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»Näj Naberskup midden manken« (Neue Nachbarschaften mittendrin)

Regionales Entwicklungskonzept der Region Mittleres Ostfriesland zum ELER-Programm PFEIL 2014-2020

ILEK

Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.

Herausgeberin: Region Mittleres Ostfriesland c/o Stadt , Wirtschaftsförderung Bgm.-Hippen-Platz 1 · 26603 Aurich Tel.: 04941 / 12-0 Fax: 04941 / 12-11 50

Mitwirkung: Lenkungsgruppe ILE-Region Mittleres Ostfriesland

Lokale Aktionsgruppe f. eine LEADER-Region Mittleres Ostfriesland

Bürger/-innen der Region Mittleres Ostfriesland

Planverfasserin: Planungsgruppe LÄNDLICHER RAUM Dipl.-Ing. Luise Fauerbach-Geiken Ringstr. 33b · 26721 Tel.: 04921 / 97288 Fax: 04921 / 972899 [email protected] · www.pglr.de

Projektleitung: Dipl.-Geogr. Ronald Böhmer

Mitarbeit: Dipl.-Ing. Irena Staudt

Emden, im Januar 2015 1 Kurzzusammenfassung

Inhalt

1 Kurzzusammenfassung ...... 5 1.1 Region Mittleres Ostfriesland...... 5 1.2 Ausgangslage ...... 5 1.3 Entwicklungsstrategie für das LEADER-Programm 2014-2020 ...... 6 2 Abgrenzung der Region ...... 8 2.1 Lage und Abgrenzung der Region ...... 8 2.2 Begründung der Homogenität ...... 8 2.3 Änderung des Gebietszuschnitts...... 10 3 Ausgangslage ...... 12 3.1 Raum- und Siedlungsstruktur ...... 13 3.2 Bevölkerungsstruktur und -entwicklung ...... 22 3.3 Versorgungsstruktur ...... 30 3.4 Wirtschaftsstruktur (einschließlich Landwirtschaft) ...... 34 3.5 Natur- und Umweltsituation ...... 42 3.6 Freizeit- und Tourismussituation ...... 48 3.7 Verkehrs- und Mobilitätssituation ...... 55 3.8 Übergeordnete Planungen...... 58 4 Evaluierung ...... 61 4.1 ILEK-Aufstellung und Arbeitsstruktur ...... 61 4.2 Projekt- und Prozessgestaltung und Projektumsetzung ...... 63 5 SWOT-Analyse ...... 68 5.1 SWOT-Analyse: Pläne, Gutachten, Statistiken ...... 68 5.2 Zentrale Entwicklungspotenziale und -hemmnisse ...... 73 5.2.1 Themencluster „Siedlung, Bevölkerung, Bauen, Versorgung, Soziales“ ...... 73 5.2.2 Themencluster „Wirtschaft, Bildung, Innovation“ ...... 76 5.2.3 Themencluster „Landwirtschaft, Natur und Umwelt, Landschaft“ ...... 78 5.2.4 Themencluster „Freizeit, Tourismus, Kultur“ ...... 80 5.2.5 Themencluster „Verkehr und Mobilität“...... 82 6 Entwicklungsstrategie...... 83 6.1 Leitbild ...... 83 6.2 Abstimmung der Entwicklungsstrategie mit übergeordneten Planungen und Konventionen ...... 86 6.3 Kooperation mit anderen Regionen ...... 87 6.4 Handlungsfelder und Projekte ...... 90

3 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

6.5 Handlungsfeld A – »Leben auf dem Land in Ostfriesland – eine gute Perspektive« ...... 92 6.5.1 Handlungsfeld A: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren ...... 93 6.5.2 Handlungsfeld A: Leitprojekt ...... 95 6.6 Handlungsfeld B – »Ruder auf Zukunft«...... 96 6.6.1 Handlungsfeld B: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren ...... 96 6.6.2 Handlungsfeld B: Leitprojekt ...... 98 6.7 Handlungsfeld C – »Guter Grund für Mensch und Natur« ...... 100 6.7.1 Handlungsfeld C: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren ...... 100 6.7.2 Handlungsfeld C: Leitprojekt ...... 103 6.8 Handlungsfeld D – »Das Herz Ostfrieslands« ...... 104 6.8.1 Handlungsfeld D: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren ...... 104 6.8.2 Handlungsfeld D: Leitprojekt ...... 106 6.9 Handlungsfeld E – »Klimafreundlich mobil« ...... 108 6.9.1 Handlungsfeld E: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren ...... 109 7 Aktionsplan ...... 111 8 Einbindung der Bevölkerung...... 114 8.1 Mobilisierung und Beteiligung der Bevölkerung ...... 114 8.2 Erarbeitung der Entwicklungsstrategie durch die Lokale Aktionsgruppe (LAG) ...... 117 9 Zusammensetzung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) ...... 118 10 Struktur der LAG...... 120 11 Förderbedingungen ...... 121 11.1 Zuwendungsempfänger/-innen...... 122 11.2 Fördertatbestände ...... 124 12 Projektauswahl ...... 134 13 Finanzplan ...... 137 14 Begleitung und Bewertung...... 140

Mittleres Ostfriesland 1 Kurzzusammenfassung

1 Kurzzusammenfassung

1.1 Region Mittleres Ostfriesland

Die Region Mittleres Ostfriesland liegt in der Mitte der ostfriesischen Halbinsel und umfasst Teile der kreisfreien Stadt Emden, des Landkreises Aurich und des Landkreises . Zum Gebiet der Region zählen Ortschaften der Städte Aurich, Emden und Wittmund, der Gemeinden , Großheide, und Südbrookmerland sowie der Mitgliedsgemeinden Blomberg, und der Samtgemeinde .

Im Mittleren Ostfriesland leben rd. 82.000 Menschen. Sie sind durch die gemeinsame Pioniergeschichte der Moorkolonisierung und -besiedlung kulturell eng miteinander verbunden. Der Ems-Jade-Kanal bezeugt bis heute diese prägende Epoche und steht zugleich für die gewonnene Lebensqualität und wirtschaftliche Entwicklung. Darüber hinaus besitzt die Region wesentlichen Anteil an zentralen Funktionen für das gesamte Ostfriesland, was nicht zuletzt aus ihrer Lage „in der Mitte“ resultiert. Sie versteht sich daher auch Träger der Entwicklung in dieser größeren Region.

1.2 Ausgangslage

Trotz seiner für ländliche Regionen überdurchschnittlich starken Wirtschaft – nicht zuletzt durch die Seehafenlage Emdens – steht das Mittlere Ostfriesland vor großen Zukunftsherausforderungen: Eine ungünstige Siedlungsstruktur, welche aus der historischen Aufgabe der Moorerschließung resultiert, erschwert die Effizienz vieler Funktionen wie Wohnen, Verkehr und dörfliche Gemeinschaft. Allgemeine Entwicklungen wie der demografische Wandel, der Strukturwandel in der Landwirtschaft und die geringen Investitionsspielräume der Kommunen stellen damit eine besondere Gefahr für die heute hohe Lebensqualität in der Region dar.

Die Wirtschaft im Mittleren Ostfriesland ist von einem hohen Anteil verarbeitenden Gewerbes und zugleich von einer starken mittelständischen Struktur geprägt. Sie beherbergt große Unternehmen, die Vorreiter im Bereich der Windkraftgewinnung sind und setzt solche Technologien auch „zuhause“ höchst erfolgreich ein. Mit dem Hochschulstandort Emden der Hochschule Emden/Leer und den berufsbildenden Schulen in Emden und Aurich verfügt sie zudem über eine gute Bildungsausstattung für den Nachwuchs. Bisher kann sie jedoch der Abwanderung junger Menschen und gut ausgebildeter Nachwuchskräfte in die großstädtischen Zentren keine große Widerstandskraft entgegensetzen. Die oft traditionell ländlich geprägten sozialen Strukturen und zu geringe Anreize der lebensweltlichen und beruflichen Lebensstilentfaltung lassen die Region für diese wichtige Gruppe nicht attraktiv genug erscheinen. Sie besitzt indes in vielfacher Hinsicht eine Schlüsselfunktion für die Entwicklung im Land beiderseits des Ems-Jade-Kanals.

5 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Ein wachsender Flächendruck und eine noch zu geringe Kooperationsbereitschaft machen ein Miteinander der gleichermaßen gunstvollen Bereiche „Landwirtschaft“ und „Ökologie“ in der Region, wenn auch nicht „schwierig“, so doch zumindest unproduktiv. Hier gilt es positive Synergien in Zukunft noch viel stärker auszuschöpfen.

Als bekannte Tourismusregion und Nachbar der hochtouristischen Gebiete der Nordseeküste und der ostfriesischen Inseln besitzt das Mittlere Ostfriesland viel Potenzial um auch besser von der naturräumlichen Gunst zu profitieren – notwendigerweise über Alleinstellungsmerkmale. Weil die Inwertsetzung „schlummernder“ Kultur- und Naturstandorte zugleich der notwendigen Diversifizierung der dörflichen Wirtschaft, dem Erhalt der Lebensqualität und der lebendigen ostfriesischen Kultur dient, erscheint sie besonders lohnenswert.

Mit der Zentralität seiner größeren Siedlungen – der Mittelzentren Emden, Aurich und Wittmund – und der wichtigen Verkehrsachsen ist das Mittlere Ostfriesland einerseits das Rückgrat der Halbinsel, andererseits sorgen die großen Ströme des Pendlerverkehrs auch für hohe Emissionen klimaschädlicher Gase. Die Anpassung des öffentlichen Verkehrs an eine sich wandelnde Bevölkerungsstruktur und eine Verlagerung von Pkw- Verkehren auf den Umweltverbund scheinen dringend geboten.

1.3 Entwicklungsstrategie für das LEADER-Programm 2014-2020

Das Mittlere Ostfriesland hat in der zurückliegenden Förderperiode 2007-2013 im PROFIL-Programm des ELER als ILE-Region seine regionalen Entwicklungsansätze gegründet, gefestigt und in verschiedenen Projekten von großem Wert für die Region angewandt. Um seine ambitionierten Entwicklungsziele noch besser implementieren zu können, vor allem um die nicht-kommunalen Akteure und die Menschen in den dörflichen Siedlungen noch besser einbinden zu können, strebt sie mit dem vorliegenden Entwicklungskonzept die Anerkennung als LEADER-Region an. Dazu hat sie mit Expert/- innen aus der Region und mit den Bürger/-innen ein Leitbild entwickelt, eine Entwicklungsstrategie erarbeitet und eine Lokale Aktionsgruppe gegründet. Ihre Vision lautet:

Das Mittlere Ostfriesland stärkt gezielt die Verbindungen zwischen Schlüsselbereichen, Schlüsselakteuren und Schlüsselgruppen der Entwicklung in der Region. Unter dem Dach der kommunalen Partnerschaft und der Kooperation mit anderen Regionen im Weser- Ems-Raum etabliert es gewinnbringende Nachbarschaften, vor allem zwischen Wirtschaft und Bildung, Landwirtschaft und Naturschutz, Tourismus und Inklusion sowie Verkehr und Umweltschutz. Als Fundamenten für eine nachhaltige Entwicklung in allen anderen Bereichen gilt den ländlichen Siedlungen besondere Aufmerksamkeit: Soziale Integration, aktive Einwohnerschaften und die langfristige Sicherung der Lebensqualität bilden den Kern der Entwicklung in der Region.

Mittleres Ostfriesland 1 Kurzzusammenfassung

Die Vernetzung von Schlüsselbereichen, Schlüsselgruppen und den in der ostfriesischen Region ansässigen regionalen Kooperationsbündnisse schafft „neue Nachbarschaften“ – das erklärte Ziel der Region Mittleres Ostfriesland:

»Näj Naberskup midden manken« (Neue Nachbarschaften mittendrin)

7 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

2 Abgrenzung der Region

2.1 Lage und Abgrenzung der Region

Die Region Mittleres Ostfriesland liegt auf der ostfriesischen Halbinsel. Sie ordnet sich großräumig zwischen der Metropolregion Oldenburg/Bremen im Osten, der Provinz Groningen (Niederlande) im Westen sowie dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer im Norden und dem emsländisch-cloppenburgischen Raum im Süden ein. Kleinräumig grenzt das Gebiet des Mittleren Ostfriesland unmittelbar an die nördlich gelegenen Küstengemeinden der LEADER-Region Nordseemarschen sowie die beiden südlich gelegenen Regionen Fehngebiet (LEADER) und „Region östlich der Ems“ (ILE).

Zum Mittleren Ostfriesland zählen die Stadt Aurich – mit Ausnahme des Innenstadt –, Ortschaften der Stadt Emden und der Stadt Wittmund, Ortschaften der Gemeinden Friedeburg, Großheide, Ihlow und Südbrookmerland sowie die Mitgliedsgemeinden Blomberg, Eversmeer und Neuschoo der Samtgemeinde Holtriem. Die Region besitzt damit rd. 82.000 Einwohner/-innen (vgl. Abb. 2).

Im Laufe der Jahrhunderte ist Ostfriesland durch zahlreiche Meeresvorstöße und Landeinbrüche vom nordwestlichen Teil des heutigen Niedersachsens, aus dem festländischen Bereich herausgelöst worden. Die Buchten Dollart, Leybucht und Jadebusen schnüren den Raum zu einer Halbinsel ein. Die vorgelagerten Inseln sind, genetisch gesehen, Teile dieser Landschaft.

Das Mittlere Ostfriesland hat Anteil an den beiden nördlichsten der naturräumlichen Großgebiete Niedersachsens – Niedersächsische Nordseeküste und Marschen sowie Ostfriesisch-Oldenburgische Geest. Sie ist weiterhin zu differenzieren in Geest, Moor und Marsch, wobei sich die Ortschaften der Städte und Gemeinden recht unterschiedlich auf diese Landschaftsräume verteilen. Es gibt ausschließliche Lagen auf der Geest (Aurich und Teile Wittmunds) Lagen vorwiegend in Feucht- und Moorbereichen (Eversmeer, Blomberg und Großheide) und Lagen innerhalb des Marschlandes (Emden und seine Umgebung).

2.2 Begründung der Homogenität

Ein engmaschiges Netz aus natürlichen und künstlichen Wasserzügen und Seen – darunter der Ems-Jade-Kanal, zahlreiche Tiefs und auch Deutschlands größter Hochmoorsee, das Ewige Meer – kennzeichnet das Gebiet des Mittleren Ostfriesland in besonderer Weise. Der Ems-Jade-Kanal, welcher entlang der Ost-West-Achse zwischen Emden am Dollart und am Jadebusen verläuft, war zum Endes des 19. Jahrhunderts und am Beginn des 20. Jahrhunderts die „Lebensader“ für die Siedlungen, welche heute das Mittlere Ostfriesland konstituieren.

Mittleres Ostfriesland 2 Abgrenzung der Region

Vor allem Emden, Ihlow, Aurich und Friedeburg hingen dereinst an ihr. In seiner Funktion als Hauptentwässerungslinie und als wichtigster Transportweg für Rohstoff und Lebensmittel ermöglichte der Kanal die Kolonisierung des Ostfriesischen Zentralmoors. Die zur Kaiserzeit gebaute Wasserstraße hat die Mitte Ostfrieslands wirtschaftlich und kulturell stark geprägt – nicht zuletzt, weil sie unter immensen Anstrengungen der Einheimischen entstand. Erst mit der Entwässerung der großen Moorgebiete konnte auch im mittleren Teil der Halbinsel fruchtbarer Boden gewonnen werden und die älteren Siedlungsbereiche der moorfreien Geest zum heutigen Ostfriesland zusammenwachsen.

Abb. 1 Lage, Außengrenzen und innere Gliederung der Region Mittleres Ostfriesland

Noch heute ist der Ems-Jade-Kanal die wichtigste Landmarke im ostfriesischen Binnenland und noch heute verbindet er die Städte und Gemeinden als Wasserweg und Emblem einer gemeinsamen Identität. Als Freizeitraum für Einheimische und Touristen dient er weiterhin dem Leben und der Wirtschaft – aber auf eine andere, neue Weise: Ausgehend von den Häfen der Städte Emden und Aurich und vielen anderen Startpunkten in den Anliegergemeinden, lässt sich die Region über das Wasser genießerisch erfahren. Per Boot oder auch per Fahrrad entlang der Ufer gelangt man zu den besonderen Natur- und Kulturstätten im ganzen Ostfriesland. Abstecher sind hierbei mit Fahrrad und Boot gleichermaßen möglich. Nicht zu vergessen: Auch seine Funktion als Vorfluter für die zahlreichen kleinen Gewässer hat der Ems-Jade-Kanal zu keiner Zeit verloren.

9 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Während der Ems-Jade-Kanal eine wichtige Epoche des Zusammenwachsens sichtbar bezeugt, besitzt das Gebiet der Region Mittleres Ostfriesland heute in vielfacher Hinsicht eine zentralörtliche Bedeutung für die gesamte ostfriesische Halbinsel. Mit seinen großen Wirtschaftsbetrieben, Versorgungsstandorten, Landesverwaltungsbehörden, Wissen- schafts-, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie den Hauptverkehrswegen bildet es für viele Funktionen Ostfrieslands Kopf, Schultern und Arme. Es wird beansprucht, beeinflusst seine Nachbarn mit und sieht sich in der Verantwortung, Ostfriesland zusammenzuhalten und zu stärken.

2.3 Änderung des Gebietszuschnitts

Das Gebiet des Mittleren Ostfriesland hat sich, im Vergleich zur Förderperiode 2007- 2013, geringfügig geändert: Der Ortsteil Uttel (ca. 1.600 E) der Stadt Wittmund, welcher nördlich, in enger Benachbarung der geschlossenen Siedlungsfläche Wittmunds liegt, hat sich der Region Nordseemarschen angeschlossen. Ansonsten sind keine Veränderungen des Gebietszuschnitts festzustellen.

Mittleres Ostfriesland 2 Abgrenzung der Region

Städte und Gemeinden beteiligte Ortsteile Bevölkerung 2014 Anteil in %

Stadt Aurich Brockzetel, Dietrichsfeld, Egels, Extum, 29.291 35,56 Georgsfeld, Haxtum, Kirchdorf, Langefeld, Middels, Pfalzdorf, Plaggenburg, Popens, Rahe, Sandhorst, Schirum, Spekendorf, Tannenhausen, Walle, Wallinghausen, Wiesens

Stadt Emden Borssum/Hilmarsum, Conrebbersweg, 17.100 20,76 Larrelt, Larrelt/VW-Siedlung, Logumer Vorwerk, Twixlum, Uphusen/Marienwehr, Widdelswehr/Jarßum, Wybelsum, Wolthusen/Dorf

Stadt Wittmund Ardorf, Hovel, Willen, Wittmund 12.258 14,88

Samtgemeinde Holtriem Blomberg, Eversmeer, Neuschoo 3.702 4,49 • Gemeinde Blomberg • Gemeinde Eversmeer • Gemeinde Neuschoo Gemeinde Friedeburg Bentstreek, Upschört, Wiesede, 1.681 2,04 Wiesedermeer

Gemeinde Großheide Berumerfehn, Coldinne, Menstede, 3.700 4,49 Ostermoordorf, Südarle, Südcoldinne, Westermoordorf

Gemeinde Ihlow Bangstede, Barstede, Ochtelbur, 7.539 9,15 Riepe, Riepsterhammrich, Simonswolde, Westerende-Holzloog, Westerende-Kirchloog

Gemeinde Teilbereiche von Münkeboe, Victorbur, 7.100 8,62 Südbrookmerland Moordorf, Theene und Wiegboldsbur

Gesamt 82.371 100,00

Abb. 2 Städte und Gemeinden des Mittleren Ostfriesland mit ihren beteiligten Ortsteilen (Quelle: Städte und Gemeinden der Region Mittleres Ostfriesland)

11 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

3 Ausgangslage

Grundlage für die Entwicklungsstrategie des Mittleren Ostfriesland ist eine Analyse der aktuellen Situation anhand aller relevanten Entwicklungsthemen. Darin wird das spezifische Profil der Region herausgearbeitet und ihre Zukunftsherausforderungen beschrieben. Kern der Analyse sind aktuelle statistische Daten aus amtlichen Statistiken und weiteren fachspezifischen Quellen. Zur Gewährleistung größtmöglicher Vollständigkeit und im Sinne einer induktiven Vorgehensweise, sind diese Daten mit den Beiträgen der Expert/-innen und Bürger/-innen aus der Region, wie sie im Beteiligungsprozess im September 2014 erarbeitet worden sind, abgeglichen worden. Als Analyse perspektiven – die künstliche Kategorisierung soll nicht über die engen Verknüpfungen zwischen den Entwicklungsaspekten hinwegtäuschen – werden hier folgende eingenommen:

• Raum- und Siedlungsstruktur

• Bevölkerungsstruktur und -entwicklung

• Versorgungsstruktur

• Wirtschaftsstruktur (einschließlich Landwirtschaft)

• Natur- und Umweltsituation

• Freizeit- und Tourismussituation

• Verkehrs- und Mobilitätssituation

• übergeordnete Planungen

Die im Kapitel 3 dargestellten Daten in Diagramm- und Kartenform basieren vorwiegend auf amtlichen Statistiken des Landes Niedersachsen. Darüber hinaus wurde eine größere Zahl von Plänen und Gutachten zur Region bzw. ihrem weiteren räumlichen Kontext ausgewertet – darunter von Bund und Land in Auftrag gegebene fachspezifische Studien.

Bei der Aufbereitung von Daten für das Gebiet der Region wurde darauf Wert gelegt, einen möglichst engen räumlichen Bezug und eine größtmögliche Aktualität auszuschöpfen. Oft stehen allerdings Daten auf der Gemeindeebene oder der Ebene der Mitgliedsgemeinden von Samtgemeinden (Blomberg, Eversmeer und Neuschoo) nicht zur Verfügung. Die große Relevanz von Themen nationaler, landesweiter und auch globaler Bedeutung für die Region – der demografische Wandel, der Strukturwandel in der Landwirtschaft oder der Klimawandel veranschaulichen das – legen indes nahe, sich mit dem weiteren Kontext ebenfalls gründlich auseinanderzusetzen. Nur so können Entwicklungspotenziale und -hemmnisse realistisch beurteilt und eine Zukunftsstrategie entwickelt werden, welche in eine nachhaltige Steuerung der Entwicklungsprozesse mündet.

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

3.1 Raum- und Siedlungsstruktur

Das Gebiet der Region Mittleres Ostfriesland hat Anteil an allen drei der genetischen Naturlandschaften der ostfriesischen Halbinsel: Marsch, Moor und Geest. So liegt vor allem der westliche Teil, mit Emden und seiner Umgebung, auf Marschland. Aurich und seine Umgebung sowie ein breites Band zwischen Aurich und Wittmund – und damit der größte Teil der Region – zählen zur Geest. Moor, welches sich mit dem Ostfriesischen Zentralmoor in NW-SO-Erstreckung durch die Geest zieht, ist heute in seiner ursprünglichen Form nur noch vereinzelt zu erkennen. Im Bereich des Hochmoorsees Ewiges Meer haben sich allerdings auch großflächiger Reste hiervon erhalten. Sie betreffen die Gemarkungen Aurichs, Großheides, Holtriems und Südbrookmerlands.

Die Geest ist eiszeitlichen Ursprungs. Sie wurde durch Aufschüttung von Sedimenten im Saale-Glazial, der vorletzten Eiszeit, aufgebaut und in der jüngsten Eiszeit, dem Weichsel-Glazial, verflacht und eingeebnet. Nur selten reichen in der Region Geländewellen über die mittlere Höhe von 4-5 m üNN heraus. In der nacheiszeitlichen Phase wurden die glazialen Sedimente zudem von Flugsanden überlagert, welche teilweise Binnendünen gebildet haben und die Oberfläche noch weiter „abrundeten“.

Trotz seines wenig markanten Reliefs ist das Landschaftsbild der Geest reich strukturiert und wirkt besonders ansprechend: Zahlreiche Baumreihen und -gruppen, Wallhecken und inselartig ausgeprägte Waldungen verleihen ihr den Charakter einer Parklandschaft. Allerdings ist sie zugleich auch von einer intensiven Bodennutzung geprägt, wobei kleinparzellige Grünland- und Ackerbauflächen einander abwechseln. Die alten Siedlungen der Geest liegen oft am Rand der flachen Erhebungen und wurden später in Form von Streusiedlungen verdichtet. Die Städte liegen, mit Ausnahme von Aurich, am Geestrand in der Nähe zur Marsch.

Erst einige tausend Jahre nach dem Ende des Weichsel-Glazials, etwa ab 4.000 v. Chr., entstanden im regenreichen und verdunstungsschwachen Küstenklima auf der Geest große Hochmoore, welche zu einer Mächtigkeit von bis zu 4 m anwuchsen. Lange wurden sie nur punktuell zur Torfgewinnung genutzt. Erst im hohen Mittelalter entstanden auch hier Siedlungen. Sie hatten die Form gestreckter, kilometerlanger Hufendörfer, um dem Ziel der Moorkultivierung dienen zu können. Eine Struktur, die sich in der Region bis heute erhalten hat – mit besonders deutlicher Ausprägung beispielsweise im südlichen Großheide und in Eversmeer.

Zur Moorerschließung wurden Straßen, vor allem aber Kanäle („Fehn“ oder „Vehn“) angelegt, um die sumpfigen Innenbereiche dieser Landschaft zu entwässern und den nun in größerem Maße geförderten Rohstoff Torf abzutransportieren. Dabei drang man in die schwer zugänglichen inneren Moorbereiche erst im 17. Jahrhundert vor. Eine Intensivierung der Moorbewirtschaftung fand schließlich im frühen 20. Jahrhundert noch einmal mit der Industrialisierung statt. Die Entnahme des Oberbodens hat die Landschaft in einem kurzen Zeitraum stark verändert. Darüber hinaus hat die künstliche Entwässerung dem Wachstum der Moorpflanzen die Grundlage genommen, so dass auch

13 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

den noch erhaltenen Moorbereichen im Mittleren Ostfriesland (ohne effektive Renaturierungsmaßnahmen) eine stetige Degeneration droht. Wo abgetorft worden ist, unterscheidet sich das frühere Moor heute kaum von der alten Geest.

Neben den klimatisch bedingten Hochmooren haben sich im ostfriesischen Binnenland und – in geringerem Ausmaß – in der Übergangszone zwischen Geest und Marsch auch Niederungsmoore gebildet. Sie entstanden hier aufgrund der hohen Grundwasserstände in den Talauen der Geestbäche und am meerseitigen Geestrand. Die ursprüngliche Vegetation der Erlenbruchwälder ist durch Rodung und Grünlandwirtschaft fast vollständig verschwunden. Heute bestimmen weite, fast tischebene Wiesengebiete („Meeden“), welche von Wassergräben und Kanälen mit Schöpfwerken durchzogen sind, hier das Landschaftsbild. Die tiefsten Bereiche werden von Seen, in Ostfriesland auch „Meere“ genannt, eingenommen – z. B. „Ewiges Meer“, „Großes Meer“ oder „Kleines Meer“. Indem die natürlichen Fließgewässer ihren mäandrierenden Verlauf und ihre Begleitvegetation verloren haben, sind sie oft nicht mehr von den zahlreichen kleinen Entwässerungskanälen und -gräben („Schlot“ oder „Schloot“) zu unterscheiden, welche überall präsent sind.

Als jüngstes Element der Naturlandschaft Ostfrieslands entstanden die Marschen – wie auch die Watten – durch Sedimentationsprozesse des Meeres. Sie umgeben auf der ostfriesischen Halbinsel hufeisenförmig die Geest, wobei die Flussmarsch der Ems nördlich von Emden in die Seemarsch übergeht. Das Relief der Marsch ist noch ebenmäßiger als das der Geest. Wahrnehmbare Höhenunterschiede im Gelände findet man nur im Bereich der künstlich geschaffenen Warften und Deiche, welche somit ein wichtiges entfernungsbestimmendes Element darstellen. Typisch für die Marsch ist eine geringe Besiedlungsdichte und das Fehlen von Wäldern. Auf mittelgroßen Parzellen, die durch Gräben voneinander getrennt sind, wird auch hier eine intensive Landwirtschaft betrieben. Weil die Böden nass sind und schwer zu bearbeiten, dominiert die Grünlandwirtschaft (Rinderhaltung). Gehölzbestände sind vor allem an Verkehrswegen und im Bereich der Siedlungsflächen zu finden; die Straßen und Wege werden meistens von windgeschorenen Bäumen gesäumt.

Die Nutzung der Marsch wird erst durch ein engmaschiges Netz künstlicher Gräben und Tiefs mit Sielen und Schöpfwerken ermöglicht, die das Land dauerhaft entwässern. Kernbereiche der Siedlungstätigkeit waren in der Altmarsch die Warften, künstliche Erdhügel, welche es den Menschen ermöglichten vor den Flutereignissen geschützt Gebäude zu errichten. Seit dem 8. Jh. n. Chr. begann diese Epoche. Der Deichbau, der für die gesamte Nutzfläche Schutz vor dem Meer schaffte, begann erst um 1000 n. Chr. Es entstanden nun hochwasserfreie ebenerdige Flachsiedlungen.

Obwohl das Mittlere Ostfriesland – wie oben beschrieben – sehr wasserreich ist, wird es von nur einem Fließgewässer 1. Ordnung, dem Ems-Jade-Kanal, durchquert. Dieser zieht sich über weite Strecken zwischen den Gemarkungen von Emden im Westen und Friedeburg im Osten durch die Region und bildet südlich von Aurich-Brockzetel und

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Friedeburg-Wiesedermeer die Grenze zur Region Fehngebiet. Die Breite des Kanals beträgt bis zu 18 m am Wasserspiegel und bis zu 8,5 m an der Sohle. Der Kanal ist Hauptvorfluter des Entwässerungssystems auf der ostfriesischen Halbinsel. Als Wasserstraße ist er heute fast ausschließlich für den touristischen Sportbootverkehr von Bedeutung. Wenngleich sie stark anthropogen überprägt sind, weisen die natürlichen Fließgewässer in der Region einen organischeren, kurvenreicheren Verlauf als die künstliche Wasserstraße auf. Zu ihnen zählen:

• Knockster Tief (Emden)

• Larrelter Tief (Emden)

• Krummes Tief (Ihlow)

• Sandhorster Ehe (Aurich)

• Langefelder Tief (Aurich)

• Süder Tief (Aurich und Wittmund)

• Norder Tief (Aurich und Wittmund)

• Harle (Wittmund)

• Reihertief (Blomberg)

• Friedeburger Tief (Friedeburg)

• Wieseder Tief (Friedeburg).

Die Tiefs erreichen meist eine größere Breite als die künstlichen Fließgewässer. So besitzt das Knockster Tief in der Nähe seiner Mündung in die Ems eine Breite von 50 m und mehr.

Die Region Mittleres Ostfriesland liegt vergleichsweise peripher zu den großen Verdichtungsräumen Deutschlands und ist vornehmlich von ländlichen Siedlungsstrukturen geprägt. Dabei ist sie als „ländlicher Raum“ weiter zu differenzieren: Nach der allgemein verwendeten Gliederung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung anhand des „zusammengefassten Kreistyps“ zählt der Landkreis Aurich zum „verdichteten Umland“, während es sich beim Landkreis Wittmund um „ländliches Umland“ handelt. Es wird also – im Gegensatz zum Kreistyp „Ländliche Räume“ – hier noch der Bezug zur Stadt impliziert.

Im Rahmen des zentralörtlichen Systems, welches die Raumordnung für eine hierarchische Gliederung der Siedlungen hinsichtlich ihrer Versorgungs- und Verwaltungsfunktionen für das Umland zu Grunde legt (vgl. Abb. 3 zur Darstellung der Ziele des Landesraumordnungsprogramms 2008 für den ostfriesischen Bereich), liegt im Gebiet des Mittleren Ostfriesland kein Oberzentrum. Als Oberzentren für die Region fungieren die Stadt Wilhelmshaven, welche ca. 20-50 km entfernt liegt und eine Größe

15 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

von rd. 81.000 Einwohner/-innen besitzt sowie die Stadt Oldenburg, welche ca. 30-80 km entfernt liegt und rd. 162.000 Einwohner/-innen hat.

Abb. 3 Ausschnitt aus der Kartendarstellung des Landesraumordnungsprogramms Niedersachsen 2008 mit Ober- und Mittelzentren sowie wichtigen Verkehrsverbindungen in Ostfriesland

Die zentralörtliche Struktur ist im Raum der ostfriesischen Halbinsel ist gut ausgeprägt. Mit Aurich (rd. 40.000 E), Emden (rd. 51.000 E), (rd. 14.000 E), Wittmund (rd. 20.000 E) und Norden (rd. 25.000 E) verteilen sich hier 5 Mittelzentren in einer ausgewogenen Symmetrie auf das Gebiet. Im Süden schließt sich mit Leer, Westerstede und Varel eine weitere Achse von Mittelzentren an. Die Städte Aurich, Emden und Wittmund liegen innerhalb der Region Mittleres Ostfriesland und ihre Gemarkungen zählen, mit Ausnahme der städtisch geprägten inneren Ortsteile von Aurich und Emden – hinzu. Eine wesentliche Besonderheit der Region Mittleres Ostfriesland ist die Seehafenlage Emdens. Der nach Süden, zum Dollart hin geöffnete Hafen stellt einen wertvollen Standortfaktor für die Wirtschaft Ostfrieslands und Nordwestdeutschlands dar und dient darüber hinaus Zielen auf nationaler Ebene (vgl. Kap. 3.4). Emden ist aufgrund seines Hafens im Landesraumordnungsprogramm als „Mittelzentrum mit oberzentralen Teilfunktionen“ klassifiziert.

In den Regionalen Raumordnungsprogrammen (RROP) der Landkreise Aurich und Wittmund sind darüber hinaus Grundzentren festgelegt. Von den Gemeinden im Mittleren

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Ostfriesland zählen Großheide, Ihlow, Südbrookmerland und Friedeburg zu dieser Kategorie. 1 Die Ortschaften des Mittleren Ostfriesland weisen eine überwiegend ländliche Prägung auf, allerdings zählen auch die stärker städtisch erscheinenden Ortsteile rund um die Kernbereiche von Aurich und Emden hinzu sowie der Zentrumsbereich Wittmunds.

6000

2892 4000

2000 1091 822 646 157 422 3002 13 1334 369 1453 65 1517 0 71 3 13 -3367 -482 -296 -2518 -2421 -3473 -383 -5157

-2000 am Wohn-am 2012 und Arbeitsort -4000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Beschäftigte Sozialversicherungspflichtig

-6000

Auspendler (Arbeitsplätze außerhalb der Gemeinde) Einpendler wohnt und arbeitet am Ort

Abb. 4 Pendlersituation in den Kommunen des Mittleren Ostfriesland – ohne Aurich und Emden, die städtisch klassifizierte Ortsteile beinhalten (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

Die Einwohnerzahl der einzelnen Ortschaften variiert mitunter deutlich. So sind größere Dörfer mit mehr als 1.000 Einwohner/-innen, wie z. B. Simonswolde (1.668 E), ebenso zu finden wie solche mit unter 500 Einwohner/-innen, z. B. Upschört (329 E). Die wirtschaftliche Autonomie der dörflichen Siedlungen der Region ist gering, es dominiert die Wohnfunktion. Für jene Gemeinden, welche nicht selbst zentralörtliche Funktionen besitzen, ist eine hohe Auspendlerquote festzustellen (vgl. Abb. 4). Mit Ausnahme Wittmunds ist der Pendlersaldo hier durchweg negativ. Mit deutlich positiven Pendlersalden sind Aurich (2012: 5.448) und Emden (2012: 14.860) hingegen primär Anbieter von Arbeitsplätzen.

1 Regionales Raumordnungsprogramm für den Landkreis Wittmund 2006; Das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Aurich befindet sich aktuell in der Neuaufstellung, es ist aber davon auszugehen, dass die Zuweisung der grundzentralen Funktion aus der letzten Fassung von 1991 bestehen bleibt.

17 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Die Siedlungsgeschichte des Mittleren Ostfriesland ist eng mit der Kultivierung des Moors verbunden. Außerhalb der mittelalterliche Siedlungskerne auf der nicht-vermoorten Geest – und damit in weiten Teilen der Region – herrscht daher eine gestreckte reihenförmige oder disperse Siedlungsstruktur vor, wie sie für die Pionieraufgabe der Erschließung der Fläche als Wirtschaftsraum einst erforderlich war. Eine dünne Besiedlung der Außenbereiche schlägt sich in der Einwohnerdichte der Gemeinden ohne größere Zentralorte sehr deutlich nieder. So erreicht sie in Eversmeer, Friedeburg und Neuschoo nicht einmal die Hälfte der durchschnittlichen Einwohnerdichte Niedersachsens von rd. 166 E/km 2 und liegt weit unter dem Durchschnittswert für Deutschland von 226 E/km 2.

Raumbereich Bevölkerung am Einwohner/-innen je km 2 31.12.2012

Land Niedersachsen 7.916.913 166,3

Weser-Ems-Region (Statistische Region) 2.484.463 166,0

Landkreis Aurich 188.267 146,2

Landkreis Wittmund 56.784 86,5 kreisfreie Stadt Emden 51.348 457,0

Stadt Aurich 40.402 204,9

Stadt Wittmund 20.534 97,7

Gemeinde Friedeburg 10.321 63,1

Gemeinde Großheide 8.674 125,1

Gemeinde Ihlow 12.350 100,3

Gemeinde Südbrookmerland 18.873 194,9

Gemeinde Blomberg (Samtgemeinde Holtriem) 1.595 124,6

Gemeinde Eversmeer (Samtgemeinde Holtriem) 846 73,2

Gemeinde Neuschoo (Samtgemeinde Holtriem) 1.177 81,3

Abb. 5 Größe und Bevölkerungsdichte für die Region Mittleres Ostfriesland relevanter Räume (Daten: LSN 2001-2014)

Für die Siedlungsentwicklung stellt sich weniger eine periphere Lage der Dörfer zu den Zentren als problematisch dar, als vielmehr die Struktur der Ortschaften. Die charakteristische Form der Reihen- und Straßendörfer, zu denen die Moorhufendörfer gehören, steht im Kontrast zu dem heute im Raumordnungsgesetz festgeschriebenen Grundsatz einer flächensparenden, kompakten und an der Bevölkerungsentwicklung orientierten Siedlungsflächenentwicklung. Schon in der Vergangenheit war es für die

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

meisten Dörfer im Mittleren Ostfriesland eine Herausforderung, lebendige zentrale Gemeinschaftsbereiche und für alle Einwohner/-innen gut erreichbare Versorgungseinrichtungen zu gewährleisten. Diese Ziele werden durch verschiedene aktuelle Entwicklungen zusätzlich erschwert:

Die mit dem demografischen Wandel in Deutschland einhergehende Bevölkerungsschrumpfung (vgl. Kap. 3.2) führt in den ländlichen Siedlungen tendenziell zu einem Bevölkerungsrückgang und damit vielerorts die Gefahr eines Überangebots an Gebäuden bzw. von Leerstand. Das gilt es unbedingt zu vermeiden, da die hiermit einhergehenden Abwertungsprozesse als Initial für eine sich selbst verstärkende Negativentwicklung ländlicher Siedlungen in vielen Regionen beobachtet worden sind.

