Frühstart Sommeruni Begrüßung
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vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 1 Ausgabe 52 Oktober 2007 Frühstart Sommeruni Begrüßung In einem ungewöhnlichen Nachdem sich die bereits Mit einer Reihe kleiner studentischen Projekt des traditionelle Reihe der Feierlichkeiten wurden die Grenzübergreifenden Ringvorlesungen im Neuimmatrikulierten in den Fremdsprachenzentrums der Sommersemester 2007 grundständigen und Master- Viadrina lernten deutsche mit dem Thema „Die Moder- studiengängen an der und polnische Kinder rechts nisierung der Religion“ Europa-Universität begrüßt; und links der Oder die befasste, fand zum Thema besonders herzlich und Sprache ihres Nachbarn – „Religion and Modernity” mehrsprachig ging es beim „Frühstart in die Nachbar– eine Sommer-Universität Empfang der Interstudis zu. UNIsprache“ war ein toller Erfolg! statt.ON Seite 12 Seite 20 Foto: HEIDE FEST EUROPA-UNIVERSITÄT VIADRINA FRANKFURT (ODER) vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 2 2 [UNIon] Forum Was der kritische Europäer gut findet Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hielt europapolitische Grundsatzrede Als Ort für eine europapolitische Grundsatz- kommen sind und für weitere Fortschritte auf EST F rede zum Ende der deutschen EU-Ratspräsi- das Verhandlungsgeschick und die Fortune dentschaft hatte sich Bundesfinanzminister der uns nachfolgenden Präsidentschaften set- EIDE Peer Steinbrück am 3. Juli 2007 die Viadrina zen. ausgesucht und über 500 Zuhörer kamen in Ich mache diese Rückbetrachtung natürlich Fotos: H das Audimax. Uni-Präsidentin Gesine aus der Sicht des deutschen Finanzministers, Schwan, die die Gäste begrüßte, stellte fest: der für die vergangenen sechs Monate dem „Er erkennt die Zeichen der Zeit, darum ist er Rat der europäischen Finanzminister vorsaß. an die Viadrina gekommen!”. Und als Stellvertreter von Jean Claude Junk- ker in der Euro-Gruppe, die die Finanzmini- „Es gibt für eine solche Rede in Deutschland ster der Euroländer umfasst. Aber genauso wohl kaum einen besseren Ort als eine Uni- aus der Sicht eines kritischen Europäers, der versität, genauer gesagt, als diese Universität. vieles an Europa gut findet, den aber man- Deshalb möchte ich Dir, liebe Gesine Schwan, ches daran auch stört.” als Hausherrin ganz herzlich für Deine freundliche Einladung hierher danken. Nir- Der Minster ging auf den 50. Jahrestag der gendwo manifestiert sich der europäische Römischen Verträge ein: „50 Jahre europäi- Gedanke so stark, so greifbar wie hier in scher Einigungsprozess, das heißt vor allem: Frankfurt und an seiner Europa-Universität 50 Jahre friedliches Miteinander. Vor 50 Jah- Viadrina. Hier an der Oder, am früheren Rand ren gab es wohl kaum etwas, das sich die und in der heutigen Mitte des vereinten Menschen sehnlicher wünschten. Heute ist es Europas, kann man förmlich spüren, wie so selbstverständlich geworden, dass sich europäische Integration tagtäglich passiert, junge Menschen etwas anderes gar nicht Union aber gerade in einer Situation, wo die wie sie erarbeitet wird und wie das mehr vorstellen können! Menschen von ihr mehr denn je einfache Zusammenwachsen der europäischen Nach- Die große Mehrheit der heute lebenden Antworten auf ihre Zukunftssorgen erwarten, barn voranschreitet”, sagte er einleitend. Europäer kennt die Schrecken der europäi- subjektiv immer weiter von eben diesen ent- schen Kriege nur aus den Geschichtsbüchern. fernt. Allzu viele Bürgerinnen und Bürger Steinbrück weiter:„Vor drei Tagen haben wir Nach 50 Jahren ist selbstverständliche Rea- erleben Europa als fernes, abstraktes und den EU-Präsidentschaftsstab an unsere portu- lität geworden, was Generationen vor uns kompliziertes Gebilde. giesischen Freunde übergeben. Das gibt mir erträumt haben. Damit hat sich aber auch die Dieser Eindruck entsteht, wenn großen Zeit und Gelegenheit, einen Rückblick auf das Bestimmung Europas verändert: Statt der Reden über die europäische Zukunft nächte- zu werfen, was wir in den vergangenen sechs Furcht vor der Wiederkehr der Vergangenheit lange Verhandlungen folgen, in denen oft Monaten unter der deutschen Ratspräsident- wird immer mehr die Sorge um die Zukunft nationale Positionen verteidigt werden. Neh- schaft erreicht haben. Aber genauso auch auf zur Triebfeder der Einigung Europas. men Sie nur das Beispiel des Europäischen jene Bereiche, wo wir nicht wirklich vorange- Paradoxerweise hat sich die Europäische Rates von vor eineinhalb Wochen …” Das Audimax war bis auf den letzten Platz besetzt. Über 500 Besucher hörten sich Minister Steinbrücks Rede an. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 3 Forum [UNIon] 3 und was den kritischen Europäer stört zum Ende der deutschen EU-Ratspräsidentschaft an der Europa-Universität Viadrina Zweifelsohne bestehe ein Kardinalproblem schen Ideal abgewandt haben. Nachdem in den Europa. Deshalb sollte uns Europäer die des gegenwärtigen Europa in der großen ersten Jahrzehnten am Haus Europa mit dem Erkenntnis einen: Nur gemeinsam sind wir wirt- Komplexität seiner Entscheidungsstrukturen Ziel gebaut worden sei, den Frieden zu sichern, schaftlich stark. Nur gemeinsam können wir und -abläufe. Die allermeisten Bürgerinnen und müsse jetzt die Sicherung des wirtschaftlichen Regeln und Verfahren vereinbaren, die von Bürger könnten auch beim besten Willen nicht Erfolges im Mittelpunkt einer erneuerten euro- Unternehmen und Kapitalbesitzern auch einge- mehr erkennen, wer für Entscheidungen in der päischen Idee stehen. Deshalb hätte auch für halten werden müssen, wenn sie auf dem lukra- EU verantwortlich ist und wie sie zustande kom- die deutsche EU-Präsidentschaft die Stärkung tiven Markt Europa mit seinen fast 500 Millio- men. „Im Mittelpunkt jeglichen politischen der wirtschaftlichen Dynamik Europas ganz nen Konsumenten Gewinne erzielen wollen.” Handelns … muss der Mensch stehen. Deshalb oben auf der Agenda rangiert. Europa brauche wieder mehr Handlungsfähig- müssen wir dies auch wieder zur Richtschnur keit. Darauf ziele der erneuerte Grundlagenver- unseres Handelns in der EU machen. Denn wir Er unterstrich: „Die Erfolgsgeschichte Europas trag für die EU, auf dessen Erarbeitung sich der alle haben die bittere Erfahrung gemacht: wird sich letztlich nur dann fortsetzen lassen, Europäische Rat nun verständigt habe. Sobald sich diese EU zu weit von den Menschen wenn die europäischen Volkswirtschaften für Im Interesse der EU und ihrer Mitgliedstaaten, entfernt und sie keine Akzeptanz mehr hat, gibt mehr Wachstum und mehr Beschäftigung sor- vor allem aber im Interesse der Bürger Europas, es Abstimmungsergebnisse wie in Frankreich gen – und zwar für möglichst alle Teile Europas. soll dieser Vertrag die Kompetenzen der Mit- und den Niederlanden. Das Problem, das Euro- … Wenn uns dies gelingt, werden auch die Bür- gliedstaaten und der Union eindeutiger festle- pas Bürger mit Europa haben, entsteht dann, gerinnen und Bürger Europa wieder mehr gen und sie klarer ordnen. wenn die Prioritäten Europas nicht die ihren Akzeptanz entgegenbringen. Europa braucht „Ziel muss es sein, die europäischen Institutio- sind”, betonte Steinbrück. vor allem eines: Es braucht Dynamik. Denn nen und Verfahren effizienter und handlungsfä- Er glaube dennoch nicht, dass sich die Men- ohne Dynamik kein Wohlstand in Europa. Und higer in dem Sinne zu machen, dass der Inte- schen in Europa – trotz aller Distanz zu seinen ohne Dynamik auch immer weniger Beschäfti- ressenausgleich zum Wohle aller erleichtert Institutionen und Verfahren – vom europäi- gung, Solidarität und sozialer Zusammenhalt in wird”, betonte Steinbrück. ANNETTE BAUER Zuvor gab es ein Frühstück mit Studierenden und der Uni-Leitung. Steinbrücks Rede wurde mit viel und anhaltendem Beifall bedacht. vorlage_uni_40seiten-52 01.10.2007 22:20 Uhr Seite 4 4 [UNIon] Internationales EU-Reformvertrag: Neue Grundlage oder „alter Bettvorleger”? Wie die Ergebnisse des EU-Gipfels vom 21. EST F und 22. Juni zu bewerten seien, dieser Frage EIDE wurde am 27. Juni an der Viadrina in einer : H vom Master-Studiengang European Studies OTOS organisierten Veranstaltung mit dem Thema F „EU-Verfassung adé? Zum Ergebnis des ‚Ver- fassungsgipfels’ am 21./22. Juni in Brüssel” nachgegangen. Als Gastrednerin eingeladen war Michaele Schreyer, Politikwissenschaftle- rin, ehemalige Berliner Senatorin und EU-Kom- missarin, gegenwärtig Vize-Präsidentin des Netzwerks Europäische Bewegungen. Die Verfassung ist tot, es lebe der Reformver- trag – so resümierte Frau Schreyer die jüngsten Weichenstellungen für die EU und zog eine durchaus positive Bilanz: Auch ohne eine expli- zite Europäische Verfassung werde die Union künftig an Handlungsfähigkeit, Demokratiege- halt und Bürgernähe gewinnen, es werde neue, effizientere Abstimmungsregeln im Rat ebenso geben wie einen de-facto-EU-Außenminister, mehr Parlamentsbeteiligung sowie Partizipa- tionsrechte für die Bürger. Faktisch seien die Michaele Schreyer (r.) im Gespräch mit Juniorprofessor Timm Beichelt (l.) und Prof. Jürgen Neyer ursprünglich im Verfassungskonvent anvisierten (Mitte) vom Studiengang Master of European Studies. Ziele mehr oder weniger erreicht worden. Dass das Glas nun eher halbvoll als halbleer sei, fehle weiterhin an accountability und responsi- bringen – als Tiger gesprungen, als Bettvorleger stellte Professor Jürgen Neyer aber in seinem veness, also Verantwortlichkeit und Empfäng- gelandet, wie Prof. Neyer befand. In der an- Kommentar in Frage. Zwar verbessere das Stük- lichkeit gegenüber den Bürgern und ihren Prä- schließenden Diskussion kam unter den Zuhö- kwerk aus revidierten und üppig mit Fußnoten ferenzen. Auch wenn der Reformvertrag wich- rern