SWR SYMPHONIE- ORCHESTER

23. SEPTEMBER 2020 GROSSER SAAL MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. WELCHE VISION MÖCHTEN SIE VERWIRKLICHEN?

PRINCIPAL SPONSOR

Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie .

juliusbaer.com

Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47 Mi, 23. September 2020 | 18:30 + 21 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

Elbphilharmonie Abo 5 | 1. Konzert MODERNE KULTUR IN

EINZIGARTIGER GESTALT.

WELCHE VISION SWR SYMPHONIEORCHESTER PATRICIA KOPATCHINSKAJA VIOLINE MÖCHTEN SIE SPRECHER VERWIRKLICHEN? DIRIGENT TEODOR CURRENTZIS

PRINCIPAL SPONSOR

Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg.

Helmut Lachenmann (*1935) »… zwei Gefühle …«, Musik mit Leonardo (1991/92)

Dmitri Kourliandski (*1976) possible places / Konzert für Violine und Orchester (2020) juliusbaer.com Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704) Battalia (1673) Sonata Die liederliche Gesellschaft von allerley Humor Presto Der Mars Presto Aria Die Schlacht Lamento der verwundeten Musketiere

Giacinto Scelsi (1905–1988) Anahit / Lyrisches Poem über den Namen der Venus (1956)

Keine Pause / Spielzeit ca. 60 Min.

Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47 DAS ELBPHILHARMONIE MAGAZIN

∙ KONZERTGLÜCK Eine Liebeskummererklärung ∙ ANOUSHKA SHANKAR Am Puls der Gegenwart ∙ »WEIL ER GUT IST« Ian Bostridge über Thomas Adès und vieles mehr …

Ab sofort für € 6,50 erhältlich im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, in der Konzertkasse der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel.

ANZ-A5_EP_Magazin_Live-Heft_032020_v1.indd 1 19.08.20 14:40 DAS WILLKOMMEN ELBPHILHARMONIE MAGAZIN

Sie nennen sich Bruder und Schwester; sind musikalische Geschwister im Geiste: die Gei­ gerin Patricia Kopatchinskaja und der Dirigent Teodor Currentzis. Beide sind radikal subjek­ tive Überzeugungstäter, die an der Grenze von Konzert und Performance nach dem Unkon­ ventionellen in der Musik suchen und den Rausch des Augenblicks feiern. Zusammen haben sie sogar schon eine CD aufgenom­ men, deren pseudohistorisches Cover sie als Brautpaar inmitten einer russischen Dorf­ gemeinschaft zeigt. Heute Abend machen sie wieder einmal gemeinsame Sache – in einem Programm, das die klanglichen Grenzbereiche von Musik auslotet. Getragen werden sie dabei ∙ KONZERTGLÜCK Eine Liebeskummererklärung vom SWR Symphonieorchester, dem Current­ ∙ ANOUSHKA SHANKAR zis als Chef zu neuer Blüte verholfen hat. Am Puls der Gegenwart ∙ »WEIL ER GUT IST« Ian Bostridge über Thomas Adès und vieles mehr …

Ab sofort für € 6,50 erhältlich im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, in der Konzertkasse der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel.

ANZ-A5_EP_Magazin_Live-Heft_032020_v1.indd 1 19.08.20 14:40 DIE MUSIK

GRENZENLOSE KLANGWELTEN

Zu den Werken des heutigen Konzerts

»Musik wird störend oft empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden«, wusste schon Wilhelm Busch. Die Frage ist nur: Wo endet das eine und beginnt das andere? Physikalisch ist die Sache klar: Musikalische Schallsignale wei­ sen regelmäßige periodische Schwingungen auf, die bestimmte Tonhöhen und Klangfarben ergeben. Geräusche dagegen bestehen aus unregelmäßigen, cha­ otischen Schallwellen. Unter ästhetischen Gesichtspunkten dagegen lässt sich lange darüber streiten. Was dem einen ein Hirn und Herz kitzelnder Hochge­ nuss ist, betrachtet der nächste bloß als Krach. Die Komponisten des heutigen Konzertprogramms würden in dieser Debatte vermutlich einen eher toleranten Standpunkt einnehmen. Sie alle haben sich mit Musik und Geräusch ausgiebig und höchst kreativ beschäftigt, vor 350 Jah­ ren ebenso wie heute. Und so unterschiedlich ihre Werke auch klingen, so ähn­ lich offen sind doch ihre ästhetischen Ansätze.

