Ermittlung von Zielgebieten für eine

Grünlandförderung

Modellstudie in Wiesenvogellebensräumen

im Weser--Raum

- Abschlußbericht -

Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz Westniedersachsen e.V. (AKFW)

Beteiligte Verbände: Biologische Station Münster ⏐ BUND-Kreisgruppen Ammerland, Cloppenburg, Emsland, Grafschaft Bentheim ⏐ Interessen-Gemeinschaft-Raddetal ⏐ Naturkundliche AG Hümmling / Naturschutzbund Deutschland (NABU) Kreisgruppe Altkreis ASD-Hümmling ⏐ Naturschutzbund Deutsch- land (NABU): Kreisgruppen Altkreis Meppen, Dümmer, Grafschaft Bentheim, Leer, Lingen, Osnabrück, Vechta ⏐ RANA – Regionale Arbeitsgruppe Naturschutz im Artland ⏐ Naturschutzgruppe Unterems - Biologische Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems (BSH) ⏐ Ornithologische Vereinigung Ostfriesland

Impressum

Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz West- niedersachsen e.V. (AKFW)

Bohmter Str. 40

49074 Osnabrück

Bearbeiter:

Dr. Johannes Melter Dipl.-Ing. Friedemann Schmidt Torben Fuchs

Juni 2005

Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung 5

2 Die untersuchten Arten 8 2.1 Zeigerpflanzen 8 2.1.1 Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) 8 2.1.2 Sumpfdotterblume (Caltha palustris) 8 2.1.3 Flatterbinse (Juncus effusus) 8 2.2 Wiesenlimikolen 9 2.2.1 Austernfischer (Haematopus ostralegus) 10 2.2.2 Kiebitz (Vanellus vanellus) 11 2.2.3 Bekassine (Gallinago gallinago) 12 2.2.4 Uferschnepfe (Limosa limosa) 13 2.2.5 Großer Brachvogel (Numenius arquata) 14 2.2.6 Rotschenkel (Tringa totanus) 15

3 Vorgehensweise und Methodik 17 3.1 Ermittlung der Untersuchungsgebiete 17 3.2 Erstellung einer Kartieranleitung für die Geländearbeiten 17 3.3 Vorbereitung von Kartengrundlagen für die Kartierer 17 3.4 Geländerhebungen in den ausgewählten Gebieten 17 3.5 Digitalisierung der Ergebnisse mit einem Geografischen Informationssystem 18 3.6 Auswertung der Daten 18

4 Ergebnisse 20 4.1 Übersichtskarten der untersuchten Gebiete 20 4.1.1 Erläuterungen zu den Übersichtskarten 20 4.1.2 Übersichtskarten und Beschreibungen der einzelnen Gebiete 22 4.2 Gesamtbetrachtungen 76 4.2.1 Auswertung der Strukturkartierung 76 4.2.2 Habitatnutzung der Wiesenlimikolen 79 4.3 Räumliche Lage der durch Uferschnepfen besetzten Gebiete 89

5 Gebietskulisse für eine Grünlandförderung im westlichen Niedersachsen 92

6 Literatur 96

3 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Dank

Die Erfassungen wurden von den Mitarbeitern des Arbeitskreises Feuchtwiesenschutz Westnie- dersachsen e.V. (AKFW) im Frühjahr 2004 in rein ehrenamtlicher Arbeit durchgeführt. Insgesamt wurden an Arbeitsleistung 45.641,7 ha kartiert, dafür mehr als 1.000 h Zeitaufwand betrieben und ca. 15.000 km mit PKW gefahren. Als kleine Aufwandsentschädigung wurden die anfallen- den Fahrtkosten erstattet.

Allen Mitarbeiter sei an dieser Stelle für das große ehrenamtliche Engagement gedankt:

Apffelstaedt, Frank Osnabrück Lüken, Theo Bockhorst Augustin, Karl-Heinz Westoverledingen Marxmeier, Ulrike Hüde Baumann, Sabine Wardenburg Melter, Johannes Osnabrück Börger, Manfred Papenburg Moormann, Klaus-Dieter Lingen Ehben, Ralf Edewecht Mülstegen, Jan-Harm Bad Bentheim Fuchs, Torben Osnabrück Oberdiek, Nadine Hüde Gossen, Albert Laar Oldekamp, Holger Osnabrück Gruner, Rainer Papenburg Rebling, Heiko Freren Hönisch, Tina Osnabrück Reichert, Gundolf Leer Kinder, Doris Aurich Reß, Wilfried Bellingwolde (NL) Koffijberg, Kees Leer Schmidt, Friedemann Osnabrück Körner, Frank Hüde Trzoska, Manfred Papenburg Kowallik, Christine Leer Tüllinghoff, Robert Osnabrück Laumann, Simone Freren Welz, Achim Badbergen Liebl, Eckhart Westerstede

Die Durchführung des Projektes wurde von der Niedersächsischen Lottostiftung „BINGO“ gefördert, wofür sich der Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz Westniedersachsen e.V. herzlich bedankt.

4 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

1 Einleitung Wiesenlimikolen (z.B. Kiebitz, Großer Brachvogel, Uferschnepfe) gehören zu den charak- teristischen heimischen Tierarten der niedersächsischen Grünlandregionen. Diese Arten konnten sich hier z.T. erst mit der Entwicklung von Grünland in den letzten zwei Jahrhunderten verbrei- ten und sind heute elementar auf landwirtschaftlich genutztes Grünland als Lebensraum ange- wiesen. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ist dieser Lebensraum in den letzten Jahrzehnten jedoch erheblich unter Druck geraten und zu einem hohen Anteil grundlegend verändert worden. Das Grünland wurde großräumig entweder in Ackerland umgewandelt oder wird heute vielfach so intensiv genutzt, dass es mit dem Grünland z.B. aus den 1970er Jahren wenig gemein hat (KRÜGER & SÜDBECK 2004).

Angesichts der Entwicklung der letzten Jahrzehnte wundert es nicht, dass die Bestände z.B. der Wiesenlimikolen Bekassine, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel und selbst des Kiebitzes stark rückläufig sind und mittlerweile alle Arten in den „Roten Listen“ als bestandsge- fährdete Vogelarten geführt werden müssen (BAUER et al. 2002, SÜDBECK & WENDT 2002, MELTER 2004).

Andererseits bieten die jüngsten Beschlüsse zur EU-Agrarreform durchaus auch einige hoff- nungsvolle Ansätze und neue Perspektiven zur Förderung des Grünlandes und einer naturver- träglichen Nutzung. Eine stärkere Förderung des Grünlandes – auch außerhalb von Schutzgebie- ten und auf freiwilliger Basis (Vertragsnaturschutz) - ist zum Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt auch dringend notwendig (SÜDBECK & KRÜGER 2004). So sollte bei einer Neuausrichtung der PROLAND-Naturschutzmaßnahmen und der entsprechenden Förderrichtlinien die hohe natur- schutzfachliche Bedeutung des Grünlandes gebührend berücksichtigt werden.

Niedersachsen hat, naturräumlich bedingt, für den Erhalt der genannten Arten eine hohe, nationale und internationale Verpflichtung. Dies trifft in besonderem Maße auf die Uferschnepfe zu, die in Deutschland als vom Aussterben bedroht gilt (BAUER et al. 2002, DENZ 2003). Die Ufer- schnepfe war bis vor wenigen Jahrzehnten im niedersächsischen Teil des norddeutschen Tief- landes noch fast flächendeckend vertreten (HECKENROTH & LASKE 1997) und besitzt eine gute

Indikatorfunktion für artenreiches Grünland (BEINTEMA et al. 1995).

Schwerpunktvorkommen der niedersächsischen Brutverbreitung der Uferschnepfe liegen in den küstennahen Grünlandbereichen (wie z.B. Nordkehdingen oder im Ems/Dollart Raum, z.T. auch im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer) und im westlichen Niedersachsen. In dieser

Region sind die Vorkommen durch den ARBEITSKREIS FEUCHTWIESENSCHUTZ WESTNIEDERSACHSEN (1998) gut dokumentiert.

5 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Zum Schutz der Wiesenlimikolen hat das Land Niedersachsen in einigen Zielgebieten bereits erste Anstrengungen unternommen (u.a. Ausweisung von Schutzgebieten). Die landesweit negative Bestandsentwicklung konnte dadurch bislang aber noch nicht gestoppt werden. Wäh- rend z.B. die Bestände der Uferschnepfe einzig in einigen Küstenbereichen derzeit stabil erschei- nen, sind sie im Binnenland weiter abnehmend (MELTER & WELZ 2001, KRÜGER & SÜDBECK 2004,

MELTER 2004).

Bei einer weiteren Verinselung und Isolation der Restvorkommen steht ein dauerhaftes Überle- ben der Uferschnepfe und der anderen Wiesenlimikolenarten in Niedersachsen bzw. in ganz Deutschland stark in Frage. Damit geraten gleichzeitig die Ziele des § 1 des Bun- desnaturschutzgesetzes (BNatSchG) insbesondere der Erhalt der biologischen Vielfalt – der Biodiversität - in Gefahr.

Durch den im novellierten BNatSchG eingeführten § 3 Biotopverbund soll diesen negativen Entwicklungen entgegengewirkt werden. So heißt es in Abs. 2 „Der Biotopverbund dient der nachhaltigen Sicherung von heimischen Tier- und Pflanzenarten und deren Populationen ein- schließlich ihrer Lebensräume und Lebensgemeinschaften sowie der Bewahrung, Wiederherstel- lung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen“.

Der Ansatz eines Aufbaus von Biotopverbundsystemen könnte eine erfolgreiche Strategie zum Erhalt der Wiesenlimikolen darstellen. Das hinsichtlich vieler Schutzgüter wesentliche Kernstück des Biotopverbunds – das Netz der NATURA 2000-Gebiete (eine Zwischenbilanz für die EU-

Vogelschutzgebiete siehe z.B. MAYR 2004) – allein kann für die Wiesenlimikolen jedoch nicht ausreichen und wird den negativen Bestandstrend nicht umkehren. Beim Aufbau eines Biotop- verbunds für diese Arten sind darüber hinaus weitere flächenbezogene Ansätze zu verfolgen und verschieden Instrumente zu integrieren.

Bei der Auswahl der zu fördernden bzw. zu entwickelnden Gebiete in einem Biotopverbund für Wiesenlimikolen sind mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Populationsbiologische Zu- sammenhänge sollten im Fokus der konzeptionellen Überlegungen stehen und nicht durch eine zu sehr pragmatisch orientierte Herangehensweise in den Hintergrund gedrängt werden. Grün- landschutz für Wiesenlimikolen kann und sollte somit weder nach einem „Gießkannenprinzip“, noch an den falschen Stellen im Lande erfolgen.

Schließlich werden die biologischen Parameter über den Erfolg der Schutzkonzeption entschei- den, weniger mögliche sozioökonomische Randbedingungen in den Regionen. Ein dauerhafter Erhalt der Wiesenvogelvorkommen ist nur gesichert, wenn tatsächlich in den wichtigsten Gebie- ten die Habitatbedingungen gefördert werden. Es ist zudem von einem mittel- bis langfristigen

Umsetzungsszenario auszugehen (VON HAAREN & BRENKEN 1998, SCHMIDT 2003, BLAB 2004,

6 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

HELLENBROICH 2004, KRÜGER & SÜDBECK 2004, SCHRÖDER & SCHIKORE 2004); die Schutzprogramme müssen entsprechend ausgerichtet werden. Folgende Schritte sind erforderlich:

• Identifizierung von Verbreitungsschwerpunkten (aktuelle wie ehemalige) • Abdeckung des gesamten Verbreitungsareals der Arten durch Fördergebiete • Lage der Fördergebiete zueinander (Wo bestehen Lücken in Förderkulissen? Wo liegen isolierte Gebiete?) • Erhaltungszustand der Gebiete (Qualität des Grünlandes) • Habitatansprüche der Arten (Wie entsprechen die Gebiete diesen Ansprüchen?)

Vor diesem Hintergrund sind Informationen über den Zustand der westniedersächsischen Brutgebiete der Wiesenlimikolen und des Erhaltungszustandes des Grünlandes von hoher Naturschutzrelevanz: Wichtige Grundlagen hat der Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz West- niedersachsen (AKFW) durch die langjährige Erfassungsarbeit bereits geliefert (AKFW 1998).

Im Rahmen des Projektes „Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung“ sollte die Datengrundlage erweitert, aktualisiert und verifiziert werden, so dass sie auch für die Natur- schutzplanung des Landes Niedersachsen nutzbar ist und einen Beitrag zum o.a. Konzept eines Biotopverbunds für Wiesenlimikolen liefern kann.

Das Projekt wurde modellhaft im westlichen Niedersachsen durchgeführt. Die wertvollsten, in der jüngsten Zeit noch besetzten Brutgebiete der Uferschnepfe, der Leitart des Grünlandes (hier brüten vielfach zudem auch noch die anderen Wiesenvogelarten), sind bekannt und lassen sich auch kartografisch abgrenzen. Viele dieser Gebiete sind nicht als Schutzgebiet ausgewiesen oder von Vertragsnaturschutzprogrammen abgedeckt. Die landwirtschaftliche Nutzung ist meist konventionell. In diesen Gebieten sollten im Rahmen des Projektes insbesondere folgende Aspekte untersucht werden:

• Wie hoch ist der Grünlandanteil in noch besiedelten Gebieten? • Wie werden das Grünland (Wiese, Weide etc.) und Ackerflächen genutzt? • Lassen sich durch Zeigerarten Hinweise auf den Zustand des Grünlandes ermitteln? • Welche Strukturen werden von Wiesenlimikolen bevorzugt genutzt? • Wie liegen die noch besetzten Gebiete räumlich zu einander?

Die Ergebnisse werden mit diesem Projektbericht vorgelegt und den Naturschutzbehörden des Landes Niedersachsen (Umweltministerium, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirt- schaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und der Staatlichen Vogelschutzwarte) unentgeltlich zur Verfügung gestellt (auch in digitaler Form).

7 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

2 Die untersuchten Arten

2.1 Zeigerpflanzen Für die Datenerhebungen im Gelände wurden drei Zeigerarten mit unterschiedlichen Standort- Ansprüchen ausgewählt, die von allen Kartierern leicht zu erkennen waren. Außerdem sollten sie, ohne die Flächen zu betreten, zu erfassen sein.

2.1.1 Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) Das Wiesenschaumkraut ist eine Charakterart des Feuchtgrünlandes. Noch 1972 wurde es von

RUNGE als in allen Feuchtgrünländern sehr häufig beschrieben. Durch Melioration und Grünland- umwandlung sind die Bestände sehr stark zurückgegangen. Bei Untersuchungen in Nordrhein- Westfalen kam die Art nur noch in 15 % des Grünlandes vor und in den meisten Flächen auch nur in geringen Dichten (KÖNIG 2003). Da die Art auf Entwässerung und Melioration empfindlich reagiert, ist sie ein Zeiger für weniger intensiv genutztes, frisches bis feuchtes Grünland.

Wiesenschaumkraut blüht von April bis Juni und wird 20 bis 40 cm hoch. Die Blütenfarbe variiert von weiß bis blasslila (BRIEMLE 1996).

2.1.2 Sumpfdotterblume (Caltha palustris) Die Sumpfdotterblume ist die Kennart der nach ihr benannten Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion). Sie war früher im Nassgrünland sehr häufig, ist aber durch Entwässerung und

Umwandlung des Grünlandes sehr stark zurückgegangen (WEBER 1995). Sie wird deshalb in der

Roten Liste als gefährdete Art geführt (GRAVE 2004). Im Grünland kommt die Sumpfdotterblume inzwischen fast nur noch an Gräben vor. Aufgrund ihrer hohen Ansprüche an den Grundwasser- stand ist sie eine gut geeignete Zeigerart für nasses Grünland.

