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Aktiv älter werden 4/2019
Dezember Januar Februar
Aktuell Stifter gesucht · Kultur Das Bauhaus in Mainz · Jubiläum 50 Jahre Johanniter-Unfallhilfe Aktuell Notre Dame de Paris · Porträt Evi Leupold · Unterhaltung Augenblicke · Reise Schottland Leser schreiben Die Raben im Wald · Wohnen Mietsorgen im Alter? · Vorschau Jahrestage 2020 Familienmanagement: Das machen wir für Sie!
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4 Vorwort 14 Das Bauhaus in Mainz 25 Chansons, Burlesque, Rock'n Roll 5 Kolumne 28 200 Jahre Theodor Fontane 27 Engagement für Wein, Kultur und Völkerverständigung 6 Stifter gesucht! 36 Die Ludowicis - eine bemerkenswerte Zieglerfamilie Reise 13 Der Zölibat Geschichte 31 Wildromantisches Schottland 17 Meenzer Hefeteilcher 16 Weihnachten anno dazumal Leser schreiben 20 20 Jahre Wald des Jahrtausends 19 Von Marck- oder Gräntz-Steinen und 34 Die Raben im Wald 41 Frau Wolff … wird wunderlich wie selbige gesetzet, und gehandhabet werden sollen 38 Trends and Style 41 Der vergessliche Riese – ein Rollentausch 21 Ingelheim, der charismatische Ort Veranstaltungen 43 Mit Büchern informieren, aktivieren Unterhaltung 46 Film ab! und Freude bereiten 18 Die Weihnachtsfliege - Tagebuch einer 46 Seniorenbeirat - Neujahrsfeier 44 Einzigartiges Pilotprojekt zur Begegnung Elektromobilität 46 Seniorenbeirat - Umzug -er 35 Herzensangelegenheiten 45 Wohnung zu groß? Mietsorgen 46 Stadthistorisches Museum - im Alter? 39 Augenblicke Führungen und Lesung Seniorenbeirat 40 St. Moritz, Schnee und wir Sieben 47 Das Mainzer Medizinerorchester stellt sich vor 7 Engagement im Seniorenbeirat 42 Meenzer Platt für Anfänger und honoriert Fortgeschrittene Teil 1: Meenzer 47 Die Geschichte des Weinbaus in Schlüsselworte Hechtsheim Jubiläum Städte und Landschaften Rückblick 8 Zusammenleben, zusammenhalten - 100 Jahre Volkshochschule 23 Geschichte, Mystik und Tragik der 48 25 Jahre Seniorensommerfest Kirche Notre-Dame de Paris 11 50 Jahre Johanniter-Unfall-Hilfe 50 Oppenheimer Dreiklang erkundet Portrait Jung und Alt Vorschau 24 Steph Winzen - Musik ist Trumpf! Jahrestage 2020 - Anlass, sich zu Musikalischer Advent für Senioren 51 12 erinnern 29 Gemeinsamer Wunsch nach Frieden in der Welt
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Freude und Trauer begleiten unser Leben. In diesem Herbst Ursula Waloschek – eine Institution Wir werden beide dankbar in Erinne- mussten wir uns von den langjährigen nicht nur in ihrem Heimatstadtteil der rung behalten. Redaktionsmitgliedern Charlotte Bartels Neustadt, für deren Bewohner und ihr und Ursula Waloschek verabschieden. Wohlergehen sie unermüdlich eintrat. Als Freude bereitete uns dagegen unsere langjähriges SPD- und Stadtratsmitglied Exkursion nach Oppenheim (siehe Seite Charlotte Bartels – die Mitgliedschaft stand der Kampf gegen soziale Ungleich- 50). Dieser Ausflug ermöglichte einmal bei den Maltesern, denen sie mehr als 50 heit für sie an erster Stelle. Bei soviel sozia- mehr, miteinander ins Gespräch zu kom- men, intensiver und persönlicher, als uns das bei den meist sachbezogenen Redak- tionssitzungen gelingt.
Sollten wir ihr Interesse geweckt ha- ben, so schauen Sie doch bei einer unserer öffentlichen Redaktionssitzungen vorbei. Die Termine finden Sie auf unserer Fa- cebookseite www.facebook.com/Consens Seniorenmagazin oder erfahren Sie unter 06131/364579. Das Redaktionsteam 2009. Links im Bild Charlotte Bartels und Ursula Waloschek Viel Vergnügen bei der Lektüre der Jahre angehörte, war ihre Herzensange- lem Engagement war es nicht verwunder- neuen Ausgabe wünscht Ihnen legenheit. Die Arbeit als Pflegedienstlei- lich, dass sie kurz vor ihrem 90. Lebens- terin im Mainzer Altenheim war ihre Be- jahr, nachdem sie ins Mainzer Altenheim rufung. Mit ihrer Erfahrung und ihrem eingezogen war, gleich in den Bewohner- Wissensschatz aus beiden Institutionen beirat eintrat. Als Redaktionsmitglied der gab sie uns wichtige Impulse bei unserer ersten Stunde haben wir unendlich von Wolfgang-Michael Duschl, redaktionellen Arbeit. ihren Rat- und Vorschlägen profitiert. Objektleitung
Objekt- und Redaktionsleitung: Grafik-Design: Verteilstellen in Auswahl: conSens Wolfgang-Michael Duschl (viSdP) Jürgen Linde - typografische Werk- Rathaus, Ortsverwaltungen, Apothe- Seniorenmagazin statt Druckerei und Verlag, Mainz ken, Wartezonen der Arztpraxen und Mitarbeit: Anja Baumgart-Pietsch, Krankenhäuser, Seniorenzirkel der der Stadt Mainz Druck: Dr. Caroline Eva Gerner, Kerstin Halm, Kirchengemeinden, Sparkasse und Druckerei Schwalm GmbH, Mainz IMPRESSUM: Karin Weber, Dr. Nicole Weisheit-Zenz, Banken, ausgewählte Einzelhandels- Herausgeber: Pater Reinhard Vitt Erscheinungsweise: geschäfte Stadt Mainz, Sozialdezernat Lektorat: Ingrid Suder viermal jährlich März, Juni, September, Dezember Verlag: Titelfoto: Martina Pipprich conSens-Medien, Verteilung: An der Oberpforte 1, 55128 Mainz Fotos: Seite 10 Peter Cornelius-Kon- conSens wird von der Stadt Mainz Tel. 0 61 31 / 36 45 79 servatorium, Seiten 14 + 45 Martina und vom Verlag verteilt und kostenlos Fax 0 61 31 / 36 97 40 Pipprich, Seite 21 Benjamin May, abgegeben [email protected] Stadt Ingelheim, Seiten 23 + 47 Mediaberatung: Martin Brejschka www.facebook.com/ConsensSenio- Jürgen Linde, Seite 39 Adobe-Stock, Mobil 0178 2985701 renmagazin Seite 42 Bürgerhof, Gonsenheim Mail [email protected]
4 Aktuell conSens 4/2019 Liebe Mainzer Seniorinnen und Senioren, es wird häufig über das Thema alternde Netzwerke in der Wohngemeinschaft Bevölkerung gesprochen. Im Vergleich und im Wohnumfeld, Freizeit- und Ver- zu früheren Zeiten haben sich die Rah- sorgungsangebote sowie individuelle menbedingungen der medizinischen Sicherheit für ältere Mieterinnen und Versorgung und der Unterstützung von Mieter bieten. älteren Menschen sehr verbessert. Konkret bedeutet dies, dass weite- Der demografische Wandel verlangt, re 1.000 barrierefreie Wohnungen ge- dass wir weiter darüber nachdenken, wie schaffen werden sollen, die Gemein- wir die Versorgung der älteren Men- schaftsprojekte „Zuhause in Mainz“ schen sicherstellen im Hinblick auf weiter ausgebaut werden sowie die Zu- Wohnangebote, die Gesundheit und die sicherung einer Seniorenmiete und die Das Redaktionsteam: Hans Schwalbach, Ingrid Suder, Judith Schlotz, Heinz Kirschke, Erhard Mischke, Erich Krüger, Dr. Klaus Ewe, Helga Strauß, Teilhabe Älterer am öffentlichen Leben. Möglichkeit des Seniorenwohnungs- Rose Marie Reinhardt, Helmut Kindgen, Renate Schaller. Vordere Reihe: Adolf Bernd, Walter Matheis, Ursula Breitbart, Wolfgang-Michael Duschl, tauschs angeboten werden (ausführli- können Sie ja einen Beitrag zur Verbes- Kurt Merkator, Ernst Frommeyer. Nicht dabei: Edith Nebe, Christiane Gerhardt, Rosemarie Busch, Ferdinand Hirsch und Ursula Güth. Hier wurden bereits erste Ansät- cher Artikel auf Seite 45 dieses Heftes). serung der Nutzung des Wohnraums für ze verfolgt und Konzepte entwickelt. alle Generationen leisten. Nennen möchte ich unsere Angebote Sollte dies für Sie in Frage kommen, für Senioren in der Gemeinwesenarbeit, informieren Sie sich über Voraussetzun- Hierbei denke ich zum Beispiel an in den Stadtteilarbeitskreisen sowie die gen und nutzen Sie das Angebot der die Chancen, die ein Mehrgenerationen- Konzepte für verschiedene Wohnfor- Wohnbau für ein gutes Leben im Al- wohnen mit sich bringt: Ansprechpart- men mit stationären und ambulanten ter. Das sehe ich als weiteren Baustein ner sind dadurch näher, Hilfestellungen Angeboten. zur besseren Angebotsstruktur für die quer durch die Generationen können ge- Mainzer Bürgerinnen und Bürger. Na- geben werden und die Teilhabe am öf- Auch die städtische Wohnungsbau- türlich werden wir versuchen, dass auch fentlichen Leben wird eher aufrechter- gesellschaft hat ein Konzept entwickelt, in Zukunft Vermieter für solche Ange- halten – vielleicht ja auch in Ihrem Haus. da auch die Mieterinnen und Mieter der bote offen sind. Wohnbau immer älter werden. Rund Mit herzlichen, vorweihnachtlichen ein Viertel ist heute schon mindestens Wenn auch Sie über neue Wohnfor- Grüßen 60 Jahre alt. Mit dem Programm „Woh- men nachdenken und eigene Möglich- nen im Alter“ möchte die Wohnbau keiten sehen, sich zu verändern, möch- Dr. Eckart Lensch altersgerechte Wohnquartiere, soziale te ich Sie dazu ermutigen. Vielleicht
conSens 4/2019 Aktuell 5 Von Ingrid Suder Stifter gesucht! „Um die Existenz des Museums auch nach der aktiven Zeit der ‚Gründer-Gene- Damit das Stadthistorische Mainz auf der Zitadelle eine Zukunft hat für seine ration‘ zu sichern und es dauerhaft auf eine Exponate aus der reichen Stadtgeschichte. solide finanzielle Basis zu stellen, haben 30 1996 hatte sich ein Förderverein gegrün- Sanierungskosten und des Verkaufs des Stifterinnen und Stifter im Juni 2013 die det mit dem Ziel, den Aufbau eines stadt- Gebäudes, wurden dem Förderverein die gemeinnützige ‚Stiftung Stadthistorisches geschichtlichen Museums zu unterstützen. beiden unteren Geschosse im ‚Haus zum Museum Mainz‘ errichtet“, so zu lesen im Es sollte sich den Themen Sozial-, Wirt- Stein‘ in der Weintorstraße vom Ehepaar Flyer „Stifter gesucht“. Frau Dr. Brüchert, schafts- und Kulturgeschichte von Mainz Topf für ein Jahr mietfrei zur Nutzung auch Vorsitzende des Stiftungsvorstands, widmen. Dr. Hedwig Brüchert, Geschäfts- angeboten.“ Am 7.12.2000 wurde dort das machte im Gespräch die enge Verzahnung führerin des Fördervereins, im Dezember Museum eröffnet mit zwei stadtgeschicht- mit dem Förderverein deutlich und als 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz aus- lichen Ausstellungen: „Magenza – 1000 Stiftungszweck die „ausschließliche und gezeichnet, gehörte zu den Initiatoren und Jahre jüdisches Mainz“ und „Wirtschafts- unmittelbare Unterstützung des Stadthis- ist bis heute für den Verein ehrenamtlich und Arbeitsleben in Mainz im 19. und 20. torischen Museums“. Die Stiftung soll in tätig. Die Historikerin forscht seit Jah- Jahrhundert“. Zukunft die Trägerschaft des Museums ren am Institut für Geschichtliche Lan- übernehmen. deskunde an der Universität Mainz zur Da das Haus „Zum Stein“ keine Mög- Geschichte von jüdischen Mainzer Fa- lichkeit der Erweiterung bot, wurde ein Damit sie die Einrichtung, die ei- milien, Frauen- und Kinderarbeit sowie Umzug notwendig. Seit 2003 befindet ne wichtige Ergänzung zu den anderen kommunaler Sozialpolitik im Kaiserreich sich das Stadthistorische Museum im Mainzer Museen darstellt, dauerhaft er- und in der Weimarer Republik, ausländi- historischen Ambiente der Denkmalzo- halten und ausbauen kann, brauche es je- schen Zwangsarbeitern im Zweiten Welt- ne Zitadelle in unmittelbarer Nachbar- doch weitere Gönner. „Dringend benötigt krieg und Frauen in Rheinland-Pfalz in schaft zum 2000-jährigen „Drususstein“, wird mindestens eine hauptamtliche Kraft der Nachkriegszeit. erweitert durch die Überblicksausstellung mit historischer Ausbildung. Rein ehren- „Mainz von den Anfängen bis zur Gegen- amtlich lässt sich die vielfältige Arbeit auf wart – eine Zeitreise durch die Stadtge- Dauer nicht bewältigen. Auch eine Er- schichte“ und durch die kleine Abteilung weiterung der Öffnungszeiten kann oh- „Kinderwelten“, die einen Blick in Main- ne festes Personal nicht geleistet werden“, zer Kinderzimmer früherer Zeit gewährt. betonte sie. Und weiter: „Stiftungen sind Darüber hinaus gibt es regelmäßige Son- steuerlich attraktiv. Alle Zuwendungen derschauen. So aktuell bis Sommer 2020 wie Zustiftungen oder Vermächtnisse aus die Ausstellung „Ballone – Luftschiffe – Testamenten, die an den Kapitalstock ge- Flugmaschinen. Die Geschichte der Luft- hen, sind zu 100 Prozent absetzbar. Wir fahrt in Mainz bis 1914“, die in Erinne- wenden uns an alle Mainzerinnen und Dr. Hermann Keller, rung rufen will, dass Mainz ein Zentrum Mainzer, die ihre eigene Stadtgeschichte Helga Sachse-Hoefle, der frühen deutschen Luftfahrt war. schätzen. Bitte helfen Sie mit, dem Mu- Dr. Peter Lautzas, seum eine Zukunft zu geben!“ Dr. Hedwig Brüchert Träger ist nach wie vor der „Förder- und Thomas Nonnenmacher verein Stadthistorisches Museum Mainz“. Nähere Informationen unter „Das Museum, von ehrenamtlichen Mit- www.stifzung-stadtmuseum-mainz.de Im Gespräch mit conSens berichtete sie arbeiterinnen und Mitarbeitern betreut“, Stadthistorisches Museum Mainz, über die Entstehungsgeschichte des Mu- so Frau Dr. Brüchert: „erhält keine regel- Zitadelle Bau D, 55131 Mainz seums: „Nachdem sich 1999 die Planun- mäßigen Zuschüsse. Es finanziert sich gen für ein Stadthistorisches Museum im durch Mitgliedsbeiträge, eigene Einnah- geöffnet Freitag 14-17 Uhr, Samstag Proviantamt in der Schillerstraße zerschla- men, Einzelspenden und Zuschüsse zu und Sonntag 11-17 Uhr, Gruppen auch gen hatten aufgrund der explodierenden den Sonderausstellungen.“ während der Woche nach Absprache Bestattungsvorsorge · Bestattung · Abschiednahme · Trauerbegleitung Ihr Helfer im Trauerfall Bischofsplatz 8 · 55116 Mainz · Tel.: 0 61 31 / 28 540 · www.rech-bestattungen.de Unser Haus ist seit dem Jahr 1800 Helfer und Ratgeber im Trauerfall. Ein Fundament, das Vertrauen schafft. Wir beraten Sie gerne zum Thema Bestattungsvorsorge um Ihre ganz persönlichen Wünsche und individuel- len Vorstellungen vorab festzulegen. Im Trauerfall können Sie sich auf unsere langjährigen und gut ausgebil- deten Mitarbeiter verlassen, die Ihnen bei allen Fragen sensibel und kompetent zur Seite stehen.