Ein im Rahmen des demografischen Wandels in Deutschland zunehmendes Ungleichgewicht der Bevölkerungsstruktur, mit einem hohen Anteil alter Menschen und einem relativ geringen Anteil junger Menschen, wirkt sich in den Dörfern noch stärker aus. Mit der Abwanderung junger Menschen im Erwerbsalter in städtische Räume wird die Grundlage einer nachhaltigen, ausgeglichenen Bevölkerungsstruktur in den Dörfern noch schneller erodiert. Es besteht die Gefahr, dass sie „überaltern“ und ihr Potenzial als Wohnstandort der hier Aufgewachsenen „in der Heimat“ verlieren. Andersherum betrachtet, lassen sich hieraus neue Erfordernisse ableiten. Indem Zuwanderung zum weitaus wichtigeren Element der Bevölkerungsentwicklung der Siedlungen wird, steigt der Druck auf die Dörfer, sich als attraktive Wohnstandorte zu präsentieren. Baumöglichkeiten, Wohnumfeldgestaltung und die Gestaltung attraktiver öffentlicher Gemeinschaftsbereiche werden damit noch wichtiger – die siedlungsstrukturellen Schwächen müssen noch dringender ausgeglichen werden, um bestehen zu können.

In der Folge des demografischen Wandels in Deutschland droht den ländlichen Siedlungen auch eine Abwanderung der älteren Einwohnerschaft. Da besonders geburtenstarke Jahrgänge das Seniorenalter erreichen, nimmt diese Gruppe anteilsmäßig stark zu. Um die Dörfer für sie als Wohnstandorte zu erhalten, müssen private und öffentliche Lebensbereiche barrierefrei gestaltet werden und eine Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen auch mit den Einschränkungen des Alters – z. B. ohne eigenes Auto – ermöglicht werden. Ansonsten drohen massive Bevölkerungsverluste auch hier.

Ein weiterer Prozess, der sich unmittelbar auf die Siedlungen der Region auswirkt, geht mit dem fortschreitenden Wandel der Landwirtschaft einher. Ein deutlicher Rückgang der Zahl der Betriebe (während die Fläche je Betrieb steigt) raubt dem Gebäudebestand der Dörfer, den typischen Gulfhöfen und -häusern, vielerorts die Funktion. Die Gebäude sind hinsichtlich Größe, Zuschnitt und Energiebilanz nicht auf die (reine) Wohnnutzung und heutige Standards ausgerichtet. Der Umbau ist, sofern überhaupt sinnvoll, kostenintensiv. Wo sie jetzt zumeist noch von einer Generation bewohnt werden, welche noch einen Bezug zur Landwirtschaft hat, wird ihr Wert in Zukunft stärker anhand der Wohnansprüche und der ökonomischen Situation der nachkommenden Generationen gemessen werden.

19 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Abb. 6 Die Auricher Ortsteile Dietrichsfeld und Langefeld weisen die typische Struktur der langgestreckten Reihensiedlung (ohne kompakte Zentrumsbereiche) auf (Ausschnitt aus der TK 25, LGLN).

Da die Gulfhäuser ein wesentliches Element der ostfriesischen Kultur bzw. Kulturlandschaft darstellen und die aufwändige Sanierung von Einheimischen wie zugewanderten Bürger/-innen nicht selten sogar in Kauf genommen wird, scheint es hier jedoch kein allgemeingültiges Lösungsschema zu geben. Nur die Betrachtung der einzelnen Siedlung im gesamten Kontext der Funktionen „Wohnen“, „Wirtschaft“, „Soziales“, „Kultur und Tourismus“ kann hier eine nachhaltige Entwicklung begleiten. Das umfasst auch die Aktivierung von Baulücken im Außenbereich.

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Abb. 7 Gulfhöfe, oft noch aus der 1. Hälfte des 20. Jhs., prägen das Bild der Siedlungen im Mittleren Ostfriesland und sind Teil des kulturellen Erbes. Im Rahmen einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung stellen sie eine Herausforderung dar.

Die nachhaltige Weiterentwicklung der dörflichen Siedlungen, die in den Bauleitplänen überwiegend als „Außenbereich“ festgelegt sind, führt über einen schmalen Grat: Einerseits gilt der Grundsatz der Raumordnung, Zersiedlung zu vermeiden, andererseits geht mit der Neuschaffung moderner, kompakter Baugebiete häufig mehr Fläche verloren als durch die (mühsamere) Erschließung von Außenbereichslagen per Satzungserlass, in denen Einzelparzellen zwischen den Altbestandgebäuden noch Reserven bieten.

Eine gute Hauspreis-Einkommensrelation bei Einfamilienhäusern 2 und eine überdurchschnittlich ausgeprägte Neubautätigkeit in der Region 3 weisen darauf hin, dass die Region als Wohnstandort grundsätzlich attraktiv ist.

Nicht zuletzt sehen sich die Dörfer als soziale Gemeinschaften (am Lebensort) mit einer rapiden Individualisierung der Lebensstile, Lebensziele und freizeitlichen Interessen konfrontiert. Für die Dörfer des Mittleren Ostfriesland lässt sich ein traditionell enger Zusammenhalt – organisiert in Dorfgemeinschaftsvereinen, Boßelvereinen, Schützenvereinen und anderen Vereinen – feststellen. Dieser war und ist ein Motor für

2 BBSR 2011 3 BBSR 2014

21 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

das Engagement der Menschen für ihr Dorf, was die ehrenamtliche Übernahme von Funktionen, bis hin zu von den Einwohner/-innen getragenen Infrastrukturmaßnahmen, einschließt. Nicht immer konnten sich allerdings die gemeinschaftsfördernden Organe und Einrichtungen, wie Vereine oder Gastronomieeinrichtungen, auf die nun vielfältigeren Bedürfnisse der Einwohnerschaft einstellen und ihre wichtige integrierende Funktion erhalten. Das betrifft sowohl die Verbindungen zwischen Alteingesessenen und Neubürger/-innen als auch die Integration der wachsenden Gruppe der Senior/-innen und der jüngeren Bevölkerung.

Die geringe Kompaktheit der Siedlungen in der Region Mittleres Ostfriesland wirkt sich auch hinsichtlich ihrer infrastrukturellen Erschließung als Entwicklungshemmnis aus. So ergibt sich aus der dispersen Siedlungsstruktur, wie sie neben den reihenförmigen Strukturen allgegenwärtig ist, auch die Notwendigkeit, ein weitläufiges Netz von Wegen und Versorgungsleitungen zu erhalten. Weil diese oft zugleich die heutigen Wohnnutzungen und (weiterhin) die landwirtschaftlichen Parzellen erschließen, ergibt sich ein großer Instandhaltungsaufwand, der die Kommunen vor große Herausforderungen stellt – zumal der Ausbauzustand der Wege der starken Beanspruchung durch moderne landwirtschaftliche Fahrzeuge mit einem hohen Gewicht häufig nicht gerecht wird, so dass sie schnell sanierungsbedürftig werden.

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass für die Siedlungen im Mittleren Ostfriesland ein erheblicher Anpassungsbedarf besteht. Angesichts der problemzentrierten Betrachtungsweise sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass die vorhandene Raum- und Siedlungsstruktur auch eng mit den wertvollen Potenzialen des Raums verknüpft ist. So trägt der hohe Freiflächenanteil – vor allem im Landkreis Wittmund 4 – zu einer attraktiven Wohnregion bei. Das besondere Siedlungsbild bietet Anreize für den Tourismus und das umfangreiche Netz aus Wegen und Kanälen ermöglicht Einheimischen und Besucher/-innen das Entdecken der Landschaft mit Fahrrad und Kanu.

3.2 Bevölkerungsstruktur und -entwicklung

Eine wesentliche Einflussgröße für die Zukunft der Städte und Gemeinden im Mittleren Ostfriesland stellt – wie für die meisten Regionen in Deutschland – die demografische Entwicklung dar. Sie wirkt sich auf alle anderen Entwicklungsbereiche aus, z. B. auf Form und Funktion der Siedlungen, den Arbeitsmarkt oder die Mobilitätsbedürfnisse. Den Kern des demografischen Wandels in Deutschland bildet eine, in einem langfristigen gesellschaftlichen Wandel angelegte, Erosion der bevölkerungserhaltenden pyramidenförmigen Altersstufenschichtung, wie sie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts

4 Die Freifläche je Einwohner/-in liegt im Landkreis Wittmund bei über 10.000 m 2 (BBSR 2011)

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

bestand. Während sich das „gesunde“ Mengenverhältnis vieler Kinder und junger Menschen und weniger sehr alter Menschen über einen sehr langen Zeitraum bis zur heute umgekehrten Situation verändert hat, wirkt sie sich erst seit 2003 in einer Schrumpfung der Gesamtbevölkerung Deutschlands aus. Dabei setzt sich der Trend einer sinkenden Geburtenrate bis heute fort. Mit nur 8,4 Geburten je 1.000 Einwohner/-innen besitzt Deutschland die geringste Ziffer im EU-Raum. 5 Die Prognosen attestieren Deutschland einen langfristigen Rückgang der Bevölkerung, der auch durch eine verstärkte Zuwanderung aus dem Ausland nicht ins Gegenteil übergehen kann.

Während die Schrumpfung der Bevölkerung sich regional derzeit noch sehr unterschiedlich niederschlagen kann, ist die Verschiebung der Altersverhältnisse überall gegenwärtig. Mit dem Vorrücken der geburtenstarken Jahrgänge früherer Phasen der Bevölkerungsentwicklung in das Seniorenalter stellt der demografische Wandel die Gemeinschaften vor große Herausforderungen. Einhergehend mit den Prozessen der Schrumpfung und „Alterung“ der Gesellschaft sind in Deutschland solche zu beobachten, die nicht direkt mit der natürlichen Bevölkerungsentwicklung zusammenhängen: Durch Abwanderung junger Menschen aus ländlichen, vor allem peripheren ländlichen Räumen, in die Städte verschärft sich das langfristig gewachsene Ungleichgewicht zusätzlich – in wesentlich kürzeren Zeiträumen. So wird in diesem Kontext inzwischen sogar von einer „Renaissance der Städte gesprochen“. 6 Dieses Szenario macht Zu- oder Abwanderung zu einer der wichtigsten Stellschrauben für die Entwicklung der Kommunen in Deutschland.

Wie die Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung in den Kommunen des Mittleren Ostfriesland zeigt (vgl. Abb. 8), konnten alle Städte und Gemeinden seit 1990 ein Wachstum verzeichnen. Mit Ausnahme der Stadt Emden lag der Zuwachs in den letzten beiden Dekaden relativ gesehen über dem des Landes Niedersachsen. Erkennbar ist auch der einsetzende demografische Wandel: Selbst wo das Wachstum in der Vergangenheit stärker ausgeprägt war – wie in Südbrookmerland, Ihlow oder Holtriem – hat sich die Kurve mit Beginn der Dekade 2000-2010 abgeflacht bzw. ist in einen sinkenden Verlauf übergegangen.

Die Aufschlüsselung der rezenten Bevölkerungsentwicklung auf der Landkreisebene (vgl. Abb. 9, 10, 11) lässt erkennen, dass die Wanderungskomponente einen erheblichen Anteil daran hatte. Die Landkreise Aurich und Wittmund haben seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 fast durchweg höhere Wanderungsgewinne erzielen können. Die im Jahr 2002 einsetzenden Verluste bei der natürlichen Komponente konnten damit größtenteils sogar ausgeglichen werden. Wanderungsgewinne fielen indes in beiden Gebieten in den letzten Jahren deutlich geringer als bis zum Beginn der Dekade 2000- 2010. In der kreisfreien Stadt Emden waren die Wanderungsgewinne in diesem Zeitraum

5 Eurostat, Pressemitteilung STAT/13/173 vom 20.11.2013, unter http://europa.eu/rapid/press-release_STAT-13- 173_de.htm abgerufen am 10.06.2014. 6 Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Abstract zur Studie „Die demografische Lage der Nation“, unter http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/die-demografische-lageder-nation.html abgerufen am 10.06.2014.

23 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

sogar etwas größer als die Verluste. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass für die Städte und Gemeinden im Mittleren Ostfriesland die Aussicht besteht, von der allgegenwärtigen Schrumpfung nicht übermäßig negativ beeinflusst zu werden.

140

135

130 Niedersachsen LK Aurich 125 LK Wittmund 120 Emden (kreisfrei) Aurich 115 Wittmund 110 Friedeburg Großheide 105 Ihlow 100 Holtriem Südbrookmerland

Relative Bevölkerungsveränderung (1990 = 100 %) 100 (1990= BevölkerungsveränderungRelative 95

90 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Abb. 8 Bevölkerungsentwicklung in den Kommunen des Mi ttleren Ostfriesland 1990 -2012 (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

1800

1300

800

natürlich Wanderung 300 Wanderungssaldo (Personen) Wanderungssaldo

-200 Landkreis Aurich: Natürlicher Bevölkerungssadlo und Bevölkerungssadlo NatürlicherAurich: Landkreis

-700 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Abb. 9 Be völkerungsveränderung im Landkreis Aurich 1985 -2010 nach natürlicher und wanderungsbedingter Komponente (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

25 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

1800 nd nd

1300

800

natürlich Wanderung 300 Wanderungssaldo (Personen) Wanderungssaldo

-200 Landkreis Wittmund: Natürlicher Bevölkerungssaldo u Bevölkerungssaldo NatürlicherWittmund: Landkreis

-700 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Abb. 10 Bevölkerungsveränderung im Landkreis Wittmund 1985 -2010 nach natürlicher und wanderungsbedingter Komponente (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

1800

1300

800

natürlich Wanderung 300 Wanderungssaldo (Personen) Wanderungssaldo

-200 Stadt Emden: Natürlicher Bevölkerungssaldo und und Bevölkerungssaldo Emden: Natürlicher Stadt

-700 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Abb. 11 Bevölkerungsveränderung in der kreisfreien Stadt Emden 1985 -2010 nach natürlicher und wanderungsbedingter Komponente (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

Der Blick in die Zukunft, wie er die Bevölkerungsvorausberechnungen in Abbildung 12 ermöglichen, prognostiziert zwar eindeutig eine Schrumpfung der Bevölkerungen auf der Ebene der einzelnen Stadt und Gemeinde, jedoch bewegt sich diese mit einem Anteil von unter 1 % bis unter 7 % bis 2021 in einem Rahmen, der eine Anpassung und ein aktives Gegensteuern – für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung in einem weiteren zeitlichen Rahmen – noch möglich erscheinen lässt. Dies gesagt, besteht jedoch eindeutig Handlungsbedarf, denn – dies veranschaulichen die Abbildungen 13, 14 und 15 – Bevölkerungsrückgänge sind nur ein Teil der zukünftigen Bevölkerungssituation in der Region:

Im Gebiet der Landkreise Aurich und Wittmund und auch der kreisfreien Stadt Emden ist eine massive Veränderung der Altersgruppenstärken zu erwarten – dem allgemeinen demografischen Wandel folgend, eine deutliche Zunahme des Anteils der über 65- Jährigen und eine mindestens ebenso starke Abnahme des Anteils der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die negative Entwicklung bei letzterer Gruppe ist besonders gravierend, da es sich um die potenziellen Familiengründer/-innen handelt, welche zu einer „Verjüngung“ der Gesamtbevölkerung beitragen können. Hier macht sich eine starke selektive Abwanderung bemerkbar, die sich für die jüngere Vergangenheit bereits real gezeigt hat: Mit deutlich negativen durchschnittlichen Wanderungssalden bei

27 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

der Gruppe der 18-30-Jährigen im Zeitraum 2003-2012 – mehr als 10 Fortzüge je 1.000 Personen im Landkreis Aurich und mehr als 20 Fortzüge je 1.000 Personen im Landkreis Wittmund – 7

3,00 2,00 1,00 0,00 -1,00 -2,00 -3,00 2001-2011 -4,00 2011-2016 -5,00 -6,00 2011-2021 -7,00 Bevölkerungsveränderung in % in Bevölkerungsveränderung

Abb. 12 Rezente und zukünftige Be völkerungsveränderung in den Kommunen des Mittleren Ostfriesland (Datengrundlage: LSN 2001-2014; Kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung LSN 2014)

65 und älter

45 - 65

25 - 45 bis 2016 15 - 25 bis 2021 (Basis 2011) (Basis

5 - 15

Veränderung der Altersgruppen in % % in Altersgruppen derVeränderung unter 5

-50 -30 -10 10 30 50

Abb. 13 Zukünftige Bevölkerungsveränderung im Landkreis Aurich nach Altersgruppen (Datengrundlage: Kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung LSN 2014)

7 NIW-Basisanalyse Weser-Ems

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

65 und älter

45 - 65

25 - 45 bis 2016 15 - 25 bis 2021 (Basis 2011) (Basis

5 - 15

Veränderung der Altersgruppen in % % in Altersgruppen derVeränderung unter 5

-50 -30 -10 10 30 50

Abb. 14 Zukünftige Bevölkerungsveränderung im Landkreis Wittmund nach Altersgruppen (Datengrundlage: Kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung LSN 2014)

65 und älter

45 - 65

25 - 45 bis 2016 15 - 25 bis 2021 (Basis 2011) (Basis

5 - 15

Veränderung der Altersgruppen in % % in Altersgruppen derVeränderung unter 5

-50 -30 -10 10 30 50

Abb. 15 Zukünftige Bevölkerung sveränderung in der kreisfreien Stadt Emden nach Altersgruppen (Datengrundlage: Kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung LSN 2014)

Es lässt sich festhalten, dass unter den gegebenen Bedingungen – ohne eine effektive Einflussnahme – im Mittleren Ostfriesland mit einer weiteren Verschlechterung der Grundlage einer nachhaltigen Bevölkerungsentwicklung zu rechnen ist. Zuwanderung könnte, wie noch in den letzten Jahren, eine Abmilderung der Prozesse ermöglichen.

29 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

3.3 Versorgungsstruktur

Zur Versorgungsstruktur zählen die von privatwirtschaftlichen Unternehmen angebotenen Waren und Dienstleistungen sowie die von der öffentlichen Hand bereitgestellte Grundversorgung (Daseinsvorsorge) wie Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung, Nahverkehrsangebote, Müll- und Abwasserentsorgung, Schulen, Krankenhäuser, Friedhöfe usw.

Mit der in den ländlichen Regionen Deutschlands allgemein schrumpfenden Bevölkerung geht eine Ausdünnung von Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten in den weniger dicht besiedelten Bereichen einher. Weil die Angebote der öffentlichen Daseinsvorsorge Pflichtaufgaben der Kommunen darstellen, können diese zwar im Falle einer geringen Bevölkerungsdichte nicht einfach eingestellt werden, eine Reduzierung des Umfangs, z. B. der Häufigkeit von Nahverkehrsverbindungen, ist aber in diesem Fall nicht selten. Dass eine Unterversorgung im Bereich des öffentlichen Dienstleistungsbereichs auch für das Mittlere Ostfriesland relevant ist, zeigt eine geringe Betreuungsquote für 0- bis unter 3-Jährige auf der Kreisebene: Hier zählten die kreisfreie Stadt Emden (18,7 %) und die Landkreise Aurich (15,7 %) und Wittmund (17,2 %) im Jahr 2013 zu den Schlusslichtern – bei einem niedersachsenweiten Anteil von 24,4 % dieser Altersgruppe in Betreuungseinrichtungen. 8 Die geringe Betreuung außerhalb des Elternhauses korrespondiert allerdings auch mit einer geringen Frauenerwerbsquote in der Region (vgl. Kap. 3.4), es dürfte sich also nicht allein um eine Frage des fehlenden Angebots handeln.

Primäre Ursachen für den Rückgang von Warenangeboten im ländlichen Bereich, z. B. bei Lebensmittelgeschäften, sind die geringe Rentabilität kleiner Geschäfte und auch die hohen Ansprüche der Nutzer/-innen an das Sortiment. Als Untergrenze für ein aus der Sicht der Betreiber/-innen lohnendes Angebot muss aktuell von einem Einzugsbereich von 5.000-6.000 Einwohner/-innen ausgegangen werden; ein Supermarkt benötigt einen Mindestumsatz von 3.840.000 €. 9 Der kleine Supermarkt, wie er in den 1980er Jahren oft noch in größeren Dörfern ansässig war, trägt sich heute nicht mehr, denn die überwiegend auspendelnden Dorfbewohner/-innen verbinden den Einkauf zumeist mit der Arbeitstätigkeit oder kaufen im nächsten Grundzentrum ein. Das Beispiel der ärztlichen Versorgung zeigt, dass die zukünftige Ausstattung der ländlichen Regionen mit Versorgungsangeboten auch eine Frage der allgemeinen Attraktivität des Dorflebens für junge Menschen ist. Dem Trend folgend, zieht es nämlich auch den Mediziner/-innen- Nachwuchs eher in die Großstädte.

Die gewandelten Nachfrage- und Angebotsmuster schlagen sich auch in den Städten im Mittleren Ostfriesland nieder, die mit ihrem größeren Bevölkerungsbestand und ihren

8 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Laufende Raumbeobachtung, 2014 9 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrsg.): Nahversorgung in ländlichen Räumen. BMVBS- Online-Publikation 02/2013.

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

mittel- bis oberzentralen Funktionen zwar weiterhin wichtige Bezugspunkte für ein größeres Umland sind, allerdings bei den Warensegmenten des gehobenen, langfristigen Bedarfs häufig nicht mehr mit dem Angebot der Oberzentren konkurrieren können. Zwar weist die Kennziffer der „einzelhandelsrelevanten Kaufkraft“ im Vergleich der Jahre 2013 und 2014 in allen drei Städten auf eine steigende Tendenz hin – von 93,3 auf 93,6 in der kreisfreien Stadt Emden, von 96,3 auf 97,5 in Aurich und von 89,3 auf 90,4 in Wittmund 10 , jedoch drückt sich im Wert unter 100 weiterhin eine im Bundesvergleich unterdurchschnittliche Kaufkraft aus. Die zentralen Geschäftsbereiche können trotz der Überlagerung mit touristischen Käufergruppen nicht prosperieren. Bereichsweise zeigen sich Trading-down-Effekte und sogar Leerstände. Aus diesem Grund hat die Stadt Wittmund, welche von diesen Entwicklungen am stärksten betroffen ist, im Jahr 2014 Ansätze zum Gegensteuern entwickelt, darunter die Grundlage für ein Quartiersmanagement. Um den Verlust der bestehenden guten Zentralitätsstruktur Ostfrieslands langfristig zu erhalten, erscheint hier ein entsprechendes Handeln dringend geboten.

Abb. 16 Mobile Versorgungsangebote, wie der rollende Lebensmittelmarkt – Außenansicht (links) und Innenansicht (rechts) – ergänzen die Versorgungsangebote der Grundzentren.

Die Versorgungssituation in den ländlich geprägten Siedlungsbereichen im Mittleren Ostfriesland ist, verglichen mit anderen ländlichen Regionen, nicht überdurchschnittlich von einer „aktiven“ Verschlechterung – durch weiteren Wegfall von Angeboten – geprägt, die Veränderung der Bevölkerungsstruktur lässt die Bestandssituation aber zunehmend insuffizient erscheinen. So mag es für die jungen, berufstätigen Dorfbewohner/-innen selbstverständlich sein, sich mit dem eigenen Pkw zu versorgen, für einen wachsenden Anteil alter und hochbetagter Menschen (vgl. Kap. 3.2) beginnt sich das Fehlen der wohnortnahen Versorgung zu einem Problem zu entwickeln. Sie sind nicht immer in der Lage selbst ins Grundzentrum zum Supermarkt oder Arzt zu fahren und die Sozialstruktur im modernen Dorf kann die verlässliche Mitversorgung durch Angehörige oder Nachbar/-

10 GfK GeoMarketing GmbH Bruchsal: Einzelhandelsrelevante Kaufkraft der GfK 2013, 2014; Kennziffer je Einwohner, bezogen auf den Durchschnitt der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft von 100,0 je Einwohner.

31 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

innen nicht mehr, wie früher einmal, gewährleisten. Positiv stellt sich in diesem Zusammenhang dar, dass die geringe Kompaktheit der Siedlungen in der Region schon seit langem auch eine Präsenz mobiler Versorgungsangebote begünstigt hat. „Rollende Märkte“ – Verkaufsfahrzeuge – mit einem Grundangebot an Lebensmitteln, Backwaren, Fleischereiwaren usw. sind keine Seltenheit. Sie stellen eine gute Möglichkeit für eine effiziente Adaption an die gewandelte Bevölkerungsstruktur der Dörfer dar.

Während sich die Versorgung mit Lebensmitteln substituieren ist dies in einigen Schlüsselbereichen der Versorgung nicht einfach möglich: Einerseits weisen die Landkreise Aurich und Wittmund aufgrund der Kur-Funktion vieler küstennaher Orte heute noch eine überdurchschnittlich gute medizinische Versorgung auf. So kamen im Bereich des Landkreises Aurich im Jahr 2011 rechnerisch auf 100.000 Einwohner/-innen 55,2 Allgemeinärzt/-innen und im Landkreis Wittmund 54,4. Zum Vergleich: In der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven, die für die Region als Oberzentrum fungiert, waren es nur 40,7. Betrachtet man allerdings die Entwicklung der letzten Jahre, so zeigt sich auch eine deutliche Abnahme (vgl. Abb. 17); die Region bleibt von der allgemeinen Bedrohung durch einen Ärztemangel nicht verschont. Auch darf die kleinräumigere Verteilung innerhalb der Bezugsräume der Landkreise nicht vernachlässigt werden. Für Siedlungen, die weiter von Grundzentren oder Kurorten entfernt liegen, ist der Arztbesuch mitunter auch mit einer längeren Anfahrt verbunden.

Abb. 17 Entwicklung der Zahl der Allgemeinärzte 2006 -2011 in Ostfriesland auf Landkreisebene (Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2014)

Ein weiterer Schlüsselbereich der Versorgung ist die Ausstattung mit leistungsfähigen Internetanschlüssen. Sie stellt gleichermaßen einen wichtigen Standortfaktor für

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Wirtschaft und Wohnen dar. Für die jüngeren Generationen ist die Internetverbindung als vielseitiges Alltagshilfsmittel und Freizeitinhalt wichtiges Entscheidungskriterium für die Wohnortnahme, vor allem aber sind fast alle Gewerbe – auch die Landwirtschaft – heute auf die digitale Vernetzung mit Kund/-innen und Kooperationspartner/-innen angewiesen. Es ist also auch für die Wirtschaft in den ländlichen Siedlungen essenziell. Mehr noch: Die Versorgung mit zeitgemäßen Internetanschlüssen bietet den Dörfern die Möglichkeit, den Verlust ihrer ursprünglichen landwirtschaftlichen Wirtschaftsbasis zu kompensieren und wieder eine größere wirtschaftliche Autonomie zu erlangen. Dienstleistungsberufe, die zu großen Teilen im Büro am Wohnstandort ausgeübt werden können, bieten hier eine große Chance. Das Land Niedersachsen hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 alle Haushalte mit Anschlüssen zu versorgen, die eine Datentransfergeschwindigkeit von mindestens 30 Mbit/s im Downstream erlauben. 11 Aktuell ist die Region Mittleres Ostfriesland von der Erreichung dieses Ziels noch weit entfernt.

Der Breitbandatlas Niedersachsen ermittelt auf der Basis fortlaufender Befragungen der Haushalte die lokale Situation detailliert ab. Der Kartenausschnitt in Abbildung 18 lässt erkennen, dass nur in engeren Zentrumsbereichen der Städte und Gemeinden Internetgeschwindigkeiten von mehr als 2 Mbit/s angeboten werden. In weiten Teilen des Gebiets sind ausschließlich Verbindungen mit einer Geschwindigkeit unter 2 Mbit/s, und damit unterhalb des Standards, verfügbar.

Abb. 18 Ergebnisse der Breitbanderhebungen in Niedersachsen für den Bereich der Region Mittleres Ostfriesland (Quelle: Breitband Kompetenz Zentrum Niedersachsen, LGLN Hannover, 2014)

11 Niedersächsische Staatskanzlei: Presseinformation vom 10.06.2014, abgerufen am 08.10.2014 unter http://www.stk.niedersachsen.de/aktuelles/presseinformationen/das-schnelle-internet-fuer-alle-bis-2020-- landesregierung-beschliet-umfassendes-breitbandfoerderkonzept-125208.html.

33 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

3.4 Wirtschaftsstruktur (einschließlich Landwirtschaft)

Die Wirtschaft der Region Mittleres Ostfriesland ist zunächst von einer für ländliche Regionen typischen Präsenz kleiner und mittlerer Unternehmen geprägt, welche dem Handwerk, dem Bau- und Ausbaugewerbe sowie der Landwirtschaft angehören. Darüber hinaus vermag sie sich aber von vielen anderen ländlichen Regionen abzuheben: Sie ist wichtiger Standort des produzierenden Gewerbes in Niedersachsen und erfährt als einer der meistbesuchten Tourismusstandorte des Landes eine besondere Gunst.

In der räumlichen Differenzierung stellen der Seehafen Emdens und seine Umgebung sowie die Industrie- und Gewerbegebiete der Stadt Aurich die intensivste Konzentration großer Gewerbe dar. Für Emden ist vor allem das VW-Automobilwerk zu nennen – seine mehr als 10.000 Beschäftigten stammen aus dem gesamten Mittleren Ostfriesland und den angrenzenden Regionen – sowie verschiedene Unternehmen der maritimen und rohstoffverarbeitenden Wirtschaft. Mit Schwerpunkt auf den im ansässigen Werk hergestellten Autos werden im Hafen jährlich mehr als 1 Mio. Fahrzeuge umgeschlagen. Aurich beherbergt mit dem Stammsitz und der Hauptproduktionsstätte des größten deutschen Herstellers von Windkraftanlagen, Enercon, einen wichtigen Akteur der Nachhaltigkeitsbranche „Erneuerbare Energien“. Das Unternehmen fertigt darüber hinaus in Emden Turmteile für seine Anlagen und verschifft diese von hier aus zu Häfen weltweit – im Umfang von mehr als 140.000 t im Jahr 2012. 12

Eine weitere Besonderheit stellt die große Gasanlandestation am Rysumer Nacken, im äußersten Westen des Mittleren Ostfriesland, dar. Hier wird Erdgas aus der Produktion in der Nordsee angelandet, welches einen wesentlichen Teil des deutschen Gas-Imports ausmacht.

Energie spielt, über den Anlagenhersteller in Aurich und die Gaspipelines hinaus, eine wichtige Rolle. Wie Bremerhaven und Cuxhaven, bildet auch Emden eine Basis für die Offshore-Aktivitäten – seit einigen Jahren vor allem für die Errichtung von Windparks vor der ostfriesischen Küste. Im Hafen sind weitere Unternehmen der Energiebranche ansässig und operieren von hier aus beim Bau und der Versorgung der Anlagen in der Nordsee. Rückschlägen für die Maritimwirtschaft der Region, wie der Insolvenz der Firma SIAG Nordseewerke im Jahr 2012 und der Betriebsaufgabe des Offshore- Windanlagenherstellers BARD Emden Energy in 2013 steht unverändert das Potenzial einer geografischen Schlüssellage bei der Implementation der Energiewende in Deutschland gegenüber.

Das große Windenergiepotenzial Ostfrieslands wird auf dem Festland bereits ausgeschöpft: Bereits 2010 waren im Landkreis Aurich 607 Windenergieanlagen mit einem Leistungspotenzial von mehr als 200 MW installiert – mehr als in jedem anderen

12 Emder Hafenförderungsgesellschaft e. V. (2013): Jahresbericht 2012.

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Landkreis Niedersachsens. 13 Im Landkreis Wittmund waren es mit 262 Anlagen noch deutlich mehr als in den meisten anderen Regionen, in Emden waren es 85 Anlagen. 14 Nach eigenen Angaben wurde im Landkreis Aurich im Jahr 2011 aus Erneuerbaren Energien – darunter 85,9 % Windkraft – das 1,58-fache des Stromverbrauchs im Gebiet gewonnen bzw. in die Netze eingespeist. Das bedeutet zwar nicht, dass die Region real ausschließlich mit „sauberer Energie“ versorgt wird – die vorhandenen Netz- und Betreiberstrukturen sowie die zeitlichen Verschiebungen zwischen Einspeisungs- und Bedarfsmengen erlauben das nicht –, aber es besteht ein wertvolles Potenzial darin, zukünftig auch lokal stärker von dieser Gunst zu profitieren. Gemeinsam mit dem Energieversorgungsunternehmen EWE und den anderen Kommunen Ostfrieslands bewerben sich daher alle Städte und Gemeinden des Mittleren Ostfriesland um Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Schaufenster Intelligente Energie“, welches anhand von Modellregionen in Deutschland den Einsatz „intelligenter“ Stromnetze erproben soll. Mit solchen smart grids , die mithilfe digital vernetzter Mess- und Steuerungstechnik an den Quell- und Entnahmepunkten die Passung zwischen Erzeugung und Bedarf verbessern, soll die produzierte Energie wesentlich effizienter genutzt werden. 15

Der langfristige Strukturwandel der Landwirtschaft mit seinem Beginn in der Industrialisierung und einschneidenden Rationalisierungsprozessen seit den 1960er- Jahren, hat die Wirtschaftsstruktur der ländlichen Räume nachhaltig verändert. Nur noch 2,8 % aller Erwerbspersonen in Deutschland sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig (Um 1800 waren es fast 80 %!). 16 Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe hat in der Vergangenheit stetig abgenommen, während die verbleibenden eine immer größere Fläche bewirtschaften. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt in Deutschland heute bei 55,8 ha. 17

13 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (2013): Umweltbericht. 14 ebd. 15 http://www.energie-vernetzen.de/netzwerk.html 16 HENKEL , G. (2011): Das Dorf. Landleben in Deutschland – gestern und heute: 41f. 17 Statistisches Bundesamt (2011): Landwirtschaft auf einen Blick: 7.

35 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

100

90

80

70

60 Niedersachsen 50 Landkreis Aurich

40 Landkreis Wittmund Stadt Emden 30

Relative Veränderung der Zahl Zahl derder Veränderung Relative 20 Landwirtschaftsbetriebe (1991 = 100%) (1991= Landwirtschaftsbetriebe

10

0

Abb. 19 Veränderung der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 1991 und 2010 in Prozent – 1991 = 100 % (Datengrundlage: LSN 2001-2014; LSKN 2012)

100% 14,7 90% 16,0 19,3 20,4 27,1 28,4 26,9 32,5 37,6 80% Ohne Angabe 16,4 9,2 26,3 70% 6,1 5,5 19,6 17,6 60% 17,2 Öff. u. private Dienstleistungen 21,3 11,9 24,8 30,6 50% 18,8 35,3 22,7 22,9 Erbringung v. Unternehmens- 40% 18,5 20,5 dienstleistungen

Arbeitsort 2013 Arbeitsort 30% Handel, Verkehr u. Lagerei, 46,0 38,7 20% 35,9 35,8 36,7 Gastgewerbe 31,1 31,2 27,0 28,4 10% Produzierendes Gewerbe 3,0 4,3 4,1 2,6 3,1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am am Beschäftigte Sozialversicherungspflichtig 0% 1,3 0,2 0,5 1,7 Land-, Forst- u. Fischereiwirtschaft

Abb. 20 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftsbereichen (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Auch in diesem weit fortgeschrittenen Prozess des landwirtschaftlichen Wandels ist noch eine große Dynamik zu spüren, was die Kommunen im Mittleren Ostfriesland auch hinsichtlich der Siedlungsentwicklung vor Herausforderungen stellt (vgl. Kap. 3.1). So ergibt die repräsentative Befragung der Landwirt/-innen im Rahmen der regelmäßig bundesweit durchgeführten Landwirtschaftszählung für die Landkreise Aurich und Wittmund, dass bei 75,3 % bzw. 75,6 % der Höfe keine Nachfolge gegeben oder die Nachfolge unklar ist. Die Ziffern liegen damit noch höher als der bereits hohe Wert, welcher sich durchschnittlich für ganz Niedersachsen ergibt (68,3 %). 18 Hier gilt es

Die Verteilung der Beschäftigten auf die verschiedenen Wirtschaftsbereiche, wie in Abbildung 20 wiedergegeben, zeigt einen, verglichen mit der Landesebene, überdurchschnittlich hohen Anteil im Bereich des produzierenden Gewerbes. Dem steht, mit Ausnahme der Städte Aurich, Emden und Wittmund, ein unterdurchschnittlicher Anteil im Bereich der Dienstleistungserbringer gegenüber – ein Indiz dafür, dass in den ländlich geprägten Teilen der Region die allgemeine starke Dienstleistungsorientierung der Wirtschaft noch nicht so weit vorangeschritten ist. Weniger als das produzierende Gewerbe, aber mit einem Anteil von bis zu 4,3 % (Friedeburg) bei den Beschäftigten, trägt in diesen Gemeinden und auch in der Stadt Wittmund eine noch vergleichsweise starke Präsenz der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft bei. 19 In Großheide und Südbrookmerland arbeitet rund ein Drittel der Beschäftigten im Wirtschaftsbereich „Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe“, worin sich die Tourismusorientierung dieser Gemeinden niederschlägt. Auch die Samtgemeinde Holtriem liegt hier über dem Landesdurchschnitt.

