Verein JUGEND UND SPORT e.V. „ Fanladen St.Pauli „ HSV-Fanprojekt Saisonbericht 2003/2004

1 Saisonbericht 2003/2004 des Vereins JUGEND UND SPORT e.V.

Gesamtinhaltsverzeichnis: Bericht des Vorstandes Seite 3 Bericht der Geschäftsstelle Seite 5 Bericht des St.Pauli Fan-Ladens Seite 15 Bericht des HSV-Fanprojekts Seite 71

Herausgeber: Vereins JUGEND UND SPORT e.V. Stresemannstraße 162 22769 Hamburg Tel.: 040-43 14 94/95 Fax: 040-43 22 344 e-mail: [email protected] e-mail: [email protected] http://www.jugend-sport.de http://www.hsv-fanprojekt.de http://www.stpauli-fanladen.de

Typographie und Layout: Dieter Bänisch und Heiko Schlesselmann JUGEND UND SPORT e.V.

Druck: Eigendruck

2 Bericht des Vorstands

Auch im 21. Jahr der Fanprojektarbeit im Verein Begeisterung der Fans in Portugal (und nicht nur Jugend und Sport konnte am Ende der dort) ein Bild machen. Hoffen wir, dass die Leistung Fußballsaison gesagt werden: Nichts ist so bestän- der Mannschaften des HSV und des FC St. Pauli dig wie die Unbeständigkeit der Leistung der ihren Fans Anlaß geben wird, ihre Begeisterung und Mannschaften des Hamburger SV und des FC St. Unterstützung für ihre Mannschaften auch in der Pauli. Waren die Blicke der Fans zu Beginn der kommenden Saison in Hamburg zeigen zu können. Saison noch in die oberen Tabellenregionen gerich- tet, so konnten die Fans am Ende für ihre Vereine Auch in diesem Jahr bekunden wir unseren starken froh sein, dass die Saison ohne großen Schaden Wunsch, mit den Leserinnen und Lesern des überstanden wurde. Saisonberichts ins Gespräch zu kommen bzw. im Gespräch zu bleiben. Deshalb freuen wir uns über Dagegen steht die Beständigkeit des Angebots für Rückfragen und konstruktive Anregungen. die jungen Fußballfans durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fanhaus und im Fanladen. Unabhängig vom augenblicklichen Tabellenstand Für den Vorstand werden Projekte entwickelt und die alltägliche Arbeit gestaltet. Dabei haben beide Fanprojektteams immer den Wandel in der Fan- Szene im Auge und stimmen ihre Angebote ohne Verzögerung auf die veränderten Anforderungen ab.

Die Zusammenarbeit mit den beiden Vereinen ent- wickelt sich von Jahr zu Jahr in eine erfreuliche Richtung weiter. Beide Vereine sind ausgesprochen Vorstand: kooperativ, wenn es darum geht, die Fan-Arbeit vor Kurt Rohde Erster Vorsitzender Ort in den jeweiligen Stadien mit zu gestalten. Der Prof. Dr. Richard Sorg Stellvertretender Vorsitzender Saisonbericht 2003/04 zeichnet wiederum ein bun- Holger Groth Kassenwart tes Bild von den Entwicklungen in der Fanszene und informiert eingehend über die Arbeit beider Verwaltungsrat: Projekte. Udo Pauer Amt für Familie, Jugend und Die Fans können sich auch weiterhin auf das Sozialordnung Engagement und die Präsenz der Mitarbeiterinnen Markus Limpert Hamburger Sportverein und Mitarbeiter der Projekte verlassen. Sie besitzen Christian Reichert Hamburger Sportverein in ihnen kompetente Ansprechpartner bei allen Sven Brux FC St. Pauli Problemen in ihrem Fan-Dasein. Der hohe qualitati- Diedrich Buizinga Polizei-Zentraldirektion 012 ve Standard der Arbeit der Fanprojektler des Rüdiger Bredthauer Fachhochschule für Verwaltung Vereins Jugend und Sport e.V. wird sichtlich aner- Hamburg – Abtl. Polizei kannt; es ist eine Akzeptanz, die über Jahre erarbei- Peter von Appen Hamburger Fußballverband tet wurde. Der Vorstand dankt hiermit ausdrücklich Jürgen Schmücker BEKOS (Ordnungsdienst) den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diese Arne Daedrich FC St. Pauli Fan-Clubs hervorragende – unter nicht immer einfachen Oliver Scheel HSV-Supporters Club Rahmenbedingungen - geleistete Arbeit. Björn Lengwenus Hamburger Sport Jugend Gerhard Händler Hamburger Sport Jugend Diese Zeilen entstehen nach dem Ende der Fußball- Europameisterschaft in Portugal. Auch für diese Veranstaltung gilt: Nichts ist so beständig wie die Unbeständigkeit des Erfolgs. Das dem so ist, macht u.a. den Reiz des Fußballs aus.

Wir alle konnten uns zumindest am Fernsehschirm über die 3 4 Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ganz anders stellt sich die Situation für den HSV wieder ist eine Saison vorbei über die es hier zu und seine Fans da. Der HSV blieb in der Ersten- berichten gilt. Für den FC St.Pauli und seine Fans Liga und gehört dieser nun als einziger Verein seit war es nach 16 Jahren der Zugehörigkeit zur Ersten- Gründung der ununterbrochen an. Aber bzw. Zweiten- Bundesliga ein sich Einstellen auf nicht nur das ist zu vermerken, sondern der HSV die Nord, verbunden mit Spielen nun hatte sich für den "UEFA-Cup" qualifiziert und ging auch gegen Amateurmannschaften der Klubs, die als Liga-Pokal-Sieger in die neue Saison. Doch der man zuvor in der Profiliga traf. Ohne Zweifel ein Saisonauftakt ging mächtig daneben und auch im Abstieg mit vielen Fragen und Sorgen der Fans als "UEFA-Cup" kam man nicht über die erste Runde auch der Vereinsführung. Eine erste große Frage tat hinaus. Die Fans sahen diesen Auftakt mit sich bereits vor dem Beginn der Saison auf: erhält Entsetzen und protestierten gegen Spieler, Trainer der FC St.Pauli überhaupt eine Lizenz? Es plagten und Vereinsführung. Als dann auch noch dem den FC St.Pauli enorme Geldsorgen, eine Lücke Trainer kurzfristig gekündigt wurde, obwohl es von ca. 2.000.000 Euro musste dafür gedeckt wer- einen Tag vorher noch Treueschwüre zum Trainer den. Die sogenannte "Retterkampagne" wurde initi- gab, war das Verhältnis zwischen Fans und iert und war, zumindest aus finanzieller Sicht, ein Vereinsführung stark belastet. wirklicher Retter. Aber ich möchte es nicht versäu- men zu erwähnen, dass wir nicht alles was unter Für das HSV Fanprojekt begann die Saison mit diesem Slogan stattfand auch für unterstützenswert einer kleinen personellen Veränderung. Frank hielten. So hatten wir mit der einen oder anderen Steiner ist für ein halbes Jahr in den USA gewesen, Kampagne schon erhebliche Probleme. So z.B. mit um dort in einem Jugendprojekt in Chicago zu dem Aufruf "Saufen für den FC St.Pauli". Ich hätte arbeiten. Dieser Fachkräfteaustausch zwischen es begrüßt, wenn der Verein auf derartige Aktionen Hamburg und Chicago hat schon eine lange verzichtet hätte. Der Sport, insbesondere der Tradition und wird durch die Behörde für Soziales Profisport, muss sich darüber im klaren sein, dass und Familie vermittelt. Als Vertretung für diesen derartige Aufruf nicht zum Sport passen und, wie in Zeitraum gewannen wir Martin Zajonc. Er war 2001 diesem Beispiel, eine mehr als negative Praktikant beim HSV Fanprojekt und anschließend Ausstrahlung insbesondere in Richtung der jünge- regelmäßig als Honorarkraft im Fanprojekt tätig. Im ren Fans ausüben. Am Schluss blieb die Erkenntnis, September fand dann die Fortsetzung der Feier "20 das benötigte Geld kam zusammen, der FC St.Pauli Jahre HSV Fanprojektarbeit in Hamburg" statt. erhielt seine Lizenz und die Fans konnten nun Dieser Teil der Feierlichkeiten war insbesondere für zumindest Drittligafußball sehen. die Fans geplant und sollte als Dank an diese gelten. Denn nicht nur der Fußball braucht die Fans sonder Bevor die Saison nun aber tatsächlich startete, gab auch die Fanprojektarbeit kommt ohne die Fans es leider noch eine wenig erfreuliche Begegnung nicht aus bzw. findet ohne sie nicht statt. Es war von FC St.Pauli Fans mit einigen HSV-Fans, die an eine tolle Feier, das Haus und der Garten wurden der Überseebrücke im Hamburger Hafen stattfand. hergerichtet und geschmückt, sogar eine live Band Es folgte ein Polizeieinsatz, der auf Seiten der FC (ABSCHLACH) spielte auf. Wir feierten bis in die St.Pauli Fans in seiner Art und Weise als stark über- späte Nacht, es gab nicht nur keine Störungen, son- zogen wahrgenommen und bewertet wurde. Mehr dern selbst zu später Stunde gekommene FC St. und Detaillierteres dazu in den Berichtsteilen der Pauli-Fans wurden als Gäste "toleriert". Nur der Projekte. kurze Auftritt zweier in zivil gekleideter Polizisten (jeder wusste aber wer da gekommen war) war irri- Zur Aufarbeitung des Vorfalls und der von den Fans tierend. Dabei geht es nicht darum, das sie gekom- vorgebrachten Kritik an dem Einsatz der Polizei men sind, sondern der Auftritt an sich. Auch sie hät- luden wir Vertreter/innen aller Beteiligten zu einem ten ja zumindest so tun können als ob sie Gäste bei Gespräch zu uns ins Fanhaus ein. Die uns sind, dann wäre das wohl ohne Bemerkung (von Verantwortlichen des veranstaltenden FC St.Pauli mir) durchgegangen. Fanclubs, und das finde ich besonders hervorhe- benswert, entschuldigten sich für diesen Vorfall zu Beide Projekte boten, wie in all den Jahren zuvor, Beginn des Gesprächs bei den Vertreter/innen der vielfältige Aktivitäten an, unterstützten die Fans bei HSV-Fans. Das Gespräch konnte nicht alle Fragen eigenen Vorhaben und begleiteten sie zu den Heim- klären und nicht alle Wünsche erfüllen, es trug aber und Auswärtsspielen ihrer Mannschaften. Der sicher zu einer Deeskalation bei und wirkt, so hof- Fanladen St.Pauli bot z.B. wieder eine Reise zur 5 fen wir, längerfristig nach. "Antifaschistischen Fußball WM" nach Montecchio in Italien an und, das war neu, veranstaltete zu Oster wurde, war der Besuch der Wehrmachtsausstellung 2004 ein eigenes "Antirassistisches Einladungstur- auf Kampnagel. In diesem Zusammenhang ist auch nier". Zu diesem Turnier wurden Fanclubs aus ganz ein Besuch der KZ Gedenkstätte Dachau zu nennen. Europa eingeladen. Das Turnier war ein voller Das HSV Fanprojekt hatte diesen Besuch mit jun- Erfolg, und wird wohl auch im nächsten Jahr wieder gen HSV Fans in die Auswärtsfahrt nach München stattfinden. Das Turnier wurde auf dem eingebaut. Diese Fahrt war als U 20 Fahrt mit Über- Trainingsgelände des FC St.Pauli ausgetragen und nachtung ausgeschrieben und bot so für den zweiten ging über drei Tage. Tag die Möglichkeit, diesen Besuch einzubauen.

Vom 9.03. - 16.03.2004 führte der Fanladen St.Pauli Es gab viele weitere interessante Veranstaltungen, eine Reise mit Jugendlichen nach Marseille durch. Kooperationen und Beteiligungen der beiden Der Austausch mit unseren französischen Nachbarn Projekte. Joachim Ranau vom HSV Fanprojekt z.B. hat ja nun bereits Tradition und soll auch in der engagiert sich nach wie vor im Fachkreis Zukunft ein fester Bestandteil im Programm der "Gewaltprävention", der unter Federführung der Hamburger Fanprojekte sein. "Beratungsstelle Gewaltprävention" der Behörde für Bildung und Sport unter anderem eine Mit Interesse und Spannung erwarteten wir das Werkmappe zum Thema herausgegeben hat. Ergebnis der in 2003 gegründeten Video AG. Ziel Aus dieser Zusammenarbeit sind Kontakte z.B. zum dieser Video AG war es, ein Video über die FC Ernst-Deutsch-Theater entstanden. So waren wir St.Pauli Fans und den FC St.Pauli herzustellen. Seit mit einem eigenen Beitrag an der Veranstaltung dem Sommer 2004 ist dieses Video fertig und kann "Gewaltige Tage" am Ernst-Deutsch-Theater im beim Fanladen als VHS Video oder als DVD Januar 2004 beteiligt. Für den Anfang 2005 wird gekauft werden. bereits an einer weiteren Veranstaltung geplant, Der Film wurde nach Fertigstellung im "Knust" vor diese soll unter dem Thema "Rausch" stehen. vollem Haus vorgestellt. Ich habe ihn auch und finde, es ist ein sehenswerter Film, in dem die Fans Im März 2004 hatten beide Projekte Besuch einer sich darstellen wie sie sich sehen und erleben. Studentengruppe aus Linz (Österreich). Im Mai kam Darüber hinaus war es für einige Mitglieder der eine türkische Delegation von Jugendarbei- Video AG die erste praktische Erfahrung im tern/innen in das HSV Fanprojekt und lies sich über "Filmgeschäft" und ein Produkt, welches sich über die Arbeit des Projektes informieren. den Verkauf selber finanzieren soll (wir können bereits jetzt - September 04 - sagen, es hat sich Ein wirklich interessantes und sehenswertes finanziell getragen). Die Museum wurde am 6. Video AG wurde von Ralf Februar 2004 in der AOL Mehnert (ex Fanladen Arena eröffnete. Der HSV St.Pauli Mitarbeiter) mit vie- hat mit diesem Museum len Ideen und Engagement einen tollen Raum für die begeleitet und unterstützt. Im Fans und die Unterstützer Sommer 2004 verließ uns des Vereins geschaffen und Ralf Mehnert. Persönliche ehrt damit, wie ich finde, die- Gründe und die nicht ganz jenigen, die den Verein zu geklärte finanzielle Situation diesem Ansehen verholfen (betrifft die Förderung durch haben. Natürlich ganz den Fußball - DFB bzw. DFL besonders hervorgehoben ist - ) im Fanladen waren für Uwe Seeler, aber auch alle diesen Entschluss maßgeb- anderen Spieler der vergan- lich. An dieser Stelle noch- genen Jahre sind genannt. mals recht herzlichen Dank Auf einer großen für die engagierte Arbeit und Wandfläche sind alle ehema- alles Liebe und Gute für die ligen Spieler namentlich auf- Zukunft! geführt, egal wie oft sie für die erste Mannschaft gespielt Ein weiteres mir bedeutsa- haben. Um den Fans und den mes Angebot, welches von Unterstützern des Vereins die 6 beiden Projekten angeboten Möglichkeit zu geben, aber auch um die Kosten des Museums, zumindest teil- bzw. einen Rückblick über die Zeit in Portugal weise zu reduzieren bzw. zu decken, wurden soge- gegeben. nannte Gründerurkunden herausgegeben. Für einen Aber was ist schon eine Fußballeuropameister- geringen Beitrag konnte man somit "Teil" des schaft, wenn man in naher Zukunft die Museums werden und wird auf einer Tafel am Fußballweltmeisterschaft im eigenen Lande hat! Eingang zum Museum erwähnt. Auch der Verein Natürlich haben auch wir schon Vorfreunden auf JUGEND UND SPORT e.V. gehört zu den diese Großveranstaltung und machten und machen Gründungsmitgliedern. uns Gedanken über unsere Beteiligung. Bereits im Juli 2003 schrieben Kurt Rohde und ich einen kur- Soweit mein kurzer Einblick in die Arbeit der bei- zen Brief an den Staatsrat der Kulturbehörde, Herrn den Projekte. Sie werden in den Berichtsteilen der Behlmer, um uns vorzustellen und unser Interesse beiden Fanprojekte weitaus detaillierter und unsere Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit Informationen über deren Arbeit erfahren und inter- bzgl. der Vorbereitung und Durchführung der essante Einblicke erhalten. Fußballweltmeisterschaft in Hamburg zu signalisie- ren. Weitere Briefe und Kontakte mit Behörden und Die Saison 2003/2004 war auch die Saison der Ämtern folgten. Fußballeuropameisterschaft in Portugal. Auch bei dieser Großveranstaltung war der Verein JUGEND Im Frühjahr 2004 bat uns das Amt für Familie, UND SPORT e.V. aktiv vertreten. Wie in den ver- Jugend und Sozialordnung der Stadt Hamburg um gangenen Jahren bzw. den zurückliegenden Welt- ein erstes Konzept. Auf einer Gesamtteamsitzung und Europameisterschaften, hatte die entwarfen wir zuerst einen Aufriss für ein Projekt Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) vom DFB "WM 2006" und in einem weiteren Schritt entstand den Auftrag, eine Fanbetreuung zu entwickeln und daraus das Konzept. durchzuführen. In diese Maßnahme der KOS war Diese Konzept liegt inzwischen beim Amt für vom HSV Fanprojekt Frank Steiner eingebunden Familie, Jugend und Sozialordnung vor und ist allen und dann während der Maßnahme vor Ort. anderen beteiligten Behörden und Ämtern zugegan- Über die Spielqualität der Deutschen Fußballnatio- gen. nalmannschaft möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen, haben kompetentere Menschen Ziel dieses Projektes ist es, die Einrichtungen der auch schon zur genüge getan. Neben der Maßnahme Jugendhilfe in Hamburg zu Partnern der des DFB's bzw. der KOS gab es, was auch auf die "Begegnung der Jugend" bei der WM 2006 in guten Erfahrungen der bisherigen Betreuungsmaß- Hamburg, zu gewinnen. nahmen (für deutsche Fans) zurückzuführen ist, Die Institutionen, die mit der Vorbereitung bzw. der Betreuungsmaßnahmen anderer beteiligter Durchführung der WM befasst sind, zu Beraten und Nationen. zu Informieren über die Interessen und die Der französische Fußballverband bzw. dessen Bedürfnisse von Fußballfans. Beauftragter für die Betreuungsmaßnahme für fran- Genaueres entnehmen Sie bitte dem unten eingefüg- zösische Fans fragte in der Vorbereitungsphase bei ten Konzept. Inwieweit es so zu realisieren sein uns an, ob wir unsere Mitarbeiterin Geneviève Favé wird steht noch nicht fest, da bisher noch keine (sie ist Französin) für diese Maßnahme abstellen Haushaltsentscheidungen gefallen sind. Wir haben könnten. Da unser Bezug nach Frankreich, auch und aber berechtigte Hoffnung, dass die Stadt Hamburg besonders durch Geneviève Favé, sehr eng ist und die notwendigen Finanzmittel bereit stellt und wir wir diese Anfrage auch als Wertschätzung unserer dann im Juni 2005 mit der Umsetzung beginnen Arbeit sahen, stimmten wir der Anfrage zu. Somit können. waren nun schon zwei Mitarbeiter/innen in Portugal und ein Dritter kam noch hinzu. “Konzept zur Fanbetreuung der Stadt Hamburg Die UEFA stellte erstmals für die Fanbetreuung für die WM 2006” Gelder zur Verfügung und beauftragte die FSI "Die Welt zu Gast bei Freunden" lautet das Motto (Football Supporters International) mit dem Aufbau der WM 2006 in Deutschland. Eine Einladung an einer internationalen Fanbetreuungsmaßnahme für die mehr als eine Million Fußballfans aus aller insbesondere die Gäste, die keine nationalen Welt, die während der WM 2006 als Gäste erwartet Angebote hatten. An dieser Maßnahme war vom werden. Viele von ihnen werden in Hamburg zu Fanladen St.Pauli Heiko Schlesselmann beteiligt. In Gast sein, entweder weil sie in Hamburg ihr Team kurzen Berichten, jeweils im Projektberichtsteil, bei Spielen in der AOL-Arena unterstützen wollen 7 wird über die Maßnahmen im Einzelnen berichtet oder weil Hamburg als sehenswerte Stadt und tou- Partner für einzelne Maßnahmen zu gewinnen ristische Attraktion lockt. Eine große - Größtmögliche Informations-, Beratungs- und Herausforderung für die an der Vorbereitung und Hilfsangebote für Gäste aufzubauen, um Durchführung der WM beteiligten Institutionen und Orientierungshilfe zu geben und Verhaltens- Personen in Hamburg. Natürlich kommt dem sicherheit zu schaffen Deutschen Fußball-Bund bei der Bewältigung der - Hamburger Bürger und Hamburger Einrich- Aufgaben dabei die wichtigste Rolle zu. Trotzdem tungen in die Maßnahmen und Angebote einbe- müssen und wollen sich Kommunen, Städte und ziehen Bundesländer auf dieses große Ereignis vorbereiten - Internationale Begegnungen zwischen den Fans und werden alles dazu beitragen, dass die WM 2006 aus aller Welt und den Gastgebern zu organisie- auch aus der spezifisch lokalen Sicht ein echtes ren und durchzuführen, um Vorurteile und ge- "Highlight" für alle Beteiligten wird. So wird auch genseitige Ressentiments gezielt abbauen zu hel- Hamburg als eine der 12 Ausrichterstädte gefordert fen sein, alles zu tun, um oben genanntes Motto in die - Förderung von Sport und Kultur durch ein (fuß- Praxis um zu setzen. ballspezifisches) kulturelles Rahmenprogramm (Konzerte, Theater, Kino, Sportveranstaltungen) Der "Verein Jugend und Sport", Träger der beiden - Ein auf die Bedürfnisse besonders von jüngeren Fanprojekte "HSV-Fanprojekt" und "Fanladen Gästefans zugeschnittenes kostengünstiges St.Pauli", schlägt im folgenden ein Konzept zur Übernachtungs- und Unterkunftsangebot in Fanbetreuung für Hamburg während der WM 2006 Hamburg und Umgebung anzubieten bzw. zu vor. Die Mitarbeiter der Fanprojekte haben seit schaffen 1990 Erfahrungen in der Umsetzung von - Spezifische Angebote im öffentlichen Fanbetreuung bei großen Fußballturnieren sam- Nahverkehr zu schaffen meln können bzw. diese selbst mit angeregt. Einige - Die mit der Umsetzung und den Aufgaben der im weiteren Verlauf dieses Konzeptes vorge- betreuten Institutionen und Personen fachlich schlagenen Maßnahmen (Fanbotschaften, vorzubereiten bzw. ggf. zu schulen Fanzeitungen und Faninfos, internationale Fan- - Den Informationsfluss zwischen den beteiligten bzw. Jugendbegegnungen, Kooperation mit Institutionen (u.a. "DFB") und Behörden sicher Institutionen vor Ort etc.) sind bereits erprobt und stellen zu helfen haben gezeigt, dass sie nicht nur die Stimmung und - Evaluation und Dokumentation der Maßnah- Atmosphäre verbessern helfen, sondern auch zu men, um entsprechende Erkenntnisse zu sichern einer Erhöhung des Sicherheitsgefühls aller und diese in die Bewältigung zukünftiger Zuschauer beitragen. Entsprechende Erfahrungen Aufgaben einfließen zu lassen wurden in Italien (1990), Schweden (1992), England (1996), Frankreich (1998) und Die Umsetzung - ein "WM-Säulenmodell" Holland/Belgien 2002 durch die deutschen Fanprojekte gemacht. Die "Koordinationsstelle der Die Umsetzung der oben genannten Ziele lässt sich Fanprojekte" (KOS) in Frankfurt entwarf die unserer Ansicht nach am besten durch ein Modell Betreuungskonzepte und leitete die erreichen, welches einzelne Maßnahmen (fach-)spe- Betreuungsteams deutscher Fanbetreuer (u.a. aus zifisch bündelt und säulenartig das Gesamtkonzept Hamburg) seit der Europameisterschaft in England zur Fanbetreuung trägt. Insgesamt möchten wir vier 1996. derartige Säulen vorschlagen:

Die Ziele des Konzeptes 1. "Logistik" 2. "Information und Beratung" - Hamburg als weltoffene und gastfreundliche 3. "Kultur" Stadt zu präsentieren 4. "Fußball" - Steuerung und Koordination aller das Zuschau- erverhalten (positiv) beeinflussenden Faktoren Selbstverständlich käme zu den genannten Säulen zum optimierten Gesamtkonzept der Bereich der "Sicherheit" dazu. Diesen aller- - Bereits bestehende Strukturen und Angebote in dings mit Inhalten und Maßnahmen zu füllen, ist Hamburg für die anstehenden Aufgaben zu nut- natürlich alleinige Aufgabe der Innenbehörde bzw. zen bzw. diese zu vernetzen der Polizei und der für die Durchführung der Spiele 8 - Die Hamburger Wirtschaft als Sponsoren bzw. beauftragten Organisatoren und Ordnungsdienste. Das vorgestellte Konzept setzt sich jedoch überwie- · Hamburg sollte ausreichend günstige gend aus Maßnahmen zusammen, die entweder Unterkünfte für die (jüngeren) Gäste bereitstellen. angebots-, bedürfnis- oder vermittlungsorientiert Entsprechende Unterkünfte könnten neben sind und aus der Perspektive sozialer Arbeit mit Jugendherbergen, Jugendhotels auch z.B. Häuser Fußballfans stammen. Nichtsdestotrotz korrespon- der Jugend sein. Denkbar wäre ein Zeltlager in zen- dieren die einzelnen Bereiche offensichtlich mit dem traler Lage (z.B. im Stadtpark). Wünschenswert der "Sicherheit". Deswegen ist es unerlässlich, wäre eine Zentralstelle - analog eines Kommunikationswege zwischen diesen Bereichen Fremdenverkehrsamtes - die den Überblick hat und sicher zu stellen. Es gilt, eine Arbeitsebene zu schaf- Plätze verteilen hilft. fen, auf der Polizei, Ordnungsdienste und die für die Durchführung und Organisation der Maßnahmen · Schulen, die Uni-Mensa oder ähnliche zuständigen Stellen einander informieren, ggf. ein- Einrichtungen könnten Gästefans zu (günstigen) ander unterstützen, mindestens jedoch nicht gegen- Mahlzeiten einladen und so auch Treffpunkte für einander arbeiten. junge Fans und Gastgeber darstellen.

Unter den im folgenden zusammengefassten · Der öffentliche Nahverkehr in Hamburg Vorschlägen für eine umfassende Fanbetreuung könnte die bereits bestehende Möglichkeit, sind erprobte oder bewährte Maßnahmen, Ideen Eintrittskarten für Fußballspiele auch für An- und von Fanprojekten und der Koordinationsstelle der Abfahrt mit Nahverkehrsmitteln kostenfrei zu nut- Fanprojekte und (lokalspezifische) Anregungen der zen, ausbauen bzw. entsprechende Tickets für Hamburger Fanprojekte aufgeführt. Einige Ideen bestimmte Zeiträume (z.B. WM-Vorrunde) günstig und Vorschläge wurden auf einer im April 2003 oder kostenfrei auch für Hamburger (!) anbieten. unter der Leitung der KOS Fanprojekte in Frankfurt stattfindenden "Zukunftswerkstatt 2006" entwickelt, · Hamburger Stadtteile könnten für WM- an der u.a. auch Mitarbeiter der Hamburger Gäste lokalspezifische Angebote zum wohnen, Fanprojekte mitwirkten. Die Ergebnisse dieser schlafen und essen anbieten und sich entsprechend Werkstatt sind in einem von der KOS herausgegebe- präsentieren. nen Reader ("WM 2006 in Deutschland - Anregungen und Konzepte zur Fanbetreuung") fest- · Hamburg sollte den größtmöglichen gehalten, in dem die KOS speziell auf die überre- Einfluss auf die Gestaltung der Preise für gionalen Perspektiven und Zusammenhänge eingeht Eintrittskarten geltend machen, so dass zumindest und diese entwickelt. Viele unserer Vorschläge wer- Karten-Teilkontingente für jüngere bzw. sozial den sich dort wiederfinden lassen. Alle in den schwächere Fans erschwinglich sind. Säulen genannten Inhalte sind Ideen und Anregungen für Hamburg und seine · Hamburg sollte im WM- Entscheidungsträger, das gewählte Motto in die Organisationskomitee auf die positiven Praxis umzusetzen und möglichen Problemen Erfahrungen hinsichtlich der großen bereits im Vorfeld zu begegnen. Wichtig finden wir Bewegungsfreiheit aller Fußballfans in der "AOL- in diesem Zusammenhang, die Hamburger nicht nur Arena" hinweisen und verhindern helfen, dass allein als Gastgeber sondern auch als Gäste anzusprechen aus Sicherheitsbedenken "Hochsicherheitstrakte" bzw. einzubeziehen. geschaffen werde. Für die Umsetzung bzw. die Koordination der Umsetzung schlagen wir im weiteren Verlauf des · ... Konzeptes die Einrichtung einer "WM- Koordinationsstelle Hamburg" analog der "KOS- 2. Säule: "Information und Beratung" Fanprojekte in Frankfurt" vor (s.u.). · Hamburg sollte die Einrichtung sogenannter In der Vorbereitung sollte unter Einbeziehung aller "Fanbotschaften" unterstützen, in denen Gästefans relevanten Institutionen, Gruppen und Personen die (nach bundesweit einheitlichen Standards, entspre- genannten Ideen weiterentwickelt und ergänzt wer- chende Konzepte existieren bereits) in ihrer Sprache den (s.u.). informiert, beraten und betreut werden können. Die Fanbotschaften könnten mit den in Hamburg zahl- 1. Säule: "Logistik" reichen Konsulaten kooperieren. 9 · Es sollte eine Medienplattform (Fanzeitungen, Internet, Flyer usw.) aufgebaut wer- · Hamburger Kultur-Einrichtungen den, die sowohl Gästefans als auch deutsche Fans (Kunsthalle, Museen, Theater etc. ) könnten ausführlich mit Informationen und Hamburger und Gäste zu "Tagen der offenen Tür" Partizipationsmöglichkeiten versorgen hilft. Dies oder ähnlichem einladen sowie fußballspezifische könnte in enger Kooperation mit der "KOS Ausstellungen und Themen anbieten. Das "HSV- Fanprojekte" in Frankfurt und dem "Jugend- Museum" könnte in dem Zusammenhang miteinbe- Informationszentrum" (JIZ) in Hamburg geschehen. zogen werden.

· An zentralen Anlaufstellen (z.B. Flughafen, · Analog zur "Nacht der Museen" könnte eine Hbf) sollten "Info-Center" ankommende Gäste mit "Nacht des Fußballs" unter Einbeziehung von kul- den nötigsten Informationen versorgen. Ergänzt turellen Einrichtungen, Stadtteilen und dem werden sollte dieses Angebot durch mobile Hamburger Nachtleben für Hamburger und Gäste Infostellen (z.B. Fanmobil-Bus) an Spieltagen. angeboten werden.

· Polizei- und Behördenanlaufstellen sollten · Hamburger Einrichtungen der Kinder- und den Fanbotschaften Ansprechpartner nennen, die Jugendhilfe (z.B. Jugendhäuser und bei Problemen beraten, unterstützen und aufklären Jugendeinrichtungen etc.) könnten Thematiken und können. Eine entsprechende Vernetzung untereinan- Veranstaltungen vor dem ethnischen Hintergrund der bietet sich an. von Gästen und Hamburgern anbieten.

· Die großen Hamburger Fußballvereine · Hamburger Kinos könnten (z.B. deutsche Hamburger SV und der FC St.Pauli sowie deren und englische) Filme mit Fußball- und Fanthemen Fanorganisationen sollten sowohl in den sowie Hamburger Themen sprachlich in der Informations- als auch in den Gästesprache synchronisiert anbieten. Unterstützungsbereich eingebunden werden. · ... · Hamburg könnte im Vorfeld der WM aufklä- rende Kampagnen z.B. gegen Rassismus, 4. Säule: "Fußball" Intoleranz, Gewalt etc. durch Vertreter der Werbewirtschaft entwerfen und starten lassen. · Hamburg bzw. die Bezirke sollten (wie z.B. bei der WM 2002 in Japan/Südkorea) unbürokra- · Als Kernelement für Faninformationen tisch große Plätze (z.B. Spielbudenplatz, könnte in Zusammenarbeit mit "ARD" (in Hamburg Rathausmarkt, Fischmarkt etc.) zur Verfügung stel- mit dem "NDR") und "ZDF" ein tägliches "Fan- len, um Fußballübertragungen auf Videoleinwän- TV"-Format und/oder "Fan-Radio"-Sendungen bei den zu ermöglichen. Für derartige Ereignisse wären den die WM übertragenden öffentlich-rechtlichen auch kleinere Hamburger Stadien (z.B. Millerntor, Sendern entwickelt werden. Stadien von Altona 93, Concordia, Lurup, Victoria etc.) denkbar. · ... · Kinos könnten ebenfalls zur Übertragung 3. Säule: "Kultur" von Spielen aus anderen Städten bzw. von Spielen aus der "AOL-Arena" (bei zu großem Fanandrang · Die Hamburger Theater könnten im (täg- in Hamburg) Angebote machen. lichen) Wechsel spezifische und gemeinsame Angebote für Fußballfans und "Fußballhasser" in · Für die in Hamburg und Umgebung unter- ihr Programm aufnehmen. Analog gilt gleiches für gebrachten Nationalmannschaften könnte der DFB Konzert- und Sportveranstaltungen. bzw. der entsprechende Länderverband Besuche des Trainings der teilnehmenden Teams durch Fans · In der Hamburger Innenstadt sollte anbieten. Straßenkünstlern und Anbietern fußballspezifischer Kultur (Musik, Aktionstheater etc.) unbürokratisch · Hamburg, die Organisatoren, der DFB, evt. Raum und Möglichkeit zur Gestaltung eingeräumt Botschaften könnten zwischen den Spieltagen 10 werden. Kontakte bzw. Veranstaltungen zwischen Spielern, Offiziellen, Fans und Hamburgern in Hamburger Einrichtungen organisieren. Der Verein "Jugend und Sport" schlägt vor, die beschriebene KOS-HH für den Zeitraum ihrer · Vor den WM-Spielen könnten Arbeit in seine Trägerschaft zu geben. Zwei Freundschaftsspiele von Fans zweier in Hamburg Mitarbeiter mit entsprechendem Anforderungsprofil aufeinander treffenden WM-Teilnehmern im Stadion und Erfahrungen sollten bereits 2005 ihre vorberei- oder direktem Umfeld stattfinden. tenden Arbeiten aufnehmen, ein weiterer Mitarbeiter sollte nach der erfolgten Auslosung der · Es sollte für deutsche und Gästefans eine WM-Gruppen und den damit feststehenden Tickettauschbörse (z.B. in den Fanbotschaften) ein- Teilnehmerländern für Hamburg mit entsprechen- gerichtet werden, um allen Fans die Möglichkeit zu den Kenntnissen über diese Länder dazu stoßen erleichtern, die Spiele zu sehen, die sie sehen wol- (01.01.2006). So könnte kenntnisreich (u.a. sprach- len. lich) möglichst früh mit den entsprechenden Stellen (Fußballverband, Konsulat, Botschaft) Kontakt auf- · In Hamburg könnte eine von den genommen werden. Fanprojekten organisierte parallele Fan-WM mit Fan-Teilnehmern aller an der WM vertretenen Die KOS-HH sollte im Sommer 2005 (Juli/August) Teams stattfinden. Hamburger Jugendeinrichtungen ihre Arbeit aufnehmen und diese zum 01.10.2006 könnten Patenschaften für die Teams übernehmen mit der Fertigstellung einer den Zielen entsprechen- und diese betreuen. Hamburger Bezirksämter und den Evaluation/Dokumentation beenden. Die Fußballvereine könnten und sollten eine derartige Dienstaufsicht würde "Jugend und Sport" wahrneh- Veranstaltung logistisch unterstützen. men, die Fachaufsicht durch den Träger sollte regelmäßig durch entsprechende beteiligte · ... Behörden und Stellen ergänzt werden, die Planungsgruppe im Senat muss regelmäßig über 5. Säule: "Sicherheit" (s.o.) aktuelle Entwicklungen und den Stand der Dinge unterrichtet werden. Die Eingruppierung der zeit- Aufbau einer Koordinationsstelle in Hamburg lich befristeten Stellen sollte in Anlehnung an den "WM-KOS Hamburg" BAT für den öffentlichen Dienst gemäß des Anforderungsprofils vorgenommen werden. Der "Verein Jugend und Sport" schlägt die Einrichtung einer "WM-KOS Hamburg" (KOS-HH) vor. Dieser KOS-HH käme die Aufgabe zu, die Die Rolle der Hamburger Fanprojekte Umsetzung der genannten Ziele und Maßnahmen weiter zu entwickeln, diese zu organisieren und zu Die Rolle der beiden Fanprojekte in Hamburg wäre koordinieren. Die KOS-HH sollte die potentiell durch die Wahrnehmung ihrer ureigenen Aufgaben nutzbaren, vorhandenen Strukturen und Angebote in bei derartigen Ereignissen gekennzeichnet. Wir füh- Hamburg zusammenfassen und deren Einbindung in len uns, wie die "Koordinationsstelle der die entsprechenden Maßnahmen und Angebote Fanprojekte in Frankfurt" bemerkt, "als ein am unterstützen und vorantreiben. Sie sollte mögliche Gesamteindruck mitverantwortlicher Teil der Maßnahmen, Veranstaltungen, "Events" und ähnli- Organisation der Fußball-Weltmeisterschaft in ches vorschlagen bzw. die durchführenden unserem Lande". Spezifische Angebote für deutsche Institutionen und Personen entsprechend beraten. und ausländische Fußballfans zu entwickeln und Unter ihrer Leitung sollten die Fanbotschaften auf- durchzuführen (z. Bsp. "Fan-WM" in Kooperation gebaut und eingerichtet werden. Sie sollte eine mit Jugendhäusern, Schulen etc.), Anlaufpunkt für Medienplattform schaffen (Internet, Fanzeitung, Fans vor und nach Spielen zu sein, moderierend, Infoflyer), die während der WM Hamburger und beratend und vermittelnd bei der Durchführung von Gäste ausführlich über Angebote und Maßnahmen Spielen oder anderen fußballspezifischen informiert. Sie sollte die Funktion einer Ereignissen zu wirken ("Streetwork") und relevante Informationsbörse haben, an die sich alle Seiten Informationen für Fans zu sammeln und weiterzu- wenden können. Zudem sollte sie den geben. Im vorgestellten Konzept käme auf die bei- Informationsfluss zwischen den einzelnen bei der den Fanprojekte zudem die Rolle des Beraters und WM involvierten Hamburger Behörden sicherstel- Ideen-Pools der KOS-HH zu. Die Erfahrungen der len helfen. Mitarbeiter der Projekte sind in diesem 11 Zusammenhang unverzichtbar. Regelmäßiger angesprochenen Fachleuten Unterstützung in unse- Austausch, zwischen beiden Projekten in der alltäg- rer Kritik, verändern lies sich an den Fragebögen lichen Arbeit ohnehin selbstverständlich, mit der jedoch nichts. KOS-HH über den gesamten Zeitraum der Zu guter Letzt füllten wir die Fragebögen aus und Maßnahme wäre deshalb unerlässlich. Zudem sendeten sie zurück. Die befragten Jugendämtern könnten die Mitarbeiter der Projekte die KOS-HH bzw. Jugendministerien mussten teilweise bei der bei wesentlichen Punkten (fachliche Beratung von Ausfüllung ihrer Fragebögen geholfen werden, da Institutionen, Koordination im deutschlandweiten z.B. Angaben abgefragt wurden, die die dortigen Zusammenhang, Auswertung etc.) maßgeblich Mitarbeiter/innen nicht beantworten konnten. unterstützen." Neben den Fanprojekten und den Jugendämtern bzw. Jugendministerien wurden Fragebögen, die Zum Ende meines kurzen Einblickes in die zurück- fast identisch zu unseren waren, auch an die Polizei liegende Saison, möchte ich noch auf die durch den und an die jeweiligen Fußballvereine geschickt. DFB und die DFL in Auftrag gebebene Evaluationsstudie der Fanprojekte eingehen. Besonders irritierend fand ich, dass die mit einem Im Spätsommer 2003 erhielten alle Fanprojekte weitaus höheren finanziellen Engagement an der bzw. deren Träger die Information über die geplan- Finanzierung der Fanprojekte beteiligten Länder te Evaluationsstudie und eine Einladung zu einem und Kommunen so gut wie überhaupt nicht in die "Best-Practice-Workshop" in der DFB-Zentrale in Planung und Durchführung - sieht man einmal von Frankfurt/Main. Dieser Workshop sollte zum einen den Fragebögen ab, die auch sie ausfüllen sollten - dazu dienen, den Verantwortlichen der Fanprojekte der Evaluation einbezogen wurden. Lediglich Klaus die Gründe für diese Studie zu erläutern. Das Schäfer (NRW) ist Mitglied in der begleitenden Institut ProKom VGS. Greven war beauftragt das Lenkungsgruppe für diese Studie. geplante Untersuchungskonzept vorzustellen. Da die Länder und Kommunen sich mit dieser Rolle Im Anschluss wurden die anwesenden zufrieden gegeben haben, was ich bedauere, will ich Vertreterinnen und Vertreter der Fanprojekte um hier nicht weiter auf diesen Umstand eingehen. ihre Einschätzung und um kritische Anmerkungen zu dem Vorgestellten gebeten. Nachdem nun die Fragebögen ausgefüllt und zurück Hiervon wurde rege gebrauch gemacht, wir hatten gesendet waren, warteten wir alle auf den zweiten jedoch im Nachhinein das Gefühl, nicht alle Teil der Evaluation. Dieser sollte in Form von Anmerkungen wurden von den Mitarbeitern von Interviews vor Ort durchgeführt werden. Wir, der ProKom verstanden bzw. ernst genommen. Dieser Verein JUGEND UND SPORT e.V. und unsere bei- Eindruck verstärkte sich im Laufe der Zeit und den Projekte wurden dann, neben acht weiteren wurde gänzlich bestätigt, als wir dann die angekün- Projekten, für dieses Interview ausgewählt. digten Fragebögen erhielten. Am 31. März 2004 war es dann soweit. Zwei Die Fragebögen bzw. einzelne Fragenkomplexe reg- Mitarbeiter von ProKom kamen zum Interview vor- ten uns zu Nachfragen und Anmerkungen an. bei. Es war eine nette und gelöste Atmosphäre und die Fragen, die uns gestellt wurden, machten Sinn. Die Fanprojekte versuchten über ihre BAG Was aber etwas befremdend war, und das ist nun Sprecher (Ralf Busch - Berlin - und Ralf Zänger - wirklich keine kleinkarierte Kritik, ist die Form der Bochum - ) die Anmerkungen, Fragen und Protokollführung. Alle Antworten von uns, egal wie Kritikpunkte gebündelt an ProKom zu übermitteln komplex das jeweilige Thema war, wurden in kur- und Korrekturen bzw. Klärungen herbeizuführen. zen schriftlichen Notizen festgehalten. Bei dieser Leider gelang uns dieses nur begrenzt und es war Methode kam bei dem mir die Frage auf, wie im alles in allem unbefriedigend. nachhinein diese Notizen zu "objektiven" Aussagen Dabei ging es zu keinem Zeitpunkt darum, die über unsere Arbeit kommen sollten. Moderne Evaluation zu verhindern oder gar für unnötig zu Wissenschaft, davon sprach ProKom ja, sieht für erklären, denn auch wir waren an den Ergebnissen mich dann doch etwas anders aus und ich hätte interessiert, die, wie wir glaubten, nur positiv für erwartet, dass es über die Interviews zumindest uns ausfallen könnten und uns in unserer Arbeit komplette Aufzeichnungen gibt. Nur so ist es stärken würden. Etliche E-Mails, Briefe und eigentlich sicher zu stellen, dass aus subjektiv wahr- Telefonate wurden geführt, Fachleute aus der genommenen Aussagen keine objektiven werden. Sozialwissenschaft zu den Fragebögen und zu unse- Wie gesagt, die Herren waren nett und am Schluss 12 rer Kritik befragt. Wir erhielten von allen extern gab es für uns sogar Lob, das ist aber lediglich auf der persönlichen Ebene förderlich.

Uns bleibt die Erwartungshaltung dem Ergebnis gegenüber und die Hoffnung, dass wir uns im Ergebnis auch wiederfinden. In diesem Sinn wün- sche ich beim lesen dieses Saisonberichtes viel Spaß, einige Erkenntnisse über die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen der beiden Hamburger Projekte und für die Zukunft guten Fußball in Hamburg und friedfertige und kreative Fans in den Stadien.

Dieter Bänisch, Geschäftsführer

13 14 Saisonbericht des Fanladen St.Pauli Saison 2003/04

15 . Zielgruppen des Fanladens

Die Zielgruppe für die sozialpädagogische Fanarbeit des Fanladens St. Pauli umfasst sämtliche jugendlichen bzw. jun- gerwachsenen Fans (10 – 27 Jahre) des FC St. Pauli. Hierbei gelten Fans als Personen beiderlei Geschlechts, für die der Besuch der Heim- und Auswärtsspiele des Stadtteilvereins kein momentaner auswechselbarer Beziehungspunkt in ihrem Leben darstellt. Das Fandasein kann nicht per se auf eine nor- male Freizeitaktivität reduziert werden, sondern nimmt in der Entwicklung dieser Jugendlichen einen zentralen Aspekt ein. Der Verein bestimmt einen Großteil der Lebenswelt dieser jun- gen Menschen. Die Spiele und das Gesamtgefüge des FC St. Pauli stellen ein elementares Ereignis im Prozess der Sozialisation dar und beinhalten u.a. die Suche nach Gemeinschaftserlebnissen, solidarischen Gesellungsformen und eine Abgrenzung zu der Welt der Erwachsenen. Das Gruppenerlebnis, die Zugehörigkeit zur jeweiligen Peer Group und die damit einhergehenden Aktivitäten stärken die Bedeutsamkeit des Wir-Gefühls. Die Akzeptanz dieser Lebenswelt stellt die Basis einer sozialarbeiterischen Tätigkeit mit dieser Jugendgruppierung dar. Ein besonderes Augenmerk wird in dieser Arbeit auf folgende Gruppen gelegt:

- Jugendliche und jungerwachsene Fans, die sich in Fan-Clubs zusammengeschlossen haben. Beim Fanladen sind derzeit über 200 Fan-Clubs mit einer jeweiligen Mitgliederzahl von 5 – 45 eingetragen und werden von seinen MitarbeiterInnen betreut. Ca. 50% der Fan-Clubmitglieder werden zu der Zielgruppe gezählt. - Die Gruppe der bisher noch unorganisierten jugendlichen Fans zwischen 12 – 18 Jahren, die sich vereinsfarbentragend und fußballzentriert vornehmlich bei Heimspielen des FC St. Pauli aufhalten. - Jugendliche und jungerwachsene Fans, die sich von der sogenannten Ultrabewegung angezogen fühlen und sich in den verschiedenen Ultra-Gruppierungen zusammengeschlos- sen haben, um mit Schwenkfahnen, Doppelhaltern, Megaphon und verschiedenen Choreographien ihre Mannschaft lautstark zu unterstützen sowie sich auf den Rängen mit den gegneri- schen Fans akustisch zu messen. Die Selbstdarstellung im Stadion gegenüber gegnerischen aber auch anderen St. Pauli Fans ist für diese Gruppen sehr wichtig. - Eine weitere Gruppe findet sich in den unorganisierten Fans zwischen 18 – 27 Jahren, welche sowohl Heim- wie auch Auswärtsspiele besuchen. Der Fanladen hat hier als aner- kannte Institution des FC St. Pauli sowie als Stadtteileinrichtung zu mehreren hundert Personen Kontakt. - Die Gruppe der selbstinitiativ arbeitenden Fan-Clubs, bzw. Fans, die sich im Umfeld des Vereins über das rein sportliche Geschehen hinaus engagieren. Der Fanladen besitzt in diesem Zusammenhang als unterstützende Institution eine zentrale Bedeutung im Bereich der Information/Kommunikation und hält regelmäßigen Kontakt zu den Mitgliedern dieser Gruppen. Die Räumlichkeiten des Fanladens werden von den unterschied- lichen Fanorganisationen und Fanzine Redakteuren teilweise auch in Eigenverwaltung genutzt.

Das Team der festen MitarbeiterInnen: 16 Heiko Schlesselmann, Cathrin Baumgardt und Ralf Mehnert (v.l. / Ralf schied zum 30.6. aus) 2. Die Saison 2003/2004

Im letzten Jahresbericht hieß es an dieser Stelle `Eine Saison voller Frust, Negativerlebnissen sowie Vereins- und Fanquerelen liegt hinter uns und bestimmt den Großteil des Jahresberichtes. Es war die zweite Saison in Folge, die fuß- ballerisch ein Offenbarungseid war...`.

Leider setzte sich dieser, den St. Pauli Fans einiges abverlan- Nach dem Abstieg wurden zunächst Vermutungen über die gende Trend auch in der Saison 2003/2004 fort. Bis der FC St. sicherlich schrumpfende Fanszene laut. Oftmals rechneten die Pauli nach 16 Jahren im bezahlten Fußball den schweren FanladenmitarbeiterInnen selbst mit maximal 10.000 Gang in die antreten konnte, galt es große Zuschauern. Letztendlich konnte jedoch keine Änderung zum Hürden zu nehmen, um die Lizenz für diese zu erlangen. Die bezahlten Fußball festgestellt werden, da die Gegengerade Retterkampagne, die der Verein initiierte, um eine rasch erneut durch die Veräußerung von Dauerkarten ausver- Liquiditätslücke von etwa 2.000.000 Euro zu schließen, kann kauft war und sich letztendlich ein Schnitt von über 16.000 von außen betrachtet als voller Erfolg gewertet werden. Neben Zuschauern ergab. Erlösen aus kulturellen Veranstaltungen (z.B. Retterkonzert am Millerntor), erwirtschaftete der Verein die Hälfte der Summe Die den letzten Jahresbericht bestimmenden durch den Verkauf sogenannter Retter-Shirts. Leider verpasste Auseinandersetzungen um den Bauwagenplatz `Bambule` im es das neue Präsidium um den Theaterbetreiber Corny Karolienviertel und die damit einhergehenden Sanktionen Littmann, sich im Vorfeld etwas intensiver mit der aktiven gegen politisch engagierte St. Pauli Fans, zogen sich auch in Fanszene des von ihnen zu führenden Vereins auseinanderzu- der abgelaufene Saison fort. Es kam erstmals in der jüngeren setzen und stieß aufgrund unsensibler Vorgehensweisen auf Geschichte der St. Pauli Fanszene zu einer größeren Anzahl massive Kritik. Das Benefizspiel des Stadtteilvereins gegen von Stadionverboten, die Seitens der Polizei eingefordert wur- den FC Bayern München wurde an sich als positive Geste des den. Die daraufhin eingeleiteten Proteste seitens der Fanszene Bundesligarekordmeisters aufgenommen. Die nach außen werden in diesem Jahresbericht ebenso eine Rolle spielen, wie getragene Anbiederung an diesen Verein und seinen Manager die sich leider verschlechternden Kontakte zur Hamburger Uli Hoeneß, stieß jedoch auf ebenso starke Ablehnung, wie der Polizei. Verkauf der Retter-Shirts in McDonalds- und Budnikowskyfilialen. Zudem hatte der Bayern Manager kurz Obwohl die Saison 2003/2004 viele negative nach diesem Spiel praktisch der gesamten Ultraszene des Begleiterscheinungen mit sich brachte, können an dieser Stelle Münchner Vereins die weitere offizielle Fan-Club Mitgliedschaft auch positive Dinge benannt werden. Das Projekt `Kiezkick` verwehrt. Dieses undifferenzierte repressive Vorgehen, führte arbeitet nach wie vor sehr erfolgreich im Bereich der im Nachhinein zu Solidaritätsbekundungen mit den Bayern Sportpädagogik mit Kindern aus St. Pauli und den angrenzen- Fans seitens der St. Paulianer. Nachdem mit dem amtierenden den Vierteln. Die U-16 konnte, trotz eines Rückgangs der Bürgermeister der Stadt Hamburg Ole von Beust, eine Person Mitgliederzahl, weiterhin bestehen, eine Jugendreise nach medienwirksam einige Dauerkarten im Kartencenter verkaufte, Marseille durchführen, viele Auswärtsspiele besuchen sowie konfrontierten aktive Fans die Vereinsführung mit ihrer Kritik, an durch den Fanladen organisierten Aktivitäten teilnehmen. da dieser einem Senat angehörte, der maßgeblich für die Als absoluter Höhepunkt aus Fansicht, kann das Kriminalisierung von St. Pauli Fans verantwortlich war, die sich Antirassistische Einladungsturnier angesehen werden, für das an den Bambule Demonstrationen beteiligten. Die dem Fanladen das Trainingsgelände des FC St. Pauli über die Vereinsführung schien sicher geglaubte, manifestierte Werte Osterfeiertage 2004 zur Verfügung gestellt wurde. Dieses bil- der Fanszene zu ignorieren und lediglich mit dem det auch den diesjährigen Arbeitsschwerpunkt des Totschlagargument `Hauptsache das Geld für die Lizenz Saisonberichtes. Damit einhergehend wurde verstärkt auf die kommt zusammen, egal wie` zu kontern. internationalen Fanbegegnungen hingearbeitet und es kam neben der schon zur angenehmen Routine gewordenen Reise zur Antirassistischen Fußball WM in Montecchio/Italien, zu einer mehrtägigen Reise von Mitgliedern der U-16 nach Marseille/Frankreich.

Weiterhin zeigte sich der Fanladen auch verstärkt in der Stadtteilarbeit aktiv. Neben einer in Kooperation mit dem freien Bereits vor Saisonbeginn, mussten die Radiosender FSK (Freies Senderkombinat) entstandenen ein- FanladenmitarbeiterInnen aktiv werden, da es auf der stündigen Radiosendung zum Thema `Repression von Saisoneröffnungsparty des Fan-Clubs Skinheads St. Pauli an Fußballfans`, engagierten sich die FanladenmiterbeiterInnen in der Überseebrücke im Hafen zunächst zu verbalen Konflikten der Vorbereitung zur Anti-Naziaufmarsch Demonstration rund mit dort ebenfalls feiernden HSV Fans und später zu um die nach Hamburg zurückgekehrte Auseinandersetzungen mit der Polizei kam. Die hieraus resul- Wehrmachtsausstellung. tierenden Medienberichte führten dazu, dass das Heimspiel gegen die Amateure des HSV auf Druck der Polizei in der AOL Die Vereinsquerelen und der sportliche Niedergang spiegelten Arena ausgetragen werden sollte. sich in der abgelaufenen Saison auch im Fanverhalten wieder. So kam es durch die prekäre Situation in und um den FC St. Zu Beginn der Saison präsentierten sich den das erste Training Pauli immer wieder zu Streitigkeiten auf Auswärtsfahrten, auf- besuchenden Fanladenmitarbeitern gerade einmal etwa 10 grund derer der Fanladen immer wieder vermittelnd intervenie- Spieler, die unter dem mittlerweile entlassenen Trainer Franz ren musste. Die Auswärtsspiele wurden des Öfteren durch Gerber, den Stamm der Regionalliga Mannschaft stellen soll- Begleiterscheinungen wie negative Behandlung durch die ten. Nach den ersten Ligaspielen gegen Wattenscheid, Ordnungskräfte und Frust in der eigenen Fanszene einherge- Münster, Dresden und Wuppertal, wurde den Fans schnell hend mit z.T. tätlichen Auseinandersetzungen untereinander bewusst, dass sich auch in dieser Saison nichts an der sport- und mit gegnerischen Fans geprägt. Hierfür werden in diesem lichen Talfahrt werde ändern können. Diese mussten bis zum Jahresbericht exemplarisch die Spiele in Dresden, Paderborn, Auswärtsspiel in Neumünster (22.04.04) bangen, bis der Münster und bei den Amateuren des HSV näher zu betrachten 17 Klassenerhalt geschafft wurde. sein. Insbesondere letztgenanntes führte zu großen Problemen im Spannungsfeld Polizei, Fans, Verein und 3. Fans und Fanselbstorganisationen beim Fanladen. FC St. Pauli sowie die Arbeit mit verschie- Auch in der Saison 2003/2004 konnte der Fanladen zu sämt- denen Gruppen lichen Auswärtsspielen eine Bus- oder Bahnreise organisieren und begleiten. Hierdurch entstanden ein weiteres Mal Kontakte Wie bereits unter Punkt 2 angedeutet, hat sich trotz des zwei- zu neuen Fans und bereits bestehende Kontakte wurden inten- maligen Abstiegs innerhalb eines Jahres kaum etwas in der siviert. Der Fanladen transportierte auch in der abgelaufenen Fanszene des FC St. Pauli verändert. Das Millerntor Stadion Saison zwischen 25 – 50% der Hamburger St. Pauli Fans zu war auch in den vergangenen 12 Monaten nahezu so ausgela- den Begegnungen der Regionalliga Nord. stet wie in der 1. und 2. Bundesliga. Zudem kamen oftmals große Gruppen von Auswärtsfans in die Hansestadt (z.B. Die alltägliche Arbeitssituation im Fanladen Dresden 4.000, Essen 2.500), so dass eine Reduzierung der Zuschauerzahlen kaum auszumachen war. Leider blieben Obwohl der Fanladen auch in der Regionalliga immer noch der auch in der Saison 2003/2004 die Streitigkeiten untereinander zentrale Treffpunkt für die aktive Fanszene des FC St. Pauli nicht aus. Letztendlich zeichnete sich aber rund um die darstellt, zeichnete sich mit zunehmendem sportlichem Stadionverbote für 6 USP Mitglieder eine große Misserfolg auch ein gewisser Rückgang der Solidaritätsbereitschaft der aktiven Fans, sobald Druck von BesucherInnenzahlen ab. Unter der Woche stellten neben den `Außen` auf die Fanszene einwirkte. Weiterhin wurde das Ultras von USP hauptsächlich die festen Gruppen (z.B. Millerntor auch im vergangenen Jahr von vielen internationalen Passanten, Übersteiger Redaktion) den Besucherstamm. Um St. Pauli Fans (z.B. Italien, England, Skandinavien) besucht, die Attraktivität des Fanladenbesuchs auch bei anderen Fans die den Fanladen als Treff- und Informationszentrale aufsuch- zu fördern, wurde verstärkt auf Aktivitäten in den ten. Räumlichkeiten hingearbeitet (z.B. Kickerturnier, gemeinsames Fußballsehen, Fantalks, Privatfeiern). 3.1 Nordkurve Zum 30.06. verließ mit Ralf Mehnert 1/3 des Stammpersonals das Fanladenteam. In der Nordkurve sorgte der diesjährige Drittliga- Fußball noch Private Gründe Herrn Mehnerts sowie die ungewisse finanziel- nicht für einen ZuschauerInneneinbruch. Die Nordkurve wird le Zukunft des Fanladens führten zu einer Beendigung des von den sogenannten Kuttenfans und verschiedenen Arbeitsverhältnisses. Weiterhin verließ Marisella Hirschmann Fanclubs, welche traditionell in der Nordkurve stehen sowie den Fanladen, da sie ihr Studien begleitendes Praktikum nach durch ihr höheres Durchschnittalter auffallen, geprägt. Durch 18 Monaten beendete. Durch die ohnehin schon sehr große die fehlenden Strukturen in diesem ZuschauerInnenbereich Arbeitsbelastung in einem Viererteam, bleiben einschneidende wird es dem Fanladen nicht immer leicht gemacht in diesem Veränderungen in der näheren Zukunft nicht aus. Um den sehr Arbeitsbereich des Stadions tätig zu werden. hohen Standard der hiesigen Fanarbeit aufrecht erhalten zu Es bleibt festzuhalten, dass die im letzten Jahresbericht können, scheint es unumgänglich das Ehrenamt innerhalb der beschriebene Verjüngung der Nordkurven- Fanszene nicht Fanszene zum Wohle `ihres` Fanladens zu fördern. weiter zugenommen hat.

Die Gruppe rund um die Ultras 1910 versuchen noch immer ein jugendliches- fantypisches Verhalten (Megaphon, Choreographien etc.) in der Mitte der Nordkurve zu etablieren, welches aber wenig Resonanz bei den anderen Fans hervor- ruft. Kontakte zu dieser Gruppe bestehen seitens des Fanladens, auch aufgrund der Streitigkeiten mit USP (vgl. Jahresbericht 2002/2003), nur zu einigen Personen. Die Kontakte zu dieser Gruppierung konnten innerhalb der Saison nicht nennenswert ausgebaut werden. Das geplante Nordkurventurnier in der Halle Budapesterstrasse mußte aufgrund von kurzfristiger Spielverlegung verschoben werden. Dieses reine Turnier nur für Fans aus der Nordkurve soll nun in der 1. Saisonhälfte 2004/2005 durchgeführt werden, mit dem Ziel, dass die Fans sich untereinander besser kennen lernen und auch das Uli Hoeneß, Manager des FC Bayern, Verhältnis zum Fanladen ausgebaut wird. wird beim Benefiz-Spiel im Rahmen der Container Nordkurve Retter-Aktionen im Sommer 2003 von Der Fan Container in der Nordkurve dient als sogenannte einem Teil der St. Pauli-Fans gefeiert. „Zweigstelle des Fanladens“ und wird bei Heimspielen des FC St. Pauli auch stark frequentiert. Ca. 1 Stunde vor Anpfiff und in der Halbzeitpause wird er geöff- 18 net und die Fans können dort ihre Tickets für die nächste Auswärtsfahrt erstehen, beim kostenlosen Tippspiel mitma- chen, bei Problemen jeglicher Art, z. B. mit den mehr für sehr viele dort stehende StadionbesucherInnen, die Ordnungskräften bei den Einlaßkontrollen oder bei persön- eher am Konsum, als an der aktiven Mitgestaltung interessiert licher Sorgen eine(n9 AnsprechpartnerIn finden. Der Fan zu sein scheinen. Dem konträr stand der sich unter Block 1 ent- Container kann als wichtiger Kontaktpunkt zu den Fans in der standene Fanblock von etwa 1.200 St. Paulianern, der durch Nordkurve angesehen werden, da diese den weg in den die Gruppe Ultra` Sankt Pauli mit ungefähr 150 Personen Fanladen nur selten finden und ebenfalls nur zu den dominiert und belebt wurde. Zu fast jedem Spiel gab es ein far- Spieltagen in Erscheinung treten. Weiterhin dient der benfrohes Bild mit vielen Doppelhaltern, großen Container ebenfalls dazu einfach nur Freunde zu treffen und zu Schwenkfahnen und thematisch passenden Tapetenbahnen, klönen. die sich mit dem jeweiligen Gästeverein, politischen Das Tippspiel, welches wir schon seit Jahren im Container Geschehnissen oder Vereins bezogenen Dingen auseinander- anbieten, erfreut sich immer noch großer Beliebtheit. Dieses ist setzten. Durch die oftmals eintretende, nicht zu übersehene optische Kritik, machten sich die Ultras auch in der Saison 2003/2004 angreifbar. Insbesondere die großen Aktionen die durch USP initiiert wurden, führten zu fantastischen, die Atmosphäre beeinflussenden Gesamtbildern (z.B. Konfettiparade gegen Dynamo Dresden), für die die Gruppe stets Lob erhielt. Sobald die Gruppierung ihre manchmal eben auch unbequemen Statements in Form von Tapetenbahnen abgab, waren ihnen nach wie vor diverse Kritiker gewiss. Durch die unter kostenlos, d.h. jeder kann mitmachen und seinen persönlichen Punkt 8.10. beschriebene Arbeit der Videogruppe, wurde deut- Ergebnistip abgeben. Für den/die GewinnerIn gibt es dann lich, wie oft es letztendlich an der verbalakustischen beim nächsten Heimspiel einen kleinen Gewinn. Mannschaftsunterstützung auf der Gegengerade hapert. Das Filmmaterial weißt oftmals eben nur den Bereich unter der 3.2. Gegengerade Singing Area als typischen Fanblock aus, während die restli- che Gegengerade schweigt oder sich dem durch Platzmangel Trotz des zweimaligen Abstiegs konnte der Bereich der mühsamen Biererwerb verschrieben zu haben scheint. Eine Gegengerade, im Zuge der großen Solidaritäts- und hier bereits angesprochene Problematik dieses Retteraktionen im Sommer 2003, nach kurzer Zeit durch die Veräußerung von 6.000 Dauerkarten ausverkauft werden. Nach wie vor gilt die Gegengerade als der Stadionort, an dem sich die meisten aktiven St. Pauli Fans aufhalten und einige verzichten lieber auf einen Spielbesuch, wenn sie keine der stark limitierten Restkarten erwerben können. Letztendlich tref- fen sich auf der Gegengerade aber verstärkt KonsumentInnen, die Stadionbereichs, ist sicherlich in der Kartenknappheit und der unterhalten werden Enge zu sehen. Es blieb auch weiterhin schwierig, sich dort wollen und oftmals aus dem Wege zu gehen und eine Etablierung als auch durch übermäßi- Nachwuchsfan ist für junge Fans kaum möglich. Der Frust gen Alkoholkonsum nach den sportlichen Offenbarungseiden der letzten Saison negativ auffallen. Da und der Platzmangel auf den Auf- und Abgängen, sorgten für die alten Mythos viele verbale und physische Auseinandersetzungen. Klischees nur noch Glücklicherweise wiederholten sich die Szenen aus einigen 2. von wenigen Ligabegegnungen nicht in der Regionalliga, nachdem es BesucherInnen der damals zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Gegengerade gelebt Ordnern, bzw. der Polizei kam (siehe Jahresbericht werden, kam es auch 2002/2003). in der abgelaufenen Saison zu Konflikten zwischen den eher am Konsum orientierten AnhängerInnen und dem etablierten Stimmungsblock unterhalb des Block 1/Singing Area. Die in den letzten Jahresberichten veröf- fentlichten Einschätzungen für die GegengeradenbesucherInnen (links-alternativer Protest der Gegengerade (USP) gegen die Hintergrund, hoher studentischer Anteil, hoher Frauenanteil), Berichterstattung der BILD-Zeitung 19 treffen zwar grob gesehen noch zu, jedoch gilt dieses nicht 3.3. junge Fans dieses als Anlass nehmen, um die verunsicherte junge Mannschaft zu unterstützen und nach vorne zu suppor- Die Südkurve ten. Die Singing Area scheint vollkommen überaltert zu sein Die im letzten und kreative, neue Gesänge, gehen von dort kaum noch aus. Jahresbericht Für viele Fans ist der Block 1 eine lieb gewonnene Einrichtung beschriebene mit guter Sicht, einem Regenwetter trotzendem Dach und Gruppe `Aktion schnellem Zugang zu Toiletten und Bierständen. Die Aufteilung Süd`, ist auch nach in der Singing Area hat sich in den letzten 12 Monaten nicht wie vor in diesem geändert. Unten stehen die Skinheads St. Pauli und der Fan- Stadionbereich Club Deluxe, die immer wieder mal ihrem Frust Luft machten angesiedelt. Die und auch gegen die Mannschaft pöbelten. Die Passanten ste- sich entwickelnden hen teilweise dahinter oder neben dem Aufgang in den Block, Kontakte zu Teilen um immer wieder eine akustische Verbindung zum USP Block der etablierten herzustellen, die leider nur selten von der Masse der Block 1 Fanszene bestehen BesucherInnen getragen noch immer, jedoch wird. Im hinteren Bereich Flugblatt der „Aktion ‘Süd“ scheint die Gruppe haben sich überwiegend mit ihren Aktivitäten Konsumenten der im Gegensatz zur 2. Liga etwas eingeschlafen zu sein. Auf Stimmung eingefunden, polizeilichen Druck hin, kam es in der letzten Saison oftmals zu die sich nur sporadisch an einer Zwangsumsiedelung der Südkurvenfans in die nicht aus- den Gesängen beteiligten. verkaufte Nordkurve. Bei Spielen gegen Essen und Dresden Weiterhin stand direkt kamen so viele Gästefans ans Millerntor, dass die unter dem Dach eine Südkurvenfans ihren Stammplatz räumen mussten. Dieses Gruppe von Fans (z.B. führte unter anderem dazu, dass die Aktion Süd nur noch Fan-Club wenig vor Ort bewegen konnte, da sie immer wieder verstreut Unschuldsengel), die in der Nordkurve die Spiele besuchen musste. Weiterhin führ- immer wieder versuchten ten Umbaumaßnahmen in der Winterpause zu einem Stimmung zu initiieren, jedoch oftmals an der Lethargie der Platzwechsel. Die vormals zentriert in der Kurve zur restlichen Fans scheiterten. Diese Gruppe strebt für die kom- Haupttribüne stehenden Südfans, mussten direkt hinter das mende Saison einen Wechsel auf die Haupttribüne an, um dort Tor umziehen, da die Gästefans auf der Haupttribüne direkt einen neuen Stimmungsblock mit Sangeswilligen zu etablie- neben ihren Stehplatzfans angesiedelt wurden. Dieses in kei- ren. Dieses wird zwangsläufig zu Problemen mit den dort sit- ner Weise kommunizierte Vorgehen seitens des Vereins, sorg- zenden normalen Zuschauern führen, da diese wenig Wert auf te für Unmut bei den Südkurvenfans. Zum einen scheinen sich Support im fantypischen Sinn legen und sich gegen stehende Bindungen durch die permanenten Standortwechsel aufgelöst Fans im Sitzplatzbereich aussprechen werden. Die Singing zu haben, zum anderen stehen die Fans jetzt direkt unter der Area setzte sich in der vergangenen Saison aus unterschied- Anzeigetafel und müssen durch ein Ballfangnetz die Spiele lichen Fan-Clubs und Einzelfans zusammen. Die in der vor- verfolgen. Die in der 2. Ligasaison regelmäßig stattgefundenen letzten Saison noch `oben` stehenden Mitglieder von Carpe Fanladenbesuche der Aktion Süd reduzierten sich in der Diem/USP, haben sich mittlerweile zum Gros ihres Regionalliga ein wenig und es bleibt abzuwarten, wie sich die Fanzusammenschlusses auf die Gegengerade begeben, um Aktion Süd entwickelt. Fanladenmitarbeitern wurde bereits das gemeinsame Fußballerleben zu fördern. Der Block 1 stellt angetragen, dass vereinzelte Aktion Süd Mitglieder in Zukunft keine homogene Masse dar und der kleinste, ursprünglich eher auf der Gegengerade Platz nehmen wollen, da die Sicht angedachte Nenner, der Verbesserung der durch das Ballfangnetz einfach zu stark behindert wird. Stadionatmosphäre, konnte nicht erreicht werden. Die Barkassenfahrt verschiedener Fangruppen zur Diskrepanz zwischen Konsumenten und Anfeuernden ver- Saisoneröffnung im Sommer 2003 stärkte sich auch in der Regionalliga. Da den in der Singing Area stehenden Fans nicht Bewusst zu machen scheint, wofür dieser Block einst initiiert wurde, wird die Kartenvergabe vom Fanladen vor Beginn der nächsten Saison zurück an den FC St. Pauli gegeben (siehe Jahresbericht 2002/2003). Diese Entwicklung ist aus Sicht des Fanladens zwar bedauerlich, da Fans selbst erkämpfte Räume damit aufgeben, entspricht jedoch nur einer ehrlichen Umgangsweise mit dem FC St. Pauli. Die dort stehenden Fans schafften es nicht, andere Fans 3.4. Der Support-Block / Singing Area zum mitsingen zu animieren. Das Gros richtete sich in ihrem Support, genauso wie die Masse der anderen Fans, nach dem Block 1 auf der Gegengerade Geschehen auf dem Rasen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Dieser Block ist seit nunmehr 8 Jahren eine feste Einrichtung jetzigen Block 1 Fans auf ihr Vorverkaufsrecht bei den und wird von dort Stehenden als Normalzustand angesehen. Dauerkarten berufen oder es vorziehen, einen anderen Der wachsende Unmut der aktiven Fans und anderer Stadionbereich aufzusuchen. StadionbesucherInnen an der `Schweige Area`, aus der teil- am Ende der Regionalliga-Saison zurück an den Verein zu weise nur negative Gesänge kommen, nahm auch in der geben und aus ihm einen normalen Block zu machen, für den Regionalliga zu, ohne sichtbare Veränderungen zu erreichen. es die Karten im Kartencenter gibt und nicht mehr ausschließ- Die ehemalige Vorreiterrolle, die die Singing Area einnehmen lich bei uns. sollte, um Gesänge anzustimmen, die das Stadion wachrütteln Einerseits ist diese Entwicklung bedauernswert und wieder ein- sollten, wurde mittlerweile komplett an den USP Fanblock auf mal geben die Fans einen eroberten, selbstverwalteten Raum der Gegengerade abgegeben. Durch das Dach und der damit zurück an den Verein. Trotzdem ist dieses aber auch die ehr- einhergehenden guten Akustik, werden Gesänge zwar ver- lichste Umgangsweise mit diesem Block. Es ist kein besonde- stärkt, nur leider scheinen die dort ansässigen Fans dieses nur rer Stimmungsblock mehr, sondern die Stimmung richtet sich selten ausnutzen zu wollen. Die Singing Area BesucherInnen genauso nach dem Spiel oder der Gesamtsituation wie im Rest argumentieren immer wieder mit dem sportlichen Niedergang, des Stadions. 20 der wahrlich nicht gerade Stimmungsfördernd ist. Leider ver- gessen sie dabei, dass in anderen Stadionbereichen gerade 3.5. Problemgruppen/allgemein Wie in den letzten Jahresberichten beschrieben, befindet sich aus polizeilicher Sicht auch weiterhin unter den St. Pauli Fans ein nicht unerhebliches, jedoch im Gegensatz zu ande- ren Vereinen weitestgehend unorganisiertes Gewaltpotential. Durch die innenpolitische Situation in Hamburg kam es in der Vergangenheit zu häufigen Spannungen zwischen St. Pauli Fans und den Polizeibeamten. Nachdem die Bambule Demonstrationen (siehe letzter Jahresbericht) dafür sorgten, dass den St. Paulianern, die an diesen teilnahmen per se die Friedfertigkeit abgesprochen wurde, verschärfte sich das Verhältnis zwischen Teilen der Szene und den Beamten sowie das mittlerweile äußerst repressive Vorgehen seitens der Exekutive. Galten die Fans des Stadtteilvereins in der Plakataktion im Tunnel an der S- Vergangenheit bundesweit als friedliche Vorzeigefans, wird Bahn Stellingen vor dem Pokal- ihnen dieses heute durch die Ordnungsinstanzen abgespro- Halbfinale gegen HSV (A) chen. Insbesondere die Gruppe USP scheint den Ordnungshütern ein Dorn im Auge zu sein, die diese massiv le Verhaltensweisen und Regeln voraus. Die sozialpädagogi- verfolgt und teilweise mit unverständlichen Stadionverboten sche Betreuung und Begleitung der Jugendlichen darf weiter- belegt wurden. Dazu an späterer Stelle Weiteres. hin nicht als stumme Gefolgschaft begriffen werden. Diese beinhaltet, dass sich die FanladenmitarbeiterInnen aktiv in die Der sozialen Arbeit sind diese Formen der öffentlichen jeweilige Gruppendynamik einbringen und sich in kritischen Stigmatisierung und Marginalisierung von auffälligen Situationen einmischen. Für uns entspricht unsere Jugendlichen und Heranwachsenden seit langer Zeit bewusst. Einflussnahme nach wie vor dem Vertreten klarer Positionen, Die Erfahrungen langjähriger Jugendarbeit belegen, dass sub- die wir der Klientel in unzähligen Gesprächen auch deutlich kulturell orientierte Jugendliche, die auch nur ansatzweise für vermitteln. Weiterhin reflektieren wir aber auch immer wieder Probleme sorgten, durch die Politik ausgegrenzt wurden. Eine unsere Vorgehens- und Verhaltensweisen, um unsere inhaltliche Auseinandersetzung mit den Hintergründen und Einflussmöglichkeiten auf den Prüfstand zu stellen. Dieses fin- Ursachen des Gewaltphänomens bei Jugendlichen findet det in den geführten Teamsitzungen oder bei informellen dabei kaum statt. Der Trend, potentiell gewalttätige Fans zu Treffen in unmittelbarer Nähe zu den kriminalisieren und auszugrenzen, führt die langwierige Geschehensschauplätzen (z.B. Stadion, Bus oder Bahn) statt. Vertrauensarbeit mit den jungen Menschen ad absurdum und Die Interventionen und Meinungen des Fanladens werden scheint nur ein notwendiges Anhängsel neuer natürlich nicht ausschließlich positiv angenommen. Wir bieten Sicherheitskonzepte zu sein. Wie bereits im letzten den Jugendlichen und Heranwachsenden aber eine Jahresbericht, bleibt auch für die vergangene Saison festzu- Reibungsfläche, an der kontrovers Diskussionen ausgetragen halten, dass sich die gesellschaftlichen Veränderungen in werden können. Die MitarbeiterInnen des Fanladens dürfen Hamburg, wie auch in der gesamten Bundesrepublik auch weiterhin nicht als Sozialfeuerwehr instrumentalisiert wer- (Sicherheitswahn, tägliche medial verbreitete den, sondern benötigen in der sportlichen Unterklassigkeit Horrormeldungen über fundamentalistische Islamisten, die nur langfristig abgesicherte Finanzierungsmodelle, die eine darauf warten Deutschland dem Erdboden gleich machen zu Intervention in Fanbelange erst ermöglichen. können etc.) eben auch am Millerntor zu erkennen geben. nd den Gruppenzugehörigen eine vertrauensvolle Basis Hierzu trug die mittlerweile selbstverständlich geworden schei- besteht, können diese Einfluss auf ihre Klienten nehmen. Im nende sehr hohe Polizeipräsenz bei nahezu allen St. Pauli Alltag setzt dieses ein hohes Maß an Empathie und Spielen bei. Im Gegensatz zu vergangenen Saisons, in denen Authentizität, sowie das Wissen um subkulturelle ein höheres Polizeiaufkommen immer nur nötig erschien, wenn Verhaltensweisen und Regeln voraus. Die sozialpädagogische Gästefans in Hamburg eintrafen, die als schwierig galten, ste- Betreuung und Begleitung der Jugendlichen darf nicht als hen heute selbst bei Spielen gegen Uerdingen oder den stumme Gefolgschaft verstanden werden. Diese beinhaltet, Amateuren von Werder Bremen eine Vielzahl an Polizeiwagen dass sich die FanladenmitarbeiterInnen aktiv in die jeweilige auf dem Platz vor der Südkurve wie auch vor der Gruppendynamik einbringen und sich in den kritischen Gegengerade. Wem diese verstärkten Beamtenzahlen letz- Situationen einmischen. Für uns entspricht unsere tendlich gewidmet sind, dürfte jedem klar sein. Die Polizei hat Einflussnahme eben auch dem Vertreten klarer Positionen, die sich (seit den Bambule Demonstrationen) mittlerweile verstärkt wir der Klientel deutlich vermitteln. auf die Fans des Stadtteilvereins konzentriert. Hier gilt ihr Augenmerk mittlerweile weniger den Mitgliedern der Weiterhin reflektieren wir aber auch immer wieder unsere Fanzusammenschlüsse North Side und den Skinheads St. Verhaltens- und Vorgehensweisen, um unsere Pauli als vermeintliche Härtegruppen, sondern die Polizeiarbeit Einflussmöglichkeiten auf den Prüfstand zu stellen. Dieses fin- scheint sich auf die Gruppe Ultra´ Sankt Pauli zu fokussieren. det in den gemeinsam geführten Teamsitzungen oder bei infor- mellen Treffen in unmittelbarer Nähe zu den Die FanladenmitarbeiterInnen hatten auch in der vergangenen Geschehensschauplätzen (z.B. Bus, Bahnwaggon oder Saison die Aufgabe, unsere Klientel auf die bundesweit als Stadion) statt. Die Interventionen und Meinungen des besonders hart geltenden Ordnergruppen, Polizeiverbände Fanladens werden natürlich nicht ausschließlich positiv ange- und Fangruppierungen vorzubereiten, um möglichen nommen. Wir bieten den Jugendlichen und Heranwachsenden Eskalationen bereits im Vorfeld präventiv zu begegnen. Für aber eine Reibungsfläche, an der kontrovers Diskussionen das Fanladenteam bezog sich die Begleitung der vermeint- ausgetragen werden können. Die MitarbeiterInnen des lichen Härtegruppen auf das Beobachten und Kennenlernen Fanprojekts dürfen auch weiterhin nicht als Sozialfeuerwehr derer Lebenszusammenhänge und blieb nach wie vor wichti- instrumentalisiert werden, sondern benötigen langfristig abge- ger Hintergrund für die Beratung in der Einzelfallhilfe. Nur sicherte Projekte, die eine intensive Einflussnahme erst ermög- wenn in der Beziehung zwischen Fans und SozialarbeiterInnen lichen. eine vertrauensvolle Basis besteht, können diese Einfluss auf ihre Klienten nehmen. Im Alltag setzt dieses ein hohes Maß an 21 Empathie und Authentizität sowie das Wissen um subkulturel- 3.6. Die Fans der Amateure Sachsen über Auch im letzten Jahr hat sich der Trend fortgesetzt und die Bayern und Anzahl der ZuschauerInnen und St. Pauli-Fans bei der 2. Nordrhein- Mannschaft (ehemalige St. Pauli Amateure) nimmt weiterhin Westfalen angesie- ab. Bei den Heimspielen waren im Schnitt nur noch 450 delt. 15 Fanclubs ZuschauerInnen anwesend, davon auch in der Regel nicht befinden sich in mehr als 10 von „Ultra Sankt Pauli". Es hat sich ein Stamm von Holland, England, älteren St. Pauli-Fans gebildet, die die Spiele der 2. Schottland, Mannschaft der ersten vorziehen und die Geselligkeit an der Dänemark, Öster- Sternschanze und bei Auswärtsspielen genießen. Weiterhin reich, Schweiz, trifft sich dieser lose Zusammenschluß auch bei Spielen der A- Schweden, oder B-Jugend in der höchsten deutschen Spielklasse. Bei Spanien und Italien. Die Fanclubs „Verstehe Nicht Crew" aus Auswärtsspielen der zweiten Mannschaft sind es zwischen 10 Schweden, „Brune Stjerne" aus Dänemark, „Braun-Weisse Mitreisenden in Büdelsdorf und 800 bei Altona 93. Zu den Tulpen" aus den Niederlanden, „Birmingham Boys in Brown“ Auswärtsspielen wurden mehrmals Busse von uns in und „St. Pauli England North“ aus England sowie „El Grano“ Zusammenarbeit mit dem Macher des Hossa-Fanzines organi- aus Spanien sind häufige BesucherInnen der Heim- und siert und begleitet. Auswärtsspiele, sowie nehmen teilweise auch an den Fanclub- Für viele sind die Heimspiele ein willkommener Anlaß, um fri- Turnieren teil. sche Luft zu schnappen, das Wochenende reflektieren zu las- Der Sprecherrat hat sich im August 2003 neu wählen lassen sen oder das leckere Catering an der Sternschanze zu nutzen. und besteht jetzt aus vier Männern und einer Frau. Nur noch Die Zeit wird für Gespräche mit Vereinsverantwortlichen oder zwei Personen gehören länger als ein Jahr dem Sprecherrat diversen „AktivistInnen" der Fanszene genutzt. Für uns als an, die anderen wurden erstmalig gewählt und bieten eine aus- Fanladen-MitarbeiterInnen sind die Spiele, die wir allerdings geglichene Bandbreite der Fanszene. Die Fanclub- Delegierten-Versammlungen waren eher gering besucht und die Delegierten waren der vielfältigen Diskussionen über die Fanszene oder die „Retter“-Kampagne überdrüssig. In der Öffentlichkeit konnte sich der Fanclub-Sprecherrat als gewähl- tes Gremium besser positionieren und trat auch verstärkt gegenüber des Präsidiums als kritische FanvertreterInnen auf. Viele Entscheidungen, Flugblätter, Briefe wurden mitgetragen und die verschiedenen Vereinsausschüsse und Versammlungen besucht bzw. auch durchgeführt. Ein Vertreter des Fanclub-Sprecherrates nahm auf unsere Einladung hin an einem Treffen mit dem Bundespräsidenten in dessen Amt in Berlin im Januar 2004 teil. Dort wurde über das Verhalten der Polizei und der Umgang mit Fans diskutiert. Hingegen wird der monatliche Stammtisch gar nicht mehr angenommen. Kein Fanclub-Vertreter taucht dort auf um Fragen oder Wünsche loszuwerden und scheinbar reicht den privat und nicht als Arbeitszeit besuchen, eine wichtige Fanclubs die Vertretung nach außen durch den Fanladen und Kontaktmöglichkeit außerhalb der „stressigen" und zeitintensi- den Sprecherrat so aus. Die Struktur der 5 Mitglieder des Fan- ven Profispielen, gerade mit Leuten aus der Fanszene, die Club-Sprecherrates beginnt zu greifen (eine(r) zuständig für keine Lust oder Zeit haben zu unseren Öffnungszeiten in den die Fanclub-Verwaltung und Rundbriefe, eine(r) für die Fanladen zu kommen. Viele Ideen für Aktionen, Fahrten oder Pressearbeit, eine(r) für Vereinskontakte usw.) und es wird Fanartikel wurden hier geboren und oftmals findet auch ein mehr (auch in der Öffentlichkeit) als einheitlicher Sprecherrat Erstkontakt zu jüngeren Fans statt, die immer noch eine gearbeitet. Schwellenangst vor der Einrichtung Fanladen haben. Eine autarke Selbstverwaltung der Fan-Clubs findet langsam Auch bei den Amateurspielen sind es eigentlich nur noch eini- statt, wobei sie von uns auch nicht komplett gewünscht ist. ge wenige Mitglieder von "Carpe Diem" und zeitweise der Auch für die Arbeit des Fanladens sind die Fanclubs und der „Passanten", die durch Anfeuerungen, aufwendigen Kontakt zu Ihnen sehr wichtig. Unsere Zielgruppen finden sich Choreographien bei ausgewählten Heim- oder in den diversen Fanclubs wieder und durch regelmäßige Auswärtsspielen, sowie mit Doppelhaltern und Schwenkfahnen Veranstaltungen und Rundbriefe erreichen wir diese, machen die Mannschaft der Amateure unterstützten. Hier setzten ins- sie aufmerksam auf uns und unsere Angebote und integrieren besondere die Ultras Ideen um, die im großen Stadion auf- diese in unsere Arbeit. Bei den Fanclub-Turnieren werden wir grund finanzieller oder örtlicher Möglichkeiten nicht machbar und der Fanclub-Sprecherrat als eine Einheit angesehen, der wären. diese Turniere organisiert, was wir auch als sehr positiv emp- finden. Maßnahmen des Fanclub-Sprecherrates in Verbindung mit 3.7. Fan-Clubs dem Fanladen waren: Die Anzahl der Fanclubs steigert sich stetig und auch nach - Unterstützung des Fanladens beim Millerntor-Cup 2003 im dem Verbleib in der dritten Liga ist kein Rückgang zu verzeich- Dezember in der Alsterdorfer Sporthalle mit 56 teilnehmenden nen, sondern es gab auch in der letzten Saison einen stetigen Fanclubs Zuwachs von Fanclubs aus Hamburg, Deutschland und dem - Aktualisierung des Adressverzeichnisses und der Datenbank europäischen Ausland (u.a. hat sich ein Fanclub in Genua - Aufnahme von neuen Fan-Clubs gegründet „St. Pauli Club Zena" der sich aus Anhängern von - Hilfe bei der Durchführung des 5. Jack-Daniels-Memorial-Cup Sampdoria, FC und Juventus Turin zusammensetzt und die auf dem Trainingsgelände des FC St.Pauli an der Kollaustraße den FC St. Pauli als gemeinsames Interesse haben). Es sind mit 64 teilnehmenden Fanclubs über zwei volle Tage. jetzt 250 Fanclubs eingetragen, wobei die aktiveren Fanclubs - Teilnahme an Sitzungen des Ständigen Ausschusses auf knapp 60 zu beziffern sind, die regelmäßig als Fanclub zu - Teilnahme an Sitzungen des ständigen Fan-Ausschusses den Auswärtsspielen fahren, bei Aktionen oder Turnieren mit- - Monatlicher Stammtisch im Fanladen offen für alle Fanclubs helfen oder sich einfach regelmäßig bei uns sehen lassen. 160 - gemeinsame Briefe, Fluglatt- und andere Aktionen. 22 dieser Fanclubs befinden sich in Hamburg oder dem näheren Umland. 70 Fanclubs sind im gesamten Bundesgebiet von Die Mehrbelastungen der Arbeit mit den Fanclubs durch viele Anschluss an die Spiele im Fanladen für die Fans kochten und Neuanmeldungen ist durch die neue Verwaltung reduziert wur- die erwirtschafteten Gewinne diesem komplett zukommen lie- den und wir sind eigentlich nur noch für die Weitergabe der ßen. Weiterhin führte die in der letzten Saison stattgefundene Informationen und die Erstellung der Fanclub-Ausweise Annäherung an USP dazu, dass sich beide Gruppen bei zuständig. Die Turniere werden immer größer, mit mehr teil- Auswärtsspielen zusammen in den Gästebereich stellten, um nehmenden Teams und Zuschauern, somit ein organisatori- Choreographien besser koordinieren zu können. Dass diese scher und finanzieller Riesenaufwand, der sich bei den beiden Bindung nach und nach gefestigt werden konnte, zeigte sich Turnieren der letzten Saison aber gut getragen hat. insbesondere durch das solidarische Agieren der Passanten, als gegen Mitglieder von USP Stadionverbote ausgesprochen Die folgenden Aspekte der Arbeit des Fanladens mit den orga- wurden (dazu mehr an anderer Stelle). Die Gruppe der nisierten Fans/Fanclubs bestanden auch in der abgelaufenen Passanten organisierte mehrere große Choreographien bei Saison: den Heimspielen, die ihnen den Respekt der gesamten - Information Fanszene einbrachte. Einige Mitglieder des Bei entscheidenden Veränderungen rund um den FC St.Pauli Zusammenschlusses engagieren sich darüber hinaus in der werden die Fan-Clubs durch den Fanladen in Rundschreiben bundesweiten Faninitiative `Pro Fans` (ehemalig Pro 15:30) informiert. Darüber hinaus gehen auch die Turniereinladungen und pflegen dadurch Kontakte zu Fans anderer Vereine. durch Fans aus ganz Deutschland, werden gesammelt und an die Clubs weitergeleitet. Ebenso verhält es sich mit Anfragen 3.9. BallKult von Einzelpersonen, die Interesse an einer Mitgliedschaft Dieser „Verein für haben und über den Fanladen an entsprechende Clubs z.B. Fußball und Kultur ihrer Altersklasse vermittelt werden können. auf St. Pauli e.V.“ -Organisation besteht auch Unter diesen Aspekt fallen Fan-Club-Turniere und weiterhin und Versammlungen. Zur Zeit richtet der Fanladen einmal pro Jahr betreibt die die Fan-Club-Meisterschaft in der Halle und einmal Freiluft aus Fankneipe des FC (siehe auch unter Standards Turniere). Darüber hinaus soll St. Pauli, das "Jolly zumindest einmal jährlich Fan-Club-Delegierten- Roger", das sich Versammlungen stattfinden bzw. auch öfter wenn von unserer seit Juni 2002 in oder von Fan-Club Seite aus Bedarf an einer solchen der Budapester Veranstaltung besteht. Diese werden vom Fanladen einberu- Strasse befindet. fen und organisiert. Die ehemals hoch -Sonstiges angesetzten Ziele Hierunter fallen u.a. die Vermittlung von Mediennachfragen. eines "Haus für Noch immer werden z.B. in letzter Zeit BesucherInnen Fans" mit und/oder Gäste für Talkshows gesucht. Derartige Anfragen Fanladen, Hotel, werden mit dem Einverständnis der Fan-Clubs weitergeleitet Konzertraum und oder wir vermitteln die Interview-, Zeitungs- und Kneipe werden, Fernsehanfragen.. was den Obwohl hier nur ein Teil der Fan-Club-Arbeit dargestellt werden Konzertraum und konnte, so verdeutlicht dies doch die zentrale Position des größere Kneipe Fanladens innerhalb der organisierten Fanszene des FC ohne Nachbarn St.Pauli. Die durch diese Rolle hergestellten Kontakte und das angeht, sind ad Vertrauensverhältnis der Fans zum Fanladen darf in diesem acta gelegt worden. Es wurde im letzten Jahr viel Geld in die Zusammenhang nicht unterschätzt werden. Den bestehende Kneipe investiert, besonders durch den Einbau MitarbeiterInnen gelingt es somit, ständig Kontakt zu halten zu einer Lüftungsanlage. Es gibt eine Kooperation zwischen den organisierten Fans und auf sämtliche Probleme persön- BallKult e.V. und dem Betreiber vom „Knust im Schlachthof" an licher oder bloß organisatorischer Art schnell reagieren zu kön- der Feldstraße und es werden gemeinsam Konzerte, Parties, nen. Fußball-Live-Übertragungen durchgeführt. Die Vereinsinhalte „BallKult - Verein für Fußball und Kultur auf St. Pauli" werden allerdings teilweise weiterhin umgesetzt. Im „Jolly Roger" fanden Lesungen, Musik- und andere Veranstaltungen statt und es wurde durch zahlreiche Abende mit verschiedenen, auswärtigen Fangruppen für ein friedliches Miteinander geworben. Weiterhin wurde die Saison- Abschlußparty vor und im Schlachthof nach dem letzten Heimspiel gegen KFC Uerdingen und eine eigene Bühne auf dem Hafengeburtstag mit Bierstand durchgeführt. Der Fanladen leistet weiterhin organisatorische und bürokrati- sche Unterstützung, ist Postadresse des Vereins und hat in der vergangenen Saison weiterhin die Mitgliederverwaltung des Vereins betreut.

