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Ausgabe 52 Oktober 2007

Frühstart Sommeruni Begrüßung In einem ungewöhnlichen Nachdem sich die bereits Mit einer Reihe kleiner studentischen Projekt des traditionelle Reihe der Feierlichkeiten wurden die Grenzübergreifenden Ringvorlesungen im Neuimmatrikulierten in den Fremdsprachenzentrums der Sommersemester 2007 grundständigen und Master- Viadrina lernten deutsche mit dem Thema „Die Moder- studiengängen an der und polnische Kinder rechts nisierung der Religion“ Europa-Universität begrüßt; und links der Oder die befasste, fand zum Thema besonders herzlich und Sprache ihres Nachbarn – „Religion and Modernity” mehrsprachig ging es beim „Frühstart in die Nachbar– eine Sommer-Universität Empfang der Interstudis zu. UNIsprache“ war ein toller Erfolg! statt.ON Seite 12 Seite 20

Foto: HEIDE FEST

EUROPA-UNIVERSITÄT VIADRINA FRANKFURT (ODER) vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 2

2 [UNIon] Forum

Was der kritische Europäer gut findet Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hielt europapolitische Grundsatzrede

Als Ort für eine europapolitische Grundsatz- kommen sind und für weitere Fortschritte auf EST F rede zum Ende der deutschen EU-Ratspräsi- das Verhandlungsgeschick und die Fortune dentschaft hatte sich Bundesfinanzminister der uns nachfolgenden Präsidentschaften set- EIDE Peer Steinbrück am 3. Juli 2007 die Viadrina zen. ausgesucht und über 500 Zuhörer kamen in Ich mache diese Rückbetrachtung natürlich Fotos: H das Audimax. Uni-Präsidentin Gesine aus der Sicht des deutschen Finanzministers, Schwan, die die Gäste begrüßte, stellte fest: der für die vergangenen sechs Monate dem „Er erkennt die Zeichen der Zeit, darum ist er Rat der europäischen Finanzminister vorsaß. an die Viadrina gekommen!”. Und als Stellvertreter von Jean Claude Junk- ker in der Euro-Gruppe, die die Finanzmini- „Es gibt für eine solche Rede in Deutschland ster der Euroländer umfasst. Aber genauso wohl kaum einen besseren Ort als eine Uni- aus der Sicht eines kritischen Europäers, der versität, genauer gesagt, als diese Universität. vieles an Europa gut findet, den aber man- Deshalb möchte ich Dir, liebe Gesine Schwan, ches daran auch stört.” als Hausherrin ganz herzlich für Deine freundliche Einladung hierher danken. Nir- Der Minster ging auf den 50. Jahrestag der gendwo manifestiert sich der europäische Römischen Verträge ein: „50 Jahre europäi- Gedanke so stark, so greifbar wie hier in scher Einigungsprozess, das heißt vor allem: Frankfurt und an seiner Europa-Universität 50 Jahre friedliches Miteinander. Vor 50 Jah- Viadrina. Hier an der Oder, am früheren Rand ren gab es wohl kaum etwas, das sich die und in der heutigen Mitte des vereinten Menschen sehnlicher wünschten. Heute ist es Europas, kann man förmlich spüren, wie so selbstverständlich geworden, dass sich europäische Integration tagtäglich passiert, junge Menschen etwas anderes gar nicht Union aber gerade in einer Situation, wo die wie sie erarbeitet wird und wie das mehr vorstellen können! Menschen von ihr mehr denn je einfache Zusammenwachsen der europäischen Nach- Die große Mehrheit der heute lebenden Antworten auf ihre Zukunftssorgen erwarten, barn voranschreitet”, sagte er einleitend. Europäer kennt die Schrecken der europäi- subjektiv immer weiter von eben diesen ent- schen Kriege nur aus den Geschichtsbüchern. fernt. Allzu viele Bürgerinnen und Bürger Steinbrück weiter:„Vor drei Tagen haben wir Nach 50 Jahren ist selbstverständliche Rea- erleben Europa als fernes, abstraktes und den EU-Präsidentschaftsstab an unsere portu- lität geworden, was Generationen vor uns kompliziertes Gebilde. giesischen Freunde übergeben. Das gibt mir erträumt haben. Damit hat sich aber auch die Dieser Eindruck entsteht, wenn großen Zeit und Gelegenheit, einen Rückblick auf das Bestimmung Europas verändert: Statt der Reden über die europäische Zukunft nächte- zu werfen, was wir in den vergangenen sechs Furcht vor der Wiederkehr der Vergangenheit lange Verhandlungen folgen, in denen oft Monaten unter der deutschen Ratspräsident- wird immer mehr die Sorge um die Zukunft nationale Positionen verteidigt werden. Neh- schaft erreicht haben. Aber genauso auch auf zur Triebfeder der Einigung Europas. men Sie nur das Beispiel des Europäischen jene Bereiche, wo wir nicht wirklich vorange- Paradoxerweise hat sich die Europäische Rates von vor eineinhalb Wochen …”

Das Audimax war bis auf den letzten Platz besetzt. Über 500 Besucher hörten sich Minister Steinbrücks Rede an. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 3

Forum [UNIon] 3

und was den kritischen Europäer stört zum Ende der deutschen EU-Ratspräsidentschaft an der Europa-Universität Viadrina

Zweifelsohne bestehe ein Kardinalproblem schen Ideal abgewandt haben. Nachdem in den Europa. Deshalb sollte uns Europäer die des gegenwärtigen Europa in der großen ersten Jahrzehnten am Haus Europa mit dem Erkenntnis einen: Nur gemeinsam sind wir wirt- Komplexität seiner Entscheidungsstrukturen Ziel gebaut worden sei, den Frieden zu sichern, schaftlich stark. Nur gemeinsam können wir und -abläufe. Die allermeisten Bürgerinnen und müsse jetzt die Sicherung des wirtschaftlichen Regeln und Verfahren vereinbaren, die von Bürger könnten auch beim besten Willen nicht Erfolges im Mittelpunkt einer erneuerten euro- Unternehmen und Kapitalbesitzern auch einge- mehr erkennen, wer für Entscheidungen in der päischen Idee stehen. Deshalb hätte auch für halten werden müssen, wenn sie auf dem lukra- EU verantwortlich ist und wie sie zustande kom- die deutsche EU-Präsidentschaft die Stärkung tiven Markt Europa mit seinen fast 500 Millio- men. „Im Mittelpunkt jeglichen politischen der wirtschaftlichen Dynamik Europas ganz nen Konsumenten Gewinne erzielen wollen.” Handelns … muss der Mensch stehen. Deshalb oben auf der Agenda rangiert. Europa brauche wieder mehr Handlungsfähig- müssen wir dies auch wieder zur Richtschnur keit. Darauf ziele der erneuerte Grundlagenver- unseres Handelns in der EU machen. Denn wir Er unterstrich: „Die Erfolgsgeschichte Europas trag für die EU, auf dessen Erarbeitung sich der alle haben die bittere Erfahrung gemacht: wird sich letztlich nur dann fortsetzen lassen, Europäische Rat nun verständigt habe. Sobald sich diese EU zu weit von den Menschen wenn die europäischen Volkswirtschaften für Im Interesse der EU und ihrer Mitgliedstaaten, entfernt und sie keine Akzeptanz mehr hat, gibt mehr Wachstum und mehr Beschäftigung sor- vor allem aber im Interesse der Bürger Europas, es Abstimmungsergebnisse wie in Frankreich gen – und zwar für möglichst alle Teile Europas. soll dieser Vertrag die Kompetenzen der Mit- und den Niederlanden. Das Problem, das Euro- … Wenn uns dies gelingt, werden auch die Bür- gliedstaaten und der Union eindeutiger festle- pas Bürger mit Europa haben, entsteht dann, gerinnen und Bürger Europa wieder mehr gen und sie klarer ordnen. wenn die Prioritäten Europas nicht die ihren Akzeptanz entgegenbringen. Europa braucht „Ziel muss es sein, die europäischen Institutio- sind”, betonte Steinbrück. vor allem eines: Es braucht Dynamik. Denn nen und Verfahren effizienter und handlungsfä- Er glaube dennoch nicht, dass sich die Men- ohne Dynamik kein Wohlstand in Europa. Und higer in dem Sinne zu machen, dass der Inte- schen in Europa – trotz aller Distanz zu seinen ohne Dynamik auch immer weniger Beschäfti- ressenausgleich zum Wohle aller erleichtert Institutionen und Verfahren – vom europäi- gung, Solidarität und sozialer Zusammenhalt in wird”, betonte Steinbrück. ANNETTE BAUER

Zuvor gab es ein Frühstück mit Studierenden und der Uni-Leitung. Steinbrücks Rede wurde mit viel und anhaltendem Beifall bedacht. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 4

4 [UNIon] Internationales

EU-Reformvertrag: Neue Grundlage oder „alter Bettvorleger”?

Wie die Ergebnisse des EU-Gipfels vom 21. EST F und 22. Juni zu bewerten seien, dieser Frage EIDE

wurde am 27. Juni an der Viadrina in einer : H vom Master-Studiengang European Studies OTOS organisierten Veranstaltung mit dem Thema F „EU-Verfassung adé? Zum Ergebnis des ‚Ver- fassungsgipfels’ am 21./22. Juni in Brüssel” nachgegangen. Als Gastrednerin eingeladen war Michaele Schreyer, Politikwissenschaftle- rin, ehemalige Berliner Senatorin und EU-Kom- missarin, gegenwärtig Vize-Präsidentin des Netzwerks Europäische Bewegungen.

Die Verfassung ist tot, es lebe der Reformver- trag – so resümierte Frau Schreyer die jüngsten Weichenstellungen für die EU und zog eine durchaus positive Bilanz: Auch ohne eine expli- zite Europäische Verfassung werde die Union künftig an Handlungsfähigkeit, Demokratiege- halt und Bürgernähe gewinnen, es werde neue, effizientere Abstimmungsregeln im Rat ebenso geben wie einen de-facto-EU-Außenminister, mehr Parlamentsbeteiligung sowie Partizipa- tionsrechte für die Bürger. Faktisch seien die Michaele Schreyer (r.) im Gespräch mit Juniorprofessor Timm Beichelt (l.) und Prof. Jürgen Neyer ursprünglich im Verfassungskonvent anvisierten (Mitte) vom Studiengang Master of European Studies. Ziele mehr oder weniger erreicht worden. Dass das Glas nun eher halbvoll als halbleer sei, fehle weiterhin an accountability und responsi- bringen – als Tiger gesprungen, als Bettvorleger stellte Professor Jürgen Neyer aber in seinem veness, also Verantwortlichkeit und Empfäng- gelandet, wie Prof. Neyer befand. In der an- Kommentar in Frage. Zwar verbessere das Stük- lichkeit gegenüber den Bürgern und ihren Prä- schließenden Diskussion kam unter den Zuhö- kwerk aus revidierten und üppig mit Fußnoten ferenzen. Auch wenn der Reformvertrag wich- rern dann auch eine gewisse Skepsis zum Aus- versehenen Verträgen punktuell die Handlungs- tige funktionale Elemente des Verfassungsent- druck, ob die Union mit dem Reformvertrag fähigkeit der EU, aber die altbekannten struktu- wurfs aufgreife, fehle doch der große Wurf, um den Herausforderungen von Globalisierung, rellen Schwächen bestünden weiter: Die Union Europa in Richtung eines wirklichen politischen EU-Verdrossenheit und künftigen Erweiterun- bleibe ein Projekt der nationalen Exekutiven, es Gemeinwesens, einer Solidargemeinschaft zu gen gewachsen sei. GREGOR DÖMLING

Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Fokus Über die neuen Herausforderungen in der Der Paradigmenwechsel soll sich auch im unterstrich die Bedeutung des deutschen Bei- internationalen Sicherheits- und Verteidi- Denken der Streitkräfteangehörigen und der trages zu den Stabilisierungsoperationen im gungspolitik berichtete der Stellvertreter des Gesellschaft vollziehen. Generalleutnant Dora Kosovo und Afghanistan. Die Streitkräfte sol- Generalinspekteurs der Bundeswehr, General- len ein Umfeld für die Wiederherstellung der leutnant Johann-Georg Dora, im Rahmen öffentlichen Ordnung schaffen. Die Risiken einer Podiumsdiskussion zur Transformation und Gefahren, welche damit verbunden sind, und den Einsätzen der Bundeswehr. machte er an Beispielen deutlich. So steht zu Organisiert wurde die Veranstaltung vom stu- befürchten, dass der Rückhalt der deutschen dentischen Viadrina-Arbeitskreis Sicherheits- Bevölkerung gegenüber dem ISAF-Einsatz der politik (ViAS) in Zusammenarbeit mit der juri- Bundeswehr weiter schwindet, wenn die stischen Fakultät. Opferzahlen von Bundeswehrsoldaten anstei- In einem Grußwort hieß Uni-Präsidentin gen sollten. Zum Ende seines Vortrages zeich- Gesine Schwan den Gast herzlich willkommen nete er ein Bild von der Bundeswehr der und lobte die Initiative und das Engagement Zukunft. Eingebunden in das NATO-Bündnis der Organisatoren und Gastgeber. und die EU soll sie durch eine modulare Struk- General Dora beschrieb in seiner ausführ- tur flexibel auf unterschiedliche Anforderun- lichen Rede die neuen Aufgaben, denen sich gen der potenziellen Einsatz-Szenarios vorbe- die Bundeswehr heute und in Zukunft stellen reitet sein. Die vielfältigen Modernisierungs- muss. Diese ergäben sich aus der gewachse- maßnahmen sollten sukzessive zur Wirkung nen Verantwortung der Bundesrepublik auf gelangen und so der Finanzlage Rechnung internationalem Parkett und der zunehmen- tragen. Am wichtigsten seien aber die stän- den weltweiten Interdependenz. Die Bundes- dige kritische Überprüfung des Erreichten und wehr solle durch die Transformation in die der Blick über den Tellerrand. Lage versetzt werden, multilateral aber auch Abschließend stellte sich General Dora den im Alleingang eine globale strategische Mobi- Fragen der Diskutanten, wobei besonders der lität und Einsatzfähigkeit zu gewährleisten. Einsatz in Afghanistan interessierte. Dazu seien Veränderungen sowohl in ihrer Generalleutnant Dora beim Eintrag ins Gästebuch Ausrüstung, als auch in ihrer Struktur nötig. der Viadrina. EVA POLANSKI vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 5

Internationales [UNIon] 5

Struck referierte „Das freie Mandat – Experte referierte Verfassungsanspruch und Wirklichkeit” zur Weltwirtschaft Am 26. Juni 2007 fand an der Europa-Uni- heitsentscheidungen. Um diese Fraktions- versität ein von ELSA Frankfurt (Oder) e.V. disziplin zu erreichen, könne an den einzel- organisierter Vortrag mit Podiumsdiskus- nen Abgeordneten allerdings nur appelliert „Weltwirtschaft: Absturz oder weiche sion zur Problematik des „Fraktions- werden, was also vor allem eine Frage der Landung?“, so lautete der Titel eines zwangs“ statt. Als Gastredner wurde Dr. Überzeugungsarbeit sei. Zwang dürfe Gastvortrags des Chef-Volkswirts der Peter Struck, Vorsitzender der SPD- dabei als Mittel nicht eingesetzt werden, Commerzbank, Dr. Jörg Krämer, am Bundestagsfraktion und Bundesverteidi- denn letztendlich sei jeder Abgeordnete in gungsminister a. D. herzlich begrüßt. seiner Entscheidung frei. Stimme jedoch ein An der Podiumsdiskussion nahmen Prof. Abgeordneter offenkundig entgegen der Dr. Jürgen Neyer vom Lehrstuhl für Politik- Fraktionsmehrheit ab, so führe das zu einer wissenschaft, Prof. Dr. Heinrich Wolff vom Diskreditierung der Partei. Fest stehe Lehrstuhl für Staatsrecht und Verfassungs- daher, dass innerhalb einer Fraktion alle geschichte, Thomas Starke, Doktorand und einer gemeinsamen Linie verpflichtet sein wissenschaftlicher Mitarbeiter, sowie der sollten. Student Alexander Keding teil. In der anschließenden Podiumsdiskussion 25. April 2007 an der Europa-Univer- Nach der Begrüßung durch Uni-Präsidentin wurden zwischen Podium und Zuhörern sität. Dieser fand im Rahmen des von Prof. Dr. Gesine Schwan gab Marcel Miess, viele Aspekte des „Fraktionszwangs“ aus Studierenden geführten Projektes Präsident von ELSA-Frankfurt (Oder), sei- verschiedenen Perspektiven beleuchtet: „Active Portfolio Management“ (APM) ner Freude darüber Ausdruck, dass Peter Zum Beispiel die Angst vor Ad-hoc-Ent- statt. In diesem deutschlandweit einzig- Struck so prompt auf seine Einladung rea- scheidungen des Parlaments entgegen der artigen Finanzkurs, gelehrt in englischer giert hatte. Dieser führte die Anwesenden Fraktionsmeinung bei einer offeneren Sprache, verwalten interessierte Stu- in die Problematik des Fraktionszwanges Diskussionskultur und strukturelle Verände- denten ein Aktienportfolio in Höhe von ein: rung der Demokratie hin zu mehr Offen- 30.000 Euro. Die Definition als „Fraktionszwang“ an heit, der aber ein vermeintlich fehlendes Da Praxisbezogenheit einen bedeuten- sich sei für die Thematik unzutreffend. Interesse der Bürger für die Politik gegen- den Bestandteil des APM-Kurses aus- Unabdingbar für alle Fraktionen sei jedoch, überstehe. Die Diskussionsrunde themati- macht, lag es nah, Menschen aus der so betonte er, die Fraktionsdisziplin, welche sierte zudem die Glaubwürdigkeit der Par- Wirtschaft wie Krämer als Gast nach die innerhalb der Fraktion entscheidende teien im Allgemeinen und die Frage, wer Frankfurt zu laden. Dr. Krämer kann Mehrheitsbildung gewährleiste. den Fraktionskurs bestimme. unter anderem auf eine Karriere bei der Dr. Struck verwies auf Art. 38 Abs. 1 Satz 2 Die Anwesenheit von über 200 Zuhörern HypoVereinsbank und der Konjunktur- GG, wonach jeder Abgeordnete nur seinem und die rege Diskussionsbeteiligung der abteilung des Kieler Instituts für Welt- Gewissen verpflichtet ist. Studierenden zeugten von großem Inter- wirtschaft zurückblicken. Er ist außer- Dies führe zu den für die Funktionsfähig- esse am Thema. dem Mitglied im Expertengremium für keit des Parlaments notwendigen Mehr- MARIA NARLOCH, CHRISTINA PETEREK geldpolitische Angelegenheiten des Europäischen Parlaments und regelmä- ßiger volkswirtschaftlicher Analyst bei EST F Bloomberg TV. EIDE In seinem einstündigen Vortrag ging : H Krämer intensiv auf die Gefahr der OTOS F Konsumschwäche in den USA und den damit verbundenen Auswirkungen für die gesamte Weltwirtschaft ein. Eine im Anschluss organisierte interaktive Podi- umsdiskussion mit den Professoren Prof. Dr. Ribhegge (Lehrstuhl für VWL, insb. Wirtschafts- und Sozialpolitik), Prof. Dr. Kempa (Lehrstuhl für VWL, insb. Makroökonomie) sowie PD Dr. Karl Keiber (Lehrstuhl für Wirtschafts- wissenschaften, insb. International Finance) diente dazu, sich mit kontro- versen Themen auseinanderzusetzen, die besonders bei den Studierenden auf Anklang stieß. Unter den ca. 200 inte- ressierten Frankfurtern, Mitarbeitern und Studenten der Viadrina traf der Vortrag auf eine insgesamt sehr posi- tive Resonanz. SVEN TÖPFER KONTAKT: APM-Referat für Öffentlichkeitsarbeit: Angela Mauersberger Peter Struck (r.) hatte einen Hörsaal voll aufmerksamer Zuhörer bei seiner temperamentvollen und (+49.17.62.11.25.381) interessanten Rede. Anna Ziller (+49.17.17.11.18.99) Im Podium v.l.n.r: Prof. Jürgen Neyer, Thomas Starke, Marcel Miess, Alexander Keding. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 6

6 [UNIon] Lehre

5. Frankfurter Medienrechtstage an der VWA: Viadrina: Pressefreiheit stand im Mittelpunkt Diplome wurden Die Pressefreiheit – ein Grundrecht, wel- der Kritik an der Politik annehmen. übergeben ches in Deutschland zumindest weitest- So stellte sich den Teilnehmern die Frage, gehend funktioniert, in den meisten ost- ob es in diesen Ländern den „unbeque- Mit einer Festveranstaltung am 27. März europäischen Nachbarländern leider men Journalisten“, über den hier gespro- in Frankfurt (Oder) begannen zum 25. nicht. Die Aktualität und Brisanz dieser chen werden sollte, überhaupt noch gibt. Mal an der von der Europa-Universität Problematik wurde deutlich während der Dass es diesen kritischen Journalisten mitgetragenen Verwaltungs- und Wirt- diesjährigen 5. Frankfurter Medienrechts- geben sollte, waren sich die Vertreter aus schafts-Akademie Ostbrandenburg die tage an der Viadrina zum Thema „Theo- Deutschland einig. beiden berufsbegleitenden Diplom-Stu- rie und Praxis des Rechts der Presse in Eine Voraussetzung dafür formulierte diengänge zum Betriebswirt (VWA) und Mittel- und Osteuropa im Vergleich – Prof. Dr. Weberling, denn ähnlich wie in Verwaltungs-Betriebswirt (VWA). Strategien zur Stabilisierung und Durch- Deutschland liege ein Teil des Problems Als Studienorte werden Frankfurt (Oder) setzung der Pressefreiheit in Ost-/Süd- auf Seiten der Verlage: „Nur wenn der bzw. Eberswalde angeboten, so dass die osteuropa“. Verlag hinter dem Journalisten steht, ist Studierenden aus der gesamten Region die Möglichkeit, kritischen Journalismus Ostbrandenburg kommen. Mit rund 80 Im Senatssaal der Europa-Universität refe- zu betreiben, gegeben.“ Neuanfängern fanden die Abendstudien- rierten gleich zu Beginn nach der Begrü- gänge wieder eine große Resonanz. ßung der Teilnehmer durch Prof. Dr. Auch Programme wie die Deutsche Welle In der zum 19. Mal durchgeführten Di- Johannes Weberling der Programmkoordi- wollen dem Problem entgegenwirken. Sie plomübergabe wurden gleichzeitig 76 Ab- nator und OSZE-Medienbeauftragte Chri- sollen die Menschen in den osteuropäi- solventen verabschiedet. Seit Eröffnung stian Moeller aus Wien sowie Dr. Michael schen Staaten mit anderen, wahrheitsge- der Akademie im März 1995 haben insge- Rediske, Vorstandssprecher der „Reporter treuen und vor allem kritischen Informa- samt 1.056 Absolventen an den beiden Studienorten ihr Studium erfolgreich ab- ohne Grenzen e.V.“, über die Berichter- tionen versorgen. Barbara Oertel von der solviert und die Abschlussprüfungen be- stattung in Krisenzeiten. Ihre Teilnahme taz aus konnte von positiven Reak- standen. an den Medienrechtstagen zugesagt hatte tionen aus den Nachbarstaaten berichten. Als Jahrgangsbeste mit der Spitzen-Note auch die russische Journalistin Anna Polyt- 1,13 wurde Jana Winkler aus Münche- kowskaja, die jedoch im Oktober 2006 in Viktor Martinovich von der „Beloruskaja berg/Trebnitz, Gymnasiallehrerin, ausge- Moskau umgebracht wurde. Sie gehört zu Gazeta” berichtete von der derzeitigen zeichnet. Weitere herausragende Prü- den 81 Journalisten und 32 Medienassi- Situation in seiner Heimat. Die Menschen fungsergebnisse erreichten Stephan Frunt- stenten, die im Jahr 2006 weltweit getö- dort lebten in einer sehr spezifischen zek (1,33) aus Fürstenwalde, Steffen-Pe- tet wurden, so Michael Rediske. Gesellschaft – einer Gesellschaft, die ter Krause (1,40) aus Groß-Lindow, Da- Für Auskünfte aus erster Hand zu diesem angeblich keine Pressefreiheit braucht. niela Dahlke (1,45) aus Letschin, Steffi Thema sorgten auch Rotislav Vylegzhanin, „Wir versuchen den Leuten die Wahrheit Gelitschke (1,47) aus Frankfurt (Oder), ein Journalist aus Moskau, und Viktor nahezubringen, doch diese wollen die Manuel König (1,48) aus Zechin, Knut Martinovich, der stellvertretende Chefred- Wahrheit gar nicht hören“. Haselberger (1,48) aus Strausberg und akteur der weißrussischen Zeitung „Belo- „Die Menschen wissen nicht, welchen Dennis Brand (1,55) aus Eberswalde. ruskaja Gazeta” sowie ein Mitarbeiter der Stellenwert die Pressefreiheit hat und ver- Verabschiedet wurden die Absolventen Lawyers` Committee on Human Rights missen diese nicht.“ Vylegzhanin fügte von Ulrich Junghanns, Minister für Wirt- (YUCOM), Dejan Milenkovic aus Belgrad. zur Aufklärung aller Anwesenden hinzu: schaft des Landes Brandenburg, von Prof. „Unsere Gesellschaft ist sehr passiv. Die Dr. Alfred Kötzle, Studienleiter der Akade- „Politischer Machtanspruch versus Berich- Alltagssorgen sind dominant.“ mie und Vizepräsident der Europa-Univer- terstattungsfreiheit – Wie geht der Staat sität Viadrina sowie von Gundolf Schülke, mit unbequemen Journalisten um?“ – Zum Ende der Plenumsdiskussion setzte Akademieleiter und Hauptgeschäftsführer Dies wollte Dr. Heike Dörrenbacher ein interessanter Wandel ein. Von Seiten der IHK Frankfurt (Oder). (Geschäftsführerin der Deutschen Gesell- der osteuropäischen Vertreter war ein Schwerpunkt des Studiums ist die Vermitt- schaft für Osteuropakunde e.V.) wissen leichter Vorwurf, aber zugleich auch ein lung von Kenntnissen auf den Gebieten und wandte sich an die Vertreter aus den Ruf nach Unterstützung zu spüren. Die der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre Nachbarländern. Haltung der Menschen in Osteuropa sowie des Öffentlichen und Privaten Diese Frage eröffnete bezüglich Osteu- wurde vorsichtig gerechtfertigt und um Rechts. Das berufsbegleitende Abendstu- ropa eine kontroverse Diskussion. Per Verständnis für deren Handeln in schwie- dium dauert 6 Semester und findet an 2-3 Simultanübersetzung wurde allen Anwe- rigen Lebenssituationen geworben. Abenden in der Woche statt. Hauptsäch- senden die Situation in Russland, Weiß- Der Grund liege in der mangelnden lich werden die Studieninhalte durch russland und Serbien nahegebracht, sehr Offenheit gegenüber der restlichen Welt. Hochschuldozenten vermittelt. Hervorra- bildlich und gleichzeitig provokant. Man Ein Problem, welches die Menschen nicht gende Praktiker sichern einen engen Pra- erinnerte sich an die Zeiten Milosevic`. etwa selbst verursacht haben. Bedenkt xisbezug. Zulassungsvoraussetzung ist ei- Damals war die politische Reaktion auf man, dass die große Mehrheit der serbi- ne abgeschlossene Erstausbildung und Be- unbequeme Journalisten schlicht und schen 17- bis 25-Jährigen aufgrund der rufspraxis, nicht jedoch das Abitur. direkt Gewalt. Exekutionen waren leider hohen Visa-Kosten noch nie im Ausland Das Studium schließt mit einer Diplom- keine Ausnahme. Doch änderte sich dies war, verstand man, worauf Milenkovic Prüfung ab, die bundesweit eine hohe schnell mit dem Fall des serbischen Präsi- hinaus wollte: Einerseits wolle der Westen Anerkennung findet. denten. „Es gab einen großartigen Fort- einen besseren Völkeraustausch, anderer- schritt“, schätzte Milenkovic ein. Heute seits versperre er dem Osten den Weg Ansprechpartner: Bernd Eberhardt jedoch gäbe es nur noch wenige, die sich und den Blick in die Welt. EVA POLANSKI Telefon: 0335-5621 190 vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 7

