Erwachsenenbildung Und Soziales Engagement – Historisch-Biographische Zugänge THEORIE UND PRAXIS DER ERWACHSENENBILDUNG
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Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung Peter Faulstich/Christine Zeuner Erwachsenenbildung und soziales Engagement – Historisch-biographische Zugänge THEORIE UND PRAXIS DER ERWACHSENENBILDUNG Herausgeber Prof. Dr. Sigrid Nolda, Universität Dortmund Prof. Dr. Ekkehard Nuissl von Rein, Universität Marburg Prof. Dr. Rudolf Tippelt, Universität München Herausgebende Institution Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung ist eine Einrichtung der Wis- senschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Als wissenschaftliches Institut erbringt es Dienstleistungen für Forschung und Praxis der Weiterbildung. Das Institut wird getragen von 18 Einrichtungen und Organisationen aus Wissenschaft und Praxis der Erwachsenenbildung, die Mitglieder im eingetragenen Verein „DIE“ sind. Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Faulstich, Peter: Erwachsenenbildung und soziales Engagement : historisch-biographische Zugänge / Peter Faulstich ; Christine Zeuner. Hrsg.: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. - Bielefeld : Bertelsmann, 2001 (Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung) ISBN 3-7639-1820-5 Verlag: W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG Postfach 10 06 33 33506 Bielefeld Telefon: (0521) 9 11 01-11 Telefax: (0521) 9 11 01-19 Bestell-Nr.: 14/1073 © 2001 W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld Satz+Grafiken: Grafisches Büro Horst Engels, Bad Vilbel Herstellung: W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld ISBN 3-7639-1820-5 Inhalt Vorbemerkungen.......................................................................... 5 Einleitung ...................................................................................... 9 Wilhelm Weitling (1808 – 1871) ............................................................... 16 Ferdinand Lassalle (1825 – 1864)............................................................. 43 Clara Zetkin (1857 – 1933) ......................................................................... 66 Rosa Luxemburg (1871 – 1919) ................................................................. 89 Gertrud Hermes (1872 – 1942) ................................................................ 111 Georg Engelbert Graf (1881 – 1952) ....................................................... 138 Anna Siemsen (1882 – 1951) ................................................................... 172 Eduard Weitsch (1883 – 1955) ................................................................ 204 Fritz Borinski (1903 – 1988) ..................................................................... 236 Willy Strzelewicz (1905 – 1986) ............................................................. 270 Literatur..................................................................................................... 293 Quellennachweise.................................................................................. 303 Autor und Autorin .................................................................................... 304 . 4 Vorbemerkungen Bei der gegenwärtigen Diskussion um Erwachsenen- und Wei- terbildung spielt die geschichtliche Dimension kaum eine Rolle. Auch bei Studierenden dieser Studienrichtung gehören historische Themen zu den weniger beliebten. Dafür ist auch die Literaturlage verantwortlich zu ma- chen, die eine Beschäftigung mit der Geschichte der Erwachsenenbildung – wenn man sich denn nicht mit knappen Überblicken begnügen möchte – zu einem eher mühsamen Auffinden von Quellen macht. Mit der vorliegenden Publikation von Peter Faulstich und Chris- tine Zeuner ist die Chance eines unmittelbareren Zugangs gegeben. Die Au- toren haben sich dabei eines Genres bedient, das zwar immer wieder, aber kaum einmal in dieser Ausschließlichkeit in der Erwachsenenbildungslite- ratur auftaucht: Die biographische Skizze über Protagonisten ist paradoxer- weise als Texttyp in dem Maß in den Hintergrund getreten, wie sich die biographische Methode in der Erwachsenenbildung durchgesetzt hat. Die Verfeinerung des methodischen Zugriffs ist mit Zweifeln an einer linearen oder gar objektiven Darstellung von Biographien einhergegangen, die die Grundlage für die biographische Skizze bilden. Denn die Darstellung des Lebens wird als Konstruktion begriffen, die skrupulös rekonstruiert (oder auch dekonstruiert) wird. Hauptaugenmerk liegt auf der Elizitation – dem Entlocken – biographischer Äußerungen durch problemorientierte oder narrative Interviews von Menschen, die als Adressaten oder Teilnehmer von Angeboten der Erwachsenenbildung interessieren. Die Absicht der Analyse solchermaßen erhobener Biographien ist es, bei den pädagogisch Tätigen ein tieferes Verständnis der Voraussetzungen, Denkweisen