3.10. Fanzines Trotz des Abstiegs in die 3.8. Supportgroup/Passanten Regionalliga hat sich in der Die Fan-Club Dachorganisation Passanten konnten auch in Fanzinelandschaft des FC St. der Regionalliga ihre Aktivitäten weiterhin ausbauen. Die dort Pauli nicht viel verändert. Nach beheimateten Fan-Clubs (z.B. Die feuchten Biber, FC 42, wie vor erscheint der Übersteiger in regelmäßigen Abständen West-Brigade und Chaoten Reinbeck) trafen sich regelmäßig als auflagestärkstes Fanzine. Während im letzten nach den Auswärtsspielen im Fanladen, um weitere Aktionen Jahresbericht noch vielfach über redaktionsinterne Probleme zu planen. Weiterhin engagierten sich viele Passanten für den bis hin zu Auflösungserscheinungen berichtet wurde, scheinen 23 Erhalt des Fanladens, indem sie bei fast jedem Heimspiel im sich die jetzigen Redakteure gefunden zu haben und gut mit- einander arbeiten zu können. Zum letzten Heimspiel gegen 3.11. AFM / Abteilung Fördernder Mitglieder Uerdingen erschien die mittlerweile 68. Ausgabe des oftmals Die Zusammenarbeit mit der AFM kann aus Fanladensicht wieder sehr vereinskritischen Heftes. Neben den üblichen am auch weiterhin als weitestgehend positiv bewertet werden. Sport orientierten Artikeln, Auslandsreportagen, Musikreviews Neben der Reduktion für AFM Mitglieder auf die von uns durch- und Stadtteilpolitikberichten, verstärkte sich gerade in den letz- geführten Auswärtsfahrten, unterstützte uns die AFM in der ten drei Ausgaben die äußerst kritische Auseinandersetzung Durchführung mehrerer Einzelprojekte (z.B. Antirassistisches mit dem jetzigen Präsidium um Corny Littmann Einladungsturnier Ostern 2004, finanzieren die TrainerInnen und die anderen des Mädchen-Teams) und zur Mitgliederwerbung auch eine Vereinsgremien/Abteilungen Fahrt im U-16-Bereich. Die im letzten Jahresbericht angedeu- (z.B. AFM, tete Befürchtung, dass die AFM aufgrund des Drucks seitens des Präsidiums verstärkt Aufgaben des Fanladens überneh- men wollte, realisierte sich nicht. Ansonsten gab es in der abgelaufenen Saison seitens der aktiven Fanszene öfters Kritik an der Arbeitsweise des AFM Vorstandes. Insbesondere das Aufsichtsrat). Mit Verhältnis zur Redaktion des Fanzines `Der Übersteiger` ver- erscheinen der Nr. 67 wurde schlechterte sich zunehmend. Hierzu trug sicherlich der erstmals eine Ausgabe bereits vor undurchsichtige Führungsstil bei, der in Einzelpunkten immer einem Heimspiel ausverkauft. Die Redakteure wieder auf Kritik stieß. Nachdem Holger Scharf und Massimo des Übersteigers treffen sich nach wie vor jeden Finizio die AFM verließen, übernahm der ehemalige Donnerstag in den Räumen des Fanladens und wurden und Jugendwart Andreas Kahrs die Abteilungsleitung und wurde werden auch in Zukunft durch deren MitarbeiterInnen unter- durch weitere aktive Fans unterstützt. Nachdem der neu ein- stützt, da eine kritische Auseinandersetzung mit anzupran- gesetzte 2. Vorsitzende Grönfeld die AFM bereits nach kurzer gernden Vorgehensweisen im Stammverein als absolut not- Zeit wieder verließ, schien das Führungsteam zu zerfallen. wendig angesehen wird. Mittlerweile wurde auch der einzige Angestellte der Abteilung Mathias Jahnke entlassen und durch Tommy Punker Molotow Weiterhin erschien auch in der Saison 2003/2004 das ersetzt. Die undurchsichtigen Personalentscheidungen und Nachgetreten. Die Redakteure hatten zeitweise Verschiebungen trugen dazu bei, das Ansehen der AFM Schwierigkeiten, einen Layouter für die Arbeit begeistern zu Führung in der Fanszene zu verschlechtern. Es bleibt abzu- können. Trotzdem schaffen sie es immer wieder in regelmäßi- warten, wie der Restvorstand die Arbeit bewältigt. gen Abständen das Heft auf den Markt zu bringen. Das Nachgetreten solidarisiert sich oft mit der aktiven Fanszene, berichtet über Auslandsaufenthalte von St. Pauli Fans und scheut sich auch nicht davor, vereinskritisch und politisch zu argumentieren. Das Nachgetreten hat seine Postadresse im Fanladen und die Redakteure besuchen diesen in regelmäßi- gen Abständen.

Die bereits im letzten Jahresbericht vorgestellte La Gazetta d`Ultra, erschien auch zu Regionalligazeiten regelmäßig zu sämtlichen Heimspielen. Das Zentralorgan von USP ist als kri- tischer Wegbegleiter für viele Fans nicht mehr wegzudenken und nahm sich immer stärker der Kritik an Missständen im Verein und gegenüber bestimmter Verhaltensweisen der ledig- 3.12 Ultra` St. Pauli/Carpe Diem lich am Konsum orientierten Stadionbesucher an. Das ein sol- Seit nunmehr vier Jahren steht der Fan-Club Carpe Diem und cher Ansatz nicht bei jedem auf Gegenliebe stößt liegt auf der seit zwei Jahren der aus diesem entstandene Ultra Hand, letztendlich sind die Dachverband `Ultra` Sankt Pauli` (USP) im Fokus der rest- Redakteure aber immer lichen StadionbesucherInnen. Durch ihre engagierte, verbala- ansprechbar, um die von ihnen kustische und optische Unterstützung der Mannschaft, ent- formulierte Kritik auch zu verteidi- stand eine breit gefächerte Außenwirkung, die nach italieni- gen. schem Vorbild, von dieser Gruppe auch gewünscht wird. Die für viele Choreographien mit z.T. politisch ausgerichteten und Als neues Elaborat Vereins- und Mannschaftskritischen Themen verantwortliche kam ein regelmäßig zu Gruppe, umfasst mittlerweile einen harten Kern von etwa 90 jedem Heimspiel erschienener DIN Jugendlichen und Heranwachsenden sowie ein Umfeld von A 4 Flyer auf den Markt, in dem USP über die letzten Spiele insgesamt etwa 150 Fans. Diese Gruppe etablierte sich als bei und Aktionen der Gruppe informierte. Dieser, in einer Auflage weitem aktivste Gruppe innerhalb der St. Pauli Fanszene und von 4.000 Stück verteile Gratiszettel, soll die Fans im bringt neben dem Besuch sämtlicher Heim- und Stadionbereich Gegengerade über USP informieren und zu Auswärtsspiele der Regionalliga- sowie der Amateur mehr Eigenengagement motivieren. Der Fanladen erhält auf Mannschaft, zu jedem Heimspiel das Fanzine `La Gazetta dem Flugzettel stets die Möglichkeit, über seine Angebote zu d`Ultra` und den Infoflyer `Die Gegengerade` heraus (siehe informieren und kann dadurch viele Fans erreichen, die auf- Punkt 3.10.). grund ihrer Konsumorientierten Haltung nur selten die Die im letzten Jahresbericht beschriebenen Entwicklungen die- Räumlichkeiten in der Brigittenstraße aufsuchen. ser Gruppe (Politisierung, Engagement als traditionell klar linke St. Pauli Fans etc.) führten sich auch in der Regionalliga Nord fort. Durch die regelmäßig im Fanladen stattfindenden Gruppentreffen, bestanden zu nahezu allen Mitgliedern des Fanzusammenschlusses gute Kontakte. USP stellt die kom- plette Videogruppe (siehe Punkt 8.10.) und engagierte sich vor allem sehr intensiv beim Antirassistischen Einladungsturnier, das Ostern 2004 durch den Fanladen organisiert wurde (siehe Punkt 6.). Weiterhin wurden Mitglieder von USP in der 24 Radiogruppe aktiv, die zur Ausstrahlung einer Sendung zum Thema `Repression von Fußballfans` führte. 3.13. AGiM Der Kontakt zur im Sommer 2002 gegründeten Basis St. Pauli, die sich damals mit der geplanten Übernahme einiger durch andere Institutionen abgedeckte Fanbelange präsentierte, ver- wässerte in der Regionalliga. Die Mitglieder kamen nur äußerst selten als BesucherInnen in den Fanladen und wurden auch nur noch sehr selten bei Auswärtsspielen gesichtet. Die Fangruppierung ist allerdings trotzdem weiterhin sehr aktiv. Zwei Mitglieder der Basis St. Pauli sind inzwischen beim Verein angestellt, es wird zu jedem Spiel ein Live-Ticker angeboten der mit der offiziellen Vereinsseite verlinkt ist, sind an der Die Auswärtsfahrten wurden auch in der abgelaufenen Saison Stadionzeitung beteiligt und üben auf ihrer Internetseite oder überwiegend mit dem Fanladen durchgeführt und mittlerweile im Forum einen großen Aktivitätsdrang aus. Weiterhin ist die schafft es die Gruppe zu fast jedem Spiel eine eigene Basis St. Pauli auch immer zum Ständigen Fan-Ausschuß ein- Busbesatzung zu organisieren. geladen und nahm in der vergangenen Saison regelmäßig Da sich die Gruppe nicht von der restlichen Fanszene entfer- daran teil. nen wollte, konnte der in Kooperation mit dem Fanladen und dem FC St. Pauli initiierte Verkaufs- und Informationsstand im Stadion vor sämtlichen Heimspielen etabliert werden. Dort ver- 3.14. Südzecken trieb die Gruppe ihr Merchandising und konnte Kontakte zu Der sich im Herbst 2002 gegründete Fan-Club Dachverband anderen Fans aufbauen. `Südzecken` besteht noch immer. In ihm fanden etwa 15 Fan- Weiterhin war der Gruppe auch in den letzten 12 Monaten sehr Clubs aus dem süddeutschen Raum zueinander, die hierdurch daran gelegen, sich mit italienischen Fans auszutauschen. eine bessere Vernetzung der Fans aus dem Süden erreichten. Insbesondere die Kontakte zu den Ultras des italienischen Allerdings scheint die Gruppe in der Regionalliga Nord nicht Zweitligisten Ternana Calcio wurden durch mehrere Besuche mehr so stark aktiv zu sein, wie in der Vergangenheit. Dieses intensiviert. Weiterhin konnten durch das Osterturnier Kontakte liegt zum einen sicherlich an den verlorenen Illusionen gegen- zu Fans aus anderen Ländern ermöglicht werden, die in der über dem FC St. Pauli (z.B. Ausverkauf der Werte der Zukunft intensiviert werden sollen. Fanszene durch die Retterkampagne), wie auch andererseits Leider gibt es aus und über diese Gruppe nicht nur Positives an den für die Südfans sehr weiten Fahrten. Während in der 2. zu berichten. Nachdem einzelne Mitglieder von USP ein feh- Bundesliga eine Vielzahl von Spielen im süddeutschen Raum lerhaftes Verhalten an den Tag legten, das der Gruppe letz- durchgeführt wurden, haben sich durch den erneuten Abstieg tendlich massiv schadete, kam es zu großen Problemen im die Seiten verkehrt. Damals mussten die Hamburger St. Pauli Spannungsfeld Fans – FC St. Pauli (hier insbesondere mit dem Fans sehr lange Reisezeiten in Kauf nehmen; heute fällt dieses Präsidium) – Polizei und Fanladen. Hierüber mehr unter Punkt den Fans aus dem Süden zu. Trotzdem sind einige Fans des 8.3.. Südzecken Verbundes bei fast allen Spielen anwesend und ein Weiterhin erwarb sich Teil der Aktiven lebt mittlerweile in Hamburg. Durch ihr USP durch sein ehren- Engagement konnten die Südzecken das Verhältnis zwischen amtliches Engagement Hamburger St. Pauli Fans und auswärtigen Anhängern des zwar den Respekt von Stadtteilvereins wesentlich verbessern. Die ehemals seitens vielen anderen St. Pauli der Hamburger Fraktion geäußerten, meist humoristisch Fans, machte sich aber gemeinten, Vorwürfe gegenüber Fans aus dem Süden als auch immer wieder `linksalternative Blockfüllmasse` etc. sind heute kaum noch zu selbstverschuldet vernehmen. angreifbar. Gerade das anonyme Posten im inof- 3.15. Ständiger Fan-Ausschuß fiziellen Fanforum dient Zu Beginn der letzten Saison haben wir einen neuen vielen Fans dazu, die Ausschuss geschaffen um die verschiedenen Fangruppen und Gruppe zu diffamieren –organisationen miteinander ins Gespräch zu bringen. Es und in ein schlechtes wurde zu oft übereinander als miteinander gesprochen, was zu Licht zu stellen. kritischen Momenten und Auseinandersetzungen führte. Wir Glücklicherweise fanden riefen einen ständigen Fan-Ausschuss ins Leben zu dem sich durch die guten VertreterInnen der AFM, der AgiM, des Fanclub-Sprecherrates, Kontakte und die Übersteiger-Fanzine, Nachgetreten-Fanzine, Basis St. Pauli, Solidarisierung rund um Südzecken, Ultra Sankt Pauli, Passanten, St. Pauli-Forum und die unter Punkt 8.3. Fanladen St. Pauli eingeladen wurden. Dieser Ausschuss tagt beschriebenen Vorgänge alle 2 Monate und die jeweiligen VertreterInnen können ihre auch viele Fans, die USP Initiativen oder Ideen vorstellen bzw. gerade im Forum aber abgelaufene Aktionen erklären. Der auch darüber hinaus den Ausschuss wurde sehr positiv aufgenom- Rücken stärkten. men und es wurde oftmals kritisch mitein- Der Fanladen galt für die meisten Mitglieder von USP noch ander diskutiert ohne ausfällig zu werden immer als zentraler Treffpunkt, in dem sie mit ihren Sorgen und oder im Anschluss noch anonym im Nöten ernst genommen wurden und auch weiterhin werden. Internet zu hetzen. Das Verständnis für Gerade in den sehr problembelasteten Monaten des Frühjahrs die einzelnen Gruppen wurde größer bzw. es wurden 2004, zeigte sich die Solidarisierung und Anerkennung der Gesichter bekannt mit denen man sich auch außerhalb der Fans gegenüber dem Fanladenteam und umgekehrt. Für diese Treffen auseinander setzen oder unterhalten konnte. Fans galt es für die MitarbeiterInnen immer wieder eine Vermittlerrolle einzunehmen aber auch intervenierend einzu- greifen, wenn es zu fehlerhaftem Verhalten einzelner Gruppenmitglieder kam. 25 4. Die Arbeit des Fanladens der Zukunft mit der Vereinsführung um Corny Littmann gelin- Selbstdefinition gen wird. Durch die neu geschaffenen Strukturen nach dem Die folgende Darstellung erscheint den Abstieg in die Regionalliga Nord, entstanden neue MitarbeiterInnen des Fanladens äußerst wich- Schnittstellen, während andere abgeschafft bzw. zusammen- tig, obwohl sich im Vergleich zu den letzten gelegt wurden. Letztendlich ist der Fanladen in viele Bereiche Jahresberichten nur wenig veränderte. In seiner Rolle als zen- nicht mehr so stark involviert wie in der Vergangenheit, in traler Anlaufpunkt für sämtliche St. Pauli Fans und als anderen wichtigen Bereichen dafür aber wesentlich stärker als Knotenpunkt zwischen dem FC St. Pauli und seinen Fans, zuvor. obliegen den dortigen MitarbeiterInnen diverse Aufgabenbereiche und Tätigkeiten, die scheinbar nur bedingt Verwaltung unter dem Oberbegriff `Fanbetreuung` zu subsumieren sind. Mit Verwaltung ist hier gemeint, dass der Fanladen für sämtli- Die Arbeitsbereiche der Verwaltung von Faninteressen, che außen stehenden Personen und Institutionen als zentraler Organisation von Auswärtsfahrten, der (eingeschränkte) Anlaufpunkt für Faninteressen rund um den FC St. Pauli ange- Verkauf von Fanartikeln, die Betreuung jugendlicher und weib- sehen wird bzw. angesehen werden soll. Dieses Handeln hat licher Fans und die Heimspielbegleitung, bezeichnen unter- die Folge, dass sämtliche Anfragen entweder direkt im schiedliche Handlungsfelder sowie verschiedene Fanladen eingehen oder vom FC St. Pauli an diesen weiterge- Anforderungen. leitet werden. Unter dem Begriff `sämtlich` sind an dieser Stelle keine Wünsche nach Autogrammkarten der Spieler bzw. Bestellungen von Fanartikeln des Vereins zu verstehen, son- dern z.B. Interviewwünsche verschiedener Medien, Kontaktwünsche auswärtiger Fans, Anfragen aus dem Stadtviertel, Informationswünsche von Studierenden zum sozi- alpädagogischen Aspekt der Arbeit oder aber der Weiterleitung von Beschwerden an den FC St. Pauli. Zusammenfassend sei festzustellen, dass sich der Fanladen hier entweder als direk- ter Ansprechpartner für Nachfragen zur Verfügung stellt oder aber an entsprechende Institutionen (Verein, Verbände und Stadtteilinstitutionen) weiterleitet. Der große Bekanntheitsgrad des Fanladens sorgt hierbei für eine direkte Kontaktaufnahme mit den hiesigen MitarbeiterInnen, ohne den Umweg über den Mittler Verein zu nutzen. Jedoch werden auch dort Anfragen direkt Es ist für den Fanladen als unabhängiges Fanprojekt immer behandelt oder aber an den Fanladen weitervermittelt. Ziel die- wieder schwierig, seine Rolle zwischen den beiden Parteien ser Arbeit ist und bleibt es, als feste Institution für sämtliche Fans und Stammverein zu finden. Die aus der Probleme oder Fragen, die sich rund um den Fußball im Entstehungsgeschichte des Fanladens und seiner inzwischen Allgemeinen oder beim FC St. Pauli im Speziellen ergeben, zu eingenommenen zentralen Position resultierende Akzeptanz gelten, um somit dem Informationsbedürfnis der Fans gerecht beim FC St. Pauli, führte dazu, dass der Fanladen in zu werden und einen zentralen Ansprechpartner zu erhalten. Problemfällen direkt seitens des Vereins angesprochen bzw. Nicht nur die eigene Arbeit, sondern auch die Akzeptanz des die Meinung der MitarbeiterInnen als Relevant angesehen Fanladens durch Öffentlichkeit, den FC St. Pauli und der wurde. Die hierbei entstehende Gefahr liegt in der Fanszene führte dazu, dass diese Rolle auch in der Instrumentalisierung des Fanprojektes, das zum Transporteur Regionalliga ausgefüllt werden konnte. Die umfassenden der Vereinspolitik gemacht werden kann, um die Plattform Kontakte zur Fanszene des FC St. Pauli und die große Fanladen für Vereinszwecke zu gebrauchen. Dieses wurde Resonanz beim Stammverein, die diese Rolle erfährt, sind ein insbesondere Rund um die Gewaltdiskussion im Frühjahr 2004 Ergebnis dieses Arbeitsbereiches. deutlich (siehe Punkt 8.3.), als dem Fanladen die seitens der Polizei beeinflusste Vereinsmeinung zu heftigen Auseinandersetzungen führte. Das Fanladen Team hatte auch in der vergangenen Saison stets den Anspruch auf der Vermittlungsebene im Spannungsfeld Polizei, Verein und Fans zurückzukommen. Für die Zukunft bleibt abzuwarten, wie sich die Zusammenarbeit mit dem jetzigen Präsidium um Corny Littmann entwickelt, da diese in der Vergangenheit oftmals durch Akzeptanzschwierigkeiten getrübt wurde. Dem Fanladen gelang es aber immer wieder, seine Gesamtstellung, ohne Teil des Vereins zu sein, auch innerhalb der Vereinsstrukturen zu bestätigen, zu stabilisieren und seine Unabhängigkeit zu wah- ren. Hierdurch kristallisierte sich über die Jahre eine Rolle her- Organisation aus, die wie folgt beschrieben werden kann: Der Fanladen ver- Da im vorherigen Absatz unter dem Begriff Verwaltung eine tritt die Interessen der Fans beim FC St. Pauli und dient gleich- überwiegend delegierende Funktion dargestellt wurde, muss zeitig als Plattform zur Informationsweitergabe für den an dieser Stelle unter dem Begriff Organisation verstanden Stammverein. Er bleibt für die Fans ein Kanalisator der werden, dass ein Großteil der Aktivitäten innerhalb der Fanmeinung, für den Verein aber nur Hilfsmittel zur Fanszene durch den Fanladen organisatorisch abgedeckt wer- Kommunikation mit den Fans. Auch für die Zukunft muss stets den. Hierbei muss jedoch betont werden, dass die zentrale damit gerechnet werden, dass die Kontakte zwischen Verein Funktion, die dem Fanladen obliegt, sowohl Mittel als auch und Fanladen missbraucht werden könnten, doch die Zweck zugleich sind. Die Fanszene akzeptiert diese zentrale MitarbeiterInnen sind sich a) ihrer Stellung bewusst und b) Rolle des Fanladens auch unter dem organisatorischen noch immer selbst ausreichend Fans genug, um die oftmals Aspekt. Hierdurch führte das Wissen um die diametralen Faninteressen gegenüber dem FC St. Pauli als Auswärtsangebote dazu, dass über den Fanladen hinaus nur vorrangig zu verstehen. Nach wie vor bleibt es die Aufgabe des selten andere Anbieter Fahrten organisieren. Hierbei handelte Fanladens, dem Verein gegenüber die Bedeutsamkeit der es sich in der abgelaufenen Saison fast ausschließlich um 26 Fanmeinung deutlich zu machen. Wir sind, trotz einiger Privatreisen einzelner Fan-Clubs. Diese positive Entwicklung Rückschläge, guten Mutes, dass uns dieses Ansinnen auch in hängt allerdings auch damit zusammen, dass in der der den Fanladen besuchenden Fans erheblich erhöht, da die früher eher einem Textilgeschäft gleichende Atmosphäre gänz- lich entfiel. Hierdurch erhielten die MitarbeiterInnen wesentlich mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben eines Fanprojektes, sprich der Betreuung der Fans. Die fehlenden `T-Shirt Käufer` waren ohnehin nie die eigentliche Zielgruppe des Fanladens und die Möglichkeit zur Erstkontaktaufnahme wird durch die organisierten Fahrten und den Kartenverkauf für Heim- und Auswärtsspiele nach wie vor gewährleistet.

Einzelfallhilfe Die Einzelfallhilfe nahm in der vergangenen Saison einen weit- aus größeren Platz in der täglichen Arbeit ein, als in vergange- nen Jahren. Aufgrund weiterhin steigender Überwachung, Kriminalisierung (hier besonders gegenüber der Gruppe USP) Vergangenheit durch externe Organisatoren versucht wurde, und Repression der Fans, kam es immer wieder zu Problemen, mit dem Reiseangebot Gewinne zu erwirtschaften, während die durch die FanladenmitarbeiterInnen gelöst werden sollten. der Fanladen die Fans so günstig wie möglich transportierte. In der Regionalliga setzte die Hamburger Exekutive neue Durch diese `Exklusivität` gelang es den MitarbeiterInnen, Maßstäbe und es bleibt zu befürchten, dass in naher Zukunft einen noch engeren Kontakt zur Szene herzustellen. Den Fans eine Unmenge von Stadionverboten, Strafbefehlen und wurde das Gefühl vermittelt, dass ihre Fahrten finanziell akzep- Anzeigen ausgesprochen werden, die letztendlich dann auch tabel und in der Betreuung kompetent veranstaltet wurden. auf den Fanladen zukommen werden. Glücklicherweise arbei- Hierzu trug zum einen die jahrelange Erfahrung in der tet der Fanladen sehr gut mit einem Anwalt zusammen, der Auswärtsfahrtorganisation, einhergehend mit den etablierten dem Team mit Rat und Tat zur Seite steht. Kontakten zu den örtlichen Reiseanbietern (Busvermietung bzw. Deutsche Bahn) sowie die fehlende kommerzielle Vernetzung Ausrichtung des Fanprojektes bei. Mittlerweile weiß ein Die Netzwerkarbeit wurde in der Regionalliga Saison noch Großteil der Auswärtsfahrer, dass die Deutsche Bahn ihre ausgebaut und verstärkt. Während die Kontakte zu den Preise immer wieder erhöht und die in der Vergangenheit an Sozialen Einrichtungen Hamburgs intensiviert wurden und die den Fanladen gerichteten Beschwerden über zu hohe bundesweiten Kooperationspartner (BAG, KOS, BAFF etc.) Fahrpreise sind in der damals herrschenden Form nur noch den ständigen Austausch mit dem Fanladen pflegten, wurde äußerst selten zu vernehmen. Die hin und wieder an den seitens des Fanladen Teams sehr viel Zeit in die Kontakte zu Fanladen gerichtete Kritik bleibt verständlich, trifft in ihrem ausländischen Partnern investiert. Gerade vor den großen Adressaten allerdings die falsche Institution. Die europäischen Turnieren (EM 04 und WM 06) erscheint es den MitarbeiterInnen des Fanladens leisten hier immer wieder MitarbeiterInnen nötig, ein Netzwerk antirassistischer Aufklärungsarbeit und weisen auf günstigere Fußballfans zu schaffen. Bi-, tri,- oder multinationale Fahrtmöglichkeiten (z.B. Wochenendticket) hin, die allerdings Begegnungen, wie beim Antirassistischen Einladungsturnier für die Beförderung und Begleitung großer Gruppen ungeeig- Ostern 2004 (siehe Punkt 6), währen ohne unsere net erscheinen. Organisation heißt hier, dass einerseits der Auslandskontakte nicht zu realisieren. Zielgruppe ein adäquates und kompetentes Angebot, in sämt- lichen das Faninteresse treffenden Bereichen, unterbreitet wird und andererseits dem Fanladen die Möglichkeit zur Kontaktintensivierung gegeben wird. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass das Fehlen anderer Anbieter in der Fanszene des FC St. Pauli als eine Art Einverständniserklärung mit der geleisteten Arbeit anzusehen ist. Dieses wurde uns auch in der abgelaufenen Saison immer wieder mündlich zugetragen. Trotz des Abstiegs in die Regionalliga Nord und den damit ein- hergehenden kürzeren Fahrten und Angeboten der Bahn (Wochenendticket), hielten viele Fans dem Fanladen als Fahrtenorganisator die Treue. Es bleibt jedoch anzumerken, dass die Organisation von Sonderentlastungszugfahrten ein hohes finanzielles Risiko darstellt. Insbesondere in der Rückrunde, blieben viele Plätze in den Zügen unbesetzt. Sollte die Fanszene in der zweiten Regionalliga Saison schrumpfen und sich damit einhergehend weniger Fans auf Auswärtsfahrt begeben wollen, scheint es unumgänglich überwiegend mit Bussen zu reisen, um den Fanladen im Falle einer größeren Nichtbelegung der Züge finanziell nicht übermäßig zu belasten.

Fanartikelbereich Die damalige Entscheidung, den Großteil der Fanartikel an den Verein abzugeben, erwies sich auch nach 2, 5 Jahren als rich- tige Entscheidung. Durch die Ausgleichszahlungen seitens des Vereins, mit denen die laufenden Kosten (Miete etc.) teilweise beglichen werden können, machte sich der Fanladen zwar vom FC St. Pauli etwas abhängig; dieses wirkte sich jedoch nie auf den durchaus vereinskritischen Ansatz aus. Die damals zu erfüllenden Prämissen (a. Räumlichkeiten für den Fanladen in der Nähe des Stadions und b. finanzieller Ersatz der fehlenden Einnahmen durch den Verein/Vermarktung) haben bis zum heutigen Tage Bestand. Hierdurch hat sich die Verweildauer 27 5. Saisonkalender Fanladen St. Pauli 27.08.2003 Nachbereitung der Vorkommnisse beim Derby mit Der Saisonkalender für den Fanladen St. Pauli umfasst ledig- den Ultrá Sankt Pauli lich die von der Alltagsarbeit abweichenden Projekte und 29.08.2003 Kiezkick, U-16 Stammtisch Veranstaltungen, die größtenteils über die regelmäßigen Öff- 30.08.2003 Retterkonzert `Das Finale` am Millerntor mit nungszeiten hinaus durchgeführt werden. Da der Fanladen Fanladen Infostand über die normalen Öffnungszeiten fast jederzeit von den Fans nutzbar ist, soll dieses an hiesiger Stelle nicht noch einmal September 2003 (Öffnungszeiten Di-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) explizit wiederholt werden. 01.09.2003 DSC Arminia Bielefeld – FC St. Pauli Die Begleitung der Heimspiele bedeutet im Übrigen auch eine (DFB-Pokalspiel) Ladenöffnung vor und nach dem jeweiligen Spiel, unabhängig 02.09.2003 Einführung beim Radiosender Freies Sender von dem Wochentag. Der Fanladen wird darüber hinaus als Kombinat (FSK) bezgl. einer eigenen Radiosendung öffentlicher Raum von der Redaktion des Fanzines `Der Über- 03.09.2003 Arbeitskreis St. Pauli, Treffen des steiger` (wöchentlich, zum Teil täglich, dem Fan-Club Amateurvorstands Sprecherrat und den aktiveren Fans (Ultra` St. Pauli, Pro Fans 04.09.2003 Treffen der Video AG, Gespräch mit der etc.)) genutzt. Bei diesen Treffen sind meistens Jugendwärtin AFM über Fanarbeit mit Jugendlichen MitarbeiterInnen des Fanladens anwesend. Weiterhin sind 05.09.2003 Kiezkick, U-16 Stammtisch MitarbeiterInnen des Fanladens bei den 06.09.2003 KSV Holstein Kiel – FC St. Pauli (mit U-16 Fahrt) Sicherheitsbesprechungen des Vereins mit Vertretern der 07.09.2003 Betreuung der B-Mädchen beim Spiel in Reinbeck, Hamburger Polizei und des Ordnungsdienstes vor den U-16 Nordcup Turnier Heimspielen und bei kritischen Heim- und Auswärtsspielen der 09.-10.09.2003 Teilnahme an einer Veranstaltung bezgl. Euro Amateure zugegen. Gelder der Deutschen Sportjugend in Frankfurt a.M. 10.09.2003 Teilnahme an der Beerdigung eines Fans, der Juli 2003 (Öffnungszeiten ab Mi. 16.07. Di-Fr. von 15.00 – Suizid beging, Treffen der Video AG, Fahrt zum Spiel 20.00 Uhr, vorher Sommerpause) Deutschland – Schottland mit einer Gruppe (Länderspiel in Dortmund), Infoveranstaltung Gelder EJES in Frankfurt a.M. 02.07.2003 Teilnahme am Arbeitskreis St. Pauli 11.-12.09.2003 Teilnahme an der KOS Veranstaltung 04.07.2003 Kiezkick `Evaluation der Fanprojekte` 08. – 14.07.2003 Reise zur Antirassistischen Fußball WM in 12.09.2003 Kiezkick, U-16 Stammtisch Montecchio/Italien 13.09.2003 FC St. Pauli – RW Essen 17.07.2003 Teilnahme an der AG Strassenfest 17.09.2003 Celtic Glasgow – FC Bayern München (Busreise) + 23.07.2003 Gesprächsrunde mit Fans, Aufsichtsrat und dem Übertragung des Spiels im Fanladen Geschäftsführer des FC St. Pauli bezgl. der Retterkampagne 18.09.2003 Treffen der Video AG 26.07.2003 Teilnahme an der Saisoneröffnungsparty des 19.09.2003 U-16 Stammtisch, Kiezkick Fan-Clubs `Skinheads St. Pauli 20.09.2003 CFC Chemnitz – FC St. Pauli 30.07.2003 Treffen mit Fans des FC Basel/Schweiz bezgl. 23.09.2003 Treffen der Radio AG der hiesigen Fanprojektarbeit 24.09.2003 Treffen der Video AG 27.09.2003 FC St. Pauli – SC Paderborn 07 August 2003 (Öffnungszeiten Di-Fr. von 15.00 – 20.00 Uhr) 28.09.2003 Fan-Club Delegierten Versammlung 29.09.2003 U-16 Treffen mit Spielern, Teamsitzung im 01.08.2003 SG Wattenscheid 09 – FC St. Pauli Fanladen der Fußballmädchen (mit U-16 Fahrt) 30.09.2003 BAG Nordverbund Tagung in Bremen 03.08.2003 Ahrensburg – FC St. Pauli (Oddset Pokal), gemeinsame Fahrradtour mit Fans zu diesem Spiel Oktober 2003 (Öffnungszeiten Di-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) 05.08.2003 Billstedt Vorwärts Wacker – FC St. Pauli (Oddset Pokal) 01.10.2003 Treffen der Video AG, Arbeitskreis St. Pauli, 06.08.2003 Teilnahme an der Mannschaftsvorstellung auf dem Treffen des Amatervorstands Trainingsgelände an der Kollaustraße 03.10.2003 Produktion einer Radiosendung zum Thema 07.08.2003 Treffen der Video AG `Repression gegenüber Fußballfans` bei dem Radiosender 08.08.2003 Kiezkick FSK, Begleitung der B-Mädchen zum Pokalspiel 09.08.2003 FC St. Pauli – Preußen Münster 06.10.2003 BAG/Fanbeauftragten Tagung in Wolfsburg, 11.08.2003 Trainingsauftakt der B-Mädchen Fanausschuß im Fanladen (Trainingsbegleitung jeden Montag und Mittwoch) 07.10.2003 Treffen mit den Organisatoren eines politisch 12.08.2003 U-16 Stammtisch umstrittenen Konzerts in der Fangaststätte Jolly Roger 14.08.2003 Treffen der Video AG 08.10.2003 Fantalk mit den Spielern Achim Hollerieth und 17.08.2003 FC St. Pauli – Dynamo Dresden Andreas Meyer, BAG/Fanbeauftragten Tagung in Wolfsburg mit U-16 Begegnung mit Dresdener Jugendlichen 10.10.2003 FC St. Pauli – BVB Borussia Dortmund 18.08.2003 Treffen mit Fans beider Hamburger Vereine, (Amateure), Kiezkick Vereinsmitarbeitern, den Fanbeauftragten, der Polizei und den 15.10.2003 Schalke 04 (Amateure) – FC St. Pauli Fanprojekten bezgl. der Vorkommnisse nach der (mit U-16 Fahrt) Saisoneröffnungsparty (Cap San Diego) und des nahenden 16.10.2003 Filmvorführung `Wunder von Bern` im UCI- Derbys am Millerntor Wandsbeck (mit U-16 Begleitung) 20.08.2003 Streetsoccer AG, Probe für `Urbane Rituale` 17.10.2003 Kiezkick, U-16 Stammtisch 21.08.2003 Treffen der Video AG, Fanbeauftragten Tagung in 18.10.2003 Anreise zum Auswärtsspiel bei Sachsen Leipzig Frankfurt a.M. (Übernachtungstour) 22.08.2003 Vortrag an der Fachhochschule Lüneburg zum 19.10.2003 Sachsen Leipzig – FC St. Pauli Thema: Einbindung von Jugendlichen in Vereinsstrukturen, 21.10.2003 Übertragung des Spiels Anderlecht – Celtic Kiezkick, U-16 Stammtisch, Gespräch mit Sponsoren Glasgow 23.08.2008 Wuppertaler SV – FC St. Pauli 23.10.2003 Treffen der Video AG 25.08.2003 U-16 Treffen mit Spielern des FC St. Pauli, 24.10.2003 FC St. Pauli – 1.FC Köln (Amateure), Kiezkick 28 Arbeitskreis St. Pauli 28.10.2003 FC St. Pauli – VfB Lübeck (DFB-Pokalspiel) 26.08.2003 FC St. Pauli – Hamburger Sportverein (Amateure) 29.10.2003 Teilnahme an der AG Straßenfußball 30.10.2003 Gespräch mit Herrn Hopp Februar 2004 (Öffnungszeiten Di.-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) (Leiter der Vermarktung des FC St. Pauli) 07.02.2004 Celtic Glasgow FC Party im Knust 31.10.2003 U-16 Stammtisch, Kiezkick 12.02.2004 Teilnahme an der Verwaltungsratssitzung des Vereins Jugend und Sport e.V. November 2003 (Öffnungszeiten Di-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) 13.02.2004 Pro Fans Treffen 14.02.2004 Fanartikel Flohmarkt im Jolly Roger 02.11.2003 SV Werder Bremen (Amateure) – FC St. Pauli 20.02.2004 Fanladen Solikonzert im Knust (mit U-16 Fahrt und Fanspiel) 24.02.2004 Schneiden der Video AG 03.11.2003 Betreuung der B-Mädchen 25.02.2004 Fantalk mit Franz Gerber und Corny Littmann 05.11.2003 Arbeitskreis St. Pauli 26.02.2004 Fanladen Soliparty des Fan-Clubs `Kapeiken` 06.11.2003 Treffen mit dem HSV Fanprojekt bezgl. der 28.02.2004 Dynamo Dresden – FC St. Pauli Evaluation der Fanprojekt/WM 2006 07.11.2003 FC St. Pauli – VfR Neumünster, Kiezkick März 2004 (Öffnungszeiten Di.-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) 11.11.2003 Treffen der Video AG 06.03.2004 FC St. Pauli - Wuppertaler SV 13.11.2003 Vorbereitungstreffen bezgl. U-16 Reise nach 09.03.2004 Treffen der Video AG Marseille/Frankreich 14.03.2004 HSV (Amateure) – FC St. Pauli 14.11.2003 Essen mit dem Fanorganisation Passanten St. 19.03.2004 Treffen mit dem Präsidium des FC St. Pauli Pauli, Kiezkick, U-16 Stammtisch (Gewaltdiskussion) 15.11.2003 KFC Uerdingen – FC St. Pauli 20.03.2004 FC St. Pauli – KSV Holstein Kiel 17.11.2003 U-16 Treffen mit Spielern des FC St. Pauli 23.04.2004 Besuch der Wehrmachtsausstellung, Treffen mit 19.11.2003 Fanbeauftragten Tagung in Frankfurt a.M., dem Präsidium des FC St. Pauli, Treffen des Fan-Club Gespräch mit der AFM, Betreuung der B-Mädchen Sprecherrates/Fankreises (beide Treffen bezgl. der 21.11.2003 VfB Lübeck – SV Wacker Burghausen Stadionverbote) Kiezkick, u-16 Stammtisch 27.03.2004 Rot Weiß Essen – FC St. Pauli 22.11.2003 FC St. Pauli – BTSV Eintracht Braunschweig 30.03.2004 Treffen mit dem Ordnungsleiter, dem Manager und 25.11.2003 Übertragung des Spiels Celtic Glasgow – FC Fans des FC St. Pauli (bezgl. der Stadionverbote), Bayern München im Knust, Teilnahme am Ständigen Vorbereitungstreffen für die Fanladen/B5 Party Ausschuß des FC St. Pauli 31.03.2004 Besuch durch eine Gruppe Stundenten aus 26.11.2003 Film schneiden der Video AG, Betreuung der B- Linz/Österreich inkl. Stadion- und Fanladenbesichtigung bzw. Mädchen Diskussion, Treffen mit Prokom zur Evaluation der Fanprojekte 28.11.2003 FC St. Pauli – SG Wattenscheid 09, Kiezkick im Fanhaus 29.11.2003 Kickerturnier im Fanladen Hallenturnier der B-Mädchen April 2004 (Öffnungszeiten Di.-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) 30.11.2003 Millerntor Cup Hallenturnier der Offiziell eingetra- 01.04.2004 Schneiden der Video AG, Vorbereitungstreffen für genen Fan-Clubs in der Alsterdorfer Sporthalle, Teilnahme das Antirassistische Einladungsturnier Ostern 2004 eines U-16 Teams 02.04.2004 FC St. Pauli – Chemnitzer FC 09. – 11.04.2004 Antirassistisches Einladungsturnier Ostern Dezember 2003 (Öffnungszeiten Di-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) 2004 auf den Trainingsplätzen des FC St. Pauli 12.04.2004 SC Paderborn – FC St. Pauli 03.12.2003 Treffen bei der Vereinigung der Verfolgten des Nazi 16.04.2004 FC St. Pauli – Schalke 04 (Amateure) Regimes (VVN) bezgl. des Nazi Aufmarsches am 05.12.2003 17.04.2004 Fanladen/B5 Solidaritätsparty für die Rote Hilfe Fachtagung `Irrwege der Jugendhilfe`, 24.04.2004 BVB Dortmund (Amateure) – FC St. Pauli Jahreshauptversammlung im CCH 06.12.2003 Preußen Münster – FC St. Pauli (mit U-16 Fahrt) Mai 2004 (Öffnungszeiten Di.-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) 08.12.2003 U-16 Weihnachtskochen mit Spielern des FC St. 02.05.2004 FC St. Pauli – Sachsen Leipzig Pauli 09.05.2004 1.FC Köln (Amateure) – FC St. Pauli 09.12.2003 BAG Nordverbund Tagung im Fanladen 15.05.2004 FC St. Pauli – SV Werder Bremen (Amateure) 10.12.2003 Treffen mit Vereinsangestellten und der 22.05.2004 VfR Neumünster – FC St. Pauli Werbeagentur des Sponsors Mobilcom 28. – 29.05.2004 Fanfinale in Berlin 10. – 11.12.2003 Teilnahme am KOS Seminar zum Thema 30.05.2004 FC St. Pauli – KFC Uerdingen 05 Professionalität in der Fanarbeit in Baunatal Saisonabschlussparty im Knust 11.12.2003 Treffen beim VVN bezgl. des Nazi Aufmarsches am 31.01.2004 Juni 2004 (Öffnungszeiten Di.-Fr. 15.00 – 20.00 Uhr) 12.12.2003 Treffen der Video AG, Weihnachtsfeier des Fan- 05.06.2004 BTSV Eintracht Braunschweig – FC St. Pauli Clubs Skinheads St. Pauli 12.-13.06.2004 5. Jack Daniels Memorial Cup der offiziell 13.12.2003 TUS Hamburg – FC St. Pauli (Oddset Pokal) eingetragenen Fanclubs des FC St. Pauli auf 19.12.2003 Kiezkick + Weihnachtsprogramm dem Trainingsgelände des FC St. Pauli 20.12.2003 Weihnachtsfeier der B-Mädchen im Fanladen

Januar 2004 (keine regelmäßigen Öffnungszeiten durch die Winterpause)

08.01.2004 Inventur des Fanladens 09.01.2004 Salzbrenner Cup in der Alsterdorfer Sporthalle 10.01.2004 Salbrenner Cup, zweiter Tag 11.01.2004 T-Mobile Cup in der Color Line Arena 17.01.2004 Kickerturnier im Jolly Roger 24.01.2004 Altona 93 FC – FC St. Pauli (Oddset Pokal) 31.01.2004 Weihnachtsessen des Amateurvorstands 31.01.2004 Teilnahme an der Anti-Nazidemonstration rund um die Wehrmachtsausstellung 29 6. Ausgewählter Arbeitsschwerpunkt

Antirassistisches Einladungs-Fußballturnier Ostern 2004

Im Vorfeld der EM 2004 in Portugal und der WM 2006 in Gruppenbild der beteiligten Teams beim Deutschland und in Hamburg kam während der antirassisti- antirassistischen Fußballturnier Ostern 2004 schen Fußball-WM im Juli 2003 sowie konkreter im Herbst 2003 die Idee auf ein eigenes, europaweites Einladungsturnier für antirassistische Fangruppen in Hamburg zu veranstalten. Ausgangslage Nach Rücksprache mit dem Verein FC St. Pauli, der die Idee Seit Jahren nehmen St. Pauli-Fans an (antirassistischen) unterstützte und uns das Trainingsgelände zu Verfügung stell- Fußballturnieren in Deutschland und angrenzendem Ausland te wurde die Idee zur Realität. Im Spätherbst 2004 wurde mit sowie bei der antirassistischen Fußball-WM in Italien teil (siehe diversen Fangruppen über den Einladungskreis des Turniers Standards in diesem und den vergangenen Jahresberichten). gesprochen und das ganze für Ostern 2004 auf den Es gibt Kontakte seitens der Fanszene zu Fußballfans in Trainingsplätzen des FC St. Pauli in Hamburg-Niendorf England, Schottland, Dänemark, Schweden, Italien, Frankreich geplant. uvm., die sich meistens auf Antirassismus und Antifaschismus begründen. Es war schon immer der Wunsch und die Arbeit des Fanladens diese Kontakte zu vernetzen, zu vertiefen und internationale Begegnungen zu unterstützen oder organisie- ren. In den letzten Jahren war bei der antirassistischen Fußball-WM in Italien zu beobachten, das immer mehr Teams teilnehmen und die politische Ausgangsidee etwas verwässert, sowie alles größer und unpersönlicher wird. Es gab einige Kritikpunkte seitens unserer Fans an manchen, eher unpoliti- schen, Fangruppen und das die „Mondiali Antirazzsisti" mehr und mehr zu einem reinen Fußballturnier wird. Andererseits gibt das Zusammentreffen mit so vielen antirassistischen Fußballfans Kraft um weiterzumachen und vor Ort in seinen Städten weiterhin gegen Diskriminierung im Fußball zu kämp- fen.

Im Hinblick auf die kommenden fußballerischen Großereignisse war die Vernetzung und die verbesserte Kommunikation unter den unterschiedlichen, antirassistischen Fangruppen das Ziel, um evtl. gemeinsame, europaweite Aktionen im Rahmen der großen "Fußballfeste" gegen Rassismus und Repression durchzuführen. Von Beginn an war uns die Integration von jüngeren Fans (insbesondere aus dem Ultra-Umfeld) in die Vorbereitung, Organisation und Durchführung dieses Turnieres ein Anliegen. Die St. Pauli- Fans wurden so in ihrer Freizeitgestaltung, ihrem Pflichtbewusstsein und der Stärkung des Was bedeutet das ganze für den Fanladen ? Gemeinschaftsgefühls in ihrer Gruppe bzw. stärkeren Bindung Der Fanladen sieht sich als sozialpädagogisches Fanprojekt an uns gefördert. Ohne die tatkräftige Mithilfe der vielen gegenüber den Fans u.a. in einer unterstützenden Rolle in Freiwilligen, des FC St. Pauli und seinen Abteilungen wäre ihrer Lebenswelt und fördert u.a. Begegnungen und den dieses Turnier nicht so ein großer Erfolg gewesen. Austausch mit anderen Fußballfans und Kulturen. Leider ist es den St. Pauli-Fans nicht vergönnt mit ihrem Verein durch Fußball sollte bei diesem Einladungsturnier natürlich etwas in Europa zu fahren und neue Städte, Menschen oder Kulturen den Hintergrund rücken. Es wurde ein breites kennen zu lernen. Aus diesem Grunde organisieren wir regel- mäßig Fahrten nach Italien, Frankreich oder Schottland oder zu Spielen mit Vereinen mit befreundeten Fangruppen im Ausland. Die Fans des FC St. Pauli sind europaweit bekannt als antifa- schistisch, antirassistisch und werden oft als Vorreiter im Kampf gegen Diskriminierung angesehen. Es war unser Ziel die verschiedenen Fangruppen aus Europa nach Hamburg (St. Pauli) zu bekommen und ihnen unsere Stadt, unseren Verein und unser Viertel näher zubringen und als Gastgeber zu agie- ren. Weiterhin sollte auch die Fanszene mit Fans aus anderen Städten und Ländern zusammen gebracht werden um 30 Gemeinsamkeiten zu unterstützen und eventuelle Vorurteile abzubauen. Gruppenbild von Forca Levante / Valencia Rahmenprogramm vorbereitet und verschiedene Möglichkeiten geboten um sich kennen zu lernen und mitein- ander ins Gespräch zu kommen. Trotzdem war und ist der Sport (Fußball) das Verbindungsstück und das gelebte Fan- Dasein die große Gemeinsamkeit. Durch die gemeinsamen Fußball-Spiele am Karfreitag und Ostersamstag wurden die ersten Kontakte geknüpft, die später rund um den Platz weiter- geführt wurden. Mit Hilfe des Fußballs wurden Grenzen über- wunden, Völkerverständigung der SpielerInnen aus 10 Nationen praktiziert und ein friedliches Fest gefeiert.

Die Einladungen gingen bereits im November 2003 an die Teams raus und der Rücklauf war immens. 52 Teams aus 15 europäischen Nationen wurden eingeladen, 36 aus 12 Ländern sagten zu. Der Ruf der St. Pauli-Fanszene (antifaschistisch, aktiv im Stadion gegen steigende Repression und Diskrimierung) ging uns voraus und sogar aus Südspanien (Cadiz) meldete sich ein Team. Durch kurzfristige Absagen wurden es im Endeffekt 29 Teams (darunter 5 reine Frauen- und Mädchenteams) aus 10 Ländern (u.a. aus Prag/Tschechien; Cadiz, Valencia & Bilbao/Spanien; Bergamo, Terni und Venedig/Italien; Kopenhagen/Dänemark; Leeds & Bristol/England; Glasgow/Schottland; Breda/Niederlande; Zürich/Schweiz und Teams aus Bremen, Potsdam, Leipzig, Offenbach, Düsseldorf, Berlin, Göttingen und St. Pauli).

Die ersten Teams reisten bereits am Mittwoch vor Ostern an und blieben teilweise sogar eine Woche in Hamburg. Es war zu kalt zum Zelten und die TeilnehmerInnen wurden privat bei St. Pauli-Fans untergebracht. Private Kontakte ermöglichten ein verstärktes Kennenlernen der verschiedenen Kulturen. Von Beginn an stand die Gemeinschaft, der Spaß, das Miteinander und Kennen lernen im Vordergrund und es war teilweise schwierig, die Teams immer rechtzeitig am Fußballplatz begrü- ßen zu können. Dadurch waren die Spiele aber auch durchweg fair und wir spielten von Beginn an ohne Schiedsrichter, um den Teams zu zeigen, das es nicht ums Gewinnen sondern um die Anwesenheit und der Gemeinsamkeit ging.

Das Turnier begann am Freitag morgen auf zwei Kleinfeldern Zeitzeugin Erna Meyer berichtet und bei strahlenden Sonnenschein war ein buntes Treiben auf aus der Nazizeit in Hamburg den Trainingsplätzen und im angeschlossenen Clubheim zu sehen. Viele Teams brachten Transparente ihrer Gruppierungen und Vereine mit, bauten Stände mit Das vollbesetzte Clubheim Informationsmaterialien auf und standen Interessenten Rede bei den Vorträgen und Antwort. Am Abend gab es im Clubhaus eine Vorstellungsrunde aller Teams mit einem Hauptaugenmerk auf die Situation vor Ort mit Diskriminierung und Rassismus. Weiterhin wurden in einem angemieteten Zelt Filme über die Nazizeit in Hamburg, über den Widerstand in Italien und Deutschland während des zweiten Weltkrieges und aktuellere politische Geschehnisse in Hamburg (Hafenstraße, Bambule) gezeigt. Sehr gut besucht war der Vortrag und die anschlie- ßende Diskussion mit Erna Meyer vom VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes), die wir auch ins englische über- setzten. Erna Meyer (73 Jahre alt) ist die Tochter eines antifa- schistischen Ehepaars, das Mitte der 30er Jahre in den Untergrund gegangen ist und deren Vater später von den Nationalsozialisten ins KZ geschickt wurde. Sehr mitreißend beschrieb sie den jungen Leuten aus Europa die schwierige Situation damals und machte vielen Mut sich zu engagieren und weiterhin gegen Rassismus und Diskriminierung zu kämp- fen. Die Siegerehrung am Samstag Nachmittag führte der Vizepräsident des FC St. Pauli, Marcus Schulz, durch und jedes Team bekam einen Pokal, den ein anderes Team mitge- bracht hatte. Im Anschluss gab es ein Abschlusskonzert mit Party.

Das Turnier war beendet, das Osterwochenende allerdings noch nicht. Am Sonntag organisierten wir in Zusammenarbeit Der selbstgebastelte Pokal für den Sieger 31 mit dem Landesjugendring eine politische Hafenrundfahrt. 3 (mitgebracht vom Filmstadt Inferno Babelsberg) 7. Standards 2003/04 Turniere Auch in der Saison 03/04 nahmen Fans des FC St.Pauli über den Fan-Laden an diversen Fußballturnieren teil (Bremen, Babelsberg, Rostock, Berlin, Hannover, Fanfinale in Berlin) bzw. der Fan-Laden war Organisator von eigenen Turnieren. Fanturniere sind und bleiben ein Kernelement der sportpäda- gogischen Fanprojektarbeit und ermöglichen darüber hinaus den MitarbeiterInnen einen intensiven Zugang zu den Fans. Für die Fans selber sind derartige Turniere nicht nur sportlicher Wettkampf, sondern auch Begegnungen mit anderen Fans oder Fanclubs, wobei gerade bei den Turnieren mit Teams anderer Vereine natürlich der vereinsübergreifende Aspekt im Vordergrund stehen soll und zum besseren Umgang der Fans Stunden ging es mit 90 internationalen Gästen durch den miteinander beiträgt. Hamburger Hafen zu Stätten an denen Zwangsarbeiter einge- Hier soll nun eine kleine Auflistung der Turnierteilnahmen erfol- setzt oder Juden deportiert wurden. Auch Störtebeker war ein gen, ohne näher auf die Abläufe einzugehen. viel beachtetes Thema. Stellvertretend werden hier die beiden größten Turniere, die Turniere für die U16 oder die Teilnahme am Fan-Finale in Der krönende Abschluss dieses Einladungsturniers war die Berlin genannt. Darüber hinaus gab es noch weitere gemeinsame Fahrt zum Auswärtsspiel des FC St. Pauli in Fußballangebote für die U-16, das antirassistische Paderborn zu dem uns immerhin noch 40 Gäste aus Italien, Einladungsturnier Ostern 2004 (siehe 6. ausgewählter Spanien, England, Dänemark, Niederlande und Schottland Arbeitsschwerpunkt), sowie die Teilnahme an der antirassisti- begleiteten. schen Fußball-WM in Montecchio/Italien Anfang Juli mit 168 Teams aus 20 Ländern.

Millerntor-Cup 2003 Wie in jedem der letzten Jahre veranstalteten wir auch in der vergangenen Saison die offizielle Indoor-Fan-Club- Meisterschaft des FC St.Pauli. Erneut war der Austragungsort die Alsterdorfer Sporthalle an einem Samstag. Der Anstieg an eingetragenen Fanclubs war auch beim Turnier zu merken. Ausblick Das Ganze fand mit einer neuen Rekord-TeilnehmerInnenzahl Im Nachlauf dieses Turniers gab es nur positive von 56 Fanclubs statt (darunter einer aus Berlin, Schweden, Rückmeldungen. Viele St. Pauli-Fans haben erstmals Husum, Süddeutschland und Holland). Mit dem Fanclub Fußballfans anderer Nationen kennen und schätzen gelernt. „Olsborg" gewann ein altbekannter und alteingesessener Gegenseitige Besuche wurden festgelegt und es kam zu Fanclub, der allerdings nicht unbedingt zu den auch in den Gegeneinladungen. Die antirassistischen Fußball-Fangruppen Stadien aktiven Fanclubs gehört. sind enger zusammen gerückt und einige Vorurteile (gegenü- Aufgrund der vielen Teams war die Organisation und der ber englischen, tschechischen oder holländischen Fußballfans Ablauf etwas schwieriger als sonst aber im Großen und die uns bei der EM wieder begegnen sollten wurden abge- Ganzen waren alle TeilnehmerInnen begeistert und bedankten baut). sich vielmals. Leider konnten nicht alle interessierten Fanclubs Dieses Turnier soll in den nächsten zwei Jahren bis zur WM am Turnier teilnehmen. Mehr als 80 Fanclubs hatten sich 2006 regelmäßig stattfinden und das Trainingsgelände des FC gemeldet, aus denen die 56 Teilnehmer ausgelost wurden. Das St. Pauli wurde für Pfingsten 2005 bereits geblockt. 2005 wer- führte zu vielen enttäuschten Gesichtern und Empörung über den wir das Turnier etwas später durchführen, da es Ostern die vielen Fanclubs die nur zu diesen Turnieren auftauchen und ansonsten nicht sichtbar sind. Für die Zukunft haben wir doch noch sehr kalt war und kaum Teams vor Ort zelten konn- uns entschieden zwei Turniere in der Halle auszutragen aus ten. Es ist unser Ziel die Teams alle an einem Ort zu haben um denen der Gesamtsieger ermittelt wird um den steigenden das Kennen lernen noch zu verstärken. Fanclub-Zahlen gerecht zu werden. Die Sieger des Turniers: Es war wieder einmal ein sehr harmonisches Turnier, das Republicca Internationale aus Leeds Miteinander der vielen Fanclubs aus allen Bereichen des Stadions und verschiedenen Schichten und Jugendkulturen und das Schließen von vielen neuen Bekanntschaften sind als extrem positiv zu beurteilen. Es war größtenteils ein sehr fairer Umgang, der uns und dem Fan-Club-Sprecherrat eine weitest- gehend reibungslose Organisation und einen stressfreien Ablauf ermöglichte. Zwei Dinge bleiben anzubringen: 1. Das Catering von der CCH-Gastronomie ist immer wieder ein Problem, werden hier doch für eine Fanveranstaltung extreme Preise genommen 2. Ein Besuch von Spielern des FC St.Pauli fand nur zur Siegerehrung durch den „zwangsverpflichteten“ Achim Hollerieth statt. Es war die gesamte Mannschaft eingeladen, die allerdings nicht kam.

32 Jack Daniels Memorial-Cup 2004 Zwang an zwei Tagen zu erscheinen gab Beim Jack-Daniels-Memorial-Cup handelt es sich um das Vom Präsidium erschien dieses Jahr niemand. Die Freiluftturnier für die offiziell eingetragenen Fanclubs, organi- Siegerehrung führte Andre Trulsen als neuer Co-Trainer durch siert vom Fanladen und durchgeführt durch den Fanladen und aber auch einige Spieler schauten vereinzelt vorbei. den Fanclub-Sprecherrat. In diesem Jahr ist es uns erneut Schließlich setzten sich die Seriensieger „FG KiWi" im Finale gelungen das Turnier auf den Trainingsplätzen des FC St.Pauli durch und durften als Dank den Wanderpokal behalten. Im in Hamburg-Niendorf auszutragen, die uns der FC St.Pauli nächsten Jahre werden wir das Freiluft-Turnier umbenennen, dankenswerterweise ohne Probleme und kostenfrei zur einen neuen Wanderpokal besorgen und nicht von einem Verfügung stellte. Die Räumlichkeiten dort sind optimal (viel Sponsor abhängig machen. Raum für Zelte/Wohnmobile, Aktionsstände, Sitzmöglichkeiten Die Organisation vor Ort wurde vom Fanladen und dem rund um die zwei Plätze, ein großes Clubhaus für Speisen und Sprecherrat übernommen, die Organisation vorab übernahm Getränke und die Abendveranstaltung) und ermöglichen nicht komplett der Fanladen, was einen ziemlichen Arbeitsaufwand nur ein tolles Turnier sondern auch ein gemeinsames bedeutete mit Erstellung von Spielplänen für 64 Teams, Wochenende für Fanclubs von außerhalb (Essen, Hannover, Anmietung von Zelten, Toiletten, Mobiliar, Mülltonnen, Husum, Rotterdam, Aschaffenburg, Berlin und Musikanlage und DJ. Wilhelmshaven), sowie aus Hamburg und Umgebung. Dieses Insgesamt war es ein hervorragendes Beispiel für die Jahr kam es zusätzlich noch zu einem Einlage-Spiel zwischen Kooperation Fanladen und Fans, sowie die herzliche einem Mixed-Team aus St. Pauli-Fans und einer Mannschaft Atmosphäre untereinander, die den Zusammenhalt der organi- aus England, die aus Celtic- und Rangers-Fans sowie sierten Fanclubs verbesserte. Fast 60 Zelte waren aufgebaut, Engländern und Jamaikanern bestand. Das lockerte das ganze so dass die Nacht zum Tage gemacht wurde. auf und führte zu freundschaft- lichen Begegnungen mit dieser Internet Mannschaft. Das Catering an Das Internet nimmt in der St.Pauli-Fanszene immer größeren Speisen und Getränken lagerten Raum ein und teilweise laufen die Diskussionen, Aufrufe und wir an interessierte Fanclubs aus Mitteilungen nur noch über Mail-Verteiler, die verschiedenen und mussten somit keine Fan-Internetseiten oder das inoffizielle Fan-Forum, das von 23 HelferInnen dafür organisieren. Fan-Internetseiten gemeinsam getragen wird. Das reduzierte die Arbeit für uns und den Sprecherrat und war ein voller Erfolg. Die Fanclubs Die eigene Internet-Seite (Südzecken, Carpe Diem und Skinheads St.Pauli) hatten viel Unsere eigene Homepage www.stpauli-fanladen.de wird auch Spaß und das Speisenangebot wurde gut angenommen. Die mehr und mehr zu einer wichtigen Informationsquelle für Feierlichkeit am Abend wurde, wie im letzten Jahr, von nur St.Pauli-Fans über unsere Arbeit, unsere Angebote (z.B. einem kleinen Teil der 800 TeilnehmerInnen wahrgenommen, Auswärtsfahrten), Veranstaltungshinweise oder Mitteilungen. der Tag war für viele zu lang und am Weiterhin sind dort Formulare her- nächsten Tage wollten die Fanclubs unterzuladen und es gibt einen zum Fußball spielen wieder fit sein. nahezu vollständigen Überblick Das ehemals einfache Turnier ist über die Fanclubs und Links zu den zum "Fan-Event" geworden. Viele Fanseiten des FC St.Pauli. Es Fans (auch Nicht-Fanclub- haben sich bereits mehr als 250 Mitglieder oder Nicht- Leute zum Newsletter (den TeilnehmerInnen) kommen vorbei, Newsletter mit aktuellen verfolgen die Spiele und genießen Informationen rund um den die sommerlich-fröhliche Fanladen versenden wir per mail Atmosphäre. Viele neue ca. einmal im Vierteljahr) angemel- Bekanntschaften untereinander und det um über alles rund um den durch die Turnierleitung für uns Fanladen informiert zu werden. konnten geschlossen werden und Dieser Weg des Informationsflusses es gab nur positive Stimmen zum ist um einiges schneller und einfa- Ablauf und der ganzen cher als der Versand von Briefen Veranstaltung. Einzig negativ und oder andere konventioneller problematisch für die Zukunft anzu- Möglichkeiten. sehen ist die steigende Übermotivation und Erfolgsdruck mit dem viele Fanclubs antreten und unbedingt gewinnen wollen. Beantwortung von e-mails Viele Spiele ohne professionelle SchiedsrichterInnen eskalier- Dieser Bereich wächst von Jahr zu Jahr. Elektronische Mails ten und es kam zu verbalen und leider einmal auch physischen erleichtern die Kontaktaufnahme und lassen schnell Auseinandersetzungen bei einzelnen SpielerInnen. Weiterhin Informationen abfragen. So haben wir zur Zeit zwischen 100 gab es noch nie so viele Verletzungen wie in diesem Jahre. und 150 e-mails pro Tag, die beantwortet, weitergeleitet oder Das Turnier ist ein organisatorischer Kraftakt und auch die verarbeitet werden müssen. Das kann sich um Anfragen für Durchführung verlangt die Anwesenheit rund um die Uhr. Es Fanartikel, Autogramme, Abfahrtzeiten oder Preisen von entstehen Kosten von 7000 Euro, die durch Startgelder und Auswärtsfahrten, studentische Anfragen bezüglich unserer Getränkeverkauf wieder eingenommen werden aber das zeigt Arbeit, Fragen nach Fanclubs, Hilfe oder Kontakt handeln. wie groß dieses Turnier inzwischen geworden ist. Für viele Weiterhin ist der Fanladen an diversen Mail-Gruppen beteiligt Fanclubs ist das Turnier das Highlight des Jahres und viele (BAFF, pro1530, AFM, Arbeitskreis St.Pauli, BAFF-Vorstand) Fanclubs (auch aus Hamburg oder dem Umland) zelten vor und ist somit über Probleme, Vorgänge oder Neuigkeiten Ort. immer bestens informiert. Die Fans erwarten teilweise auch die Die absolute Rekordzahl von 64 Fanclubs zeigt den unmittelbare Beantwortung der e-mails, was im offenen Stellenwert dieses Turniers auf und auch das Wetter spielte „Ladenbetrieb“ manchmal etwas schwierig ist. teilweise mit, wenn es auch um einiges mehr regnete als in den letzten Jahren. Erstmals waren auch alle Teams am zweiten Turniertag in einer Verlierer- und Sieger-K.O.-Runde dabei, was die meisten 33 Fanclubs positiv aufnahmen und nur vereinzelt Kritik an dem Verschiedene Internetseiten rund um den FC St.Pauli und fehlen dem Verein in der Mannschaft Typen, die junge Leute das St.Pauli-Forum oder unsere Fans besonders ansprechen oder interessieren. Der Ablauf des Fantalk gleicht sich jedes Mal. Viele wollen ein- Rund um den FC St.Pauli, seine Fanzines, Fans, den Fussball fach nur vom Spieler, Trainer hören wie wichtig und gut hörbar im allgemeinen und aktive Fans gibt es mehrere hundert die Fans für den Verein sind, andere sind sehr interessiert an Internetseiten. Ein Teil der Seiten sind wichtige taktischen Ausrichtungen und persönlichen Dingen der Spieler Informationsbörsen was Fans denken, wollen und tun. So gibt und Offiziellen. Es ist aber mehr und mehr zu erkennen, das es ca. 20 Internetseiten, die vom Fanladen regelmäßig besucht auch bei den Fantalks, den Fragerunden die meisten eher zum werden um sich ein Konsumieren kommen und keine Fragen stellen möchten. Bild über die Berichte Dadurch beginnen die Fantalks immer sehr zäh und werden von Auswärtsfahrten schnell sehr einseitig, da die immer gleichen Personen Fragen mit uns oder unseren stellen, die in ihre Interessensrichtung gehen und immer Fans beziehungsweise wiederholt werden. Auch die Attraktivität des Fantalks für junge von Besuchen von Leute oder neue Interessierte hat nachgelassen, da es nicht Gästefans bei uns zu genug „Typen" in der Mannschaft gibt. Wir werden das Projekt machen. Weiterhin gibt „Fantalk" auch in der folgenden Saison weiterführen, denn der es Foren in denen über Bedarf ist bei der (kleinen) Fangemeinde gegeben. Allerdings den Zustand der Fankultur in Deutschland bzw. Europa debat- werden wir es weiterhin nur zweimonatlich machen und uns tiert wird. Durch die Anonymität des Internets gibt es natürlich eher an Themen denn an Personen orientieren. auch viel Übertriebenes und Falsches und viele pöbeln im Wie in jedem Jahr fand auch im letzten Jahr der Internet rum und bekommen bei Veranstaltungen oder Stadtteilrundgang mit der Mannschaft statt. In Diskussionsrunden aber den Mund nicht auf. Die Informationen Zusammenarbeit mit der „Kurverwaltung St. Pauli“ zogen wir sind dementsprechend nicht allzu ernst zu nehmen, runden mit der kompletten Mannschaft 2 Stunden durch die aber das Bild ab, das wir uns durch Gespräche mit den Leuten Brennpunkte des Viertels, liessen allerdings auch die touristi- selber machen. Einige Fans und Internetseiten-Gestalter schen Ecken rund um die Reeperbahn und Große Freiheit haben sich zusammen getan und das www.stpauli-forum.de nicht aus. Leider war der Co-Trainer der Mannschaft, Harald eröffnet. Dort können Fans, Offizielle, Interessierte oder Gäste Gärtner, sehr negativ eingestellt und wollte den eigentlich auf 3 in verschiedenen Themenbereichen "Team", "Offiziell", "Fans" Stunden ausgelegten Rundgang auf eine Stunde reduzieren und auch "Fanladen" über diverse, selbst eingestellte Themen und drohte damit uns für eine mögliche Niederlage am näch- diskutieren. Wir haben den Bereich "Fanladen" bekommen, um sten Wochenende verantwortlich zu machen. Schließlich einig- auch über diesen Bereich über Neuerungen, Angebote oder te man sich auf 2 Stunden und damit viel der gemeinsame Veranstaltungen zu informieren bzw. es besteht die Möglichkeit Besuch der Fan-Gaststätte „Jolly Roger“ aus. Der über diesen Weg Fragen, Wünsche oder Anmerkungen loszu- Stadtteilrundgang ist für uns eine wichtige Veranstaltung um werden. Das Internet sollte die persönlichen Beziehungen, den Spielern das Viertel mit seinen BewohnerInnen bzw. Fans, Gespräche oder Diskussionen nicht ersetzen, teilweise haben in dem sie spielen näher zu bringen und nicht nur die farbige, wir beim St.Pauli-Forum das Gefühl. Deshalb werden nächtliche Seite der Reeperbahn zu kennen. Die meisten Diskussionen dort nur angerissen und zum persönlichen Spieler sind auch sehr interessiert und freuen sich mal „hinter Gespräch geladen. Es ist aber unüberhörbar, das viele das die Kulissen“ schauen zu können. Forum lesen und die dort gestarteten Diskussionen in der fehlendem Interesse an den meisten Spielern nicht durchzu- Fanszene dann weitergeführt werden. halten war. Die Besucherzahl hat sich zwischen 20 (Andreas Mayer) und 60 (Corny Littmann und Franz Gerber) eingepen- Fantalk und Spielerrundgang delt, doch es fehlen dem Verein in der Mannschaft Typen, die In der Saison 2003/2004 haben wir wieder mehrere Fantalks junge Leute oder unsere Fans besonders ansprechen oder mit Spielern und Offiziellen des FC St.Pauli durchgeführt, interessieren. wobei die monatliche Ausrichtung aufgrund fehlendem Der Ablauf des Fantalk gleicht sich jedes Mal. Viele wollen ein- Interesse an den meisten Spielern nicht durchzuhalten war. fach nur vom Spieler, Trainer hören wie wichtig und gut hörbar Die Besucherzahl hat sich zwischen 20 (Andreas Mayer) und die Fans für den Verein sind, andere sind sehr interessiert an 60 (Corny Littmann und Franz Gerber) eingependelt, doch es taktischen Ausrichtungen und persönlichen Dingen der Spieler und Offiziellen. Es ist aber mehr und mehr zu erkennen, das auch bei den Fantalks, den Fragerunden die meisten eher zum Konsumieren kommen und keine Fragen stellen möchten. Dadurch beginnen die Fantalks immer sehr zäh und werden schnell sehr einseitig, da die immer gleichen Personen Fragen stellen, die in ihre Interessensrichtung gehen und immer wiederholt werden. Auch die Attraktivität des Fantalks für junge Leute oder neue Interessierte hat nachgelassen, da es nicht genug „Typen" in der Mannschaft gibt. Wir werden das Projekt „Fantalk" auch in der folgenden Saison weiterführen, denn der Bedarf ist bei der (kleinen) Fangemeinde gegeben. Allerdings werden wir es weiterhin nur zweimonatlich machen und uns eher an Themen denn an Personen orientieren. Wie in jedem Jahr fand auch im letzten Jahr der Stadtteilrundgang mit der Mannschaft statt. In Zusammenarbeit mit der „Kurverwaltung St. Pauli“ zogen wir mit der kompletten Mannschaft 2 Stunden durch die Brennpunkte des Viertels, liessen allerdings auch die touristi- schen Ecken rund um die Reeperbahn und Große Freiheit nicht aus. Leider war der Co-Trainer der Mannschaft, Harald Gärtner, sehr negativ eingestellt und wollte den eigentlich auf 3 Stunden ausgelegten Rundgang auf eine Stunde reduzieren und drohte damit uns für eine mögliche Niederlage am näch- 34 sten Wochenende verantwortlich zu machen. Schließlich einig- te man sich auf 2 Mondiale Antirazzisti. Stunden und damit viel der Als Fazit bleibt anzumerken, dass mehr TeilnehmerInnen nicht gemeinsame unbedingt zur Entspannung und relaxter Stimmung während Besuch der Fan- des Turniers beitragen müssen. So gab es, im Gegensatz zu Gaststätte „Jolly den letzten Jahren, doch einige kleinere Rangeleien unter den Roger“ aus. Der aus Deutschland teilnehmenden Gruppen. Für die St. Pauli Stadtteilrundgang Fans vor Ort, schien insbesondere der durch USP angeregte ist für uns eine und weitestgehend auch eigenständig durchgeführte wichtige Veranstaltung um den Spielern das Viertel mit seinen Grillabend, ein Höhepunkt gewesen zu sein. Hierbei wurden BewohnerInnen bzw. Fans, in dem sie spielen näher zu brin- um die 100 TeilnehmerInnen verköstigt, die sich neben den St. gen und nicht nur die farbige, nächtliche Seite der Reeperbahn Paulianern auch aus Iren vom Celtic Glasgow FC und italieni- zu kennen. Die meisten Spieler sind auch sehr interessiert und schen Tifosi aus Bergamo und Ternana zusammensetzten. freuen sich mal „hinter die Kulissen“ schauen zu können. Viele der insgesamt etwa100 sich in Montecchio eingefunde- nen St. Pauli Fans, kannten sich zuvor nur vom sehen und Antirassistische Fußball WM in Monteccio/Italien durch das Grillen entstanden neue szeneeigene Kontaktaufnahmen.

Die in den letzten Jahren geschlossenen internationalen Kontakte, sorgten maßgeblich zum Gelingen des (unter Punkt 6. beschriebenen diesjährigen Arbeitsschwerpunkts) `Antirassistischen Einladungsturniers Ostern 2004` bei. Da sich sämtliche St. Paulianer sehr positiv über die zusammen verbrachten Tage in Italien äußerten, wird der Fanladen auch 2004 wieder einen kompletten Reisebus in den Süden einset- zen.

Wie bereits in den vergangenen Jahren, bot der Fanladen auch im Sommer 2003 eine Busreise zur Antirassistischen Fußball WM in Montecchio/Italien an. Neben einigen Einzelfahrern, fanden sich überwiegend Mitspieler der 5. St. Pauli Herren und der Ultra´ Sankt Pauli am Nachmittag des 08.07.2003 am Clubheim ein, um die lange, beschwerliche Reise nach Italien anzutreten. Nach 18-stündiger Fahrt erreichte die Reisegruppe das Ziel. Vor Ort hatten sich bereits viele, auf eigene Faust angereiste St. PaulianerInnen eingefunden, die sich das durch Progetto Ultra (Bologna) organisierte internationale Turnier nicht entgehen lassen wollten.

Der sich in den letzten Jahren herauskristallisierende Trend, des stetigen TeilnehmerInnenzuwachses, führte sich auch 2003 fort. Insgesamt dürften sich geschätzte 2.000 Fußballbegeisterte aus ganz Europa auf dem Zeltgelände für einige Tage häuslich eingerichtet haben, womit laut Aussage der Kollegen vom Progetto, die zu bewältigende Auslastung bereits überschritten wurde. Dieses war insbesondere an den permanent langen Schlangen vor den sanitären Einrichtungen festzustellen.

Es folgten einige sehr heiße Turniertage auf z.T. sehr schwer bespielbaren Kleinfeldern, an denen 5 St. Pauli Fan Mannschaften ihr Können am runden Leder unter Beweis stell- ten. In den Abendstunden fanden, wie bereits in den letzten Jahren, Konzerte statt und der gemeinsame Umzug durch den ansonsten eher beschaulichen Ort durfte auch nicht fehlen. Weiterhin wurden Vorträge und Diskussionsrunden zum Thema Partisanen und Widerstand im III. Reich durchgeführt, die die teilnehmenden Jugendlichen und Heranwachsenden in ihren Bann zogen. Die einzelnen Fangruppen brachten Infomaterial über ihr antirassistisches Engagement mit, das auf einer großen Ausstellungsfläche den anderen Besuchern zugänglich gemacht wurde.

Nachdem die Tage bei 35 Grad im Schatten viel zu schnell ver- gingen, folgte am Sonntag wieder das Finale. Nach der Pokalübergabe, während der nicht nur das fußballerische Können, sondern auch das Gruppenverhalten über die Turniertage und das Antirassistische Engagement über das gesamte Jahr hinweg geehrt wurde, endete die diesjährige 35 U-16 Ein wichtiger Schwerpunkt der U- 16 Kalender Fanladenaufgaben bildet die Arbeit mit Fans unter 16 Jeden Freitag von 17.00- 19.00 Uhr U-16 Stammtisch mit Jahren (U-16). (Vergleiche diversen Aktivitäten (z. B Schlittschuhlaufen, Boot fahren, hierzu auch die ausführlichen Kicken, Freibad, Kickerturnier, Pizza backen etc. etc.) Ausführungen im Jahresbericht 2001/2002 01.08.03 U- 16 Fahrt nach Wattenscheid sowie 2002/2003). Diese spe- 17.08.03 Fanbegegnung, gemeinsames Frühstück ziellen Angebote sind für und Freundschaftsspiel im Millerntorstadion Kinder und Jugendliche zwischen 10-16 Jahre konzipiert aber mit der U-16 aus Dresden auch wenn Jugendliche das 16. Lebensjahr überschritten 25.08.03 U-16 Treffen mit Profispieler haben, sich aber an die Regeln halten und Verantwortung 06.09.03 U-16 Fahrt nach Kiel mit Strandbesuch gegenüber den jüngeren Fans übernehmen dürfen sie noch 07.09.03 Teilnahme am Nordcup-Turnier weiterhin mitfahren, bzw. die Angebote nutzen. 27.09.03 Fanbegegnung und Freundschaftsspiel Im U-16 Bereich, dass heißt pädagogisch betreute Angebote mit der Paderborner U-16 für jugendliche Fans ohne Alkohol und Nikotin, ist der Abstieg 29.09.03 U-16 Treffen mit Profispieler in die unattraktive dritte Liga wohl am deutlichsten zu spüren. 15.10.03 U-16 Fahrt nach Schalke Von 80 Jugendlichen in der U- 16 Datei sind nur noch ca. 30 16.10.03 U-16 Teilnahme Kinoabend Personen an den U- 16 Angeboten interessiert. „Das Wunder von Bern“ Besonders die 14 02.11.03 U-16 Fahrt nach Bremen Jugendlichen, die an mit Fan- Mädchenspiel der Reise nach 13.11.03 Vorbereitungstreffen Marseille teilgenom- bezgl. U-16 Reise nach Marseille men haben (vgl. 12) 17.11.03 U- 16 Treffen mit Profispieler engagieren sich 30.11.03 U-16 Team beim Millerntor Cup aktiv und mit viel 06.12.03 U-16 Fahrt nach Münster Herz um diesen 08.12.03 Weihnachtskochen mit Profispielern Bereich. Sie bilden 09.02.04 Vorbereitungstreffen Marseille U16-Fahrt nach Kiel inkl. Strandbesuch eine feste Gruppe, 23.02.04 U-16 Treffen mit Profispieler die sich auch TeilnehmerInnen- und Eltern- außerhalb des Fußballs trifft. abend Marseillereise Zu beobachten ist weiterhin, dass trotz der bekannten 01.03.04 Vorbereitungstreffen Marseille Werbemaßnahmen (vgl. Jahresbericht 2002/2003) wenig neue 08.03.04- Gesichter hinzukommen. Dieses liegt vor allem daran, dass 16-03.04 U-16 Reise nach Marseille kaum neue jugendliche Fans beim FC St. Pauli anzutreffen 23.03.04 Teilnahme der U-16 an der Führung sind. Ebenfalls aber ist die Tendenz zu beobachten, dass die bei der Wehrmachtsausstellung Jugendlichen mehr 27.03.04 U-16 Fahrt nach Essen und mehr an den mit Freundschaftspiel Ultras interessiert 05.04.04 Marseille Nachtreffen, später auch mit Eltern sind und somit 12.04.04 U-16 Fahrt nach Paderborn weniger über die U- mit Freundschaftsspiel 16 an die 24.04.04 U-16 Fahrt nach Dortmund Fanszene heran 26.04.04 U-16 Treffen mit Profispieler geführt werden, 27.04.04 Französisch Nachhilfe sondern direkt bei für einen Jugendlichen aus der U-16 den „Großen“ mit- 04.05.04 Französisch Nachhilfe machen wollen. für einen Jugendlichen aus der U-16 Es bleibt dennoch festzuhalten, dass die Jugendlichen, die den 09.05.04 Internes U-16 Hallenturnier U- 16 Bereich mit Leben füllen, den Fanladen als eine wichtige 11.05.04 Französisch Nachhilfe und stetige Anlaufstelle sehen und ein intensives für einen Jugendlichen aus der U-16 Vertrauensverhältnis aufgebaut werden konnte. Auch wenn die 24.05.04 U-16 Treffen Quantität der U- 16 Datei nicht mehr dieselbe ist wie zu 1. Liga 01.06.04 Französisch Nachhilfe Zeiten, so ist die Qualität dieser Beziehungen doch sehr posi- für einen Jugendlichen aus der U-16 tiv zu bewerten. 05.06.04 U-16 Fahrt nach Braunschweig mit Picknick Der U- 16 Stammtisch wurde in dieser Saison sehr gut besucht 06.06.04 Teilnahme am Nordcup-Turnier (durchschnittlich waren immer 10 Jugendliche anwesend). Der 10.06.04 Französisch Nachhilfe U- 16 Stammtisch mit seinen Angeboten können als freiwillige, für einen Jugendlichen aus der U-16 niedrigschwellige und lebensweltorientierte Angebote angese- 12.06.04- hen werden, die offen sind für Partizipation. Auf den U- 16 13.06.04 Teilnahme eines U-16 Teams beim JD Cup Treffen (diese finden immer an einem Montag statt, da hat der der offiziell eingetragenen Fanclubs Fanladen geschlossen und die Jugendlichen können sich die-

36 U16-Flyer für den Stammtisch einen großen Arbeitsaufwand. Der Verein kam uns entgegen und wir durften, zur Freude aller, auf den heiligen Rasen unser Freundschaftsspiel absolvieren. Aufgrund der immensen Gefahrenlage seitens der Polizei wurde das Millerntor in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt. Während wir alle gemeinsam sehr harmonisch frühstückten hörten wir von draußen unschöne Gesänge wie „ Wir haben euch etwas mitgebracht, HASS HASS HASS, Wir bauen eine U- Bahn von St. Pauli bis nach nach Ausschwitz und die Zecken haben sogar Fotzen als Ordner“. Durch diese Sprüche entstand eine Diskussion innerhalb der beiden jugendlichen Fangruppen, die als sehr konstruktiv zu bewerten ist, denn auch die Dresdener fanden es gar nicht toll Gruppenfoto unserer U16 mit Jugendlichen aus Dresden nach und setzten sich kritisch mit ihrer Fanszene auseinander. dem gemeinsamen Fussballspiel Von beiden Gruppen waren 15 Personen anwesend und die U- sen Raum aneignen) werden die Jugendlichen aktiviert ihre 16 aus Dresden war sehr erstaunt, dass bei uns so viele eigenen Ideen in die U- 16 einzubringen. So wurden auch die Mädchen anwesend waren und ebenfalls Fußball spielten. Standards der U- 16 (betreute Fahrten, Turniere, U- 16 Treffen, Das Freundschaftsspiel haben wir 3:0 gewonnen und es ist U- 16 Kochen, Arbeiten im U- 16 Bereich etc. vgl. U- 16 sehr schade, dass diese wertvolle Begegnung aus Kalender) von den Jugendlichen positiv angenommen. Sicherheitsgründen keinen Gegenbesuch einschließen konnte. Bei den U- 16 Treffen waren in dieser Saison fast regelmäßig In dieser Saison wurden 9 betreute U- 16 Fahrten zu den zur zweiten Hälfte des Treffens Profispieler anwesend. Die Auswärtsspielen des FC St. Pauli durchgeführt. Diese Fahrten Jugendlichen hatten somit die Möglichkeit ihre Stars in netter sind taschengeldfreundlich ausgerichtet und ohne die Atmosphäre persönlich kennenzulernen. Da diese Gespräche Unterstützung der AFM hätten wir nicht so viele Angebote nicht immer vorbildlich waren (z.B. sexistische Sprüche seitens anbieten können. der Spieler), bleibt dieses Angebot zu überdenken. Die Fahrten dienen der Förderung des Gruppenprozesses, Die Fanprojektarbeit orientiert sich unter anderen an dem Ziel dem Kennenlernen der Jugendlichen etc. Auf jeder Fahrt wird - zur Minderung von illegitimer Gewalt in jeglicher Form mit ein Quiz und ein Tippspiel angeboten, welches mit kleinen jugendpädagogischen Mitteln beizutragen und zugleich so zu Preisen honoriert wird. wirken, dass die Anwendung illegitimer Gewalt verringert wer- Häufig wird das Quiz von den Jugendlichen selbst entworfen den kann. und durchgeführt. Auch auf der Fahrt nach Bremen gab es ein Freundschaftsspiel aber diesmal nur für die Mädchen. Zunächst waren die Jungs etwas verunsichert aber dann gab es lautstarken Support für unsere weibliche U- 16, welche mit ca. 10 aktiven Mädchen doch ziemlich groß ist!

Spiel der U-16 im Millerntor gegen Dresden-Fans U16-Fahrt nach Braunschweig mit Buffet Hier sollen besonders die verschiedenen Fanbegegnungen erwähnt werden. Besonders die Begegnung mit der U- 16 aus Dresden bei uns am Millerntor hat bei den Jugendlichen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Spiel sollte eigentlich an einem Samstag stattfinden und es war geplant mit den Jugendlichen zu Grillen und ein Freundschaftsspiel durchzuführen. Kurzfristig wurde das Spiel aber auf den Sonntag verlegt und wir beschlossen gemeinsam bei Brigitte im Clubheim zu Frühstücken, um dann noch ein wenig Fußball spielen zu kön- nen. Die Grantplätze waren aber belegt und es machte den Anschein, als ob unsere Jugendbegegnung nicht stattfinden konnte. Solche Begegnungen an einen Spieltag durchzuführen ist für alle Seiten organisatorisch sehr schwierig und bedeuten

37 Mädchenarbeit selbst gegründet (vgl. Jahresbericht 2001/2002) und ist auch in dieser Saison existent. Der B- Mädchen Kalender Mädchenfußball erhielt sehr viel Zuwachs, so dass wir zu Beginn der Der Mädchenkalender umfaßt nur die besonderen Angebote. Saison ein 7-er B- Mädchenteam (14 Das regelmäßige Training am Montag und Mittwoch von 18.00- bis 16 Jahre) und für die nun älter 19.30 Uhr sowie diverse Punktspiele, Freundschaftsspiele und gewordenen Mädchen ein - zusätzlich Turniere wurden nicht extra angeführt. Weiterhin fand jeweils zu den bestehenden 11-er Mittwoch vor dem Training eine kleine Teambesprechung statt. Frauenteam- ein 7-er Frauenteam beim HfV melden konnten. 18.08.03 Mädchenteambesprechung im Fanladen Die Suche nach neuen Trainern ist 20.08.03 Probe Urbane Rituale sehr positiv zu bewerten. Da die 31.08.03 Generalprobe Urbane Rituale Trainer zu Beginn der Saison erst in 05.09.03 Vorlauf Urbane Rituale den Aufgabenbereich eingewiesen 06.09.03 Fußball-Tanzinszenierung Urbane Rituale werden mußten, nahmen die organisa- am Millerntor (vgl.8) torischen Angelegenheiten der 28.09.03 Grillen vor dem Clubheim Spielansetzungen etc. viel Zeit für den mit der Frauenabteilung Fanladen in Anspruch. Um die 12.10.03 Gemeinsames „Finalegucken“ Mädchen aktiv in die organisatorischen der Frauenweltmeistersschaft mit den Aufgaben zu integrieren wurden auf den Mädchentreffen die Mädels vom AFC verschiedenen Aufgaben verteilt und dann auch selbständig 03.12.03 Weihnachtsfeier mit Büffet, übernommen. Weihnachtsmärchen und Wichteln Alle drei Trainer kommen aus der aktiven Fanszene und teilten 15.12.03 „Alles was uns stinkt“- Teamsitzung sich die verschiedenen Aufgaben. Sie engagierten sich mit Januar 2004 Internetauftritt (selbst kreierte Homepage) sehr viel Herz und großen Geschick in diesem Bereich und der Fußballmädchen waren sehr schnell bei den Mädchen akzeptiert und gemocht. 23.03.04 Vorbereitungstreffen Mädchenfest Es stellte sich aber schon früh heraus, dass zwei Trainer sehr 30.03.04 Mädchenkomitee Görlskick leistungsorientiert arbeiteten und unsere Spaßtruppe einige 04.04.04 Frauen Fan Cup Anzeichen von Überforderung zeigten. Durch die sehr enga- 20.04.04 Mädchenkomitee Görlskick gierte Art der zwei Trainer, welche natürlich sehr positiv zu 10.05.04 Vorbereitungstreffen Dänemark bewerten ist, wurden von ihnen ebenfalls viele der anfallenden 11.05.04 Mädchenkomitee Görlskick aber eigentlich aufgeteilten Aufgaben selbst übernommen und 13.05.04 Vorstellung Görlskick beim Verfügungsfond die Mädels brauchten kaum noch etwas eigenständig machen. 15.05.04- Dänemarkreise Das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe wurde somit ausgehebelt. 22.05.04 Weiterhin gab es Unstimmigkeiten über das Nähe/Distanz 25.05.04 Mädchenkomitee Görlskick Phänomen zwischen den Trainern und den Mädchen sowie 01.06.04 Schanzenspiele Treffen auch innerhalb der Gruppe. 14.06.04- Durch Gespräche wurden dieses anfänglichen Phänomene 18.06.04 offene Basteltermine ab 15.00 Uhr aber schnell beseitigt und eine gute Zusammenarbeit aller 19.06.04 Görlskick im Rahmen der Schanzenspiel Beteiligten gefunden. 18.07.04- Mädchenturnier mit Übernachtung Innerhalb des Teams kam es zu Beginn der Saison bei den 19.07.04 beim SG Stusie, bei Segeberg „großen“ Mädchen zu einigen Problemen. Drei Mädchen wei- gerten sich in das Team einzugliedern und sie versuchten ihr Ein weitere großer Arbeitsschwerpunkt der eigenes Training durchzuführen. Dadurch mußten einige Fanladenaufgaben ist die Mädchenarbeit. Spiele abgesagt werden, die Stimmung im Gesamtteam war Diese Arbeit mit weiblichen Fußballfans erstreckt sich über ver- gereitzt und die Eigenübernahme der Aufgaben verlief nur schiedene Bereiche. Zunächst ist durch die weibliche schleppend. Durch mehrere Gespräche wurden diese Mitarbeiterin im Fanladen immer eine Ansprechpartnerin, egal Streitigkeiten aber aus dem Weg geräumt und ein für welche Altersstufe, vorhanden. Diese Möglichkeit wird bei Gruppengefühl konnte langsam entstehen. Besonders die verschiedenen Sorgen, Fragen etc. von den weiblichen Fans Mädchenreise trug zur Verfestigung des Gruppenprozesses auch genutzt und es entstehen Gespräche und bei. Beratungssituationen. Weiterhin zählt zu diesen Bereich die Ein Ziel, bei dieser pädagogischen Arbeit ist es, Mädchen aus Förderung des weiblichen Geschlechts innerhalb der U- 16. dem problembelasteten Stadtteil St. Pauli an den Verein zu Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist die Unterstützung und binden. Besonders positiv ist zu beobachten, dass eine Begleitung des Mädchenteams beim FC St. Pauli. Spielerin aus nicht so guten Familienverhältnissen sich sehr Dieses Mädchenteam hat sich vor 3 Jahren aus aktiven weib- gut integriert hat, regelmäßig und sehr motiviert am Training lichen Fans des FC St. Pauli mit Unterstützung des Fanladens teilnimmt, obwohl ihr Lehrer uns prognostiziert hatte, dass sie nicht lange durchhalten werde. Sie hat viele neue Freundinnen gefunden und erhielt enorme Bestätigung, da sie durch die Talentensichtung des HfV zur Hamburger Auswahl berufen wurde. In dieser Saison hatten wir das Glück in der Sporthalle Friedrichstrasse Hallenzeiten zu bekommen und so konnte auch im Winter regelmäßig trainiert wer- den. In den Sommermonaten werden die Hallenzeiten von verschieden Fans genutzt.