Lachenmann: Die Außenbereiche des Klangs Die radikalste und konsequenteste Antwort auf die Frage, was Musik denn vom bloßen Geräusch unterscheide, hat der Komponist Helmut Lachenmann gege­ ben. Nämlich: gar nichts! Das, was andere Geräusch nennen, sah er als ebenso künstlerisch wertvoll und nutzbar an wie Töne. Mit dieser Haltung hatte der gebürtige Stuttgarter gleich nach dem Zwei­ ten Weltkrieg begonnen, die Musikszene aufzu­mischen. Angesichts der großen Menschheitskatastrophe und des Holocaust bestand unter Avantgardekünstlern Einigkeit, dass ein »weiter so« nicht möglich war. Wie sich die Musik stattdessen entwickeln sollte, darüber wurde mit ideologischer Schärfe diskutiert. Den als notwendig erachteten Bruch mit der Tradition markierte etwa der Serialismus mit seinen rein mathematisch abgeleiteten Kompositionstechniken. Lachen­ mann dagegen ging noch einen Schritt weiter: Er sah revolutionäres Poten­ zial nicht in der bloßen Neuorganisation der Töne (die ja trotzdem die gleichen blieben wie zuvor), sondern in dem, was den »schönen« Ton von außen her abgrenzt: das Geräusch. In der Folge entwickelte Lachenmann eine ganze Reihe neuer instrumenta­ ler Spieltechniken, die es ihm ermöglichten, ein bis­ lang unbekanntes Klang­ vokabular freizulegen. Er nutzt ganz normale Orchester­instrumente, die nur eben nicht so gespielt werden, wie es jahrhun­ Helmut Lachenmann dertelang üblich war (was in der Regel ausführliche Erläuterungen für die Musiker in der Partitur erfordert). Die klangliche Innovation bildet die Quint­ essenz von Lachenmanns musikalischer Sprache. Der »normal« gespielte Ton ist die Ausnahme, die Erwartungen des Publikums an musikalische »Schön­ heit« werden nicht eingelöst. »Das Ganze«, so Lachenmann verschmitzt, »wird zur ästhetischen Provokation.« Sein Ensemblestück … zwei Gefühle … entstand Anfang der 1990er Jahre im leerstehenden Haus seines kurz zuvor verstorbenen Lehrers Luigi Nono. Als Textgrundlage – Lachenmann wirkt heute selbst als Sprecher mit – dient ein Fragment des Renaissance-Genies Leonardo da Vinci, entnommen aus dessen rätselhaftem Codex Arundel. Geschildert wird die zufällige Entdeckung einer Höhle und die beiden widersprüchlichen Gefühle, die den Wanderer angesichts der Unergründlichkeit des unbekannten Orts überkommen: Furcht vor der dro­ henden Dunkelheit und gleichzeitig das Verlangen, mit eigenen Augen zu sehen, was dort verborgen ist. Neben den üblichen Spielanweisungen gab Lachenmann den Musikern einen inhaltlichen Leitfaden mit, den er heute ausnahmsweise auch dem Publikum zugänglich macht – siehe nächste Seite. … ZWEI GEFÜHLE …

Hinweise des Komponisten für die Interpreten

Der vom Sprecher zu artikulierende Text Leonardo Da Vincis – in deutscher Übersetzung von Kurt Gerstenberg – ist gleichsam ein eigenes »Musik-Instru­ ment«: eine ins musikalische Geschehen integrierte phonetische Klangquelle.

I. Er spricht im ersten Teil von den Naturgewalten, dem donnernd brüllen­ den, stürmischen Meer, den Eruptionen der Vulkane in Süd-Italien, Stromboli, Aetna, den glühendenden Höhlen von Mongibello, den Ausbrüchen des »her­ ausgespieenen schlecht verwahrten Elements«, die »jedes Hindernis verjagen, das sich ihrem ungestümen Wüten entgegenstellt«. Dem entspricht der gewaltsame, eruptive Charakter des Anfangs. Das muss in jedem Takt mit »erbarmungsloser« Intensität, schwungvoll, gleich­ wohl streng im notierten Rhythmus in jedem Takt gestaltet werden.