Diskussion [UNIon] 7

Podiumsdiskussion mit Gerhard A. Ritter „Der Preis der deutschen Einheit und die Reform des deutschen Sozialstaates”

Am 5. Februar 2007 lud Alexander Nützena- tion der Regierung und Verwaltung auf die bar. del, Professor für vergleichende europäische Bewältigung der mit der Wiedervereinigung In der anschließenden Diskussion ist die Frage Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Via- verbundenen Probleme. Die heute offensicht- aufgeworfen worden, ob die Wiedervereini- drina, zu einer Podiumsdiskussion über Ger- liche Krise des deutschen Sozialstaates, der gung nicht zur Blockade, sondern sogar zur hard A. Ritters im Beck-Verlag erschienenes zum einen die Grenzen seiner Finanzierbarkeit Belebung der Sozialstaatsreform hätte führen Buch „Der Preis der deutschen Einheit. Die überschritten hat und zum anderen die inter- können, wenn es den politischen Mut gege- Wiedervereinigung und die Krise des Sozial- nationale Wettbewerbsfähigkeit der Wirt- ben hätte, sozialpolitische Besitzstände in staates“ ein. Daran nahmen neben dem schaft beeinträchtigt, ist folglich durch die Westdeutschland mit Verweis auf die gemein- Gastgeber und dem Autor die Viadrina-Pro- Wiedervereinigung deutlich verschärft wor- sam zu tragenden Lasten der nationalen fessoren Hans-Jürgen Wagener und Hermann den. Als „vermeidbare Fehler“ des Verein- Wiedervereinigung zu beschneiden. Anson- Ribhegge teil – zwei Ökonomen, die seit Jah- igungsprozesses bezeichnete Ritter den zu sten standen in der sehr lebhaften Debatte ren die deutsche und europäische Wirt- starken Anstieg der Löhne in den ostdeut- weniger die eigentliche Sozialpolitik und die schafts- und Sozialpolitik untersuchen und schen Unternehmen, der deren Wettbewerbs- Situation des Sozialstaates als die vielfältigen sich insbesondere mit den Problemen der fähigkeit entscheidend verringert hat, sowie mit dem deutschen Einigungsprozess verbun- Transformation von der Plan- zur Marktwirt- die weitgehende Finanzierung der Sozialtrans- denen Probleme im Mittelpunkt. In den voll- schaft beschäftigen. Die Veranstaltung wurde fers über die Sozialversicherung, wodurch die ständig gefüllten Senatssaal waren vor allem vom Beck-Verlag unterstützt. Arbeitskosten in ganz Deutschland zu stark Frankfurter Bürger gekommen, die oft auch angestiegen sind. von ihren individuellen Erfahrungen berichte- Gerhard A. Ritter, emeritierter Professor für ten. Daraus ergaben sich die unterschiedlich- Neuere und Neueste Geschichte der Ludwig- Die beiden Kommentatoren Hans-Jürgen sten Fragen, etwa nach einer Vermögens- und Maximilians-Universität München, ist einer Wagener und Hermann Ribhegge stimmten Transferbilanz, nach der konkreten Politik der der bekanntesten deutschen Historiker und den wesentlichen Aussagen des Buches aus- Treuhandanstalt sowie dem Nutzen und der hat sich insbesondere mit der Geschichte der drücklich zu, bezweifelten allerdings die Ver- Nutzung der in der westdeutschen DDR-For- Sozialpolitik, der Arbeiterbewegung und des meidbarkeit der genannten Fehler. Wagener schung vorhandenen Erkenntnisse. Erneut Parlamentarismus seit dem Kaiserreich sowie verwies darauf, dass die Lohnsteigerungen wurde deutlich, dass die historische, auf brei- der jüngeren deutschen Zeitgeschichte eine unvermeidlich Folge von Tarifautonomie ter empirischer Grundlage stehende, mit dem beschäftigt. Für sein neuestes und vielleicht und Flächentarifvertrag waren und im Übri- nötigen Abstand nüchtern urteilende Erfor- wichtigstes Buch hat er mehr als sechs Jahre gen die Entwicklung in anderen Transforma- schung des deutschen Vereinigungsprozesses lang die schriftliche Überlieferung zahlreicher tionsstaaten gezeigt hat, dass auch niedrige noch ganz am Anfang steht. Gerhard A. Ritter west-, ost- und gesamtdeutscher Ministerien Löhne nicht vor Arbeitslosigkeit schützen. Rib- hat dafür mit seinem Buch in Bezug auf die durchgearbeitet und Interviews mit wichtigen hegge ergänzte, dass an der Produktivität aus- Sozialpolitik einen wichtigen Baustein geliefert Zeitzeugen, wie Norbert Blüm und der inzwi- gerichtete Löhne damals unter Sozialhilfeni- und zum Abschluss der Diskussion völlig zu schen verstorbenen Regine Hildebrand, veau gelegen hätten. Eine stärkere Finanzie- Recht darauf verwiesen, dass die deutsche geführt. Im Mittelpunkt des Buches stehen die rung der Kosten der deutschen Einheit aus Vereinigung trotz aller Fehler im Detail und Herstellung der Sozialunion zwischen der Steuermitteln wäre zwar ökonomisch sinnvol- der vorrangig die Ostdeutschen treffenden Bundesrepublik und der DDR im Jahre 1990 ler und sozial gerechter gewesen, aber ange- Belastungen eine „Sternstunde“ – man sowie der Einfluss der Wiedervereinigung auf sichts der bestehenden Staatsverschuldung könnte auch sagen, einer der seltenen Glücks- die Entwicklung des deutschen Sozialstaates und der Mobilität des Kapitals kaum realisier- fälle der Geschichte – war. UWE bis 1994. OACK

Prof. Ritter erläuterte einleitend die zentralen N Thesen seines Buches. Danach war die rasche ATRIN und komplette Übertragung des westdeut-

schen Sozialmodells auf die DDR bzw. die Foto: K neuen Bundesländer angesichts der außen- und innenpolitischen sowie ökonomischen Rahmenbedingungen im rasant verlaufenden Wiedervereinigungsprozess im Prinzip alterna- tivlos. Die administrative Umsetzung des Transfers eines durchaus komplexen Institutio- nensystems gelang in einer bemerkenswerten Perfektion. Insbesondere die Sozialleistungen für Rentner und Hinterbliebene haben sich in Ostdeutschland deutlich erhöht. Auf der anderen Seite waren vor allem alleinerzie- hende Frauen von der steigenden Arbeitslo- sigkeit in besonderem Maße betroffen. Ritter hob hervor, dass die deutsche Wiedervereini- gung die gerade begonnenen Bemühungen um eine Reform des westdeutschen Sozial- staates gestoppt und die Ausgangslage für eine solche Reform deutlich verschlechtert hat. Dies äußerte sich unter anderem in einem dramatischen Anstieg der Staatsverschuldung Prof. Dr. Hermann Ribhegge, Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener, Prof. Dr. Gerhard A. Ritter und Prof. sowie in der beinahe vollständigen Konzentra- Dr. Alexander Nützenadel (v.l.n.r.) diskutierten im Podium. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 8

8 [UNIon] Studium

Dritter Jahrgang des Master-Studienganges „Mediation” startete

Ende April 2007 fanden im Senatssaal der Schwerpunktbereichen Familie, Wirtschaft, vertiefte Beschäftigung mit Mediation mittler-

Europa-Universität innerhalb weniger Tage Justiz und Verwaltung sowie Internationales OLANSKI weile auf vielen gesellschaftlichen Ebenen auf P die Urkundenübergabe zum Abschluss des Konfliktmanagement. große Resonanz stößt. WA

zweiten und die Auftaktveranstaltung des Neben der Gruppe von Mediationsanfängern, : E OTO

dritten Jahrgangs des Master-Studiengangs die das volle Studienprogramm durchläuft, F Dementsprechend entstammen auch die pro Mediation statt, der an der Europa-Univer- existiert eine zweite Studiengruppe aus be- Jahrgang insgesamt 52 Studierenden des Me- sität Viadrina Frankfurt (Oder) in Koopera- reits ausgebildeten Mediatorinnen und Me- diationsstudiengangs, die für die Präsenzver- tion mit dem Institut für Anwaltsrecht an der diatoren, die – unter Anrechnung ihrer be- anstaltungen aus ganz Deutschland sowie Humboldt-Universität zu Berlin angeboten reits absolvierten Praxisausbildung – neben Österreich, der Schweiz, Dänemark und Bel- wird. einer wissenschaftlichen Fundierung insbe- gien nach Frankfurt (Oder) bzw. Berlin anrei- sondere den Austausch mit anderen Media- sen, den unterschiedlichsten Berufsgruppen: Bei der feierlichen Eröffnung am 25. April be- tionsstilen und -schulen sucht. Richterinnen diskutieren mit Pfarrern über tonte Vizepräsidentin Janine Nuyken die gro- Konfliktverständnis und zugrunde liegende ße Rolle der Mediation an der Viadrina eben- „Natürlich ist die Einrichtung eines neuartigen Menschenbilder, Psychologinnen erörtern mit so wie der Dekan der Juristischen Fakultät, Studiengangs nicht ohne eine gewisse Risik- Managern und Entwicklungshelfern kognitive Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg: „Wir obereitschaft möglich, da in der Phase der Barrieren in interkulturellen Verhandlungen, sind stolz, einen solchen Studiengang zum (zeitintensiven) Konzeption noch nicht mit Si- Unternehmensberater entwickeln mit Archi- Laufen gebracht und damit einen Bereich ne- cherheit feststeht, wie viele Bewerber sich tekten Maßnahmen zur effizienteren Gestal- ben der traditionellen Juristerei geöffnet zu letztlich für das Studium entscheiden“, meint tung von Planungsverfahren. Dieser interdiszi- haben. Die nicht nur bundesweit, sondern so- Ulla Gläßer. Umso mehr freute sie sich mit plinäre und internationale Austausch über gar international große Nachfrage zeugt von Lars Kirchhoff und Stephan Breidenbach als Konfliktbearbeitung macht für viele Teilneh- der Attraktivität dieses Bildungsangebots, das akademische Leitung darüber, dass sich der mer den besonderen Reiz ihres Master-Studi- andere Umgangsformen mit Konflikten eröff- Master-Studiengang Mediation direkt von der ums aus. Die so entstehende Vernetzung der net!” Aufnahme des Studienbetriebs im Mai 2004 Studierenden und die Bindung der Absolven- an stetig positiv entwickelt hat. Dies wurde ten an die Viadrina tragen – wie die Erfahrun- Der postgraduale, berufsbegleitende Stu- nicht zuletzt durch die Anfang 2006 ohne gen mit den Alumni des ersten Jahrgangs be- diengang, der mit einem „Master of Arts” Auflagen gewährte Akkreditierung des Stu- legen – weit über das Studienende hinaus. abschließt, läuft über drei Semester und um- diengangs bestätigt. Auch die im Rahmen des ANNETTE BAUER/ULLA GLÄßER fasst sowohl eine vollständige praktische ersten und zweiten Studienjahrgangs durch- Mediationsausbildung als auch die systema- geführten Kooperationsprojekte zwischen Weitere Informationen sind unter tische wissenschaftliche Reflexion der Mate- Wissenschaft und Praxis – u.a. mit verschiede- www.master-mediation.euv-ffo.de rie. Neben spezifischen Mediationskenntnis- nen Gerichten (Begleitung von Modellprojek- oder bei der Koordinatorin des Studiengangs sen und -fähigkeiten werden auch allgemein ten zur Gerichtlichen Mediation), Pricewater- Alexandra Bielecke einsetzbare Methoden der Konfliktlösung, houseCoopers (Studie „Konfliktbearbeitungs- Tel.: 0335-5534 2317 Entscheidungsfindung und Verfahrensgestal- verfahren im Vergleich“) und dem Auswärti- E-Mail: tung vermittelt. Ab Ende des zweiten Seme- gen Amt (Wahlfach „Internationales Konflikt- [email protected] sters erfolgt eine Spezialisierung in den management“) – zeugen davon, dass eine zu erhalten. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 9

Studium [UNIon] 9

Mediengespräche an der Viadrina mit „Playern” der Branche

Am 4. Juli 2007 lud die Juristische Fakultät EST F zum Auftakt für eine Veranstaltungsreihe EIDE

„Mediengespräche an der Viadrina” ein. In : H

Zusammenarbeit mit der Berliner Sozietät OTO F „NOERR STIEFENHOFER LUTZ” wurde die Reihe für das Schwerpunktstudium Medien- recht konzipiert, das der Profilierung der Studierenden für eine spätere Tätigkeit in der Medienbranche dient. Sie sollen beson- dere Rechts- und Sachkenntnisse der Bran- che erfahren und im Einklang mit den An- forderungen künftiger Auftrag- oder Arbeit- geber in der Medienbranche ausgebildet werden. Durch die „Mediengespräche” sol- len sie die Gelegenheit erhalten, mit den „Playern” der Medienbranche in Kontakt zu kommen. Erster Gast war Wirtschaftswissenschaftler Alfred Tolle, der viele Jahre in der Filmpro- duktion und Programmgestaltung u.a. bei Sat.1, als Korrespondent von VOX in Tokio arbeitete. Für den Bertelsmann-Konzern Der Dekan der Juristischen Fakultät, Prof. Heintschel von Heinegg, mit Alfred Tolle und dem Mo- baute er Bertelsmann.online in Asien auf, sa- derator der Reihe, Dr. Ulrich Michel (v.l.n.r.). nierte als Interimsmanager Lycos, Inc. in den USA – eines der zehn größten Web-Portale Medienbranche werden in den von Rechts- Sprachkenntnisse erwerben – und sich in be- der Welt. Seit Anfang des Jahres baut er ge- anwalt Dr. Ulrich Michel – Lehrbeauftragter stimmte Bereiche hineinzuentwickeln. meinsam mit Partnern ein Internet-Portal für im Schwerpunktstudium Medienrecht an der Zugleich soll es den Unternehmen möglich User Generated Content auf. Er kam direkt Viadrina – moderierten Gesprächen mit den werden, sich den Nachwuchskräften zu prä- mit den Studierenden ins Gespräch, die die Studenten ihre Erfahrungen darlegen, wel- sentieren und frühzeitig Verbindungen herz- Gelegenheit rege nutzten, von seinen Erfah- che Potenziale die Medienindustrie birgt und ustellen. Das Mediengespräch wird mit den rungen zu profitieren. welche Entwicklungen zu erwarten sind. Die bedeutenden Medien-Unternehmen der Re- Die Veranstaltung wird nicht nur den Studie- Studierenden sollen Anregungen für eine be- gionen wie ebay, MTV, Sony, Warner, Kino- renden des Schwerpunktbereiches Medien- rufliche Orientierung in der Medienbranche welt, Universal, ProSieben, Sat 1, MDR, Ki- recht sondern allen Jurastudenten und auch erhalten. Sie sollen frühzeitig in die Lage ver- Ka, ZDF und verschiedene mehr gesucht. Studierenden benachbarter Studiengänge setzt werden, in der Ausbildung Schwer- angeboten. Interessante Protagonisten der punkte zu setzen – Fach-, Branchen- und B.

Berliner Symposium zur gerichtlichen Mediation

Veranstaltet vom Berliner Kammergericht, der Rainer Dopp aus Schwerin zu den Eckpunkten Gelegenheit zum Austausch von Informatio- Rechtsanwaltskammer Berlin und dem der Gestaltung Gerichtlicher Mediation in nen, praktischen Erfahrungen und methodi- Master-Studiengang Mediation an der Mecklenburg-Vorpommern machte deutlich, schen Ansätzen in zehn parallelen Arbeits- Europa-Universität Viadrina fand am 27. wie gewinnbringend der Vergleich der in den gruppen, deren Themenspektrum von typi- März 2007 unter dem Titel „Richter und einzelnen Bundesländern gewählten Modelle schen „Nutzen und Schwierigkeiten der pro- Rechtsanwälte im Dialog“ ein Symposium zur und auch der beobachteten Schwierigkeiten fessionellen Doppelrolle von Richtermediato- Gerichtlichen Mediation statt. der Gerichtlichen Mediation für einen kon- ren“ über die Betrachtung der besonderen Anlass für das sehr gut besuchte Symposium struktiven Transfer von sinnvollen Gestaltungs- „Anforderungen an Begleitanwälte“ und war das einjährige Bestehen der Gerichtlichen ansätzen sein kann. Anschließend stellte RiKG „Ansätze der selbstorganisierten Qualitätssi- Mediation an den Berliner Zivilgerichten. Ent- Dr. Ulrich Wimmer als Absolvent des Master- cherung“ wie Selbstevaluation und Intervision sprechend war der erste Teil des Veranstal- Studiengangs Mediation die Ergebnisse seiner bis zu spezifischen Fragen der „Mediation in tungsprogramms der Bestandsaufnahme, Master-Arbeit vor, die der kritischen Analyse der zweiten Instanz“ reichte. Reflexion und Würdigung des in Berlin Erreich- der Darstellung von gerichtsverbundener Die abschließende Präsentation der Arbeits- ten aus Sicht der Justiz und der Anwaltschaft Mediation in der juristischen Fachliteratur gruppenergebnisse ebenso wie die sehr posi- gewidmet. Dabei wurde auch die Funktion gewidmet war. Er plädierte dafür, dass der tive Resonanz auf die gesamte Veranstaltung und Arbeitsweise des mit Richtern und Anwäl- fachliche Diskurs zum Thema – entsprechend zeigte, dass der Dialog zwischen Richtern, ten besetzten Beirats für die Gerichtliche den Kommunikationsprinzipien der Mediation Anwälten und (Mediations-)Wissenschaft not- Mediation in Berlin als Beispiel für eine gelun- – differenzierter, adressatenspezifischer und wendig und fruchtbar ist, um Gestaltungsim- gene kooperative, qualitätssichernde Projekt- auch dialogischer geführt werden sollte. Den pulse für die konstruktive Weiterentwicklung begleitung vorgestellt. Abschluss des Vormittags bildete der Vortrag der Gerichtlichen Mediation in Deutschland zu Im zweiten Abschnitt des Vormittags wurde von Prof. Dr. Nadja Alexander (Australien), in erarbeiten. Ulla Gläßer der Blick über die Berliner Situation hinaus in dem sie Etablierungs- und Erfolgsfaktoren verschiedene Richtungen erweitert, um Anre- Gerichtlicher Mediation im internationalen Eine Kurzdokumentation des Symposiums gungen für weiterführende Diskussionen zu Vergleich untersuchte. findet sich unter: geben: Das Referat von Justizstaatssekretär Am Nachmittag hatten die Teilnehmer die www.master-mediation.euv-ffo.de vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 10

10 [UNIon] Studium

Praxiswissen aus Osteuropa vermittelt – Perspektiven einer Haniel-Stiftung finanziert Seminarreihe europäischen

Dass ihre Hochschulausbildung möglichst viele erklärte die junge Frau. Selbst Kenntnisse der Juristenausbildung Bezüge zur späteren Berufspraxis haben sollte, Landessprache sind nach ihrer Auffassung für wünschen sich viele Studenten. Genau dieses den Erfolg nicht unbedingt nötig – das meiste Auf Einladung der Juristischen Gesellschaft Ziel verfolgt das neue „Haniel-Seminar” an läuft ohnehin auf Englisch”. Frankfurt (Oder), vertreten durch den Präsi- der Viadrina. Freilich sind die Erfahrungen auch abhängig denten des Landgerichts Frankfurt (Oder), Was zeichnet einen Manager aus, der in von der Größe der Firma. Bei Skoda oder im Dirk Ehlert, und Professor Dr. Jan C. Joer- Mittel- und Osteuropa geschäftlichen Erfolg VW-Konzern sei es längst normal, dass tsche- den, Lehrstuhl für Strafrecht, Internationa- haben will? Über diese Frage diskutierten an chische Manager inzwischen selbst in Indien, les Strafrecht und Strafrechtsvergleichung, der Europa-Universität kürzlich Leute, die es Russland oder China zum Einsatz kämen, be- Rechtsphilosophie an der Viadrina Frankfurt wissen müssen. Zum Auftakt einer Seminarrei- richtete Vladimir Hamacek. Auch er nannte ei- (Oder), hielt am 7. Juni 2007 Professor Dr. he, in der künftig regelmäßig Vertreter aus nen „weichen” Faktor für den Erfolg im Aus- Stefan Braum von der Universität Luxem- Wirtschaft und Politik ihre Erfahrungen preis- land: Bei einer längeren Einsatzzeit, sei es burg, Lehrstuhl für europäisches Strafrecht, geben werden, versammelte sich eine illustre wichtig, dass der Lebenspartner oder die gan- einen Vortrag zum Thema „Perspektiven ei- Runde. Ihr gehörten unter anderem der bishe- ze Familie bereit seien, mitzugehen. „Anson- ner europäischen Juristenausbildung“. rige Personalchef der VW-Tochter Skoda, Vla- sten kommt es zu privaten Problemen”, sagte dimir Hamacek, der Geschäftsführer der der Tscheche. Durch das Zusammenwachsen der europäi- Deutsch-Polnischen Wirtschaftsfödergesell- Freilich soll es bei den Kompaktseminaren, die schen Staaten und ihrer Rechtsordnungen schaft, Reinhard Klein, und der Inhaber eines künftig viermal im Semester stattfinden und wird die Zusammenarbeit von Juristen erfolgreichen weißrussischen Unternehmens sich nicht nur an Wirtschafts-, sondern auch unterschiedlicher nationaler Prägung immer für Damen-Unterwäsche, Dmitry Ditchkovsky, an Kulturwissenschaftsstudenten richten, nicht wichtiger. Die juristische Denkweise in den an. immer gleich um die große Karriere gehen. einzelnen Ländern unterscheidet sich zum Reinhard Klein, der seit 14 Jahren im westpol- „Die Teilnehmer werden auch Projektarbeiten Teil aber erheblich voneinander. Dies ist ne- nischen Gorzòw (Landsberg) arbeitet, vertrat und andere Übungen zu bewältigen haben”, ben den Unterschieden im materiellen die „Soft-Variante”: Ein Unternehmer, der im erläuterte der Koordinator des Seminars, Recht auch auf die großen Unterschiede in Ausland Erfolg haben will, müsse in der Lage Adam Guzenda. der Juristenausbildung zurückzuführen. Da- sein, bisherige Maßstäbe seines Handelns in Bei der Haniel-Stiftung, die sich die Förderung bei ist eine ständige „Internationalisierung“ Frage zu stellen, dürfe dabei aber auch nicht unternehmerischen Mutes sowie den Brücken- juristischer Berufe – vor allem in der An- seinen Charakter verlieren, sagte er. Am be- bau zwischen West- und Osteuropa auf die waltschaft – unübersehbar. Die normative sten erreiche man dies, wenn man offen für Fahnen geschrieben hat und deshalb das neue Tätigkeit der Europäischen Gemeinschaften, die Kultur und die Mentalität des Landes sei, Seminar mit 200.000 Euro unterstützt, ist man insbesondere in Form von Verordnungen in das man gehe, so seine Empfehlung. überzeugt, in der Viadrina einen guten Partner und Richtlinien, strahlt unmittelbar in die Einen deutlich härteren Kurs vertrat die War- zu haben. „Wir haben bisher schon Stipendien nationalen Rechtsordnungen hinein und schauerin Joanna Rada, die für das Service- finanziert und daher das Gefühl, dass es zwi- verlangt auch von den anderen juristischen Unternehmen „arvato” – eine Tochter des schen uns und der Europa-Universität Viadrina Professionen eine Abkehr von ihrer bislang Bertelsmann-Konzerns – arbeitet. Als ihr gut passt”, sagte Geschäftsführer Rupert An- in Traditionen verhafteten Denk- und Ar- Unternehmen kürzlich stark expandierte, habe tes. Ein erwünschter Effekt wäre auch, wenn beitsweise. Diese Entwicklung beginnt be- es vor allem junge Leute gesucht, die bereit einige Studenten über den Kontakt mit den reits in der universitären Hochschulausbil- und in der Lage waren, die im Westen erfolg- Praxisvertretern ihren künftigen Arbeitgeber dung, in der neue Wege gegangen werden reiche Firmenphilosophie voll zu übernehmen, fänden. müssen. B. Trinationaler Kommunikations-Masterstudiengang herzlich begrüßt

Zu ihrem Viadrina-Semester begrüßte am 11. April der trinationale Ma-

OLANSKI sterstudiengang „Medien, Kommunikation, Kultur” seine Studieren- P

VA den. Der Dekan der Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Heinz

: E Dieter Kittsteiner, hieß die 19 Studentinnen aus Frankreich, Bulgarien OTO

F und Deutschland herzlich willkommen. Studiengangsleiter Dr. Christian Bosselmann und Juniorprofessor Dominic Busch sowie weitere Gäste des kleinen Empfangs kamen dann mit den Studierenden ins Gespräch. Der Masterstudiengang vereinigt drei akademische Partner: Die Euro- pa-Universität Viadrina, die Universität Nizza Sophia Antipolis (Frank- reich) und die Universität St. Kliment Ohridski, Sofia (Bulgarien). An diesen drei Einrichtungen findet das zweijährige Studium statt. Die Zer- tifizierung des Studiums entspricht drei Diplomen: Dem „Master für interkulturelle Kommunikation“ der Europa-Universität Viadrina, dem „Master für Informations- und Kommunikationswissenschaften“ der Universität Nizza Sophia Antipolis und dem „Master für kulturwissen- schaftliche Studien“ am Südosteuropäischen Medienzentrum der Uni- versität St. Kliment Ohridski. Die pädagogische und wissenschaftliche Besonderheit des Studien- gangs ist, innerhalb eines Unterrichtsprogramms Forschungsgebiete Begrüßungsrunde mit Studiengangsleiter Dr. Christian Bosselmann (l.), Ver- der Medien und Massenkommunikation (media and communication tretern der Fakultät Kulturwissenschaften, des Internationalen Büros und des studies) und Forschungsgebieten allgemeiner Kulturstudien (cultural Sprachenzentrums. studies) miteinander zu verknüpfen ANNETTE BAUER vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 11

Weiterbildung [UNIon] 11

Modellversuch zum projektorientierten Unterricht in Deutsch – polnische und tschechische Deutschlehrer zu Gast Wie kann man Schülern fremdsprachli-

che Literatur nahebringen? – Dies war ROJEKT Anliegen einer Fortbildungsveranstal- : P OTOS tung für polnische und tschechische F Deutschlehrer an der Viadrina. Es han- delte sich dabei um ein gemeinsames Projekt des Bundesverwaltungsamtes, Zentralstelle für das Auslandsschulwesen Warschau BVA/ZfA, der Europa-Univer- sität Viadrina Frankfurt (Oder) und des Kleist-Museums Frankfurt (Oder). Vertreten wurde das BVA/ZfA durch Koordinatorin Heike Toledo, das Kleist- Museums durch Prof. Dr. Lothar Jordan, Hans-Jürgen Rehfeld und Dr. Barbara Gribnitz. Die Veranstaltung leiteten Dr. Thomas Vogel, Geschäftsführer des Sprachenzentrums der Viadrina, sowie seine Stellvertreterin, Dr. Bärbel Lydia Wolfgramm.