Die Überlegungen ein C- Mädchenteam 38 zu gründen sind in dieser Saison konkreti- siert worden und das Frauenteam ist aktiv am Planen. Der organisieren, bei dem alle Mädchen und Frauen die Abteilung Trainerschein wurde absolviert, die ersten Gespräche mit dem präsentieren sollten. Alle Spielerinnen sollten aktiv in die Verein geführt und wenn alles gut geht werden wir zur näch- Planung mit einbezogen werden. Schon beim dritten Treffen trafen zwölf hochmotivierte Mädchen und Frauen aufeinander, die Ideen für Aktionen, Verpflegung und Information sammelten. Auch die nächsten beiden Treffen dienten allein zur Festvorbereitung. Der Name GÖRLSKICK wurde ins Leben gerufen. Flyervorschläge entstanden und die Aktionen wurden immer konkreter. Bis im Mai 2004 wurde der Termin für das Fest noch mal neu überdacht, da am selben Tag im nicht weit entfernten Schanzenpark die Schanzenspiele stattfinden sollten. Aus Angst, nicht genug BesucherInnen an die Feldstrasse ziehen zu können, entstand der Vorschlag das Fest von der sten Saison auch ein C- Mädchenteam beim FC St. Pauli Feldstrasse in den Schanzenpark zu verlegen. antreffen können. Die Organisatoren der Schanzenspiele (STEG Hamburg mbH) waren sehr begeistert von dem Vorschlag, eine Abteilung des Görlskick FC St. Pauli bei den Schanzenspielen teilnehmen zu lassen. Ende des Jahres 2003 stand der Beschluss fest, einen Arbeitskreis zu gründen, der aus den Mitgliedern der Frauenfussball-Abteilung des FC St. Pauli besteht. Die Abteilung besteht aus drei verschiedenen Teams. Das 1. Frauenteam, das 2. Frauenteam sowie den B-Mädchen. Da sowohl der Stand der Abteilung im Verein als auch Trainingsbedingungen und Förderung von Seiten des Vereins schon immer sehr schwierig sind, bestand die Idee eines sol- chen Arbeitskreises seit längerer Zeit bei den 1. Frauen eben- so wie bei einer Mitarbeiterin des Fanladens. Durch eine weitere Mitarbeiterin des Fanladens (Praktikantin der HAW Hamburg), welche auch Mitglied der Frauenfußball- Abteilung ist, wurden diese Treffen dann konkret! Die Idee und gleichzeitig eine Einladung für ein 1. Treffen wurde per E-Mail Verteiler an die Frauen, Mädchen und Trainer verschickt. Das 1. Arbeitskreistreffen konnte dann am 06.Januar 2004 in den Räumen des Fanladens stattfinden. Bei diesem 1. Treffen waren leider ausschließlich Frauen des 1. Teams anwesend. Da die 2. Frauen und die B-Mädchen aufgrund des gemeinsa- men Trainings und den bestehenden Freundschaften eng Doch schon bald begannen die Schwierigkeiten. Da die Frauen zusammenarbeitet, war die Barriere zu dem 1. Frauenteam zu und Mädchenabteilung des SC Sternschanze ebenfalls an den Schanzenspielen teilnehmen wollten, wurde „Görlskick“ aus- schließlich als Konkurrenzveranstaltung gesehen. Diese Vorurteile und das Hin und Her, ob das Fest nun statt- finden kann und vor allem wo, nagte etwas an der Motivation der Vorbereiterinnen. Beim allgemeinen Vorbereitungstreffen zu den Schanzenspielen und einem klärenden Gespräch mit den Verantwortlichen des SC Sternschanze konnten die Vorurteile aber aus dem Weg geräumt werden. Allerdings war die Zeit dann viel zu knapp, um die ganzen geplanten Aktionen noch vorbereiten und durchführen zu kön- nen. Aus dem Fest „Görlskick“ am 19. Juni 2004 wurde ein Informationsstand inkl. Torwandschiessen und schönen Gewinnen für Mädchen und Frauen. diesem Zeitpunkt noch sehr groß. Auch wegen des In der Woche vor den Schanzenspielen traf sich eine Altersunterschiedes. Außerdem existiert das 1. Frauenteam Mitarbeiterin des Fanladens täglich mit den Mädchen große, bereits seit zehn Jahren die beiden anderen Teams hingegen um große Schautafeln und die Dekoration für den Stand fertig erst seit drei Jahren (vgl. J.B. 2001/2002) zu stellen. So wurde an diesem Tag beschlossen, dass die - Das Projekt wurde im Stadtteilbüro der STEG vorgestellt. Die Arbeitskreistreffen einmal monatlich stattfinden sollten. beantragten Gelder aus dem Topf des Verfügungsfonds wur- Außerdem wurden Themen und Vorschläge gesammelt, um den bewilligt. So konnten die Informationstafeln so gestaltet auch in Zukunft inhaltlich und konzeptionell zu arbeiten. werden, dass nun ein mobiler Informationsstand über Schon beim 2. Treffen entstand der Vorschlag, ein großes „Mädchen- und Frauenfußball beim FC St. Pauli“ existiert. Mädchenfest zu organisieren, welches hauptsächlich der Außerdem konnte eine gleichnamige farbige Broschüre in gro- Werbung für die Abteilung dienen sollte. ßer Auflage hergestellt werden. Das Mädchenfest sollte am 19. Juni 2004 auf den - Da von Anfang an bei den Arbeitskreistreffen Protokoll geführt Grandplätzen der Feldstrasse stattfinden. wurde, sind die Vorschläge für ein großes, eigenes Fest noch Da auch bei diesem Treffen nur Frauen des 1. Teams anwe- immer existent. Nun muss nur noch ein geeigneter Termin send waren, wurde gemeinsam die Einladung für das nächste gefunden werden. Treffen anders gestaltet. Schließlich ging es darum ein Fest zu 39 - Durch die Vorbereitungstreffen und das gemeinsame Fanprojekte aus dem nördlichen Raum eingeladen. Anwesend Vorbereiten sind die drei Teams der Abteilung eng zusammen- waren aber nur die Mädchenteams des Hamburger und des gewachsen. Bremer Fanprojektes sowie verschiedene Clubs (z. B. - Alle Mitglieder sind motiviert, gemeinsam ein C- Reinbek, Wilhelmsburg) im Rahmen des Hamburger Mädchenteam ins Leben zu rufen Fußballverbands (HFV). - Weiterhin werden monatliche „Görlskicktreffen“ stattfinden. Schnell wurde deutlich, dass die Fanprojekte mit ihren Sei es bei Strassenfesten im Viertel den Informationsstand auf- Mädchen an dieses Turnier einen ganz anderen Anspruch zubauen, oder an einem Konzept zu arbeiten unter dem Motto: stellten, als die Trainer und Eltern der Teams seitens des HFV. „Von 1910 bis zur Vision 2010 100 Jahre FC St. Pauli-40 Jahre Kritik über den „Spaßcharakter“ dieses Turnier wurde geäu- Frauen- und Mädchenfußball am Millerntor?“ ßert. Einige Eltern feuerten und schimpften ihre Töchter an, wenn diese nicht gut und leistungsorientiert spielten. Bei einem Mädchenreise gemeinsamen Snack wurden aber diese Missverständnisse Auch in dieser Saison gab es wieder eine Mädchenreise. In aufgeklärt und das Turnier konnte ohne weitere Zusammenarbeit mit zwei Trainern wurde schon frühzeitig ein Konfliktsituationen beendet werden. Haus für 18 Personen in Dänemark gebucht und das Die schon bestehenden guten Kontakte der St. Pauli Mädchen Trainingslager geplant. zu den Bremerinnen wurden vertieft. Einige der Mädchen fuh- Bei dieser Reise sollte der Fußball natürlich nicht zu kurz kom- ren sogar zu den Spielen des SV Werder Bremen und trafen men aber das Hauptziel wurde auf eine Verbesserung des sich dort mit den neu gewonnenen Freundinnen. Genauso Verhältnisses innerhalb der Gruppe, also eine Förderung des umgekehrt. Die Bremerinnen kamen zu einem Spiel des FC St. Gemeinschaftsgefühl und des Gruppenprozesses gelegt. Pauli und der gesamte Tag wurde gemeinsam verbracht. Auch Es gab zwei Vorbereitungstreffen und die 15 mitfahrenden das Verhältnis zu den Mädchen des HSV kann mittlerweile als Mädchen wurden aktiv in die Planungen miteinbezogen. gut bezeichnet werden. Vorurteile gibt es faktisch keine mehr. (Essen- und Küchenplan erstellt, Zimmeraufteilung, Da die Hamburgerinnen an diesem Turnier nicht ausreichend Freizeitprogramm, Regeln festgesetzt etc.) Spielerinnen zur Verfügung hatten, war es für unsere Mädchen Durch die NO1 Gelder vom letzten Jahr konnte auch diese eine Selbstverständlichkeit in deren Team mitzuspielen. Reise relativ kostengünstig für die Mädchen gestaltet werden. Die entstandenen Kontakte zu den Mädchen vom HSV konn- Hierbei bleibt anzumerken, dass der Vorstand des FC St. Pauli ten auf der gemeinsamen Reise nach Berlich zum Fanfinale die NO1 Gelder aus diesem Jahr trotz bestehender Verträge ausgebaut werden (vgl. Fanfinale). nicht an die Jugend ausgeschüttet hat und dieses Geld angeb- lich auch nicht mehr besitzt. Durch den Amateurvorstand wird Kiezkick aber versucht, dass dieses Problem nicht so einfach unter den Kiezkick, das offene Fußballprojekt, fand auch in der zweiten Tisch fällt, sondern dass der Verein diese Gelder, egal wie, an Saison jeden Freitag von 14.30 – 16.30 Uhr auf den die Jugend ausschütten muss. Grandplatz (Feldstrasse) statt. Alle Jungs und Mädchen zwi- Am Samstag 15.05.03 nach dem Heimspiel gegen Werder schen 6 und 14 Jahren können daran teilnehmen, dafür müs- Bremen war es dann soweit. sen sie lediglich eine unterschriebene Einverständniserklärung Leider gab es ein kleines Problem mit der Autovermietung und der Eltern mitbringen. wir mussten mit mehreren Kleinwagen, anstatt mit zwei Busse Nach der Sommerpause Ende Juli 2003 waren vorerst nicht so an die dänische Nordseeküste fahren. viele Kinder anwesend. Doch mit Hilfe der Einrichtungen Trotz der immensen Altersunterschiede der Mädchen (von 11- Nachbarschaftsheim St. Pauli und ASP am Brunnenhof 20 Jahre) verlief diese Reise sehr harmonisch und das Ziel, (Bauspielplatz), die jeweils auch immer einen Betreuer zum das Gruppenklima zu verbessern ist erreicht worden. Training mitbringen, war das offene Training ab Ende August Es gab pro Tag zwei Trainingseinheiten auf mehreren wieder sehr gut besucht. Rasenplätzen, welche für die St. Paulianerinnen, die nur Ab September konnte eine Rekord Durchschnittszahl von 25 Grantplätze kennen ein Geschenk bedeuteten. Trotz starken Jugendlichen verzeichnet werden. Dadurch wurde es aber Muskelkater wurde mit viel Engagement fleißig trainiert und auch mit der geringen Anzahl an Betreuern komplizierter. sogar die Strandläufe wurden akzeptiert. Ein Regelmäßig vor dem Training trifft sich das Kiezkick Team zu Freundschaftsspiel gegen das Mädchenteam von Boldkluppen einer Besprechung im Fanladen. In dieser Runde wurde auch Klitten aus Hvide Sande wurde durchgeführt und auch ein das Problem des Betreuerschlüssels geklärt. wenig Kultur sollte nicht fehlen und es ging am Mittwoch So konnte im Laufe der Saison ein weiterer ehrenamtlicher und Nachmittag in die nächste große Stadt. für die kommende Saison sogar eine weitere Honorarkraft Nach dem Abendessen gab es regelmäßig einen gewonnen werden. Gemeinsamen Rückblick des Tages. Die Mädchen lernten In den Wintermonaten ging es mit den „Kiezkickern“ in die nicht nur frei vor der Gruppe zusprechen, sondern es wurde Sporthalle der Ganztagsschule St. Pauli. Der Nachteil hier war, auch konstruktive Kritik geäußert. Nicht nur kleine Probleme dass die Sporthalle sehr klein und mit 25 Kindern und untereinander wurden angesprochen, sondern auch über sie Jugendlichen völlig überlastet ist. Zum anderen müssen pro BetreuerInnen und ihr Verhalten offen diskutiert. Training mindestens drei BetreuerInnen anwesend sein, da die Die anfallenden Aufgaben (Küchenhilfe, Aufräumen etc.) wur- Halle sehr verwinkelt und der Reiz des Verbotenen groß ist. So den mit mehr oder weniger Lust erfüllt und die Reise wurde ins- kam es auch einmal vor, dass ein Junge unerlaubterweise an gesamt zu einen großen Erfolg. einem Fenster hochkletterte ohne dass es die BetreuerInnen Wie schon weiter oben beschrieben gab es auch auf dieser bemerkten. Außerdem wird die Alarmanlage aktiviert, sobald Reise ein Nähe/ Distanz Problem mit einem der Trainer und eine Person die Tür der Notausgänge benutzt. Auch das kam den Mädchen. Eine Abgrenzung und die Durchsetzung von einmal vor und das Training musste abgebrochen werden. festgesetzten Regeln fiel ihm sichtlich schwer. Durch abendli- Jedoch sind nicht nur die TeilnehmerInnen sondern auch das che BetreuerIn- Teamsitzungen wurde versucht diesen Kiezkick Team sehr froh darüber, Hallenzeiten in Kooperation Phänomen zu begegnen. mit der Ganztagsschule erhalten zu haben. Durch die Nutzung haben in dieser Saison viele Turniere absolviert und wollten, der Halle wird das Projekt nicht mehr durch schlechte wie auch schon im letzten Jahr (vgl. Jahresbericht 2001/2002) Witterungsverhältnisse in den Wintermonaten unterbrochen. ebenfalls ein eigenes Turnier organisieren und ausrichten. Der Weiterhin kommt auch eine sportliche Abwechslung zustande, Fanladen kümmerte sich um die organisatorischen da in der Halle andere Regeln gelten, sportliche wie auch sozi- Rahmenbedingungen. Alle weitere Aufgaben wurden mit ale. 40 Unterstützung des Fanladens von den Mädchen selbst aktiv Durch die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem übernommen. Zu diesem Hallenturnier waren die gesamten Sozialpädagogen wie auch dem Fachbereich Sport der Ganztagsschule St. Pauli, besteht nun die Abmachung, je nach hervor, trotz hoher Niederlagen war ein großer Zusammenhalt Wetterlage spontan entscheiden zu können, ob in der Halle zu erkennen. oder auf dem Sportplatz gespielt wird. Die Kooperationen mit dem FC St. Pauli, der Ganztagsschule Trotz großer Rivalität zwischen den beiden Hamburger St. Pauli, dem Fanladen St. Pauli und ASP am Brunnenhof ist Vereinen verlief der Abend für ein Fanfinale fast schon außer- vertraglich festgehalten. gewöhnlich friedlich und so wurde die Nacht gemeinsam Wie auch im letzten Jahr spendierte die Firma Silbersee Film zufrieden in den bereitgestellten Großraumzelten verbracht. dem Projekt zu Weihnachten einen Kino- oder Theaterbesuch. Die Kinder entschieden sich für einen Kinofilm. Obwohl der Am Samstag gegen Mittag war der Platz genügend gereinigt Anzahl entsprechend genügend BetreuerInnen mitkamen, war worden, die Bedingungen für die Eintrittskarten waren damit der Besuch anstrengend. Außerhalb der gewohnten erfüllt und die einzelnen Gruppen zogen Richtung Innenstadt. Umgebung probieren die Kinder und Jugendlichen noch mal An diesem Tag fand das große Straßenfest „Karneval der mehr ihre Grenzen aus. So kam es auf dem Rückweg sogar zu Kulturen“ auf den Straßen Berlins statt, welches gemeinsam einem gravierenderen Vorfall. Das Portemonnaie einer von allen anwesenden St. Pauli Fans besucht wurde. Betreuerin wurde aus ihrem Rucksack gestohlen. Da die in Frage kommenden Teilnehmer sich auf ihrer Landessprache Abends wurde mit allen TeilnehmerInnen des Fanfinales das unterhielten, konnte an diesem Tag nicht genau geklärt wer- DFB-Pokal Endspiel Werder Bremen vs. Alemania Aachen den, wie es dazu kam. Daraufhin folgten viele Gespräche auch besucht. mit der Einrichtung ASP am Brunnenhof. Auch in dieser Einrichtung sind die vier Jungen, und besonders einer schon Ebenso entspannt wie der ganze Trip nach Berlin, fuhren die mehrmals auffällig geworden. Als Konsequenz wurde ein insgesamt fünf Teams und vier BetreuerInnen gemeinsam wie- Teilnehmer von dem Projekt Kiezkick bis auf weiteres ausge- der Richtung Hamburg. schlossen. In den folgenden Arbeitstreffen wurde das Thema „Ausschluss aus der Gruppe“ rege diskutiert, alle waren sich Die sonst im Bericht ausführlich dargelegte Spannung und einig, dass so etwas nur die letzte Konsequenz sein darf. Rivalität zwischen den Fans beider Vereine konnte somit in Sobald es das Wetter zuließ wurde wieder auf dem Platz trai- Berlin nicht festgestellt werden, eher das Gegenteil war der niert. Die „Draußen-Saison“ wurde mit einem kleinen Grillfest Fall. begonnen. Ob die ein Hinweis auf den zukünftigen Umgang der beiden Wegen den hohen Einnahmen bei dem erfolgreichen rivalisierenden Fangruppen sein kann, ist zu diesem Zeitpunkt Benefizspiel konnten eine große Anzahl von eigenen Kiezkick noch nicht absehbar, aber eine echte Hoffnung für Fans, T-Shirts produziert werden. Diese T-Shirts wurden bei dem Vereine und auch FanbetreuerInnen! Grilltag und auch den Wochen danach verteilt, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Regeln und Strukturen sind für die Kinder- und Jugendlichen, die an diesem Projekt teilnehmen sehr wichtig. So ist z.B. der Ablauf des „Trainingsplanes“ immer derselbe. Dieser beinhal- tet ein Aufwärmprogramm inkl. Dehnübungen, Schuss- und andere Ballübungen und dann ein gemeinsames Fußballspiel. Nicht nur die kontinuierliche Arbeit, sondern auch die Flexibilität der BetreuerInnen hat sich in dem letzten Jahr aus- gezahlt, so ist es inzwischen Kiez-Kick-Alltag, dass eine völlig heterogene Gruppe gemeinsam ein Fußballspiel gestalten kann. Die BetreuerInnen haben für die Gruppe längst nicht mehr den Trainerstatus, sondern sind Vertrauenspersonen und AnsprechpartnerInnen für Probleme geworden.

Fanfinale Am letzen Maiwochenende fand das alljährliche Fanfinale in Berlin statt. Auch in diesem Jahr wurde gemeinsam mit den KollegInnen des HSV Fanprojektes die Fahrt zum Kleinfeldturnier durchgeführt, welches durch das Berliner Fanprojekt organisiert wird. Die beiden St. Pauli Fan-Teams wurden aus bekannten Mädchen zwischen 18 und 22 aus der Fanszene und dem offiziell eingetragenen Fanclub „Grasgrüne Grashüpfer“ zusammengestellt, die sich beim letzten Millerntor-Cup bereits zum 2.mal qualifizierten. Die HSV Fanteams durften in diesem Jahr mit drei Mannschaften anreisen, da das eine „Jungenteam“ als Titelverteidiger antrat. Dies erzeugte aber auch bei den St. Pauli Teams große Vorfreude, denn ein weiteres „Hamburger-Finale“ war für beide Teams das große Ziel. Die Reise wurde pädagogisch betreut von zwei MitarbeiterInnen des HSV-Fanprojektes, einer Mitarbeiterin sowie der Praktikantin des St.Pauli Fanladen.

Das Turnier war nicht nur aus sportlicher Sicht sehr erfolgreich für das St. Pauli Jungenteam. So gewannen sie in diesem Jahr das Fanfinale und sind somit im nächsten Jahr zum dritten Mal qualifiziert. 41 Das St. Pauli Mädchenteam hob sich durch die Spielfreude 8. Besonderheiten 2003/04 genannter Rettershirts, wurde die Summe erwirtschaftet. Die Saison 2003/2004 war neben den Spielbegleitungen und Standards auch durch diverse Aktionen und Veranstaltungen In diesem Rahmen fand auch das Benefizspiel statt, zu dem geprägt. Ein kleiner Überblick soll hier folgen. der früher am Millerntor unge- liebte Bayern Manager Uli 8.1. U- 16 Turnier Hoeneß verlauten ließ: „Es wäre fatal, wenn ein so toller Am Sonntag 09.05.04 fand das diesjährige interne U- 16 Verein wie der FC St. Pauli Turnier in der Halle Budapesterstrasse statt. Wie auch in den aus der Fußball-Landschaft vergangenen Jahren wurde dieses Turnier in Zusammenarbeit verschwinden würde“. Das mit der Jugendförderung der AFM durchgeführt. generöse Angebot aus Trotz des ebenfalls an diesem Tage stattfindenden München, ein Benefizspiel in Auswärtsspiel in Köln fanden sich 27 Jungs und Mädchen zum Hamburg auszutragen, wurde U- 16 Turnier ein. seitens der Vereinsführung dankbar angenommen und ist an Nach den positiven Erfahrungen der letzten Turniere, wurde und für sich positiv zu bewerten. Viele St. Pauli Fans waren auch bei diesem U- 16 Turnier wieder nach der Methode des durch die großzügige Geste der Münchener überwältigt und so Losverfahren vorgegangen, um die Teams gerecht aufzuteilen. fand das ausverkaufte Spiel statt, dass der Favorit von der Isar Die einzelnen Teams wurden durch die Namen der Profispieler mit 0:1 für sich entscheiden konnte und eine enorm große gekennzeichnet. Jeder TeilnehmerIn zog eine Autogrammkarte Summe in die leeren Vereinskassen spülte. Jedoch kam es (die sie natürlich behalten durften) und wurde somit einem auch zu Randerscheinungen, die weniger positiv zu bewerten Team zugewiesen. sind. Zum einen gab es die Anbiederung seitens des FC St. Durch diese Methode wurde verhindert, das die besonders Pauli Präsidiums (und z.T. auch der St. Pauli Konsumenten), guten Spielerinnen gemeinsam in einem Team spielten und ein das sich nicht zu schade war, mit den Münchenern zusammen gegenseitiges Kennenlernen wurde ermöglicht. Ebenfalls wur- `die Welle` auf den dadurch auch die „Kleinen“ in die Teams integriert und hat- einer Ehrenrunde ten die Chance zu gewinnen. zu initiieren. Die La Das Turnier verlief mit sehr viel Respekt und war erneut ein Ola an sich war in großer Erfolg. Für die SportlerInnen gab es einen kleinen der Vergangenheit Snack und Getränke. Als Preise gab es nicht die klassischen am Millerntor stets Pokale, sondern auch hier versteckt sich ein pädagogischer als Tennis-publi- Gedanke, denn es gab Gutscheine für eine betreute U- 16 kumsaktion ver- Fahrt und einen gemeinsamen Besuch eines Heimspiels im pönt. Wenn diese Innenraum. jedoch noch Der im letzten Jahresbericht dargestellte Wunsch eine U- 16 zusammen mit Freizeitmannschaft zu gründen wurde von den Jugendlichen dem aus zeitlichen Gründen nicht weiter verfolgt. `Klassenfeind` gestartet wird, 8.2. Besuch Wehrmachtsausstellung scheint die Kritik Diese Ausstellung hatte in der BRD eine große Diskussion um der aktiven die Verbrechen des nationalsozialistischen Krieges und den Fanszene mehr als berechtigt. Die großzügige Geste der Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit diesem Teil der deut- Bayern soll an dieser Stelle nicht geschmälert werden, jedoch schen Vergangenheit ausgelöst. Der Fanladen bot am hätte ein aufrichtiges `Danke` an dieser Stelle seitens des 23.03.04 den St. Pauli Fans die Möglichkeit gemeinsam die Stadtteilvereins genügt. Leider übertrieb die Vereinsführung Ausstellung Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht den `Kult` um dieses Spiel, wie schon so oft diesen 1941 bis 1944, inklusive Gruppenführung zu besuchen an. Rettersommer. Letztendlich wurden sogar Bayern – St. Pauli Die Resonanz war nicht so groß, was aber auch daran lag, Freundschaftsschals im Kartencenter verkauft. Bisher war es dass viele Personen die Ausstellung schon individuell besucht Usus, dass sich Fanfreundschaften selbstständig entwickelten hatten. und so soll es laut Meinung vieler Fans auch bleiben. Insgesamt waren 25 Fans anwesend. Davon waren sechs Jugendliche aus der U- 16 sehr interessiert an der Teilnahme. Einen weiteren negativen Beigeschmack erfuhr das Spiel Die Ausstellung, wenn man sie individuell besucht, ist eine gegen die Bayern, durch den Umstand, dass sich Uli Hoeneß reine Leseausstellung. Durch die Führung und die nicht so kurz danach praktisch trockenen Ausführungen und Erklärungen unserer Begleitung gegen die gesamte fiel das Zuhören niemanden schwer und die Aufmerksamkeit Ultra Szene Münchens war bis zum Ende der Führung sehr hoch. (hier insbesondere Da die Ausstellung relativ früh schließt blieb leider nach der gegen die Fan-Clubs Führung kaum noch Zeit, um sich noch alleine mit einigen Schickeria, Club Nr.12 Themen vertieft auseinander zu setzten. und die Red Sharks) stellte. Diese wurden 8.3. Straßenfußballturnier St. Pauli öffentlich als siehe 10. in diesem Jahresbericht. Gewalttäter dargestellt und mehreren hundert 8.4. FC St. Pauli – FC Bayern München Rettungsspiel Fans wurde die offiziel- Während sich etwa 100 St. Pauli Fans am 12.07.2003 in le Fan-Club Montecchio/Italien um die internationale Kontaktaufnahme zwi- Mitgliedschaft gekün- schen antirassistischen Fans aus ganz Europa bemühten digt. In der ganzen (siehe Punkt 7.7.), fand am Millerntor ein Spiel zwischen dem Bundesrepublik solida- FC St. Pauli und dem FC Bayern München statt. Dieses kam risierten sich Fans der aufgrund des Rettersommers 2003 zustande, in dem eine unterschiedlichsten städtische Bürgschaft zur Erlangung der Regionalliga Nord Vereine mit den Bayern Lizenz in Höhe von 2.000.000 Euro ausgelöst werden konnte. Fans. 42 Nach einer Vielzahl von unterschiedlichen Aktionen, wie dem Retter Konzert, Saufen für St. Pauli und der Veräußerung so Es erschien so, als ob alle kritischen Stimmen beim 8.5. Stadionverbote für USP Mitglieder & die Folgen Rekordmeister Mundtod gemacht werden sollten, um bei der Während den Anhängern des FC St. Pauli in der WM 2006 nur noch ein zahlungskräftiges, unkritisches Vergangenheit stets Attribute wie `friedlich, gegen Gewalt, Konsumentenpublikum in das Stadion lassen zu können. Ein feierfreudig etc.` seitens der Medien und z.T. auch durch die Schreiben der Fanorganisation Pro Fans brachte diesen Polizei und anderer Vereinsführungen nachgesagt wurden, Umstand sehr gut auf den Punkt, in dem es hieß: Es soll ver- änderte sich dieses seit den Bambule Demonstrationen im mieden werden, dass die ganze Welt im Sommer 2006 auf uns Winter 2002/2003. Nachdem es zu schaut und hier noch Fans existieren, die eine eigene Meinung Solidaritätsdemonstrationen für die BauwagenbewohnerInnen haben. Die Fans könnten an der vermeintlich heilen Fassade des Karolienviertels im Anschluss an die Heimspiele des kratzen und vielleicht könnten dann noch weitere Leute mer- Stadtteilvereins kam, änderte sich die medial geprägte Sicht. ken, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Sie könnten merken, Die als „friedlichen“ Fans transportierten St. PaulianerInnen dass Jugendliche oder Familien sich den Eintritt in die Arenen wurden plötzlich zu „Chaoten und Randaleuren“ , die Polizei nicht mehr leisten können. Sie könnten merken, dass wurde komplett in die Opferrolle gedrängt. Die Realität der Fußballfans behandelt werden wie Bürger 2. Klasse. Sie könn- damaligen Demonstrationen spiegelt jedoch ein anderes Bild ten merken, dass man als Fan per se in diesem Land als wieder. (vgl. Jahresbericht 2002/03 – Schwerpunkt) Der Verbrecher abgestempelt wird. Sie könnten merken, dass nur Stadtteil St. Pauli wurde durch hunderte Polizisten aus dem noch derjenige zählt, der genug Geld in die Kassen bringt und gesamten Bundesgebiet belagert. Friedliche Fans wurden im nicht derjenige, der den Fußball liebt. Nein, da schließt man Anschluss an die Spiele nicht in ihre Stammkneipen gelassen lieber kritische Fans aus. Fans, die diesen Verein zu jedem und diejenigen, die wirklich an den Demos teilnahmen, verhiel- Spiel begleiten. Und damit keiner merkt, dass etwas falsch ten sich überwiegend erstaunlich friedlich. MitarbeiterInnen läuft, behauptet man, diese Fans seien gewalttätig. Denn dann des Fanladens waren auf jeder Demonstration vertreten, um kann dieses Vorgehen auch keiner falsch befinden. Die das Verhalten der Fans nachvollziehen zu können und sahen Zeitungen greifen dieses in München auch willig auf, schließ- mit eigenen Augen, dass es zwar vereinzelte, meist alkoholi- lich wollen sie auch weiterhin Interna aus dem Liebesleben der sierte junge Fans gab, die die Auseinandersetzung mit der dortigen Stars erhalten. Nachfragen, was wirklich geschehen Staatsmacht suchten, die Masse jedoch unter demokratischen ist, tut keiner. Warum auch – es ist doch alles so einfach. Man Gesichtspunkten friedlich für den Erhalt dieser besonderen schafft sich eine Welt, in der alles perfekt scheint. Und alles, Lebensform eintrat. was sich nicht kaufen lässt, wird aus dem Weg geräumt. Nachdem sich die Situation Ein ähnlicher Text wurde seitens der Fanorganisation BAFF in Hamburg wieder beruhig- entworfen und an den FC Bayern München gesandt. te, schien die Polizei dem FC St. Pauli, dem Fanladen und Der Auslöser für das Vorgehen der Bayern Führung soll in der vielen aktiven Fans anzu- Meisterfeier 2003 zu finden sein, nachdem eine irrtümlich als kreiden, sich mit den Sitzblockade erkannte `Humba`(eine kleine Demonstranten solidarisch Stimmungseinlage, bei der die Fans sich hinhocken, um erklärt zu haben. Es kam des anschließend singend wieder aufzuspringen) durch einen Öfteren zu Schlagstockeinsatz seitens der Polizei aufgelöst wurde. Ausschankverboten alkoholi- scher Getränke, um den Durch den großen Druck aus der Bayern Fanszene und die Verein finanziell stark zu Solidaritätsbekundungen aus ganz Deutschland (auch beim schädigen und eine Benefizspiel am Millerntor gab es lautstarke und visuelle Anpassung an die Proteste gegen diese Entscheidungen seitens der St. Pauli- Polizeilinie zu erzwingen. Fans), scheint die dortige Vereinsführung wieder eingelenkt zu Unter dem damals neuen Präsidium unter Corny Littmann haben. änderte sich die Umgangsweise zwischen Vereinsoberen und der Hamburger Polizei. Herr Littmann gab öffentlich kund, dass Der Trend, Jugendliche, meist sehr aktive und mitunter auch er St. Pauli Fans, die offensichtlich als solche erkennbar an vereinskritische Fans, zu stigmatisieren und zu kriminalisieren, den Demonstrationen teilnahmen per se das Recht absprach, scheint zuzunehmen. Als Hintergrund kann hier sicherlich die richtige Fans des Vereins zu sein. Diese und ähnliche Äuße- `Säuberung` der Stadien bis zur WM 2006 angesehen werden, rungen dürften aus den Gesprächen mit der Polizei resultieren, um Kritikern an der Kommerzialisierung und Eventisierung des die dadurch zunächst besänftigt schien. Aufgrund des Drucks Fußballs zum Schweigen zu bringen. aus der Fanszene, nahm Herr Littmann seine Aussagen wie- der zurück. Auch in der Beziehung zwischen der `hanseatisch-liberal` geprägten Stadt Hamburg (in Form des ausführenden Organs Die 2002 gegründete der Polizei) und den hiesigen Fußballfans, werden diese Gruppierung USP stellte sich eindeutig gegen den Präsidenten Tendenzen immer stärker sichtbar. Beim FC St. Pauli und sei- und die Polizeipolitik der Stadt Hamburg und nahm auch ner Fanszene wird immer wieder versucht, Strukturen wie die weiterhin an den Demos teil. Die, gerade bei den jüngeren von USP zu zerschlagen und durch ausgesprochene Mitgliedern, dadurch einsetzende Politisierung, einhergehend Stadionverbote zu schwächen. Hierbei scheint es weniger um mit der Nutzung politisch linker Symbole, machte die Polizei die eigentlichen Verfehlungen der einzelnen Fans zu gehen, nach und nach auf USP aufmerksam. Es kam des Öfteren zur sondern eine ganze, mit politischen Symbolen spielende Aufnahme von Personalien der Mitglieder, die sich auf dem Gruppe wird systematisch kriminalisiert. Hier bedarf es der Heimweg nach Unterstützung und Solidarität der gesamten St. Pauli den Spielen Fanszene, um solchen Stigmatisierungsversuchen entgegen- befanden und zutreten und vorzubeugen (weiteres hierzu unter Punkt 8.3.). sich keiner Verfehlung bewusst waren.

Nachdem St. Pauli Fans 43 mehrmals negativ in die Schlagzeilen der Hamburger Boulevardmedien gelangten (siehe z.B. unter Punkt 8.7. Mit diesem Wissen, um eine Vorfälle an der Cap San Diego), verschärfte sich der Umgang positive Selbstregulierung zwischen Exekutive und Fanszene. Nachdem es beim Derby in innerhalb USPs, gingen die der AOL Arena (siehe Punkt 9.4.) zu einer Brandstiftung sei- FanladenmitarbeiterInnen in tens eines USP Mitglieds kam, suchte die Polizei den Kontakt das Gespräch am Freitag. In zur Vereinsführung, um Maßnahmen gegen die Gruppe zu for- diesem wurde schnell klar, dern. Hieraus resultierte eine Gesprächsrunde, die am Freitag, dass der Präsident keinerlei Entschuldigung gelten lassen den 19.03. in der Geschäftsstelle des FC St. Pauli stattfand würde. Dieser wurde bereits vor der Diskussion für den und an der alle FanladenmitarbeiterInnen sowie das Präsidium Nachmittag zur Polizei geladen, was ihn sichtlich erzürnte. und der Ordnungsleiter des Vereins teilnahmen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung schien kaum möglich, da Herr Littmann keinen Argumenten zugänglich war und dem Ordnungsleiter und dem Fanladen sogar ihre Kompetenzen absprechen wollte. Das Gespräch endete nach etwa 1, 5 Stunden äußerst gespannt und es blieb abzuwarten, wie die Polizei am Nachmittag auf das Präsidium zugehen würde.

Am Freitagabend, direkt vor dem Heimspiel gegen Holstein Kiel, dass am Samstag stattfand, machten in der Fanszene Gerüchte die Runde, dass der Präsident zusam- men mit dem Geschäftsführer des FC St. Pauli, Frank Fechner, sechs Stadionverbote gegen Mitglieder der Gruppe USP aus- sprach. Die Stadionverbote sollen angeblich nicht mit den Vorfällen in der AOL Arena in Verbindung gestanden haben und die Fans fragten sich, wofür sie dann die Stadionverbote bekamen. Später wurde bekannt, dass in dem Gespräch zwi- Zwei Abende zuvor traf sich USP im Fanladen, um über den schen der Polizei und dem Präsidium seitens der Polizei sechs Vorfall in der AOL Arena und das Selbstverständnis der Stadionverbote gegen Personen gefordert wurden, gegen die Gruppe zu diskutieren. Zeitweise stand eine Selbstauflösung `gesicherte Erkenntnisse` vorlagen. Diese Aussage schien der Gruppe zur Debatte und es gab heftige verbale dem Präsidium zu genügen, um die Verbote zu verhängen, Auseinandersetzungen. Der im Nachhinein als Verursacher ohne nachzufragen, was den Fans im Einzelnen angelastet des Brandes bekannt gewordene Fan, verließ die Gruppe, um wurde. Die bisher etablierte Vorgehensweise im Falle eines dieser nicht weiter schaden zu können. Aus den dort geführten Stadionverbots, nach der es zu einer Anhörung der Diskussionen, entstand ein Entschuldigungsschreiben an den Betroffenen im Beisein des Fanladens kam, der anschließend Verein und die Fanszene, aus dem hervorging, dass sich die Ratschläge zum weiteren Verfahren abgeben konnte, wurde Gruppe als solche klar von dem Fehlverhalten des somit ausgehebelt. Den sechs Fans wurden Briefe mit der Brandstifters distanzierte und trotzdem, eben als Entscheidung des Präsidiums zugestellt, in denen ihnen zwar Gesamtgruppe, der es nicht gelungen war eine solche Straftat das Stadionverbot ausgesprochen wurde, jedoch jegliche zu verhindern, die Verantwortung für das Geschehene über- Begründung im Einzelfall fehlte. Der bisher eingeschlagene und sich in der Vergangenheit bewehrt habende Weg der Unschuldsvermutung gegenüber den eigenen Fans, wurde hierdurch missachtet und ad absurdum geführt.

Da diese Vorgänge den FanladenmitarbeiterInnen erst direkt am Samstag, dem Heimspieltag, bekannt wurden, unterzeich- nete er zusammen mit dem Fan-Club Sprecherrat ein Stimmungsboykott Schreiben für die Partie, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Etwa 300 informierte Fans beteiligten sich an dem Boykott und verließen daraufhin, wie unter Punkt 9.7. beschrieben, das Stadion. Die geringe Zahl der sich mit den sechs Betroffenen solidarisch erklärenden Fans, lag an der Kurzfristigkeit der Ereignisse, die verhinderte, die gesamte Fanszene umgehend informieren zu können. Viele nicht informierte Fans schienen zu glauben, dass sich der Protest gegen die, im Vorfeld über die Aktion informierte, Mannschaft richtete.

Nachdem die Fans das Stadion verließen, diskutierten diese heftig miteinander. Gerüchte kursierten, nach denen Herr Littmann äußerst ausfallend wurde, nachdem er von dem Stimmungsboykott erfuhr. Er zitierte ein Fan-Club Sprecherratsmitglied zu sich, um ihm in unangebracht hitziger Weise Vorwürfe entgegen zu schreien. Viele Fans aus den aktiven Reihen wollten nach dem Spiel das Präsidium zur Rede stellen, was jedoch durch Intervention seitens zweier Fanladenmitarbeiter verhindert werden konnte. Dadurch erhiel- ten sich der Fanladen und die Fanszene die Option offen, mit den Verantwortlichen in Ruhe das Gespräch suchen zu kön- nahm. nen. Ein Protestaufmarsch von etwa 200 Fans hätte zu einer 44 Eskalation der Situation führen können und wurde somit glük- klicherweise verhindert. Das bis zum letzten Freitag angewendete Verfahren bei Nachdem die Fanszene in den fol- Verstößen gegen die Stadionordnung oder die Richtlinien des genden Tagen umfassend über die DFB wurde als erfolgreich und praktikabel bestätigt und soll für Ereignisse informiert werden konnte, die Zukunft wieder Gültigkeit haben. … Einigkeit besteht auch kippte die Stimmung gegen die darüber, dass sanktionierte Fans nicht isoliert werden. Alle Entscheidung des Präsidiums und Diskussionsteilnehmer werden immer bemüht sein, diese viele Fan-Clubs solidarisierten sich in dieser Angelegenheit mit Menschen wieder zu integrieren, wenn dies von ihnen selbst den vom Stadionverbot Betroffenen und der Gruppe USP. Viele gewünscht ist. Damit ist nicht eine falsch verstandene Fan-Clubs, die über eine Internetseite verfügen, fuhren diese Solidarisierung mit Gewalttätern gemeint. … Die Kritikfähigkeit herunter und ersetzten sie durch Protestschreiben, die an das der Vereinsführung und die offene und fruchtbare Diskussion Präsidium gerichtet waren. Die Stadionverbote sprachen sich wird vom Fan-Club Sprecherrat und dem Fanladen anerkannt, sogar bundesweit in die Fanszenen rum und Fans des FC begrüßt und knüpft an den traditionellen Umgang des FC St. Bayern München hielten z.B. ein darauf Bezug nehmendes Pauli mit seinen Fans an. Weiterhin gehen beide Fan- Transparent während eines Heimspiels hoch. Institutionen davon aus, dass der Verein in Zukunft im Vorfeld solcher für Fanbelange wichtigen Grundsatzentscheidungen, Nachdem Herr Littmann den großen Druck seitens der Fans von sich aus auf die Fan-Instutionen zugeht. verspürte, zeigte er sich Gesprächsbereit. Es kam zu einer Gesprächsrunde, an der der Fanladen, der Geschäftsführer Weiterhin verfasste der Fanladen ein Schreiben an das des Vereins Jugend und Sport e.V., der Ordnungsleiter des FC Präsidium und den Geschäftsführer, in dem er ein weiteres Mal St. Pauli, das Präsidium, die Polizei und der Fan-Club seine Rolle im Spannungsfeld Polizei – Fans – Verein klarstell- Sprecherrat teilnahm. te. Hier hieß es: Bei dem großen Gesamttreffen konnten aus Sicht der Fans einige Erfolge verbucht werden. Die sich bisher bewährte Wir arbeiten für die Faninteressen und im Gegensatz zu Verein Vorgehensweise mit von möglichen Stadionverboten und Polizei nicht repressiv und strafverfolgend. Wenn wir also Betroffenen, trat wieder in Kraft (s.o. Anhörungsverfahren etc.). klar Stellung für die Fans beziehen und gegen nicht nachvoll- Dem Ordnungsleiter des FC St. Pauli wurde öffentlich das volle ziehbare Maßnahmen, dann machen wir das nicht, um dem Vertrauen ausgesprochen, dem zuvor mittels erzwungener Verein oder dem Präsidium zu schaden, sondern um die Unterschriften unter die Briefe an die vom Stadionverbot Wünsche, Kritiken und Interessen der Fans und damit des betroffenen Fans, mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen bei Vereins, den die Fans ausmachen, zu vertreten. Nichterfüllung gedroht wurde. Für die sechs Fans hieß dieses, dass am Dienstag vor dem nächsten Heimspiel eine Anhörung Das sich die angespannte Situation rund um die Fanszene des beim Verein im Beisein des Fanladens stattfand. In dieser FC St. Pauli, den Umgang zwischen Polizei und Fans auf der Diskussion wurde schnell klar, dass gegen fünf keine größeren einen und zwischen Vereinsführung und Fans auf der anderen Vorwürfe haltbar waren. In einem Fall wurden bei einem Fan Seite kaum positiv auf die Fanarbeit auswirken kann, scheint z.B. lediglich zweimal die Personalien aufgenommen. Das die- klar. Gerade in den nächsten Monaten bleibt abzuwarten, ob ses nicht ausreicht um ein Stadionverbot zu verhängen scheint der durch die Führungsetage des Stadtteilvereins eingeschla- einleuchtend. Der sechste Fan wurde bereits im Vorfeld des gene alte Weg auch mit Leben gefüllt wird oder ob sich das Gesprächs durch die Polizei als der Brandstifter identifiziert. Präsidium letztendlich dem wachsenden Druck der Hamburger Gegen ihn läuft ein Strafverfahren und ihm wurde seitens des Polizei ergibt. Nach Aussagen von Fans, werden diese verein- Hamburger Sportvereins ein mehrjähriges, bundesweites zelt mittlerweile ständig durch Zivilbeamte bespitzelt. Dieser Stadionverbot erteilt. Dieser Fan wurde ebenfalls zuvor zum repressive Ansatz kann zwangsläufig zu weiteren Problemen Austritt aus der Gruppe gedrängt. Trotzdem wird dieser junge und Konfrontationen führen. Hier werden die MitarbeiterInnen Mann, der sich im Nachhinein sehr einsichtig zeigte, nicht sei- des Fanladens gefordert sein, intervenierend und Streit tens der anderen Fans fallengelassen. Die Kontakte bestehen schlichtend aktiv zu werden. nach wie vor und man will ihn nach der zu erwartenden hohen Geldstrafe finanziell unterstützen. 8.6. Demonstration gegen die Nazidemo

Das die Polizei von diesem Wandel im Präsidium nicht sonder- am 31.01.2004 lich angetan war, liegt auf der Hand und führte schließlich Nachdem die in der medialen Berichterstattung viel beachtete erneut zum für den Verein kostenintensiven Verbot des Wehrmachtsausstellung wieder zurück nach Hamburg kam, Alkoholausschanks beim Heimspiel gegen Chemnitz. sollte diese ein letztes Mal in den Hallen der Kampnageltheater Weiterhin versuchten die Beamten im Anschluss, die gezeigt werden. Um gegen die Wehrmachtsausstellung zu pro- Stadionverbote über den Ordnungsleiter des HSV zu erwirken. testieren, beantragte der Hamburger In zumindest einem Fall machte sich dieser zum Neonazi Christian Worch, die Erfüllungsgehilfen der Polizei und sprach gegen einen Fan, der Durchführung einer Demonstration zur Zeit des Brandes bereits längst das Stadion verlassen gegen die geplante Ausstellung. hatte, ein bundesweites dreijähriges Stadionverbot aus. Da Diese sollte in unmittelbarer Nähe dieser Fan in der Gruppe USP die Aufgabe übernahm, mittels zum Kampnagel Gelände durchge- Megaphon die Gesänge anzustimmen und zu koordinieren, führt werden. wurde er als Rädelsführer angesehen. Nachdem die Pläne der Neonazis Durch die schwankenden Aussagen, geriet der Präsident des bekannt wurden, trafen sich bereits Stadtteilvereins erneut in die Kritik der Fanszene und viele vor- am 03.12.2003 Vertreter diverser herige BefürworterInnen seiner Vereinsführung nahmen von antifaschistischer Gruppierungen auf Einladung der ihm Abstand. Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), um zu beraten, was man der Nazidemo entgegenstellen konnte. An Nachdem die Gesprächsrunde beendet wurde, kam es zu diesem Treffen nahmen neben Gewerkschaftsmitgliedern und einer Diskussion im Fanladen, an der alle relevanten Aktiven aus den unterschiedlichsten Antifaschistischen Fangruppierungen und Fanvertretungen und Mitglieder des Gruppierungen Hamburgs (u.a. Aktionsplenum Soziales Aufsichtsrats teilnahmen. Hieraus resultierte eine gemeinsam Zentrum Norderstedt, Antifa-Infotelefon Hamburg, AStA der unterzeichnete Erklärung, in der es hieß: HfbK am Lerchenfeld, attac campus AG, Avanti – Projekt 45 undogmatische Linke/Hamburg, Flüchtlingsrat Hamburg, Hamburger Vorum für an Bord und die Band spielte zweimal für ein sich begeistert Völkerverständigung und welt- zeigendes Publikum. weite Abrüstung e.V., juso- hochschulgruppe, Als die Barkasse gegen 21.30 Uhr wieder an dem Ponton der Landesarbeitsgemeinschaft Überseebrücke anlegte, endete das zweite Konzert gerade Straßensozialarbeit Hamburg, und der Großteil des Fans verblieb auf dem Schiff, um sich PDS Landesverband Hamburg, eine mögliche Zugabe nicht entgehen zu lassen. Nachdem die Regenbogen, SJD – die Falken Mitreisenden vereinzelt die Barkasse verließen, wurde in und ver.di Betriebsgruppe Brief Hamburg Zentrum), auch ein unmittelbarer Nähe zum Ausgang noch kurz weitergefeiert und Mitarbeiter des Fanladens teil. Vor Ort wurde die Anmeldung gemeinsam der alte Hans Albers Klassiker `Auf der einer Gegendemonstration beschlossen, zu der durch ein mög- Reeperbahn nachts um halb eins` angestimmt. Etwa zeitgleich lichst breites Bündnis aufgerufen werden sollte. Aus der St. machten sich etwa 5 stärker alkoholisierte Personen aus der Pauli Fanszene unterzeichneten neben dem Fanladen auch Fanszene auf, um unverständlicherweise vor der Cap San der Fanclub Sprecherrat und einzelne Fanclubs den Diego verbal gegen die wenigen noch dort feiernden HSV Fans Gegendemonstrationsaufruf. In den folgenden Wochen fanden vorzugehen. Zwei St. Paulianer rüttelten an dem verschlosse- regelmäßige Treffen in den Räumlichkeiten des VVN in St. nen Tor an dem Treppenaufgang zum Museumsschiff und for- Pauli statt, auf denen Neuerungen und Aktionen im Vorlauf des derten die Fans des Stadtrivalen auf, dieses zu verlassen, um 31.01.04 erörtert wurden. Mehrere 1.000 Flugzettel wurden sich zu prügeln. Zeitnah gelangte schließlich auch der Großteil verteilt und Plakate entworfen, die u.a. in den Vierteln rund um der anderen St. Pauli Fans am Tunnel der Überseebrücke an. das Kampnagel Gelände verklebt wurden, um die Bürger über Einige stimmten in die Verbalattacken mit ein, die überwiegen- die Pläne der Neonazis zu informieren. de Mehrheit wollte diese Szenerie jedoch umgehend verlas- sen, um in der Fangaststätte Jolly Roger weiterzufeiern. Am 31.01.2004 sorgte ein enorm großes Polizeiaufgebot dafür, dass sich Neonazis und Gegendemonstranten nicht begegnen Die scheinbar verängstigten HSV Fans, riefen in der konnten. An der Antidemo nahmen etwa 6.000 Leute teil. Mit Zwischenzeit die Polizei, da sie sich durch die zunächst 5 so einer großen Gegendemonstration hatte keiner der Personen bedroht fühlten. Die Beamten erreichten die Über- Veranstalter im Vorfeld gerechnet. Leider kam es im Verlauf seebrücke mit zunächst einer Pkw-Besatzung. Die 5 Beamten des sich nur langsam fortbewegenden Demozuges zu heftigen liefen durch den Tunnel auf den Ponton vor der Cap San Polizeieinsätzen, nachdem einige Beamte mit Schneebällen Diego, um die Unruhestifter abzudrängen. Hierbei gingen sie beworfen wurden. Die Veranstalter der Gegendemonstration augenscheinlich äußerst unsensibel und rabiat vor und wurden lösten diese daraufhin auf und die meisten der, an der Demo daraufhin von einzelnen Fans verbal angegangen, während teilnehmenden bekannten St. Pauli Fans, verließen den Ort, wieder andere Fans versuchten, die Situation durch schlich- um nicht mit der Polizei aneinander zu geraten. tendes Agieren zu beruhigen. Die Polizisten konnten in dieser unübersichtlichen Situation scheinbar nicht differenzieren und 8.7. Cap San Diego – Saisoneröffnungsparty ließen sich auf keinerlei Diskussion ein, sondern setzten, zum des Fanclubs Skinheads St. Pauli Entsetzen der Fans, Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Etwa zeitgleich fuhren 4 weitere Polizeiwagen mit geschätzten 50 kmh in den Tunnel der Überseebrücke, in dem sich bereits viele abwandernde Fans aufhielten und panisch zu den Seiten flüchteten, um nicht seitens der Polizeiwagen verletzt zu wer- den. Die meisten Fans versuchten umgehend die bedrohliche Situation zu verlassen, während vereinzelte, über den nicht nachvollziehbaren, Menschen gefährdenden Einsatz der Beamten, erboste Fans gegen die Polizeiwagen traten. Zumindest ein Beamter fühlte sich durch die aufgebrachte, unübersichtliche Situation dermaßen bedroht, dass er umge- hend seine Dienstwaffe zog, um mehrfach Warnschüsse in die Luft, bzw. die Decke des Brückentunnels abzugeben. Daraufhin flüchteten die Fans aus dem Tunnelbereich in Richtung Vorplatz. In diesem Moment fuhren mehrere Mannschaftswagen der Polizei vor, deren Besatzungen zum Am Samstag, den 26.07.2003 fand die Saisoneröffnungsparty Teil den Tunnel hinabstürmten, um in das Geschehen einzu- des Fanclubs Skinheads St. Pauli statt. Für diesen Anlass lie- greifen. Weitere Beamte sperrten den Tunneleingang ab oder ßen sich deren Mitglieder etwas Besonderes einfallen. Die verfolgten einzelne St. Paulianer, die Polizisten bedrängt Organisatoren charterten eine große, zweistöckige Barkasse, haben sollten. Nachdem 5 Personen festgenommen wurden auf der eine etwa vierstündige Hafenrundfahrt bewerkstelligt und der Großteil der Fans sich verstreute, beruhigte sich die werden sollte. Neben einem bewährten Party-DJ aus der Situation wieder. Von den sich noch im Barkassenbereich auf- Fanszene, konnte als Höhepunkt die englische Ska Band `The haltenden Fans, die mit den Aufräumarbeiten begonnen hat- Hotknives` für ein Konzert an Bord gebucht werden. Etwa 200 ten, wurden ebenso die Personalien aufgenommen, wie von St. Pauli Fans, überwiegend Mitglieder des aktiven Fankreises, den Musikern der Hotknives. Die im Jolly Roger stattfinden sol- buchten die Hafenrundfahrt und trafen sich in den frühen lende Party fiel aufgrund dieses Vorfalls aus, da keinem der Abendstunden an der Überseebrücke des Hamburger Hafens. Fans mehr zum Feiern zumute war. Da zeitgleich auf der Cap San Diego, dem in unmittelbarer Nähe liegenden Museumsschiff, eine Party von etwa 60 Am folgenden Montag erschienen in der Hamburger Personen aus dem Umfeld der ehrenamtlichen Helfer des HSV Boulevardpresse großseitige Artikel, die von einer Fanschlacht Supporters Clubs stattfand, kam es bei der Abfahrt der St. und einem Hooligankrieg berichteten, obwohl es zu keinem Paulianer zu einigen harmlosen HSV Rufen, die ebenso harm- Zeitpunkt zu körperlichen Kontakten zwischen rivalisierenden los mit St. Pauli Sprechchören beantwortet wurden. Die vier- Fans kam. Die Auseinandersetzungen fanden ausschließlich stündige Reise verlief feuchtfröhlich und völlig entspannt. Die zwischen der zuvor fröhlichen Reisegruppe und den die Fans trafen sich teilweise nach der Sommerpause zum ersten Situation eskalierend lassenden Polizeibeamten statt. Die Mal wieder und tauschten ihre Ferienerlebnisse und die Vorfälle sollen an dieser Stelle keineswegs bagatellisiert wer- Neuigkeiten rund um die Fanszene und den FC St. Pauli aus. den, da sich das schlechte Verhalten einzelner St. Paulianer 46 Es herrschte eine ausgelassene aber stets friedliche Stimmung rasch zu einer unübersichtlichen, gefährlichen und bedroh- lichen Situation entwickelte. Ein etwas besonneneres, deeska- lierendes Verhalten der zuerst eintreffenden Polizeibeamten, hätte die Lage ebenso entspannen können, wie ein sofortiges, gemeinsames Verlassen des Pontons durch die St. Pauli Fans, die in dieser Situation nichts mit den Auslösern des Krawalls zu tun hatten.

Im Anschluss kam es zu wütenden Beschimpfungen in den Fan-Internetforen der beiden Hamburger Fußballvereine (im St. Pauliforum insbesondere gegen die beteiligten Fans und Spruchband beim Auswärtsspiel in Wattenscheid weniger gegen die Polizei, obwohl die sich über ihre eigenen Fans Auslassenden nicht vor Ort waren und ihre Quellen in den Hamburger Printmedien ausmachten).

Spruchband beim darauffolgenden Heimspiel Um die angespannte Lage in beiden Fanlagern im Vorfeld des nahenden Derbys zwischen dem FC St. Pauli und den Amateuren des HSV zu entschärfen, kam es am Montag, dem 18.08.2003 auf Einladung des Fanladens zu einer Diskussionsrunde in den Räumlichkeiten des HSV Fanhauses an der Stresemannstraße. Neben Vertretern der Szenekundigen Polizeibeamten, waren Mitarbeiter der beiden Hamburger Fanprojekte, Mitglieder der Skinheads St. Pauli, der Ultra´ Sankt Pauli, der Chosen Few (Ultras des HSV), der HSV Supporters, der Ordnungsleiter des FC St. Pauli und die Fanbeauftragten beider Vereine anwesend. Nach einer Einführung des Geschäftsführers des Vereins Jugend und Sport e.V., kam es zu einer Gesprächsrunde, in deren Rahmen sich die Veranstalter der Saisoneröffnungsparty bei den HSV Supporters für die Vorfälle an der Cap San Diego entschuldig- ten. In dieser Entschuldigung wurde darauf hingewiesen, dass Spruchband beim Heimspiel gegen Münster die St. Pauli Fans, die vor dem Tor des Museumsschiffs die HSV Fans provozierten, nicht Mitglieder ihres Fanclubs sind. Es entstand eine kurze Diskussion über die Abläufe an dem besagten Abend, in der Schuldzuweisungen sachlich vorgetra- gen wurden. Einige Missverständnisse konnten rasch ausge- räumt werden und die HSV Fans nahmen die Entschuldigung der Skinheads St. Pauli an.

Im Anschluss wurde das nahende Derby am Millerntor thema- tisiert. Hierzu Weiteres unter 9.2.6..

Gegen die 5 verhafteten St. Pauli Fans wurde ein Strafverfahren eingeleitet, das Anfang April 2004 in einer Gerichtsverhandlung sein Ende fand, in der diese zu hohen Geldstrafen verurteilt wurden.

Um den Umgang der Medien mit dem Thema und die reißerische Aufmachung zu dokumentieren haben wir die verschiede- nen Zeitungsartikel hier abgedruckt. Die „aktive“ Fanszene wehrte sich gegen die Boulevard-Medien mit diversen Spruchbändern und Aktionen. 47 48 Das Sommerloch der Hamburger Medienlandschaft wurde gestopft......

49 8.8. Solidaritätskonzert für den Fanladen St. 8.9. Weitere Solidaritätsaktionen für den Pauli am 20. Februar 2004 Fanladen Im Rahmen der „Retter“-Kampagne für den Verein kam ein Neben dem unter Punkt 8.8. beschriebenen Solikonzert, gab Angebot der Göttinger Ska-Punk-Kapelle „No Respect“ auch es noch kleinere Aktionen seitens der Fans, um dem Fanladen ein Solidaritätskonzert zu veranstalten aber nicht für den eine finanzielle Unterstützung zu gewähren. Da die Verein sondern für die Fanszene. Das wurde von uns natürlich BesucherInnenzahlen zu Beginn der Regionalliga an den dankend angenommen, schließlich gibt es genug Aktionen Spieltagen rückläufig waren, kam es zu aufrufen durch einzel- oder Initiativen rund um den FC St. Pauli und seine Fanszene ne Fans und Fan-Clubs, diesen gerade vor- und nach den die immer Geld benötigen. Es fanden sich zwei weitere Bands Heimspielen zu besuchen, um durch den Getränke- und aus Göttingen die das auch unterstützten und das „Knust im Fanartikelverkauf die finanzielle Situation der Schlachthof“ bot seine Räumlichkeiten für eine kleine Miete an. Stadtteileinrichtung zu verbessern. Diese Aufrufe wurden Schon im November wurde mit der Werbung und der durch die Fans aufgenommen und an vielen Spieltagen füllten Plakatierung begonnen und schließlich fanden sich 400 zah- sich die Räumlichkeiten rund um die Heimspiele wieder erheb- lende Gäste am Freitag, 20. Februar ein, darunter ein ganzer lich. Hierzu trug sicher auch die Verköstigung durch den Fan- Bus aus Göttingen. Die BesucherInnen setzten sich aus den Club Zusammenschluss Passanten bei, der bei fast jedem unterschiedlichsten Fangruppen oder St. Pauli- Heimspiel verschiedene warme Gerichte kochte und anbot, um Sympathisanten zusammen und einige kamen auch nur wegen den Fans einerseits eine gesunde Alternative zu den teuren der Musik. Es wurde ein rauschendes Fest, das durch die DJ´s Imbissen im Viertel bieten zu können und dem Fanladen ande- im Anschluß noch komplettiert wurde. Mit den Erlösen konnte rerseits die erwirtschafteten Gewinne zukommen zu lassen. das antirassistische Fußball-Turnier Ostern 2004 (siehe 6. Durch dieses Engagement gelangten mehrere hundert Euros Arbeitsschwerpunkt), die Fahrt zur antirassistischen WM in in die Fanladenkasse, die der Mitfinanzierung und Absicherung Montecchio (siehe auch unter Standards) und der U-16- des Fanprojekts dienen. Bereich des Fanladens unterstützt werden. Es war auch wie- der einmal beachtlich wie viele Leute zu solch einem Konzert Weiterhin trat der Fan-Club `Kapeiken` auf den Fanladen zu, kommen obwohl sie die Musik eigentlich nicht mögen und um in dessen Räumlichkeiten eine Solidaritätsparty durchfüh- trotzdem mit Gleichgesinnten feiern. Solche Veranstaltungen ren zu wollen. Dieses Angebot wurde seitens der schweißen die St. Pauli-Fans zusammen und schaffen ein MitarbeiterInnen begrüßt und am Abend des 26.02.2004 fan- Gemeinschaftsgefühl, das sich bei kritischen Situationen rund den sich etwa 50 Personen aus dem Fan-Club und seinem um die Spiele auszahlt. Umfeld im Fanladen ein, um gemeinsam zu feiern und sich über die aktuelle Vereinslage auszutauschen. Die den Tresen betreuenden Fans wurden durch einen Fanladenmitarbeiter unterstützt und nach Beendigung der Party konnten dem Fanladen erneut mehrere hundert Euros überreicht werden.

Gerade diese kleinen Aktionen trugen dazu bei, das Fanprojekt einerseits zu unterstützen aber andererseits die guten Kontakte zwischen den MitarbeiterInnen und Teilen der Fanszene zu verstärken. Es bleibt in der kommenden Saison abzuwarten, ob die erwarteten Mittelkürzungen für den Fanladen z.T. durch die Fans aufgefangen werden können. Auf jeden Fall beleuchtet das ehrenamtlich geleistete Engagement bestimmter Fangruppen den großen Stellenwert des Fanladens innerhalb der Szene. Mittlerweile wird vielen Fans klar, die mit dem Fanladen aufgewachsen sind, das eine sol- che Einrichtung nicht selbstverständlich ist und der Unterstützung bedarf.

8.10. Urbane Rituale am Millerntor Am Samstag, den 06.09.2003 gewann der FC St. Pauli nicht nur sein Auswärtsspiel beim der KSV Holstein Kiel mit 0:6, son- dern es fanden auch die `Urbanen Rituale` in den Abendstunden am Millerntor statt. Die Tanzdriade organisierte diese kulturelle Veranstaltung in Kooperation mit dem FC St. Pauli. Bereits im Vorfeld traten KünstlerInnen auf die Fanszene zu, um aktive Teilnehmerinnen für eine Art `Open Air Tanztheater` zu rekrutieren. Durch die Vermittlung der

50 8.11. Videoprojekt Die FanladenmitarbeiterInnen stellten im Vorweg der Regionalligasaison Überlegungen an, wie man die seitens der Polizei immer stärker beäugten Gruppen Ultrá Sankt Pauli und Skinheads St. Pauli besser in die Projektarbeit integrieren könnte. In der geführten Diskussion, entstand u.a. die Idee, mit Mitgliedern beider Gruppen ein medienpädagogischen Projekt aufzubauen, deren Endprodukt in Form eines Saison beglei- tenden Videofilms der Fanszene präsentiert werden sollte. Da gerade diese beiden Gruppen immer wieder auf die Kritik vie- ler anderer St. Pauli Fans stießen (insbesondere anonym im Internet-Fanforum), sollte den Gruppenmitgliedern die Gelegenheit gegeben werden, sich positiv darzustellen.

Ein Fanladenmitarbeiter nahm sich des Projektes an und konn- te zunächst etwa 10 Fans aus beiden Gruppierungen davon überzeugen, an der Arbeit ehrenamtlich teilzunehmen. Aufgrund der beruflichen und privaten Auslastungen der Skinheads, nahmen diese zunächst nur sehr sporadisch, im weiteren Verlauf dann schließlich gar nicht mehr an den regel- mäßig stattfindenden Treffen im Fanladen teil. Dafür engagier- ten sich die Ultras umso stärker. Es entstand eine relativ kon- stante Gruppe aus etwa 7 jungen Männern und einer Frau, die bei einem der ersten Treffen ein Konzept für den Film entwarf. Da in der Vergangenheit bereits mehrfach Filme aus und über die Fanszene des Stadtteilvereins (…und ich weiß, warum ich hier stehe, Wir waren Absteiger Nr.1 und Irgendwo da unten) entstanden, entschied sich die Gruppe dazu, den Film etwas FanladenmitarbeiterInnen kam der Kontakt zu der Gruppe anders zu gestalten. Neben den Randgeschehnissen bei sämt- Ultra Sankt Pauli und dem B-Mädchenteam zustande, die sich lichen Heim- und Auswärtsspielen des FC St. Pauli, wollte die bereit erklärten, aktiv an der Aufführung mitzuwirken. Nachdem Video AG auch alle Aktionen der Fanszene (Konzerte, beide Gruppen mehrfach mit den KünstlerInnen probten, Turniere, Partys, Fantalks etc.) im Laufe der Saison visuell besuchten viele vom Auswärtsspiel in Kiel heimkehrende Fans begleiten. Weiterhin sollte ein Block entstehen, in dem Fans, das Millerntor, um diesem Ereignis beizuwohnen. Darüber hin- die mittlerweile beim FC St. Pauli angestellt sind, über ihre aus fanden sich mehrere hundert Kunstinteressierte auf der Erfahrungen aus der Vergangenheit und ihre Arbeit berichten. Gegengeraden Sitzplatztribüne ein, die sich gänzlich von den normalen SpielbesucherInnen unterschieden. Anfangs wurde die AG seitens eines professionellen Filmemachers mit guten Ratschlägen aus der Praxis unter- Das abgedunkelte Stadion wurde zur Bühne und die stützt, der über den Fanladen auf das Projekt aufmerksam Lautsprecher beschallten das Millerntor mit unterschiedlichen gemacht wurde. Dieser Filmemacher hatte bereits den ersten Musikstücken, zu denen die TänzerInnen ihr können zeigten. Film `… und ich weiß, warum ich hier stehe` mit Fans gedreht Da es an dieser Stelle äußerst schwer fällt, das Gesehene zu und war somit in der praktischen Vorgehensweise äußerst ver- beschreiben, lässt sich die Aufführung am besten mit dem Wort siert. Leider konnte dieser aufgrund seiner beruflichen ´anders` in Einklang bringen. Permanent tanzten Menschen in Einbindung im späteren Verlauf der AG nicht mehr an den bunten Gewändern auf dem Rasen und zwischen den Treffen teilnehmen. Zuschauern, die immer wieder in die Aktionen mit eingebunden wurden. Die B-Mädchen zeigten ihr einstudiertes Stück Seitens der Gruppe bestand der Wunsch, auch Spielszenen Tanztheater unter großem Applaus der ZuschauerInnen. mit in das Endprodukt einfließen zu lassen. Gegen Ende der Veranstaltung wurden die Ultras in die Aufführung mit eingebunden. Um den Zusammenhang zwi- Anfangs wurde vom Fanladen eine Videokamera angeschafft schen dem Stück und dem Fußball herzustellen, brannten und eine Weitere von einem anderen Fan ausgeliehen. Dazu diese in einem völlig abgedunkelten Stadion bengalische kamen Video-Bänder und ein Mikrophon. Mit dieser doch recht Fackeln ab und sangen ihre Lieder. Die Theatergruppe hatte spärlichen Ausrüstung begann das low-budget Unternehmen. der Gruppe vorsorglich zwei Kisten Bier zur Verfügung gestellt, Nachdem sich der damalige Medienkoordinator des FC St. die eine möglicherweise bestehende Hemmschwelle deutlich Pauli dazu bereit erklärte, dass Projekt durch zu mindern verstanden. Nachdem USP seinen Auftritt beende- Gratisarbeitskarten, die auch für den Stadioninnenraum te, wurden alle ZuschauerInnen auf den Rasen gebeten, um Gültigkeit hatten, zu unterstützen, konnten die ersten selbst zu tanzen. Da sehr viele dieser Aufforderung nachka- Aufnahmen bei Ligaspielen und beim Retter Finale Konzert men, sorgte dieser Umstand aufgrund der gezeigten recht gemacht werden. Das eigentliche Konzept entwickelte sich freien Tänze für Unglauben und verschämtem Grinsen auf den nach und nach aus der Gruppe heraus und wurde mehrfach Gesichtern der anwesenden Fans. Anschließend wurde das wieder umgeworfen und durch andere Themenkomplexe Tanztheater beendet und ein Großteil der Fans wusste nicht so ersetzt. Letztendlich einigte man sich darauf, dass die richtig, was er von der Aufführung halten sollte. Spieltage das Grundgerüst des Films werden sollten und nach Veranstaltungen dieser Art stellen sicherlich eine Besonderheit etwa 4 Spielen ein Block mit Aktionen rund um die Fanszene dar und sorgen für Abwechslung im normalen Arbeitsablauf hinzuzufügen sei. der Fußballigen. Nachdem die AG etwa 6 Wochen bei sämtlichen, den St. Pauli Fan interessierenden Aktionen Aufnahmen machte, traf sich die Gruppe, um das bisher erhaltene Material zu sichten. Hierbei wurde schnell deutlich, dass bisher nur ein Mitglied der Video AG aufgrund seiner Fotografenausbildung Erfahrungen 51 mit diesem Medium gesammelt hatte. Die Bilder waren meist verwackelt, teilweise unscharf und des Öfteren lief die Kamera Ein in einem Hamburger Kino arbeitender St. Pauli Fan kon- mit dem Focus aufs Erdreich des Stadions gerichtet weiter. taktierte im Vorfeld den Fanladen und fragte, ob die dortigen Trotzdem gab es auch dutzende Stunden Material, die für das MitarbeiterInnen an der Organisation einer eigens für St. Pauli Endprodukt nutzbar waren. Oftmals artete die Sichtung in gro- Fans reservierten Vorstellung Interesse hätten. Dieses wurde ßes Gelächter aus, wenn Bekannte nicht sehr fotogen in den bejaht. Die Vorstellung fand letztendlich in den Abendstunden Regionalligastadien gefilmt wurden. Weiterhin lösten die Bilder des 23.09.2003 statt. Neben vielen St. Pauli Fans, die die von teilweise sehr stark alkoholisierten Fans entsetzen aus Gelegenheit wahrnahmen, zusammen einen Fußball zentrier- und man einigte sich darauf, diese Szenen nicht zu verwerten. ten Film mit Gleichgesinnten sehen zu können, wurden auch Zum einen ging es darum, diese Fans nicht vorzuführen, zum Spieler des FC St. Pauli zu dieser Veranstaltung eingeladen anderen wollte die Gruppe über die positiven Aktionen berich- und erschienen in Form der gesamten Oberliga Mannschaft, ten. etwa 10 – 15 Spielern des Regionalliga Kaders und Harald Stenders (St. Pauli Urgestein und langjähriges Mitglied im Bedingt durch die Rechteverwertung der Fernsehbilder in der Ehrenrat des FC St. Pauli). Regionalliga, bestand mit dem FC St. Pauli und jeweils im Vorfeld der Auswärtsspiele auf schriftliche Anfrage mit sämt- Der Film selbst, schien auf geteilte Meinungen zu stoßen. lichen anderen Vereinen der Liga die Absprache, dass die Während einige Fans von der Umsetzung des Stoffes Video AG keine Aufnahmen von den Spielen machen würde. schwärmten, waren andere nicht sonderlich angetan. Daraufhin setzte sich der Fanladenmitarbeiter zunächst mit Insbesondere die unreflektierte Umgangsweise mit dem Krieg dem Medienkoordinator des Vereins auseinander, der ihn an und den heimkehrenden Wehrmachtssoldaten, wurde ange- eine Kontaktperson beim Norddeutschen Rundfunk weiterver- sichts der Erkenntnisse der Wehrmachtsausstellung mittelte. Nachdem die Kontaktaufnahme äußerst positiv aus- Reemtsmas diskutiert. fiel, schrieb der Fanladen Mitarbeiter die Beweggründe für die Entstehung des Projekts und das eigentliche Konzept nieder Als Fazit bleibt aber anzumerken, dass sich der Fanladen und ließ es diesem mit der Bitte um Unterstützung zukommen. durch die Organisation erneut den Respekt der Fanszene ver- Wesentliches Merkmal war die alleinige Verwertung des diente. Weiterhin bleibt festzuhalten, dass die Endprodukts durch den Fanladen, der mit möglichen erwirt- FanladenmitarbeiterInnen immer wieder auf das Engagement schafteten Gewinnen durch den Verkauf des Films, weitere einzelner Fans angewiesen sind, um solche besonderen Einzelprojekte in seiner Arbeit finanzieren wollte. Der Anlässe überhaupt realisieren zu können. Mitarbeiter des NDR erklärte sich dazu bereit, seine Kontakte zum eigentlichen Rechteverwerter `Sport A` mit Sitz in 8.12. Gemeinsame Fete mit der „B5“ in der München spielen zu lassen, um das Projekt unterstützen zu können. Nachdem Sport A seine Bereitschaft erkennen ließ, Brigittenstraße 5 am Samstag, 17. April 2004 dem Fanladen die Spielaufnahmen gratis zukommen zu lassen Im vergangenen Jahr gab es kein gemeinsames Straßenfest (wobei die Rechte an den Spielszenen auch weiterhin bei auf der Brigittenstraße. Trotzdem besteht der Kontakt zu unse- Sport A blieben), sorgte dieses für einen großen ren Nachbarn von „Galaxy Reisen“ und der „B5“ weiter. Diese Motivationsschub bei den Gruppenmitgliedern. wollten dann in ihren Räumlichkeiten eine gemeinsame Party durchführen, deren Erlöse der Roten Hilfe zugute kommen. Wir Der Fanladenmitarbeiter begann in den folgenden Wochen fanden einen gemeinsamen Termin und einige St. Pauli-Fans erste Textbeiträge zu verfassen, die später in einem Tonstudio halfen bei der Dekoration, hinter dem Tresen, am Einlass, zau- über den Film gesprochen werden sollten. Um dieses zu berten Cocktails an der Bar oder boten Musik vom Plattenteller. ermöglichen, nahm er Kontakt zu dem Musiklabel Bitzcore auf, Die Fanszene St. Paulis war immer politisch und ist auch noch das in der Vergangenheit schon mehrfach mit dem Fanladen immer politisch. Der Fanladen St. Pauli ist da ein anerkanntes zusammenarbeitete. Durch diese Kontakte bekam er Adressen Bindeglied im Viertel zwischen politischen AktivistInnen und von günstigen aber ausreichend guten Tonstudios in Hamburg. St.Pauli-Fans die vorrangig am Fußball interessiert sind. Der Kontakt zu beiden Fangruppen und die Zusammenführung Weiterhin konnte eine junge Frau ehrenamtlich in die AG inte- schafft wiederrum mehr Verständnis und reduziert die Konflikte griert werden, die an der Universität Hamburg studiert und gute die sich auf Fahrten oder im Stadion entwickeln könnten. Kenntnisse im Bereich des Schneidens von Videofilmen vor- weisen konnte. Mit dieser wurden die ersten Filmsequenzen 8.13. Teilnahme am „Antifa-Cup“ in Geschnitten, die bei ihrer `Uraufführung` im Fanladen im Hannover am Samstag, 17. April 2004 Rahmen eines Gruppentreffens auf große Zustimmung stie- Erstmalig nahm ein Team von aktiven St. Pauli-Fans am ßen. Die Cutterin blieb in der Video AG, besuchte selbst Spiele „Antifa“-Cup in Hannover teil. Ein sehr gemischtes Team aus des FC St. Pauli, um zu filmen und übernahm schließlich, nach Männern und Frauen diverser Fangruppierungen fand sich dem Ausscheiden des sich um dieses Projekt kümmernden zusammen, um in Hannover die Verbindung zwischen Fußball Fanladenmitarbeiters aus dem Fanprojektarbeit, die Anleitung und Politik zu verdeutlichen. Das Vorurteil „Fußball und Politik“ für die AG. Zum Zeitpunkt des hier verfassten Saisonberichtes, gehören nicht zusammen galt bei St. Pauli noch nie aber wird arbeitet die Video AG weiterhin an dem Endprodukt, das hof- von vielen Kreisen (ob aus dem politischen oder fußballeri- fentlich zu Beginn der Saison 2004/2005 auf den Markt schen Umfeld) in Deutschland kolportiert. Es war ein sehr gebracht und über dessen Erfolg im nächsten Jahresbericht angenehmes Turnier auf dem viele Kontakte zu anderen Auskunft gegeben werden kann. Fangruppen geknüpft oder verbessert werden konnte und auch die unterschiedlichen MitspielerInnen unseres Teams kamen 8.11. Kino Wunder von Bern aus völlig verschiedenen Gruppierungen und lernten sich so Im September 2003 lief der in den Medien viel beachtete, auf diesem Wege besser kennen und schätzen. Positiv kam preisgekrönte Söhnke Wortmann Spielfilm `Das Wunder von natürlich hinzu das das St. Pauli Team vom Fanladen das Bern` an, der vordergründig von der durch die Deutsche Turnier gewann und einen guten Zusammenhalt zeigte. Nationalmannschaft gewonnenen Fußball WM 1954 handelt. Fußball ist ein gutes Mittel, um Vorurteile abzubauen und Die eigentliche Geschichte beleuchtet jedoch das Verhältnis gemeinsam Erfolge zu erringen oder Zeit zu verbringen. Das zwischen einem nach neun Jahren aus sowjetischer zeigte auch dieses Hallenturnier. Kriegsgefangenschaft Heimgekehrten und seiner Familie, die sich in der Zwischenzeit mit den damals herrschenden 52 Gegebenheiten arrangieren konnte. 8.14. Diverse Veranstaltungen in und um eingetragenen Fan-Clubs des FC St. Pauli für ein Spiel gegen eine HSV Fanmannschaft im Rahmen des großen Turniers den Fanladen qualifizierten, als nicht besonders Kooperativ zeigte, sagte der Fanladen die Teilnahme am Fanspiel 2004 ab. Die sich in die- Um die bestehenden Kontakte und Bindungen der aktiven sem Jahr qualifizierende Mannschaft `Kopfschuss St. Pauli` Fanszene an den Fanladen auch in den Niederungen der durfte daher als Vertreter der St. Pauli Fanszene gegen die Regionalliga Nord zu intensivieren, organisierten die HSV Fans in der Color Line Arena antreten. FanladenmitarbeiterInnen in der letzten Saison einige Projekte, die von der Alltagsarbeit ablenken konnten und zugleich den Da der T-Mobile Cup (auch HSV Turnier genannt) seitens Nerv der Fans trafen. eines Großteils der aktiven St. Pauli Fans boykottiert wurde, fanden sich viele Fans lediglich in der Alsterdorfer Sporthalle Am Samstag, den 29.11.2003 trafen sich über 32 Fanteams, ein. Dieses Turnier verlor den Konkurrenzkampf gegen den T- um das zweite offizielle Fanladen Tischfußballturnier auszutra- Mobile Cup klar und die Halle war zu keinem Zeitpunkt aus- gen. Die 64 Spieler kickerten an drei Tischen, von denen dem verkauft. Viele Fans, überwiegend aus der USP Gruppierung, Fanladen zwei seitens des Jolly Rogers, bzw. der Max Bar langweilten sich und waren sichtlich erleichtert, die Halle am unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden, zunächst eine Samstag nach dem Ausscheiden des FC St. Pauli verlassen zu umfangreiche Vorrunde aus. Im Gegensatz zum ersten Turnier, können. erhielt jede Mannschaft in einer zweiten Vorrunde noch einmal die Möglichkeit durch ein K.O. System auch weiterhin am Einen Tag später verloren sich nur etwa 100 St. Pauli Fans in Turnier teilnehmen zu können. Da die Teams auch in diesem der großen Color Line Arena, die fest in der Hand des HSV Jahr wieder viele Freunde und Bekannte mit in den Fanladen Anhangs war. Eine Mitarbeiterin brachten, von denen zumindest ein Teil nicht zu den regelmä- des Fanladens (Cathrin) betreute ßigen Besuchern gehört, wurde es erneut sehr eng im offenen das St. Pauli Fanteam, das 2:1 Bereich des Ladens. Letztendlich setzten sich die stärksten gegen die starke HSV Teams durch und gegen 0:00 Uhr wurde das Finale ausge- Fanauswahl gewann. Das spielt. Neben dem Wanderpokal, erhielt das siegreiche Team Gesamtturnier konnte überra- einen Gutschein über einen Heimspielbesuch nach Wahl mit schend der FC St. Pauli gewin- Zugang zum V.I.P. Bereich des Millerntors hinter der nen. Trotz des sportlichen Haupttribüne. Die zweit- und drittplazierten Mannschaften Erfolgs wurde den anwesenden erhielten Gutscheine über eine Auswärtsfahrt nach Wahl, FanladenmitarbeiterInnen sei- sowie einen Gutschein über einen Heimspielbesuch nach Wahl tens vieler Fans zugetragen, im auf der Gegentribüne. Das Turnier schien allen nächsten Jahr nicht mehr dieses TeilnehmerInnen und Gästen große Freude bereitet zu haben Turnier besuchen zu wollen. und wird sicherlich auch in der Zukunft stattfinden. Einerseits liegt der Grund in der überzogenen Eventlastigkeit Weiterhin übertrug der Fanladen die Champions League nach amerikanischem Vorbild (Popcorn, Musikeinblendungen Spiele des Celtic Glasgow FC gegen den VfB Stuttgart und während der Spiele, Einlauf der Spieler in abgedunkelte Halle gegen den FC Bayern München per Videobeamer auf eine mit Lichtspot auf jeden einzelnen Spieler), andererseits wollen größere Leinwand. Die Abende wurden seitens der Fanszene viele Fans nicht erneut die hohen Eintrittspreise bezahlen, die nach wie vor gut angenommen und die Anfang der 90er Jahre zum Großteil an den Stadtrivalen fließen. gelebte Fanfreundschaft zu der schottischen Mannschaft erfuhr nach und nach eine Renaissance. Mittlerweile wurde der Insgesamt ist zu erwarten, dass der T-Mobile Cup den CSC (Celtic Supporters Club St. Pauli) wieder ins Leben geru- Salzbrenner Cup zur Aufgabe zwingen wird, da die fen, in dem mittlerweile etwa 40 Fans organisiert sind. Diese Grundvoraussetzungen für ein Turnier in der Color Line Arena planen den Besuch von Celtic Spielen und die Produktion einer eher den Nerv der normalen sportinteressierten Hamburger fanclubeigenen Kollektion. treffen. Weiterhin wurde in Kooperation mit dem FC St. Pauli am 16. Oktober 2003 den Anfang der 90er Jahre entstandenen Film 8.16. Millerntor Radiozine – der Versuch, `…und ich weiß, warum ich hier stehe` gezeigt, um im Fans akustisch zu erreichen Anschluss an die Filmvorführung mit den Fans über die Im Zuge des unter Punkt 8.10. beschriebenen Beginns des Vergangenheit und Gegenwart der St. Pauli Fanszene zu diskutieren. Veranstaltungen dieser Art geben gerade jungen St. Pauli Fans die Möglichkeit, etwas über die Hintergründe der Entstehung der aktiven Fanszene beim Stadtteilverein zu erfahren.

Durch die beschriebenen Aktivitäten versuchten die FanladenmitarbeiterInnen, auch in der vergangenen Saison eine Bindung der Fans an den Fanladen zu intensivieren. Weiterhin dienen Veranstaltungen im Fanladen, die über die normalen Öffnungszeiten hinausgehen, der Kostendeckung durch den stärkeren Getränkeverkauf.

8.15. Salzbrenner Cup und T-Mobile Cup Am zweiten Januarwochenende 2004 fanden in Hamburg mit dem etablierten Salzbrenner Cup in der Alsterdorfer Sporthalle (09. und 10.01.2004) und dem T-Mobile Cup in der Color Line Arena (11.01.2004) zwei große Hallenfußballturniere statt, die sich starke Konkurrenz machten. Da sich der Veranstalter des Salzbrenner Cups im letzten Jahr gegenüber den St. Pauli Fans, die sich als Sieger der Hallenmeisterschaft der offiziell 53 Video Projekts, entstand die Idee, eine eigene Radiosendung 8.17. Supporters International“ bei der von und über die Fanszene zu produzieren. Ein den FanladenmitarbeiterInnen bekanntes Mitglied des Europameisterschaft in Portugal Fanzusammenschlusses Basis St. Pauli, berichtete diesen davon, dass er seit einigen Jahren beim Radiosender `Freies In der Winterpause wurde von der Koordinationsstelle der Senderkombinat` (FSK) ehrenamtlich tätig ist. Dieser Fan Fanprojekte (KOS) nach Interessierten zur Mitarbeit bei der erklärte sich dazu bereit, mit anderen Fans und zwei Europameisterschaft 2004 in Portugal gefragt, sowie Mitarbeitern des Fanladens eine Probesendung zu produzie- Teamfähigkeit und Vielsprachigkeit vorausgesetzt. Ein ren. Da es sich beim FSK nicht um den Offenen Kanal handelt, Mitarbeiter des Fanladen St. Pauli äußerte daraufhin sein sondern um einen freien Radiosender, in dem sich die unter- Interesse mit der Einschränkung für die direkte Fanbetreuung schiedlichsten (meist politisch aktiven) Gruppen dieses mit deutschen Fußballfans nicht zur Verfügung zu stehen. Mediums angenommen haben, zeigte es sich zunächst als Auch die Mitarbeiter der KOS sahen eine Mitarbeit als St. recht schwierig an, in eine der vor Ort tätigen Radiogruppen zu Paulianer im deutschen Team eher problematisch, da St.Pauli- gelangen. Ein Fanladenmitarbeiter nahm zusammen mit inter- Fans bisher nicht bei Spielen der deutschen essierten Fans an einigen Treffen einer Radiogruppe teil. Nationalmannschaft aufgefallen sind bzw. aufgrund ihres Diese Treffen endeten meist in abstrusen politischen Rufes als „linke Fußballfans“ auch nicht gerade willkommen Diskussionen oder in Streitigkeiten, die einzelne Radiomacher geheißen werden. in diesem Rahmen miteinander austrugen. Für uns stellte sich Durch die Vermittlung der KOS kam der Kontakt zum europäi- diese Situation als äußerst unbefriedigend dar und die schen Fanbetreuungs-Team „Football Supporters Umsetzung der Idee einer Radiosendung wurde erst einmal International“, das über FARE (Football against Racism in verschoben. Europe) von der UEFA zum Großteil finanziert wurde, zustan- Einige Wochen später kam es jedoch recht kurzfristig zu einer de. Bei „Football Supporters International“ (FSI) fanden sich Neuauflage und das Millerntor Radiozine wurde, zumindest für FanbetreuerInnen aus Tschechien, Niederlande, England, die Zeit einer Probesendung, geboren. Der Fanladen erwarb Frankreich, Schweiz, Deutschland und Italien unter der ein digitales Aufnahmegerät und einige in die Radio AG inte- Koordination eines Teams aus Italien, Niederlande und grierte Fans trafen sich, um ein Konzept für diese Deutschland zusammen um für ihre jeweiligen Fans eine Probesendung zu erörtern. Die Mitglieder einigten sich darauf, Botschaft bei den Spielen aufzubauen. In der in der Probesendung über die Repression von Fußballfans im Koordinationszentrale von FSI wurden noch MitarbeiterInnen Vorfeld der EM 2004 und der WM 2006 zu berichten. Weiterhin gesucht und der Mitarbeiter des Fanladen St. Pauli ausge- stellten sie ein ausgewogenes Musikprogramm zusammen, um wählt. die Textpassagen nicht allzu trocken aneinanderreihen zu müs- Die Arbeit vor und während der Europameisterschaft 2004 in sen. Portugal sah folgendermaßen aus. Die jeweiligen Fan- Betreuung-Teams der sieben Nationen stellten einen Fanguide Mit dem Aufnahmegerät zeichneten die Neuradiomacher rund mit Informationen über die Spielorte, Land, Tips usw. in ihrer um zwei Spiele Interviews mit Fans und Offiziellen des FC St. Sprache her, organisierten eine mobile Fanbotschaft zu den Pauli zum Themenschwerpunkt auf. Diese Aufnahmen sollten Spielen und arrangierten eine 24-stündige Nothilfe- durch einzulesende Texte und Telefoninterviews ergänzt wer- Telefonnummer für die jeweiligen Fans. Diese Fan-Betreuung- den, um somit den Anschein einer Live Übertragung zu errei- Teams bauen am Tage vor dem jeweiligen Spiel und am chen. Spieltag die mobile Fanbotschaft im Spielort auf (zentraler Platz je nach Genehmigung der örtlichen Behörden), verteilten Am Tag der Deutschen Einheit traf sich die Radio AG in den die Fanguides an die Fans ihrer Länder, standen mit Rat und Räumlichkeiten des FSK, um die Probesendung unter Hilfe Tat zur Seite, gaben Hilfestellungen bei der Suche nach des in der Radioarbeit erfahrenen Fans zu schneiden. Die auf Eintrittskarten, Hotels, vermittelten bei Problemen mit der eine Stunde ausgelegte Sendung sollte dann eine Woche spä- Polizei und hielten den Kontakt zu den Behörden in der jewei- ter, am Samstag, den 11.10.2003, in den Äther gehen. Für ligen Stadt. Die ganzen Tätigkeiten wurden unterstützt von diese Stunde benötigte die AG einen ganzen Tag, der auch von zwei Koordinierungsbüros, die auch die einzelnen Teams mit- der Video AG festgehalten wurde. Nachdem alle Texte im einander vernetzten und Informationen über den Ablauf der Studio eingelesen, sämtliche Musikstücke verklangen und alle Spiele und innerhalb der Städte weitergaben. Ein Interviews geschnitten waren, wurde schnell klar, dass man in Koordinationszentrum wurde in Porto und eins in Lissabon der Zukunft von einer vorproduzierten Sendung abweichen errichtet und jeweils ein Büro mit Telefon und Internetzugang wollte, da dieser zeitliche Aufwand enorm groß ist. Letztendlich angemietet. In dieser Koordinationszentrale wurde auch der waren die aktiven Fans der Radio AG aber von ihrem Mitarbeiter des Fanladens eingesetzt (in Porto) in dessen Endprodukt sehr angetan. Tätigkeitsbereich folgende Aufgaben fielen: - Durchführung und Protokollierung eines täglichen Meetings Nachdem die Sendung ausgestrahlt wurde, erreichten den mit den Teamleadern der einzelnen Fanbetreuungsteams in Fanladen nur relativ wenige Reaktionen, die aber ausnahms- Team los positiver Natur waren. Obwohl die Radio AG weitere - Kommunikation mit der Koordinationszentrale in Lissabon Sendungen produzieren wollte, scheiterte dieses zum einen an bezüglich der Informationen über die dort stationierten Teams der Arbeitsbelastung der Fanladenmitarbeiter und zum ande- - Zusammenfassung dieser Informationen in einen täglichen ren an der Motivation der beteiligten Fans. Es bleibt auch hier Bericht und Verteilung des Berichtes an die Teamleader wieder anzumerken, dass sich Fans, die sich aktiv engagieren - Unterstützung der verschiedenen Fan-Betreuung-Teams am wollen, oftmals in der praktischen Umsetzung als etwas unbe- Spieltag holfen zeigen. Ein weiterer Grund für eine bisher nicht entstan- - Betreuung des Büros zu den Öffnungszeiten dene Zweitsendung, ist sicherlich in der Belastung der ehren- - Monitoring der einzelnen Spielorte (Städte, Stadien, Zu- und amtlich tätigen Fans zu sehen. Da die aktive Fanszene auch in Abfahrt, Ausschilderung, Fanzonen, Verhalten der Polizei und Regionalligazeiten weiter schrumpfte, übernahmen sich einige des Ordnungsdienstes) und Verfassung von Berichten über die Fans mit dem, was sie für die große Masse der normalen einzelnen Spielorte und Stadien Fußballzuschauer beim FC St. Pauli machten, ohne je eine - Unterstützung und Hilfestellung bei Problemen der Teams in Reaktion oder Dank für Geleistetes zu erhalten. den jeweiligen Spielorten Der Mitarbeiter des Fanladen war für den Zeitraum der gesam- 54 ten EURO 2004 (10. Juni bis 5. Juli 2004) vom Verein Jugend und Sport e.V. freigestellt und in Portugal tätig. Das Projekt „Football Supporters International“ wurde erstma- stets informelle Gespräche zwischen Fans und Fanladen Team lig in dieser Form durchgeführt und von der UEFA finanziert. Im statt, wobei der informative Charakter der Dialoge etwas Großen und Ganzen war es ein voller Erfolg und hat sicherlich zurückgestellt wird. Weiterhin kam es in der Regionalliga zu dazu beigetragen, das die EURO 2004 ein friedliches und einer Neuerung in der Brigittenstraße. Der Fan-Club grandioses Fußballfest war, das von allen Anwesenden und Zusammenschluss der Passanten übernahm bei vielen Beobachtern gelobt wurde. Ein Teil der Aufgaben und Spielen eine art Catering, um einerseits den anwesenden Fans Tätigkeiten hätte besser strukturiert und die Vernetzung der eine Alternative zu den umliegenden Döner Läden zu bieten Teams auch außerhalb ihrer Spieltage intensiviert werden kön- und andererseits den Fanladen durch die erwirtschafteten nen. Trotzdem war die Arbeit dort ein voller Erfolg, sehr lehr- Gewinne finanziell zu unterstützen. Im Schnitt besuchten etwa reich und zukunftsweisend für die WM 2006 in Deutschland 100 – 150 Fans den Laden vor und 50 – 70 Personen nach und natürlich im speziellen in Hamburg. Die dort gesammelten dem Spiel. Diese, im Gegensatz zu den letzten Jahren, gerin- Erfahrungen und Beobachtungen können in die Arbeit hier vor gere BesucherInnenzahl findet ihre Ursache hauptsächlich in Ort einfließen und durch die Vernetzung der FanbetreuerInnen den frühen Anstoßzeiten der Spiele. Nach den Spielen der einzelnen Länder schon im Vorfeld viel vorbereitet werden. herrschte oftmals eine art Kneipenatmosphäre und der eigent- liche Fußball und die Spielergebnisse standen im Vordergrund 9. Spielbegleitungen der geführten Gespräche.

Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit gehören die c) Während der Spiele Spielbegleitungen für das Fanladen Team zum zentralen Das Fanladen Team hielt sich rund um die Spiele an verschie- Moment ihrer Tätigkeit. In den letzten Jahren, berichteten wir denen Punkten im Viertel, bzw. am Stadion auf. Eine stets intensiv und ausführlich über die verschiedenen Aspekte Mitarbeiterin betreute regelmäßig eine Stunde vor Anpfiff die dieses Bereiches. Die Hauptpunkte haben sich auch in der Fans in der Nordkurve. Hierzu dient nach wie vor die Regionalliga nicht verändert und sollen im Folgenden noch ein- Dependance `Fanladen-Container`, der auch in der Halbzeit mal gebündelt Erwähnung finden. als Treffpunkt der Nordkurvenfans genutzt wurde. Hier wurden Karten für Auswärtsspiele und kleinere Fanartikel verkauft und Heimspielbegleitungen die Kollegin gab Informationen weiter. Ein Mitarbeiter hielt sich teilweise in Block 1 oder am oberen Rand der Meckerecke auf, a) Teilnahme an den Sicherheitsbesprechungen um im Falle nötiger Interventionen rasch reagieren zu können. Der Fanladen nimmt vor jedem Heimspiel an den Ein weiterer Mitarbeiter besuchte oftmals vor den Spielen die Sicherheitsbesprechungen teil. Hier besteht die Möglichkeit neuralgischen Punkte der Fangaststätten im Viertel und ging des Informationsaustauschs zwischen der Polizei, dem anschließend mit an den Verkaufsstand von USP, um vor Ort Kartencenter, dem Ordnungsdienst, Vereinsoffiziellen und dem als Ansprechperson sichtbar aufzutreten. Danach blieb er bis Fanprojekt. Spielschluss mit der Gruppe USP zusammen, um anschlie- ßend erneut Richtung Fangaststätte Jolly Roger zu gehen. Der b) Ladenöffnung hohe Bekanntheitsgrad der FanladenmitarbeiterInnen half Während der Öffnung des Fanladens vor dem Spiel, besteht, auch in der Regionalliga dabei, dass sie als ständige neben dem Geschäftsbetrieb, die Hauptaufgabe in der AnsprechpartnerInnen akzeptiert und genutzt wurden. Weitergabe von Informationen aus der Fanszene und dem Anwesenheit hieß jedoch auch, bei Problemen und Fragen Verein. Oftmals werden gerade Fragen von auswärtigen St. schnell vor Ort sein zu können. Hierbei ging es meist um Pauli Fans in dieser Zeit diskutiert und beantwortet. Diese ver- Schwierigkeiten mit dem Ordnerpersonal, bringen z.T. als gesamte Fan-Clubs ihre Zeit vor und nach den Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans oder aber auch Heimspielen im Fanladen. Dieser dient hier überwiegend als nur wichtige Durchsagen für den Stadionsprecher. Diese ver- Infopool und Treffpunkt. Der Fanladen verkaufte auch in der kürzte Wiedergabe einiger Beispiele soll verdeutlichen, dass abgelaufenen Saison ca. 120 Eintrittskarten pro Spiel an die Hauptaufgabe der MitarbeiterIn rund um das Spiel eigent- Auswärtige Fans für die Bereiche Gegengerade und Block 1, lich vornehmlich in der Anwesenheit und in der permanenten die diesen Service immer dankbar annahmen. Während der Erreichbarkeit bei Problemen besteht. Öffnung nach dem Spiel, stellt das gemeinsame Betrachten 55 der Fußballübertragung den Mittelpunkt dar. Trotzdem finden d) Die Rolle im Gesamtverein Stocklänge für Fahnen) abgeklärt, um mögliche Probleme Die MitarbeiterInnen des Fanladens waren im Gesamtablauf beim Einlass in das jeweilige Stadion zu verhindern. Den Fans eines Heimspieltages in die Abläufe involviert und wurden als standen hierdurch, sowohl bei persönlichen Problemen, wie dazugehörig akzeptiert. Natürlich sahen wir auch in der auch in organisatorischen Dingen, stets kompetente Regionalliga unsere Rolle zunächst durch die Fanarbeit defi- AnsprechpartnerInnen zur Verfügung. Hierdurch gelang es niert, wurden aber auch immer wieder vom Verein als dem Fanladen Team, unterstützt durch die Rolle als AnsprechpartnerInnen angesehen und genutzt. Zumindest Organisator, Zugang zu den einzelnen Gruppen zu finden, kurz vor und nach den Spielen, wurde der Kontakt zum beratend zur Seite zu stehen und präventiv Konfliktlagen zu Ordnungsdienst und zur Polizei gesucht, um die allgemeine lösen. Situation zu erörtern. Hier wurde sowohl von ordnungspoliti- - Organisation scher, als auch von Fanseite, erwartet, dass die Die jahrelange Erfahrung in der Organisation und MitarbeiterInnen des Fanladens über einen ausreichenden Durchführung der Auswärtsreisen führte dazu, dass die Informationsstand verfügen. Dieses galt insbesondere bei KollegInnen bereits zu Saisonbeginn nach Erhalt des Spielen mit erhöhtem Sicherheitsrisiko. Spielplanes die einzelnen Fahrten für die jeweiligen Spiele pla- nen konnten. Die Einschätzungen des Fanaufkommens bei e) Anzahl der Heimspiele Auswärtsspielen sind mittlerweile recht genau. Trotzdem zeig- In der Saison 2003/2004 begleiteten wir die Fans des FC St. te gerade die vergangene Saison, dass der Fanladen immer Pauli bei 17 Heimspielen der Regionalliga Nord und zwei wieder von der sportlichen Situation abhängig war. Die jeweili- Heimspielen im DFB-Pokal am Millerntor. Weiterhin wurden ge Fahrt selbst bedurfte einer genauen Planung, bei der u.a. viele Heimspiele der Amateure besucht. folgende Fragen geklärt werden mussten: Welches Sicherheitsrisiko bestand in der jeweiligen Stadt? Wie sah das f) Auswärtsbegleitung Verhältnis zu den gegnerischen Fans aus? Wie waren die

Nach wie vor lag neben der Fanbegleitung auch die Unterbringungsmöglichkeiten für mitgebrachte Gegenstände Organisation und Durchführung der Fahrten zu am Bahnhof? Mit welchem Verhalten war seitens des jeweili- Auswärtsspielen in Händen des Fanladens. Dieser Aspekt der gen Ordnungsdienstes und der Polizei erfahrungsgemäß vor Arbeit bot viele Vorteile für die tägliche Arbeit. Als Organisator Ort zu rechnen? Derartige Fragen ließen sich teilweise bereits hatten wir ständig Kontakt zum harten Kern der Fans, soweit durch in den jeweiligen Städten gemachte Erfahrungen ver- sich dieser zu Auswärtsfahrten begab und unsere Angebote gangener Jahre oder in Zusammenarbeit mit den Fanprojekten wahrnahm. Wir gehen auch weiterhin davon aus, dass je nach vor Ort klären. Ziel war es, möglichst umfassende Bedeutung des Spiels zwischen 25% und 50% der Hamburger Informationen im Vorfeld zu erhalten, um eigene Fans auf die (+Umland) St. Pauli Fans, die zu Auswärtsspielen reisten, die jeweiligen Situationen per Flugblatt vorbereiten zu können. Fanladen Angebote nutzten. Neben der Erhöhung des Hierdurch gelang es immer wieder, Krisensituationen beim Bekanntheitsgrades des Fanladens in der Fanszene, ver- Aufeinandertreffen mit Sicherheitskräften und/oder gegneri- schaffte die Durchführung von Auswärtsfahrten den schen Fans entgegenzuwirken. Da sich bei der Hamburger MitarbeiterInnen eine Art Exklusivität in den Bussen und in der Polizei die Sichtweise gegenüber den St. Pauli Fans von `stets Bahn. Über die normale Rolle des Fanbetreuers hinaus, wur- friedlich feiernd hin zu teilweise gewalttätig und auffällig` ver- den die KollegInnen zur HauptansprechpartnerIn für sämtliche schoben zu haben scheint, wurde im Gegensatz zur gesamten Gruppen, angefangen bei den eigenen Fans, bis hin zum geg- jüngeren Fangeschichte in der abgelaufenen Saison erstmals nerischen Verein und den Sicherheitskräften vor Ort. Mit die- damit gedroht, die Sonderzüge durch den Bundesgrenzschutz 56 sen wurden bereits im Vorfeld Banalitäten (z.B. erlaubte begleiten zu lassen. Glücklicherweise blieb es bei der Drohung und es bleibt abzuwarten, wie sich das Verhältnis zwischen den Fans und den Ordnungsinstanzen in der nahen Zukunft ent- wickelt. - Begleitung Gerade die Anwesenheit des Fanladen Teams auf den Auswärtsfahrten wurde von Fanseite genutzt, um Fragen und Probleme jeglicher Art zu klären. Die oftmals längeren Reisen und die normalerweise euphorische Stimmung einer Auswärtsfahrt, erleichterten den Zugang zuein- ander und sorgte in der Vergangenheit oft dafür, dass viele persönliche Fragen geklärt werden konnten, bzw. bei Problemen geholfen werden konnte. Sollten vor Ort noch Dinge zu klären sein (z.B. Anfahrtsweg zum Stadion oder Zugang zu den Schließfächern am Bahnhof), versuchten wir diese mit den zuständigen Sicherheitskräften zu klären. Auch hier zeigten die Erfahrungen der letzten Jahre, dass eine schnellstmögliche Informationsweitergabe und zugelost wurde, war für uns klar, dass wir als Fanladen eine Kontaktsuche zu den zuständigen Beamten deeskalierende Tour dorthin organisieren mussten. Wirkung hatte. Unnötige Diskussionen und `Pöbeleien` zwi- Wir wollten möglichst viele St.Pauli-Fans mit den tausenden schen angetrunkenen Fans und überreizter Polizei konnten Celtic-Fans zusammenbringen um die aufkeimende vermieden werden und die Einsatzleitungen der örtlichen Freundschaft zu vertiefen und den „Sympathisanten" und Polizei reagierten gelassener, wenn von ihr als kompetent „Wankelmütigen" zu zeigen wie man mit Fans aus anderen angesehene Ansprechpartner vor Ort für einen ruhigeren Nationen feiern kann. Weiterhin sind die Celtic-Fans auch ein Ablauf sorgten. Rund um die Auswärtsfahrten galten die glei- gutes Lehrbeispiel dafür, wie man mit tausenden Fans in chen regeln wie bei Heimspielen, wobei zu betonen bleibt, Europa umher reisen kann ohne Ärger zu machen, sich mit den dass die Anzahl der Situationen, in denen Interventionen nötig „gegnerischen" Fans immer für ein Fußballfest zusammen zu wurden, weitaus höher waren, wenn die Ordnungskräfte sich tun und einfach vereins- oder nationalitätsgrenzen komplett zu nicht Diskussionsfähig zeigten oder Ordner die Ausnutzung vergessen. ihres Hausrechtes übertrieben. Wir organisierten zwei Busse zum Spiel in München im - Anzahl der Auswärtsfahrten September 2003, die am frühen Morgen dort eintrafen und In der Regionalliga Nord Saison 2003/2004 organisierte und nach dem Spiel zurückfuhren. Beide Busse waren komplett begleitete der Fanladen Fahrten zu 17 Auswärtsspielen des ausverkauft, knapp 200 Eintrittskarten konnten insgesamt ver- FC St. Pauli. An den Fahrten nahmen Gruppen zwischen 50 mittelt werden. Die Fahrt war sehr entspannt, nur die Polizei in und 800 Personen teil. Darüber hinaus wurden Fahrten zu München schien nicht gerade erfreut über die Anwesenheit Spielen der Amateure in Kooperation mit einem Fan organisiert von Tausenden Fußballfans. Besonders in der Innenstadt, rund und begleitet. Weiterhin wurden Reisen zur Antirassistischen um eine Veranstaltung mit Außenminister Joschka Fischer, Fußball WM in Montecchio, ein Fanaustausch mit Fans von herrschte der Ausnahmezustand und Fußballfans wurden Olympique de Marseille und Fahrten zu Spielen des Celtic Platzverweise erteilt. Auch sonst versuchte die Polizei alles um Glasgow FC angeboten. Fußballfans aus dem Stadtbild zu drängen. Das öffentliche - Sponsoring Trinken und Feiern auf den Plätzen oder Straßen wurde unter- Wie bereits in der Vergangenheit praktiziert, unterstützte die sagt, Biergärten zugemacht. Doch ab der Mittagszeit wurden Abteilung Fördernder Mitglieder (AFM) ihre Mitglieder bei den es zu viele Celtic-Fans und die Polizei musste ihr Konzept Kosten der Auswärtsfahrten mit einer Reduktion von 15% auf ändern. Es war wieder einmal ein friedliches Miteinander und unsere Fahrpreise. neue Freundschaften oder Kontakte konnten geschlossen wer- - Fallbeispiele den. Diese Fahrten bieten St. Pauli-Fans eine willkommene Die diesjährig ausgewählten Fallbeispiele stehen in einem Abwechslung, schweißt Fanclub- und Fangruppierungen über- mehr oder weniger direkten Zusammenhang. Ein roter Faden, greifend Leute zusammen und bietet die Möglichkeit sind aber in jedem Falle die Sicherheitskräfte (Polizei und Fußballfans aus anderen Ländern kennen zulernen und somit Ordnungsdienste), die in vielen Spielen eine unglückliche bis Vorurteile abzubauen und neue Erfahrungen zu sammeln. extrem negative Rolle spielten. Auch in der Regionalliga Nord 9.2. Auswärtsspiel bei Preußen Münster haben die Stichworte Repression und Kriminalisierung von Fans nicht an Bedeutung gegenüber den höheren Ligen verlo- ren.

9.1. Fahrt zum Spiel von Celtic Glasgow beim FC Bayern München

Ein Teil der St.Pauli-Fans fährt regelmäßig zu den Spielen von Celtic FC aus Glasgow, hat dort viele Freunde gefunden und ein weiterer, größerer Teil sympathisiert mit diesem Verein. Wir zeigten mehrmals die Celtic-Spiele, die im Fernsehen übertra- gen wurden bei uns im Fanladen und knapp 50-70 verfolgten gemeinsam das Geschehen auf der Mattscheibe. Seit Jahren ist der Fanladen auch immer wieder Ansprechpartner bei Kartenfragen für Spiele von Celtic oder ob es mal wieder eine organisierte Tour dorthin gebe. Nach dem Celtic Glasgow auch in der vergangenen Spielzeit 57 wieder einer deutschen Mannschaft in der Champions-League Am Nikolaustag 2003 setzte sich ein mit etwa 400 Fans besetzter Sonderzug Richtung Münster in Bewegung. Da dem Fanladen bekannt wurde, dass es vor Ort einen schönen Weihnachtsmarkt geben sollte, planten die MitarbeiterInnen eine recht frühe Ankunftszeit, um den St. Pauli Fans einen Besuch desselben ermöglichen zu können. Während der Vorbereitung der Fahrt, schien dieses vollkommen unproble- matisch und die Deutsche Bahn AG sicherte uns eine frühe Ankunft des Zuges zu. Wenige Tage vor Antritt der Reise erreichte aber den Fanladen die Mitteilung seitens der Bahn, dass die örtliche Polizei die frühe Ankunftszeit verhinderte, um den Fans den Weihnachtsmarktbesuch zu untersagen. Weiterhin sollten keine Fans in die Innenstadt gelangen oder Gaststätten in Münster besuchen dürfen. So gab sie dem Fanladen inakzeptable Fahrzeiten vor. Dieses wurde seitens des Fanladen Teams zu verhindern versucht, um mit den Fans einen schönen Hinrunden Abschluss vor der Winterpause ver- leben zu können. Es fanden Gespräche mit dem BGS, der Landespolizei und dem Polizeipräsidium in Münster statt, die jedoch nicht die erhoffte Wirkung hatten. Daraufhin überlegte der Fanladen öffentlich, entweder den Zug komplett abzusa- gen und den Fans eine Anreise mit dem Wochenendticket zu empfehlen (hierbei hat die Polizei keinen Einfluss auf die Fahrzeiten) oder vor das Verwaltungsgericht zu ziehen, um gegen diese Einschränkungen und die damit verbundene Kriminalisierung von mehreren hundert Fans und gegen den Verlust von gierte diese gelassen und die Demo wurde direkt vor dem Bürgerrechten zu klagen. Als diese Überlegungen der Polizei Stadion friedlich für beendet erklärt. Weder während noch nach bekannt wurden, gaben die Münsteraner Beamten neue dem Spiel kam es zu weiteren Problemen zwischen Fans und Sicherheitsbedenken an die Zentrale Polizeistelle für Ordnungskräften und die Sporteinsätze weiter, die daraufhin dem NOFV St. PaulianerInnen beendeten, nach erneuter (Nordostdeutschen Fußballverband) die Austragung des Auswärtsniederlage, friedlich die Hinrunde 2003/2004. Spiels an diesem Wochenende komplett untersagen wollte. Als Begründung wurde angegeben, dass sämtliche Polizeikräfte Münsters mit der Rückkehr britischer Soldaten beschäftigt sein. Trotz dieses äußerst unverständlichen Vorgehens, wurde der Fanladen seitens beider Vereine und des NOFVs wegen angeblich nicht vorhandener Kooperationsbereitschaft verant- wortlich gemacht. Augrund des einsetzenden medialen Drucks, machte die Polizei ihre Entscheidung rük- kgängig und das Spiel konnte wie geplant am 06.12.03 ausgetragen werden. Allerdings sollte die Partie unter der höchsten Sicherheitsstufe stattfinden, die es in der Sicherheitspolitik des Deutschen Fußballs gibt. Weiterhin war an eine rechtzeitige Anreise nicht mehr zu denken. Daraufhin verfassten aktive Fans des Stadtteilvereins ein Flugblatt, das im Zug verteilt wurde und über diese Missstände aufklärte. Weiterhin entschlossen sich im Zug einzelne Fans dazu, vor Ort eine Spontandemonstration bei der Polizei anzu- melden, um der dortigen Presse und den BewohnernInnen klarzumachen, dass harmlose fußballbegeisterte Menschen in ihre Stadt kamen und es sich nicht um eine Ansammlung von Gewalttätern handelte. Letztendlich zeigten sich die dortigen Polizisten sehr kooperativ und die Demonstration wurde genehmigt. Der Umzug zum Stadion seitens der St. Pauli Fans wurde sogar durch Fans von Preußen Münster verstärkt, die sich über das unverständliche Vorgehen informierten. Die Demonstration blieb absolut friedlich und die Fanszene konnte den dortigen BeamtenInnen hierdurch beweisen, dass St. Pauli 58 Fans kein Sicherheitsrisiko darstellten. Glücklicherweise rea- 9.3. Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden aufhin die Männer, die anschließend schnell durch ein durch Ordner geöffnetes Tor in den Nachbarblock gelangten. In die- Nach der ungewöhnlich langen Winterpause, sollte das erste sem Bereich hielten sich zeitweise etwa 200 Personen auf, die Auswärtsspiel 2004 bei Dynamo Dresden erfolgen. Bereits im die St. Pauli Fans andauernd beschimpften. Laut Vorfeld gab es immer wieder Gerüchte über die dortige Ordneraussage soll es sich dabei jedoch lediglich um den Fanszene, nachdem diese auswärtigen Fans, unabhängig von harmlosen Randalenachwuchs gehandelt haben. Was dieser deren politischer Meinung, starke Probleme bereiten würde. damit meinte, wurde nach Beendigung der Partie deutlich. Da Reisen in den Osten der Republik in der ferneren Nachdem St. Pauli erneut kurz vor Ende der Partie das Spiel Vergangenheit z.T. boykottiert wurden, da vor Ort viele verlor, sammelte sich ein Teil der St. Pauli Fans am Ausgang, Rechtsradikale und Hooligans aktiv waren, erhielt sich diese während viele andere Fans das Stadion in Kleingruppen ver- Art von Ostscheu bis in ließen. Nachdem die Stadiontore passiert wurden, sahen alle die heutige Beteiligten Hamburger eine sich rasch vergrößernde Fangeneration. In den Menschenmasse in einem angrenzenden Parkgelände. Die letzten Jahren kam es Masse wuchs innerhalb von wenigen Minuten auf knapp 1.000 realistisch betrachtet Personen an, die sich eindeutig zusammenfanden, um die St. aber nie zu größeren Paulianer anzugreifen. Zu diesem Zeitpunkt waren nur verein- Problemen mit den zelt Polizeibeamte auszumachen und jedem war klar, dass der Fans aus dem Osten. Rückweg zu den Bussen nicht so problemlos verlaufen würde, Weder in Leipzig, noch in Chemnitz gab es in der Regionalliga wie der Hinweg. Nachdem sich die St. Pauli Gruppe aus Angst Auseinandersetzungen, sondern es traf eher das Gegenteil zu. nach und nach in die Länge zog, da es viele vorzogen, sich auf USP pflegt lose Kontakte zu den Sachsen Leipzig Ultras und eigene Faust durchzuschlagen, ertönte ein lautes Geschrei der Fanladen bot zu diesem Auswärtsspiel sogar eine seitens der Dresdener. Der gesamte Mob lief jetzt wild Wochenendreise an, die äußerst harmonisch verlief (siehe schreiend und gestikulierend auf die HamburgerInnen zu. Viele unter Punkt 9.5.). St. Pauli Fans liefen panisch davon und nur die Besonneneren gingen rasch aber ruhig weiter Richtung Busparkplatz. Etwa Allerdings nahmen die MitarbeiterInnen des Fanladens zeitgleich flogen erste Leuchtraketen auf die HamburgerInnen Dresden etwas ernster, da bei deren Gastspiel am Millerntor in zu, die von den Dresden Fans abgefeuert wurden. In diesem der Hinrunde viele eher unsympathisch aussehende Fans, z.T. Augenblick erreichte eine kleine berittene Polizeistaffel den aus dem rechten Spektrum, Hamburg besuchten. Durch ein Dresdener Mob und zwang diesen, sich aufzuteilen. Die St. extrem hohes Polizeiaufkommen blieb es damals allerdings PaulianerInnen erreichten dadurch nach und nach unverletzt ruhig. Um die sich nach und nach steigernde Hysterie inner- den Busparkplatz. Dieser wurde in kurzer Zeit von einigen hun- halb der Fanszene ein wenig zu persiflieren, bestellte der dert Dresdenern umzingelt und die HamburgerInnen vergewis- Fanladen für die mit serten sich zunächst, ob alle Mitglieder ihrer Bezugsgruppen ihm reisenden Fans unversehrt eintrafen. Da die Helme noch in den Bussen lagen, Schutzbrillen und wurden diese von einzelnen Fans schnell herausgeholt und an Bauhelme über einen die Hamburger verteilt. Die zuvor panischen Reaktionen beru- Fan mit Kontakten in higten sich wieder und die etwas mutigeren St. Pauli Fans stell- die Bauzubehör ten sich in Zaunnähe, um sich im Notfall verteidigen zu können. Branche. Die Helme Letztendlich wanderten viele Dresdener nach und nach ab, da wurden zudem in lang- sie durch die erst jetzt eintreffende Polizei daran gehindert wur- wieriger Handarbeit mit `St. Pauli Fans gegen Rassisten` den, gegen die Hamburger vorzugehen. Mittlerweile füllten sich Aufklebern versehen. die Busse und setzten sich in Bewegung. Viele St. Pauli Fans behielten ihre Helme zunächst auf, was sich im Nachhinein als Letztendlich machten sich 4 Busse am Morgen des 28.02. auf, äußerst Weise Entscheidung herausstellte. Nachdem die um gen `Elbflorenz` zu reisen. Die Fahrt verlief ereignislos und Busse den Parkplatz verließen, bildeten sich auf den Straßen die St. PaulianerInnen verabredeten sich auf der letzten Spaliere aus Dresdener Fans, die die Busse mit Flaschen und Raststätte vor Dresden, um dort mit St. Pauli Fans aus Berlin Steinen bewarfen. Ein Stein Durchschlug eine Busscheibe und und Ostdeutschland zusammenzutreffen und gemeinsam die traf einen 15jährigen Fan am Kopf. Glücklicherweise trug aus- Reise im Konvoi fortzusetzen. Vorher wurde noch ein gerechnet dieser einen Helm und konnte sich dadurch vor Gruppenbild mit Helm und Schutzbrille geschossen. Diese schwersten Verletzungen Utensilien durften aus Sicherheitsgründen jedoch nicht mit ins schützen. Im Nachhinein Stadion genommen werden und wurden anschließend wieder wurde den mit in die Busse genommen. In Dresden gelangten die mittler- FanladenmitarbeiterInnen weile 7 Busse auf ein teilweise eingezäuntes Gelände in bewusst, dass ihre eigent- Stadionnähe. Von dort ging es mit erstaunlich geringer lich ironisch gemeinten Polizeibegleitung auf den 500 Meter langen Weg zum Stadion, Schutzmaßnahmen, even- der ohne Probleme mit Dresdener Fans bewältigt werden tuell ein Leben retteten. konnte. Nachdem sich die St. Pauli Fans im Gästeblock sam- Das Hamburger Fanprojekt entstand vor 21 Jahren ja genau melten, trafen immer mehr jungerwachsene Dresden Fans im aus diesem Grund, da der Bremer Adrian Maleika Anfang der Nachbarblock ein, um permanent mit rechten Sprüchen zu 80er Jahre seitens eines HSV Fans durch einen Steinwurf provozieren. Diese konnten von den sie eindeutig kennenden getötet wurde. Erst nachdem die Dresdener Stadtgrenzen pas- Ordnern jedoch am Übersteigen der Zäune gehindert werden. siert wurden, erleichterte sich die Stimmung in den Bussen In der Halbzeitpause kam eine siebenköpfige Gruppe älterer wieder, da letztendlich keinem Hamburger St. Pauli Fan ein Dresdener Hooligans in den St. Pauli Block. Die körperlicher Schaden zugefügt wurde. In den anschließenden MitarbeiterInnen des Fanladens machten Ordner und Polizei Diskussionen sagten viele Fans, dass sie nie wieder nach auf die provokant auftretenden Männer aufmerksam. Diese Dresden fahren würden. Da Dresden in der kommenden Sprachen kurz mit den Männern und gaben den Saison in der 2. Bundesliga den Spielbetrieb aufnehmen wird, Fanladenmitarbeitern vollkommen unverständliche Antworten stellt sich die Entscheidung dieser Frage glücklicherweise (`Das sind bestimmt Zivilpolizisten` oder `Die haben Karten für zunächst nicht mehr für uns. die Gästekurve, also dürfen die sich hier auch aufhalten`). Die Gruppe ging in den unteren Blockbereich und provozierte Als Fazit bleibt anzumerken, dass die Dresdener Polizei durch 59 durch eindeutige Gesten. Einige St. Paulianer umringten dar- viel zu spätes Eingreifen die Verletzung von vielen Menschen in Kauf nahm. Die dortigen Sicherheitskräfte, scheinen vor gegen USP Mitglieder vorgingen und versuchten, die Tapete einer desillusionierten Jugend zu kapitulieren. Während bei zu zerstören. Letztendlich gelangte die Tapete auf Umwegen Spielen im Westen große Polizeikräfte Fans trennen, deren aber doch in den Block und nachdem St. Pauli bereits zur Szenen eigentlich gut miteinander auskommen, versagte die Halbzeit mit 1:0 zurücklag, wurde diese beim erneuten Dresdener Polizei bereits im Ansatz. Nach Informationen durch Einlaufen der Mannschaften samt entblößten Hinterteilen den Fans anderer Vereine scheinen die Randgeschehnisse beim HSV Fans präsentiert. Diese Aktion richtete sich in erster Linie Auswärtsspiel des FC St. Pauli keine Ausnahme gewesen zu an den Sicherheitsbeauftragten des HSV. Nachdem auch die- sein. Nach jedem Ligaspiel werden Fans der jeweiligen ses Spiel gegen den kleinen Stadtrivalen verloren ging, entlud Gästevereine attackiert, bedroht, beraubt und verletzt. Obwohl sich die Frustration bei zumindest einem St. Pauli Fan aus dem es in der St. Pauli Fanszene viele Fans gibt, die auf die Polizei USP Umfeld, der Sitzschalen in Brand steckte, nachdem an sich nicht gut zu sprechen sind, waren zumindest diejeni- bereits ein Großteil der Fans das Stadion verlassen hatte. gen, die in Dresden dabei waren über die kleine Reiterstaffel Rasch loderten etwa 2 Meter hohe Flammen auf. Nachdem dankbar, die den Fans die nötigen Sekunden einräumte, um einzelne Ordner mit einem Feuerlöscher zum Brandherd eilten, unversehrt die Busse zu erreichen. wurden diese unverständlicherweise von einzelnen St. Pauli Fans, die nicht zur USP Gruppe gehören, massiv bedrängt. 9.4. Auswärtsspiel bei den HSV Amateuren Letztendlich konnte das Feuer gelöscht werden und der Brandstifter wurde seitens der Polizei identifiziert. Neben den Am Sonntag, den 14.03.2004 kam es zum Rückspiel gegen auf ihn zukommenden strafrechtlichen Sanktionen, für die er den Lokalrivalen. Das Spiel wurde in der AOL Arena ausgetra- sich vor Gericht verantworten muss, wurde er seitens des HSV gen und Teile der Fanszene, insbesondere USP, organisierten mit einem mehrjährigen Stadionverbot belegt. Das Verhalten im Vorfeld eine groß angelegte und arbeitsintensive einzelner USP Mitglieder führte auf dem folgenden Choreographie. Neben beschrifteten Tapetenbahnen, sollten Mittwochstreffen zu heftigen Diskussionen, in die immer wieder etwa 200 überdimensionale Doppelhalter, auf deren einer Seite seitens der anwesenden FanladenmitarbeiterInnen eingegrif- das St. Pauli Vereinslogo und auf deren anderer Seite das fen werden musste. Die Gruppe stand kurz vor einer Auflösung Hamburger Stadtwappen abgebildet war, zum Einsatz kom- und die Arbeit der letzten Jahre, schien durch das men. Über die gesamte mehrwöchige Winterpause hindurch, Fehlverhalten einiger Jugendlicher komplett zerstört zu sein. malten die Jugendlichen, oftmals über die regulären Öffnungs- Die Gruppe entschied sich letztendlich dazu, ein zeiten hinaus, im Fanladen ihre Doppelhalter. Hierfür wurden Entschuldigungsschreiben an den Verein und die Fanszene zu mittels eines Projektors die Konturen an die Wand geworfen, verfassen, in dem man sich einerseits von den begangenen um diese auf große Papierbögen abzeichnen zu können. Straftaten distanzierte anderseits als Fanzusammenschluss Anschließend wurden die Umrisse mit Farbe in penibler jedoch die volle Verantwortung übernahm. Dieses Schreiben Kleinarbeit ausgemalt. gelangte am Donnerstag, den 18.03. an den Verein und sollte in einer mehrere tausend Zettel umfassenden Auflage beim Wenige Tage vor Ansetzung der Partie, sorgte der kommenden Heimspiel gegen Holstein Kiel verteilt werden. Die Ordnungsleiter des Hamburger Sportvereins für einen Eklat in FanladenmitarbeiterInnen trafen sich an diesem Tag bereits der St. Pauli Fanszene, da er die Durchführung der am frühen Morgen mit dem Präsidium und dem Ordnungsleiter Choreographie einfach verbot. Nachdem die HSV Fans im des FC St. Pauli, um über die Gewaltproblematik in der eige- Hinspiel am Millerntor sämtliche Fanutensilien mit in das nen Fanszene zu diskutieren. Diese äußerst hitzig verlaufende Stadion nehmen durften und bewiesen, dass sie dieses Debatte führte zunächst zu gegenseitigem Unverständnis und Vertrauen nicht missbrauchten, war die Wut und Enttäuschung in einzelnen Fragen konnte keine Übereinstimmung erlangt der St. Paulianer nur allzu verständlich. Nach unzählig ehren- werden. Teilweise musste sich der Fanladen und der amtlich geleisteten Arbeitsstunden zur Verbesserung der Ordnungsleiter Inkompetenz seitens des Präsidenten vorwer- Atmosphäre beim Spiel in der AOL Arena, kam mal wieder ein fen lassen, der erneut schlecht informiert in dieses Gespräch `Erwachsener` und boykottierte ihre Arbeit mit einem ging. Die Fronten verhärteten sich zunehmend und eine weite- Handstreich. Die Aufregung, über dieses nicht gerade zur re Diskussion führte letztendlich zum Abbruch der Entspannung zwischen beiden Vereinen beitragende Gesprächsrunde. Das Präsidium wurde anschließend zur Verhalten, hielt bis zum Spieltag an. Polizei eingeladen. Weiteres folgt unter Punkt 9.7..

Die St. Pauli Fans trafen sich vor der Partie am S-Bahnhof Sternschanze, um gemeinsam die kurze Fahrt zum Stadion im Volkspark anzutreten. Bereits dort kam es zu verbalen Konflikten mit den wenigen Polizeibeamten, die eigentlich nur für einen reibungslosen Ablauf des Schienenverkehrs sorgen wollten. Die aufgeheizte Stimmung hielt sich bis zur Ankunft am Bahnhof Stellingen. Hier warteten bereits viele HSV Fans hinter einer Polizeikette, um die St. Pauli Fans zu beschimpfen. Diese ließen sich z.T. auf den verbalen Schlagabtausch ein, gelangten anschließend jedoch per Shuttlebus unbehelligt zur AOL Arena. Am Einlass kam es zu Problemen mit dem Ordnungsdienst, nachdem bestimmte Transparente nicht mit in das Stadion genommen werden durften. An dieser Stelle konn- te ein Fanladenmitarbeiter den Sachverhalt beruhigend mit den Ordnungskräften klären, was dazu führte, dass letztendlich alle Plakate mit ins Stadion genommen werden durften. Hinter der Gästekurve kam es bereits vor dem Spiel zu Reibereien mit den Ordnern und der Polizei, da USP Mitglieder vor Ort eine Tapete, mit dem aus Frust entstandenen Schriftzug `Arschlecken` anfertigten. Die Tapete sollte im Auswärtsblock hochgehalten und dazu die Hinterteile gen Spielfeld gerichtet werden. Über diesen Spruch und den damit einhergehenden 60 Stil lässt sich streiten, rechtfertigt jedoch nicht das rabiate Vorgehen der mittlerweile erschienenen Polizeibeamten, die 9.5. Auswärtsspiel bei Sachsen Leipzig Diego verschärft wurde, kam es, wie bereits unter Punkt 8.6. Mitte Oktober fand unser Auswärtsspiel bei Sachsen Leipzig erläutert, zu einer großen Gesprächsrunde zwischen Polizei, statt. In Leipzig befindet sich traditionell eine sehr große Fans, Fanprojektmitarbeitern und Offiziellen beider Clubs. Da Fangemeinde von St. Pauli (rund um den Verein Roter Stern seitens der Ordnungsinstanzen bereits laute Überlegungen Leipzig und den Stadtteil Connewitz) und auch das Verhältnis angestellt wurden, das Spiel aus Sicherheitsgründen in die zu den Fans von Chemie ist zum Großteil freundlich. Auf AOL-Arena verlegen zu lassen, wurde auch dieser Punkt in der Einladung einiger Leipziger St. Pauli-Fans boten wir neben der Diskussion erörtert. Die anwesenden Polizeibeamten sprachen üblichen Busfahrt zum Spiel auch eine Fahrt mit Übernachtung sich auch hier für eine Verlegung aus, da sie nach eigenem über zwei Tage an. Das Programm der zweitägigen Tour Bekunden eine Durchführung im Stadion des HSV für weitaus bestand aus dem Besuch des Spiels von Roter Stern Leipzig weniger problematisch ansahen, als am Millerntor. Daraufhin bei Motor Nord Leipzig, einer Party in einer Kneipe in wurden seitens der Vertreter des FC St. Pauli Argumente auf- Connewitz und eines Konzertes in einem alternativen Zentrum. geführt, die einer Verlegung entgegenstanden. Im weiteren Am Sonntag ging es gemeinsam zum Spiel bei den Sachsen Verlauf ging man davon aus, dass der Stadtteilverein sein im Bruno-Plache-Stadion. Heimrecht nutzen wird. Die Anwesenden suchten in der Der Bus war sehr gut gefüllt und das Programm wurde von Folgezeit nach Möglichkeiten, um die Durchführung des Spiels allen gut angenommen. Auch aus anderen Teilen für alle Beteiligten sicherer zu gestalten. Die Skinheads St. Deutschlands (Stuttgart, Würzburg, Hessen, Berlin, Rhenland) Pauli boten von sich aus an, nach dem Spiel, wie bereits gegen kamen Gruppen von St. Pauli-Fans bereits am Vorabend in Dynamo Dresden praktiziert, den Weg über die Leipzig an und der Stadtteil Connewitz wurde bevölkert. Es Nordkurve/Feldstraße/Budapester Straße zu nutzen, um ohne gab am Vortag, am Abend und am Spieltag selber keine nega- Begegnung mit den HSV Fans in ihre Fangaststätte zu gelan- tiven Vorkommnisse und die Fahrt in den ehemals so verruch- gen. Dieses Vorhaben wurde später in die Fanszene kommu- ten Osten war ein voller Erfolg. Bei vielen St. Pauli-Fans herr- niziert, um gerade die von der Polizei als problematisch einge- schen immer noch extreme Vorurteile gegen den Osten der stuften Fans des FC St. Pauli zu einer Abwanderung über den Bundesrepublik Deutschland, die durch solche Fahrten redu- nördlichen Stadionbereich zu bewegen. Im Gegenzug sollten ziert werden können. Die Mitfahrenden wurden privat bei die Fans des Hamburger Sportvereins im Anschluss an das Leipziger St. Pauli-Fans untergebracht, die Organisatoren der Spiel direkt durch die Polizei in Richtung Reeperbahn geleitet verschiedenen Treffpunkte und Feierlichkeiten kamen aus werden, um eine umfassende Fantrennung gewährleisten zu Leipzig und auch 90% der anwesenden St. Pauli-Fans waren können. aus dem Osten und dementsprechend war der Kontakt groß. Weiterhin erörterten die anwesenden Fans bestimmte Es sind auch einige St. Pauli-Fans wieder einmal mitgefahren, Verhaltensweisen der jeweils anderen Gruppierung, die in der die sonst privat oder nicht mehr zu den Spielen fahren da ihnen Vergangenheit für viel Unmut sorgten. So wiesen die die Anreise per Bus nur zu den Spielen zu anstrengend ist. Skinheads u.a. darauf hin, dass ein durch HSV Fans ange- Viele St. Pauli-Fans wünschen sich eine Anreise zeitlich vor stimmtes so genanntes `Platzwart Lied` (siehe Jahresbericht dem Spiel um die verschiedenen Städte kennen zu lernen und 2001/2002) die Gefühle der Mitglieder dieses Fanclubs ver- nicht nur das Stadion zu sehen. Auch die fehlende letzte und sie immer wieder äußerst provozierte. Der Vertreter Polizeipräsenz am Vortage und Vormittag empfinden viele als der Choosen Few (Ultras des HSV) machte daraufhin deutlich, entspannend und angenehm. dass, sollte es von einzelnen HSV Fans angestimmt werden, die Ultras dieses mit anderen Gesängen überdecken wollten. Im Anschluss wurde die Gesprächsrunde nach ca. einer Stunde durch den als Moderator fungierenden Geschäftsführer des Vereins Jugend und Sport e.V. beendet.

Es bleibt anzumerken, dass die Diskussion weitestgehend sachlich geführt wurde und es zu keinerlei Provokationen unter den Teilnehmern kam. Treffen dieser Art, in denen sich rivali- sierende Fans gegenüber sitzen, tragen dazu bei, zumindest ein Nebeneinander, wenn schon kein Miteinander unter tradi- tionell verfeindeten Gruppen zu fördern. Natürlich sollte eine gewisse Rivalität zwischen den Fans beider Hamburger Vereine bleiben, diese darf jedoch nie dazu führen, Fans der jeweils anderen Fraktion körperlich anzugehen. Gemeinsame Choreographie im Rahmen der europa- Einige Tage später wurde in der Sicherheitsbesprechung beim weiten Woche gegen Rassismus im Fußball von FARE FC St. Pauli entschieden, das Derby am Dienstag, den 26.08.2003 am Millerntor stattfinden zu lassen. Im Vorlauf fan- den permanent Gespräche zwischen den Fanladen 9.6. Derby am Millerntor – FC St. Pauli MitarbeiterInnen und den Fans statt, in denen auf die gegen HSV Abwanderung über den nördlichen Stadionbereich hingewie- (Amateure) sen wurde. Am Spieltag kam es zu einem kurzen Fernsehinterview zwischen dem NDR und einem Durch die beste- Fanladenmitarbeiter. Die Journalisten wiesen auf die Brisanz hende Rivalität des Spiels, insbesondere nach den Vorkommnissen an der zwischen den Cap San Diego hin und wurden im Interview seitens des Fans der beiden Fanprojekts beruhigt. Letztendlich passierte vor dem Spiel großen nichts Außergewöhnliches. Die Ultra´ St. Pauli (USP) führten Hamburger eine große Fahnenchoreographie durch und die Fangesänge Vereine, die ins- beider Parteien beschränkten sich auf eine eher humoristi- besondere durch sche Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Gegner. Das die Vorfälle an Spiel konnte der FC St. Pauli mit 3:0 für sich entscheiden. der Cap San Nach dem Abpfiff kam es im Bereich der St. Pauli Ultras zum 61 Einsatz von Bengalischen Fackeln und die abwandernden HSV Fans wurden sogar mit einer Leuchtrakete beschossen. Diese Tat wurde später seitens der Ultras einem Gast aus einer 9.7. FC St. Pauli – KSV Holstein Kiel anderen Stadt zugeordnet. Ein `Zündler` einer Bengalischen Fackel wurde seitens des Ordnungsleiters erkannt und erhielt im Anschluss ein bundesweites Stadionverbot. Innerhalb der Die bereits unter Punkt 8.5. beschriebenen Vorgänge bezüg- Gruppe USP kam es auf deren anschließendem Treffen zu hef- lich der Stadionverbote gegen USP Mitglieder, fanden rund um tigen Auseinandersetzungen, die in der Androhung, die das Heimspiel gegen die KSV Holstein Kiel statt, das am Gruppe verlassen zu müssen endeten, sollte jemand in der 20.03.2004 ausgetragen wurde. Bereits am Vorabend machten Zukunft Pyrotechnik zum Einsatz bringen. Gerüchte die Runde, dass gegen sechs Fans ein Stadionverbot verhängt wurde. Nachdem die Die Skinheads St. Pauli und ein Großteil der USP Mitglieder FanladenmitarbeiterInnen am Spieltag den Laden öffneten und sammelten sich vor der Gegengerade, um gemeinsam den die Fans diesen besuchten, bestätigte sich dieses. Da bis zum zuvor festgelegten Weg über die Nordkurve einzuschlagen. Anpfiff nur wenig Zeit blieb, verfasste eine aktive FanIn ein Die Gruppe wurde von einem Fanladenmitarbeiter begleitet Schreiben, das vom Fan-Club Sprecherrat und dem Fanladen und kam ohne jegliche Zwischenfälle an der Gaststätte an. unterschrieben wurde. In diesem hieß es: Das Präsidium unse- Zwar kursierten im Laufe des Abends immer wieder Gerüchte, res Vereins hat willkürlich und ohne Grundlage Stadionverbote dass sich an bestimmten Punkten im Viertel HSV Hooligans ausgesprochen. Die Betroffenen werden NICHT wegen den versammeln würden, letztendlich blieb jedoch alles ruhig und Vorkommnissen am Sonntag (siehe Punkt 9.4.) vom Verein die Befürchtungen der Hamburger Polizei und damit einherge- beschuldigt. Trotzdem dürfen einige Leute seit heute nicht hend auch jene der Medien konnten sich nicht bestätigen. mehr ins Stadion, ohne konkreten Vorfall, ohne Nennung von Gründen (auch an die Betroffenen selbst)! Aus diesem Grund Natürlich ist der weitestgehend friedliche Verlauf des Derbys wird es von uns heute keinen Support geben und wir hoffen, am Millerntor nicht ausschließlich dem gemeinsamen Treffen dass es genug Leute gibt, die sich solidarisch zeigen. Die im HSV Fanhaus zuzuschreiben, jedoch erweist es sich immer Mannschaft ist bereits informiert worden und wird diese Aktion wieder, dass auch kleinere Bausteine der Fanarbeit zu einer nicht auf sich beziehen. zumindest situativen Änderung im Fanverhalten beitragen kön- nen. Das riesige Polizeiaufgebot von etwa 1.000 Beamten, Dieser, aufgrund Zeitmangels, sicherlich mit heißer Nadel sicherte zum einen den nahezu reibungslosen Abmarsch der gestrickte Aufruf, wurde auf der Gegengerade verteilt. HSV Fans. Zum anderen hielten sich mehrere Beamte vor dem Weiterhin entschlossen sich die Fans aus dem USP Umfeld Jolly Roger auf, um die dortige Lage zu sondieren und etwas dazu, das Stadion nach 30 Minuten des Spiels komplett zu ver- später Entwarnung geben zu können. lassen.

Als Fazit bleibt anzumerken, dass sich die zuvor angedachte Als das Spiel begann, waren im Stadion so gut wie keine Verlegung des Spiels in die AOL Arena als überflüssig erwies. Anfeuerungsrufe zu vernehmen. Dieses lag einerseits an dem Da es in den vergangenen 16 Jahren möglich war auch bri- Flugblatt, andererseits an dem Fakt, dass sich die sangesfreu- sante Spiele am Millerntor auszutragen, sollte dieses auch in digen Fans in Block 1 und im USP Bereich darunter solidari- der Regionalliga weiterhin möglich sein. sierten und die restliche Gegengerade (immerhin etwa 5.000 Fans) nicht in der Lage war, selbst für Stimmung zu sorgen. Nach einer halben Stunde verließ fast der gesamte Block 1 und die Gruppe USP ihren jeweiligen Stadionbereich. Unverständlicherweise wurde dieses teilweise mit Applaus und Anti-USP Rufen begleitet. Dieses lag in erster Linie an dem Informationsmangel vieler Fans, die sich später, nachdem sie über den Sachverhalt in Ruhe aufgeklärt wurden, mit der betroffenen Gruppierung solidarisch erklärten und teilweise sogar den Betrieb ihrer Internetseiten einstellten.

Unter der Gegentribüne kam es zu heftigen Diskussionen zwi- schen sich solidarisch zeigenden Fans und anderen Stadionbesuchern, die USP verallgemeinernd komplett für die Vorfälle in der AOL Arena verantwortlich machten. Nach und nach ebbten die hitzigen Gespräche ab und die Stimmungsboykotteure verließen das Stadion Richtung Jolly Roger.

Dort sammelten sich nach Spielende etwa 200 Fans, von denen ein Großteil wieder Richtung Stadion gehen wollte, um das Präsidium zur Rede zu stellen. Da sich viele dieser Gruppe in alkoholisiertem Zustand befanden, der FC St. Pauli erneut ein Heimspiel verlor und die Fans äußerst aufgebracht waren, konnte ein solches Vorhaben nur zu Eskalationen der Situation führen. Eine gütliche Einigung zur Zufriedenheit aller Fans wäre hierdurch ausgeschlossen gewesen. Zwei Mitarbeiter des Fanladens gingen rasch zum Jolly Roger, als sie von den 62 Plänen der Fans erfuhren, um beschwichtigend zu intervenie- ren. Den Fans wurde deutlich gemacht, dass dieses ange- strebte Verhalten für kommende Verhandlungen mit dem Hamburg waren sechs Personen mit Verletzungen anwesend. Präsidium vollkommen kontraproduktiv sein würde. Nach Die beteiligten Ordner wurden als sehr aggressiv, beleidigend etlichen Diskussionen, konnten die Fanladenmitarbeiter die ("Hurensohn, das Bier bleibt hier drinnen!", „Arschficker“, Fans von ihrem Vorhaben abbringen und die aufgeheizte „Wixer“, „Arschloch!, „Ich ficke deine Mutter du Nazi“) bezeich- Stimmung beruhigte sich wieder. Hätte der Fanladen nicht die nend und forderten die abwandernden St. Pauli-Fans mehr- Stellung, die er für die Fanszene einnimmt, wäre die Situation mals zu einer Schlägerei heraus. an diesem Abend sicherlich eskaliert. Die Folge wäre eine Unsere Beschwerde an den Verein, Ordnungsdienst und DFB Verhärtung im Verhältnis zwischen Fans und Vereinsführung wurde wieder einmal abgeschlagen und mit Gegenvorwürfen und zwangsläufig eine weitere Welle von Stadionverboten. beantwortet. Der DFB folgte der Argumentation der Durch die Intervention erhielten die betroffenen Fans und der Sicherheitsfirma und alle Proteste verliefen im Sande. Fanladen die Möglichkeit, das Wochenende friedlich zu been- den, um in der Folgewoche die Diskussion mit dem Präsidium Ein weiteres Problem bei dieser Fahrt war das Verhalten der zu suchen (siehe Punkt 8.5.). Polizei. Wir meldeten bei der Deutschen Bahn unsere gewünschten Ankunft- und Abfahrtzeiten an mit einem zeit- lichen Puffer, da nicht klar war ob es Shuttlebusse geben 9.8. Fahrt zum Spiel beim SC Paderborn würde. Diese Zeiten lagen auch umgehend der Polizei zur Ostern 2004 (Montag, 12. April 2004) Genehmigung vor. Diese äußerte sich nicht. Im Stadion wurde dann per Lautsprecherdurchsage (die kaum verständlich war) Zum Spiel in Paderborn am Ostermontag setzten wir einen mitgeteilt, daß unser Zug eine Stunde vorher zurückfahren soll- Sonderzug ein. Dieser war nicht nur mit 400 St. Pauli-Fans te. Dieses war nicht mit uns abgesprochen und schon bei vor- besetzt, sondern auch TeilnehmerInnen des antirassistischen herigen Fahrten nach Aachen oder Oberhausen war das nur Fußballturniers (siehe Ausgewählter Arbeitsschwerpunkt) aus ein Trick der Polizei, um alle schnell an den Bahnhof zu Levante (Valencia/Spanien), Breda (Holland), Leeds bekommen. Auf Nachfrage bei der Polizei stellte es sich dieses (England), Bergamo (Italien) und Glasgow (Schottland) nutzten Mal als richtig heraus und der Fanladen wurde verantwortlich zum Abschluss ihres Aufenthaltes in Hamburg diese Fahrt, um gemacht für hohe Einsatzkosten der örtlichen Polizei da wir ein Spiel des FC St. Pauli zu sehen. Der Polizeiaufwand am erst so spät zurückfahren wollen. Wir hätten uns vorher bei der Bahnhof in Paderborn war immens und niemand durfte in die Stadt, sondern alle Mitfahrenden wurden in Shuttlebusse gedrängt. Vor Ort gab es auch nicht viel zu sehen oder machen so langweilte man sich bis zum Anpfiff im Stadion. Der Block war sehr bunt und international besetzt und es war ein schöner Abschluss des Turniers (mit Ausnahme des Ergebnisses natür- lich). Einige St. Pauli-Fans besorgten sich Karten für die Sitzplatztribüne, da diese überdacht ist und die Sicht besser. In diesem Bereich kam es dann nach dem Spiel zu einigen Über- griffen seitens des übermotivierten Ordnungsdienstes und Verletzungen bei mitgereisten St. Paulianern. Wieder einmal ist bei den Ordnungsdiensten ein mangelndes Fingerspitzengefühl und fehlende Schulung bemerkbar. Die Auseinandersetzungen und Verletzungen waren absolut unnö- tig und haben die fröhliche und ausgelassene Stimmung im Stadion und Sonderzug sehr beeinträchtigt. Polizei melden und um Erlaubnis fragen müssen. Gegen eine Beim Verlassen des Stadions aus dem Sitzplatzbereich wurde frühere Rückfahrt gab es gar keine Einwände aber die eine Kleingruppe von St. Pauli-Fans durch die Ordner ange- Kurzfristigkeit und mangelnde Absprache seitens der Polizei sprochen („Mit dem Bier kommst du hier nicht raus Arschloch!“) war skandalös. Auch uns für Einsatzkosten verantwortlich zu und am Verlassen des Stadions mit den Pfandbechern gehin- machen ärgerte die MitarbeiterInnen vor Ort sehr, denn es dert, u.a. auch körperlich waren so viele Beamte im Einsatz, was für uns schwer nach- durch Schubsen oder zuvollziehen war. Festhalten. Als diese sich abwandten, um durch einen anderen Ausgang das Stadion zu verlassen und auf die Provokationen nicht einzugehen, gingen die Ordnungskräfte rabiat gegen diese vor und schlugen unvermittelt auf sie ein. Andere Personen, die nur im Bereich der Kassenhäuschen rumstanden und auf NachzüglerInnen warte- teten wurden ebenso aus dem Nichts heraus angegriffen und geschlagen, dabei wurden, nach Aussagen der St. Pauli-Fans, bei mindestens zwei Ordnungskräften auch Schlagwerkzeuge in den Händen gehalten. St. Pauli-Fans, die nur schlichten und die Situation beruhigen wollten, wurden ebenfalls geschlagen. Weitere St. Pauli-Fans wollten dazwischen gehen, um vor wei- teren Übergriffen zu schützen und wurden dann ebenfalls mit Schlägen und Tritten ins Gesicht bedacht. Dabei wurde ein St. Pauli-Fan zu Boden geworfen, der Arm auf den Rücken ver- dreht und er wurde geschlagen. Der Arm wurde so rabiat auf den Rücken gedreht, das er eine komplizierte Fraktur des Armes erlitt. Im Sonderzug auf dem Weg zurück nach 63 10. Kooperationen mit anderen c) Kartencenter Die Verbindung zwischen Kartencenter und Fanladen sind Institutionen zunächst rein formell. Der Fanladen bezieht ein kleines Kooperation mit anderen Institutionen steht für den Fanladen Kontingent an Eintrittskarten für auswärtige Fans, die in u.a. im Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Durch die Akzeptanz beim Kommission verkauft werden und erhält über das Kartencenter Stammverein und die Rolle, die der Fanladen im Umfeld des die Eintrittskarten für die Auswärtsspiele, die in FC St.Pauli spielt, steht natürlich die Zusammenarbeit mit dem Zusammenhang mit dem Fahrtangebot verkauft werden. Der Verein im Vordergrund. Darüber hinaus natürlich die überre- Block 1 (Singing Area) wurde allerdings zum Ende der letzten gionalen Zusammenschlüsse wie die Saison an den Verein zurückgegeben, da der logistische und Bundesarbeitsgemeinschaft der Fan-Projekte (BAG) und das organisatorische Aufwand nicht mehr dem besonderen Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) sowie die „Fanblock" als der dieser gegründet wurde, entsprach. Koordinationsstelle der Fan-Projekte (KOS). Das Arbeitsfeld Wir werden weiterhin Einzelkarten für den Block 1 verkaufen Fußball umfasst jedoch auch den Kontakt zu anderen aber nicht mehr Verwalter des Gesamtblockes sein. Den offi- Institutionen innerhalb der Fanszene und natürlich auch zur ziellen Charakter einer Vorverkaufsstelle hat der Fanladen Polizei. jedoch nicht. Wir sehen dies wie das kleine Kartenkontingent für Fans außerhalb Hamburgs als Serviceleistung für unsere 10.1. FC St.Pauli Fans. Darüber hinaus hängen im Kartencenter auch Fahrt- und Die Kooperation mit dem FC St.Pauli spielt sich auf vielen ver- Veranstaltungsangebote des Fanladens aus. schiedenen Ebenen ab, die hier auch gesondert behandelt Doch auch im Kartencenter ist die Zusammenarbeit im Laufe werden sollen. der letzten Saison persönlicher und netter geworden. a) Der Verein Untereinander wird mit Rat und Tat geholfen und wir wurden Die Gesamtsituation zwischen Fanladen und FC St.Pauli kann bei Entscheidungen über Kartenkontingente oder im Vorfeld insgesamt als vorbildlich beschrieben werden. Nach einigen der Auswärts-, Benefiz- oder Freundschaftsspiele in die Irrungen in den Aussagen und Verhalten der jetzigen Planung mit einbezogen. Auch bei Problemen mit den Geschäftsführung und Präsidium scheint sich eine entspannte- Gastvereinen bzgl. des Kartenkontingents war der Dienstweg re Atmosphäre einzustellen und eine professionelle sehr kurz und die MitarbeiterInnen im Kartencenter sehr hilf- Zusammenarbeit und Kooperation findet statt. Der Fanladen reich. wird nicht mehr nur als Unruheherd empfunden, der nur im Konfliktfalle eingeschaltet wird, sondern auch im Vorwege von d) Geschäftsstelle/Spielorganisation Entscheidungen, Situationen oder einfach generell mehr mit Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle des FC St.Pauli eingebunden. ist auf den Austausch von Informationen beschränkt. Neben Auch in der vergangenen Saison nahm der Fanladen an den Spielterminen und den Daten für die regelmäßigen Sitzungen des "ständigen Ausschusses", bei Sicherheitsbesprechungen ist jedoch wichtig zu erwähnen, dem sich Vertreter aller Abteilungen, Organe und Gremien des dass der Fanladen auf der Geschäftsstelle ein eigenes FC St.Pauli zu einem Gedanken- und Informationsaustausch Postfach hat und sämtliche Anfragen bezüglich des treffen, der „Sicherheitsbesprechungen" vor den jeweiligen Arbeitsfeldes des Fanladens vom Verein weitergeleitet werden. Heimspielen und über unser B-Mädchen-Team auch an den Auch ein Zeichen für die Exklusivität, die der Fanladen in allen Sitzungen der „Amateurvertretung" teil. Fanfragen beim FC St.Pauli genießt. Weiterhin wurden wir im Vorfeld der neuen „Geldaquise"-Aktion Im Rahmen der Spielorganisation nimmt der Fanladen regel- „St. Pauli sucht die Rasenpaten" mit eingebunden und erhalten mäßig an den Sicherheitsbesprechungen teil und wird als rele- auch einen Teil der Erlöse aus den Patenschaften. Der Verein vanter Ansprechpartner in der Vorbereitung der Spiele ange- hat sich eine neue Möglichkeit überlegt Gelder zu generieren, sehen. die zusätzlich laufen und nicht für eine Rettung von irgendwas Darüber hinaus besitzen wir auf kurzem Dienstwege stets die benötigt werden. Uns wurde ebenfalls ein Teil der Erlöse ange- Möglichkeit, unsere Informationen an den Stadionsprecher boten, um die Arbeit des Fanladen (besonders der Bereich für weiterzugeben. Jugendliche unter 16 Jahren) zu unterstützen. Worum geht es ? Der Rasen des Millerntor wurde in 100.000 e) Stadionzeitung / „Sankt Pauli" Parzellen geteilt. Für diese einzelnen Stücke werden für ein Über die Jahre hinweg bestand für den Fanladen die Jahr Rasenpaten gesucht. Die Patenschaft kostet 35 Euro, ca. Möglichkeit in der Stadionzeitung Angebote, 25 Euro gehen an den Verein, die Jugendabteilung oder den Selbstdarstellungen oder kleine Berichte in der Stadionzeitung Fanladen. Für den Fanladen reservierte der Verein 2.500 zu veröffentlichen. Das war bei der Viertel nach fünf in den Stück im Strafraum vor der Südkurve. Vorjahren leider nicht mehr der Fall. Diese wurde allerdings Während der gesamten kritischen Situation zwischen zum Mai 2003 aufgrund von Finanzproblemen aufgelöst und Fanszene und Präsidium, insbesondere wegen der wurde durch eine Stadionzeitung im ursprünglichen Sinne Verhängung von Stadionverboten, fand eine stetige ersetzt. Diese wurde von zwei engagierten, älteren Fans in Kommunikation zwischen den einzelnen Parteien statt. Im Verantwortung produziert und wir hatten die Möglichkeit des Laufe der Zeit und durch den Aufschrei ist dem Präsidium öfteren uns bewegende Themen bzw. Berichte dort unterzu- bewusst geworden worum es bei der Verhängung von bringen. Leider war die Akzeptanz im Stadion und bei der Stadionverboten überhaupt geht und wie unsere Fanszene Vereinsführung nicht so groß und die Stadionzeitung wurde darauf reagiert. Auf einem Fantalk im Juni gab Corny Littmann nach einem Jahr wieder eingestellt. als Präsident des Vereins bekannt den Richtlinien des DFB nicht mehr entsprechen zu wollen und die Stadionverbote für Uns geht es bei der kontinuierlichen Präsentation von St. Pauli-Fans aufzuheben. Das hat er allerdings wieder revi- Informationen des Fanladen St. Pauli nicht nur darum diert aber einen neuen Umgang im Rahmen der Richtlinien mit Informationen über Veranstaltungen und ähnliches zu placie- uns und dem Sicherheitsbeauftragten ren, sondern wir wollen die Plattform Stadionzeitung auch nut- diskutiert. zen, um die Arbeit und die Aufgaben des Fanladens einer mög- lichst großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Trotz des b) AFM Stellenwertes, die der Fanladen in der Gesamtszenerie beim Die bestehende Zusammenarbeit mit FC St.Pauli genießt, ist es noch immer so, dass unsere Nähe der AFM und ihrer Führung haben wir zum Verein dazu führt, dass nur wenige Leute wissen, auf wel- bereits unter "Fanorganisationen" cher organisatorischen und finanziellen Basis Fanprojektarbeit 64 behandelt. geleistet wird f) FC St.Pauli Merchandising und Vermarktung 10.2. Außerhalb des Vereins Mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten wurde auch die eigene Fanartikel-Kollektion und das Merchandising aufgege- a) Bundesarbeitsgemeinschaft ben bzw. an den Verein/Merchandising verkauft. Wir beziehen der zwar weiterhin Kleinartikel wie Aufnäher, Aufkleber usw. von Fanprojekte/Koordinationsstelle der Merchandising und bieten diese bei uns an. Ansonsten gibt der Fanprojekte es alle Fanartikel mit Totenkopf oder offiziellen Vereinssymbol Die Bundesarbeitsgemeinschaft beim Verein direkt. der Fanprojekt (BAG) gründete Durch die Tätigkeit von Hendrik Lüttmer (Ex-Mitarbeiter des sich 1989 in Berlin als überregio- Fanladen St.Pauli) bei der Merchandising ist der Kontakt dahin nale Interessenvertretung der allerdings sehr gut. Die Merchandising Abteilung ist immer wie- Fanprojekte. Der Fanladen St. der gern bereit uns mit T-Shirts, Wimpeln o.ä. bei Tombolas, Pauli trat dem Verbund im Frühjahr Gastbesuchen bei anderen Fans und für die U16 zu versorgen. 1996 bei und wurde dadurch Auch bei der Produktion von neuen Fanartikeln oder eigenständiges Mitglied und Wünschen nach bestimmten Motiven ist die Zusammenarbeit akzeptierter Teil der bundesweit unabhängigen gut. Fanprojektarbeit. Ein Engagement und die Kooperation im Rahmen der BAG bedeutet nicht nur die Teilnahme an den g) Die Sponsoren jährlich stattfindenden Bundeskonferenzen und den Treffen der Mit dem Abschied der Firma "Securvita" hat der Fanladen lei- Regionalverbünde, sondern dient vor allem dem informellen der keine Unterstützung mehr bei den Sponsoren des FC St. Austausch zwischen den einzelnen Projekten. Hierdurch wer- Pauli. Es gab zwar mehrere Gespräche in Richtung Mobilcom, den gemeinsam organisierte und durchgeführte Projekte gesi- Wittenseer, hlx.com oder Bommerlunder doch eine finanzielle chert, wie z.B. Spiele zwischen jugendlichen (U-16 Bereich) oder materielle Unterstützung fand nicht statt. Die „Securvita" Fans zweier Vereine im Vorfeld der Ligaspiele. Weitere alltäg- ist dennoch den Fans und dem Fanladen verbunden und unter- liche Aufgaben stellen sich in dem Verfassen von Texten über stützte unser antirassistisches Turnier mit einer Spende. Als die eigene Fanszene, die zur Veröffentlichung in den jeweiligen einziger weiterer Sponsor ist die Holsten-Brauerei mit der Stadionmagazinen oder Fanzines des gastgebenden Vereins Marke „Astra" zu nennen, die unsere Fanclub-Turniere regel- gedacht sind. Diese Beispiele sind eben nur solche und kön- mäßig mit Equipment und Material unterstützen und stets sehr nen natürlich nicht den Gesamtbereich der überregionalen offen für unsere Anfragen sind. Kooperation der Fanprojekte abdecken. Im Vordergrund steht die Vertretung der überregionalen Faninteressen und der Für diese Saison versuchen wir erneut mit den Fanprojekte, Institutionenarbeit und die inhaltliche Hauptsponsoren des Vereins zu sprechen und zusätzliche Auseinandersetzung mit fan- und jugendspezifischen Themen. Mittel oder Unterstützung zu bekommen. b) BAFF (Bündnis aktiver Fußballfans) Uns liegt auch weiterhin daran zu betonen, dass sich an den Die Kooperation mit der größten und ältesten, unabhängigen, folgenden Grundprinzipien nichts geändert hat: bundesweiten Fanorganisation ist auch weiterhin einer der I. Wahrung der Unabhängigkeit zentralen Kooperationsaspekte des Fanladens zur II. Keine Zugeständnisse an die Firma, die den Zielen der Durchsetzung originärer Faninteressen. Der Fanladen ist die Jugendarbeit zuwiderlaufen Kontaktstelle für BAFF in Norddeutschland und aus dem III. Keine überdimensionale Werbung (z.B. Blockfahnen mit St.Pauli-Umfeld wird noch immer eine Menge Aktivität erwar- Sponsorenname) durch Fans oder Fanladen und damit tet. Hier muss jedoch konstatiert werden, dass mit der Instrumentalisierung der unabhängigen Fanarbeit für kommer- Einrichtung der Support Group, der Gründung der AGIM und zielle Interessen AFM sowie des Beginns der Arbeit von BallKult e.V. ein IV. Keine zielgruppen- oder personenorientierte Verwendung Großteil der aktiven Fanarbeit beim FC St.Pauli vereinsintern der Gelder, sondern nur zweckgebundene Verwendung gebündelt wurde und somit eine konkrete bundesweite Arbeit (Großveranstaltungen, Fahrten oder Feiern) nur schwerlich möglich war. Trotzdem ist der Fanladen als Kommunikationsort für viele BAFF-Aktivisten noch immer über- Unter diesen Aspekten waren und sind wir bereit, Gelder von aus wichtig, da hier Fanpolitik auch im Sinne der Organisation Sponsoren zu akzeptieren und glauben, dass sie der Arbeit Tagesgeschäft ist. des Fanladens und den Fans des FC St.Pauli als Die Problematik der Umsetzung von Zielen zeigt sich nach Gesamtgruppe zu gute kommen. Natürlich besteht immer die einigen Erfolgen in den letzten Jahren nun auch bei BAFF zu Gefahr, dass kommerzielle Anbieter die Jugendarbeit für ihre zeigen. Ähnlich anderen Gruppen ist es zumeist ein Mangel an Interessen und Werbezwecke benutzen wollen, doch glauben Organisation und Zeit, der die ausschließlich ehrenamtlich wir, dass wir mit der Einhaltung gewisser Grundprinzipien vor arbeitenden Fans bei der Umsetzung der Ziele behindert. allem Nutzen hieraus ziehen können, ohne die Ziele unserer Im letzten Sommer hätte es das 10-jährige Jubiläum mit gro- Arbeit aus den Augen zu verlieren oder uns sogar instrumen- ßen Treffen in Hamburg geben sollen, das allerdings mangels talisieren zu lassen. Unabhängigkeit vom Verein und seinem Anmeldungen und AktivistInnen abgesagt werden musste. Umfeld war trotz aller Kooperationsbereitschaft immer das Allerdings schaffen es immer wieder einige wenige Hauptanliegen des Fanladens, um Jugend- und Fan- AktivisInnen beachtenswerte Dinge zu schaffen. Im vergange- Interessen adäquat vertreten zu können. Dies ist uns insbe- nen Winter erschien das Buch „Die 100 schönsten Schikanen" sondere bei der Zusammenarbeit mit einem kommerziellen über Repression im Fußball (auch ein Mitarbeiter des Anbieter besonders wichtig. Fanladen war an diesem Buch beteiligt), ein Musik-Sampler auf CD samt Texten über BAFF entstand und wurde zum Verkaufsschlager, BAFF-Mitglieder gaben ein weiteres Buch heraus („Ballbesitz ist Diebstahl") und die Ausstellung „Tatort Stadion" tingelt weiter durch Deutschland.

65 c) Pro 1530 bzw. ProFans Heimspiel gegen Chemnitz zu einem Alkoholverbot kam. Pro1530 gründete sich vor 4 Jahren medienwirksam mit Dieses wurde in der Sicherheitsbesprechung vor dem Spiel Protesten gegen die Anstoßzeiten, gegen die späte und fan- bekannt gegeben und traf auf ungläubiges Staunen. Weiterhin feindliche Terminierung der Spiele etc.. Zu Beginn sprangen kam es in der abgelaufenen Saison vor, dass die Polizei Spiele alle Medien auf diese neue Faninitiative, die sich im Internet verlegen lassen wollte, wenn ihr irgendetwas an und eher im Umfeld der Ultras der verschiedenen Vereine Vereinsentscheidungen nicht passte. Durch die gründete, an und berichteten über deren Forderungen und Ausschankverbote verlor der Verein hohe einkalkulierte „Erfolge". Anfang der letzten Saison focussierten sich die Einnahmen und sollte durch dieses Vorgehen leicht ersichtlich Proteste eher auf andere Fan-Themen wie Kriminalisierung finanziell geschädigt und bestraft werden. von Fans, Kommerzialisierung des Fussballs und die Ausgrenzung der Fans in Richtung der WM 2006 in Insgesamt hat sich das Verhältnis zur Hamburger Polizei deut- Deutschland. Im Herbst 2002 wurde eine bundesweite lich verschlechtert, da die Beamten in den vergangenen Flugblatt- und Informationsaktion zum Thema „Datei Monaten versuchten, die Gruppierung USP so zu treffen, dass Gewalttäter Sport", deren Führung und Umfang durchgeführt. es zu Auflösungserscheinungen kommen konnte. Da sich die Diese Themenschwerpunkte waren auch in der letzten Saison Gruppierung politisch offensiv zu ihrer linken Einstellung aktuell und es gab bundesweite Aktionen an bestimmten bekennt, geschlossen auf Demonstrationen geht und oftmals Spieltagen gegen Repression und Willkür. mit Symbolen der Linken spielt, scheint diese mittlerweile sei- Die AktivistInnen von ProFans aus dem St.Pauli-Fan-Umfeld tens der Polizei so ernst genommen zu werden, dass sich treffen sich regelmäßig bei uns. An diesen Treffen nimmt auch sogar der Staatsschutz einschaltete. Die Gruppe wird zuneh- regelmäßig ein(e) Fanladen-MitarbeiterIn teil, um bei recht- mend kriminalisiert und da sich gerade diese Fans in der offe- lichen Fragen oder Fragen zur Durchführung von Aktionen nen Einrichtung Fanladen bewegen, wird dieser als Urquell der behilflich zu sein. politischen Ausrichtung angesehen. Dem Fanladen Team schien lange Zeit über nicht ernsthaft bewusst gewesen zu d) Polizei sein, wie der Fanladen seitens der Polizei wirklich betrachtet wird. So erschien z.B. auf der unter 8.8. beschriebenen Als eine weitere relevante Institution, die sich im Umfeld des Fanladensoliparty des Fan-Clubs `Kapeiken` zu späterer Arbeitsfeldes des Fanladens aufhält, muss die Polizei gelten. Stunde die Polizei, die wegen Ruhestörung gerufen wurde. Hierbei kann im eigentlichen Sinn jedoch nicht von einer Einer der uniformierten Beamten war jedoch mitnichten ein Kooperation gesprochen werden, da eine solche dem normaler Polizist, sondern gehört bezeichnenderweise dem Selbstverständnis des Fanladens und einer unabhängigen Staatsschutz an. Jugendarbeit widerspricht. Eine Zusammenarbeit über ein bestimmtes Maß hinaus (welches sich auf die Bekanntgabe Die Teilnahme an den Sicherheitsbesprechungen stellt nach der Zahl der TeilnehmerInnen an einer Auswärtsfahrt wie vor ein deutliches Zeichen für die Akzeptanz der Fanarbeit beschränkt, also ohnehin nicht geheime Daten), kommt für die dar, wird aber von staatlicher Seite noch immer als unterstüt- MitarbeiterInnen des Fanladens nicht in Betracht. Die zendes Moment missverstanden. Aus den sich hieraus resul- Teilnahme an den Sicherheitsbesprechungen im Vorfeld der tierenden Forderungen seitens der Polizei, wird sich der jeweiligen Heimspiele des Stadtteilvereins unterliegt nach wie Fanladen auch in der Zukunft distanzieren. vor folgenden Grundsatzaussagen: Von polizeilicher Seite wird nicht nur im Rahmen derartiger Besprechungen immer häufi- ger eine engere Kooperation mit den Fanprojekten gewünscht, e) Ordnungsdienst diese jedoch stets von den MitarbeiterInnen abgelehnt. Eine Die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsdienst beim FC derartige Kooperation ist aufgrund des Selbstverständnisses St.Pauli findet vornehmlich im Rahmen der und der jeweiligen Aufgabenstellung und Bewältigung der Sicherheitsbesprechungen und während der Spieltage statt. unterschiedlichen Institutionen nicht möglich. Die auf einer intensiven Vertrauensbasis basierende Jugendhilfearbeit des Fanladens lässt sich insbesondere bei der überaus sensiblen f) Stadtteil St. Pauli Fanszene des FC St. Pauli mit den Aufgaben der Polizei, eben Als sozialarbeiterisches Fanprojekt eines Stadtteilclubs ist es der Strafverfolgung und dem Rechtsschutz, nicht in Einklang selbstverständlich, dass sich der Fanladen auch im Rahmen setzen. Eine Informationsweitergabe die bestimmte des Stadtteils engagiert. Neben den üblichen Vorstellungen per Personenkreise der Fanszene (z.B. im Vorfeld so genannter Infotisch auf Stadtteil- und Straßenfesten, ist der Fanladen Problemspiele) betrifft, kann und wird nicht Aufgabe des auch in die konzeptionellen Stadtteilarbeit integriert. Fanladens und seiner MitarbeiterInnen sein. Ähnlich den Der Fanladen nimmt regelmäßig am großen Arbeitskreis St. Kontakten zu den Szenekundigen Beamten (SKBs), kann bei Pauli teil und eine Kooperation mit den verschiedenen Kinder- den Sicherheitsbesprechungen lediglich der organisatorische und Jugendeinrichtungen gehört zu der Gremien- und Aspekt eine Rolle spielen. Das Fanladen Team informiert sich Vernetzungsarbeit des Fanladens (vgl. Arbeitsschwerpunkt auf diesem Weg über den jeweiligen Planungsstand der Der Fanladen nimmt regelmäßig am großen Arbeitskreis St. Polizei. In der Vergangenheit konnte Sonderregelungen sei- Pauli teil und eine Kooperation mit den verschiedenen Kinder- tens der Polizei (z.B. Verbot des Ausschanks alkoholhaltiger und Jugendeinrichtungen gehört zu der Gremien- und Getränke) direkt durch Alternativvorschläge begegnet werden, Vernetzungsarbeit des Fanladens (vgl. Arbeitsschwerpunkt wenn das Gefühl bestand, dass die Maßnahmen der Polizei Jahresbericht 2001/2002). der zu erwartenden Situation nicht angepasst sei. Wie bereits In Zusammenarbeit mit den Kinder- und Jugendeinrichtungen in der 2. Liga, in der die Polizei immer wieder ihre Druckmittel wurde auch in diesem Jahr wieder das offenen Streetsoccer- einsetzte, obwohl nur wenige, friedliche Gästefans erwartet Turnier St. Pauli angeboten. Der Fanladen war an der gesam- wurden (damals ging es um die Verhinderung der Bambule ten Planung beteiligt, konnte aber aufgrund eines Demonstrationen und um die Positionierung hierzu seitens des Auswärtsspiel in Braunschweig nur indirekt am Turnier teilneh- FC St. Pauli), kam es auch im ersten Jahr der Regionalliga zu men. Problemen zwischen Polizei und Verein bzw. Fanladen. Als ein Das Projekt KIEZKICK (vgl. 7.) und die Teilnahme an den Beispiel können die unter Punkt 8.3. erörterten Vorgänge her- Schanzenspielen (vgl.7.) werden an anderer stelle näher dar- angezogen werden. Nachdem, wie dort beschrieben, das gestellt. Präsidium die zuvor erteilten Stadionverbote aufgrund des gro- ßen Drucks aus der Fanszene zurücknahm, sorgte die Polizei, 66 scheinbar sichtlich beleidigt und trotzig dafür, dass es zum g) Fanbeauftragten 12. Zielerreichung Im Fanladen ist mit Heiko Schlesselmann auch der Fanbeauftragte des FC St.Pauli ansässig. Der Verein FC Wie bereits in den letzten Jahresberichten, soll zum Abschluß St.Pauli hat mit dem Verein Jugend und Sport e.V. eine des Fanladenberichts anhand eines ausgewählten Vereinbarung geschlossen indem die Tätigkeit des Praxisbeispiels dargestellt werden, inwieweit Ziele, bzw. Fanbeauftragten und der Verwaltung und Organisation der Teilziele der sozialpädagogischen Arbeit innerhalb der Saison Fanclubs beim Fanladen liegt. 2003/2004 umgesetzt und erreicht werden konnten. Dadurch sind wir auch zu Tagungen der Fanbeauftragten regional (im Nordverbund) und überregional (Gesamt-Tagung Laut einer Vereinbarung mit dem Amt für Jugend in Hamburg der ersten drei Ligen) eingeladen und Heiko Schlesselmann ist ist die Fanprojektarbeit an folgenden Zielen zu orientieren: zusätzlich Sprecher der Regionalliga Nord. - Zur Minderung illegitimer Gewalt in jeglicher Form mit jugend- 11. Öffentlichkeitsarbeit pädagogischen Mitteln beitragen und zugleich so wirken, dass die Anwendung illegitimer Gewalt verringert werden kann. Die Öffentlichkeitsarbeit stellt auch in der Regionalliga Nord einen wichtigen Aspekt in der Arbeit des Fanladens dar. Ein - insbesondere subkulturell organisierte und/oder national- Großteil wird hierbei über die Zusammenarbeit mit den autoritär orientierte Jugendliche und junge Menschen in das Hamburger Medien bestimmt (z.B. Kurzmeldungen über die sportliche und gesellschaftliche Leben integrieren, als auch auf Angebote des Fanladens). Es kam auch in den vergangenen eine Integration von `normalen` und `auffälligen` Jugendlichen 12 Monaten immer wieder zu Interviewwünschen über die hinwirken und damit Ausgrenzungen vermeiden. Fanszene. Hier versucht der Fanladen die Journalisten weit- estgehend direkt an einzelne Fans weiterzuvermitteln, welches - Zum Abbau extremistischer Orientierungen (Vorurteile, einige Male gelang. Oftmals fiel diese Arbeit schließlich aber Ausländerfeindlichkeit, Feindbilder) beitragen, indem sie zum doch auf den Fanladen zurück. Über die Berichterstattung in Gegenstand der Arbeit gemacht werden. den Hamburger Printmedien hinaus, kam es in der Regionalliga zu mehreren Fernsehinterviews (z.B. NDR3 vor - Die Fähigkeiten der Jugendlichen zur Bewältigung ihrer dem Heimspiel gegen die Amateure des HSV und beim altersgemäßen Entwicklungsaufgaben fördern, Lernprozesse Auswärtsspiel in Bremen mit Radio Bremen) und der der Fans und ihrer Gruppierungen vielseitig anregend heraus- Eigenproduktion einer einstündigen Radiosendung zum fordern und die Jugendlichen in belastenden Lebenslagen und Thema `Repression von Fußballfans` in Kooperation mit dem krisenhaften Situationen unterstützen. Radiosender FSK (Freies Senderkombinat, siehe Punkt 8.17.). Die bereits in den letzten Jahresberichten formulierten Fragen, - Zur Schaffung eines Klimas, in dem gesellschaftliche dürfen auch in dem Diesjährigen nicht fehlen: Institutionen zu mehr Engagement für Jugendliche bewegt Kann der Fanladen die Fanszene des Stadtteilvereins umfas- werden können, beitragen. send repräsentieren? Diese Frage muss nach wie vor mit Nein beantwortet werden, da sich die MitarbeiterInnen nicht in der 12.1 Jugendbegegnung mit deutschen und französi- Lage sehen, die differenzierten Meinungen sämtlicher Fans zu schen Jugendlichen in Marseille im Rahmen des repräsentieren. Der Fanladen kann zwar zentrale Positionen, europäischen Jahres der Erziehung durch Sport Meinungen, Wünsche und Gedankengänge aus der Fanszene 2004. mitteilen, legt hierbei aber stets Wert darauf, festzuhalten, dass die MitarbeiterInnen nie für alle St. Pauli Fans sprechen kön- Die Durchführung dieses Projektes war an weitere Teilziele nen. geknüpft, wie z. B. Darf der Fanladen aus seinem Selbstverständnis und seiner offiziellen Rolle heraus die Fanszene kompetent und umfas- - das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Hamburger Gruppe send repräsentieren? und damit verbunden eine Stärkung der Verhaltenssicherheit Hier erfolgt, wie in der Vergangenheit ein eindeutiges Ja. Bei des Einzelnen zu ermöglichen. Fragen, in denen sich die MitarbeiterInnen nicht kompetent - Begegnungen mit einer anderen Kultur fühlen oder welche eine bestimmte Fangruppierung betreffen, - Auseinandersetzungen über die Probleme internationalen leiten wir diese an die jeweiligen Gruppen (z.B. den Fan-Club Zusammenlebens Sprecherrat) weiter. Eine weitere Art der Öffentlichkeitsarbeit, - Interkulturelles Lernen und gegenseitige Verständigung. ist in längeren Darstellungen der eigenen Arbeit zu sehen. Unter anderen wurde durch die folgenden pädagogischen Hierdurch wird versucht, in sämtlichen gesellschaftlichen Methoden versucht die Ziele zu erreichen bzw. das Programm Bereichen eine größere Akzeptanz für die Fanarbeit, bzw. für durchzuführen: die Fußballfans zu erreichen. Gespräche, Diskussionen, gemeinsame sportliche Aktivitäten, Modellernen, Besichtigungen, Teamsitzungen, geschlechter- übergreifende Maßnahmen (gemischte Teams, nur die Mädchen haben ein Freundschaftsspiel), interessengeleitete Angebote. Diese Methoden wurden ergänzt durch verschiedene Arbeitsprinzipien, wie z. B. - Prinzip der kleinen Schritte - Lebensweltorientierung - Ressourcen und Kompetenzorientierung - Hilfe zur Selbsthilfe - Partizipation - Vorbehaltslosigkeit

Entstehung der Reise Die Idee eine Reise für jugendliche Fußballfans des FC St. Pauli (U-16) in die südfranzösische Hafenstadt Marseille anzu- bieten, stand schon seit einiger Zeit im Raum und wurde 67 besonders im Hinblick auf die nahende WM 2006 in Deutschland immer konkreter, denn mittels solcher Mittwoch 10.03.2004 Begegnungen können Vorurteile und Ressentiments gezielt Besichtigung `Notre Dame de la Garde` abgebaut werden und somit gewaltpräventiv wirken. Gemeinsamer Ausflug mit den Franzosen an die Stadtgrenze Schon im September 2003 wurden in Marseille die ersten von Marseille, mehrere kleine Freundschaftsspiele (Marseille Kontakte geknüpft, um einen geeigneten Partner bzw. das für vs. Hamburg) in gemischten Teams. die Zielsetzung einer Jugendreise unter sport-, kultur- und aus- Finale: „Alle gegen Alle“, welches unentschieden endete. tauschspezifischen Aspekten beste Programm zu entwickeln. Gemeinsamer Besuch eines internen Hallenturniers von Bei dieser Reise in die Partnerstadt von Hamburg, stand der Olympique de Marseille im Palais du Sport Austausch zwischen französischen und deutschen Jugendlichen (trotz Schulzeit in Frankreich) im Vorderung. Donnerstag 11.03.2004 Das Programm sollte an den Interessen der Jugendlichen Besuch eines großen Marktes (Marche du Prado) ansetzen und eine gelungene Mischung der o. g. Aspekte Stadionbesichtigung sowie der Entdeckung der Stadt mit ihrer Alltagskultur enthal- U- 16 Fußballspiel am Strand ten. Der Schwerpunkt wurde aus unserer Zielgruppe heraus Freundschaftsspiel der Mädchen gegen `Celtic de Marseille´ auf Fußball gelegt. einem reinen Mädchenfußballverein mit anschließenden Die vorhandenen Kontakte wurden im Januar 2004 vor Ort ver- gemeinsamen Essen, Ansprache des Präsidenten und tieft, die Unterkunft reserviert sowie das Programm gemeinsam Austausch über Mädchenfußball in Frankreich. mit unseren Partnern gestaltet. Besonderheit: Da wir keine Torwärtin hatten, wurde uns diese Durch die regelmäßigen U- 16 Rundbriefe wurde frühzeitig von `Celtic de Marseille` ausgeliehen (Wir verloren dennoch über diese Reise informiert und schon bald waren 8 Jungs und 6:1!). 6 Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren angemeldet. Einige der TeilnehmerInnen kannten sich schon flüchtig durch die ande- Freitag 12.03.2004 ren U- 16 Angebote des Fanladens St. Pauli. Freizeit. Besuch im Fanclub „Ultras Marseille“, Austausch über Das Leitungsteam setzte sich aus zwei Mitarbeiterinnen des die verschiedenen Fußballkulturen Fanladens, dem Sprachanimateur und zwei HelferInnen Gemeinsames Abendessen mit den Marseiller Jugendlichen in zusammen. einem traditionellen tunesischen Couscous Restaurant.

Vorbereitung Samstag 13.03.2004 Besichtigung des Palais Longchamp Für die TeilnehmerInnen gab es zwei Vorbereitungstreffen, Besuch des multikulturellen Marseiller Karnevals mit dem welche in gemütlicher französischer Atmosphäre im Fanladen Motto „König von Allem und Nix“ St. Pauli stattfanden. Fußballspiel am Strand und Spieleabend Diese Treffen dienten nicht nur dem gegenseitigen Kennenlernen, der Vorstellung und Diskussion des Sonntag 14.03.2004 Reiseprogramms sondern auch der Einführung in den Freizeit. Marseiller Alltag, der Fußballszene von Olympique de Gemeinsamer Stadionbesuch des 1. Ligaspiels Olympique de Marseille sowie der französischen Sprache. Da nur sechs Marseille vs. Racing Straßbourg, welches 4 : 0 gewonnen TeilnehmerInnen Kenntnisse der französischen Sprache auf- wurde. Diskussionen über Gewalt beim Fußball weisen konnten, gab es schon im Vorfeld kleine Spracheinheiten, um zumindest die wichtigsten Elemente der Montag 15.03.2004 Sprache (Begrüßung, Vorstellung, einfache Kommunikation Abreisevorbereitungen und natürlich Fußballvokabeln) den Jugendlichen näher Ausflug mit dem Boot auf die Insel Frioul zubringen. „Abschiedsparty“ der deutschen und französischen Der Elternabend, bei den die Jugendlichen selbstverständlich Jugendlichen mit Kickerturnier ebenfalls anwesend waren, wurde gut besucht und es kamen viele interessierte Fragen auf. Dienstag 16.03.2004 Des weiteren wurden zwei Planungstreffen seitens der Abreise um 6.00 Uhr (trotz der frühen Uhrzeit kamen einige TeamerInnen durchgeführt. Jugendliche erneut zum Centre Tivoli, um sich noch einmal von In dieser Vorbereitungsphase berieten sich die uns zu verabschieden!) Betreuungskräfte über Ziele, Schwerpunkte, Methoden, die Ankunft in Hamburg um 16.00 Uhr konkrete Umsetzung des Programms sowie über die Aufgabenverteilung und die Gruppenzusammensetzung. Es gab jeden Vormittag gab es nach dem Frühstück einen Ebenfalls wurden die Regeln des Zusammenlebens diskutiert. Sprachkurs (30-40 Minuten). Wie bei allen U- 16 Aktivitäten des Fanladens St. Pauli, gab es Schon im Vorwege wurden für jeden einzelnen Tag der Reise auch bei dieser Reise die Regel ohne Alkohol und Nikotin. Arbeitsblätter vorbereitet, welche nicht nur die wichtigsten Vokabeln für eine einfache Kommunikation enthielten sondern Umsetzung auch jeweils etwas über die Stadt und das Marseiller Tatsächliches Programm in Marseille in Stichworten Alltagsleben. Um an den Interessen der Jugendlichen anzu- setzen durften natürlich die Fußballvokabeln nicht fehlen. Montag 08.03.2004 Trotz der Ferien machte es fast allen sichtlich Spaß an dieser Abreise in Hamburg um 23.00 Uhr kleinen Spracheinheit teilzunehmen. Weiterhin fand nach dem Abendessen täglich eine Dienstag 09.03.2004 Gruppenbesprechung statt. Ankunft in Marseille, Centre Tivoli um 10.00 Uhr Bei dieser hatte die gesamte Gruppe die Möglichkeit den abge- Beziehung der Unterkunft laufene Tag zureflektieren.. Ebenfalls wurde das Programm Kennenlernen der näheren Umgebung, erste Begegnung mit des nächsten Tages vorgestellt. Die Jugendlichen bekamen die einer anderen Kultur Jugendlichen die Möglichkeit Kritik, Wünsche etc. zu äußern Kleine Stadtbesichtigung (La Caniebiere, Alter Hafen, und gegebenenfalls Konflikte anzusprechen. Innenstadt, Le panier etc.) Diese Treffen waren zudem für die BetreuerInnen eine gute „Empfangsparty“ der Marseiller Jugendlichen im Centre Tivoli, Gelegenheit durch gezielte Fragen die Jugendlichen zum erste gegenseitige Kontaktaufnahme Diskutieren und Nachdenken anzuregen. 68 Das Leitungsteam kam ebenfalls jeden Abend zusammen, um ausführlich den Tag auszuwerten und sich über den Franzosen in Beobachtungen, Eindrücke, Probleme etc. auszutauschen. Mit ein traditionelles den französischen Kollegen aus dem Tivoli wurde sich infor- Couscous mell fast täglich ausgetauscht. Restaurant. Die U- 16 lernte nicht nur Wichtig war uns vor allem, dass ein intensiver Austausch zwi- ein neues Gericht schen den deutschen und den französischen Jugendlichen kennen sondern stattfand, um das Ziel des Abbaus extremistischer machten Orientierungen (Vorurteile, Feindbilder, Ausländerfeindlichkeit) Erfahrungen mit der zu bearbeiten sowie ein interkulturelles Lernen zu fördern. Herkunftskultur der Diese Begegnungen waren ein großer Erfolg. Sehr positiv zu meisten Marseiller bewerten ist in diesem Zusammenhang die räumliche Nähe zu Jugendlichen, denn den Marseiller Jugendlichen. Unsere Unterkunft war in einem die meisten waren sozialen Centrum mit sieben Etagen. Wir bewohnten die letz- arabischer ten beiden Etagen und die Partnereinrichtung mit der offenen Abstammung. Jugendarbeit war im dritten Stockwerk ansässig. So konnten Da die U- 16 ein wir außerhalb der geplanten Aktivitäten täglich in den loser Abendstunden zu den Franzosen Kontakt aufnehmen und es Zusammenschluß kam ebenfalls zu spontanen Begegnungen im Viertel. Schon von Jugendlichen allein das unterschiedliche Alltagsbild der Hafenstadt Marseille ist und nicht wenige brachte eine Auseinandersetzung mit einer anderen Kultur für als sogenannte die Hamburger Jugendlichen mit sich. Es kam zu Diskussionen benachteiligte über sozialpolitische Themen, wie z. B Situation der ausländi- Jugendliche beschrieben werden können, hat die gesamte schen Mitbürger, Armut, Arbeitslosigkeit usw. Reise mit den gesammelten Erfahrungen das Besonders durch die Freundschaftsspiele wurde ein gegensei- Gemeinschaftsgefühl der Gruppe und die Verhaltenssicherheit tiges Kennenlernen erleichtert. Trotz der vorhandenen einzelner gestärkt und das Ziel, welches auf eine Integration Sprachbarrieren wurden schnell Kontakte geknüpft, die das von ´normalen` und `auffälligen` Jugendlichen sowie eine oder andere mal in einem Adressenaustausch mündete. Ausgrenzungen vermeiden soll, wurde bearbeitet. Die Jugendlichen halfen sich gegenseitig mit viel Mimik, Sprachmix oder auf non verbaler Ebene zu verständigen. Die Fazit und Kritik HamburgerInnen, die die Sprache etwas besser beherrschten, standen des öfteren als VermittlerInnen oder HelferInnen den Rückblickend können wir diese Fahrt als großen Erfolg anderen Gruppenmitgliedern zur Seite. betrachten. Die angesetzten Ziele, soweit wir es schon zum Die sportlichen Begegnungen waren ein erfolgreiches Mittel, heutigen Zeitpunkt beurteilen können, wurden erreicht. Wir hof- um die Hemmschwellen und die sprachlichen Barrieren abzu- fen, dass diese wichtigen Erfahrungen auf internationaler bauen. Weiterhin wurden spielerisch neue soziale Erfahrungen Ebene zu einen weiteren Abbau von Ressentiments und im Ausland und mit der neuen Kultur gesammelt. Vorurteilen bei den Jugendlichen geführt hat. Das Fußballspielen trug ebenfalls dazu bei, das Verhältnis Die 14 Mädchen und Jungs können durch ihre gesammelten innerhalb der Gruppe aber auch zwischen den Nationalitäten Erfahrungen innerhalb der U-16 und auch der Fanszene im all- zu stärken und zu verbessern. gemeinen als Multiplikator agieren. Es gab zwar, wie auf jeder Diese interessengeleiteten Angebote können als die intensiv- Jugendreise, kleine Probleme innerhalb der Gruppe, diese sten Momente dieser Begegnung angesehen werden. waren aber nicht prägend sondern wurden gemeinsam kon- Besonders in Erinnerung bleibt ebenfalls der mit großer struktiv gelöst. Vorfreude erwartete Besuch des Ligaspiels von Olympique de Bei der Frage, welche Konsequenzen aus den im Programm Marseille. Da wir schon sehr frühzeitig im Stadion waren, war gemachten Erfahrungen gezogen werden können, bleibt fest- die Gelegenheit gegeben sich erneut mit den Marseillern zu zuhalten, dass der Altersunterschied innerhalb der Gruppe zu unterhalten und es kam zu Gesprächen über Gewalt im groß war. Unser jüngster Teilnehmer (11 Jahre) wollte selbst- Fußball, Repressionen, Fanverhalten im allgemeinen und verständlich alles wie die Größeren mitmachen und war am 2. Probleme mit Ausländerfeindlichkeit in den Stadien. Tag völlig erschöpft, so dass wir eine andere Zimmeraufteilung Ein weiterer Programmschwerpunkt, sich mit der anderen und Programmteilnahme gewährleisten mußten. Kultur auseinander zusetzen war der gemeinsame Besuch mit Generell sind in diesem Zusammenhang 8 Personen in einem Zimmer zu viel und für eine weitere Reise sollte dieses anders gestaltet werden. Mit der Zusammensetzung der Gruppe (6 Mädchen und 8 Jungen) haben wir gute Erfahrungen gemacht. Auf dieser Reise wurden die verschiedenen sozialen Schichten der einzelnen TeilnehmerInnen besonders deutlich. Es war sehr positiv zu beobachten, dass die Gruppe sich dadurch nicht in mehrere Gruppierungen teilte, sondern sehr gut auf- einander eingingen und somit das Gemeinschaftsgefühl inner- halb der Gruppe gefestigt wurde. Um die ersten Kontakte und Erfahrungen mit den französi- schen Jugendlichen noch zu vertiefen, wären ein paar Tage dieser Reise länger wünschenswert gewesen.