II. Im folgenden Abschnitt – vielleicht eine Art »Rezitativ« – vergleicht Leonardo diese Naturgewalten mit der Unruhe seines Herzens, »getrieben von meiner brennenden Begierde, das große Durcheinander wahrzunehmen, das die sinn­ reiche Natur hervorgebracht hat«. Danach schweigt der Sprecher, die Musik wird ein Stück weit nicht dirigiert, wird zur »Situation«, in der die Töne rhythmisch ungesteuert herein »tropfen«. Der Dirigent fängt zwischendurch das entstehende »Durcheinander« in Fer­ maten auf, um dann das Ende dieses Abschnitts wieder in Ruhe zu dirigieren. III. Die Musik »kommt« wieder »in Gang«, sie begleitet den Erzähler auf sei­ ner Wanderung durch die »schattigen Klippen« (es gibt zwei »Echo-Rufe« von 1. Trompete und von Tuba ins Gehäuse des Flügels) …

IV. … bis der Wanderer vor den »Eingang einer großen Höhle« gelangt, vor der er »im Gefühl der Unwissenheit« eine Weile verharrt, »die müde Hand aufs Knie gestützt«. Er versucht vergeblich, in die Höhle hineinzublicken, um in ihrer Fins­ ternis etwas zu unterscheiden.

V. »Als ich aber eine Weile verharrt hatte, erwachten in mir zwei Gefühle: Furcht und Verlangen. Furcht vor der drohenden Dunkelheit der Höhle, Verlangen aber, mit eigenen Augen zu sehen, was darin an Wunderbarem sein möchte«. Das klingende Geschehen wird – bei aller Komplexität – immer stiller, zugleich immer gespannter. Den fff-Schlag am Ende habe ich aus der Zen-­ buddhistischen Lehrpraxis übernommen, in der der Meister dem Schüler auf dessen Frage nach dem Weg zur Erkenntnis als Antwort einen Schlag versetzt. (Der Schüler bekommt »eine geleuchtet« – und ist erleuchtet …) HELMUT LACHENMANN DIE MUSIK

Dmitri Kourliandski

Kourliandski: Die nächste Generation Wie wichtig Helmut Lachenmanns Quantensprung für folgende Komponisten­ generationen war, schildert Dmitri Kourliandski, dessen Violinkonzert possible ­places Patricia Kopatchinskaja und Teodor Currentzis erst vor wenigen Tagen uraufgeführt haben: »Lachenmann hat seit 50 Jahren einen großen Einfluss. Das betrifft nicht nur die Geräusche oder erweiterte Spieltechniken, sondern vor allem auch die Frage, was das Recht hat, sich Musik nennen zu dürfen. Seine Werke verteidigen in gewissem Sinne das, was früher als marginal galt oder sogar als minderwertig. Für mich ist Lachenmanns Werk also auch ein politisches oder soziales Statement, realisiert durch Musik.« Als Zeichen der Verehrung widmete Kourliandski sein neues Werk Lachen­ mann. 2014 waren sich die beiden in Kourliandskis Heimatstadt Moskau begeg­ net. Damals beschäftigte sich der Russe gerade mit Lachenmanns erweiterten Spieltechniken. Das freute den älteren Kollegen zwar, aber der ist eben jemand, der gern Dinge hinterfragt: »Nun bin ich aber neugierig, wie es bei Ihnen ohne Geräusche klingt«, sagte er nach dem Treffen. In possible places folgt Kour­ liandski diesem Hinweis – überwiegend. Das Werk besteht aus zwei musikalischen Zutaten. Zum einen gibt es ein­ fache Dur-­Skalen mit einer klaren rhythmischen Struktur, zum anderen eine offene, fluide Bewegung, gewissermaßen ohne Halt. Diese zwei »Ideologien oder Bewusstseinszustände« (Kourliandski) beherrschen den Orchester- wie auch den Solistenpart. Mit Teodor Currentzis arbeitet Kourliandski schon etwa 15 Jahre zusammen. Für Patricia Kopatchinskaja schrieb er bislang noch kein Werk, bewundert aber ihre »Offenheit«. Er wusste, dass die unkonventionelle Geigerin auch gern singt – und integrierte daher die eine oder andere vokale Beigabe. Ist da Musik drin – oder doch nur Geräusch? Schlacht im Dreißigjährigen Krieg

