Jahrgang 13 3. Juli 2017

Die Zeitung der Technischen Universität www.tu-darmstadt.de

Verbinden Verstehen Abschluss Zeitzeuge Zeitenwende Zeitdruck Er war Miterfinder des VW Käfer: Josef Ganz, Welche Potenziale zur Ressourceneinsparung Ein neues Urheberrechtsgesetz wird kommen: Eine Alumnus der TH Darmstadt, starb vor 50 Jahren. stecken in Industrie 4.0? Eine aktuelle Studie. Regelung im Sinne der Wissenschaft ist überfällig. Seite 7 Seite 12 Seite 28

Jetzt wird es kritisch ... Schon bezahlt! Nr. F D 14253 Pressesendung 2017Nr. 4/Juli Bild: Jan-Christoph Hartung Jan-Christoph Bild: Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 2

Wissenschaftlerinnen und Wissen- 1 DFG-Graduiertenkolleg schaftler aus den Bereichen Ge- schichte und Raumplanung, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Phi- losophie und Politikwissenschaften, 10 Fachgebiete Architektur und Informatik forschen im DFG-Graduiertenkolleg »Kritische Infrastrukturen: Konstruktion, Funkti- 4,3 Millionen Euro Förderung onskrisen und Schutz in Städten«. Seite 18

Leitzentrale der Feuerwehr: Ein Knotenpunkt im Krisenfall Bild: Jan-Christoph Hartung Jan-Christoph Bild: Seite 3 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser, die Attraktivität der Technischen Universität Darmstadt, gleich Die Anstrengungen der Universität, um beruflichen wie familiä- ob im regionalen oder internationalen Umfeld, lässt sich nicht ren Interessen und Bedürfnissen gleichermaßen gerecht zu wer- Binner Katrin Bild: zuletzt daran ermessen, dass sie eine Kultur der guten Führung den, stehen auch in engem Kontext mit den Werten und Prinzipi- pflegt und bestmögliche berufliche wie private Rahmenbedin- en, die in unseren aktuellen Führungsleitlinien verankert sind: gungen für neu gewonnene hochqualifizierte Fachkräfte schafft. Wertschätzung und Förderung, Verantwortung und Zusammen- arbeit, Innovationskraft und Vielfalt. So zählt die TU Darmstadt zu den Mitgliedern der ersten Stunde eines regionalen Dual-Career-Netzwerks. Der Verbund ist seit dem Erfahren Sie in dieser Ausgabe mehr über die Leistungen des Du- Start vor sechs Jahren immer stärker und wertvoller geworden al-Career-Netzwerks und den partizipativen Prozess der Entwick- – in einer Welt, in der persönliche Selbstverwirklichung, Selbst- lung der Führungsleitlinien. Ich wünsche eine anregende Lektüre! bestimmung, gute Gesundheit und ein erfülltes Privatleben ge- Ihr Hans Jürgen Prömel, Präsident der TU Darmstadt nauso wichtig sind wie der berufliche Erfolg. Unsere Erfahrung an der TU Darmstadt ist, dass bei hochquali- fizierten Fachkräften, die in Partnerschaften leben, in der Regel beide Partner eine eigene Berufsorientierung verfolgen. So un- terstützten wir etwa die Partner beziehungsweise Partnerinnen von neu berufenen Professorinnen und Professoren, ihre beruf- lichen Karrieren in der Region fortzusetzen.

VERSTEHEN 13

SELBST GEMACHT Ein Bauteil geht im laufenden Betrieb kaputt und muss repariert werden – im Tutorium 3D-Druck am Institut Druckmaschinen und Druckverfahren konnten Studierende im Sommersemester anhand eines solchen Szenarios eigene Lösungen mithilfe eines 3D-Scanners und eines 3D-Druckers Fernandes Felipe Bild: entwickeln und herstellen.

DENKEN 16

DIGITALISIERUNG AUF DEM PRÜFSTAND Welchen Einfluss hat die Digitale Transformation auf die Gesellschaft?

Bild: Patrick Bal Patrick Bild: Ein Forschungsschwerpunkt am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften geht dieser Fragestellung mit unterschiedlichen Projekten nach. Ein Beispiel finden Sie in dieser Ausgabe.

AUSGEZEICHNET 20

AUTONOM UND WIDERSTANDSFÄHIG Sicheres Arbeiten in menschenfeindlichen Umgebungen – mit der Entwicklung des Inspektionsroboters Argonaut für den Einsatz auf Öl- und

Gasplattformen haben Informatiker der TU Darmstadt gemeinsam mit dem Wocko Natalie Bild: Kooperationspartner taurob GmbH den internationalen Wettbewerb eines Mineralölunternehmens gewonnen.

KENNEN 25 BEWEGEN 26

LEBENDIGER UNTERRICHT HÜTER DER SPORTHALLE Prof. Dr. Verena Spatz spricht sich für eine Ausbildung von zukünftigen In unserem Beschäftigten-Porträt lesen Sie dieses Mal ein Interview Lehrkräften aus, die aktivierende Lernangebote für Schülerinnen und mit Hüseyin Demir und Thomas Wytrickus, den Hallenwarten der TU- Schüler bereithält. Mehr dazu im Interview. Sporthalle.

IMPRESSUM herausgeber: Stabsstelle Kommunikation und Medien der TU Darmstadt, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt telefon: 06151 1620017 telefax: 06151 1623750 e-mail: [email protected] internet: www.tu-darmstadt.de/vorbeischauen/publikationen/hoch3 issn: 1861-7204 termine: Die nächste Ausgabe erscheint am 2. Oktober 2017 auflage: 6.000 redaktion: Jörg Feuck (FEU) (Chefredakteur, V.i.S.d.P.), Simone Eisenhuth (SE). bildredaktion: Patrick Bal ständige autorinnen: Bettina Bastian (BJB), Marina Pabst (MAP), Silke Paradowski (SIP) Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich das Bearbeiten und Kürzen eingereichter Texte vor. hoch3 erscheint jährlich mit 6 Ausgaben, der Abonnementpreis beträgt 14 Euro. gestaltung: AS’C Arkadij Schewtschenko Communications, am Main druck und anzeigen: vmm Wirtschaftsverlag, Augsburg, [email protected] Druckpapier erfüllt die Anforderungen des Umweltzeichens Blauer Engel nach RAL-UZ-14 Fokus Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 4

An der TU Darmstadt wird weiter

in Zukunft investiert: Ein neues Hartung Jan-Christoph Bild: Multifunktionsgebäude für Studium, Kultur, Forschung und IT-Service ist im Stadtzentrum entstanden; und auf dem Campus Lichtwiese wird die hocheffiziente Energiezentrale erweitert. Ein Themenfokus.

Das neue Karl Plagge-Haus Seite 5 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Fokus

Arbeiten, lernen, feiern TU eröffnet Karl Plagge-Haus an der Alexanderstraße

KARL PLAGGE-HAUS – FAKTEN

Bauherr: Der Präsident der TU Darmstadt, vertre-

Bild: Claus Völker Claus Bild: ten durch Dezernat Baumanagement und Techni- scher Betrieb

Nutzung: Im Untergeschoss kulturelle und stu- dentische Veranstaltungen, im Erdgeschoss Lern- zentrum und Café, im 1. bis 4. Obergeschoss Hochschulrechenzentrum, Fachgebiet Scientific Computing (Fachbereich Informatik)

Planung und Bauleitung: Lengfeld & Wilisch Ar- chitekten BDA

HINTERGRUND – KARL PLAGGE

Karl Plagge (1897–1957) absolvierte von 1919 bis 1924 ein Maschinenbaustudium an der TH Darm- stadt. 1939 wurde er als Offizier zur Wehrmacht eingezogen. Von 1941 bis 1944 leitete Major Plagge den Heereskraftfahrpark 562 in Wilna. Er beschäftigte in den Reparaturwerkstätten syste- matisch jüdische Zwangsarbeiter unter akzepta- blen Bedingungen und sorgte dafür, dass sie und ihre Familien menschenwürdig leben konnten. Als die Wehrmacht 1944 Wilna vor der anrücken- den Roten Armee räumte, warnte Plagge die Zwangsarbeiter vor der drohenden Übernahme des Lagers durch die SS und verhalf vielen von ihnen zur Flucht. Dank des »Retters in Uniform« überlebten rund 250 Juden den Holocaust. Plag- ge wird seit 2005 als »Gerechter unter den Völ- TU Präsident Hans Jürgen Prömel, Jan Priess (ASta), der von Plagge geschützte Simon Malkès, Oberbürgmermeister Jochen Partsch und TU Kanz- kern« in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel ler Manfred Efinger (v. li. n. re.) geehrt.

Nach zweijähriger Bauzeit hat die TU Darmstadt den Neubau an der Alexanderstraße 2 feier- lich eröffnet. Das Gebäude trägt den Namen »Karl Plagge-Haus« und erinnert damit an den TU-Alumnus, der im Zweiten Weltkrieg mehreren Hundert jüdischen Zwangsarbeitern das Leben rettete.

Der fünfstöckige Neubau bietet auf 3.770 Quadratmetern Nutz- ist das Karl Plagge-Haus mit dem zentralen Bereich zwischen Uni- fläche Raum für etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des versitätszentrum, Mensa und Bibliothek verbunden. Hochschulrechenzentrums, ein Fachgebiet des Fachbereichs In- formatik und ein Lernzentrum für Studierende mit gut 30 Plät- UMFANGREICHE VORARBEITEN zen. Im Erdgeschoss befindet sich ein Café, das vom Allgemeinen Der Rohbau wurde im April 2015 begonnen. Doch bereits zwi- Studierendenausschuss (AStA) betrieben und demnächst eröffnet schen dem Abbruch der Stoeferle-Halle und dem ersten Spa- wird. Im Untergeschoss erhält der studentische Kulturbetrieb Flä- tenstich für die Baugrube waren umfangreiche Vorarbeiten zu chen für Konzerte und Veranstaltungen, die ab Herbst das Cam- erledigen: Zentrale Strom-, Daten- und Steuerleitungen der pusleben bereichern werden. Damit wird eine Tradition fortge- TU, die das Baufeld kreuzten, mussten in neue Leitungsgräben setzt, denn mit dem »603 qm« war bereits im 2014 abgerissenen umgelegt werden. Die Mensa erhielt einen neuen Fettabschei- Vorgängerbau auf diesem Grundstück, der alten Stoeferle-Halle, der für das Mensa-Abwasser. Da das Grundstück auch vor dem ein Café- und Veranstaltungsbetrieb beheimatet. Krieg schon bebaut war, stießen die Arbeiter immer wieder auf Rund 14,4 Millionen Euro kostete das neue Gebäude. Erd- und Überbleibsel alter Bebauung im Untergrund. Hier mussten Fun- Untergeschoss wurden als geschlossener Sockel ausgebildet und dament- und Wandreste aus dem Boden entfernt werden. (sip) heben sich von den oberen Bürogeschossen ab, die ein klares Ras- ter aus Fenstern und bronzefarbenen Metallelementen aufweisen. Bildergalerie im Web: bit.ly/2pMufwg Über eine Brücke, die die Abfahrt in die Tiefgarage überspannt,

»Viele namhafte Kulturbetriebe im Rhein-Main-Gebiet wur- »Dieser städtebaulich interessant gelegene Ort den an die Stadtränder verdrängt. Hier wurde die Einrichtung soll Anlaufpunkt für Mitglieder der TU und Bür- am alten Platz wieder aufgebaut. Wir sind sehr glücklich über gerinnen und Bürger sein – ein Ort der Begeg- den Standort. Unser Kulturbetrieb heißt künftig ›806 qm‹ – nung, an dem man ins Gespräch kommen, an das sind 203 Quadratmeter mehr Kultur für Darmstadt als dem man diskutieren kann.« früher.« TU-Präsident Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel Jan Priess, Allgemeiner Studierendenausschuss

»Wissenschaftsstadt hat auch viel mit dem »Wir sind vielen unserer Kunden und Nutzer näher gerückt, Lebensgefühl in unserer Stadt zu tun. Ich freue was die Kommunikation deutlich erleichtern wird. Für die mich sehr, dass das 603qm zurückkehrt.« Weiterentwicklung und Wahrnehmung des Hochschulrechen- zentrums ist das ein ganz wichtiger Schritt nach vorn.« »… eine wunderbare Lösung …« Prof. Dr. Christian Bischof, Leiter des Hochschulrechenzentrums Oberbürgermeister Jochen Partsch Fokus Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 6 Bild: Claus Völker Claus Bild:

Verschließen die Zeitkapsel für das neue Gebäude: Dr. Marie-Luise Wolff-Hertwig (ENTEGA AG), Oberbürgermeister Jochen Partsch, TU-Präsident Hans Jürgen Prömel und Thomas Billotet (STEAG New Energies GmbH) Wärme und Kälte Zuwachs für die Energiezentrale Campus Lichtwiese

Die Energiezentrale auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt wird um einen Neubau DATEN UND FAKTEN erweitert: Das Gebäude wird eine komplexe Kälteversorgungsanlage sowie ein hocheffizientes Das TU-Fernwärmenetz versorgt diese Stand- orte mit Strom und Wärme: Standorte Stadt- Blockheizkraftwerk aufnehmen. Mitte Mai wurde feierlich der Grundstein gelegt. mitte, Lichtwiese, Botanischer Garten und Hochschulstadion der TU Darmstadt, städ- Die TU Darmstadt wird seit dem vorigen Jahr im Rahmen eines lang- ÖKOLOGISCHER MEILENSTEIN tische Liegenschaften wie Jugendstilbad, fristigen Contracting-Vertrags mit der Projektgesellschaft ENTEGA »Das Bauprojekt ist ein weiterer Meilenstein zum ökologisch und Justus-Liebig-Haus, Altes Pädagog, Alice-Ele- STEAG Wärme GmbH mit Wärme, Kälte und Strom versorgt. Wich- wirtschaftlich verantwortungsvollen Ausbau der Infrastruktur der onoren-Schule, Ludwig-Georg-Gymnasium, tige Bestandteile des Vertrags sind der Ausbau der Energienetze der Universität«, sagte TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel. Kongresszentrum darmstadtium, Georg-Büch- TU Darmstadt, die Modernisierung des bestehenden Heizkraftwerks »Die Energiezentrale trägt wesentlich zur langfristigen Sicherung ner-Schule sowie private Immobilien, Landes- und die Errichtung eines neuen Technik-Gebäudes in unmittelbarer der zukunftsfähigen und entwicklungsfähigen Energieversorgung liegenschaften Justizzentrum (Landgericht, Nachbarschaft auf dem Campus Lichtwiese. Am 12. Mai legten die der TU Darmstadt und zahlreicher Liegenschaften im Stadtgebiet Oberlandesgericht, Amtsgericht), Regierungs- Vertragspartner feierlich den Grundstein für den Neubau. bei.« Prömel fügte hinzu, die Universität unterstütze so konkret die präsidium Darmstadt, Hessisches Landesmuse- um, Hessisches Staatsarchiv und Finanzamt Das neue Gebäude mit einer Grundfläche von rund 600 Quadrat- Klimaschutzziele des Landes (»CO²-neutrale Landesverwaltung«). metern und elf Metern Höhe wird bis 2018 mit zwei »Herzstücken« Schließlich werde die Energiezentrale als »Forschungsobjekt her- Darmstadt. ausgerüstet: einem Blockheizkraftwerk mit einer elektrischen Leis- vorragend in das vom Bund finanziell geförderte interdisziplinä- In den rund 160 Gebäuden der TU Darmstadt tung von etwa drei Megawatt sowie einer modernen Kälteanlage. re Projekt ›Energieeffizienter Campus Lichtwiese‹ eingebunden«. (30.000 Personen) wurden 2016 etwa 56.000 Zur Kälteerzeugung wird zunächst eine Absorptionskältemaschine Mit der Erweiterung der Energiezentrale geht auch die Verbindung MWh Strom, 60.000 MWh Wärme und 5.000 (Kälteleistung: ein Megawatt) eingebaut, die es ermöglicht, aus der des Fernwärmenetzes der TU Darmstadt mit dem Fernwärmenetz MWh Kälte verbraucht. im Blockheizkraftwerk entstehenden Wärmeenergie auf besonders Darmstadt Nord einher. Über diese Verbindungsleitung werden umweltschonende Weise Kälte zu erzeugen. Nach Abschluss der gesamten Baumaßnah- künftig jährlich rund 30.000 MWh an Wärme aus dem Müllheiz- men (Neubau und Modernisierungen) wird Diese wird zukünftig in das rund drei Kilometer lange Ringleitungs- kraftwerk in das TU-Netz eingespeist. So kann die TU Darmstadt eine Reduzierung der CO -Emissionen von ca. Netz eingespeist, das derzeit auf dem Campus Lichtwiese gebaut den Anteil an aus Kraft-Wärme-Kopplung erzeugter Wärme deut- 2 9.600 Tonnen pro Jahr erzielt. wird, und wird zum Beispiel den Lichtenberg-Hochleistungsrechner lich erhöhen. (feu) und die technische Laborinfrastruktur im Fachbereich Chemie küh- len. In einem späteren, auf die künftige Entwicklung des Campus Lichtwiese abgestimmten Schritt ist vorgesehen, eine weitere Ab- sorptionskältemaschine mit zwei Megawatt Leistung zu installieren.

»Die Anlage ist maßgeschneidert auf den Strom-, »Ein tolles Projekt, das zeigt, wie Synergieeffekte Wärme- und Kältebedarf der TU Darmstadt. durch die enge Zusammenarbeit zentraler Akteu- Unsere Kunden tragen gemeinsam mit uns zum re in unserer Stadt erzielt werden können.« Gelingen der Energiewende und zum Klimaschutz Jochen Partsch, in Deutschland bei.« Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt Thomas Billotet, Mitglied der Geschäftsführung der STEAG New Energies GmbH

»Dieses Projekt ist von großer ökologischer und strategischer Bedeutung. Durch die Anbindung des TU-Wärmenetzes an das Wärmenetz der ENTEGA bringen wir die besonders energieeffiziente Wärme- 3 km versorgung in Darmstadt einen entscheidenden Schritt voran.« Dr. Marie-Luise Wolff-Hertwig, lang ist das neue Ringleitungsnetz auf dem Vorsitzende des Vorstandes der ENTEGA AG Campus Lichtwiese, durch das künftig Kälte transportiert wird. Seite 7 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Verbinden

Beschwerliche Route zum Frieden

Unterstützung für Wissenschaftler aus dem Jemen

Professor Hussain Al-Towaie ist im Rahmen der Philipp Schwartz-

Initiative für gefährdete Wis- Völker Claus Bild: senschaftler für zwei Jahre am Fachbereich Bau- und Umweltin- genieurwissenschaften zu Gast. Der aus dem Jemen stammende Ingenieur forscht gemeinsam mit Professor Wilhelm J. F. Urban zur Wasseraufbereitung mit erneuer- barer Energie.