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6 Aktuell conSens 4/2019 Juliane Opalka, Leiterin des Amts für Jugend und Familie, gratuliert Oberbürgermeister Michael Ebling und Dr. Eckart Lensch der wiedergewählten Vorsitzenden Christine Gerhardt sowie deren ehren Heinz Kirschke und Hans Schwalbach für Stellvertretern Hans-Georg Korsch und Franziska Wienzek langjähriges ehrenamtliches Engagement.
Zur Vorsitzenden wiedergewählt wurde Christine Gerhardt vom Deut- Engagement im Seniorenbeirat honoriert schen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Zu Stellvertretern wählte das Gremium Mit der konstituierenden Sitzung Ende Oktober begann die fünfjährige Amtszeit Franziska Wienzek, Leiterin der Senio- des neuen Mainzer Seniorenbeirats. Christiane Gerhardt (Vorsitzende), Franzis- renwerkstadt und des Bereichs inklusive ka Wienzek und Hans-Georg Korsch bilden das Vorstandsteam. Bildungsangebote der vhs, und Hans- Der demografische Wandel sei eine ge- Neben zahlreichen Aktivitäten der Georg Korsch vom Deutschen Beamten- sellschaftliche Entwicklung, die der Seni- beiden Geehrten im Rahmen der Seni- bund Rheinhessen. In ihrer Antrittsre- orenbeirat für alle gewinnend mitgestal- orensommerfeste zählte Michael Ebling de versprach Christiane Gerhardt, Neu- ten könne, rief Oberbürgermeister Mi- die Standbetreuung auf den Rheinland- es anzukurbeln sowie Informationen aus chael Ebling die Beiratsmitglieder zum Pfalz-Ausstellungen auf, mit der diese die dem reichhaltigen Erfahrungsschatz des aktiven Handeln im Gremium auf. „Nut- Arbeit des Seniorenbeirats in den Fokus Gremiums in die Verwaltung zu geben. zen Sie Ihre Chancen! Erobern Sie die der Öffentlichkeit gerückt haben. Zu- „Wir sind dafür bekannt, dass wir den Themen, die für Sie wichtig sind“, gab dem sind Heinz Kirschke und Hans Finger in die Wunde legen. Wir sagen er ihnen mit auf den Weg, bevor er jeden Schwalbach langjährige Redaktionsmit- aber auch, wenn uns etwas gut gefällt.“ Einzelnen mit Handschlag verpflichtete. glieder des Seniorenmagazins conSens, Für langjähriges kommunalpolitisches „ein modernes Magazin, das die aktu- Karin Weber Engagement zeichnete der Oberbür- ellen, kulturellen und gesellschaftlichen germeister Heinz Kirschke und Hans Fragen unserer Stadt behandelt“, so der Die Eintrittskarten für die Fastnachts- Schwalbach mit der Ratsmedaille der Oberbürgermeister. Besonders erwähn- sitzungen „Aktiv älter werden“ der Landeshauptstadt Mainz aus. Beide wa- te er das Engagement beider im Rah- Senioren werden wegen der Rathaus- ren 15 Jahre lang, von 2004 bis 2019, men der Städtepartnerschaft mit Erfurt, sanierung nun im Raum 501A im engagierte Mitglieder im Seniorenbei- mit dem sie den regen Austausch und Stadthaus, Kaiserstraße 3-5, verkauft. rat. „Sie sind im gesellschaftlichen En- freundschaftlichen Begegnungen geför- Die närrischen Sitzungen finden statt gagement verwurzelt und haben sich in dert haben. Heinz Kirschke war zudem am Dienstag, 4. Februar, und Mittwoch, vielfältiger Weise eingesetzt: tatkräftig, Ehrenamtskoordinator der Stadt, Hans 5. Februar 2020, von 15:11 Uhr bis zugewandt und mit vielen Ideen“, lobte Schwalbach ist aktiv beim Deutschen etwa 18:11 Uhr im Haus der Jugend, das Stadtoberhaupt. Roten Kreuz tätig. Mitternachtsgasse 8.
Im Alter, bei Behinderung, oder Krankheit helfen wir in allen Bereichen, in denen Sie Unterstützung brauchen.
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conSens 4/2019 Seniorenbeirat 7 Zusammenleben, zusammenhalten 100 Jahre Volkshochschule
Der schöne Anlass bot Grund zum Feiern. Zur bisher größten Publikumsaktion in der Geschichte der Volkshochschulen öffneten bundesweit mehr als 350 Einrichtungen ihre Pforten. „Zusammenleben, zusammenhalten“ lautete das Motto des Abends. Auch Mainz war dabei am 20. September. Schauen und stau- Miteinander und voneinander lernen: Dafür bietet die vhs nen, durch die Gänge gehen und das Gezeigte genießen, gern vielfältige Möglichkeiten. Die Weimarer Verfassung hatte einst auch mit einem Glas Wein in der Hand: Das Konzept kam den Grundstein gelegt für eine freie, staatlich geförderte Wei- sehr gut an bei Gästen jeden Alters im vhs-Haus am Karmeli- terbildung. Daraus entstanden Volkshochschulen, die sich an
terplatz. Musik erklang aus mehreren Räumen und im idylli- den Bedürfnissen der Bürger orientieren. Vertiefen konnte man schen Innenhof, wo die beleuchteten Fenster ringsum ein be- den Blick in die Geschichte und auf wichtige Entwicklungen sonderes Bild boten. Ausgestattet mit Programmblättern wa- beim Betrachten der Schautafeln in der Ausstellung zu „100 ren viele Gäste unterwegs, um gezielt Schnupperangebote aus Jahren Volkshochschule in Mainz“. einigen Bereichen wahrzunehmen oder sich auch vom Zufall leiten zu lassen. „100 Jahre Wissen teilen“ war ein Leitgedan- Zum Jubiläum wurden musikalische Grüße überbracht. Le- ke des Abends, um ein Zeichen zu setzen für Offenheit und bensfreude sprach aus Tänzen, ob bei Aufführungen der Capoei- gesellschaftlichen Zusammenhalt. ra- und Zumba-Kurse, bei Anleitungen zum leidenschaftlichen
8 Jubiläum conSens 4/2019 Tango oder beim gemeinsamen Singen mit Ukulele- und Gi- Hendrik Hering und ihren ZDF-Kollegen Dr. Stefan Her- tarrenbegleitung. Südländisches Temperament wurde spür- trampf, zuständig für die genaue Prüfung der „Fakten“, sowie bar bei Flamenco und argentinischer Folklore, ob solo oder Mirko Drotschmann, bekannt als „Mr. Wissen 2 go“. Anhand als Paar- und Gruppentanz in der Säulenhalle. Mit Schau- von Beispielen wurde gezeigt, wie Fotos oder Filmbeiträge ge- spielaufführungen sorgten Christine Stahl und ihre Truppe zielt manipuliert werden, so dass sie täuschend echt wirken: für gute Unterhaltung. Charmant und couragiert posierte sie Motive werden verfremdet, mittels Bildmontage in andere Zu- mit vhs-Direktor Christian Rausch und Oberbürgermeister sammenhänge gestellt. Oder es werden Gesichter konstruiert, Michael Ebling. Beeindruckt zeigten sich beide von der gro- die es in Wirklichkeit nicht gibt. Es ging um das Erkennen ßen Zahl der Besucher auf allen Etagen und von der hohen von Fälschungen, um objektives, exaktes und transparentes
Qualität der Weiterbildung. Arbeiten und die Auswahl von seriösen Quellen1 im Sinnevhs_GutscheinMappe01082018_rz.indd von vielseitiger Information12:48 16.08.18 und lebenslangem Lernen, letztlich Vorgestellt wurde auch das von Gundel Schliephake be- ein Grundanliegen der Volkshochschulen. treute Projekt „Meine Geschichte – Zuwanderer erzählen“. Sie hob hervor, wie wichtig Angebote zur Alphabetisierung seien. Nicole Weisheit-Zenz Texte von Hobbyautoren aus der Schreibwerkstatt wurden in kleinen Lesungen zu Gehör gebracht. Wie klingen andere
Sprachen, ob Spanisch, Niederländisch oder Japanisch, und
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Kunstwerke wurden präsentiert aus Kursen zu Malerei und Mainz Schenken Sie einen Kurs Tonplastiken. Ebenfalls vertreten war die Seniorenwerkstatt der vhs, die zeigte, in welchen Bereichen sie aktiv und kreativ oder einen beliebigen Betrag. tätig ist: Aus einer Vielzahl an Materialien entstehen schöne Dinge für Familie, Freunde oder sich selbst. Beim Mitmachen konnte man ins Gespräch kommen und sich kleine Eulen, in Mainz
Origami-Technik gefaltet, mitnehmen. In einem Buch sind sie Volkshochschule
praktische Lesezeichen oder können im neuen umfangreichen Volkshochschule Programm Kurse markieren, die man gern besuchen möchte. „Handarbeiten wie diese schulen das Gehirn und die Feinmo- ((fortlaufende Nummerierung: torik“, erklärte Angelika Eifel, die das Bastelangebot leitete. Schauen Sie malStart rein. mit: 2018001)) Zudem wurde in der Lehrküche gemeinsam geschnippelt, ge- mischt und gegessen,. Dort bestätigte sich, dass Kochen ver- GutscheinGutschein Mainz bindet und wie gut internationale Gerichte schmecken. Schnell Betrag zubereitet ist etwa eine Kombination aus gekühltem Kartof- Betrag (in Worten)
Volkshochschule felbrei mit etwas Zitrone, Ei, Avocado oder Thunfisch. Was Datum, Unterschrift und vhs-Stempel vhs_Gutschein16082018.indd 1 junge Forscher alles erkunden können, wie man naturwissen- 16.08.18 12:50 schaftliches Interesse und Verständnis von Klein auf fördert, wurde ebenfalls gezeigt. Zudem standen auf dem Programm Tipps für den Alltag, etwa zum Thema Geld oder zum sinn- vollen Umgang mit dem Smartphone. Information und Beratung: vhs Mainz Der Welt der Medien widmete sich die Podiumsdiskussion Karmeliterplatz 1 55116 Mainz zum aktuellen Thema „Fake News – Falschinformation mit Telefon: 06131 2625-0 Methode?“. Per „Live-Stream“ wurde sie bundesweit übertra- facebook.com/VolkshochschuleMainz gen. Moderatorin Sina Mainitz sprach mit Landtagspräsident www.vhs-mainz.de
conSens 4/2019 Jubiläum 9 Musikalischer Advent für Senioren
Das Peter-Cornelius-Konservatorium erfreute bereits im vorigen Jahr zum Advent die Bewohner in zahlreichen Seniorenhei- men mit musikalischen Kostbarkeiten, mit großem Erfolg angenommen. Von Ursula Breitbart Im vorigen Jahr führten 140 Kinder Die Schülerinnen und Schüler des Pe- Dort erreichen die Klänge eine große Zu- zwanzig Konzerte auf, deren musikali- ter-Cornelius-Konservatoriums – Kinder hörerschaft in einem weiten Umkreis. sche Vielfalt noch lange in Erinnerung und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 blieben. In diesem Jahr sind bereits ein- Jahren – und die Lehrer der Elementa- undzwanzig Konzerte für fünf Senioren- ren Musik-Erziehung beteiligen sich mit heime vorgemerkt, die je nach Größe der großer Freude an dem zum zweiten Mal organisierten Musikprojekt. Eingeteilt in unterschiedliche Klangvariationen mu- sizieren die jungen Künstlerinnen und Künstler zum Beispiel in einem Harfen- Trio, einem Klarinetten-Chor oder im Streichorchester. Auch je ein Gitarren-, Geigen- und Cello-Ensemble lässt sich stimmungsvoll hören. Der Auftritt eines 30-stimmigen Kinderchores unter der Im Foyer des Peter-Cornelius-Konser- Leitung von Dr. Gerhard Scholz an der vatoriums wird wie bereits 2018 ein Ad- Orgel, Direktor des PCK, ist bereits im ventskalender aufgehängt mit allen Da- Konzerte entweder ihre Kapelle, das Fo- Städtischen Altersheim auf dem dort auf- ten und Orten sowie Mitwirkenden der yer oder ihre Aula zur Verfügung stellen. gebauten Weihnachtsmarkt fest geplant. Veranstaltungen, damit sich jeder Mu- Für kleinere Konzerte ist der Wohnbe- sikliebhaber sein „Lieblingskonzert“ aus- reich der Seniorenheime vorgesehen und Besonders für lautstarke Instrumente, suchen kann. Es wird an jedem Tag im für Bettlägerige Bewohner werden die zum Beispiel Posaunen und Saxophone, Dezember mindestens ein Konzert auf- Zimmertüren zum Flur geöffnet. hat sich die Bühne am Kaufhof bewährt. geführt werden.
Mission Leben/ Altenpflegestift Mar- tinsstift, Raupelsweg, 55118 Mainz ASB Seniorenheim Münchfeld Im Münchfeld 80, 55122 Mainz AWO-Seniorenzentrum, Jacob- Goedecker-Straße 3, 55122 Mainz Städtisches Seniorenheim Altenauergasse 7-9, 55116 Mainz Alten- und Pflegeheim St. Bilhildis, Josefsstraße 51, 55118 Mainz
10 Jung und Alt conSens 4/2019 50 Jahre Johanniter-Unfall-Hilfe
Die Johanniter begleiten seit einem halben Jahrhundert die Mainzer Bürgerinnen und Bürger – nicht nur im Notfall. Im September feierte der Regionalverband Rheinhessen dieses Jubiläum mit einem Fest in der Bretzenheimer Ziegelei.
