammlung, hervor- genstand aufzuklären bemüht sind. Sie machen will mit der anthropologischen gegangen aus einer interdisziplinären bringen Sachverhalte, Rationalitätskrite- Forderung, zum Maßstab allen Lehrens Ringvorlesung an der Pädagogischen rien und Gütemaßstäbe ins Spiel, die müsse die vorhandene Lernfähigkeit Hochschule Freiburg im Winterseme- elementare Bestandteile des histori- des Menschen werden, kommt wohl ster 1996197, macht neugierig. Der Titel schen Phänomens Aufklärung gewesen nicht darum herum, sich auch um die irritiert; ist das nun eine Feststellung, und im Zuge der Instrumentalisierung Auswertung neurobiologischer Erkennt- eine Provokation oder eine Frage ohne der Vernunft auf dem Weg in die Gegen- nisse zu bemühen. Und das sollte we- Fragezeichen, weil letzteres den Um- wart offensichtlich in Vergessenheit ge- gen der langen Tradition in deutscher schlag verunziert hätte? Auch das Titel- raten sind. Darüber hinaus ist es interes- Pädagogik und der Solidität und Digni- bild gibt zu Irritationen Anlaß. Als Illu- sant zu sehen, wie sich die Autoren auf tät der erwarteten Aussagen von der di- stration zu einem physikalischen Ver- die Gegenwart beziehen. Es ist mit Hän- daktischen Theorie besorgt werden. Di- such 1749 geschaffen, ist es zwar bei- den zu greifen, daß die aktuelle Diskus- daktik ist - seit Weniger dies so formu- spielhaft für die Bildsymbolik der Aufklä- sion um die Postmoderne das Erkennt- lierte - als Handlungswissenschaft aner- rung und deren Anschaulichkeit, in sei- nisinteresse mitbestimmte. kannt, ist immer auch auf pragmatische ner Verschränkung von naturalistischen Unmittelbar und ausschließlich der Aussagen zur Bewältigung der Lern- Bildelementen mit hoch formalisierter Postmoderne gilt der Aufsatz von H. Lehr-Praxis angelegt. Symbolik erinnert es aber zugleich an Forneck, der den Rezensenten, selbst Und eben dieses Vorhaben wird im Bilder aus dem Surrealismus unseres Erziehungswissenschaftler, natürlich be- vorliegenden Buch ausdrücklich ange- Jahrhunderts. Vergangenheit und Ge- sonders interessieren muß. Forneck be- deutet; eine vollständige Didaktik unter genwart fließen in eigentümlicher Weise schreibt zunächst sehr dicht die derzeit dem Aspekt neurobiologischer Betrach- zusammen. Die Umschlagseite spricht diagnostizierte oder auch nur beklagte tung soll deren Grundlagen klären, sie den Leser an, gleichviel ob ihn histori- Auflösung ,,bildungstheoretischer Ge- legitimieren und pragmatische Aussa- sches und museales Interesse bewegt wißheiten", um im Anschluß daran - gen nach und nach aufbauen. Konse- oder ob er von der ,,Postmoderneu be- nach vielen fast stereotyp wirkenden

PH-FR 9912 Schriftenrei he der Pädagogischen Hochschule Freiburg

Band 1 Band 7 Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart Wandel im Jargon des Nationalsozialismus Redaktion: Horst Buszello Antonius Wolf

Einzeldarstellungen von der Römerzeit bis zur Gründung des Analyse der ideologischen Sprache und ihres Wandels am Bei- Landes Baden-Württemberg. spiel einer Fachzeitschrift für Sonderschullehrer (1934-1 944). 255 S., 36 Abb., 1986,38,00 DM Vergleich mit aktuellen rechtsextremen Presseerzeugnissen. 196 S., 4 Abb., 36 Diagramme, 1992,29,00 DM Band 2 Eugen-Fink-Sym posium. Freiburg 1985 Band 8 Herausgeber: Ferdinand Graf Interkulturelles Verstehen und Handeln Herausgeber: Norbert Boteram Vorträge und Referate anläßlich des Symposions zum 80. Geburtstag von Eugen Fink (1905 - 1975). Beiträge zu ,,Interkulturellem Verstehen" insbes. in Europa, 132 S., 1987,24,80 DM Schicksalen von Menschen, die neue Aufgaben an Einheimi- sche stellen U. Methoden der Annäherung an fremde Kulturen. Band 3 360 S., 6 Abb., 1993,39,80 DM Lehrerbildung und Erziehungswissenschaften 25 Jahre Pädagogische Hochschule Freiburg Band 9 Redaktion: Wolfgang Hug Die kriminalitätsverminderndePerspektive der Menschheitswerte. Progressive Kriminalsoziologie Die historische Entwicklung der Lehrerbildung, die verschiede- Franz Filser nen Phasen seit der Gründung der Pädagogischen Hochschu- le, Studiengänge und Studieneinrichtungen. Aufweis des Kriminalitätsproblems als Weltproblem. Es wird 388 S., 25 Abb., 1987. (vergriffen) die geschichts- und kultursoziologisch begründete These un- tersucht, daß die Kriminalitätsraten verschiedener Zeiten und Band 4 der einzelnen Länder mit der ethischen Progression, den Gustav Siewerth zum Gedächtnis Menschheitswerten, korrelieren. Von hier aus kann sich pro- Herausgeber: Wolfgang Behler gressive Kriminalsoziologie entfalten. 195 S., 1995,48,00 DM Ergebnisse eines Symposions zur Würdigung der wissen- schaftlichen Arbeiten des Gründungsrektors der Pädagogi- Band 10 schen Hochschule. Neurodidaktik. Theoretische und praktische Beiträge 123 S., 1989,24,80 DM Herausgeber: Gerhard Preiß