Die zur Familie der Hahnenfußgewächse gehörende Sumpfdotterblume blüht leuchtend gelb von

April bis Mai (Juni) und wird 15 bis 30 cm hoch (SCHAUER & CASPARI 1993)

2.1.3 Flatterbinse (Juncus effusus)

Die Flatterbinse ist eine Charakterart der Feuchtwiesen (BRIEMLE 1996). Sie fehlt im intensiv genutzten Grünland, kommt in extensiver genutztem Grünland in geringer Dichte vor und zeigt in hohen Dichten eine Verbrachung des Grünlandes an. Damit ist sie eine gute Zeigerart um die Intensität der Grünlandbewirtschaftung festzustellen.

Die Flatterbinse wird 30 bis 80 cm hoch und blüht von Juni bis August (SCHAUER & CASPARI 1993).

8 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

2.2 Wiesenlimikolen Unter dem Begriff „Wiesenvögel“ werden in der Fachliteratur verschiedene Artenlisten geführt.

Eine Definition des Begriffes gibt WASSERMANN (1999, S. 261) im Ornithologischen Taschenlexi- kon: „Wiesenvögel = Sammelbezeichnung für Vögel, die häufig auf Wiesen brüten bzw. sich dem Leben in Wiesengebieten angepasst haben.“

Dieser Definition folgend, sind in Tab. 1 in Anlehnung an BEINTEMA et al. (1995) Vogelarten aufgelistet, die regelmäßig im Grünland vorkommen, unabhängig davon, ob sie darin brüten oder es als Nahrungshabitat nutzen.

Tab. 1: Regelmäßig im Grünland auftretende Vogelarten (nach BEINTEMA et al. 1995) (RL Nds = Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvogelarten, RL D = Rote Liste der in Deutschland gefährdeten Brutvogelarten (SÜDBECK & WENDT 2002))

Art RL Nds RL D Arten des offenen, feuchten bis nassen Grünlandes Austernfischer Haematopus ostralegus - - Kiebitz Vanellus vanellus 2 2 Kampfläufer Philomachus pugnax 1 1 Uferschnepfe Limosa limosa 2 1 Großer Brachvogel Numenius arquata 2 2 Rotschenkel Tringa totanus 2 2 Arten des hochwüchsigen, feuchten bis nassen Grünlandes Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 1 1 Wachtelkönig Krex krex 2 2 Bekassine Gallinago gallinago 2 1 Besiedler von Saum- und Randstrukturen im Feuchtgrünland Wiesenpieper Anthus pratensis V V Schafstelze Motacilla flava V V Braunkehlchen Saxicola rubetra 2 3 weitere Brutvogelarten grünlandbestimmter Biotopkomplexe Graugans Anser anser - - Löffelente Anas clypaeta 2 2 Knäkente Anas querquedula 1 2 Wiesenweihe Circus pygargus 1 2 Feldlerche Alauda arvensis 3 V Brutvögel außerhalb des Grünlandes, die im Grünland Nahrung suchen Graureiher Ardea cinerea - - Weißstorch Ciconia ciconia 1 3 Schwarzstorch Ciconia nigra 1 3 Rotmilan Milvus milvus 2 V Kranich Grus grus 3 - Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 1 1 Trauerseeschwalbe Chlidonias niger 1 1 Waldohreule Asio otus - - Schleiereule Tyto alba - - Steinkauz Athene noctua 1 2 RL Nds u. D: 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet ; V = Vorwarnliste

9 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Da im Rahmen dieses Projektes nicht ausführlich auf alle genannten Wiesenvogelarten einge- gangen werden kann, wurden die „typischen“ Wiesenvogelarten ausgewählt, zu denen vor allem die Wiesenlimikolen1 gehören.

Sechs dieser Arten kommen im westlichen Niedersachsen noch regelmäßig vor. Das sind Aus- ternfischer (Haematopus ostralegus), Bekassine (Gallinago gallinago), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Kiebitz (Vanellus vanellus), Rotschenkel (Tringa totanus) und Uferschnepfe (Limosa limosa). Diese sechs Limikolenarten gelten im Feuchtgrünland als Indikatorarten

(Zeigerarten) (FLADE 1994). Sie haben sehr unterschiedliche Ansprüche an die Nutzungsintensi- tät und die ökologischen Bedingungen in ihrem Lebensraum (Abb. 1).

Großer Brachvogel

Austernfischer

Uferschnepfe

Kiebitz

Kampfläufer

Rotschenkel

Bekassine

gering hoch Nutzungsintensität

Abb. 1: Toleranzbereich der Wiesenlimikolen hinsichtlich der Intensität landwirtschaftlicher Nutzung (nach BEINTEMA et al. 1995)

Diese sechs Limikolenarten werden im Folgenden, untergliedert nach Lebensraum, Brutbiologie und Phänologie in systematischer Reihenfolge vorgestellt.

2.2.1 Austernfischer (Haematopus ostralegus) Lebensraum Der Austernfischer ist vor allem an der Küste häufig, und dort als Brutvogel nahezu flächende- ckend verbreitet (HÄLTERLEIN et al. 1995). Er brütet auf Fels-, Kiesel- und Sandstränden, auf

Dünen und Wattwiesen und auch hinter den Dünen auf Wiesen- und Weideland (BEZZEL 1985). Nahrungshabitat an der Küste ist das Watt mit seinen Muschelvorkommen. Der Austernfischer ist erst in den letzten Jahrzehnten ins Binnenland eingewandert und breitet sich dort immer weiter aus (ZANG et al. 1995). Austernfischer sind bei der Wahl des Nistplatzes wenig speziali- siert, bevorzugen aber offenes, vegetationsloses oder zumindest kurzrasiges Gelände. Im Binnenland sind vor allem die Flussniederungen besiedelt. Hier werden die Nester im gewässer-

1 Limikolen = „Watvögel. Bezeichnung für Vögel der Ordnung Charadriiformes, die sich meist durch lange Beine, einen langen Hals und einen mehr oder weniger langen Schnabel auszeichnen“ (WASSERMANN 1999, S. 140). 10 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung nahen Grünland, vielfach aber auch auf Ackerflächen angelegt. Auch Flachdächer werden zur

Anlage von Nestern genutzt (SUDMANN et al. 2002). Im Binnenland nutzen Austernfischer zur Nahrungssuche feuchtes Grünland und ernähren sich vor allem von Regenwürmern, Insekten und Insektenlarven (BEZZEL 1985).

Brutbiologie Austernfischer werden mit drei bis fünf Jahren geschlechtsreif und bleiben dann oft lebenslang mit dem Partner zusammen, wobei Bigynie2 nicht außergewöhnlich ist. Sie sind Bodenbrüter und die Eier werden in eine flache Mulde gelegt, die nicht oder nur mit Material aus der näheren

Umgebung ausgekleidet wird (BEZZEL 1985). Die Nester liegen bevorzugt an etwas erhöhten

Stellen oder nahe einer Warte, wie z. B. einem Stein oder einem Pfahl (ZANG et al. 1995). Die Anzahl der Eier liegt zwischen einem und sieben, wobei Gelege mit drei Eiern überwiegen

(BEZZEL 1985). Die Brut dauert 24 bis 27 Tage, wobei sich ♂ und ♀ ablösen. Es gibt nur eine

Jahresbrut und bei Gelegeverlust werden Nachgelege angelegt (SUDMANN et al. 2002). Die Jungen werden oft in ein eigenes Nahrungsrevier geführt und werden mit 32 bis 35 Tagen flügge (BEZZEL 1985).

Phänologie Austernfischer sind Teilzieher. Sie kommen Anfang Februar in ihren Brutgebieten an der Küste an und Ende Februar im Binnenland. Ab Anfang März verlassen die Paare die Schwärme und suchen oft wieder den alten Brutplatz auf. Der Legebeginn ist im April. Brutpaare aus dem Binnenland ziehen nach dem Flüggewerden der Jungen schnell an die Küste. Überwinterungsge- biete liegen an den Küsten von Skandinavien bis Mauretanien, Hauptüberwinterungsgebiet ist jedoch das niedersächsisch-niederländische Wattenmeer (BEZZEL 1985).

2.2.2 Kiebitz (Vanellus vanellus) Lebensraum Der Kiebitz brütet in der offenen Kulturlandschaft und besiedelt darin unterschiedliche Lebens- räume. Naturnahe Lebensräume dieser Art sind feuchte Wiesen und Weiden aber auch Nie- dermoore und Salzwiesen mit lückiger bzw. kurzer Vegetation. Doch Kiebitze brüten auch auf intensiv genutzten Mais-, Getreide- und Zuckerrübenäckern, Flugplätzen, Schotter- und Rude- ralflächen, sowie auf Spülflächen und in abgelassenen Teichen (BEZZEL 1985). Bei der Brut- platzwahl im Frühjahr werden dunkle Stellen den grünen vorgezogen (ZANG et al. 1995). Das erklärt die häufige Wahl von Ackerflächen, obwohl die Aufzuchterfolge dort geringer und Stö- rungen häufiger sind. Voraussetzung für die erfolgreiche Aufzucht der Jungen ist eine geringe

2 Bigynie = „Sonderform der Bigamie. Zusammenleben eines Männchens mit zwei Weibchen während der Fortpflanzungsperiode“ (WASSERMANN 1999, S. 28). 11 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Vegetationshöhe und –dichte (ANDRETZKE et al. 2003). Die Nahrung der Kiebitze besteht haupt- sächlich aus kleinen Bodentieren wie Insekten und deren Larven, aber auch aus einem nen- nenswerten vegetabilischen Anteil. Der Neststandort kann auch von den Nahrungsflächen entfernt sein (BEZZEL 1985).

Brutbiologie Kiebitze werden im ersten Lebensjahr geschlechtsreif und leben in monogamer Saisonehe

(BEZZEL 1985), wobei Polygamie aber nicht selten ist (ANDRETZKE et al. 2003). Die Nester werden vom ♂ meist an etwas erhöhten Stellen mit dunklem Boden und wenig Vegetation gebaut und mit etwas trockenem Material aus der nächsten Umgebung ausgelegt. Das ♀ wählt aus mehre- ren Nestern eins aus (BEZZEL 1985). Kiebitze sind Einzelbrüter, doch brüten sie oft kolonieartig mit mehren Paaren auf wenigen Hektar, was die Feindabwehr erleichtert (ANDRETZKE et al. 2003). Kiebitze haben eine Jahresbrut, doch werden bei Gelegeverlust bis zu fünf Nachgelege produziert (ZANG et al. 1995). Erstgelege bestehen in der Regel aus vier Eiern, Nachgelege aus zwei bis vier. Die Brut dauert 26 bis 29 Tage, wobei sich ♂ und ♀ ablösen. Die Jungen sind Nestflüchter und werden nach 35 bis 40 Tagen flügge. Sie werden von ♂ und ♀ geführt und wandern vom Nistrevier oft in ein Aufzuchtrevier (ANDRETZKE et al. 2003).

Phänologie Kiebitze sind Kurzstreckenzieher. Sie sind sehr brutplatztreu und erreichen ihre Brutplätze in der ersten Märzhälfte. Während die ♂ sich dann schnell auf die Brutreviere verteilen, bleiben die ♀ noch bis zu drei Wochen im Schwarm (BEZZEL 1985). Der Legebeginn ist Mitte März und erfolg- reiche Paare verlassen das Brutgebiet, sobald die Jungen flügge sind (SUDMANN et al. 2002). Den Winter verbringen die Vögel vor allem in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden, wobei ein Teil in warmen Wintern auch in Nordwestdeutschland bleibt (BEZZEL 1985).

2.2.3 Bekassine (Gallinago gallinago) Lebensraum Die Bekassine ist ein Besiedler von offenen bis halboffenen Niederungslandschaften unterschied- licher Ausprägung. Ihre Brutplätze sind in Nieder-, Hoch- und Übergangsmooren, in Marschen,

Streu- und Feuchtwiesen, nassen Brachen und Verlandungszonen zu finden (ANDRETZKE et al. 2003). Die Flächen müssen ausreichend Deckung für das Gelege bieten, doch darf die Vegetati- on nicht zu hoch werden. Die höchste Dichte von Brutrevieren wird in häufig überfluteten, vorwiegend als Mähwiesen genutzten Sumpfdotterblumenwiesen erreicht, die eine gute Stocher- fähigkeit aufweisen (ZANG et al. 1995). Bekassinen stellen an den Feuchtegrad die höchsten

Ansprüche aller Wiesenlimikolen (BEINTEMA 1984 in (SUDMANN et al. 2002)). Als Brutplatz werden von der Art auch sehr kleine geeignete Flächen angenommen. Als Nahrung dienen vor allem

12 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Bodentiere der oberen Bodenschichten sowie Samen und Früchte von Seggen, Binsen und

Kräutern (BEZZEL 1985).

Brutbiologie Bekassinen werden im ersten Lebensjahr geschlechtsreif und führen eine monogame Saisonehe, wobei Begattungen fremder ♀ nicht selten sind. ♂ und ♀ zeigen in der Morgen- und Abend- dämmerung den auffällig „meckernden“ Balzflug. Das Revier wird vom ♂ gegründet und das ♀

übernimmt die Nistplatzwahl (BEZZEL 1985). Der Vogel ist ein Bodenbrüter und das Nest besteht aus einer gut ausgebildeten Mulde, die auf mehr oder weniger feuchtem Untergrund oder in einer Bülte meist sehr versteckt angelegt wird. Bekassinen sind Einzelbrüter, doch werden die Nester oft in geringem Abstand angelegt. Die Art hat eine Jahresbrut, doch es werden bei Gelegeverlust Ersatzgelege angelegt. Das Gelege besteht in der Regel aus vier Eiern, die vom ♀ 18 bis 20 Tage bebrütet werden, während das ♂ in der Nähe bleibt. Die Jungen, die nach 28 bis

35 Tagen flügge werden, werden von beiden Elternteilen geführt (ANDRETZKE et al. 2003). Die Altvögel sitzen dann tagsüber häufig auf erhöhten Plätzen wie Erdhügel, Zaunpfählen oder

Leitungen (SUDMANN et al. 2002).

Phänologie Bekassinen sind Kurz- und Mittel-, zum Teil auch Langstreckenzieher und im Westen des Areals

Strichvögel3 (BEZZEL 1985). Sie kommen zusammen mit den Durchzüglern ab Anfang März im

Brutgebiet an (SUDMANN et al. 2002). Nach der Reviergründung und Paarbildung werden die Gelege frühestens Ende März, Anfang April angelegt. Der Wegzug erfolgt ab Mitte Juli in einem Breitfrontzug4. Die Überwinterungsgebiete liegen in Nordwest- bis Südeuropa und im Mittel- meerraum (BEZZEL 1985).

2.2.4 Uferschnepfe (Limosa limosa) Lebensraum Die Uferschnepfe war ursprünglich ein Besiedler baumfreier Nieder- und Hochmoore und feuchter Flussniederungen. Heute ist sie überwiegend in extensivem Feuchtgrünland mit einem späten ersten Schnitt und stocherfähigen Böden verbreitet. Von besonderer Bedeutung für die Ansiedlung sind ein hoher Grundwasserstand und eine lückige Pflanzendecke, sowie das Vor- handensein von Blänken (ZANG et al. 1995). Für die Nahrungssuche werden auch frisch gemähte Wiesen genutzt. Die Nahrung ist vielseitig und besteht besonders aus Regenwürmern, Käfern

3 Strichvögel = „Sammelbezeichnung für Vogelarten, die insbesondere in Abhängigkeit von der Witterung ihren Aufenthaltsort wechseln“ (WASSERMANN 1999, S. 224). 4 Breitfrontzug = „Breitflächiges, weitgehend flächendeckendes Durchqueren eines (Durchzugs-) Gebietes“ (WASSERMANN 1999, S. 233).

13 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung und Schnecken, aber auch aus Sämereien (BEZZEL 1985). Uferschnepfen stellen hohe Ansprüche an verschiedene Grashöhen für Nestbau und Jungenaufzucht (ZANG et al. 1995).