Biber: Im Schlachtengetümmel Eines der frühesten Beispiele für Musik, die Geräusche genussvoll einbezieht, ist das klingende Schlachtengemälde, das der Komponist Heinrich Ignaz Franz Biber im Jahre 1673 schuf. Noch heute zählt die nur mit Streichern besetzte Battalia­ zu den beliebtesten Werken des frühbarocken Meisters, der damals gerade seine Stelle am erzbischöflichen Hof in Salzburg angetreten hatte. In kurzen Charakterstücken treffen diverse Teilnehmer eines Krieges in unterschiedlichen Situationen aufeinander; seinen Höhepunkt erreicht der Ablauf mit der Schilderung des Getümmels auf dem Schlachtfeld. Um seine Zuhörerschaft so unmittelbar wie möglich an diesen gefährlichen Ort heranzu­ führen, mischt Biber die Komposition mit (beinahe) realistischen Klängen, die dem einen oder anderen alten Haudegen am Hof noch deutlich im Ohr geklungen haben dürften: Wie im damals noch nicht allzu lange zurückliegenden Dreißig­ jährigen Krieg sausen Gewehrsalven durch die Luft, schlagen Kanonenkugeln donnernd ein, endet das Wettsingen einer betrunkenen »liederlichen Gesell­ schaft« in einer schaurigen Kakophonie. Diese Klangkulisse imitiert Biber durch selbsterfundene Spieltechniken. Wenn etwa die Spieler die Saite mit den Fingern anreißen und abrupt aufs Griff­ brett zurückprallen lassen, entsteht ein knallendes Geräusch, das tatsächlich eher von einer Muskete herzurühren scheint. Auch den Klang der Rührtrom­ mel erzeugt Biber auf einem Streichinstrument täuschend echt: In monotonen Rhythmen schlägt der Spieler mit dem Bogen­holz auf die Saiten; ein darun­ ter eingeklemmtes Papier sorgt für trommel­artiges Schnarren. Die passende Begleitmusik für den Kriegsgott Mars, der hier die Bühne betritt. DIE MUSIK

In den Klang hinein Das mythologische Gegenstück zu Mars ist Venus, die Göttin der Liebe. Sie stellte 300 Jahre später der italienische Komponist Giacinto Scelsi in den Mit­ telpunkt seiner Komposition Anahit, die den Untertitel »Lyrisches Poem über den Namen der Venus« trägt. (Anahit ist ihre persische Entsprechnung.) Geschaffen hatte der exzentrische und öffentlichkeitsscheue Aristokrat – ein gebürtiger Conte, der lieber in Schränken als in Betten schlief – das Stück im Jahr 1965 nach seiner üblichen Vorgehensweise: Auf einem synthesizer­ ähnlichen Instrument namens Ondiola improvisierte er die einzelnen Stimmen und fügte sie Schicht für Schicht in einer Tonbandaufnahme zusammen. Diese übergab er einem seiner Mitarbeiter, der nach Gehör eine spielbare Partitur erstellte. 1966 in Athen uraufgeführt, gehört das Werk für Violine und Ensemble zu den klangsinnlichsten Beispielen für seinen Kompositionsstil. Zudem ver­ bindet es westliche Tradition mit fernöstlicher Spiritualität. Auf den ersten Blick wirkt Anahit recht konventionell: Das Stück ist dreiteilig gebaut wie ein traditionelles Solokonzert; sogar eine Solokadenz findet sich an jener Stelle, die das Stück nach den Proportionsangaben des Goldenen Schnitts teilt. Auch der für die Klanglichkeit des gesamten Werk prägende G-Dur-Drei­ klang weckt Assoziationen an vertraute harmonische Gesetze. Die lineare, nicht auf Themen oder Motiven beruhende Binnenstruktur hingegen ist deutlich Giacinto Scelsi von der indischen Philosophie beeinflusst, ins­ besondere der Vorstellung von Zeit im Brahma­ nismus, mit dem sich Scelsi, selbst ein Anhänger der Reinkarnationslehre, intensiv beschäftigte. Typisch ist die bewusste Einschränkung des musi­ kalischen Materials, das auch im Fall von Anahit nur einige wenige Töne umfasst. Anders als unser abendländisches System, das nur Ganz- und Halbtöne kennt, erweitert Scelsi das Spektrum allerdings quasi nach innen und nutzt kleinere, sogenannte mikrotonale Inter­ valle. So entsteht ein schwankender Klang, der zwischen Statik und Dynamik oszilliert und auf­ merksamen Ohren ein echtes Erweckungserleb­ nis bescheren kann.