Wenn Hussain Al-Towaie über den Moment spricht, als er in der deutschen Botschaft in Oman sein Visum für Deutschland in den Händen hielt, beginnen seine Augen zu leuchten. Hinter ihm und seinen beiden Töchtern liegt eine lange Rei- se hinaus aus dem kriegsgeschüttelten Jemen. Bis 2013 war Al-Towaie Maschinenbau-Profes- sor an der Universität von Aden im Bereich der Energietechnik. In seinen Veröffentlichungen Prof. Dr. Hussain Al-Towaie (rechts) forscht für zwei Jahre gemeinsam mit Prof. Wilhelm J.F, Urban (links) und Aktivitäten warnte er immer wieder vor der Wasserknappheit und den daraus resultierenden sehr ernsten Konsequenzen für die jemenitische Professor Wilhelm J. F. Urban, dem Leiter des Stipendium der Philipp Schwartz-Initiative, die mit seinen Töchtern endlich Maskat in Oman. Bevölkerung. Die Regierung reagierte auf eine Fachgebiets Wasserversorgung und Grundwas- gefährdeten Wissenschaftlerinnen und Wissen- »Dort haben wir erst einmal Ruhe gebraucht. Von solche Kritik derart, dass Al-Towaie zur uner- serschutz am Institut IWAR der TU Darmstadt. schaftlern einen zweijährigen Forschungsauf- der Reise waren wir seelisch und körperlich sehr wünschten Person erklärt wurde. 2013 wurde Gemeinsam beantragten sie ein Stipendium des enthalt in Deutschland finanziert. erschöpft«, erinnert sich Al-Towaie. Die nächs- er in den Ruhestand versetzt, was im Jemen Deutschen Akademischen Austauschdiensts, das te Schwierigkeit bestand darin, für seine beiden unüblich ist und in der Regel nur auf eigenen Al-Towaie 2009 an die TU Darmstadt führte. Sie KRÄFTEZEHRENDE AUSREISE volljährigen Töchter ein Visum für Deutschland Antrag geschieht. Deshalb suchte er nach neuen blieben in Kontakt, Al-Towaie machte bei seinen zu bekommen, denn sein Stipendium ist nur für Als nach einer abschlägig beschiedenen Bewer- Beschäftigungsmöglichkeiten für sich und seine Aufenthalten in Deutschland regelmäßig Stati- die Finanzierung seines eigenen Aufenthalts vor- bung im zweiten Anlauf endlich die Zusage kam, beiden Töchter außerhalb des Jemen. on in Darmstadt. gesehen. Zwei Freunde aus Deutschland bürgten stand die schwierige Ausreise aus dem Jemen an. schließlich für die Töchter, Ulrike Buntenbruch, Als sich die politische Situation durch den be- Denn aufgrund des Bürgerkriegs gibt es im Jemen MIT DEUTSCHLAND VERBUNDEN die Leiterin des TU Welcome Centre, half bei den waffneten Konflikt verschiedener Parteien um seit Jahren keine deutsche Botschaft mehr, und Anträgen. Fünf Wochen nach ihrer Ankunft in Dass Deutschland das Ziel der Reise werden die Vorherrschaft im Jemen seit 2015 weiter zu- die Grenzen zu den jemenitischen Nachbarlän- Oman konnten die Al-Towaies endlich ein Flug- soll, war Al-Towaie schon früh klar: Bereits von spitzte, entschieden die beiden Kollegen, sich dern sind geschlossen. Nur durch die Unterstüt- zeug nach Deutschland besteigen. 1983 bis 1987 lebte er in Deutschland und pro- um ein Forschungsstipendium zu bemühen, das zung von Freunden gelang es Al-Towaie, für sich bettina bastian movierte in Dresden zum Thema Klimatisierung es Al-Towaie ermöglichen würde, bei Urban in und seine beiden Töchter – der andere Teil seiner mit Solarenergie. Seit dieser Zeit war er regel- Darmstadt zu forschen. Mit Unterstützung des Familie lebt weiterhin im Jemen – ein Visum für Ausführlichere Fassung des Berichts online: mäßig zu Forschungsaufenthalten in Deutsch- Welcome Centres am Dezernat Internationales das Nachbarland Oman zu bekommen. Nach ei- bit.ly/2pOciN2 land, 2007 begegnete er auf einer Konferenz der TU Darmstadt stellten sie den Antrag auf ein ner über zwei Wochen langen Reise erreichte er

ZEITMASCHINE

Josef Ganz: Miterfinder des VW Käfers

Bis heute ist der VW Käfer eines der meistverkauf- der Branche, erhielt 1934 von Hitler den Auftrag, ten Fahrzeuge der Welt. Als sein Erfinder wird einen »« zu konstruieren. Um Patent- meist genannt. Die Erfindung streite musste sich Porsche keine Sorgen machen, des VW Käfers lässt sich aber nicht auf einen ein- denn Hitler befahl der deutschen Autoindust- zigen Erfinder festlegen. Josef Ganz, ein Alumnus rie, alle ihre Patente dem »Volkswagen-Projekt« der Technischen Hochschule Darmstadt, legte zur Verfügung zu stellen. So konnte Porsche die durch sein Design und das Konzept eines Prototy- besten Ideen seiner Berufskollegen kostenlos pen den Grundstein des VW Käfers. weiterverwenden.

Im August 2017 jährt sich der 50. Todestag von Im März 1934 floh Ganz über in die Josef Ganz. Dieser Name ist außerhalb der Auto- Schweiz. Dort arbeitete er für die Firma Rapid in mobilbranche nicht sehr bekannt und vermut- Dietikon und konstruierte den »Schweizer Volks-

lich auch nicht an der TU Darmstadt. Josef Ganz S.390 1930, September 18, X, Nr. Motor-Kritik Bild: wagen«. Er wurde jedoch von seinen Feinden aus wurde am 1. Juli 1898 in in einem jüdi- Deutschland und antisemitisch gesinnten Schwei- schen Elternhaus geboren. Bereits als zwölfjäh- zer Polizeibeamten tyrannisiert. Nach dem Krieg riger Gymnasiast wurde ihm ein Patent für eine hatte Ganz Probleme mit den Schweizer Behör- Schutzvorrichtung für elektrische Straßenbahnen den, sodass er aus der Schweiz ausgewiesen wur- »Klein Motorsport«. Insgesamt konstruierte er 30 Nach der Automobilausstellung wurde Josef in Wien erteilt. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil de. Über Paris wanderte Josef Ganz 1951 nach Kleinwagen, darunter auch den Prototyp namens Ganz von der verhaftet, sein Büro in und studierte drei Semester an der Technischen Australien aus, wo er bis zu seiner Pensionierung »Maikäfer«. Diesen bauten 1930 die Nürnberger Frankfurt am Main durchsucht und zahlreiche Hochschule in Wien. Im März 1927 erhielt er für den Autohersteller »Holden«, der zu »General -Werke. Ab 1932 stellte die Ludwigsburger Dokumente konfisziert. Nach seiner Freilassung nach neun Semestern an der Technischen Hoch- Motors« gehört, arbeitete. Er starb 1967 verarmt Standard Fahrzeugfabrik seinen »Maikäfer« her. wurde der jüdische Ingenieur als Chefredakteur schule Darmstadt sein Diplom in Maschinenbau und vereinsamt in Australien. Ferdinand Porsche der »Motor-Kritik« abgesetzt, vermehrt an sei- von Professor Wagenbach. Josef Ganz war anfangs sehr enthusiastisch über hätte ohne die Vorarbeit von Josef Ganz den VW ner Arbeit gehindert und schikaniert. das Vorhaben Hitlers, die Motorisierung Deutsch- Käfer nicht bauen können. Ganz arbeitete danach bei unterschiedlichen Au- wollte seinen eigenen Namen mit der »Volks- lands voranzutreiben. 1933 wurde das Automo- simon götz toherstellern, wie beispielsweise Adler, Daimler- wagen-Idee« verewigen und alle jüdischen Ver- bil in einer überarbeiteten Version als »Standard universitätsarchiv der tu darmstadt Benz, BMW und dem Motorradhersteller Ardie. bindungen mit dem »Volkswagen« beseitigen. Superior« auf der »Internationalen Automobil- Sein Automobilwissen machte ihn zum Chefre- Alle Veröffentlichungen von Josef Ganz wurden und Motorradausstellung« in Berlin der Automo- dakteur des Fachmagazins »Motor-Kritik«. Zu- verboten. Ferdinand Porsche, der zu dieser Zeit bilbranche vorgeführt. In der Branche wurde der dem beteiligte er sich an der Arbeit des Magazins einzige unabhängige namhafte Konstrukteur in Viersitzer als »Volkswagen« beworben. Verbinden Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 8

Vielseitig und weltoffen

TU-Alumnus Leo Sakaguchi im Porträt

Leo Sakaguchi studierte an der TU Darmstadt Angewandte Mechanik und Energy Science and Engineering. Nach seinem Masterabschluss schloss er sich einem Ber- privat Bild: liner Start-up an, das Lebensmittelverschwendung eindämmen will. Darmstadt ist der 29-Jährige verbunden geblieben. Ein Porträt.

Fragt man Leo Sakaguchi, was ihm an auf dem Ideal grenzübergreifender Management«: »Das Thema fand ich seinem Studium an der TU am besten Verständigung fußt. »Meine Eltern ha- noch an der TU: Bei einem Seminar gefallen hat, zögert er nicht lange: »Ich ben die Sprache an der Uni gelernt, sie zur Abfallverminderung erwähnte die habe mich für meine beiden Studien- in Polen, er in Japan. Kennengelernt Seminarleiterin Annika Wolff, dass der gänge entschieden, weil sie sehr inter- haben sie sich durch eine Esperanto- Aspekt Lebensmittelabfall noch wenig disziplinär angelegt sind, und das war Brieffreundschaft. Unsere Familien- erforscht sei. Dass mein betreuender genau die richtige Entscheidung.« Von sprache ist Esperanto.« Professor in Berkeley auch zu diesem 2008 an studierte Sakaguchi an der Thema forschte, war einfach ein glück- Aus seinem Auslandsaufenthalt in Ja- TU, zunächst Angewandte Mechanik licher Zufall.« In Berkeley befragte Sa- pan hat Sakaguchi eine Lehre gezogen: im Bachelor, dann Energy Science and kaguchi Gastronomen und Hoteliers »Im Nachhinein gesehen war es falsch, Engineering im Master. Ein zweiter As- danach, welche Rahmenbedingungen nur für ein Semester zu bleiben«, erin- pekt, den er sehr zu schätzen weiß, ist sie bräuchten, um weniger Lebensmit- nert er sich. »Ehe man sich‘s versieht, die Unterstützung bei der Planung von tel wegwerfen zu müssen. ist die Zeit auch schon wieder vorbei.« Auslandsaufenthalten – schon wäh- Diesen Fehler bügelte er umgehend rend seines Bachelorstudiums zog es SCHWENK INS BERUFSLEBEN wieder aus: Seinen Aufenthalt an der Sakaguchi ins Ausland: Er verbrach- renommierten University of California Im Rahmen seiner Masterarbeit stieß te ein Semester an der University of in Berkeley während des Masterstudi- Sakaguchi auch auf das Berliner Start- Tokyo in Japan. ums legte er gleich auf ein Jahr an. up »MealSaver«. Dort ist er mittlerweile Teil des Kernteams. Das Konzept: Bei EIN SPRACHTALENT Bei der Wohnungssuche half seine au- der MealSaver-App können Restau- ßergewöhnliche Muttersprache: »Mein Nach seiner Rückkehr nach Darm- rants und Hotels bereits zubereitete Vermieter hat auch mal Esperanto ge- stadt unterstützte er als studentische Speisen anbieten, die sie sonst nach lernt und wollte seine Kenntnisse wie- Hilfskraft im Dezernat Internationa- Ladenschluss wegwerfen müssten. Die der auffrischen.« Überhaupt ist man les Studierende, die eine Zeit in Asi- App-Nutzer können für einen Betrag als Esperanto-Sprecher Teil einer sehr en, Südamerika oder Afrika verbrin- zwischen einem und drei Euro eine aktiven Community: Neben Esperanto- gen wollten. Genau der richtige Job Portion des übriggebliebenen Essens Musik und zahlreichen Veranstaltun- für Sakaguchi, da er neben Deutsch abholen. Die MealSaver-App soll auch gen gibt es auch ein Portal, auf denen und Englisch fließend Japanisch und in Darmstadt starten – und wird dann Leo Sakaguchi »Esperantistos« Übernachtungsmög- Polnisch spricht. Seine Muttersprache auch mit der Initiative foodsharing lichkeiten anbieten. So ist man in der ist jedoch eine andere: Sakaguchi ist Darmstadt zusammenarbeiten, die ganzen Welt vernetzt. regelmäßig in Darmstadt anzutreffen: einer von weltweit nur einigen Tau- an der TU den »Fairteiler« betreibt. Ein- bis zweimal im Monat legt er im send Esperanto-Muttersprachlern. Während Sakaguchis Aufenthalt in Obwohl sein Lebensmittelpunkt nun Schlosskeller und in der Centralstati- Esperanto ist eine Ende des 19. Jahr- den USA entstanden große Teile seiner in Berlin liegt, ist Sakaguchi als DJ on auf. bettina bastian hunderts entwickelte Plansprache, die Masterarbeit zum Thema »Food Waste

Bereit für Freunde und Studium Studium in Sicherheit Buddy-Programm gestartet Engagement der Horst-Görtz-Stiftung

Das Buddy-Programm der Zentralen Die Horst-Görtz-Stiftung ermög- Koordinierungsstelle für Flüchtlingsin- tegration im Dezernat Internationales licht es zwei syrischen Geflüch- der TU Darmstadt ist offiziell mit 59 teten, den Masterstudiengang IT- Völker Claus Bild: Studieninteressierten und Studieren- den gestartet. Ehrenamtliche Buddies Sicherheit an der TU Darmstadt binden Teilnehmerinnen und Teilneh- zu absolvieren. mer der studienvorbereitenden Kurse sowie Studienanfänger umfassend in Stifter Dr. Horst Görtz übergab die Urkunden das tägliche Leben ein und helfen den gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser, Geflüchteten beim Studienstart an der Koordinator des Masterstudiengangs IT-Sicher- TU Darmstadt. heit sowie stellvertretender Sprecher des TU- In Kooperation mit anderen (studen- Profilbereichs Cybersicherheit (CYSEC), und tischen) Hochschulinitiativen und Prof. Dr.-Ing. Michael Goesele, Studiendekan Darmstädter Kultureinrichtungen wer- des Fachbereichs Informatik. den regelmäßig Angebote für die Bud- Die angehenden Spezialisten für IT-Sicherheit, dies bereitgestellt. So engagieren sich Ahmad D. und Yasser S., haben in Syrien ihr etwa der Studentische Filmkreis der Bachelorstudium abgeschlossen und mussten TU Darmstadt und das Staatstheater 2015 aus Aleppo nach Deutschland fliehen. An Darmstadt mit besonderen Program- der TU Darmstadt haben beide an einem studi- men. (as/pg) envorbereitenden Sprachkurs für Geflüchtete Infos und Kontakte: bit.ly/2riq7oM teilgenommen, um sich die nötigen Deutsch- kenntnisse für den Masterstudiengang anzu- eignen. Nach erfolgreich bestandener Sprach- Prof. Stefan Katzenbeisser, Ahmad D., Prof. Michael Goesele, Horst Görtz und Karin-Irene Eiermann prüfung wird nun die Horst-Görtz-Stiftung die (v. li. n. re.) Syrer während des viersemestrigen Masterstu- diengangs IT-Sicherheit mit jeweils 1.020 Euro »Bei der Integration spielt die Ausbildung eine Informationssicherheit. So ist Horst Görtz un- im Monat unterstützen. entscheidende Rolle. Geflüchteten die Ausbil- ter anderem Stifter des Deutschen IT-Sicher- dung zu Cybersicherheitsexperten zu ermögli- heitspreises, der jährlich verliehen wird und AUSBILDUNG VERBESSERT INTEGRATION chen, ist ein neues wichtiges Ziel meiner Stif- mit 200.000 Euro dotiert ist, einer Stiftungs- tung, denn Cybersicherheitsexperten werden Juniorprofessur für Security Engineering an Die Stiftung fördert bereits seit vielen Jahren die in Deutschland dringend benötigt.« der TU Darmstadt sowie mehrerer Stipendi- Darmstädter Cybersicherheitsforschung. Horst en zur Etablierung von Forschungsgruppen. Görtz, Gründer und Vorstand der Stiftung, kann Die Stiftung engagiert sich seit 1996 für Wis- Seit 2002 ist Horst Görtz Ehrensenator der TU mit den Stipendien zwei Themen zusammen- senschaft und Technik in Forschung und Leh- Darmstadt. (braun/sip) bringen, die ihm besonders am Herzen liegen: re, insbesondere mit dem Schwerpunkt der Seite 9 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Merken Bild: Patrick Bal Patrick Bild:

Vom Wohnraum zum Büro

Cubity-Team realisiert Anschlussprojekt

In Würzburg entsteht zurzeit auf einer Konversions- fläche ein neuer Stadtteil. Neben Wohnbauten wird dort auch der Standort der Universität Würzburg um ein digitales Gründerzentrum erweitert. Mit der Planung des neuen Gebäudes für das zugehö- rige Founder Lab hat Klaus Walther, der Leiter des Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Wirt- schaftsförderung der Stadt Würzburg, das Cubity- Team um Professorin Anett Joppien vom Fachge- biet Entwerfen und Gebäudetechnologie beauftragt. Walther hat mit großem Interesse das Projekt Cu- bity verfolgt und sich ein ähnlich innovatives und unkonventionelles Gebäude für das Gründerlabor gewünscht. Das Team des Fachgebiets EGT hat für dieses span- nende Nachfolgeprojekt das Cubity-Wohngebäude in ein modernes, kreatives Bürogebäude transfor- miert. Ende März wurde das Projekt offiziell vom Stadtrat in Würzburg freigegeben. Bereits im April 2018 sollen die ersten IT-Start-ups einziehen. metzger/bjb

Darmstadt steht für Cybersicherheit

Gut für Start-ups

Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Rahmen Effektive Kühlung ist für schnellere Computerchips entscheidend. der »Digital Hub Initiative« die Region Frankfurt- Darmstadt zu einem der herausragenden Knoten- punkten für die digitale Transformation der Wirt- schaft erklärt. Darmstadt wird hierbei die Rolle des Digital Hub für Cyber Security übernehmen. Pro- Mehr Druck für mehr Kühlung fessorin Mira Mezini, TU-Vizepräsidentin für For- schung und Innovation, sagte: »Darmstadts Stärke liegt in der Kombination aus Gründungsinteressier- Neue Erkenntnisse von Wissenschaftlern der TU Darmstadt und der Universität Lyon ten, Start-ups, der hohen Nachfrage starker Bran- chen aus der Metropolregion Rhein-Main sowie in n-Perfluorhexan, einer bekannten Kühlflüssigkeit, eine Struk- Hochdruckkühlungen können zu effektive- exzellenter Wissenschaft. Bund und Land Hessen turierung erzeugen, die weiter in die Flüssigphase hineinreicht unterstützen die Forschung zur Cybersicherheit in rer Wärmeabfuhr beitragen. Das zeigten Che- als bei Normaldruck. Dadurch erhöht sich zum Beispiel die Wär- Darmstadt, das seine wissenschaftliche Exzellenz meübertragung von Oberfläche zu Kühlflüssigkeit bei 100 bar um miker der TU Darmstadt und der Universität und Führungsrolle in kompetitiven Ausschreibun- 250 Prozent gegenüber ihrem Wert bei Normaldruck. Lyon. Ihre Forschungsergebnisse erschienen gen bewiesen hat.« Im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen sollten Hochdruck- Die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist bereits heute jetzt in der Fachzeitschrift Journal of Physical kühlungen daher zu effektiverer Wärmeabfuhr beitragen können. ein führender Innovationsstandort für Cybersicher- Chemistry Letters. Die Arbeit entstand im Rahmen der Sommerschule 2016 des Son- heit in Deutschland. Er verbindet namhafte Unter- derforschungsbereichs Transregio 75 der Deutschen Forschungs- nehmen und Forschungseinrichtungen mit einer Effektive Kühlung ist die Voraussetzung für viele technische Prozes- gemeinschaft »Tropfendynamische Prozesse unter extremen Um- technologieorientierten Start-up-Szene: Das »Cen- se und Produkte, zum Beispiel für neue, schnellere Generationen gebungsbedingungen«. Sie ist jetzt in der Fachzeitschrift Journal ter for Research in Security and Privacy« (CRISP) von Computerchips, welche immer mehr Abwärme produzieren, of Physical Chemistry Letters erschienen und wurde von deren ist das größte Forschungszentrum für Cybersicher- die abgeführt werden muss. Ein Nadelöhr für die Wärmeabfuhr Herausgeber in den JPCL Spotlights herausgestellt. heit in Europa und verbindet die TU Darmstadt, die stellt häufig der Übergang zwischen Bauteiloberfläche und Kühl- müller-plathe/sip Hochschule Darmstadt und die beiden Fraunhofer- flüssigkeit dar. Diese Grenzfläche »bremst« oft die Wärmedurch- Institute SIT und IGD. Das »Competence Center for lässigkeit aus. Applied Security Technology« (CAST e. V.) ist mit 251 Mitgliedern das größte Unternehmensnetzwerk ORDNUNG AN GRENZFLÄCHEN für Cybersicherheit im deutschsprachigen Raum. Theoretische Chemiker der TU Darmstadt und der Universität Lyon Prof. Dr. Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer SIT (Frankreich) haben mithilfe von Molekulardynamik-Simulationen Publikation: Haoxue Han, Samy Mérabia, and Florian Müller-Plathe (2017): und Sprecher des »Center for Research in Security gezeigt, dass sich die Wärmedurchlässigkeit drastisch erhöht, wenn Thermal Transport at Solid-Liquid Interfaces: High Pressure Facilitates and Privacy«, sagte: »Deutschland gehört zu den Heat Flow through Nonlocal Liquid Structuring. J. Phys. Chem. Lett. 8/9: die Flüssigkeit nahe der Grenzfläche eine geordnete, weniger zu- forschungsstärksten Standorten für Cybersicherheit, 1946–1951. fällige Struktur annimmt. Durch Erhöhung des Drucks lässt sich hinkt bei den Start-ups im internationalen Vergleich aber deutlich hinterher. Es freut mich sehr, dass die Bundesregierung mit der Entscheidung für das The- ma Cybersicherheit und den Standort Darmstadt das AUSGEHTIPPS Potenzial erkannt hat und nun gemeinsam mit uns die Voraussetzungen dafür schafft, auch hier eine Führungen Buchung unter www.darmstadt-tourismus.de, Themenausstellung des Kunstforums an aktive und reichhaltige Start-up-Kultur im Bereich Preis 7 €, ermäßigt 5 € der TU Darmstadt in Kooperation mit dem Samstag, 8. Juli, 11:00 Uhr Treffpunkt: karo 5, Karolinenplatz 5, Atelierhaus Cybersicherheit zu schaffen.« (ok) Die TU Darmstadt baut 64289 Darmstadt In der Ausstellung geht es um das Flüchtige, Weitere Reaktionen aus Wirtschaft und Politik: Buchung unter www.darmstadt-tourismus.de, Sonntag, 1. Oktober, 14:00 Uhr Ephemere. Thematisiert werden formale und bit.ly/2rm7nUu Preis 7 €, ermäßigt 5 € Campus Stadtmitte inhaltliche Erscheinungsweisen des Flüch- Treffpunkt: karo 5, Karolinenplatz 5, tigen und Vergänglichen, wie zum Beispiel Buchung unter www.darmstadt-tourismus.de, 64289 Darmstadt Fließendes, Veränderliches, sich Auflösen- Preis 7 €, ermäßigt 5 € des genauso wie Visualisierungen von Erin- Freitag, 11. August, 17:00 Uhr Treffpunkt: karo 5, Karolinenplatz 5, nern und Vergessen als Teil transitorischer Campus Stadtmitte 64289 Darmstadt Prozesse. Buchung unter www.darmstadt-tourismus.de, Ausstellung Ort: Altes Hauptgebäude ( S1|03), Raum 200, Preis 7 €, ermäßigt 5 € Hochschulstr. 1, 64289 Darmstadt Treffpunkt: karo 5, Karolinenplatz 5, Samstag, 23. September bis 64289 Darmstadt Sonntag, 10. Dezember LOST IN TRANSITION – vom Flüchtigen und Samstag, 2. September, 11.00 Uhr Vergänglichen Die TU Darmstadt baut Verstehen Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 10