Brutbiologie Uferschnepfen werden ab dem zweiten Lebensjahr geschlechtsreif und führen eine monogame Saisonehe, wobei die Partnertreue nachgewiesen wurde. Als Nistplatz werden vom ♂ mehrere

Mulden gescharrt, von denen das ♀ eine auswählt (BEZZEL 1985). Für das Nest wird 21-30 cm hohes Gras im Feuchtgrünland bevorzugt (ZANG et al. 1995). Uferschnepfen sind Einzelbrüter, die in günstigen Lagen aber auch lockere Kolonien bilden. Uferschnepfen haben eine Jahresbrut, produzieren bei Gelegeverlust aber innerhalb von fünf bis sieben Tagen Nachgelege. ♂ und ♀ bebrüten das Gelege aus meist vier Eiern 22 bis 24 Tage lang. Die Jungen werden bis zum elften Lebenstag bevorzugt in ein bis 15 cm hohes, danach in 21 bis 30 cm hohes Gras geführt, bevor sie mit 30 bis 35 Tagen flügge werden (ZANG et al. 1995).

Phänologie Uferschnepfen sind Langstreckenzieher und erreichen ihre Brutplätze ab Anfang März. Bis in den April hinein pendeln die Vögel in Gruppen zwischen Schlafplätzen und günstigen Nahrungshabi- taten. Mitte März bis Mitte April lösen sich die Gruppen auf und die Paare besetzen ihre Reviere. Die Hauptlegezeit ist Anfang bis Mitte April, ab Mitte Juni werden die Brutgebiete verlassen. Die

Hauptüberwinterungsgebiete der Uferschnepfe liegen an der Atlantikküste Westafrikas (ZANG et al. 1995).

2.2.5 Großer Brachvogel (Numenius arquata) Lebensraum Der Große Brachvogel bevorzugt als Lebensraum weitgehend offene Niederungslandschaften, insbesondere Kleinseggensümpfe in Niedermooren, baumlose Hochmoore und feuchte Dünentä- ler im Küstenbereich. Heute ist er überwiegend in Feuchtgrünland auf Nieder- und Hochmoorbö- den anzutreffen. Teilweise werden aufgrund der hohen Brutplatztreue nach Grünlandumbruch auch Ackerflächen als Brutrevier genutzt (ZANG et al. 1995). Von besonderer Bedeutung für die Ansielung sind hohe Grundwasserstände, lückige Vegetation und Blänken mit offenen Uferpar- tien, sowie stocherfähige Böden (ANDRETZKE et al. 2003). Nach der Ankunft im Brutgebiet suchen die Vögel oft gemeinsame Schlafplätze in Flachwasserzonen auf. Die Nahrung besteht überwie- gend aus Kleintieren wie Regenwürmern und Larven (BEZZEL 1985).

Brutbiologie Große Brachvögel werden im zweiten bis dritten Lebensjahr geschlechtsreif und führen eine monogame Saisonehe. Das Revier wird durch ♂ oder ♀ besetzt, wobei das ♂ mehrere Nestmul-

14 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung den anlegt, von denen das ♀ eine auswählt. Die Nestmulde ist meist nur dünn mit trockenem

Material ausgelegt und wird bevorzugt auf trockenem Untergrund angelegt (BEZZEL 1985). Große Brachvögel sind Einzelbrüter und das Gelege besteht in der Regel aus vier Eiern, die von ♂ und

♀ bebrütet werden (ANDRETZKE et al. 2003). Die Brut dauert 27 bis 29 Tage und die Jungen werden oft weit im Gebiet herumgeführt, bevor sie mit ca. 35 Tagen flügge werden (SUDMANN et al. 2002).

Phänologie Der Große Brachvogel ist ein Kurz- und Mittelstreckenzieher, der seine Brutplätze Anfang März erreicht. Im März erfolgt die Besetzung der Reviere und der Legebeginn fällt meist auf Ende März. ♀ ziehen oft schon ab Juni weg, während die ♂ teilweise bis Anfang August bei den

Jungen aushalten (BEZZEL 1985). Nach den Flüggewerden der Jungen erfolgt der Wegzug sehr schnell (SUDMANN et al. 2002). Die Winterquartiere erstrecken sich von Nordwesteuropa bis

Afrika und nach Westeuropa hin treten zunehmend Standvögel und Teilzieher auf (ZANG et al. 1995).

2.2.6 Rotschenkel (Tringa totanus) Lebensraum Die höchste Dichte erreicht der Rotschenkel in küstennahen Grasländern wie den Salzwiesen

(BEZZEL 1985). Er ist aber auch in offenen Feuchtwiesen, Flussmarschen und -niederungen, Mooren und Wiedervernässungsflächen mit nicht zu hoher Vegetation zu finden. Im Binnenland wird feuchtes Grünland in Gewässernähe als Neststandort bevorzugt (SUDMANN et al. 2002). Von besonderer Bedeutung für die Brutplatzwahl sind feuchte bis nasse Flächen mit Blänken, die punktuell höhere Vegetation zur Nestdeckung aufweisen. Die Nester werden oft in unmittelbarer

Nähe Wasserflächen und nahe den Nistplätzen anderer Limikolen angelegt (HÄLTERLEIN et al. 1995). An der Küste suchen Rotschenkel ihre Nahrung vor allem im Watt. Sie besteht dort aus Ringelwürmern, Crustaceen und Mollusken, während im Binnenland Insekten, Regenwürmer,

Land- und Süßwassermollusken als Nahrung genutzt werden (BEZZEL 1985). Hier dienen Feucht- wiesen und Seichtwasserzonen als Nahrungshabitat.

Brutbiologie Rotschenkel werden im ersten Lebensjahr geschlechtsreif, haben ihre erste Brut aber oft erst im zweiten Jahr. Sie führen eine monogame Saisonehe, wobei aber die Partnertreue als Folge der Reviertreue überwiegt. Als Nistplatz werden vom ♂ mehrere Mulden gescharrt, von denen das ♀ eine auswählt. Das Nest wird am Boden gut versteckt in der Vegetation angelegt und bei spärlicher Vegetation befindet es sich an einzelnen Pflanzenbüscheln. Durch Herausziehen einzelner Halme während des Brütens entsteht oft eine „Haube“ über dem Nest. Rotschenkel haben eine Jahresbrut, produzieren bei Gelegeverlust aber Nachgelege. Während der Brutzeit 15 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung verhalten sie sich territorial. Rotschenkel sind Einzelbrüter und das Gelege besteht in der Regel aus vier Eiern, die von ♂ und ♀ 22 bis 29 Tage bebrütet werden. Nach dem Schlüpfen werden die Jungen in Aufzuchtgebiete geführt, die sich für mehrere Paare decken können. Die ♀ verlassen die Familie oft schon einige Zeit vor dem Flüggewerden der Jungvögel, dass in der

Regel nach 35 Tagen erfolgt (BEZZEL 1985).

Phänologie Der Rotschenkel ist ein Mittel- bis Langstreckenzieher. Er erreicht seine Brutgebiete ab März zusammen mit den Durchzüglern und beginnt Mitte bis Ende April mit der Brut (SUDMANN et al. 2002). Der Wegzug beginnt im Juni, die Höhepunkte des Durchzuges liegen an Nord- und Ostsee im Juli. Die Hauptüberwinterungsgebiete liegen von Großbritannien und der Atlantikküste Frankreichs südwärts bis ins tropische Westafrika. Abhängig von den Wetter- und Nahrungsbe- dingungen überwintert aber auch ein Teil der Vögel im Wattenmeer (BEZZEL 1985).

16 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

3 Vorgehensweise und Methodik Das Projekt wurde entsprechend der Projektskizze in mehreren Arbeitschritten durchgeführt. Diese bestanden aus Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Erfassungen.

3.1 Ermittlung der Untersuchungsgebiete In einem ersten Schritt wurden im März 2004 die dem AKFW bekannten, noch besetzten wich- tigsten Bruträume der Uferschnepfe im westlichen Niedersachsen abgegrenzt. Schutzgebiete wurden dabei nicht berücksichtigt, da entsprechende Daten aus diesen Gebieten den zuständi- gen Behörden in der Regel vorliegen. Bezugsjahre waren die Bestandsvorkommen in den letzten fünf bis acht Jahren. Aufgrund der Vielzahl der Gebiete und der begrenzten Anzahl von Kartieren konnten Gebiete mit weniger als fünf Brutpaaren nicht berücksichtigt werden

3.2 Erstellung einer Kartieranleitung für die Geländearbeiten Die Kartieranleitung wurde im März 2004 erstellt. Es wurden darin verschiedene Landnutzungs- formen unterschieden, wobei die Differenzierung für das Grünland – soweit möglich – feiner erfolgte (Mähwiese, Weide, Mähweide, Neueinsaat, Frühjahresnutzung, Grünlandbrache etc.). Die Kartiervorgaben wurden in kompatibler Form zu dem in Niedersachsen üblichen Kartier- schlüssel erstellt.

Zusätzlich wurden die Zeigerarten Wiesenschaumkraut, Sumpfdotterblume und Flatterbinse qualitativ erfasst. Sumpfdotterblumen stehen für nasses Grünland, Wiesenschaumkraut zeigt frisches bis feuchtes Grünland an und Flatterbinsen sind ein Zeiger für Verbrachung.

Vor der Brutsaison wurde zudem am 13. März in der Naturschutzstation am Dümmer eine Informationsveranstaltung für Mitarbeiter und Interessenten durchgeführt, an der über 20 Mitarbeiter teilnahmen.

3.3 Vorbereitung von Kartengrundlagen für die Kartierer Für die Feldarbeit wurden für die Mitarbieter Karten der Untersuchungsgebiete im Maßstab 1 : 10.000 erstellt. Je nachdem, welche Kartengrundlage aus den Gebieten vorlag, wurde die TK25 (Maßstab 1 : 25.000) vergrößert oder die DGK5 (Maßstab 1 : 5.000) verkleinert.

Die Unterlagen wurden bis Ende März 2004 an die Kartierer verschickt.

3.4 Geländerhebungen in den ausgewählten Gebieten Die Kartierung der Brutvögel und der Nutzung/Strukturen wurde von März bis Mai 2004 durch- geführt.

A) Brutvögel

17 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Die Erfassungen wurden mit der geeigneten Optik (Fernglas, Spektiv) von Wegen aus durchge- führt; eine Flächenbetretung war damit in der Regel nicht erforderlich. Für die Brutvogelerhe- bungen wurden von den Mitarbeitern mindestens drei Exkursionen in die Untersuchungsgebiete gefordert; diese sollten zeitlich von Ende März/Anfang April bis Ende Mai verteilt werden. Es wurden mindestens die Arten Austernfischer, Bekassine, Großer Brachvogel, Kiebitz, Rotschenkel und Uferschnepfe erfasst, die Erfassung weiterer wiesenbrütender Arten war den Kartierern freigestellt.

B) Nutzung/Zeigerpflanzen

Nicht in allen Gebieten konnten von den Mitarbeitern neben den ornithologischen auch die floristischen Daten und die Flächennutzung erhoben werden. Zum Teil wurden die verschiede- nen Aspekte von mehreren Kartierern untersucht. In einigen Flächen wurden auch nur Teilerfas- sungen durchgeführt. Dies war vor allen Dingen dann der Fall, wenn aufgrund der recht alten Gebietsabgrenzungen (von 1987) nur noch in Teilbereichen der Untersuchungsgebiete Brutvor- kommen von Wiesenlimikolen lagen und dadurch der Aufwand einer Flächennutzungskartierung nicht zu rechtfertigen war.

C) Auswertung der Bestandsdaten

Die Auswertung der Bestandsdaten (Wiesenlimikolen) aus den drei Erfassungen erfolgte von den Kartierern. Diese trugen nach der Auswertung aller Begehungen die Reviere in der Regel in vorgefertigte Karten ein.

Für das „Feuchtwiesen-Info Nr. 5“ wurde ein Zwischenbericht erstellt und an alle Mitarbeiter, Behörden und die Landtagspolitiker der Region verteilt (November/Dezember 2004).

3.5 Digitalisierung der Ergebnisse mit einem Geografischen Informations- system Die Daten der Erfassungen gingen beim AKFW zwischen Juni und Dezember 2004 ein. Alle Daten wurden mit dem Geografischen Informationssystem (GIS) ArcView (3.2, 8,3) aufbereitet.

Die Daten zur Nutzung und den Zeigerarten wurden flächenscharf digitalisiert und es wurden die dazugehörigen Attributtabellen angelegt. Die Daten zu den Brutvögeln wurden mit einem Art- Erfassungs-Tool des NLWKN al Punktdaten digitalisiert und dadurch wurden die entsprechenden Attributtabellen automatisch erstellt.

3.6 Auswertung der Daten Von Januar bis Mai 2005 wurden sämtliche Daten ausgewertet. Für jedes Untersuchungsgebiet wurden die Anteile der verschiedenen Nutzungen, die Anteile des Grünlandes mit Zeigerarten

18 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung sowie der Acker- und Grünlandanteil ermittelt. So konnte der ökologische Zustand der Untersu- chungsgebiete bzw. im Besonderen des Grünlandes ermittelt werden.

Zusätzlich wurden mit dem GIS die Nutzungen in einem 100 m-Radius um die ermittelten Revierzentren der erfassten Wiesenlimikolen ausgeschnitten. So konnten Aussagen zu den von den Limikolen bevorzugt genutzten Strukturen getroffen werden.

19 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

4 Ergebnisse

4.1 Übersichtskarten der untersuchten Gebiete

4.1.1 Erläuterungen zu den Übersichtskarten

1 7 2 4

8

5 3

3a 6

Name des Gebietes5 1 Gebietsnummer5 und Größe in ha, sowie die amtlichen Abkürzungen der Landkreise, in denen das Gebiet liegt; Nummern der Blätter der Topografischen Karte 1 : 50.000, auf denen das Gebiet zu finden ist.

Tabelle mit den Bestandsangaben der sechs untersuchten Wiesenlimikolen-Arten. Die 2 ausgewählten Jahre sollen den Verlauf der Bestandsentwicklungen darstellen; für die meisten Gebiete liegen aus weiteren Jahren Daten vor5. Ein Strich in der Tabelle be- deutet, dass die Art in dem entsprechenden Jahr nicht erfasst wurde.

Kartenausschnitt des jeweiligen Untersuchungsgebietes; Kartengrundlage ist die To- 3 pografische Karte 1 : 25.000; in der Karte sind die Grünland- und Ackerstrukturen des Untersuchungsgebietes dargestellt; die untersuchten Zeigerarten sind auf den jeweili- gen Flächen als Schraffur darüber gelegt. In hellgelb unterlegten Bereichen wurde keine Strukturkartierung durchgeführt (siehe Kap. 3.4).

5 siehe AKFW (1998)

20 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Legende zur Strukturkarte: Hier sind immer alle Strukturen aufgeführt, auch wenn 3a diese nicht in jedem Untersuchungsgebiet vorkommen.

4 Maßstabsbalken, der die Einschätzung der Gebietsgröße erleichtern soll, da der Abbildungsmaßstab der Untersuchunsgebiete aufgrund der sehr unterschiedlichen Gebietsgrößen stark variiert.

Diagramm „Grünlandnutzung“: Es sind die Anteile von Wiese, Weide, Sonstigem 5 Grünland und Grünland-Brachen dargestellt und in % angegeben. Die Angaben beziehen sich nur auf den strukturkartierten Bereich der Untersuchungsgebiete.

Diagramm „Durch Wiesenlimikolen genutzte Strukturen“: Für jede Art wurden die 6 Nutzungen in einem Radius von 100 m um das „Revierzentrum“ aufsummiert und der prozentuale Anteil der einzelnen Nutzungen an der Gesamtfläche der Reviere dargestellt. Über dem Diagramm steht jeweils die Anzahl der Reviere der einzelnen Arten (n), die in die Auswertung eingeflossen sind. Da nur die Reviere im strukturkartierten Bereich einbezogen werden konnten, können sich die Zahlen von den Angaben in der Bestandstabelle (siehe 2) unterscheiden.