Noch deutlicher als in den Beschäftigtenanteilen, zeigt sich die Mehrfachspezialisierung in der regionalen Wirtschaft in der anteilsmäßigen Verteilung der Wertschöpfung auf die Wirtschaftsbereiche auf Kreisebene (vgl. Abb. 21). Dabei wird ein besonders großes Gewicht des verarbeitenden Gewerbes in der kreisfreien Stadt Emden erkennbar. Mehr als die Hälfte des Gesamtwerts der erzeugten Waren und Dienstleistungen fällt hier auf das produzierende Gewerbe. Im (großflächigeren) Gebiet des Landkreises Aurich ist die Verteilung wesentlich ausgeglichener – die industrielle Wertschöpfung fällt weniger ins Gewicht. Auffällig ist die Ähnlichkeit der Verteilung bei den Landkreisen Aurich und Wittmund mit einem gleich großen Anteil des Wirtschaftsbereichs „Handel, Verkehr, Gastgewerbe“. Mit Ausnahme der öffentlichen Dienstleistungen (Daseinsvorsorge) wird hier die größte Wertschöpfung erzielt.

18 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen [Hrsg.] (2012): Landwirtschaftszählung 2010, Heft 6: 102. 19 Die „Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten“ stellen nur einen Teil der in der Landwirtschaft tätigen Arbeitskräfte dar – die Betriebsleiter/-innen und ihre auf dem Hof tätigen Familienangehörigen sind hier nicht berücksichtigt!

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Von den großen Industrieunternehmen in Aurich und Emden kann, neben direkt benachbarten Zulieferunternehmen, auch die Wirtschaft der kleineren Mitgliedskommunen des Mittleren Ostfriesland profitieren. So hat beispielsweise Enercon im Jahr 2010 auch in der Gemeinde Südbrookmerland eine Produktionsstätte zur Fertigung der Gussmetallbauteile seiner Windenergieanlagen errichtet. Andererseits besteht mit der starken Ausrichtung der Erwerbstätigkeit in der Region auf die beiden großen Standorte eine nicht zu übersehende Polarität. Die hohen Auspendleranteile in Blomberg, Eversmeer, Friedeburg, Großheide, Ihlow, Neuschoo und Südbrookmerland (vgl. Kap. 3.1) verdeutlichen dies. Die wirtschaftliche Abhängigkeit der kleineren Siedlungen ist groß.

Abb. 21 Bruttowertschöpfung 2011 nach Wirtschaftsbereichen in Mill. EUR (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Für eine nachhaltige Entwicklung in den ländlich geprägten Teilen der Region, mit ihrer hohen Landschaftsqualität als Standortfaktor für Wohnen und Tourismus, drängt die Frage, wie eine größere Eigenständigkeit in wirtschaftlicher Hinsicht – wie sie früher mit der Landwirtschaft existierte – wiederhergestellt werden kann. Aufgrund ihres geringen Konfliktpotenzials bei der Überschneidung mit der Wohnfunktion und den grundsätzlich gegebenen technischen Möglichkeiten erscheinen schwerpunktmäßig im Büro ausgeübte Dienstleistungsberufe gut geeignet – zumal eine Stärkung dieses Wirtschaftsbereichs vor dem Hintergrund des bisher unterdurchschnittlichen Anteils geboten scheint. Voraussetzung ist allerdings, dass ein Ausbau der dörflichen Siedlungen mit schnellen Internetzugängen umgesetzt werden kann.

Insbesondere eine Anreicherung wissensorientierter quartärer Dienstleistungen auch in den kleineren Ortschaften könnte positive Entwicklungsimpulse auf lokaler und regionaler Ebene bedeuten. Mit der Hochschule Emden/Leer ist im städtischen Bereich Emdens eine akademische Bildungseinrichtung verortet – das Mittlere Ostfriesland ist also potenziell Einzugs- und Wirkungsgebiet für solche Entwicklungen. Die Hochschule Emden/Leer ist 2009 aus den Vorgängereinrichtungen Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven und Fachhochschule Ostfriesland hervorgegangen. Am Standort Emden werden Studierende in den Fachbereichen „Soziale Arbeit“, „Technik“ und „Wirtschaft“ ausgebildet, wobei insbesondere die technischen Studiengänge gute Vernetzungsmöglichkeiten mit der lokalen Energie- und Maritimwirtschaft bieten.

Berufsbildende Schulen, zu deren Einzugsgebiet das Mittlere Ostfriesland zählt, finden sich in Aurich, Emden und Jever. Mit einem überdurchschnittlich guten Angebot an Ausbildungsplätzen konnten die Landkreise Aurich und Wittmund sowie die Stadt Emden hier in den letzten Jahren gute Bedingungen für den Einstieg junger Menschen ins Berufsleben bieten. Im Jahr 2011 kamen hier überall mehr als 108 Ausbildungsplätze auf 100 Bewerber/-innen. 20 Als Kehrseite der Medaille wird in einigen Bereichen des Handwerks bereits ein Fachkräftemangel beklagt.

Positiv ist die steigende Zahl von Schulabgänger/-innen mit Hochschulreife zu bewerten (vgl. Abb. 22). Sie liegt allerdings sowohl im Landkreis Aurich als auch im Landkreis Wittmund noch einige Prozentpunkte unter dem Durchschnitt des Landes Niedersachsen. Auch bei den Schulabgänger/-innen ohne Hauptschulabschluss stellte sich die Situation in der größeren Region, zu der das Mittlere Ostfriesland gehört, in den letzten Jahren schlechter dar als allgemein in Niedersachsen (vgl. Abb. 23). Zusammengenommen mit dem Trend einer Abwanderung der in der Region aufgewachsenen und an den Schulen in der Region ausgebildeten jungen Menschen (vgl. Kap. 3.2) erscheint ein wichtiges Zukunftskapital der Region bedroht. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und

20 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Laufende Raumbeobachtung, 2014

39 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Raumforschung prognostiziert in seiner Erwerbspersonenprognose für Ostfriesland eine Abnahme der Erwerbspersonen unter 45 Jahren von 20-20 % im Zeitraum 2010-2030. 21

Die vermehrte Abwanderung junger Menschen betrifft zwar alle ländlichen Räume Deutschlands, sie wird aber durch einen Lebens- und Arbeitsweltkontext, in dem traditionelle ländliche Muster persistieren, zusätzlich befeuert. Der in den Landkreisen Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden besonders geringe Anteil von Frauen am Erwerbsleben (vgl. Abb. 24) deutet hier auf eine Schwäche der Region hin. Um die Potenziale, welche die ansässigen Unternehmen, die attraktive Landschaft und die guten Ausbildungsmöglichkeiten bieten, besser ausschöpfen zu können, erscheint eine moderne Lebens- und Arbeitswelt als wichtige Stellschraube. Dazu gehört die Internetverbindung (s. o.) ebenso wie familienfreundliche Unternehmen, die ihren weiblichen Angestellten ermöglichen, Erwerbsleben und Familie in ihr Leben zu integrieren.

35,0

30,0

25,0 Niedersachsen 20,0 Weser-Ems-Region

15,0 Landkreis Aurich Landkreis Wittmund Hochschulreife 10,0 Stadt Emden

Schulabgänger/-innen mit mit Schulabgänger/-innen 5,0

0,0 1997 2002 2007 2008 2009 2010 2012

Abb. 22 Anteil der Schulabgänger/ -innen mit Hochschulreife an allen Schulabgänger/ -innen (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

21 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2012

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

12,0

10,0

8,0 Niedersachsen Weser-Ems-Region 6,0 Landkreis Aurich 4,0 Landkreis Wittmund

Hauptschulabschluss Stadt Emden 2,0 Schulabgänger/-innen ohne ohne Schulabgänger/-innen

0,0 1997 2002 2007 2008 2009 2010 2012

Abb. 23 Anteil der Schulabgänger/ -innen ohne Hauptschulabschluss an allen Schulabgänger/ -innen (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

Abb. 24 Frauenerwerbsquote in den Landkreisen des Weser -Ems -Raums 2011 (Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2014)

41 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

3.500 3.000 2.500 2.000

1.500 2003 Personen 1.000 2009 500 2013 0

Abb. 25 Bestand an Arbeitslosen in den Kommunen des Mittleren Ostfriesland (Datengrundlage: LSN 2003-2013)

Die Arbeitslosenquote lag in den letzten Jahren in den Landkreisen Aurich und Wittmund und in der kreisfreien Stadt Emden höher als im Landesdurchschnitt, konnte sich aber in den beiden Landkreisen zuletzt von der schlechteren Situation, wie sie in den niedersächsischen Oberzentren vorherrscht, absetzen. So lag sie im Jahr 2013 im Landkreis Aurich bei 8,0 % und im Landkreis Wittmund bei 7,0 %, während potenzielle Wanderungsziele der jungen Abwandernden, wie Wilhelmshaven (12,3 %), Oldenburg (8,2 %), Bremen (10,4 %) oder Hannover (8,2 %) zumindest nicht mit einer besseren Aussicht auf eine Stelle locken konnten. 22 Für die Städte und Gemeinden im Mittleren Ostfriesland hat sich die Arbeitslosigkeit durchweg in den letzten Jahren verringert (vgl. Abb. 25)

3.5 Natur- und Umweltsituation

In der Makroperspektive zeigt sich die Situation der Natur in der Region Mittleres Ostfriesland vergleichsweise positiv. In den Landkreisen Aurich und Wittmund ist der Anteil streng geschützter Gebiete, also von Gebieten der Schutzkategorie „Nationalpark“ und „Naturschutzgebiet“, mit 7,8 % respektive 6,4 % der Gesamtfläche im Jahr 2011 überdurchschnittlich hoch. 23 Dabei trägt nicht der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zu dieser hohe Ziffer bei – er grenzt zwar an die Landkreise an, zählt aber nicht hinzu –, sondern die Naturschutzgebiete auf dem Land. Vor allem das Naturschutzgebiet „Ewiges Meer und Umgebung“ (Aurich, Eversmeer, Großheide) trägt

22 Landesamt für Statistik Niedersachsen, Regionalmonitoring Niedersachsen, 2014 23 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Laufende Raumbeobachtung, 2014

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

mit einer Größe von 1.180 ha substanziell dazu bei. Es beherbergt den größten Hochmoorsee Deutschlands. Der Hochmoorkomplex stellt eines der letzten Relikte der ursprünglichen Landschaft des ostfriesischen Zentralmoors dar. Darüber hinaus beherbergt das Mittlere Ostfriesland die Naturschutzgebiete „Brockzeteler Moor“ (Aurich), „Kollrunger Moor“ (Aurich, Friedeburg), und „Sandwater“ (Ihlow). Anteil hat es auch an den Naturschutzgebieten „Südteil Großes Meer“ (Südbrookmerland) und „Lengener Meer“ (Friedeburg). Sie zählen, bis auf das Brockzeteler Moor, auch zum europäischen Naturschutzgebietverbund im Rahmen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Ebenfalls FFH- Gebiete, aber nicht als „Naturschutzgebiete“ ausgewiesen, sind die „Techfledermaushabitate im Raum Wilhelmshaven“, zu denen die natürlichen Gewässerläufe von Friedeburger Tief und Wieseder Tief (Friedeburg) gehören. Als Komplementär hierzu finden sich im Landkreis Aurich verschiedene Standgewässer als FFH-Gebiet „Teichfledermaus-Gewässer im Raum Aurich“. In Ihlow befinden sich große Landschaftsbereiche mit besonderer Bedeutung für Zugvögel. Hinzu kommt eine Reihe von Landschaftsschutzgebieten, darunter als größte

• LSG „Krummhörn“

• LSG „Berumerfehner - Meerhusener Moor“

• LSG „Neues Moor - Herrenmoor“

• LSG „Egelser Wald und Umgebung“

• LSG „Ihlower Forst und Niederung des Krummen Tiefs“

• LSG „Großes Meer und Umgebung“

Abb. 26 Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete und FFH -Gebiete in Ostfriesland und im Bereich der Region Mittleres Ostfriesland (Niedersächsische Umweltkarten, LGLN).

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In der großräumigen Systematik der „schutzwürdigen Landschaften“ in Deutschland, wie sie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zusammengestellt hat, zählt die ostfriesische Halbinsel zur Kategorie der „grünlandgeprägten offenen Kulturlandschaften“ mit der zusätzlichen Spezifizierung „Heckenlandschaft“. 24 Ein hoher Anteil Grünlandwirtschaft und eine überlieferte starke Parzellierung der Landschaft verleihen dem Mittleren Ostfriesland in weiten Teilen eine reichere Strukturierung mit Wallhecken, Baumreihen und kleinen Gehölzen. Diese Elemente steigern den ökologischen Wert. Wallhecken – Wahrzeichen der friesischen Landschaften – dienten einst als Einfriedung, Windschutz und nachwachsende Rohstoffquelle. In ihrer alten Form, artenreich und mit ständiger Verjüngung und Pflege, waren sie von großem Nutzen auch für die heimische Fauna und Flora.

Wallhecken werden in ihrer ökologischen Wirkung mit zwei aneinandergelegten Waldrändern – als besonders wertvolle Übergangsbiotope – verglichen. Wo sie, wie bis zum 19. Jahrhundert vielerorts, noch heute ein dichtes Netzwerk bilden, bereichern sie Landschaftsbild und ökologische Landschaftsfunktionen. Wie auch natürliche Fließgewässer mit typischem Begleitgrün, sind sie als lineare Biotope Korridore für die Ausbreitung von Arten und Individuen. Daher kommt, neben flächigem Schutz, heute dem Biotopverbund eine wichtige Rolle zu. Die Vernetzung natürlicher und naturnaher Flächen trägt mit einem geringen Flächeneinsatz stark zum Artenschutz bei.

Abb. 27 Wallhecken, ein verbreitetes Landschaftselement im Mittleren Ostfriesland, vernetzen Naturstandorte miteinander (links). Die vielen Fließgewässer, vom Schlot bis zum Kanal, sind häufig strukturarm (rechts).

Die Region Mittleres Ostfriesland besitzt mit der ihr eigenen „Park-“ oder „Heckenlandschaft“ ein gutes Potenzial für einen effizienten Schutz seiner Naturgüter. Andererseits gibt es auch gegenteilige Anzeichen: Die Landwirtschaft erfährt auch hier

24 Bundesamt für Naturschutz (2012): Schutzwürdige Landschaften (Landschaftstypen) in Deutschland, abgerufen am 05.11.2014. unter http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/landschaftsundbiotopschutz/ landschaftsbewertung_2011.pdf.

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

einen Intensivierungsprozess, der sich vor allem im starken Anwachsen des Energiepflanzenanbaus zeigt – einem Phänomen, das in Deutschland allgegenwärtig ist. Die steigende Flächenkonkurrenz, auch innerhalb der Landwirtschaft, trägt nicht zu einem entspannteren Verhältnis von Naturschutz und Landwirtschaft bei. Dabei stehen diese beiden Flächenansprüche gar nicht so sehr in Konkurrenz: Eine deutschlandweite Schrumpfung des landwirtschaftlichen Flächenanteils findet vor allem zugunsten von Siedlungs- und Verkehrsflächen statt. 25 Zudem wird den ackerbegleitenden Gehölzen und Gebüschen als Standort von Schädlingsvertilgern eine positive Wirkung auf die Anbaufläche zugeschrieben. Doch der Dialog zwischen Landwirtschaft, Naturschutz (Verbände und Behörden) und örtlichen Kommunen wird noch zu selten so geführt, dass Interessensbündelung auch in praktische Ansätze münden kann.

Für das Mittlere Ostfriesland mit seiner traditionell flächengebundenen bäuerlichen Landwirtschaft auf kleineren und mittelgroßen Parzellen stellt das Nebeneinander von Wirtschafts- und Naturflächen kein großes Problem dar, während eine Entwicklung hin zu größeren Flächenverbänden sich für die Integration dieser Landschaftsfunktionen kontraproduktiv erweisen kann. Für Deutschland ist ein Negativtrend bereits zu verzeichnen. Die „Nationale Nachhaltigkeitsstrategie“, welche Ziele und Messkriterien zu allen Nachhaltigkeitsbereichen formuliert, konstatiert im Indikatorenbericht 2014 eine negative Entwicklung (vgl. Abb. 28) – insbesondere für Artenvielfalt und Landschaftsqualität im Agrarraum. 26 Hier wird zur Evaluierung die Bestandsentwicklung repräsentativer Vogelarten zu Grunde gelegt. Ausgehend von einem Zielwert, der sich an der geringer beeinflussten Landschaft der 1970er-Jahre orientiert, wurden 1990 nur noch etwa 75 % erreicht. Statt eines höheren Wertes ist hier heute eine weitere Verschlechterung der Bestände zu verzeichnen. Der Teilindex Agrarland ist dabei mit nur noch 56 % besonders alarmierend. Als wichtigste Ursachen für den Rückgang der Artenvielfalt nennt der aktuelle Bericht eine „intensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung, Zerschneidung und Zersiedlung der Landschaft, Versiegelung von Flächen sowie Stoffeinträge.“

25 Umweltbundesamt: Struktur der Flächennutzung, abgerufen am 31.10.2014 unter http://www.umweltbundesamt.de/ daten/flaechennutzung/struktur-der-flaechennutzung. 26 Statistisches Bundesamt [Hrsg.] (2014): Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Indikatorenbericht 2014: 16.

45 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Abb. 28 Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland: Entwicklung des Indikatorwerts für den Bereich Artenvielfalt und Landschaftsqualität (Quelle: Statistisches Bundesamt 2014).

Wie die Wallhecken, könnten auch die zahlreichen kleinen Gewässer im Mittleren Ostfriesland für eine Verbesserung des Biotopverbunds genutzt werden. Es ist klar, dass ihre Funktion als Entwässerungslinien dabei nicht vernachlässigt werden kann. Kleinräumige Analysen mögen aber ergeben, dass in manchem Fall eine naturnahe Struktur der Ufervegetation mit der anderen Funktion vereinbar ist. Die Betrachtung der Fließgewässer in der Region (vgl. Abb. 29) lässt sowohl bei den künstlichen, als auch bei den Tiefs und Geestbächen durchweg ein schlechtes oder unbefriedigendes ökologisches Potenzial erkennen. Von den roten und orangefarbenen Färbungen der linearen Gewässer hebt sich – in Grün für eine gutes ökologisches Potenzial – ausschließlich der Hochmoorsee des Ewigen Meers ab. Positiv ist hier zu vermerken, dass sowohl die Wasserqualität der Oberflächengewässer als auch des Grundwassers im Bereich des Mittleren Ostfriesland überall als „gut“ klassifiziert ist. Die geringe Naturnähe der linearen Gewässer resultiert also ausschließlich aus der ungünstigen Struktur. Über die Wechselwirkungen von Vegetation und Wasserkörper hinausgehend, betrifft das den Kurvenreichtum, die Ausformung von Ufern und Sohle sowie die Durchgängigkeit der Fließgewässer (versus Regulierungs- und Schleusenbauwerke) für Wasserlebewesen.

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Abb. 29 Ökologisches Potenzial der Fließgewässer im Mittleren Ostfriesland (Niedersächsisches Ministerium f. Umwelt, Energie und Klimaschutz)

Schutz der Umwelt bedeutet in Zeiten des Klimawandels auch, lokales und regionales Handeln in größeren Zusammenhängen zu sehen. Die Kommunen in Ostfriesland haben sich dieser Herausforderung gestellt und bilanzieren ihre Energieverbrauche und ihren Treibhausgasausstoß unter dem Gesichtspunkt der Optimierung. So konnte die Stadt 27 Emden ihre CO 2-Emissionen bereits im Zeitraum 1990-2007 um 13,2 % verringern.

Damit lag sie bereits 2007 in der Nähe des nationalen Ziels einer Reduzierung des CO 2- Ausstoßes um 14 % bis zum Jahr 2020 und hat die Aussicht, auch das höher gesteckte EU-Kernziel von -20 % bis 2020 zu erreichen. 28 Der Landkreis Aurich konnte den Pro- 29 Kopf-Ausstoß von CO 2 in den letzten Jahren weiter senken und lag 2012 mit 9,38 t unter dem Durchschnitt für Deutschland von 10,0 t. 30

In ländlichen Räumen spielt – aufgrund der größeren zurückzulegenden Distanzen – vor allem der Verkehr eine große Rolle bei der CO 2-Verursachung. Machte der Verkehrsanteil in der Stadt Emden 2007 mit 124.770 t bereits etwa ¼ der gesamten Emissionen aus, so war im Jahr 2010 der CO 2-Ausstoß des Verkehrs im flächenintensiveren Landkreis

27 Stadt Emden [Hrsg.] (2010): Integriertes Kommunales Klimaschutzkonzept. 28 Europäische Kommission (2010): Mitteilung der Kommission: Europa 2020. Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. 29 Climate Center North: Energiebilanz des Landkreises Aurich. 30 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

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Wittmund mit seinen vielen Pendlern der größte Anteil überhaupt; Er betrug 202.755 t bzw. 41 % der Gesamtmenge. 31 Mit 175.523 t bzw. 35 % ist dem Wohnen hier der zweite große Anteil zuzuschreiben. Im industriell geprägten Emden war die Wirtschaft (2007) hingegen Verursacher von 52 % der CO 2-Emissionen (275.062 t). Auf der Ebene der regionalen Entwicklung lässt sich auf die Bereiche „Verkehr“ und „Wohnen“ hier – neben dem eher gering relevanten Bereich „öffentliche Einrichtungen“ am besten Einfluss nehmen.

3.6 Freizeit- und Tourismussituation

Im ostfriesischen Binnenland erreicht der Tourismus zwar deutlich niedrigere Zahlen als an den Küstenorten und auf den Inseln, es zählt aber ebenfalls zu den bedeutendsten Reiseregionen Niedersachsens und Deutschlands. So registrierten die Ferienorte in Ostfriesland im Jahr 2012 509.415 Gästeankünfte, während die ostfriesischen Inseln 817.155 und die Orte an der niedersächsischen Nordseeküste 1.579.783 Ankünfte verzeichnen konnten. 32 Auch ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Ostfriesland mit 2,8 Tagen nur etwa halb so hoch wie an der Nordseeküste, wo sie 4,5 Tage beträgt, und liegt damit auch unter dem Durchschnitt für Niedersachsen (3,1). Die Inselgemeinden beherbergen ihre Gäste im Schnitt sogar 6,3 Tage lang. 33

Die Unterschiede bei der Aufenthaltsdauer dürfen indes nicht ohne Weiteres als Indikator für den Erfolg der Destinationen betrachtet werden. In ihnen drückt sich auch eine verschiedene Ausrichtung des Tourismus in den Gebieten aus. So verbringen die meisten Urlauber/-innen ihren Urlaub am Meer an einem festen Standort (bzw. einer Gemeinde), während für die Städte und Gemeinden im ostfriesischen Binnenland der Touren- Tourismus – vor allem im Bereich des Radwanderns, aber auch mit dem Wohnmobil, Sportboot oder Kanu/Kajak – eine wichtige Rolle spielt. In der Berechnung des Durchschnitts für „Ostfriesland“ aus den Durchschnittswerten der hinzugezählten Kommunen, ergibt sich daher ein geringerer Wert als es bei einer kumulierten Dauer für die gesamte Region der Fall wäre.

31 Landkreis Wittmund [Hrsg.] (2013): Integriertes Klimaschutzkonzept für den Landkreis Wittmund. 32 LSKN 2013 33 LSN 2001-2014

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

Gebiet Gästeankünfte Übernachtungen Durchschn. Aufent- haltsdauer (Tage)

Niedersachsen 12.729.940 40.003.513 3,1

Nordseeküste 1.579.783 7.184.306 4,5

Ostfriesische Inseln 817.155 5.143.231 6,3

Ostfriesland 509.415 1.441.695 2,8

Stadt Emden (kreisfr.) 62.133 126.158 2,0

Stadt Aurich 48.231 109.070 2,3

Stadt Wittmund 69.765 289.419 4,1

Gemeinde Friedeburg 6.243 18.002 2,9

Gemeinde Südbrookmerland 8.296 24.124 2,9

Abb. 30 Touristische Kennzahlen für die Region Mittleres Ostfriesland 2012 (LSN 2001-2014)

49 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Verschiedene Profile zeigen sich an den Übernachtungszahlen der einzelnen Städte und Gemeinden allerdings auch (vgl. Abb. 31): Mit rund 300.000 Übernachtungen im Jahr hat die Stadt Wittmund, zu welcher auch der Küsten- bzw. Sielort Carolinensiel-Harlesiel zählt, wesentlichen Anteil am Intensivtourismus in Nordwestdeutschland hat. In der kreisfreien Stadt Emden und in der Stadt Aurich überlagern sich Urlaubsreisen und geschäftlich motivierte Aufenthalte in einem größeren Ausmaß. Zudem besitzen sie als spezifischer Ort mit einer Konzentration von Sehenswürdigkeiten und Angeboten (Städtereisen) eine größere Anziehungskraft als die Kurbäder an der Küste. Für Emden und Aurich ergeben sich jährliche Übernachtungszahlen von 120.000 und mehr. Die kleineren Orte, wie Friedeburg und Südbrookmerland, deren Kapazitäten ebenfalls nicht mehr zu den typischen Quartieren der Nordseeurlauber/-innen zählen, erreichen jährliche Übernachtungszahlen in der Größenordnung von 20-30.000 pro Jahr.

350.000

300.000

250.000

200.000

150.000 2009

Übernachtungen 2011

100.000 2013

50.000

0

Abb. 31 Gästeübernachtungen in Kommunen der Region Mittleres Ostfriesland (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

In der Betrachtung der Entwicklung von Gästeankünften und Aufenthaltsdauern im Zeitraum 2009-2013 (vgl. Abb. 32) zeigt sich ein differenziertes Bild, welches auch auf die allgemein stärkeren jährlichen Schwankungen im Tourismus zurückzuführen ist. In Niedersachsen war insgesamt ein Anstieg der Ankünftezahlen zu verzeichnen; Die Übernachtungsdauer sank hingegen leicht. Die Städte Emden und Wittmund konnten sich an gestiegenen Ankünftezahlen erfreuen, wobei diese nur in Emden auch von einer

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

höheren Aufenthaltsdauer als in 2009 begleitet waren. Auch Aurich und Friedeburg verzeichneten überwiegend höhere Werte bei den Gästeankünften, allerdings auch sinkende Zahlen in 2012 und 2013. Südbrookmerland erreichte in 2010, 2011 und 2012 nur ein um etwa 10 % geringeres Niveau als im Basisjahr der Betrachtung.

140,0

130,0

120,0

110,0

100,0

90,0 Aufenthaltsdauer (2009 = 100 %) 100(2009= Aufenthaltsdauer

Veränderung von Gästeankünften und Gästeankünften von Veränderung 80,0

70,0 2009 2010 2011 2012 2013

Niedersachsen Ankünfte Emden Ankünfte Aurich Ankünfte Wittmund Ankünfte Friedeburg Ankünfte Südbrookmerland Ankünfte Niedersachsen Dauer Emden Dauer Aurich Dauer Wittmund Dauer Friedeburg Dauer Südbrookmerland Dauer

Abb. 32 Relative Veränderung von Gästeankünften und Aufenthaltsdauern in Kommunen der Region Mittleres Ostfriesland, ausgehend von 2009 (Datengrundlage: LSN 2001-2014)

Bei den Aufenthaltsdauern konnten die Stadt Emden und die Gemeinde Friedeburg Zuwächse gegenüber 2009 erzielen und hoben sich damit vom Landestrend ab. In den anderen Kommunen des Mittleren Ostfriesland drückte sich, wie in Niedersachsen, eine Stagnation oder sogar ein leichtes Sinken aus. Diese Werte der letzten Jahre, müssen in einen längerfristigen Betrachtungsrahmen eingeordnet werden: Nach den Ergebnissen der Tourismusmarketing Niedersachsen GmbH, zeichnet sich für den Zeitraum 2002-2012 für Ostfriesland allgemein eine stagnierende Aufenthaltsdauer ab, während die Nordseeküste und die Inseln sogar eine leicht rückläufige Dauer aufweisen. 34 Sowohl

34 Tourismusmarketing Niedersachsen GmbH (2013): Touristische Entwicklung in Niedersachsen 2001-2012.

51 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Ostfriesland als auch die Küstenorte konnten im 10-jährigen Rückblick zugleich aber auch die Gästeankünfte und Übernachtungszahlen steigern.

Es lässt sich festhalten, dass die Region Mittleres Ostfriesland eine geringere touristische Intensität als die Küsten- und Inselgemeinden aufweist. Die Zahlen deuten außerdem auf eine andere Form des Tourismus mit kürzeren lokalen Aufenthalten hin. Unabhängig von einer Ausweitung des Wirkungsradius des Küstentourismus während der Hochsaison im Sommer – wenn die Quartiere dort knapp werden – ergänzen die Küstenorte und das ostfriesische Binnenland einander mit ihren komplementären standortbildenden Faktoren: Die Sielorte stehen mit ihrer Bade- und Kurfunktion auch den Binnenlandbesucher/-innen zur Verfügung, die Mittelzentren und Dörfer dienen den Strandurlauber/-innen häufig als Ausflugsorte. Hier wäre allerdings eine stärkere Teilhabe der kleinen Ortschaften im Mittleren Ostfriesland wünschenswert. Ihre authentische ländliche und ostfriesische Eigenart ist oft noch nicht erschlossen, so dass sich die Ausflüge der Nordseetourist/- innen fast ausschließlich auf die Städte richten.

Mit seiner ansprechenden Landschaft – den abwechslungsreichen Grünstrukturen, Gulfhöfen, Meeren und Moorrelikten –, und seinen sehenswerten Ortschaften stellt das Mittlere Ostfriesland indes auch ohne den Bezug zur Küste eine attraktive Destination dar: Der „Aufenthalt in der Natur“ steht für die Urlauber/-innen in Niedersachsen klar an erster Stelle. 42,7 % gaben 2012 diese Urlaubsaktivität an. 35 Mit einigem Abstand folgt der „Besuch von kulturellen/historischen Sehenswürdigkeiten“ (34,1 %), welcher im Bundesdurchschnitt die bedeutendste Urlaubsaktivität darstellt. Auch für die wichtigen Aktivitäten „Spazierengehen“ (33,3 %), Aktivitäten am/im/auf dem Wasser (inkl. Segeln, Surfen)“ (18,4 %) und „Radfahren“ (14,5 %) bietet die Region ein gutes Potenzial. Ein weit verzweigtes, gut ausgeschildertes Radwegenetz mit beschilderten regionalen und überregionalen Radrouten lädt zum Entdecken ein. Daneben bieten die Städte und Gemeinden zahlreiche themenorientierte Touren an, die per Karte oder GPS abgefahren werden können. Über die lokalen Tourismusorganisationen und die Dachorganisation Ostfriesland Tourismus GmbH können dazu Arrangements gebucht werden, welche Übernachtung, Gastronomie und Equipment beinhalten. Als ausgeschilderte Radwanderrouten verlaufen durch das Mittlere Ostfriesland:

• Friesenroute Rad up Pad

• Ostfrieslandwanderweg

• Tour de Fries

• Friesischer Heerweg

• Internationale Dollardroute

35 Tourismusmarketing Niedersachsen GmbH (2013): Tourismus in Niedersachsen. Zahlen – Daten – Fakten 2013.

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

• Friesische Mühlenroute

Der Ems-Jade-Kanal, die Tiefs und viele kleinere Kanäle bilden ein Pendant zum Radtourismus im Bereich des wasserbasierten Touren-Tourismus. Mit den auf ganz Ostfriesland verteilten 22 „Paddel- & Pedalstationen“ werden beide Nachfragen bedient und darüber hinaus die Möglichkeit geboten, zwischen den beiden Fortbewegungsmöglichkeiten zu wechseln. Die Stationen verleihen nicht nur Kanus, Kajaks und Fahrräder, sondern bieten zumeist auch einen Transferservice, so dass auch eine spontanere Inanspruchnahme durch Fahrradtourist/-innen möglich ist.

Mit größeren Booten lässt sich das Mittlere Ostfriesland auch bereisen. Für Einheimische und Touristen bieten die größeren Fließgewässer – als Teil des Sportbootreviers Ostfriesland – gute Bedingungen. Allerdings gehen Prognosen davon aus, dass die Gruppe der privaten Bootseigner/-innen in Zukunft schrumpfen wird. 36

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie „Neue Wege im Wassertourismus“, welche die Mitgliedskommunen des Mittleren Ostfriesland, die Stadt Wilhelmshaven, die Stadt und die Gemeinden Großefehn und Sande in Auftrag gegeben haben um die touristische Ausschöpfung des Ems-Jade-Kanals zu verbessern, wurde auch das Profil der für die Region typischen Gästestrukturen bzw. Zielgruppen herausgearbeitet. Danach wurden hinsichtlich der Aktivitäten „Radfahrer“ und „Bootfahrer“ sowie „Reiter“ benannt, bezüglich der Motivation „Erholungssuchende“ und „Kulturinteressierte“ und bezüglich der Alters- und Familienstruktur waren die Gruppen „50+“, „Familien“ sowie „Großeltern mit Enkeln“. Als wichtige Zielgruppen wurden allgemein „Clubreisen bzw. Busreisegruppen (als Teil von 50+)“ und „Tagestouristen“ benannt. Demnach sind außerdem „Übernachtungsgäste … eine nachrangige Zielgruppe“.37 Hier stellt sich allerdings die Frage, ob mit Angeboten, die sich von jenen der starken Konkurrenz der Küstenorte abheben, nicht auch Marktsegmente erschlossen werden können, die für das ostfriesische Binnenland bisher nicht erreichbar waren. Innovative Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen wären hierfür die Voraussetzung.

Zwar ist der Qualitätsstandard der Beherbergungsbetriebe in Ostfriesland allgemein zufriedenstellend, in den weniger touristischen Orten im Binnenland ist aber auch hier eine Verbesserung anzustreben. Die Stärke dieser, zumeist von Privatvermieter/-innen angebotenen Quartiere ist häufig ihre Authentizität, die sie als dörfliche, typisch ostfriesische Rastunterkünfte und Ausgangspunkte für Urlaubsaktivitäten erhalten. Diesen Charme und die persönliche Note mit einem attraktiveren Ausstattungsangebot zu verbinden, kann den Dörfern größere Chancen für eine Steigerung und Verstetigung der

36 BTE Tourismus- u. Regionalberatung Partnergesellschaft Hannover u. Grontmij GmbH Bremen (2013): Machbarkeitsstudie Neue Wege im Wassertourismus. Abschlussbericht. 37 ebd.

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touristischen Wertschöpfung bieten – vorausgesetzt, die Verbesserungen werden über die Tourismuszentralen kommuniziert.

Eine bereits etablierte Form des Urlaubs zeigt sich im Mittleren Ostfriesland eindeutig auf Erfolgskurs: Im Bereich des Campingtourismus konnten in Ostfriesland im Zeitraum 2001- 2012 stetig steigende Übernachtungszahlen verzeichnet werden – während sie auf den ostfriesischen Inseln stagnierten. 38 Das Beispiel des ILE-Projekts „Dorfplatz Blomberg“ der Region Mittleres Ostfriesland zeigt, dass sich ein maßvoller Ausbau des Campingtourismus auch zur Belebung der Ortskerne der Dörfer einsetzen lässt, wie sie angesichts der schwachen Ausbildung öffentlicher Gemeinschaftsbereiche und der geringen Tagesbevölkerung dieser Siedlungen (vgl. Kap. 3.1) wertvoll erscheint.

38 Tourismus Niedersachsen GmbH (2013): Tourismus in Niedersachsen. Zahlen – Daten – Fakten 2013.

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

3.7 Verkehrs- und Mobilitätssituation

Die wichtigsten überregionalen Verkehrswege sind für das Mittlere Ostfriesland:

• A 28, von Dreieck Stuhr bei Bremen (A 1/A 28, Landkreis Diepholz) bis zum Dreieck Leer (A 31/A 28)

• A 29, von Wilhelmshaven bis zum Autobahndreieck Ahlhorner Heide (A 1/A 29, Landkreis Oldenburg)

• A 31, von Bottrop nach Emden

Unmittelbar ins Gebiet der Region bzw. nach Emden führt die A 31. Aus dem östlichen Teil des Gebiets kann die Anbindung an den Fernverkehr über die hier schneller erreichbare A 29 günstiger sein. In Hinsicht auf die Erreichbarkeit der Oberzentren – Wilhelmshaven und Oldenburg liegen am nächsten – erweisen sich die nördlich gelegenen Bereiche mit den Ortschaften der Samtgemeinde Holtriem und der Gemeinde Großheide als peripher. Hier muss mitunter eine Fahrtzeit von mehr als 60 Minuten zum Oberzentrum in Kauf genommen werden (vgl. Abb. 33).

Abb. 33 Erreichbarkeit von Oberzentren, Ausschnitt Nordwestdeutschland (Quelle: Bundesinstitut f. Bau -, Stadt- und Raumforschung)

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Im Bereich des Bahnverkehrs ist die Region über Emden an das Fernverkehrsnetz (Intercity/Eurocity) und den Nahverkehr angeschlossen. Auch Wittmund besitzt einen Bahnhof für den Regionalverkehr und liegt hier an der Strecke Esens-Wittmund-Jever- Sande/Wilhelmshaven-Varel-Oldenburg.

Abb. 34 Topografische Karte mit den überörtlichen Wegeverbindungen und Bahnlinien in Ostfriesland (Quelle: LGLN)

Im Inneren weist das Mittlere Ostfriesland mit seinen Mittelzentren Aurich, Emden und Wittmund, entsprechend der ausgeglichenen Verteilung der Zentralorte, eine gute verkehrliche Erschließung auf. Als Hauptachsen dienen hier:

• B 210, von Emden nach Jever

• L 1, von Aurich-Haxtum nach Moormerland-Oldersum

• L 2, von Krummhörn-Pewsum nach Moormerland-Neermoor

• L 7, von Aurich nach

• L 12, von Wittmund-Rispel nach Uplengen-Remels

• L 18, von Friedeburg-Marx nach Uplengen-Remels

• L 34, von Aurich nach Friedeburg-Wiesede

Allgemein ist das nächstgelegene Mittelzentrum aus allen Teilen der Region schnell zu erreichen. Allerdings muss die B 210, als zentrale Verkehrsachse in Ost-West-Richtung,

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

im Abschnitt zwischen Aurich und Emden hohe Verkehrsmengen bewältigen. Die durchschnittliche tägliche Verkehrsmenge (DTV) liegt im Abschnitt zwischen Aurich und Georgsheil bei 14.200 Fahrzeugen, von denen 700 zum Schwerlastverkehr zählen. Die geringen Ausweichmöglichkeiten und die Mischung von Verkehren mit verschiedener Geschwindigkeiten – auch die langsamen landwirtschaftlichen Fahrzeuge müssen die Verbindung teilweise mitbenutzen – bewirken zeitweise nur ein langsames Vorankommen, welches der Verbindungsfunktion der Bundesstraße nicht gerecht wird. Vor allem während der täglichen Spitzenbelastung durch die Berufspendelverkehre stellt sich die Verkehrsbewältigung hier unzureichend dar.