Schon lange geplant und nun dank finanzieller Hilfe ermöglicht, war das Heinrich von Kleist oder „Wanderungen wurden die Ergebnisse im Kleist- Seminar ein erstmaliges, aber doch durch die Mark Brandenburg“ von The- Museum vorgestellt. ersehntes Experiment. Elf Lehrerinnen odor Fontane. Auf diese Weise konnten und Lehrer, die in ihren Heimatstädten die Teilnehmer das Gelesene durch zahl- Zahlreiche Modelle für innovative Litera- Deutsch als Fremdsprache, teilweise in reiche Führungen und Ausflüge in der tur- und Sprachvermittlung, die nicht bilingualen Klassen und Schulen, unter- Umgebung verbildlichen und sich den nur für die Deutsch als Fremdsprache richten trafen sich für einen einwöchigen literarischen Inhalten nähern. unterrichtenden Lehrer und Lehrerinnen Workshop in Frankfurt (Oder). wissenswert waren, wurden in kleinen Anhand deutscher literarischer Werke Begleitet wurde das Programm durch Gruppen präsentiert. sollten die Lehrerinnen und Lehrer ein zusätzliche Workshops zu Themen wie Hier wurde allen Anwesenden nochmals Modell für innovative Literatur- und Sprachdidaktik, interkulturelle Kommuni- deutlich, dass sie eine sehr anregende Sprachvermittlung herausarbeiten. Um kation, Prüfungs- und Testverfahren und lehrreiche Woche erlebten, die in die Projektarbeit interessant zu machen, sowie Sprechanlässe im Unterricht Zukunft wohl nicht mehr als ein nur ein- wurde mit Werken gearbeitet, die einen „Deutsch als Fremdsprache” (DaF). maliges Experiment im Gedächtnis blei- regionalen Bezug zu Frankfurt (Oder) ben wird. aufweisen z.B. „Michael Kohlhaas“ von Nach vier Tagen intensiver Projektarbeit EVA POLANSKI EST F EIDE : H OTO RECHTS F vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 12

12 [UNIon] Forschung

FORSCHUNG Viadrina Summer University befasste Wirtschaftswissenschaft sich mit „Religion and Modernity”

Ein neues Graduiertenkolleg „Pfade organi- satorischer Prozesse” wurde gemeinsam mit der Freien Universität Berlin gegründet und ist organisatorisch an der FU angesie- delt. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Gra- duiertenkollegs werden Prozesse der Pfad- abhängigkeit, Pfadbrechung und Pfadkrea- tion in und zwischen Organisationen er- forscht. In überwiegend empirisch ausge- richteten Teilprojekten sollen auf der Basis der Theorie der Pfadabhängigkeit Phäno- mene wie „Reformstau“, die Trägheit von Organisationen oder auch die Diffusion von Innovationen unter Nutzung techni- scher Standards als Ergebnis von Pfadab- hängigkeiten und sich einstellender Lock- ins untersucht werden.

Informationen: EST Prof. Dr. Albrecht Söllner F

www.pfadkolleg.de EIDE Foto: H

Kulturwissenschaft Vom 18. Juni bis 6. Juli 2007 fand die diesjäh- und Polen sowie der Europa-Universität rige „Viadrina Summer University” statt, die behandelten dieses Thema in Workshops, Das Graduiertenkolleg „Lebensformen und sich mit dem Thema „Religion and Moder- Seminaren und Vorlesungen. Die Viadrina Lebenswissen“, das an der Universität nity” befasste und von der Volkswagen-Stif- Summer University, die nun zum dritten Mal Potsdam und der Europa-Universität Via- tung gefördert wurde. 23 Teilnehmerinnen stattfand, leistet als Projekt der Kulturwissen- drína Frankfurt (Oder) angesiedelt ist, ver- und Teilnehmer aus zehn Ländern gingen der schaftlichen Fakultät der Viadrina einen Bei- anstaltete vom 5. bis 7. Juli eine internatio- Frage nach der Rolle von Religion in moder- trag zur internationalen Graduiertenweiterbil- nale Tagung unter dem Titel „Happy Days. nen Gesellschaften nach. Dozentinnen und dung. Konzipiert wurde sie in diesem Jahr von Self, Life, and Knowledge in the Works of Dozenten verschiedener Disziplinen aus Prof. Dr. Michael Minkenberg und Prof. Dr. Standley Cavell“ mit Wissenschaftlern aus Kanada, Großbritannien, Frankreich, den USA Detlef Pollack. A. BAUER den USA, Frankreich und Deutschland. Im Mittelpunkt stand der US-amerikanische Philosoph Stanley Cavell (Harvard). Das Programm bot Vorträge zu verschiedenen Forschungsprojekt „Agrarismus” Themen aus den Bereichen Philosophie, vor allem zu den Autoren Austin, Nietzsche und Stipendienprogramm angelaufen und Cavell, zu Film, Politik und Literatur. Seit dem 1. Mai 2007 fördert die Volkswa- meinschaft als die Zelle der gesellschaft- Informationen: gen-Stiftung ein Forschungsprojekt der For- lichen und staatlichen Struktur ansieht. Das [email protected] schungsstelle für Wirtschafts- und Sozialge- Forschungsprojekt wird Politik, Ideologie schichte, die am Lehrstuhl für Vergleichende und Kultur des Agrarismus untersuchen und Europäische Wirtschafts- und Sozialge- versucht zum ersten Mal in der europäi- Gesundheitswissenschaft schichte an der Europa-Universität angesie- schen Historiographie eine systematische delt ist. Vom 11. bis 13. Juli 2007 fand die und transnationale Analyse dieses Phäno- Am 11. Juli 2007 wurde an der Kulturwis- Eröffnungstagung in Frankfurt (Oder) statt, mens. senschaftlichen Fakultät der Viadrina ein auf der an sechs erstrangige, ostmitteleuro- Weitere Treffen finden im Januar 2008 in Institut für Transkulturelle Gesundheitswis- päische Wissenschaftler Stipendien vergeben Budapest und im Juli 2008 in Bratislava senschaften (IntraG) gegründet. Es widmet wurden. Zu ihnen gehören unter anderem statt. Eine weitere Konferenz in Frankfurt sich der Forschung und Lehre gesundheits- Prof. Bogdan Murgescu (Bukarest) und Dr. (Oder) wird voraussichtlich im Juli 2009 die wissenschaftlicher Fragestellungen vor dem Roman Holec (Bratislava). Prof. Miroslav Ergebnisse in den Kontext der internationa- Hintergrund zunehmender Internationali- Hroch (Prag) erklärte sich bereit, als externer len Forschung stellen. Bewerbungen sind bis sierung der Medizin sowie der Gestaltung Berater zu fungieren. 30. November 2007 möglich. eines europäischen Gemeinschaftsraumes Das Ziel dieses Stipendienprogramms sind ANGELA HARRE für den Gesundheitssektor und versteht monographische Studien, die den sogenann- sich als Bindeglied zwischen Medizin, Kul- ten „Agrarismus“ im ostmitteleuropäischen Informationen: tur, Recht und Wirtschaft. Geschichtsraum untersuchen. Der Agra- [email protected] Informationen: rismus wird hier als eine Ideologie verstan- http://www.kuwi.euv-frankfurt- [email protected] den, die die Landwirtschaft als die entschei- o.de/de/lehrstuhl/kg/wisogeschi/for- dende Produktionssphäre und die Dorfge- schungsstelle/agrarismus/index.html vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 13

Forschung [UNIon] 13

Konferenz des Europäischen TAGUNGEN Wissenschaftszentrums in Slubice Sprachforschung

Vom 22. bis 24. Februar 2007 fand an der über das Miteinander an einer polnisch-ukrai- Vom 28. bis zum 31. Mai 2007 kamen Viadrina und im Collegium Polonicum eine nischen Universität oder Angelika Odziemc- rund 100 Teilnehmer aus dem In- und Aus- Abschlusskonferenz des Europäischen Wis- zyk über die interkulturellen Anforderungen land zu einer wissenschaftlichen Tagung senschaftszentrums (EWZ) zur „grenzüber- grenzüberschreitender Vernetzung am Inter- zur Sprachforschung nach Frankfurt schreitenden universitären Zusammenarbeit nationalen Hochschulinstitut Zittau im Drei- (Oder). Sprach- und Literaturwissenschaft- in der deutsch-polnischen Grenzregion ange- ländereck. Außerdem waren Referenten von ler sowie Historiker folgten der Einladung sichts der zukünftigen Herausforderungen in der „Syddansk Universitet“ (Süddänische Uni- des Vereins für niederdeutsche Sprachfor- Europa“ statt. versität), die mit Flensburg kooperiert, und schung und des Hansischen Geschichtsver- Das Europäische Wissenschaftszentrum mit von der Universität des Saarlandes, die enge eins, die traditionell zu Pfingsten in einer Sitz am Collegium Polonicum in Slubice wurde Beziehungen mit Frankreich unterhält, anwe- ehemaligen Hansestadt des norddeutschen im Oktober 2002 durch die Europa-Univer- send. Raumes ihre Jahresversammlung gemein- sität in Frankfurt (Oder) gegründet und war in Zur deutsch-polnischen Kooperation an der sam abhalten. Die namhaften Vereine tag- vier Bereichen tätig: grenzüberschreitende Viadrina referierten Dr. Thomas Vogel als Lei- ten zum ersten Mal in ihrer langen Ge- Sprachvermittlung, Weiterbildung in der ter des Sprachenzentrums, Dr. Krzysztof Woj- schichte in der Stadt an der Oder. Grenzregion, Aufbau des Deutsch-Polnischen ciechowski, Verwaltungsleiter am Collegium Medien- und Dokumentationszentrums und Polonicum als Koordinator des EWZ, Celina Forschungen zu solchen Themen wie Investi- Kwiatek-Mack vom Deutsch-Polnischen tionen in der Wirtschaft, Mediation und trans- Dokumentations- und Medienzentrum, Dr. Verbraucherschutz nationale Netzwerke in der Grenzregion. Kristian Bosselmann für das Deutsch-Polni- Die Verbraucherzentrale Brandenburg e.V. Die Konferenz präsentierte die Ergebnisse der sche Büro für wissenschaftliche Weiterbildung führte am 11. und 12. Mai 2007 an der EWZ-Tätigkeiten im Förderzeitraum bis 2007. und Fernstudium sowie Gundula Gwenn Hil- Europa-Universität eine Konferenz zum Gleichzeitig diente die Veranstaltung dem ler, die an der Viadrina Interkulturelle Trai- Thema „Grenzüberschreitender Verbrau- Erfahrungsaustausch und der Diskussion über nings für Studierende und Mitarbeiter durch- cherschutz vor dem Hintergrund der euro- die Probleme der grenzüberschreitenden uni- führt. Das Collegium Polonicum wird die päischen Verbraucherschutzpolitik – versitären Zusammenarbeit. Dazu berichteten Berichte und Ergebnisse der Konferenz in deutsch-polnische Perspektive“ durch, an in Workshops auch Vertreter anderer Univer- einem Band herausgeben. der als Referenten Persönlichkeiten aus der sitäten, die in Grenzregionen liegen, z.B. Jac- Das Europäische Wissenschaftszentrum wurde Wissenschaft und Praxis des Verbraucher- ques Sparfel von der Uni Strasbourg über Stu- aus INTERREG-IIIa-Mitteln der Europäischen schutzes in Deutschland und Polen teilnah- dentenaustausch und Dozentenmobilität mit Union finanziert. Das INTERREG-Programm men. „Die Erfahrungen des neu gegründe- Deutschland und der Schweiz im Rahmen des fördert grenzübergreifende Maßnahmen der ten deutsch-polnischen Verbraucherinfor- trinationalen universitären Verbundnetzes Zusammenarbeit in EU-Regionen. mationszentrums in Frankfurt an der Oder EUCOR, Dr. Wlodzimierz Osadczy aus Lublin JANA SCHWEDLER weisen auf einen erheblichen Informations- bedarf der Verbraucher nach dem EU-Bei- tritt Polens hin. Sowohl deutsche als auch polnische Verbraucher nutzen die Grenznä- Tagung: International Law in Conflict he und die Vorteile des gemeinsamen Binnenmarktes. Der Verbraucherschutz wird weitgehend durch die Vorgaben der Europäischen Union geregelt. Dennoch be- stehen in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU Unterschiede und zwar sowohl bei den nationalen Vorschriften als auch bei der Durchsetzung der Verbraucherrechte”, erläuterte Projektleiterin Dr. Katarzyna Trietz.

Energie

Vom 6. bis 8. Juni 2007 fand an der Euro- pa-Universität das 1. Frankfurter Energie- symposium statt, das eine Debatte über ei- ne nachhaltige Energiepolitik startete, die über die Universitätsgrenzen hinausgeht und Bürger und Unternehmen der Stadt Frankfurt (Oder) einbezieht. Organisiert

Foto: Bernd Speckhardt wurde das Symposium von „ViaSustain”, einer studentischen Initiative der Viadrina, Eine Tagung mit Teilnehmern aus über 20 Ländern „International Law in Conflict” fand vom die sich mit effizienter und umweltfreund- 11. bis 15. Juni 2007 an der Viadrina statt. Sie wurde gemeinsam mit dem „George C. Mars- licher Energiewirtschaft befasst. Verglichen hall European Center for Security Studies” organisiert. Zu den Gästen gehörten auch General- wurden verschiedene Konzepte zur Ener- major a. D. Dr. Horst Schmalfeld (l.) und der Gründungsrektor der Viadrina, Prof. Dr. Dr. Knut giegewinnung bezüglich ihrer Effizienz, Ipsen (2.v.l.) – hier im Gespräch mit Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan und dem Nachhaltigkeit und Anwendbarkeit. Dekan der Juristischen Fakultät, Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg (r.). vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 14

14 [UNIon] Veranstaltungen

Stimmungsvolle Sommerakademie auf der Oder – „ÜBER-BRÜCKEN”

AUFGESCHRIEBEN VON akter. Der ganze Oderraum war für mich ich das Zeitgefühl verloren … Gerade hat KASIA RYBInSKA UND JULIANE STRAUß eher fremd, weil ich aus einem anderen Teil uns ein Pappelpollen im Flug überholt, Polens komme. Auf dem Schiff reisten andere folgen ihm nach – der Strom, der Die Sommerakademie 2007 auf der Oder – deutsche und polnische Studenten zusam- Fluss, setzt sich über dem Wasser in der eine Schiffsreise mit dem ehemaligen Eis- men sowie Regionskundige und Historiker. Luft fort. Es sind mehr Leute an den beiden brecher „Kuna“ – wird in den Gedanken Ich freue mich sehr, dass ich die Möglich- Flussufern, als ich dachte. Sie tauchen zwar der polnischen und deutschen Teilnehmer keit hatte, an diesem Projekt teilzunehmen. vereinzelt hinter Bäumen und Schilf sitzend immer lebendig sein. Ich finde, die Sommerakademie auf der auf, aber doch immer wieder. Da sind rou- Oder ist eine außerordentliche Idee, die tinierte, verträumte Angler, junge Leute, Am 17. Mai 2007 brachen wir auf und weiter fortgesetzt und entwickelt werden Badende, Zeltende, Radfahrende, Pad- begaben uns auf die Spurensuche nach sollte. Solche Initiativen wie „ÜBER-BRÜC- delnde, winkende Kinder. ehemaligen und neugeplanten Flussüber- KEN” verbinden die Leute. gängen über die Oder. Die Gruppe entdek- Sabine Seidel: kte viele interessante Brücken, ein Fährpro- Pawel Moczulski: Wir fahren nach Klopot. Während wir von jekt sowie zahlreiche Denkmäler und Spu- Wir fahren nach Klopot, um die zerstörte Frankfurt nach Eisenhüttenstadt 30 Minu- ren der gemeinsamen deutsch-polnischen Brücke zu sehen. Die Landschaften ten gebraucht haben, sind wir von Slubice Geschichte im Oderraum, welche vielen ringsum sind wirklich schön. Es ist nicht so nach Klopot, das Eisenhüttenstadt gegenü- der Teilnehmer bisher unbekannt waren. weit von Slubice entfernt, doch obwohl ich ber liegt, eine Stunde unterwegs. Auf Bleibenden Eindruck hinterließen dabei vor hier seit vier Jahren studiere, sehe ich die- Kopfsteinpflaster fahren wir an Bauernhäu- allem die zersprengte und vergessene sen Ort zum ersten Mal. sern und vielen grünen Wiesen vorbei. So Oderbrücke bei Klopot, die beeindrucken- Wir fahren zum „Museum des Weißen viel gemütliche Atmosphäre ist unbe- den Ruinen der zerstörten schreiblich!

Altstadt von Küstrin im EST F heutigen Kostrzyn, das ein- Nancy Waldemann: EIDE

stige Schlachtfeld bei Cedy- : H Das deutsche und polni-

nia/Zehden sowie die Kir- OTO sche Ufer unterscheiden F che und die Ruinenreste sich nur unwesentlich von- des Johanniterschlosses in einander, dabei sollte es Slonsk/Sonnenburg. sich doch um einen Grenz- Die sechstägige Fahrt auf fluss handeln. Das deut- der Oder und in deren sche Ufer lässt einen etwas Umgebung führte uns von weiteren Blick ins Land zu Eisenhüttenstadt/Klopot als das polnische, das durch über Frankfurt (Oder)/Slu- beinahe ungezügelten bice, Küstrin/Kostrzyn bis Wildwuchs und die schöne- nach Slonsk und in einer ren Ruinen besticht (Brücke zweiten Etappe von Klopot, Festung Küstrin). Küstrin/Kostrzyn über Goz- Was die Oder besonders dowice, Siekierki, Cedynia macht, sind die Gegensätze und Moryn schließlich zu zwischen Abgeschiedenheit unserem Ziel: Szczecin. und Öffentlichkeit. Während unserer kulturhi- storischen Erkundungen Juliane Strauß: sorgte die Leiterin, Dr. Es ist sooooo schön, an der Beata Halicka, zugleich für bereichernde Storches”, wo wir übernachten sollten. Wir Reling der „Kuna” zu stehen, das Ufer naturkundliche Erlebnisse. Die Besichtigung machen eine Feuerstelle, es beginnen vorbeigleiten zu sehen und sich diesem des Museums des Weißen Storches im gemeinsame Gesänge der deutschen und gemächlichen Rhythmus hinzugeben. Storchendorf Klopot, ein Spaziergang im polnischen Studenten. Ich habe das Wenn dann auch die Gedanken zu gleiten „Tal der Liebe“ in Zaton Dolny sowie der Gefühl, dass wir am Bau der neuen Brücke beginnen, kann es für einen Moment pas- Besuch bei einem pensionierten Tierarzt in über die Oder teilnehmen. sieren, dass man sich irritiert fragt, wo Slonsk, der sich verletzter Wildtiere Und wieder unterwegs mit dem Schiff: denn jetzt Polen und wo Deutschland ist. annimmt, ermöglichten den Teilnehmern nach Kostrzyn/Küstrin, den alten Teil der Aber es macht Spaß, sich dieser kurzen Irri- den direkten Kontakt mit der Natur. Auch Stadt besuchen. Ich fahre durch Kostrzyn tation hinzugeben und sich im Nirgendwo den sportlichen Bedürfnissen wurde bei fast jede Woche, ich habe aber auch diesen zu wähnen. einer erschöpfenden, aber sehr schönen alten Teil der Stadt noch nicht gesehen. Tatsächlich sind wir auf der Kuna mitten im Kanufahrt im Wartheschwemmland Rech- Die Oder-Landschaften sind wirklich Niemandsland zwischen zwei Grenzen – nung getragen. Die Reise auf der Oder sehenswert. Jetzt weiß ich, dass ich dieses oder vielleicht auf einem Niemandsfluss? – hinterließ daher bei den Teilnehmern viele Gebiet genauer kennenlernen muss. Früher denn während wir bei jedem Landgang persönliche Eindrücke, die wir hier wieder- hatte ich andere Vorstellungen vom Oder- sehr gründlich kontrolliert werden, schert geben möchten: raum. Ich freue mich auch, dass das alte sich weder bei unserer Rückkehr auf die Küstrin wieder aufgebaut wird. Kuna, noch während der Schifffahrt Katarzyna Gluchowska: irgendjemand um unsere Identität und Bis vor kurzem habe ich nicht so viel über Julia Gerstenberg: unser Ziel. So fühlt es sich auch an, auf die Oder gewusst. Meine Assoziationen Es gibt einige Dinge, die besonders wäh- dem „Niemandsfluss”, als gälten hier waren nur: einer der längeren Flüsse in rend dieser Bootsfahrt sind – schon wäh- andere Regeln und auch die Zeit fließe sehr Polen und ihr grenzüberschreitender Char- rend des ersten Tages auf dem Boot habe viel langsamer … vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 15

Projekt [UNIon] 15

Studenten drehten Streifen über Slubice „80 Tage Hoffnung”

„80 Tage Hoffnung” – Viadrina-Studieren- EST F de drehten unter diesem Titel einen Film EIDE

über die Folgen des tragischen Basarbran- : H des in der polnischen Nachbarstadt Slubice OTOS zu Jahresbeginn 2007, bei dem 6.000 Men- F schen ihre Existenzgrundlage verloren. Als Teil eines Seminars bei Prof. Barbara Keifenheim arbeiteten elf Studierende die zurückliegenden zwei Semester an Recher- chen zur Grenzproblematik, absolvierten Kameraübungen und Workshops mit einem Kameramann und wollten eigentlich den Mikrokosmos des kleinen Basars in Nach- barschaft eines großen Discounters aufneh- men, berichten die Seminarteilnehmer Elz- bieta R7g und Erik Malchow. Mittenhinein traf am 10. Januar 2007 das folgenschwere Ereignis. Einen der betroffe- nen Händler, Bauingenieur Pawel Slawiak, lernten sie bei Kameraübungen auf dem ausgebrannten Basar kennen und dieser stand dem Filmvorhaben äußerst aufge- schlossen gegenüber, wollte er doch die Im Schnittraum der Universität die Studierenden Erik Malchow und Elzbieta R7g mit Haluk Uc- Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für die- zel, einem Dozenten aus Istanbul (v.r.n.l.). ses tragische Ereignis. 80 Tage wurde gedreht, bis hin zur Eröff- den ihre Begleiter. Sie führten Gespräche nung eines provisorischen Nachfolgemark- mit Betroffenen, filmten und schnitten dann tes. 80 Tage, in denen keiner der Betroffe- schließlich einen sehr sehenswerten Streifen nen wusste, wie es weitergehen sollte, im Mix von Dokumentation und Reportage denn kaum einer hatte eine Versicherung und präsentierten ihn beim Tag der offenen und stand so vor dem Nichts. Auf dem Weg Tür der Viadrina. in ihre neue Existenz waren die Studieren- ANNETTE BAUER vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 16

16 [UNIon] Veranstaltungen

Großer Besuchermagnet: Ausstellung auf 250 Quadratmetern würdigte Leben und Wirken des Politikers Willy Brandt EST F EIDE : H OTOS F

Zahlreiche Gäste waren zur Eröffnung gekommen, darunter auch Gunter Fritsch, Minister a.D. und Präsident des Landtags Brandenburg (linkes Foto, r.).