STEPHAN SCHWARZ-PETERS / TORSTEN MÖLLER DIE KÜNSTLER

VIOLINE PATRICIA KOPATCHINSKAJA Patricia Kopatchinskaja gilt gegenwärtig als eine der herausra­ gendsten Violinistinnen, »eine Musikerin von seltener expres­ siver Energie und entwaffnender Ungezwungenheit, von Witz und theatralem Ehrgeiz« (New York Times). Ihre Vielseitigkeit und Entdeckerlust reichen von der Renaissance bis zu Urauf­ führungen, zuletzt der Violinkonzerte von Marton Illes, Fran­ cisco Coll und Dmitri Kourliandski. Die in Moldawien geborene Künstlerin hat sich auch Stimmrollen angeeignet, etwa Ligetis Mysteries du Macabre, Schönbergs Pierrot Lunaire (aufgeführt unter anderem mit den Berliner Philharmonikern) und Kurt Schwitters dadaistische Ursonate, die sie zudem verfilmt hat. Patricia Kopatchinskaja tritt mit namhaften Orchestern und Die weiteren Termin von Dirigenten auf der ganzen Welt auf. In Hamburg war sie in den Patricia Kopatchinskajas vergangenen Jahren regelmäßig zu hören, etwa mit der Came­ Elbphilharmonie-Residenz rata Bern, Teodor Currentzis’ Orchester Music­Aeterna, dem 1.10.2020 NDR Elbphilharmonie Orchester und dem SWR Symphonie­ »Dies irae« orchester. Vor allem aber will sie Musik neu erlebbar machen, Ensemble Resonanz auch durch die Schaffung von Kontext oder Inszenierung. So Balthasar-Neumann-Chor reagierte sie 2016 mit dem Mahler Chamber Orchestra hier 23.10.2020 in Hamburg auf den erstarrten Konzertbetrieb mit dem Pro­ Szymanowski: Violinkonzert Nr. 2 jekt Bye-Bye Beethoven und 2017 beim Lucerne Festival auf die Orchestre Philharmonique de Umweltkrise im Projekt Dies irae, das im Rahmen ihrer aktu­ Radio France ellen Hamburg-Residenz demnächst auch in der Elbphilhar­ monie zu erleben sein wird. In den nächsten Jahren ist Patricia 31.3.2021 »Der Tod und das Mädchen« Kopatchinskaja zudem Artist in Residence bei den Bamberger Camerata Bern Symphonikern, im Southbank Center London, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, bei der Alten Oper in Frank­ 15.5.2021 furt und aktuell beim SWR Symphonieorchester. Kurt Schwitters: Ursonate Das Projekt Der Tod und das Mädchen mit dem amerikani­ 16.5.2021 schen Saint Paul Chamber Orchestra gastierte weltweit und Kurtág: Kafka-Fragmente gewann einen Grammy. Mit der Camerata Bern realisierte sie Ah Young Hong die Projekte Krieg und Chips und Maria Mater Meretrix, eine musikalische Reise durch Frauen-Leben mit Anna Prohaska. Sie veröffentlichte mittlerweile 26 CDs, unter anderem mit Gidon Kremer und Teodor Currentzis. DIRIGENT TEODOR CURRENTZIS DIE KÜNSTLER

Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis zählt zu den aufregends­ ten und erfolgreichsten Künstlern der Gegenwart und ist seit 2018 Chef­dirigent des SWR Symphonieorchesters. Bereits in seiner ersten Saison gastierte er mit dem Orchester zweimal unter Jubelstürmen in der Elbphilharmonie, wo er als Residenzkünstler noch etliche weitere Konzerte leitete. Zuletzt dirigierte er hier im Dezember 2019 Gustav Mahlers Neunte Sinfonie. Daneben ist Currentzis weiterhin kunstlerischer Leiter des Orchesters und Chores musicAeterna, die er 2004 in Nowosibirsk gründete. 2011 zog er mit den beiden Ensembles nach Perm um, wo er die Leitung der Staatsoper und des Ballett-Theaters übernahm. In kurzer Zeit schuf er dort ein kulturelles Gegengewicht zu den Metropolen Moskau und Sankt Petersburg. So inszenierte Star-Regisseur Robert Wilson dort Verdis La traviata; Phillipe Hersant kom­ ponierte im Auftrag von Currentzis die Oper Tristia. Beide Produktion gastier­ ten anschließend konzertant in der Elbphilharmonie. 2018 legte ­Currentzis die Leitung von Oper und Theater nieder. Mit Orchester und Chor gastiert er aber nach wie vor weltweit in den bedeutendsten Konzerthäusern: 2019 trat man zum ersten Mal gemeinsam in Japan und mit einer umjubelten Aufführung von Ver­ dis Requiem erstmals in New York auf. Auch als Gastdirigent ist Currentzis allerorten gefragt. So leitet er regelmä­ ßig Klangkörper wie die Wiener Symphoniker, die Camerata Salzburg und das Mahler Chamber Orchestra, mit dem er ebenfalls in Hamburg zu hören war. Mit Verdis Requiem gar er sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Ver­ dis Macbeth fuhrte er am Opernhaus Zurich in der Regie von Barrie Kosky auf; bei den Salzburger Festspielen leitete er eine Neuinszenierung von Mozarts La clemenza di Tito in der Regie von Peter Sellars. Bereits 2006 rief er das Territory Modern Art Festival in Moskau ins Leben, das mittlerweile zu den progressivsten seiner Art in Russland zählt. Seit 2012 kuratiert er zudem das ­Diaghilew-Festival in Perm. Viele von Currentzis’ Aufnahmen mit musicAeterna sind preisgekrönt; so erhielt die DVD-Einspielung von Henry Purcells The Indian Queen in der Regie von Peter Sellars den Echo Klassik 2017 – ebenso wie schon 2016 Strawinskys Le sacre du printemps. Im selben Jahr ernannte die Zeitschrift Opernwelt Teo­ dor Currentzis zum besten Dirigenten des Jahres. Die Goldene Maske, Russ­ lands renommiertester Theater­preis, wurde ihm bisher sieben Mal verliehen. Es ist das Besondere, das Wellen schlägt.

Der offizielle Weinpartner der Elbphilharmonie

Mehr Infos unter: hawesko.de/elphi

AZ_A5_Elbphilharmonie_Hawesko_Image_148x210mm_RZ.indd 1 15.05.18 15:57 DIE KÜNSTLER Es ist das Besondere, das Wellen schlägt.

HELMUT LACHENMANN SPRECHER / KOMPONIST Seit mehr als 50 Jahren ist Helmut Lachenmann als Komponist aktiv und damit ein Nestor der Neuen Musik. Geboren wurde er 1935 in Stuttgart, wo er in den 50er Jahren auch Musik studierte. Entscheidend für seine Entwicklung war die Begegnung mit Luigi Nono 1957, dem er als Privatschüler nach Venedig folgte. Sein Credo: die Grundlagen der Musik stets radikal in Frage zu stellen. Bis 1973 lebte Lachenmann als freischaffender Pianist und Komponist in München und übernahm später Professuren in Hannover und von 1981 bis 1999 in Stuttgart. Als ungemein reflektierter Künstler hat Lachenmann zahlreiche Texte verfasst, die zu den Schlüsseltexten der Musik unserer Zeit zählen. Gegen Ende der 1960er Jahre gelangte Lachenmann zu einem unverwechsel­ baren eigenen Stil. Sein Schaffen gründet auf dem tiefen Misstrauen gegenüber konventionell »schönen« Klängen. Diese stehen ihm zum einen in Verdacht, zu einem bloß oberflächlichen Genuss einzuladen und dabei vom wahren Gehalt großer Kunst abzulenken. Zum anderen betrachtet er sie als geschichtlich vor­ geprägt und in gewisser Weise verbraucht. Dieses Misstrauen erstreckte sich bald gegen jeden konventionell erzeugten Ton überhaupt. An seine Stelle tritt ein ganzer Kosmos von Geräuschen, der kompositorisch gestaltet und in ver­ blüffendem Reichtum differenziert wird. Es macht Lachenmanns Größe aus, dass er bei diesem Ansatz nicht stehen geblieben ist. Von den späten 1970er Jahren an finden sich in seinen Werken Der offizielle Weinpartner wieder unverfremdete Klänge. Gleichzeitig erreichte er in seiner Auseinander­ der Elbphilharmonie setzung mit der musikalischen Tradition eine neue Stufe. Als ein Höhepunkt auf diesem Weg gilt die zwischen 1990 und 1996 entstandene und an der hiesigen Staatsoper uraufgeführte Oper Das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Mit dem im letzten Jahr uraufgeführten Orchesterwerk My Melodies hat sich Lachen­ Mehr Infos unter: mann auf seine Weise auch den Klang des romantischen Orchesters erobert. hawesko.de/elphi