IT-Sicherheit aus dem Werkzeugkasten

Forschung gegen Bedrohungen und Risiken der intelligenten Fabrik

Der »App-Store der Industrie 4.0« eröffnet ein INDUSTRIE 4.0 »Cybersicherheit mitzudenken ganz neues Geschäftsmodell: Früher muss- ten Datensätze für Maschinen analog bezogen Der Begriff Industrie 4.0 bezeichnet die lag in der Natur der Sache, werden. In der Industrie 4.0 gibt es dafür den vierte industrielle Revolution, welche die als man die Zeichenbretter Technologiedatenmarktplatz, in dem Zusatz- Produktion mit modernster Kommunikati- funktionen für die vernetzten und intelligenten onstechnik verzahnt. Anhand intelligenter, abgeschafft und die rechner- Hartung Jan-Christoph Bild: Maschinen digital heruntergeladen werden kön- digital vernetzter Systeme wird eine ver- gestützte Konstruktion einge- nen. Daher werden Industrieunternehmen von besserte Wertschöpfung in der Produktion führt hat.« morgen neben den klassischen Produkten auch möglich. Die Unternehmen profitieren von Professor Reiner Anderl verstärkt Service-Dienstleistungen anbieten, die effizienten und hochflexiblen Produktions- der Kunde je nach Bedarf zu seinen Maschinen prozessen, die individuelle Kundenanfor- dazukaufen kann. derungen zu Kosten der Massenfertigung erfüllen können. Wie in allen Bereichen, in denen Vernetzung und Digitalisierung eine große Rolle spielen, stellt sich die Frage nach der IT-Sicherheit. Die Antworten für die vernetzten Fabriken der Zu- NEUE SICHERHEITSKULTUR kunft will IUNO finden, das Nationale Referenz- projekt zur IT-Sicherheit in Industrie 4.0. IUNO Aufgabe des IUNO-Projekts sei es nun, die IT- wird dafür vom Bundesministerium für Bildung Sicherheit und auch eine neue Sicherheitskultur und Forschung gefördert und umfasst ein Pro- in der Industrie 4.0 zu etablieren, erklärt Profes- jektvolumen von 33 Millionen Euro. sor Anderl. Die Themenfelder sind dabei siche- re Prozesse, sichere Daten und sichere Dienste Welche tragende Rolle IT-Sicherheit in der vir- und gleichzeitig eine sichere Vernetzung aller tuellen Fabrik spielt, fasst Professor Reiner An- dieser Komponenten. derl, Leiter des Fachgebiets Datenverarbeitung in der Konstruktion am Fachbereich Maschinenbau Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Darmstadt und einer der Initiatoren von forschen an wichtigen Grundlagen der IT-Sicher- IUNO, zusammen: »Durch die Digitalisierung in heit, die speziell in der Industrie 4.0 benötigt der Produktentwicklung entstehen hochsen­si­ble werden, zum Beispiel dem Identitätsmanage- Daten über neue, innovative Produkte in ver- ment oder der Anomalieerkennung. In anderen netzten Industrieanlagen – es wäre eine Katas- Fällen sorgen sie aber auch dafür, dass bereits trophe, wenn diese Daten durch Cyberangriffe bestehende Sicherheitstechnologien den Weg in oder Spionage entwendet würden.« die Industrie finden. Deswegen beschäftigen sich die Forscherinnen Anhand von sogenannten Anwendungsszenarios und Forscher bei IUNO damit, wie man Daten, werden die Forschungsergebnisse dann auf rea- die in der Industrie 4.0 anfallen, sicher auf- le Situationen in der Praxis angewendet. 2018, bewahren kann. Wenn mehrere Personen mit am Ende des Projekts, steht den Unternehmen den Daten arbeiten, müssen beispielsweise die der Industrie 4.0 so ein »Werkzeugkasten« zur Zugriffsrechte sicher definiert sein. Auch die Verfügung mit allgemein anwendbaren Lösun- Immer drängenderes Thema: Datensicherheit in den vernetzten Fabriken der Zukunft Datenströme – innerhalb und außerhalb der gen für Herausforderungen der IT-Sicherheit in Unternehmen – müssen abgesichert und ver- intelligenten Fabriken. Schon bald können Maschinen per Download mit neuen Datensätzen schlüsselt werden. ann-kathrin braun/ute fertig aus dem Technologiedatenmarktplatz versorgt werden – einer Art Schon früh war Professor Anderl klar, dass IT- Sicherheit im Maschinenbau eine große Rolle App-Store für die Industrie 4.0. Um diese neuen Entwicklungen vor spielen wird: »Cybersicherheit mitzudenken lag Cyberangriffen oder Spionage zu schützen, forschen Wissenschaftler in der Natur der Sache, als man die Zeichen- bretter abgeschafft und die rechnergestützte der TU Darmstadt im Nationalen Referenzprojekt IUNO gemeinsam Konstruktion eingeführt hat.« Über ein Viertel seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter arbeiten Weitere Informationen zu IUNO unter mit 20 Partnern aus Industrie und Forschung. www.iuno-projekt.de sowie zum Profilbereich CYSEC daher am drängenden Thema IT-Sicherheit in der TU Darmstadt unter www.cysec.tu-darmstadt.de der Industrie 4.0.

Abenteuer Datenjournalismus Workshop für Schülerinnen und Schüler für technische Disziplinen

Programmieren und der Informatikunterricht sind langweilig und öde? Mit dem Workshop »Abenteuer Datenjournalismus« tritt das Graduiertenkolleg AIPHES (Adaptive Informationsaufbereitung aus Bild: Dr. Ivan Habernal Ivan Dr. Bild: heterogenen Quellen) im Fachbereich Informatik der TU Darmstadt den Gegenbeweis an.

Bei einem Workshop im Mai wurden Schülerin- Datenjournalisten helfen, die Informationen als nen und Schüler in den Kompetenzen Program- Geschichte zu präsentieren. mierung und Präsentation von Datenanalyse-Er- gebnissen gefördert – wichtige Kompetenzen, SPIELERISCHER EINSTIEG um in technischen und interdisziplinären Dis- Spielerisch öffnete der Workshop den Schülerin- ziplinen zu bestehen. nen und Schülern die Welt der Programmierung INFORMATIONEN UMWANDELN anhand der visuellen Programmiersprache Scratch und gab einen Einblick in den Datenjournalis- Die Aufgabe: Ein fiktives Magazin bringt einen mus am Beispiel von Word Clouds. Wie ist ein großen Onlinebeitrag zur Debatte des Jahres he- Scratch-Programm aufgebaut, und welche Mög- raus. Die Chefredakteurin erwartet von ihrem lichkeiten gibt es, eine interaktive Geschichte zu Datenjournalisten, neue und interessante Fakten programmieren? Was sind Word Clouds, und auf Programmieren und Datenanalyse: Ein Fall für den Nachwuchs zum Thema in einem Kurzfilm zu präsentieren. welchen Methoden der Textanalyse bauen sie auf? Doch das Material liegt nur in Textdateien vor. Abenteuer Datenjournalismus ist ein Workshop besonders den Aspekt der Gleichstellung betont. Universität Heidelberg und dem Heidelberger Hier sind die jungen Teilnehmerinnen und Teil- für Schulklassen, der im Rahmen des Gradu- Das Graduiertenkolleg (Leitung: Professorin Institut für Theoretische Studien von der Deut- nehmer gefordert: Sie müssen dem überforderten iertenkollegs AIPHES entwickelt wurde und Iryna Gurevych) wird in Kooperation mit der schen Forschungsgemeinschaft gefördert. (bjb) Bei uns kannst Du richtig AUFDREHEN Echte Arbeit statt Business Theater.

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.denken .gestalten .wachsen Verstehen Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 12 Bild: Jan-Christoph Hartung Jan-Christoph Bild:

Forschen zu Ressourceneffizienz: Lieselotte Schebek, Eberhard Abele, Reiner Anderl (v. re. n. li.) Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0

Studie der TU Darmstadt und Partnern untersucht Chancen der digitalen Transformation

Welche Potenziale bietet Industrie 4.0, um Ressourcen noch effizienter einzusetzen? HINTERGRUND: Diese Fragestellung hat ein Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. rer. nat. FÖRDERER UND PROJEKTPARTNER Liselotte Schebek (Institut IWAR) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Eberhard Beauftragt wurde die Studie von der VDI Zentrum Ressour- ceneffizienz GmbH (VDI ZRE) in Zusammenarbeit mit dem Abele (Institut PTW) und Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl (Fachgebiet DiK) sowie Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Ba- Partnern des Fraunhofer IPA und dem Deutschen Forschungszentrum für Künst- den-Württemberg, dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, dem Hessischen Ministeri- liche Intelligenz untersucht. Im Rahmen einer Pressekonferenz der VDI Zentrum um für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Ressourceneffizienz GmbH wurde die Studie im Bundesministerium für Umwelt, sowie dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz. Die Auftragssumme der Studie be- Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit am 12. Juni 2017 vorgestellt. trägt rund 312.000 Euro netto.

Digitale Transformation und Industrie VERGLEICH VON EINSPARUNGEN typische Einsparungseffekte identifi- Projektkoordination: Institut IWAR – Fachgebiet Stoffstrom- 4.0 sind derzeit zwei gängige Begrif- UND AUFWÄNDEN zieren – zum Beispiel Verringerung management und Ressourcenwirtschaft der TU Darmstadt. fe, um die Verbindung der physischen von Fehlproduktion – sowie mögliche Um das Ressourceneffizienzpoten- Kooperationspartner: TU Darmstadt (Fachgebiet Datenver- mit der digitalen Welt im industriellen Einflüsse auf vor- und nachgelagerte zial durch Industrie 4.0 einschätzen arbeitung in der Konstruktion, Institut für Produktionsma- Kontext zu beschreiben. Aufgrund der Prozesse analysieren. Mittels der ent- zu können, wurde ein methodisches nagement, Technologie und Werkzeugmaschinen); Fraun- damit verknüpften Vorteile bergen sie wickelten Methodik wurden daraus Vorgehen auf Basis des Lebenszyklus- hofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, große Chancen für die Erhöhung der die Einsparungen »natürlicher Res- ansatzes (»Ökobilanz«) entwickelt. In- Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. sourcen« abgeleitet. terviews mit zehn Unternehmen aus Gleichzeitig verbinden sich mit der di- dem Maschinenbau, der Kunststoff- gitalen Transformation große Erwar- EINSPARPOTENZIALE BESSER das KMU helfen soll, die digitale Trans- Ressourceneffizienz und Industrie und Elektroindustrie gaben konkrete tungen, den Rohstoff- und Energiebe- ERKENNEN formation für systematische Datener- 4.0 vorgeschlagen, ebenso wie die Aufschlüsse über die in der Praxis ein- darf der Wirtschaft zu vermindern. fassung und -analyse zu nutzen und Entwicklung von Labeln/Kennzeich- gesetzten Maßnahmen der Digitalisie- In der Studie werden elf Maßnahmen weiterführende Schritte abzuleiten, nungssystemen zur Energieeffizienz Unter Federführung von Prof. Dr. rer. rung und die Einsparungen betriebli- der digitalen Transformation beschrie- um Ressourcenpotenziale abschätzen von IKT-Technologien und insbeson- nat. Liselotte Schebek wurde die Studie cher Ressourcen. ben und KMU in Abhängigkeit des zu können. dere von Internetdiensten. »Ressourceneffizienz durch Industrie eigenen Digitalisierungsgrads emp- Die Fallstudienauswertung in Verbin- liselotte schebek/ 4.0 – Potenziale für KMU des verar- fohlen. Unternehmen fehlen oftmals EMPFEHLUNGEN AN AKTEURE dung mit einer ausführlichen Litera- alessio campitelli/feu beitenden Gewerbes« erstellt. In die- betriebliche Datengrundlagen zu spe- turauswertung zeigte, in welchem Ver- Weitere Erkenntnisse der Forschun- ser wurde der Einfluss der digitalen zifischen Ressourcenverbräuchen der hältnis die Einsparungen zu den dafür gen führten auch zur Ableitung von Transformation bis hin zu Industrie Produktion, um Einsparpotenziale zu notwendigen Aufwänden (Hard- und Handlungsempfehlungen für Akteu- 4.0 auf die Ressourceneffizienz in Un- quantifizieren. Software) stehen. re der Politik und Wissenschaft: So ternehmen des verarbeitenden Gewer- Hierfür wurde ein Rahmenkonzept in wird die Vernetzung von Beratungs- bes – mit Fokus auf kleine und mittle- Das Forschungsteam konnte anhand Form eines Tools (ReSET) entwickelt, angeboten für KMU aus den Bereichen re Unternehmen (KMU) – untersucht. der untersuchten Praxisanwendungen Seite 13 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Verstehen

Druck in der dritten Dimension AUSSCHREIBUNGEN E-Teaching-Award Studierende bauen sich selbst Präzisionswerkzeuge Auch in diesem Jahr können sich Lehrende der TU Darmstadt für den begehrten E-Teaching- Zwei Wochen lang lernten Award der Carlo und Karin Giersch-Stiftung Studierende in einem Tutori- bewerben. Die Ausschreibung läuft vom 1. bis um des Instituts für Druckma- 31. Juli 2017. Bild: Felipe Fernandes Felipe Bild: schinen und Druckverfahren Mit dem Preis zeichnet die TU Darmstadt den Ein- satz von qualitativ hochwertigem E-Learning aus. verschiedene 3D-Drucktechni- Darüber hinaus haben Studierende die Möglich- ken mit ihren Vor- und Nach- keit, Veranstaltungen für den Preis vorzuschla- teilen kennen. gen, deren E-Learning-Konzept sie für besonders gelungen halten.

Die Astronauten auf der Internationalen Insgesamt werden bis zu 12.000 Euro als Preis- Raumstation ISS haben ein Problem: Aus geld vergeben. Die Jury setzt sich aus studenti- einem Sauerstoffhahn an Bord entweicht schen Mitgliedern und den Preisträger/innen des zu viel Gas. Er muss dringend geschlossen Vorjahres zusammen. werden – und zwar mit einem ganz bestimm- ten Anzugsmoment. Von einem Einstellgriff Mehr zum E-Teaching-Award: oder einem Drehmomentschlüssel fehlt al- www.e-learning.tu-darmstadt.de/eteaching_award lerdings jede Spur, konventionelle Schlüssel Kontakt: Felix Heinemann [email protected] passen nicht und bringen das notwendige Drehmoment nicht auf. Doch glücklicher- weise stehen sowohl ein 3D-Scanner als Athene-Preis für Gute Lehre 2017 auch ein 3D-Drucker zur Verfügung. Un- ter Zeitdruck machen sich die Ingenieure Die Carlo und Karin Giersch-Stiftung der TU Teilnehmer des Tutoriums im 3D-Drucklabor im All an die Arbeit … Darmstadt verleiht seit 2010 jährlich den »Athene-Preis für Gute Lehre«. Der Preis ist mit GRUNDLAGEN PAUKEN Maschinenbaus sei, dass man an den Ein- denen man sich die Produktdaten von be- insgesamt 40.000 Euro dotiert und wird in allen satz angepasste Bauteile mit komplexer stimmten Gegenständen wie Schlüsselan- Diesem Szenario stellten sich die acht Stu- Fachbereichen der TU verliehen. Struktur schnell und mit relativ geringem hängern besorgen kann, aber wenn einem dierenden, die das Tutorium 3D-Druck am Aufwand fertigen könne. ein Bauteil in der Dusche abbricht, steht In jedem Fachbereich wird ein Athene-Fachbe- Institut für Druckmaschinen und Druck- man wieder vor einem Problem.« reichspreis ausgeschrieben. Die Entscheidung be- verfahren, Fachbereich Maschinenbau, im »Mit unserem Tutorium wollen wir dabei Sommersemester besuchten. Bevor sie eine mithelfen, dass die künftigen Ingenieure die Eine Möglichkeit, es zu lösen, ist der Ein- züglich des Preisträgers wird von den Lehr- und so komplexe Aufgabe lösen konnten, wur- Stärken dieser Technik kennenlernen«, so satz von 3D-Scannern. Aber auch diese sind Studienausschüssen der Fachbereiche getroffen; den erst einmal die Grundlagen gepaukt: Nienhaus In manchen überraschenden Berei- nicht leicht zu bedienen. Deshalb stand die erfragen Sie die jeweiligen Vorschlagsfristen bitte »Wir stellen drei verschiedene 3D-Druck- chen hat der 3D-Druck schon seinen festen Handhabung der verschiedenen Modelle bei der jeweiligen Studiendekanin bzw. dem je- Verfahren mit ihren Besonderheiten vor«, Platz: Häufig haben Kreuzfahrtschiffe einen auch auf dem Stundenplan des Tutoriums. weiligen Studiendekan. erläuterte Kursleiter Vinzenz Nienhaus, der solchen Drucker an Bord, um zum Beispiel Marius Haefele, der Wirtschaftsingenieur- am Institut promoviert. kaputte Fußleisten schnell austauschen zu Es werden Sonderpreise in folgenden Kategorien wesen mit Fachrichtung Maschinenbau stu- können, ohne sie im begrenzten Frachtraum vergeben: Interdisziplinäre Lehre, Studienprojek- Während beim Selektiven Lasersintern diert, zeigte sich fasziniert vom 3D-Druck: transportieren zu müssen. te, Lehramtstudiengänge MINT, Gender sensible Kunststoffpulver mit einem Laser zusam- »Damit kann man auch zu Hause eigene und Diversity gerechte Lehre. Vorschläge für die mengeschmolzen und bei der Fused Filament Konstruktionen umsetzen und das Gelernte KONSTRUKTIONSKENNTNIS VONNÖTEN Sonderpreise sind bis zum 21.07.2017 beim De- Fabrication Kunstoffdraht aufgeschmolzen aus verschiedenen Vorlesungen anwenden.« zernat II, Referat IID, einzureichen. wird, härtet der Stereolithografie-Drucker Oftmals gebe es eine Kluft zwischen Vorstel- Er hat sich bereits einen 3D-Drucker für da- Harz aus. »Schon daran sieht man, dass lung und Realität: »Man kann nicht einfach Ausschreibung und weitere Informationen unter: heim bestellt. Und falls er einmal Astro­naut das 3D-Drucken ein weites Feld ist. Das alles mit dem 3D-Drucker drucken, was man bit.ly/2rc8rhO wird, weiß er nach dem Tutorium auch, was geht vom Drucken von Keramikzähnen bis sich vorstellt. Man muss es auch konstruie- zu tun ist, wenn der Sauerstoffhahn auf der hin zu filigranen Kunststoffbauteilen«, er- ren können«, meinte Nienhaus. Das sei ei- ISS mal wieder ein Leck hat. klärte Nienhaus. Der Vorteil des 3D-Drucks nes der Haupthemmnisse für den privaten bettina bastian gegenüber herkömmlichen Methoden des Gebrauch: »Es gibt zwar Datenbanken, in

In der Natur voneinander lernen

Mit dem klarkommen, was die Natur vorgibt: Während einer Projektwoche im Sommersemester konzipierten rund 100 Studierende der Architektur und rund 50 Studierende aus den Disziplinen Physik, Mathematik, Mate- rialwissenschaften und Geschichte einen »privaten Rückzugsort« auf dem Campus Lichtwiese. In der Fachsprache lauteten die Vorgaben für die 18 gemischten Teams so: »In Anlehnung und Übersetzung an Konstruktions- und Materialprinzipien der Natur und nur mit Materialien, die vor Ort ge- funden« oder ohne zusätzliche Mittel eingesetzt wurden. Dabei wurden