Die Verbindung Aurich-Emden beinhaltet, neben den Verflechtungen Emdens mit der Krummhörn, die stärksten Pendlerströme der Region. 39 Über die B 210 werden außerdem die Schwerlasttransporte der Windanlagenhersteller abgewickelt, welche so die Autobahnanschlüsse in Emden (A 31) und Schortens (A 29) erreichen oder auch den Hafen in Emden. Sie werden vorrangig nachts abgewickelt.

Die Schienenwegeverbindung Aurich-Abelitz-Emden, welche unmittelbar parallel zur B 210 vorhanden ist, wird derzeit nur für den Güterverkehr genutzt. Sie soll, auf Initiative der Anlieger-Kommunen Aurich, Emden und Südbrookmerland, der ansässigen Unternehmen und weiterer privater Akteure aus der Region ausgebaut werden, so dass zusätzliche Kapazitäten für den Güterverkehr entstehen und der Schienenpersonenverkehr hier wieder eingerichtet werden kann. Für das Vorhaben sind bereits erste Vorplanungen, z. B. Fahrgasterhebungen, durchgeführt worden und das Land Niedersachsen wird das Projekt für den Bundesverkehrswegeplan anmelden. Die Kommunen versprechen sich Impulse für die Wirtschaft und eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots.

Eine effiziente Erschließung der stark von den Zentralorten abhängigen dörflichen Bereichen mit dem öffentlichen Personennahverkehr stellt eine der größten Herausforderungen für die Region Mittleres Ostfriesland dar. So identifiziert die Studie „Mobilität in Niedersachsen“ das Gebiet der Landkreise Wittmund und Friesland sowie den an Wittmund angrenzenden östlichen Bereich des Landkreises Aurich als strukturellen Ungunstraum für den ÖPNV und sieht Handlungsbedarf. 40 Eine „sehr weit reichende Kooperationsstruktur“ in Form der Verkehrsregion Nahverkehr Ems-Jade (VEJ) und die bestehenden Anreize zur Aktivierung der ländlichen Bevölkerungsgruppen als ÖV-Nutzer/-innen beurteilen sie dabei als hilfreich.

Die gestreckte bis disperse Siedlungsstruktur (vgl. Kap. 3.1) erschwert die Erschließung – es bleiben fast immer Restwege, welche häufig nicht mehr fußläufig zurückgelegt werden können. Der demografische Wandel, welcher auch eine „Alterung“ der Einwohnerschaft

39 Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung (2012): Regionalmonitoring Niedersachsen. Regionalreport 2012. 40 Planungsbüro VIA, büro thiemann-linden, Köln, im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums f. Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung (2012): Mobilität in Niedersachsen. Ergebnisbericht.

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der Dörfer mit sich bringt (vgl. Kap. 3.2) bedeutet für die Region in Zukunft einen größeren Bedarf an Mobilitätsangeboten, da die Zahl derjenigen, die nicht mehr selbst fahren, zunehmen wird. Ähnlich wie die Verbesserung der Versorgungsangebote – z. B. durch mobile Angebote – stellt der ÖPNV damit auch einen bedeutenden Einflussfaktor für die weitere Entwicklung der Dörfer dar. Wenn eine verlässliche öffentliche Nahverkehrsstruktur nicht gewährleistet werden kann, droht ihnen eine verstärkte Abwanderung der älteren Einwohnerschaft. Ein verschärfender Aspekt ist hier, dass zugleich von einer Schrumpfung der Zahl der schulpflichtigen Kinder ausgegangen werden muss – die Schulverkehre sind in der Region für viele Busverbindungen das wichtigste Argument. Wenn also eine allgemeine Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs bzw. die Erschließung zusätzlicher Zielgruppen nicht möglich ist, droht diesem Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge eine große Ineffizienz und womöglich eine Reduzierung.

Andersherum betrachtet, könnte eine aktive ältere Einwohnerschaft, die auf ein gutes ÖPNV-Angebot zurückgreifen kann und dazu bereit ist, auch eine Chance für die Organisation des Verkehrs im Mittleren Ostfriesland bedeuten. Wenn darüber hinaus die große Gruppe der Berufspendler/-innen besser erschlossen wird, gewinnt der ÖPNV an ökonomischer Effizienz. Dazu erscheint es notwendig, die Rahmenbedingungen zu verbessern, so dass Bus – und womöglich bald Bahn – als Alternative zum eigenen Pkw an Attraktivität gewinnen. Große Pendlergruppen wie die Belegschaft des Automobilwerks in Emden könnten hier zum Erfolg beitragen.

Als wertvolles Potenzial kann für die Region Mittleres Ostfriesland auch geltend gemacht werden, dass die Benutzung des Fahrrads weit verbreitet ist. Zusammen mit neuen technologischen Ansätzen wie Elektromobilität können sich hier positive Synergien zwischen Nahverkehr und Klimaschutz ergeben. Der motorisierte Individualverkehr stellt in der ausgeprägten Pendlerregion aktuell einen gewichtigen Emittenten von Treibhausgasen dar (vgl. Kap. 3.5).

3.8 Übergeordnete Planungen

Die Vertreter/-innen der Region Mittleres Ostfriesland sind sich der Tatsache bewusst, dass ihre regionale Kooperation in vielfältiger Weise in Wirkungszusammenhänge, Zielsetzungen und Planungen in einem größeren räumlichen Rahmen eingebettet ist. Darum haben sie sich bei der Erarbeitung des Regionalen Entwicklungskonzepts sowohl an Planungszielen und Grundsätzen auf einer sehr großen räumlichen Ebene orientiert – z. B. an den europäischen Nachhaltigkeitszielen der Strategie „Europa 2020“ oder der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesrepublik Deutschland – als auch an den übergeordneten Planungen auf der regionalen Ebene. Die wichtigsten Planungsinstrumente sind hier das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen

Mittleres Ostfriesland 3 Ausgangslage

(LROP) von 2008 einschließlich der Aktualisierungen 2012 sowie das Regionale Raumordnungsprogramm für den Landkreis Wittmund (RROP) von 2005. 41 Sie formulieren die Entwicklungsziele für den jeweiligen Raum vollständig aus. Die Entwicklungsstrategie der Region Mittleres Ostfriesland steht in keinem Fall mit der Raumordnung in Widerspruch. Darüber hinaus verfolgt sie aber – im Sinne der regionalen Profilbildung des ILE- und LEADER-Ansatzes – einige Ziele der Raumordnungspläne besonders engagiert. Für das Landesraumordnungsprogramm sind dies vor allem die Zielsetzungen:

• Sicherung der Funktionsfähigkeit der Raum- und Siedlungsstruktur

• Ausschöpfung der Möglichkeiten der Reduzierung der Neuinanspruchnahme und Neuversiegelung von Freiflächen

• Berücksichtigung von Folgen für das Klima und Möglichkeiten zur Eindämmung des Treibhauseffekts

• Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums durch Ausschöpfung der Möglichkeiten der Innovationsförderung, der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, der Erschließung von Standortpotenzialen und von Kompetenzfeldern

• Versorgung der ländlichen Regionen mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien und -netzen

• Schaffung eines geeigneten Umfelds für kleinere und mittlere Unternehmen

• Abschwächung der Auswirkungen des demografischen Wandels für die Dörfer und ihr Erhalt als Orte mit großer Lebensqualität

• Verbesserung und Erhalt der Umwelt, der ökologischen Vielfalt, der Schönheit und des Erholungswerts der Landschaft

• Abbau geschlechtsspezifischer Nachteile durch raumstrukturelle Maßnahmen

Von den Zielen des Regionalen Raumordnungsprogramms für den Landkreis Wittmund befördert das Entwicklungskonzept des Mittleren Ostfriesland vor allem:

• Verbindung von für den Naturhaushalt, die Tier- und Pflanzenarten und das Landschaftsbild bedeutungsvoller Gebiete durch auf die naturräumlichen Besonderheiten ausgerichtete Maßnahmen und dauerhafter Erhalt vorhandener Verbindungsstrukturen

• Sicherung und Weiterentwicklung von Gewerbestandorten in den Ortsteilen unterhalb der zentralörtlichen Funktion eines Grundzentrums im Rahmen der

41 Das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Aurich befindet sich noch in der Neuaufstellung und wird erst in Kürze veröffentlicht werden. Da die frühere Fassung des RROP ihre Gültigkeit verloren hat, haben sich Planungen im Landkreis Aurich den (allgemeineren) Vorgaben des LROP unterzuordnen.

59 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Eigenentwicklung unter Berücksichtigung des Strukturwandels in der Landwirtschaft und dem damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen

• Erhalt der Gulfhöfe als prägende Elemente der regionalen Kulturlandschaft durch geeignete Maßnahmen wie Sanierung und Umstrukturierung für touristische, gewerbliche sowie kulturelle Zwecke

• Unterstützung der Landwirtschaft als Garant für die Erhaltung und Weiterentwicklung der gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteile in den durch Wallheckenstrukturen geprägten Teilräumen

• Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) innerhalb der Verkehrsregion Ems-Jade (VEJ) zu einem leistungsfähigen kreisübergreifenden Verbundsystem [darunter v. a.:]

o Abgestimmtes Tarifsystem

o Abgestimmte Fahrpläne im Taktystem

o Behindertengerechte Ausstattung und Fahrradmitnahme in allen öffentlichen Verkehrsmitteln

• Sicherung und Weiterentwicklung des überregionalen Radwegenetzes in der Region Ost-Friesland [darunter v. a.:]

o Beibehaltung einer einheitlichen Kennzeichnung

o Optimierung des infrastrukturellen Standards

• Sicherung des Wassersports in den Außen- und Binnengewässern als Bestandteil eines umfassenden Tourismusangebotes und Weiterentwicklung im Rahmen eines regional abgestimmten Entwicklungskonzeptes durch geeignete Maßnahmen zur qualitativen Verbesserung der Infrastruktur

Mittleres Ostfriesland 4 Evaluierung

4 Evaluierung

4.1 ILEK-Aufstellung und Arbeitsstruktur

Die Region Mittleres Ostfriesland hat während der ELER-Förderperiode 2007-2013 (PROFIL-Programm) erstmals in dieser Zusammensetzung kooperiert und war hier bislang als ILE-Gebiet – für solche werden Integrierte ländliche Entwicklungskonzepte, ILEKs erstellt – anerkannt.

Das ILEK bezog sich, wie aktuell, auf das naturräumlich und wirtschaftlich homogene Gebiet mit einer Größe von ca. 800 km 2 und rd. 88.000 Einwohner/-innen. Das Konzept wurde innerhalb von 10 Monaten erstellt und erfüllte damit die Voraussetzungen für die erhöhte Förderung nach der Richtlinie über Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE).

Der Erarbeitungsprozess beinhaltete die Schritte:

1. Bildung einer Lenkungsgruppe 2. Auftaktveranstaltung

3. Zukunftswerkstätten 1 und 2

4. Ergebniswerkstatt

5. Abschlussveranstaltung

Die Lenkungsgruppe setzte sich aus Vertreter/-innen der beteiligten Städte und Gemeinden, der Landkreise Aurich und Wittmund sowie des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung (LGLN), Regionaldirektion Aurich. Sie hat sich während der Konzepterstellung in den Jahren 2009 und 2010 insgesamt 6 mal getroffen und darin u. a. die Einrichtung eines Regionalmanagements (ReM) für die Region beschlossen. Mit der Durchführung des Regionalmanagements wurde für den Zeitraum 2010-2014 ein externes Büro, die Planungsgruppe LÄNDLICHER RAUM aus Emden, beauftragt. Während der gesamten Förderzeit hat die Lenkungsgruppe den Entscheidungs- und Steuerungsprozess getragen. Sie wurde dabei durch die Regionalmanager/-innen des genannten Büros unterstützt.

Die Regionalmanager/-innen informierten und aktivierten Akteur/-innen in der Region und vernetzten diese mit der Lenkungsgruppe. Sie beförderten die Projektentwicklung in der Anfangsphase durch Ideenkonzepte, Skizzen und Sondierung der Möglichkeiten und Bedingungen. Auch evaluierten sie die Fortschritte und Erfolge der ILE-Region. In einem Turnus von 4-5 Sitzungen pro Jahr trafen sich die Vertreter/-innen der Kommunen unter der Moderation des ReM-Büros und Begleitung durch das LGLN (heute: Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems).

Schon die Abschlussveranstaltung des ILEK-Erarbeitungsprozesses im April 2010 zielte auf eine nachhaltige Öffentlichkeitswirkung für die Region: Neben vielen

61 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Plandarstellungen und Wortbeiträgen war die anberaumte „Talkshow“, in der aktuelle Fragen zum Thema „Ländliche Räume – heute und morgen“ mit Expert/-innen und Personen aus dem Publikum diskutiert wurden, sowie das „Verkünden“ der Ziele und Ideen des ILEK durch einen Herold, ein würdiger Start in die neue Entwicklungszusammenarbeit in der Region. Herolde waren im Mittelalter die repräsentativen Überbringer wichtiger Botschaften. Entsprechend wurden von einem solchen, in authentischer Tracht, die zahlreichen Projektsteckbriefe in plattdeutscher Sprache vorgestellt. Die Akteur/-innen, Bürgerinnen und Bürger, Politiker/-innen und Fachleute der Kommunen fühlten sich angesprochen und motiviert, sich weiterhin für die gemeinsame Sache zu engagieren.

Die Ergebnisse des ILEK sind in 2 Kernzielen zusammengefasst worden:

• Erhalt und Schaffung einer lebenswerten Region

• Erhalt und Nutzung der Natur- und Kulturlandschaft

Diesen integrierten Zielen auf der übergeordneten Ebene sind innerhalb der 3 Handlungsfelder „Siedlung, Versorgung, Soziales“, „Landwirtschaft, Umwelt, Landschaft“ und „Wirtschaft, Tourismus/Erholung, Kultur“ die sektoralen Zielsetzungen zugeordnet worden.

Abb. 35 Kernziele, Handlungsfelder und Ziele der ILE -Region Mittleres Ostfriesland für das ELER - Programm PROFIL 2007-2013

Mittleres Ostfriesland 4 Evaluierung

4.2 Projekt- und Prozessgestaltung und Projektumsetzung

Die bisherigen Erfolge bei der Umsetzung des ILEK sind in den Jahresberichten des Regionalmanagements detailliert dargestellt und mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit begleitet worden (Presse, Internet, öffentliche Veranstaltungen).

Allgemein lässt sich zunächst festhalten, dass die themenunabhängige Zielsetzung, die Akteur/-innen aus der Region zu mobilisieren und Arbeitsstrukturen für eine integrierte Entwicklung zu schaffen, erfüllt worden ist. Die hohe Beteiligung bei der Auftaktveranstaltung (Regions-Forum) zur Erarbeitung des LEADER-REK bzw. der Fortschreibung der ILE-Strategie macht dies deutlich. Die mit dem ILEK beginnende erfolgreiche Beteiligung von Akteur/-innen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Sphären Wirtschaft, Soziales und Ökologie, welche sich angesprochen fühlten, ihre Kompetenz einzubringen, sind der Beweis und die Grundlage für eine gute zukünftige Zusammenarbeit in einer Lokalen Aktionsgruppe.

In der tabellarischen Aufstellung auf den kommenden Seiten sind die bisherigen Tätigkeitsbereiche der ILE-Region Mittleres Ostfriesland aufgezeigt und bewertet. Dabei wurden die Maßnahmen und Projekte nach den folgenden Fragen geprüft:

• Inwieweit wurden Kernziele erfüllt und Handlungsfelder ausgefüllt?

• Inwieweit konnten die im ILEK-Prozess entstandenen Projektideen (Steckbriefe) umgesetzt werden und welche weiteren Projekte haben sich ergeben?

• Welche Hemmnisse beeinträchtigten die Projektumsetzung?

• Wie können sich die geschaffenen Ansätze positiv für ein LEADER-Gebiet auswirken?

Inwieweit wurden Kernziele erfüllt und Handlungsfelder ausgefüllt?

Die vereinbarten Kernziele

• Erhalt und Schaffung einer lebenswerten Region

• Erhalt und Nutzung der Natur- und Kulturlandschaft konnten in den bislang fertiggestellten und zur Umsetzungsreife geführten Projekten deutlich erreicht werden.

Durch die Projekte

• Neue Wege im Wassertourismus (Ems-Jade-Kanal)

• Interkommunaler (Rad-)Wanderweg Ewiges Meer („4-Blick-Route“)

• Inwertsetzung Großsteingrab Aurich-Tannenhausen

• Dorfgespräche/Zukunftsschmiede – Dörfer Erfahrungsaustausch

• Friesische Freiheit/Upstalsboom

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• Dorfplatz Blomberg konnte der Bekanntheitsgrad der Aktivitäten der Region gesteigert werden. Dadurch, dass die Projekte kooperativ angelegt sind, wurde dabei die Vermeidung von Konkurrenzdenken vorangebracht. Alle Projekte waren mit einem hohen Anspruch an zeitlichen Aufwand, Kooperationsbereitschaft, Finanzierungszusagen und Rücksichtnahme in der Selbstentwicklungskompetenz verbunden. Dies war naturgemäß von lebendigen Diskussionen und auch divergierenden Ansichten verschiedener Akteursgruppen hinsichtlich mancher Projektinhalte verbunden, zugleich konnten aber Akzeptanz, Anerkennung und gegenseitige Bereicherung erfahren werden. Die Projekte trugen neben ihren inhaltlichen Ergebnissen also auch wesentlich zur Verstetigung von Konfliktlösungsprozessen bei.

Inwieweit konnten die im ILEK-Prozess entstandenen Projektideen (Steckbriefe) umgesetzt werden und welche weiteren Projekte haben sich ergeben?

Grundsätzlich ist festzustellen, dass die regionalen Projektstrukturen überwiegend aktiviert werden konnten. Insofern ist die strategische und inhaltliche Ausrichtung des Integrierten ländlichen Entwicklungskonzepts schnell vorangebracht worden. Bei dem größten Projekt „Neue Wege im Wassertourismus (Ems-Jade-Kanal)“ muss von einem „Schlüsselprojekt“ gesprochen werden: Erst durch die intensive Auseinandersetzung mit der Situation und den Möglichkeiten, die wiederholte Hinterfragung der Umsetzungsfähigkeit sowie die umfangreichen Kooperationsaktivitäten – auch mit den angrenzenden Kommunen der Nachbarregionen – kam es zu dem wünschenswerten Ergebnis. Aus dem ursprünglichen Projektcluster „Naturerlebnispfad Emden- Wilhelmshaven“ – „Neue Wege im Wassertourismus“ – „Fahrgastschiff mit alternativem Antrieb für den Ems-Jade-Kanal“ wurde ein großes interkommunales Projekt mit vorgeschobener Machbarkeitsstudie. Es ist nun ausgerichtet auf einen durchgehenden Premium-Radwanderweg entlang des Ems-Jade-Kanals sowie touristische „Drehscheiben“ – Verkehrs, Informations- und Serviceknotenpunkte für Rad- und Wassertourist/-innen, welche die hier touristischen Besucherströme zu den (beiderseits der Wasserstraße liegenden) zahlreichen Attraktionen leiten. Für dieses Projekt wurden, alternativ zur eigentlich vorgesehenen ELER-Förderung, umfangreiche Mittel aus der Tourismusförderung des Landes Niedersachsen über die NBank akquiriert.

Ein wachsendes Interesse der Öffentlichkeit an den von verschiedenen Akteur/-innen eingebrachten Projekten unterstützt merklich die Bereitschaft der Kommunen, die Projektideen zu prüfen und ihre Weiterentwicklung zu initiieren. Vor diesem Hintergrund sind viele der vorhandenen Projektskizzen weiterhin als „abrufbereit“ anzusehen. Die Einbindung und Aktivierung von Wirtschaftsunternehmen zur Gewinnung umsetzungsfähiger Projekte hat sich in der Region Mittleres Ostfriesland bisher als schwierig erwiesen.

Mittleres Ostfriesland 4 Evaluierung

Welche Hemmnisse beeinträchtigten die Projektideen?

Viele gute Projektideen, besonders an der Schnittstelle der sozialen und wirtschaftlichen Sphäre, konnten bislang nicht umgesetzt werden, weil es hier des Öftern an „Köpfen“ fehlt – Personen mit einer erforderlichen besonderen Führungs- und Umsetzungskompetenz, welche sich der Aufgabe dauerhaft widmen. So lässt sich an dieser Stelle sinnbildlich sprechen: „Der Zug ist da, aber wer bildet die Lokomotive?“ Es zeigt sich diesbezüglich, wie wichtig es ist, durch das Regionalmanagement einen ständigen Kontakt zu halten, um Motivation und Anerkennung in die Initialphasen einzubringen.

Festzuhalten ist weiterhin, dass die finanzielle Förderung eines Projekts zu einer größeren Bereitschaft der Mitarbeit führt. Auch darum gilt es Förderfähigkeiten von Projekten bereits im ersten Planungsstadium realistisch einzuschätzen.

Mehrere interkommunale Projektansätze stehen im Mittleren Ostfriesland noch in den Startschuhen, weil Trägerschaften noch nicht eindeutig geklärt sind oder die Finanzierung mit einem hohen erforderlichen Eigenanteil derzeit nicht gesichert ist.

Wie können sich die geschaffenen Ansätze positiv für ein LEADER-Gebiet auswirken?

Versteht man den LEADER-Ansatz so, dass neue Impulse für eine kooperative Zusammenarbeit gegeben werden, dass die demografischen Herausforderungen gemeinsam betrachtet und bewerkstelligt werden, dass bürokratische Anforderungen auf kurzem Dienstweg besser bewältigt werden und dass der partizipative Ansatz durch eine starke Lokale Aktionsgruppe implementiert wird, dann haben sich die bislang erprobten Strukturen bewährt und sind geeignet, das Entwicklungsprogramm und seine Förder- voraussetzungen zu erfüllen. Sie ermöglichen es, die gewonnenen Netzwerke in Zukunft weiter auszubauen und umsetzungsorientiert zu nutzen. Auf der Basis der gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse – überwiegend positive –, hat der begonnene Entwicklungsprozess gute Aussichten auf eine langfristige Verstetigung.

65 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Evaluation der vorbereitenden Tätigkeiten und Umsetzungstätigkeiten des Regional- managements und der Lenkungsgruppe der ILE-Region Mittleres Ostfriesland

2010 2011 Maßnahmen/Projekte Bewertung/Ergebnis Maßnahmen/Projekte Bewertung/Ergebnis

Einrichtung der Ge- - Ortsansässigkeit des Leitprojekte Vorbereitung durch schäftsstelle in Emden: Büros - Ems-Jade-Kanal Arbeitskreise und ReM ReM-Büro (PgLR) - Gute Erreichbarkeit - Ewiges Meer („4-Blick- - Kostenersparnis Route“)

Klärung der Aufgaben- Orientierung und „Anlauf- Vorbereitung zu struktur REM-Lenkungs- phase“ - „Friesische Freiheit“ Keine Umsetzungs- gruppe - „Schlosspark Witt- chance für 2011 mund“ - „Fischerhus Simons- Hemmnisse durch wolde“ Zuständigkeiten und mangelnde Finan- zierungsmöglichkeiten

Klärung des „größten Vereinbarung von Vorbereitung der gemeinsamen Nenners“ Themen wie Projektideen Gute Umsetzungs- - Leitprojekte „Moor-Ewiges Meer“ und - „Dorfplatz Blomberg“ chancen „Ems-Jade-Kanal“ - „Wohnmobilstellplatz Blomberg“ Finanzierung ist Zeitfenster für Hand- Aufgabenverteilung an gesichert für 2012 lungsoptionen, das ReM Einrichtung von Arbeitskreisen 2011

Eingeleitete Projekt- Noch nicht klar festgelegt Themen Umsetzungen nach - „Innenentwicklung – Gute Resonanz bei Klärung von Umset- Dorfumbau statt einigen Gemeinden zungsfähigkeit Dorfanbau“ - Baulücken- und Thema ist noch nicht Öffentlichkeitsarbeit Positive Wahrnehmung Leerstandskataster aktuell genug

Internetpräsenz Resonanz Veranstaltungen Gute Impulsgebung

Beratung/Information

Öffentlichkeitsarbeit Gute Presseberichte

Internetpräsenz Ist nach jeweiligen Stand eingepflegt

Mittleres Ostfriesland 4 Evaluierung

2012 2013 Maßnahmen/Projekte Bewertung/Ergebnis Maßnahmen/Projekte Bewertung/Ergebnis

Fortführung der inter- Beauftragung einer wie 2012 Vereinbarung zwischen 7 kommunalen Projekte Machbarkeitsstudie Städten und Gemeinden „Neue Wege im Wasser- zur gemeinsamen - Neue Wege im tourismus“ Beantragung von Wassertourismus Fördermitteln NBank, - Ewiges Meer Rad- Projektführung: Stadt wanderweg (4-Blick- Emden Route) - Inwertsetzung Groß- Konzeptionelle Planung wie 2012 Planung beauftragt, steingrab Aurich- beauftragt, Finanzierung Projektführung: Stadt Tannenhausen gesichert Aurich

Neues Projekt - „Attraktivierung des Upstalsboom-Gelän- des/Friesische Freiheit

Attraktivierung und Planung beauftragt, wie 2012 Fertigstellung Erweiterung des Finanzierung zugesichert befindet sich in der 2014 Dorfplatzes und Durchführung Projektführung Wohnmobilstellplatzes in Gemeinde Blomberg Blomberg

Dorfgespräche- Suche nach weiteren Projektstart Neben Simonswolde Vorbereitung mit Ihlow- Projektpartnern - „Dorfgespräche/ sind zwei weitere Dörfer Simonswolde für einen Zukunftsschmiede“ gefunden: Ardorf und Kommunikationsprozess Buttforde (Stadt zu Themen des Wittmund), AKs gebildet, demografischen Projektführung: Wandels und mehr Gemeinde Ihlow Thema Leerstands- Suche nach weiteren - „Leerstandsmanage- Projekt wird vorerst management Partnergemeinden ment/ Innenentwick- zurückgestellt, da zu Gemeinde Holtriem gestaltet sich schleppend lung“ wenig Resonanz Innenentwicklung

Öffentlichkeitsarbeit - „Fischerhus Simons- Projekt wird wegen Pressemitteilung ist nach wolde“ fehlender Trägerschaft jeweiligen Stand und Finanzierung zurück eingepflegt gestellt

67 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

5 SWOT-Analyse

Die Region Mittleres Ostfriesland hat, um eine zuverlässige Grundlage für ihre Zukunftsstrategie zu schaffen, ihre Stärken, Chancen, Schwächen und Risiken gründlich analysiert. Dabei sind sowohl die Wahrnehmungen der in der Region tätigen Fachleute und der Bürger/-innen – als Expert/-innen für die Orte ihrer Heimat – als auch die Ergebnisse wissenschaftlicher Analysen berücksichtigt und miteinander abgeglichen worden. Im Kapitel 5 wird, als erster Schritt, die SWOT-Analyse zunächst an den aus Plänen, Gutachten und Statistiken extrahierten Daten, wie sie auch überwiegend in die problemorientierte Darstellung der Ausgangslage eingeflossen sind, vorgenommen (vgl. Kap. 5.1). In einem zweiten Schritt (vgl. Kap. 5.2) werden die zuvor herausgearbeiteten Erkenntnisse weiter verdichtet – zu zentralen Entwicklungspotenzialen und -hemmnissen. Bereits in der Auseinandersetzung mit der Ausgangssituation, welche einer Gliederung nach klassischen Planungsperspektiven folgt, zeichnet sich eine starke Verknüpfung von Aspekten zwischen den verschiedenen Feldern – z. B. zwischen „Raum- und Siedlungsstruktur“ und „Versorgung“ – ab. Das untermauert die Bedeutung eines integrierten Planungsansatzes, welcher auf das spezifische Profil einer Region eingeht und die Konvergenz verschiedener Faktoren der Entwicklung berücksichtigt. Dem möchte auch das Regionale Entwicklungskonzept des Mittleren Ostfriesland Rechnung tragen. In der SWOT-Analyse werden daher Themencluster gebildet, welche sich von der zuvor angewandten Gliederung unterscheiden. Auf ihnen baut die Entwicklungsstrategie mit ihren Handlungsfeldern und Zielen auf.

5.1 SWOT-Analyse: Pläne, Gutachten, Statistiken

In der Übersicht sind die Aussagen der in der Bestandsanalyse zu Grunde gelegten Pläne, Gutachten und Statistiken für die einzelnen Planungsperspektiven in ihrer Bedeutung als Stärken, Chancen, Schwächen und Risiken wiedergegeben. Sie wurden anhand eines dreistufigen Bewertungssystems „ +“ bis „ +++ “ und „ -“ bis „ - - -“ nach ihrer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung der Region gewichtet.

RAUM- U.- SIEDLUNGSSTRUKTUR Freifläche je Einwohner/-in im LK Wittmund überdurchschnittlich BBSR, 2011 + (10.349 m²), im LK Aurich durchschnittlich (5.932 m²) im Nds.-Vergleich S + Gute Hauspreis-Einkommensrelation von Standard-Einfamilienhäusern BBSR, 2011 T im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (2009/2010) + Neubauten von Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern je 1.000 BBSR, 2014 Einwohner/-innen 2010-2012 überdurchschnittlich C + Wohnungsmarkt wachsend (2011) BBSR, 2013 H S Freifläche je Einwohner/-in in d. kreisfr. Stadt Emden BBSR, 2011 - W unterdurchschnittlich (1.629 m²) im Nds.-Vergleich R I

Mittleres Ostfriesland 5 SWOT-Analyse

BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR U. -ENTWICKLUNG S

T Natürliche Bevölkerungsentwicklung in Aurich, Emden, Großheide und NIW Regionalreport 2012 C + Südbrookmerland im landesweiten Vergleich überdurchschnittlich H

Prognostizierte Bevölkerungsabnahme im Zeitraum 2010-2030 von bis NIW Regionalreport 2012 S - - - zu 7 % in der Stadt Emden und den Gemeinden des LK Aurich, in W Wittmund und Friedeburg noch stärkere Bevölkerungsabnahme R I

VERSORGUNGSSTRUKTUR S (Noch) Gute allgemeinärztliche Versorgung in den Landkreisen Aurich BBSR, 2014 + T und Wittmund C H Breitbandversorgung außerhalb der Mittelzentren schlecht; in Emden, Breitband Kompetenz Zentrum - - Aurich und Wittmund Geschwindigkeiten unter dem Niedersachsen, 2014 S Bundesdurchschnitt W Geringe Betreuungsquoten für Kinder von 0 bis 3 Jahren in den Regionalmonitoring - - Landkreisen Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden Niedersachsen, LSN, 2013 R Deutliche Abnahme der Zahl der Allgemeinärzt/-innen in den Laufende Raumbeobachtung des - I Landkreisen Aurich und Wittmund BBSR, 2014

69 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

WIRTSCHAFTSTRUKTUR (EINSCHLIESSLICH LANDWIRTSCHAFT) Deutlich überdurchschnittliche positive Beschäftigtenentwicklung in NIW Regionalreport 2012 ++ der Region (2008-2011) im Nds.-Vergleich Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Stadt Emden deutlich oberhalb des Regionalmonitoring + Durchschnitts für Niedersachsen Niedersachsen, LSN, 2011 S Zunahme der Betriebe (Gründungsintensität) in der Region deutlich NIW Regionalreport 2012 + T oberhalb des Durchschnitts für Niedersachsen Hohe Gewerbesteuereinnahmen in der Stadt Aurich und in der Stadt NIW Regionalreport 2012 + Emden Hohe Steuereinnahmekraft in der Stadt Emden, der Stadt Aurich und NIW Regionalreport 2012 + der Gemeinde Friedeburg Rückgang der Arbeitslosenquote in der Stadt Emden sowie den Laufende Raumbeobachtung des + Landkreisen Aurich und Wittmund BBSR, 2014; NIW Regionalreport C 2012 H Gunstlage Emdens als Forschungs-, Installations- und Maritimes Papier der IHK ++ Servicestandort für den Ausbau der Offshore-Energiegewinnung Ostfriesland/Papenburg Pro-Kopf-Einkommen deutlich unterdurchschnittlich im Nds.- NIW Regionalreport 2012 - - Vergleich Geringes Niveau der Arbeitnehmerentgelte in den Landkreisen BBSR, 2014 - - Aurich und Wittmund Anteil Frauen an den Erwerbspersonen in der Stadt Emden sowie Laufende Raumbeobachtung des - - den Landkreisen Aurich und Wittmund deutlich unter dem Landes- BBSR, 2014; und Bundesdurchschnitt NIW Regionalreport 2012 Erhöhter Anteil Schulabgänger/-innen ohne Abschluss in den Laufende Raumbeobachtung des - S Landkreisen Aurich und Wittmund BBSR, 2014 W Geringe Einkommensteuer-Einnahmen der Städte und Gemeinden NIW Regionalreport 2012 - der Region – im Landes- und darüber hinaus auch im Bundesvergleich Geringe Steuereinnahmekraft in den Städten und Gemeinden, mit NIW Regionalreport 2012 - - Ausnahme von Emden, Aurich und Friedeburg Geringe Finanzkraft (Allgemeine Deckungsmittel) der Städte und NIW Regionalreport 2012 - - - Gemeinden der Region mit Ausnahme der Stadt Aurich Einzelhandelsrelevante Kaufkraft in allen Städten und Gemeinden Einzelhandelsrelevante Kaufkraft - - unterhalb des Bundesdurchschnitts der GfK 2013 Prognostizierte Abnahme der Erwerbspersonen unter 45 Jahren im BBSR, 2012 - - Zeitraum 2010-2030 um 10-20 % R Hofnachfolge bei den landwirtschaftlichen Betrieben in den LSKN Landwirtschaftszählung I Landkreisen Aurich und Wittmund bei rund 75 % der Betriebe 2010 - - ungewiss oder nicht erwartet; Wert ist damit im Landesvergleich überdurchschnittlich hoch

Mittleres Ostfriesland 5 SWOT-Analyse

NATUR- U. UMWELTSITUATION Naturschutzgebiete „Ewiges Meer und Umgebung“, „Sandwater“, NLWKN ++ „Südteil Großes Meer“, „Brockzeteler Moor“, „Kollrunger Moor“ Investitionen in € je Einwohner für ERP Umwelt- und BBSR, 2006-2011 + Energieeinsparungsprogramme in LK Aurich, Wittmund überdurchschnittlich S Region Ostfriesland stärkster Produzent in Sachen erneuerbare BBSR, 2011 T ++ Energien in Niedersachsen, ~90 % Windenergie Guter Zustand des Grundwassers Nds. Ministerium für Umwelt, + Energie, Klimaschutz Chemischer Status von Fließgewässern: gut Nds. Ministerium für Umwelt, + Energie, Klimaschutz Ostfriesland als Windkraftstandort: gute Verdichtung der Clusterbildung BBSR, 2011 ++ von Windenergieanlagen von 1998 auf 2010 C Geringe Klimawandelbetroffenheit „UFOPLAN-Vorhaben H Abschlussbericht Fallbeispiel + Aurich“, Umweltbundesamt, 2013 Investitionen in € je Einwohner für KfW-Programme zur CO 2-Minderung BBSR, 2006-2011 - S unterdurchschnittlich W Ökologischer Zustand/Potenzial von Fließgewässern: schlecht bis Nds. Ministerium für Umwelt, - - unbefriedigend Energie, Klimaschutz R I

FREIZEIT- U. TOURISMUSSITUATION Region profitiert von der Nordseeküste als übernachtungsstärksten Jahresbericht 2013, IHK +++ Reisegebiet Niedersachsens Emden-Papenburg Leicht steigende durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Urlaube in der TMN, 2014 + S Reiseregion Ostfriesland 2,8 (2003) → 2,9 (2013) T Steigerung der jährlichen Ankünfte um ~16,6 % im Reisegebiet TMN, 2014 ++ Ostfriesland von 2003 (432.577) auf 2013 (503.356) Zahl der Übernachtungen in 2013 stark wachsend im Vergleich zu TMN, 2013 + 2012, Stadt Aurich (15,7 %) Stadt Emden (16,7 %) Steigende Zahl der Camping-Übernachtungen in Ostfriesland TMN, 2013 + (Nordseeküste Region mit den meisten Camping-Übernachtungen) C Platz 1 (42,7 %) der Urlaubsaktivitäten für Niedersachsenurlauber ist TMN, 2013 + H „Aufenthalt in der Natur“, 2012 Zahl der Übernachtungen in Niedersachsen (Top 4) seit 2006 leicht TMN, 2013 + steigend (1,7 %), 2013 S W Zahl der Übernachtungen auf Ostfriesischen Inseln sinkend, evtl. TMN, 2013 R - negative Auswirkung auf Region Mittleres Ostfriesland I

71 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

VERKEHRS- U. MOBILITÄTSSITUATION S T VEJ als großräumiger Verbund im ÖPNV-Bereich (möglicher Ausbau Studie „Mobilität in ländlichen + zum Verkehrsverbund für alle ÖPNV-Angebote der Region) Räumen in Niedersachsen“, 2012 Direkter Anschluss Aurichs an die A 31 Jahresbericht IHK Emden- C + Papenburg, 2013 H Anschluss des Emder Hafens an die A 31, über eine eigene Jahresbericht IHK Emden- + Autobahnabfahrt Papenburg, 2013 Ausbau der Bahnstrecke Aurich-Emden für den Güterverkehr und Jahresbericht IHK Emden- + Reaktivierung des Personenverkehrs auf der Strecke Papenburg, 2013 LK Wittmund und östlicher LK Aurich [zusammen mit LK Friesland] Studie „Mobilität in ländlichen - - strukturell bedingter Ungunstraum für den ÖPNV, v. a. wg. rückläufiger Räumen in Niedersachsen“, Schülerzahlen 2012 S Mäßige bis schlechte Erreichbarkeit von Agglomerationszentren im Laufende Raumbeobachtung des W - Pkw-Verkehr BBSR, 2012 Mäßige Erreichbarkeit von Oberzentren für den mittleren Teil der BBSR, 2012 - Region R I

Mittleres Ostfriesland 5 SWOT-Analyse

5.2 Zentrale Entwicklungspotenziale und -hemmnisse

Die Zukunftsherausforderungen der Region Mittleres Ostfriesland ergeben sich aus komplexen Problemstellungen mit einem vielschichtigen Wirkungsgefüge. Sie müssen daher in ihrem Zusammenhang analysiert und mit einer jeweils aufeinander abgestimmten Instrumentenpalette bearbeitet werden. Nachfolgend charakterisiert die SWOT-Analyse die wichtigsten thematischen Verknüpfungen und leitet für diese „Cluster“ jeweils die wichtigsten Entwicklungspotenziale und -hemmnisse ab.

