Karpatendeutsche Phraseologie
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Karpatendeutsche Phraseologie Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld Erstgutachter: Prof. Dr. Jan Wirrer Zweitgutachter: Prof. Peter Ďurčo, CSc. vorgelegt von Martina Šiffalovičová Bielefeld, April 2008 Teile der Dissertation wurden veröffentlicht in: . Slavica Slovaca, Einflüsse des Slowakischen auf die karpatendeutsche Phraseologie. Jg. 40, No. 1, Vydavateľstvo Matice slovenskej, Bratislava, 2005, S. 17-21 . Sprachreport, Über das phraseologische Bewusstsein der heutigen Karpatendeutschen. No. 4, Institut für deutsche Sprache, Mannheim, 2005, S. 21-25 . Zeitschrift für germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft in der Slowakei, Euphemismen in der karpatendeutschen Phraseologie. Band 4, SUNG, Bratislava, 2006, S. 51-63 Konferenzbeiträge: . „Phraseologie disziplinär und interdisziplinär” Internationale Tagung, veranstaltet vom Germanistischen Institut an der Pannonischen Universität Veszprém (Ungarn) und der Europäischen Gesellschaft für Phraseologie (EUROPHRAS), Veszprém, 9.-11. Juni 2006 . „Dialektgeographie der Zukunft“ Zweiter Internationaler Kongress für Dialektologie des Deutschen, veranstaltet vom Institut für Germanistik, der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen (IGDD), Wien, 20. bis 23. September 2006 Inhaltsverzeichnis Danksagung Vorwort 1 1 Einführung 5 1.1 Zum Stand der Sprachkontaktforschung 5 1.2 Erforschung der Sprachinselmundarten in der Slowakei 6 1.3 Zielsetzungen und Untersuchungsmethoden 6 2 Geschichte der Sprachinsel Zips 10 2.1 Unterschiede in der Herkunftsbestimmung 10 2.2 Erste Belege über die Herkunft der Siedler 11 2.3 Die neuesten Forschungen 12 3 Geschichte der Sprachinsel Hauerland 14 3.1 Herkunftsbestimmung der Mundart von Josef Hanika nach phonetisch-phonologischen Merkmalen 15 3.2 Der engere Herkunftsbereich 16 4 Geschichte der Stadt Pressburg 18 5 Die empirische Untersuchung und ihre Ergebnisse 20 5.1 Sprichwörter im Gebrauch der karpatendeutschen Probanden 22 5.2 Verbreitung und Überlieferung korrespondierender Sprichwörter in anderen deutschen Dialekten 25 5.3 Verbale Phraseologismen im Gebrauch der karpatendeutschen Probanden 27 5.4 Übereinstimmungen mit dem österreichischen Gebrauch bei verbalen Phraseologismen 32 5.5 Auswärtige Entsprechungen der verbalen karpatendeutschen Phraseologismen 34 5.6 Phraseologismen ohne lexikographisch erfasste Entsprechungen 36 6 Einflüsse des Slowakischen auf karpatendeutsche Phraseologismen 39 7 Phraseologische Variation im Spannungsfeld Standardsprache – Dialekt 46 7.1 Aussterbende vs. neue phraseologische Bildspenderbereiche 46 7.2 Somatismen 50 7.3 Variation aufgrund fehlerhafter Überlieferung 52 7.4 Kontaminationen 54 8 Zeitbezug, Tempusverwendung und Aktionsarten in der Phraseologie 55 8.1 Tempus und Aktionsart in Phraseologismen 55 8.2 Temporale verbale Varianz bei Phraseologismen 55 8.3 Geografisch bedingte temporale Varianz 56 8.4 Temporale Varianz bei Phraseologismen mit identischen konzeptuellen Metaphern – Untersuchung anhand der Fragebögen 58 8.5 Tempora in konzeptuell unterschiedlichen synonymen Phraseologismen in Fragebögen 61 8.6 Semantisch-funktionale Gruppen der Phraseologismen mit Festlegung auf die resultativen Aktionsarten 67 8.7 Verbale grammatische Kategorien bei Phraseologismen 70 9 Grammatische Kategorien der Aktionsarten im Vergleich mit slowakischen Pendants 75 10 Schafwirtschaft 84 11 Ackerwirtschaft & Küche 88 12 Religiöses 97 13 Karpatendeutsche onymische Phraseologismen 103 14 Tierphraseologismen 111 14.1 Insekten 111 14.2 Pferd in karpatendeutschen Phraseologismen 117 14.3 Hund in karpatendeutschen Phraseologismen 125 15 Euphemismen in der karpatendeutschen Phraseologie 133 15.1 Spezifika der karpatendeutschen Euphemismen 134 15.2 Karpatendeutsche Euphemismen in ihrer Beziehung zu slowakischen Phraseologismen 135 15.3 Karpatendeutsche Euphemismen in ihrer Beziehung zu binnendeutschen Phraseologismen 136 15.4 Strategien der Euphemismenbildung 138 16 Hyperbel in karpatendeutschen Phraseologismen 144 16.1 Bildspender der karpatendeutschen hyperbolischen Phraseologismen 144 16.2 Soziokulturelle Merkmale der Hyperbel in Sprichwörtern 150 16.3 Konnotation und Strategien der Konstituierung des hyperbolischen phraseologischen Bildes 152 17 Ironie und Parodie in karpatendeutschen Phraseologismen 163 17.1 Ironischer Gebrauch von Phraseologismen in der dialektalen Kommunikation 163 17.2 Idiomatische Ironie 164 17.3 Kulturgeschichtliche Merkmale der ironischen karpatendeutschen Phraseologismen 166 17.4 Wortspiel 170 17.5 Parodierung von Phraseologismen 171 18 Geschlechtsspezifik 175 19 Karpatendeutsche Phraseologismen in Bezug auf Kinder 187 20 