»Gestaltungs- und Fügungstechniken aus der Natur entlehnt, analysiert und FB Architektur Raumgestaltung, und Entwerfen FG Bild: in einen neuen Entwurf atmosphärisch wirksamer Räume transformiert«. Fachliche und pädagogische Unterstützung leisteten Fach- und Teambeglei- terinnen und -begleiter. Jede Gruppe konnte ihr Projekt einem Professor (Martin Kiehl, Wilfried Nörtershäuser, Clemens Müller) bzw. Professorin Gabriele Wesch-Klein präsentieren und zur Diskussion stellen. Die interdisziplinäre Projektwoche »Projekt.EINS« für Studierende in der Studieneingangsphase am Fachbereich Architektur steht seit 2015 unter der Federführung des Fachgebiets Entwerfen und Raumgestaltung, Pro- fessorin Anna Jessen. Dem Leitgedanken »Kompetenzentwicklung durch interdisziplinäre Vernetzung von Anfang an« folgend, lädt das Projekt.EINS dazu ein, anhand einer komplexen Problemstellung die Arbeitsmethoden anderer Disziplinen kennenzulernen und über die eigene fachspezifische Herangehensweise zu reflektieren. So soll bereits am Beginn des Studiums die Identifikation mit dem eigenen Studienfach und der Fachkompetenz gestärkt werden. joannis nikoloudis/anna jessen

In diesem Rückzugsort stecken viele Gedanken aus vielen Disziplinen Handeln Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 14

Vorbildliche Führung

TU stellt Leitlinien für Führungskräfte vor

Die TU Darmstadt hat über die Jahre einen hohen Reifegrad in ihrer Die TU Darmstadt hat sich aufwändig mit der 2017 erneut diskutiert; die Leitlinien wurden Entstehung der Leitlinien beschäftigt: Im Som- redaktionell finalisiert und beschlossen. Mitt- Führungsprofessionalität erreicht. Das Präsidium möchte diese weiter mer 2016 legte das Präsidium einen inhaltlichen lerweile sind die Führungsleitlinien veröffent- steigern und hat dazu sechs Führungsleitlinien als wesentlichen Be- Rahmen vor, an dem in verschiedenen Work- licht, und es geht um die größte und wichtigste shops und Informationsveranstaltungen inten- Herausforderung in diesem Prozess – die Um- standteil der Entwicklungsstrategie der Universität veröffentlicht. siv mit gemischten Gruppen aus Führungskräf- setzung der Leitlinien im Alltag. ten der zentralen und dezentralen Verwaltung, Für Präsident Prömel ist die weitere Professio- Als eine der führenden technischen Universitäten VIELSCHICHTIG UND LEBENDIG der Fachbereiche und zentralen Einrichtungen nalisierung des Managements an der TU Darm- ist die TU Darmstadt auf ein verantwortungsvol- gearbeitet wurde. Auf dieser Grundlage fand Ende März 2017 standen die Führungsleitlinien stadt ein wichtiges Anliegen, die im Jahr 2019 les Management angewiesen. Seit Jahren ent- im Januar 2017 eine zentrale Veranstaltung für – sechs an der Zahl – fest. Eine dafür eigens er- ein entsprechendes Monitoring erfahren soll. wickelt sie ihre Führungskultur und Führungs- alle Beschäftigten der TU Darmstadt statt. Prä- stellte Grafik erlaubt mehrfache Deutungsmus- kompetenzen systematisch weiter. Das Präsidium sident Professor Hans Jürgen Prömel und Vize- Die Personal- und Organisationsentwicklung ter: etwa ein vielschichtiges Gehirn, das für die entschied sich – ausgehend von den Wünschen präsident Professor Ralph Bruder eröffneten die steht beratend zur Verfügung und offeriert di- TU Darmstadt als Expertenorganisation steht, der Teilnehmenden des Leadershiptags 2015 – in Veranstaltung und den intensiven Dialog mit verse Angebote, um Führungskräfte und ihre oder eine facettenreiche Sprechblase, die für die einem partizipativen Prozess, Führungsleitlini- den Teilnehmenden. Teams bei der Umsetzung der Leitlinien zu un- Kommunikation und den interdisziplinären und en für die gesamte TU Darmstadt zu gestalten. terstützen. rosa horneff/cornelia stadlbauer bereichsübergreifenden Austausch steht. Die Präsident Prömel betonte die Bedeutung eines Somit sind die Führungsleitlinien handlungslei- Farben und Strukturen stellen die Vielfältigkeit gemeinsamen Führungsverständnisses, das sich tend und auf allen Ebenen verbindlich – für die und Lebendigkeit der TU Darmstadt dar – zwei in den letzten Jahren stark weiterentwickelt hat. Weitere Informationen unter: Präsidiumsmitglieder ebenso wie für all dieje- www.tu-darmstadt.de/fuehrungsleitlinien und wichtige Komponenten, um sich als exzellente Der auf der zentralen Veranstaltung erarbeitete nigen, die andere Personen anleiten. www.tu-darmstadt.de/managementguidelines Forschungsuniversität weiter zu positionieren. Input wurde in der Präsidiumssitzung im März Bild: 3st kommunikation Bild:

»Unser wichtigstes Anliegen ist, dass die Leitlinien gelebt werden. Dafür sind noch weitere Diskussionen wichtig, um kontinuierlich unser gemeinsames Führungsverständnis weiterzuentwickeln.« TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel

DIE LEITLINIEN

Wir als Führungskräfte der TU Darmstadt … PROZESSCHRONIK Verantwortung • 10/2015: Vorhaben wird auf Leadershiptag mit Führungskräften … übernehmen Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und diskutiert Mitarbeiter, unsere Aufgaben und die gesamte Organisation.

• 07/2016: Präsidium legt inhaltlichen Rahmen vor • 08-10/2016: Workshops und Informationsveranstaltungen für Zusammenarbeit Führungskräfte … kommunizieren offen und arbeiten vertrauensvoll über organisatorische Grenzen hinweg zusammen. • 01/2017: Zentrale Veranstaltung für alle Beschäftigte der TU Darmstadt

• 03/2017: Beschluss der Führungsleitlinien durch das Präsidium Vielfalt • 05/2017: Veröffentlichung der Führungsleitlinien … nutzen Diversität als Chance und stellen den Umgang auf Augenhöhe sicher.

Wertschätzung NÄCHSTE SCHRITTE … begegnen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern respektvoll und fair. Um Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Füh-

rungsleitlinien vertraut zu machen, sind als erste Schritte geplant: Innovationskraft • Leadershiptag November 2017 … leben eine Innovationskultur vor und ermöglichen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Neues zu schaffen. • Dialogische Workshops

• Beratung und Begleitung von Führungskräften sowie Mitarbeiterinnen Förderung und Mitarbeitern durch die Personal- und Organisationsentwicklung … fördern die berufliche und persönliche Weiterentwicklung • Monitoring des Führungsleitlinienprozesses unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seite 15 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Handeln

»Charta des

Bild: Claus Völker Claus Bild: Willkommens«

Allianz der Rhein-Main-Unis

Die Universitäten von , Darmstadt und Frankfurt, die in der Strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten zusammengeschlossen sind, haben die »Charta des Willkommens« unterzeich- net. Damit verpflichten sie sich dazu, weiterhin ihren Beitrag zu einer offenen und aufnahmebereiten Region zu leisten und die Willkommenskultur in allen Be- reichen zu stärken. »Wir machen uns stark für eine Gesell- schaft der Vielfalt. Gegenseitige Wert- schätzung und gelebte Toleranz sind unsere Stärke« – dies ist einer von neun Grundsätzen der »Charta des Willkom- mens«. Auf den Weg gebracht wurde die Charta durch den Regionalverband Frank- furtRheinMain, der die Metropolregion offiziell vertritt. Angesichts des demografischen Wandels Unterschriftsreif: Drei neue Partner treten dem Dual Career NetzWerk bei und des zu erwartenden Fachkräfteman- gels soll die Willkommenskultur gestärkt und ausgebaut werden, um so leichter qualifizierte Arbeitskräfte gewinnen und Karriere für zwei langfristig binden zu können. TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prö- mel betonte: »Wissenschaft macht nicht Dual Career NetzWerk Darmstadt wächst an Grenzen halt und trägt dazu bei, Brü- cken zwischen verschiedenen Nationen Laufbahn- und Bewerbungsfragen bis zu syste- Das Dual Career NetzWerk Darmstadt hat sein nunmehr fast sechs- und Kulturen zu bauen. Die Technische matischen Hinweisen zu Weiterbildungsoptionen Universität Darmstadt ist eine internati- jähriges erfolgreiches Bestehen gefeiert und drei neue Mitglieder of- und mündet in der Regel in die Weiterleitung onale Universität, die diese Weltoffenheit des Profils interessierter Dual-Career-Bewerbe- fiziell begrüßt. Das Netz unterstützt Partnerinnen und Partner von täglich lebt: Wissenschaftler und Wissen- rinnen und -Bewerber unter strenger Einhaltung schaftlerinnen, internationale Studierende Fach- und Führungskräften bei der Jobsuche. Paare können Karrie- des Datenschutzes innerhalb des Netzwerkes. und Flüchtlinge sind bei uns willkommen«, re für beide und Familienleben leichter verwirklichen. Bei allen Netzwerkpartnern gibt es »Lotsen«, so Prömel. »Das sehen auch andere so: die Bewerbungen an die passenden Fachabtei- Wir sind stolz darauf, dass wir laut dem Acht Einrichtungen und Unternehmen der Regi- Berufsorientierung verfolgen. Und immer öfter lungen weitergeben und auch bei Anfragen von Ranking der Alexander von Humboldt- on gründeten im Sommer 2011 das Dual Career wird die Möglichkeit von Dual-Career-Partner- anderen Institutionen des Netzwerks gezielt Stiftung die attraktivste Universität in NetzWerk. Mit den jüngsten drei Neuzugängen, schaften – also die Unterstützung seitens des interne Kontakte vermitteln. Ergibt sich eine Deutschland für hervorragende auslän- Bauverein AG, Industrie- und Handelskammer neuen Arbeitgebers bei der Jobsuche des Part- passende Karriereoption, nimmt die Bewerbe- dische Gastwissenschaftlerinnen und (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar und inve- ners oder der Partnerin – zu einem entscheiden- rin oder der Bewerber am regulären Auswahl- -wissenschaftler in den Ingenieurwis- nio Engineering Services, die im Rahmen einer den Argument bei der Personalrekrutierung. verfahren teil. senschaften sind. Der Beitritt zur Charta Feier an der TU Darmstadt die gemeinsame Er- des Willkommens passt deswegen gut zu Bevorzugt wird niemand – entscheidend sind klärung und Zusatzvereinbarung unterzeich- BEVORZUGT WIRD NIEMAND uns.« (rmu) ausschließlich professionelle Qualifikations- neten, und den ebenfalls kürzlich beigetrete- Diesen Zweck verfolgt das Darmstädter Netz- kriterien im Wettbewerb mit anderen Bewer- Ausführlichere Fassung online: bit.ly/2rmbbVX nen Asklepios Kliniken sind es inzwischen 15 werk. Es hilft Partnerinnen und Partnern von berinnen oder Bewerbern. (sip) Arbeitgeber, die den Verbund tragen. Fach- und Führungskräften bei der berufli- Immer mehr hochqualifizierte Fachkräfte leben chen Integration nach ihrem Zuzug in die Re- Das sagen die Netzwerkpartner: bit.ly/2qN1qnk in Partnerschaften, bei denen beide eine eigene gion. Das Angebot reicht von der Beratung in

Ein Band aus Bild: Patrick Bal Patrick Bild: blühenden Beeten

Die TU Darmstadt hat ihre Grünflächen auf dem Campus Stadtmitte neu gestaltet und ökologisch aufgewertet: Stauden- und Rasenbeete, die sich wie ein Band entlang der Hauptwege des Cam- pus ziehen, entfalten nun ihre Farbenpracht. In- sekten und Schmetterlinge finden hier Lebens- raum und Nahrung. Unter Federführung der Universitätsverwaltung übernahmen externe Landschaftsarchitekturbü- ros die Planung und die Pflanzenauswahl. In die Erde kamen rund 40 verschiedene Staudenarten mit insgesamt 5.700 Stauden auf rund 725 Qua- dratmeter Fläche. Unterstützung steuerte der Schau- und Sichtungs- garten Hermannshof in Weinheim bei. Gärtner- Teams der TU Darmstadt werden zukünftig die Pflanzungen betreuen. Die Universität möchte im Rahmen ihrer Nach- haltigkeitsstrategie mit der neuen Bepflanzung zur Biodiversität in der Stadt beitragen. (map)

Eines von vielen neuen Staudenbändern, das die Universität im Stadtgebiet anlegen ließ. Denken Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 16 Bild: Patrick Bal Patrick Bild:

SECHS THEMENAKZENTE SIND GESETZT

»LogIn« ist das erste von weiteren Vorha- ben, die der neue Forschungsschwerpunkt »Digitale Transformation« vorantreiben will. Der Fachbereich Rechts- und Wirt- schaftswissenschaften möchte mit dem neuen Schwerpunkt die Forschungsakti- vitäten seiner rund 25 Fachgebiete sowie grundlegende Fragestellungen der Digita- lisierung erörtern. Sechs Themenakzente für kleinere oder größere Verbundprojek- te sind gesetzt, darunter etwa Digital Ban- king, Marketing und Digital Operations, aber auch Digital Entrepreneurship, Econo- my, Technologies und das Thema Datensi- cherheit. Bei all diesen gesellschaftlichen und private Phänomenen geht es darum zu prüfen, »ob wir auf dem richtigen Weg sind oder ob und wie korrigierend einge- griffen werden sollte«, beschreibt Profes- sor Alexander Benlian die Ausrichtung.

Beispiel Luftfracht: Wird die mit der Digitalisierung einhergehende größere Transparenz auch die Marktteilnehmer überzeugen?

Eine Frage der Akzeptanz

Forschungsprojekt zum Einfluss der Digitalisierung auf Logistikketten

Digitale Technologien verändern die Wirtschaft, die Arbeitswelt, unsere Kommu- nikation und das Privatleben. Mit all diesen Teilaspekten der »Digitalen Trans- Digitale Transformation – formation« der Gesellschaft befasst sich seit 2015 ein Forschungsschwerpunkt im Forschungsschwerpunkte im Überblick Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der TU Darmstadt. Ein erstes Referenzprojekt heißt »LogIn«: Untersucht wird die Akzeptanz von digitalen Cargo- Digital Banking Digital Marketing Digital Operations Community-Systemen, die die Abwicklung der Luftfracht effektiver machen sollen.

Der Weg von A nach B kann viele Sta- digitalen »Cargo-Community-Syste- an der Praxis, »sondern wir haben die tionen haben. Bis beispielsweise ein men« (CCS) in der Luftfracht über- Chance, mit der akademischen Brille Fertigungsteil der deutschen Automo- haupt angenommen? Wie hoch oder auf die Abläufe zu schauen und sie zu bilindustrie seinen Bestimmungsort in niedrig ist die Akzeptanz, was sind analysieren«, betont Benlian. Das heißt den USA erreicht, geht es durch viele die Gründe dafür, und wie lassen sich ganz konkret: Woran liegt es, wenn die Hände. Transporteure, Spediteure, Vorbehalte unter Umständen abbauen? Akteure das Cargo-Community-System Airlines, Flughäfen, Frachtabfertiger Mit alle diesen Fragen befasst sich seit nicht akzeptieren oder so annehmen und diverse Firmen – »an der Logis- Februar 2017 das Forschungsprojekt wie erhofft? Die Digitalisierung soll tikkette sind viele Akteure beteiligt«, »LogIn« des Fachbereichs Rechts- und die Abläufe und das Zusammenspiel sagt Alexander Benlian, Professor am Wirtschaftswissenschaften am Beispiel in der Logistikkette eigentlich effizien- Fachgebiet Information Systems & E- des Frankfurter Flughafens. ter machen. Mehr Fracht soll schneller Services der TU Darmstadt. befördert werden, und die einzelnen Federführend sind dabei die TU-Pro- Schritte sollen für alle transparen- Wo und wann wird die Lieferung ver- fessoren Alexander Benlian und Ralf ter werden. packt, an welchen Spediteur übergeben, Elbert. Elberts Forschungsschwerpunkt in welchen Frachtcontainern und wel- ist die systematische und methodenge- GUTES DATENMATERIAL SAMMELN chem Flugzeug befindet sie sich, und stützte Entwicklung von Logistik- und wer nimmt sie wann und wo wieder in Transportdienstleistungen. Benlian Doch genau da, so Benlian und El- Empfang? Barcodes müssen gescannt, ist auf digitale Technologien und In- bert, hakt es oftmals. Die jeweiligen Reisedaten eingegeben, die Verfügbar- formationsmanagement spezialisiert. Firmen und Akteure wollen ihre Da- Digital Digital Economy Digital Technologies keit gecheckt werden. Da kann vieles Beteiligt sind außerdem Wissenschaft- ten und Geschäftsabläufe nicht immer Entrepreneurship and Cybersecurity schiefgehen, unnötige Wartezeiten ler der University of Applied Sciences unbedingt für alle einsehbar machen, entstehen oder einzelne Prozessschrit- Frankfurt und der Hochschule Rhein- weil sie Konkurrenz fürchten. Zu viel te müssen wiederholt werden, weil Main sowie die AirCargo Community Transparenz wird offenbar als Bedro- Unklarheiten aufgetaucht sind. »Das Frankfurt am Frankfurter Flughafen. hung, nicht als Erleichterung oder Effi- ist nicht nur ein Güter-, sondern auch Träger sind das House of Logistics & zienzsteigerung gesehen. Fragen nach ein Informationsfluss«, sagt Benlian. Mobility (HOLM) und das Land Hes- Vertrauen und Datensicherheit spielen sen, die das Projekt bis 2018 mit rund eine erhebliche Rolle. PARALLELER ZUGRIFF UND EINBLICK 125.000 Euro fördern. »Wir sind gerade dabei, belastbare Da- Prof. Dr. Alexander Benlian / Dr. Michael Wessel; Abbildungen: © iconmonstr Früher lief dieser Informationsfluss nur ten zu sammeln, bei nationalen und TRANSPARENZ – EIN VORTEIL? Dig_Transformation_hoch3_Viertels_RZ_20170529.indd 1 29.05.2017 09:26:47 auf Papier, über Fracht - oder Zolldo- internationalen Firmen, die ihren Sitz kumente, heute stehen für den Ablauf LogIn ist das Pionierprojekt, bei dem in Deutschland haben«, berichten die »Wir hoffen, dass wir das Projekt auch angestrebten Forschungsergebnisse Onlinesysteme zur Verfügung, auf die verschiedene Hochschulen mit Firmen Wissenschaftler. LogIn hat erst vor we- über 2018 hinaus fortführen können«, hinaus auch die Region hinsichtlich alle beteiligten Akteure Zugriff und aus der Region zusammenarbeiten. nigen Monaten seine Arbeit aufgenom- so die TU-Professoren. »Eine langfris- der Digitalen Transformation weiter Einblick haben sollen. Doch wie gut Dabei geht es einmal anders herum: men. Mit einer ersten Zwischenbilanz tigere Begleitung wäre wünschens- zu stärken«, betont Ralf Elbert. werden solche akteursübergreifenden Nicht die Wissenschaft orientiert sich rechnen die Forscher im Herbst 2017. wert. Wir freuen uns hierbei über die astrid ludwig Seite 17 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Denken

»Wir bringen Interdisziplinarität und Expertise mit«

Ökonomie-Professoren bewerten Digitalisierung als ein entscheidendes Zukunftsthema

»Digitale Transformation« beschreibt stichwortartig aktuelle tief- greifende ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen. Damit befasst sich ein Forschungsbereich am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der TU Darmstadt. Professor Kaliszewski Jakob Bilder: Alexander Benlian, Leiter des Forschungsbereichs, und Professor Ralf Elbert, Dekan des Fachbereichs und Mitglied des Forschungs- bereichs, erläutern die Ansätze und Ziele der neuen Plattform.