Band 5 Ergebnisse eines Symposiums zu theoretischen und prakti- Texte zur neueren Kunst schen Aspekten der Neurodidaktik, die unter der Leitlinie der Herausgeber: Peter Staechelin Menschenwürde dem Zusammenhang zwischen den neurobio- logischen Bedingungen des Menschen und seiner Lernfähig- Texte zur neueren Kunst, und über Künstler von überregiona- keit nachgeht. ler Bedeutung, mehrheitlich aus dem Bereich der Konstrukti- 212 S., 30 Fotos, 15 sonstige Abb., 1997,49,80 DM ven Kunst. 134 S., 20 Abb., 1990, 19,80 DM Band 11 Aufklärung - Projekt der Vernunft Band 6 Herausgeber: Jürgen Jahnke Das Volkslied in Schule und Öffentlichkeit Marianne Klemm Mit dieser Aufsatzsammlung zum 18. Jahrhundert, entstanden aus einer Ringvorlesung des Seniorensstudiums im Winterse- Das Volkslied in Schule und Rundfunk Baden-Württembergs. mester 1996197, wird eine interdiziplinäre Annäherung an die 40 Jahre spannungsreiche Bildungs- und Mediengeschichte. Epoche der Aufklärung unternommen. Neben Beiträgen zur 228 S., 1991,29,80 DM Theologie, Sprache und Literatur, Musik werden die Spätauf- klärung in Freiburg sowie anhand der heutigen Kritik eines uni- versellen Vernunft-Konzepts Konsequenzen für einen tragfähi- gen Bildungsbegriff erörtert. 168 S., 24 Abb., 1998,39,80 DM

Bezug über Centaurus-Verlagsgesellschaft, 79292 Pfaffenweiler, oder über den Buchhandel Einschränkungen ,,wenn das so ist" rie der Zeichen". Fragen bleiben jedoch verdanken haben, ihr aber zugleich (traut er etwa seinen eigenen Vorausset- im Hinblick auf die Wirksamkeit der von auch schuldig geblieben sind, - und ein zungen nicht?) - nach der Möglichkeit ei- ihm ins Auge gefassten methodischen Genuss, wenn man den Mut und die ner ,Allgemeine(n) Bildung unter Bedin- Vorgehensweisen in der pädagogischen Sensibilität besitzt, sich ästhetisch, also gungen radikaler Pluralität" zu fragen. In Praxis: seine kognitiv strukturierten und durchaus im Sinne eines aufgeklärten respektabler Weise verweigert er sich prozessual gestuften kommunikativen Vernunftgebrauchs, auf Hebbekers ex- den pädagogischen Endzeitpropheten Diskurse über Weltbezüge mögen zwar zellente Rhetorik und seinen Perspekti- und erklärt die „Befähigung zur dis- geeignet sein, die für die diskursüber- venwechsel einzulassen. kursüberschreitenden Verständigung schreitende Verständigung erforderli- Dann wird unmittelbar erfahrbar, was und in unterschiedlichsten Diskursen zu chen instrumentellen Fertigkeiten her- ,Aufklärung - Projekt der Vernunft" be- sprechen" zum letzten und unverzichtba- vorzubringen. Ob auf diese Weise aber deutete, wie die aufklärerische Kraft der ren Essential einer Allgemeinen Bildung auch die Bereitschaft zur Verständigung Vernunft noch heute wirksam werden und Pädagogik im Zeichen der Postmo- entsteht, bleibt zu bezweifeln. könnte und wo ihre Schnittstelle mit der derne. Man kann seiner scharfsinnigen Das Buch zu lesen ist ein Gewinn, Postmoderne liegt: Im „Mittlere(n) mi- Analyse insoweit folgen - auch ohne weil es uns ahnen Iäßt, wie viel das 19. schen Licht und Schatten". den Exkurs über die „Bedeutungstheo- und 20. Jahrhundert der Aufklärung zu

Hochschulsport Man spricht also mit Hochachtung von Christian Baier (98/99), Oliver Bensch der PH Freiburg, jedenfalls in Sportkrei- (98), Tobias Fehrenbach (98), Timo Sen und an den „kleinen<>große<>instru- die über die Ländergrenzen hinaus als enbeauftragte. - Rudolf Denk: Dr., Professor, Deutsch. - Helmut Fies: Dip1.-lng., Oberstudien- mentellen Aggression- (Aggression als Kapazität anerkannt ist. Mit ihr verläßt rat a.e.H., Technik. - Jutta Heppekausen: Thea- Mittel zum Zweck) reduziert bzw. gar eine engagierte Wissenschaftlerin, die terpädagogin, Psychodramatikerin, wiss. Mitar- nicht erst aufgebaut wird (>>Fairneß-Er- sich sowohl für ihr Fach als auch für beiterin, Pädagogische Werkstatt. - Regina Kai- ziehung

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