„Die Johanniter. Aus Liebe zum Le- ersten Standort einweihen. hier der erste Tag der offenen Tür statt. ben“, so steht es an der Tür zum Büro 1980 nahm zudem die Gründung erster von Stefan Jörg, dem Vorstand der Jo- Sechs Jahre nach der Gründung wur- Ortsverbände außerhalb von Mainz ih- hanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH) im Re- de der erste Zivildienstleistende einge- ren Anfang. gionalverband Rheinhessen. „Aus Liebe stellt. Der Behindertenfahrdienst, der zum Leben“, unter dieser Maxime han- 1976 mit Rollstuhltransporten begann, „Ein neues Kapitel in der Geschichte deln die Mainzer Johanniter tagtäglich, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu des Kreisverbands Mainz der Johanni- und das bereits seit 50 Jahren. Denn einem der wichtigsten Bereiche des Kreis- ter-Unfall-Hilfe wurde mit dem Einstieg seit fünf Jahrzehnten sind die Johanni- in den Mobilen Sozialen Hilfsdienst am ter nicht nur fest verwurzelt in der Lan- 1. April 1986 aufgeschlagen. Eine neue deshauptstadt, sondern auch fester Be- hauptamtliche Stelle wurde hierzu am standteil der hiesigen Sozialwesenarbeit. 1. August eingerichtet“, ist den Annalen „Angefangen hat alles mit einem Erste- des Verbands festgehalten, ein weiterer Hilfe-Kurs im Jahr 1969“, sagt Stefan Meilenstein. Zunehmend richtete sich Jörg im conSens-Gespräch. Allerdings der Blick auf junge Menschen: 1988 fand fand dieser Kurs auf der anderen Rhein- erstmals ein Kurs „Erste Hilfe am Kind“ seite in Wiesbaden statt. Noch im selben statt, ab 1990 wurde in Mainz eine Jo- Jahr am 1. Juni 1969 gründeten sechs hanniter-Jugendgruppe aufgebaut. Dank Personen die Mainzer Ortsgruppe in ei- besonderem Engagement der Mitarbeiter nem Wohnzimmer in der Neustadt. Sie und dem technischen Know-how wur- wurde dem Landesbezirk Hessen/Rhein- de im März 1996 die Johanniter-Alarm- land-Pfalz zugeordnet. zentrale eingerichtet. Nun konnten von Mainz aus weltweit Reiserückholungen In den ersten Jahren fanden die rund um die Uhr organisiert werden. abendlichen Treffen im Wolfgang-Capi- to-Haus und im Newman-Haus statt, ab Dann, am 20. Oktober 1997, erfolg- und an sogar noch im besagten Wohn- te der lang erwartete Umzug in die neue zimmer in der Feldbergstraße. Geeig- Dienststelle in die Hans-Böckler-Straße nete Ausbildungs- und Unterkunftsräu- 109 im selben Stadtteil. „In fliegendem me fanden die Mainzer Johanniter zwei Wechsel wurden die neuen Räume mit- Jahre nach ihrer Gründung im ehema- samt der Alarmzentrale in Betrieb ge- ligen Roxy-Kino in der Zaybachstraße. verbands. Im Juni 1978 bezogen die Jo- nommen. Im Erdgeschoss des angemie- Dort, mitten im Bretzenheimer Orts- hanniter einen neuen Standort in der teten Gebäudes fanden die Johanniter kern, konnten sie im März 1971 ihren Zaybachstraße 8, zwei Jahre später fand erstmals einen angemessenen räumlichen
conSens 4/2019 Jubiläum 11 Alltag verspricht der Menüservice. Ob Vollkostgericht oder spezielle Kostfor- men – durch das Mittagessenangebot der Johanniter sind weder aufwendige Ein- käufe noch langes Kochen nötig.
Um das Jubiläum 50 Jahre „Johan- niter-Unfall-Hilfe e. V.“ gebührend zu feiern, lud der Regionalverband Rhein- hessen im September zu einem Famili- enfest auf das Gelände der Alten Ziege- lei ein. „Es ist toll gelaufen. Ich bin sehr dankbar. Alle haben die Ärmel aufge- krempelt und aus der Ziegelei eine tol- le Lokation gezaubert“, schildert Stefan Jörg, seit 2013 hauptamtlicher Regional- vorstand, seine Eindrücke. Gemeinsam mit Hochschulprofessor Hans-Christoph Reiss, dem ehrenamtlichen Vorstand, bil- det er die Doppelspitze des Verbands. Rahmen.“ Diese Passage in der Chronik Umgebung ist vielen älteren Menschen Neben hochrangigen Vertretern des Jo- macht die damalige Raumnot des Ver- der Hausnotruf: Per Knopfdruck erfolgt hanniterordens konnten sie Staatssekre- bandes deutlich. tär Randolf Stich, Oberbürgermeister Michael Ebling, Sozialdezernent Dr. Heute sind etwa 150 Ehrenamtli- Eckart Lensch sowie Familie Rothen- che und gleich viele Hauptamtliche burger, Vermieterin der JUH-Immobi- im Regionalverband Rheinhessen tä- lie, begrüßen. tig. Sie alle sind vielseitig unterwegs im Einsatz für die Menschen ob im Stefan Jörg, inzwischen seit 30 Jah- Rettungsdienst oder Hausnotruf, im ren Johanniter, hat viele Fachrichtungen Krankentransport oder Fahrdienst, der JUH durchlaufen, angefangen bei im Katastrophenschutz oder der der medizinischen Qualifikation über Schnelleinsatzgruppe, in der Erste- den Rettungsdienst bis hin zur Rück- Hilfe-Ausbildung oder in der häus- holung. Er sagt: „Unsere Mitarbeiterin- lichen Kinderkrankenpflege. Knapp nen und Mitarbeiter haben sehr hohe 9.000 Einsätze verzeichnet allein der Verantwortung. Wir arbeiten perma- Rettungsdienst im Jahr 2017, 2.400 nent an uns, um immer wieder besser Menschen nahmen in 180 Kursen zu werden, auch da sich die Gesellschaft an Erste-Hilfe-Ausbildungen teil. und deren Bedürfnisse ändern. Unterm Zu den besonderen Aufgaben zählt Strich wollen wir die Menschen zufrie- Stefan Jörg die Ausbildung und Be- denstellen durch unsere Dienstleistun- treuung des Schulsanitärdienstes in gen. Das spornt natürlich an, uns den mehreren Mainzer Schulen, oft der immer neuen gesellschaftlichen Anfor- erste Kontakt zu den Johannitern. derungen stellen, um stets am Puls der Zeit zu sein.“ Wichtig für die Selbstständigkeit und eine schnelle und professionelle Hil- Sicherheit in der vertrauten häuslichen fe rund um die Uhr. Erleichterung im Karin Weber
12 Jubiläum conSens 4/2019 eher asketischer Art. Erst im Verlauf der folgenden Jahrhunderte setzten sich diese Anforderung mehr oder we- niger, meistens weniger durch. Als im Der Zölibat ist ins Gerede gekommen. Das ist nicht verwunderlich. Denn einer- hohen Mittelalter – im 11. Jahrhundert – seits ist die Verpflichtung katholischer Priester zur Ehelosigkeit ein tiefer Eingriff die Päpste um die Freiheit der Kirche von in die menschliche Person. Anderseits haben die Fälle von Übergriff und Miss- der „politischen Bevormundung“ kämpf- brauch – auch in den Kirchen, nicht nur in der Gesellschaft – das Thema der ten, wurde der Zölibat erneut aktuelles Sexualität neu aktualisiert. Letztlich gilt der seelsorgliche Dienst der Kirchen als Thema. Hier wurde das Bild des Priesters hoch gefährdet, wenn nicht genügend hauptamtliche Seelsorger in den Pfarrei- dem Ideal des Mönches angeglichen und en zur Verfügung stehen. Das macht sicher im katholischen Teil der Christenheit der Zölibat zu einem Anliegen im Kampf die Frage nach der verpflichtenden Ehelosigkeit der Priester offen. gegen die Verwirklichung der Kirche. Die Gründe waren also eher politischer und auch wirtschaftlicher Art. Erneut Nun gilt es sicher von vornherein et- schenk der Gnade Gottes. Wir nennen wurde der Zölibat Thema in der Refor- was zu unterscheiden, was am Ende für das in der Sprache des Glaubens „Cha- mationszeit. Hier bestand das Konzil von eine Lösung von großer Bedeutung ist. risma“, eine besondere Gabe, die die ge- Trient (1545-1563) auf der Ehelosigkeit Es gibt im Evangelium „die Ehelosig- genwärtige Welt deutet und auf die kom- des katholischen Priesters im Gegen- keit um des Himmelreiches willen“. Je- mende Welt hinweist. satz zur evangelischen Pfarrerehe. Die sus spricht von einer solchen Ehelosigkeit Gründe waren eindeutig konfessioneller und lebt sie selbst. Eine solche Ehelosig- Der Zölibat, die Ehelosigkeit der Art. Diese Forderung des Konzils setzte keit ist keine Abwertung der Ehe und hat Priester, die mit dem Empfang der Di- sich im Verlaufe der folgenden hundert nichts mit Verneinung der Leiblichkeit akonenweihe einsetzt, ist dagegen ein Jahre mehr oder weniger durch, führte und Sexualität zu tun. In seinen Worten Gesetz der Kirche, hier konkret der rö- im 19. Jahrhundert zu einer besonderen spricht sich Jesus für eine außerordentli- misch-katholischen Kirche und auf diese Verschärfung und fand als verbindliche che Hochschätzung der Ehe aus, die in römisch-katholische Kirche beschränkt. Bestimmung Aufnahme in das kirchli- der gesamten Welt der Antike nichts Ver- Die Ostkirchen kennen den Zölibat der che Gesetzbuch von 1917. Als das Zwei- gleichbares findet. Die Ehe ist ein ganz- Priester nicht, nur die Bischöfe leben te Vatikanische Konzil (1962-1965) über heitlicher Bund – leiblich und seelisch – dort ehelos. Es ist immer wieder versucht den Zölibat sprechen wollte, entzog ihm eines Mannes und einer Frau – höchs- worden, diesen Zölibat des kirchlichen Papst Paul VI. dieses Thema und ver- te Form der Gleichwertigkeit – hin zur Amtes in der Westkirche biblisch zu be- öffentlichten 1967 eine Enzyklika, ein Einheit des Menschen. Nur Mann und gründen. Das gelang nicht. Es gibt für Lehrschreiben, indem er die Einwände Frau gemeinsam in ihrer ganzheitlichen den Zölibat keine biblische Begründung. gegen den Zölibat auflistete, ohne sie Zuwendung und Zuneigung bilden den Es gab unter den Aposteln verheiratete zu beantworten, und drei Gründe für einen Menschen und werden zu „einem Männer, die durchaus ihre Ehe fortge- den Zölibat nannte, die aber eher dem Fleisch“, sprich einer personalen Einheit: führt haben. So heilt Jesus die Schwie- Charisma der Ehelosigkeit entsprechen. in der Freiheit ihrer Zuneigung und in germutter seines „ersten“ Apostels Petrus, Mag der Zölibat eine große Freiheit für der Liebe ihrer Begegnung. Die „Ehelo- und dieser nimmt seine Frau später auf den seelsorglichen Dienst in sich tragen, sigkeit um des Himmel willen“ verneint seinen Missionsreisen mit. Paulus dage- auch eine große Verfügbarkeit für die- die Ehe nicht, sondern ist eine Lebens- gen, der „späte“ Apostel, bleibt ehelos; sen Dienst, so wird er fragwürdig, wenn form, die sich der totalen Verfügung für er tut dies „um des Evangeliums willen“, der Dienst nicht mehr geleistet werden das Evangelium öffnet. Diese totale Ver- das heißt, um des Dienstes der Verkün- kann, weil es an Personen fehlt, die die- fügung ist keine herrschaftliche Verfü- dung des Evangeliums willen. Auch die se Lebensweise annehmen. Hier gilt der gung des einen über die anderen, son- Versuche, den Zölibat als Tradition der Grundsatz der Kirche: „Das Heil der dern genau das Gegenteil. Die „Ehelo- Kirche darzustellen, gelingen nicht. Das Menschen ist das oberste Gesetz.“ sigkeit um des Himmelreiches willen“ Berufsbild eines Bischofs umschreibt der relativiert die Wirklichkeit dieser Welt, erste Timotheusbrief so: „Der Bischof In diesem Sinne ist das Votum der die eine vorübergehende und begrenzte soll ein Mann ohne Tadel sein, nur ein- Amazonas-Synode zu verstehen, die vom ist, öffnet sich für die „Herrschaft Got- mal verheiratet …“ Das Berufsbild ei- 6. bis 27. Oktober dieses Jahres im Vati- tes“ und verweist auf die Zukunft des nes Priesters umschreibt der Titusbrief kan tagte: verheiratete Männer – so ge- Menschen, die über diese Welt hinaus- so: „Ein Presbyter soll unbescholten und nannte „viri probati“ – mit den priester- geht. Darum ist das Wort Himmelreich nur einmal verheiratet sein …“ Beide die- lichen Diensten der Leitung und Litur- treffend; das ist die Zukunft, die Gott ser so genannten Pastoralbriefe, die dem gie aufgrund der besonderen pastoralen für uns Menschen bereitet hat. Was der Apostel Paulus zugeordnet werden, ken- Notlage im Amazonasgebiet zuzulassen. Evangelist Matthäus Himmelreich nennt, nen das Zölibat nicht. Sie werden ihn Auch der Diakonat der Frau wurde als nennen die anderen Evangelisten Got- nicht ausgeschlossen haben, sie fordern Möglichkeit positiv beschieden. Papst tesreich, nicht zuletzt um anzusprechen, ihn aber nicht. Franziskus kommentierte diese Wen- dass diese neue, von Jesus verkündete dung aus einer tiefen pastoralen Not und eröffnete Wirklichkeit in dieser Welt Die gesetzliche Forderung nach der heraus und umschrieb diese „Notwen- beginnt. Diese Ehelosigkeit als „existen- Ehelosigkeit der Priester geht in der West- digkeit“: „Die Wirklichkeit ist wichtiger zielle Lebensgestaltung“ ist aber ein Ge- kirche auf die spanische Synode von El- als die Idee.“ schenk, ein Geschenk Gottes, ein Ge- vira um 306 zurück. Die Gründe waren Pater Reinhard Vitt
conSens 4/2019 Aktuell 13 Von Ingrid Suder
Von Ingrid Suder
Rheinland-Pfalz ist kein Kernland des Bauhauses. Und doch kann man auch hier, kann man in Mainz der Idee des Bau- hauses nachspüren, die man vielleicht so zusammenfassen könnte: Ein Minimum an Form sollte ein Maximum an Freiheit gewährleisten.
1919 gründete Walter Gropius (1883-1969) in Weimar durch Es gibt in Mainz nur wenige Bauhaus-Zeugnisse. Doch an- den Zusammenschluss der Hochschule für Bildende Kunst und lässlich des Jubiläums widmen sich zwei Mainzer Museen dem der Kunstgewerbeschule Henry van de Veldes (1863-1957) das Thema: Unter dem Titel „ABC. Avantgarde – Bauhaus – Cor- Staatliche Bauhaus als Kunstschule mit dem Ziel, Kunst und porate Design“ wird bis zum 2. Februar 2020 im Gutenberg- Handwerk zusammenzuführen. Gestaltung wollte man von Museum eine Sonderausstellung gezeigt, die „ein Schlaglicht Grund auf neu denken; kein Salzstreuer, keine Teekanne soll- auf die Bauhaus-Typografie“ wirft, auf die Arbeit, Bedeutung te dafür zu gering sein. Man wollte weg von den „überliefer- und Wirkung der Druckwerkstätten in Weimar und Dessau. ten Gewissheiten“ und anknüpfen an die Bauhütten des Mit- telalters, in denen alle Gewerke und Künste gleichberechtigt zusammengearbeitet hatten. „Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück! Denn es gibt keine ‚Kunst von Beruf‘. Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerker“, so hatte es Walter Gro- pius 1919 im „Bauhaus-Manifest formuliert.