Diagramm „Zeigerarten“: Es sind die Anteile der einzelnen Zeigerarten an der 7 Grünlandfläche der einzelnen Untersuchungsgebiete dargestellt und im Vergleich dazu die Fläche ohne Zeigerarten. Die Angaben beziehen sich nur auf den strukturkartierten Bereich der Untersuchungsgebiete.

Diagramm „Verteilung Grünland/Acker“: Es sind die Anteile von Grünland und Acker 8 im strukturkartierten Bereich dargestellt.

21 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

4.1.2 Übersichtskarten und Beschreibungen der einzelnen Gebiete

Emsniederung Papenburg-Leer

AKFW-Nr.: 7 | Größe: 4.703 ha | Landkreis(e): LER, EL | TK50: 2710, 2910

Gebietsbeschreibung Die Emsniederung zwischen Papenburg und Leer ist eine offene Niederungslandschaft mit sehr hohem Grünlandanteil. Durch massiven Gewässerneu- und -ausbau im Rahmen von Flurbereinigungen kam es in diesem Gebiet zu einer erheblichen Nutzungsintensivierung der Landwirtschaft. Besonders im Osten des Gebietes wurden Standorte ackerfähig gemacht und Wiesen und Weiden in Ackerflächen umgewandelt.

Strukturkartierung Die Emsniederung hat einen hohen Grünlandanteil von 91 %. Das Grünland teilt sich auf in 69 % Wiesen, 29 % Weiden und 2 % Grünland-Brachen. Die intensive Nutzung des Grünlandes in diesem Gebiet spiegelt sich auch in dem fast vollständigen Fehlen von Zei- gerarten wieder. Binsen sind nur in einigen randlich gelegen Flächen und Brachen zu fin- den und auch das Wiesenschaumkraut ist in einem sehr kleinen Bereich konzentriert.

Wiesenvogel-Erfassungen In diesem Gebiet haben die Bestände aller Arten stark abgenommen. Besonders gravie- rend sind die Einbußen bei Uferschnepfe, Rotschenkel und Kiebitz. Alle Arten nutzen zu einem sehr großen Anteil Wiesen. Rotschenkel und Uferschnepfe nutzen ausschließlich Grünland, während der Ackeranteil bei Großem Brachvogel, Kiebitz und Austernfischer zunehmend groß ist. Auffällig ist der, im Verhältnis zur kleinen Gesamtfläche, recht große Anteil an Grünland-Brachen beim Rotschenkel.

22 Emsniederung Papenburg - Leer

AKFW-Nr.: 7 | Größe : 4.703 ha | Landkreis(e): LER, EL | TK50: 2710, 2910 Emsniederung Papenburg - Leer Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Holtlander Ehetief AKFW-Nr.: 9 | Größe: 691 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2710

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt nördlich von Filsum in einem Komplex wertvoller Wiesenvogelgebiete im Landkreis Leer. Es wird im zentralen Bereich von der A 28 durchschnitten und ist eine offene, von Gäben durchzogene Niederungslandschaft. Extensives bis intensives Grünland auf feuchten bis nassen Standorten dominiert in diesem Gebiet.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 90 %. Dieser gliedert sich in 66 % Wiesen, 30 % Weiden und 4 % Grünland-Brachen. Vor allem nördlich der Autobahn ist auf vielen Flä- chen Wiesenschaumkraut mit geringen bis hohen Deckungsgraden zu finden. Binsen kommen nur auf wenigen Flächen vor und Sumpfdotterblumen gibt es in diesem Gebiet nicht mehr.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände fast aller Wiesenlimikolen-Arten haben in diesem Gebiet zugenommen. Nur bei der Bekassine ist der Bestand zurückgegangen. Alle Arten nutzen zu einem großen Anteil Grünland, nur der Austernfischer hat einen Anteil von ca. 45 % unbestellter Äcker an seinen Brutrevieren. Bei der Uferschnepfe ist im Vergleich zu den anderen Arten der Anteil an Weiden sehr hoch.

24 Holtlander Ehetief

AKFW-Nr.: 9 | Größe : 691 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2710 Holtlander Ehetief Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Leda- / Jümme-Niederung AKFW-Nr.: 10 | Größe: 5.401 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2710, 2910

Gebietsbeschreibung Die „- / Jümme-Niederung“ liegt südöstlich von Leer und wird von den Flüssen Leda und Jümme durchflossen. Es ist geprägt durch eine offene, weitläufige Landschaft, die von zahlreichen Gräben und Tiefs durchzogen ist. Der zentrale Bereich des Gebietes, der Jümmiger Hammrich, wird noch zu 100 % als Grünland bewirtschaftet. Die Nutzung der Flächen ist mit bis zu drei Schnitten und einer Nachbeweidung (sgn. Mähweiden) sehr intensiv. Ackerflächen sind vor allem in den Randbereichen und im Südosten des Gebietes anzutreffen.

Strukturkartierung Der Grünlandanteil beträgt in diesem Gebiet 95 %. Es gliedert sich in 52 % Sonstiges Grünland (meist Mähweiden), 33 % Weiden und 15 % Wiesen. In fast einem Drittel des Grünlandes ist noch Wiesenschaumkraut zu finden, vielfach auch mit mittleren Deckungs- graden. Binsen sind nur auf sehr wenigen Flächen zu finden, an Grabenrändern aber regelmäßig. Sumpfdotterblumen gibt es im Grünland gar nicht, sie finden sich jedoch außendeichs in den tidebeeinflussten Vorländern von Leda und Jümme.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestandsentwicklung der Wiesenvögel bis 2002 wurde bereits detailliert beschrieben (REICHERT et al. 2003). Aus 2004 liegen aktuelle Daten vor, die aber noch nicht abschlie- ßend aufbereitet wurden.

26 Leda- / Jümme-Niederung

AKFW-Nr.: 10 | Größe : 5.401 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2710, 2910 Leda- /Jümme-Niederung Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Barger Hammrich

AKFW-Nr.: 11 | Größe: 870 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2912

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt beidseitig der Jümme südlich von Detern im Landkreis Leer. Es gehört zu einem Komplex wertvoller Wiesenvogelgebiete mit zum Großteil intensiv genutztem Grünland auf feuchten Standorten. Der Ackeranteil ist gering, nimmt aber vor allem im etwas höher gelegenen Zentrum des Gebietes zu.

Strukturkartierung Der Grünlandanteil beträgt in diesem Gebiet 87 %. Das Grünland wird zu 80 % als Weide, zu 17 % als Wiese und zu 3 % als Sonstiges Grünland genutzt. Es gibt nur sehr wenige Flächen auf denen Zeigerarten vorkommen. Sumpfdotterblumen gibt es nicht und Binsen kommen nur auf einer Fläche vor.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände des Rotschenkels sind in dem Gebiet seit 1991 von 23 auf vier Brutpaare gesunken und auch die Uferschnepfen-Bestände haben im gleichen Zeitraum um ein Drittel abgenommen. Alle Arten nutzen vor allem Weiden als Bruthabitat. Die Rotschenkel nutzen als einzige Art ausschließlich Grünland. Alle anderen Arten nutzen zumindest einen geringen Ackeranteil, Kiebitze sogar zu etwa 25 %.

28 Barger Hammrich

AKFW-Nr.: 11 | Größe : 870 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2710, 2712, 2910, 2912 Barger Hammrich Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Holter Hammrich AKFW-Nr.: 12 | Größe: 1.248 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2910

Gebietsbeschreibung Der „Holter Hammrich“ liegt nördlich von Holte in einem Komplex wertvoller Wiesenvogel- gebiete im Landkreis Leer. Es ist eine offene, von Gräben durchzogene Niederungsland- schaft, die besonders im Osten auf vielen Flächen noch extensiv bewirtschaftet wird. In dem Bereich um und südlich von Schatteburg ist die Nutzung dagegen zum Teil sehr intensiv und große Bereiche werden beackert. Zusätzlich ist dieser Teil des Gebietes durch Hecken und Baumreichen stark zergliedert, was ihn für Wiesenvögel unattraktiv macht. Südlich der Leda wurde im Bereich des Holter Sieltiefs durch Extensivierung und Anlage von Blänken Bereiche geschaffen, die für Wiesenlimikolen sehr attraktiv sind und z.T. als Schlafplatz dienen.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 85 %. Dieser teilt sich in 61 % Weiden, 37 % Wiesen, 2 % sonstiges Grünland und 0,5 % Grünland-Brachen auf. Die Ackerflächen liegen vor allem südlich von Schatteburg, aber auch sonst sind sie überall im Gebiet ver- einzelt zu finden. Als Zeigerarten sind Wiesenschaumkraut und Binse vorhanden. Das Wiesenschaumkraut wächst sehr großflächig im östlichen Teil des Gebietes, vor allem mit niedrigen und mittleren Deckungsgraden. Binsen gibt es nur auf sehr wenigen Flächen und das auch vor allem im Osten des Gebietes.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen sind auch in diesem Gebiet stark rückläufig. Dies macht sich vor allen Dingen bei Uferschnepfe und Kiebitz bemerkbar. Außer den Kiebitzen nutzen in diesem Gebiet alle Arten ausschließlich Grünland und auch beim Kiebitz ist der Acker- anteil sehr gering.

30 Holter Hammrich

AKFW-Nr.: 12 | Größe : 1.248 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2910 Holter Hammrich Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Rhauderfehntjer Tief AKFW-Nr.: 13 | Größe: 542 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2910

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt nördlich von Rhauderfehn beidseitig des Rhauderfehntjer Tiefs. Es ist durch Feuchtgrünland-Bereiche vor allem östlich des Tiefs geprägt. Westlich des Tiefs sind die Flächen trockener und werden zum Teil auch als Acker genutzt. Das Rhaudermeer, ein sumpfiger Bereich im Zentrum des Gebietes verbuscht zunehmen und ist für Wiesenlimi- kolen nicht mehr attraktiv.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 83 %, der sich in 77 % Weiden, 18 % Wiesen und 5 % Grünland-Brachen gliedert. Östlich des Tiefs kommt auf einigen Flächen noch Wiesenschaumkraut mit geringem Deckungsgrad vor. Auch Binsen wachsen mit zum Teil hohem Deckungsgrad auf vielen Flächen.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen haben sich in diesem Gebiet sehr negativ entwickelt. Die Bekassinen sind aus dem Gebiet verschwunden und die Bestände von Uferschnepfe, Kiebitz und Rotschenkel sind stark zurückgegangen. Außer den Austernfischer nutzen in diesem Gebiet alle Arten zu 100 % Weiden.

32 Rhauderfehntjer Tief

AKFW-Nr.: 13 | Größe : 542 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2910 Rhauderfehntjer Tief Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Ammersum / Deternerlehe / Augustfehn AKFW-Nr.: 15 | Größe: 2.479 ha | Landkreis(e): LER, WST | TK50: 2712

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt nordwestlich von Augustfehn zum Großteil im Landkreis Leer und zu ei- nem kleinen Teil im Landkreis Ammerland. Es gehört zu einem Komplex wertvoller Wie- senvogel-Gebiete im Landkreis Leer und hat den Charakter einer offenen, von Gräben durchzogenen Marsch- und Niederungslandschaft. Im Norden streift die A 28 das Gebiet und es wird vom Nord- und Südgeorgsfehnkanal durchschnitten.

Strukturkartierung Angaben zu den Acker- und Grünlandstrukturen liegen nur aus einem Teil des Gebietes vor. Es wurden die Bereiche kartiert, in denen die Wiesenlimikolen noch relativ hohe Dichten erreichen. Der untersuchte Teil des Gebietes weist einen Grünlandanteil von 93 % auf. Wiese, Weide und Sonstiges Grünland sind als Grünlandnutzungen etwa gleich stark vertreten. In mehr als der Hälfte des Grünlandes wächst Wiesenschaumkraut, vielfach auch mit mittlerem und hohem Deckungsgrad. Binsen kommen nur auf sehr wenigen Flä- chen vor und Sumpfdotterblumen nur auf einer Fläche nördlich des Südgeorgsfehnkanals.

Wiesenvogel-Erfassungen Die sechs Wiesenlimikolen-Arten wurden im gesamten Gebiet erfasst. Gegenüber dem letzten Erfassungsjahr (1991) sind die Bestände aller Arten bis auf den Großen Brachvogel stark zurückgegangen. Die Auswertung der genutzten Strukturen zeigt, dass alle Arten Wiesen stärker nutzen als Weiden oder Sonstiges Grünland. Ackerflächen werden von allen Arten nur wenig genutzt, gemessen an dem geringen Ackeranteil an der Gesamtflä- che liegen die Werte jedoch noch recht hoch.

34 Ammersum / Deternerlehe / Augustfehn

AKFW-Nr.: 15 | Größe : 2.479 ha | Landkreis(e): LER, WST | TK50: 2712 Ammersum / Deternerlehe Augustfehn Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Sagter Ems AKFW-Nr.: 16 | Größe: 879 ha | Landkreis(e): CLP | TK50: 2912

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt nördlich von Strücklingen und östlich der B 72 beidseitig der Sagter Ems. Das Gebiet wird von zahlreichen Gräben durchzogen, hat einen offenen Charakter und ist sehr strukturreich.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 81 %, der sich in 56 % Weiden, 43 % Wiesen und 1 % Grünland-Brachen gliedert. Wiesenschamkraut kommt in etwa zwei Dritteln des Grünlandes mit geringen bis hohen Deckungsgraden vor. Binsen wachsen dagegen nur auf wenigen Flächen und Sumpfdotterblumen gibt es in diesem Gebiet nicht mehr.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen entwickeln sich in diesem Gebiet sehr unterschiedlich. Während der Bestand der Uferschnepfen zurückgeht, hat sich der Kiebitz-Bestand seit 1995 verdoppelt. Beim Austernfischer schwanken die Bestände stark und bei den Rot- schenkeln sind sie gleich bleibend. Die Uferschnepfen nutzen in diesem Gebiet ausschließ- lich Wiesen und auch bei den Rotschenkeln ist der Wiesen-Anteil sehr hoch. Die Kiebitze nutzen zu ca. 30 % auch Ackerflächen, die Austernfischer sogar zu ca. 75 %.

36 Sagter Ems

AKFW-Nr.: 16 | Größe : 879 ha | Landkreis(e): CLP | TK50: 2910, 2912 Sagter Ems Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Aper Tief AKFW-Nr.: 18 | Größe: 1.893 ha | Landkreis(e): LER, WST | TK50: 2712

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt zwischen Detern, Augustfehn und Barßel beiderseits des Aper Tiefs und wird vor allem im Norden geprägt durch Grünland auf feuchten bis nassen Standorten. Teile des Gebietes werden als Polderflächen genutzt, im nord-östlichen Bereich liegt eine Abgrabungsfläche. Das Gebiet gehört zu einem Komplex wertvoller Wiesenvogel-Gebiete im Landkreis Leer.

Strukturkartierung Angaben zu den Acker- und Grünlandstrukturen liegen nur aus einem Teil des Gebietes vor. Es wurden die Bereiche kartiert, in denen die Wiesenlimikolen noch relativ hohe Dichten erreichen. Der untersuchte Teil des Gebietes weist einen Grünlandanteil von 96 % auf. Das Grünland wird zu 52 % als Sonstiges Grünland (z.B. Mähweide) genutzt, zu 27 % als Wiese und zu 19 % als Weide. Grünland-Brachen haben nur einen Anteil von 2 %. Die Zeigerarten treten vor allem in Nordwesten des Gebietes auf. Wiesenschaumkraut wächst in diesem Bereich fast flächendeckend und hat auch großflächig einen mittleren Deckungsgrad. Sumpfdotterblumen kommen nur noch auf einer Fläche vor, während Bin- sen im gesamten kartierten Bereich auf einzelnen Flächen mit mittleren bis hohen De- ckungsgraden stocken.