AZ_A5_Elbphilharmonie_Hawesko_Image_148x210mm_RZ.indd 1 15.05.18 15:57 SWR SYMPHONIEORCHESTER Das SWR Symphonieorchester hat sein künstlerisches Zuhause in der Lieder­ halle Stuttgart und im Konzerthaus Freiburg. 2016 aus der Zusammenführung des SWR Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart und des SWR Sinfonieorches­ ters Baden-Baden und Freiburg hervorgegangen, zählen Interpretations­ansätze aus der historisch informierten Aufführungspraxis, das klassisch-romantische Kernrepertoire sowie Musik der Gegenwart gleichermaßen zu seinem künst­ lerischen Profil. Seit Beginn der Saison 2018/19 steht mit Teodor Currentzis einer der inter­ national gefragtesten Dirigenten als Chefdirigent an der Spitze des SWR Sym­ phonieorchesters. Vor allem die Sinfonik von Gustav Mahler und Dmitri Schos­ takowitsch prägten die ersten beiden Spielzeiten im Sendegebiet des SWR wie auch im Rahmen von zahlreichen Tourneekonzerten im In- und Ausland. Zu den jährlichen Fixpunkten im Konzertkalender des Orchesters zählen die eigenen Konzertreihen in Stuttgart, Freiburg und Mannheim sowie Auftritte bei den Donaueschinger Musiktagen und den Schwetzinger Festspielen. Seit 2020 ist das SWR Symphonieorchester das Residenzorchester der Pfingstfestspiele Baden-Baden. Einladungen führten das Orchester wiederholt nach Berlin, DIE KÜNSTLER

Dortmund, Edinburgh, London, Barcelona, Madrid, Salzburg, Wien und Warschau sowie im Mai 2019 erstmals nach China. Auch in der Elbphilharmonie war es schon oft zu Gast. International gefragte Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Peter Eötvös, Christoph Eschenbach, Ingo Metzmacher, Kent Nagano und Sir Roger Norrington haben bereits mit dem SWR Symphonieorchester zusammengearbeitet. Unter den hoch­ karätigen Gastsolisten finden sich als Artists in Residence Gil Shaham, Antoine Tamestit, Nicolas Altstaedt und Patricia Kopatchinskaja sowie viele weitere namhafte Gäste. Mit seinem umfangreichen Musikvermittlungsangebot erreicht das SWR Symphonieorchester jährlich rund 15.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Sendegebiet des SWR und mit den zahlreichen Konzertaufzeichnungen viele Musik­ freunde in der ganzen Welt. BEETHOVEN-ZYKLUS LE CONCERT DES NATIONS JORDI SAVALL

17.10.2020 | 16 UHR SINFONIEN 1 & 2 17.10.2020 | 20 UHR SINFONIEN 2 & 4 18.10.2020 | 16 UHR SINFONIEN 6 & 7 18.10.2020 | 20 UHR SINFONIEN 6 & 7

LAEISZHALLE GROSSER SAAL TICKETS 040 357 666 66 WWW.ELBPHILHARMONIE.DE © David Ignaszewski David © BESETZUNG