Vom 8. Mai bis 8. Juni 2007 war die Viadrina rungen von und an Willy Brandt und einer hundertmal am Tag John F. Kennedys Stimme Gastgeber einer umfangreichen Ausstellung Fülle von Artikeln und Presseberichten über ihn durch das Foyer: „Ich bin ein Berliner“ – das über das Leben und Wirken von Willy Brandt. war das gesamte Gräfin-Dönhoff-Gebäude berühmte Zitat aus seiner Rede 1963 vor dem Die Ausstellung wurde von der Friedrich-Ebert- belegt – 250 Quadratmeter Lebenserinnerun- Schöneberger Rathaus, als er als erster US-Prä- Stiftung Brandenburg und Bonn als Hommage gen an Willy Brandt: sident nach dem Mauerbau auf Einladung der an den großen deutschen sozialdemokrati- Zahlreiche Zeitzeugen und Weggefährten Stadt Berlin, deren Bürgermeister Willy Brandt schen Staatsmann und Friedensnobelpreisträ- kommen in der Ausstellung zu Wort. In drei damals war, zu Besuch hier weilte. ger, der von 1913 bis 1992 lebte, konzipiert. besonders konstruierten Bücherschränken wer- Die Ausstellung zeigte aber nicht nur einen der Sie ist seinem politischen Leben und Wirken den die verschiedenen Werke über und von größten Politiker der Nachkriegszeit, Platz blieb von der Kindheit bis zum Tod gewidmet. In der Willy Brandt ausgestellt. Zwei Litfass-Säulen auch für den Menschen Willy Brandt – für Person Willy Brandt spiegeln sich die Wechsel- waren mit Wahlplakaten aus den Berliner Wah- seine Kindheit, die Schulzeit, die NS-Zeit mit fälle und Widersprüche der deutschen len und Bundestagswahlen plakatiert. Ein Vide- Verfolgung und Emigration, seine Familie und Geschichte im 20. Jahrhundert wider. oturm unterstützte die Ausstellung multime- die persönlichen Beziehungen zu Staatsmän- Die Wanderausstellung kam mit der Präsenta- dial. Über ein Touchpanel konnten 50 Filmse- nern dieser Welt. tion an der Viadrina jetzt erstmalig nach Bran- quenzen abgerufen werden, die in Originalver- Fazit: Eine sehr aufwändige und geschichtlich denburg. Auf 70 Stelltafeln mit insgesamt über sion wichtige Stationen des Lebens von Willy lehrreiche Ausstellung an der Viadrina, die viele 500 aussagekräftigen Fotos, Reproduktionen Brandt sowie Entwicklungen und Ereignisse sei- Besucher anzog! von Briefen, persönlichen Notizen und Erinne- ner Zeit präsentieren. So schallte dann rund JANA SCHWEDLER

Fotoausstellung über den Wiederaufbau Warschaus

„Der Wiederaufbau Warschaus. Altstadt und Königsschloss“ lautete der Titel einer zweisprachigen deutsch-polnischen Ausstellung, die auf Initiative von Prof. Werner Benecke, (Kulturwissenschaftliche Fakultät der Viadrina) an der Europa-Universität präsentiert wurde. Die vom Polnischen Verband der Denkmalpfleger in Zusammenarbeit mit den Polnischen Werkstätten für Denkmalpflege (PKZ) zusammen- getragene Ausstellung zeigte auf 40 Tafeln Fotos der Stadt, darunter zahlreiche Luftaufnahmen von dem im August/September 1944 als Reaktion auf den Warschauer Aufstand von der deutschen Wehrmacht ausgelöschten Stadtzentrum. Danebengestellt wurde die wieder aufge- baute Innenstadt mit dem Stadtschloss. Dieser Wiederaufbau gilt als größte Leistung der polnischen Denkmalpflege und fand 1980 mit der Aufnahme in die Liste des UNESCO Welterbes seine Anerkennung. Die Archivbilder des Wiederaufbaus sowie Kopien architektonischer und denkmalpflegerischer Pläne wurden ergänzt von Ansichten aus dem Alltagsleben der Bewohner der Altstadt und von politischen Ereig- nissen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auf der Vernissage hielt Prof. Dr. Andrzej Tomaszewski (Foto), Direk- tor des Instituts für Denkmalpflege an der Politechnika Warszawska den Eröffnungsvortrag. JANA SCHWEDLER vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 17

Ausstellungen [UNIon] 17

Eröffnung der historischen Jakobswege in Brandenburg

Zur Eröffnung der historischen Jakobswege in EST F Brandenburg hatte die Professur für Mittelal- EIDE

terliche Geschichte Mitteleuropas und regio- : H

nale Kulturgeschichte der Europa-Universität OTO mit Prof. Dr. Dr. Ulrich Knefelkamp vom 4. bis F 8. Juli 2007 eingeladen. „Über Ländergrenzen hinweg gilt der über 1.000 Jahre alte Pilgerweg nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens als ver- bindendes Symbol der Religionen, Kulturen und Lebensweisen. Vom Europarat wurde der Jakobsweg auf Grund seiner großen kulturge- schichtlichen Bedeutung als Erste Europäische Kulturstraße definiert. 1993 erklärte die UNESCO die spanische Strecke zum Weltkul- turerbe. Im Mittelalter bedeckte das Jakobs- wegenetz spinnwebenartig viele Teile Euro- pas. Seit den 1990er Jahren hat diese Tradi- tion neuen Aufschwung erhalten: Tausende von Menschen begehen jährlich wieder die al- ten Jakobswege. In ganz Europa werden gro- ße Teile des mittelalterlichen Wegenetzes wie- Prof. Dr. Dr. Ulrich Knefelkamp mit seinem Jakobsweg-Team. der erschlossen und als moderne Pilger-, Wander- und Tourismuswege bekannt ge- bung mit. Damit schließt es die in Branden- macht. Im Sommer 2006 brachte Hape Kerke- burg noch bestehende Lücke und schafft die Informationen: lings Bestseller über seine Wanderung nach Anschlüsse von Osten nach Westen und Sü- Prof. Dr. Dr. Ulrich Knefelkamp Santiago de Compostela den Pilgerweg ver- den, zu den bereits installierten Strecken des stärkt in die Medien und in aller Munde”, er- Jakobsweges in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Tel.: +49 335 5534 2818 klärt Prof. Dr. Dr. Ulrich Knefelkamp von der Den Auftakt gab im Frankfurter Rathaus eine Fax.: +49 335 5534 2840 Viadrina und Leiter des Projekts „Jakobswege Wanderausstellung zum Jakobsweg in der Re- östlich und westlich der Oder”. In zweijähri- gion und eine viertägigen Wanderung von E-Mail: [email protected] ger Arbeit hat das Projekt die historischen zwei Wandergruppen auf den beiden Routen www.jakobsweg-brandenburg.euv-ffo.de Wege durch Westpolen und Brandenburg er- des wiederbelebten Jakobsweges von Frank- forscht und arbeitet nun an ihrer Wiederbele- furt (Oder) nach Berlin. ANNETTE BAUER

Ergebnisse einer Exkursion nach Tunesien und Libyen ausgestellt

„Gemauerte Ordnung. Herrschaft und Ak- ) UNTEN

kulturation in der römischen Provinz Africa ( Proconsularis” – unter diesem Titel zeigt die AESNER

Europa-Universität Fotografien von ausge- K wählten Bauten und Objekten aus verschie- UND .) R

denen Städten der ehemaligen römischen ( Provinz Africa Proconsularis. Die Aufnahmen entstanden während einer Exkursion mit der OOCK : L Professur für Alte Geschichte und Verfas- OTOS sungsgeschichte der Europa-Universität nach F Tunesien und Libyen. Zusammen mit den Begleittexten sollte dem Besucher gezeigt werden, wie sich im Mittelmeerraum kultur- geschichtlich nachweisbare Veränderungen längst vergangener Kulturen in der Gestal- tung städtischer Architektur manifestierten.

Prof. Andreas Gräber erläutert Studierenden Details der Fotografien in der Galerie des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 18

18 [UNIon] Preisverleihungen

Förderpreis „Tax 2007” von DATEV an Dank für Rotarier- erfolgreiche Viadrina-Diplomanden vergeben Stipendienprogramm – 250.000 Euro Der „TAX AND ACCOUNTING EXAMINA- Der „T.A.X.-Essay-Preis 2007” für hervorra- ausgereicht TION ESSAY“ (kurz: T.A.X.-Essay) – ein För- gende Diplomarbeiten zu steuerrechtlichen derpreis, den der Lehrstuhl für Allgemeine Themen ging an Ivonne Kaiser für ihre mit 1,7 Betriebswirtschaftslehre, insbesondere be- bewertete Arbeit zum „Reverse-Charge-Ver- Mit rund 140 Stipendien im Gesamtumfang triebswirtschaftliche Steuerlehre und Wirt- fahren – ein wirksames Mittel zur Bekämpfung einer Viertelmillion Euro unterstützte der Rota- schaftsprüfung von Prof. Dr. Stephan Kudert in des umsatzsteuerlichen Karussellbetrugs in ry-Club in den vergangenen acht Jahren polni- Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Soft- Deutschland?“, Andrea Mitschke für ihre sche Studierende im Distrikt, zu dem Berlin, ware-Anbieter und Rechenzentrums-Dienstlei- Diplomarbeit „Die Gestaltung einer Unterneh- Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und ster DATEV für hervorragende Seminar- oder mensnachfolge in einem KMU aus erbschafts- ein Teil im Osten von Schleswig-Holstein zäh- Diplomarbeiten auf dem Gebiet des Steuer- und schenkungssteuerlicher Sicht“ (Note 1,7) len. Sie zeichneten sich durch überdurch- und Rechnungswesens vergibt, wurde am 8. und Mathias Bohm, der seine Abschlussarbeit schnittliche Leistungen im Studium aus. „Die- Juni 2007 mittlerweile zum 8. Mal an der Via- zum Thema „Der deutsche REIT – Chancen se Unterstützung kann nicht hoch genug ein- drina übergeben. Den mit der Auszeichnung und Probleme durch die Einführung einer geschätzt werden und wir sind den Rotariern verbundenen Betrag von 1.250 EUR, von der neuen Immobilienanlageform“ (Note 1,6) für ihr Engagement außerordentlich dankbar”, DATEV alljährlich zur Verfügung gestellt, teil- geschrieben hat. betont der Leiter des Dezernates für Studenti- ten sich in diesem Jahr drei Preisträger. JANA SCHWEDLER sche und Juristische Angelegenheiten, Norbert Morach. EST

F In diesem Jahr sind es 20 Studierende, darun-

EIDE ter 12 von der Europa-Universtät Viadrina

: H Frankfurt (Oder), die für 12 Monate je 200 OTO

F Euro erhalten. Das Jahresvolumen dieses Pro- jektes beträgt 42.800 Euro. A. BAUER

Preisverleihung „Wenn ich an Deutschland denke …”

Am 23. April 2007 fand im Collegium Poloni- cum die feierliche Preisverleihung des Wettbe- werbs „Wenn ich an Deutschland denke ...“ statt. Organisiert wurde der Wettbewerb durch das Fremdsprachenlektorat des Colle- gium Polonicum sowie die Stiftung für das Collegium Polonicum. Neben den Organisato- ren waren auch der Bürgermeister der Stadt Neuhardenberg, Mario Eska, und der Vertre- Richard Luthardt von der DATEV eG, Bereich Service & Vertrieb, Andrea Mitschke, Mathias Bohm, trer des Brandenburgischen Landesparlaments, Ivonne Kaiser, Prof. Stephan Kudert (v.l.n.r.). Uwe Hädicke, anwesend. Am Wettbewerb hatten 23 Studenten teilgenommen. Nachdem die Preisverleihung durch den Uni- „Verbündungshaus fforst” erhielt IKEA-Preis Chor eröffnet wurde, stellte der Verwaltungs- chef des Collegium Polonicum, Dr. Krzysztof Als „ein ganz sympathisches Projekt” Wojciechowski, als Moderator dem Publikum OACK bezeichnete die IKEA-Stiftung das „Verbün- N einige der Arbeiten in Fragmenten vor. Diese dunghaus fforst” und belohnte es mit 25.000 ATRIN reichten von Essays, Erzählungen, Märchen, Euro Preisgeld im Wettbewerb „Denke lieber :K Gedichten und Comics bis hin zu multimedia- OTO ungewohnt!” F len Präsentationen, Alben und einem beleuch- „Wir fördern Projekte, deren Initiatoren ver- tenden Modell. Die Werke stellten nicht nur gleichsweise bescheidene Mittel mit umso die historischen Begebenheiten und die größerem Engagement wettmachen”, steht deutsch-polnischen gesellschaftlichen Verhält- auf den Internetseiten der Stiftung. Und nisse dar, sondern zeigten die persönlichen genau das trifft auf das deutsch-polnischen Eindrücke und Erfahrungen der Studenten. studentische Wohnprojekt zu, das seit über Alle Teilnehmer erhielten als Preis literarische einem Jahr im Frankfurter Stadtzentrum multi- Werke sowohl in deutscher als auch in polni- kulturelles Wohnen möglich macht. Ein zum scher Sprache. Die drei besten Arbeiten wur- Abriss bestimmter Plattenbau der Wohnungs- den mit Preisen von 500 Zloty bis 1.500 Zloty wirtschaft wurde von Viadrina-Studis in bedacht. Gewinnerin des Wettbewerbes ist Eigeninitiative aufgemöbelt. Einmieten kön- eine polnische Studentin, die in ihrem Gedicht nen sich Studierende aller Nationen; zudem „Wenn ich an Deutschland denke...“ in deut- gibt es 200 Quadratmeter Veranstaltungsflä- scher Sprache ihre Gedanken zu dem Thema che für die in Viadrina-Kreisen schon berühm- besonders interessant darzustellen verstand. ten geselligen Abende. ANNETTE BAUER EVA POLANSKI vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 19

Veranstaltungen [UNIon] 19

Kinderuni mit 1.500 Gästen: Vom Zucker, der verzaubert, von Spinnen, die spinnen, von Super-Mario und Herz und Muskeln

Der Andrang war riesig und ebenso die EST F Ungeduld der rund 370 Kinder, die zur EIDE

ersten Vorlesung der diesjährigen Kin- : H OTO

deruniversität am 7. März 2007 in das F Gräfin-Dönhoff-Gebäude kamen. Als Prof. Dr. Kaspar Frey, einer der Orga- nisatoren und Vater einer kleinen Zuhö- rerin, die Tür des Hörsaals 1 öffnete, wälzte sich eine quirlige und lärmende Lawine in den Saal und stürmte die Plät- ze. Bis auf den letzten Patz war alles be- setzt und selbst die Treppenstufen dien- ten als Sitzgelegenheit, als Dr. Matthias Kretzschmar, Chefarzt der Fachabteilung Innere Medizin im Krankenhaus Eisen- hüttenstadt, auf unterhaltsame und lu- stig bebilderte Weise der Frage nachging „Warum bin ich so fit? – Herz und Mu- skeln in meinem Körper“. Anschießend hatte die Mensa für die 6- bis 12-jähri- Sturm auf den Hörsaal, der bis auf den letzten Platz besetzt war. gen Zuhörer die passende Stärkung pa- rat: ein herzerfrischendes Getränk, knu- sprige Hähnchenmuskeln und Pommes „Spinnen die Spinnen? – von Stolper- „FIT-tes”. pfaden und Radnetzfallen“ mit Roland Insgesamt kamen zu den vier Veranstal- Boljahn, dem Leiter der Waldschule tungen weit über 1.500 Kinder, so dass Müllrose, war die zweite Vorlesung. Die manche Vorlesung gleich zweimal an ei- dritte mit Prof. Dr. Rita Aldenhoff-Hü- nem Tag stattfinden musste, um dem binger, apl. Professorin für Neuere und großen Interesse gerecht zu werden. Neueste Geschichte an der Kulturwissen- schaftlichen Fakultät der Europa-Univer- sität Viadrina, befasste sich mit dem Thema „Wie Zucker verzaubert – aus der Geschichte der Lebensmittel“. Die vierte am 28. März ging der Frage nach „Warum fühlt sich Super Mario im Ga-

OACK meboy so wohl?“, die Dr. Christian N Wenger, Wissenschaftler am Institut für

ATRIN Halbleiterphysik Frankfurt (IHP) zu be- : K antworten versuchte. OTO F

Prof. Dr. Rita Aldenhoff-Hübinger. ANNETTE BAUER

Building Bridges Unter dem Projekttitel „Verantwortung leben – wie wird ein Mensch aktiv?“ haben Schüler des Liebknecht-, Friedrichs- und Brennergymnasiums Frankfurt (Oder) zusammen mit Partnerschu- len in Israel, Palästina und Polen (Slubice) die Biografien von ehe- maligen jüdischen Schülern des Friedrichgymnasiums erforscht und dazu eine Ausstellung erstellt, die am 29. März 2007 im Grä- fin-Dönhoff-Gebäude eröffnet wurde. Für die Erforschung der Le- bensstationen von Franz Gumpert und seinen Klassenkameraden Schuschu Simon und Hermann Arndt haben die Schüler Interviews mit den Angehörigen der zwei von den Nazis Ermordeten und mit Zvi Aharoni (alias Hermann Arndt) selbst geführt – letzterer wurde bekannt als Fänger des Kriegsverbrechers Adolf Eichmann. Zur EST

Vernissage kamen neben dem Vizebotschafter Israels, Ilan Mor F

(2.v.r.), Projektleiter Peter Staffa (r.) und Schüler des Friedrichs- EIDE

gymnasiums sowie israelische und palästinensische Schüler. : H OTO

J. S. F vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 20

20 [UNIon] Studis

Herzliche Begrüßung zu Semesterbeginn und kiloweise Informationen

EST ein breites Angebot an unterschiedlichen In- F formationsveranstaltungen zu allen Fragen EIDE

: H rund um den Semesterbeginn wie auch den weiteren Studienverlauf. OTOS F Nach einer umfassenden Aufklärung der Stu- dienanfänger zu allen Notwendigkeiten, die man zu Beginn eines jeden Studiums nicht verpassen sollte, können die Neuen auch an einer ausführlichen Führung durch die Univer- sitätsbibliothek teilnehmen und das Sprachen- zentrum stellt den Studienanfängern die Fremdsprachenausbildung der Universität vor. Tipps zum studentischen Lebens in der Grenz- region geben studentische Tutoren und auf ei- nem großzügigen Infomarkt haben die Stu- dienanfänger zudem die Möglichkeit, eine Vielzahl von studentischen Vertretungen und Initiativen kennen zu lernen. So stellen sich beispielsweise der Universitätssportclub, der Studentenclub :grotte, der Unichor, das Uniki- no, die Viaphoniker vor und werben um neue Stimmungsvoller Empfang der Interstudis für die neuen ausländischen Gaststudenten. Mitstreiter. Auf einer Slubice-Tour und einer Stadtrallye Jeweils zu Semesterbeginn gibt es an der Via- „Konzentrieren Sie sich im Studium auf das, durch Frankfurt (Oder) konnten zum Som- drina ein herzliches Willkommen für die neu- was Ihnen liegt und lassen Sie sich nicht von mersemester die neuen Studenten schließlich immatrikulierten Studierenden gleich von vie- irgendwelchen Arbeitsmarktprognosen leiten, auch beide Grenzstädte erkunden und die len Seiten: Präsidentin Gesine Schwan be- die sich alle dreieinhalb Jahre ändern”, riet die Vorzüge ihres neuen Studienortes kennenler- grüßte zum Sommersemester auf Deutsch Präsidentin den Erstsemestern und ermunterte nen. und Polnisch, die Leiterin des Internationalen sie, neben dem Studium gesellschaftlich aktiv Einen besonders stimmungsvollen Empfang Büros, Petra Weber, auf Englisch. Dazu gab es zu werden und in einer der zurzeit 37 studen- gaben die INTERSTUDIS den neuen ausländi- Informationen der Studienberatung, des Im- tischen Initiativen mitzuarbeiten. schen Gaststudenten in der Mensa des Grä- matrikulationsamtes und der Justiziarin sowie Die Einführungstage an der Viadrina zum fin-Dönhoff-Gebäudes mit Musik, Geselligkeit der Chefin des Studentenwerkes, Dr. Ulrike Sommersemester fanden vom 10. bis zum 13. und kulinarischen Genüssen. Hartmann, über Wohnmöglichkeiten und BA- April 2007 statt, die zum Wintersemester sind föG-Anträge. vom 8. bis 12. Oktober geplant. Es gibt dann A. BAUER/E. POLANSKI

„Raum der Stille” von ökumenischer Studentengemeinde eingeweiht

Innehalten, nachdenken, Ruhe finden – dem dient ein jetzt an der Europa-Univer- sität von der ökumenischen Studentenge- meinde eingerichteter „Raum der Stille” im Hauptgebäude der Universität. Helle Far- ben, Holz und meditative Klänge machen ihn zu einem wirklichen Ruhepol, an dem man Kraft schöpfen kann. Der evangeli- sche Studierenden- und Hochschulpfarrer, Oliver Fischer, betonte bei der Übergabe am 23. Mai: „Lernende des Lebens sind wir. Wir haben hiermit einen Raum ge- schaffen, in dem man keine Leistung brin- gen muss, an dem man seine ganze Auf- merksamkeit nach innen richten kann. Um seinen inneren Raum erkunden zu können, braucht es einen äußeren Raum.” Und für dessen Bereistellung dankte er der Univer- sitätsleitung. Auch Uni-Präsidentin Gesine Schwan gehörte zu den ersten Gästen und ermunterte alle – Studierende, Wissen- schaftler, Mitarbeiter, religiöse wie nicht- religiöse – zuweilen diese innere Einkehr zu nutzen, um neue Kraft zu schöpfen.

Pfarrer Oliver Fischer hatte eingeladen. ANNETTE BAUER vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 21

Projekt [UNIon] 21

„Frühstart in die Nachbarsprache” – Studierende förderten in 13 Kitas der Oderregion die Sprachkenntnisse der Kleinsten

Sie üben nicht mehr ihre ersten Schritte – EST F dem Alter sind die 2- bis 6-Jährigen ent- EIDE

wachsen – aber sie gehen erste Schritte in die : H jeweilige Nachbarsprache und haben Spaß OTOS dabei. Einmal wöchentlich kommen in ihre F Kindergärten in Deutschland und Polen Stu- dierende der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und sprechen mit den Kin- dern die Sprache des Nachbarn. Die deut- sches Studis gehen in polnische Kitas und die polnischen Studis in die deutschen Kitas. 13 Kitas insgesamt beteiligten sich, sieben in Deutschland und sechs in Polen.

Alltagssprache wird geübt: Was heißt Teddy auf Polnisch? Wie heißt Du? Möchtest Du ei- nen Apfel? – „Frühstart in die Nachbarspra- che” heißt das jetzt abgeschlossene Projekt des Grenzüberschreitenden Zentrums für Fremdsprachenvermittlung (GZF), das die Eu- ropa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), unterstützt durch EU-Mittel, erdachte und or- ganisierte. Vor zwei Jahren startete das ein- malige Projekt in der deutsch-polnischen Grenzregion und kann jetzt auf schöne Erfol- ge zurückblicken: Spielend lernen macht vor allem Spaß, wenn man frisch gebackene Kekse einkaufen kann … Rund 20 Studierende beigeisterten sich für die Arbeit mit den Kindern und stießen sowohl bei den Eltern als auch bei den Erzieherinnen in jeder Person, mit der sie zu sprechen versu- druck, denn Mehrsprachigkeit fördere die Fä- auf offene Ohren. Dr. Malgorzata Bien-Lietz chen. Man kann das Gelernte im Alltag gleich higkeit, unterschiedliche Perspektiven zu füh- und Martina Bartucz vom GZF leiteten die anwenden und hat Erfolge. Englisch lernen ist len, zu erleben, zu sehen. Der beste Weg Studierenden an, werteten die Stunden aus, hier viel schwerer, weil man eben die Mutter- nach Europa sei es, zu lernen, die Perspektive gaben Hinweise und führten das Projekt nun sprachler nicht im Alltag hat. Frühe Mehrspra- des anderen einzunehmen und das gehe nur zum Abschluss, da die EU-Förderung leider im chigkeit macht es aber den Kindern leichter, mit Sprachkenntnissen. Sie lobte vor allem Sommer 2007 endete. später weitere Fremdsprachen zu erlernen und auch die am Projekt beteiligten bilingualen Dr. Thomas Vogel, Projektleiter und Leiter des frühes Kennenlernen einer anderen Kultur ist Studierenden der Viadrina und ihre interkultu- Sprachenzentrums der Viadrina, hob bei der die beste Versicherung gegen Dummheiten relle Kompetenz – das beste Startkapital für Abschlusspräsentation hervor, dass man damit wie Rassismus und Ausländerfeindlichkeit”, das Projekt und die besten „Lehrer“ für die nicht nur etwas für die Kinder tun wollte, son- betonte er und dankte allen am Projekt Betei- Kindergartenkinder! Deren Begeisterung dern auch für die Zukunft der Grenzregion, ligten, insbesondere auch der Universitätslei- machte eine Fotoausstellung deutlich, die die mehrsprachig sein wird. „Die Region ist tung für ihr Engagement in Sachen Mehrspra- Schnappschüsse aus zwei Jahren Kindergar- ideal für den Erwerb der deutschen und polni- chigkeit. tenprojekt präsentierte – singen, lachen, tan- schen Sprache im Kindesalter, denn sie haben Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan gab zen, sprechen – eben spielend lernen. hunderte, tausende Sprachlehrer rundherum ihrer Freude über das gelungene Projekt Aus- ANNETTE BAUER vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 22

22 [UNIon] Internationales

Viadrina Model United Nation 2007 – ViaMUN suchte Lösungen EST

Am 15. und 16. Juni fand die dritte Frank- F

furter „UNO-Simulation” (Viadrina Model EIDE

United Nations – kurz ViaMUN) statt. : H OTO

Zwei Tage lang versuchten Studenten aller F Fakultäten der Europa-Universität Viadrina als Vertreter von 28 Staaten und interna- tionalen Organisationen, eine Lösung zu finden für eine besonders dringende Angelegenheit: internationale Migration und Arbeit. Ziel einer solchen Simulation ist es, das Funktionieren der Vereinten Nationen so realitätsnah wie möglich nachzuahmen. Dabei soll die Beratung nach dem gelten- den Prozedere der Vereinten Nationen ablaufen. „Echt“, das heißt, dass während der zwei Tage das übliche T-Shirt dem Anzug weichen muss und das alltägliche „Du” dem diplomatischen „Geehrte(r) Herr / Frau Delegierte”. Die Teilnehmer arbeiteten sich zuvor in die Konferenzmaterie ein, machten sich mit EST ihren zu vertretenden Staaten und dem F

Thema bekannt. An mehreren Universitä- EIDE ten in Deutschland und international hat : H OTO sich Model United Nations (MUN) bereits F fest etabliert. JÜRGEN NEYER Gespannte Aufmerksamkeit während der Verhandlung.