5.2.1 Themencluster „Siedlung, Bevölkerung, Bauen, Versorgung, Soziales“

Die Siedlungen im Mittleren Ostfriesland dienen heute – mit Ausnahme weniger zentraler Gewerbestandorte – vor allem dem Wohnen. Ihre Attraktivität, die auch über die Grenzen der Region hinaus Zuwanderer generiert hat, verdeckt nicht ihre historisch vererbten strukturelle Schwächen: Geringe Kompaktheit bzw. Zentralitätsbildung (unterhalb des allgemein gut ausgebildeten zentralörtlichen Systems), und damit verbunden eine erschwerte Versorgungssituation und geringe Lebendigkeit der öffentlichen Räume. Mit diesen Besonderheiten konnten sich die dörflichen Gemeinschaften in der Vergangenheit gut arrangieren und den besonderen Siedlungscharakter in ihre Lebenskultur integrieren. Das hat aber auch dazu geführt, dass nur in geringem Maße Anpassungsleistungen an langfristige verlaufende Prozesse und Entwicklungen vorgenommen worden sind. Heute begegnen die Lebens- bzw. Wohnorte massiv den neuen Bedingungen: Der allgemeine demografische Wandel beginnt sich verstärkt auszuwirken und schafft damit die Gefahr sich selbst verstärkender negativer Entwicklungsprozesse. Hierzu gehören vermehrte Abwanderung junger und auch älterer Bevölkerung sowie Leerstände und andere Abwertungsfaktoren. Die öffentliche Daseinsvorsorge, welche aufgrund der schrumpfenden Bevölkerung und Wirtschaftskraft der Kommunen ohnehin unter Druck steht, wird zur Existenzfrage der Wohnstandorte.

Eng verknüpft ist die Entwicklung der Siedlungen auch mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft, der sich voraussichtlich in einer neuen Welle von Hofaufgaben auf die Dörfer auswirken wird. Doch nicht nur ein daraus zusätzlich entstehendes Erbe funktional und bautechnisch überkommener Gebäude wirkt sich problematisch aus. Auch der bereits in die Wohnnutzung übergegangene Bestand alter Bausubstanz kann mit den Neubau- oder Sanierungsgebieten der städtischen Zentren nicht konkurrieren – und damit seine Attraktionsfaktoren der hohen Umgebungsqualität und ländlichen Lebensstils nicht ausspielen. In den letzten Dekaden wurde die Entwicklung im Bestand vielerorts ausgeklammert und Bevölkerungszuwächse über Neubaugebiete erzielt. Diese Strategie ist – zumindest ohne die Betrachtung der Bestandssituation – nicht nachhaltig, vor allem dann wenn die Bevölkerung allgemein schrumpft und Fortzüge zu befürchten sind. Das Wohl alter und neuer Siedlungsteile ist eng miteinander verbunden. Eine mangelnde Integration dieser beiden Bereiche zeigt sich indes auch in der sozialen Sphäre. Die Lebensstile Alteingesessener und der Bewohner/-innen von Neubaugebieten

73 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

unterscheiden sich oft voneinander – das ist auch in anderen Regionen so. Problematisch ist, dass die Dörfer mit ihrer guten Vereinsausstattung und ihren sozialen Treffpunkten – zu denen auch die Gasthöfe gehören – häufig nicht als Gemeinschaftsbereiche fungieren. Dazu trägt die siedlungsstrukturell bedingte geringe Zentralität bzw. fehlende pluralistische Treffpunkte im öffentlichen Raum ebenfalls bei.

Vor der Kulisse eines steigenden regionalen und überregionalen Wettbewerbs um Bevölkerung – die Reurbanisierung mit ihrer Verlagerung junger Bevölkerung in die städtischen Zentren ist hier besonders zu nennen – wirken sich Entwicklungsrückstände wie eine schlechte Internetversorgung besonders gravierend aus. Das Fehlen zeitgemäßer Internetanbindungen blockiert zudem die Chance der ländlichen Orte des Mittleren Ostfriesland auf eine stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit und neue Lebens- und Arbeitsmodelle.

Nicht zuletzt trifft die „Renaissance der Städte“, welche sich auf die großen Städte bezieht, auch die kleinen Landstädte bzw. Mittelzentren, zu denen Aurich, Emden und Wittmund zählen. Sie sind zwar Versorgungszentren für ihr Umland, laufen aber Gefahr ihre Anziehungskraft als „besondere“ Ziele zu verlieren. Die Verbindung des Einkaufs von Waren des langfristigen Bedarfs in Verbindung mit dem großen Gastronomie- und Ereignisangebot macht die nahen Großstädte zu starken Konkurrenten. Ein wichtiges Potenzial ist hier, wie auch bei der Wohnfunktion, der besondere Charme der Orte, der die Möglichkeit eines entspannten Einkaufens und Genießens bietet, was die Oberzentren nicht immer bieten.

Um die Siedlungen der Region zu erhalten und zukunftsfähig zu machen, gilt es die lokale Situation ganzheitlich zu erfassen und mit einem weiten Maßnahmenspektrum zu steuern.

Mittleres Ostfriesland 5 SWOT-Analyse

Siedlung, Bevölkerung, Bauen, Versorgung, Soziales

Zentrale Entwicklungspotenziale Zentrale Entwicklungshemmnisse

+ Bevölkerungsabnahme im Rahmen des ¨¨¨ Bevölkerungsabnahme und Überalterung, vor demografischen Wandels fällt in der Region allem in den Dörfern, mit selektiver voraussichtlich schwächer aus als in vielen Abwanderung von jungen Menschen/ anderen Regionen Familiengründer/-innen + Zentralörtliches System im Bereich der Grund- ¨¨¨ Ungünstige, raumgreifende Siedlungsstruktur und Mittelzentren gut ausgeprägt als Erbe der Moorkolonisierung + Attraktive Wohnregion in Nordseenähe – auch ¨¨¨ Gebäudebestand der Dörfer ist für moderne für Zuzügler/-innen aus anderen Teilen Wohnnutzungen häufig ungeeignet, erfüllt Deutschlands Standards von Energieeffizienz und Barrierefreiheit nicht und ist von Leerstand + Aktive dörfliche Gemeinschaften mit bedroht Vereinskultur, guter Nachbarschaft und ehrenamtlichem Engagement ¨¨¨ Attraktivitätsverluste der Geschäftsbereiche der Mittelzentren + Besonderes regionales Siedlungsbild mit Gulfhöfen als Teil der ostfriesischen Kultur ¨¨¨ Mangel an Versorgungsmöglichkeiten in den Dörfern ¨¨¨ Schlechte Versorgung der dörflichen Siedlungsbereiche mit zeitgemäßen Internetanschlüssen ¨¨¨ Geringe Lebendigkeit dörflicher Ortsbereiche mit geringer und wenig attraktiver Kultur- /Freizeitausstattung ¨¨¨ Teilweise unzureichende Integration von Jugendlichen, jungen Menschen und Zugezogenen in dörfliche Gemeinschaften und Vereine; geringe Adaption von Vereinen an gewandelte Lebensstile

75 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

5.2.2 Themencluster „Wirtschaft, Bildung, Innovation“

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Region Mittleres Ostfriesland ist, wie auch die Entwicklung als Wohn- und Lebensort, zunehmend abhängig von ihrer Rolle im Wettbewerb um junge Menschen. Grundsätzlich ist sie hier gut aufgestellt: Sie bietet im Bereich von Handwerks-, Industrie- und Dienstleistungsberufen gute Ausbildungs- und Berufschancen und besitzt zugleich zukunftsorientierte Betätigungsfelder für Hochschulabsolvent/-innen. Doch die Regionen mit größeren Städten üben eine starke Anziehungskraft aus, was vor allem auch mit einer bei dieser Altersgruppe vorherrschenden Präferenz eines urbanen Lebensstils verknüpft ist. Das Mittlere Ostfriesland ist ein ländlicher Raum – das typische Landschafts- und Siedlungsbild und auch ein von der Großstadt verschiedener Charakter der Mittelzentren Aurich, Emden und Wittmund lässt sich kaum beeinflussen. Die im Mittleren Ostfriesland teilweise noch vorherrschenden überlieferten Muster in der Lebens- und Arbeitswelt erklären, warum viele, die hier aufgewachsen oder ausgebildet worden sind, die Region mit dem Berufseinstieg verlassen. Dennoch, das zeigt sich vielerorts, sind hybride Formen – als alternative Wege zwischen einem klassisch ländlichen Lebensstil und einem Großstadtleben – für die jungen Generationen durchaus auch interessant und in der Region möglich.

„Innovation“ ist sowohl im Bereich des Arbeitsmarkts als auch für die strukturelle Entwicklung der Wirtschaft im Mittleren Ostfriesland zentral. Der Hochschulstandort Emden bildet ein sehr wertvolles Potenzial, auch den Forschungs- und Entwicklungsanteil der in der Region produzierten Zukunftstechnologien stärker hier zu binden. Dazu bedarf es eines Ausbaus des bisher unterdurchschnittlich ausgeprägten Dienstleistungssektors und vor allem des quartären Sektors. Um eine allgemein hohe Gründungsintensität – die sich auch aus dem Pioniergeist der Menschen in der Region ableitet – schwerpunktmäßig in diese Branchen zu verlagern, ist es wiederum essenziell, den gut ausgebildeten Nachwuchs an die Region zu binden. Diese Ziele müssen nicht nur aufgrund der geringen Handlungsspielräume der kommunalen Wirtschaft, sondern auch in ihrem eigenen Interesse, vor allem durch die Unternehmen selbst verfolgt werden. Die Hochschule Emden/Leer und die berufsbildenden Schulen in Aurich und Emden können dabei als wichtige Scharnierstellen zwischen Unternehmen und Technologiebereichen sowie zwischen Berufsnachwuchs und Unternehmen fungieren.

Mittleres Ostfriesland 5 SWOT-Analyse

Wirtschaft, Bildung, Innovation

Zentrale Entwicklungspotenziale Zentrale Entwicklungshemmnisse

+ Attraktive Wirtschaftsregion mit positiver ¨¨¨ Abwanderung junger und junger gut aus- Entwicklung von Beschäftigtenzahl und gebildeter Menschen Gründungsintensität ¨¨¨ Nachholbedarf im Bereich des Dienstleistungs- + Starke mittelständische Gewerbestruktur sektors und wissensintensiver Wirtschaftsbereiche + Wirtschaftsschwerpunkt im Bereich der Branchen „Erneuerbare Energien“ und ¨¨¨ Geringe Attraktivität der vorherrschenden „Maritimwirtschaft“ mit Seehafenstandort Muster von Lebens- und Arbeitswelt für junge Arbeitskräfte, insbesondere Familiengründer/- + Pionierrolle bei Herstellung und Anwendung von innen Technologien im Bereich der Windkraft und anderer erneuerbarer Energien ¨¨¨ Unterdurchschnittliche Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben + Hochschulstandort Emden mit engem Bezug zu den Branchen „Erneuerbare Energien“ und ¨¨¨ Fachkräftemangel in einigen Bereichen des „Maritimwirtschaft“ Handwerks, auch bedingt durch ein unterdurchschnittliches Bildungsniveau + Ausbildungsplatzangebot deutlich höher als Nachfrage ¨¨¨ Geringe Investitionsspielräume der meisten Kommunen der Region (Allg. Deckungsmittel) ¨¨¨ Hohe wirtschaftliche Abhängigkeit und geringe Diversität der Wirtschaft der dörflichen Siedlungen

77 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

5.2.3 Themencluster „Landwirtschaft, Natur und Umwelt, Landschaft“

Das Konzept „Landschaft“ bezeichnet die vielteilige Ausstattung des Raums in funktionaler und struktureller Weise als Wirkungsgefüge. Die Landschaft des Mittleren Ostfriesland ist in verschiedener Hinsicht eine Stärke und ein Potenzial für ihre Entwicklung: Das attraktive Landschaftsbild trägt wesentlich zur Lebensqualität bei und zieht Besucher/-innen aus ganz Deutschland und darüber hinaus an. Seit Jahrhunderten bildet sie für eine bäuerliche, flächengebundene Landwirtschaft die Existenzgrundlage. Die offene und zugleich strukturreiche Landschaftsform mit ihren Wallhecken, Wäldchen, Gehölzreihen und den zahlreichen Gewässern ermöglicht – besser als in vielen anderen Landwirtschaftsgebieten – ein Nebeneinander von Natur und Wirtschaft.

Positiv ist auch, dass sich kommunale und andere Akteur/-innen in der Region der Einbettung der Region in globale Wirkungs- und Handlungsweisen im Bereich Klima- und Naturschutz bewusst sind und entsprechend handeln. Sie sehen sich als mit der nationalen und globalen Ebene verbunden. Als Vorreiter im Bereich der erneuerbaren Energien kann das Mittlere Ostfriesland auch für die größere Region im Nordwesten eine Führungsrolle übernehmen und zur Energiewende in Deutschland wesentlich beitragen.

Auf der regionalen Ebene hingegen, findet eine Verbindung der für die Landschaft relevanten Elemente in räumlicher und organisatorischer Hinsicht noch zu wenig statt. Vielmehr geraten Akteur/-innen und Nutzungen angesichts aktueller Entwicklungen zunehmend in Konflikt: So führt ein zunehmender wirtschaftlicher Druck auf die Flächen der Landwirtschaft auch zu Nachteilen für die ökologische Funktion und die Zerschneidung der „Naturlandschaft“ durch Siedlungen, Verkehrswege und Wirtschaftsflächen resultiert in einer Bedrohung der Artenvielfalt. Das große Potenzial möglicher Biotopverbindungen, wie es in dem dichten Gewässernetz, den Hecken- und Wallheckenstrukturen besteht, ist nur wenig ausgeschöpft.

Um das Gefüge der Landschaft im Mittleren Ostfriesland zu optimieren und Konflikte effektiver zu bekämpfen, fehlen – zumindest auf regionaler Ebene – die Organisations- und Kommunikationsstrukturen. Sie sind eine wichtige Voraussetzung dafür, gemeinsame Ziele von Naturschutz, Landwirtschaft und kommunaler Flächenplanung herauszufinden und umzusetzen.

Mittleres Ostfriesland 5 SWOT-Analyse

Landwirtschaft, Natur und Umwelt, Landschaft

Zentrale Entwicklungspotenziale Zentrale Entwicklungshemmnisse

+ Vorherrschend flächengebundene ¨¨¨ Sehr hoher Anteil Höfe ohne gesicherte Landwirtschaft im Familienbetrieb Nachfolge + Strukturreiche „Parklandschaft“ mit Wallhecken ¨¨¨ Fehlen geeigneter Lösungsansätze für den und Gehölzreihen im Geestbereich Erhalt der bäuerlichen, flächengebundenen Landwirtschaft bzw. gegen eine massive + Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete mit Betriebsabnahme überlieferter Moorlandschaft und Meeren ¨ Teilweise gering ausgeprägte Kooperations- + Region ist einer der größten Produzenten ¨¨ erneuerbarer Energien in Niedersachsen ansätze von Landwirtschaft, Naturschutz und kommunaler Planung + Klimaschutzansätze sind in der Region ¨ Intensivierung der Landwirtschaft, vor allem verankert und werden bereits erfolgreich ¨¨ durch Energiepflanzenanbau, erhöht den umgesetzt Flächendruck und verstärkt Konflikte mit + Wasserqualität von Oberflächengewässern und Ökologie und anderen Landschaftsfunktionen Grundwasser ist gut bzw. weist keine ¨ Vorhandene lineare Biotope, z. B. Wallhecken, Belastungen auf ¨¨ sind nur gering miteinander vernetzt und teilweise in einem schlechtem Zustand ¨¨¨ Fließgewässernetz weist ein schlechtes bis unbefriedigendes ökologisches Potenzial auf

79 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

5.2.4 Themencluster „Freizeit, Tourismus, Kultur“

Mit seinen charaktervollen Kulturstätten, den typisch ostfriesischen Siedlungs- und Gebäudeformen, den wertvollen Naturgütern und einer gelebten Regionalkultur ist das Mittlere Ostfriesland für Einheimische und Gäste ein „Wohlfühlraum“. Touristische Besucher/-innen streben in Ostfriesland zwar überwiegend die unmittelbare Nähe zum Meer als Urlaubsstandort an, doch ihre Tagesausflüge führen sie auch in großer Zahl in das ostfriesische Binnenland.

Die Region hat durchaus ihre eigenen Stärken: Radwandern, Wassersport und Wasserwandern sowie Camping-Tourismus. Ein ausgedehntes Netz von Radwegen und Radrouten bietet die Möglichkeit, die vielen sehenswerten Landschaftsbereiche und Stätten zu entdecken. Der Ems-Jade-Kanal und viele andere schiffbare Tiefs und Kanäle erlauben dies parallel dazu auch über die Wasserwege. „Parallel“ kann hier durchaus bedeuten, dass vom Fahrrad auf das Kanu umgestiegen und an anderer Stelle das Fortbewegungsmittel erneut gewechselt wird – eine besondere Spezialität des ostfriesischen Binnenlands.

An Alleinstellungsmerkmalen fehlt es in anderen Bereichen noch. So profitiert die Region zwar von vielen Tagestouristen, doch die bestehenden Angebote locken deutlich weniger Übernachtungsgäste an als andere Tourismusgebiete Niedersachsens. Vor allem die kleineren Orte können von der Gunst der hochtouristischen ostfriesischen Halbinsel wenig profitieren. Eine Spezialisierung auf besondere Marktsegmente und Zielgruppen, z. B. auch als Teilgruppe der Nutzer/-innen der Rad- und Wasserwanderangebote, erscheint hier sinnvoll.

Mit seinen sehr guten Voraussetzungen im Bereich des Touren-Tourismus kontrastiert, dass Kultur- und Naturerbe im Mittleren Ostfriesland häufig noch nicht in Wert gesetzt sind, in dem Sinne dass die Umfeldgestaltung besondere Aufmerksamkeit erfährt und die Themen dieser Orte für ein breites Bevölkerungsspektrum ansprechend und didaktisch hochwertig kommuniziert werden. Hier sind andere Regionen bereits weiter. Von solchen Inwertsetzungen kann die Region besonders profitieren, weil sich Ziele von Kultur, Freizeit und Wirtschaft konzentriert verfolgen lassen. Da viele der Natur- und Kulturerbestätten auch die Gemarkungen der Dörfer betreffen, vermögen sie dort anzusetzen, wo der Nachholbedarf am größten ist. Positive Synergien liegen zudem in einer dringend gebotenen Belebung der dörflichen Siedlungen. Rund um die identitätsstiftenden Stätten der Ortschaften können durch Förderung von Familien, einen steigenden Anteil nicht- berufstätiger Einwohnerschaft und die Gäste von außerhalb, könnte mancherorts ein neues, vitales Miteinander entstehen.

In Verbindung mit einer Attraktivierung der Quartiere und/oder besonderen Angeboten erscheint ein höherer Gewinn im Tourismus möglich. Als Anknüpfungspunkt für einen Ausbau bietet sich auch der Camping-Tourismus an, welcher in Ostfriesland in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist.

Mittleres Ostfriesland 5 SWOT-Analyse

Freizeit, Tourismus, Kultur

Zentrale Entwicklungspotenziale Zentrale Entwicklungshemmnisse

+ Ostfriesische Kultur als gelebte und bekannte ¨¨¨ Geringe Teilhabe der kleineren Siedlungen an Regionalkultur der touristischen Wertschöpfung + Reiches landschafts- und baukulturelles Erbe ¨¨¨ Alleinstellungsmerkmale des Tourismus im ostfriesischen Binnenland noch zu gering + Attraktive, gut erschlossene Erholungsland- schaft mit Meeren, Wald, Moor, Badeseen, ¨¨¨ Gästeaufenthaltsdauer (lokal) liegt unter dem touristischen Routen Landesschnitt – Attraktivität für Übernachtungstourismus zu gering + Radwander-Revier mit attraktiven Routen, insbesondere für die großen Zielgruppen ¨¨¨ Natur-, Kultur- und Freizeitorte, vor allem in den Familien und Senior/-innen kleinen Orten, oft nicht in Wert gesetzt + Wassertourismus-Revier mit Wasserstraßen ¨¨¨ Oft noch zu geringes Qualitätsniveau von und Seen für ein breites Zielgruppenspektrum Gastronomie- und Übernachtungsangeboten (Sportbootfahren, Segeln, Paddel, Rudern) + Zuwächse beim Camping-Tourismus + Nähe zur Nordseeküste bietet zusätzliche Standortpotenziale für den Tourismus in der Region

81 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

5.2.5 Themencluster „Verkehr und Mobilität“

Die Erschließung großer Flächen mit öffentlichen Verkehrsangeboten ist eine Herausforderung für alle ländlichen Regionen. Für das Mittlere Ostfriesland kommt eine raumgreifende Siedlungsstruktur hinzu, bei der sich die potenziellen Fahrgäste dispers auf den Raum verteilen. Vor diesem Hintergrund ist das gute vorhandene Angebot im Rahmen der Verkehrsregion Nahverkehr Ems-Jade, welche über die Grenzen des Mittleren Ostfriesland hinausreicht, als Stärke zu werten. Wie viele andere Aspekte der Wirtschaft und der Daseinsvorsorge sorgt der demografische Wandel aber auch hier für eine in Zukunft erschwerte Bereitstellung der gewohnten Angebote. Die niedrige und weiter abnehmende Zahl von Kindern wirkt sich hier besonders nachteilig aus, weil die zurückgehenden Schülerzahlen auch dazu führen, dass sich manche Verbindungen nicht mehr finanzieren lassen bzw. völlig losgelöst von direkten ökonomischen Kriterien betrieben werden müssen. Einerseits auch eine Chance, bedeutet die anteilsmäßige Zunahme älterer Dorfbevölkerung zugleich einen erhöhten Anspruch an einen altersgerechten öffentlichen Nahverkehr. Da dieser Gruppe weitere Wege – um erst zur Haltestelle zu gelangen – nicht möglich sind, ergibt sich als Bedarf eher eine Ausweitung der räumlichen Dichte der Angebote.

Ein Ausbau des Umweltverbunds (ÖPNV, Fahrradverkehr, Fußverkehr) ist aber allgemein eine wichtige Perspektive für die Region: Die Verringerung der aktuell hohen CO 2- Emissionen, welche durch den motorisierten Individualverkehr entstehen, ist von großer Bedeutung für die Klimaschutzziele der Kommunen. Die Entlastung der Hauptverkehrsachse B 210 im Bereich zwischen Aurich und Emden durch die Wiederanbindung Aurichs an den Schienenpersonennahverkehr erscheint, zusammen mit dem Ausbau der Güterkapazitäten, als Impuls für eine nachhaltige Region.

Verkehr und Mobilität

Zentrale Entwicklungspotenziale Zentrale Entwicklungshemmnisse

+ Flächenhaftes ÖPNV-Angebot vorhanden ¨¨¨ Hohe CO 2-Emissionen im Bereich „Mobilität“ + Großräumiger Verkehrsverbund VEJ erlaubt ¨¨¨ ÖPNV-Versorgung eng an den Bedürfnissen effiziente Abstimmung von Angeboten des Schulverkehrs orientiert, verbunden mit Rückgang der Schülerzahlen + Vorhandene Schieneninfrastruktur zwischen Aurich und Emden ¨¨¨ Deutliche Zunahme Älterer, verbunden mit erweiterten Ansprüchen im Bereich + „Fahrradkultur“ – Fahrrad ist in der Region Barrierefreiheit etabliert + Dichtes, gut ausgeschildertes Radwegenetz ¨¨¨ Geringe Effizienz der Hauptverkehrsachse B 210 zwischen Emden und Aurich + Schulterschluss von Kommunen und Wirtschaft ¨ Fehlender SPNV-Anschluss Aurichs beim Ausbau des Schienenverkehrs ¨¨ ¨¨¨ Teilweise schlechte Oberzentren-Erreichbarkeit

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

6 Entwicklungsstrategie

6.1 Leitbild

Aus dem Erarbeitungsprozess der Entwicklungsstrategie, an dem Bürger/-innen, Mitarbeiter/-innen der Kommunen und Fachleute beteiligt waren, ist – als Essenz der Auseinandersetzung mit vielen Detailbereichen der regionalen Entwicklung – ein Leitbild hervorgegangen. Es gliedert sich in eine textlich und schematisch gefasste Vision, ein Motto und ein Logo.

Vision

Das Mittlere Ostfriesland stärkt gezielt die Verbindungen zwischen Schlüsselbereichen, Schlüsselakteuren und Schlüsselgruppen der Entwicklung in der Region. Unter dem Dach der kommunalen Partnerschaft und der Kooperation mit anderen Regionen im Weser- Ems-Raum etabliert es gewinnbringende Nachbarschaften, vor allem zwischen Wirtschaft und Bildung, Landwirtschaft und Naturschutz, Tourismus und Inklusion sowie Verkehr und Umweltschutz. Als Fundamenten für eine nachhaltige Entwicklung in allen anderen Bereichen gilt den ländlichen Siedlungen besondere Aufmerksamkeit: Soziale Integration, aktive Einwohnerschaften und die langfristige Sicherung der Lebensqualität bilden den Kern der Entwicklung in der Region.

Abb. 36 Vision der Region Mittleres Ostfriesland zur Entwicklungsstrategie

83 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

In der zurückliegenden ELER-Förderperiode 2007-2013 haben die Städte und Gemeinden des Mittleren Ostfriesland erstmals in diesem engen Verbund – als ILE-Region – zusammengearbeitet. Während dieses Zeitraums konnten die Strukturen für die dauerhafte Kooperation geschaffen, gefestigt und erprobt werden. Der Fortschritt im großen interkommunalen und interregionalen Projekt „Ems-Jade-Radweg“ hat gezeigt, dass die praktische Umsetzung des Kooperationsgedankens auch über viele Grenzen hinweg möglich ist.

Der Dialog und das gemeinsame Handeln auf der Ebene der Kommunen können allerdings nur der erste Schritt in Richtung eines großräumig vernetzten strategischen Entwicklungsgedankens sein. Dieser muss vor allem auch die Menschen in der Region erreichen, denn sie sind ihr wichtigstes Kapital und – über viele kleine Entscheidungen – diejenigen, welche über die Zukunft des Mittleren Ostfriesland entscheiden. Zu oft werden die Entscheidungen aber noch von einem traditionellen „Kirchturmdenken“ beeinflusst, welches eine Zeitlang Sicherheit verspricht, dabei aber den großen Einfluss des regionalen Kontexts negiert, welcher heute das Wohl der lokalen Gemeinschaften wesentlich mitbestimmt. Indes sind die lokalen – dörflichen – Gemeinschaften mit ihrem großen Zusammenhalt und Engagement ein wertvolles Potenzial, vor allem in einer Zeit, in der die öffentliche Daseinsvorsorge von allgegenwärtigen Schrumpfungsprozessen überschattet wird.

Wiewohl dieser auf der Ebene der Ortschaften persistiert, so kann ein gewisser Partikularismus auch für verschiedene thematische Entwicklungsbereiche in der Region Mittleres Ostfriesland wahrgenommen werden. Hier gilt die Prämisse der Vermeidung mitunter mehr als der konfliktbewusste Dialog.

Mit ihrer Entwicklungsstrategie für das PFEIL-Programm geht die Region Mittleres Ostfriesland neue Wege: Zum einen stärkt sie – über die kommunalen Entwicklungsansätze hinausgehend – die endogenen Kräfte der Dörfer, indem sie deren Einwohnerschaften ermächtigt, zu einer positiven Entwicklung ihrer Heimat beizutragen. Zum anderen forciert sie „neue Nachbarschaften“ zwischen räumlichen und fachlichen Fraktionen. Die Strategie trägt damit nicht nur zu einer besser integrierten Planungsperspektive auf funktional eng miteinander verwobene Entwicklungsbereiche, wie beispielsweise Landwirtschaft und Naturschutz, bei, sondern integriert auch Bevölkerungs- und Akteursgruppen: Dies kommt vor allem in den Maßnahmen des Handlungsfelds A – »Leben auf dem Land in Ostfriesland – eine gute Perspektive« zum Ausdruck, welche die Teilhabe aller Altersgruppen am öffentlichen Leben im Dorf fördern und darüber eine größere Lebendigkeit der von der Wohnfunktion dominierten Ortschaften wiederherstellen.

Soziale Integration spielt auch in den Handlungsfeldern B – »Ruder auf Zukunft« (Frauen und Familien), D – »Das Herz Ostfrieslands« (Menschen mit Behinderungen) und E – »Klimafreundlich mobil« (Alte Menschen, Menschen mit Behinderungen) eine wichtige Rolle.

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

Die Strategie gewährleistet also nicht nur eine formale Nicht-Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen, sondern macht die Gleichstellung von benachteiligten Menschen zu ihren Zielen. So folgt sie den Grundsätzen des Gender Mainstreaming nicht nur in der textlichen Darstellungsform des Dokuments, sondern strebt beispielsweise eine stärkere Einbindung von Frauen in das Erwerbsleben an (Ziel B 1).

Die Schaffung von Barrierefreiheit im Sinne eines gleichberechtigten Zugangs zur physischen Umwelt gemäß Artikel 9 der UN-Behindertenrechtskonvention hat die Region sowohl für private Bauten (Maßnahme A 3.1) als auch für öffentliche Bauten (Maßnahmen A 3.3, E 3.1, E 3.2) in der Strategie festgeschrieben. Noch darüber hinaus gehen die Ansätze im Handlungsfeld D, welches unter anderem die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Bereich des Tourismus zum Ziel hat.

Motto

»Näj Naberskup midden manken« (Neue Nachbarschaften mittendrin)

Das Motto greift den allgemeinen Entwicklungsansatz des Mittleren Ostfriesland, neue Verbindungen zwischen Regionen, Entwicklungsbereichen, Akteur/-innen und Einwohner/-innen zu schaffen, auf und bezieht diesen auf seine besondere Lage und Rolle im Zentrum Ostfrieslands.

Logo

Abb. 37 Logo der Region Mittleres Ostfriesland

Als wichtigste Landmarke verbindet der Ems-Jade-Kanal die Städte und Gemeinden im Mittleren Ostfriesland nicht nur sichtbar miteinander – er steht auch für die historisch gewachsenen Verbindungen zwischen den Anliegern der früheren Lebensader. Sein geschwungener Verlauf bildet im Logo die ausgestreckten Arme einer stilisierten Figur, welche die regionale Partnerschaft repräsentiert. Die Geste drückt ein aktives Zusammenhalten der Region und des gesamten Ostfrieslands – auch im Sinne „neuer Nachbarschaften“ – aus. Zugleich deutet sie die Dynamik der Entwicklungsorientierung an. Das Pluszeichen am Haupt der Figur steht für das gemeinsame Streben nach dem Entwicklungsgewinn.

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6.2 Abstimmung der Entwicklungsstrategie mit übergeordneten Planungen und Konventionen

Die Entwicklungsstrategie des Mittleren Ostfriesland fügt sich in die Entwicklungsziele und -ansätze auf EU-, Bundes- und Landesebene sowie der regionalen Ebene des Weser- Ems-Raums ein. Zugleich ist sie auf die besonderen Erfordernisse der Städte und Gemeinden in ihrem Gebiet – wie sie in der SWOT-Analyse herausgearbeitet worden sind – ausgerichtet.

Als zentrales Wirtschaftsprogramm der Europäischen Union setzt die Strategie „Europa 2020“ den Rahmen für ein „intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ der europäischen Wirtschaft. 42 Zwar lassen sich die darin für das Jahr 2020 angestrebten Zielwerte nicht auf die regionale Ebene übertragen, die Strategie der Region Mittleres Ostfriesland trägt aber zu ihrer Erfüllung bei, insbesondere zur

• Erhöhung der Beschäftigungsquote,

• Erhöhung der Wirtschaftskraft des Bereiches „Forschung und Entwicklung“,

• Verringerung des CO 2-Ausstoßes,

• Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien,

• Verringerung des Energieverbrauchs sowie einer

• Erhöhung des Anteils von Hochschulabsolvent/-innen.

Weil die Region Mittleres Ostfriesland strukturell eine größere Heterogenität aufweist als viele andere ILE- und LEADER-Gebiete – und damit auch mehr Themenbereiche berührt – erscheint die Parallelität zur Regionalen Handlungsstrategie Weser-Ems womöglich ungewöhnlich groß. Daher soll an dieser Stelle ausdrücklich auf die partizipative und induktive Vorgehensweise beim Erarbeitungsprozess hingewiesen werden (vgl. Kap. 8). Diese gute Einpassung der Entwicklungsstrategie in die Ziele der Regionalen Handlungsstrategie Weser-Ems haben die Zuständigen des Amtes für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, Geschäftsstelle Aurich, bereits bei der konstituierenden Sitzung der LEADER-Aktionsgruppe am 13.11.2014 zur Kenntnis genommen.

42 Europäische Kommission (2010): Mitteilung der Kommission: Europa 2020. Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum.

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

Entwicklungsstrategie der Regionale Handlungsstrategie Weser-Ems Region Mittleres Ostfriesland

Handlungsfeld A • (9) Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels, Senkung des CO 2-Ausstoßes und Schutz der natürlichen Ressourcen Wasser, Boden und »Leben auf dem Land in der Naturräume Ostfriesland – eine gute • (10) Innovative Bewältigung der sich aus dem demografischen Wandel und Perspektive« der ländlichen Struktur ergebenden Herausforderungen • (11) Ausbau und Modernisierung des kulturellen Erbes, auch zur Senkung des CO 2-Verbrauchs Handlungsfeld B • (2) Zukunftssicherung der maritimen Wirtschaft, u. a. durch nachhaltigen Ausgleich von Ökologie und Ökonomie »Ruder auf Zukunft« • (3) Zukunftssicherung der Energiewirtschaft • (4) Stärkung der Zukunftssicherung der KMU-Struktur in allen Branchen wie z. B. Kunststoff, Logistik, Metall- und Maschinenbau, Luftfahrt, Gesundheits- wirtschaft etc. in der Region • (6) Ansiedlung und Ausbau anwendungsorientierter Forschungsinstitute in den Bereichen hoher regionaler Systemkompetenz und gleichzeitig Stärkung und Professionalisierung des Wissenstransfers über projektspezifische Netzwerkbildung • (7) Bedarfsgerechte Steigerung des Wissens- und Bildungsniveaus in der Region • (8) Sicherstellung einer ausreichenden verkehrlichen und digitalen Infrastruktur für die regionale Wirtschaft im Ausgleich von Ökologie und Ökonomie Handlungsfeld C • (1) Zukunftssicherung Bioökonomie u. a. durch nachhaltigen Ausgleich von Ökologie und Ökonomie »Guter Grund für Mensch und • (9) Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels, Senkung des Natur« CO 2-Ausstoßes und Schutz der natürlichen Ressourcen Wasser, Boden und der Naturräume Handlungsfeld D • (5) Zukunftssicherung Tourismus u. a. durch innovative Fortentwicklungen und durch Sicherung höchster Standards »Das Herz Ostfrieslands« • (11) Ausbau und Modernisierung des kulturellen Erbes, auch zur Senkung des CO 2-Verbrauchs Handlungsfeld E • (9) Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels, Senkung des CO 2-Ausstoßes und Schutz der natürlichen Ressourcen Wasser, Boden und »Klimafreundlich mobil« der Naturräume • (10) Innovative Bewältigung der sich aus dem demografischen Wandel und der ländlichen Struktur ergebenden Herausforderungen

Abb. 38 Kohärenz von Zielen der Entwicklungsstrategie der Region Mittleres Ostfriesland und Zielen der Regionalen Handlungsstrategie Weser-Ems

6.3 Kooperation mit anderen Regionen

Mit seiner noch jungen Vergangenheit als ELER-Förderregion hat das Mittlere Ostfriesland bisher prioritär auf die Vernetzung von Kommunen und Organisationen im Inneren gesetzt. Im Rahmen der Projekte „Ems-Jade-Radweg“ und

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„Dorfgespräche/Zukunftsschmiede“ hat aber bereits während der Laufzeit von PROFIL eine Zusammenarbeit auch mit Gemeinden aus den LEADER-Regionen „Fehngebiet“ und „Nordseemarschen“ sowie der Stadt Wilhelmshaven stattgefunden.

Zukünftig will das Mittlere Ostfriesland zur effektiven Implementierung seiner Entwicklungsziele, die aufgrund der zentralen Lage der Region positive Synergien für das gesamte Ostfriesland schaffen, noch intensiver mit den benachbarten Kooperationsbündnissen zusammenarbeiten. Eine enge Zusammenarbeit bietet sich aufgrund der bestehenden Ansätze am Ems-Jade-Kanal vor allem mit der LEADER- Region „Fehngebiet“ an, welche sich eine stärkere Zusammenarbeit ebenfalls wünscht (siehe Erklärung der Kooperationsabsicht im Anhang).

Vor allem im Bereich des Handlungsfelds B – »Ruder auf Zukunft«, welches die Entwicklungsbereiche Wirtschaft und Bildung bzw. ihre Integration beinhaltet, bietet sich eine Zusammenarbeit mit der deutsch-niederländischen Ems-Dollart-Region des Interreg- Programms an. Diese kann auf der Projektebene beispielsweise zwischen der Reichsuniversität Groningen und der Hochschule Emden/Leer oder anderen akademischen und Bildungseinrichtungen wie dem neuen Energie-, Bildungs- und Erlebniszentrum in Aurich an. Der Kooperationswunsch geht von beiden Seiten aus (siehe Erklärung der Kooperationsabsicht im Anhang).

Infrastrukturell und verwaltungstechnisch kommt dem Mittleren Ostfriesland eine besondere Verantwortung für den größeren Regionalraum Ostfrieslands zu. Andersherum betrachtet, bedeutet Entwicklung im ELER-Gebiet Mittleres Ostfriesland auch, dass praktische Ansätze oft nur dann wertvoll sind, wenn sie die Situation in den benachbarten Regionen einbeziehen. Bewusst wurden daher bei der Zusammenstellung der Lokalen Aktionsgruppe für eine zukünftige LEADER-Region Mittleres Ostfriesland auch größere Organisationen gewonnen, deren Wirkungsbereich das gesamte Ostfriesland umfasst oder darüber hinaus geht. Hier können beispielsweise die Bezirksstelle Aurich der Ärztekammer Niedersachsen, die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg, die Wachstumsregion Ems-Achse oder die Ostfriesische Landschaft genannt werden (vgl. Kap. 9).