Vom Centre Tivoli ist es angedacht nach Deutschland zu kom- men und wir würden uns freuen, wenn es tatsächlich zu einen Gegenbesuch in Hamburg kommen kann. Nach dem Erfolg dieser Begegnung halten wir uns ebenfalls die Möglichkeit offen, eine solche Reise oder ähnliches zu wiederholen. 69 70 Saisonbericht des HSV Fanprojektes 2003/2004

71 -

Inhaltsverzeichnis

1. Die HSV-Fanszene Seite 73 1.1 Die Fangruppierungen und Entwicklungen in der Saison 2003/ 2004 Seite 73 1.2 Die Fanorganisation des Hamburger SV: der “HSV-Supporters-Club” Seite 81

2. Spielbegleitungen Seite 85 2.1 Heimspiele des Hamburger SV Seite 85 2.2 Auswärtsspiele des Hamburger SV Seite 86 Anhang: Protokoll der Auswärtsfahrt nach Dnjepropetrowsk Seite 87 2.3 „HSV-Young-Supporter-Touren“ – die U-20-Auswärtsfahrten Seite 89 des HSV-Fanprojektes

3. Das Fanhaus in der Stresemannstraße Seite 91 3.1 Die Veranstaltungen im Fanhaus Seite 92 3.2 Das Fanhaus als Treffpunkt – Nutzung durch Fans und Fangruppen Seite 95

4. Veranstaltungen des Fanprojektes Seite 99 4.1 Der Terminkalender 2003/ 2004 Seite 99 4.2 Die Fußballturniere Seite 102 4.3 Angebote für weibliche Fans Seite 106 4.4 Sonstige Veranstaltungen Seite 106

5. Die Institutionenarbeit und Kooperationen mit anderen Einrichtungen Seite 109 5.1 Hamburger SV und Deutscher Fußball-Bund Seite 109 5.2 Ordnungsdienste und Polizei Seite 111 5.3 Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) und Koordinationsstelle der Seite 114 Fanprojekte (KOS) 5.4 Öffentlichkeitsarbeit Seite 115 5.5 Hamburger Fachkreis Gewaltprävention Seite 116

6. Ziele der Fanprojektarbeit Seite 120 Zielvorgaben der FP-Arbeit und der exemplarische Schwerpunkt 2003/2004

7. Beiträge von Fans, Fanbeauftragten und Abteilungsleitung des Seite 130 „HSV-Supporters-Club“ zur Arbeit des Fanprojektes

72 1. Die HSV-Fanszene Fans anfangs Aggressionen und Proteste, später Resignation und Spott. Besonders übel nahmen die zum Auswärtsspiel nach Bremen (ca. 5000) mitgereisten 1. 1 Die Fangruppierungen und Entwicklungen in der Fans das Auftreten des Teams bei der 0:6-Blamage Saison 2003/ 2004 gegen den ewigen Rivalen Werder, zumal dieses Spiel mit vorentscheidend für den Titelgewinn der Bremer war. Vorbemerkungen Obwohl nun ausgerechnet zu diesem Spiel auch noch fast die gesamte Hamburger Hooliganszene angereist Der Saisonstart 2003/2004 schien sich für den war, kam es trotz dieses „explosiven Gemisches“ in Hamburger SV als ein „Auftakt nach Maß“ zu entwickel. Bremen glücklicherweise zu keinen größeren Man hatte sich für den „UEFA-Cup“ qualifiziert, gewann Auseinandersetzungen, auch wenn einige Fans mit der zum ersten Mal den „Liga-Pokal“, ein Wettbewerb, an Polizei in Konflikt kamen bzw. diese sogar angriffen. dem die besten Teams der vorangegangenen Saison Immer wieder war die Mannschaft in der Kritik, sowie der DFB-Pokalsieger teilnehmen und startete mit besonders Mannschaftskapitän Nico Jan Hoogma wurde einem besonderen Jubiläum in die neue Spielzeit. Der des öfteren stellvertretend (verbal) von Fans nach HSV spielt nun mittlerweile 40 Jahre - und damit als ein- Spielen angefeindet. Die Mehrheit der HSV-Fans äußer- ziger deutscher Verein ununterbrochen – in der Fußball- ten allerdings ihren Protest und ihre Unzufriedenheit Bundesliga. Der Verein war und ist damit der alleinige organisiert und friedlich durch einen gelungenen „Bundesliga-Dino“ bzw. das „Urgestein“, ein Umstand, Blockboykott im Stehplatzbereich der Nordtribüne (Block der für die z.T. sehr traditionsbewussten HSV-Fans hohe 25) beim darauffolgenden Heimspiel gegen den VfB identitätsstiftende Bedeutung innehat („Wir sind das Stuttgart. Urgestein“!). Die Fans freuten sich auf weitere Erfolge, im gesamten Umfeld des HSV machte sich großer Optimismus breit, der Dauerkartenverkauf zog weiter an und in den Medien wurde schon von guten Chancen auf die Meisterschaft gesprochen. Um so härter traf es die vielen Anhänger, dass man sich gleich zu Saisonbeginn von allen Hoffnungen auf größere sportliche Erfolge ver- abschieden musste. Auftaktpleiten bei den Heimspielen gegen Hannover 96 und Bayern München, nur einen Punkt aus den ersten 5 Bundesligaspielen und besonders der desaströse Auftritt in der ersten Runde des „Uefa-Pokals“ bei Dnjepropetrovsk in der Ukraine und dem damit verbundenen Ausscheiden brachten die Anhänger gegen das Team und z.T. gegen die Verantwortlichen des HSV auf. Dieser Konflikt zwischen Fans und (besonders) den Spielern sollte die ganze Saison anhalten. Während sich die Fanproteste gegen die Mannschaft, Mitte Oktober 2003 dann der scheinbare sportliche und die/den Trainer und z.T. auch gegen die öffentliche Offenbarungseid: Der HSV hatte in Verantwortlichen im Vorstand wie ein roter Faden durch Kaiserslautern mit 0:4 verloren, die Fans machten laut- die gesamte Saison zog, wurde immer wieder ein Mann stark ihrem Unmut Luft und blockierten aus Protest den gefeiert, der bereits seit 26 Jahren als Betreuer und Mannschaftsbus, dennoch stellte sich der HSV-Vorstand Masseur beim HSV arbeitet: Hermann Rieger. Der vor den Fernsehkameras demonstrativ hinter Trainer Masseur (!) hat bei den HSV-Fans längst „Kultstatus“ Kurt Jara. Am nächsten Tag (!) wurde dann die Trennung inne und gilt als die „gute Seele“ des Vereins. Wenn es von Jara und die Verpflichtung von Klaus Toppmöller auf dem Rasen nicht lief, so schallte auch in der abge- bekannt gegeben, ein Vorgang, der selbst bei „Kennern laufenen Saison meistens „Alle raus – außer Hermann des Bundesliga-Geschäftes“ nur Kopfschütteln hervor- Rieger“ durch das Stadion. Die Identifikation der HSV- rief. In der öffentlichen Wahrnehmung und von Seiten Fans mit ihm ist vermutlich deshalb so hoch, weil Rieger der HSV-Fans und der Mitglieder wurde das dilettanti- Eigenschaften zugeschrieben werden, die für Fans sche Agieren um die Trainerentlassung bzw. besonders wichtig sind und die bei anderen Vertretern Neuverpflichtung besonders Bernd Hoffmann des HSV nicht zu finden sind. Er ist „(vereins-)treu“, d.h. (Vorstandschef) und Dietmar Beiersdorfer (Sportchef im im Gegensatz zu vielen Spielern, denen häufig Vorstand) angekreidet. Zu dem Imageschaden kam die „Söldnermentalität“ und damit verbundenes Sorge vieler HSV-er, dass die ohnehin finanziell schwie- Desinteresse am Verein unterstellt wird, hat sich Rieger rige Lage des HSV (s.a. Jahresbericht 02/03). sich durch dem HSV verschrieben und ist ein „echter“ HSV-er Abfindungen, dem möglichen (Aus-)Tausch von Spielern geworden. Einer der größten HSV-Fanclubs nennt sich usw. weiter verschlechtern würde. folgerichtig „Hermann´s treue Riege“.

Der Hamburger SV stabilisierte sich zwar im sportlichen Rieger gilt außerdem als jemand, der für den Verein Bereich im Laufe der Saison, erreichte mit dem 8.Platz in „alles gibt“, der andere (auch private) Dinge dem Wohl der Meisterschaft wenigstens noch den „UI-Cup“, aber des Vereins unterordnet und der „stolz“ ist, HSV-er zu besonders das mutlose und wenig engagierte Auftreten sein. Eigenschaften, in denen die Fans sich in der der Mannschaft bei Auswärtsspielen, schürte bei den Person von Rieger wiedererkennen bzw. diese auf ihn 73 projizieren. Zudem ist „Hermann“ immer offen auf Fans Vorsaison gesunken, ein Umstand, der sicherlich direkt zugegangen, nahm sich für jeden Zeit und schien nie mit den sportlichen Misserfolgen besonders bei seinen Optimismus und seinen Humor zu verlieren. Auswärtsspielen korrespondiert. Allerdings war die abgelaufene Saison für Hermann Rieger die letzte Saison beim HSV, er wird vermutlich In der letzten Saison äußerten wir die Sorge, dass auf- (u.a. krankheitsbedingt) in seine bayrische(!) Heimat grund des Verkaufes nahezu aller Stehplatzkarten an zurück kehren. Dass der letzte Auftritt von Rieger beim Dauerkarteninhaber es besonders für die jüngeren bzw. Saisonfinale gegen Eintracht Frankfurt in der AOL-Arena nicht sehr zahlungskräftigen Fans weiterhin fast unmög- zum Triumphzug wurde, war vorherzusehen. Das der lich ist, zu einzelnen Spielen günstige Karten zu erwer- Masseur des Hamburger SV aber (Ende August 04) in ben oder z.B. Freunde mitzubringen. Mittlerweile gibt es der AOL-Arena ein eigenes Abschiedsspiel bekommt, Überlegungen beim HSV, den gesamten unteren unterstreicht den besonderen Stellenwert von Hermann Bereich („A-Rang“) der Südtribüne - neben dem ohnehin Rieger für den HSV und besonders für die HSV-Fans. vorhandenen Gäste-Stehblock - in Stehplätze bzw. in Der HSV wäre sicherlich gut beraten, in Zukunft bei der einen je nach Bedarf in Steh- und Sitzplätze umrüstba- Verpflichtung von Spielern (und sonstigem Personal) die ren Bereich umzuwandeln. Das würde sowohl das geschilderten positiven Aspekte von Fassungsvermögen des Stadions auf ca. 60000 Identifikationsfiguren wie Rieger stärker zu berücksichti- Zuschauer erhöhen als auch dem HSV die Möglichkeit gen. Denn sollte der HSV den Weggang des geben, (günstige) Stehplatzkarten für einzelne Spiele „Kultmasseurs“ nicht kompensieren können, werden anzubieten. Dieser Umbau soll zu Beginn der Saison unzufriedene HSV-Fans auch weiterhin „Alle raus! - 2005/2006 erfolgen. Zudem wird es in der Saison 04/05 außer Hermann Rieger!“ skandieren. Allerdings bleibt einen weiteren „Vip-Bereich“ bzw. Logen auf der dann die Frage, wer beim HSV eigentlich noch übrig- Westtribüne für die zahlungskräftigere Kundschaft bleibt. geben, da die Nachfrage durch den entsprechenden Bereich auf der Osttribüne nicht mehr allein abgedeckt werden kann.

Das Angebot der dem Stadion direkt gegenüber liegen- den „ColorLine Arena“ (Mehrzweckhalle mit ca. 14000 Plätzen) hat auch in der abgelaufenen Saison keine direkte Konkurrenz für den HSV bzw. die „AOL-Arena“ bedeutet. Zwar besuchen nach wie vor viele HSV-Fans regelmäßig Spiele des Eishockey-Teams „Hamburg Freezers“ (Zuschauerschnitt ca. 12000) und Spiele des Handballbundesligisten Hamburger SV (ca. 6500 Zuschauer pro Spiel), doch werden diese Angebote eher als zusätzliche Attraktion empfunden. Wie in jedem Jahr spielte außerdem „Lotto King Karl“ mit seiner Band in der „ColorLine-Arena“. Der Musiker – bekennender HSV- Die „AOL-Arena“ ist in der abgelaufenen Saison erneut Fan – ist so etwas wie der HSV-(Deutsch-)Rockstar für ein hochattraktiver Anziehungspunkt nicht nur für HSV- die Anhänger des Hamburger SV und ist für die Saison Fans gewesen. Trotz vieler, z.T. noch nicht fertig gestell- 04/05 als Stadionsprecher tätig. „Lotto“ besingt vielfach ter Neu- und Umbauten von Fußballstadien in Facetten des Fandaseins („Fußball & Dosenbier“, „Bier Deutschland (Schalke, Köln, Kaiserslautern, Berlin, her now“ ...), sein Song „Hamburg, meine Perle“, der Rostock, Frankfurt, Hannover, Gladbach, München) ist auch beim Einlaufen der Mannschaften ins Stadion die Hamburger Arena für stadienkundige Hamburger, gespielt wird, ist so etwas wie die Hymne der HSV-Fans. aber auch für viele auswärtige Fans, das schönste So ist es wenig erstaunlich, dass die ca. 10000 Stadion Deutschlands. Der Zuschauerschnitt wurde trotz Konzertbesucher fast ausnahmslos der HSV-Fanszene der geringeren sportlichen Erfolge in dieser Saison angehören bzw. HSV-Fans sind. erneut gesteigert (ca. 48000 Zuschauer pro Spiel) und auch der Absatz von Dauerkarten (ca. 25000) zog an. Zur Attraktivität des Stadions hat sicherlich auch die Die Stimmung bei den Heimspielen war im Vergleich zur Eröffnung des „HSV-Museums“ beigetragen. Im letzten letzten Saison allerdings eher schlechter, der schwache Jahresbericht hatten wir noch von den Bemühungen vie- Saisonauftakt, die schwachen Auswärtsleistungen und ler Mitglieder und Fans berichtet, ein Museum in der das auch bei Siegen wenig überzeugende Auftreten der AOL-Arena entstehen zu lassen bzw. einzurichten, jetzt Mannschaft hinterließen deutlich Spuren. Hinzu kommt, ist das Projekt umgesetzt. Zu Beginn dieses Jahres dass ein Großteil des Hamburger Publikums nicht von (7.02.04) konnte die Eröffnung gefeiert werden und unter sich aus bereit ist, für Stimmung zu sorgen bzw. sich erst dem Motto „Unsere Geschichte hat ein Zuhause“ können durch die von der Nordtribüne im Fanblock ausgehende Fans seit Beginn der Rückrunde im Museum Geschichte Stimmung und/oder durch (seltene) sportlich überzeu- und Geschichten des Hamburger SV erfahren und ent- gende Leistungen mitreißen lässt. Der Anteil weiblicher decken. Unter der Leitung des ehemaligen Fans bzw. weiblicher Zuschauer ist weiter steigend, Fanbeauftragten Dirk Mansen ist ein Projekt entstanden, unserer Einschätzung nach ist mittlerweile jeder vierte welches eher auf die Bedürfnisse und Interessen der Zuschauer in der AOL-Arena eine Frau bzw. ein weib- Mitglieder und Fans ausgerichtet zu sein scheint als auf licher Fan. Die Zahl der Fans, die den HSV bei seine wirtschaftliche Rentabilität, auch wenn Einnahmen 74 Auswärtsspielen begleitet haben, ist im Vergleich zur über das Museum generiert werden müssen. Viele HSV- Fans haben zudem diverse Exponate aus ihrer HSV- „feiern“ leider vor allem den exzessiven Konsum von (Fan-) Geschichte gestiftet und so den (bzw. ihren) per- Alkohol verstehen. Mitglieder und Fans sprachen sich sönlichen Bezug nahezu einstimmig für den Einsatz des Zuges auch in zum Museum der kommenden Saison aus. Der im HSV-Vorstand erhöht. zuständige Christian Reichert will allerdings in den Außerdem kann Verhandlungen mit dem Betreiber „SVG“ versuchen, den jeder Fan oder Komplettpreis des Sonderzuges pro Saison dadurch zu jedes Mitglied für reduzieren, in dem er nur noch zu Fahrten eingesetzt den Betrag von wird, die sich nach Einschätzung der „HSV-Supporters“ 111,- sich quasi auch finanziell „lohnen“. als Pate oder Sponsor am Museum („Museums- gründer“) bzw. an den Bau- und Unterhaltkosten beteiligen. Viele Fans (ca. 500) sowie auch unser Träger „Verein Jugend und Sport e.V.“ haben sich als „Gründer“ mitbeteiligt und sind am Eingang des Museums auf einer Tafel genannt bzw. „verewigt“.

Seit 2 Jahren fahren die HSV-Fans bzw. der „HSV- Die „Lokalrivalität“ zwischen den Fans vom Hamburger Supporters-Club“ mit einem geleasten Sonderzug zu SV und denen des FC. St. Pauli war bei fast jedem Auswärtsspiel des HSV. Der Zug ist in den Aufeinandertreffen beider Vereine auch in der letzten HSV-Farben bemalt, zur Ausstattung gehören zwei Bar- Saison (wie immer!) nicht ganz unproblematisch. So und ein Discowagen. Der Sonderzug wird nicht von spielten die St. Pauli-Profis und die HSV-Amateure in Polizei- bzw. BGS-Beamten begleitet, was zur Folge hat, der Regionalliga und im Hamburger Pokal dreimal dass die mitfahrenden Fans und die Organisatoren vom gegeneinander und schon vor Saisonbeginn (!) gerieten „HSV-Supporters-Club“ selbst in der Verantwortung ste- Fans beider Lager aneinander, als während einer Feier hen. Konflikte werden intern gelöst, Fans die sich nicht von „HSV-Supportern“ und ehrenamtlichen (HSV- an die Regeln halten, müssen den Zug ggf. verlassen )Helfern auf der „Cap San Diego“ eine Barkasse mit oder werden von weiteren Fahrten ausgeschlossen. ebenfalls feiernden St. Pauli-Fans (größere Gruppe „Redskins“) in der Nähe anlegte. Die Während der Zug im ersten Jahr nahezu kostendecken Auseinandersetzungen und vor allem der im Gefolge eingesetzt werden konnte, wurde in der abgelaufenen dessen durch- Saison ein Defizit von fast 50000 Euro erwirtschaftet, geführte Poli- welches vom „HSV-Supporters-Club“ bzw. der zeieinsatz wur- „Abteilung fördernde Mitglieder“ übernommen werden den allerdings musste. Als Gründe für das Defizit gelten die stark redu- allein (beson- zierte Nachfrage bei ungünstigen Spielterminen (z.B. ders in der Sonntags), die durch das schwache Auftreten des HSV Hamburger besonders bei Auswärtsspielen reduzierte Bereitschaft Presse) den St. der Fans mitzureisen und die z.T. kostengünstigeren Pauli-Fans Alternativen der Bundesbahn (z.B. das angelastet. „Wochenendticket“). Angesichts eines derartigen Verlustes wurde natürlich am Saisonende vom Vorstand, Der Angriff von dem „HSV-Supporters-Club“ und den Mitgliedern der einigen St. Einsatz des Sonderzuges in der kommenden Saison auf Pauli-Fans auf einer Mitgliederversammlung diskursiv in Frage gestellt. die „Cap San Doch trotz der hohen Kosten und der Unwägbarkeit der Diego“ führte Spieltermine wollen die Mitglieder auch in der kommen- am Anfang der den Saison das Projekt „HSV-Sonderzug“ fortführen. neuen Saison Der Zug ist auch für die Fans ein Prestigeobjekt („ihr Zug zu einem von in ihren Farben“), der sie selbstorganisiert und selbstbe- HSV-Fanpro- stimmt zu den Auswärtsspielen des HSV bringt, und um jekt und St. den sie von Fans anderer Vereine beneidet werden. Er Pauli-Fanladen bietet ihnen durch Party- und Barwagen - unabhängig angeregten von den Ergebnissen der HSV-Profis - die Möglichkeit, Gespräch zwi- stimmungsvoll zu „feiern“ - auch wenn Fußballfans unter schen Vertre- 75 tern beider Fangruppierungen, der Polizei und portern“(alle im Fanhaus „beheimatet“, s. Kap.3) haben Vereinsvertretern. Die St. Pauli-Fans entschuldigten sich wir versucht deutlich zu machen, dass sie sich durch bei den (auch auf der „Cap San Diego“) anwesenden derartige Aktionen - ob aktiv beteiligt oder nicht - auf viel- HSV-ern und nutzten die Gelegenheit, den polizeilichen fältige Art selbst schaden: Strafanzeigen, mögliche Einsatz im Hafen scharf zu kritisieren. Gemeinsam Stadionverbote, die Erhöhung des polizeilichen wurde dann das kurz nach der Gesprächsrunde folgen- Ermittlungsdruckes (u.a. mit Hausbesuchen), mögliche de Amateur-Derby am „Millerntor“ besprochen. Trotz der Gegenaktionen der St. Pauli-Fans und der Entzug des Bereitschaft der Polizeivertreter, sich für das Umsetzen Fanhauses für die Gruppierungen bei entsprechenden einiger Vorschläge der Fans (z.B. einen weniger einge- Anlässen sind nur einige der potentiell möglichen schränkten Abzug der HSV-Fans nach dem Spiel) ein- Folgen. zusetzen, überwog bei den Fanvertretern die Skepsis: „Die machen sowieso, was sie wollen!“. Die tatsächliche Der Zuschauerzuspruch bei Spielen der HSV-Amateure Umsetzung des Polizeieinsatzes bei dem Derby bestä- ist wie in der letzten Saison von der Spielplanansetzung tigte diese Befürchtung letztendlich, auch wenn die vor- u.a. der Profis abhängig. Es kamen zwar zu einigen handene „Randale-Bereitschaft“ bei einigen Fans und Highlight-Spielen (Dresden, Essen, Braunschweig, St. offensichtliche Koordinationsprobleme bei der Polizei für Pauli – allesamt in der „AOL-Arena“ ausgetragen) sogar zusätzliche Schwierigkeiten sorgte. So wurde z.B. eine 5000 bis 12000 Zuschauer, aber normalerweise sind bei größere Gruppe HSV-Fans durch Polizeikräfte (u.a. mit den Heimspielen auf der „Wolfgang-Meyer-Sportanlage“ Wasserwerfer) zum Abmarsch gedrängt, obwohl der ent- in Hamburg-Stellingen nur ein paar Hundert Fans. Die sprechende Weg durch andere Polizeieinheiten ver- Hamburger „Ultra-Gruppierungen“ bzw. die jüngeren sperrt war. HSV-Fans sind nur dann bei den Amateuren anzutref- fen, wenn die HSV-Profis nicht zur selben Zeit ein In der Rückserie kam es innerhalb kürzester Zeit zu zwei Bundesligaspiel auszutragen haben. Für viele Fans, die weiteren Begegnungen in der AOL-Arena. Sowohl im gerne Spiele von beiden Teams besuchen wollen, ein zunächst ausgetragenen Punktspiel als auch im Ärgernis und sie vermuten sicherlich nicht zu Unrecht, Halbfinale des „Oddset-Pokal“ kam es trotz einiger dass die im Verein für Sicherheit zuständigen Mitarbeiter brenzliger Situationen am Stellinger Bahnhof zu keinen und die Hamburger Polizei Einfluss auf derartige größeren Auseinandersetzungen. Allerdings wurde Spielansetzungen nimmt. durch Feuer im St. Pauli-Block am Ende des ersten Spiels ein Sachschaden (an den Sitzen) von ca. 10000 Die Zahl der verhängten bundesweiten Stadionverbote Euro angerichtet. Am Tag vor dem zweiten Spiel „teerten für die Ligen 1-3 steigt nach wie vor konstant an. und federten“ (unbekannte) HSV-Fans das St. Pauli- Momentan (Stand 25.05.2004) gibt es 2113 Vereinsemblem am „Millerntor“, während St. Pauli-Ultras Stadionverbote, davon ca. 80 Verbote gegen HSV-Fans, („USP“) Spruchbänder (und Graffitis) mit Anti-HSV- gegen zwei HSV-Fans wurden sogar Stadionverbote bis Parolen am Stellinger Bahnhof und im Tunnelbereich auf 2012 (!) ausgesprochen. 72 Vereine gibt es in der 1. und dem Weg ins Stadion anbrachten bzw. hinterließen. Eine 2. Bundes- sowie in der Regionalliga, durchschnittlich Form der „Auseinandersetzung“ der Fanlager, die sicher werden also 30 Stadionverbote pro Verein ausgespro- eher zu tolerieren ist, als Schlägereien untereinander. chen – alles gewalttätige Hooligans? Auch die „Datei Als sehr problematisch bewerten wir jedoch den Angriff Gewalttäter Sport“ wächst weiter: Die Personalien von von überwie- fast 10000 von der Polizei als Straftäter und potentielle gend jüngeren Störer bewertete Fans sind dort gespeichert. Wir gehen (und nicht aus fest davon aus, dass im Juni 2006 während der Fußball- der Hooligan- WM in Deutschland weitere Höchststände dieser Zahlen szene stam- zu vermelden sind - obwohl Auseinandersetzungen in menden!) und um Stadien insgesamt abnehmen und die Fans nach der (geschätzte) Zahl sogenannter „Hooligans“ bei fast allen Saisonab- deutschen Lizenzvereinen ebenfalls seit Jahren rückläu- schlussparty fig ist. Selbst polizeiintern wird bundesweit von maximal der Amateure 1500-2000 „C-Fans“ (gewalttätige Fans, u.a. Hooligans) im Fanhaus gesprochen. am letzten Regionalliga- Die Hamburger Polizei hat, bezogen auf die spieltag auf Vorbereitungen zur Europameisterschaft in Portugal, das „Jolly Anfang des Jahres gegenüber einigen HSV-Fans ca. 30 Rogers“ sogenannte „Gefährdenansprachen“ (formaler Appell, (Fankneipe Betroffener ist polizeibekannt und gilt u.U. -z. B. unter der St. Pauli- Alkoholeinfluss - als „Gefährder“) ausgesprochen und Fans). Den bei 10-15 „Meldeauflagen“ verteilt (die Betroffenen haben diesem Angriff sich über einen bestimmtem Zeitraum lang täglich bei anwesenden einer Polizeidienststelle zu melden). Fans von „Chosen Few“, Leider hat sich das wiederholt von Fanprojekten vorge- „Poptown“ und schlagene Konzept des „Stadionverbotes auf „HSV- Bewährung“, dass den erzieherischen Aspekt der 76 Amateursup- Maßnahme betont und auf Selbstverantwortung bei den betroffenen Fans setzt, bis jetzt nur in Einzelfällen durch- Konten umgeleitet zu haben. Für viele HSV-Fans und gesetzt. In der Praxis gilt offensichtlich im Umgang mit Mitglieder war das ein echter Schock, zumal der betrof- den Betroffenen: „Im Zweifel gegen den Angeklagten“ fene Fan seit Jahren zu den Aktivisten der HSV- und „ auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genom- Fanszene gehört. men werden“. Der in den (Sport-)Medien spektakulär Die Hamburger „Fanzine-Landschaft“ hat sich in der letz- aufbereitete Selbstmord eines Bielefelder Fans, der in ten Saison auf mittlerweile ein einzig relevantes HSV- seinem Abschiedsbrief als einen Grund das gegen ihn Fan- bzw. Mitglieder-Magazin reduziert, auf die verhängte bundesweite Stadionverbot anführte, ist „Supporter-News“. Die bei vielen HSV-Fans sicherlich ein einzelner Extremfall. Doch offensichtlich beliebte„Nordtribüne“ wurde aus persönlichen Gründen wird im Hinblick auf die WM 2006 bei den und Arbeitsüberlastung der Macher eingestellt, andere Verantwortlichen im „DFB“ (Deutscher Fußball-Bund), Fanzines gibt es zur Zeit nicht (s. a. 1.2). der „DFL“ (Deutsche Fußball-Liga) und der Polizei lieber auf die Ausgrenzung von möglichst allen potentiellen In der Überleitung zu den nun nachfolgend aufgeführten Störern gesetzt, als an individuellen Lösungen zu arbei- einzelnen Fangruppierungen, muss vorangestellt wer- ten und den Versuch zu unternehmen, wenigstens den den, dass diese Aufteilungen in der Wirklichkeit so Großteil der Betroffenen wieder zu integrieren. Es schien scharf nicht vorhanden sind. Es gibt zwischen den ver- bis jetzt eher nach dem Motto zu gehen, „lieber einen schiedenen Fanszenen in ihrer (Selbst-) Darstellung und Fußballfan zu viel registrieren und aussperren , als zu ihrem Verhalten etliche Überschneidungen oder wenig für die Sicherheit getan zu haben.“ Allerdings Vermischungen bzw. sind die Übergänge meist fließend. zeigte der DFB zum Ende der Saison gegenüber Nur sehr wenige Fans würden sich selbst eindeutig nur Fanprojekten und Fanvertretern Gesprächsbereitschaft einer Szene zugehörig fühlen. Trotzdem sollen die fol- und gab sich Veränderungsvorschlägen hinsichtlich der genden Beschreibungen, eine Annäherung an die ver- Verfahren gegenüber offen(er). schiedenen Ausprägungen von (HSV-)Fankultur brin- gen. Dabei gibt seit zwei Jahren in Hamburg ein besonders gutes Beispiel für die Wirkung des Zurückfahrens von Die „Kuttenfans“ bzw. farbentragenden Fans baulichen Sicherheitsmaßnahmen, sogenannter „Fantrennung“, permanenter Überwachung und allge- Die klassischen sogenannten „Kuttenfans“, also die far- genwärtiger polizeilicher Präsenz. In der „AOL-Arena“ bentragenden Fans alter Prägung, sind bei jugendlichen gibt es zwar klar aufgeteilte Areale für die HSV-Fans und Fußballfans offenbar aus der Mode gekommen. Zwar den jeweiligen Gästeanhang, beide Gruppen konnten gelten sie in der Öffentlichkeit aufgrund ihres äußeren sich aber auch in der letzten Saison ungehindert im gan- Erscheinungsbildes immer noch als die klassischen zen Stadion frei bewegen, ohne dass es zu Fußballfans, aber ihre Bedeutung in den Stadien und Zwischenfällen kam. Im Gegenteil: der mögliche Kontakt Fankurven hat abgenommen. Auch wenn immer noch mit der jeweils anderen Gruppe schränkt Provokationen mehrere hundert derartiger Fans dieser Gruppierung und Bedrohungen des „Gegners“ ein, da die relative zuzurechnen sind, scheinen sie eine aussterbende Sicherheit eines trennenden Zauns fehlt und normaler Spezies in der Fankultur zu sein. Jüngere Fans orientie- Kontakt zwischen Fans möglich ist. Das Abbrennen ren sich vermehrt am Erscheinungsbild von „Ultras“ mit sogenannter „pyrotechnischer“ Gegenstände ihrem eher dezenteren Vereins-Outfit. Die „Kuttenfans“ (Bengalfackeln, Rauchpulver) findet im Stadion auf der mit ihren traditionellen äußerlichen Stilmerkmalen Nordtribüne nicht mehr statt und ist im Gästefanbereich (Jeans- oder Lederweste mit Aufnähern und Fransen - ebenfalls zurückgegangen. Hier hat vor allem die Über- die „Kutte“, Schals und Halstücher tragend, „Vokuhila- zeugungskraft des Hamburger SV, seiner Vertreter und Haarschnitt“, oft volltrunken, etc.) scheinen ein Relikt der vieler der sich für Choreographien zuständig fühlender `70er und `80er Jahre zu sein. Sie gelten (nicht nur beim „Ultras“ die Reduzierung bewirkt. HSV) als die „Säufer- und Proletenfraktion“ innerhalb der Fanszenen und bezeichnenderweise haben einige von Aus der Perspektive der HSV-Fans sind sicherlich noch Fans gestiftete „Kutten“ ihren neuen Platz im HSV- einige Personalentscheidungen bzw. -veränderungen Museum gefunden. Zudem stößt ihre traditionelle beim Hamburger SV erwähnenswert. Der im Vorstand Organisationsform in Fanclubs (mit Präsident, u.a. für Mitglieder- und Fanfragen zuständige Christian Kassenwart und formaler Mitgliedschaft) bei jungen Reichert wurde auf der HSV-Mitgliederversammlung im Fans immer weniger auf Gegenliebe. So gibt es zum November 2003 für weitere zwei Jahre in seinem Amt Beispiel bei den Fanclubs aus dem Ultraumfeld bestätigt. Der Fanbeauftragte Dirk Mansen, der verein- („CFHH“, „Poptown“) keinen „Präsidenten“, sondern sintern in die Leitung des HSV-Museums wechselte eher informelle Anführer bzw. Meinungsführer. Die (s.o.), wurde im Januar 2004 durch Markus Limpert Anzahl der vom Verein als offiziell anerkannte Fanclubs (Sozialpädagoge, u.a. Mitte der 90-er Praktikant im ist - im Vergleich zum Vorjahr – insgesamt in etwa gleich Fanprojekt) ersetzt. Allerdings wurde Limpert am Ende geblieben (ca. 250 HSV-Fanclubs). der Probezeit (Saisonende) vom HSV mitgeteilt, dass man sich von ihm trennen will. So sucht der HSV zum Die alten „Kuttenfans“ sind also durch eine neue Start der neuen Saison erneut einen Kollegen für Lutz Generation farbentragender Fans („Trikotträger“) und Ackermann, den zweiten Fanbeauftragten. Spektakulär „Ultras“ im „HSV-Look“ abgelöst worden. Der harte Kern endete das Engagement eines Mitgliedes der dieser Szene, oftmals Leute im Alter von Ende 20 – Abteilungsleitung des „HSV-Supporters-Club“. Dem für Ende 40, ist zwar in allen Stadien noch präsent, die die Finanzen zuständigen Mitglied wurde vorgeworfen, Mehrheit der „Stehplatz-Fans“ bevorzugt aber einen größere Beträge des „Supporters-Club“ auf eigene anderen Stil. So wie die alten Fußballstadien sich mitt- 77 lerweile von schlichten, komfortfreien und hässlichen beider Gruppen organisierten außerdem bei einigen „Betonschüsseln“ und „Bretterbuden“ in überdachte, Spielen zusammen Sprechchöre auf anderen Tribünen, komfortable und wunderschöne „Event-Arenen“ mit Vip- um im Wechselspiel mit der Fankurve in der Nordtribüne Logen und „Business-Seats“ verwandelt haben, so hat für mehr Stimmung im Stadion zu sorgen (z.B. auf der sich auch das Publikum geändert. „Kuttenfans“ haben in Nordtribüne wird skandiert: “Wen lieben wir?“ den neuen Stadien ihren Platz allenfalls noch als folklo- Westribüne antwortet: „HSV!“). ristisches Element in der Fankurve - oder eben im Museum. Eigentlich ist der Name „Ultras“ in Hamburg traditionell seit Ende der 80-er Jahre von den Hooligans besetzt. Die „Ultras“ Doch es gibt besonders zwischen den älteren „Ultras“(18-25 J.) der „Chosen Der bundesweite Trend von Fußballfans, sich der „Ultra- Few“ und den jüngeren Szene“ anzuschließen, also einer Szene, die vor allem Hooligans (der „Riot-Crew“, frei durch Kurvenchoreographie, Pyrotechnik und „Action“ in übersetzt: „Krawallmacher“) in den Stadien auf sich aufmerksam macht, hat sich in der gleichen Altersgruppe regen Hamburg etabliert, aber offenkundig seinen Höhepunkt persönlichen Kontakt und überschritten. Dieser Trend ist auch bundesweit auszu- Verbindungen untereinander. Außerdem ist die machen, fast bei jedem Verein (bis zur 4.Liga) gibt es Stammkneipe der Hooligans, die „Tankstelle“ auf dem eine derartige Szene, die Anzahl derjenigen, die sich Kiez, u.a. durch entsprechende Werbemaßnahmen der dieser Szene zugehörig fühlen, scheint aber zu stagnie- Betreiber mittlerweile Treffpunkt für viele HSV-Fans, dar- ren. Wir schätzen, dass ca. 100-150 Fußballfans in unter eben auch für die Hamburg bzw. beim HSV dieser Szene zuzurechnen „Ultras“, geworden. sind. Das auffällige Erscheinen bzw. Gebaren dieser Gegenüber den wenigen Gruppen zieht zwar immer noch, vor allem junge, „Skinheads“, die in einigen „action“-orientierte und überwiegend männliche kleinen Gruppen (3-10 Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren an, ist aber oft Personen) im auch von Konkurrenz der einzelnen Gruppen unterein- Stehplatzbereich der Nordtribüne ihren Platz haben, wird ander geprägt. So wird der Wettbewerb der besten und sich von Seiten der Ultras stark abgegrenzt. Skandieren originellsten Sprechchöre, Doppelhalter, Transparente die Skins rechte Parolen oder rassistische Sprüche und und Choreographien nicht mehr allein zwischen den Beleidigungen, gehen die Ultras (besonders „CFHH“) Ultras unterschiedlicher Vereine ausgetragen, sondern z.T. unter Androhung von Gewalt dagegen vor. ist auch innerhalb der Szene(n) wieder zu finden. So trägt die „Chosen Few Hamburg (CFHH)“, deren Die Auswärtsfahrer und „Groundhopper“ Mitglieder den größten Ultra-Anteil innerhalb der HSV- Fanszene stellen, seit zwei Jahren diverse Konflikte mit Diese Gruppierung(en) überschneiden sich zum großen den Ultras von „Poptown“ aus (s.u.). Teil mit den beschriebenen HSV-Fan-Szenen. Wir treffen sowohl „Kutten“, „Ultras“, „Supporter“, “Hooligans”, weib- Die „CFHH“ mit ihren ca. 80 Mitgliedern hat in dieser liche Fans und einige wenige „Skinheads“ bei den Saison ihren Stehplatzblock auf der „Nordtribüne Auswärtsspielen des Hamburger SV bzw. im Sonderzug gewechselt und steht jetzt zentral im Block 25 inmitten oder unseren „U-19-Bussen“ an. Allen Gruppierungen ist der Tribüne direkt hinter dem Tor. In diesem Block steht ein Anspruch gemeinsam: „Richtiger“ HSV-Fan ist man zudem (unten direkt am Zaun) ein kleines Podest, von nur, wenn man auch auswärts dabei ist. Die (regelmäßi- dem der oder die„Capo(s)“ der „CFHH“ sowohl ihre eige- gen) Auswärtsfahrer empfinden sich als die einzig wah- ne Gruppe als auch den ganzen Block bzw. die gesam- ren Fans, ein überheblicher Anspruch, aber gemessen te „Nordtribüne“ zu Fangesängen und Anfeuerungen am Engagement für den Verein und auch innerhalb der animieren. Als „Capos“ oder auch „Direttivos“ bezeichnet Fanszene sicherlich nachvollziehbar. man (angelehnt an die italienischen Ultras) die Fans, die innerhalb der Fankurve „den Ton angeben“ bzw. in der Der harte Kern der so genannten „Dauer- Gruppenhierarchie ganz oben stehen und quasi den Auswärtsfahrer“ besteht szeneübergreifend fast aus- „Fan-Chor“ dirigieren. Die Mitglieder von „Poptown“ (ca. schließlich aus (dem aktiven Kern der insgesamt 25-40 Mitglieder) stehen direkt daneben im Nebenblock ca.17000) Mitglieder des „HSV Supporters-Club“. (Block 24), nur durch einen Zaun getrennt. Seit etwa Gemeint sind etwa 150 bis 250 HSV-Fans und - zwei Jahren tragen die beiden Gruppen diverse Konflikte Mitglieder Mitte 20 bis Mitte 30, die den Hamburger SV über das Internet in den entsprechenden Foren, im (mindestens) zu jedem Pflichtspiel begleiten. Während Stadion oder im persönlichen Umgang miteinander aus. viele HSV-Fans wieder mit dem Sonderzug zu den Wir haben uns Anfang dieses Jahres mit den Auswärtsspielen anreisen, werden von vielen älteren Fanbeauftragten des HSV erfolgreich um ein Beilegen Fans aufgrund günstigerer Angebote (das Gruppenticket dieses Konfliktes bemüht, indem wir zwei gemeinsame der DB, sogenanntes „Schüttelticket“ - jeweils 5 Gesprächstermine beider Gruppen im Fanhaus organi- Personen fahren für 35,- ; eigenes Auto) oder um sich sierten und moderierten (s. Kap. 3.2). von den sonstigen Fans abzugrenzen, zunehmend Fahrten selbst organisiert (s.o. „Sonderzug“). Die Fans Das Fazit dieser Treffen mit den Vertretern beider innerhalb dieser Gruppe sind meistens schon sehr lange Gruppierungen nach Saisonende fiel durchweg positiv dabei und können z.T. jüngeren Fans von den „glorrei- aus. So wurden im weiteren Saisonverlauf einige chen Zeiten“ des HSV Anfang bis Mitte der achtziger 78 Choreographien gemeinsam durchgeführt, Mitglieder Jahre noch aus eigener Erfahrung berichten. Diese Gruppe sitzt bei den Heimspielen im Stadion verteilt im bei ca. 25 -30%. Der erneut gesteigerte Rang B der Nordtribüne. Dort können „Supporters Club“- Zuschauerschnitt (48000) ist natürlich auch in diesem Mitglieder durch den Erwerb von (verbilligten) Bereich spürbar, die „AOL-Arena“ zieht männliche und Dauerkarten für den Mitgliederblock bei Heimspielen des weibliche Fans offenbar gleichermaßen an. Der Komfort HSV gemeinsam in einem Fanblock sitzen oder stehen, des Stadions (Überdachung, viele Fanshops, ausrei- feiern und ihre Vorstellungen von Fan-Dasein zelebrie- chend Gastronomie, nach wie vor Stehplätze, intakte ren (z.B. Choreographien durchführen, „HSV-Liedgut“ und saubere Sanitäranlagen, die große singen, eine lautstarke Kulisse bilden, etc.). Bewegungsfreiheit im Stadion, die gute Sicht von allen Plätzen, die tolle Akustik) und der „Event-Charakter“ Auffällig schien uns in der abgelaufenen Saison der stei- locken trotz der z.T. hohen Preise und mäßigen Spiele gende Anteil junger HSV-Fans (von 16-20 Jahren) bei (zumindest in der letzten Saison) nach wie vor immer Auswärtsspielen. Offensichtlich scheint sich auch bei mehr Menschen an. Während bisher der größte Anteil den „Auswärtsfahrern“ langsam ein der überwiegend sehr jungen Mädchen (14-17 Jahre) im Generationenwechsel anzudeuten. Der Anteil der Stehplatzbereich der Nordkurve anzutreffen war, ist die Jungen steigt sowohl im Sonderzug, bei selbstorgani- Zunahme des Mädchen- und Frauenanteils auf den (teu- sierten Fahrten und lässt sich auch bei dem gesteigerten ren) Sitzplatztribünen weiter vorangeschritten. Sieht Interesse an unseren „U-20-Fahrten“ ablesen. Gerade man einmal von den „Hooligans“ und „Skinheads“ ab, auch bei der Organisation der Fahrten mit dem scheint der Mädchen- bzw. Frauenanteil auch in allen Sonderzug fällt auf, dass viele der ehrenamtlichen Helfer anderen Gruppen (besonders bei den „Ultras“) sogar zu (Ordner, Fahrkartenkontrolle, Ausschank) z.T. sehr steigen. Ob dieses neue Klientel dauerhaft beim HSV junge HSV-Fans sind. bleibt, wird wohl vom weiteren sportlichen Abschneiden Die Kerngruppe der Auswärtsfahrer - das gilt übrigens des HSV, dem Angebot an mitzumachender „Action“ und für Alt und Jung - grenzen sich optisch deutlich von den der „Umsorgung“ dieser Zuschauerr/innen abhängen. „Kutten“ ab (s.o.) und bevorzugen das „Ultra-Outfit“ . Die Zugehörigkeit zur HSV-Fanszene wird äußerlich, ähnlich Das Interesse von Mädchen bzw. Frauen an wie in Holland, England oder Italien eher unauffällig Auswärtsspielen des Hamburger SV ist weiterhin hoch: dokumentiert. Ein kleiner Schriftzug auf dem Käppi oder So ist der Anteil der mitreisenden weiblichen Fans im dem Polo-Shirt, die obligatorisch angesteckte Sonderzug stark angestiegen und entspricht unserer Vereinsnadel oder allenfalls der Schal in den Einschätzung nach, nahezu dem Anteil weiblicher Fans Vereinsfarben lassen den Fußballfan erkennen. Diese bei Heimspielen im Stadion (s.o.). Auffällig scheint uns Gruppierung ist sehr fußballzentriert und vereinsbezo- die Bereitschaft bei den jungen Frauen und Mädchen zu gen, will Stimmung und Action rund um die Heimspiele sein, das „volle Programm“ inklusive „Feiern“ - unter und Auswärtsfahrten, allerdings ohne bewusst Fans meist das Synonym für Alkoholexzesse - zusam- Auseinandersetzungen mit anderen Fans zu suchen. Ein men mit den anderen Fans während der großer Teil dieser Gruppierung verstand sich als Auswärtsfahrten durchzuziehen. Sie konsumieren sehr Opposition innerhalb des „HSV-Supporters-Club“ und viel Alkohol (besonders die sogenannten „Alcopops“ war maßgeblich daran beteiligt, eine neue und z.T. sehr sind hier zu nennen) und zeigen dann - analog zu männ- junge Abteilungsleitung zu installieren bzw. zu unterstüt- lichen Fans - ein entsprechend auffälliges Verhalten: zen. „offensives Anbieten“ (auch mit sexualisiertem Inhalt) an männliche Fans, lautes Schreien und Singen (z.T. mit Eine besondere Gruppe von Fußballfans sind die soge- aggressivem bzw. fremdenfeindlichem Charakter), nannten „Groundhopper“. Diese Gruppierung gibt es Verschmutzen bzw. Beschädigen von Fahreinrichtungen eigentlich in fast jeder (größeren) Fanszene, somit auch bis Erbrechen bzw. komatösen Ausfällen. beim HSV (ca. 30-50 Fans). „Groundhopper“ sind (frei Verhaltensweisen also, die bisher eher von pubertieren- übersetzt) eine Art „Stadiensammler“, d.h. sie fahren den männlichen Fans gezeigt wurden. Immer mehr nicht nur zu allen HSV-Spielen mit, sondern besuchen - junge Frauen bzw. weibliche Fans besuchen zudem je nach eigener Zielvorgabe - Spiele in Stadien regelmäßig auch die Spiele der HSV-Amateure. Ein wei- („Grounds“), in denen sie noch nicht waren bzw. die teres Indiz für die beschriebene Entwicklung ist zudem ihnen in ihrer „Sammlung“ noch fehlen. Das können z.B. der gestiegene Anteil weiblicher Teilnehmer an unseren alle Stadien und Plätze der 1. und 2. Bundesliga und der „U-19-Fahrten“. Regionalliga in Deutschland sein, aber auch alle Stadien fast aller Ligen innerhalb Europas. „Groundhopper“ Über unsere spezielle Arbeit mit weiblichen Fans und gestalten ihren Wochenendplan oft so, dass sie um das die, auf diese Zielgruppe ausgerichteten Angebote des Auswärtsspiel des HSV möglichst viele Spiele bzw. Fanprojekts, wird in Kapitel 4.3 eingegangen. „Grounds“ auf dem Weg dorthin und zurück „machen“ können. Ein „Ground“ gilt allerdings nur dann als Die Hooligans „gemacht“, wenn der Betreffende mindestens eine Halbzeit bei dem entsprechenden Spiel war. „Hooligans“ sind für uns die Fußballfans, die sich selbst als solche bezeichnen bzw. sich den alten „Hamburg- Die weiblichen Fans Ultras“ (Name der Hamburger Hooligans seit Ende der 80-er Jahre) zugehörig fühlen. Hooligan sein heißt, ana- Der Anteil der weiblichen Fans an der HSV-Fanszene, log zu vielen anderen männlich dominierten ist unserer Einschätzung nach, im Vergleich zum letzten Jugendgruppen, sich einer bestimmten Fußball-Gruppe Jahr - wie oben schon angedeutet - bei leicht steigender bzw. -Szene mit all ihren Regeln, Ritualen und Tendenz in etwa gleich geblieben und liegt inzwischen Wertvorstellungen anzuschließen und mit dieser 79 gemeinsam bei Fußballspielen und im Umfeld aufzutre- Ausweichens der Hooligan-Szene weg vom Stadion in ten sowie sich auch unter der Woche an bestimmten weniger (von der Polizei) beobachtbare und kontrollier- Treffpunkten mit seinesgleichen zu treffen. Dabei spielt bare Räume, gilt auch bundesweit. der Aspekt der Gewalt eine zentrale, aber nicht die allei- Auseinandersetzungen in und um das Stadion sind die nige Rolle. Die im Gegensatz dazu stehende seltene Ausnahme geworden. Die beschriebene Vereinfachung von einem Großteil der Medien und der Verlagerung der Auseinandersetzungen bezieht sich Politik, alle Fußballfans, die sich radikal oder gewalttätig aber nicht nur auf das räumliche Verschieben von verhalten, als Hooligans zu bezeichnen, lehnen wir als Treffpunkten. Die „Härteszene“ weicht auch auf Spiele eine, nur an äußerlichen Phänomenen interessierte unterer oder ausländischer Fußballligen aus. Die immer Zuschreibung ab. Mit Hilfe dieser Zuschreibungen sollen enger gestrickten Präventions- und unserer Einschätzung nach, ohnehin vor allem repressi- Sicherheitsmaßnahmen, wie sie im „Nationalen Konzept ve Maßnahmen legitimiert werden. Allerdings scheinen Sport und Sicherheit“ für die 1. und 2. Bundesliga und viele der konzertierten, überwiegend repressiven nun seit drei Jahren auch für die zweigeteilte Maßnahmen zu greifen. So sind, sieht man von einigen Regionalliga vorgeschrieben sind, scheinen zwar die Ausnahmen ab (s.u.) weder die „Alten“, noch der Anzahl gewaltbereiter und -faszinierter Fans insgesamt „Nachwuchs“ in der letzten Saison besonders „aktiv“ zu reduzieren, können aber diese Entwicklung in andere gewesen. Bei den jüngeren Hooligans – der „Riot Crew“ Räume weiter befördern und haben offenbar keinen - von „Nachwuchs“ zu sprechen scheint allerdings mitt- Einfluss auf die Härte von Auseinandersetzungen (z.B. lerweile auch nicht mehr ganz korrekt zu sein, zumal Vorfall „Gladbacher“, s. JB 2003). Besonders bei Spielen viele der jüngeren „C-Fans“ (Polizeibezeichnung) schon der deutschen Nationalmannschaft im Ausland (z.B. in ein paar Jahre dabei sind bzw. z.T. auch schon wieder Rumänien oder der Schweiz), also in Ländern, wo die ausgestiegen sind. Nichtsdestotrotz scheint es immer Gruppierungen weniger Verfolgungsdruck seitens der noch zwei Gruppen von Hamburger Hooligans zu geben. Behörden erwarten, sind nach wie vor viele auch der Die Jüngeren sind aber mit der älteren Generation so älteren Hooligans anwesend. Andererseits haben die einfach nicht zu vergleichen, auch wenn sie wohlwollend Strafverfolgungsbehörden besonders für diese Klientel von einigen älteren HSV-Hooligans als „unser die Ausreisemodalitäten verschärft (Ausreiseverbote, Nachwuchs“ bezeichnet werden. Viele der jüngeren Meldeauflagen s.o.). Die Sucht nach Gewalt, dem „per- Hools scheinen als Hooligans in die Fanszene gekom- sönlichen Kick“ bei Schlägereien, lässt einen (kleinen) men zu sein, die typische Biographie von den meisten Teil der Szene weiterhin nach Nischen suchen. So wer- Älteren, die eher über das Fandasein (z.B. als „Kutte“) in den sogar Demonstrationen im Rahmen der der Fankurve zu Hooligans wurden, fehlt häufig. Der Globalisierungsgegner aufgesucht, von denen Zulauf von „Außen“ zu dieser Gruppe scheint zudem zu Ausschreitungen erwartet werden. Oder auch die soge- stagnieren. nannten „Bambule-Demos“ oder Gegendemonstrationen gegen rechte Aufmärsche („Wehrmachtsausstellung“) in In Hamburg gibt es also im Grunde genommen zwei Hamburg zogen einige Leute aus den beschriebenen Gruppen von Fußballfans, die gewalttätig agieren. Zum Gruppen an. einen gibt es einen festen Kern von 40-50 Männern im Alter von Ende 20 bis Mitte 30 („Alt-Hools“, die „HH- Das typische Auftreten von Hooligans, wie man es noch Ultras“), die seit Anfang der Neunziger Jahre als Gruppe aus den Neunziger Jahren kennt, gab es im bestehen. Diese Gruppe ist von dem bis zu 250 Mann Fußballzusammenhang eigentlich nur anlässlich des starken „Mob“ zehn Jahre zuvor übrig geblieben und hat vorletzten Auswärtsspiel des HSV bei Werder Bremen. z.T. den Ausstieg nicht geschafft oder gewollt oder sind Über 100 Hamburger Hooligans reisten auf dieser wiedergekommen. Bei einigen sogenannten „Revival- „Revival-Tour“ zum Spiel und suchten Fahrten“ (letzte Saison in Bochum, diese Saison in Auseinandersetzungen mit entsprechenden Gegnern. Bremen) sind allerdings fast 80 z.T. (Ex-)Hooligans mit- Allerdings kam es kaum zu Schlägereien, die Bremer gefahren. Die zweite Gruppe, die „Riot Crew“, ist mittler- Hooligans zeigten sich nicht oder waren nicht da. Dass weile etwas geschrumpft, von ca. 30-40 jüngeren es dennoch am „Taubenschlag“, einer stadionnahen Fans/Hools in den letzten beiden Jahren, sind jetzt viel- Kneipe, die von HSV-Fans bei Spielen in Bremen als leicht noch 20-30 Personen übrig geblieben. Diese akti- Treffpunkt dient, zu Auseinandersetzungen mit der vere Gruppe wird bei Auseinandersetzungen von z.T. Polizei kam - an der sich übrigens auch andere HSV- nur einigen Alt-Hools verstärkt und sucht gezielt Fans beteiligten, zeigt die hohe Fixierung und Auseinandersetzungen mit Gleichgesinnten. Die Erwartungshaltung vieler mitgereister Hools auf „Action“ Altersspanne dieser Gruppe liegt zwischen 17 und 25 und Gewalt: „Heute wird es ohne Ende knallen!“ Jahren. Gewalttätige Auseinandersetzungen werden in Ansonsten sind bei den HSV-Spielen nur wenige Alt- kleineren Gruppen (manchmal nur 5-10 Personen) mit Hools und maximal 15-20 Leute des „Nachwuchses“ oder ohne Fußballzusammenhang häufig auf dem „Kiez“ anwesend. (Gebiet rund um die Reeperbahn auf St. Pauli) oder bei Auswärtsspielen gesucht. Potentielle Gegner können Wichtigster Treffpunkt der Szene auf dem Kiez ist nach auch Gruppen sein, die mit Fußball nicht viel zu tun wie vor die „Tankstelle“ in der Gerhardstrasse, die von haben müssen (z.B. ausländische Jugendgruppen) oder zwei Alt-Hools betrieben wird. Szeneübergreifend nut- bspw. auf Konzerten anzutreffen sind. zen viele der HSV-Fans das Angebot dieser sich offen als HSV-Fantreff beworbenen Lokalität, um sich nach Grundsätzlich gilt aber: die Auseinandersetzungen fin- den HSV-Heimspielen und in der Woche dort zu treffen den nicht mehr in oder an den Stadien statt. Dieser in und auszutauschen. Um einer zweiten 80 den letzten Jahren von uns beschriebene Trend, des Zwangsschließung vorzubeugen, unterbinden allerdings die Betreiber der „Tankstelle“, mögliche, von der Kneipe Auseinandersetzungen mit den Skinheads und wir spre- ausgehende Auseinandersetzungen. Zudem haben sie chen sie auf derartige Dinge auch an. kein Interesse daran, dass die Kneipe zum Angriffsziel anderer Gruppen oder von „auf Rache sinnenden“ Insgesamt muss nach wie vor festgestellt werden, dass Fußballfans wird. Die Macher der „Tankstelle“ haben in sich Skins und (organisierte) national-autoritär Gesinnte diesem Jahr übrigens auch die Feier zum 15-jährigen als HSV-Fans verstehen bzw. in der HSV-Fanszene Bestehen der „Hamburg-Ultras“ organisiert, zu der wir ähnlich orientierte Leute vermuten und teilweise finden. vom Fanprojekt auch eingeladen waren. Der HSV und vor allem große Teile der aktiven Fanszene beziehen aber mittlerweile deutlich Stellung Insgesamt ist der Kontakt des Fanprojektes zu den mei- (Stadionordnung, Flugblätter, Ansprachen) und haben sten Hooligans - alt wie jung - sporadisch, aber nach wie auf diesem Gebiet eine Vorbildfunktion eingenommen. vor gut. Wir tauschen uns über Sichtweisen und Nichtsdestotrotz wurden auch in der letzten Saison bei Einschätzungen von aktuellen Entwicklungen aus und einigen Auswärtsspielen vereinzelt rechte Parolen skan- werden z.T. beratend tätig. Unsere Angebote werden diert („Schwarz-Weiß-Blau – Faschisten HSV“) oder von den jüngeren Hools und z.T. von den älteren an- Aufkleber mit rechten Parolen oder Hinweisen auf bzw. wahrgenommen: sie nehmen regelmäßig an unse- Veranstaltungen von Rechtsextremen verteilt. ren Fußballturnieren teil, sind bei Hausöffnungen anwe- send und folgten gerne unserer Einladung zur „20-Jahre- Der Hamburger SV, die aktiven Fans und auch wir vom Fanprojekt“-Feier. Natürlich nutzen wir derartige Fanprojekt dürfen daher auch zukünftig nicht nachlas- Gelegenheiten auch dazu, Verhalten in Frage zu stellen sen, derartige Entwicklungen zu beobachten und klar und kritisch nachzufragen. Klar ist, dass sie sich im Stellung zu beziehen. Rahmen unserer Angebote bzgl. Auseinandersetzungen total zurück zu halten haben, was aber fast noch nie ein 1.2 Die Fanorganisation des Hamburger SV Problem war, auch wenn die Hemmschwelle gewalttätig zu werden, relativ gering ist. Der "HSV-Supporters-Club"

Die Skinheads bzw. national-autoritär orientierten Der "HSV-Supporters-Club"(SC) ist die einzige (offiziel- Fans le) Fanorganisation, in der sich -neben den vorhandenen einzelnen Fanclubs - HSV-Fans innerhalb des Vereins Offen geäußerte, rechtsextreme und ausländerfeindliche selbst organisieren können. Der "SC", ein Tendenzen sind in der „AOL-Arena in der abgelaufenen Zusammenschluss von ca. 15450 HSV-Mitgliedern Saison wenig zu beobachten gewesen. Trotzdem sind (Stand 30. Juni 2004) innerhalb der HSV-Abteilung sich als „rechts“ verstehende Skinheads sowohl bei "Fördernde Mitglieder", konnte bis heute seine Heimspielen als auch bei Auswärtsspielen präsent. Die Möglichkeiten und seinen Einfluss immer weiter vergrö- Kleingruppen von bis zu 5-10 Personen verteilen sich ßern.. Die "Supporters-Mitglieder" sind fast ausschließ- nunmehr im Stehplatzbereich der Nordtribüne und der lich Fußballfans ("Supporter" = Unterstützer) des darüber liegenden Sitzplatz-Tribüne und fallen dem Bundesligavereins Hamburger SV. Organisatorisch Beobachter nicht mehr in der massiven Form wie bei- gehören die Mitglieder des "SC" zu den "Förderern" (ca. spielsweise in der alten Westkurve auf. Eine Gruppe von 17500 Mitglieder inkl. "Supporters"), bei denen auch der bis zu 15 Skins tritt im unteren Bereich der Nordtribüne in der letzten Saison neu ins Leben gerufene "Kids-Club" (Block 24/25) massiver auf. In Konkurrenz und (ein spezielles Mitgliederangebot für Kinder mit z. Z. ca. Abgrenzung zur „Chosen Few“ werden dort z.T. rechts- 750 Mitgliedern) angebunden ist. Insgesamt kommt der radikale und ausländerfeindliche Parolen gebrüllt, die HSV damit auf insgesamt 21000 Mitglieder und gehört aber (glücklicherweise!) bei den Umstehenden eher damit zu den drei mitgliederstärksten Bundesliga-Clubs Widerstand als Zustimmung auslösen. Mitgliedern der (neben Bayern München und Schalke 04). Der „Chosen Few“ und der „Supporters“ ist diese "Supporters-Club" ist damit u.a. ein wichtiger Gruppierung daher schon länger ein Dorn im Auge (s.o.), Wirtschaftsfaktor innerhalb des Hamburger SV. zu direkten Zusammenstößen ist es allerdings noch Mitgliedsbeiträge, der Verkauf von eigener "Supporters"- nicht gekommen. Auch im Sonderzug fahren regelmäßig Fankleidung und die Organisation von Fahrten und kleinere Gruppen von Skinheads oder Einzelpersonen Veranstaltungen haben die finanziellen Möglichkeiten aus dieser Szene mit, halten sich aber zumeist an die der "Supporters" weiterhin beachtlich anschwellen las- Regeln und bekommen anderenfalls bei entsprechen- sen. Der "SC" verfügt über einen Jahres- bzw. dem Verhalten Fahrverbot. Nach der Übernahme der Saisonetat von fast 300000 Euro. Zudem ist der Einfluss Hausöffnung durch Mitglieder der „Chosen Few“ sind der Fans über den "SC" innerhalb des Vereins auf fan- auch bei uns im Fanhaus regelmäßig einige (rechte) relevante Fragen und personelle Besetzungen in den Skinheads zu Gast, verhalten sich aber mittlerweile Vereinsgremien (zumindest die per Wahl und unseren Hausregeln entsprechend: u.a. kein Tragen von Abstimmungen getroffenen Entscheidungen) sehr groß rechtsradikalen Symbolen und Parolen auf z.B. der bzw. institutionalisiert. Kleidung, keine offen zur Schau getragene, menschen- verachtende und rechtsextremistische Äußerungen Personell ist der "SC" in allen wesentlichen und/oder das Verteilen rechter Propaganda oder Ähnli- Vereinsgremien und mitglieder- bzw. fanrelevanten chem. Wir verfahren da nach der Devise, dass nicht die Bereichen des Hamburger SV vertreten. Die Mitglieder Menschen, sondern die hinter den Symbolen und bestätigten auf der letzten Jahreshauptversammlung Parolen stehenden Einstellungen Hausverbot haben. des HSV Ende 2003 "SC"-Gründungsmitglied Christian 81 Das entbindet uns jedoch nicht vor möglichen verbalen Reichert, der sich neben weiteren vier Kandidaten beworben hatte, mit ca. 80% der Stimmen für weitere wollen", sind für sie kaum Gründe nachvollziehbar, die zwei Jahre als hauptamtliches Vorstandsmitglied. Holger sie ihre Mitgliederrechte und Einflussmöglichkeiten auf Criwitz vertritt als delegiertes Mitglied die Interessen des den Verein freiwillig abgeben lassen würden. "SC" bzw. der "Förderer" im HSV-Aufsichtsrat. Für den in die Projektleitung des HSV-Museums gewechselten Wie in den letzten Jahren, versuchen wir an dieser ehemaligen Fanbeauftragten Dirk Mansen (ebenfalls Stelle, die Ziele der "Supporters" aufgrund von Mitbegründer der "Supporters") wurde Markus Limpert Informationsblättern/-broschüren, den "Supporters- hauptamtlich als zweiter Fanbeauftragter (neben Lutz News", informellen Gesprächen und sonstigen Ackermann) von der Abteilungsleitung des "Supporters- Aussagen zusammenzufassen. Festzustellen ist, dass Club" und Reichert zu Beginn der Rückrunde eingestellt. viele dieser Ziele schon umgesetzt sind bzw. schon Allerdings wurde nach Ablauf der Probezeit zum Gegenstand der aktuellen Arbeit geworden sind. Saisonende das Beschäftigungsverhältnis mit Limpert Folgende Ziele sind unserer Ansicht nach komplett oder beendet, so dass die Stelle des Fanbeauftragten zu größtenteils umgesetzt: Saisonbeginn 2004/2005 neu ausgeschrieben wird. · sämtliche (vereinsabhängigen) Fanvertretungen und - Zu den Aufgaben der Fanbeauftragten gehören u.a. die organisationen unter einem Dach (den "Supporters") Organisation der (Auswärts-)Fahrten z.B. mit dem zu sammeln und zu vereinen Sonderzug, der (Auswärts-)Kartenverkauf, die · die alleinige Betreuung aller Fanclubs (mehr als 250 Mitglieder- und Fanclubbetreuung, die Bearbeitung Fanclubs haben sich bereits beim HSV als offizielle sämtlicher an den HSV herangetragenen Fanwünsche HSV-Fanclubs eintragen lassen) bzw. -belange und die Kooperation/Absprache mit uns, · einheitliche Fanpolitik und -betreuung von Vereins- dem Fanprojekt. Anfang des Jahres 2004 stellte der seite zu betreiben "Supporters-Club" eine (Vollzeit-) Kraft, Yvonne Kosian, · die Abwicklung und Organisation der Auswärtsfahrten für die ausscheidende Petra Criwitz ein, um die tägliche komplett (inkl. Kartenverkauf und Reiseangebot) zu Erreichbarkeit des "SC" besser zu gewährleisten. Ihre übernehmen Aufgabe ist es, die verwaltungstechnischen Arbeiten · Mitglieder bundesweit zu betreuen und mit Vereins- (u.a. Finanzen, EDV, Abwicklung der Geschäfte etc.) des und Abteilungsinformationen zu versorgen (z.B. durch "Supporters-Clubs" wahrzunehmen. Weitere Mitglieder die "Supporters News") der "Supporters" arbeiten seit Anfang `97 nach dem · Durchsetzung von Faninteressen innerhalb des Umzug des Fanshops vom Eppendorfer Weg in den Vereins wahrzunehmen und dabei auf der Geschäfts- "HSV-City-Store" in der Schmiedestrasse, der gleichzei- stelle (im Stadion) mit eigenen Büros (u.a. der Fan- tig Kartenvorverkaufsstelle für Heim- und beauftragten) permanent präsent zu sein Auswärtsspiele des HSV ist und in dem die · die Heimspielorganisation der HSV-Amateure (Regio- Reiseangebote und Fanartikel der "Supporters" verkauft nalliga) durchzuführen (Kartenverkauf, Bewirtung werden, in weiteren Fanshops und im HSV-Museum. etc.) und Fahrten zu den Auswärtsspielen der Amateure anzubieten Somit sind auf fast allen Ebenen des Vereins · in zentraler Hamburger Lage eine Anlaufstelle für (Aufsichtsrat, Vorstand, Geschäftsstelle, Museum, und Fans und Mitglieder anzubieten ("City-Store" in der Fanshop/ Vorverkaufsstelle) Mitglieder des "SC" vertre- Hamburger Innenstadt - Schmiedestrasse) ten und haben einen nicht unerheblichen Einfluss. · einen vereinseigenen bzw. geleasten und im HSV- Allerdings sind alle hauptamtlichen "Supporters" in die Dekor gestalteten Sonderzug zu möglichst vielen Vereinshierarchie eingebunden und haben gemäß den Auswärtsspielen des HSV anzubieten (s.a. Kap. 1.1) Vorgaben und Aufgabenbereichen "ihren Job zu · Aufbau und Betrieb eines HSV-eigenen Museums im machen". Auch Vorstandsmitglied Reichert, sicherlich Stadion (s.Kap.1.1) mit den meisten vereinsinternen Kompetenzen aller · Veranstaltungen für HSV-Fans bzw. Mitglieder zu "SC"-ler ausgestattet, scheint allein schon von der organisieren und durchzuführen (z.B. "Schwarz-Weiß- Aufgabenverteilung innerhalb des Vorstandes weniger Blaue Nacht", Saisonauftakt- und Abschlussfeiern, Einflussmöglichkeiten auf das "Tagesgeschäft" zu Film- bzw. Spielvorführungen, Diskussionsveranstal- haben. Das wird nicht nur am vorstandsinternen tungen mit Spielern und Offiziellen) Gehaltsgefüge deutlich, sondern wohl auch durch die - · eine aktuelle, moderne und gut "besuchte""SC"- sicher praktisch begründbare - räumliche Trennung von Internetseite und entsprechende HSV-Fan-Foren auf den anderen Vorstandsmitgliedern innerhalb der zubauen bzw. einzurichten Geschäftsstelle dokumentiert. Nichtsdestotrotz haben · eigene "Mitgliederkollektionen" ("SC"-Fankleidung) zu sich sowohl der "Supporters-Club", als auch seine entwerfen und zu vermarkten Vertreter im Verein etabliert und sind aus dem · finanzielle Selbstständigkeit und Unabhängigkeit Vereinsgefüge nicht mehr weg zu denken. An den (einen eigenen Etat) vom Verein durch Mitgliederbei- Mitgliedern vorbei bzw. gegen den Willen der Mitglieder träge (anteilig) und Serviceangebote zu erreichen und "Förderer" lässt sich beim HSV mittlerweile kaum etwas durchsetzen, wie z.B. die immer wieder von Der letztgenannte Punkt, ist nur als relatives Ziel zu ver- Seiten des Vorstandes und Teilen des Aufsichtsrates stehen, da durch die vereinsinterne Verflechtung der vorgeschlagene und von vielen Mitgliedern abgelehnte "Supporters", eine totale Trennung bzw. Unabhängigkeit Ausgliederung der Bundesligaabteilung des HSV aus vom HSV weder vorgesehen ist, noch angestrebt wird. dem Gesamtverein zeigt. Abgesehen vom irrationalen bzw. emotionalen Widerstand vieler Mitglieder, im Falle Folgende Punkte stehen für die "Supporters" in Zukunft 82 einer Ausgliederung "ihren Verein nicht verkaufen zu (weiterhin) an: Erfolge sicherlich auf das Zusammenwirken vieler · noch weiter verstärkte Mitglieder- und mittelbar auch Mitglieder und Gremien zurückzuführen ist: die Dauerkartenkunden-Werbung zu betreiben und sich Mitgliederzahlen wurden weiter gesteigert, die dabei an (zahlenmäßigen) Größen, wie z.B. Bayern "Supporters-News" ist umfangreicher, informativer und München zu orientieren erscheint in neuem Glanz, das (grandiose) HSV- · bundesweite Aktivitäten (Mitgliederwerbung und -be- Museum ist eröffnet, der Internetauftritt des "SC" findet treuung, Merchandise, Infomobil) weiter auszubauen bundesweit große Beachtung und Anerkennung, zu den · einen zentralen (gastronomischen) Fantreffpunkt in meisten Spielen wurden eindrucksvolle Choreographien der Hamburger Innenstadt zu eröffnen bzw. zu betrei- durchgeführt, die Zahl der (gelungenen) "SC"- ben Veranstaltungen nahm zu, usw.. Die Mitglieder der Abteilungsleitung sind an fast allen HSV-Aktivitäten ent- Die Idee, eine (Mitglieder-)Fankneipe o.ä. einzurichten weder beteiligt oder zumindest präsent. bzw. einen citynahen, zentralen HSV-Fantreff zu schaf- fen (s. o.) wurde bislang aus organisatorischen und Allerdings scheinen sie nicht von allen Gremien bzw. finanziellen Gründen noch nicht umgesetzt. Dieses Vertretern des Vereins unterstützt zu werden bzw. sich Projekt beschäftigt die "Supporters" jetzt schon seit mehr immer einfach durchsetzen zu können. Offenbar werden als 5 Jahren und soll nun endlich in der kommenden gelegentlich Konflikte mit dem Vorstand oder der Saison umgesetzt werden. Einen Anlaufpunkt bei Stadionorganisation nicht immer zur allgemeinen Heimspielen bietet die Abteilung seit zwei Jahren im Zufriedenheit gelöst bzw. hat die Abteilungsleitung Stadion (Ebene 2 in der Nordtribüne")an. Schwierigkeiten, sich mit einigen Mitglieder- und Faninteressen (in Fanfragen!) durchzusetzen. Wir bezie- Als Fanprojekt ist es uns wichtig, in Abgrenzung zu den hen uns bei dieser Einschätzung ausdrücklich auf "infor- Serviceangeboten der "Supporters", das pädagogische melle Gespräche" und können und wollen uns nicht kon- Konzept und die Ausrichtung der Arbeit nach dem "SGB kreter dazu äußern bzw. einmischen. Wir haben der VIII" (Sozialgesetzbuch, früher "Kinder- und Abteilungsleitung im übrigen stets versichert, dass sie - Jugendhilfegesetz") deutlich zu machen. Betreute wenn sie es wünscht - mit unserer Unterstützung oder Angebote für Jugendliche, Beratungsangebote, Beratung rechnen kann. Kriseninterventionen, Beziehungsarbeit mit den darin enthaltenen (verbalen) Auseinandersetzungen mit Uns, dem Fanprojekt gegenüber, war (und ist) die Jugendlichen und Jungerwachsenen, Abteilungsleitung von Anfang an um einen möglichst Auseinandersetzung mit der Fanszene oder Teilen der engen und guten Kontakt bzw. eine vermehrte Fanszene über Themen wie extremistische Zusammenarbeit bemüht. Hilfreich ist dabei sicherlich, Einstellungen, Alkohol- und Drogenkonsum oder dass uns die Mitglieder der Abteilungsleitung überwie- Gewalt, sind nach wie vor einige der Schwerpunkte der gend seit vielen Jahren gut bekannt sind und großer Fanprojektarbeit, die von den "Supporters" nicht (bzw. Respekt für die jeweilige Arbeit vorhanden ist. So wurde anders oder nur im Ansatz) wahrgenommen werden die schon seit Jahren erfolgte Unterstützung einzelner (können und sollen). Nichtsdestotrotz ist uns bewusst, Fanprojekt-Angebote und -Aktionen mit kostenlosen dass wir, wenn wir gerade in diesen Bereichen effektiv oder günstigen Fanartikeln, finanziellen Zuwendungen, wirken wollen, die Unterstützung der (relevanten) "HSV- Werbung, etc. auf unsere Anfragen jederzeit schnell und Supporters" brauchen. So ist es z.B. illusorisch anzu- unbürokratisch weiter ausgedehnt. Zudem nutzt die nehmen, gegen rassistische und rechtsextreme Abteilungsleitung unsere Räumlichkeiten in der Einstellungen bei Jugendlichen und Jungerwachsenen Stresemannstraße, um einmal im Monat eine für alle in der HSV-Fanszene positiv einwirken zu wollen, wenn Mitglieder und Fans öffentliche Sitzung der der HSV und seine Vertreter nicht nach außen hin deut- Abteilungsleitung abzuhalten. lich dokumentieren, mit diesen Zielen überein zu stim- men (z.B. in der Stadionordnung, auf Flugblättern, Die gute Zusammenarbeit mit dem "Webmaster" der Presseveröffentlichungen etc.). "HSV-Supporters-Homepage" und Mitglied in der Abteilungsleitung Dirk Bobsin hat sich durch die Die im Herbst 2002 gewählte neue Abteilungsleitung des "Verlinkung" auf unsere Internetseite, die Möglichkeit für "Supporters-Club" hatte zum Ende der Saison einen her- unsere Angebote auf der "Supporters-Seite" zu werben ben Rückschlag zu verarbeiten (s. Kap.1.1). Eines ihrer und die Einrichtung einer Fanprojekt-Fotogalerie auf der für den Bereich "Finanzen" zuständigen Mitglieder Homepage weiter verbessert. Wir können seit knapp 2 wurde "beim Griff in die Kasse" erwischt, d.h. hatte Jahren unsere Veranstaltungshinweise direkt auf die Gelder des "SC" unter Umgehung aller Homepage der "Supporters" stellen und so für unsere Kontrollmechanismen auf eigene Konten transferiert. Angebote Werbung betreiben. Die Seite ist aktuell und Nachdem der Betrug entdeckt wurde, trennte man sich voller für Fans wichtiger Informationen. Durch entspre- sofort von dem Mitglied, leitete die notwendigen juristi- chende Foren und Chats hat sich die (www.hsv-suppor- schen Schritte ein und erläuterte den Mitgliedern auf ters.de) -Seite zum wichtigsten Meinungs- und einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung die Diskussionsmedium innerhalb der HSV-Fanszene ent- Vorgänge. Trotz des Schocks bei den Mitgliedern und wickelt, in dem umstrittene Spielertransfers genauso übrigens auch bei uns im Fanprojekt, wurde der offene diskutiert werden, wie Fehlverhalten von HSV-Fans oder Umgang der (Rest-) Abteilungsleitung positiv bewertet, Aktionen vor und nach Spielen. Auch die regionalen wie deren Arbeit nicht in Frage gestellt. Die bisherige Bilanz überregionalen Medien bedienen sich inzwischen offen- der Abteilungsleiter kann sich durchaus sehen lassen, sichtlich regelmäßig der dort veröffentlichten Infos, die Aktivitäten haben zugenommen, auch wenn die Beiträge und Diskussionen. 83 Die Fanzines in der HSV-Szene UEFA-Pokalauftritt, das Bundesligajubiläum als "Dino", das HSV-Museum und der Abschied von Hermann Das auflagenstärkste und mittlerweile fast einzige HSV- Rieger. Außerdem fanden sich in den Ausgaben 35-39 Fanzine ist die "Supporter-News" ("SN"), das "Magazin Interviews mit Offiziellen und neuen Spielern, Berichte des Hamburger SV Supporters-Club" mit einer Auflage zum Saisonverlauf, zu den Amateuren, den Handballern von inzwischen 17000 Exemplaren im DINA4-Format. In und der Nachwuchsarbeit, Infos zu Fahrtangeboten, der abgelaufenen Saison sind insgesamt 5 Ausgaben Regionalstellen, Informationen zur Europameisterschaft erschienen. Ein eigentliches "Fanzine" war die in Portugal, zu 15 Jahren "Hamburg-Ultras", den HSV- "Supporter-News" eigentlich nie, eher eine Damen usw.. In Ausgabe Nr. 38 erschien ein von der Mitgliederzeitung, die kostenlos an die vielen "SN"-Redaktion verfasster Artikel über das HSV- "Supporters" verschickt wird. Das hat sich allerdings seit Fanprojekt (s. Kap. 7) und in Ausgabe 39 ein von uns etwa einem halben Jahr verändert. Nach der Einstellung geschriebener Artikel, zu unserem Angebot, die der "Nordtribüne", dem letzten größeren vereinsunab- "Wehrmachtsausstellung" (geführt) zu besuchen (s. Kap. hängigen Fanzine, hat die Redaktion der "Supporter- 4.4). News" erheblich Auftrieb bekommen, da einige Redakteure und Gestalter der "Nordtribüne" jetzt bei den Ansonsten schien in der letzten Saison auf dem "HSV- "SN" mitwirken. Das hat sich sofort qualitativ und quan- Fanzine-Markt" nicht mehr viel los gewesen zu sein. Uns titativ positiv bemerkbar gemacht. Die "SN" hat ein sind nur noch zwei andere "Zines" bekannt. Zum einen neues Layout bekommen, ist mittlerweile auf 84 Seiten gab es drei weitere Ausgaben des Traditions-Fanzines angewachsen (vorher 32 Seiten) und reflektiert kri- "1887" (Auflage 300), indem in gewohnt gut recherchier- tisch(er) verstärkt Fan- und Vereinsthemen. ter Art schwerpunktmäßig vor allem über historische HSV-Themen geschrieben wurde. Zum anderen produzierte die "Brigada Bavaria" zwei Ausgaben mit einer Auflage von jeweils 200 Exemplaren der "Südraute". Die "Brigada Bavaria" ist ein in München behei- mateter, nicht-offizieller HSV-Fanclub, der dementsprechend in der "Südraute" vielfach die spezielle lokale Perspektive eines HSV- Fanclubs "in der Fremde" einnimmt und beschreibt.

Ob es noch wie in der Vergangenheit weite- re dieser "Ein-Mann-Fanzine" aus der HSV- Fanszene geben wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Bei diesen Fanzines werden die Artikel selbst geschrieben, layoutet, Anzeigen akquiriert, die Hefte selbst kopiert und geheftet und schließlich das Fanzine im Stadion (unter-der-hand) selbst verkauft. Die Auflagen dieser Fanzines lagen früher zwi- schen 150-300 Stück. Die Lust, diese mühe- volle Arbeit auf sich zu nehmen, scheint wie bereits erwähnt, ein wenig eingeschlafen zu sein oder diese Hefte werden nur noch an Freunde und Gleichgesinnte weitergegeben.

Großer Beliebtheit unter HSV-Fans erfreuen sich zudem zwei überregionale Fußball- (Fan)-Zeitschriften. Das Magazin "11 Freunde" und die seit April 2004 erscheinen- de "Stadionwelt.de" die professionell, verein- sunabhängig und kritisch über den Profifußball, (Fußball-)Historisches, die Stadien aber vor allem über Fans und ihre Geschichten berichten, kommen szene- und vereinsübergreifend bei den Fans gut an. Bei In den "Supporter-News" wird nicht nur auf Angebote, Heimspielen des HSV können Fans neben den "SC- Veranstaltungen und Termine rund um den HSV hinge- News", dem "HSV-Live" (Stadionheft), HSV-Fanzines wiesen wird, sondern Fans auch Gelegenheit gegeben, und einigen Büchern zu Fanthemen (z.B. "Die 100 zu Fanthemen Artikel zu schreiben und Meinungen zu schönsten Schikanen gegen Fußballfans") seit dieser äußern. Die Redaktion wurde in der letzten Saison von Saison auch "11 Freunde" und "Stadionwelt.de" an unse- Dirk Mansen und der Abteilungsleitung geleitet und rem Fanprojektstand im Stadion erhalten. besteht aus einer Gruppe von 30 Mitwirkenden 84 (Ausgabe Nr. 39). (Titel-)Themen waren der (kurze) 2. Spielbegleitungen Informations- und Kommunikationsangebot des Hamburger SV zu ergänzen, Fans und Zuschauer aller 2.1 Heimspiele des Hamburger SV Altersgruppen fragen nach Mannschaftsaufstellungen, den verschiedenen Örtlichkeiten im Stadion („Wo ist der Zu den Heimspielen des Hamburger SV in der „AOL- nächste Fanshop, das Museum oder wo sind die Arena“ werden von den MitarbeiterInnen des „Supporters“?), ihren Plätzen oder Karten und wollen mit Fanprojekts folgende Aufgaben wahrgenommen: uns Vereinspolitik und sportliche (Miß-)Erfolge diskutie- ren. Seit Saisonbeginn können Fans bei uns die 1. Öffnung des Fanhauses in der Stresemannstrasse “Supporters-News”, das “HSV-Live”, “11 Freunde”, “Die Zu allen Heimspielen der HSV-Profis im 100 schönsten Schikanen gegen Fußballfans”, Volksparkstadion wird das Fanhaus 3,5 Stunden vor “Stadionwelt.de” und andere “Druckerzeugnisse” rund Spielbeginn geöffnet. Es dient den Fans aus Hamburg um den Fußball erhalten. (siehe Kapitel 1.2). und der weiteren Umgebung als Treffpunkt. Seit März 2002 wurden die Hausöffnungen bzw. der „Tresendienst“ Vor, während und nach dem Spiel sind wir außerdem im vor den Spielen von Mitgliedern der “Chosen Few“ über- weiteren Bereich der „Nordtribüne“, also dem nommen (s. Kap. 3.2), zusätzlich ist während der Öff- Stehplatzbereich, dem Mitgliederblock sowie teilweise nungszeit mindestens eine Fanprojekt-MitarbeiterIn im im Gästeblock in der „Südtribüne“ anzutreffen, wo wir mit Haus immer ansprechbar. Die Besuchszahlen zu diesen den Fanprojekt-Kollegen der angereisten Fans Kontakt Hausöffnungen variieren zwischen 30 bis 100(!) Fans aufnehmen bzw. uns absprechen. Gegebenenfalls ver- pro Spiel und konnten somit im Vergleich zum letzten suchen wir an neuralgischen Punkten oder in problema- Jahr gesteigert werden. Nach den Heimspielen über- tischen Situationen zwischen Polizei, Ordnungsdienst nahm in der ganzen Saison 02/03 wieder der HSV- und Fans zu vermitteln. Fanclub “E-Block Giants“ selbständig die Hausöffnung aller Samstagsspiele für die Fans (s. Kap. 3.2). Wie in 3. Weitere Aktionen und Aktivitäten des Fanprojek- der letzten Saison variieren die Besucherzahlen hier tes rund um die Heimspiele sehr stark zwischen 5 bis 50 Personen. Regelmäßig sind auch bei diesen Treffen Fanprojektler im Fanhaus anwe- - Gemeinsamer Infostand zusammen mit den “Suppor- send. ters“ in der Nordkurve nahe des Stehplatzbereiches Weiterhin wird das Fanhaus gelegentlich von Fanclubs - Diverse Flugblattaktionen vor und im Stadion mit Hin- oder Fanzine-Redakteuren als Versammlungs- und weisen zu Veranstaltungen des Fanprojektes Besprechungsort vor den Heimspielen genutzt. - Fanbegleitung auf den „Kiez“ (St. Pauli) und den An- und Abmarschwegen des Stadions 2. Öffnung des Fanprojekt-Stands im Stadion - gemeinsame Aktionen mit den die Gästefans beglei- Seit März 2002 öffnen wir bei jedem HSV-Heimspiel in tenden Fanprojekten (z.B. Fußballspiel, Besuch des der „AOL-Arena“ unseren vom Verein zur Verfügung Fanhauses) gestellten Fanprojekt-Stand zwei Stunden vor - Unterstützung von Aktivitäten der „Chosen Few“: Nutzung des Fanhaus zum Anfertigen von Choreo- graphiematerial, Bereitstellen eines Lagerraums für Transparenten, Farben usw.

Insgesamt wurden in der Saison 03/04 alle 17 Bundesliga-Heimspiele des Hamburger SV von Fanprojekt-MitarbeiterInnen begleitet: Hannover 96 (02.08.03), Bayern München (24.08.03), Hansa Rostock (21.09.03), Borussia Mönchengladbach (04.10.03), Schalke 04 (25.10.03), TSV 1860 München (08.11.03), Werder Bremen (29.11.03), SC Freiburg (13.12.03), VfL Bochum (07.02.04), VfL Wolfsburg (14.02.04), Bayer Leverkusen (28.02.04), Hertha BSC (13.03.04), 1.FC Kaiserslautern (28.03.04), Borussia Dortmund (10.04.04), 1.FC Köln (24.04.04), VfB Spielbeginn (Zeitpunkt für den Einlass der Zuschauer ins Stuttgart (08.05.04), Eintracht Frankfurt (22.05.04). Stadion) sowie in der Halbzeitpause. Der Stand bzw. Hinzu kam das Heimspiel des HSV in der ersten Runde Treff ist ein geschlossener Kiosk im Bereich der des UEFA-Cups gegen Dnjepropetrowsk (25.09.03). „Nordtribüne“ (Block 28, Ebene 2), dem Stadionbereich, in dem der HSV-Fanblock untergebracht ist. Er dient uns Außerdem wurden folgende Heimspiele der HSV- bzw. den Fans als feste Anlauf-, Beratungs- und Amateure in der AOL-Arena und auf dem Wolfgang- Informationsstelle. Bis zu 50 Fans pro Spiel mit unter- Meyer-Sportplatz in Stellingen ebenfalls von mindestens schiedlichen Anliegen an uns (z.B. Beratung zu einer FanprojektmitarbeiterIn begleitet bzw. aufgesucht: Stadionverboten, Informationen über Angebote, Dynamo Dresden (07.09.03), Sachsen Leipzig Unterstützung bei Problemen mit Ordnern etc.) suchen (09.11.03), Eintracht Braunschweig (01.03.04), FC uns am Stand auf. Außerdem können Fans sich am St.Pauli (14.03.04), RW Essen (17.04.04), Borussia Stand Plätze für z.B. („U-20“-)Fahrten reservieren und Dortmund (A) (15.05.04) sowie das Heimspiel der HSV- Anmeldeformulare für Fußballturniere oder andere Amateure im „Oddset“-Pokal gegen den FC St.Pauli in 85 Angebote erhalten. Zudem scheinen wir das der „AOL-Arena“ (05.05.04) der DB, 15.05.04) Auf dem Wolfgang-Meyer-Sportplatz in HH-Lokstedt *:„HSV-Young-Supporter-Touren“ sind von uns angebo- begleitete die Fanprojektmitarbeiterin zudem das tene (Bus-)Fahrten für bis zu 50 HSV-Fans im Alter von Bundesligaspiel der HSV-Damen gegen FFC Turbine 14-19 Jahren (s. Kap. 2.3). Die Auswärtsbegleitung mit Potsdam (09.11.02). dem HSV-Sonderzug findet in Kooperation mit dem „HSV-Supporters-Club“ statt (s. Kap. 1.1). In Hamburg wurde von uns das EM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und Island in der „AOL-Arena“ - Insgesamt wurden in der Saison 03/04 alle 17 begleitet (11.10.02). Bundesliga-Auswärtsspiele des Hamburger SV vom Fanprojekt begleitet. 2.2 Auswärtsspiele des Hamburger SV - In der ersten Runde des UEFA-Cups spielte der (u.a. kurzer Bericht 1. Runde UEFA-Cup Dnjeprope- Hamburger SV zunächst gegen Dnjepr Dnjeprope- trowsk – HSV) trowsk in der „AOL-Arena“ und am 15. Oktober 03 in der Ukraine. Ein Fanprojekt-Mitarbeiter begleite- Zu den Auswärtsspielen des Hamburger SV bzw. te die Fahrt (vom 14.-16.10.03) in einem der beiden anlässlich der Auswärtsbegleitung werden von den gecharterten Flugzeuge (unten stehenden Bericht). MitarbeiterInnen des Fanprojekts folgende Aufgaben - Die Auswärtsbegleitung des Fanprojektes in der wahrgenommen: ersten Runde des DFB-Pokal gegen Dynamo Dresden (01.09.03.) wurde im Reisebus des „HSV- - Organisation und Durchführung von Fahrten sowie Supporters-Club“ durchgeführt. Die Spiele der 2. verschiedene Aktivitäten für junge HSV-Fans (siehe und 3. Runde des DFB-Pokals gegen die SpVgg ausführliche Erläuterung unter Punkt 2.3) Unterhaching und den FC. Bayern München wur- den von unserer Seite nicht begleitet. Die Spielter- - Begleitung von HSV-Fans auf den Hin- und Rückfahr- mine lagen in der Woche, es war kein relevantes ten mit dem HSV-Fanzug, der Deutschen Bundes- Fanaufkommen aus Hamburg zu erwarten. bahn oder Bussen - Der HSV organisierte zum Jahresbeginn 2004 (11. Januar) in der „ColorLine-Arena“ ein eigenes Hal- - Betreuung und Beratung von HSV-Fans in allen per- lenfußballturnier und nahm erstmals seit Jahren sönlichen Fragen und Schwierigkeiten nicht am (ebenfalls zu Jahresbeginn) von Horst Peterson organisierten „Salzbrenner-Cup“ teil. - Einmischung in krisenhaften Situationen, Vermittlung Eingeladen hatte der HSV neben dem Bundesligis- zwischen Fans und Institutionen (Polizei oder Ord- ten Werder Bremen und einem Hamburger Ama- nungsdienst) teurverein, die Nordclubs VfB Lübeck, Holstein Kiel und den Lokalrivalen FC. St.Pauli. Das Teilneh- - Beobachtung und Auswertung der unterschiedlichen merfeld, das Zuschauer- bzw. Faninteresse (mit ca. Fanszene-Gruppierungen und ihren jeweiligen 14000 Besuchern war die Veranstaltung ausver- Ausprägungen, Normen und Verhaltensweisen kauft) und ein von uns organisiertes Fan-Einlage- spiel zwischen Fans von St.Pauli und dem HSV Insgesamt wurden in der Saison 03/04 alle 17 erforderten unseren Einsatz obligatorisch. Bundesliga-Auswärtsspiele des Hamburger SV von - Zum EM-Qualifikationsspiel der deutschen Frauen- Fanprojekt-MitarbeiterInnen begleitet: nationalmannschaft gegen die Ukraine in Oldenburg organisierte das Fanprojekt eine Fahrt VfL Bochum (HSV-Sonderzug, 09.08.03), VfL Wolfsburg für Mädchen bzw. junge Frauen aus der HSV- (HSV-Sonderzug und „HSV-Young-Supporter-Tour*“, Fansene (s. Kap. 4.3). 17.08.03), Bayer Leverkusen ( „HSV-Young-Supporter- - Die Teilnahme am Fanfinale in Berlin (28.-29.05.04) Tour im HSV-Sonderzug, 13.09.03), Hertha BSC (HSV- und die anschließende Begleitung zu den DFB- Sonderzug, „HSV-Young-Supporter-Tour“, 28.09.03.), Pokalendspielen gehören seit Jahren zum festen 1.FC Kaiserslautern (Kleinbus u.a. mit Vorstand C. Programm des HSV-Fanprojekts Reichert, 19.10.03), Borussia Dortmund ( „HSV-Young- - In dieser Saison wurden von den Fanprojekt-Mit- Supporter-Tour“, 02.11.03), 1.FC Köln (HSV-Sonderzug, arbeiterInnen nur 2 Auswärtsspiele der HSV- 22.11.03), VfB Stuttgart (Gruppenfahrt HSV-Fans in der Amateure aufgesucht bzw. begleitet. Das Derby Deutschen Bundesbahn (DB) 06.12.03), Eintracht gegen den FC St.Pauli (26.08.03) am „Millerntor“ Frankfurt (Gruppenfahrt mit HSV-Fans in der DB, und die Auswärtsfahrt zum letzten Saisonspiel bei 16.12.03), Hannover 96 (Gruppenfahrt mit HSV-Fans in den Amateuren von Werder Bremen (05.06.04) der DB, „HSV-Young-Supporter-Tour“, 01.02.04), Bayern waren sowohl aufgrund der Randale-Erwartungen München („HSV-Young-Supporter-Tour“ mit 2 (s. Kap. 1.1), der Konstellation (die HSV-Amateure Kleinbussen und Übernachtung, 20.-21.02.04.), Hansa konnten im Falle einer Niederlage in Bremen Rostock (HSV-Sonderzug, „HSV-Young-Supporter- absteigen) als auch den tatsächlichen Geschehnis- Tour“, 06.03.04), Borussia Mönchengladbach („HSV- sen (s. ebenfalls Kap.1.1) brisante Spiele. Die mei- Young-Supporter-Tour“, 20.03.04), Schalke 04 (HSV- sten der anderen Auswärtsspiele der HSV-Ama- Sonderzug, 03.04.04), 1860 München (Hinreise: teure liefen nahezu parallel zu den Spielen der Gruppenfahrt mit HSV-Fans in der DB, Rückreise privat, HSV-Profis und wurden selten von mehr als 20-50 17.04.04), Werder Bremen ( „HSV-Young-Supporter- Fans besucht. Tour“, Gruppenfahrt mit HSV-Fans in der DB, 01.05.04), 86 SC Freiburg (Rückreise: Gruppenfahrt mit HSV-Fans in Seit Beginn der Saison 98/99 werden Auswärtsbegleitungen durch ein Protokollblatt dokumen- Sachen, die man wissen sollte (Geld, Aufenthalt in der tiert. Um vergleichbare Informationen über die auswärts- Stadt u.s.w.). fahrende HSV-Fanszene zu erhalten, werden Nach dem Einchecken im Hotel sind fast alle Fans in die Geschehnisse sowie etwaige Interventionen der Stadt gegangen, um die ersten Eindrücke von der „gro- Fanprojekt-MitarbeiterInnen dokumentiert. In Form eines ßen unbekannten Ukraine“ zu bekommen. Gedächtnisprotokolls werden z.B. Einschätzungen der Ein Irish Pub war anschließend der Treffpunkt, wo alle Anzahl der Fans, ihr Verhalten, besondere Fans bis in die Morgenstunden gefeiert haben. Der Vorkommnisse oder Probleme und sonstige relevante Konsum von Alkohol war sehr hoch, vor allem, weil die Informationen festgehalten. In dieser Saison haben wir Preise sehr niedrig waren. Obwohl viele Fans sehr alko- uns davon abweichend entschieden, einen ausführliche- holisiert waren, ist nichts Problematisches passiert. An ren Bericht über die Begleitung eines Fanprojektlers zum dem Abend hat man auch keine zusätzlichen Kontrollen Spiel des HSV bei Dnjepropetrovsk in die Ukraine in oder Ordnungskräfte in der Stadt beobachten können. unseren Jahresbericht aufzunehmen. Die Miliz war nur als Begleitung auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel und am nächsten Tag vom Hotel zum Stadion und im Stadion zu sehen. „Kurz aber nicht schmerzlos !“ HSV – Dnjepr Dnjepropetrowsk Uefa-Pokal 2003 Meine Betreuung der Fans bezog sich vor allem auf die (25.09.03/15.10.03) sprachliche Unterstützung z.B. in der Stadt, im Hotel, im Für den HSV war das Abenteuer Uefa-Pokal im Jahr Restaurant und auch im Stadion. 2003 sehr kurz. Als der Gegner Dnjepr Dnjepropetrovsk nach der Auslosung fest stand, sind alle Fans davon Am Mittwoch traf die zweite Fangruppe mit dem ausgegangen, dass sich der HSV für die nächste Runde Tagesflieger ein. qualifizieren würde. Leider ist alles anders gekommen Die Stadtrundfahrt, die für alle Fans organisiert war und und das Aus in der ersten Runde musste verkraftet wer- ein paar Stunden vor dem Spiel stattfand, stieß nicht den. gerade auf große Begeisterung , der anschließende Einkaufsbummel um so mehr. Diese Zeit der Das Rückspiel in der Ukraine fand am Mittwoch, den Entspannung war vor allem für die Fans wichtig, die mit 15.10.2003 statt. dem Tagesflieger angereist waren. Vom Hotel aus konn- Nach dem 2:1 Sieg in Hamburg konnte man auf ein te man den Bustransfer bis zum Stadion nutzen. Die spannendes Spiel in der Ukraine hoffen. Das nicht ein- Busse wurden von der Miliz eskortiert. Die Fans sind deutige Ergebnis, aber auch die Neugier auf ein Land, direkt vor dem Gästeblock am Stadion ausgestiegen, so das man bis jetzt überhaupt nicht kannte, waren der dass es keinen Kontakt mit den Dnjepropetrowsk Fans, Grund dafür, dass sich ca. 350 HSV Fans auf den wei- und somit auch keine Tauschmöglichkeit für Schals oder ten Weg nach Dnjepropetrovsk machten. Zirka 130 Fans Fanartikel gab. reisten mit dem Mannschafts- und weitere 200 Fans mit Sowohl die Miliz als auch das Militär waren sehr zahl- einem Tagesflieger an. reich, d.h. mit ca. 150 Personen vor der Gästekurve, ver- Dazu gab es noch eine kleine Gruppe von Fans (25 treten. Im Stadion kam es zu keinerlei Personen) die mit dem Zug 42 Stunden hin und 42 Auseinandersetzungen zwischen den Fans, da der Stunden zurück unterwegs waren. Gästeblock von den anderen Blöcken abgetrennt war. Die Toiletten befanden sich außerhalb des Stadions. Ich habe die Fans in dem Mannschaftsflieger begleitet, Jeder Fan, der sie benutzen wollte, bekam von einem der bereits am Dienstag, den 14.10.03 in Soldaten Begleitschutz für den Hin- und Rückweg. Denn Dnjepropetrovsk angekommen ist. Der Flug dauerte das war der einzige Bereich, in dem man die ukraini- knapp zweieinhalb Stunden. Die Situation, mit der schen Fans antreffen konnte. Mannschaft zusammen im Flugzeug zu sitzen, war für Für die Sicherheit war also gesorgt. Leider war der alle neu. Einige Fans nutzten die Gelegenheit, um mit Verkauf von Fanartikeln sehr schlecht organisiert. Es den Spielern Fotos zu machen oder sich ein Autogramm gab keinen richtigen Stand und die Artikel waren inner- geben zu lassen. Doch die Zeit drängte nicht, denn diese halb von 20 Minuten ausverkauft. Durch Gespräche mit Möglichkeit würde auf dem Rückflug noch einmal gege- den Verkäufern ist es mir gelungen, dass einige ben sein. Fanartikel noch einmal nachbestellt wurden, was aber Doch daraus wurde leider nichts, da alles ganz anders trotzdem nicht ausreichte. gekommen ist als die meisten Fans geplant haben. Zum Spiel selber möchte ich hier keinen Kommentar In Dnjepropetrowsk gelandet, hat es ein bisschen abgeben vielleicht nur noch mal den Endstand bekannt gedauert, bis die Fans ihre Hotelzimmer beziehen konn- geben: Dniepropetrowsk – HSV 3 : 0. ten. Grund dafür waren die sehr lang andauernden Kontrollen am Flughafen (Visum, Ausfüllung der Die Stimmung im HSV-Fanblock wurde von Minute zu Einreiseformulare). Am Flughafen gab es auch den Minute schlechter. ersten Kontakt mit den Dniepr-Fans. Doch erst mal ging Nach dem Anpfiff waren alle schockiert und sehr ent- es für viele Fans vor allem darum, die Stadt zu erfor- täuscht. schen und nicht gleich am Flughafen die Schals und Erst 45 Minuten nach dem Spiel haben die ukrainischen Fanartikel zu tauschen. Deshalb hat man sich beim Spiel Ordnungskräfte die Fans aus dem Stadion gelassen. im Stadion verabredet. Kurz nach dem Spiel ist der Vorstand in Person von Während der Busfahrt vom Flughafen zum Hotel infor- Bernd Hoffmann und Dietmar Beiersdorfer noch im mierte eine deutsche Reiseleitung über die wichtigsten Stadion auf die Fans zugegangen. In einigen kurzen 87 Meinungsäußerungen haben die Fans ihren Frust und Spiel im DFB Pokal. Dann ist wieder Kurt Jara an der die große Enttäuschung zum Ausdruck gebracht. Die Reihe. Die Fans forderten den Rauswurf des Trainers. Sache spitzte sich jedoch zu und wurde später noch per- Auf dem Hinflug hatte Kurt Jara Geburtstag und den sönlicher. Fans versprochen, auf dem Rückflug einen auszugeben. Nach dieser Leistung der Mannschaft hatte sich das mit Nach dem Spiel sind die Fans mit den Bussen zum dem Ausgeben erledigt. Doch die Fans sangen: Flughafen gebracht worden. „Der Kurt gibt heute seinen Ausstand aus“. Ohne Pause Zwar dauerte die Kontrolle diesmal nicht so lange, wie war anschließend Sergej Barbarez dran. Ein paar Tage bei der Einreise, aber sie warteten noch auf die Mannschaft, die sie mit neu ausgedachten Liedern begrüßen wollten Als der Vorstand mit der Mannschaft erschien, ging es los. Zuerst stand der Torwart im Mittelpunkt: „Pickenhagen Pickenhagen weißt du noch, weißt du noch, kannst du dich erinnern, kannst du dich erin- nern: mal zu Null, mal zu Null?!“, anschließend fiel der Name Hermann Rieger. Die Fans skandieren „außer Hermann Rieger alle raus“. Dann wurde der Trainer zur Zielscheibe: „Wir sind so schön, wir sind so toll, Kurt Jara fahr doch nach Tirol. Unser Fußball ist so schlecht, darum muss der Trainer weg, Kurt Jara fahr doch nach Tirol“. Weiter ging es mit: „Und es gibt kein` Verein in Europa, den der HSV besiegen kann“. Die Spieler hielten Sicherheitsabstand. Erst nach dem Herr Hoffmann und Herr Beiersdorfer eingriffen, stellt sich die Mannschaft mit dem Mannschaftsrat vorher hatte Barbarez mit Bosnien knapp die (Hoogma, Hollerbach, Pickenhagen, Maltritz) und disku- Qualifikation für die EM in Portugal verpaßt. Die Antwort tiert mit den Fans. Die Spieler ließen den Frust der der Fans lautete:“ Ohne Bosnien fahren wir zur EM“. erregten Fans über sich ergehen, die versuchten, ihre Zum Schluß wird noch Felix Magath abgefeiert. „Felix Wut und die Enttäuschung in Worte zu fassen. Magath du bist der beste Mann“ Die Lage entspannte sich ein wenig, jedoch nur für kurze Zeit. Im Flieger wurde die Mannschaft weiter lächerlich Erst als die Stewards das Essen servierte, wurde es gemacht. Die Fans sangen: „Unterhaching schlägt uns ruhiger. Doch der Frust nahm auf beiden Seiten nicht ab. nicht so hoch“, und denken dabei an das bevorstehende Mit einer Stunde Verspätung kam das Flugzeug in Lübeck an. Weiter ging es mit dem Bus nach Hamburg.