„The World is Flat” – Globalisierung 3.0 läuft, ob man es will oder nicht – eine Diskussion mit Praktikern

„Globalisierung 3.0” war das Thema einer munikationstechnologie und insbesondere breit- trag von Friedman, den dieser zu seinem Best- öffentlichen Veranstaltung, in der Praktiker und bandigen Netzen. Arbeit, die früher vor Ort erle- seller „The World is Flat” am Massachusetts Studierende der Viadrina über das Thema digt wurde, findet heute in Indien, China oder Institute of Technology (MIT) gehalten hatte. In diskutierten. Dieser von Pulitzer-Preisträger Tho- Südafrika statt – und dies teilweise unbemerkt. der anschließenden Podiumsdiskussion – unter mas L. Friedman (New York Times) geprägte Prof. Dr. Karl Kurbel, Lehrstuhl für Wirtschaftsin- der Leitung von Roque Spidalieri von der Via- Begriff steht für das Zusammenwachsen der formatik der Europa-Universität, führte in die drina-Partneruniversität in Cordoba (Argenti- Welt auf der Basis von Informations- und Kom- Thematik ein und präsentierte einen Video-Vor- nien) – diskutierten Studenten der Veranstaltung „Management Information Systems" engagiert mit zwei Unternehmensvertretern über Globali- RÜGER K sierung, Offshoring und ihre zukünftigen Job- Chancen auf einem globalen Arbeitsmarkt. ORSTEN : T Die Praktiker, Marcus Leeb von Accenture OTO F Deutschland und Dr. Kirti Singh von T-Systems stellten ihre Erfahrungen im aktiven Offshoring- Geschäft mit Indien und anderen Ländern vor. Die BWL-Studenten Roland Ham und Siegmar Kahl verwiesen auf die persönlichen Nachteile, die sich bei allen globalen Vorteilen individuell für viele Menschen ergäben. Juan Guerra, IBA- Student aus Mexiko, betonte, dass es nur fair sei, wenn auch Dritte-Welt-Länder Nutzen aus der globalen Arbeitsverteilung und der wirt- schaftlichen Entwicklung der Welt zögen.

David Gerbers These, dass es nicht darauf ankomme, ob man dafür oder dagegen sei, kann als Resümee der Veranstaltung dienen: Globalisierung 3.0 ist bereits Realität, sie ist ein- fach im Gang, und wir werden damit leben! Prof. Dr. Karl Kurbel von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät während seines Vortrags. K. K. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 23

Internationales [UNIon] 23

Gäste aus Syktyvkar Neues Wohnheim in Slubice eingeweiht

Am 1. Juni 2007 fand in Slubice die feierli- che Namensverleihung für ein neu entstan- denes Studentenwohnheim namens „Fo- rum” statt.

Es ist das sechste Wohnheim für die Studen- ten der Viadrina und des Collegium Poloni- cum neben „Arcadia”, „Iuventa”, „Gau- dium”, „Sapientia” und „Amicus” auf dem Studentencampus. Am 13. April 2007 besuchten der Rektor der Universität Syktyvkar, Professor Vasilij Nikifo- Seinen Namen verdankt es den großen Vor- rowitsch Zadoroschnyj (l.), und eine Vertrete- lesungsräumen, die sich im Obergeschoss rin des Internationalen Büros der Hochschule, befinden. Im Erdgeschoss ist die Disko „Wit- Olga Stukach (2.v.l), die Europa-Universität kacy“ untergebracht, im 1. Obergeschoss Viadrina und führten ein Gespräch mit Uni- drei große Vorlesungsräume und ein Konfe- Präsidentin Gesine Schwan (Mitte) und Irene renzraum, darüber befinden sich 96 mod- Gropp vom Internationalen Büro (r.). ernst und gemütlich ausgestattete Wohn- Die beiden Universitäten schlossen im De- heimplätze. zember 2006 einen Kooperationsvertrag, der nun mit Leben gefüllt werden soll. Bereits im Der Rektor der Adam-Mickiewicz-Univer- kommenden Wintersemester wird eine Stu- sität, Prof. Dr. habil. Stanislaw Lorenc, war dentin der Kulturwissenschaften für ein Se- extra aus Poznan angereist und gab seiner mester an die Universität in der Republik Ko- großen Freude über den gelungenen und at- mi, Russland, gehen. An der Hochschule, die traktiven Neubau, der während der Eröff- 1972 gegründet wurde, studieren 7.000 Stu- nungsfeier gesegnet wurde, Ausdruck und Alle guten Segenswünsche für das neue Stu- denten an 17 Fakultäten. Studierende aller führte anschließend die Gäste durchs Haus. dentendomizil, das direkt im Studentendorf Fakultäten der Viadrina können an dem Aus- gebaut wurde. Rektor Stanislaw Lorenc rechts tausch teilnehmen. IRENE GROPP ANNETTE BAUER im Bild.

21. deutsch-polnischer Ausbildungskurs für Gruppendolmetscher

Im Rahmen des Schüleraustausches oder bei chenzentrum im Auftrag des Deutsch-Polni- stets auch einige Studierende der Viadrina teil, internationalen Jugendbegegnungen kommt es schen Jugendwerks (DPJW) bereits seit 10 Jah- für die diese Bedingung (noch) nicht zutrifft. häufig vor, dass die sprach- und landeskundi- ren in der Regel zweimal jährlich einen Ausbil- Aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach gen Begleitpersonen Aufgaben als Sprachmitt- dungskurs für Gruppendolmetscher an. Er einer Vertiefung der Ausbildung wurde der ler übernehmen müssen, ohne in besonderer wendet sich in erster Linie an Personen, die letzte Kurs vom 24. Juli – 1. August 2007 als Weise hierauf vorbereitet worden zu sein. Um bereits im deutsch-polnischen Jugend- oder Aufbaukurs durchgeführt. Neu war, dass die eine solche Lücke zu schließen, bietet das Spra- Schüleraustausch tätig sind; es nehmen aber Teilnehmer in die wichtigsten Formen des Simultandolmetschens eingeführt wurden – EST

F Konferenzdolmetschen in der Kabine sowie Flüsterdolmetschen mit und ohne entspre- EIDE

: H chende technische Anlage – und dass sie die

OTOS Gelegenheit erhielten, bei einer authentischen F deutsch-polnischen Jugendbegegnung zum Thema „Gemeinsam für Afrika“ als Sprach- mittler praktisch tätig zu sein. Hinzu kamen zahlreiche „Feldübungen“ in Frankfurt (Oder), Slubice, Berlin und Potsdam mit der Möglich- keit zum Konsekutivdolmetschen sowie ein ganztägiger Workshop zur Entstehung und Lösung von Konflikten in interkulturellen Begegnungen. Die in dieser Form bundesweit einmalige Zusammenarbeit zwischen dem Sprachenzen- trum und DPJW soll intensiv weitergeführt werden. A. B.

Informationen: Dr. Andreas Bahr ([email protected]), Dr. Jerzy Mleczak Übungsstunde bei einem der Kurse, der im Februar dieses Jahres durchgeführt wurde. ([email protected]) vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 24

24 [UNIon] Kultur

Fotoausstellung „Liebe ohne Grenzen” Studis gestalteten OREK L „Maria Kulturnacht” NDREAS

:A in St. Marien OTO F Am 4. Juli lud ein studentisches Projekt der Europa-Universität Viadrina ein zu ei- nem spektakulären Fest an einem außer- gewöhnlichen Spielort: in die St. Marien- kirche Frankfurt (Oder) am Oberkirch- platz. Dort fand die „Maria-Kulturnacht in St. Marien“ statt, für die als Koopera- tionspartner das Kulturbüro der Stadt Frankfurt (Oder) gewonnen werden konnte. Für alle die sich für Kunst, Kultur und Mu- sik begeistern, war die St. Marien-Kirche in dieser Nacht Begegnungsstätte und Raum für Faszination und Leidenschaft. Facettenreiche Formen des kreativen Aus- drucks verschmolzen auf eindrucksvolle Weise zu einem stimmungsvollen Event. Internationale Künstler und herausragen- de Bands begeisterten das Publikum mit In der „Galerie Bibliothek” im Hauptgebäude der Viadrina gibt es wechselnde Fotoausstellungen. einem abwechslungsreichen Programm. Für gute Stimmung sorgten unter ande- „Milosc bez granic/Liebe ohne Grenzen” – so Das Thema „Liebe ohne Grenzen“ wurde rem Marek Fis mit beißender Comedy, die lautet der Titel der Fotoausstellung, die von zum Teil sehr frei interpretiert: Zuggeschich- kein Auge trocken ließ, das Theater Salpu- Februar bis März 2007 die Wände vor dem ten, Dorfgeschichten, sprachgewandte Pär- ri mit einer Komposition aus Körpern, Far- Eingang zur Universitätsbibliothek schmückte. chen – um nur einige zu nennen. ben und Klängen sowie die Berliner Band Die Fotografien sind das Ergebnis eines Wett- Am 26. Mai 2006 war die Ausstellung in Ber- PuppetMastaz, die ‚die Puppen tanzen’ bewerbs, den der GFPS e.V. als Beitrag zum lin eröffnet worden, um danach auf lässt. B. deutsch-polnischen Jahr 2006 ausgeschrieben „Deutschlandtour“ zu gehen. Frankfurt hatte. Dem eigentlichen Wettbewerb ging ein (Oder) war ihre erste Station, von der sie im Workshop im März in Mikuszewo bei Poznan April nach München reiste. voraus, an dem jeweils zehn ausgewählte deutsche und polnische fotobegeisterte Ama- Ein Dankeschön geht an die Mitarbeiter im teure teilnahmen. Diese fanden sich nach dem Pressereferat, an die Organisatorinnen des Workshop-Wochenende zu binationalen „Fo- Wettbewerbs und der Ausstellung sowie an topärchen“ zusammen, die dann innerhalb ei- unsere Förderer Auswärtiges Amt, Robert- nes Monats das Thema in Bild und Wort um- Bosch-Stiftung, Deutsch-Polnisches Jugend- setzten. werk und Rainbow-Tours. DOROTHEE AHLERs

Vom 19. bis 22. Juni fand an der Europa-Uni-

NITHEA versität Viadrina Frankfurt (Oder) zum 10. : U Mal das deutsch-polnische studentische The- OTOS

F aterfestival UNITHEA statt – diesmal unter dem Titel „TAUCHGANG / ZANURZENIE”. Unterstützt vom Kleist Forum Frankfurt gin- gen die vier Festivaltage an verschiedenen Orten „über die Bühne”: im Logenhaus der Viadrina, im Collegium Polonicum, in den Stadträumen Frankfurt (Oder) und dem pol- nischen Slubice, auf einer Landzunge in der Oder und im Kleist Forum. 26 Veranstaltungen mit deutschen und polni- schen Theatergruppen standen auf dem Pro- gramm. 16 Theaterstücke sowie Konzerte, Parties und Tanzvorstellungen wurden gebo- ten. Ergänzt wurde UNITHEA durch das von der EU geförderte „Junge Theaterforum”, das Theaterbegeisterten Workshops zu The- men wie Körperbewegung und Stimme bot. Das Projektteam um Jacqueline Köster ANNETTE BAUER (rechts , 2. Reihe). vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 25

Studentenwerk [UNIon] 25

3.000.000. Essensgast in der Mensa am Europaplatz begrüßt

Den 3.000.000. Mensa-Gast begüßte Stu- OACK

dentenwerkschefin Ulrike Hartmann ge- N meinsam mit Uni-Präsidentin Gesine ATRIN K S

Schwan am 6. Juli in der Mensa am Europa- :

platz. Da BWL-Student Anton Pritzsche in OTO charmanter Damenbegleitung kam, durfte F auch IBA-Studentin Carina Märkel von der Einladung zum Mittagessen partizipieren. Anton, der, wie er versicherte, jeden Tag das Mensa-Essen genießt, bekam einen prall gefüllten Präsentkorb geschenkt und meinte, dass dieser sein „Haushaltsbudget” doch erheblich entlaste. Damit die anderen Mensa-Gäste nicht nur zuschauen mussten, waren sie an diesem Tag zu kostenfreiem Kaffee und Kuchen eingeladen.

Das Studentenwerk Frankfurt (Oder) als Dienstleister rund um das Studium im Osten und Süden Brandenburgs versorgt in Frankfurt (Oder) in den Mensen an der Via- drina täglich ca. 1.300 Studierende, Hoch- schulangehörige und Gäste. Täglich stehen Die Chefin des Studentenwerkes, Dr. vier vollwertige Mittagessen zur Auswahl. Ulrike Hartmann (l.), gratuliert dem Jährlich versorgt das Studentenwerk rund Jubiläumsgast, BWL-Student Anton 250.000 Mittagsgäste. Damit gehören die Pritzsche (Mitte), der mit IBA-Stu- Frankfurter Mensen, gemessen an den Stu- dentin Carina Märkel kam. Er erhielt dierendenzahlen, zu den am intensivsten einen Präsentkorb und beide wurden genutzten Einrichtungen im Bundesver- zum Mittagessen eingeladen. gleich. Die Frankfurter Studierenden nutzen die Mensa durchschnittlich fast doppelt so Für alle anderen Mensagäste war lie- oft, wie bundesweit ihre Kommilitonen. bevoll ein Kaffeetisch gedeckt, an dem man sich kostenfrei Kaffee und ANNETTE BAUER Kuchen schmecken lassen konnte.

Den dritten Platz in der Gesamtwertung der 59 Im bundesweiten Wettbewerb ganz vorn: bundesweit agierenden Studentenwerke beleg- te das Studentenwerk Frankfurt (Oder) im jüng- Drei goldene Tabletts für Mensa-Team sten UNICUM-Wettbewerb der Mensen um die Gunst ihrer Gäste. Die Mensa am Europaplatz EST

F erhielt gleich drei goldene Tabletts: eins für den dritten Platz in der Gesamtwertung, eins für den EIDE

: H dritten Platz für den Service und eines für den

OTO zweiten Platz für die Atmosphäre. Abgestimmt F hatten die Studierenden, insgesamt 32.000 hat- ten sich bundesweit beteiltigt. Die Geschäfts- führerin des Frankfurter Studentenwerkes, Dr. Ulrike Hartmann, lobte die Mensa-Mannschaft, die auch in den vorangegangenen Wettbewer- ben immer auf vorderen Plätzen landete. Ange- reist zur Ehrung waren der Generalsekretär des Deutschen Stundentenwerkes, Achim Meyer auf der Heyde aus Berlin und der verantwortli- che Redakteur der Zeitschrift UNICUM, Oliver Baentsch, die den Wettbewerb zum 6. Mal durchführte. Uni-Präsidentin Gesine Schwan gratulierte und betonte, dass die schmackhaf- ten, abwechselungsreichen und sehenswerten Speisen der Frankfurter Mensen nicht unerheb- lich zur Identifizierung der Studis mit dem Stu- dienstandort beitrügen. Und aus dem Branden- burger Wissenschaftsministerium kam eine Gra- tulation, in der die Kombination von günstigen Preisen, gutem Essen und angenehmer Atmo- Das Sieger-Team der Mensa am Europaplatz glänzte mit drei goldenen Tabletts. sphäre gelobt wurden. ANNETTE BAUER vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 26

26 [UNIon] Kooperation

und Europa-Universität kooperieren

Am 28. März 2007 unterzeichnete die Euro- pa-Universität Viadrina eine Kooperationsver- einbarung mit dem Carl-Friedrich-Gauß- Gymnasium Frankfurt (Oder), das einen ma- thematisch-naturwissenschaftlichen Schwer- punkt hat. Angeregt wurde dies durch den EST Studiendekan der Wirtschaftswissenschaft- F

lichen Fakultät, Prof. Dr. Kudert, der den Ver- EIDE trag unterzeichnete. : H OTOS Die Vereinbarung sieht eine langfristige und F kontinuierliche fach- und berufsbezogene Zu- Die Direktorin des Gauß-Gymnasiums, Dr. Rita Lange, und der Studiendekan der Wirtschaftswis- sammenarbeit zwischen Schülern, Lehrern senschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Stephan Kundert, unterzeichnen den Kooperationsvertrag. und Wissenschaftlern vor. Zur fachlichen Kooperation gehören Gastvor- Schülern mit ihrem Abitur durch einen ent- sierter Informationsaustausch zu schul-, wis- träge von Viadrina-Professoren – gegebenen- sprechend aufgebauten Unterricht wesentli- senschafts- und forschungspolitischen Proble- falls auch in einer Fremdsprache – , die ge- che Leistungsnachweise der ersten beiden Se- men vereinbart. Fester Bestandteil soll ein meinsame Abstimmung von Schülerprojekt- mester ihres eventuellen Studiums schon vor jährlicher Gedankenaustausch mit den Päda- wochen, die Nutzung der Uni-Bibliothek der Immatrikulation zu ermöglichen. Außer- gogen zur Studienvorbereitung der Gymnasi- durch die Gaußianer und die Ergänzung von dem können einzelne Vorlesungen an der asten, über Anforderungsprofile und Studien- Unterrichtsangeboten zur thematischen Ver- Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Vi- gänge werden. Die Lehrer des Gauß-Gymna- tiefung. Außerdem lädt die Viadrina die Schü- adrina von interessieren Gauß-Schülern be- siums können darüber hinaus die von der Via- ler zu ihrem jährlichen Tag der offenen Tür sucht werden. drina angebotenen Weiterbildungsveranstal- mit speziellen Angeboten mit mathematisch- Die Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräf- tungen nutzen. Umgekehrt erhalten die Fa- naturwissenschaftlichen Angeboten ein. ten des Gymnasiums und den Mitarbeitern kultäten der Viadrina thematische Führungen Die Zusammenarbeit zielt insbesondere da- der Europa-Universität betreffend, wurde im durch Lehrkräfte des Gauß-Gymnasiums. rauf ab, interessierten und hochbegabten Kooperationsvertrag ein nach Bedarf organi- JANA SCHWEDLER

„Französischer Tag” des Internationalen Büros gab Infos über Gastsemester, Bewerbungen, Stipendien, Land und Leute

Zu einem Französischen Tag „La – une sche Gaststudenten der Viadrina präsentierten Nikole Klück und Magda Laskowska vom IB expérience“ lud das Internationale Büro der an Info-Ständen ihre Heimatuniversitäten, das ließen die Studierenden Pia Lewanowski, Antje Europa-Universität Viadrina in Zusammenar- Land und seine Kultur. Rudorf und Sven Töpfer einen Quiz-Bogen beit mit dem Career Center und der Französi- ANNETTE BAUER ausfüllen und informierten über Frankreich. schen Botschaft am 5. Juni 2007 in das Grä- fin-Dönhoff-Gebäude am Europaplatz 1 ein. Info-Stände, eine Info-Veranstaltung und ei- ne Film-Vorführung gehörten zum Programm des Tages. Um die Studierenden der Viadrina für ein Studium im Ausland zu begeistern, sol- len ihnen solche Länderpräsentationen die Vorzüge eines Auslandsaufenthaltes nahebrin- gen und in diesem Fall für einen Gast- aufenthalt an einer der 15 französischen Part- neruniversitäten der Viadrina werben, die je- des Jahr eine große Zahl von Viadrina-Studie- renden im Rahmen des ERASMUS-Programms aufnehmen. Die Studierenden konnten sich vielseitig über Frankreich als Studienort infor- mieren und sich gleichzeitig mit den kulturel- len Besonderheiten und Attraktionen des Lan- des vertraut machen. Informiert wurde über Fachrichtung, Studienprogramme, Bewer- bungsmodalitäten und Stipendien. Französi- vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 27

Lehre [UNIon] 27

Projekt „Produktives Lernen: Schulen in Brandenburg“ zog positive Bilanz – sieben Schulstandorte profitierten

Das Institut für Produktives Lernen in Europa EST F (IPLE) in Kooperation mit dem Brandenburger EIDE

Ministerium für Bildung, Jugend und Sport : H

führte ein Forum zum produktiven Lernen an OTO der Europa-Universität Viadrina durch, das F von Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan moderiert wurde. Das Forum schließt die vierjährige Entwik- klungsphase des Projekts „Produktives Ler- nen: Schulen in Brandenburg“ ab. In diesem Zeitraum haben das Bildungsministerium und das IPLE eng miteinander kooperiert, um an verschiedenen Brandenburger Schulen die Bil- dungsform des Produktiven Lernens einzufüh- ren, darunter auch die Ulrich-von-Hutten-Ge- samtschule in Frankfurt (Oder). Produktives Lernen ist in Brandenburg ein Bildungsange- bot im 9. und 10. Schuljahr, das als abwei- chende Organisationsform eine Alternative zum herkömmlichen Schulunterricht darstellt. Die wichtigsten Unterschiede sind ein intensi- Ingrid Böhme vom IPLE (re.) gab eine Einführung in das Forum, zu dem auch Brandenburgs Bil- ver Personenbezug des Lernens, der durch in- dungsminister Holger Rupprecht gekommen war. Uni-Präsidentin Gesine Schwan (l.) moderierte dividuelle Bildungspläne und Curricula reali- die Diskussion. siert wird, ein konsequenter Praxisbezug des Lernens, der an drei Tagen pro Woche eine erhaft etabliert werden, unterstrich Branden- Weitere Informationen Beteiligung der Schüler/innen an der Praxis burgs Bildungsminister Holger Rupprecht zum Produktiven Lernen von Betrieben und Einrichtungen vorsieht, während des Forums. im Internet: und ein sinnstiftender Kulturbezug des Ler- Die beteiligten Pädagog/inn/en qualifizierten www.iple.de nens, der die Schüler/innen wichtige fachliche sich in einem intensiven zweijährigen Weiter- Themen als Werkzeug zur Verarbeitung und bildungsstudium für das Produktive Lernen zu oder bei Reflexion von Praxiserlebnissen erfahren lässt. Bildungsberatern, Praxiserschließern und Kul- Prof. Dr. Jens Schneider (IPLE) An allen sieben beteiligten Schulstandorten in turvermittlern. ANNETTE BAUER Tel.: 030/217 920 Brandenburg konnte Produktives Lernen dau-

„Schreibwerkstatt” Neuer Masterstudiengang erfolgreich gestartet Das erste Studienjahr erfolgreich abgeschlos- klungen orientierte Wissensvermittlung ge- mit großer Resonanz sen haben an der Europa-Universität die Teil- legt. Aus diesem Grund gestalten Dozenten nehmer eines neuen Masterstudiengangs aus Wissenschaft und Praxis die Seminare mit und neuen Trainings „Kulturmanagement und Kulturtourismus“, Fallbeispielen, Exkursionen und Planspielen. die aus ganz Deutschland kommen. Sie vertie- Darüber hinaus können die Teilnehmer ihr er- Ein rege genutzter Service ist seit dem Som- fen ihre Kenntnisse im Kulturmarketing, in der lerntes Wissen in realen Projekten umsetzen, mersemester die von Katrin Girgensohn gelei- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Kul- die in enger Kooperation mit Kulturbetrieben tete Schreibwerkstatt für Studierende, die im- turpolitik und im Recht. In der Lehrevaluation durchgeführt werden. Zu diesem Zweck wur- mer montags von 13 bis 14 Uhr im Raum 117 können alle Lehrveranstaltungen und Dozen- de eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die im Audimax-Gebäude, dienstags von 12 - 13 ten sehr gute Ergebnisse vorweisen. „Das kulturelle oder touristische Einrichtungen auf Uhr und mittwochs von 14 - 15 Uhr im zeigt, dass wir bei der Planung der Seminare Anfrage zu verschiedenen Themen berät und Schreibzentrum in der August-Bebel-Straße mit unseren inhaltlichen Überlegungen und auch eigene kleine Forschungsarbeiten durch- 12, Raum 115, angeboten wird. Wie schreibe unserer Wahl der Dozenten sehr sorgfältig führt. Ein erstes spannendes Projekt ist die Er- ich eine Hausarbeit und wie verfasse ich ein vorgegangen sind“, so Prof. Dr. Andrea Haus- stellung eines Marketingkonzepts für ein Mu- Referat?, Genügt mein Stil wissenschaftlichen mann, Leiterin des neuen Masterstudien- seum in der Region, das in seiner Entstehung Ansprüchen?, Wie gliedere ich den Text?, gangs. begriffen ist. Die Teilnehmer lernen so kompe- Wie plane ich meine Schreibzeit? – auf all die- Im Sommersemester ging es unter anderem tent, kreativ und lösungsorientiert auf die Her- se und mehr Fragen gibt es dort fachkundige um Orchestermanagement. Über das Kernan- ausforderungen im beruflichen Alltag zu rea- Antworten. Inzwischen wurden Studenten als gebot hinaus wurden außerdem Zusatzange- gieren. B. Tutoren ausgebildet, die nun wieder anderen bote in Zusammenarbeit mit anderen Studien- helfen. Es gibt ein Schreibcoaching für inter- gängen etabliert; so beispielsweise mit einem nationale Doktoranden, Anregungen zum kre- Training zur Interkulturellen Kompetenz, einer Informationen zum Studium und den ativen Schreiben, Tipps zum richtigen Zitieren. der Schlüsselqualifikationen für den beruf- Bewerbungsmodalitäten im Internet unter: Bisher 60 Beratungen fanden statt und 60 lichen Erfolg. Daneben lag der Fokus auf dem http://kulturmanagement.euv-frankfurt- Trainings sind fürs Wintersemester geplant. Kulturtourismus – einem wichtigen Arbeitsfeld o.de/master.htm. ANNETTE BAUER der künftigen Kulturmanager. Insgesamt wird im Studienverlauf großer Wert E-Mail: [email protected] auf eine praxisnahe und an aktuellen Entwik- E-Mail: [email protected] vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 28

28 [UNIon] Internationales

Post vom Stammtisch in Brüssel Feierstunde: Zehn Jahre Alumni-Büro der Viadrina vermittelt Kontakte Ukraine-Programm