VIOLINE I FLÖTE PAUKE / SCHLAGZEUG Christian Ostertag** Tatjana Ruhland* Jochen Brenner Phillip Roy Christina Singer Markus Maier Alexander Knaak Anne Romeis Mathias Hochweber HARFE Helke Bier ENGLISCHHORN Renie Yamahata Hwa-Won Rimmer Florian Hasel KLAVIER VIOLINE II KLARINETTE Christoph Grund Emily Körner* Dirk Altmann* Silke Meyer-Eggen Sebastian Manz* CEMBALO BEETHOVEN-ZYKLUS Margaret MacDuffie Michael Behringer Ada Gosling-Pozo KONTRAFAGOTT Monika Renner-Auers Angela Bergmann GITARRE LE CONCERT DES NATIONS Catherina Lendle-Wille Moritz Beck HORN VIOLA Joachim Bänsch* SAXOFON JORDI SAVALL Gunter Teuffel* Horst Ziegler Christine Rall Ingrid Philippi-Seyffer Jean-Christophe Garzia TROMPETE ** Konzertmeister Mitsuko Nakan Thomas Hammes* * Stimmführer Dora Scheili Johannes Sondermann 17.10.2020 | 16 UHR SINFONIEN 1 & 2 Dorothea Funk 17.10.2020 | 20 UHR SINFONIEN 2 & 4 Janis Lielbardis POSAUNE Bohye Lee Mayumi Shimizu* 18.10.2020 | 16 UHR SINFONIEN 6 & 7 Florian Metzger 18.10.2020 | 20 UHR SINFONIEN 6 & 7 VIOLONCELLO Frank-Michael Guthmann* TUBA Marin Smesnoi Jürgen Wirth Dita Lammerse Johanna Busch GROSSER SAAL Wolfgang Düthorn TICKETS 040 357 666 66 Alexander Richtberg WWW.ELBPHILHARMONIE.DE KONTRABASS

© David Ignaszewski David © Sebastian Breidenstein* Felix von Tippelskirch Christoph Dorn Ryutaro Hei TIPP

GEIGEN BIS ZUM JÜNGSTEN GERICHT »Stream-Konzerte im Internet sind kein Ersatz. Ich brauche die Energie aus dem Saal, die Reaktionen der Menschen. Es muss ein gemeinsamer Geist entstehen.« So äußert sich Pat­ ricia Kopatchinskaja im aktuellen Elbphilharmonie Magazin. Gerade für sie, eine Ausdruckskünstlerin par excellence, ist es eine Wohltat, wieder auf der Bühne stehen zu können. Ihre Residenz an der Elbphilharmonie setzt sie mit einem weiteren ungewöhnlichen Projekt fort, das sich um den mittelalter­lichen Hymnus »Dies irae« dreht, ein Passus aus der lateinischen Totenmesse, der das Jüngste Gericht beschreibt und in verblüf­ fend vielen Werken quer durch die Musikgeschichte auftaucht.

Do, 1.10.2020 | Elbphilharmonie Großer Saal mit Ensemble Resonanz, Balthasar-Neumann-Chor und anderen

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler Lektorat: Reinhard Helling Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer Druck: Flyer-Druck.de Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEIS Helmut Lachenmann (Lebrecht Music and Arts Photo Library); Dmitri Kourliandski (unbe­ zeichnet); Sebastiaan Vrancx: Die Schlacht von Vimpfen am 6. Mai 1622 (Eremitage Sankt Petersburg); Giacinto Scelsi (Fondazione Isabella Scelsi); SWR Symphonieorchester & Teodor Currentzis in der Elbphilharmonie (Daniel Dittus); Patricia Kopatchinskaja (Eric Melzer); Teodor Currentzis (Keynote); Helmut Lachenmann (Nils Leiser); SWR Symphonie­ orchester (Alexander Kluge); Patricia Kopatchinskaja (Julia Wesely) WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORS PRODUCT SPONSORS FÖRDERSTIFTUNGEN Montblanc Coca-Cola Körber-Stiftung SAP Hawesko Hans-Otto und Julius Bär Lavazza Engelke Schümann Stiftung Deutsche Telekom Meßmer Haspa Musik Stiftung Ricola Hubertus Wald Stiftung Ruinart G. u. L. Powalla Bunny’s Stiftung HAUPTFÖRDERER Störtebeker Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung INTERNATIONALES Mara & Holger Cassens Stiftung MUSIKFEST HAMBURG Programm Kreatives Europa Kühne-Stiftung CLASSIC SPONSORS der Europäischen Union Aurubis Bankhaus Berenberg Commerzbank AG STIFTUNG DZ HYP ELBPHILHARMONIE Edekabank GALENpharma Hamburg Commercial Bank FREUNDESKREIS Hamburger Feuerkasse ELBPHILHARMONIE + Hamburger Sparkasse LAEISZHALLE E.V. Hamburger Volksbank HanseMerkur Jyske Bank A/S KRAVAG-Versicherungen Wall GmbH M.M.Warburg & CO

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