und Verar- beitungsformen ihrer Klientel zu ermöglichen und die erwachsenenpäd- agogische Arbeit darauf abzustimmen. Dieser ursprünglich mit dem Ziel- gruppenansatz verknüpften Intention stehen seit einiger Zeit Bemühungen gegenüber, die an den Lehrenden oder auch Leitenden bzw. neuerdings Moderierenden und Beratenden in der Erwachsenenbildung interessiert sind. Hier geht es um Einblicke in professionelles Handeln, um das Er- kennen des komplizierten Geflechts, in dem sich pädagogisch Tätige be- wegen, und in der Folge um deren Beratung, Fort- oder auch Ausbildung. Solche praktischen Anwendungen können aus Biographien his- torischer Persönlichkeiten nicht gezogen werden. Sie eröffnen stattdes- 5 sen über die Lebensgeschichte von Protagonisten der Erwachsenenbil- dung einen Zugang zur Geschichte dieses Bereichs mit ihren Aspekten der Begründung, der Programmatik, der Theorie, der Forschung, der Organisation, der Institution, der Didaktik, der Lehrtätigkeit, der Aus- und Fortbildung und der Professionalisierung. Die Autoren haben aus der Menge der möglichen Kandidaten für Kurzbiographien einige (wenige) ausgewählt. Ihr Kriterium ist die im Titel des Bandes genannte Verbindung von Erwachsenenbildung und sozialem Engagement. Mit dem Schwerpunkt auf Männern und Frauen, die der sozialistischen oder marxistischen Richtung der Erwachsenenbil- dung nahe stehen oder in ihrer Jugend nahe standen, ist eine Sammlung von Porträts entstanden, die nicht beansprucht, das Gesamt der Erwach- senenbildung abzubilden. Innerhalb des gewählten Ausschnitts ist aber das Spektrum in seiner Vielfalt durchaus repräsentiert. Auf diesen ge- meinsamen Bezugspunkt sind extrem unterschiedliche Biographien mit unterschiedlichen Herkünften und erlangten Positionen bezogen: Der promovierte Jurist steht neben dem Damenschneider, die Tochter des preußischen Oberkirchenrats neben der polnischen Jüdin. Wenn denn über den Bezugspunkt einer weit gefassten Richtung der Erwachsenen- bildung hinaus Gemeinsamkeiten im Leben der Porträtierten zu finden sind, so sind dies – in jeweils unterschiedlichen Ausprägungen – Außen- seitertum, das Erleben unterschiedlicher sozialer Welten und eine Art Charisma. Diese Kombination macht die Porträtierten zu Protagonisten in einem gesellschaftlich marginalen, lange nicht und auch jetzt noch unzureichend professionalisierten Bereich, in den man sich zum einen zurückziehen konnte, der aber zum anderen sonst seltene Gestaltungs- möglichkeiten und Erfolgserlebnisse bot. Die Autoren wagen etwas, was, nachdem Biographien als ‚Illu- sion‘ erkannt worden sind, eigentlich unmöglich ist, nämlich die mit dem Anspruch auf historische Wahrheit auftretende knappe Darstellung von Leben und Werk von Männern und Frauen, die der Erwachsenenbil- dung in einem Zeitraum von etwas über 100 Jahren entscheidende Im- pulse gegeben haben. Sie tun dies aber mit einer ausgeprägten Fakten- orientierung, die auch in den tabellarischen Lebensläufen deutlich wird, mit einer deutlichen Zurückhaltung gegenüber dem Persönlichen und mit einer Scheu vor vielleicht interessanten, aber nicht belegbaren Inter- pretationen. Stattdessen führen sie immer wieder Zitate an und geben 6 jedem Porträt einen längeren Originaltext der beschriebenen Person bei. Zusammen mit den Literaturhinweisen ist damit die Möglichkeit der Überprüfung und Vertiefung des Geschriebenen gegeben. Die zwischen politischer und beruflicher Biographie angesiedelten Porträts bieten so einen gut lesbaren Einstieg in die Historie der Erwachsenenbildung, de- ren Rezeption nicht nur durch die schwere Zugänglichkeit, sondern auch durch die Sprache der Originaltexte behindert wird. Der Weg über Le- bensgeschichten ist ein in der Didaktik der Erwachsenenbildung nicht unbekannter: Er bietet Möglichkeiten der Identifizierung und Distanzie- rung, der Einsicht in die Abhängigkeit des Individuellen vom Gesellschaft- lichen sowie der Demonstration der Relativität von Bildung gegenüber der Politik und den Zeitläufen. Faulstich und Zeuner haben durchaus auf (politische) Promi- nenz gesetzt und Berühmtheiten wie Lassalle, Zetkin und Luxemburg für die Erwachsenenbildung reklamiert. Das mag für manche befremdlich sein, entspricht aber dem gewählten Ausschnitt. Weggefallen sind die (vielen) Unbekannten, und weggefallen sind auch die Protagonisten der Erwachsenenbildung in der damaligen DDR. Dies liegt aber auch an der Quellenlage, die es nicht erlaubt, Porträts mit vergleichbarer Vollstän- digkeit und Sicherheit der Fakten zu verfassen. Die Verfasser lassen trotz ihrer starken Sachorientierung ihre Sympathie für die Porträtierten bzw. für die von diesen repräsentierten Richtungen erkennen. Diese Nähe zum Gegenstand als erlaubt zu erkennen, mag auch als Lehre aus der Lektüre der hier zusammengestellten Skizzen gezogen werden. Die damit hergestellte Verbindung von Biographie und Historie nimmt zwei Bereiche der Erwachsenenbildungsforschung