Wiesenvogel-Erfassungen Die sechs Wiesenlimikolen-Arten wurden im gesamten Gebiet erfasst. Die Brutreviere kon- zentrieren sich im nördlichen und westlichen Teil des Untersuchungsgebietes. Vor allem die Bestände der Uferschnepfe sind in diesem Gebiet stark rückläufig, während sich alle anderen Arten auf etwa den Niveau der vorhergehenden Untersuchungsjahre halten konnten. Die Bestände v.a. der Uferschnepfe stehen mit benachbarten Flächen (z.B. bei Ammersum/Deternlehe) im Austausch. Die Auswertung der genutzten Strukturen ergibt ein sehr differenziertes Bild. Während die Großen Brachvögel sich zu 100 % in Wiesen aufhielten, nutzten Uferschnepfe und Rot- schenkel zu über 50 % Weiden. Austernfischer und Kiebitz nutzten zu einem relativ großen Anteil unbestellte Äcker und bei Austernfischer und Rotschenkel fällt der hohe Anteil an Grünland-Brachen auf. Die Bekassinen nutzten zu etwa gleichen Anteilen Wie- sen, Weiden und Sonstiges Grünland.

38 Aper Tief West

AKFW-Nr.: 18 | Größe : 1.893 ha | Landkreis(e): LER, WST | TK50: 2712 Aper Tief West Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Leher Wiesen AKFW-Nr.: 28 | Größe: 450 ha | Landkreis(e): EL | TK50: 2908, 2910, 3108, 3110

Gebietsbeschreibung Das Gebiet „Leher Wiesen“ liegt nördlich von Dörpen zwischen Ems und Küstenkanal und wird von der B 401 durchschnitten. Es ist strukturreich mit vielen Feuchtgrünlandberei- chen, in denen vielfach Kompensationsflächen liegen, die jedoch zum Teil verbracht sind. Vor allem im westlichen Teil des Gebietes nimmt der Ackeranteil zu (AUGUSTIN 2003).

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 70 %, der sich in 74 % Wiesen, 22 % Weiden und 4 % Grünland-Brachen gliedert. Vor allem südlich der Bundesstrasse treten großflä- chig Binsen auf, auf zwei Flächen auch Wiesenschaumkraut mit geringem Deckungsgrad.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Wiesenlimikolen-Bestände sind auch in diesem Gebiet zurückgegangen, haben sich jedoch in den letzten Jahren auf niedrigem Niveau gehalten. Die Uferschnepfen nutzen in diesem Gebiet ausschließlich Grünland, Kiebitz und Großer Brachvogel dagegen auch einen relativ hohen Ackeranteil.

40 Leher Wiesen

AKFW-Nr.: 28 | Größe : 450 ha | Landkreis(e): EL | TK50: 2908, 2910, 3108, 3110 Leher Wiesen Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Jammertal AKFW-Nr.: 30 | Größe: 1.030 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2910

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt südöstlich von Burlage an der südlichen Grenze des Landkreises Leer. Es ist von Hochmoorgrünland geprägt und von Gräben durchzogen. Die Wasserstände sind in diesem Gebiet häufig sehr hoch und im Frühjahr können sich offene Wasserflächen bilden. Während das Grünland in den tiefer gelegenen Bereichen des Gebietes zunehmend ver- bracht, wird die Nutzung der übrigen Grünlandflächen zunehmend intensiver und der Ackeranteil im Gebiet steigt. Für Wiesenvögel werden die Strukturen dadurch immer ungünstiger.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 76 %, der sich in 51 % Wiesen, 48 % Weiden und 1 % Grünlandbrachen gliedert. Der Anteil von Flächen, in denen Wiesenschaumkraut und Binse vorkommen ist etwa gleich hoch. Der im Vergleich zu anderen Gebieten hohe Anteil an Flächen mit Binsen, die vielfach auch mittlere bis hohe Deckungsgrade errei- chen, deutet auf eine zunehmende Verbrachung hin.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen haben sich in diesem Gebiet sehr unterschiedlich ent- wickelt. Während sich die Bestände von Kiebitz und Großem Brachvogel seit 1995 kaum verändert haben, sind die Uferschnepfen diesem Gebiet verschwunden. Die Rotschenkel nutzen in diesem Gebiet ausschließlich Wiesen, während die Großen Brachvögel auch zu einem Drittel Weiden nutzen. Die Kiebitze nutzen als einzige Art auch zu etwa einem Drittel Ackerflächen und ansonsten vorrangig Wiesen.

42 Jammertal

AKFW-Nr.: 30 | Größe : 1.030 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2910 Jammertal Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Klostermoor AKFW-Nr.: 31 | Größe: 1.947 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2910

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt nordwestlich von Papenburg an der Südgrenze des Landreises Leer. Es hat einen offenen, weiträumigen Charakter und weist großflächig Hochmoorgrünland auf. Einerseits wurde in diesem Gebiet die Nutzung in den letzten Jahren stark intensiviert und die Ackerflächen haben zugenommen, andererseits sind aber auch viele Grünlandbereiche aus der Nutzung gefallen und verbrachen.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 81 %, der sich in 39 % Weiden, 35 % Wiesen und jeweils 13 % Sonstiges Grünland und Grünland-Brachen gliedert. Im Südosten des Gebietes gibt es einige Flächen mit Wiesenschaumkraut in mittleren bis hohen Dichten. Im Westen des Gebietes sind auf vielen Flächen, auch außerhalb der Grünland-Brachen, Binsen zu finden und weisen auf eine Verbrachung hin.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Wiesenvogel-Bestände haben in diesem Gebiet sehr stark abgenommen. Die Ufer- schnepfen und Großen Brachvögel sind fast ausgestorben und selbst die Kiebitz-Bestände haben sich auf ein Drittel reduziert. Uferschnepfe und Großer Brachvogel nutzen in diesem Gebiet hauptsächlich Grünland, wobei die Großen Brachvögel Grünland-Brachen bevorzu- gen und die Uferschnepfen zu ähnlichen Anteilen Wiesen und Weiden. Die Kiebitze nutzen zu etwa einem Viertel auch Acker.

44 Klostermoor

AKFW-Nr.: 31 | Größe : 1.947 ha | Landkreis(e): LER | TK50: 2910 Klostermoor Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Oheniederung: Mammoor/Goosenmoor AKFW-Nr.: 37 | Größe: 2.875 ha | Landkreis(e): EL, CLP | TK50: 2912, 3110, 3112

Gebietsbeschreibung Das Gebiet grenzt südöstlich an Esterwegen und wird von der Ohe durchflossen. Durch Flurbereinigungsmaßnahmen ist die Niederung stark entwässert worden und der Grün- landanteil ist sehr zurückgegangen.

Strukturkartierung Das Gebiet hat nur noch einen Grünlandanteil von 10 %, der sich in 42 % Wiesen, 41 % Weiden und 17 % Grünland-Brachen gliedert. Auf einigen kleinen Flächen wachsen Binsen mit hohem Deckungsgrad.

Wiesenvogel-Erfassungen Parallel zur Abnahme des Grünlandanteils in diesem Gebiet sind auch die Wiesenvogel- Bestände sehr stark zurückgegangen. Die Uferschnepfen sind aus dem Gebiet verschwun- den und selbst Großer Brachvogel und Kiebitz haben starke Bestandseinbußen erlitten. Entsprechend der Verteilung von Grünland und Acker nutzen in diesem Gebiet alle Arten einen sehr hohen Ackeranteil.

46 Oheniederung: Mammoor/Goosenmoor

AKFW-Nr.: 37 | Größe : 2.875 ha | Landkreis(e): EL, CLP | TK50: 2912, 3110, 3112 Oheniederung: Mammoor/Goosenmoor Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Oheniederung: Ostermoor/Haßmoor AKFW-Nr.: 38 | Größe: 1.362 ha | Landkreis(e): EL | TK50: 3110

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt zwischen Lorup und Börger beidseitig der Ohe. Es ist durch Flurbereini- gungsmaßnahmen stark entwässert worden und wird intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Strukturkartierung Das Gebiet hat nur noch einen Grünlandanteil von 15 %, der sich in 50 % Wiesen, 39 % Weiden und 11 % Brachen gliedert. Bis auf Binsen in zwei Flächen kommen in diesem Gebiet keine der untersuchten Zeigerarten vor. Das zeigt die Intensität der Nutzung des übrig gebliebenen Grünlandes.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Wiesenlimikolen sind aus diesem Gebiet fast vollständig verschwunden. Es brüten nur noch sechs Kiebitz-Paare und ein Paar des Großen Brachvogels. Beide Arten nutzen über- wiegend Ackerflächen.

48 Oheniederung: Ostermoor/Haßmoor

AKFW-Nr.: 38 | Größe : 1.362 ha | Landkreis(e): EL | TK50: 3110 Oheniederung: Ostermoor/Haßmoor Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Mittelradde- /Marka-Niederung AKFW-Nr.: 46 | Größe: 3.836 ha | Landkreis(e): CLP, El | TK50: 3110, 3112, 3310, 3312

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt westlich von Cloppenburg und ist ein großes, lang gezogenes Grünland- Areal entlang von Mittelradde und Marka. Es ist von einigen Gehölzen durchsetzt und von Gräben durchzogen. Grünlandumbruch und Ackernutzung dringen von außen immer weiter in die Niederung ein.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünland-Anteil von 61 %, der sich in 62 % Wiesen, 32 % Weiden, 4 % Grünland-Brachen und 2 % Sonstiges Grünland Gliedert. Wiesenschaumkraut kommt mit geringem und mittlerem Deckungsgrad vielfach im Gebiet vor, Binsen sind dagegen nur auf wenigen Flächen vertreten.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen schwanken in diesem Gebiet recht stark, haben sich aber auf einem hohen Niveau gehalten. Alle Arten nutzen zu verschieden hohen Anteilen auch Acker. Beim Austernfischer lieget er bei ca. 50 % und bei Kiebitz bei ca. 25 %. Bei den Uferschnepfen ist im Vergleich zu den anderen Arten der Anteil an Wiesen sehr hoch.

50 Mittelradde- /Marka-Niederung

AKFW-Nr.: 46 | Größe : 3.836 ha | Landkreis(e): CLP, EL | TK50: 3110, 3112, 3310, 3312 Mittelradde- /Marka-Niederung Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Südradde-Niederung AKFW-Nr.: 47 | Größe: 2.720 ha | Landkreis(e): CLP, EL | TK50: 3112, 3310, 3312

Gebietsbeschreibung Die „Südradde-Niederung“ liegt westlich von Cloppenburg auf der Grenze der Landkreise Cloppenburg und Emsland. Das Gebiet stellt ein langes, zusammenhängendes Grünland- areal dar, das von Feucht- und Nassgrünland auf Niedermoorböden geprägt ist. Von den Rändern her nimmt der Grünlandumbruch jedoch immer weiter zu und im Süden des Gebietes sind vereinzelt schon Flächen direkt an der Südradde umgebrochen. Durch Begradigungen ist die Südradde stark eingetieft und wirkt auf das gesamte Gebiet ent- wässernd. Im zentralen Bereich des Gebietes haben die Landkreise Emsland und Cloppenburg Flächen angekauft, die unter Auflagen an Landwirte verpachtet sind. Auf diesen Flächen erreichen die Wiesenvogel-Bestände eine besonders hohe Dichte (SCHMIDT 2003a).

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 57 %, der sich in 49 % Wiesen, 43 % Weiden und 8 % Sonstiges Grünland gliedert. In etwa einem Drittel des Grünlandes kommt Wie- senschaumkraut mit geringen bis hohen Deckungsgraden vor. Binsen sind nur vereinzelt anzutreffen.

Wiesenvogel-Erfassungen In diesem Gebiet haben sich die Bestände von Kiebitz Uferschnepfe und Austernfischer auf einem hohen Niveau gehalten, obwohl sie in den letzten Jahren leicht zurückgegangen sind. Bekassine und Rotschenkel sind dagegen in diesem Gebiet so gut wie ausgestorben. Die Bestände des Großen Brachvogels haben sich seit Beginn der Kartierungen kaum verändert. Die Auswertung der genutzten Strukturen zeigt, dass Großer Brachvogel und Uferschnepfe in diesem Gebiet sehr ähnliche Ansprüche haben, während die Kiebitze zu etwa 25 % Acker nutzen. Beim Austernfischer sind es sogar ca. 50 %.

52 Südradde-Niederung

AKFW-Nr.: 47 | Größe : 2.728 ha | Landkreis(e): CLP, EL | TK50: 3112, 3310, 3312 Südradde-Niederung Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Lininghagener Wiesen AKFW-Nr.: 63 | Größe: 320 ha | Landkreis(e): EL | TK50: 3310

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt südöstlich von Haselünne an der B 402 und hat nur noch einen sehr geringen Grünlandanteil.

Strukturkartierung Das Gebiet hat nur noch einen Grünlandanteil von 13 %, der zu 100 % als Weide genutzt wird. In einem Großteil des Grünlandes sind Binsen mit geringem Deckungsgrad zu fin- den.

Wiesenvogel-Erfassungen Obwohl es nur noch wenig Grünland in dem Gebiet gibt, hat sich der Wiesenvogel-Be- stand in den letzten Jahren kaum verändert. Der Kiebitz- Bestand hat sogar zugenommen. Während die Uferschnepfen in diesem Gebiet zu 100 % Grünland nutzen, brüten die Großen Brachvögel zu 100 % und die Kiebitze zu ca. 85 % auf Ackerflächen.

54 Lininghagener Wiesen

AKFW-Nr.: 63 | Größe : 320 ha | Landkreis(e): EL | TK50: 3310 Lininghagener Wiesen Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Laarsches Bruch AKFW-Nr.: 67 | Größe: 603 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3306

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt westlich von Emlichheim direkt an der niederländischen Grenze. Es hat einen sehr offenen Charakter und wird von mehreren Gräben durchzogen. Der Ackeranteil hat in diesem Gebiet in den letzten Jahren stark zugenommen und die Grünlandnutzung wurde intensiviert.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 41 %, der sich in 51 % Weiden, 41 % Wiesen und 8 % Grünland-Brachen gliedert. Die Grünland- und Ackerstrukturen sind im gesamten Gebiet bunt gemischt. Zeigerarten kommen in diesem Gebiet fast nicht vor, nur auf zwei Flächen Wiesenschaumkraut in geringer Dichte.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen haben in diesem Gebiet drastisch abgenommen. Ufer- schnepfe und Großer Brachvogel sind so gut wie verschwunden und auch die Kiebitz- Bestände haben stark abgenommen. Die Kiebitze nutzen in diesem Gebiet zu 2/3 Acker und nur zu 1/3 Grünland. Für Uferschnepfe und Großen Brachvogel ist bei jeweils nur einem Brutpaar keine Aussage möglich.

56 Laarsches Bruch

AKFW-Nr.: 67 | Größe : 603 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3306 Laarsches Bruch Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Wielen / Wilsumer Moor AKFW-Nr.: 74 | Größe: 2.165 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3506

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt südwestlich von Emlichheim an der niederländischen Grenze. Es hat einen sehr offenen Charakter und wird nur von einigen Windschutzstreifen durchzogen. Bäche und Gräben gliedern das Gebiet und die Nutzungen bilden ein buntes Mosaik.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 30 %, der sich in 79 % Wiesen und 21 % Wei- den gliedert. Wiesenschaumkraut kommt nur vereinzelt mit geringen bis mittleren De- ckungsgraden vor.

Wiesenvogel-Erfassungen In diesem Gebiet haben sich die Bestände der Wiesenlimikolen sehr unterschiedlich ent- wickelt. Während die Kiebitz-Bestände stark zugenommen haben, blieben die Bestände des Großen Brachvogels unverändert und die Uferschnepfen sind weniger geworden. In diesem Gebiet nutzen nur die Uferschnepfen fast ausschließlich Grünland, alle anderen Arten nutzen einen sehr hohen Ackeranteil.