Das sehr kurze Abenteuer „Europapokal“ ging zu Ende, doch viele Fans werden das Desaster am Dnjepr so schnell nicht vergessen. Was bleibt, ist vielleicht nur , dass man ein neues Land und neue Sitten kennengelernt hat und das finsterste Fußballspiel in der Europapokalgeschichte des HSV live erleben durfte.

Berichtet von Martin Zajonc / HSV Fanprojekt Oktober 2003

88 2.3 Die „HSV-Young-Supporter-Touren“ Busse wurden zum großen Teil als Transportmöglichkeit für Choreographie-Materialien genutzt und viele der Seit den frühen neunziger Jahren haben wir regelmäßig neuen und jungen Fans, die zum erstmals bei uns mit- sogenannte „HSV-Young-Supporter-Touren“, also fuhren, hatten somit Kontakt zu einer für sie sehr inter- Busreisen für 14 - 19jährige Fans (bis zu 50 essanten Fanszene. Erfreulich ist auch die nach wie vor TeilnehmerInnen) zu den Auswärtsspielen des HSV große Anzahl Mädchen bzw. junger Frauen auf diesen angeboten und durchgeführt. Fahrten. Ein weiterer Aspekt speziell dieses Angebotes sind Bei dieser Zielgruppe handelt es sich um einen Teil der Fahrten mit Übernachtungen. Ausgehend von der Über- Fanszene, für die es kaum spezifische Angebote gibt. legung, mit den Jugendlichen auch etwas über einen Die bestehenden Angebote von Fahrten zu HSV- längeren Zeitraum zu unternehmen, um im Gegensatz Auswärtsspielen sind kaum mit dem Taschengeld junger zu den sonst eher kurzen Kontakten (z.B. im Stadion) - Fans zu finanzieren und außerdem meist mit enormem allein durch den zeitlichen und räumlichen Rahmen - für Alkoholkonsum und damit auch mit problematischem uns noch bessere Voraussetzungen pädagogischer Verhalten und den Reaktionen auf dieses Verhalten ver- Arbeit zu schaffen, bieten wir auch längere Fahrten an. bunden. Selbst wenn sich die Jugendlichen nicht daran Die Touren bieten für uns ohnehin gute Gelegenheiten, beteiligen, lernen sie Auswärtsfahrten als einen Kreislauf viel über die Jugendlichen und ihre persönliche Situation kennen, der einseitigen Ritualen zu folgen scheint: zu erfahren, sie ggf. zu beraten und zu unterstützen, in Treffen am Bahnhof, Fahrt z.T. stark alkoholisiert, der Auseinandersetzung mit ihnen Einstellungen und Ankunft am Zielbahnhof, Empfang durch Polizei, problematische Verhaltensweisen in Frage zu stellen Kontrollen und Begleitung durch Polizeikräfte zum und mäßigenden Einfluss auszuüben. Der Kontakt mit Stadion nach dem „Kessel- oder Klettenprinzip“, ihnen auf längeren Fahrten bzw. Reisen ist jedoch noch Eingangskontrollen, Aufenthalt im (meist abgesperrten) viel intensiver und nachhaltiger. Wir nutzen auf diesen Gästefanbereich während des Spiels, Rückführung Fahrten durch das Programm, gemeinsame Aktionen unter Polizeibegleitung zum Bahnhof, Rückfahrt mit dem und Gespräche verstärkt die Möglichkeit, Zug und „abfeiern“, d.h. im Fanjargon: exzessiver Gruppenfindungsprozesse, das gegenseitige Konsum von Alkohol. Während dieser Rituale haben sie Kennenlernen und die Integration Einzelner in die nicht einen „gegnerischen“ Fan aus der Nähe gesehen, Gruppe zu forcieren. Die besonderen Aspekte dieses geschweige denn gesprochen. Wenn es unter diesen Angebotes gelten - nach allen gruppentheoretischen Vorzeichen zu Kontakten zwischen Fans beider Teams Erkenntnissen – natürlich eher für kleinere Gruppen von kommt, ist dieser häufig problematisch. ca. 15-20 Teilnehmern und sind mit einer großen Gruppe von bis zu 50 HSV-Fans nur eingeschränkt durchzufüh- Diesen Kreislauf wollen wir mit unserem Angebot durch- ren. Weder ist die Dynamik einer Gruppe von 50 brechen, Alternativen aufzeigen und Begegnungen Jugendlichen, selbst mit drei oder vier Leitern, gut zu schaffen, um möglichst Vorurteilen entgegen zu wirken. kontrollieren, noch ist es möglich, allen Jugendlichen die Wir wollen dazu anregen, Fußballspiele auch ohne notwendige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wir exzessiven Alkoholkonsum zu genießen bzw. zumindest verstehen die längeren Fahrten mit kleineren Gruppen die Jugendlichen es einmal ausprobieren zu lassen, ob daher als (intensivere) Ergänzung zu den Tagestouren, Auswärtsspiele des HSV auch nüchtern ein „tolles bei denen eher die im ersten Abschnitt beschriebenen Erlebnis“ sein können. Unser Programmangebot ( ein Aspekte und Ziele im Vordergrund stehen. Quiz zu fan- und fußballspezifischen Fragen, Tippspiel) und die von uns meistens organisierten Fußballspiele Mindestens einmal pro Saison bieten wir eine derartige oder Treffen mit jungen „Heimfans“ (z.B. im gastgeben- Fahrt an. Zum Spiel des Hamburger SV bei Bayern den Fanprojekt) kommen überwiegend gut an. Die „U- München hatten wir - aus den oben geschilderten 20-Fahrten“ führen wir insgesamt problemlos durch und Gründen - eine Fahrt in Kleinbussen mit Übernachtung erleben die Jugendlichen als offen für den Austausch angeboten, und dort u.a. die Gedenkstätte des ehemali- von Informationen, Ansichten und Einstellungen auch gen Konzentrationslagers Dachau besucht. Zu allen der über den engeren Fußballzusammenhang hinaus. mitgereisten Jugendlichen haben wir seitdem einen sehr Unsere Regeln (insb. das absolute Alkoholverbot) wur- persönlichen und vertrauensvollen Kontakt. den gelegentlich verletzt und öfter diskursiv in Frage gestellt, aber letztlich respektiert.

In der Saison 2003/2004 haben wir jungen HSV-Fans neun „HSV-Young-Supporter-Touren“ mit dem Bus angeboten (Wolfsburg, Leverkusen (im HSV- Sonderzug), Hertha BSC, Dortmund, Hannover, Bayern München (in Kleinbussen mit Übernachtung), Rostock, Mönchengladbach, Bremen). Die meisten Fahrten waren ausverkauft, d.h. alle 50 Plätze in den Bussen waren besetzt. Nicht nur der günstige Preis, sondern auch das Zusammensein und die Stimmung im Bus waren für die Jugendlichen Motivation, die Auswärtsfahrt mit dem Fanprojekt zu machen. Insgesamt nahmen viele der in der „Ultra“-Szene aktiven HSV-Fans der „Chosen Few“ und von „Poptown“ an den Fahrten teil. Unsere 89 Insgesamt gilt sicherlich, dass derartige Angebote unab- Im folgenden haben wir einige Überlegungen zu den hängig von gewaltpräventiven Aspekten zum Repertoire besonderen Aspekten einer „HSV-Young-Supporter- jedes Jugendarbeiters gehören (sollten). Als Alternative Tour“ im HSV-Sonderzug reflektiert: zu den geschilderten Abläufen im Fandasein ist dieses Überlegungen zur U-20 Fahrt zum Bundesligaspiel Angebot jedoch vor allem auch konkrete Prävention. Bayer Leverkusen - HSV im HSV-Sonderzug am 13.09.2003

Teilnehmerzahl: 25 jugendliche HSV Fans im Alter von 14-19 Jahren Die Fahrt fand nicht wie sonst mit dem Bus , sondern mit dem Sonderzug statt.

1. Was bei diese Art von U-20 Fahrten zu beachten ist: - wichtig ist dass alle Teilnehmer in einem Waggon sit- zen - sehr wichtig - der Waggon sollte sich möglichst am Ende oder am Anfang des Zuges befinden, damit ande- re Fans (die zum Teil sehr alkoholisiert sind) nicht die ganze Zeit durchlaufen können. Seit der Saison 2002/2003 wurden wir auf fast allen - im Zug befindet sich ein Tanz -und ein Barwagen, so Fahrten mit dem Thema „Alkohol“ bzw. dem dass die Möglichkeit besteht sich dort alkoholische Alkoholkonsum einiger Jugendlicher auf der Fahrt kon- Getränke zu kaufen. Deshalb noch mal eine deutliche frotiert. Die von uns festgelegte Regel des absoluten Ansage machen dass die U-20 Fahrten auch im Alkoholverbots wurde wiederum einige Male missachtet, Sonderzug ohne Alkohol stattfinden. so dass wir auch in dieser Saison „gelbe“ (Verwarnung) - der Zug darf nicht voll ausgelastet sein (bis höchstens und „rote“ Karten (Fahrverbot) aussprechen mussten. 300 Fans), damit man als Betreuer den Überblick behält Die Anhebung der Altersgrenze auf maximal 19 Jahre - die Ordner im Zug darauf aufmerksam machen, dass in erhält uns zwar den Kontakt zu unseren „Stammfahrern“, diesem Waggon kein Alkohol getrunken wird, so dass lässt aber den Altersschnitt auch bei neuen Mitfahrern die Ordner, wenn möglich darauf achten, dass die ande- insgesamt steigen und erhöht die Bereitschaft der Fans, ren Fans die vorbeikommen kein Alkohol (z.B. Korn oder trotz Verbot, „Alk“ (Bier, Alcopops, Korn/Limo) zu konsu- Whiskeyflaschen) mit sich haben. mieren. Besonders Mitglieder der „Ultra“-Gruppierung „Poptown“ haben in der Thematik „Alkohol“ auch in 2. Positive Erkenntnisse : anderen Zusammenhängen (z.B. bei der - der direkte Kontakt zu den Jugendlichen ist viel größer Fanhausnutzung) unsere Regeln und Bedingungen nicht und intensiver als bei einer Busfahrt einhalten können oder wollen (s. Kap. 3.2). - auch die Jugendliche untereinander haben mehr Chancen sich besser kennenzulernen, da sie während Wie in der vorherigen Saison bereits berichtet, ist es der Fahrt ihre Plätze wechseln können und sich im Zug zum Teil schwierig, die Fanprojekte des gastgebenden frei bewegen können. Vereins für gemeinsame Aktivitäten zu gewinnen. - die Fragen von allen Teilnehmern können schnell und Mittlerweile gehen wir davon aus, dass die von uns initi- unproblematisch an die Betreuer gestellt werden ierten Besuche bei einigen Fanprojekten vor Ort keine - im Zug ist die Möglichkeit besser gegeben auch ande- besondere Priorität innehaben. Die Gründe hierfür sind re Programmpunkte als Quiz und Tippspiel zu anzubie- schwierig einzuschätzen. Ein Grund könnte die Überla- ten (z.B. Kartenspiele mit einer Gruppe in einem Abteil) stung der Kollegen an den Spieltagen sein. Ein Projekt - da alle anderen Fans auch mit dem Sonderzug reisen, mit nur einem oder zwei Mitarbeitern, das bei ist die Gefahr dass sich jemand von den U-20 Fahrern Heimspielen einen Treff vorzuhalten hat bzw. an auf dem Weg vom Zug zum Stadion und zurück verläuft bestimmten Treffpunkten am oder im Stadion präsent kleiner, da jeder der mitreisenden Fans wieder zum Zug sein muss und will, muss für derartige Aktionen häufig geht. auf Honorarkräfte zurückgreifen oder eben eine derarti- - durch die Bewegungsfreiheit im Zug und die ge Aktion absagen. Eventuell ist jedoch auch der Möglichkeit noch andere Fans zu treffen, ist eine „U-20“- Stellenwert dieser Begegnung für die gastgebenden Sonderzugfahrt für viele junge Fans attraktiver als eine Projekte gesunken. Busfahrt

Für die kommende Saison planen wir nichtsdestotrotz 3. Negative Erkenntnisse aufgrund der guten Auslastung und hohen Nachfrage zu - die Kontrolle darüber, ob Alkohol getrunken wird, ist im den Hamburg näherliegenden Spielorten (maximal 400 Sonderzug schwerer durchzuführen Km Anfahrtsweg) acht bis zehn “HSV-Young-Supporter- - eine Anweisungen und Informationen müssen mehr- Touren“ (Bremen, Hannover, Wolfsburg, Rostock, Berlin, fach wiederholt werden, da nicht immer alle in den Abteil Bielefeld, Schalke, Dortmund, Bochum, Leverkusen, anzutreffen sind Mönchengladbach). Eine Fahrt mit Übernachtung wer- - die Tatsache, dass in den „U-20“- Waggon kein Alkohol den wir mindestens einmal anbieten (München, getrunken wird, wird von einigen Fans, die nicht mit dem Kaiserslautern, Stuttgart, Freiburg, Nürnberg, Mainz). Fanprojekt unterwegs sind, ignoriert, so dass einige 90 Fans weggeschickt werden müssen - es besteht die Möglichkeit, dass sich sehr alkoholisier- te Fans in dem „U-20“- Waggon befinden und dass man 3. Das Fanhaus in der Stresemannstrasse die Ordner um Hilfe bitten muss, damit diese Personen den Waggon verlassen Der Sitz unseres Trägers „Verein Jugend und Sport“ und Fazit: des „HSV-Fanprojektes“ befindet sich in der Eine „U-20“-Sonderzugfahrt ist nur unter bestimmten Stresemannstrasse 162 in Hamburg-Altona in einem Voraussetzungen empfehlenswert (siehe Punkt 1). Für dreistöckigen (denkmalgeschützten) Haus. Das Haus die Fans, die sonst immer mit dem „U-20“-Bus unter- wird von uns sowohl als Veranstaltungsort genutzt als wegs sind, ist eine Sonderzugfahrt eine neue aber wert- auch als Treffpunkt für HSV-Fans angeboten. Neben volle Erfahrung. Deshalb sollten wir pro Saison dieses den Büros in den oberen Etagen sind im unteren Teil des spezielle Angebot der „HSV-Young-Supporter-Tour“ im Gebäudes Fanräumlichkeiten eingerichtet. Dieser Teil HSV-Sonderzug wenigstens einmal durchführen. wird von uns und vor allem den HSV-Fans als „Fanhaus“ bezeichnet.

Sprech- und Bürozeiten

Das HSV-Fanprojekt bzw. die Fanprojektler sind in der Stresemannstrasse montags bis freitag in der Zeit von 10.00 – 16.00 Uhr telefonisch und persönlich zu errei- chen. Außerdem haben wir die Sprechzeiten um zwei weitere abendliche Termin erweitert: Seit Januar 2004 bieten wir nicht nur dienstags sondern auch donnerstags Sprechzeiten bis 19.30 Uhr an bzw. sind in der Zeit im Fanhaus erreichbar. Da sich die Gruppe der „Chosen Few“ Donnerstags ab 18.30 Uhr im Fanhaus trifft (s.u.), wollten wir durch die eigene Präsenz in der Zeit sicher- stellen, als Ansprechpartner für Fragen, Wünsche etc. zur Verfügung zu stehen.

Die MitarbeiterInnen des Fanprojektes sind nach Absprache auch außerhalb der Öffnungs- bzw. Sprechzeiten für Beratungen, Hilfen bei z.B. gericht- lichen Verfahren, schulischen oder familiären Problemen, bei Stadionverboten etc. für die Fußballfans da. Die Jugendlichen und Jungerwachsenen wissen, dass sie auch bei organisatorischen Problemen rund um den Fußball, wie z.B. bei der Durchführung eines Fanclub-Turniers und Bearbeitung von Turnierplänen Unterstützung bekommen können.

Das Fanhaus

Das Fanhaus besteht aus drei größeren Räumen (jeweils 20-25 qm groß), einem kleinen Raum (ca.10 qm), getrennten Frauen- und Männertoiletten und einem großen Flur (ca. 20 qm). Die Räume sind im „jugend- haustypischen“ Stil eingerichtet, d.h. mit robusten z.T. sehr alten Möbeln (Theke, Tische und Stühle, Regale), einer Musikanlage und zwei Fernsehern. Wände (Latexfarben) und Fußböden (z.T. beschädigtes Linoleum) sind leicht sauber zu halten. Der Zustand der Einrichtung insgesamt ist allerdings eher bescheiden und hat sich in den letzten 12 Jahren kaum verändert. Immerhin wurden in den letzten beiden Jahren zwei der defekten Heizungen durch den Vermieter ausgetauscht. 91 Obwohl in diesem Jahr erneut diverse Maler- bzw. - das Nutzungsrecht für das (ca. 350qm große) Gelände Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden (u.a. einige und haben sich im Gegenzug verpflichtet, für die neue Lampen) erscheinen einige Investitionen mehr als Instandhaltung, Bepflanzung und Reinhaltung des nötig (u.a. neue Fuß- Gartens zu sorgen. bodenbelege, Austausch von defektem Mobiliar). Die noch in den letzten drei Jahren in unserem unmittel- Angeschafft haben wir für baren Umfeld (u.a. auf unserem Gartengrundstück) in den Fanbereich zwei neue Erscheinung getretenen Kickertische (im „HSV- Teile der Hamburger Ambiente“, d.h. mit ent- Drogenszene (sowohl sprechender Bemalung Junkies als auch Dealer) versehen), die wir vom sind mittlerweile ver- HSV zum Einkaufspreis schwunden. Zudem wird erhalten haben. seit geraumer Zeit der Bahndamm und das nähe- Nach wie vor werden in re Umfeld von der Bahn den Fanräumen mehr als und der Stadt regelmäßig 30 Jahre HSV-Fan- gereinigt. Nichtsdestotrotz Geschichte präsentiert: an fehlt im näheren Umfeld der Decke und an den der S-Bahn-Station ein Wänden hängen Schals öffentliches WC, so dass und Wimpel, eine fast vollständige Sammlung von Fan- das angrenzende Clubaufnähern, verschiedene HSV-Trikots der letzten Bahngrundstück und z.T. Jahre, eine Autogrammwand der HSV-Spieler und unser Grundstück u.a. von –Offiziellen usw.. . Jedes Jahr wächst diese den Taxifahrern des benachbarten Taxistands als „Ausstellung“ bzw. wird weiter mit diversen Fanartikeln Toilette „benutzt“ wird. und Sammlerstücken bereichert.

Im Flur und in zwei weiteren Räumen stehen drei 3.1 Die Veranstaltungen im Fanhaus Kickertische und im Thekenraum haben wir elektroni- sche Dartscheiben installiert. Im Keller des Hauses Seit 1998 haben wir das Fanhaus nur noch zu bestimm- besteht die Möglichkeit, Tischtennis zu spielen. Jeweils ten Veranstaltungen (z.B. Treffen mit Spielern, Turniere, einen weiteren Kellerraum nutzen die „Chosen Few“ und TV- oder Videoangebot usw.) für die Fußballfans geöff- die „E-Block-Giants“. net, da die regelmäßige Hausöffnungszeit ohne spezifi- sches Angebot kaum von Fans frequentiert wurde. Seit Das Umfeld des Fanhauses etwa zwei Jahren haben wir im Haus verstärkt Treffen oder Veranstaltungen von Fans in Eigenregie forciert Im den bzw. gefördert und sind z.T. bei diesen Treffen dabei letzten (z.B. öffentliche Sitzung der Abt.-Leitung des Jahres- „Supporters-Club“, Heimspielöffnungen, berichten Gruppentreffen), unterstützen diese Treffen („HSV- haben wir Amateur-Supporter“) oder sind während derartiger das direk- Termine im Bürobereich ansprechbar. te Umfeld desIm Laufe der Saison 2003/2004 wurden von uns wieder Fanhau- regelmäßig Turniere für HSV-Fans im Fanhaus angebo- ses als ten. So boten wir im Berichtszeitraum (Juli 2003 – Juni sehr pro- 2004) insgesamt 8 Dartsturniere, 8 Skatturniere und 3 blema- Kickerturniere an verschiedenen Wochentagen tisch beschrieben. Zum direkten Umfeld des Fanhauses (Dienstag, Mittwoch) für HSV-Fans im Fanhaus an. gehört unser hauseigener Garten, das Nachbarhaus, Sowohl die Dartsturniere, als auch die Skatturniere wur- das anliegende Bahngrundstück der S-Bahn-Haltestelle den durchschnittlich von 20-25 Fans besucht, bei den Holstenstrasse sowie die umliegenden Wege und die Kickerturnieren, die wir erst Ende 2003 wieder angebo- Stresemannstrasse. Mittlerweile haben sich die ten haben, nahmen ca. 10-15 Fans teil. Die Resonanz Gegebenheiten rund um das Fanhaus z.T. erheblich ver- insgesamt ist in etwa gleich geblieben, es nehmen aller- bessert. dings verstärkt jüngere HSV-Fans an den Turnieren teil. Das Teilnehmerfeld setzte sich jeweils aus HSV-Fans Nachdem die Sanierung des angrenzenden von ca. 14 bis 35 Jahren zusammen, es nahmen sowohl Wohnhauses nach drei Jahren endlich abgeschlossen „U-20-Fahrer“, „HSV-Supporters“, „Ultras“, weibliche und damit unser Gartengrundstück wieder für uns nutz- Fans und „Hooligans“ teil. Zudem haben wir die bar wurde, haben wir mit den Anwohnern und einer Startgelder der sich finanziell selbst tragenden Turniere Altonaer Initiative („Arbeitskreis Lokale Ökonomie“ – für die Altersgruppe von 14-19 Jahren erheblich gesenkt, „Gartengruppe Eden“) die gemeinsame Gartennutzung um gerade die mit einem eher kargen Etat ausgestatte- des Grundstückes vereinbart. Die Gartennutzer erhalten ten Jugendlichen die Teilnahme an derartigen 92 (kostenlos) - vorbehaltlich eigener Nutzungen durch uns Veranstaltungen zu erleichtern bzw. zu ermöglichen. Treffen zu kommen. Klönen, Darten, Kickern und ein Folgende weitere von uns initiierte Veranstaltungen, intensiver Meinungsaustausch über sportliche Angebote oder Treffen fanden im Berichtszeitraum im Perspektiven und Belange, aber auch über Fanhaus statt: Persönliches, festigten die Verbindung zwischen Fans und Spielern. Anlässlich des zweiten Treffens hatten Anfang der Saison hatten wir - in Absprache mit den einige (weibliche) Fans sogar ein (selbstfinanziertes) Kollegen des St.Pauli-Fanladens - sowohl Fanvertreter Buffet vorbereitet. Diese Treffen sollen auch in der kom- vom HSV („Ultras“ und Mitglieder der Abt.-Leitung SC) menden Saison regelmäßig stattfinden, sowohl Spieler und von St.Pauli („Redskins“) als auch für beide Vereine als auch Thomas Doll haben signalisiert, dass sie gerne zuständige Polizeivertreter („Szenekundige Beamte“) zu wiederkommen. einem Gespräch ins Fanhaus eingeladen. Die Fan- und Sicherheitsbeauftragten beider Vereine waren ebenfalls Zwischen den z.T. konkurrierenden und rivalisierenden vertreten. Anlässe für dieses Gespräch waren das HSV-Ultra-Gruppierungen „Poptown“ und „Chosen Few“ bevorstehende Amateur-Derby am Millerntor und kam es in der letzten Saison wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Fans beider Vereine Unstimmigkeiten und Konflikten (s. Kap. 1.1). In anlässlich eines eher zufälligen Aufeinandertreffens am Kooperation mit dem Fanbeauftragten des HSV Markus Hamburger Hafen (s.a. Kap.1.1 – „Cap San Diego“). Die Limpert, machten wir beiden Gruppen das Angebot zu Vertreter der St.Pauli-Fans entschuldigten sich für einem Schlichtungstreffen. Während viele Mitglieder der Angriffsversuche und die Bedrohung von HSV-Fans an „Chosen Few“ eher noch skeptisch waren, hatten die der „Cap San Diego“ durch St.Pauli-Fans bei den (auch „Poptowner“ großes Interesse an einem derartigen auf dem Schiff) anwesenden HSV-Fans. Derartige Treffen. Schließlich erklärten sich drei („meinungsfüh- Angriffe wurden von den Fanvertretern beider Vereine rende“) Mitglieder der „CFHH“ zu einem Gespräch verurteilt, beide Fanlager sahen aber den im bereit. Der Ablauf und die Inhalte des von uns moderier- Zusammenhang mit diesen Angriffen folgenden ten Gespräches ist im folgenden Protokoll enthalten. Polizeieinsatz sehr kritisch. Für das bevorstehende Außerdem wurde ein Folgetreffen im Fanhaus verein- Derby der HSV-Amateure bei dem 1.Team von St.Pauli bart, welches wir nach Saisonende durchführten. am Millerntor wurden von (beiden) Seiten der Fans Vorschläge gemacht, sowohl das Sicherheitsinteresse Protokoll des Gespräches zwischen „Poptown“ und der Vereine und der Polizei zu wahren, als auch die „CFHH“ am Mittwoch, den 25.Februar 2004 im HSV- Interessen von Fans in geplanten Sicherheitskonzepten Fanprojekt (18.30-21.00 Uhr) (stärker) zu berücksichtigen (s.a. Kap.1.1, 5.2). Anwesend: In Zusammenarbeit mit den „HSV-Amateur-Supporters“ Jan Brendemühl, Jannik Bischof, Tim Köslich, Marco haben wir in der abgelaufenen Saison zwei Treffen von Weber (Poptown) Steven Barnes, Mario Schütt, Philipp Markhardt (CFHH)

Gesprächsleitung/Moderation: Markus Limpert (Fanbeauftragter), Joachim Ranau (Fanprojekt)

Gast: Dirk Bobsin (Abt.-Leitung Supp.-Club)

Anlass: Streitereien, Konflikte zwischen beiden Gruppierungen bzw. einzelnen Gruppenmitgliedern im Verlauf der Saison

Spielern der Regionalligamannschaft der HSV-Amateure Zunächst Abfrage der Gesprächsleitung bei den mit HSV-Fans organisiert und im Fanhaus durchgeführt. Teilnehmern, ob die Moderation/Mediation durch Zu diesen Treffen, zu denen Trainer Thomas Doll seine Limpert/Ranau gewünscht ist. Die Teilnehmer erteilen Spieler aufgefordert hatte, erschienen fast alle Spieler. den entsprechenden Auftrag. Da es bereits diverse Kontakte zwischen Fans und Spielern gab, schienen die Spieler gerne zu diesen Nach der Vorstellungsrunde benennen die Teilnehmer ihre Zielvorstellungen bzw. Wünsche bzgl. des weiteren Gespräches.

Folgende Punkte werden von den Mitgliedern der „CFHH“ genannt: - "CFHH" fordert "Poptown" auf, mehr Vereinsbezug (u.a. Mitgliedschaft) herzustellen und sich mehr an Aufgaben zu beteiligen (z.B. Ordnungsdienst im Sonderzug). - "Poptown" regt an, für das Auswärtsspiel bei Werder Bremen Choreos abzusprechen bzw. sich gegenseitig über diese zu informieren. 93 - "CFHH" möchten Ansprechpartner für Infos genannt Des weiteren haben wir in der letzten Saison Fans ein- wissen und wünscht von "Poptown" mehr informiert geladen, die TV-Liveübertragung des DFB-Pokal-Spiels zu werden bzw. Aktionen abzusprechen. Der Aus- des HSV bei Bayern München gemeinsam im Fanhaus tausch über e-mail-Adressen von Kontaktpersonen zu verfolgen und anlässlich der Europameisterschaft in wird angeregt. Portugal einen Infoabend zu Fanfragen kombiniert mit - "Poptown" wünscht, die Räumlichkeiten im Stadion der TV-Übertragung des CL-Finales zwischen dem AS zur Lagerung von Choreo-Material mehr nutzen zu Monaco und dem FC.Porto angeboten. Leider war bei können bzw. von den Supporters angeschafftes beiden Veranstaltungen die Resonanz bei den Fans Material (z.B. Schwenkfahnen) verstärkt mitnutzen zu nicht sehr groß (ca. 5 Besucher), offensichtlich gibt es können. In diesem Punkt machen Markus Limpert und besonders bei unserem Angebot, bestimmte Dirk Bobsin deutlich, dass alle Fangruppierungen Fußballspiele im TV bei uns im Fanhaus zu verfolgen, grundsätzlich die gleichen Nutzungsrechte, aber auch interessantere Alternativen (z.B. Großbildleinwände). für die Absprache und den vernünftigen Umgang mit den Materialien die gleiche Verantwortung haben. Sie Zu Saisonbeginn haben wir unser 20-jähriges Jubiläum schlagen vor, entsprechende Wünsche rechtzeitig bei mit einer großen Fanfete bei uns im Fanhaus mit HSV- den Fanbeauftragten anzumelden und einen und zwei Fans gefeiert. Nachdem wir zum Ende der letzten Verantwortliche zu benennen. Saison bereits unser Jubiläum "offiziell" mit institutionel- - Ein gegenseitiger Besuch einer kleinen Delegation bei len Begleitern, Förderern und Vertretern relevanter den jeweiligen Treffen im Fanhaus wird von beiden Partner begangen hatten, luden wir für die "20-Jahre- Gruppen angeregt, die Bereitschaft dafür ist bei bei HSV-Fanprojekt-Feier" nun HSV-Fans ein, mit uns zu den Gruppen vorhanden. feiern. Eingeladen hatten wir Fans, die in den letzten - Die "CFHH" fordert die Mitglieder von "Poptown" auf, Jahren mit uns (engeren) Kontakt hatten oder haben, die keine Beiträge im HSV-Chat/Forum (besonders auf wir begleiten Themen, die die "CFHH" betreffen) mehr anonym zu und die unsere schreiben bzw. daraus entstehende Eskalationen ver- Angebote wahr- ringern zu helfen. nehmen. Dazu gehören alle relevanten Fan- Zu konkreten Absprachen und Umsetzungen bzgl. der Vertreter des genannten Punkte sind beide Gruppen (noch) nicht HSV bzw. all bereit. Beide Delegationen wollen ihre Gruppen jene, die beim zunächst über das Gespräch und die Vorschläge infor- HSV ehrenamt- mieren und sich ein entsprechendes Votum holen. In der lich oder haupt- Schlussrunde betonen alle Teilnehmer den nützlichen amtlich für und und insgesamt positiven Verlauf des Gespräches. Die mit Fans arbei- Moderatoren regen an, Anfang Mai ein zweites Treffen ten (Vorstand, (unter der Fragestellung möglicher (positiver) Fanbeauftragte, Veränderungen in der Zwischenzeit) zu vereinbaren. "Supporters- Beide Gruppen stimmen dem Vorschlag zu. Zu dem Club"-Abt.- Termin wird Anfang Mai eingeladen. Leitung etc.). Insgesamt hat- Protokoll ten wir ca. 200 Joachim Ranau Gäste/Fans eingeladen, von denen ca. 150 unserer Einladung folgten. Die Feier fand z.T. im Garten statt, in dem ein Großzelt stand, da wir angesichts der Gästezahl Das Fazit des Folgetreffens mit den Vertretern beider mit unseren Fanhausräumlichkeiten viel zu wenig Platz Gruppierungen Ende Juni 2004 fiel ebenso positiv aus: gehabt hätten und wir unsere Feier (nicht nur aus Verbesserungen in der Kommunikation untereinander, Kostengründen!) unbedingt bei "uns im Hause" stattfin- gute "private" Kontakte einzelner Mitglieder, zunehmen- den lassen wollten. de gegenseitige Akzeptanz, eingehaltene Absprachen und das "Teilen" (von z.B. den HSV-Blockfahnen) lassen den Schluss zu, "das Treffen im Februar hat geholfen" - wie es ein "Poptowner" formulierte. Oder:"Wir kleben jetzt wenigstens unsere Aufkleber nicht mehr über- son- dern nebeneinander!" (Kommentar eines Mitgliedes der "Chosen Few" zu dem Treffen im Februar, s.a. Kap. 1.1).

94 Außerdem haben wir Ende Dezember ´03 erneut zu unserer traditionellen Fanhaus-Weihnachtsfeier eingela- den (ca. 90 Besucher!), auf der wir - leider wie immer - zwar keine HSV-Spieler aber das Vorstandsmitglied Christian Reichert, den HSV-Pressesprecher und ehe- maligen Profi Marinus Bester und die Abteilungsleitung des "HSV-Supporters-Club" begrüßen konnten, die zudem unsere Tombola großzügig (500,- ) unterstützt haben. Erneut fiel uns auf, dass besonders jüngere Fans (17-21 J.) aus dem "Ultra-Umfeld" unserer Einladung gefolgt waren und sich an den Programmaktivitäten (Kickern, Darts, Tischtennis) mit großem Elan beteilig- ten. Offensichtlich ist die Bindung dieser Gruppe an das Fanhaus und uns so gewachsen, dass es für ihre Mitglieder selbstverständlich ist, derartigen Einladungen Das Programm kann der folgenden Einladung entnom- von uns zu folgen. Allerdings reicht die räumliche men werden. Kapazität des Fanhauses bei derartigen Veranstaltungen maximal für die genannte Besucherzahl, so dass größere Veranstaltungen außer- halb des Fanhauses stattfinden müssten bzw. entspre- chende Räumlichkeiten von uns angemietet werden müssten.

Nicht nur Fußballfans, sondern auch Schüler- und Studentengruppen (u.a. aus Österreich) waren wieder einige Male zu Gast im Fanhaus (4x). Im Rahmen von Projektwochen oder bestimmter Studienschwerpunkte besuchten sie das HSV-Fanprojekt, um etwas über die Arbeit des Projektes zu erfahren und über Themen wie Gewalt im Stadion, Hooliganismus, Rechtsextremismus usw. mit den Projektlern zu diskutieren. In diesen Veranstaltungen geht es uns nicht nur darum, die Arbeit des Fanprojektes vorzustellen, sondern auch existieren- den Vorurteilen - besonders Fußballfans gegenüber - entgegenzuwirken.

3.2 Das Fanhaus als Treffpunkt – Nutzungen durch Fans und Fangruppen

Nicht nur an Spieltagen, sondern auch in der Woche oder am Wochenende, stellen wir die Räume des Fanbereiches HSV-Fußballfans nach Absprache zur Verfügung. Die Mitglieder der „Chosen Few“ nutzen seit 2001 das Fanhaus regelmäßig einmal in der Woche (Donnerstags von ca. 19.00-23.00 Uhr). Wir haben mit der „Chosen Few“ (Jojo Liebnau, Andreas Neubarth)

95 einen entsprechenden Nutzungsvertrag für das Fanhaus in der neuen Saison habt, setzen wir uns gerne mit euch sowie einen der drei Kellerräume vereinbart und ent- Anfang August zusammen und besprechen die weitere sprechend Schlüssel ausgehändigt. Auf den Treffen, an Vorgehensweise. denen wir nur entweder auf Wunsch der „Chosen Few“ oder bei eigenen Anliegen teilnehmen, organisieren die Zur Erinnerung: Mitglieder Stadion-Choreographien, besprechen Fahrten und Aktuelles, planen Aktionen oder treffen sich einfach - der Konsum von Alkoholika hat sich auf Bier, “Cider” zum Austausch und Klönschnack. Teilweise versammeln und Alsterwasser (nach dem Jugendschutzgesetz für sich bis zu 50 „Chosen-Few“-Mitglieder und Interessierte Personen über 16 Jahren!) zu beschränken, Konsum im Fanhaus, viele junge Fans aus unserem „U-19“- hochprozentiger Alkoholika oder sogenannter Bereich bzw. bzw. Fans, die unsere Fahrtangebote “Alcopops” sowie der Konsum illegaler Drogen ist im wahrnehmen, sind zu diesen Treffen in den letzten bei- Fanhaus nicht gestattet! Das gilt für alle Nutzer (übri- den Jahren dazu gestoßen. gens auch für Erwachsene!). - Absprachen der Nutzungstermine und -zeiten sind ein Drei weiteren Fangruppen haben wir in der abgelaufe- zuhalten, Änderungen sind nur im gegenseitigen nen Saison das Angebot gemacht, das Fanhaus in Einverständnis und vorheriger Informationen möglich. Eigenregie zu nutzen. Analog zu unserem Angebot für - Außerplanmäßige Nutzungen sind nur in Ausnah- die Gruppe „Chosen Few“, haben wir zu Beginn der mefällen und nach rechtzeitiger Absprache mög- Rückrunde der zweiten relevanten Ultragruppierung lich. beim HSV, der Gruppe „Poptown“ (s. Kap. 1) die - Die verantwortliche(n) Person(en) (Nutzungsvertrags- Fanhausräumlichkeiten für ihre Treffen in Eigenregie partner) haben dafür Sorge zu tragen, dass die Nut- angeboten. Wie mit den Verantwortlichen der „Chosen zungsbedingungen eingehalten werden. Few“ haben wir mit zwei Vertretern von „Poptown“ einen - Wenigstens einer der Personen, die im Nutzungsver- Nutzungsvertrag abgeschlossen, der die Bedingungen trag als Verantwortliche genannt sind, haben während für die Nutzungen regelt und ihnen einen Schlüssel aus- der gesamten Nutzungszeit anwesend zu sein und die gehändigt. Mangels entsprechenden Räumen konnten “Schlüsselgewalt” inne zu haben. wir „Poptown“ allerdings keinen eigenen Kellerraum anbieten, haben ihnen aber die Nutzung unseres eige- Gegen welche der genannten Bedingungen ihr ganz nen Kellers angeboten. Die Mitglieder von „Poptown“ oder teilweise verstoßen habt, dürfte euch selbst klar wollten sich zweimal im Monat (jeweils den 1. und 3. sein, wir haben jedenfalls keine Lust, irgendwelche Mittwoch) im Fanhaus treffen. Aufgrund von eigenen absurden Rechtfertigungs-Diskussionen mit euch zu Fanhaus-Veranstaltungen (u.a. Turniere) und den führen. Regelt intern, ob ihr das Fanhaus ab August wei- Wünschen von „Poptown“ fanden die Treffen von Januar ter nutzen wollt und ihr bereit und willens seit, die bis Mai jedoch im Wechsel Montags, Dienstags und genannten Bedingungen zu erfüllen. Findet mindestens Mittwochs statt. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten zwei (zuverlässige) Leute aus eurer Gruppe, die die (u.a. mit dem Schlüssel) schienen sich die Treffen ana- Verantwortung (wirklich) übernehmen. Wir würden uns log zu denen von „Chosen Few“ abzuspielen, allerdings jedenfalls freuen, wenn wir mit euch eine Regelung der mussten wir einige Mitglieder des öfteren darauf hinwei- Fanhausnutzung ab August finden. sen, dass der Konsum anderer Alkoholika als Bier, ... Alsterwasser oder „Cider“ (Apfelwein) - und auch die nur im Rahmen des Jugendschutzgesetzes - auch bei einer Joachim Ranau, für das HSV-Fanprojekt Nutzung in Eigenregie nicht gestattet ist. Wie in dem Schreiben deutlich wird, hoffen wir, dass sich Als auch nach wiederholten Ermahnungen bzw. die Mitglieder von „Poptown“ zu Beginn der Saison zur Ansprachen durch uns der Konsum sogenannter „harter“ weiteren Nutzung des Fanhauses entschließen und vor Alkoholika und sogenannter „Alcopops“ nicht eingestellt allem damit verbunden, sich an die entsprechenden wurde, beschlossen wir im Mai, der Gruppe die Regelungen halten. Erste Reaktionen auf den Entzug Hausnutzung bis mindestens zum Saisonbeginn der Nutzung lassen allerdings vermuten, dass sich 2004/2005 zu entziehen. Erschwerend für „Poptown“ „Poptown“ etwas anderes suchen will und unseren kam sicherlich hinzu, dass sich bei einigen „U-20- Schritt nicht nachvollziehen können. „Schauen wir mal Fahrten“ Mitglieder von „Poptown“ nicht an die „Kein- ...“. Auf einem Gespräch, dass wir mit Vertretern von Alkohol-Regel“ bei den Fahrten halten wollten oder „Poptown“ Ende Juni 04 führten, deutete sich eine wei- konnten. Zur Information aller Mitglieder haben wir eine tere Nutzung des Fanhauses durch die Gruppe - unter Rundmail an alle „Poptowner“ verschickt: Einhaltung unserer Regeln - an. Näheres werden wir Anfang August 2004 mit der Gruppe vereinbaren.

Hallo Poptowner, Außerdem trifft sich seit Jahresbeginn eine Gruppe von ich habe heute (21. Mai) Jannik telefonisch mitgeteilt, ca. 35 Fans der „HSV-Handballer“ einmal im Monat im dass wir ihm bzw. euch die Fanhausnutzung bis zu Fanhaus, um sich auszutauschen, zu planen und zu Beginn der neuen Saison (Anfang August) entziehen organisieren oder Internes zu besprechen. Die „HSV- und er den Schlüssel morgen vor dem Spiel gegen Handballer“, aus dem VfL Bad Schwartau entstanden Frankfurt an unserem Kiosk im Stadion abzugeben hat. und dessen Platz in der 1.Bundesliga übernommen, Die 10,- Nutzungsgebühr für die restliche Zeit erhaltet spielen seit Saisonbeginn in der „Color-Line-Arena“ und ihr zurück. erfreuen sich u.a. dank sportlicher Erfolge einer steigen- 96 Falls ihr dann noch Interesse an einer Fanhausnutzung den Beliebtheit gerade auch bei den HSV-Fußballfans. Durch Werbeaktionen und Preisrabatte bei den Die Fanhausöffnungen bei Heimspielen des HSV Eintrittskarten versuchen die Verantwortlichen der Handballer zudem, speziell Fußballfans bzw. „HSV- Die Fanhausöffnungen vor und nach den Heimspielen Supporters“ zu den Spielen der Handballer zu locken (s. des HSV wurden in der letzten Saison wiederum von der K.1). „Thekencrew der Chosen Few“(vor den Spielen) und Vertretern des HSV-Fanclubs „E-Block-Giants“(nach den Seit Anfang des Jahres nutzen auch die „HSV-Amateur- Spielen) in eigener Regie durchgeführt. Das Fanhaus ist Supporter“, die sich als Fangruppe (ca. 30-40 Mitglieder) für HSV-Fans und Auswärtige vier Stunden vor dem der Regionalligamannschaft der HSV-Amateure verste- Anpfiff des Bundesligaheimspiels geöffnet. Durch diese hen, das Fanhaus in unregelmäßigen Abständen für Öffnungszeiten haben wir für viele HSV-Fans einen Treffen. Zudem haben wir in der vergangenen Saison Treffpunkt vor den Spielen geschaffen, der weiter gut zwei Veranstaltungen im Fanhaus (mit-)organisiert, auf angenommen wird. Besonders viele der auswärtigen der sich Spieler der HSV-Amateure mit eben diesen HSV-Fans und der „Dauer-Auswärtsfahrer“ nehmen das „Amateur-Supporter“ getroffen haben (s.o.). Angebot der Hausöffnung an und werben untereinander, ins Fanhaus zu kommen, zumal andere Treffpunkte/ Seit Anfang 2003 nutzt die Abteilungsleitung des „HSV- Räumlichkeiten, wie z.B. am Stadion die „HSV-Raute“, Supporters-Club“ das Fanhaus regelmäßig für öffentli- kaum vorhanden sind oder nur wenig angenommen wer- che Sitzungen (jeden 1. Dienstag im Monat), um den den. Zu den 17 Heimspielöffnungen kamen durch- Mitgliedern die Gelegenheit zur Aussprache und zur schnittlich etwa 50 HSV-Fans, die meisten von ihnen im Mitbestimmung und Planung von Aktionen des Alter von 15-27 Jahren, zu einigen Hausöffnungen (z.B. „Supporters-Club“ zu geben. Wir beteiligen uns regelmä- Saisonbeginn gegen Hannover 96) bis zu 100 Fans, dar- ßig zu Beginn an den Sitzungen, da diese Treffen eine unter viele Gästefans. Wenn es parallel zu den gute Gelegenheit bieten, organisatorische oder inhaltli- Fanhausöffnungen Veranstaltungen (z.B. che Absprachen mit der Abteilungsleitung zu treffen. Die Mitgliedertreffen des „Supporters-Club“ im Stadion) gab, Resonanz von Fans bzw. Mitgliedern auf diese Treffen sanken die Besucherzahlen, was zeigt, dass sich ist allerdings eher gering. Bei einigen speziellen Themen besonders der aktive Teil der Fanszene im Fanhaus trifft. („HSV-Museum“, „Vorstandswahl“, „Treffpunkt/Kneipe für Mitglieder“) kommen zwar vereinzelt interessierte Fans (ca.5-10), insgesamt stoßen diese Treffen aber (immer noch) auf wenig Interesse. Auf einem (Info- )Treffen zu Saisonbeginn , auf dem es u.a. um die Saisonplanung, ehrenamtliches Engagement und den HSV-Sonderzug ging, konnte die Abteilungsleitung immerhin ca. 40 Fans im Fanhaus begrüßen. Zudem wurden einige Redaktionstreffen der Macher der Mitgliederzeitung „Supporters-News“ (s. Kap. 1.1) im Fanhaus abgehalten.

Das Angebot, die Fanräumlichkeiten für Feiern, Feten oder selbst organisierte Veranstaltungen zu nutzen, wurde zwar weiterhin gut angenommen, aber die Anzahl der Nutzungen sank insgesamt um 30%, was sicherlich zum einen an der Erhöhung der Nutzungsgebühren und Foto: Ole Körner zum anderen an den gestiegenen eigenen Nutzungen Seit 2 Jahren haben wir die Hausöffnung vor den (u.a. viele Samstagsheimspiele) lag. Im Heimspielen Mitgliedern der „Chosen Few“ übergeben. Berichtszeitraum fanden insgesamt 26 Feiern im Wichtig war und ist uns, derartige Angebote möglichst in Fanhaus statt (Stand Juni 2004). Für das HSV- die Hände von Fans zu geben und sie auf diese Weise Fanprojekt ist das ein wesentlicher Faktor, zumal das Verantwortung für „ihr Haus“ bzw. „ihr Fanprojekt“ und Haus zum einen wenig(er) leer steht, zusätzlich genutzt dessen Angebote übernehmen zu lassen. Mehrere wird und darüber hinaus, über Nutzungsgebühren für die Mitglieder der „Chosen Few“ (3-5) haben mittlerweile Räumlichkeiten, die hohe Belastung durch die Miete für nahezu alle Hausöffnungen übernommen und zogen das Haus gesenkt werden kann. Wir schließen dabei mit durch entsprechende Werbung besonders jüngere Fans den Nutzern Überlassungsverträge für das Fanhaus und aus der „Ultra-Szene“ ins Fanhaus. Die Bedingungen für regeln so bereits im Vorfeld eventuell auftretende die Hausöffnung in Eigenregie orientieren sich an den Probleme durch die Nutzung. Wichtig ist uns zudem, Maßstäben (u.a. Bestimmungen des „Gesetzes zum dass die Nutzer die Räumlichkeiten selbst reinigen bzw. Schutz der Jugend in der Öffentlichkeit“), die für unsere uns in dem Zustand übergeben, den sie vorgefunden Öffnungen gelten. Darüber hinaus darf auch an volljähri- haben. Im Durchschnitt besuchen etwa 60-80 Personen ge Gäste kein hochprozentiger Alkohol im Haus verkauft die Feten. Bei den Nutzern handelt es sich sowohl um bzw. von denen im Haus getrunken werden. Die Preise HSV-Fans, als auch um Personen, die nicht direkt etwas sind identisch mit unseren Preisen (nichtalkoholische mit der (HSV-) Fußballfanszene zu tun haben. Silvester Getränke sind billiger als Bier). Die erzielten Einnahmen 2003/2004 nutzten Mitglieder der Gruppe „Chosen Few“ für den Getränkeverkauf fließen in die Kasse der die Räumlichkeiten für eine Silvesterparty zu annähernd „Chosen Few“. Abgesprochen ist auch, dass jeder gleichen Konditionen wie Privatpersonen. Besucher bzw. HSV-Fan willkommen ist, also das Haus weiterhin für alle offen ist. Außerdem ist während der 97 Öffnung von uns jeweils ein Fanprojektler im Haus, Veranstaltungen, ca. 30 Nutzungen im Zusammenhang begleitet quasi die Hausöffnung und ist in der Zeit für mit Heimspielen durch die „E-Block-Giants“ und die Fans Ansprechpartner des Fanprojektes. „Chosen Few“ (vor und nach den Spielen), ca. 50 Treffen von Fans in Eigenregie, mehr als 30 Insgesamt sind wir mit dem Ablauf der Hausöffnungen in Nutzungen/Vermietungen für Feiern an Einzelpersonen der Regie der Fans zufrieden, allerdings gab es bei eini- und der Einzug des „1887-Shops“ machen trotz des gen Hausöffnungen Schwierigkeiten bei der „Chosen Aufwandes bzw. der Kosten die weitere Nutzung des Few“, Verantwortliche für die Durchführung zu finden, so Fanhauses für uns unverzichtbar. Das Fanhaus wird dass wir gelegentlich - zumindest am Anfang – aushel- weiterhin ein Treffpunkt für zumindest einen Teil der fen mussten. HSV-Fans bleiben, möglicherweise von den Mitgliedern der „Ultra-Szene“ in Hamburg noch verstärkter als ihr Weiterhin wird nach den (Samstags-)Heimspielen des Treffpunkt bzw. ihr Fanhaus wahrgenommen. Zudem Hamburger SV das Fanhaus von Vertretern des HSV- waren anlässlich der Heimspiele größere (Fan-)Gruppen Fanclubs „E-Block-Giants“(Mirko Voss) geöffnet. Eigene aus Hannover, Bielefeld, Rostock und Berlin zu Besuch Regie heißt auch in diesem Fall für die „E-Block-Giants“, im Fanhaus, so dass das Fanhaus verstärkt dass sie einen Schlüssel für die Fanräumlichkeiten Begegnungsstätte nicht nur zwischen HSV-Fans, son- erhalten und selbstbestimmt öffnen und schließen, die dern auch zwischen Anhängern unterschiedlicher Bewirtung im Rahmen der oben genannten Vereine geworden ist. In der nächsten Saison wollen wir Bedingungen übernehmen und im Anschluss aufräumen außerdem mit weiteren Angeboten in der Woche ver- und saubermachen. Zu den Samstagsheimspielen stärkt jüngere Fans zwischen 14-19 Jahren ansprechen. schwankten die Besucherzahlen zwischen 10 und 45 Fans, die insgesamt eher zu den Älteren gehören. Der Versuch, die eigenverantwortliche Nutzung durch Regelmäßig schauen wir selbst nach den Spielen im Fans, Fanclubs oder Einzelpersonen weiter zu forcieren Fanhaus vorbei. bzw. die Verbindlichkeit der Nutzung durch Fans zu erhöhen, kann mittlerweile als gelungen bezeichnet wer- Der Fanshop „1887“ den. Die Gruppe der „Chosen Few“ hat das Fanhaus seit mehr als drei Jahren als ihren Treff angenommen und Seit Mai 2004 haben wir den separaten Bürotrakt (2 ohne größere Schwierigkeiten ihre Treffen durchgeführt. Räume) im 1.Stock des Fanhauses den zwei Betreibern Zudem haben Fans vor und nach Samstagsheimspielen des HSV-Fanshops „1887-Shop.de“, Joachim Eybe und des Hamburger SV die Hausöffnungen selbst übernom- Nils Kuhlwein zur Nutzung überlassen. Eybe, ehemali- men und zur eigenen und zu unserer Zufriedenheit ger Mitarbeiter des HSV-Fanprojektes (93-95) und durchgeführt. Trotz der Konflikte, die wir mit der eigen- Kuhlwein sind beide langjährige HSV-Fans und betrei- verantwortlichen Nutzung des Fanhauses durch die ben seit etwa 2 Gruppe „Poptown“ hatten (s.o.), gehen wir davon aus, Jahren nebenbe- dass es in der kommenden Saison wieder zu einer Über- ruflich einen lassung der Räumlichkeiten kommen kann. (Internet-)Laden mit selbst entwor- Hilfe zur Selbsthilfe und die Förderung von fenen Fanartikeln Eigenverantwortung bei Fans sollten nicht nur in unserer (hauptsächlich T- Arbeit Maximen pädagogischer Arbeit sein Shirts, Jacken, Käppis mit HSV- Mittlerweile hat sich der Zustand besonders des direkten Bezug u.ä.). Für Umfeldes stark verbessert. Wir haben quasi direkt vor uns haben sie in der Haustür miterleben können, wie sich schleichend ein der letzten kleiner Wohn- und Stadtteilbereich in einen „Mini-Slum“ Saison das verwandelt hat und durch das Engagement von uns und Fanprojekt-Transparent und unsere Fanprojekt-Jacken unseren Nachbarn wieder hergestellt wurde. Allerdings entworfen und hergestellt, für Veranstaltungen stiften die steht nach wie vor eine Renovierung des Fanhauses - beiden Betreiber regelmäßig selbst produzierte zumindest des Nötigsten (Fußböden, Heizung, z.T. des Fanartikel. Da wir selbst keinerlei Geschäftsbetrieb täti- Mobiliars, Wände neu streichen) – nach wie vor außer gen (wollen), verbinden wir mit dem Einzug vom „1887- Frage. Shop“ in das Fanhaus die Absicht, dieses für Fans noch attraktiver als Anlaufpunkt zu gestalten, die eigenen Unter diesen Perspektiven muss das Fanhaus unser Betriebskosten für das Haus zu senken und die Nutzung Standort bleiben – und muss vor allem als Treffpunkt bzw. Auslastung des Fanhauses zu optimieren. und Anlaufstelle für Fans erhalten werden. Wir haben uns an dieser Stelle in den letzten Jahren häufig die Fazit und Perspektive Frage gestellt, ob der Aufwand eines derartig großen Hauses, verbunden mit den z.T. sehr hohen Kosten, Insgesamt bleibt festzustellen, dass wir die Auslastung überhaupt gerechtfertigt schien. Mittlerweile können wir bzw. die Nutzung des Fanhauses in der letzten Saison diese Frage klar bejahen. Wir haben erfolgreich Fans im Vergleich zur Vorsaison erheblich steigern konnten. selbstverantwortlich an das Haus binden können, die Mittlerweile wird das Fanhaus durch uns, durch Nutzungen insgesamt noch mehr erhöht und mehr Fangruppen oder andere Nutzer so stark in Anspruch Veranstaltungen angeboten bzw. durchgeführt. genommen, dass wir kaum noch freie Zeiten anbieten Fremdnutzungen haben zudem dazu beigetragen, 98 können. Fast 30 eigene Nutzungen bzw. Leerstand zu vermeiden und Kosten zu reduzieren. 4. Die Veranstaltungen des Fanprojektes 07.09. "4.Nord-Cup" (Fußballturnier) in der Halle Wegenkamp 4.1 Der Terminkalender 2003/ 2004 07.09. Heimspielbegleitung HSV(A) - Dresden in der "AOL-Arena" In der Terminübersicht finden sich neben den 12.09. Teilnahme an einer Veranstaltung der Begleitungen von Heim- und Auswärtsspielen, verschie- Beratungsstelle "Kompass" (Träger "Verein Hilfe dene regelmäßige Fanhausöffnungszeiten, freizeitpäda- für alkoholgefährdete Kinder und Jugendliche) gogische Maßnahmen (z.T. zielgruppenorientiert) und 13.09. "U-20-Fahrt" im HSV-Sonderzug zum Spiel andere projektspezifische Termine. Nicht berücksichtigt Leverkusen - HSV sind die Vor - und Nachbereitungszeiten, als auch die 21.09. Hausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - Gesprächstermine mit Vertretern anderer Hansa Rostock Jugendeinrichtungen, Medienvertretern oder Fanprojekt- 25.09. Hausöffnung und Heimspielbegleitung zum Mitarbeiter aus dem Bundesgebiet. Zum Teil handelt es UEFA-Cup-Spiel HSV - Dnjepropetrowsk sich bei der Aufzählung auch um 28.09. "U-20-Fahrt" und Sonderzugbegleitung zum Kooperationsveranstaltungen, die ohne Hilfe anderer Spiel Hertha BSC - HSV Institutionen oder Partner (anderer Fanprojekte, 30.09. Teilnahme an der Nordverbundtagung der Hamburger SV, "HSV-Supporters-Club") nicht durchführ- "Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte" bar gewesen wären. (BAG) in Bremen 30.09. Skatturnier im Fanhaus Hinrunde 2003/ 2004 Oktober 2003 August 2003 01.10. Dartsturnier im Fanhaus 02.08. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - 04.10. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - Hannover 96 Borussia M´Gladbach 07.08. Treffen mit der "Chosen Few" und der 06.10. - Abteilungsleitung des "HSV- Supporters-Club" 08.10. Teilnahme am (von der KOS Fanprojekte orga- im Fanhaus nisierten) gemeinsamen Workshop von Fanpro- 09.08. HSV-Sonderzugbegleitung zum Spiel VfL jekten und Fanbeauftragten in Wolfsburg Bochum - HSV 08.10. Teilnahme (mit einem HSV-Fanteam) am 12.08. Dartsturnier im Fanhaus Polizei-Turnier für Jugendliche (PD West) 13.08. Skatturnier im Fanhaus 11.10. Spielbegleitung des EM-Qualifikationsspiel 17.08. "U-20-Fahrt" und Sonderzugbegleitung zum Deutschland - Island in Hamburg in der "AOL- Spiel VfL Wolfsburg - HSV Arena" 18.08. - 12.10. "1. HSV-Fan-Cup" (Fußballturnier) in der Halle 20.08. Leitung und Moderation der Projektwoche Gustav-Falke "Gewaltprävention" im Gymnasium Finkenwer- 14.10.- der 16.10. Begleitung zum UEFA-Cup-Rückspiel Dnjepro- 18.08. Gesprächsrunde zwischen HSV-und St.Pauli- petrowsk - HSV in der Ukraine Fans sowie Vereins- und Polizeivertretern zu 19.10. Auswärtsbegleitung zum Spiel 1. FC Kaisers- den Vorgängen an der "Cap San Diego" und den lautern - HSV anstehenden "Amateurderbys" 20.10. Teilnahme am "Fachkreis Gewaltprävention" in 22.08. Teilnahme am Vorbereitungstreffen für das der "Beratungsstelle Gewaltprävention" in der Stadtteilfest des "Stadtteilbüros Altona" BBS 24.08. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - 25.10. Teilnahme an der Mitgliederversammlung des Bayern München "HSV-Supporters-Club" in der "AOL-Arena" 26.08. Begleitung zum Regionalligaspiel FC St.Pauli - Hausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - FC HSV-Amateure am Millerntor und im Stadtteil Schalke 04 St.Pauli ("Kiez") 28.10. Spielbegleitung des Regionalligaspiels FC 27.08. Teilnahme am Vorbereitungstreffen in der St.Pauli - VfB Lübeck am Millerntor "AGMA" für das Stadtteilfest 29.10. Interview mit einem Soziologie-Studenten zur 30.08. Infostand und Teilnahme am Stadtteilfest Altona- Arbeit des Fanprojektes Nord 31.10.- 01.11. Teilnahme an der Fortbildungsveranstaltung September 2003 zum Thema "Rechtsrock" im "Curio-Haus" (Veranstalter "IKM" Hamburg) 01.09. Busbegleitung zum DFB-Pokalspiel Dynamo Dresden - Hamburger SV November 2003 01.09. Teilnahme am "Fachkreis Gewaltprävention" in der "Beratungsstelle Gewaltprävention" der BBS 02.11. "U-20-Fahrt" zum Spiel Borussia Dortmund - 03.09. Vortrag über die (gewalt- und suchtpräventive) HSV Arbeit des HSV-Fanprojektes im "Fachaus- 05.11. Leitung einer Arbeitsgruppe zur "Gewaltpräven- schuss Suchtprävention" tion" auf der pädagogischen Jahreskonferenz 05.09. Fanfête "20 Jahre HSV-Fanprojekt" im Fanhaus der Julius-Leber-Schule mit 150 HSV-Fans 08.11. Hausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - 99 1860 München Plattformfestivals "Gewaltige Tage" im Ernst- 09.11. Spielbegleitung DFB-Pokalspiel der HSV- Deutsch-Theater Frauen - Turbine Potsdam auf der "Wolfgang- 11.01. Begleitung des HSV-eigenen Hallenturniers in Meyer-Sportanlage" in Stellingen der "ColorLine-Arena" und Mitorganisation des 09.11. Heimspielbegleitung des Regionalligaspiels Einlagenspiels zwischen HSV- und St.Pauli- HSV(A) - Sachsen Leipzig in der "AOL-Arena" Fans 11.11. Dartsturnier im Fanhaus 12.01. Teilnahme am "Fachkreis Gewaltprävention" bei 12.11. Skatturnier im Fanhaus der "Beratungsstelle Gewaltprävention" der BBS 14.11. Teilnahme an dem Jubiläumsfeier "10 Jahre 27.01. Dartsturnier im Fanhaus Stadtteil Altona-Nord" 29.01. Teilnahme an der behördenübergreifenden 16.11. "9.Indoor-Cup 2003" (Fußballturnier) in der Arbeitsgruppe zur Vorbereitung für die WM 2006 Alsterdorfer Sporthalle (in Hamburg) 22.11. Sonderzugbegleitung zum Spiel 1.FC Köln - HSV Februar 2004 26.11. Kickerturnier im Fanhaus 27.11. Teilnahme am Treffen der "Chosen Few" im 01.02. "U-20-Fahrt" und Zugbegleitung zum Spiel: Fanhaus Hannover 96 - HSV 29.11. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - 03.02. Teilnahme an einer Informationsveranstaltung SV Werder Bremen des "HSV-Supporters-Club" im Haus des Sports 29.11. Teilnahme an der Ausstellung "Gewaltpräven- 03.02. Skatturnier im Fanhaus tion" im Altonaer Rathaus mit einem Infostand 06.02. Teilnahme an der Eröffnungsfeier des HSV- über die Fanprojekt-Arbeit Museums in der "AOL-Arena" 30.11. Heimspielbegleitung des Regionalligaspiels 07.02. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - HSV(A) - Neumünster auf der "Wolfgang-Meyer- VfL Bochum Sportanlage" in Stellingen 12.02. Verwaltungsratssitzung des Fanprojekt-Träger- vereins "JUSP" im Fanhaus Dezember 2003 14.02. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - VfL Wolfsburg 01.12. Teilnahme an der Jahreshauptversammlung des 17.02. Treffen mit den Fanbeauftragten des HSV in der Hamburger SV im "CCH" Hamburg "AOL-Arena" 02.12. Veranstaltung des Fanprojektes mit Spielern der 17.02. Kickerturnier im Fanhaus HSV-Amateure und HSV-Fans ("Amateur- 21.02. - Supporter") im Fanhaus 22.02. "U-20-Fahrt" mit Übernachtung nach München 03.12. TV-Übertragung des DFB-Pokalspiel Bayern zum Spiel Bayern München - HSV (u.a. Besich- München-HSV für HSV-Fans im Fanhaus tigung des KZ "Dachau") 06.12. Zugbegleitung zum Spiel VfB Stuttgart - HSV 25.02. Moderation und Mediation bei dem 09.12. Teilnahme am Nordverbundtreffen der BAG (Konflikt)Gespräch zwischen Vertretern der Fanprojekte im Fanladen St.Pauli "Ultra"-Gruppierungen "Poptown" und "Chosen 09.12. Skatturnier im Fanhaus Few" im Fanhaus 10.12. Dartsturnier im Fanhaus 28.02. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - 12.12. Begleitung der Konzertveranstaltung der Bands Bayer Leverkusen "Hamburger Jungs" und "Abschlach" in der Hamburger Markthalle März 2004 13.12. Teilnahme an der Mitgliederversammlung des "HSV-Supporters-Club" in der "AOL-Arena" 01.03. Teilnahme am Fachkreis "Gewaltprävention" in Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - der "Beratungsstelle Gewaltprävention" in der SC Freiburg BBS 16.12. Zugbegleitung zum Spiel Eintracht Frankfurt - 01.03. Heimspielbegleitung des Regionalligaspiels HSV HSV(A) - Braunschweig in der "AOL-Arena" 18.12. Weihnachtsfeier des Fanprojektes mit HSV- 02.03. Teilnahme am Treffen der Abteilungsleitung Fans im Fanhaus "HSV-Supporters-Club" im Fanhaus 19.12. Interview mit einem Redakteur der Obdach- 05.03. Teilnahme an einem Vortrag zum "Grazer losenzeitung "Hempels" aus Kiel zur Arbeit des Modell" der "Gewaltprävention" im "IKM" HSV-Fanprojektes 06.03. "U-20-Fahrt" und Zugbegleitung zum Spiel Hansa Rostock - HSV 09.03. Planung und Organisation des Fortbildungsan- Rückrunde 2003/2004 gebotes zur Gewaltprävention für Schulen ab dem Schuljahr 2004/2005 durch die "Beratungs- Januar 2004 stelle Gewaltprävention", dem "IKM" und dem Fanprojekt 07.01. Treffen mit der "Ultra"-Fangruppe "Poptown" zu 10.03. Dartsturnier im Fanhaus Nutzungsmodalitäten des Fanhauses im 13.03. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - Fanprojekt Hertha BSC 09.01. Veranstaltung des Fanprojektes zum Thema 13.03. Teilnahme an der "SC"-Veranstaltung "Schwarz- 100 "Sport und Gewalt" anlässlich des Weiß-Blaue Nacht" im Curio-Haus 14.03. Heimspielbegleitung des Regionalligaspiels 05.05. Teilnahme am "Fachausschuss Suchtpräven- HSV(A) - St.Pauli in der "AOL-Arena" tion" im "Büro für Suchtprävention 16.03. Skatturnier im Fanhaus Spielbegleitung "Oddset-Pokal" HSV(A) - St. 20.03. "U-20-Fahrt" zum Spiel M´Gladbach - HSV Pauli in der "AOL-Arena" 25.03. Besuch der "Wehrmachtsaustellung" mit Fans 08.05. Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - auf Kampnagel VfB Stuttgart 27.03. Unterstützung/Begleitung des Fußballturniers 10.05. Teilnahme an der Präsentation des Projektes der "Forum Kickers" "Curry" bei der Einrichtung "Woge e.V." 28.03. Hausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - 12.05. Skatturnier im Fanhaus Kaiserslautern 13.05. - 31.03. Vortrag über die Fanprojektarbeit anlässlich 14.05. Teilnahme am "KOS"-Workshop in Frankfurt zu eines Besuch einer Studentengruppe aus Linz den Angeboten (u.a. Fanbotschaft) während der (Österreich) im Fanhaus Europameisterschaft in Portugal 31.03. Interview des Fanprojektes durch "Prokom", die 14.05. Teilnahme an der Eröffnungsfeier der im Auftrag des "DFB" die Arbeit der Fanprojekte Hamburger "Beratungsstelle Männer gegen evaluieren Männergewalt" 31.03. Teilnahme an der Fachveranstaltung zum 15.05. Heimspielbegleitung des Regionalligaspiels Thema "Suizidgefährdung bei Kindern und HSV(A) - Dortmund(A) auf der "Wolfgang- Jugendlichen Meyer-Sportanlage" in Stellingen 15.05. Auswärtsbegleitung zum Spiel SC Freiburg - April 2004 HSV 16.05. Heimspielbegleitung des Bundesligaspiels HSV- 03.04. Sonderzugbegleitung zum Spiel Schalke 04 - Frauen - Turbine Potsdam auf der "Wolfgang- HSV Meyer-Sportanlage" in Stellingen 04.04. "4.Frauen-Fan-Cup" (Fußballturnier) in der Halle 22.05. Teilnahme an der Mitgliederversammlung des Gustav-Falke-Strasse HSV-Supporters-Club" in der "AOL-Arena" 10.04. Hausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - Vortrag über die Arbeit des Fanprojektes anläss- Borussia Dortmund lich eines Besuches einer türkischen Delegation 12.04. "8. Rohe-Ostern-Cup" (Fußballturnier) in der von Jugendarbeitern im Fanhaus Halle Wegenkamp Fanhausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - 15.04. - Eintracht Frankfurt 16.04. Leitung einer Fortbildung für Lehrer und 25.05. Veranstaltung des Fanprojektes mit Spielern der Lehrerinnen zum Thema "Gewaltprävention" in HSV-Amateure und HSV-Fans ("Amateur- der Julius-Leber-Gesamtschule Supporter") im Fanhaus 17.04. Heimspielbegleitung des Regionalligaspiels 26.05. Informationsabend zur Euro 2004 für HSV-Fans HSV(A) - RW Essen in der "AOL-Arena" im Fanhaus 17.04. Zugbegleitung zum Spiel 1860 München - HSV 28.05. - 22.04. Leitung einer Fortbildung für Lehrer und 29.05. Teilnahme von insgesamt 3 HSV-Fanteams Lehrerinnen zum Thema "Gewaltprävention" in (darunter ein Mädchenteam) am "Fanfinale" der Gesamtschule Bergedorf (Fußballturnier) in Berlin und Besuch des DFB- 24.04. Hausöffnung und Heimspielbegleitung HSV - Pokalendspieles 1.FC Köln 25.04. "2.HSV-Fan-Cup" (Fußballturnier) in der Halle Juni 2004 Rispenweg 26.04. Teilnahme am Fachkreis "Gewaltprävention" in 02.06. Teilnahme am "Fachausschuss Suchtpräven- der "Beratungsstelle Gewaltprävention" in der tion" im "Büro für Suchtprävention BBS 05.06. Auswärtsspielbegleitung Werder Bremen(A) - 28.04. Spielbegleitung EM-Qualifikationsspiel der HSV(A) Frauen Deutschland - Ukraine in Oldenburg 06.06. "5.Nord-Cup" (Fußballturnier) in der Halle 28.04. Teilnahme am Nordverbundtreffen der BAG Wegenkamp Fanprojekte in Hannover 09.06. Dartsturnier im Fanhaus 28.04. Kickerturnier im Fanhaus 09.06. - 23.06 Teilnahme an der Fanbetreuungsmaßnahme Mai 2004 des franz. Verbandes (u.a. Fan-Botschaft)bei der Europameisterschaft in Portugal 01.05. "U-20-Fahrt" und Zugbegleitung zum Spiel 09.06. - Werder Bremen - HSV 25.06. Teilnahme an der Fanbetreuungsmaßnahme 02.05. "16.Westkurvenmeisterschaft" (Fußballturnier) (u.a. Fan-Botschaft) der "KOS-Fanprojekte" der HSV-Fans auf dem Trainingsgelände des während der Europameisterschaft in Portugal HSV in Norderstedt 10.06. Teilnahme am Treffen der "Chosen Few" anläss 03.05. - lich der Beteiligung von Gruppenmitgliedern am 05.05. Teilnahme an der Bundeskonferenz der "KOS Angriff von HSV-Fans auf die St.Pauli-Fanknei- Fanprojekte" in Leverkusen pe "Jolly Rogers" 04.05. Redaktionssitzung "Werkmappe zur Gewaltprä- 14.06. Teilnahme am Fachkreis "Gewaltprävention" in vention" im Fanhaus der "Beratungsstelle Gewaltprävention" in der 101 BBS 4.2. Die Fußballturniere Begleitung/Teilnahme an der Veranstaltung mit Großbildleinwand zum Europameisterschafts- In dieser Saison haben wir das Angebot unserer Vorrundenspiel zwischen Deutschland und der Fußballturniere für HSV-Fans neu strukturiert. Wir bieten Niederlande auf der Kleinen Moorweide (HH- jetzt insgesamt 6 verschiedene Turniere an, von denen Dammtor) zwei Turniere zweimal pro Saison stattfinden, so dass 16.06. Vorgespräch mit einem Dramaturg/Regisseur wir HSV-Fans zu insgesamt acht Fußballturnieren im des Ernst-Deutsch-Theaters für ein Jugendpro- Laufe einer Saison einladen. Die Bereitschaft der Fans, jekt zum Thema "Rausch" Anfang 2005 und an bekannten bzw. etablierten Turnieren mit einem möglicher Beteiligung des Fanprojektes hohen Wiedererkennungswert, einer klaren 21.06. Treffen JUSP mit Vertretern der Behörden BBS Ausschreibung und (wichtig!) einem wiederkehrenden und BSF zur Umsetzung des JUSP-Konzeptes Namen teilzunehmen, ist erheblich höher als bei ständig zur Fanbetreuung während der WM 2006 wechselnden Turnieren. So beziehen sich alle (Turnier- 22.06. Teilnahme an der behördenübergreifenden )Anfragen von Fans auf die etablierten Turniere, bei Arbeitsgruppe zur Vorbereitung für die WM 2006 denen sie „auf jeden Fall wieder antreten“ wollen. (in Hamburg) 22.06. Skatturnier im Fanhaus Die von uns angebotenen Fußballturniere stießen in der abgelaufenen Saison auf große Resonanz bei den HSV- Juli 2004 Fans, teilweise mussten wir aus Kapazitätsgründen angemeldeten Teams absagen. Insgesamt konnten wir 12.07. - die Turniere ohne größere Schwierigkeiten durchführen, 28.07. Betriebsferien des HSV-Fanprojektes die Disziplin der teilnehmenden Teams bzw. Spieler/Fans in Bezug auf Umgang mit Konflikten, Alkoholkonsum oder das Einhalten der Turnierregeln und Hausordnungen war zufriedenstellend, allein der teilweise überzogene sportliche Ehrgeiz einiger Mannschaften bzw. einiger Spieler trübte gelegentlich die Atmosphäre. Das äußerte sich z.T. in zu hohem kör- perlichen und rücksichtslosen Einsatz bei einigen Spielen, dem (verbalen) Anfeinden des Gegners durch Zuschauer oder die Spieler selbst oder dem aggressiven Hadern mit vermeintlichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter. Aus diesem Grund lassen wir übrigens bei den meisten Turnieren die beteiligten Mannschaften die Schiedsrichter selbst stellen. Ein von uns im Juni 2004 angebotenes Turnier, dass in der Ausschreibung und den Teilnahmebedingungen besonders diese Aspekte konterkarieren sollte, mussten wir leider man- gels Beteiligung absagen (s.u.).

Zusätzlich bemühen wir uns bei den Hamburger Bezirksämtern und Fußballvereinen in jeder Saison um weitere Hallenzeiten und Sportplätze, um Fans und Fanclubs die Organisation eigener Turniere zu ermög- lichen oder um auch kurzfristig (Freundschafts-)Spiele zwischen Fans (z.B. anlässlich von „U-20-Fahrten“ anderer Fanprojekte) durchführen zu können. Derartig selbstorganisierte Turniere unterstützen wir (auf Anfrage) mit „Know-how“ (z.B. Erstellung von Spielplänen) oder logistisch (z.B. Einladungen, Turniermaterial). Die Kooperation mit den beteiligten behördlichen Institutionen - die für die Hallenvergabe zuständigen Bezirksämter Altona, Eimsbüttel und HH- Nord – und dem HSV (Vergabe von Plätzen auf dem ver- einseigenen Trainingsgelände in Norderstedt) sowie den zuständigen Mitarbeitern vor Ort funktionierte auch im letzten Jahr reibungslos.

Zusätzlich nehmen wir mit einigen Teams (je nach Einladung 1-3 Teams) an von anderen Einrichtungen oder Veranstaltern ausgerichteten Turnieren teil. Unsere Aufgabe besteht dann vor allem in der Begleitung, Betreuung und dem „Coachen“ der Teams, in der Unterstützung der Veranstalter und darin, als 102 Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Die 6 Turniere im Einzelnen: Der Indoor-Cup der HSV-Fans

Die Westkurven-Meisterschaft der HSV-Fans Analog zur „WKM“ veranstalten wir einmal im Jahr den „Indoor-Cup“, die „offizielle Hallen-Meisterschaft der Die einmal im Jahr stattfindende „WKM“ wurde in der HSV-Fans“ in der Sporthalle Hamburg („Alsterdorfer abgelaufenen Saison (am 2. Mai 2004 auf dem Sporthalle“). In der abgelaufenen Saison haben wir den Trainingsgelände des HSV in Norderstedt) zum 16. Male „Indoor-Cup“, für den übrigens die gleichen ausgetragen und ist unser „ältestes“ Turnier. Wir haben Teilnahmebedingungen wie für die „WKM“ gelten, zum 9. die „WKM“ als die „offizielle Meisterschaft der HSV- Mal ausgerichtet, der „HSV-Supporters-Club“ übernimmt Fans“ deklariert und versuchen durch die auch für dieses Turnier sämtliche Kosten (s.o.). Teilnahmebedingungen (nur offizielle Fanclubs, Dauerkarteninhaber und „Supporters-Mitglieder“ dürfen Kurzbericht auf der Homepage des HSV- teilnehmen) zu regulieren, dass vor allem die engagier- Fanprojektes: ten und „wahren“ HSV-Fans an dem Turnier teilnehmen. Nach wie vor finanziert der „HSV-Supporters-Club“ die „ Der 9.Indoor-Cup der HSV-Fans ist entschieden! 46 „WKM“ (Kosten für Materialien, Pokale und Preise, HSV-Fanteams (zwei Teams traten nicht an) spielten Honorare). und kämpften am Sonntag, den 16. November 2003 in der Sporthalle Hamburg um Punkte, Pokale und Preise. Kurzbericht auf der Homepage des HSV- Mehr als 500 Spieler und Gäste spielten und verfolgten Fanprojektes: von 9.00-19.15 Uhr die insgesamt 126 Spiele auf drei „Die “16.Westkurven-Meisterschaft” 2004 ist entschie- Feldern. Klasseauftritt auch von Marcel Maltritz und den! 39 HSV-Fanteams (3 Teams erschienen trotz Marinus Bester als Schiris, die immerhin Zeit fanden, Anmeldung nicht!) spielten und kämpften am Sonntag einige Vorrundenspiele zu pfeifen. (2.5.) wieder auf dem Trainingsgelände des HSV um den HSV-Fan-Meister-Titel. In einem ausgeglichenem Finale Ein paar kritische Anmerkungen wollen wir aber auch setzte sich das Team “FC.Wodka” erst im 9-Meter- loswerden. „Das Turnier war zu lang“, „wir haben zu sel- Schießen gegen den Titelverteidiger “Heinzi´s ten gespielt bzw. zu lange gewartet“, „der Orgakram hat Fußballtreff” mit 3:2 durch. Der Fairplay-Pokal ging an zu lange gedauert...“ waren nur einige Bemerkungen, das Team von “Dynamo Tresen”, Torschützenkönig auf die wir im nächsten Jahr mit Änderungen reagieren wurde (mit 8 Treffern) Mark Fuhlbier von “Heinzi´s werden. Wir werden das Turnier früher beginnen, lassen Fußballtreff”. im nächsten Jahr nur noch 40 Teams zu (...) und arbei- Auch die HSV-Profis ließen sich nach der Pleite in ten dann mit Laptop und entsprechender Software Bremen bei der WKM kurz blicken, suchten aber nach (Ausrechnen der Tabellen). Zudem wurde von euch zu zahlreichen (verbalen) Anfeindungen durch die anwe- Recht moniert, dass wiederum viele (Mit-) Spieler offen- senden Fans schnell das Weite. Einerseits verständlich bar keinerlei Bezug zum HSV zu haben scheinen. (Wer lässt sich schon gerne anpöbeln?), andererseits Teilweise sind ganze Teams niemanden von uns, den wurde durch die Spieler die Chance vertan, sich den Supporters oder den vielen Auswärtsfahrern bekannt. Fans zu stellen, den Fans Gelegenheit zu geben, Außerdem scheint der eine oder andere Spieler allein “Dampf abzulassen”, um dann ihre Sicht der Dinge dar- aufgrund seiner spielerischen Fähigkeiten in ein zustellen und für die letzten Spiele um Unterstützung zu Fanteam gerutscht zu sein, oder? Teilnehmen dürfen werben. Wer Konflikte lösen will, braucht immer auch auch keine Spieler mehr, die nach ihren (Vereins- ) eine ganze Menge Mut. Immerhin stellten sich neben Punktspielen noch schnell am Indoor-Cup vorbeischau- Vorstandsmitglied Christian Reichert und dem en. Oder anders ausgedrückt: Nur die Spieler, die zu Fanbeauftragten Markus Limpert die HSV-Kultfigur Turnierbeginn dabei sind, dürfen für ihr Team spielen. Hermann Rieger den Fragen und Emotionen der Fans. Jedenfalls werden wir die Teilnahmebedingungen noch- ...“ mals überdenken und sind für Vorschläge von eurer Seite dankbar.

Ein letzter Punkt: Uns ist zu Ohren gekommen, dass ein- zelne Spieler bewusst Gegenspieler bedroht (“Wir sehen uns nachher vor der Halle“) oder (mit z.B. „St.Pauli- Sprüchen“) ständig provoziert haben. Wir können Betroffene nur dazu auffordern, sich bei uns zu melden, weil wir derartige Vorfälle nicht dulden werden bzw. der- artiges Verhalten für den entsprechenden Spieler oder das Team den Ausschluss vom Turnier zur Folge haben kann.

Nichtsdestotrotz gibt es auch Sportliches zu berichten: Im Finale besiegte „Heinzi´s Fußballtreff“ die Jungs von „Halbliter 05“ mit 1:0, das kleine Finale gewannen die „HSV-Sexmachines“ gegen die „Dynamo Daltons“ mit 2:0. Das Team von den Dynamo Daltons“ wurde für sein Auftreten mit dem „Fairplay-Pokal“ geehrt. Bedanken möchten wir uns außerdem bei der Abt.-Leitung des103 HSV-Supporters-Club (Jens Wagner, Dirk Bobsin, Andre Das Turnier richtet sich an HSV-Fans im Alter bis zu Helwig, Jojo Liebnau, und Oliver Scheel), Christian maximal 27 Jahren und an die Fanprojekte des BAG- Reichert, Marinus Bester, Marcel Maltritz, den Jungs Nordverbundes (Bremen, Hannover, Bielefeld, Lübeck, vom DRK Nord, unseren tapferen Schiris, den Leuten St.Pauli, Wolfsburg, Rostock) mit Mannschaften bis zum von der Sporthalle Hamburg und unseren vielen Helfern gleichen Alter. Im BAG-Nordverbund von allen Projekten und Kollegen (u.a. Walter Rehmer, Sönke Glückstadt, immer gefordert bzw. als wichtig erachtet, ließ die Mirko Voß). ... Resonanz besonders seitens der Fanprojekte Bremen, Hannover und Wolfsburg bei den bisherigen Nord-Cup- Turnieren mehr als zu wünschen übrig. Wir erhoffen uns aber weiterhin von diesem Angebot die Möglichkeit, Kontakte und Begegnungen zwischen den z.T. stark rivalisierenden Fangruppierungen zu schaffen. Erfreulich war in diesem Jahr nicht nur die erneute Teilnahme von zwei Fanteams des FC St.Pauli, sondern der trotz der vorhandenen (Lokal-)Rivalitäten reibungslose Ablauf des Turniers. Zwar gab es immer wieder Reibereien und gelegentliche Anfeindungen von einigen HSV-Fans in Richtung der St.Pauli-Teams, dennoch wirkten nicht nur wir - unter der Androhung von Sanktionen - sondern auch einige HSV-Fans mäßigend auf die Störer ein.

Der HSV-Fan-Cup

Der Rohe-Ostern-Cup Ebenfalls zweimal im Verlauf einer Saison bieten wir den sogenannten „HSV-Fan-Cup“, unser kleinstes Turnier, Der 2004 mittlerweile zum 8. Male ausgetragene „Rohe- den HSV-Fans an. Mit diesem Turnier wollen wir vor Ostern-Cup“, der seit seinem Bestehen den sogenann- allem jüngere (15-23 Jahre) und unorganisierte Fans ten „Hooligan-Cup“ ablöste und jeweils immer am (nicht nur „offizielle Fanclubs) ansprechen. Wir stellen, Ostermontag ausgetragen wird, war auch in diesem Jahr abgesehen von der Altersbegrenzung, an die Teilnehmer von Seiten der HSV-Fans mehr als gefragt. Obwohl wir keine Bedingungen und sprechen gezielt junge HSV- eigentlich nur 16 Teams teilnehmen lassen wollten (in Fans auf unseren „HSV-Young-Supporter-Touren“ oder der Halle steht nur ein Feld zur Verfügung) und das im Stadion auf diese Turniere an bzw. laden sie ein. Am Teilnehmerfeld aufgrund der großen Resonanz dann auf 12. Oktober 2003 fand der 1.HSV-Fan-Cup mit 14 20 Teams ausdehnten, mussten wir insgesamt noch 3 Teams statt, drei Mannschaften mussten wir leider absa- Teams absagen. Der Grund für die Öffnung des „Ex- gen, am 24. April 2004 folgte der 2.HSV-Fan-Cup mit 13 Hooligan-Cups“ zu einem Turnier für HSV-Fans aus teilnehmenden Teams. Tatsächlich nehmen viele jünge- allen Szenen 1997 war, dass - bedingt durch den zah- re Fans der beschriebenen Altersgruppe und miteinan- lenmäßigen Rückgang „gewaltfaszinierter“ Fußballfans der befreundete Fans als Spielergemeinschaften an die- bzw. Hooligans beim HSV - die Anzahl der teilnehmen- sen Turnieren teil, organisierte und „offiziell“ registrierte den Mannschaften stetig zurückging. Zudem hatten wir Fanclubs bevorzugen die „WKM“ oder den „Indoor-Cup“. einen Teilaspekt in der Konzeption der Arbeit geändert. Wir wollten in unseren Angeboten die Separierung der Der Frauen-Fan-Cup Fanszene nicht länger mittragen und nicht für jede Gruppierung/Szene von Fußballfans beim HSV einzelne Dieses sich ausschließlich an weibliche HSV-Fans rich- und spezielle Angebote machen. Seitdem richten wir tende Turnier wird einmal im Jahr von uns angeboten unsere Angebote (u.a. die Turniere.) an alle Fanszenen, bzw. ausgerichtet. In diesem Jahr fand das Turnier am 4. u.a. um den einzelnen Fans/Hools/Skins Gelegenheit zu April 2004 mit insgesamt 5 Teams aus Hannover, geben, einander besser kennen zu lernen, mehr Bremen und Hamburg (HSV, St.Pauli) statt (s. a. Kap. Gemeinschaftsgefühl als HSV-Fans zu entwickeln und 4.3). sie sich untereinander auseinandersetzen und beeinflus- sen (möglichst mit ihren positiven Seiten) zu lassen. Dementsprechend hatten wir ein „buntes“ Teilnehmerfeld auf dem 8. Rohe-Ostern-Cup, dass sich aus Supporters-Mitgliedern, Fanclubs, Skins, älteren und jüngeren Hooligans, Ultras, Fußballrockern, HSV- Fans ausländischer Herkunft und unseren (jungen) „U- 20-Fahrern“ zusammensetzte.