Der Fachbereich Rechts- und Wirtschafts- Ralf Elbert: Im aktuellen Forschungsprojekt wissenschaften hat einen Forschungsbereich »LogIn« werden zum Beispiel in Zusammenar- »Digitale Transformation« ins Leben gerufen. beit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft die Wie würden Sie in Twitter-Länge »Digitale Potenziale der Digitalen Transformation für die Transformation« definieren? Verbesserung von Geschäftsprozessen am Frank- furter Flughafen erforscht. Der Stellenwert eines Mit fortschreitender Di- Alexander Benlian: solchen bedeutenden logistischen Drehkreuzes gitaltechnologie-Durchdringung einhergehen- Professor Alexander Benlian Professor Ralf Elbert hängt neben vielen Faktoren insbesondere von de fundamentale Umbrüche in Wirtschaft und der Prozesseffizienz ab, und die wird heute mehr Gesellschaft. denn je vom Informationsaustausch in und zwi- zu »Internet und Digitalisierung« und »Cyber- Alexander Benlian: Der TU-Forschungsbereich Welche Herausforderungen ergeben sich schen Unternehmen bestimmt. Hierbei werden sicherheit« (CYSEC). Digitale Transformation ist in seiner interdiszi- nicht nur die Möglichkeiten der Digitalisierung plinären Herangehensweise einer der Pioniere daraus für Wirtschaft, Gesellschaft und Die Digitale Transformation soll- durch den Einsatz moderner Technologien be- Ralf Elbert: in Deutschland. Durch die Verbindung unserer Forschung? te immer im Hinblick auf ihre Anwendungsbe- trachtet, sondern auch deren Akzeptanz. Kompetenzen an der Schnittstelle von Tech- Große Herausforderungen reiche betrachtet werden. Dabei bietet sich die Alexander Benlian: nologie, Wirtschaft und Recht setzen wir auch ergeben sich zum Beispiel bei der Ausgestaltung Zusammenarbeit mit den Forschungssäulen am Was prädestiniert die Rechts- und Wirtschafts- besondere Schwerpunkte in Themenbereichen künftiger Arbeitsplätze, bei der Optimierung von Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaf- wissenschaften an der TU für die Einrichtung wie Technostress, Digitale Arbeitsplätze oder Geschäftsprozessen sowie bei der Setzung geeig- ten an. Wir freuen uns, über die angestrebten des neuen Forschungsbereichs? Crowdfunding. neter regulatorischer Rahmenbedingungen, die Forschungsergebnisse hinaus auch die Region Der Fachbereich bringt mit die fragen stellte silke paradowski Datensicherheits- und Haftungsfragestellungen Alexander Benlian: hinsichtlich der Digitalen Transformation wei- seinen betriebs-, volks- und rechtswissenschaft- betreffen. Der Forschungsbereich wird sich Kern- ter zu stärken. lichen Fachgebieten die notwendige Interdiszi­ fragestellungen zur Digitalen Transformation an- plinarität und Expertise mit. Weiterhin bestehen nehmen, die einen interdisziplinären Charakter Wie steht der Forschungsbereich an der TU über den Fachbereich hinaus zahlreiche Verbin- Eine ausführlichere Version des Interviews ist online aufweisen und aus unterschiedlichen Perspekti- in der deutschen Forschungslandschaft zu dungen zu den Profilbereichen der TU, so etwa erschienen: bit.ly/2rlvkzM ven beleuchtet werden können. diesem Thema da?

Reine Verbrennung DFG-Forschungsverbund »Oxyflame« setzt Arbeit fort Campus@Schunk Der Sonderforschungsbereich/Transregio »Oxyflame – Entwicklung von Methoden und Modellen zur Beschreibung der Reaktion fester Brennstoffe in einer Oxyfuel-Atmosphäre« wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den nächsten vier Jahren weiter gefördert. Genug von Wissenschaftler der RWTH Aachen, der TU Darmstadt und der Univer- sität Bochum erforschen, wie Energieträger wie Kohle oder Biomasse Theorie? hocheffizient und umweltfreundlich verbrannt werden können.

Einer der stellvertretenden Sprecher des Trans- Die Einzelphänomene betreffen die Zündung regio ist Professor Andreas Dreizler, Fachgebiet und den Abbrand einzelner Feststoffpartikel, die Reaktive Strömungen und Messtechnik im Fach- Wärmestrahlung sowie die komplexen Mecha- bereich Maschinenbau der TU Darmstadt. Die nismen der Schadstoffbildung. Hierfür werden

Partner haben für die Fortsetzung ihrer Arbei- die Prozesse anhand von einzigartigen Versuchs- C a ten 9,6 Millionen Euro beantragt. ständen unter Einsatz innovativer experimentel- m nk pu chu ler Methoden untersucht. s@S KOHLENDIOXID ABSCHEIDEN MODELLIERUNG UND SIMULATION Ein erfolgversprechender Ansatz, um interna- tionale Klimaschutzziele zu erreichen, ist die Die gewonnenen Ergebnisse werden in dem ko- sogenannte Oxyfuel-Verbrennung, bei der der operativen Forschungsansatz genutzt, um sowohl Brennstoff anstelle von Luft mit einem Gemisch die mathematische Modellbildung zu unterstützen Besuchen Sie unseren Campus-Tag und lernen Sie spannende aus Sauerstoff und rückgeführtem Abgas ver- als auch die Vorhersagequalität von numerischen Technologien kennen - passend zu Ihrem Studium. brannt wird – das Treibhausgas Kohlendioxid Simulationen, wie sie zukünftig zur Auslegung lässt sich dank des Verfahrens mit besonders ho- von ressourcenschonenden Kraftwerksprozes- her Reinheit abscheiden. Um diese Technologie sen erforderlich sind, kritisch zu überprüfen. Studiengänge: umsetzen zu können, ist wesentliche Grundla- ¬ Materialwissenschaften Dieser Forschungsansatz mit dem Fokus auf der 30.11.2017 genforschung nötig. ¬ Wirtschaftswissenschaften energetischen Nutzung von Festbrennstoffen ist 15 - 22 Uhr | Eintritt frei ¬ Maschinenbau Die wissenschaftlichen Fragestellungen der Teil- weltweit einzigartig. (rwth/adr/feu) In Heuchelheim, Hessen ¬ Wirtschaftsingenieurwesen projekte an der TU Darmstadt erstrecken sich von der Erforschung einzelner Phänomene und ¬ und vieles mehr. deren mathematischer Modellierung bis hin zur numerischen Simulation von gesamten Kraft- Informationen und Anmeldung: werksprozessen, bei denen Festbrennstoffe wie Biomasse oder Kohle ressourcenschonend bei www.campus-schunk.com minimalem Schadstoffausstoß energetisch ge- Lesen Sie mehr zum Thema: bit.ly/2qjo1Ik nutzt werden. Denken Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 18

Wenn flächendeckend der Strom ausfällt …

Das Graduiertenkolleg KRITIS forscht zu Kritischen Infrastrukturen in Städten

Städtische Gesellschaften sind essenziell abhängig von technischen Systemen, von Strom- und Wasserversorgung, Informations- und Kommunikationstechnik sowie vom Personennahverkehr. Funktions- störungen können gravierende Krisen auslösen. Am interdisziplinä- Bild: Jan-Christoph Hartung Jan-Christoph Bild: ren Graduiertenkolleg KRITIS werden die Praktiken der Konstruktion Kritischer Infrastrukturen, der Vermeidung von Funktionsunter- brechungen und der Vorbereitung auf Krisen analysiert.

Nicht nur externe Gefahren wie etwa Naturka- Professorinnen und Professoren zu netzgebun- tastrophen, Terroranschläge und Cyberattacken denen technischen Infrastrukturen in Städten. bedrohen städtische Infrastrukturen, sondern Im Mittelpunkt stehen alle Systeme der Ver- auch die wachsende Komplexität und Vernet- und Entsorgung, der Kommunikation und des zung der Systeme bergen Risiken. Systemaus- Transports mit ihren technischen, politischen, fälle können dramatische Konsequenzen haben sozialen und kulturellen Aspekten. Antworten und sind nicht nur aus technischer Sicht, son- sucht man auch auf sehr grundlegende Fragen: dern auch gesellschaftlich herausfordernd. Die Mit welchen Kriterien identifiziert man Infra- sogenannten Kritischen Infrastrukturen sind strukturen als »kritisch«? Welche Faktoren be- hochkomplex, gleichzeitig steht die Grundla- drohen Kritische Infrastrukturen? Wie können genforschung dazu noch am Anfang. Die Nach- sie geschützt werden? wuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaft- Besonderes Augenmerk liegt dabei auf räumli- ler des neuen Graduiertenkollegs KRITIS wollen chen und zeitlichen Zusammenhängen sowie auf Forschungslücken auf diesem Gebiet schließen einem starken Praxisbezug. In interdisziplinären und arbeiten dazu fächerübergreifend. Redaktionsgruppen werden eigene Positionen zu Zwölf Doktorandinnen und Doktoranden aus den in der Literatur verbreiteten fachübergreifen- den Geistes-, Sozial- und Ingenieurwissenschaf- den Konzepten Kritikalität, Vulnerabilität, Resi- ten forschen unter der Betreuung von zehn lienz, Prevention und Preparedness erarbeitet.

DATEN UND FAKTEN

Das Graduiertenkolleg »Kritische Infrastrukturen: Konstruktion, Funktionskrisen und Schutz in Städten« hat am 1. Oktober 2016 an der Technischen Universität Darmstadt für zunächst vier- einhalb Jahre seine Forschungsaktivitäten aufgenommen.

Beteiligte Fächer sind:

Geistes- und Sozialwissenschaften: Ingenieurwissenschaften:

• Neuere und Neueste Geschichte • Raum- und Infrastrukturplanung

• Mittelalterliche Geschichte • Entwerfen und Stadtentwicklung

• Technikgeschichte • Bahnsysteme und Bahntechnik

• Philosophie der Technik & • Informatik im Bauwesen Technowissenschaften • Ubiquitäre Wissensverarbeitung • Vergleichende Analyse politischer Systeme (Informatik)

Forschen, um Krisen zu verhindern: Kristof Lukitsch, Ivonne Elsner, Marcus Dombois (v. li. n. re.) am www.kritis.tu-darmstadt.de Notstromaggregat des Hochsicherheitszentrums der DARZ GmbH

Plus für internationale Studierende Extrem spannende Materie Anerkannte Sprachprüfung Neuer Sonderforschungsbereich/Transregio in der Physik

Das Studienkolleg der TU Darmstadt ist Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen neuen Während dies an großen Teilchenbeschleunigern ab sofort lizensiertes Testzentrum für die wie dem LHC am CERN in Genf und in Zukunft deutsche Sprachprüfung TestDaF (Test Sonderforschungsbereich/Transregio bewilligt, in dem Physiker an der internationalen Teilchenbeschleuniger- Deutsch als Fremdsprache), das von der der Goethe-Universität Frankfurt in Kooperation mit der Technischen anlage FAIR in Darmstadt experimentell unter- Gesellschaft für Akademische Studien- sucht wird, will der neue Sonderforschungsbe- vorbereitung und Testentwicklung e. V. Universität Darmstadt und der Universität Bielefeld »stark-wechsel- reich/Transregio (SFB/TR) die Thematik von (g.a.s.t.) entwickelt und in 96 Ländern wirkende Materie unter extremen Bedingungen« erforschen wollen. theoretischer Seite her beleuchten. weltweit angeboten wird. Dafür hatten die Partner für die nächsten vier Jahre acht Millionen IMPULS FÜR DIE RMU-ALLIANZ Der TestDaF ist eine internationale, von Der neue SFB/TR stärkt die Kooperation im Rah- der Kultusministerkonferenz offiziell an- Euro beantragt. men der Strategischen Allianz der Rhein-Main- erkannte Sprachprüfung, durch die aus- Universitäten (RMU) – die Goethe-Universität reichende Deutschkenntnisse zur Auf- Sprecher des neuen Forschungsverbunds, der Celsius (das ist hunderttausendmal heißer als Frankfurt, die TU Darmstadt und die Johann nahme eines Studiums in Deutschland in der Kooperation mit der TU Darmstadt auch das Innere unserer Sonne) sowie das Mehrfache Gutenberg-Universität Mainz bilden seit Ende nachgewiesen werden. die Ende 2015 gebildete Strategische Allianz der der in Atomkernen erreichten Dichte (mehrere 2015 einen engen Verbund auf der Grundlage Rhein-Main-Universitäten (RMU) stärkt, ist der 100 Millionen Tonnen pro Kubikzentimeter). Mit dem TestDaF erweitert das Studien- von mehr als 70 gemeinsamen Forschungspro- Frankfurter Physiker Professor Dirk Rischke. Ei- kolleg das Betreuungsangebot der TU THEORIEGELEITET jekten und stimmen Aktivitäten in der Lehre, ner der stellvertretenden Sprecher ist Professor Darmstadt zur Studienvorbereitung für in wissenschaftlicher Weiterbildung und der Jochen Wambach (TU Darmstadt, Theoretische Unter diesen Bedingungen ist Materie von der internationale Studierende. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuch- Kern- und Hadronenphysik). sogenannten starken Wechselwirkung dominiert. barbara hennig ses ab. (gu/tu/feu) Das ist eine der vier Grundkräfte der Physik. Un- HOHE TEMPERATUREN UND DICHTEN ter extremen Bedingungen bildet stark-wechsel- Unter »extremen Bedingungen« verstehen Phy- wirkende Materie neuartige Zustandsformen aus, siker hohe Temperaturen und Dichten, wie sie vergleichbar mit den verschiedenen Aggregatzu- etwa in der ersten Millionstel Sekunde nach ständen des Wassers als Eis, Flüssigkeit und Gas. Lesen Sie mehr zum Thema: bit.ly/2r3FIZK dem Urknall vorlagen – einige Billionen Grad Seite 19 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Denken Bild: Dr. Wolfgang Geithner/GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung Helmholtzzentrum Geithner/GSI Wolfgang Dr. Bild:

Künstlerisch dargestellt: Elektron im extrem starken magnetischen Feld des Wismut-Atomkerns Kräfte zwischen Atomkern und Elektron im Fokus

Präzisionsmessung in schweren Ionen weicht von Vorhersagen ab

Erstmals ist es einem Team unter Federführung der TU Darmstadt gelungen, bei li- KOOPERATION UND PUBLIKATION thiumartigen Ionen des Elements Wismut den Übergang zwischen Energieniveaus Die in »Nature Communications« erschienenen Ergebnisse basieren auf ei- mit Lasern so präzise zu vermessen, dass zugrunde liegende Theorien überprüft ner Zusammenarbeit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der PTB Braunschweig, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, des GSI werden können – mit einem überraschenden Ergebnis, das die Forscher jetzt in »Na- Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung Darmstadt und des Helm- ture Communications« veröffentlichten: Das bisherige Verständnis des Wechsel- holtz-Institutes Jena sowie weiteren Institutionen unter Federführung des Instituts für Kernphysik an der Technischen Universität Darmstadt. spiels von Elektron und Atomkern könnte fehlerhaft sein. Ullmann, J. et al. (2017): High precision hyperfine measurements in Bismuth challenge bound-state strong-field QED. Nat. Commun. 8, 15484. doi: 10.1038/ncomms15484. An der Oberfläche von Atomkernen ist dabei wesentlich besser verstan- eliminieren sollten, und dienten den des Elementes Wismut existieren Mag- den als der Aufbau des Atomkerns. Wissenschaftlern als Ausgangspunkt netfelder in einer Stärke wie sonst nur Die QED erlaubt es, die Eigenschaf- für eine genauere Überprüfung der ab und senden dabei wiederum eine wasserstoffartigem und lithiumar- an der Oberfläche gewaltiger Neutro- ten der Elektronen und die Zustände, QED-Berechnungen. Stattdessen schei- sehr kleine Zahl Photonen aus. tigem Wismut kann auch nach Be- nensterne. Das Verhalten von Elek- in denen das Atom existieren kann, nen die jetzt publizierten Ergebnisse rücksichtigung aller bekannten sys- tronen in diesen Feldern untersucht mit hoher Genauigkeit zu berechnen. aber eher das Konzept der spezifischen Der effiziente Nachweis dieser kleinen tematischen Fehlerquellen nicht mit eine Forschungsgruppe unter Feder- Diese Berechnungen werden dann in Differenz in Frage zu stellen. Zahl von Photonen gelang mit einem der theoretischen Vorhersage in Ein- führung der Technischen Universität Präzisionsmessungen überprüft. Bis- speziellen, an der Universität Münster klang gebracht werden. Die Ursache Darmstadt. Erst vor Kurzem gelang lang hat die QED alle diese Tests mit AM EXPERIMENTIERSPEICHERRING entwickelten Spiegel- und Einzelpho- für diese Abweichung ist derzeit noch ihr ein Durchbruch mit der erstma- Bravour gemeistert. tonennachweissystem. Aufgrund der In seinem Experiment hat das Team unbekannt und soll in weiteren Mes- ligen Beobachtung eines speziellen hohen Geschwindigkeit ist die Wel- Bei der Verwendung schwerer Kerne zunächst wasserstoff- und lithium- sungen an anderen Isotopen des Wis- Übergangs in lithiumartigen Ionen lenlänge des Lasers für die Ionen um sind die Forscher vor allen Dingen an artige Wismutionen erzeugt. Diese muts überprüft werden. dieses Elementes. etwa einen Faktor 2,4 gestaucht oder dem Einfluss der gigantischen elektri- Ionen werden in den Experimentier- gestreckt, je nachdem aus welcher Diese Isotope sind allerdings radio- PRÄZISER DENN JE VERMESSEN schen und magnetischen Feldstärken speicherring (ESR) an der GSI-Be- Richtung der Laser eingestrahlt wird. aktiv und müssen daher vor dem Ein- auf die darin gebundenen Elektronen schleunigeranlage eingeschossen, Jetzt konnte sie diesen Übergang am Dieser Faktor hängt von der Beschleu- schuss in den Speicherring produziert interessiert. Unter diesen extremen der einen Umfang von 108 Metern GSI Helmholtzzentrum für Schwerio- nigungsspannung der Elektronen ab. werden. Diese Möglichkeiten sind am Bedingungen gibt es bislang nur sehr besitzt und zwei gerade Strecken nenforschung in Darmstadt so präzise GSI Helmholtzzentrum verfügbar. Am wenige experimentelle Überprüfungen hat, in denen Experimente durchge- SPEZIELLER HOCHSPANNUNGSTEILER vermessen, dass erstmals ein aussa- neuen Beschleunigerzentrum FAIR, der Theorie, und sie weisen bei Weitem führt werden können. In der einen gekräftiger Test der zugrunde liegen- Zur präzisen Messung dieser Hoch- dessen Aufbau in Darmstadt in Kürze nicht die hohen Genauigkeiten auf, die wird dem Ionenstrahl ein Elektronen- den Theorie möglich wurde. In der spannung von etwa 214.000 Volt mit beginnen wird, werden sich vielfältige mit leichten Kernen erreicht wurden. strahl definierter Energie überlagert. jüngsten Ausgabe des Fachjournals einer Genauigkeit von etwa einem Volt neue Möglichkeiten zur weiteren Un- Nach einigen Sekunden gleicht sich »Nature Communications« legen die Die starken Felder machen die theo- wurde ein an der PTB Braunschweig tersuchung dieser Beobachtung erge- die Geschwindigkeit der Ionen an die Wissenschaftler dar: Die Diskrepanz retischen Berechnungen viel kompli- entwickelter Hochspannungsteiler ben. (nörtershäuser/sip) Geschwindigkeit der Elektronen an. zwischen Theorie und Experiment ist zierter. Hinzu kommt, dass die kom- eingesetzt. eklatant. Sie weist auf einen Fehler plexe innere Struktur der Kerne nicht In diesem Abschnitt wird dem Ionen- Wissenschaftler der TU Darmstadt im Verständnis des Wechselspiels des hinreichend genau bekannt ist, aber strahl zusätzlich ein gepulster Laser- waren unter anderem für die Daten- Elektrons mit der komplizierten inne- großen Einfluss auf die Atomhülle hat. strahl überlagert. Die Wellenlänge des aufnahme, die Datenanalyse und die ren Struktur des Kerns hin. Lasers wird dann in winzigen Schritten Um diese Schwierigkeit zu umgehen, zeitliche Synchronisation der nur we- geändert. Wenn der Laser exakt die Einfache Atome, die nur aus einem berechnen die Theoretiker bestimm- nige Milliardstel Sekunden (Nanose- Wellenlänge des zu untersuchenden Kern und einem oder wenigen Elekt- te Differenzen für Systeme mit un- kunden) währenden Laserpulse mit Übergangs des Ions erreicht, absorbie- ronen bestehen, sind ideale Systeme, terschiedlicher Elektronenzahl, aber dem Umlauf der Ionen im Speicher- ren die Ionen Lichtteilchen (Photonen) um unser Verständnis der grundlegen- identischem Atomkern. Diese soge- ring zuständig. und damit Energie aus dem Laserstrahl. den physikalischen Kräfte zu testen. nannten »spezifischen Differenzen« Auf diese Art angeregte Ionen geben Die gemessene spezifische Diffe- Die Theorie der Atomhülle, basierend sind so beschaffen, dass sich die Bei- diese Energie nach kurzer Zeit wieder renz der Übergangswellenlängen in auf der Quantenelektrodynamik (QED), träge der Kernstruktur nahezu exakt Ausgezeichnet Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 20

Coole Forschung

2,5 Millionen Euro EU-Förderung für TU-Materialwissenschaftler

Der Europäische Forschungsrat (ERC) zeichnet Professor Oliver Gutfleisch mit einem »ERC Advanced

Grant« aus und fördert ihn über einen Zeitraum von Binner Katrin Bild: fünf Jahren mit 2,5 Millionen Euro. Damit wird die herausragende Forschung an der TU Darmstadt zur Substitution kritischer Roh- und Werkstoffe für Energie- technologien gewürdigt.