Die Verkehrsregion Nahverkehr Ems-Jade hat ihren Sitz selbst nicht im Mittleren Ostfriesland, ihre Begleitung der Lokalen Aktionsgruppe als beratendes Mitglied ist aber angesichts der ehrgeizigen Pläne im Handlungsfeld E – »Klimafreundlich mobil« von großer Bedeutung. Hier bietet die großräumige fachliche Zusammenarbeit zwischen Ems und Jade ein wertvolles Potenzial.

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6.4 Handlungsfelder und Projekte

Die 5 Handlungsfelder der Entwicklungsstrategie korrespondieren mit den – über die allgemeine regionale und interregionale Zusammenarbeit hinausgehenden – Ansatzpunkten für „neue Nachbarschaften“. Ihre Nummerierung mit den Buchstaben von „A“ bis „E“ drückt eine Priorisierung aus, die sich auch in der Gewichtung der Projekte im Auswahlverfahren (vgl. Kap. 0) sowie den Fördersätzen (vgl. Kap. 11) niederschlägt. Dabei erhält das Handlungsfeld A – »Leben auf dem Land in Ostfriesland – eine gute Perspektive« das höchste Gewicht. Es stellt im Leitbild der Region den Kern einer nachhaltigen Entwicklung dar, denn die Gefahr einer starken Bevölkerungsschrumpfung durch unattraktive Wohnbedingungen – die gleichermaßen durch mangelnde Zuwanderung junger Menschen und Abwanderung alter Einwohnerschaft beschleunigt werden kann – bildet die drängendste Zukunftsherausforderung.

Die Handlungsfelder B – »Ruder auf Zukunft« und C – »Guter Grund für Mensch und Natur« besitzen wiederum eine höhere Gewichtung als die beiden nachfolgenden. Sie dienen der Entwicklung und Erhaltung der ökonomischen und ökologischen Grundlage des Lebens in der Region.

Weil das Handlungsfeld D – »Das Herz Ostfrieslands« die Bestrebungen zur Verbesserung der Lebensqualität für die Bevölkerung sowie den besonderen Wirtschaftsbereich „Tourismus“ zusätzlich zu den Handlungsfeldern A und B fördert, wird es etwas geringer gewichtet als die vorhergehenden. Das gleiche Gewicht wie das Handlungsfeld D erhält das Handlungsfeld E – »Klimafreundlich mobil«, welches als Querschnittsthema alle anderen Handlungsfelder stützt.

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

Abb. 39 Handlungsfelder und übergeordnete Ziele

Um dem integrativen Charakter der Entwicklungsstrategie gerecht zu werden, bilden die Handlungsfelder nur den Rahmen für eine systematische Bündelung von Zielen und Maßnahmen, im Auswahlverfahren werden die Projekte aber daran gemessen, wie viele Ziele sie aus dem gesamten Spektrum erfüllen können. Das vorgesehene Scoring- System ermöglicht also Projekten, welche auf der Maßnahmen-Ebene viele Ziele – durchaus aus verschiedenen Handlungsfeldern – erfüllen, bessere Förderaussichten. Mit der nur milden Priorisierung wirkt die Strategie so auch einer engen, rein sektoral ausgerichteten Perspektive entgegen, welche den angestrebten „neuen Nachbarschaften“ entgegenstehen würde.

Als Leitprojekte sind von den Mitwirkenden im Beteiligungsprozess mehrere Projekte ausgewählt worden, welche dem Anspruch des neuen Leitbildes besonders gut entsprechen und vorbildhaft die angestrebte Entwicklung repräsentieren können. Sie sind schwerpunktmäßig den Handlungsfeldern zugeordnet, so dass sie eine vollständige Grundlage erster Handlungsansätze für den Beginn der operativen Phase der neuen Förderperiode ergeben.

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Im Zuge des Beteiligungsprozesses konnten ferner zahlreiche weitere Projektideen aus der ganzen Region gesammelt werden. Hinzu kommen die laufenden Projekte aus dem Förderzeitraum 2007-2013, welche teilweise bereits weit fortgeschritten sind.

6.5 Handlungsfeld A – »Leben auf dem Land in Ostfriesland – eine gute Perspektive«

Das Rückgrat der Region Mittleres Ostfriesland bilden seine Siedlungen und die Menschen, die hier leben. Gute Nachbarschaft, Zusammenhalt und engagierte Einwohnerschaften zeichnen die Dörfer aus. Mit ihrem überlieferten regionaltypischen Ortsbild, ihrer attraktiven landschaftlichen Umgebung und ihrer Nähe zur Küste stellen sie attraktive Wohnstandorte dar – und das, aufgrund der Bekanntheit Ostfrieslands als Urlaubsregion, auch für Zuzügler/-innen aus anderen Teilen Deutschlands. Im Kontext eines allgemeinen demografischen Wandels stehen auch sie jedoch vor großen Zukunftsherausforderungen:

Die bisher gute Versorgungssituation droht sich zu verschlechtern und benötigt außerdem neue Lösungen für einen deutlich steigenden Anteil alter Menschen, welche besondere Bedürfnisse haben und weniger mobil sind. Um die Dörfer und dörflichen Stadtteile langfristig vital zu halten, gilt es aber vor allem die Bedingungen für Familien und Familiengründer/-innen zu optimieren. Die Ansiedlung dieser Schlüsselgruppen einer nachhaltigen Bevölkerungsentwicklung wird oft noch durch Faktoren wie „unzureichende Betreuungsangebote für Kleinkinder“, „schlechte Internetversorgung“ oder auch die geringe Ausprägung lebendiger öffentlicher Ortsmittelpunkte gehemmt. Zudem fehlen vielerorts die Rahmenbedingungen für eine gezielte Innenentwicklung der Siedlungen, welche bei Erweiterungen die baukulturelle und soziale Kohärenz am besten gewährleisten kann.

integriert ILE-/LEADER-Kernthemen • Demografische Entwicklung (LEADER/ILE) • Klima- und Umweltschutz (LEADER) • Möglichkeiten zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme (ILE) • Maßnahmen zur Sicherung und Stärkung der Daseinsvorsorge (ILE) • Bewertung der Möglichkeiten einer dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien und damit verbundener Energieeinsparungen (ILE)

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

6.5.1 Handlungsfeld A: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren

Ziele Maßnahmen Wirkungsindikatoren*

A 1 A 1.1 Initiierung des lokalen Dialogs zu Die Siedlungen an die Bewusstsein und Dialog zu aktuellen aktuellen Dorfentwicklungsfragen in allen Erfordernisse einer sich Dorfentwicklungsfragen innerhalb der Orten/Ortsteilen der Region, wo noch wandelnden Bevölkerungs- dörflichen Gemeinschaften schaffen. keine Bürger/-innen-Versammlungen zu struktur anpassen, als lang- A 1.2 Zukunftsherausforderungen wie dem fristig attraktive Wohnstandorte Selbstorganisationsstrukturen initiieren demografischen Wandel stattgefunden entwickeln und bewerben. und ausbauen. haben. A 1.3 Familien und Familiengründer/-innen für Aufnahme von 6 weiteren Dörfern in das Wohnen im Dorf gezielt ansprechen. Projekt „Dorfgespräche/Zukunfts- schmiede“ (Erfahrungsaustausch zu A 1.4 Dorfentwicklungsthemen) und Durch- Vernetzung, Erfahrungs- und führung von Stärken-Schwächen- Wissenstransfer zwischen Kommunen Analysen und Maßnahmensammlungen und Ortschaften innerhalb der Region in diesen Orten. und zu erfolgreichen Gemeinschaften außerhalb der Region initiieren und ausbauen. A 2 A 2.1 Schaffung eines städtebaulich- Potenziale für Wohnraum- Bereiche mit abgängiger oder nicht- architektonischen Modellprojekts für entwicklung in Innenbereichen entwicklungsfähiger Bebauung für Siedlungserweiterungen im Innenbereich, und kompakten Siedlungs- bedarfsgerechte Neubauten erschließen. welche sich in die überlieferte ländliche bereichen identifizieren und A 2.2 Baukultur einfügen und für die Ziel- erschließen, insbesondere Modelle für nachhaltige, diversifizierte gruppen Familien sowie Familien- auch im Gebäudebestand; Wohnraumentwicklung in den Dörfern gründer/-innen bzw. junge Paare und Zersiedlung vermeiden. schaffen und implementieren. Singles attraktiven Wohnraum bieten. A 3 A 3.1 Bereitstellung einer auf die Region Instandhaltung und Moderni- Beratungsangebote für Immobilien- bezogenen Leitfaden-Broschüre zur sierung des Gebäudebestands besitzer/-innen und -bewohner/-innen zu Modernisierung von Altbausubstanz in nach energetischen und bau- Aspekten der Gebäudemodernisierung Hinsicht auf Regionale Baukultur, kulturellen Standards fördern wie Regionale Baukultur, Energetische zukünftige Nutzungsanforderungen und und geeignete Ansätze Optimierung und Barrierefreiheit Energieeffizienz – einschließlich verstärkt kommunizieren. schaffen. Informationen zu Ansprechpartner/-innen A 3.2 und Umsetzungsschritten. Alten Gebäudebestand an aktuelle und zukünftige Wohnbedürfnisse anpassen. A 3.3 Barrierefreie Zugänge zu allen öffent- lichen Einrichtungen herstellen. A 4 A 4.1 Vollständige Erfassung des mobilen Intelligente Versorgungs- Grundversorgung gewährleisten durch Versorgungsangebots in der Region und lösungen für kleine und alternative Versorgungsangebote am Ort. Identifizierung von Lücken der mobilen schlecht versorgte Ortschaften A 4.2 Versorgung. erarbeiten und flächendeckend Grundversorgung gewährleisten durch implementieren; Attraktivitäts- mobile Versorgungsangebote. verluste von Zentralorten nachhaltig bekämpfen. A 4.3 Grundversorgung gewährleisten durch Mobilitätsangebote.

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A 4.4 Zentrale Geschäftsbereiche erhalten, aufwerten und fördern. A 5 A 5.1 Durchführung von 1 Sitzung jährlich der Dörfliche Gemeinschaften noch Integration von Verwaltung, Dorfgemein- Planungsausschüsse der Städte und besser integrieren - mit schaften, lokalen Vereinen und Kirche in Gemeinden unter Einbeziehung der Schwerpunkt auf Inter- lokalen Gremien fördern. Dorfgemeinschaftsvereine, Kirche und generationenaustausch und A 5.2 anderen Akteuren in den Ortschaften zur Einbindung von Neubürger/- Partizipation von Kindern und Jugend- Abstimmung von Potenzialen und innen. lichen an Aktivitäten der dörflichen Vorgehensweisen. Gemeinschaften ermöglichen. A 5.3 Eine frühe Einbindung von Neubürger/- innen in die dörflichen Gemeinschaften unterstützen und fördern. A 6 A 6.1 Evaluierung der Möglichkeiten des Breitbandversorgung in allen Breitbandnetze und Funk-Breitband- Breitbandausbaus durch alle Städte und geschlossenen Siedlungs- zugänge ausbauen. Gemeinden der Region und Aufstellung bereichen zügig ausbauen und A 6.2 eines Ausbauplans. Lösungen für Einzellagen Öffentliche Internetzugänge an entwickeln. Verkehrsknotenpunkten und anderen zentralen Standorten einrichten. * Wirkungsindikatoren beziehen sich, soweit nicht anders deklariert, auf die gesamte Laufzeit des PFEIL-Programms.

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6.5.2 Handlungsfeld A: Leitprojekt

Leitprojekt »Dorfgespräche/Zukunftsschmiede – Dörfer-Erfahrungsaustausch zu Zukunftsherausforderungen« Kooperationsprojekt Mit: LEADER-Nordseemarschen Handlungsfeld: A Ziel-/Maßnahmenbezug »Leben auf dem Land in Ostfriesland – eine A 1.1 gute Perspektive« Bewusstsein und Dialog zu aktuellen Dorfentwicklungsfragen (Siedlung, Bevölkerung, Bauen, Versorgung, innerhalb der dörflichen Gemeinschaften schaffen. Soziales) A 1.2 Selbstorganisationsstrukturen initiieren und ausbauen. A 1.4 Vernetzung, Erfahrungs- und Wissenstransfer zwischen Kommunen und Ortschaften innerhalb der Region und zu erfolgreichen Gemeinschaften außerhalb der Region initiieren und ausbauen. A 5.1 Integration von Verwaltung, Dorfgemeinschaften, lokalen Vereinen und Kirche in lokalen Gremien fördern. Projektbeschreibung Das Wichtigste bei diesem Projekt ist, dass die Menschen in ihrem Ort miteinander ins Gespräch kommen sollen, die unterschiedlichen Wahrnehmungen zur Heimatort respektieren lernen und danach Gemeinsinn und Vertrauen aufbauen. Dorfgespräche sind ein geeignetes Instrument um Fragen und Antworten zur Lebenskultur in den jeweiligen Dörfern zu formulieren und daran den Blick auf die Zukunftsfähigkeit zu schärfen. Wertschätzung und Verantwortung sollen in partizipativen Prozessen hervorgebracht werden und gleichzeitig auch die Gesprächskultur wieder belebt werden. Daraus erwächst die Fähigkeit, gemeinsam die Zukunft des Dorfes in die Hand zu nehmen und sich den Herausforderungen in Bezug auf Leben und Arbeit zu stellen. Der Erfahrungsaustausch mit Nachbardörfern soll darüber hinaus die eigene Situation durch Vergleich reflektieren und ermöglichen, dass die Stärken übertragen werden, übereinstimmende Hilfebedarfe (z. B. Konzepte für alternative Versorgungslösungen) gemeinsam identifiziert und in engem Erfahrungsaustausch in Angriff genommen werden können – Zukunftsschmiede „för elk und een“… Arbeitsschritte Moderierte Zusammenkünfte am Anfang, danach eigenständige Interessenstische (AKs). Wichtig: regelmäßiges Treffen, gegenseitige Besuche der Dörfer mit systematischem Erfahrungsaustausch, Themenschwerpunkten und praktischen Handlungen (Menschen „mitnehmen“). Träger Projektpartner Einwohnerschaften der Dörfer; alternativ: Partner-Dorf bzw. -Einwohnerschaft mit gleichgelagerten Strukturen Gemeinden und Bereitschaftsabsichten. Kostenschätzung Für die Dauer der Förderzeitschiene pro Jahr 20.000,00 € Zeitplan 2015-2020. Da es sich um ein bewährtes Anfangs-Projekt aus der Förderperiode 2007-2013 handelt, kann dieses nahtlos fortgeführt und intensiviert werden. Vorgesehen ist auch die Etablierung weiterer Dorf-Partnerschaften im Mittleren Ostfriesland und/oder zwischen dem Mittleren Ostfriesland und den Nachbarregionen.

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6.6 Handlungsfeld B – »Ruder auf Zukunft«

Mit einer ausgeprägten mittelständischen Gewerbestruktur und der starken Präsenz im Bereich nachhaltiger Ver- und Entsorgungssysteme – hier ist vor allem die Windenergie zu nennen – stellt das Mittlere Ostfriesland eine attraktive Wirtschaftsregion dar. Allerdings bestehen in Bezug auf den Arbeitsmarkt einige Schwächen, die sich längerfristig als Wachstumshemmnisse auswirken können. So ist die kommunale Wertschöpfung teilweise gering, insbesondere in den Gemeinden mit vielen ländlich geprägten Siedlungsbereichen. Trotz des Hochschulstandorts Emden ist die lokale Wirtschaft noch wenig auf wissensintensivere Branchen ausgerichtet, welche zukünftig eine größere Wachstums- und Gewinnwirkung versprechen. Daher wandern gut ausgebildete junge Menschen in andere Regionen ab. Auch im Kontext einer positiven Bevölkerungsentwicklung – als Basis für eine erfolgreiche Wirtschaft – ist für die Region außerdem eine Verbesserung des Verhältnisses von Berufstätigkeit und Familie anzustreben.

integriert ILE-/LEADER-Kernthemen • Demografische Entwicklung (LEADER/ILE) • Klima- und Umweltschutz (LEADER) • Regionale Wirtschaftsentwicklung (LEADER) • Bewertung der Möglichkeiten einer dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien und damit verbundener Energieeinsparungen (ILE)

6.6.1 Handlungsfeld B: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren

Ziele Maßnahmen Wirkungsindikatoren*

B 1 B 1.1 Etablierung neuer Arbeitszeit- und/oder Den Anteil von Fachkräften und Kooperation von Schulen, Kranken- Kinderbetreuungsmodelle in 20 Höherausgebildeten steigern, häusern und anderen großen Unternehmen aus der Region mit mehr diese dauerhaft in der Region akademischen Institutionen in der Region als 25 Mitarbeiter/-innen. halten und Frauen stärker in mit Hochschulen verstärken. das Erwerbsleben einbinden. B 1.2 Bewerbung der Arbeitsregion Mittleres Pensionierte/emeritierte Hochschul- Ostfriesland auf 3 Berufsmessen in lehrer/-innen für Betreuung und Beratung Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. von Jungakademiker/-innen und

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Schüler/ -innen gewinnen. B 1.3 Einrichtung einer Gastprofessur oder Qualifizierte Arbeitskräfte auch Ringvorlesung an der Hochschule überregional gezielt anwerben. Emden/Leer mit Dozent/-innen fachlich benachbarter Institute anderer B 1.4 Hochschulen. Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. B 2 B 2.1 Neuansiedlung von 25 am Wohnort Wirtschaft in den ländlichen Die Integration nicht-störender Gewerbe hauptberuflich erbrachten Dienst- Siedlungen der Region bei der Erschließung von Baulücken und leistungsgewerben. diversifizieren und im Rahmen Anlage von Baugebieten durch der Möglichkeiten einer entsprechende Festlegungen in Innenentwicklung ausbauen. Bauleitplänen fördern. B 2.2 Homeoffice-Ansiedlung von Anbieter/- innen digitaler Dienstleistungen in ländlichen Siedlungen mit guter Internetversorgung fördern. B 3 B 3.1 Fortschritte im ostfrieslandweiten Wettbewerbsfähigkeit des Smartgrid-Ansätze fördern. Smartgrid-Modellprojekt „enera“ oder Wirtschaftsclusters Nachhaltige B 3.2 alternativer Ansätze – im Falle einer Ver- und Entsorgungssysteme/ Solarpotenziale ermitteln und erfolglosen Bewerbung der Windenergie erhalten, aus- Gunststandorte für dezentrale Kooperationspartner – über das bauen und seine Technologien Solarenergieversorgung erschließen. Regionalmanagement kommunizieren. in der Region anwenden. B 4 B 4.1 Gründung einer Arbeitsgruppe Wettbewerbsorientierte Region als Wirtschaftsstandort noch „Interkommunale Wirtschaftsförderung Entwicklung des effektiver vermarkten. Ostfriesland“, welche eine Vernetzung Wirtschaftsstandorts B 4.2 der Gewerbestandorte sowie die vorantreiben. Image als Wirtschaftsstandort innerhalb Vermarktung der Wirtschaftsregion nach der Region verbessern. innen und außen forciert. B 4.3 Marketingstrategie für Ostfriesland/ Nordwestdeutschland entwickeln und implementieren. B 4.4 Verkehrswege für zentrale Gewerbe- standorte bedarfsgerecht ausbauen.

* Wirkungsindikatoren beziehen sich, soweit nicht anders deklariert, auf die gesamte Laufzeit des PFEIL-Programms.

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6.6.2 Handlungsfeld B: Leitprojekt

Leitprojekt »Familienfreundliche Arbeitsregion Mittleres Ostfriesland« Handlungsfeld: B Ziel-/Maßnahmenbezug »Ruder auf Zukunft« B 1.4 Wirtschaft, Bildung, Innovation Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. B 4.2 Image als Wirtschaftsstandort innerhalb der Region verbessern. Projektbeschreibung Von Familienfreundlichkeit profitieren Unternehmen und deren Mitarbeiter gleichermaßen. Motivation und Zufriedenheit steigern das Engagement und die Arbeitsqualität. In erster Linie betrifft das flexible Arbeitszeiten, Unterstützung in der Kinderbetreuung (zusätzlich zum gesetzlich vorgegebenen Angebot), Dienstleistungen im Bereich Einkauf, Fahrdienste, Reparateure etc. Hier ist auch an eine Verknüpfung mit anderen Anbietern gedacht. Unternehmen und Hochschule oder auch Industrie- und Handelskammer Ostfriesland-Papenburg sollten sich an der Ausgestaltung eines solchen Netzwerkes beteiligen. Wo es die betrieblichen Strukturen anbieten, ist auch an Jobsharing- und Homeoffice-Angebote gedacht. Die Profilierung einer Arbeitsregion mit möglichst vielen „Mitmachern“ ist voranzutreiben. Parallel sollten Hemmnisse im bürokratischen Alltag abgebaut werden. Vorgesehen ist auch ein Unternehmensverbund, der sich lokal organisiert und ggfs. ein Modell ins Leben ruft. Arbeitsschritte Moderation von Fachveranstaltungen, direkte Ansprache der Betriebe, beratende Unterstützung in den Betrieben bei Potenzialuntersuchungen sowie Vorstellung von Best-practice-Beispielen und nach Möglichkeit Erprobung von Ansätzen in den ersten Projekt-Unternehmen. Träger Projektpartner Kommunen, Unternehmen, soziale Verbände noch offen und Organisationen Kostenschätzung 2015, vor allem Moderation und Beratung = 25.000,00 € 2016, Pilotprojekt = 100.000,00 € Zeitplan 2015-2017 oder länger. Begleitung der Verstetigungsansätze ist ebenfalls sinnvoll.

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99 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

6.7 Handlungsfeld C – »Guter Grund für Mensch und Natur«

Eine grüne, durch Wallhecken und Gehölze reich gegliederte Landschaft, in der Land und Wasser häufig benachbart sind, trägt wesentlich zu einer hohen Lebensqualität im Mittleren Ostfriesland bei. Die flächengebundene, bäuerliche Landwirtschaft mit einer starken Ausrichtung auf Grünlandwirtschaft harmoniert dabei auch stärker mit den ökologischen Funktionen als in Regionen mit einer Intensivlandwirtschaft. Um dieses Potenzial in Zukunft zu erhalten und noch besser auszuschöpfen, gilt es Konflikte, wie sie beispielsweise durch einen steigenden Flächendruck in der Landwirtschaft und einen Rückgang der Artenvielfalt entstehen, in einem verstärkten Dialog und größeren räumlichen Rahmen zu lösen.

integriert ILE-/LEADER-Kernthemen • Klima- und Umweltschutz (LEADER) • Regionale Wirtschaftsentwicklung (LEADER) • Maßnahmen zur Sicherung und Stärkung der Daseinsvorsorge (ILE) • Bewertung der Möglichkeiten einer dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien und damit verbundener Energieeinsparungen (ILE)

6.7.1 Handlungsfeld C: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren

Ziele Maßnahmen Wirkungsindikatoren*

C 1 C 1.1 Durchführung von 4 Fachveranstaltungen Landwirtschaft, Naturschutz, Foren für einen offenen, fakten- zu gemeinschaftlichen Themen von Verwaltung und Bürger/-innen orientierten Austausch zu Themen der Landwirtschaft und Naturschutz. in Dialog bringen und Ansätze Landschaftsfunktionen schaffen. für eine bessere Zusammen- C 1.2 arbeit schaffen. Praxisorientierte Arbeitsgruppen zur Umsetzung von Kooperationsprojekten von Landwirtschaft und Naturschutz einrichten und unterstützen. C 2 C 2.1 Erweiterung des Tätigkeitsspektrums von Flächengebundene Land- Diversifizierung landwirtschaftlicher 30 Landwirtschaftsbetrieben um wirtschaft erhalten und die Betriebe fördern. Gewerbe, die nicht zur landwirtschaft- Landwirtschaft stärker auf C 2.2 lichen Kerntätigkeit gehören, wie z. B. Nachhaltigkeit und regionale Wochenmärkte bewerben und für größe- Tourismus oder Direktvermarktung. Wertschöpfung ausrichten. re Bevölkerungsteile attraktivieren.

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

C 2.3 3 Studierenden-Exkursionen Wissenstransfer und Zusammenarbeit landwirtschaftlicher Institute zu Höfen in zwischen Landwirtschaftsbetrieben und der Region. landwirtschaftlichen Hochschul- Fakultäten fördern. C 3 C 3.1 20 Hofübergaben an landwirtschaftlich Lösungen für das bestehende Mediale Präsenz des Berufs „Landwirt/- ausgebildete Personen aus der Region Hofnachfolge-Defizit erarbeiten in“ in der Region verstärken. oder aus anderen Regionen. und flächendeckend C 3.2 implementieren. Vernetzung von Landwirtschaftsbetrieben und landwirtschaftlichen Hochschul- Fakultäten/Fachschaften zur Findung potenzieller Nachfolger/-innen. C 3 .3 Zentrale Anlaufstelle in der Region für Landwirt/-innen und an einer Hofnachfolge Interessierte einrichten. C 4 C 4.1 Einrichtung einer Arbeitsgruppe „Biotop- Biotope in der Region unter- Regionalkataster ökologisch wertvoller verbund Ostfriesland“ mit Planer/-innen einander und mit ökologisch Flächen erstellen (in Kooperation mit den der Kommunen, TÖBs und Expert/-innen. besonders wertvollen benach- Nachbarregionen) und der kommunalen barten Gebieten besser ver- Planung bereitstellen. netzen. C 4.2 Regionale und überregionale Zusammen- arbeit von Kommunen, TÖBs und Expert/-innen zur Biotopvernetzung auf der Grundlage eines Regionalkatasters koordinieren und intensivieren. C 4.3 Lineare Grünstrukturen wie Gewässer- begleitgrün, Ackerraine, Gehölzreihen und landwirtschaftliche Restflächen ökologisch aufwerten und miteinander verbinden. C 5 C 5.1 Erweiterung der Flächen für naturnahe Gewässer, Feucht- und Moor- Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Gewässer, Feucht- und Moorgebiete. gebiete erhalten, aufwerten Naturschutzansätze integrieren. und als Standorte für Fauna C 5.2 und Flora entwickeln. Eingriffsarme standortgerechte Biotope schaffen. C 6 C 6.1 Erhöhung des Anteils öffentlicher Naturnahe Hausgarten- und Pflanzung heimischer Nutzfrüchte auf Flächen, die mit heimischen Nutzbäumen Nutzgartenstrukturen fördern öffentlichen Flächen bewerben und und/oder Kraut-/Staudenmischungen und ausbauen. fördern. bepflanzt sind um 5 %. C 6.2 Gestaltung öffentlicher Grünflächen und - beete mit heimischen Kraut- und Staudenmischungen verstärken. C 6.3 Wissen um Anbau und Verarbeitung heimischer Nahrungsmittel bewahren und kommunizieren.

101 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

C 7 C 7.1 Evaluierung des Potenzials für Ansätze für eine Optimierung Modelle zur stärkeren regionalen Ver- umfangreichere Stoffstromanalysen/- regionaler Energie- und Stoff- wendung von regional erzeugten er- konzepte in allen Mitgliedskommunen. kreisläufe fördern, kommuni- neuerbaren Energien und Rohstoffen zieren und umsetzen. entwickeln und implementieren. C 7.2 Elektromobilität bewerben und ausbauen. * Wirkungsindikatoren beziehen sich, soweit nicht anders deklariert, auf die gesamte Laufzeit des PFEIL-Programms.

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

6.7.2 Handlungsfeld C: Leitprojekt

Leitprojekt »RundeSacheLandschaft – Runder Tisch Landwirtschaft/Bürgerschaft/Naturschutz« Handlungsfeld: C Ziel-/Maßnahmenbezug »Guter Grund für Mensch und Natur« C 1.1 Landwirtschaft, Natur und Umwelt, Landschaft Foren für einen offenen, faktenorientierten Austausch zu Themen der Landschaftsfunktionen schaffen. C 1.2 Praxisorientierte Arbeitsgruppen zur Umsetzung von Kooperationsprojekten von Landwirtschaft und Naturschutz einrichten und unterstützen. C 2.3 Wissenstransfer und Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaftsbetrieben und landwirtschaftlichen Hochschul- Fakultäten fördern. Projektbeschreibung Zu den dörflichen Strukturen gehören seit jeher Natur und Landwirtschaft. Mit dem landwirtschaftlichen Strukturwandel hat sich die wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen Bewohner/-innen des Dorfes und der Landwirtschaft merklich relativiert. Die Dorfbewohner/-innen sind selbstbewusster und individueller denn je. Die Landwirtschaft spielt keine dominierende Rolle mehr. Die Aufgabe des Arbeitgebers, des Hüters, des Sagens und des Taktgebens im Dorf ist schon lange nicht mehr präsent. Was geblieben ist, ist das große Konfliktpotential im Bereich der Geruchs- und Geräuschstörungen, ein oft schlechtes Image der Landwirtschaft und Dispute zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Das gegenseitige Unverständnis zwischen der nur wohnenden Bevölkerung und den landwirtschaftlichen Betrieben und dem Produktionszweig Landwirtschaft schlechthin, verstärkt eine negative Wahrnehmung und fördert Konfliktpotenzial. Dieses wirkt unter den gegeben Zukunftsherausforderungen als erhebliches Entwicklungshemmnis. Die Optimierung des Zusammenspiels der Landschaftsfunktionen wird mit veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft und den negativen Tendenzen im Artenschutz noch bedeutender. Die Akteur/-innen der drei Landschaftsfunktionen „Wirtschaften“, „Ökologie“, „Wohnen“ sollen im Mittleren Ostfriesland konstruktiv zusammenarbeiten, gemeinsame positive Synergien identifizieren und handeln. Dazu ist vorgesehen, einen „runden Tisch“ einzurichten, der ein Forum für einen offenen unvoreingenommenen Umgang miteinander bietet. Darüber hinaus soll der Austausch der verschiedenen Perspektiven durch neutrale Fach- und Praxis- Vorträge unterstützt werden, welche Landschaftsaspekte rational analysieren und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. In Arbeitsgruppen zu erfolgsversprechenden Handlungsansätzen sollen die Akteur/-innen in der Region die Umsetzung nachhaltiger Praxis planen und in Angriff nehmen. Arbeitsschritte 1. Informeller Austausch, begleitet durch Fachbeiträge, die für alle beteiligten Gruppen von Interesse sind 2. Bildung von Arbeitskreisen zu gemeinsamen Interessenbereichen, z. B. „Inwertsetzung von Ackerrainen“ 3. Schaffung von Projekten und Implementation Träger Projektpartner Verbände, Kammern, Landwirt/-innen, Städte und Gemeinden, Landkreise, Landwirtschaftliche Fakultäten Ortsräte, Bürger/-innen … der Hochschulen Kostenschätzung 2016: Veranstaltungen, Vorträge, Lokalität, Versorgende = 50.000,00 € 2017: Veranstaltungen, Vorträge, Lokalität, Versorgende = 50.000,00 € Zeitplan 2016-2017

103 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

6.8 Handlungsfeld D – »Das Herz Ostfrieslands«

Das ostfriesische Binnenland weist zwar deutlich geringere Übernachtungszahlen auf als die Küstenorte, die Städte und Gemeinden des Mittleren Ostfriesland profitieren aber von der Nähe zur stärksten Tourismusregion Niedersachsens. Ihre eigene Stärke liegt vor allem in einer attraktiven Erholungslandschaft für Rad- und Wasserwanderer, in welcher die regionaltypische Landschafts- und Bauform sowie viele darein gestreute Natur- und Kulturbesonderheiten den Erlebnischarakter begründen. Das reiche Natur- und Kulturerbe dient Einheimischen und Besucher/-innen gleichermaßen. Zudem ist die ostfriesische Kultur weithin bekannt und stellt – als gelebte Regionalkultur – ein wichtiges Potenzial für den Tourismus dar. Zuwächse bei den Besucher/-innen-Zahlen zeigen, dass dieser in der Region weiter wachsen kann. Um eine harmonische touristische Entwicklung voranzutreiben, die sich – anstatt mit den hochtouristischen Nachbarn zu konkurrieren – durch eigene Angebote auszeichnet, sollen die bestehenden Stärken ausgebaut und weitere Alleinstellungsmerkmale geschaffen werden.

integriert ILE-/LEADER-Kernthemen • Demografische Entwicklung (LEADER/ILE) • Klima- und Umweltschutz (LEADER) • Regionale Wirtschaftsentwicklung (LEADER)

6.8.1 Handlungsfeld D: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren

Ziele Maßnahmen Wirkungsindikatoren*

D 1 D 1.1 Aufwertung von 4 Landschaftsbereichen, Landschaft, Kultur- und Natur- Gebäude und öffentliche Anlagen von Natur- oder Kulturerbestätten. erbestätten, insbesondere herausragender Bedeutung für das Identifikationsorte der ost- gewachsene Bild der Städte und friesischen Kultur, schaffen, Gemeinden erhalten, instandsetzen und Umsetzung von 2 hochkarätigen Kunst- erhalten, in Wert setzen und aufwerten. und Kulturprojekten, die sich mit Themen ihre Besonderheiten/ Ostfrieslands beschäftigen und über die D 1.2 Bedeutung vor Ort erfahrbar Grenzen der Region hinaus Auf- machen. Orte von herausragender Bedeutung für merksamkeit erlangen. die Landschafts-, Kultur- und Natur- geschichte Ostfrieslands kommunizieren und ihre Einzigartigkeit/Besonderheit für ein breites Spektrum von Menschen erschließen. D 1.3 Kunst- und Kulturprojekte mit Bezug zur Region und zugleich überregionaler Aus- strahlung fördern.

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

D 1.4 Altes Handwerk und regionaltypische handwerkliche Produkte (einschl. Nahrungsmittel) gebündelt kommuni- zieren und vermarkten. D 2 D 2.1 Einrichten von 4 öffentlichen Aufenthalts- Die Dörfer der Region als Lebendige, die Freizeitbedürfnisse aller und Aktivitätenbereichen bzw. Freizeitorte aufwerten und die Einwohner/-innen integrierende „Dorfplätzen“ in Dörfern, die über keine Freizeitausstattung an eine Aufenthalts- und Gemeinschaftsbereiche solchen verfügen oder in denen die sich wandelnde Einwohner- in den Siedlungen schaffen und erhalten. Freizeitfunktionen ungünstig dezentral struktur anpassen. D 2.2 verortet sind. Gemeinnützige Vereine zu Jugendarbeit, zu Seniorenarbeit, zu Integration, Durchführung von Beratungs- und/oder Inklusion und zur Diversifizierung ihrer Coaching-Veranstaltungen zur Angebote beraten und bei der Neuausrichtung der Angebote auf sich Erschließung neuer Zielgruppen wandelnde demografische und unterstützen. gesellschaftliche Verhältnisse in 10 Vereinen mit jeweils mehr als 300 Mitgliedern.

D 3 D 3.1 Einrichtung eines interkommunalen Rad- und Wasserwander- Qualitätvolle touristische Leitsysteme zur Gremiums zur Verbesserung und tourismus sowie einen land- flächendeckenden Erschließung Vereinheitlichung der Standards bei schaftsgerechten Camping- touristischer Standorte für Rad- und Radwegweisung und Kommunikation des tourismus ausbauen und Wasserwanderer implementieren. regionalen Radroutennetzes – unter Besucherströme in alle Teile D 3.2 Einbeziehung der Tourismus- der Region, auch jenseits der Radwege und Radrouten einheitlich organisationen. Städte, lenken. beschildern sowie Wartung, Pflege und Ausbau im regionalen Verbund Schaffung und/oder Aufwertung von 10 managen. Anlege- und Verweilstellen für Paddler. D 3.3 E-Bike-Servicepunkte an fahrradtouristisch relevanten Standorten schaffen. D 3.4 Anlege- und Verweilstellen für Paddler schaffen unter Rücksichtnahme auf eine Einfügung in die Landschaft. D 3.5 Gastronomie- und Beherbergungs- angebote landwirtschaftlicher Betriebe ausbauen. D 3.6 Camping- und Wohnmobilangebote maßvoll und mit Rücksichtnahme auf eine Einfügung in die Landschaft ausbauen. D 4 D 4.1 Umsetzung eines Projekts zur regionalen Qualität von Beherbergungs- Gastronomie- und Beherbergungs- Weiterentwicklung des Tourismus- und Gastronomieangeboten betriebe zu Qualität, Innovativität, Trends angebots für Menschen mit Behinderung, verbessern und Innovativität in und Marketingansätzen beraten. ihre Angehörigen und andere diesem Bereich fördern. Pflegenden.

105 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

D 4.2 Implementierung eines einheitlichen Touristische Angebote und Beher- Qualitätszertifikats für Beherbergungs- bergungsangebote für Menschen mit angebote und verstärkte Kommunikation Behinderung, ihre Angehörigen und der Zertifizierungsmöglichkeit. Pflegenden etablieren, den barrierefreien Ausbau bestehender Angebote fördern und die Region für diese Zielgruppe Auslobung eines Preises für innovative bewerben. Gastronomieangebote. D 4.3 Qualität von Beherbergungs- und Gastronomieangeboten evaluieren und anhand von Qualitätsstandards zertifizieren. * Wirkungsindikatoren beziehen sich, soweit nicht anders deklariert, auf die gesamte Laufzeit des PFEIL-Programms.