Der Nord-Cup

Zweimal im Jahr veranstaltet das Fanprojekt den soge- nannten „Nord-Cup“: in der abgelaufenen Saison fand der Nord-Cup zum 4. Mal am 7. September 2003 mit ins- gesamt 12 Teams und zum 5. Mal am 6. Juni 2004 mit 104 10 Teams statt. Weitere Turniere unter unserer Beteiligung bzw. und vor allem Spaß haben wollen!“ Im nächsten Jahr Begleitung (s.o.): werden wir bei der Auswahl der Teams genauso ver- fahren, der HSV (Herr Zimmer) hat bereits signalisiert, 1. Während der Hamburger Herbstferien (8. Oktober ein entsprechendes Einlagespiel in den „mobile.de“- 2003) begleitete das Fanprojekt eine am Hallenturnier Cup wieder einzubauen. Das Ergebnis lautete übri- der Polizeidirektion West teilnehmende HSV- gens 2:1 für „Kopfschuss.de“ – die „Daltons“ waren Fanmannschaft. Dieses Turnier, geprägt durch seine zwar geknickt, aber wie die St.Pauli-Fans vom stark internationale Besetzung, wird für Häuser der Erlebnis restlos begeistert. Jugend und andere freie Träger der Jugendarbeit im 3. Einen Tag vor den Endspielen im DFB- Pokal in Stadtteil Altona organisiert. Verantwortlich dafür sind Berlin fand zum 13. Mal das vom Berliner Fanprojekt die „Dienststelle Polizeilicher Jugendschutz“ und die und der BAG gemeinsam ausgerichtete „Fanfinale“ „Jugendbeauftragten“ der Polizei. In der Altersgruppe am 28. Juni 2004 statt. Das HSV-Fanprojekt war dies- bis 17 Jahre erreichten die teilnehmenden HSV-Fans mal mit 3 Teams dabei: einem Mädchen- und zwei den 8. Platz (14 teilnehmende Teams). Jungen-Teams, darunter der Vorjahressieger und Titelverteidiger „Die Freaks“. Die mit zwei St.Pauli- 2. Am 11. Januar 2004 wurde in der „ColorLine-Arena“ Teams gemeinsame Busfahrt nach Berlin, das der sogenannte „mobile.de“-Cup (s.a. Kap.2.) ausge- Fanturnier mit den über 30 Mannschaften aus den tragen, das HSV-eigene Hallenturnier, an dem neben unterschiedlichen Fanprojekt-Standorten, das dem Gastgeber HSV, Werder Bremen, der gemeinsame abendliche Programm und die Über- FC.St.Pauli, Holstein Kiel, der VfB Lübeck und eine nachtung im Zeltlager bilden neben dem Besuch der Hamburger Amateurauswahl samt ihrem jeweiligen DFB-Pokalendspiele der Männer und Frauen den pro- Fananhang teilnahmen. Analog zu den grammlichen und strukturellen Rahmen für diese Hallenturnieren in der „Sporthalle Hamburg“ in den Veranstaltung. letzten Jahren, hatten wir den Hamburger SV gebe- ten, ein Einlagespiel zwischen zwei Fanteams vom Im Berichtszeitraum haben wir außerdem die Fanclubs Hamburger SV und dem FC.St.Pauli im Turnierverlauf „Web-Supporters“ und „KdGH“ bei der Organisation und zu ermöglichen. Der HSV bzw. der Organisator Ulf Durchführung ihrer Turniere unterstützt (Beschaffung Zimmer unterstützte die Idee und platzierte das Spiel der Hallenzeiten, Beratung, Logistik). Der Fanclub sogar direkt vor die Halbfinalspiele des Hauptturniers „KdGH“ („Kap der Guten Hoffnung“) richtete nach – eine enorme Aufwertung der Fanbegegnung, vor Saisonende in Gedenken an den 2000 verstorbenen allem, weil es sonst Sponsoren vorbehalten ist, ein HSV-Fan Carsten Grab den „4.Spreebär-Gedenkcup“ derartiges Einlagespiel auszurichten. Während wir in auf dem Trainingsgelände des HSV aus. den letzten Jahren allerdings stets die Gewinner der jeweiligen Hallenmeisterschaften der Fans („Indoor- Cup“ der HSV-Fans, „Millerntor-Cup“ der St.Pauli-Fans) gegeneinander spielen lie- ßen, wollten wir in Absprache mit dem HSV und dem Fanladen St.Pauli für das diesjährige Finale ein besonderes Zeichen setzen. So luden wir für das Einlagespiel die Gewinner der jeweiligen „Fairplay-Pokale“ der Fanmeisterschaften ein. Wir wollten nicht nur „Erfolg“ und „Leistung“ der Sieger mit der Teilnahme an dem Spiel belohnen, sondern das posi- tive und faire Auftreten von Mannschaften bei den beiden Fanturnieren. Die Platzierungen der beiden Gewinner der „Fairplay-Pokale“, die „Dynamo Daltons“ (4.Platz „Indoor-Cup“ von 48 Teams) und „Kopfschuss.de“ (3.Platz Millerntor-Cup“ von 52 Teams) bei ihren Fanturnieren zei- gen übrigens, dass sich Fairness und Erfolg nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Zudem hatte unsere Entscheidung große Wirkung in die Fanszene. Sieht man mal von der Reaktion der Turniersieger ab, die natür- lich auch gerne gespielt hätten, gab es überwiegend positive Resonanz von Fans bzw. ihren Teams. Stellvertretend für eini- ge Kommentare steht folgendes Zitat eines Fan: „Endlich werden auch mal die Fans belohnt, die nicht so verbissen sind 105 4.3 Angebote für weibliche Fans Gelegenheit bietet, sich in einer kleinen Gruppe näher kennen zu lernen und untereinander Netzwerke zu knüp- In der Saison 2003/2004 wurden viele neue Kontakte zu fen. weiblichen Fußballfans geschlossen. Zum einen durch Zum ersten Mal wurde - auf Anfrage eines Mädchens - unsere direkte persönliche Ansprache oder Werbung für eine internationale Begegnung des Frauen- Fanprojekt-Angebote, zum anderen indirekt über uns Nationalteams besucht: das EM-Qualifikationsspiel in bereits bekannte Mädchen während der Oldenburg gegen die Ukraine. Das Interesse war groß, Auswärtsfahrten oder im Stadion. Der Kreis der uns da das Team das erste Mal seit langer Zeit wieder im bekannten weiblichen Fans wurde durch unsere kontinu- Norden spielte und somit von Hamburg aus leichter ierliche Präsenz bei Treffen der Choreographie-Gruppen erreichbar war. Eine Gruppenreise mit 6 Hamburger „Chosen Few“ und „Poptown“ im Fanhaus, bei HSV- Frauen wurde organisiert, 3 auswärtige Fans reisten Amateurspielen und besonders am Kiosk des direkt an. Da fast alle Frauen selbst aktiv Fußball spie- Fanprojekts im Stadion stark erweitert. Der Kiosk ist für len, war die Begeisterung groß, „ihre“ Profis und teil- Mädchen sehr interessant. So werden dort Nachrichten weise Vorbilder life in Aktion zu sehen. und Telefonnummern hinterlassen oder einfach nur geplaudert.

Der Kontakt zu auswärtigen Mädchen und jungen Frauen anderer Vereine wurde in dieser Saison ebenfalls durch die unten genannten Aktivitäten intensi- viert.

Die verschiedenen Einzelkontakte zu den Mädchen und Mädchengruppen werden von uns miteinander vernetzt. So treffen sich die Fans gemeinsam auf dem Frauen-Fan-Cup, bei Am 01.05.04 wurde eine U-20-Fahrt nach Bremen orga- Freundschaftsspielen, bei einem Theaterbesuch oder nisiert und intensiv Werbung vor allem bei den HSV- auf Auswärtsfahrten. Der Kontakt zum Fanprojekt und Mädchen gemacht. Vor der Begegnung der unter den Mädchen wird bei diesen Ereignissen z.B. Bundesligisten konnten so ein männliches und weibli- durch das Involvieren in die Organisation und ches Fan-Team des HSV mit den Bremer Fans spielen. Umsetzung intensiviert. So waren auf dem unten genannten Frauen-Fan-Cup viele Fans beteiligt und das Beim Berliner Fanfinale spielte wieder ein weibliches Programm zum zweiten Amateurspieler-Treff wurde aus- HSV-Fan-Team mit. Wie in den letzten Jahren gab es schließlich von weiblichen Fans vorbereitet und durch- eine veränderte Teamzusammenstellung mit zwei neuen geführt. Mädchen, von denen eines das erste Mal an einem Fanprojekt-Angebot teilnahm. Ein weiteres Mädchen In der Woche wird ebenfalls der Kontakt zum Fanprojekt fungierte zur Begeisterung der Mädchen als Trainerin, gesucht: so schauen die Mädchen einfach vorbei oder da sie selbst verletzt war. Da die Kondition des Teams rufen an, um über Probleme in der Schule, mit den manchmal nicht reichte, bekamen die HSV-Mädchen Eltern, Freund oder Freundin zu sprechen. kurzum Unterstützung aus Hannover und Bremen. Hier ging es nicht um den spielerischen Erfolg, denn es war Am 04.04.04 fand zum 4. Mal der Frauen-Fan-Cup schnell klar, dass das Hamburger Team sich nicht für die (FFC) in der Gustav-Falke-Straße statt. Mit von der vorderen Plätze qualifizieren konnte. Vielmehr waren es Partie waren die Teams aus Bremen, des FC St. Pauli, die Beziehungen der Mädchen zueinander. Eine wichti- des HSV und zum ersten Mal sogar das Fanprojekt ge Rolle spielten außerdem die bereits geknüpften Hannover! Ein HSV-Team aus den Reihen der Kontakte auf dem o.g. Frauen-Fan-Cup, die hier intensi- Choreographie-Gruppe „Poptown“ sagte leider kurzfri- viert werden konnten. stig ab. Das HSV Team des letzten Jahres wurde aus Gründen wie Krankheit, Schulstress o.ä. dieses Jahr neu zusammengestellt. Ein verletztes Mädchen übernahm 4.4 Sonstige Veranstaltungen das erste Mal die Team-Betreuung und Einwechselung für das HSV-Team. Außerdem konnten 3 neue junge Viele der vom HSV-Fanprojekt organisierten und durch- Spielerinnen gewonnen werden. Bei der Vorbereitung geführten Veranstaltungen haben wir in den vorherigen sowie Durchführung des Turniers halfen mehrere Fans, Kapiteln beschrieben bzw. erläutert. Dazu gehörten so z.B. beim Einkauf und Transport, während des neben allen Angeboten im Fanhaus (s. Kap. 3.1) und Turniers als Turnierleitung, beim Aufbau des Büffets, den Fußballturnieren (s. Kap. 4.2), diversen Teilnahmen Zusammenstellen der Preise u.v.m.. unsererseits an unterschiedlichen Veranstaltungen auch zwei Angebote, die wir an dieser Stelle etwas ausführ- Wie bereits in der letzten Saison besuchten wir ein licher darstellen wollen. Bundesligaspiel der HSV-Frauen. Am 16.05.04 ging es mit 6 weiblichen Fans zum Heimspiel HSV gegen „Gewaltige Tage“ im Ernst-Deutsch-Theater Turbine Potsdam in der Hagenbekstraße. Für 4 Mädchen war es der erste Heimbesuch der HSV- Das Ernst-Deutsch-Theater öffnete in der Zeit vom 7.-11. 106 Frauen. Dieses Angebot wird in der folgenden Saison Januar seine Türen (und Bühnen!) für ein wiederholt, da es für die Mädchen eine wichtige Jugendtheater-Festival zur hochaktuellen Gewaltthematik, um vor allem junge Leute anzuspre- tiziert. Im Widerspruch dazu rechtfertigt der sportliche chen, sich „theatralisch und künstlerisch“ mit dem Erfolg allerdings oft nahezu jedes Mittel sowohl beim Phänomen Gewalt auseinander zu setzen. Sportler als auch beim Fan. Vom Doping über das „faire Foul“ ist alles erlaubt, man darf sich nur nicht erwischen lassen! Beschimpfen, Bedrohen und Niedermachen des Gegners (und bei Misserfolg des eigenen Teams!) gehö- ren zum normalen Fanritual. Zwar wird durch das Regelwerk im Sport offensichtlich versucht, Gewalt und Betrug zu unterbinden, trotzdem gehören gerade diese Erscheinungen besonders im Fußball, aber auch im Eishockey, Handball, Basketball und anderen Sportarten offensichtlich dazu. Dabei hängt das Geschehen auf dem Spielfeld mit dem Geschehen auf den Rängen eng zusammen. Manche Beobachter bringen durchaus die Ursache von Randale in und um die großen Sport- Arenen mit dem Verhalten der Verantwortlichen auf dem Spielfeld und hinter den Kulissen in engem Zusammenhang.

Genau diesen Zusammenhang wurde im Anschluss an die Aufführung mit ca. 80 Gästen und Zuschauern disku- tiert. Dazu hatten wir in Kooperation mit dem Ernst- Deutsch-Theater einige Fachleute eingeladen, die vor ihrem Erfahrungshintergrund ein wenig Licht ins Dunkel bringen sollten: Professor Dr. Gunter A. Pilz, Sportsoziologe und Fanforscher von der Universität Hannover; Michael Malbranc, Fußballbundesliga- Schiedsrichter von 1990-1998, leitete mehr als 300 Spiele der 1. und 2. Liga sowie der Regionalliga, assi- stierte bei internationalen Begegnungen; Marinus Bester, Ex-Bundesligaspieler des Hamburger SV, jetzt HSV-Pressesprecher; Holger Stanislawski, Spieler des FC. St.Pauli. Moderiert wurde das Gespräch von Joachim Ranau (HSV-Fanprojekt). Unter den Zuschauern waren neben einigen HSV- und St.Pauli- Fans auch Christian Reichert (HSV-Vorstand).

Letztlich kristallisierten sich zwei Thesen aus dem Gespräch heraus:

Neben vielen Inszenierungen, Aufführungen, Workshops Die Beteiligten des Profifußballs (Vereine, Verbände, und Lesungen, die sich und das Publikum mit den vielen Spieler etc.), für die es schon längst nicht mehr nur um Facetten von Gewalt, dem Umgang damit und vor allem die „sportliche Ehre“ geht, sondern um ihre finanzielle möglichen Lösungen beschäftigten, wurde auch das und berufliche Existenz, sind zumeist zum Erfolg ver- Thema „Sport und Gewalt“ aufgegriffen. Unter dem Titel dammt und werden alles im Rahmen des Erlaubten und „Zweikampfverhalten“ gaben Schüler eines Möglichen tun, um ihre Existenz zu sichern. Das schließt Wirtschaftsgymnasiums eine gelungene und eindrucks- sowohl das „Taktische Foul“, das „Zeitspiel“ oder sonsti- volle theatralische Improvisation zur Fußballgewalt nach ge als „unfair“ empfundene Verhaltensweisen bei den „I Furiosi“ (ital., die Wütenden) von Nanni Balestrini ab, Spielern ein, als auch den vielfach kritisierten „Verkauf in der Gewalt offensichtlich für einen Teil der Fans zum von Traditionen“ (z.B. beim Stadionnamen oder der TV- Fußball gehört, wie für den Fußballer das Foulspiel. Sind Vermarktung etc.) seitens der Vereine mit ein. Selbst die Sport und Gewalt bzw. Fußball und Gewalt untrennbar meisten Fans akzeptieren dieses Prinzip und sind ihrer- miteinander verbunden? seits bereit, „alles“ (u.a. übles Beschimpfen des Gegners) für ihren Verein zu tun. Das kann man als Gewalt ist seit Urzeiten Bestandteil menschlicher moralisch verwerflich empfinden und auf die Zivilisationen und Gesellschaften. Kriegerische Vorbildfunktion des großen Sports hinweisen – ändern Auseinandersetzungen begleiten bis heute die wird sich wohl daran nichts. Geschichte aller Völker und Kulturen. Selbst in den sogenannten zivilisierten Gesellschaften ist Gewalt Dieses Leistungs- und Erfolgsprinzip „um jeden Preis“ Bestandteil realer Erfahrungen: Erfahrungen, die wir alle hat sich mittlerweile bei allen Amateur-, Jugend- und machen – als Opfer, als Täter oder als Zuschauer. Dem Kinderbereichen des Sports, besonders des Fußballs, Sport wird in diesem Zusammenhang meist eine positive etabliert. Unfairness, Beschimpfungen und Rolle zugeschrieben. Mit Hilfe des Sports werden Bedrohungen mit den in der Folge häufig verbundenen „Aggressionen abgebaut“, „Grenzen überwunden“, Eskalationen vom Spielabbruch bis hin zu „friedliche Feste“ gefeiert und Völkerverständigung prak- Massenschlägereien sind Erscheinungen, die leider jetzt107 auch zum „Freizeitsport“ dazu gehören. Eltern, Trainer Ein Besuch der Wehrmachts-Ausstellung und Betreuer vermitteln Kindern und Jugendlichen aus falsch verstandenem Ehrgeiz offenbar, ohne Erfolg Das HSV-Fanprojekt blickt über den Spielfeldrand würde Sport keinen Spaß machen und dass nur der, der hinaus! „seine Leistung bringt“, auch zum Team dazu gehört. Hier muss bei den Verantwortlichen ein Umdenken statt- Wehrmachts-Ausstellung? Einige oder sogar viele von finden, Problembewusstsein geschaffen werden und vor euch werden sich jetzt fragen, was das mit dem HSV allem müssen Trainer, Betreuer und Schiedsrichter oder dem Fußball zu tun hat. Auf den ersten Blick natür- dahingehend geschult werden, Kindern und lich nichts! Aber erstens haben wir als Jugendlichen beim Sport wieder verstärkt Werte wie Jugendeinrichtung, die sich überwiegend aus öffent- Solidarität, Zusammengehörigkeitsgefühl, fairen lichen Geldern finanziert auch den Auftrag, Angebote zur Umgang miteinander, Spaß am Sport und der Bewegung – wie es behördendeutsch so schön heißt – „Stärkung und vor allem das „verlieren können“ zu vermitteln. Das demokratischer Einstellungen und Verhaltensweisen“ zu ist – trotz Profifußball – möglich! machen und zweitens sind wir überzeugt, dass Fußballfans zwar in erster Linie, aber nicht nur das „klei- Die Veranstaltung fand sowohl bei uns, den Zuschauern ne runde Lederding“ im Kopf haben. als auch den Verantwortlichen des Ernst-Deutsch- Theaters großes Interesse. Das Theater wird auch im So wurde schon die erste so genannte Wehrmachts- nächsten Jahr ein Festival analog zu den „Gewaltigen Ausstellung („Vernichtungskrieg. Verbrechen der Tagen“ zum Thema „Rausch“ für Jugendliche anbieten. Wehrmacht 1941 bis 1944“) ab ihrem Start im Jahr 1995 Einer der verantwortlichen Dramaturgen hat mit uns zur in Hamburg auch unter HSV-Fans sehr kontrovers disku- Abklärung einer weiteren möglichen Beteiligung durch tiert. Es gab nicht nur in Hamburg viele Protestaktionen das HSV-Fanprojekt bereits zum Ende der Saison und Demonstrationen gegen die Ausstellung. Der Kontakt aufgenommen. Eine Beteiligung unsererseits ist Hauptvorwurf war, dass die Ausstellung pauschal alle in Planung. Soldaten der Wehrmacht als Kriegsverbrecher verurtei- len würde. Nachdem die Ausstellung in vielen deutschen Besuch der Wehrmachtsausstellung auf Kampnagel Städten gezeigt wurde, wurde sie Ende 1999 gestoppt, da einige Fotos und Bildunterschriften falsch zugeordnet Zum Ende der in Hamburg auf dem Gelände des Kultur- waren. Daraufhin entschied das verantwortliche und Theaterzentrums „Kampnagel“ gastierenden Hamburger Institut für Sozialforschung, die Ausstellung Wehrmachtsausstellung zu den Verbrechen der deut- unter einer völlig neuen Konzeption in die Öffentlichkeit schen Wehrmacht im 2. Weltkrieg luden wir im März zu bringen. 2003 HSV-Fans ein, mit uns an einem geführten Rundgang durch die Ausstellung und einer anschließen- Die zweite Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. den Diskussion teilzunehmen. Trotz vieler verbaler Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944“ vom Interessensbekundungen durch HSV-Fans quer durch 29. Januar bis 28. März 2004 auf dem die Szene(n), folgten letztlich „nur“ fünf Fans der Kampnagelgelände in HH-Winterhude hält laut Einladung und nahmen an dem Rundgang teil. Wir sind Programmheft weiterhin an der Aussage fest, dass die dennoch der Ansicht, derartige Veranstaltungen den Wehrmacht – ausgehend vom damals geltenden Kriegs- HSV-Fans auch weiterhin anzubieten, da wir die und Völkerrecht - an den im Zweiten Weltkrieg verübten Auseinandersetzung mit (politischen) Themen, die häu- Verbrechen in Ost- und Südosteuropa beteiligt war. Der fig von Rechten besetzt sind, zudem stark polarisieren Hauptvorwurf ist, dass durch zentrale Befehle der (z.B. Nazizeit, Nationalismus, Rassismus) und selten im Wehrmachtsführung, Hitler und das Oberkommando der Fußballzusammenhang von Fans aufgegriffen werden Wehrmacht den verbürgten Schutz von Zivilisten im („Keine Politik im Stadion“), besonders in der Fanszene Krieg außer Kraft setzten und damit die wesentlichen führen wollen (und sollen!). In der „Supporter-News“ hat Voraussetzungen für einen bis dahin beispiellosen der durchführende Projekt-Mitarbeiter Anlass und Rasse- und Vernichtungskrieg schufen. Motivation für unser Angebot erläutert und den mög- lichen Zusammenhang zu unserer Arbeit herzustellen Die Ausstellung will sechs Dimensionen des versucht. Vernichtungskrieges dokumentieren: Völkermord an den sowjetischen Juden; Massensterben der sowjetischen Kriegsgefangenen; Ernährungskrieg; Deportationen und Zwangsarbeit; Partisanenkrieg; Repressalien und Geiselerschießungen. Ausdrücklich wird darauf hinge- wiesen, dass die Forschung „keine Aussagen über die Anzahl der an diesen Verbrechen beteiligten Wehrmachtssoldaten“ zulässt. Es wird also keine Pauschalverurteilung aller Wehrmachtssoldaten vorge- nommen!

Trotzdem gab es bereits kurz nach Eröffnung der Ausstellung am 31. Januar einen Protestaufmarsch bekennender Neonazis und ihrem Gefolge sowie eine Gegendemonstration vornehmlich aus dem so genann- 108 ten linken und autonomen Lager mobilisiert. Die öffentli- che Propaganda der „Rechtsextremen“ sowie vor allem 5. Die Institutionenarbeit und Kooperationen das teilweise gewalttätige Aufeinandertreffen von Polizei mit anderen Einrichtungen und „antifaschistischen“ Demonstranten sorgte für eine tagelange Berichterstattung in den Medien und viel 5.1 Hamburger SV und Deutscher Fußball-Bund Diskussion auch unter HSV-Fans. Der Hamburger SV Nachdem uns zudem berichtet wurde, dass bekannte HSV-Fans sowohl an dem Protestaufmarsch, als auch Bereits im Kapitel 1 wird im Zusammenhang mit unserer an der Gegendemo teilgenommen hatten, beschlossen Beschreibung der Entwicklung der HSV-Fanszenen wir, eine nur für HSV-Fans reservierte Gruppenführung (siehe Kapitel 1.1) bzw. der HSV-Fanorganisation (siehe durch die Ausstellung anzubieten. Fans sollten sich eine Kapitel 1.2) auch ausführlich auf uns betreffende eigene Meinung von den gezeigten Dokumenten und Bezugspunkte (bezügl. der Zusammenarbeit mit dem zum Thema bilden können. Auch wenn wir bei unserem HSV) eingegangen. Daher wird hier eine entsprechend Besuch am 25. März etwas von der Qualität der Führung ergänzende Beschreibung vorgenommen. enttäuscht waren, beeindruckte alle Teilnehmer die Vielzahl und Dichte der Originaldokumente aus dem Die kontinuierliche Kooperation der letzten Jahre zwi- Zweiten Weltkrieg. Die Beweiskette zum Beleg der oben schen dem HSV-Fanprojekt und dem Hamburger SV genannten Verbrechen ist nahezu lückenlos dargestellt. wurde auch in der Saison 2003/ 2004 fortgesetzt und ist Allerdings fehlte nicht nur mir zur historischen weiter gut. Der hauptsächliche Kontakt läuft über die bei- Einordnung eines Krieges als „verbrecherisch“ bzw. den HSV-Fanbeauftragten Lutz Ackermann und zuletzt einer Armee als „verbrecherische Organisation“, als Teil Markus Limpert sowie der Abteilungsleitung des HSV- der Ausstellung ein Vergleich mit anderen Kriegen und Supporters-Club. Unser von der Abteilungsleitung Armeen. benannte Ansprechpartner ist Jojo Liebnau. Weiterhin können wir uns auch in wichtigen Angelegenheiten (z.B. Die Frage bleibt, ob unter den Realitäten der vergange- den Erhalt eines Fanprojekt-Treffs im Stadion) an den nen als auch der gegenwärtigen Kriege, nicht alle militä- zuständigen Vorstand für „Fanfragen“ Christian Reichert rischen Aktionen, die nicht eindeutig bei der Abwehr wenden. In der abgelaufenen Saison hat er uns wieder- eines tatsächlichen feindlichen Angriffs der Verteidigung holt unterstützt. Reichert, Liebnau und – bis zu seinem des eigenen Landes und der Bevölkerung dienen oder Ausscheiden - Limpert waren die HSV-Vertreter im durch die Vereinten Nationen als Unterbindung eines Verwaltungsrat von JUSP und haben dort zumeist kri- Völkermordes legitimiert werden, „verbrecherisch“ sind. tisch aber wohlwollend die Arbeit des Fanprojektes Wichtig ist aus unserer Sicht jedenfalls, sich zu solchen reflektiert. Themen eine eigene Meinung zu bilden und nicht nur anderen hinterher zu plappern! Der HSV bzw. der „Supporters-Club“ finanzierte erneut die „Westkurvenmeisterschaft“ (Fußballmeisterschaft Daher wird das HSV-Fanprojekt auch zukünftig unter der HSV-Fans) und stellte dafür einen Teil seines dem Motto „Blick über den Spielfeldrand hinaus!“ Sportgeländes zur Verfügung. Zudem wurden erneut die Angebote machen, die nicht nur im direkten Pokale für den „Indoorcup“ (größtes Hallenfußballturnier Fußballzusammenhang stehen. Die nächste der HSV-Fans) gestiftet. Beide Turniere werden vom Gelegenheit bietet sich zum Beginn der kommenden HSV-Fanprojekt ausgerichtet und durchgeführt. Der Saison am 11. August bei dem exklusiv für HSV-Fans HSV stellte weiterhin für jugendliche Gästefans organisierten Besuch einer Ausstellung mit dem Titel: Freikarten zur Verfügung, so dass das HSV-Fanprojekt „Dialog im Dunkeln“. Dabei werden wir unsere Umwelt ebenfalls Freikarten für unsere „U20“-Fahrten von ande- als Blinde wahrnehmen lernen können. Eine überaus ren Vereinen bekam. Zudem unterstützte der HSV wie- spannende wie interessante Erfahrung ist garantiert! der die Organisation von Fußball-, Skat-, Darts- und Nähere Infos wie immer bei uns unter 040/431494 oder! Kickerturnieren sowie unsere Fan-Weihnachtsfeier mit Sachspenden (Fanartikel). Regelmäßige (Artikel in der „Supporters-News“ Nr. 39 vom Mai 2004) Gesprächstermine mit den Fanbeauftragten des HSV und mit der Abteilungsleitung der „HSV-Supporters“ sorgten für einen guten Informationsfluss und für viel Unterstützung des Fanprojektes durch den HSV.

Der HSV veranstaltete Anfang Januar 2004 das erste Mal ein Hallenturnier in Eigenregie in der „ColorLine- Arena“. Unserer Bitte ein Fanendspiel zwischen HSV- und St.Pauli-Fans in das Programm mit einzubauen wurde entsprochen. Der für die Durchführung des Hallenturniers zuständige Organisationsleiter des HSV Ulf Zimmer hat uns bei der Planung und Durchführung sehr unterstützt. Exemplarisch – auch für die gute atmo- sphärische Art der Kooperation – möchten wir an dieser Stelle zwei e-mails zwischen uns und Zimmer einfügen: 109 Hallo Herr Zimmer, bzw. die Mannschaft den Fans auf den Turnieren einen zunächst möchte ich ihnen zur gelungenen kurzen Besuch abstatteten. Vertreter der Mannschaft Durchführung des “mobile.de-Cup” am vergangenen (u.a. Marcel Maltritz) sowie weitere Vereinsvertreter Sonntag gratulieren! Obwohl der “Erzrivale” St.Pauli mischten sich beim „Indoor-Cup“ unter das Fanvolk Turniersieger geworden ist, ist das Turnier (auch) bei ,gaben reichlich Autogramme oder beteiligten sich sogar den HSV-Fans sehr gut angekommen. Ich habe in aktiv als Schiris bzw. Spieler zeitweise am Gesprächen mit Fans fast ausschließlich positive Fußballturnier. Zur „WKM“ kam die gesamte Mannschaft Kommentare vernommen. Zudem möchte ich mich bei des HSV, ergriffen allerdings schnell die Flucht, als sie ihnen - auch im Namen der beteiligten Fanmannschaften aufgrund der indiskutablen Leistung einen Tag vorher - für das im Turnierverlauf integrierte “Fanendspiel” beim Spiel gegen Werder Bremen von Fans lautstark kri- bedanken. Das Spiel ist übrigens nicht nur bei den betei- tisiert und beschimpft wurden (s.Kap.1.1). Insgesamt ligten Spielern, sondern auch bei vielen Zuschauern gut schien besonders in der letzten Saison das Interesse angekommen. So wurde u.a. geäußert, “der HSV tut ja von Fans an Kontakten mit den Spielern aufgrund der richtig was für seine Fans”. Ich hoffe, auch aus ihrer geringen Erfolge und der von Fans kritisierten Sicht war das Einlagespiel ein Erfolg und im nächsten Einstellung der Spieler sich darauf zu beschränken, Jahr wiederholbar. ihren Unmut Luft zu verschaffen.

Mit freundlichen Grüßen Der Deutsche Fußball-Bund

Joachim Ranau, HSV-Fanprojekt Die Kontakte zum DFB bestehen zum einen auf der insti- tutionellen Ebene insbesondere hinsichtlich der (finan- Die Antwort lautete: ziellen) Förderung des Projektes über die im „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS)“ festgelegten Hallo Herr Ranau, Richtlinien zur (komplementären) Finanzierung der vielen Dank für Ihr Schreiben! Es freut mich sehr, dass Fanprojekte. Die beiden Hamburger Fanprojekte (HSV- Sie bestätigen Fanprojekt, Fanladen St.Pauli) hatten in den letzten bei- können, dass das Fan-Spiel insgesamt positiv aufge- den Jahren bezüglich der Finanzierung durch den DFB nommen wurde - ich hatteden gleichen Eindruck. Eine eine Sonderrolle inne. Trotz des zweimaligen Abstiegs sehr gute Idee war es, die beiden Fair-Play-Gewinner des FC St. Pauli konnten die Kollegen vom Fanladen gegeneinander antreten zu lassen. Aus meiner heutigen und damit auch wir (gemeinsamer Gesamthaushalt) im Sicht sollten wir im kommenden Jahr unbedingt wieder gewohnten personellen Rahmen. Ihre Arbeit weiterfüh- ein Fan-Spiel einplanen - ich werde zu gegebener Zeit ren. Ob der DFB respektive die DFL den Träger JUSP auf Sie zukommen. Uns hat die ‘Geschichte’ Spass auch für die Saison 2004/2005 im selben Umfang unter- gemacht. stützt, bleibt abzuwarten (siehe auch Geschäftsbericht). Die Kontakte der Fanprojekte zum DFB laufen in der Nochmals herzlichen Dank für Ihre Mithilfe, Regel zumeist über die Koordinationsstelle der viele Grüße Fanprojekte (KOS - Thomas Schneider, Michael Gabriel) in Frankfurt. Für einige Bereiche der Arbeit (z.B. Ulf Zimmer Arbeitsausweise) ist inzwischen die Deutsche Fußball Liga (DFL) zuständig. In der Regel übernimmt auch Wie bereits in den letzten Jahresberichten erwähnt, hat dabei die KOS die Anfragen. sich durch den direkten Kontakt mit den Verantwortlichen der Stadionzeitung „HSVlive“ eine gute Direkte und indirekte Kontakte zwischen dem HSV- und vor allem kontinuierliche Präsentation des Fanprojekt und dem DFB bestanden im Fanprojekts ergeben. Dabei gilt unser Dank vor allem Berichtszeitraum auf mehreren Ebenen. Zum einen hat dem Medienbeauftragten/ Pressesprecher des HSV ein Mitarbeiter des Fanprojektes an den vom DFB finan- Herrn Krall und Herrn Krohn von MK Medien Hamburg. zierten und von der KOS konzeptionierten und durchge- Neben dem routinemäßigen Abdruck unserer Angebote führten Fanbetreuungsmaßnahmen anlässlich der an fester Stelle, haben wir problemlos immer wieder die Europameisterschaft in Portugal (u.a. Fanbotschaft) mit- Möglichkeit, weitere Berichte unterzubringen. Trotz des gewirkt (s.a. Kap. 6). Das HSV-Fanprojekt war außer- Wechsels zu einer neuen Agentur in der neuen Saison, dem inhaltlich an Modifikationen der Verfahrensweisen hoffen wir auch in der neuen HSVlive weiterhin die zur Umsetzung und Handhabung der „bundesweiten gewohnte Präsens zu haben. Dies ist auch so vom HSV Stadionverbote“ beteiligt. Diese wurden z.T. in direkten gewünscht. Auch in der letzten Saison konnten wir in der Gesprächen unter der Beteiligung der KOS und BAG mit „Supporters-News“ und auf der Homepage der DFB-Vertretern ver- bzw. behandelt. In der laufenden „Supporter“ (www.hsv-supporters.de) unsere Infos pro- Saison sollen einige der Vorschläge (z.B. blemlos platzieren. „Anhörungsmöglichkeit für betroffene Fans“, Fragen zur einfacheren Aufhebung der Verbote, mögliche Kontakte von Fans mit Spielern des HSV auf unseren „Bewährungen“ etc.) umgesetzt werden. An diesem Veranstaltungen reduzierten sich in der letzten Saison Prozess war ein Mitarbeiter des HSV-Fanprojektes im wesentlichen auf zwei Fußballturniere. Im Rahmen direkt beteiligt. Der DFB hat zudem in der letzten Saison der „Westkurvenmeisterschaft“, der offiziellen HSV- ein Institut („Prokom“) mit der Evaluierung der Fanmeisterschaft auf dem HSV-Trainingsgelände und Fanprojekte bundesweit beauftragt. Die Hamburger dem „Indoor-Cup“ in der Sporthalle Hamburg hatten Fanprojekte beantworteten dazu ausführliche 110 Reichert und die Fanbeauftragten erreicht, dass Spieler Fragebögen und wurden von „Prokom“ zur persönlichen Befragung ausgewählt (siehe auch Bericht der Schlagstock“ an Ordnungsdienst und die bei Geschäftsstelle). In der abgelaufenen Saison wurde Bundesligaspielen eingesetzte Länder- bzw. zudem zur Abwicklung der Finanzierung durch den DFB Städtepolizei verliehen, in diesem „Ranking“ spielt der bzw. der DFL neben einem finanziellen Rahmenplan Ordnungsdienst des HSV in den letzten Jahren keine auch eine zielorientierte Leistungsbeschreibung für die Rolle, was unsere oben genannte Einschätzung sicher- kommende Saison abgefragt. Das Interesse des lich bestätigt. Besagter „Goldener Schlagstock“ wurde in DFB/DFL an der Arbeit der Fanprojekte und ihre der abgelaufenen Saison an den Ordnungsdienst in Wirkungsweisen scheint verbindlicher und konkreter zu Rostock und die Frankfurter Polizei verliehen, nähere werden. Die Fanprojekte insgesamt sind nun noch mehr Informationen sind auf der Website gefordert, ihre Arbeit, ihre Angebote und Methoden, “www.10jahrebaff.de” zu erhalten. ihren „Wirkungsgrad“ sowie ihre konkreten Zielsetzungen gegenüber dem DFB überprüfbarer und Wir haben unregelmäßig direkten Kontakt mit dem Leiter transparenter zu gestalten. Das wäre allerdings nur dann des Sicherheitsdienstes (Herr Bley) und einigen problematisch, wenn die Fanprojekte nicht in der Lage Abschnittsleitern von „Power Security. Die wären, ihre Arbeit konzeptionell, inhaltlich und metho- Kommunikation mit den eingesetzten Ordnern ist über- disch an den Anforderungen der Kinder- und wiegend gut. Wir sind, zumindest in den für uns relevan- Jugendhilfe, den Bestimmungen des „Nationalen ten Bereichen (insb. Nordtribüne), den Sicherheitsleuten Konzeptes Sport und Sicherheit“ und den Bedürfnissen bekannt und werden in unserer Arbeit nicht behindert. ihrer Klientel zu orientieren und diese so überprüfbar wie Der Kontakt der Ordner zu den Fußballfans hat sich wei- möglich zu gestalten. Davon ist allerdings nicht auszu- ter intensiviert. Die Mehrheit der Ordner geht nicht nur gehen, wie wir exemplarisch für die Fanprojektarbeit u.a. bei Verstößen gegen die Stadionordnung, sondern auch mit den regelmäßigen Jahresberichten über unsere sonst offensiv auf die Fans zu. Dies wird von den mei- geleistete Arbeit darstellen. sten Zuschauern positiv registriert. Allerdings scheinen nicht immer alle Bestimmungen der Stadionordnung den 5.2 Ordnungsdienste und Polizei einzelnen Mitarbeitern bekannt zu sein oder einzelne Ordner scheinen teilweise nicht in der Lage bzw. willens, bestimmte Regelungen umzusetzen oder reagieren Die Ordnungsdienste manchmal nicht adäquat. So beschwerte sich bei uns ein junger Fan, dass er sein HSV-Trikot am Eingang auszie- Der Ordnungsdienst ist für die sichere Durchführung von hen musste, weil sein Geburtsjahr ´88 auf dem Trikot Bundesligaspielen des HSV in der „AOL-Arena“ und im aufgedruckt war. Die Zahl „88“ steht bei Rechten näheren Stadionumfeld zuständig. Dazu gehören (besonders als Symbol auf Kleidung) für den jeweils 8. Karten- und Einlasskontrollen, Sicherung der Auf- und Buchstaben des Alphabets „H“ und meint nichts anderes Niedergänge, Platzanweisungen für Blöcke und als „Heil Hitler“. Die Ordnungsdienstaktion war sicherlich Sitzplätze, die Innenraumsicherung sowie die „gut gemeint“, ist aber über das Ziel hinausgeschossen, Verkehrsregelung auf den Parkplätzen und die da der betreffende Jugendliche erkennbar nicht mit Sicherung des Bus-Shuttles am Stadion. Seit einigen Rechten zu tun hatte und sein Geburtsjahr tatsächlich Jahren ist die Sicherheitsfirma „Power-Security“ für den 1988 ist. Nichtsdestotrotz zeigt diese Maßnahme, dass HSV tätig. Dabei haben sich die zuständigen Mitarbeiter von Seiten des Ordnungsdienstes mittlerweile auf derar- inzwischen mehrheitlich etabliert und die Arbeit der ein- tige Verstöße gegen die Stadionordnung reagiert wird, gesetzten Kräfte wirkt professionell und routiniert. Zur bleibt zu wünschen, dass ähnlich auch bei „martialisch Akzeptanz bei Zuschauern und Fans haben sicherlich auftretenden“ Skinheadgruppierungen vorgegangen auch die seit drei Jahren verwendeten „Uniformen“ bei- wird. Weiterhin wird uns relativ selten von angeblichem getragen: Die Ordner tragen Jacken in gelber Fehlverhalten der Ordner berichtet. Signalfarbe, auf denen u.a. die jeweilige „Dienstnummer“ vermerkt ist. Diese Art Dienstkleidung Dies spricht aus unserer Sicht nicht nur für eine wird übrigens seit Jahren von den „Stewards“ (Ordnern) Professionalisierung des Ordnungsdienstes sondern bei Ligaspielen in England getragen, wo entsprechend auch für eine weiter reduzierte Gewaltbereitschaft sowie gute Erfahrungen gemacht wurden. Größere Konflikte der Möglichkeit der sozialen Selbstkontrolle der HSV- zwischen Fans und Ordnungsdienst in der abgelaufenen Fans in ihrem Stadion. Daher werden auch die Saison sind uns nicht bekannt, gelegentlich kommt es an Tribünenumläufe weiterhin nur bei „Hochrisiko-Spielen“ den Einlasskontrollen zu Reibereien zwischen Fans und zwischen den einzelnen Fanbereichen gesperrt. So Ordnungsdienst (z. B. bei großem Andrang am Einlass waren in der vergangenen Saison vor allem bei den kurz vor Spielbeginn oder wenn alkoholisierte Fans am HSV-Amateurspielen gegen den Lokalrivalen Stadioneingang abgewiesen werden). Da Fans in den FC.St.Pauli, RW Essen, Dynamo Dresden und Eintracht letzten Jahren kaum noch sogenannte „pyrotechnische Braunschweig die Heim- und Gästefans z.T. getrennt. Gegenstände“ abgebrannt haben, kommt es kaum zu Ansonsten können sich die HSV- und Gäste-Fans auf Ordnungsdiensteinsätzen in den Blöcken. ihrer jeweiligen Tribünenebene relativ frei bewegen. Lediglich zeitweise wird dann aufgrund einer begrenzten Im Gästefanbereich kam es in der letzten Saison eben- „Risikolage“, die Bewegungsfreiheit der Fans einge- falls nicht zu größeren Konflikten, dazu hat sicherlich schränkt. Dies ist bundesligaweit einmalig und aus unse- auch beigetragen, dass sich sowohl die HSV-Fans bzw. rer Sicht in seiner deeskalierenden Wirkung vorbildlich. -Zuschauer als auch die Gästefans im Stadion relativ frei bewegen können und nicht in einen Sektor eingesperrt Abschließend kann aus unserer Sicht festgestellt wer- werden. Jedes Jahr wird von der Faninitiative „BAFF“ den, dass die Gewaltlosigkeit im HSV-Stadion auch auf111 (Bündnis aktiver Fußballfans) der sogenannte „Goldene das Sicherheitskonzept des HSV und den inzwischen de Amateur-Derby am „Millerntor“ besprochen. Trotz der überwiegend sehr professionellen Einsatz des Bereitschaft der Polizeivertreter, sich für das Umsetzen Ordnungsdienstes zurückzuführen sind. Wir hoffen und einiger Vorschläge der Fans (z.B. einen weniger einge- erwarten, dass sich dies in kommenden Saison für die schränkten Abzug der HSV-Fans nach dem Spiel) ein- weiteren Heimspiele der Bundesligaprofis und der HSV- zusetzen, überwog bei den Fanvertretern die Skepsis: Amateure in der Regionalliga weiter einspielt. „Die machen sowieso, was sie wollen!“. Die tatsächliche Umsetzung des Polizeieinsatzes bei dem Derby bestä- Seit zwei Jahren wird der Ordnungsdienst bei den tigte diese Befürchtung letztendlich, auch wenn die vor- Spielen der HSV-Amateure auf der „Wolfgang-Meyer- handene „Randale-Bereitschaft“ bei einigen Fans und Sportanlage“ in Hamburg-Stellingen ebenfalls von offensichtliche Koordinationsprobleme bei der Polizei für „Power-Security“ organisiert. Größere Schwierigkeiten zusätzliche Schwierigkeiten sorgte. So wurde eine grö- bei der Durchführung der Spiele im Zusammenhang mit ßere Gruppe HSV-Fans durch Polizeikräfte (u.a. mit dem Ordnungsdienst sind uns auch von dort nicht Wasserwerfer) zum Abmarsch gedrängt, obwohl der ent- bekannt. sprechende Weg durch andere Polizeieinheiten ver- sperrt war (s. auch Kap.1.1). Nichtsdestotrotz bekamen Die Polizei wir auch die Rückmeldung von Fans, dass „man mit denen zwar reden kann“, aber „deren Einfluss offenbar Eine direkte Kooperation oder Zusammenarbeit mit der nicht groß ist“, also von Seiten der Fans sehr wohl eine Hamburger Polizei gibt es nicht. Allerdings gibt es regel- differenzierte Sichtweise der Polizeiarbeit vorhanden ist. mäßige Kontakte bzw. Gespräche der Fanprojekt- Auf eine mögliche (anlassbezogene) Wiederholung Mitarbeiter mit den so genannten „Szenekundigen einer derartigen Gesprächsrunde angesprochen, äußer- Beamten (SKB)“ vom Jugendschutz der (ehemaligen) ten die meisten teilnehmenden Fans in Bezug auf ihre Polizeidirektion West und seltener mit Beamten von der Erfahrungen im Umgang mit Polizei Ablehnung: „Diese LKA-Abteilung „Junge Gewalttäter“. Anlassbezogen Gespräche bringen sowieso nichts“. laden wir Polizeivertreter zu Veranstaltungen (z.B. Podiumsdiskussion, Gesprächsrunden mit Fans) ein. In 2. 08.10.03 Teilnahme (mit einem HSV-Fanteam) am unseren Gesprächen geht es in der Regel um die Polizei Turnier für Jugendliche (PD West) Verfahrensweise der Polizei mit in Gewahrsam genom- menen Fans, Stadionverboten, Polizeiverhalten (bei Im Herbst des vergangenen Jahres hat das Fanprojekt Auswärtsspielen), Verhalten des Ordnungsdienstes und erneut auf Einladung mit einem Fanteam am jährlichen (persönliche) Einschätzungen über die Fan-Szenen bzw. Fußballturnier der PD West teilgenommen. Wir begleite- die Situation am Spieltag. Allerdings führen wir derartige ten während der Hamburger Herbstferien (8. Oktober Gespräche stets unter einem Vorbehalt: Unsere Arbeit 2003) eine am Hallenturnier der Polizeidirektion West bzw. unsere Möglichkeiten der Intervention basieren in teilnehmende HSV-Fanmannschaft. Dieses Turnier, an erster Linie auf dem Vertrauen der Fans in uns und denen die Mannschaften sich aus Teilnehmern unter- unsere Einrichtung. Insbesondere vertraut unser schiedlichster ethnischer Herkunft zusammensetzen, „Klientel“ darauf, dass keine Informationen von ihnen wird für Häuser der Jugend und andere freie Träger der durch uns an Dritte (z.B. die Polizei) gelangen sowie Jugendarbeit im Stadtteil Altona organisiert. dass eine Jugendeinrichtung (Fanhaus) ein – im gesetz- Verantwortlich dafür sind die „Dienststelle Polizeilicher lichen Rahmen – geschützter Bereich ist. Die für uns Jugendschutz“ und die „Jugendbeauftragten“ der relevanten Polizeivertreter akzeptieren bzw. respektie- Polizei. ren unsere Haltung in diesem Punkt. 3. Januar 2004 Gespräch „SKB´s“ mit FP über Maß- In der abgelaufenen Saison hatten wir verschiedene nahmen der Polizei bzgl. der Euro in Portugal Kontakte, Gespräche und Veranstaltungen speziell mit der Abteilung „Jugendschutz“ bzw. den „Szenekundigen Anfang des Jahres informierte uns die Dienststelle der Beamten“, von denen wir einige exemplarisch im folgen- „SKB´s“ ausführlich über geplante Maßnahmen der den auflisten möchten. Hamburger Polizei, die sie im Rahmen ihrer „kriminal- präventiven Arbeit“ zur Europameisterschaft in Portugal 1. 18.08.03 Gesprächsrunde zwischen HSV-und 2004 beabsichtigte bzw. bereits durchgeführt hatte. Im St.Pauli-Fans sowie Vereins- und Polizeivertretern Wesentlichen setzten sich die Maßnahmen aus soge- zu den Vorgängen an der „Cap San Diego“ und nannten „Meldeauflagen“ und „Gefährderansprachen“ den anstehenden „Amateurderbys“ für einige HSV-Fans zusammen. Meldeauflagen (ca. 15 für HSV-Fans im Rahmen der Euro) sind polizeiliche Der Angriff von einigen St.Pauli-Fans auf die „Cap San Anordnungen im Rahmen der Gefahrenabwehr, nach Diego“ führte am Anfang der neuen Saison zu einem von denen sich der Betroffene für einen bestimmten HSV-Fanprojekt und Fanladen St.Pauli angeregten Zeitraum unter Vorlage seiner Ausweispapiere auf Gespräch zwischen Vertretern beider einem Polizeirevier oder einer entsprechenden Fangruppierungen, der Polizei (sowohl für den HSV als Dienststelle zu melden hat bzw. auf diese Weise nach- auch für den FC. St.Pauli zuständige „SKB´s“) und weist, z.B. nicht zu einem bestimmten Fußballspiel oder Vereinsvertretern. Die St.Pauli-Fans entschuldigten sich zur Europameisterschaft zu reisen. Verstöße werden in bei den (auch auf der „Cap San Diego“) anwesenden der Regel mit Bußgeldern bestraft. Die „mildere“ Form HSV-ern und nutzten die Gelegenheit, den polizeilichen der polizeipräventiven Arbeit sind die Einsatz im Hafen scharf zu kritisieren. Gemeinsam Gefährderansprachen (ca. 30 betroffenen HSV-Fans im 112 wurde dann das kurz nach der Gesprächsrunde folgen- Rahmen der Euro), in denen den Betroffenen klar gemacht werden soll, dass sie z.B. im gezogen und mit dieser die HSV-Fans weiter weg vom Fußballzusammenhang schon polizeiauffällig geworden Bahnhofszugang abgedrängt. Zusätzlich wurde eine sind und „unter besonderer Beobachtung“ stehen bzw. Gruppe von ca. 20 HSV-Fans von Uniformierten zur ihnen vermittelt werden soll, dass sie als sich und ande- „präventiven Gefahrenabwehr“ an einer Häuserecke ein- re gefährdend gelten. Ihnen wird dazu auch ein entspre- gekesselt, obwohl mittlerweile der Großteil der St.Pauli- chendes Schriftstück ausgehändigt. Die Polizeivertreter Fans abgezogen waren. Diese Gruppe bestand (aus der machten uns deutlich, dass sie mit diesen Maßnahmen Sicht der Polizei) aus sehr aggressiven bzw. potentiell (auch uns gegenüber) möglichst transparent verfahren „gewaltsuchenden“ HSV-Fans, aus unserer Sicht fast wollten und möglichst im Vorfeld der EM potentielle ausschließlich aus jungen „Ultras“, die vor allem die „Gewalttäter“ oder „Störer“ abhalten wollten. Situation neugierig beäugten, ohne Anstalten zu Grundsätzlich akzeptierten wir in dem Gespräch derarti- machen, gewalttätig zu werden. ge polizeiliche Maßnahmen als mögliche Instrumente polizeilicher Arbeit, gaben jedoch zu bedenken, dass Nachdem sich die Lage durch den Abgang der St. Pauli- einige Fans, die sich dem Prozedere der Fans weiter beruhigte, wurde dann der Kessel Person „Gefährderansprache“ ausgesetzt sahen, die gegen sie für Person wieder aufgelöst. Dabei wurden die gerichtete Maßnahme nicht nachvollziehen konnten Personalien aller festgehaltenen Fans aufgenommen bzw. als „willkürlich“ wahrnahmen, besonders dann, und diesen ein Platzverweis ausgesprochen. Dies sorg- wenn es sich um Fans handelte, die sich von te zunächst erneut bei den Betroffenen sowie den „Hooligans“ abgrenzen und sich nicht an Straftaten umstehenden HSV-Fans (inkl. eines anwesenden HSV- beteiligen. Derartig (subjektiv) als „willkürlich“ wahrge- Fanbeauftragten) für einige Aufregung. Es wurde vermu- nommene Polizeimaßnahmen gegen „Leute, die nichts tet, dass die Daten für Strafanzeigen, Stadionverbote machen“, bringen stets Unruhe in die Fanszene und oder einen Eintrag als „Gewalttäter Sport“ heran gezo- belasten das ohnehin schon kritische Verhältnis der gen werden könnten. Ein Fanprojektler wurde vom Leiter Fans zur Polizei. der SKB, Herrn Heilmann, gebeten zu einem kurzen Gespräch mit dem Einsatzleiter, Herrn Metterhausen, zu 4. 14.03.04HSV (A) – FC St. Pauli kommen. Dieser versuchte klar zu machen, dass ein Einmischen und Behindern der polizeilichen Arbeit durch Nach dem Regionalliga-Derby und den von St. Pauli- Fanbetreuer zu unterbleiben habe. Nach einer kurzen Fans verübten Sachbeschädigungen in der AOL-Arena Klarstellung seitens des FP-lers über Aufgaben des (u.a. Feuer im Sitzplatzbereich) waren hitzige Fanprojektes zum einen und der Tatsache, dass neben Konfrontationen am S-Bahnhof Stellingen zu erwarten. dem Fanprojekt auch der HSV-Fanbeauftragte und Daher waren auch im Spielanschluss zwei Mitarbeiter (ehrenamtliche) HSV-Fans - für die wir im Übrigen nicht des HSV-Fanprojekts bis zur Auflösung der Situation vor verantwortlich sind - an der Klärung der Situation betei- Ort. ligt waren, wir im Rahmen unseres Auftrages tätig wer- den und dieser sehr wohl auch ein Einmischen in derar- Direkt vor dem Bahnhofszugang warteten ca. 100 tige Situationen einschließt, schien der Einsatzleiter aggressive HSV-Fans auf die „Sankt Paulianer“. Die seine Kritik nicht weiter aufrecht halten zu wollen, zumal Polizei war mit der Einsatzleitung, Uniformierten und den Herrn Heilmann darauf hinwies, selbst beobachtet zu SKB vorbereitet. Nachdem sich die Situation durch haben, dass der FP-ler aktiv an der Verhinderung von gegenseitige verbale Drohungen und entsprechende Auseinandersetzungen beteiligt war. Körperhaltungen weiter zuspitzte, zog die Polizei zur Trennung der beiden Fangruppen eine Polizeikette mit Nach intensiver Diskussion zwischen Fans, behelmten und Schlagstöcken ausgerüsteten Kräften Fanbeauftragtem, Uniformierten, SKB und Fanprojekt quer über den Vorplatz. Auf Hinweis des Fanprojektes konnte schließlich die Situation beruhigt und geklärt wer- wurden einzelne (bzw. Kleingruppen von) HSV- und St. den. Die Polizei sagte zu, die aufgenommenen Pauli-Fans, die auf der „falschen Seite“ standen, „umge- Personalien nur dann zu nutzen, wenn die betroffenen setzt“. Fans im Verlauf des weiteren Abends/ der Nacht noch- mals aggressiv bzw. gewaltsuchend an einem anderen Zunächst eskalierte die Situation aber weiter. Ort angetroffen werden. Ansonsten sollten die Daten fol- Gegenstände (z.B. zerbrochene Bierflaschen, Dosen) genlos vernichtet werden. Als Fanprojekt haben wir auf wurden gegenseitig über die Polizeikette hinweg gewor- dieser Basis unsere Vermittlungs- und Überzeugungsar- fen, einzelne (eher „halbherzige“) Versuche (insb. von beit geleistet. der „St. Pauli-Seite“), die Polizeikette zu durchbrechen, wurden von den Beamten mit Schlagstockeinsätzen und Abschließend wurde der gesamte Polizeieinsatz zwi- Festnahmen beantwortet. Insgesamt schienen in diesem schen ein paar noch anwesenden Fans, einem SKB und Moment zuwenig Polizeikräfte vor Ort zu sein. Ein einem Fanprojekt-Mitarbeiter noch kurz diskutiert und Fanprojektler zog einzelne HSV-Fans von der Kette als ganz überwiegend der Situation angemessen beur- weg, forderte sie auf, Abstand zu halten bzw. zurückzu- teilt. Andere Einschätzungen, u.a. von Fans und dem gehen und das Werfen von Gegenständen zu unterlas- zweiten FP-ler, gingen eher dahin, dass besonders die sen, während die Polizei zunächst auf Verstärkung zu Einkesselung nach dem Abzug der St.Pauli-Fans über- warten schien. zogen schien.

Nach dem Eintreffen weiterer uniformierte Polizeikräfte 5. 15.05.04 SC Freiburg – HSV wurden dann zur weiteren Entspannung der Lage eine weitere Polizeikette zwischen die beiden Fangruppen Im Anschluss an das letzte Bundesliga-Auswärtsspiel113 wollte eine Gruppe von überwiegend jüngeren HSV- Fans mit zwei Kleinbussen weiter in die Schweiz reisen, Abschließend wurde noch über mögliche Auswirkungen um am folgenden Tag das als „Risikospiel“ eingestufte der EURO in Hamburg und über einige aus der Sicht der Fußballspiel zwischen Zürich und Basel zu besuchen. Polizei problematische HSV-Fangruppierungen gespro- chen. Einige aus dieser ca. 16-köpfigen Gruppe werden von der Polizei unter dem Label „Ultras“, als potentiell „pro- In Portugal selbst kam es aufgrund des überwiegenden blematisch“ (insb. „gewaltinteressiert“) eingestuft. Dies Einsatzes des Hamburger SKB im Süden des Landes war der Gruppe bewusst. Daher befürchteten sie, dass nur zu einem Zusammentreffen, das in Lissabon vor ihnen eventuell an der Grenze die Ausreise untersagt dem dritten Vorrundenspiel stattfand. Dabei wurden die werden könnte oder sie sogar festgenommen werden bis zu diesem Zeitpunkt gemachten Erfahrungen und könnten. Der anwesende Fanprojekt-Mitarbeiter wurde Einschätzungen ausgetauscht. Mit anderen deutschen daher von der Gruppe gebeten, diese Frage mit der SKB und ihren jeweiligen portugiesischen Polizei abzuklären. Kontaktbeamten ergaben sich aber an den Spielorten in Porto und Lissabon regelmäßige informelle In Sichtweite der abfahrbereiten Kleinbusse waren Aufeinandertreffen an den Stadien und den Freiburger Uniformierte und SKB sowie drei Hamburger Fananlaufpunkten in den Innenstädten. Leider war dabei SKB anwesend. Nach Darlegung der Fragestellung die Bereitschaft zum Dialog bei einigen deutschen SKB wurde von den Freiburger wie Hamburger Beamten weit entfernt von dem über die Jahre gut eingespielten übereinstimmend erklärt, dass weder von ihnen eine ent- Verhältnis zwischen Hamburger Fanprojekt und sprechende Mitteilung an die Grenzbehörden gegangen Hamburger SKB. ist noch dies geplant sei. Weiterhin wurde erklärt, dass aus ihrer Sicht auch kein Grund für eine solche 5.3 Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte Maßnahme besteht, sofern sich die Gruppe angemes- (BAG)und Koordinationsstelle der Fan-pro sen verhalten würde. Abschließend wurde noch gebe- jekte (KOS) ten, der Gruppe mitzuteilen, dass sie sich besser auch in Zürich entsprechend vorsichtig und zurückhaltend Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte bewegen sollten, da von der Schweizer Polizei ange- kündigt war, bei Fanausschreitungen hart durchzugrei- Die BAG der Fanprojekte ist eine Interessens- und fen. Kooperationsgemeinschaft aller professionell arbeiten- den und sozialpädagogisch orientierten Fanprojekte in Nach der Rückmeldung dieser Informationen an die ganz Deutschland. In der BAG sind zur Zeit ca. 35 Gruppe, ergaben sich dann auch kurz vor der Abfahrt Fanprojekte bzw. Einrichtungen organisiert, die sich der der Fans noch zwei kurze direkte Dialoge zwischen dem Betreuung und Begleitung jugendlicher Fußballfans wid- Freiburger Einsatzleiter und der Gruppe sowie einem men und sich als „kritische Lobby“ für Fußballfans ver- Hamburger SKB und der Gruppe. Nach der Abfahrt der stehen. Die BAG der Fanprojekte kann relativ frei von Kleinbusse ergab sich noch ein kürzeres Gespräch zwi- institutionellen oder strukturellen Zwängen an fan- bzw. schen den Hamburger SKB und dem Fanprojekt- fanprojektspezifischen Themen arbeiten bzw. eine ent- Mitarbeiter über das grundsätzliche Verhalten bzw. die sprechende Öffentlichkeitsarbeit herstellen. Interessen dieser HSV-Fans. Die BAG ist in vier Regionalverbünde (Nord, Ost, West, Süd) gegliedert, die jeweils einen Vertreter (plus ggf. 6. 02.06.04 Infoaustausch zwischen Hamburger SKB Stellvertreter) in den „geschäftsführenden Arbeitskreis und Fanprojekt im Fanhaus über das jeweilige der BAG“ (GAK) entsenden. Zu den Aufgaben des Konzept zur EURO 2004 in Portugal „GAK“ gehören Koordination und Vorbereitung relevan- ter Themen für die Projekte vor Ort, unterstützende Aufgrund dessen, dass zwei Fanprojekt-Mitarbeiter wäh- Öffentlichkeitsarbeit für Fanprojekte und Faninteressen rend der Fußball-Europameisterschaft in Portugal in die sowie die Vorbereitung und Durchführung der jährlich UEFA-Fanbetreuungsmaßnahmen eingebunden waren stattfindenden BAG-Tagung. Dem Gremium gehören die (siehe auch Kapitel 6 in diesem Jahresbericht) und ein beiden Sprecher der BAG Fanprojekte (Ralf Busch, FP Hamburger SKB als Unterstützungsbeamter während Berlin; Ralf Zänger FP Bochum) an. der EURO vor Ort im Einsatz sein sollte, war vom Fanprojekt ein Infoaustausch vorgeschlagen und von Mit folgenden Themen/Bereichen/Aufgaben setzten sich den SKB dankend angenommen worden. Anwesend Mitglieder und Funktionsträger der BAG 2003/2004 aus- waren vom Fanprojekt Frank Steiner sowie die SKB einander: Timm, Mundt und Clasen. Veranstaltung des „Deutschen Fanfinales“ in Nach der ausführlichen Vorstellung der einzelnen Zusammenarbeit mit dem Berliner Fanprojekt anlässlich Bausteine des UEFA-, bzw. DFB- der DFB-Pokalendspiele in Berlin Fanbetreuungskonzeptes durch den zuständigen Evaluation der Fanprojekte durch das vom DFB beauf- Fanprojekt-Mitarbeiter, erläuterte auch der zuständige tragte Institut „Prokom“ SKB Mundt die Planungen und Einschätzungen der Euro 2004 in Portugal deutschen Unterstützungsbeamten. Im Anschluss wurde Bundesweite Stadionverbote 114 vereinbart, in Portugal zumindest einen telefonischen Kontakt zu halten. Eine inhaltliche Auseinandersetzungen mit anderen Themen (z.B. Entwicklungen und Arbeitsschwerpunkte Fankontaktbüro (s. Kap. 6) über vielfältige Kontakte zu der einzelnen Fanprojekte, Tendenzen in den Organisationen in Italien, England, Tschechien, Fankurven, Entwicklung der „Ultra-Bewegung”, Frankreich, Holland und der Schweiz. Für die Planung Verlagerung der Fußball-Gewaltproblematik von den und Durchführung der Fanbetreuungsmaßnahmen wäh- Stadien weg in die Städte, dem z.T. problematischen rend der WM 2006 in Deutschland wird die KOS zur Verhältnis zwischen DFB/ DFL und Fanprojekten, WM kommenden Saison personell verstärkt (2 Stellen). Das 2006 usw.) fand auf der Ebene der vier Hamburger Fanprojekt hat seinerseits ein eigenes loka- Regionalverbünde statt. les Betreuungskonzept entwickelt und der KOS zur Verfügung gestellt (s. Kap. 6). Darin ist eine enge Die Koordinationsstelle der Fanprojekte bei der Zusammenarbeit zwischen der im Konzept vorgeschla- „Deutschen Sportjugend (dsj)“ genen WM-Koordinationsstelle Hamburg und der KOS vorgesehen. Die „KOS“ in Frankfurt leistet seit ihrer Einrichtung Mitte 1993 Unterstützung und Hilfe beim Aufbau neuer Im Berichtszeitraum wurden von der KOS folgende Fanprojekte in Kommunen und Städten mit Konferenzen und Workshops angeboten: Bundesligavereinen der 1.und 2. Fußballbundesliga und der Regionalliga („3.Liga“) und berät und begleitet die - 10. Bundeskonferenz der Fanprojekte in Leverkusen aktuelle Arbeit von existierenden Fanprojekten, die nach (das Programm ist nachfolgend dokumentiert) dem „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ arbeiten - Gemeinsamer Workshop von Fanbeauftragten und und gefördert werden. Darüber hinaus steht sie weiteren Mitarbeitern der Fanprojekte in Wolfsburg Institutionen (DFB, DFL, Wissenschaft, Polizei, Medien, - Zwei Workshops zum Thema „EURO 2004 in Politik etc.) als beratende Instanz zur Verfügung. Neben Portugal“ in Frankfurt dem ständigen Austausch mit den Fanprojekten vor Ort Mitarbeiter des HSV-Fanprojektes haben an allen o.g. und der BAG Fanprojekte tritt die KOS als Organisator Angeboten teilgenommen. und Veranstalter von Weiterbildungsseminaren, themen- Für weitere Informationen über die „Koordinationsstelle zentrierten Workshops, Bundeskonferenzen und interna- Fanprojekte bei der dsj“ verweisen wir auf die tionalen Begegnungen zwischen Fanprojektmitarbeitern Homepage: www.kos-fanprojekte.de

auf. Regelmäßig veröffentlicht die KOS Reader, 5.4. Die Öffentlichkeitsarbeit des Fanprojektes Schriften und Hefte zu fanspezifischen bzw. fanprojekt- bezogenen Themen. Öffentlichkeitsarbeit hat in unserer Arbeit einen wichti- Die KOS ist seit ca. 2 Jahren insbesondere im Hinblick gen Stellenwert und lässt sich in ihrer Ausrichtung wie auf die WM 2006 im eigenen Land verstärkt bemüht, folgt zusammenfassen: Uns bzw. das Projekt internationale bzw. europäische Kontakte zu (besonders in der HSV-Fanszene) noch bekannter zu Institutionen und Personen zu halten und aufzubauen, machen, mit unseren Angeboten möglichst viele HSV- die Fanarbeit in ihren jeweiligen Ländern betreiben oder Fans zu erreichen, die Öffentlichkeit über Fans, ihre installieren wollen. Zur EM 2004 in Portugal verfügte die Rituale, ihr Verhalten und ihre Bedürfnisse zu informie- KOS und damit das von ihr geleitete und betriebene ren so wie aufzuklären und uns für Fans und ihre115 Belange öffentlich einzusetzen, aber auch Fans und ihr Verhalten - aus der Perspektive der Öffentlichkeit – kri- Anfragen von Medien bzgl. der Europameisterschaft in tisch zu hinterfragen. Im letzten Jahresbericht haben wir Portugal. Interviewwünsche zu den Fanbetreuungs- den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit als unseren maßnahmen in Portugal durch das „Hamburger Schwerpunkt vorgestellt (s. JB 2002/2003, Kap.7). Abendblatt“ (s. Kap. 6) und eine Anfrage bzw. Interview vom lokalen Fernsehsender „RTL Nord“ zur Euro haben Das Interesse an der exotischen Form der pädagogi- wir erfüllt. Derartige Medien-Erfahrungen machen aber schen Fanprojektarbeit und an dem unbekannten immer wieder deutlich, dass es eine wesentliche Wesen „Fußballfan“ ist im Alltag das häufigsten Motiv für Herausforderung von Fanprojektarbeit geworden ist, in Journalisten, entweder über Fußballfans oder über die der Außendarstellung möglichst gut vorbereitet zu sein Projektarbeit zu berichten. Gelegentlich gibt es im und professionell zu agieren. Projekt Anfragen von Radiosendern, Zeitungsjourna- listen und Fernsehteams oder -sendern nach Sonstige Öffentlichkeits- bzw. Pressearbeit bezieht sich Einschätzungen zu Fanfragen aus der Perspektive des auf das Bewerben bzw. Hinweisen auf Veranstaltungen Fanprojektes oder nach „echten“ Fußballfans, um im des Fanprojektes. Im HSV-Stadionmagazin „HSV-live“ Rahmen von Berichten, Talkshows oder Themensen- haben wir unsere eigene Rubrik („Fanprojekt-News“), in dungen „O-Töne“ einzufangen. den „Supporters-News“ sowie der „Supporters“- Homepage können wir auf unsere In den meisten Fällen vermitteln wir die Anfragen weiter, Veranstaltungsangebote selbst hinweisen. Unser raten aber in der Regel den Hooligans/Fans von derarti- Infostand in der „AOL-Arena“ wird gut frequentiert und gen öffentlichen Auftritten ab bzw. machen auf mögliche als Fanprojekttreff angenommen, außerdem werben wir Konsequenzen und Schwierigkeiten (Probleme am im Stadion auf Plakatwänden und verteilen vor Arbeitsplatz, mit Eltern, etc.) aufmerksam. Wir bieten Heimspielen sowie auf Auswärtsfahrten Flugblätter, mit den Fans/Hooligans bei derartigen Anlässen unsere denen wir besonders junge HSV-Fans auf unsere Begleitung an, die meistens auch in Anspruch genom- Angebote hinweisen. men wird. Ohne das Einverständnis der jugendlichen oder jungerwachsenen Fans/Hooligans werden grund- Der Verein „Jugend und Sport“ bzw. seine beiden sätzlich keine Telefonnummern oder Adressen weiterge- Projekte haben seit 1999 eine Homepage entwickelt und geben. Vielfach finden die Verantwortlichen für somit einen eigenen Internetauftritt, in dem Talkshows u. ä. Jugendliche für ihre Sendungen, weil Informationen über die Projekte und ihre Angebote neben der Motivation des öffentlichen Fernsehauftrittes gestaltet sind. Parallel zur Entwicklung des auch Honorare und Spesen locken. Häufig werden - ins- Internetauftritts haben wir zusätzlich ein graphisch wie besondere Hooligans - dann aber vom Moderator oder drucktechnisch sehr aufwendiges Faltblatt als dem Publikum vorgeführt. Selbstdarstellung für die interessierte (Fach-)Öffentlich- keit erstellt. In der abgelaufenen Saison war das Interesse der Medien eher gering. Normalerweise haben wir insbeson- In den letzten Jahren haben wir auf Anfrage regelmäßig dere im Halbjahr vor einer Fußball-Europa- oder in diversen Publikationen (z.B. der Hamburger Weltmeisterschaft eine Vielzahl von Anfragen verschie- Sportjugend – „Blickpunkt“, in Infobroschüren des JIZ, denster Zeitungen, Magazine und TV-Sender. Meist geht der „Zeitung für Suchtprävention“, der Kieler es dabei leider hauptsächlich um das Thema „gewaltbe- Obdachlosenzeitung „Hempels“) die Arbeit des reite und gewalttätige Fußballfans“. Glücklicherweise Fanprojektes bzw. Teile davon vorgestellt. An den sind Zuschauerausschreitungen und Krawalle beim Publikationen des „Fachkreises Gewaltprävention“ Fußball in den letzten beiden Jahren kein präsentes (Reader, Werkmappe, s. Kap. 5.5) haben wir maßgeb- Thema in den Medien mehr. Nichtsdestotrotz waren und lich mitgewirkt. Im Rahmen zweier bezirklicher sind die Zuschauer bzw. Fans natürlich nach wie vor Aktivitäten in Hamburg-Altona („Stadtteilfest Altona Gegenstand der (Medien-)Berichterstattung über die Nord“, „Ausstellung zur Gewaltprävention“) haben wir Bundesligen (s. Kap.1.1). Die Erkenntnis, dass Medien uns mit Infotischen beteiligt. Selbstverständlich ist auch vor allem Interesse an „Negativ-Schlagzeilen“ haben der vorliegende Jahresbericht (wie seine Vorgänger) bzw. eher über Spektakuläres als über den Alltag oder eine Form unserer Öffentlichkeitsarbeit. In seiner „pädagogisch wertvolle“ Aktivitäten berichten, ist uns gedruckten, wie in der Internet-Version wird er regelmä- zwar nicht neu, jedoch z.T. frustrierend. ßig von Fachinteressierten (insb. Studenten) gelesen bzw. angefordert. So ist es uns in den letzten beiden Jahren kaum mehr gelungen, bei den beiden in Hamburg relevanten Als wichtigen Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit Boulevard-Zeitungen „Hamburger Morgenpost“ und „Bild verfolgen wir zudem regelmäßig die Sport- bzw. Hamburg“ innerhalb der entsprechenden Rubriken „Fanberichterstattung“ der Hamburger Presse („Bild“, („HSV-Splitter“ etc.) mithilfe einer kurzen „Morgenpost“, „Abendblatt“) und setzen uns ggf. mit ein- Pressemitteilung auf unsere Veranstaltungen (Turniere, zelnen Artikeln kritisch auseinander. Auch HSV- Fahrten etc.) hinzuweisen bzw. hinweisen zu lassen. Fanzines werden von uns gesammelt, gelesen und ggf. Gründe für die Nicht-Berücksichtigung sind uns nicht kommentiert. bekannt. Das „Hamburger Abendblatt“ veröffentlicht weiterhin regelmäßig Informationen über unsere 5.5.Der"Fachkreis Gewaltprävention" sowie weitere Angebote im Sportteil und der „U-18“-Seite (Hinweise Kooperationen mit Hamburger Einrichtungen auf unsere Fahrten nach Bremen, Rostock; Hinweis auf 116 unser Jubiläum). Nichtsdestotrotz hatten wir einige Hervorgegangen aus der Vorbereitungs- und Durchführungsgruppe einer einwöchigen Veranstaltung sierten Schulen/Lehrer auf das Projekt in Form von zum Thema "Tu was - Schülerinnen und Schüler gegen Multiplikatoren-Fortbildungen vorbereiten und in der Gewalt" im November 1997, hat sich der "Fachkreis Projektwoche selbst nur noch beratend zur Verfügung Gewaltprävention" seit seiner Konstituierung im Januar stehen. Die Werkmappe kann über die Beratungsstelle 1998, unter großer Kontinuität eines Großteils der beteiligten Institutionen bzw. deren Mitarbeitern ständig weiterentwickelt. Der Fachkreis hat sich im Laufe der letzten Jahre, zu einem kontinuierlich arbeitenden, behörden- und institutionenübergrei- fenden Forum zur Verbesserung der Koordination der gewaltpräventiven Kompetenzen in Hamburg entwickelt. Das HSV-Fanprojekt gehört zu den Initiatoren des Fachkreises und arbei- tet seit Gründung inhaltlich, organisa- torisch mit und ist an der Durchführung der Aktionen und Projekte miteingebunden.

Dem Fachkreis gehörten im Berichtszeitraum Vertreterinnen und Vertreter des Amtes für Familie, Jugend und Sozialordnung, der (schulischen) Beratungsstelle "Gewaltprävention" in der BBS, des Jugendinformationszentrums ("JIZ"), der Präsidialabteilung (Drogen und Jugendkriminalität) der Hamburger Polizei, des Instituts für konstruktive Konfliktaustragung (IKM), des Instituts des Rauhen Hauses für soziale Praxis (ISP), der "Gewaltprävention" und das "Institut für konstruktive Einrichtung "Männer gegen Männer-Gewalt", der kirch- Konfliktaustragung und Mediation" (IKM) bezogen wer- lichen Jugendarbeit der "Nordelbischen ev.-luth. Kirche", den und ist mit der entsprechenden Fortbildung gekop- der "AG Kinder- und Jugendschutz", der "VHS Junge pelt. Volkshochschule" sowie das HSV-Fanprojekt an. Seit April 2004 nimmt Irene Ehmke ("Büro für Der im Mai 2003 in einer Auflage von 8000 Stück vom Suchtprävention") als Delegierte des "Fachausschuss FK fertig gestellte Reader ist mittlerweile erneut vergrif- Suchtprävention" zur Abstimmung, Planung und inhalt- fen, eine weitere Auflage in Arbeit. Der Reader ist unter lichen Gestaltung präventiver Kinder- und Jugendarbeit dem Titel "Konflikte und Gewalt 2 - präventive Konzepte, an den Sitzungen des FK teil. Die Geschäftsführung des praktische Hilfen, Adressen" von der Behörde für Fachkreises wurde von Dieter Lünse ("IKM"), die Schule, Jugend und Berufsbildung und dem Fachkreis (behördliche) Federführung von Christian Böhm Gewaltprävention erschienen und über das ("Beratungsstelle Gewaltprävention") übernommen, Jugendinformationszentrum ("JIZ") und die Joachim Ranau vertritt analog zu Ehmke die FK-Belange Beratungsstelle Gewaltprävention in der BBS zu bezie- im "Fachausschuss Suchtprävention". hen. Das HSV-Fanprojekt hat für diesen Reader zwei Artikel (("Gewalt-)Prävention im HSV-Fanprojekt" und Im Berichtszeitraum haben wir anlässlich der im 6- "Gewaltprävention in der Schule - ein praktischer wöchigen Abstand stattfindenden Sitzungen schwer- Vorschlag", s. Jahresberichte 2002/2003) erstellt bzw. punktmäßig an der Struktur des FK (u.a. Aufnahme geschrieben. neuer Mitglieder), verschiedenen Veranstaltungen (u.a. am "Ernst-Deutsch-Theater"), möglicher Gewaltpräven- Auf den regelmäßigen Treffen des Fachkreises ( vom tion im Kita- und Grundschulbereich und an den laufen- 1.09.03 bis 14.06.04 insgesamt 7 Sitzungen) wurden den Projekten gearbeitet. u.a. folgende Themen besprochen:

Eine Arbeitsgruppe des FK beschäftigte sich erfolgreich - Struktur des FK, Geschäftsführung mit der Umsetzung des Konzeptes für "Veranstaltungen - Diskussionen und Einschätzungen über aktuelle zur Gewaltprävention an Hamburger Schulen" anhand Entscheidungen, Vorstellungen, Veröffentlichungen der 2003 erstellten Werkmappe zu Gewaltprävention. aus der Politik, der Behörden, der Rechtsprechung, Das Konzept wurde an 4 Schulen im Berichtszeitraum der Wissenschaft und anderer Einrichtungen bzw. erfolgreich durchgeführt. Diese Handreichung kann von der Medienberichterstattung zur Gewaltprävention Schulen abgefragt werden. Der Fachkreis bzw. die - Planung, Entwicklung und Finanzierung der aktuali Fachkreis-AG wird keine eigenen Veranstaltungen bzw. sierten Auflage des neuen Präventionsreaders und Projektwochen mehr durchführen, sondern die interes- der Werkmappe 117 - Auswertung der Schulprojekte zur Gewaltprävention Profil des Fachkreises (damit verbunden die Frage der - Entwicklung eines vom FK herausgegebenen Ressourcen). Newsletter zur Gewaltprävention - Gewaltprävention im Kita- und Grundschulbereich TOP 3: Rückmeldung über Projektwoche an der - Vorstellung der Arbeit des "Kinderschutzzentrums Julius-Leber-Gesamtschule HH" Joachim Ranau berichtet von einer Rückmeldung des - Kooperation mit dem "Fachausschuss Suchtpräven- Schulleiters der Julius-Leber-Gesamtschule, in der der tion" 3. Durchlauf der Projektwoche auf Grundlage der FK- -... Werkmappe von den vorher dafür fortgebildeten Lehrern durchgeführt worden ist. Am ersten Tag wurde statt Film Protokolle der einzelnen Sitzungen sind auf Anfrage bei das interaktive Theaterstück von Kaleidoskop aufge- den beteiligten Institutionen einzusehen. Exemplarisch führt. Die Projektwoche ist insgesamt sehr gut ange- wird hier das Protokoll der Sitzung vom 14.Juni 2004 kommen. Nach einigen Male der Durchführung kann angeführt, darin enthalten u.a. die Beteiligung und man gut sehen wie der Impuls des Fachkreises wirkt und Planung des Fanprojektes an Veranstaltungen zur nachhaltig in der Schule ankommt.Wünsche und Kritik Gewaltprävention: aus den aktuellen Tagen waren: "Hausaufgaben fehl- ten", "zu kopflastig", "ein sofortiger Gewaltrückgang Fachkreis Gewaltprävention nach der Projektwoche wurde von der Schule gewünscht und auch gesehen, dass dies einige Zeit benötigt".Die Protokoll der Sitzung vom 14.06.04 Werkmappe wird weiter überarbeitet und ergänzt. Zeit: 13.30 - 16.00 Uhr Ort: Beratungsstelle Gewaltprävention, TOP 4: Nachdruck des Readers "Konflikte und Grabenstrasse 32 Gewalt 2" Protokoll: Sigrid Ruppel Der Nachdruck soll abhängig gemacht werden vom Zeitpunkt einer Neuauflage des Readers. Das soll u.a. Anwesend: Christian Böhm, Dieter Lünse (Moderation), auf dem Termin mit Herrn Daschner besprochen wer- Joachim Ranau, Sigrid Ruppel, Claudia Schneider, den.Auf jeden Fall soll sichergestellt werden, dass nach Hans-Jürgen Wielsch, Achim Strehlke (für Christa den Sommerferien eine ausreichende Anzahl vorliegt. Lehrer), Irene Ehmke Die Nachforschungen über noch vorhandene Restexemplare haben ergeben, dass bei der Polizei Tagesordnungspunkte: noch ein Restbestand existiert, auch von der 1. Innovationsfonds Handreichung "Gewalt in der Schule"" sind noch etliche 2. Gespräch mit Herrn Daschner, Direktor des Landes- Exemplare dort. instituts 3. Rückmeldung über Projektwoche an der Julius- TOP 5; Leitfaden für Streitschlichter Leber Gesamtschule Der Leitfaden für Streitschlichter liegt in einer Auflage 4. Nachdruck des Readers von 5.000 vor. Er ist an alle Schulen versandt worden. 5. Leitfaden für Streitschlichter Die Herausgabe hatte sich durch die 6. Streitschlichtertreffen im Ernst-Deutsch-Theater am Behördenumstrukturierung verspätet, so dass z.B. die 15.6.04 JVHS im Leitfaden nicht erwähnt wird, weil ihre 7. Bertini-Veranstaltung Weiterexistenz zum Zeitpunkt der Erarbeitung sehr unsi- 8. Kooperation Hamburg - Lübeck, Kriminalpräven- cher war.Die Fortbildungen zu Streitschlichtung (LI) sind tionsrat ausgebucht, werden also stark nachgefragt. 9. Funktion des FK-Protokolls / Newsletter 10. Verschiedenes TOP 6: Streitschlichtertreffen im Ernst-Deutsch- 11. Termine/Tagesordnungspunkte Theater am 15.6.04 Von den insgesamt 50 Schulen, an denen TOP 1: Innovationsfonds Streitschlichter ausgebildet werden, wurden 18 Schulen Die Entscheidung über die Verteilung der Mittel des angeschrieben und 13 Schulen mit ca. 100 Schülern Innovationsfonds ( 240.000) ist gefallen: Es stehen ca. nehmen teil. Einen Bericht über die Veranstaltung gibt es 80.000,-- für den Themenbereich Gewaltprävention beim nächsten FK-Treffen,Das Ernst-Deutsch-Theater zur Verfügung, mit denen ca. 35 Schulen im Rahmen plant für 2005 eine Veranstaltungswoche mit dem von jeweils 1.000,- bis 5.000 gefördert werden. Ca. 20 Arbeitstitel "Rausch". Joachim Ranau trifft sich mit einem Schulen planen Projektwochen, die auf Grundlage der Regisseur des Theaters am 16.6.04. Er nimmt die Kritik, Werkmappe des Fachkreises und oder in Kombination bzw. Anregung des Fachkreises mit, die organisatori- mit Kaleidoskop e.V. durchgeführt werden sollen.Eine schen Vorbereitungen frühzeitiger als im letzten Jahr Evaluation dieser Projektwochen ist geplant. Es ist noch vorzunehmen, um eine Koordination mit allen Beteiligten nicht klar, inwieweit das Landesinstitut und der Fachkreis zu ermöglichen. dabei kooperieren. TOP 7: Bertini-Veranstaltung TOP 2: Gespräch mit dem Direktor des Nachtrag (Böhm): Ist vertagt auf 2005. Landesinstituts Herrn Daschner Das geplante Gespräch mit Herrn Daschner findet nun TOP 8: Kooperation Hamburg - Lübeck, Kriminal- am 28.06.04 statt.Themen sollen u.a. sein: Reader- präventionsrat 118 Nachdruck, Broschüre "Zivilcourage", die Rolle und das Die Zusammenarbeit mit dem Kriminalpräventionsrat in Lübeck ist noch unklar. Es ist ein Workshop dazu im Zusammenarbeit mit anderen Hamburger Herbst angedacht. Nachtrag (Böhm): In Kombination mit Einrichtungen (u.a. Fachtagungen, Weiterbildungen) einer Fachkonferenz am 1.9.04 in Altona (über Sicherheitskonferenz Altona organisiert, siehe Anlage) Punktuell und anlassbezogen arbeiten wir außerdem mit soll ein Treffen zwischen Hamburger und Lübecker unterschiedlichen Einrichtungen in Hamburg und im Vertretern stattfinden. Die Beratungsstelle Stadtteil Altona zusammen. So haben wir im Gewaltprävention (Böhm) lädt BSF und Polizei ein, der Berichtszeitraum die Arbeit des HSV-Fanprojektes im Geschäftsführer des Fachkreises (Dieter Lünse) ist "Fachausschuss Suchtprävention" (unter besonderer angefragt.In diesem Zusammenhang wird auf den näch- Berücksichtigung gewaltpräventiver Aspekte) vorgestellt sten Präventionstag am 4.-6.6.05 in Hannover hingewie- und für das Fachmagazin "Zeitung" ("Die Zeitung für sen. Es gibt die Überlegung, dass der Fachkreis daran Suchtprävention") einen entsprechenden Artikel verfasst teilnimmt. (s.u.).

TOP 9: Funktion des FK-Protokolls / Newsletter Des weiteren haben wir im abgelaufenen Jahr an Es wird zum wiederholten Male über die Funktion des Veranstaltungen der "Beratungsstelle Kompass" Fachkreisprotokolls diskutiert. Man ist sich einig, dass (Beratung und Angebote für Kinder und Jugendliche das Protokoll in der gegenwärtigen Form nicht für alkholabhängiger Eltern), der Beratungsstelle "Männer Außenstehende, sondern nur für die aktiven gegen Männergewalt", des "Institut für konstruktive Fachkreismitglieder geeignet ist. Deshalb soll die Konfliktaustragung und Mediation", dem "Ernst-Deutsch- Empfängerliste geprüft und bereinigt werden. Das Theater", des "Suchtpräventionszentrum", des Vereins Protokoll selbst soll für den internen Gebrauch ergebnisorientiert und kurz gehalten werden.Wünschenswert wäre ein e-mail-Newsletter, der aber an den bislang fehlenden Ressourcen des Fachkreises scheitert. Die Idee wird trotzdem weiterver- folgt. Es sollen vorhandene Versionen von Newslettern als Beispielvorlagen zusammengetragen werden, um einen Eindruck über Art und Aufmachung und damit über den Arbeitsaufwand zu bekom- men.Auf dem nächsten Fachkreistreffen soll - wenn Doris Pleiger da - ihre Einschätzung zur Protokolldiskussion nach- gefragt werden.

TOP 10: Verschiedenes Joachim Ranau berichtet vom Fachausschuss Suchtprävention.Er würde es begrüßen, wenn der FK auch für jedes Treffen einen inhaltlichen Tagesordnungspunkt festlegt. Die nächste Sitzung des Fachausschusses ist am 11.8.04.Die Tagung Suchtprävention findet am 29.9.04 statt.Es wird vereinbart, die Einladungen zu den Sitzungen gegenseitig zu versenden.Positionspapier zu Rahmenbedingungen. Hierzu gibt es die Überlegung, ob es sinnvoll ist, Qualitätsstandards von der Behörde zu for- dern, ähnlich den formulierten Standards für "sexuellen Missbrauch".

TOP 11: Termine / Tagesordnungs-punk- te TermineDie nächsten Fachkreis-Termine sind am 9.8.04 und am 27.09.04(Am 9.8. ist Claudia Schneider nicht da.)Tops für das nächste Treffen- Protokoll / Newsletter- Qualitätsstandards- Streitschlichtertreffen- WM Präventionskonzept 2006Nächstes "Woge" und des Hamburger Fußballverbandes teilge- Fachkreistreffen: 09.08.04, 13.30 Uhr Grabenstr. 32 nommen bzw. diese mitdurchgeführt. Mitgearbeitet haben wir außerdem am "Stadtteilfest Altona Nord" sowie an einer bezirklich organisierten Ausstellung zur Gewaltprävention im Altonaer Rathaus. 119 Fanspezifische bzw. fanprojektspezifische Tagungen 6. Ziele der Fanprojektarbeit - exemplarischer und Seminare sind unter Kap. 5.3 aufgeführt, darüber Schwerpunkt 2003/2004: hinaus haben wir folgende Fort-, Weiterbildungs- und Fachveranstaltungen wahrgenommen: Fanbetreuungsmaßnahmen für Fußballfans zur Europameisterschaft 2004 in Portugal" 31.10.-01.11.2003 Workshop der Landeszentrale für politische Bildung und des "IKM" zum Thema Im abschließenden Kapitel des Jahresberichtes stellen "Rechtsrock - Bestandsaufnahme und Gegenstrategien, wir exemplarisch für die Umsetzung von Zielen der Wie Rechte den Ton angeben - der Sound des Hasses" Fanprojektarbeit erneut einen besonderen Schwerpunkt vor. In dieser Saison handelt es sich bei diesem 31.03.2004 Fachveranstaltung der "Aktion Schwerpunkt um die Betreuungsmaßnahmen deutscher Jugendschutz" zur "Suizidgefährdung bei Kindern und Fußballfans durch die Koordinationsstelle der Jugendlichen". Möglichkeiten und Maßnahmen der Fanprojekte und der Fanprojekte (u.a. Hamburg) bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in bedroh- Europameisterschaft in Portugal. Traditionell fahren lichen Lebenskrisen durch pädagogische Fachkräfte. auch sehr viele HSV-Fans zu Länderspielen der deut- schen Nationalmannschaft bzw. zu den großen EM- und 10.05.2004 Fachveranstaltung von "Woge e.V." zur WM-Turnieren. Deshalb gehörten und gehören entspre- Projektvorstellung von "Curry - interkulturelle chende Angebote bzw. die Begleitung dieser Fans seit Jugendhilfe". Fortbildung, Beratung, Austausch und 1988 zu den Aufgaben des HSV-Fanprojektes. Dass Unterstützung für PädagogInnen in der Arbeit mit diese Angebote sich an den Zielen und Inhalten der Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Fanprojektarbeit insgesamt orientieren, ist selbstver- ständlich.

Zur Erinnerung: Im folgenden finden sich die Ziele der Fanprojektarbeit wieder, an denen sich laut einer Vereinbarung mit dem Amt für Jugend in Hamburg die Arbeit zu orientieren hat:

Das HSV-Fanprojekt soll 1. - auf eine Integration von "auffälligen" und "normalen" Jugendlichen in die Fanszene (und den Verein) hinwir- ken und damit Ausgrenzungen (z.B. Stadionverbote) vermeiden helfen,

2. - zur Minderung von Gewalt in jeglicher Form (übri- gens auch der, die von Sicherheits- und Ordnungskräften ausgehen könnte) beitragen,

3. - zum Abbau extremistischer Orientierungen (politi- scher Art), Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei jugendlichen und erwachsenen Fußballfans im Fußballumfeld beitragen,

4. - jugendliche Fußballfans in belastenden Lebenslagen und krisenhaften Situationen unterstützen und Fans und ihre Gruppierungen herausfordern, sich kritisch mit ihrem Verhalten auseinander zu setzen und ihnen Alternativangebote machen,

5. - gesellschaftliche Institutionen (u.a. HSV, Behörden etc.) zu mehr Verständnis und Engagement für die jugendlichen Fans bewegen und bei Konflikten zwischen diesen vermitteln,

Die Zielbeschreibungen (gemäß Leistungsbeschreibung Amt für Jugend) bezieht also sowohl "die Arbeit am Jugendlichen", spezifische Angebote, als auch die "Institutionenarbeit" mit ein.