Das Studium abgeschlossen … weit von Deutschland, weit von Polen … Vor mehr als 10 Jahren: der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl im Herzen der EU, in Brüssel … aber immer noch sehr stark an den und der ukrainische Präsident Leonid Kutschma berieten über die deutsch-polnischen Beziehungen interessiert!!! Die Gruppe der Viadrina- Weiterentwicklung der deutsch-ukrainischen Beziehungen auch auf Alumnis in Brüssel ist aktiv! Mit den im deutsch-polnischen Grenzgebiet dem Gebiet der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und kamen gesammelten positiven Erfahrungen im Hintergrund wollen wir hier ein überein, dass die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen eines be- Netzwerk bilden, das sich als Ziel setzt, allen Interessierten eine Möglich- sonderen Förderprogramms die Ukraine bei der Umgestaltung ihres keit zum Kennenlernen und Gedankenaustausch zu bieten. Das Forum Hochschulwesens unterstützt. Den Auftrag zur praktischen Umset- wird sich künftig mit Themen aus dem politischen, wirtschaftlichen sowie zung dieses Vorhabens erhielt die Europa-Universität Viadrina kulturellen Bereich auseinandersetzen. Dabei wird es auch an der europäi- Frankfurt (Oder), deren besondere Funktion schon seit ihrer schen Dimension der deutsch-polnischen Beziehungen nicht fehlen. Wir Wiedergründung im Jahre 1991 darin besteht, eine Brückenuniver- sind fest davon überzeugt, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen den sität zwischen Ost- und Westeuropa zu sein. Mitgliedstaaten zur besseren künftigen Entwicklung der gesamten EU bei- Mit dem Memorandum der Viadrina vom 13. April 1997 wurden trägt. die bis heute gültigen Grundlagen für ein besonderes Studien- und Stipendienprogramm gelegt, das es jährlich zehn bis zwölf ukraini- Um unsere Ideen zu verwirklichen, nutzten wir die Chance, dass Prof. Dr. schen Studenten ermöglicht, einen einjährigen Studienaufenthalt in Gesine Schwan kürzlich Brüssel einen Besuch abstattete. Im Frühjahr tra- einem der Master-Studiengänge der Europa-Universität zu absolvie- fen sich einige Viadrina-Absolventen mit zahlreich erschienenen Reprä- ren. Das Vorhaben wird vom Deutschen Akademischen Austausch- sentanten öffentlicher und privater Institutionen zum Diskussionsnach- dienst in Bonn und dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik mittag mit unserer Präsidentin im Europäischen Parlament. Die Veranstal- Deutschland mit einer Summe von derzeit knapp 110.000 Euro jähr- tung sollte dazu dienen, die informelle Zusammenarbeit und den Dialog lich finanziert. Dafür werden den Teilnehmern außer dem Studium zwischen den in Brüssel lebenden Deutschen und Polen zu stärken sowie ein zweimonatiger Sprach- und Landeskunde-Intensivkurs, zahlrei- das heutige Verhältnis zwischen Deutschland und Polen zu diskutieren. che Exkursionen und eine ganzjährige Betreuung am Studienort ge- Gesine Schwan wies gleich am Anfang der Diskussion darauf hin, dass boten; die Finanzierung umfasst ein monatliches Stipendium sowie man von drei Ebenen im Hinblick auf die deutsch-polnischen Verhältnisse die Übernahme eines großen Teils der Reisekosten. sprechen sollte. Erstens, die eher informellen Beziehungen, welche im Im August 1997 nahmen die ersten ukrainischen Studenten inner- Rahmen der Zivilgesellschaft stattfinden, zweitens die Perspektive, die von halb dieses Programms ihr Studium an der Viadrina auf; am Ende den öffentlichen Medien präsentiert wird und drittens die Ebene der rein des zehnten Jahrgangs zählte es mehr als einhundert junge Ukrainer politischen Abläufe. Im Folgenden wurden eine Reihe Diskussionsthemen als Teilnehmer. Die meisten von ihnen kehrten nach dem Studien- angeschnitten, die von der Wahrnehmung der in Deutschland lebenden aufenthalt in ihre Heimat zurück, um dort als Multiplikatoren beim und arbeitenden Polen durch Deutsche sowie umgekehrt, über die hei- Umbau des ukrainischen Hochschulsystems mitzuwirken. Ein zehn klen Themen, wie z. B. die Pipeline und das Vertriebenen-Zentrum bis zu Jahre so erfolgreich laufendes Förderprogramm mit so spezieller den künftigen Perspektiven der deutsch-polnischen Zusammenarbeit Ausrichtung – dies war der Viadrina Anlass genug für eine kleine reichten. Ein spannender Ansatz bezog sich auf die Frage nach der Rolle Feierlichkeit. der politischen Kultur in beiden Nationen, welche laut den Worten von Die Festveranstaltung fand am 25. Juni 2007 in Anwesenheit der Prof. Schwan immer mehr Macht habe, als Regierungen sie zu besitzen Präsidentin der Viadrina, Prof. Dr. Gesine Schwan, des Botschafters vermögen. der Ukraine in Deutschland, Dr. Ihor Dolhov, sowie vieler derzeitiger Daher bleiben wir stark motiviert und davon überzeugt, dass das Via- und früherer Mitarbeiter der Viadrina und zahlreicher ukrainischer drina-Alumni-Forum in Brüssel durch informelle Treffen und den Aus- Studenten im Senatssaal der Viadrina statt. tausch von Erfahrungen einen wichtigen Beitrag zur besseren Verständi- In ihren Ansprachen würdigten die Präsidentin und der Botschafter gung zwischen allen Europäern und insbesondere zwischen Deutschen die Bedeutung des Programms für die Universität und die Ukraine und Polen innerhalb einer Multi-Kulti-Gesellschaft in Brüssel beitragen und vor allem seinen Erfolg. Dieser sei allen Beteiligten, den Mitar- wird. Alle, die Interesse haben sich mit uns zu engagieren, bitten wir, mit beitern der Universität, der Botschaften, dem DAAD und natürlich uns über unsere E-Mail-Adresse Kontakt aufzunehmen! in besonderer Weise den teilnehmenden Studierenden zu verdan- ken. Beide Redner gaben der Hoffnung Ausdruck, dass dieses Pro- Euer Viadrina-Alumni-Brüssel-Team: gramm noch lange bestehen bleiben möge. BERND KLUGERT Evelina Schulz, Liesa Siedentopp und Paulina Làk EST

E-Mail: [email protected] F EIDE : H

Seit November 2006 gibt es an der Viadrina ein Büro für die Betreuung OTO der Absolventen und Ehemaligen, das in der Abteilung für Drittmittelak- F quise – Fundraising – Absolventen und Karriere angesiedelt ist und mit dem Absolventen-Netzwerk Viadrin@lumni e.V. zusammenarbeitet. Zu den Hauptaufgaben der Projektkoordinatorin, Thekla Lange, und ihrer Mitarbeiterinnen gehören neben der Kommunikation mit den Ehemali- gen u. a. die Betreuung der Absolventendatenbank, die Umgestaltung und Weiterentwicklung der Internetplattform sowie die Ermittlung der Erwartungen der Alumni aufgrund einer durchgeführten Bedarfsanalyse. Darüber hinaus sind verschiedene Veranstaltungen und die Erweiterung des Angebots an die Alumni geplant. Ziel der Alumni-Arbeit ist, die Ab- solventen und ehemaligen Mitarbeiter der Europa-Universität langfristig an die Viadrina zu binden und sie als Förderer, Multiplikatoren und Unterstützer unserer Universität zu gewinnen. Das Projekt wird bis 2008 durch den DAAD finanziell unterstützt.

Der ukrainische Botschafter Dr. Ihor Dolhov (2.v.l.) war Gast der Tel.: 0335 5534 2370 / E-Mail: [email protected] Feierstunde im Senatssaal der Viadrina. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 29

Personalien [UNIon] 29 [Gewählt] [Verabschiedet] [Ernannt]

Der neue AStA ist gewählt: Seine Antrittsvorle- Christian Nitsche – Hauptreferent sung zum Thema „Zu Nicolai Woyczechowski – Referent für /PRIVAT geheim für das Parla- EST Internationales F ment? – Die Reform Robert Richter – Referent für EIDE der parlamentarischen Öffentlichkeitsarbeit Kontrolle der Nach- Carsten Schirrmacher – Referent für Soziales Fotos: H richtendienste“ hielt Jan Wolkenkratzer – Sportreferent am 18. Juli 2007 Matthias Wenzel – ADV-Referent Prof. Dr. Heinrich Bianca Witte – Kultur-Referentin Amadeus Wolff, der Sahra Damus – Hochschulpolitik-Referentin für den Lehrstuhl für Kateryna Antypova – Referentin für Finanzen Öffentliches Recht, insbesondere Staatsrecht Präsident des Studierenden-Parlaments ist der Juristischen Fakultät. ernannt ist. Der 41- Titus Andreas Laser. Jährige kommt von der Universität München. Infos unter: [email protected] Seine Abschiedsvorlesung hielt Prof. Dr. Roland Wittmann (rechts im Bild) von der Prof. Dr. Sven Hus- Juristischen Fakultät am 27. Juni 2007 zum mann wurde zum Der neue Senat ist gewählt: Thema „deutsches und polnisches Rechts- 1. Juni 2007 für den Prof. Dr. Eckhard Höfner, Prof. Dr. Sven Hus- denken“. Der Dekan, Prof. Dr. Heintschel Lehrstuhl Betriebs- mann, Prof Dr. Jan C. Joerden, Prof. Dr. Dr. von Heinegg, würdigte das wissenschaftliche wirtschaftslehre, ins- Ulrich Knefelkamp, Prof. Dr. Stephan Kudert, Wirken Wittmanns, der außerdem 1992/93 besondere Finanz- Prof. Dr. Matthias Pechstein, Michael Grü- erster Dekan der Juristischen Fakultät war, wirtschaft und Kapi- ning, Ulrike Wolf, Beatrix Eckert, Sahra Da- der lange Jahre in der Planungs- und Finanz- talmarkttheorie an mus, Gabriela Beblo. kommission und in der gemischten deutsch- der Wirtschaftswis- polnischen Kommission arbeitete und sich senschaftlichen Fakul- um die bundesweit einzigartige deutsch-pol- tät ernannt. In den Ausschuss des nische Juristenausbildung an der Viadrina Trägervereins der verdient machte. Kleist-Gedenk- und Ein herzliches Dankeschön für die gute Forschungsstätte Zusammenarbeit kam auch von Prof. Dr. [Zu Gast] Frankfurt (Oder) Andrzej Szwarc (links im Bild) von der Der Staatssekretär im wurde Prof Dr. Jan C. Adam-Mickiewicz-Universität Poznan. Joerden gewählt, der Bundesinnenministe- an der Viadrina einen rium, Dr. August Strafrechts-Lehrstuhl Hanning, nutzte im inne hat und zudem Mai die Viadrina als Direktor des Interdis- [Geehrt] Ort für eine Presse- ziplinären Zentrums für Ethik an der Viadrina konferenz, bei der es ist. Gregor Thum, um eine Einsatzmaß- der lange Jahre an nahme unter der der Kulturwissen- Ägide der Europäi- schaftlichen Fakultät schen Grenzschutza- [Bestanden] der Viadrina arbei- gentur FRONTX ging und trug sich ins Gäste- tete, hat für sein im buch der Universität ein. Das Habilitationsverfahren schlossen Mai in polnischer erfolgreich ab an der Juristischen Fakultät: Sprache erschienenes Petr Solomatin Carmen Thiele, an der Wirtschaftswissen- Breslau-Buch den wurde von der Alex- schaftlichen Fakultät: Jaroslaw Nabialek. Ehrenpreis der ander-von-Humboldt- Monatsschrift Stiftung mit einem Es promovierten erfolgreich an der Kultur- „Odra” in Wroclaw erhalten. Bundeskanzlerstipen- wissenschaftlichen Fakultät: Britta Ohm, dium geehrt, das für Marta Kowalczyk, Sanna Schondelmayer, Mit dem „Martin- Björn Quiring, Beata Leuner, Marina Dum- künftige Führungs- Lehnert-Preis der brava, Jan Prömmel, Marie Muhle, Susanne kräfte in Wissen- Deutschen Shakes- Leeb, Frédéric Krier und Monica Gariup, schaft, Wirtschaft, peare-Stiftung” 2007 an der Wirtschaftswissenschaftlichen Politik und Gesell- wurde im April Björn Fakultät: Oleg Badunenko, Thomas Kneip, schaft der USA, der Quiring von der Via- Adam Bujak und Thomas Otte, und an der Russischen Föderation und der Volksrepublik drina für seine Dok- Juristischen Fakultät: Daniela Lieschke, China ausgereicht wird. Der 26-Jährige Dominika Busse-Muskala, Grit Franke-Wöl- torarbeit geehrt. Die kommt aus Magnitogorsk im Ural, wo er ler, Alexander Steinbrecher, Ulrike Gläßer, Arbeit trägt den Titel Marketing und Programmierung studierte Agnieszka Murawska, Arne Scheschonk, Carl „Shakespeares Fluch. und einen Diplomabschluss erwarb. Nun wird Dohme, Christoph Hellriegel, Joanna Dlu- Die Aporien ritueller er während seines Gastaufenthaltes für ein gosz, Katarzyna Trietz, Christiane von der Exklusion in drei Königsdramen der engli- Jahr bei Prof. Dr. Knut Richter am Lehrstuhl Heyde, Jan Hoffmann, Thomas Rieder, schen Renaissance”. Sie wurde von Prof. Dr. für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, ins- Karatzyna Guzenda, Grit Brinkmann, Madlen Anselm Haverkamp von der Kulturwissen- besondere Industriebetriebslehre an der Wirt- Heiland und Katja Buttig. schaftlichen Fakultät der Viadrina betreut. schaftswissenschaftlichen Fakultät arbeiten. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 30

30 [UNIon] Studis

Nacht der Im Kreisverkehr des Studentenaustausches Begegnung auf der VON PHILIPP SCHLIEßER UND ANDREAS LOREK Säule der GFPS. Jährlich finden Tandem-Sprach- kurse statt. Schon länger werden im Sommer „MS Viadrina” An der Viadrina ist eine GFPS-Stadtgruppe deutsch-polnische und deutsch-tschechische aktiv, die unter anderem die „Nacht der Begeg- Tandemsprachkurse organisiert, ein deutsch- nungen/Noc Spotkan“ organisierte. belarussischer Kurs ist ebenfalls in Planung. Es In diesem Jahr fand die zweite „Nacht der Zum Anliegen der GFPS: Im Jahre 1984 wurde wird ein Forum veranstaltet, in dem über Begegnungen / Noc Spotkan“ an der Eu- die „Gemeinschaft zur Förderung von Studien- aktuelle politische Themen diskutiert wird und ropa-Universität Viadrina im Gräfin-Dön- aufenthalten polnischer Studierender in es gibt weitere bi-, tri- oder quatronationale hoff-Gebäude statt. Deutsche, Polen und Deutschland (GFPS)“ von 18 Gründungsmit- Projekte, wie z.B. Fotoausstellungen oder viele andere begegneten einander in einer gliedern in Freiburg i. Br. offiziell als Verein Workshops. Weiterhin gibt es die Mitglieder- lauen Frühlingsnacht, die mit einem Sek- gegründet. Damals gab es vor allem ein Ziel: zeitschrift „ECHO“, die nach und nach zu tempfang begann. den „Eisernen Vorhang zu unterlaufen“. Erst einem quatronationalen Magazin mit interna- Das GD verwandelte sich in die „MS Via- wurde für einen und dann für mehrere polni- tionaler Redaktion ausgebaut werden soll. drina”. Auf dem Partydeck regte vor al- sche Studierende ein Semesteraufenthalt in Ermöglicht und getragen werden diese Aktio- lem deutsche und polnische Musik alle Deutschland organisiert. Mit Hilfe verschiedener nen von den rund 280 Mitgliedern und ihrer zum Tanzen an. Auf dem Oberdeck muss- Förderer, insbesondere der Robert-Bosch-Stif- ehrenamtlichen Mitarbeit, sowie der finanziellen ten die internationalen Spielteams unter- tung, wurden bis 1989 genau 162 polnischen Unterstützung durch verschiedene Stiftungen schiedlichste Aufgaben lösen. Studierenden ein Studienaufenthalt in der und Sponsoren. In 25 Hochschulstädten existie- Organisiert wurde das diesjährige Ereignis Bundesrepublik ermöglicht. ren derzeit GFPS-Stadtgruppen. Zwar koordi- gemeinsam von der GFPS e.V. in Koope- Doch auch nachdem der „Eiserne Vorhang“ niert der jährlich gewählte Vorstand die Verein- ration mit dem AStA und dem StuPa der aufgezogen und die Mauer gefallen war, gab es sarbeit, aber die Stadtgruppen kümmern sich Viadrina. Unterstützt wurde die Nacht der Grenzen zu überwinden: nun mehr die in den individuell um ihre Gäste und weitere Aufgaben Begegnung wie bereits im vergangenen Köpfen. Die GFPS setzte somit nach 1989 nicht vor Ort und entwickeln eigene Aktivitäten über Jahr vom Deutsch-Polnischen Jugend- nur ihre Arbeit fort, sondern intensivierte sie. die Betreuung hinaus. Von diesem Konzept werk. Viele studentischen Initiativen und Dank der Stiftung für deutsch-polnische begeistert und überzeugt, engagieren sich viele Hochschulgruppen bevölkerten das Ober- Zusammenarbeit konnten nun auch an deut- der rückkehrenden Stipendiaten danach aktiv in deck und präsentierten den Spielteams sche Studierende Stipendien für einen Studien- der GFPS ihres Heimatlandes. Durch diese stän- verschiedene knifflige Aufgaben. Einige aufenthalt in Polen vergeben werden. Aus der dige Auffrischung mit neuen Mitgliedern, die erfolgreiche Spielteams konnten an- Einbahnstraße wurde so ein munterer Kreisver- wiederum neue Ideen einbringen, ist die GFPS schließend mit tollen Belohnungen nach kehr des Studienaustausches. Im Jahre 1994 auch mit über 23 Jahren noch sehr vital. Hause gehen – z.B. Gutscheine für ein gründeten ehemalige Stipendiaten und Stipen- Für alle Stipendiaten gibt es pro Semester zwei Candlelight-Dinner im Hotel „Zur Alten diatinnen zu diesem Zweck die „GFPS-Polska – wichtige Seminare: die Städtetage und das Oder“, im City-Park-Hotel oder für einen Stowarzyszenie Naukowo-Kulturalne w Europie Quadrat. Am Anfang des Semesters sollen die Reader im „Kopierfritze”. Srodkowej“. Für die wichtige Arbeit hat die Stipendiaten sich und die GFPS auf Einladung ANDREAS LOREK UND JULIAN HÖBSCH GFPS bereits mehrere Preise und Auszeichnun- einer Stadtgruppe kennen lernen. Das Quadrat gen erhalten, darunter den Deutsch-Polnischen ist dann die Abschlussveranstaltung, bei dem Preis der Außenminister beider Länder, den För- die Stipendiaten Ihre Semesterarbeiten vorstel-

OREK derpreis von Tadeusz Mazowiecki und der len. : L Deutschen Nationalstiftung und eine Auszeich- Die vergangenen Städtetage fanden in Frank- OTO F nung des Auswärtigen Amts „für herausra- furt (Oder) statt, der Stadt, in der die Schirm- gende Bedeutung im Rahmen der Steigerung herrin der GFPS, Prof. Dr. Gesine Schwan, Uni- der Attraktivität des Studienstandortes Deutsch- Präsidentin ist. Um Deutsche und Polen nicht land“. nur zusammen an der Viadrina studieren zu Ende 1998 konnte die GFPS auch im gemeinsa- lassen, sondern auch einander näherzubringen, men Nachbarland Tschechien Mitstreiter gewin- organisiert die Stadtgruppe Frankfurt (Oder) nen. Dort entstand mit GFPS-CZ (damals unter verschiedene Aktionen und Veranstaltungen, dem Namen Janua linguarum reserata) eine bei denen sich Deutsche und Polen besser ken- weitere Partnerorganisation. So wurde, nicht nen lernen können. Auftakt der Städtetage war ohne Diskussionen, aus der bilateralen eine tri- die „Nacht der Begegnungen/Noc Spotkan“, laterale studentische Zusammenarbeit unabhän- die zum zweiten Mal stattfand. In binationalen giger Vereine in den drei Ländern Polen, Tsche- Teams mussten die Spielpartner verschiedene chien und Deutschland. Die Umbenennung in unterhaltsame Geschicklichkeits- und Wissens- „Gemeinschaft für studentischen Austausch in aufgaben lösen, die Ihnen von den Initiativen Mittel- und Osteuropa “ war aus diesem Grund der Viadrina gestellt wurden. In der ganzen nur folgerichtig und letztlich gewinnbringend, Geschichte der GFPS zeigt sich immer wieder: die bekannte Abkürzung „GFPS e.V.“ blieb GFPS verbindet! bestehen. Bis heute konnte durch dieses Netz- Nun wurde Belarus auf der letzten Mitglieder- werk für über 700 Studierende ein Studienau- versammlung als neuer Schwerpunkt integriert. fenthalt in einem dieser drei Länder gefördert Blickt man zurück, so ist in den vergangenen 23 werden. Das besondere an diesen Stipendien ist Jahren ein buntes Netzwerk deutsch-polnisch- die persönliche und individuelle Betreuung vor tschechisch-belarussischer Kontakte entstanden. Ort. GFPS-Stipendiaten werden vom Bahnhof Wir sind uns sicher, dass der GFPS noch viele abgeholt und persönlich betreut, bekommen weitere Jahre voller neuer Herausforderungen, Wie auf diesem Foto von der ersten Nacht Unterstützung bei der Wohnungssuche, dem Möglichkeiten und vor allem Menschen, Begeg- der Begegnung, ging es bei den gemischt- Einleben in der neuen Stadt und allen weiteren nungen und Freundschaften bevorstehen! nationalen Teamspielen auch diesmal wie- Hürden des Alltags. der um Geschicklichkeit. Neben der Stipendienvergabe ist die Veranstal- Weitere Informationen: www.gfps.org tungs- und Projektarbeit eine weitere wichtige Kontakt: [email protected] vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 31

Information [UNIon] 31

Stimmungsvolles Sommerfest beendete Tag der offenen Tür – Vorträge, Info-Markt, Sport, Spiel und Stimmung auf dem Campus (2) OJCIECHOWSKA W RIA (3), A EST F EIDE : H OTOS F

Informationen rund ums Studium für Studieninteressierte gab es diesmal auf Polnisch und auf Deutsch.

Am Nachmittag nutzten viele die Sportangebote des AStA (oben) und am Abend ging ein stimmungsvolles Som- merfest über die Bühne: Musik aus der Konserve im sommerlich hergerichteten Innenhof mit Lichtspielen (l.) und ein mit viel Applaus bedachtes Programm mit mehreren Bands direkt neben dem Uni-Hauptgebäude (unten). vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 32

32 [UNIon] Publikationen

Lesung aus „Sinaida Hippius-Seltsame Nähe” www.calendrina.de Prof. Dr. Christa Ebert, Lehrstuhl für Literatur- derts in Russland ereignenden Umwälzungsver- ACHTUNG! wissenschaft/Osteuropäische Literaturen, stellte suche, bezog dabei aber bis zu ihrem Lebensen- kürzlich in einer Lesung in der Ulrich-von-Hut- de entschieden Position gegen Bolschewiki und ten-Buchhandlung Frankfurt (Oder) ihr Buch Sowjetmacht. Weil für sie das Überleben der Der neue studentische Veranstaltungs- „Sinaida Hippius-Seltsame Nähe“ vor. russischen Kultur nur noch in der Emigration kalender ist im Internet und informiert Sie zeichnet darin ein Porträt der russischen gewährleistet schien, ließ sich Sinaida Hippius über alle Termine, Dichterin und Publizistin Sinaida Hippius (1869- zusammen mit ihrem Mann 1921 in Paris nie- die für Studierende interessant sein 1945) und beleuchtet damit eine Künstlerge- der. könnten. Events, Initativen, Gremien, stalt, deren Werke bis zur Zeit der Perestroika in Ungeachtet dieses biographischen Bruches Vorträge & Diskussionen, Sport und der Sowjetunion verboten waren und die ge- zeichnet die Künstlerin über die Zeiten eine gro- Deadlines sind die ständig meinhin als Ehefrau des Schriftstellers Dmitri S. ße Konstanz in ihrem Schaffen aus; sie ist mon- aktualisierten Rubriken. Mereshkowski erinnert wird. däne Salondame, schart Politiker und Schrift- Dass es gilt, diese schillernde, facettenreiche steller um sich, verfasst unter männlichem Pseu- Persönlichkeit in ihrer Einzigartigkeit und Eigen- donym Kritiken, hält die politische Entwicklung ständigkeit wiederzuentdecken, beweist Prof. minutiös in Tagebüchern fest, schreibt Romane Dr. Ebert mit ihrem vorgelegten informativen und Gedichte. Von diesen offeriert das Buch Neuerscheinungen und anregenden Lebenskaleidoskop der Hip- Passagen in der Übersetzung von Prof. Dr. Der Konferenzband „Odra-Oder. Blicke auf pius. Ebert. Prägende Begriffe wie „Silbernes Zeitalter“ oder Prof. Dr. Ebert bekennt, sie schreibe mit dem einen europäischen Strom.“ wurde am 5. Juli „Symbolismus“ umschreiben die künstlerische Porträt die bereits zu Lebzeiten der Sinaida Hip- 2007 im Kurfürstensaal des Museums Viadri- Provenienz der Sinaida Hippius und implizieren pius begonnene Mystifikation der Person fort. na präsentiert. Es fand eine Lesung mit den das von ihr praktizierte Spiel mit Identitäten und Zu konstatieren bleibt, dass dieses empfehlens- beiden Herausgebern Karl Schlögel und Beata Lebensformen, in dem sich artifizielle Sphäre werte Buch voll plastischen Zeitkolorits die Halicka von der Kulturwissenschaftlichen Fa- und Wirklichkeit durchdringen und hinter ihrer Möglichkeit bietet, eine russische Avantgarde- kultät der Viadrina statt. Das Buch erschien im Maske einer „dekadenten Madonna“ das be- künstlerin von europäischer Bedeutung für die Peter-Lang-Verlag Berlin. Darin wird die Oder dingungslose Ringen um die Kreierung eines Jetzt-Zeit zu entdecken. CAROLA SCHULZE im Wandel der Jahrhunderte beschrieben. „neuen Menschen“ aufscheint. Da sich dazu Dr. Katharina Kucher, die im vergangenen Jahr neben dem persönlichen Impetus zur Verände- Prof. Dr. Ebert, Christa: an der Viadrina promovierte, veröffentlichte rung auch gesellschaftliche Neuordnungen er- Sinaida Hippius-Seltsame Nähe, jetzt ihr Buch „Der Gorkij-Park – Freizeitkultur forderlich machen, begrüßte Sinaida Hippius als Oberbaum-Verlag GmbH, Berlin, 2004, im Stalinismus 1928-1941”. Beiträge zur Ge- Gegnerin des Zarentums und der kirchlichen 380 Seiten, schichte Osteuropas, Bd. 42, Gebunden. 336 Orthodoxie die sich Anfang des 20. Jahrhun- ISBN 3-933314-80-1 Seiten, ISBN 978-3-412-10906-6.