6.8.2 Handlungsfeld D: Leitprojekt

Leitprojekt »Runder Tisch Radverkehr – Interkommunales Radverkehrsforum« Kooperationsprojekt Mit: LEADER-Fehngebiet, LEADER-Nordseemarschen Handlungsfeld: D Ziel-/Maßnahmenbezug »Das Herz Ostfrieslands« D 3.1 Freizeit, Tourismus, Kultur Qualitätvolle touristische Leitsysteme zur flächendeckenden Erschließung touristischer Standorte für Rad- und Wasserwanderer implementieren. D 3.2 Radwege und Radrouten einheitlich beschildern sowie Wartung, Pflege und Ausbau im regionalen Verbund managen. Projektbeschreibung Schaffung eines interkommunalen interdisziplinären Radverkehrsforums (Fachforum) in der Region mit dem Ziel, eine sinnvoll integrierte, verlässliche und sichere Radverkehrsförderung zu gewährleisten. Arbeitsschritte 1. Ermittlung der verantwortlichen Akteur/-innen 2. Treffen zum Start-up 3. regelmäßiges Treffen mit Produktentwicklung 4. Umsetzung Träger Projektpartner Stadt Emden, Ringstraße 38b, 26721 Emden - Alle Kommunen des Mittleren Ostfriesland und der Partnerregionen Ansprechpartnerin: Frau Elsche Wilts, Stadt - Straßenbaulastträger, VE Emden, Fachdienst Stadtplanung - Radverkehrsbeauftragte - Landschaftsverbände Kostenschätzung 2015: Vorbereitung = 30.000,00 € 2016: Durchführung = 85.000,00 € Zeitplan 2015-2016

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

Leitprojekt »Möglichkeiten und Grenzen – Urlaub mit Handicaps/Urlaub und Pflege« Handlungsfeld: D Ziel-/Maßnahmenbezug »Das Herz Ostfrieslands« D 4.2 Freizeit, Tourismus, Kultur Touristische Angebote und Beherbergungsangebote für Menschen mit Behinderung, ihre Angehörigen und Pflegenden etablieren, den barrierefreien Ausbau bestehender Angebote fördern und die Region für diese Zielgruppe bewerben. Projektbeschreibung Das Projekt beinhaltet die Evaluierung und den Ausbau von Freizeit- und Urlaubsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung sowie deren Angehörige und Betreuer. Mit ihm möchte die Region Mittleres Ostfriesland neue Wege im Bereich der Inklusion gehen sowie Alleinstellungsmerkmale des touristischen Angebots der Städte und Gemeinden im ostfriesischen Binnnenland schaffen. Dank technischer Unterstützung haben Menschen mit Behinderung heutzutage viele Möglichkeiten, mobil und unabhängig zu sein und somit behindertengerecht zu verreisen. Aber längst nicht alle Wegweiser, Unterkünfte, Sozialeinrichtungen, Info-Stationen usw. sind darauf eingerichtet. Das Projekt zielt darauf ab, folgende Angebote zu realisieren: 1. „Barrierefrei ans Ziel“ – Übersichtskarte (Tagesausflug, längerer Aufenthalt, geeignete Unterkünfte) 2. Urlaub und Pflege – Pflege im Urlaubsort durch Diakonie-Stationen (bezahlt durch Pflegekasse) 3. Katalogerstellung über Behinderungstauglichkeit von Hotels und Gaststätten, Ferienwohnungen und Pensionen Arbeitsschritte 1. Feldanalyse Nachfragestrukturen, Recherchen 2. Leitbilderstellung 3. „Wir präsentieren Urlaubsmöglichkeiten“ für Menschen mit Handicaps/Behinderungen 4. Netzwerkarbeit 5. Verteilerstrukturen Träger Projektpartner Eigenständiges Unternehmen, e. V., GmbH Kommunen, Touristenbüros, FH Emden, Organisationen des Sozial- oder gGmbH, arbeitet nur projektbezogen und Gesundheitsmanagements u.v.m.

Ansprechpartner: Herr Heinrich Claussen, Mickenbarger Weg 67, 26446 Friedeburg Kostenschätzung Pro Jahr = 50.000,00 € Insgesamt = 150.000,00 € Zeitplan 2015-2017

107 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

6.9 Handlungsfeld E – »Klimafreundlich mobil«

In Deutschland ist der Pkw-Verkehr einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen. In ländlichen Räumen mit ihren längeren Wegestrecken liegt dieser Anteil relativ gesehen noch höher als in den Städten. Daher wird ein Wachstum des öffentlichen Verkehrs angestrebt, der eine klimaschonendere Alternative darstellt. Mit einer Zunahme des Anteils älterer Menschen – mit Mobilitäts- bzw. Versorgungserschwernissen – und um die Attraktivität der ländlichen Siedlungen für die Schlüsselgruppe der jungen Menschen zu erreichen, kommt dem öffentlichen Personenverkehr auch im Mittleren Ostfriesland eine wachsende Bedeutung zu. Vor allem der Ausbau der zentralen Ost-West-Verbindung zwischen Aurich und Emden verspricht hier eine nachhaltige positive Entwicklung. Durch den Einsatz moderner Technologien, wie z. B. Elektrofahrzeuge und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs durch ein breites Bevölkerungsspektrum, können mit diesen Ansätzen wichtige Kernziele der regionalen Entwicklung miteinander verknüpft werden.

integriert ILE-/LEADER-Kernthemen • Demografische Entwicklung (LEADER/ILE) • Klima- und Umweltschutz (LEADER) • Regionale Wirtschaftsentwicklung (LEADER) • Maßnahmen zur Sicherung und Stärkung der Daseinsvorsorge (ILE)

Mittleres Ostfriesland 6 Entwicklungsstrategie

6.9.1 Handlungsfeld E: Ziele, Maßnahmen und Wirkungsindikatoren

Ziele Maßnahmen Wirkungsindikatoren*

E 1 E 1.1 Beschluss über den Ausbau der SPNV- Das ÖPNV-Hauptliniennetz Den Schienenpersonennahverkehr auf Verbindung Aurich-Abelitz-Emden im ausbauen. der Achse Aurich-Abelitz-Emden wieder Rahmen des Bundesverkehrswegeplans etablieren oder das Bus-Hauptliniennetz oder Erhöhung der Taktfrequenz des ausbauen. Busverkehrs auf dieser Strecke. E 2 E 2.1 Neueinsatz von 5 Elektrobussen oder Den Zubringer-Verkehr zum Elektrobusse als teilgebundenen/ Substituierung von 5 herkömmlichen ÖPNV-Hauptliniennetz bedarfsorientierten ÖV-Anschluss für die Bussen durch Elektrobusse. zentralen Bahn- oder Bushaltepunkte des klimafreundlich verbessern. ÖPNV-Hauptliniennetzes etablieren Schaffung von 10 neuen E-Bike-Lade- E 2.2 stationen an zentralen Verkehrs- Durchgängigkeit von multimodalen und knotenpunkten in der Region. anderen Umsteige- ÖPNV-Verbindungen

erhöhen.

E 2.3 Ladestationen für E-Autos und E-Bikes an den zentralen Haltepunkten im ÖPNV- Hauptliniennetz einrichten. E 2.4 Fahrradboxen, -stellplätze und -Service- stationen an den zentralen Haltepunkten im ÖPNV-Hauptliniennetz einrichten. E 2.5 Zentrale Haltepunkte im ÖPNV-Haupt- liniennetz als multifunktionale Halte- stellen mit Versorgungs- und Dienstleistungsangeboten ausbauen. E 3 E 3.1 Barrierefreier Ausbau aller Haltestellen Den ÖPNV barrierefreier Haltestellen für Barrierefreiheit umbauen. am Bus-Hauptliniennetz. gestalten. E 3.2 Busse mit Niederflurtechnik ausstatten. E 4 E 4.1 Erhöhung des Fahrgastaufkommens auf Die Akzeptanz für den Umwelt- Tarife, Verbundlinien und Zugangs- den ÖV-Hauptlinien um 2 %. verbund (ÖPNV, Fuß- und möglichkeiten zum ÖPNV innerhalb des Fahrradverkehr, Car-Sharing) VEJ bzw. in Kooperation mit den erhöhen. benachbarten Regionen vereinheitlichen und transparenter machen. E 4.2 Besonders gute ÖV-Verbindungen gegenüber den Zielgruppen Berufs- pendler/-innen und Senior/-innen/ Ruheständler/-innen gezielt kommuni- zieren. * Wirkungsindikatoren beziehen sich, soweit nicht anders deklariert, auf die gesamte Laufzeit des PFEIL-Programms.

109 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Mittleres Ostfriesland 7 Aktionsplan

7 Aktionsplan

Die Lokale Aktionsgruppe für die LEADER-Region Mittleres Ostfriesland hat für die Jahre 2015 und 2016 eine Planung entworfen, welche ihre zentralen Aktivitäten für diesen Zeithorizont enthält. Er ist auf den nachfolgenden Seiten dargestellt. Der Aktionsplan soll für die daran anschließenden Jahre der Förderperiode fortgeschrieben werden. Nach 2016 erfolgt ebenso die erste interne Evaluierung, um auf notwendige Änderungen und Ergänzungen reagieren zu können.

Wichtigstes Element der Arbeit der LAG in den nächsten Jahren sollen die regelmäßigen Sitzungen sein, bei denen vor allem über die Förderanträge zu den regionalen Projektanträgen entschieden wird (vgl. Kap. 10).

Eine verlässliche Prognose über die Aktivität der verschiedenen Akteursgruppen bzw. Zuwendungsempfänger/-innen ist im Voraus nicht möglich, die LAG hat sich aber Ziele hinsichtlich der Projektförderung in den Handlungsfeldern A bis E gesetzt. Zusammen mit dem Regionalmanagement und begleitet von einer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit wird die LAG die Generierung von Projekten und eine Ausschöpfung der Förderkontingente engagiert vorantreiben, so dass zu den Stichtagen eine adäquate Zahl von Projekten zur Antragstellung gebracht wird. Die regelmäßigen LAG-Sitzungen, welche mindestens 2 mal jährlich stattfinden müssen, aber mindestens 3 mal jährlich, besser 4 mal jährlich, stattfinden, dienen auch der Beratung aller anderen Aspekte der LAG-Arbeit.

Zu den Meilensteinen der LAG-Arbeit in der weiteren Förderperiode 2014-2020 zählen für das Mittlere Ostfriesland auch regelmäßige „Nachbarschaftstreffen“, bei denen (1-2 mal jährlich) die Treffen sich ausschließlich der interregionalen Kooperation bzw. den kooperierenden LEADER-, ILE- und anderen Zusammenschlüssen widmen. Hierzu werden die Lenkungsgremien dieser Regionen eingeladen – oder die Zusammenkunft findet bei diesen statt.

Um der Steuerung der Strategieumsetzung (mittels ihrer Projektentscheide) eine solide Urteilsbasis zu geben, bildet die LAG 2 mal jährlich „Thementische“, thematische Arbeitskreise, welche ihr dazu dienen, sich inhaltlich in zentrale Themen der regionalen Entwicklung im Gebiet zu vertiefen. Hierzu laden sie weitere Fachleute und Akteur/-innen ein und beschäftigen sich mit den aktuellen Prozessen und Veränderungen der Bestandssituation.

111 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

2015 (4 Quartale) Aktivitäten der Lokalen Aktionsgruppe 1 2 3 4 Zielerreichung/Status

Auftaktveranstaltung laufend abzugleichen

Regelmäßige LAG-Sitzungen (einschl. Projektauswahl) laufend abzugleichen

„Nachbarschaftstreffen“ (Akteure aktivieren/Zusammenarbeit) laufend abzugleichen

Prozessmanagement Thementische (Arbeitskreise) laufend abzugleichen

Öffentliche Informationsveranstaltungen laufend abzugleichen

Handlungsfeld A

Leitprojekt »Dorfgespräche/Zukunftsschmiede« laufend abzugleichen

Weitere Projekte laufend abzugleichen

Handlungsfeld E

Maßnahmenbereich E 2 laufend abzugleichen

Maßnahmenbereiche E 1, E 3 und E 4 laufend abzugleichen

Handlungsfeld D

Leitprojekt »Möglichkeiten und Grenzen« laufend abzugleichen

Weitere Projekte laufend abzugleichen

Projektumsetzung Handlungsfeld B

Leitprojekt »Familienfreundliche Arbeitsregion Mittleres Ostfr.« laufend abzugleichen

Weitere Projekte laufend abzugleichen

Handlungsfeld C

Leitprojekt »RundeSacheLandschaft« laufend abzugleichen

Weitere Projekte laufend abzugleichen

Monitoring laufend abzugleichen kontrolle kontrolle Qualitäts- Qualitäts- Evaluierung laufend abzugleichen

Internetpräsenz laufend abzugleichen

Pressemitteilungen laufend abzugleichen

Öffentlich- keitsarbeit Halbjährliche Statusberichte/Presse/Infobrief laufend abzugleichen

Mittleres Ostfriesland 7 Aktionsplan

2016 (4 Quartale)

1 2 3 4 Zielerreichung/Status Häufigkeit/Meilensteine Indikatoren

laufend abzugleichen Auftaktveranstaltung 2015 Anzahl der Teilnehmer/-innen 3-4 mal pro Jahr , mind. 2 mal laufend abzugleichen Projektauswahlsitzung Projekteinreichungen/-auswahl 1-2 mal jährlich mit Kooperations - laufend abzugleichen partnerschaften Anzahl der Teilnehmer/-innen laufend abzugleichen Mindestens 2 mal pro Jahr Anzahl der Thementische

laufend abzugleichen 1 mal pro Jahr

laufend abzugleichen

laufend abzugleichen Mind. 10 weitere Projekte bis 2020 „

laufend abzugleichen Mind. 3 weitere Projekte bis 2020 „

laufend abzugleichen Mind. 5 weitere Projekte bis 2020 „

laufend abzugleichen

laufend abzugleichen Mind. 8 weitere Projekte bis 2020 „

laufend abzugleichen

laufend abzugleichen Mind. 5 weitere Projekte bis 2020 „

laufend abzugleichen

laufend abzugleichen Mind. 5 weitere Projekte bis 2020 „

laufend abzugleichen durchgehend

laufend abzugleichen 2016/18/20 intern durch das ReM

laufend abzugleichen Kontinuierlich zu Projektauswahl u.

Veranstaltungen laufend abzugleichen Erstmalig Ende 2015 , 2 mal jährlich laufend abzugleichen an alle LAG-Mitglieder

113 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

8 Einbindung der Bevölkerung

Schon während der Zusammenarbeit der regionalen Partner/-innen in der ILE-Region Mittleres Ostfriesland während des PROFIL-Programms zeichnete sich ein aktives Interesse der Einwohnerschaften der Orte der Region an der zukünftigen Entwicklung ab. Das Projekt „Dorfgespräche/Zukunftsschmiede“ hat das wertvolle Engagement der Dörfer aufgegriffen. Wie die Analyse der Situation in der Region ergibt, stehen die dörflichen Siedlungen im Zentrum der Zukunftsherausforderungen der Region und sind daher wichtige Ansatzpunkte für Maßnahmen. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der Region ist damit ein wichtiges Anliegen der regionalen Entwicklungsstrategie. Zu dieser Gruppe zählen zumeist auch die vielen Expert/-innen der verschiedenen Behörden, der öffentlichen und privaten Organisationen, die in der Region agieren. Auch sie wurden am Erarbeitungsprozess beteiligt und stellen in vielen Fällen ihre Kompetenz – als Mitglieder der Lokalen Aktionsgruppe einer LEADER-Region oder neue Lenkungsgruppenmitglieder einer ILE-Region – in Zukunft in besonderer Weise dem Mittleren Ostfriesland zur Verfügung.

Abb. 40 Presseartikel zum Auftakt des Beteiligungsprozesses, Ostfriesen -Zeitung, 06.08.2014

8.1 Mobilisierung und Beteiligung der Bevölkerung

Zur Durchführung des Beteiligungsprozesses und zur Zusammenführung des in diesem Rahmen zu erarbeitenden Regionalen Entwicklungskonzepts beauftragten die

Mittleres Ostfriesland 8 Einbindung der Bevölkerung

Mitgliedskommunen der ILE-Region Mittleres Ostfriesland im Juli 2014 ein externes Planungsbüro.

Die Lenkungsgruppe der ILE-Region nahm den Vorschlag der Planer/-innen an, die Öffentlichkeit unmittelbar am Erstellungsprozess der Strategie für eine LEADER-Region zu beteiligen – also Fachleute und andere Bürger/-innen in der ersten Phase gemeinsam zu Wort kommen zu lassen, ihre Einschätzungen zu äußern und die Zukunftsherausforderungen zu diskutieren. Zugleich wurde darauf Wert gelegt, alle Interessengruppen, Träger öffentlicher Belange (TÖB) sowie politische Vertreter/-innen und Verwaltung aus den Städten und Gemeinden einzubeziehen. Rund 420 Personen wurden zu diesem Zweck per Anschreiben besonders zur Auftaktveranstaltung, dem „Regionsforum“ am 15.09.2015 eingeladen.

Bereits am 04.08.2014 informierten die Stadt Aurich, als Federführung der Region, und das Planungsbüro in einer Pressekonferenz die Medien der Region über das Vorhaben und luden alle interessierten Bürger/-innen und Organisationen zu den öffentlichen Veranstaltungen ein:

• »Regions-Forum«, 15.09.2014 – Informationen zur Fortschreibung des REK und zur Bewerbung als LEADER-Region sowie Stärken-Schwächen-Analyse

• »Zukunftswerkstatt I«, 25.09.2014 – Erarbeitung von Entwicklungszielen und Handlungsfeldern

• »Zukunftswerkstatt II«, 30.09.2014 – Erarbeitung eines Leitbilds und von Projektideen

Die Veranstaltungen im September fanden aufgrund der zentralen Lage bzw. guten Erreichbarkeit aus allen Teilen der Region in Aurich-Ogenbargen statt und konnten eine gute Resonanz erzielen.

Abb. 41 Impressionen der Öffentlichkeitsveranstaltungen zur REK -Erarbeitung

Im Rahmen der Information in der Presse wurden alle Menschen aus der Region schon im Vorfeld dazu aufgefordert, Projektideen für die Region zu skizzieren und in den

115 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Prozess einzubringen. Hierzu wurde auf den Internetseiten des Regionalmanagements der Region Mittleres Ostfriesland ein Projektsteckbrief zum Herunterladen angeboten. Das Online-Angebot beinhaltete außerdem alle Informationen zum Vorhaben und Ablauf der REK-Erstellung. Außerdem erläuterte es wichtige Grundvoraussetzungen für ILE- und LEADER-Projekte, um auch bei einer frühzeitigen Ausschöpfung des kreativen Potenzials der Regionsbewohner/-innen wertvolle Ideen im Sinne der ELER-Programme zu generieren. Während der Veranstaltungen im September konnte jede/-r Projektskizzen bei der Federführung direkt abgeben, bis zur Verabschiedung der Strategie konnten solche daneben postalisch oder digital eingesandt werden. Zusammen mit den während der Zukunftswerkstatt II in Fachgruppen ersonnenen Ideen verfügte die Region damit zu dieser Zeit schon einen Fundus für potenzielle Leitprojekte – zusätzlich zu jenen, die aus der PROFIL-Periode fortgeführt werden sollten.

Abb. 42 Schema zum öffentlichen Beteiligungsprozess der REK-Erarbeitung

Um eine valide, induktive Herausarbeitung von Stärken, Schwächen und Entwicklungsansätzen zu gewähren, war der gesamte Beteiligungsprozess inhaltlich weitestmöglich offen gehalten:

Das Regions-Forum diente einerseits dazu, alle Mitstreiter/-innen mit dem Vorhaben, den Rahmenbedingungen und den Abschnittszielen des Erarbeitungsprozesses vertraut zu machen. Es beinhaltete aber mit einer Stärken-Schwächen-Analyse auch bereits eine Arbeit an den Inhalten. Darüber hinaus wurde ein Meinungsbild zu den Prioritäten der zukünftigen Entwicklung erzeugt.

Am zweiten Termin, der Zukunftswerkstatt I, welche mit geringem Abstand auf das Regions-Forum folgte, wurden die Handlungsfelder erarbeitet und entsprechende Themengruppen gebildet. Sie erarbeiteten für ihren Bereich Ziele und konkrete

Mittleres Ostfriesland 8 Einbindung der Bevölkerung

Handlungsansätze. Die Teilnahme an den Gruppen stand den Teilnehmer/-innen frei, so dass sie sich ihrem Fach- bzw. Interessensgebiet widmen konnten, dies aber nicht unbedingt mussten, sofern sie ihre Mitarbeit in einem anderen Bereich wertvoller einschätzten.

Die Ausarbeitung und Verfeinerung von Ansätzen auf der Projektebene bildete schließlich den Arbeitsauftrag zum letzten Termin der Reihe, der Zukunftswerkstatt II. Hier schlugen die Teilnehmer/-innen auch im Konsens ihre als Leitprojekte favorisierten Projekte vor.

8.2 Erarbeitung der Entwicklungsstrategie durch die Lokale Aktionsgruppe (LAG)

Die Erarbeitung der regionalen Entwicklungskonzepte für ILE- und LEADER-Gebiete erfolgt nach den Grundsätzen der Programme durch die zentralen Gremien „Lokale Aktionsgruppe“ (LEADER) und „Lenkungsgruppe“ (ILE). Diese Vorgabe legten die Vertreter/-innen des Mittleren Ostfriesland bewusst so aus, dass eine Einbindung der breiten Öffentlichkeit während der Erarbeitung nicht ausgeschlossen wird. So strebten die Veranstaltungen im September 2014 nicht an, mit einer „fertigen“ Strategie abzuschließen. Die zu diesem Zeitpunkt erarbeiteten Handlungsfelder, Entwicklungsziele, Maßnahmen und Projekte sollten aber der noch zu gründenden Lokalen Aktionsgruppe für eine LEADER-Region Mittleres Ostfriesland als Grundlage für die präzise Aufstellung der Strategie dienen.

Nach einem Findungsprozess, der mit dem Abschluss der öffentlichen Beteiligung begann und in einer Sitzung der Lenkungsgruppe des Regionalmanagements der ILE-Region am 16.10.2014 unter den Vertreter/-innen aller Städte und Gemeinden abgestimmt wurde, trat die zukünftige LAG am 13.11.2014 erstmals zusammen. Bei diesem Treffen, welches auch die Vertreterin des Amts für regionale Landesentwicklung Weser-Ems begleitete, verständigten sich die LAG-Mitglieder über die Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmen der Entwicklungsstrategie sowie die Modi der Zusammenarbeit in dem neuen Gremium.

Während des Novembers standen die Federführung der Region, die LAG-Mitglieder und das mit der REK-Zusammenstellung beauftragte Büro in engem Kontakt und arbeiteten weitere Details in die Entwicklungsstrategie ein.

117 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

9 Zusammensetzung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG)

Mit dem Ziel der Städte und Gemeinden der Region Mittleres Ostfriesland, in Zukunft als LEADER-Region die Entwicklung in ihrem Gebiet voranzutreiben, ist die Gründung einer Lokalen Aktionsgruppe (LAG) verbunden. Hierzu haben zunächst die Mitgliedskommunen ihre Vertreter/-innen aufgestellt, wobei die Besetzung weitgehend der Besetzung der Lenkungsgruppe der ILE-Region entspricht. Um eine noch größere Kontinuität der personellen Vertretung zu erreichen, hat die Lenkungsgruppe sich darauf verständigt, für die LAG nach Möglichkeit auch Stellvertreter/-innen fest zu benennen.

Im Rahmen des Erarbeitungsprozesses der Entwicklungsstrategie für die Förderperiode 2014-2020, der im September 2014 stattfand, konnten bereits Vertreter/-innen wichtiger im Mittleren Ostfriesland ansässiger oder tätiger Organisationen für die LAG gewonnen werden. Durch Ansprache weiterer Organisationen – aufgrund der umfangreichen Beteiligungsmaßnahmen waren diese ebenfalls über die Aktivitäten informiert –, war es den regionalen Partner/-innen möglich, für das Segment der Wirtschafts-, Sozial- und Umweltorganisationen weitere kompetente Persönlichkeiten in das Gremium aufzunehmen. Die Besetzung orientiert sich hier bezüglich der fachlichen Ausrichtung der LAG-Mitglieder als auch hinsichtlich der Personenstärke an der Gewichtung der Handlungsschwerpunkte der Region. In ihr drückt sich zugleich eine hohe Zentralität der Region Mittleres Ostfriesland aus, da viele der vertretenen Organisationen zugleich für das gesamte Ostfriesland und die darüber hinausgehenden angrenzenden Räume zuständig sind. Diese Regionalität jenseits der LEADER-Abgrenzung ist beabsichtigt und soll dazu beitragen, dass die Region ihr Anliegen, Ostfriesland „zusammenzuhalten“ ausfüllen kann und ihrer Rolle als „Mitte“ gerecht wird.

Wie bisher in der Lenkungsgruppe der ILE-Region, werden die Vertreter/-innen des Amts für regionale Landesentwicklung Weser-Ems die Steuerungsgruppe beratend begleiten. Als beratende Mitglieder werden außerdem Vertreter/-innen der Landkreise Aurich und Wittmund sowie ein Regionalmanager/-innen-Team – dieses ist noch zu nominieren – gewonnen werden. Insgesamt ergibt sich damit eine 29-köpfige Gruppe, von der 24 Mitglieder das stimmberechtigte Gremium bilden, welches vor allem über die Projektanträge zu entscheiden hat. Die LAG behält sich vor, die Stärke der Gruppe durch die spätere Aufnahme von einem weiteren stimmberechtigten Mitglied auf 30 zu erhöhen.

Zwar zeigt sich ein bisher bestehendes Ungleichgewicht bei der Verteilung von Frauen und Männern noch nicht ganz ausgewogen, doch hat die Erweiterung des Steuerungsgremiums für die LEADER-Region auch eine stärkere Präsenz von Frauen ermöglicht. Die LAG ist bemüht, bei der möglichen Erweiterung oder personellen Wechseln im Sinne eines Gender-Mainstreamings die Ausgewogenheit noch weiter zu forcieren. Sie bevorzugt daher für diese Fälle ausdrücklich die Aufnahme von Frauen und teilt dies den betreffenden Organisationen mit.

Mittleres Ostfriesland 9 Zusammensetzung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG)

Vertreter/-innen der beteiligten Kommunen Hans-Werner Horst Feddermann Fredy Fischer Rainer Kinzel Joachim Wulf Arians (SV Claudia (SV Ralf Ulferts) (SV Elsche Wilts) (SV Alida Menssen) (SV Helfried Goetz) Endelmann) Gemeinde Stadt Emden Stadt Wittmund Gemeinde Stadt Aurich Großheide Friedeburg Städte und Gemeinden Gerhard Dirks (SV Gerhard Schuster) Johann Börgmann Hans-Joachim Stedler (SV Günter Rutkowski) (SV Anja Dziarnowski) Samtgemeinde Holtriem mit den Mitgliedsgemeinden Blomberg, Gemeinde Ihlow Gemeinde Südbrookmerland Eversmeer und Neuschoo Vertreter/-innen von Wirtschafts-, Sozial- und Umweltorganisationen

Handlungs- Tido Janssen Gerda Steffens Henning Schulte feld A Klaas Hinrichs (SV Anne Ulferts- (SV N. N.) (SV N. N.) »Leben auf dem (SV N. N. ) Tatjes) Land- Nds. Landjugend, Land in Ärztekammer Nds., Ev.-luth. Landes- Seniorenvereinigung Agrarausschuss Ostfriesland – Bezirksstelle Aurich kirche, Kirchenkreis Ostfriesland Bezirk Ostfriesland eine gute Aurich Perspektive« Petra Ihnen Arno Ulrichs (SV Matthias Rüdiger Musolf Helge Valentien Schoof) Dr. Dirk Lüerßen Handlungs- (SV Hartmut (SV Joachim (SV N. N.) (SV Nils Siemen) feld B Neumann) Hochschule Gerdes/Silvia Handwerkskammer Emden/Leer, Hagen) Wachstumsregion »Ruder auf IHK f. Ostfriesland f. Ostfriesland Wissens- u. EMS-ACHSE Zukunft« und Papenburg Ulricianum Aurich Technologietransfer stelle Karl Hedden Hilko Nieland Michael Steven (SV Maren Ziegler) Handlungs- (SV N. N.) (SV N. N. ) feld C Landwirtschaftl. Bezirksfischereiver- NABU- Hauptverein für »Guter Grund band Ostfriesland, Schulbauernhof Ostfriesland, für Mensch und Gewässerschutz „Woldenhof“ Kreisverb. Aurich u. Natur« und Fischerei Südbrookmerland Norden Heinrich Claussen Christine Günnel (SV N. N.) Katrin Rodrian Handlungs- (SV Hinderk (SV Dr. Jan Kegler) feld D Wübbena) AG „Ferien für Menschen mit Ostfriesische »Das Herz Moormuseum Behinderung“; Fa. Landschaft Ostfrieslands« Moordorf CMC, Friedeburg Berend Voss Handlungs- (SV N. N.) feld E Eisenbahninfrastruk- »Klimafreund- turgesellschaft lich mobil« Emden-Aurich Beratende Mitglieder (ohne Stimmrecht) Anja Thomßen Tilli Rachner (SV Folkert Ludwig Beninga Wilhelm Scherf Steinfelder) (SV N. N.) (SV Otto Kenke) (SV N. N.) N. N. Land Niedersachsen Verkehrsregion Regionalmanage- Landkreis Aurich, Landkreis Wittmund, Amt für regionale Nahverkehr ment / ReM-Büro Wirtschaftsförderung Wirtschaftsförderung Landesentwicklung Ems-Jade Weser-Ems

119 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

10 Struktur der LAG

In ihrer konstituierenden Sitzung am 13.11.2014 in Aurich hat die Lokale Aktionsgruppe für die LEADER-Region Mittleres Ostfriesland die Rahmenbedingungen ihrer Form und ihrer Arbeitsweise beschlossen. Sie hat hier unter anderem festgelegt, sich als nicht- wirtschaftlich agierender Vereine ohne Rechtsfähigkeit zu gründen.

Das Entscheidungsgremium der LAG bildet sich aus den Vertreter/-innen der Mitgliedskommunen (je 1 Stimme, Samtgemeinde Holtriem mit den Mitgliedsgemeinden Blomberg, Eversmeer und Neuschoo besitzt 1 Stimme) und den Vertreter/-innen der beteiligten Wirtschafts-, Sozial- und Umweltorganisationen. Damit sind aktuell 24 Personen stimmberechtigt, die LAG hat die Möglichkeit, 1 weitere Organisation als stimmberechtigtes Mitglied aufzunehmen. Die beratenden Mitglieder sind nicht stimmberechtigt.

Über eine Federführung für die Region durch eine der Mitgliedskommunen – diese muss sich hierzu bereit erklärt haben – entscheiden die Mitgliedskommunen per Konsensentscheid. Die/der Vorsitzende der LAG wird von den stimmberechtigten LAG- Mitgliedern gewählt.

Die LAG tritt regelmäßig zusammen. Die Sitzungen finden 3-4 mal jährlich statt, wovon mindestens 2 Sitzungen vorrangig den Förderentscheidungen für neue Projekte dienen. Darüber hinaus finden in einem weiteren Turnus zusätzliche Veranstaltungen und Aktivitäten statt (vgl. Kap. 0).

Ein Regionalmanagement unterstützt die LAG durch Tätigkeiten zur Aktivierung und Vernetzung der Akteur/-innen in der Region, der Begleitung von Projekten bis zur Förderreife und bei der Evaluierung der LEADER-Zusammenarbeit.

Der Sitz der Geschäftsstelle der Lokalen Aktionsgruppe der LEADER-Region Mittleres Ostfriesland soll vorerst bei der Stadt Aurich, Bereich Wirtschaftsförderung, sein. Eine endgültige Festlegung soll erfolgen, sobald ein Bescheid über die LEADER- oder ILE- Förderung für die Region vorliegt und ein Regionalmanagement gefunden worden ist.

Als Grundlage für ihre Tätigkeit beschließt die LAG eine gemeinsame Geschäftsordnung, in der ihre Struktur, ihre Aufgaben und Zuständigkeiten geregelt sind. Die Geschäftsordnung ist dem Regionalen Entwicklungskonzept im Anhang beigefügt.

Mittleres Ostfriesland 11 Förderbedingungen

11 Förderbedingungen

Zur Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategie im Sinne der im Entwicklungskonzept formulierten Handlungsschwerpunkte und Ziele hat die Lokale Aktionsgruppe differenzierte Förderbedingungen für verschiedene Gruppen von Zuwendungsempfänger/-innen definiert. Damit soll gewährleistet werden, dass die Akteursgruppen, welche nach der Einschätzung der LAG die Ziele in einem Handlungsfeld potenziell am effizientesten verfolgen können, hier die günstigsten Konditionen erhalten. Darüber hinaus spiegelt der geringfügig unterschiedliche Fördersatz eine milde Gewichtung der Handlungsfelder (vgl. Kap. 0), wie sie sich aus den Entwicklungsprioritäten der Region ergibt. Das impliziert, dass die Projekte sowohl einer Gruppe von Zuwendungsempfänger/-innen – z. B. „Körperschaften öffentlichen Rechts“ – als auch einem Handlungsfeld klar zugeordnet werden müssen. Hierfür ist letztendlich das Urteil der LAG ausschlaggebend. Daher sollen Antragsteller/-innen die Zugehörigkeit ihrer Projekte zu diesen bereits im Vorfeld möglichst gut mit der Region abstimmen und das Vorhaben realistisch einem Handlungsfeld zuordnen. Andernfalls kann die beantragte Förderung bzw. der gewünschte Fördersatz womöglich nicht gewährt werden, weil die LAG das Projekt einem anderen Handlungsfeld zuordnet.

Zugleich schlägt sich aber im Verfahren zur Projektauswahl (vgl. Kap. 0) der integrative Charakter der Entwicklungsstrategie nieder: Obwohl die Projekte sich nach dem Urteil der LAG klar einem Handlungsfeld zuordnen, werden beim Ranking-Verfahren Ziele aus allen Handlungsfeldern gewertet, wenn das Projekt diese erfüllt. So ist durchaus möglich, dass ein Projekt 2 Ziele aus dem Handlungsfeld A und 1 Ziel aus dem Handlungsfeld D erfüllt. Damit würde es wahrscheinlich dem Handlungsfeld A zugeordnet und erhielte die entsprechenden Fördersätze, es erhielte aber im Auswahlverfahren auch Punkte für die Zielübereinstimmung mit dem Handlungsfeld D und hätte damit größere Chancen gegenüber Projekten mit weniger Zielen. Die Entwicklungsstrategie würdigt also die positive Wirkung integrativer Projekte besonders.

121 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

11.1 Zuwendungsempfänger/-innen

Nachfolgend sind die Fördersätze für verschiedene Zuwendungsempfänger/-innen dargestellt, wobei sich die Förderung grundsätzlich als Beihilfe versteht. Eine Förderung ohne Eigenanteil des Akteurs ist – zumindest ohne gewollte Umschichtungen außerhalb der LAG-Mittelbereitstellung – nicht vorgesehen. Außerdem ist die Fördersumme für Projekte auf 120.000 € – je nach Art des Zuwendungsempfängers von der Gesamtsumme oder vom Nettobetrag – begrenzt. Ausnahmsweise, z. B. wenn ein Projekt für die Region besonders wertvoll ist, kann die LAG eine höhere Einzelförderung beschließen.

Antragsteller Private Körpersch. des Gemeinnützige Genossen- öffentl. Rechts (z. B. „e. V.“) schaften allgemein: Begrenzung der Fördersumme je Projekt auf 120.000 €*

Handlungsfeld A ELER (EU) 30 % v. Ges. 70 % v. Netto 50 % v. Netto 60 % v. Netto

»Leben auf dem Land in Öff. Kofinanz. 7,5 % v. Ges. 17,5 % v. Netto 12,5 % v. Netto 15 % v. Netto Ostfriesland – eine gute Perspektive« Eigenanteil/Dritte 62,5 % v. Ges. 12,5 % v. Netto 37,5 % v. Netto 25 % v. Netto

Handlungsfeld B ELER (EU) 50 % v. Ges. 70 % v. Netto 50 % v. Netto 20 % v. Netto »Ruder auf Zukunft« Öff. Kofinanz. 12,5 % v. Ges. 17,5 % v. Netto 12,5 % v. Netto 5 % v. Netto

Eigenanteil/Dritte 37,5 % v. Ges. 12,5 % v. Netto 37,5 % v. Netto 75 % v. Netto

ELER (EU) 70 % v. Ges. 50 % v. Netto 60 % v. Netto 50 % v. Netto Handlungsfeld C »Guter Grund für Öff. Kofinanz. 17,5 % v. Ges. 12,5 % v. Netto 15 % v. Netto 12,5 % v. Netto Mensch und Natur« Eigenanteil/Dritte 12,5 % v. Ges. 37,5 % v. Netto 25 % v. Netto 37,5 % v. Netto

ELER (EU) 50 % v. Ges. 50 % v. Netto 50 % v. Netto 50 % v. Netto Handlungsfeld D »Das Herz Öff. Kofinanz. 12,5 % v. Ges. 12,5 % v. Netto 12,5 % v. Netto 12,5 % v. Netto Ostfrieslands« Eigenanteil/Dritte 37,5 % v. Ges. 37,5 % v. Netto 37,5 % v. Netto 37,5 % v. Netto

ELER (EU) 20 % v. Ges. 50 % v. Netto 50 % v. Netto 50 % v. Netto Handlungsfeld E Öff. Kofinanz. 5 % v. Ges. 12,5 % v. Netto 12,5 % v. Netto 12,5 % v. Netto »Klimafreundlich mobil« Eigenanteil/Dritte 75 % v. Ges. 37,5 % v. Netto 37,5 % v. Netto 37,5 % v. Netto * bezogen auf die jeweils relevante Ausgangsgröße „Gesamt“ oder „Netto“; Ausnahmeregelung: Besonderer Beschluss der LAG

Abb. 43 Förderbedingungen der LAG Mittleres Ostfriesland nach Zuwendungsempfängern

Mittleres Ostfriesland 11 Förderbedingungen

123 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

11.2 Fördertatbestände

Die Region Mittleres Ostfriesland fördert nur Projekte, welche ihren Entwicklungszielen dienen. Darüber hinaus sind den im Entwicklungskonzept aufgestellten Maßnahmen (Unterzielen) eindeutige Fördertatbestände zugeordnet. Sie beschreiben, was gefördert werden kann. Dass die Fördertatbestände erfüllt werden, müssen Antragsteller/-innen in ihrer Projektbegründung nachvollziehbar darstellen. Nachfolgend sind für alle Handlungsfelder bzw. die darin enthaltenen Maßnahmen die Fördertatbestände zugeordnet:

Fördertatbestände Handlungsfeld A – »Leben auf dem Land in Ostfriesland – eine gute Perspektive«

Maßnahmen Fördertatbestände A 1.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Konzepte, Bewusstsein und Dialog zu aktuellen Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Dorfentwicklungsfragen innerhalb der Medienerstellung u. -bereitstellung dörflichen Gemeinschaften schaffen. A 1.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Selbstorganisationsstrukturen initiieren Akteur/-innen, Fachvorträge, Konzepte, Moderation von und ausbauen. Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung A 1.3 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Familien und Familiengründer/-innen für Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, Wohnen im Dorf gezielt ansprechen. Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen A 1.4 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fortbildung von Akteur/-innen, Vernetzung, Erfahrungs- und Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Wissenstransfer zwischen Kommunen Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung und Ortschaften innerhalb der Region und zu erfolgreichen Gemeinschaften außerhalb der Region initiieren und ausbauen. A 2.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Bereiche mit abgängiger oder nicht- Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung entwicklungsfähiger Bebauung für bedarfsgerechte Neubauten erschließen. A 2.2 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte Modelle für nachhaltige, diversifizierte Wohnraumentwicklung in den Dörfern schaffen und implementieren. A 3.1 Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Beratungsangebote für Immobilien- Medienerstellung u. -bereitstellung, Personal: Beratung besitzer/-innen und -bewohner/-innen zu Aspekten der Gebäudemodernisierung wie Regionale Baukultur, Energetische Optimierung und Barrierefreiheit schaffen. A 3.2 Fachliche Beratung von Akteur/-innen Alten Gebäudebestand an aktuelle und zukünftige Wohnbedürfnisse anpassen.