Klare Linien, kräftige und satte Grundfarben wurden prä- gend. Wie schon bei den Reformbewegungen, die dem Bau- haus vorangegangen waren, suchte man eine Antwort auf die Industrialisierung und ihre Folgen. Man wollte einen moder- nen Menschentyp und seine Umwelt formen, wollte Bauten für die Zukunft schaffen und damit nicht zuletzt die Zukunft selbst. Eine neue Denkweise wurde geboren, die sich in Win- deseile in Europa und Amerika ausbreitete und ihren Weg auch nach Mainz fand. Beeinflusst hat die Bauhausidee nicht nur das Grafik- und Kommunikationsdesign. Jahrzehntelang bin ich achtlos in der Mainzer Oberstadt an der Hechtsheimer Straße 105 vorbei- gegangen, bis ich in der Broschüre „Denkmaltag Rheinland- Pfalz 2019. Architektur des 20. Jahrhunderts in Rheinland- Pfalz“, herausgegeben von der Generaldirektion Kulturelles Erbe, auf ein Foto von Karola Sperber und den Text von Dr. Kathrin Nessel gestoßen bin. Sie beschreibt darin das Wohn- haus des Architekten Christian Musel: „Das dreigeschossige, hell verputzte Gebäude mit gestaffelten Terrassen wurde 1929 vom Architekten Christian Musel (1880-1963) als Wohnhaus für seine Familie geplant und errichtet. Musel war 1907 staat- lich angestellter Hauptlehrer für Architektur an der Mainzer Kunstgewerbeschule und Mitglied des Bundes deutscher Ar- chitekten“ und somit vertraut mit den Strömungen seiner Zeit. Das Flachdach und die schlichte Fassade erinnern an die Meis- terhäuser von Walter Gropius wie das Weimarer Haus am Horn.
14 Kultur conSens 4/2019 Das Bauhaus als Ideenstätte existierte dem Mainzer Rathaus kennen. Und den nur 14 Jahre von 1919 bis 1933. Trotzdem schlichten Tübinger Stuhl, ab 1929 in Se- wurde es zur bedeutendsten Schule für Ar- rie gefertigt, habe ich zu Hause: stabil, und chitektur, Design und Kunst im 20. Jahr- mit Kissenauflage auch körperfreundlich, hundert. In Weimar, Dessau und Berlin erworben in den 60ern aus einer Büroauf- aus politischen Gründen immer wieder zu lösung, damals, als wir unsere erste Woh- Neuanfängen gezwungen, entwickelte es nung in Mainz einrichteten. Und noch eine sich unter den drei Direktoren Walter Gro- Erinnerung wurde wach an ein Kultmöbel pius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van in besser betuchten Haushalten: der Pho- der Rohe weiter. Wenn auch Anspruch und nosuper SK 4, eine Radio-Plattenspieler- Wirklichkeit sich nicht immer deckten, die Kombination aus Kunststoff kombiniert vielfältigen Wirkungen „dieses Experiments“ reichen bis in mit Holz, entworfen in den 1950ern von Hans Gugelot und unsere Gegenwart. Dieter Rams, eines der ersten Braun-Produkte. Meine Freun- din besaß ihn, ein Prestigeobjekt wie heute das neueste iPhon. Dies sichtbar zu machen ist Anliegen der Ausstellung im Unter seinem Spitznamen „Schneewittchensarg“ wird er bei Mainzer Landesmuseum unter dem Titel „bauhaus – form und ebay angeboten zu Preisen, die – wenn er funktionstüchtig ist reform. Von der Reformbewegung des Kunstgewerbes zum – im 4-stelligen Bereich liegen. Wohnen mit Ikonen“. 1907 war der Deutsche Werkbund vor dem Hintergrund der Industrialisierung gegründet worden mit Die Ausstellung „bauhaus – form und reform“ ist bis zum dem Ziel, durch gute Gestaltung deutschen Produkten – sei 19. Januar 2020 im Landesmuseum Mainz zu sehen: es aus Holz, Metall oder Keramik – eine hervorragende Posi- dienstags 10-20 Uhr, Mittwoch bis Samstag 10-17 Uhr. tion auf dem Weltmarkt zu verschaffen. Auch Walter Gropius www.landesmuseum-mainz.de hatte dies im Blick. Funktionalität und Materialgerechtigkeit Die Ausstellung „ABC. Avantgarde – Bauhaus – Corporate galten als die zentralen Qualitätskriterien für Tischlerei, Me- Design“ wird bis zum 2. Februar 2020 im Gutenberg- tallbearbeitung und Töpferei, für Möbel, Lampen und andere museum gezeigt: Dienstag bis Samstag 9-17 Uhr, Gegenstände des Haushalts. Die „gute Form“ für eine serielle sonntags 11-17Uhr. www.gutenbergmuseum-mainz.de und deshalb preiswerte Produktion war der Anspruch – mit bleibendem Erfolg. „So erklärt sich auch das Fortwirken der Man sieht nur, was man weiß. Der Wiedererkennungswert Bauhaus-Idee durch zwölf Jahre verordnetes Einheitsdesign ab ist groß bei Möbeln, Lampen, Kaffeetassen und -kannen, Ess- 1933 und ihr Wirken im bundesrepublikanischen Wirtschafts- bestecken und selbst bei Vorratsdosen. Vielleicht entdecken Sie wunderland“, ist im Flyer zu Ausstellung zu lesen. nach dem Besuch der Ausstellung das eine oder andere „Mu- seumsstück“ bei sich zu Hause. Zeit für Veränderung!
150 Exponate sind zu sehen, Objekte aus 200 Jahren. Rhein- land-Pfälzische Privatsammlungen und zahlreiche Museen Wir sind unter neuer Adresse für Sie da! stellten Leihgaben zur Verfügung. „Die Offene Ausstellungs- Ihre persönliche Beratung erhalten Sie mit einer architektur lädt dazu ein, sich frei zwischen der großen An- Terminvereinbarung! Beratung, Produktion und Lager zahl von Objekten zu bewegen und sich auf diese Weise die in den Räumen der Druckerei Meunier formalen Ähnlichkeiten und Unterschiede in Gestaltung, Fer- Friedrich-Koenig-Straße 5 · 55129 Mainz tigung und Material klar zu machen“, beschreibt Dr. Birgit Ansprechpartnerin Carola Linde · Mobil 0163 345 0 344 Heide, Direktorin des Landesmuseums, das Ausstellungskon- Ansprechpartner Jürgen Linde · Mobil 01577 263 77 35 zept. Denn durch vergleichendes Sehen erschließe sich dem Besucher die Bauhaus-Idee. typografische Werkstatt Druckerei und Verlag Beeindruckend ist die Stuhlsammlung vom Bopparder Stuhl der Firma Thonet bis zur Sitzschale aus geformtem Schicht- Email: [email protected] · [email protected] holz auf einem Untergestell aus Stahlrohr, wie wir sie aus Internet: www.druckerei-linde.de · www.jueliverlag.de
conSens 4/2019 Kultur 15 gemeinsame Singen zuhause in der Ad- ventszeit aus. Dafür mussten sich die Nachbarn hin und wieder mit den nicht immer reinen Klängen der Posaune ab- finden. Am Heiligabend war es dann so weit: Noch während des Festgottesdiens- tes bestiegen wir mit unseren Musikin- strumenten den Kirchturm, um dann zum Ausgang Weihnachtslieder zu spie- len. Danach war es wie immer: Treffen mit allen Geschwistern und deren Kin- Weihnachten dern in der Familie. Das wurde beibehal- ten, solange die Eltern lebten.
Später verbrachten wir regelmäßig anno dazumal Weihnachten in Osttirol. Bis zum Mit- tag wurde noch Ski gefahren, am Abend waren wir Gäste der Herbergsfamilie bei Die Zeit vor Weihnachten verleitet zurückzudenken, wie es früher war und was festlichem Essen und Hausmusik. Ge- sich verändert hat – im Allgemeinen, aber auch in der eigenen Familie. Sicher meinsam ging es in der Nacht zur Mette, sind die Kinderjahre bei den Älteren in besonderer Erinnerung, die Sorgen und um den Turmbläsern der Trachtenkapelle Nöten der Eltern währende der Kriegs- und Nachkriegszeit und wie sie gelöst wurden. zu lauschen. Unvergessen, wenn es dann noch schneite. vor ihm, denn niemand kannte unsere kleinen Schwächen so gut wie sie. Am Weihnachts- fest traf sich die Familie bei den Eltern. Einen besonderen Wert legte der Vater auf einen gerade gewachsenen Christ- baum: Ästchen wurden aus- getauscht, damit die Ansicht nicht ungleich war. Während des Krieges galten die Gedan- ken den Angehörigen an der Front. Es war immer eine besondere Zeit, die Vorbereitung im Advent. Am Abend Das Ende des Krieges hatte die kamen wir mit den Nachbarn zusam- Art zu feiern nur wenig geändert. men, zündeten die Kerzen an und san- Auch einfacher war es zunächst nicht. Auch einige Jahre später, als das Ski- gen Weihnachtslieder, begleitet von der Es gab immer noch Lebensmittelkarten. fahren in den Bergen nicht mehr möglich Mundharmonika. Besonders schön war Wir gingen zum Pferdemetzger, weil wir war, blieb Weihnachten das schönste Fest es, wenn unsere Mutter schon Plätzchen dort die doppelte Menge Würstchen er- des Jahres. Viele Weihnachtsmärkte in hielten. Die Jugendlichen standen der Slowakei und anderen Ländern konn- dafür schon in der Nacht Schlange ten wir besuchen, und die Hotels sorgten und lösten sich dabei ab, denn es dafür, dass Chöre und Musikgruppen mit war Winter und sehr kalt. Die Familie hatte sich vergrößert. Der Sohn hatte noch 1944 in Schlesien geheiratet und brachte von dort die Angehö- rigen mit. Leider aber war der Schwiegersohn noch bis in die fünfziger Jahre in russischer Gefangenschaft.
Besonders früh begann die Vorweihnachtszeit für mich, gebacken hatte und die ersten davon zum da ich im Kirchenchor war und in Versuchen freigab – nicht einfach, denn der Musikgruppe Posaune spielte. die Lebensmittelkarten schränkten das Gleich nach dem Buß- und Bettag erneute Backen ein. Obwohl wir Kinder begannen wir mit den Proben und dem besinnlicher Musik uns Gäste in weih- wussten, dass der Nikolaus unsere Nach- Einstudieren der Weihnachtslieder. Da nachtliche Stimmung brachten. barin war, hatten wir ordentlich Respekt wir „Kinder“ jetzt älter waren, fiel das HJO
16 Geschichte conSens 4/2019 Von Kurt Merkator billiger als Zucker und macht noch heu- te“, so Oliver Pfaff, „das Hörnchen gelber und haltbarer.“
Ein weiteres in Mainz typisches He- fegebäck sind die „Neujahrsbobbe“, in Finthen auch „Neijohrscher“ genannt, ge- backen vor Silvester in der Form eines Rosenwecks, aber an beiden Enden mit zwei kleinen Köpfen versehen, die das Endes des alten und den Beginn des neu- en Jahres symbolisieren sollen. Der He- fekörper ist durch Einschnitte in zwölf Segmente unterteilt, die für die Monate stehen. Wer sicher gehen will, dass das neue Jahr es gut meint mit einem, der verzehre an Silvester oder Neujahr min- destens ein Neijohrsche. Hefeteig ist auch Meenzer Hefeteilcher Basisteig für Kreppel und die Hefeku- chen wie zum Beispiel den „Quetsche- Es gibt sie noch, die klassischen Hefeteilchen, wenn auch selten. So etwa in kuche“, heute nicht unser Thema. Finthen, wo es noch zwei „echte“ Bäcker gibt, die Bäckerei Pfaff und die Bäcke- rei Wagner. Am besten schmecken die Hefeteil- dem Unterricht ihre 20- und 50- Cent- chen frisch vom Bäcker, aufgeschnitten Stücke in Naschereien tauschen. Backen mit Butter bestrichen und darüber haus- können beide Bäcker, und sie haben ne- gemachte Marmelade. Diese Teilchen ben handgemachten Backwaren diverse dann zu „dunke“, also in den Kaffee zu Hefeteilchen im Angebot. stippen, ist unter Frühstückern höchst umstritten. Es gibt Menschen, die das Da gibt es zum einen die Hörnchen lieben. Lasst sie, seht einfach weg! oder Rosenweck, die meist auch noch bei den Back-Ketten erhältlich sind. In größerer Form wird der Rosenweck zum Hefezopf, gerollt und mit Zimt und Ro- sinen gefüllt wird er zur Hefeschnecke. Daneben gibt es Rosinenbrötchen oder ganz selten das typische Meenzer Wi- Oliver Pfaff mit seiner modernen Bä- ckelche, einen gerollten bzw. gewickel- ckerei in der Poststraße, ausgezeichnet ten Hefeteig. Noch seltener sind heute im Gourmet-Magazin „Feinschmecker“, der Einback, ein länglicher Hefelaib mit hat seinen Schwerpunkt in der Kondito- quer verlaufenden Kerben. Er entsteht rei, während Jürgen Wagners Bäckerei in dadurch, dass die Teigstücke in eine Rei- der Kirchgasse aus der Zeit gefallen zu he gelegt und dann gebacken zum Ver- sein scheint. Die Bäckerei ist so, wie wir kauf abgebrochen werden. Jürgen Wag- Älteren sie seit unserer Kindheit kennen ner in der Finther Kirchgasse ist einer mit dem klassischen Angebot und sogar der Wenigen, die Einback und Wickel- noch mit den Gläsern, für deren Inhalt che täglich frisch backen. die Kinder der nahen Grundschule vor Oliver Pfaff Speziell in Mainz gibt es aber auch noch jahreszeitlich bedingtes Hefege- Hefegebäck hat sogar seinen Platz bäck. An Ostern backen die Bäcker Os- in der Finther Geschichte. Als am terhasen aus Hefeteig, manchmal auch 18.10.1792 die Revolutionstruppen des mit einem gekochten Ei in der Mitte und Generals Custine in Finthen einzogen Augen aus Rosinen. Und am Martins- und verkündeten, die 700-jährige Leib- tag backen die Finther Bäcker Martins- eigenschaft sei beendet und die Menschen gänse aus Hefeteig. Das schönste Exem- seien frei, da pflanzten die Finther einen plar kommt von Bäcker Pfaff aus Fin- Freiheitsbaum und versteigerten den Prü- then. Von Oliver Pfaff habe ich gelernt, gelbock, der neben dem Rathaus stand. dass in seinen Hefeteilchen keinerlei Zu- Der Erlös wurde dem Gemeindebäcker cker verbacken wird, sondern nur Ho- gegeben mit der Anweisung, „den Schul- nig, aus Tradition. In seiner Bäckerei, kindern, wenn sie morgen frühe zur Win- die seit 1900 in Familienbesitz ist, ha- terschule gehen, jedem einen Hefeweck be man früher auch Landwirtschaft und zu reichen, damit sie des herrlichen Tages damit eigenen Honig gehabt. „Das war gedenken mögen“.