Er forscht an Permanentmagneten mit das Heizen übersteigen. Zwar nimmt drastisch reduziertem Gehalt an Sel- der Anteil an neuen Technologien im tenerden, die in Elektromotoren und Bereich der erneuerbaren Energien ste- Windturbinen eingesetzt werden, und tig zu, die Kühltechnik hat sich aber seit an neuen Materialien für innovative mehr als hundert Jahren kaum verän- festkörperbasierte Kühltechnologien – dert«, so der Materialwissenschaftler. Oliver Gutfleisch, seit 2012 Leiter des Fachgebiets Funktionale Materialien MAGNETOKALORISCHER EFFEKT im Fachbereich Materialwissenschaft Die wohl größten Chancen für eine der TU Darmstadt, erhält für das Pro- neue energieeffiziente Kühltechnologie jekt »cool innov« einen der begehrten lägen in der Nutzung des magnetokalo- »ERC Advanced Grants«. rischen Effekts, meint Gutfleisch. »Al- lerdings basieren die bisher genutzten KÜHLTECHNIK WIE ANNO 1900 Materialien auf versorgungskritischen Eine Grundsatzfrage, die ihn beschäf- Metallen. Und die aktuellen Kühlkon- Professor Oliver Gutfleisch im Labor tigt, lautet, wie die Erdbevölkerung zepte nutzen das volle Potenzial der im 21. Jahrhundert die Herausforde- Materialien noch nicht aus.« ZUR PERSON rung bewältigt, immer mehr Energie Deshalb plant das Team um Professor in die Kühlung investieren zu müssen. Oliver Gutfleisch hat an der TU Berlin Material- zur Produktinnovation« und »Energiesysteme der Gutfleisch im »cool innov«-Projekt den »Die Möglichkeit zur Kühlung ist ein wissenschaft studiert, promovierte mit einem EU Zukunft« eingebunden. Er war Gastprofessor am Einsatz sogenannter Heusler-Materia- grundlegender Faktor für einen höhe- Marie S.-Curie Individual Fellowship 1995 an der Imperial College London und am Chinese Academy lien in einem fundamental neuen Pro- ren Lebensstandard, und viele Länder Universität Birmingham, UK, war dann am Leibniz- of Sciences NIMTE Institute in Ningbo und ist Spre- zessregime, in dem Hysterese-Effekte installieren rasch immer höhere Kühl- Institut IFW Dresden Gruppenleiter und habilitier- cher des DGM-Fachausschusses Funktionswerkstof- gewinnbringend genutzt werden. Falls kapazitäten, die auf nicht nachhaltigen te an der TU Dresden. 2011 war er IEEE Magnetics fe. Längere Forschungsaufenthalte führten ihn die Versuche erfolgreich verlaufen, und wenig effizienten Technologien Society Distinguished Lecturer für »Magnetic Ma- nach Tsukuba, London, Rom und Grenoble. könnte dies die Kühltechnik bis hin beruhen«, sagt Gutfleisch. terials in Sustainable Energy«. Professor Gutfleisch zur Produktebene revolutionieren und Seit 2012 ist er auch der wissenschaftliche Leiter koordiniert an der TU Darmstadt den hessischen »Schon 2070 wird nach wissenschaft- den globalen Energieverbrauch für die der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreis- LOEWE-Forschungsschwerpunkt RESPONSE und ist lichen Schätzungen die Energiemenge, Kühlung deutlich senken. (feu/og) läufe und Ressourcenstrategie IWKS in Hanau. in den universitären Profilbereichen »Vom Material die wir zum Kühlen benötigen, die für

Überragender »Argonaut« TU-Roboter gewinnt internationalen Wettbewerb

Zweieinhalb Jahre intensiver Ent- Aufgabenstellung für einen intelligenten Service- roboter in einem industriellen Umfeld. wicklungsarbeit haben sich auch Eine Öl- und Gasplattform ist extremen Wet- für die TU Darmstadt gelohnt: terbedingungen ausgesetzt, die der Roboter Bambach Jan Bild: Das deutsch-österreichische zu meistern hat. Außerdem musste laut Auf- gabenstellung bei den überaus komplexen und »Argonauts«-Team hat die mit vielfältigen autonomen Missionen jederzeit die 500.000 Euro dotierte internatio- Fernsteuerung von einem Menschen zeitweise übernommen werden können, wobei der Robo- nale ARGOS Challenge für intel- ter anschließend wieder problemlos selbststän- ligente Inspektionsroboter auf Öl- dig fortfahren können sollte. Einen derartigen autonomen Roboter gab es bisher weder in der und Gasplattformen gewonnen. Forschung noch auf dem Markt. Doch genau das machte für Professor von Stryk den Reiz aus, sich Die Entwicklergruppe »Argonauts«, bestehend in der Wissenschaft und Forschung »am schein- aus Informatikern der TU Darmstadt und dem bar Unmöglichen zu versuchen«. Kooperationspartner taurob GmbH, eine Wie- HINDERNISSE MEISTERN ner Roboterfirma, setzte sich im Finale gegen die Konkurrenz aus Japan, Frankreich, Spani- An den Wettbewerbstagen zeigte ein zwölfköp- en und der Schweiz durch. Das Mineralölunter- figes Team der Entwicklergruppe, dass ihr Argo- nehmen TOTAL hatte dazu aufgerufen, einen naut unter anderem Missionen auf einer mehrstö- Roboter zu entwickeln, der zur Ferninspektion ckigen Testanlage unter sehr unterschiedlichen auf Öl- und Gasplattformen eingesetzt werden Bedingungen autonom durchführen kann. Wäh- kann, um das hohe Risiko für Plattformmitar- rend der Roboter auf seiner Inspektionsrunde Auch Treppen meistert der Argonaut problemlos beiter künftig zu senken. Druckmessgeräte, Füllstandsanzeigen und Ven- tilstellungen mithilfe seiner Kameras und wei- »SCHEINBAR UNMÖGLICHES VERSUCHEN« terer High-Tech-Sensoren überprüfte, musste erste autonome Inspektionsroboter mit offiziel- Die Entwicklung des Argonaut-Roboters wurde er dabei auch unerwartete Hindernisse, Wär- ler ATEX-Zertifizierung. Das heißt, dass er eine durch TOTAL, das Bundesministerium für Bil- Für den Projektleiter der Darmstädter Entwick- mequellen, Gasaustritte, Pumpendefekte sowie explosive Atmosphäre nicht durch seine eigene dung und Forschung im Rahmen von Eurostars lergruppe, Professor Dr. Oskar von Stryk, Fachge- einen Plattformalarm erkennen, geeignet darauf Elektronik entzündet und deshalb in solchen und das Land Hessen im Rahmen des LOEWE- biet Simulation, Systemoptimierung und Robotik reagieren und diese einem menschlichen Ope- menschenfeindlichen Umgebungen eingesetzt Schwerpunkts NICER gefördert. am Fachbereich Informatik der TU Darmstadt, rator übermitteln, der die Mission überwachte. werden kann. Diese Zertifizierung war eine der jessica bagnoli/natalie wocko/sip der mit seinen Mitarbeitern und Studierenden wichtigsten Anforderungen der Jury an die zu seit September 2014 an dem Argonauten gear- Der Argonaut ist zudem auch sicher bei Gasaus- entwickelnden Roboter. beitet hatte, war dies die bislang komplexeste tritten, denn er ist bereits heute der weltweit Weitere ausführlichere Berichte online: bit.ly/2rc7ANQ Seite 21 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Ausgezeichnet

Lokale Techniken in einer globalen Welt

Hohe europäische Auszeichnung für Geschichtswissenschaftler

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat Professor Mikael Hård mit einem der prestigeträchtigen »ERC Advanced Grants« ausgezeichnet: Der Historiker erhält für sein Projekt zur »Globalgeschichte der Binner Katrin Bild: Technik von 1850–2000« eine auf fünf Jahre angelegte Förderung in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Er und sein Team bearbeiten Archivmaterial aus der ganzen Welt, um das Fach Technikgeschichte in einen neuen, globalen Kontext einzubetten.

Professor Mikael Hård trägt viel dazu beschäftigt habe, so der Darmstädter bei, dass die Technikgeschichte an der Professor. Wenn die Fachwissenschaft TU Darmstadt eine Art Brückenfunk- gelegentlich Afrika, Lateinamerika tion zwischen den Geistes- und Inge- oder Asien untersuche, dann meistens nieurwissenschaften einnimmt. Nun unter dem Blickwinkel der Abhän- kann er dank eines »ERC Advanced gigkeit vom »Globalen Norden« oder Grant« gemeinsam mit fünf Doktoran- als passive Entgegennahme von »mo- dinnen und Doktoranden sowie einem derner« Technik, begleitet von einem Postdoc dem Fach wichtige neue Im- Prozess kultureller »Verwestlichung«. pulse verleihen. »Dabei wird oft vergessen, dass jeder Kulturraum seine eigenen technischen »Viel zu lange«, so erläutert Hård, »hat Lösungen entwickelt hat – Lösungen, die Vorstellung geherrscht, die Tech- die zum Teil immer noch in Gebrauch nikentwicklung sei ein gewaltiger Mo- sind. Im Hausbau etwa sind solche Tra- tor, der die Welt zusammenfügt und ditionen besonders auffällig.« vereinheitlicht. Auf den ersten Blick Professor Hård mitten unter Doktorandinnen und Doktoranden ist die Schlussfolgerung, dass Globali- Hård ist es wichtig, hervorzuheben, sierung einhergeht mit Homogenisie- dass der intensive Erfahrungsaustausch in Wüstenlandschaften tauglich ge- rung, einleuchtend. Wir wissen zum zwischen den Ländern des »Globalen macht werden. Beispiel alle, wie ähnlich die großen Südens« schon im Zeitalter des Impe- ZUR PERSON Flughäfen dieser Welt sind.« rialismus von großer Bedeutung war. Am Ende das Forschungsprojekts wer- Um 1900 gab es zum Beispiel inten- den eine Reihe von Fallstudien aus La- Professor Mikael Hård ist seit 1998 Professor für Tech- Dennoch gestalteten Menschen ihren sive Kontakte zwischen Ingenieuren teinamerika, Asien und Afrika stehen, nikgeschichte am Fachbereich Gesellschafts- und Alltag sehr unterschiedlich. »Der eine und Händlern in Indien und Ostafrika. die die Kreativität der Bewohnerinnen Geschichtswissenschaften der TU Darmstadt. Davor bereitet sein Essen auf einem Ceran- und Bewohner des »Globalen Südens« bekleidete er eine ähnliche Professur an der Norwe- feld zu, die andere mithilfe von Holz- HYBRIDE TECHNISCHE LÖSUNGEN hervorheben – ein Phänomen, das in gischen Technisch-Naturwissenschaftlichen Univer- kohle. Manche kaufen alle zehn Jahre Indien unter dem Begriff »jugaad« sität (NTNU) in Trondheim. Mikael Hård stammt aus ein neues Auto, andere lassen ihr Auto Das Forschungsteam wird, wenn es in firmiert. »Sicherlich standen diesen Schweden, wo er 1988 an der Universität Göteborg vom Karosseriebauer vor Ort immer den kommenden fünf Jahren die Glo- Menschen im Untersuchungszeitraum promoviert wurde. Davor hatte er u.a. auch an der wieder zusammenschweißen.« balgeschichte der Technik um einige 1850 bis 2000 meistens weniger öko- Princeton University und der Universität Uppsala stu- Kapitel ergänzt, besonders aufmerk- nomische Ressourcen zur Verfügung. diert. 2013 verfasste er mit Ruth Oldenziel die Mo- BLICK FÜR DEN »GLOBALEN SÜDEN« sam auf hybride technische Lösun- Weniger Ideen und weniger Kenntnis- nografie »Consumers, Tinkerers, Rebels. The People gen schauen – also auf Produkte, die Mikael Hård interessieren vor allem se hatten sie aber nicht«, sagt Hård. Who Shaped Europe« (Palgrave Macmillan). ursprünglich aus Europa oder Nord- die Unterschiede und Ähnlichkeiten »Die Herausforderung, vor der ich und amerika stammten, aber auf anderen zwischen den Industrieländern und der mein Team stehen, ist es, dieses loka- Kontinenten modifiziert und verän- sogenannten »Dritten Welt«, dem »Glo- le Wissen und Können wiederzuent- dert worden sind. Ein Beispiel sind balen Süden« – zumal sich die Tech- decken und eine tatsächlich globale Lastwagen, die durch Umrüsten für nikgeschichte bisher fast ausschließ- Technikgeschichte zu erzählen.« das Fahren auf Schotterpisten und lich mit Europa und Nordamerika (feu/mh)

Antiker Tempelturm rekonstruiert Vertrauen der Freunde

Ausstellung in Bonn Preise für hervorragende wissenschaftliche Leistungen

Für die Ausstellung »Iran – frühe Kulturen zwischen Wasser und Die Vereinigung von Freunden der Technischen Univer- Preisträgerinnen und Preisträger 2017 Wüste« in der Bundekunsthalle Bonn rekonstruierten Studie- sität zu Darmstadt e. V. hat wie jedes Jahr herausragende • Dr. Michael Wessel, Rechts- und rende des Fachgebietes Digitales Gestalten (Prof. Dr.-Ing. Oliver wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet. Sie fördert Wirtschaftswissenschaften Tessmann) die um 1300 vor Christus errichtete Zikkurat von so Wissenschaft und Forschung an der TU Darmstadt in Tschogha Zanbil im heutigen Iran. In der Ausstellung zeigt ein Höhe von 65.000 Euro. • Dr. Jonas Hagedorn, Gesellschafts- und Film die virtuelle Rekonstruktion, gleichzeitig entstand aus dem Geschichtswissenschaften Jedem der 13 Fachbereiche der TU Darmstadt wurde ein digitalen Datensatz im Rapid-Prototyping-Verfahren ein physi- • Dr. Gaby Engin, Humanwissenschaften Preis für die beste Dissertation des Vorjahres zuerkannt. sches Modell, das in einer Vitrine zu sehen ist. • Dr.-Ing. Uwe Schmidt, Informatik Die Würdigung besteht aus einem persönlichen Preisgeld • Dr.-Ing. Matthias Schreier, Elektrotechnik und Initiiert wurde das Projekt durch Dr.-Ing. Marc Grellert, der ge- in Höhe von 2.500 Euro und einer finanziell gleich hohen Informationstechnik meinsam mit Dr.-Ing. Mieke Pfarr-Harfst den Forschungsbereich Förderung des Instituts oder Fachgebiets, das jeweils die Digitale Rekonstruktionen am Fachgebiet leitet. Grellert gestal- Dissertation betreut hat. Der Fachbereich Material- und • Dr.-Ing. Nina-Carolin Fahlbusch, Maschinenbau tete mit der Architectura Virtualis, Kooperationspartner der TU Geowissenschaften nominierte in diesem Jahre ausnahms- • Dr.-Ing. Olaf Hertel, Bau- und Darmstadt, auch das Medienkonzept für die Ausstellung und re- weise zwei Preisträger, die sich den Preis teilen. Umweltingenieurwissenschaften alisierte zahlreiche Installationen und Filme. • Dr. Patrick Tolksdorf, Mathematik Die herausragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und • Dr. Björn Claus Stefan Kuttich, Physik Die Zikkurat, ein riesiger Tempelturm, besaß vier nahezu qua- -wissenschaftler wurden im Anschluss an die Grußworte dratische Terrassen. Die Gesamthöhe des Tempelturms betrug des Vorstands der Vereinigung und des Präsidiums der TU • Dr. Matthias Hempe, Chemie wahrscheinlich rund 50 Meter. Die wissenschaftliche Beratung Darmstadt in einer Talkrunde vorgestellt. Die Festrede mit • Dr. Peng Zhang, Biologie erfolgte durch PD Dr. Behzad Mofidi-Nasrabadi, der an der Uni- dem Titel »Zukunftsthema 3D-Druck« hielt TU-Professor • Dr. Tino Gottschall, Material- und versität Mainz forscht und zur Zikkurat von Tschogha Zanbil Dr.-Ing. Edgar Dörsam, Fachbereich Maschinenbau, Insti- Geowissenschaften gearbeitet hat. tut für Druckmaschinen und Druckverfahren. • Dr. Daniel Schulte, Material- und Geowissenschaften Mit dem aktuellen Projekt wird die langjährige Kooperation der katharina krickow /bjb TU Darmstadt mit der Bundeskunsthalle fortgesetzt. (se) Ausgezeichnet Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 22 Bild: Claus Völker Claus Bild: LOB UND PREIS

Jonannes Oltmanns, Technische Thermody- namik, Maschinenbau: Deutscher Rechenzen­ trumspreis 2017 für das Projekt »Rechenzen­ tren als Wärmeerzeuger: Nutzungspotentiale für Rechnerabwärme«.

Bester Entwurf im Rahmen des Entwurfssemi- nars »Burgfrieden« in Friedberg des Fachgebiets Entwerfen und Stadtentwicklung, Architektur: Lisa Ritter und Magnus Reich (2.000 Euro). An- erkennungen erhielten Dina Elgindi und Nina Rettig (1.000 Euro) sowie Christian Herbrik (1.000 Euro).

Dr. Cora Bogusch, Unternehmensführung und Logistik, Rechts- und Wirtschaftswissen- schaften: DB Schenker Award (15.000 Euro) für die Dissertation »Revenue-Sharing als An- reizmechanismus in Logistikbeziehungen mit Informationsasymmetrien«.

M.Sc. Thomas Fuchs, M.Sc. Torben Schmidt, Fachbereich Chemie: Alarich-Weiss-Preis 2017 (jeweils 500 Euro) für ihre Masterarbeiten im Arbeitskreis von Prof. Dr. Rolf Schäfer, Physikali- sche Chemie. Fuchs erhielt die Auszeichnung für seine Masterarbeit »Simulation eines Moleku- larstrahl-Elektronenspinresonanz-Experiments«, Schmidt für seine Masterarbeit »Vereinigung von Theorie und Experiment zur Beschreibung einer Clusterdepositionsapparatur«.

Aus Anlass seines 70. Geburtstages stifteten die Schüler von Professor Alarich Weiss 1995 einen Preis für exzellente Arbeiten in Physikalischer Chemie an der TU Darmstadt. Mit dem Alarich- Die befragten Studierenden vergeben gute Noten: Lernzentrum im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Weiss-Preis werden jährlich hervorragende Mas- terarbeiten gewürdigt.