Auf die Frage nach der Umsetzung dieser Ziele haben wir in den letzten Jahren an dieser Stelle regelmäßig Praxisbeispiele vorgestellt, in denen wir geschildert haben, wie es uns zumindest partiell und vor allem prak- tisch gelungen ist, (Teil-)Ziele methodisch anzugehen und umzusetzen (vgl. Jahresberichte 1995-2003, 120 Kap.7.). In diesem Jahr waren das gesamte Fanprojekt bzw. Fanbetreuung zurückblicken. Durch diese Unterstüt- waren alle Mitarbeiter des Projektes in unterschiedlichen zungsangebote soll und kann in Kooperation mit den Aufgabenbereichen von Betreuung und Angeboten für relevanten regionalen und nationalen Institutionen so die Euro in Portugal und in Hamburg tätig. Die entspre- letztlich ein wesentlicher Beitrag zu einem möglichst chenden Berichte werden im weiteren Verlauf vorgestellt friedlichen Veranstaltungsverlauf geleistet werden. (s.u.). Im Kontext der fortschreitenden Netzwerkarbeit in Des weiteren hat der Verein JUSP ein Konzept für die Europa auch in Bezug auf die Fußballfan-Arbeit konnten Stadt Hamburg zur Fanbetreuung für die WM 2006 ent- zur Europameisterschaft 2004 neben den genannten wickelt. Dieses Konzept wurde Ende 2003 erarbeitet und Kernmitgliedern der FSI weitere Partner für ein gemein- Hamburger Behörden (BBS, BI, BFS, Kulturbehörde) zur schaftlich koordiniertes Fanbetreuungs-Programm Kenntnisnahme vorgelegt. In dem Konzept schlagen wir gewonnen werden. So waren auch Vertreter aus der u.a. die Einrichtung einer "Hamburger Koordinations- Schweiz, Frankreich und der Tschechischen Republik stelle Fanbetreuung (WM-KOS Hamburg)" vor. Das dabei, welche seit einigen Jahren in unterschiedlicher Konzept wird im Bericht der Geschäftsstelle vorgestellt Weise mit den Kernorganisationen kooperieren. und erläutert (s. entsprechenden Berichtsteil). Zusätzlich war noch im Hinblick auf die EM 2008 ein Beobachtungsteam aus Österreich und ein international besetztes FSI-Koordinationsbüro zur Unterstützung am 6.1.Fanbetreuungsmaßnahme durch KOS und Start. Fanprojekte in Portugal Die Arbeit aller Kollegen in Portugal wurde von zwei Konzept, Struktur, Organisation, Dauer Basecamps (Unterbringungs-Standorte) bei Porto und Lissabon aus betrieben. Als verbindliche Die EURO 2004 in Portugal war bereits das sechste Mindeststandards für die Fanbetreuung waren jeweils große internationale Turnier, bei der eine bundesweit eine mobile Fananlaufstelle, Streetwork und die koordinierte Betreuung der deutschen Fans im Ausland Verteilung fanspezifischer Reiseführer (Fan-Guides) ver- stattgefunden hat. Erste Ansätze gab es bereits bei der einbart. Dazu sollten je nach lokalen Möglichkeiten und WM 1990 in Italien und der EM 1992 in Schweden, Ressourcen weitere Informations- und Serviceangebote damals noch unter der Regie der sowie Fanaktivitäten kommen. Durch die UEFA-Mittel Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG). Die waren je Partnerland die durchgehende Anwesenheit EM 1996 in England, die WM 1998 in Frankreich und die eines Fünfer-Teams, inkl. der genannten EM 2000 in Belgien und den Niederlanden wurden dann Mindeststandards für einen festen Zeitraum vorfinan- bereits mit der Unterstützung durch den DFB von der ziert. Zusätzliches Personal und Angebote mussten Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) begleitet. eigenständig durch Sponsoren bzw. den nationalen Fußballverband abgedeckt werden. Die Dauer der Neu war für die EM 2004, dass sich zum ersten Mal auch Maßnahme war an den Verbleib der jeweiligen die UEFA mit einem Betrag von 600.000 Schweizer Nationalmannschaft im Turnier gekoppelt. Der DFB stell- Franken (rund 380.000 Euro) im Rahmen eines interna- te für das deutsche Fanbetreuungs-Team nochmals tionalen Kooperationsprojektes an der Fanbetreuung zusätzlich 17.000 Euro (Vorrunde) bis max. 31.000 Euro beteiligt hat. Aufgrund der seit ein paar Jahren sehr posi- (Finalteilnahme) zur Verfügung. tiven Zusammenarbeit mit Football Against Racism in Europe (FARE), konnte so nun auch der Veranstalter der Vorbereitung EURO 2004 für die präventive Fanbegleitung mit ins Boot geholt werden. Da sich FARE auch in Portugal auf Thomas Schneider und Michael Gabriel von der KOS anti-rassistische Kampagnen und Fanaktivitäten kon- waren als direkter Ansprechpartner des DFB, der UEFA zentrierte, wurde für die direkte Fanbetreuung das 2001 bzw. FARE/FSI sowie weiterer relevanter Institutionen gegründete paneuropäische Netzwerk Football verantwortlich für die Konzeption und den Aufbau des Supporters International (FSI) mit dieser Aufgabe beauf- deutschen Fanbetreuungs-Teams sowie - zusammen tragt. mit der Leitung der anderen FSI-Kernmitgliedern - der internationalen Koordination. In diesem Kontext waren FSI, das sich der Bereitstellung und Weiterentwicklung sie bereits mehr als ein Jahr vor Beginn des Turniers mit von Unterstützungsangeboten für Fußballfans, die zu der Vorbereitung in Deutschland, Portugal und bei den internationalen Spielen und Turnieren ins Ausland rei- Partnerländer beschäftigt. Hierzu hatte die KOS mit den sen, zur Kernaufgabe gemacht hat, setzt sich aus den FSI-Partnern europäische Fördermittel beantragt und vier Kern- und Gründerorganisationen KOS erhalten und sich im Rahmen des AGIS-Programms zur Deutschland, Football Supporters Federation England Durchführung eines "Good Hosting - Fewer Problems"- (FSF), Euro Support Niederlande sowie dem Progetto Projekts verpflichtet. Insgesamt wurden im Rahmen die- Ultrà Italien zusammen. Diese repräsentieren jeweils ses Projekts eine große internationale Konferenz Dachorganisationen mit weitreichender Kenntnis ihrer (Januar 2004, Lissabon) sowie mehrere Seminare mit jeweiligen nationalen Fan-Szenen und langjährigen drei Austragungsstädten durchgeführt, in denen es Erfahrungen im Bereich der professionalisierten sozial- durch Beratung und Aufklärung der örtlichen präventiven Fußballfan-Arbeit im In- und Ausland. Im Verantwortlichen um gute Aufenthaltsbedingungen für Rahmen der genannten internationalen Turniere kann Fußballfans in Portugal ging. Bei den Besuchen in das Bündnis bereits seit 1996 auf die gemeinsame kon- Portugal wurde mit den nationalen wie lokalen zeptionelle Entwicklung von Praxismodellen für die Verantwortlichen insbesondere über infrastrukturelle121 Fragen gesprochen. Themen waren Akkreditierungen, Bremer Fans) waren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Standgenehmigungen für die mobilen Fan-Botschaften, des Hamburger Fanprojekts an allen im ersten Abschnitt Anmietung und Ausstattung der Basecamps sowie von genannten internationalen Fanbetreuungsmaßnahmen Büroräumen, die Vermittlung von Kontaktpersonen und beteiligt gewesen. Zusätzlich wurden vom Fanprojekt die Bekanntmachung der geplanten Arbeit, unter ande- organisierte Fanreisen zur EM 1992 nach Schweden, rem bei der Polizei. Vor Ort konnte die KOS insbeson- zur WM 1994 in die USA, zur WM 1998 nach Frankreich dere auf die Unterstützung der Deutschen Botschaft und und zur EM 2000 nach Belgien durchgeführt. des Goethe-Instituts zurückgreifen, anlassbezogen auch auf die deutschen Sicherheitsstellen und kommunale Hintergrund dieser langjährig kontinuierlichen Begleitung Netzwerke. und Betreuung von Hamburger bzw. deutschen Fußballfans zu den internationalen Großturnieren ist, Der Eindruck war, dass die Organisatoren bzw. die por- dass erstens das Fanprojekt auf eine inzwischen mehr tugiesischen Gastgeber sehr dankbar diese, für sie als 20-jährige Erfahrung in der sozialpädagogischen ungewohnten neuen Ansprechpartner aufnahmen und Fanarbeit zurückgreifen kann, dass zweitens die drei grundsätzlich ein hohes Maß an Unterstützung zusag- HSV-Fanprojekt-MitarbeiterInnen jeder selbst an drei bis ten. Auch wurde immer wieder das eigene Konzept fünf EM- bzw. WM-Fanbetreuungs-Aktivitäten teilgenom- eines fanfreundlichen und festlich-fröhlichen men haben und dass die HSV-Fans traditionell einer der Turniercharakters betont. Merkmale einer solchen größten Fanszenen in der Begleitung der deutschen Atmosphäre sollten u.a. die Einrichtung von Fanzonen Fußball-Nationalmannschaft darstellen. Daher stand es mit Großbildleinwänden und Open-Air-Bühnen, günsti- eigentlich auch diesmal fast außer Frage, dass ein ge, da subventionierte Campingplätze und eine zurück- Mitarbeiter des HSV-Fanprojekts (Frank Steiner) im chaltende bzw. service-orientierte Polizei sein. Team der deutschen Fanbetreuung in Portugal sein Allerdings blieben einige Zusagen bis zum Schluss sehr würde. Insbesondere da dieser zudem der einzige vage, bedingt auch durch die schwierige Sicherheitslage Bewerber für diese Maßnahme war, der den BAG- (insb. Terroranschlag in Madrid am 11. März) dieser Zeit. Nordverbund vertritt. Leider konnte auch bis zum Turnierbeginn kein verläss- licher portugiesischer Partner aus dem Bereich der Geneviève Favé vom HSV-Fanprojekt war ebenfalls Teil Jugend- und Sozialarbeit oder der Fußballfan-Arbeit der internationalen Fanarbeit in Portugal, aufgrund ihrer gefunden werden. Herkunft und besonderen Kontakte wurde sie für das französische Fanbetreuungsteam freigestellt. Als dritter Nach den letzten Finanzierungszusagen im Frühjahr Teilnehmer aus Hamburg war zusätzlich noch Heiko 2004 stellte die KOS in Kooperation mit der BAG dann Schlesselmann vom St. Pauli-Fanladen vor Ort. Er arbei- das deutsche Fanbetreuungskonzept vor und ein ent- tete über die gesamte Europameisterschaft für das FSI- sprechendes Team zusammen. Vertreten waren Koordinationsbüro. Kollegen aus Fanprojekten in Berlin, Frankfurt, Offenbach, Schalke, Leverkusen, Saarbrücken und Wie bereits erwähnt, ist der Hamburger Bezug bereits Hamburg sowie ein Fußball-Website-Experte aus durch die Vielzahl der bei Spielen der deutschen Kaiserslautern. Insgesamt gehörten neun Männer und Nationalmannschaft anwesenden HSV-Fans gegeben. eine Frau zum deutschen Fanprojekt-Team. Die Leitung Für viele sehr unerwartet, sind neuerdings auch immer hatte Thomas Schneider von der KOS. Weitere deut- mehr FC St. Pauli-Fans bei solchen sche Kollegen und Kolleginnen waren in die internatio- Fußballgroßereignissen dabei. Insbesondere haben nale Koordination und die Basecamp-Koordination ein- aber die uns bekannten HSV-Fans eine gewisse gebunden. Erwartungshaltung im Kontext von EM- oder WM- Fanbetreuungsmaßnahmen aufgebaut. So werden wir Für das deutsche Fanbetreuungs-Team fanden im regelmäßig schon lange vor dem Beginn von Frühjahr und Frühsommer zwei Vorbereitungs- Großturnieren nach Informationen, Fanreisen, Workshops bei der KOS in Frankfurt statt. Während der Eintrittskarten, Übernachtungsmöglichkeiten, etc. Vorbereitungsphase wurde zudem in wochenlanger gefragt. Daher wird entsprechend dankbar angenom- Kleinarbeit und in der Zusammenarbeit von Fanprojekt- men, wenn wir als Vertreter der bundesweit koordinier- Mitarbeitern und Fans aus ganz Deutschland der deut- ten Fanbetreuung Hilfe aus erster Hand anbieten kön- sche EM 2004-Fanguide recherchiert und geschrieben nen. Auch bei speziellen Problemen wie z.B. den von sowie eine umfangreiche EM-Website aufgebaut und auf der Polizei durchgeführten "Gefährderansprachen" oder ihre Praxistauglichkeit für die Turnierphase getestet. bei Meldeauflagen bzw. Ausreiseuntersagungen können Zwei Wochen vor der Abreise wurde dann die wir mit unserer Aufklärungs- und Unterstützungsarbeit Homepage im Internet aktiviert und der 120-seitige für betroffene Fans hilfreich sein. Fanguide in einer 12.000-Auflage war gedruckt und wurde bereits noch vor dem Turnierbeginn an Fans, die Zudem werden wir vor und während solchen zur EURO reisen wollten, verteilt und dankbar aufge- Fußballturnieren auch von unseren Hamburger nommen. Kooperationspartner der Fanarbeit als Kontakt gesucht. So war der HSV-Supporters-Club, der selbst eine Hamburger Beteiligung bzw. Hamburger Bezug Fanreise zur EM nach Portugal organisierte, z.B. dank- bar für Informationen (insb. Überlassung von Fan- Bereits seit 1990 (beginnend mit der Leitung des ersten Guides für ihre Mitfahrer). Mit den so genannten Streetworkeinsatzes deutscher Fanarbeiter und dem "Szenekundigen Beamten" (SKB) der Hamburger Polizei 122 Projekt "Fans tun eine Reise" mit Hamburger und gab es ein längeres Gespräch über die beidseitig geplanten Maßnahmen im Hinblick auf die EM (siehe Auch mussten wir uns noch die Genehmigungen für auch Kap. 5.2), insbesondere da auch ein Beamter aus unseren Aufenthalt und die Arbeit in/um die Stadien Hamburg für den Einsatz in Portugal abgestellt war. sowie die Parkerlaubnisse für unsere beiden mobilen Zudem war für ein längeres Interview eine Reporterin Fananlaufstellen einholen. Unsere "Hauptanlaufstelle" des Hamburger Abendblatt im Fanprojekt zu Gast und war ein 44 Jahre alter roter ehemaliger Feuerwehrbus, informierte sich über das Konzept unserer Fanarbeit in Portugal. Ein ausführlicher Artikel erschien dann direkt vor Beginn des Turniers am 10.06.2004 (siehe nachfol- gend dokumentiert). Auch mit dem Abendblatt-Reporter bei der EM vor Ort, wurde in Portugal ein regelmäßiger Kontakt gehalten.

Durchführung

Nach der Anreise am 09. Juni über Lissabon nach Porto, wurde im dortigen Basecamp am 10. und 11. Juni ein gemeinsames Treffen aller sieben internationaler Fanbetreuungsteams durchgeführt und letzte wichtige Informationen ausgetauscht. Dann teilten sich die Teams entsprechend "ihrer" Spielorte nach Porto oder Lissabon der vom Frankfurter Fanprojekt zum Infomobil umge- auf. Das deutsche Team blieb in Porto, da die ersten bei- baut, ausgerüstet und mit entsprechenden Schriftfolien den Vorrundenspiele der deutschen Nationalmannschaft kenntlich gemacht, die über 2000 km lange Strecke nach in Porto stattfanden. Porto gefahren wurde. Die zweite deutsche mobile Fananlaufstelle war ein auch passend dekorierter Am 12. Juni, dem Turniereröffnungstag, führte FARE in Kleintransporter, der u.a. den Großteil unserer 12.000 Kooperation mit FSI einen großen Empfang mit Fan-Guides und andere Materialien von Deutschland Pressekonferenz im Sheraton Porto Hotel durch. Dabei nach Portugal brachte. Letztlich konnten wir zu den drei wurde der Öffentlichkeit nochmals das gemeinsame Vorrundenspielen der deutschen Mannschaft in Porto Präventions-Programm vorgestellt. Unterstützt wurde und Lissabon zwar nicht an den Stadien, aber auf den die Veranstaltung von der UEFA, der Portugiesischen zentralen Plätzen/ Fanzonen jeweils am Tag vor dem Spielergewerkschaft und dem European Monitoring Spiel, am Spieltag sowie am Folgetag stehen/ arbeiten Centre on Racism and Xenophobia (EUMC) des und wurden dabei von der örtlichen Polizei sowie freiwil- Europäischen Parlaments. Als Sprecher traten u.a. ligen Helfern der Tourismusbüros dankbar aufgenom- Gilberto Parca Madail als Präsident des Portugiesischen men und hilfreich unterstützt. Fußball Verbandes und Sprecher der EURO2004, Pat Cox als Präsident des Europäischen Parlaments sowie Als deutsches Fanprojektteam trafen wir uns jeden ehemalige Fußballprofis auf. Morgen zur Besprechung bei wechselnder Moderation und Protokollführung. Dabei wurden die aktuellen Das deutsche Fanprojektteam richtete sich parallel dazu Informationen und Ergebnisse der Arbeit innerhalb des in Porto ein und bereitete sich für ihre Arbeit rund um die Teams, aber auch aus der FSI-Koordination, den ande- beiden Spiele am 15. Juni gegen die Niederlande und ren internationalen Teams und anderer relevanter am 19. Juni gegen Lettland vor. Das erste große Quellen besprochen und der tägliche Ablauf- und Problem war, dass weder in unserem Basecamp, noch in Arbeitsplan festgelegt. Nach der Sitzung wechselte täg- unserem Büro in Porto (bei unserer Ankunft noch im lich auch das Mobiltelefon, mit dem unsere 24h- Rohbauzustand), Internetanschlüsse vorhanden waren. Fanhelpline gewährleistet wurde. Zusätzlich wurde jedes So mussten wir zuerst Alternativen organisieren, um wie Teammitglied mit Prepaid-Karten für das portugiesische versprochen unsere Website (www.em2004-fanpro- Mobilfunknetz ausgestattet, um die durchgehende jekt.de) täglich aktualisiert, online stellen zu können. Kommunikation sicherzustellen. Dies ist uns dann mit einiger Mühe und Kosten auch gelungen. Das erwähnte Büro war aber leider erst mehr Nachdem wir bereits zum Eröffnungsspiel der EURO als eine Woche nach unserer Ankunft nutzbar. 2004 in Porto zwischen Portugal und Griechenland am 12. Juni die einzelnen Abläufe an einem Spieltag in der Weitere Schwerpunkte unserer Arbeit der ersten Tage Stadt beobachten konnten, konkretisierten wir unsere waren die Recherche und Kontaktaufnahme in Porto. Arbeit im Hinblick auf "unser" ersten Spiel gegen die Fragen, die mit den relevanten lokalen Verantwortlichen Niederlande. Wir gingen offensiv auf die deutschen Fans geklärt werden mussten waren u.a.: wo sind die deut- in der Stadt zu, verteilten unsere Fan-Guides und konn- schen Fans untergebracht bzw. wo gibt es noch ten so, dankbar für Infos und fachkundige Unterstützung Kapazitäten, wo werden sie sich in der Öffentlichkeit auf- in deutscher Sprache, von den Fans erste Stimmungen halten bzw. sich bewegen, welche Möglichkeiten zum und Fragen aufnehmen. Dabei konnten auch bei ersten Parken und der Gepäckaufbewahrung gibt es, wie funk- Problemen wie Orientierungsschwierigkeiten (Übernach- tionieren die öffentlichen Verkehrsangebote (insb. zu tung, Parken, etc.) und Taschendiebstahl, etc. den Stadien), welche Unterhaltungs- und Hilfestellungen geleistet werden. Serviceangebote (insb. Fanzonen und Großbildleinwände) gibt es, wie ist die Sicherheitslage Auch wenn die Stimmung in Porto - wie später im weite- bzw. welche besonderen polizeilichen Auflagen gibt es. ren Verlauf der gesamten EM - sehr fröhlich und fußball- 123 bzw. fanorientiert war, herrschte bei den örtlichen etc.) unbehelligt blieben. An den Stadien wurden hollän- Verantwortlichen, uns und den Fans im Hinblick auf die dischen und tschechischen Fans vom Ordnungsdienst Begegnung mit dem "Traditionsrivalen" Holland und sei- Fankappen abgenommen, da diese jeweils auch den nen "Oranje-Fans" eine etwas gespannte Erwartung. So Namen einer Biermarke aufgedruckt hatten, die nicht mit waren zwar sonst die Fans der verschiedenen Nationen dem offiziellen Sponsor Carlsberg übereinstimmten. Uns an allen Orten der Stadt problemlos bunt gemischt unter- wurden vor der Sicherheitszone eines Stadions einige wegs, die zentralen Fanpartys für die deutschen und hol- Kisten unseres (mittelbar durch die UEFA finanzierten) ländischen Fans fanden aber getrennt auf zwei mehr als "EM 2004-Fanguide" durch UEFA-Vertreter und Polizei einen Kilometer auseinander liegenden Plätzen statt. ohne Beleg beschlagnahmt. Als Begründung wurde uns Letztlich blieb aber alles friedlich, trotz einiger kleiner zuerst gesagt, dass der Begriff "EM 2004" geschützt sei. organisatorischer Pannen (insb. bei der Metro zum Auf unsere Entgegnung, dass "EURO 2004" das Stadion). Im Laufe des Tages vermischten sich beim geschützte Wort sei, hieß es dann, dass der Sponsor Feiern (insb. in der Altstadt beim Fluss) immer mehr Hyundai sich den Begriff "Fanguide" hätte schützen las- deutsche und holländische Fans mit den Einheimischen sen. In anderen Stadien war die Verteilung dagegen pro- und Fans aus Spanien, England, Schweden und ande- blemlos möglich. Ähnliche Erfahrungen mussten auch ren Ländern. Wir konnten mit unseren mobilen Kollegen aus den anderen Teams machen. Fananlaufstellen direkt auf den zentralen Plätzen (u.a. in der "deutschen" Fanzone) unsere Informationsarbeit Das größte Problem der Europameisterschaft war aber machen und wurden von den Fans sowie den der willkürliche Umgang mit dem Eintrittskarten- Einheimischen sehr positiv aufgenommen. Zusätzlich Schwarzmarkt. Wie bei jedem Fußballgroßereignis in waren wir mit 2er-Streetwork-Teams unterwegs. Eines der Vergangenheit, landeten auch diesmal Tausende wurde von einem deutschen Fernsehteam (RBB/Arte) von Eintrittskarten auf dem illegalen Markt. Diese waren begleitet. entweder solche von Verbänden, die ihr Kontingent nicht voll ausgeschöpft hatten, Tickets von Sponsoren, von Obwohl unter den Fans durchaus auch "Potential" für professionellen Schwarzmarkthändlern oder von "nor- Ärger und Probleme vorhanden war, ging dieses unter malen" Fans, die ein, zwei Karten über hatten, weil z.B. bzw. wurde mitgerissen von der festlich-fröhlichen Freunde kurzfristig krank wurden oder aus beruflichen Atmosphäre des Turniers. Dazu haben die portugiesi- Gründen nicht nach Portugal reisen konnten. So waren schen Behörden - wie vorab versprochen - einen großen nicht nur über das Internet, sondern auch an allen Beitrag geleistet. Durch den Aufbau von Fanzonen an Spielorten in den Straßen und auf den Wegen zu den den zentralen Plätzen (an allen Spielorten) mit Stadien Eintrittskarten zu bekommen. Obwohl der Großbildleinwänden, (Live-)Musik von Bühnen, günsti- Verkauf und Kauf verboten war, lief der Handel - oft auch gen Preisen für Essen und Getränke, einer zurückhal- direkt unter den Augen der Polizei - völlig unbehelligt. tenden, aber service-orientierten Polizei sowie vielen Allerdings wurden dann immer mal wieder von speziel- meist englischsprachigen freiwilligen Helfern fühlten sich len Greiftrupps der Polizei einzelne (vermeintliche oder die Fans als willkommene Gäste und wesentlicher Teil tatsächliche) Verkäufer wie Schwerverbrecher verhaftet, der Fußball-EM und gaben dies zu mehr als 99 % - wie abgeführt, über Nacht in Haft genommen, dann in von uns vorausgesagt - in einem begeisterten, aber Schnellverfahren zu Geldstrafen von z.T. über 1000,- friedlichen Verhalten zurück. Euro verurteilt und des Landes verwiesen. Dies betraf überwiegend nicht die professionellen Straßenverkäufer, Für Ärger und Probleme sorgten nur wenige Dinge. Zum sondern meist völlig "normale" Fans, mit ein, zwei einen kam es leider wie bei allen Großveranstaltungen Tickets in der Hand. In einem Fall wurde sogar ein dieser Art zu Hunderten von Diebstahlsdelikten. Auch Reiseleiter kurzfristig festgenommen, als er die zahlreiche Autoaufbrüche und einzelne Raubüberfälle Eintrittskarten an seine Schweizer Reisegruppe verteilen wurden gemeldet. Diese Straftaten wurden größtenteils wollte. Unsere Bemühungen, über den DFB, die offensichtlich organisiert (z. T. von aus diesem Grund Deutsche Botschaft und die Medien, gegen dieses angereisten Banden) verübt. Viele Fans verloren dabei unverhältnismäßiges Vorgehen zu protestieren, blieben alle Wertsachen, die sie mit sich führten (Ausweise, leider ohne großen Erfolg. Zumindest konnten wir in sol- Geld, Eintrittskarten, Kreditkarten, Handys, etc.). chen Fällen, in denen "normale" deutsche Fans betrof- Persönlich, über unsere Helpline oder unsere Website fen waren, diesen einen deutsch-sprechenden Anwalt haben wir dann vielen Betroffenen zumindest mit vermitteln und die Botschaft sowie Angehörige (bei Informationen (Sperrnummern für Kreditkarten und Verhaftungen) informieren. Handys, Kontakt zur Touristenpolizei und ggf. der deut- schen Botschaft, etc.) helfen können. Später tauchten Von diesen drei Problemfeldern abgesehen, war die EM dann sehr viele Brieftaschen (ohne Geld und in Portugal aber weitestgehend frei von Ärgernissen Eintrittskarten) wieder auf und konnten auch mit unserer oder gar gewalttätigen Ereignissen. So konnten wir uns Hilfe wieder an den Eigentümer vermittelt werden. wie vorab beschrieben, überwiegend auf unsere Informations- und Serviceangebote konzentrieren. Ein zweites, eher kleineres Ärgernis betraf das Verteilen Zusätzlich haben wir noch in Kooperation mit FARE in und/oder (ins Stadion) Mitführen von vorgeblich durch den Fanzonen (Porto und Lissabon), direkt neben unse- Lizenz geschützten Produkten sowie den rer mobilen Fananlaufstelle Freundschaftsspiele zwi- Straßenverkauf auch kleiner Mengen von Fanartikel. schen Fans durchgeführt. Diese fanden auf einer mobi- Dabei wurden z.B. schwedischen Fans, die wenige len Streetkick-Anlage von FARE unter dem Motto: Fahnen, Schals, etc. vertreiben wollten, die gesamte "Football Unites, Racism Divides!" statt. Auch dieses 124 Ware von der Polizei beschlagnahmt, während einheimi- Angebot wurde von einheimischen, deutschen und sche Straßenverkäufer ( mit Getränke, Fanutensilien, anderen jugendlichen Fußballfans (insb. auch unter dem frühte Abreise organisieren. genannten Motto) begeistert angenommen. Viele Zuschauer verschiedener Nationalität sorgten zudem für Da für den Vertreter des HSV-Fanprojekts erst am 30. gute Stimmung am Spielfeldrand. In Lissabon führten wir Juni eine Umbuchungsmöglichkeit seines Rückfluges zudem noch vor dem letzten Gruppenspiel der bestand, unterstützte dieser noch am 26. und 27. Juni Deutschen gegen Tschechien Freundschaftsspiele zwi- die holländischen Kollegen und Kolleginnen bei deren schen diesen Fans in den jeweiligen Trikots der Fanbetreuungsarbeit rund um das Viertelfinalspiel gegen Nationalteams durch. Veranstaltet haben wir dies Schweden in Faro an der Algarve. Vor Ort beeindruckte zusammen mit unseren tschechischen Kollegen, mit insbesondere das breite Angebot (Fanparty, DJ, Infobus, denen wir uns in der Innenstadt von Lissabon die etc.) des niederländischen Fußballverbandes ("Oranje- Fanzone für unsere mobilen Fanbotschaften und unsere Fanclub"), dass von tausenden Fans begeistert wahrge- Infoarbeit teilten. Unterstützt wurden wir dabei vom nommen wurde. Deutschen und Tschechischen Fußballverband sowie den lokalen Behörden. Zu Lissabon sei noch erwähnt, dass wir auch dort insge- Fazit und Ausblick (WM 2006) samt sehr gute Arbeitsbedingungen und eine fußball- bzw. fanorientierte Feststimmung vorfanden. Nachdem Ganz überwiegend kann im Rückblick die auch das zweite Vorrundenspiel gegen Lettland, trotz Fanbetreuungsarbeit zur Fußball-Europameisterschaft des "bescheidenen" sportlichen Ausgangs für 2004 in Portugal sehr positiv betrachtet werden. Deutschland, friedlich und in guter Atmosphäre über die Bühne ging, mussten wir von Porto Abschied nehmen. Aus der Sicht des Hamburger Fanprojektes konnte die So zogen wir am 20. Juni mit unserer gesamten Zielvereinbarung mit dem Amt für Jugend in Hamburg für Ausrüstung für das dritte Vorrundenspiel gegen die unsere Arbeit auch für diese Aufgabe voll erreicht wer- Tschechische Republik (am 23. Juni) nach Lissabon und den. Dies soll hier noch einmal durch einige kurze in das dortige Basecamp um. Zwar mussten wir auch Beschreibungen der wesentlichen Punkte verdeutlicht dort mit kleineren organisatorischen Mängeln (z.B. feh- werden: lende Internetverbindungen im zentral gelegenen Büro bis zum 24.06.) fertig werden, insgesamt konnten wir 1. Die Integration von "auffälligen" und "normalen" aber auf die guten Erfahrungen und die Vorarbeit der Fans und damit die Vermeidung von Ausgrenzungspro- anderen internationalen Teams zurückgreifen. So konn- zessen "problematischer" Fans wurde durch das ten wir auch rund um das letzte Spiel des deutschen Konzept der Vermischung, Offenheit und Niedrig- Nationalteams unsere Fanarbeit erfolgreich fortführen. schwelligkeit aller Angebote der Fanbetreuungsarbeit erzielt. Ob bei der Streetwork- oder Fanmobil-Arbeit, bei Leider trübte der Tod eines 27jährigen englischen Fans dem Internet-, Fanguide- und Helpline-Infoservice oder die Stimmung in Lissabon. Dieser wurde in den frühen bei den Streetkick-Angeboten, immer haben wir offensiv Morgenstunden des 22. Juni auf einem der zentralen deutsche (u.a.) Fans jeglicher Couleur angesprochen Plätze im Zusammenhang mit einem Taschendiebstahl/ und erreicht. Dies wurde von allen Fans dankbar ange- Raubüberfall von einem Mitglied einer (nicht-fußballbe- nommen und in einem entsprechenden Verhalten wieder zogenen) bandenmäßigen Gruppe erstochen. Auch zurück gegeben. Auch "potentiell gewaltbereite" Fans wenn dieser tragische Vorfall in keinem Kontext zu konnten sich als willkommene Gäste in Portugal fühlen einem Fußballspiel stand und daher auch nur einen und wurden vom Turniercharakter des miteinander mittelbaren Bezug zur EM hatte, waren doch viele Fans Feierns mitgerissen. und Einheimische bestürzt und zeigten ihre Anteilnahme. So entstand am Tatort sehr schnell eine 2. Dadurch konnte zu einer effektiven Minderung beeindruckende Gedenkstätte, an der Fans aus allen von Gewalt in jeder Form beigetragen werden. Auch Ländern mit persönlichen Botschaften verzierte Schals, "schwierige" Fans oder einheimische Jugendliche Fahnen, Shirts, etc. niederlegten und auch die portugie- "mussten" nicht durch provokantes Verhalten oder sischen Anwohner mit Blumen und Kerzen ihre Trauer Randale auf sich aufmerksam machen. Durch die breite zeigten. So waren Fans aller Länder bei dieser EM nicht und kostenfreie(!) Angebotspalette für Fans und nur im Feiern, sondern auch im Unglück vereint und Einheimische (Service- und Infoarbeit, sportliche setzten ein imposantes Zeichen der Gemeinschaft, das Aktivitäten, Open-Air Konzerte, Großbildleinwände, für den Charakter des gesamten Turniers in Portugal etc.), konnten alle am Turnier partizipieren. Die Polizei symbolisch war. wurde durch ihr ganz überwiegend sehr freundliches und zurückhaltendes, service-orientiertes Konzept als Für das deutsche Fanbetreuungsteam war dann nach Partner und Helfer, nicht als Gegner wahrgenommen. der Vorrunde ihre Arbeit beendet. Am 24. Juni gab es Die Medien konzentrierten sich in ihrer Berichterstattung noch ein teaminternes Abschlussgespräch und am 25. vorwiegend auf die sportlichen und festlichen Seiten des Juni haben sich im Basecamp Lissabon noch einmal alle Turniers. Vertreter der noch anwesenden internationalen Teams zu einer gemeinsamen Sitzung eingefunden. Dabei 3. Zum Abbau von Rassismus und Fremdenfeind- konnte nach dem Abschluss der Vorrundenspiele ein bis lichkeit hat das Konzept der internationalen dahin überwiegend sehr positives Fazit der Fanarbeit Netzwerkarbeit und der Vermischung der Fans aller gezogen werden. Das deutsche Team musste dann Nationalitäten beigetragen. Unser Ansatz, mit der abschließend noch einige "Aufräumarbeiten" leisten, Unterstützung der UEFA und der nationalen letzte Berichte für die Website schreiben und die ver- Fußballverbände die Fanbetreuung international zu125 koordinieren und durchzuführen sowie die Entscheidung insbesondere beim illegalen Verkauf von Eintrittskarten der portugiesischen Verantwortlichen, alle Angebote für und Fanartikel durch ausländische Fans der Fall. Für alle offen zu gestalten, waren Vorbild und Gelegenheit Verwirrung und Verärgerung sorgte zudem der Umgang für Fans und Einheimische, im Rahmen von Sport und mit vorgeblich geschützten Begriffen (z.B. "Fanguide") Spaß in einen intensiven und persönlichen Austausch zu und Marken. Weiterhin unbefriedigend blieb auch die kommen. So waren letztlich auch keine Fantrennungs- Ticketpolitik. Fans haben kein Verständnis, dass über- maßnahmen notwendig. Im Gegenteil, erst durch das zählige Eintrittskarten vor Ort nicht legal zu erwerben mutige Konzept der Vermischung konnten nationale sind und dann zum Teil organisiert zu völlig überhöhten bzw. nationalistische Gruppenprozesse und Fronten ver- Preisen auf dem Schwarzmarkt landen bzw. ganze hindert werden. Dabei war insbesondere auch die portu- Sitzreihen oder sogar Blöcke im Stadion unbesetzt blei- giesische Bevölkerung Vorbild für die Fans. Beim Feiern ben. und im Alltag wurde keiner ausgeschlossen. Niemand wurde aufgrund seiner Herkunft oder Hautfarbe, sondern Aus der Sicht der internationalen Fanbetreuung sind nur auf der Basis seines Verhaltens beurteilt. zwei weitere Dinge kritisch anzumerken. Sehr schade war, dass wir in Portugal praktisch keine Partner im 4. Wir konnten Fans in Krisensituationen helfen Bereich Jugend- und Sozialarbeit bzw. Fanarbeit finden und ihnen Alternativangebote machen. Durch Infos und konnten. Wir hätten gerne noch mehr Kooperations- praktische Hilfe wurden Fans insbesondere als Opfer angebote mit einheimischen Trägern geleistet. von Taschendiebstahl (massenhaftes Problem), Raub Problematisch war zudem das teilweise Fehlen bzw. die oder Autoaufbruch unterstützt. Auch bei Problemen mit schwierige und sehr zeitraubende Organisation von der Übernachtung, Tickets, Transport konnten wir infrastrukturellen Grundvoraussetzungen unserer Arbeit. Hilfestellung leisten. Alternativangebote wurden entwe- Geeignete Unterkünfte und Büros, Telefon- und der von uns selbst angeboten (z.B. Streetkick) oder wir Internetanschlüsse müssen für eine effektive Arbeit min- gaben die Tipps für das reichhaltige Angebot der portu- destens eine Woche vor Beginn eines Großturniers fer- giesischen Veranstalter an die Fans weiter. Jeweils war tig zur Verfügung stehen, damit wir uns - mit unseren dabei die enge Zusammenarbeit zwischen der interna- meist knappen Ressourcen - von Anfang an auf unsere tionalen Fanbetreuung einerseits und den örtlichen Kernaufgabe der Fanbetreuung konzentrieren können. Behörden (Schutz- und Touristenpolizei, Tourismus- büros, etc.) sowie den deutschen Kooperationspartner Im Hinblick auf die WM 2006 in Deutschland sollte dies (insb. DFB, Dt. Botschaft, SKB) andererseits, notwendig aber keine Probleme verursachen, da wir hier seit mehr und hilfreich. als zehn Jahren über eine bundesweit koordinierte und pädagogisch orientierte Fanarbeit verfügen. Die 5. Institutionen konnten zu Verständnis und Erfahrungen der örtliche Konzepte und die Kontakte Engagement für Fans bewegt werden, bei Problemen zwischen dem Profifußball, den Städten und der sozial- wurden wir als Vermittler dankbar angenommen. präventiven Fanbetreuung durch die Fanprojekte rei- Insbesondere bei den konkreten Abläufen vor Ort chen in Deutschland nun zum Teil auch schon mehr als (Fanpartys, mobile Fanbotschaften, Großbildleinwän- zwanzig Jahre zurück. Die Stadt Hamburg mit den bei- den, etc.) stießen wir bei den lokalen Verantwortlichen den örtlichen Fanprojekten hat in Kooperation mit dem auf viel Offenheit. In einem fußballbegeisterten Land wie Hamburger SV und dem FC St. Pauli dabei immer eine

Portugal, war aber die Notwendigkeit für ein fußball- und Vorreiterrolle gespielt. Daher ist nun "lediglich" der politi- fanorientiertes Konzept auch nicht schwer zu vermitteln. sche und organisatorische Willen gefragt, die vorge- Die Polizei u.a. nahmen aber gerne unser Angebot der nannten Erfahrungen und Strukturen entsprechend zu sprachlichen und "kulturellen" Übersetzung von Infos nutzen, damit die Fanprojekte ihren hilfreichen Beitrag und Anordnungen an und so konnten häufig schnelle für eine friedliche und fußballfan-orientierte und unbürokratische Lösungen gefunden werden. Weltmeisterschaft frühzeitig einbringen können. Wir wer- den zudem unsere nationale (KOS, BAG, etc.) sowie Als schwierig bzw. negativ sind nur einige wenige Punkte internationale (FSI, FARE, etc.) Netzwerkarbeit zur in Portugal zu beurteilen. Probleme entstanden immer Fanbetreuung weiter ausbauen und optimieren. dann, wenn von der Veranstalterseite entweder willkür- 126 lich bzw. unverhältnismäßig reagiert wurde. Dies war Frank Steiner, HSV-Fanprojekt 6.2. Internationale Fanbetreuung in Portugal (Beteiligung an der franz. Delegation) Zuerst wurde demnach ein Brief verfasst, der uns und unsere zukünftige Arbeit während der Euro 2004 vor- Zum zweiten Mal nach der Euro 2000 in Belgien und stellte. Dieser Brief wurde an folgende Institutionen ver- Holland nahm Frankreich an einer sandt: Fanbetreuungsmaßnahme teil. Diesmal als eins der 7 Länder am sog. "Fare"-Programm (siehe Punkt 6.1.). Im - Innenministerium, Ministerium für Jugend- und Gegensatz zu der Europameisterschaft 2000, wo die Sport, Auslandsministerium Gastgeberländer die Fanbotschaft organisierten, sollte - Französische Botschaft in Portugal in diesem Jahr das französische Team selbstständig pla- - Französischer Fußballverband nen und organisieren. - Die zwei großen Fanclubs der Nationalmannschaft

Nachdem ich im Januar aus Krankheitsgründen meine Schriftlich wurde der Kontakt zu den Teilnahme an der deutschen Fanbotschaft absagen Organisationskomitees und Tourismuszentralen der drei musste, wurde ich vom Leiter der französischen Spielstädte der französischen Mannschaft aufgenom- Botschaft, Moussa Semmane, nach meiner Genesung men, um z.B. Reservierung von Stadtplänen und gebeten meine Erfahrung in der Fanarbeit an das fran- Veranstaltungsprogrammen in französischer Sprache zu zösische Team weiter zu geben. Dank Freistellung mei- organisieren. Unser Team stellte so einen kompletten nes Arbeitgebers und Zustimmung meiner in Hamburg "Fanguide" für die drei Städte zusammen, einerseits mit verbleibenden Kollegen konnte ich mit viel Freude und wichtigen Adressen für den Notfall, andererseits mit Erwartung zusagen. praktischen und kulturellen Informationen.

Team In Lissabon wurde der Kontakt zum französischen Ein erstmals auch selbständig zusammengestellte Team Fußballverband, speziell zum Ticketservice - hergestellt. sollte für und mit den Fans arbeiten und einen reibungs- Der Verband war der einzige, der auf unseren losen Ablauf der EM-Spiele gewährleisten. Die fachliche Vorstellungsbrief nicht reagierte. Der Leiter des Ticket- und sprachliche Kompetenz jedes Einzelnen waren Service empfing uns und entschuldigte sich im Namen Basis unserer Arbeit: des Verbands hierfür. Er sicherte uns seine Unterstützung zu und garantierte uns Eintrittskarten für - Zwei Mitarbeiter leiten einen Verein für multikulturel- das Team. Er versprach, Zahl, Preise und jeweiligen le Austauschprogramme Verkaufsort der unverkauften Eintrittskarten vor jeder - Ein Mitarbeiter ist in der Jugendarbeit mit Migran- Begegnung mitzuteilen. Außerdem wurde unser tInnen engagiert "Fanbotschafts"-Standort auf der Internetseite des - Eine in Frankreich geborene Portugiesin, die zur Zeit Verbands bekannt gegeben. in Lissabon ein Praktikum absolviert, stellte die Verbindung zur portugiesischen Bevölkerung, der Die Fanbotschaft Stadtverwaltung, Behörde usw. her Es wurde ein größeres Auto gemietet, um einen auffälli- - Ich mit meiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit gen und flexiblen Treffpunkt als "Fanbotschaft" anbieten mit Fußballfans und auf internationalen Turnieren zu können. Verschiedene Schilder wurden fertig gestellt und zusammen mit vielen französischen Flaggen am Weiterhin suchten wir für uns eine Art Arbeitsuniform, Auto befestigt: "Französische Fan-Botschaft", um für die Fans als Team einheitlich und wiedererkenn- "Französische Fans, Herzlich Willkommen" usw. bar aufzutreten. Trotz unseres eher kleinen Teams woll- Dann bestimmten wir einen zentralen Ort für unsere ten wir uns durch weiße Blusen/Hemden und eine Schirmmütze klar für die Fans hervorheben.

Vorbereitung Anfang 2004 nahm Herr Moussa Semmane an verschie- denen Vorbereitungstreffen des "Fare"-Programms teil, um eine gute Basis für die Fanarbeit zu schaffen. Vor Ort in Lissabon stellte er sich bei allen relevanten Institutionen persönlich vor, um die zukünftige Arbeit vor- zubereiten und zu erleichtern.

Da Fanarbeit in Frankreich nicht existiert, war es unser primäres Ziel, zunächst die französischen Fans auf uns "Fanbotschaft". Hierzu waren Absprachen mit den aufmerksam zu machen. Relevante Fragen waren: jeweils zuständigen Stadtverwaltungen notwendig. In Leiria und Coimbra erhielten wir sehr zentrale Plätze in - Wie erfahren die Fans von uns?, der Innenstadt, in Lissabon ebenso, mit Ausnahme des - Wie können wir erkannt werden?, Spiels gegen England, bei dem wir entgegen unseren - Wo und wann treffen die Fans uns und wir die Fans? gemeinsamen Vorbereitungen mit der Stadt einen Dies geschah z.B. durch die auffällig und zentral positio- Kompromiss eingehen mussten (siehe Punkt nierte Fanbotschaft, weitgestreute Infos unseres jeweili- Durchführung). Das Auto stand für die Fans einen Tag gen Standorts, Hinweisschildern u.v.m.. Weiterhin war vor, am Spieltag selbst und einen Tag danach an seinem eine gute Zusammenarbeit mit den relevanten Platz. 127 Ministerien, Ämtern und Komitees wichtig. Durchführung der Gruppierung "Kop Boulogne" aus Paris vertraten den Wir nahmen Kontakt zum Fanclub der PSG. Weitere Fans kamen aus den Departements Über- Nationalmannschaft und ihrer Musikband auf. Letztere see wie Martinique oder Guadeloupe, Réunion oder aus luden wir ein, in unserer Nähe aufzutreten, um die fran- Ländern Afrikas wie Mali, Kamerun und Burkina. Diese zösischen Fans verstärkt auf uns aufmerksam zu weitreichende Affinität zur Nationalmannschaft ergibt machen. Außerdem luden wir den Kleinbus des sich aus ihrer mulikulturellen Zusammenstellung. So tru- Fanclubs ein, sich in unserer Nähe zu platzieren. Dieser gen die Fans weniger regionale Trikots als vielmehr die organisierte in jeder Stadt eine Radio-Quizshow mit DJ, nationalen Farben. Die Multikulturalität des Teams war so dass die Aufmerksamkeit über den Fanclub auch auf sehr oft ein Diskussionsthema in unserer Botschaft. uns gelenkt wurde. Zwar platzierten sie sich in unserer Viele deutsche, schweizer oder kroatische Fans stellten Nähe, dennoch wurde an einer ausreichenden räum- sich die Frage "Ist das französische Team eigentlich lichen Trennung festgehalten, um die Unabhängigkeit noch französisch? Für einen großen Teil der Franzosen unserer Fanbotschaft deutlich herauszustellen. ist es eine Selbstverständlichkeit, schwarze Spieler in der nationalen sowie in den regionalen Vereinen zu In Lissabon, wo das erste Gruppenspiel stattfand, sehen. begann unsere praktische Arbeit mit den Fans. Zuerst Weitere Themen zwischen den Fans waren z.B. die WM wurden die Ankunftsorte und Treffpunkte ausgesucht: 2006, das Verlassen des Trainers I. Santini vom wir stellten das Auto in Lissabon am Bahnhof ab. Hier Nationalteam und die Aufgeschlossenheit und konnten wir die Fans sogleich nach ihrer Ankunft emp- Freundlichkeit der Portugiesen. fangen. Dieses erste Zusammentreffen war sogleich ein großer Erfolg und wurde dankbar angenommen. Die Arbeit unseres Teams wurde insgesamt dankbar und Praktische Fragen wie Campingplätze, Pensionen oder mit vielen Komplimenten für die gute und flexible Hotels konnten schnell beantwortet werden und der Organisation angenommen. Fanguide erwies sich als sehr nützlich. Stadtverwaltung Lissabon Die zahlreichen Fragen der Fans z.B. nach Die Vereinbarung mit der Stadtverwaltung, unsere Eintrittskarten und Optionen für die Viertelfinalspiele Fanbotschaft an Spieltagen zentral auf dem Platz Praca konnten Dank unserer Treffen mit dem französischen de Figueira zusammen mit der Englischen Botschaft zu Verband ebenfalls beantwortet werden. platzieren, konnte leider nicht eingelöst werden. Zu groß waren die Sicherheitsbedenken der Stadt. Englische und Zweimal platzierten wir uns am Flughafen in Lissabon, französische Fans sollten nicht aufeinandertreffen. Um aber es stellte sich heraus, dass diese Fans sehr oft die guten Beziehungen der nachfolgenden organisierte Reisen gebucht hatten und somit unsere Fanbotschaften zur Stadtverwaltung nicht zu gefährden, Unterstützung nicht benötigten. stimmten wir so dem Vorschlag zu, an eine nicht ganz so zentralen Platz in Nähe einer Metrostation zu gehen. Zu uns gesellten sich im Laufe des Nachmittags nur die Band und viele Mitglieder des Fanclubs der Nationalmannschaft. An diesem Platz war es schwierig, gute Fanarbeit zu leisten. So trennte sich unser Team und ein Teil ging in die Stadt, um die französischen Fans direkt aufzusuchen. Diese stellte sich jedoch als äußerst schwierig heraus, da diese aus Vorsicht vor den ca. 40.000 englischen Fans keine Nationalfarben, Trikots o.ä. trugen.

Beim Viertelfinalspiel in Lissabon - ich war derzeit schon in Hamburg - durften meine Kollegen die Fanbotschaft zentral auf der Praca de Figueira positionieren. Sie bereiteten ein großes Transparent vor, auf dem in grie- chisch und französisch "Freundschaft", "Fair-Play" und So organisierten wir bei der EM verschiedene Treffen mit "Frieden" stand und ließen es von allen passierenden Fans anderer Nationalitäten, verhalfen den Fans dazu, Fans unterschreiben! bei einer Trainingseinheit zuzusehen oder Spielerautogramme zu erhalten. Trotz des eher schwierigen Anfangs bezüglich des Englandspiels, war es eine insgesamt sehr gute und ver- Unsere Fanbotschaft diente als Treffpunkt für Fans ver- trauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung in schiedenster Nationalitäten wie Kroaten, Engländer, Lissabon. Schweizer, Portugiesen u.v.a.. So sieht ein gelungenes internationales Turnier aus! Stadtverwaltung Leiria und Coimbra In diesen beiden Städten lief die Zusammenarbeit eben- Die französischen Fans bei der EM kamen vor allem aus falls optimal. Wir trafen die Verantwortlichen und disku- den Regionen Südfrankreichs (Occitanie, St. Etienne, tierten im Detail über die aktuelle Lage. Sie ließen sich Lyon, Marseille, Toulouse usw.) und der Westküste, wie von unserem Engagement für die Fans anstecken und Normandie, Bretagne und weiter die Küste entlang über wir erhielten sehr zentrale Standorte für unser Fanauto 128 Nantes bis Bordeaux und dem Baskenland. Viele Fans in den Innenstädten. Zwischen Großleinwand und Café einerseits und in Den sehr interessierten Journalisten in Portugal konnt Parknähe andererseits waren wir in Leiria gut positio- mit Hilfe unsere Tätigkeit anschaulich dargestellt werden niert. Im Park hielt sich der größte Teil der kroatischen von Praxisdarstellungen aus meiner Hamburger Fans auf, so dass sich im Laufe der Stunden die Fanarbeit. Gelegenheit ergab, die beiden Fangruppen zusammen- zubringen. Die freundliche und dankbare Art der französischen Fans mit uns und der Fanbotschaft umzugehen, war für Weiterhin wurden überall in der Innenstadt, vor der uns sehr imponierend. Viele Fans, die wir in Lissabon bei Tourismuszentrale, auf Parkplätzen, vor Kiosken usw. ihrer Ankunft kennen gelernt hatten, sind uns bis zum Hinweisschilder zu unserer Fanbotschaft aufgestellt. Mit letzten Spiel "treu" geblieben. Sie sagten einfach nur einem von uns zusätzlich erstellten Willkommensgruss "Hallo" oder bedankten sich sogar für unsere Arbeit. weckten wir sogleich die Neugierde der französischen Dies überraschte und motivierte uns gleichzeitig. Dieses Fans. Dies garantierte uns zahlreichen Besuch. Zudem Feed-back geht m.E. bei der Fanarbeit in Hamburg oft kamen die französischen Fans, die wir bereits aus verloren, da viele Fans unsere Unterstützung für selbst- Lissabon kannten und uns ebenfalls viele neue Fans verständlich halten. bescherten. Es wurde umfangreiche Hilfe geleistet z.B. beim Ticketkauf, Verlust wichtiger Personalpapiere oder Am Ende waren alle Akteure, Polizei, französische Diebstahl. Botschaft, Fans und wir mit der guten Zusammenarbeit sehr zufrieden. In Coimbra wurde sogar akzeptiert, unsere Schweizer Kollegen neben uns zu platzieren, da diese sehr Ausblick schlecht positioniert waren. Dies brachte beide Tatsächlich traf ich viele deutsche HSV-Fans, die sich Fangruppen sogleich näher und es wurde ein gemeinsa- die französischen Spiele anschauten. Eine optimale mes Fußballspiel von den Fans organisiert. Gelegenheit, diese beiden Fangruppen zusammen zubringen. Dank meiner Erfahrung in der Hamburger Polizei Fanszene sowie meiner französischen Unsere Zusammenarbeit mit der Polizei verlief sehr gut. Fußballkenntnisse konnte ich die ideale Vermittlerinrolle Auch die anderen Fanbotschaften machten mit der höf- übernehmen und gleichzeitig die sprachlichen lichen aber bestimmten Art den Fans gegenüber, sehr Hindernisse überwinden. gute Erfahrungen. Sie waren stets im Hintergrund prä- Zuerst diskutierten die HSV-Fans mit mir über die sent und sprachen entweder französisch oder englisch. Westkurvenmeisterschaft und allgemein über die Saison Die Fans fühlten sich in Portugal als Gäste und keines- 2004/2005. Später nutzte ich diese Treffen, um zusam- wegs als Störer oder Randalierer wie es bei anderen men mit den französischen Fans über die WM 2006 zu internationalen Begegnungen der Fall ist. Die Polizei sprechen. Es zeigte sich wieder einmal, dass verzichtete i.d.R. auf Kampfausrüstungen und Waffen, Deutschland für viele Franzosen immer noch unbe- gaben den Fans jedoch in allen Situationen ein Gefühl schriebenes Blatt ist. So wurden z.B. folgende Fragen von Sicherheit. gestellt: "Gibt es ausreichend Campingplätze?", "Wie teuer ist das Leben in Deutschland?", "Gibt es noch viele Die französischen Zivilpolizisten - stets im Duo mit einem Hooligans in Deutschland?", "Wie ist das portugiesischen Kollegen - stellten sich zu Beginn des Polizeisystem?" u.v.m.. Tunieres bei uns vor und versprachen uns kontinuierli- che Informationen der für uns wichtigen Ereignisse, wie Sehr oft habe ich die Adresse und Telefonnummer des z.B. dem "Schwarzverkauf" von Tickets eines französi- Hamburger Fanprojekts verteilt, um den Kontakt bis schen Fans. Dieser wurde lediglich kurzfristig von der 2006 aufrecht zu erhalten. Bis zur Weltmeisterschaft Polizei festgehalten. In Coimbra wurden wir vor werde ich versuchen, die Fans beider Länder näher zu Taschendieben in der Innenstadt und in den Shuttle- bringen, so z.B. durch eine für Ende 2004 geplante Bussen gewarnt. Diese Informationen waren sehr hilf- Fanreise nach Marseille. Weiterhin ist die in Frankreich reich und konnten prompt an die Fans weitergegeben erfolgreiche Musikband der Nationalmannschaft sehr an werden. einem internationalen Treffen in Hamburg zur WM inter- ressiert. Auch der Kontakt zu dieser aktiven und sehr Fazit interessierten Gruppe wird gepflegt, um ein internationa- Diese Erfahrung in Portugal ist wichtig für meine zukünf- les Treffen zur WM zu ermöglichen. Dies sind zwei gute tige Arbeit in Hamburg. Es hat gezeigt, wie viel Arbeit Gelegenheiten mit den Medien Fußball und Musik, natio- ganz ohne Vorerfahrung seitens der Fans und der weite- nale Grenzen zu überwinden. Internationale ren Akteure wie Stadt, Verein, Verband usw. nötig ist, um Fanfreundschaften werden gefördert und somit ein optimal zu agieren. Beitrag zum Abbau von Fremdheit und Rassismus gelei- In Hamburg bin ich durch meine langjährige Mitarbeit am stet. Hamburger Fanprojekt gewohnt, dass viele Fans mich bzw. das Fanprojekt kennen. Dies erleichtert die Arbeit Geneviève Favé, HSV-Fanprojekt sehr. Hingegen wusste kein französischer Fan, was eine "Fanbotschaft" war. Die Arbeit musste oft "von der Pieke auf " erklärt und mit meiner langjährigen Praxis veran- schaulicht werden. Ebenso das für mich gewohnte Arbeitsverhältnis zwischen Fanprojekt und Verein, Stadt, Presse etc.. In Portugal wurde alles neu aufgebaut und das Team musste seine Arbeit täglich neu legitimieren. 129 7. Beiträge von Fans, Fanbeauftragten und Hier kann man dann auch je nach Tabellenstand der Abteilungsleitung des „HSV-Supporters- Mannschaft, einige (Ex-)Spieler sehen. So spielte Club“ zur Arbeit des Fanprojektes Marinus „Fußballgott“ Bester bei der letzten Westkurven- Meisterschaft im Team des Supporters-Club mit. In diesem Kapitel wollen wir HSV-Fans und Anthony Yeboah und Eric Meijer durften sich als Fanvertretern die Gelegenheit geben, sich zur Arbeit und Schiedsrichter betätigen. den Angeboten des Fanprojektes kritisch zu äußern. Wir Für die jüngeren Fans bietet das Fanprojekt die so haben Fans gebeten, denen das Fanprojekt schon lange genannten U20-Fahrten zu Auswärtsspielen an. Diese bekannt ist, die an Veranstaltungen und Angeboten teil- Fahrten finden zu sehr günstigen Preisen statt, so dass nehmen, die das Fanhaus nutzen oder anderweitig mit auch etwas längere Auswärtsfahrten für jugendliche dem Projekt zusammenarbeiten, ihre (subjektive) Sicht Fans erschwinglich sind. Eltern können ihre Kinder hier des Fanprojektes zu schildern und dessen Arbeit und ganz unbesorgt dem Fanprojekt überlassen, denn Angebote zu reflektieren. An erster Stelle steht ein von Alkohol und Zigaretten sind auf den Fahrten tabu. einem Fan verfasster und in der „HSV-Supporters- News“ erschienener Artikel, in dem er den Lesern ver- Einige der wohl lästigen Aufgaben des Fanprojekts dürf- sucht zu erklären, was das Fanprojekt ist bzw. was es te das Schreiben des Jahresberichtes sein. Umfasst die- anbietet. Außerdem haben wir den Fanbeauftragten ser für das vergangene Jahr doch ganze 65 Seiten vol- des HSV, Lutz Ackermann, gebeten, seine Sicht zur ler Informationen über die Fans des HSV und deren Kooperation Verein/Fanprojekt darzustellen (Beitrag 9). Verhalten. Zum Schluss folgt ein Beitrag eines HSV-Fan, der seine Erlebnisse und Erfahrungen als „Deutschland-Fan“ wäh- Anzutreffen sind die Mitarbeiter des Fanprojekts mon- rend der Euro 2004 in Portugal beschreibt. tags, mittwochs und freitags von 10 bis 16 Uhr und dienstags und donnerstags bis 19.30 Uhr. Während des 1. HSV-Fanprojekt Arbeit am Fan seit 1983, Patrick Spieltags hat das Fanprojekt einen Stand im Stadion. Grützner Den findet ihr in der Ebene 4. Nord des Stadions. (erschienen in der “supporter news“ Nr. 38, März 2004) Ansprechpartner sind: Genevieve Favé, Joachim Ranau, Frank Steiner. HSV-Fanprojekt? Einigen wird das Fanprojekt ein Begriff sein, denn bereits seit 1983 kümmert es sich in Form 2. Beitrag Sven Kerlin von 3 hauptamtlichen Mitarbeitern um diverse Fans des (CFHH- und Poptown-Mitglied, seit August 2004 beim Hamburger SV. Zielgruppe des HSV-Fanprojekts sind HSV fest angestellt) neben den „normalen“ Fans auch Skinheads und Hooligans. Ziel ist es aber nicht, diese Leute auszugren- Mein Name ist Sven Kerlin und bin 22 Jahre alt. Viele zen, sondern das Verständnis zwischen den kennen mich auch nur unter meinem Spitznamen Sunny. Fangruppen, der Polizei, dem HSV und den Medien zu Ich bin, seit ich Denken kann, HSV Fan. Seit dem Jahr verbessern und zu fördern. 2000 helfe ich ehrenamtlich beim HSV Supporters Club und beim HSV Fanprojekt, falls irgendwelche Sachen Die wichtigste Aufgabe des Fanprojekts ist es aber, anliegen. Ich bin seit ein paar Monaten einer der Fans, die Ärger mit dem Ordnungsdienst, dem Verein Glücklichen, die beim HSV arbeiten dürfen. Für mich ist oder der Polizei haben, beratend und vermittelnd zur der HSV mehr als nur ein Hobby oder ein Verein. Er Seite zu stehen. So fand vor etwas längerer Zeit ein umfasst mittlerweile mein ganzes Leben, meine Freizeit öffentliches Treffen zwischen Fans und der Polizei und meinen Freundeskreis. Ich gehöre der Hamburg statt, die bis dahin durch Unwissenheit einige Fangruppierung Poptown und der CFHH an, die regel- Fans als potentielle Gewalttäter einstuften. Durch das mäßig bei Heim- und Auswärtsspielen Choreographien Treffen konnte zumindest ein kleiner Erfolg der Fans planen und sich auch sonst für den Verein, aber auch erzielt werden, indem man einige Vorurteile auf Seiten mal kritisch gegen den Verein einsetzen. Und, wie es der Polizei ausräumen konnte. sich für einen richtigen Fan gehört, bin ich auch in einem Fanclub. Ich bin sogar in zwei, und zwar der „Hermann’s Das Fanprojekt bietet aber nicht nur Themenabende, treue Riege“ und „HSV Websupporters“. sondern auch die Möglichkeit, sich vor und nach den Heimspielen zu treffen. Hier kann dann ein wenig Ich helfe, wie schon mal erwähnt, dem HSV Fanprojekt Vereinsleben gelebt werden. Vor den Heimspielen wird ehrenamtlich. Ich fahre als Betreuer bei U 20 das Fanhaus (Stresemannstrasse 162) durch die CFHH Auswärtstouren mit und helfe bei Veranstaltungen, die geöffnet, um sich schon mal auf das Spiel vorbereiten zu das HSV Fanprojekt organisiert. Zudem bin ich seit gut 2 können. Nach dem Spiel wird das Fanhaus durch die E- Jahren mit meiner Freizeitmannschaft, den HSV-Forum- Block-Giants geöffnet, dort kann man dann in gemüt- Kickers, bei allen Fußballturnieren gewesen, die das licher Runde die Sportschau sehen (je nach Ergebnis HSV-Fanprojekt organisiert hat. Egal, ob es ein „kleines“ vielleicht auch besser nicht). Turnier, wie der HSV-Fan Cup oder der Nord-Cup, wo nur 12 Mannschaften mitmachen dürfen, oder eines der Über das Jahr verteilt gibt es neben den diversen Dart-, größeren Turniere, wie der Rohe-Ostern-Cup, die Kicker- und Fußballturnieren zwei ganz große Highlights Westkurvenmeisterschaft oder das größte Turnier, der im Terminkalender des Fanprojekts. Zum einen ist das Indoor-Cup, wo rund 48 Teams mitmachen können, war. der Indoor-Cup, der in der Alsterdorfer Sporthalle dieses Zudem bin ich gerne bei den Doppelkickerturnieren 130 Jahr zum 8. Mal ausgetragen wurde, und zum anderen dabei, bei der Weihnachtsfeier oder auch bei sonstigen die seit 1988 ausgetragene Westkurven-Meisterschaft. Feiern. dort eher ein raue Klima herscht ist auf den Fahrten des Ich freue mich immer, wenn das HSV-Fanprojekt wieder Fanprojektes fremd. Auf der Hinfahrt hat jeder eine Veranstaltung organisiert, weil ich weiß, das hat Mitfahrende die Möglichkeit, an einem Tipp- und Hand und Fuß und der Spaß ist schon vorprogrammiert. Gewinnspiel teilzunehmen. Des Öfteren werden auch Das Team um Dieter ergänzt sich einfach total. Und das Videos über Spiele, andere Vereine und deren wichtigste, egal wen man von den vieren anspricht, jeder Fanszenen gezeigt. Manchmal werden auch vor Ort ist sofort hilfsbereit und hat auch bei Problemen immer Spiele gegen das Fanprojekt des anderen Vereins aus- ein Ohr offen. Und obwohl es eigentlich so war, dass das getragen. Gelegentlich werden auch Veranstaltungen in HSV Fanprojekt speziell für Kinder und Jugendliche das Programm einbezogen, wie zum Beispiel letzte gedacht ist, kann sich trotzdem jeder an sie wenden, Saison auf der Fahrt nach München, als wir die KZ wenn man Probleme hat. Gedenkstätte Dachau besichtigten.

Ich persönlich kann keine Kritik äußern, vielleicht nur ein Es herrscht auf den Fahrten mit dem Fanprojekt also ein paar Vorschläge, was man mehr machen kann. Ich gewisser Flair, welche das Interesse des eher ruhigen würde es begrüßen, dass man ein paar mehr und bedächtigen Fans weckt. Fußballturniere auf draußen verlegen könnte. Ich weiß Was ich eher als Nachteil sehen würde, ist das Alkohol- zwar, dass so was immer schwer ist, wegen den Ämtern, und Rauchverbot während der Fahrt. Dass die jedoch ist es ja auch so, dass man gerade im Sommer Verantwortlichen auf hochprozentigen Alkohol verzich- lieber draußen spielen will, als in der Halle. ten möchten, kann man nachvollziehen, jedoch sollte jedem ein kleines Bierchen gewährt sein. Ja, das war’s eigentlich von mir, ich freue mich auf ein weiteres Jahr zusammen mit dem HSV-Fanprojekt. Ich würde mich freuen, wenn das Fanprojekt mehr Engagement im Bezug auf Fans und deren Probleme 3. Beitrag Marco Weber mit Polizei und Sicherheitskräften zeigen würde. Das (Mitglied der Ultragruppierung „Poptown“) Fanprojekt könnte sich beispielsweise für Fans mit Stadionverbot einsetzten und in deren Namen gegen Bevor ich mich dem Thema „Fanprojekt“ widme, möchte Willkür und Schikane seitens der Staatsmacht kämpfen. ich dem Leser gerne einige Informationen über meine Person mitteilen. Mein Name ist Marco Weber, ich bin 19 Ansonsten sehe ich das Fanprojekt als eine sehr wichti- Jahre alt und momentan Zivildienstleistender. Ich bin seit ge Einrichtung für Fan, Fanszene und Verein. meinem 6. Lebensjahr HSV-Fan, seit vier Jahren Dauerkarten-Inhaber und fahre seitdem zu fast jedem 4. Beitrag Philipp Markhardt Auswärtsspiel. Ich war 15 Monate Mitglied bei der (Mitglied der Ultragruppierung „CFHH“) Chosen Few Hamburg, bevor ich zu der Gruppierung Poptown `98 Hamburg wechselte, welcher ich seit einem 1. Kurzvorstellung eigene Person halben Jahr angehöre. Seit ca. 3 Jahren bin ich, mal - was mache ich in der HSV-Fanszene, welcher mehr und mal weniger aktiv, ein Teil der Fanszene. Gruppe ordne ich mich zu? 2. Mein Bezug zum Fanprojekt Mein Bezug zum Fanprojekt ist hauptsächlich durch - was ist mein Bezug zum Fanprojekt, was habe ich meine Mitgliedschaft bei Poptown `98 Hamburg entstan- mit dem Fanprojekt zu tun? den. Da die meisten Mitglieder dieser Gruppierung die 3. Was macht das Fanprojekt (für mich)an Angeboten Angebote des Fanprojektes zu Auswärtsspielen nutzen, etc. habe auch ich mich für diese preiswerte Variante ent- - welche Angebote, Veranstaltungen, Hilfen oder schieden. Des weiteren nutzen wir für unsere regelmä- sonstiges vom Fanprojekt nehme ich wahr und in ßigen Treffen das Fanhaus, eine Initiative des Anspruch? Fanprojektes. Dort haben wir auch die Möglichkeit, 4. Wie bewerte ich das Fanprojekt unsere Materialien unterzubringen und Basteleinsätze - was sind Stärken (und Schwächen) des Projektes, im kleineren Rahmen durchzuführen. Außerdem wird was läuft gut, was sehe ich als besonders positiv, wo diese Einrichtung genutzt, um Dart-, Skat- und Kicker- müsste das Fanprojekt mehr machen, was habe ich Turniere zu veranstalten, an denen ich jedoch noch nicht für Wünsche an das Fanprojekt?“ teilgenommen habe. Gelegentlich werden dort auch die Auswärtsspiele des HSV übertragen und Informations- Was hat denn das mit dem Jahresbericht zu tun? Fragt Abende zu aktuellen Themen durchgeführt. Doch auch sich jetzt der eine oder andere. Dieser „rote Faden“ außerhalb des Fussballs bietet das Fanprojekt erreichte mich am 07.06.04. Genug Zeit also, um etwas Veranstaltungen an, zum Beispiel wurde jedem zu schreiben. Jetzt habe ich noch einen halben Tag Zeit. Interessenten die Möglichkeit gegeben, die Ausstellung „Blödmann. Hätte er ja früher machen können.“ sagen „Verbrechen der Wehrmacht“ zu besuchen. sich jetzt viele. Nein, hätte ich nicht. Grund hierfür: Mir fällt einfach nichts Passendes ein. Könnte daran liegen, Das besondere am Fanprojekt ist, dass es sehr preis- dass eben nicht wie im Vorjahr stürmische Zeiten anla- werte Angebote für Auswärtsfahrten anbietet. Dadurch gen, sondern eher geruhsame Stunden im Kreise der lockt es gerade jüngere Fans an, welche nicht die finan- HSV-Familie (mal abgesehen von willkürlich verteilten ziellen Möglichkeiten besitzen, die Angebote des Gefährderansprachen und Meldeauflagen). Trotzdem Supporters Club zu nutzen. Es wird auch viel Wert auf werde ich mein Bestes geben und das Jahr mal Revue die Art und Weise des Auswärtsfahren gelegt, man will passieren lassen... den Fans eine Alternative zum Sonderzug bieten. Dass 131 Das Fanprojekt bietet jugendlichen HSV-Fans eine und seit einigen Jahren spiele ich auch selbst aktiv Anlaufstelle bei Sorgen und Problemen und betreut sie. Fußball beim TSV Stellingen. Die Jugendlichen, nicht die Probleme. So ungefähr steht Letzte Saison war ich auch Dauerkartenbesitzerin, doch es jedenfalls geschrieben. Bin ich mit meinen 24 Jahren die habe ich jetzt nicht mehr, denn ich bin seit der eigentlich noch jugendlich? Egal, ich bin HSV-Fan und Rückrundensaison als Verkäuferin der HSV-Live tätig. ProFans-Aktivist, Mitglied im Supporters Club und in Das macht mir riesigen Spaß und wenn wir mit dem einer „führenden Position“ bei der Fan-Gruppierung Verkaufen der Zeitungen fertig sind, dürfen wir uns das Chosen Few Hamburg. Landläufig bezeichnet man letz- Spiel immer angucken. Ich steh dann immer mit meiner tere Gruppierung als „Ultras“. Dementsprechend dürfte Freundin Luisa, die mit mir zusammen verkauft, in der ich also im Umfeld des Fanprojekts gut aufgehoben sein. Nordkurve zwischen all den Vollblutfans, die immer mit Schließlich ist schon länger bekannt (wer es nicht wus- Leib und Seele dabei sind. Dort herrscht eine tolle ste, weiß es jetzt), dass übermäßige Hingabe zum Stimmung und die Leute dort sind echt nett. Besonders Verein den Mächtigen suspekt ist. Sprich, als „Ultra“ ist die Supporters, die sich jedes Mal viel Mühe geben, man der Überwachung durch die Ordnungsmacht aus- indem sie faszinierende Choreos zaubern. gesetzt. So ist das Refugium Fanprojekt als Kurz vor dem Auswärtsspiel in der Rückrunde gegen Rückzugsgebiet / autonomer Ort / „Keimzelle des Rostock las meine Mutter in der Zeitung, dass das Bösen“ (je nach Sichtweise bitte einen Begriff wählen) Fanprojekt noch Plätze für das Spiel frei hat. Vorher nahezu ideal, denn schließlich hat man den „Anwalt der wusste ich gar nicht, dass es ein spezielles Fanprojekt Fans“ im gleichen Haus, und auf Vertrauensbasis ist uns gibt, doch sie meldete mich kurzer Hand an und so fuhr hier vieles möglich. Choreographievorbereitung, ich Anfang März mit dem Fanprojekt nach Rostock. Planungstreffen oder auch nur gepflegte Lästerrunden Leider verlor der HSV 3:0, aber das änderte nichts an sind in Eigenregie durchführbar, und durch ehrenamtli- der tollen Stimmung, die oder herrschte. Ich unterhielt che Helfer können wir auch vor Heimspielen das Haus mich mit den vielen Jungs im Bus, machte beim öffnen und die Bewirtung der Gäste durchführen. Neben Gewinnspiel mit und tippte für das Spiel(leider völlig diesen „klassischen“ Angeboten konnte das Fanprojekt daneben ;-)) im vergangenen Jahr auch Veranstaltungen bieten, die für Fußballfans zumindest beim HSV, eher ungewöhnlich Auf der Hinfahrt sprach mich Martin auch auf die sind. So wurde zum Beispiel die Wehrmachtsausstellung Fanmannschaft an. Ich machte mir keine genaueren besucht. Dies bot sich gerade deshalb an, weil seit Gedanken, jedoch rief mich Geneviève ein paar Monate geraumer Zeit, die politischen Meinungen verschiedener später an und fragte mich, ob ich beim Frauen-Fan-Cup Fangruppen durchaus offen miteinander kollidierten. teilnehmen möchte. Sofort sagte ich zu und beim Turnier Nächste Woche (wir schreiben den 6.8.04) wird dann ein erreichten wir den 2. Platz hinter Werder Bremen. weiteres Angebot gemacht, es geht zum „Dialog im Seit ich beim Fanprojekt dabei bin, erfahre ich von den Dunkeln“, einer Veranstaltung, die es sehenden verschiedenen Angeboten, die es mir bietet, Menschen ermöglicht, die Welt einmal „blind“ zu erleben. Auswärtsfahrten, z.B auch Kickerturniere, Fahrten zu Beide Veranstaltungen sind als Kontrastprogramm Länderspielen, oder auch die jährliche Fahrt zum Fan sicherlich interessant (gewesen). Schade nur, dass ich Finale. zu den Terminen nicht erscheinen kann / konnte – auch Fußballfans haben entgegen anders lautender Gerüchte Dieses Jahr war ich auch dabei. Das Weekend war echt einen Job. klasse und auch das Turnier hat riesen Spaß gemacht. So, bis hierhin war es eigentlich ganz leicht. Wir kom- Wir haben neue Freundschaften geschlossen und zum men also zu Punkt 4 der Liste – die Bewertung. Ich krönenden Abschluss sahen wir uns das Pokalspiel wurde gebeten, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Werder Bremen- Alemannia Aachen an. Könnt ihr haben. Seit dem mache ich auch regelmäßig bei Auswärtsfahrten mit. Z. B. war ich noch bei den Eigentlich bin ich ganz zufrieden. Der Dialog Fanprojekt- Auswärtsspielen in Gladbach und in Bremen dabei. Fans läuft ohne großartige Spannungen ab, Bevormundung gibt es nicht. Ein offenes Ohr ist jederzeit Ich finde das, was das Fanprojekt mir bietet, echt gut. vorhanden und das Fanprojekt hat sicherlich aktiv zur Besonders gut finde ich, dass die Verständigung zwi- Befriedung des Konflikts Chosen Few – Poptown beige- schen den Fans gefördert wird. Denn meistens findet vor tragen. Die Tipps zum Umgang mit der Polizei sind mir den Auswärtsspielen ein Freundschaftsspiel zwischen manchmal zwar etwas zu blauäugig, sonst aber durch- den HSV Fans und den Fans vom gegnerischen Team aus gut. Einen Wehrmutstropfen habe ich dann am Ende statt. Wie z.B. in Gladbach und in Bremen auch. aber doch: Joachim! Wie kann man auf die Idee kom- men ein Rap-Battle mit USP vorzuschlagen??? Außerdem finde ich es echt gut, dass es den HSV Fans Whatever, das war’s dann soweit von mir. Ich bin drau- ermöglicht wird, für einen günstigen Preis zu den ßen wie’n Picknick. Bis nächstes Jahr dann. Ach ja, trotz Auswärtsfahrten zu kommen. des Faux Pas darfst Du zur 5-Jahresparty der CFHH kommen. Bring die anderen mit. Meine Wünsche wären es jedoch noch, dass man bes- ser informiert wird, denn ich wusste zu Beginn erst gar 5. Beitrag Anna Stöcken nicht, dass es ein spezielles Projekt für Fans gibt. (Teilnehmerin U-20-Fahrten und Fußballturniere) Doch seit ich es weiß, erzähle ich meinen Freunden davon und habe auch schon einige zu den Ich heiße Anna Stöcken und bin 16 Jahre alt. Auswärtsfahrten mitgebracht. Ein anderer Wunsch wäre 132 Seit vielen Jahren bin ich schon begeisterter HSV-Fan es noch, dass man noch besser über die verschiedenen Angebote informiert wird. Z.B. wusste ich gar nicht, dass teilnehmen. Bei diesen Veranstaltungen kommt es nicht es eine Fahrt zum Qualifikationsspiel von der dt. Frauen auf Qualität des Einzelnen, sondern auf das gemein- Nationalmannschaft gibt. Vielleicht kann man das durch schaftliche Zusammensein an. einen Newsletter machen? Sonst habe ich nur Positives über das Fanprojekt zu Gegenüber anderen Fan Projekten der einzelnen sagen. Ich finde, dass es jedes Mal eine tolle Bundesligaclubs schneidet das Unsere meiner Meinung Organisation und sehr freundliche Betreuer gibt, sodass nach recht gut ab, da die Veranstaltungen recht gut jedes Ereignis zu einem großen Spaß wird. Vielen Dank organisiert sind. Dieses ist unter anderem zurückzufüh- Anna Stöcken ren, dass unser Club Hamburger Sport Verein e.V. diese staatliche Organisation verhältnismäßig gut unterstützt. 6. Beitrag Mirko Voß Als Anregung abschließend zu sagen, müsste das Haus (E-Block-Giants) mehr Werbung für sich und der Sache machen, besonders für Einzelpersonen (Fans) die nicht organi- Ich, Mirko Voß 38 Jahre jung, bin seit meinem zehnten siert sind wie wir E-Block Giants oder CFHH, Fan Club Lebensjahr Fußballfan. Meine erste Partie im Hermann´s Treue Riege etc. Volksparstadion war wahrscheinlich das Meisterschafts- spiel HSV – Eintracht Braunschweig aus dem Jahre 8. Beitrag Jojo Liebnau 1979. Ich stand wie immer für DM 5,- (Schüler) im Block (Abteilungsleitung Supporters-Club, CFHH) E. Nach diversen Heimspielen in den Glanzjahren unse- res Clubs fuhr ich ab dem Jahr 1982 zu vielen Mein Name ist Johannes Liebnau, in der Szene bin ich Auswärtsspielen unter anderem auch zum unvergesse- wohl eher unter Jojo bekannt. Ich arbeite aktiv für den nen 4 : 3 in München. In dieser Zeit gründeten einige HSV und seine Szene, in dem ich mich in mehreren HSVér den Fan Club „Konfetti“, der ca. 6 – 7 Jahre exi- Gruppierungen engagiere und gleichzeitig Mitglied der stierte und seine Fan Kneipe das „Lütt Döns“ am Abteilungsleitung des HSV Supporters Clubs bin. Ottmarschener Bahnhof war. Wir unternahmen gemein- Der HSV Supporters Club, seines Zeichens die größte sam viele Auswärtsspiele mit TIP - Reisebüro am Fangruppierung Deutschlands, nutzt das Fanhaus eben- Gänsemarkt ( Manni Zier ) oder mit dem Fan Club falls für ein regelmäßiges Treffen. Jeweils am ersten Geesthacht, der ebenfalls Busse charterte. Ende der Dienstag im Monat findet eine öffentliche Sitzung der 80ér Jahre zerbrach der Fan Club „Konfetti“ und mich Abteilungsleitung des HSV Supporters Club statt. Hier nahm während des Bremer Hallenturniers am 19.1.1991 nutzt die Abteilungsleitung die Möglichkeit, in die mein heutiger Fan Club „E-Block Giants“ auf. Dieser Mitgliedschaft hineinzuhorchen und Anregungen und schloss sich frühzeitig dem Dachverband der HSV Fan Kritik aufzunehmen. Neben der Raumnutzung arbeitet Clubs an , mit den ich heute noch gute, freundschaftliche der SC eng mit dem Fanprojekt zusammen, insbeson- Kontakte pflege, sobald sie noch zum HSV gehen oder dere wenn es um die Veranstaltungen der traditionellen verbunden sind. Da das Fan Haus ( Fan Projekt ) nach West-Kurven-Meisterschaft und des Indoor Cup geht jedem Sonnabend Heimspiel durch den Dachverband (beides Fußballturniere für HSV-Fans). der HSV Fan Clubs geöffnet hatte und die „E-Block Giants“ dauerhafte Stammkunden waren bzw. sind, ist Für die Chosen Few Hamburg, eine unabhängigen der Kontakt zu den Fan Projekt´lern nie abgerissen. Bis Fangruppierung des HSV, ist das Fanhaus schon zu vor ca. 8 Jahren veranstalteten Fan Club´s des einem Zuhause geworden. Donnerstags ab 19 Uhr tref- Dachverbandes regelmäßig untereinander Fan Club fen sich die Mitglieder der CFHH und andere Choreo Fußball Turniere. Die Hallen wurden regelmäßig über interessierte HSVer zum Planungstreffen. Vor allem jün- das Fanprojekt zur Verfügung gestellt, was für uns Fans gere Fans suchen hier Kontakte in die Fanszene, wäh- eine große Erleichterung war und unterhalb der Fan rend die „Alteingessenen“ die Möglichkeit nutzen, um Club´s für Kameradschaft sorgte. weitere engagierte Helfer für Aktionen zu gewinnen.

Nach Auflösung des Dachverbandes übernahmen die Neben den Donnerstagstreffen öffnet die CFHH auch vor „E-Block Giants“ die Sonnabend Öffnungszeiten des den Heimspiele der HSV Bundesliga-Mannschaft. Fan Hauses um die zentrale und kostengünstige Anlaufstelle an einem Heimspieltag weiter aufrecht zu Für Viele ist das regelmäßige Treffen in der erhalten. Norbert Neiss und ich halten die Fäden zusam- Stresemannstraße auch einfach nur die Möglichkeit zum men was gleichbedeutend ist, dass es nach Spielende Entspannen und in Ruhe ein Bierchen oder eine Cola zu einen zentralen Ort zum Sportschau sehen, klönen, ver- trinken. Bei diesen Treffen ist generell die CFHH bunden mit günstigen Getränken gibt. Gelegentlich kom- Veranstalter. Das Fanprojekt selber überträgt diese men auch gerne Gästefans zu uns, die sich alle wohl- Verantwortung an die führenden Kräfte der CFHH. fühlten, denn das Haus ist für jeden Fußballfan geöffnet. Zusätzlich hat die CFHH die Möglichkeit einen komplet- Des weiteren nehme ich regelmäßig an den Dart- ten Kellerraum als Lager zu nutzen. Turnieren teil, sobald ich beruflich nicht verhindert bin. Sie finden in der Regel 6x im jahr am Dienstag oder Ich beurteile die Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt Mittwoch, teilweise in Verbindung mit Liveübertragungen als eine durchweg positive. Schön wäre es meines von Fußballspielen, statt. Es ist eine lockere Atmosphäre Erachtens, wenn sich die Jungs und Mädels des bei Cola, Bierchen und Würstchen bei dem jeder Fanprojekts gerade am (Auswärts)-Spieltag noch aktiver Teilnehmer einen Preis gewinnt, sei es der oder die für die HSV-Fans einsetzen würden und gemeinsam mit Turniersieger (in) oder Letzte. Es ist ein Kern von ca. 30 der Fanbetreuung des HSV zum einen solch Dinge wie – 35 Teilnehmern von denen im Schnitt pro Spieltag 20 übertriebene Polizeiwillkür beachten. Zum anderen133 würde ich mir wünschen, dass das Fanprojekt noch für Fans und Fan-Clubs, die dann u.a. vom HSV gezielter das Gespräch mit Fans sucht, die durch Supporters Club finanziell unterstützt werden. dumme rassistische, antisemitische oder faschistische Sprüche auffallen. Die Kooperation zwischen Fanbeauftragten und Fanprojekt läuft in Hamburg bereits seit einigen Jahren 9. Beitrag Lutz Ackermann relativ gut. Da beide Seiten grundsätzlich das gleiche (HSV-Fanbeauftragter) Ziel haben, nämlich das Bestmögliche für die Fans zu erreichen, ist es wichtig, sich auf möglichst vielen Ich wurde seitens des Fanprojektes gefragt, ob ich nicht Gebieten auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Lust hätte, etwas zum Jahresbericht des Fanprojektes Im Herbst letzten Jahres wurde hierfür auch ein erster beizutragen. Nach einigen Infos, was man sich so vor- bundesweiter Schritt getan, indem die Fanprojekte im stellen könnte, sitze ich nun hier vorm PC und versuche Rahmen ihrer Jahrestagung zu einigen etwas Gescheites niederzuschreiben. Themenbereichen auch die Fanbeauftragten eingeladen hatten. Es soll zukünftig versucht werden, zumindest Ich ist in diesem Falle Lutz Ackermann, 32 Jahre und stadtintern auch das vorhandenen Know How des seit mittlerweile 3 ½ Jahren hauptamtlicher jeweils anderen zu nutzen. Bei dieser Veranstaltung hat Fanbeauftragter des Hamburger Sport-Vereins. sich für mich gezeigt, dass wir zu der Minderheit gehö- ren, bei denen dieses bereits weitestgehend funktioniert. Ich besuche seit Mitte der achtziger Jahre regelmäßig Gerade wegen der Erfahrung des Fanprojektes bei die Heimspiele und habe mein erstes Auswärtsspiel am Personalienaufnahme bis hin zu Stadionverbot kann ich 22.10.88 in Frankfurt gesehen, die Anreise erfolgte Fans, die mit ähnlichen Sorgen zu mir kommen, vorbe- damals im Bus mit dem ehemaligen Dachverband der haltlos ans Fanprojekt verweisen, bzw. mir die nötigen HSV Fanclubs. Anfang der 90iger, nach Beendigung Informationen mit manchmal nur einem Anruf besorgen. meiner aktiven “Fußballer Laufbahn“, habe ich mir die erste Dauerkarte zugelegt. Ungefähr zu der Zeit bekam Alles in Allem würde ich die Arbeit mit dem Fanprojekt ich auch die ersten Kontakte zum Fanprojekt, dem als gesundes Miteinander bezeichnen, in dem sich nie- damals noch Thomas Schneider und Friedo Heitmann mand scheut, den anderen um Rat zu fragen. angehörten. 10. Beitrag Florian Voigtländer zur Euro 2004 in Zu der Zeit war das Fanhaus regelmäßig Dienstag Portugal Abend geöffnet. Unter anderem gab es eine Tischtennis- (ehemaliger „U-20-Fahrer“) und eine Dartliga, in der über die Saison verteilt interes- sierte Fan-Clubs gegeneinander antraten. Das Nach einer durchwachsenen Saison des HSV wollten Skatturnier, an dem ich immer noch versuche regelmä- wir, mein Bruder Benjamin und ich, mal wieder richtigen ßig teilzunehmen, wurde ebenfalls Anfang der 90iger ins Weltklasse-Fußball sehen. Leben gerufen. Da kam es uns gelegen, dass in diesem Jahr in der Aus Sicht des Fanprojektes habe ich mich dann in den Sommerpause die EURO 2004 in Portugal stattfand. Jahren vom “Klienten“ zum Kollegen entwickelt, späte- stens seit dem Wechsel vom Fan-Shop Mitarbeiter zum Passend dazu wurden wir vom HSV-Fanprojekt ange- Fanbeauftragten. sprochen, an einer Fahrt auf die Iberische Halbinsel teil- zunehmen. Leider mussten wir passen, da die Fahrt Das Fanprojekt ist eine Einrichtung, die sich vorrangig unsere Urlaubstagsgrenze überschritt. Somit planten wir um die jugendlichen Fußballanhänger kümmert, wobei auf eigene Faust die Tour. gerade der pädagogische Aspekt einen wichtigen Teil einnimmt. Uns erschien es aussichtslos, für Spiele mit deutscher Beteiligung Karten zu organisieren, deshalb reservierten Als Fanbeauftragter ist man gewissermaßen für alle wir uns für 2 Gruppenspiele der bulgarischen Anhänger zuständig. Beim HSV wird dem Fan, gerade Mannschaft (gegen Schweden und Dänemark) Karten. auch durch den Supporters Club, in vielen Bereichen die Also war der Zeitraum für eine Reise schon mal abge- Möglichkeit gegeben, sich aktiv am Vereinsleben zu steckt. beteiligen. Hierdurch ergibt sich für mich automatisch zu einigen Gruppierungen ein intensiverer Kontakt, als zum In diesem Zeitraum sollte auch das Spiel Deutschland einfachen Besucher eines Spiels. gegen Holland stattfinden und da mein Bruder per Zufall eine Karte auftreiben konnte, wollte ich dies auch tun, Natürlich kommt es hier zu Überschneidungen, bei um die überteuerten Eintrittspreise auf dem örtlichen denen wir uns seitens des HSV sehr gut mit dem Schwarzmarkt zu vermeiden. Da kam mir das Fanprojekt Fanprojekt ergänzen. Das Fanprojekt bietet den besonders in Person von Martin sehr entgegen. Er konn- Ultragruppierungen CFHH und Poptown die Möglichkeit, te noch eine Karte zum regulären Preise für mich auf- das Fanhaus zu nutzen, um dort regelmäßige Treffen zu treiben. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle! Nun veranstalten, was dadurch auch den direkten Kontakt zu konnten wir uns frohen Mutes und mit dem sicheren den Gruppen vereinfacht, weil man weiß, wann und wo Gefühl garantiert 3 Spiele live zu erleben auf nach man sie antreffen kann. Portugal machen. Mit Hilfe des EM 2004 Fanguides konnten wir zudem im Vorfeld die Reise planen und 134 Die Mitarbeiter des Fanprojektes kümmern sich um die organisieren. Ausrichtung und Durchführung verschiedener Turniere Unsere erste Station hieß Lissabon. Wir landeten bereits Luz das Spiel Portugal gegen Russland sehen wollten. mittags in der Hauptstadt und hatten somit noch genü- Nach einem Bad im Pool und einer erfrischenden gend Zeit für einen Stadtbummel, da die Partie Dusche machten wir uns auf den Weg. Zunächst besich- Schweden gegen Bulgarien erst am Abend begann. Vor tigten wir jedoch die berühmte Statur Santuario Christo der EM hatten wir erfahren, dass es einen Fan-Park auf de Rei und machten wunderschöne Fotos von der dem Expo-Gelände in Lissabon gibt, also beschlossen gesamten Stadt. wir, dem Fan-Park einen Besuch abzustatten. Allerdings hatten wir noch keine Karten für den Kick und Der Fan-Park, direkt am Ufer des Rio Tejo neben dem fuhren deshalb früh zum Stadion, um vor Ort Karten zu Medien-Zentrum gelegen, bot für junge und alte kaufen. Dies gelang uns recht gut und jeder saß zum Fußballfans eine Menge: z.B. konnte man auf einem Anpfiff auf einem Platz im Stadion, bis auf Butcha, der Kleinfeld selbst kicken, auf die Torwand schießen oder das Stadion erst zur Halbzeit aus ungeklärten Gründen sich einfach an diversen Ständen über die EM informie- betrat. ren. Die Portugiesen sind für ihren Enthusiasmus bekannt, Nach dem Besuch im Fan-Park bummelten wir langsam und dementsprechend euphorisch verfolgten sie das durch die Altstadt in Richtung Estadio Alvalade. Im Spiel mit einer kräftigen Lautstärke. Die Stimmung koch- Stadion angekommen, nahmen wir bereits die te zudem noch über, als Portugal verdient mit 2:0 Toren Schlachtgesänge der zahlenmäßig überlegenen gewann. Schweden wahr. Nach dem Spiel fuhren wir zurück zum Campingplatz Wir kamen schließlich zeitig am Stadion an und konnten des HSV-Supportersclub und fanden ein freies noch genügend Erinnerungsfotos schießen und in Ruhe Plätzchen zum Übernachten. unsere Plätze zu unserem ersten Spiel hier beim großen Turnier einnehmen. Bemerkenswert sind die vielen net- Am nächsten Tag erholten Butcha und ich uns am ten Platzeinweiser/innen, die uns bis zu unseren reser- Strand, bevor wir zum Spiel Schweiz gegen England vierten Plätzen begleiteten. Die Stimmung beider fuhren. Das Spiel fand in Coimbra statt, wo bereits Fanlager war über das gesamte Spiel sehr gut, und es Stunden vor dem Anpfiff tausende Engländer ihr Team war sehr laut. Das Spiel endete schließlich verdient, aber feierten. Wir ergatterten hier leider keine bezahlbaren zu hoch mit 5:0 für Schweden. Vor und nach dem Spiel Eintrittskarten mehr und fuhren ins 60 km entfernte Leiria gab es keinerlei Zwischenfälle und somit begleiteten wir zum Spiel Kroatien gegen Frankreich. Wir trafen hier die schwedischen Fans zum Feiern bis spät in die Nacht wieder auf Jojo und den Professor, die mit einigen in der der Lissabonner Altstadt. HSVern mit dem Bus hier waren. Außerdem trafen wir Genevieve Favé vom HSV-Fanprojekt, die allerdings Nach immerhin 6 Stunden Schlaf in einer billigen während der EM die Fans der französischen Pension ging es mit dem Mietwagen zum “Spiel der Nationalmannschaft betreute. Spiele” nach Porto. Aufgrund der guten Autobahnverbindung beider Städte kamen wir relativ Als mein Bruder und ich das Stadion betraten, lief bereits früh am „Stadion des Drachens“ an und hatten noch die 40. Spielminute, jedoch erlebten wir in der restlichen etwas Zeit für einen kurzen Stadtbummel. Zeit ein sehr gutes und starkes Spiel. Die Kroaten, ange- feuert von ihren lautstarken Fans, führten 2:1, bevor die Während Butcha noch länger weiterbummelte, machte Equipe Tricolore zum 2:2 Endstand ausgleichen konnte. ich mich noch schnell auf den Weg ins beschauliche Aveiro, da ich glücklicher Besitzer einer Karte für die Am Abend ging es wieder zurück zum Campingplatz. Partie Tschechien gegen Lettland war. Allerdings verließ ich die Partie beim Halbzeitstand von 1:0 für Lettland, Der Freitag war leider schon mein Abreisetag, so dass um pünktlich zurück in Porto zu sein. Dies gelang mir mich mein Bruder, Jojo, Professor und Jan am Flughafen und ich stand rechtzeitig zu den Nationalhymnen im Porto absetzten und zu viert weiter fuhren zum Spiel Block, wo ich meinen Bruder und einige Mitfahrer des Dänemark-Bulgarien in Braga. HSV-Busses traf. Abschließend möchte ich noch zusammenfassen, dass Die Stimmung der Deutschen war fantastisch, doch letz- die Zeit, die ich während der EM in Portugal verlebt habe ten Endes reichte es nur zu einem 1:1 Unentschieden. In fantastisch war und voll meinen Erwartungen entsprach. der Halbzeit traf ich noch Frank Steiner vom HSV- Die Leute hier sind unglaublich nett und zuvorkommend, Fanprojekt, der mich zur Fan-Veranstaltung direkt nach das war spitze (bei 33° und Sonne) und die Spiele waren dem Spiel in Portos Innenstadt einlud. Dieser Einladung sehr gut. folgten mein Bruder und ich, und wir lauschten bis Bemerkenswert ist auch, dass während der EM sehr viel Mitternacht bei einem Bier den Musikbands auf der für ein friedliches Zusammenleben der vielen unter- Bûhne, bis wir es uns im Mietwagen auf einer Raststätte schiedlichen Fangruppen getan wird. Beispielsweise gibt zwischen Porto und Lissabon gemütlich machten und es den schon angesprochenen Fan-Park, in vielen die Nacht dort verbrachten. Kneipen in den Innenstädten gab es alle Spiele live im Fernsehen zu sehen, vor und nach dem Spiel gab es auf Am folgenden Tag, den Mittwoch, hatten wir vereinbart, öffentlichen Plätzen Veranstaltungen für die Fans, es Jojo und den Professor von ihrem Campingplatz abzu- gab diverse Großbildleinwände, viele nationale holen und mit nach Lissabon zu nehmen, wo wir im La Verbände haben Fanbetreuer eingesetzt, besonders135 Deutschland(mit eigenem Fanbus), England und Frankreich, und viele Ordner und freiwillige Helfer sorg- ten für einen reibungslosen Ablauf in den Stadien.

Allerdings gibt es auch negative Kritik. Ein Punkt wäre die Kartenverteilung. Wollte man als fußball-interessier- ter Tourist auch Spiele anderer Länder verfolgen, war es sehr schwer an Karten zu gelangen, obwohl viele Verbände ihr Kartenkontingent nicht ausgeschöpft haben. So kam es vor das viele Plätze frei blieben, jedoch vor den Stadiontoren sich noch Menschen tum- melten. Außerdem ist die Parkplatzsituation zu bemängeln. Zu meist ist das Stadionareal weiträumig abgesperrt wor- den und die Parkplätze waren durch Anwohner belegt, so dass man mindestens mit einem halbstündigen Fußmarsch vom Parkplatz zum Stadion rechnen mus- ste. Großparkplätze gab es keine. Ein weiterer Punkt war, dass fast alle Kneipen und Restaurants bereits um Mitternacht geschlossen hatten, und man weit und breit nichts mehr zu essen bekam.

Dennoch war die Reise ins ferne Portugal ein unver- gessliches Erlebnis!

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