Mittleres Ostfriesland 11 Förderbedingungen

A 3.3 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fortbildung von Akteur/-innen Barrierefreie Zugänge zu allen öffent- lichen Einrichtungen herstellen. A 4.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Grundversorgung gewährleisten durch Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, alternative Versorgungsangebote am Ort. Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung A 4.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Grundversorgung gewährleisten durch Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, mobile Versorgungsangebote. Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung A 4.3 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Grundversorgung gewährleisten durch Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, Mobilitätsangebote. Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung A 4.4 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Zentrale Geschäftsbereiche erhalten, Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, aufwerten und fördern. Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung A 5.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Konzepte, Moderation von Integration von Verwaltung, Dorfgemein- Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. - schaften, lokalen Vereinen und Kirche in bereitstellung lokalen Gremien fördern. A 5.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Baumaßnahmen, Fachliche Partizipation von Kindern und Jugend- Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, lichen an Aktivitäten der dörflichen Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Gemeinschaften ermöglichen. Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, Planungsleistungen A 5.3 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Eine frühe Einbindung von Neubürger/- Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, innen in die dörflichen Gemeinschaften Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, unterstützen und fördern. Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung A 6.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Breitbandnetze und Funk-Breitband- Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von zugänge ausbauen. Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung A 6.2 Baumaßnahmen, Gutachten/Analysen, Internetbereitstellung, Konzepte, Öffentliche Internetzugänge an Planungsleistungen Verkehrsknotenpunkten und anderen zentralen Standorten einrichten.

125 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Fördertatbestände Handlungsfeld B – »Ruder auf Zukunft«

Maßnahmen Fördertatbestände B 1.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Kooperation von Schulen, Kranken- Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, häusern und anderen großen Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, akademischen Institutionen in der Region Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: mit Hochschulen verstärken. Medienerstellung u. -bereitstellung B 1.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Pensionierte/emeritierte Hochschul- Akteur/-innen, Fortbildung von Akteur/-innen, Konzepte, Personal: lehrer/-innen für Betreuung und Beratung Beratung, Personal: Coaching von Jungakademiker/-innen und Schüler/-innen gewinnen. B 1.3 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fortbildung von Akteur/-innen, Qualifizierte Arbeitskräfte auch Gutachten/Analysen, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, überregional gezielt anwerben. Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung B 1.4 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, verbessern. Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung B 2.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Die Integration nicht-störender Gewerbe Planungsleistungen bei der Erschließung von Baulücken und Anlage von Baugebieten durch entsprechende Festlegungen in Bauleitplänen fördern. B 2.2 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Homeoffice-Ansiedlung von Anbieter/- Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, innen digitaler Dienstleistungen in Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen ländlichen Siedlungen mit guter Internetversorgung fördern. B 3.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Smartgrid-Ansätze fördern. Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung B 3.2 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Solarpotenziale ermitteln und Planungsleistungen Gunststandorte für dezentrale Solarenergieversorgung erschließen. B 4.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Region als Wirtschaftsstandort noch Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, effektiver vermarkten. Gutachten/Analysen, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung B 4.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Image als Wirtschaftsstandort innerhalb Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, der Region verbessern. Gutachten/Analysen, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung B 4.3 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Marketingstrategie für Ostfriesland/ Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, Nordwestdeutschland entwickeln und Gutachten/Analysen, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, implementieren. Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung

Mittleres Ostfriesland 11 Förderbedingungen

B 4.4 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Verkehrswege für zentrale Gewerbe- Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte standorte bedarfsgerecht ausbauen.

127 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Fördertatbestände Handlungsfeld C – »Guter Grund für Mensch und Natur«

Maßnahmen Fördertatbestände C 1.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Foren für einen offenen, fakten- Akteur/-innen, Fachvorträge, Konzepte, Moderation von orientierten Austausch zu Themen der Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Landschaftsfunktionen schaffen. Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung C 1.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Praxisorientierte Arbeitsgruppen zur Akteur/-innen, Fachvorträge, Konzepte, Fortbildung von Akteur/-innen, Umsetzung von Kooperationsprojekten Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: von Landwirtschaft und Naturschutz Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung einrichten und unterstützen. C 2.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Diversifizierung landwirtschaftlicher Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Betriebe fördern. Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung C 2.2 Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Wochenmärkte bewerben und für größe- Medienerstellung u. -bereitstellung re Bevölkerungsteile attraktivieren. C 2.3 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Wissenstransfer und Zusammenarbeit Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, zwischen Landwirtschaftsbetrieben und Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen landwirtschaftlichen Hochschul- Fakultäten fördern. C 3.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Konzepte, Mediale Präsenz des Berufs „Landwirt/- Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: in“ in der Region verstärken. Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, Unterrichtsbegleitende Didaktik C 3.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Vernetzung von Landwirtschaftsbetrieben Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, und landwirtschaftlichen Hochschul- Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Fakultäten/Fachschaften zur Findung Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: potenzieller Nachfolger/-innen. Medienerstellung u. -bereitstellung, Personal: Praktikant/-innen-Betreuung, Studienbegleitende Didaktik C 3 .3 Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Zentrale Anlaufstelle in der Region für Medienerstellung u. -bereitstellung, Personal: Beratung Landwirt/-innen und an einer Hofnachfolge Interessierte einrichten. C 4.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Regionalkataster ökologisch wertvoller Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, Flächen erstellen (in Kooperation mit den Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Nachbarregionen) und der kommunalen Planungsleistungen Planung bereitstellen. C 4.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Regionale und überregionale Zusammen- Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, arbeit von Kommunen, TÖBs und Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Expert/-innen zur Biotopvernetzung auf Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: der Grundlage eines Regionalkatasters Medienerstellung u. -bereitstellung koordinieren und intensivieren. C 4.3 Gutachten/Analysen, Konzepte, Planungsleistungen, Renaturierung von Lineare Grünstrukturen wie Gewässer- Land- und/oder Gewässerflächen, ökologische Pflanz- u. begleitgrün, Ackerraine, Gehölzreihen Grünpflegearbeiten und landwirtschaftliche Restflächen

Mittleres Ostfriesland 11 Förderbedingungen

ökologisch aufwerten und miteinander verbinden. C 5.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Akteur/-innen, Fortbildung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Naturschutzansätze integrieren. Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, ökologische Pflanz- u. Grünpflegearbeiten C 5.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Eingriffsarme standortgerechte Biotope Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Planungsleistungen, schaffen. Renaturierung von Land- und/oder Gewässerflächen, ökologische Pflanz- u. Grünpflegearbeiten C 6.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Pflanzung heimischer Nutzfrüchte auf Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, öffentlichen Flächen bewerben und Pflanz- u. Grünpflegearbeiten heimische Nutzfrüchte fördern. C 6.2 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Gestaltung öffentlicher Grünflächen und - Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, beete mit heimischen Kraut- und Pflanz- u. Grünpflegearbeiten heimische Blumen Staudenmischungen verstärken. C 6.3 Baumaßnahmen, Didaktische/Museale Themenaufbereitung, Fachliche Wissen um Anbau und Verarbeitung Beratung von Akteur/-innen, Fortbildung von Akteur/-innen, Konzepte, heimischer Nahrungsmittel bewahren und Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: kommunizieren. Medienerstellung u. -bereitstellung, Pflanz- u. Grünpflegearbeiten heimische Nutzpflanzen, Planungsleistungen, Unterrichtsbegleitende Didaktik C 7.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Modelle zur stärkeren regionalen Ver- Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von wendung von regional erzeugten er- Fachveranstaltungen, Planungsleistungen neuerbaren Energien und Rohstoffen entwickeln und implementieren. C 7.2 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Elektromobilität bewerben und ausbauen. Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung

129 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Fördertatbestände Handlungsfeld D – »Das Herz Ostfrieslands«

Maßnahmen Fördertatbestände D 1.1 Baumaßnahmen, Sanierungsmaßnahmen, Didaktische/Museale Gebäude und öffentliche Anlagen von Themenaufbereitung, Gutachten/Analysen, Konzepte, Planungsleistungen herausragender Bedeutung für das gewachsene Bild der Städte und Gemeinden erhalten, instandsetzen und aufwerten. D 1.2 Baumaßnahmen, Sanierungs- u. Restaurierungsmaßnahmen, Orte von herausragender Bedeutung für Didaktische/Museale Themenaufbereitung, Gutachten/Analysen, die Landschafts-, Kultur- und Natur- Informations- u. Leitsysteme, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: geschichte Ostfrieslands kommunizieren Medienerstellung u. -bereitstellung, Pflanz- u. Grünpflegearbeiten, und ihre Einzigartigkeit/Besonderheit für Planungsleistungen ein breites Spektrum von Menschen erschließen. D 1.3 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Kunst- und Kulturprojekte mit Bezug zur Akteur/-innen, Konzepte, Kunst: Bildende, Kunst: Darstellende, Moderation Region und zugleich überregionaler Aus- von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, strahlung fördern. Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung D 1.4 Baumaßnahmen, Sanierungs- u. Restaurierungsmaßnahmen, Altes Handwerk und regionaltypische Didaktische/Museale Themenaufbereitung, Fachliche Beratung von handwerkliche Produkte (einschl. Akteur/-innen, Fortbildung von Akteur/-innen, Konzepte, Nahrungsmittel) gebündelt kommuni- Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: zieren und vermarkten. Medienerstellung u. -bereitstellung, Planungsleistungen, Studienbegleitende Didaktik, Unterrichtsbegleitende Didaktik D 2.1 Baumaßnahmen, Didaktische/Museale Themenaufbereitung, Konzepte, Lebendige, die Freizeitbedürfnisse aller Pflanz- u. Grünpflegearbeiten, Planungsleistungen Einwohner/-innen integrierende Aufenthalts- und Gemeinschaftsbereiche in den Siedlungen schaffen und erhalten. D 2.2 Baumaßnahmen, Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Gemeinnützige Vereine zu Jugendarbeit, Fortbildung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation zu Seniorenarbeit, zu Integration, von Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Inklusion und zur Diversifizierung ihrer Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, Angebote beraten und bei der Erschlie- Planungsleistungen ßung neuer Zielgruppen unterstützen. D 3.1 Baumaßnahmen, Informations- u. Leitsysteme, Gutachten/Analysen, Qualitätvolle touristische Leitsysteme zur Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, flächendeckenden Erschließung Planungsleistungen touristischer Standorte für Rad- und Wasserwanderer implementieren. D 3.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Baumaßnahmen, Radwege und Radrouten einheitlich Informations- u. Leitsysteme, Fortbildung von Akteur/-innen, beschildern sowie Wartung, Pflege und Gutachten/Analysen, Konzepte, Planungsleistungen Ausbau im regionalen Verbund managen. D 3.3 Baumaßnahmen, Errichtung von E-Bike-Ladestationen, Informations- u. E-Bike-Servicepunkte an fahrradtouris- Leitsysteme, Gutachten/Analysen, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: tisch relevanten Standorten schaffen. Medienerstellung u. -bereitstellung, Planungsleistungen D 3.4 Baumaßnahmen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Planungsleistungen Anlege- und Verweilstellen für Paddler schaffen unter Rücksichtnahme auf eine Einfügung in die Landschaft.

Mittleres Ostfriesland 11 Förderbedingungen

D 3.5 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Gastronomie- und Beherbergungs- Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von angebote landwirtschaftlicher Betriebe Fachveranstaltungen ausbauen. D 3.6 Baumaßnahmen, Informations- u. Leitsysteme, Gutachten/Analysen, Camping- und Wohnmobilangebote Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung, Pflanz- maßvoll und mit Rücksichtnahme auf u. Grünpflegearbeiten, Planungsleistungen eine Einfügung in die Landschaft ausbauen. D 4.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Gastronomie- und Beherbergungs- Akteur/-innen betriebe zu Qualität, Innovativität, Trends und Marketingansätzen beraten. D 4.2 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Touristische Angebote und Beher- Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von bergungsangebote für Menschen mit Fachveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Behinderung, ihre Angehörigen und Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung Pflegenden etablieren, den barrierefreien Ausbau bestehender Angebote fördern und die Region für diese Zielgruppe bewerben. D 4.3 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Qualität von Beherbergungs- und Öffentlichkeitsarbeit: Medienerstellung u. -bereitstellung Gastronomieangeboten evaluieren und anhand von Qualitätsstandards zertifizieren.

131 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Fördertatbestände Handlungsfeld E – »Klimafreundlich mobil«

Maßnahmen Fördertatbestände E 1.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Den Schienenpersonennahverkehr auf Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: der Achse Aurich-Abelitz-Emden wieder Veranstaltungen etablieren oder das Bus-Hauptliniennetz ausbauen. E 2.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Elektrobusse als teilgebundenen/ Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, bedarfsorientierten ÖV-Anschluss für die Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, zentralen Bahn- oder Bushaltepunkte des Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: ÖPNV-Hauptliniennetzes etablieren Medienerstellung u. -bereitstellung E 2.2 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen, Durchgängigkeit von multimodalen und Konzepte anderen Umsteige- ÖPNV-Verbindungen erhöhen. E 2.3 Baumaßnahmen, Errichtung von E-Auto-Ladestationen, Errichtung von E- Ladestationen für E-Autos und E-Bikes Bike-Ladestationen, Gutachten/Analysen, Konzepte, Planungsleistungen an den zentralen Haltepunkten im ÖPNV- Hauptliniennetz einrichten. E 2.4 Baumaßnahmen, Errichtung von geschlossenen Fahrradstellplätzen, Fahrradboxen, -stellplätze und -Service- Gutachten/Analysen, Konzepte, Informations- u. Leitsysteme, stationen an den zentralen Haltepunkten Planungsleistungen im ÖPNV-Hauptliniennetz einrichten. E 2.5 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Zentrale Haltepunkte im ÖPNV-Haupt- Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, liniennetz als multifunktionale Halte- Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, stellen mit Versorgungs- und Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Dienstleistungsangeboten ausbauen. Medienerstellung u. -bereitstellung E 3.1 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Fortbildung von Akteur/-innen Haltestellen für Barrierefreiheit umbauen. E 3.2 Fachliche Beratung von Akteur/-innen, Gutachten/Analysen Busse mit Niederflurtechnik ausstatten. E 4.1 Arbeitszusammenkünfte von Akteur/-innen, Fachliche Beratung von Tarife, Verbundlinien und Zugangs- Akteur/-innen, Fachvorträge, Fortbildung von Akteur/-innen, möglichkeiten zum ÖPNV innerhalb des Gutachten/Analysen, Konzepte, Moderation von Fachveranstaltungen, VEJ bzw. in Kooperation mit den Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: benachbarten Regionen vereinheitlichen Medienerstellung u. -bereitstellung und transparenter machen. E 4.2 Konzepte, Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Besonders gute ÖV-Verbindungen Medienerstellung u. -bereitstellung gegenüber den Zielgruppen Berufs- pendler/-innen und Senior/-innen/ Ruheständler/-innen gezielt kommuni- zieren.

Mittleres Ostfriesland 11 Förderbedingungen

133 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

12 Projektauswahl

Die Einreichung von Projekten erfolgt über eine Stichtagsregelung zweimal im Jahr. Vorgesehen ist im Frühjahr die Eingabe bis zum 15. März und im Herbst bis zum 15. September. Danach erfolgt nach ca. 4 Wochen eine LAG-Sitzung. Während dieses Zeitraums prüft die LAG die Anträge vor. Als Entscheidungsgremium für die LEADER- Region Mittleres Ostfriesland fungieren die Mitglieder der LAG (ohne die beratenden Mitglieder) bzw. deren Stellvertreter/-innen. Antragsteller/-innen – deren Projektanträge nach der Grundsatzprüfung (vgl. „Allgemeine Qualifikation“, Kap. 0) angenommen wurden – stellen ihr Vorhaben während der LAG-Sitzungen kurz vor. Daraufhin wird die Entscheidung endgültig auf Würdigkeit mit Kostenrahmen abgeschlossen. Die Mitteilung an die Antragstellerin/den Antragsteller erfolgt umgehend.

Zum Einsatz kommt ein Rankingverfahren, nach dem die Projektanträge geprüft und bewertet werden. Dabei ist zunächst die Prüfung der allgemeinen Qualifikation verbunden. Danach wird geprüft, inwieweit sich das Projekt mit den Zielen der Entwicklungsstrategie der Region deckt. Hier werden die erfüllten Maßnahmen (Unterziele) gezählt und – entsprechend der Gewichtung der Handlungsfelder – Punkte vergeben. Schließlich werden für Kriterien, die querschnittsmäßig für die Projekte von Wert sind, weitere Punkte vergeben – z. B. für eine besonders langfristige Wirkung oder eine besonders große Innovationskraft. Anhand der gesammelten Punkte (0 bis 1206) lässt sich das Projekt mit anderen Projekten vergleichen. Die Bewertung wird dabei – schon im Vorfeld der Sitzung zur Entscheidungsfindung – von jedem stimmberechtigten LAG-Mitglied eigenständig vorgenommen und aus den Einzelergebnissen die durchschnittliche Punktzahl ermittelt. Darüber hinaus, hier zählt der Konsens oder die Abstimmung, muss jedes Projekt eindeutig einem Handlungsfeld zugeordnet werden, weil u. a. hiervon der gewährte Fördersatz abhängig ist. Für Kooperationsprojekte, wie beispielsweise das Leitprojekt „Dorfgespräche/ Zukunftsschmiede“ aus dem Handlungsfeld A, gilt das gleiche Bewertungsschema.

Mittleres Ostfriesland 12 Projektauswahl

Bewertungsbereiche und Kriterien Gewichtung Faktor Ergebnis I. Allgemeine Qualifikation Projektantrag ist gült ig ( Nichtüberschreitung der JA / NEIN JA / NEIN Höchstförderhöhe, fristgerechte Einreichung usw.) Annahme oder Projekt wirkt sich auf das Gebiet der Region aus JA / NEIN JA / NEIN Ablehnung des Projekt steht in Einklan g mit übergeordneten Planungen JA / NEIN JA / NEIN Projektantrags auf Bundes-, Landes-, Regions- und Kommunalebene

II. Zielerfüllung Region Mittleres Ostfriesland Anzahl theoretische Punktespanne* (Anzahl relevanter Maßnahmen in den Handlungs- feldern) Handlungsfeld A 20 0-18 0-360 Handlungsfeld B 20 0-12 0-240 Handlungsfeld C 15 0-18 0-27 0 Handlungsfeld D 10 0-15 0-150 Handlungsfeld E 10 0-10 0-100 0-1120 III. Zusatzpunkte verschieden theoretische Punktespanne* Interkommunale Zusammenarbeit 2 0-10 ** 0-20 (Anzahl beteiligter Kommunen – als Organisation oder Standort der Projektakteure, ohne Ausgangskommune) Zusammenar beit mit benachbarten ELER - 2 0-8** * 0-16 Förderregionen und INTERREG-Förderregionen (Anzahl kooperierender Regionen – als Organisation oder Standort der Projektakteure, ohne Ausgangsregion) Innovation 2 0-5 0-10 (Einschätzung durch LAG) Nachhaltigkeit/langfristige Wirkung 2 0-5 0-10 (Einschätzung durch LAG) Image/ Ausstrahlung übe r die Region hinaus 2 0-5 0-10 (Einschätzung durch LAG) Lokale Wertschöpfung 2 0-5 0-10 (Einschätzung durch LAG) Bedeutung für die r egionale Identität 2 0-5 0-10 (Einschätzung durch LAG) 0-86 Gesamtpunktzahl Projekt für den Vergleich mit Annahme und anderen Projekten: 0-1206 Punkte * Im Bewertungsbereich II ist die Erreichung von Gesamtpunktzahlen über 200 angesichts der Varianz der Ziele unwahrscheinlich; im Bewertungsbereich III ist die Erreichung der höchsten Punktzahl ebenfalls unwahrscheinlich. ** Eine Beteiligung von mehr als 10 zusätzlichen Kommunen ist möglich , aber unwahrscheinlich. Hier wäre weiterhin die Höchstpunktzahl „10“ zu vergeben. *** Auf der Basis der bestehenden Gebietskulisse wird von höchstens 8 potenziellen Kooperationspartnerschaften für das Mittlere Ostfriesland ausgegangen.

Abb. 44 Bewertungsschema der LAG Mitteres Ostfriesland zur Projektauswahl und zum Projektvergleich

135 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

13

Mittleres Ostfriesland 14 Finanzplan

14 Finanzplan

Die LAG Mittleres Ostfriesland hat für die Laufzeit des PROFIL-Programms einen indikativen Finanzplan aufgestellt, welcher eine voraussichtliche Verteilung der erwarteten LEADER-Mittel sowie der sich ergebenden Kofinanzierungsmittel auf die Förderperiode darstellt. Da zum Zeitpunkt der LAG-Gründung keine Finanzierung der Projekte der Region aus anderen Fördertöpfen vorgesehen war, sind solche hier nicht berücksichtigt. Das schließt indes nicht aus, dass die LAG im Laufe ihrer Tätigkeit versuchen möchte, zusätzlich Mittel aus anderen Quellen für die ländliche Entwicklungsförderung zu akquirieren.

Da von einem durchschnittlichen Anteil der EU-Förderung (aus dem ELER-Fonds) an der Projekten von 50 % ausgegangen wird, was auch dem durchschnittlichen Fördersatz aller Handlungsfelder entspricht (vgl. Kap. 11), wird im indikativen Finanzplan von diesem Verhältnis von EU-Mitteln einerseits und Kofinanzierungs-/Eigenanteil andererseits ausgegangen. Mit einem Anteil von 15 % des vorgesehenen LEADER-Kontingents von 2,4 Mill. ist ein Regionalmanagement hierbei mit einbezogen.

137 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Handlungsfeld Handlungsfeld Handlungsfeld Handlungsfeld Handlungsfeld A B C D E »Leben auf »Ruder auf »Guter Grund »Das Herz »Klimafreund- dem Land in Zukunft« für Mensch Ostfrieslands« lich mobil« Ostfriesland – und Natur« eine gute Perspektive«

2015 50.000,00 € 50.000,00 € 40.000,00 € 30.000,00 € 30.000,00 €

2016 125.000,00 € 125.000,00 € 100.000,00 € 75.000,00 € 75.000,00 €

2017 200.000,00 € 200.000,00 € 160.000,00 € 120.000,00 € 120.000,00 €

2018 250.000,00 € 250.000,00 € 200.000,00 € 150.000,00 € 150.000,00 €

2019 275.000,00 € 275.000,00 € 220.000,00 € 165.000,00 € 165.000,00 €

2020 210.000,00 € 210.000,00 € 168.000,00 € 126.000,00 € 126.000,00 €

Gesamt 1.160.000 € 1.160.000 € 788.000 € 666.000 € 666.000 €

Mittleres Ostfriesland 14 Finanzplan

Kommunale Sonstige Private/ Regional- Beteiligung Mittel Öffentl. Eigenanteil Gesamt management ELER (12,5 %) Mittel (37,5%) (50 %)

36.000,00 € 100.000,00 € 25.000,00 € ./. 75.000,00 € 200.000,00 €

64.800,00 € 250.000,00 € 62.500,00 € ./. 187.500,00 € 500.000,00 €

64.800,00 € 400.000,00 € 100.000,00 € ./. 300.000,00 € 800.000,00 €

64.800,00 € 500.000,00 € 125.000,00 € ./. 375.000,00 € 1.000.000,00 €

64.800,00 € 550.000,00 € 137.500,00 € ./. 412.500,00 € 1.100.000,00 €

64.800,00 € 420.000,00 € 105.000,00 € ./. 315.000,00 € 840.000,00 €

4.440.000,00 € 360.000,00 € 2.220.000 € 555.000 € 1.665.000 € + 360.000,00 € 4.800.000,00 €

139 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

15 Begleitung und Bewertung

Monitoring und Selbstevaluierung ermöglichen der Lokalen Aktionsgruppe der Region Mittleres Ostfriesland einen systematischen und regelmäßigen Abgleich des Umsetzungsstands mit gesetzten Zielen. Bis zum Ende der Förderphase soll die Selbstevaluierung durchgeführt werden, welche mit externer Unterstützung erarbeitet wird. Neben der Befragung der LAG-Mitglieder und der Projektträger sowie weiterer am Prozess beteiligter Akteure sollen u. a. folgende Methodenblöcke genutzt werden, welche eine direkte Kommunikation ermöglichen:

• Zielüberprüfung

• Zusammenarbeitsanalyse

• Organisationsstrukturen-Analyse

• Bilanzworkshop – Inhalte/Strategie/Zufriedenheit

• Aufgaben und Vollzugskritik – Regionalmanagement

• Partizipientenbefragung

• Projekte

Die LAG wird sich dabei an den 2014 neu aufgestellten Leitfäden zur Selbstevaluierung der Deutschen Vernetzungsstelle für ländliche Räume (DVS) orientieren.

In dem zu erstellenden Jahresbericht, der u. a. auch die Protokolle der LAG-Sitzungen mit beinhaltet, werden die Ergebnisse des Monitorings ausgewertet. Sie werden der LAG vorgetragen und bei Bedarf notwendige Beschlüsse zur Anpassung getroffen.

Nach den Selbstevaluierungsberichten 2016 und 2018 kann ein möglicher Fortschreibungsbedarf des Regionalmanagements identifiziert werden.

Die LAG überprüft die Bewertungsberichte anhand von Inhalt, Strategie, Prozess und Struktur sowie der Aufgaben des Regionalmanagements. Durch Reflektion über das eigene Vorgehen erhält die Aktionsgruppe die Möglichkeit, Schwächen und Stärken bei der Programmumsetzung zu erkennen und somit die Grundlagen für eine Optimierung der eigenen Arbeitsweise während der Programmlaufzeit zu schaffen. Die Selbstevaluierung umfasst neben den Mitgliedern der LAG und der Geschäftsstelle auch die Arbeitsgruppen sowie die Projektträger, um die gemeinsamen Arbeits- und Entscheidungsprozess zu untersuchen.

Zur abschließenden Evaluierung der Förderperiode sollen außerdem die an die Ziele der Entwicklungsstrategie angelegten Wirkungsindikatoren überprüft werden und ggfs. eine Über- oder Teilerreichung beschrieben.

Mittleres Ostfriesland 15 Begleitung und Bewertung

Bewertungsbereich Methoden Zielgruppe Zeitlicher Ablauf

LAG-Mitglied, politische Jahresbericht Entscheidungsgremien jährlich Öffentlichkeit Inhalt und Strategie

Zielfortschrittsanalyse ReM und Vorstand jährlich

Feedback-Abfrage bei Teilnehmer Bei allen Veranstaltungen Veranstaltung Veranstaltungen Prozess und Struktur LAG Mitglieder Fester Tagespunkt/ Reflexionsrunde AK mind. 2 mal jährlich

Inhalte LAG Mitglieder Fragebogen zur 2016 Strategien AK-Mitglieder Bewertung und Prozess Kommunen Bilanzworkshop 2018 Struktur ReM

Fragebogen über 2016 Öffentliche und private Aufgaben des ReM Zufriedenheit, Service und Projektträger und Beratungstätigkeit 2018

Abb. 45 Evaluierungsansätze der Region Mittleres Ostfriesland für die Förderperiode 2014-2020

141 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Anhang

• Geschäftsordnung der Lokalen Aktionsgruppe der LEADER-Region Mittleres Ostfriesland

• Absichtserklärungen der Städte und Gemeinden des Mittleren Ostfriesland zur Kofinanzierung

• Kooperationsvereinbarungen mit anderen regionalen Zusammenschlüssen

Mittleres Ostfriesland Anhang

Geschäftsordnung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) der LEADER-Region „Mittleres Ostfriesland“

Präambel: Zur Teilnahme am LEADER-Programm PFEIL 2014-2020 bilden die Städte Aurich, Emden und Wittmund, die Gemeinden Friedeburg, Großheide, Ihlow und Südbrookmerland, die Samtgemeinde Holtriem mit ihren Mitgliedsgemeinden Blomberg, Eversmeer und Neuschoo sowie Wirtschafts-, Sozial- und Umwelt- organisationen aus der Region die Lokale Aktionsgruppe (LAG) der LEADER-Region „Mittleres Ostfriesland“ um eine nachhaltige Entwicklung zur Verbesserung der Region durch innovative Maßnahmen und Konzepte in die Wege zu leiten. Die Mitglieder der LAG verpflichten sich zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit.

§ 1 Zusammensetzung der LAG

(1) Die LAG „Mittleres Ostfriesland“ ist ein nichtwirtschaftlicher Verein ohne Rechtsfähigkeit. Sie hat ihren Sitz in Aurich, Bgm-Hippen-Platz 1, 26603 Aurich. Diese Adresse ist zugleich Adresse ihrer Geschäftsstelle.

(2) Die LAG ist eine Partnerschaft von privaten Akteuren aus unterschiedlichen sozioökonomischen Bereichen, sowie Vertreter von Kommunal- und sonstigen Institutionen. Sie stellt eine ausgewogene und repräsentative Partnerschaft von Akteuren zu Wirkungsbereichen im ländlichen Raum bzw. in der Region dar.

(3) Die Zahl der stimmenberechtigten LAG-Mitglieder wird auf 25 begrenzt.

§ 2 Verantwortlichkeiten

(1) Die Mitgliedschaft in der LAG ist ehrenamtlich und erfolgt auf freiwilliger Basis.

(2) Mitglied der LAG kann werden, wer das 16. Lebensjahr vollendet hat und entweder eine öffentlich-rechtliche Körperschaft oder einen Wirtschafts- und Sozialpartner vertritt. Über die Aufnahme entscheidet die LAG auf Antrag. Die Mitglieder können auf eigenen Wunsch durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Vorsitzenden aus der LAG ausscheiden. Zudem kann ein Mitglied von der LAG ausgeschlossen werden, wenn es den Interessen der LAG schuldhaft und grob zuwiderhandelt. Der Ausschluss eines Mitgliedes ist von der LAG mit einer ¾ Mehrheit zu beschließen. In beiden Fällen muss sich die LAG möglichst unmittelbar auf eine Nachfolge aus dem gleichen oder einem verwandten Bereich einigen.

(3) Die Mitglieder der LAG sollen an allen Sitzungen der LAG teilnehmen. Bei Verhinderungen einer Teilnahme eines Mitgliedes an den LAG-Sitzungen kann von ihm ein Vertreter berufen werden. In diesem Fall ist die Geschäftsstelle rechtzeitig vor der Sitzung zu verständigen.

(4) Mitgliedsbeiträge werden nicht erhoben, Aufwandsentschädigungen oder vergleichbare Leistungen werden nicht gewährt.

143 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

§ 3 Aufgabengebiet

(1) Die LAG ist Träger der regionalen Entwicklungsstrategie.

Ihre Aufgabe ist

- die Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK)

- die Auswahl von Projekten und Maßnahmen

- die Begleitung und Evaluierung des Entwicklungsprozesses

- die Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzeptes

(2) Die LAG führt zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben einen kontinuierlichen Dialog mit den relevanten und engagierten Akteuren im Regionsgebiet „Mittleres Ostfriesland“. Die LAG gewährleistet die Qualifizierung der Akteure, sofern dies notwendig ist. Um die aktive Mitarbeit zu gewährleisten. Die Organisation übernimmt das REM.

(3) Die LAG initiiert je nach Bedarf, Einrichtungen von thematischen Arbeitsgruppen.

§ 4 Öffentlichkeitsgrundsatz

(1) Die Sitzungen der LAG sind öffentlich.

(2) Zu den Sitzungen hat jedermann Zutritt.

(3) Auf Antrag kann in Ausnahmefällen die Öffentlichkeit ausgeschlossen werden.

(4) Die Mitglieder der LAG sind zu Verschwiegenheit verpflichtet, über alle Angelegenheiten, deren Geheimhaltung gesetzlich vorgeschlagen oder besonders angeordnet sind.

§ 5 Sitzungen und Einberufungen der LAG

(1) Die LAG wird von der/dem Vorsitzenden nach Bedarf einberufen, mindestens jedoch zweimal im Jahr. Zudem ist eine außerordentliche Sitzung einzu- berufen, wenn mindestens fünf LAG-Mitglieder dies fordern. Zeit und Ort der öffentlichen Sitzungen sind schriftlich bekannt zu geben. Zwischen Einladung und Eingang müssen mindestens 10 Kalendertage liegen.

(2) Die Sitzungen sind zu protokollieren. Bestandteil einer jeden LAG-Sitzung ist ein Bericht der Geschäftsstelle LEADER über die geleistete und anliegende Arbeit.

(3) Der Vorsitzende eröffnet, leitet und schließt die Sitzungen der LAG

(4) Bei Verhinderung wird der Vorsitzende durch den gewählten Stellvertreter vertreten.

Mittleres Ostfriesland Anhang

§ 6 Tagesordnung

(1) Die Geschäftsordnung stellt in Abstimmung mit der/dem Vorsitzenden die Tagesordnung für die Sitzung auf.

(2) Die/der Vorsitzende kann in dringlichen Fällen die Tagesordnung erweitern. Sie/Er ist zudem berechtigt, Verhandlungsgegenstände unter Angabe des Grundes von der Tagesordnung abzusetzen, solange die LAG noch nicht in die Verhandlung dieser Gegenstände ein gebeten ist.

§ 7 Beschlussfassung, Beschlussfähigkeit

(1) Die LAG beschließt durch Abstimmung und Wahlen.

(2) Die LAG ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte aller Mitglieder anwesend und stimmberechtigt sind und davon mindestens 50 % Wirtschafts- und Sozialpartner sind.

(3) Ist die LAG wegen Abwesenheit von Mitgliedern nicht beschlussfähig, muss eine zweite Sitzung stattfinden, in der sie beschlussfähig ist, wenn mindestens fünf Mitglieder anwesend und stimmberechtigt sind, bei der Einberufung der zweiten Sitzung ist hierauf hinzuweisen.

(4) Sollte ein Mitglied bezüglich der Abstimmung über ein Projekt befangen sein, so ist es in dieser Angelegenheit nicht stimmberechtigt.

§ 8 Abstimmung und Wahlen

(1) Anträge sind positiv und so zu formulieren, dass sie als Ganzes angenommen oder abgelehnt werden können.

(2) Die Beschlüsse werden mit Stimmenmehrheit gefasst. Stimmenthaltungen werden bei der Ermittlung der Mehrheit nichtberücksichtigt. Bei Stimmen- gleichheit ist der Antrag abgelehnt.

(3) Die LAG stimmt in der Regel offen durch Handerhebung ab. Namentlich wird abgestimmt auf Antrag eines Fünftels der Mitglieder oder des Vorsitzenden. Die/Der Vorsitzende stellt das Ergebnis der Abstimmung fest. Ist einem Antrag nicht widersprochen worden, so kann sie/er dessen Annahme ohne förmliche Abstimmung feststellen.

(4) Die LAG kann auf Antrag beschließen, dass ausnahmsweise geheim mit Stimmzetteln abgestimmt wird.

145 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

§ 9 Umlaufverfahren

(1) Dringliche Angelegenheiten können im schriftlichen Umlaufverfahren beschlossen werden. Über die Einleitung eines Umlaufverfahrens entscheidet der Vorsitzende der LAG. Die LAG-Mitglieder erhalten in diesem Fall die zur Beschlussfassung erforderlichen Unterlagen (i.d.R. Projektanträge) mit einem Vordruck zur Beschlussfassung von der Geschäftsstelle und haben während einer Frist von mindestens zwei Wochen die Möglichkeit eine Stimme abzugeben.

(2) Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit gefasst. Fehlende Rück- meldungen werden als Stimmenenthaltungen gewertet. Stimmenenthaltungen werden bei der Ermittlung der Mehrheit nicht berücksichtigt. Bei Stimmen- gleichheit ist ein Antrag abgelehnt. Mitglieder der LAG nehmen, sofern sie gleichzeitig Antragsteller/in sind, an der Abstimmung über das eigene Projekt nicht teil.

(3) Nach Ablauf dieses schriftlichen Verfahrens setzt die Geschäftsstelle die Mitglieder der LAG über die Ergebnisse in Kenntnis.

§ 10 Niederschrift

(1) Über den wesentlichen Inhalt der Verhandlungen der LAG ist eine Nieder- schrift anzufertigen; sie muss insbesondere Tag, Ort, Beginn und Ende der Sitzung, die Zahl und die Namen der anwesenden Mitglieder der LAG, die Gegenstände der Verhandlung, die Anträge, die Abstimmungs- und Wahlergebnisse und den Wortlaut der Beschlüsse enthalten.

(2) Der Vorsitzende und jedes Mitglied können im Einzelfall verlangen, dass ihre Erklärung oder Abstimmung in der Niederschrift festgehalten wird.

(3) Die Niederschrift wird vom Schriftführer geführt. Die Schriftführung wird in der Regel durch das Regionalmanagement wahrgenommen.

(4) Die Niederschriften über öffentliche und über nichtöffentliche Verhandlungen sind getrennt zu führen.

(5) Die Niederschrift ist vom Vorsitzenden und vom Schriftführer zu unterzeichnen.

§ 11 Auslegung der Geschäftsordnung

(1) Bei Zweifeln über die Auslegung der Geschäftsordnung entscheidet die LAG. Über die Änderungen der Geschäftsordnung bestimmt ebenfalls die LAG.

§ 12 Inkrafttreten und Geltungsdauer

(1) Diese Geschäftsordnung tritt zeitgleich mit der Entscheidung des nieder- sächsischen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz über die Anerkennung des Regionsgebietes, Mittleres Ostfriesland und endet mit der Beendigung der Förderperiode.

Mittleres Ostfriesland Anhang

147 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Mittleres Ostfriesland Anhang

149 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

Mittleres Ostfriesland Anhang

151 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

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153 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

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155 Regionales Entwicklungskonzept (LEADER / ILE) für die Region »Mittleres Ostfriesland« – 2014-2020

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