conSens 4/2019 Aktuell 17 Von Gerlinde Schoer-Petry
Freitag Viele Menschen beherbergen Hunde, Katzen, Wellensittiche oder Würge- schlangen. Unser Haustier ist „die ge- meine Stubenfliege“ Musca domestica. Sie ist uns rechtzeitig vor Weihnachten aus der winterlichen Unwirtlichkeit der Stadt zugeflogen und gehört inzwischen zur Familie. Dass eine Fliege zutraulich sein kann, war eine überraschende Erfah- rung. Sie lässt sich verwöhnen und beob- achten. Unter der Stativlupe zeigt sie ihre grauroten Netzaugen, das Stirnauge, ihre Fühler in ständiger Bewegung, der Rüs- Die Weihnachtsfliege sel immer im Einsatz. Ihre zarten Flügel sind durchzogen von dem hauchdünnen verzweigten Kanalsystem der Tracheen und die sechs feingliedrigen behaarten Tagebuch einer Begegnung Beinchen bieten ein vielfältig differen- ziertes Bewegungsmuster, ein Wunder- Dienstag vor Weihnachten sich zu trockenem Grund auf einem Tel- werk der Natur! Eine kleine Fliege hat an meinem Kü- ler mit einem Stück Küchenrolle tra- chenfenster Platz genommen. Die letzte gen. Hier wird nun kräftig gerudert und Samstag in diesem Jahr, denke ich. Sie wird sich mit vollem Körpereinsatz das Wasser Fotoshooting: Geduldig posiert die Flie- in unserer Küche verlieren, denke ich abgeschüttelt. ge auf ihrem Wohnteller und auf der und vergesse sie. Lange war sie damit beschäftigt, bis sie Fensterbank. Sie fährt ihren Rüssel aus, Abends sitzt sie auf der Arbeitsplatte und wieder ruhig wurde. Kein Wasser hat- nimmt ihre Zuckermahlzeit ein und fliegt nicht weg, wie es sich für eine Flie- te ihre Tracheen verstopft und ihr die trinkt. Anschließend Ortswechsel von ge gehört, als ich in die Nähe komme. Atemluft abgeschnitten. der Küche ins Arbeitszimmer. Unterwegs Das Küchenpapier habe ich inzwischen hebt sie ab, sie will wohl ihre eigenen We- Mittwoch auf einer Seite angefeuchtet. Die Fliege ge fliegen. Leider kehrt sie nicht zurück. Mein Wasserglas steht auf dem Kü- fährt ihren Rüssel aus. Sie trinkt und chentisch; ich möchte es ins Arbeits- kommt wieder zu Kräften. Auf ihrem Zwei Tage nach Weihnachten zimmer mitnehmen. Auf seinem Rand neuen Platz auf dem Teller mit dem Ich finde sie auf der Fensterbank zwi- hat sich ein kleiner Passagier eingefun- feuchten Küchenpapier hat sie sich nun schen den Blumentöpfen. Sie lebt nicht den. Ich trage beides ganz sanft auf mei- eingerichtet. Fehlt nur noch die Nah- mehr. nen Schreibtisch. Ich habe Durst: Wo ist rung: Das Menü am Tellerrand besteht Wehmütig nehme ich sie auf und lege die Fliege? Sie hat sich einen für mich aus einem Häufchen Vollrohrzucker, bio. sie auf die trockene Erde. unsichtbaren Ort gesucht. Wieder Rüsseleinsatz. Sie erweitert das Nahrungsangebot auf Rundflügen durch Meinen Enkelkindern gewidmet Donnerstag die Küche. Fotos: Dr. Karl Schoer Unsichtbar nur vorübergehend, denn in der Zwischenzeit hat sie den Weg vom Arbeitszimmer über den langen Flur zu- rück in die Küche gefunden. Immer noch unsichtbar. Ich greife nach meinem Was- serglas, das immer auf dem Küchentisch bereitsteht. Um es nachzufüllen, gehe ich zum Waschbecken und drehe den Was- serhahn auf, um schnell einen Schluck zu trinken. Geht nicht: Meine Fliege schwirrt ins Glas und badet unfreiwil- lig mit heftigen Flügelschlägen und Be- wegungen ihrer feinen sechs Beinchen. Geistesgegenwärtig stocke ich und den- ke über Rettungsmaßnahmen nach. Ich stecke den Stöpsel ins Waschbecken und gieße das Wasser langsam aus. Nun schie- be ich einen Notizzettel vorsichtig un- ter die schiffbrüchige Fliege. Bereitwil- lig stimmt sie ihrer Rettung zu und lässt
18 Unterhaltung conSens 4/2019 Von Erhard Mischke
Abb. 9 Von Marck- oder Gräntz-Steinen und wie selbige gesetzet, und gehandhabet werden sollen So lautet eine Anordnung des Kurmainzer Landrechts aus dem Jahr 1755: „Wann Marck-oder Gräntz-Steine zusetzen, so soll dieses in beyseyn deren Beambten und in Gegenwart beyderseits angräntzender Städt-Flecken-Gerichten, und vor der Gemeind deputirten geschehen, jedoch mit Zuziehung eines oder zwey ohnpartheyischen der Landmeßerey-verstän- digen ... darüber von denen Feldschiederen ein ordentliches Protokoll geführet ...“. Grenzen sind Trennungslinien, die berichtet, „war im Mittelalter die Stadt Kreuz“. Nach Aussage des Sachbearbei- nicht nur zwischen Ländern und Staaten- Mainz von einem Landgraben umge- ters vom Landesmuseum ist dieser Stein gemeinschaften eine große Rolle spielen, ben, der das der Stadt gehörige Gebiet augenblicklich nicht verfügbar (Abb. 2). sondern auch im Umfeld jedes einzelnen umgrenzte. Man kennt dieses Gebiet Menschen in vielfältiger Weise wirksam als Mainzer Bann oder Burgbann, wäh- Im Zusammenhang mit der oft dif- sind. So ist es von großer Bedeutung, rend früher, bis zum 14. Jahrhundert, ferenzierenden Benennung von Steinen Grenzen zu markieren und der Name Stadtgrafschaft soll hier auch noch der Geleitstein er- zu sichern. Welche Sorgfalt verwendet wurde“. wähnt werden, der Gebiete mit Begleit- dabei notwendig ist, mag schutz vor Belästigungen und Überfäl- exemplarisch die oben zi- Der Landgraben begann len kennzeichnet. Darüber ist gesondert tierte Anordnung des Kur- unterhalb von Weisenau zu berichten. mainzer Landrechts zeigen. mit einem Grenzstein aus Muschelkalk, geschmückt Stoßen im Rahmen geo- mit dem Mainzer Rad, der graphischer Gegebenheiten in der Beilage zur Stadtauf- Nachbargebiete aufeinan- nahme von 1594 mit einem der, so können natürliche Stein in Mombach als die Oberflächen- oder Vege- „einzigen der noch vorhan- tationsformen eine Tren- Abb. 1 denen Grenzsteine“ ange- nung von solchen Gebieten führt wird. Er stand nach darstellen, etwa Gebirge, Wälder oder 1945 noch lange in Weisenau an einer Flüsse. Festgelegt, auch im juristischen Straßenkreuzung in der Göttelmannstra- Sinne, wird aber eine Trennungslinie in ße und hat heute als „Gemarkungsstein“ der Landschaft erst mit der Markierung aus dem 15. Jahrhundert unter der Inven- Abb. 3 durch Grenzzeichen. Zunächst genügten tarnummer 67/8a des Landesmuseums einfache Feldsteine. So mag es auch be- Mainz seinen Platz im Rathaus der Stadt Sichtbar am ursprünglichen Standort gonnen haben, als der Mensch vor rund Mainz gefunden (Abb. 1). Die Bezeich- aber ist aus der jüngeren Zeit ein Grenz- 10.000 Jahren mit Acker- nung Gemarkungsstein ist stein, den der leider so früh verstorbene bau und Viehzucht lang- jedoch strittig. Folgt man Heimatforscher Alfons Lauzi in Mainz sam sesshaft wurde. Später der 2005 in der Mainzer an der Gemarkungsgrenze Bretzenheim ging man dazu über, Stei- Zeitschrift von Friedrich und Zahlbach gefunden hat. Der Stein ne mit bestimmten Zei- Karl Azzola formulierten dokumentiert die 1805 erfolgte Aufhe- chen und Symbolen zu Definition, müsste man bung der Selbständigkeit des Dorfes Zahl- versehen, ab dem 13. Jahr- hier von einem Güterstein bach mit der Eingemeindung in die Stadt hundert auch mithilfe von sprechen, da er nur auf ei- Mainz. Vorausgegangen war die Anord- Jahreszahlen und schließ- ner Seite ein Emblem auf- nung des französischen Präfekten Jean St. lich später mit Wappen. weist. Vom zweiten Stein André vom 30. März 1803, die im Einver- wird in der Stadtaufnahme nehmen mit dem Mainzer Bürgermeister Wie Joseph Klassert in erwähnt, dass „am Mom- Macké getroffen worden ist, alle Kirch- der Mainzer Zeitschrift, bacher Bruch ohnweit der höfe außerhalb der dichtbebauten Innen- im Verlag des Mainzer Hartemühle ein steinernes stadt auf den Aureusplatz im Zahlbacher Altertumsvereins 1979 er- Kreuz steht, als Markstein Tal vor der Stadt zu verlegen (Abb. 3). schienen, unter dem The- mit dem Stadtwappen, zwei An der Stelle waren in römischer Zeit ma „Mainzer Grenzsteine“ Abb. 2 Räder und in der Mitte ein bereits Soldaten bestattet worden. Das
conSens 4/2019 Geschichte 19 des Stammes, die Allmen- Ohne Grenzsteine, zu- de. Das vorhandene und meist auch mit unterirdi- später neu gerodete Land scher Grenzsteinsicherung, wurde dann in Hufen an ist die Kennzeichnung der die Dorfbevölkerung ver- Ländereien nicht vorstell- lost. Anfänglich wechselte bar; sie war und ist jedoch der Besitz, später blieb es auch der Veränderung bei dem Nutznießer und es unterworfen, in jüngster entstand Eigentum, das ge- Zeit etwa der Flurbereini- sichert werden musste, zu- gung. Sie hat neue Grenz- nächst oft durch einfache steine erforderlich, jedoch Abb. 4 Feldsteine, später durch Abb. 7 noch mehr überflüssig ge- Steine, gekennzeichnet macht. Diese sind zerstört Gelände gehörte dem 1802 aufgehobe- mit geometrischen Zeichen, Inschrif- und verloren, waren oft „Steine des An- nen Zisterzienserinnenkloster Maria Dal- ten oder sogar mit einem Wappen. So stoßes“, sind aber auch gesammelt und heim. Dank der Initiative wurden Eigentumsgrenzen für die Nachwelt erhalten geblieben. So des Vereins für Heimatge- „abgemarkt“. zitiert Mathias Rose im Heimatjahrbuch schichte Bretzenheim und 2004 den Ortsvorsteher von Heimers- Zahlbach unter dem Vor- In diesem Zusammen- heim Friedel Thur: „Ich habe jemanden sitz von Dr. Zehnder konn- hang ist ein Bericht in der getroffen, der seinen Garten mit einer te eine Erinnerungsstele ge- Jubiläumsschrift „100 Jah- Sammlung alter Grenzsteine geschmückt schaffen und im November re Katasterämter an Rhein hat!“ Den Mitbürgerinnen und Mitbür- 2016 von Oberbürgermeis- und Main“ über den Ur- gern, die sich hier engagiert und diese ter Ebling und der Ortsvor- sprung der Redewendung Kulturdenkmäler erhalten haben, die in steherin der Oberstadt Ur- „etwas in Bausch und Bo- der Zukunft von der Vergangenheit er- sula Beyer eingeweiht wer- gen nehmen“ für „etwas zählen, sei Dank gesagt. den im Beisein von Dr. unbesehen übernehmen“, Zehnder, des Finders Al- ohne es im Einzelnen zu fons Lauzi und einer gro- prüfen, interessant: Sie ßen Anzahl interessierter kommt aus dem Vermes- Heimatfreundinnen und Abb. 5 sungswesen. Wenn man -freunden (Abb. 4). Grund- Grenzen absteckte, war al- eigentum hatte das Zahlbacher Kloster les, was über die Grenze hinaus verlief, Maria Dalheim auch andernorts, so et- der Bausch (aufbauschen), was innerhalb wa im Mainzer Gonsbachtal. Dort ent- der Grenze verlief, der Bogen. Bausch be- Abb. 8 deckte der Heimatforscher Arnold Malzer deutete also Land-Gewinn, Bogen Land- Eine gute Übersicht über die Situa- im Jahr 1975 einen Grenzstein, bei dem Verlust. Akzeptiert man etwas in Bausch tion in Rheinhessen erhält man in dem neben und über der Jahreszahl 1757 der und Bogen, so findet man sich sowohl empfehlenswerten „Tagebuch in Bil- Stab der Äbtissin eingearbeitet ist, verse- mit Gewinn als auch mit Verlust ab, man dern aus Rheinhessen und Umgebung“, hen mit den Buchstaben C und D als In- akzeptiert das Ganze, so wie es ist, ohne in dem Willi Matthes mehrere hundert signien des Klosters. Dankenswerterweise Nachprüfung. Grenzsteine, in situ oder in Sammlun- überließ er das Prachtstück dem Verein für gen, fotografisch dokumentiert. Exempla- Heimatgeschichte Bretzenheim und Zahl- Bereits im Mittelalter wurden für risch dafür sei hier das Hofgut Senfter in bach, wo es nunmehr einen geschützten Stadt und Land Verzeichnisse über Lie- Gabsheim angeführt, in das ich bei einem Platz im Hof des Anwesens von Winfried genschaften geführt. Zu Beginn des 19. Besuch mit dem Verfasser der 686 Sei- Schmitt in Mainz-Bretzenheim gefunden Jahrhunderts gab es schließlich systema- ten umfassenden Ortschronik „Gabsheim hat (Abb. 5). tisch Nachweise über Grund und Boden, in der Mitte Rheinhessens“ Dr. Rudolf die in einem Immobiliarkata- Post in eine eigentümlich berührende At- ster Lage, Größe und Eigen- mosphäre eintauchte (Abb. 6). Die auf- tümer der einzelnen Grund- gestellten Grenzsteine sind Zeugen der stücke aufgrund spezieller langen Geschichte des Ortes, der schon Vermessungen nachwies, heu- früh das Interesse von Ludwig Linden- te durch den möglichen Ein- schmit vom Mainzer Verein zur Erfor- satz elektrooptischer Distanz- schung der rheinischen Geschichte und meßgeräte auch über größere Alterthümer geweckt hatte und der dar- Entfernungen zentimeterge- über 1845 berichtete. „Gabsheim, das ist nau. Mit der Reichsgrundbu- Geispitzheim“, lautet ein Vermerk eines chordnung vom 1.1.1900 fand Schreibers aus dem Jahr 1711. Und da- Abb. 6 die Entwicklung der Rechts- mit ist auch das Adelsgeschlecht genannt, verhältnisse einen ersten all- das in Gabsheim bis zum Tode von Ma- Verlässt man die Stadt und betrachtet gemeinen Abschluss, wobei die gerech- ria Magdalena am 9.1.1772 großen Ein- die geschichtliche Entwicklung in einem te Verteilung der Grundsteuer stets eine fluss hatte und dessen Wappen auch auf rheinhessischen Dorf, so war die gesam- große Rolle spielte und auch heute wie- den Grenzsteinen der Nachwelt erhalten te Dorfflur zunächst Gesamteigentum der in der politischen Diskussion steht. geblieben ist (Abb. 7+8).