Emanuel-Merck-Vorlesung Starke Beteiligung

Preis geht an US-Chemiker TU Darmstadt im Spiegel aktueller Rankings

Phil. S. Baran, Professor für Chemie am Scripps In- Die Fächer Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik an der TU Darmstadt er- stitut (TSRI) in La Jolla, Kalifornien (USA), ist dies- jähriger Preisträger der Emanuel-Merck-Vorlesung. zielen im aktuell veröffentlichten CHE-Hochschulranking 2017 gute Ergebnisse: In einigen Baran erhielt die Auszeichnung für seine richtungs- Kategorien zählen sie zum Spitzenfeld, in anderen werden sie der Mittelgruppe zugeordnet. weisenden Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Totalsynthese. So hat er bereits weit mehr als hun- Zugleich hat das »Research Ranking der Association for Information Systems (AIS)« die hohe dert hochkomplexe wichtige Naturstoffe wie Indole Forschungsreputation der Wirtschaftsinformatik der TU Darmstadt bestätigt. und Terpene im Labor hergestellt. Diese Naturstoffe lassen sich wirtschaftlich in der pharmazeutischen Laut neuem Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung Damit ist die TU Darmstadt direkt hinter der Copenhagen Busi- Wirkstoffforschung nutzen. (CHE) schätzen die Wirtschaftsinformatik-Studierenden den Be- ness School und der London School of Economics and Political Der mit 30.000 Euro dotierte Preis wurde Baran rufsbezug sehr positiv ein – damit gehört die TU Darmstadt im Science platziert – und nimmt so den Spitzenplatz unter den im Rahmen eines Festvortrags an der Technischen Universitätsvergleich der Spitzengruppe an. In den Kategorien deutschen Universitäten ein. Universität Darmstadt verliehen. Die TU Darmstadt »Internationale Ausrichtung in der Masterphase« und »Master- Die AIS ist ein internationaler Berufsverband, der die Interessen und die Merck KGaA zeichnen mit dieser Vorlesung abschluss in angemessener Zeit« wird das Wirtschaftsingenieur- der Wirtschaftsinformatik in den Bereichen Forschung, Lehre weltweit angesehene Naturwissenschaftler aus, die wesen ebenfalls dem ersten Drittel zugeordnet. Die Studierenden und Praxis vertritt. Für das Forschungsranking wurden die Pu- exzellente Beiträge zur chemischen und pharma- des Wirtschaftsingenieurwesens und der Wirtschaftsinformatik blikationen von acht führenden internationalen Zeitschriften der zeutischen Forschung geleistet haben. Über Aus- bewerten die Bibliotheken und Räume für Studium und Lehre Wirtschaftsinformatik, dem sogenannten Senior Scholars' Basket wahl und Preisträger entscheidet der Fachbereich an der TU als sehr gut. of Journals, ausgewertet. Chemie der TU Darmstadt. Der Preis wurde 1992 Die Urteile der Studierenden sind fundiert: Im Wintersemester gestiftet und seit 1993 vergeben. (map) Die Studiengänge der Wirtschaftsinformatik hatten im auf Kar- 2016/17 beteiligten sich rund 30 Prozent der vom CHE angeschrie- rierechancen angelegten Ranking der »WirtschaftsWoche« im benen Studierenden an der Befragung – ein erfreulich hoher Wert. Jahr 2016 Platz 1 belegt. Das CHE-Hochschulranking gilt als das umfassendste und de- 80. Geburtstag des Mäzens taillierteste Ranking im deutschsprachigen Raum. Mehr als 300 WEITERE STUDIENRANKING-ERGEBNISSE Universitäten und Fachhochschulen hat das CHE untersucht. Ne- Im Zeit Campus Ratgeber 2/2017 sind CHE-Rankingergebnisse Carlo Giersch ben Fakten zu Studium, Lehre und Forschung umfasst das Ran- aus dem vorigen Jahr für die Masterstudiengänge in den Fächern king Urteile von Studierenden über die Studienbedingungen an Maschinenbau, Materialwissenschaften sowie Elektrotechnik und Vielfältige Förderung der TU ihrer Hochschule. Informationstechnik an der TU Darmstadt gesondert ausgewertet Mit einem Festbankett ist der Mäzen der Universi- worden. Jedes der Fächer erreicht mindestens einmal die Spit- RANG DREI IN EUROPA FÜR DIE WIRTSCHAFTSINFORMATIK tät, Senator E.h. Prof. Carlo Giersch, anlässlich sei- zengruppe, der Maschinenbau erhält das Prädikat »sehr gut« für nes 80. Geburtstags gewürdigt worden. Die Carlo Die Forschungsleistung der TU Darmstadt im Fach Wirtschafts- »Studiensituation gesamt« und »Studierbarkeit«. und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt informatik ist weltweit herausragend: Laut dem aktuellen »Re- Das ausschließlich online verfügbare Tool U-Multirank, das or- fördert seit 1990 in vielfältiger Weise den wissen- search Ranking der Association for Information Systems« (AIS) ganisatorisch eng mit dem CHE-Hochschulranking verbunden schaftlichen Austausch und internationale Begeg- rangieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der ist, bietet Studieninteressierten weltweit einen Einblick in das nungen. Sie vergibt regelmäßig drei hoch dotierte Wirtschaftsinformatik am Fachbereich Rechts- und Wirtschafts- Angebot der TU Darmstadt. (wag/tre/feu) wissenschaftliche Preise (Athene-Preise für Gute wissenschaften europaweit auf Platz 3 und weltweit auf Platz 16. Lehre, E-Teaching Awards, Franziska-Braun-Preise), unterstützt das Deutschlandstipendien-Programm und engagiert sich zugunsten von Wissenstransfer, Unternehmensgründungen und Sportangeboten. Seite 23 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Ausgezeichnet

Die ersten Athene Young Investigators Programm-Bausteine zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Die Postdoc Career-Programme der TU zur Förderung des akademischen Nachwuchses sind angelaufen. Die Bild: Patrick Bal Patrick Bild: ersten fünf »Athene Young Investigators« nahmen ihre Arbeit auf.

Dr. Christina Birkel (Fachbereich Che- der fortgeschrittenen Postdoc-Phase mie), Dr. Philipp R. John (Fachbereich attraktive Entwicklungsmöglichkeiten Physik), Dr. Jurij Koruza (Fachbereich mit hohen qualitätssichernden Stan- Material- und Geowissenschaften), Dr. dards zu eröffnen. Die Athene Young Amr Rizk (Fachbereich Elektro- und Investigators bekommen beispiels- Informationstechnik) und Dr. Alesia weise eigene Budgets und individuel- A. Tietze (Fachbereich Chemie) qua- le Promotionsrechte. Zielgruppe sind lifizierten sich für das nach der anti- Postdoktorandinnen und Postdokto- ken Schutzgöttin Athene benannte randen mit finanzierter Stelle an der Programm. Im hochkompetitiven Er- TU Darmstadt, die bereits eine nach- nennungsverfahren attestierten ih- gewiesene wissenschaftliche Eigen- nen nationale und internationale Gut- ständigkeit erlangt haben. achter hohes Potenzial für Forschung Im Rahmen weiterer Förderlinien wa- und Lehre. ren im Sommersemester außerdem 14 besonders qualifizierte internationale KARRIEREZIEL PROFESSUR Nachwuchswissenschaftlerinnen und Die TU unterstützt mit vielfältigen -wissenschaftler, die sich für einen Fördermaßnahmen seit der Gründung Forschungsaufenthalt in Darmstadt ihrer Förder-Dachorganisation Ingeni- interessieren, an die TU eingeladen. Vizepräsidentin Mezini (3. v. l.) stellt vor: Amr Rizk, Alesia Tietze, Christina Birkel, Jurij Koruza, Philipp John (v. li. n. re.) um im Jahr 2011 Forscherinnen und Sie konnten während der ersten »Fu- Forscher in der Promotions- und der ture Talents« Postdoc Career Days an frühen Postdoc-Phase. Im Jahr 2016 Führungen und Vorträgen teilnehmen, wurde beschlossen, das Programm um sowohl die Universität als auch die auszuweiten, um herausragenden Wis- Wissenschaftsstadt Darmstadt näher senschaftlerinnen und Wissenschaft- kennenzulernen. (ingenium/sip/pg) lern mit Karriereziel »Professur« in

DICHTUNG & WAHRHEIT

Im Anflug

Die TU Darmstadt lockt wirklich mit allen Mitteln: Aktuell hat sie es auf Insekten und Schmetter- linge abgesehen. Sie fliegen auf die Blütenpracht in den neu angelegten und frisch bepflanzten Staudenbeeten, die zu einem grünen Band auf dem Campus Stadtmitte zusammenwachsen.

Die nächste Willkommensoffensive richtet sich an die Mauersegler. Für sie sind am Hans-Busch- Institut, dessen Fassade wieder picobello aussieht, 54 Nistkästen angebracht worden. Eine Art Wiedergutmachung. Denn im Zuge der notwendigen und bautechnisch einwandfrei durchge- führten Fassadensanierung mussten Hohlräume an den Rollladenkästen verschlossen werden. Genau diese Öffnungen aber sind bei den kühnen Fliegern als Brutstätten ungemein beliebt. Da Apus apus äußerst heimatverbunden ist und stets im Sommersemester an seine alte Adresse zu- rückkehrt, mussten Ersatz-Wohnheime exakt am selben Ort her. Keine Diskussion.

Nun können Mauersegler wieder an der TU Darmstadt landen. Die Vogelart weiß, was sich ge- hört: Damit die Ankunft nicht allzu stürmisch und übermotiviert wirkt, setzt das Tier kurz vor der Haustür für Sekundenbruchteile zum Steigflug an, um seinen Schwung abzubremsen.

Da kann man tatsächlich noch was für den Uni-Alltag lernen ... jörg feuck Die IN TIME GmbH & Co. KG gehört seit 1993 zu den erfolgreichsten Personaldienstleistern und steht für modernes Personalmanagement in Sachen Arbeitnehmerüberlassung sowie der Festpositionierung und ist bundesweit präsent. Wir bieten passgenaue und zuverlässige Personal­ Wissenschaftsdelegation in Mexiko und Kolumbien lösungen in den Geschäftsbereichen Banking, Finance, Industrial, IT, und Engineering TU Präsident Prömel begleitete Ministerpräsident Bouffier

Sie sind Hochschulabsolvent(m/w), Diplomand(m/w), Um die Zusammenarbeit mit starken Partner- und Projekte entwickeln. »Gerade in kreati- einrichtungen zu intensivieren, begleitete eine ven Fächern wie der Architektur ist es sehr Praktikant(m/w) oder Werkstudent(m/w)? Wissenschaftsdelegation den hessischen Mi- inspirierend für Studierende, wenn sie sich nisterpräsidenten Volker Bouffier auf dessen mit Menschen aus einem anderen Kulturkreis Sie suchen auf Zeit oder planen Ihren ersten Karriereschritt? Reise im Mai nach Mexiko und Kolumbien. austauschen können«, begründete Prömel das Dann sprechen Sie uns an, wir freuen uns auf Ihre Bewerbung TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel Interesse an der Kooperation. repräsentierte Hessens einzige technische Die rund 60-köpfige Delegation aus Politik, unter [email protected] Universität in der Abordnung. Wirtschaft und Wissenschaft besuchte zu- IN TIME GmbH & Co. KG Die Vertreterinnen und Vertreter hessischer nächst Mexiko, dann Kolumbien. Hessens Hochschulen trafen unter anderem mit Kolle- Ministerpräsident Bouffier und die hessische Nieder-Ramstädter-Straße 5 ginnen und Kollegen der Universidad Nacio- Europaministerin Lucia Puttrich unterstrichen D-64283 Darmstadt nal Autónoma de México (UNAM) zusammen. die bisherige gute Zusammenarbeit sowie das Tel.: 0 61 51 – 42 58 04 Zwischen der TU Darmstadt und der UNAM Ausbaupotenzial für Kooperationen. Unter an- sollen Kontakte im Fachbereich Architektur, derem engagieren sich hessische Universitä- Fax: 0 61 51 – 42 58 05 die seit einigen Jahren bestehen, nun formal ten und die Hessische Stiftung Friedens- und E-Mail: [email protected] besiegelt werden. Unter anderem sollen Stu- Konfliktforschung im kolumbianischen Frie- www.intimegmbh.de dierende aus Darmstadt künftig gemeinsam densprozess. (sip) mit mexikanischen Studierenden forschen Kennen Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 24

PERSONALIA Die Neuen Neue Professorinnen und Professoren Prof. Dr. rer. nat. Kristian Kersting wurde als Frisch berufene Verstärkungen in Fachbereichen der Universität Professor für Machine Learning / Biosignal Pro- cessing, Fachbereich Informatik eingestellt. Er Jahr für Jahr werden rund zwei Dutzend neue Professorinnen und Professoren an die TU kommt von der TU Dortmund. Darmstadt berufen. Woher kommen sie, und welche Impulse wollen sie setzen? Was sind ihre Dipl. Arch. ETH Erika Fries übernimmt für das Schwerpunkte in Lehre und Forschung? Und was würden sie tun, wenn sie noch einmal in Winter- und Sommersemester 2017/2018 die Ver- tretung einer Professur am Fachbereich Architek- die Rolle der Studierenden schlüpfen könnten? In jeder Ausgabe der hoch³ stellen wir einige tur, Fachgebiet Entwerfen und Raumgestaltung. der Neuen in Kurzporträts näher vor. Nachgefragt bei … Fries kommt von huggenbergerfries Architekten.

Gastwissenschaftler Prof. Dr. Markus Manfred Hoffmann ist von Name: Michael Pradel Juni bis August 2017 Mercator Fellow am Fachge- Alter: 34 biet Physikalische Chemie, Fachbereich Chemie. Fachbereich: Informatik Forschungsgebiet: Programmanalyse Honorarprofessur Binner Katrin Bild: Vorherige wissenschaftliche Station:Postdoctoral Dr. Jan Hilligardt wurde am 5. April 2017 der Researcher an der University of California, Berkeley, USA Titel eines Honorarprofessors für »Stadt- und Wichtigste wissenschaftliche/berufliche Stationen: Regionalentwicklung/Raumplanung« an der TU PhD an der ETH Zurich, Schweiz Darmstadt verliehen. Prof. Dr. habil. Jan Hilligardt ist Geschäftsführer des Hessischen Landkreis- Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was tages und lehrt seit 2005 an der TU Darmstadt ist das Spannende an Ihren Themen? am Fachbereich Bau- und Umweltingenieur- Software spielt heute eine zentralere Rolle als je zuvor. Unsere Forschung hilft, komplexe Softwaresysteme zuverlässiger, effizienter und sicherer wissenschaften auf dem Gebiet »Stadt- und zu machen. Dabei finden wir oft spannende Fehler in Software, die jeder Regionalentwicklung«. schon mal benutzt hat.

Ruhestand Wenn ich heute Student wäre, würde ich ... - Prof. Dr.-Ing. Thomas Weiland, Fachgebiet … versuchen, möglichst viel Wissen aus verschiedenen Bereichen aufzusau- gen und jede Möglichkeit zum Kennenlernen der Welt (Austauschprogram Theorie Elektromagnetischer Felder, Fachbereich me etc.) nutzen. Für beides gibt es keine bessere Zeit als das Studium! Elektrotechnik und Informationstechnik zum 1. Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist … April 2017. … Sport (ich versuche mich im Marathon-Laufen) und meine Familie (mit Dienstjubiläum zwei kleinen Kindern ist immer für Abwechslung gesorgt). Dr.-Ing. Martin Schüßler, Akademischer Rat, Fachgebiet Mikrowellentechnik, Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik: 25-jähri- ges Dienstjubiläum am 1. Juni 2017. Zurück aus den USA

TU-Alumnus leitet Max-Planck-Institut

Bernd Sturmfels ist als neuer Direktor an das Max-Planck-Institut Bernd Sturmfels ist für zahlreiche bahnbrechende Beiträge zu für Mathematik in den Naturwissenschaften berufen worden. Der verschiedenen Gebieten der Mathematik weltweit bekannt. Er renommierte Professor für Mathematik, Informatik und Statistik forscht vor allem in der geometrischen Kombinatorik, kommu- wechselt von der University of California in Berkeley, USA, nach tativen Algebra und deren Anwendungen und leistete entschei- Leipzig. Unter seiner Leitung wird am Institut eine neue Arbeits- dende Beiträge in der Bioinformatik und Statistik. gruppe »Nichtlineare Algebra« aufgebaut. Sturmfels studierte Mathematik und Informatik an der TU Darm- stadt und promovierte an der TU Darmstadt sowie der University of Washington in Seattle.

Anzeige_hoch3_Drittelseite_quer_20170606.indd 2 06.06.2017 11:15:55 Seite 25 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Kennen

Aktiv mit der Welt auseinandersetzen

Verena Spatz, Juniorprofessorin für Didaktik der Physik, im Interview

VITA VERENA SPATZ

• Studium für das Lehramt an Gymnasien mit der Fächerkombination Mathematik und Physik

Bild: Jan-Christoph Hartung Jan-Christoph Bild: • 2008 Assistenzlehrerin an der German European School in Singapur

• 2010 Promotion am Lehrstuhl für Physikdidaktik der Ludwig-Maximilians- Universität München

• Referendariat 2010–2012 am Studienseminar des Asam-Gymnasiums in München, Staatsprüfung mit Auszeichnung

• 2012–2015 Studienrätin am Hanns- Seidel-Gymnasium in Hösbach

• außerdem 2012–2015 Lehrbeauftragte der Didaktik der Naturwissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

• 2015 bis 2016 Universitätsassistentin am Österreichischen Kompetenzzentrum für Physikdidaktik der Universität Wien

• seit Oktober 2016 Juniorprofessorin für Didaktik der Physik an der TU Darmstadt Verdrängtes Magnetfeld: Professorin Verena Spatz demonstriert, wie ein in flüssigem Stickstoff gekühlter Supraleiter über dem Ringmagneten schwebt.

Verena Spatz, seit Oktober 2016 Juniorprofessorin für Didaktik der Physik an der TU Darmstadt, verfolgt einen klaren Ansatz: Physikun- terricht als Teil der Allgemeinbildung soll junge Menschen dazu befä- higen, auf Grundlage ihrer Kenntnisse an gesellschaftlichen Entschei- dungsprozessen verantwortlich mitzuwirken. Besonders wichtig sei www.ceotronics.com es aber auch, eine positive, offene Grundhaltung gegenüber natur- wissenschaftlichen Fragestellungen in der Schule zu entwickeln und über die Schulzeit hinaus zu erhalten, erklärt sie im Interview.

Jeder erinnert sich wohl an die Versuche mit junge Menschen ihre Persönlichkeit entfalten, der schiefen Ebene im Physikunterricht. Was um auf die Herausforderungen des Lebens vor- hat sich in den vergangenen Jahren bei der bereitet zu sein. Durch die gesellschaftlichen Verstärken Vermittlung physikalischen Wissens verändert? Entwicklungen unserer Zeit, wie etwa die Pro­ bleme der Erderwärmung, der Energieversorgung Als ich im vergangenen Herbst an Verena Spatz: oder eben auch der Verbreitung sogenannter die TU Darmstadt kam, wurde bei einem unse- Sie unser Team Fake News, werden hier naturwissenschaftliche rer ersten Treffen in der Arbeitsgruppe die Fra- Grundlagen immer wichtiger. Bildung kann je- ge aufgeworfen, woran man die von uns ausge- doch nicht einfach von den Lehrkräften an ihre bildeten Physiklehrkräfte erkennen soll, wenn Schülerinnen und Schüler weitergegeben werden. man einen Klassenraum betritt. Schnell waren Gemeint ist – in Anlehnung an den kürzlich ver- wir uns einig, dass neben der Sinngebung der storbenen deutschen Erziehungswissenschaftler Lerninhalte aus der Lebenswelt auch die Akti- Wolfgang Klafki – vielmehr eine aktive Ausein- CeoTronics ist führender Systemanbieter von mobilen, digitalen Audio-, Video- vierung der Schülerinnen und Schüler wesent- und Data-Produkten für den professionellen Einsatz durch Feuerwehren, Industrie, andersetzung mit der Welt, die immer wechsel- lich erscheint, zum Beispiel im forschend-ent- Airlines/Airports, Polizei und Militär. Die Kommunikationslösungen für die schwie- seitig geschieht: Dadurch, dass sich Schülerin- deckenden Unterricht. rigsten Einsatz- und Umgebungsbedingungen reichen von digitalen Funk-Netzen nen und Schüler die Welt erschließen, sind sie und -Endgeräten für lokale Anwendungen bis zu hochwertigen Kommunika- Auch in einem solchen Unterricht könnte die tra- auch aufgeschlossener für die Welt. tions-Headsets und -Systemen. ditionelle schiefe Ebene zum Einsatz kommen, allerdings in einem sehr viel lebendigeren Set- Bei einem von Ihnen organisierten Fachdi- Damit wir zukünftige Aufgaben und Herausforderungen an unserem Standort ting. Motiviert durch das Rad- oder Skifahren daktik-Symposium haben Sie ein interdiszi- Rödermark angehen können, suchen wir als Verstärkung für unsere Abteilung Entwicklung jeweils eine/n an einem Hang könnten Lehrkräfte ihre Schüle- plinäres fachdidaktisches Netzwerk an der rinnen und Schüler dabei unterstützen, eigene TU Darmstadt etabliert. Wie können die Be- Fragestellungen zu den Kräfteverhältnissen zu teiligten davon profitieren? Entwicklungsingenieur/-in entwickeln und hierzu geeignete Experimente Im Rahmen des aktuellen Vorhabens »MINT – beispielsweise an der schiefen Ebene – zu pla- plus« des Zentrums für Lehrerbildung leite ich Embedded Software nen, durchzuführen und auszuwerten. gemeinsam mit Frau Professorin Regina Bru- der die Teilkomponente »Netzwerk Lehre & In letzter Zeit scheint es konsensfähig zu Forschung«. Hierbei sollen unter anderem gute Entwicklungsingenieur/-in werden, wissenschaftlich fundierte Tatsa- Strukturen geschaffen werden, um Forschungs- chen infrage zu stellen und ihnen sogenann- kooperationen im Bereich von Lehren und Ler- te alternative Fakten gegenüberzustellen. In- nen über die Fächergrenzen hinweg zu initiieren. Hardware wieweit ist hier auch die Fachdidaktik in der Da dies voraussetzt, dass die jeweiligen Exper- Pflicht, künftige Lehrerinnen und Lehrer so tisen bekannt sind, ist ein Austausch zu aktu- auszubilden, dass sie diese Tendenzen auf- ellen Forschungsaktivitäten und -ergebnissen fangen können? notwendig. Das Fachdidaktik-Symposium hat Wie eben bereits angeklungen, sollten zukünfti- diesen Austausch angeregt. ge Lehrkräfte im Rahmen ihrer fachdidaktischen die fragen stellte bettina bastian Ausbildung befähigt werden, sinnstiftende und Weitere Informationen finden Sie unter www.ceotronics.com aktivierende Lernangebote zu entwickeln, die das Denken der Schülerinnen und Schüler her- CeoTronics AG ausfordern. Schulischer Physikunterricht als Teil Adam-Opel-Str. 6, 63322 Rödermark Tel. +49 6074 8751-0 der Allgemeinbildung soll dazu beitragen, dass