„Der volkseigene Bürgermeister” ] [UNIon]-Herausgeber: Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Filmprojekt von Barbara Keifenheim hatte Premiere Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan ISSN 0948-2903 Zur Premiere des Films „Der volkseigene der die große Sympathie und Anerkennung Redaktion, Layout: Bürgermeister“ lud die Europa-Universität wahrnahm, die Fritz Krause noch heute ent- Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Viadrina am 18. August in die Marienkirche gegengebracht wird. Ihr Film zeichnet we- ANNETTE BAUER der Oderstadt ein und 800 Gäste kamen. sentliche Weichenstellungen und Entschei- Mitarbeit: JANA SCHWEDLER dungen der Frankfurter Stadtpolitik zu DDR- Fotos: HEIDE FEST Die Autorin und Regisseurin des Dokumen- Texterfassung/Fotos: KATRIN NOACK tarfilms, Prof. Dr. Barbara Keifenheim, ist Zeiten aus der Innenperspektive des ehema- Redaktionsanschrift: Anthropologin und Filmemacherin und lehrt ligen Rathauschefs nach. Für die Dreharbei- Impressum Referat Presse- und ten suchte die Autorin gezielt einige Situa- seit 2002 am Lehrstuhl für Vergleichende [ Öffentlichkeitsarbeit der EUV Kultur- und Sozialanthropologie der Viadri- tionen herzustellen, die auch für den Ex-OB Große Scharrnstraße 59 15230 Frankfurt (Oder) na. Nach zahlreichen erfolgreichen Filmen, einen Überraschungseffekt hatten. Zudem die im peruanischen Amazonasgebiet, in filmte sie an Orten, die für unterschiedliche Tel.: 0335 · 55 34 4515, 55 34 4509 55 34 4368, 55 34 4601 China und in mehreren europäischen Län- Bereiche seines Wirkens bedeutsam waren. dern gedreht wurden, folgt nun mit dem Dadurch wurde es möglich, lebendige Er- Fax: 0335 · 55 34 4354, 55 34 4600 Porträt des einstigen Oberbürgermeisters innerungen des Alt-Oberbürgermeisters aus- E-Mail: [email protected] von Frankfurt (Oder), Fritz Krause, ihr erster zulösen und gemeinsam mit der Filmema- cherin die Prägungen und Motivationen zu WWW: http://www.euv- Dokumentarfilm, der am Standort der Uni- ffo.de/stuktur/zse/pressestelle/index.html versität in Frankfurt gedreht wurde. verfolgen, die sein Handeln bestimmten. So „Der volkseigene Bürgermeister“ entstand in sieht man Fritz Krause u.a. in einer leeren Redaktionsschluss für diese Ausgabe: den zurückliegenden zweieinhalb Jahren. In Halle des einstigen Halbleiterwerkes, in sei- 15. August 2007 dieser Zeit fand ein intensiver Austausch nem früheren Arbeitszimmer im Rathaus oder in einer vor dem Abriss stehenden Plat- Druck: Buchdruckerei P. Dobler GmbH & zwischen der im Westen aufgewachsenen Co KG, 31061 Alfeld (Leine) Autorin und Alt-Oberbürgermeister Fritz tenbauwohnung. Seine bewegten Erzählun- Auflage: 6.000 Exemplare Krause statt. Dieser war von 1965 bis 1990 gen und nachdenklichen Reflexionen decken das Spannungsfeld zwischen lokalem Enga- [UNIon] erscheint zweimal jährlich maßgeblich an der Gestaltung der Stadt und wird kostenlos abgegeben. Frankfurt (Oder) beteiligt. Barbara Keifen- gement, eigenen Träumen und Systemtreue heim war auf ihn aufmerksam geworden, auf, in dem sich Fritz Krause als Mensch und Die Redaktion behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe sinnwahrend zu kürzen. weil sie in der Stadtbevölkerung immer wie- Kommunalpolitiker bewegte. A. B. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 33

Publikationen [UNIon] 33

Nach Vorlesungsreihe Buchpräsentation „Die DDR im Rückblick”

Eine Buchvorstellung „Die DDR im Rüc- möglich. Inzwischen ist aber etwas Gelassen- Abläufe und persönlichen Erfahrungen för- kblick. Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kul- heit eingekehrt, und Wissenschaftler haben dern. Dabei bleibt stets die Lebenswelt der tur“ von Prof. Dr. Helga Schultz und Prof. Dr. den historischen Gegenstand mit mehr Objek- „normalen” DDR-Bürger Mittelpunkt der Be- Hans-Jürgen Wagener fand am 21. Juni 2007 tivität aufgearbeitet. Auf dieser Basis unter- trachtung. Die Frage nach den Ursachen des im Senatssaal im Hauptgebäude der Europa- suchten namhafte Wissenschaftler, vor allem Scheiterns des sozialistischen Gesellschaftsmo- Universität Viadrina statt. von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt dells wird in allen Beiträgen ohne vorschnelle Am Podiumsgespräch nahmen vier Autoren (Oder) und dem Potsdamer Zentrum für Zeit- Urteile gestellt. ANNETTE BAUER teil und legten ihre Sicht auf die Zeit dar. Das historische Studien einzelne Aspekte von Poli- im Ch.-Links-Verlag Berlin erschienene Buch tik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur der enthält die Beiträge einer öffentlichen Ring- DDR. Sie beschreiben exemplarisch Einzelbe- Seiten: 336 vorlesung, die im Wintersemester 2004/2005 reiche und Probleme, die repräsentativ sind Preis: 29.90 Euro an der Viadrina stattfand. „15 Jahre nach dem und das Verständnis für die geschichtlichen ISBN: 3-86153-440-1 Fall der Mauer und dem damit verbundenen EST

Ende der DDR bot es sich an, auf diesen zwei- F

ten deutschen Staat und seinen Versuch, eine EIDE

sozialistische Gesellschaft zu realisieren, zu- : H OTO

rückzublicken”, so die Autoren des Buches F und Initiatoren der Ringvorlesung zu diesem Thema, das auf eine sehr große Resonanz stieß. „Macht und Herrschaft”, „Von der Mehr- heits- zur Minderheitskirche”, „Leben mit der Stasi”, „Recht im Unrechtsstaat”, „Anschluss verpasst – Dilemmata der Wirtschaft”, „Mög- lichkeiten und Grenzen der Planwirtschaft” „Jedesmal existenzgefährdend – zur Charak- teristik der fünf Wirtschaftskrisen”, „Mobilität in der Planwirtschaft – das Verkehrswesen”, „Strukturwandel und Alltagsleben – Agrar- wirtschaft und ländliche Gesellschaft”, „Das sozialistische Projekt und die Arbeiter” „Im Osten was Neues? – auf den Spuren von 40 Jahren staatssozialistischer Gleichstellungspoli- tik”, „Kunst und Weltanschauung”, „Arbei- terbilder” und „Fragmentarisches zur Litera- tur” sind die Vorlesungsthemen, die mit dem Buch nun veröffentlicht werden. Ein sachlicher, unemotionaler Blick auf 40 Jah- Die Autoren Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener, Prof. Dr. Helga Schultz, Stefan Wolle und Uwe Mül- re DDR-Geschichte war lange Zeit nur schwer ler (v.r.n.l.) während der Buchpräsentation im Senatssaal.

Kommentar zur Verfassung der EU erschienen Kuwi-Publikationen Die Kulturwissenschaftliche Fakultät der In der Humboldt-Viadrina School of Gover- Der europäische Verfassungsvertrag von 2004 Viadrina gab in diesem Jahr erstmals einen nance (HVSoG) – ein von der Humboldt-Uni- soll die Römischen Verträge vom 25. März Rückblick auf ihre Buchproduktion des zu- versität Berlin und der Europa-Universität Vi- 1957 ersetzen, um den Anforderungen einer rückliegenden Jahres. 26 Autorinnen und adrina gemeinsam gegründetes Projekt zur erweiterten, bald 29 Mitgliedstaaten umfas- Autoren stellten ihre Arbeiten vor und stan- Ausbildung exzellenter Führungskräfte für senden Europäischen Union gerecht werden den dem Publikum als Gesprächspartner in Politik, Verwaltung und Dritten Sektor mit zu können. lockerer Runde im Senatssaal zur Verfü- Sitz in Berlin – fand am 15. Mai 2007 eine Referenden in Frankreich und den Niederlan- gung. Die Hutten-Buchhandlung war mit ei- Präsentation des EU-Verfassungs-Kommen- den, die sich gegen den Verfassungsentwurf nem Büchertisch mit den Autorenexempla- tars von Prof. Wolff Heintschel von Heinegg, aussprachen, haben allerdings gezeigt, dass ren vertreten. Die Veranstaltung war der Juraprofessor an der Viadrina, und seinem weitere Aufklärung der EU-Bürger und eine Auftakt zu einer in Zukunft regelmäßig Kollegen, Prof. Christoph Vedder, von der transparente, bürgernahe Politik sowie die Be- stattfindenden Bücherschau mit Werken Universität Augsburg statt. seitigung noch vieler Missverständnisse not- von Viadrina-Wissenschaftlern der Kuwi-Fa- wendig sind. kultät. Weiter geht es am 23. Oktober 2007 In Beisein des Staatsministers für Europa im um 18 Uhr im Senatssaal, wo die Kuwis die Auswärtigen Amt, Günter Gloser, Uni-Präsi- Das Werk von Prof. Heinegg und Prof. Vedder während des Deutsch-Polnischen Jahres dentin Prof. Gesine Schwan und weiteren Gä- stellt eine umfassende und eingehende rechts- (2005-2006) an ihrer Fakultät entstandenen sten wurde der im NOMOS-Verlag erschiene- wissenschaftliche Analyse des gesamten Ver- wissenschaftlichen Ergebnisse präsentieren ne Kommentar zum Vertrag über eine Verfas- fassungsvertrags dar, die nicht nur Juristen, werden. Dazu gehören neben wissenschaft- sung für Europa erstmals vorgestellt. Genau sondern allen an der europäischen Integration lichen Druckwerken auch eine CD-Rom mit zwei Monate vorher wurde in ganz Europa Interessierten eine unerlässliche Hilfe zum dem virtuellen Rundgang durch die alte Via- der 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Rö- Verständnis des Verfassungsentwurfes ist. drina und die „Chronik“ – eine kleine Ge- mischen Verträge gefeiert (die Gründung der schichte der Viadrina anlässlich ihres 500. späteren Europäischen Gemeinschaft). JANA SCHWEDLER Jubiläums. JANA SCHWEDLER vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 34

34 [UNIon] Publikationen

Ausgewählte Publikationen der Wissenschaftlerinnen

Bolle, Friedel: „Allocation Decisions in Net- der Kundenorientierung in Kulturbetrieben. work Industries“. In: Energy Economics. Abstract: In this paper, I want to propagate a Haverkamp, Anselm / Beyer, Voorhoeve new analytical tool: The usage of Menu Auc- (Hrsg): „Das Bild ist der König – Repräsenta- tions for modelling complicated auctions, ne- tion nach Louis Marin“, München, Wilhelm- gotiations, rent seeking, etc. is advocated, be- Fink-Verlag. cause, contrary to „normal” auctions and bar- Inhalt: Dafür, dass Ästhetik Mächte beschö- gaining models, an arbitrary number of addi- nigt, verdeckt und unterstützt, gibt es zahllose tional aspects can be taken into account. After Zeugen. Nach Louis Marin geht es um mehr: concentrating on „Truthful Equilibria” (Bern- Er hegte den Verdacht, dass Macht eine Kon- heim and Whinston, 1986) a certain broad struktion der Ästhetik sei. Hauptverdächtige in class of Menu Auctions show unique and effi- diesem Prozess sind Bilder. Dass diese rein cient allocations. Under an additional concavi- oberflächlich funktionieren und im Zweifelsfal- ty condition even the equilibrium bids are uni- le nichts dahinter ist, betrachtet Marin keines- que. Two examples are discussed: the privati- wegs als hinderlich, sondern als Bedingung sation of a state-owned industry and the buy- dieser Machtkonstruktion. Bilder machen – ing of wholesale electricity (concluding con- ebenso wie die Theologie – glauben an etwas, tracts with a number of producers) by a utility. das an sich nicht zu sehen ist. Genau darin These examples also serve to trace the sources liegt ihre Macht. Marins Theorie der Macht ist of „non-concavities” which can prevent the eine Theorie des Bildes – und vice versa. uniqueness of bids and can provide the auctio- neer with incentives to exclude bidders from Hengelhaupt, Uta: „Exemplum Virtutis“ – Hilfreiches deutsch-polnisches Wörterbuch. the competition. Überlegungen zu Entstehung und Ausstattung der Festsäle in den Zisterzienserklöstern Ebrach Breidenbach, Stephan (Hrsg.): „Handbuch und Bronnbach. In: Studien und Mitteilungen Wirtschaft und Recht in Osteuropa, Ergän- zur Geschichte des Benediktinerordens und Häde, Ulrich (2006): „Die innerstaatliche Ver- zungslieferungen“. Verlag, C.H. Beck Mün- seiner Zweige, hg. von der Historischen Sek- teilung gemeinschaftsrechtlicher Zahlungs- chen, S. 68-70. tion der Bayerischen Benediktinerakademie, pflichten, Schriften zum Öffentlichen Recht“, Inhalt: Das Handbuch Wirtschaft und Recht in Band. 117, St. Ottilien 2006, S. 285 – 343. Band 1018, Berlin, Verlag Duncker & Hum- Osteuropa bietet den Rat hervorragender Ex- Inhalt: Es gehört zu den charakteristischen Ei- blot, 89 Seiten, ISBN 3-428-12089-2. perten aus elf Staaten zum Wirtschaftsrecht. genheiten der fränkischen Kunst- und Kultur- Inhalt: Bund und Länder streiten schon länger Im Textteil findet man auf über 9.640 Seiten, landschaften, dass sie – wie sonst wohl nur der darüber, wer Zahlungspflichten des Mitglied- in 4 Ordnern die wichtigsten Gesetzestexte der oberschwäbische Raum – in besonderer Weise staats Bundesrepublik Deutschland erfüllen Reformstaaten. Fachgerecht übersetzt, über- durch die kulturellen und ökonomischen Leistun- muss, die sich aus dem europäischen Gemein- sichtlich gegliedert, rasch und zuverlässig aktu- gen der geistlichen Fürsten einerseits wie der schaftsrecht ergeben. Zwei Bereiche standen in alisiert. ländlichen Abteien andererseits geprägt wurden. den letzten Jahren besonders im Mittelpunkt: Gerade auf die letzteren scheint dabei der von Anlastungen im Agrarbereich und Sanktionen Dornbusch, Ramona Simone: „Historische Stutzer verwendete Begriff der „Unternehmens- wegen eines übermäßigen staatlichen Finan- Kulturlandschaften“. In: Handbuch Denkmal- klöster“ mit ausgeprägtem kapitalwirtschaftli- zierungsdefizits. Ulrich Häde untersucht, wel- schutz und Denkmalpflege einschließlich Ar- chem Schwerpunkt – wenn auch teilweise in ab- che Vorgaben das Finanzverfassungsrecht für chäologie; Recht, fachliche Grundsätze, Ver- geschwächter Bedeutung – zuzutreffen. die innerstaatliche Verteilung solcher gemein- fahren, Finanzierung. Hrsg. in Zsarb. mit der schaftsrechtlicher Zahlungspflichten enthält. Deutschen Stiftung Denkmalschutz von Dieter J. Martin und Michael Krautzberger. 2. Aufl., Hausmann, Andrea / Helm, Sabrina: Verlag C.H. Beck, München 2006, S. 305-314. „Kundenorientierung im Kulturbe- Inhalt: Historische Kulturlandschaften sind als trieb Grundlagen – Innovative Kon- Träger historischer Informationen Bestandteil zepte – Praktische Umsetzun- unseres kulturellen Erbes. Trotz des steten gen“, VS-Verlag, Wandels sind noch vielfach traditionelle Kul- ISBN: 3531148060. turlandschaftsformen erhalten. Jedoch besteht Inhalt: Nicht zuletzt aufgrund durch aktuelle raumgreifende Nutzungsan- der schwierigen finanziellen Si- sprüche die Gefahr, dass Kulturwerte uner- tuation der öffentlichen Haus- kannt verloren gehen. Der Beitrag thematisiert halte und des zunehmenden daher den denkmalpflegerischen Umgang mit Wettbewerbs auf dem Kultur- historischen Kulturlandschaften. Der Einfüh- und Freizeitmarkt sind Kultur- rung in die internationalen Rechtssetzungen, betriebe mehr denn je gefor- die Gesetzgebung des Bundes sowie Verpflich- dert, durch kundenorientiertes tungen nach dem Denkmalrecht folgend, wer- Verhalten ihre Zukunft zu sichern. den denkmalpflegerische Forderungen für hi- Viele Kulturbetriebe geraten dabei storische Kulturlandschaften aufgestellt und in ein Spannungsfeld und stehen vor Hinweise für den praktischen Umgang gege- der schwierigen Aufgabe, den richtigen ben. Das Handbuch Denkmalschutz und Grad der Kundenorientierung zu finden, wo- Denkmalpflege ist eine Arbeitsgrundlage für bei Ressourcenengpässe zu entsprechender alle in diesem Bereich Tätigen sowie für Eigen- Schwerpunktlegung bei gleichzeitiger Wah- tümer und Nutzer von Denkmalen und enthält rung des kulturpolitischen Auftrags zwingen. Als CD innerhalb der Gelben Schriftenreihe alle denkmalpflegerischen und schutzrecht- Der Sammelband gibt einen Überblick über die der Universität erschien als Band 24 „Stil als lichen Grundsätze und Verfahren. konzeptionellen wie praktischen Grundlagen Zeichen” von Prof. Dr. Hartmut Schröder. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 35

Publikationen [UNIon] 35

und Wissenschaftler der Viadrina – bitte umblättern zu Teil 3

Blieben die fränkischen Klöster zwar faktisch Bindung politischer Ordnungen an historische Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) landsässig, so machten sich unter ihnen dennoch Orientierungen und kulturelle Werte geleistet und dem Institut für Medizin- und Wissen- vielfach Bestrebungen geltend, Reichsstand- haben. schaftsgeschichte der Universität zu Lübeck in schaft zu erlangen. Dieses, durch die wirtschaftli- einer interfakultativen Tagung mit Medizinhisto- che Leistungskraft der Prälaturen geförderte Husmann, Sven / Strauch, Robert (2006): „Zur rikern und -ethikern, Germanisten, Kulturwissen- Streben fand seinen anschaulichen Ausdruck in steuerlich optimalen Gestaltung einer Doppel- schaftlern, Rechtshistorikern und -philosophen den Bau- und Kunstunternehmungen der Klö- gesellschaft – Ein erweitertes Wiesbadener Mo- und einem Theologen untersucht worden. Ein ster allgemein wie insbesondere in den Ausstat- dell“. In: Steuer und Wirtschaft 3 (2006), S. Augenmerk der Tagung galt immer auch der tungen der klösterlichen Festsäle, die in der Lite- 221-227. heutigen lebensweltlichen Bedeutung der Auf- ratur verkürzend „Kaisersäle“ genannt werden. Inhalt: In dem Beitrag wird untersucht, wie das fassungen von Sterben, Tod und Töten. Die Bei- Die Studie versucht, an den markanten Ausstat- Mietrechtsverhältnis einer Doppelgesellschaft träge zu der Tagung sind in diesem Sammelband tungsprogrammen der Klostersäle in den Zister- steuerlich optimal gestaltet werden kann: Solan- zusammengefasst. zen Ebrach und Bronnbach darzulegen, dass sie ge die Mieten nicht als verdeckte Gewinnaus- Folge und Ausdruck der politischen Bestrebun- schüttung qualifiziert werden, sollten sie ab dem Kempa, Bernd / Hendricks, Torben / Holtrup, gen der Klöster waren. Daher widmeten sich Veranlagungszeitraum 2005 stets so hoch wie Hans-Jürgen: „A Differential View on the Cre- diese in potenzierter Form der Darstellung möglich angesetzt werden, und zwar unabhän- dit Channel of Monetary Policy Transmission“. „gottgewollter“ Herrschaft und der Zugehörig- gig davon, ob die Besitzgesellschaft gewerbe- In: KREDIT UND KAPITAL, Bd. 39 (4), Dezem- keit zu der vom Heiligen Römischen Reich ver- steuerpflichtig ist oder nicht. Vertragliche ber 2006. tretenen Christianitas und dienten so der stan- Nebenleistungen, wie Betriebskosten, Instand- Inhalt: In diesem Aufsatz wird der Kreditkanal desgemäßen Repräsentation wie der offenkun- haltungskosten und Ersatzinvestitionen, sollten der monetären Transmission auf der Basis eines digen Darstellung eines Ranges, der vor der poli- so weit wie möglich von der Betriebsgesellschaft Markov Switching Modells anhand von Risiko- tischen Realität der Zeit gleichwohl Fiktion blieb. getragen werden. prämien von U.S.-amerikanischen Unterneh- mensanleihen analysiert. Es zeigt sich, dass die Jajesniak-Quast, Dagmara / Günther, Jutta Joerden, Jan C. / Engelhardt, Dietrich von/ Jor- Wirksamkeit des Kreditkanals nicht nur durch die (Hrsg.): Willkommene Investoren oder nationa- dan, Lothar (Hrsg.): Sterben und Tod bei Hein- Ausrichtung der Geldpolitik sowie die jeweilige ler Ausverkauf? Kontinuität und Wandel aus- rich von Kleist und in seinem historischen Kon- Konjunkturlage, sondern zusätzlich durch einen ländischer Direktinvestitionen in Ostmitteleuro- text, Beiträge zur Kleist-Forschung 18 (2004), latenten Faktor bestimmt wird, der die Situation pa im 20. Jahrhundert. Berliner Wissenschafts- Würzburg: Königshausen & Neumann, 2006, auf den amerikanischen Finanzmärkten wider- Verlag 2006 (Frankfurter Studien zur Wirt- 212 S. spiegelt. Der Kreditkanal tritt dabei in Phasen schafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuro- Inhalt: Sterben, Tod und Töten im Werk, in der turbulenter Finanzmärkte wie der lateinamerika- pas, Bd. 11). Biographie und in der Wirkungsgeschichte Hein- nischen Verschuldungskrise der frühen 1980er Inhalt: Ausländische Direktinvestitionen besitzen rich von Kleists und in seinem historischen Kon- Jahre, der amerikanischen Sparkassenkrise (Sa- in den ostmitteleuropäischen Ländern eine lange text sind am 25. und 26. Juni 2004 vom Kleist- vings & Loan) sowie in letzter Zeit im Gefolge Tradition und erreichten bereits in der Zwischen- Museum Frankfurt (Oder) in Zusammenarbeit der Terrorattacken sowie der Bilanzskandale ver- kriegszeit ein hohes Niveau. Aus ökonomischer mit dem Interdisziplinären Zentrum für Ethik der stärkt in den Vordergrund. Sicht sind die ostmitteleuropäischen Länder heu- te wie damals auf ausländische Direktinvestitio- nen angewiesen, denn technologische Rückstän- Prof. Dr. Theodor Schweisfurth, emeritierter Professor der Viadrina, lebt in Heidelberg und digkeit und inländischer Kapitalmangel behin- schickte neben seinem Buch folgende Zeilen: „Es sei zweien der seinerzeitigen Hörer der derten in den neu entstandenen Staaten sowohl Völkerrechtsvorlesungen des Verfassers und Teilnehmern seiner Seminare zum Völkerrecht nach dem Ersten Weltkrieg als auch nach dem an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) gewidmet, stellvertretend für alle Zusammenbruch des Ostblocks die eigenständi- anderen „seiner” dortigen ehemaligen Studenten: Agnieszka Nowakowska und Krzysztof ge Wirtschaftsentwicklung. Indessen waren und Szurno. sind die ausländischen Direktinvestitionen auch Diese zwei polnischen Studenten haben dem Verfasser bei seiner Emeritierung einen pol- Gegenstand kritischer Diskussionen in Politik nisch/deutschen Gedichtsband von Czeslaw Milosz mit der Eintragung geschenkt: „Mit und Öffentlichkeit der Empfängerländer. Der herzlichem Dank, dass Sie uns die wunderbare Welt des Völkerrechts gezeigt haben.” vorliegende Sammelband widmet sich der in der Wunderbar ist die Welt des Völkerrechts durchaus wirtschaftshistorischen Forschung bisher weitge- nicht immer, sie läßt viele (Regelungs- und Erfül- hend vernachlässigten Frage nach den Kontinu- lungs-) Wünsche offen, manchmal ist sie, denkt itäten und Brüchen in der ausländischen Investi- man an bewaffnete Konflikte oder schwere Men- tionstätigkeit und ihrer öffentlichen Wahrneh- schenrechtsverletzungen, geradezu grausam. Der mung. Dabei steht der Vergleich von Polen, Schutzwall des Völkerrechts bedarf ununterbro- Tschechien/Tschechoslowakei und Ungarn im chener Reparaturen und Verstärkungen. Agniesz- Mittelpunkt. ka und Krzysztof erging es wohl eher wie dem mittelalterlichen Gelehrten, der seinen Kopf durch Hübinger, Gangolf: „Gelehrte, Politik und Öf- den ptolomäischen Horizont hindurchsteckt, sei- fentlichkeit. Eine Intellektuellen-Geschichte“, nen Blick in den Kosmos wirft und dort eine Fülle Göttingen 2006. von faszinierenden Phänomenen wahrnimmt, die Inhalt: Das Buch verbindet Intellektuellenge- er noch kaum deutlich zu erkennen, geschweige schichte mit Wissenschaftsgeschichte und analy- denn zu ordnen und in ein System zu bringen ver- siert die Aktionsfelder der Gelehrten in der politi- mag. Der Verfasser wünscht den Lesern dieses Bu- schen Streitkultur. Dargestellt wird der beständi- ches dieselbe Begeisterung für das Völkerrecht , ge Wechsel der Gelehrten-Intellektuellen zwi- die Agnieszka und Krzysztof während ihres Studi- schen Universitätskatheder, Zeitungsredaktion ums ergriff, an dessen Ende sie „die Welt des Völ- und politischer Rednertribüne. Vom Vormärz bis zur Revolution von 1968 wird der spezifische kerrechts” zu erkennen, zu ordnen und in ein Sy- Beitrag deutlich, den diese Intellektuellen zur stem zu bringen imstande waren. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 36