20 Geschichte conSens 4/2019 Von Rosemarie Busch Ingelheim, der charismatische Ort Die Stadt Ingelheim war wieder einmal einen Ausflug wert. „Der charismatische Ort. Stationen der reisenden Könige im Mittelalter“ hieß eine sehenswerte Ausstellung der Forschungsstelle Kaiserpfalz im Kunstforum Altes Rathaus. Die Stadt Ingelheim war wieder einmal zu sehen. Weitere Funde von Schmuck, Herrschermacht wurden meist an den ho- einen Ausflug wert. „Der charismatische Gewandfibeln, Glasgefäßen und Ke- hen christlichen Feiertagen durchgeführt Ort. Stationen der reisenden Könige im ramik in beträchtlicher Qualität sowie und waren mit dem neuen Zeremoniell Mittelalter“ hieß eine sehenswerte Aus- Waffen in großer Vielfalt aus Ingelhei- der Königskrönungen und der herrschaft- stellung der Forschungsstelle Kaiserpfalz mer Gräbern bezeugen eine lebendige lichen Hochzeiten verbunden. In der In- im Kunstforum Altes Rathaus. Siedlungsentwicklung. gelheimer Ausstellung waren die in Mainz Aus dem reichen Schatz der Funde der gefundene Gisela-Fibel und die Heirats- Stadt, insbesondere aus dem städtischen Im zweiten Bereich wurden „Mobilität urkunde Kaiserin Theophanus zu sehen. Bereich „Im Saal“, erstand wie auf einer und Dynamisierung“ behandelt. Die Aus- Mit den zur Schau getragenen Reichsin- Zeitreise das mittelalterliche Ingelheim weitung des Herrschaftsgebietes beson- signien, der Bügelkrone mit Kreuz, (einer vor unseren Augen. Vergleichende Funde ders durch die Sachsenkriege erschwerte Nachbildung aus der Goldschmiedewerk- aus Aachen, Paderborn und Bad Wimp- die Kommunikation der Herrschenden statt Weiland in Mainz), dem Reichsapfel, fen vertieften diesen Eindruck. Bereits mit ihren Untertanen immer mehr. Der der Reichslanze und dem Zepter demons- im Karlsjahr 2014 hatte eine Ausstellung zusammenlegbare Thron und die Reiter- trierten die Könige die Rechtmäßigkeit „Auf den Spuren Karls des Großen in In- statuette Karls des Großen weisen auf das ihrer Herrschaft. gelheim“ umfangreiches Grabungsmate- „Reisekönigtum“ hin, denn der gesamte rial gezeigt, das damals schon die Bedeu- Hofstaat samt dem dazugehörigen Mo- Im letzten Bereich „Raumordnung tung der Stadt Ingelheim verdeutlichte. biliar waren ständige Begleiter des Herr- und Auratisierung“ wurden die vorge- Die Ingelheimer Präsentation war in vier schers. Letztendlich führte dies zum Bau nannten Themen noch einmal aufgegrif- Themenbereiche aufgeteilt, die einen Ein- der Pfalzanlagen, von denen Ingelheim fen. Die veränderten Machtverhältnisse blick in fünf Jahrhunderte großartiger eine der bedeutendsten war. Ludwig der mit Kämpfen konkurrierender Gruppie- Stadtgeschichte gaben. Der Begleitkata- Fromme ließ sich sogar zum Sterben rungen erforderten eine neue Architektur. log dazu zum Preis von 7,50 Euro vermit- nach Ingelheim bringen. Fragmente sei- Jetzt waren Burgen zur Darstellung der telt wissenschaftlich fundiertes Wissen auf nes Marmorsarkophags konnte man in Wehrhaftigkeit der Herrschenden gefragt. 72 Seiten, reich bebildert mit Farbaufnah- der Ausstellung sehen. In der Vita Kai- men, Grundrisszeichnungen, Modellauf- ser Karls des Großen beschrieb sein Bio- Mit der Renovierung und dem Ausbau nahmen der Gebäude und Abbildungen graph Einhard dieses Gebäudeensemble der Kaiserpfalz in Ingelheim unter Fried- von beeindruckenden Schriftquellen. Ei- als „prächtigen Palast bei dem Ort In- rich I. Barbarossa wurde das Andenken ne nachträgliche Beschäftigung mit die- gelheim“. Es war ein monumentales Bau- Karls des Großen bis hin zu seiner Heilig- sen geschichtlichen Ereignissen ist, auch werk nach antikem Vorbild. Noch heu- sprechung betrieben. So konnten Legen- ohne die Ausstellung gesehen zu haben, te sind viele Mauerteile im Bereich um den entstehen, nachzulesen bei Hildegard sehr gut möglich. Gleichzeitig vermitteln die Saalkirche in Nieder-Ingelheim sicht- von Bingen und Gottfried von Viterbo, die Texte Informationen über die Bedeu- bar und wurden besonders in den letzten und damit einhergehend eine Mytholo- tung unserer Region auf die Entwicklung zwei Jahrzehnten archäologisch vorbild- gisierung des Ortes. „Die Zeitgenossen europäischer Geschichte. lich erschlossen. Dafür kaufte die Stadt überhöhten den Abglanz und das Cha- Ingelheim sogar umliegende Häuser, so- risma derjenigen Herrschaftsorte, an de- „Machtverdichtung“ ist das erste The- dass Grabungen durchgeführt und Funde nen zuvor Weltgeschichte entschieden ma. Nach dem Zerfall des weströmischen gesichert werden konnten. Als Ziel eines und aufgeschrieben worden war.“ (Hol- Reiches hatten sich die Machtstrukturen Ausflugs ist dieser Bereich Ingelheims sehr ger Grewe: Der charismatische Ort, S. 54) aufgelöst, die bisherigen Regierungsmit- empfehlenswert. telpunkte existierten nicht mehr. Daher Für das kommende Jahr plant das mussten neue Verwaltungszentren, die Zu „Versammlungswesen und Kom- Landesmuseum Mainz in der Zeit vom Pfalzen, entstehen, welche die auch über munikation“ wurden die Besucher mit 9.9.2020-18.4.2021 eine Landesausstel- die bisher bestehenden Grenzen hinaus dem System von Versammlungen, Hof- lung mit dem Titel: „Die Kaiser und die expandierenden Herrschaftsansprüche tagen und Synoden zur Klärung politi- Säulen der Macht. Von Karl dem Gro- festigen sollten. Das antike Christentum scher, militärischer und rechtlicher Fra- ßen bis Friedrich Barbarossa“. Als Ein- war als Stütze der Herrschenden erhal- gen vertraut gemacht. Es sind vor allem stimmung auf dieses Angebot bietet sich ten geblieben, wie der Fund eines Taufbe- die schriftlichen Quellen verschiedener der bereits oben genannte Katalog an, den ckens in der St. Remigiuskirche zeigt. Er Autoren die von den Zusammenkünf- man im Kunstforum Ingelheim käuflich war als Nachbildung in der Ausstellung ten berichten. Diese Inszenierungen der erwerben kann.
conSens 4/2019 Geschichte 21 20 Jahre Wald des Jahrtausends
Im Jahre 1998 gedachte man nicht nur in Frankreich der Gründung des Zisterzienserordens vor 900 Jahren, einer Ordens- gemeinschaft, die in Europa und darüber hinaus zahlreiche Spuren hinterlassen hat. 2019 kam ein weiteres rundes Jubilä- um hinzu: 20 Jahre „Wald des Jahrtausends“, auch von ökologischer Bedeutung. Von Rose Marie Reinhardt In Mainz zählte man vier Klöster, die „900 Jahre Gründung des Ordens zu zeitweilig den Zisterziensern zugeord- feiern bedeutete jedoch nicht nur zurück- net waren: Altmünster, Maria Dalheim, zuschauen, sondern auch, die Botschaft Weißfrauen und das Alice Kloster. Die des Ordens in das nächste Jahrtausend zu Botschaft der Ordensgemeinschaft – Ar- tragen“, schreibt der jetzige Abt des Klos- beit und tiefe mystische Kontemplation ters Cîteaux Dom Olivier Quenardel. – wirkt bis heute. Als eines der Zeichen des Aufbruchs in das neue Jahrtausend klösterlicher Tradition wurde am 27. März 1999 auf haben 42.000 Bäume gepflanzt. Ziel war einem sieben Hektar großen, ehemali- zudem, dass in 75 Jahren je ein prächti- gen Terrain des Klosters nahe des Dorfes ger Baum von jedem Paten künden wer- Corcelles-lès-Cîteaux ein neuer Wald an- de – jeder Baum Symbol des Lebens, aber gelegt, begleitet von einem Grußwort des auch der Hoffnung – und dass in 100 Mainzer Bischofs. Die Regeln des Zister- Jahren der Wald groß und das Kloster zienserordens im Umgang mit der Na- Cîteaux nach wir vor von klösterlichen tur, ihrer Kultivierung, dem damit ver- Leben erfüllt sein werde. bundenen Fortschritt in der Landwirt- schaft und der Forstwirtschaft gewinnen in unserer Zeit eine neue Bedeutung. In Ausgehend von Cîteaux in Burgund dieser Tradition wurden entsprechend (1098) nahm der Orden bald einen ge- dem Jubiläum 900 Paten für ein großes waltigen Aufschwung und entwickelte symbolträchtiges Projekt gesucht. 336 sich zu einem geistigen und kulturellen Patenschaften davon wurden von Main- Mittelpunkt Europas, der ebenso weitrei- zern im „Wald des Jahrtausends“ über- chende wie politische Bedeutung erlang- nommen, auch getragen von dem Ge- te. Die Zisterzienser trugen zur techni- danken, dass Bäume für das ökologische schen Revolution des 12. Jahrhunderts Gleichgewicht unseres Lebensraums von bei, indem sie Neuerungen in Landwirt- großer Bedeutung sind. schaft und Handwerk förderten. Insge- Die Paten werden dies nicht mehr er- samt setzen sie Akzente in Politik und Für jeden Paten wurden 12,5 Bäume leben, aber ihr Zeugnis wird bleiben und Kirche. gepflanzt. Das bedeutet, die Mainzer daran erinnern, dass das Erbe der Zister- zienser in der Wahrung der Schöpfung und tiefer Spiritualität lag und bis in un- sere Tage liegt. Das große Interesse aus Mainz hatte den Abt des Klosters und die beauftragte Organisation so beein- MUNDUS druckt, dass sie beschlossen hatten, ei- SENIOREN-RESIDENZEN nen Teil des Waldes „Carré de Mayence“ zu nennen und diesen Teil des Waldes mit einer Wappenstele zu kennzeichnen. Demem AAlterlter Damit alle Paten die Möglichkeit haben, mehr Leben geben. einen Eindruck von dieser Stele zu be- kommen, wurde im Rahmen einer fei- erlichen Zeremonie im Hof des Mainzer Landtags eine Replik der Wappenstele Mitten im Leben. Mitten in Mainz. errichtet, um für jedermann zugänglich • Innenstadtlage • Pensionspreis inkl. Mittagsmenü • Wohnungen von 46 bis 115 m2 mit Bad, großzügiger • hauseigene ambulante Pflege in dieses Zeichen des Dankes sichtbar zu Einbauküche und Kellerraum der Wohnung machen. • alle Wohnungen mit Loggia, Balkon oder Terrasse • stationäre Pflege (alle Pflegestufen) • 24-Stunden-Notrufsystem • Tiefgarage im Haus • Restaurant, Café, Clubraum, Bibliothek mit Kamin Nun nach 20 Jahren können 336 • Fitnessbereich, Schwimmbad mit Gegenstromanlage, Mainzer Paten mit Stolz ihre schon Sauna • vielfältige Programmangebote, wie z. B. Fitness- Mehr Infos unter: stattlichen Bäume im „Forêt de Millé- programme, Ausflüge,Auflüge, Reisen, Reisen, Konzerte, Konzerte, Literaturkreis, Literaturkreis, Tel.: (06131) 21 66-0 naire“ bewundern, ein Zeichen der Ver- oder www.mundus-leben.de Sprachkurse, Vorträge, Spiele-Treff bundenheit mit einer großen Stätte mo-
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22 Aktuell conSens 4/2019 Geschichte, Mystik und Tragik der Kirche Notre-Dame de Paris Die römisch-katholische Kirche Notre-Dame de Paris ist die Kathedrale des Erzbistums von Paris. Sie ist „Unserer lieben Frau“, also der Gottesmutter Ma- ria, geweiht. Die Kirche wurde in den Jahren von 1163 bis 1345 errichtet und ist somit eines der frühesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs und zugleich eine der wichtigsten Touristenattraktionen der Stadt. Obwohl das Mittelalter in Paris viel- von Paris ersetzt. Auf den Ruinen dieses fältig zerstreut und verwunschen im Be- Gebäudes entstand im 12. Jahrhundert Von Rose Marie Reinhardt wusstsein weiterlebt, sind die sichtbaren die neue Kirche Notre-Dame. Zwischen den wunderbaren Fensterrosen und den Zeugnisse, abgesehen von Notre Dame der Grundsteinlegung und der Tragödie zahlreichen Statuen. Notre-Dame wurde und der Sainte Chapelle, größtenteils vom 15. April 2019 liegen fast 900 Jahre, zur königlichen Pfarrei. Hier fanden die verschwunden. Umso mehr hat der ver- aber nur einige Stunden genügten, dass großen Zeremonien statt. Die Kathedrale heerende Brand in der Pariser Kathed- dieses mächtige Bauwerk im Feuer auf- war das Zentrum des Pariser Lebens und rale Notre-Dame auf der Seine-Insel „La ging und der hohe hölzerne Spitzturm darüber hinaus Symbol einer wiederge- Cité“ große Bestürzung im In-und Aus- zu Boden stürzte. fundenen Einheit nach dem Hundertjäh- land hervorgerufen. Diese kleine Insel Der Grundstein für Notre-Dame de rigen Krieg. Hier haben die Siegesfeiern steht für eine bewegte Geschichte, denn Paris wurde im Jahr 1163 in Anwesen- über die Engländer im Jahre 1449 zu Eh- Paris ist, wie man glaubt, auf dieser In- ren von Jean d’Arc stattgefunden, auch sel geboren. Notre-Dame mit seiner cha- königliche Hochzeiten, unter anderem rakteristischen Silhouette erhebt sich im die so genannte Bluthochzeit, die zum historischen Zentrum der Stadt auf der Massaker der Bartholomäusnacht führ- Ostspitze der Seine-Insel. Jedes Jahr be- te. Während der französischen Revoluti- suchen etwa 13 Millionen Touristen und on erlitt die Kirche erheblichen Schaden. Gläubige die Kathedrale Notre-Dame, Am 10. November 1793 feierte man in die seit 1979 zum Weltkulturerbe der der Kirche, umbenannt in „Notre–Da- UNESCO zählt. me de la Raison“ (der Vernunft), das Fest der Freiheit. Doch sie fand ihre religiöse Notre-Dame ist nicht nur bauliches Feierlichkeit wieder. Napoléon I. ließ sich Wahrzeichen der Stadt, sie ist auch ein hier am 2. Dezember 1804 zum Kaiser geistliches Zentrum Frankreichs, ein „na- der Franzosen krönen und setzte sich da- tionales Heiligtum“. Hier verkörpert sich bei selbst die Krone auf. im hervorragenden Maß jene französi- sche Mystik, die durch den Mund vieler heit von König Auguste-Philippe und des Aber es ist ein anderer, ein Schrift- Dichter und Schriftsteller von mittelal- Bischofs von Paris Maurice de Sully ge- steller, der die Kathedrale mit seinem terlichen Sängern bis zu Victor Hugo, legt, gesegnet von Papst Alexander III. 1831 erschienenen Roman „Der Glöck- von Léon Bloy zu Péguy und Claudel Sie wollten mit einem Bauwerk von ge- ner von Notre Dame“ zu einem Werk gesprochen hat. Wenn auch nicht Krö- waltigen Dimensionen ihre Macht, aber des Volkes machte und die Kathedrale nungskirche wie Reims ist Notre-Dame auch den Glauben stärken. Aus sicheren in der Literatur verewigte unter dem Ti- im Herzen der Hauptstadt mit dem Ge- Quellen weiß man, dass der Chor der tel „Notre-Dame de Paris“: Victor Hugo. schick der französischen Nation in ih- Kirche 1177 und der Hauptaltar 1182 Es kam zur großartigen Wiederherstel- ren Höhen und Tiefen, ihren Schönhei- vollendet wurden. Die Fertigstellung lung des Bauwerkes durch den Architek- ten und Narben eng verbunden. Im Ver- des großen Werkes fand dann 1245 in ten Viollet-le-Duc, der zwischen 1834 lauf der Jahrhunderte war die Kathedra- der Regierungszeit von Ludwig IX., dem und 1864 der Kirche Notre-Dame ih- le Zeuge vieler historischer Ereignisse, späteren Heiligen, statt, der zu diesem ren alten Glanz zurückgab. Und es war Siegesfeiern, Hochzeiten und Leichenbe- Anlass die (vermutliche) Dornenkrone General De Gaulle, der am 26. August gräbnissen, die von der dumpf hallenden Christi erworben hatte. Die Ausmaße 1944, am Vorabend der Befreiung von großen Glocke des Südturms der Kirche der Kirche mit den beiden majestäti- Paris, ein „Te Deum“ erklingen ließ. eingeläutet wurden … schen Türmen sind gewaltig: ein Kir- Auch die Glocken erklangen vor Freu- chenschiff von 128 Metern Länge, 40 de zur Befreiung von Paris. Nun schwei- Die kulturelle und geistige Traditi- Metern Breite und ein Gewölbe bis zu 33 gen sie wieder und warten, dass nach on dieser Seine Insel aber ist älter. Be- Meter hoch, Spitzbogen und hohe große der Brandkatastrophe der Wiederaufbau reits im 1. Jahrhundert unserer Zeitrech- Fenster – ein Bauwerk, das im Europa bald beginnt und schließlich auch be- nung erhob sich hier ein römischer Tem- der Zeit größte Bewunderung hervorrief. endet werden wird, denn das Echo der pel, dem Jupiter geweiht, im 6. Jahrhun- Der Architekt Pierre de Montreuil voll- Jahrhunderte ist Verpflichtung und Ge- dert durch die erste christliche Kirche endete schließlich das Meisterwerk mit schenk für kommende Generationen.