Völkernamen und geographische Bezeichnungen in karpatendeutschen Phraseologismen 193 21 Zusammenfassung und Ausblick 198 22 Appendix 200 23 Liste verwendeter deutscher Bezeichnungen slowakischer Orte 204 24 Liste verwendeter Lautzeichen 206 25 Bibliographie 207 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mich bei der Realisierung dieser Arbeit unterstützt haben. Mein Dank gilt vor allem meinen Gutachtern: Prof. Dr. Jan Wirrer und Prof. Dr. Peter Ďurčo, die mir beide mit ihrem fachlichen Rat immer zur Seite standen und mich unermüdlich motivierten und anregten. Besonderer Dank gehört dem Vorstand des Hilfsbundes Karpatendeutscher Katholiken und der Karpatendeutschen Landsmannschaft, die mir den Kontakt zu Sprechern der karpatendeutschen Mundarten ermöglichten. Dank zu sagen ist allen Probanden für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen über Phraseologismen und Lebensverhältnisse, die ihren Gebrauch bedingten. Ich danke außerdem meinem Ehemann Peter Šiffalovič und meiner Mutter, die mir bei der Arbeit ständig behilflich waren. Vorwort Obwohl karpatendeutsche Dialekte heute noch in Geschäften, Straßen und Behörden in einigen Gemeinden der Slowakei zu hören sind, muss man es als Fakt betrachten, wie sich die Vorsitzende des Karpatendeutschen Vereins in Metzenseifen, Vilma Bröstlová für die Zeitung Nový Čas (7. Nov. 2006) äußerte, dass die karpatendeutschen Dialekte kurz vor ihrem definitiven Aussterben stehen. Heute werden sie nur noch von der ältesten Generation gesprochen. Ich selbst wusste vor einigen Jahren über die Existenz der karpatendeutschen Dialekte nur wenig. Wie eng die beiden Sprachen, Deutsch und Slowakisch in der Vergangenheit in Kontakt standen, wurde mir erst bewusst, als ich die zahlreichen dialektalen Anteile aus dem Dialekt meiner Großmutter als deutschstämmig klassifizieren konnte. Als ich mit der Lexik der karpatendeutschen Dialekte in Berührung kam, erkannte ich noch mehr Gemeinsamkeiten. Obwohl es in der heutigen Zeit der linguistischen Globalisierung durchaus gewinnbringend ist, sich mit den Standardformen der globalen Sprachen des Handels und der Massenmedien wie Englisch und Deutsch zu befassen, würde ich mich der in der modernen Linguistik aktuell gewordenen Auffassung anschließen, dass das Nichtbeachten eines Dialektes wie Karpatendeutsch für Menschen auch einen Verlust bedeutet. Dabei meine ich nicht nur die Gemeinde der Wissenschaftler, die mit dem Aussterben einer Sprachvarietät Daten für ihre Untersuchungen verlieren. Mit dem Dialekt verlieren wir nicht nur Daten. James Crawford (1994) hat es mit folgenden Worten richtig ausgedrückt: ”The loss of a language represents the loss of a rare window on the human mind.” Marianne Mithun (1999) kommt in ihren Überlegungen über den Sprachverlust zu dem folgenden Schluss: ”The loss of language represents a definitive separation of a people from its heritage. It also represents an irreparable loss for us all, the loss of opportunities to glimpse alternative ways of making sense of the human experience.” Andrew Dalby (2003) jedoch beantwortet die Frage, warum der Verlust einer Sprache für uns alle einen Verlust bedeutet, meines Erachtens, mit dem größten Erfolg: “The researchers are now quite sure that there are certain universals of linguistic classification. For example, […] languages always have do deal with time in some way, […] that is universal. … These universals […] are essential to us – they provide the basis on which our originality, our creativity, is founded – but in themselves they are the same for everybody. I would say, […] that these universals are `utterly boring`: our individual human creativity begins one step beyond.” Das Gesagte gilt in besonderem Maße für ein Subsystem der Sprache - die Phraseologie. Phraseologismen sind für die Sprachwissenschaft in vielerlei Hinsicht das, was die Ausgrabungen für die Archäologie sind. Dank der Ausgrabungen aus der Erde oder noch besser aus dem Eis 1 können Fachleute Hypothesen über das vergangene Leben und seine kulturellen Dimensionen anstellen. Je nach der Qualität der Ausgrabungen können die Wissenschaftler zu bestimmten Deduktionen und zu fundierten Kenntnissen der historischen Fakten gelangen. Bei der Erhebung der Phraseologismen von heutigen karpatendeutschen Dialektsprechern hatte ich häufig das Gefühl, es geht um Kostbarkeiten, die nur schwer unter den vielschichtigen Segmenten des Gedächtnisses zu finden sind. Das darf nicht überraschend sein. Der Verfall des karpatendeutschen Dialektes verlief infolge der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Die letzten Dialektsprecher, die den Dialekt als Erstsprache in der Kindheit lernten, bevor sie mit ihren Eltern das Gebiet der heutigen Slowakei verließen,