58 Wielen / Wilsumer Moor

AKFW-Nr.: 74 | Größe : 2.165 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3506 Wielen / Wilsumer Moor Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Scheerhorn AKFW-Nr.: 77 | Größe: 732 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3506, 3508

Gebietsbeschreibung Das Gebiet „Scheerhorn“ liegt in Landkreis Grafschaft Bentheim östlich von Hoogstede. Die Ostgrenze des Gebietes bildet der Coevorden-Piccardie-Kanal. Es umfasst einen Teil des Randgebietes des ehemaligen Bourtanger Moores. Durch den geringen Gehölzanteil hat das Gebiet einen weiten offenen Charakter. Es weist zahlreiche Feuchtgrünlandberei- che auf, die z.T. für den Naturschutz gesichert wurden (NABU GRAFSCHAFT BENTHEIM 2003)

Strukturkartierung Angaben zu den Acker- und Grünlandstrukturen liegen nur aus einem Teil des Gebietes vor. Es wurden die Bereiche kartiert, in denen die Brutreviere der Uferschnepfen lagen. Der Grünlandanteil beträgt im kartierten Bereich des Gebietes 40 % und ist in 50 % Wei- den, 37 % Wiesen, 8 % Sonstiges Grünland und 5 % Grünland-Brachen gegliedert. Von den Zeigerarten tritt nur Wiesenschaumkraut auf einer Fläche mit hohem Deckungsgrad auf.

Wiesenvogel-Erfassungen Von den Wiesenlimikolen wurden nur die Uferschnepfen erfasst, deren Bestand sich in den letzten Jahren deutlich reduziert hat. Die Uferschnepfen nutzen in diesem Gebiet zu fast gleichen Anteilen Grünland und Acker. Beim Grünland überwiegen die genutzten Weideflächen.

60 Scheerhorn

AKFW-Nr.: 77 | Größe : 732 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3506, 3508 Scheerhorn Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Alte Piccardie AKFW-Nr.: 79 | Größe: 1.444 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3508

Gebietsbeschreibung Das Gebiet „Alte Piccardie“ liegt in Landkreis Grafschaft Bentheim zwischen Georgsdorf und Veldhausen. Es umfasst einen Teil des Randgebietes des ehemaligen Bourtanger Moores. Im nördlichen Teil des Gebietes gibt es Erdölvorkommen, die auch gefördert wer- den. Durch den geringen Gehölzanteil hat das Gebiet einen weiten offenen Charakter. Es wird von mehreren Niederungsbächen durchflossen und weist zahlreiche Feuchtgrünland- bereiche auf.

Strukturkartierung Angaben zu den Acker- und Grünlandstrukturen liegen nur aus einem Teil des Gebietes vor. Es wurden die Bereiche kartiert, in denen die Brutreviere der Uferschnepfen lagen. Im kartierten Bereich halten sich Acker und Grünland die Waage. Da es sich dabei jedoch um die grünlandreichsten Bereiche des gesamten Gebietes handelt, ist davon auszugehen, dass der Ackeranteil insgesamt deutlich überwiegt. Die Grünlandnutzung erfolgt zu glei- chen Anteilen als Wiese und Weide, eine einzige Fläche ist verbracht. Das zeigt bereits die hohe Nutzungsintensität in diesem Gebiet. Die erfassten Zeigerarten deuten ebenfalls auf eine intensive Nutzung der Flächen hin. Sumpfdotterblumen sind im Grünland gar nicht mehr vertreten und Wiesenschaumkraut kommt noch auf einigen Flächen mit geringen bis mittleren Deckungsgraden vor. Binsen wachsen nur auf sehr wenigen Flächen.

Wiesenvogel-Erfassungen 2004 wurden nur die Bestände der Uferschnepfe erfasst. Diese lagen mit 26 Brutpaaren etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Eine Auswertung der Strukturen innerhalb der Brutre- viere (100 m-Radius um die Revierzentren) ergab, dass Wiesen mit ca. 45 % am meisten genutzt werden, gefolgt von Weiden (ca. 35 %) und Acker (ca. 20 %). Der hohe Ackeranteil an den Brutflächen weist auf einen Grünlandumbruch erst in den letzten Jahren hin. Solche Flächen werden dann oft noch weiter von den Uferschnepfen genutzt.

62 Alte Piccardie

AKFW-Nr.: 79 | Größe : 1.444 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3508 Alte Piccardie Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Füchtenfeld AKFW-Nr.: 80 | Größe: 712 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3508

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt in Landkreis Grafschaft Bentheim zwischen Georgsdorf und Wietmar- schen. Es umfasst einen Teil des Randgebietes des ehemaligen Bourtanger Moores. Grünland ist in diesem Gebiet nur noch im Norden und Westen zu finden. Viel Grünland wurde in den letzten Jahren umgebrochen und in Acker umgewandelt.

Strukturkartierung Das Gebiet hat nur noch einen Grünlandanteil von 17 %, der sich in 92 % Weiden, 7 % Wiesen und 1 % Grünland-Brachen gliedert. Von den Zeigerarten kommen lediglich auf einer Fläche Binsen vor.

Wiesenvogel-Erfassungen 2004 wurden nur die Bestände der Uferschnepfe erfasst. Diese lagen mit 12 Brutpaaren etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Die Uferschnepfen nutzen in diesem Gebiet zu mehr als 80 % die Grünlandbereiche.

64 Füchtenfeld

AKFW-Nr.: 80 | Größe : 712 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3508 Füchtenfeld Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Itterbeck Südwest AKFW-Nr.: 83 | Größe: 1.460 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3506

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt südwestlich von Itterbeck an der Grenze zu den Niederlanden. Es besteht aus ehemaligen Hochmoorflächen, die von einem Netz von Entwässerungsgräben durch- zogen sind. Der Grünlandanteil ist in diesem Gebiet bereits sehr stark gesunken.

Strukturkartierung Die Strukturen bilden in diesem Gebiet ein buntes Mosaik von verschiedenen Acker- und Grünlandnutzungen. Der Grünlandanteil beträgt nur noch 27 % und teilt sich in 67 % Wiesen, 31 % Weiden und 2 % Sonstiges Grünland auf. Wiesenschaumkraut kommt auf einigen Flächen noch mit geringen Deckungsgraden vor und auf zwei Flächen wachsen Binsen.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen haben sich in diesem Gebiet sehr unterschiedlich ent- wickelt. Während die Kiebitzbestände stark zugenommen haben, werden die Uferschnep- fen weniger und der Bestand des Großen Brachvogels ist in etwa gleich bleibend. Nur Großer Brachvogel und Uferschnepfe nutzen in diesem Gebiet zu mehr als 50% Grünland. Beim Kiebitz liegt der Ackeranteil sogar bei ca. 80 %.

66 Itterbeck Südwest

AKFW-Nr.: 83 | Größe : 1.499 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3506 Itterbeck Südwest Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Schneckenbruch AKFW-Nr.: 99 | Größe: 108 ha | Landkreis(e): NOH | TK50: 3512, 3712

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt südwestlich von Neuenkirchen im Landkreis Osnabrück. Es ist ein Teilbe- reich des ursprünglich vom AKFW untersuchten Gebietes „Schneckenbruch/Im Kölzen“. Im zentralen Bereich des Gebietes ist der Grünlandanteil noch sehr hoch, die Randlagen werden jedoch z.T. als Acker genutzt. Im Rahmen eines Schutzprojektes der Naturschutz- stiftung des Landkreises Osnabrück werden die Wiesenvogelvorkommen durch freiwillige Vertragsnaturschutzmaßnahmen gefördert (HÖNISCH & MELTER 2004).

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 57 %, der sich in 68 % Wiesen, 30 % Weiden und 2 % Grünland-Brachen gliedert. In mehr als der Hälfte des Grünlandes findet sich Wiesenschaumkraut mit geringem bis mittlerem Deckungsgrad, auf den meisten Flächen begleitet von Binsen mit ebenfalls geringem bis mittlerem Deckungsgrad.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände von Kiebitz und Uferschnepfe sind in diesem Gebiet sehr hoch und über die letzten Jahre relativ stabil; Bekassinen und Große Brachvögel sind in Einzelpaare anzutref- fen. Die Uferschnepfen nutzen in diesem Gebiet fast ausschließlich Grünland und davon zu zwei Dritteln Wiesen. Die Kiebitze nutzen zu etwa einem Drittel auch Acker. Die Gelege der Wiesenvögel werden im Rahmen des Projektes der Naturschutzstiftung des Landkrei- ses Osnabrück geschützt.

68 Schneckenbruch

AKFW-Nr.: 99* | Größe : 108 ha | Landkreis(e): OS | TK50: 3512, 3712

* Teilbereich des Gebietes Schneckenbruch/Im Kölzen Schneckenbruch Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Dümmerwiesen Südwest AKFW-Nr.: 106 | Größe: 1.205 ha | Landkreis(e): OS | TK50: 3514

Gebietsbeschreibung Das Gebiet grenzt südwestlich des Dümmers an die Hunte. Der überwiegende Teil des Gebietes besteht aus Wiesen und Weiden auf ehemaligen Niedermoor-Flächen der Düm- merniederung. Der Grünlandanteil ist vor allem im Nordwesten und Osten des Gebietes groß, während in der Mitte und dem Süden des Gebietes Ackernutzung vorherrscht. Das Gebiet hat einen sehr offenen Landschaftscharakter und nur entlang der Wege gibt es z. T. Hecken und Baumreihen.

Strukturkartierung Der Grünlandanteil beträgt in dem Gebiet 65 %. Das Grünland wird zu 54 % als Weide und zu 38 % als Wiese genutzt. 8 % sind Grünland-Brachen. Die Zeigerarten kommen in etwa 50 % des Grünlandes vor. Sumpfdotterblumen gibt es nicht mehr, Wiesenschaum- kraut ist in dem Gebiet jedoch mit geringen bis mittleren Deckungsgraden weit verbreitet. Sehr häufig treten auch Binsen und Wiesenschaumkraut in denselben Flächen auf. Auch Binsen gibt es in dem Gebiet sehr viel, vor allem in den Grünlandbrachen.

Wiesenvogel-Erfassungen Im Vergleich zu früheren Erfassungen haben sich die Bestände aller Arten positiv entwi- ckelt. Die Bestände von Uferschnepfe und Großem Brachvogel haben sich verdoppelt und auch die Kiebitz-Bestände haben stark zugenommen. Die Auswertung der genutzten Strukturen ergibt ein sehr differenziertes Bild. Während der Austernfischer ausschließlich Ackerflächen nutzt sind Uferschnepfe und Großer Brachvogel zu fast 100 % im Grünland zu finden. Der Große Brachvogel nutzt überwiegend Weiden und die Uferschnepfe Wie- sen. Der Kiebitz nutz alle vorhandenen Strukturen und der Grünlandanteil beträgt etwa ein Drittel.

70 Dümmerwiesen Südwest

AKFW-Nr.: 106 | Größe : 1.205 ha | Landkreis(e): OS | TK50: 3514 Dümmerwiesen Südwest Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Lange Lohe AKFW-Nr.: 109 | Größe: 2.415 ha | Landkreis(e): DH, VEC | TK50: 3316

Gebietsbeschreibung Das Gebiet „Lange Lohe“ liegt nördlich von Diepholz an der Grenze zum Landkreis Vechta. Nördlich schließt sich das Große Moor (Vechtaer Moor, Goldenstedter Moor) an. Das Ge- biet hat einen offenen Charakter und ist von mehreren Gräben und Bächen durchzogen. Es besteht vor allem im Norden und Westen aus Feuchtgrünland auf Nieder- und Hoch- moorböden. Im südlichen Teil des Gebietes ist der Ackeranteil bereits sehr hoch.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 42 %, der sich in 43 % Weiden, 41 % Wiesen, 9 % Sonstiges Grünland und 7 % Grünland-Brachen aufteilt. Insgesamt besteht das Ge- biet aus einem bunten Mosaik an Grünland- und Ackerflächen. Das Grünland konzentriert sich im nördlichen und westlichen Teil des Gebietes und im Zentrum. Die erfassten Zei- gerarten sind alle vorhanden. Auch Sumpfdotterblumen kommen in diesem Gebiet noch auf mehreren Flächen vor. Wiesenschaumkraut ist in geringen bis hohen Deckungsgraden in einem Drittel des Grünlandes zu finden.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen haben sich in diesem Gebiet sehr unterschiedlich ent- wickelt. Während die Kiebitze ihren Bestand seit 1997 fast verdreifachen konnten, sind die Bekassinen deutlich weniger geworden. Der Große Brachvogel konnte seinen Bestand verdoppeln und auch der Uferschnepfen-Bestand hat sich erholt. Uferschnepfe, Rotschen- kel und Bekassine nutzen in diesem Gebiet zu fast 100 % Grünland. Austernfischer und Kiebitz nutzen dagegen zu ca. 60 % Ackerflächen, der Große Brachvogel zu ca. 15 %.

72 Lange Lohe

AKFW-Nr.: 109 | Größe : 2.415 ha | Landkreis(e): DH, VEC | TK50: 3316 Lange Lohe Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Wulfer Moor AKFW-Nr.: - | Größe: 326 ha | Landkreis(e): CLP | TK50: 2914

Gebietsbeschreibung Das Gebiet liegt nordöstlich von Garrel im Landkreis Cloppenburg. Im Osten grenzt das NSG Böseler Moor an das Gebiet, das von der Vehne durchflossen wird. Der Grünlandan- teil ist in dem Gebiet schon stark zurückgegangen.

Strukturkartierung Das Gebiet hat einen Grünlandanteil von 35 %, der sich in 63 % Wiesen, 25 % Weiden und 12 % Grünland-Brachen gliedert. Binsen kommen auf einigen Flächen mit geringen bis hohen Deckungsgraden vor.

Wiesenvogel-Erfassungen Die Bestände der Wiesenlimikolen haben sich in diesem Gebiet sehr stark verändert. Uferschnepfen und Große Brachvögel gibt es nicht mehr. Für Kiebitz und Bekassine liegen keine Vergleichszahlen aus früheren Jahren vor. Die Kiebitze nutzen in diesem Gebiet einen sehr hohen Ackeranteil. Die Bekassinen nutzen offensichtlich mehr lineare Struktu- ren (Gräben), dadurch ist der genutzte Ackeranteil sehr hoch ausgefallen.

74 Wulfer Moor

AKFW-Nr.: - | Größe : 326 ha | Landkreis(e): CLP | TK50: 2914 Wulfer Moor Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

4.2 Gesamtbetrachtungen

4.2.1 Auswertung der Strukturkartierung Die Gesamtfläche der untersuchten 27 Gebiete beträgt 36.254,3 ha und unterteilt sich in 13.434,6 ha Ackerflächen (37 %) und 22.819,7 ha Grünland (63 %). Das Grünland gliedert sich in 43 % Wiesen, 38 % Weiden, 16 % Sonstiges Grünland und 3% Grünland-Brachen (Abb. 2 und 5).

Abb. 2: Gesamtverteilung von Grünland und Acker Abb. 3: Gesamtnutzung des Grünlandes

Von den untersuchten Zeigerarten kommt die Sumpfdotterblume, als Zeiger für nasses Grün- land, insgesamt nur noch in 31,7 ha (0,1 %) des untersuchten Grünlandes vor. Wiesenschaum- kraut, als Zeiger für feuchtes bis frisches Grünland wurde auf 4.338,5 ha (19 %) festgestellt. Weniger häufig kam die Flatterbinse als Brache-Zeiger im Grünland vor; sie war auf 1.253,1 ha (5,5 %) vertreten.

Diese Zahlen zeigen, dass durch eine Intensivierung der Grünlandnutzung Arten wie Sumpfdot- terblume und Wiesenschaumkraut, die ursprünglich fast flächendeckend im Feuchtgrünland verbreitet waren, verdrängt werden. Sumpfdotterblumen sind fast nur noch an Grabenrändern anzutreffen und selbst in den verbliebenen Vorkommen von Wiesenschaumkraut ist die Dichte der Bestände überwiegend gering (Abb. 4). Diese Entwicklung ist auch in anderen Bundeslän- dern, wie z.B. dem benachbarten Nordrhein-Westfalen bekannt (KÖNIG 2003).

Abb. 4 zeigt die Häufigkeit und den Deckungsgrad der untersuchten Zeigerarten im Grünland. Alle Arten kommen häufiger mit geringem Deckungsgrad vor, als mit mittlerem oder hohem. Beim Wiesenschaumkraut sind die Unterschiede am deutlichsten. In der Abbildung wurden Flächen, in denen mehr als eine Zeigerart vorkam, doppelt gewertet.