conSens 4/2019 Städte und Landschaften 23 Musik ist Trumpf! Von Ernst Frommeyer An diesen weltläufigen Slogan erinnerten sich die Juroren der Stiftung Schlaraffia Moguntia. Sie ehrten 2017 die Mainzerin Steph Winzen, ein Ausnahmetalent für Saxofon. Ausgezeichnet wurde sie mit dem Titel einer Mainzer Stadtmusikerin. Jetzt, im Jahr 2019 ist die Geehrte vom Landesmusikrat Rheinland-Pfalz zur Botschafterin des Saxofons ernannt, das Adolphe Sax um 1840 entwickelt hatte.
in Mainz. Hinzu kommen Lehrauf- fördert die gesamte Person. Hinzu kom- träge an der Landesmusikakademie men sekundäre Lernziele, wie das steti- Rheinland-Pfalz. ge Einüben in die Tugend der Geduld. Damit verbunden ist das Training der In der Presse fand ihre Ehrung ein Disziplin. Mit der Zeit bessert sich der großes Echo. Die „Neue Musikzeitung“ Umgang mit Frustrationen. schrieb, Steph Winzen sei ein musikali- Soviel Ehre hat ihren guten Grund. sches „Allrounder-Ausnahmetalent“. Mit Musizieren hilft den Kindern, zudem Die Musikerin, in Bayern geboren, lern- ihrer im Jahre 2016 veröffentlichten CD frühzeitig ihre Gefühle musikalisch dar- te Grundzüge der Musik bei ihren El- verdeutliche sie virtuos die unterschiedli- zustellen. Es bietet ihnen die Chance, tern. Der Papa spielte in einer Blasmu- chen Klangqualitäten der einzelnen Sa- sich innerhalb der Gemeinschaft zu ent- sikkapelle, ihre Mutter sang im Chor. xofone. Dies sei eine absolute Bereiche- falten. Insgesamt übertragen sich Werte Im dörflichen Kreis übte die zehnjäh- rung für Kenner gehobener Interpretati- der musikalischen Frühausbildung auf rige Tochter Steph zunächst mit dem onen von modernen Kompositionen für Abläufe des Alltages. Flügelhorn. Beruflich gab es eine abge- Saxofon. Die „AZ-Mainz“ notierte, sie schlossene Ausbildung zur technischen zeige mit ihrem Können, dass das Saxo- Musik für Erwachsene unterscheidet Zeichnerin. Zehn Jahre später studierte fon nicht nur in der Popularmusik, son- zwischen passivem Erleben im Konzert- Steph Winzen in Mainz Saxofon. Der dern ebenso in der Kunstmusik seinen saal oder aktivem Gestalten als Hobby. Studienschwerpunkt war Klassik. Ihre Platz habe. Ihre Könnerschaft hebt Su- Erfreulich ist jedenfalls, dass die Künst- renommierte Lehrerin Linda Bangs-Ur- sanne Dereser vom Südwestfunk (SWR) lerin das Angebot des Peter-Cornelius- ban führte sie zu einem ausgezeichneten hervor. Steph Winzen gebe „Wertorien- Konservatoriums unterstützt, mit älte- Abschluss als diplomierte Musiklehrerin. tierung in Zeiten sich auflösender Werte“. ren Interessenten zu musizieren. Auch Es schloss sich ein weiteres Studium zur für Ältere erweist sich Musizieren als diplomierten Orchestermusikerin an. Diese nicht leichte Aufgabe, ihren vorteilhaft. Die oben erwähnten kom- Schülern Werte zu vermitteln, verfolgt plexen neuronal einwirkenden Vorgänge Ihre umfangreichen Kenntnisse im die Saxofonistin zielstrebig. Für Kinder, wie Rhythmus, Melodie und Harmonie Saxofonspiel führte Steph Winzen mit Jugendliche und Erwachsene gründete im zügigen Tempo vorzutragen beugen internationalen Musikern zusammen. sie 2013 das Mainzer Saxofonorchester. der Demenz überaus wirksam vor. Erwähnenswert sind die Saxofongrö- Auf ihrem Übungsplan stehen bearbeite- ßen wie John-Edward Kelly (USA), Arno te und originale Kompositionen für Sa- Als Botschafterin des Saxofons ge- Bornkamp (NL) oder Giora Feidmann xofon. Mit dieser Förderung leistet die lingt es der Künstlerin, Saxofonmusik (IL). Es folgten CD-Studioaufnahmen. Künstlerin einen wichtigen Beitrag. Frü- vorzustellen und sie in der klassischen Sinfonieorchester weltweit luden sie ein. hes Musizieren fördert bei Kindern mo- Musik zu integrieren. Dies war das An- Seit 2004 musiziert die Künstlerin mit torische, kognitive und soziale Fähigkei- liegen von Adolphe Sax. Die Musikerin dem Saxofonquartett „Mainz 04“. Als ten. Das Einüben einzelner Musikteile Steph Winzen wirbt fürs Saxofon, gleich- Dozentin lehrt Steph Winzen seit 2010 wie Melodie, Rhythmus, Metrum und zeitig für die Stadt Mainz und ihr Kon- am Peter-Cornelius-Konservatorium Harmonie in einem Vorgang fordert und servatorium.
AZ Schwalm
24 Portrait conSens 4/2019 Chansons, Burlesque, Rock'n Roll
Sie hat eine klassische Opernausbildung, doch es sei ihr schon früh klar gewor- den, dass sie sich diesem „gesanglichen Leistungssport“ auf Dauer nicht aus- setzen wolle, berichtet die Sängerin Evi Leupold. Die in Wiesbaden geborene, derzeit im Rheingau lebende Musikerin hat sich stattdessen Chanson, Kabarett und Burlesque verschrieben.
Gemeinsam mit ihrem Mann „Mr. Leu“ alias Rainer Leupold steht sie fast all- abendlich in verschiedensten Program- men auf der Bühne. Gerade haben die beiden ein ganz neues Projekt konzipiert: „Glanz auf dem Vulkan“ ist eine große Zwanziger-Jahre-Show, die am 20. De- zember in Mainz Premiere haben wird, danach durch ganz Deutschland tourt und am 4. April auch im Wiesbadener Kurhaus über die Bühne geht.
„Es ist ein Gesamtkunstwerk“, sagt Evi Leupold, „eine Liebeserklärung an die moderne Frau der Zwanziger, aber auch an den Freigeist und die Ästhetik mittlerweile fast wieder dahinter zu- dieser rauschhaften Jahre.“ In der Eman- rückgefallen. Die selbstbewussten Frau- zipation, meint die Künstlerin, sei man en von damals beherrschten die Bühne
St. Josefs-Hospital Rheingau
Ihr Rheingauer Krankenhaus
Das St. Josefs-Hospital Rheingau in Rüdesheim Unsere Fachabteilungen und Zentren: ist ein modern ausgestattetes, katholisches Krankenhaus der Grundversorgung mit dem Ver- ● Innere Medizin ● Allgemein- und Unfallchirurgie sorgungsauftrag für den ganzen Rheingau. Palliativstation ● Sektion Orthopädie ● Geriatrie ● Fußchirurgie Das Haus verfügt über 150 Betten sowie 8 ● Gynäkologie ● Gynäkologische Chirurgie Fachabteilungen und Zentren. Träger des Hauses ● Radiologie ● Anästhesie und Intensivmedizin ist das St. Josefs-Hospital Wiesbaden, mit dem eine enge Kooperation besteht. Weitere Informationen: www.joho-rheingau.de Das JoHo Rheingau ist ein Krankenhaus, in dem sich moderne Medizin und persönliche Betreu- Eibinger Straße 9 • 65385 Rüdesheim am Rhein ung ergänzen. Tel.: 06722-490-0 • Fax: 06722-490-666 E-Mail: [email protected]
conSens 4/2019 Rheingau 25 Walluf Eltville Erbach Hatten- Oestrich- heim Winkel mit ihrer Ausstrahlung. Diesen Geist will Boogie-und Rock’N’Roll- Pianist, als Portion Sinnlichkeit entführt der Abend das Künstlerpaar mit der großen Revue Musiker sofort auffiel. Nach einigen „Let’s Burlesque“ in ganz andere Sphären wiedererwecken. Evi Leupold, gebore- gemeinsamen Auftritten hatte es auch und kommt hervorragend an. In Wies- ne Niessner, stieg gleich nach der klas- privat gefunkt und die beiden Künst- baden wurde er 2010 im damals noch sischen Ausbildung ins Chansonfach ein, ler, mittlerweile unter „Evi und das Tier“ bespielbaren „Walhalla“-Theater zum ers- gründete das „Berliner Luft Ensemble“. bekannt, entschlossen sich, nach Berlin, ten Mal gezeigt. „Da habe ich wirklich der Stadt ihrer nicht nur musikalischen gedacht, hoffentlich stürzt uns die Bude Träume, umzuziehen. „Dort haben wir nicht ein, so begeistert waren die Leute“, 17 Jahre gelebt und sind überall aufge- erinnert sich Evi Niessner. Man könne treten, wo Varieté, Chanson und Show die Leute sehr wohl noch von ihren Bild- angesagt war“, erinnert sich Evi Leupold. schirmen weglocken, wenn man mit ent- Immer wieder konnte man sie aber auch sprechender Leidenschaft auftrete, weiß auf den Wiesbadener Kleinkunstbüh- sie. Im Februar ist dieser Abend zweimal nen hören und sehen. Ihre Wiesbade- in Mainz zu sehen. ner Wurzeln haben die beiden Künstler nicht vergessen. Aber es gibt auch noch die Piaf-Aben- de, die Kleinkunst-Abende von „Evi und Das Burlesque-Genre geriet 2008 in das Tier“ sowie ein eigenes Tom-Waits- ihr Blickfeld, als sie als Präsentatoren Programm von Mr. Leu, „meinem ehe- einer Show im Stuttgarter Friedrichs- maligen und einzigen Gesangsschüler“, bau engagiert wurden. „Das war sofort schmunzelt die Sängerin. meins“, berichtet die Sängerin mit leucht- enden Augen. Frivol-erotisch, dabei aber Es lohnt sich, nach ihren Auftritten immer geschmackvoll, nie derb, mit viel in der Region Ausschau zu halten. Und Humor, Musik und als „Rebellion ge- wenn das Künstlerpaar unterwegs ist, gen Konventionen“ – Burlesque ist „ei- kann es auf die Hilfe der tatkräftigen gentlich der wahre Feminismus“, meint Oma zählen: Die passt dann zu Hause Evi Leupold. Hier sind keineswegs Mo- im Rheingau auf Sohn Benni (12) und del-Körper gefragt, sondern Frauen mit Rauhaardackel Trüffel (14) auf, der auch Ausstrahlung und Persönlichkeit, die das Logo ihrer „M + G Showcompany“ sich mit Selbstbewusstsein zeigen und ziert. Ideale Verhältnisse für Kunst und geschmackvoll präsentieren. „Es ist ein Familienleben. echter Gegenentwurf zu den vulgären Shows im heutigen Fernsehen.“ Mit Ar- Anja Baumgart-Pietsch tistik und Gesang, mit Tanz, live ge- Bei einem Wettbewerb gewann sie zwar spieltem Jazz und vor allem einer großen „keinen Pokal, aber ein Engagement im Landestheater Altenburg in der Rolle der Edith Piaf“, erinnert sie sich. Dass sie das besondere Timbre der legendären franzö- sischen Sängerin besonders authentisch traf, ließ sie zur gefragten Interpretin der Chansons werden. Noch heute singt sie ein stets sehr gefeiertes Piaf-Programm, zum Beispiel beim Rheingau Musik Fes- tival. Das ist dann aber auch „gespickt“ mit anderen Chansons wie ihrem Lieb- lingssong „Youkali“ von Kurt Weill, ein wunderschöner, melancholischer Tango, der von einem imaginären Land voller Liebe und Frieden erzählt.