CT_Stellenanz_Entwicklungsingenieur/-in TU Darmstadt hoch3 123x188.indd 1 22.05.17 09:12 Bewegen Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 26

Ohne sie läuft wenig … Name: Thomas Wytrickus Alter: 56 Hartung Jan-Christoph Bild: TU-Beschäftigte im Gespräch Einrichtung: Unisport-Zentrum der TU Darmstadt (USZ)

Aufgabengebiet: Hallenwart

Letzte berufliche Station vor der TU: Studium der Sozialpädagogik an der FH Darmstadt, Taxifahrer in Darmstadt

Name: Hüseyin Demir Dienstjahre an der TU: 26

Alter: 62

Einrichtung: Unisport-Zentrum der TU Darmstadt (USZ)

Aufgabengebiet: Hallenwart

Letzte berufliche Station vor der TU: Reinigungskraft im Hochschulstadion

Dienstjahre an der TU: 33

Wo gibt es in Ihrer Arbeit Schnittstellen zu Wie haben Sie den beruflichen Weg in die TU Wytrickus: Das Klischee vom klassischen, dum- hängen und der schon fast volle Anhänger ist anderen Gebieten? Darmstadt gefunden? men, Kittel tragenden Hausmeister, der sich komplett umgekippt. Glücklicherweise hat sich immer nur beschwert, kann ich nicht mehr hö- der Bagger gefangen ... Mein Kollege und ich Hüseyin Demir: Natürlich arbeiten wir eng mit Wytrickus: Über eine befristete Stelle als stu- ren. Im Umkehrschluss befürchte ich, dass es wurden allerdings vom Chef des SV 98 beob- den hauptamtlichen Kollegen im USZ und dem dentische Hilfskraft 1991 in der Material- und genau diese Personen tatsächlich noch in vie- achtet, der uns daraufhin angesprochen hat, Stadionteam zusammen. Außerdem mit den Geowissenschaft der TU Darmstadt. len Einrichtungen gibt. wie wir mit seinem Gerät umgehen. Was ha- Hauswerkstätten der TU Darmstadt. Demir: Durch meine Reinigungstätigkeit im ben wir gelacht! Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Ih- Thomas Wytrickus: Da gibt es viele. Wir ar- Hochschulstadion. Die damaligen Stadionmeis- ren heutigen Beruf ergriffen hätten? Was hat sich an Ihrer Tätigkeit an der TU über beiten sehr eng mit der Verwaltung des USZ ter Baldich und Buth hatten mich angespro- die Jahre hinweg verändert? zusammen, mit den Hauswerkstätten, der Be- chen. Nach sechs Jahren harter körperlicher Demir: Dann wäre ich sicher früher oder später triebsgruppe HKLS und dem Infrastrukturel- Arbeit im Hochschulstadion konnte ich 1991 als in einer Elektroabteilung untergekommen Demir: Früher gab es einen besseren mensch- len Gebäudemanagement. Außerhalb der TU Hallenwart in der TU Sporthalle anfangen. lichen Kontakt. Es wurde viel besprochen und Welches Ereignis aus Ihrem Arbeitsalltag Darmstadt kooperieren wir mit verschiedenen geredet. Freundschaften haben sich gebildet. Nutzen Sie Angebote der TU wie interne Wei- werden Sie so schnell nicht vergessen? Darmstädter Schulen, dem SV Darmstadt 98 Das wird leider immer weniger, weil viele Teil- terbildung, musikalische Gruppen oder Ähnli- und dem Sportamt der Stadt Darmstadt. Wytrickus: Vor 26 Jahren hatte ich als »Neu- nehmerinnen und Teilnehmer sehr mit sich ches? Wenn ja, welche? ling« im Hochschulstadion die ehrenwerte selbst und ihrem Handy beschäftigt sind. Der beste Ausgleich zu einem stressigen Ar- Wytrickus: Natürlich. Ich gehe regelmäßig zu Aufgabe bekommen, für das damalige Hoch- beitstag ist … Für kleine Reparaturen schreibe ich jetzt im- verschiedenen Unisportkursen, außerdem neh- schulsportfest eine einen Meter lange, einen mer ein Ticket. Bis dann Dinge wieder instand- Demir: Mit meinem Hund spazieren zu gehen me ich regelmäßig an internen Weiterbildun- Meter breite und einen Meter tiefe Sickergru- gesetzt sind, kann dauern. Das ging früher auf und meinen Garten zu pflegen. Bastelarbeiten gen teil. Das ist gerade in unserem Bereich sehr be für das Abwasser der Bier- und Spülthe- dem »kleinen« Dienstweg sehr viel schneller. finden sich immer ... Und ich nutze seit mehr wichtig, da zum Beispiel Wiederholungsunter- ken auszuheben. War das eine Arbeit und was als zehn Jahren die Sportangebote des USZ. weisungen zur »Aufsicht führenden Person« haben sich die Kollegen im Stadion über mich Wytrickus: Durch die Digitalisierung hat sich jährlich aufgefrischt werden müssen. amüsiert! sehr viel verändert. Von der klassischen hand- Wytrickus: Natürlich Sport! Vor, während oder werklichen Tätigkeit hin zum Facility Manage- nach der Arbeit. Außerdem die Zeit mit mei- Welche Klischees über Ihren Berufsstand kön- Ganz einschneidend war auch die große Sanie- ment. Ich arbeite mittlerweile viel am PC und nem Hund und meiner Frau bzw. – vielleicht nen Sie nicht mehr hören? Welche Klischees rungs- und Modernisierungsmaßnahme der TU beauftrage auch für kleinere Arbeiten, die ich sollte ich das noch mal umformulieren – die treffen tatsächlich zu? Sporthalle in den Jahren 2013 und 2014, die für früher einfach selbst gemacht oder auf dem Zeit mit meiner Frau und dem Hund ... uns Hallenwarte sehr arbeitsintensiv und an- Demir: Dass wir Hallenwarte uns immer be- »kurzen« Dienstweg beauftragt hatte, externe strengend war. Was ist Ihr hilfreichstes Werkzeug oder schweren und unfreundlich sind. Allerdings Firmen. interview: eva münstermann Instrument? erwarten auch wir von den Nutzern der Halle Demir: Während meiner Tätigkeit im Hoch- einen respektvollen Umgang. Ich werde unbe- schulstadion hatte ich mir mit einem Kollegen Wytrickus: Der Bleistift, da bin ich noch »old quem, wenn ich mehrfach etwas ansprechen einen Bagger des SV Darmstadt 98 ausgelie- school«. Danach natürlich der PC und die gute muss und bemerke, dass das immer wieder hen, um Bodenarbeiten im Hochschulstadion Mit diesem Beitrag setzen wir die Serie zur Vor- alte Kombizange! ignoriert wird. Dann passt das Klischee ja wie- zu erledigen. Als ich den Sand in den Anhänger stellung administrativ-technischer Beschäftigter Demir: Mein Transponder. der ... kippen wollte, blieb die Schaufel am Anhänger in der hoch³ fort. Seite 27 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Bewegen

Bewegung im Team

Kreative Ideen beim Gesundheitswettbewerb

Raus aus der Alltagsroutine und zu Bewegung und Gesundheitsaktio- nen anspornen – im Rahmen einer TU-Team Challenge konnten Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter der TU Darmstadt gemeinsame, eigene Ina Dächert Bild: Aktionen entwickeln und durchführen.

Meist nehmen wir uns zu viel vor – 20 Kilo ab- Das Fazit am Ende der Gesundheitsaktion war nehmen, einen Marathon laufen, mit dem Rau- einhellig: »Eine gute Aktion für unser Mitein- chen aufhören. Und plötzlich steht es wie ein ander und für die Entwicklung unseres Teams. Berg vor einem, und wir fallen zurück in unsere Wir sind im Rahmen der Aktion über 2.000 Ki- gewohnte Routine. Wie aber kann man Gewohn- lometer gelaufen, dies entspricht ungefähr der heiten verändern? Meist sind es die kleinen Din- Entfernung von Darmstadt nach Gibraltar«, so ge, aus denen die Chance entsteht, dass etwas Dorina Kaiser aus dem KI²VA Team. Größeres daraus wachsen kann. Umso schöner ist es, dass gerade kleine und nachhaltige Akti- onen im Rahmen der TU-Team Challenge ent- »Wir sind im Rahmen der Aktion wickelt wurden. über 2.000 Kilometer gelaufen, dies entspricht ungefähr der Entfernung GEMEINSAM MACHT ES MEHR SPASS von Darmstadt nach Gibraltar.« Treppen laufen statt Aufzug fahren, wandern, Dorina Kaiser gemeinsame Fitnessaktionen, Umgestaltung ei- nes Pausenraums, Rauchstopp, Rueda tanzen in Aus den umgesetzten Maßnahmen wurden von der Mittagspause und Mini-Gesundheitstage in einer Jury die erfolgreichsten Gesundheitsakti- Kooperation mit der TK – dies sind nur einige onen ausgewählt. Kriterien waren dabei Nach- der Gesundheitsaktionen, die bei der TU-Team haltigkeit, Übertragbarkeit und die Kooperati- Challenge an den Start gingen. onsansätze mit anderen Teams. Die Beschäftigten haben nicht nur jeweils pro- Die Preisverleihung fand am 7. Juni 2017 beim Vorbildliches Tempo fitiert, sondern konnten auch als Teams gewin- Campusfest TU meet & move statt. nen. Das »Wir-Gefühl« und der gemeinsame elke böhme Spaß standen dabei im Vordergrund. GEWINNER DER TU-TEAM CHALLENGE:

• Dezernat IV – Immobilienmanage- • Dezernat I – Struktur und Strategie: ment, Hausmeister: Nichtraucherkurs Rueda in der Mittagspause (Gut- (Tickets des SV Darmstadt 98) schein für vier Wochen Gratistraining in einem der Fitnessstudios von Body • KI2VA: Schritte & Treppen zählen Culture) (Eintrittskarten Badewelt Sinsheim) • Fachbereich Humanwissenschaften, • Universitäts- und Landesbibliothek, Institut für Allgemeine Pädagogik Team Mathematik, Natur- und Ingeni- und Berufspädagogik: Frischluft³ – eurwissenschaften: Teamausflug auf Sammeln von Rad- und Fußkilometern, dem 7-Hügel-Steig rund um Darmstadt Kulinarisch fit, Boxenstopp (Personal- (Gutschein Kletterwald Darmstadt) trainer für das Team im UniGym/Unifit) • Stabsstelle Kommunikation und • Dezernat VIII, Referat Willkom- Medien & Dezernat I – Struktur und men und Wohnen: In 120 Tagen Strategie: Selbstverpflichtung des 120.000 Treppenstufen steigen Teams, täglich öfter Treppenhäuser (TK Gesundheitsrucksack) statt Aufzüge zu nutzen (Gutschein Kletterwald Darmstadt) • Fachbereich Humanwissenschaften, Institut für Psychologie: Psycho- • Fachbereich Maschinenbau, Institut für Logisch Gesund, Pausenraum umge- Produktionsmanagement, Technologie AVL-Experten von links nach rechts: DI Stefan Wunder, DI Erik Bogner und Dr. Michael Hammer stalten, gesunde Wraps zubereiten, und Werkzeugmaschinen: Obstkorb, Ernährungsvortrag (E-Bike Probefahrt mit dem Rad zur Arbeit und Mittags- bei eeemotion Darmstadt) DREI EXPERTEN – EIN THEMA: spaziergänge (Gutschein Kletterzen­ FAHRERASSISTENZSYSTEME trum Darmstadt)

Bei AVL wird intensiv an der Mobilität von morgen gearbeitet. Ingenieurinnen und Ingenieure diverser Studienrichtungen müssen sich auf neue Arbeitsweisen, Anforderungen und Berufsbilder einstellen. Wie das in der Praxis aussieht, erzählen unsere drei Experten.

Menschliches Empfi nden messbar machen Was fühlt sich gut an, was schlecht? Was ist etwa ein angenehmer Zeitraum für einen Spur- wechsel? „Es gilt herauszufi nden und zu visualisieren, wo Verbesserungsbereiche liegen“, erklärt Erik Bogner, Fachteamleiter für die Entwicklung und Bewertung von Fahrzeugattributen.

Datenanalyse und -management Im Automotive-Bereich ist die Anwendung von Big Data noch nicht etabliert. „Wir versuchen es als Technologie- und Arbeitsmethodik in die Industrieprozesse von AVL zu bringen“, so Deutsche Hochschulmeisterschaft Karate Michael Hammer, Leiter des dazugehörigen Arbeitskreises. Spannend ist hier die Schnittmenge aus IT, Mathematik/Statistik und Produktwissen. Darmstädter Studierende holen Medaillen

Digitale Lösungen… Bei der Deutschen Hochschulmeisterschaft • Kumite (Freikampf): Nicolas Lippert …werden heute in Abständen von wenigen Wochen an den Kunden geliefert, also dynamisch 2017 der Sportart Karate in Halle an der (2. Platz), Tim Gollerthan (3. Platz) in kleineren Teilen, die für sich funktionieren. Dafür werden Datenanalyse-Tools und deren Saale wurden die Wettkämpfer der Shoto- Management benötigt. Genau hier setzt Stefan Wunder als „Agile Coach“ an. Er betreut und • Kata (Formenlauf): Maximilian Otte unterstützt 40 Software-Teams mit rund 350 Personen während eines Veränderungsprozesses. kan-Karate-Gruppe der TU Darmstadt ihrer (1. Platz) Rolle als Spitzenteam gerecht. • Kata-Team Herren (Synchron-Form): Defi ne with us the future of mobility! Für alle, die etwas bewegen wollen, besucht uns Die Anstrengungen und auch die zusätzli- Niklas Simon, Maximillian Ott und Nico- unter www.avl.com/career chen Trainingseinheiten im Vorfeld machten las Euler (1. Platz) Oder scannt einfach diese drei QR-Codes mit interessanten Stellenprofi len im Hintergrund: sich bezahlt. Die TU-Studierenden konnten an die guten Leistungen des Vorjahres an- • Fortgeschrittene: Yasin Islam, Nils Hepp knüpfen und ihr Ergebnis sogar nochmals (jeweils 3. Platz) verbessern. Mit insgesamt zwei Gold-, zwei • Kumite-Team Damen und Kumite-Team Silber- und fünf Bronzemedaillen trat die Herren (jeweils 3. Platz) Shotokan-Karate-Gruppe der TU Darmstadt Vehicle Suspension and Data Scientist m/w Entwicklungsingenieur Abgasmesstechnik m/w zufrieden den Rückweg an. yasin islam Chassis Expert m/w Abschluss Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 28 Bild: Jan-Christoph Hartung Jan-Christoph Bild:

Offene Frage: Unter welchen Bedingungen werden künftig Materialien in digitalen Sermesterapparaten oder auf Plattformen bereitgestellt? Fluch oder Segen für die Wissenschaft?

Debatte über das neue Urheberrechtsgesetz / Fragen an die Vizepräsidentin Professorin Andrea Rapp

Seit Monaten macht der Streit über die Verwendung von Schriftwerken in Lehre und Forschung an Hochschulen die Runde und verunsichert die Wis-

senschaftsgemeinschaft. Andrea Rapp, Vizepräsidentin für wissenschaft- Binner Katrin Bild: liche Infrastruktur der TU Darmstadt und Professorin für Germanistische Computerphilologie, erläutert die Problematik.

Frau Professorin Rapp, seit Frühjahr 2016 steht (HRK) und VG Wort eine Übergangsfrist bis 30. Sep- das Urheberrechtsgesetz an deutschen Hoch- tember 2017 beschlossen, in der die alte Rechtslage schulen auf dem Prüfstand. Was sind die Ursa- gilt. Bis Ende September soll also der Rahmenver- chen dafür? trag neu verhandelt werden – im Gespräch ist eine Art Pauschalvergütung auf der Basis exemplarischer Professorin Andrea Rapp Das Thema Urheberrecht an Hochschulen ist enorm Datenerhebungen. komplex und betrifft unsere gesamte Publikations- und Wissenschaftskultur, die vielfältig und hete- Nur am Rande sei erwähnt, dass es für Schulen nach muss. Ich finde den Gedanken attraktiv, dass ein rogen ist. Das Thema wird noch schwieriger, weil wie vor eine Pauschalvergütung gibt. System, ein Staat, eine Universität in die Publika- wirtschaftliche Interessen damit verflochten sind. tionskraft der eigenen Forschenden investiert und Ein Aspekt ist die Bereitstellung von Materialien in Was konkret bedeutet diese Entwicklung für uns die Ergebnisse der Forschung für alle frei zur Ver- digitalen Semesterapparaten und auf Lehrplattfor- als Forschende und Lehrende, was dürfen wir in fügung stellt – auf diese Weise müssen forschungs- men wie zum Beispiel Moodle. Bislang gab es für Zukunft und was nicht? starke Einrichtungen mehr leisten als schwache, die Bereitstellung von Werken in Semesterapparaten In diesem Sommersemester können wir uns noch nach aber alle können partizipieren. Dafür müssen im eine Pauschalvergütung der Länder an die Verwer- der alten Regelung richten, das heißt, dass maximal System vorhandene Mittel umstrukturiert werden, tungsgesellschaft (VG) Wort, die dafür zuständig zwölf Prozent beziehungsweise 100 Seiten aus Wer- das sollte von allen Seiten konstruktiv und kreativ ist, diese Vergütungen an Autorinnen und Autoren ken (Büchern) bereitgestellt werden dürfen; ferner statt durch Verweigerung und Pochen auf alte Tra- sowie an Verlage weiterzuverteilen. einzelne Beiträge aus Zeitungen oder Zeitschriften ditionen diskutiert werden. und Werke kleineren Umfangs, also etwa Gedichte Im Frühjahr 2016 hatte im Übrigen der Bundesge- oder Bilder, aus dem Bestand der ULB Darmstadt. An der TU Darmstadt wird Open Access unterstützt: richtshof die Praxis der Verlegerbeteiligung an Ein- Gibt es ein digitales Verlagsangebot, muss das li- Finanziell beispielsweise durch den Open-Access- nahmen der VG Wort als rechtswidrig untersagt. Im zenziert werden. Urheberrechtsfreie Werke – in der Publikationsfonds, der von der DFG gefördert ist. Dezember 2016 verabschiedete der Deutsche Bun- Regel 70 Jahre nach Tod des Autors – dürfen voll- Technologisch und organisatorisch etwa durch den destag neue Regelungen, die die Verlegerbeteiligung ständig digital verfügbar gemacht werden. institutionellen Server TUPrints oder die Software nun rechtmäßig möglich machten. Open Journal Systems (OJS), mit der die ULB die He- Der Referentenentwurf zur Neuregelung des Urheber- rausgabe von Open-Access-Zeitschriften unterstützt. Wie ist der aktuelle Diskussionsstand? rechts kann in vielen Aspekten Rechtssicherheit schaf- Ab 1. Januar 2017 sollte ein neuer Rahmenvertrag fen und wird von den Wissenschaftsorganisationen all- In Zukunft werden offene Plattformen wie Open die Nutzungen an Hochschulen regeln, indem die gemein als wissenschaftsfreundlich und als Fortschritt Educational Resources an Bedeutung gewinnen; Hochschulen selbst durch Einzelerfassung mit der begrüßt. Es bleibt allerdings abzuwarten, inwiefern dazu und zu deren Qualitätssicherung kann jeder VG Wort abrechnen. Ein Pilotprojekt der Universi- hier noch Veränderungen im Detail vorgenommen beitragen. das interview führte vanessa geuen tät Osnabrück hatte jedoch klar erbracht, dass der werden. Im Zweifelsfall berät das eLearning Center dafür zu erbringende Aufwand in keinem Verhält- der TU Darmstadt. nis zum Ergebnis steht. Ferner sind massive daten- Weitere Informationen zur Entscheidung des schutzrechtliche Bedenken anzumelden, da Verlage Wie schätzen Sie persönlich die Veränderungen Bundesgerichtshofes hinsichtlich der Verlegerbeteiligung Zugriffe auf die eLearning-Systeme der Universitä- ein, die bevorstehen und die unsere Lehr- und lesen Sie unter bit.ly/2gAmS5i, zum Pilotprojekt der Forschungskultur nachhaltig verändern werden? Universität Osnabrück unter bit.ly/2hajJOh sowie ten geltend machten. zur vorläufigen Vereinbarung unter bit.ly/2i9JlZl. Persönlich habe ich große Sympathien für die Open- Nachdem im vergangenen Jahr keine Universität Informationen und Kontakt des eLearning-Centers der TU Access-Idee, mir ist aber auch klar, dass ein Kul- Darmstadt finden Sie unter: bit.ly/2oMlN05 dieser neuen Rahmenvereinbarung beigetreten war, turwandel nicht leicht zu bewerkstelligen ist und Mehr aktuelle Informationen und Berichte im Newsletter wurde zwischen den Verhandlungsführern Kultusmi- dass man unterschiedliche Interessen austarieren des Fachbereichs 2: bit.ly/2tgH1nQ nisterkonferenz (KMK), Hochschulrektorenkonferenz