36 [UNIon] Publikationen

Ausgewählte Viadrina-Publikationen – Teil 3

Koch, Arnd: Denunciatio. Zur Geschichte geräten und drahtlosen Netzwerken dehnt Die leitende Frage dieser Forschungsrich- eines strafprozessualen Rechtsinstituts. sich das Internet zunehmend in den Bereich tung lautet, ob und inwieweit politische Sy- Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am mobiler Endsysteme aus. Portale verkörpern steme der kulturellen Unterstützung bedür- Main 2006. 308 S., br. eine Technologie, die hilft, Inhalte für das fen, um dauerhaft zu funktionieren. Genau Inhalt: Gegenstand der Abhandlung ist die mobile Internet verfügbar zu machen und diese Fragestellung soll in Band 1 der Reihe Entstehung und Ausgestaltung eines straf- anzupassen. Der Beitrag beschreibt, wie in Politische Kultur in den neuen Demokratien prozessualen Rechtsinstituts, der denuncia- den Lösungsbausteinen einer Portalarchi- Europas behandelt werden. Wie stabil sind tio. Der Beobachtungszeitraum erstreckt tektur einander ergänzende Verfahren und die Neuen Demokratien Osteuropas 15 sich vom frühen 13. Jahrhundert bis zum Technologien kombiniert werden können, Jahre nach dem Umbruch? Diverse Analy- Erlass der Reichsstrafprozessordnung im um die Interaktion über mobile Endsysteme sen zu unterschiedlichen Themenbereichen, Jahre 1877. Berücksichtigung finden außer- zu ermöglichen und auf die Besonderheiten wie Demokratiezufriedenheit, soziale Un- dem begriffsgeschichtliche Aspekte, die Ab- der Mobilität einzugehen. gleichheit, Einstellungen zur Marktwirt- grenzung zwischen neutraler "Anzeige" schaft und Nationalismus werden Bestand- und verächtlicher „Denunziation“ sowie die Littbarski, Sigurd: Haftpflicht – Risiken für teil der Umfrageanalysen sein, die in die- institutionelle Bedeutung von Strafanzeigen Unternehmen und Möglichkeiten ihrer Ab- sem Band präsentiert werden. im Rechtsstaat. Die Monographie stellt das sicherung. Rechtsinstitut der denunciatio durchgehend Inhalt: Fachliche Leitung und Autor von 2 Müller, Uwe (Hrsg.): Ausgebeutet oder ali- und epochenübergreifend in den Kontext Lektionen eines auf 11 Lektionen angeleg- mentiert? Regionale Wirtschaftspolitik und des jeweils gültigen Verfahrensrechts; sie ten schriftlichen Management-Lehrgangs, nationale Minderheiten in Ostmitteleuropa versteht sich als Beitrag zur Geschichte des 2006, Lektion 1, Grundlagen des Haft- (1867-1939), Berliner Wissenschafts-Ver- Strafprozessrechts. pflichtrechts, S. 1-50 und Lektion 6, Arbeit- lag 2006 (= Frankfurter Studien zur Wirt- geber- und Arbeitnehmerhaftpflicht in schafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleu- Kötzle, Alfred / Grüning, Michael / Kus- Unternehmen aus arbeits- und sozialrecht- ropas, Bd. 13). min, Dimitry: „Optimierung betrieblicher licher Sicht, S. 1-59. Inhalt: Seit der Industrialisierung und der Anreizsysteme in Transformationslän- Herausbildung des modernen Staates wird dern“. In: Zeitschrift Controlling, Heft 11, Lorenz, Torsten (Hrsg.): Cooperatives in der Ausgleich regionaler Unterschiede von November 2006, S. 561-567. Ethnic Struggles. Eastern Europe in the Wirtschaftskraft und Wohlstand als eine Inhalt: Anreizsysteme sind Teil des Füh- 19th and early 20th Century, Berlin: Berli- zentrale Aufgabe staatlicher Institutionen rungssystems eines Unternehmens und sol- ner Wissenschafts-Verlag 2006 (Frankfur- angesehen. In Ostmitteleuropa bekam das len auf allen Unternehmensebenen strate- ter Studien zur Wirtschafts- und Sozialge- West-Ost-Gefälle eine besondere Brisanz, giekonformes Verhalten forcieren. Aufbau- schichte Ostmitteleuropas, Bd. 15). da in den unterentwickelten Peripherien end auf betriebswirtschaftlichen Konzepten Inhalt: Cooperatives in Eastern Europe ac- der Großreiche, aber auch der nach 1918 zur Ausgestaltung von Anreizsystemen in quired a double, economic and national neu gegründeten Staaten nationale Min- ihrer Objekt-, Zeit-, Subjekt- und Instru- emancipatory function: For the minorities, derheiten in der Mehrheit waren. Intensität mentaldimension sowie Bemessungsfunk- they became the cornerstone in a set of na- und Fehlen, Erfolg und Misserfolg von Re- tion wird das Anreizsystem der russischen tional economic institutions, while the ma- gionalpolitik wurden daher zum Streitthe- Ural Chemicals Company untersucht. Im jorities used them as a tool of nationalizing ma zwischen den Nationen. Staatsnationen Rahmen des Gestaltungsprozesses werden the economy in their “own” states; thus, sahen sich als Kulturträger und Erbringer Ist-Zustands- und Schwachstellenanalysen cooperatives became deeply entangled in von Transferleistungen, Minderheiten fühl- durchgeführt sowie umfangreiche Konzept- the ethnic conflicts, which characterized ten sich vernachlässigt, ausgebeutet und verbesserungen aufgezeigt. Die Erkennt- the region between 1850 and 1940. Ex- wirtschaftlich diskriminiert. Beide Sichtwei- nisse werden zu Gestaltungshinweisen für perts from the , and sen sind im kulturellen Gedächtnis der Na- Anreizsysteme in Transformationsländern East Central Europe show, that economic tionen verankert. verallgemeinert. nationalism was the driving force behind the development of cooperatives in Eastern Pechstein, Matthias: Zur Verfassungsmä- Kudert, Stephan: IFRS leicht gemacht. Ber- Europe and that the self-help movement ßigkeit der Wahl des Schulleiters durch die lin, Ewald von Kleist-Verlag, 2. Aufl. reflected the strive for national self-deter- Schulkonferenz als Beamter auf Zeit ge- 2006. mination almost from the outset. Evidence mäß § 61 2. SchulRÄndGE-NW. In: Zeit- Inhalt: Dieser Band soll den Lesern die from Eastern Europe makes the volume a schrift für Beamtenrecht, Heft 5, Mai International Financial Reporting Standards, comprehensive work on the interrelation of 2006, Seite 159 – 164. die die EU übernommen hat, nahe bringen. economy and nationalism and offers new, Inhalt: Die in Nordrhein-Westfalen mittler- Es ist als Einführung für Studierende an refreshing perspectives on a topic on the weile gesetzlich geregelte Bestellung des Universitäten, Fachhochschulen und Be- border of cultural studies and economic Schulleiters auf Zeit, in Abhängigkeit von rufsakademien konzipiert, aber ebenso für and social history. einer Wahl durch die Schulkonferenz stellt Praktiker geeignet, die sich künftig mit der eine eindeutig verfassungswidrige Rege- Internationalisierung der Rechnungslegung Müller, Olaf / Jacobs, Jörg / Pickel, Gert / lung dar. Hinsichtlich der Wahl durch die beschäftigen müssen. Pollack, Detlef (Hrsg.): Osteuropas Bevöl- Schulkonferenz ist der Mangel der demo- kerung auf dem Weg in die Demokratie? kratischen Legitimation derselben und die Kurbel, Karl / Krybus, Ilja: „Mobilitäts- Wiesbaden: VS-Verlag. aus der Mitwirkung der Schulkonferenz re- unterstützung für Portale – Eine Architek- Inhalt: Mit den ersten systematischen sultierende Beeinträchtigung der verfas- tur und Lösungsbausteine“. In: Hochber- Untersuchungen der Politischen-Kultur-For- sungsrechtlich einzig relevanten demokrati- ger, Christian; Liskowsky, Rüdiger (Hrsg.): schung in den späten fünfziger Jahren (Al- schen Legitimation durch die Einstellungs- Informatik für Menschen, Proceedings zur mond/Verba 1963) hat sich die Frage nach behörde zu beanstanden. Die Bestellung als INFORMATIK 2006, Band 2, GI-Edition- der Stabilität von politischen Systemen und Beamter auf Zeit gemäß der Regelung des Lecture Notes in Informatics (LNI), P-94, S. ihrer Abhängigkeit von den Einstellungen § 25 b LBG-NW stellt eine gemessen an 516-522. der Bevölkerungen fest als Forschungsthe- Art. 33 Abs. 5 GG nicht zu rechtfertigende Inhalt: Durch neue Generationen von End- ma in den Sozialwissenschaften etabliert. Verletzung des Lebenszeitprinzips dar. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 37

Publikationen [UNIon] 37

Ausgewählte Viadrina-Publikationen – Teil 4

Pickel, Gert / Pickel, Susanne: Politische rung, dass dies weitgehende Auswirkungen placing the parameters with the sample Kultur- und Demokratieforschung. Grund- auf die politische Kultur hat. Auf diese Her- counterparts. All results for finite samples begriffe, Theorien, Methoden. Eine Einfüh- ausforderung wird nicht produktiv, sondern are made assuming normally distributed re- rung. Wiesbaden: VS-Verlag. mit Abwehr und Aggression reagiert, die ih- turns. We calculate the exact covariances Inhalt: Nicht erst seit der Transformation re Symbolisierung im Muslimischen Ande- for the weights obtained by the expected der politischen Systeme in Osteuropa wird ren findet. Dabei gehe ich auf drei Pro- quadratic utility. Additionally we derive the dem Ansatz der politischen Kulturfor- blembereiche ein: 1. Die Frage der Loya- multivariate density function of the global schung Aufmerksamkeit geschenkt. Seine lität. 2. Die Frage der Balance von Religion minimum variance portfolio and the univa- zentrale Frage richtet sich auf die Bedin- und Staat, die sich in der Nachkriegsord- riate density of the tangency portfolio. We gungen der Stabilität politischer Systeme. nung eingespielt hat; 3. Die Frage der „mo- obtain the conditional density for the Shar- Die Zielstellung der Vorgehensweise politi- ralischen Gemeinschaft“, die sich über pe ratio optimal weights and show that the scher Kulturforschung liegt vor allem auf durchstandene Konflikte herausgebildet expectations of the Sharpe ratio optimal subjektiven Einstellungen der Bevölkerung, hat. Die Ängste, die die zunehmende ge- weights do not exist. Moreover, we deter- welche der Grundpfeiler für die zukünftige sellschaftliche Komplexität in diesen Berei- mine the asymptotic distributions of the Konsolidierung, Akzeptanz und Aufrechter- chen produziert, führt zur Konstruktion des estimated weights assuming that the re- haltung der existierenden Staatsformen Muslim als illoyalen, antisäkularen und anti- turns follow a multivariate stationary Gaus- sind. Neuere Betrachtungen implizieren die semitischen Einwanderer. Er wird zuneh- sian process. Integration der politischen Kulturforschung mend als derjenige porträtiert, der die eta- in die Überlegungen der empirischen De- blierte Ordnung der Bundesrepublik gefähr- Schultz, Helga / Kubu, Eduard (Hrsg.): Hi- mokratieforschung. Das vorliegende Buch det. story and Culture of Economic Nationalism integriert die theoretischen Grundprämis- Ein zentrales Problem dieser angstbestimm- in East Central Europe, Berlin: Berliner sen des Ansatzes der politischen Kulturfor- ten Konstruktion sind nicht intendierte Kon- Wissenschafts-Verlag 2006 (Frankfurter schung und der empirischen Demokratie- sequenzen, die zum Teil genau das produ- Studien zur Wirtschafts- und Sozialge- forschung im Rahmen eines Studienbuchs zieren, was vermieden werden soll. schichte Ostmitteleuropas, Bd. 14). zur Einführung in die angesprochene The- Inhalt: Although economic nationalism was matik. a general policy outcome of nation states, East Central Europe was especially affected Scheffler, Uwe: „Freund- und Feindstraf- because of its backwardness, its belated na- recht“ Kriminalpolitik und ihre wissen- tion building and its ethnic mixture. Already schaftlichen Grundlagen, Festschrift für the national movements called “each to his Hans-Dieter Schwind zum 70. Geburtstag. own” to strengthen national power. During Hrsg. Th. Feltes, Chr. Pfeiffer, G. Steinhil- the interwar years the young nation states per Verlag: C.F. Müller Verlag Heidelberg pursued policies of state interventionism, S. 123 – 146. whose heritage is alive until today. During Inhalt: Der Beitrag versucht zunächst dar- the last decade, economic nationalism be- zulegen, dass neue deutsche Strafrechts- came an issue of research, influenced by normen, die im Anschluss an eine Formu- the dependency theory and cultural studies. lierung von Jakobs als „Feindstrafrecht“ Eminent scholars such as Iván Berend, Alice gescholten werden, häufig auf der Trans- Teichova, Joseph Love and Jean Batou exa- formation von EU-Strafrecht beruhen, das mine economic nationalism in general and sich ebenfalls durch martialisches „Be- in case studies of the Czech lands, Romania kämpfungs“-Vokabular, die Vorverlagerung and other countries. This volume presents der Strafbarkeit und den Abbau prozessua- contributions for the International Econo- ler Garantien des Angeklagten auszeichnet. mic History Congress in Helsinki 2006. Sodann wird angesprochen, ob nicht in manchen Bereichen des Strafrechts, etwa Wolff, Heinrich Amadeus: „Die Willens- dem Verkehrsordnungswidrigkeitenrecht, freiheit und die Grundrechte“, In: JZ 2006, dem Präventionsbedürfnis eher durch Ele- 925-930. mente eines zu entwickelnden „Freund- Inhalt: Der Beitrag befasst sich mit der strafrechts“ genüge getan werden könnte. grundrechtsdogmatischen Frage, wie man den Grundrechten am ehesten gerecht Schiffauer, Werner: „Der unheimliche werden kann, wenn die Handlungsfreiheit Muslim. Staatsbürgerschaft und zivilge- des Menschen anders ausgestaltet ist als er sellschaftliche Ängste“ In: Tezcan, Levent subjektiv annimmt. Nach Erkenntnissen der / Wohlrab-Sahr, Monika (Hrsg.) Konflikt- neuen Hirnforschung vollzieht sich die Wil- feld Islam in Europa (Soziale Welt, Sonder- Publikation von Prof. Dr. Hermann Ribhegge. lensbildung anders als der Mensch selbst heft 17), Baden-Baden. wahrnimmt. Der Beitrag kommt zu dem Er- Inhalt: Wir erleben gegenwärtig eine auf gebnis, dass die Grundrechte die wirkliche den muslimischen Einwanderer fokussierten Freiheit und nicht die gefühlte Freiheit moral panic in der Bundesrepublik. Sie hat Schmid, Wolfgang / Okhrin, Yarema: Di- schützen wollen und würden daher, wenn ihre Ursache darin, dass die Gesellschaft stributional properties of portfolio die Forschung sich bestätigen würde, er- der Bundesrepublik sich gegenwärtig der weights. In: Zeitschrift: Journal of Econo- hebliche Veränderungen verlangen. Die Tatsache bewusst wird, zu Einwandererge- metrics (2006), 235-256. Veränderungen sind aber erst dann zuläs- sellschaften im wahren Sinn des Wortes Abstract: In this paper, we prove several di- sig, wenn die Erkenntnisse der Hirnfor- geworden zu sein. Zum ersten Mal reali- stributional properties for optimal portfolio schung deutlich gefestigter sind als zur siert ein maßgeblicher Teil der Bevölke- weights. The weights are estimated by re- Zeit. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 38

38 [UNIon] Geschichte

Einer der letzten Lehrer der alten Viadrina – Johann Friedrich John

VON STADTARCHIVAR Gran Kohlensauren Eisen, 3/8 Kohlensauren Kalk, 1 17/32 Schwefelsauren Kalk sowie 21/32 RALF-RÜDIGER TARGIEL Gran Salsauren Natrium, Salzsaurer Bittererde und Salzsauren Kalk enthalten waren. Sein Am 13. Juni 1810 schrieb sich Dr. med. Johann Untersuchungsergebnis teilte er darauf im Fe- Friedrich John in die Matrikel der Frankfurter bruar 1811 über die Zeitung des Professors Universität ein. Der am 10. Januar 1782 in An- Spieker der interessierten Öffentlichkeit mit. An- klam geborene neue Lehrer wurde als einer der ders als bisher, als das Mineralwasser erhitzt und letzten Lehrkräfte der alten Frankfurter Viadrina mit Kannen in die Badestuben getragen wurde, angenommen. Anlässlich seines 225. Geburtsta- empfahl er nicht nur den äußerlichen Gebrauch ges soll an ihn erinnert werden. Laut einer noch des Wassers als Bademittel, sondern dass auch heute im Geheimen Staatsarchiv Preußischer seine „innere Anwendung aller Orten treffliche Kulturbesitz in Berlin überlieferten Akte war er Dienste leisten könne“. Später untersuchte und wohl anfänglich Apotheker. publizierte er auch über die Mineralquellen des Zum Zeitpunkt, als Dr. John sich beim Rektor Achilles-Bades zu Freienwalde, des Mineralba- Prof. Weber anmeldete, wurde die Schließung des zu Gleißen bei Zielenzig und des Luisenba- der Universität hier an der Oder zwar befürch- des bei Polzin in Hinterpommern. tet, sie war jedoch noch nicht beschlossen. Es Nach der Übersiedlung der Universität nach bestand noch Hoffnung und so wurde die Mo- Breslau endete seine Frankfurter Zeit. Er ging dernisierung der Hochschule fortgesetzt. Er nach Berlin zurück und wurde dort bald zum wollte hier als Privatdozent für Chemie wirken, Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft der na- einem Fach, welches vordem von Professor turforschenden Freunde ernannt. Innerhalb we- Bernhard Christian Otto – einem der drei Medi- niger Jahre erschienen in Berlin und anderswo zinlehrer – als Hilfskenntnisse der Medizin mit gelehrt wurde. Als der 28-jährige Chemiker seine Schriften „Über den Lukullor, oder den so- nach Frankfurt kam, lag schon ein bewegter Le- genannten schwarzen Marmor“ (1811), die bensabschnitt hinter ihm. 1804 hatte er einen „Chemischen Tabellen der Pflanzenanalysen“ Ruf nach Moskau erhalten, wo er eine Professur (1814), „Chemischen Tabellen des Thierreichs“ für Chemie in einem zu gründenden ökonomi- (1814), sein vierbändiges „Handwörterbuch der schen Institut übernehmen sollte. Im August allgemeinen Chemie“ (1817/18). Er analysierte 1805 gehörte er zu den Mitbegründern der So- historische Mörtelproben, beschrieb 1815 als er- ciété Impérale des Naturalistes de Moscou. Das ster die chemischen Zusammenhänge beim Ze- Vorhaben des neuen Instituts zerschlug sich je- ment und fand die Ursache der Bindekraft her- doch. Nachdem die Gründung nicht zustande Dr. John`s Bericht über die Untersuchung der aus. Seine darauf beruhende Arbeit „Ueber Kalk gekommen war, wurde ihm an der St. Peters- Frankfurter Mineralquelle. und Mörtel im Allgemeinen, und der Unter- burger Universität der Lehrstuhl für die analyti- schied zwischen Muschelschalen und Kalk- sche Chemie übertragen. Schon bald verließ er ABBILDUNG: STADTARCHIV FRANKFURT (ODER) steinmörtel insbesondere“ wurde von der hol- Russland wieder und ging nach Berlin zurück. ländischen Gesellschaft der Wissenschaften Hoffte er vielleicht auf eine Anstellung an der im Allgemeinen“ publizierte, fand hier eine Mi- preisgekrönt. Diese und andere Schriften brach- sich in Vorbereitung befindlichen neuen Berliner neralquelle vor, welche Frankfurt den Ruf einer ten ihm im In- und Ausland einen guten Ruf Universität? Zum dritten Professor der philoso- „Kurstadt“ eingebracht hatte. In der Lebuser ein, so dass er 1817 hoffte, nach dem Tod von phischen Fakultät – die Stelle des Chemikers der Vorstadt, am Fuße des Lassall`schen Weinber- Prof. Klaproth dessen Nachfolger zu werden. Er Berliner Universität – wurde 1810 sein Lehrer, ges, nur einige Hundert Schritte von dem Lebu- kam in die nähere Wahl, wie die Akten des Uni- der bedeutende Analytiker Martin Heinrich ser Tor entfernt, quoll eine Mineralquelle hervor, versitäts-Archivs der heutigen Humboldt-Uni- Klaproth ernannt. Prof. Klaproth, der vor allem die sich dann in die Oder ergoss. Die Quelle, versität belegen. Während des sich lang hinzie- die Entwicklung der Mineralchemie förderte welche selbst frei und nur von Brettern einge- henden Auswahlverfahren wurde er wohl – auf und dabei neue Elemente wie das Uran entdek- schlossen war, gefror nicht und war, wie er am eine Verfügung des Ministeriums der Geist- kte, schrieb die Vorrede zu John`s 1808 gedruk- 8. Januar 1811 feststellte – es herrschte eine lichen- Unterrichts- und Medizinal-Angelegen- kten Werk „Chemisches Laboratorium, oder Temperatur von minus 8 Grad – noch plus 9 heiten hin – ohne förmliche Anstellung zur Anweisung zur chemischen Analyse der Natura- Grad warm. Sie versiegte selbst bei größter Übernahme der chemischen Vorlesungen ange- lien nebst Darstellung der nöthigen Reagent- Trockenheit nicht. Die Quelle hatte heilkräftiges nommen und ihm durch die Universität ein La- ien“. Wasser und war schon 1755 vom Medizinpro- boratorium eingerichtet. Jedoch statt seiner Warum sich Dr. John 1810 nach Frankfurt fessor Cartheuser, später auch von Prof. Carl wurde der jüngere Eilhard Mitscherlich, Chemi- wandte, ist hier nicht bekannt. Die Viadrina be- August Wilhelm Berends zur medizinischen An- ker und Mineraloge, für den Lehrstuhl ange- kam jedoch eine Lehrkraft, welche durch seine wendung empfohlen. 1798 hatte Senator Jo- nommen. Danach lebte und arbeitete Johann „sehr gründlichen Kenntnisse“, wie es später hann Gottlieb Baerenreuth das Grundstück er- Friedrich John weiter als akademischer Dozent heißen sollte, die Fächer für Chemie und Phar- worben und darauf ein großes Logis- und Bade- und Autor in Berlin. Obwohl er auch später kei- mazie bis zur Aufhebung der Universität in haus errichtet (heute Herbert-Jensch-Str. 1-4). ne wirkliche Professur an einer preußischen Uni- Frankfurt ausfüllte. Für den neuen Lehrer war Der Kurgarten umfasste die gesamte Fläche von versität erhielt, wurde ihm, wie im Geheimen die Stadt ein angenehmer Ort. Nicht nur wegen dem Badehaus bis zur Oder und bot den mitun- Staatsarchiv zu erfahren ist, durch ein Ministeri- der „reizenden und mahlerischen Umgebun- ter von weit her kommenden Gästen, „die sich al-Reskript vom 19. April 1819 der Professoren- gen“, sondern auch der Zusammensetzung des ihres Vergnügens oder der Wiederherstellung Titel beigelegt. Bodens, den hier vorkommenden Mineralien, ihrer zerrütteten Gesundheit halber dort aufhal- Der am 5. März 1847 in Berlin verstorbene den Auswirkungen von Eisenstein und Braun- ten, einen sehr angenehmen Zufluchtsort dar, Chemiker hat noch heute seinen Platz in der kohle. Johann Friedrich John, der schon 1804 in den die Natur und Kunst wechselweise hervor- Geschichte der Baustoffentwicklung, der histori- Moskau seine Schrift „Versuch einer Methode brachten“. Der Chemiker analysierte im Januar schen Farbenkunde, der Lebensmittelanalyse zur Untersuchung der Mineralwasser, mit Dar- 1811 das Wasser. Er ermittelte, dass in einem und anderen Grundlagen unseres modernen Le- stellung einiger Eigenschaften über das Wasser Berliner Quart des analysierten Wassers 3/4 bens. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:21 Uhr Seite 39

Sport [UNIon] 39

Bei Ruderregatta zum Stadtfest „Bunter Hering” lagen die Juristen vorn

Das Siegerteam um Prof. Gerhard Wolf (l.) von der Juristischen Fakultät nimmt herzliche Glückwünsche von Bürgermeisterin Katja Wolle (2.v.r.) entgegen.

Um 19.20 Uhr war es endlich soweit: Die Studentischen Ausschuss der Viadrina und weiß), Gewinner des letzten Jahres, belegten OACK

Gewinner der zweiten Auflage der Ruderre- vom Stadtsportbund organisierten Ruderre- N Rang zwei vor den Kulturwissenschaftlern (in

gatta der Frankfurter Studenten bekamen gatta um den Sieg und einen Eintrag auf der EIKO grün).

das große Ruder als Auszeichnung für ihren Ehrentafel der Ruderregatta. : H Natürlich durften bei so einem Wettkampf OTO

Sieg. Bei Sonnenschein begleiteten viele Zu- Nach Monaten des Trainings wurde pünkt- F auch Wetten nicht fehlen. Doch nicht wie schauer an der Oderpromenade zur Eröff- lich um 18 Uhr der Start mit einem lauten üblich erhielt der Sieger den Wetteinsatz, nung des Stadtfestes „Bunter Hering“ der Schuss freigegeben. Anfangs noch gleich sondern das Geld wurde an soziale Einrich- Stadt Frankfurt (Oder) am 6. Juli 2007 den auf, setzte sich schnell das Boot der Rechts- tungen, die von den Siegern bestimmt wur- fliegenden Start der drei Ruderboote. wissenschaftlichen Fakultät (in rot) unter Ap- den, weitergegeben. Sponsoren waren der In den Farben der Stadt, rot, grün und weiß, plaus und Anfeuerungsrufen in Führung und Lions-Club, Kiwanis und die Frankfurter kämpften die drei Fakultäten der Europa- konnte diese bis ins Ziel verteidigen. Die Sportunion. Universität Viadrina in der vom Allgemeinen Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (in DOREEN KREUTZER Universitätssportclub wächst rasant und baut seine Räume aus

EST Wenn ein Universitätssportclub so rasant F wächst, wie der der Viadrina, müssen auch EIDE seine Räume mitwachsen. Immerhin zählt : H

OTO er jetzt 1.840 Mitglieder und die brauchen F Raum. Also wurden im Audimax-Gebäude eine Reihe Kellerräume umfunktioniert und stehen nun zum Training zur Verfügung. Hinzu kommen im ersten von drei Bauab- schnitten ein neuer Sanitärtrakt und Um- kleideräume. Doch nicht nur für seine Mit- glieder tut der USC etwas, sondern auch für den Berufsnachwuchs, denn er bildet Azubis als Fitnesskauffrau oder -kaufmann aus. Am 22. Juni 1994 mit 16 Mitgliedern ge- gründet, ist er heute der größte Sportver- ein der Stadt. In 26 Abteilungen von A wie Aerobic bis Y wie Yoga kann man sich fit halten. Allein im Fitnessbereich gibt es 650 Aktive. Der USC hält für jedermann seine Türen geöffnet: wochentags von 9.00 bis 22.30 Uhr und am Wochenende von 13.00 Marek Rydzewski (l.) von der AOK Brandenburg, selbst Absolvent der Viadrina, übergibt dem USC- bis 18.00 Uhr. Vorsitzenden Torsten Bergk (r.) einen Scheck über 300 Euro. ANNETTE BAUER vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:22 Uhr Seite 40

40 [UNIon] Termine Wir wünschen allen einen guten Semesterstart!

– DIE Jobmesse für Deutschland und Polen viadukt.07 22. November 2007 ab 10.00 Uhr an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) im Gräfin-Dönhoff-Gebäude am Europaplatz 1

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