„Aber ich bin ja auch ein großer Elvis- Fan“, erzählt die Sängerin, der in den 90er Jahren ihr Ehemann Rainer, haupt- beruflich Grafiker und ein exzellenter
26 Rheingau conSens 4/2019 Krimiabende. Das „Eltviller Winzerforum“ bringt regelmäßig Menschen an Bachmanns Tisch, die zu einem bestimmten Thema etwas zu sagen haben. In der nächsten Veranstaltung im März geht es beispielsweise um „Wein und Politik“. Da lässt sich sogar die Hessische Umweltministerin Priska Hinz die Teilnahme nicht nehmen.
Ulrich Bachmann hat eine Reihe ins Leben gerufen, bei der „prominente Rheingauer“ ihre Lieblingsmusik oder -bücher vor- Engagement für Wein, stellen. Viele Musiker sind über den Dächern von Eltville zu Gast. „Ich schöpfe aus dem Fundus dessen, was ich selbst gerne machen möchte“, berichtet Bachmann, der Kultur und Völkerverständigung viel Vergnügen an seinem Kultur- Man nennt ihn manchmal „den Kulturpapst von Eltville“. Ulrich Bachmann schmun- programm hat: „Sonst würde ich das zelt da ein wenig. Aber dass er in die Rheingauer Stadt einiges an kultureller Bele- ja nicht organisieren.“ Im gemütli- bung gebracht hat, ist unstrittig. Der Jurist bezeichnet sich selbst als „kulturaffin chen Ambiente des Veranstaltungs- seit der frühen Kindheit“ – und Weinliebhaber ist er außerdem. Dazu besaß er den orts fungieren er und seine Frau als Willen, das Leben in seinem Wohnort mitzugestalten. Gastgeber, man fühlt sich wohl und willkommen. Bachmann ist für die Erstes Projekt war eine „Ortsvinothek“, denn Ulrich Bach- Wahl zum „Rheingauer des Jahres“ nominiert, nicht nur we- mann fand, dass sich die Winzer des Ortes gemeinsam prä- gen seiner kulturellen Aktivitäten, sondern auch, weil er sich sentieren sollten. So etwas gab es Anfang der 2000er Jahre in vielerlei Hinsicht engagiert. Im Eltviller Puppentheater ist sehr selten und im Rheingau noch gar nicht. 2004 entstand er einer der Spieler, er ist im Vorstand vieler örtlicher Verei- daher die „Eltviller Vinothek“. „Die Kultur kam fast sofort ne wie im Vorstand der Philipp-Kraft-Stiftung, die sich für mit dazu“, erinnert sich Bachmann, der von Anfang an auf den Zusammenhalt der Menschen in der Region einsetzt. In die tatkräftige Unterstützung seiner Frau, einer Architektin, diesem Rahmen hat er eine Reihe initiiert, die er nach Carl zählen konnte. Zuckmayer „Völkermühle am Rhein“ nennt. Hier gibt es in- teressante Vorträge und Podiumsrunden, die zur Völkerver- In der Vinothek boten ständigung ganz praktisch beitragen. Ulrich Bachmann mo- die örtlichen Winzer ihre deriert die Abende selbst unter dem Motto: „Der Fremde ist besten Weine zum Probie- nur so lange fremd, wie man ihn nicht kennt“. ren an – zu Erzeugerpreisen, 87x150_anzeige_Image_4c_Layout 1 22.08.2011Anja Baumgart-Pietsch 15:35 Seite 1 aber eben zentral. „Etwas Überzeugungsarbeit kostete es, alle mit ins Boot zu ho- len“, sagt Bachmann. Doch letztendlich sei der Werbeef- fekt erkannt worden. Auch ein Verein wurde gegründet. „Ich kam beim Wein von der Kundenseite und konnte mir gut vorstellen, was ein Kun- de wünscht, Weinproben und dazu Veranstaltungen kultureller Natur.“ Das Konzept kam an. Bald gab es fast jede Woche eine Lesung, ein Konzert oder Kleinkunst. „Das hatte auch den Effekt, dass Männer und Kursana Villa Wiesbaden Frauen sich gleichermaßen angesprochen fühlen“, sagt Bach- mann. So erarbeitete er sich einen Kundenstamm während der Premium-Wohnen sechs Jahre in der Vinothek. Danach gab es ein Intermezzo im & Komfortpflege – jetzt anderweitig verpachteten – „Eltvinum“, bevor man über die Dächer von Eltville umzog. So heißt auch der Veranstal- Stilvoll leben, selbstbestimmt agieren, sich tungsraum, den „Bachmanns Wein und Kultur“ jetzt bespielt: verwöhnen lassen, guten Service genießen „Über den Dächern von Eltville“. In der Gutenbergstraße 2 und anspruchsvoll gepflegt werden. Erleben im obersten Stockwerk über der Post finden Lesungen, kuli- Sie Premium-Wohnen und Komfortpflege in einem stilvollen Gründerzeit-Ambiente. narische Events, Wein-Talks, Konzerte und vieles mehr statt. Die Villa verfügt zudem über einen seperat geführten Komfort-Demenz-Wohnbereich. Auch an weiteren Orten wie dem „Landhaus Rheinblick“ Wir freuen uns auf Ihren Besuch! oder der Eltviller Burg organisieren die Bachmanns Kultur. Und eine sehr beliebte Reihe mit Regionalkrimi-Lesungen samt Weinprobe findet gerade im sechsten Jahr statt – und ist so gut wie ausverkauft. Hier lesen die Autoren im gemüt- Kursana Villa Wiesbaden, Mosbacher Straße 10 65187 Wiesbaden, Tel: 06 11 . 3 35 39 - 0, www.kursana.de lichen Ambiente der Weingüter, die ihre Weine selbst präsen- tieren. „Das Blut tropft, der Wein fließt“, lautet das Motto der
conSens 4/2019 Rheingau 27 Im Lebenslauf Theodor Fontanes zeigen Von Ernst Frommeyer sich wichtige Stationen. Sein Vater bil- dete ihn zum Apotheker aus. In diesem Beruf arbeitete er mehrere Jahre in Ber- lin, Dresden und Leipzig. 1847 bestand er das Examen zum Apotheker „Erster Klasse“. Kennzeichen seiner Berufsauf- fassung waren hohes Arbeitsethos, Ord- nungsliebe, Sauberkeit und Fleiß. Als Unteroffizier beendete er 1845 den ein- jährigen, freiwilligen Militärdienst. Im selben Jahr verlobte er sich mit seiner späteren Frau Emilie Ruanet-Kummer. Sie schenkte ihm acht Kinder. Fontane nahm an den Barrikadenkämpfen im 200 Jahre Theodor Fontane Revolutionsjahr 1848 teil. Im Bundesland Brandenburg feiern Bürger, Jung und Alt, seit Jahresbeginn den Seine literarischen Begabungen führ- 200. Geburtstag ihres berühmten Sohnes Theodor Fontane. Er stammte aus ten ihn 1852 für sechs Monate als Pres- einer Hugenottenfamilie. Am 30. Dezember 1819 wurde er in Neuruppin gebo- semann Preußens nach London. Hier ren. Er starb 1898. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof II der Französisch- reiften Pläne für seinen späteren Auf- Reformierten Gemeinde in Berlin-Mitte. Es ist als Ehrengrab des Landes Berlin enthalt von 1855 bis 1859. Im Deutsch- ausgewiesen. Französischen Krieg war er Berichterstat- ter. Später bereiste er mit seiner Frau die der Berliner liberalen Vosschen Zeitung, und beschreibt innere Gefühlswelten. Schweiz, Österreich und Italien. Nach wurde von etlichen Lesern als „Huren- Dabei weiß er mehr als seine Figuren Genesung von einer schweren Gehirn- geschichte“ diffamiert. und berichtet darüber. blutung 1892 schrieb er seine berühm- ten Romane „Effi Briest“, „Der Stechlin“ Im Roman „Frau Jenny Treibel“, eine Von den vielen Gedichten Theodor sowie „Irrungen und Wirrungen“. Fonta- ironische Komödie, fragt Fontane das sich Fontanes ist eines aktuell geblieben: nes fünf Bände „Wanderungen durch die entwickelnde Bürgertum um die Jahrhun- „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Ha- Mark Brandenburg“ machten ihn nicht dertwende nach authentischem Verhalten velland“, eine Hommage an den Frei- nur regional bekannt. Die literarische im Alltag. Seine Hauptfigur Jenny fabu- herrn Johann Georg von Ribbeck. Er war Forschung versteht Theodor Fontane als liert zwar über Ideale und höhere Werte, wegen seiner Freigiebigkeit bekannt. In Dichter des poetischen Realismus. Die- dennoch löst sie ihre Verlobung mit dem den ersten beiden Strophen erzählt das se Epoche (1848-1890) hat ihren Namen angehenden Gymnasialprofessor Schmid. Gedicht vom Tod des Barons, er starb vom lateinischen Begriff „res“ (Sache). Im Sie heiratet den reichen Fabrikanten Trei- 1857. Es gibt keine Birnen mehr. Die Gegensatz zu überzogenen Darstellungen bel. Nicht ihre viel gepriesenen Ideale, Begegnung mit dem mitmenschlichen der Romantik verfolgte der Realismus sondern materielle Sicherheit bilden ih- Alten bleibt aus. Doch die letzten zwei ein sachorientiertes Schreiben. Als Apo- ren einzigen Wertmaßstab. Strophen zeigen, dass die Freigebigkeit theker kam Fontane mit Menschen aus des Herrn von Ribbeck weitergeht. Nun- allen Gesellschaftsschichten zusammen. mehr erhalten die Kinder ihre Birnen Er verfügte über komplexe, realistische vom Birnbaum seines Grabes. Aus sei- Einsichten in Lebensläufe verschiedener nem weitsichtigen Wunsch, ihm eine Bir- sozialer Schichten. Daher forderte er ei- ne mit ins Grab zu legen, hatte sich ein ne wirklichkeitsnahe Erzählweise. Ihre neuer Birnbaum entwickelt. Anlässlich Aufgabe bestehe darin, gesellschaftli- einer Auktion erlöste das Gedichtmanu- che Abläufe sachrichtig wiederzugeben. skript 130.000 Euro nach dem Erstgebot Seine Romane beschreiben vertieft zwi- von 30.000 Euro. schenmenschliche Beziehungen. Sie ste- hen mit ihrem Gelingen und Scheitern Das Birnenthema ist mehrmals be- im Kontext von Wünschen des Indivi- schrieben worden. In der Erzählung duums und den sittlichen Konventionen Überkommene Prinzipien des Adels von 1991 „Die Birnen von Ribbeck“ der Gesellschaft. moniert Fontane in „Effi Briest“. Effis von Friedrich Christian Delius wird Mutter bevormundet ihre Tochter und die Neupflanzung des Birnbaumes zum Zu Fontanes Zeit war es verpönt, au- verkuppelt sie an den deutlich älteren Symbol, die auch an den anmaßenden ßerhalb des sozialen Standes zu heira- Instetten, ihren früheren Liebhaber. Ef- Umgang des Westens mit den Menschen ten. Uneheliche Verhältnisse zwischen fis geistige Gängelung ist die Wurzel für der ehemaligen DDR erinnert. Im Jah- Liebenden waren tabuisiert. Der Dich- den späteren Ehebruch. Der Dichter be- re 2005 ehrte die englische Denkmal- ter greift diesen Sachverhalt in „Irrungen dient sich in seinen Romanen eines Er- schutzorganisation „ English heritage“ und Wirrungen“ auf. Lene und Botho zählers. Dieser fungiert als Gewährs- Theodor Fontane und sein Londoner führen ein nicht eheliches Verhältnis. mann, der gesellschaftliche Abläufe all- Wohnhaus. Dort ist eine Gedenktafel Sie scheitern, denn „die Sitte gilt und wissend überblickt. Auch im Roman „Ef- „Blue plaque“ (blaue Plakette) angebracht. muss gelten, aber dass sie’s muss, ist mit- fi Briest“ zeigt der Erzähler deutlich seine Es ist eine seltene Auszeichnung für ei- unter hart“. Der Roman, abgedruckt in Allwissenheit. Er reflektiert Handlungen nen Deutschen.
28 Kultur conSens 4/2019 Gemeinsamer Wunsch nach Frieden in der Welt Weihnachten ist nicht mehr weit. Bei vielen Menschen ganz oben steht sowohl der Wunsch nach einem friedlichen Weihnachtsfest wie auch nach Frieden in der Welt. Im Generationengespräch erörtern Prof. ler Bemühungen nicht danach aus, dass Dr. Ernst Mutschler und dessen Enke- es diesen Weltfrieden geben wird. Trotz- lin Friederike Selle das Thema Frieden. dem sind der Wunsch und die Bitte nach Ernst Mutschler ist emeritierter Profes- Frieden ungebrochen. sor für Pharmakologie und ehemaliger Direktor des Pharmakologischen Insti- Und was bedeutet dieser weihnachtli- tuts für Naturwissenschaftler der Johann che Wunsch für Sie, Frau Selle? Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt Friederike Selle: Besonders an Weih- am Main. Friederike Selle ist Oberstu- nachten wird mir bewusst, dass mein fenschülerin an einem Mainzer Gymna- eigenes Umfeld sehr friedlich lebt. Aber sium. Beide wohnen im Mainzer Stadt- ich weiß, dass es Menschen gibt, die richt, wenn einer gefallen war - mit der teil Hechtsheim. Während der 1931 ge- nicht in so einem friedlichen Milieu le- absurden Bemerkung, er sei den Helden- borene Wissenschaftler seine Kindheit in ben können. Man kann es tagtäglich in tod für sein Vaterland gestorben. Man Krieg verbracht hat, kennt die 17-jähri- den Nachrichten sehen, welche gewalt- muss sich das konkret vor Augen füh- ge Gymnasiastin Krieg nur aus Medien samen Konflikte in der Welt passieren ren: Von 30 Abiturienten des Jahrgangs und Erzählungen. und wie Menschen leiden. Daher wün- 1922, der Jahrgang meines Bruders, ka- sche ich mir schon seit meiner Kindheit men 27 nicht mehr aus dem Krieg zu- Herr Mutschler, Sie sind im Krieg auf- sehnlichst Frieden auf der Welt - nicht rück. Der zentrale Weihnachtswunsch gewachsen. Wie wichtig ist der weih- nur an Weihnachten. war der Wunsch nach Frieden. nachtliche Wunsch nach Frieden für Friederike Selle: Ich habe Berichte ge- Sie? Herr Mutschler können Sie sich erin- hört, dass an Weihnachten die Waffen Ernst Mutschler: Weihnachten ist, zu- nern, wie Ihre Weihnachtswünsche zu geschwiegen haben, zum Beispiel damals mindest im Verständnis der Christen- Kriegszeiten aussahen? in Verdun. Dass Menschen aus den Grä- heit, sowohl mit der Bitte nach Frieden Ernst Mutschler: Im Krieg haben wir ben kamen, sich gegenseitig frohe Weih- verbunden als auch mit der Verheißung gewünscht, gehofft und gebetet, dass die- nachten gewünscht haben. Dabei frage von Frieden. Bis heute hat sich die Hoff- jenigen, die an diesem Krieg aktiv be- ich mich, warum war so etwas nur an nung und Bitte nach einem Weltfrieden teiligt waren, wieder nach Hause kom- Heiligabend möglich? Warum gelang nicht erfüllt. Und es sieht auch trotz al- men. Umso schlimmer war die Nach- Frieden nicht auch an anderen Tagen?