Welche Kombinationen von Zeigerarten es im Grünland gab, und wie häufig sie vertreten waren zeigt Abb. 5. Hier wird das Grünland mit Zeigern auch noch einmal dem Grünland ohne Zeiger- arten gegenübergestellt.

76 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Abb. 4: Häufigkeit und Deckungsgrad der untersuchten Zeigerarten im Grünland

Die häufigste Zeiger-Kombination war ein gemeinsames Auftreten von Binse und Wiesen- schaumkraut, doch kommen beide Arten häufiger allein vor. Sumpfdotterblumen traten zu 2/3 gemeinsam mit Binsen auf und am wenigsten häufig war eine Kombination aller drei untersuch- ten Arten (Abb. 5).

Abb. 5: Kombinationen von Zeigerarten im Grünland

Um regionale Unterschiede bei Acker- und Grünlandanteil, Grünlandnutzung und Verbreitung der Zeigerarten feststellen zu können, wurde die Flächennutzung aller untersuchten Gebiete in einem Landkreis (LK) addiert um so die einzelnen Landkreise einander gegenüberstellen zu können. Die Ergebnisse sind im Folgenden dargestellt.

77 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Der Grünlandanteil der Untersuchungsgebiete nimmt auf Landkreisebene betrachtet von Norden nach Süden deutlich ab. Eine Ausnahme bilden die Gebiete im LK Osnabrück, in denen der Grünlandanteil etwas höher ist als im LK Cloppenburg (Abb. 6).

Abb. 6: Acker- und Grünlandanteile sortiert nach Landkreisen

Bei der Grünlandnutzung ist kein regionaler Trend (z.B. Veränderung von Norden nach Süden) festzustellen. Der Anteil der als Weide genutzten Flächen ist in allen LK ähnlich hoch, während der Anteil des als Wiesen genutzten Grünlandes stark variiert. Auch der Anteil an Sonstigem Grünland ist sehr unterschiedlich (Abb. 7). Dies ist unter anderem methodisch bedingt. Bei der Vielzahl der Kartierer war die Zuordnung der Strukturen z.T. relativ heterogen.

Abb. 7: Grünlandnutzung sortiert nach Landkreisen

78 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Mit Ausnahme des LK Nordhorn nehmen die von Binsen bestandenen Flächen von Norden nach Süden zu (Abb. 8). Für die Sumpfdotterblume lassen sich keine regionalen Unterschied feststel- len, da sie in den untersuchten Gebieten fast ausschließlich im LK Diepholz vorkam. Der Anteil an Grünland mit Wiesenschaumkraut variiert in den LK sehr stark. Er nimmt von Norden nach Süden ab jedoch gibt es in den westlicher gelegenen LK (LER, EL, NOH) weniger Grünland mit Wiesenschaumkraut als in den östlichen (CLP, DH, OS).

Abb. 8: Anteil der Fläche mit den drei untersuchten Zeigerarten an der Gesamt-Grünlandfläche der Untersuchungsge- biete innerhalb der Landkreise

4.2.2 Habitatnutzung der Wiesenlimikolen Bei den Bestandserfassungen wurden die Revierzentren der Wiesenlimikolen von den Mit- arbeitern des Arbeitskreises so genau wie möglich ermittelt. Dabei ist zu bedenken, dass die Reviergrößen einzelner Arten bis über 20 ha betragen können, sich die Reviere zudem im Laufe der Saison auch räumlich etwas verlagern können (Erst-/Nachgelege, Aufenthaltsorte der Familienverbände etc.).

Da im Rahmen des Projektes auf eine Nestersuche (u.a. aus Schutzgründen) verzichtet wurde, ist eine punktgenaue Darstellung der Brutplätze nicht möglich. Auf Grundlage der (mindestens) drei Begehungsgänge war die Angabe von hypothetischen Revierzentren jedoch meist möglich.

Für die Ermittlung der Habitatnutzung der Arten wurden mit einem GIS die Flächenstrukturen im Radius von 100 m um die hypothetischen Revierzentren bestimmt und ausgewertet. Daraus lassen artspezifische Präferenzen und Unterschiede ableiten.

79 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Bei einer Interpretation der Daten ist auf folgende Einschränkungen hinzuweisen:

• Die Auswahl der Untersuchungsgebiete (UG) orientierte sich v.a. an bekannten (z.T. ehema- ligen) Vorkommen der Uferschnepfe – als besonderer Zeigerart für feuchtes Grünland. Opti- male Uferschnepfenhabitate unterscheiden sich in verschiedenen Parametern von denen ei-

niger anderer Arten (BEINTEMA et al. 1995, siehe auch Abb. 1 in Kap.2.2). • Die Nutzungskartierung erfolgte in einigen wenigen Gebieten nur in den von Uferschnepfen noch besiedelten (Teil-)Räumen. • Bei der Gesamtbewertung der Daten können gebietsspezifische Charakteristika mit mögli- chen Folgen für die Habitatnutzung der Vögel (siehe Kap. 3.1) nicht berücksichtigt werden.

Die folgende Analyse bezieht sich deshalb ausschließlich auf die Verhältnisse in den UG; diese werden zum großen Teil konventionell landwirtschaftlich genutzt. In fast allen UG, also auch in standortbedingt eigentlich reinen Grünlandgebieten, haben mittlerweile die Ackerflächen einen stetig zunehmenden Flächenanteil (siehe Kap. 4.2.1).

Aussagen zur bevorzugten Nutzung von artenreicheren Grünlandstrukturen mit Anteilen von Sumpfdotterblume, Binsen und Wiesenschaumkraut beziehen sich auf folgende Flächengrößen:

• Grünland mit Sumpfdotterblume: 32 ha • Grünland mit Binse 1.253 ha • Grünland mit Wiesenschaumkraut: 4.339 ha

Flächen mit diesen Zeigerarten werden im Folgenden als artenreiche, solche ohne diese Arten als artenarmes Grünland klassifiziert. Sumpfdotterblumenwiesen sind in den UG mittlerweile so selten (siehe auch Kap. 4.2.1), dass Aussagen hinsichtlich einer bevorzugten Auswahl dieser Flächen durch Wiesenlimikolen kaum noch möglich sind.

Austernfischer Der Austernfischer ist kein typischer Wiesenvogel, sondern eigentlich ein Küstenvogel. Seit einigen Jahrzehnten zeigt die Art eine Ausbreitungstendenz längs der Flüsse und brütet heute auch weit im Binnenland (ZANG & HECKENROTH 1995). Als einzige, auch im Grünland brütende Limikole ist der Austernfischer nicht im Bestand gefährdet.

Die Art hat dabei keine besonders hohen Habitatansprüche an den Brutplatz (Abb. 9); die Vorkommen in den UG lagen sowohl auf Acker- als auch im Grünland. Bei den Grünlandbruten war eine Präferenz für artenreichere Flächen nicht zu erkennen (Abb. 10, Abb. 11). Die Brut- platzwahl des Austernfischers scheint weniger von Nutzungstypen und –intensität als von anderen Faktoren abhängig zu sein (möglicherweise die Nähe zu Flussauen, Offenheit der Gebiete etc.).

80 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Abb. 9: Durch Austernfischer genutzte Grünland- und Ackerstrukturen

Abb. 10: Anteil des durch den Austernfischer genutzten Grünlandes mit und ohne Zeigerarten

Abb. 11: Durch Austernfischer genutztes Grünland mit Zeigerarten

81 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Kiebitz Der Kiebitz ist der Charaktervogel der norddeutschen Tiefebene. Ursprünglich v.a. auf feuchten Wiesen und Weiden brütend, werden seit wenigen Jahrzehnten auch Ackerflächen als Brutplatz angenommen. Dies hängt i.W. mit dem Angebot und ökologischen Zustand des Grünlandes zusammen, dass selbst zu Beginn der Brutzeit häufig kaum noch offene, kahle Stellen aufweist. Diese Strukturen findet die Art auf (meist noch unbestellten) Ackerflächen, so dass – mangels geeigneter Alternativen im Grünland – der Kiebitz auch auf diesen Flächen brütet. Während in gemischten Acker- und Grünlandflächen Kiebitze durchaus gute Bruterfolge erzielen können, sind in reinen Ackerbaugebieten ausreichende Reproduktionserfolge nur selten möglich.

Die Verteilung der Vorkommen in den UG spielt diese scheinbar weite Amplitude in der Habitat- wahl des Kiebitz gut wider (Abb. 12); der weitaus größte Anteil der Kiebitze brütet hier jedoch immer noch auf Grünland.

Abb. 12: Durch Kiebitze genutzte Grünland- und Ackerstrukturen

Artenreiche Wiesen waren zu höheren Anteilen besiedelt als Wiesen ohne Zeigerarten (Abb. 13), Wiesen mit Sumpfdotterblumen waren sogar zu ca. 50 % vom Kiebitz besiedelt (Abb. 14). Dieser hohe Wert resultiert z.T. wohl aus der insgesamt noch weiten und z.T. dichten Verbrei- tung der Art in einigen UG. Wiesen mit Binse und Wiesenschaumkraut wiesen ebenfalls eine Attraktivität für die Art auf.

82 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Abb. 13: Anteil des durch den Kiebitz genutzten Grünlandes mit und ohne Zeigerarten

Abb. 14: Durch Kiebitze genutztes Grünland mit Zeigerarten

Großer Brachvogel Große Brachvögel können sehr alt werden und sind in Regel sehr reviertreu; auch nach Um- wandlung von Grünland in Ackerflächen halten sie noch lange am einmal gewählten Brutplatz fest (KIPP 1982, 1992, BEINTEMA et al. 1995).

In den Untersuchungsgebieten brütete der Große Brachvogel zu hohen Anteilen auf Grünland (Abb. 15). Die Strukturen des Grünlandes haben ebenfalls einen Einfluss auf die Revierwahl; so wurden relativ gesehen Grünlandflächen mit Zeigerarten etwa doppelt so häufig genutzt wie artenarmes Grünland (Abb. 16); darunter waren v.a. Flächen mit Wiesenschaumkraut (Abb. 17).

83 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Abb. 15: Durch den Großen Bachvogel genutzte Grünland- und Ackerstrukturen

Abb. 16: Anteil des durch den Großen Brachvogel genutzten Grünlandes mit und ohne Zeigerarten

Abb. 17: Durch den Großen Brachvogel genutztes Grünland mit Zeigerarten

84 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Bekassine Die Bekassine war - methodisch bedingt – im Rahmen des Projektes nicht vollständig zu erfas- sen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass nur (noch) einige wenige Vorkommen nachgewie- sen werden konnte; zumal die Art insgesamt wohl weiter stark rückläufig ist (ZANG et al. 1995,

MELTER 2004).

Die Nachweise beziehen sich fast ausschließlich auf Grünland (Abb. 18). Im Gegensatz zu den anderen Wiesenlimikolen besiedelt die Bekassine auch kleinere Flächen von wenigen ha, wenn die relevanten Habitatrequisiten vorhanden sind (v.a. auch die hydrologischen Bedingungen günstig sind). Artenreiche Wiesen und Weiden werden dabei deutlich präferiert (Abb. 19), besonders hoch sind die Anteile von Flächen mit Sumpfdotterblumen (Abb. 20).

Abb. 18: Durch Bekassinen genutzte Grünland- und Ackerstrukturen

Abb. 19: Anteil des durch Bekassinen genutzten Grünlandes mit und ohne Zeigerarten

85 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Abb. 20: Durch Bekassinen genutztes Grünland mit Zeigerarten

Uferschnepfe Die Ergebnisse der Analyse bestätigen die Einordnung der Uferschnepfe als gute Indikatorart. Die Reviere der Uferschnepfe befanden sich fast ausschließlich auf Grünlandflächen (Abb. 21). Ackerflächen wurden kaum angenommen; weniger als 10 % der Revieranteile entfielen auf Ackerflächen (diese geringen Anteile betreffen - methodisch bedingt - zudem überwiegend nicht genutzte, benachbarte Flächen).

Abb. 21: Durch Uferschnepfen genutzte Grünland- und Ackerstrukturen

86 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Bei der Revierwahl zeigten die Uferschnepfe eine deutliche Präferenz für artenreiche Wiesen und Weiden (Abb. 22), diese waren mehr als doppelt so häufig besiedelt als artenarme Flächen. Besonders hoch waren die Anteile in Wiesen mit Sumpfdotterblumen (Abb. 23).

Abb. 22: Anteil des durch Uferschnepfen genutzten Grünlandes mit und ohne Zeigerarten

Abb. 23: Durch Uferschnepfen genutztes Grünland mit Zeigerarten

Rotschenkel Der Rotschenkel ist insgesamt in deutlich geringeren Bestandsgrößen vertreten als die Ufer- schnepfe, zeigt aber in Bezug auf die Flächenutzung ein ähnliches Verteilungsmuster (Abb. 24); diese Art nutzt sogar fast ausschließlich Grünlandflächen.

Wie die Uferschnepfe zeigte auch der Rotschenkel eine deutliche Bevorzugung von artenreichen Grünlandflächen (Abb. 25, Abb. 26).

87 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Abb. 24: Durch Rotschenkel genutzte Grünland- und Ackerstrukturen

Abb. 25: Anteil des durch Rotschenkel genutzten Grünlandes mit und ohne Zeigerarten

Abb. 26: Durch Rotschenkel genutztes Grünland mit Zeigerarten

88 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Zusammenfassend betrachtet spiegeln die Ergebnisse die unterschiedliche Amplitude in der ökologischen Toleranz der Habitatansprüche der Wiesenlimikolen wider. Enge Lebensraum- ansprüche, d.h. hohe bis sehr hohe Grünlandanteile, zudem noch mit feuchten Standortbedin- gungen weisen die Arten Bekassine, Uferschnepfe und Rotschenkel auf, in der Reihenfolge Großer Brachvogel, Kiebitz und Austernfischer werden die ökologischen Ansprüche immer weniger spezifisch, hohe Ackeranteile sowie damit einhergehend eine intensivere landwirtschaft- liche Nutzung werden toleriert. Diese Ergebnisse können damit für das westliche Niedersachsen in den Grundzügen das Schema von BEINTEMA et al. (1995) bestätigen (siehe auch Abb. 1).

Daraus leiten sich für den Schutz der Wiesenlimikolen Folgerungen ab. Mit einem Schutz der Lebensräume der sensibleren Arten Rotschenkel und Uferschnepfe können gleichzeitig auch die Vorkommen der anderen gefährdeten Arten gefördert werden. Umgekehrt gilt dieser Schluss nur bedingt. Es gilt also, die wichtigsten Grünlandflächen für Uferschnepfe und Rotschenkel zu erhalten und dort eine artenreiche Grünlandentwicklung zu fördern.

4.3 Räumliche Lage der durch Uferschnepfen besetzten Gebiete Um langfristig überlebensfähige Wiesenvogel-Populationen im westlichen Niedersachsen erhal- ten zu können ist ein kohärentes (zusammenhängendes) Netz von Gebieten notwendig, in denen die Strukturen den Ansprüchen der Wiesenvögel entsprechen. Dies wird sowohl in Art. 4 Abs. 3 der EU-Vogelschutzrichtlinie (VSchRL) als auch in Art. 3 Abs. 1 der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie (FFH-RL) gefordert.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Ansprüchen verschiedener Arten an ein Verbundsys- tem von Schutzgebieten, wie es das Netz Natura 2000 darstellen soll, sind bisher noch gering. Wichtige Parameter sind jedoch die Größe der Schutzgebiete, ausgehend von den Minimalarea- len, sowie die Verbunddistanzen (JEDICKE 1994). Im Folgenden sind nun Angaben aus der Literatur zu den Ansprüchen von Wiesenlimikolen zusammengetragen. Der Wissensstand ist bisher jedoch sehr gering und viele der folgenden Werte sind nur als grobe Richtwerte zu verstehen.

WOIKE (1983) nennt als ersten, vorsichtigen Richtwert für ein Watvogelschutzgebiets-System eine Mindestgröße der Einzelflächen von 200 ha und einen maximalen Abstand von 30 km. Noch ungenauer ist die Angabe von RIESS (1986), dass Populationen mittelgroßer Vogelarten eine Flächengröße von 1000 ha benötigen. Für den Großen Brachvogel gibt er jedoch eine Flächen- größe von 250 ha an und für die Bekassine zehn ha. Bei den Verbunddistanzen gibt RIESS (1986) für mittelgroße Vogelarten eine Maximaldistanz von fünf bis zehn Kilometern an und für Großen Brachvogel und Bekassine eine Distanz von zehn Kilometern. Die Mindestpopulation sollte bei

89 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Großem Brachvogel und Bekassine bei zehn Brutpaaren liegen, wobei eine Verbindung zu sogenannten Nebenzentren mit weniger Brutpaaren notwendig ist (RIESS 1986).

Durch die Beringung von Austernfischern weiß man, dass die Jungvögel dieser Art sich überwie- gend in maximal 30 km Entfernung vom Geburtsort ansiedeln (ZANG et al. 1995). Für einen genetischen Austausch ist also eine geringere Distanz bis zur nächsten Population erforderlich.

Sehr ausführliche Untersuchungen hat KIPP (2002) am Großen Brachvogel durchgeführt. Bei dieser Art siedeln sich die ♂ im Durchschnitt innerhalb von 9,2 km und ♀ innerhalb von 34,6 km Entfernung vom Geburtsort an. Die Distanz bis zur nächsten Population sollte also zwischen diesen Werten liegen. Für Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel konnten in der Literatur keine Angaben zum Minimalareal einer Population und zur Maximaldistanz zwischen den Populationen gefunden werden. Auch eine Befragung von Fachleuten brachte keine weiteren Ergebnisse. Das zeigt noch einmal den Forschungsbedarf, der auf diesem Gebiet besteht.

Aus den recherchierten Daten ergibt sich, dass die einzelnen Gebiete in einem kohärenten Schutzgebietsnetz für Wiesenlimikolen keine größere Entfernung als 30 km voneinander haben sollten. Bei größeren Entfernungen kann das Netz nicht als kohärent gelten und es müssen weitere Gebiete zum Schutz dieser Arten bereitgestellt werden. Da die Distanz von 30 km sich aber bisher nur an Großem Brachvogel und Austernfischer orientiert, kann diese Zahl nicht als abschließend gelten.

Die Größe der einzelnen Gebiete sollte sich nach JEDICKE (1994), sowie RIESS (1986) an der Art mit dem höchsten Raumanspruch orientieren, weil dann die Fläche für jede der Zielarten ausreichend ist. Bei den Wiesenlimikolen ist die Art mit den höchsten Ansprüchen der Große

Brachvogel (WOIKE 1983). Die recherchierten Daten legen eine Mindestgröße von 250 ha nahe.

In Abb. 27 ist die räumliche Verteilung aller Gebiete im westlichen Niedersachsen dargestellt, die durch Uferschnepfen besetzt sind. Die Größe der Punkte symbolisiert den Brutbestand der Uferschnepfen. Die Abbildung zeigt sehr deutlich, dass fast alle Wiesenvogel-Gebiete, die unter Schutz stehen, im Norden des Untersuchungsraumes liegen. Die einzige Ausnahme bildet das Gebiet am Dümmer. Aus Sicht der Kohärenz der besiedelten Gebiete ist ein Erhalt bzw. eine Verbesserung der Gebiete die das Netz verbinden, dringend erforderlich. Das sind vor allem die Gebiete in den LK Cloppenburg, Emsland und Osnabrück. Auch die Gebiete im LK Grafschaft Bentheim sind sehr wichtig, weil sie die Verbindung zu den niederländischen Uferschnepfen- Beständen darstellen.

90 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Aurich S# S# S#S# S# Leer S# # S# #S# S Ammerland S# S# SS# S# S# S# S# S# S# S# S# S S# S# S# S# S S# # S# S# S# S S S

Cloppenburg

S# S# S# S#

Emsland S# S# S# S# S# S# S# S# S# S# S# Vechta S# Diepholz S# S#S# S# GrafschaftS# Bentheim S# S# S# S# S#

S# S# Osnabrueck

OS

Im Rahmen des Projektes unter- Schutzgebiete (BSG, NSG) mit Weitere Gebiete mit Uferschnep- suchte Gebiete (0 = Bestand war Uferschnepfen-Vorkommen fen-(Rest)-Beständen 2004 erloschen) (aktuellster bekannter Bestand) (aktuellster bekannter Bestand) Bestand (RP) Bestand (RP) Bestand (RP) S 0 S# S# 1 - 5 S# 1 - 5 1 - 5 S# 6 - 10 S# 6 - 10 S# 6 - 10 S# 11 - 20 S# 11 - 20 S# 21 - 50 S# 21 - 50 S# > 50 S# > 50 Abb. 27: Räumliche Lage und Brutbestand durch Uferschnepfen besetzter Gebiete im westlichen Niedersachsen (RP = Revierpaar)

91 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

5 Gebietskulisse für eine Grünlandförderung im westlichen Niedersachsen In den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten hat das Land Niedersachsen einige Natur- schutzgebiete mit dem besonderen Schutzziel „Wiesenvögel“ ausgewiesen (z.B. im Weser-Ems- Raum: Fehntjer Tief, Dümmer, Hunteniederung), einige Gebiete wurde darüber hinaus bei der EU auch als NATURA 2000 Gebiete gemeldet. Neben der Schutzgebietsausweisung wurden zudem in den letzten Jahren v.a. im Rahmen von PROLAND durch das „Kooperationsprogramm – Feuchtgrünland“ Maßnahmen für Wiesenvögel gefördert.

In der Summe reichen all diese Maßnahmen bislang jedoch immer noch nicht aus, den landes- weiten Rückgang der Bestände zu stoppen und diese zu stabilisieren (ZANG et al. 1995, SÜDBECK

& KRÜGER 2004, MELTER 2004). Die Verbreitungsareale der Arten schrumpfen weiter, die Relikt- vorkommen sind räumlich immer weiter voneinander getrennt und verinseln; mit zunehmender Isolation ist der Erhalt auch dieser Vorkommen in Gefahr.

Diese wenig optimistische Prognose wird durch ein zusätzliches Alarmsignal unterstrichen: Die Bestände der Wiesenlimikolen sind selbst in einigen Schutzgebieten rückläufig. Der formale Akt der Schutzgebietsausweisung konnte den negativen Trend oft nicht umkehren, ja selbst nach Durchführung z.T. umfangreicher Biotopgestaltungsmaßnahmen sind die Vorkommen in einigen Gebieten immer noch nicht stabil. Von „source-Habitaten“, also Gebieten, die durch positive Reproduktionsraten Verluste in anderen Regionen ausgleichen könnten, sind die meisten

Schutzgebiete noch weit entfernt (EIKHORST & BELLEBAUM 2004, BRANDT & EULNER 2004).

Vor diesem Hintergrund ist auch die Tatsache, dass mittlerweile über 50 % des niedersäch- sischen Brutbestandes der Uferschnepfe6 und über 30 % des Großen Brachvogels in EU-

Vogelschutzgebieten vorkommen (SÜDBECK & KRÜGER 2004), nicht als Erfolg zu werten, sondern im Gegenteil eher zusätzlich beunruhigend.

Ein kohärentes Netz von Wiesenvogellebensräumen mit überlebensfähigen, sich selbst tragen- den Populationen ist in Niedersachsen bislang noch nicht eingerichtet. Damit werden weder die Anforderungen des europäischen Naturschutzprogrammes NATURA 2000 noch die Ziele des § 3 des BNatSchG (Biotopverbund) erfüllt. Die bislang eingerichteten Schutzgebiete können - bei entsprechendem Management - in Zukunft hoffentlich die Funktionen von wichtigen Kerngebie- ten erfüllen, für einen dauerhaften Erhalt der Wiesenvogelvorkommen sind sie sicher nicht ausreichend.

6 Dieser hohe Wert basiert ganz wesentlich auf den Bestandsanteilen aus dem Nationalpark Nieder- sächsisches Wattenmeer. 92 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Eine wesentliche Grundlage für die Errichtung eines funktionsfähigen Netzwerkes ist die Erarbei- tung einer Gebietskulisse, die sowohl den räumlichen als auch populations-biologischen Anforde- rungen gerecht werden kann (Identifizierung von Kern- und Nebengebieten, Trittsteingebieten, wichtigen Gebiete an der Arealrändern etc.). Aus biologischer Sicht bestehen für die Umsetzung eines Biotopverbundes noch etliche ungeklärte Fragen (z.B. kritische Populationsgröße, Minimal- areale, Populationsaustausch etc.). Aus eher pragmatischer Sicht (Umsetzung, Prioritäten etc.) sind auch der aktuelle Erhaltungszustand und das Entwicklungspotenzial der Gebiete von Relevanz.

Zentrales Ziel dieses Projektes des Arbeitskreises Feuchtwiesenschutz Westniedersachsen ist die Erstellung einer Gebietskulisse (exemplarisch für das südwestliche Niedersachsen), die sich den skizzierten naturschutzfachlichen Anforderungen nähern kann. Mit dem Aufbau bzw. der Ver- dichtung eines solchen Netzes kann - angesichts der negativen Bestandstrends - nicht gewartet werden bis alle wissenschaftlichen Fragen geklärt sind (SCHMIDT 2003).

SÜDBECK & KRÜGER (2004) halten eine Art Grundschutz für Grünland in allen noch besetzten Wiesenvogelgebieten für erforderlich. Eine Erfassung aller Wiesenvogelvorkommen war auf rein ehrenamtlich Ebene in diesem Projekt jedoch nicht möglich.

Mit der Auswahl der Uferschnepfe als "Indikatorart" für besonders wertvolle Wiesenvogelgebiete und Zeigerart für feuchtes Grünland wurde auch im Rahmen dieses Projektes bereits eine qualitative Eingrenzung bzw. Reduzierung der Gebietskulisse vorgenommen. Angesichts des stark negativen Bestandstrends der Uferschnepfe und der hohen Gefährdungsstufe (Rote Liste Kategorie 1, vom Aussterben bedroht) ist jedes Vorkommen dieser Art erhaltenswert und förderungswürdig.

Mit dem hier vorgelegten Bericht ist es möglich, hinsichtlich des akuten Handlungsbedarfes im westlichen Niedersachsen Schwerpunke zu bilden (Tab. 2).

Neben der Vernetzung der Gebiete sind die Instrumentarien zum Schutz der Wiesenvögel von hoher Bedeutung. Dabei sind gebietsspezifische Aspekte zu berücksichtigen, einen „Königsweg“ oder die Universallösung wird es sicher nicht geben. Über mögliche Wege zur Annäherung an eine Zielerfüllung wurden mehrfach umfassende theoretische Überlegungen angestellt (siehe z.B. NEHLS et al. 2001, SÜDBECK & KRÜGER 2004). Aus Sicht des Arbeitskreises können und sollten sowohl die Errichtung von Schutzgebieten als auch Vertragsnaturschutzprogramme für den Wiesenvogelschutz genutzt werden.

93 Tab. 2: Handlungsbedarf in den Zielgebieten

Avifauna Vegetation Priorität der Bedeutung Förderung i. d. ÌÌÌ sehr hohes Vorkommen von AKFW-Nr. Name des Gebietes Bedeutung Vernetzung Grünlandanteil Zeigerarten Zielgebieten Wiesenlimikolen 7 Emsniederung Papenburg-Leer (LER, EL) ÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ Ì ÌÌ hohes Vorkommen von Wie- senlimikolen 9 Holtlander Ehetief (LER) ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ Ì Vorkommen von Wiesen- limikolen 10 Leda- /Jümme-Niederung (LER) ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌ

11 Barger Hammrich (LER) ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ Ì Vernetzung 12 Holter Hammrich (LER) ÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌ ÌÌÌ gute Vernetzung des Gebietes ÌÌ Anbindung an Einzelgebiete 13 Rhauderfehntjer Tief (LER) Ì ÌÌÌ ÌÌÌ Ì Ì Isolation bzw. Arealrand

15* Ammersum, Deternlehe, Augustfehn (LER, WST) ÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ Grünlandanteil 16 Sagter Ems (CLP) Ì ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ ÌÌÌ Grünlandanteil >75 % 18* Aper Tief (LER, WST) ÌÌ ÌÌÌ Ì ÌÌÌ ÌÌ Grünlandanteil 50-75 % Ì Grünlandanteil < 50 % 28 Leher Wiesen (EL) ÌÌ ÌÌ ÌÌ Ì Zeigerarten 30 Jammertal (LER) Ì ÌÌ ÌÌÌ Ì ÌÌÌ großflächige Vorkommen von 31 Klostermoor (LER) Ì ÌÌ ÌÌÌ Ì Zeigerarten 37 Ohe:Mammoor/Goosenmoor (EL, CLP) Ì ÌÌ Ì Ì ÌÌ weite Verbreitung von Zeiger- arten 38 Ohe:Ostermoor/Haßmoor (EL) Ì ÌÌ Ì Ì Ì Restvorkommen von Zeigerarten

46 Mittelradde-/Markaniederung (CLP, EL) ÌÌÌ Ì ÌÌ Ì Priorität der Förderung in den 47 Südradde-Niederung (CLP, EL) ÌÌÌ Ì ÌÌ ÌÌ Zielgebieten 63 Lininghagener Wiesen (EL) Ì Ì Ì ÌÌ sehr hoher Förderungsbedarf hoher Förderungsbedarf 67 Laarsches Bruch (NOH) Ì ÌÌÌ Ì Ì Förderungsbedarf 74 Wielen/Wilsumer Moor (NOH) Ì ÌÌÌ Ì Ì

77 Scheerhorn (NOH) ÌÌ ÌÌÌ Ì Ì * Bewertung der Vegetation bezieht sich nur auf den strukturkartierten ÌÌÌ ÌÌÌ Ì Ì 79* Alte Piccardie (NOH) Teil des Gebietes 80 Füchtenfeld (NOH) ÌÌ ÌÌÌ Ì Ì 83 Itterbeck-Südwest (NOH) Ì ÌÌÌ Ì Ì 99 Schneckenbruch/Im Kölzen (OS) ÌÌ Ì ÌÌ ÌÌÌ 106 Dümmerwiesen Südwest (OS) ÌÌ Ì ÌÌ ÌÌÌ 109 Lange Lohe (DH, VEC) ÌÌ Ì Ì ÌÌÌ 110 Wulfer Moor Ì Ì Ì Ì Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

Jenseits der Ausweisung von Schutzgebieten bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Für den Erfolg der Schutzbemühungen wird es von entscheidender Bedeutung sein, die Möglichkeiten der EU PROLAND Agrarumweltprogramme für die Grünlandförderung konsequent und vollstän- dig auszunutzen. Dazu gehört, dass insbesondere das Kooperationsprogramm Feuchtgrünland hinsichtlich der Förderkulisse auf alle wichtige Grünlandgebiete (siehe Tab. 2) ausgeweitet wird.

Als Artenhilfsmaßnahmen und auch zur Förderung einer nachhaltigen, naturverträglichen Landnutzung können sich in naher Zukunft durch das Angebot einer Grünlandprämie sowie das Angebot weiterer Agrarumweltprogramme (Umsetzung der EU-Agrarreform, Luxemburger Beschlüsse) auch außerhalb von Schutzgebieten zusätzlich Möglichkeiten entwickeln, die auch dem Land Niedersachsen zur Verfügung stehen. Im Rahmen der Finanzplanung für die Entwick- lung des ländlichen Raumes sollte zudem der im Ländervergleich in Niedersachsen geringe Anteil der naturschutzorientierten Agrarumweltmaßnahmen erhöht werden (OPPERMANN 2004).

95 Ermittlung von Zielgebieten für eine Grünlandförderung

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